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LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL Zeitschrift für Absolventen und Freunde der Universität Leipzig 20. Ausgabe, Sommer 2010

Leipzig Alumni International, Ausgabe 20, Sommer 2010 · LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL Zeitschrift für Absolventen und Freunde der Universität Leipzig 20. Ausgabe, Sommer 2010

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LEIPZIG ALUMNIINTERNATIONAL

Zeitschrif t für Absolventen und Freunde der Universität Leipzig

20. Ausgabe, Sommer 2010

Seite 2 Impressum

Seite 3 Editorial/Briefe

Seite 4 GrüßeundNeuigkeiten

Seite 5 1000JahreHanoi/AlumnitreffendesMasterstudiengangesGlobalStudiesinWien

Seite 6 Afro-Agri-Bright–AlumnusgründetNGOinÄthiopien

Seite 7 Leipzig1979–Hanoi2010:WiedersehenmachtFreude

Seite 8 VereinigungLaotischerAlumni

Seite 9 InWEnt–InternationaleWeiterbildungund-Entwicklung

Seite 10 detektor.fm–ZurückzumThema

Seite 11 EröffnungdesCareerCentersder UniversitätLeipzig

Seite 12 SMILE–MiteinemLächelnindieSelbständigkeit

Seite 13 MamaistStudent

Seite 14 ÄgyptischesMuseumLeipzigneueröffnet

Seite 15 DasLeipzigerUniversitätssiegel

Seite 16 LeipzigerNeuseenland–DerCospudenerSeewird10!

Seite 17 LeipzigerWasserfestfeiertsein10.Jubiläum

Seite 18 ZooLeipzig–WeltderTiere

Seite 19 EineBlechbüchsemitneuemInhalt

Seite 20 Projekt:EntdeckedieEisenbahnstraße!–DesignimöffentlichenRaum

Seite 21 LAIpzighört–LeipzigerHörspielsommer

Seite 22 KnobeLAI

Seite 23 LAIpzigerDelikatessen

Impressum

Leipzig Alumni International

Herausgeber Akademisches Auslandsamtder Universität LeipzigGoethestraße 604109 LeipzigFon: +49 341 97-32020 Fax: +49 341 97-32049E-Mail: [email protected]/aaa

RedaktionChristiane PschiererFon: +49 341 97-32053Fax: +49 341 97-32049E-Mail: [email protected]

Layoutwpunktw kommunikation und werbung gmbh www.wpunktw.com

Fotos• Titelbild: LTM – Schmidt („Dianatempel, Schlosspark

Lützschena“) • Seite 4: Dr. Guaci, Prof. Dr. Hoang Xuan Phu• Seite 5: Global Studies• Seite 6: Susann Feick• Seite 7: Eva Nagy• Seite 8: Chanthaboune Keobounkhoune• Seite 10: detektor.fm• Seite 11: Career Center • Seite 12: SMILE• Seite 13: Annegret Cornehl• Seite 14: Pressestelle der Universität Leipzig – Marion

Wenzel• Seite 15: Foto Universitätsarchiv• Seite 16: LTM – Schmidt• Seite 17: Paarmann Promotion• Seite 18: Zoo Leipzig, Christiane Pschierer,

Jens Pschierer• Seite 19: LTM – Schmidt, Captde• Seite 20: Susan Baldermann• Seite 21: Sofía Siesta• Seite 22: LTM - Schmidt• Seite 23: LTM – Schmidt

Die Redaktion behält sich vor, eingesendete Artikel (etc.) zu redigieren und zu kürzen.

Die Redaktion freut sich über Ihre Anregungen und Meinungen.

Inhalt

Titelbild: Auwald–SchlossparkLützschena DianaTempel

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BriefeEditorial

LiebeLeserinnen,liebeLeser,

ein Jubiläum steht ins Haus. Nach 600 Jah-ren Universität Leipzig im letzten Jahr gibt es eine weitere Jubelzahl, die wir gerne mit Ihnen teilen möchten. Sie mag im Vergleich klein er-scheinen, ist aber nicht minder erfreulich. Wir feiern die 20. Ausgabe des LAI-Newsletters! Das ist doch einen (kleinen) Tusch wert, nicht wahr? Wir danken an dieser Stelle allen un-seren fleißigen Lesern und Schreibern recht herzlich und freuen uns auf die nächsten 20 Newsletter.In dieser (runden) Sommerausgabe möchten wir Sie gern auf eine Reise durch musikalische, wassereiche, inspirierende, geschichtsträch-tige und bewegende Episoden (ent-)führen. Anlässlich unseres kleinen Jubiläums wird der Newsletter um eine neue Rubrik erwei-tert. „LAIpzig hört“ berichtet zukünftig über Themen rund um Leipzigs Tradition als Musik-stadt. In diesem Heft laden wir Sie ein, auf dem Richard-Wagner-Hain Hörspielkultur zu ‚erleben‘.Vor der Musikstadt geht es jedoch zunächst in die Wasserstadt Leipzig. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie ab Seite 16. Au-ßerdem statten wir dem Zoo Leipzig einen erneuten Besuch ab, um zu sehen, wie sich die ‚Welt der Tiere‘ seit 2003 verändert hat. Hiernach erleben wir eine alte Blechbüchse in neuer Funktion. Zu guter Letzt beleuchten wir im „LAIpziger Allerlei“ ein Projekt auf der Eisenbahnstraße und ergründen dabei, was es mit „Design im offenen Raum“ auf sich hat. Auch im 20. Newsletter sollen natürlich die Alumni-Neuigkeiten aus aller Welt nicht feh-len. Eines der Themen ist hier die junge und vielversprechende NGO „Afro-Agri-Bright“, welche sich unter Leitung unseres Alumnus Dr. Nega Namaga in Äthiopien für die Verbes-serung der dortigen Nahrungsmittelsituation einsetzt (S. 6). In unserer Rubrik Alma Mater sprechen wir mit einer lächelnden Initiative an der Universität Leipzig (SMILE), schauen hinter die Kulissen eines neuen Radiosenders und berichten ferner u.a. über die Thematik ‚Studium und dann?‘ (Career Center). Natürlich veröffentlichen wir auch in diesem Newsletter einige Briefe von Ihnen, liebe Alumni. Haben Sie vielen Dank für Ihre herz-lichen Grüße. Wir freuen uns sehr über den regen Kontakt.Bleibt uns noch, Ihnen viel Vergnügen beim Lesen der 20. Ausgabe des Newsletters zu wünschen. Bis auf bald!

Ihre Christiane Pschierer mit LAI-Team

DearChristianePschierer,

Thank you for your message. I will never forget the time I spent in Leipzig and – above all – the courses I took. The hospitality of almost all University staff members, especially of the famous Prof. Dr. Schubert, head of the department for Tropical Me-dicine, was amazing, I still think about Leipzig as my home town. I can say, Leipzig University is one of the few higher education institutions in the world where you can find a true academic and friendly atmosphere. Leipzig University has changed the life of a lot of scholars.

Thank you,

MulugetaChekol (Addis Ababa, Äthiopien)

LiebeSusann,

Vielen Dank für Ihre Post mit der 19. Ausgabe der Zeitschrift, Leipzig Alumni Internati-onal, die Ich vor ungefähr vier Wochen erhalten habe. Entschuldigen Sie bitte dass Ich Ihnen erst jetzt antworten kann. Ich war in der letzten Zeit sehr beschäftigt und auf einer Reise. Dieser erste Kontakt seit ich meine Universität 1971 verließ, bereitet mir große Freude! Ich werde weiter mit Ihnen in Kontakt bleiben and mich sicher später mit einigen Anfragen an Sie wenden.

Mit besten Grüßen,

Ihr ThanZaw (Tamwe, Myanmar)

HalloFrauFeik,

vor knapp zwei Wochen habe ich diese Ausgabe (NL 19) erhalten. (Tja, die Post sucht leider lange Wege). Nichtdestotrotz war es für mich ein Vergnügen, die Nach-richt aus der Alma Mater zu bekommen.

Herzlichen Dank und alles Gute,

IhrJuriNasarow (Moskau, Russ. Föderation)

4 LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 20. Ausgabe

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. iur. Franz Häuser,Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Joachim Thiery,

sicher Sie werden sich wundern und über-rascht sein, diesen Brief von einem Unbe-kannten aus dem fernen Albanien zu bekom-men. Obwohl wir uns nicht kennen, ergreife ich trotzdem die Initiative, Ihnen und der Uni zu schreiben. Ich möchte zugleich nicht ver-säumen, Ihnen, Ihrer Familie, dem Sekretariat der Universität, allen Professoren, Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen herzliche Grüße aus der wunderschönen Hafenstadt Vlore zu senden.Ich bin einer der vielen albanischen Studenten, der an der ehemaligen K. Marx Universität Leipzig studiert hat. Von 1956 bis 1961 habe ich hier allgemeine Medizin studiert.Leider konnte ich wie alle anderen albanische Studenten aus politischen Gründen dieser Zeit das Studium in Leipzig und anderen Städten der ehem. DDR nicht beenden. Wir mussten alle nach Albanien zurückkehren. Der Ab-schied fiel uns sehr schwer...Die lange dauernde kommunistische Diktatur hat uns wie im Gefängnis isoliert. Es waren harte, grausame Zeiten. Wir konnten nicht mal einen Brief an unsere deutschen Mitstudenten

Wehmütig denke ich an die gemeinsamen, schönen Jahre unserer Studienzeit in Leipzig zurück. Ich kann mich noch lebhaft an vieles von Leipzig erinnern: an das medizinische Viertel, an die Universität, die Professoren, Nürnberger Straße ... Mädler Passage, das Ringcafé, Opernhaus, Völkerschlachtdenkmal ... den Thomanerchor, die Messe, den Haupt-bahnhof u.a. Es ist eine große Freude und zugleich eine große Ehre für mich, dass ich an dieser Uni-versität studiert habe. Ich danke recht herzlich allen Professoren der medizinische Fakultät für alles. Im Jahre1959 wir haben den 550. Jah-restag der Gründung gefeiert. In diesem Jahr (2009) wird der 600. Jahrestag gefeiert. Auf alle Fälle, wünschen wir dem Rektorat, dem Dekanat, dem Sekretariat, allen Professoren, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen alles erdenklich Gute, Glück, Harmonie, in Familie und den Studenten viel Erfolg beim Studium. Mit dem Herzen sind wir dabei.Ich freue mich schon jetzt auf Ihre Antwort, der ich mit großer Erwartung entgegen sehe und verbleibe mit den besten, freundlichen Grüßen,

Ihr ehemaliger Student der Universität Leipzig,Dr. Qazim GuaciVlore, 05.06.2009

Alumni weltweit

AlumnuszumkorrespondierendenMitgliedderBayerischenAkade-miederWissenschaftenernannt

Mit Freude erreichte uns Anfang dieses Jah-res die Nachricht, dass unser Alumnus der Mathematik, Prof. Dr. Hoang Xuan Phu, am 19.02.2010 zum korrespondierenden Mit-glied der Bayerischen Akademie der Wissen-schaften ernannt worden ist. Dies ist bereits seine zweite Ernennung dieser Art, denn seit 2004 erfüllt Hoang bereits die Funktion als korrespondierendes Mitglied an der Heidel-berger Akademie der Wissenschaften. Prof. Dr. Hoang hat zwischen 1975 und 1987 in Leipzig studiert, promoviert und sei-ne Habilitation abgelegt. Heute arbeitet er als

schreiben und nicht über Deutschland und die Deutschen etwas erzählen, sonst konnten wir hinter Gittern (hinter den schwedischen Gar-dinen) landen. Nach der politischen Wende begann für uns eine neue Ära, die Ära der Freiheit, der Zusammenarbeit und Öffnung zu Europa. Gelegentlich habe ich mich als Dolmetscher mit deutschen Touristen beschäftigt. Das habe ich gern und mit großer Freude gemacht. Ich habe mich auch bemüht und bemühe mich immer noch soweit ich kann, der jungen Ge-neration der Stadt Vlore, die schwere, aber schöne und sehr wichtige deutsche Spra-che, die Sprache von Humboldt, Beethoven, Heine, Brecht, Schumann, Conrad Duden ... Beckenbauer, Goethe u.a. Persönlichkeiten der deutschen Nation beizubringen.

Professor für Mathematik an der Vietnamese Academy of Sciences and Technology (VAST) in Hanoi. Derzeit betreut er unter anderem das Forschungsprojekt „High Performance Sci-entific Computing for Vietnam“, welches von der Gottlieb Daimler- und Karl Benz-Stiftung gefördert wird.Zu seiner zweiten Ernennung als korrespondie-rendes Mitglied sagt Hoang selbst:„Bei diesem besonderen Anlass denke ich natürlich mit großer Dankbarkeit an meine da-maligen Lehrer an der Universität Leipzig, die mir viel halfen und mich zum Wissenschaftler ausbildeten.“Wir gratulieren Herrn Prof. Dr. Hoang recht herzlich.

2007

1969 AlbanischeStudierende1960 PostkarteVlore

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Zeitgleich mit der Aufnahme des sechsten Studentenjahrgangs in den internationalen Masterstudiengang Global Studies - A Euro-pean Perspective, haben die Vorbereitungen für das zweite Global Studies Alumnitreffen begonnen. Der Studiengang, welcher sich in interdiszi-plinärer Weise der Erforschung der Prozesse der Globalisierung widmet, wird von einem Konsortium bestehend aus den Universitäten Leipzig, Roskilde, Wien und Wroclaw sowie der London School of Economics und Political Science angeboten. Das Alumnitreffen, welches in Wien vom 11. bis 14. November 2010 stattfinden wird, soll ein Forum für die internationalen Absolventen des Programmes bieten, in welchem sich die-se über ihre Erfahrungen nach dem Studium austauschen und gemeinsame Projekte wei-terentwickeln und initiieren können. Darüber hinaus sollen Ideen diskutiert werden, wie die derzeitige Alumniarbeit des Studienganges

Alumni weltweit

zukünftig ausgestaltet und organisiert werden kann, um ein aktives Netzwerk zwischen den Alumni aufrechtzuerhalten, das auch die Diskussionen im Bereich der Global Studies und die Wahrnehmung des Forschungsfeldes innerhalb und außerhalb der eingebundenen Universitäten intensivieren soll. Erklärtes Ziel ist es dabei, dass auch die derzeitigen Stu-dierenden in dieses Netzwerk intensiv einge-bunden werden, damit sie einerseits von den Erfahrungen und Kontakten der Alumni profitie-ren können und andererseits von Anfang an, an der Mitgestaltung des Alumninetzwerkes beteiligt sind und dieses nach erfolgreicher Graduierung als Absolventen weitertragen.Während des Treffens werden Global Studies Alumni aus verschiedenen europäischen und außereuropäischen Ländern Vorträge über ihre Tätigkeiten nach Abschluss des Studiums halten. Gleichzeitig wird es Präsentationen zu den vielfältigen Projekten und Initiativen ge-ben, welche die Global Studies Alumni ins

Leben gerufen haben. Daneben werden Dis-kussionsrunden zur zukünftigen Organisation der Alumniarbeit stattfinden. Die Organisatoren rechnen damit, dass fast 200 Alumni und Studierende an der Veran-staltung teilnehmen werden.Um einen regelmäßigen Austausch innerhalb des Alumninetzwerkes zu ermöglichen und weitere Initiativen einem breiten Publikum vorstellen zu können, ist es zukünftig geplant, Global Studies Alumnitreffen einmal jährlich zu veranstalten. Das nächste Treffen ist für November 2011 anvisiert.Basisinformationen zum Alumnitreffen und detaillierte Informationen zum Global Studies Studiengang finden Sie unter: http://www.uni-leipzig.de/gesi/emgs

Wenn Sie das Alumninetzwerk unterstützen möchten, freuen wir uns über eine Kontaktauf-nahme: [email protected].

AlumnitreffendesMaster-studiengangesGlobalStudiesinWienIan Mills und Konstanze Loeke

10 mal 10 mal 10 – In diesem Jahr freut sich die älteste Hauptstadt Asiens über ein ma-gisches Jubiläum. Hanoi, die 6,5 Millionen-Einwohner-Metropole am Roten Fluss, wird 1000 Jahre alt, und dies wird am 10.10.10 gebührend gefeiert.Der Sage nach erschien König Lý Thái Tô im Jahr 1010 am Roten Fluss ein goldener Drache, worauf er beschloss, an dieser Stelle seine Residenz „Thang Long“ (aufsteigender Drache) zu errichten, die Grundfesten des heutigen Hanoi. In seiner tausendjährigen

Geschichte, wurde die traditionsreiche Stadt noch mehrmals umbenannt. 1831 erhielt sie schließlich ihren heutigen Namen, Hà Nô.i, Stadt zwischen den Flüssen. Anlässlich des Jubiläums werden 100 Bronzetrommeln ge-gossen, die erstmals zum Gründungsfest er-klingen sollen. Zeitgleich zu diesem denkwürdigen Ereignis wird noch ein zweites Jubiläum gefeiert: 35 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Vietnam, welches mit zahl-reichen kulturellen Veranstaltungen in Deutsch-

land und Vietnam begangen wird. Das Jahr 2010 ist für die reiche Kulturwelt Vietnams mit seiner beeindruckenden und faszinierend geschäftigen Hauptstadt Hanoi ein Jahr der Freude.In diesem Sinne: Auf die nächsten 1000 Jah-re!

1000JahreHanoi

6 LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 20. Ausgabe

Alumni weltweit

Äthiopien zählt zu den ärmsten und zugleich fruchtbarsten Ländern der Welt. Wie erklärt sich dieser Widerspruch? Äthiopien hätte the-oretisch das Potential, seine Einwohner selbst zu ernähren, doch das zehntgrößte Land Afri-kas befindet sich in einer fatalen Misslage. Das rasante Bevölkerungswachstum von 30 Millionen (1980) auf nunmehr 80 Millionen Einwohner, langanhaltende Dürreperioden, aber auch Überschwemmungen, der Eritrea-Äthiopien Krieg zwischen 1998 und 2000, die voranschreitende Entwaldung, zuneh-mende Landknappheit und wenig effiziente Landwirtschaft (u.a.) mindern Äthiopiens Kraft, seine Ressourcen zu nutzen erheblich. Es wer-den vor allem Maßnahmen benötigt, welche die heimische Landwirtschaft modernisieren und so helfen, die Nahrungsmittelknappheit nachhaltig zu abzubauen. Eine Lösung hierfür möchte Afro-Agri-Bright (AAB) bieten:

Afro-Agri-Bright–AlumnusgründetNGOinÄthiopienChristiane Pschierer

Dr. Nega Namaga, Alumnus der Universität Leipzig (Veterinärmedizin), hat 2008 zusam-men mit anderen Fachleuten aus dem Raum Addis Ababa begonnen, eine Organisation zur Verbesserung landwirtschaftlicher Tech-niken und Viehhaltung aufzubauen. Im Febru-ar 2010 wurde AAB offiziell als NGO aner-kannt. Oberstes Ziel ist die Unterstützung der äthiopischen Bevölkerung bei der Erlernung effizienterer und neuer Methoden im Bereich Nahrungsmittelproduktion und Haltbarma-chung von Nahrungsmitteln in Regionen tro-pischen Klimas. Umwelt- und Ressourcenschutz sind hierbei die zugrundeliegende Prämisse. AAB hat für seine Arbeit besonders zwei Ziel-gruppen definiert. Zum einen sollen Bauern unterstützt werden, deren Einkommen haupt-sächlich abhängig von Viehzucht ist. Zum anderen möchte AAB Studenten und Mitar-beiter verschiedener landwirtschaftlicher Insti-

tutionen im Rahmen von Praktika weiterbilden, die dann als Nachwuchskräfte das Programm der NGO innerhalb Äthiopiens weitertragen und stützen können. Bis 2020 soll die Nah-rungsmittelsituation unter der landwirtschaft-lichen Bevölkerung, die mit rund 80 Prozent den Großteil der äthiopischen Bevölkerung ausmacht, in eine positive Richtung gelenkt werden, so das erklärte Ziel Namagas. In Kooperation mit möglichen anderen NGOs, Fachleuten aus aller Welt und der äthiopischen Bevölkerung, will AAB einen nachhaltigen Beitrag zur Bekämpfung der Nahrungsmittelknappheit in dem doch so res-sourcenreichen Land leisten. Namaga hierzu:

„Afro-Agri-Bright möchte langfristig eine (Wei-ter-)Bildungs- und Forschungsstätte ausbauen, um die Ernährungs- und Umweltprobleme systematisch zu bekämpfen. Wenn wir zu-sammenarbeiten können wir großen Einfluss auf den Bereich Umwelt und Landwirtschaft nehmen.“

Äthiopien hat unglaublich viele Ressourcen, „was fehlt ist die Organisierung dieser Res-sourcen und deren Nutzbarmachung für die am stärksten betroffene Bevölkerungsschicht.“

Anfang Dezember 2011 soll unter Leitung von Dr. Namaga ein etwa 5-tägiges Weiter-bildungsseminar für fachkundige Alumni der Universität Leipzig in Addis Ababa stattfinden, um Afro-Agri-Bright vorzustellen, neue Koope-rationen zu ermöglichen und gemeinsam neue Maßnahmen in Bezug auf landwirtschaftliche Tierhaltung, Tiermedizin und die Produktion von Nahrungsmitteln (Milch, Fleisch, Eier etc.) in Äthiopien zu erörtern. Für das Seminar sind Fördermittel für die Veranstaltungsorganisation und Abdeckung von Reise- und Aufenthaltsko-sten der Teilnehmer beantragt. Die Entschei-dung über die Förderung steht jedoch noch aus und wird erst im Oktober vorliegen.Afro-Agri-Bright ist ein sehr vielversprechendes Projekt und die Verwirklichung eines Lebenst-raums von Dr. Nega Namaga:

„Während meines 12-jährigen Aufenthalts (zum Studium – Anmerkung der Redaktion) in Deutschland, hatte ich immer das Ziel gehabt, eine Organisation zu gründen, um meinem Volk zu helfen! Wenn wir alle etwas tun, können wir nicht nur Äthiopien, sondern auch – wie der Name der Organisation verrät – Afrika durch Afro-Agri-Bright helfen.“

Wenn Sie mit Dr. Namaga in Kontakt treten möchten, können Sie sich gern im LAI-Büro melden ([email protected]).

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Alumni weltweit

Ja, es handelt sich um ein Wiedersehen. Be-stimmt nicht das erste und nicht das letzte in der Geschichte der Leipziger Uni, die – wie eine richtige Alma Mater – ihre ehemaligen Studenten nicht vergisst, und sie mithilfe der Alumni Organisation über Kontinente hinaus so effektiv vernetzt. Wie schön – denn das Verbundensein mit der studentischen Vergan-genheit, mit Leipzig ist uns Ausländern – trotz alledem – doch ein Teil unserer Identität ge-worden, ob wir zugeben oder nicht.

Das unerhoffte, aber desto erfreulichere Wie-dersehen zweier ehemaliger Germanistik-studentinnen aus Leipzig (Ausländerstudium, 1974-79) fand in Hanoi Ende März 2010, 31 Jahre nach dem Studienabschluss statt. Das ist im Grunde genommen eine private Angelegenheit, vielleicht alltäglich, vielleicht doch etwas Besonderes. Es kamen damals in dieser Seminargruppe nicht nur Individuen aus verschiedenen Kontinenten zusammen, sondern es war auch ein Treffen, ein Aufeinan-derstoßen der Kulturen und der Denkweisen – die Einheimischen inbegriffen, selbstverständ-lich. Hätte Huntington das alles persönlich erlebt, hätte er auch sein berühmtes Buch The Clash of Civilizations bestimmt anders geschrieben…Es war ein Multi-Kulti-Erlebnis, natürlich mit dem grauen „Überguss“ der damaligen DDR-Tristesse. Zum Glück haben Studenten immer die Fähigkeit, ihre Subkultur nach ihrem eige-nen Geschmack zu entwickeln, sich sozusa-gen vom Alltag zu entfernen. Was dazu die „gutbürgerliche Umwelt” sagt, ist natürlich die nächste, oft aufregende Frage.

Es war schon ein eigenartiges Milieu damals, auch die Zusammensetzung unserer Seminar-gruppe war recht unüblich, ausschließlich Aus-länder, aus mehreren Kontinenten. Ich weiss nicht, was Freundschaften und Sympathien motiviert, aber soweit ich mich erinnern kann, lassen sich menschliche Bezie-hungen weder kategorisieren noch voraussa-gen. Bis heute könnte ich nicht erklären, wie es dazu kam, dass wir – Ngoc aus Vietnam, Eva aus Ungarn - so eine solch enge Freundschaft schlossen. Es war eine stille Freundschaft, eine gegenseitige Sympathie, vielleicht auch eine stille Anerkennung der Leistung der Anderen. Der Kontrast konnte nicht grösser sein: Ngoc, still, bescheiden und fleißig, wie die vietna-

mesischen Studenten im Allgemeinen, ein her-vorragende Studentin, ich aus Ungarn, aktive Basketballspielerin, locker und lebensfroh. Nach dem Abschluss des Studiums sind wir alle in die Heimat zurückgekehrt – an ein Wiedersehen haben wir wohl nie gedacht. Es war einfach „nicht im Paket drin”.

Oder doch? Ich wurde Ende März dienstlich nach Vietnam delegiert, und als die Nach-richt kam, wusste ich sofort, dass das eine einmalige Chance ist, meine ehemaligen vietnamesichen Kommilitionen zu treffen. Bei der Alumni-Organisation der Leipziger Uni habe ich eine „Suchanzeige” aufgegeben, und sie wurde sofort an die Studentengruppe in Hanoi weitergleitet, mit Erfolg! Zum Glück meldete sich Ngoc sofort, E-Mails gingen hin und her. Welche Errungenschaft der Technik, verglichen mit den damaligen Zeiten, wo man wochenlang auf Briefe wartete. Auch Fotos wurden inzwischen ausgetauscht – ich fand, Ngoc hatte sich kaum verändert. Nun kam ich am 28.3. in Hanoi an – und Ngoc kam sofort zu mir ins Hotel. Wiederse-hen nach 31 Jahren – keine von uns hätte das je gedacht. Es ist nicht einfach, unsere Lebens-geschichte an einem Abend zu erzählen, aber wir haben es versucht. Ich fand Ngoc in bester Fassung, ausgeglichen, freundlich, eine kompetente Persönlichkeit im Beruf, mit einer glücklichen Familie um sich. Sie strahlte Stabilität und Optimismus aus, ich hatte den Eindruck, nichts könnte sie erschüttern oder überraschen, sie war wie früher – wusste, wie man zupacken muss. Ich habe inzwischen ei-nen weniger üblichen, mitunter nicht ganz kon-ventionellen Lebensweg hinter mich gebracht, aber mein Prinzip war schon immer: wenn der Optimismus bleibt, kann nichts schiefge-hen. Diesen Optimismus brauchte ich übrigens gleich an Ort und Stelle, denn Ngoc hat mich sofort mitgenommen – auf einem Moped, im Meer der Mopedfahrer, wo jedem Anschein nach die einzige Verkehrsregel ist: wer mehr hupt, hat den Vorteil. Naja, Freudschaft heißt auch Vertrauen. Ich bin auf dem Rücksitz direkt mitgefahren. In Leipzig haben wir ja auch einiges erlebt, wenn auch nicht auf dem Moped...Die Freude des Wiedersehens war groß. Es war auch ein Anlass, über die großen Inhalte und Ziele des Lebens Gedanken auszutau-schen – ich denke immer noch darüber nach.

Es ist nicht das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit extra-europäischen Kulturen, Denkweisen konfrontiert werde, die zur glei-chen Zeit meine eigenen Werte relativieren und mich zum Nachdenken zwingen

Auch über die Vergangenheit konnten wir of-fen reden, Fragen stellen, Themen kamen, die wir damals einfach nicht besprochen haben. Ehrlich gesagt, es ist mir erst jetzt richtig be-wusst geworden – nach dem Besuch eines Museums in Ho Chi Minh City – unter was für einer seelischen und mentalen Belastung die vietnamesischen Studenten ihren Studente-nalltag damals erlebt haben: Sie kamen 1974 direkt aus dem Krieg, und viele konnten erst nach fünf Jahren wieder nach Hause fliegen. Wir, die ungarischen Studenten waren mit Rockmusik, mit Mode, mit Liebschaften be-schaftigt, während sie, die vietnamesischen Kommilitonen, unauffällig und fleißig, mit einer für uns unverständlichen Ausdauer und Kon-sequenz an ihren Aufgaben saßen und das Studium meisterten. Eine verspätete Anerken-nung für alle, die es so gewissenhaft geschafft haben.

Es war also nicht nur eine Reise, ein Treffen, sondern auch ein Anlass, Bilanz zu ziehen. Das geht bei mir am besten, wenn ich gute Freunde, gute Gesprächspartner um mich habe. Ich hoffe, mit Ngoc kann ich das Ge-spräch auch in der Zukunft (per E-Mail) wei-terführen.

Budapest, 16.06.2010

Leipzig1979–Hanoi2010:WiedersehenmachtFreudeEva Nagy

8 LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 20. Ausgabe

Alumni weltweit

Chanthaboune Keobounkhoune

GruppenfotobeimEmpfangzum50.JahrestagdiplomatischerBeziehungenzwischenLaosundDeutschland(Vientiane,31.01.2008)v.l.:HerrThantaKongphaly;3.v.l.HerrBounyangSaysanavong

UnterzeichnungderKooperationzwischenLGFAundGLFS,Vientiane,02.02.2008

VereinigungLaotischerAlumni

Am 12. Oktober 2007 wurde die Lao-Ger-man Friendship Association (LGFA) gegrün-det. Der „Freundschaftsverein“ wird von zwei ehemaligen Studenten der Wirtschaftswissen-schaften der Universität Leipzig, Herrn Bou-nyang Saysanavong und Thanta Kongphaly geleitet. Kongphaly ist derzeit als General-direktor des Ausschusses für Wirtschaft, Pla-nung und Finanz des Laotischen National-parlaments tätig, und Saysanavong fungiert als chargé d’affaires (Geschäftsträger) der laotischen Botschaft Berlin. Der Alumniverein hat ca. 400 Mitglieder. Dies sind leider nur noch etwa 10% der fast 3000 Laoten, welche Anfang der 1970er bis Ende der 1990er ein Studium in der ehemaligen DDR und später in den neuen Bundesländern absolviert haben. Viele unserer aktiven Mit-glieder arbeiten heute in hohen Positionen in Staatseinrichtungen, deutschen sowie interna-tionalen Entwicklungsprojekten oder Privatun-ternehmen.

Die LGFA kooperiert sehr eng mit der German-Lao Friendship Society (GLFS) und anderen deutschen Organisationen und erhält zudem Unterstützung von Seiten der Deutschen Bot-schaft in Vientiane, des INWENT Regional Büros in Hanoi oder auch des DAAD Laos zur Durchführung der Trainings, Veranstaltungen sowie der Organisation des Alumni-Treffens.

Am 09. März 2010 überreichte Prof. Dr. Bountiem Phissamay (Präsident der Science, Technology and Environment Agency, Laos) als Vertreter der laotischen Regierung dem Vorsitzenden der German-Lao Friendship Soci-ety, Herrn Ludwig Neuber, eine Freundschafts-urkunde. Hiermit wurde das 2008 unterzeich-nete Freundschaftsabkommen zwischen LGFA und GLFS erneut bekräftigt.

Die Adresse der LGFA:171-2 Thongkhankham RoadThongtoum Village Chanthabouly District Vientiane Capital

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Alumni weltweit

InWEnt–InternationaleWeiterbildungundEntwicklungSarah Klein, Unternehmenskommunikation

CapacityBuilding–derSchlüsselzumErfolgInWEnt – Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH ist ein weltweit tätiges Unternehmen für Personalentwicklung, Weiter-bildung und Dialog. InWEnt arbeitet mit Men-schen in Schlüsselpositionen zusammen und unterstützt sie darin, Veränderungsprozesse in ihren Ländern zu gestalten. Unsere Capacity Building-Programme richten sich an Fach- und Führungskräfte aus Politik, Verwaltung, Wirt-schaft und Zivilgesellschaft. InWEnt qualifiziert Menschen, ihr Wissen weiterzugeben und langfristig Strukturen zu verändern. Unser Ziel ist es, die Globalisierung gerecht zu gestalten und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Als Organisation der internationalen Zusammen-arbeit leistet InWEnt im Auftrag der Bundesre-gierung und der Länder und in Kooperation mit der deutschen Wirtschaft einen wichtigen Beitrag für eine gerechte und nachhaltige Entwicklung. Als Durchführungsorganisation des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zu-sammenarbeit und Entwicklung (BMZ) führen wir mehr als zwei Drittel aller Programme in dessen Auftrag durch. Darüber hinaus sind wir auch für andere Bundesministerien tätig. Internationale Auftraggeber sind die Europä-ische Union, die Weltbank, der Internationale Währungsfonds, die Welthandelsorganisation und die Vereinten Nationen.

UnserAngebotDie Programme sind speziell auf den Bedarf unserer Partner aus Entwicklungsländern, Transformations- und Industrieländern zuge-schnitten. InWEnt bietet berufsspezifische und praxisorientierte Weiterbildungen und Trainings, Dialogveranstaltungen und Online-Kurse auf der eigenen E-Learning Plattform Global Campus 21®. Über ein aktives Alum-ni-Netzwerk bleiben die Teilnehmer/innen auch nach ihrer Fortbildung untereinander und mit InWEnt im Gespräch. InWEnt berät die deutsche Wirtschaft bei ihrem Engagement in Entwicklungs- und Transforma-tionsländern. Dabei setzen wir auch auf den Erfolg von Public Private Partnership-Projekten, in denen sich wirtschaftliche, soziale und öko-logische Ziele miteinander verbinden lassen.InWEnt bereitet zudem Fachkräfte der Inter-nationalen Zusammenarbeit auf ihren Aufent-

halt im Ausland vor. Jungen Menschen aus Deutschland bietet InWEnt mit Austauschpro-grammen und der Vermittlung von Stipendien die Chance, weltweit Berufserfahrung zu sammeln. Durch Praxisaufenthalte erhöhen die Nachwuchsführungskräfte ihre Karrierechan-cen und legen den Grundstein für ihren Er-folg auf dem nationalen und internationalen Arbeitsmarkt. InWEnt bereitet mit ihrer ent-wicklungspolitischen Bildung die Akteurinnen und Akteure von morgen schon heute auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Entwicklungs- und Transformationsländern vor. Wir unterstützen junge Deutsche auch darin, sich zu engagieren und zeigen ihnen, dass sie an politischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen mitwirken können.

AlumnibeiInWEntGerade die Kontakte, die Teilnehmer und Teil-nehmerinnen der InWEnt-Programme während ihrer Weiterbildungen geknüpft haben, sind für die Nachhaltigkeit der Programme elemen-tar. Denn die größten Herausforderungen er-warten die Alumni, wenn sie wieder an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt sind. Mit unseren Netzwerken unterstützen wir die Kontaktpfle-ge unserer ehemaligen Teilnehmer und fördern den Erfahrungsaustausch mit Experten und an-deren Fach- und Führungskräften überall auf der Welt. Gemeinsam lassen sich die besten Lösungen für globale Herausforderungen fin-den.Daher bieten wir unseren Ehemaligen eine gemeinsame Basis für den Austausch, für die Nachfrage und die gegenseitige Unterstüt-zung und befördern sie darin, das Gelernte auszubauen und in Projekten umzusetzen. Die InWEnt Alumni-Programme verschaffen den Teilnehmern auch den Eintritt in ein weltweites Netzwerk der InWEnt-Alumni – einem Netz-werk von Experten aller Fachrichtungen mit lokalem und regionalem Know-how. Unsere Alumni geben ihr neues Wissen weiter und setzen es in anderen Gebieten ein.Ob sich lateinamerikanische InWEnt-Alumni in ihren Heimatländern als Netzwerk RE@L für eine bessere Kommunikation zwischen Rechnungshof und Parlament einsetzen, ob sich afrikanische Alumni aus einem Programm für Krankenhausmanager eine eigene Fortbil-dungsinstitution aufbauen oder ob ein südafri-

kanisches Netzwerk E-Business fördert – alle InWEnt-Alumni sind Teil einer internationalen Lerngemeinschaft für nachhaltige Entwicklung.Mehr als 300.000 Alumni sind heute im InWEnt Alumni-Programm registriert. Neben Online-Angeboten wie dem InWEnt Alumni-Portal, den Portalen der Programm-, Fach- und Regional-Netzwerke und den E-Learning-Kursen des Global Campus 21®, bietet das InWEnt-Alumni-Programm auch Möglichkeiten, an Alumni-Veranstaltungen teilzunehmen und sich direkt auszutauschen. So fanden im Jahr 2008 drei regionale Alumni-Konferenzen in Uruguay, Indien und Ägypten mit insgesamt fast 650 Teilnehmenden statt. Daneben or-ganisierte InWEnt im selben Jahr rund 150 Evaluierungs- und Follow-up-Workshops, Soft-Skills-Seminare und andere.

GC21E-Academy„GC21“ steht für Global Campus 21– unter diesem Namen bietet InWEnt seit nunmehr zehn Jahren E-Learning für Fach- und Führungs-kräfte an, ein fester Bestandteil des Capacity Building bei InWEnt. Die neue E-Academy verstärkt die internetgestützte Bildungsarbeit in Entwicklungsprojekten.Hauptzielgruppe des Angebotes sind Füh-rungskräfte aus Entwicklungs- und Schwel-lenländern. Sie können ab sofort aus einem Katalog von zurzeit 35 Kursen wählen. Bis Ende 2010 kommen 25 weitere hinzu. Die Angebote der E-Academy sind teilweise kostenfrei oder mit Stipendien zu buchen. Es gibt Selbstlernkurse und Onlinekurse, die durch Teledozenten begleitet werden. Die Kurse haben einheitliche Qualitätsstandards. Themen sind unter anderem Capacity Building für Entwicklung, Management und Führung, nachhaltiges Wirtschaften, Kommunikation, Klima- und Umweltschutz, Gesundheitsma-nagement, Bildung und Gleichberechtigung, Frieden und Menschenrechte.

www.InWEnt.orgwww.gc21.dewww.alumniportal-deutschland.orgwww.gc21-eacademy.org

10 LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 20. Ausgabe

Alma Mater

detektor.fm–ZurückzumThemaChristiane Pschierer

Tonaufnahme, Übertragung, Empfang. Die Grundlagen des modernen Radios, gestern wie heute. Am 06.11.1919 sendete der nie-derländische Fabrikant Hanso Schotanus à Steringa Idzerda aus seinem Wohnzimmer die erste öffentliche Radiosendung, beste-hend aus Musik und kurzen Sprechbeiträgen. Neunzig Jahre später, am 04.12.2009, ga-ben drei Absolventen der Universität Leipzig den Startschuss für ihren eigenen Radiosender, detektor.fm. Was ist anders? detektor.fm sendet aus einem eigens gebauten Studio mit angeschlossenem Journalistenbüro im Leipziger Westen und ist als reines Internetradio weltweit empfangbar. Unter dem Leitspruch „Zurück zum Thema“, wollen die Initiatoren Christian Bollert ( Jour-

nalistik), Hans Bielefeld (Spanisch, BWL, Englisch), Marcus Engert (Germanistik, Jour-nalistik) und Gregor Schenk (Germanistik) anspruchsvollen Hörfunk bieten. Ein Interne-tradio, welches neben guter Musik vor allem auch sorgfältig recherchierte Beiträge bietet, gibt es so noch nicht, erklärt Bollert, der redak-tionelle Leiter von detektor.fm, das Konzept. Zunächst laufen die akribisch produzierten Sendungen täglich live zwischen 16-19 Uhr, eine Erweiterung des Programms ist jedoch bereits angedacht. Handverlesene Musikge-nüsse ohne Werbeunterbrechungen, qualitativ hochwertige Beiträge mit journalistischem Biss und ein reger Austausch mit den Hörern sind dabei stets oberste Prämisse. Erste Kniffe im Radiojournalismus konnten die vier ambitionierten Alumni neben Ihrem Stu-dium bereits beim Leipziger Universitätsradio „mephisto 97.6“ erlernen. Die studentische Be-geisterung wandelte sich in unternehmerischen Enthusiasmus, und die Rechnung, ein Interne-tradio mit Fokus auf Qualität statt Quantität zu schaffen, ging auf. Das Konzept fand deutsch-landweit großen Anklang unter Presse und Radiopublikum. Mittlerweile, nach nur etwa einem halben Jahr Sendezeit, lauschen täglich rund 1.300 Hörer den vielseitigen Beiträgen in Wort und Ton. Durch die zahlreichen Inter-aktionsmöglichkeiten auf der Webseite des

Senders sowie auf verschiedenen Plattformen des Web2.0, sind Bollert, Engert, Bielefeld und Schenk fast rund um die Uhr mit Ihren Hörern in Kontakt. Ein Pluspunkt, denn nur so ist es möglich, direkt auf Hörerwünsche zu reagieren oder Nachrichten schnellstmöglich zu verbreiten.Am 10. Juni 2010 wurde detektor.fm im Rahmen der Ausschreibung „NEG Website Award des Bundeswirtschaftsministeriums“ zum Bundessieger erkoren. Diese hohe Aus-zeichnung erhielt das aufstrebende Unter-nehmen für sein innovatives und gleichzeitig intuitives Webseiten-Design sowie für die beispielhaft enge Interaktion mit ihrem Radio-publikum.Wir hoffen, noch viel von detektor.fm und un-seren radiofreudigen Alumni zu ‚hören‘.

http://detektor.fm

Alma Mater ÜberreichungAuszeichnungNEGWebsiteAward,2010

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Die Serviceeinrichtung in der Burgstraße 21 versteht sich als Bindeglied zwischen Uni-versität und Arbeitswelt und soll zentraler Ansprechpartner in allen Fragen zum Be-rufseinstieg der Studierenden werden. Be-ratungs- und Qualifizierungsangebote des Career Centers bereiten die Studierenden frühzeitig auf den Übergang in die Arbeitswelt vor, geben Orientierung und eröffnen ihnen neue Perspektiven.Neben der Beratung zu Themen wie Prakti-ka, Bewerbung und der individuellen Unter-stützung bei der Berufswegplanung, vermittelt das Career Center in kostenfreien Seminaren und Workshops, wie z.B. zu Konflikt- oder Zeitmanagement, zusätzliche Methoden- und Sozialkompetenzen für den Arbeitsalltag. In praktisch angelegten Kursen wie "Content-Management-Systeme" oder "Wissenschaft-liches Schreiben" können Studierende zudem fachliche Zusatzqualifikationen erwerben. Über den Aufbau von Netzwerken mit poten-ziellen Arbeitgebern stellt das Career Center außerdem eine wichtige Verbindung zwischen Studium und Praxis her. Bei Exkursionen und in Praxisprojekten können die angehenden Akademiker praktische Erfahrungen und di-rekte Einblicke in verschiedene Berufsfelder

sowie in den Arbeitsalltag von Unternehmen gewinnen. Prof. Dr. Wolfgang Fach, Prorektor für Lehre und Studium sowie Projektleiter des Career Centers, erklärt:Der Übergang vom Studium in den Beruf galt bis vor kurzem als ein Problem, das jeder Stu-dierende in eigener Verantwortung bewälti-gen musste und mit einer guten Portion Glück auch bewältigt hat. Spätestens seit ‚Bologna‘ können es sich die Universitäten nicht mehr so einfach machen. Sie werden jetzt selbst daran gemessen, ob und wie weit es ihnen gelingt, diesen Übergang unter ihre Fittiche zu nehmen. Sieben Mitarbeiter und neun wissenschaftliche sowie studentische Hilfskräfte arbeiten zurzeit an der Umsetzung dieses Vorhabens. Als Pro-jektpartner unterstützt die Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt Leipzig (KOWA) das Team im Career Center mit drei Mitarbei-tern und zwei studentischen Hilfskräften. Mit der Unterzeichnung des Kooperationsver-trages im Rahmen der Eröffnung ist auch der Grundstein für die Zusammenarbeit zwischen dem Career Center und der Agentur für Arbeit Leipzig gelegt. Das Team Akademische Be-rufe der Agentur für Arbeit berät wöchentlich an drei Tagen in den Räumen des Career

Centers und wartet mit zusätzlichen Veranstal-tungsangeboten für Studierende auf. Weitere Kooperationspartner sind die Stadt Leipzig, die Industrie- und Handelskammer Leipzig so-wie die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, auf deren Unterstützung das Ca-reer Center zurückgreifen kann.

Ana Condeço, Geschäftsführerin der Einrich-tung freut sich über das rege Interesse der Studierenden: Die Qualifizierungsmaßnahmen des Career Centers treffen genau den Bedarf der Studie-renden. Unsere Kurse für das aktuelle Sommer-semester waren zum Beispiel innerhalb von wenigen Tagen komplett ausgebucht.Das Career Center bietet auch ein Online-Job-portal, über welches Studierende Bewerber-profile einstellen und sich auf Praktikums- und Stellenangebote bewerben können. Damit steht den Studenten der Universität Leipzig eine umfassende Palette von Beratungs-, Qua-lifizierungs- und Vermittlungsangeboten rund um das Thema Berufseinstieg zur Verfügung. Die Frage „Studium und was dann?“ kann hier also beantwortet werden.Weitere Informationen finden Sie unter www.uni-leipzig.de/careercenter.

FeierlicheEröffnungdesCareerCentersderUniversitätLeipzigBärbel Adams, Pressestelle der Universität Leipzig

Nachdem im Wintersemester 2009/10 der Startschuss für das Career Center der Universität Leipzig gefallen ist, fand am 15. April 2010 in der Alten Börse die offizielle Eröffnungsveranstaltung statt, zu der Gäste aus Wissenschaft und Politik, Kooperationspartner und Vertreter anderer sächsischer Hochschulen eingeladen waren.

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BeratungzumStudieninformationstag,2010

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Wie sagt ein chinesisches Sprichwort so schön: „Das Leben meistert man lächelnd – oder gar nicht“. Doch was steckt hinter der Vorstellung, sein Leben zu meistern? Neben dem Wunsch nach privatem Glück, spielt die berufliche Verwirklichung nach den ganz eigenen Vorstellungen eine wichtige Rolle. Genau hier setzt SMILE an. Die Selbst Ma-nagement Initiative LEipzig möchte mit dem richtigen Quentchen Motivation und profes-sioneller Unterstützung helfen, das eigene Potential zu entdecken und berufliche Träume in die Realität umzusetzen. Die Initiative ist ein Kooperationsprojekt der Universität Leipzig,

Gründern und Unternehmern eine effektive Plattform für interdisziplinären, interkulturellen und kreativen Austausch sowie professionelles Business Development. Seit seiner Gründung hat SMILE mehr als 350 Gründungsprojekte unterstützt und über 3000 Interessierte zum Thema Selbständigkeit und lebenslanges Ler-nen beraten. Aktuell werden etwa 80 Einzel- und Unternehmensgründungen betreut. – Das zufriedene ‚Lächeln‘ (smile) der Gründer stets im Blick.Wir haben mit Herrn Dr. Markgraf, Projekt-leiter bei SMILE und Dozent am Lehrstuhl für BWL an der Universität Leipzig, gesprochen:

WasistIhrFazitnach4JahrenSMILE?Um es mit den Worten unserer Teilnehmer zu sagen „SMILE ist genau das was in der Uni gefehlt hat“. Das Projekt SMILE hat zu Beginn eine Lücke geschlossen, die in der Lehre offen war und auch heute vielfach noch nicht ab-gedeckt wird. Mit SMILE sind wir angetreten, den Studenten, Mitarbeitern und Absolventen verschiedene Möglichkeiten zu geben, sich selbst und ihre Potentiale zu entdecken. Dabei gehen wir grundsätzlich auf die individuellen Wünsche und Ziele der Teilnehmer ein. SMILE folgt dabei einem sozialkonstruktionistischen Lernansatz, der bei den Teilnehmern sehr gut ankommt. Die Mischung aus Erlernen und An-

wenden von Softskills und dem Coaching von Ideen bis hin zur Gründung traf mittlerweile den Nerv einer Vielzahl von Teilnehmern. Aus all den Interessierten sind nicht nur mehr als 350 Gründungen hervorgegangen, sondern auch jede Menge Teilnehmer die sich persön-lich weiterentwickelt haben und jetzt selbst-bestimmter Entscheidungen treffen – sei es für oder gegen eine berufliche Selbständigkeit. SMILE hat sich außerdem vergrößert. 2009 wurde mit smile.medibiz ein zusätzliches Pro-jekt speziell für den Gesundheitsbereich ins Leben gerufen um spezifischere Angebote für diesen Fachbereich anbieten zu können.

WaswardaswitzigsteProjekt,welchesSMILEbetreuthat?Das ist eine schwierige Frage. In den letzten vier Jahren hatten wir eine Vielzahl von inte-ressanten, spannenden und neuen Projekten. Welche davon witzig waren ist schwer zu sagen. Wir hatten witzige Ideen für eine Spendenplattform, für neue Arten von Kinder-gärten, für Offroadtouren mit dem Segway, für Crossgolf in der Innenstadt und viele mehr. Es ist schwierig, eine einzelne Idee herauszu-heben. Am Ende muss hinter jeder Idee ein solides Geschäftsmodell stehen, denn was nutzt die witzigste Idee, wenn sie mittelfristig nicht finanzierbar ist. Insofern bleiben eher die guten und spannenden Projekte in Erinnerung und da haben wir eine Menge.

QuoVadis?–WiesehendiePlänefürdienächsten4Jahreaus?Gerade vor zwei Monaten sind wir zum zweiten Mal als aktivstes Gründernetzwerk in Sachsen ausgezeichnet worden. Das spornt für die Zukunft natürlich an. Der Name SMI-LE und das Projekt selbst sind etabliert, das Angebot wird gut angenommen und von uns permanent weiterentwickelt. Wichtig ist es nun Mittel und Wege zu suchen, wie das Projekt langfristig an den Leipziger Hochschulen und Forschungseinrichtungen etabliert werden kann. Ideen dazu gibt es verschiedene, erste Schritte sind gegangen, und auch die ersten Anträge sind gestellt. Aber so lange nichts unterschrieben ist steht nur eines fest: SMILE wird es auch in vier Jahren noch geben – auf die eine oder andere Weise.

www.smile.uni-leipzig.de

SMILE–MiteinemLächelnindieSelbständigkeitChristiane Pschierer

Handelshochschule Leipzig, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig sowie des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung und wird durch den Europäischen Sozialfonds (ESF), das Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) und das BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie) gefördert. Seit 2006 ist SMILE bei Fragen der beruf-lichen Weiterentwicklung eine geschätzte Anlaufstelle für Studierende, aber auch für Absolventen und Mitarbeiter der Leipziger Hochschulen und außeruniversitären For-schungseinrichtungen. Das derzeit 16 Mann starke SMILE-Team setzt sich aus Fachkräften unterschiedlicher Fachbereiche wie PR, Wirt-schaftswissenschaften oder auch Pädagogik zusammen. Dieses fächerübergreifende Mit-arbeiternetzwerk ist Grundlage für das breite Leistungsspektrum, welches SMILE seinen Kun-den offeriert. Die Selbstmanagement Initiative sieht sich dabei nicht nur als fachmännischer Berater, sondern zuverlässiger Begleiter neu-er Geschäftsideen oder -strategien. Mittels regelmäßiger, kostenloser Workshops zu Themen wie „Erstellung eines Businessplans“ oder „Projektmanagement“, Vorträgen zu u.a. „Klassische Medien vs. social media“ und in-dividueller Beratungen, bietet SMILE jungen

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PreisverleihungalsaktivstesGründernetzwerkbeifutureSAX

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Vor dem Seminar die Tochter im Kindergarten abliefern, mittags in der Mensa den Kleinen füttern und irgendwie Zeit für die Hausarbeit freischaufeln. Das ist Alltag für ca. 7% der Leipziger Studenten aus dem In- und Ausland. Sie studieren mit Kind und meistern so beson-dere Herausforderungen. Wer neben dem Studium eine Familie hat, dem bleibt kaum Zeit zu jobben. Gleichzeitig fallen mehr Ko-sten an. Wo also gibt es finanzielle Unterstüt-zung? Wer passt während der Vorlesungen auf die Kleinen auf? Und was, wenn wegen der Kinder wichtige Lehrveranstaltungen ver-passt werden?In Leipzig greifen verschiedene Einrichtungen den Eltern unter die Arme. „Wir machen alles, was den Studenten das Studium irgendwie erleichtert“, sagt Angela Hölzel vom Studen-tenwerk Leipzig (SWL). Dabei spielt die So-zialberatung durch Regina Engelhardt eine entscheidende Rolle. „Sie hat eigentlich auf alles eine Antwort und gibt gute Tipps“, weiß Doreen Wittig, die mit ihren Kindern Arnold (2) und Lenka (4) Rat gefunden hat. Viele in-ternationale Eltern der Universität wenden sich an den StudentInnenRat (StuRa). Dort erfahren sie zum Beispiel, welche Sonderregelungen für sie im Studium gelten. Bei finanziellen Eng-pässen können sie zudem Gelder aus dem Fond für Härtefälle beantragen. Auch das Studentenwerk stellt finanzielle Unterstützung. Knackpunkt eines Studiums mit Familie bleibt aber die Kinderbetreuung. Nur wenn Eltern

ihre Kleinen in vertrauenswürdige Hände geben können, ist der Besuch von Lehrveran-staltungen möglich. Daher betreibt das SWL zwei Kindergärten sowie einen Kinderladen. Im Kinderladen direkt auf dem Campus küm-mern sich Erzieherinnen um die Sprösslinge, während ihre Eltern an Seminaren teilneh-men. Der Kindergarten Villa Unifratz betreut bis zu 27 Kinder. Ein Vorteil für die Eltern: in unmittelbarer Nähe können sie die familien-freundlichen Apartments des Wohnheims Bor-naische Straße beziehen. Im Frühjahr 2010 öffnete zudem der Integrationskindergarten Einsteinchen. Trotz dieser Betreuungsange-bote fällt es vielen Eltern in Leipzig schwer, einen Krippen- oder Kindergartenplatz zu ergattern. Der Ausbau von Kindertagesstät-ten konnte mit der gestiegen Geburtenrate nicht Schritt halten. Aus dieser Not heraus wurde die Zappelkiste geboren. Die Idee ist so simpel wie effektiv: studentische Eltern hel-fen sich gegenseitig bei der Betreuung ihrer Kinder. Ihr Anlaufpunkt ist eine Wohnung im Studentenwohnheim der Nürnberger Straße, die mit großzügigem Spielzimmer, Schlaf-raum, Arbeitszimmer und Küche ausgestattet ist. Die Zappelkiste steht allen offen und ist kostenfrei: „Ein Großteil der Leute, die hierher kommen haben einen internationalen Hinter-grund“, erklärt Christian Keller, Mitinitiator und studierender Vater von zwei kleinen Söhnen. Sein Verein Studentische Eltern e.V. hat die Zappelkiste auf studentische Bedürfnisse aus-

MamaistStudentAnnegret Cornehl

gerichtet. Unterschiedliche Mütter und Väter passen abwechselnd auf die Kinder auf. So wird Zeit frei, um z.B. am PC nebenan die Belegarbeit zu beenden. Keller: „Die Eltern sind nah bei ihrem Kind, obwohl es trotzdem betreut wird“. Anja Eckloff geht mit ihrem Sohn Moritz (7 Monate) regelmäßig in die Zappelkiste. Ihr Mann Sebastian, Sinologiestudent, meint: „Die Einrichtung ist eine nette Sache“. Fami-lie Eckloff trifft sich mittags in der Mensa. Dort können sie Moritz frei krabbeln lassen. Die Mensa ist auf Kinder eingestellt und verschafft den Eltern so einen Moment zum Energie tan-ken. „Die zwei sind immer ganz schnell da unten“, deutet Doreen Wittig auf die Spiel-ecke, in der Arnold mit seiner Schwester Bau-klötze stapelt. Die Studentin der Arabistik und Afrikanistik erzählt von der Herausforderung, Kinder und Studienpensum zu vereinbaren. Es sei logisch, dass sich bei dieser Doppelaufga-be die Studienzeit verlängere, so Sebastian Eckloff. Doreen Wittig ist jedoch überzeugt: „Die Kleinkindzeit ist einfacher während des Studiums als während des Arbeitens“. Mit der Umstellung der Studiengänge auf Bachelor- und Master-Abschlüsse ist dies etwas schwie-riger geworden. StuRa, SWL und Studentische Eltern e.V. machen sich gerade deshalb wei-terhin für das Studium mit Kind stark.

SpieleckeinderMensav.l.n.r.:AnjaEckloff&Moritz(7Monate),DoreenWittigmitArnold(2Jahre)

FamilieEckloff

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Am 25. Juni 2010 wurde das Ägyptische Museum - Georg Steindorff – an seinem neu-en, endgültigen Standort im Kroch-Hochhaus feierlich wiedereröffnet. Es präsentiert nun nach sieben Jahren Übergangszeit in ande-ren Räumlichkeiten eine deutschlandweit ein-malige Schau- und Lehrsammlung in überzeu-gender Konzeption und neuem Glanz."Damit macht die Universität Leipzig im wahrsten Sinne des Wortes einen ihrer größ-ten Schätze für die Studierenden und Mitar-beiter sowie die Leipziger Bürger und ihre Gäste zugänglich. Die Kustodin Dr. Friederike Seyfried hat es mit ihrem Team verstanden, die Ausstellungsstücke so zu präsentieren, dass auch Laien den denkbar besten Zugang zum alten Ägypten bekommen können", erklärt Prof. Dr. Franz Häuser, Rektor der Universität Leipzig.Auf über 500 Quadratmetern (qm) bieten die neuen Räumlichkeiten, die sich über zwei Stockwerke erstrecken, ausreichend Platz, um nahezu den gesamten Bestand der ältesten ägyptologischen Lehrschausammlung einer deutschen Universität zu präsentieren. Am al-ten Standort war die öffentliche Ausstellungs-fläche mit zirka 340 qm vom Schaumagazin (~ 200 qm) getrennt. Das Magazin war da-bei nur in seltenen Fällen mittels Spezialfüh-rungen einsehbar. Im 2. Obergeschoss des Kroch-Hochhauses am Augustusplatz wird nun jedoch auch das Schaumagazin für das breite Publikum geöffnet sein."Damit sind rund 6.000 Objekte ihrem lang-jährigen Schattendasein entrissen, da in dem kleinen Schauraum des Interims in der Burg-straße auf 125 qm nur 300 repräsentative Exponate einen Überblick über das altägyp-tische Kulturschaffen bieten konnten", erklärt Kustodin Dr. Friederike Seyfried. Zu sehen sind nun Ausstellungsstücke vom Alten Reich (um 2540 v. Chr.) bis in die Spätantike.

"Grabensemble“Das "Direktorenzimmer" beherbergt einen ein-maligen Fundkomplex: In diesem Raum wird das gesamte Grabensemble des Priesters He-rischef-hotep aus dem frühen Mittleren Reich (um 1970 v. Chr.) präsentiert, das aus zwei - ehemals ineinander geschachtelten - Särgen und einem kompletten Beigabensortiment besteht. Nach den Vorgaben der Kustodin und den Wünschen und Zeichnungen des Restaurators O. Tietze wurde das einzigar-tige Ensemble so präsentiert, dass sich der Besucher wie in einer Art "aufgeklapptem Sargbaukasten" bewegen kann, was dem Be-trachter ein optimales optisches Erlebnis bietet. Hinzu kommt, dass die Sargteile des äußeren Sarges in leichter Schräglage unter hochent-spiegeltem Glas gezeigt werden, damit alle Details der 4000 Jahre alten Malereien ihre bestmögliche Wirkung entfalten können. Die weiteren Vitrinen des Raumes beherbergen das gesamte, noch erhaltene Grabinventar dieses Priesters und lassen so den Raum zu einem einzigartigen, sowohl museumsdidak-tischen als auch ästhetisch-harmonischen Ka-binett werden.

EinmaligeZeugnissenubischenUrsprungsDurch die bedeutenden Grabungen Georg Steindorffs (1861-1951) zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelangten über offizielle Fund-teilungen nicht nur ägyptische, sondern auch einmalige Zeugnisse nubischen Ursprungs nach Leipzig. Zu den bedeutendsten Expo-naten dieses Raumes gehören sicherlich die beiden filigranen Bronze-Gefäßständer aus dem Neuen Reich, die weltweit Ihresgleichen suchen.Im zweiten Obergeschoss befindet sich zu-nächst ein großes Modell des Pyramiden- und Totentempelkomplexes des Pharao Sahure

(5. Dynastie, um 2496 - 2483 v. Chr.), das Anfang des 20. Jahrhunderts von der Firma Gebrüder Stegemann (Berlin) mit größter Hingabe zum Detail geschaffen wurde. Mit Mitteln und Spenden von Besuchern sowie des Freundeskreises des Ägyptischen Muse-ums, aber auch mit Unterstützung Leipziger Mitglieder des Bundes Deutscher Architekten (BDA), konnte dieses Modell in der nun ge-zeigten Form wieder hergestellt werden.

SchaumagazinmitSchmuckundSkarabäenIn dem sich anschließenden großen Schau-magazin wird der Betrachter nicht nur mit ei-ner Fülle archäologischen Grabungsmaterials konfrontiert, sondern er wird in themengebun-denen Vitrinenabschnitten auch didaktisch an bestimmte Inhalte herangeführt. So gibt es neben einer einzigartigen Schauvitrine zur Keramikentwicklung im Alten Ägypten auch Abschnitte zum Alltagsleben, zu Schmuck und Skarabäen sowie zu Totenfigurinen und Göttern, wobei letztere in eine Landkarte Ägyptens integriert sind, um die Lage ihrer jeweiligen Kultorte besser veranschaulichen zu können. "Diese Form der Präsentation dürfte auch ihre Wirkung in der akademischen Lehre insofern nicht verfehlen, als die Studenten nun-mehr Namen, Ikonographie und Lokalisierung einiger der bedeutendsten Götter Ägyptens plastisch vor Augen geführt bekommen", be-merkt der Lehrstuhlinhaber für Ägyptologie, Prof. Hans-W. Fischer-Elfert, dazu.

TotenkultderAltenÄgypterDen Abschluss der Gesamtkonzeption bildet ein Raum zum Totenkult der Alten Ägypter, der einige in ihrer Wicklung und Verzierung komplett erhaltene Mumien und ein Sargen-semble beherbergt. Aber auch Grabbeiga-ben, Mumienmasken und der mit bestimmten Göttern assoziierte Tierkult werden in diesem Raum thematisiert und runden so das Ge-samtbild zur altägyptischen Kultur ab. Diese umfassende Neuaufstellung des Ägyptischen Museums wäre ohne die Einbindung vieler Spezialisten der unterschiedlichsten Gewerke sowie der äußerst engagierten Mitarbeiter aus allen Bereichen der Leipziger Universitätsver-waltung nicht möglich gewesen. In diesem Sinne: Herzlich Willkommen – (Ahlan wa Sahlan) – im neuen Ägyptischen Museum!

www.uni-leipzig.de/~egypt/Museum.htm

ÄgyptischesMuseumLeipzigneueröffnetDr. Manuela Rutsatz/ Christiane Pschierer

Krochhochhaus,AnsichtvomAugustusplatz

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DasLeipzigerUniversitätssiegelDr. Jens Blecher, Direktor des Universitätsar-chivs in Leipzig

Siegel und Siegelführung waren für die mittel-alterlichen Universitäten ein wichtiges Element ihrer rechtlichen Autonomie und Selbstverwal-tung. Das Beglaubigungsrecht verkörperte den juristisch und materiell sichtbaren Beweis einer Privilegierung – weswegen auch die Symbolik nicht nur formellen Charakter hatte. Neben der christlichen Ikonographie finden sich in den Universitätssiegeln immer wieder Bezü-ge auf die weltlichen Mächte (Regenten oder Stifter), auf das eigene Lehrgeschäft, oder es weisen symbolisierte kirchliche Würdenträger auf die klerikale Seite der Universitäten hin.Die Universität Leipzig ererbte bei ihrer Grün-dung im Jahre 1409 das Recht zur Siegelfüh-rung bereits als selbstverständliches Privileg. Die ersten Universitäten, wie beispielsweise Paris, hatten sich diese Beurkundungsform erst in heftigen Auseinandersetzungen beim Papst erstreiten müssen. In einer Zeit der minimalen

Schriftlichkeit waren die zumeist in Wachs geprägten Siegelabdrücke unabdingbar, um den Willen der akademischen Korporationen verbindlich erklären und rechtliche Verhand-lungen eindeutig legitimieren zu können. Sie-gel waren deshalb für das Gemeinwohl der Korporationen eminent und wurden sorgsam verwahrt. Für Siegelfälschungen drohten recht drakonische Strafen, wie etwa der Tod auf dem Scheiterhaufen.Übrigens führte jede Organisation in der Uni-versität Leipzig (Rektor, Fakultäten, Nationen, Kollegien) ein eigenes Siegel, noch heute sind mehr als 40 verschiedene Siegeltypare im Universitätsarchiv Leipzig überliefert. Das erste akademische Siegel entsteht vermutlich schon im Jahre 1410 – in der Artistenfakultät wird das Siegel zur Beurkundung von Doktor-briefen sehr rasch benötigt.Das große Universitätssiegel, oder auch „sigil-lum maiestatis“, wurde nur zu besonderen Be-urkundungen der Gesamtuniversität benutzt - entsprechend selten war auch sein Gebrauch. 1419 wurde es zum ersten Male erwähnt, es war aus vergoldetem Metall und blieb in einer eisernen Truhe stets sorgfältig verschlossen. Das Siegelbild zeigt die beiden Schutzheili-gen des Bistums Merseburg, dessen Bischof

zugleich als Kanzler für die Universität fun-gierte. Dargestellt sind nebeneinander zwei nimbierte Heilige in langen Gewändern: zu-nächst Sankt Laurentius auf der rechten Seite, der einen Rost hält, als Verweis auf seinen Märtyrertod. Die zweite Gestalt symbolisiert Johannes den Täufer, durch das Lamm auf seinem linken Arm eindeutig gekennzeichnet. Das ursprünglich große Siegel mit einem Durchmesser von 78 mm ist wohl zum Ende des 18. Jahrhunderts in Vergessenheit geraten – nicht einmal sein Verlust wurde bemerkt. Erst zum Universitätsjubiläum von 1809 vermisste man das Siegel und musste es neu schneiden lassen, es trug fortan die Umschrift Sigillum Universitatis Studii Lipsiensis. Vor dem Universitätsjubiläum von 1909 ist noch eine kleine Änderung im Siegelbild vor-genommen worden: Unter dem Piedestal der beiden Heiligen wurde das Gründungsjahr der Universität (1409) als Zahl eingefügt.Für das Universitätsjubiläum 2009 ist ein besonderes Logo entworfen worden, ein Kunstprodukt, das sich nur noch entfernt an die früheren Vorlagen anlehnt, aber die Erin-nerung an das Siegelbild auf moderne Weise fortführt.

SiegelabdruckdesgroßenUniversitätssiegelsaneinerUrkundeausdemJahre1516.

MitderÜbergabedesRotenKollegsimJahre1515unddemUmzugderArtistenfakultätdorthinwareinheftigerStreitzwischenderFakultätunddemFürstenkollegiumentbrannt.BisherhattedasKollegiumfürdieNutzungseinerRäumebeiPromotioneneineSaalmieteerhalten,dienunentfiel.ErstdurchZahlungeinerhohenAblösesummezwischendenbeidenKorporationenkonntedasVerfahrendamalsgeschlichtetwerden.

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„Es lächelt der See, er ladet zum Bade.“ – Friedrich Schiller (aus „Wilhelm Tell“)Leipzig ist schon ein besonderes Fleckchen. Neben geschichtsträchtigen Orten wie der Nikolaikirche, einer reichen Musiktradition, unserer nunmehr bald 601-jährigen Univer-sität und kulinarischen Genüssen wie der Leipziger Lerche, zeichnet sich die 500.000 Einwohner starke Stadt auch durch seine stetig wachsende Seenlandschaft aus. Besonders im Sommer, aber auch während der restlichen Jahreszeiten, ist das sogenannte Leipziger Neuseenland ein beliebtes Ausflugsziel. Insge-samt zählen 18 teils rund 400 Hektar große Seen zu der im Süden von Leipzig gelegenen Landschaft. Etwa fünf von ihnen haben dabei ihre endgültige Größe noch nicht erreicht. Hin-tergrund dafür ist die Entstehungsgeschichte der Gewässer:Infolge der Erdölkrise in den 1970er Jahren, wurde in der ehemaligen DDR, unter anderem in den Gebieten im Leipziger Süden, eine ra-dikale Auskohlungspolitik betrieben, um die heimischen Braunkohlenvorkommen optimal nutzen zu können. Die dabei entstandenen Tagebaugebiete – unter anderem die Anlage Cospuden – erstreckten sich auf immer neue

und größere Flächen. Mit der Wende begann sich jedoch breiter Widerstand gegen den drastischen Kohleabbau zu regen, da dieser nicht nur die zwangsläufige Umsiedlung von Anwohnern, sondern auch immer mehr die Zerstörung wertvoller Natur- und Erholungs-landschaft zur Folge hatte. 1990 formierte sich die Bürgerinitiative „Stoppt Cospuden 90“ und rief zu einem Protestmarsch zum Ta-gebau Cospuden auf, an welchem sich mehr als 10.000 Menschen beteiligten – mit Erfolg. Noch im selben Jahr wurde der weitere Aus-bau der Tagebauanlagen gestoppt und 1992 der Betrieb schließlich gänzlich eingestellt. Al-lein der Tagebau Cospuden hat bei seiner Schließung ein Gelände von 3,2 km² einge-nommen. Während seines Betriebes mussten mehr als 80 Anwohner in andere Gebiete umgesiedelt werden, um die Förderung von insgesamt 32 Millionen Tonnen Rohbraunkoh-le zu sichern. Unmittelbar nach der Schließung der Tage-bauten begannen die Arbeiten, um das nun brach liegende Gebiet in eine Seenlandschaft umzuwandeln und damit attraktive Naherho-lungsziele zu schaffen. Die nunmehr 18 Ge-wässer sollen sich letztlich auf ein 70 km²

großes Areal erstrecken. Der Cospudener See hat mit der letzten Flutung im Jahr 2000 be-reits seine endgültige Größe von 435 Hektar erreicht. Im Rahmen der Rekultivierung und Re-naturierung der Tagebaulandschaft, wurden am Cospudener See auch ein Strand und Landschaftspark angelegt. Am 1. Juni 2000 fand zum Anlass der Expo 2000 die offizi-elle Eröffnung des Sees und seiner angren-zenden Freizeitanlage statt. Seither lockt der beliebte Badesee, unter Leipzigern auch lie-bevoll ‚Costa Cospuda‘ oder schlicht ‚Cossi‘ genannt, mit Sachsens längstem Sandstrand pro Jahr etwa 500.000 Besucher an. Das Badeparadies gilt als Modellbeispiel für eine erfolgreiche Rekultivierung und Umgestaltung einer Tagebaulandschaft. Mittlerweile verbin-det eine Fähre das Nord- und Südufer, und Strandpavillons, Surfschulen, ein elf Kilometer langer Rundweg sowie zahlreiche Gastro-nomieeinrichtungen laden zum freizeitlichen Verweilen ein. Derzeit wird am Nordrand des Sees an dem Ausbau des Elsterfloßgrabens gearbeitet, um eine Bootspassage zwischen Cospudener See und den Flüssen Pleiße sowie Weiße Elster zu schaffen. Zudem ist geplant, den benachbarten Zwenkauer See, welcher etwa 2013 fertiggestellt werden soll, durch einen tiefen Graben mit dem beliebten ‚Cossi‘ zu verbinden, sodass auch hier Bootsbetrieb möglich wird. Diese Vorhaben sind Teil der Umsetzung eines Gewässerverbundes zwi-schen allen noch in Planung befindlichen und bereits nutzbaren Seen des Leipziger Neu-seenlandes. Noch bis Ende dieses Jahres soll so langsam aber sicher eine wassertouristisch nutzbare Seenplatte in Leipzig entstehen.Der Cospudener See wird 10 und doch be-findet sich der Ausbau der Neuseenlandschaft noch in den Kinderschuhen. Das immense Po-tential wird sich erst in den kommenden Jah-ren vollständig entfalten. Nichtsdestotrotz, das 10-jährige Jubiläum ist ein großer Grund zur Freude. Unser ‚Cossi‘ lächelt und wir lachen mit!

LeipzigerNeuseenland–DerCospudenerSeewird10!Christiane Pschierer

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LeipzigerWasserfestfeiertsein10.JubiläumSophie Sigusch/ Christiane Pschierer

Leipzigs Wasser sind tief – und vor allem zahl-reich. Wie Sie bereits im Artikel zum zehnjäh-rigen Geburtstag des Cospudener Sees lesen konnten, ist Leipzig eine Stadt, die – wenn man so sagen möchte – nah am Wasser ge-baut ist. Da bietet sich ein Wasserfest unwei-gerlich an. Vor genau zehn Jahren wurde das Fest vom Wasser-Stadt-Leipzig e.V. aus der Taufe gehoben. Der Verein wollte mit einer jährlichen und öffentlichen Veranstaltung die Leipziger und ihre Gäste auf die Schönheit und atmosphärische Einzigartigkeit der Leip-ziger Seenlandschaft aufmerksam machen. Das Wasserfest schließt die Leipziger Seen – wie unser Geburtstagskind den Cospudener See – und angeschlossene Kanäle ein. Im Mit-telpunkt der Festivität stehen jedoch vor allem der Karl-Heine-Kanal, der Lindenauer Hafen und der Elster-Saale-Kanal als Beispiele des erfolgreichen Ausbaus der Gewässeranla-gen. Den Besuchern wird eine Vielzahl von Aktivitäten und Veranstaltungen am und auf dem Wasser mit hohem Erlebnis- und Unter-haltungswert zum Fest geboten. Mittlerweile erfreuen sich bis zu 250.000 Gäste an dem jährlichen Wasservergnügen.Das Wasserfest stützt mit seinen Angeboten die Vision einer „Wasserstadt Leipzig“. Mit dem Beschluss zur Verbindung von Karl-Heine-Kanal und Lindenauer Hafen sowie dem wei-teren Ausbau der einzelnen Seen, wird diese Vision zunehmend Realität. Zum diesjährigen Jubiläum soll zudem bekannt gegeben wer-den, wann die Bauarbeiten zur endgültigen Fertigstellung des Karl-Heine-Kanals beginnen. Der Kanal wurde vor 154 Jahren auf Initiative des Leipziger Rechtsanwalts Karl Heine ange-legt und stellte den ersten Schritt zur Einrich-tung eines Schifffahrt-Kanals von der Weißen Elster bis zur Saale dar. Nach dem letzten

Spatenstich wird es möglich sein, per Schiff oder Boot von Leipzig nach Halle (Saale) und sogar bis Hamburg zu fahren. Damit erhält der Lindenauer Hafen dann auch endlich sei-ne eigentliche Funktion.Am 20. August fällt der Startschuss für zwei Tage Wasserspaß. Die Angebote sind – wie immer – vielseitig. Am Lindenauer Hafen können abenteuerlustige Wasserfreunde mit selbstgebauten Fluggeräten in einem Wett-bewerb um neue Rekordweiten beim Sprung von der Hafenrampe kämpfen. Zudem wird es ein Pappbootrennen, eine Wasserolympi-ade und auch einen Wasserfest-Fitnesstest geben. Bei der jährlichen Bootsparade, mit Startpunkt am Stadtteilpark Plagwitz und Ziel-punkt Bootshaus Klingerweg, wird schließlich das „schönste Boot“ gekürt. Die Teilnehmer sind aufgerufen, ihr Boot nach allen Regeln der Kunst und Fantasie zu dekorieren. Anlässlich des Jubiläums gibt es im musika-lischen Festprogramm eine absolute Premiere. Unter dem Motto „Wellen machen“ wurden Ende Juni in dem gleichnamigen Bandwettbe-werb zwei Siegerbands ermittelt, welche sich nun im Finale am 21. August zur Hafenparty dem großen Publikum präsentieren dürfen. Ausgelobt wurde der Wettbewerb vom Kultur-Lounge e.V. und Organisatoren des Leipziger Wasserfestes. Der Wettbewerb soll ab sofort jedes Jahr stattfinden und jungen, talentierten Leipziger Musikern eine Plattform bieten, ihrer Musik Gehör zu verschaffen.An der Sachsenbrücke am Elsterbecken jährt sich das beliebte Entenrennen des Wasser-festes dieses Jahr zum achten Mal. Am 22. August werden die flinken (Gummi-)Schnabel-tiere ins Elsterbecken gesetzt. Die Teilnehmer des Entenrennens können im Vorfeld der Ver-anstaltung einen „Adoptionsschein“ für eines

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der ‚Tiere‘ erwerben. Die Gewinnerente beschert ihrem Besitzer unter anderem eine Donaukreuzfahrt. Die Vision „Wasserstadt“ ist zum Greifen nah. Dies wäre nach „Musikstadt“ bereits der zwei-te ‚Titel‘ für Leipzig. Wasser und Musik. – Eine vielversprechende Verbindung. Wer weiß, vielleicht gibt es auch bald eine Wassermu-sik eigens komponiert für Leipzig und seine Seenlandschaft?

www.wasserfest-leipzig.de

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LAIpziger Allerlei

132 Jahre, ein stolzes Alter. Man könnte an-nehmen, der Leipziger Zoo kommt nun lang-sam in die Jahre, doch im Gegenteil, der bis dato 26 Hektar große Zoo, unter Leitung von Dr. Jörg Junhold, scheint gerade erst am An-fang zu stehen. Bereits 2003 (in NL 9) haben wir über unseren jungen, alten Zoo berichtet. In der Zwischenzeit hat sich allerdings einiges getan, und es wird Zeit für einen erneuten ‚Zoobesuch‘. Hinter dem historischen Eingangstor vereinen sich heute Moderne und Tradition auf faszi-nierende Weise:Pünktlich zur Jahrtausendwende hat der Leip-ziger Zoo mit dem Projekt „Zoo der Zukunft“ ein neues Kapitel seiner Erfolgsgeschichte aufgeschlagen. Ziel ist es, einen Tiergarten zu schaffen, der moderne Tierhaltung mit Attributen eines Erlebnisparks verbindet und gleichzeitig die beeindruckende Geschichte

ZooLeipzig–WeltderTiereChristiane Pschierer

des Zoos betont. Im sogenannten „Gründer-Garten“ dient das 1901 erbaute „Neue Raub-tierhaus“ nun nicht mehr seinem ursprünglichen Zweck der Großkatzenhaltung, sondern be-herbergt nach gründlicher Renovierung das interaktive Infozentrum „Entdeckerhaus Ar-che“, in welchem den Besuchern Einblick in die intensiven Artenschutzbemühungen des Zoos geboten wird. Im denkmalgeschützten, ehemaligen Affenhaus (1902) findet zukünftig ein Insektarium mit angeschlossener Schmet-terlingshalle Platz, während die früheren Be-wohner ihr neues Zuhause im „Pongoland“ gefunden haben. Mit 30.000 qm Fläche ist das Pongoland dabei die weltgrößte Men-schenaffenanlage und bietet Raum für alle vier Menschenaffenarten - Schimpansen, Bono-bos, Gorillas und Orang-Utans. In insgesamt fünf integrierten, naturnahen Teilanlagen, kön-nen Besucher die Tiere durch Glasscheiben

(Tropenhalle) oder über Trocken- und Wasser-gräben hinweg beobachten. Der Zoo der Zukunft wächst. Neben den The-menanlagen „Gründer-Garten“ und „Pongo-land“ sollen bis 2015 noch vier weitere Groß-anlagen fertiggestellt werden. Schritt für Schritt entwickelt sich der Zoo in eine wahrhaftige Welt der Tiere. Auf dem „Afrikanischen Kon-tinent“, einer weiläufigen Anlage für die Tiere der Savanne, soll neben den bereits erbauten Themenlandschaften „Löwensavanne ‚Makasi Simba‘“ (2001), Erdmännchenanlage (2001) sowie Kiwara-Savanne (2004), auch Platz für Wildhunde, Flusspferde und Nashörner ge-schaffen werden. Der Themenbereich Asien, mit Amurtigern, Elefanten oder auch Lippen-bären, steht kurz vor seiner Vollendung (2011), ebenso wie die Tropenerlebniswelt Gondwa-naland ( Januar 2011). In dieser tropischen Landschaft führen dann abenteuerliche Pfade durch die Zeit, in welcher Afrika, Südameri-ka und Teile Asiens noch eine gemeinsame Landmasse bildeten. Durch den Einsatz mul-timedialer Technik wird Urzeitatmosphäre er-zeugt und die Begegnung mit den tierischen Bewohnern des Gondwanalands zu einem besonderen Ereignis. Der „Kontinent Südamerika“ ist die letzte The-menlandschaft auf dem Weg zum Zoo der Zukunft und wird von 2012 bis 2015 errichtet. In tropischer Landschaft können die Besucher künftig auf einem künstlichen Fluss per Floß die Lebenswelt von Brillenbären, Mähnenwölfen, Jaguaren und Riesenottern erkunden oder auf einem Baumkronenpfad nach Totenkopfäff-chen Ausschau halten. Zugleich können sich die Zoogäste auf die Spur der vergangenen Hochkulturen der Maya und Inka begeben und sich in einer Multimediashow über die Entstehung der Kontinente informieren.Der Zoo der Zukunft ist nicht nur Aushänge-schild für vorbildlichen Artenschutz, sondern auch die Erfüllung eines Lebenstraumes. Dr. Jörg Junhold, Absolvent der Veterinärmedizin der Universität Leipzig, hat seit seiner Einset-zung als Zoodirektor 1997 an der großflä-chigen Umgestaltung und Neukonzeptionie-rung des Leipziger Zoos gearbeitet. Der Erfolg spricht für sich. Am 24. Juni 2010 brachte Amur-Leopardin ‚Vatne‘ ein Jungtier zur Welt. Dies ist eine kleine Sensation, denn in den 12 Monaten zuvor gab es weltweit lediglich acht Amur-Leopardengeburten. Doch Junhold kann sich nicht nur über die so offensichtlich gute An-nahme der neuen Gehege durch die Zootiere freuen. Auch die steigenden Besucherzahlen geben seinem tierischen Engagement recht: Waren es vor 13 Jahren noch rund 678.000 Besucher pro Jahr, so strömen heute im selben Zeitraum knapp zwei Millionen begeisterte Tierfreunde in den stetig wachsenden Zoo.Fazit: 132 Jahre – und kein bisschen alt!

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LAIpziger Allerlei

Leipzig baut aus. An vielen Stellen der Innen-stadt befinden sich derzeit eingerüstete Ge-bäude, der neue Universitätscampus gedeiht und im angehenden City-Tunnel wird weiter-hin fleißig gegraben. Wo gebaut wird, fallen jedoch auch Steine. Um Platz für Neues zu schaffen, müssen einige alte Gebäude, ja sogar Wahrzeichen weichen. Am Brühl zieht besonders ein Abriss alle Aufmerksamkeit auf sich. Das wohl bekannteste architektonische Aushängeschild Leipzigs, die „Blechbüch-se“, wird nach langem Leerstand nun Stück für Stück abgerissen. Allerdings soll die be-rühmte Blechverkleidung nicht vollends aus dem Stadtbild verschwinden. Anstelle der ‚Blechbüchse‘ wird zukünftig ein Parkhaus im denkmalgeschützten, restaurierten Blechge-wand erstrahlen.Die ‚Blechbüchse‘ – Bleibt alles anders‚Blechbüchse‘ ist die liebevolle Bezeichnung, welche im Volksmund für das ehemalige Konsument Warenhaus am Richard-Wagner-Platz geprägt wurde. Die Geschichte des Kaufhauses – und damit unserer Blechbüch-se – begann vor 103 Jahren. 1907 erwarb der Leipziger Architekt Emil Franz Hänsel ein Gebäude samt Grundstück am Brühl 1, welches bis dahin im Besitz der Rittergutsfa-milie Kees auf Zöbigker gewesen war. Das alte Gebäude ließ er allerdings umgehend abreißen, um an dessen Stelle seinen Traum von einem siebengeschossigen Warenhaus zu verwirklichen. Am 3. Oktober 1908 wur-de das „Kaufhaus Brühl“ feierlich eröffnet. Mit seinen 8000 Quadratmetern Verkaufsfläche und den zahlreichen Spezialabteilungen, unter anderem Lebensmittel oder Berufsbekleidung, zählte es zu den größten Konsumeinrichtungen seiner Zeit im Raum Mitteldeutschland. Inha-ber des Kaufhauses waren zunächst die

schweizer Kaufleute Paul Messow und Vic-tor Waldschmidt. Nach dem Tod Messows (1909) aber teilten sich Otto Mühlstein, Wal-ter Riess sowie Salomon Sigismund fortan die Leitung. Die Kaufhauskultur gedieh und so wur-de schon drei Jahre später die Erweiterung der Verkaufsfläche beschlossen. Diese Ent-scheidung schloss auch die Eingliederung des angrenzenden „Wagner-Hauses“ ein, welches 1886 das Geburtshaus Richard Wagners, das sogenannte Haus „Zum roten und wei-ßen Löwen“ am Brühl 3, ersetzt hatte. Im Mai 1915 öffnete das vergrößerte Kaufhaus seine Tore für das Leipziger Publikum. 1927 wurde das Kaufhausareal erneut erweitert. Krönung des Umbaus war die Installation der ersten Rolltreppe in einem Leipziger Warenhaus. Die erste Rolltreppe Deutschlands wurde übrigens 1925 im Kölner Kaufhaus „Tietz" eingeweiht. Damit war das Leipziger Kaufhaus Brühl einer der Vorreiter, die Rolltreppen als Publikums-magnet und Mittel der besseren Vernetzung einzelner Kaufhausetagen einsetzte. 1928 umfasste das Verkaufsfläche rund 20.000 Quadratmeter, auf welcher etwa 600 Ange-stellte in Warenabteilungen, aber auch einer Poststelle und einem Restaurant eingesetzt waren. Diese Jahre können als Blütezeit des Kaufhauses bezeichnet werden. Mit dem zweiten Weltkrieg begann der Ver-fall des beliebten Traditionshauses. 1936 wur-den zahlreiche leitende Angestellte wie auch der damalige Geschäftsführer Siegfried Jacob infolge der Arisierung entlassen. Die schweren Luftangriffe auf Leipzig (1943) zerstörten große Teile des Warenhauses so stark, dass es letzt-lich geschlossen werden musste. Erst 1966 wurde das Kaufhaus wieder aufgebaut, er-lebte danach jedoch seine zweite Blütezeit. Als Besitzer zeichnete sich von nun an die

Konsumgenossenschaft Leipzig verantwortlich. Die Gestaltung der Außenhülle übernahm der Künstler und Metallgestalter Harry Müller. Aus seiner Feder entstammt der Entwurf einer ge-schwungenen, fensterlosen Aluminiumfassade, welche das Gebäude schnell zu einem der architektonischen Wahrzeichen Leipzigs wer-den ließ, der Blechbüchse. 1968 fand die feierliche Eröffnung des „Konsument am Brühl“ statt. Leipzig besaß nun das zu dieser Zeit größte Warenhaus der DDR. 2001 ging das so auffällig wie bekannte Kaufhaus in den Besitz der Karstadt Waren-haus AG über. Ab 2007 stand das Gebäude nach Auszug der Karstadt Warenhauskette leer, blieb jedoch als Raum für künstlerische Aktivitäten, unter anderem für die Designers‘ Open sowie die 14. Leipziger Jahresausstel-lung, bestehen. Im April 2008 wurde der Umbau des Brühl-Areals um das ehemalige Kaufhaus in das neue Einkaufszentrum Höfe am Brühl beschlossen. In die Blechbüchse soll, wie zu Anfang beschrieben, in diesem Zuge neues Leben ‚einziehen‘. Am 8. Februar 2010 begannen schließlich die Abbrucharbeiten. Am 17. März wurde die letzte Aluminiumplatte entfernt und zur Restauration freigegeben. Das Areal um die neue, alte Blechbüchse soll nach Beendigungen der Bauarbeiten (voraussicht-lich) 2011 insgesamt 45.000 Quadratmeter, 130 Läden und 70 Wohnung umfassen. Ein 15 Meter breites Stück der ehemaligen Fas-sade von Emil Hänsel wird als Erinnerung an die lange und beachtliche Geschichte des ehemaligen Kaufhauses bestehen bleiben.Bleibt alles anders. – Altes weicht Neuem und existiert doch weiter. Eigentlich ein schöner Gedanke, nicht?

EineBlechbüchsemitneuemInhaltJennifer Thermann / Christiane Pschierer

2009 2010KaufhausBrühl1908

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Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Ei-senbahnstraße? Im Leipziger Osten erstreckt sich die geschäftige Einkaufsmeile nahe dem Hauptbahnhof von der Rosa-Luxemburg-Straße bis hin zum S-Bahnhof Sellerhausen. Was macht die Eisenbahnstraße jedoch so beson-ders – ihre historische Entwicklung, ihre Lage oder ihre Bewohner? Für die Grafikdesignerin Susan Baldermann, selbst Bewohnerin der Ei-senbahnstraße, sind die genannten Aspekte untrennbar miteinander verbunden. Ihr Projekt „Entdecke die Eisenbahnstraße“ basiert auf genau dieser Einheit. Zum Hintergrund:In den letzten Jahrzehnten hat die vielseitige Hauptstraße einige Veränderungen erfahren. Während sie in der Nachkriegszeit noch als eine der beliebtesten Flaniermeilen galt, wurden hiernach immer mehr Stimmen laut, die Eisenbahnstraße entwickle sich zu einem Problemviertel. Mieter zogen in andere Stadt-teile, Geschäfte mussten schließen, und viele Häuser wurden nach und nach dem Verfall überlassen. Seit etwa 1999 setzt sich die Inte-ressengemeinschaft Eisenbahnstraße e.V., die sogenannte „Lo(c)k-Meile“, für die nachhaltige Aktivierung und Förderung des Standortes Eisenbahnstraße ein. Die Lo(c)k-Meile ist ein Zusammenschluss von Geschäftsleuten der Ei-senbahnstraße und hat sich konkret zum Ziel gesetzt, das Straßenbild und die Nutzung leer stehender Gebäude durch verschiedene Werbeaktionen nachhaltig zu verbessern. Su-san Baldermann hat – wie viele andere junge Künstler – das (kreative) Potential des Viertels um die Eisenbahnstraße für sich entdeckt. Die Straße bietet unglaublich viel Raum und ist in ih-rer Geschichte und kulturellen Vielseitigkeit ein Pool der Inspiration, so die 28-jährige Absol-ventin der Hochschule Anhalt (FH) Dessau. Als Anwohnerin ist ihr viel daran gelegen, das Bild der langen Hauptstraße positiv mit zu stärken. Baldermanns Designprojekt „Entdecke die Eisenbahnstraße“, welches aus Mitteln des (Europäischen Sozialfonds) gefördert wird, könnte auch als die „Wiederentdeckung der Eisenbahnstraße“ betitelt werden. Vom 12.

Juni bis 9. August stellt die aktive Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Lo(c)k-Meile insge-samt 16 Stationen der Eisenbahnstraße in be-leuchteten Schaufensterinstallationen vor. Alle Installationen zeugen von der Multikulturalität der Straße und nehmen starken Bezug auf ihre spannende historische Entwicklung und lebendige Gegenwart. Die Stationen stehen dabei für bestimmte Geschäfte, Vereine und Häuser auf der Eisenbahnstraße, in deren Schaufenstern die Schaukästen installiert sind.

Der erste Schaukasten, zu sehen in einem Fachgeschäft für Modelleisenbahnen auf der Eisenbahnstraße 46, visualisiert die Geschich-te der Eisenbahnlinie Leipzig–Dresden und verdeutlicht, welche Bedeutung hinter dem Namen Eisenbahnstraße steckt. Ursprünglich war die Straße Teil der 115 km langen und ersten Ferneisenbahnlinie Deutschlands, bzw. der zweiten Bahnlinie des Landes überhaupt. Am 7. April 1839 verließ der erste Zug unter dem Jubel zahlreicher Zuschauer Leipzig über die Eisenbahnstraße in Richtung Dresden. Die verbesserte Infrastruktur zog zunächst verschie-denste Unternehmen und dadurch bedingt schließlich hunderte neuer Anwohner in das Gebiet um die Bahnlinie. Der Bau großer Wohnkomplexe und die Ansiedlung kleinerer

und größerer Geschäfte verliehen dem Vier-tel endgültig städtischen Charakter. Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts die Eisenbahnlinie nach Norden verlegt worden war, ent wickelte sich die Eisenbahnstraße in eine der popu-lärsten Einkaufsstraßen Leipzigs um die Jahr-hundertwende.In den verbleibenden 15 Stationen präsentiert Susan Baldermann unter anderem das älteste Geschäft der Straße („Hegel-Apotheke“, Ei-senbahnstraße 33), den „Farbenfreund“, ein Fachgeschäft für Farbe (N°122) oder auch den „Koreamarkt“ (N°17). Auf der Eisenbahn-straße 89 hat die talentierte Grafikdesignerin ein Informationsfenster für interessierte Besu-cher und Anwohner eingerichtet. Hier werden beinahe täglich neue Hinweise zu den näch-sten Stationen gegeben. Zusätzlich dient das Schaufenster auch der Interaktion mit Publi-kum. Auf einer großen Kommentarwand kön-nen Passanten in vorgesehenen Feldern wie „Deine Wünsche“ oder „Deine Erfahrungen“ ihre Gedanken zu den vorgestellten Stationen und auch zur Eisenbahnstraße im Allgemeinen veröffentlichen. Die 16 Stationen sollen letztlich eine Art Galerie auf der Eisenbahnstraße bilden und damit Baldermanns Vorsatz, „Design im öf-fentlichen Raum“ zu schaffen, umsetzen. Das ganze Projekt steht dabei unter der Prämisse, den Blick der Anwohner auf das Potential und die Besonderheiten der Straße zu lenken und somit die Identifikation der Anwohner mit ihrer Umgebung positiv zu beeinflussen. Die Reakti-onen von Presse und Publikum auf diese krea-tive wie engagierte Arbeit sind rundum positiv. Anwohner sind begeistert, so viele neue As-pekte über ihre Straße zu erfahren und immer mehr interessierte Leipziger aus anderen Stadt-teilen zieht es in die Eisenbahnstraße, um sich selbst ein Bild von dem multikulturellen und findigen Stadtgebiet zu machen. Bleibt die Frage, wann entdecken Sie die Ei-senbahnstraße (wieder)?

Projekt: http://die-eisenbahnstrasse.de Susan Baldermann: www.susanbaldermann.de

Projekt:EntdeckedieEisenbahnstraße!–DesignimöffentlichenRaumChristiane Pschierer

LAIpziger Allerlei

SchaubildKoreamarkt SchaubildHegelApotheke SchaubildFarbenfreund

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Herrlich, eine Auszeit im Richard-Wagner-Hain. Die wunderschöne große Wiese am Elsterufer ist wie geschaffen für eine erholsame Pause. Innehalten, genießen, abschalten. – Meist ist der bloße Gedanke an eine Auszeit jedoch schon so fern, dass die tatsächliche Umsetzung schier unmöglich erscheint. Aber vielleicht bedarf es einfach eines kleinen An-stoßes oder eines verlockenden Angebots, um den Wunsch nach etwas Mußezeit in die Tat umzusetzen? Der Leipziger Hörspielsommer 2010 sieht genau dies als Herausforderung. Unter dem Motto ‚Auszeit‘ möchte das Hör-Fe-stival dieses Jahr seine Gäste einladen, sich in entspannter Atmosphäre zurückzulehnen und bei ausgewählten Hörerlebnissen die Seele baumeln zu lassen. Seit 2003 schon bemüht sich der Leipziger Verein Hörspielsommer e. V. zusammen mit Initiatorin Sophia Littkopf um Deutschlands größtes, kostenfreies Open-Air-Festival für Hörspiele. – Und die Mühen werden belohnt. Mittlerweile strömen an den jeweils zehn Festi-valtagen pro Jahr mehrere tausend Besucher jeden Alters auf die Hörspielwiese. So viel-schichtig wie die Besucherströme sind auch die Hörspiele. Von Geschichten für Kinder bis zum Krimi zur guten Nacht ist alles dabei, was das Herz eines jeden Hörspielfreundes höher schlagen lässt. Neben dem Kinder- und Nachtprogramm werden auch täglich Beiträ-ge des festivalbegleitenden Hörspielwettbe-werbs vorgestellt, der seit den Anfängen des beliebten Hörereignisses fest in den Spielplan integriert ist. Der Wettbewerb ist themenfrei und speziell an nicht-professionelle Hörspiel-macher gerichtet, die weder mit Radiosendern zusammenarbeiten noch anderweitig Arbeiten veröffentlicht haben. Ziel des Wettbewerbes ist es, jungen Hörspielautoren eine effektive Plattform zu bieten, die es ihnen ermöglicht, öffentlichkeitswirksam aufzutreten und wert-volle Kontakte innerhalb der Hörspielszene zu knüpfen. Die Nachwuchskünstler präsen-tieren sich dabei live dem anspruchsvollen Publikum im Richard-Wagner-Hain gleichwie einer fachkundigen Jury, bestehend aus Au-toren und Radioproduzenten. Insgesamt vier Gewinnerstücke werden am letzten Festivaltag im Rahmen einer öffentlichen Preisverleihung ausgezeichnet. Neben Preisen im Wert von 500 Euro, winken den erfolgreichen Hörspiel-machern somit auch ein höherer Bekanntheits-grad über die Grenzen Leipzigs hinaus und

LAIpzighört–LeipzigerHörspielsommerChristiane Pschierer

auch durch seine Rolle als Interpret der deut-schen Harry Potter Hörbücher einen Namen gemacht. Ein weiterer bekannter Lesegast 2010 ist der Poetry-Slam-(Dichterwettstreit)-Held Julius Fischer. Der Alumnus der Univer-sität Leipzig (Germanistik) ist nun schon seit mehreren Jahren auf verschiedenen deutschen Bühnen als Musiker, Kabarettist und Wortjon-gleur unterwegs und aus der Leipziger Krea-tivszene nicht mehr wegzudenken. Im Vorfeld des diesjährigen Hörspielsommers veranstalteten das Team um Sophia Littkopf im März 2010 das dreitägige Symposium: „Attention, please! Das Hörspiel im Zeitalter der verkürzten Aufmerksamkeitsspanne“. Es galt herauszufinden, welchen positiven oder negativen Einfluss neue Medien auf das gute alte Hörspiel haben. Festzuhalten war, dass Aufmerksamkeit heute eher knapp gesät ist. Kinder, Jugendliche gleichwie Erwachsene sind es gewohnt, sich stetig – ob auf Arbeit, im Auto oder zu Hause – von verschiedenen Medien und Klangerzeugern simultan be-schallen zu lassen. Infolge dessen fällt es immer schwerer, dem allgegenwärtigen Klangteppich unseres Alltags zu entfliehen. Das Hörspiel ist ein Gegenentwurf zu dieser Entwicklung. Nur wenn man sich bewusst zu-rücklehnt und alles andere ausblendet, wird es zum Erlebnis. Das Symposium hat gezeigt, dass sich die Entwicklungen im Bereich neue Medien und das klassische Hörspiel keineswegs aus-schließen. Wurde dem Hörspiel vor wenigen Jahren noch ausschließlich vor den Radio-geräten gelauscht, sind die facettenreichen Hörerlebnisse heute medienweit und orts- wie zeitunabhängig abrufbar. Der Leipziger Ver-ein Hörspielsommer e. V. sieht dies als posi-tive Entwicklung. Gerade in einer Zeit, in der Hektik und ein Übermaß an (medialen) Op-tionen vorherrschen, wird solch beständigen Akteuren der Alltagslandschaft wie dem Hör-spiel immer größere Bedeutung beigemessen. Die Suche nach der erholsamen Ablenkung von der dauerhaften Reizüberflutung ist kein Ausnahmefall. – Eine gute Voraussetzung für die nächsten acht Jahre Hörspielsommer.Wir hören von einander!

www.hoerspielsommer.de

mögliche Kooperationen mit Radiosendern. Dass dies hervorragend funktioniert, zeigt das Beispiel Steffen Moratz. Der junge Hörspiel-produzent war einer der Gewinner des Wett-bewerbs 2004. Durch seine Teilnahme ist ihm der Sprung in die etablierte Hörspielszene gelungen. Er arbeitet heute als leitender Hör-spielredakteur bei MDR Figaro.Zusätzlich zum Hörspielprogramm bietet der Hörspielsommer seinen begeisterten Besu-chern abwechslungsreiche Zusatzveranstal-tungen wie Lesungen bekannter Autoren, Feu-ershows, Live-Musik und Live-Performances. Dieses Jahr konnten die Festivalorganisatoren den Bambipreisträger und Schauspieler Rufus Beck als Jurymitglied und Vorleser gewinnen. Beck hatte sich in den letzten Jahren – neben seiner schauspielerischen Tätigkeit – vor allem

LAIpzig hört

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Deutsch-KnobeLAI

Viele Verben im Deutschen können mit einem Präfix verbunden werden, wodurch sich die Be-deutung des Stammverbs verändert. Einige Verben mit einer untrennbaren Vorsilbe haben kein eigenes Stammverb mehr.

Sie können im Folgenden ausprobieren, wie sicher Sie bei der Verwendung der trennbaren und nichttrennbaren Präfixe sind.

ab-, an- (4x), be-, durch-, emp-, ent-, er- (2x), ge-, statt-, ver- (3x), zusammen-

-binden, -fangen, -finden, -fliegen, -fördern, -fügen, -führen, -gänzen, -hängen, -hören, -kommen, -ledigen, -schaffen, -sehen, -steigen, -wickeln (2x)

Die Entwicklung von Leipzig eng mit seiner geografischen Lage und dem Fortschritt

im Verkehrswesen (1). So konnte sich die Stadt zu einem internationalen Handels-

zentrum (2), weil ihr die Lage an der Kreuzung von zwei wichtigen Handelsstraßen

einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz (3). Dass sich Handel und Verkehr gut

(4), wird auch bei der AMI, der Messe Auto Mobil International, deutlich, die in diesem Jahr

zum 20. Mal in Leipzig (5) wurde.

Die erste deutsche Ferneisenbahn (6) im Jahr 1839 Leipzig mit Dresden. Zu

dieser Strecke (7) auch der erste deutsche Eisenbahntunnel. Die Reisenden von

heute auf dem 1997 modernisierten Hauptbahnhof (8), auf dem die

Leipziger und ihre Gäste auch gern ihre Einkäufe (9) oder bei einem Bummel die

Schaufenster (10).

Die Stadt (11) außerdem über einen modernen Flughafen, von dem aus 116 Städte

in der Welt direkt (12) werden. Im Juni 2010 hier auch Trainingsflüge

für das neue Großraumflugzeug A380 der Lufthansa (13).

Der innerstätische Verkehr wird zum größten Teil über Straßenbahnen und Busse (14).

126 Millionen Fahrgäste wurden 2009 von den Leipziger Verkehrsbetrieben (15),

und 2010 soll diese Zahl noch (16). Diese Entwicklung ist sicher im Sinne des

Weltverkehrsforums, zu dem die Stadt seit 2008 jährlich Verkehrsminister und führende Experten

aus Wirtschaft, Gesellschaft, Öffentlichem Sektor und Wissenschaft (17).

Irina Amelung und Anke Schmidt-Wächter

LeipzigalsVerkehrsknotenLösung:

- zusammenhängen- entwickeln- verschaffen- ergänzen- durchführen- verbinden- gehören- ankommen- erledigen- ansehen- verfügen- anfliegen- stattfinden- abwickeln- befördern- ansteigen- empfangen

StraßenbahnanderGoethestraße

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Alumni weltweit

Bierteig:Bier, Öl, Salz, Zucker und Mehl gründlich ver-mengen und danach den Eischnee vorsichtig unterheben, damit die Teigmasse locker und luftig wird. Anschließend die gefüllten Back-pflaumen durch den Bierteig ziehen. Wenn die Backpflaumen an allen Stellen von Bier-teig umhüllt sind, bäckt man die Pflaumen in heißem Fett bis sie goldgelb sind.

Tipp:Die Räbchen nach dem Backen mit Zimtzu-cker bestreuen und noch warm verzehren!Bei einem Besuch in Leipzig, können Sie diese Spezialität übrigens u.a. im traditionsreichen „Café Kandler“ genießen.

Guten Appetit.

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Fax: +49-341-97 32 049www.uni-leipzig.de/aaa/WegbegleiterAusl/index.htm

Hinter dieser kulinarischen Raffinesse verbirgt sich nicht etwa ein vorzüglicher Vogelbra-ten oder gar ein deftiger Rabeneintopf, weit gefehlt, Leipziger Räbchen sind eine süße, krapfenartige Leckerei aus Backpflaumen mit Marzipanfüllung. – Als Dessert oder süße Überraschung für Zwischendurch bestens ge-eignet!

Zutaten:BackpflaumenMarzipanFür den Bierteig:¼ Liter Bier20 Gramm Öl5 Gramm Salz5 Gramm Zucker250 Gramm Mehl2 geschlagene Eiweiß (Eischnee)Öl zum Ausbacken

Zubereitung:Backpflaumen vorsichtig entkernen und mit Marzipan füllen. Die gefüllten Pflaumen wie-der fest zusammendrücken, sodass die Marzi-panmasse nicht herausquellen kann.

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