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Lebensmuster 7 Das Mosaik Mein Platz im Leben Pastor Tobias Radtke Oktober 2013 Predigten 2013 Bild: shutterstock.com

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Lebensmuster 7Das Mosaik

Mein Platz im Leben

Pastor Tobias Radtke Oktober 2013

Predigten 2013 Bild: shutterstock.com

Neunmalweise. Neun Lebensmuster, die von Jesus abgeguckt sind. Weise in dem Sinn, dass esklug ist, jedes dieser Muster auf das eigene Leben anzuwenden. Eine Art und Weise, wie Lebengelingen kann. Dabei folge ich dem Buch "Neunmalweise" von Christoph Schmitter, Pastor inWürzburg. Zum Weiterdenken gibt es auch Gruppenmaterial für Hauskreise und einPredigtnachgespräch im Kleinen Saal.

Das erste Muster ist "in Beziehungen leben". Die Triangel. Beziehungen im Gleichgewicht,Gemeinde, die miteinander unterwegs ist, mit Gott, mit einander, mit der Welt. Das zweite Muster sind "Lebenserfahrungen" und was aus ihnen entstehen kann. Die Parkbank,auf der Gott mit mir sitzt oder Menschen, wo wir über Erfahrungen reden, Versagen, Enttäuschung.Lernen, neu anfangen, reifen.Das dritte Lebensmuster ist die Schaukel. Sie steht für den Rhythmus von Ruhe und Aktivität.DerMuskel der sich anspannt und entspannt.Das vierte Lebensmuster ist die Telephonzelle. Reden mit Gott, das Vater Unser als Startpunkt, dasGebet Jesu, das alles enthält und doch kinderleicht ist.Das fünfte Lebensmuster ist das Brot, ein Mittel zum Leben. Die Bibel hat bei weitem nicht aufalle unsere Fragen eine Antwort. Es geht nach ihrer eigenen Aussage in 2 Tim 3,16 um Belehrung,um Reue, um Orientierung und vor allem um Transformation. Das sechste Lebensmuster ist der Staffelstab. Es geht darum, anderen Verantwortung zuübertragen, die nächste Generation zu befähigen, oder - aus der umgekehrten Perspektivebetrachtet - von Menschen zu lernen, die schon weiter sind als du. Es geht um Lernen und darum,Gelerntes weiterzugeben.

Neun LebensMuster zum Nachmachen und Selberglauben

6. Januar Die Triangel – Lebensmuster Beziehungen 14. April Der Weg – Lebensmuster Erfahrungen 28. April Die Schaukel – Lebensmuster Rhythmus 23. Juni Die Telefonzelle – Lebensmuster Gebet 21. Juli Das Brot – Lebensmuster Bibel 22. September Der Staffelstab – Lebensmuster Leiten 27. Oktober Das Mosaik - Lebensmuster Biographie 2014 Die Tür – Lebensmuster Mission Der Organismus – Lebensmuster Fazit

Zu jeder Predigt gibt es einen vorbereiteten Hauskreisentwurf.

Das Buch zur Predigt und zu den Hauskreisen:

Christoph Schmitter Neunmalweise LebensMuster zum Nachmachen und Selberglauben, ca. 288Seiten, Paperback, € [D] 14,90, ISBN 978-3-86256-024-0 Bestell-Nummer 590 024

Internet: Neunmalweise.de

Pastor Tobias Radtke Oktober 2013

Moderation im Gottesdienst:

"Wohnräume sagen ja viel über die Menschen, die darin leben. In dem Zimmer hat alles seinenPlatz. Nicht pedantisch, aber geordnet wirkt das Leben, das hier gelebt wird. Da hat jemand seinLeben im Griff, denke ich. Ich kenne die Bewohnerin, seit ich mich vor ein paar Jahren nach jungenLeuten für unseren Leiterkurs umsah. Zwei Teamleiter meiner Gemeinde schlugen mir unabhängigvoneinander eine 23-jährige Frau vor. `Die musst du fragen. Sie ist topfit. Absolut zuverlässig. Totalverantwortungsbewusst. Sehr engagiert.`So in etwa lauteten ihre begeisterten Worte. ....

Cornelia hatte 2005 hat ein Biologie-Studium in Würzburg begonnen. Außer ihrer Lerngruppe kenntsie kaum jemanden in dieser Stadt und manches Wochenende vergeht, an dem sie ihr Wohnheim-Zimmer überhaupt nicht verlässt. Sie zieht sich zunehmend zurück.

Eines Tages wird sie von einer Bekannten eingeladen, mit in ihre Kirche zu kommen. [...] Weil dieBekannte hartnäckig bleibt und Cornelia die Ausreden ausgehen, kommt sie eines Tages in dieCityChurch mit. Sie kommt öfter, hört sich über die Homepage alle CityChurch-Predigten derletzten Jahre an. Trotz inhaltlicher Zweifel beeindruckt sie vor allem die Feststellung, dass hierhalbwegs intelligente Menschen an Gott zu glauben scheinen. Hier predigen nicht nur der Pastor,sondern auch Menschen mit „ganz normalen" Berufen. Das Credo ihrer Erziehung, „Christenglauben, weil sie die Welt nicht verstehen", gerät ins Wanken. Glaube kann reflektiert und alsdurchaus vereinbar mit den Naturwissenschaften verstanden werden.

Es dauert nicht lange, bis jemand Cornelias Potenzial erkennt. Sie wird gefragt, ob sie Lust hat, imKinderprogramm mitzumachen.Ohne lang nachzudenken, sagt sie zu. Jemand anderes lädt sieein, sich als Radiomoderatorin in einer christlichen Radiosendung auszuprobieren.Und auf einmalist sie mitten drin. Lernt Menschen kennen. Fühlt sich zugehörig.Und erlebt Kirche als einengeschützten Mikrokosmos, in dem man sich ohne Leistungsdruck ausprobieren kann. In demMenschen um ihrer selbst willen geliebt werden. In dem man ihr vertraut, anstelle sie zukontrollieren.Aber in dem auch Talent geschätzt wird. Und es natürlich viel Raum für eine Frau, die Eigenverantwortung gelernt hat. Heute sagt siebescheiden: `In dieser Gemeinde konnte ich die Nischen finden, in denen ich gut bin. Ich bin nichteinfach gut in Radioarbeit oder im Kinderprogramm. Ich bin in einzelnen Aufgaben gut, zumBeispiel im Organisieren, in technischen Sachen, im Ausprobieren neuer Dinge, im Zugehen aufMenschen. Erst zusammen mit den Fähigkeiten anderer kommt etwas Gutes auf die Beine.`

In dem Leiterkurs lernt sie etwas Neues über sich selbst. Sie ist gar nicht der aufgabenorientierteMensch, für den sie sich immer hielt. Sie ist der menschenorientierte Typ.„Meine Geschichte und Prägung hatten aus mir den Menschen gemacht, der ich war. Ich hattegelernt, Ziele zu erreichen und dass Fleiß sich lohnt. Beziehungen waren nicht meine Stärke undich dachte: So bin ich eben [...]" Doch jetzt entdeckt sie, dass es da noch eine andere Cornelia gibt.Eine mit Begabungen und Wesenszügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Und die stimmen nichtimmer mit dem überein, was das Leben uns über uns selbst beigebracht hat.[...]Die Gemeinschaftwiederum ermöglicht ihr, neue Seiten an sich zu entdecken und ihre Persönlichkeit zu entfalten.Weil es in der Kirche nicht darum geht, Arbeit zu erledigen, sondern mit Menschen unterwegs zusein und sich mit Stärken und Schwächen zu ergänzen.

Ich stelle ihr zum Schluss zwei Fragen. Erstens: Was ist der Sinn deines Lebens? Und zweitens:Wie verhinderst du bei all deinen Aufgaben, dass du ausbrennst? ´Der Sinn meines Lebens?´ Siedenkt einen Moment nach. ´Die Menschen um mich herum wahrnehmen und etwas zusammen mitihnen gestalten, das macht mich glücklich. Und ausbrennen tue ich deshalb nicht, weil ich michbemühe, die meiste Zeit in die Tätigkeiten zu investieren, die ich wirklich gut kann und die mirSpaß machen.´

Pastor Tobias Radtke Oktober 2013

Intro

Vielleicht warst Du dabei, als dein Kind geboren wurde, vielleicht hast du auch keine Kinder, aufjeden Fall warst Du bei deiner eigenen Geburt dabei. Ab da ganz deutlich, aber schon im Muterleibfing dein Leben an, jene verheißungsvolle Mischung aus Erbgut, Talenten und potenziellenFähigkeiten, die du oder Dein Kind in den kommenden Jahrzehnten entfalten würde.

Was dann kam, waren Menschen, Ereignisse, du selbst. Du wurdest, was Du bist. Gereiftes undimmer auch Verletztes, Unfertiges. Wenn Du genau auf dein Leben schaust und genau hinschaust,wirst Du Linien entdecken, nicht alle durchgezogen, nicht alle gerade, aber Linien. Fähigkeiten,Freundschaften, Entwicklungen.

Die Frage ist, wo diese Linien hinführen, ob ein Muster zu entdecken ist? Gibt es einen Sinn imLeben, einen großen Plan? Ich möchte mit euch vier Schritte gehen: Wir schauen in dieseLebenswelt, schauen auf ein besonderes Lebensbild, entdecken darin ein Lebensmuster undrunden das Ganze ab mit ein paar Mustervorschläge. Wie immer stammt vieles aus dem BuchNeunmalweise von Christoph Schmitter.

Lebenswelt

Gibt es einen großen Plan für dein Leben?

Die einen antworten, es gibt keine Bestimmung, kein höheres Ziel, keine größere Geschichte, inder man mitspielt.Die anderen sagen, es gibt eine Geschichte, eine Geschichte, ein Ziel. Es kommtvon außen auf den Menschen zu. Sie nennen es Gott.

a) Die einen sagen dass das Leben ist, wie es ist, und dass es letztlich keine Bestimmung hat,außer eben gelebt zu werden.Im schlimmsten Fall gilt es dann nur noch, Genuss und Konsum zumaximieren. Aber selbst wenn man man für gewisse Dinge kämpfen kann, die Ehe, eineGeschäftsidee, mehr soziale Gerechtigkeit, findet man den den Antrieb für diese Kämpfe nur insich selbst. Steht ihm zu viel entgegen, an Widrigkeiten und schmerzvollen Erfahrungen, tauchtbald die hässliche Sinnfrage auf und sie hat die Resignation im Schlepptau. Was soll das Leben,was macht es noch lebenswert, außer dass man sich so dahinschleppt? Es gibt die, die die Kraft insich finden, dennoch nicht aufzugeben. Doch sie sind selten. Wir nennen sie Helden.

Die anderen kennen die bitteren Kämpfe dieses Lebens ebenfalls. Sie wissen von unverhofftemGlück und unverdientem Pech, von ungerecht verteilten Talenten und Schicksalsschlägen.Doch inall dem sehen sie die Sinnfrage nicht angetastet. Angesichts von Misserfolg bleibt sie merkwürdiggelassen. Sie rechnen mit einem Sinn. Nick Vujicic ist Beispiel für diese Philosophie, ein Mann, der nicht nur beide Beine verloren hat,sondern der von Geburt an keine hatte. Und auch keine Arme. Heute hält er Vorträge vorSchulklassen und sagt jungen Menschen, dass sie einer Lüge glauben, wenn sie sich für wertloshalten. Er redet davon, dass es sich lohnt, zu leben. Er lacht dabei unglaublich viel. Und hauchtTeenagern damit Mut in die Seele und ziemlich viele Tränen in die Augen. Nick Vujicic glaubt aneinen Gott, der ihn so in dieses Leben geschickt hat, wie er ist.

b) Die einen schauen in diese Welt und erkennt viele Anzeichen dafür, dass das Leben nichtsweiter ist als das Ergebnis millionenfacher Wiederholung von biologischer Höherentwicklung. Alles,was ich bin, denke, fühle und sogar glaube (!) ist genau genommen nichts als komplexe Biochemie- genauso faszinierend wie zufällig.Die anderen weigern sich die Hinweise zu übersehen, die in diesem Universum dafür sprechen,dass das Leben doch mehr ist als das. Ihr Auge fällt auf die atemberaubende Anatomie einesmenschlichen Körpers, ihr Ohr vernimmt die geniale Virtuosität eines musikalischen Werkes, ihrHerz ist berührt von einer großen moralischen Tat - sie sehen also all das, was wir mit dem großen

Pastor Tobias Radtke Oktober 2013

Wort Schönheit umschreiben können, und erkennen darin einen großen Plan und letztlich ... Gott.Wenn Gott existiert, wovon der christliche Glaube ausgeht, und wenn er ein persönlicher Gott ist,was der christliche Glaube mit aller Nachdrücklichkeit behauptet - dann bist du mehr als vomLeben geformte Biochemie.Dann bist du geschaffen,gewollt und zu einem bestimmten Lebenberufen.

Lebensbeispiel

Das ist die Überzeugung der Bibel. Sie beschreibt den Anfang des Leben so: "So schuf Gott dieMenschen nach seinem Bild, als Gottes Ebenbild schuf er sie und schuf sie als Mann und alsFrau.Und Gott segnete die Menschen und sagte zu ihnen: ´Seid fruchtbar und vermehrt euch! Fülltdie ganze Erde und nehmt sie in Besitz! Ich setze euch über die Fische im Meer, die Vögel in derLuft und alle Tiere, die auf der Erde leben, und vertraue sie eurer Fürsorge an.´" (Gen 1, 27)

Es geht hier nicht darum, viel Sex zu haben und möglichst viele Kinder zu haben und Tierpfleger zuwerden. Es geht darum, die Welt durch mein Sein zu gestalten und zu bewahren. Zu hüten und zupflegen. Dazu gab Gott dem Menschen Kreativität, Sachverstand, Organisationstalent. Das meintdie Bibel mit Ebenbild, der Mensch so etwas wie Gottes rechte Hand auf Erden.

Wenn der Mensch also wissen will, wer er ist und wo er hingeht, muss er von Gott her denken.Damit sind wir bei dem, was die Bibel Berufung nennt. Das Lebensbuch Bibel ist voll mit ihr:Abraham wurde berufen auszuwandern und Vater eines neuen Volkes in einem neuen Land zuwerden. Mose sollte dieses Volk befreien, David es führen, die Propheten zu ihm predigen. Allen gemeinsam war, dass sie ganz genau wussten, was Sinn und Bestimmung ihres Lebens ist.Sie hatten Gott erlebt und eine Berufung. Oft heißt es Gottes Geist kam auf sie. Sie waren keine runden Persönlichkeiten, sie hatten teilweise gewaltige Schwächen: Abraham warmanchmal ein Lügner, Mose ein Mörder, David ein Ehebrecher und Mörder dazu, die Prophetenwaren raue Vertreter. Und Gott berief sie trotzdem.Und wie im großen Auftrag an alle Menschen,bewahrten sie die Welt und das Leben durch ihren Lebensweg, den sie nun mit Gott gingen.

Den Höhepunkt der Verbindung von berufendem Gott und beauftragen Menschen sehen wir beiMaria. Diese Verbindung führt zu dem Geheimnis der Geburt Jesu. Ihre Berufung ist, den SohnGottes zu Welt zu bringen. Der wiederum beruft Männer. Mit ihm zusammen zu leben, von ihm zulernen, und dann seine Mission weiter zu führen. Jesus drückt das am Ende seines Weges mitseinen Jüngern so aus: "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt. Ich habe euchdazu bestimmt, reiche Frucht zu bringen, Frucht, die Bestand hat." (Joh 15,16)

Auf diese Worte kann man ein ganzes Leben bauen. Mit diesen Worten kann man in Widrigkeitendurchhalten, trotz aller Schwächen fest an den eigenen Wert glauben. Und daran, dass es einentiefen Sinn hat, dass man lebt: Ich bin erwählt. Ich habe eine Bestimmung.

Und jetzt müssen wir nur noch einen letzten gedanklichen Schritt weitergehen, um die biblischeIdee von Berufung zu verstehen. Jesus sagt nämlich "ihr", nicht "du".Seine Berufung gilt einerGruppe.Das ist das Programm des Neuen Testamentes. Ab sofort geht es nicht mehr um dich odermich, sondern um uns.Es gibt seit Jesus nicht mehr einzelne Menschen, die eine besondereVerbindung zu Gott und deshalb einen besonderen Auftrag in der Welt haben.Seit Jesus ist es eineGemeinschaft, in der Gottes Geist wirkt. Seit Jesus ist es eine Gemeinschaft, die Gott in der Weltrepräsentiert und seine Liebe weitergibt. Seit Jesus ist es eine Gemeinschaft, die zusammenzusammen unterwegs ist.Eine Weggemeinschaft.Paulus führt das in 1. Korinther 12 aus:"Der Körper des Menschen ist einer und besteht doch ausvielen Teilen. Aber all die vielen Teile gehören zusammen und bilden einen unteilbarenOrganismus. So ist es auch mit Christus: mit der Gemeinde, die sein Leib ist. Denn wir alle, Judenwie Griechen, Menschen im Sklavenstand wie Freie, sind in der Taufe durch denselben Geist inden einen Leib, in Christus, eingegliedert und auch alle mit demselben Geist erfüllt worden."

Pastor Tobias Radtke Oktober 2013

Lebensmuster Moaik

Ein anderes Bild für diesen Sachverhalt ist ein Mosaik. Ein Mosaik besteht aus Scherben,zusammen bilden sie ein wunderschönes Bild. Es ist kein Puzzle, gerade weil die Scherben nichtzusammen passen, entsteht etwas Wunderschönes. Schauen wir mal auf Scherben, auf ihr Umfeldund auf das Gesamtbild

a) Das Mosaiksteinchen: Es war ein guter Tag als Du geboren wurdest! Ein Glücksfall für dieMenschheit. Ein begabter Mensch mehr, von Gott geschaffen und berufen, etwas von GottesWesen in diese Welt hinein zu reflektieren. Der katholische Theologe Romano Guardini hat einModell entworfen, dich klarer zu sehen. Er spricht von Wesensgestalt, Schicksalsgestalt undBerufungsgestalt.

Die Wesensgestalt hat damit zu tun, wer wir von Anfang an sind. Unser genetischen Anlagen,Talente, Persönlichkeitsstruktur, unser Körper. Die Schicksalsgestalt ist die Form, die das Lebenuns gegeben hat. Deine Erziehung, deine guten und schlechten Erfahrungen, das, was Du ausdeinem Leben gemacht hast. Berufung entsteht aus der Überschneidung von Lebens- und Schicksalsgestalt. Paul Donderssagt: "Wenn ein Mensch seine Geschichte, seine Persönlichkeit und seine Talente miteinanderkombiniert, wird er herausfinden, welche Auftrag er hat."Nehmen wir Cornelia. Sie hielt sich lange Zeit für die, die ihre Geschichte aus ihr gemacht hatte.Selbstständig, zielorientiert, fleißig. Doch dann entdeckte sie, dass es da noch die Cornelia gibt,die Gott einst auf diese Welt gesetzt hatte. Die Cornelia, der Menschen wichtiger als Ziele sind.Beides zusammen, ihr geschaffenes Wesen und ihre Geschichte ergibt ihre Berufung. Und heutehat sie Spaß daran, Menschen wahrzunehmen und mit ihnen gemeinsam Ziele zu erreichen.

Die Herausforderung ist also eine doppelte: Zum einen deine Wesensgestalt zu entdecken und dasin dir schlummernde Potenzial zu entwickeln. Zum anderen deine Schicksalsgestalt ernst zunehmen, also das, was dein Leben dir an Stärken beigebracht hat und welche Wunden es dirgeschlagen hat. Denn ein bisschen gleichen wir tatsächlich einer Scherbe. Doch dieBerufungsgestalt hängt nicht von uns ab, sondern von Gott, der sprach und aus dem Chaos wurdedie Welt. Manchmal wird aus schweren Erfahrungen sogar eine besondere Stärke.

b) Das Umfeld: Es gibt einen einzigen Weg für ein Mosaiksteinchen, seinen Platz einzunehmen,die Entscheidung zu treffen: Hier will ich mich einbringen, das will ich machen, mit diesen Leutenwerde ich zusammen arbeiten.

Das ist nicht immer einfach, nicht angenehm. Ich forderte die Leute oft heraus, macht ganzeSache, bleibt nicht unverbindlich. Und ich höre ein bisschen Bequemlichkeit und Konsum, vielAngst und Risiko, Verlust von Freiheit. Ich kann das gut verstehen. Manchmal denke ich, Gemeinde wie jede menschliche Versammlungist Probleme zu haben, die man alleine nicht hätte. Aber das ist kurzsichtig, denn Gemeinschaft istauch der Weg, Erfüllung zu finden, die ich sonst nicht finden könnte. Stephen Covey, einweltbekannte Management-Guru, spricht von drei Entwicklungsschritten, die ein reifender Menschzu gehen hat. Am Anfang steht die Abhängigkeit (des Kindes von seinen Eltern). Dann erkämpftsich der heranreifende Mensch mehr und mehr seine Unabhängigkeit und steht auf eigenenBeinen. Doch ein dritter Schritt ist nötig. Der zur wechselseitigen Abhängigkeit. Covey nennt esInterdependenz und behauptet:„Das Leben ist von Natur aus hochgradig interdependent. DerVersuch, durch Unabhängigkeit maximale Effektivität zu erreichen, ist,als ob man mit einemTennisschläger Golf spielen wollte: Das Werkzeug passt nicht zur Wirklichkeit.Interdependenz ist ein viel reiferes, entwickelteres Konzept. Wenn ich physisch interdependent bin,bin ich selbstständig und fähig, aber ich erkenne auch, dass ich gemeinsam mit anderen viel mehrerreichen kann, als ich es selbst beim besten Bemühen alleine könnte. Wenn ich emotionalinterdependent bin, habe ich ein starkes Selbstwertgefühl, erkenne aber auch das Bedürfnis nach

Pastor Tobias Radtke Oktober 2013

Liebe, möchte sie geben und von anderen bekommen. Wenn ich intellektuell interdependent bin,erkenne ich mein Bedürfnis, die besten Gedanken anderer mit meinen eigenen zu verbinden.Als interdependenter Mensch habe ich die Möglichkeit, mich selbst sinnvoll bei andereneinzubringen, und ich habe Zugang zu den unermesslichen Ressourcen und dem Potenzialanderer Menschen.Für Interdependenz können sich nur unabhängige Menschen entscheiden.Abhängige können nicht beschließen, interdependent zu werden. Sie haben dafür nicht die nötigeCharakterstärke; sie besitzen noch nicht genug von sich selbst. "

c) Das große Bild: Das Mosaik nun zeigt nicht irgendein Bild, es zeigt Jesus. Und du bist ein Teildavon. Paulus sagt, dass wir gemeinsam einen Organismus bilden, aber nicht irgendeinen,sondern den Körper Jesu. Das ist eine im höchsten Maß aufregende Aussage, wenn man maldarüber nachdenkt, was das eigentlich bedeutet. Es bedeutet: Wo du hingehst, geht Jesus hin.Wodu auftauchst, taucht Gott auf.Deine Worte transportieren Gottes Gedanken in die Welt.DeineTaten sind materialisierte Liebe Gottes.Zumindest können sie das sein. Jesus handelt in dieserWelt nicht mehr unabhängig von seiner Gemeinde. Wir sind sein Plan. Wir sind seine Hände, seinMund, seine Füße, mit denen er durch den Staub dieser Welt wandert. Jemand pflückt und verschenkt eine Blume und ein anderer erkennt ein Lächeln Gottes in dieserGeste. Jemand besucht die Oma im Altenheim und die Oma fühlt sich von Gott nicht vergessen.Jemand verschenkt 100 Büro und am Abend dankt der Beschenkte seinem Gott für die Erhörungseines Gebetes. Du tust es - Gott tut es.

Das ist Sinn, das ist die Geschichte, das ist der Auftrag - mit deinen gottgegebenen Möglichkeitenhier auf Erden zu tun, was Gott tun möchte.Dafür lohnt es sich zu leben. Für die kleinen undgroßen Taten.Denn du bist Teil von etwas Großem. Es gibt keinen Grund, verschüchtert, verzagtund resigniert durchs Leben zu laufen, Du hast Grund, aufrecht zu gehen und den Platz zu füllen,den nur du füllen kannst.

Mustervorschläge

Für die Woche ein paar Anregungen, denn es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Das Mosaik ist nicht nur starr innerhalb des organisatorischen Rahmens der Kirche zu denken, dubist berufen, ein Teil des Leibes Jesu zu sein, aber du bist das überall, ob du gerade in einemKirchenchor singst oder der Nachbarin dein Ohr leihst, die jemanden zum Reden braucht. Abernatürlich ist die Gemeinde der Ort, wo du auf jeden Fall verwurzelt sein solltest um deine Berufungzu leben. Hier ein paar Tipps für Gemeinde und Welt.

Feedback Der einfachste Weg, ein Bild von dir selbst und deiner Berufung zu bekommen, ist der,andere zu fragen, wie sie dich wahrnehmen. Gibt es ein, zwei Menschen, die bereit wären, direhrlich zu sagen, wo sie deine Stärken und Schwächen sehen?

Manchmal lautet die schlichte Antwort auf die Frage, was man tun soll, auch folgendermaßen:„Irgendetwas! Tu einfach irgendetwas!" Manchmal ein Umweg, manchmal eine Abkürzung, aberimmer ein Abenteuer.

Die ambitionierte Variante wäre Sich ein paar Mal mit einem Menschen zu treffen, der gelernt hat,dir mit guten Fragen auf die Sprünge zu helfen. Oder du liest ein paar Bücher, z.B. Paul Donders,"Kreative Lebensplanung", Richard Rohr/Andreas Ebert "Das Enneagramm" oder FlorenceLittauer, "Einfach typisch".

Fazit

Zum Schluss noch ein Quergedanken: Hat Gott einen Plan für mein Leben?

Pastor Tobias Radtke Oktober 2013

Ich würde sagen: Nein. Die Vorstellung, Gott hätte ein festes Drehbuch im Kopf und wir müssennur unsere Rolle finden und den Text auswendig lernen, ist zu starr. Oder um in unserem Bild zubleiben: Das Mosaik ist kein Puzzle. Du passt nicht nur an einer Stelle ins Bild und findest dudiesen Ort nicht, läuft dein Leben nicht am Ziel vorbei.Gott ist flexibel genug, die verschiedenstenWege mit dir zu gehen.

Er hat keinen Plan, er hat eine Berufung für dich. Seine Liebe und sein Wesen in dieser Welt zuverkörpern auf die Art, die nur du geben kannst, mit deiner Wesensgestalt und deinerSchicksalsgestalt, auf dem Weg, deine Berufungsgestalt zu erkennen. Eine gute Woche.

Pastor Tobias Radtke Oktober 2013