Liturgische Bausteine für Kolping läuft

Entnommen aus: WELT BESSERMACHER GESUCHT! zum Klima wandeln! LITURGISCHE BAUSTEINE zur Jugendaktion 2009 von Jörg Nottebaum • MISEREOR-Arbeitsstelle Berlin Seite 54 / 56 Weltbessermacher helfen weit weg und vor der eigenen Haustür! Sie werden zu energiesparenden Rettern vor Ort, erkunden als Helden den ökologischen Dschungel des Klimawandels, begleiten als Engel das Engagement der MISEREOR-Projektpartner Innen beispielsweise in Burkina Faso, mobilisieren und vernetzen als Feen Menschen für den gemeinsamen Auftrag, unsere Schöpfung zu bewahren, und stellen sich als Heilige bewusst unter den Segen Gottes! L: Leiter/in BAUSTEIN Einstieg S1-S5: Sprecher/innen 1-5 A: Alle BAUSTEIN- Einstieg (nach einer Idee aus dem Werkbrief „Schöpfung“ der KLJB München, 2003/III, 77-79) • Zum Einstieg werden zu den Elementen Erde, Wasser und Luft jeweils Textauszüge aus dem ersten biblischen Schöpfungsbericht (Buch Genesis 1,12,4a), aus dem Sonnengesang des hl. Franziskus von Assisi (13. Jahrhundert) sowie Auszüge aus der Rede des Indianer-Häuptlings Seattle vor dem Gouverneur von Washington aus dem Jahr 1854 nebeneinander gestellt. • Bildprojektionen und/oder meditative Musik im Hintergrund erleichtern das sinnliche Aufnehmen der Dimension „Schöpfung Gottes“! Element Erde

S1: Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihrem Samen darin. So geschah es. ... Gott sah, dass es gut war. (bibl. Schöpfungsbericht) S2: Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns ernährt und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter. (Sonnengesang) S3: Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig. Jede glitzernde Tannennadel, jeder sandige Strand, jeder Nebel in den dunklen Wäldern, jede Lichtung, jedes summende Insekt ist heilig in den Gedanken und Erfahrungen meines Volkes. Wir sind ein Teil der Erde – und sie ist ein Teil von uns. (Häuptlingsrede) Gemeinsamer Kanon Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig! (Troubadour 833, Regenbogen 182, SchL 296) Element Wasser S1: Dann sprach Gott: Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde. So geschah es. Das Trockene nannte Gott Land, und das angesammelte Wasser nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war. (bibl. Schöpfungsbericht) S2: Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Wasser, gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch. (Sonnengesang) S3: Glänzendes Wasser, das sich in Bächen und Flüssen bewegt, ist nicht nur Wasser, sondern das Blut unserer Vorfahren. Die Flüsse sind unsere Brüder. Sie stillen unseren Durst. Und ihr müsst von nun an den Flüssen eure Güte geben, so wie jedem anderen Bruder auch. (Häuptlingsrede)

Gemeinsamer Kanon Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig! (Troubadour 833, Regenbogen 182, SchL 296) Element Luft S1: Gott machte also das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. So geschah es, und Gott nannte das Gewölbe Himmel. ... und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen. (bibl. Schöpfungsbericht) S2: Gelobt seist du, mein Herr, durch Bruder Wind, durch Luft und Wolken und heiteren Himmel und jegliches Wetter, durch das du deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst. (Sonnengesang) S3: Die Luft ist kostbar für den roten Mann, denn alle Dinge teilen denselben Atem: das Tier, der Baum, der Mensch. Der weiße Mann scheint die Luft, die er atmet, nicht zu bemerken. Wie ein Mensch, der seit vielen Tagen stirbt, ist er abgestumpft gegen den Gestank. (Häuptlingsrede) Gemeinsamer Kanon Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig! (Troubadour 833, Regenbogen 182, SchL 296) Aktuelles unter: www.weltbessermacher.de BAUSTEIN- Bitten • Vorschlag I RETTER Für alle Retter – hier bei uns und an jedem Ort dieser Erde: Gib ihnen die Einsicht, dass alle mit-verantwortlich dafür sind, mehr Gerechtigkeit und Schöpfungsfrieden in die

Welt zu bringen. ENGEL Für alle Engel und die, die es noch werden können: Stärke die gelebte Solidarität mit den Menschen in Burkina Faso und den anderen Ländern dieser Erde. HELD Für alle Helden dieser Welt: Schenke ihnen einen wachen Blick für die Folgen des Klimawandels und engagierte Hände, ihre notwendenden Helden-Taten einzubringen. HEILIGE Für alle Heiligen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Dass sie uns Beispiel und Motivation sind, selbst ein heilender Teil in der gemeinsamen Schöpfungsverantwortung zu werden. FEE Für uns und alle Weltbessermacher rund um die Erde: Lass uns in Deinem Namen die Schöpfung bewahren, damit alle leben können! • Vorschlag II RETTER Für alle Retter, die in Gebieten, in denen Menschen vom Klimawandel existentiell betroffen sind, lebensnotwendige Unterstützung leisten. HELDEN Für alle Helden, die sich Tag für Tag den ökologischen Herausforderungen stellen und mithelfen, der Welt eine gerechte Zukunft zu sichern. ENGEL Für alle Engel, die die Menschen dieser Welt deinen Segen spüren

lassen. HEILIGEN Für alle Heiligen, die ihr Leben mutig und kompromisslos nach deiner Liebe ausrichten. FEE Für alle Weltbessermacher, die wie Feen das Wunder einer heilen und gerechten Erde wahr werden lassen, da mit alle leben können. BAUSTEIN Gebete S1: Gott, du Schöpfer der Welt, des Himmels und der Erde, Halte deine schützende Hand über das Werk, das du geschaffen hast. S2: Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, wandle die Schwächen der Menschen in gestalterische Stärke, damit wir die Schöpfung bewahren lernen. S3: Heiliger Geist, Atem der Schöpfung, du umgibst die Welt und durchdringst sie. In deiner Hand sind wir geborgen. A: Amen S1: Schöpfer des Lebens, umgeben von vergiftetem Wasser flehen wir mit der gesamten Schöpfung: A: Herr, erbarme dich S2: Schöpfer des Lebens, umgeben von verschmutzter Luft flehen wir mit der gesamten Schöpfung:

A: Herr, erbarme dich S3: Schöpfer des Lebens, umgeben von Abfallbergen flehen wir mit der gesamten Schöpfung: A: Herr, erbarme dich S4: Schöpfer des Lebens, umgeben von einer Welt voller Kriege flehen wir mit der gesamten Schöpfung: A: Herr, erbarme dich S5: Schöpfer des Lebens, wir, die wir nach deinem Ebenbild geschaffen sind, sind auf Umwege geraten. Die gesamte Schöpfung fleht mit uns: A: Herr, erbarme dich (Ökumenischer Rat der Kirchen) BAUSTEIN- Segen L: Seid wie Feuer: glühend in Lust und Liebe, brennend für neue Ideen, lodernd in den Flammen von Phantasie und Leidenschaft! Seid wie Wasser: klar und tief in den Gefühlen und Gedanken, wild strudelnd vor Lebendigkeit, überströmend in Freundschaft und Liebe! Seid wie Luft: leicht und frei für das Spiel der Träume, durchlässig für das Licht eines neuen Morgens, kraftvoller Atem, der lebendig macht! Seid wie Erde: fest und sicher für die Schritte deiner Entscheidungen und Ziele, fruchtbar für das Aufkeimen neuer Hoffnungen und das Aufblühen von Erfüllung und Glück. (KLJB Diözese Würzburg) L: So segne uns Gott, + der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

A: Amen BAUSTEIN- Bibelstellen Thema Schöpfung -Gen 1,1-2,4: Die Erschaffung der Welt -Gen 9,1-17: Gottes Bund mit Noach -Psalm 104: Ein Loblied auf den Schöpfer -Joh 12,20-33: Vom Weizenkorn -Röm 8,19-22: Auf die Erlösung der Welt hoffen -2 Kor 5,14-18: Neuschöpfung in Christus BAUSTEIN- Lieder -Du bist der Atem der Ewigkeit -Eine Handvoll Erde -Einmal wurd’ es am Himmel hell -Wenn einer zu reden beginnt -Über Länder und Meere -Morning has broken -What a wonderful world this could be -Sorry Lady (Peter Maffay) BAUSTEIN- Himmlische Motivation • Nach dem Gottesdienst werden an den Türen „Selig preisungen“ verteilt: Text kopieren und als Rolle durch ein Stück Strohhalm schieben; so kann er immer wieder von Neuem geöffnet und als „himmlische Motivation“ durch die Fastenzeit (und weiter ...) getragen werden. Selig, die die Welt als Schöpfung Gottes sehen; ihnen hat Gott die Erde geschenkt. Selig, die alles achten, was lebt; ihnen schenkt Gott reine Luft und frisches Wasser. Selig, die die Umwelt nicht gewaltsam ausbeuten; sie erben das Land voller paradiesischer Gaben. Selig, die sich für die Sauberkeit der Luft einsetzen; ihnen haucht Gott seinen Atem ein. Selig,

die verzichten lernen um der Schöpfung willen; sie werden Gottes Liebe erfahren. Selig, die sich einsetzen gegen die Zerstörung der Erde; sie werden Kinder Gottes genannt werden. Selig, die Tiere und Pflanzen wie Geschwister behandeln; sie leben in Gottes Nähe. (KLJB Bayern)

Seite 57 ZWISCHENRUF Unermesslich schön getragen

von dieser vollen Erde und dem trotzigen Beschluss Sinn zu machen wenn er schon nicht zu finden ist

bewegt

von der Neugier auf alles Lebendige und vom Schmerz über das was nicht so ist wie es sein könnte

hoffe ich

auf ein unermesslich schönes Leben für alle und alles

(KLJB Eichstätt)

Seite 58 / 61 Lebendiges Wasser LITURGISCHE BAUSTEINE zur Kinderfastenaktion 2009 von Gerlinde Lohmann • Herzogenrath Aktuelles unter: www.kinderfastenaktion.de ZUR VORBEREITUNG • Bild „Ali und seine Familie“ aus der Bilderreihe zur Kinderfastenaktion unter www.kinderfastenaktion.de • Pipette + Eimer Wasser • Topfpflanze mit hängenden Blättern • Globus • Schale mit Samenkörnern • Schale mit Trauben (oder Rosinen) Die folgenden liturgischen Bausteine können einzeln oder kombiniert in Katechesen oder Gottesdiensten mit Kindern verwendet werden, die im Kontext der MISEREOR-Kinderfastenaktion gefeiert werden. Die Bausteine sind so konzipiert, dass sie leicht verändert und der Situation vor Ort (Alter der Kinder, Gruppengröße, Räumlichkeiten etc.) angepasst werden können. Das Evangelium von Jesus und der Frau am Jakobsbrunnen steht im Mittelpunkt. Hier gebraucht Jesus das Bildwort vom lebendigen Wasser, das ewiges Leben schenkt. Gedanken um einen einzigen Wassertropfen bringen uns am Beginn auf die Spur; im Gespräch zwischen Ali und seinem Großvater erfahren wir Wichtiges über die Veränderung des Weltklimas und die Auswirkungen auf das Leben in Dori in Burkina Faso; im Fürbittgebet wird die gesamte Schöpfung in den Blick genommen und vor Gott gebracht; weitere Texte und Gesten setzen Akzente zum Motiv Wasser, das eines der wichtigsten biblischen Bildworte darstellt und gleichsam eines der zentralen Problemfelder unserer Zeit benennt.

L = Leiter/in V = Vorbeter/in Kinder 1-5 = Sprecher/innen 1-5 A = Alle

BAUSTEIN- Hinführung L: In unseren heutigen Gottesdienst haben wir etwas ausgesprochen Kostbares mitgebracht. Jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze braucht es, um zu leben. – Was mag wohl so lebenswichtig sein? • L ruft ein Kind zu sich und legt ihm mittels einer Pipette einen Tropfen Wasser in die Hand. L: Ein einziger, kleiner Wassertropfen nur – unscheinbar und doch unbedingt lebenswichtig. Wir begegnen oftmals am Tag dem Element Wasser. Was könnt ihr davon berichten? • Die Kinder tragen zusammen, wann, wie, wo und wozu sie täglich Wasser gebrauchen. L: Wasser – ohne Wasser kann kein Leben existieren: Nicht nur wir Menschen kommen ohne Wasser nicht aus. Auch Tiere und Pflanzen brauchen Wasser zum Leben. Das können wir gut an dieser Pflanze sehen (L holt leicht ausgetrocknete Topfpflanze hervor). Es ist klar, was meiner Pflanze fehlt: Wasser. Schenken wir ihr einen Wassertropfen, so wie ich N.N. (Name des Kindes) einen Tropfen in die Hand gegeben habe. • L lädt ein weiteres Kind ein, mit der Pipette der Pflanze einen Wassertropfen zu geben. L: Was wird mit meiner Pflanze nun passieren? – Wahrscheinlich überhaupt nichts! Denn was könnte ein einziger Wassertropfen bei dieser Trockenheit schon bewirken? Geizen wir also nicht so und geben wir der Pflanze mehr Wasser. • L gießt einen Eimer Wasser in den Blumentopf. L: Oh! Nun steht der Topf unter Wasser! Ob das nun die richtige Menge Wasser war? • Kinder vermuten, welche Menge Wasser wohl die richtige wäre. L: Wir sehen: Es kommt beim Wasser auf das rechte Maß zur richtigen Zeit an. BAUSTEIN- Kyrie L: Herr Jesus Christus,

du hast uns die Sorge für den rechten Umgang mit der Schöpfung anvertraut. A: Herr, erbarme dich. L: Herr Jesus Christus, an deiner Seite können wir lernen, worin das rechte Maß an Wasser zur rechten Zeit besteht. A: Christus, erbarme dich. L: Herr Jesus Christus, am Jakobsbrunnen zeigst du uns, wie kostbar das gute, frische Wasser ist. A: Herr, erbarme dich. BAUSTEIN- Gebete L: Guter Gott, du hast alles Leben geschaffen. Und du willst, dass es wächst und gedeiht. Doch vieles ist in deiner Schöpfung aus dem Gleichgewicht geraten. Wir bitten dich: Öffne unsere Augen, dass wir wahrnehmen lernen, wo rücksichtsloses Verhalten deine Schöpfung zerstört. Lass uns Möglichkeiten entdecken, mit der Erde als deinem Geschenk behutsam umzugehen. Dafür danken wir dir durch Jesus, unseren Bruder. A: Amen L: Guter Gott, Schöpfer der Welt, als du die Erde geschaffen hast, hast du gesehen, dass alles in ihr „sehr gut“ war. Jedes noch so kleine Teil hat wie in einem Mosaik seinen festen Platz in deiner Schöpfung. Hilf uns, die Vielfalt der Schöpfung zu erhalten. Lass uns Verantwortung übernehmen, denn du hast deine Welt in unsere Hände gelegt. Darum bitten wir dich durch Jesus, unseren Bruder. A: Amen BAUSTEIN- Lesung »Herr, mein Gott, wie groß bist du« Psalm 104,1b. 9-15

• Im Wechsel mit dem Refrainruf der Kinder bzw. der ganzen Gemeinde gesprochen. V: Herr, mein Gott, wie groß bist du. A: Herr, mein Gott, wie groß bist du. V: Du hast den Wassern eine Grenze gesetzt, die dürfen sie nicht überschreiten; nie wieder sollen sie die Erde ganz bedecken. A: Herr, mein Gott, wie groß bist du. V: Du lässt die Quellen hervorsprudeln in den Tälern, sie eilen zwischen den Bergen dahin. A: Herr, mein Gott, wie groß bist du. V: Allen Tieren des Feldes spenden sie Trank, die Wildesel stillen ihren Durst daraus. A: Herr, mein Gott, wie groß bist du. V: An den Ufern wohnen die Vögel des Himmels, aus den Zweigen erklingt ihr Gesang. A: Herr, mein Gott, wie groß bist du. V: Du tränkst die Berge aus deinen Kammern, aus deinen Wolken wird die Erde satt. A: Herr, mein Gott, wie groß bist du. V: Du lässt Gras wachsen für das Vieh, auch Pflanzen für den Menschen, die er anbaut. A: Herr, mein Gott, wie groß bist du. V: Damit er Brot gewinnt von der Erde und Wein, der das Herz des Menschen erfreut, damit sein Gesicht von Öl erglänzt und Brot das Menschenherz stärkt. A: Herr, mein Gott, wie groß bist du. BAUSTEIN- Sprechspiel Gespräch zwischen Ali und seinem Großvater (vgl. Comic zur Kinderfastenaktion) • Nach Möglichkeit Bild von „Ali und seiner Familie“ der Kinderfastenaktion einblenden.

Erzähler/in: Vorhin haben wir eine Ahnung davon bekommen, wie wichtig es ist, das rechte Maß für die Verwendung von Wasser zu finden. Auch die Bewohner von Dori in dem afrikanischen Land Burkina Faso haben erfahren, dass das rechte Maß Wasser zum richtigen Zeitpunkt überlebenswichtig ist. Lassen wir zwei Bewohner zu Wort kommen: Ali, den 12-jährigen Jungen, den ihr aus dem Comic der Kinderfastenaktion kennt, und seinen Großvater: Ali: Großvater, weißt du, was mir passiert ist? Ich habe in den Ferien die Ziegen gehütet. An einem Tag ist eine kleine Ziege in eine der Regenflüsse geraten und konnte sich aus eigenen Kräften nicht mehr retten. Mein Schwesterchen Kadi fand es schließlich und hat es behutsam nach Hause getragen. Ist auch dir schon einmal so ein Unglück passiert? Großvater: Mein Junge, als ich so alt war wie du, da konnten wir uns noch auf Regenzeit und Trockenzeit verlassen. Die Veränderung des Klimas heute führt dazu, dass es immer seltener Regenfälle gibt, dafür aber umso heftigere. Wenn plötzlich der Himmel aufbricht und in kurzer Zeit viel Regen fällt, kann der trockene Boden die Wassermassen nicht mehr auf- nehmen. Es bilden sich Regenflüsse, deren Strömung so stark ist, dass sie kleine Ziegen oder manchmal sogar Menschen mitreißen können. Ali: Dann erlebst du es erst heute, dass von den Wassermassen Wege weggeschwemmt werden, Autos in die Strömung geraten und unsere Häuser Schäden erleiden? Großvater: Ja, Ali, das gab es in diesem Ausmaß noch nicht, als ich selbst Kind war. Ali: Dann verstehe ich auch, warum erst vor kurzer Zeit der Bouli, das große Regenauffangbecken, ge- baut wurde. Großvater: Ja, wir Bewohner von Dori haben ge- meinsam überlegt, wie wir das Regenwasser sam- meln können, um es auch in der Trockenzeit zur Bewässerung unserer Felder und Gemüsegärten nutzen zu können. Dafür haben wir um die Unter- stützung der Organisation UFC Dori* gebeten, die schon an anderen Orten den Bau großer Regenauf- fangbecken unterstützt hat.

Ali: Und wer hat unseren Bouli bezahlt? Der hat doch sicherlich viel Geld gekostet. Großvater: Einen Teil des Geldes mussten wir Dorf- bewohner selber aufbringen. Und natürlich haben wir unsere Arbeitskraft eingebracht. Der andere Teil wurde von der UFC übernommen, die über das Hilfswerk MISEREOR Spenden von Menschen aus Deutschland erhält und für unser Projekt weitergibt. Ali: Ich finde unseren Bouli eine super Idee. Dort sammelt sich das Regenwasser aus der näheren Umgebung und unsere Familie hat auch in der Trockenzeit mehr Wasser zur Verfügung. Wir müssen nicht hungern und manchmal bleibt uns sogar noch etwas Gemüse übrig, das wir auf dem Markt ver- kaufen können. BAUSTEIN- Evangelium Jesus und die Frau am Jakobsbrunnen • Kurzfassung: Joh 4,5-15 BAUSTEIN- Katechese Im Gespräch von Ali und seinem Großvater haben wir gehört, dass Wasser sowohl bedrohlich als auch lebenswichtig ist. Nun vergleicht sich Jesus im Evan- gelium mit „lebendigem Wasser“. Was will er damit von sich sagen? Und was erzählt er dadurch über Gott? Der Großvater erzählt Ali, wie es zum Bau des Bouli kam: aus einer guten Idee wurde eine gemeinsame Sache. Doch nicht nur in Dori im fernen Burkina Faso muss man sich Gedanken über den Umgang mit Wasser machen. Vielleicht haben auch wir Ideen, mit Wasser sorgsamer umzugehen. Welche? Und: Wie könnten wir „lebendiges Wasser“ für die Welt werden? Wasser, besonders sauberes Trinkwasser, ist eine Kostbarkeit. Doch nach wie vor erkranken viele Men- schen – und besonders Kinder –, weil sie schmutziges Wasser trinken müssen. Wie könnten wir es ge- meinsam anpacken, uns verantwortlich zu zeigen für Gottes Schöpfung? Was lernen wir dafür von Jesus? * UFC ist die Abkürzung für “Union Fraternelle des Croyants de Dori”, was im Deutschen bedeutet: „Geschwisterliche Vereinigung

der Gläubigen von Dori“. Die Menschen erhalten durch die UFC Hilfe beim Bau von Brunnen, beim Anlegen der Wasserauffang- becken, bei der Umstellung der Landwirtschaft auf naturgemäße Anbaumethoden, bei der Organisation eines gerechten Zugangs zum knappen Wasser, bei der Wiederaufforstung, beim Bau von Hirse-Speichern, bei der Vermarktung der erzielten Ernteüber- schüsse sowie durch Kurse im Lesen und Schreiben.

BAUSTEIN- Fürbitten • Mithilfe eines Globus’ nehmen wir die Schöpfung als Ganze in den Blick und bringen sie in unserem Gebet sinnbildlich vor Gott. Die Zettel mit den Fürbitten heften wir nach dem Verlesen jeweils an die Erdkugel. Kind 1: Gott, auf wunderbare Weise hast du die Erde erschaffen. Doch wir Menschen fügen der Erde Schaden zu. Stärke unser Verantwortungsbewusstsein, damit wir auch morgen noch über die Wunder der Schöpfung staunen können. Kind 2: Gott, deine Schöpfung baut auf eine großartige Vielfalt auf. Doch immer mehr Tiere und Pflanzen sterben heute aus. Öffne unsere Augen für die kleinen und die großen Dinge der Schöpfung. Kind 3: Gott, als du die Welt erschaffen hast, war alles Leben in ihr im Einklang. Heute bringen Abgase und der hohe Energieverbrauch das Klima aus dem Gleichgewicht. Lass uns Möglichkeiten entdecken, für ein gesundes Klima auf der Erde zu sorgen. Kind 4: Gott, am 7. Tag hast du der Schöpfung eine große Ruhe geschenkt. Mit dir wollen wir uns Zeiten nehmen, uns auf das Wesentliche im Leben zu besinnen. Kind 5: Gott, in deiner Schöpfung gibt es eine Zeit des Wachsens und eine Zeit des Sterbens. Nimm unsere Verstorbenen auf in dein Reich der Himmel und lass sie deine Herrlichkeit schauen. BAUSTEIN- Gabenprozession • 2 Kinder bringen Schalen mit Trauben (oder der Jahreszeit besser angepasst: Rosinen) und Samenkörnern zum Altar. Kind 1: Wir bringen Trauben (Rosinen) zum Altar. Sie sind in der Sonne gereift und wurden von Menschenhand geerntet. Jede einzelne Traube (Rosine) ist in der Gemeinschaft gewachsen. Du, Gott, hast jede kleine Traube (Rosine) geschaffen. – Wir danken dir für die Gaben deiner Schöpfung. Kind 2: Wir bringen Samenkörner zum Altar. Sie steckten in der Tiefe der Erde, sind in der Sonne gereift und wurden von Menschenhand geerntet. Jedes einzelne Korn ist in der Gemeinschaft gewachsen.

Du, Gott, hast jedes kleine unschein bare Korn geschaffen. – Wir danken dir für die Gaben deiner Schöpfung.

BAUSTEIN- Meditationstext »Jeder Tropfen Wasser zählt« L: Jeder Tropfen Wasser zählt, wenn kostbarer Ackerboden ausgetrocknet. Jeder Tropfen Wasser zählt, wenn Menschen, Tiere und Pflanzen Durst leiden. Jeder Tropfen Wasser zählt, wenn Schmutz die Erde verunstaltet. Jeder Tropfen Wasser zählt, wenn mangelnde Hygiene zu Krankheiten führt. Jeder Tropfen Wasser zählt, für dich – für mich – für jeden Menschen. Jeder Tropfen Wasser zählt, wenn das Leben nach Wasser schreit. BAUSTEIN- Segen (mit Weihwasser) L: Das Wasser ist ein Zeichen dafür, dass Gott mit uns ist, ein Zeichen für seinen Segen. Schon bei der Taufe wurden wir mit Wasser übergossen. Das heißt: Gott ist mit uns auf den Weg. Lassen wir uns auch heute segnen mit Gottes heiligem Wasser: + Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. A: Amen L segnet („besprengt“) Kinder und Gemeinde mit Weihwasser.

BAUSTEIN- Lieder • Ins Wasser fällt ein Stein (Troubadour 7, Regenbogen 149) • Wenn einer alleine träumt (Troubadour 673, Regenbogen 391) • Ein Mensch, mit dem ich rede (Troubadour 783, Regenbogen 225, SchL 217) • Alle meine Quellen entspringen in dir (Himmelwärts 270) • Du bist der Quell des Lebens (Taizé 39) • Wasser wird zu Wein (Troubadour 616) • Wasser ist Leben (SchL 100) • Ich ziehe froh und zufrieden durch die Lande (Troubadour 574) • Wasserquell, Wasserquell (Trobadour 1029) • Wenn das Rote Meer grüne Welle hat (Troubadour 809, Regenbogen 45)

Seite 62 / 66 Gottes Schöpfung bewahren – damit alle leben können LITURGISCHE BAUSTEINE zum 5. Fastensonntag/MISEREOR-Sonntag 2009 von Vera Krause • MISEREOR • Aachen HINFÜHRUNG Durch das Bischöfliche Hilfswerk MISEREOR setzt die Kirche in Deutschland seit mehr als 50 Jahren ein weithin sichtbares Zeichen für ihre Weltverantwortung. Eine besondere Herausforderung stellt in diesem Zusammenhang der »Klimawandel« dar, dessen Auswirkungen weltweit spürbar sind. Dabei sind die Lasten ungleich verteilt: Hitze, Dürre, Unwetter, Starkniederschläge oder Überschwemmungen etwa vernichten vor allem in den ländlichen Gebieten Afrikas, Asiens und Lateinamerikas ganze Ernten, töten Menschen, Tiere und Pflanzen und zerstören die Lebensräume zukünftiger Generationen. Obwohl die Ärmsten der Armen in den Entwicklungsländern am wenigsten zur Entstehung dieser Wetterextreme beitrugen, sind sie es, die heute am stärksten darunter zu leiden haben. Unter dem Leitwort „Gottes Schöpfung bewahren – damit alle leben können“ lädt MISEREOR in der Fastenaktion 2009 dazu ein, die ganze Welt als Schöpfung Gottes in den Blick, in die Hand – und ins Gebet – zu nehmen. Im Gottesdienst am MISEREOR-Sonntag können wir uns einstimmen, vor Gott und an der Seite der Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika ein Leben einzuüben, das sich rücksichtsvoll einfügt in die gute und gerechte Schöpfungsordnung Gottes. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen gesegneten und lebendigen MISEREOR-Sonntag 2009.

ZUR VORBEREITUNG • Im Kirchenraum sichtbar machen, dass heute MISEREOR-Sonntag ist: großes oder kleines Hungertuch, Aktionsplakat etc. • Neben Brot und Wein je Schalen mit Korn, Weintrauben (oder Rosinen), Hirse, Reis und Quinoa für die Gabenprozession bereithalten. • Wie am 4. Fastensonntag die Kollekten-Tütchen in den Bänken auslegen. BAUSTEIN Eröffnung L: + Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. A: Amen L: „Gott liebt diese Welt und wir sind sein eigen“, so haben wir gerade gesungen und uns eingestimmt, als Kinder der Erde unser Lob, unseren Dank, unsere Bitten, unsere Hoffnung auf eine Zukunft der Welt auch in Zeiten des Klimawandels vor Gott zu tragen. Dazu sind wir heute am 5. Fastensonntag/MISEREOR- Sonntag in besonderer Weise eingeladen. BAUSTEIN- Lieder Gott liebt diese Welt (GL 297) Wir erwarten einen neuen Himmel (Troubadour 845, Unterwegs 34, SchL 191) Gott hat alles gut geschaffen (Troubadour 427, SchL 245) Gottes Liebe ist wie die Sonne (Troubadour 5, Regenbogen 147) Herr, wir bringen in Brot und Wein (GL 534, Troubadour 213, Unterwegs 178) Gib uns Frieden jeden Tag (Troubadour 284, Regenbogen 105) Solang es Menschen gibt auf Erden (GL 300) Alle meine Quellen entspringen in dir

(Himmelwärts 270) Du bist der Quell des Lebens (Taizé 39) Lass uns in deinem Namen, Herr (GL 977) Kommt, sagt es allen Leuten (Unterwegs 47) BAUSTEIN- Bibel 1. Lesung: Jer 31,31-34 „Ich lege mein Gesetz in euch hinein und schreibe es auf euer Herz.“ 2. Lesung: Hebr 5,7-9 „Christus, der Urheber des ewigen Heils.“ Evangelium: Joh 12,20-33 „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ BAUSTEIN- Auslegung • Anregungen zur Predigt zu den Tageslesungen siehe ab Seite 72 in diesem Heft. BAUSTEIN- Schuld und Versöhnung S1: Gott, Schöpfer allen Lebens, der sichtbaren und der unsichtbaren Welt, du hast mit uns einen Bund geschlossen und willst uns nahe sein. Du kennst unsere Herzen, unsere Gedanken und unser Handeln. Wir entfernen uns von dir und voneinander, wo wir die Gaben deiner Schöpfung zurückweisen, vernachlässigen, missbrauchen, ausbeuten, zerstören, er-schöpfen.

S2: Wir entfernen uns von dir und voneinander, wo wir auf Kosten der anderen leben, wo wir ihnen die Luft zum Atmen, den Boden unter den Füßen, die Lebens-Grundlage und Wege in die Zukunft nehmen. Wir entfernen uns von dir und voneinander, wo wir unsere eigenen Schwächen übersehen: unsere Bequemlichkeit, unseren verschwenderischen Lebensstil, unseren hohen Energieverbrauch, unsere Unachtsamkeit, im Kleinen und für das Große. S3: Gott, der Schöpfer allen Lebens, der sichtbaren und der unsichtbaren Welt, lenke unsere Herzen, unsere Gedanken und unser Handeln zu ihm hin, damit wir gemeinsam und füreinander die Sorge lernen für die Bewahrung seiner Schöpfung – damit alle leben können. A: Amen • In Eucharistiefeier bzw. Wort-Gottes-Feier mit folgendem formalen Abschluss (GL 353,5/Form B des Allgemeinen Schuldbekenntnisses): L: Erbarme dich, Herr, unser Gott, erbarme dich. A: Denn wir haben vor dir gesündigt. L: Erweise, Herr, uns deine Huld. A: Und schenke uns dein Heil. L: Nachlass, Vergebung, Verzeihung unserer Sünden gewähre uns der allmächtige und barmherzige Herr. A: Amen BAUSTEIN- Kyrie L: Herr Jesus, du bist das lebendige Brot, das vom

Himmel herabgekommen ist für das Leben der Welt (vgl. Joh 6,51). A: Herr, erbarme dich. L: Herr Jesus, du verheißt ein Leben in Fülle und saftige Weiden für alle Menschen (vgl. Joh 10,9-10). A: Christus, erbarme dich. L: Herr Jesus, du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Du stiftest Gemeinschaft über religiöse, nationale und soziale Grenzen hinweg (vgl. Joh 14,6). A: Herr, erbarme dich. BAUSTEIN- Glaubensbekenntnis Apostolisches Glaubensbekenntnis Ausdeutung des Glaubensbekenntnisses: S1: Ich glaube an Gott, den Schöpfer des Lebens, der die Schöpfung aufrecht erhält und sie vor der Vernichtung bewahrt. Der uns die Aufgabe gibt, die Schöpfung zu bearbeiten, zu bewahren und zu bereichern. Der uns zu einem Leben im Gehorsam ruft, zu seinem Dienst unter den Menschen. Der uns leitet durch die Widersprüche und Gegensätze dieser Welt. S2: Der durch seinen Geist die Christen zusammenführt und seine Kirche bewahrt. Der seine Kirche erneuert, damit sie eine beispielhafte Gemeinschaft unter den Menschen ist. Der uns in Jesus Christus den neuen Menschen offenbart, der liebt und für die anderen lebt. Der die Ungerechtigkeit und auch die Scheinheiligkeit nicht duldet, der uns vor dieser Gefahr bewahren will.

Der uns zurechtweist und richtet in unserer Mittelmäßigkeit. S3: Der uns Kraft gibt, inmitten widriger und gefährlicher Umstände zu kämpfen. Der uns im Kampf von jedem Hass befreit. Der zu allen Zeiten Menschen aufstehen lässt, um gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung zu kämpfen. Der auch uns Tag für Tag erneuert in der Hoffnung auf sein Reich, das kommen wird: ein Reich der Liebe, das sich heute schon offenbart und dass sich in aller Fülle noch offenbaren wird. (aus Mexiko) A: Amen BAUSTEIN- Fürbitten L: Gott hat die ganze Schöpfung in Liebe für uns ausgedacht. Ihn bitten wir: S1: Für alle Kinder der Erde: dass sie in Dankbarkeit die Reichtümer der Schöpfung genießen und gerecht miteinander teilen. A: Gott, du Liebhaber des Lebens, wir bitten dich, erhöre uns. S2: Für die Menschen in Burkina Faso: dass sie für ihre Anstrengung und Mühe, den Sahel als fruchtbaren Lebensraum für sich und ihre Kinder zu erhalten, mit einer langen Zukunft gesegnet werden. * A: Gott, du Liebhaber des Lebens, wir bitten dich, erhöre uns. S3: Für die Menschen auf Haiti, die noch immer leiden an den Folgen der katastrophalen Überschwemmungen vom Spätsommer 2008: dass sie sich nicht entmutigen lassen in ihrem Engagement für ihre Waldgärten. A: Gott, du Liebhaber des Lebens, wir bitten dich,

erhöre uns. S4: Für die Menschen auf den Philippinen, die sich dafür einsetzen, Saatgut und Nahrungspflanzen zu hüten, die Bauern über Jahrhunderte entwickelt haben: dass ihr Einsatz mehr und mehr soziale und politische Kraft entfaltet. A: Gott, du Liebhaber des Lebens, wir bitten dich, erhöre uns. S5: Für alle Menschen, die allein, in Gruppen oder Gemeinschaften der Zerstörung der Schöpfung entgegenwirken, und dafür ihre soziale Sicherung, ihre Freiheit oder ihr Leben einsetzen. A: Gott, du Liebhaber des Lebens, wir bitten dich, erhöre uns. L: Ja, guter Gott, bei dir ist Gerechtigkeit und Leben in Fülle. Dafür danken wir dir und preisen dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. A: Amen * Eine Zeugnis-Predigt von François Paul Ramdé vom MISEREOR- Projektpartner UFC Dori aus Burkina Faso finden Sie ab Seite 68 in diesem Heft. BAUSTEIN- MISEREOR-Kollekte S1: Liebe Gemeinde, MISEREOR ruft uns in der diesjährigen Fastenaktion dazu auf, Gottes Schöpfung zu bewahren, damit alle leben können. Auch noch unsere Kinder wollen in einer intakten Natur ihr Leben entfalten können. Schon heute betrifft der Klimawandel vor allem die Armen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Das Verschwinden der Artenvielfalt bei den Nutzpflanzen, die Ausbreitung der Wüsten, die Zunahme von Dürre oder sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen bedrohen unmittelbar das Leben dieser Menschen. S2: Durch MISEREOR erfahren wir, wie die Armen diesem bedrohlichen Wandel begegnen. Dank unserer Kollekte heute können Menschen in Burkina Faso das knapper werdende Regenwasser für

ihren Feldanbau sichern; Bäuerinnen und Bauern auf den Philippinen erhalten die Artenvielfalt und ermöglichen sich so eine ausgewogene Ernährung; ganze Dörfer auf Haiti sichern ihre Ernten gegen die Zerstörung durch zunehmende heftige Unwetter durch die Anlage von Waldgärten. S3: Auch im Namen der deutschen Bischöfe möchten wir Sie/möchten wir Euch um eine großzügige Spende für die MISEREOR-Fastenkollekte bitten. Ganz herzlich danken wir Ihnen dafür, dass Sie gemeinsam mit den Armen Gottes Schöpfung bewahren helfen. BAUSTEIN- Gabenprozession • Das täglich Brot der Welt und Wein werden zum Altar gebracht: S1: Gott lädt uns ein zum Fest an seinen Tisch. Wir kommen in dem Bewusstsein, dass das täglich Brot der Welt längst nicht für alle Menschen gegeben ist. Armut, Ungerechtigkeit, Krieg, Vertreibung und die vermehrt katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels gefährden vielerorts die Ernährungssicherheit der Menschen. Ihm vertrauen wir unsere Gaben an: S2: Wir bringen Trauben (oder Rosinen) und Wein. Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Gott, wir danken dir für diese Gabe deiner Schöpfung. S3: Wir bringen Hirse. Frucht der Erde Afrikas und der menschlichen Arbeit. Gott, wir danken dir für diese Gaben deiner Schöpfung. S4: Wir bringen Reis. Frucht der Erde Asiens und der menschlichen Arbeit. Gott, wir danken dir für diese Gabe deiner Schöpfung. S5: Wir bringen Quinoa. Frucht der Erde Lateinamerikas und der menschlichen Arbeit. Gott, wir danken dir für diese Gaben deiner Schöpfung. S6: Wir bringen Korn und Brot. Frucht der Erde Europas und der menschlichen Arbeit. Gott, wir danken dir für diese Gabe deiner Schöpfung. BAUSTEIN- Vater unser

L: Lasst uns mit den Worten, die Jesus selbst uns gelehrt hat, um das Kommen des Reiches Gottes beten. A: Vater unser im Himmel... BAUSTEIN- Meditation und Gebet Großer Gott, gib uns ein verständnisvolles Herz, damit wir von deiner Schöpfung nicht mehr wegnehmen, als wir geben können; damit wir sie nicht willkürlich zerstören nur um unserer Habgier willen; damit wir uns nicht weigern, ihre Schönheit mit unseren Händen zu erneuern; damit wir niemals von der Erde nehmen, was wir nicht wirklich brauchen. Großer Gott, gib uns Herzen, die begreifen, dass wir Verwirrung stiften, wenn wir die Musik der Erde stören; dass wir blind für ihre Schönheit werden, wenn wir ihr Gesicht verunstalten; dass wir ein Haus voller Gestank haben, wenn wir gefühllos ihren Wohlgeruch verderben. Ja, Herr, es ist wahr: wenn wir sorgsam und zärtlich mit der Erde umgehen, sorgt sie für uns und schützt uns und erhält uns am Leben. Amen (indianisches Gebet) Was fruchtbar war wird Wüste – aus menschlichem Versagen. Herr, erbarme dich. Wer leben könnte muss sterben – aus menschlichem Versagen. Herr, erbarme dich. Wer genug zu essen hätte muss hungern – aus menschlichem Versagen. Herr erbarme dich.

(Anton Rotzetter) Teilst du das Brot ängstlich ohne Vertrauen ohne Wagemut überstürzt wird es dir fehlen Versuche es zu teilen ohne in die Zukunft zu denken ohne zu rechnen ohne zu sparen als ein Sohn als eine Tochter des Herrn über alle Ernte der Welt (Dom Hélder Câmara) BAUSTEIN- Segen L: Mit dem Lebensatem Gottes sei gesegnet diese Erde und alles Leben und Wachsen auf ihr Mit dem Lebensatem Gottes seien gesegnet alle Länder und Nationen und alles Leben und Wachsen in ihnen Mit dem Lebensatem Gottes sei gesegnet die Gemeinschaft der an Christus Glaubenden und alles Leben und Wachsen durch sie Das Pflügen Säen Pflanzen Pflegen Ernten die gerechte Teilgabe und der gemeinsame Tisch

So segne uns Gott, + der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. A: Amen

Seite 67 ZWISCHENRUF Gottes Liebe für den Menschen In der Schöpfung zeigt sich Gottes Liebe für den Menschen. In ihm fasst er die verschiedenen Welten zusammen. Wir sind Brüder und Schwestern der Minerale: Wir haben unseren Ort im Raum und unterliegen den Gesetzen der Schwerkraft. Wir sind Brüder und Schwestern der Pflanzen: Auch wir nehmen unseren Anfang aus einem Samen, atmen, ernähren uns, wachsen und sterben. Wir sind Brüder und Schwestern der Tiere: Manchmal stellen wir mit Überraschung fest, wie das Tier in uns erwacht. Wir sind Brüder und Schwestern der Engel: Unser Leib trägt einen Geist, der mit den himmlischen Geistern verwandt ist. Wir haben auch Anteil an der Natur Gottes, an seiner Intelligenz und Schöpferkraft: Gott hat uns in seine Herrlichkeit hineingenommen und uns Verantwortung als Mitschöpfer gegeben. Und wir haben spezifisch menschliche Merkmale, wie unser unverwechselbares Lächeln. (Dom Hélder Câmara)

Seite 68 / 70 Wenn der Hirsesamen nicht in den Sahel fällt und stirbt ... ZEUGNIS-PREDIGT AUS BURKINA FASO zum 5. Fastensonntag/MISEREOR-Sonntag 2009 von François Paul Ramdé • MISEREOR-Projektpartner UFC Dori • Burkina Faso Liebe Gemeinde! • Lassen Sie sich am MISEREOR-Sonntag mitnehmen in den westafrikanischen Staat Burkina Faso. Treffen Sie Menschen, die sich in der Sahelzone gemeinsam aufgemacht haben, ihre Heimat auch in Zeiten des Klimawandels als fruchtbaren Lebensraum zu bewahren. Christen und Muslime arbeiten dort an einer gemeinsamen Zukunft: auf den Feldern, in den Dörfern und regionalen Verwaltungen, auf den Märkten, in den Wäldern, in den Kirchen und Moscheen. Gemeinsam dürfen sie erfahren: „Wenn der Hirsesamen nicht in den Sahel fällt und stirbt, bleibt er allein; wenn er aber stirbt, bringt er reiche Frucht“ (nach Joh 12,24). • Bildprojektionen im Hintergrund erleichtern den Zugang zur Lebenswirklichkeit der Menschen in Burkina Faso. Ein Portrait von Francois Paul Ramdé und Bilder aus Dori finden Sie auf der CD-Rom zur Fastenaktion (Best.-Nr. 1 004 09) unter LITURGISCHE BAUSTEINE • FOTOS • ZEUGNISPREDIGT. Liebe Freunde, liebe Schwestern und Brüder in Christus! Mein Name ist François Paul Ramdé. Ich bin 38 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Söhne. Nachdem ich vier Jahre als Lehrer und weitere sieben Jahre in der öffentlichen Verwaltung gearbeitet habe, bin ich nun seit gut drei Jahren als Koordinator des Entwicklungs- Programms der MISEREOR-Partnerorganisation UFC Dori in Burkina Faso tätig. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mir die Gelegenheit geben, zu Ihnen zu sprechen. Möge diese österliche Bußzeit uns näher zusammenbringen und uns als Gemeinschaft näher zu Gott, unserem Vater, führen!

Die Sahelzone in Burkina Faso weist vielerlei Merkmale der Armut auf: Die Sozialindikatoren etwa sind die niedrigsten im ganzen Land; nicht einmal fünf Prozent unserer Kinder haben die Möglichkeit, ein Gymnasium zu besuchen; es gibt zu wenige und unzureichende Gesundheitsdienste; es herrscht Mangel an fruchtbarem Ackerland und wir leiden unter starken Schwankungen der Regenfälle von einem Jahr zum anderen. Trotz dieses schwierigen Kontextes sind die lokalen Gemeinschaften ihrer Region sehr verbunden und arbeiten hart, um sich die Lebensmöglichkeit in ihrer Heimat zu bewahren. Dazu gehört auch das Engagement der UFC Dori, einer lokalen Entwicklungsorganisation, die seit langem einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensmöglichkeiten leistet. Sie wurde 1969 während einer großen Hungersnot in Burkina Faso ins Leben gerufen. Seitdem arbeitet sie unermüdlich mit den Menschen an den sozioökonomischen Entwicklungsmöglichkeiten sowie an einer Kultur der Toleranz zwischen Christen und Muslimen. Es geht also um eine ganzheitliche Entwicklung in einem in vielerlei Hinsicht schwierigem Lebensraum, der zunehmend auch von den negativen Auswirkungen des Klimawandels betroffen ist. UFC Dori ist die Abkürzung für „Union fraternelle des Croyants de Dori“, was im Deutschen bedeutet: „Geschwisterliche Vereinigung der Gläubigen von Dori“. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten und leben gemeinsam mit der teils christlichen, teils muslimischen ländlichen Bevölkerung. Jeder kennt seine Rolle in dem Bemühen um tatsächlich realisierbare Vorhaben, die auch eine gewisse Nachhaltigkeit versprechen. Das Potential zur Verbesserung der eigenen Lebensbedingungen liegt bei den Menschen selbst, die die fachliche Begleitung der UFC dankbar annehmen. Jedes Dorf weiß, was wichtig ist für das Leben und Überleben der Gemeinschaft – das gilt für die Feldarbeit unter veränderten klimatischen Bedingungen genauso wie für das Zusammenleben unter Christen und Muslimen. Gemeinsam gilt es, Lebensmöglichkeiten ausfindig zu machen, die zukunftsfähig sind. Diesen ungewöhnlichen Weg gehen wir schon seit 1969 miteinander. Als Christ bin ich davon überzeugt, dass ehrliche Nächstenliebe auch die ehrliche Hinwendung zu Menschen anderer Glaubensrichtungen

einfordert. Den anderen in seinem Anders-sein ehrlichen Herzens anzunehmen ist ein wichtiger Beitrag dazu, eine menschenwürdige, nach Gottes Willen gestaltete Welt zu schaffen. Als die UFC Dori vor fast 40 Jahren inmitten einer Hungersnot ins Leben gerufen wurde, begriffen die Menschen, dass es buchstäblich tödlich wäre, wenn sich die Angehörigen der verschiedenen Religionsgemeinschaften voneinander isolieren würden. Nur gemeinsam war man handlungsfähig; nur gemeinsam konnte man eine Antwort geben auf die alltägliche und unmittelbare Not der Bevölkerung. In diesem Kontext finden Jesus Worte aus dem heutigen Evangelium ihre Aktualität und im ländlichen Burkina Faso einen ganz konkreten Kontext: „Wenn der Hirsesamen nicht in den Sahel fällt und stirbt, bleibt er allein; wenn er aber stirbt, bringt er reiche Frucht“ (nach Joh 12,24 ). Für uns Menschen in Dori bedeutet dies zuerst, dass jeder und jede von uns – Christen wie Muslime – ein wenig sterben muss, um sich dem anderen, der anderen auch wirklich zu öffnen: in Wertschätzung und Anerkennung auch der anderen Glaubenswirklichkeit. Der kleine Tod der eigenen Rechthaberei, ist der Weg, den wir gemeinsam „sterben“ müssen, wenn wir als Bewohner der Sahelzone eine Zukunft haben wollen. Die lange Geschichte der UFC hat uns dafür immer wieder neu die Kraft gegeben. Die Erfahrungen aus 40 Jahren Zusammenleben haben ein friedliches soziales Klima erzeugt. Christen und Muslime haben lernen dürfen, dass die Andersartigkeiten in Glaube und Leben nicht Trennung, sondern Bereicherung bedeuten. Darum arbeiten die Menschen in Dori nicht nur miteinander; sie leben auch miteinander als Schwestern und Brüder, teilen gemeinsam Freude und Leid, ohne dass die Religionszugehörigkeit Grund zur Zurückweisung wäre. Dieser Dialog des Lebens vollzieht sich tagtäglich auch in der Projektarbeit: In den Dörfern finden sich alle in Gruppen zusammen, die gemeinsam aufgebaut wurden. Jeder kann selbst entscheiden, welcher Gruppe er sich anschließt. Die Arbeiten werden dann zusammen verrichtet, was die Gemeinschaft stärkt. Und auch aufkommende Konflikte

können leichter angepackt und gelöst werden, wenn man im ständigen Dialog miteinander steht. In diesem Sinne ist auch das persönliche Engagement des kath. Bischofs und des muslimischen Imam besonders wichtig. Ihr aktiver Einsatz ermutigt die Menschen beider Glaubensrichtungen auf dem oft beschwerlichen Weg, der in der weiteren Öffentlichkeit nicht unumstritten ist. •François Paul Ramdé, Jahrgang 1970, ist Koordinator des MISEREOR-Projektpartners UFC Dori im westafrikanischen Burkina Faso

Der Schutz unseres Lebensraumes durch Auffors- tung und Erosionsschutzmaßnahmen, die Sicherung und Verbesserung des Grundwasserspiegels durch den Bau von Wasserrückhaltebecken, Trinkwasser- versorgung durch die Vertiefung oder den Bau von Brunnen, eine Verbesserung der Nahrungsmittel- produktion durch einen standortgerechten Acker- und Gartenbau, Kleintier- und Fischzucht, Alphabe- tisierung und die Aus- und Fortbildung einheimischer Beraterinnen und Berater – all das ist möglich, weil MISEREOR uns in unserer Schaffenskraft und den eher geringen finanziellen Möglichkeiten tatkräftig unterstützt: seit nahezu 30 Jahren. Eine aktuelle Herausforderung haben wir uns in der UFC gestellt mit der Planung eines Jugend-Dialog- zentrums. Denn nur wenn es gelingt, unserer Jugend die Werte unserer religionsübergreifenden Gesell- schaft nachhaltig zu vermitteln, wird es eine Zukunft im Sahel geben. Vielleicht kann es sogar eines Tages möglich werden, unsere Jugendlichen mit Jugendli- chen anderer Nationen und Kontinente zusammen- zubringen, damit alle gemeinsam den kleinen Samen aufnehmen können, der reiche Frucht bringt. Der Reichtum, den wir in der „geschwisterliche Vereinigung der Gläubigen von Dori“ gewonnen haben, muss global werden. Das wird vollends erst dann möglich sein, wenn wir weltweit über Natio- nen- und Religionsgrenzen hinweg erkennen, dass das eigene Wachstum das Wachstum der anderen nicht bedrängen oder gar zerstören darf. Vielmehr bedarf es eines Klimas, in welchem jeder Same, jedes Korn reiche Früchte hervorbringen kann. Beten wir gemeinsam zu Gott, unserem Vater, dass er uns seinen Geist der Weisheit, des Friedens und der Gerechtigkeit schenkt: zum Aufbau einer Welt voller lebendiger Vielfalt. Gott und seinen Nächsten zu lie- ben ist und bleibt der beste Weg zur Heiligkeit – un- abhängig von der religiösen Überzeugung und Praxis der Einzelnen. Amen! Ich danke Ihnen! Ihr François Paul Ramdé

Seite 71 ZWISCHENRUF Über den Tellerrand Seit Menschengedenken wächst in Afrika der Baobab, der Affenbrotbaum. Von Südafrika bis zum Senegal leben Millionen Menschen im Schatten dieser bis zu 20 Meter hohen Bäume, die auch »Lebensbäume« genannt werden. Fruchtfleisch, Samen, Rinde, Blätter und Sprösslinge des Baobab sind in der Medizin, für die Nahrungszubereitung oder als Handwerksmaterial vielseitig einsetzbar und für die lokale Bevölkerung nicht ersetzbar. „Wenn der Baum stirbt, stirbt auch der Mensch“, sagt ein afrikanisches Sprichwort. Im Norden von Burkina Faso, im Sahel, machen die zunehmenden Dürrezeiten dem Baobab zu schaffen. Die Bäume werden nicht mehr so alt und säen sich nicht mehr so einfach aus. Der Baobab beginnt den Menschen zu fehlen. Spürbar. Und die Menschen der Welt? „Nur wenig geringer gemacht als Gott, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ (Psalm 8), haben sie den Blick über den eigenen Tellerrand noch immer nicht gelernt. Dürre in Afrika, Unwetter in Lateinamerika, Überschwemmung in Asien. Was geht mich das an? Dabei lohnt der Blick über den Tellerrand. Zum Beispiel nach Burkina Faso. Dort hat die 10-jährige Kafanda die Zukunft in die Hand genommen. Auch die 11-jährige Djamila nimmt den Baobab-Setzling liebevoll in den Blick. Beide teilen die Sorge um die Zukunft im Sahel mit Aisatou Dicko. Wir könnten viel von ihnen lernen: Den Blick, der im Setzling schon den Baum erkennt. Den Mut zur Veränderung der alltäglichen Lebensweise. Die Liebe zu, nicht die Herrschaft über Gottes Schöpfung. Ein Heute, das das Morgen nicht vergisst – das Morgen der ganz en Welt.

Es geht um mehr, als um eine kleine Pflanze. Es geht um mehr, als nur um einen Baum. Es geht um dich, um mich, um uns. Es geht um die Bewahrung der Schöpfung – damit alle leben können. (Vera Krause)

Seite 72 / 73 Früchte des Himmels und der Erde PREDIGT ZU DEN TAGESLESUNGEN am 5. Fastensonntag/MISEREOR-Sonntag 2009 von Vera Krause • MISEREOR • Aachen 1. Lesung: Jer 31,31-34 – „Ich lege mein Gesetz in euch hinein und schreibe es auf euer Herz.“ Evangelium: Joh 12,20-33 – „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ Herzensangelegenheit - Was mir zu Herzen geht, erzählt viel darüber, wie sich mein Leben anfühlt und was es ausmacht. Was von meinem Herzen kommt genauso! Und Herzensangelegenheit wird mir nur das, was mich in der Mitte meiner Existenz berührt. Was mir zu Herzen geht, färbt oft das ganze Leben ein: schwarz, grau, grasgrün oder auch rosarot. Es mobilisiert dunkle, bedrohliche oder helle, gute Gefühle, durch die in uns lebendig wird, was wir an Angst, Trauer, Sorge, Hoffnung, Sehnsucht, Liebe und Leben in uns haben. Über-Leben- Es ist das absolut Lebensnotwendige, mit dem uns unser Herz versorgt: Blut, Sauerstoff, Lebensenergie. Doch nur wenn wir anschauen, womit uns unser Herz versorgt, lernen wir zu sehen, was das für ein Leben ist, das sich da in unser Leben pumpt. Wie viel Last, wie viel Lust bereitet uns das Leben? Was ist die Mitte? Was ist das Herz? Und wofür schlägt es? Was geschieht, wenn nur noch die Sorge ums Überleben das Leben ausmacht? Der Prophet Jeremia spricht hinein in solch eine Situation, in der die Freude am Leben aufgezehrt ist von der Überlebenssorge in der Fremde. Die Freude an der Tora oder die Liebe zur Gerechtigkeit, die Gott in seinem Volk geweckt hatte, ließen sich für Israel nicht einfach hinüberretten in die Gefangenschaft nach Babylon. Weit weg von Jerusalem erscheint die Verbundenheit mit Jahwe, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, mehr als kalte Verpflichtung, denn als

gute Lebensgrundlage: Haltet euch fern von fremdem Kult und Götzendienst – und ihren Verlockungen! Doch wozu (noch)?

Gottes-Unmittelbarkeit - Ein kaltes Muss ist nichts, was einem zu Herzen ginge. So bringt Jeremia die uralte Vision der Gottes-Zugehörigkeit Israels neu zu Gehör. „Neu“ nicht in dem Sinne, dass es plötzlich um etwas anderes ginge. „Neu“ ist vielmehr die Grundlage – buchstäblich: Nicht noch einmal wird Gott seine Gebote in zwei Tafeln aus Stein meißeln. Denn Gottes Gebote soll(t)en und woll(t)en nicht Vorschrift sein, sondern Inschrift des Herzens – und von dort her Lebensgrundlage. So ist dieser Neue Bund gekennzeichnet von einer atemberaubenden Unmittelbarkeit zwischen Gott und den Menschen: „Ich lege mein Gesetz in euch hinein und schreibe es auf euer Herz. Ich werde euer Gott sein und ihr werdet mein Volk sein“ (Jer 31,33). Diese Unmittelbarkeit des auf die Herzenstafel eingeritzten Gesetzes – und seine Verinnerlichung – bedeutet etwas ganz und gar Erstaunliches: „Keiner wird mehr den anderen belehren; man wird nicht zueinander sagen: »Erkennt den Herrn!«, sondern sie alle, klein und groß, werden mich erkennen“ (Jer 31,34). Für die Zukunft wird es also nicht mehr zuerst ankommen auf das Wort der Mächtigen oder das Expertenwissen der Schriftgelehrten. Allen gehört Gottes Verheißung. Allen wird diese ganz neue Erfahrung der Nähe Gottes zuteil. Und in den Händen aller liegt es, Sorge zu tragen für eine Zukunft, die geprägt ist von Gottes Liebe und seiner Gerechtigkeit. Glaubens- und Lebensquelle - In der Vision des Jeremia erscheint Gott als Weggefährte und Leidensgenosse, der auch im fernen Babylon Wohnung nimmt inmitten – im Herzen – seines gefangenen Volkes. Verfolgt, erniedrigt, heimatlos machen die Kinder Israels die erlösende Erfahrung der Gegenwart Gottes auch jenseits der Herrlichkeit des Tempels in Jerusalem. So kann Gottes heilvolles Denken und Wollen für Israel und für die Welt zu einer Glaubensund Lebensquelle werden, die wieder zu Herzen geht, die glauben, hoffen, lieben – und leben lässt. Jesus Christus - Das Einwohnen Gottes in der Menschenwelt (das die jüdische Tradition »Schechina« nennt), die Teilnahme Gottes am Schicksal der Menschen und seine Mit-Leidenschaft finden in der christlichen Tradition ihren einzigartigen Ausdruck in der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Wie Jeremia im Dunkel der babylonischen Gefangenschaft von einem neuen Herzensbund kündet, so formuliert Jesus seine Botschaft nicht in Lehrsätzen; und für das, was

er zu sagen hat, braucht es keine Hierarchien. Vielmehr spiegelt sich in dem, was Jesus sagt und tut, auf menschliche Weise, wie Gott ist: dass er Hungernden zu essen gibt, dass er Kranke gesund macht und den Mundtoten eine Stimme schenkt, dass er den Lahmen auf und den Armen zu ihrem Recht verhilft, dass er auf die Sünder zugeht – ohne Vorbehalt. Achtsam für die Ungerechtigkeiten des Lebens wendet er sich voller Barmherzigkeit denen zu, die unter der Herzenskälte ihrer Umgebung leiden. So „zeigt“ Jesus, wie sie aussehen könnte, die Wirklichkeit des Neuen Bundes mitten in der Welt – schon jetzt. Er zeigt auch, wessen sie bedarf: der Hingabefähigkeit der Menschen. Im heutigen Evangelium klingt das so: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht“ (Joh 12,24). Einlassen - Es ist Jesu letzte öffentliche Rede. Im Bild vom Weizenkorn sucht er zu verdeutlichen, worauf es ankommt in einem Leben, das nicht nur für sich allein gelebt werden will. In einer Situation, als „alle Welt ihm nachläuft“ (Joh 12,19), spricht Jesus sein nüchternes Wort. Es gilt nicht den Schaulustigen, nicht den Sensationshungrigen, die lediglich den Wundertäter sehen wollen, der Tote auferweckt. Jesu Wort sucht Menschen, die mit innerer Beteiligung die Welt wahrnehmen und sich einlassen auch auf ihre gebrochene Wirklichkeit. Es ist eine herausfordernde, kontrastreiche Rede, die uns da von Jesus überliefert ist. Es geht um Anfang und Ende, um Saat und Ernte, um Trauer und Hoffnung, darum, das Leben zu gewinnen oder es zu verlieren. Ein jedes Leben muss sterben. Und auch die Hoffnung auf Leben stirbt. Immer wieder. Die Hoffnung auf Frieden, auf Versöhnung, auf Gerechtigkeit, auf Zukunft. Jesus verschweigt das nicht. Doch er sagt, dass durch den Tod hindurch Neues wachsen kann, das Frucht bringen wird. Wie das Weizenkorn. Verheißung - Es liegt eine Verheißung auf dem Säen. Eine Verheißung, die „ganze“ Menschen braucht, um sich zu erfüllen. Menschen, die sich in der Mitte ihres Daseins treffen und sich zu Herzen gehen lassen, wo für auch Jesus unterwegs ist: den Anbruch der guten Gottes-Herrschaft zu verkünden. In Wort und Tat. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt,

bleibt es allein“, sagt Jesus, „wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht“. Frucht als Nahrung für die Hungrigen. Frucht als Medizin für die Kranken. Frucht als Heimat für die Vertriebenen. Frucht als Kraft für die Schwachen. Frucht als Hoffnung für die Armen. Frucht in der Liebe auch zum fernen Nächsten. Frucht zur Ehre Gottes, der uns berufen hat, die Kostbarkeiten seiner Schöpfung zu bewahren. Sich einsäen lassen in das große Miteinander der Kinder Gottes: Jesus von Nazaret nennt das „Nach- folge“. Sein Ruf steht unter dem Gesetz des Weizenkorns. Es ist das Gesetz auch seines eigenen Lebens und Sterbens – Ursprung eines neuen Anfangs, der bis heute nicht aufgehört hat, anzufangen. MISEREOR -Das Bischöfliche Hilfswerk MISEREOR wagt sich mit seinen Anliegen hinein in diesen Jahr- tausende alten Herzensbund zwischen Gott und den Menschen, dessen Verheißungen sich überall dort anfanghaft zu erfüllen beginnen, wo Menschen sich entschieden einsetzen für das Leben der Welt und die Früchte für alle Zeit. „Gottes Schöpfung bewahren – damit alle leben können.“ Mit dem Leitwort zur Fastenaktion 2009 spricht MISEREOR eine Lebensnotwendigkeit an, die alle Menschen betrifft. Weltweit. Globale Klimaver- änderungen sind bereits Realität und ihre Auswir- kungen bedrohen akut die Lebensgrundlage von Millionen Menschen. Hitze, Dürre, Unwetter, Stark- niederschläge oder Überschwemmungen vernichten ganze Ernten, töten Menschen, Tiere und Pflanzen, zerstören Lebensräume zukünftiger Generationen. Betroffen sind davon bisher vor allem die Ärmsten der Armen in den Entwicklungsländern, obwohl sie am wenigsten zum Entstehen dieser Wetterextreme beigetragen haben. Sie schleppen die Last eines Lebens, das vor allem in den wohlhabenden Industrie- nationen über den gegebenen Verhältnissen lebt. Eine Welt. Eine Menschheit. Ein Klima, in dem Men- schen in Zukunft leben oder sterben werden. MISEREOR ruft uns an diesem Sonntag in besonderer Weise dazu auf, der »Herausforderung Klimawandel« aktiv zu begegnen – an der Seite der Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika, die sich in beein- druckenden Selbsthilfeinitiativen dem drohenden Verlust ihrer Lebensräume entgegenstemmen. Unsere Solidarität, unser Gebet, ein zurückhaltender, umwelt- bewusster Lebensstil und unsere Spende könnten sich, nein: werden sich einfügen in das Bild vom

Weizenkorn – und vielfache Frucht bringen. So jeden- falls lautet die Verheißung. Amen