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WESTFALIUM - Das Westfalen-Magazin für Gesellschaft, Kultur und Lebensart. Radtouren, Wandern, Hotels & Restaurants in Westfalen sowie Veranstaltungen wie Ausstellungen, Theater, Konzerte und weitere kulturelle Termine im Raum Westfalen sind unsere Schwerpunkte.
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Private Gartenparadiese entdecken
Westfalium extra 15 · 2014 · 6 Euro · H 58458 W
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GartentourWestfaliumextra
Selten und exotischPflanzenraritäten finden
Freifrau mit grünem DaumenBei Viktoria von dem Bussche
Botanische RadtourDie neue Landesgartenschauroute
Über die Hecke gespähtÜber die Hecke gespäht
4195845
806002
15
In der Garten-Galerie Beate Stork, Bad Sassendorf
4 Westfalium extra
Inhalt
Seite 28Fast 10.000
verschiedene Pflanzenarten von allen Kontinenten
dieser Erde sind im Botanischen Garten
der Westfälischen Wilhelms-Universität
zu finden. Der Besuch in einem der
Gewächshäuser gleicht somit einer Etappe auf einer Weltreise.
Westfalium stellt die Exoten unter Glas vor
Seite 12Die Gartenfestivals
in England, Frankreich und
den Niederlanden dienten ihr als Vorbild, 1998
veranstaltete sie ihr erstes eigenes
Fest im prächtigen Garten von
Schloss Ippenburg: Gartenfest-Pionierin
Viktoria Freifrau von dem Bussche im
Portrait
Seite 32Wildblumen wie
Mohn, Kornblumen, Kornraden und
Wildkamille bringen nicht nur Farbe in Ackerlandstreifen,
sondern stellen einen Lebensraum für
Vögel, Bienen und Schmetterlinge dar,
dessen Erhaltung der Unterstützung von Landwirten bedarf
Öffentliche Gärten und Parks z Pedalvergnügen zwischen Lünen und Bad Lippspringe Auf der Landesgartenschauroute zu den schönsten Parks 6
z Die Freifrau mit dem grünen Daumen Viktoria von dem Bussche und ihre Gartenfestivals in Ippenburg 12
z Historisches zwischen Bäumen und Blumenbeeten Eine Ausstellung in der Baumschule Igel Gartenkultur in Bramsche 19
z Rhododendron-Paradies im Naturpark Hohe Mark Um Schloss Lembeck blühen Pflanzen aus fernen Kontinenten 20
z Meeresluft und lustige Verirrungen in Bad Salzuflen Der Kurpark und der Hortus Vitalis, Deutschlands größter Irrgarten 24
z Rosige Aussichten auf 2.000 Quadratmetern Der Schaugarten von Noack Rosen in Gütersloh 27
z Grüne Weltreise in Münster Die Exoten im Botanischen Garten 28
z Farbkleckse am Ackerrand Blühstreifen gefallen nicht nur Bienen, Hasen und Vögeln 32
z Kleinkunst im Kleingarten Wilm Weppelmann und seine Freie Gartenakademie 36
z Alte Gartenkunst aus Versailles in neuem Design Die Dr. Hammer GmbH fertigt Pflanzenkübel aus Edelstahl 39
Im heimischen Garten z Der Blick hinter die Hecke Privatgärten der Region öffnen ihre Pforten 42
z Natursteine für das Wohnzimmer unter freiem Himmel Terassengestaltung mit Schiefer, Marmor und Co. 47
z Galanthophile und Linda verzweifelt gesucht Pflanzenraritäten zu finden gleicht einer Schatzsuche 48
z Marsch, marsch ins Beet! Das Themenjahr im LWL-Freilichtmuseum in Detmold 51
z Zurück zu den Wurzeln Neuer Geschmack mit alten Gemüsesorten 52
z Kies statt Rasen, wilde Stauden statt Rosenbeet Der moderne Garten von Familie Hippe-Schuster aus Enger 68
z Glitzernde Schönheit mit Mehrwert Fontänen und Bachläufe machen Schwimmbecken zum Highlight 72
z Ein Klassiker für Individualisten Pflasterklinker bringen Abwechslung auf die Terrasse 74
z Grenzgänger aus Edelstahl Die Sitzmöbel von Lizzy Heinen machen sich drinnen wie draußen gut 75
z Der Garten als Bühne für Kunst Was die Galeristen Edeltraut Haut und Eberhard Schnake raten 76
z Kunst aus dem Metallbaubetrieb Die Arbeiten von Peter Leiss sind wahre Blickfänge 79
z Skulpi, Birdi und Waldo Die Skulpturen der Brüder Ebeling setzen farbenfrohe Akzente 79
z Zwischen Kiesfläche und Gemüsebeet Sechs Experten diskutieren über die Zukunft der Gartengestaltung 80
Rubrikenz Vorwort 3
z Kompakt 40
z Impressum/Westfalium Intern 82
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Seite 6Lünen, Hamm, Oelde, Rheda-Wiedenbrück,
Rietberg, Paderborn und bald auch
Bad Lippspringe – das sind die
Landesgartenschau-Städte Westfalens. Die 140 Kilometer
lange Landesgarten- schauroute verbindet
diese Orte zu einer botanischen Radtour
Westfalium extra 5
Inhalt
Seite 42Normalerweise sind private Gartenparadiese vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen. Aber manchmal dürfen Neugierige auch einen Blick hinter die Hecke werfen. Der Billerbecker Gartenfreund Winfried Rusch hat Westfalium verraten, wo und wann der Blick hinter die Hecke willkommen ist
Seite 48Pflanzenliebhaber mit einem Faible für Ausgefallenes und Exotisches haben es nicht leicht, wenn es um den Pflanzenkauf geht. Doch Pflanzenbörsen, -gesellschaften und Spezialgärtnereien leisten da Abhilfe, wo das Sortiment der Gartencenter erschöpft ist
Seite 68Limonengrüne Euphorbien und himmelblaue Wegwarten mitten in Gruppen von Wildstauden setzen Akzente im Kiesgarten der Familie Hippe-Schuster aus Enger. Große Wasserflächen bringen Ruhe ins Gesamtbild des modernen Gartens, der ganz ohne Rasen auskommt
Seite 76Wenn es um Skulpturen im Garten geht, ist die Grenze zwischen Kunst und Kitsch ein schmaler Grat. Galeristen wie Edeltraut Haut von der Galerie Mertenshof in Rheda-Wiedenbrück oder Eberhard Schna-ke von der Kunsthalle Schnake in Münster-Hiltrup beraten beim Kunstkauf und helfen so, diese Gratwanderung zu meistern
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120.000 Blütenbunte
29. Juni 2014· Gartenmesse im Innenhof der LWL-Klinik Lengerich· Tag der offenen Gärten
Gartentour
20 Westfalium extra
Der moorige Boden rund um das prächtige Wasserschloss im Münsterland brachte den einstigen Obergärtner Heinrich Not-
telmann 1967 auf die Idee, in Lembeck eine Sammlung mit Rhodo-dendren aus fernen Kontinenten anzulegen. Die auch als „Alpen-rosen“ bekannten Gehölze sind insbesondere in den Hochgebirgen rund um den Globus verbreitet und sie lieben humusreiche, feuchte Böden. Besonders schöne Sorten stammen aus den Gebirgen Japans, zu ihnen gehören auch die duftenden Azaleen. Sie haben in Lem-beck eine Heimat gefunden, denn Heinrich Nottelmann hatte für die exotischen Sträucher einen besonderen grünen Daumen.
Im Naturpark Hohe Mark ist das Wasserschloss Lembeck besonders unter Rhododendron-Freunden weithin bekannt. Die aparten Gehölze verwandeln den weitläufigen Park in den Monaten April bis Mai in ein Blütenmeer.
Blütenträume im Lembecker Park
Bis heute wird sein Erbe hoch gehalten. Zwar ging er 1982 in den wohlverdienten Ruhestand, mit seiner Rhodendronsammlung hat er den Lembecker Park allerdings zu einer beliebten Sehenswürdigkeit gemacht. Seine Karriere begann er 1933 als Lehrling in der Schloss-gärtnerei und wurde ab 1949 deren Leiter. In den 1960er Jahren be-schäftigte er sich, inspiriert durch die Arbeiten des Rhododendron-Experten Gerd Krüssmann im Dortmunder Rombergpark, mit Rhododendren und Azaleen. In den frühen 1960er Jahren startete er damit, in Lembeck eine eigene Sammlung anzulegen, die dem arten-reichen Landschaftspark bis heute ein besonderes Gepräge verleiht.
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Gartentour
21Westfalium extra
Blütenträume im Lembecker Park
Ursprünglich hatte der Lembecker Schlosspark barocke Formen mit symmetrischen Wegachsen, ornamental geformten Beeten und streng geschnittenen Hecken. Im 19. Jahrhundert wurde die Anlage jedoch, dem damaligen Zeitgeist entsprechend, in einen englischen Landschaftspark umgestaltet. Mit seinen weitläufigen, halbschattigen Arealen auf moorigem Grund unter großen Bäumen bietet der Park den exotisch anmutenden Rhododendren beste Wachstumsbedingungen.
Ab dem Jahr 2003 ließ Catherine Gräfin von Merveldt den Park in nördlicher Richtung erweitern und mit tausenden Blumenzwiebeln
von Frühblühern bepflanzen. So ist der Vorfrühling mit seinen Narzissenwiesen eine besondere Zeit im Jahr und Pflanzenfreunde erwarten sehnlichst die alljährliche Öffnung der Anlage von März bis Oktober. Über das ganze Sommer-Halbjahr setzt sich dann der Blühreigen mit Pfingstrosen, Wisterien, Rosen und subtropischen Kübelpflanzen fort. Die vielen, teils ausgefallenen Gehölze aus aller Herren Länder verwandeln den Park schließlich im Oktober mit ihrem imposanten Herbstlaub in einen bunten Malkasten, in dem vor allem die Rot- und Gelbtöne dominieren. An lauen Sommer-abenden eröffnen die vielen Wasserfrösche in den Gräften und
Im Park blühen (v. l. n. r.): Rhododendron
„Farnivalls Daughter“, Blauregen, pastellfar-bene Rhododendren, Veilchenbaum, gelbe
Duft-Azaleen und Kamelien
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Gartentour
22 Westfalium extra
Teichen ein quakendes Konzert und mischen sich unter das Gezwit-scher der zahlreichen Vögel.
Bis heute gehört Schloss Lembeck den Nachfahren von Maria Josefa und Freiherr von Merveldt zu Westerwinkel. Das Adelsge-schlecht erhielt das Anwesen nebst einigen Gütern im Jahr 1017 als Lehen durch Heinrich II. Im Bereich des heutigen Nordflügels errichteten die Herren von Lembeck ab 1190 einen wehrhaften Turm, von den Einheimischen „Motte“ genannt. Während des ausklingenden Mittelalters erwuchs die Motte zu einer befestigten, wehrhaften Wasserburg. Im Jahr 1526 heiratete Berta von Lembeck in die aus Recklinghausen stammende Adelslinie von Westerholt ein. Ausgelöst durch den spanisch-niederländischen Krieg und den 30-jährigen Krieg folgten für Lembeck turbulente Zeiten. Im Jahr 1631 musste die verschuldete Familie von Westerholdt den Besitz an die holländische Linie derer von Westerholdt-Hackfurt verkaufen.
Mit dem westfälischen Frieden begannen in Lembeck wieder ru-higere Zeiten. Schlossherr Conrad Adolf von Westerholdt-Hackfurt ließ die Anlage deshalb in der Hoffnung auf einen lang anhaltenden Frieden erheblich erweitern und gab der einstigen Trutzburg eine offene Form in Gestalt eines Schlosses. Wie in Westfalen üblich ist die Anlage bis heute auf zwei Inseln gelegen. Diejenige der Vorburg beherbergte bis 1887 ein landwirtschaftliches Gut. Im 18. Jahrhun-dert hinterließ der bekannte Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun (1695-1773) auch in Lembeck seine Spuren. Im Jahr 1717 gestaltete er im Schloss den Schlaun’schen Festsaal. Schloss Lembeck befindet sich bis heute im Eigentum der Familie von Merveldt, die im Jahr 1726 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.
Neben dem prächtigen Park und den beeindruckenden Außen-anlagen des gut erhaltenen Schlosses sind auch mehrere Museen Anlaufpunkte für Besucher. Das Schlossmuseum eröffnet Einblicke in das Leben des westfälischen Landadels und lädt ein zu einer kleinen Zeitreise durch die Epochen des Barock, Rokoko, Empire, Biedermeier und Historismus, die auch Lembeck geprägt haben. Auf Absprache ist eine Besichtigung der Galerie mit Werken von Hanns Hubertus von Merveldt möglich. Im Dachgeschoss der Hauptburg betreibt der Lembecker Heimatverein ein Heimatmuseum.
Seit Ostern 2010 ist das im Schloss eröffnete Hotel-Restaurant eine echte Bereicherung. Nach ausgedehnten Spaziergängen im Park lockt die Schlossterrasse mit kulinarischen Angeboten, vom Kuchenbuffet bis zum erlesenen Menü. So ist es kein Wunder, dass insbesondere Brautpaare mit ihren Hochzeitsgesellschaften das traumhafte Ambiente für ihre Feiern entdeckt haben. Gartenfreunde erwarten zum Auftakt des Sommers alle Jahre wieder die Land-partie „the finest“. Eines der edelsten Gartenfestivals in Westfalen verzaubert dann seine Besucher mit den Angeboten von über 100 erlesenen Ausstellern. Star- und Sterneköche locken im Schatten der viele Jahrhunderte alten Parkbäume mit Gaumenfreuden. Ein um-fangreiches Kulturprogramm mit Musik, Lesungen und Walkacts sorgt für Kurzweil. Unter den Angeboten in stilvollen Pagodenzelten stöbern die Besucher in ausgefallenen Pflanzen, Gartenarchitektur, Mode und Design. So können Gartenfreunde der Enge des Privat-gartens entfliehen und wie ehemalige Feudalherren im Park von Schloss Lembeck lustwandeln.
Herbert F. GruberGraf von Merveldt’sche Rentei, Schloss 2, 46286 Dorsten-Lembeck, Tel. 02369/7167, www.schlosslembeck.de Schlosshotel Lembeck, Inga Nottelmann & Team, Schloss 1, 46286 Dorsten-Lembeck, Tel. 02369/7213, www.schlosshotel-lembeck.deLandpartie „the finest“ Schloss Lembeck, 19.-22. Juni 2014, www.landpartie-schloss-lembeck.de
Ur, quos di ut ute maioreh enderrori doluptatis milit hicto quam, officabo
Die Bergclematis schmückt den Toreingang, Zierlauch duftet in den
Gärten (u.)
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Lauschige Wege zwischen alten Rhododendren machen Lembeck
zum romantischen Erlebnis
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Gartentour
32 Westfalium extra
Für Rückgänge der Hasenzahlen in den letzten Jahren machen
Jäger und Naturschützer die strengen Winter der Jahre 2012/13
und das frostige Frühjahr 2012 verantwortlich. Mit Sorge werden
auch der stetig zunehmende Maisanbau und die zunehmende Zer-
schneidung der Lebensräume durch Verkehrswege und Siedlungs-
flächen gesehen. Der Hase ist das Charaktertier einer ganzen Reihe
von Tierarten, die als Lebensraum die offene Feldflur dem Wald
vorziehen. Auch Fasan, Rebhuhn, Feldhamster, Kiebitz, Wachtel und
Feldlerche sind an die Kultursteppe angepasst. Ihre Hochzeit hatten
diese Tiere zur Zeit der Dreifelderwirtschaft. Ausgehend von karo-
lingischen Klöstern kam um 1100 n.Chr. die Erkenntnis auf, dass
sich landwirtschaftliche Böden regelmäßig regenerieren müssen. Im
Die blühende Hasenapotheke
Westfalen ist ein Hasenland. In den Feldfluren des
Münsterlandes und in der Soester Börde fühlt sich
Meister Lampe so richtig wohl. Hier soll es Reviere
mit bis zu 240 Hasen je Quadratkilometer gegeben
haben. Doch die Bestände der Mümmelmänner
schwanken mit den Jahren stark und nicht immer ist
dies einfach zu erklären.
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Gartentour
33Westfalium extra
einem bemerkenswerten Projekt stellt die Stiftung Westfälische Kul-
turlandschaft in Münster interessierten Landwirten in diesem Jahr
erstmals kostenloses Saatgut für Blühstreifen zur Verfügung. Die
Maßnahme soll auch 2015 weitergeführt werden. In den Saatgut-
mischungen sind 14 Pflanzenarten enthalten, darunter auch Som-
merblumen, Perserklee, Buchweizen, Senf und die „Bienenpflanze“
Phacelia. Neben wildlebenden Säugetieren und Vögeln sollen
nämlich auch Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge
unterstützt werden. Dies freut insbesondere die Imker. Denn für
diese markiert das Ende der Lindenblüte im Frühsommer einen
kritischen Punkt. Die Linde ist das letzte blühende Großgehölz im
Blühreigen eines Jahres, danach müssen Bienen und Hummeln ihre
Nahrung auf Gartenblumen oder eben auf den Feldern suchen.
Für den Nestbau von Vögeln und für die Junghasen haben die
Blühstreifen und Ackerrandstreifen jedoch einen Nachteil: Sie liegen
direkt an den Feldwegen oder sogar an Landstraßen, so dass mit
ständiger Unruhe für die Tiere gerechnet werden muss. Als Brutplatz
werden sie deshalb nur selten angenommen. Als besonders sensibel
bei Beunruhigung gilt die Feldlerche, für die deshalb ein Sonder-
programm unter dem Namen „Lerchenfenster“ angeschoben wurde.
Dabei handelt es sich um unbewirtschaftete Kleinflächen inmitten
der Felder, auf denen sich Wildkräuter ausbreiten dürfen. Diese
Flächen haben den Vorteil, dass sie vom Feldrand aus nicht gesehen
werden können. Die Tiere sind dort ungestört. Für die Anlage der
Lerchenfenster definiert die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft
jedoch auch gewisse Richtlinien. So muss die Fläche mindestens 150
Meter vom nächsten Ortsrand oder vom nächsten Baumbestand
entfernt sein. Wege, Strauchhecken und Greifvogelansitze müssen
mindestens 50 Meter weit weg sein. Die Lerchenfenster dürfen zu-
dem nicht in der Wintergerste angelegt werden, denn der Zeitpunkt
der Ernte kommt dort zu früh und die Brut ist noch nicht ausge-
flogen. Die Fenster sollten mindestens 20 Quadratmeter groß sein.
Bei der Auswahl der Kulturpflanzen für die Biogaserzeugung geht
die landwirtschaftliche Forschung inzwischen neue Wege und sucht
nach Alternativen zum Mais. Beim Zentrum für Nachwachsende
Wechsel von drei Jahren überließen die Bauern daher ein Drittel ih-
rer Äcker der Brache und schufen damit gleichzeitig ein Dorado für
bodenbrütende Vögel wie Lerche und Rebhuhn. Später wurde der
Fasan als Jagdwild eingeführt, der sich auf diesen Flächen ebenfalls
wohl fühlte.
Mit dem Aufkommen der modernen, technisierten Landwirt-
schaft und der zunehmenden Etablierung von Mineraldünger
wurde die Brache immer unattraktiv. In Zeiten landwirtschaftlicher
Überproduktion griff zeitweise sogar der Staat ein und förderte das
Nichtbewirtschaften von Ackerflächen mit Beihilfen oder finanzi-
ellem Ausgleich. Diese Programme, mit denen Getreideberge und
Milchseen gestoppt werden sollten, sind inzwischen in fast allen
Bundesländern eingestellt worden, denn kaum ein Landwirt interes-
siert sich noch dafür. Seit die Energiewende auch die Landwirte zu
Energiewirten gemacht hat, ist der Boden kostbar. Energiepflanzen –
allen voran der Mais – konkurrieren mit den klassischen Feldfrüch-
ten und machen ihnen die Produktionsflächen streitig.
Für die Wildtiere ist die zunehmend intensive Landnutzung fatal.
Neben der Abnahme von Brachflächen ist auch die immer dichtere
Bewirtschaftung der Kulturflächen zu beklagen. Oft kommt schon
die Mähmaschine, wenn die auf den Äckern heranwachsenden
Jungtiere ihr Nest noch nicht verlassen können. Viele Nestlinge, jun-
ge Hasen und Rehkitze finden einen qualvollen Tod.
Das Problem ist jedoch erkannt und Jäger, Naturschützer und
Landwirte suchen nach Lösungen. Bekannt sind die Förderung so-
genannter Ackerrandstreifen durch die NRW-Landesregierung oder
das Anlegen von Blühstreifen. Bei den Ackerrandstreifen handelt es
sich um nicht bewirtschaftete Randbereiche von Feldern, auf denen
sich dann standorttypische Wildkräuter ausbreiten können. Da
das Artenspektrum unter den Wildpflanzen aber oft schon einge-
schränkt ist, breiten sich vorwiegend Gräser aus. Attraktive Acker-
wildkräuter und Blumen wie Mohn, Kornblume, Kornrade und
Wildkamille kommen nicht überall zum Zuge. Zunehmend etabliert
sich deshalb die aktive Einsaat sogenannter Blühstreifen, in deren
Saatgutmischungen die begehrten Wildblumen enthalten sind. In
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Sonnenblumen können ebenso wie Mais für die Biogaserzeugung genutzt werden (l.). Gesunde Ha-sen sind ein Indiz für eine intakte Kulturlandschaft
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34 Westfalium extra
Rohstoffe im Versuchs- und Bildungszentrum der Landwirtschaft
auf Haus Düsse in Bad Sassendorf-Ostinghausen setzt man neben
den bekannten Sonnenblumen auch auf Knöterichgewächse oder
die Durchwachsene Silphie. Diese hochwachsende, mehrjährige
Pflanze ähnelt optisch einer Sonnenblume. Einmal ausgebracht,
kann sie mehrere Jahre beerntet werden. Doch die Ausbringung
ist ein Problem. Das Saatgut ist für die Drillmaschine zu fein und
müsste aufwendig pilliert werden, zudem läuft es zögerlich auf. So
ist die kostspielige Pflanzung die momentan noch gebräuchliche Al-
ternative bei der Begründung der Kulturen. Ansonsten ist die Silphie
eine mit großem Wohlwollen beäugte Neuigkeit, insbesondere bei
den Imkern. Die Pflanzen liefern eine gute Bienennahrung.
Weniger aufwendig ist die Aussaat hochwachsender und biomas-
sereicher Wildpflanzen für die Biogaserzeugung. Mit einem Feldver-
such „Biogas aus Wildkräutern“ laufen unter der Regie der Initiative
„Netzwerk Feldflur“ auch Versuche in Westfalen. Auch Franz-Josef
Schulze Thier aus Billerbeck beteiligt sich daran. Für den Landwirt
hat die Sache insbesondere auch eine ästhetische Komponente. Er
denkt an die vielen Radfahrer, die an seinen Feldern im Sommer
vorbeiradeln: „Sie haben beim Anblick meiner Felder große Freude
– so wie ich selbst.“ In der Tat ist die Ablehnung der vielen Mais-
felder in der Bevölkerung vorwiegend emotional begründet. Davon
ist auch Landwirt und Biogasanlagen-Betreiber Klaus Zündorf aus
Bad Lippspringe überzeugt: „Wenn die Maispflanzen nicht so hoch
wären und man darüber hinweg in die Landschaft schauen könnte,
würden sich garantiert viel weniger Leute darüber aufregen!“ Vor
einigen Jahren hatte er die Idee, die Randflächen seiner Maisäcker
mit Sonnenblumen zu bestellen und entfachte damit mehr Begeiste-
rung in der Bevölkerung, als ihm lieb war. Regelmäßig wurden die
Sonnenblumen in großem Stil von Blumenfreunden abgeschnitten
– für die Biogasanlage blieb nicht viel übrig.
Genau diese Blumenliebe brachte im vergangenen Jahr Land-
wirte rund um Dülmen und Coesfeld aber auf die Idee, Sonnen-
blumen-Blühstreifen für einen guten Zweck anzulegen. Besucher
der Feldflur durften die leuchtend gelben Sonnenblumen mitneh-
men und wurden dazu angehalten, im Gegenzug eine Spende für
die Aktion „Lichtblicke“ dazulassen. Diese 1998 gegründete Spen-
denaktion unterstützt Kinder, Jugendliche und Familien in Nor-
drhein-Westfalen, die in eine finanzielle, materielle oder seelische
Notlage geraten sind. Informationen zu dieser Initiative gibt es beim
Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband. Es ist eine Idee,
die zahlreiche Nachahmer findet. Zur Landesgartenschau im Jahr
2017 sollen Blühstreifen die Besucher zum Austragungsort in Bad
Lippspringe leiten. Auch Landwirt Klaus Zündorf hat bereits seine Fo
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Landwirt Heinrich Everwien und sein Sohn Paul aus Dülmen sammelten mit: Blumen
vom Acker für die Aktion Lichtblicke
Gartentour
35Westfalium extra
Gesellschaft
Mitwirkung erklärt. Dann heißt es auf den Wegen zur Gartenschau:
„Blumenpflücken erlaubt“.
Um auch den Feldhasen in Lande zu helfen, wurde zwischenzeit-
lich ein Projekt ins Leben gerufen, das über die Schaffung von Le-
bensraum noch weit hinausgeht. Es wurde nämlich festgestellt, dass
den Mümmelmännern inzwischen viele Nahrungspflanzen fehlen,
die sie vor Krankheiten schützen. Hasen ernähren sich von einer
bunten Mischung aus Wildkräutern und Gräsern, die man in ihrer
Gesamtheit als „Hasenapotheke“ bezeichnet. Die Deutsche Wildtier-
stiftung unterstützt deshalb die Ausbringung solcher Mischungen,
in denen zum Beispiel Gelbklee, Hornschotenklee, Inkarnatklee,
Rotklee, Schwedenklee, Luzerne, Weißklee, Malve, Wilder Kümmel,
Löwenzahn, Wilde Möhre, Schafgarbe, Wegerich, Wiesenknopf,
Hirtentäschel, Anis, Fenchel, Petersilie, Glockenbume, Wegwarte, Bi-
bernelle und Dill enthalten sind. Wer diese opulente Mischung nicht
umständlich selber zusammenstellen will, hat es mittlerweile leicht.
Die 1925 in Münster gegründete Saatgutfirma Bruno Nebelung hat
unter ihrem bekannten Markennamen „Kiepenkerl“ neuerdings ei-
ne Saatgutmischung mit dem Namen „Hasenapotheke“ im Angebot,
die auch ganz bequem im Onlineshop bestellt werden kann. Und die
ist eventuell nicht nur für Landwirte interessant, sondern für alle
Tierfreunde, die ein Grundstück im Außenbereich haben und dort
einsäen können. Die „Hasenapotheke“ wäre zum Beispiel für die
Unterpflanzung von Streuobstwiesen hervorragend geeignet.
Herbert F. GruberStiftung Westfälische Kulturlandschaft, Schorlenstr. 11, 48143 Münster, Tel. 0251/4175147, www.stiftung-westfaelische-kulturlandschaft.de Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse, 59505 Bad Sassen-dorf-Ostinghausen, www.duesse.de Bruno Nebelung GmbH, Freckenhorster Str. 32, 48351 Everswinkel, www.nebelung.deDeutsche Wildtier Stiftung, Billbrookdeich 216, 22113 Hamburg, www.deutschewildtierstiftung.de Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband, Schorlemerstr. 15, 48143 Münster, Tel. 0251/417501, www.wlv.de
Links: Die Feldlerche ist durch die intensive Landnutzung zunehmend bedroht (o.). Malven und Sommenblumen mischen sich ins Getreide (u. l.). Rechts: Der Bodenbrüter Kiebitz braucht ruhige Feldabschnitte (o.). Blumenvielfalt am Feldrand (M.). Der Fasan wurde einst als Jagdwild ausgewildert (u.)
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