Lautstark! #17 / März 2010

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  • 8/3/2019 Lautstark! #17 / Mrz 2010

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    Die Extreme Rechte in Europaist im Aufwind. Doch ihr Wegnach Strassburg ist steinig. Na-tionalismus und politische Dif-ferenzen zwischen den verschie-denen Parteien verunmglichenbis dato ein geeintes Auftretenim EU-Parlament (zu) breit istder Graben zwischen Postfa-schisten, lettischen Fans derWaffen-SS oder den Salon-Rech-ten einer Dnischen Volkspar-tei.

    Im Herbst 2009 starten einige rechts-extreme und nationalistische Parteien

    erneut einen Versuch, jenseits dernationalen Grenzen zusammenzuar-beiten: Am 24. Oktober 2009 wurdein Budapest ein europaweites rechts-extremes Parteiennetzwerk aus derTaufe gehoben. Dem Bund der Na-tionalen Bewegungen Europasgehren die ungarische Partei Jobbik,der franzsische Front National (FN),

    ihre gleichnamige belgische Schwe-sterpartei (FN-B), die italienischenNeofaschisten des Movimento Socia-le - Fiamma Tricolore (MSFT) sowiedie schwedischen Nationaldemokra-terna (ND) an. Interesse an einerMitgliedschaft soll zudem auch dieBritish National Party (BNP) bekun-den. Darber hinaus wrden mit derFreiheitlichen Partei sterreichs(FP), der portugiesischen PartidoNacional Renovador (PNR) und derspanischen Democracia Nacional(DN) Gesprche gefhrt.Die ENB verfgt derzeit ber insge-samt sechs Europaparlamentarier:

    drei des Front National und drei vonJobbik. Rechnet man die zwei Abge-ordneten der BNP hinzu, kme dasBndnis aktuell auf acht Mandate,unter Einschluss der zwei FP-Man-datstrger insgesamt auf zehn Sitze.Alle derzeitigen und potenziellen Ab-geordneten aus dem Lager der EBNsind zurzeit fraktionslos.

    Nation oder Fraktion?

    In Brssel haben es die rechten Par-teien bisher nicht geschafft, eineFraktion zu bilden, die alle starkenrechtsextremen Krfte einbindet.Geht man von einem Spektrum derExtremen Rechten von 37 Abgeord-neten aus, so sind davon 21 nochfraktionslos. Die Grenzen zwischensehr konservativ und extrem rechtssind dabei hufig fliessend.

    Der Grndung einer eigenen Parla-mentsfraktion dazu sind 25 Abge-ordnete aus sieben Lndern erforder-

    lich scheitert bisher an Spannungenzwischen den Parlamentariern. Esscheint nicht einfach, ber den lan-gen Schatten des Nationalismus zuspringen: sterreichische verstehensich schlecht mit italienischen, rum-nische nicht mit ungarischen Rats-mitgliedern.

    Roma

    Vor allem in Osteuropa und Italien werden Romasystematisch diskriminiert und sind teils pogromar-tigen Zustnden ausgesetzt.

    Seite 2

    Neonazis im Berner Oberland

    Vordergrndig ist ein Wechsel von klandestin auftre-tenden Kameradschaften hin zu institutionalisiertenOrganisationen zu beobachten die Drahtzieherbleiben aber die gleichen.

    Polen

    Die Extreme Rechte in Polen hetzt gegen schwuleTeletubbies und Juden, betreibt ein erzkatholischesRadio und organisiert Anti-Antifa-Camps.

    Liebe Leserin, lieber Leser

    Die antifaschistische Linke konnte am13. Februar 2010 einen tollen Erfolg frsich verbuchen: Mit schlau platzierten Blok-kaden und der ntigen Portion Hartnckig-keit gelang es Tausenden Antifas im ostdeut-schen Dresden, Europas grssten und wich-tigsten Naziaufmarsch zu verhindern. Rund5000 Neonazis, angereist aus allen Him-melsrichtungen, mussten bei klirrender KlteStunde um Stunde am Versammlungsortausharren und schliesslich unverrichteter

    Dinge wieder abziehen. Stillstand fr Nazis- ein Moment zum Geniessen, wre der Anblick Tausender Dumpfbacken nicht soungeniessbar.

    In der aktuellen Ausgabe des lautstark!nehmen wir dich mit auf eine wenig erbau-liche Europareise. Wir stellen dir die rechts-extreme Allianz im Europischen Parlamentvor: Europas Rechtsaussen-Lager, teils vonschillernden Politfiguren angefhrt, machenkaum berbrckbare inhaltliche Differenzenzu schaffen. Wir zeigen beispielhaft auf, wiesich die Neonaziszene in den Lndern Ita-lien, Ungarn, Tschechien und Polen organi-siert und strukturiert. Ein weiterer Artikelwirft ein Streiflicht auf die ungemtlicheSituation der Roma, die zu den populrstenHassobjekten der Extremen Rechten zhlenund die immer wieder Opfer von brutalenrassistischen bergriffen werden.

    Viel Spass beim Lesen!

    Antifa Bern

    Antifa BernPostfach 5053

    3001 [email protected]

    www.antifa.ch

    Editorial

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    Mrz 2010

    Rechtsextreme AllianzEinigungsversuche auf europischer Ebene

    Seite 7Seite 3

    375 Millionen Wahlberechtigtekonnten an die Urnen. Zu wh-len gab es insgesamt 785 Abge-ordnete aus 27 Lndern. Der Anteil der Extremen Rechtenbleibt dabei stabil, sie hat sich37 Sitze ergattert. Im Allgemei-nen zeigen die Resultate aberkeine Radikalisierung der Rech-ten. Konservative Parteien pro- fitierten von der Linken, die esverpasste, schlssige Antwortenzur Wirtschaftskrise zu liefern.

    Wenn berhaupt, dann waren eslokale nationale Umstnde und dietraditionellen Themen der ExtremenRechten wie Rassismus und Einwan-derung oder genauer, der ffentli-che Wahrnehmung und die Angstdavor , die ihr die meisten Stimmeneinbrachten. Viele Rechtspopulistenschweigen zu Themen wie der Wirt-

    schaftslage, Klimawandel oder ande-ren aktuellen Problemen.

    Die Gewinner

    Niederlande:Zweifelsohne eine der Gewinnerin-nen der Extremen Rechten bei denWahlen ist Geert Wilders rechtspopu-listische Partij voor de Vrijheid. Mitanti-islamischen und anti-europi-schen Slogans holte sie 17 Prozentder Stimmen (4 Sitze) und katapul-tierte sich zur zweitstrksten Kraft inden Niederlanden.

    Dnemark:Eine weitere Abrumerin ist die isla-mophobe Dansk Folkeparti (DF).Ihre einwanderfeindliche Wahlkam-pagne mit dem zentralen Motto:Gebt uns Dnemark zurck stsstscheinbar auf Anklang. Mit

    einem Ergebnis von knapp 15 Pro-zent (2004 holte sie erst 6.8%), kannsie die Anzahl ihrer Sitze auf zweiverdoppeln.

    Finnland:Einen hnlichen Erfolg feiert diebizarre rechtspopulistische Perussuo-malaiset (Wahre Finnen). Dankihrem Zugpferd, dem 47-jhrigenPS-Chef Timo Soini, der schon allei-ne 130'000 Einzelstimmen auf sichzieht, springt ihr Stimmenanteil von0.5 (2004) auf 10 Prozent, was ihreinen Sitz im EU-Parlament sichert.Zusammen mit ihrem Bndnispart-ner bei den Wahlen, den Kristillisde-mokraatit, kommen sie gar auf einenWhleranteil von 14%.

    Italien:Die regionalistische und rassistischeLega Nord, die als Juniorpartnerin an

    der Regierung Berlusconis beteiligtist und mit Roberto Maroni denInnenminister stellt, geht als grosseGewinnerin aus den Wahlen hervor.Mit 10.2% erobert sie neun Parla-mentssitze. Im Gegenzug verliert diefaschistische Partei Fiamma Tricoloremit ihrem verurteilten TerroristenRoberto Fiore ihre Sitze und damitauch einen Geldesel.

    Ungarn:Der unbestrittene Star der ExtremenRechten in Europa ist die ungarischeNazi-Partei Jobbik (Bewegung fr einbesseres und rechteres Ungarn).Ungarn den Magyaren, so ihreDevise. 14.8 Prozent whlen dieRechtsextremisten und bejahendamit ihre antisemitische Propagan-da, die Verfolgung der Roma und dieExistenz der Ungarischen Garde.Von Jobbik-Chef Gabor Vona 2007

    Die EuropawahlExtreme Rechte in Strassburg

    EU-Parlament in Strassburg

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    gegrndet, patroullieren Einheitendieser paramilitrischen Brgerwehrnahezu tglich durch Ungarns Stdteund Gemeinden. Mit ihren Wach-runden sorgt die uniformierte Privat-

    armee angeblich fr mehr ffentlicheSicherheit und weniger Zigeunerkri-minalitt. Die Situation der Roma-Minderheit drfte sich knftig weiterverschlechtern: Die rechtsextreme Jobbik kommt zusammen mit derrechtskonservativen Fidesz unter Vic-tor Orban auf ber 62 Prozent.

    Grossbritannien:Die offen rassistische British NationalParty (BNP), in der nur Weisse alsMitglieder zugelassen sind, zieht mitzwei Sitzen (6.2%) erstmals ins Euro-paparlament ein. Mit einem Inter-view in der BBC sorgte ihr Vorsitzen-der, Nick Griffin, kurz nach der Wahleuropaweit fr Aufsehen. Griffin for-derte, die Europische Union solle

    einige dieser Boote versenken, mitdenen afrikanische Migranten oft aufriskante Weise versuchen, ber dasMittelmeer nach Europa zu gelan-gen. Sein Handlanger, AndrewBrowns, startete seine politische Kar-riere in einer Organisation, dessenMitglieder in den 1960ern Synago-gen nieder brannten. Angesichts des-sen erstaunt auch ihr enges Verhlt-nis zur Jobbik-Partei nicht mehr.

    Griechenland:Die rechtsextreme Partei LaiksOrthdoxos Synagerms (LA.O.S.)steigert sich von 4.1 auf 7.1% undstellt neu zwei EU-Abgeordnete.

    Slowakei:

    Die ultranationalistische und roma-feindliche Slovensk nrodn strana(SNS, slowakische Nationalpartei)errang diesmal ihren ersten Sitz,blieb dabei mit 5.6% aber unter denErwartungen. In Bratislava koaliertdie Partei von Jn Slota der gernegegen die ungarische Minderheit,Roma und Homosexuelle hetzt auch mit den Sozialdemokraten.

    Rumnien:Nach den krzlich erlittenen Wahl-schlappen auf internationalem (EU-Nachwahlen 2007) und nationalem(Parlamentswahl 2008) Parkett alspolitisches Auslaufmodell gehandelt,erlebt die Partidul Romnia Mare(PRM) einen unerwarteten Auf-schwung. Mit erstaunlichen 8.7 Pro-zent sendet sie drei Abgeordnetenach Brssel. Die Ausrichtung desParteichefs Corneliu Vadim Tudor istdeutlich: Er fordert die Liquidie-rung von Zigeunern, die Wiederein-fhrung der Todesstrafe und dieErrichtung eines Lagers fr ungari-sche Minderheiten.

    Bulgarien:Die Anti-EU und ultranationalisti-sche Partei Ataka verlor einen ihrerdrei Parlamentssitze. Ihr Parteichef,Volen Nikolov Siderov erzielte beider Prsidentschaftswahl 2006 spek-takulre 27 Prozent der Stimmen.

    Am doch offen rechtsextremen Kursder Ataka scheint sich die konservati-ve Partei Grazhdani za evropeyskorazvitie na Balgariya die fhrendepolitische Kraft in Bulgarien , nicht

    zu stren und sieht sie als mglichenKoalitionspartner.

    Die Verlierer

    Der letzte Platz gebhrt der Liga Pol-skich Rodzin (LPR), die diesmal mitder rechtspopulistischen Libertaszusammenspannt. Fr die polnischeFamilienpartei werden die Wahlenzu einer Schmach. Mit knapp ber1% Stimmenanteil verliert sie all ihrezehn Sitze.Ebenso an einem Sitzgewinn vorbeischlittern die Rechtsparteien in Spa-nien, Portugal, Schweden und Slove-nien. Bedeutungslos bleiben auch diebeiden deutschen Rechtsparteien,

    Deutsche Volksunion (DVU) undRepublikaner (REP). Die National-demokratische Partei DeutschlandNPD ist zu den Europawahlen 2009gar nicht erst angetreten.Die Nationale Partei Tschechiens dienoch im Mai fr eine Endlsung derZigeunerfrage Stimmung machte,erreicht nicht einmal die 1%-Marke.

    Frankreich:Der Front National (FN) eine dergewichtigsten und am professionell-sten organisierten rechtsextremenParteien Europas muss vier ihrerbisher sieben Sitze abtreten. Massivefinanzielle Probleme, Streitigkeitenber die zuknftige Parteiausrich-tung sowie interne Machtkmpfe um

    die Nachfolge Jean-Marie Le Pens,dem 81-jhrigen FN-Aushngeschild,beeintrchtigen die Handlungsfhig-keit des Front National (FN) und str-zen ihn in eine Vertrauenskrise.

    Belgien:Im rechten Spektrum Belgiens zeigtsich eine Verlagerung vom rechtsex-tremen Vlaams Belang (VB) hin zuretwas moderateren Newcomerin LijstDedecker (LDD). Die rechtspopulisti-sche LDD erbt den verlorenen Sitzdes Vlaams Belang, der von 14.3 auf10.2 Prozent fllt und neu nur nochzwei statt drei Vertreter nach Brsselschickt.

    sterreich:Nach dem fulminanten Ergebnis beiden sterreichischen Nationalrats-wahlen im Herbst 2008, als das rech-te Lager mit fast 30 Prozent Stim-menanteil berraschte (FP 17.5,BZ 10.7), bleiben die beiden Partei-en diesmal weit hinter ihren Erwar-tungen zurck. Die Freiheitliche Par-tei sterreichs (FP) verdoppeltzwar ihre Mandate im Europaparla-ment von einem auf zwei. Zusam-men mit dem Bndnis Zukunftsterreich (BZ) erreichen sie dies-mal jedoch nur knapp 18 Prozent.Das BZ, 2005 vom inzwischen ver-storbenen Jrg Haider gegrndet,erringt hingegen keinen Sitz.

    Im Vorfeld der Abstimmung zur Per-sonenfreizgigkeit vom 8. Februar2009 wurde in der schweizerischenffentlichkeit der Hass auf die Romageschrt. Die Schweizerische Volks-partei, die Schweizer Demokratenund die Lega Ticinesi warnten voreiner bevorstehenden RomaSchwemme, vor rumnischen Die-besbanden und vor kriminellenRoma-Sippen welche nach einerffnung der Grenzen brandschat-zend durchs Land ziehen wrden.Das Stigma des vergewaltigenden,

    stehlenden, falschen Roma teilt dieExtreme Rechte ganz Europas undmit ihre breite Bevlkerungsschich-ten von Gibraltar bis Moskau. EinStigma, dass rechtskonservative undrechtsextreme Gruppen und Parteiengeschickt fr eigene, innenpolitischeAnliegen zu nutzen wissen.

    Lange Tradition der Diskrimi-nierung

    Die Roma dienen als Projektionsfl-che diffuser ngste breiter Bevlke-rungsschichten. Ihre Stigmatisierunghat eine lange Tradition. Seit demFrhmittelalter so lange liegt dieEinwanderung ihrer Vorfahren insheutige Europa zurck sind dieRoma mit dem Etikett des gefhrli-chen Fremden behaftet. Das Bilddes herumstreunenden Zigeunersder Kinder stehle und die Arbeit ver-weigere, der einen Pakt mi t dem Teu-fel geschlossen habe und Spionagebetreibe hlt sich hartnckig und bil-det bis heute den Nhrboden fr dieDiskriminierung, Vertreibung undErmordung von Romas.Auffllig sind dabei die Parallelenzum Antisemitismus. Der Hass gegendie Roma setzt sich hnlich wiebeim Antisemitismus aus religisen,sozialen und rassistis chen Vorurteilenzusammen. Juden wie Romas wur-den bereits im Mittelalter fr denAusbruch von Pest, Cholera und Rat-tenplagen verantwortlich gemacht.

    Beide Mythen, derjenige des ewigen Juden und des herumziehendenZigeuners beruhen auf dem Vor-wurf einer antichristlichen Erb-schuld. Die Diskriminierung auf-grund rassistischer Merkmaleerreichte whrend des Zweiten Welt-kriegs einen traurigen Hhepunkt.Im NS-Regime galten Sinti undRoma als minderwertige Rasseund angebliche Komplizen des jdi-schen Bolschewismus weshalb siesystematisch verfolgt und ermordetwurden.

    Kinderraub

    Viele Vorurteile gegen Roma sind Jahrhunderte alt und halten sich inimmer neuen Ausfhrungen bis heu-te. So auch die Legende vom Kinder-raub. Dieses Mr fhrte in Neapel jngst zu pogromartigen Zustnden:In der Nacht zum 13. Mai 2008 wur-de eine Roma-Siedlung in Neapelvon aufgebrachten Anwohnerinnenund Anwohnern mit Molotow-Cock-tails angegriffen. Die Roma wurdenso massiv bedroht, dass diese mitPolizeischutz in Sicherheit gebrachtwerden mussten. Die verlassenenBarracken wurden anschliessendvom wtenden Mob in Brandgesteckt. Vorausgegangen waren die-sem rassistisch motivierten Pogromeine politische und mediale Hetztegegen die Roma in der Stadt. Sobehauptete eine italienische Frau inZeitungen und Fernsehen, eine16-Jhrige Romni htte versucht, ihrNeugeborenes aus der Wohnung zuentfhren. Diese Geschichte wurdevon den Medien aufgeblht undskandalisiert.

    Damit wurde ein Klischee bedient,das seinen Ursprung bereits in derZwangsassmilierungspolitik dersterreichischen Erzherzogin Maria-Theresias (1717-1780) hat. Eine Ver-ordnung sah damals vor, dass Roma-Kinder der Aufsicht ihrer Eltern ent-zogen und der Obhut christlicher

    Pflegeeltern bergeben wurden.Wenn Roma-Familien ihre Kinderzurckzuholen versuchten, wurdensie des Kinderdiebstahls bezichtigt.Dass den Roma die Kinder gestohlenwurde und nicht umgekehrt warauch in der Schweiz lange eine gn-gige Praxis. Bis in die 1970er-Jahrewurden den Fahrenden die Kinderentrissen, um diese zu Sesshaften zumachen. Hinter der Kindswegnahmestand das Hilfswerk fr die Kinderder Landstrasse, das 1926 unterdem Dach der Pro Juventute gegrn-

    det worden war. So wurden denRomas systematisch die Kindergeraubt und gleichzeitig wurden sieOpfer des Vorurteils, Kinderruberzu sein.

    Kultur des Hasses

    Das Pogrom von Neapel im Mai2008 ist ein bergriff unter vielen.Er reiht sich ein in eine lange Kettevon Diskriminierung, Ghettosierung,Gewalt, Vertreibung und Ermordungder Roma in Europa.In Italien ist die ffentliche Hetzesptestens seit dem Wahlkampf 2008zu einem wichtigen innenpolitischenProgramm der Berlusconi-Regierunggeworden. Null Toleranz gegenberkriminellen Auslndern lautet dieDevise. Gezielte Durchsuchungenvon Roma-Siedlungen in Rom, Vero-na und anderen Grossstdten sch-ren das Bild des kriminellen Zigeu-ners weiter. Einige dieser Siedlun-gen in denen slumhnliche Zustn-de herrschen werden gerumt unddem Erdboden gleichgemacht. Seit Juli 2008 werden dort systematischdie Fingerabdrcke der Romasgespeichert; auch die der Kindern.Damit soll angeblich die Strassen-kriminalitt und illegale Einwande-rung besser bekmpft werden kn-nen. Diese Massnahmen entbehrenjeder rechtsstaatlichen Grundlage, siesind diskriminierend und schren nurweitere ngste. So werden auch

    Im Hass vereintRoma als Sndenbcke der europischen Rechten

    Damit Italien die Schande der Rassengesetze nicht vergisst

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    rechtsextreme Brgerwehren undSchlgertrupps immer hufiger. Die-se ziehen des Nachts als vermummteTruppen durch die Stadtrandsviertelund berfallen mutmassliche Roma

    mit Baseballschlgern und Messern.Sie sind die Speerspitze eines breitengesellschaftlichen Konsens in Italien,der Romas als Problem wahrnimmt,das es drakonisch auszumerzen gilt.

    Eine Diskriminierung der Roma exi-stiert in ganz Europa; dies gilt insbe-sondere fr osteuropische Staaten.Dort werden viele Roma in ihremAlltag direkt an Leib und Lebenbedroht. So etwa in Ungarn, wo inden letzten zwei Jahren mindestensacht Roma ermordet worden sind.Diese Morde glichen regelrechtenHinrichtungen. So wurde im Februar2009 das Haus einer Roma-Familiein Tatarszentgyrgy sdlich vonBudapest angezndet. Als der

    27-Jhrige Vater mit seinem vierjh-rigen Sohn aus den Flammen flch-tete, erschoss einer der Tter die bei-den Flchtenden mit der Schrotflin-te. Zwei Monate spter wurde eine

    45-jhrige Roma-Frau von unbe-kannten Ttern im Ort Kisletaerschossen. Sie wurde im Schlaf mitSchssen aus einer Doppelflinte hin-gerichtet, ihre dreizehnjhrige Toch-ter beim Angriff durch Schsseschwer verletzt. Innerhalb zweierJahre kam es in Ungarn zu 54 schwe-ren Angriffen gegen Roma wobei insiebzehn Fllen Molotow-Cocktailsgeworfen wurden. Der Philosophund frhere antikommunistischeBrgerrechtler Gaspar Miklos Tamasstellt angesichts solcher Verbrecheneine dstere Diagnose: Das Eis derZivilisation ist in Ungarn dnn. Esbricht gerade ein. (WOZ,11.6.2009) Gaspar Miklos Tamasmeint damit auch den Aufstieg der

    Ungarischen Garde (Magyar Gar-da) in Ungarn. Diese paramilitri-sche Truppe wurde 2007 von derrechtsextremen Partei Jobbik (Bewe-gung fr ein besseres Ungarn) als

    Kulturorganisation ins Lebengerufen. Sie marschierte uniformiertdurch Roma-Siedlungen, hetztegegen Juden und Homosexuelle undtrug das Emblem der faschistischenPfeilkreuzler als Symbol. Trotzdem oder gerade deshalb genoss dieseBewegung einen breiten Rckhalt inder Bevlkerung und zwei Jahre nachseiner Grndung bereits ber 5000Mitglieder. Die Partei Jobbik hattebei den Wahlen frs Europaparla-ment 2005 15 Prozent der Stimmenerzielt und entsandte damit dreiAbgeordnete nach Strassbourg. ImJuli 2009 wurde die Ungarische Gar-de nun rechtskrftig Verboten, wasdie Betroffenen aber nicht davonabhielt sich auch weiterhin zu organi-

    sieren und Aufmrsche durchzufh-ren.

    Soziale Probleme der Roma

    In Europa leben rund acht MillionenSinti und Roma, die Mehrheit davonim stlichen Mittel- und Sdosteuro-pa. Roma-Gemeinschaften in ganzEuropa leiden unter massiver Diskri-minierung. Es werden ihnen ihreRechte auf Wohnen, Arbeit, medizi-nische Versorgung und Ausbildungverweigert. In der Slowakei etwa be-trgt die Arbeitslosigkeit unter Romain manchen Regionen bis zu neunzigProzent. Armut ist weitverbreitet undtreibt viele in die Kriminalitt, denDrogenhandel und die Prostitution.Oft werden sie Opfer von Zwangs-umsiedlungen und Misshandlungendurch die Polizei. In manchen Ln-dern wird den Roma auch die Staats-brgerschaft verweigert und sie

    haben keine Dokumente, die ihnenZugang zu Sozialleistungen ermgli-chen. Roma-Kinder werden nichtoder schlecht ins ffentliche Schulsy-stem integriert, was ihre Zukunfts-

    perspektiven massiv schmlert undeine Chancengleichheit verunmg-licht. Eine erfolgreiche soziale Inte-gration kann nur ber die Gleichbe-rechtigung im Bildungsbereich undauf dem Arbeitsmarkt gelingen.

    Ein Bildungsminister, welcherPatriotismus an Schulen unter-richten will, eine Abgeordnete,welche Angst vor schwulen Tele-tubbies hat und prgelnde Naziskins von Blood and Honour, dies alles gehrt zur

    extremen Rechten Polens.In der Schweiz wird der Rechtsextre-mismus in Polen vorwiegend mitHooligans in Verbindung gebracht.Dieses Bild stammt jedoch aus den1990er Jahren, als die Stadien vollwaren mit Hooligans, welche ihreBomberjacke mit dem orangen Fut-ter nach aussen tragen mussten, daihre Westen voller faschistischer Sym-bole waren. Heute ist es in den Sta-dien nicht mehr so populr Neonazizu sein. Rechtsextreme Ideen sind inder polnischen Gesellschaft jedochweit verbreitet.

    Rechtsextreme an der Macht

    Der Hhepunkt der extremen Rech-ten in Polen war die Regierungsbetei-ligung der Liga Poloskich Rodzin(Liga der polnischen Familie) LPRzwischen 2005 und 2007. Die LPRberuft sich auf die Ideologie der pol-nischen Rechten in der Zwischen-kriegszeit. Diese besteht aus einerMischung von antisemitischen, anti-deutschen und klerikalen Ideen. Soerklrte der stellvertretende Partei-prsident der LPR, Wojciech Wier-zejski, dass der Feind der Polenimmer die Deutschen, die Freimau-rer und das Judentum gewesen sei-nen. Zudem fordern sie an ihren Par-teiversammlungen fr alle Lesbenund Schwulen Euthanasie oder Ver-gasung. Euthanasie war die systema-tische Ermordung von psychischkranken und behinderten Menschenwhrend des Nationalsozialismuszum Zwecke der Rassenhygiene.Diese Aussage berrascht nicht, daselbst die Zwillingsbrder Kaczynski Lech ist seit 2005 Prsident von

    Polen, sein Bruder Jaroslaw war von2005-2007 Ministerprsident voneiner Propaganda der Homosexuali-tt sprechen, von der Polen betroffensei. Dieses politische Klima fhrteauch zu den Verboten der Gay-Pride-Demonstrationen in Warschau und

    Poznan.Die Homophobie geht so weit, dassdie polnische LPR-Abgeordnete EwaSowinska im Jahr 2007 durch eineKommission abklren liess, ob derTinky Winky, eine Puppe derTV-Baby-Serie Teletubbie, den Kin-dern zumutbar sei. Da Tinky Winkyein Junge ist, aber eine Handtaschetrgt, knnte dies homosexuelle Pro-paganda darstellen.

    Antisemitismus und Homophobiesind in der polnischen Rechten dieklassischen Themen. Antieinwande-rungs-Kampagnen und antiislami-scher Rassismus, die in vielen ande-ren europischen Lndern zu denwichtigsten Programmpunkten derrechtsaussen Parteien gehren,gewinnen in Polen erst in letzter Zeitan Bedeutung.So will die LRP alle Auslnder ent-eignen und alle fernstlichen Kultu-ren und Religionen verbieten.

    Die LPR verlor die Wahlen 2007 klarund erhielt nur gerade 1.3 Prozentder Stimmen. Ihr Einfluss auf diepolnische Gesellschaft besteht jedoch weiterhin, auch weil der zwi-schenzeitlich abgesetzte Chef PiotrFarfal der staatlichen FernsehanstaltTelewizja Polska ein LPR-Mitgliedist. Der ehemalige Nazi-Skinheaderreichte diese Stellung, indem erandere rechtsextreme Gruppen ausdem TV-Sender verstiess.Farfal, der sich laut einem Warschau-er Gericht die BezeichnungEx-Neonazi gefallen lassen muss,wurde erst am ersten Oktober 2009abgesetzt. Zuvor brauchte es massi-ven ffentlichen Druck und Boykott-

    aufrufe von polnischen Knstlern. Sobrach auch der Kultursender Artezwischenzeitlich alle Kontakte mitTelewizja Polska ab.

    Nach dem Debakel sucht die LPRunter dem Mantel von Libertas-Po-

    len den Weg zurck in die Mitte derGesellschaft. Die Libertas Parteiwurde kurz vor den Europawahlen2009 in verschiedenen EU-Lndergegrndet und wird durch den iri-schen Millionr Declan Ganleyuntersttzt. Sie konnten jedoch kei-nen Sitz in Polen gewinnen.

    Die grsste Partei der Rechtsregie-rung bis 2007 und mit 32.1 Prozentinzwischen die grsste Oppositions-partei ist die Prawo i Sprawiedli-wosc(PiS). bersetzt bedeutet derName Recht und Gerechtigkeit.Fhrende Kpfe dieser Partei sinddie erwhnten Kaczynski-Zwillinge.Die Partei versteht sich als national-konservativ. Sie ist eine autoritreLaw and Order-Partei, die zwarnicht direkt als rechtsextrem einge-stuft werden kann, aber seit derWahlniederlage immer mehr nachRechts abdriftet.

    Allpolnische Jugend

    Die Jugendorganisation der LPRnennt sich Allpolnische Jugend. Siehaben den Ruf als notorische Schl-ger. Im Jahr 2006 schockte ein 2004aufgenommenes Video die polnischeffentlichkeit. Es zeigt Mitgliederder Allpolnischen Jugend in dernordschlesischen Stadt Zabrze, wiesie sich um ein brennendesHakenkreuz stellen. Es erschallenSieg Heil-Rufe und ein Redner ruftin die Menge: Es gibt nur einen Wegfr das Land nationaler Sozialis-mus. Das Brisante daran ist: derGrnder der AllpolnischenJugend, Roman Giertych, sass wh-rend der Verffentlichung des Videosals Prsident der LPR in der polni-

    schen Regierung. Er will von derAllpolnische Jugend nichts mehrwissen. Zwischen 2006 und 2007 warGiertych stellvertretender Minister-prsident und Minister fr Volksbil-dung. Eines seiner Ziele war es, polni-schen Patriotismus an allen Schulenzu unterrichten.

    Extreme Kleinstpartei

    Die Partei Narodowe OdrodzemiePolski (Nationale WiedergeburtPolens) NOP ist eine kleine Partei,welche offen mit faschistischer undneo-nazistischer Symbolik spielt. IhreMitglieder stammen meistens aus derNeonazi-Skinhead-Szene. Sie er-reichten bei den letzten Regional-wahlen 0.64 Prozent der Stimmen.Die Ideologie unterscheidet sichnicht erheblich von der LPR, sieagieren jedoch auf einer anderenEbene. So nahmen sie mit Parolenwie Gas gegen Queers und Esgibt genug Schlagstcke fr jedesQueergesicht an einer Demonstrati-on gegen eine gleichzeitig stattfinden-

    de Kundgebung fr mehr Rechte frSchwule, Lesben und Transgender inTorun teil. Auf ihr Konto gehen auchAngriffe auf Romaquartiere, Haken-kreuzsprayereien und Juden raus-Graffitis am Haus von Marek Edel-man, einem berlebenden des Auf-standes im Warschauer Getto.2003 organisierte die NOP ein Som-merlager fr Jugendliche. Die Jugendlichen lernten Juden anhandihrer physischen Erscheinung undAnarchisten, Pazifisten und andereSchweine welche die weisse Rassegefhrden anhand deren Kleidungzu erkennen.2006 riefen sie mit einem Flugblattdie Einwohner von Hrubieszw inOstpolen auf fr die Juden zu beten,damit diese zur richtigen Religion dem Katholizismus fnden.

    Hate Crimes

    Unter diesen Voraussetzungen ber-rascht es nicht, dass es in Polen vieleVerbrechen auf Grund von Hass undVorurteilen, so genannte Hate-Cri-

    Ein totgeschwiegenes Problem

    Im Hintergrund: Gegendemonstration der Allpolnischen Jugend anlsslichder Gleichheitsparade in Warschau fr Toleranz und Gleichberechtigung

    von Schwulen und Lesben.

    berblick ber Rechtsextremismus in Polen

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    Wie ist die Stimmung in Ungarnnach dem Wahlerfolg derextrem rechten Partei Jobbikbei den Europawahlen?Im ganzen Land herrscht Angst. Esgibt grob gesagt zwei Parallelgesell-schaften in Ungarn, eine vlkisch-nationale und eine eher kosmopoliti-sche. Beide kommunizieren nichtmiteinander, ihre Kulturen unter-scheiden sich grundstzlich. Die vl-kisch-nationale Seite verkrpert nachihrem eigenen Selbstverstndnis dieNation schlechthin, whrend sie daskosmopolitische Spektrum fr identi-

    ttslose Vaterlandsverrter hlt. Dasfhrt schon seit lngerem zu Aggres-sionen im Alltag, weshalb es viele inder ffentlichkeit, etwa in ffentli-chen Verkehrsmitteln, nicht mehrwagen, linksliberale Zeitungen zulesen. Natrlich hat diese angstvolleStimmung seit dem Wahlerfolg von Jobbik zugenommen. Jobbik bekamfast 15 Prozent der Stimmen, sieknnte aber nach Vorhersagen baldbei 30 Prozent liegen die Hemm-schwelle, die extreme Rechte nicht zuwhlen, ist gefallen. Die Angst deseher kosmopolitischen Spektrums istbegrndet: Die Vlkischen, die sichnicht nur bei Jobbik, sondern auch inder oft als konservativ bezeichnetenPartei Fidesz sammeln, kndigen an,

    die so genannten Vaterlandsverrternach der erhofften vlkischen Wendezu bestrafen. brigens haben ironi-scherweise auch die VlkischenAngst vor Juden und vor allem, wassie fr jdisch halten.

    Was ist Jobbik fr eine Par-tei? Jobbik ist eine militante Partei, die2003 von Jungakademikern gegrn-det wurde. Zunchst hat Jobbik mitder lteren Partei MIP zusammen-gearbeitet. MIP selbst ist aus demalten realsozialistischen Kader ent-standen; dem Parteichef Istvn Csur-ka wird sogar nachgesagt auchwenn das nicht bewiesen ist , dass erfr die ungarische Staatssicherheitgearbeitet haben soll. Jobbik ist eineweitaus modernere Partei. Die Leutevon Jobbik sind zum grossen Teilkurz vor der Wende auf die Welt ge-kommen, Parteichef Gbor Vona isterst 30 Jahre alt. Nach den Wahlenvon 2006, bei denen die MIP-Job-bik-Koalition nur zwei Prozent erzielthat, hat Jobbik sich von MIPgetrennt. 2007 hat sie dann die para-militrische Ungarische Garde insLeben gerufen. Jobbik besteht zueinem guten Teil aus Mitgliedern der jungen Intelligenz, sie hat an Hoch-schulen, vor allem an der renom-mierten ELTE-Universitt in Buda-pest, sehr viele Anhnger. Die Listen-fhrerin bei den Europawahlen istselbst eine Dozentin an der ELTE-Universitt, eine Juristin, die frherMitglied des Komitees fr Frauen-rechte und des Komitees fr Men-schenrechte der Vereinten Nationenwar; sie heit Krisztina Morvai.

    Und programmatisch? Jobbik ist mit dem WahlsloganUngarn den Magyaren ins Euro-paparlament eingezogen. Die wich-tigsten Forderungen sind die Zusam-menfhrung der arteigenen Magya-ren dazu gehren auch die unga-rischsprachigen Minderheiten in denNachbarlndern , die Vergabe derungarischen Staatsbrgerschaft ansmtliche Angehrigen dieser Min-derheiten, die Auslandsmagyaren,und der Kampf gegen Zigeunerkri-minalitt. Jobbik ist zudem eineoffen antisemitische Partei. Ihr Hass

    richtet sich nicht nur gegen Juden,sondern auch gegen als jdischbezeichnete Liberale, darunter diePartei SZDSZ, sowie gegen jdi-sche Bolschewiken, zu denen sieauch die sozialdemokratische ParteiMSZP zhlt. Die MSZP bildet ihrerAnsicht nach eine verjudete Regie-rung. Krisztina Morvai hat im Sep-tember 2008 bei einer Demonstrati-on gegen angeblichen Magyaren-hass ausdrcklich gesagt: Meinletzter Rat an die liberalen Bolsche-wik-Zionisten, die unser Land aus-raubten, ist, sich damit zu beschfti-gen, wohin sie fliehen und wo sie sichverstecken knnen. Es gibt keineGnade.

    Sie sagen, Vlkische fndensich auch bei Fidesz...So ist es. Die grosse Partei Fidesz, diebei den Europawahlen weit ber 50Prozent erhalten hat, wird in ausln-dischen Medien nur sehr selten alsextrem rechts vlkisch bezeichnet,weil sie Mitglied der EuropischenVolkspartei ist. Fidesz-Chef ViktorOrbn ist EVP-Vizeprsident.Fidesz vermischt extrem rechte Posi-tionen sehr geschickt mit rechtspopu-listischen Standpunkten, so dass dereindeutige Nachweis ber ihrenRechtsextremismus oft sehr schwer-fllt. Fidesz grenzt sich zwar auf derrhetorischen Ebene halbherzig vonJobbik ab, aber auf der kommunalenEbene koalieren beide Parteien viel-fach miteinander, in bis zu 100 Fl-len. Manche Fidesz-Mitglieder us-sern sich eindeutig antisemitisch undrassistisch, wobei sich ihr Hass etwasverklausulierter ussert. Orbn selbstspricht von arteigenen Magyaren,und die geplante Einfhrung desthree strikes law, das nachUS-amerikanischem Vorbild rckfl-lige Straftter hrter bestrafen soll,richtet sich eindeutig gegen dieRoma-Straftter, vor denen erwarnt. Viele Fidesz-Politiker arbeitenmit antisemitisch konnotiertenDichotomien wie gut-bse,hell-dunkel, Engel-Satan.Wichtige Themen, die Fidesz imUnterschied zu Jobbik wenigerdirekt ausspricht, sondern ber dieFidesz nahen Medien kommunizie-ren lsst, sind auch die Rckverstaat-lichung von privatisiertem Eigentumoder die Verweigerung der Schulden-tilgung gegenber der EU. DieEU-Kritik von Fidesz ist eindeutigantisemitisch konnotiert und sehr

    stark mit der Jobbik-Argumentationkompatibel. Fidesz denkt ausserdemin Kategorien von Grossungarn.Ich meine, dass Fidesz in hohemMa dafr verantwortlich ist, dass dierechtsextreme Szene in Ungarn zueiner relevanten politischen Kraftwurde.

    Zu den bekanntesten Organisa-tionen der extremen Rechten inUngarn gehrt die UngarischeGarde. Wie stark ist sie?Sie wird immer strker. Die Ungari-sche Garde ist im August 2007 von

    Jobbik gegrndet worden. Siebezeichnet sich selbst als Wehrgar-de, die ins Leben gerufen wordensei, weil das Magyarentum wehrlosdastehe. Im August 2007 sind dieersten 56 Mitglieder der Garde verei-digt worden, und zwar direkt unterden Fenstern des Prsidentenpalais.Staatsprsident Laszlo Solyom hatsich dazu berhaupt nicht geussert.Bereits am 20. Oktober 2007 mar-schierten zehnmal so viele Gardistenauf. Inzwischen hat die UngarischeGarde beinahe 3000 Mitglieder undunzhlige Anhnger. Zu ihren Mit-gliedern gehren auch Kinder, siewerden Kadetten genannt.

    Besteht die Garde als Wehr-

    garde nur aus Mnnern?Nein, auch Frauen sind dabei. Sieuntersttzen die vlkischen Struktu-ren sehr tatkrftig. Ein Wahlsloganvon Jobbik bezog sich ausdrcklichdarauf, dass die Spitzenkandidatineine Frau war. Es war ein Wortspiel,das wegen der Doppelbedeutung desungarischen Wortes n es kannFrau und auch wchst heissen zweierlei ausdrcken kann: UnsereMacht wchst oder In der Frauliegt unsere Macht.

    Nun ist die Garde doch aberverboten worden...Anfang Juli hat ein Gericht sie inzweiter Instanz tatschlich rechts-krftig verboten. Daraufhin gab eseine Protestkundgebung mehrerertausend Gardemitglieder und Sym-pathisanten im Zentrum von Buda-pest. Jobbik-Chef Vona, der auchAnfhrer der Garde ist, hat schonvorher immer wieder erklrt, dieGarde lasse sich nicht verbieten, weilsie ein elementares Bedrfnis derNation decke. So existiert sie weiter.Angeblich tragen sie jetzt statt ihrerGardenjacke eine Gardenweste.brigens: Einer der drei neu insEuropaparlament eingezogenen Job-bik-Abgeordneten ist zur ersten Sit-zung in der Tracht der Gardeerschienen. Krzlich hat der ehema-lige Justizminister Dr. Pter Brndy,ein aufrechter Demokrat, dieBefrchtung geussert, es werde zueiner vlkischen Erhebung fhren,wenn man das Verbot der Garde-durchsetze ihre Verankerung in derBevlkerung sei schon zu stark.

    lautstark! Ausgabe Nr. 17 Mrz 2010

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    Arteigene MagyarenIm Gesprch mit Magdalena Marsovszky

    mes, gibt. Diese sind jedoch nurschwer zu zhlen, da es keine offiziel-le Statistik gibt. Die antifaschistischeGruppierung Nigdy Wiecej (NieWieder) zhlte in ihrem braunen

    Buch (Brunatna Ksiega) 2007 130solcher Vorflle. Diese Ereignisse tau-chen in den Medien fast nie auf. DieOpfer sind meist ethnische oder reli-gise Minderheiten oder jugendlicheAngehrige einer alternativen Sub-kultur. Sie alle haben kaum Zugangzu den Massenmedien, die unter star-kem nationalistischen, antisemiti-schen und antidemokratischen Ein-fluss stehen. Dazu kommt, dass Hate-Crimes als ein Element von Rassis-mus, Fremdenfeindlichkeit und Dis-kriminierungen berhaupt nicht zumSelbstbild der polnischen Gesell-schaft passen. Als 2006 der Angriffauf den obersten Rabbiner Polensbekannt wurde, sorgten sich dieMedien mehr um das Image Polens

    als um die Ursachen dieses Angriffes.

    Ein antirassistischer Aktivist wurdeam 16. Mai 2006 in der Nhe seinesHauses in Warschau fast zu Todegeprgelt. Sein Name war im Red-watch-Bereich der Internetseite despolnischen Ablegers des weltweitenNeonazi-Netzwerkes Blood andHonour aufgefhrt. Auf dieser Seitewerden viele Personen mit Foto undNamen verffentlicht, die von denRechtsextremisten als ihre Feinde an-gesehen werden.Zwar wurde vorerst wegen versuch-ten Mordes ermittelt und die Polizeinahm eine von zwei am Vorfall betei-ligten Personen und einige Leute, diemit der Redwatch-Seite in Verbin-

    dung standen, fest. Doch sptererzhlten der Innenminister LudwikDorn und der nationale PolizeichefPolens, Marek Bienkowski, an einerspeziell einberufenen Pressekonfe-renz, dass es sich bei der Auseinan-dersetzung um einen persnlichenKonflikt mit reinem Hooligan-Hin-tergrund handelt. So werden vieleHate-Crimes in Polen abgehandelt.Speziell in diesem Fall war jedoch dasgrosse Interesse der Medien, was dar-an lag, dass auch einige Journalistenauf der Redwatch-Liste zu findensind.

    Erzkatholischer Radiosender

    Eine wichtige Rolle in der polnischenRechten spielt die RadiostationRadio Mariya. Der katholische

    Sender, welcher bei den Wahlen diePiS und die LPR untersttzte, gerietwegen seinen antisemitischen undfremdenfeindlichen Parolen gar mitdem Vatikan in Konflikt. So forderteder Nuntius die katholische Kircheauf, gegen diesen Sender vorzuge-hen. Aus dem Umfeld des Sendershiess es, Benedikt XVI habe keinRckgrat Das Dritte Reich habe denDeutschen das Rckgrat genommen,was ihnen bis heute nicht mehrgewachsen sei.Grund fr diese Interventionen warvor allem der stark antisemitischeCharakter des Radios. So wurde einInterview mit dem verurteilten Holo-caustleugner Dariusz Ratajczak aus-gestrahlt, in welchem er meinte

    Auschwitz sei lediglich ein grosses jdisches Arbeitslager gewesen undkein Vernichtungslager. Diese undweitere Aussagen, wie der jdischeWeltkongress sei die grsste Firma inder Holocaustindustrie und derMann aus Juda will uns von hintenberraschen, fhrten zu kritischenBerichten des Europarates.Doch die Kaczynski-Zwillinge blie-ben gerne Gast bei diesem Sender. Inder Rolle als Ministerprsident gratu-lierte 2006 Jaroslaw Kaczyski undlobte das Radio als eine Quelle desKomforts und der Hoffnung.Die rechtsextreme LPR verlor alleSitze im Parlament. Als Regierungs-partei konnte sie nicht mehr bei denvielen Unzufriedenen Punkten. Den-

    noch bleiben rechtsextreme Idee vor allem homophobe und antisemi-tische in der polnischen Gesell-schaft prsent. Dies vor allem durchdie PiS und die RundfunkanstaltRadio Mariya.

    lautstark! empfiehlt

  • 8/3/2019 Lautstark! #17 / Mrz 2010

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    Es gibt in Ungarn immer wie-der berflle auf Minderhei-ten, vor allem auf Roma. Sinddas Attacken organisierterGewalttter, etwa von Gardis-

    ten, oder handelt es sich schonum spontane vlkische Gewalt?Ich frchte, es ist das zweite. DieAngriffe entspringen tatschlicheinem Bedrfnis der vlkischenMehrheit der ungarischen Gesell-schaft, die die Attacken als Reini-gung begreift. Sie haben einen spe-zifischen ideologischen Hintergrund,den man sich mit einem gemeinsa-men Nenner der ungarischen Rech-ten begreiflich machen kann. Dieungarische Rechte fhlt sich einemGeist der Heiligen UngarischenKrone verbunden. Die Mitgliederder Ungarischen Garde etwa legenihren Eid auf die Heilige Ungari-sche Krone ab. Es werden immerwieder vlkische Gebetsrituale fr die

    Seelenrettung des Magyarentumsund fr die Nation abgehalten stetsim Namen der Heiligen Ungari-schen Krone. Ein religis-messiani-sches Element ist in Ungarn ber-haupt nicht neu, es war schon zwi-schen den Weltkriegen Teil der hun-garistischen Weltanschauung. Heutegibt es solche gross angelegten Feierninmitten von Budapest, etwa aufdem Heldenplatz, wieder. In diesenGebeten fr die Seelen der Magya-ren und fr die Nation mischen sichElemente von Gottesdiensten derchristlichen Kirchen mit altmagyari-schen Ritualen. Es handelt sich quasium rituelle Reinigungsakte, in denendie vlkisch gedachte Nation vonihren inneren Feinden im Geiste

    gesubert wird. Das kann letztlich inphysischen Angriffe mnden, beidenen Menschen ihr eigenes Lebenriskieren, um diese rituellen Reini-gungsakte dann auch tatschlich zuvollziehen. Zumeist werden dabeiRoma angegriffen, aber nicht nur.Auch Menschen, die sich zur jdi-schen Identitt bekennen, sind Zielvon Attacken. Krzlich wurde einRabbiner angegriffen sowie einMann, der mit Kippa auf der Straeunterwegs war. In den letzten Jahrenwurden immer wieder auch sozialli-berale Politiker und Journalistenangegriffen, manche bewusstlosgeschlagen. Da sie als verjudetangesehen werden, wrde ich dieseAngriffe auch unter Rassismus abbu-chen. brigens: Zurzeit wird dererste Tempel des Magyarentumsgebaut, in Verce, wo auch das vlki-sche Kulturfestival MagyarischeInsel stattfindet. Er soll den NamenTempel Karpatenheimat tragen.Die Grundsteinlegung hat schonstattgefunden. Der Tempel wirdehrenamtlich gebaut, und dasGrundstck hat die vlkische Stiftung Julianusgekauft, in der der Brger-meister mitarbeitet.

    Warum ist der extremen Rech-ten denn ausgerechnet inUngarn der Durchbruch gelun-gen?Durchbruch ist eigentlich nicht derrichtige Ausdruck. Das Ungarischekennt einen besseren Begriff: Rechts-schub. Der Rechtsschub hat mit demvlkischen Denken zu tun, das inUngarn parallel zum deutschen vl-kischen Denken entstand. Das unga-rische vlkische Denken geht wie dasdeutsche vlkische Denken zum Teil

    auf die Aufklrung, vor allem aberauf Herder und die deutscheRomantik zurck. Es ist ethnisch-organisch geprgt. Man behauptet,es gebe ein ethnisch homogenes Ma-

    gyarentum, und bestimmt die Zuge-hrigkeit zur Nation aufgrund derkulturellen und blutlichen Abstam-mung. Solche Gedanken gingen inUngarn schon vor dem Ersten Welt-krieg mit der Ablehnung des westli-chen Einflusses, des Liberalismus unddes Kapitalismus einher, vor allemaber auch mit Antisemitismus ganzgenau wie in Deutschland. Allerdingsdrckte sich die Ablehnung fremderEinflsse, die sich in Deutschland vorallem gegen Frankreich richtete, inUngarn als Ablehnung deutschenEinflusses aus. Die ungarische vlki-sche Bewegung war antideutsch ori-entiert, weshalb das Missverstndnisaufkam, sie sei eine antifaschistischeBewegung gewesen, was natrlich

    nicht stimmt. Trotz allem haben diedeutsche und die ungarische vlki-sche Bewegung die Antisemiten inbeiden Lndern schon um dieWende vom 19. zum 20. Jahrhundertkooperiert, es waren parallele Bewe-gungen mit hnlichem Gedankengut,die sich wohl auch gegenseitigbefruchtet haben.

    Ist das nicht alles nur nochGeschichte?Nein. Das vlkische Denken, dasauch in Ungarn die Grundlage frdie Verfolgung von Juden, Roma undHomosexuellen bis hin zur Beteili-gung am Holocaust bildete, ver-schwand im Realsozialismus nicht.Damals wurde zwar offiziell ein uni-

    versalistisches Denken propagiert,zugleich aber bestrkte die Sowjet-union mit ihrer Kulturpolitik die eth-nizistische Ideologie. Es ist deshalbkein Wunder, dass das vlkische Den-ken nach der Wende mit elementarerKraft um sich greifen und die demo-kratischen Krfte, die zuvor schwach,aber immerhin vorhanden waren,vllig erdrcken konnte. Das ist deraktuelle Rechtsschub. brigens wirktsich auch die alte Kooperation derungarischen und der deutschen vlki-schen Bewegung noch bis heute aus.Die ebenfalls verbotene, aber weiterexistierende Organisation Blood &Honour Hungaria etwa feiert explizitdie gute Zusammenarbeit zwischenungarischen und deutschen Truppenim Zweiten Weltkrieg. Und am11. Februar gab es grosse Feierlich-keiten zum Gedenken an den Aus-bruch von Soldaten beider Lnderaus dem Budaer Burgberg im Jahr1945 auf dem Heldenplatz. Neben-bei: Auch in der Budaer Burg wurdeder Verteidiger der Stadt gedacht,in einem Stadtbezirk, der von Fideszregiert wird, und der Brgermeister,Gbor Tams Nagy, verneigte sichsymbolisch vor denen, die sich frihre Kameraden und ihre Heimatopferten.

    Die Kulturwissenschaftlerin MagdalenaMarsovszky publiziert seit Jahren ber dieEntwicklung der extremen Rechten in Un- garn. Insbesondere ber die Bedeutung dervlkischen Ideologie fr den aktuellen

    Rechtsrutsch im Land.

    Das Interview mit Magdalena Marsovszkywurde uns freundlicherweise von derLOTTA zur Verfgung gestellt.Vielen Dank.

    Die Rechts-Rock-Szene Nordita-liens lockt jhrlich mit interna-tionalen Bands mehrere tau-send Personen an. Beinahe un-behelligt von Justiz, Polizei und Antifas finden in der RegionVeneto zurzeit wohl die bestbe-suchten Neonazi-Konzerte inWesteuropa statt. Die in regel-mssigen Abstnden stattfin-denden Festivals werden insbe-sondere durch die Veneto FronteSkinheads organisiert und teil-weise bereits mehrere Monatezum Voraus ffentlich angekn-

    digt.

    Die Schweiz genoss in der ExtremenRechten einst nicht zu unrecht den Ruf eines Konzertparadieses. Inder Deutschschweiz waren Veranstal-tungen mit internationalem Line-upund vierstelligen Besucherzahlen kei-ne Seltenheit. ffentlicher Druck,rechtliche Anpassungen und nichtzuletzt antifaschistische Interventio-nen haben dazu beigetragen, dasssich die Situation verndert hat. DieAnzahl der durchgefhrten Konzerteist zurckgegangen und die Besu-cherzahlen sind geschrumpft. Andersprsentiert sich die Situation inNorditalien: Der liberale Umgangmit Konzerten der Extremen Rech-

    ten durch Politik, Polizei und Justizfhrt dazu, dass in regelmssigen Ab-stnden Grossanlsse durchgefhrtwerden knnen. Da erstaunt es nicht,dass auch Schweizer Bands fr Kon-zerte in Italien gebucht werden. Dieaus Lugano stammende Band TheBombers hat nach eigener Aussagedie meisten ihrer Auftritte an Veran-staltungen der Veneto Fronte Skin-heads (VFS) durchgefhrt. Die Mit-glieder der Band um den SngerErcolino fhlen sich aber nicht nurdeshalb stark mit Italien verbunden,wie sie jngst in einem Videointer-view bekundet haben: Wir habeneinen engen Bezug zu Italien wegender Sprache, der Kultur und derMentalitt. Die Bandmitglieder ver-stehen sich als Teil der lnderber-greifenden Rechten Kamerad-schaft und Brderlichkeit muss euro-pisch sein.

    Den Gedanken des europaweitenSchulterschlusses leben die Mitglie-der der VFS seit ber 20 Jahren undpraktizieren die lnderbergreifendeZusammenarbeit im Rahmen vonunzhligen Veranstaltungen undKonzerten. Gegrndet wurden Vene-to Fronte Skinheads 1986 von PieroPuschiavo und Ilo Da Deppo. Seit1990 verfgen die VFS ber den Sta-tus einer offiziellen Kulturvereini-gung. Mit dem Jahrtausendwechseltreten die VFS vermehrt auch poli-tisch auf, was sich beispielsweise inder Intensivierung der Zusammenar-beit mit der Fiamma Tricolore zeigt.2004 tritt Puschiavo der Partei beiund bt eine leitende Funktion inner-halb der Fiamma Tricolore aus. Dierechtsextreme Partei bezieht sichoffen positiv auf den historischen

    Faschismus in Italien und wrdigtinsbesondere die angeblich sozialenLeistungen als Wohlfahrtsstaat. Ent-standen ist die Partei als Abspaltungder Alleanza Nazionale, als Protestgegen deren vermeintlich gemssig-ten Kurs. Begrnder der Partei istPino Rauti, einer der zentralen Ak-teure des italienischen Nachkriegsfa-schismus und Grnder der Organisa-tion Ordine Nuovo, die sich fr eineReihe von Bombenanschlgen ver-antwortlich zeichnet, die eine Viel-zahl von Todesopfern gefordert ha-ben. Luca Romagnoli, Nachfolger

    von Rauti als Vorsitzender der Partei,antwortete einst in einem Interviewauf die Frage der Existenz von Gas-kammern in Auschwitz damit, dass ernicht die Mittel habe, die zu bestti-gen oder zu negieren.

    Aktueller Prsident der VFS ist Gior-dano Caracino. Er beschreibt dieVFS als regionale Organisation,deren Aktionsgebiet vor allem dieRegion Veneto sei. Als verbindendesElement zwischen den einzelnen Mit-gliedern nennt er gemeinsame Werte.Das Hauptaktionsfeld der VFS siehter weiterhin in der Veranstaltung vonKonzerten. In unserer Skinheadbe-wegung ist fr unsere Anhnger dermusikalische Aspekt sehr wichtig,

    aber auch fr die Gruppe selbst. Alszweites Standbein nennt er die Ver-mittlung von Inhalten mittels politi-schen Aktivitten wie Demos undKonferenzen.

    Der alljhrliche Konzertplan derVFS besteht untere anderem auseinem Oster- und einem Sommerfestund den in regelmssigen Abstndenstattfindenden Anlssen zu Ehren

    von Ian Stuart Donaldson sowie denRitorno a Camelot-Festivals. DieDimension der Konzerte lsst sichanhand der vierten Ausgabe desRitorno a Camelot anlsslich des20jhrigen Jubilums der VFS auf-zeigen. Das Festival erstreckte sichanfangs September 2006 ber dreiTage und wurde von rund 2000 Per-sonen besucht. Die Konzerbesuche-rinnen und -besucher reisten bei-spielsweise aus Deutschland, Gross-britannien, Spanien, den Niederlan-

    den, Kroatien, Tschechien oder derSchweiz nach Norditalien. Aufge-spielt haben damals folgende Bands:Dolomia, La Peggio Gioventu, Gene-razione 80, Strappo, Stevie, Legitti-ma Offesa, Armco, The Bombers,Ultimatum, Mas Que Palabras, Ulti-ma Frontiera, Faust, Warlord, SPQR,Noie Werte und Gesta Bellica. Dreiweitere Bands die angekndigt waren Blitzkrieg, Mistreat and ZetaZero-Alfa spielten hingegen nicht. Nebenden VFS zeichnete sich die UnioneSkinhead Girl Italia (U.S.G.I.) fr dieDurchfhrung des Festivals verant-

    wortlich.

    2008 wurde in Verona ein jungerMann von fnf Rechtsextremen ver-prgelt. Auslser war, dass er denTtern auf deren Bitte hin eine Ziga-rette verweigert hatte. Das Opferstarb drei Tage spter an seinenschweren Verletzungen. Zum Zeit-punkt des berfalls wurde Veronadurch den Lega Nord Politiker FlavioTosi regiert. Noch kurz vor seinerWahl 2007 war Tosi wegen Aufsta-chelung zu Rassenhass verurteiltworden. Das Verdikt wurde jedochspter aufgehoben. Tosis politischeProgramm setzt insbesondere auf dieSchlagworte Sicherheit und Kampfgegen illegale Einwanderung. Er wird

    dabei im Speziellen von der FiammaTricolore untersttzt. Der brutaleMord ist kein Einzelfall. In dem inVerona vorherrschenden politischenKlima kommt es immer wieder zurechtsextrem motivierten Gewaltta-ten. Einem der Tter konnten Ver-bindungen zu den VFS nachgewie-sen werden, was die offizielle als Kul-turvereinigung ttige Organisation indie ffentlichen Debatten ber den

    tragischen Vorfall brachte. Dies ver-anlasste Caracino im Vorfeld des fr Juli 2008 angesetzten Veneto Som-merfests zur Publikation einer Stel-lungsnahme. Darin spricht er voneiner Hetzkampagne, die nachdem Mord in Verona gegen die VFSund die gesamte radikale Rechtegefhrt werde. Weiter sei es nacheiner Dokumentation ber Rechts-Rock zu Hasstiraden gegen dieRechte gekommen. Caracino siehtdie Frchte der jahrelangen Arbeit

    Rechts-Rock-ParadiesVeneto Fronte Skinheads

    Konzert der Veneto Fronte Skinheads

  • 8/3/2019 Lautstark! #17 / Mrz 2010

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    lautstark! Ausgabe Nr. 17 Mrz 2010

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    der VFS in Gefahr, wenn er schreibt:Wie ihr alle gut wisst war Italienimmer eine ziemlich glckliche Inselum Konzerte und Versammlungenabzuhalten, vor allem im Veneto, wo

    die Ordnungskrfte nicht einmalerschienen um zu sehen was beiunseren Konzerten passiert. Davon,dass der brutale Mord in Veronaebenfalls ein Teil der Ernte ist, willCaracino natrlich nichts wissen.Denn durch Rechts-Rock werdenFrchte wie Hass und Gewalt kulti-viert. In Kombination mit dem in derRegion vorhandenen politischen Kli-ma erstaunt es nicht, dass es immerwieder zu gewaltttigen bergriffenkommt. Stattdessen ruft Caracinodazu auf, nicht wie blich bereitsmehrere Tage vor dem eigentlichenKonzert nach Italien zu reisen unddie Stdte in der Nhe des Festivalszu meiden. Denn leider wird dieLuft sehr dnn und je weniger Aufse-

    hen wir erregen, desto besser ist es.Wissend, dass eine so erfreulicheSituation wie in Italien, wo man nochgrosse Veranstaltungen auf die Beinestellen kann, ohne dass die Ord-nungshter einem den Arsch aufreis-sen, von gemeinsamen Interesse fralle, auch auf europischer Ebeneist.

    Das Sommerfest wurde schliesslichvon rund 2000 Personen besucht.Gespielt haben wie fr diese Artvon Anlass typisch eine grosseAnzahl von Bands: Still Burnin`Youth, Civil Disorder, Ultimatum,Krtky Proces, Preserve White Ary-ans und Hate for Breakfast. Zustz-lich hatte Kraftschlag einen Auftritt,jedoch in einer etwas anderen Beset-zung als blich: Mit dabei warenAlex und Cedric Rohrbach von Indi-

    ziert sowie der Ex-PNOSler MarioFriso.

    In Italien herrscht vielerorts ein poli-tisches und kulturelles Klima, in dem

    Intoleranz und Hass gut gedeihenknnen. Tosi ist beispielsweise derAnsicht, dass der 2008 in Verona ver-bte Mord nichts mit Politik zu tunhabe: Der Angriff richtete sich nichtgegen die Linke. Die Tter wareneine Gruppe von Schwachsinnigen.Mit Aussagen wie dieser werdennicht nur Gruppierungen wie dieVFS verharmlost, sondern sie wer-den zustzlich gestrkt. In Italienfrchten sich Politiker auch nichtdavor, infolge der Zusammenarbeitmit offen nazistisch oder faschistischauftretenden Organisationen gech-tet zu werden oder dass sie durchbestimmte Aussagen ihre Politkarrie-re riskieren wrden. Ulrich Ladur-ner, aussenpolitischer Redakteur der

    Wochenzeitung Die Zeit, ussertesich dazu folgendermassen: Wer ausfaschistischer Tradition kommt, dermuss nicht befrchten, dass es fr sei-ne Karriere allzu schdlich wre. ImGegenteil, es kann sogar nicht scha-den, einmal Faschist gewesen zu sein,da viele Menschen Mussolini alsgrossen Italiener sehen, der es eigent-lich gut meinte, nur leider von Hitlerverfhrt wurde.

    Seit ber 20 Jahren organisieren dieVFS mehr oder weniger unbehelligtRechts-Rocks-Konzerte und nutzendabei die guten Verbindungen zurExtremen Rechten in ganz Europaund dem Blood & Honour Netzwerk.Und die Luft ist mitnichten dnngeworden, in einem politischen Kli-ma, das weder Rassismus nochFaschismus chtet.

    Mitglieder der VFS am Rudolf-Hess-Gedenkmarsch in Wunsiedel

    Faschismus in Tschechien hatviele Gesichter. Angefangen beiden brutalen bergriffen durch faschistische Schlger bis hinzum Alltagsrassismus und der Rekrutierung von Neonazisdurch die tschechische ParteiDelnicka Strana (Arbeiter- partei). Besonders Antifas sindimmer wieder Zielscheiberechtsextremer Gewaltagitatio-nen. Die Antifaschistische Akti-on Prag setzt sich seit langemerfolgreich gegen Faschismus inTschechien zur Wehr und hat in

    den letzten Jahren einen span-nenden Strategiewandel durch-laufen.1

    Massive bergriffe von Faschistinnenund Faschisten auf Antifas gehrenin Tschechien seit zwanzig Jahren zurTagesordnung. In diesem Zeitraumwurden rund zwanzig PersonenOpfer faschistischer bergriffe mittdlichem Ausgang. Auch an Antifa-Solikonzerten wird immer mitAngriffen gerechnet die Leute sindjeweils vorbereitet. Neben der Strasseund den Veranstaltungen versuchtman den Linken auch die Rume zunehmen. Jngstes Beispiel ist dieRumung des letzen besetzten Hau-ses in der Tschechischen Republik

    Milada. Milada wurde im Juni 2009nach elf Jahren Besetzung von einerSecurity-Firma gerumt, deren Mit-arbeiter vor allem aus der rechtsex-tremen Szene stammen, wie grndli-che Recherchen der Antifaschisti-schen Aktion (AFA) Prag ergaben.In einem berblick ber die faschisti-sche Szene in der TschechischenRepublik, verfasst von der AFA Prag,wird der harte Kern von aktivenFaschistinnen und Faschisten auf500-800 Personen und das rechtsex-treme Umfeld auf rund 5'000 bis7'000 Personen geschtzt. Noch nichtin die Rechnung eingeschlossen sindhier die ber 10'000 Whlerinnenund Whler rechter Parteien, welchedie rechtsextreme Szene in Tsche-chien weitgehend tragen. Bei denaktiven Faschistinnen und Faschistenlassen sich wiederum zwei Gruppie-rungen unterscheiden.Die einen, welche die Politik miteiner legalen oder halb-legalenStruktur beeinflussen wollen; wie bei-spielsweise die Narodni Alliance(Nationalistische Allianz) oder dieVlastenecka Fronta (PatriotischeFront). Diese bezeichnen sich selbst(hnlich wie die PNOS in derSchweiz) nicht als faschistisch, son-dern als patriotisch. Allerdings sindihre Reden an Demonstrationen,Gedenkfeiern (z.B. Hitlers Geburts-tag) und sonstigen Anlssen geprgtvon verbalen Angriffen gegen ethni-sche Minderheiten und der Holo-caust wird zur Lge erklrt. Die ein-flussreichste Partei der faschistischenBewegung in der TschechischenRepublik ist die Delnick Strana(Arbeiterpartei). Sie sagt von sichselbst, sie htten nichts mit der faschi-stischen Bewegung zu tun aller-

    dings haben sie angefangen, jungeFaschistinnen und Faschisten in ihrePartei zu rekrutieren. Dadurch ist dieUntersttzung der Partei durch dieBewegung enorm gestiegen. Gleich-zeitig ist die Partei auch fr dieMedien interessanter geworden. DasHauptthema der Arbeiterpartei istdie Anti-Roma-Politik (vgl. ArtikelSeite 2 Im Hass vereint). Sie stelltsich gegen die positive Diskriminie-rung2 der Roma in der Tschechi-schen Republik. Obwohl es dieseDiskriminierung im Bezug aufRoma in der Tschechischen Republik

    kaum gibt.Die andere, die illegale Gruppekommt aus den Subkulturen derBoneheads und Hooligans und agiertin losen Street-Gangs und Aktions-gruppen. Die bekanntesten hiervonsind die Gruppen Narodni Odpor(Nationaler Widerstand) und dieAutonomen Nationalisten NarodniOdpor, die sich laut eigenen Aussa-

    gen auf ihrer Webseite nach demVorbild der SA auf den Rassenkampfvorbereitet. In der ffentlichkeitbezeichnen sich die Mitglieder derGruppe als radikale Freiheitskmp-fer. Alles in allem gilt diefaschistische Szene Tschechiens inder internationalen Neonaziszene alsbesonders bedeutsam. So bezeichnetzum Beispiel der bekannteBlood&Honour Aktivist Max Ham-mer die Tschechische Republik alsdas verheissene Land der Arier.

    Die AFA Prag

    Bis 2007 setzte die AFA ihrenSchwerpunkt vor allem auf Gegen-demonstrationen. So zum Beispiel inder Stadt Otrokovice, der sogenann-ten Antifa City. Bei einer Blocka-de-Aktion in Otrokovice wurde derMarsch von Faschistinnen undFaschisten durch Antifas nach eini-gen hundert Metern erfolgreichgestoppt. Einer der grssten Erfolgewar auch die Kristallnacht-Blocka-de, bei der sich rund 2000 Leute inden antifaschistischen Block einge-reiht hatten. Es gab allerdings auchGegendemonstrationen, die der anti-faschistischen Szene zusetzten. Bei-spielsweise eine Demonstrationgegen Autonome Nationalisten, beiwelcher die Polizei eingriff und vieleAntifaschistinnen und Antifaschisteninhaftierte. So ziemlich das gleicheSzenario fand auch an anderenDemonstrationen statt. Auf Grunddessen fand eine grosse Diskussionber die Taktik und Haltung der

    antifaschistischen Szene, vor allemder AFA Prag, statt. Die Gruppe kamzum Schluss, dass sie nicht mehr aus-schliesslich mit Gegendemonstratio-nen gegen den Faschismus in Pragagieren will und dass ein neues Kon-zept erarbeitet werden muss. Dienderungen zeichnen sich vor allemdurch folgende Punkte aus:- Sie reduzieren die Zahl der Gegen-demonstrationen und begegnen denNazis nur noch dort, wo sie die Mg-lichkeit haben, diese wirklich zu stop-pen.- Sie treten mehr in der ffentlich-

    keit auf, beispielsweise mit dem May-day-Festival und Ausstellungen.- Sie suchen die Kooperation mit denMedien, um Informationen ber dieNazi-Szene zu verbreiten. Unter den Journalisten gelten die Leute derAFA mittlerweile als Expertinnenund Experten und werden regelms-sig angefragt und zitiert.- Sie suchen einen Weg ihre Politikden Leuten nher zu bringen, ohneBegriffe wie Proletariat, Revoluti-on oder Klassenkampf zu benut-zen, die sie verwirren und an das bol-schewistische Regime erinnern knn-ten.- Sie verstehen sich nach wie vor alsanarchistisch und werden diesenPrinzipien auch treu bleiben. Sie

    arbeiten nicht mit staatlichen Institu-tionen, Parteien oder repressivenEinheiten zusammen.3

    In den folgenden Abschnitten solleneinige dieser Punkte nher erlutertwerden.

    Die AFA und die ffentlichkeit

    Ein Beispiel fr das Auftreten derAFA in der ffentlichkeit ist dasMayday-Festival, das 2008 ins Lebengerufen worden war. Grund dafrwar, dass bei den 1.-Mai-Demonstra-tionen immer mehr AutonomeNationalisten aufkreuzten und so derTag jeweils in einer Strassenschlachtendete. Die Faschistinnen undFaschisten erlangten mit ihren Aktivi-tten jeweils mehr Aufmerksamkeitals der anarchistisch-libertre Block.Der 1. Mai sollte wieder zum Tagder Arbeitenden werden und nichtzum Tag der Strassenschlachtenverkommen. Schon gar nicht solltean diesem Tag das Gedankengut derAutonomen Nationalisten in derffentlichkeit Gehr finden. Deshalbentschied sich die AFA Prag dafr,auf die traditionelle Demonstrationzu verzichten und stattdessen zu ver-suchen, ein grosses Festival auf dieBeine zu stellen, um somit bergrif-fen vorzubeugen und gleichzeitig inder ffentlichkeit besser wahrge-nommen zu werden. Bis jetzt hat dasKonzept perfekt funktioniert: Imersten Jahr waren dreitausend, inzweiten Jahr zehntausend Besuche-rinnen und Besucher am Festival.Ein weiteres Beispiel ist eine Ausstel-lung, die unter dem Motto Faschis-mus beginnt nicht mit einem KZ,sondern endet mit einem entstand.In der Ausstellung wurden bergriffe

    TschechienFaschismus und Antifaschismus in Prag

  • 8/3/2019 Lautstark! #17 / Mrz 2010

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    Seit einiger Zeit werden dierechtsextremen Strukturen imBerner Oberland immer strkerinstitutionalisiert und nach undnach von den bekannten Akteu-ren losgelst. So grndete sicham 21. Juni 2009 die Helvetische Jugend (HJ) Berner Oberland. Die Kameradschaft ist sowohlAbleger der bereits bestehendenhelvetischen Jugend aus demRaum Emmental, Oberaargau,Entlebuch als auch als Rekru-tierungsorganisation fr dielokalen PNOS-Strukturen zuinterpretieren werden doch,laut eigenen Angaben, HJ Mit-glieder automatisch auch in diePNOS aufgenommen. Mario Fri-so, neuer Rundschau-Star, hatsich parallel dazu aus allenffentlichen Bereichen zurck-gezogen.

    Als Vorlufer der heutigen Struktu-ren ist der Bund Oberland (BO) zusehen. Dieser wurde 2004/05gegrndet und spielte konkret mitnationalsozialistischen Symbolen undBezgen. Die Webseite wurde in denUSA auf demselben Server gehostet,auf dem sich auch die Combat 18,Blood&Honour sowie ISD-RecordsAuftritte befinden, respektive befan-den. Der Bund Oberland verstandsich als Zusammenschluss vonNationalisten, die sich ber Jahrehinweg auf verschiedenen Gebietender Politik und der Geschichte spe-zialisiert htten. Er wollte mit seinerAgitation eine Volksbewegung insLeben rufen, die den Fall des gegen-wrtigen Systems zum Ziel hat.

    Die Ttigkeiten waren vielfltigerNatur. Ein Schwerpunkt lag bei-spielsweise auf dem Verfassen theore-tischer Abhandlungen zu verschiede-nen nationalistischen und nationalso-zialistischen Themen, ein anderer aufder Anti-Antifa Arbeit und der Agita-tion in der ffentlichkeit. So wurden2006 in Spiez in grossem Masse, eherwirre antisemitische Flyer und dieSchulhof-CD der NPD verteilt undzum Download angeboten. Nebstdem BO existierte das sogenannte Aktionsbndnis Oberland,ber welches ein Internetforumbetrieben und neue AktivistInnenrekrutiert wurden. Federfhrendbeim BO und beim Aktionsbndniswaren Mario Friso und Michael Hal-dimann, welche unter verschiedenenPseudonymen (Nadine G., Wille,beooberland18) agierten. Der BundOberland verschwand 2006 von derBildflche, wohl auf Druck vonBehrden, Zivilgesellschaft und Anti-fas, welche gar die Internetkommuni-kation hacken konnten. Am erstenAugust desselben Jahres wurde jedoch die Sektion Oberland derPNOS aus der Taufe gehoben. AlsVorstand outeten sich, wen wunderts,Mario Friso und Michael Haldi-mann. Die Strukturen des BundOberland, welcher auch von denBehrden unter Druck geriet, wur-den so aus der Klandestinitt geho-ben und gewissermassen legalisiert.

    Die PNOS und der NationaleBeobachter

    Die Sektion Oberland ist seit ihrerGrndung eine der aktivsten PNOS

    Sektionen schweizweit. Zwecks derGewinnung von Neumitgliedernwurde eine eigene, oberlandbezogeneSchulhof CD gepresst und an diver-sen Schulen und beispielsweise aucham Bahnhof Thun verteilt. Im Frh-ling 2008 referierte auf Einladungder PNOS in Unterseen der Altnaziund Mitglied der Thule-GesellschaftPierre Krebs. Im selben Monat mie-tete die PNOS den Singsaal desSchulhauses Chrmig in Wimmis frein Konzert mit international ein-schlgig bekannten Musikgruppen,wie beispielsweise Kraftschlag, woauch Mario Friso ab und zu seinStelldichein als Gitarrist gibt. Gemie-tet wurde der Singsaal durch Jordi deKroon, seinerzeit der Bundesvorstan-de der PNOS. Mobilisiert wurdeber einschlgige Internetforen.

    Mitte 2008 wurde die Internetplatt-form Nationaler Beobachter BernerOberland aufgeschaltet. DieNewsplattform beeinhaltet ebenfallsden Versand Holy War Records, wel-cher aktuell ber 90 rechtsradikaleCDs sowie diverse Kleidungstckemit einschlgiger Symbolik im Ange-bot hat. Nebst dem Online-Shop derPNOS ist dieser Versand eine wohlziemlich eintrgliche Quelle zurBeschaffung finanzieller Mittel. DieSeite war bis im Sommer 2009 aufMario Friso registriert. Heute luftsie ber das Pseudonym K. Freddyaus Brienz. Mittlerweile wird die Sei-te aus Zeitgrnden und mangeln-dem Interesse nicht mehr aktuali-siert so die letzte Meldung auf derWebseite. Der Rechts-Rock-VersandHoly War Records hat nun einen ei-

    genen Webauftritt und fr politischeInformationen wird auf die Seite derPNOS Berner Oberland verwiesen.

    Heutige Situation

    Die heutigen Aktivitten der Ober-lnder Neonazis sind vielfltigerdenn je. Einerseits traten sie ver-mehrt als Anti-Antifa in Erscheinung.So auch am 1. Mai 2009, als in Thunder neue Prsident der Sektion Ober-land Marco Gaggioli zusammen mitDominik Hulliger, einem bis anhinder ffentlichkeit unbekanntenPNOS-Aktivisten aus Brienz, denGewerkschaftsumzug abfotografier-ten. Dasselbe wiederholte sich am30. Mai 2009 anlsslich einer ThunerFreiraumdemo, diesmal durch Ales-sandro Neuenschwander, welcher be-reits im Jahre 2006 anlsslich derFreiheit fr Erdogan Demo aufgefal-len war, als er sich hinter einem Regalim Coop-Pronto verstecken musste.Zunehmend tauchen in Thun undUmgebung Kleber der PNOS mitdem Aufdruck Heute tolerant Morgen fremd im eigenen Landund anderen Motiven auf. Beispiels-weise wurden in der Nacht vom17. auf den 18. Juli ber 100 Stckangebracht, teilweise an gezieltenOrten wie einem indischen Restau-rant. Auch kinderhafte Nazi-Schmie-rereien sind vermehrt zu sehen.

    Ausblick

    Inwiefern die Helvetische JugendOberland ihre Wirkung zeigen wird,muss hier noch offen gelassen wer-den. Es besteht aber die Gefahr, dass

    die Szene, welche sich allabendlicham Bahnhof Thun besammelt undsich bis anhin aus einer brisantenMischung aus Hardcore-HrerIn-nen, unorganisierten Jungnazis aberauch Randstndigen zusammensetzt,durch eine HJ eingebunden, diszipli-niert und politisiert werden kann.Dreh- und Angelpunkt Mario Frisohat sein Amt als Sektionsvize zweiWochen vor dem Rundschau Beitragvom 7. Juli 2009 an den jungen Mar-cel Gafner aus Einigen abgegeben.Als aktiver Neonazi tritt er in dieFussstapfen seiner beiden lterenBrder, die bereits vor fnf Jahren imRaum Thun als Neonazis aufgefallensind. Dass sich aber Mario Friso nichtzurckgezogen hat, zeigt einerseitsdas Foto auf dem Nationalen Beob-achter anlsslich der HJ Grndungsowie die Bilder des Rundschau Bei-trages, wo er mit Marcel Gafner undAlessandro Neuenschwander zusehen ist.In diesem Sinne haben sich dieStrukturen ber die letzten Jahre hin-weg zunehmend institutionalisiertund vordergrndig von den Grn-dern losgelst, hinter den Kulissensind aber nach wie vor dieselbenunverbesserlichen Neonazis alsDrahtzieher am Werk mit MarioFriso als Fhrerfigur.

    Antifa Oberland

    lautstark! Ausgabe Nr. 17 Mrz 2010

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    Neonazismus im Berner OberlandEine Bestandesaufnahme

    und Morde, welche von tschechi-schen Faschistinnen und Faschistenan Antifas, AuslnderInnen und anAussteigerInnen aus der faschisti-schen Szene verbt worden sind,

    dokumentiert. Die Ausstellung wurdeauch in anderen Stdten ein grosserErfolg.

    Die AFA, der Kommunismusund der Bolschewismus

    Das bolschewistische Regime hat sei-ne Spuren in der radikal-linken Poli-tik Tschechiens hinterlassen. Immernoch besteht eine starke Ablehnungvon autoritr-kommunistischen Str-mungen, deren Vertreterinnen undVertreter allgemein verhasst sind.Hier einige Beispiele dafr, wie diebolschewistische Vergangenheit unddie heutige autoritr-kommunistischeStrmung die libertre BewegungTschechiens beeinflusst und in wel-

    cher Art und Weise sich dies negativauf ihre Haltung gegenber jeglichenArten des Kommunismus ausgewirkthat. Die AFA ist offen fr alle, dieeinen aktiven Part in dem Kampfgegen Faschismus, Nazismus undBolschewismus sein wollen, steht inder Prinzipienerklrung Who weare der AFA. In ihrer eigenen Chro-

    nologie steht weiter: Last but notleast ist die AFA auch fr Aktionengegen die fhrenden Personen derbolschewistischen Linken bekannt,die antiautoritre Gruppen und

    ffentliche Anlsse infiltrierten.Auch auf der Website des Mayday-Festivals wird die kommunistischeVergangenheit kommentiert: Der1. Mai wurde von Faschisten, demNazi-Regime und der katholischenKirche durch deren Teilnahme andiesem Tag im letzten Jahrhundertherabgesetzt. [] Auch vierzig Jahredes bolschewistischen Regimes habenden 1. Mai gebrandmarkt

    AFA University Since 1996fighting for freedom

    Nach der Besatzung Tschechiensdurch das Deutsche Reich, derErmordung tschechischer Wider-standskmpferinnen und Wider-

    standskmpfer und Personen jdi-schen Glaubens und nach einem wei-teren autoriren Regime unter denBolschewisten wird der Schrei nachFreiheit immer deutlicher vor allemwenn auch heute noch ein grosserTeil der Regierung mit totalitrenOrganisationen wie der obengenannten Security-Firma koope-

    riert. Die AFA kmpft jedoch nichtfr einen Staat ohne Faschistinnenund Faschisten und ohne anderetotalitre politische Richtungen, son-dern fr eine Gesellschaft, die einenStaat berflssig macht. Wir arbei-ten strikt nach anarchistischen Prinzi-

    pien und unser Ziel ist, diese Gesell-schaft in eine Gesellschaft der Frei-heit umzuwlzen.4

    Anita Winter

    Nationalistische und antikommunistische Slogans: Retten wir unsere Sou-vernitt und Nationalitt vor allem Sagt nein zum Kommunismus.

    1 Smtliche Informationen in diesem Artikel

    sttzen sich, wenn nicht anders vermerkt, auf

    Angaben von einem Mitglied der AFA Prag.

    2 Der Begriff positive Diskriminierung be-

    zeichnet Massnahmen, die eine Diskriminie-

    rung verhindern sollen.

    3 Aus dem Text Changes in Antifa.

    4 Aus dem Text Changes in Antifa Politics

    der AFA Prag

  • 8/3/2019 Lautstark! #17 / Mrz 2010

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    Wie bereits in den letzten Jahrenmobilisiert die Extreme Rechte,federfhrend die Partei nationalorientierter Schweizer (PNOS),zu der Schlachtfeier von Sem-pach. Diese Schlachtfeier avan-cierte in den letzten Jahren im-mer mehr zum beliebtesten Neo-naziaufmarsch in der Schweiz.

    Im Jahr 2008 versalzte die autonomeAntifa Freiburg aber dem rechtsex-tremen Treiben die Suppe gewaltig.Alle Teilnehmer und Teilnehmerin-nen wurden fotografiert und die Bil-

    der Tage spter im Internet publi-ziert. Dies wird wohl auch einer derGrnde sein, wieso ein Jahr sptergut ein Viertel weniger Teilnehmeraufmarschierten. Weiter wurde imJahr 2009 auch erstmals ffentlich freine Gegenkundgebung mobilisiert.Die Juso Luzern reichte eine Bewilli-gung ein und bekam diese sogardirekt an der Route der Schlachtfeiervom Dorf zum Denkmal. Bereits imVorfeld spekulierten Medien undBehrden, ob es zu einem Showdownzwischen Rechts und Links kommenwrde. Whrenddessen wurde imKantonsrat kontrovers debattiert.Die Linke wnscht sich eine Neuaus-richtung der Veranstaltung, die Rech-te stsst sich primr am antifaschisti-

    schen Widerstand. Fr die Linke istalles, was nicht sozialistisch ist,rechtsextrem , so Guido Luternauervon der SVP. Luternauer betontemehrmals, dass sich die Rechtsextre-men immer anstndig benommenhaben. Die Linken hatten bereits dieRtlifeier kaputt gemacht, und erwolle sich die Schlachtfeier vondenen nicht auch noch kaputt

    machen lassen, so die Meinung vonLuternauer (26. Juni 2009, WillisauerBote). Bereits nach zehn Minutenwurde die Diskussion um dieSchlachtenfeier per Abstimmungabgebrochen und somit der Auf-marsch der Rechten gebilligt.Gemss Sonntagsblick wurde im Vor-

    feld der Feier von der LuzernerRegierung gar Bemhungen unter-nommen die Rechtsextremen dazuzu bewegen, dass sie ihren Kranz erstnach dem offiziellen Festakt beimDenkmal niederlegen wrden. Ganzso wohl scheint es der LuzernerRegierung nicht zu sein, dass Rechts-extreme an ihrem Winkelriedge-denktag teilnehmen.

    Schlachtfeier von 2009

    Am 27. Juni 2009, am Tag derSchlachtfeier, bot sich der SempacherBevlkerung ein Bild, dass sie so inihrem Stdtchen wohl noch nie gese-hen haben. Unter dem mittelalterli-chen Stadttorbogen sperrten Polizei-

    grenadiere mit Gitterwgen den Zu-gang zur Altstadt ab, Nebengassenwurden penibel mit PolizistInnen ab-gesperrt. Es schien so, also ob die Po-lizei das Bse von der Stadt fernhal-ten mchte.

    Dem war allerdings nicht so, die Poli-zei sperrte die Altstadt ab, weil dieLinken ausserhalb der Stadt ihre

    Platzkundgebung hielten und dieRechtsextremen bereits in der Stadtwaren. Die Neonazis wurden in kein-ster Weise von der Polizei bedrngtoder gar von der Stadt ferngehalten,sie konnten sich in der Stadt vlligfrei bewegen.

    Infolge permanenten Regens ent-schied sich das Festkomitee diesmalnicht zum Denkmal zu marschieren.Die 15 Minuten Spazieren und dasLauschen von langweiligen Reden,war fr die meist (mittel)lteren Besuchern und Besucherinnen wohl

    wegen des leichten Regens nicht zu-mutbar. Ob dies allerdings nicht ein-fach eine bequeme Ausrede war,bleibt wohl fr immer unbeantwor-tet. Die Alternative wre gewesen,neben den linken Gegendemonstran-ten zusammen mit den Rechtsextre-men zum Denkmal zu marschieren eine delikate Angelegenheit.

    Die Neonazis waren sichtlich erfreutob diesem Entscheid, formierten sichkurzerhand zu einer Demonstrationund zogen alleine abgesehen voneinigen Polizisten Richtung Denk-mal. Die Polizei lotste die knapp 180Neonazis in sicherer Entfernung vonder Gegendemonstration aus derStadt. Beim Denkmal angekommen

    lauschten sie einer kurzen Rede, leg-ten einen Kranz nieder und kehrtenwieder zurck in das Stdtchen. Eini-ge Aktivisten und Aktivistinnengingen weiter zu einem Brtelplatz.

    Unterdessen entschloss man sich diePlatzkundgebung vor dem Dorfein-gang zu beenden und gemeinsamRichtung Bahnhof zu ziehen. Unter-

    wegs machte die Polizei der friedli-chen Kundgebung aber einen gehri-gen Strich durch die Rechnung. Nacheinigen hundert Metern, kesselte diePolizei die Demonstration und stopp-te somit den Umzug. Als Begrndungfr den Kessel gab Beat Hensler,Kommandant der Luzerner Kan-tonspolizei, an, dass sich drei [sic]Vermummte unter den Demonstran-tInnen befinden. Whrend drei vier-tel Stunden filmte die Kantonspolizeimit mehreren Kameras alle Teilneh-mer, dann durfte die Demo weiterzie-hen. Dass es sich hier um eine pro-

    phylaktische Datensammlung han-delte liegt auf der Hand. Es ist nichtdas erste Mal, dass im Auftrag vonBeat Hensler eine linke Demo kom-plett fichiert wird. Am ersten Dezem-ber 2007 kesselte die Luzerner Kan-tonspolizei eine Reclaim the streetsDemo ein und verhaftete 245 Teil-nehmerInnen. Hensler liess sie ineine Zivilschutzanlage bringen, wosie dann alle fichiert wurden.

    Auf dem rechten Auge immernoch blind

    Die Nazis konnten ungehindert undohne Bewilligung durch die Stadt zie-hen und beim Heldendenkmalihre Feier abhalten. Der schon seit

    langem fllige Widerstand wurde be-hindert und kriminalisiert. BeatHensler, seine Mannen und Frauenin Blau sowie zahlreiche Politiker vonSempach zeigten an diesem denk-wrdigen Anlass, welche Politikgeduldet wird und welche nicht.

    lautstark! Ausgabe Nr. 17 Mrz 2010

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    Impressum:

    Redaktion, Bilder und Layout:Antifa BernAuflage: 6000 Stck.Das lautstark! erscheintdreimal jhrlich.Erscheinungsdatum:6. Mrz 2010Kontakt: Antifa Bern,Postfach 5053, 3001 BernWeb: www.antifa.chE-Mail: [email protected]

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    200 Rechtsextreme ziehen durch den RegenSchlachtfeier in Sempach

    Fahnentrger an der Schlachtfeier von Sempach 2009

    Anti-Zensur-Koalition emp-fngt Bernhard Schaub

    Am 31. Oktober 2009 sprach derHolocaustleugner und NeonaziBernhard Schaub neben Weltver-schwrern und Sektierern am Kon-gress der Anti-Zensur-Koalition(AKZ) in St. Gallen.

    Laut einem Eintrag im rechtsextre-men Thiazi-Forum waren es unge-fhr 2000 Besucherinnen und Besu-cher, die in der Olma-Halle seinemVortrag zum Holocaust-Dogmafolgten: Am Ende des Vortrags er-hielt er stehende Ovationen. SeineFlugbltter waren innerhalb krze-ster Zeit vergriffen, so ein Besucherim Nazi-Forum. Ein kurzer Video-mitschnitt seiner Rede findet sichauf YouTube.

    Moderiert wurde die professionellaufgezogene Grossveranstaltung inSt. Gallen vom Grnder der Orga-nischen Christusgeneration, IvoSasek. Die Referatsthemen reichtenvon der Klimalge ber dieMobilfunk-Katastrophe bis zurErklrung des Schweizer Scientolo

    gy-Prsidenten Jrg Stettler, wasScientology wirklich ist.

    Auf dieser Bhne soll Schaub sollkurzfristig als Ersatz fr den ehema-ligen ZDF-Meteorologen Dr. Th-ne eingesprungen sein. Im Pro-gramm ist der Holocaustleugner je-doch auch nachtrglich nicht aufge-fhrt. Ebenso fehlt sein Vortrag aufder sonst aktuell gehaltenen Inter-netseite der AKZ. Zufall oder nicht, jedenfalls macht es den Anschein,als wolle man seinen Auftritt an derAKZ-Konferenz nicht an die grosseGlocke hngen.

    Denn Bernhard Schaub ist einer derbekanntesten Rechtsextremisten derSchweiz. Der ehemalige Chefideo-loge der Partei National Orientier-ter Schweizer (PNOS) steht in en-gem Kontakt zu rechtsextremenOrganisationen und Holocaustleug-nern im In- und Ausland und trittauch an Veranstaltungen inDeutschland hufig als Redner auf.