24
LEITFADEN Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale Ein Leitfaden für kleine und mittlere Unternehmen

LEITFADEN Implementierung digitaler Technologien am … · 8 Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale Depot – atmosphärische Gestaltung und Wegeleitung Das Einrichtungsunternehmen

Embed Size (px)

Citation preview

LEITFADEN

Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale

Ein Leitfaden für kleine und mittlere Unternehmen

2

Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale

3

Editorial

die Digitalisierung der Handelswelt bringt deutli-che Herausforderungen mit sich – aber auch neue Chancen, wie Sie sich auch als kleines und mitt-leres Unternehmen (KMU) gut positionieren und von Wettbewerbern abgrenzen können. So kön-nen Kunden an der stationären Verkaufsstelle – dem sogenannten Point of Sale (PoS) – mit Hilfe digitaler Technologien auf unterschiedliche Art und Weise angesprochen werden. Die Möglichkeiten sind vielfältig: von virtuellen Regalen, den soge-nannten virtual Shopping Shelf, bis hin zu digitalen Preisschildern und dem Einsatz von Tablets ist vieles möglich. Bevor Sie sich dafür entscheiden, solche Technologien einzusetzen, sollten Sie sich als KMU jedoch folgende Fragen stellen:

► Warum ist der Einsatz einer digitalen Technolo-gie am PoS für mein Unternehmen sinnvoll?

► Welche Maßnahmen bieten meinen Kunden – in der heutigen Zeit des Onlinehandels – im stationären Geschäft konkrete Mehrwerte?

Einen positiven Einfluss auf Umsatz, Kunden- bindung und weitere Erfolgsfaktoren Ihres Unternehmens können die Maßnahmen und Technologien nur haben, wenn sie genau passend zu den Gegebenheiten Ihrer Branche und den Anforderungen Ihrer Zielgruppe gewählt werden. Dieser Leitfaden unterstützt Sie dabei, diese Wahl treffen zu können. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie,

► warum der Einsatz digitaler Technologien am PoS auch für Ihr Unternehmen sinnvoll sein kann,

► welche Möglichkeiten es hierfür gibt und

► wie Sie die ersten Schritte bei der Implementie-rung gehen können.

Dieser Leitfaden kann Richtungen und Anregungen aufzeigen. Die letztendliche Entscheidung über das Was und Wie müssen Sie individuell für Ihr Unter-nehmen treffen. Die ausgewählten Beispiele sollen Ihnen dabei als Inspiration dienen. Sie zeigen nicht nur wie es geht, sondern auch, dass es geht!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer Digitalisierungsvorhaben!

Köln, im August 2016

Dr. Eva Stüber Mittelstand 4.0-Agentur Handel

Liebe Leserinnen und Leser,

4

Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale

ImpressumHerausgeber: IFH Institut für Handelsforschung GmbHDürener Str. 401 b, 50858 Köln

Geschäftsführung:Dr. Kai Hudetz, Boris HeddeRegistergericht Amtsgericht Köln; Registernummer HRB 36697www.handel-mittelstand.digitalT +49 / (0)221 / 943607 - 0F +49 / (0)221 / 943607 - [email protected]

Soweit keine redaktionelle Kennzeichnung für den Inhalt Verantwortlicher im Sinne des Presserechts und des Rundfunkstaat-vertrages:

Herr Dr. Kai Hudetz, Dürener Str. 401 b, 50858 Köln

Bildquellen:Titel: Tyler Olson/Fotolia.comSeite 2: Umdasch Shopfitting Group GmbH, Jens PfistererSeite 5: olly/Fotolia.comSeite 8: Online Software AGSeite 9: Innovative Retail Laboratory (IRL)Seite 9: ElectronicPartner Austria GmbHSeite 10: Wochenanzeiger-MuenchenSeite 14: Online Software AGSeite 14: Umdasch Shopfitting Group GmbHSeite 15: Online Software AGSeite 15: Umdasch Shopfitting Group GmbH

Gestaltung:Melanie Grob, Köln

Text und Redaktion:Dr. Eva Stüber, Rachel van der Velden, Juliane Mischer,Mittelstand 4.0-Agentur Handel

Druckerei:CEWE-PRINT GmbHMeerweg 30 – 3226133 Oldenburg

Auflage: 500

Stand: August 2016

5

1. Warum digitale Technologien am Point of Sale? 6

2. Welche digitalen Technologien am Point of Sale gibt es und was erwarten Konsumenten? 7

2.1 Übersicht digitaler Technologien am Point of Sale 7

2.2 Konsumentenerwartungen an digitale Technologien am Point of Sale 10

3. Welches digitale Point-of-Sale-Medium passt zu Ihren Zielen? 12

4. Welche Herausforderungen kommen bei der Implementierung auf Ihr Unternehmen zu? 16

Glossar 20

Zum Weiterlesen 20

Quellen 20

Inhaltsverzeichnis

6

Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale

Die große Mehrheit der Konsumenten nutzt den Onlinehandel und stationären Handel heute selek-tiv. Das heißt, je nach Situation und Bedarf wird gewählt, ob online oder stationär gekauft wird. Nur noch ein Drittel der Bevölkerung hierzulande zählt zu den traditionellen Handelskäufern, die bevorzugt stationär einkaufen.1 Auf den Handel hat dieses Konsumentenverhalten zwei direkte Auswirkungen:

1. Zum einen sind stationäre Geschäfte bei Kon-sumenten nicht mehr automatisch gesetzt. Der Onlinehandel bietet eine alternative Einkaufs-möglichkeit. Die Kundenfrequenz in stationären Geschäften sinkt daher insgesamt.

2. Zum anderen haben die Konsumenten, die sta-tionär einkaufen, vermehrt andere Erwartun-gen an Ladengeschäfte. Von Onlinekäufen sind Konsumenten vor allem ein umfangrei-ches Sortiment, tiefgreifende Informationen und eine einfache sowie bequeme Produktauswahl gewöhnt. Dies fordern sie auch immer mehr im stationären Handel.

Händler stehen vor der Herausforderung, diese Erwartungshaltung auch im Geschäft vor Ort zu bedienen. Hinzu kommt, dass Konsumenten ein Ladengeschäft heute oft gut informiert betreten, da sie sich bereits online über bestimmte Produkte informiert haben. Das Verkaufspersonal muss dar-auf vorbereitet und ebenfalls topinformiert sein. Nur dann kann eine kompetente Beratung stattfin-den, die dem Kunden einen zusätzlichen Mehrwert bietet. Digitale Technologien können dabei hel-fen, Grenzen zwischen Vertriebskanälen zu über-brücken und bei der Beratung unterstützen. Aktuell schreitet die Integration von digitalen Technologien am PoS allerdings recht langsam voran, obwohl die Auswirkungen des Internets auf das Konsu-mentenverhalten bereits seit Anfang der 2000er Jahre im Handel sichtbar sind. Händler – insbeson-dere KMU – stehen bei der Umsetzung vor großen Herausforderungen: Zum einen muss die für das eigene Unternehmen geeignete Technologie gefun-den werden. Zum anderen können begrenzte per-sonelle und finanzielle Ressourcen sowie mangeln-des Know-how die Umsetzung erschweren.

Die Erfolgsmeldungen von digitalen Technologien am PoS sind (noch) überschaubar: Bei den weni-gen Händlern, die bereits digitale Technologien implementiert haben, nehmen Konsumenten die sich neu bietenden Möglichkeiten oftmals nur sehr zögerlich an, was andere Händler zusätzlich ver-unsichert. Häufig werden Neuerungen jeglicher Art nur zu Beginn skeptisch beäugt, die Akzep-tanz kommt dann mit der Zeit. Oft gehen die ver-meintlichen Services aber auch einfach an den Bedürfnissen der Konsumenten vorbei. Diese neh-men sie deswegen lediglich als Spielerei wahr und sehen keine konkreten Mehrwerte für ihren persön-lichen Einkauf – wie etwa eine Zeitersparnis oder einen Bequemlichkeitsvorteil. Ein Beispiel für eine Technologie, die nur sehr wenig von Konsumen-ten genutzt wird, ist das Aufnehmen von Fotos über digitale Spiegel, um sie beispielsweise über Face-book zu teilen.2

Klar ist: Der stationäre Handel muss dem geänder-ten Informations- und Kaufverhalten der Konsu-menten entgegenkommen. Auch wenn bisher keine digitale Anwendung stationär einen durchschlagen-den Erfolg gebracht hat, gilt es das Thema anzu-packen. Dabei ist immer zu bedenken, dass die Konsumenten in der Jury sitzen – denn letztend-lich entscheiden sie, was einen Mehrwert beim Kauf im stationären Handel bietet und das Kaufer-lebnis damit schneller, bequemer oder einzigartiger gestaltet. Deswegen müssen sich Händler vorab mit den Kundenbedürfnissen und möglichen Mehr-werten intensiv auseinander setzen.

1. Warum digitale Technologien am Point of Sale?

7

2. Welche digitalen Technologien am Point of Sale gibt es und was erwarten Konsumenten?

2.1 Übersicht digitaler Technologien am Point of Sale

Unter dem Sammelbegriff „digitale Technologien am PoS“ ist der Einsatz digitaler informations- und kommunikationsbezogener Technologien im statio-nären Einzelhandel zu verstehen.3 Um Licht in den Dschungel der vielfältigen Möglichkeiten zu brin-gen, werden die verschiedenen Alternativen im Fol-genden mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen vorgestellt. Grundsätzlich kann hierbei unterschie-den werden zwischen

2. Welche digitalen Technologien am Point of Sale gibt es und was erwarten Konsumenten?

Abbildung 1: Übersicht digitaler Technologien am Point of Sale | © Mittelstand 4.0-Agentur Handel

nicht interaktiv

interaktiv

mobil

Digital Signage

stationär

Mobiler AssistentVirtual Shopping Shelf

► nicht-interaktiven Medien, die der Information und Emotionalisierung dienen (zum Beispiel digitale Plakate, sogenannte Digital Signage), und

► interaktiven Medien zur Beratung der Kunden; diese werden entweder stationär (zum Beispiel Virtual Shopping Shelf) oder mobil (zum Bei-spiel mobiler Assistent) eingesetzt.

Die digitalen Medien sind je nach Art der Anwen-dung mit der jeweiligen Hardware als Terminals, Monitore oder Tablets im Ladengeschäft einsetzbar.

8

Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale

Depot – atmosphärische Gestaltung und Wegeleitung

Das Einrichtungsunternehmen Depot implemen-tiert Digital Signage beispielsweise in Form einer großen Monitorwand oder eines Monitorschwerts. Diese ist präsent am Treppenaufgang positio-niert und dient der atmosphärischen Gestaltung und Wegeleitung gleichermaßen. Kunden wer-den durch die Positionierung der Monitorwand auf die oberen Etagen des Geschäftes aufmerksam gemacht und dorthin geleitet. Die dargestellten Bilder sorgen gleichzeitig für eine inspirierende und gemütliche Atmosphäre.

Abbildung 2: Depot | © Online Software AG

Abbildung 3: Depot | © Online Software AG

Edeka – Werbung und Cross-Selling

Der Lebensmitteleinzelhändler EDEKA Min-den-Hannover nutzt Digital Signage vor allem, um Aktionen, aktuelle Angebote oder ausgewählte Produkte passend zum aktuellen Kauf (Cross- Selling) zu bewerben. Die Bildschirme werden präsent an den Frischetheken positioniert.

Abbildung 4: Edeka | © Online Software AG

Abbildung 5: Edeka | © Online Software AG

DIGITAL SIGNAGE

Hierbei handelt es sich um nicht-interaktive, elek-tronisch aktualisierbare, digitale Plakate. Die Pla-kate werden überwiegend vernetzt eingesetzt und somit manuell oder automatisch eingespeist oder aktualisiert. Sie können zudem per Fernsteuerung kontrolliert werden.4 Digital Signage kann in vielerlei Form eingesetzt werden, sei es als Orientierungs-

hilfe oder als Medium, um aktuelle Aktionen in den Geschäften zu bewerben. Aus Kundensicht sollte Digital Signage ein intensiveres Kauferlebnis schaf-fen, den Einkauf emotionalisieren und wahrgenom-mene Wartezeiten verkürzen. Mögliche Hauptziele, die Unternehmen bei der Implementierung verfol-gen können sind somit Information, Wegeleitung oder Werbung.

Praxisbeispiele Digital Signage

9

2. Welche digitalen Technologien am Point of Sale gibt es und was erwarten Konsumenten?

Globus – Artikelfinder

Das SB-Warenhaus Globus setzt in seinem Kob-lenzer Markt Virtual Shopping Shelfs zur Infor-mation und Wegeleitung sowie als Artikelfinder ein. Kunden haben über die Suchfunktion und diverse Merkmalsfilterungen, wie z. B. „gluten-frei“ oder „vegan“, die Möglichkeit, gewünschte Produkte zu suchen und sich diese über ein Wegeleitsystem anzeigen zu lassen.

Abbildung 6: Globus | © IRL

Electronic Partner – Sortiments- erweiterung

Die Verbundgruppe Electronic Partner (EP) nutzt ein Virtual Shopping Shelf als Regalerweite-rung und gleichzeitig als Orientierungshilfe für Kunden und Mitarbeiter. Das Shelf verfügt über diverse Filtermöglichkeiten und tiefgreifende Produktinformationen. Besucher des Ladenge-schäftes haben zudem die Möglichkeit, auf Kun-denrezensionen zurückzugreifen, die eine wert-volle Orientierungshilfe beim Kauf geworden sind.6 Dieses Virtual Shopping Shelf hat eine intuitive und einfache Bedienbarkeit und schafft es dadurch, den Online-Shop in das stationäre Geschäft zu integrieren und die Möglichkeiten der Onlinewelt geschickt zu nutzen.7

Abbildung 7: Virtual Shopping Shelf I © EP (abgerufen über www.youtube.com/watch?v= BBgXL7o7j0Y)8

VIRTUAL SHOPPING SHELF

Während Digital Signage nicht-interaktiv ist, sind vir-tuelle Produktregale – die Virtual Shopping Shelfs – interaktive, aber unbewegliche Informationseinhei-ten. Über diese können Konsumenten Informationen abrufen, Services in Anspruch nehmen oder Trans-aktionen durchführen.5 Neben Informationen zu Pro-duktstandorten und -details können Virtual Shopping Shelfs vor allem für eine breitere Sortimentsauswahl und ständige Produktverfügbarkeit sorgen. Zusätz-lich ist es möglich, eine Bestellfunktion zu integrie-ren, so dass Artikel direkt über das Virtual Shop-ping Shelf gekauft werden können. Konsumenten können sich am Shelf selbstständig über die Touch-funktion informieren und durch Filtern der jeweili-gen Ergebnisse schnell zum gewünschten Produkt

kommen, wodurch ihr Einkauf vereinfacht wird. Hier-bei kann die breitere Sortimentsauswahl auch durch eine Sortimentserweiterung zustande kommen. In diesem Fall werden weitere Varianten von im Ladengeschäft ausgestellten oder nicht ausgestell-ten Produkten abgebildet. Für Händler bietet dies den Vorteil, dass sie Kunden das bieten können, was im Onlinehandel selbstverständlich ist: Eine äußerst große Produktauswahl. Die Bestellung kann dann wahlweise nach Hause oder in den Markt geliefert werden. Derzeit ist der Einsatz von Virtual Shopping Shelfs jedoch noch wenig verbreitet und vor allem die Möglichkeit der Sortimentserweiterung bleibt in der Regel ungenutzt. Dass solche Techno-logien aber einen klaren Mehrwert für Kunden und Händler bieten können, zeigt beispielsweise Electro-nic Partner (siehe Praxisbeispiel).

Praxisbeispiele Virtual Shopping Shelf

10

Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale

Digital Signage, Virtual Shopping Shelfs, mobile Assistenten – die Technologien sowie Einsatz- und Ausgestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig. Allen gemein ist, dass der Einsatz nur erfolgreich sein kann, wenn die Erwartungen, die Konsumen-ten mit den Services und Technologien verbinden, erfüllt werden. Daher müssen sich KMU immer vor Augen führen, dass der Einsatz digitaler Medien den Kunden einen konkreten und klar erkennba-ren Mehrwert bieten muss und nicht um seiner selbst willen erfolgen darf.

2.2 Konsumentenerwartungen an digitale Technologien am Point of Sale

Welche Erwartungen haben Konsumenten an digi-tale Technologien am PoS und wie ist ihre Akzep-tanz gegenüber Shopping Shelfs und Co.? Eine im Dezember 2015 von der Mittelstand 4.0-Agentur Handel durchgeführte Umfrage im stationären Han-del zeigt, dass Konsumenten digitalen Technolo-gien am PoS grundsätzlich offen gegenüberstehen und diese akzeptieren. Gleichzeitig sind die Erwar-tungen an die Umsetzung jedoch hoch. So wün-schen sich Konsumenten auf Basis ihrer bisheri-gen Erfahrungen aus Online-Shops eine intuitive und benutzerfreundliche Bedienung, die störungs-frei funktioniert – der Spaß bei der Anwendung ist zweitrangig. Bieten beispielsweise Virtual Shop-ping Shelfs neben dieser grundlegenden Benutzer-freundlichkeit auch noch einen hohen Informations-gehalt, werden sie als nützlich empfunden.

Damit Virtual Shopping Shelfs zum Erfolg am PoS werden, müssen ein paar Rahmenbedingun-gen berücksichtigt werden, wie die Umfrage zeigt. Zunächst gilt es, den richtigen Standort auszu-wählen. Konsumenten erwarten digitale Medien am PoS insbesondere in der Fachabteilung oder zentral im Geschäft. Neben dem Standort ist das angebotene Sortiment, welches auch statio-när nicht verfügbare Produkte und Artikel umfas-sen sollte, für den Erfolg entscheidend. Detaillierte Produktfotos, die Möglichkeit Bestellungen auszu-lösen und ausgeprägte Filterfunktionen sind aus Konsumentensicht wichtige Aspekte. Aber auch Produktvideos, unabhängige Produktbewertungen und alternative Kaufempfehlungen werden von den Kunden gewünscht.

Galeria Kaufhof

Die Warenhauskette Galeria Kaufhof ermöglicht seinen Verkäufern über Tablets den gesamten Warenbestand abzurufen und diese Informatio-nen in Echtzeit bereit zu stellen. Neben diesem Tableteinsatz wurden an ausgewählten Stellen auch Terminals für Kunden installiert, über wel-che sie sich selbstständig im Online-Shop infor-mieren können.

MOBILER ASSISTENT

Digitale Medien können aber nicht nur fest veran-kert genutzt werden. Bei mobilen Assistenten han-delt es sich um portable und vernetzte Geräte, insbesondere Tablets. Diese werden meist von Ver-käufern unterstützend im Kundengespräch einge-setzt, um bei Bedarf beispielsweise Lagerbestände und Detailinformationen zu recherchieren. Hierbei können dieselben vielfältigen Möglichkeiten aus-gespielt werden wie beim Virtual Shopping Shelf – mit dem Unterschied, dass nicht die Konsumen-ten selbst, sondern die Verkäufer das Gerät bedie-nen. Aus Kundensicht ist bei dieser Anwendung relevant, dass Verkäufer jederzeit alle gewünsch-ten Details liefern können und durch die zusätzli-chen Informationen einen Mehrwert bieten. Erfolgs-entscheidend ist jedoch: Mobile Assistenten bieten nur einen konkreten Nutzen für Kunden, wenn gut geschultes und entsprechend motiviertes Verkaufs-personal in ausreichender Zahl für die digital unter-stütze Beratung zur Verfügung steht.

Abbildung 8: Galeria Kaufhof | © Wochenanzeiger-Muenchen, 2015

Praxisbeispiel Mobiler Assistent

11

2. Welche digitalen Technologien am Point of Sale gibt es und was erwarten Konsumenten?

Abbildung 10: Erwartung an die Ausgestaltung virtueller Produktregale | © Mittelstand 4.0-Agentur Handel10

Abbildung 9: Erwartete Funktionen Virtual Shopping Shelf | © Mittelstand 4.0-Agentur Handel9

Wurde eine Bestellung über das Virtual Shopping Shelf ausgelöst, achten Konsumenten auch dar-auf, wie die gekauften Artikel übergeben werden. Diese Bestellung sollte nach Konsumentenwunsch entweder sofort ausgehändigt werden oder durch eine kostenfreie Lieferung nach Hause erfolgen.

Sollten die Artikel zu einem späteren Zeitpunkt im Ladengeschäft abgeholt oder kostenpflichtig nach Hause geliefert werden, sehen die meisten Kon-sumenten von einer Nutzung ab, denn aus ihrer Sicht ist dann kein Mehrwert gegeben.

Kostenfreie Lieferung nach Hause

Sofortige Mitnahmemöglichkeit

Spätere Abholung im Ladengeschäft

Kostenpflichtige Lieferung nach Hause

70,9

68,4

36,3

16,9

Die Anforderungen der Konsumenten sind hoch und vielfältig. Dennoch können Virtual Shopping Shelfs erfolgreich eingesetzt werden, wenn die Bedürfnisse der eigenen Zielgruppe identifiziert und berücksich-tigt werden. Oftmals kann der Schwerpunkt zunächst zum Beispiel auf ausgewählte Funktionen gelegt werden, um so die Komplexität zu reduzieren. Es ist

zudem empfehlenswert, Konsumenten durch Kom-munikationsmaßnahmen und Hilfestellung vom Ver-kaufspersonal an das Virtual Shopping Shelf heran-zuführen und zur Nutzung zu animieren. Schließlich handelt es sich um neue, zumeist unbekannte Anwendungen, die in einem Ladengeschäft in der Regel noch nicht erwartet werden.

In welchen Situationen erachten Sie die Nutzung eines virtuellen Regals als sinnvoll? Ich halte die Nutzung eines virtuellen Regals für sinnvoll, wenn …

Welche Erwartungen haben Sie an die Fähigkeiten eines virtuellen Regals? Ich erwarte …

Produktübergabe

Detaillierte Produktfotos

90%

Unabhängige Produktbewertungen

78%

Produktvideos

78%

Druckfunktion

78%

Alternative Kaufempfehlungen

70%

Wunschprodukte per E-Mail zuschicken

57%Produktbestellungen

mit Mitarbeiter

64%

Ausgeprägte Filterfunktionen

79%

Produktbestellungen

80%

12

Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale

Welche digitalen Technologien und Medien KMU in ihren Ladengeschäften einsetzen sollten, wird stark durch das jeweilige Umfeld bestimmt: Kun-den bzw. Zielgruppe, Branche, Positionierung. So ist es zunächst wichtig, sich den Nutzen für die Kunden vor Augen zu führen, um Mehrwerte zu schaffen. Folgende einfache Leitpunkte können dabei unterstützen, digitale Medien am PoS aus Kundensicht zu sehen:

Kunden im Fokus

1. Kunden haben hohe Erwartungen: Kunden wünschen auch im stationären Handel universelle und transparente Informationsmöglichkeiten.

2. Kunden möchten nicht suchen – weder Produkte noch Hilfsmittel: Gut sichtbare digitale PoS-Medien in hochfrequentierten Bereichen und im näheren Produktumfeld entfalten die größte Wirkung. Sie müssen auch eindeutig als Hilfe gekennzeichnet werden, um nicht fälschlicherweise als Werbung verstanden zu werden.

3. Kunden haben wenig Geduld: Verzöge-rungen bei der Bedienung sind Garanten für Nutzungsabbrüche.

4. Kunden haben Gewohnheiten: Auch wenn mehrere digitale Entscheidungshilfen (z. B. Terminals und Tablets) zur Verfügung ste-hen, die für sich genommen als nützlich ein-gestuft werden, nutzen Kunden in der Regel nur ein einzelnes System.11 Daher ist weniger manchmal mehr!

5. Kunden nehmen neue Serviceleistungen oft nicht wahr: Mitarbeiten sollten diese klar kommunizieren. Digitalisierung muss im Unternehmen gelebt werden.

Aber nicht nur der mögliche Kundennutzen, son-dern auch die Ziele, die jedes einzelne Unterneh-men verfolgt, sind entscheidend bei der Wahl einer digitalen PoS-Strategie. Bevor digitale PoS-Medien eingesetzt werden, sollten sich Unternehmen fol-gende Fragen stellen:

► Welche Ziele verfolgt mein Unternehmen am PoS? Abverkauf- oder Serviceorientierung?

► Welchen Mehrwert möchten wir unseren Kun-den bieten? Unterhaltung, Interaktivität, Sorti-mentserweiterung etc.?

► Sollen meine Kunden das Medium eigen- ständig oder mit Unterstützung eines Ver-käufers nutzen?

Ebenfalls wichtig zu berücksichtigen sind die inter-nen Möglichkeiten, die im Unternehmen bestehen:

► Welches Budget ist für die Umsetzung vor- handen?

► Verfügen meine Mitarbeiter über das nötige Know-how für die Implementierung digitaler Technologien am PoS oder benötigen wir Unter-stützung durch externe Dienstleister?

► Haben wir regelmäßig (neue) Inhalte, die auf die Medien gespielt werden können?

Inwiefern die dargestellten Technologien diese Auf-gaben bedienen, zeigt folgende Übersicht und gibt damit eine erste Auskunft über die Einsatzmöglich-keiten der einzelnen PoS-Medien:

3. Welches digitale Point-of-Sale- Medium passt zu Ihren Zielen?

Welche Ziele verfolgt mein Unternehmen?

Was möchten wir unseren Kunden bieten?

Eigenständige Nutzung Unterstützung durch einen Verkäufer

Digital Signage virtual Shopping Shelf Mobile Assistenten

Unterhaltungs-/ Marketing-

orientierung

allgemeine Informationen (nicht-interakiv) ü û û

Wegeleitung (nicht-interakiv) ü û û

Unterhaltung/Begeisterung ü ü û

Marketing/Werbung ü ü û

Verkaufs-/ Serviceorientierung

spezifische Informationen (interaktiv) û ü ü

Wegeleitung (interakiv) û ü û

Sortimentserweiterung û ü ü

Verfügbarkeitsinformationen û ü ü

Druckfunktion û ü û

Such- und Filterungsfunktionen û ü üBestellung auslösen (in den Store oder nach Hause) û ü üVerknüpfung unterschiedlicher Kanäle û ü ü

Cross-Selling û ü ü

Kundenrezensionen û ü û

Kundenservice û ü ü

13

3. Welches digitale Point-of-Sale-Medium passt zu Ihren Zielen?

Wichtig ist, dass ein Medium gewählt wird, das zu den jeweiligen Begebenheiten und Zielen des Unternehmens passt. Um die Entscheidung zu tref-fen, hilft häufig ein Austausch zwischen Mitarbei-ten aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen (z. B. IT, Marketing, Einkauf). Auch neutraler (exter-ner) Rat ist sehr hilfreich, um gemeinsam Ziele und mögliche Kundenmehrwerte zu erkennen und dar-

auf basierend eine Digitalstrategie für den PoS und entsprechende Maßnahmen festzulegen. Eine gute Planung ist wichtig, sollte aber auch nicht bis in die Perfektion getrieben werden: Ideen als Piloten tes-ten und agil weiteroptimieren ist der Schlüssel in der Umsetzung.

Abbildung 11: Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien am PoS | © Mittelstand 4.0-Agentur Handel

Checkliste Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien am PoS

14

Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale

Thema: Information

Heinemann – Scanner als Helferlein nutzen Kunde & Verkäufer

Die Informationen reichen nicht und es ist kein Verkäufer in Sicht? Hier hilft bei Heinemann in Frankfurt ein Scanner weiter. Per Barcode liefert er zusätzliche Informationen zum Produkt. Das hat Vorteile für Verkäufer und Kunde: Die Frus-tration der Kunden wird verringert und die Ver-käufer werden entlastet.

Abbildung 12: Heinemann | © Online-Software AG

Lagerhaus – Interaktivität ist Trumpf

Der Grundsatz ‚weniger ist mehr‘ greift nicht, wenn es um Informationen geht – der Kunde von heute möchte so viel wie möglich über die Pro-dukte wissen. Wie diese auch spielerisch über ein interaktives Display präsentiert werden können, zeigt das Lagerhaus in Lambach bei Wels. Der in eine Stele integrierte Screen fungiert als Terminal, an dem Produkte des Baumarkts präsentiert wer-den und Informationen, zum Beispiel Inhaltsstoffe oder Herkunft, abgerufen werden können.

Abbildung 13: Lagerhaus | © Umdasch Shopfit-ting Group GmbH

Lagerhaus – Die viPOS Wand als Kundenmagnet

Baumärkte sind nicht immer für eine innovative oder außergewöhnliche Gestaltung der Verkaufs-flächen bekannt – oft muss es zweckmäßig sein und das ist sie auch, die viPOS Wand im Lager-haus in Lambach bei Wels: „Erlebnis Baumarktbe-such“ mit Wissen per Fingerdruck ist die Devise.

Abbildung 14 und 15: Lagerhaus | © Umdasch Shopfitting Group GmbH

Heinemann – Der moderne Verkäufer von heute wird „berührt“

Der Kunde von heute möchte immer mehr selbst entscheiden welche Informationen er aufnimmt. Der berührungsempfindliche Bildschirm bei Hei-nemann in Frankfurt versorgt den Kunden mit den Informationen, die er auswählt und regt zum Stöbern an.

Abbildung 16: Heinemann | © Online-Software AG

Themenspezifische Praxisbeispiele

15

3. Welches digitale Point-of-Sale-Medium passt zu Ihren Zielen?

Thema: Große Produktauswahl auf kleiner Fläche

Weber – Viele Produkte aber wenig Platz? Das Infinity Shopping Shelf erweitert die Ausstellungsfläche

Statt Produkte nur ins Regal zu stellen, gibt Weber seinen Kunden mit dem Infinity Shop-ping Shelf das ganze Sortiment an die Finger-spitze – per Berührung. Die Auswahl und Infor-mationsbreite, die sich in dem Display versteckt, ist umfassend und per QR-Code können Kunden mehr erfahren oder Produkte kaufen.

Abbildung 20: Weber | © Online-Software AG

Thema: Prozessoptimierung

SPAR – Immer aktuell und dabei weniger Auf-wand: Das bietet Electronic Shelf Labeling (ESL)

Die digitalen Preisschilder in der SPAR-Filiale an der Wirtschaftsuniversität in Wien sind verknüpft mit dem Warenwirtschaftssystem der Filiale oder könnten auch mit dem ganzen Filialnetz verbun-den werden. Preise und Informationen werden so in Sekundenschnelle automatisch aktualisiert. Die Schienenlösung wird sparsam mit nur einer Batterie je Schiene betrieben oder kann bei Neu-anschaffungen direkt über den Regalsteher ver-stromt werden.

Abbildung 21 und 22: SPAR | © Umdasch Shopfitting Group GmbH

Thema: Werbewirksame Produktdarstellung

Coiffina – Ein besseres Produkt erzeugen durch geschickte Darstellung

Die „Flying Shelves“ von Coiffina gewinnen nicht nur die Aufmerksamkeit der Kunden, sondern versorgen sie außerdem mit weiteren Impressio-nen zum Produkt. Dadurch wird dem Produkt ein Premium-Charakter verliehen.

Abbildung 17: Coiffina | © Online-Software AG

Werbung bis zur letzten Sekunde – mit dem Multimedia Shelf

Ist der Kunde einmal am Regal angekommen, konnte bisher höchstens die Verpackung noch einen Eindruck hinterlassen. Mit diesem Multi-media Shelf geht die Werbung am Regal weiter.

Abbildung 18: Multimedia Shelf | © Online-Soft-ware AG

Thema: Emotionalisierung

dodenhof – Emotionalisierung im Vorbeigehen

Eine Vorschau darauf, welche Erlebniswelt Kun-den im Laden erwartet, geben die Displays im Einkaufszentrum dodenhof in Posthausen.

Abbildung 19: dodenhof | © Online-Software AG

16

Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale

Bei der Planung und Umsetzung digitaler PoS-Me-dien kommen diverse neue Herausforderungen auf die Unternehmen zu. Von inhaltlichen Fragen bis hin zu technischem Know-how: Gibt es im Unterneh-men Mitarbeiter, die über die benötigten Kenntnisse und Kapazitäten verfügen, oder wird Hilfe von exter-nen Dienstleistern benötigt? Dieser und zahlreichen weiteren Fragen müssen sich Unternehmen auf dem langen Weg der Digitalisierung stellen. Im Folgenden wird skizziert, welche Herausforderungen entstehen, wenn digitalen Technologien am PoS eingesetzt wer-den sollen, und wie man ihnen begegnen kann.

WAHL DER GEEIGNETEN HARDWARE:

Die Wahl einer geeigneten Hardware ist entschei-dend für einen guten Start in die Digitalisierung des PoS. Die Investitionskosten in Tablets, Monitore und Co. sind hoch – dazu gerade für KMU eine besondere Herausforderungen aufgrund der gerin-geren Budgets – und die Akzeptanz durch Kunden gerade zu Beginn eher ungewiss. Daher sollte nicht versucht werden, die Digitalisierungsmaßnahmen in mehreren Verkaufsstellen zugleich zu implemen-tieren. Im besten Fall wird ein Standort gewählt, an dem das „Experiment Digitalisierung“ gestartet wird. Wichtig ist es, den ersten Schritt zu wagen.

TECHNISCHE UMSETZUNG:

Bei der technischen Umsetzung scheitern Kon-zepte häufig an elementaren Anforderungen, bei-spielsweise ein funktionierendes WLAN im gesam-ten Geschäft bereit zu stellen. Aber auch die Verknüpfung mit der Warenwirtschaft, um Informati-onen in Echtzeit abzubilden, ist oft herausfordernd. Zu Beginn sollten daher technische Anforderungen an Systeme sorgfältig definiert und geprüft werden. Es empfiehlt sich, verschiedene Software-Ange-bote zu sichten, um die richtige Auswahl zu treffen, welche den eigenen Bedürfnissen entspricht. Die Option der Eigenentwicklung sollte zudem zumin-dest geprüft werden.

ZUSAMMENARBEIT MIT EXTERNEN DIENSTLEISTERN:

Der Markt an externen Dienstleistern ist groß und für viele Unternehmen nur schwer überschaubar. Oft-mals sind die Kosten für neutrale Berater, welche konzeptionell unterstützen sollen, hoch und beson-ders für KMU kaum finanziell aufzubringen. Auf-grund der Expertise und der neutralen Sicht von außen ist ein Einsatz dennoch oftmals sehr hilfreich.

4. Welche Herausforderungen kommen bei der Implementierung auf Ihr Unternehmen zu?

„Etwas auszuprobieren ist heutzutage wich-tig, um sich als Händler weiterzuentwickeln. Besonders bei der Implementierung digita-ler Technologien am Point of Sale ist ein agi-les Vorgehen und ständiges Experimentie-ren gefragt.“

Stephan Muller Knauber Freizeit GmbH & Co. KG

17

4. Welche Herausforderungen kommen bei der Implementierung auf Ihr Unternehmen zu?

Interview mit Bernd Albl

► Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Trends bei der Digitalisierung des PoS?

Die Digitalisierung des PoS geht vor allem mit kleineren Ladenflächen bei gleichzeitig breiterer Sortimentsaus-wahl einher. Ebenso kann beobach-tet werden, dass die Versorgungs-funktion an Bedeutung verliert und Erlebniswelten bzw. Inspiration stär-ker zunehmen. Bei diesen Entwick-lungen können Technologien in vielfältiger Form unterstützen: Elek-tronische Preisschilder, Digital Sig-nage und interaktive Systeme. Der Einsatz dieser Technologien führt gleichzeitig zu einer Prozessoptimie-rung, welche Händlern auf der Kos-tenseite wieder entgegenkommt.

► Was sind aus Ihrer Sicht die aktu-ellen Herausforderungen bei der Digitalisierung des PoS?

Digitalisierung am PoS benötigt ein ganzheitliches 360-Grad-Konzept. Man sollte nicht aus Digitalisierungs-willen alles machen und an den Kun-den vorbei denken. Daher ist es wichtig, die eigenen Kunden zu ken-nen und einen Mehrwert für sie zu schaffen. Die Leitlinie „Man muss

nicht alles mitmachen“ bietet hierbei eine gute Orientierung.

► Welche Chancen bieten sich durch die Digitalisierung des PoS und im Besonderen durch die Implemen-tierung digitaler Medien am PoS?

Die große Chance ist, dass das Beste aus der Online- und stationä-ren Welt zusammengeführt werden kann: Die Vorteile des stationären Handels mit direkter Verfügbarkeit der Ware, Erleben der Warenhaptik, das Ambiente sowie die Menschen vor Ort und die Vorteile des Online-handels mit der großen Waren- und Informationsvielfalt.

► Welche Risiken entstehen durch die Digitalisierung des PoS und im Besonderen durch die Implemen-tierung digitaler Medien am PoS?

Die Enttäuschung der Leute – intern und extern – auf Grund von nicht durchdachter Umsetzung, stellt ein großes Risiko dar. Unternehmen sollten daher nichts überstürzen, gerade in der Phase der Konzeption. Es sollte daher vorab sichergestellt werden, dass die Umsetzung auch tatsächlich in der Organisation nach-haltig geleistet werden kann.

► Was möchten Sie dem Handel abschließend noch gerne mit auf den Weg geben?

Insgesamt bieten digitale Techno-logien am PoS einen großen Spiel-platz für Kreativität und Individu-alisierung für den Handel. Dies sollte nicht in Hauruck- bzw. Selbst-zweck-Aktionen enden, sondern in durchdachten Anwendungen mit Mehrwert für die Konsumenten und die Organisation.

Bernd Albl ist Mana-ging Director der Division viBIZ (Digi-tal Shopfitting) bei der Umdasch Shop-fitting Group. Von 2008 bis 2011 leitete er beim IT-Unterneh-men Fabasoft den Bereich Produktmar-keting. Als Senior Director bei der Ars Electronica grün-dete er 2011 den Geschäftsbereich AE Solutions, welcher interaktive Medien-projekte international realisiert.

18

Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale

Auch die Erstellung von Datenbanken zur Inhalts-verwaltung sowie die Integration in die Warenwirt-schaft erfordern Know-how und personelle Kapazi-täten, welche in diesem Umfang in KMU meist nicht vorhanden sind. Vor allem im Bereich der Erstellung und Vereinheitlichung von Informationen ist es daher unabdingbar, dass Händler und Hersteller stärker zusammenarbeiten. Vorab definierte Standards und Anforderungen erleichtern den Austausch hierbei erheblich. Dies gilt für die eigentlichen Produktdaten als auch für Bilddaten bis hin zu Videos. Daher soll-ten sowohl Händler als auch Hersteller immer das Ziel vor Augen haben, Kunden über die Inhalte auch auf digitalen PoS-Medien einen Mehrwert zu bieten. Auch innerhalb des Unternehmens empfiehlt sich die Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen (z. B. Marketing, IT, Strategie, E-Commerce), um den größtmöglichen Mehrwert zu generieren.

INHALTE:

Sofern bereits eine informationsreiche Website oder ein Online-Shop geführt werden, sind die Inhalte für digitale Medien am Point of Sale eine gerin-gere Herausforderung. Gerade KMU stehen jedoch beim Thema Digitalisierung häufig noch ganz am Anfang und damit vor der großen Herausforde-rung, Inhalte neu zu entwickeln und aufzubereiten.

Interview mit Jürgen Berens von Rautenfeld

► Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Trends bei der Digitalisierung des PoS?

Einer der wichtigsten Trends, wel-chen man schon länger beobach-ten kann, ist die Emotionalisierung durch Digitalisierung. Gerade die emotionalere Bewegtbild-Darstellung lässt Werbebotschaften besser wir-ken – Stichwort Storytelling. Immer hochwertigere und komplexere Pro-dukte und Dienstleistungen kön-nen multimedial dargestellt werden und bekommen dadurch eine grö-ßere Chance, den Weg vom Regal zum Kunden zu finden. Ein weiterer Trend bei der Digitalisierung ist die fließende Verknüpfung der verschie-denen Kanäle – Online und Offline. Richtig stark wird die Digitalisierung am PoS, wenn vollständig integrierte

Digital-Signage-Systeme durch die intelligente Verknüpfung von Ort, Zeit und Kundendaten zusätzliche Relevanz beim Betrachter erzeu-gen. Störende Werbung wird so zu für den Konsumenten zu nützlicher Information – das kann sich positiv auf die Conversionrate auswirken.

► Was sind aus Ihrer Sicht die aktuellen Herausforderungen bei der Digitalisierung des PoS?

Eine Herausforderung für den Han-del ist die Verknüpfung der waren-wirtschaftlichen Prozesse mit den jeweils passenden Medien- und Kampagnendaten. Je nach Stand-ort und je nach verwendetem digita-lem Medium, wie z. B. Etikett, Plakat, Bildschirm, interaktives Terminal, digi-tales Regal oder Smartphone, muss die Botschaft unterschiedlich prä-sentiert werden. Nur so erreicht man beim Kunden eine unterbewusste Wirkung und positive, messbare Effekte auf den Abverkauf. Hier fehlt es im Handel häufig noch an geeig-neter Infrastruktur und dem Vorhan-densein von sinnvollen Inhalten in ausreichender Form und Qualität. Bei Letzterem sollte die engere Zusam-menarbeit zwischen Händlern und Herstellern als Chance gesehen wer-den, die Digitalisierung am PoS im Sinne von beiden Parteien weiter vor-anzubringen.

„Unsere zukünftigen Herausforderungen sind vor allem die ständige Weiterentwick-lung und Einbringung neuer Ideen.“

Bastian Holz Knauber Freizeit GmbH & Co. KG

Jürgen Berens von Rautenfeld gründete 1991 mit zwei Weg-gefährten die Online Software AG. Heute ist er Vorstandsvor-sitzender der Online Software AG und beschäftigt sich mit Trends in der digita-len Preis- und Wer-bekommunikation.

AKZEPTANZ DER KUNDEN:

Nur wenn die Bedürfnisse der Kunden erfüllt wer-den und die Umsetzung adäquat ist, werden digi-tale PoS-Medien auch angenommen. Kunden soll-ten daher in regelmäßigen Abständen strukturiert nach ihrer Meinung gefragt werden. Mitarbeiter müssen in den Prozess der Akzeptanzschärfung miteinbezogen werden und Kunden die Mehrwerte digitale PoS-Medien aufzeigen, damit diese auch eigenständig genutzt werden.

AKZEPTANZ DER MITARBEITER UND DES VERKAUFSPERSONALS:

Die Implementierung digitaler Technologien am PoS birgt zahlreiche Herausforderungen. Beim Personal muss man beispielsweise mit anfänglich mangelnder Akzeptanz rechnen. Es ist daher sehr wichtig, verantwortliche Mitarbeiter zu bestimmen oder geeignete Mitarbeiter neu einzustellen, um mit einer guten Know-how-Basis in das Digitali-sierungsprojekt starten zu können. Es darf zudem nicht vernachlässigt werden, die Akzeptanz der Mitarbeiter auf der Fläche zu stärken: Das Ver-kaufspersonal muss von Anfang an in das „Projekt

Digitalisierung“ einbezogen werden. Eine gemein-same Wissensbasis und das gleiche Verständnis unterstützen neue Ideen und Akzeptanz im Unter-nehmen. Auch wenn viele Herausforderungen bei der Implementierung von digitalen PoS-Medien auf die einzelnen Unternehmen zukommen, ist es umso wichtiger sich diesen Herausforderungen frühzeitig zu stellen. Da an der Digitalisierung kein Weg vorbeiführt, muss jedes Unternehmen einen Weg finden, diese für den eigenen Erfolg zu nut-zen. Es empfiehlt sich, dabei Schritt für Schritt vor-zugehen: Erst einmal klein starten und ein Medium in einem Geschäft testen, um damit Erfahrungen zu sammeln. Darauf basierend können weitere Funktionen und Medien nacheinander eingeführt und agil an die Kundenbedürfnisse angepasst werden. Dazu sollte immer die Meinung der Kun-den eingeholt werden, aber auch die Meinungen der unterschiedlichen Abteilungen innerhalb des Unternehmens. Damit werden die eigenen Mit-arbeiter frühzeitig involviert. Somit wird auf allen Seiten die Akzeptanz erhöht, was erfolgsentschei-dend ist. Den Händlern kann schlussendlich nur geraten werden: Packen Sie es an und holen sich externe Unterstützung, wenn die internen Res-sourcen nicht ausreichen. Es lohnt sich!

19

4. Welche Herausforderungen kommen bei der Implementierung auf Ihr Unternehmen zu?

► Welche Chancen bieten sich durch die Digita-lisierung des PoS und im Besonderen durch die Implementierung digitaler Medien am PoS?

Digitale Technologien am PoS können die Besu-cherfrequenz im stationären Handel erhöhen. Bei-spielsweise kann die Ladenöffnungszeit durch Window Shopping – also Monitore im Schaufens-ter – virtuell verlängert werden. Oder Schaufes-terbildschirme locken zusätzliche Besucher in das Geschäft, die dann anschließend im Idealfall durch weitere digitale PoS-Medien zum Käufer werden. Zudem erreicht das Filialpersonal durch die Unter-stützung von digitalen Medien und Assistenzsyste-men eine höhere Beratungskompetenz. Der Ver-käufer wird hier für den Kunden zum kompetenten, geschätzten Fachberater, dem man gerne folgt.

► Welche Risiken entstehen durch die Digitali-sierung des PoS und im Besonderen durch die Implementierung digitaler Medien am PoS?

Wichtig ist, dass die richtige Botschaft zur richti-gen Zeit den Kunden erreicht. Nur so ist es mög-lich, unterbewusst zu wirken. Der Kunde kann in Ruhe einkaufen und er fühlt sich wohl. Auf der anderen Seite führt zu viel multimedialer Infor-mationsüberfluss beim Konsumenten schnell zu Stress und Überdruss. Der Kunde quittiert dieses dann mit Kaufzurückhaltung oder sogar mit dem

kompletten Wechsel seiner Einkaufsstätte.

► Was möchten Sie dem Handel abschließend noch gerne mit auf den Weg geben?

Jeder Händler muss sich mit dem Thema Digita-lisierung auseinandersetzen und seine individu-elle Erfahrung machen. Bei allen Aktivitäten gilt: Digitale Verkaufshilfen können unterstützend wir-ken, sie müssen aber zu den „Genen“ des Händ-lers passen und dürfen nicht um ihrer selbst willen im Vordergrund stehen. Da Bildschirm-hardware immer einfacher und kostengünstiger wird, fällt zunehmend die Einstiegshürde, digitale Medien am PoS auf breiter Basis einzusetzen. Gerade jetzt muss der Händler darauf achten, dass hier keine Insellösungen entstehen und in Folge der fehlenden Integration und Kontrollier-barkeit zu wuchernden Problemen der Zukunft werden. Es müssen daher vorab die Hausauf-gaben gemacht werden: Bereits in der Konzepti-onsphase kann es Sinn machen, externe Berater aus Marketing, IT und Ladenbau einzubeziehen. Auch der Einsatz einer von im Handel vielfach bewährten, integrativen Lösung kann eine gute Option sein. Darüber hinaus ist ein fortlaufender Feedbackprozess von Mitarbeitern und Kunden während des Betriebs von digitalen PoS-Medien-systemen entscheidend für einen nachhaltigen Einsatz und messbaren Erfolg.

20

Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale

GlossarIm Folgenden finden Sie die im Text genannten Fachbegriffe übersichtlich zusammengestellt und jeweils um einer kurzen Erläuterung ergänzt:

Conversionrate: Bezeichnet den Prozentsatz der Personen, die eine nachgelagerte Ebene in einem Bestell- bzw. Kaufprozess erreicht haben.

Cross-Selling: Verkauf passender und ergänzender Produkte oder Dienstleistungen an bestehende Kun-den, ohne dass diese konkret nachgefragt wurden

Crossmedial: Kommunikation über mehrere inhaltlich, gestalterisch und redaktionell verknüpfte Kanäle

Digital Signage: Hierbei handelt es sich um nicht-interaktive, elektronisch aktualisierbare, digitale Plakate

KMU: Kleine und mittlere Unternehmen (gemäß Umsatz, Beschäftigtenzahl o. ä.)

PoS (Point of Sale): Verkaufs- oder Einkaufsstelle

Storytelling: Eine Methode, bei der durch den Einsatz von Geschichten Informationen vermittelt werden.

Virtual Shopping Shelf: Interaktive, aber un- bewegliche Informationseinheiten, über welche Konsumenten Informationen abrufen, Services in Anspruch nehmen oder Transaktionen durch-führen können

Zum WeiterlesenLiteratur:

Spreer, P., Erfolgreich mit digitalem In-Store- Marketing, in: Funck, D.; Stumpf, J.; Gutknecht, K. (Hrsg.): Innovationsmanagement im Handel, München, 2014

Quellen1 ECC Köln: Cross-Channel im Umbruch – Das Informations- und Kaufverhalten der Konsumenten Vol. 7, Köln, 2015

2 ECC Köln: Digitalisierung des Point of Sale – Auf den Kundennutzen kommt es an, Köln, 2014

3 Spreer 2013; S. 237

4 Spreer 2013; S. 237

5 Spreer 2013; S. 238

6 ECC Köln: Cross-Channel im Umbruch – Das Informations- und Kaufverhalten der Konsumenten Vol. 7, Köln, 2015

7 www.youtube.com/watch?v=BBgXL7o7j0Y

8 www.youtube.com/watch?v=BBgXL7o7j0Y

9 Agentur Mittelstand 4.0 Handel: Akzeptanz eines virtuellen Produktregals bei Konsumenten am PoS, Köln, 2016

10 Agentur Mittelstand 4.0 Handel: Akzeptanz eines virtuellen Produktregals bei Konsumenten am PoS, Köln, 2016

11 Spreer 2013, S. 215 f.

21

Glossar | Zum Weiterlesen | Quellen | Abbildungsverzeichnis

AbbildungsverzeichnisAbbildung 1: Übersicht digitaler Technologien am Point of Sale |

© Mittelstand 4.0-Agentur Handel

Abbildung 2: Depot | © Online Software AG

Abbildung 3: Depot | © Online Software AG

Abbildung 4: Edeka | © Online Software AG

Abbildung 5: Edeka | © Online Software AG

Abbildung 6: Globus | © IRL

Abbildung 7: Virtual Shopping Shelf I © EP

Abbildung 8: Galeria Kaufhof Edeka | © Wochenanzeiger-Muenchen, 2015

Abbildung 9: Erwartete Funktionen Virtual Shopping Shelf | © Mittelstand 4.0-Agentur Handel

Abbildung 10: Erwartung an die Ausgestaltung virtualer Produktregale | © Mittelstand 4.0-Agentur Handel

Abbildung 11: Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien am PoS | © Mittelstand 4.0-Agentur Handel

Abbildung 12: Heinemann | © Online-Software AG

Abbildung 13: Lagerhaus | © Umdasch Shopfitting Group GmbH

Abbildung 14, 15: Lagerhaus | © Umdasch Shopfitting Group GmbH

Abbildung 16: Heinemann | © Online-Software AG

Abbildung 17: Coiffina | © Online-SoftwareAG

Abbildung 18: Multimedia Shelf | © Online-Software AG

Abbildung 19 dodenhof | © Online-Software AG

Abbildung 20: Weber | © Online-Software AG

Abbildung 21, 22: SPAR | © Umdasch Shopfitting Group GmbH

7

8

8

8

8

9

9

10

11

11

13

14

14

14

14

15

15

15

15

15

Notizen

22

Implementierung digitaler Technologien am Point of Sale

Notizen | Über die Agentur Handel

Über die Mittelstand 4.0-Agentur Handel

Die Mittelstand 4.0-Agentur Handel ist Teil der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produk-tions- und Arbeitsprozesse“, die im Rahmen des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital – Strate-gien zur digitalen Transformation der Unterneh-mensprozesse“ vom Bundesministerium für Wirt-

schaft und Energie (BMWi) gefördert wird. Hinter der Agentur stehen das IFH Köln und ibi research, die mit diesem Projekt dazu beitragen, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) fit für das digitale Zeitalter zu machen.

SIE INTERESSIEREN SICH FÜR WEITERE PUBLIKATIONEN DER MITTELSTAND 4.0-AGENTUR HANDEL?

Die Mittelstand 4.0-Agentur Handel stellt verschie-dene kostenfreie Publikationen mit Praxiswissen für den Handel im digitalen Zeitalter bereit. Dazu zählen zum Beispiel Checklisten, Leitfäden, Praxis-beispiele oder Zusammenfassungen von Vorträgen und Studien. Im Fokus stehen folgende Themen:

► Digitalisierung im Produktionsverbindungshan-del/B2B-Commerce

► Innovative Technologien am Point of Sale

► Digitale Arbeitsprozesse im E-Finance.

Kostenfreier Download unter: www.handel-mittelstand.digital

23

Über Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse In der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“ werden bun-desweit Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren, ein Kompetenzzentrum Digitales Handwerk und vier Mittelstand 4.0-Agenturen im Rahmen des Förder-schwerpunkts „Mittelstand-Digital – Strategien zur digitalen Transformation der Unternehmenspro-zesse“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Der Förderschwerpunkt unterstützt Unternehmen beim intelligenten Ein-

satz von modernen Informations- und Kommunika-tionstechnologien (IKT) und stärkt damit ihre Wett-bewerbsfähigkeit. „Mittelstand-Digital“ setzt sich zusammen aus den Förderinitiativen „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“, „eStandards: Geschäftsprozesse standardisieren, Erfolg sichern“ und „Einfach intuitiv – Usability für den Mittelstand“. Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstand-digital.de