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Nr. 965 Leberkäs’ und rote Strapse Hochdeutsches Lustspiel in 3 Akten für 4 Damen und 4 Herren (und 1 Nebenrolle) von Regina Rösch Theaterverlag Rieder Postfach 1164 86648 Wemding Tel. 0 90 92 2 42 Fax 0 90 92 56 07 E-Mail: [email protected] Internet: www.theaterverlag-rieder.de

Leberkäs’ und rote Strapse - Theaterverlag Rieder · Nr. 965 Leberkäs’ und rote Strapse Hochdeutsches Lustspiel in 3 Akten für 4 Damen und 4 Herren (und 1 Nebenrolle) von Regina

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Nr. 965

Leberkäs’ und rote Strapse

Hochdeutsches Lustspiel

in 3 Akten

für 4 Damen und 4 Herren

(und 1 Nebenrolle)

von

Regina Rösch

Theaterverlag Rieder

Postfach 1164 86648 Wemding

Tel. 0 90 92 2 42 Fax 0 90 92 56 07

E-Mail: [email protected]

Internet: www.theaterverlag-rieder.de

Aufführungsbedingungen:

Das Theaterstück einschließlich aller seiner Teile ist urhe-berrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der en-gen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustim-mung des Verlages unzulässig und zieht zivil- und straf-rechtliche Konsequenzen nach sich.

Das Rollenmaterial - je Rolle und für Regie ein Buch - zurAufführung muss käuflich erworben werden. Das Auffüh-rungsrecht dieses Theaterstücks kann nur durch einen ge-sonderten Aufführungsvertrag zwischen der Bühne unddem Verlag erworben werden. Das hierin erhaltene Auf-führungsrecht setzt den Erwerb des vollen Rollensatzesvoraus. Einzelhefte sind unverkäuflich und berechtigennicht zur Aufführung. Im Preis des Aufführungsmaterialssind keine Lizenzgebühren enthalten. Diese werden ge-sondert nach dem Aufführungsvertrag abgerechnet. Daserteilte Aufführungsrecht hat ein Jahr Gültigkeit, danachmuss es beim Verlag neu erworben werden. Bei nicht ord-nungsgemäß angemeldeten Aufführungen fordern wir dieHerausgabe aller mit der Bühnenaufführung erzielten Ein-nahmen, mindestens aber das 10fache der Mindestauffüh-rungsgebühr je Aufführung.Sämtliche Rechtsbeziehungen zwischen Verlag und Bühneregeln sich nach dem Urheberrechtsgesetz. Widerrechtli-che Vervielfältigungen aller Art, Übersetzungen, Mikrover-filmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung inelektronischen Systemen, unerlaubtes Aufführen und un-bezahlte Wiederholungsaufführungen ziehen als Verstoßgegen das Urheberrechtsgesetz (§ 96, 97, 106 ff) zivil- undstrafrechtliche Schritte nach sich. Für Berufsbühnen, Fernsehen und Hörfunk gelten ge-sonderte vertragliche Regelungen. Aufzeichnung und Spei-cherung auf elektronische Datenträger (analog, digital)muss dem Verlag vorher schriftlich gemeldet und eine ge-sonderte vertragliche Vereinbarung getroffen werden.

Theaterverlag Rieder

Alle Rechte vorbehalten. Theaterverlag Rieder · Birkenweg 3 · 86650 Wemding.Jedwede Nutzung unterliegt den Bestimmungen des Urheber- und Aufführungsrechts!

Inhaltsangabe:

Die Freunde Friedhelm, Peter und Josef sind drei Männerin den besten Jahren. Doch sowohl im Alltag, als auch inder Ehe hat sich nach und nach die Langeweile ein-geschlichen. Statt wie früher als begehrteste Junggesellender ganzen Umgebung auf wilden Feten zu Musik von denRolling Stones und Deep Purple abzurocken, sitzt man nunam Samstag mit seiner besseren Hälfte und einer FlascheBier auf dem Sofa und guckt "Musikantenstadel". Einwahrhaft trostloses Leben!

Auch die Frauen sind frustriert. Trotz aller Restaurierungs-versuche bei Friseurin und Kosmetikerin dreht sich alles imLeben nur noch um geputzte Fenster, die Wehwehchen derMänner und vor allem darum, dass immer genug Leber-käse im Kühlschrank ist. Und das soll es gewesen sein? Solldas alles noch 31 Jahre und 2 Monate bis zum Erreichen derdurchschnittlichen Lebenserwartung einer Frau so wei-tergehen? Es gibt nur eine Alternative: Wolle kaufen undSocken stricken oder noch einmal ausbrechen und etwaserleben! Und so entscheidet man sich, zumindest für einWochenende in die "Zeit der roten Strapse" zurückzu-kehren.

Aber auch die Herren sind nicht bereit, sich ihrem Schick-sal zu ergeben. Mit einer "Revival-Party" versucht man dieZeit zurückzudrehen und die wilden Jahre noch einmal zuerleben. Doch bereits nach kurzer Zeit stößt man vor alleman körperliche Grenzen und erkennt, dass Schlaghosen,lange Mähnen und Rockmusik die Jugend nicht zurück-bringen. Aber so schnell gibt man nicht auf und begibt sichauf die Suche nach einer altersgemäßen Möglichkeit demAlltagstrott zu entgehen.

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Diese ist auch schnell gefunden, denn der neue Chef vonFriedhelm ist Stammgast in einer kleinen, exklusiven Bar inder Nachbarstadt! Und so treffen in der folgenden Nachtdrei Provinzgockel in Erwartung von Tabledance und rotenStrapsen als feurige Italiener getarnt auf vier unterneh-mungslustige Damen, die im Gegensatz zu den eigenenEhefrauen noch "Feuer im Hintern" haben! Doch nicht nurdie Herren sind inkognito unterwegs und so geschehen indieser Nacht Dinge, mit denen "Mann" so gar nicht gerech-net hat.

Die Autorin

Darsteller:

Friedhelm Bundschuh Beamter, ca. 55 Jahre (ca. 148 Einsätze)

Margarete Bundschuh seine Gattin, ca. 52 Jahre (ca. 110 Einsätze)

Dr. Dr. Müller-Tiefensee Chef von Friedhelm, (Mü-Tief) ca. 48 Jahre (ca. 75 Einsätze)

Josef (Sepp) Pfeifer Freund von Friedhelm, Bauunternehmer, ca. 55 Jahre(ca. 81 Einsätze)

Gertrud Pfeifer seine Gattin, ca. 52 Jahre (ca. 63 Einsätze)

Peter Busch Nachbar, ca. 50 JahreGärtnereibesitzer (ca. 84 Einsätze)

Hedwig Busch seine Gattin, ca. 50 Jahre (ca. 48 Einsätze)

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Emilie Meister Friseuse, ca. 56 Jahre (ca. 40 Einsätze)

Liane Kowalski Untermieterin der Familie Pfeifer, ca. 25 – 35 Jahre (ca. 43 Einsätze)

Barbesucher/ Polizist nur jeweils ein Einsatz im 3. Akt

Bühnenbild:

Die Bühne ist in zwei Zimmer unterteilt. Die Zwischenwand wird durch Bruchsteine im Hintergrundder Bühne angedeutet.Auf der rechten Seite befindet sich das Wohnzimmer oderEsszimmer der Familie Bundschuh.Gemütlich und stilvoll eingerichtet. Sideboard, Tisch, Stüh-le, eventuell kleiner Schrank (im Folgenden Bühne 1).Links befindet sich das Esszimmer der Familie Pfeifer.Dieses Zimmer sollte sowohl von der Tapete als auch vonder Einrichtung her vom anderen Zimmer abweichen (z. B.etwas altmodischer in Eiche rustikal etc. Hier ist ebenfallsmindestens ein Tisch mit 4 Stühlen erforderlich(im Folgenden Bühne 2).

Wenn nur eine kleine Bühne zur Verfügung steht, reicht esvöllig aus, sich auf einen kleinen Tisch, Stühle, ein kleinesSchränkchen und einige Accessoires pro Zimmer zubeschränken.

Spieldauer: ca. 120 Min.

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1. Akt

1. Szene

Gertrud, Emilie, Hedwig, Margarete

Die Bühne ist in zwei Zimmer unterteilt. Die Zwischenwand wird durch Bruchsteine im Hintergrundder Bühne angedeutet.Auf der rechten Seite befindet sich das Wohnzimmer oderEsszimmer der Familie Bundschuh.Gemütlich und stilvoll eingerichtet. Sideboard, Tisch, Stüh-le, eventuell kleiner Schrank (im Folgenden Bühne 1).Links befindet sich das Esszimmer der Familie Pfeifer.Dieses Zimmer sollte sowohl von der Tapete als auch vonder Einrichtung her vom anderen Zimmer abweichen (z. B.etwas altmodischer in Eiche rustikal etc. Hier ist ebenfallsmindestens ein Tisch mit 4 Stühlen erforderlich. (im Folgenden Bühne 2).Wenn nur eine kleine Bühne zur Verfügung steht, reicht esvöllig aus, sich auf einen kleinen Tisch, Stühle, ein kleinesSchränkchen und einige Accessoires pro Zimmer zu be-schränken.

Bühne 2:Im Esszimmer ist zu Beginn des Stückes ein "Frisiersalon"eingerichtet. Auf dem Tisch liegen Frisierutensilien, Haar-spraydosen, Schaumfestiger etc. dazwischen stehen Kaffee-tassen, Kaffeekanne, Sahne, Apfelkuchen etc.Margarete sitzt mit Lockenwicklern, Frisierumhang undTrockenhaube am Tisch und blättert in einer Frauenzeit-schrift.Gertrud sitzt auf einem Stuhl am Tisch, hinter ihr steht Emi-lie Meister.Gertrud trägt ebenfalls einen bunten Frisierumhang. Emi-lie toupiert noch einige Strähnen am Hinterkopf vonGertrud. Gertrud trinkt inzwischen Kaffee und isst Kuchen,auf den sie immer wieder Sahne sprüht.Hedwig Busch sitzt ebenfalls auf einem Stuhl am Esszim-mertisch. Sie hat eine Farbkarte mit Haarfarben und Sträh-nen vor sich.

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Gertrud: Mensch, jetzt toupiere es doch nicht so arg!Wenn ich heut Nacht drauf schlafe, steht mor-gen früh wieder alles kerzengerade in dieHöhe!

Emilie: Dann schläfst du falsch! Normalerweise ver-rutscht da gar nichts!

Gertrud: Freilich verrutscht es! In der Frühe steht da hin-ten alles in die Höhe! Kerzengerade! (Zeigt aufihren Hinterkopf, zieht einige Strähnen hoch)

Emilie: (haut ihr auf die Finger) Sag’ mal spinnst du,du machst doch die ganze Frisur wieder ka-putt! (Beginnt wieder angestrengt zutoupieren)

Hedwig: (schaut noch immer die Farbkarte an) Ach, esgibt so schöne Haarfarben! Irgendwie möchteich mal etwas Anderes!

Gertrud: Wie, was Anderes?

Hedwig: Na ja, eine andere Frisur halt, eine völligeTypveränderung. Was Junges, Flottes, malganz etwas Anderes halt!

Margarete: (hat die Trockenhaube ausgeschaltet, siehtvon ihrer Zeitschrift auf) Wie willst denn dumit deinen paar Haaren was Anderes ma-chen? Eine Typveränderung! (verächtlich)Kauf dir eine Perücke und setze sie auf, sonstwird das nichts!

Hedwig: (ist beleidigt) Du musst gerade was sagen!Seit 40 Jahren rennst du mit der gleichen,langweiligen Frisur herum!

Margarete: (wütend, steht auf) Du Schachtel! Das kannstdu überhaupt nicht beurteilen. So langekennst du mich noch gar nicht!

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Hedwig: Ach Verzeihung, hab’ ich jetzt ganz vergessen,dass die gnädige Frau ja nicht aus ... (Nameder Ortschaft einsetzen) ist. Du bist ja zugezo-gen. Aber du bist auch nichts Besseres als ich,du blöde Kuh!

Margarete: (blättert wütend weiter in ihrer Zeitschrift.)

Hedwig: (zu Emilie) Du Emilie, meinst du nicht, ichsollte mal eine andere Farbe ausprobieren?Die vielleicht? (hebt eine blonde Strähne an)Vielleicht macht mich das aufregender?

Emilie: (Schaut auf die Farbkarte, zieht die Nasehoch) Nä, das Blonde ist nichts für dich, dazubist du viel zu blass!

Gertrud: (gehässig) Ein paar blonde Haare machenaus dir auch keine feurige Blondine! (fährt mitden Fingern durch ihre blonden Haare) Ent-weder man ist wie ich von Natur aus Blondineoder man wird es nie! Blondinengene hatman, oder man hat sie nicht!

Margarete: So ein Quatsch! Was meinst du, wie vielefalsche Blondinen auf dieser Welt rumrennenund keiner merkt es! Nimm doch mal die Fi-schers Rosa zum Beispiel. Jeder denkt, die istvon Natur aus blond! Ja Pfeifendeckel, ist siegar nicht, kann sie gar nicht sein! Die hat anden Beinen nämlich schwarze Haare! Das hatmein Friedhelm neulich früh in der Kirche ent-deckt! Schwarze Haare, wenn ich’s euch sage!

Emilie: Was, in der Kirche hat der das gesehen????

Hedwig: Guckt der mit dem Fernglas von der Emporerunter? Das sieht der doch unmöglich von daoben aus, welche Farbe die Haare an denBeinen von der Fischers Rosa haben!

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Margarete: Ich hab’ mich ja auch gewundert, weil dersieht doch so schlecht - daheim! Aber dannhat er mir erklärt, dass er unten in der Bankwar, weil die Empore gesperrt war wegendem Gesangsverein! Und die Rosa war vormFriedhelm in der Bank und hat einen Rockangehabt. Und bei der Wandlung war siegekniet und der Friedhelm hat sich hingesetzt,wegen seinem Knie, und da hat ers entdeckt!Schwarze Haare an den Beinen! SchwarzeHaare!

Gertrud: Wahnsinn! Aber das eine sag’ ich euch, daspassiert mir nicht!

Margarete: Wenn die Empore gesperrt ist, dann ist siegesperrt! Auch für dich! Dann musst auch duunten in die Bänke!

Gertrud: Quatsch, das mit den Haaren passiert mirnicht! Weil ich rasiere mich immer! JedeWoche!

Hedwig: Mein Peter rasiert sich jeden Tag! Jeden Tag!

Margarete: Was? Jeden Tag? An den Beinen?

Hedwig: Nä, nicht an den Beinen! Im Gesicht, weil derso einen starken, männlichen Bartwuchs hat,mein Peter!

Emilie: Die Männer haben’s gut, da guckt keiner vonder Empore aus, ob die Haare an den Beinenhaben! (Betrachtet ihre Beine)

Margarete: (ungeduldig) Nicht von der Empore aus, derFriedhelm war doch unten, unten in der Bank!

Emilie: Ist doch egal! Auf alle Fälle haben’s die Män-ner einfacher! Denen gehen irgendwann dieHaare aus und es juckt niemand. Und irgend-

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wann, still und heimlich, haben sie dann eineGlatze!

Gertrud: Sag das nicht! Mein Sepp, der hat am Anfangjedem Härchen nachgeweint. Jede Früh ist erals erstes zum Spiegel gerannt und hat seineHaare nachgezählt. Aber irgendwann hat erdann aufgehört mit dem Zählen.

Hedwig: Und warum?

Margarete: (gehässig) Weil Männer nicht so weit zählenkönnen!

Emilie: Nä, weil’s einfach egal ist. Irgendwann endetjeder Mann mit Glatze! (zu Gertrud) Deine Haaremachen mich heute noch wahnsinnig, die hal-ten einfach nicht wie sie sollen! Hedwig, gib mirmal den Schaumfestiger! (Hedwig ist noch im-mer mit ihrer Farbkarte beschäftigt, greift ohnehinzusehen nach einer Dose und reicht Emiliedie Sahne. Emilie sprüht Sahne auf ihre Hand-flächen und knetet sie in die Haare von Gertrud.)(Über die Stuhllehne kann ein Handtuch ge-hängt werden, an dem, vom Publikum unbe-merkt, die Sahne abgewischt werden kann.)

Margarete: Na ja, sie hat schon arg dünne Härchen, dieGertrud, was soll da auch halten! Ihr müsstmal mein Haar anfassen, ich hab’ volles,kräftiges Haar, keine solchen dünnen Fussel,aber na ja, … ich bin ja auch nicht blond!

Gertrud: Nur kein Neid!

Margarete: Kein Neid? Wer weiß, vielleicht bist du jaauch keine echte Blondine, vielleicht hast duja auch schwarze Haare an den Beinen?

Gertrud: (springt wütend auf) Ich? Schwarze Haare?(legt ein Bein auf den Tisch, hebt den Rock

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hoch bzw. krempelt das Hosenbein hoch) Daguckt her, da könnt ihr alle gucken! Seht ihrauch nur ein einziges schwarzes Haar?

Die anderen Damen beugen sich interessiert über das Beinvon Gertrud.

Margarete: Puh, aber Krampfadern hast du ja feste! Don-nerwetter!

Hedwig: Das sieht man jetzt ganz schlecht! Wahr-scheinlich ist sie frisch rasiert! (geht zumSchrank, holt eine Lupe heraus)

Emilie: Auf den ersten Blick sieht es gut aus!

Margarete: (schaut angestrengt) Na ja, ich weiß nicht,wenn man so schräg guckt, meint man geradeda wäre was Dunkles!

Hedwig: Lasst mich mal ran! (Hedwig besichtigt dasBein mit der Lupe) Aha, aha, also ich würdesagen, da ist nichts Auffälliges zu entdecken,die Gertrud ist eindeutig eine Blondine!

Gertrud: (nimmt ihr Bein vom Tisch) Habe ich doch gleichgesagt, aber Neider hat man immer! (schautböse zu Margarete)

Emilie: Mensch, jetzt gebt doch mal Ruhe! Und du (zuMargarete) setz’ dich hin, damit du endlich fer-tig wirst! (greift Gertrud in die Haare, verziehtdas Gesicht) Igitt, was ist denn mit dem Schaum-festiger los, die Haare sind ja völlig verklebt?

Gertrud: Um Gottes Willen, hast du meine Haare rui-niert?

Margarete: Auweh, die werden jetzt wahrscheinlich aus-fallen! Die schönen blonden Haare! Ist ja är-gerlich! (grinst)

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Gertrud: (angstvoll und wütend, springt auf, geht aufEmilie los) Heiliger Gott, wenn mir die Haareausgehen, das eine sag ich dir, dann verklagich dich auf Schadensersatz! Lieber Gott, wasmachen wir denn jetzt!

Emilie: Ich versteh das gar nicht, ich hab doch vorhinschon mal reingeschmiert?

Gertrud: (unter Tränen) Freilich, da wird geschmiertund geschmiert. Oh Gott meine schönenHaare!

Hedwig: (nimmt sich noch ein Stück Kuchen, greiftnach der "Sahnedose" und stutzt) Oh, Mist!Emilie, kann das sein, dass ich dir vorhinversehentlich die Sahne gegeben habe?(schaut schuldbewusst)

Emilie rennt zu ihrem Frisierwagen, nimmt den "Schaum-festiger".

Emilie: Oh Mann, du dumme Nuss, warum passt duauch nicht auf! (zu Gertrud) Der Festiger wardie Sahne!

Gertrud lässt sich erleichtert auf den Stuhl fallen.

Margarete: Na also, ist doch gar nichts passiert! Sahnevon der Kuh auf dem Kopf von einer Kuh, daspasst! (lacht)

Gertrud: Mensch hab’ ich mich jetzt erschreckt!

Emilie: (beginnt wieder Gertrud zu frisieren) Aber deinHaar hat jetzt einen super Stand! Gar nicht soschlecht, pappt halt ein bisschen! Musst es haltbeim nächsten Mal länger waschen!

Margarete: (gehässig) Du wirst halt irgendwann ein biss-chen ranzig riechen!

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Emilie: (Sie sprüht Gertrud mit Haarspray ein) So, fer-tig! (holt einen Handspiegel und hält ihn anden Hinterkopf von Gertrud) Gut so? Gefälltes dir?

Gertrud: (hält einen Kaffeelöffel hoch und schaut hin-ein) Wunderbar, genau so wollte ich’s! Aberso ein Schrecken!

Hedwig: (ärgerlich) Mensch, jetzt ist es schon gleichhalb zwölf, da komme ich ja heute gar nichtmehr dran!

Emilie: Nä, wenn du auch noch Farbe willst, da wirddas heute nichts mehr! Die muss ja auch ein-wirken, die Farbe!

Margarete: Dein Peter merkt es doch sowieso nicht, ob dublond, braun oder rot bist! Das ist doch eh fürdie Katz!

Gertrud: (stolz) Mein Josef, der merkt es immer, wennich beim Friseur war! Immer! Und dannmacht er mir Komplimente, wie jung ichaussehe und so.

Hedwig: Na, dann kann er dir ja heute die Sahne vomHaar schlecken!

Bühne 1:Auf der anderen Seite der Bühne kommt Friedhelm Bund-schuh von der Arbeit nach Hause. Er trägt einen dunklenAnzug, Hemd und Krawatte, hat einen schwarzen Diplo-matenkoffer dabei.Er stellt den Koffer in eine Ecke, zieht die Schuhe aus undstellt sie ordentlich vor den Schrank. Er nimmt ein Linealaus der Aktentasche und hält es hinter die Schuhe, damitsie wirklich exakt stehen. Seine Jacke hängt er über einenStuhl. Er trägt einen Pullunder und Ärmelschoner, die ernun auszieht und ordentlich zusammenlegt.Friedhelm setzt sich, trommelt nach einer Weile mit denFingern auf den Tisch, wirkt ungeduldig.

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Bühne 2:(Die Frauen reden auf der anderen Seite der Bühne inzwi-schen weiter.)

Margarete: Mein Friedhelm würde es nicht mal merken,wenn ich mit grünen Haaren heim käme!Wenn sein geliebter Leberkäse nicht imKühlschrank ist, das sieht der mit einem Blick,aber wenn ich beim Friseur war, keine Reak-tion! Seit zwanzig Jahren schon nimmer!

Gertrud: Wenn ich dir alles glaube, aber das nicht, aus-gerechnet dein Friedhelm, der alte Charmeur!

Margarete: Ja bei anderen Weibern, da kann er schöntun, aber daheim, da hat er nur an allem rum-zumotzen. Nichts mache ich ihm recht!

Hedwig: Wie meiner! Von der Arbeit heim, gegessen,aufs Sofa und nach einer halben Stundeschnarcht er schon. (seufzt)

Emilie: Ach, ihr wisst doch gar nicht, wie gut ihr’shabt! Seid froh, dass ihr überhaupt einenMann habt, bei mir ist es viel schlimmer! Waswürde ich darum geben, wenn bei mir maleiner im Bett schnarchen würde! (schautsehnsüchtig)

Margarete: (ins Publikum) Na, wie sieht’s aus, hat jemandInteresse? (zu Emilie) Aber glaub’ es mir, duhast nichts verpasst! (zu Gertrud) Sag’ mal,wie lange willst du denn noch da rumhocken.Ich würde heute auch gerne noch abgewickeltwerden!

Margarete und Gertrud tauschen die Plätze, Emilie nimmtdie Lockenwickel aus Margaretes Haaren.

Margarete: Sag’ mal Hedwig, habt ihr eigentlich schonPrimeln in der Gärtnerei?

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Hedwig: Freilich, schon lang, die Schönsten sind schonweg! (zeigt mit Händen eine Riesenprimel an)Solche Geräte!

Gertrud: Ach du lieber Gott, ich brauche auch nochwelche! Die Leute sind jedes Jahr früher dranmit dem Gräbermachen!

Emilie: Was kosten die Primeln denn dieses Jahr?

Hedwig: 2,50 Euro das Stück, sind aber besondersschön!!

Margarete: (schnappt nach Luft) 2,50 Euro? Seid ihrwahnsinnig! Die werden ja jedes Jahr teurer!Für 2,50 Euro krieg ich ja beim Aldi einenganzen Gummibaum!

Hedwig: Na ja, dann setzt du halt dieses Jahr mal Gum-mibäume auf den Kirchhof, ist mal was an-deres!

Emilie: (ungläubig) Gummibäume? Auf den Fried-hof?

Gertrud: 2,50 Euro ist wirklich ein stolzer Preis! Aberwas soll’s, da muss mein Josef halt ein paarÜberstunden machen. (mit einem trium-phierenden Blick zu Margarete) Wir könnenuns das leisten!

Hedwig: Das ist weil das Öl so teuer ist!

Emilie: (ungläubig) Gießt ihr die Primeln mit Öl?

Hedwig: Nä, aber irgendwie müssen die Gewächs-häuser ja beheizt werden. Und das kostet!

Margarete: (kocht vor Wut) (zu Gertrud) Wir können unsdas auch leisten, wenn ich wollte, ich könntedie ganze Hauptstraße von … (Name des

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Ortes) mit Primeln zusetzen, dreispurig! Aberich will ja gar nicht! (zu Hedwig) Und das einesag’ ich dir, ich werde meine Primeln diesesJahr woanders kaufen, 2,50 Euro für eine Pri-mel, (mit einem gehässigen Blick zu Gertrud)ich bin doch nicht blond!

2. Szene

Friedhelm und Josef

Bühne 1:

Friedhelm: (ruft freundlich) Margarete mein Schatz!(Nach einer Weile) Margareeete!(springt auf) Schatzimausi! (setzt sich wieder)Wo ist denn die blöde Kuh?

Friedhelm: (springt wieder auf, diesmal lauter) Frau!(rennt zur Küchentüre, öffnet sie, schreit hin-aus)Mensch, Frau, wo bist du denn? Ich hab’Hunger!(rennt zurück) Ja Donnerkeil, wo schlappt siedenn wieder rum? Da kommst du hundemüdeund abgeschafft aus dem Finanzamt heim,stirbst fast vor Hunger und wo ist die Alte?Fort! Fort, einfach fort! Ich fasse es nicht!(Friedhelm entdeckt einen Zettel auf dem Ess-zimmertisch, hält ihn hoch, liest vor)Bin beim Friseur, Leberkäse ist im Kühl-schrank, koche erst heute Abend! Margarete!Ja spinnt denn die? Schon wieder beim Fri-seur? Ohne mich zu fragen. Rausgeschmis-senes Geld! Da hätte sie gescheiter einenanständigen Braten gekauft! Nichts Geschei-tes auf dem Teller, aber Locken auf dem Kopf!Typisch Weiber! Und mein Magen knurrt! (insPublikum) Hört ihr’s?

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Josef Pfeifer steckt seinen Kopf durchs Fenster. Er trägteinen Cordhut, Latzhose, kariertes Hemd, Zollstab in derHosentasche.

Josef: Servus Friedhelm! Ich bräuchte dringendAsyl! Bei mir daheim ist alles belagert, dieganze Küche hockt voller Lockenwickel!

Friedhelm: Ich weiß, meine Alte auch! (wedelt mit demZettel)

Josef: (verschwindet am Fenster, kommt zur Türeherein) Deine Alte wird gerade abgewickelt.Ich hab’ zum Fenster reingeschaut und bingleich wieder ab! Sonst werde ich gleichwieder eingespannt und muss ich die blödenWickel "in das Säckchen räumen" (ahmt Emi-lie nach).

Friedhelm: In dem Alter ist das doch voll für die Katz mitdem Friseur! Ich sag’s dir, ich merke es meis-tens gar nicht! Was heißt meistens, ich merksnie! Ich sehe da keinen Unterschied!

Josef: Ich sehe es auch nicht, aber ich rieche es!Wenn meine Gertrud fünf Meter gegen denWind nach Haarspray stinkt, dann war siebeim Friseur. Da wünscht du dir einenSchnupfen, so stinkt die dann! Aber dannschmarr ich halt immer was zusammen. Sowie: "Schatzilein, heut siehst du aber wiederumwerfend aus" und so, und dann krieg ichabends immer Sauerbraten mit Klößen! Weildann freut sich die Gertrud immer, dass ich’sgemerkt hab’, dass sie beim Friseur war.

Friedhelm: (träumerisch) Sauerbraten mit Klößen! (fasstsich an den Bauch) Hörst du wie mein Magenknurrt? Hast du auch so einen Hunger wie ich?Hast du schon was gegessen?

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Josef: Nä, wie denn? In meinem Frisiersalon, zwi-schen Strähnchen und Lockenwickeln? Ichwarte lieber auf heute Abend, auf meinenSauerbraten!

Friedhelm: Ich hätte noch Leberkäse im Kühlschrank, dakönnten wir doch zumindest was vespern,bevor wir den Hungertod sterben!! Aufkomm, wir gucken mal. (Beide gehen ab)

3. SzeneDie Vorigen, Peter

Bühne 2:

Emilie: (zu Hedwig) Räum mal die Lockenwickel insSäckchen! (Hedwig beginnt die Lockenwickelgedankenverloren zu einer Stange zusam-menzusetzen).

Hedwig: Kannst du mir die Haare dann morgen Frühwenigstens machen, wenn ich heute schonnimmer drankomme?

Emilie: Ja, aber ohne Farbe, sonst dauert mir dasmorgen zu lange, ich hab’ noch nichts ge-putzt! Geht ihr eigentlich am nächsten Sams-tag zum Gesangvereinsball?

Margarete: Ich glaub’ es nicht. Mein Friedhelm will dochnicht mehr fort. Wir hocken bloß noch daheimauf’m Sofa rum, wie die alten Leute! AmSamstag kommt Musikantenstadel im Fernse-hen, das werden wir wohl gucken! (seufzt)Ach je!!!

Hedwig: Musikantenstadel? Echt, am Samstag? Ist dasdas mit dem Florian Silbereisen? Den FlorianSilbereisen, den guck ich doch so gern!(verträumt) Ach, der Florian!

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Bühne 1:Auf der anderen Seite der Bühne kommen Friedhelm undJosef mit Brot, Leberkäse, Bier etc. zurück, sie decken denTisch.

Bühne 2:

Gertrud: Ich würde so gern zum Gesangvereinsballgehen, aber seit es der Josef so im Kreuz hat,tanzt er nicht mehr. Da sitzt er nur da undtrinkt ein Bier nach dem anderen! Und wennwir nicht tanzen, dann brauch’ ich auch nichtzum Ball! Rumhocken kann ich auch daheim.

Alle vier Frauen seufzen unglücklich vor sich hin.

Bühne 1:Josef springt plötzlich auf und rennt zum Fenster.

Josef: Peter! He Peter! Komm rein, wir machen ge-rade Brotzeit!

Peter: (von draußen) Brotzeit? Das ist gut, ich komme!

Friedhelm: (besorgt zu Josef) Für drei Leute wird derLeberkäs’ aber knapp!

Josef: Ich esse doch nicht soviel wegen dem Sauer-braten!

Peter kommt herein. Er trägt ein kariertes Hemd, darübereine grüne, lange Gärtnerschürze, schmutzige Gummi-stiefel. Hat einen Korb mit Primeln oder Gemüse dabei.

Peter: Das passt ja wunderbar! Ich wollte geradezum Metzger … (Namen des örtlichen Metz-gers einsetzen), weil meine Alte hat wiedernichts gekocht. Sie ist beim Verschönerungs-verein, Haare machen!

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Friedhelm: (zu Peter) Aber die Gummistiefel müssenrunter, du saust ja die ganze Bude ein!

Peter: Mensch, du bist ja schlimmer wie meine Hed-wig! Die ist auch den ganzen Tag mit demLappen unterwegs!

Peter stellt den Korb ab, zieht seine Stiefel aus und wirft siehin. Dann setzt er sich, nimmt Friedhelms Teller und Be-steck und beginnt zu essen. Seine Socken haben großeLöcher. Friedhelm steht auf und geht in die Küche, umeinen neuen Teller und ein weiteres Bier zu holen, vorherstellt er jedoch die Gummistiefel ordentlich hin.

Josef: Der Verschönerungsverein tagt daheim beimir in der Küche, deswegen bin ich schongeflüchtet. Lockenwickler wohin du auchguckst!

Friedhelm kommt zurück. Alle drei essen.

Josef: Ihr könnt sagen, was ihr wollt, aber früherhaben wir unsere Weiber besser im Griffgehabt! In letzter Zeit klappt das einfach nichtmehr so. Da hast du den ganzen Tag Ärger imBetrieb, kommst heim, freust dich auf deinSofa und die ganze Bude hockt voller Locken-wickler!

Friedhelm: Pah, das würde sich meine Margarete nie ge-trauen! Nie!!! Die fragt mich sogar vorher, obsie zum Friseur darf oder nicht und da machich ihr halt die kleine Freude. Ohne Genehmi-gung geht da nix!

Peter: Gestern hab’ ich erst wieder einen Mords-krach mit meiner Hedwig gehabt, will diedieses Jahr 2,50 Euro für eine Primel, die spinntdoch! Wer soll denn die teuren Dinger kaufen?

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Josef: Meine Alte, die kauft sie schon! Man meintgrad, wir hätten einen Geldscheißer!

Peter: Die Hedwig hat gesagt, den Preisanstieg kön-nen wir mit dem Ölpreis begründen! Wennwas teurer wird, ist es immer der Ölpreis! Hatsie in den Nachrichten gehört!

Friedhelm: Quatsch, wenn z. B. der Leberkäs’ teurer wird,dann liegt das doch nicht am Ölpreis!

Peter: Indirekt aber schon. Der … (Namen des ört-lichen Metzgers einsetzen) holt die Schweinedoch mit dem Auto ab, die werden ja nicht zuFuß durchs Dorf getrieben, also hat er höhereTransportkosten, wenn er die Sau mit demAuto holt und schon steigt der Leberkäspreis,so einfach ist das.

Friedhelm: Du schmarrst genauso blöd wie mein neuerChef. Dieser Simpel weiß auch immer allesbesser.

Josef: Ja, ja, das ist hart, wenn man so kurz vor derRente so einen studierten Schnösel vor dieNase gesetzt bekommt. Zum Glück bin ichmein eigener Chef! (lacht) Da zahl ich lieberbrav meine Steuern, gell Friedhelm! Wir wer-den uns da schon wieder einig!

Friedhelm: Das weiß ich nicht, ob wir das in Zukunft nochso großzügig handhaben können, mit derSteuer. Jetzt wo dieser Simpel mir dauerndauf die Finger guckt!

Peter: Also jetzt mach aber mal einen Punkt, dasklappt jetzt schon so lang. Den neuen BMWvon meiner Hedwig musst du auf alle Fälle alsGeschäftswagen unterbringen!

Josef: Und die Rechnungen für meine Sauna imKeller hast du gesagt, sind auch kein Problem!

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Friedhelm: Da war ja auch dieser Dr. Dr. Müller Tiefenseenoch nicht da. Der schnüffelt überall rum!Aber von dem lass’ ich mich nicht unter-kriegen, dem hab’ ich neulich die Meinunggesagt, da hat er schwer geschluckt. Den hab’ich rundgemacht! Mit mir macht er das nicht!Nicht mit Friedhelm Bundschuh! An mir, dabeißt er sich die Zähne aus!

Peter: Ganz was anderes, geht ihr am Samstag zum Gesangvereinsball?

Friedhelm: Nä, meine Frau will Musikantenstadel gucken.Die will doch immer nicht fort, bloß daheimauf dem Sofa rumhocken!

Peter: (voller Entsetzen) Musikantenstadel? UmGottes Willen, Musikantenstadel kommt? Dakann ich mir den ganzen Abend wieder diesesGestöhne anhören, was für ein schöner Manndieser Florian Silbereisen ist! Der hat dochdie Ausstrahlung von meinem Kompost-haufen! Aber meine Alte fährt voll auf denKerl ab! Und weil sie den so toll findet, soll ichmir jetzt einen Trachtenanzug kaufen!

Friedhelm: Ach du Schande, (zu Josef) da weißt du ja,was demnächst auf uns zukommt!

Josef: Ich brauch den Gesangvereinsball nicht! Ichbin froh, wenn ich daheim bleiben kann,dieses Getanze! Gott sei Dank hab ich’s mitder Bandscheibe, da bleibt mir dieses unsin-nige Gehopse erspart! Wenn ich den ganzenTag über auf dem Bagger sitze und schaffewie ein Verrückter, bin ich froh, wenn ich amWochenende mal ruhig auf dem Kanapeeliegen kann.

Friedhelm: Mit deiner Gertrude hab’ ich einmal getanzt!Einmal und nie wieder! Da brauchst du ja

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Stahlkappenschuhe! Zwei Wochen konnte ichin keinen Schuh, alles blau, blitzblau, derganze Fuß. Also Tanzen kann die wirklichnicht! Die tanzt wie ein Elefant! (Die drei Män-ner essen weiter.)

Bühne 2:

Gertrud: Dabei tanz ich für mein Leben gern! Mitdeinem Friedhelm hab’ ich mal getanzt, derhat gesagt, ich tanze wie eine Elfe! Ach, wennich an früher denke, was haben wir da getanzt,bis zum frühen Morgen, bis die Musik aufge-hört hat! Jede Runde! Mein Josef konnte garnicht genug kriegen!

Bühne 1:

Josef: Ich war immer froh, wenn die Musik endlichaufgehört hat, dann hat die Qual endlich einEnde gehabt!

Peter: Und dann ging’s rund! Dann ging’s ab in dieBar! Das war immer das Beste vom ganzenAbend! Was haben wir da geflirtet, wie wir noch nicht verheiratet waren

Friedhelm: (lacht) … und später auch noch!

Josef: Freilich, und der Friedhelm, der Friedhelmwar immer auf die Fischers Rosa scharf!

Friedhelm: Mensch, da ist mir neulich was Saudummespassiert. Ich Idiot erzähl meiner Alten, dassdie Rosa gar keine echte Blondine ist, son-dern schwarze Haare an den Beinen hat!

Peter: Um Gottes Willen! Du bist doch ein Rindvieh!Wenn deine Alte wüsste, was da vor dreiJahren abgegangen ist, wie unsere dreiWeiber diese himmlische, wundervolle undgöttliche Darmgrippe hatten!

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Friedhelm: Oh lieber Gott, die bringt mich um, wenn diedas erfährt! Aber der Friedhelm ist ja nichtblöd! Ich hab’ meiner Margarete gesagt, ichwar neulich in der Kirche und da hab’ ich’sgesehen, wie sie in der Bank gekniet ist, dasssie schwarze Haare an den Beinen hat.

Josef: Von der Empore aus?

Friedhelm: Nä, ich war doch gar nicht in der Kirche, ichwar doch beim Hirschenwirt! Aber ich hab’gesagt, die Empore war gesperrt und da warich unten, in der Bank! Und da hab’ ich’sgesehn.

Peter: Das wäre mir so schnell nicht eingefallen!

Friedhelm: Da hab’ ich echt eine Eingebung gehabt!Wenn meine Alte wüsste, warum ich weiß,dass die Rosa schwarze Haare an den Beinenhat!! Keinen Krümel Leberkäse würde ichmehr bekommen! (isst eifrig weiter)

Bühne 2:

Margarete: Ach je, auf den Gesangvereinsball bin ich im-mer gerne gegangen, aber wisst ihr, was ichimmer gehasst hab? Diese Bar! Da bin ich garnicht gern rein! Überall diese nackerten Wei-ber, sogar auf der Tapete waren welche!

Gertrud: Stimmt! Vor allem die Nackerte neben der As-bachflasche, die war besonders nackert!

Bühne 1:

Josef: Ja, ja, die Bar. Weißt du noch, wie wir dasPoster von der einen Nackigen neben die As-bachflasche gehängt haben? Deine Marga-rete, die ist ja bald ausgeflippt!

Peter: (Lacht) Tja, mit der konnte sie nicht mithalten!

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Friedhelm: Ach, was waren das für Zeiten! (seufzt) (be-ginnt zu singen) I can’t get no..

Josef undPeter: Satisfaktion! I can’t get no, no, no, no …

Friedhelm: Ach, was haben wir für Weiber abgeschleppt,damals, wie wir noch jung (die Männer stöh-nen) und schön (die Männer stöhnen) undledig (die Männer stöhnen lauter) waren. Jedehat uns gekannt!

Josef: Und heut, heut sitzen wir mit unseren Wei-bern auf dem Sofa und schauen Florian Sil-bereisen! Es ist ein Drama! Was ist nur ausuns geworden! (Die Männer und die Frauenstöhnen laut)

Bühne 2:Hedwig: Aber wir haben uns damals die drei be-

gehrtesten Junggesellen in der ganzen Gegendgeangelt, hinter denen waren alle her!

Gertrud: Aber wir, wir haben sie bekommen!

Margarete: Manchmal denk ich, hätte ich noch ein biss-chen länger gesucht, ich hätte vielleicht auchnoch was anderes gefunden! Aber wer weiß,wozu es gut war, dass ich bei meinem Fried-helm gelandet bin.

Emilie: Nur für mich, für mich war wieder keiner mehrda. Ich war damals einfach zu langsam. (weh-mütig)

Margarete: Damals? Du bist heute auch nicht schneller!Aber, wenn du nur ein kleines bisschenschneller gelaufen wärst, hättest du meinenFriedhelm locker erwischt. Der hatte dochdamals diese Schuhe mit den hohen Plateau-sohlen. Er konnte kaum drin laufen, aber er

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hat sie ständig angezogen. Zu jeder Hose, zujeder Socke, immer die affigen silbernenPlateauschuhe, immer! Mann war das pein-lich! Am Anfang wie wir verheiratet waren, dalag er nachts im Schlafanzug im Bett und un-ten, unten haben sie rausgeguckt, die silber-nen Plateauschuhe!

Bühne 1:

Friedhelm: Ich hab’ doch damals silberne Plateauschuhegehabt, das waren geile Geräte! Ich bin heutenoch überzeugt, dass die Margarete zualler-erst auf die Schuhe abgefahren ist. (nach-denklich) Vielleicht hätte ich sie gescheiternicht angezogen, die Plateauschuhe.

Peter: So war das halt damals …

Josef: … und jetzt …

Friedhelm: … jetzt ist es vorbei. Aus und vorbei.

Bühne 2:

Gertrud: Ach ja, irgendwie war unser Leben damalsviel aufregender.

Hedwig: Heute weißt du schon ganz genau, was mor-gen und übermorgen passiert …

Alle Frauen: … nix!

Margarete: Alles dreht sich nur um unsere Männer, ge-putzte Fenster und dass immer genugLeberkäs’ im Kühlschrank ist.

Emilie: Tja, Mädels, die Zeit der roten Strapse ist vor-bei!

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4. SzeneDie Vorigen, Liane Kowalski

Die Türe öffnet sich, Liane Kowalski, die Untermieterin vonFam. Pfeifer kommt herein. Sie ist sehr modisch und flip-pig angezogen.

Liane: Hi Mädels! Na, lasst ihr euch mal wiederrestaurieren? (Sie legt ihre Tasche auf denKüchentisch, schnappt sich ein Glas, schenktsich etwas zu trinken ein.)

Liane: Puh, war das eine Nacht, ich glaub’, ich legmich noch mal aufs Ohr.

Margarete: "Puh, war das eine Nacht", das hab’ ich schonseit zwanzig Jahren nicht mehr gesagt!

Gertrud: Nä, das sag’ ich höchstens, wenn mein Alterwieder mal so laut geschnarcht hat, dass ichkein Auge zugekriegt hab’.

Liane: Na ja, es hat alles seine Vor- und Nachteile,ewig kann ich den Job auch nicht machen, beiden Arbeitszeiten!

Die anderen Damen blicken sich verständnisvoll an, nicken.

Margarete: Tja, das stimmt, irgendwann muss man sichnach etwas Solidem umsehen, und wenn’sein Mann ist.

Liane: Na ja, so unsolide ist mein Job nun auchwieder nicht, ich stehe ja schließlich nur hin-ter der Bar. Ihr müsstet mal erleben, wie diesolidesten Männer, die jeden Sonntag bravmit ihren Frauen Hand in Hand spazierengehen, bei uns abgehen! Hammerhart!

Gertrud: Das kann ich mir lebhaft vorstellen! Abersolange meiner nicht dabei ist, können die an-deren machen, was sie wollen.

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Margarete: Mein Friedhelm würde ja nicht mal auf dieIdee kommen, in so einen Nachtclub zu gehen,da müsste er sich ja bewegen!

Liane: (Lacht) Dein Friedhelm bei uns im Club, daversaut er sich doch seinen guten Ruf alsBeamter! Nie und nimmer!

Bühne 1: Josef: Unsere Untermieterin, die Liane, die täte mir

gefallen, die täte ich glatt gegen meine Gertrudtauschen!

Friedhelm: Stimmt, das ist ein echtes Sahneschnittchen,da wird man sogar als Beamter schwach!

Peter: Die ist doch an so alten Knackern wie uns garnicht interessiert! Sag mal Friedhelm, hast dunicht irgendwo einen Schnaps? Ich hab’ eis-kalte Füße! Ich glaube’, ich werde krank!

Josef: Kalte Füße? Ist ja kein Wunder, bei den Luft-löchern, die du da drin hast, das sind ja mehrLöcher als Socke!

Peter: Im ganzen Haus, keine lochfreie Socke zufinden.

Friedhelm: Früher, meine Mutter, die hat das ganze Jahrüber Socken gestrickt, da haben wir immerwunderbare hausmacher Socken gehabt. Diewar nicht stundenlang beim Friseur, die hatein Nest gehabt und war auch zufrieden!

Peter: Ja früher, da hat jede Frau genau gewusst,was sie zu machen hat und was ihre Aufgabeist. Da wurde nicht aufgemuckt! Das ist allesnur wegen dieser Emanzipanzion (Emanzipa-tion), dass man heutzutage keine gescheitenSocken mehr hat.

Friedhelm steht auf und holt Schnaps.

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Bühne 2:Hedwig: Ach je, überlegt mal! Frauen haben heutzu-

tage eine durchschnittliche Alterserwartungvon 82,7 Jahren! Jetzt bin ich 51 Jahre und 2Monate, das heißt, ich muss dieses lang-weilige Leben noch 31 Jahre und 5 Monatedurchhalten!

Margarete: (geschockt) Ach du lieber Gott!

Gertrud: Na super! (ironisch) Da haben wir bestimmtnoch unseren Spaß! Das Beste ist, wir kaufenuns Sockenwolle und fangen mit dem Strickenan!

Margarete: Freilich, so weit kommt’s noch! Und wenn wirjeden Monat zwei Paar Socken schaffen, dannhat jede von uns im Jahr 24 Paar Sockengestrickt! (ironisch) Ein Traum!

Emilie: (beeindruckt) Mensch Hedwig, da bringst dues bis an dein Lebensende auf circa 720 PaarSocken !

Hedwig: 720 Paar Socken? Ich wüsste gar nicht, wo ichdie alle hinräumen soll? Da bräuchte ich einenneuen Schrank, nur für Socken!

Margarete: Mensch Hedwig, jetzt überlege doch mal,dann kannst du mit achtzig jeden Tag zweimalfrische Socken anziehen und musst nur eineinziges Mal im Jahr Socken waschen! (rütteltHedwig an den Schultern) Mensch, strick! Dasist doch ein echtes Lebensziel!! (schüttelt re-signierend den Kopf)

Liane: Ihr spinnt doch! Da müsst ihr in eurem Lebenhalt was ändern! So alt seid ihr jetzt dochauch noch nicht!

Margarete: Ja wir nicht, aber unsere Männer! Die habendoch zu nichts mehr Lust! (wütend) Ich weiß

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überhaupt nicht, wozu wir uns überhaupt nochmit Antifaltencreme zuschmieren, schicke Klei-der anziehen, die Beine rasieren und zumFriseur gehen! Es ist doch sowieso alles für dieKatz!

Gertrud, Hedwig und Emilie sitzen mit hängenden Köpfenund nicken.

Gertrud: Ja, ja so ist es!

Hedwig: Ja, ja!

Emilie: (seufzt) Ach habt ihrs gut! Das ist doch besserwie nichts!

Liane: Mein Gott, dann müsst ihr eure Schnarch-nasen halt mal wieder aufwecken! Kauft euchein paar schicke Dessous! Spitzenhöschen,rote Strapse, wenn sie da nicht aufwachen!

Margarete: Spitzenhöschen? Rote Strapse? Vergiss es,Vergiss es! Mein Friedhelm geht ohne Brilleins Bett! Und ohne Brille sieht der gar nichts!Da kannst du eine 200-Watt-Birne in die Lampeschrauben, der sieht nichts! Der würde esnicht mal merken, wenn ich heute mit grünenHaaren heim käme!

Liane: (lacht) Echt nicht?

Margarete: Nein, echt nicht! Das interessiert ihn einfachnicht!

Liane: Das probieren wir gleich mal aus! Auf, gehmal mit! (geht lachend ab)

Margarete: Was willst denn du ausprobieren? Rote Strapsezieh ich auf keinen Fall an, ich bin katholisch!(geht ebenfalls ab)

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5. SzeneFriedhelm, Josef, Peter, Müller-Tiefensee

Bühne 1:

Josef: Hast du mit meiner Steuererklärung schon an-gefangen?

Friedhelm: (kauend) Ich hab’s mal überschlagen. Die vie-len Bauaufträge, die du letztes Jahr gehabthast, die knallen dich in der Steuer ganz schönhoch!

Josef: Aber wenn wir das mit der Sauna hinkriegenund du sonst noch ein bisschen was trickst,dann muss ich doch hoffentlich nicht ganz soviel bezahlen!

Friedhelm: Ja, das krieg ich schon hin.

Peter: Aber bei mir auch! Wir lassen uns auch nichtlumpen! Bevor ich das Geld ans Finanzamtbezahle, geb’ ich dir lieber was!

Friedhelm: Wir machen das wie immer, diesen Dr. Dr.Müller-Tiefensee bekomme ich schon in denGriff, diesen Simpel, diesen blöden! (stehtauf, tänzelt umher, mit hoher Stimme) Dr. Dr.Ansgar Müller-Tiefensee! Ich bin ab sofort ihrneuer Chef! Diese studierte Pfeife!

Es klopft kurz, ohne auf ein "Herein" zu warten, tritt Herr Dr.Dr. Ansgar Müller Tiefensee herein. Er trägt einen dunklenAnzug, Hemd und Krawatte, Diplomatenkoffer. Seine Haaresind streng zurückgekämmt, Hornbrille.

Friedhelm: (erschickt zu Tode, springt sofort herbei, hältdie Türe auf und verbeugt sich mehrmals)Oh, Herr Dr. Dr. Müller-Tiefensee! WelcheFreude!

Peter: (Josef) Das muss "die studierte Pfeife" sein!

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Josef: "Der Simpel, der blöde", sozusagen!

Friedhelm: Treten sie doch herein, Herr Dr. Dr. Müller-Tiefensee! (verbeugt sich immer noch) Ich binhocherfreut! Hocherfreut!

Mü-Tief: Mein lieber Bundschuh! Entschuldigen Sie,dass ich sie bei ihrem wohlverdienten Feier-abend störe, aber ich muss sie leider darüberunterrichten, dass ihnen ein gravierenderFehler unterlaufen ist, mein lieber Bundschuh!Höchst unerfreulich! Höchst unerfreulich!

Peter und Josef blicken sich angstvoll an.

Friedhelm: (schaut auf seine beiden Freunde) Äh, wie,ein gravierender Fehler? Das kann doch garnicht sein, Herr Dr. Dr. Müller-Tiefensee!

Mü-Tief: Doch, doch! Ich hoffe es ist ihnen nicht pein-lich, wenn ich diesen Fehler vor den beidenHerren korrigiere, aber ich fürchte, die Ange-legenheit duldet keinen Aufschub!

Friedhelm: Nein, nein! Darf ich die Herren vorstellen:Herr Josef Pfeifer, Bauunternehmer, Steuer-Nr. 232-786531 und Herr Peter Busch, Gärt-nereibesitzer, Steuer-Nr. 232-8997654. Unddas ist Herr Dr. Dr. Müller-Tiefensee, meinneuer Chef!

Die beiden Herren erheben sich, verbeugen sich unbe-holfen.

Josef: (zu Friedhelm) Die studierte Pfeife!

Friedhelm: (zu Josef) Mensch, halt dein Maul! Der hatwas gemerkt!

Mü-Tief: (legt seinen Aktenkoffer auf den Tisch) Nunsehen Sie, was ich vorhin aufgedeckt habe!

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Ich habe mir, da ich mir nach Feierabend einenEinblick in einige Steuerfälle verschaffenwollte, einige wichtige Akten ziehen lassen.

Peter: Aha, war, war denn meine auch dabei?

Mü-Tief: Nein, nein, es handelt sich um einige Un-ternehmer aus der näheren Umgebung. Aberzurück zum Kern der Sache: Als ich nun dieAkten näher untersuchen wollte, habe ich fol-gende Entdeckung gemacht!

Dr. Dr. Müller-Tiefensee öffnet langsam den Koffer, Fried-helm wischt sich mit einem Taschentuch den Schweiß vonder Stirn. Peter und Josef schwitzen ebenfalls. Dr. Dr.Müller-Tiefensee langt in den Koffer und hält eine grüneTupperdose, eine Tüte mit Brötchen, eine Bildzeitung undeinen "Playboy" in die Höhe!

Mü-Tief: Mein lieber Bundschuh! Sie haben unsereKoffer vertauscht! Was soll ich mit ihrenBrotzeitutensilien?

Friedhelm: (sinkt vor Erleichterung auf einen Stuhl) Istdas alles?

Mü-Tief: "Ist das alles?" Mein lieber Bundschuh, siehaben meinen Koffer mit hochsensiblen Steuer-akten und ich sitze mit ihren Brotzeitresten, ei-ner Bildzeitung und einem Playboy zuhause!Dass ich über die Lektüre, die sie im Amt kon-sumieren, etwas irritiert war, brauche ich wohlnicht zu erwähnen!

Josef: Ja verreck, liest der alte Gauner im Finanzamtden Playboy! Brauchst du den noch oderkannst du mir den mal ausleihen!

Friedhelm öffnet den Mund, um etwas zu sagen, Dr. Dr.Müller-Tiefensee fällt ihm jedoch sofort ins Wort.

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Mü-Tief: Den können sie gerne mitnehmen, den habeich schon vor drei Wochen gelesen! Zuhauseallerdings!

Friedhelm: (zu Dr. Dr. Müller-Tiefensee) Wissen sie, HerrDr. Dr., bei uns da ist immer Altpapiersamm-lung vom Kindergarten und da nehme ich im-mer die alten Fachzeitschriften aus dem Fi-nanzamt mit heim, weil je mehr Altpapier dieda sammeln, desto besser! Ich habe den Play-boy sozusagen nur im Rahmen meiner so-zialen Verantwortung für den Kindergartenmitgenommen! (wischt wieder Schweiß ab)

Peter und Josef blättern eifrig. Friedhelm holt den Koffervon Dr. Dr. Müller-Tiefensee und tauscht ihn gegen seinen.Tiefensee kontrolliert sofort den Inhalt.

Peter: (vorwurfsvoll) Bevor du den ins Altpapierwirfst, kannst du uns den aber ruhig geben!Sauerei, nicht schlecht, nicht schlecht!

Mü-Tief: (lacht) Na, na, na meine Herren, sie scheinenja auch einen gewissen Nachholbedarf zu ha-ben!

Josef: (winkt ab) Na ja, man guckt halt mal, sonstnichts!

Peter: Früher, da war das was anderes, da hat manauch mal hingelangt, aber heute, heute dür-fen wir nur noch gucken.

Josef: Wenn’s der Feind nicht sieht! Verstehen sie?

Mü-Tief: Ach ja, früher, da war alles anders! Meinlieber Bundschuh, haben sie nicht auch einBierchen für mich?

Friedhelm: (verdattert) Ein Bierchen? Für sie? Ja, freilich,wenn sie mich entschuldigen, Herr Dr. Dr.

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Müller-Tiefensee, dann täte ich mal gucken,wegen dem Bierchen! (geht rasch unter Ver-beugungen ab)

Bühne 2:Auf der anderen Seite der Bühne kehren Liane und Mar-garete zurück. Margarete trägt eine grüne Pagenkopf-perücke. Die Damen lachen (lautlos!) und stellen ohne zu re-den eine Diskussion dar. Schließlich gehen die Damen nachHause, Gertrud bleibt auf der Bühne, räumt das Kaffee-geschirr zusammen und geht schließlich ebenfalls ab.

Bühne 1:

Josef: Grad vorhin, da haben wir uns über vergan-gene Zeiten unterhalten. Da war noch waslos! Aber na ja, was vorbei ist, ist vorbei.

Peter: Aber manchmal, da möchte man die Zeit haltnoch mal zurückdrehen und die wilden Jahrenoch mal erleben!

Mü-Tief: Ja, ja, die wilden Jahre, die hatten wir allemal! Ich bin ja ein paar Jährchen jünger alssie, aber ich habe irgendwann viel zurück-gestellt, weil ich Karriere machen wollte! Undheute, heute denke ich manchmal, ich habeetwas verpasst!

Friedhelm kommt mit neuem Bier zurück. Die Herrentrinken.

Josef: Also dann: Prost auf die wilden Jahre!

Friedhelm: (entschuldigend zu Dr. Dr. Mü-Tief) Die wildenJahre, die waren vor meiner Zeit im Finanz-amt! Aber die sind jetzt vorbei, jetzt bin ichBeamter! Ein verheirateter Beamter! Höchst-strafe sozusagen!

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Bühne 2:Auf der anderen Seite der Bühne packen die Damen ihreTaschen zusammen und verlassen die Küche der Fam.Pfeifer.

Bühne 1:

Mü-Tief: Ach je, meine Herren, ich glaube, wir steuernalle auf eine Midlife-Crisis zu!

Peter: Midlife-Crisis? Hä, was soll denn da sein?

Friedhelm: Midlife-Crisis, das sind sozusagen die männ-lichen Wechseljahre! Nur, bei den Frauen, daist es dann endgültig rum und bei uns Män-nern, da kommt der zweite Frühling!

Josef: Meine Gertrud wechselt im Moment auch dieJahre, vermute ich zumindest, weil sie in letz-ter Zeit immer reuiger wird!

Mü-Tief: Depressive Gemütszustände, die Frauen ziehensich in sich zurück, werden immer ruhiger …

Friedhelm: Ruhiger???? Oh je, da dauerts bei meiner Al-ten noch, bis die in die Wechseljahre kommt.Die wird immer lauter!

Josef: Dafür wird unser Gehör immer leiser. Ichglaube, ich brauche demnächst ein Hörgerät!Das kommt von den Baumaschinen, weil dieso laut sind!

Peter: Früher haben wir Hörschäden gehabt, weilwir die Stones und Deep Purple zu laut gehörthaben!

Mü-Tief: (begeistert) Das kenne ich auch!(beginnt zusingen) Smoke on the water …

Peter/Josef/ Fire in the Sky! Smoke on the water … (DieFriedhelm: Herren beginnen Luftgitarre zu spielen, sin-

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gen weiter: Da, da, da, dada da daa. Tam tam tam, daadaaetc. …)

Friedhelm: Mensch, das ist es! Wir machen einen Abend,wie früher! Mit der alten Musik, den altenKlamotten, wie damals! Sex and drugs and al-cohol! Nur wir Männer!

Mü-Tief: Nur wir Männer, da bleibt der Sex wohl aufder Strecke?

Josef: Dann eben nur drugs and alcohol! Mensch,das ist es! Wann machen wir es denn?

Peter: So bald wie möglich, sobald wir sturmfreieBude haben! Wir müssen nur irgendwie un-sere Weiber aus dem Weg schaffen.

Friedhelm: Wir buchen unseren Gattinnen einfach einWellness-Wochenende und dann lassen wirdie Sau raus! Das schadet denen mal nichts,wenn die mal wieder runderneuert werden!

Mü-Tief: Darf ich denn überhaupt dazu stoßen, meineHerren?

Peter: Na freilich, aber in dem Anzug brauchen sienicht zu kommen, Hippieklamotten, Hippie-klamotten sind da Pflicht!

Mü-Tief: Das ist ja wohl selbstverständlich, ich habe danoch so eine Erinnerungskiste in meinemKeller, ich denke da wird etwas zu finden sein.Mein lieber Bundschuh, sie informieren mich,sobald das Event stattfindet?

Friedhelm: (verdattert) Das Event? Ach so, das Event!Aber natürlich, Herr Dr. Dr. Müller-Tiefensee!

Mü-Tief: Nun denn, meine Herren! See you later!(geht ab, Friedhelm begleitet ihn unter Ver-beugungen bis zur Türe)

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Peter: (reibt sich die Hände) Das wird der Hammer,allein der Gedanke an die Fete macht michzwanzig Jahre jünger!

Josef: Ich kümmere mich sofort um das Wellness-Wochenende, der Peter organisiert den Alko-hol und du, (zeigt auf Friedhelm), du küm-merst dich um die Musik!

Friedhelm: Na logisch, alles nur vom Feinsten! Wie frü-her! Yeah!

Peter und Josef: (gehen ab) Also dann, see you later alligator!

Friedhelm: Yeah! (beginnt zu singen, tanzt umher) I can’tget no, satisfaktion ...

Die Türe öffnet sich, Margarete kommt mit der grünenPerücke herein.

Friedhelm stockt im Singen, summt nur noch leise, ist dannganz ruhig.

Friedhelm: (hebt die Hand und grüßt) Hey Baby!

Margarete: (Hebt ebenfalls die Hand) Hey Alter! (nacheiner Weile) Spinnst du?

Friedhelm: Hallo Frau! Bist du auch wieder da?

Margarete: Das siehst du doch! (fährt sich mit der Handan die Haare, dreht sich, fährt wieder durchdie Haare)

Friedhelm: (erstaunt) Ist alles in Ordnung mit dir?

Margarete: Ja freilich! (Geht nah an Friedhelm vorbei,stoppt genau vor ihm, hält ihm die grünenHaare sozusagen unter die Nase, nach einerWeile) Sag mal, fällt dir nichts auf?

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Friedhelm: (schaut verzweifelt) Was auffallen? Was sollmir denn auffallen, Schatzi?

Margarete: Na ja, halt so? (dreht sich wieder, fasst anihre grünen Harre) Bei uns daheim halt, jetztgrad ...

Friedhelm: (schaut Margarete immer wieder ungläubigan, überlegt angestrengt. Schließlich schlägter sich erleichtert mit der flachen Hand an dieStirn) Mensch, ich Idiot, dass ich nicht gleichdraufgekommen bin!

Margarete umarmt ihn glücklich.

Friedhelm: (schaut sie verträumt an, fasst sie an den Hän-den) Schatzi … in unserem Kühlschrank istkein einziges Stück Leberkäse mehr!

Margarete reißt sich die Perücke vom Kopf, schleudert sieins Publikum. Friedhelm rennt Richtung Türe davon, Mar-garete läuft fluchend hinterher. Beide gehen ab.

Vorhang - Ende 1. Akt

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