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Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung Gesellschaft und Kultur Nr. 75 ÄLTERE MENSCHEN MIT BEHINDERUNG ERGEBNISSE DER EVALUATION DES PROGRAMMS „FÖRDERUNG DER SELBSTSTÄNDIGKEIT ÄLTERER MENSCHEN MIT BEHINDERUNG“

Ältere Menschen Mit Behinderung - BW Stiftung · Ältere Menschen mit Behinderung auf dem Weg in den Ruhestand Kooperationsprojekt der Diakonischen Werke Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald

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Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung Gesellschaft und Kultur Nr. 75

Ältere Menschen Mit Behinderung

ErGEBNiSSE dEr EvaluatioN dES ProGrammS „FördEruNG dEr SElBStStäNdiGKEit ältErEr mENSchEN mit BEhiNdEruNG“

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./ Ältere Menschen mit Behinderung

Ältere Menschen Mit BehinderungErgebnisse der Evaluation des Programms „Förderung der Selbstständigkeit älterer Menschen mit Behinderung“

her ausgeBerinBaden-Württemberg Stiftung gGmbHKriegsbergstraße 4270174 Stuttgart

Ver ant wortlichBirgit Pfitzenmaier, Baden-Württemberg Stiftung gGmbH

redak tionSven Walter, Baden-Württemberg Stiftung gGmbH

autorenProf. (em) Dr. Helmut MairJana OffergeldInstitut für Erziehungswissenschaft der Universität Münster

BildMaterialS. 001 StocksyS. 015 iStockS. 027 FotoliaS. 037 FotoliaS. 038 Caritasverband Konstanz e. V.S. 055 GWW – Gemeinnützige

Werkstätten und Wohnstätten GmbH Sindelfingen

S. 064 Landratsamt BodenseekreisS. 113 Der PARITÄTISCHE

Kreisverband Ulm/Alb-DonauS. 173 St.-Elisabeth-Stiftung BiberachS. 207 iStock

konzeption und gestaltung srp. Werbeagentur GmbH, Freiburg www.srp.de

druckerei Burger Druck, Waldkirch

© Juni 2014, StuttgartSchriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung; 75ISSN 1610-4269

Ältere Menschen Mit BehinderungergeBnis se der e Valuation des progr aMMs „Förderung der selBststÄndigkeit Älterer Menschen Mit Behinderung“

hinweisIm Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wurde von uns entweder die männliche oder weibliche Form von personenbezogenen Hauptwörtern gewählt. Dies impliziert keinesfalls eine Benachteili-gung des jeweils anderen Geschlechts.

iMpressuM

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. 0 0 50 0 4 .

./ Inhalt

inhaltVorwort Baden-Württemberg Stiftung 008

einleitung 010

a. ausgangsl age – neue her ausForderungen 014 1. Das Thema Alter(n) ist in der Behindertenhilfe angekommen 014 2. Lebenserwartung älterer Menschen mit Behinderung in Deutschland 015 3. Die Lebensorte und -kontexte älterer Menschen mit Behinderung 018 4. Gesundheit und Unterstützungsbedarfe im Alter 022

B. auF der suche nach neuen ant worten 026 1. Alternativen zu Arbeiten und Wohnen in exklusiven Einrichtungen 026 2. Möglichkeiten und Formen der Inklusion in Sozialräume 028 3. Anforderungen an eine inklusive Behindertenhilfe 032

c. zielse t zungen und auFgaBenschwerpunk te der projek te 038 1. Personenbezogene Begleitprozesse 041 2. Qualifizierungsangebote und Fortbildungsveranstaltungen 04 3 3. Öffentlichkeitsarbeit/Werben für das Thema 046 4. Netzwerkaufbau und -arbeit 047 5. Initiierung und Unterstützung von ehrenamtlichem Engagement 049 6. Verbesserung der Infrastruktur und Sozialplanung 051

d. e ValuationseBenen und -instruMente 054 1. Evaluation der personenbezogenen Begleitungen (I.) 056 2. Evaluation der Qualifizierungsangebote (II.) 058 3. Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen (III.) 060 4. Die Evaluation im Kontext der gesamten Projektentwicklung 062

e. e ValuationsergeBnis se 064

i. prozes se und ergeBnis se der personenBezogenen Begleitprozes se 065 1. Die Teilnehmer (TN) 066 2. Zugangswege der Teilnehmer 080 3. Der Prozess der Zielfindung und Zielvereinbarung 083 4. Die übergeordneten Ziele der Begleitprozesse 08 4 5. Die formulierten Zwischenziele und Maßnahmen in den

Begleitprozessen: Fallgruppen – spezifische Maßnahmen 087 6. Aufgetretene Probleme und Herausforderungen 100 7. Beurteilung der Begleitprozesse durch die Projektmitarbeiter

und Teilnehmer 102 8. Zusammenfassung und Diskussion 111

ii. prozes se und ergeBnis se der QualiFizierungsangeBote und -Ver anstaltungen 114 1. Titel, Themen und Aufbau der Qualifizierungsangebote 114 2. Veranstalter, Unterstützer und Teilnehmer der Kurseinheiten 116 3. Der Zugang der TN zu den Seminarreihen/Veranstaltungen 129 4. Veranstaltungsformen und didaktische Methoden 132 5. Lernziele und zu vermittelnde Kompetenzen:

Lernzielbereiche – spezifische Methoden 133 6. Beurteilungen durch die Veranstalter, Unterstützer und Teilnehmer 140 7. Zusammenfassung und Diskussion 151 iii . rückMeldungen und einschÄt zungen der Multiplik atoren iM koMMunalen uMFeld 154 1. Bezug der Multiplikatoren zum Projekt (Teil A) 154 2. Einschätzungen zu den Wirkungen der Projekte (Teil B) 158 3. Einschätzungen der Multiplikatoren zu Unterstützungsangeboten (Teil C) 162 4. Ausblick: eigene Engagement-Bereitschaft und Handlungsbedarfe (Teil D) 168 5. Zusammenfassung und Diskussion 170 F. zusaMMenFas sung und ausBlick 172

liter aturVerzeichnis 176

aBBildungsVerzeichnis 183

taBellen Verzeichnis 188

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9. „Förderung der Selbstständigkeit von älteren Menschen mit Behinderung“ St. Elisabeth-Stiftung – Heggbacher Wohnverbund 2 1 0

10. „BÄNKLE – ein Angebot des Betreuten Wohnens in Familien (BWF) speziell für ältere psychisch kranke Menschen“ Verein zur Förderung einer sozialen Psychiatrie e.V. 212

11. „LeQua – Lebensqualität im Alter“ WP Wohnprojekt, Rottenburg 214

B. e ValuationsinstruMente I. Dokumentationsleitfaden zur fallbezogenen Evaluation 2 1 6

II. Fragebögen im Rahmen der Veranstaltungen 240

1. Teilnehmer (I. und II.) 240

2. Unterstützer (I. und II.) 24 4

3. Veranstalter (I. und II.) 246

III. Fragebogen der Multiplikatorenbefragung 248

schriF tenreihe der Baden-w ürt teMBerg stiF tung 250

0 0 6 .

./ Inhalt

inhaltanhang

a. projek tüBersicht 1. „Altissimo – Persönliche Zukunftsplanung“ Caritasverband Konstanz e.V. 190

2. „Aktiv den Übergang als Chance gestalten!“ Wenn ich einmal nicht mehr arbeite … Ältere Menschen mit Behinderung auf dem Weg in den Ruhestand

Kooperationsprojekt der Diakonischen Werke Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald sowie des Caritasverbandes Freiburg-Stadt 193

3. Förderung der Selbstständigkeit von älteren Menschen mit Behinderung GWW – Gemeinnützige Werkstätten und Wohnstätten GmbH 196

4. „Hinter dem Horizont geht’s weiter… – was kommt nach den Eltern?“ Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg e.V. 198

5. „Zukunft gestalten – Förderung der Selbstständigkeit von älteren Menschen mit Behinderung“ Landratsamt Biberach 200

6. „Aktiv für ältere Menschen mit Behinderung – Senioren für Senioren“ Landratsamt Bodenseekreis 202

7. „Hand in Hand zum Unruhestand“ Offene Hilfen Heilbronn 204

8. „Gemeinsam eigene Wege gehen – Teilhabe durch Sozialpartnerschaften“ Paritätischer Kreisverband Ulm/Alb-Donau 208

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./ Vorwort Baden-Württemberg Stiftung

die Veränderung der Altersstruktur infolge des demografischen Wandels wird durch die Angaben des Mikrozensus, der größten amtlichen Haushaltsbefragung in Deutsch-land, in regelmäßigen Abständen deutlich gemacht. Laut Mikrozensus und Statisti-schem Landesamt lebten im Jahr 2012 gut 2,1 Millionen Menschen mit einem Alter von 65 und mehr Jahren in Baden-Württemberg. Somit gehört fast jeder fünfte Bewohner in Baden-Württemberg zur Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren. Das sind annä-hernd doppelt so viele wie noch vor 50 Jah-ren, mit steigender Tendenz. Die Prognosen gehen davon aus, dass in knapp 20 Jahren in Baden-Württemberg bereits jeder vierte Mensch über 65 Jahre alt sein wird.

Die Baden-Württemberg Stiftung nimmt sich mit zielgruppen- und themenorientier-ten Programmen den Herausforderungen des demografischen Wandels an. Insbeson-dere mit Projekten, die ihren Fokus auf die Bedürfnisse aber auch Potenziale älterer Menschen legen.

Hier reiht sich die Initiative Förderung der Selbstständigkeit älterer Menschen mit Behin-derung der Baden-Württemberg Stiftung ein. Ziel des Programms war es, ältere Men-

schen mit Behinderung darin zu unterstüt-zen, den Übergang aus dem Berufsleben in den Ruhestand besser bewältigen zu können oder ihnen eine Brücke aus einer gewohnten Lebensumgebung in eine neue Lebensphase zu bauen. Zudem sollten passende Maßnah-men für eine sinnvolle Alltags- und Freizeit-gestaltung entwickelt werden.

Insgesamt 13 Modellprojekte konnten in den vergangenen drei Jahren landesweit durch die Baden-Württemberg Stiftung gefördert werden, die sich diesen Themen und Her-ausforderungen angenommen haben. Ihnen gehört an dieser Stelle unser Dank.

Sie haben mit großem Engagement dazu bei-getragen, dass älteren Menschen mit Behin-derung eine Chance auf eine individuelle Verwirklichung anderer Lebensentwürfe und Formen der Lebensgestaltung gebo-ten wurde. Damit haben die Projekte einen wichtigen Beitrag für ein selbstbestimmtes Leben älterer Menschen mit einer Behinde-rung geleistet, ganz im Sinne von Artikel 19 des Übereinkommens der UN über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.

Mit diesem Programm konnte ein Stück weit Pionierarbeit geleistet werden, da es bundes-

lieBe leserin, lieBer leser,

weit bislang nur wenig Vergleichbares für diese Zielgruppe gibt. Die vorliegende Evalua-tion des Programms zeigt, dass es im Hinblick auf eine weitestgehend inklusive Gesellschaft (nicht nur für ältere Menschen mit Behinde-rung) noch einiger Anstrengungen bedarf. Sie zeigt aber auch, dass es sehr gute und viel-fältige Ansätze und Wege zur Förderung der Selbstbestimmung von älteren Menschen mit Behinderung und ihrer Teilhabe gibt.

Wir danken Herrn Professor Mair und seinem Team für die umfassende und fachlich sehr kompetente Begleitung und Auswertung des Programms.

Wir würden uns freuen, wenn die vorliegende Publikation auf großes Interesse und im bes-ten Fall auch auf Nachahmer stoßen würde. Hierzu finden Sie im Anhang ausführliche Beschreibungen der geförderten Projekte, sowie Ansprechpartner für weitergehende Informationen.

Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung

Birgit Pfitzenmaier, Abteilungsleiterin Gesellschaft & Kultur

Christoph Dahl Birgit Pfitzenmaier

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./ Einleitung

Im vierten Quartal 2010 sind die Projekte, die in diesem Bericht vorgestellt und eva-luiert werden, gestartet. Mit der Durchfüh-rung ihrer Evaluation ist die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, vertreten durch Prof. Dr. Helmut Mair, von der Baden-Württemberg Stiftung, die diese Projekte gefördert hat, beauftragt worden. Bei der Durchführung der Evaluation und Erstel-lung dieses Berichts mitgearbeitet haben Jana Offergeld sowie (in einzelnen Phasen) Sören Roters-Möller und Christoph Muckel-mann.

Von besonderem Vorteil für die Evaluation war, dass wir1 als künftige Evaluatoren2 der Projekte bereits an der Formulierung der Ausschreibung durch die Baden-Württemberg Stiftung und bei der Auswahl der Projekte durch die Baden-Württemberg Stiftung beteiligt waren. Das entscheidende Auswahlkriterium war, dass die Projekte verschiedene neue Wege der Förderung der Selbstständigkeit von älteren Menschen mit Behinderung3 aufzeigen. Zudem war es uns möglich, den zuständigen

1 Der Plural wird im Folgenden pauschal auch dort verwendet, wo überwiegend nur einzelne Personen von uns als Akteure oder Autoren fungier(t)en.

2 Aufgrund der Lesbarkeit wird in diesem Bericht die herkömmliche (maskuline) Schreibweise verwendet. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass in ihr auch das weibliche Geschlecht mit gemeint ist, außer in den Fällen, in denen eine bestimmte (weibliche oder männ-liche) Person genannt wird.

3 So lautet der Titel der Ausschreibung und des Pro-jekts; siehe: www.bwstiftung.de/nc/gesellschaft-kul-tur/laufendeprogramme-und-projekte

Projektmitarbeitern vor und zu Beginn der eigentlichen Arbeit mit den älteren Men-schen mit Behinderung unser Vorgehen, insbesondere die von uns entwickelten Eva-luationsinstrumente zu erläutern und diese mit ihnen, ihren Fragen und Anregungen abzustimmen. Dies war sicherlich ein Grund für die hohe Akzeptanz der Evaluation in den Projekten, was sowohl in quantitati-ver als auch in qualitativer Hinsicht einen guten Rücklauf begünstigte. Der Großteil der Projektmitarbeiter betrachtete – trotz hohem Zeitaufwand, der hierfür gefordert war und daher verständlicherweise punktu-elle Widerstände erzeugte – die im Rahmen der Evaluation zu erstellende Dokumenta-tion als (mehr oder weniger) zweckmäßige Beschreibung und Selbstkontrolle ihrer Arbeit. Viele Mitarbeiter und auch ältere Menschen mit Behinderung lieferten uns weit mehr Informationen als wir erfragt haben. Daher an dieser Stelle unseren bes-ten Dank an alle, die uns mit umfangreichen und detaillierten Informationen versorgt haben. Ohne fundierte und differenzierte Informationen über das, was in den Projek-ten getan worden und geschehen ist, kann eine Evaluation kaum fundierte Aussagen treffen, die sowohl für die Projekte selbst als auch für Außenstehende relevant sind. Wir hoffen, dass uns dies gelungen ist.

Allerdings machen es der Umfang der ver-fügbaren Informationen und die dadurch sichtbar werdende Vielfalt der Projekte und ihrer Aktivitäten schwer, die vielfäl-

tigen Prozesse in den einzelnen Projekten detailgerecht auszuwerten und sodann in einen nachvollziehbaren Zusammenhang zu bringen, d. h. möglichst überschaubare, aber überzeugende Ergebnisse zu präsen-tieren. „Die Welt ist bunt, wenn genauer hingeschaut wird“. Wir hoffen, dass gerade durch diese Vielfalt Interesse dafür geweckt wird: Wie gestalten Menschen mit Behinde-rung im Alter ihr Leben, ihre sozialen Bezie-hungen, ihre freie Zeit etc.? Diese Frage, das macht der folgende Bericht überzeu-gend deutlich, lässt sich nicht einheitlich beantworten. Vielmehr gehen die Einrich-tungen und Angebote der Behindertenhilfe und anderer Hilfesysteme unterschiedliche Wege, um die wachsende Zahl von Senioren zu begleiten und zu unterstützen und so pas-sende Antworten oder Lösungen zu finden.

Der vorliegende Forschungsbericht gliedert sich in zwei Abschnitte. In den Teilen A – D werden Grundlagen erläutert; im anschlie-ßenden Teil E werden die Evaluationser-gebnisse präsentiert, die im Schlussteil F zusammengefasst und zu einigen Schluss-folgerungen verdichtet werden, die auch für weitere Projekte von Bedeutung sind.

Teil A legt dar, weshalb die Adressatengruppe der älteren Menschen mit Behinderung innerhalb der Behindertenhilfe in der Bun-desrepublik Deutschland (BRD) zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnt. Anhand von aktuellen Studien und Forschungserkennt-nissen wird nachgezeichnet, von welcher Größenordnung dieser Personengruppe in absehbarer Zeit auszugehen ist; wo und wie Menschen mit Behinderung im Alter leben, wohnen, ihre freie Zeit verbringen, versorgt werden etc. und nicht zuletzt inwieweit

sie aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters zusätzlich gesundheitlich beeinträchtigt sind. Insgesamt zeigt sich folgender Trend: Bei einem wachsenden Teil gleichen sich die individuellen Lebenserwartungen und Voraussetzungen denen der übrigen Bevöl-kerung an.

In allen Projekten wird die Sozialraum-orientierung als wichtiger Bestandteil der eigenen Arbeit hervorgehoben. In Teil B wird deshalb der Frage nachgegangen, was Sozialraumorientierung bedeutet und was die Gründe für ihre wachsende Bedeutung für die Adressatengruppe der älteren Men-schen mit Behinderung sind. Die Antwort ist: Im Alter stellt sich für Menschen mit Behinderung verstärkt die Frage, wo fin-den sie – da nur wenige eine eigene Fami-lie gegründet haben – sozialen Anschluss, nachdem sowohl die Herkunftsfamilie als auch der Bereich Arbeit wegfallen? Vor die-sem Hintergrund sind sie umso mehr auf (Sozial-) Räume angewiesen, die ihnen die Möglichkeit bieten, mit anderen zusammen zu kommen, etwas zu unternehmen und im günstigsten Fall sich zugehörig zu füh-len. Das zu erreichen ist – wie in diesem Teil dargelegt und sodann in Teil E belegt wird – eine enorme Herausforderung, der sich die Behindertenhilfe stellen muss.

Teil C gibt einen Überblick über die Organi-sationsstrukturen und Konzeptionen der 13 Projekte und deren Träger. Da die Konzep-tionen meist eine Vielzahl von Vorhaben umfassen, war eine erste Aufgabe zusam-men mit den Projektmitarbeitern zu eruie-ren, auf welche Aufgabenfelder sich deren Aktivitäten und demensprechend die Eva-luation vorrangig konzentrieren sollen. Der

einleitung

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./ Einleitung

Überblick über die einzelnen Vorhaben der verschiedenen Projekte macht jedoch deut-lich, dass darüber hinaus ein breites Feld zusätzlicher Aufgaben geplant und bearbei-tet worden ist, welche die Erfüllung der (in der Evaluation) im Vordergrund stehenden Zielsetzung ermöglicht, erleichtert oder komplettiert haben.

In Teil D wird schließlich das von uns gewählte Evaluationsverfahren vorgestellt und begründet. Der Vielfalt und Komplexi-tät der Aufgabenfelder entsprechend sind in Abstimmung mit den Projekten mehrere relativ umfangreiche Evaluationsinstru-mente entwickelt worden. Mit deren Hilfe sollen nicht nur die erzielten Ergebnisse, son-dern auch die Prozesse und die vielfältigen Faktoren, die diese beeinflussen, erkundet und analysiert werden. Wichtig war für uns, dass die betreffenden älteren Menschen mit Behinderung zu Wort kommen – was in beachtenswertem Umfang gelungen ist.

Im zweiten Abschnitt des Berichts werden die Ergebnisse präsentiert. Der Teil E gliedert sich in drei Teile. Teil E I. zeichnet die perso-nenbezogenen Begleitprozesse nach: Welche Voraussetzungen bringen die begleiteten Personen mit; wodurch zeichnet sich ihre aktuelle Lebenssituation aus; welche Ziele sollen erreicht werden und welche kon-kreten (Teil-) Ziele werden vereinbart und schließlich welche Wege zur Erreichung der Ziele eingeschlagen? Es werden Fallgrup-pen gebildet, die erkennbar machen, dass bei einer Vielzahl von begleiteten Personen gleiche oder ähnliche (Teil-) Ziele im Zent-rum stehen, für deren Erreichung ein brei-tes Arsenal von Maßnahmen eingesetzt und erprobt wird.

Ob diese zum Ziel führen, hängt allerdings von vielen Faktoren ab: individuellen Vor-aussetzungen, örtlichen Rahmenbedingun-gen sowie nicht zuletzt von der Interaktion zwischen Begleiter und Begleiteten, wie deren Rückmeldungen belegen.

In Teil E II. werden die Qualifizierungsan-gebote, Kurse, Veranstaltungen etc., die für ältere Menschen mit Behinderung konzi-piert worden sind und an denen sie teilge-nommen haben, evaluiert. Es werden neben der Zusammensetzung der Teilnehmer der verschiedenen Kurse vor allem deren Auf-bau und didaktische Konzeptionen, die uns von den Veranstaltern zugesandt worden sind, analysiert. Dementsprechend werden die angebotenen Kurse verschiedenen Lern-zielbereichen zugeordnet, die bestimmte zentrale Kompetenzen benennen, die mittels verschiedenartiger Lerninhalte und Methoden vermittelt werden sollen. Abschließend wird gefragt, inwieweit das in den Kursen Vermittelte die Teilnehmer zumindest in Ansätzen zu einer selbststän-digeren Lebensführung in den anvisierten Teilbereichen befähigt hat.

In Teil E III. werden die Erfolge der Projekte aus einer anderen Perspektive betrachtet. Zwar werden auch einige ältere Menschen mit Behinderung und einige indirekt betei-ligte Mitarbeiter befragt, aber im Mittel-punkt stehen Personen, die den Verlauf und die Wirkungen der Projekte von außen betrachtet haben bzw. nur an einzelnen Pla-nungen und Aktivitäten mitgewirkt oder solche punktuell unterstützt haben. Die in diesem Teil vorgestellte Befragung von Mul-tiplikatoren untersucht daher, inwieweit es den Projekten gelungen ist, das soziale

und institutionelle Umfeld zu erreichen, um es für eine Unterstützung der Projekte und ihrer Anliegen sowie die der älteren Menschen mit Behinderung zu gewinnen.Die Teile E I. – E III. schließen – nach einer ausführlichen Darstellung der Evalua-tionsergebnisse – jeweils mit einer kurzen Zusammenfassung. Diese soll dem Leser einen abschließenden Überblick über die Ergebnisse oder eine erste Orientierung verschaffen, bevor er sich im Detail damit befasst. Einen anschaulichen Einblick in die Arbeit der Projekte geben insbesondere die Fallgruppen (in Teil E I., Kap. 5.) und die Lernzielbereiche (in Teil E II., Kap. 5), wo die vielfältigen Maßnahmen bzw. Methoden, die die Projekte entwickelt haben, darge-stellt werden.

Im Schlussteil F werden die Projekte und ihre Ergebnisse abschließend gewürdigt, insbe-sondere im Hinblick darauf, welche Schluss-folgerungen sich für die Behindertenhilfe und weitere ähnliche Projekte in diesem Bereich ergeben.

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./ ausgangslage – neue herausforderungen

1. daS thEma altEr(N) iSt iN dEr BEhiNdErtENhilFE aNGEKommEN

Der demografische Wandel und die Frage nach dem adäquaten gesellschaftlichen Umgang mit seinen Auswirkungen wer-den in den kommenden Jahren den sozial-politischen Diskurs in Deutschland prägen. Im Hinblick auf die Altersentwicklung der deutschen Gesamtbevölkerung lassen sich zwei entgegengesetzte Trends erkennen: Während die Gruppe der Senioren stetig zunimmt, sinkt die Anzahl der jüngeren Bürger und ihr Anteil an der Gesamtbevöl-kerung deutlich. Von 2000 bis 2010 verzeich-net die Altersgruppe der über 65-Jährigen einen Anstieg von etwa 3,2 Mio. Personen (+ 23%), die Anzahl der unter 18-Jährigen nimmt dagegen um etwa 2,2 Mio. (- 14%) ab (Schütz-Sehring/Bunn 2011, S. 20). Innerhalb der Bevölkerungsgruppe der Menschen mit lebenslanger Behinderung vollzieht sich der Anstieg der höheren Altersgruppen tendenziell ausgeprägter, wenn auch ver-zögert. Die Gruppe der Senioren gewinnt zahlenmäßig zunehmend an Bedeutung. In Deutschland hat diese Entwicklung im Vergleich zu anderen Industrienationen – aufgrund der Euthanasiemorde körper-lich, geistig und psychisch beeinträchtig-ter Menschen während des Dritten Reichs – verspätet eingesetzt und blieb lange Zeit unbeachtet. Dementsprechend wurden die Senioren innerhalb des Hilfesystems der Be-

hindertenhilfe zögerlich als relevante Ad-ressatengruppe erkannt. Erst in den letzten zehn Jahren lässt sich eine verstärkte Aus-einandersetzung mit dem Älterwerden von Menschen mit lebenslanger Behinderung im Rahmen sozial- und heilpädagogischer Wissenschaft und Forschung beobachten (vgl. Gitschmann 2003; Haveman/Stöppler 2004; Hollander/Mair 2006; Degen/Krue-ger 2006; Köhnke 2009; Wacker 2001). Trotz dieses inzwischen deutlich gestiegenen Interesses bestehen noch große Wissenslü-cken bezüglich der Lebenslagen der heute lebenden Senioren mit Behinderung und es fehlen grundlegende Kenntnisse für die Planung der Träger und Kommunen (vgl. Dieckmann/Metzler 2013, S. 12).

Derweil werden innerhalb der Praxis zuneh-mend speziell auf Senioren ausgelegte Ange-bote und Unterstützungsarrangements modellhaft entwickelt und erprobt – wie auch im Rahmen des Programms Förderung der Selbstständigkeit älterer Menschen mit Behinderung der Baden-Württemberg Stif-tung. Bevor die einzelnen geförderten Pro-jekte und ihre konzeptionellen Ansätze in Kapitel C vorgestellt werden, soll zunächst ein Überblick über den aktuellen Wissens-stand zu der demografischen Entwicklung sowie Lebenslagen und Unterstützungsbe-darfe der Senioren mit lebenslanger Behin-derung gegeben werden.

2. lEBENSErWartuNG ältErEr mENSchEN mit BEhiNdEruNG iN dEutSchl aNd

Um die mit dem demografischen Wandel einhergehenden Anforderungen angemes-sen beurteilen zu können, bedarf es einer genaueren Einschätzung der heutigen und zukünftigen Größenordnung der Personen-gruppe der Senioren mit Behinderung. Ein Blick auf die aktuelle Altersverteilung inner-halb der gesamten Gruppe der Menschen mit lebenslanger Behinderung und die prognostizierte Entwicklung veranschau-licht, wie stark sich das Adressatenprofil der Behindertenhilfe in den kommenden Jahren verändern wird. Im Rahmen des Pro-jekts Lebensqualität inklusiv(e): Innovative Konzepte unterstützten Wohnens älter wer-dender Menschen mit Behinderung (LEQUI;

2009–2012) sind Altersvorausschätzungen für die in der Region Westfalen-Lippe leben-den Menschen mit geistiger Behinderung mit folgenden Ergebnissen ermittelt wor-den4: Insgesamt macht die Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen – also die Geburtenjahr-gänge der sogenannten Babyboom-Gene-ration – heutzutage den größten Anteil der Gesamtpopulation aus, während der An-teil der über 60-Jährigen aktuell nur etwa 10% beträgt (Dieckmann et al. 2010, S. 9).

4 Die Ergebnisse basieren im Unterschied zu anderen Hochrechnungen auf einer – zudem sehr aktuellen – Vollerhebung aller Menschen mit Behinderung über 40 Jahre, die Leistungen der Eingliederungshilfe in An-spruch nehmen. Es wird davon ausgegangen, dass sich sowohl die Zahl der Leistungsberechtigten als auch die demografischen Entwicklungen bundesweit nicht gra-vierend unterscheiden (vgl. Köhnke 2009), sodass die Prognosen auch für Baden-Württemberg zutreffen.

a. ausgangslage – neue herausForderungen

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./ ausgangslage – neue herausforderungen

Das „Nachrücken“ dieser quantitativ star-ken Generation wird in den nächsten 20 Jahren zu einem großen Zuwachs in der Altersgruppe 60+ führen, Schätzungen ge-hen davon aus, dass dieser Anteil im Jahr 2030 auf 31% wachsen wird. Der Anteil der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen wächst von 7% in 2010 auf 18% in 2030, der der 70- bis 79-Jährigen von 3% auf 10%, während die Altersgruppen der 80- bis 89-Jährigen mit rund 3% und der über 90-Jährigen mit weit unter 1% auch 2030 weiter einen sehr geringen Anteil an der Gesamtpopulation ausmachen. Dennoch ist auch bei ihnen, in absoluten Zahlen gerechnet, von einem starken Anstieg in den nächsten 20 Jahren auszugehen: Die Zahl der 80- bis 89-Jäh-rigen verzehnfacht sich, die Zahl der über 90-Jährigen steigt von 9 auf 103 Personen (Dieckmann et al. 2010, S. 41–44). Aufgrund der längeren Lebenserwartung wächst

dabei, wie auch in der Gesamtbevölkerung, der Anteil der Frauen mit dem Alter.

Während sich in Deutschland ein derarti-ger Zuwachs älterer Menschen mit Behin-derung unverkennbar anbahnt, ist dieser in anderen Ländern (ohne NS-Vergangenheit) bereits eingetreten. So ermittelt die erste Erhebungswelle der Längsschnittstudie Intellectual Disability Supplement of the Irish Longitudinal Study on Ageing (IDS-TILDA) 2011 im Hinblick auf die Bürger mit geistiger Behinderung in Irland, dass die Gruppe der über 65-Jährigen dort bereits jetzt 18% aus-machen (McCarron et al. 2011, S. 24).

Vorausschätzungen bezüglich der Lebens-erwartung von Menschen mit lebenslanger Behinderung sind schwierig zu treffen und mit hohen statistischen Unsicherheiten ver-bunden, da bestimmte Stichprobengrößen

für die entsprechenden Berechnungen not-wendig sind. Bisher werden solche Voraus-schätzungen i. d. R. mithilfe von Angaben des Statistischen Bundesamts zur Allge-meinbevölkerung durchgeführt, was Verzer-rungen mit sich bringt (Dieckmann/Metzler 2013, S. 162f.). Im Rahmen des Forschungspro-jekts Alter erleben des Kommunalverbands für Jugend und Soziales (KVJS) werden die Sterbe- und Überlebenswahrscheinlichkei-ten dagegen anhand von Datensätzen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) und aus Baden-Württemberg zielgruppen-spezifisch ermittelt (ebd., S. 128ff.). Aufgrund der separaten Datenquellen unterscheiden sich die Stichproben beider Regionen: Die Zahlen des LWL basieren auf den Anga-ben aller Leistungsberechtigen aus dem stationären Bereich, unabhängig von der jeweiligen Behinderungsform (ca. 13.500 Personen), während die Stichprobe aus Baden-Württemberg primär Menschen mit geistiger Behinderung (ca. 11.000 Personen) aus allen Wohnformen einbezieht (Dieck-mann/Metzler 2013, S. 163). Insgesamt liegt die durchschnittliche Lebenserwartung in beiden Stichproben deutlich unter der der Gesamtbevölkerung.

Für den stationären Bereich werden anhand der Zahlen des LWL eine durchschnittliche Lebenserwartung von 70,93 Jahren für die

männlichen Bewohner und von 72,85 Jah-ren für die weiblichen Bewohner ermittelt; in Baden-Württemberg sind es wohnform-übergreifend nur 65,27 Jahre für die männ-lichen und 69,90 Jahre für die weiblichen Adressaten (ebd., S. 156ff.). Die Autoren verweisen darauf, dass die Ergebnisse des KVJS-Projekts denen anderer internationa-ler Studien gleichen (ebd., S. 156; z. B. Glasser et al. 2003: m = 68,1, w = 74,3; Bittles et al. 2002: m = 66,7, w = 71,5; Janicki et al. 1999 m = 63, w = 67). Bei der Berechnung der fer-neren Lebenserwartungen lässt sich eine mit dem Alter zunehmende Angleichung an die Werte innerhalb der Gesamtbevölke-rung beobachten. Hierfür dürfte vor allem der sogenannte „healthy survivor effect“ eine Erklärung bieten. Demnach sinkt die Mortalitätsrate nach dem Überschreiten einer bestimmten Altersgrenze wieder, da gesundheitlich vorbelastete Personen bereits verstorben sind (Dieckmann/Metz-ler 2013, S. 154). Leider gibt es bislang kaum gesicherte Daten hierzu, z. B. bezüglich der Frage, welche fernere Lebenserwartung Menschen mit langjähriger Behinderung ab dem 60. oder 65. Lebensjahr haben. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Lebenserwartung derjenigen Personen, die dieses Alter erreicht haben, annähernd auf dem Niveau der übrigen Bevölkerung liegt.Der deutliche Anstieg der allgemeinen

2221

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20–29 30–39 40–49 50–59 60–69 70–79 80–89 ab 90

2010

2020

2030

Allgemeinbevölkerung LWL Baden-Württemberg

Frauen 82,5 Jahre 72,8 Jahre 69,9 Jahre

Männer 77,3 Jahre 70,9 Jahre 65,3 Jahre

Tabelle 1: Durchschnittliche Lebenserwartung innerhalb der beiden Stichproben aus Westfalen-Lippe und Baden-Württemberg im Vergleich zur deutschen Gesamtbevölkerung (auf Basis der Daten aus der Studie Alter erleben, Dieckmann/Metzler 2013, S. 15)

Abbildung 1: Altersentwicklung von Erwachsenen mit geistiger Behinderung in der Region Westfa-len-Lippe zwischen 2010 und 2030 (basierend auf den Ergebnissen der LEQUI-Studie)

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Lebenserwartung innerhalb der letzten 50 Jahre lässt sich vor allem mit der Verbes-serung der Versorgung und der Lebensbe-dingungen erklären (vgl. Haveman et al. 2009, S. 33ff.); er fällt für einige Gruppen von behinderten Menschen besonders stark aus. So stellen Carmeli et al. (2004) fest, dass sich die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen mit Downsyndrom seit 1946 von zwölf Jahren auf 56 Jahre beinahe ver-fünffacht hat. Für die gesamte Gruppe von Menschen mit einer geistigen Behinderung in den USA eruieren Janicki et al. (1999) eine aktuelle Lebenserwartung bei Geburt von 66,1 Jahren. Eine australische Studie stellt einen Zusammenhang zwischen dem Grad der geistigen Behinderung und der Lebens-erwartung fest: Für Personen mit einer schweren Behinderung wurde eine durch-schnittliche Lebenserwartung von 58,6 Jahren, für Personen mit einer mittleren von 67,6 Jahren und für Personen mit einer leichten Behinderung von 74 Jahren ermit-telt (Bittels et al. 2002, S. 470).

Basierend auf einem systematischen Über-blick internationaler Studien gehen auch Haveman et al. (2009) von einer sich der All-gemeinbevölkerung angleichenden Lebens-erwartung geistig behinderter Menschen aus. Sie betonen allerdings, dass dieser Trend nicht gleichermaßen für alle Personen mit geistiger Behinderung zutrifft. Als Risiko-faktoren für eine verkürzte Lebenszeit wer-den das Downsyndrom, das Vorliegen einer Zerebralparese, Epilepsie sowie eine schwere geistige Behinderung genannt (ebd., S. 38). Außerdem zeigen sich altersgruppenspezi-fische Unterschiede hinsichtlich der Sterbe-wahrscheinlichkeiten: Die Mortalitätsraten für junge Erwachsene und Kinder mit einer

geistigen Behinderung liegen immer noch höher als die der Allgemeinbevölkerung, während die älteren Menschen mit Behin-derung die „starken und gesunden Überle-benden ihrer Geburtenkohorte“ darstellen (ebd., S. 39 – Übersetzung durch d. Verf.).

Wenn der demografische Wandel im europä-ischen Vergleich auch verspätet eingesetzt hat, so zeigt er inzwischen bereits deutliche Auswirkungen auf das Adressaten-Profil der deutschen Behindertenhilfe. Der Anteil älterer Adressaten wird – vor allem mit dem fortschreitenden Altern der sogenannten „Babyboom-Generation“ – in den nächsten 20 Jahren noch signifikant steigen. Insge-samt lässt sich hinsichtlich der Lebenser-wartung eine Angleichung an die Allge-meinbevölkerung beobachten, zumindest ein großer Teil der heute lebenden älteren Menschen mit Behinderung kann auf eine lange Ruhestandsphase blicken.

Gleichzeitig wird von einer weiteren Aus-differenzierung der verschiedenen Lebens-kontexte der älteren Menschen mit Behin-derung ausgegangen. Im Folgenden wird ein Überblick über aktuelle diesbezügliche Forschungsergebnisse gegeben und insbe-sondere der Frage nach den (zukünftigen) Lebensorten der Senioren und der Situation in den Werkstätten für behinderte Men-schen (WfbM) und Tagesförderstätten nach-gegangen.

3. diE lEBENSortE uNd -KoNtE x tE ältErEr mENSchEN mit BEhiNdEruNG

In Deutschland wohnt der Großteil erwach-sener Menschen mit lebenslanger Behinde-

rung auch heute noch stationär: Auf Basis eines Kennzahlenvergleichs konnte die Consulting für Steuerung und Soziale Ent-wicklung GmbH (con_sens) im Auftrag der Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtli-chen Träger der Sozialhilfe (BAGüS) ermit-teln, dass der Anteil der Leistungsbezieher im Bereich der Eingliederungshilfe, die sta-tionär versorgt werden, 2010 bei etwa 60 % lag, auch wenn er seit 2003 um 15 % abge-nommen hat (Schütz-Sehring/Bunn 2011, S. 9). Im Bereich des ambulant betreuten Wohnens (ABW) hingegen ist von 2003 bis 2010 ein Anstieg an neuen Bewohnern um 150 % zu verzeichnen. Zwar ist infolgedes-sen die Zahl der Neueinzüge im stationä-ren Bereich in den letzten Jahren gesunken (ebd., S. 9), aber aufgrund des hohen Anteils der Älteren hat diese Entwicklung bislang keinen bemerkenswerten Einfluss auf die absoluten Zahlen der stationär Versorgten. Die Mehrheit der Adressaten stationärer Einrichtungen machen dabei weiterhin Menschen mit einer geistigen Behinderung aus: Ihr Anteil beträgt 65 %, im Verhältnis zu Bewohnern mit psychischen (26%) und kör-perlichen (9%) Behinderungen. Im ambulan-ten Bereich bilden dagegen Menschen mit primär psychischen Beeinträchtigungen mit 70% den Großteil der Leistungsberech-tigten, gefolgt von Menschen mit geistigen (26%) oder körperlichen Behinderungen (4%) (Schütz-Sehring/Bunn 2011, S. 44ff.).

Die Ergebnisse der LEQUI-Studie liefern ähnliche Zahlen: In der Region Westfalen-Lippe wird auch heute noch fast die Hälfte der Erwachsenen mit geistiger Behinderung (49%) stationär versorgt. Über ein Drittel (37%) lebt bei Angehörigen oder allein, nur 14% leben 2010 im ABW (Dieckmann et al.

2010, S. 30ff.). Zu ähnlichen Ergebnissen kom-men Schäfers und Wansing (2009, S. 52f.). Sie stellen zudem fest, dass sich die Ablösung von der Herkunftsfamilie zunehmend ver-zögert.

Im Hinblick auf die Altersentwicklung lassen sich im stationären Bereich folglich zwei entgegengesetzte Trends beobachten: Während die Gruppe der Bewohner über 50 Jahre seit 1998 um 11% gewachsen ist, ist der Anteil der unter 40-Jährigen um 16% gesun-ken (Schütz-Sehring/Bunn 2011, S. 49ff.) Die Autoren ermitteln einen Anstieg des Alters-durchschnitts von 40,2 Jahren im Jahr 2000 auf 45,3 Jahren in 20105 (ebd., S. 26). Auch im ABW wächst der Anteil der Leistungsbezie-her über 50 Jahre, 2010 liegt der Altersdurch-schnitt bei 43,8 Jahren (ebd., S. 50).

Dieckmann et al. prognostizieren, dass sta-tionäre Wohnformen – wenn die gegenwär-tige Entwicklung anhält – „in 20 Jahren vor allem […] Lebensorte für geistig behinderte Senioren sein [werden] […] ganz unabhängig davon, ob es in den nächsten Jahren gelin-gen wird, ambulant unterstützte Wohn-formen und das Leben in der eigenen Woh-nung weiter auszubauen, um die steigenden Bedarfszahlen zu decken.“ (Dieckmann et al. 2010, S. 46). Es wird daher erforderlich sein, dass sich diese auf die Bedürfnisse der älte-ren Bewohner einstellen und entsprechende Unterstützungsangebote bereithalten. Wäh-rend die Altersgruppe der über 60-Jährigen in stationären Einrichtungen gegenwärtig 16% aller Bewohner stellen (ebd., S. 30ff.),

5 Hier sind nur die Bewohner ab 18 Jahre in die Be-rechnung einbezogen worden; wenn auch minderjähri-ge Personen dazukommen, liegt der Altersdurchschnitt mit 43,6 Jahren niedriger als im ABW.

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wird ihr Anteil nach den Vorausschätzun-gen der LEQUI-Studie im Jahr 2030 auf 47% ansteigen. Die Gruppe der Senioren wird knapp die Hälfte aller Bewohner stationä-rer Einrichtungen der Behindertenhilfe bilden. Allerdings ist zu beachten, dass die Berechnungen auf den Zahlen der derzeiti-gen Aufnahmepraxis basieren und von einer Fortsetzung bisheriger Trends ausgegangen wird. Insbesondere bleibt unberücksichtigt, wie viele Ältere mit Behinderung künftig aufgrund altersbedingter Beeinträchtigun-gen in ein Pflegeheim verlegt werden.

Auch im ambulanten Bereich gewinnt die Gruppe älterer Adressaten zunehmend an Bedeutung. Aufgrund ihres bisher sehr geringen Anteils innerhalb des ABW ist der Anstieg dieser Personengruppe hier noch stärker ausgeprägt: Beträgt der Anteil der über 60-Jährigen 2010 noch 7% (60–69 = 5%, 70–79 = 2%), wird er im Jahr 2030 auf 36% (60–69 = 22%, 70–79 = 12%, 80–89 = 2%) wachsen. Die Senioren werden in dieser Wohnform über ein Drittel aller Adressaten stellen (Dieckmann et al. 2010, S. 45ff.). Jedoch droht den Senioren, die ambulant betreut werden oder bei Angehörigen wohnen, mit zunehmendem Alter und damit einherge-henden gesundheitlichen Einschränkungen ein Umzug in eine stationäre Einrichtung:„Im Unterschied zum stationären Bereich verfügen ambulante Wohndienste bis jetzt über so gut wie keine Erfahrung in der Begleitung von Senioren mit geisti-ger Behinderung. Ambulant unterstützte Wohnarrangements sind noch nicht kon-zipiert bzw. adaptiert auf die Bedürfnisse und Problemlagen älterer Menschen. Treten aktuell Schwierigkeiten auf, die ambulante Wohndienste überfordern, wird häufig den

Klienten nahe gelegt, (wieder) ins Heim zu ziehen.“ (ebd., S. 48).

Diese Dynamik stellt bereits heute eine kaum tragfähige „Notlösung“ dar, die sich schwer mit den Leitzielen von Teilhabe und gesellschaftlicher Inklusion vereinbaren lässt. Sicher ist sie in vielen Fällen nicht im Sinne der Betroffenen, die durch einen Umzug aus ihrer gewohnten Umwelt geris-sen werden und Gefahr laufen, ihre i. d. R. ohnehin begrenzten Sozialkontakte zu ver-lieren.

Hinsichtlich der Menschen mit Behinde-rung, die zeitlebens, also auch im fortge-schrittenen Alter bei ihren Angehörigen wohnen, sind Vorausschätzungen bezüglich der Altersentwicklung besonders schwierig, da sie nach Ausscheiden aus der WfbM zum großen Teil keine Leistungen der Eingliede-rungshilfe (mehr) in Anspruch nehmen.

Schäfers und Wansing (vgl. 2009, S.54ff.) ermitteln im Rahmen ihrer Hochrechnun-gen in der Studie Familienunterstützende Hilfen zwischen 11.660 und 17.940 Men-schen mit lebenslanger Behinderung in der Region Westfalen-Lippe, die (noch) in ihren Familien leben. Das bedeutet, dass für schätzungsweise ein Drittel der erwachse-nen Menschen mit Behinderung ihre Her-kunftsfamilie ihr Lebensort ist. Allerdings nimmt ihre Zahl mit fortschreitendem Alter, bis zum 50. Lebensjahr auf unter 10%, rapide ab. Nach dieser Studie ist der Anteil derer, die über 60 Jahre alt sind, mit 1% verschwin-dend gering – vermutlich deshalb, weil die Meisten dann keine Leistungen der Einglie-derungshilfe (vom überörtlichen Sozialhil-feträger) in Anspruch nehmen und damit

aus der Statistik fallen. Eine andere Studie des KVJS konstatiert demgegenüber in Bezug auf die Anzahl von älteren Menschen mit Behinderung in Baden-Württemberg, die zwar ohne Leistungen im Bereich Wohnen bei ihren Angehörigen leben, aber Einglie-derungshilfe (durch kommunale Dienste) erhalten, dass diese in der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen und in der Gruppe der über 69-Jährigen jeweils einen Anteil von 9% ausmachen (KVJS 2008, S. 81).

Auch wenn die Datenlage unklar bleibt, Tatsache ist, dass der Umzug vom eigenen Zuhause oder familiären Wohnen in eine stationäre Wohnform bei älteren Menschen mit Behinderung meist darin begründet liegt, dass die jeweilige Bezugsperson die Unterstützung nicht mehr aufrechterhalten kann. Der Großteil der Befragten aus dem stationären Bereich (75%) im Projekt Alter erleben hat vor dem Einzug bei Angehörigen gelebt, bezüglich der Frage nach dem Grund des Umzugs gab über ein Drittel an, dass die bisherige Betreuungsperson nicht län-ger in der Lage gewesen sei, die Versorgung fortzuführen. In nur 8% der Fälle wurde der Umzug mit dem Gesundheitszustand des behinderten Familienmitglieds begründet (Dieckmann/Metzler 2013, S. 61f.). Auch die Ergebnisse der Studie Möglichkeiten und Grenzen selbstständiger Lebensführung im Alter (MUGLSA; 1992-1994) belegen, dass der Umzug erwachsener Menschen mit Behin-derung in ein stationäres Heim i. d. R. nicht auf Freiwilligkeit basiert, sondern dadurch begründet ist, dass die Versorgung im fami-liären/privaten Kontext nicht mehr auf-rechtzuerhalten ist: 68% gaben bezüglich der Frage nach den Gründen für die Heim-aufnahme an, dass die „Betreuung durch

die Eltern nicht mehr möglich“ sei und in weiteren 13% der Fälle wurde der „Wegfall der häuslichen Betreuung“ genannt (Driller/Pfaff 2006, S. 53).

Insgesamt lebt ein Großteil der heutigen Senioren mit lebenslanger Behinderung in stationären Einrichtungen der Behinderten-hilfe. Die Ergebnisse aktueller Forschungs-projekte sprechen dafür, dass diese Tendenz in den nächsten 20 Jahren fortbesteht. Trotzdem zeigt sich deutlich, dass gleichzei-tig auch von einem deutlichen Anstieg von ambulant oder privat wohnenden Senioren auszugehen ist.

Im Hinblick auf die Altersentwicklung der Beschäftigten innerhalb der WfbM stel-len Schütz-Sehring und Bunn auf Basis der Angaben von 15 überörtlichen Sozialhilfe-trägern fest, dass seit „2004 […] der Umfang der höheren Altersgruppe dreimal so schnell gewachsen [ist], wie die Zahl der Werkstatt-Beschäftigten insgesamt.“ (Schütz-Sehring/Bunn 2011, S. 10). Es bestehen allerdings deut-liche Schwankungen bezüglich der Anga-ben der einzelnen überörtlichen Träger. So nimmt die Altersgruppe der unter 30-Jähri-gen in den westdeutschen Bundesländern zu, während ihr Wachstum in den östlichen Bundesländern stagniert, was vermutlich mit den dort stark sinkenden Geburtsraten nach 1990 zu erklären ist. Insgesamt bleibt die Gruppe der jungen Mitarbeiter unter 30 Jahren von 2004 bis 2010 relativ konstant (2004 = 21%, 2007 = 23%, 2010 = 22%), wäh-rend der Anteil der über 50-Jährigen deutlich steigt (2004 = 17%, 2007 = 20%, 2010 = 24%). Für Baden-Württemberg liegen lediglich Zahlen für 2010 vor, zu diesem Zeitpunkt beträgt der Anteil der Altersgruppe 50+ an

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allen Beschäftigten in der WfbM etwa 27% (ebd., S. 60). Im Rahmen der LEQUI-Studie wird für den Zeitraum von 2010 bis 2030 mit einem Anstieg der Altersgruppe der über 60-Jährigen von 4% auf 13% gerechnet. Allerdings weisen die Autoren darauf hin, dass die Schätzungen auf dem Status Quo basieren, also auf der Annahme, dass sich an den Beschäftigungs- bzw. Arbeitsangeboten nichts ändert (Dieckmann et al. 2010, S. 54ff.).

Tagesförderstätten scheinen „insgesamt immer noch ein Angebot für vergleichs-weise junge Menschen mit einer Lernbe-hinderung [darzustellen], auch wenn der Anteil der unter 30-Jährigen abnimmt“ (Schütz-Sehring/Bunn 2011, S. 70). Die Anga-ben variieren auch hier abhängig vom jewei-ligen überörtlichen Leistungsträger. Dies ist mit der jeweils unterschiedlichen Struktu-rierung der Leistungsangebote zu erklären; in manchen Regionen beinhalten diese heiminterne Tagesstrukturangebote oder spezielle Angebote für ältere Menschen mit Behinderung über 65 Jahre. Insgesamt hat aber auch hier der Anteil der Personen über 50 Jahre seit 2004 stark zugenommen und ist von 14% auf 22% gestiegen. In Baden-Würt-temberg sind 27% aller Leistungsberechtig-ten im Bereich der Tagesförderstätten über 50 Jahre (ebd., S. 113).

Der demografische Wandel ist also auch innerhalb der WfbM und – wenn insgesamt auch in geringerem Ausmaß und regional unterschiedlich stark – in den Tagesförder-stätten spürbar. Die WfbM und Tagesför-derstätten stellen gleichzeitig eine zentrale Anlaufstelle für all diejenigen (älteren) Menschen mit Behinderung dar, die nicht in ambulanten oder stationären Wohnformen

der Behindertenhilfe leben und die ansons-ten mit Eintritt des Ruhestandes aus dem professionellen Hilfesystem der Eingliede-rungshilfe „herausfallen“. Gerade vor diesem Hintergrund können diese Einrichtungen außerhalb des Wohnbereichs bei der Beglei-tung älterer Menschen mit Behinderung und insbesondere bei der Unterstützung während des Übergangs in den Ruhestand eine wichtige Schlüsselrolle einnehmen.

Zur Planung der Unterstützung und Beglei-tung der wachsenden Zahl von Senioren mit Behinderung sind grundlegende Kenntnisse über deren spezifische Unterstützungsbe-darfe notwendig. Dabei spielt neben der Frage nach der Gestaltung des Ruhestands, der Freizeit oder der sozialen Kontakte auch das Thema Gesundheit eine zentrale Rolle. Im Anschluss werden daher aktuelle For-schungserkenntnisse zu altersbedingten Gesundheitsbeeinträchtigungen sowie dem Grad der Unterstützungs- und Pflegebedürf-tigkeit im Alter vorgestellt.

4. GESuNdhEit uNd uNtErStüt zuNGS-BEdarFE im altEr

Die Ergebnisse internationaler Studien zur Prävalenz altersbedingter Beeinträchtigun-gen und Erkrankungen bei Menschen mit lebenslanger Behinderung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung fallen unterschied-lich aus: Einige Studien sprechen für ein ähnliches Aufkommen „üblicher“ Alterser-scheinungen (vgl. Evenhuis 1997), beispiels-weise muskuloskeletale Erkrankungen (z. B. Arthrose oder Hüftfrakturen) sowie neu-rologische und psychische Leiden (z. B. Par-kinson, Demenz oder Depressionen), „einige andere finden signifikante Unterschiede

bezüglich der Frequenz gesundheitlicher Beeinträchtigungen zwischen der älteren Population mit und ohne Behinderung“ (Haveman et al. 2009, S. 34 – Übersetzung durch d. Verf.).

Relativ gesichert ist, dass Sehbehinderun-gen (Ametropie, Strabismus oder grauer Star/Katarakte) bei Menschen mit geistiger Behinderung häufiger auftreten als in der Allgemeinbevölkerung (ebd., S. 21ff.). Auch Hörbeeinträchtigungen kommen bei die-ser Personengruppe häufiger vor und tre-ten früher auf. Als Risikofaktor gilt neben einem höheren Alter das Vorliegen eines Downsyndroms. Solche Sinnesbeeinträchti-gungen bleiben zudem im Anfangsstadium häufig von professionellen und informel-len Begleitern unbemerkt, sodass sie meist weitreichende Folgen für die Alltagsbewäl-tigung und allgemeine Lebensqualität mit sich bringen. Weitere Erkrankungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen, die bei älteren Menschen mit geistiger Behinde-rung häufiger auftreten und früher einset-zen als in der Allgemeinbevölkerung, sind Osteoporose und Frakturen, demenzielle Veränderungen, psychische Erkrankungen (vor allem Depressionen) sowie Übergewicht und Adipositas (ebd., S 34). Auch Verstopfun-gen und Erkrankungen des Verdauungssys-tems zeigen eine erhöhte Prävalenz auf. Als Risikofaktoren gelten insbesondere Immobi-lität und geringe körperliche Aktivität sowie die Einnahme bestimmter Medikamente.Zu Übergewicht und Fettleibigkeit liegen unterschiedliche Ergebnisse vor. Haveman et al. attestieren 2009 eine hohe – im Ver-gleich zur Allgemeinbevölkerung aber nicht ungewöhnliche – Prävalenz von Adi-positas und identifizieren ein stationäres

Wohnumfeld als möglichen Risikofaktor. Im Forschungsprojekt Alter erleben beträgt der Anteil von Personen in der Altersgruppe 45+ mit Übergewicht 65% im Gegensatz zu 52% in der Allgemeinbevölkerung in der glei-chen Altersgruppe, der Anteil von Personen mit Adipositas liegt bei 29% im Vergleich zu 16%. Bei ambulant betreuten Personen und Menschen mit Downsyndrom ist der Anteil besonders hoch (Dieckmann/Metz-ler 2013, S. 94ff.). Ferner weisen Personen mit Downsyndrom (mit 55%) eine deutlich höhere Prävalenz endokriner, Ernährungs- und Stoffwechselstörungen auf, während bei Menschen mit einer anderen geistigen Behinderung (mit 34%) häufiger psychische und Verhaltensstörungen diagnostiziert werden.

Nach ihrer subjektiven Einschätzung des eigenen Gesundheitszustands gefragt, äußern sich die Teilnehmenden des Forschungsprojekts Alter erleben überwie-gend positiv, ein Großteil beurteilt diesen als „gut“ (67%) oder „sehr gut“ (12%). Nur 3% schätzen ihren Gesundheitszustand als „schlecht“ und 18% als „weniger gut“ ein. Eine Differenzierung nach Altersgruppen ergibt keinen deutlichen Anstieg negati-ver Einschätzungen mit dem Alter. In allen mittleren und höheren Altersgruppen (45–55 = 80%, 55–64 = 78%, 64–69 = 82%, 70+ = 76%) geben drei Viertel der Befragten an, in guter oder sehr guter gesundheitlicher Verfassung zu sein (Dieckmann/Metzler 2013, S. 76ff.). Gleichwohl verweisen internationale und nationale Studien auf einen mangelhaften Zugang der Senioren mit Behinderung zu den Angeboten der medizinischen Präven-tion und Primärversorgung (vgl. Dieckman/

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Metzler 2013, S. 165; Haveman et al. 2009, S. 35ff.). Ding-Greiner und Kruse (2010, S. 25ff.) thematisieren die Barrieren im Gesundheits-system, mit denen sich ältere Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung konfrontiert sehen und nennen folgende zentrale Problemlagen: die mangelnde Zugänglichkeit ambulanter und stationärer medizinischer Dienste für diese Personen-gruppe, behinderungsbedingte Kommuni-kationsschwierigkeiten und Unsicherheiten im Umgang mit behinderten Patienten auf Seiten der medizinischen Fachkräfte sowie mangelndes Wissen über spezifische Gesundheitsrisiken und Krankheitsver-läufe. Haveman et al. (2009) merken an, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen bei dieser Personengruppe häufig nicht oder erst spät erkannt werden. In diesem Zusammenhang verweisen die Autoren auch auf das Thema Schmerzempfinden, das bisher als kaum erforscht gilt. Insbesondere bei Menschen mit schwereren kognitiven Beeinträchtigungen und eingeschränkten (verbalen) Kommunikationsmöglichkeiten besteht das Risiko, dass Schmerzen nicht mitgeteilt werden können (ebd., S. 19ff.). Aus diesen Gründen wird eine stärkere Berück-sichtigung des Themas gesundheitliche Ver-sorgung von behinderten Menschen in der Ausbildung von medizinischen und Pflege-fachkräften gefordert (ebd., S. 41).

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts Alter erleben zeigen, dass sich Senioren mit Behin-derung in Deutschland häufig mit einer problematischen medizinischen Primär-versorgung konfrontiert sehen (Dieckmann/Metzler 2013, S. 165f.). Unabhängig von der Wohnform nimmt ein Großteil regelmäßig Medikamente ein; im stationären Bereich

ist dieser Anteil mit 93% im Vergleich zu den anderen Wohnformen deutlich erhöht, am geringsten fällt dieser bei denen aus, die in Familien oder alleine leben (76%). Im Hinblick auf Psychopharmaka (z. B. Neuro-leptika oder Antidepressiva) sind die Ein-nahmequoten im stationären Bereich sogar mindestens doppelt so hoch wie die in ande-ren Wohnformen (ebd., S. 84).

Bezogen auf die Eigenständigkeit bei All-tagsaktivitäten wird festgestellt, dass diese mit steigendem Alter deutlich nachlässt. Differenziert nach Altersgruppen sinkt der Anteil der Personen ohne Unterstützungs-bedarf mit dem Alter deutlich von durch-schnittlich 64% bei den 45- bis 54-Jährigen über 43% bei den 55- bis 64-Jährigen auf 29% bei den über 65-Jährigen. Ein Nachlassen der Eigenständigkeit lässt sich vor allem für die Bereiche Körperpflege und Waschen, Zähne-putzen und An-/Ausziehen beobachten, hier sinkt der Anteil der Personen, die diese Akti-vitäten ohne fremde Hilfe verrichten, von 55% auf 30% und 16% (Dieckmann/Metzler. 2013, S. 100). Im Hinblick auf die Wohnsitu-ation belegt die Studie, dass im ambulan-ten Bereich die eigenständigsten Personen leben, während der Anteil unterstützungs-bedürftiger Personen im familiären/priva-ten Kontext oder stationären Settings deut-lich höher liegt (ebd., S. 99f.).

Es ist außerdem – als Indikator galt die Rate der Inanspruchnahme von Leistungen der Pflegeversicherung – der altersbedingte Zuwachs an pflegebedürftigen Personen untersucht worden: Differenziert nach Wohnformen ergibt sich ein deutlich gerin-gerer Pflegebedarf im ABW im Vergleich zu stationären Wohnformen und Privathaus-

halten: Im ABW gibt nur 14% der Stichprobe an, eine Pflegestufe zu haben, während der Anteil bei familiär betreuten Personen 59% beträgt, im stationären Bereich nehmen 35% zusätzliche Leistungen der Pflegeversi-cherung in Anspruch6 (Dieckmann/Metzler 2013, S. 49ff).

Im Rahmen des LEQUI-Projekts werden Vor-ausschätzungen bezüglich der Anzahl der Menschen mit langjähriger Behinderung mit zusätzlichem Pflegebedarf getroffen: Erstaunlicherweise sinkt die Anzahl pflege-bedürftiger Personen mit geistiger Behin-derung zunächst von 527 Personen in der Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen auf 206 in der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen und steigt erst ab dem 70. Lebensjahr wieder leicht (auf N = 283) (Dieckmann et al. 2010, S. 40). Daher sehen dieAutoren die besondere Anforderung bei der Versorgung der älteren Adressaten im Vergleich zu den jüngeren nicht in einem signifikanten Anstieg pfle-gebedürftiger Personen begründet, sondern in einem spezifischen Unterstützungsbedarf im Alter.

Auch wenn in der LEQUI-Studie wie in ande-ren Studien ein steigender Unterstützungs-bedarf im höheren Alter beobachtet wird, wird von einem primär defizitären Blick auf das Alter gewarnt. Ein zu starker Fokus auf die altersspezifischen Beeinträchtigungen und die damit einhergehenden Einschrän-kungen bezüglich alltagspraktischer und (selbst-) versorgender Fähigkeiten birgt die Gefahr der Bevormundung älterer Men-

6 Die Stichprobe umfasste 465 Personen, davon wur-den familiär betreut 129 (Altersdurchschnitt: 52 Jahre); im ABW befanden sich 105 (Altersdurchschnitt: 45 Jahre); stationär wohnten 222 (Altersdurchschnitt: 61,5 Jahre).

schen mit Behinderung. Erforderlich sind vielmehr eine Anpassung der Lebensbe-dingungen und die Unterstützung bei der Bewältigung altersspezifischer Herausfor-derungen (vgl. Graumann/Offergeld 2013). Da auch bei älteren Menschen mit Behinde-rung von einer weiteren Ausdifferenzierung der Lebensorte und -welten7 auszugehen ist, wird eine adäquate Begleitung dieser Personengruppe nicht nur innerhalb des stationären Bereichs der Behindertenhilfe erfolgen können. Vor dem Hintergrund der durch die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-Charta) forcierten Leitbilder der Inklusion und gesellschaftlichen Teilhabe sollte die Frage ihrer angemessenen Unterstützung außerdem nicht hauptsächlich mit einrich-tungsinternen oder -externen tagesstruktu-rierenden Angeboten beantwortet werden. Stattdessen gilt es, auch der älteren Gene-ration Zugänge zu vielfältigen (inklusiven) Sozialräumen zu ermöglichen bzw. sie bei deren Erschließung zu begleiten.

7 Der Ambulantisierungsgrad ist bundesweit seit 2000 von etwa 20% auf über 40% in 2010 gestiegen. In Baden-Württemberg liegt der Ambulantisierungs-grad 2010 bei etwa 29,8% im Vergleich zu 17% in 2000 (Schütz-Sehring/Bunn 2011, S. 51).

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1. altErNativEN zu arBEitEN uNd WohNEN iN E xKluSivEN EiNrichtuNGEN

Die wachsende Zahl von älteren Menschen mit Behinderung stellt die Behindertenhilfe nicht nur aufgrund ihres zunehmenden Anteils in deren Einrichtungen, sondern vor allem in konzeptioneller Hinsicht vor neue Herausforderungen. Galt bislang die Mehrheit der Menschen mit Behinderung als ausreichend versorgt, wenn sie zum einen in ihrer Herkunftsfamilie oder in stationären oder vergleichbaren Wohnein-richtungen wohnten und zum anderen in WfbM, in Integrationsfirmen oder in sons-tigen Formen unterstützter Beschäftigung arbeiteten, so ist eine derartige Versorgung im Doppelpack bereits heute für ältere Men-schen mit Behinderung nicht mehr selbst-verständlich. Zum einen wohnen sie infolge der Ambulantisierung von Unterstützungs-angeboten zunehmend selbstständig oder in ambulanten Wohnformen mit mehr oder weniger intensiver Betreuung. Zwar trifft das insgesamt erst für einen kleinen Teil zu, aber in den von uns untersuchten Projekten ist es fast die Hälfte. Zum anderen fallen mit dem mehr oder weniger erzwungenen Aus-scheiden aus der Arbeit eine verbindlich vor-gegebene Strukturierung des Alltags, eine zumindest minimal entlohnte (Erwerbs-)Tätigkeit und mit ihr kontinuierliche Gele-genheiten zu vielfältigen sozialen Kontakten

weg. Die Freisetzung durch den Übertritt in den Ruhestand birgt zwar Chancen für eine weniger vor- bzw. fremdbestimmte Lebens-führung, aber auch Gefahren. Letzteres gilt insbesondere dann, wenn für die älteren Menschen mit Behinderung keine oder nur wenig attraktive Optionen der Lebensge-staltung in Aussicht stehen und sie völlig unvorbereitet in den Ruhestand wechseln. Ihnen zukunftsweisende Perspektiven der Lebensgestaltung im Alter zu offerieren und ihnen Wege dahin zu eröffnen, wird daher künftig eine unumgängliche Aufgabe der Behindertenhilfe sein. Diese hat sie anzu-regen und zu begleiten, damit sie das Neu-land entdecken8, das vor ihnen liegt. Dies gilt umso mehr, wenn sie zuvor nie gelernt haben und lernen konnten, selbst zu bestim-men, wie sie ihr Leben – zumindest in Teilbe-reichen – gestalten wollen und dafür selbst verantwortlich zu sein.

Um diese neue Aufgabe zu erfüllen, d. h. die älteren Menschen mit Behinderung bei ihrer Entdeckungsreise kompetent begleiten zu

8 Eine für alle überraschende, wichtige Erfahrung im Projekt Neuland entdecken (Landesverband NRW für Körper- und Mehrfachbehinderte 2004; Hollander/Mair 2005) war, dass die betreffenden älteren Men-schen mit Behinderung eine derartige Begleitung sehr bereitwillig und z. T. mit großem Eigenengagement in Anspruch genommen haben. Sie fühlten sich als Pio-niere, die deshalb, nicht weil sie hilfebedürftig waren, Unterstützung in Anspruch nahmen.

können, bedarf es eines Orientierungsrah-mens. Dieser ist nicht zuletzt deshalb erfor-derlich, um Alternativen zu Tagesstruktur-angeboten aufzuzeigen, die mancherorts aus der Not geboren sind. Nicht alles, was älteren Menschen mit Behinderung zuge-mutet wird und womit diese sich irgendwie zufrieden geben, macht Sinn. Es ist daher – auch bezogen auf die untersuchten Pro-jekte – folgende Frage zu stellen: Welche Unterstützungsmaßnahmen, welche Qua-lifizierungsangebote und welche struk-turellen Veränderungen erweisen sich als zielführend im Hinblick auf eine zuneh-mend selbstständige Lebensführung und gelingende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben von älteren Menschen mit Behinde-rung? Diese grundlegenden Ziele, die durch das SGB I und IX sowie die UN-Charta vor-gegeben sind, werden zwar, zumindest

im Prinzip, allgemein anerkannt, aber die Aufgabe wird sein, sie im Hinblick auf die Zielgruppe der älteren Menschen mit Behin-derung zu spezifizieren oder zu operationa-lisieren. Die Herausforderung besteht daher darin, ausgehend von ihren individuellen biografischen Erfahrungen, ihren subjekti-ven Fähigkeiten und Lernpotenzialen und unter Berücksichtigung der vorhandenen institutionellen und sozialräumlichen Kon-texte Perspektiven an ihrem Lebensort für sie zu entwickeln. Dies gilt zwar nicht nur für die Zielgruppe älterer Menschen mit Behinderung, aber für sie im Besonderen, da ihre langjährige Bevormundung, ihre eingeschränkten Entwicklungsmöglichkei-ten, ihre altersspezifischen gesundheitlichen Beeinträchtigungen sowie ihre begrenzten bis fehlenden familiären, beruflichen und sozialen Netzwerke ihnen häufig weniger

B. auF der suche nach neuen antworten

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Spielräume eröffnen. Allerdings entfällt bei ihnen, aufgrund ihres Alters, der in der Behindertenhilfe bislang dominierende Königsweg, der davon ausgeht, dass mittels Arbeit – gleichgültig in welcher Form – eine annähernd normalisierte Lebensführung und Teilhabe zu sichern ist.

2. möGlichKEitEN uNd FormEN dEr iNKluSioN iN SozialräumE

Da dieser Weg wegfällt, müssen für ältere Menschen mit Behinderung oder besser mit ihnen andere Formen und Wege der indivi-duellen Lebensgestaltung und sozialen Teil-habe, des Tätig-Seins und des Zusammen-Seins mit anderen gefunden oder erfunden werden. Es müssen neue Sozial- oder „Ermög-lichungsräume“ (Wacker 2013) erschlossen werden, wo sie ihren Interessen nachgehen, mit anderen zusammenkommen und teilha-ben können. Gefragt sind inklusive Sozial-räume, die es den beteiligten Menschen (mit und ohne Behinderung oder bei all ihren Ver-schiedenheiten) ermöglichen und sie befä-higen, gemäß ihren Interessen und Vorstel-lungen mit anderen zusammen zu sein, zu lernen, zu feiern, sich auszutauschen, etwas zu unternehmen und zu planen, sich zu enga-gieren, sich wechselseitig zu unterstützen etc. (ausführlicher hierzu: Theunissen 2012). Die Behindertenhilfe steht hierbei jedoch vor einer völlig neuen Herausforderung; denn sie kann entsprechende Sozialräume nicht – wie bisher meist üblich – in Eigenregie selbst, jedenfalls nicht ohne die Mitwirkung anderer schaffen. Sie allein könnte allenfalls exklusive Sozialräume schaffen, welche die älteren Menschen mit Behinderung erneut und endgültig exkludieren. Dies wäre para-dox und nicht zielführend.

Eine entscheidende Aufgabe wird daher sein, zu sondieren, welche Sozialräume9 im näheren oder ggf. weiteren erreichbaren Umfeld vorzufinden sind und welche Tradi-tionen, Ziele, Regeln etc. dort gelten; hierbei wird der Blick insbesondere darauf zu rich-ten sein, inwieweit sich diese Sozialräume für ältere Menschen mit Behinderung eig-nen und zugänglich sind oder gemacht wer-

9 Hier und im Weiteren wird der Plural verwendet. Von heute eher seltenen, in sich geschlossenen meist dörflichen Sozialräumen abgesehen, wo der Sozialraum identisch ist mit einem bestimmten geographischen Raum und dadurch definiert ist, umfassen urbane Regi-onen vielfältige, relativ separate Sozialräume, in denen die Beteiligten aufgrund unterschiedlicher (politischer, religiöser, musisch-kultureller, sportlicher und ande-rer) Interessen, Traditionen oder Gemeinsamkeiten zusammenkommen. Solche Sozialräume können sich zwar bezüglich relevanter Ziele und Normen, zugehöri-ger Personen und beteiligter Organisationen teilweise überschneiden, sodass i. d. R. auch Mehrfachzugehörig-keiten erlaubt oder sogar begünstigt werden. Aber die verschiedenen Sozialräume unterscheiden sich den-noch im Hinblick auf konstitutive Merkmale (Verhal-tenskodex, explizite und implizite Zielorientierungen etc.) und ihr Selbstverständnis in Abgrenzung zu an-deren. Im Anschluss an Elias (2003; Elias/Scotson 1993) können Sozialräume als Elemente komplexer Figuratio-nen oder Beziehungsgeflechte in einer Region betrach-tet werden. Dadurch geraten nicht nur die oft über län-gere Zeiträume gewachsenen internen strukturellen Besonderheiten einzelner Sozialräume, sondern auch die Konkurrenz- und Abgrenzungsverhältnisse zwi-schen ihnen in den Blick.Eine solche plurale Definition von Sozialräumen ist zu-dem anschlussfähig an Diskussionen über Diversity. Zwar erscheinen die soziokulturell oder biographisch bedingten Unterschiede bei älteren Menschen mit Be-hinderung noch kaum beachtenswert, aber sie werden vermehrt hervortreten und bereits jetzt zwangsläufig aktualisiert, wenn sie sich in unterschiedliche Sozi-alräume inkludieren; denn dann werden die unter-schiedlichen Voraussetzungen, Präferenzen und Le-bensperspektiven sehr viel stärker in den Vordergrund rücken. Schon jetzt deutet sich an, dass zwischen den Sozialräumen, die z. B. ältere Menschen mit geistiger Behinderung bevorzugen, die seit langem stationär versorgt werden, und den von jüngeren Menschen mit psychischer Behinderung, die von kurzen Klinikaufent-halten abgesehen schon immer selbstständig wohnen, präferierten Sozialräumen Welten liegen.

den können. Eine solche Sozialraumanalyse kann sich – in Abhängigkeit davon, wie Sozi-alraum definiert wird – auf mehrere Ebenen beziehen (vgl. Früchtel/Budde 2010; Früchtel et al. 2007): Auf einer vorgelagerten ersten Ebene kann untersucht werden, welche sozi-ale Infrastruktur, welche sozialen und kul-turellen Dienstleistungsorganisationen und -angebote, welche sozialen Unterstützungs-netzwerke, Formen der Selbsthilfe und des bürgerschaftlichen Engagements in einem geographisch umgrenzten Raum (Quartier, Stadtteil, kommunalen Bezirk etc.)10 vorhan-den sind und von wem sie genutzt werden (können). Diese Ebene gibt den Rahmen für die nächste Ebene vor: In welchen (Sozial-)Räumen, die oft an bestimmte Institutionen und deren Angebote angedockt sind, kom-men Bürger, möglicherweise auch ältere Bür-ger mit und ohne Behinderung zusammen? Auf dieser Ebene – die für die untersuchten Projekte am ehesten im Bereich der eigenen Handlungsmöglichkeiten lag – ist zu unter-suchen oder zu prüfen, an welchen Orten im Umfeld und bei welchen Gelegenheiten Personen aufgrund bestimmter Interessen,

10 In diesem Zusammenhang wird daher – z. B. vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge (2012) – i. d. R. von dem Sozialraum im Singular gespro-chen. Das Problem dabei ist, dass die Grenzziehungen – abgesehen von eher seltenen „organisch gewachse-nen“ Kommunen oder Stadtteilen, die alle Bewohner gleichermaßen als ihren gemeinsamen Lebensraum wahrnehmen – oft willkürlich sind; denn entscheidend ist, was die betreffenden Bewohner „ihrem“ Stadt-teil, Kiez oder Dorf zuordnen. Trotz dieser Problematik macht eine sozialräumliche Perspektive deutlich: Die Teilhabechancen des Einzelnen konzentrieren sich „auf soziale Interaktionen im unmittelbaren Umfeld“; denn „die selbstbestimmte Entfaltung und der Zugang zu existenziell wichtigen Leistungen und Einrichtungen sind nur in konkreten räumlichen Zusammenhängen möglich.“ (Becker 2013). Das gilt, worauf Theunissen (2012, S.113ff.) hinweist, verstärkt für Personen mit be-schränkten Ressourcen.

Traditionen, Verpflichtungen zusammen-kommen. Was verbindet die Beteiligten und welche Regeln gelten dort? Wer hat Zugang und die Berechtigung dazu? Schließlich ist im weiteren Verlauf auf einer dritten Ebene zu fragen und nachzuforschen, wer von den Menschen mit Behinderung, die Zugang finden, sich als zugehörig fühlen kann bzw. darf, d. h. wer wird – möglicherweise mit Abstufungen – als zugehörig betrachtet und anerkannt und welche Bedeutung hat diese (ggf. beschränkte) Zugehörigkeit für die Betroffenen?

Eine solche mehrstufige Sozialraumanalyse macht zugleich deutlich, welche Handlungs-bedarfe und -möglichkeiten für die Behin-dertenhilfe bzw. Soziale Arbeit auf den unterschiedlichen Ebenen bestehen. Auf der ersten Ebene wird erkennbar, wie gut oder mangelhaft die Infrastrukturausstattung jeweiliger Quartiere (Versorgungsregionen) ist. Paradoxerweise ist diese oft dort beson-ders unzureichend, wo die Bedarfe nach passenden Unterstützungs-, Beratungs- und Qualifizierungsangeboten besonders groß sind. Folglich drängen – zu Recht – auch die Angebote der Behindertenhilfe häufig in die attraktiven Quartiere, meist in Nähe des Zentrums der Städte, mit einer relativ umfangreichen und differenzierten Infra-struktur. Es erscheint oft leichter, vorhan-dene (Freizeit-, Bildungs-, Beratungs- etc.) Angebote zu nutzen und ggf. zu komplettie-ren als solche (in Rand- oder Problemgebie-ten) neu aufzubauen. So kann es zwar gute Gründe geben, solche Quartiere zu bevor-zugen, die bereits vielfältigere und breitere (Wahl-) Möglichkeiten der Inklusion in Aus-sicht stellen, das langfristige Ziel aber muss sein, überall eine annähernde Gleichheit der

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Lebensbedingungen zu gewährleisten, wie das Grundgesetz (GG) in Artikel 72 fordert. Im Mittelpunkt der von uns untersuch-ten Projekte stand allerdings vor allem die zweite Ebene. Sie sondierten, welche Sozi-alräume im näheren erreichbaren Umfeld vorzufinden sind, und testeten, auf wel-che Weise diese für ältere Menschen mit Behinderung zu erschließen oder ggf. so weiter zu entwickeln sind, dass sie attrak-tiv und zugänglich für sie sind. Derartige Recherchen erfolgen i. d. R. jedoch weniger systematisch, gleichsam flächendeckend, sondern nach Maßgabe institutionell oder individuell vorhandener oder aktivierbarer Netzwerkkontakte; sie liefern am ehesten differenzierte Hinweise und Detailinforma-tionen über die spezifische Qualität der ver-schiedenartigen Sozialräume und verschaf-fen eine erste Orientierung, inwieweit diese überhaupt in Frage kommen. Der nächste entscheidende Schritt ist fallbezogene Feld-forschung, d. h. mühsame Kleinarbeit: Es muss für jeden Einzelnen, dem der Zugang zu bestimmten Sozialräumen eröffnet wer-den soll, geprüft werden, ob diese passend sind und wie ggf. zu intervenieren ist, sodass dies möglich wird. Der Abschied von einer „kustodialen“ Behindertenhilfe11, die ihre Insassen in (teil-) stationären Einrichtungen rundum versorgt und mehr oder weniger von anderen Sozialräumen fernhält, und die Überwindung einer rehabilitativen Behin-

11 Wir beziehen uns hier auf eine etwas holzschnittar-tige Analyse der konzeptionellen (paradigmatischen) Entwicklung der Behindertenhilfe von Hohmeier (1993), die deutlich macht, dass die Entwicklung in Richtung einer inklusiven Behindertenhilfe bereits lange andau-ert und noch andauern wird, wenn dieses Leitprinzip in der Praxis ausbuchstabiert wird (vgl. Theunissen, 2011; 2013.).

dertenhilfe, die ihre Klienten zu befähigen bzw. trainieren versucht, damit sie selbst ihren Weg und sozialen Anschluss finden, erfordert andere und zweifellos vielfälti-gere Formen und Wege der Unterstützung: Eine solche inklusive Behindertenhilfe muss nicht nur auf die Menschen, die Unterstüt-zung benötigen, zugehen und ihre indi-viduellen Hilfebedarfe klären, sondern in gleicher Weise auch auf „die Gesellschaft“ zugehen, um ihnen realistische Chancen und Wege der Inklusion in Sozialräume zu eröffnen, die ihren Voraussetzungen und Interessen entgegenkommen.

Auf der dritten Ebene sind Möglichkeiten der Unterstützung oder Intervention natur-gemäß begrenzt. Es können im Prinzip nur passende Rahmenbedingungen, d. h. solche Sozialräume zugänglich gemacht werden, die Möglichkeiten dafür eröffnen, dass die Betreffenden als Behinderte nicht nur dabei sein dürfen, geduldet oder irgendwie mitge-schleppt werden, sondern als Teilnehmende anerkannt sind und ihren Beitrag leisten können. Dass dies gelingt, kann allenfalls in der Anfangsphase, z. B. durch Überset-zungshilfen, die beiden Seiten Gewohn-heiten und Regeln verständlich machen, moderiert werden. Letztlich aber liegt die Entscheidung bei den Beteiligten; sie müs-sen zusammenkommen.

Allerdings können die Behindertenhilfe und ihre Einrichtungen im Hinblick auf die Erschließung von potenziell inklusiven Sozialräumen selbst aktiv werden. Sie kön-nen ihre Angebote und Ressourcen auch für Externe im sozialen Umfeld attraktiv und zugänglich machen oder öffnen. Das birgt Chancen und Gefahren: Zum einen haben

die Menschen mit Behinderung zweifel-los Heimvorteil; sie kennen die örtlichen Bedingungen und bereits einen Großteil der Teilnehmenden und deren Interessen. Zum anderen droht die Gefahr, dass sich auf-grund der Nähe zu vorhandenen Einrichtun-gen und Angeboten Sozialräume etablieren, die eher eine exklusive Nische bilden, da die Teilnehmenden von außerhalb überwiegend aus karitativen oder ähnlichen Motiven teil-nehmen und sich hier engagieren. Das kann unter bestimmten örtlichen Bedingungen (vgl. Herz/Markusgemeinschaft Hauteroda 2009) ein sinnvoller Weg sein, aber auch die Etablierung von territorialen Sonderwelten verfestigen.

Gleichgültig jedoch, ob die Behindertenhilfe in die Gemeinde geht und dort passende Sozi-alräume aufsucht oder ob sie die Gemeinde hereinholt und für Außenstehende in ihrem Feld attraktive Sozialräume entwickeln hilft: Beide Strategien setzen für die Herstel-lung von Kontakten eine breite Vernetzung der Akteure der Behindertenhilfe mit Perso-nen und Institutionen im Umfeld12 und eine hierauf gestützte zielgenaue Auswahl von passenden Sozialräumen voraus. Ihre Pas-sung muss letztlich Ziel und Kriterium jedes wie auch immer gearteten Vorgehens sein. Denn die anvisierten Sozialräume sollen älteren Menschen mit Behinderung Optio-nen für gemeinsame Tätigkeiten, Aufgaben und Zusammenkünfte eröffnen; sie sollen – mit anderen Worten – so wie es für sie pas-send ist, an dem dort verfügbaren kulturel-

12 Erhard/Grübner (2013) haben hierzu umfassende Prüfsteine formuliert, nach welchen Kriterien solche sozialen Vernetzungen von Projekten, die eine ver-mehrte Teilhabe von Menschen mit Behinderung an-streben, zu beurteilen sind.

len, sozialen und ggf. ökonomischen Kapital teilhaben (vgl. Cyprian 2012), aber ebenso auf ihre Weise Beiträge liefern können.

Die Teilhabe in den jeweiligen Sozialräumen soll gewisse Chancen bieten oder zumindest langfristig in Aussicht stellen, dass die teil-nehmenden Menschen mit Behinderung als gleichwertige Partner anerkannt werden und sich im optimalen Fall als emotional zugehörig erleben. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass von ihnen – wie von jedem anderen Teilnehmer auch – zwar eine Aner-kennung als gleichberechtigter Teilnehmer erstrebt und nach bestandener Bewäh-rung und Aufnahme eingefordert werden kann, nicht aber eine durch wechselseitige emotionale Zuneigung begründete Zuge-hörigkeit – wie Franziska Felder (2012) mit guten Gründen einwendet. Zwar ist eine solch emotional fundierte Zugehörigkeit zu bestimmten Personen oder Gruppen für die menschliche Entwicklung und lebenslang für das Wohlergehen unverzichtbar13, aber ob jemand als Angehöriger der engeren Familie, als Partner, als Freund etc. aner-kannt wird und für den Anderen die dem-entsprechende emotionale Bedeutung hat, hierüber entscheidet oder befindet immer auch das Gegenüber: die anderen Familien-mitglieder, die auserkorene Person oder der potentielle Partner. Emotional fundierte Gemeinsamkeit und Zugehörigkeit, die eine gewisse Beständigkeit und Belastbar-

13 Honneth (2010, S. 261ff.), auf den sich Felder in die-sem Kontext bezieht, stellt in seinen Analysen zum einen heraus, dass die Anerkennung als emotional bedeutsames Gegenüber für die menschliche Entwick-lung, das subjektive Wohlergehen und das soziale Zu-sammenleben grundlegend ist, und zum anderen, dass eben diese Ressource in spätkapitalistischen Gesell-schaften zunehmend knapper oder unsicherer wird.

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keit der Beziehung gewährleistet, basiert auf der freien Entscheidung der Beteiligten. Sie kann zwar gewünscht, durch geeignete Unterstützungsmaßnahmen (z. B. durch die Kontaktaufnahme zu nahen Verwand-ten, Hobbygruppen etc.) in die Wege geleitet und flankiert, aber nicht durch moralische Appelle oder Gebote verordnet werden.

Von Interesse sind daher vor allem Sozi-alräume, wo sich Personen und Gruppen nicht nur zusammenfinden, um z. B. irgend-welche kulturellen, religiösen oder alltags-praktischen Aufgaben zu erfüllen, also bestimmte Zwecke verfolgen, sondern wo darüber hinaus das Eingehen und die Pflege von Beziehungen intendiert werden, die den Beteiligten ein Gefühl der Zugehörigkeit und Wertschätzung ihrer Person vermit-teln. Solche Sozialräume sind in modernen Gesellschaften mit differenzierten Zugehö-rigkeiten weniger durch geografische Veror-tungen, sondern vielmehr durch vielfältige soziale14 Zugangs- oder Mitgliedskriterien markiert: durch biografische, weltanschauli-che, kulturelle oder sprachliche Gemeinsam-keiten, die den Lebens- und Kommunikati-onsstil der Insider prägen. Entscheidend ist daher auch für ältere Menschen mit Behin-derung nicht so sehr, ob ihnen in bestimm-tem Sozialräumen Anwesenheit möglich oder zugestanden wird, sondern ob es ihnen dort gelingen kann, annähernd den Status eines allseits beachteten und geachteten

14 Sie sind oft das Ergebnis wenig durchschaubarer und erklärbarer sozialer Konstruktionsprozesse; wel-che Kriterien genau gelten und inwieweit sie jeweils erfüllt sind, ist Auslegungssache, was es ungeübten und neuen Bewerbern, also auch älteren Menschen mit Behinderung oft schwer macht, zu erkennen, auf was es wirklich ankommt.

Teilnehmers, der („zu uns“) dazugehört, zu erlangen. Das ist die Herausforderung.

3. aNFordEruNGEN aN EiNE iNKluSivE BEhiNdErtENhilFE

Folglich können nur erfolgversprechende Gelegenheiten vorbereitet und organisiert werden, damit solche Begegnungen statt-finden und möglicherweise glücken können. Aber auch dann, wenn die Behindertenhilfe diese Grenzen anerkennt, eröffnet sich ihr gleichsam im Vorfeld ein breites Spektrum von Handlungsmöglichkeiten. Inklusionsar-beit umfasst dann folgende Aufgaben: Einerseits sind Ansprechpartner bzw. Beglei-ter, d. h. Ehrenamtliche, Nachbarn oder ein-zelne Mitglieder in Gruppen und Vereinen, ausfindig zu machen und zu gewinnen, die bereit und fähig sind, Türöffner-, Brücken- oder Assistenzfunktionen zu übernehmen, damit ältere Menschen mit Behinderung mit ihrer Hilfe Zugang und Platz in unter-schiedlichen geeigneten Sozialräumen (in ihrer Nachbarschaft bzw. im Umfeld von kirchlichen, kulturellen oder sozialen Ein-richtungen) finden. Diese Ansprechpartner oder Begleiter sind sodann über ihre Rolle als Schlüsselpersonen aufzuklären und vorab über mögliche Probleme zu instruie-ren; guter Wille allein reicht oft nicht aus. Und Ihnen sind für Krisen zeitnahe Unter-stützungsmöglichkeiten durch Fachkräfte sowie generell Qualifizierungs- und Aus-tauschmöglichkeiten im Rahmen geeigneter Veranstaltungen zu offerieren.

Inklusionsarbeit bedeutet andererseits aber auch, die betreffenden älteren Menschen mit Behinderung zu aktivieren, zu motivie-ren, zu coachen und ggf. durch vorbereitende

Kurse oder Trainings zu qualifizieren15. Denn häufig werden sie nur dann, wenn sie der-art vorbereitet und begleitet werden, die Offerten potenzieller Ansprechpartner oder Begleiter angemessen wahrnehmen, erwi-dern und für sich nutzen können und folg-lich Zugang zu Sozialräumen bekommen. Sie sind darauf vorzubereiten und zu begleiten, damit sich ihnen dort eine Chance bietet, dass andere sich für sie interessieren und sie willkommen heißen und dass sie für sich Gelegenheiten finden, gemäß ihren Bedürf-nissen und Fähigkeiten, aktiv teilnehmen zu können. Teilhabe setzt auch bei älteren Men-schen mit Behinderung deren offensichtli-che Teilhabebereitschaft und -fähigkeit16

voraus – außer dort, wo sie verordnet wird, was aber allenfalls Anwesenheit und Mit-machen bewirken, aber kaum Zugehörig-keits- und Zusammengehörigkeitsgefühle stiften wird.

Werden ihnen derartige Teilhabemög-lichkeiten nicht zuerkannt und verwehrt,

15 Wie der 5. Altenbericht (2005) betont, sind ältere Menschen mit (und ohne) Behinderung – im Sinne des Empowerments – zu befähigen und darin zu bestärken, sich nicht mit der passiven Rolle des Hilfeempfängers zufrieden zu geben und damit sich selbst zu entwerten, sondern selbst für die eigenen Anliegen aktiv zu wer-den und damit von anderen als ernstzunehmendes Ge-genüber wahrgenommen und behandelt zu werden.

16 Es dürfte unstrittig sein, dass gewisse Vorausset-zungen, insbesondere im Hinblick auf Kommunikati-onsmöglichkeiten, erforderlich sind, um auf irgendeine Weise teilnehmen zu können. Diesbezügliche Defizite dürfen aber nicht Ausschlüsse legitimieren, sondern müssen vielmehr die Frage aufwerfen, wie ggf. mit welchen Hilfsmitteln die Betreffenden trotz solcher Barrieren zur Teilhabe zu befähigen und wie die An-forderungen in jeweiligen sozialen (Kommunikations-)Kontexten so zu modifizieren sind, dass sich auch für sie Chancen zur Teilnahme eröffnen. Zweifellos gibt es Grenzfälle, die außergewöhnliche Herausforderungen an die Begleiter stellen, die sich hier als Brückenbauer versuchen.

werden die meisten älteren Menschen mit Behinderung weiterhin und mit dem Übergang in den Ruhestand verstärkt auf speziell für sie geschaffene Angebote und Einrichtungen angewiesen bleiben, die sie ausgrenzen. Das wäre aber weder (nach Ratifizierung der UN-Charta) in rechtlicher Hinsicht noch aus ökonomischen Gründen zu vertreten; ebenso wenig ist es im Inter-esse der älteren Menschen mit Behinderung. Es gibt zumindest aus fachlicher Sicht keine Alternative: „Die Neuausrichtung der Ein-gliederungshilfe muss durch den Auf- und Ausbau sozialräumlicher Unterstützungs-strukturen begleitet werden“ (Schädler 2012). Der Weg dahin scheint allerdings noch weit und langwierig. Er erfordert weitreichende Lernprozesse bei (engagierten) Bürgern, bei professionellen Unterstützern und auch bei Menschen mit Behinderung selbst. Er wird nur dann zum Ziel führen können, wenn es gelingt, die in Frage kommenden Sozial-räume mithilfe kundiger Begleiter zu öffnen und ggf. strukturell so (um-) zu gestalten, dass diese Sozialräume Möglichkeiten der Inklusion gewähren.

Je mehr die Behindertenhilfe jedoch den Auf- und Ausbau sozialräumlicher Unter-stützungsstrukturen in den Fokus rückt, umso offensichtlicher wird, dass auf ein-zelne (ehrenamtlich engagierte) Bürger, (auf-geschlossene) Fachkräfte oder (vorbildhafte) Klienten gerichtete Unterstützungs- oder Qualifizierungsmaßnahmen allein nicht ausreichen werden, um älteren Menschen mit Behinderung in breiterem Umfang eine selbstbestimmte Lebensgestaltung und Teilhabe zu ermöglichen. Einzig hier-auf beschränkte Projekte werden nur eine geringe Reichweite und Nachhaltigkeit

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haben; denn gerade für ältere Menschen mit Behinderung fehlen nach dem Aus-scheiden aus der Arbeit ausreichend vielfäl-tige Sozialräume, wo sie danach tätig sein und Beziehungen pflegen können. Daher müssen derartige personenbezogene Maß-nahmen eingebunden sein in längerfristige und umfassende Strategien des „Commu-nity building“, die darauf hinarbeiten, dass die Menschen mit Behinderung, auch im Alter, als gleichberechtigte Bürger betrach-tet und behandelt werden, die, wie andere auch, Ansprüche auf körperliches und see-lisches Wohlbefinden, auf persönliche Ent-wicklung und befriedigende interpersonelle Beziehungen haben, kurz: die dazugehören wollen (Schalock et al. 2007; Loon et al. 2010; vgl. Seifert 2006). Solche Strategien des „Community building“ können sich nicht nur auf unmittelbare Anbieter von Dienst-leistungen für ältere und behinderte Men-schen beschränken. Die Einbeziehung dieser Anbieter ist zwar häufig die erste Wahl und zweckmäßig, um Menschen mit Behinde-rung von Anfang an bei der Wahrnehmung und Verwirklichung ihrer Ansprüche zu unterstützen und zu begleiten. Aber weiter-reichende Strategien ihrer Inklusion bein-halten umfassende und nachhaltige Ver-änderungs- und Lernprozesse auch in den anderen sozialen Kontexten und Institutio-nen des Gemeinwesens. Wie das Modell der flandrischen Gemeinde Ardiun illustriert (vgl. Loon 2010), führen solche Veränderun-gen nach ersten Reibungsverlusten zu einem Zugewinn für die gesamte Gemeinde, auch in ökonomischer Hinsicht.

Zurecht fordert daher der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge (2012)

in seinen Eckpunkten17, dass künftig im Rahmen eines „Inklusions-Mainstreaming“ alle Planungen, Regeln und Verfahren im Umfeld daraufhin geprüft werden, inwie-weit und in welcher Weise sie dazu beitra-gen, dass Menschen mit Behinderung nach ihrer Wahl Zugang zu unterschiedlichen Sozialräumen und dort einen Platz finden, der ihren Voraussetzungen und Vorstellun-gen Rechnung trägt. Ebenso ist zu klären, wo das ausgeschlossen ist und was die Gründe hierfür sind.

Aber auch das wird allein nicht ausreichen, wie die Erfahrungen des Gender-Mainstrea-ming belegen. Ein solches „Inklusions-Main-streaming“ kann allenfalls im Sinne eines Benchmarkings Fortschritte und Mängel in den einzelnen Kommunen deutlich machen. Es kann notwendige Lern- und Verände-rungsprozesse anmahnen und anstoßen. Solche sind aber nicht nur auf der Ebene jeweiliger Kommunen, sondern in brei-tem Umfang auf gesamtgesellschaftlicher Ebene unumgänglich. Es sind – wie Schulz-Nieswandt (2013, S. 35f) herausarbeitet – die grundlegenden Regeln des gesellschaftli-chen Miteinanders neu zu justieren:

Denn eine „inklusions-getriebene Entwicklung vernetzter Sozialräume ist auch eine kulturelle Entwicklungsaufgabe der

17 Ähnlich argumentiert Wacker (2013), die für alle (kommunalen) politischen Gestaltungsfelder ein „Disa-bility-Mainstreaming“ fordert. Allerdings weist sie da-rauf hin, dass eine konsequente Umsetzung dieser Stra-tegie sich nicht auf behinderte Menschen beschränken kann, sondern notwendigerweise die Zugehörigkeit al-ler und diesbezügliche Benachteiligungen zum Thema macht.

Menschen. Herausgefordert sind die mentalen Modelle, die kollektiv mehrheitlich geteilten Denkstile […], die Routinen des Alltags, die lieb gewordenen Gewohn-heiten, die verdinglichten Vorstellungen von Selbst-verständlichkeit, die kul-turellen Deutungsmuster und Handlungsorientie-rungen […]. Gefordert ist eine Arbeit an den eigenen Strickmustern im Umgang mit dem Fremd(artigen), dem Andersartigen, ge-fordert ist die Befähigung zum gelingenden Dasein des sozialen Miteinanders in der reziproken Infrage-stellung von Identität und Normalität zwischen Ego (als bisheriger Insider der Gemeinde) und Alter Ego (als bisheriger […] Outsider der Gemeinde)“.

Da solche weitreichenden Veränderungen einer Sisyphusarbeit gleichen – wie Schulz-Nieswandt (ebd.) einräumt – oder zumin-dest vielerlei Widerstände mobilisieren, da sie scheinbar berechtigte Privilegien und Abgrenzungen in Frage stellen, werden nur schrittweise Teilerfolge18 zu erzielen sein.

18 Auch aus dieser Perspektive erweist es sich als sinn-voll, von inklusiven Sozialräumen im Plural (s. Fußnote 2) zu sprechen. Dass der Sozialraum eines geographisch definierten Bezirks als inklusiv bezeichnet werden kann, dürfte eher eine Utopie sein; dass aber einzelne und zunehmend mehr attraktive Sozialräume im er-reichbaren Umfeld als inklusiv wahrgenommen und dementsprechend von älteren Menschen mit Behinde-

Allerdings wird der Druck des demografi-schen und gesellschaftlichen Wandels es auf Dauer schwerer machen, solche soziokultu-rellen Veränderungen aufzuhalten. Es wird kaum zu umgehen sein, die wachsende Zahl von Bürgern, die aufgrund ihres Alters, ihrer Herkunft, ihrer Behinderung, ihrer unste-ten Erwerbsbiografie oder ihrer prekären Lebenssituationen nicht den (eher fiktiven) Normalitätsstandards entsprechen, zumin-dest partiell zu inkludieren; es wird schwer-lich gelingen, sie alle weiter an den Rand der Gesellschaft zu drängen. Es ist zu hof-fen, dass ältere Menschen mit Behinderung davon profitieren, dass es zu einer inklusiven Gesellschaft keine akzeptable Alternative19

gibt. Auch wenn der Weg dahin noch weit ist, wie die untersuchten Projekte zeigen.

Alle Projekte, die im Folgenden Gegenstand der Evaluation sind, haben sich zum Ziel gesetzt, innerhalb ihres begrenzten zeitli-chen und örtlichen Rahmens Wege aufzu-zeigen, wie derartige, oft langwierige Lern- und Veränderungsprozesse anzustoßen, zu bewerkstelligen oder zu organisieren sind. Sie demonstrieren, dass eine Bereitschaft zu derartigen Lern- und Veränderungspro-zessen auf der individuellen Ebene (bei den älteren Menschen mit Behinderung, bei ihren Angehörigen und ehrenamtlichen Begleitern sowie bei den professionellen

rung frequentiert werden können, dürfte ein realisti-sches Ziel sein. Man sollte Sisyphus nicht auf alle Berge oder Gebirgsketten in der Gegend schicken und ihm einzelne Gipfelerlebnisse in Aussicht stellen.

19 Die einzige Alternative wäre, die Mehrheitsgesell-schaft, die zunehmend in Bedrängnis gerät, zu mobili-sieren, ihre scheinbar zu Recht bestehenden Privilegien mit allen Mitteln zu verteidigen und daher Andersarti-gen das Recht auf Gleichbehandlung abzustreiten, d. h. ihre Inklusion allerorts zu verhindern.

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Betreuern) vorhanden ist bzw. geweckt wer-den kann und in vielen Fällen beachtliche Fortschritte erzielt werden können. Auch auf der institutionellen Ebene und im sozialen Umfeld wird überwiegend ein Verände-rungsbedarf erkannt. Allerdings ist es hier oft ein mühsamer Hürdenlauf bis daraus erkennbare Veränderungen resultieren, d. h. bis diverse Einrichtungen und Gruppierun-gen in der Gemeinde sich öffnen und koope-rieren, von sich aus auf Menschen mit Behin-derung zugehen und Angebote offerieren. Es ist in beachtlich vielen Fällen geglückt, dass sie zu attraktiven Sozialräumen nicht nur Zugang gefunden haben, sondern sich als zugehörig erleben. Dennoch ist ein Scheitern prinzipiell möglich und einzukalkulieren, nicht nur aufgrund der komplexen gesell-schaftlichen Voraussetzungen gelingender Teilhabe, sondern auch aufgrund der subjek-tiven Eigensinnigkeiten der Teilnehmer. Die ehrenamtlichen oder professionellen Beglei-ter, Ansprechpartner, Dozenten etc. können nur die Rahmenbedingungen abklären, mit ihnen einen Plan erstellen und ihnen bei der Verwirklichung ihre Dienste anbieten. Die Entscheidung, teilzunehmen und teil-zuhaben, d. h. sich zu inkludieren, können letztlich nur die betreffenden älteren Men-schen mit Behinderung selbst treffen. Sie haben – auch wenn dies Begleitern nach aufwendigen Vorarbeiten oft schwer fallen mag – das letzte Wort. Dies ist konstitutiv für eine selbstbestimmte Lebensführung und Teilhabe.

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./ zielsetzungen und aufgabenschwerpunkte der Projekte

Insgesamt sind im Rahmen des Programms Förderung der Selbstständigkeit von älteren Menschen mit Behinderung der Baden-Würt-temberg Stiftung 13 verschiedene Projekte für eine Förderung ausgewählt worden. Beworben hatten sich unterschiedliche

Akteure. Unter den ausgewählten Projekt-trägern sind Leistungsträger, Einrichtungen und Dienste der Eingliederungshilfe aus dem stationären und ambulanten Bereich sowie Verbände der freien Wohlfahrtspflege vertreten.

Die Ausschreibung hat die Begleitung von Menschen mit lebenslanger Behinderung bei altersbedingten Übergängen und die Ermöglichung von Teilhabechancen im Alter als zentrale Zielsetzungen in den Vor-dergrund gestellt. Drei Personengruppen wurden dabei ausdrücklich als Zielgruppen genannt: 1. Ältere Menschen mit Behinderung, die

in ihren Herkunftsfamilien leben, mit fort-schreitendem Alter aber vor der Heraus-forderung stehen, einen neuen Lebensort für sich zu finden.

2. Senioren, die in stationären Wohnformen leben und die nach dem Ausscheiden aus der WfbM vor der Aufgabe stehen, neue Formen der Lebensgestaltung für sich zu entdecken.

3. Senioren, die ambulant betreut werden oder selbstständig leben und den Verlust der sozialen Kontakte und der Tages-struktur, die durch die Beschäftigung in einer WfbM gewährleistet waren, oft als besonders belastend erleben.

Folgende kriterien sind als erFolgsindik ato-ren Für die projek te Festgelegt worden:

▶ Die Schaffung vielfältiger Kontakt- und Betätigungsfelder und die Erschließung entsprechender Wahlmöglichkeiten innerhalb des sozialen Umfelds.

▶ Die Vernetzung mit anderen Diensten und Einrichtungen in der Region mit dem Ziel, für ältere Menschen mit Behinderung Ange-bote zu öffnen und ggf. zu organi-sieren.

▶ Die Entwicklung und Etablierung von Initiativen und Formen bürger-

schaftlichen Engagements für ältere Menschen mit Behinderung.

▶ Die Unterstützung von Selbsthil-feaktivitäten und -zusammenschlüs-sen von älteren Menschen mit Behinderung.

▶ Bewusstseinsbildung für die Anliegen und die Situation älterer Menschen mit Behinderung in der Behinderten- und Sozialpolitik.

Eine Darstellung der einzelnen Projekte durch die Projektträger findet sich im Anhang dieses Berichts. In diesem Kapitel werden die verschiedenen Projektaktivi-täten querschnittartig entlang zentraler Handlungsfelder vorgestellt und mitein-ander verglichen. Bei der Durchsicht und Diskussion der Projektkonzeptionen sind in der Startphase zwei konzeptionelle Schwer-punkte identifiziert worden, denen sich die einzelnen Projekte zuordnen konnten und für die unterschiedliche Evaluationsinstru-mente entwickelt worden sind: Bei acht Pro-jekten (unter 1.) liegt der Fokus auf der per-sonenbezogenen Begleitung von Menschen mit Behinderung bei altersbedingten Über-gängen, bei den übrigen fünf Projektträgern (unter 2.) steht die Entwicklung und Durch-führung von Fortbildungsveranstaltungen und Schulungsangeboten für die Senioren im Vordergrund. Die Projekte haben sich dementsprechend entweder für die Evalua-tion der personenbezogenen Begleitprozesse (s. Teil E I.) oder der Fortbildungsveranstal-tungen (s. Teil E II.) entschieden. Auf der Grundlage der halbjährlichen Sachberichte und dem persönlichen Austausch vor Ort sowie im Rahmen der Projektträgertreffen sind in den einzelnen Projekten mit unter-schiedlicher Gewichtung weitere zentrale

c. zielsetzungen und auFgaBenschwerpunkte der projekte

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./ zielsetzungen und aufgabenschwerpunkte der Projekte

Handlungsfelder eruiert worden20: Öffent-lichkeitsarbeit (3.), Netzwerkaufbau inner- und außerhalb der Behindertenhilfe (4.), die Akquise und Unterstützung ehrenamt-

20 Zwar können wir nicht abschließend überprüfen, inwieweit alle Vorhaben, über die die Projekte berich-tet haben, tatsächlich verwirklicht werden konnten, aber die fortlaufenden Dokumentationen über die personenbezogenen Begleitprozesse und die Fortbil-dungsveranstaltungen im Rahmen der Evaluation ver-mitteln relativ verlässliche Informationen und einen weitreichenden Einblick über darüber hinausgehende Aktivitäten unter 3. – 6.; über deren Wirkungen gibt insbesondere die Multiplikatorenbefragung (s. Teil E III.) Auskunft.

lichen Engagements (5.) sowie Aktivitäten im Bereich der Sozialplanung und/oder Inf-rastrukturgestaltung (6.).

1. PErSoNENBEzoGENE BEGlEitProzESSEBei acht Projekten steht die personenbe-zogene Begleitung älterer Menschen mit lebenslanger Behinderung im Mittelpunkt. Allerdings besteht auch bei diesen Projekten eine große Heterogenität im Hinblick auf die konkrete Gestaltung der Begleit- und Coa-chingprozesse, deren Zielsetzungen sowie die angewandten Methoden.

Das Projekt der St. Elisabeth-Stiftung – Hegg-bacher Wohnverbund wird in enger Koope-ration mit dem Landratsamt (LRA) Biberach durchgeführt. Beide Träger konzentrieren sich auf die Zielgruppe von Menschen mit lebenslanger Behinderung ab 55 Jahren, wobei versucht wird, primär Teilnehmende zu akquirieren, die ambulant betreut wer-den oder privat ohne Unterstützung woh-nen. Zentrales Ziel ist, den Teilnehmenden durch die Vermittlung von ehrenamtlichen Begleitern die Nutzung inklusiver Freizeit-angebote in der Gemeinde zu ermöglichen. Vorangegangen ist diesen Begleitungen eine Bedarfserhebung im Rahmen von Hausbe-suchen oder Besuchen in Werkstätten, wel-che vom LRA Biberach in Zusammenarbeit mit den Projektmitarbeitern organisiert und durchgeführt wurden. Hierbei wurden die im Landkreis Biberach lebenden Menschen mit psychischer und/oder geistiger Behin-derung über 55 Jahren zu ihren Interessen, Fähigkeiten sowie Bedürfnissen und Wün-schen befragt. Die Befragung stellte bei den-jenigen, die Interesse an einer weiteren Teil-nahme am Projekt bekundeten, gleichzeitig den Beginn der Begleitung dar, da die erfrag-ten Informationen als Ausgangspunkt für die weitere Planung genutzt werden konn-ten. Parallel zur Befragung fanden außer-dem eine Angebotsanalyse bezüglich der

Seniorenangebote in den Gemeinden und eine Kontaktaufnahme mit entsprechen-den Diensten und Einrichtungen statt, um die Freizeitgestaltung der Teilnehmenden entsprechend den geäußerten Wünschen organisieren zu können.

Auch in dem Projekt des Landratsamts (LRA) Friedrichshafen ist die Vermittlung ehren-amtlicher Begleitungen bei der Tages- und Freizeitgestaltung ein zentraler konzepti-oneller Baustein. Leitziel ist insbesondere, „zwischenmenschliche Begegnungen […] außerhalb eines professionellen Bezugsys-tems“ zu ermöglichen, wie es im ersten Sach-bericht des Projektträgers heißt. Das dafür entwickelte Assistenzmodell Senioren für Senioren basiert auf der Idee, nicht behin-derte Senioren für die (längerfristige) Beglei-tung älterer Menschen mit Behinderung zu gewinnen. Die Vermittlung zwischen den Ehrenamtlichen und Teilnehmenden wird während des Projektzeitraums durch die zuständigen Mitarbeiter initiiert, die anschließend diese Kontakte begleiten. Das Projekt richtet sich vor allem an Menschen mit Behinderung aus dem ABW und solche, die ohne Unterstützung leben, um diese bei einer möglichst selbstständigen Lebensfüh-rung und Tagesgestaltung zu unterstützen. Fester Bestandteil des Assistenzmodells ist außerdem das kontinuierliche Fortbildungs-angebot für die ehrenamtlichen Begleiter.

Das Projekt des Caritasverbands Konstanz e.V. namens Altissimo bedient sich der Methoden der Persönlichen Zukunftspla-nung (ZP) – vgl. Doose et al. (2011) – um die Teilnehmenden bei der Bewältigung alters-bedingter Übergänge und anderer krisen-hafter Lebensverläufe zu unterstützen. Das

Öffentlich-keitsarbeit

Netzwerk- aufbau

Ehrenamtliches Engagement

Sozialplanung und/oder Infrastruk-turgestaltung

St. Elisabeth Stiftung x x x x

Landratsamt Bodenseekreis x x x x

Landratsamt Biberach x x x x

Offene Hilfen Heilbronn (OHH) x x x –

Caritasverband Konstanz x x x –

Wohnprojekt Rottenburg x x – –

Der Paritätische Kreisver-band Ulm/Alb-Donau x x x x

Verein zur Förderung einer sozialen Psychiatrie (VSP) Reutlingen

x x – x

Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbe-hinderung B-W (LVKMB)

x x – –

Diakonisches Werk Breisgau-Hochschwarzwald x x – –

Diakonie Freiburg-Stadt x x – –

Gemeinnützige Wohn- und Werkstätten Sindelfingen (GWW)

x x – x

Caritasverband Freiburg x x – –

Tabelle 2: Zentrale Projektaktivitäten nach Handlungsfeldern

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./ zielsetzungen und aufgabenschwerpunkte der Projekte

Konzept ist sehr offen und flexibel gehalten und durch einen inklusiven Ansatz gekenn-zeichnet. Es können sich sowohl Menschen mit als auch ohne Behinderung anmelden. Bei den insgesamt 22 Anmeldungen zur ZP, die bis Ende 2012 eingegangen sind, handelt es sich bei etwa einem Viertel um Menschen ohne eine psychische, geistige oder sonstige Behinderung. Im Hinblick auf die Dauer der Begleitprozesse und die Frequenz der einzel-nen Treffen besteht je nach individuellen Wünschen und Unterstützungsbedarfen eine große Heterogenität. In einigen Fällen kommt es während oder nach Abschluss der ZP zu einer weiteren Beteiligung im Projekt, z. B. durch die Teilnahme an der inklusiven Ehrenamtsgruppe Wir-na-und oder der Fröh-lichen Singgruppe.

Die fallbezogenen Begleitungen im Rahmen des Projekts des Wohnprojekts (WP) Rotten-burg, Träger eines ambulanten Wohnange-bots für psychisch behinderte Menschen, basieren ebenfalls auf einer anfänglichen Wunsch- und Bedürfniserhebung bei den Teilnehmenden unter Anwendung von Methoden der ZP, beispielsweise wurden die Vorlagen Mein Lebensweg, das Meine Stärken-Plakat sowie Wunschkarten einge-setzt. Schwerpunkt der Begleitung ist die Schaffung von Teilhabemöglichkeiten für die, zum Teil trotz der ambulanten Wohn-form, sozial sehr isolierten älteren Bewoh-nern. In den Fällen, in denen die Einbindung in inklusive Angebote der Gemeinde jedoch ausdrücklich nicht erwünscht war, wurde bei der Umsetzung auf interne Angebote des Trägers und/oder anderer sozialpsychiatri-scher Träger zurückgegriffen.

Im Projekt Hand in Hand in den Unruhestand hat sich die Offenen Hilfen Heilbronn (OHH) für die Ebene der personenbezogenen Evalu-ation entschieden. Die personenbezogenen Begleitprozesse sind in diesem Projekt stark verknüpft mit sozialräumlich orientierten Aktivitäten. Das Projekt zeichnet sich durch die Entwicklung einer Vielzahl von verschie-denen Angeboten für ältere Menschen mit Behinderung aus. Diese sollen zu einer mög-lichst selbstständigen und aktiven Ausein-andersetzung mit der Frage nach einer sinn-stiftenden Tages- und Freizeitgestaltung im Ruhestand befähigt werden. Gleichzeitig werden – dies ist der Anspruch – innovative Möglichkeiten von echter Inklusion und erlebter Partizipation erprobt. Im Hinblick auf individuelle Begleitungen stellen die gemeinsame Erstellung eines sogenannten B/I/K/A/M-Profils (Bedürfnisse, Interessen, Kontakte, Aktivitäten, Mobilität) mit den Teilnehmenden, die Krisenintervention und die Familienkonferenz zentrale Pro-jektbausteine dar, die älteren Menschen mit Behinderung bei der Auseinandersetzung mit dem eigenen Älterwerden, der Ruhe-standgestaltung sowie anderen individuel-len Problemlagen und Herausforderungen unterstützen sollen.

Im Projekt der Gemeinnützigen Wohn- und Werkstätten (GWW) Sindelfingen stehen die Übergangsphase vom Erwerbsleben in den Ruhestand und die sich während die-ses Prozesses für die Betroffenen ergeben-den Herausforderungen im Mittelpunkt. Aufgrund der dualen Angebotsstruktur Wohnen und Arbeiten (in trägereigenen Einrichtungen und Werkstätten) wird die Frage nach dem Umgang mit einer wach-senden Anzahl von Ruheständlern für den

Träger in zunehmendem Maße aktuell. Vor dem Projekt erfolgte die Begleitung der nicht länger erwerbstätigen Adressaten vor allem durch interne tagesstrukturierende Maßnahmen im Wohnbereich. Diese sollen vor allem durch gemeinsame Angebote mit einer Einrichtung der Altenhilfe und der Öffnung von Freizeitangeboten für Senioren in der Gemeinde ergänzt oder ersetzt wer-den. Durch die trägereigenen Werkstätten besteht direkter Zugang zu denen, die dem-nächst in den Ruhestand gehen oder vor kur-zem gegangen sind. Einige von ihnen sind im Rahmen einer „Experimentalgruppe“ direkt an der Erschließung und Erprobung von Angeboten der Tagesgestaltung und Schulungsangeboten beteiligt. Die künfti-gen oder neuen Ruheständler werden indi-viduell begleitet, was von dafür zuständigen Mitarbeitern des Werkstattbereichs initiiert und dokumentiert wird. Das Projekt des Vereins zur Förderung einer sozialen Psychiatrie Reutlingen e.V. (VSP) hat im Vergleich zu den anderen Projekten, für die die Bewältigung des Übergangs in den Ruhestand im Zentrum steht, eine andere Zielrichtung. Der Träger möchte durch das Modellprojekt BÄNKLE (Betreutes Wohnen in Familien für Ältere: Normalität, Kommu-nikation, Lebendigkeit, Engagement) das Angebot des generationenübergreifenden Betreuten Wohnens in Gastfamilien (BWF) längerfristig für ältere Menschen etablie-ren und somit eine Alternative zu der sta-tionären geronto-psychiatrischen Versor-gung schaffen. Zielgruppe sind chronisch psychisch kranke Menschen über 65 Jah-ren21. Der VSP bietet das Betreute Wohnen in

21 Eine schwere Demenz, akute Suizidalität, ausge-

Gastfamilien bereits für psychisch kranke bzw. behinderte Kinder und Jugendliche an. Im Rahmen des Projekts wird das Konzept auch für ältere Menschen erprobt. Im Hin-blick auf die einzelnen Begleitprozesse fällt die Phase der Vorbereitung bei ihnen in der Regel zeitintensiver aus als in anderen Pro-jekten. Beim ersten Teilnehmer verging fast ein halbes Jahr von der ersten Kontaktauf-nahme mit der Projektmitarbeiterin bis zum Einzug in die Gastfamilie. Vorangegangen waren ein Kennenlernen und ein behutsa-mer Beziehungsaufbau zwischen Gastfami-lie und dem älteren Menschen mit Behinde-rung unter Einbeziehung der rechtlichen Betreuerin, der geronto-psychiatrischen Kli-nik, in welcher der Teilnehmer zuvor behan-delt worden war, sowie anderer wichtiger Beteiligter. Auch nach dem Einzug bedurfte es einer intensiven Begleitung und regelmä-ßiger (zunächst wöchentlicher) Besuche der Familie durch die Projektmitarbeiterin.

Alle hier skizzierten Projekte wurden der ersten Evaluationsebene zugeordnet und mithilfe eines personenbezogenen Doku-mentationsbogens evaluiert. Die fünf ver-bleibenden Projektträger sind dagegen im Rahmen der Veranstaltungsevaluation dokumentiert worden und werden im fol-genden Abschnitt vorgestellt.

2. QualiFiziEruNGSaNGEBotE uNd Fort-BilduNGSvEraNStaltuNGEN

Fortbildungsangebote für ältere Menschen mit Behinderung (und ihre Unterstützer) bilden den zweiten Schwerpunkt. Insge-

prägte Weglauftendenzen und körperlich aggressives Verhalten wurden zuvor als Ausschlusskriterien für eine Teilnahme definiert.

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./ zielsetzungen und aufgabenschwerpunkte der Projekte

mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg e.V. (LVKMB) richtet sich an drei unterschiedliche Zielgruppen: Menschen mit schweren körperlichen und mehrfachen Behinderungen mit hohem Pflege- und Assistenzbedarf sowie an deren Eltern und Geschwister. Durch jeweils geeignete Seminarangebote sollen diese die Möglichkeit erhalten, miteinander über das Älterwerden und die damit verbundenen Vorstellungen, Befürchtungen und Sorgen zu sprechen. Im Rahmen einer Planungs-gruppe können Menschen mit Behinderung entscheiden, welche konkreten Fragestellun-gen behandelt werden sollen, wobei sich drei Themenbereiche herauskristallisiert haben: Einmal geht es den beteiligten Menschen mit Behinderung um ihr eigenes Älterwer-den und die damit verbundenen Herausfor-derungen, beispielsweise den Umgang mit altersbedingten Beeinträchtigungen und passende Wohnformen im Alter sowie die Auseinandersetzung mit der eigenen Angst vor dem Sterben. Das zweite zentrale Thema bildet das Älterwerden der eigenen Eltern, ihre Versorgung und die eigene Rolle hier-bei sowie die grundsätzliche Frage nach dem Umgang mit innerfamiliären Ablöse-prozessen. Ein weiteres Wunschthema sind freundschaftliche und Liebes-Beziehungen. Die ausgewählten Themen werden dann je nach Umfang im Rahmen von einzelnen Veranstaltungen, Wochenendseminaren oder mehreren wöchentlichen Kurseinhei-ten behandelt. Neben der Seminararbeit in Gruppen, Vorträgen, Diskussionen und Ein-zelgesprächen werden Exkursionen in ein Hospiz und ein Generationenhaus sowie zu einem Friedhof durchgeführt. Insgesamt werden folgende Seminarangebote evalu-iert: Hospiz, Kommunikation in der Familie,

Patientenverfügungen für Menschen mit Behinderung, Trauerarbeit – Friedhof, Besuch im Mehrgenerationenhaus, Meine Geschichte – Deine Geschichte sowie Demenz für Anfänger.

Der Paritätische Kreisverband Ulm/Alb-Donau (Der Paritätische) verknüpft im Pro-jekt Gemeinsam eigene Wege gehen – Teil-habe durch Sozialpartnerschaften vielseitige Aktivitäten unter der Zielsetzung, die Teil-habemöglichkeiten älterer Menschen mit Behinderung zu erweitern. Die Seminar-reihe Neue Wege stellt einen Baustein dar und ist primär als Einstiegsmöglichkeit für Interessenten an dem Projekt gedacht. The-matisch konzentriert sich die Reihe auf den Übergang in die dritte Lebensphase, auf wel-che die Teilnehmenden in insgesamt fünf wöchentlichen Treffen vorbereitet werden sollen. In den Treffen erstellen sie gemein-sam persönliche Profile über ihre Stärken, Interessen und Wünsche, diskutieren Vor-stellungen und Erwartungen bezüglich des eigenen Alterns und beschäftigen sich mit der Frage nach sinnvollen Möglichkeiten der Lebensgestaltung im Alter. Da die Ein-stiegsseminare sich nicht ausschließlich an ältere Menschen mit Behinderung, sondern auch an deren Angehörige, an nicht behin-derte Menschen mit sonstigen Unterstüt-zungsbedarfen sowie an professionelle und ehrenamtlich engagierte Helfer richten, ist die Zusammensetzung der einzelnen Kurse sehr heterogen. Außerdem steht den Teil-nehmenden offen, ob sie einzelne Module oder die gesamte Kursreihe besuchen. Nach Abschluss der Einstiegsseminare werden monatliche Kontakt- und Orientierungs-treffen organisiert, um den Teilnehmenden und weiteren Interessenten einen offenen Erfahrungsaustausch und eine Plattform

samt haben sich fünf Projekte für diese Evaluationsebene entschieden. In einem Gemeinschaftsprojekt haben die Diako-nie Freiburg-Stadt, das Diakonische Werk Breisgau-Hochschwarzwald und der Cari-tasverband Freiburg unter dem Titel Aktiv den Übergang als Chance gestalten ein Fort-bildungsangebot für ältere Menschen mit Behinderung entwickelt. Das Rahmencurri-culum ist unter Berücksichtigung erwachse-nenbildnerischer Leitideen22 in Anlehnung an den von Haveman und Michalek (2000) konzipierten Lehrgang Selbstbestimmt älter werden und anderen ähnlichen Modellpro-jekten23 ausgearbeitet worden. Zentrales Ziel ist, die Senioren bei der Schaffung von Perspektiven im Hinblick auf die dritte Lebensphase zu unterstützen und ihre Selbstständigkeit zu fördern. Gleichzeitig sollen grundlegende Kenntnisse und Kom-petenzen bezüglich altersrelevanter The-men vermittelt werden. Die Seminarreihen sollen den Senioren außerdem als Plattform für Kontakte dienen. Zielgruppe sind ältere Menschen mit Behinderung ab 50 Jahren, die kurz vor dem Ende ihrer Erwerbstätigkeit stehen. Mit allen Teilnehmenden werden vor Beginn der Kursreihen Verträge abgeschlos-sen, um einerseits sicherzugehen, dass die Teilnahme auf eigenem Interesse und per-sönlicher Betroffenheit gründet und ande-rerseits die Verbindlichkeit des Angebots zu unterstreichen. Die Gestaltung der jeweili-gen Kursreihen basiert auf einem gemeinsa-men Konzept und einer gemeinsamen The-

22 Mit Verweisen auf Allheit und Dausien (2010)

23 Z. B. in den Projekten „Den Ruhestand gestalten lernen“ (WWU Münster 2006–2008), „Selbstbestimmt älter werden in einer WfbM“ (Caritas Werkstätten Arnsberg 2007–2009) und „Wie gestalte ich meinen Ru-hestand?“ (KVJS Baden-Württemberg 2008–2009).

menauswahl: die eigene Lebensgeschichte, Gesundheit im Alter, passende Wohnformen im Alter, finanzielle und rechtliche Aspekte des Alterns sowie Freizeitgestaltung und soziale Kontakte. Die jeweilige Umsetzung variiert aber je nach Projektträger und Teil-nehmerstruktur:

Die Diakonie Freiburg hat sein Kursange-bot in drei thematische Blöcke gegliedert: Kennenlernen und Biografiearbeit, Alter-Gesundheit-Wohnen sowie Soziales Netz und Freizeit. Beim Diakonischen Werk Breisgau-Hochschwarzwald sind es vier Kurseinhei-ten: Kennenlernphase und Biografiearbeit, Auseinandersetzung mit Alter und Gesund-heit-Wohnen, Mobilität, Finanzen und Frei-zeitgestaltung und soziale Kontakte. Der Cari-tasverband Freiburg-Stadt bietet insgesamt fünf Kursblöcke an: Kennenlernen, Mein Körper und ich, In Rente gehen – und jetzt, In Rente – alles vorbei? und Biografiearbeit und Zukunftsplanung. Diese Seminarreihe wird ergänzt durch acht Tagesveranstaltungen zu verschiedenen anderen Themen24, wie etwa Sexualität und Partnerschaft.

In allen drei Seminarreihen wird eine Viel-falt didaktischer Methoden zur Vermittlung altersrelevanter Kenntnisse, Qualifikatio-nen und Kompetenzen erprobt: Neben Work-shops, Vorträgen und Gruppendiskussionen sind Exkursionen, praktische Übungseinhei-ten sowie die Einladung externer Referenten vorgesehen.

Das Projekt Hinter dem Horizont geht’s weiter des Landesverbands für Menschen

24 Eine genaue Auflistung der einzelnen Tagesveran-staltungen findet sich in Teil E II.

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./ zielsetzungen und aufgabenschwerpunkte der Projekte

für die Planung und Koordination weiterer gemeinsamer Aktivitäten oder Fortbildun-gen zu relevanten Themen zu bieten.

Die Ergebnisse der Evaluation auf der per-sonenbezogenen und veranstaltungsbe-zogenen Ebene sind in den Teilen E I. und E II. ausführlich dargestellt. Im Folgenden werden bezogen auf vier weitere identifi-zierte Handlungsfelder Öffentlichkeitsarbeit, Netzwerkarbeit, Ehrenamtliches Engagement und Sozialplanung/Infrastrukturgestaltung zusätzliche Projektaktivitäten neben den beiden genannten Evaluationsebenen beschrieben.

3. öFFENtlichKEitSarBEit/ WErBEN Für daS thEma

Einen wichtigen Baustein aller Projekte bil-det die Öffentlichkeitsarbeit, die – wie die Tabelle zeigt – ein breites Spektrum von Aktivitäten umfasst.

Die Aktivitäten dienen dem Ziel, zum einen die breitere Öffentlichkeit über das Projekt-vorhaben zu informieren und zum anderen an ehrenamtlichen Tätigkeiten oder ande-ren Formen der Beteiligung interessierte Per-sonen und Institutionen in den jeweiligen Gemeinden zu erreichen. Mit dem Werben für die eigenen Projekte soll zudem ver-mehrte Aufmerksamkeit für die Lebenssi-tuation älterer Menschen mit Behinderung geweckt werden.

Der Großteil der Projekte nutzt Rundfunk und Presse für die Informationsvermitt-lung, beispielsweise in Form von Artikeln und Anzeigen in lokalen Zeitungen und Gemeindeblättern, Pressemitteilungen sowie Radiobeiträgen. Zusätzlich werben einige Träger in Form von Flyern und Web-präsenzen (z. B. auf einer Homepage oder Facebook-Seite) für ihre Projekte.

Ein weiteres zentrales Anliegen ist, das eigene Vorhaben innerhalb trägerinterner Strukturen sowie externen Einrichtungen und Diensten der Behinderten- und Alten-hilfe sowie Psychiatrie bekannt zu machen, um die Grundlage für eine mögliche Zusam-menarbeit zu schaffen. Daher führen viele Träger Präsentationen ihres Projekts in internen und externen Arbeitsgremien und -gruppen sowie im Rahmen von Konferen-zen, Fachtagungen etc. vor. Beabsichtigt wird auch, mögliche Kooperationspartner außerhalb des professionellen Hilfesystems durch die Öffentlichkeitsarbeit zu erreichen, beispielsweise Vereine, Selbsthilfegruppen und ehrenamtliche Netzwerke innerhalb der Gemeinde, aber auch Wirtschaftsunterneh-men und Veranstalter von Kulturangeboten. In zwei Fällen (VSP Reutlingen und Der Pari-tätische Ulm) wurden zu Beginn Auftaktver-anstaltungen organisiert, in dessen Rahmen das Projekt und dessen Zielsetzungen der Öffentlichkeit und möglichen Kooperations-partnern vorgestellt wurden.

4. NE t z WErK auFBau uNd -arBEit

Die Netzwerkarbeit innerhalb des professi-onellen Hilfesystems der Behindertenhilfe,

zwischen Institutionen der Behinderten- und Altenhilfe sowie in der Gemeinde ist ein weiteres zentrales Element aller Projekte. An dieser Stelle können nicht alle Aktivitäten der einzelnen Projektträger in ihrer Vielfalt wiedergeben werden. Vielmehr werden einige exemplarische Möglichkeiten der Vernetzung dargestellt, die besonders inno-vativ erscheinen bzw. sich im Verlauf der Projekte als erfolgsversprechend herausge-stellt haben:

Der Paritätische Kreisverband Ulm/Alb-Donau hat für die konzeptionelle Entwick-lung der Neue Wege-Seminare eine Arbeits-gruppe etabliert, die sich aus Mitarbeitern der Paritätischen Mitgliederorganisationen aus der Alten- und Behindertenhilfe, Vertre-tern der Stadt und des Landratsamtes Ulm sowie Vertretern aus Selbsthilfeorganisa-tionen und der Freiwilligenbörse zusam-mensetzt. In Ulm und Umgebung sind zudem Anbieter aus den Bereichen Freizeit, Kultur und Soziales mittels ‚Willkommens-vereinbarungen‘ dazu motiviert worden, ihre Angebote für die Teilnehmenden des Projekts zu öffnen. Als Resultat konnte ein Veranstaltungskalender für verfügbare Angebote und Aktivitäten in der Gemeinde

Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit

Aktivitäten Träger

Presse und Rundfunk ▶ Mitteilungen an Presse und Rundfunk ▶ Veröffentlichung von Artikeln (im Gemeinde-blatt und anderen lokalen Zeitungen, Fach-zeitschriften, Verbandsmagazinen)

7

Projektvorstellung träger-intern

▶ z. B. im Rahmen von Mitgliederversammlungen, trägerinternen Arbeitsgruppen, innerhalb einzelner Arbeitsbereiche (Wohnen, Frei-zeit, WfbM etc.), Artikeln oder Anzeigen in Verbandszeitschriften

4

Projektvorstellung träger-extern

▶ Vorstellung des Projekts im Rahmen von Kon-ferenzen und Fachtagungen, in trägerexternen Einrichtungen und Diensten der Psychiatrie, Behinderten- und Altenhilfe, in Ehrenamts-netzwerken, Selbsthilfegruppen und Vereinen

6

(Auftakt-) Veranstaltungen ▶ Organisation sogenannter Auftakt- oder Kick-Off-Veranstaltungen und Einladung relevanter Interessensvertreter

2

Weitere Öffentlichkeits-arbeit

▶ Flyer, Aufbau einer Webpräsenz, Facebook 5

Tabelle 3: Aktivitäten im Handlungsfeld Öffentlichkeitsarbeit/Werben für das Thema

Ebene der Netzwerk arbeit

Einzelne Aktivitäten Träger

Auf instituti-oneller Ebene

▶ Aufbau und Pflege trägerinterner Netzwerke, Austausch mit verschiedenen Mitgliedsorganisationen

▶ Zusammenarbeit mit anderen (Projekt-)Trägern, Einrichtungen und Diensten der Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie

▶ Kooperation mit Kostenträgern und der Kommunalpolitik▶ Kontaktaufbau zu Einrichtungen und Diensten der Altenhilfe

13

Im Gemein-wesen, im sozialen Umfeld

▶ Zusammenarbeit mit Unternehmen und Anbietern in der Gemein-de aus dem kulturellen und freizeitbezogenen Bereich

▶ Aufbau und Begleitung von Selbsthilfenetzwerken und Peer-Counseling

6

Tabelle 4: Aktivitäten im Handlungsfeld Netzwerkaufbau

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./ zielsetzungen und aufgabenschwerpunkte der Projekte

erstellt werden. Die Projektteilnehmenden profitieren außerdem von der Kooperation mit der Initiative Kulturloge Ulm, die Men-schen mit geringem Einkommen Karten-kontingente für kulturelle Veranstaltungen kostenfrei zur Verfügung stellt.

Auch beim VSP Reutlingen spielt die Vernet-zung auf institutioneller Ebene eine große Rolle für den Erfolg des Projekts: Um das Modell des Wohnens in Gastfamilien für ältere Menschen mit psychischer Behinde-rung realisieren zu können, galt es zunächst, die Projektidee in relevanten Institutionen sowie bei Betroffenen und Angehörigen bekannt zu machen. So wurde eine Hospita-tion der Projektmitarbeiterin in der geronto-psychiatrischen Abteilung des Universitäts-klinikums Tübingen vereinbart, welche die Möglichkeit bot, Mitarbeiter der Klinik über das BÄNKLE-Projekt zu informieren. Durch die Zusammenarbeit mit der Klinik konnten gleichzeitig Patienten und Teilnehmende gewonnen werden.

Bei der GWW Sindelfingen konzentriert sich die externe Vernetzung auf die enge Zusam-menarbeit mit dem Alten- und Pflegeheim Wildberg. Im Rahmen von Fachtreffen wird den Mitarbeitern von Einrichtungen aus bei-den Bereichen ein kollegialer Austausch zu fachspezifischen Themen, wie z. B. Kommu-nizieren mit Menschen mit Behinderung, Der Umgang mit demenziell erkrankten Menschen und Pflegemaßnahmen bei älteren Menschen, ermöglicht. Darüber hinaus ist das Projekt von Beginn an durch eine externe Bera-tungsgruppe begleitet worden, die sich aus Leitungsverantwortlichen in trägereigenen Einrichtungen, Alten- und Pflegeheimen sowie aus Vertretern des Landkreises und

der Diakoniestation Nagold zusammensetzt. Um einen Überblick über kulturelle, freizeit- und gesundheitsbezogene Angebote für Senioren im Landkreis Calw zu gewinnen, wird in Zusammenarbeit mit insgesamt 26 Städten und Gemeinden eine Netzwerk-landkarte entwickelt und online zur Verfü-gung gestellt25.

In zwei Fällen kooperieren einzelne Projekt-träger eng miteinander. Der Caritasverband Freiburg Stadt e.V., das Diakonische Werk Breisgau-Hochschwarzwald und das Dia-konische Werk Freiburg in Breisgau haben gemeinsam ein Curriculum für das Semi-narangebot Aktiv den Übergang als Chance gestalten für ältere Menschen mit Behin-derung erarbeitet. Im Verlauf des Projekts finden regelmäßig gemeinsame Trägertref-fen zur Koordination der Kursangebote und zum fachlichen Austausch statt. Außerdem unterstützen sie sich gegenseitig bei der Akquise von Teilnehmenden und der Orga-nisation von Fahrdiensten für diese. Wei-tere wichtige Kooperationspartner stellen die Sozialdienste und Leitungen der Werk-stätten sowie Heim- und Gruppenleiter in den Wohnheimen und anderen Einrichtun-gen der Behinderten- und Altenhilfe in der Region dar. Diese Vernetzung ist unerlässlich für die inhaltliche und zeitliche Planung des Seminarangebots, vor allem da die Kursrei-hen jeweils vormittags während der regulä-ren Arbeitszeit stattfinden, um eine zu starke Belastung für die baldigen Ruheständler zu vermeiden.

25 Abzurufen unter http://gww-netz.de/tl_files/gww/2013%20Seniorenangebote.pdf (Stand: 01.07.2013)

Wie bereits erwähnt arbeiten die St. Elisa-beth-Stiftung – Heggbacher Wohnverbund und das LRA Biberach ebenfalls eng zusam-men, wobei sich die Kooperation vor allem auf die gemeinsame Planung und Durch-führung der Bedarfserhebung bei älteren Menschen mit Behinderung, gemeinsame Informationsveranstaltungen und Öffent-lichkeitsarbeit konzentriert. Sie treffen Absprachen hinsichtlich der Aufnahme von Projektteilnehmenden und tauschen zielgruppenbezogene Zugangsdaten26 aus. Zentrales Ziel beider Projekte ist die Öffnung gemeindenaher Angebote für Senioren für die Zielgruppe der älteren Menschen mit Behinderung. Deshalb stellt die Vernetzung mit Anbietern entsprechender kulturel-ler und freizeitbezogener Angebote einen wichtigen Aufgabenbereich dar. Da im Ver-lauf des Projekts deutlich wird, dass viele

26 Das LRA Biberach stellt Daten über Adressaten der Eingliederungshilfe (EH) zur Verfügung, die dann unter Berücksichtigung der Datenschutzbestimmungen von den Offenen Hilfen der St. Elisabeth-Stiftung ergänzt werden. Dadurch werden Träger und Personen erfasst, die bislang keine Leistungen der Eingliederungshilfe über das LRA erhielten.

künftige Ruheständler noch kaum bereit sind, sich mit dem eigenen Ausscheiden aus dem Arbeitsleben auseinanderzusetzen, ent-wickeln die beiden Projektträger in Koope-ration mit einer WfbM je ein Schulungsan-gebot für baldige Ruheständler mit einer psychischen oder geistigen Behinderung.

5. iNitiiEruNG uNd uNtErStüt zuNG voN EhrENamtlichEm ENGaGEmENt

Die Aktivierung von bürgerschaftlichem Engagement ist eine weitere Strategie, die von vielen Projektträgern genutzt wird, um die Teilhabe älterer Menschen mit Behin-derung zu stärken. Zu diesem Zweck sind vielfältige Maßnahmen zur Akquise, Schu-lung und Honorierung von ehrenamtlichen Begleitern sowie zur Schaffung von Aus-tauschmöglichkeiten für diese entwickelt worden.

Auch an dieser Stelle werden nur einzelne diesbezügliche Aktivitäten exemplarisch vorgestellt, die von den Projektträgern besonders hervorgehoben werden: Beim

Bereiche Einzelne Aktivitäten Träger

Akquise von ehrenamtlichen Unterstützern für Menschen mit Behinderung

▶ Ehrenamtliche Begleitungen und Sozialpatenschaften für die Nutzung von kulturellen, sportlichen und freizeitbe-zogenen Aktivitäten und Angeboten in der Gemeinde und die Unterstützung im Alltag vermitteln

▶ Einbindung ehrenamtlich Engagierter in die Zukunftspla-nung

5

Unterstützung von ehrenamtli-chen Unterstüt-zern

▶ Entwicklung von Schulungs- und Fortbildungsangeboten für ehrenamtlich Engagierte; fachliche Begleitung

▶ Aufbau von Offenen Treffs und anderen Austauschmöglich-keiten

▶ Sicherstellung der Honorierung ehrenamtlich Engagierter

5

Förderung von ehrenamtlichem Engagement von Menschen mit Behinderung

▶ Aufbau und Unterstützung von inklusiven Ehrenamtsgrup-pen und Selbsthilfenetzwerken

▶ Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements für Menschen mit Behinderung eröffnen

3

Tabelle 5: Aktivitäten im Handlungsfeld Initiierung und Unterstützung von ehrenamtlichem Engagement

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./ zielsetzungen und aufgabenschwerpunkte der Projekte

Neue Wege-Treffen als ‚Sozialpartnerschaf-ten‘ zusammenfinden, die dann bei Bedarf von weiteren Personen ohne Behinderung im Sinne einer Sozialpatenschaft begleitet werden. Im Verlauf des Projekts zeigt sich jedoch, dass die Teilnehmenden sich eher selten in einem derart festgelegten Rahmen zusammenfinden. Stattdessen bilden sich je nach Interessenlage meist kleinere Gruppen von Personen mit und ohne Behinderung. Es wird von Beginn an sehr deutlich, dass die behinderten Teilnehmenden nicht auf die Rolle der Unterstützungsbedürftigen reduziert werden wollen, sondern ein gro-ßes Interesse daran zeigen, sich aktiv und sinnvoll einzubringen, indem sie beispiels-weise innerhalb der Treffs bestimmte Auf-gaben übernehmen. Es werden aber auch Möglichkeiten eines sozialen Engagements außerhalb des Projekts vermittelt.

6. vErBESSEruNG dEr iNFraStruK tur uNd SozialPl aNuNGUm die Teilhabemöglichkeiten älterer Menschen mit Behinderung langfristig zu fördern, ist ein zentrales Anliegen aller Pro-jekte, neue Sozialräume für diese Personen-

gruppe zu erschließen. Dies wird auf unter-schiedliche Weise versucht.

Ein Weg ist, die soziale Infrastruktur in den jeweiligen Gemeinden entweder aktiv mitzugestalten oder diesbezügliche Ver-besserungen anzuregen sowie auf politi-scher Ebene Einfluss auf die Sozialplanung zu nehmen. Eine andere Strategie ist die Schaffung bzw. Öffnung von kulturel-len, freizeitbezogenen oder touristischen Angeboten und Veranstaltungen für ältere Menschen mit Behinderung. So nutzt das WP Rottenburg das Projekt, um das träger-eigene Kontaktcafé „wiederzubeleben“ und hierfür breite öffentliche Unterstützung zu mobilisieren. Außerdem werden – ausge-hend von den im Rahmen der ZP von den Teilnehmenden geäußerten Wünschen und Hobbys – entweder trägereigene Ange-bote für ältere Adressaten entwickelt oder entsprechende inklusive Angebote in der Gemeinde gesucht. Eine wichtige Voraus-setzung ist dabei die Sicherstellung der Mobilität der Teilnehmenden, z. B. durch die Bereitstellung von Fahrdiensten.

LRA Friedrichshafen stellt das Gewinnen von ehrenamtlichen Begleitern für Senio-ren mit Behinderung das Kernstück des Pro-jekts dar. Das Assistenzmodell Senioren für Senioren soll den Teilnehmenden Kontakt zu Personen außerhalb des Hilfesystems ermöglichen. Für die Akquise ehrenamtlich Engagierter wird das Projekt im Kreisseni-orenrat sowie kirchlichen und politischen Instanzen in der Gemeinde vorgestellt. Als besonders erfolgreich erweisen sich jedoch Annoncen in lokalen Zeitungen und (kirch-lichen oder sonstigen) Gemeindeblättern. In Vereinbarungen zwischen dem LRA und den ehrenamtlichen Teilnehmenden werden Fra-gen bezüglich der rechtlichen Rahmenbedin-gungen und der Honorierung der Tätigkeiten geklärt. Kommt eine Vermittlung zustande, steht die Projektmitarbeiterin im Verlauf im kontinuierlichen Austausch mit den Senio-ren mit Behinderung, den ehrenamtlichen Begleitpersonen und ggf. mit weiteren invol-vierten Fachkräften. Diese Begleitung wird so niederschwellig wie möglich gestaltet, um den Charakter des Assistenzmodells als freiwilliges Engagement von Bürgern für unterstützungsbedürftige Mitbürger zu wahren. Als weitere Unterstützungs-möglichkeit für die ehrenamtlich Tätigen wird ein Schulungsprogramm konzipiert, in dessen Rahmen jeweils halbjährlich neben einem Erste-Hilfe-Kurs die Lebenswelten und -gewohnheiten von Menschen mit geis-tiger und psychischer Behinderung sowie die für die Begleitung relevanten Aspekte der Unterstützung und Pflege thematisiert wer-den. Zusätzlich liefert der Ehrenamtshock als offener Treffpunkt eine Austauschmöglich-keit und Kontaktplattform für die ehrenamt-lichen Projekteilnehmenden.

Im Altissimo-Projekt des Caritasverbands Konstanz e.V., in welchem die ZP für ältere Menschen mit und ohne Behinderung im Mittelpunkt steht, wurde Kontakt zum Leo Konstanz aufgenommen, d. h. zu einer Gruppe junger sozial engagierter Menschen unter der Schirmherrschaft des Lions Club, die in einzelnen Zukunftskonferenzen und Unterstützerkreisen von Teilnehmenden (TN) mitwirken. Außerdem hat sich wäh-rend der Projektphase eine eigene inklusive Ehrenamtsgruppe Wir-na-und gebildet, in deren Rahmen sich insgesamt zwölf Men-schen mit und ohne Behinderung engagie-ren: Von ihnen werden gemeinsame kultu-relle und politische Aktivitäten geplant und durchgeführt, beispielsweise eine langfris-tige stadtpolitische Aktion für einen barri-erefreien Bahnhof. Daneben kommen sie regelmäßig zu einer Fröhlichen Singgruppe zusammen. Die Mitglieder stehen aber auch für die Unterstützerkreise im Rahmen der ZP zur Verfügung, wenn Teilnehmende dies wünschen und nur über geringe soziale Kontakte verfügen. Vor diesem Hintergrund wird im Rahmen des Projekts ein Schulungs-angebot zur Methode der ZP für Mitglieder der Ehrenamtsgruppe initiiert.

Die Neue Wege-Seminare und -Treffen des Paritätischen Kreisverbands Ulm/Alb-Donau dienen nicht nur Fortbildungszwe-cken, sondern sind mit einem weiteren zentralen Ziel verbunden: In ihrem Rah-men sollen Kontakte zwischen Menschen mit und ohne Behinderung geknüpft wer-den, um so die Bildung von Sozialpart-ner- oder -Patenschaften zu ermöglichen. Ursprünglich basiert das Konzept auf der Idee, dass sich erst einmal die Menschen mit Behinderung selbst im Rahmen der

Bereiche Einzelne Aktivitäten Träger

Öffnung und Initiierung von offenen Treffpunkten und Anlaufstellen

▶ Aufbau offener Treffpunkte für Senioren mit lebenslanger Behinderung

▶ Vermittlung von Teilnehmenden in beste-hende Angebote innerhalb der Gemeinde

▶ Sicherstellung der Mobilität

7

Organisation von kulturellen Veranstaltungen und Angeboten

▶ Organisation von inklusiven Veranstaltun-gen, Reisen, Ausflügen

2

Politische Einflussnahme auf die Sozialplanung

▶ Enge Anbindung an relevante Stellen der Sozialplanung

▶ Mitgliedschaft im Kreisseniorenrat und anderen Gremien

3

Erschließen von Versorgungsan-geboten

▶ Akquise, Qualifizierung und Begleitung von Gastfamilien

▶ Absprache von Leistungsvereinbarungen

4

Tabelle 6: Aktivitäten im Handlungsfeld Infrastruktur und Sozialplanung

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./ zielsetzungen und aufgabenschwerpunkte der Projekte

Im Rahmen des Projekts der GWW Sindel-fingen ist anfänglich die Etablierung einer Seniorenwerkstatt als Beschäftigungsmög-lichkeit für Ruheständler geplant, die nicht in trägerinternen Strukturen, sondern in Kooperation mit ortsansässigen Firmen realisiert werden soll. Diese Idee kann jedoch nicht umgesetzt werden. Als Gründe werden neben finanziellen und organisationsbezo-genen Aspekte Bedenken auf Seiten der Ruheständler selbst genannt. Im kleineren Rahmen können allerdings arbeitsbezogene Angebote für interessierte Ruheständler gefunden werden, z. B. im Rahmen des Por-sche-Schlepper-Projekts oder in Anbindung an das Projekt Die kleine Börse der Stadt Her-renberg.

Für den VSP Reutlingen stellt die Entwick-lung eines neuen Versorgungsangebots das Herzstück seines Projekts dar: Als Alter-native zur stationären Versorgung älterer Menschen mit chronischen psychischer oder geronto-psychiatrischer Erkrankung soll das Angebot des betreuten Wohnens in Gastfamilien für diese Zielgruppe geöffnet werden. Im Rahmen des Projekts kann mit den Sozialdezernaten der drei Landkreise in Reutlingen, Tübingen und Zollernalb eine Leistungsvereinbarung für das neue Wohn-angebot abgeschlossen werden.

Auch in anderen Projekten wird eine län-gerfristige Einflussnahme auf die Sozialpla-nung angestrebt. Bei den beiden am Förder-programm teilnehmenden Landratsämtern ist diese von Beginn an zentrales Ziel des Projekts: Die Projektträger im LRA Bibe-rach erstellen im Rahmen des Projekts eine Bestands- und Bedarfsanalyse für alle im Landkreis lebenden älteren Menschen mit

Behinderung, auf dessen Basis zukünftig die Sozialplanung für diese Zielgruppe durchge-führt werden soll. Das LRA Friedrichshafen betont in seinen Projektberichten, dass sich die enge Zusammenarbeit mit relevanten Stellen der Eingliederungshilfe und Alten-hilfekoordination, die für die Sozialplanung zuständig sind, sowie mit der Servicestelle für bürgerschaftliches Engagement im gesamten Projektverlauf als sehr förderlich erwiesen hat. Die GWW Sindelfingen werden im Rahmen des Projekts Mitglied im Kreisseniorenrat des Landkreises Calws, um sich im Gre-miums für die Belange von Senioren mit lebenslanger Behinderung einzusetzen und Aufmerksamkeit für diese bislang kaum wahrgenommene Gruppe zu schaffen.

In Absprache mit den einzelnen Projektträ-gern konnten sich diese für eine von zwei zentralen Evaluationsebenen entscheiden. In acht Projekten stand daher die Evaluation personenbezogener Begleitprozesse und in fünf Projekten die Evaluation der Qualifizie-rungsangebote im Mittelpunkt. Die Aktivi-täten in den anderen Handlungsfeldern, die eher auf Einstellungs-, sozialräumliche und sozialpolitische Veränderungen abzielen, wurden vorrangig im Rahmen der Multi-plikatorenbefragung erfasst, die im dritten Jahr der Projektlaufzeit durchgeführt wurde. Sie diente dem Zweck, die Wirkungen der Projekte auf das institutionelle und soziale Umfeld in ihrer Region zu ermitteln.

Vor der Darstellung der Evaluationsergeb-nisse in Teil E werden zunächst in Teil D diese drei Evaluationsebenen und die jeweiligen Evaluationsinstrumente vorgestellt.

Der Aspekt der Mobilität wird von einem Großteil der Projekte als zentrale Herausfor-derung und Voraussetzung für die Öffnung von Angeboten und das Zugänglichmachen neuer Sozialräume genannt. Auch die Pro-jektmitarbeiter der St. Elisabeth-Stiftung – Heggbacher Wohnverbund und des LRA Biberach betonen, wie entscheidend die Frage nach dem Hin- und Zurückkommen für den Erfolg bei der Vermittlung älterer Menschen mit Behinderung in Seniorenan-gebote in der Gemeinde ist.

Das Diakonische Werk Freiburg und der Caritasverband Freiburg haben im Rahmen des trägerübergreifenden Projekts Den Über-gang als Chance gestalten zusätzlich zu den Schulungsangeboten für (angehende) Ruhe-ständler offene Treffpunkte für diese Ziel-gruppe entwickelt. Diese bieten den älteren Menschen die Gelegenheit, untereinander Kontakte zu knüpfen, etwas zusammen zu unternehmen und sich ohne vorgegebenes Curriculum auszutauschen. Zusätzlich öff-net der Caritasverband Freiburg ein Ange-bot der trägereigenen Begegnungsstätte für Senioren im Heinrich-Hansjakob-Haus für Interessenten mit einer Behinderung.

Auch für die OHH stellt die Bereitstellung inklusiver Angebote und Veranstaltungen eine zentrale Strategie dar, die Teilhabe-möglichkeiten älterer Adressaten zu erwei-tern und alltägliche Kontaktmöglichkeiten zwischen Menschen mit und ohne Behinde-rung zu schaffen. Die Entwicklung entspre-chender Angebote, die nicht exklusiv auf sie ausgerichtet sind, findet unter Mitarbeit der teilnehmenden Menschen mit Behinderung statt. Beispielsweise werden unter dem Titel Fröhlicher Wartberg drei Veranstaltungen

im Bistro eines Mehrgenerationenhauses geplant und durchgeführt. In Anlehnung an die frühere Fernsehsendung Was bin ich? stellen Menschen mit und ohne Behinde-rung während einer Abendveranstaltung Ausschnitte aus ihren (beruflichen) Biogra-fien vor. Die Veranstaltung wird von allen Teilnehmenden sehr positiv aufgenom-men, kann allerdings aufgrund des hohen Arbeits- und Zeitaufwands nicht weiterge-führt werden. Beispiele für inklusiv entwi-ckelte und durchgeführte Freizeitangebote sind die Radtouren unter dem Titel Ja mir san mim Radl da und die Schwäbische Eisenbahn: Beim ersten Angebot werden Radtouren mit vorangehendem Sicherheitstraining für Rad-sportbegeisterte mit und ohne Behinderung organisiert. Im Rahmen des zweiten Ange-bots laden die behinderten Teilnehmenden nach gemeinsamer Absprache des Ausflugs-ziels und der Route Freunde oder Bekannte zu Tagesausflügen mit der Bahn ein. Es werden dabei Reisetandems organisiert, sodass nicht behinderte Begleiter ggf. kostenlos mitreisen können. So sollen die gemeinsamen Ausflüge einen wechselseitigen Austausch zwischen Teilnehmenden und Eingeladenen auf Augenhöhe ermöglichen. In einigen Projekten stellt die Vermittlung der Senioren in bestehende (Versorgungs-) Angebote oder die Entwicklung neuer Angebote eine weitere zentrale Strategie dar. Die Projekte des LRA Biberach und der St. Elisabeth stiftung bemühen sich neben der Öffnung freizeitbezogener Seniorenangebote um die Vermittlung von Tagespflegeplätzen – insbesondere für solche Senioren, die im Alter bei Geschwistern, Eltern oder selbstständig leben. Allerdings stellt die Suche nach freien Plätzen eine enorme Herausforderung dar.

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./ die Evaluationsebenen und -instrumente

schen-Zielen konkretisiert? Und mit welchen Maßnahmen wurde versucht, die anvi-sierten Ziele bei den personenbezogenen Begleitungen zu erreichen? (s. Teil E I.) Oder welche Kompetenzen, Einstellungs- und Verhaltensänderungen sollten die Qualifi-zierungsveranstaltungen vermitteln und welche Lerninhalte und welche Lernformen erwiesen sich hierfür geeignet und fanden bei den Teilnehmern Zuspruch? (s. Teil E II.) Eine Evaluation, die auch die (Verlaufs-) Pro-zesse untersucht28, ermöglicht zudem, dass

28 Eine solche „Prozessevaluation“ steht allerdings vor dem Problem, dass es ihr nicht gelingt, alle Prozesse zu erfassen oder gleichsam abzubilden. Sie ist also an-gewiesen auf die Formulierung und Begründung von

weitere, ansonsten unbeachtete Einflussfak-toren und unbeabsichtigte, ggf. kontrapro-duktive (Neben-) Effekte29 erkannt werden

Relevanzkriterien, die eine Orientierung verschaffen, worauf zu achten ist. In unserem Fall haben wir uns daher bei der Prozessevaluation und bei der Entwick-lung entsprechender Evaluationsinstrumente an ver-breiteten Handlungskonzepten, nämlich Konzepten des Case-Managements und der lernzielorientierten Unterrichtsplanung orientiert. Allerdings besteht da-durch die Gefahr, dass andere Faktoren und Prozesse (z. B. biografische Hintergründe, räumliche Bedingun-gen, zwischenpersönliche oder Gruppendynamiken) aus dem Blickfeld geraten.

29 Z. B. können Begleitmaßnahmen in bestimmten Konstellationen die Bereitschaft zu eigenen Anstren-gungen vermindern oder (Fort-) Bildungsangebote die Gruppenkohäsion so verstärken, dass sich Außenkon-takte noch weiter reduzieren.

Zentrale Zielsetzung der evaluierten Pro-jekte war, Wege zur Förderung der Selbst-ständigkeit älterer Menschen mit Behinderung (Ausschreibung der Baden-Württemberg Stiftung) und – hiermit verbunden – der Teil-habe am gesellschaftlichen Leben zu entwi-ckeln und zu erproben. Dabei richtete sich der Fokus insbesondere auf die Bewältigung von alterungsbedingten Übergängen, da hier die Weichen für die weitere Lebenspla-nung und -gestaltung gestellt werden und in besonderer Weise Unterstützung nachge-fragt und erforderlich wird. Insofern sind die Maßstäbe zur Bewertung der Prozesse und Ergebnisse, die in den Projekten zu erreichen waren, klar vorgegeben.

Dennoch würde es der Komplexität der Auf-gaben der Projekte und ihrer Anstrengun-gen, älteren Menschen mit Behinderung neue (Teilhabe-) Chancen zu eröffnen, nicht gerecht, würden die Projekte einzig nach fol-gender Fragestellung beurteilt: Ist es in den Fällen, die begleitet wurden, oder bei den Teilnehmern, die Qualifizierungs-Veranstal-tungen besuchten, gelungen, das anvisierte Ziel zu erreichen?27 Denn das Ziel der Förde-

27 Ob eine derartige reine „Ergebnisevaluation“ in komplexen sozialen Handlungsfeldern überhaupt mög-lich ist und Sinn macht, kann bezweifelt werden; denn es bleibt dann offen, wodurch die Wirkungen im Einzel-nen eingetreten sind. Dass bestimmte Lernergebnisse

rung von Selbstständigkeit und Teilhabe ist in vielen Fällen nur zu realisieren, wenn zuvor oder gleichzeitig bestimmte Rahmen-bedingungen oder Strukturen geschaffen werden, die den betreffenden älteren Men-schen mit Behinderung erst diesbezügliche Chancen eröffnen. Daher macht es Sinn, auch diese vielfältigen Anstrengungen oder Veränderungen im Umfeld in den Blick zu nehmen. Gerade bei Projekten, die in ihrem Feld Pionierarbeit leisten, ist es unverzicht-bar auch zu untersuchen, inwieweit und auf welche Weise es ihnen gelungen ist, bemer-kenswerte strukturelle Veränderungen im sozialen und institutionellen Umfeld, die der Zielerreichung förderlich sind, zumindest anzustoßen. Ebenso ist es – auch für andere, die ähnliche Projekte starten – von Interesse, detaillier-ten Einblick in die einzelnen Prozessver-läufe zu erhalten: Wie wurden die oben genannten allgemeinen übergeordneten Ziele von den einzelnen Projekten unter den jeweiligen lokalen und trägerspezifischen Bedingungen zu handlungsleitenden Zwi-

oder -effekte auf bestimmte Ursachen (Lernangebote, Maßnahmen) zurückzuführen sind, ist in komplexen kommunikativen Systemen, in denen Personen, Grup-pen, Organisationen mit ihren jeweils eigenen Hand-lungslogiken zusammen wirken, aus systemischer Sicht eine abwegige, wenn auch verbreitete Annahme.

d. eValuationseBenen und -instruMente

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./ die Evaluationsebenen und -instrumente

Zu Beginn werden in einem knapp gehal-tenen Assessment mit standardisierten Antwortvorgaben die personen- und kon-textspezifischen Voraussetzungen der begleiteten Personen sowie ihre Interessen und Fähigkeiten erfasst. Im nächsten Schritt werden übergreifende Ziele, die durch die Teilnahme am Projekt weitgehend vorbe-stimmt sind, festgelegt. Danach stehen im Mittelpunkt des Begleitprozesses und sei-ner Dokumentation folgende Aufgaben: Diese allgemeinen Ziele gemeinsam mit dem betreffenden älteren Menschen mit Behinderung in kleinschrittige Teilziele zu operationalisieren31; bezogen hierauf zu klären, welche Maßnahmen zielführend sein können, und sodann geeignete Schritte zur Erreichung dieser Teilziele zu planen und schließlich zu vereinbaren. Diese Ver-einbarungen können ggf. das Einbeziehen weiterer ehrenamtlicher oder professionel-ler Unterstützer und Institutionen beinhal-ten. Abschließend, mit der Beendigung des Begleitprozesses, wird dokumentiert, ob und inwieweit die gesetzten (Teil-) Ziele erreicht werden konnten. Hierzu werden auch die Einschätzungen derer abgefragt, die beglei-tet worden sind.

sourcen-Management (miss-) verstehen (vgl. Hansen 2011). Im Mittelpunkt der zu dokumentierenden Begleit-prozesse steht die Herstellung einer Vereinbarung mit den älteren Menschen mit Behinderung, was nur auf der Basis einer tragfähigen Beziehung gelingen kann.

31 Die Projektmitarbeiter wurden zu diesem Zweck ge-beten und mittels einer Handreichung instruiert, sich an den „SMART-Kriterien“ zu orientieren: Die Teilziele sollten Spezifisch (eindeutig), Messbar (überprüfbar), Attraktiv (motivierend), Realistisch (erreichbar) und Terminiert (zeitlich begrenzt) sein (vgl. Roters/Möller 2006; ETH Zürich 2007). Es war eine Empfehlung, die den Mitarbeitern die Zielformulierung und deren Do-kumentation und uns die (Ebenen-) Zuordnung der for-mulierten Ziele erleichtern sollte.

Insgesamt geht es zwar auch darum festzu-stellen, inwieweit die gesetzten Ziele erreicht worden sind, aber in der Hauptsache richtet sich das Interesse darauf, folgendes zu erfas-sen: Auf welche Weise, d. h. über welche Zwi-schenschritte und mit welchen Maßnahmen und ggf. mit Hilfe welcher weiterer Unter-stützer ist in jedem einzelnen „Fall“ ver-sucht worden, diese Ziele auf der Basis einer gemeinsamen Vereinbarung mit dem Teil-nehmer zu erreichen? Eine derartige Fokus-sierung der Evaluation auf diese Prozesse ist deshalb sinnvoll, weil die unterschiedlichen Modellprojekte – das werden die Ergebnisse zeigen – je nach regionalem Kontext und individuellen Voraussetzungen der älteren Menschen mit Behinderung verschiedenar-tige Wege der Zielerreichung entwickelt bzw. diesbezüglich unterschiedliche Prioritäten gesetzt haben, wie die Darstellung der Fall-gruppen in Teil E I. deutlich macht. Die Eva-luation soll diese Vielfalt der Wege aufzeigen und für andere nachvollziehbar machen. Die Auswertung der dokumentierten Prozesse soll Erkenntnisse darüber liefern, welche Maßnahmen bzw. welche Maßnahmen-bündel entwickelt worden sind und sodann je nach Kontextbedingungen und individu-ellen Voraussetzungen zur Erreichung der gesetzten Ziele führen oder wann ein Schei-tern quasi vorprogrammiert ist. Das gewählte Evaluationsinstrument bei der personenbezogenen Begleitung beinhal-tet jedoch ein prinzipielles Problem: Dieje-nigen, die – neben den betreffenden älteren Menschen mit Behinderung – die haupt-verantwortlichen Akteure in den Prozessen sind, dokumentieren diese auch, selbstver-ständlich aus ihrer Sicht und gefiltert durch ihre persönlichen und kontextabhängigen

können. Die von uns gewählten Evaluati-onsverfahren stellen eine Kombination von Prozess- und Ergebnisevaluation dar, wobei der Hauptakzent auf der Untersuchung der Prozesse liegt; denn im Mittelpunkt steht die Frage: Auf welche Weise kann es gelingen, die Selbstständigkeit und Teilhabe von älte-ren Menschen mit Behinderung zu fördern?Dennoch erfassen die im Folgenden vorge-stellten Evaluationsinstrumente nur Teil-ausschnitte der vielfältigen Projektaktivi-täten und -ergebnisse. Sie haben nicht den Anspruch, die Projekte, d. h. all das, was von diesen geplant, unternommen und bewirkt worden ist, abzubilden. Die Evalu-ationsinstrumente richten ihren Fokus auf zwei Aufgabenfelder, auf die sich die evalu-ierten Projekte gemäß ihrer konzeptionel-len Schwerpunkt- und Prioritätensetzung (s. oben Teil C) vorrangig konzentrieren. So werden in einem Teil der Projekte die Pro-zesse der personenbezogenen Begleitung durch die professionellen Begleiter über einen bestimmten Zeitraum und im anderen die Prozesse der Qualifizierung im Rahmen von Veranstaltungen unterschiedlicher Art untersucht. Ziel ist, herauszufinden, unter welchen Voraussetzungen und auf welchen Wegen es im Rahmen der personenbezoge-nen Begleitung oder zielgruppenspezifischer Qualifizierungsveranstaltungen gelingt, die gesetzten Ziele zu erreichen. Ergänzend zur Evaluierung dieser Prozesse und erkennbaren Wirkungen werden aus allen Projekten ausgewählte „Schlüssel-personen“ oder Multiplikatoren gefragt: In welcher Weise waren sie mehr oder weniger aktiv an den Projekten beteiligt, welche Wir-kungen erzielten diese ihrer Einschätzung nach bei ihnen selbst und welche struktu-rellen Veränderungen wurden durch die

Projekte sowohl im sozialen als auch im institutionellen Umfeld erreicht oder ange-stoßen? Bezogen auf alle Aktivitäten, welche die Projekte auf unterschiedlichen Ebenen unternommen und dokumentiert haben, steht für die Evaluation stets eine Frage im Mittelpunkt: Haben die älteren Menschen mit Behinderung, die von den Projekten angesprochen und erreicht werden sollten, hierdurch für sich neue Handlungsperspek-tiven im Hinblick auf eine selbstständige Lebensführung und soziale Teilhabe entde-cken und entwickeln können?

1. E valuatioN dEr PErSoNENBEzoGENEN BEGlEituNGEN ( i.)

Diese verfolgt den Zweck, die einzelnen Pha-sen des Prozesses der individuellen Beglei-tung, Beratung und Unterstützung älterer Menschen mit Behinderung zu erfassen. Welche Ziele und Teilziele im Hinblick auf die künftige Alltags- und Lebensplanung wurden vereinbart? Welche Schritte wur-den unternommen und inwieweit wurden hierbei (Teil-) Erfolge erzielt? Diese Prozesse sollten von den jeweiligen Begleitern nach Maßgabe eines Dokumentationsleitfadens (s. Anhang, Evaluationsinstrumente: I. Doku-mentationsbogen zur fallbezogenen Doku-mentation) beschrieben werden. Der Bogen lehnt sich in seinem Aufbau an die Arbeits-schritte des Case-Managements an (Vgl. Wendt 2003, 2006; Roters-Möller 2006)30.

30 Die Anlehnung an dieses Prozessmodell erfolgte aus pragmatischen Gründen: Es ist in der Behindertenhilfe und in der Sozialen Arbeit allgemein weit verbreitet. Es gliedert die Prozesse in einzelne Schritte, die in jedem Konzept der Einzelfallarbeit quasi selbstverständlich sind. Damit werden jedoch gewisse konzeptionelle (ideologische) Engführungen des Case-Managements nicht übernommen, die es als effizienzorientiertes Res-

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./ die Evaluationsebenen und -instrumente

kationen oder Kompetenzen zu vermitteln und inwieweit waren diese inhaltlichen und methodischen Planungen zielführend? Führten sie zu den gewünschten oder mög-licherweise auch zu anderen Lernerfolgen bei den Teilnehmern? Die Teilnehmervor-aussetzungen, didaktischen Planungen und Lernerfolge wurden auf verschiedene Weise ermittelt (s. Anhang, Evaluationsinstru-mente: II. Fragebögen im Rahmen der Ver-anstaltungsevaluation). Von den Teilneh-mern wurden zum einen im Vorfeld einige personenbezogene Daten, ihre Erwartungen sowie ihre Zugangswege ermittelt und zum anderen nach jeder Lerneinheit mittels eines standardisierten Fragebogens ihre Beurtei-lungen abgefragt, in dem sie die Relevanz des Themas, die Qualität der Durchführung sowie die Anwendbarkeit des Vermittelten bewerten. Die Veranstalter, die im Vorfeld die didaktische Konzeption „ihres“ Kurses dargestellt hatten, hatten nach Abschluss desselben zu beurteilen, inwieweit die von ihnen formulierten Lernziele von den Teil-nehmern erreicht werden konnten und ob der didaktische Aufbau, d. h. die Inhalte und Methoden der Veranstaltung oder Ver-anstaltungsreihe sich als geeignet erwiesen oder ggf. modifiziert werden mussten bzw. sollten.

Zwar stützt sich diese Form der Ergebnis-evaluation zu einem erheblichen Teil auf das subjektive Urteil der Veranstalter und auf die Selbstbewertung ihres eigenen Handelns, aber durch diese (Selbst-) Beur-teilungen wurden sie zugleich dazu ver-anlasst, die vorweg formulierten Lernziele und die gewählten Inhalte und Methoden der einzelnen Lerneinheiten fortlaufend einer detaillierten Überprüfung zu unter-

ziehen, welche für die weiteren inhaltli-chen und methodischen Planungen unver-zichtbar war und ist. Daher ist von einer differenzierten (Selbst-) Beurteilung der durchgeführten Qualifizierungsangebote durch die Veranstalter auszugehen. Da zudem viele Kurse neu geplant und erst-malig durchgeführt worden sind, d. h. die Veranstalter oft „Neuland betreten haben“, hatten sie – davon ist auszugehen – zwangs-läufig großes Interesse an einer annähernd „wahrheitsgetreuen“ oder selbstkritischen Beurteilung der von ihnen durchgeführten Qualifizierungsveranstaltungen33, auch im Hinblick auf weitere Planungen: Inwieweit waren die äußeren Rahmenbedingungen (Ort, Zeit, Zusammensetzung der Teilneh-mer etc.) förderlich? Wurden die einzelnen Lerneinheiten den Lernvoraussetzungen der Teilnehmer gerecht und inwieweit waren der inhaltliche Aufbau und die gewählten Methoden geeignet, die angestrebten Lern-erfolge zu erreichen? Alle, die solche Veran-staltungen neu planten und durchführten, dürften sich im Klaren darüber gewesen sein, dass sie nur dann selbst dazulernen und andere von ihnen lernen können, wenn sie ihre Arbeit im Rahmen der Dokumenta-tion einer detaillierten (selbst-) kritischen Überprüfung unterziehen.

Im Vergleich dazu liefern die Ergebnisse der Teilnehmerbefragung, die am Ende jeder

33 Zu diesem Zweck wurde in Abstimmung mit den betreffenden Projekten ein relativ umfangreicher Eva-luationsbogen für die „Veranstalter“ entwickelt (siehe Anhang: Evaluationsinstrumente II.), der nicht nur die didaktische Konzeption und Planung im Vorfeld, son-dern vor allem eine Beurteilung der Lernerfolge im Hin-blick auf unterschiedliche Kompetenzbereiche (Wissen, Einstellungen, Fertigkeiten, soziale Kompetenzen) ab-fragt und den Befragten Raum für spezifische Erläute-rungen oder Kommentare hierzu gibt.

Vorannahmen und Intentionen. In den Dokumentationen beschreiben die Beglei-ter – mit Ausnahme eines Fragebogens, der von den begleiteten älteren Menschen mit Behinderung am Ende des Begleitprozesses auszufüllen war – ihre Bearbeitungs- und Verarbeitungsprozesse bezüglich der ihnen übertragenen Aufgabe. Die Dokumentati-onen geben Einblick in diese Prozesse und damit zwangsläufig subjektive Sichtweisen wieder. Dennoch, der zuvor mit den Projekt-mitarbeitern abgestimmte, vorgegebene Dokumentationsleitfaden gibt eine differen-zierte Struktur für die Prozessbeobachtung und -beschreibung vor, die fallübergrei-fende Vergleiche ermöglicht. Dadurch wird erkennbar, wo die professionellen Begleiter entscheidende Entwicklungspotenziale, Herausforderungen und Probleme sehen: auf ihrer eigenen Seite, auf Seiten der betref-fenden älteren Menschen mit Behinderung, im wechselseitigen Umgang miteinander sowie auf Seiten des sozialen und institutio-nellen Umfeldes. Da den meisten Begleitern der Dokumentationsleitfaden zugleich als Orientierungsrahmen für die Planung und Durchführung der Begleitprozesse diente, beschreiben selbst mögliche „Beschönigun-gen“ letztlich nur, was aus Sicht der Begleiter hätte beachtet oder getan werden können und was – davon ist auszugehen – zumin-dest versucht worden ist. Auch die Versuche geben Auskunft darüber, welche Bündel von Maßnahmen von den Begleitern ersonnen, entwickelt und erprobt worden sind und wel-che Wege als zielführend beurteilt werden.

Die abschließenden Erfolgseinschätzungen der begleiteten Personen haben die Funk-tion, die Gesamteinschätzung der Veran-stalter zu vervollständigen.

2. E valuatioN dEr QualiFiziEruNGS-aNGEBotE ( ii.) Sie verfolgt den Zweck, die Themen, den curricularen Aufbau und die methodische Gestaltung von Kursen, Seminaren, Work-shops etc. zu erfassen und nachträglich die Beurteilungen der teilnehmenden älteren Menschen mit Behinderung sowie ggf. die von weiteren (ehrenamtlichen oder profes-sionellen) Unterstützern und im Besonde-ren die der verantwortlichen Veranstalter zu erfragen.

Im Mittelpunkt stehen bei dieser Evalua-tionsebene zwei Fragenkomplexe32: Zum einen, welche Qualifikationen bzw. Kom-petenzen sollen den Teilnehmern in der jeweiligen Veranstaltung vermittelt wer-den und wie wird dies begründet? Auf welche Bedürfnisse, die geäußert wurden oder unterstellt werden, wird hierbei Bezug genommen und auf welche Anforderungen, mit denen die Teilnehmer in ihren gegen-wärtigen oder künftigen Lebenskontex-ten konfrontiert sind, sollen sie vorbereitet werden? Zum anderen, welche Lerninhalte und methodischen Vorgehensweisen wur-den gewählt, um die angestrebten Qualifi-

32 Auch hier instruierten wir die Projekte, die diese Evaluationsebene gewählt hatten. Die Lerneinheiten sollten im Sinne einer lernzielorientierten Didaktik (Gudijons u. a. 1995; vgl. Meyer 2004) so aufgebaut sein, dass ausgehend von den allgemeinen Projektzielen für jede Lehreinheit spezifische Lernziele und die Kom-petenzen, die sodann durch bestimmte Lerninhalte und -methoden zu vermitteln sind, bestimmt werden. Auf die Kritik an diesem Modell, dass es subjektive Bildungsprozesse auf das Anlernen „nützlicher“ Kom-petenzen zu verkürzen drohe, kann hier nicht weiter eingegangen werden. Uns ging es lediglich darum, die Planung und Durchführung von Qualifizierungs-prozessen transparent und nachvollziehbar sowie die Ergebnisse überprüfbar zu machen. Wenn Ziele nicht geklärt und definiert worden sind, ist es schwer mög-lich, festzustellen, ob sie erreicht wurden.

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./ die Evaluationsebenen und -instrumente

(weitere) Mitarbeit oder Unterstützung zu gewinnen. Ebenso wurden sie als maß-gebliche Experten in ihrer Region gefragt, inwieweit ihrer Einschätzung nach die bereits vorhandenen Unterstützungsange-bote ausreichen, wo diesbezügliche Defizite erkennbar sind und in welchen Bereichen durch die jeweiligen Projekte in der Region Verbesserungen erreicht werden konnten. Von den Projekten als Multiplikatoren aus-gewählt und befragt wurden folgende Personen: Entscheidungsträger in den Kommunen und bei Trägern von Einrich-tungen, professionelle Mitarbeiter verschie-dener Einrichtungen, ältere Menschen mit Behinderung sowie deren Angehörige und ehrenamtliche Unterstützer. Die Evaluation auf dieser Ebene zielt also primär darauf ab, die Wirkungen des Projekts im sozialen Umfeld, d. h. bei Institutionen und Fach-kräfte in der Region, mit denen eine (ver-besserte) Kooperation angestrebt wurde, bei weiteren bereits aktiven oder potenziel-len Unterstützern und nicht zuletzt auch bei betroffenen Senioren mit Behinderung und Angehörigen zu ermitteln. Allerdings werden die Ergebnisse der Multiplikatoren-Befragung nur mit gewissen Abstrichen Auskunft über die (Breiten-) Wirkung der Projekte geben können. Zum einen konnten pro Projekt nur einige Akteure aus wenigen sozialen Feldern befragt werden, die zudem i. d. R. den Projektmitarbeitern bekannt und über das Projekt informiert waren und dafür – so ist zu erwarten – bereits Interesse gezeigt haben. Letzteres dürfte verstärkt auf die zutreffen, die tatsächlich geantwortet haben. Auch wenn die Befragung folglich nicht repräsentativ ist, so ist dennoch davon auszugehen, dass die Befragten aus allen

Projekten aufgrund ihrer unterschiedlichen Positionen und Funktionen ein breites Spek-trum von Einschätzungen repräsentieren.

Zum anderen kann die Multiplikatorenbe-fragung nur die subjektiven Einschätzun-gen der ausgewählten Multiplikatoren über die Wirkungen der Projekte auf das soziale und institutionelle Umfeld und ihre (Selbst-)Beurteilungen bezüglich einer Veränderung der Einstellungen und Engagementbereit-schaft ermitteln. Inwieweit solche Aussagen nachhaltige (strukturelle) Veränderungen im sozialen Umfeld beschreiben oder (habi-tuelle) Veränderungen im Handeln der rele-vanten Akteure zur Folge haben, muss offen bleiben. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass die subjektiven Eindrücke und Stellungnahmen relevanter Multiplikatoren als aussagekräftige Indikatoren dafür gelten können, ob durch die jeweiligen Projekte in der Region zumindest Veränderungen angestoßen worden sind: Ob dadurch eine breitere Öffentlichkeit über die Situation älterer Menschen mit Behinderung infor-miert und eine größere Offenheit ihnen und ihren Anliegen gegenüber erreicht worden ist; ob sich für sie in der Region Sozialräume oder zumindest mehr Gelegenheiten eröffnet haben, die einer selbstständigen Lebensführung und sozialen Teilhabe förderlich sind. Aber auch dann, wenn ein Teil der befragten Multiplikatoren bestrei-tet, dass diesbezügliche Fortschritte erreicht worden sind, ist diese Einschätzung eine wichtige Rückmeldung. Es ist offensichtlich nicht gelungen, die betreffenden Personen oder Institutionen in geeigneter Weise anzu-sprechen, zu erreichen oder zu überzeugen, sodass die Befragten in ihrer Funktion als Multiplikatoren (vorerst) ausfallen.

einzelnen Lerneinheit durchgeführt wur-den, eher nur allgemeine Zustimmungs- und Zufriedenheitswerte. Dies ist auch dadurch begründet, dass die Fragen, deren Anzahl sehr begrenzt worden ist, so gestellt wurden, dass sie leicht verständlich und zu beant-worten sind34. Dennoch zeigen die Rück-meldungen, wie viele Teilnehmer und in welchem Grad sie bestimmte Lernangebote als sinnvoll, nützlich und gelungen bewer-ten. Da die Teilnehmer – wie sich zeigen wird (s. Teil E II.) – überwiegend zu hohen positi-ven Zustimmungswerten tendieren, sind ihre Angaben im Hinblick auf eine differen-zierte Bewertung der didaktischen Konzep-tionen einzelner Lerneinheiten allerdings nur begrenzt verwertbar. Dennoch ist ein Ergebnis überraschend und aufschlussreich: Während die Teilnehmer den Aufbau und die Durchführung der einzelnen Lehrein-heiten auf den dafür vorgegebenen Skalen fast durchgängig sehr positiv bewerten, sind sie im Hinblick auf die Umsetzbarkeit des Gelernten in den Alltag weniger optimis-tisch. Die Teilnehmer sind also durchaus in der Lage, in ihrem Urteil zu unterscheiden.Die hohen Zufriedenheits- und Zustim-mungswerte auf den vorgegebenen Skalen35 sind aber noch in einem anderen Kontext zu sehen: Veranstaltungen, die nicht vorweg oder zu Beginn hohe Zustimmungswerte

34 Trotz dieser Vereinfachung nahm – wie sich her-ausstellte – ein Großteil der Teilnehmer fremde Unter-stützung beim Ausfüllen des Fragebogens in Anspruch. Auch das hat möglicherweise die Tendenz zu sehr posi-tiven Rückmeldungen verstärkt.

35 Diese Skalen sind in Anlehnung an vergleichbare Evaluationsinstrumente, die in vielen Fortbildungs-einrichtungen nach der Beendigung von Tagungen, Workshops, Seminaren etc. verteilt werden, entwickelt worden. Allerdings wurden sie auf wenige relevante Bereiche verkürzt sowie sprachlich und graphisch ver-einfacht.

erwarten lassen, finden entweder nicht statt, fallen aufgrund fehlenden Interesses aus oder die eher unzufriedenen Teilneh-mer springen vorher ab, sodass sie keine Rückmeldungen mehr geben können. Es gibt offensichtlich für ältere Menschen mit Behinderung keinen Grund an derartigen Veranstaltungen teilzunehmen, die keinen „Spaß“ machen. Das könnte möglicherweise dazu führen, dass Veranstaltungen, die etwas komplexere oder schwierigere Pro-bleme in Angriff nehmen, eher gemieden werden, von Teilnehmern wie von Veran-staltern.

3. E valuatioN SozialraumBEzoGENEr ENt WicKluNGEN ( iii.)

Diese verfolgt den Zweck Aufschlüsse darü-ber zu erlangen, inwieweit es gelungen ist, den Projektzielen gemäße Veränderungen und Entwicklungen im sozialen und insti-tutionellen Umfeld zu erreichen oder zumin-dest anzustoßen. Inwieweit haben die Projekte das Ziel erreicht, in der Region ein wachsendes Interesse für das Thema ältere Menschen mit Behinderung zu wecken, ein vermehrtes Engagement für sie und eine breitere Kooperationsbereitschaft zu schaf-fen? Hierzu wurden in den jeweiligen Regi-onen Multiplikatoren, die von den einzelnen Projekten ausgewählt worden sind, befragt. Mittels eines Fragebogens (s. Anhang, Eva-luationsinstrumente: III. Fragebogen zur Multiplikatorenbefragung), der von uns an die benannten Multiplikatoren versandt wurde, sollte erkundet werden, inwieweit es den Projekten gelungen ist, in ihrer Region relevante Akteure anzusprechen, bei ihnen Interesse für das Projekt, deren Zielgruppe und seine Ziele zu wecken und sie für eine

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./ die Evaluationsebenen und -instrumente

schritte bei der Planung und Durchführung der Begleitungen bzw. Qualifizierungsver-anstaltungen unverzichtbar ist – für sie selbst, um erfolgsversprechend handeln zu können, und für uns, um die Prozesse nachvollziehen und vergleichen zu kön-nen. Insofern nahmen wir zumindest in der Anfangsphase im Sinne einer formativen Evaluation Einfluss auf die Prozesse, die von den betreffenden Mitarbeitern maßgeblich gestaltet wurden und die wir in einem zwei-ten Schritt untersucht haben. Dies trifft ins-besondere auf die beiden Kernprozesse bei der personenbezogenen Begleitung und bei den Qualifizierungsangeboten zu: auf das Formulieren handlungsleitender Zwischen-ziele, das Benennen zielführender Maßnah-men gemäß den „SMART-Kriterien“ (in Teil E I.), das Operationalisieren von Lernzielen und das Bestimmen von Kompetenzen, die durch entsprechende Lerninhalte und -for-men zu vermitteln sind (in Teil E II.). Durch die Dokumentationsbögen wurde gleich-sam vorgeschrieben, wie vorzugehen ist. Es war gleichwohl nur eine Empfehlung. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, wurden die Prozesse jedoch gemäß unseren Vorga-ben dokumentiert.

Die Vielfalt der gewählten Evaluationsins-trumente macht es zwar schwieriger, ein-fache „signifikante“ Ergebnisse zu präsen-tieren, die den Einfluss einzelner Faktoren benennen, aber die Vielfalt der Perspektiven gibt – davon gehen wir aus – einen detail-lierten und breiten Einblick in die komple-xen und heterogenen Rahmenbedingungen und Prozesse der untersuchten Projekte. Sie

37 Ferner gaben wir Rückmeldungen zu den ersten Do-kumentationen, wenn nach unserer Einschätzung Din-ge unklar waren oder Rückfragen kamen.

macht die Komplexität des Anliegens der Projekte deutlich; die Selbstständigkeit und Teilhabe von älteren Menschen mit Behinderung ist nicht mit einigen wenigen Interventionen zu bewerkstelligen.

Leider erfolgt die endgültige Rückmeldung der Evaluationsergebnisse an die beteilig-ten Projekte und Projektmitarbeiter erst nach Abschluss der Modellphase, folglich zu spät, um in den laufenden Projekten noch Korrekturen vornehmen zu können. Eine durchgängige formative Evaluation, die ihre Ergebnisse und Erkenntnisse fort-laufend rückvermittelt, mit den beteiligten Akteuren erörtert und dadurch konzeptio-nelle und methodische Weiterentwicklun-gen anstößt, hätte allerdings ein anderes Vorgehen, und – bei gleichen Ressourcen – eine Konzentration auf einige wenige Projekte erforderlich gemacht, um einen ständigen und intensiven Austausch mit den einzelnen Projektträgern und Projekt-mitarbeitern, mit relevanten Multiplikato-ren und nicht zuletzt mit den betroffenen älteren Menschen mit Behinderung vor Ort gewährleisten zu können. Dennoch geben die vorliegenden Evaluationsergebnisse – so ist zu hoffen – lehrreiche Anregungen für die Weiterführung der Projekte oder für andere vergleichbare Projekte, deren Ziel die Förde-rung einer selbstständigen Lebensführung und sozialen Teilhabe von älteren Menschen mit Behinderung ist.

4. diE E valuatioN im KoNtE x t dEr GESam-tEN ProjEK tENt WicKluNGInsgesamt stellen die Evaluationsinstru-mente auf den drei Ebenen einen Mix von Verfahren zur Ermittlung der Ergebnis-, Pro-zess- und (in begrenztem Rahmen) Struktur-qualität dar, wobei der Schwerpunkt auf der Untersuchung der Prozesse im Rahmen der personenbezogenen Begleitungen und Qua-lifizierungsangeboten auf den Ebenen I und II liegt. Die Ermittlung der Erfolge der durch-geführten Maßnahmen oder Veranstaltun-gen am Ende der Prozesse durch eine unmit-telbare Befragung der Teilnehmer runden die Beurteilung der Prozessqualität lediglich ab. Demgegenüber werden auf der Ebene III vorrangig die erzielten Wirkungen der Pro-jekte ermittelt: Welche (Lern-) Effekte lösten diese bei den befragten Multiplikatoren und anderen Akteuren im sozialen Umfeld aus und welche strukturellen Entwicklungen konnten ihrer Einschätzung nach durch die Projekte angestoßen werden oder welche strukturellen Defizite sind dadurch sichtbar geworden? Die Bewertungen der Prozesse und Ergeb-nisse auf den Ebenen I und II basieren zudem zu einem erheblichen Teil auf den Selbstbe-wertungen der Akteure, welche die Beglei-tungen bzw. die Veranstaltungen durch-führten und die Verantwortung für deren Gelingen hatten. Folglich dienten die Doku-mentationen der Prozesse und Ergebnisse im Sinne einer Selbstevaluation (Heiner 1988; Spiegel 1993; Bundesministerium für Familien 1999; vgl. Hense et al. 2013) haupt-sächlich der Strukturierung und Selbst-reflexion des eigenen Handelns36: Welche

36 Wie Müller (2013) auf der Grundlage von Gruppen-

Handlungsschritte, die der Zielerreichung dienen, sind geplant und umzusetzen, was ist erreicht worden und welches sind verläss-liche Indikatoren hierfür? Das Gleiche gilt bis zu einem gewissen Grad für die Befragung der Multiplikatoren. Da ein größerer Teil von ihnen selbst aktiv in den Projekten mitge-wirkt hat, beinhalten ihre Rückmeldungen zwangsläufig Selbstbewertungen ihres eige-nen Tuns und ihrer Erfolge.

Durch die vorgegebenen Evaluationsins-trumente wurde schließlich – wie bei der Erläuterung der einzelnen Evaluationsebe-nen bereits angesprochen – nicht nur die Wahrnehmung der beobachtenden Akteure, welche die Dokumentationen zu erstel-len hatten, sondern auch deren Handeln maßgeblich strukturiert oder angeleitet. Aus diesem Grund legten wir großen Wert darauf, vor Beginn der Begleitungen und Veranstaltungen und während der Start-phase die Dokumentationsbögen mit den Mitarbeitern abzustimmen37. In Besuchen vor Ort und bei mehreren gemeinsamen Projektträgertreffen versuchten wir, einer-seits Fragen, kritische Einwände und Anre-gungen der beteiligten Projektmitarbeiter aufzugreifen, andererseits diese davon zu überzeugen, dass eine gewisse Transpa-renz und Zielgerichtetheit der Handlungs-

diskussionen darlegt, sind die Prozesse der Erhebung der Daten, wie auch die Prozesse ihrer Auswertung und Reflexion gebrochen durch vielfältige Mutmaßungen der Beteiligten über Erwartungen der Auftraggeber, der Anstellungsträger oder der Evaluatoren.

37 Ein Grund dafür war auch, die Akzeptanz zu erhö-hen und damit die Dateneingabe zu optimieren. Aus dem gleichen Grund votierten wir bei unseren Projekt-besuchen und auf den gemeinsamen Treffen der Pro-jektträger dafür, dass jedes Projekt das Hauptgewicht entweder auf die Evaluationsebene I oder II legen sollte.

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./ Evaluationsergebnisse

Die Anzahl der in die Evaluation eingeflosse-nen Begleitprozesse variiert je nach Projekt-träger, da es keine festen Vorgaben bezüglich der Fallzahlen gab und nicht alle Beglei-tungen, die während der Projektlaufzeit begonnen wurden, soweit abgeschlossen waren, dass sie in die Evaluation einbezo-gen werden konnten. Von einer vorgegebe-nen Fallzahl pro Projekt abzusehen, erschien sinnvoll, da die Vorlaufzeit und Dauer der einzelnen Begleitungen je nach Konzept, Zielgruppe und Rahmenbedingungen der Projekte unterschiedlich ausfallen.

Grundlage der Evaluation sind die Dokumen-tationen der fallbezogenen Unterstützungs- und Begleitprozesse durch die Projektmit-arbeiter nach Maßgabe des vorgegebenen Dokumentationsbogens (s. Anhang), dessen Struktur in Teil D erläutert wurde und in dem die einzelnen Schritte der personenbezoge-nen Begleitprozesse festgehalten worden sind. Abgeschlossen wurde die fallbezogene Dokumentation mit einer Einschätzung durch die Projektmitarbeiter, inwieweit die Zwischenziele und in Verbindung damit die übergeordneten Ziele der Begleitung erreicht worden sind. Die diesbezüglichen Ergebnisse

Wie in Teil C bereits erläutert, konnten die Projekte sich jeweils für einen Aufgaben-schwerpunkt, entweder die personenbe-zogene Begleitung von älteren Menschen mit Behinderung (s. E I.) oder ihre Qualifi-zierung durch Kursangebote (s. E II.) ent-scheiden. Auf diesen Schwerpunkt konzen-trieren sich sodann die Dokumentation der Prozesse und die Evaluation. Eine solche Schwerpunktsetzung war sinnvoll, um die Projektmitarbeiter schon in zeitlicher Hin-sicht nicht zu überlasten. Allerdings werden dadurch – das machte manchen Projekten die Entscheidung schwer – viele Aktivitäten der Projekte in anderen Feldern notgedrun-gen tendenziell ausgeblendet. Diese werden zwar am Rande thematisiert, aber nicht sys-tematisch erfasst. Zwar haben wir es den Projekten, die sowohl personenbezogene Begleitungen als auch Qualifizierungsver-

anstaltungen anbieten, freigestellt, beides zu dokumentieren, aber der Aufwand hier-für ist von ihnen dann offensichtlich als zu groß eingeschätzt worden. Die meisten Projekte konzentrieren zudem im weiteren Verlauf – so unser Eindruck – ihre Energie in wachsendem Maße auf den ausgewählten Aufgabenschwerpunkt.

Eine Sonderstellung nimmt die Multiplika-torenbefragung (s. Teil E III.) ein. Sie ist bei allen Projekten gleichermaßen durchge-führt worden und liefert auf der Ebene der Entwicklungen, welche die Projekte im sozi-alen Umfeld bewirkt haben, eine Datenbasis für projektübergreifende Einschätzungen. Dementsprechend bilden die folgenden Teile E I. – E III. völlig separate Darstellungen der Evaluationsergebnisse.

e. eValuationsergeBnisse

Projektträger Name Anzahl der Fälle

Altersspanne

Offene Hilfen Heilbronn „Hand in Hand in den Unruhestand“ 12 45 – 67 Jahre

Landkreis Biberach „Förderung von Selbstständigkeit von älteren Menschen mit Behin-derung“

6 58 – 65 Jahre

Landratsamt Bodensee-kreis

„Aktiv für ältere Menschen mit Behinderung – Senioren für Senioren“

13 50 – 89 Jahre

St. Elisabethstiftung – Heggbacher Wohnverbund

„Förderung der Selbstständigkeit von älteren Menschen mit Behin-derung“

7 64 – 79 Jahre

Verein zur Förderung einer sozialen Psy-chiatrie e.V. (VSP Reutlingen)

„BÄNKLE – Betreutes generati-onenübergreifendes Wohnen in Gastfamilien“

5 67 – 78 Jahre

WP Wohnprojekt Rotten-burg

„LEQUA – Lebensqualität im Alter“ 5 54 – 70 Jahre

Caritasverband Konstanz e.V.

„Altissimo – persönliche Zukunfts-planung realisieren“

11 48 – 78 Jahre

Gemeinnützige Werk- und Wohnstätten GmbH (GWW)

„Seniorenprojekt – Förderung von Selbstständigkeit von älteren Menschen mit Behinderung“

13 56 – 64 Jahre

Tabelle 7: Personenbezogene Evaluation – Überblick über die Projekte der personenbezogenen Evaluationsebene

e. i. prozesse und ergeBnisse der personen-Bezogenen Begleitprozesse

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0 6 6 . . 0 6 7

./ Evaluationsergebnisse

fünf und 13 Fällen. Der Anteil männlicher Teilnehmer ist mit 55% leicht höher als der Anteil der Frauen.

Der Altersdurchschnitt beträgt etwa 63 Jahre, wobei die Altersspanne der Teilneh-menden mit 45 bis 89 Jahren sehr weit ist. Während die über 60- bis 70-Jährigen mit fast 50% die größte Gruppe bilden, ist etwa ein Drittel 60 Jahre alt oder jünger. Inner-halb der verschiedenen Projekte lassen sich im Hinblick auf die Altersgruppen deutliche Unterschiede erkennen: Die TN der GWW Sindelfingen (n = 13, Ø = 57 Jahre) und der OHH Heilbronn (n = 12, Ø = 60) haben den niedrigsten Altersdurchschnitt, der VSP Reutlingen (n = 7, Ø = 72) und die St. Elisa-bethstiftung (n = 5, Ø = 68) begleiten im Durchschnitt die ältesten Menschen mit Behinderung.

In 54% aller Fälle wird eine geistige Behin-derung als Primärbehinderung angegeben, in 37% eine seelische Behinderung und bei 4% eine chronische Suchterkrankung. Mehr-

fachbehinderungen sind häufig, insgesamt werden bei mehr als der Hälfte aller TN zwei oder mehr Behinderungsformen angegeben.

Bei den TN, bei denen eine körperliche Behinderung vorliegt (34% aller TN), besteht in 60% der Fälle eine selbstständige Fortbe-wegungsfähigkeit, in 28% der Fälle ist diese nur mit Hilfsmitteln und in 12% nur mit per-soneller Unterstützung möglich. Im Hinblick auf vorliegende Sinnes- und Sprachbehin-derungen (27%) liegt in je 36% der Fälle eine Sehbehinderung oder eine Schwerhörigkeit (in einem Fall Gehörlosigkeit) vor, sieben TN haben außerdem eine Sprachbehinderung. Die häufigsten angegebenen seelischen Behinderungen sind Depressionen (35%) und Psychosen (14%). Den TN mit einer geis-tigen Behinderung wird zu jeweils 50% eine leichte oder mittlere Intelligenzminderung attestiert. Unter den sonstigen Behinde-rungsformen (n = 20) werden zerebrale Stö-rungen (n = 4), Autismus (n = 3), Epilepsie (n = 3) und weitere meist körperliche Beein-trächtigungsformen angegeben.

alleine hätten jedoch kaum ausreichende Informationen geliefert; denn Ziel der wis-senschaftlichen Begleitung, wie des gesam-ten Modellprojekts ist, zu eruieren, welche Maßnahmen und Formen der Begleitung, Unterstützung, Qualifizierung etc. sich eignen, ältere Menschen mit Behinderung zu größerer Selbstständigkeit und mehr gesellschaftlicher Teilhabe zu befähigen und unter dieser Zielsetzung altersbedingte Übergänge auf gelungene Weise zu bewäl-tigen. Der Fokus liegt daher primär auf der Prozessevaluation.

Im Dokumentationsbogen wird – nach einer kurzen vorangehenden Bestandsaufnahme zur Ausgangssituation der betreffenden Per-son – Folgendes erfasst: Welche Ziele wur-den mit den Teilnehmenden vereinbart und sodann im Sinne der SMART-Kriterien38 zu konkreten Zwischenzielen operationalisiert und welche Maßnahmen wurden konzi-piert, durch die diese erreicht werden sollen? Im darauffolgenden Teil wird dokumentiert, welche Maßnahmen tatsächlich durchge-führt, welche Mittel eingesetzt und welche personellen und sonstigen Ressourcen benö-tigt wurden sowie welche Probleme und Hindernisse aufgetreten sind. Abschließend folgt eine Bewertung des Erreichten.

In einem ersten Überblick werden im Fol-genden die Personen, die begleitet worden sind und auf die sich die fallbezogene Eva-luation bezieht, vorgestellt. Einleitend wer-den die Alters- und Geschlechterverteilung,

38 Siehe oben Teil D. Evaluationsebenen und -instru-mente, in dem erläutert wird, weshalb die von uns mit den Projektmitarbeitern abgestimmten Dokumentati-onsbögen zugleich als Leitlinien für die Strukturierung der Begleitprozesse fungieren.

die unterschiedlichen Behinderungsformen und der Beeinträchtigungsgrad nach der Internationalen Klassifikation von Funkti-onsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) vorgestellt. Im nächsten Schritt werden ausgehend von der erhobenen Wohnform und dem Beschäftigungsstatus insgesamt neun Gruppen gebildet, denen sich die TN zuordnen lassen. Daran anschließend wer-den bezogen auf diese TN-Gruppen die sozi-alen Netzwerke und Teilhabemöglichkeiten, die zu Beginn des Projekts ermittelt worden sind, skizziert. Außerdem werden die unter-schiedlichen Zugänge zu den Projekten und die angegebenen Gründe für die Teilnahme dargestellt. Abschließend werden bezogen auf die vereinbarten Ziele die Maßnahmen und Vorgehensweisen herausgearbeitet, welche sich insgesamt als besonders ziel-führend, d. h. geeignet für die Förderung der Selbstständigkeit und Teilhabe älterer Menschen herausgestellt haben.

Die Erhebung basiert auf einem halb-stan-dardisierten Dokumentationsleitfaden. Alle quantitativen Daten sind unter Nutzung des Statistikprogramms SPSS 21 ausgewertet worden. Die Zielvereinbarungen und Maß-nahmen der Begleitprozesse (Teil C und D des Evaluationsbogens) werden überwiegend durch offene Fragen erfasst. Auf Basis der qualitativen Angaben sind hierzu Katego-rien gebildet worden.

1. diE tEilNEhmEr ( tN)

a) üBerBlick üBer alter und Beeintr Ächti-gungen der tnInsgesamt werden 72 Fälle evaluiert; pro Projektträger liegt die Anzahl der einge-gangenen Falldokumentationen zwischen

67

12

22

13

45

01

0

5

10

15

20

25

45–50 51–55 56–60 61–65 66–70 71–75 76–80 81–85 86–80

Abbildung 2: TN nach Altersgruppen in absoluten Zahlen (n = 70)

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0 6 8 . . 0 6 9

./ Evaluationsergebnisse

Tabelle 3 veranschaulicht, in welchen Berei-chen alle TN durchschnittlich die stärksten Beeinträchtigungen (auf den Stufen 3 und 4) aufweisen:

Da die Unterstützung der älteren Menschen bezüglich der Freizeitgestaltung und Ermög-lichung von sozialen Kontakten ein elemen-tares Ziel fast aller Begleitprozesse darstellt, werden die Möglichkeiten und Beeinträch-

Teilhabe; zusätzliche Antwortmöglichkeit: nicht an-wendbar.

tigungen in den Bereichen Gemeinschafts-leben, soziales und staatsbürgerliches Leben – Freizeit und Erholung und Interpersonelle Interaktion und Kontakte – Private und part-nerschaftliche Beziehungen im Folgenden ausführlicher dargestellt.

In Bezug auf eine selbstbestimmte Gestal-tung der eigenen Freizeit zeigt sich bei vie-len TN ein deutlicher Unterstützungsbedarf. Zwar weist ein Drittel der begleiteten Senio-ren diesbezüglich keine Beeinträchtigungen

25 Personen (35%) erhalten Hilfen zur Pflege, wobei für nur sieben TN zusätzliche Anga-ben zur Einstufung gemacht werden: Ein TN erhält zusätzliche Betreuungsleistun-gen (ZBL) ohne angegebene Pflegestufe, in insgesamt vier Fällen liegt Pflegestufe 1 vor (in drei Fällen mit ZBL). Jeweils eine Teilneh-merin hat Pflegestufe 2 mit ZBL und Pflege-stufe 3. 23 TN (32%) haben nach Angaben der Pro-jektmitarbeiter spezifische Auffälligkeiten oder Besonderheiten: Bei vier Personen wer-den eine Selbst- oder Fremdgefährdung, bei sieben Personen gesundheitliche Einschrän-kungen (z. B. Adipositas oder Diabetes), bei weiteren vier Personen Ängste und Zwänge und bei zwei Antriebsarmut angegeben. Über die Hälfte aller TN steht unter einer rechtlichen Betreuung (58%39), welche sich

39 Differenziert nach Behinderungsform trifft dies auf 70% aller TN mit vorrangig geistiger Behinderung, im

in der Mehrheit der Fälle (81%) über alle im Dokumentationsleitfaden vorgegebenen Bereiche (Vermögenspflege, Gesundheits-fürsorge, Aufenthaltsbestimmungsrecht) erstreckt. Bei der Hälfte der Betroffenen wird die rechtliche Betreuung von Famili-enangehörigen übernommen, gefolgt von beruflichen (38%) und ehrenamtlichen Betreuern (12%).

In Anlehnung an die ICF der Weltgesund-heitsorganisation (WHO) sind im Rahmen der Falldokumentationen die Möglichkei-ten und Beeinträchtigungen von Aktivität und Teilhabe in ausgewählten Bereichen auf Basis einer 4er Skala40 beurteilt worden.

Vergleich zu 39,3% aller TN mit vorrangig seelischer Be-hinderung, zu.

40 1 = keine Beeinträchtigung, Ausführung selbst-ständig; 2 = leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen/mit Nutzung von Hilfsmitteln; 3 = erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung/Teilhabe i. d. R. mit personeller Unterstützung; 4 = umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich/keine

1 % 4 %

54 %4 %

37 %körperliche Behinderung

Sinnes-/Sprachbehinderung

geistige Behinderung

chronische Suchterkrankung

seelische Behinderung

Abbildung 3: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse - primäre Behinderungsformen der TN (Angaben in %)

Bereiche von Aktivität und Teilhabe nach dem ICF – diesbezügliche Beeinträchtigungen

Prozent

Allgemeine Aufgaben und Anforderungen – mit Stress und anderen psychischen Anforderungen umgehen

69%

Gemeinschaftsleben, soziales und staatsbürgerliches Leben 57%

Lernen und Wissensanwendung – Lernen 51%

Bedeutende Lebensbereiche – Wirtschaftliches Leben 46%

Interpersonelle Interaktion und Beziehungen – Formelle interpersonelle Beziehungen

45%

Gemeinschaftsleben, soziales und staatsbürgerliches Leben – Freizeit und Erholung

43%

Lernen und Wissensanwendung – Wissensanwendung 39%

Häusliches Leben – Haushaltsaufgaben 38%

Häusliches Leben – Beschaffung von Lebensnotwendigkeiten 35%

Bedeutende Lebensbereiche – Tagesgestaltung, Beschäftigung 34%

Allgemeine Aufgaben und Anforderungen – Aufgaben übernehmen, die tägliche Routine durchführen, Abläufe des Alltags gestalten

32%

Mobilität – sich mit Transportmitteln fortbewegen 32%

Interpersonelle Interaktion und Beziehungen – Private und partnerschaftli-che Beziehungen

28%

Selbstversorgung – Körperhygiene 24%

Kommunikation – Kommunizieren als Sender 22%

Kommunikation – Kommunizieren als Empfänger 21%

Mobilität – gehen und fortbewegen 14%

Selbstversorgung – Ernährung 11%

Tabelle 8: Personenbezogene Evaluation – Anteil der TN mit erheblichen oder umfassenden Beein-trächtigungen bezüglich der Aktivität und Teilhabe in ausgewählten Bereichen (basierend auf der Klassifikation des ICF)

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./ Evaluationsergebnisse

B) leBenskonte x te der tn – gruppenBildungWie in Teil C bereits dargestellt, sollen ältere Menschen mit Behinderung aus möglichst unterschiedlichen Lebenskontexten durch die Projekte erreicht werden. Konkret wer-den im Rahmen der Ausschreibung drei Ziel-gruppen genannt:

▶ TN, die in stationären Einrichtungen wohnen,

▶ solche, die in ambulanten Wohnfor-men leben sowie

▶ Personen, die privat – also selbst-ständig alleine, mit Partner oder in ihrer Herkunftsfamilie – leben.

Wie in Abbildung 6 deutlich wird, sind alle drei Zielgruppen erreicht worden, wobei Personen aus dem stationären Bereich den kleinsten Anteil (26%) ausmachen. Das ist insofern überraschend, da gegenwärtig stationäre Wohnformen insgesamt noch immer die Lebensorte für die meisten Senio-ren mit lebenslanger Behinderung sind (vgl. Teil A). Allerdings haben die dort lebenden

Personen meist Zugang zu einrichtungsin-ternen tagesstrukturierenden (Gruppen-)Angeboten, sodass viele von ihnen als aus-reichend versorgt gelten oder sich fühlen. Bei Menschen aus dem ABW und in selbst-ständigen Wohnkontexten erscheint der Unterstützungsbedarf bezüglich der Tages-gestaltung daher dringlicher. Erfreulich ist deshalb der relativ hohe Anteil der Personen, die selbstständig oder in ihren Herkunftsfa-milien leben – denn gerade die Zugangswege zu dieser Zielgruppe sind oft begrenzt oder aufwendig, vor allem wenn die Anbindung an das professionelle Hilfesystem durch die Tätigkeit in der Werkstatt wegfällt.

Der erfragte Beschäftigungsstatus der TN bildet ein weiteres Unterscheidungs-merkmal. Die Projekte sollen sowohl ältere Menschen erreichen, die noch erwerbstä-tig sind, als auch solche, die sich bereits im Ruhestand befinden oder im Förderbereich der Werkstätten bzw. in Tagesstrukturange-boten im Wohnbereich ihren Platz gefunden haben. 33% aller TN sind noch voll erwerbs-

auf, aber bei über 40% liegt eine erhebliche oder umfassende Beeinträchtigung vor. Im Hinblick auf die Pflege privater und partner-schaftlicher Beziehungen fällt die Einschät-zung positiver aus: Nur in einem Viertel aller

Fälle liegt nach Angaben der Projektmitar-beiter eine erhebliche Beeinträchtigung vor und bei einem Viertel werden keine Beein-trächtigungen festgestellt.

33 %

21 %

36 %

7 % 3 %

keine Beeinträchtigung

leichte Beeinträchtigung

erhebliche Beeinträchtigung

umfassende Beeinträchtigung

nicht anwendbar

26 %

43 %

25 %

3 % 3 %

keine Beeinträchtigung

leichte Beeinträchtigung

erhebliche Beeinträchtigung

umfassende Beeinträchtigung

nicht anwendbar

Abbildung 4: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Einschätzung des Beeinträchti-gungsgrades der TN für den ICF-Bereich „Gemeinschaftsleben, soziales und staatsbürgerliches Leben: Freizeit und Erholung“ (Angaben in %)

Abbildung 5: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Einschätzung des Beeinträchti-gungsgrades der TN für den ICF-Bereich „Interpersonelle Interaktion und Beziehung: Private und partnerschaftliche Beziehungen“ (Angaben in %)

26%

38%

36%

stationär

ambulant

selbstständig

Abbildung 6: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Wohnsituation der TN (Angaben in %)

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0 7 2 . . 0 7 3

./ Evaluationsergebnisse

gruppe 2: erwerBstÄtige tn aus deM aMBul an-ten BereichDie zweite Gruppe (14 TN) stellt mit einem Altersdurchschnitt von 58 Jahren die ins-gesamt jüngste Personengruppe dar, mehr als die Hälfte der TN (n = 8) ist jünger als 60 Jahre. Im Hinblick auf die Primärbehin-derung haben drei Personen eine seelische und neun eine geistige Behinderung, in zwei Fällen fehlen die entsprechenden Angaben. Acht TN stehen unter rechtlicher Betreuung, drei Personen erhalten Hilfen zur Pflege.

Auch hier werden als Grund für die Teil-nahme häufig der Übergang in den Ruhestand (n = 8) und erkennbare Probleme mit der Freizeitgestaltung (n = 10) aufgeführt. Drei TN geben Probleme mit der aktuellen Wohnsituation an, bei zwei steht ein Aus-zug von Zuhause bevor. Als Ziele werden vor allem der Aufbau sozialer Kontakte (n = 9) und die Verbesserung der Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung (n = 7) genannt.

gruppe 3: erwerBstÄtige tn, die selBststÄn-dig wohnenDie TN innerhalb dieser Gruppe (10 TN) sind vergleichsweise jung (Ø 61 Jahre, 56 – 65), fünf Personen sind unter 61 Jahre alt. Es handelt sich überwiegend um Menschen mit seelischen Behinderungen (n = 8). Nur wenige (n = 3) von ihnen stehen unter recht-licher Betreuung und keine(r) der TN erhält Hilfen zur Pflege. Der Großteil befindet sich vor dem Übergang in den Ruhestand und gibt dies als Grund für die Teilnahme an (n = 7). Folglich steht vor allem die (gemein-same) Bearbeitung des Themas Ruhestand im Vordergrund (n = 9), daneben die Ziele, soziale Kontakte ermöglichen (n = 6) und bei der Freizeitgestaltung unterstützen (n = 6).

Bezogen auf die erhobenen Möglichkeiten und Beeinträchtigungen der Teilhabe nach dem ICF weist diese Gruppe im Durchschnitt den niedrigsten Beeinträchtigungsgrad auf.

gruppe 4: tn aus deM FörderBereich 4 4, die stationÄr wohnenDie Gruppe 4 (8 TN) verzeichnet mit 72 Jah-ren den höchsten Altersdurchschnitt, sechs TN sind über 65 Jahre. Bei allen wird eine geistige Behinderung als Primärbehinde-rung angegeben, in fast allen Fällen liegt eine rechtliche Betreuung vor (n = 7), drei TN erhalten Leistungen der Pflegeversiche-rung. Bei allen Personen aus dieser Gruppe wird der bereits eingetretene Ruhestand als Grund für die Teilnahme angegeben, bei zwei von ihnen werden außerdem noch erkennbare Probleme bezüglich der Freizeitge-staltung genannt. Außerdem ist der Anteil derer, die aus Eigeninitiative teilnehmen (n = 3) vergleichsweise hoch. Als Ziele der Begleitprozesse werden die Verbesserung der (Frei-)Zeitgestaltung (n = 5), der Aufbau sozialer Kontakte (n = 3), die Gewinnung von Ehrenamtlichen (n = 3) und die Förderung der Gesundheit und Mobilität (n = 3) genannt.

gruppe 5: tn aus deM FörderBereich, die aMBul ant wohnenSie bilden eine vergleichsweise kleine Gruppe (5 TN), drei TN sind über 65 Jahre, der Altersdurchschnitt beträgt 61 Jahre. Von einer Ausnahme abgesehen, haben alle eine seelische Behinderung. In zwei

44 Der Begriff Förderbereich bezeichnet tagesstruk-turierende Angebote, an denen die TN teilnehmen, unabhängig davon, ob diese im Rahmen einer WfbM, in einer Tagestätte oder innerhalb des Wohnbereichs angeboten werden.

tätig, neun (13%) in Altersteilzeit. 40% der TN befinden sich im Ruhestand, die Hälfte von ihnen bereits seit mindestens sieben Jah-ren41. Des Weiteren gibt es sieben TN (10%), die eine Erwerbsunfähigkeitsrente erhalten und bereits aus der WfbM ausgeschieden sind, zwei Personen (3%) beziehen Grundsi-cherung42.

Wird die Gruppe der Ruheständler (n = 28) gesondert betrachtet, so werden bei der Hälfte der Fälle Haushaltstätigkeiten als primäre Tagesgestaltung genannt, während fünf TN Angebote einer Tagesstätte oder des Förderbereichs einer Werkstatt nutzen. Neun Ruheständler haben keine feste Tagesstruk-tur.

Auf Basis der gegenwärtigen Wohnformen (stationär – ambulant – selbstständig) und des Beschäftigungsstatus (Arbeit – Förderung –

41 Die durchschnittliche Zeitspanne seit Eintritt des Ruhestands liegt bei etwa 8 Jahren (min. = 1, max. = 20).

42 In drei weiteren Fällen werden keine Angaben zum Beschäftigungsstatus gemacht.

ohne Tagesstruktur) können folgende neun Gruppen gebildet werden (s. unten Tabelle 4):

gruppe 1: erwerBstÄtige tn aus deM stationÄren BereichDiese Gruppe (9 TN) besteht ausschließlich aus Menschen mit einer geistigen Behinde-rung. Der Anteil der Personen, die unter einer rechtlichen Betreuung stehen, ist hier – wie auch in den anderen Gruppen mit stationär lebenden TN – mit sieben von neun Fällen relativ hoch, ein Drittel erhält außerdem Leistungen der Pflegeversicherung43. Den-noch ist der Altersdurchschnitt mit 61 Jah-ren (von 50 bis 71) vergleichsweise niedrig. Der häufigste Grund für die Teilnahme an dem Projekt ist der Übergang in den Ruhe-stand (n = 6). Als Ziele stehen die Unterstüt-zung beim Aufbau sozialer Kontakte (n = 7) und die Gewinnung von Ehrenamtlichen (n = 4) im Vordergrund.

43 Da die Personen in einer stationären Einrichtung leben, handelt es sich dabei um Leistungen nach § 43a SGB XI.

Abbildung 7: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Formen der Tagesgestaltung der TN (Angaben in %)

46%

29%

25%

Arbeit

Förderung / Tagesstruktur

ohne Tagesstruktur

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./ Evaluationsergebnisse

Fällen besteht eine rechtliche Betreuung. Als Gründe für die Teilnahme werden der bereits eingetretene Ruhestand (n = 4) und erkennbare Probleme bezüglich der Freizeit-gestaltung (n = 4) genannt. Für alle TN ist die Erweiterung der Möglichkeiten zur Frei-zeitgestaltung, für einige der Aufbau sozialer Kontakte (n = 3) das wichtigste Ziel.

gruppe 6: tn aus deM FörderBereich, die selBststÄndig wohnenIn dieser Gruppe (8 TN) ist der Altersdurch-schnitt mit 70 Jahren (65 – 79) vergleichs-weise hoch, fünf TN sind über 65. Die Mehr-zahl hat eine geistige Behinderung (n = 6), die Hälfte steht unter rechtlicher Betreuung und ist in eine Pflegestufe eingestuft. Im Hinblick auf die Möglichkeiten der Teilhabe nach der ICF haben die TN dieser Gruppe den zweitniedrigsten Beeinträchtigungsgrad. Drei Viertel befinden sich bereits im Ruhe-stand und geben dies auch als Grund für die Projektteilnahme an.

Bei allen ist das Ziel der Begleitung der Aufbau sozialer Kontakte, gefolgt von der Erweiterung der Möglichkeiten zur Frei-zeitgestaltung (n = 7). Bei zwei TN steht die Gewinnung einer ehrenamtlichen Begleitung im Fokus.

gruppe 7: tn ohne Feste tages struk tur aus deM stationÄren BereichDie Gruppe 7 ist mit zwei TN im Alter von 68 und 76 Jahren die kleinste. In beiden Fällen handelt es sich um seelisch behinderte TN unter rechtlicher Betreuung, beide erhalten Leistungen der Pflegeversicherung. Der Wert bezüglich des Beeinträchtigungsgrads nach der ICF liegt bei ihnen am höchsten, beide TN weisen in allen Bereichen mindestens erheb-

liche Beeinträchtigungen auf. In beiden Fäl-len sind erkennbare Probleme bezüglich der Wohnsituation der Grund für die Teilnahme. Ziel der Begleitung ist bei Beiden der Wechsel der derzeitigen Wohnform.

gruppe 8: tn ohne Feste tages struk tur aus deM aMBul anten BereichInsgesamt gibt es neun TN im ABW ohne vorgegebene Tagesstruktur. Das Durch-schnittsalter in dieser Gruppe liegt bei 65 Jahren, wobei die Altersspanne der Gruppe sehr groß ist (54 bis 78 Jahre). Es handelt sich vor allem um primär seelisch behinderte Menschen (n = 7). Ein Großteil (n = 745) steht unter rechtlicher Betreuung. Leistungen der Hilfe zur Pflege erhalten sechs TN. Ins-gesamt ist diese Gruppe durch einen relativ hohen durchschnittlichen Wert bezüglich der Beeinträchtigung von Aktivität und Teilhabe charakterisiert, der höher liegt als in den Gruppen 1 und 2 mit stationärer Ver-sorgung. Die Mehrheit der TN befindet sich bereits im Ruhestand (n = 6) und hat infolge-dessen bezüglich der Freizeitgestaltung (n = 7) Probleme, in drei Fällen sind außerdem Pro-bleme mit der aktuellen Wohnsituation der Grund für die Teilnahme. Zentrale Ziele der Begleitung sind wieder der Aufbau sozialer Kontakte (n = 6) sowie die Erweiterung der Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung (n = 5).

gruppe 9: tn ohne Feste tages struk tur, die selBststÄndig wohnenDie Gruppe 9 (7 TN) ist mit einem Alters-durchschnitt von 59 Jahren (48 bis 67 Jahre) relativ jung. Jeweils drei TN haben eine geis-tige oder seelische Behinderung, in einem

45 inklusive einem TN, für den ein Angehöriger eine notarielle Vollmacht hatte.

Arbeit/WfbM Förderung/Tagesstruktur Ohne Tagesstruktur

Stat

ion

är

Gruppe 1N = 9, Ø = 61 Jahre (50–71)Alle TN GB; 7/9 RB; 3/9 PS

Gründe für TN:1. Vor dem Übergang

in den Ruhestand (n=6)

2. Erkennbare Proble-me bzgl. Freizeit-gestaltung (n=2)

Zwischenziele:1. Soziale Kontakte

(n=7)2. EA gewinnen (m=4)

Gruppe 4N = 8; Ø = 72 Jahre (64–89)Alle TN GB; 7/8 RB; 3/8 PS

Gründe für TN:1. Bereits im Ruhestand (n=8)2. Eigeninitiative (n=3)

Zwischenziele:1. Freizeitgestaltung (n=5)2. Soziale Kontakte; EA

gewinnen; Gesundheit fördern (n=3)

Gruppe 7N = 2; 68 und 76 Jahre2x PB; 2/2 RB; 2/2 PS

Gründe für TN:1. Probleme bzgl. aktueller

Wohnsituation (n=2)

Zwischenziele:1. Weitere (n=2)

ABW

Gruppe 2 N = 14; Ø = 58 Jahre (50–64)9x GB; 8/14 RB; 3/14 PS

Gründe für TN:1. Erkennbare Proble-

me bzgl. Freizeit-gestaltung (n=10)

2. Vor Übergang in den Ruhestand (n=8)

Zwischenziele:1. Soziale Kontakte

(n=9)2. Freizeitgestaltung

(n=7)

Gruppe 5N = 5; Ø = 61 Jahre (45–69)1x GB; 2/5 RB; 1/5 PS

Gründe für TN:1. Erkennbare Probleme bzgl.

Freizeitgestaltung (n=4)2. Bereits im Ruhestand (n=4)

Zwischenziele:1. Freizeitgestaltung (n=5)2. Soziale Kontakte (n=3);

Gesundheit fördern (n=2)

Gruppe 8N = 9; Ø = 65 Jahre (54–78)2x GB; 6/8 RB; 6/8 PS

Gründe für TN:1. Erkennbare Probleme

bzgl. Freizeitgestaltung (n=7)

2. Bereits im Ruhestand (n=6)

Zwischenziele:1. Soziale Kontakte (n=6)2. Freizeitgestaltung

(n=5)

Selb

stst

ändi

g w

ohn

end

Gruppe 3N = 10; Ø = 61 Jahre (56-65)2x GB; 3/10 RB; keine TN mit PS

Gründe für TN:1. Vor Übergang in den

Ruhestand (n=7)2. erkennbare Proble-

me bzgl. Freizeit-gestaltung (n=2)

Zwischenziele:1. Thema Ruhestand

bearbeiten (n=9)2. Soziale Kontakte

(n=6)3. Freizeitgestaltung

(n=6)

Gruppe 6N = 8; Ø = 70 Jahre (65-79)6x GB; 4/8 RB; 4/8 PS

Gründe für TN:1. Bereits im Ruhestand (n=6)2. Andere (n=2)

Zwischenziele:1. Soziale Kontakte (n=9)2. Freizeitgestaltung (n=7)

Gruppe 9 N = 7; Ø = 59 Jahre (48-67)3x GB; 3/7 RB; 3/7 PS

Gründe für TN:1. Bereits im Ruhestand

(n=3)2. Probleme bzgl. aktueller

Wohnsituation (n=3)

Zwischenziele:1. Weitere / bereits im

Ruhestand (n=3)2. Soziale Kontakte (n=3)

Tabelle 9: Personenbezogene Evaluation – Überblick über die Lebenskontexte (RB = rechtliche Betreuung; PS = Pflegestufe; GB = geistige Behinderung)

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0 7 6 . . 0 7 7

./ Evaluationsergebnisse

mit jeweils etwa 60% in den beiden Grup-pen 5 und 6, die im Förderbereich sind und entweder stationär oder ambulant wohnen, besonders hoch. Den häufigsten Kontakt zu Nachbarn47 haben ebenfalls ambulant Wohnende aus dem Förderbereich (Gruppe 6). Überraschend viele Nachbarschaftskon-takte haben Personen aus der Gruppe 148, die noch in einer WfbM erwerbstätig sind und stationär wohnen.

Die gruppenspezifischen Unterschiede im Hinblick auf den Kontakt zu Mitbewoh-nern überraschen kaum: TN aus dem stati-onären Bereich haben regelmäßig Kontakte

47 Die Kategorie Nachbarn ist erst bei der Revision des Evaluationsbogens nach den ersten Probeläufen hin-zugefügt worden, sodass in einigen Fällen, die in der Anfangsphase der Evaluation eingegangen sind, diese Angaben fehlen.

48 Hier sind vermutlich (auch) Mitbewohner der TN innerhalb der Einrichtungen als Nachbarn aufgefasst worden.

zu ihnen. Ebenso ist in den Gruppen mit erwerbstätigen TN der Kontakt zu (ehe-maligen) Arbeitskollegen besonders hoch. Auffallend ist, dass alle Personen ohne feste Tagesstruktur keine dementsprechenden Kontakte (mehr) haben. Insgesamt ist der Anteil der TN, die auf diese Frage mit nie oder selten antworten mit ca. 60% sehr hoch.

TN mit keinem Kontakt zu professionellen Unterstützern gibt es nur in den Gruppen der selbstständig wohnenden Personen (Gruppen 3, 6 und 9). Der Anteil derjenigen, die in regelmäßigen Kontakt zu Ehrenamt-lichen stehen, ist mit rund 50% bei Personen im ABW mit oder ohne Tagesstruktur (Grup-pen 5 und 8) vergleichsweise hoch. Da Freundschaften insgesamt eher selten sind, bestehen nur geringe gruppenspezi-fische Unterschiede: Nur bei den stationär lebenden Personen, die noch arbeiten oder

Fall wird hierzu keine Angabe gemacht. In drei Fällen besteht eine rechtliche Betreu-ung und in drei ein Anspruch auf Hilfen zur Pflege. Als Gründe für die Projektteilnahme werden der bereits eingetretene Ruhestand (n = 3), erkennbare Probleme bezüglich der Freizeitgestaltung (n = 2), Probleme mit der aktuellen Wohnsituation (n = 2) sowie in einem Fall der geplante Auszug aus der Her-kunftsfamilie genannt. Bezüglich der Ziele der Begleitung dominiert – wie in beinahe allen anderen Gruppen – die Erweiterung der Möglichkeiten der Freizeitgestaltung (n = 4) und der Aufbau sozialer Kontakte (n = 3).

Trotz beachtenswerter Differenzen zwi-schen den Gruppen bezüglich Altersstruk-tur, Behinderungsform, Grad der Beeinträch-tigung und anerkannter Pflegebedürftigkeit sind für die Meisten der bereits eingetretene oder bevorstehende Ruhestand sowie die damit verbundenen Probleme bezüglich der Freizeit- und Tagesgestaltung der Grund für die Teilnahme an den Projekten. Als Ziele dominieren die Unterstützung beim Aufbau oder der Pflege sozialer Kontakte und eine zufriedenstellende Freizeitgestaltung.

c) soziale ne t z werke und teilhaBeMöglich-keiten zu Beginn der Begleitprozes seIm Rahmen des Assessments zu Beginn der Begleitprozesse ist nach den Sozialkontak-ten der TN gefragt worden. Auf einer 3er-Skala (nie – selten – regelmäßig) konnten sie die Häufigkeit ihres Kontaktes mit verschie-denen Personengruppen einschätzen und durch Kommentare den emotionalen Stel-lenwert der jeweiligen Kontakte erläutern. Häufigste Kontaktpartner der teilnehmen-den Senioren sind mit 79% die professionel-len Unterstützer, gefolgt von den Mitbewoh-

nern mit 65%. Soziale Kontakte außerhalb des Hilfesystems werden deutlich weniger gepflegt: Über ein Drittel der TN hat keine freundschaftlichen Kontakte, bei einem weiteren Viertel werden diese Kontakte als selten eingeschätzt und nur durch unregel-mäßige, gelegentliche Anrufe oder Besuche aufrechterhalten. Auch zu Nachbarn hat nur ein gutes Drittel regelmäßige Kontakte. In einem Viertel der Fälle besteht kein Kontakt mehr zur Familie, was von einigen TN als sehr belastend wahrgenommen wird. In Fällen, in denen familiäre Kontakte beste-hen, haben diese in der Regel einen hohen emotionalen Stellenwert, am häufigsten werden hier Beziehungen zu Geschwis-tern (n = 19) und Kindern (n = 7)46 genannt. Partnerschaftliche Beziehungen stellen die seltenste Form von sozialen Kontakten dar, nur 13 Senioren geben an, einen mehr oder weniger beständigen Kontakt zu einer Part-nerin oder einem Partner zu haben. Demge-genüber hat die Hälfte aller TN bereits zu Beginn des Projekts regelmäßig oder spora-disch Kontakt zu Ehrenamtlichen.

Zusätzlich ist nach den Hauptbezugsperso-nen der TN gefragt worden. Die Mehrheit (85%) besitzt mindestens eine Hauptbe-zugsperson, wobei vor allem professionelle Mitarbeiter (45%) und Angehörige (29%) genannt werden.

Die gruppenspezifischen Unterschiede spiegeln den Einfluss der Lebenskontexte auf die Kontaktmöglichkeiten der älteren Menschen mit Behinderung wider: Der Anteil der TN, die regelmäßigen Kontakt zu ihren Familienangehörigen haben, ist

46 Weitere offene Angaben beziehen sich auf den Kon-takt zu den Ehepartnern (n = 5) und Eltern (n = 4).

54

25

35

9

32

16

16

18

2

18

10

6

9

21

7

23

11

28

23

55

28

20

42

31

5

1

4

2

3

15

7

0% 50% 100%

Partnerschaft

Freunde

Ehrenamtliche

prof. Unterstützer

Nachbarn

Mitbewohner

Familienangehörige

nie

selten

regelmäßig

fehlende Angaben

(ehem.)Arbeitskollegen

Abbildung 8: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Häufigkeit der Kontakte der TN zu verschiedenen Personengruppen zu Beginn der Begleitung (Angaben in absoluten Zahlen, n = 72)

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0 7 8 . . 0 7 9

./ Evaluationsergebnisse

von Gruppen und Vereinen, die sich für Men-schen mit Behinderung engagieren. Die Ein-schätzungen haben sowohl die TN als auch die Projektmitarbeiter vorgenommen.

Insgesamt fällt die Bewertung auf beiden Seiten positiv aus, wobei die Tendenz zu einer (uneingeschränkt) positiven Einschätzung bei den Projektmitarbeitern höher ausfällt: Sie beurteilen die Teilhabemöglichkeiten bezogen auf alle Bereiche mit 58% häufiger als gut als die TN mit einem Wert von 48%.

Differenziert nach Teilhabebereichen erge-ben sich die positivsten Einschätzungen in Bezug auf den Wohnbereich/das eigene Zim-mer, am negativsten werden die Möglichkei-ten eingeschätzt, in Gruppen oder Vereinen in der Umgebung teilnehmen zu können, die sich für Menschen mit Behinderung enga-gieren. Überraschend ist die relativ positive Einschätzung hinsichtlich der Verkehrsan-bindung bzw. der Erreichbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel. Während diese von 57% der TN und von 66% der Projektmitarbeiter als gut eingeschätzt werden, kritisieren letztere im weiteren Verlauf und bei der Dokumen-tation der Begleitprozesse dennoch häufig, dass viele Maßnahmen an fehlenden Beför-derungsmöglichkeiten für die TN scheitern.

Im Hinblick auf die verschiedenen Gruppen lassen sich folgende Unterschiede bezüglich der Einschätzung der Teilhabemöglichkeiten durch die TN verzeichnen: Alle stationär lebenden Personen aus dem Arbeits- oder Förderbereich (Gruppen 1 und 4) schätzen die Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten im Wohnbereich als gut ein. Demgegen-über fallen die Einschätzungen aller Per-sonen ohne Tagesstruktur, gleichgültig ob

sie stationär, ambulant oder selbstständig wohnen (Gruppen 7, 8 und 9), deutlich nega-tiver aus; von ihnen werden die Möglichkei-ten überwiegend als schlecht oder einge-schränkt eingestuft. Insgesamt werden die Freizeitmöglichkeiten im näheren Umfeld oder in Gruppen am häufigsten von den TN ohne Tagesstruktur, die stationär oder pri-vat wohnen (Gruppen 7 und 9), als defizitär beurteilt. Sie schätzen ihre Möglichkeiten, an Veranstaltungen und Angeboten in der Umgebung teilzunehmen, überwiegend als schlecht ein. Demgegenüber geben zwei Drittel der erwerbstätigen Personen, die selbstständig wohnen (Gruppe 3), an, über gute Freizeitmöglichkeiten in der Umgebung zu verfügen. Die Verkehrsanbindung schät-zen die TN aus dem ABW ohne Tagesstruktur (Gruppe 8) am positivsten ein, während die TN aus dem stationären Bereich (Gruppen 1 und 7) diese überwiegend als schlecht oder eingeschränkt bewerten.

Auch hier werden polarisierende Tendenzen sichtbar: Je umfangreicher die Versorgung durch institutionelle Angebote ist, desto sel-tener entstehen einerseits Probleme, für sich geeignete Freizeitangebote zu finden. Ande-rerseits birgt eine solche Versorgung die Gefahr, dass Kontakt- und Freizeitmöglich-keiten außerhalb des engeren institutionel-len Umfeldes kaum gesucht und erschlossen werden. Da die Mehrheit der TN aber selbst-ständig wohnt bzw. ambulant betreut wird, ist sie sehr viel mehr damit konfrontiert, selbst für Kontakt- und Freizeitmöglichkei-ten sorgen zu müssen.

eine Tagesstruktur haben (Gruppen 1 und 4) gibt die Mehrzahl an, regelmäßige freund-schaftliche Kontakte zu haben. Bei denen, die selbstständig wohnen (Gruppen 3 und 9) überwiegen sporadische freundschaftli-che Kontakte. Ebenso geben über drei Viertel aller TN ohne Tagesstruktur an, nur selten oder nie freundschaftliche Kontakte zu pfle-gen. Noch seltener sind bei allen TN Bezie-hungen zu zu einem festen Partner. Von den TN aus dem Förderbereich, die nicht in einer stationären Einrichtung leben (Gruppen 5 und 6) hat niemand eine Partnerin oder einen Partner, das Gleiche trifft auf die zwei Personen ohne Tagesstruktur aus dem stati-onären Bereich zu (Gruppe 7).

Insgesamt zeichnen sich zwei Pole ab: Der Teil der TN, der in beständige institutio-nelle (stationäre oder Arbeits-)Kontexte eingebunden ist, verfügt offensichtlich über genügend Gelegenheiten zu regelmä-

ßigen sozialen Kontakten innerhalb dieses Rahmens, der andere Teil, der ohne solch eine Einbindung relativ selbstständig sein Leben gestaltet , muss in der Lage sein, den Kontakt zur Familie, zu ehemaligen Arbeits-kollegen etc. aufrechtzuerhalten oder selbst Kontakte aufzubauen und zu pflegen, sodass manche zwar vielfältigere, andere aber nur sehr wenige oder kaum beständige Kontakte haben.

Ferner sind zu Beginn der Begleitungen die Möglichkeiten zur Teilhabe und Freizeit-gestaltung der Senioren mit Behinderung eingeschätzt worden, bezogen auf fol-gende Bereiche: Gestaltungsmöglichkeiten im eigenen Wohnbereich/eigenen Zimmer, Freizeitmöglichkeiten im näheren Umfeld, die Verkehrsanbindung und Erreichbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel, die Teilhabemög-lichkeiten an Angeboten und Veranstaltungen im näheren Umfeld sowie die Verfügbarkeit

13

9

12

8

3

33

31

17

27

21

21

27

39

33

44

5

5

4

4

4

0% 50% 100%

engagierte Gruppen/Vereine

Verkehrsanbindung

Freizeitaktivitätenim näheren Umfeld

Wohnbereich/Zimmer

schlecht

eingeschränkt

gut

fehlende Angaben

Angebote/Veranstaltungen im

näheren Umfeld

Abbildung 9: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Einschätzung der Teilhabemöglich-keiten durch die TN (Angaben in absoluten Zahlen, n = 72)

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0 8 0 . . 0 8 1

./ Evaluationsergebnisse

mung/soziale Isolation zusammenfassen. Probleme mit der aktuellen Wohnsituation werden ausschließlich bei ambulant oder selbstständig wohnenden Personen und den beiden TN aus dem stationären Bereich ohne Tagesstruktur (Gruppe 7) angegeben, ansonsten fallen keine gruppenspezifischen Unterschiede auf.

Der erste Teil des personenbezogenen Evalu-ationsbogens schließt mit Fragen zu Anzahl, Dauer und Beteiligten der Gespräche bzw. Kontakten in der Phase der Vorklärungen ab. Die Spannweite ist zwar extrem hoch, aber unter Ausschluss der Extremwerte49 liegt der Durchschnitt beim Gros der Fälle bei rund zwei Kontakten.

49 6 bis 46 oder keine vorherigen Kontakte.

2. zuGaNGSWEGE dEr tEilNEhmEr Die Hälfte der TN wird durch professionelle Fachkräfte in das jeweilige Projekt vermit-telt, in 22% der Fälle besteht bereits vorher Kontakt zu ihnen. Sehr gering ist hinge-gen der Anteil von Selbstmeldern (4%) oder Personen, die von Angehörigen vermittelt werden (3%). Bei diesen handelt es sich aus-schließlich um Personen, die selbstständig leben (Gruppen 3, 6 und 9).

Um einen Überblick über die Zugangswege in die Projekte zu erlangen, wurde zusätz-lich erfragt, auf welche Weise die TN von dem Projekt erfahren haben. Die überwie-gende Mehrheit (70%) ist von professionel-len Mitarbeitern informiert worden. Sechs TN haben im Rahmen von Veranstaltun-gen, Tagungen oder Trägertreffen und sechs weitere durch Flyer, Aushänge oder die Presse von dem Projekt erfahren. Nur in einem Fall hat ein Angehöriger die Per-son über das Projekt in Kenntnis gesetzt. Es zeigen sich im Hinblick auf diese Anga-

ben keine signifikanten gruppen- oder projektträgerspezifischen Unterschiede. Bei der Frage zu den Gründen für die Teil-nahme sind Mehrfachantworten mög-lich. Im Durchschnitt sind pro Fall ein bis zwei Angaben gemacht worden (n = 118). Die Ergebnisse belegen, dass das Ende der Erwerbstätigkeit und die Schaffung alter-nativer Möglichkeiten der Tagesgestaltung – zumindest aus Sicht ihrer Begleiter – als dringliche Herausforderungen wahrge-nommen werden: Erkennbare Probleme bezüglich der Ruhestands- bzw. Freizeitge-staltung (43%) sowie der bereits eingetretene (39%) oder bevorstehende Übergang in den Ruhestand (32%) sind die häufigsten ange-gebenen Gründe für eine Projektteilnahme. Dagegen wird eine Teilnahme aus Eigenin-itiative bzw. eigenem Interesse am Projekt nur in sieben Fällen genannt. Unter Sonstige werden in vier Fällen Probleme mit der aktu-ellen Wohnsituation oder mit dem geplanten Auszug von Zuhause genannt. Vier Angaben lassen sich unter der Kategorie Vereinsa-

22,20%

50%

2,80%

20,80%

4,20%

0,00%

10,00%

20,00%

30,00%

40,00%

50,00%

60,00%

bestand bereits im Vorfeld

vermittelt durch Fachkräfte

vermittelt durch Angehörige

aktiv angesprochen

Selbstmelder

10 %

10 %

70 %

2 %6 % 2 %

Flyer, Presse, Aushänge

Tagungen, Vorträge, Veranstaltungen

von MA hingewiesen

von anderen MmB hingewiesen

Mundpropaganda

durch Familienangehörige

Abbildung 10: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Wie ist der Kontakt zum TN zustan-de gekommen? (Angaben in %)

Was waren die Gründe für die Teilnahme - Antwortkategorien Prozent der Fälle

Erkennbare Probleme bezüglich Ruhestands-/Freizeitgestaltung 43%

Bereits im Ruhestand 39%

Vor Übergang in den Ruhestand 32%

Probleme mit aktueller Wohnsituation 18%

Eigeninitiative/Interesse am Projekt 10%

Möglicher/geplanter Auszug von Zuhause erkennbar 8%

Vereinsamung/soziale Isolation 7%

Andere Gründe 7%

Tabelle 10: Personenbezogene Evaluation – Angegebene Gründe für die TN (Mehrfachnennungen, n = 118)

Abbildung 11: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Auf welche Weise haben die TN vom Projekt erfahren? (Angaben in %)

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0 8 2 . . 0 8 3

./ Evaluationsergebnisse

Auffällig ist, dass in den meisten Fällen, in denen hierzu Angaben gemacht werden (68%), professionelle Bezugspersonen der TN, i. d. R. Mitarbeiter aus dem Wohnbe-reich oder der WfbM, in die ersten Treffen involviert sind. In wenigen Fällen werden zu diesem Zeitpunkt Personen oder Stellen außerhalb des persönlichen oder unmittel-bar zuständigen formellen Netzwerks (bei-spielsweise Fachkräfte aus der Altenhilfe, Hausärzte, Anbieter aus der Gemeinde, Mit-arbeiter von Kranken- und Pflegekassen) in den Prozess einbezogen.

3. dEr ProzESS dEr ziElFiNduNG uNd ziElvErEiNBaruNG

Die eigentliche Begleitung setzt mit der Zielvereinbarung mit den TN ein. Bevor im Abschnitt C des Erhebungsbogens die über-geordneten Ziele, Zwischenziele und geplan-ten Maßnahmen formuliert werden, haben die Begleiter (i. d. R. die Projektmitarbeiter) Angaben zu den Rahmenbedingungen und Verfahren der Zielfindung und der anschlie-ßenden Zielvereinbarung gemacht.

Da die Antwortmöglichkeiten offen waren, ist eine induktive Kategorienbildung anhand des qualitativen Datenmaterials vorgenom-men worden. Dieses konnte sodann den fol-genden Kategorien zugeordnet werden:

a) Me thoden 53 und Vorgehensweisen der w unsch- und BedarFserMit tlung 5 4

53 Hier werden insbesondere Geschwister genannt (n = 8).

54 Ursprünglich ist zusätzlich spezifisch nach der Form der Beteiligung der TN gefragt worden, die Angaben ähneln den hier dargestellten jedoch so stark, dass sie keinen zusätzlichen Informationsgewinn darstellen.

Der Großteil der Angaben konzentriert sich auf die Art und Weise der Bedarfsermitt-lung bei den TN und stellt unterschiedliche Methoden vor: In einem Teil der Fälle werden die durch die Forschungsgruppe bereitgestell-ten Erhebungsbögen zu Hilfe genommen (n = 13), einige Projekte nutzen hierfür eigens entwickelte Assessmentbögen (n = 13). In zwei Projekten wird auf verschiedene Materialien der Persönlichen Zukunftsplanung zurückge-griffen (n = 15). Die teilnehmende Beobach-tung ist eine weitere angeführte Methode (n = 5). In einem Projekt geschieht die Bedarfs-ermittlung und Zielfindung im Rahmen der üblichen Begleitplanung in der WfbM (n = 9). Während die Zielvereinbarungen in der Regel (n = 31) in Gesprächen mit den einzel-nen TN – teilweise unter Mitwirkung weite-rer Personen, zu denen längere persönliche oder formelle Kontakte bestehen – erarbeitet werden, wird dieser Prozess in einem Projekt im Rahmen von Workshops unter Zusam-menarbeit mehrerer älterer Menschen mit Behinderung durchgeführt (n = 7).

Neben diesen Methoden werden weitere Aspekte benannt, die den Projektmitarbei-tern wichtig für eine gelungene Bedarfs- und Wunschermittlung und Zielfindung erschei-nen: Die Einbindung der professionellen Beglei-ter (n = 27) nimmt dabei eine zentrale Stellung ein. Die Einbeziehung von Angehörigen wird im Vergleich hierzu relativ selten benannt (n = 4). In einigen Fällen wird ein Kennenlern-besuch bei den TN (n = 7) in ihrer jeweiligen Lebenswelt vorgenommen. Im Hinblick auf die Arbeit mit den TN selbst wird in einigen Fällen betont, wie wichtig es ist, ihnen aktiv

Betont werden auch hier primär (Einzel-)Gespräche mit den TN und die bereits dargestellten Methoden der Be-darfs- und Wunschermittlung.

In etwa 22% der Fälle hat es vor Beginn der Begleitung keine explizit vereinbarten Tref-fen gegeben50. Im Hinblick auf die verschie-denen Gruppen zeigen die beiden stationär wohnenden TN ohne Tagesstruktur (Gruppe 7) mit durchschnittlich 25 Treffen die mit Abstand höchste Anzahl von Kontakten vor der Begleitung, gefolgt von den selbststän-dig wohnenden Personen ohne Tagesstruk-tur (Gruppe 9) mit durchschnittlich ca. vier Vortreffen. Die geringste Anzahl an Kontak-ten im Vorfeld beanspruchen stationär und ambulant wohnende TN aus dem Förderbe-reich (Gruppe 4 und 5).

Die Anzahl der Kontakte im Vorfeld hängt aber nicht nur von den Lebenskontexten der TN, sondern auch von den konzeptionellen Ansätzen der Projekte ab. Die mit Abstand höchste Anzahl an Kontakten vor dem eigentlichen Beginn der Begleitung weisen

50 Bei den 10 TN, zu denen bereits im Vorfeld Kontakt bestand – also insbesondere bei Adressaten kleinerer Projektträger – lässt sich die Kontaktaufnahme und Dauer der Vorklärungen möglicherweise nicht immer trennscharf ermitteln.

die TN aus dem Projekt des VSP Reutlingen mit vier bis 46 Kontakten auf51. Hier ist der gesamte Prozess der erforderlichen Abklä-rung im Rahmen der Kontaktvermittlung vor Einzug der TN in die Gastfamilien zur Vorklärungsphase gerechnet worden, wäh-rend in den meisten anderen Projekten nur die ersten Treffen, die der Abklärung der grundsätzlichen Bereitschaft zur Teil-nahme dienten, berücksichtigt wurden. In diesen Projekten beträgt die durchschnitt-liche Dauer der Vorklärungen52 zusammen-gerechnet etwa zwei Stunden (m = 1,92). In den verschiedenen Gruppen gibt es keine bedeutsamen Unterschiede.

In 54 Fällen (75%) werden Angaben darüber gemacht, wer neben den TN und Projektmit-arbeitern zusätzlich an den Vorklärungen beteiligt war. Die Personen lassen sich den folgenden Gruppen zuordnen.

51 Die Dauer der Vorklärungen ist in Monaten angege-ben worden. Die Phase vor Einzug der TN in die jeweili-ge Gastfamilie beträgt zwischen zwei und sieben Mo-naten.

52 Für alle Termine zusammengerechnet.

Beteiligte an den Vorklärungen N

Professionelle Mitarbeiter aus der Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie (v.a. Wohnen, WfbM, Sozialpsychiatrischer Dienst)

37

Rechtliche Betreuer 12

Angehörige53 12

Vertreter der Leistungsträger 8

Gastfamilien 6

Professionelle Mitarbeiter/Institutionen der Altenhilfe 5

Hausärzte in der (neuen) Wohnumgebung 3

Anbieter von Seniorenangeboten in der Umgebung 1

Kranken- und Pflegekassen 1

Tabelle 11: Personenbezogene Evaluation – Kategorisierte Angaben zu den Beteiligten der Vorklärungen

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0 8 4 . . 0 8 5

./ Evaluationsergebnisse

Lebensführung (n = 41), ihm folgen Vermehrte Teilhabe (n = 33) und Bewältigung eines Über-gangs (n = 30). In acht Fällen werden zusätzli-che Angaben gemacht. Hier stehen vor allem Veränderungen der Wohnumgebung55 (n = 6) im Mittelpunkt der Begleitung. In einem Fall möchte der Teilnehmer unbedingt ein-mal das Meer sehen, ein anderer Teilnehmer, der unheilbar erkrankt ist, nimmt am Pro-jekt teil, um in der gewohnten, häuslichen Umgebung sterben zu können.

Die weiteren Angaben zu den vorgenann-ten Zielen erläutern diese: In den Fällen, bei denen die Ermöglichung einer selbstbestimm-ten Lebensführung als Ziel angegeben wird, wird größtenteils die Freizeitgestaltung in den Blick genommen; etwa zwei Drittel der Nennungen beziehen sich auf die Unterstüt-zung der TN im Hinblick auf eine möglichst

55 Damit ist nicht ein Umzug in eine andere Wohn-form gemeint.

selbstbestimmte Tages- und Freizeitgestal-tung. In fünf Fällen wird die Förderung der selbstbestimmten Lebensführung auf die Nutzung von Angeboten – auch hier sind größtenteils Freizeitangebote gemeint – und in weiteren fünf auf einen gesundheits-förderlichen Lebensstil bezogen. Weitere Anliegen sind die Erhaltung oder Verbes-serung der Mobilität der älteren Menschen mit Behinderung (n = 3) oder die Hilfe bei Behördenangelegenheiten (n = 1).

In den Fällen, in denen die Erweiterung der Teilhabemöglichkeiten ausgewählt wird, geht es primär um die Schaffung oder Auf-rechterhaltung sozialer Kontakte. Hierbei werden insbesondere informelle Sozialkon-takte zu Menschen ohne Behinderung (n = 13) und zu Bezugspersonen außerhalb des formellen Hilfesystems (n = 12) favorisiert. Letzteres bezieht sich vor allem auf Fälle, in denen ehrenamtliche Begleitungen vermit-telt werden oder die Betreffenden generell

zuzuhören (n = 5) und Zeit zu geben, über per-sönliche Ängste und Wünsche zu sprechen. Teilweise werden Elemente aus der Biografie-arbeit verwendet (n = 5).

B) Be teiligte Bei der BedarFserMit tlung und zielFindungDie Beteiligten bei der Bedarfs- und Wunsch-ermittlung und anschließenden Zielfindung überschneiden sich größtenteils mit denje-nigen, die bereits in Bezug auf die Vorklärun-gen genannt worden sind.

4. diE üBErGEordNE tEN ziElE dEr BEGlEitProzESSE

Zu Beginn der Dokumentation sind die jeweiligen Ziele der Begleitprozesse festge-halten, wobei zwischen zwei Ebenen unter-schieden werden soll: Zunächst sollen die übergeordneten Ziele angegeben werden. Diese geben Aufschluss über die generelle Zielrichtung des Klienten oder der Beglei-tung. Zwischenziele hingegen sollen so for-muliert werden, dass sie Teilschritte/-erfolge auf dem Weg zur Erreichung des übergeord-neten Ziels kennzeichnen. Die Zwischenziele

dienen als Basis für die Planung konkreter Maßnahmen. In den Dokumentationen sind die Unterschiede zwischen den verschie-denen Zielebenen und auch die zwischen (Zwischen-)Zielen und formulierten Maß-nahmen allerdings oft nicht klar erkennbar. Die formulierten Zwischenziele variieren stark hinsichtlich ihres Abstraktionsgrads und lassen sich nicht immer eindeutig den übergeordneten Zielen zuordnen. Auch die Differenzierung von Zwischenzielen und Maßnahmen ist häufig wenig trennscharf.

Im Folgenden werden trotzdem zunächst die übergeordneten Ziele dargestellt. Die Ergeb-nisse vermitteln einen guten Überblick über die grundlegenden Intentionen und Leit-ideen der Projekte.

Es sind insgesamt 112 Nennungen doku-mentiert worden, für etwa die Hälfte aller TN (n = 40) werden jeweils zwei übergeord-nete Ziele angegeben. Größtenteils werden dabei die vorgegebenen Antwortkategorien genutzt: Die meisten Nennungen entfallen auf das übergeordnete Ziel Selbstständige

Abbildung 12: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Übergeordnete Ziele der Beglei-tung (Mehrfachantworten, insg. 112 Nennungen)

41

3330

8

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

selbstständigere Lebensführung

vermehrte Teilhabe

Bewältigung eines Übergangs

andere

Beteiligte an der Bedarfs- und Wunschermittlung und Zielfindung N

Professionelle Mitarbeiter aus der Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie (Wohnen, WfbM, Sozialpsychiatrischer Dienst) 54

Angehörige 9

Rechtliche Betreuer 6

Vertreter der Kostenträger 5

Ehrenamtliche/Unterstützerkreis 4

Gastfamilien 2

Personen aus dem persönlichen Netzwerk der TN 2

Hausärzte in der (neuen) Wohnumgebung 1

Tabelle 12: Personenbezogene Evaluation – Kategorisierte Angaben zu den Beteiligten am Prozess der Zielvereinbarungen

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0 8 6 . . 0 8 7

./ Evaluationsergebnisse

In den Fällen, bei denen die Bewältigung eines Übergangs den Ausgangspunkt der Begleitung darstellt, stehen die Bewältigung des Übergangs in den Ruhestand (n = 17) und ein Übergang hinsichtlich der Wohnform (n = 8) im Vordergrund. Außerdem haben drei TN vor Projektbeginn den Tod einer Bezugsperson56 erlebt, was in allen Fällen mit einem bevorstehenden Auszug aus dem bisherigen Wohnumfeld verbunden ist. Ein TN soll nach einem Unfall wieder in den All-tag zurückfinden und bei einem weiteren steht ein Arbeitsplatzwechsel an.

5. diE FormuliErtEN z WiSchENziElE uNd maSSNahmEN iN dEN BEGlEitProzESSEN: FallGruPPEN – SPEziFiSchE maSSNahmEN

Die Zwischenziele der Begleitprozesse sol-len individuell im Kontext der Zielvereinba-rungen mit dem jeweiligen TN formuliert werden, daher sind keine Antwortkatego-rien vorgegeben worden. Pro Fall können

56 In einem Fall handelt es sich um die Mutter der TN, in zwei weiteren um die PartnerIn.

insgesamt bis zu vier Zwischenziele ange-geben werden, wobei gleichzeitig die hierzu geplanten Maßnahmen sowie die hiermit verknüpften Vereinbarungen mit den TN und mit anderen involvierten Personen fest-gehalten werden sollen. Da insgesamt 72 individuelle Begleitpro-zesse im Rahmen von acht unterschiedli-chen Projekten ausgewertet werden, wäre es sehr aufwendig und kaum sinnvoll, die einzelnen Verläufe separat nachzuzeichnen. Stattdessen werden im Folgenden mehrere Fallgruppen gebildet57, die sich hinsichtlich

57 Da in den meisten Fällen, d. h. personenbezogenen Begleitprozessen, mehrere Zwischenziele formuliert worden sind, sind viele Fälle mehreren Fallgruppen zuzuordnen, was zweifellos die Gefahr beinhaltet, dass fallspezifische Zusammenhänge zwischen parallel an-gestrebten Zielen und hierauf bezogenen Maßnahmen aus dem Blick geraten. Zwar wird sich im Folgenden zei-gen, dass einige Maßnahmen (z. B. Gewinnen von Eh-renamtlichen) multifunktional eingesetzt werden, um (gleichzeitig) mehrere (Zwischen-)Ziele zu erreichen, aber insgesamt wird erkennbar, dass sich die konkrete Ausgestaltung der Maßnahmen je nach Ziel, dem sie dienen, klar unterscheidet.

dabei unterstützt werden sollen, ihr sozi-ales Netzwerk durch weitere Kontakte zu Personen mit oder ohne Behinderung aus-zuweiten. Der Kontakt zu anderen Menschen mit Behinderung soll explizit in vier Fällen

gestärkt werden. Die Kontaktpflege zu Ange-hörigen wird nur zweimal im Kontext dieses übergeordneten Ziels formuliert. Zwei wei-tere TN äußern explizit den Wunsch nach eigenem ehrenamtlichem Engagement.

17

3

8

2

Ruhestand

Umgang mit Verlust

Wohnform

andere

Abbildung 15: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Erläuterungen zum übergeordneten Ziel „Übergang ermöglichen“ (Angaben in absoluten Zahlen, n = 30)

Abbildung 13:Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Erläuterungen zum übergeordneten Ziel „Selbstständige Lebensführung“ (Angaben in absoluten Zahlen, n = 41)

27

3

5

1

5

Tagesgestaltung/ Freizeit

Mobilität

Nutzung von Angeboten

Behördenangelegenheiten

Gesunderhaltung

Abbildung 14:Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Erläuterungen zum übergeordneten Ziel „Teilhabe ermöglichen“ (Angaben in absoluten Zahlen, n = 33)

2

13

4

2

12 Angehörige

Menschen ohne Behinderung

Menschen mit Behinderung

eigenes ehrenamtliches Engagement

Bezugsperson außerhalb des Hilfesystems

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0 8 8 . . 0 8 9

./ Evaluationsergebnisse

Einige weitere Maßnahmen (n = 9) zielen auf die Gestaltung der Wohnumgebung, die Förderung der Selbstständigkeit, die Befähigung zur politischen Partizipation im Rahmen des Kreisseniorenrates sowie die Unterstützung bei der Erstellung eines Behindertentestaments ab. Im Folgenden werden die einzelnen Fallgruppen mit den jeweils maßgeblichen Zielen vorgestellt und ausführlich beschrieben, welche Maßnah-men jeweils angewandt worden sind, um die gesteckten Ziele zu erreichen.

a) soziale kontak te ( wieder-) herstellen/ausweitenDie Erweiterung der Sozialkontakte der Senioren wird in der überwiegenden Mehr-heit der dokumentierten Fälle anvisiert. Um welche Kontakte es sich dabei handelt, vari-iert je nach konkreter Vereinbarung. Einige Senioren äußern detaillierte Wünsche, zu welchen Personen sie gerne (wieder) mehr Kontakt hätten, hier werden insbesondere Angehörige genannt. Anderen TN soll es nach Ende der Erwerbstätigkeit ermöglicht werden, weiterhin in Kontakt zu den ehema-ligen Kollegen zu bleiben, oft durch die Teil-nahme an WfbM-internen Veranstaltungen und Ausflügen.

In den meisten Fällen geht es allerdings nicht um bereits bestehende Beziehungen, sondern um die Schaffung neuer sozialer Kontakte oder Netzwerke. Wie bereits bei den Angaben zu den übergeordneten Zie-len deutlich geworden ist, sollen vor allem informelle Beziehungen zu Menschen ohne Behinderung außerhalb des Hilfesystems ermöglicht werden. Dabei werden im Groß-teil der Projekte primär zwei Strategien verfolgt: Einerseits sollen die TN in beste-

hende (Freizeit-) Angebote – insbesondere solche, die sich speziell an Senioren richten – in die Gemeinde vermittelt werden und so neue Kontakte außerhalb der gewohnten Lebenswelt knüpfen können59. Andererseits sollen durch die Vermittlung ehrenamtli-cher Begleitungen Kontaktmöglichkeiten außerhalb der gewohnten Lebensumwelt geschaffen werden. Darüber hinaus sind in zwei Projekten im Rahmen ihrer Projektkon-zeption eigene inklusive Angebotsstruktu-ren – beispielsweise in Form inklusiver Aus-flüge oder einer inklusiven Gesangsgruppe – entwickelt worden, durch die die TN inte-ressenbezogen mit anderen Menschen mit und ohne Behinderung in Kontakt treten können. Da die gemeinsamen Unternehmungen in der Regel außerhalb des eigenen Wohn-umfeldes stattfinden, ist hier in manchen Fällen die Frage nach dem Hin- und Zurück-kommen der TN ein Thema. In den meisten Fällen werden diese durch organisierte Fahr-dienste gebracht; denn viele TN trauen sich die eigenständige Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) nicht zu, teil-weise fehlen auch entsprechende Verkehrs-anbindungen. Entstehende Kosten für die Teilnahme an Angeboten und Veranstal-tungen in der Gemeinde und die Aufwands-entschädigung der ehrenamtlichen Beglei-tungen werden in den meisten Fällen durch die zusätzlichen Betreuungsleistungen der Pflegeversicherung nach SGB XI gedeckt60.

59 Allerdings treffen die Projektmitarbeiter die Aus-wahl des Angebots und die Absprachen mit den jewei-ligen Anbietern i. d. R. alleine.

60 Das persönliche Budget als nachrangige Leistung kann erst bei Ausschluss der Inanspruchnahme dieser Leistung beantragt werden.

der handlungsleitenden (Zwischen-) Ziele und Maßnahmen, die zur Zielereichung entwickelt und angewandt worden sind, unterscheiden. Im Zentrum der folgenden Auswertungen steht also die folgende Frage: Mit welchem Bündel von Maßnahmen ist in den unterschiedlichen Projekten versucht worden, die formulierten Zwischenziele zu erreichen, die als strategisch relevante Etappenziele bestimmt worden sind, um die übergeordneten Ziele Schritt für Schritt zu verwirklichen? Insgesamt können die dokumentierten Fälle sieben Ziel- oder Auf-gabenbereichen zugeordnet werden, die im Folgenden vorgestellt werden. Einzelne (Fall-)Beispiele sollen dabei die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Begleitprozesse in den jeweiligen Fallgruppen veranschaulichen.Zuvor wird jedoch anhand des zahlenmäßi-gen Umfangs der dokumentierten Maßnah-men58, die im Hinblick auf bestimmte Zwi-

58 Diese haben wir zuerst einzeln kodiert und dann zusammengefasst. Auf dem Erhebungsbogen werden zunächst die im Rahmen der Zielvereinbarungen (Teil

schenziele durchgeführt worden sind, ein Überblick darüber geschaffen, mit welcher Häufigkeit bestimmte Zwischenziele unter Nutzung verschiedener Methoden verfolgt worden sind.

Mit Abstand die meisten Maßnahmen sind auf die Ziele (Wieder-) Herstellung oder Auf-rechterhaltung sozialer Kontakte (n = 162) und Optimierung der (Freizeit-) Gestaltung (n = 149) der TN gerichtet. Viele Maßnahmen bezie-hen sich ferner auf die Ziele Bearbeitung des Themas Ruhestand (n = 60), Förderung von Gesundheit und Mobilität (n = 51) und Gewin-nung von Ehrenamtlichen (n = 50). Daneben haben mehrere Maßnahmen die Suche nach einer passenden Wohnform im Alter (n = 39) oder die Anpassung der Arbeitsbedingungen (n = 30) für noch erwerbstätige TN zum Ziel.

C) geplanten Maßnahmen formuliert, anschließend werden in Teil D die tatsächlich durchgeführten/ange-wandten Maßnahmen/Methoden dokumentiert. Die hier vorgestellte Liste der Maßnahmen bezieht sich auf letztere.

9

30

39

50

51

60

149

162

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180

weitere

Arbeitsbedingungen

Wohnformen im Alter

Ehrenamt

Gesundheit/Mobilität

Ruhestand

Freizeitgestaltung

soziale Kontakte

Abbildung 16: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Anzahl der Maßnahmen, die für die einzelnen Zwischenziele formuliert wurden (insg. 550 Nennungen)

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./ Evaluationsergebnisse

In einigen Fällen wird ein Austausch mit anderen Menschen mit Behinderung ini-tiiert, etwa durch Gruppengespräche oder die Vermittlung in einrichtungsinterne tagesstrukturierende Angebote. Oft geht es darum, den Senioren einen Rahmen zu bieten, sich über ihre Erfahrungen mit dem Älterwerden auszutauschen. In manchen Fällen werden vor einer Kontaktanbah-nung nur Gespräche mit den TN, insbeson-dere über ihre diesbezüglichen Hemmnisse, geführt.

Tabelle 13 gibt einen abschließenden Über-blick über die Vielfalt und den Umfang von Maßnahmen, die der Förderung sozialer Kontakte dienen.

B) ( Frei-) zeitgestaltung optiMierenDie beiden häufigsten Zielsetzungen Soziale Kontakte (wieder-) herstellen/ausweiten und (Frei-) Zeitgestaltung optimieren überschnei-den sich in vielen Fällen, oft wurden beide Ziele im Rahmen eines Begleitprozesses miteinander verknüpft. I. d. R. lassen sich jedoch unterschiedliche Zielrichtungen der angewandten Maßnahmen erkennen: Bezogen auf die erstgenannte Zielsetzung werden primär Maßnahmen formuliert, die sich auf die Vermittlungsarbeit zwischen den jeweiligen TN und einzelnen Personen oder Anbietern von Freizeit- und kulturellen Angeboten beziehen. Bezogen auf die Verbes-serung von Möglichkeiten der Freizeitgestal-tung werden demgegenüber überwiegend Maßnahmen dokumentiert, die sich kon-kret auf die Akquise entsprechender Ange-bote konzentrieren. In den meisten Fällen werden entweder entsprechende Anbie-ter in der Umgebung gesucht oder eigene Angebote entwickelt, an denen Menschen

mit und ohne Behinderung teilnehmen können. Überraschend ist, dass die Vermitt-lung in einrichtungsinterne Angebote, die ausschließlich auf die eigenen Adressaten ausgerichtet sind, selten dokumentiert wird. Der Fokus richtet sich auf externe Angebote, z. B. Strickgruppen für Senioren, Kurse der Volkshochschule, Chöre sowie offene Treffs und tagesstrukturierende Maßnahmen, die von Alten- und Pflegeheimen in der Umge-bung angeboten werden. Als weitere inklu-sive Angebote, die im Rahmen der Projekte entwickelt worden sind, werden eine Abend-veranstaltung im Mehrgenerationenhaus oder gemeinsame Bahnreisen zu Ausflugs-zielen in der Umgebung für Menschen mit und ohne Behinderung genannt.

Zwar wird auch in diesem Kontext die ini-tiale Kontaktaufnahme und die Absprache mit externen Anbietern primär von den Projektmitarbeitern übernommen, aber die vorangehenden Gespräche mit dem Teilneh-mer werden in zahlreichen Fällen ausführ-lich dokumentiert: Dabei wird gemeinsam eruiert, welche Interessen und Hobbies gerne (wieder) aufgenommen werden wür-den, aber auch welche Befürchtungen und Ängste – gerade bezüglich der Teilnahme an Angeboten außerhalb der gewohnten Lebenskontexte – existieren. Die Vermitt-lung in externe Angebote endet i. d. R. nicht mit dem ausfindig machen eines passenden Anbieters. Häufig werden zunächst Probe-termine vereinbart, welche die TN oft in Begleitung wahrnehmen. Im weiteren Ver-lauf bleibt der Kontakt zu den jeweiligen Anbietern meist bestehen. Häufig als Maß-nahme genannt werden die Zusammenar-beit mit dem professionellen Netzwerk der TN aus ihrem unmittelbaren Arbeits- und

Passendes Angebot in der Umgebung finden: Insgesamt 21

Recherche und Kontaktaufnahme mit Anbietern durch Projektmitarbeiter 17

Gemeinsame Recherche und Kontaktaufnahme 3

TN Broschüren, Flyer, Informationsmaterial überreichen 1

Suche nach EA: insgesamt 21

Suche nach EA: Vorgehen unbekannt 19

Suche nach EA: durch persönliche Kontakte der Projektmitarbeiter 2

Inklusives (Freizeit-) Angebot entwickeln 17

Abklärung wie TN hin- und zurück kommt: insgesamt 15

Abklärung wie TN hin- und zurückkommt (Fahrdienst etc.) 12

Abklärung wie TN hin- und zurückkommt: ÖPNV 3

Reisen oder Ausflüge planen 11

Abklärung der Kostenübernahme: insgesamt 10

Abklärung der Kostenübernahme: zusätzliche Betreuungsleistung oder pers. Budget 8

Abklärung der Kostenübernahme: eigene Kostenübernahme 2

Gespräche mit TN führen: insgesamt 10

Gespräche mit TN führen: über Ängste, Befürchtungen, mögliche Schwierigkeiten 6

Gespräche mit TN führen: Inhalt unbekannt 4

(Gruppen-) Gespräche/ Kontakte zwischen älteren MmB initiieren 10

Probetermin, Ausprobieren ermöglichen: Insgesamt 8

Probetermin, ausprobieren: begleitet durch Projektmitarbeiter 5

Probetermin, ausprobieren: Rahmenbedingungen unbekannt 3

Vermittlung in einrichtungsinternes Angebot 7

Kontinuierliche Begleitung, regelmäßiges ‚Nachhorchen‘ 6

Treffen mit Angehörigen ermöglichen 5

Absprachen mit Angehörigen treffen 4

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern 4

Vorbereitung der anderen TN des Angebots durch Projektmitarbeiter, Akzeptanz sicherstellen

2

Besuch bei der ehemaligen Arbeitsstelle organisieren 2

Genauere Abklärung der Aktivität mit TN (was, wie oft, mit wem, wann) 2

Besuch / Kennenlernen von ehrenamtlicher Begleitung 2

Gemeinsames Einholen von Informationen zum Renteneintritt 1

TN regelmäßig an Vereinbarungen/Termine erinnern 1

Vereinbarungen zwischen Projektmitarbeitern und TN treffen 1

Geburtstagskalender für ehemalige Kollegen erstellen 1

Kontaktaufnahme mit ehemaliger Arbeitsstelle durch Projektmitarbeitern 1

Telefonanschluss eingerichtet 1

Zusammenarbeit mit informellen Netzwerk 1

Insgesamt 162

Tabelle 13: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „Soziale Kontakte (wieder-) herstellen/ausweiten“

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./ Evaluationsergebnisse

Wohnumfeld sowie Absprachen mit recht-lichen Betreuern und Leistungsträgern. Die Vermittlung von ehrenamtlichen Unter-stützern ist eine weitere wichtige Strategie, um TN die Nutzung von kulturellen und Freizeit-Angeboten innerhalb der Gemeinde zu erleichtern. Außerdem werden in einigen Fällen Reisen und Tagesausflüge geplant, teilweise im Rahmen von Gruppenreisen. In einigen Fällen werden Ausflüge zu Orten unternommen, die für einzelne Personen biografisch/emotional bedeutsam sind.

Neben solchen freizeitbezogenen Aktivitäten werden unter diesem Zwischenziel Maßnah-men formuliert, die sich auf die Unterstüt-zung der Senioren bei der Strukturierung des Alltags beziehen: Es werden Wochen-pläne erstellt und Aktivitäten in Tagebü-chern dokumentiert; mit TN aus dem stati-onären und ambulanten Bereich, die bereits im Ruhestand sind oder unmittelbar davor stehen, wird die Übernahme von Aufgaben

innerhalb der Wohnumgebung vereinbart; denn viele von ihnen äußern explizit das Bedürfnis, sich in ihrer neu gewonnen freien Zeit aktiv und sinnvoll in ihrem Umfeld einzubringen. In einigen wenigen Fällen können für TN ehrenamtliche Tätigkeitsbe-reiche außerhalb des eigenen Wohnumfelds gefunden werden.

Tabelle 14 zeigt abschließend die breite Palette von Maßnahmen, die dazu dienen, die älteren Menschen mit Behinderung zu einer selbstbestimmtem Gestaltung ihrer (Frei-) Zeit zu befähigen.

Passendes Angebot in der Umgebung finden: insgesamt 19

Passendes Angebot in der Umgebung finden: Recherche und Kontaktaufnahme mit Anbietern durch Projektmitarbeiter

15

Passendes Angebot in der Umgebung finden: Recherche durch TN 1

Passendes Angebot in der Umgebung finden: gemeinsame Recherche und Kon-taktaufnahme

3

Anregungen zur Strukturierung der Tagesgestaltung 18

Übernahme von Aufgaben in Wohneinrichtung/-umgebung organisieren 11

Wochenplan erstellen 3

Tagebuch über Aktivitäten führen 3

Plakat mit Lieblingsbeschäftigungen erstellen 1

Besuch, Kennenlernen anregen 17

Besuch, Kennenlernen zwischen TN und Projektmitarbeitern 1

Besuch/Kennerlerntreffen: zwischen EA und TN 7

Probetermin, Ausprobieren 5

(Gruppen-) Gespräche/Kontakte zwischen älteren MmB initiieren 4

Inklusives (Freizeit-) Angebot entwickeln 16

Suche nach EA: insgesamt 12

Suche nach EA: Vorgehen unbekannt 5

Suche nach EA: durch Kontaktaufnahme mit bestehenden EA-Netzwerken 5

Suche nach EA: durch persönliche Kontakte des Projektmitarbeiters 1

Suche nach EA: innerhalb bestehender Freizeitgruppe in der Gemeinde 1

Ausflüge und Urlaube organisieren 12

Genauere Abklärung der Aktivität mit TN (was, wie oft, mit wem, wann) 2

Entwicklung eines einrichtungsinternen Freizeitangebots 8

Abklärung der Kostenübernahme: zusätzliche Betreuungsleistung oder persönliches Budget

10

Kontinuierliche Begleitung/regelmäßiges Nachhorchen: insgesamt 9

Kontinuierliche Begleitung/regelmäßiges Nachhorchen: bei TN 1

Kontinuierliche Begleitung/regelmäßiges Nachhorchen: bei prof. FK 1

TN regelmäßig an Treffen/Vereinbarungen erinnern 2

Absprachen mit Angehörigen treffen 2

Zusammenarbeit zwischen Projektmitarbeitern und Anbieter 1

Regelmäßige und kontinuierliche Begleitung bei Freizeitaktivitäten durch Projektmitarbeiter sicherstellen

1

Verabredungen zu regelmäßigen Treffen/Aktivitäten zwischen EA und TN 1

Gespräche mit TN führen: Wünsche, Interessen, Bedürfnisse 9

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern: insgesamt 8

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern: rechtliche Betreuung 3

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern: Sachbearbeiter LRA 2

ZA mit anderen professionellen Begleitern: MA der Wohneinrichtung/WfbM 3

Abklärung, wie TN hin- und zurückkommt (Fahrdienst etc.) 4

Eigene ehrenamtliche Tätigkeiten ermöglichen 3

Anstehende Reparaturen, die während des Unterstützerkreistreffens zur Sprache gekommen waren, initiieren

1

Abklärung der Kostenübernahme: persönliches Budget 1

Geld sparen: Vereinbarung zur gemeinsamen Taschengeldverwaltung treffen 1

Planung einer Party mithilfe der projekteigenen EA-Gruppe 1

Einsatz des eigenen EA-Netzwerkes 1

Informationen zu Renteneintritt einholen: durch Projektmitarbeiter 1

Unterstützerkreistreffen durchführen 1

Mitarbeit im Heimrat/Werkstattrat ermöglichen 1

Vorbereitung von Besuchern eines Freizeitangebots in der Gemeinde durch Pro-jektmitarbeiter, Akzeptanz sicherstellen

1

Insgesamt 149

Tabelle 14: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „(Frei-) Zeitgestaltung optimieren“

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./ Evaluationsergebnisse

d) gesundheit/MoBilitÄt Fördern Die Gesunderhaltung und Förderung der Mobilität im Alter ist ein weiteres häufig genanntes Zwischenziel. Hier stehen pri-mär die Themen Ernährung, ausreichende Bewegung, die Prävention psychischer und physischer Beschwerden und der Zugang zur hausärztlichen Versorgung im Vorder-grund. Zu etwa gleichen Anteilen werden die TN hierfür entweder in externe Ange-bote außerhalb der Behindertenhilfe oder in trägerinterne Angebote vermittelt. Dabei handelt es sich vor allem um Schulungen zu den Themen Ernährung und Gesunderhal-tung im Alter sowie um Sportgruppen für

Senioren. Häufig sind die Betreffenden sel-ber an der Suche nach externen Anbietern beteiligt. Die inklusiven Bewegungsange-bote bestehen aus begleiteten Radtouren und Wanderungen.

Wieder sind die Organisation des Transports zu den externen Angeboten und die Sicher-stellung der Kostenübernahme durch die Leistungen der Pflegeversicherung oder das persönliche Budget oft weitere zusätzliche Schritte zur Erreichung des Zwischenziels. Im Gesamten werden hierzu folgende Maß-nahmen aufgeführt:

c) theMa ruhestand Be arBeitenIn vielen Begleitungen wird deutlich, dass das Thema Ruhestand (auch) bei älteren Menschen mit Behinderung Unsicherhei-ten und Ängste und damit nicht selten auch ein starkes Abwehrverhalten auslöst61. Einige der Senioren, die aktiv angesprochen und zur Teilnahme am Projekt eingeladen worden sind, weigerten sich zunächst, sich mit dem Ende der eigenen Erwerbstätigkeit zu befassen. Daher wird die Ermöglichung einer bewussten (und behutsamen) Ausei-nandersetzung mit dem eigenen Ruhestand – sowohl im Hinblick auf die sich objektiv verändernden Lebenskontexte als auch auf die emotionale Bewältigung des Übergangs – in vielen Fällen als eigenständiges Zwi-schenziel formuliert. Die häufigste Strategie auf diese Herausforderung zu antworten, besteht in der Organisation von Schulungs- und Fortbildungsangeboten für die älteren

61 Wie bereits in Teil A thematisiert, decken sich diese Erfahrungen mit denen aus früheren Projekten.

Menschen mit Behinderung. So organisieren beispielsweise zwei Projektträger in Zusam-menarbeit mit einer WfbM eine Schulungs-reihe, in die viele der begleiteten TN vermit-telt werden.

Außerdem werden Einzelgespräche mit den jeweiligen TN oder gemeinsame Tref-fen mit informellen Unterstützern ohne festen inhaltlichen Rahmen als Maßnah-men dokumentiert. Auch Kontakt- und Austauschmöglichkeiten zwischen älteren Menschen mit Behinderung werden initi-iert, beispielsweise im Rahmen von Früh-stückstreffen, die von TN selbst organisiert werden, oder einer „Experimentalgruppe“, die gegründet worden ist, damit (ehemalige) WfbM-Beschäftigte gemeinsam mögliche Freizeitangebote und -aktivitäten in ihrem Umfeld recherchieren.

In Tabelle 15 werden bezogen auf das Ziel das Thema Ruhestand bearbeiten folgende Maß-nahmen beschrieben:

Passendes Angebot in der Umgebung finden: insgesamt 14

Passendes Angebot in der Umgebung finden: gemeinsame Recherche und Kontakt-aufnahme mit Angebot

7

Passendes Angebot in der Umgebung finden: Recherche und Kontaktaufnahme mit Angebot durch Projektmitarbeiter

6

Passendes Angebot in der Umgebung finden: Recherche und Kontaktaufnahme mit Angebot durch TN

1

Entwicklung eines einrichtungsinternen Angebots 11

Entwicklung eines inklusiven Sport-/Bewegungsangebots 4

Abklärung, wie TN hin- und zurückkommt 3

Abklärung der Kostenübernahme: zusätzliche Betreuungsleistungen oder persönliches Budget

3

Regelmäßigen Zugang zur hausärztlichen Versorgung sicherstellen 3

TN regelmäßig an Vereinbarungen erinnern; regelmäßiges ‚Nachhorchen’ bei TN 3

Wochenplan erstellen 2

Essensrituale in Wohngruppe einführen 2

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern/Diensten: Wohngruppe 1

Zusammenarbeit mit Anbietern durch Projektmitarbeiter: Einverständnis einholen, Akzeptanz sicherstellen; Termine abklären

1

Suche nach EA: Vorgehen unbekannt 1

Besuch, Kennenlernen zwischen EA und TN 1

Ernährungsplan für TN aufstellen 1

Übungen mit dem Theraband anregen 1

Insgesamt 51

Tabelle 16: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „Gesund-heit/Mobilität fördern“

Vermittlung in ein Fortbildungsangebot 44

(Gruppen-) Gespräche/Kontakte zwischen älteren MmB initiieren (zur Anregung von Freundschaften, Partnerschaften, Unterstützungsgemeinschaften)

8

Gespräche mit TN über bevorstehenden Ruhestand führen 5

TN regelmäßig an vereinbarte Termine erinnern 3

Abklärung, wie TN hin- und zurückkommt: insgesamt 3

Abklärung, wie TN hin- und zurückkommt: ÖPNV 2

Abklärung, wie TN hin- und zurückkommt: Fahrdienst 1

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern/Diensten: WfbM 1

Zusammenarbeit mit Angehörigen: Überreden, motivieren 1

Probetermin, Ausprobieren von Angeboten mit anderen MmB 1

Kontakt zu ehemaligen Kollegen halten durch TN an Aktivitäten in der WfbM 1

Unterstützergespräche organisieren 1

Insgesamt 60

Tabelle 15: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „Das Thema Ruhestand bearbeiten“

0 9 4 .

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./ Evaluationsergebnisse

e ) ehrenaMtliche ge winnen/stüt zenDie Suche nach Ehrenamtlichen wird sowohl als Zwischenziel als auch als Maßnahme im Hinblick auf andere Zwischenziele genannt. Teilweise werden detailliertere Angaben dazu gemacht, wie sich die Suche gestaltet: durch Zeitungsannoncen, Flyer und Poster oder durch die Kontaktaufnahme zu beste-henden ehrenamtlichen Netzwerken. Neben der Suche nach passenden ehrenamtlich engagierten Personen (EA) spielt aber auch die kontinuierliche Begleitung nach der Vermittlung eine wichtige Rolle. So werden gemeinsame Treffen mit den älteren Men-schen mit Behinderung und EA organisiert und beide Seiten regelmäßig nach ihrer Zufriedenheit gefragt. I. d. R. begleitet je eine EA einen Senior. Es gibt allerdings Ausnah-men: In einem Fall haben sich zwei ältere befreundete Frauen mit einer Behinderung beispielsweise dafür entschieden, nach einer gemeinsamen Begleitperson zu suchen. In anderen Projekten engagieren sich mehrere Ehrenamtliche für eine Einzelperson, etwa im Rahmen von Unterstützerkreisen in der persönlichen Zukunftsplanung.

Im Hinblick auf die Suche und Vermittlung von EA wird als Maßnahme häufig die Zusammenarbeit mit Fachkräften doku-mentiert. Dabei handelt es sich i. d. R. um Mitarbeiter im Wohnumfeld der Person oder andere eng mit ihr in Kontakt stehende Fachkräfte. Die Aufwandsentschädigungen für die ehrenamtlichen Begleitpersonen werden in den meisten Fällen als zusätzliche Betreuungsleistungen über die Pflegeversi-cherung oder im Rahmen des persönlichen Budgets finanziert. Bei TN, die bei Angehöri-gen leben, wird bei der Beantragung der ent-sprechenden Leistungen die Unterstützung durch die Projektmitarbeiter als zentrale Aufgabe der Begleitung identifiziert.

Insgesamt wird durch folgende Maßnah-men versucht, eine Unterstützung durch Ehrenamtliche zu erreichen oder zu sichern:

F ) pas sende wohnForM iM alter FindenDie meisten Begleitprozesse, in denen die Suche nach einer passenden Wohnform im Alter als Ziel dokumentiert wird, sind dem Projekt des VSP Reutlingen zuzuordnen, in dem ältere Menschen mit psychischen Behinderungen in Gastfamilien vermit-telt werden. Wie bereits angedeutet, sind diese Vermittlungsprozesse langwierig und komplex. Zunächst muss den TN das Konzept des Betreuten Wohnens in Fami-lien (BWF) vorgestellt und erläutert werden. Wird eine mögliche Gastfamilie gefunden,

werden TN und Familie zunächst anhand von Beschreibungen ihrer Profile anonym einander vorgestellt. Es folgen Besuche und ein Probewohnen. Als zentrale Maßnahme wird die Zusammenarbeit mit anderen pro-fessionellen Diensten – in diesem Projekt ins-besondere mit dem Sozialdienst der jeweili-gen Klinik oder des Pflegeheims, in der der TN lebt, und mit den rechtlichen Betreuern – genannt. Die persönliche Motivation zur Teilnahme am Projekt besteht für die jewei-ligen TN i. d. R. darin, eine Alternative zu ihrer aktuellen stationären Versorgung zu

Kontinuierliche Begleitung, regelmäßiges ‚Nachhorchen‘: insgesamt 16

Kontinuierliche Begleitung, regelmäßiges ‚Nachhorchen‘: Treffen mit TN und EA 2

Kontinuierliche Begleitung, regelmäßiges ‚Nachhorchen‘: bei TN 4

Kontinuierliche Begleitung, regelmäßiges ‚Nachhorchen‘: bei EA 8

Regelmäßige Begleitung und kontinuierliches ‚Nachhorchen’: bei prof. Beglei-tern

2

Suche nach EA: insgesamt 9

Suche nach EA: durch Kontaktaufnahme zu bestehenden EA-Netzwerken 5

Suche nach EA: durch Zeitungsannoncen, Flyer, Poster etc. 3

Suche nach EA: Vorgehen unbekannt 1

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern/Diensten: insgesamt 8

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern: unbekannt, andere 4

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern: MA der WfbM 2

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern: Sozialpsychiatrischer Dienst

2

Besuch, Kennenlernen zwischen EA und TN 6

Abklärung der Kostenübernahme: 6

Abklärung der Kostenübernahme: mit Pflegekasse/zusätzliche Betreuungsleistun-gen

5

Abklärung der Kostenübernahme: persönliches Budget 1

Passendes Angebot in der Umgebung finden: Recherche und Kontaktaufnahme durch Projektmitarbeiter

2

Verabredung zu regelmäßigen Treffen/Aktivitäten zwischen TN und EA 2

TN durch Projektmitarbeiter über Entwicklungen auf dem Laufenden halten 1

Insgesamt 50

Tabelle 17: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „Ehren-amtliche gewinnen/unterstützen“

Page 50: Ältere Menschen Mit Behinderung - BW Stiftung · Ältere Menschen mit Behinderung auf dem Weg in den Ruhestand Kooperationsprojekt der Diakonischen Werke Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald

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./ Evaluationsergebnisse

finden. Ein Teilnehmer lebt jedoch zu Beginn der Begleitung bereits in einer Gastfamilie. Ihm soll die Teilnahme am BÄNKLE-Projekt ermöglichen, bis zu seinem Tod trotz erhöh-tem Pflegebedarf in seinem gewohnten Umfeld zu verbleiben.

In den Fällen der anderen Projekte, in denen ein Wechsel der Wohnform angestrebt wird, handelt es sich entweder um selbstständig wohnende oder ambulant betreute TN. Die Gründe für den Umzug fallen individuell

unterschiedlich aus: Eine Seniorin möchte nach dem Tod ihres Ehemannes nicht weiter in der gemeinsamen Wohnung leben, eine weitere Teilnehmerin wohnt noch im Eltern-haus und möchte eine Perspektive für die Zukunft entwickeln. In einem anderen Fall ist der Teilnehmer mit der Instandhaltung der Wohnung überfordert.

Insgesamt dient ein breites Spektrum von Maßnahmen dazu, eine adäquate Wohn-versorgung zu erreichen:

g) pas senden arBeitspl at z suchen/arBeitsBe-dingungen anpas senBei einigen der jüngeren TN, die noch nicht unmittelbar vor dem Übergang in den Ruhe-stand stehen, zielt die Begleitung im Rahmen des Projekts darauf ab, nach passenden und altersadäquaten Formen der Beschäftigung zu suchen. Entweder werden neue Arbeits-plätze oder Tätigkeitsbereiche für die TN gesucht oder es wird versucht, bestehende Arbeitsplätze an erwartete oder bereits ein-getretene altersbedingte Veränderungen anzupassen. Diesbezüglich spielt in vielen Fällen die Arbeitszeitreduzierung im Rah-men der Altersteilzeit eine zentrale Rolle, in anderen Fällen wird, oft in Verbindung hier-mit, ein Wechsel des Arbeitsplatzes oder Auf-gabenbereichs innerhalb des Betriebs ange-

strebt. Eine enge Zusammenarbeit mit den Fachkräften innerhalb der jeweiligen WfbM wird daher häufig als Maßnahme dokumen-tiert, damit diese den älteren Mitarbeitern als direkte Ansprechpartner zur Verfügung stehen und sie bei derartigen Arbeitsplatzan-passungen unterstützen. In einigen Begleit-prozessen werden neue Beschäftigungs-formen für solche TN gesucht, die bisher ohne Arbeit bzw. Tagesstruktur sind. Für sie werden beispielsweise Schnuppertage oder mehrtägige Praktika in Werkstätten ange-boten.

Insgesamt konzentrieren sich die Maßnah-men in diesem Bereich vor allem auf eine zielführende Zusammenarbeit mit anderen professionellen Diensten:

Tabelle 18: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „Passende Wohnform im Alter finden“

Arbeitszeitreduzierung und Anpassung der Tätigkeitsbereiche 13

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern/Diensten: insgesamt 8

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern/Diensten: WfbM 7

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern/Diensten; rechtliche Betreuung

1

Abklärung, wie TN hin- und zurückkommt: insgesamt 2

Abklärung, wie TN hin- und zurückkommt: eigenständig 1

Abklärung, wie TN hin- und zurückkommt: Angehörige 1

Praktikum ermöglichen 2

Probetermin(e), ausprobieren insgesamt 2

Probetermin(e), ausprobieren: TN alleine 1

Probetermin, ausprobieren begleitet durch Projektmitarbeiter und Angehörige 1

Gespräche mit TN über den Ruhestand führen 1

Zusammenarbeit mit Angehörigen: Kontaktaufnahme durch Projektmitarbeiter 1

Genauere Abklärung /Nachfragen mit TN (was, wie, wann, mit wem) 1

insgesamt 30

Tabelle 19: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „Pas-senden Arbeitsplatz suchen/Arbeitsbedingungen anpassen“

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern/Diensten: insgesamt 6

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern/Diensten: Kliniksozial-dienst/im Bereich Wohnen

4

Zusammenarbeit mit anderen professionellen Begleitern/Diensten: rechtlicher Betreuung

2

Gespräche mit TN führen: Umzug planen, Ängste nehmen 5

Vorstellung (der Wohnform BWF) durch Projektmitarbeiter bei TN 5

Anonyme Vorstellung des Profils der Gastfamilie durch Projektmitarbeiter bei TN 3

Anonyme Vorstellung des Profils des TN durch ProjektmitarbeiterIn bei Gastfamilie 3

Unterstützung beim Ausfüllen notwendiger Formulare 3

Kennenlernen, Besuch der Gastfamilie im Heim 2

Besuch des TN bei Gastfamilie 2

Unterstützung beim Umzug durch Projektmitarbeiter 2

Absprache mit Angehörigen 2

Projektspezifische Informations-/Aufnahmeblätter ausfüllen 1

Anzeigenschaltung für Suche nach Gastfamilien 1

1-wöchiges Probewohnen in Gastfamilie 1

Runden Tisch (TN, MA des Pflegeheims, MA des Projekts, rechtliche Betreuerin) einberufen

1

Arztbriefe durch Hausarzt fertiggestellt 1

An- und Abmeldung beim Einwohnermeldeamt 1

Insgesamt 39

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1 0 0 . . 1 0 1

./ Evaluationsergebnisse

h ) weitere ziele und Mas snahMen in den Begleitprozes senEinige wenige Zwischenziele sind sehr konkret formuliert und lassen sich nicht eindeutig einer der zuvor genannten Kate-gorien zuordnen: Einem Teilnehmer wird es durch die Aufnahme in den Kreisseniorenrat ermöglicht, sich politisch zu engagieren. In einem anderen Fall wünschen sich eine Teil-nehmerin und ihre Eltern Unterstützung bei der Erstellung eines Testaments. Hier ist ein Beratungsgespräch bei einem Anwalt ver-mittelt und in Kooperation mit einem Träger der Behindertenhilfe vereinbart worden, wo die Teilnehmerin leben soll, wenn ihre Eltern sie altersbedingt nicht mehr Zuhause unter-stützen können. Zwei TN wünschen sich Unterstützung bei der Umgestaltung ihrer Wohnung bzw. ihres Zimmers. Hier haben Projektmitarbeiter bei der Auswahl neuer Möbelstücke und der Initiierung anstehen-der Reparaturen geholfen und Absprachen mit der (Wohngruppen-)Leitung getroffen. Einmal geht es um die Einübung der selbst-ständigen Nutzung des öffentlichen Nahver-kehrs, ein anderes Mal wird ein Teilnehmer in ein Schulungsangebot für den Umgang mit Formularen und Behördenangelegen-heiten vermittelt.

6. auFGE trE tENE ProBlEmE uNd hErauS-FordEruNGEN Im Rahmen der Dokumentation der durch-geführten Maßnahmen wird auch nach aufgetretenen Problemen und Herausforde-rungen gefragt, die im Folgenden überblicks-artig dargestellt werden62.

Moti Vation und MitarBeit der tn ( n = 8 4)Der überwiegende Teil der Angaben bezieht sich auf die mangelnde Motivation oder Mit-arbeit der TN, wobei diese sehr unterschied-lich gewertet und begründet wird. Nicht selten haben sich die (potenziellen) TN nach der Zielvereinbarung umentschieden, die Gründe hierfür sind nicht immer ersichtlich. Teilweise weisen die Dokumentationen aber darauf hin, dass die Betroffenen Bedenken gehabt haben, den neuen Herausforderun-gen gewachsen zu sein oder das Interesse an den geplanten Aktivitäten verloren haben. Einmal erlebt ein älterer Mann die Beglei-tung als fremdbestimmte Animation. In anderen Fällen stellen die Projektmitarbei-ter während des Begleitprozesses fest, dass die TN mit den geplanten Maßnahmen und Aktivitäten überfordert sind.

struk turelle r ahMenBedingungen ( n = 40)Hinsichtlich der strukturellen Rahmenbe-dingungen werden insbesondere Probleme bei der Beantragung des persönlichen Bud-gets und anderer Leistungen angegeben. Die Öffnung inklusiver Angebote in der Gemeinde für die Senioren mit Behinde-rung scheitert teilweise daran, dass geeig-nete Angebote generell nicht verfügbar bzw. die Öffnungszeiten ungünstig sind

62 Die qualitativen Daten sind wieder kodiert und in Kategorien zusammengefasst worden.

oder aber Kapazitäten fehlen. Vereinzelt zei-gen die nicht-behinderten TN dieser Ange-bote Berührungsängste und Bedenken im Hinblick auf die Aufnahme der Anwärter. Erneut wird an dieser Stelle auf Probleme bezüglich des Hin- und Rücktransports der TN verwiesen.

aBspr achen Mit deM persönlichen und pro -Fes sionellen ne t z werk ( n = 27 )Viele geplante Maßnahmen sind nur mit Erfolg durchführbar, wenn eine Zusam-menarbeit mit dem formellen Unterstüt-zungsnetzwerk des jeweiligen älteren Men-schen mit Behinderung gelingt. Das gilt für Maßnahmen bezüglich der Teilnahme an (Freizeit-) Angeboten innerhalb und außerhalb der eigenen Wohnumgebung, für die Einhaltung von Ernährungsplänen und für Absprachen, um beispielsweise die Mithilfe der TN innerhalb der Wohngruppe zu gewährleisten. In diesem Kontext wird vor allem auf die schlechte Erreichbarkeit der professionellen Mitarbeiter und Pro-bleme bei Terminvereinbarungen hinge-wiesen. Teilweise sind vorher getroffene Absprachen und Vereinbarungen im Alltag der jeweiligen Einrichtung untergegangen. Auch die Zusammenarbeit mit Angehörigen gestaltet sich nicht immer unproblematisch. Diesbezüglich werden nicht nur missglückte Terminabsprachen dokumentiert, sondern auch Widerstände auf Seiten der Angehö-rigen aufgrund von eigenen Zweifeln und Bedenken.

gesundheitliche einschrÄnkungen des tn (n = 14)In einigen Fällen erschweren auftretende psychische und physische Beeinträchti-gungen die Begleitprozesse, beispielsweise kommt es zu Rückfällen bei einigen alkoho-labhängigen TN sowie längeren Kranken-hausaufenthalten während der Projektlauf-zeit. Vereinzelt sind Begleitungen dadurch komplett abgebrochen worden, vier TN ver-starben während der Projektlaufzeit.

proBleMe hinsichtlich der VerMit tlung ehrenaMtlicher Begleitungen ( n = 5)In einigen Fällen werden Probleme hin-sichtlich der Gewinnung und Vermittlung ehrenamtlicher Begleitungen dokumentiert. Teilweise beziehen sich diese auf Schwierig-keiten bezüglich der Akquise: Die Suche nach Interessenten für eine Begleitung der Senio-ren mit Behinderung gestaltet sich vor allem in ländlichen Regionen und dort, wo bereits andere Einrichtungen der Behindertenhilfe mit ehrenamtlich Engagierten zusammen-arbeiten, schwierig. Teilweise kamen aller-dings Begleitungen nicht zustande, obwohl Ehrenamtliche vorhanden waren, aber der/die Ehrenamtliche und der ältere Mensch, der eine Begleitung suchte, keinen Draht zueinander fanden.

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./ Evaluationsergebnisse

7. BEurtEiluNG dEr BEGlEitProzESSE durch diE ProjEK tmitarBEitEr uNd tEilNEhmEr

a) einschÄt zungen der projek tMitarBeiter zur zielerreichungAuf die Dokumentation der durchgeführ-ten Maßnahmen folgt die Zielüberprüfung durch die Projektmitarbeiter, zuerst bezo-gen auf die spezifischen Zwischenziele und abschließend auf die übergeordneten Ziele.

In zwölf Fällen ist keine Beurteilung, ob die Zwischenziele erreicht werden konn-ten, erfolgt. Insgesamt werden mehr als die Hälfte der vereinbarten (Zwischen-)Ziele (54%63) als erreicht und knapp ein Viertel

63 Die hier dargestellten Anteile beziehen sich nur auf die Fälle, bei denen Angaben gemacht worden sind, feh-lende Werte konnten nicht in die Berechnung integriert werden.

(24%) als teilweise erreicht beurteilt. Das gilt auch bezogen auf die einzelnen Ziel- und Auf-gabenbereiche, die unter Kapitel 5 genannt werden. Die überwiegende Mehrheit der Projektmitarbeiter schätzt die unterschied-lichen Zwischenziele ebenfalls als erreicht oder zumindest teilweise erreicht ein (s. Abb. 14). Am positivsten fallen die Beurteilungen in Bezug auf die Gewinnung von Ehrenamtli-chen (n64 = 11/13) und die Bearbeitung des The-mas Ruhestand (n = 9/15) aus. Dagegen ist der Anteil der Fälle, in denen nach Einschätzung der Begleiter das Zwischenziel nicht erreicht oder nur teilweise erreicht werden konnte, in den Bereichen, (Frei-) Zeitgestaltung, Soziale Kontakte sowie Gesundheit/Mobilität ver-gleichsweise hoch.

64 Hier jeweils bezogen auf die Angabe „Zwischenziel erreicht“.

Im Hinblick auf die übergeordneten Ziele fallen die Einschätzungen bezüglich der Zielerreichung etwas verhaltener aus. Den-noch wird insgesamt die Hälfte aller über-geordneten Ziele als erreicht angesehen. Insbesondere die Erfolge der Begleitprozesse im Hinblick auf die Ermöglichung einer selbstständigen Lebensführung (n = 19/36) und vermehrten Teilhabe (n = 19/33) werden überwiegend positiv eingeschätzt, während die Beurteilung im Hinblick auf die Unter-stützung bei altersbedingten Übergängen (n = 6/16) und bezogen auf Andere Ziele (n = 2/7) zurückhaltender ausfällt. Dennoch wer-den auch hier in der überwiegenden Mehr-heit der Fälle die Ziele zumindest teilweise erreicht. Allerdings hat es nach Ansicht der Begleiter bei einem kleineren, gleichwohl beachtlichen Teil (n = 17) keine Fortschritte gegeben.

Die Projektmitarbeiter haben ihre Einschät-zungen zu den Erfolgen und Verläufen der Begleitprozesse in der Dokumentation teil-weise durch anschließende Kommentare ergänzt, die im Folgenden überblicksartig dargestellt werden. Da sich diese häufig auf die übergeordneten und die Zwischenziele beziehen und die beiden Zielebenen sich oft überschneiden, werden die Erläuterungen hierzu zusammengefasst.

Am häufigsten wird die positive Wirkung des Projekts auf die TN selbst hervorgehoben, in dem auf ihre oder die von anderen Personen in ihrem Umfeld65 wahrgenommene Freude und Zufriedenheit mit der Begleitung hin-gewiesen wird (n = 62). Ebenso häufig wird betont, dass die Projektteilnahme tatsäch-

65 Dabei wird überwiegend auf entsprechende Rück-meldungen von professionellen Mitarbeitern verwie-sen.

5

2

9

2

11

13

18

3

1

3

4

1

9

9

1

1

3

4

1

11

9

0 5 10 15 20

Wohnform

Arbeitsbedingungen

Ruhestand

Gesundheit/Mobilität

EA finden

Freizeitgestaltung

soziale Kontakte

nicht erreicht

teilweise erreicht

erreicht

2

6

19

19

4

6

8

15

1

4

5

7

0 5 10 15 20

andere

Übergänge begleiten

Teilhabe ermöglichen

Selbstst. Lebensführung

nicht erreicht

teilweise

erreicht

Abbildung 17: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Überprüfung der Zwischenziele durch die Projekt-MA (Mehrfachantworten, insg. 120 Nennungen)

Abbildung 18: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Überprüfung der übergeordneten Ziele durch die Projekt-MA (Mehrfachantworten, insg. 69 Nennungen)

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./ Evaluationsergebnisse

lich zur Stärkung sozialer Kontakte – entwe-der durch den Aufbau neuer oder die Pflege bestehender Beziehungen – beiträgt (n = 40). In manchen Fällen nehmen die Projektmit-arbeiter zu Ende des Projekts ausdrücklich ein gesteigertes Selbstbewusstsein der TN (n = 9) oder verbesserte soziale Kompetenzen (n = 6) wahr. So attestiert eine Projektmitarbei-terin im Hinblick auf eine vermittelte ehren-amtliche Begleitung beispielsweise:

„[Eine] Beziehung ist ent-standen, sie haben viel voneinander erfahren und einige Gemeinsamkeiten festgestellt. Beide nehmen teil am Leben des Anderen, sind mitfühlend für die gu-ten und schlechten Phasen des Lebens...“

Positive Einschätzungen der Zielerreichung werden auch dadurch untermauert, dass TN weiterhin an den vermittelten Angeboten teilnehmen, ehrenamtliche Begleitungen fortgeführt und insgesamt in der Beglei-tung formulierte Ziele weiter verfolgt werden (n = 52). In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass die während der Zielvereinbarungen getroffenen Abspra-chen von den TN eingehalten werden (n = 11). Insgesamt bekräftigt eine beachtliche Zahl der Projektmitarbeiter abschließend ihre Einschätzung, dass die Teilnahme am Projekt zu einer selbstständigeren Lebensführung (n = 26) und einer gesteigerten Motivation führt, sich aktiv mit der eigenen Lebenssituation auseinanderzusetzen und neue Ideen für die eigene Tagesgestaltung zu entwickeln (n = 15). Fünfmal wird eine Verbesserung des Gesund-heitszustands verzeichnet. In einigen Fällen

werden mehrere positive Effekte der Projekt-teilnahme beschrieben, z. B. habe diese bei einem TN, der zuvor sozial isoliert in einem Pflegeheim gelebt hat und unter Adipositas leidet, zu einer umfassenden Verbesserung der Lebensqualität geführt:

„[Der] Klient hat sich sel-ber 2x alleine auf den Weg gemacht zum örtlichen […]-Fest, sitzt immer auf dem Bänkle vor der Dorf-metzgerei […]. […] [Er] hat seit 1. September bereits 4 kg abgenommen, wird be-weglicher und selbststän-diger, weil er oft mit der Gastmutter zum Einkaufen unterwegs ist. Er fühlt sich wohl in seiner Wohnung, wirkt zufrieden, freut sich über Besuche.“

Häufig wird ohne weitere Ausführungen das Erreichen konkreter angestrebter Ziele66 als Indikator für einen gelungenen Begleit-prozess formuliert (n = 27), da die Erfolge offensichtlich für alle Beteiligten greifbar sind. Zweimal werden Effekte dokumentiert, die sich nicht auf die TN selbst beziehen, son-dern auf nicht-behinderte Projektbeteiligte, da sich deren Sichtweise auf ältere Menschen mit Behinderung verändert hat.

Wie entscheidend die eigene Motivation der älteren Menschen mit Behinderung ist, wird – wie bei der Dokumentation der aufgetrete-nen Probleme während der Begleitung – in

66 z. B. die Beschaffung eines Möbelstücks oder eine Teilnahme an einem bestimmten Angebot.

den Kommentierungen nicht erfolgreicher Begleitprozesse deutlich: In den Fällen, in denen die Ziele nur teilweise oder gar nicht erreicht werden konnten, wird mit Abstand als häufigster Grund die (anfängliche) Ver-weigerung durch die TN genannt (n = 25). Dabei verweisen die Projektmitarbeiter insbesondere auf Ängste und Bedenken der Senioren. Bei einigen konnte zwar nach längeren Klärungen und kleinschrittigen Vereinbarungen ein Sinneswandel erreicht werden, aber manche TN haben sich nach Einschätzung der Begleiter von Beginn an gegen die Begleitung gesperrt oder während des gesamten Verlaufs kaum Eigeninitiative gezeigt. Oft führt außerdem die Erkrankung von TN (n = 17) zu einem Abbruch oder einer Einschränkung und Neuausrichtung der Begleitung. Als weitere Gründe für ein (teil-weises) Scheitern werden die mangelnde

Mitarbeit des professionellen Netzwerks (n = 2), vor allem aber der Angehörigen (n = 7) sowie das Fehlen passender Angebote in der Umgebung (n = 4) und finanzielle Hürden (n = 2) genannt. In einigen Fällen wird nach Ende des Projekts summarisch festgestellt, dass die Teilnahme zu keinen Veränderun-gen bezüglich der Lebenssituation des älteren Menschen geführt hat (n = 7). Relativ häufig wird abschließend festgestellt, dass der Pro-zess erst am Beginn stehe (n = 16).

B) Beurteilung der Begleitprozes se durch die tnNach Abschluss der Begleitprozesse hatten die TN die Möglichkeit, das Projekt entlang vorgegebener Fragen zu bewerten. Hierzu haben wir mithilfe einer 3er-Skala (stimme zu – stimme teilweise zu – stimme nicht zu) drei Antwortmöglichkeiten vorgegeben.

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10

11

10

11

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2

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8

1

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49

0 20 40 60

Zufriedenheitmit Projekt

Kontakte i.d. Gemeinde

Anregungen bekommen

Wünsche ernstgenommen

Angebote gefallen

ja

teilweise

nein

keine Angabe

Unterstützung durch Projekt-MA gefallen

Abbildung 19: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Beurteilung der Begleitprozesse durch die TN (Angaben in absoluten Zahlen, n = 72)

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./ Evaluationsergebnisse

Die entsprechenden Fragebögen sind in den meisten Fällen (n = 39) mit Unterstützung ausgefüllt worden, 15 TN machen keine Angaben.

In fast allen Bereichen fallen die Einschät-zungen bei den Meisten positiv aus: Etwa 90% der TN, die Angaben machen, fühlen sich mit ihren Wünschen ernstgenommen, fast genauso viele äußern eine generelle Zufriedenheit mit dem Projekt und mit der Unterstützung durch die jeweiligen Projekt-mitarbeiter (je 86%). Etwas verhaltener ist die Beurteilung der jeweiligen Angebote, die durch die Projekte vermittelt worden sind. Diese bewerten zwar immer noch 77% positiv, fast ein Drittel (31%) der TN stimmt dem aber nur teilweise zu. Die Antworten auf die Fragen, inwiefern die Projektteilnahme Anregungen für eine selbstbestimmte Gestaltung des Ruhestands gegeben hat und ob Kontakmöglichkeiten in der Gemeinde geschaffen worden sind, fallen hingegen deutlich negativer aus. Bezogen auf die letzte Kategorie überwiegen die Antworten, dass dieses Ziel nicht oder allenfalls in Ansätzen erreicht worden ist (68%). Dass das Projekt mehr Kontakte in der Gemeinde ermöglicht hat, wird von den meisten TN verneint, 68% stimmen nicht zu und 17% nur teilweise. Die-ses Ergebnis zeigt, dass sich der Prozess in vielen Fällen erst am Anfang befindet und weiterer Handlungsbedarf besteht.

c) tipps und anregungen aus den projek ten – welche Mas snahMen haBen zuM erFolg Beige tr agen?Der Erhebungsbogen für die personenbezo-genen Begleitungen schließt mit der Frage, welche Maßnahmen und Strategien nach Einschätzung der Projektmitarbeiter in

besonderer Weise zum Erfolg beigetragen haben und welche Anregungen und Emp-fehlungen sie für zukünftige (Projekt-)Vor-haben geben. Die Angaben sind folgenden thematischen Kategorien zugeordnet wor-den.

1. GutE zuSammENarBEit mit dEN tN (N = 153)

Die Dokumentationen der Prozessverläufe sowie die abschließenden Einschätzungen und ihre Begründungen machen deutlich, wie essenziell das aktive und selbstbe-stimmte Engagement der TN für den Erfolg der jeweiligen Begleitungen ist. Dieses zen-trale Ergebnis spiegelt sich in den abschlie-ßend formulierten Empfehlungen wider, in welchen die gute Zusammenarbeit mit den TN immer wieder als entscheidender Faktor einer gelungenen Begleitung hervorgeho-ben wird. Dabei wird insbesondere betont, wie wichtig es ist, die jeweiligen Wünsche und Bedürfnisse der begleiteten Person zu berücksichtigen (n = 31) und diese aktiv in den gesamten Prozess einzubinden (n = 10).

Im Hinblick auf die Wunsch- und Bedarfser-mittlung wird festgestellt, dass ein biografi-scher Ansatz hilfreich sein kann (n = 6) und dass das Zurücknehmen eigener Vorstellun-gen bezüglich der Lebensgestaltung älterer Menschen mit Behinderung wichtig ist (n = 2); denn die Vorstellungen und Wünsche der begleiteten Person entsprechen nicht immer unbedingt denen der professionellen Beglei-tungen, der Angehörigen oder der Projekt-mitarbeiter selbst.

„Die eigenen Annahmen darüber, was der jeweili-gen Bewohnerin gut tun könnte, müssen zurückge-stellt werden, da ansonsten leicht überhört wird, was die subjektiven Wünsche der Bewohner sind.“

Entscheidend für den Erfolg der Begleitung ist daher für viele, der Person Zeit zu lassen (n = 28); insbesondere bei der Wunsch- und Bedarfsermittlung, aber auch im Hinblick auf den Beziehungsaufbau zwischen dem älteren Menschen mit Behinderung und der jeweiligen Begleitperson. Eine Projektmitar-beiterin betont in diesem Zusammenhang:

„Veränderung braucht Zeit, gerade bei älteren und alten Menschen. Das Vertrauen in sich und in die begleitenden Personen muss wachsen, wenn dies nicht gelingt, verschließen sie sich und brechen das Unterstützungsangebot ab. Am wichtigsten fin-de ich, dass der Wille und Wunsch des Einzelnen im Vordergrund stehen. Wenn alle Unterstützer dies ernst nehmen und mitarbeiten, ist Veränderung möglich.“

Dementsprechend spielt auch die Wert-schätzung und Anerkennung der Stärken der jeweiligen TN (n = 12) eine zentrale Rolle. So berichtet eine Projektmitarbeiterin über einen im Rahmen des Projekts durchgeführ-ten Unterstützerkreis:

„Es tat ihr (…) sichtbar gut, dass es Menschen gibt, die sich für sie und ihre Prob-leme interessieren. Sie war auch erstaunt, dass diese Unterstützer sehr viele positive Eigenschaften/Stärken an ihr sahen.“

Ein geglückter Beziehungsaufbau und gegenseitige Sympathie (n = 7) zwischen der begleiteten Person und ihren Begleitern – ob Projektmitarbeiter oder (ehrenamtliche) Unterstützer – wird als weitere wichtige Bedingung für einen erfolgreichen Begleit-prozess genannt.

Insbesondere für TN, die sich zunächst nicht mit ihrem eigenen Alterungsprozess und dem Übergang in den Ruhestand beschäfti-gen möchten, ist es nach Ansicht vieler Pro-jektmitarbeiter wichtig, die betreffenden TN zu einer solchen Auseinandersetzung zu motivieren (n = 18), beispielsweise im Rah-men von Einzelgesprächen oder Fortbildun-gen. In diesem Zusammenhang erweist sich die Schaffung von Kontaktmöglichkeiten (n = 9) zu anderen Senioren mit oder ohne Behin-derung als förderlich.

Weiter wird bei der Umsetzung von geplan-ten Maßnahmen ein enger Austausch und regelmäßiges Nachhorchen bei der begleite-ten Person häufig (n = 22) als entscheidende Bedingung für den Erfolg der Begleitung identifiziert. So können auftretende Prob-leme früh erkannt und behoben werden. Deshalb ist durch regelmäßige Treffen oder Absprachen dafür zu sorgen; bei auftreten-den Schwierigkeiten oder Verzögerungen, dran zu bleiben. In einigen Fällen wird

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./ Evaluationsergebnisse

jedoch betont, dass es manchmal auch wich-tig sein kann, Abbrüche zu akzeptieren (n = 8) und Ziele, die aus verschiedenen Gründen nicht zu erreichen sind, loszulassen oder ggf. durch andere zu ersetzen.

2. aKQuiSE uNd uNtErStüt zuNG voN EhrENamtlichEm ENGaGEmENt (N = 38)

Die Akquise und Unterstützung ehren-amtlich Engagierter ist ein weiterer häufig angesprochener Bereich. Die Empfehlungen beziehen sich vor allem auf die fachliche Begleitung und Unterstützung der ehrenamt-lich engagierten Personen (n = 20). Diese sind gerade zu Beginn der Begleitung oft unsi-cher und wünschen eine feste Ansprech-person und regelmäßigen Kontakt zu ihr. Eine Projektmitarbeiterin betont in diesem Zusammenhang:

„Fachliche Begleitung ist notwendig, um zum Ziel zu kommen. Es gibt im-mer wieder Hürden, die zu überwinden sind und für die fachlicher Hintergrund erforderlich ist. Die Ehren-amtlichen brauchen Rück-halt, Wertschätzung und Fortbildung.“

Dementsprechend werden Fortbildungsan-gebote für ehrenamtlich Engagierte – bei-spielsweise zur Informationsvermittlung über verschiedene Behinderungsformen und möglicherweise auftretende heraus-fordernde Verhaltensweisen – und offene Treffs, die i. d. R. gerne angenommen wer-den, empfohlen.

Um über einen ausreichenden Pool an ehrenamtlich engagierten Personen zu verfügen, gilt eine aktive Akquise (n = 12) als unumgänglich, etwa durch kontinuier-liche Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung mit örtlichen Einrichtungen und Gruppen, in denen Ehrenamtliche bereits engagiert sind. Die Vermittlung von potenziell inter-essierten Ehrenamtlichen alleine garantiert jedoch noch keine erfolgreiche Begleitung, vielmehr ist ein geglückter Beziehungsauf-bau zwischen dem älteren Menschen mit Behinderung und dem/der ehrenamtlich Engagierten (n = 5) entscheidend. Dieser kann von den professionellen Begleitern jedoch nur mit Umsicht moderiert werden. So bemerkt eine Projektmitarbeiterin im Hinblick auf eine gelungene Vermittlung:

„Dadurch dass sich Frau X, ihre Mitbewohnerin und Herr Y so sympathisch sind, hat sich eine ech-te tragfähige Beziehung aufgebaut. Sympathie ist der wichtigste Faktor! Allerdings ist das auch der Faktor, der am wenigsten zu beeinf lussen ist […].“

In einem Fall wird die Ermöglichung eines sozialen Engagements von Menschen mit Behinderung selbst als wichtige Bedingung für die Befähigung zur Teilhabe hervorge-hoben.

3. zuSammENarBEit iNNErhalB dES Pro-FESSioNEllEN NE t z WErKS (N = 30)Eine gute Zusammenarbeit mit anderen Stellen und Fachkräften innerhalb des pro-fessionellen Hilfesystems der Behinder-tenhilfe wird in vielen Fällen als weiterer entscheidender Faktor für den Erfolg der Begleitprozesse formuliert. Hier werden insbesondere die Leitungen und Mitarbeiter der Wohneinrichtungen und Werkstätten, aber auch ambulante Dienste, sozialpsychi-atrische Dienste, rechtliche Betreuer (häufig Angehörige) und vereinzelt die Sozialdienste (geronto-) psychiatrischer Kliniken genannt. Es werden sowohl Fälle beschrieben, in denen die Umsetzung der Zielvereinbarun-gen an der mangelnden Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen und Professio-nellen gescheitert ist, als auch positive Bei-spiele gelungener Kooperationen hervorge-hoben. In vielen Fällen sind professionelle Mitarbeiter unmittelbar in den Prozess der Zielvereinbarung einbezogen worden – häu-fig als Bezugspersonen der TN – und auch aktiv an der anschließenden Umsetzung beteiligt gewesen. So resümiert ein Projekt-mitarbeiter abschließend:

„Sehr hilfreich war […] die Zusammenarbeit mit dem ABW und mit einem seiner Brüder […]. Eine wichtige Aufgabe für WfbM und das ABW sehe ich darin, Men-schen mit Behinderung Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man sich auch ohne Arbeit beschäftigen kann und dass das Leben auch ohne Arbeit sinnvoll ist.“

Als vorteilhaft beschrieben wird, dass die Infrastruktur der jeweiligen Dienste und Einrichtungen genutzt werden kann, bei-spielsweise bei der Vermittlung von TN in einrichtungsspezifische Angebote und Fort-bildungen, für die Organisation einzelner Veranstaltungen oder bei der Inanspruch-nahme von Fahrdiensten.

4. SPEziFiSchE aNGEBotE/maSSNahmEN im rahmEN dES ProjEK tS (N = 29)

In einigen Projekten bzw. Fällen werden bestimmte Maßnahmen und Strategien hervorgehoben, die sich nach Ansicht der Projektmitarbeiter als besonders zielfüh-rend herausgestellt haben. Als Beispiele sind hier (einzelne) Methoden der persönlichen Zukunftsplanung und Kriseninterventio-nen sowie die Einführung der Altersteilzeit zu nennen.

5. auStauSch uNd zuSammENarBEit mit dEm iNFormEllEN NE t z WErK (N = 27 )

An dieser Stelle wird vor allem die Ein-beziehung der Angehörigen, häufig der Geschwister gefordert; selten werden Part-ner und/oder Freunde erwähnt. Der Einfluss der Angehörigen auf die älteren Menschen mit Behinderung ist in der Regel sehr hoch, entsprechend ist deren Einbindung in die Planung der Begleitung oft entscheidend für den Erfolg. So stellt eine Projektmitar-beiterin fest:

„Ein guter Unterstützer-kreis wie hier bei Herrn X mit seinen beiden Brüdern und Schwägerinnen und engagierten Betreuern ist

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./ Evaluationsergebnisse

eine Grundvoraussetzung zur Erreichung des Projekt-zieles. Es steht und fällt mit der Unterstützung von An-gehörigen und Betreuern.“

In vielen Fällen sind die geplanten Maß-nahmen nur durch die Unterstützung der Angehörigen zu bewerkstelligen, die bei-spielsweise die ersten Treffen im Rahmen des Projekts initiiert, die TN begleitet und motiviert, den Fahrdienst übernommen oder gemeinsam mit ihnen verschiedene Angebote in der Gemeinde ausprobiert haben. In manchen Fällen sind aber auf Sei-ten der Angehörigen ähnliche Befürchtun-gen, Zweifel und Ängste beobachtet worden, wie bei den Menschen mit Behinderung selbst. So scheitern einige Vorhaben an ihrer Ablehnung.

6. KoNtaK tE im öFFENtlichEN raum/ Sozialraum (N = 14)

Die Öffnung von Freizeit- und kulturellen Angeboten oder Veranstaltungen in der Gemeinde wird gleichfalls als zentrale Auf-gabe vieler personenbezogener Begleitpro-zesse formuliert. Um entsprechende Ange-bote für ältere Menschen mit Behinderung zu öffnen, ist eine gute Zusammenarbeit mit den jeweiligen Anbietern vor Ort uner-lässlich. Viele Projektmitarbeiter weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, wie nützlich bereits vorhandene, oft auch per-sönliche Kontakte zu den entsprechenden Stellen sind. Beispielsweise wird im Rahmen der Begleitung eines Teilnehmers, der kurz vor Ende seiner Beschäftigung in der WfbM steht, festgestellt:

„Netzwerke zu sozial-raumorientierten Anbie-tern und zu ambulant betreuendem Fachpersonal sind zur Gestaltung eines Überganges in den Ruhe-stand besonders wichtig.“

In vielen Fällen ist die Teilnahme an ent-sprechenden Angeboten zuvor mit der ver-antwortlichen Leitung abgesprochen oder anfangs ein gemeinsames Treffen zusam-men mit der/m jeweiligen Senior/in ver-einbart worden. Auch die anderen TN des Angebots sind in der Regel vorher informiert worden – eine Maßnahme, die sich als nütz-lich erwiesen hat, da diese in einigen Fällen der Aufnahme eines Menschen mit Behin-derung zunächst argwöhnisch gegenüber stehen. Voraussetzung ist allerdings, dass entsprechende Angebote in erreichbarer Nähe sind und potenziell zur Verfügung stehen.

7. WEitErE EmPFEhluNGEN (N = 3)

Drei Kommentare sprechen unterschiedli-che andere Aspekte an: Einmal, dass Gast-familien, die ältere Menschen mit seelischen Behinderungen aufnehmen möchten, über pflegerische Erfahrungen verfügen müssen. In einem anderen Fall erweist sich die Teil-nahme einer – bis dahin dem TN fremden – ehrenamtlich engagierten Person an einem Unterstützerkreis im Rahmen einer persön-lichen Zukunftsplanung als sehr hilfreich. Zuletzt betont eine Projektmitarbeiterin, wie hilfreich eine genaue Dokumentation der gemeinsam entwickelten Zielvereinba-rungen und der geplanten Maßnahmen ist.

8. zuSammENFaSSuNG uNd diSKuSSioNInsgesamt sind die Begleitprozesse von 72 Personen evaluiert worden, die zu zwei Dritteln älter als 60 Jahre alt waren. Knapp die Hälfte von Ihnen ist jedoch noch in einer WfbM oder anderswo in Arbeit. Auch wenn die Personengruppe der Menschen mit einer geistigen Behinderung (mit etwas über 50%) leicht überwiegt, zeigt sich folgendes Bild: Die Gruppe der älteren Menschen mit Behin-derung ist sehr heterogen. Das gilt im Hin-blick auf ihre Fähigkeiten und Ressourcen bzw. diesbezügliche Beeinträchtigungen und im Hinblick auf ihre aktuellen Lebens-kontexte. Dennoch sind – das ist umso erstaunlicher – die Probleme, die im Rahmen der personenbezogenen Begleitung anste-hen oder diese veranlasst haben, trotz die-ser individuellen Differenzen ähnlich oder gleich. Es mangelt Menschen mit Behinde-rung im Alter verstärkt an sozialen Kontak-ten, die ihren Bedürfnissen und Vorausset-zungen genügen und ihnen – zumindest in einem bescheidenen Rahmen – eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Und es fehlen Räume, die ihnen Gelegenhei-ten gewähren, gemäß ihren Fähigkeiten und Interessen ihre (Frei-) Zeit selbst zu gestalten und ihnen die Möglichkeit geben, selbst zu bestimmen, wo, wie und mit wem sie dies tun.

Diese Defizite werden im fortschreitenden Alter jedoch nicht in allen Fällen in gleicher Weise offensichtlich. Die, die in beständigen stationären Wohn- oder/und Arbeitskontex-ten eingebunden sind, verfügen dadurch i. d. R. über mehr oder weniger befriedigende Gelegenheiten zu regelmäßigen sozialen Kontakten und Möglichkeiten der Freizeit-gestaltung innerhalb dieses institutionel-

len Rahmens. Demgegenüber sind all die, die ohne eine solche Einbindung relativ selbstständig ihr Leben gestalten, sehr viel mehr damit konfrontiert, eigenständig für Kontakt- und Freizeitmöglichkeiten sorgen zu müssen. Sie stoßen dabei viel eher an ihre Grenzen und an Ausgrenzungen in ihrem sozialen Umfeld. Je mehr also die Versor-gung durch institutionelle Angebote weg-fällt, umso eher entstehen Probleme oder besser: werden diese sichtbar.

Damit wird erkennbar: Die Probleme liegen nicht primär auf der Ebene der höchst unter-schiedlichen subjektiven Einschränkungen, sondern überwiegend auf der Ebene vorge-gebener objektiver gesellschaftlicher Rah-menbedingungen, die Menschen mit Behin-derung im Alter behindern und ihnen eine selbstbestimmte Lebensführung und soziale Teilhabe erschweren. Das erfahren sie insbe-sondere dann, wenn ihre Einbindung in das Arbeitsleben wegfällt – was allerdings die, die weiterhin in einem stationären Wohn-kontext rundum versorgt werden, oft weni-ger stark tangiert und dort abgefedert wird.Jedenfalls stehen die Mitarbeiter, welche die älteren Menschen mit Behinderung begleiten – das wird in vielen Fallverläufen deutlich – vor einer schwierigen, in man-chen Fällen nahezu paradoxen Aufgabe; denn sie sollen Probleme auf der Ebene der Person bearbeiten, obwohl die Probleme auf einer anderen Ebene liegen. Sie versuchen, die von ihnen begleiteten älteren Menschen mit Behinderung zu unterstützen und zu befähigen, für sie attraktive Kontakte und passende Tätigkeitsfelder zu erschließen und solche zu verstetigen. Hierauf kon-zentriert sich das Gros der Anstrengungen und Maßnahmen, die sodann vereinbart

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./ Evaluationsergebnisse

werden. Wie in Kapitel 5.2. festgestellt wird, sind mit Abstand die meisten geplanten und durchgeführten Maßnahmen (rd. 300 von insgesamt über 500) auf die Ziele (Wieder-)Herstellung oder Aufrechterhaltung sozia-ler Kontakte und Optimierung der (Freizeit-)Gestaltung der TN gerichtet. Aber auch der größte Teil der übrigen Maßnahmen unter den Rubriken Bearbeitung des Themas Ruhe-stand oder Gewinnung von Ehrenamtlichen stehen in engem Bezug zu diesen beiden vorgenannten Zielen. Im Hinblick auf diese Ziele oder Fallgruppen haben die Begleiter in den Projekten – oftmals mit viel Einfalls-reichtum – ein beachtlich breites Spektrum von Maßnahmen entwickelt, die sie in vie-len Fällen zu einem fallspezifischen Bündel von Maßnahmen verbunden haben. Die Begleiter in allen Projekten scheinen die Erfahrung zu teilen, dass in vielen Fällen nur dann Fortschritte erzielt werden können, wenn gleichsam von mehreren Seiten die Voraussetzungen hierfür geschaffen wer-den. Eine Voraussetzung ist jedoch in allen Fällen, dass ihnen eine Zusammenarbeit mit den TN gelingt.

Aber trotz der vielfältigen Anstrengungen ist es ihnen oft nur mühsam oder nur in Ansätzen gelungen, weiterreichende Erfolge zu erzielen; diese bewegen sich erzwunge-nermaßen häufig in einem überschaubaren oder gewohnten Rahmen. Dementspre-chend fallen die Einschätzungen der TN, die sich auf die Frage beziehen, inwieweit sich die Möglichkeiten der eigenen Lebens-gestaltung und des Zugangs zu Kontakten im Umfeld verändert haben, häufiger kri-tisch aus. Dies ist nicht den – wie aus den Dokumentationen ersichtlich wird – i. d. R. sehr engagierten Mitarbeitern anzulasten,

sondern es macht deutlich, dass die Verände-rung und Schaffung von Rahmenbedingun-gen, die älteren Menschen mit Behinderung – wie vielen anderen, die von Ausgrenzung bedroht sind – Raum für eine selbstbe-stimmte Lebensführung und Teilhabe gibt, sehr aufwendig sind und dauern. Diese Rah-menbedingungen nachhaltig zu verändern, ist nicht von einzelnen Fallverantwortlichen allein zu bewerkstelligen.

Dennoch sind in den Projekten in vie-len Fällen beachtenswerte Anstöße und Fortschritte gelungen, die als wegweisende Orientierungspunkte dafür gelten kön-nen, wie Begleitern im Zusammenwirken mit den begleiteten älteren Menschen mit Behinderung zumindest in Ansätzen för-derliche Rahmenbedingungen herstellen oder darauf hinarbeiten können. Als sol-che Ansätze können gelten: Formen einer inklusiven persönlichen Zukunftsplanung; der Aufbau eines Netzwerks von ehrenamt-lichen Unterstützern, das Menschen mit Behinderung einschließt; der Aufbau eines Kreises, der auf kommunale Planungen und Entscheidungen Einfluss nimmt; die Reak-tivierung und (Selbst-) Organisation von Angehörigen sowie die Vernetzung mit Ein-richtungen und Diensten aus unterschiedli-chen Hilfesystemen und Bereichen.

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

1. titEl, thEmEN uNd auFBau dEr QualiFi-ziEruNGSaNGEBotEInsgesamt fünf Projektträger haben sich für die veranstaltungsbezogene Evaluation entschieden. In ihren Projekten werden die Auseinandersetzung mit altersrelevan-ten Themen und die Vermittlung hierfür notwendiger Kompetenzen im Rahmen entsprechender Qualifizierungsveranstal-tungen angestrebt. Gleichzeitig sollen diese Qualifizierungsangebote den Senioren eine Austausch- und Kontaktplattform bieten. An dieser Stelle werden nun zunächst die einzelnen Seminarreihen hinsichtlich ihres Aufbaus und ihrer zentralen Themen vor-gestellt. Anschließend werden die maßgeb-lichen Lernziele dargelegt, die im Rahmen der verschiedenen Curricula für die TN for-muliert worden sind. Bezogen auf die unter-schiedlichen Lernzielbereiche wird dann untersucht, welche spezifischen Kompeten-zen unter Anwendung welcher didaktischen Methoden vermittelt werden sollen.

Folgende Kurse bzw. Kurseinheiten67 sind

67 Wenn im Folgenden von Kurseinheiten gesprochen wird, sind damit je nach Struktur des Qualifizierungs-angebots entweder einzelne Termine oder thematische Kursblöcke mit mehreren Treffen gemeint, die jeweils getrennt evaluiert wurden.

im Rahmen der Projekte, die von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert worden sind, von den Trägern angeboten und von uns evaluiert worden68: 6 9 7 0

Tabelle 20 schafft einen Überblick über die Struktur und den Aufbau der einzel-nen Seminarangebote und Veranstaltun-gen sowie über die Zahl der TN. Insgesamt sind 49 Kurseinheiten in die Evaluation eingegangen, die sich hinsichtlich ihres zeitlichen Umfangs stark unterscheiden. In den Projekten des Diakonischen Werks Breisgau-Hochschwarzwald, der Diakonie Freiburg-Stadt und des Caritasverbands Freiburg haben unter dem Titel Aktiv den Übergang als Chance nutzen Seminarreihen für ältere Menschen mit geistiger Behinde-rung, die kurz vor dem Ruhestand stehen

68 Gezählt werden in der folgenden Aufstellung nur die Kurse bzw. Kurseinheiten, zu denen uns ausgefüllte Evaluationsbögen der jeweiligen Veranstalter vorla-gen. Einsendeschluss war Mitte Juli 2013, i. d. R sandten uns die Veranstalter ihre Evaluationsbögen zusammen mit denen der TN „in einem Paket“ zu.

69 In diesen Seminarreihen sind nicht alle Kurseinhei-ten in die Evaluation eingegangen, da die ausgefüll-ten Bögen der Forschungsgruppe nicht rechtzeitig zur Verfügung gestellt werden konnten. Es fehlt die letzte Kursreihe des dritten Durchgangs.

70 Beim Caritasverband wurden bis zum Ende der Er-hebungsphase nur die ersten beiden Kurseinheiten des zweiten Durchgangs einbezogen.

e. ii. prozesse und ergeBnisse der QualiFizierungsangeBote und -Veranstaltungen

Projektträger /Seminarreihen

Titel der Kurse / Kurseinheiten TN Anzahl & Dauer der Einheiten

Evaluier-te Kurs-einheiten

Sem

inar

reih

e „A

ktiv

den

Übe

rgan

g al

s Ch

ance

ge

stal

ten“

Diakonie Breisgau-Hoch-Schwarzwald(3 Durch-gänge)69

Kennenlernen und Biografiearbeit

7–9

7-9 Termine (á 2h) 3

Auseinandersetzung mit Alter und Gesundheit 7-9 Termine (á 2h) 3

Wohnen, Mobilität und Finanzen7-9 Termine (á 2h)

3

Freizeitgestaltung und soziale Kontakte 9 Termine (á 2h) 2

Diakonie Freiburg(2 Durch-gänge)

Kennenlernen und Biografiear-beit 5 10 Termine (á 2h) 2

Alter - Gesundheit – Wohnen 5 11 Termine (á 2h) 2

Soziales Netz – Freizeit – Zu-kunftsplanung 5 9 Termine (á 2h) 2

Caritas Freiburg(2 Durch-gänge)70

Kennenlernen

5–7

7–9 Termine (á 2h) 2

Mein Körper und ich 7–9 Termine (á 2h) 2

In Rente gehen – und jetzt? 7–9 Termine (á 2h) 1

In Rente alles vorbei? Neue Lebensphase 7–9 Termine (á 2h) 1

Biografiearbeit und Zukunfts-planung 7–9 Termine (á 2h) 1

Tagesveranstal-tungen der Caritas Freiburg

Männer sind anders, Frauen auch 7 Tagesseminar (6h) 1

Mein Leben und ich 6 Tagesseminar (6h) 1

Alles wird anders? 7 Tagesseminar (6h) 1

Gemeinsam alt werden – ein Tag für Paare 7 Tagesseminar (6h) 1

Was trägt mich? Mein persönli-ches Netzwerk 8 Tagesseminar (6h) 1

Ich entdecke meine Stadt 5 Tagesseminar (6h) 1

Der

Par

ität

isch

e Se

min

ar-

reih

e „N

eue

Weg

e Tr

eff“

1. Durch-gang

Gesamtevaluation der ersten Seminarreihe

14 5 Termine (á 1,5h) 1

2. und 3. Durchgang

Kennenlernen 11–18 1 Termin (1,5h) 2

Erstellung eines persönlichen Profils 11–18 1 Termin (1,5h) 2

Mein Un-Ruhestand 11–18 1 Termin (1,5h) 2

Ziele planen und umsetzen 11-18 1 Termin (1,5h) 2

Tandems/weitere Planung 11-18 1 Termin (1,5h) 2

Transferseminar k. A. Wochenendseminar 1

LVKMB(1 Durchgang)

Hospiz 10 4 Termine (á 3h) 1

Kommunikation und Familie 6 Wochenendseminar (10h) 1

Patientenverfügung für MmB 16 3 Termine (á 3-4h) 1

Trauerarbeit – Friedhof k.A. 1 Termin (6h) 1

Meine Geschichte – deine Geschichte 10 Wochenendseminar

(10-12h) 1

Generationenhaus 2 3 Termine (á 3h) 1

Demenz für Anfänger 10 4 Termine (á 3h) 1

Tabelle 20: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Überblick über die Kurseinheiten

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1 1 6 . . 1 1 7

./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

Für die quantitative Auswertung bezüglich der Fragen zu den zu vermittelnden Kompe-tenzen (Erhebungsbogen A), der Veranstal-tungsform (Erhebungsbogen B) sowie der abschließenden Beurteilung (Erhebungsbo-gen – Einschätzung durch die Veranstalter) ist jeweils nur ein Evaluationsbogen pro Kurseinheit als Basis für die Berechnungen genommen worden. Die Gesamtbewertung der ersten Seminarreihe des Caritasver-bands Freiburg und die Bögen der zusätz-lichen Veranstalter aus den Projekten des Paritätischen und des LVKMB sind nicht in diese Berechnungen einbezogen worden, um eine Verzerrung der Ergebnisse zu ver-meiden. Bei der qualitativen Auswertung der offenen Fragen zu den Beurteilungen der Kurse wurden jedoch die Angaben aller eingegangenen Bögen berücksichtigt.

B) proFile der unterstüt zer In drei Projekten nehmen neben den Men-schen mit Behinderung auch Unterstützer teil, deren Funktion je nach konzeptionel-ler Ausrichtung der Seminarreihen oder Veranstaltungen variiert. Der Altersdurch-schnitt aller Unterstützer beträgt 50,9 Jahre mit einer großen Spannbreite von 19 bis 80 Jahren. Die Geschlechterverteilung71 ist mit 46% Männern und 55% Frauen relativ aus-geglichen.

Auf dem Evaluationsbogen für Unterstützer wird zu Beginn abgefragt, in welcher Rolle die Person an der Veranstaltung teilnimmt:

71 Es gibt sechs Enthaltungen bzgl. des Geschlechts, diese Fälle sind aus der Berechnung ausgeklammert worden.

oder bereits in Rente gegangen sind, zu fol-genden Themen stattgefunden: die eigene Lebensgeschichte, Gesundheit im Alter, passende Wohnformen im Alter, finanzielle und rechtliche Aspekte des Alterns sowie Freizeitgestaltung und soziale Kontakte. Die thematisch strukturierten Kurseinheiten bestehen jeweils aus sieben bis elf einzelnen Treffen und variieren trotz der identischen Themenwahl je nach Projektträger hin-sichtlich ihrer Struktur. Der Caritasverband Freiburg hat zusätzlich zu der Seminarreihe Tagesveranstaltungen zu einzelnen Themen angeboten, von denen sechs in die Evalua-tion eingeflossen sind.

Die Neue Wege-Seminare des Paritätischen Kreisverbands Ulm/Alb-Donau bestehen aus sechs 1,5-stündigen Blockveranstaltun-gen, in denen neben biografischen Themen und der Unterstützung bei der Zukunftspla-nung vor allem die Ermöglichung sozialer Kontakte untereinander im Vordergrund steht. Zu den TN gehören ältere Menschen mit Behinderung und anderen Einschrän-kungen, deren Angehörige und professio-nelle Unterstützer sowie an ehrenamtli-chem Engagement Interessierte. Sollten im Rahmen der Seminare ursprünglich gezielt sogenannte Sozialpaten und -partnerschaf-ten vermittelt werden, haben sich, je nach Interessenlage, letztendlich eher informelle Kleingruppen unter den TN gebildet (s. Teil C). Insgesamt sind hier drei Seminarreihen sowie ein abschließendes Transferseminar in die Evaluation eingegangen. Für das erste Neue-Wege-Seminar ist von den Veranstal-tern dabei eine Gesamtbewertung abgege-ben worden, während bei der zweiten und dritten Seminarreihe jeder der insgesamt fünf Termine einzeln evaluiert worden ist.

Das Veranstaltungsangebot des LVKMB Stuttgart richtet sich an Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung (auch solche, die unterstützte Kommunikation benötigen) und deren Angehörige und kon-zentriert sich thematisch auf den Umgang mit Abschiednehmen, Trauer und Sterben. Je nach Themengebiet sind dabei drei bis vier wöchentliche Termine oder Wochenendse-minare angeboten worden, die Kurseinheit Trauerarbeit – Friedhof war eintägig.

2. vEraNStaltEr, uNtErStüt zEr uNd tEilNEhmEr dEr KurSEiNhEitEN

a) üBerBlick üBer die durch die Ver anstalter e Valuierten Ver anstaltungen Insgesamt verteilen sich die Kurseinheiten, die durchgeführt und evaluiert worden sind, wie folgt:

Wie die Aufstellung deutlich macht, stimmt die Anzahl der evaluierten Kurseinheiten nicht mit der Anzahl der von den einzelnen Projekten eingereichten Evaluationsbögen überein. In den Seminaren des Paritätischen hatten jeweils drei Veranstalter teilgenom-men und eine Beurteilung abgegeben. Wäh-rend der zweite und dritte Durchlauf dabei getrennt nach Kurseinheiten dokumentiert wurde, liegt für das erste Neue Wege-Semi-nar nur eine Gesamtbewertung aller fünf Termine vor. In der Kurseinheit Hospizarbeit des LVKMB nahmen ebenfalls zwei Veran-stalter teil. Beim Caritasverband Freiburg e.V. liegt neben der Evaluation der einzel-nen Kurseinheiten zusätzlich eine Gesamt-bewertung der ersten Seminarreihe Den Übergang als Chance nutzen vor. Insgesamt sind daher 73 Veranstalterbögen in die Eva-luation der 49 Kurseinheiten eingegangen.

Projektträger Kurseinheiten Eingesandte Bögen

Diakonisches Werk Breisgau-Hochschwarzwald 11 11

Diakonie Freiburg-Stadt 6 6

Caritasverband Freiburg 13 14

Der Paritätische Kreisverband Ulm/Alb-Donau 12 34

Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung e. V.

7 8

Insgesamt 49 73

Tabelle 21: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Anzahl der Kurseinheiten und eingesandten Bögen für Veranstalter nach Projektträgern

Tabelle 22: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Anzahl der Unterstützer und eingesandten Bögen nach Projektträgern

Projektträger Unterstützer Eingegangene Bögen

Diakonisches Werk Breisgau-Hochschwarzwald 4 11

Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung e.V.

13 19

Der Paritätische Kreisverband Ulm/Alb-Donau 35 71

Insgesamt 52 101

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1 1 8 . . 1 1 9

./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

ben, dass eine bestimmte Person unterstützt wird. Im Projekt des Diakonischen Werks Breisgau-Hochschwarzwald handelt es sich um zwei Einzelbegleitungen, in den Ver-anstaltungen des LVKMB um zwölf und in denen des Paritätischen um zehn. Im Projekt des LVKMB sind in neun Fällen diese Perso-nen den Unterstützern im Vorfeld bekannt, beim Paritätischen trifft dies nur in drei Fäl-len und beim Diakonischen Werk Breisgau-Hochschwarzwald nur in einem Fall zu.

Die Abbildungen 21 bis 23 geben einen Über-blick über die Wohn- und Betreuungssitu-ation sowie den Beschäftigungsstatus der Menschen mit Behinderung, die durch die Unterstützer begleitet worden sind.

Offensichtlich ist, dass kein begleiteter Teil-nehmer bei seiner Familie und nur wenige (n = 2) in einer stationären Einrichtung woh-nen, die Mehrzahl lebt in einer Außenwohn-gruppe oder wird ambulant betreut. Dies

wird durch das folgende Schaubild weiter bestätigt.

Überraschend hingegen ist, dass erst wenige TN, die einen Unterstützer an ihrer Seite haben, im Ruhestand sind, sondern zu einem Großteil entweder in einer WfbM oder Tages-stätte beschäftigt sind bzw. betreut werden. Dies erklärt sich insbesondere durch das relativ niedrige Alter der TN beim LVKMB.

Insgesamt scheint der überwiegende Teil derer, die von einem Unterstützer beglei-tet werden, einen relativ hohen Unterstüt-zungsbedarf zu haben und außerhalb fami-liärer und (voll-) stationärer Betreuung zu leben. Es ist davon auszugehen, dass vielen erst diese zusätzliche Unterstützung die Teil-nahme an den Veranstaltungen ermöglicht.

Die Unterstützer sind ferner nach den Zugangswegen, ihrem Interesse an der Veranstaltung und nach den eigenen

Der größte Teil der Unterstützer (n = 5272) sind professionelle Helfer73 (n = 19) oder Ehrenamt-liche (n = 12). Vier Unterstützer sind Prakti-kanten oder leisten Freiwilligendienst. Zehn Personen geben an, in einer anderen oder in mehreren Funktionen teilzunehmen74. Dies trifft insbesondere für die Seminarreihen des Paritätischen zu, in denen die meisten Unterstützer aktiv sind (n = 35). Hier sehen sich sechs Personen sowohl in der Rolle der Unterstützer, als auch als unterstützungsbe-dürftige TN. Außerdem nehmen zwei Ehe-

72 In zwei Fällen werden keine Angaben bezüglich der Funktion der Unterstützer gemacht.

73 In vier Fällen wird die Angabe professioneller Helfer ergänzt: einmal betrachtet sich die Person gleichzeitig als ehrenamtlich tätig, einmal handelt es sich um einen Mitinitiator des Projekts. In zwei Fällen vertreten die professionellen Helfern Einrichtungen der Behinder-tenhilfe.

74 In drei Fällen werden keine zusätzlichen Angaben bezüglich der Kategorie andere Funktion gemacht.

partner und ein gesetzlicher Betreuer teil. In zwei Fällen ist die eigene Rolle noch offen und ein Teilnehmer ist arbeitssuchend.

Es fällt auf, dass die Unterstützer des Paritä-tischen hinsichtlich ihrer Funktionen sehr heterogen sind. Dies ist auf die inklusive Ausrichtung des Seminarangebots zurück-zuführen. Im Projekt des LVKMB sind dage-gen primär professionelle Helfer (n = 12) tätig, in den Seminarreihen des Diakoni-schen Werks Breisgau-Hochschwarzwald werden Ehrenamtliche und Personen im Freiwilligendienst als Kursleitungsassisten-ten eingesetzt.

Zusätzlich ist erfragt worden, ob die Unter-stützer einzelne Personen begleiten und – wenn ja – ob sie diese Personen zu Beginn der Seminarreihe bzw. Veranstaltung bereits kennen. In insgesamt 24 Fällen wird angege-

2 1

2

4

(Ehe)Partner

gesetzliche Betreuer

ehrenamtliche Helfer

professionelle Helfer

andere Funktion

noch offen

Praktikant/FSJ

12

19

10

Abbildung 20: Evaluation der Qualifizierungsangebote – In welcher Funktion nehmen die Unter-stützer teil (Angaben in absoluten Zahlen, n = 50)

4

2

1

2 6

1 2

1

5

0 5 10 15

LVKMB e.V.

DerParitätische

lebt alleine/ mit Partner

Herkunftsfamilie

ambulant betreutes Wohnen

Außenwohngruppe

stationäre Einrichtung

fehlende AngabeDiakonisches

Werk

Abbildung 21: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Die Wohnformen der TN, die durch einen Unterstützer begleitet werden (Angaben in absoluten Zahlen, n = 24)

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1 2 0 . . 1 2 1

./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

Erwartungen an die Teilnahme gefragt worden. Projektübergreifend ist die Mehr-heit von ihnen durch projektinterne Mitar-beiter oder Initiatoren eingeladen worden (n = 18), vier weitere nehmen aufgrund ihrer Empfehlung teil. Je zwei Personen haben von anderen Personen in ihrem Umkreis von dem Projekt erfahren oder im Vorfeld eine Infor-mationsveranstaltung besucht. Nur in dem Projekt des Paritätischen wurden Unterstüt-zer durch die Presse, durch Broschüren oder anderes Werbematerial über die Seminar-reihe informiert (n = 10). Dieser Unterschied im Hinblick auf den Zugang lässt sich durch die inklusive Ausrichtung und die Auswei-tung der Zielgruppe der Seminare erklären: Hier sind TN erreicht worden, die die Men-schen mit Behinderung unterstützen und gleichzeitig selbst im Hinblick auf ihre sozi-ale Teilhabe profitieren möchten. Unter der offenen Kategorie Sonstiges geben insgesamt

sieben Unterstützern aus allen Projekten an, entweder in ehrenamtlicher oder professi-oneller Funktion bereits in anderen Aufga-benfeldern des Projektträgers tätig zu sein.

Im Hinblick auf die Erwartungen und Inte-ressen, die mit der Teilnahme am Projekt verbunden sind, konnten mehrere Antwort-kategorien gleichzeitig gewählt werden. Insgesamt werden von 48 Unterstützern 126 Angaben gemacht. Je 30 Personen geben an, die Veranstaltung aus allgemeinem Inter-esse zu besuchen und/oder sich von der Teil-nahme einen Austausch über Erfahrungen und Erlebnisse zu versprechen. Etwas weni-ger als die Hälfte (n = 23) fühlt sich persön-lich vom Thema der Veranstaltung berührt75 und/oder erhofft sich eine Erweiterung

75 Dies trifft insbesondere auf die Unterstützer im Pro-jekt des LVKMB zu.

1

1

1

10

2 2

1

1

5

0 5 10 15

Diakonisches Werk

LVKMB e.V.

Der Paritätische ohne formelle Betreuung

Herkunftsfamilie

ambulant betreutes Wohnen

stationäre Einrichtung

ambulante Pflege

fehlende Angabe

10

18

4

2

2

7

Presse oder Broschüre

auf Einladung

auf Empfehlung

von anderen gehört

Informationsveranstaltung

Sonstiges

1

2

1

1

5

2

6

1

1

4

0 5 10 15

Diakonisches Werk

LVKMB e.V.

Der Paritätische

Ruhestand

1. Arbeitsmarkt

WfbM

Tagesstätte

keine Angabe

Abbildung 22: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Die Betreuungssituation der TN, die durch einen Unterstützer begleitet werden (Angaben in absoluten Zahlen, n = 24)

Abbildung 24: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Wie habe ich von der Veranstaltung er-fahren? (Angaben der Unterstützer in absoluten Zahlen, n = 43)

Abbildung 23: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Der Beschäftigungsstatus der TN, die durch einen Unterstützer begleitet werden (Angaben in absoluten Zahlen, n = 24)

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

dagegen auf Basis aller 301 eingegangenen Bögen78 ermittelt.

Die Altersverteilung der TN fällt projekt-spezifisch unterschiedlich aus79: Für die Freiburger Projekte des Diakonischen Werks Breisgau-Hochschwarzwald, der Diakonie Freiburg-Stadt und des Caritasverbands Freiburg wird ein Altersdurchschnitt von 61,5 Jahren (49 – 74) ermittelt, im Projekt des Paritätischen liegt dieser bei 65,2 Jahren (44 – 86). Die TN in den Veranstaltungen des LVKMB sind mit durchschnittlich 41,5 Jah-ren (34 – 50) deutlich jünger. Aufgrund der thematischen Ausrichtung liegt der Fokus hier nicht primär auf dem eigenen Altern der Menschen mit Behinderung, sondern vor allem auf dem der Eltern und den damit verbundenen Ablösungsprozessen.

78 Im Gegensatz zur Evaluation durch die Veranstalter haben die TN des Paritätischen die einzelnen Kursein-heiten der ersten Seminarreihe getrennt evaluiert, im Projekt des Caritasverbands Freiburg wurde – anders als bei den Veranstaltern – keine Gesamtbewertung durch die TN vorgenommen.

79 Da eine detaillierte Darstellung aller Einzelprojekte zu umfangreich wäre, werden die Ergebnisse nur dann projektspezifisch dargestellt, wenn sich die Angaben si-gnifikant unterschieden. Die drei kooperierenden Frei-burger Projekte werden unter den ‚Freiburger Projekten‘ zusammengefasst, da ihre Zielgruppe identisch ist.

Die Geschlechterverteilung der TN ist in den Freiburger Projekten und in der Seminarreihe des Paritätischen beinahe identisch, der Anteil weiblicher TN liegt bei 65% respektive 63%. In den Veranstaltungen der LVKMB ist das Verhältnis eher umgekehrt, hier beträgt der Anteil der Männer 57%.

Im Rahmen der Veranstaltungsevaluation ist nicht nach den Behinderungsformen oder Diagnosen der TN gefragt worden. Vielmehr sind die Menschen mit Behinderung im ers-ten Teil des Evaluationsbogens aufgefordert worden, auf einer 3er-Skala (kann ich ohne Hilfe – ich brauche manchmal Hilfe – kann ich nur mit Hilfe) ihren Unterstützungsbedarf hinsichtlich vier spezifischer Aktivitäts-bereiche einzuschätzen: Lesen und Schrei-ben, Bahn- und Busfahren, Unterhaltungen führen oder sich mit jemanden austauschen sowie Regelmäßige Kontakte pflegen. Auch hier zeigen sich projektspezifische Unter-schiede: In Bezug auf alle vier Bereiche ist der Anteil der TN, welche die vorgegebe-nen Aktivitäten ohne Hilfe ausführen kön-nen, im Projekt des LVKMB am geringsten (s. Abb. 26). Dies gilt insbesondere im Hinblick auf Bus- und Bahnfahren (5%), aber auch für die Kontaktpflege (35%) und das Lesen und Schrei ben (38%). Dieser relativ hohe Hilfe-

ihrer Fähigkeiten76. Elf Unterstützer erwar-ten, durch ihre Teilnahme einen Zugang zu praktischen Hilfen im Alltag77 zu gewinnen. Sechs Personen betonen, dass sie sich im Rahmen der Veranstaltungen für Menschen mit Behinderung engagieren wollen. In drei weiteren Fällen, die alle dem Projekt des Pari-tätischen zuzuordnen sind, geschieht die Teil-nahme im Rahmen der beruflichen Tätigkeit.

c) die proFile der teilnehMerInsgesamt füllen im Rahmen der 49 Kurs-einheiten, die evaluiert worden sind, 119 TN Evaluationsbögen aus. Die folgende Tabelle (23) veranschaulicht, wie viele Evaluations-

76 Auch diese Antwortvorgabe wird fast ausschließ-lich im Projekt des LVKMB gewählt, während kein Unterstützer der Diakonie Breisgau-Hochschwarzwald sich entsprechend äußert.

77 Es ist nicht erfragt worden, um welche Art von prak-tischen Hilfen es sich dabei handelt. Vermutlich geht es je nach Funktion bzw. Rolle der jeweiligen Person um Hilfen, die sich auf den eigenen (Arbeits-) Alltag bezie-hen.

bögen von den TN in den einzelnen Projekt-trägern eingereicht worden sind.

Ein Vergleich der Projekte auf Basis der TN-Zahlen ist aber wenig sinnvoll. Teil-weise wurden einzelne Tagesveranstal-tungen angeboten, die jeweils von neuen TN besucht wurden, während in anderen Projekten fortlaufende Seminarreihen mit mehreren Terminen durchgeführt wurden, an denen immer dieselben Personen teil-nahmen. Bei den Berechnungen bezüglich der Zusammensetzung der TN-Profile sind daher nicht alle eingegangenen Bögen ein-bezogen worden. Die Darstellung der Perso-nenmerkmale der TN, ihrer Zugangswege in das Projekt sowie ihrer Erwartungen an die Teilnahme (Evaluationsbogen Teile A und B) basieren jeweils auf den Angaben der 119 Einzelpersonen, von denen ein größerer Teil mehrere Evaluationsbögen ausgefüllt hat. Die abschließenden Beurteilungen der ein-zelnen Kurseinheiten durch die TN wurden

23

23

11

30

30

6

3

0 5 10 15 20 25 30 35

persönlich vom Thema berührt

allgemeines Interesse

Interesse sich zu engagieren

TN in beruflicher Funktion

Zugang zu praktischenHilfen im Alltag

Austausch von Erfahrungen/Erlebnissen

eine Erweiterungmeiner Fähigkeiten

Abbildung 25: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Aus welchem Interesse bzw. mit welchen Erwartungen besuche ich die Veranstaltung? (Mehrfachantworten, insg. 126 Nennungen)

Projektträger Teilnehmer Eingegangene Bögen

Diakonisches Werk Breisgau-Hochschwarzwald 25 89

Diakonie Freiburg 10 30

Caritasverband Freiburg 40 71

Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung e.V.

21 32

Der Paritätische Kreisverband Ulm/Alb-Donau 23 79

Insgesamt 119 301

Tabelle 23: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Anzahl der TN und eingesandten Bögen nach Projektträgern

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1 2 4 . . 1 2 5

./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

LVKMB benötigen Hilfe bei der Nahrungs-aufnahme, weitere zwei von ihnen geben an, in allen Aktivitäten des täglichen Lebens unterstützt werden zu müssen. Drei Perso-nen, die an den Seminaren des Paritätischen teilnehmen, betonen explizit, dass sie sich von der Teilnahme eine Verbesserung ihrer sozialen Kontakte erhoffen.

Am Ende des Evaluationsbogens wird abgefragt, ob der/die Teilnehmer/in diesen eigenständig ohne Hilfe ausgefüllt hat. 31% bejahen dies, die Mehrheit wird jedoch dabei unterstützt. In 63 Fällen werden konkrete Angaben zur Form der Hilfe gemacht: Bei 34 TN beschränkt sich die Unterstützung auf Vorlesen und Schreiben, in 16 Fällen wird dagegen darauf hingewiesen, dass den Men-schen mit Behinderungen die Fragen erst erklärt bzw. in leichte Sprache übersetzt wer-den müssen. Elf Angaben erläutern, durch wen die Hilfe erfolgt, hier werden primär

Betreuer genannt. In zwei weiteren Fällen sind Methoden der unterstützten Kommu-nikation eingesetzt worden. Trotz unserer Bemühung, den Evaluationsbogen für TN so verständlich und leicht wie möglich zu gestalten, weisen viele Veranstalter und Unterstützer darauf hin, dass das Ausfüllen für einige TN eine Überforderung dargestellt habe. Thematisiert wird neben der Verständ-lichkeit der Fragen vor allem der zeitliche Aufwand.

Die TN werden auch nach ihrer Wohn- und Betreuungssituation sowie ihrem Beschäf-tigungsstatus und ihrer Tagesgestaltung gefragt. Insgesamt lassen sich hinsichtlich der Wohnform82 drei große Gruppen von TN identifizieren: Ein Drittel (33%) lebt in einer stationären Einrichtung. Ein Viertel (26%)

82 Es gibt fünf Enthaltungen bezüglich der Frage nach der Wohnform.

bedarf lässt sich mit der Zielgruppe dieses Projekts erklären, welches ausdrücklich Menschen mit schweren und mehrfachen (auch körperlichen) Behinderungen errei-chen möchte. Die durchschnittlichen Unter-stützungsbedarfe der TN in den Freiburger Projekten und den Seminarreihen des Pari-tätischen ähneln sich, vor allem bezogen auf die Bereiche Bus- und Bahnfahren (50% können dies ohne Hilfe) und Unterhaltungen führen (über 80% gelingt das ohne fremde Hilfe). Im Bereich Lesen und Schreiben ist der Anteil der Personen, die diesbezüglich keine Hilfe benötigen, in den Freiburger Projekten etwas geringer (56%) und beim Paritätischen um elf Prozentpunkte höher (67%), in Bezug auf den Fähigkeitsbereich Kontakte pflegen verhält es sich umgekehrt (62% bei den Frei-burgern gegenüber 47% beim Paritätischen). Dass die Anzahl der TN, die einen Unterstüt-zungsbedarf hinsichtlich der Pflege sozialer Kontakte haben bzw. feststellen, in den Neue-Wege-Seminaren des Paritätischen

vergleichsweise hoch ist, hängt vermutlich auch mit ihrer Teilnahmemotivation zusam-men – der Aufbau und die Stabilisierung sozialer Netzwerke ist eine primäre Zielset-zung des Projekts.

Die Angaben zum Unterstützungsbedarf werden in 45 Fällen80 durch Antworten auf offene Fragen ergänzt81, die folgenden Kate-gorien zugeordnet werden konnten: 18 TN geben an, bezüglich ihrer Hygiene/(Körper-)Pflege und beim Anziehen Unterstützung zu bedürfen, 17 Personen benötigen Hilfe bei der Ausführung allgemeiner Haushaltstätig-keiten. In 9 Fällen werden Einschränkungen bezüglich der eigenen Mobilität (hier bezo-gen auf die eigene Fortbewegung) aufge-führt. Drei TN aus den Veranstaltungen des

80 Es handelt sich um 16 Fälle aus Freiburg, 15 Fälle des LVKMB und 14 aus dem Projekt des Paritätischen.

81 Es sind dabei teilweise mehrere Bereiche benannt worden.

55,9

49,3

82,1

61,8

38,1

5

65

35

66,7

50

84,2

47,4

0 20 40 60 80 100

Lesen und Schreiben

Bahn- und Busfahren

Unterhaltungen führen

Kontakte pflegen

Der Paritätische

LVKMB e.V.

Freiburg

30

6

9

14

38

16

1

0

5

10

15

20

25

30

35

40ich wohne alleine

(Ehe) Partner und/oder Kinder

Herkunftsfamilie

Außenwohngruppe

stationäre Einrichtung

ambulant betreutes

Wohnen

WG ohne Betreuung

Abbildung 26: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Eigenständigkeit bei der Verrichtung von Alltagsaktivitäten nach Selbsteinschätzung der TN (‚kann ich ohne Hilfe‘-Angaben in %)

Abbildung 27: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Wohnformen der TN (Angaben in absoluten Zahlen, n = 114)

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1 2 6 . . 1 2 7

./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

burger Projekten deutlich geringer, am nied-rigsten fällt er mit nur einem von insgesamt sieben gültigen Fällen in den Veranstaltun-gen des LVKMB aus.

Zur Frage Wo arbeite ich, verbringe ich den Tag? werden insgesamt 105 Angaben84 gezählt. Bei etwa der Hälfte der TN (52%) strukturiert die Beschäftigung in der WfbM ihren Tagesablauf. Nur fünf TN sind auf dem ersten Arbeitsmarkt erwerbstätig. Die Gruppe derjenigen, die keine Arbeit oder Beschäftigung angeben, macht mit 14% den zweitgrößten Anteil aus. Ein Teil verbringt den Tag hauptsächlich im Förderbereich einer WfbM (13%) oder in der Tagesbetreu-ung eines Wohnheims (11%). Drei Personen geben an, sich ehrenamtlich zu betätigen, zwei weitere nennen Haushaltstätigkeiten.

84 Es gibt 14 Enthaltungen zu dieser Frage. Alle offenen Angaben (n = 6) sind Erläuterungen zu den bestehenden Kategorien oder konnten diesen zugeordnet werden.

Wieder lassen sich projektspezifische Unter-schiede feststellen: Die Mehrheit der TN aus den Freiburger Projekten (44 von 70) arbeitet in einer WfbM. In den Veranstaltungen des LVKMB kommen acht von 20 Personen, die diesbezüglich Angaben gemacht haben, aus dem Förderbereich einer WfbM, weitere vier arbeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt. Im Projekt des Paritätischen gibt die Mehrheit (9 von 16) an, zurzeit keiner Beschäftigung nachzugehen.

Projektübergreifend wurde außerdem die Tagesgestaltung der Ruheständler unter-sucht. Die Hälfte (n = 11) von ihnen gibt an, an der Tagesbetreuung im Wohnheim teil-zunehmen, während acht Personen keine Beschäftigung angeben. Jeweils eine Person engagiert sich freiwillig, hilft im Haushalt oder nennt den Förderbereich einer WfbM. Zusammengefasst lassen sich unterschied-liche Teilnehmerprofile für die verschiede-

lebt allein und ein Viertel wird entweder im Rahmen des ABW (14%) oder einer sta-tionären Außenwohngruppe (12%) betreut. Relativ wenige TN leben in ihrer Herkunfst-familie (8%) oder mit ihren (Ehe-) Partnern und ggf. mit Kindern (5%) zusammen. Eine Person lebt ohne Betreuung in einer Wohn-gemeinschaft. In den Freiburger Projekten stellen sta-tionäre Einrichtungen bei 36 von 74 TN mit Abstand die häufigste Wohnform dar, gefolgt von Außenwohngruppen (n = 13). Die TN des LVKMB leben vor allem im ABW (12 von 21 TN) oder alleine (n = 7). Demgegenüber bilden die allein Wohnenden bzw. Lebenden in den Seminaren des Paritätischen mit 13 von 19 TN mit Abstand die größte Gruppe. Nur drei Personen wohnen hier in statio-nären oder ambulanten Wohnformen der Behindertenhilfe.

Zusätzlich sind die TN gefragt worden, wer sie betreut oder unterstützt. 51 Personen geben an, durch eine stationäre Einrich-tung betreut zu werden, 26 Personen durch das ABW. In 14 Fällen wird auf die Familie verwiesen, jeweils sechs TN leben ohne Betreuung oder nehmen die Dienste der ambulanten Pflege in Anspruch. Es werden über die vorgegebenen Antworten hin-aus sieben zusätzliche Angaben gemacht: Dreimal werden informelle Unterstützer genannt und dreimal liegt eine rechtliche Betreuung vor; ein Teilnehmer nennt den Integrationsfachdienst. Differenziert nach den jeweiligen Projekten bestätigen sich die Ergebnisse bezüglich der Wohnformen: Die TN der Freiburger Projekte (N = 74) werden größtenteils durch eine stationäre Einrich-tung (n = 48) und eher selten durch das ABW

(n = 8) oder von ihrer Familie unterstützt (n = 10). In den Veranstaltungen des LVKMB (N = 21) wird primär das betreute Wohnen (n = 16) genannt. Die TN-Struktur des Paritä-tischen ist hinsichtlich der Betreuungssitu-ation am heterogensten: Vier TN geben ihre Familien an, je drei nennen weitere infor-melle Kontakte oder nehmen eine ambu-lante Pflege in Anspruch.

Die Frage, ob sich die TN bereits im Ruhe-stand befinden, musste nach dem ersten Probelauf in Absprache mit den Projektmit-arbeitern – geändert werden83, um trenn-scharf feststellen zu können, ob die Person noch arbeiten geht oder aus anderen Grün-den keine Angaben macht. In den folgenden Berechnungen sind deshalb nur die aktuell gültigen Evaluationsbögen (n = 87) berück-sichtigt und insgesamt acht Kurseinheiten ausgeklammert worden.

Insgesamt stehen mit 54% etwas mehr als die Hälfte aller TN noch im Arbeitsleben, während 28% angeben, bereits im Ruhe-stand zu sein. Lediglich eine Person befin-det sich in Altersteilzeit, 17% enthalten sich bezüglich der Frage nach dem Beschäfti-gungsstatus. Der Anteil der Ruheständler ist mit zehn von 17 Personen im Projekt des Paritätischen besonders hoch. Nur zwei Per-sonen geben hier an, noch zu arbeiten, fünf TN machen keine Angaben. Mit 13 von 61 TN ist der Anteil der Ruheständler in den Frei-

83 Zunächst konnte neben dem Ruhestand und der Al-tersteilzeit auch die Kategorie EU-Rente angegeben wer-den. Dadurch war jedoch nicht erkennbar, ob die Person noch arbeitet (egal ob auf dem 1. Arbeitsmarkt oder in einer WfbM). In der zweiten Version des Evaluationsbo-gens sind die Antwortvorgaben durch die Angabe „ich arbeite, voraussichtlich noch…“ ergänzt und die Frage nach dem Bezug einer EU-Rente gestrichen worden.

17 %

28 %

1 %

54 %

keine Angabe

Ruhestand

Altersteilzeit

Arbeit

Abbildung 28: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Beschäftigungsstatus der TN (Angaben in %)

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1 2 8 . . 1 2 9

./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

den, wie sie von den Seminarangeboten bzw. Veranstaltungen erfahren haben. Mehr als die Hälfte aller TN85 gibt an, die Veranstal-tung entweder auf Empfehlung (30%) oder Einladung (27%) zu besuchen, wobei diese jeweils entweder durch Projektmitarbeiter oder Fachkräfte aus kooperierenden Einrich-tungen und Diensten der Behindertenhilfe erfolgt sind. Vier weitere Personen wählen sowohl die Antwortvorgabe auf Empfehlung von… als auch auf persönliche Einladung von… ohne weitere Angaben. 14% nennen den Besuch einer Informationsveranstaltung als

85 Es werden 113 Angaben gemacht, sechs Personen enthalten sich. In zwei Fällen werden neben der Katego-rie durch die Presse/Broschüre weitere Antwortvorga-ben angekreuzt. Hier wird nur erstere gezählt, da davon ausgegangen wird, dass der TN ursprünglich durch die Presse vom Projekt erfahren hat. Zwei Personen geben an, von anderen von dem Projekt erfahren und eine In-formationsveranstaltung besucht zu haben. Hier wird mit der gleichen Begründung nur die Kategorie „von anderen davon erfahren“ gewertet.

Zugangsweg und weitere 11% – insbesondere TN aus dem Projekt des Paritätischen – haben über die Presse oder Broschüren von den Pro-jekten erfahren. 10% aller TN wurden von anderen auf die Seminare oder Veranstal-tungen aufmerksam gemacht, dabei handelt es sich überwiegend um andere Menschen mit Behinderung, die aus dem Wohn- oder Arbeitskontext bekannt sind. Von den sons-tigen Angaben konnten beinahe alle den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten zuge-ordnet werden. Nur eine Kategorie ist neu gebildet worden: Fünf Personen (4%) aus den Projekten des LVKMB und des Paritäti-schen weisen darauf hin, dass sie selbst in Arbeitsbereichen dieser Träger tätig sind und dadurch Zugang hatten. Nur ein Teilnehmer erfährt über projekteigene Flyer oder Plakate von dem Seminarangebot.

nen Projekte identifizieren: In den Freibur-ger Projekten handelt es sich vor allem um ältere Menschen mit Behinderung, die kurz vor dem Ruhestand stehen und größtenteils in stationären Wohneinrichtungen und Werkstätten der Behindertenhilfe begleitet und versorgt werden. Die TN scheinen ver-gleichsweise selbstständig, jeweils mehr als die Hälfte von ihnen gibt bzgl. der vorgege-benen Aktivitätsbereiche an, keine Hilfe zu benötigen. Dies trifft insgesamt auch auf die TN der Seminarreihen des Paritätischen zu, auch wenn etwas mehr Personen bei sich einen Unterstützungsbedarf bei der Pflege sozialer Kontakte wahrnehmen. Im Hinblick auf die Wohn- und Betreuungssituation ist die Gruppe der TN in diesem Projekt jedoch deutlich heterogener und es nehmen im Ver-gleich zu den Seminarangeboten und Ver-anstaltungen der anderen Projekte deutlich mehr Ruheständler teil. Auch im Projekt des

LVKMB variieren die jeweiligen Wohn- und Betreuungskontexte. Die TN sind im Durch-schnitt deutlich jünger und weisen im Ver-gleich den höchsten Unterstützungsbedarf auf. Insgesamt entsprechen die TN in allen Projekten der im Vorfeld anvisierten Ziel-gruppe, für die die Seminarangebote bzw. Veranstaltungen entwickelt und angeboten worden ist.

3. dEr zuGaNG dEr tN zu dEN SEmiNarrEi-hEN/ vEraNStaltuNGEN

Im Rahmen unserer Evaluation haben wir ermittelt, aus welcher Motivation die Men-schen mit Behinderung an den Projekten teilnehmen und auf welche Weise sie Zugang zu diesen fanden. Zunächst ist gefragt wor-

1

8

1

1

11

5

55

13

7

1

2

0 10 20 30 40 50 60

gewöhnlicher Betrieb

Werkstatt Arbeit

Werkstatt Förderbereich

keine Arbeit/Beschäftigung

Hilfe im Haushalt

freiwillige Tätigkeit

Tagesbetreuung Wohnheim

Ruheständler

Andere TN

11%

27%

1%

30%

10%

14%

4% 3%Presse oder Broschüre

Einladung

Flyer oder Plakate

Empfehlung

durch andere davon gehört

Informationsveranstaltung

durch Kontakt zu Projektträger

durch Einladung + durch Empfehlung

Abbildung 29: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Wo arbeite ich/wo verbringe ich den Tag? (Angaben in absoluten Zahlen, n = 106)

Abbildung 30: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Wie haben Sie von der Veranstaltung er-fahren? (Angaben in %)

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1 3 0 . . 1 3 1

./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

Informationen zu erhalten (n = 55). Bessere praktische Fähigkeiten für das eigene Leben (n = 36) und mehr Unterstützung und Hilfe im Alltag (n = 24) werden etwas weniger häufig genannt. Unter Sonstiges formulie-ren fünf TN den Wunsch nach vermehrten sozialen Kontakten. Drei TN der Kurse des LVKMB hoffen, bei konkreten persönlichen Problemen Unterstützung zu erhalten. Drei TN formulieren keine Erwartungen, eine Person möchte sich gerne ehrenamtlich engagieren.

Generell lassen sich auch hinsichtlich der Zugangswege und der Motivation zur Teil-nahme Unterschiede zwischen den ver-schiedenen Projekten identifizieren: In den Seminarreihen des Paritätischen stehen für die TN primär der Aufbau neuer sozialer Kontakte im Mittelpunkt und weniger die konkreten Themen der Kurseinheiten. Die Akquise von TN ist hier vergleichsweise breit

im Rahmen von Informationsveranstaltun-gen und Pressearbeit erfolgt, aber auch durch bestehende Kontakte zu einschlägigen (Mit-glieds-) Organisationen. Auch für die TN der Freiburger Projekte spielt die Möglichkeit, im Rahmen der Seminare andere Leute zu treffen, eine große Rolle. Daneben wird aber auch der Wunsch geäußert, sich mit dem bevorstehenden Ruhestand auseinanderzu-setzen. Hierfür konnten primär Adressaten aus den verschiedenen Einrichtungen und Arbeitsfeldern der drei Projektträger für die Seminare gewonnen werden. Im Projekt des LVKMB scheint die Teilnahmemotivation dagegen deutlicher durch die konkreten Veranstaltungsthemen begründet. Diese sind im Vorfeld durch eine inklusive Arbeits-gruppe entwickelt und festgelegt worden (s. Teil C), der bereits einige TN angehört haben. Diese scheinen auch hier vor allem innerhalb der eigenen oder kooperierender Organisationen gewonnen worden zu sein.

Anschließend ist erhoben worden, aus welchem Interesse sich die TN für das Seminarangebot bzw. die Veranstaltung entschieden haben. Bei dieser Frage waren Mehrfachnennungen möglich, insgesamt machen 114 TN 189 Angaben. Die Hälfte von ihnen sieht sich persönlich vom Thema der Kurseinheit berührt. Beinahe genauso viele Personen (n = 52) nennen den Wunsch, Leute zu treffen. Im Hinblick auf diese Frage wer-den projektbezogene Unterschiede beson-ders deutlich: In den Veranstaltungen des LVKMB sieht sich der überwiegende Teil der TN persönlich vom Thema berührt (19 von 21), während die Kategorie Leute treffen nur von einer Person genannt wird. Im Gegensatz dazu steht Letzteres im Projekt des Paritätischen für 15 von 19 TN im Vorder-grund. Auch in den Freiburger Projekten ist das das häufigste genannte Interesse (bei 36 von 75). Daneben werden die Seminare und Veranstaltungen häufig auch als Möglich-

keit zur Freizeitgestaltung wahrgenommen (n = 35) das gilt primär für TN der Projekte in Freiburg (n = 28). Eine Teilnahme aus allge-meinem Interesse (n = 42) wird in allen Pro-jekten häufig genannt. Nur fünf TN nennen keinen besonderen Grund. In zwei Fällen werden unter der Kategorie Sonstiges Inter-essen genannt, die sich nicht den vorgegebe-nen Antwortmöglichkeiten zuordnen lassen: Eine Person erhofft sich einen „Austausch mit Menschen in der gleichen Situation“.

Getrennt von den Interessen, die zur Teil-nahme geführt haben, haben wir zu Beginn der Veranstaltung außerdem die Erwartungshaltung der TN abgefragt. 111 Personen machen diesbezüglich insge-samt 203 Angaben. Der Wunsch, durch die Teilnahme neue Erfahrungen und Erlebnisse zu sammeln, steht projektübergreifend bei der Mehrzahl der Personen im Vordergrund (n = 76), gefolgt von der Erwartung, neue

53

35

42

52

5

2

0 10 20 30 40 50 60

persönlich vom Thema berührt

Freizeitaktivität/Tagesgestaltung

allgemeines Interesse

Leute treffen

kein besonderer Grund

andere

55

76

36

24

12

0 10 20 30 40 50 60 70 80

neue Informationen

neue Erfahrungen und Erlebnisse

bessere praktischeFähigkeiten für mein Leben

mehr Unterstützung und Hilfe im Alltag

anderes

Abbildung 31: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Aus welchem Interesse besuche ich die Veranstaltung? (Mehrfachantworten, insg. 189 Nennungen)

Abbildung 32: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Welche Erwartungen habe ich an die Ver-anstaltung? (Mehrfachantworten, insg. 203 Nennungen)

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

unter Anwendung kreativer Kommunikati-onsmethoden (z. B. Open Space). Trotz aller Methodenvielfalt haben jedoch Vorträge, teil-weise auch unter Einbeziehung externer Refe-renten, weiterhin einen hohen Stellenwert. In fast allen Kursen (n = 45) werden gelegentlich Vorträge gehalten. Überwiegend finden diese mit anschließender Diskussion (n = 17) und im Rahmen von Seminaren (n = 16) statt. Außer-dem werden den TN in allen Projekten im Rahmen einzelner Veranstaltungen auch Ein-zel- und Beratungsgespräche angeboten. Zehn Veranstalter verweisen im Rahmen der offe-nen Antwortmöglichkeit auf durchgeführte Exkursionen. Die anderen Angaben unter Sonstige stellen größtenteils87 Erläuterungen der bestehenden Antwortvorgaben dar. 8 8

5. lErNziElE uNd zu vErmit tElNdE KomPE tENzEN: lErNziElBErEichE – SPEziFiSchE mE thodEN

Anhand der eingereichten Curricula und der

87 Mit Ausnahme folgender Angaben: „Hausbesuche“ und „Muster einer Patientenverfügung erarbeiten“.

88 Viele Kurseinheiten fokussieren mehr als einen Lernzielbereich.

eingesandten Evaluationsbögen der Veran-stalter lassen sich insgesamt neun zentrale Lernzielbereiche identifizieren. Allerdings unterscheiden sich die Projekte im Hinblick auf die Gewichtung der einzelnen Lernziel-bereiche, die Spezifizierung der Ziele (Ope-rationalisierung) und die Methoden bzw. Maßnahmen, die in den jeweiligen Kursein-heiten zur Zielerreichung gewählt werden. Diese Unterschiede sind insbesondere durch die Rahmenbedingungen in den Projekten und die Zusammensetzung der TN-Gruppen bedingt. Die Projekte haben für ihre Veran-staltungs- und Seminarangebote Lernziele formuliert, die den folgenden neun Lernziel-bereichen zugeordnet werden können.

Die Behandlung der jeweiligen Themen beschränkt sich erkennbar nicht allein auf die Vermittlung von relevantem (Fakten-)Wissen. Durch die Teilnahme an den Kursen sollen die Menschen mit Behinderung (und die weiteren TN) Kompetenzen bzw. Quali-fikationen erwerben, die von den Projektträ-gern als notwendig erachtet werden, um ins-besondere alters- und ruhestandsbezogene Herausforderungen bewältigen zu können.

4. vEraNStaltuNGSFormEN uNd didaK tiSchE mE thodENHinsichtlich der Veranstaltungsformen und der didaktischen Konzepte ähneln sich die Seminarreihen der einzelnen Projektträger insofern, als dass alle eine je nach Lernziel und Themengebiet variable Vielfalt von Lernformen und Methoden der Unterrichts-gestaltung anwenden.

Im Evaluationsbogen für die Veranstalter wird die jeweilige Veranstaltungsform erfragt, wobei neben den vorgegebenen Antworten weitere Angaben sowie Mehrfa-changaben möglich sind. Wie bereits erläu-tert, haben teilweise mehrere Veranstal-ter Bögen für eine Kurseinheit ausgefüllt. Außerdem ist für eine Seminarreihe zusätzlich zu den einzelnen Kurseinheiten eine Gesamtbewertung vorgenommen worden. Für die folgenden Berechnungen

wurde je Kurseinheit jeweils nur ein Evaluationsbogen86 zu Grunde gelegt, um doppelte Bewertungen auszuschließen und eine Verzerrung der Ergebnisse zu vermeiden.

Es bestehen keine signifikanten Unterschiede bezüglich der angegebenen Veranstaltungs-formen zwischen den einzelnen Projekten. In der überwiegenden Mehrheit der Kurse fin-det Gruppenarbeit (n = 41) statt oder werden interaktive Workshops (n = 32) durchgeführt. In diesen werden vor allem alltagspraktische Fähigkeiten (beispielsweise gemeinsames Kochen und Backen, Sport und Gymnastik oder Gedächtnistraining) vermittelt und eingeübt – oft in Verbindung mit Spielen und

86 In den Kurseinheiten des LVKMB und des Paritäti-schen sind nur die Bögen der jeweiligen Projektleitung einbezogen worden. Zuvor ist jedoch sichergestellt wor-den, dass die Angaben der anderen, zusätzlichen Veran-stalter nicht von denen der Projektleitung abwichen.

2

12

17

16

41

17

32

10

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

andere

Vorträge

Vorträge mit Diskussion

Seminare

Gruppenarbeit

Einzelgespräche/-beratung

interaktiver Workshop

Exkursionen

Abbildung 33: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Veranstaltungsformen (Mehrfachantwor-ten, insg. 145 Nennungen)

Lernzielbereiche Projekte Kurseinheiten88

1. An den Kursangeboten teilnehmen können 5 22

2. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensge-schichte

5 18

3. Pflege und Aufrechterhaltung sozialer Kontakte 5 31

4. Gesunderhaltung im Alter 5 16

5. Planung des bevorstehenden Ruhestands 4 23

6. Planung der eigenen Freizeitgestaltung 4 19

7. Kennenlernen von Wohnformen im Alter 4 8

8. Wissensvermittlung zu finanziellen Aspekten 4 7

9. Umgang mit Abschied und Trauer 4 7

Tabelle 24: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Überblick über die Lernzielbereiche

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

der Ressourcen in ihrem Alltag vermittelt werden sollen. 35% der Veranstalter weisen außerdem darauf hin, dass den TN ein Zer-tifikat bzw. eine Teilnahmebescheinigung ausgestellt wird. Insgesamt sind die Anga-ben der verschiedenen Projekte sehr ähnlich, nur der Aspekt der Vermittlung von Wissen und Kenntnissen wird von den Veranstal-tern des LVKMB stärker betont; er wird bei sieben von 16 Kurseinheiten genannt.

Die uns zur Verfügung gestellten Curricula und die von den jeweiligen Veranstaltern ausgefüllten Evaluationsbögen liefern jedoch darüber hinausgehend weitere aus-führliche Informationen darüber, welche Qualifikationen die TN erwerben sollen und welche didaktischen Konzepte hierfür in den Kurseinheiten entwickelt worden sind. Im Folgenden wird in Form einer Synopse herausgearbeitet und dargestellt, welche spezifischen Qualifikationen oder Kompe-tenzen den Teilnehmern unter Berufung auf die oben genannten Lernziele in den einzel-nen Lerneinheiten vermittelt werden sollen, welche Lerninhalte als geeignet ausgewählt und welche Methoden hierfür eingesetzt worden sind.

a) koMpe tenzen Für eine gelungene teilnahMe schaFFenNeben den jeweiligen Themen der Kurs-einheiten geht es in allen Seminarreihen90 gerade in den ersten Treffen darum, den TN Qualifikationen zu vermitteln, die von den Projektträgern für eine gelungene Teil-nahme vorausgesetzt werden. Insbesondere steht dabei der Umgang der TN unterein-

90 Dieser Lernzielbereich stand bei den Einzelveran-staltungen nicht explizit im Vordergrund.

ander und mit der Kursleitung im Mittel-punkt. Zu diesem Zweck werden in einigen Kurseinheiten gemeinsame Kursregeln (einander ausreden lassen, sich gegensei-tig zuhören, sich anderen z. B. in Form von Ich-Botschaften mitteilen etc.) vorgestellt, besprochen und z. T. eingeübt. Daneben wird in allen Seminarreihen zu Beginn dafür Sorge getragen, dass eine positive, ver-trauensvolle Gruppenatmosphäre und ein Gemeinschaftsgefühl untereinander entste-hen können. Hierfür werden beispielsweise Kennenlernspiele und offene Gesprächsrun-den zu Beginn der jeweiligen Treffen durch-geführt. Ferner wird versucht, die TN an der Auswahl der zu behandelnden Themen und bei der Planung der Form ihrer Behandlung zu beteiligen (z. B. durch die gemeinsame Erstellung eines Themenbaums). Ebenso werden die anfänglichen Erwartungen der TN und die Zielsetzungen der Veranstalter abgeklärt. In allen Seminarreihen werden Kursmappen erstellt und regelmäßig aktu-alisiert, mithilfe derer die TN die jeweiligen Inhalte der einzelnen Treffen kontinuierlich nachverfolgen können.

B) auseinanderse t zung Mit der eigenen leBensgeschichte erMöglichen Die Lebensgeschichten der TN werden in allen Veranstaltungsangeboten zum Thema gemacht. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie hat jeweils ähnliche Funktionen: In erster Linie zielt die Aufar-beitung der eigenen Lebensgeschichte vor allem auf die Stärkung des Identitäts- und Selbstbewusstseins ab. Sie soll die TN befä-higen, eigene Stärken und Fähigkeiten (wie-der) zu entdecken – auch um darauf aufbau-end eigene Interessen und Wünsche für die

Im ersten Teil des Evaluationsbogens, der von den Veranstaltern jeweils vor Beginn der Veranstaltung/Seminarreihe ausgefüllt worden ist, wird abgefragt, welche generel-len Kompetenzen den TN vermittelt wer-den. Die vorgegebenen Antwortkategorien sind durch offene Angaben ergänzt worden. Mehrfachnennungen sind möglich, sodass in den 73 Evaluationsbögen insgesamt 17089 Angaben gemacht worden sind.

Am häufigsten wird betont, dass den älte-ren Menschen mit Behinderung durch die Teilnahme ein gegenseitiger Austausch über persönliche Erfahrungen und Erlebnisse ermöglicht (n = 43) und – fast ebenso häufig – dass ihnen Wissen und Kenntnisse über die jeweiligen Themen der Kurseinheiten ver-

89 Bezogen auf drei Kurse wird darauf hingewiesen, dass diese Kurseinheit dazu dienen soll, Feedback zur gesamten Seminarreihe zu geben; diese Angaben sind nicht im Schaubild abgebildet.

mittelt werden sollen (n = 40). Von gerin-gerem Gewicht ist im Vergleich dazu, dass praktische Fähigkeiten erlernt und erprobt werden (n = 24). Die zehn Angaben unter Anderes, die alle von Veranstaltern der Frei-burger Projekte oder des Paritätischen stam-men, lassen sich wie folgt zusammenfassen: Neunmal wird betont, dass die TN bei der Stärkung ihres Identitäts- und Selbstbewusst-seins unterstützt werden sollen. In diesem Zusammenhang wird insbesondere darauf hingewiesen, dass sie sich ihrer persönli-chen Ressourcen, Bedürfnisse und Wün-sche bewusst werden sollen. Die Vermitt-lung sozialer Kompetenzen ist ein weiteres genanntes Ziel (n = 7), das sich vor allem auf den wertschätzenden und vertrauens-vollen Umgang der Kurs-TN untereinander bezieht. Einige Veranstalter (n = 7) betonen, dass den TN im Rahmen der Kurse konkrete Handlungsfähigkeiten im Hinblick auf ihre Selbstorganisation und Nutzung bestehen-

40

24

43

10

0 10 20 30 40 50

Anderes

Austausch von Erfahrungen/Erlebnissen

Einüben von praktischenFähigkeiten

Vermittlung von Wissen/Kenntnissen

Abbildung 34: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Welche Kompetenzen sollen vermittelt werden? (Mehrfachantworten, insg. 117 Nennungen)

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

Beziehungen zu reflektieren. Zu diesem Zweck erstellen die TN persönliche „Circle of friends-Schaubilder“, die ihre derzeitigen Freundschafts- und Unterstützungsnetz-werke abbilden. Außerdem werden ihnen Möglichkeiten vorgestellt, neue soziale Kon-takte zu knüpfen, beispielsweise im Rahmen des Besuchs einer Freundschaftsbörse oder durch die Vorstellung offener Treffs für Seni-oren und weiterer Seminarangebote zum Thema Freundschaft und Partnerschaft. Neben dem Wissen über entsprechende Anlaufstellen sollen auch sozio-emotio-nale Kompetenzen, die für die Aufrechter-haltung freundschaftlicher Beziehungen (z. B. Bewusstmachen der Wechselseitigkeit von Freundschaft und gegenseitiger Wert-schätzung) grundlegend sind, vermittelt und bestehende Einstellungen reflektiert werden. Methodisch wird dabei vor allem auf Gruppengespräche und Rollenspiele zurückgegriffen.

d) die gesundheit iM alter erhaltenAuch die Gesundheit im Alter machen alle fünf Projekte in ihren Seminarangeboten zum Thema. Die einzelnen Themen und konkreten Lernziele unterscheiden sich dabei je nach Curriculum: In den Freiburger Projekten und den Neue Wege-Seminaren des Paritätischen stehen vor allem psychi-sche und physische Alterungsprozesse im Mittelpunkt. Dabei wird nicht nur die Ver-mittlung von Faktenwissen über entspre-chende Erkrankungen und Beeinträchti-gungen sowie medizinische und präventive (Behandlungs-) Möglichkeiten angestrebt; die TN sollen auch in die Lage versetzt wer-den, eigene Alterungsprozesse zu erkennen und Handlungsmöglichkeiten kennenler-nen, ihren Gesundheitszustand zu erhalten

bzw. zu verbessern. Die angestrebte Befähi-gung zum gesunden Altern, die ein Projekt-träger als Ziel formuliert, konzentriert sich dabei vor allem auf Aspekte der Ernährung und der körperlichen Fitness. In den Freibur-ger Projekten werden diese Themen ausführ-licher und in mehreren Treffen behandelt. Die entsprechenden Kurseinheiten sind hier sehr umsetzungsorientiert gestaltet und enthalten viele praktische Übungen. Die Teilnehmer sollen – auch unter Einbezug externer Fachkräfte und Experten – kon-krete Handlungsfähigkeiten für die eigene Gesunderhaltung kennenlernen und ein-üben, beispielsweise durch gemeinsames gesundes Kochen und Backen, Sportübun-gen (u. a. Gymnastik, Yoga oder Stuhltanz), die Erstellung einer persönlichen Vorsorge-Checkliste oder durch Teilnahme an einer Übungsstunde zur Sturzprävention. Im Hinblick auf die geistige Fitness werden im Rahmen der Seminarreihe der Caritas Frei-burg gemeinsam mit einer zertifizierten Gedächtnistrainerin Formen des Gedächt-nistrainings und Gehirnjoggings erprobt.

Im Projekt des LVKMB Hinter dem Horizont geht’s weiter wird eine eigene Veranstaltung speziell zum Thema Demenz angeboten. Hier geht es neben der Wissensvermitt-lung über das Krankheitsbild darum, den TN Unsicherheiten und Ängste im Umgang mit Menschen mit Demenz oder vor einer eigenen Erkrankung zu nehmen. Es sollen neben einem Überblick über bestehende Therapiemöglichkeiten und Unterstüt-zungsangebote vor allem praktische Tipps hinsichtlich der Kommunikation und Inter-aktion mit Betroffenen vermittelt werden. Zusätzlich bietet der LVKMB eine mehrtä-gige Informationsveranstaltung zu den The-

Zukunft formulieren zu können. Gleichzeitig soll durch die gemeinsame Bearbeitung prä-gender lebensgeschichtlicher Erfahrungen in der Kursgemeinschaft auch das Interesse für andere und ihre persönlichen Hintergründe geweckt werden. In den Kurseinheiten der Freiburger Projekte und einigen Tagesver-anstaltungen des Caritasverbands Freiburg wird im Rahmen der biografischen Arbeit außerdem eine Reflexion über die eigenen Vorstellungen von Freundschaft, Partner-schaft und von Geschlechterrollen angeregt.

Für die Umsetzung bedienen sich alle Pro-jektträger verschiedener Methoden aus der Biografiearbeit: Erarbeitung persönlicher Steckbriefe und Lebensbäume oder Entwick-lung sogenannter Lebenslinien oder biogra-fische Bearbeitung spezifischer Themen (z. B. Weihnachten). In allen Projekten sind für die Umsetzung interaktive Veranstal-tungsformen, insbesondere die Gruppen-arbeit, gewählt worden. In den Freiburger Projekten kam es darüber hinaus zu Einzel-gesprächen und Interviews mit den TN. Hier ist der Umfang der entsprechenden Kursein-heit größer, es fanden jeweils sieben bis neun Treffen zum Thema Lebensgeschichte statt, während in der Seminarreihe des Paritäti-schen ein bis zwei Treffen hierfür vorgese-hen waren. Im Projekt des LVKMB fand eine Tagesveranstaltung zu dem Thema statt.

c) soziale kontak te erweitern/ VertieFenDie sozialen Kontakte der TN sind ein weite-res zentrales Thema, welchem sich alle Pro-jekte auf ganz unterschiedliche Weise wid-men. Teilweise steht dabei die Pflege bereits bestehender persönlicher Beziehungen und Netzwerke im Vordergrund oder es geht eher um die Frage, wie neue Freundschaften und

Netzwerke aufgebaut werden können. Ins-besondere im Projekt des Paritätischen dient das Seminarangebot selbst bereits explizit als Kontakt-Plattform für die Vermittlung von Sozialpaten und -partnerschaften sowie die Entstehung interessensspezifischer Gruppen. Während der Kursblöcke sollen ältere Menschen mit und ohne Behinde-rung sowie ehrenamtlich Engagierte Inter-esse und Motivation entwickeln, sich weiter regelmäßig als Gruppe im Rahmen des offe-nen Neue Wege-Treffs zu begegnen und auch außerhalb des Projekts gemeinsame Aktivi-täten zu planen. Die letzte Kurseinheit dient als Feedbacktreffen, in der die entstandenen Kontakte nochmal thematisiert werden.

Im Projekt des LVKMB Stuttgart liegt der Fokus auf der Beziehung der Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderungen zu ihren Eltern und Geschwistern. Sie sollen befähigt werden, mit diesen gerade auch über Tabuthemen sprechen zu können, speziell über das eigene Älterwerden und das der Eltern und die damit verbundenen Ängste, Sorgen und Wünsche. Hierfür sollen den TN im Rahmen einer Tagesveranstal-tung elementare Grundregeln der Kommu-nikation und Gesprächsführung vermittelt und sie dazu motiviert werden, ihre eigenen diesbezüglichen Potenziale zu erkennen und nutzbar zu machen. Als Methoden werden hierbei Gruppenarbeit und Rollenspiele eingesetzt, es werden aber auch Vorträge gehalten.In der gemeinsamen Seminarreihe Den Übergang als Chance nutzen des Diakoni-schen Werks Breisgau-Hochschwarzwald, der Diakonie Freiburg und des Caritas-verbands Freiburg werden die TN dazu angeregt, bestehende Freundschaften und

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

engagieren. In den Kurseinheiten der Frei-burger Projekte stehen Übungen aus der Bio-grafiearbeit (z. B. das Brettspiel Vertellekes) und der Zukunftsplanung (z. B. die Erstel-lung eines Wochen- und Aktivitätenplans), diverse Exkursionen (z. B. zu einer Senio-rentagesstätte oder der Volkshochschule) sowie Einheiten zum Mobilitätstraining zur Erreichung neuer Freizeitangebote auf dem Plan. Im Projekt des Paritätischen unterneh-men die TN außerhalb der insgesamt fünf Termine der einzelnen Seminarreihen ver-schiedene Freizeitaktivitäten in den interes-sengebundenen Kleingruppen.

g) geMÄss seinen BedürFnissen iM alter wohnenDas Thema Wohnen im Alter wird in der Seminarreihe der Freiburger Projektträger und des LVKMB angeschnitten. In Freiburg steht dabei vor allem das Faktenwissen über Wohnmöglichkeiten und ambulante Unter-stützungsformen (z. B. Essen auf Rädern, Hausnotruf oder ambulante Pflegedienste) im Alter im Fokus. Auf emotional-motivati-onaler Ebene sollen die TN die Bereitschaft entwickeln, professionelle oder ehrenamt-liche Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn diese notwendig wird. Außerdem soll ihr Problembewusstsein hinsichtlich baulicher Barrieren in der Umwelt für ältere Men-schen geschärft und die barrierefreie Gestal-tung des eigenen Zimmers angeregt werden. Gerade Menschen mit Behinderung, die im höheren Alter noch in der Herkunftsfamilie leben, sollen dazu motiviert werden, über andere Wohn- und Unterstützungsformen nachzudenken. Für die Vorstellung ent-sprechender Angebote werden teilweise externe Referenten aus Beratungsstellen der Altenhilfe hinzugezogen, außerdem werden Exkursionen vorgenommen, etwa

in ein Alten- und Pflegeheim. Der LVKMB veranstaltet eine Exkursion in ein Mehrge-nerationenhaus, welche durch ein Vor- und Nachbereitungstreffen gerahmt wird.

Inwiefern die TN neben der Kenntnisver-mittlung über verschiedene Wohnformen bei anstehenden Veränderungen und Ent-scheidungen weitergehend beraten oder an entsprechende Stellen vermittelt werden (beispielsweise im Falle eines Umzugswun-sches), wird aus den Dokumentationen nicht erkennbar.

h ) Mit Finanziellen res sourcen uMgehenDer Umgang mit den eigenen Finanzen im Ruhestand wird explizit nur im Curriculum des Seminarangebots des Diakonischen Werks Breisgau-Hochschwarzwald aufge-griffen. Aus den zugesandten Evaluations-bögen ergibt sich jedoch, dass finanzielle Aspekte auch in den Seminar- und Veran-staltungsangeboten des Caritasverbands Freiburg und der Diakonie Freiburg-Stadt e.V. thematisiert werden. In diesem Zusammen-hang werden folgende Lernziele formuliert: Einmal sollen den TN grundlegende Infor-mationen zu ihren finanziellen Ansprü-chen im Ruhestand sowie Kenntnisse für das Ausfüllen entsprechender Anträge (z. B. Wohngeldantrag) vermittelt werden. Zum anderen sollen sie im Umgang mit den eige-nen – i. d. R. knappen – Ressourcen geschult werden und sich Fähigkeiten und Strategien aneignen, wie sich bei alltäglichen Kleinig-keiten Geld sparen lässt. In allen Kursein-heiten der Freiburger Projekte, die sich mit dem Thema Finanzen auseinandersetzen, werden sowohl Vorträge als auch Einheiten mit Gruppenarbeit angeboten. In einer Kurs-einheit des Diakonischen Werks Breisgau-

men Patientenverfügungen für Menschen mit Behinderung, rechtliche Betreuung und Vorsorgevollmachten an. Auch im Rahmen der Kurseinheit zu Alter und Gesundheit der Freiburger Projekte werden diese rechtlichen Aspekte thematisiert. In allen vier Projekten werden die Themen gemeinsam mit exter-nen Referenten bearbeitet.

e ) ruhestand pl anenIn den Veranstaltungsreihen der Freiburger Projekte und den Neue Wege-Seminaren des Paritätischen sollen sich die TN neben der Aufarbeitung der eigenen Lebensge-schichte auch aktiv mit ihrer Zukunft aus-einandersetzen, wobei beide Aspekte häufig miteinander in Verbindung gesetzt werden. Ziel ist, eine positive Perspektive auf die Zukunft und somit eine positive Grundhal-tung gegenüber dem eigenen Alter(n) zu schaffen. Im Rahmen der Kurse sollen die TN in die Lage versetzt werden, eigenstän-dige Entscheidungen hinsichtlich wichtiger biografischer Übergänge – insbesondere dem Übergang in den Ruhestand – und ihrer weiteren Lebensplanung zu treffen. Das Thema Ruhestand wird im Hinblick auf seine gesellschaftliche und persönliche Bedeutung bearbeitet und die TN werden angeregt, ihre diesbezüglichen persönlichen Bedürfnisse und Wünsche zu identifizieren und reflektieren. Dabei stehen in der Regel die Fragen nach der Freizeit- und Alltagsge-staltung nach Beendigung der Erwerbstätig-keit sowie der Pflege der sozialen Kontakte im Vordergrund, die in den darauf folgenden Kurseinheiten noch einmal separat als The-men aufgegriffen werden.

Methodisch lehnen sich beide Seminaran-gebote an die Zukunftsplanung nach Stefan

Doose oder ähnlichen Konzepten an und nutzen entsprechende Materialien, bei-spielsweise das Interessenprofil Mein per-sönlicher Lebensweg. Den TN aus dem Projekt des Diakonischen Werks Freiburg wird im Rahmen der Planung des Ruhestands noch das Konzept der Lebensphasenassistenten91 vorgestellt.

F ) die Freizeit ( iM ruhestand) gestaltenMit Ausnahme des LVKMB behandeln alle Seminarangebote die Frage nach der Frei-zeitgestaltung im Ruhestand bzw. Alter. Wieder geht es nicht um reine Informati-onsvermittlung über verschiedene Mög-lichkeiten von Freizeitaktivitäten, sondern vor allem darum, die TN zu einer aktiven Auseinandersetzung mit der eigenen Frei-zeitgestaltung und zum Ausprobieren neuer Aktivitäten zu motivieren. Als erstes Lern-ziel wird in allen Curricula die Bewusstwer-dung bzw. Identifizierung eigener Wünsche und Interessen gesetzt. Wie bereits erwähnt, werden zur Erreichung dieses Ziels vor allem Methoden aus der Biografiearbeit und der Zukunftsplanung eingesetzt. In einem nächsten Schritt geht es, ausgehend von bereits vorhandenen Hobbies, um das Ken-nenlernen neuer Möglichkeiten der Freizeit-gestaltung und um die probeweise Umset-zung der Ideen, entweder im Rahmen der Kurse oder durch die gezielte Vermittlung an externe Angebote. Die TN sollen außerdem ein Verständnis für den gesellschaftlichen wie auch persönlichen Nutzen ehrenamtli-cher Tätigkeiten entwickeln und Wege ken-nenlernen, sich selbst in der Gesellschaft zu

91 Die Lebensphasenassistenten sind ehrenamtliche Helfer und sollen die Senioren beim Übergang in den Ruhestand begleiten.

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

bezüglich der Frage, ob Form und Durchfüh-rung der Veranstaltung passend für die TN waren, fallen etwas verhaltener aus, etwa ein Drittel (33%) glaubt, dass dies nur teil-weise zutrifft. Auch der Aussage, dass die Inhalte der Veranstaltung den Erwartungen und Vorstellungen der TN entsprachen, wird von über einem Drittel der Veranstalter (39%) nur teilweise zugestimmt.

2) Beurteilung durch die UnterstützerWie bereits beschrieben, nehmen in drei Projekten neben den TN mit Behinderung auch Unterstützer teil: in den Kursein-heiten des Diakonischen Werks Breisgau-Hochschwarzwald, des Paritätischen und des LVKMB. Die folgenden Ausführungen beziehen sich primär auf die Projekte des Paritätischen und des LVKMB, da die Anzahl der Unterstützer beim Diakonischen Werk Breisgau-Hochschwarzwald mit vier Perso-nen gering war.

Auch die Unterstützer zeigen sich mehrheit-lich zufrieden mit den Kurseinheiten. 82% von ihnen würden noch mal eine ähnliche Veranstaltung besuchen, 89% empfinden die Durchführung der Veranstaltung als gelun-gen. Etwa zwei Drittel geben an, die Veran-staltung war so, wie sie sie erwartet hatten (67%), ein etwa gleich großer Anteil stimmt zu, dass die Veranstaltung ihnen neue Anre-gungen gegeben hat (64%). Zurückhaltender beurteilen die Unterstützer jedoch die Über-tragbarkeit des Gelernten. Der Aussage Was ich im Kurs gelernt habe, kann ich für mein Leben gut gebrauchen stimmen nur noch 45% der Unterstützer voll zu. Noch weniger sind der Meinung, dass sie durch die Teilnahme am Kursangebot bestimmte Probleme im All-tag besser verstehen und lösen können; nur 28% bejahen dies, 15% verneinen dies.

Eine Übertragbarkeit der Kursinhalte auf die eigene Lebenspraxis wird also von vie-

Hochschwarzwald kommt es außerdem zu Exkursionen in einen Supermarkt und auf einen Flohmarkt.

i ) aBschiednehMenDas Thema Abschiednehmen steht insbeson-dere beim Seminarangebot des LVKMB im Mittelpunkt und wird vor allem in den Kurs-einheiten zur Hospizarbeit und zur Trauerar-beit aufgegriffen. Menschen mit Köper- und Mehrfachbehinderungen und ihre Angehö-rigen sollen in jeweils eigenen Seminarange-boten auf altersbedingte Ablöseprozesse und den Umgang mit den Themen Krankheit, Tod und Trauer vorbereitet werden. In insgesamt vier Terminen wird einmal im Rahmen von Vorträgen Faktenwissen über die Hospizar-beit und Formen des „Palliative Care“ vermit-telt sowie eine Führung durch das stationäre Hospiz organisiert. Anschließend wird das Thema im Rahmen von Gruppendiskussio-nen bearbeitet. Außerdem wird im Rahmen der Veranstaltung Trauerarbeit – Friedhof eine Exkursion zu einem Friedhof und der Besuch einer Ausstellung über Bestattungs-kulturen im Keltenmuseum organisiert. TN sollen hierbei Formen der Trauerarbeit und der Bestattung kennenlernen und die Angst vor Friedhofsbesuchen verlieren. Ein weite-res Lernziel ist es, die TN zu befähigen, den eigenen Willen bezüglich Sterben und Tod formulieren zu können.

6. BEurtEiluNGEN durch diE vEraNStal-tEr , uNtErStüt zEr uNd tEilNEhmEr

a) Quantitati Ve auswertungDie Beurteilung der Kurseinheiten basiert bei allen Personengruppen (TN, Unterstützer und Veranstalter) auf zwei Ebenen: Zunächst werden durch einige standardisierte Ant-wortvorgaben (mithilfe einer 3er-Skala: trifft zu – teils, teils – trifft nicht zu) Einschät-zungen abgefragt. Bei der quantitativen Auswertung der Beurteilungen der Veran-stalter ist aus bereits erläuterten Gründen pro Kurseinheit nur ein Evaluationsbogen hinzugezogen worden, während bei den Beurteilungen der TN und Unterstützer alle eingesandten Bögen in die Berechnungen eingingen. Während die Ergebnisse der Eva-luation durch die Veranstalter und Unter-stützer hier nur zusammenfassend darge-stellt werden, soll den Beurteilungen durch die TN mehr Raum eingeräumt werden. Ihre quantitativen Angaben werden getrennt nach den jeweiligen Projekten untersucht.

1) Beurteilung durch die Veranstalter Insgesamt fallen die Beurteilungen der Veranstalter bei den standardisierten Fra-gen sehr positiv aus, keine der fünf vorge-gebenen Aussagen zu Erfolg und Eignung der Kurseinheiten wird auf der Dreierskala mit trifft nicht zu beantwortet. Vor allem die Frage, ob die TN der Zielgruppe entspra-chen, die erreicht werden sollte, bejaht die Mehrzahl der Veranstalter (88%). 74% von ihnen meinen, dass die Veranstaltung den TN neue Anregungen und Impulse gegeben hat, 76% geben an, zur Sicherung der Lerner-folge müsste die Veranstaltung fortgesetzt oder müssten weitere ähnliche Veranstaltun-gen angeboten werden. Die Einschätzungen

36

28

32

43

37

12

19

16

5

11

0% 20% 40% 60% 80% 100%

neue Anregungen

Erwartungen derTN erfüllt

Durchführung passend

Zielgruppe erreicht

trifft zu

teils, teils

trifft nicht zu

fehlend

mehr Veranstaltungennötig

Abbildung 35: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Beurteilung durch die Veranstalter (An-gaben in absoluten Zahlen, n = 49)

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positiven Einschätzung. Wie schon bei den Unterstützern fallen die Einschätzungen zur Übertragbarkeit des Gelernten in die eigene Lebenswelt auch bei den TN insgesamt skep-tisch aus. Der Aussage, das im Kurs Gelernte im eigenen Leben gut gebrauchen zu können, stimmen nur die TN der Freiburger Projekte mehrheitlich voll zu (83%). In den Projekten des Paritätischen und des LVKMB ist der Anteil der Personen, die hier trifft voll zu ankreuzen mit 43% und 38% deutlich gerin-ger. Der Aussage, bestimmte Probleme im All-tag jetzt besser verstehen und lösen zu können, stimmen auch in den Freiburger Projekten deutlich weniger TN (59%) und beim Paritäti-schen (24%) und beim LVKMB (19%) nur eine Minderheit voll zu. Hier stimmt sogar ein Viertel der TN dieser Aussage nicht zu (Der Paritätische: 24%; LVKMB: 26%).

len Unterstützern in Frage gestellt. Diese Zurückhaltung hängt vermutlich mit der Funktion zusammen, in der die Personen teilnehmen. Insgesamt sind mehr als die Hälfte in ihrer Rolle als professionelle Fach-kräfte oder ehrenamtliche Unterstützer beteiligt, so dass vermutlich oft kein persön-licher Bezug zum Thema der Kurseinheiten bestand.

3) Beurteilung durch die TeilnehmerAuch die Beurteilungen der TN sind unter Anwendung standardisierter Antwortvor-gaben erhoben worden, die identisch mit denen der Unterstützer sind. Insgesamt las-sen die Ergebnisse in allen Projekten auf eine grundsätzliche Zufriedenheit der TN schlie-ßen. Die Mehrheit von ihnen empfindet die Durchführung der Veranstaltung als gelungen (Freiburg: 95%; LVKMB: 91%; Der Paritätische: 84%) und kann sich vorstellen, noch mal eine ähnliche Veranstaltung zu besuchen (Frei-

burg: 88%; LVKMB: 84%; Der Paritätische: 78%). Hinsichtlich der Einschätzungen, ob die Veranstaltung neue Anregungen gegeben hat, zeigen sich hingegen projektspezifische Unterschiede: In den Freiburger Projekten92 stimmen dem 87% zu, in den Seminaren des Paritätischen 72% und bei den Veranstaltun-gen des LVKMB 59%. Noch deutlicher sind die Unterschiede in Bezug auf die Frage, ob die Veranstaltung so war, wie die TN erwar-tet hatten. Während dieser Aussage in den Freiburger Projekten die meisten (86%) und in den Veranstaltungen des LVKMB (69%) eine deutliche Mehrheit zustimmen, kommt im Projekt des Paritätischen nur etwa die Hälfte (53%) aller TN diesbezüglich zu einer

92 Die Projekte des Diakonischen Werks Breisgau-Hochschwarzwald, der Diakonie Freiburg-Stadt und des Caritasverbands Freiburg werden im Folgenden zusammengefasst. Es wurde zuvor geprüft, ob die An-gaben der Teilnehmenden im Hinblick auf alle sechs Aussagen erkennbar voneinander abweichen, dies war nicht der Fall.

65

68

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1

1

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0% 20% 40% 60% 80% 100%

neue Anregungen

Erwartungen erfüllt

Durchführung gelungen

Gelerntes anwendbar

Bezug zu pers. Problemen

trifft zu

teils, teils

trifft nicht zu

fehlend

ähnliche Veranstaltungbesuchen

87,0%

86,3%

94,6%

82,6%

59,3%

88,0%

59,4%

68,8%

90,6%

37,5%

19,4%

84,4%

71,6%

53,3%

84,0%

42,5%

23,9%

78,1%

0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%

100%

neue Anregungen

Erwartungen erfüllt

Durchführung gelungen

Gelerntes anwendbar

Bezug zu pers. Problemen

ähnliche Veranstaltung

Freiburger Projekte

LVKMB e.V.

Der Paritä-tische

Abbildung 36: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Beurteilung durch die Unterstützer (An-gaben in absoluten Zahlen, n = 101)

Abbildung 37: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Beurteilung durch die TN (Anteil der Nennungen „Trifft voll zu“ in %)

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

„Zu erwähnen ist jedoch auch, dass bei einzelnen TN keine Kompetenzerweite-rung im Sinne dieser Eva-luation offensichtlich ist. Diese nehmen zwar weiter-hin am Kursgeschehen teil und genießen das Grup-penerlebnis. Fragen nach Inhalten bisheriger Kurs-reihen können diese jedoch nur rudimentär oder über-haupt nicht beantworten und auch Gespräche mit den Betreuern und Angehö-rigen zeigen, dass sie eher wenig explizites Wissen aus der Kursreihe mitneh-men.“

Zweimal wird außerdem betont, dass eine Kompetenzerweiterung zum Zeitpunkt der Dokumentation – also während oder unmittelbar nach Abschluss der Kursein-heit – kaum nachweisbar sei.

in welchen Bereichen w urden hauptsÄchlich erkennBare lernFortschrit te erzielt ?Die Veranstalter werden weiter nach den Bereichen gefragt, in denen die TN erkenn-bare Lernfortschritte erzielt haben. Auch hier bezieht sich der größte Anteil der Anga-ben auf den Bereich der sozialen Kontakte und Kommunikation (n = 27). Fortschritte werden sowohl in Bezug auf den Umgang untereinander und das Gruppengefüge gesehen, aber auch im Hinblick auf die Erweiterung der persönlichen Netzwerke und die Verbesserung der generellen sozia-len und empathischen Fähigkeiten der TN. Daneben spielen das Erkennen eigener Stär-

ken und Grenzen und die Verbesserung der Selbstreflexivität (n = 15) für die Veranstal-ter eine große Rolle, ebenso wie die durch die Teilnahme angeregte Einsicht in die eigene Lebensgeschichte und -situation (z. B. im Hinblick auf die Familie oder die eigene Zukunft; n = 10). Konkrete positive Verän-derungen werden außerdem bezüglich der Freizeitgestaltung und -planung (n = 9) und – allerdings nur in den Freiburger Projekten – der Ernährung und des Körperbewusstseins (n = 7) festgestellt. Die Menschen mit Behin-derung können nach Aussage einiger Ver-anstalter im Verlauf der Kurseinheit besser eigene Bedürfnisse erkennen (n = 6) und zei-gen ein gestiegenes Bewusstsein für äußere Grenzen/Rahmenbedingungen (z. B. Verände-rungen bezüglich des sozialen Umfelds oder der Wohnsituation; n = 3). Zweimal wird ein gestiegener Informationsstand und erweiter-tes Fachwissen attestiert, ein Veranstalter nennt eine gewachsene Aufmerksamkeit für die Bedeutung von Freundschaft, Part-nerschaft und Sexualität.

kritik zu dieser Ver anstaltung oder anregungen Für künF tige Ähnliche Ver anstaltungenDie Veranstalter sind aufgefordert worden, aufgetretene Probleme und Herausforderun-gen sowie Anregungen für weitere Veran-staltungen zu dokumentieren. Sie themati-sieren in diesem Zusammenhang vor allem die Schwierigkeit, den TN Lerninhalte zu ver-mitteln ohne diese (kognitiv) zu überfordern (n = 13). So wird beispielsweise berichtet:

„Problematisch stellte sich insbesondere auch die Einheit zum komplexen Sachverhalt der rechtlichen

B) Qualitati Ve auswertung

1) Offene Angaben der VeranstalterBei der qualitativen Auswertung wurden alle 73 Evaluationsbögen der verschiedenen Veranstalter in die Auswertung einbezogen. Ihnen wurden abschließend fünf Fragen gestellt, die ihnen die Möglichkeit geben, mit eigenen Worten ihre Einschätzungen zum Kursverlauf zu formulieren. Im Folgenden werden die einzelnen Aussagen bestimm-ten Kategorien93, die gebildet worden sind, zugeordnet.

Folgende Einschätzungen formulieren die Veranstalter zu den fünf Fragenkomplexen:

hat die Ver anstaltung ihrer einschÄt zung nach die koMpe tenzen der tn iM hinBlick dar-auF, wie Ältere Menschen Mit Behinderung ihr leBen gestalten können, erweitert ? w elche hinweise giBt es hierFür?83% der Veranstalter (n = 72) haben die Ein-stiegsfrage bejaht. Durch die zweite Frage sollen sie ihre Einschätzung begründen. Als Hinweise für die positive Wirkung des Semi-narangebots bzw. der Veranstaltung werden von vielen (n = 14) erweiterte Sozialkontakte und bessere Austauschmöglichkeiten für die TN wahrgenommen. So beschreibt eine Ver-anstalterin:

„Die Teilnehmer werden aktiv, nehmen Veranstal-tungen im öffentlichen

93 Diesen Kategorien lassen sich die Aussagen der Veranstalter aus allen Projekten zuordnen, projektspe-zifische Unterschiede werden nur dann explizit her-ausgestellt, wenn sie auffällig sind. Je nach Inhalt und Umfang konnten wir einzelne Aussagen mehreren Ka-tegorien zuordnen.

Leben wahr, bilden Interes-sengemeinschaften, nehmen Kontakt auf und unterneh-men etwas.“

Ähnliche Aussagen lassen sich vor allem in den Bögen der Kurseinheiten des Paritätischen finden.

Weiter beobachten viele Veranstalter aus allen Projekten eine Entwicklung neuer Interessen oder die Wiederentdeckung alter Hobbies (z. B. Kochen, Sport oder Handarbeit) auf Seiten der TN (n = 10). Zehn weitere Ver-anstalter attestieren den Senioren, ein ver-mehrtes Nachdenken über das Leben im Alter, beispielsweise in Bezug auf den Übergang in den Ruhestand, die Frage nach passenden Wohnformen und mögliche altersbedingte Verluste.

Der Wunsch nach Fortführung bzw. weiteren Veranstaltungen und nach einer weiteren Bearbeitung des Themas (n = 8) wird auch als Beleg angeführt. Als weiterer Indikator gilt, dass die TN sich nach Aussage der Ver-anstalter angenommen und wertgeschätzt fühlen (n = 7) und den Kurs/die Veranstaltung loben (n = 8), auch in ihrem Umfeld. Als posi-tiven Hinweis nennen einige außerdem die Auseinandersetzung mit persönlichen, bislang abgewehrten Problemen (n = 6) und eine verän-derte Sichtweise auf das Alter (n = 4) bei den TN. Des Weiteren wird eine verbesserte Wahrneh-mung/Äußerung von Bedürfnissen bei ihnen beobachtet (n = 3). In einigen Fällen wird eine vermehrte Teilnahme an Freizeitangeboten angestoßen (n = 5). Ein Veranstalter weist jedoch darauf hin, dass bei manchen TN kaum Kompetenzerweiterungen festzustellen sind:

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

Diese Problematik wird auch in Bezug auf das Thema Ernährung moniert. Menschen, die in ihrem Alltag nur wenig Einfluss auf die Nah-rungszubereitung haben, profitieren kaum von einer Bewusstseinsbildung zu gesundem Essverhalten und Kochen. Fünf Veranstalter nutzen die Rubrik, um Kritik an den Evaluati-onsinstrumenten zu äußern. Dabei stehen vor allem der hohe Zeitaufwand der Dokumenta-tion und die mangelnde Verständlichkeit für die TN im Fokus.

zu welchen weiteren theMen sollte es nach ihrer ansicht weitere angeBote geBen?Auch bei dieser Frage wird insbesondere die Funktion der Seminare und Veranstaltun-gen als Austausch- und Kontaktplattformen (n = 14) herausgestellt. Diese stellen für viele Veranstalter selbst bereits eine Möglichkeit zur sozialen Teilhabe für die Menschen mit Behinderung dar. In diesem Rahmen wer-den nach ihrer Aussage die persönlichen sozialen Netzwerke der TN erweitert und so ihre eigenständige Freizeitgestaltung und Interessenwahrnehmung (n = 13) unterstützt. Beide Aspekte werden daher als wichtige Zielsetzungen für zukünftige Angebote for-muliert. Ein großer Fortbildungsbedarf wird bezüglich rechtlicher Themen und Möglich-keiten des Wohnens im Alter (n = 12) gesehen. Als weitere wichtige Themen nennen die Veranstalter Biografiearbeit (n = 9), Sport und Bewegung (n = 5), Kochen und Ernährung und persönliche Krisen und Lebensumbrüche (n = 3).

welche hinweise giBt es daFür, das s die tn das gelernte uMse t zen?Die Frage nach den Hinweisen dafür, dass die TN das in den Kurseinheiten Gelernte umsetzen, ist nach Absprache mit den Pro-

jekten nachträglich in der zweiten Version des Evaluationsbogens hinzugefügt worden. Veranstalter beschreiben diesbezüglich eine Vielzahl von positiven Veränderungen bei den Menschen mit Behinderung im Verlauf der Kursteilnahme. Dabei wird insbesondere auf die Tatsache verwiesen, dass TN neue Freizeitaktivitäten ausprobieren oder dies zumindest anstreben (n = 20). So werden oft gemeinsam verschiedene Freizeitangebote in der Umgebung ausprobiert oder aber auf Basis gemeinsamer Interessen eigene Akti-vitäten (z. B. Strickgruppe, Stammtisch oder regelmäßige Kochtreffen) organisiert. In Verbindung damit bekunden viele TN nach Aussage der Veranstalter, dass durch die Teilnahme neue Kontakte geschlossen bzw. bestehende gefestigt wurden oder dass sie dies anstreben (n = 17). In einigen Fällen wird noch während der Seminarreihe überlegt, in welchem Rahmen sich die Gruppe auch nach Abschluss regelmäßig treffen kann, z. B. in Form einer offenen Seniorengruppe. Die Erprobung neuer Freizeitaktivitäten sowie die Ausweitung bzw. Festigung sozi-aler Kontakte werden primär von Veran-staltern der Freiburger Projekte und des Paritätischen thematisiert. Im Rahmen der Kurseinheiten beobachten viele Veran-stalter eine Verbesserung der kommunika-tiven Fähigkeiten in der Gruppe (n = 7) und eine hohe Motivation, weiterhin bestimmte Themen zu besprechen oder anzugehen (n = 17), beispielsweise Themen wie Wohnen im Alter, Abschied und Tod oder Kommu-nikation in der Familie. Einige Veranstal-ter berichten außerdem von erkennbaren Bemühungen der Menschen mit Behin-derung, das Gelernte auch umzusetzen (n = 12), z. B. bezogen auf gesunde Ernährung (n = 8).

Betreuung, der Vorsorge-vollmacht, der Betreuungs-verfügung und der Pati-entenverfügung dar. Für weitere Veranstaltungen stellt sich die Frage, ob die-se Einheit sinnvoll ist oder ob die Thematik didaktisch so reduziert wird, dass die TN die wichtigsten Infor-mationen dazu verstehen.“

Neben den komplexen Themen stellt der Umgang mit eingesetzten Materialien (z. B. Kursmappen oder Lebenszielplanungs-bögen) für einige Menschen mit Behinde-rung eine (zu) große Herausforderung dar. Diese kritische Reflexion hat in einigen Pro-jekten zu einer thematischen Neujustierung und Anpassung der didaktischen Metho-den in den darauf folgenden Kurseinheiten geführt. Eine Veranstalterin resümiert mit Blick auf Menschen mit schwereren Beein-trächtigungen:

„Zu erwähnen sei noch, dass sowohl der Kurs als auch der Seniorentreff für den kognitiv schwächeren Personenkreis überfor-dernd wäre. Hier müsste überlegt werden, ob die-ser Personenkreis durch individuelles Coachen in einer Minigruppe (max. 3 Personen) kurze Zeit vor Eintreten in den Ruhestand erreicht werden kann.“

In einem Fall wird die Heterogenität der Gruppe als Herausforderung beschrieben.

Die Anpassung der Lerninhalte an das Auf-fassungsvermögen der TN wird vor allem bei Einbezug externer Referenten (n = 5) und im Rahmen von Exkursionen als problema-tisch herausgestellt. Es werden aber auch strukturelle Rahmenbedingungen (n = 5), bei-spielsweise bezüglich baulicher Barrieren, genannt, welche die Mobilität einschrän-ken und die Umsetzung bestimmter Vor-haben erschweren können. Als ein weiterer wichtiger Faktor gilt der zeitliche Umfang; einige halten diesen für zu begrenzt und for-dern eine Erweiterung der Kurse (n = 7) oder eine Vertiefung im Rahmen weiterführen-der Angebote (n = 5), beispielsweise für den Themenbereich Biografiearbeit (n = 2) oder im Hinblick auf die Erprobung von Freizeit-möglichkeiten (n = 3). Um erzielte Lernerfolge langfristig zu sichern, sollten zudem die behandelten Themen einen Lebensweltbe-zug aufweisen (n = 4). Einige Veranstalter-sehen diesen nicht immer gewährleistet, da die Lebensumstände der TN unzureichend berücksichtigt werden.

„Im Umgang mit Geld zeigte sich jedoch auch, wie wenig Entscheidungs-freiraum die TN über ihre eigenen finanziellen Mit-tel haben und teilweise nicht einmal basale Kom-petenzen aufweisen [...] Grundsätzlich zeigt sich [...] der Balanceakt zwischen fehlender Lebensweltori-entierung (die TN haben keinen oder kaum Zugang zu eigenen Finanzen) und dem Anspruch des Empow-erment.“

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

zu welchen theMen w ünsche ich Mir Ähnliche Ver anstaltungen?Als (weiter) zu bearbeitende Themen werden von den Unterstützern die Bereiche Lebenskri-sen (n = 4), Sexualität und Geschlechterbezie-hung (n = 3) sowie Behinderung, Inklusion und Armut (n = 3) benannt. Bei den Unterstützern des Projekts des LVKMB besteht vor allem der Wunsch nach weiteren Veranstaltungen zu rechtlichen Themen, Patientenverfügungen (n = 7) und Demenz (n = 6). Die Unterstützer der Kurseinheiten des Diakonischen Werks Breisgau-Hochschwarzwald machen keine Angaben zu dieser Frage.

d) oFFene angaBen der tnDie Angaben der TN auf die abschließend gestellten offenen Fragen verschaffen einen erstaunlich differenzierten Überblick über ihre individuellen Einschätzungen und stel-len damit eine sehr informative Ergänzung zu ihren Antworten im standardisierten Fragebogen dar.

Auch sie wurden – wie die Unterstützer – gebeten, zu folgenden vier Fragen Stellung zu nehmen94: was hat Mir an dieser Ver anstaltung Beson-ders geFallen?Mit Abstand die meisten Aussagen der TN darüber, was ihnen an der Veranstaltung bzw. der Kurseinheit besonders gefallen hat, beziehen sich auf das damit verbundene Gruppenerlebnis, 74 von ihnen äußern sich hierzu.

94 Bei der Auswertung ihrer Aussagen ist ähnlich ver-fahren worden, wie bei den Aussagen der Veranstalter und Unterstützer zuvor.

„Dass wir uns alle so gut verstanden haben, das war gut“.

„Die Leute, dass alles so nett und schön war“.

„Dass jeder, der wollte, zu Wort kommen konnte“.

Insbesondere die Offenheit und der Aus-tausch untereinander werden immer wie-der von TN thematisiert, insgesamt wird die Atmosphäre in den Kurseinheiten aller Projekte als sehr freundlich und vertrau-ensvoll wahrgenommen. Daneben bleiben gerade die praktischen Spiele und Übungen (n = 34), z. B. gemeinsames Sporttreiben oder Kochen, in positiver Erinnerung. Auch die primär praktisch ausgerichteten Einheiten zum Thema Ernährung und Gesundheit (n = 14) werden häufig erwähnt. Nachhaltige positive Eindrücke hinterlassen außer-dem gemeinsam unternommene Ausflüge und Besuche (n = 17), etwa die Exkursion in ein Hospiz im Projekt des LVKMB oder der Besuch eines Seniorenzentrums durch die Kursgruppe der Diakonie Breisgau-Hoch-schwarzwald. Die Veranstalter selbst spie-len auch eine wichtige Rolle. Viele TN loben diese im Hinblick auf die Vorträge, Gruppen-leitung und Kursgestaltung (n = 22) und die Präsentation der jeweiligen Themen.

„Wie (…) [der Kursleiter, Einf. D. Verf.] uns die The-men vorgestellt hat“.

„Gut verständliche Beispiele“.

„Wir [durften, Einf. d. Verf.] Gesprächen folgen unter Teilnehmern, in denen sich über die Umsetzung der vorgestellten Kochre-zepte Zuhause und deren kreative Änderung unter-halten wurde. Zusätzlich wurde uns über Muskelka-ter berichtet, da die Yoga-Übungen Zuhause nochmal durchgeführt wurden.“

Positiv hervorgehoben wird auch, dass den TN im Kursverlauf die eigenen Stärken und Bedeutung der eigenen Lebensgeschichte (n = 4) deutlich wurden. Einige Veranstalter weisen jedoch auch darauf hin, dass für sie nach Beendigung der Kurseinheiten Fort-schritte kaum oder gar nicht zu beobachten seien (n = 4).

c) oFFene angaBen der unterstüt zerAuch die Angaben der Unterstützer haben wir in Kategorien, die nach Durchsicht des Materials gebildet worden sind, zusammen-gefasst. Sie sollten sich abschließend zu fol-genden vier Fragen äußern:

was hat Mir an dieser Ver anstaltung Beson-ders geFallen?Gefallen haben den Unterstützern vor allem die offene Atmosphäre in den Veranstaltun-gen und die Gespräche und der Kontakt mit den Anderen (n = 40). Dabei wird vor allem der Austausch über persönliche und soziale Themen hervorgehoben. Auch der anre-gende Umgang mit den TN mit Behinderung (n = 9) und die Tatsache, dass diese aktiv teil-nehmen (n = 7) wird von vielen gelobt. Des Weiteren äußern sich einige positiv bezüg-

lich der Struktur und des Aufbaus (n = 6) sowie der vielfältigen Themenauswahl (n = 5) der Kurseinheiten. Unterstützer innerhalb der Veranstaltungen des LVKMB e. V. heben auch den Aspekt der gelungenen Informati-onsvermittlung (n = 6) hervor und betonen, durch die Teilnahme neue Anregungen und Kenntnisse gewonnen zu haben.

was hat Mir an dieser Ver anstaltung nicht geFallen?Bemängelt werden von einigen Unterstüt-zern aus dem Projekt des Paritätischen die geringe Beteiligung bzw. Teilnahme (n = 6) der Menschen mit Behinderung. Bei den ande-ren Projekten werden in je vier Fällen kon-krete Inhalte oder Dozenten oder die knappe Zeiteinteilung kritisiert. In drei Fällen bezieht sich die Kritik auf die Räumlichkeiten oder Ausstattung.

was w ürde ich Mir Bei weiteren Ver anstal-tungen w ünschen?Die Frage nach Anregungen bezüglich wei-terer Veranstaltungen nutzen viele Unter-stützer für erneutes Lob und wünschen eine ähnliche Durchführung (n = 13) sowohl hin-sichtlich der Atmosphäre und Gruppenzu-sammensetzung, als auch im Hinblick auf die Themen bzw. Aktivitäten innerhalb der Kurs-einheiten. Andere üben konstruktive Kritik an der didaktischen Gestaltung, Struktur und Angebotsform (n = 12) und schlagen in diesem Zusammenhang beispielsweise mehr prak-tische Übungen und Spiele vor. Außerdem fordern einige eine längere Kursdauer und mehr Zeit in den einzelnen Kurseinheiten (n = 7). Nach Abschluss der Veranstaltungen zur Hospizarbeit und zur Patientenverfügung des LVKMB fordern einige Unterstützer im Anschluss eine einfache(re) Sprache (n = 5).

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

(insbesondere längere Pausen; n = 13) geäu-ßert. Viele TN bringen jedoch auch konkrete Ideen für die thematische und praktische Gestaltung weiterer Kurseinheiten ein: Es werden verschiedene alternative Tätigkeiten und Unternehmungen (n = 30) vorgeschlagen, etwa Entspannungsübungen, gemeinsames Feiern oder Arbeiten (Basteln, Herstellen bzw. Reparieren von Gegenständen) sowie Exkursionen und Aktivitäten außerhalb (n = 14),sei es im Rahmen von Spaziergängen und Ausflügen oder von Besuchen in bestimm-ten Einrichtungen. Einige nennen sehr spe-zifische Themen (n = 18), die sie gerne noch einmal behandeln würden, wobei diese sich weitgehend mit denen decken, die bereits in den Curricula der einzelnen Kursreihen und Veranstaltungen vorgesehen sind.

zu welchen theMen w ünsche ich Mir Ähnliche Ver anstaltungen?Viele TN aus allen Projekten wünschen sich weitere Veranstaltungen und Kursange-bote zum Thema Gesundheit und Krankheit im Alter (n = 26). Ihnen scheint bewusst zu sein, dass Älterwerden auch mit körper-lichen und psychischen Veränderungen einhergeht und sie äußern entsprechende Fortbildungswünsche:

„Selber alt werden, wenn ich vergesslich werde, wie ich damit umgehen kann“.

„Wie halte ich mich fit und gesund?“.„Die Angst vorm Alter neh-men“.

Weitere beliebte Themen sind rechtliche und finanzielle Aspekte (n = 11), insbesondere in

Bezug auf die eigene Rente, und die Ausein-andersetzung mit Lebens- und Wohnformen im Alter (n = 10). Ausschließlich in den Kurs-reihen der Freiburger Projekte äußern meh-rere TN ein Interesse an musisch-kreativen Tätigkeiten (n = 22) wie Malen und Basteln sowie Ausflüge/Unternehmungen außerhalb (n = 3). Auch die Themen Ernährung/Kochen und Haushalt (n = 16) sowie Freundschaft, Liebe, Sexualität und Partnerschaft (n = 9) werden nur von dieser Gruppe thematisiert. Einige TN des Projekts des LVKMB e. V. wün-schen sich dagegen weitere Veranstaltun-gen zum Themenkomplex Sterbebegleitung, Tod und Bestattung (n = 4). Im Projekt des Paritätischen steht das Anliegen im Vor-dergrund, nach Beendigung der Einstiegs-seminare weitere gemeinsame Treffen und Aktivitäten zu planen (n = 8). Eine Auseinan-dersetzung mit persönlichen Themen, insbe-sondere mit der eigenen Lebensgeschichte (n = 10), oder mit allgemeinen öffentlichen Themen, insbesondere politischen Themen (n=8), wird in allen Projekten von einigen gewünscht. Auch wird in allen Projekten von einigen eine Wiederholung des Kurses (n = 13) vorgeschlagen. Mehrere TN stellen fest, dass sie keine konkreten thematischen Wünsche haben (n = 9).

7. zuSammENFaSSuNG uNd diSKuSSioN

Das wohl eindrücklichste Ergebnis auf die-ser Evaluationsebene ist, dass die TN der ins-gesamt 49 evaluierten Kurseinheiten über-einstimmend Folgendes äußern: Sie haben Interesse und Spaß zu lernen und sie möch-ten mit anderen zusammenkommen, um Spaß und Unterhaltung beim Lernen haben; und ist das Interesse für bestimmte Themen erst mal geweckt, wollen die TN hierzu mehr

„Dass das Thema so gut erklärt worden ist“.

In diesem Zusammenhang wird von eini-gen auch die gesamte Struktur/Organisation (n = 6) der Kurseinheit gewürdigt. Einige TN gehen auf keine konkreten Aspekte ein und geben lediglich an, ihnen habe alles gefallen (n = 15). Gleichwohl weiß ein beachtlicher Teil, welche spezifischen Themen (n = 16) ihm besonders zugesagt haben bzw. einen beson-deren Eindruck bei ihm hinterlassen haben. Hier werden vor allem die Themen die eigene Lebensgeschichte/Biografie (n = 9), Freund-schaft und Partnerschaft (n = 6) und (Freizeit im) Ruhestand (n = 7) genannt. Dabei betonen einige TN, dass sie im Rahmen der jeweili-gen Kurseinheiten Vorschläge und konkrete Anregungen (n = 7), vor allem in Bezug auf ihre Freizeitgestaltung, bekommen haben.

was hat Mir an dieser Ver anstaltung nicht geFallen?Einige TN kritisieren einzelne Aspekte bezüglich des organisatorischen Ablaufs (n = 16), beispielsweise die Gruppengröße, den Veranstaltungsort oder das bereitgestellte Essen und Trinken (n = 4). Auch der knappe zeitliche Rahmen (n = 4) wird teilweise the-matisiert. In fünf Fällen äußern TN, dass für sie die Themen zu theoretisch oder komplex gewesen sind. In den Projekten der Diakonie Freiburg-Stadt und des Diakonischen Werks Breisgau-Hochschwarzwald empfinden einige TN die Behandlung des Themas Tod, Trauer, Sterben (n = 6) als nicht gelungen, ohne dies weiter zu begründen. Andere TN aus diesen Projekten finden keinen Gefallen an einigen Sportübungen und Spielen (n = 6). Bezogen auf eine Exkursion zu einem Mehr-generationenhaus im Projekt des LVKMB

äußern mehrere TN, dass ihnen die besuchte Einrichtung nicht gefallen hat und sie die Vorstellung durch einen Mitarbeiter dort als einseitig empfunden haben.

was w ürde ich Mir Bei weiteren Ver anstal-tungen w ünschen?Im Hinblick auf zukünftige Veranstaltun-gen fordern viele TN einen ähnlichen Ablauf oder eine erneute Durchführung (n = 40) mit ähnlichen Themen.

„Alles soll so bleiben wie es ist.“

„Einfach weitermachen, wie bisher.“

Dabei wird auch wieder die Geselligkeit und der Austausch untereinander (n = 9) hervor-gehoben. So äußern TN beispielsweise fol-gende Wünsche.

„Dass wir uns weiter so gut verstehen und unterhal-ten“.

„Dass der Zusammenhalt bleibt und die Gemein-schaft“.

„Dass ich dieselben Leute wiedersehen möchte“.

Einige können sich vorstellen, dass die Kurs-angebote öfter oder länger stattfinden (n = 10), außerdem wünschen sich manche, dass mehr Menschen teilnehmen (n = 5). Wieder werden vereinzelt auch Vorschläge im Hinblick auf das Essen und Trinken gemacht (n = 4) und Wünsche bezüglich der zeitlichen Planung

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

von besonders Interessierten, Motivierten etc. werden, die noch dazu von ihren Ein-richtungen abgeordnet werden.

Die zweite Frage betrifft die Übertragbar-keit des Gelernten. Insgesamt deuten die Ergebnisse der Veranstaltungsevaluation darauf hin, dass eine Übertragung des im Rahmen der Veranstaltungen Gelernten in den Alltag der TN nicht immer ausreichend gelungen ist. Zwar mag ein solcher Transfer unmittelbar nach Beendigung eines Fortbil-dungsangebots nur schwer einzuschätzen sein, aber insbesondere den frei formulier-ten Beurteilungen der Veranstalter und der TN ist zu entnehmen, dass von Letzteren ein stärkerer Bezug zu ihrer Lebensrealität eingefordert wird. Hierfür sind vermehrt Übungen, Rollenspiele (z. B. zum Prozedere bei der Kontaktaufnahme oder der Vereinba-rung von gemeinsamen Aktivitäten) sowie Begegnungen mit anderen Personen in anderen Kontexten (z. B. der Altenhilfe oder der Sterbebegleitung) hilfreich und sinnvoll. Derartige praktische Einheiten werden von den Teilnehmenden übereinstimmend mit großem Konsens gewünscht. Ebenso ent-scheidend dürfte aber sein, dass Versuche unternommen werden, aus dem (oftmals engen) gewohnten Rahmen, in dem die Kurse stattfinden, herauszugehen, d. h. dass die Bewältigung alltäglicher Situationen real geprobt wird. Das setzt allerdings vor-aus, dass darauf hingearbeitet wird, dass das soziale Umfeld solche Begegnungen ermög-licht, die nicht abschrecken oder überfor-dern, sondern bei allen Beteiligten zu kons-truktiven und nachhaltigen Lernprozessen führen, da beide Seiten neue Erfahrungen mit anderen und mit sich selbst machen. Das erfordert einige Vorarbeit wie einzelne (auch

diesbezüglich misslungene) Kurse belegen.

Bei all dem ist jedoch zu beachten – darauf weisen mehrere Veranstalter – dass es wenig Sinn macht, ältere Menschen zu etwas (z. B. seine eigenen Finanzen zu verwalten) zu befähigen, was ihnen gegenwärtig objektiv verwehrt ist, sofern nicht gleichzeitig ver-sucht wird auch ihre Lebensbedingungen zu verändern.

Trotz alledem, es besteht bei älteren Men-schen mit Behinderung ein erkennbares Bedürfnis und eine große Bereitschaft, sich im Rahmen geeigneter Veranstaltungsange-bote für die Bewältigung der Aufgaben, die für sie im Alter anstehen, zu qualifizieren. Die evaluierten Projekte können Anstöße dafür geben, wie diese Bereitschaft mehr als bislang aufgegriffen werden kann und sollte.

erfahren. Das unterstreichen vor allem die freien Antworten der TN am Schluss. Es ist den Projekten bzw. Veranstaltern gelun-gen, Themen anzubieten und Lerngruppen zusammenzubringen, die ein gemeinsa-mes Lernen und anregendes Miteinander ermöglicht haben. Wenn auch nicht in allen evaluierten Kurseinheiten voll und ganz, insgesamt überwiegt eine positive Grund-tendenz in der Beurteilung. Nur bei wenigen Veranstaltungen überwiegen bezogen auf ein oder maximal zwei Kriterien kritische Stellungnahmen. Diese positive Grund-tendenz wird dadurch unterstrichen, dass in allen Projekten die weit überwiegende Mehrheit der TN weiter gleiche oder ähnli-che Veranstaltungen besuchen möchte. Die entscheidende Motivation für den Besuch solcher Veranstaltungen ist nach den Rück-meldungen der Teilnehmer klar erkennbar: Sie möchten (weiter) mit anderen, die gleiche Themen und Interessen haben, zusammen-kommen und mit ihnen zusammen Neues kennenlernen, gemeinsame Aktivitäten planen und unternehmen sowie sich über ihre Erfahrungen, Probleme und Zukunfts-vorstellungen austauschen.

Die Titel und Themen der Kurseinheiten und -reihen (s. Tab. 20) decken diesbezüglich ein breites Spektrum ab. Die Behandlung der jeweiligen Themen beschränkt sich jedoch – mit Ausnahme von einigen Kurs-einheiten zu rechtlichen, finanziellen sowie gesundheitsbezogenen Themen – nicht nur auf die Vermittlung von relevantem (Fak-ten-) Wissen, sondern die teilnehmenden Menschen mit Behinderung und ggf. die weiteren TN sollen in den Kursen gemäß den formulierten Lernzielen Kompetenzen erwerben, um bestimmte Herausforderun-

gen in ihrem Lebensalltag zu bewältigen. Diese Lernziele (s. Kap. 5.) konzentrieren sich vorrangig auf drei Bereiche: Die Befähigung zur Herstellung, Pflege und Erweiterung von befriedigenden sozialen Kontakten (was die Befähigung zu einem konstruktiven Mitei-nander in den Kursen einschließt); die Befä-higung, den (anstehenden) Ruhestand und die (zunehmende) Freizeit zu gestalten und die diesbezüglichen Wahlmöglichkeiten zu erweitern sowie schließlich zu lernen, sich mit der eigenen Lebensgeschichte und der der anderen auseinander zu setzen.

dennoch BleiBen z wei Fr agen oFFen:Inwieweit ist erstens der gesteckte Rah-men, den die angebotenen Veranstaltun-gen im Hinblick auf Zeiten, kontinuierliche Teilnahme und thematische Festlegungen vorgeben, für manche TN zu eng, da dadurch ihren Bedürfnissen und Erfahrungen nicht ausreichend Raum gegeben werden kann? Manche Stellungnahmen der TN und Unter-stützer deuten in diese Richtung. Ein beach-tenswerter Teil von ihnen erkennt bei man-chen Veranstaltungen nur teilweise oder keinen Bezug zu persönlichen Themen und Problemen. Zweifellos schafft ein bestimm-ter vorgegebener Rahmen Sicherheit und Verbindlichkeit, ohne die ein zielgerichtetes Miteinander und Lernen nur schwer mög-lich ist oder nicht zustande kommt. Aber ein allzu starrer (zeitlicher) Rahmen hat insbe-sondere dann, wenn Themen (in Vorträgen) zu ausführlich behandelt oder so aufbereitet werden, dass sie überfordern, eine demoti-vierende und schlimmstenfalls – das ist einigen Rückmeldungen zu entnehmen – lähmende Wirkung. Jedenfalls sollte ver-mieden werden, dass solche Veranstaltungs-angebote zu exklusiven Zusammenkünften

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

Projekt sowie Erfahrungshintergründe und Umfang ihrer Projektbeteiligung erfragt.

Von den 140 Multiplikatoren96 geben 72 an, professionelle Mitarbeiter in der Alten- oder Behindertenhilfe zu sein. 31 Multiplikatoren sind ehrenamtlich in den Projekten enga-giert, jeweils 14 sind Angehörige oder selbst betroffene ältere Menschen mit Behinde-rung. Des Weiteren sind vier Kommunalpoli-tiker, zwei Mitglieder einer Gastfamilie und ein professioneller Mitarbeiter im Freizeit-, Sport- und Kulturbereich der Gemeinde an den Projekten beteiligt. 28 machten Anga-ben unter Anderes, z. T. zusätzlich zu ande-ren genannten Funktionen: fünf fungieren

96 Die Auswertung erfolgte mit SPSS 21. Wenn Prozent-werte angegeben werden, wurden die Berechnungen, wenn nicht anders vermerkt, unter Ausschluss fehlen-der Werte nur auf Basis der gültigen Angaben vorge-nommen. Mehrfachantworten sind, wenn dies sinnvoll erschien, zu einer Variablen zusammengefasst worden.

als rechtliche Betreuer, vier sind Mitarbeiter eines Trägers der Behindertenhilfe und fünf repräsentieren Mitarbeiter eines Leistungs-trägers. Außerdem sind folgende Personen vertreten: ein Rechtsanwalt, ein Controller, ein Mitglied eines Leitungsteams und eines Unterstützerkreises, eine Unterstützungs-kraft im Haushalt, ein Arbeitskollege, eine Fachkraft, die für die Teilhabeplanung in ihrer Region zuständig ist, und eine, die bei einem Kooperationspartner des Trä-gers arbeitet sowie eine Mitarbeiterin einer geronto-psychiatrischen Klinik und ein Mit-glied eines Fördervereins.

Bei Mehrfachantworten sind die betreffen-den Multiplikatoren im Folgenden jeweils nur der Kategorie zugeordnet worden, die unseres Erachtens im Hinblick auf ihren Bezug zum Projekt von vorrangiger Bedeu-tung ist.

Die im dritten Jahr der Projekte durchge-führte Befragung von Multiplikatoren gibt Aufschluss über sozialraumbezogene Wir-kungen und zeigt, inwieweit es den einzel-nen Projekten gelungen ist, im jeweiligen regionalen Umfeld ein vermehrtes Interesse für die Belange und Bedürfnisse von älteren Menschen mit Behinderung sowie die sich dadurch ergebenden Herausforderungen zu wecken. Die Multiplikatoren wurden von den Projektträgern selbst ausgewählt, wobei von den einzelnen Projekten zwischen acht und 24 Multiplikatoren benannt wur-den. Insgesamt wurden 181 Fragebögen (s. Anhang: Fragebogen für Multiplikatorenbe-fragung) versandt, von denen 140 ausgefüllt und zurückgeschickt wurden. Das ergibt

eine Rücklaufquote von ca. 77%95, die in den verschiedenen Projekten zwischen 63% bis 92% variiert. Die Rücklaufquote von mehr als drei Viertel aller verschickten Fragebö-gen – ohne zusätzliche Anmahnung – kann als ein erster Indikator für das grundsätzli-che Interesse der ausgewählten Multiplika-toren für die Belange älterer Menschen mit Behinderung gewertet werden.

1.) Bezug der Multiplikatoren zum Projekt (Teil A)Im ersten Abschnitt des Fragebogens wer-den der Bezug der Multiplikatoren zum

95 Die angegebenen Prozentwerte sind immer auf ganze Zahlen auf- oder abgerundet.

31

50

22

1

14

24

14

27

0

10

20

30

40

50

60

Anz

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sges

amt

Ehrenamtliche

Angehörige

Mitglied einer Gastfamilie

Kommunalpolitiker

anderes

Betroffene ältere Menschenmit Behinderung

professionelle Mitarbeiter im Freizeit-, Sport- und Kulturbereich der Gemeinde

professionelle Mitarbeiter in der Altenhilfe

professionelle Mitarbeiter in der Behindertenhilfe 14

11

24

12

46

19

14

0 10 20 30 40 50

Angehörige

Ehrenamtliche

Entscheidungsträger

anderes

Betroffener älterer Mensch mit Behinderung

Professionelle Mitarbeiterin der Behindertenhilfe

Professionelle Mitarbeiter in der Altenhilfe

Abbildung 38: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Funktionen, in denen die Multi-plikatoren am Projekt beteiligt waren (Mehrfachantworten, insg. 156 Nennungen)

Abbildung 39: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Multiplikatoren hinsichtlich ihrer primären Funktion kategorisiert (Angaben in absoluten Zahlen, n=140)

e. iii. rückMeldungen und einschÄtzungen der Multiplikatoren iM koMMunalen uMFeld

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./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

beschäftigt hatten, erreichen. Ein beacht-licher Unterschied besteht zwischen den professionellen Mitarbeitern in der Behin-dertenhilfe und denen der Altenhilfe. Wäh-rend sich die überwiegende Mehrheit der befragten Mitarbeiter der Behindertenhilfe (80%) bereits seit längerem mit der Thematik beschäftigt, trifft dieses nur auf knapp die Hälfte (47%) der Mitarbeiter der Altenhilfe zu. Dieses Ergebnis weist darauf hin, dass Menschen mit lebenslanger Behinderung von der Altenhilfe eher zögerlich als Ziel-gruppe wahrgenommen werden. Innerhalb der Projektträger variiert die Zahl derer, die sich bereits vor den Projekten mit der The-matik beschäftigt haben, zwischen 40 und 100%. Diese große Varianz dürfte vor allem auf die Auswahl der Multiplikatoren durch die Projektverantwortlichen zurückzufüh-ren sein.

Des Weiteren haben wir den Umfang der Projektbeteiligung erfragt. Im Rahmen der Auswertung sind die Multiplikatoren in aktive, in sporadische oder weitgehend pas-

sive Projektbeteiligte unterteilt worden. Als aktiv Beteiligte sind all jene gewertet wor-den, die das Projekt bzw. die Akteure aktiv unterstützen oder kontinuierlich bestimmte Aufgaben wahrnehmen. Von einer passiven Projektbeteiligung hingegen ist bei all denen ausgegangen worden, die lediglich regelmä-ßig über das Projekt informiert werden oder zuweilen Kontakt zu Projektbeteiligten bzw. einzelnen Aktionen haben. Eine Zwischen-gruppe nimmt sporadisch an einzelnen Vor-haben und Planungen teil.

Es wird ersichtlich, dass ein Großteil der Multiplikatoren (45%) aktiv an den jeweili-gen Projekten beteiligt ist. Eine Minderheit (23%) nimmt nur sporadisch an den Projek-ten teil, während etwa ein Drittel (32%) eine eher passive oder auf einzelne Situationen und Anlässe begrenzte Rolle wahrnimmt. Rund die Hälfte der befragten Multiplika-toren beobachtet die Projekte daher eher von außen; sie sind nicht oder kaum als ver-antwortliche Akteure involviert. Diese Dis-tanz ist im Hinblick auf ihre Bewertung der

Jeweils kleine, aber besonders relevante Gruppen bilden die betroffenen älteren Menschen mit Behinderung (n = 14) und die Angehörigen (n = 11), von denen einige (n = 3) zugleich eine Behinderung haben und daher der ersten Gruppe zugerechnet wur-den. Neben diesen beiden Gruppen enga-giert sich ein beachtlicher Teil der Befragten ehrenamtlich (n = 24), teilweise neben ihrer sonstigen professionellen Tätigkeit. Ferner konnte bei der Befragung eine Gruppe von Entscheidungsträgern (n = 12) aus dem kom-munalen Bereich oder Verbänden erreicht werden. Dennoch, der größte Teil der Mul-tiplikatoren (65 von 140) sind ausschließlich professionelle Mitarbeiter in der Behinder-tenhilfe (n = 46) oder Altenhilfe (n = 19). Zu diesen kommen sieben weitere hinzu, die zugleich noch Angehörige oder ehrenamt-lich tätig sind und daher Letzeren zugerech-net worden sind.

Insgesamt kann also festgestellt werden, dass durch die Multiplikatorenbefragung eine recht heterogene Gruppe von Akteuren

in der Region angesprochen werden konnte, sodass Aussagen über die Wirkung der Pro-jekte in der Region, die über den unmittel-baren Lebensbereich der betroffenen älteren Menschen mit Behinderung hinausgehen, möglich sind.

Wie Abbildung 40 verdeutlicht, haben sich zwar etwa zwei Drittel der ausgewählten Multiplikatoren bereits vor dem Projekt mit dem Thema beschäftigt, aber ein Drittel konnte durch die Projekte neu gewonnen werden; sie hatten sich zuvor nicht mit der Situation von älteren Menschen mit Behin-derung befasst. Da sie sich an der Befragung beteiligt haben, kann davon ausgegangen werden, dass ihr Interesse für das Projekt geweckt worden ist. Das kann als Erfolg gewertet werden.

Von den befragten älteren Menschen mit Behinderung befassen sich rund zwei Drit-tel erst in Folge der Projekte mit der Thema-tik. Die Projekte konnten also auch Betrof-fene, die sich zuvor nicht mit der Thematik

65,2 %

34,8 %

seit dem Projekt

schon seit Längerem

44,9 %

22,8 %

32,4 %

aktive Projektbeteiligung

sporadische Projektbeteiligung

passive Projektbeteiligung

Abbildung 40: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Thema‚ältere Menschen mit Behinderung‘? (Angaben in %)

Abbildung 41: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Umfang der Projektbeteiligung der Multiplikatoren, kategorisiert (Angaben in %)

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Schlussfolgerungen die Multiplikatoren im Verlauf des Projekts ziehen.

Auch hier sind nur zwei Befragte der Mei-nung, dass die vorhandenen Angebote für ältere Menschen mit Behinderung ausrei-chend sind, während die überwiegende Mehrheit (56%) betont, dass die vorhande-nen Angebote nicht ausreichen. Ebenfalls eine kleine Gruppe (n = 5) bilden jene, die sich trotz der Projekte im Unklaren über die Bedürfnisse dieser spezifischen Zielgruppe sind. Demgegenüber sind mehr als 80% der Befragten (n = 111) davon überzeugt, dass es für ältere Menschen mit Behinderung vielfältige Möglichkeiten geben sollte, den eigenen Lebensabend zu gestalten. Insge-

samt sehen die Multiplikatoren offensicht-lich einen großen Handlungsbedarf, der im Verlauf der Projekte vermutlich verstärkt wahrgenommen wird.

Die folgende Frage bringt in Erfahrung, inwieweit die Multiplikatoren der Ansicht sind, dass eigene Kompetenzen im Umgang mit älteren Menschen mit Behinderung gesteigert werden konnten. Mehrfachant-worten sind hierbei der Kategorie zugeord-net worden, die auf den jeweils größten Kompetenzgewinn schließen lässt.

23 Personen (16%) lernen im Verlauf der Projekte, Personen und Gruppen in der Gemeinde anzusprechen und mit einzu-

Projekte auch von Vorteil: Sie bürgt für eine gewisse Objektivität der Befragten.

Eine überdurchschnittlich hohe aktive Beteiligung an den Projekten ist – wenig überraschend – in den Funktionsgruppen der betroffenen älteren Menschen mit Behinderung (69%) und der Ehrenamtlichen (65%) vorzufinden. Überwiegend sporadisch beteiligt sind hingegen professionelle Mitar-beiter in der Altenhilfe (42%). Entscheidungs-träger sind sogar mehrheitlich passiv an den Projekten beteiligt (64%). Auch Angehörige geben an, dass sie eher (50%) eine passive Rolle in den Projekten einnehmen.

Zwischen den Projekten ist eine große Vari-anz bezüglich der Projektbeteiligung der Multiplikatoren zu erkennen: Die aktive Beteiligung variiert zwischen 20 und 70%. In vier Projekten liegt sie über 50%; die Vari-anz der passiven Beteiligung schwankt zwi-schen 10 bis 60%, in drei Projekten haben sich über 50% der Multiplikatoren lediglich passiv beteiligt.

2. EiNSchät zuNGEN zu dEN WirKuNGEN dEr ProjEK tE ( tEil B)

Der zweite Fragenkomplex bezieht sich auf die wahrgenommenen Wirkungen der jeweiligen Projekte. Die erste Frage hierzu zielt darauf ab, die Bedeutung, die dem Thema älterwerdende Menschen mit Behin-derung beigemessen wird, zu eruieren.

Wie ersichtlich wird, sind fast alle (98%) der Befragten (133) der Meinung, dass die Behinderten- und die Altenhilfe vor neuen Aufgaben bezüglich der Personengruppe der älteren Menschen mit Behinderung stehen. Lediglich für zwei Befragte hat das Thema nach wie vor wenig Relevanz. Das Ergebnis lässt darauf schließen, dass die befragten Multiplikatoren für das Thema entweder bereits sensibilisiert waren oder werden konnten.

Die folgende Frage bezieht sich auf die Einschätzung zur Situation älterer Men-schen mit Behinderung und darauf, welche

133

2

133

Die Behinderten-/Altenhilfe steht vor neuen Aufgaben

Das Thema hat wenig Relevanz

111

2

76

5

0

20

40

60

80

100

120

Es sollte viele Optionen zur Gestaltung des Lebensabends von Menschen mit Behinderungen geben

Die vorhandenen Angebote reichen aus

Ich bin mir im Unklarenüber die Bedürfnisse

Die vorhandenen Angebote reichen nicht aus

Abbildung 42: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Inwiefern hat sich für Sie die Bedeutung des Themas durch das Projekt verändert? (Angaben in %)

Abbildung 43: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Hat sich Ihre Einstellung zur Situation älterer Menschen mit Behinderung durch das Projekt verändert? (Mehrfachantworten, insg. 194 Nennungen)

./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

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zum Teil nicht wirklich erreicht. Auch inner-halb der verschiedenen Projekte variiert der Anteil derer, die keine Angabe zu einer Kompetenzerweiterung gemacht haben, zwischen 0 und 40%. Insgesamt kann es als positives Ergebnis gewertet werden, dass mehr als 85% der Multiplikatoren von einem persönlichen Kompetenzgewinn berichten.Anschließend ist gefragt worden, welche Kompetenzen im Umgang mit älteren Men-schen mit Behinderung nach Einschätzung der Befragten besonders wichtig sind. Um ein möglichst breites Spektrum an Kompe-tenzen erfassen zu können, haben wir die Frage offen, ohne vorgegebene Antwort-möglichkeiten, gestellt. Die Antworten las-sen sich folgenden Kategorien zuordnen:

Insgesamt wurden hierzu 88 Angaben gemacht. Der größte Teil der Antworten lässt sich dem Komplex personenbezogene Kom-petenzen zuordnen (n = 31); hierbei wird häu-

fig die Fähigkeit genannt, älteren Menschen mit Behinderung Einfühlungsvermögen und Wertschätzung entgegenzubringen. Auch Coaching-Kompetenzen und die Fähig-keit, ältere Menschen durch Empowerment vermehrt zu beteiligen, werden als wichtig erachtet. Sozialraumbezogenen Kompetenzen werden mit 23 Angaben ebenfalls eine große Bedeutung beigemessen. In diesem Bereich werden vor allem Netzwerkkompetenzen und die Fähigkeit, Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung für die Bedürfnisse und Belange älterer Menschen mit Behinde-rung leisten zu können, genannt. Als drit-ter bedeutender Bereich kann der Komplex kognitive Kompetenzen, der vor allem Kennt-nisse über Behinderungen, über Besonder-heiten der Personengruppe ältere Menschen mit Behinderung sowie über rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen und Konzepte umfasst, identifiziert werden. Die übrigen 20 Angaben konnten aufgrund ihrer

beziehen, also aktiv auf andere zuzugehen und sie ggf. für eine Mitarbeit zu gewin-nen. Hierbei variiert die Zahl derer, die von diesem Kompetenzgewinn berichten, innerhalb der Projekte zwischen 0 und 40%. Bezogen auf die Funktionsgruppen haben die Mitarbeiter in der Altenhilfe hinsicht-lich der genannten Kompetenzerweiterung am wenigsten profitiert. Nur ein Mitarbei-ter berichtet, nach der Projektphase besser in der Lage zu sein, in der Gemeinde aktiv zu werden. Bei gut einem Drittel der Multipli-katoren (34%) haben sich die eigenen Hand-lungsmöglichkeiten, passende Angebote zu finden, erweitert. Sie sind also jetzt in der Lage, vorhandene Angebote besser zu nut-zen. Diesbezüglich verzeichnen vor allem die beteiligten Mitarbeiter der Behindertenhilfe (44%) und Altenhilfe (37%), wie auch die Ent-scheidungsträger (42%) einen Kompetenzzu-

wachs. 51 der Befragten (36%) geben an, dass ihr Wissen über die vielfältigen Bedürfnisse und Fähigkeiten von älteren Menschen mit Behinderung gewachsen sei. Ein derartiger Kompetenzgewinn wird von einem großen Teil der betroffenen älteren Menschen mit Behinderung (50%), der Angehörigen (55%) und der Ehrenamtlichen (54%) berichtet, was sich vermutlich als förderlich erwiesen hat für ein von Respekt geprägtes Miteinander.

19 Befragte (14%) haben keine Angabe gemacht und somit nicht explizit auf einen persönlichen Erkenntnis- bzw. Kompe-tenzgewinn hingewiesen, wenngleich ein solcher aufgrund einer fehlenden Antwort nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Vor allem von den Mitarbeitern der Alten-hilfe hat ein großer Teil (32%) hierzu keine Angabe gemacht; sie wurden offensichtlich

19

51

47

23

0 20 40 60

Keine Angabe

Es gelingt mir besser, geeignete Personen bzw. Gruppen in der Gemeinde anzusprechen und einzubeziehen

Meine Handlungsmög-lichkeiten, passende Angebote für sie zu finden, haben sich erweitert

Mein Wissen über ihre vielfältigen Bedürf-nisse und Fähigkeiten ist gewachsen

31

23

14

20

0

5

10

15

20

25

30

35

sonstige

kognitive Kompe-tenzen (spezielle Kenntnisse/Wissen)

sozialraumbezogene Kompetenzen

personenbezogene Kompetenzen

Abbildung 44: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Wurden Ihre Kompetenzen in der Unterstützung älterer Menschen mit Behinderung durch das Projekt erweitert? (Angaben in absolu-ten Zahlen, n=140)

Abbildung 45: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Welche weiteren Kompetenzen sind nach Ihren Erfahrungen im Projekt besonders wichtig für die Unterstützung oder Begleitung älte-rer Menschen mit Behinderung? (Angaben in absoluten Zahlen, n=88)

./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

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Heterogenität nicht sinnvoll zusammenge-fasst werden.

Den personenbezogenen Kompetenzen wird vor allem auf Seiten der Ehrenamtlichen (41%) und der professionellen Mitarbeiter in der Behindertenhilfe (36%) eine große Bedeutung beigemessen. Letztere schrei-ben aber auch dem Bereich der kognitiven Kompetenzen mit 23% noch eine vergleichs-weise große Bedeutung zu. Demgegenüber liegt bei den Mitarbeitern in der Altenhilfe der Schwerpunkt auf den sozialraumbezo-genen Kompetenzen (50%).

3. EiNSchät zuNGEN dEr multiPliK atorEN zu uNtErStüt zuNGSaNGEBotEN ( tEil c)

Der dritte Abschnitt des Fragebogens unter-sucht die – möglicherweise veränderte – Sicht der Multiplikatoren auf Unterstüt-zungsangebote in der Region. Sie werden danach gefragt, inwieweit sie die Unter-stützungsangebote in der Region kennen, ob durch die Projekte diesbezüglich Fortschritte

erzielt worden sind und wo sie in der Region Mängel sehen. Zunächst wird erfragt, ob sich die Kenntnis über passende Unterstüt-zungsangebote durch die Projekte verbessert hat. Hierbei kristallisieren sich zwei dicho-tome Gruppen heraus:

Knapp die Hälfte der Multiplikatoren (44%) kennt zu Ende der Projektlaufzeit eine Viel-zahl möglicher Anlaufstellen und Angebote. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Projekte sie erfolgreich über bestehende Angebotsstrukturen informieren konnten. Ihnen steht eine fast gleich große Gruppe (45%) gegenüber, die angibt: Ich kenne nach wie vor nur wenige bis keine geeigneten Ange-bote oder Ich überblicke auch jetzt die Vielfalt von Zuständigkeiten und Angeboten kaum. Ein bemerkenswerter Teil (11%) macht hierzu keine Angaben. Hieraus kann geschlossen werden, dass die Projekte ihr Ziel, die Viel-zahl der Angebote besser transparent und zugänglich zu machen, nur z. T. erreicht haben. Möglicherweise sind aber auch geeignete Angebote nicht oder nicht in aus-

15,11%

63; 45%

62; 44%

K. A.

kaum Überblick, Kenntnis nur weniger Angebote

Ich kenne inzwischen eine Vielzahl möglicher Anlaufstellen und Angebote

68

46

74

42

52

7

4

2

8

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Sonstiges

Finanzierungssystem

infrastrukturelle Mängel

Es gelingt nur schwer, ehrenamt-liche Unterstützer zu gewinnen/zu motivieren

Mangelhafte Zusammenarbeit zwischen den Anbietern in der Gemeinde oder den Trägern

Es fehlen inklusive kulturelle und soziale Gruppen und Veranstaltungs-angebote in der Gemeinde

Es fehlen für sie passende statio-näre Angebote in der Alten- bzw. Behindertenhilfe

Es fehlen offene Anlaufstellen und Angebote für ältere Menschen mit Behinderung

Mängel hinsichtlich der Erreichbar-keit spezifischer Zielgruppen

Abbildung 46: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Hat sich Ihre Kenntnis über pas-sende Unterstützungsangebote durch das Projekt verbessert? (Angaben in %)

Abbildung 47: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Wo sehen Sie diesbezüglich noch große Lücken bzw. Mängel in Ihrer Region? (Mehrfachantworten, insg. 303 Nennungen)

./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

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1 6 4 . . 1 6 5

Die Multiplikatoren werden auch gefragt, in welchen Bereichen durch die Projekte aus ihrer Sicht beachtliche Fortschritte erzielt werden konnten.

Insgesamt 39% der Multiplikatoren sind der Meinung, dass die Vielfalt vorhandener Angebote und Zuständigkeiten transparen-ter geworden sei. Innerhalb der Gruppe der

älteren Menschen mit Behinderung stim-men dieser Behauptung sogar zwei Drittel zu; sie haben offensichtlich hinsichtlich dieses Projektziels besonders profitiert. Ins-gesamt wird eine bessere Transparenz vor allem von denen wahrgenommen, die zuvor angegeben haben, durch die Projekte eine bessere Kenntnis über die Vielzahl mögli-cher Anlaufstellen und Angebote erlangt

reichender Quantität vorhanden. In dieser Hinsicht können die größten Unterschiede zwischen den einzelnen Projekten festge-stellt werden. Der Anteil derer, die ange-ben, inzwischen eine Vielzahl möglicher Anlaufstellen und Angebote zu kennen, variiert innerhalb der Projekte zwischen 27 und 75%; bei fünf Trägern geben über 50% an, kaum einen Überblick zu haben bzw. nur wenige Angebote zu kennen. Am meisten profitiert haben die älteren Menschen mit Behinderung und Entscheidungsträger. In beiden Gruppen kennt mittlerweile über die Hälfte eine Vielzahl an Anlaufstellen und Angeboten. Am wenigsten profitiert haben hingegen die professionellen Mitarbeiter in der Altenhilfe. Hier kennt nur annähernd ein Drittel (32%) viele Angebote. Nicht ganz überraschend ist, dass mehr als die Hälfte (54%) derer, die aktiv an den Projekten betei-ligt sind, inzwischen eine Vielzahl mögli-cher Angebote und Anlaufstellen kennt oder einen (ungefähren) Überblick über passende Angebote hat.

Die nächste Frage thematisiert die bestehen-den Lücken und Mängel in der Region.

Mehr als die Hälfte der Multiplikatoren (n=74) ist der Meinung, dass inklusive kul-turelle und soziale Gruppen oder Veran-staltungsangebote in der Gemeinde fehlen. Ebenso ist nahezu jeder zweite Befragte (n=68) der Meinung, dass offene Anlaufstel-len und Angebote für ältere Menschen mit Behinderung fehlen. Während innerhalb der Gruppen der Entscheidungsträger und der professionellen Mitarbeiter in der Altenhilfe nur jeweils ein Drittel der Befragten diese Meinung teilt, sind es vor allem die Angehö-rigen (73%), die Betroffenen (62%) sowie die

professionellen Mitarbeiter in der Behinder-tenhilfe (61%), die diese Lücke in der regiona-len Versorgung benennen.

Auch die Gewinnung von ehrenamtlichen Unterstützern wird von vielen (40%) als schwierig wahrgenommen. Erstaunlicher-weise sind es vor allem die Ehrenamtlichen selbst, die dieser Aussage zustimmen (55%). Nicht weniger verwunderlich ist, dass 35% der Multiplikatoren, überwiegend professio-nelle Mitarbeiter der Behinderten- (37%) und Altenhilfe (50%), über fehlende stationäre Angebote in der Alten- bzw. Behinderten-hilfe klagen, während diesbezügliche Män-gel weniger von betroffenen älteren Men-schen mit Behinderung konstatiert werden. Auch die mangelhafte Zusammenarbeit zwischen den Anbietern oder Trägern in der Gemeinde wird von nahezu einem Drit-tel der Befragten, besonders häufig (50%) von Entscheidungsträgern, moniert. Insgesamt weisen vor allem (39%) diejenigen Multipli-katoren auf die mangelhafte Zusammenar-beit hin, die aufgrund ihrer Funktion eher mit der Thematik befasst sind.

Aus den offenen Angaben zu dieser Frage sind drei weitere Kategorien gebildet worden: Es werden sowohl infrastrukturelle Mängel (n = 7), Mängel hinsichtlich der Erreichbarkeit spezifischer Zielgruppen (n = 4) und Mängel hinsichtlich des Finanzierungssystems (n = 2) beschrieben. Insgesamt machen die 131 befragten Multiplikatoren 303 Angaben zu Mängeln, sodass viele Befragte mehrere Pro-bleme ansprechen. Übereinstimmend wird ein immenser Handlungsbedarf festgestellt, um den Bedürfnissen der steigenden Anzahl von älteren Menschen mit Behinderung in Zukunft gerecht werden zu können.

32

55

33 3330

0

10

20

30

40

50

60

Eine wachsende Zahl von Bürgern engagiert sich/unterstützt ältere Menschen mit Behinderung

Die Zusammenarbeit der Träger und Anbieter hat sich grundle-gend verbessert

Die Vielfalt vorhandener Angebote und Zuständigkeiten ist transparenter geworden

Die Palette von Angeboten und Wahlmöglichkeiten hat sich entscheidend verbessert

Abbildung 48: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – In welchen Bereichen wurden durch das Projekt beachtliche Fortschritte erzielt? (Mehrfachantworten, insg. 183 Nennungen)

./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

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len, der übergeordneten Kategorie Ich möchte Kooperationen ausbauen und weiterführen hinzugezählt worden.

Die Gewichte bei den Antworten sind etwas überraschend: Es dominiert die ins-titutionelle Perspektive. So möchte fast die Hälfte der Multiplikatoren (47%) auf eine nachhaltige Bedarfsplanung hinwirken. Dieses Ziel favorisieren vor allem die profes-sionellen Mitarbeiter der Behinderten- und Altenhilfe sowie die Entscheidungsträger. Nahezu ebenso viele Befragte (43%) wollen bestehende Kooperationen weiterführen und ausbauen. Diejenigen, die eine aktive Rolle in den Projekten einnehmen, wol-len sogar zu 54% Kooperationen ausbauen und weiterführen. Demgegenüber wird die Bereitschaft, sich weiterhin aktiv für ältere Menschen mit Behinderung einzusetzen nur von einem Drittel der Multiplikatoren

explizit geäußert. Dennoch, einige Gruppen zeigen diesbezüglich ein hohes Engagement. So wollen sich 43% der Betroffenen, 64% der Angehörigen und sogar 70% der Ehrenamtli-chen weiter aktiv engagieren. Auch hier sind die aktiv Projektbeteiligten überrepräsen-tiert: 41% von ihnen wollen sich wie bisher weiter aktiv für ältere Menschen mit Behin-derung einsetzen, während dieses nur auf 16% der passiven Projektbeteiligten zutrifft. 14 Angaben konnten den o.g. Kategorien nicht zugeordnet werden. Dennoch, fast alle (127) Multiplikatoren bekunden, z. T. durch mehrfache Antworten (insgesamt 173), ihre Bereitschaft zu weiterem Engagement. Diese Bereitschaft ist durch die Projekte offensichtlich geweckt oder gestärkt wor-den, was auch an dem scheinbar positiven Einfluss einer aktiven Projektbeteiligung auf die Engagementbereitschaft abzulesen ist.

zu haben. Bemerkenswert sind die Unter-schiede zwischen den Projekten. In vier bestreiten etwa vier Fünftel der Multiplika-toren, dass erkennbare Fortschritte erzielt worden sind, in vier Projekten hingegen bejahen zwei Drittel der Befragten dies.

Nur je knapp ein Viertel der Multiplikatoren (n = 33) berichtet, dass die Zusammenarbeit der Träger und Anbieter sich grundlegend verbessert habe und dass sich eine wach-sende Zahl von Bürgern für ältere Menschen mit Behinderung engagiere. Diese Angaben können als Indikator dafür gewertet wer-den, inwieweit es den Projekten gelungen ist, auch Wirkungen über den persönlichen Nahraum der Betroffenen hinaus zu erzielen und strukturelle Verbesserungen zumindest anzustoßen. Allerdings sehen bei drei Trä-gern mehr als vier Fünftel der Befragten keine positiven Entwicklungen hinsichtlich einer verbesserten Zusammenarbeit und bei fünf Trägern erkennen vier von fünf Befrag-ten keine Fortschritte bezüglich eines gestie-genen bürgerschaftlichen Engagements.

Demgegenüber stehen ein Träger, bei dem zwei Drittel der Multiplikatoren eine ver-besserte Zusammenarbeit zwischen den Trägern und Anbietern bemerken und drei Träger, bei denen 50% oder mehr auf ein gestiegenes Engagement der Bürger hinwei-sen. Auch die Verbesserung von Angeboten und Wahlmöglichkeiten wird von 23% der Befragten genannt. Die wenigsten Verbes-serungen in diesem Bereich werden von den professionellen Mitarbeitern in der Alten-hilfe benannt; nur 13% machen entspre-chende Angaben. Dies bestätigt nochmal ihre relativ große Distanz zu den Projekten und ihren Anliegen.

30 Multiplikatoren (21%) haben keine Angabe zu erzielten Fortschritten durch die Projekte gemacht. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass – worauf viele Befragte am Ende des Fragebogens hinweisen – gegenwärtig noch nicht abschließend einzuschätzen ist, welche Fortschritte erreicht worden sind.

4. auSBlicK: EiGENE ENGaGEmENt-BErEit-SchaF t uNd haNdluNGSBEdarFE ( tEil d)

Den letzten Abschnitt des Fragebogens bilden erstens Fragen zur Bereitschaft der Multiplikatoren, sich weiterhin für ältere Menschen mit Behinderung zu engagieren, und zweitens Fragen zu erforderlichen Maß-nahmen, um ein breiteres Engagement der Bevölkerung zu erreichen. Die letzte Frage bietet schließlich die Möglichkeit zu einer generellen Stellungnahme, um Lob, Kritik, Anregungen u. a. m. zu den Projekten zu äußern.

Bei der Auswertung der Frage zu der wei-teren Bereitschaft, sich mit älteren Men-schen mit Behinderung zu beschäftigen, sind die offenen Angaben, soweit möglich, den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten zugeordnet worden, wenn diese inhaltlich annähernd deckungsgleich waren. So sind all jene Befragten, die sich weiterhin ehren-amtlich engagieren oder auf andere Weise ältere Menschen mit Behinderung unter-stützen wollen, unter der übergeordneten Kategorie Ich möchte mich weiter aktiv für ältere Menschen mit Behinderung einsetzen zusammengefasst worden. Des Weiteren sind jene Multiplikatoren, die bestehende Kooperationen weiterführen wollen, und jene, die Kooperationen zwischen den zuständigen Institutionen ausbauen wol-

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70Ich möchte mich weiter aktiv für ältere Menschen mit Behinderung einsetzen

Ich möchte Kooperationen ausbauen und weiterführen

Ich möchte auf eine nachhaltige Bedarfsplanung hinwirken

Sonstiges

Abbildung 49: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Sind Sie bereit, sich (weiter) für die Gruppe älterer Menschen mit Behinderung zu engagieren? (Mehrfachantworten, insg. 173 Nen-nungen)

./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

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Die vorletzte Frage ermittelt, welche Maß-nahmen nach Ansicht der befragten Multi-plikatoren notwendig sind, damit sich mehr Menschen für Senioren mit Behinderung engagieren.

Auch bei dieser Frage sind einige freie Ant-worten – dort wo es Sinn machte – den vorge-gebenen Antwortmöglichkeiten zugeordnet worden. Zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass es notwendig sei, Konzepte zu entwickeln, die das soziale Umfeld stär-

ker ansprechen. Vor allem auf der Ebene der Entscheidungsträger scheint dieser Bedarf erkannt worden zu sein: 92% von ihnen hal-ten eine Konzeptentwicklung für notwen-dig. 60% der Multiplikatoren fordern eine breitere Öffentlichkeitsarbeit; hierzu wird erläutert, dass eine Bewusstseinsbildung für die Bedürfnisse und Belange älterer Menschen mit Behinderung erreicht wer-den sollte. Mit 46% ebenfalls sehr häufig genannt wird die Forderung nach einer besseren Begleitung und Honorierung von

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Netzwerkarbeit

Sonstiges

Zugänge zu differenzierten Angeboten schaffen

Grundsätzliche strukturelle und sozialrechtliche Verände-rungen

Bessere Begleitung und Hono-rierung von ehrenamtlichen u. a. Unterstützern

Entwicklung von Konzepten, die das soziale Umfeld stär-ker ansprechen

breitere Öffentlichkeitsarbeit/Bewusstseinsbildung

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0 5 10 15

positive Gesamteinschätzung

Anstöße durch das Projekt

Nachhaltigkeit

Beziehungskontinuität gefordert

Grenzen des Projekts

Einzelne Statements

Fragebogen/Bericht

Werbung in der Öffentlichkeit/für Ehrenamtliche (ist notwendig/ist geschaffen worden)

Kontakte zwischen Menschen mit und ohne Behinderung ermöglicht

Die Menschen mit Behinderung haben profitiert

Zusammenarbeit (entwickelt oder gefordert)

passende neue Angebote (geschaffen oder gilt es zu schaffen)

Mängel/Ansprüche im Versorgungs-system betont

Abbildung 50: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Was müsste Ihrer Meinung nach getan werden, damit sich hierfür mehr Menschen engagieren? (Mehrfachantworten, insg. 254 Nen-nungen)

Abbildung 51: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Weitere Stellungnahmen (Anregun-gen, Kritik, Lob) zum Projekt (Angaben kategorisiert, insg. 71 Nennungen)

./ Prozesse und Ergebnisse der Qualifizierungsangebote und -veranstaltungen

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Behinderung engagieren. Dennoch wollen die meisten zumindest auf institutioneller Ebene Verbesserungen anstreben.

Auf dieser institutionellen Ebene, nämlich im Hinblick auf die Verbreiterung und Trans-parenz der Angebote sowie die Kooperation zwischen den Anbietern, sind nach Ansicht vieler Befragten auch bereits Verbesserun-gen erreicht worden – wenngleich hier die Erfahrungen bzw. Einschätzungen bei den Projekten und ebenso bei den verschiede-nen Gruppen von Befragten erheblich aus-einandergehen. Immerhin sind den meisten Multiplikatoren durch die Projekte verstärkt entscheidende Angebotslücken deutlich geworden: Es fehlen insbesondere inklusive Gruppen und offene, auch für ältere Men-schen mit Behinderung zugängliche Anlauf-stellen und Angebote im Umfeld. Allerdings bekennt fast die Hälfte der Befragten, (nach wie vor) keinen ausreichenden Überblick über bestehende Angebote zu haben. Viele Bereiche und Angebote der Behindertenhilfe und naheliegender Hilfesysteme scheinen terra inkognita zu sein, selbst für Personen, die unmittelbar damit zu tun haben oder dort arbeiten. Es ist anzunehmen, dass Per-sonen im sozialen Umfeld, die nicht befragt worden sind, und ein Großteil der Menschen mit Behinderung diese Einschätzung noch in einem sehr viel größeren Ausmaß teilen. Hier besteht offensichtlich Handlungsbe-darf. Wer Angebote nicht kennt, kann sie nicht bedarfsgerecht nutzen.

Insgesamt gelingt es den Projekten also nur zum Teil, die Multiplikatoren und folglich das soziale Umfeld über die Aktivitäten der Projekte und anderer beteiligter Instituti-onen und Akteure so zu informieren und

dafür zu interessieren, dass auf ihre Mit-wirkung oder zumindest ihr Wohlwollen zu bauen ist. Eine derartige Akzeptanz ist aber der erste und vermutlich der entschei-dende Schritt, um das soziale Umfeld dauer-haft einzubeziehen, d. h. bürgerschaftliches Engagement zu aktivieren, Abgrenzungen und Hemmnisse zu überwinden, (Sozial-)Räume in kulturellen, sozialen, Sport- und Freizeiteinrichtungen oder andernorts in der Nachbarschaft zu öffnen – also ein Ter-rain zu schaffen, in dem ältere Menschen mit Behinderung entsprechende Angebote ausprobieren, ggf. nutzen und in glücklichen Fällen sich dort willkommen fühlen können. Positiv gewendet lässt sich feststellen: Es ist nach Einschätzung eines insgesamt beacht-lichen Teils der befragten Multiplikatoren gelungen, einige Schritte in diese Richtung voranzukommen und ihr weiteres Interesse und Engagement für die Gruppe der älteren Menschen mit Behinderung zu stärken oder sie hierfür zu gewinnen.

ehrenamtlichen und anderen Unterstützern. Dieses wird vor allem von den Angehörigen genannt (60%), die sich möglicherweise eine Entlastung durch eine größere Zahl von Ehrenamtlichen wünschen. Die übrigen Antworten können wie folgt zusammenge-fasst werden: Sechs Befragte fordern struk-turelle und sozialrechtliche Veränderungen, vier die Schaffung von besseren Zugängen zu differenzierten Angeboten, zwei eine verstärkte Netzwerkarbeit. Insgesamt for-mulieren die 137 Befragten, die antworten, 254 Forderungen; sie sehen offensichtlich alle einen großen Handlungsbedarf. Die letzte Frage der Multiplikatorenbefra-gung hat die Möglichkeit für weitere offene Stellungnahmen geboten, von der insge-samt 69 Multiplikatoren Gebrauch gemacht haben. Die teilweise sehr umfangreichen Antworten sind verschiedenen Kategorien zugeordnet worden.

14 Befragte nutzen die Möglichkeit der offenen Angabe, um abschließend ihre positive Gesamteinschätzung der Projekte mitzuteilen. Zehn Befragte betonen, dass die Menschen mit Behinderung durch die Projekte profitiert haben. Konkreter wer-den vier Befragte, welche die Kontakte zwischen Menschen mit und ohne Behin-derung gewürdigt haben. Auch die sozialen Kontakte, die zwischen älteren Menschen mit Behinderung innerhalb der Projekte ent-standen und fortzuführen sind, werden von zwei Multiplikatoren hervorgehoben.

Neben dieser persönlichen Ebene werden strukturelle Veränderungen und Entwick-lungsbedarfe genannt: Sieben Multiplika-toren machen darauf aufmerksam, dass

passende neue Angebote bereits geschaf-fen worden oder ein entsprechender Bedarf erkannt worden sei. Jeweils fünf Befragte berichten von positiven Anstößen durch das Projekt in ihrer Region und machen auf die Notwendigkeit der Nachhaltigkeit von angestoßenen Veränderungen und einer verstärkten Zusammenarbeit aufmerksam. Ebenfalls fünf Befragte betonen die Not-wendigkeit von Werbung in der Öffentlich-keit – auch für das Ehrenamt.

Schließlich gibt es einzelne kritische Stim-men: Drei Befragte monieren die zeitliche und regionale Begrenzung der Projekte; vier äußern sich kritisch zur Evaluation, vor allem zum zeitlichen Aufwand für das Aus-füllen der Evaluationsbögen.

5. zuSammENFaSSuNG uNd diSKuSSioN

Die Ergebnisse der Befragung von 140 Multi-plikatoren aus allen Regionen, in denen die Projekte angesiedelt sind, zeigen, dass durch die Projekte im sozialen Umfeld zwar einige Entwicklungs- und Lernprozesse bewirkt worden sind, diese aber eher erste Schritte in Richtung einer vermehrten Sozialraum-orientierung darstellen. Das wichtigste Ergebnis ist, dass die überwiegende Mehr-heit der Befragten für das Thema ältere Menschen mit Behinderung sensibilisiert worden ist und diesbezüglich einen Lern- und Handlungsbedarf sieht. Beachtenswert ist vor allem, dass der Großteil von ihnen erkannt hat, dass mehr als bisher das sozi-ale Umfeld einbezogen werden muss. Aller-dings wird auch deutlich, dass dem nicht in jedem Fall Taten folgen; denn nur ein kleine-rer, dennoch beachtlicher Teil will sich aktiv für die Gruppe der älteren Menschen mit

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./ zusammenfassung und ausblick

qualifizieren, in vielerlei Hinsicht: aufgrund der finanziellen und sonstigen Ausstattung und Vernet-zung der Leistungsanbieter sowie der beruflichen Qualifikation der jeweiligen Mitarbeiter und Teams. Auch sie bringen unterschiedliche Arbeitserfahrungen mit und haben ihre persönlichen Vorlieben und Ambitionen. Gerade diese unter-schiedlichen mehr oder weniger institutionell erlaubten oder geförderten persönlichen Profile sind – mehr noch als bestimmte fachliche Ansprüche und Standards, die selbstverständlich und in aller Regel für die Arbeit in den Projekten handlungsleitend gewesen sind – für die unmittelbaren Beziehungen zu

älteren Menschen mit Behinderung und den spezifischen Verlauf der Prozesse oft entscheidend und prägend. Das wird in einigen Projekten sehr offensichtlich.

▶ Viertens differieren die sozialräumli-chen Gegebenheiten von Ort zu Ort. Es bestehen unterschiedliche Traditionen, Machtverhältnisse und Infrastrukturen. Es sind unterschiedliche Potenziale bürgerschaftlichen Engagements sowie Vernetzungen aber auch Konkurrenz ver hältnisse zwischen Institutionen und Angeboten sowohl innerhalb der Behindertenhilfe als auch darüber hinaus vorzufinden. Diese regional sehr verschiedenarti-gen Ressourcen bestimmen die

Die Ergebnisse in den Teilen E I. und E II. belegen in vielen Facetten eindrucksvoll die These: Viele Wege führen zum Ziel. Die Pro-jekte haben – das wird in Teil C herausgear-beitet und durch die Selbstbeschreibungen im Anhang belegt – sehr unterschiedliche Ideen, Konzeptionen und Parameter entwi-ckelt, auf welche Weise es (ihnen) gelingen kann, die Selbstbestimmung von älteren Menschen mit Behinderung und ihre Teil-habe zu fördern. Demensprechend unter-schiedlich waren und sind ihre Praxen zur Erreichung dieses Ziels.

diese VielFalt der wege hat Mehrere gründe: ▶ Erstens sind die individuellen

Ausgangsvoraussetzungen der älteren Menschen mit Behinderung – das wird in allen Projekten und vor allem im Vergleich der verschiede-nen Projekte offensichtlich – sehr heterogen. Ihre biografischen Erfahrungshintergründe, ihre Fähig-keiten und Ressourcen sowie ihre aktuellen Lebenskontexte sind so unterschiedlich wie die Charaktere der einzelnen Persönlichkeiten selbst. Es gehört zu den Grundmaxi-men jeder (herrschaftsfreien) Interaktion, die Person da abzuho-len, wo sie steht. Diese Maxime haben die Projektmitarbeiter in aller Regel weitgehend beachtet, vermut-lich schon aus dem einfachen

Grund, um die Teilnehmer zu erreichen.

▶ Zweitens haben die Ziele „vermehrte Selbstbestimmung“ und „Teilhabe“ für jeden einzelnen älteren Men-schen mit Behinderung unterschied-liche Bedeutung; sie werden von jedem je nach biografischen Erfah-rungen, gegenwärtig anstehenden Herausforderungen und zukunftsbe-zogenen Optionen anders akzentu-iert. Es wäre paradox für andere vorweg zu bestimmen, was für sie Selbstbestimmung bedeutet. Dennoch ist es den Projekten bzw. ihren Mitarbeitern in manchen Begleitprozessen oder Veranstaltun-gen erkennbar nicht immer leicht gefallen, das zu akzeptieren und nicht vorschnell, gleichsam ohne Rücksicht und Vorsicht Ziele festzule-gen, die kaum mit den Betroffenen abgestimmt sind. In den Fällen, wo eine ausreichende Verständigung über die individuellen Ziele der Begleitung bzw. Teilnahme miss-lang, führte dies i. d. R. zu erhebli-chen Schwierigkeiten im weiteren Begleitprozess bzw. Kursverlauf.

▶ Drittens unterscheiden sich die Handlungsspielräume der Institutio-nen und die Handlungskompetenzen der Mitarbeiter, die ältere Menschen mit Behinderung begleiten oder

F. zusaMMenFassung und ausBlick

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./ zusammenfassung und ausblick

einem selbstbestimmten Umgang aller Beteiligten miteinander gehört dies ohne Umschweife klarzustellen und dementsprechende Wahlfreiheit beiden Seiten zuzugestehen.

4. Schließlich setzt eine Öffnung von Sozialräumen voraus, dass die jeweili-gen örtlichen Szenen, die häufig inner-halb einer Region erheblich differieren, unter die Lupe genommen werden; hierzu liefern insbesondere die Kennt-nisse und Einschätzungen von Schlüs-selpersonen wichtige Hinweise und ggf. Kontakte. Allerdings erfordert dies, dass sich die Einrichtungen der Behinderten-hilfe und ihre Mitarbeiter (mehr als das in manchen Projekten bislang gesche-hen ist) öffnen, d. h. selbst in die Gemeinde gehen und sich in unterschiedlichen sozialen Sze-nen vor Ort inkludieren.

Diesen vier Markierungspunkten – die Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen formulieren – zu genügen, mag in der all-täglichen Arbeit eine tendenzielle Überfor-derung sein. Dennoch werden nachhaltige Fortschritte nur zu erreichen sein, wenn eine zumindest minimale Passung zwischen die-sen vier Eckpunkten erreicht oder mit Aus-dauer angestrebt wird.

Das sollte auch und gerade dann gelten, wenn (gut gemeinte) Vorhaben scheitern; denn nicht das Scheitern ist das Problem, sondern, dass Fehler nicht wahrgenommen

die ständige Herausforderung begreift, die ihn antreibt. Alles andere wäre und ist letztlich auch langweilig.

werden wollen und/oder nicht lokalisiert werden können und folglich nichts daraus gelernt wird. Anders formuliert: Die Her-ausforderung besteht darin, dass durch eine ständige selbstkritische (selbstevaluative) Bezugnahme auf diese vier Eckpunkte die produktive Spannung, die zwischen diesen Eckpunkten in jeder Situation wieder neu entsteht, aufrecht- und auszuhalten ist und dass sie das Handeln aller Akteure, auch das der älteren Menschen mit Behinderung, immer wieder neu antreibt. Viele Aktivitä-ten in den evaluierten Projekten beweisen, dass gerade das Wahrnehmen und Aushal-ten dieser Spannung zu vielfältigen produk-tiven und kreativen Lösungswegen führt.

Qualität und Besonderheit von Sozialräumen und sie können nur genutzt werden, wenn an Vorhande-nes angeknüpft wird. Auch das ist in den meisten Projekten mit viel Umsicht gelungen, allerdings bleibt der Horizont nicht selten auf Institutionen und Angebote im sozialen Sektor, insbesondere der Behinderten- und Altenhilfe beschränkt.

Es erscheint daher aufgrund dieser Vielzahl variabler Bestimmungsgrößen kaum mög-lich, sondern vielmehr abwegig, verallge-meinerbare Aussagen darüber zu treffen, auf welchem Weg Selbstständigkeit und Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu erreichen ist. Es gibt offensichtlich keinen Königsweg.

Dennoch gibt es, das soll abschließend – unter Bezugnahme auf die evaluierten Projekte und die vorangegangenen vier Punkte – in vier Thesen skizzenhaft her-ausgearbeitet werden, einige grundlegende Markierungs- oder Eckpunkte, welche Wege zielführend sein können, d. h. Optionen dahingehend eröffnen, dass ältere Men-schen mit Behinderung selbstständig ihr Leben gestalten und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können:

1. Es sind allem voran die individuellen Voraussetzungen der Betreffenden, die unterstützt, begleitet oder qualifi-ziert werden sollen, zu eruieren und zu akzeptieren. Hierauf ist in allen Projek-ten viel Wert gelegt worden. Allerdings ist es nicht selten bei einer vornehm-lich deskriptiven Bestandsaufnahme

geblieben, die möglicherweise defizitäre Selbst- und Fremdzuschreibungen eher weiter verfestigt, anstatt die Ressourcen und Potenziale herauszuarbeiten, die für weitere Planungen und Vereinba-rungen grundlegend sein können.

2. Es ist unverzichtbar, die spezifischen individuellen oftmals tiefer liegenden Konnotationen von Zielen, die ange-strebt werden, auszuloten. Dies ist ver-mutlich ein Grund dafür, dass in vielen Prozessen biografische Erfahrungshin-tergründe thematisiert worden sind. Gleichwohl gewährleistet auch das nicht in jedem Fall, dass klare (mög-licherweise für Außenstehende sehr bescheidene) Ziele formuliert und in wirklichem Einvernehmen vereinbart werden können, die demensprechend begründet und tragfähig sind.

3. In engem Zusammenhang damit steht folgende Maxime: Diejenigen, die solche Zielklärungen moderie-ren, müssen sich selbst ihres eigenen Standpunkts vergewissern. Nur dann werden sie frei sein, ihre Position und ihren Auftrag offen zu legen und zur Diskussion zu stellen. Mitarbeiter und Einrichtungen der Behindertenhilfe sollten klar machen, dass sie nicht für alles zuständig sind und sein können, was Klienten oder andere Auftraggeber ihnen auftragen (und in den Projek-ten zuweilen aufgetragen haben97). Zu

97 Man kann sich Sisyphus, der seine Arbeit gern macht – vgl. Schulz-Nieswandt 2013 sowie Teil B Fußno-te 18 – als jemand vorstellen, der gerade diese Spannung zwischen dem letztlich nie in jeder Hinsicht voll und ganz Erreichbaren und dem schrittweise Erreichten als

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./ literaturverzeichnis

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1 8 0 . . 1 8 1

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./ literaturverzeichnis

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aBBildungsVerzeichnisAbbildung 1: Altersentwicklung von Erwachsenen mit geistiger Behinderung in der Region Westfalen-Lippe zwischen 2010 und 2030 (basierend auf den Ergebnissen der LEQUI-Studie) 016 Abbildung 2: TN nach Altersgruppen in absoluten Zahlen (n=70) 067 Abbildung 3: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – primäre Behinderungsformen der TN (Angaben in %) 068 Abbildung 4: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Einschätzung des Beeinträchtigungsgrades der TN für den ICF-Bereich „Gemeinschaftsleben, soziales und staatsbürgerliches Leben“: Freizeit und Erholung (Angaben in %) 070 Abbildung 5: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Einschätzung des Beeinträchtigungsgrades der TN für den ICF-Bereich „Interpersonelle Interaktion und Beziehung“: Private und partnerschaftliche Beziehungen (Angaben in %) 070 Abbildung 6: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Wohnsituation der TN (Angaben in %) 07 1 Abbildung 7: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Formen der Tagesgestaltung der TN (Angaben in %) 072 Abbildung 8: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Häufigkeit der Kontakte der TN zu verschiedenen Personengruppen zu Beginn der Begleitung (Angaben in absoluten Zahlen, n=72) 07 7 Abbildung 9: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Einschätzung der Teilhabemöglichkeiten durch die TN (Angaben in absoluten Zahlen, n=72) 078 Abbildung 10: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Wie ist der Kontakt zum TN zustande gekommen? (Angaben in %) 080 Abbildung 11: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Auf welche Weise haben die TN vom Projekt erfahren? (Angaben in %) 081

Theunissen, G. (2011): Inklusion als gesellschaftliche Zugehörigkeit – zum neuen Leitprinzip der Behindertenhilfe. In: Neue Praxis 2/2011, 41. Jg. (156 – 168)

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Walgenbach, K. (2012): Diversity Education – eine kritische Zwischenbilanz. In: Neue Praxis 3/2012, 42. Jg. (242 – 254)

Wissel, T., Grebe, K., Aselmeier, L., Oberste-Ufer, R., Schädler, J., Schwarte, N. (2004): Abschluss-bericht des Forschungsprojekts Netzwerke Offener Hilfen II, Online verfügbar unter: http://www.uni-siegen.de/zpe/projekte/abgeschlossene/netohii/abschlussbericht_netoh_ii_fuer_download.pdf (Letzter Zugriff: 19.11.2013)

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./ abbildungsverzeichnis

Abbildung 24: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Wie habe ich von der Veranstaltung erfahren? (Angaben der Unterstützer in absoluten Zahlen, n=43) 121 Abbildung 25: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Aus welchem Interesse bzw. mit welchen Erwartungen besuche ich die Veranstaltung? (Mehrfachantworten, insg. 126 Nennungen) 122 Abbildung 26: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Eigenständigkeit bei der Verrichtung von Alltagsaktivitäten nach Selbsteinschätzung der TN („kann ich ohne Hilfe“-Angaben in %) 124 Abbildung 27: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Wohnformen der TN (Angaben in absoluten Zahlen, n=114) 125 Abbildung 28: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Beschäftigungsstatus der TN (Angaben in %) 127 Abbildung 29: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Wo arbeite ich/ wo verbringe ich den Tag? (Angaben in absoluten Zahlen, n=106) 128 Abbildung 30: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Wie haben Sie von der Veranstaltung erfahren? (Angaben in %) 129 Abbildung 31: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Aus welchem Interesse besuche ich die Veranstaltung? (Mehrfachantworten, insg. 189 Nennungen) 130 Abbildung 32: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Welche Erwartungen habe ich an die Veranstaltung? (Mehrfachantworten, insg. 203 Nennungen) 131 Abbildung 33: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Veranstaltungsformen (Mehrfachantworten, insg. 145 Nennungen) 132 Abbildung 34: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Welche Kompetenzen sollen vermittelt werden? (Mehrfachantworten, insg. 117 Nennungen) 13 4 Abbildung 35: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Beurteilung durch die Veranstalter (Angaben in absoluten Zahlen, n=49) 141 Abbildung 36: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Beurteilung durch die Unterstützer (Angaben in absoluten Zahlen, n=101) 142

Abbildung 12: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Übergeordnete Ziele der Begleitung (Mehrfachantworten, insg. 112 Nennungen) 085 Abbildung 13: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Kategorien für das übergeordnete Ziel „Selbstständige Lebensführung“ (Angaben in absoluten Zahlen, n=41) 086 Abbildung 14: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Kategorien für das übergeordnete Ziel „Teilhabe ermöglichen“ (Angaben in absoluten Zahlen, n=33) 086 Abbildung 15: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Kategorien für das übergeordnete Ziel „Übergang ermöglichen“ (Angaben in absoluten Zahlen, n=30) 087 Abbildung 16: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Anzahl der Maßnahmen, die für die einzelnen Zwischenziele formuliert wurden (insg. 550 Nennungen) 088

Abbildung 17: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Überprüfung der Zwischenziele durch die Projektmitarbeiter (Mehrfachantworten, insg. 120 Nennungen) 102 Abbildung 18: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Überprüfung der übergeordneten Ziele durch die Projektmitarbeiter (Mehrfachantworten , insg. 69 Nennungen) 103 Abbildung 19: Evaluation personenbezogener Begleitprozesse – Beurteilung der Begleitprozesse durch die TN (Angaben in absoluten Zahlen, n=72) 105 Abbildung 20: Evaluation der Qualifizierungsangebote – In welcher Funktion nehmen die Unterstützer teil (Angaben in absoluten Zahlen, n=50) 118 Abbildung 21: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Die Wohnformen der TN, die durch einen Unterstützer begleitet werden (Angaben in absoluten Zahlen, n=24) 119 Abbildung 22: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Die Betreuungssituation der TN, die durch einen Unterstützer begleitet werden (Angaben in absoluten Zahlen, n=24) 120 Abbildung 23: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Der Beschäftigungsstatus der TN, die durch einen Unterstützer begleitet werden (Angaben in absoluten Zahlen, n=24) 120

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./ abbildungsverzeichnis

Abbildung 47: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Wo sehen Sie diesbezüglich noch große Lücken bzw. Mängel in Ihrer Region? (Mehrfachantworten, insg. 303 Nennungen) 163 Abbildung 48: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – In welchen Bereichen wurden durch das Projekt beachtliche Fortschritte erzielt? (Mehrfachantworten, insg. 183 Nennungen) 165 Abbildung 49: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Sind Sie bereit, sich (weiter) für die Gruppe älterer Menschen mit Behinderung zu engagieren? (Mehrfachantworten, insg. 173 Nennungen) 167 Abbildung 50: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Was müsste Ihrer Meinung nach getan werden, damit sich hierfür mehr Menschen engagieren? (Mehrfachantworten, insg. 254 Nennungen) 168 Abbildung 51: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Weitere Stellungnahmen (Anregungen, Kritik, Lob) zum Projekt (Angaben kategorisiert, insg. 71 Nennungen) 169

Abbildung 37: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Beurteilung durch die TN (Anteil der Nennungen „Trifft voll zu“ in %) 14 3 Abbildung 38: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Funktionen, in denen die Multiplikatoren am Projekt beteiligt waren (Mehrfachantworten, insg. 156 Nennungen) 154

Abbildung 39: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen –Multiplikatoren hinsichtlich ihrer primären Funktion kategorisiert (Angaben in absoluten Zahlen, n=140) 155 Abbildung 40: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Thema ‚ältere Menschen mit Behinderung‘? ( Angaben in %) 156 Abbildung 41: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Umfang der Projektbeteiligung der Multiplikatoren, kategorisiert (Angaben in %) 157 Abbildung 42: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Inwiefern hat sich für Sie die Bedeutung des Themas durch das Projekt verändert? (Angaben in %) 158 Abbildung 43: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Hat sich Ihre Einstellung zur Situation älterer Menschen mit Behinderung durch das Projekt verändert? (Mehrfachantworten, insg. 194 Nennungen) 159 Abbildung 44: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Wurden Ihre Kompetenzen in der Unterstützung älterer Menschen mit Behinderung durch das Projekt erweitert? (Angaben in absoluten Zahlen, n=140) 160 Abbildung 45: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Welche weiteren Kompetenzen sind nach Ihren Erfahrungen im Projekt besonders wichtig für die Unterstützung oder Begleitung älterer Menschen mit Behinderung? (Angaben in absoluten Zahlen, n=88) 161 Abbildung 46: Evaluation sozialraumbezogener Entwicklungen – Hat sich Ihre Kenntnis über passende Unterstützungsangebote durch das Projekt verbessert? (Angaben in %) 162

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./ tabellenverzeichnis

Tabelle 13: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „Soziale Kontakte (wieder-) herstellen/ausweiten“ 090 Tabelle 14: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „(Frei-) Zeitgestaltung optimieren“ 092 Tabelle 15: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „Das Thema Ruhestand bearbeiten“ 094 Tabelle 16: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „Gesundheit/Mobilität fördern“ 095 Tabelle 17: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „Ehrenamtliche gewinnen/unterstützen“ 097 Tabelle 18: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „Passende Wohnform im Alter finden“ 098 Tabelle 19: Personenbezogene Evaluation – Formulierte Maßnahmen für das Zwischenziel „Passenden Arbeitsplatz suchen/Arbeitsbedingungen anpassen“ 099 Tabelle 20: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Überblick über die Kurseinheiten 115 Tabelle 21: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Anzahl der Kurseinheiten und eingesandten Bögen für Veranstalter nach Projektträgern 117 Tabelle 22: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Anzahl der Unterstützer und eingesandten Bögen nach Projektträgern 117 Tabelle 23: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Anzahl der TN und eingesandten Bögen nach Projektträgern 123 Tabelle 24: Evaluation der Qualifizierungsangebote – Überblick über die Lernzielbereiche 133

taBellenVerzeichnis

Tabelle 1: Durchschnittliche Lebenserwartung innerhalb der beiden Stichproben aus Westfalen-Lippe und Baden-Württemberg im Vergleich zur deutschen Gesamtbevölkerung (auf Basis der Daten aus der Alter erleben-Studie, Dieckmann/Metzler 2013, S. 15) 017 Tabelle 2: Zentrale Projektaktivitäten nach Handlungsfeldern 040 Tabelle 3: Aktivitäten im Handlungsfeld Öffentlichkeitsarbeit/für das Thema werben 046

Tabelle 4: Aktivitäten im Handlungsfeld Netzwerkaufbau 047

Tabelle 5: Aktivitäten im Handlungsfeld Initiierung und Unterstützung von ehrenamtlichem Engagement 049 Tabelle 6: Aktivitäten im Handlungsfeld Infrastruktur und Sozialplanung 051 Tabelle 7: Personenbezogene Evaluation – Überblick über die Projekte der personenbezogenen Evaluationsebene 065

Tabelle 8: Personenbezogene Evaluation – Anteil der Teilnehmenden mit erheblichen oder umfassenden Beeinträchtigungen bezüglich der Aktivität und Teilhabe in ausgewählten Bereichen (basierend auf der Klassifikation des ICF) 069 Tabelle 9: Personenbezogene Evaluation – Überblick über die Lebenskontexte 075 Tabelle 10: Personenbezogene Evaluation – Angegebene Gründe für die Teilnahme (Mehrfachnennungen, n=118) 081 Tabelle 11: Personenbezogene Evaluation – Kategorisierte Angaben zu den Beteiligten der Vorklärungen 082 Tabelle 12: Personenbezogene Evaluation – Kategorisierte Angaben zu den Beteiligten am Prozess der Zielvereinbarungen 08 4

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./ anhang – Selbstbeschreibung der Projektträger

zur Zielerreichung (PATH). Weitere Unter-stützerkreistreffen können je nach Bedarf folgen.

In den vergangenen drei Jahren haben 42 Personen am Projekt teilgenommen. Die Träume und Ziele der Teilnehmer waren sehr unterschiedlich. Von „Hilfe, mein geliebter Plattenspieler ist defekt“ über „ich möchte nach Berlin umziehen“, „ich möchte mich selbstständig machen als Dekorateu-rin“, „ich möchte aufhören zu trinken“, „ich möchte einen Betreuerwechsel“, „mein Tes-tament“, usw.

Ein Beispiel aus der Praxis: Walter K. (50 J.) lebte seit der Schulzeit Zuhause bei seinen Eltern, mit wenig Kontakten zu Gleichalt-rigen. Über die Altenhilfe-Beratungsstelle erfolgte der Erstkontakt zur Familie. Alle waren mit der Zukunftsplanung einverstan-den. So machte ich acht Hausbesuche und wir arbeiteten die Unterlagen durch. Dieser Prozess dauerte drei Monate. Walter K. hatte viele Wünsche und Ziele. Sein allergrößter Wunschtraum war es „arbeiten zu gehen“ und „nette Menschen kennenlernen“. Walter K. hatte für seinen Unterstützerkreis auch die Mitarbeiterin der Altenhilfe-Beratungs-stelle eingeladen und alle überlegten mit ihm gemeinsam, wie sein großer Traum und die kleineren Ziele in Erfüllung gehen könn-ten. Es entstand eine Dokumentation mit einem Zeitplan, mit Zwischenzielen und wer Walter K. dabei unterstützt. Im September 2012 war es dann soweit. Walter K. wurde in der WfbM „Maximilian Kolbe“ in Konstanz als neuer Mitarbeiter aufgenommen. Die ganze Familie, besonders die Eltern, sind bis heute sehr erstaunt über die neuen Fähigkei-ten ihres Sohnes. Walter K. sagt heute über

die Zukunftsplanung: „Mich freut es jeden Tag, dass ich zum Arbeiten gehen kann – ich gehe so gerne. Ohne die Zukunftsplanung würd ich heute noch Daheim alleine sein.“ Die Mutter: „Ich bin viel ruhiger geworden, da ich jetzt weiß, dass Walter eine sicherere Arbeitsstelle gefunden hat und er sich dort wohl dabei fühlt“.

Schon zu Beginn des Projektes Altissimo war klar, wenn ich mit älteren Menschen arbeite, dass einige von ihnen nur einen klei-nen Familien- und Bekanntenkreis haben. Deshalb habe ich als Unterstützung bald vier ehrenamtlichen Mitarbeitern hinzu genommen. Diese Gruppe ist sehr schnell gewachsen. Aktuell sind es 15 Personen. Die Ehrenamtgruppe hat gemeinsame Ziele formuliert und sich den Namen wir-na-und gegeben. Die Ehrenamtgruppe als auch die Angebote und Aktionen sind inklusiv, Men-schen mit und ohne Behinderung planen und gestalten gemeinsam. Entstanden ist eine ständige Fröhliche Singgruppe, die sich regelmäßig seit 2 Jahren alle 14 Tage trifft. Es gibt jährlich wiederkehrende Auftritte z.B. auf der Insel Mainau, bei der Seniorenschiff-fahrt des Sozialamtes Konstanz und bei ver-schiedenen Anlässen. Durch das laufende Jahr gibt es drei Begegnungsnachmittage mit einem bunten Programm. Hierbei kann jeder sich mit seinen Talenten einbringen. Bei den Aktionen und Angeboten nehmen 30 bis 50 Personen teil. Ebenfalls engagiert sich die Gruppe an politischen Aktionen, wenn es um die Belange von Menschen mit Behinderung geht. Wie z. B. Organisation und Durchführung von sieben Demonstra-tionen am Konstanzer Bahnhof, sie erhoben ihre Stimme im Stadtrat bei der Bürgerfra-gestunde und organisierten jährlich den im

Das Projekt „Altissimo – Persönliche Zu kunftsplanung“ wurde gut in der Stadt und im Landkreis Konstanz angenommen. Bis heute gibt es wöchentliche Anfragen von hilfesuchenden Menschen, mit und ohne Behinderung, auch von Ärzten, Rechtsan-wälten und sozialen Einrichtungen.

Das Projekt Altissimo gehört zum Bereich Allgemeiner Sozialer Dienst des Caritasver-bandes Konstanz e.V. Nach dem Motto „Not sehen und handeln“ ist der Caritasverband Konstanz e.V. in fünf Betätigungsfeldern aktiv: Menschen Arbeit geben; Menschen mit Behinderung ein Zuhause geben; Hilfs-bedürftigen Halt geben; Senioren Alltag geben; Kinder und Familien Zukunft geben. Zielgruppen des Projektes Altissimo sind alle Menschen mit und ohne Behinderung ab 50 Jahre, die über ihre eigenen Träume, Wünsche und ihre Ziele für ihr Leben nach-denken und in gangbare Schritte umsetzen möchten. Im Mittelpunkt steht die planende Person. Besonders sind Menschen angespro-chen, die vor einer Veränderung stehen, die unzufrieden mit ihrem Leben sind und etwas verändern möchten, die Träume und Wünsche haben, aber nicht wissen wie sie diese verwirklichen können.

Das Ziel von Altissimo ist beim Erkennen und Realisieren von eigenen Träumen und Wünschen zu unterstützen. Wie möchte die planende Person zukünftig leben, was möchte sie verändern und welche Unterstüt-zung benötigt sie zur Verwirklichung ihres Lebensentwurfes. Grundlage für Altissimo als Arbeitshilfe ist der Ordner „Gut Leben“ von der Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. und „I want my dream“ von Dr. Stefan Doose. Die Methoden der persönlichen Zukunfts-planung sind sehr vielfältig. Es gibt ein Arbeitsbuch mit Arbeitsblättern, Traum-, Hut- und Lebensstilkarten, mit diesen wird es möglich, die Träume und Wünsche der planenden Person herauszuarbeiten. Danach folgt ein Unterstützerkreistreffen mit Ange-hörigen, Freunden, Bekannten. Bei Personen, die sehr isoliert leben und auf kein gewach-senes soziales Netzwerk zurückgreifen kön-nen, steht eine Gruppe von Ehrenamtlichen zur Verfügung. Beim Unterstützerkreis-treffen denken alle gemeinsam nach über Träume, Wünsche und Ziele der planenden Person. Es wird eine gemeinsame Bestands-aufnahme (MAP) gemacht: Wie sieht die Situation heute aus, welche Stärken hat die Person und welche Unterstützung braucht sie? Danach wird ein Plan erstellt, der Weg

a. projektüBersicht

1. altissiMo – persönliche zukunFtsplanung

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Ältere Menschen mit Behinderung auf dem Weg in den Ruhestand

Kooperationsprojekt der Diakonischen Werke Breisgau-Hochschwarzwald und Freiburg sowie des Caritasverbandes Freiburg-Stadt, gefördert durch die Baden-Württemberg Stiftung

1. projek t titel und projek t tr Äger Der Projekttitel lautete „Aktiv den Über-gang als Chance gestalten!“ – Wenn ich ein-mal nicht mehr arbeite …, Ältere Menschen mit Behinderung auf dem Weg in den Ru-hestand.“ Es handelte sich dabei um ein Ko-operationsprojekt der Diakonischen Werke Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald sowie des Caritasverbandes Freiburg-Stadt e.V. Die drei Träger sind im Bereich der An-gebote für Menschen mit Behinderung in der Stadt Freiburg sowie den beiden Land-kreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen federführend tätig. Darüber hinaus wurden unterschiedliche Koopera-tionspartner aus der Region miteinbezogen, um die Angebote für ältere Menschen mit Behinderung auszubauen und zu vernet-zen. Hervorzuheben sind hierbei die Begeg-nungsstätten für Senioren, die regionalen Hospizbewegungen, Volkshochschulen, un-terschiedliche Senioren- und Pflegeheime, Pflegestützpunke und Beratungsstellen für ältere Menschen und deren Angehörige so-wie die Verbraucherzentrale Baden-Würt-temberg.

2. zielgruppe Zielgruppen sind ältere Menschen mit einer geistigen und körperlichen Behinderung, die sich in Übergangssituationen befinden, bzw. die unmittelbar vor Übergängen ste-hen. Klassische Beispiele für solche Über-gänge sind zum Beispiel der Übergang vom Erwerbsleben (überwiegend aus der WfbM) in die Berentung oder vom langjährigen Wohnen bei Angehörigen in eine selbst-ständige oder stationäre Wohnform.

3. projek tBeschreiBung Die drei Projektträger haben sieben umfas-sende Kursreihen zur Vorbereitung auf den Ruhestand in der Stadt Freiburg sowie den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen angeboten, an denen insgesamt 45 ältere Menschen mit Behinde-rung teilgenommen haben. Die Kursreihen fanden im wöchentlichen Rhythmus statt und dauerten zwischen sechs und neun Mo-naten. Inhalte der Kursreihen waren: Bio-grafiearbeit, körperliche Veränderungen im Alter, gesunde Ernährung, Sport und Bewe-gung, Freizeitgestaltung, soziale Kontakte, Wohnen im Alter, Mobilität und Fortbewe-gung sowie Geld und Finanzen. Obendrein wurden unterschiedliche Exkursionen (z.B. in Volkshochschulen oder Seniorenheime) durchgeführt und externe Referenten (z.B. von der Hospizbewegung, Ernährungsbera-ter oder ausgebildete Gedächtnistrainer) in die Kursreihen miteinbezogen.

Mai stattfindenden Protesttag von Aktion Mensch. Oft werden aus Teilnehmern von Altissimo engagierte Ehrenamtliche oder treue Sänger in der Fröhlichen Singgruppe.

„Das Interesse an der persönlichen Zukunfts-planung und der dadurch entstandenen Ehrenamtgruppe mit den verschiedenen inklusiven Aktionen wird innerhalb des Caritasverbandes als auch von der Bevölke-rung in Konstanz und des Landkreises sehr gut angenommen, so dass dies auch nach Ablauf des Projektes weiter bestehen wird“ laut Aussage von Herrn Ehret, Vorstand des Caritasverbandes Konstanz e. V. Das Projekt wird ab 1.2.2014 in Alltissimo umbenannt und steht dann für alle Menschen unabhän-gig ihres Alters offen. Das Besondere an dem Planungsverfahren „Zukunftsplanung“ ist, dass es den Menschen mit und ohne Behin-derung in den Mittelpunkt stellt und sein gesamtes Umfeld in die Planung und Umset-zung mit einbezieht.

kontak tCaritasverband Konstanz e.V. Projektleitung Helga Noe Dipl. Sozialarbeiterin Uhlandstraße 15 78464 Konstanz Tel. 0176 112 002 58 [email protected] www.altissimo-caritas-konstanz.de

2. „aktiV den üBergang als chance gestalten!“wenn ich einMal nicht Mehr arBeite …

./ anhang – Selbstbeschreibung der Projektträger

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Seniorenspezifisch wurden unterschiedli-che Freizeit-, Bildungs- und Begegnungs-angebote im Heinrich-Hansjakob-Haus in Freiburg, beim „Arbeitskreis Behinderte an der Christuskirche“ in Freiburg, im „Haus Demant“ in Kirchzarten-Burg sowie in der Diakonischen Initiative in Müllheim-Hügel-heim umgesetzt.

Hierzu zählen u.a. mehrere auf die Region verteilte offene Seniorentreffs für Men-schen mit einer geistigen Behinderung, die als niederschwelliges Freizeitangebot gro-ßen Zulauf fanden. In den Treffs werden sowohl Inhalte des Kurses aufgegriffen und vertieft als auch Freundschaften geknüpft und gepflegt. Es sollen zudem neue Freizeit-möglichkeiten kennengelernt werden; Aus-flüge und Besuche der Begegnungsstätten gehören neben dem Kaffeetrinken deshalb ebenso zum Programm wie z.B. der Besuch der Stadtbibliothek oder einer Kegelbahn.

Zudem wurden einmal im Quartal themen-spezifische Tagesseminare als sog. Kontakt- und Partnerbörse für Senioren mit geistiger Behinderung angeboten. An diesen Tagen wurden Themen wie „Ich entdecke meine Stadt“, „Verlusterfahrungen“, „Gemeinsam alt werden – ein Tag für Paare“ bis hin zu „Sexualität im Alter – darf das sein?“ behan-delt. Auch ein aus den Kursen entstandenes gezieltes Angebot: „Gedächtnistraining“ für jüngere und ältere Menschen mit Behinde-rung wird sehr gut angenommen.

Aufgrund der Notwendigkeit der Angebote und der steigenden Anzahl von älteren Men-schen mit Behinderung, die in den Ruhe-stand eintreten, werden einzelne Angebote, insbesondere die offenen Seniorentreffs,

punktuell auch über den Förderzeitraum hinaus weitergeführt.

4. einschÄt zungen Die drei Träger schätzen die Ergebnisse des Projektes als äußerst positiv ein. Fundierte Informationen und erprobte Angebote gerade in Bezug auf Senioren mit Behinde-rung auf dem Weg in den Ruhestand sind sowohl für die Einrichtungen der Behin-dertenhilfe und Altenhilfe, als auch für betroffene Angehörige und Familien wich-tig und notwendig. Auch die Kooperations-partner vor Ort schätzen die Situation ähn-lich ein. Die Öffentlichkeit hat aufgrund unterschiedlichster Presseinformationen und einer deutlichen medialen Aufwer-tung der Thematik im Projektzeitraum auf die Angebote sehr positiv reagiert.

kontak tCaritasverband Freiburg-Stadt e. V.Karlheinz GäßlerHerrenstraße 679098 FreiburgTel. 0761 319 16-41karlheinz.gaessler@caritas-freiburg.dewww.caritas-freiburg.de

Diakonisches Werk des Evangelischen Kirchenbezirks Breisgau-HochschwarzwaldMathias SchulzHauptstraße 28 79199 KirchzartenTel. 07651 93 99-0mathias.schulz@diakonie.ekiba.dewww.diakonie-breisgau-hochschwarzwald.de

Diakonisches Werk Freiburg / Arbeitskreis Behinderte an der ChristuskircheBertram GoldbachAnja PokornyMaienstraße 2 79102 FreiburgTel. 0761 767 727 [email protected] [email protected]

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1. projek t titel und projek t tr Äger Förderung der Selbstständigkeit von älte-ren Menschen mit Behinderung In der GWW – Gemeinnützige Werkstät-ten und Wohnstätten GmbH haben sich 17 Organisationen zusammen geschlossen: Landkreise, Große Kreisstädte und Vereine der Behindertenhilfe. Sie wollen in gemein-samer sozialer Verantwortung Menschen mit Behinderung in den Landkreisen Calw und Böblingen die Teilhabe am gesellschaft-lichen Leben ermöglichen. In über 20 Ein-richtungen bietet die GWW Arbeits-, Wohn-, Förder-, Betreuungs- und Bildungsplätze für derzeit ca. 1.300 Menschen mit Behinderung an. Dabei kooperiert sie in vielfältiger Weise mit verschiedenen Kostenträgern, regiona-len Anbietern und wirtschaftlichen Unter-nehmen.

2. zielgruppe Zielgruppe des Projektes sind Menschen mit Behinderung ab 55 Jahren, die in der GWW betreut werden und noch in ihrer Herkunfts-familie leben und auf absehbare Zeit eine neue Wohnform für sich finden müssen, im stationären Wohnbereich leben, aus der Werkstatt ausscheiden werden und für sich eine andere Art der Tagesgestaltung finden müssen, in einer selbstständigen Wohnform leben, mit dem Übergang in den Ruhestand ihre gewohnten Sozialbezüge verlieren, denen Altersvereinsamung droht, oder die ihre Lebenszusammenhänge im Alter neu organisieren müssen

3. projek tBeschreiBung Die angestrebte Planung des Ruhestandes durch Vermittlung von Informationen, Kompetenzen und Perspektiven, Aufbau und Pflege von sozialen Netzwerken, Auf-zeigen von Kontinuität und Eingehen auf wichtige zentrale Themen wurde in vielfäl-tiger Weise im Rahmen einer Experimen-talgruppe mit 10-15 Menschen mit Behinde-rung und in der Unterstützung im Einzelfall erprobt. Sie ist zwischenzeitlich im festen Fokus einer jeden Begleitplanung für und mit Menschen ab dem 55. Lebensjahr. Es wird darauf geachtet, andere Lebensent-würfe und Formen der Lebensgestaltung kennenzulernen, auszuprobieren und um-zusetzen. Die in der Experimentalgrup-pe erprobten Methoden und Inhalte sind durch die Gruppe selbst bewertet worden. Als hilfreich eingestufte Angebote werden in den Alltag übernommen. Herauszustel-len ist, dass vor allem die Angebote mit Informationsgehalt (Informationspakete Wohnformen, „Was macht mir Sorgen?“, Alter und Sucht u. a.) besonders positiv be-wertet werden. Einige Angebote wurden in Kooperation mit Sozialraumangeboten gestaltet (z.B. AOK-Sturzprophylaxe). Es werden Wahlmöglichkeiten zu Angeboten im sozialen Umfeld geschaffen. Ein selbst-bestimmtes Leben im Alter im bekannten Lebensumfeld soll möglichst lange erhal-ten werden. Durch vertiefte Zusammen-arbeit mit Kooperationspartnern wie dem Altenpflegeheim Wildberg (beim Erweite-

3. Förderung der selBststÄndigkeit Von Älteren Menschen Mit Behinderung

rungsneubau ist eine bestimmte Platzzahl für Menschen mit Behinderung geplant) lässt sich ein Übergang einer intensiv pfle-gebedürftigen Person im Bedarfsfall gut gestalten. Zusätzlich hat sich der Bereich einer gegenseitigen Personalentwicklung (gemeinsame Schulungen) und kollegiale Beratung für beide Seiten als sehr sinnvoll erwiesen.

Das Konzept einer „virtuellen Seniorenwerk-statt“ ist zur Wunschverwirklichung nach einer sinnstiftenden Tätigkeit nach Austritt aus dem Arbeitsleben eingeführt worden.

Quartierskonzepte, die Vernetzung alters-gerechter Wohn-, Betreuungs- und Versor-gungsmöglichkeiten wurden mit externen Partnern diskutiert. Ein Konzept wird derzeit mit kommunalen Entscheidern diskutiert.Vorhandene Angebote des Sozialraumes wurden anhand einer Angebots-Landkarte und in einer Übersichtsliste mit Sozialrau-mangeboten von möglichen Netzwerk-partnern sichtbar gemacht. Sie lassen ein bedarfsorientiertes, individuell interessen-orientiertes Planen und Handeln zu.

4. einschÄt zungen Mit Hilfe der Förderung seitens der Baden-Württemberg Stiftung ist es gelungen, wichtige Themen für Senioren mit Behin-derung sowohl in der internen Betrachtung anzugehen als auch in den Gesprächen, Darstellungen, Diskussionen und Koopera-tionen nach außen zu tragen. Auch wenn der Öffnungsprozess von Sozialraum-angebote für Menschen mit Behinderung sicher noch nicht abgeschlossen ist, sind wir einen großen Schritt vorangekommen. Der Grundsatz, dass Integration und Teil-

habe behinderter Menschen in erster Linie in kommunalen Bezügen verankert und verantwortet werden müssen, ist durch das tragfähige Netzwerk zum Seniorenrat, zu Lebenshilfen, anderen Leistungserbringern wie Pflegewohnheimen und ambulanten Pflegediensten, Vereinen, Krankenkassen, Initiativen, Ehrenamtlichen usw. gelebt worden.

kontak tGWW – Gemeinnützige Werkstätten und Wohnstätten GmbHMarlis Haller, ProjektleiterinRobert-Bosch-Straße 1571116 Gärtringen Tel. 07034 270 411 41 [email protected]

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1. projek t titel und projek t tr ÄgerProjekttitel: „Hinter dem Horizont geht’s weiter … – was kommt nach den Eltern?“Projektträger: Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg e.V.

Der Landesverband (kurz: LVKM) ist 1966 von Eltern spastisch gelähmter Kinder gegrün-det worden als Selbsthilfeorganisation der Behindertenhilfe. Heute sind 39 regionale Organisationen mit etwa 5.000 Familien mit körper- und mehrfachbehinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Mitglied. Das Ziel des Verbandes ist seit sei-ner Gründung unverändert: Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung in ihrem selbstbestimmten Leben zu fördern – ganz im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe: „Glück kann man teilen. Sorgen auch.“

Zu den Arbeitsfeldern gehören die Unter-stützung, Beratung und Begleitung von Familien mit körperbehinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Baden-Württemberg sowie deren sozialpolitische Interessensvertretung. Im Mittelpunkt steht derzeit die praktische Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung.

Das Projekt wurde gemeinsam mit dem Körperbehinderten-Verein Stuttgart e. V. umgesetzt.

2. zielgruppeMenschen mit schweren Behinderungen, die noch in ihrer Herkunftsfamilie, in einer eigenen Wohnung oder in betreuten Wohn-formen (ambulant betreutes Wohnen oder Wohnheim der Behindertenhilfe/Einglie-derungshilfe) leben. Die Projektteilnehmer benötigen im Alltag Assistenz, teilweise rund um die Uhr. Einzelne Projektteilneh-mer benötigen zudem Unterstützung bei der Kommunikation (z. B. BLISS-Symbole, u. ä.) Sie arbeiten in einer Werkstatt für behinderte Menschen, besuchen eine Tages-förderstätte oder sind bereits im Ruhestand.

3. projek tBeschreiBungIn der Behindertenhilfe ist das Thema „Älter werden“ ins Bewusstsein geraten. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem, Betreu-ungskonzepte für die Generation 60 + zu finden. Doch was bewegt die Menschen mit Behinderung selbst wenn sie an das „Älter werden“ denken? Für viele Menschen mit schweren Behinderungen sind die Eltern oft-mals die wichtigsten Bezugspersonen und Ratgeber in allen Lebenslagen. Die Eltern geben Geborgenheit und Sicherheit. Eine der größten Sorge von Menschen mit schweren Behinderung lautet daher: „Was ist, wenn meine Eltern nicht da sind?“

„Nichts über uns ohne uns!“ Ziel des Projek-tes war es daher, Menschen mit Behinde-rung zu stärken – auch ganz im Sinne von

4. „hinter deM horizont geht’s weiter … – was koMMt nach den eltern?“

Empowerment. Die bestehenden Zukunfts-ängste sollten „bei den Hörnern gepackt wer-den“, da man nicht vor den Ängsten „wegrol-len“ kann. In Seminaren, Gesprächsrunden und vielen Einzelgesprächen wurden gemeinsam Strategien zur Bewältigung der Ängste entwickelt, um die „Herausforde-rung Zukunft“ zu meistern. Es ging dabei um das eigene Altern, den Umgang mit Demenz, den Umgang mit dem Abschiednehmen, Sterben und Trauern, die Kommunikation in der Familie sowie die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte. Im Pro-jektzeitraum wurden dazu Handreichungen entwickelt.

Einige Projektteilnehmer möchten in Zusammenarbeit mit dem Hospiz eine Aus-bildung zum ehrenamtlichen Trauerbeglei-ter absolvieren. Mehrfach wurden die Pro-jektteilnehmer eingeladen, über das Projekt zu berichten.

4. einschÄt zungen „Ich will ein würdevolles und selbstbe-stimmtes Leben – bis zum Lebensende. Ich will nicht, dass einer für mich entscheidet. Ärzte meinen immer, nur weil ich Spastike-rin bin, kapiere ich nicht. Das stimmt aber nicht.“ – „Ich will mitreden, wenn es um mich geht oder auch um meine Eltern, wenn die Hilfe brauchen.“ – „Wir sind zusammen traurig und wir können zusammen lachen. Das ist völlig in Ordnung.“ – „Wir können über alles reden – und über alles schwei-gen.“ „Ich lebe mein Leben – und nicht das anderer Leute.“ – „Die Angst vor der Zukunft wird kleiner, denn ich weiß jetzt: ‚hinter dem Horizont geht’s weiter.‘

kontak tLandesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg e.V.Jutta Pagel-SteidlSchwabstraße 55 70197 StuttgartTel. 0711 505 398 [email protected]

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in den Ruhestand gibt. Aus diesem Grund wurden zusätzlich zu dem Projektantrag das Bildungsangebot Zukunft gestalten – mit 60 da fängt das Leben an in den Werkstätten entwickelt und angeboten.

4. einschÄt zungVon den Projektteilnehmern und ihren Angehörigen wurde das Projekt gut ange-nommen und als hilfreich betrachtet. Besonders die individuelle Betreuung wurde positiv bewertet. Die Vorstellungen der Teilnehmer, was sie in ihrem Ruhestand machen möchten, konnten großteils umge-setzt werden. Als schwierig stellte sich die Suche nach Ehrenamtlichen heraus.

Die Anzahl der im Projekt individuell betreu-ten Personen war aufgrund der aktuellen Altersstruktur der Beschäftigten in den Werkstätten eher gering. Durch eine längere Projektlaufzeit hätte sich die Anzahl der am Projekt teilnehmenden Personen erhöht. Somit könnte auch das Ziel, der Öffnung von bereits vorhandenen Altenhilfeangeboten in einem wohnortnahen Umfeld, intensi-viert und ausgebaut werden.

Die Bereitschaft der in der Altenhilfe tätigen Vereine und Einrichtungen auch älter Men-schen mit Behinderung in ihren Angeboten aufzunehmen ist vorhanden. Hierbei muss jedoch auch der Inklusionswille der zukünf-tigen Rentner vorhanden sein. Es konnte beobachtet werden, dass dieser Generation vermutlich aufgrund ihrer Sozialisation die Bereitschaft inklusive Angebote wahrzu-nehmen oftmals fehlt.

Eine Vielzahl der Befragten wünscht sich für ihren Ruhestand weiterhin eine Teilzeitbe-

schäftigung in der ihr bekannten Werkstatt. Im Landkreis Biberach gibt es für diesen Per-sonenkreis mit dem „Zuverdienstmodell“ bereits ein passendes Angebot, welches bei den Projektteilnehmern gerne angenom-men wurde.

Das Projekt und die dahinter stehenden Idee ist in Hinblick auf die demografische Entwicklung, auch bei Menschen mit Behin-derung, ein guter innovativer Ansatz. Um diese Ziele auch langfristig verwirklichen zu können, müsste jedoch die Projektidee dauerhaft umgesetzt werden.

kontak tLandratsamt BiberachFrank GmeinderRollinstraße 1888400 BiberachTel. 07351 527 258 [email protected]

1. projek t titel und projek t tr ÄgerDas Projekt „Zukunft gestalten – Förderung der Selbstständigkeit von älteren Menschen mit Behinderung“ wurde von 01/2011 bis 12/2013 durch das Landratsamt Biberach durch Mitarbeiter des Fachbereichs Sozia-les durchgeführt. Projektpartner war die St. Elisabeth-Stiftung.

2. zielgruppeÄlter Menschen mit einer wesentlichen geis-tigen und/oder seelischen Behinderung, die in naher Zukunft das Rentenalter erreichen und in ambulanten Wohnformern betreut werden oder in einem privatem Umfeld leben.

3. projek tBeschreiBungDie Projektidee des Projektes Zukunft gestal-ten war die individuelle, einzelfallorientierte Begleitung der jeweiligen Projektteilnehmer bei der Planung ihres Ruhestands. Hierbei wurde versucht, die gemeinsam erarbeite-ten Ziele zusammen mit den Projektteilneh-mern und ihren Angehörigen umzusetzen.

Durch eine gezielte Kontaktaufnahme zu Vertretern der Gemeinden, Dienstleistern der Altenhilfe und sonstigen bürgerlichen bzw. karitativen Vereinigungen im wohn-ortnahem Umfeld der Teilnehmer wurde versucht, die individuellen Pläne in einem inklusiven Rahmen zu realisieren. Hierfür

sollten bereits vorhandene Netzwerke und Angebote der offenen Altenhilfe geöffnet und neue Zugangswege zu wohnortnahen Angeboten für Senioren ermöglicht werden.

In der Teilhabeplanung des Landkreises stellte sich heraus, dass es in der Begleitung und Betreuung von älteren Menschen mit Behinderung insbesondere im Bereich der privat oder ambulant betreut Wohnenden im Ruhestand Versorgungslücken gibt.

Daraus ergab sich das Ziel zu erfragen, wel-che Angebote die Zielgruppe für eine mög-lichst selbstbestimmte, inklusive Gestal-tung ihres Ruhestandes benötigt. Es konnten somit Erkenntnissen über die Lebenssitua-tion und die daraus resultierenden Bedürf-nisse von Menschen mit Behinderung beim Übergang in den Ruhestand gewonnen wer-den. Dem Landkreis Biberach war es dabei wichtig, keine weiteren neuen exklusiven Angebote für ältere Menschen mit Behin-derung zu schaffen, sondern vorhandene Strukturen zu nutzen. Bereits bestehende inklusive Teilhabemöglichkeiten im Land-kreis Biberach waren zu Projektbeginn weit-gehend unbekannt.

Durch Befragungen zu Beginn des Projektes hatte sich zudem herausgestellt, dass es in den Werkstätten wenige Angebote für die Beschäftigten zur Begleitung des Übergangs

5. zukunFt gestalten – Förderung der selBststÄndigkeit Von Älteren Menschen Mit Behinderung

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weiteres Feld sich bürgerschaftlich zu enga-gieren und Brücken zu bauen zwischen den noch unterschiedlichen Lebenswelten”, sagt Corinne Haag, Sozialplanung, Landratsamt Bodenseekreis.

kontak tLandratsamt BodenseekreisSozialplanungAnnette HermannAlbrechtstraße 75Zimmer A 41288045 FriedrichshafenTel. 07541 204 542 2 Fax 07541 204 742 2 [email protected]

1. projek t titel und projek t tr ÄgerAktiv für ältere Menschen mit Behinderung – Senioren für Senioren –

Angesiedelt ist das Projekt beim Landrats-amt Bodenseekreis in der Sozialplanung. Die Sozialplanung ist Teil und auch Initiator ver-schiedener Netzwerke in der Behinderten-, Alten- und Psychiatriehilfe.

Das Projekt entstand im Arbeitskreis Senio-ren des Netzwerkes Behindertenhilfe unter Beteiligung aller Einrichtungen sowie von Angehörigen und Betroffenen.

2. zielgruppeDie Zielgruppe des Projektes sind Senioren mit geistiger, körperlicher und/oder psy-chischer Behinderung, die sich im Über-gang vom Erwerbsleben in den Ruhestand befinden oder bereits im Ruhestand sind. Diese Senioren haben ein Interesse am gesellschaftlichen Leben, an Begegnungen und dem Austausch mit anderen älteren Menschen.

3. projek tBeschreiBungZiel des Projektes ist es nachhaltige Sozi-alpartnerschaften zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu vermitteln und zu begleiten. Um den Anforderungen von „Inklusion“ gerecht zu werden, geht es darum, Senioren mit Behinderung die Teil-habe in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zu ermöglichen und so deren Leb-

ensradius zu erweitern. Die ehrenamtlichen Assistenten erhalten Schulungen, die ihnen Grundlagenwissen für ihre Aufgabe bieten und ihnen Einblicke in die Lebenswelt der Menschen mit Behinderung ermöglichen. Regelmäßige Kontakte und der Austausch mit der koordinierenden Fachkraft, sowie Veranstaltungen der Anerkennung für die Ehrenamtlichen gehören ebenfalls zum Konzept.

Im Kern des Projektes steht der zwischen-menschliche Kontakt der Sozialpartner, der keine professionellen Muster trägt.

4. einschÄt zungen„Die ehrenamtlichen Senioren des Projek-tes sind eine konkrete, wertvolle, und fast nicht mehr wegzudenkende Bereicherung für die persönliche Lebensqualität unserer Bewohner“, so die Einschätzung von Axel Lemberger, gemeindenahes Wohnen Fried-richshafen, St. Gallus-Hilfe für behinderte Menschen gGmbH.

„Das Projekt ist zu einem wichtigen Bestand-teil des Netzwerkes Behindertenhilfe für die Inszenierung von Inklusion für ältere Men-schen mit Behinderung geworden. Zudem ist aufgrund des demografischen Wandels mit einer zunehmenden Zahl älterer Men-schen zu rechnen und so auch mit einer weiter ansteigenden Nachfrage nach die-sem Angebot. Für die Bürger und Bürger der Generation 60+ bietet das Projekt ein

6. aktiV Für Ältere Menschen Mit Behinderung – senioren Für senioren

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Zeit. Damit ist es für alle Beteiligten leichter sich aufeinander ein zu lassen. Gibt es darü-ber hinaus noch ein gemeinsames Motiv für die Reise, steigt die wechselseitige Akzep-tanz noch so verschiedener Menschen. Wir haben im Laufe des Projektes Erfahrun-gen auf mehreren Aktivreisen, namentlich Radfreizeiten gesammelt. Im Breisgau, an der Elbe und am Bodensee radelten ältere Men-schen mit und ohne Behinderung gemein-sam durch die Landschaft. Sie erfuhren gegenseitig ihre Leistungsgrenzen und vor allem ihre Fähigkeiten. Schon aus der ersten Radreise entstanden nachhaltige Bekannt-schaften zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Nicht, dass man wöchentlich in gemeinsame Aktivitäten verfallen wäre, aber man grüßte sich herzlich bei zufälligen Begegnungen und verabredete sich für eine erneute Reise im folgenden Jahr und hielt diese Verabredung auch ein. Als weiteres tragfähiges Modell erwies sich eine Bil-dungsreise. Ältere Menschen mit und ohne Behinderung bereisten gemeinsam Anda-lusien, erlebten und interpretieren gemein-sam ihr Umfeld und tauschten sich darüber aus. Momentan erproben wir das Modell der „Selbstbestimmten Individualreise“. Sieben Menschen mit Behinderung, darunter zwei aus unserer Zielgruppe planten gemeinsam eine Reise nach Nordamerika. Von großer Bedeutung für die Selbstständigkeit der Einzelnen war die Aushandlung von Reise-zeitraum und -route.

Im Bereich der alltäglichen Freizeitgestal-tung entstand kaum ein Miteinander, bes-tenfalls ein Nebeneinander. Für die Steige-rung der Selbstständigkeit unserer Klienten waren Angebote in diesem Bereich von geringer Bedeutung. Kontaktflächen von

ähnlicher Qualität wie eine Reise erfordern einen sehr hohen Aufwand und entwickeln keine Wirkung.

Wir setzten viel Hoffnung in ein abendli-ches Unterhaltungsformat, das vom Publi-kum auch begeistert aufgenommen wurde. Von Livemusik gerahmt, veranstaltet in einem von Menschen mit Behinderung betriebenen Bistro, wurden pro Abend vier Gäste in Interviews und Publikumsspielen vorgestellt. Bei zwei Gästen gleichen Alters, davon ein Mensch mit Behinderung, waren ihre Biografien das Thema, bei den beiden anderen Gästen ihre beruflichen und sozi-alen Funktionen. Während aller drei Veran-staltungen entstand bestenfalls ein Neben-einander.

Beim zweiten Ziel, der Einbindung von älte-ren Menschen mit Behinderung in ihren ver-trauten Wohnquartieren mit Hilfe von assis-tiertem und betreutem Wohnen, ersetzten wir die Idee von Wohnquartier und Nach-barschaft durch die der persönlichen Lebens-welt als vorrangig erfahrene Sozialräume. Einige unserer Klienten befanden sich in einem abgestuften Übergang aus der Erwerbsarbeit in den Ruhestand. Aus gesundheitlichen Gründen reduzierte sich ihre Arbeitszeit. Manche arbeiteten nur noch den halben Tag, andere vier oder drei Tage die Woche. Für alle war das selbstständige, sinnvolle Ausfüllen der neu entstandenen, frei verfügbaren Zeit schwierig. Wir began-nen mit einigen Klienten die freien Tage zu koordinieren, damit sie gemeinsam einen festen Tag in der Woche gestalten konnten. Wechselseitig lud man sich zum gemeinsa-men Frühstück ein, besprach die möglichen Unternehmungen, die sich für den Tag anbo-

1. projek t titel und projek t tr ÄgerDas Projekt Hand in Hand zum Unruhestand war in der ambulanten Begleitung von Frei-zeit und Wohnen angesiedelt. Die betrach-tete Altersgruppe waren Klienten im Alter von 45 Lebensjahren und älter. Das gefühlte Ich-Alter und das zugewiesene soziale Alter erschienen hinsichtlich der Selbstständig-keit der Klienten von größerer Bedeutung als das biologische Alter. Von den ca. 140 Klien-ten die biologisch älter als 45 Jahre waren, hatten wir mit 42 Klienten mehrfach Kon-takt. 27 Klienten nutzten die Angebote des Projektes intensiv. 12 Klienten wurden fall-bezogen evaluiert.

Die roten Fäden im Projekt waren zum einen das Verständnis von Selbstständigkeit als Wechselspiel zwischen Einzelnen und ihrem sozialen Umfeld. Zum anderen die betrach-teten Übergänge von der Erwerbsarbeit zu sinnstiftender und lebensstrukturierender Tätigkeit, von der Kind-Rolle hin zu einer ver-antwortlichen und tragenden Rolle im Fami-liensystem, vom Betreuten-Betreuer-Verhält-nis hin zu einem Handelnden-Assistenten -Verhältnis im professionellen Rahmen. In den Bereichen „Freizeit“ und „Reisen“ experimentierten wir mit zahlreichen Angeboten. Dabei zeigten Aktivreisen ein besonderes Potenzial Selbstständigkeit zu fördern. Völlig anders entwickelte sich die Arbeit im Bereich ambulant betreutes Woh-nen. Hier stand die individuelle Förderung von persönlichen und sozialen Kompeten-

zen der Klienten im Vordergrund. Parallel dazu konnten Kriterien definiert werden mit deren Hilfe Profile der Klienten und ihrer umgebenden Sozialräume erstellt wer-den können. Die Arbeit mit diesen Profilen wird in Zukunft fester Bestandteil unserer Begleitplanung, die Ausrichtung auf Fähig-keiten und Fertigkeiten der Klienten Merk-mal unserer pädagogischen Begleitung sein.

2. zielse t zungUm eine größte mögliche Beteiligung der Klienten an der Entwicklung des Projektes zu gewährleisten, starteten wir mit drei gro-ben, bewusst offen gefassten Zielen:Einbindung von älteren Menschen mit Behinderung in die sozialen, kulturellen und sportlichen Aktivitäten der Menschen gleichen Alters ihres städtischen und kirch-lichen Umfeldes.

Einbindung von älteren Menschen mit Behinderung in ihnen vertrauten Wohn-quartieren mit Hilfe von assistiertem und betreutem Wohnen.

Aufbau und Betreuung eines Netzwerks von Menschen mit und ohne Behinderung zur Gestaltung des Übergangs aus der Arbeits-welt in den Ruhestand.

3. uMse t zungBesonders erfolgreich konnten wir das erste Ziel im Bereich „Reisen“ verfolgen. Eine Gruppenreise schafft einen Sozialraum auf

7. hand in hand zuM unruhestand

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ten und entschied, welche man in Angriff nahm. Mit der Zeit kristallisierte sich neben dem gemeinsamen Frühstück zwei wei-tere, tragfähige, gemeinsame Interessen heraus: Radfahren und Gesellschaftsspiele. Für uns waren diese Tage ein wichtiges Lernfeld. Hier entstand die Idee, struktu-rierte Profile unserer Klienten in die Begleit-planung einzubinden. Einige wesentliche Schritte bei der Klärung der Profilstruktur gelangen uns in einer Klausur, die wir mit zwölf Klienten und deren pädagogischen Begleitungen durchführten. Die Profile sind strukturiert in fünf Kategorien: Bedürf-nisse, Interessen, Kontakte, Aktivitäten und Mobilität. Sowohl Personen wie Sozialräume können beschrieben werden, Selbstsicht wie Außensichten berücksichtigt werden. Um die Selbstsichten zu verifizieren, planten und führten die Profileigner persönliche Bedürf-nis-, Interessens- und Aktionstage durch. Die Bandbreite reichte vom Tag im „Fun-park“ mit Freunden und Bekannten über eine selbstständige Bahnreise bis zur Ent-giftungskur und dem Neuordnen, Sortieren und Lagern einer biografischen Sammlung. Wichtig war dabei, dass ältere Menschen mit Behinderung selbstständig bleiben oder werden, aber nicht einsam.

Das dritte Ziel, Aufbau und Betreuung eines Netzwerks von Menschen mit und ohne Behinderung zur Gestaltung des Übergangs aus der Arbeitswelt in den Ruhestand, erwies sich als das am schwersten zu erreichende. Eine Sicht auf die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung fällt vielen Menschen im direkten Umgang schwer. Die Defizite gera-ten immer wieder ins Bild. Ein Netzwerk, dass von Menschen mit Behinderung betrie-ben wird, ist damit einfach nicht attraktiv

für alle. Jetzt, am Ende unserer Projektlauf-zeit, zeichnet sich in Heilbronn mit dem Netzwerk „Nordstadt“ ein möglicher Partner ab, der den Themen „selbstständige Lebens-gestaltung“ und „Nachbarschaftshilfe“ aus Sicht der Regelgesellschaft Raum gibt. Ein Gremium, in dem wir auf institutioneller Ebene vernetzt sind, ist der Kreissenioren-rat. Dort, vor allem im Diskurs über Lebens-strukturen im Alter, lässt sich immer wie-der erkennen, dass im Altern bezüglich der Selbstständigkeit einige Probleme unabhän-gig von einer Behinderung bestehen. Aller-dings stehen Menschen mit Behinderung immer noch deutlich weniger Lösungswege zur Verfügung.

kontak tOffene Hilfen Heilbronn gGmbHGerd RitterKeplerstraße 574072 HeilbronnTel. 0160 947 747 [email protected]

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1. projek t titel und projek t tr Äger Das Projekt „Gemeinsam eigene Wege gehen – Teilhabe durch Sozialpartnerschaf-ten“ wurde vom Paritätischen Kreisverband Ulm/Alb-Donau (Projektleitung) im Rah-men des Programms der Baden-Württem-berg Stiftung Förderung der Selbstständigkeit älterer Menschen mit Behinderung von Januar 2011 bis Dezember 2013 durchgeführt. In der Projektgruppe sind die Paritätischen Mit-gliedseinrichtungen der Alten- und Behin-dertenhilfe (Arbeiter-Samariter-Bund Ulm, Lebenshilfe Donau-Iller, Paritätische Sozial-dienste, Rehaverein für soziale Psychiatrie, Sozialverband VdK), die Stadt Ulm und der Alb-Donau-Kreis sowie weitere Netzwerk-spartner (Selbsthilfebüro KORN, Club „Kör-perbehinderte und ihre Freunde“, LWV Ein-gliederungshilfe Tannenhof) vertreten. Das Projekt ist über ein breites Multiplikatoren-Netzwerk in die regionalen Angebotsstruk-turen eingebunden.

2. zielgruppeAngesprochen waren grundsätzlich ältere Menschen mit allen Behinderungsarten, die sich im Übergang zum Ruhestand befinden oder bereits im Ruhestand sind; ebenso auch Menschen, die sich als Unterstützer einbrin-gen möchten. Das dreijährige Projekt haben knapp 50 Teilnehmer durchlaufen – davon jeweils zur Hälfte ältere Menschen mit körperlichen und seelischen Behinderun-gen sowie ältere Menschen, die sich eher

als Unterstützer sehen. Mit ca. 35 Personen bestehen anhaltende und wiederkehrende Kontakte und Aktivitäten. Menschen mit geistigen Behinderungen haben die Ange-bote nicht wahrgenommen. Das Alter der Teilnehmer lag schwerpunktmäßig zwi-schen 60 und 85 Jahren.

3. projek tBeschreiBung Ziele des Projekts: Ältere Menschen mit Behinderung finden Kontakte und lernen, diese eigenständig zu pflegen und ihre Inte-ressen miteinander umzusetzen. Sie finden sich in Sozialpartnerschaften zusammen, um sich wechselseitig bei ihren Alltags- und Freizeitaktivitäten zu unterstützen. Sie wer-den dabei nach Bedarf von ehrenamtlichen Sozialpaten unterstützt.

angeBote und Mas snahMenDie Teilnehmer fanden sich in Einstiegsse-minaren (5 Module) zusammen, um gemein-sam ihre persönlichen Orientierungen und Ziele für die dritte Lebensphase zu erarbei-ten und erste Kontakte zu finden. Danach wurden monatliche Neue-Wege-Treffs ange-boten, in denen gemeinsame Aktivitäten geplant wurden, bedarfsbezogene Fortbil-dungen stattfanden (z. B. Kommunikation und Kontakte pflegen, Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache) und neue Interessenten integriert wurden. Hieraus entstanden eine Vielzahl an Aktivitäten nach persönlichen Interessen und Neigungen: Stammtische,

Sonntag-Mittags-Koch-Treffs, kulturelle Aktivitäten, Stadterkundungen, Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen, persön-liche Besuche und Verabredungen. Hierzu gehörte auch Öffentlichkeitsarbeit in eige-ner Sache: Die Projekt-Teilnehmer haben öffentlich bei Pressegesprächen, Netzwerks-treffen und Ausstellungseröffnungen über ihre Erfahrungen berichtet und dadurch wesentliche Multiplikatoren-Funktionen geleistet. Die Vermittlung von Sozial-partnerschaften und Sozialpatenschaften wurde zunächst durch die Übernahme von Verantwortlichkeiten für unterschied-liche Gruppenaktivitäten entwickelt. Per-sönliche Beziehungen und Sozialpartner-schaften ergaben sich dann step-by-step in Folge. Zum Abschluss des Projektes wurden die Teilnehmenden in einem 2 1/2 tägigen Transferseminar angeleitet, ihre sozialen Kontakte möglichst eigenständig zu orga-nisieren und zu pflegen. 4. einschÄt zungenDie Teilnehmenden des Projektes haben sich geöffnet und neue Kontakte, Lebenswelten und Handlungsmöglichkeiten erschlossen, sie haben neuen Lebenssinn und Lebens-freude gewonnen. Im Rahmen der persön-lichen Möglichkeiten bringen sie sich aktiv ein, engagieren sich und übernehmen Ver-antwortung: So haben sie auch neue persön-liche Identitäten jenseits der eingeschränk-ten „Krankenrolle“ ausgebildet. Es hat sich ein offenes soziales Netzwerk entwickelt, dass stetig weiter wächst und auch nach dem Projekt gepflegt und weiterentwickelt werden soll. Lebensqualität sowie auch Qua-lität der sozialen Arbeit entsteht aus Mitei-nander und Kooperation zum Gewinn aller Beteiligten!

kontak t Der PARITÄTISCHE Landesverband Baden-Württemberg e.V.Kreisverband Ulm / Alb-Donau Dr. Ilse WinterEberhardtstraße 389073 UlmTel. 0731 968 29 [email protected]

8. „geMeinsaM eigene wege gehen – teilhaBe durch sozialpartnerschaFten“

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1. projek t titel und projek t tr Äger „Förderung der Selbstständigkeit für ältere Menschen mit Behinderung“

Name der Institution: St. Elisabeth-Stiftung, Heggbacher Wohnverbund, eine kirchliche Stifung privaten Rechts. Kooperationspart-ner ist das Landratsamt Biberach.

Zielgruppe (die erreicht oder zu Beginn anvi-siert wurde, ihre Merkmale/Besonderheiten)Ältere Menschen mit geistiger und/oder psy-chischer Behinderung, die nicht stationär untergebracht sind, sondern selbstständig oder bei Angehörigen im Landkreis Biberach wohnen und Senioren in herkömmlichen Seniorenangeboten.

2. projek tBeschreiBung Älteren Menschen mit geistiger und/oder psychischer Behinderung soll es möglich sein, selbstständig oder bei Bedarf mit Un-terstützung von ehrenamtlichen Personen an herkömmlichen Seniorenangeboten teilzunehmen. Im Sinne des Inklusions-gedanken sollen sowohl Senioren mit als auch Senioren ohne Behinderung gemein-sam Angebote nutzen.

Zunächst wurden ältere Menschen mit Behinderung kontaktiert, um ihre indivi-duellen Wünsche zu erfahren. Dabei wurde immer wieder deutlich erkennbar, dass die Mehrzahl dieses Personenkreises es nicht gewohnt ist, im Mittelpunkt zu stehen und

befragt zu werden. Die Meinung des Ange-hörigen, bei dem der Mensch mit Behinde-rung (oft) wohnt, ist ihm sehr wichtig und er will sich bei ihm rückversichern, ob seine Antwort die „Richtige“ ist. Dies erschwerte in manchen Fällen zu Beginn der Erhebung die Wünsche des Einzelnen zu erkennen, zu benennen und letztendlich zu realisieren. Zeitgleich wurde das Projekt der Öffentlich-keit bekannt gemacht. Bereits bestehende (wohnortnahe) Seniorenangebote wurden ermittelt und die Ansprechpartner über das Projekt und über die Besonderheiten des Menschen mit Behinderung informiert.

Zur Unterstützung und Realisierung der Angebote mussten ehrenamtliche Personen gefunden werden, die bereit waren, sich auf die Bedürfnisse des Einzelnen einzulassen.

Um eine Weiterführung des Projekts nach Ablauf der Projektzeit zu gewährleisten, ist es notwendig, die bestehenden Kontakte zu pflegen und die ehrenamtlichen Personen in ihrer Arbeit zu unterstützen.

3. einschÄt zungenRückmeldungen anderer am Projekt Betei-ligten (Ehrenamtliche, Seniorengruppen, Angehörige..)

„Ich finde das Projekt sehr gut, denn nun weiß ich, welche Angebote es gibt und wo die behinderte Person mitmachen kann. Ich kann sie gerne dorthin beglei-ten…“. (Aussage Ehrenamtlicher)

„Ich finde es gut, dass auch behinderte Menschen zu uns in unsere Gruppe kom-men. Mir macht das nichts aus, wenn sie zu uns in die Strickgruppe kommt.“ (O-Ton einer „Strickdame“)

„Wenn meine behinderte Schwester dort-hin geht, bleibe ich zu Hause; ich möchte nicht schon wieder nach ihr schauen. Ich will diesen Nachmittag alleine (ohne Schwester) genießen.“ (Aussage einer Angehörigen, die seit Jahrzehnten für ihre behinderte Schwester zuständig ist).

„Gerne dürfen Menschen mit Behinde-rungen bei uns dazu kommen, doch wir müssen darauf vorbereitet sein. Sollte die behinderte Person nicht alleine kom-men können, möchten wir gerne, dass sie von einer kompetenten Person begleitet wird.“ (Aussage Seniorentreff)

„Ich hätte ja nichts dagegen, wenn Frau X kommt, doch die anderen möchten das nicht so gerne, wir geben ihr etwas Geld, dann kann sie sich einen schönen Nachmittag machen.“ (Aussage Senio-rengruppe)

„Der Begriff Inklusion ist in der Gesell-schaft noch nicht vollkommen ange-kommen. Wir haben uns mit diesem Projekt auf den Weg gemacht, einzelne Personen zu vermitteln. Jede Begegnung schafft Neues und lässt Raum für weitere Kontakte und Möglichkeiten“. (Aussage Manfred Mergl)

kontak tSt. Elisabeth-Stiftung Elisabeth Hannak Heggbacher Wohnverbund, Service Haus Biberach, Kirchplatz 10, 88400 Biberach;[email protected]

St. Elisabeth-StiftungManfred Mergl Heggbacher Wohnverbund, Offene Hilfen, Lindenstr.46/1, 89584 Ehingen; Tel. 07391 7741-12, manfred.mergl@st-elisabeth-stiftung.

9. „Förderung der selBststÄndigkeit Für Ältere Menschen Mit Behinderung“

./ anhang – Selbstbeschreibung der Projektträger

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den drei Landkreisen Reutlingen, Tübin-gen und Zollernalb zur langfristigen Absi-cherung des Angebots zu erhalten, wurde erreicht.

4.einschÄt zungSchwierig war insbesondere die lange Vorlaufzeit der Verhandlungen mit den Leistungsträgern. Die Öffentlichkeitsarbeit erforderte einen hohen Zeitaufwand. Gast-familien zu gewinnen, ist nicht einfach. Die Entwicklung des Projektes BÄNKLE als „Nischenangebot“ verläuft sehr positiv, da kontinuierlich Nachfragen von Interessen-ten kommen.

Bisher konnten sechs Klienten zwischen 60 und 87 Jahren vermittelt werden. Zwei Vermittlungsversuche wurden abgebrochen und ein Klient verstarb kurze Zeit nach Auf-nahme ins BÄNKLE-Projekt. Alle Klienten erhalten Leistungen der Pflegeversicherung aufgrund erheblich eingeschränkter Alltags-kompetenz und pflegerischen Hilfebedarfes (Pflegestufe 0 bis Pflegestufe 2).

Die Aussagen von Klienten und Gastfami-lien sind positiv. Ältere Menschen haben wieder „ihren Platz“ gefunden. Kliniken und rechtliche Betreuer begrüßen das Angebot, weil sie die individuelle Betreuung und Pflege in einem überschaubaren familiären Rahmen als stabilisierend für ihre Klienten erleben.

kontak tadres se Mit ansprechpartnerVerein zur Förderung einer sozialen Psychiatrie e.V. (VSP)Geschäftsführer Reinhold EisenhutGustav-Wagner-Straße 772760 ReutlingenTel. 07121 345 399-0 [email protected]. gemeinsam-daheim.de

2 1 2 .

1.prokjek t titel und projek t tr ÄgerBÄNKLE – ein Angebot des Betreuten Woh-nens in Familien (BWF) speziell für ältere psychisch kranke Menschen.

Träger des Projekts ist der Verein zur Förde-rung einer sozialen Psychiatrie e.V. (VSP). Der VSP setzt sich seit über 40 Jahren dafür ein, die Hilfeangebote für Menschen mit psy-chischer Erkrankung im außerklinischen Bereich zu verbessern. In den Landkreisen Reutlingen, Tübingen, Esslingen und Zoller-nalb unterhält er deswegen stark differen-zierte ambulante und stationäre Einrich-tungen und kooperiert eng mit sämtlichen Organisationen der jeweiligen gemein-depsychiatrischen Verbünde.

Ein wichtiger Schwerpunkt ist das Betreute Wohnen in Familien (BWF), das seit 25 Jah-ren vom VSP organisiert wird. Im BWF des VSP leben aktuell rund 100 Menschen mit psychischer Erkrankung in Gastfamilien. Geeignet ist das Angebot für Betroffene, die aufgrund ihrer psychischen Erkrankung nicht alleine leben können und die sowohl eine familiäre Anbindung als auch eine indi-viduelle Betreuung außerhalb einer statio-nären Einrichtung wünschen.

2. zielgruppeMit BÄNKLE hat der VSP sein bereits diffe-renziertes BWF-Angebot (für Erwachsene, Kinder und Jugendliche, Mutter/Kind) auf Senioren ausgeweitet. Zur Zielgruppe gehört, wer eine psychische Erkrankung hat, i.d.R. älter als 65 Jahre ist, Unterstützung und Pflege im Alltag benötigt und Leistun-gen der Pflegeversicherung bezieht. BÄNKLE richtet sich an Menschen, die nicht mehr alleine wohnen können, keine Angehörige haben oder deren Versorgung nicht durch Angehörige gewährleistet werden kann. Beziehungsfähigkeit und der Wunsch der Klienten, in einer Gastfamilie zu leben, sind wichtige Voraussetzungen. Ausschlusskrite-rien sind extreme Verhaltensauffälligkeiten, ausgeprägte Weglauftendenz und ein hoher Bedarf an Behandlungspflege.

Anfragen kommen bisher von geronto-psy-chiatrischen Kliniken, Tageskliniken und rechtlichen Betreuern, die eine Alternative zur Unterbringung im Pflegeheim suchen.

3.projek tBeschreiBungZum Aufbau des BÄNKLE-Projekts musste intensive Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden, um Gastfamilien zu gewinnen und Klienten zu vermitteln. Das Ziel, einen Abschluss einer Modellvereinbarung mit

10. BÄnkle – ein angeBot des Betreuten wohnens in FaMilien

./ anhang – Selbstbeschreibung der Projektträger

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Das WP Wohnprojekt bietet als Träger der Eingliederungshilfe (§§ 53,54 SGB XII) im Landkreis Tübingen ambulant betreutes Wohnen für Menschen mit langjährig beste-henden psychischen Erkrankungen und see-lischen Behinderungen an.

Es bestehen einerseits im Landkreis gute Kooperationen auf Trägerebene („Träger-gemeinschaft“) sowie im sozialpolitischen Kontext (Gemeindepsychiatrischer Ver-bund), andererseits ist das Wohnprojekt in der Raumschaft Rottenburg sehr gut ver-netzt: Forum Gemeindepsychiatrie, Sozial-station mit organisierter Nachbarschafts-hilfe, IAV-Stelle mit Pflegestützpunkt und geronto-psychiatrischer Beratungsstelle, Sozialpsychiatrischer Dienst, niedergelas-senen Psychiater, Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Im Rahmen des Projekts hatten wir ältere und vorgealterte Bewohnerinnen und Bewohner unserer Einrichtung im Fokus, teilweise mit komorbider Problematik wie beginnenden pflegerischen Bedarf, körper-lichen Beeinträchtigungen, und allgemei-nen Phänomenen, die das Älterwerden bei manchen mit sich bringt (Vergesslichkeit, Trägheit, Interessen- und Mutlosigkeit).

Wir haben zunächst mit neuen speziell dafür geeigneten Methoden begonnen zu eruieren, wie sich die Interessen, Wünsche und Bedürfnisse der Zielgruppe darstellen.

Im Folgenden wurden nach geeigneten Angeboten im Gemeinwesen gesucht, z. B. Bewegungsangebote, Computerkurse und begleitete Urlaubsmaßnahmen.

Begleitungen wurden organisiert, wenn sich herausgestellt hatte, dass die betreffende Person auf Assistenz angewiesen war.

Parallel dazu wurden schon bestehende Angebote innerhalb der Einrichtung modi-fiziert, und zusätzliche Angebote, die sich aus den geäußerten Wünschen entwickelt haben, neu gestaltet.

Ein Spezialangebot ist die Motogeragogik, eine passgenau modifizierte Kombination aus Bewegung, Musik, kognitivem Training und Gruppenerlebnis.

Eine weitere seitdem regelmäßig stattfin-dende Veranstaltung ist ein Tanznachmit-tag mit alter Musik und ganz unterschiedli-chen, teilweise angeleiteten Tänzen.

Am Wesentlichsten haben sich aber intensiv begleitete Einzelaktionen und angepasste Betreuungssettings bewährt:

In einem Fall wollte eine Bewohnerin „um jeden Preis“ in der Einrichtung bleiben, obwohl nach der Einschätzung der Klinik

und aller anderen Helfer inkl. rechtlichem Betreuer die Verlegung in ein psychiatri-sches Pflegeheim angebracht zu sein schien. Durch die Teilnahme am Projekt konnte eine intensive Begleitung organisiert werden und durch die Kooperation mit der Sozialstation war ein weiterer Verbleib in der ambulant betreuten Wohngemeinschaft möglich.In vielen anderen Fällen konnten Wünsche erfüllt werden, die vor dem Projekt uns und teilweise nicht einmal den Projektteilneh-mern selbst bekannt waren:

Aufsuchen von lebensgeschichtlich bedeu-tenden Orten, auch weit entfernter („...das geht wahrscheinlich eh nicht“), Neugestal-tung des Zimmers mit Möbeln und Pflanzen und kleinere Ausflüge sowie Schwimmen gehen.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass sich unser Klientel sehr schwer getan hat, geäu-ßerte Wünsche und Bedürfnisse, die mit Angeboten im Gemeinwesen zu tun hat-ten, anzugehen, auch wenn eine intensive Begleitung und Unterstützung zur Verfü-gung stand. Die inneren Hindernisse, bei-spielsweise bei der Volkshochschule einen Internetkurs zu besuchen, schienen zu hoch.Der erfreuliche und ermutigende Effekt des Projekts lag nicht nur darin, dass individu-elle Wünsche erfüllt wurden, sondern dass die Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte der älter werdenden Menschen mit seeli-scher Behinderung in den Fokus gerückt wurden, und dass ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat, weg vom institutio-nenzentrierten Denken, hin zur Frage: Was möchte der einzelne Mensch mit Behinde-rung, und was steht der Umsetzung dieser Wünsche im Weg?

kontak tWP Wohnprojekt Rottenburg gGmbHAngela Hau Armin Günthner Gartenstraße 1372108 RottenburgTel. 074 72 964 116 [email protected]@wp-wohnprojekt.de

11. leQua – leBensQualitÄt iM alter

./ anhang – Selbstbeschreibung der Projektträger

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2 1 6 . . 2 1 7

./ Evaluationsinstrumente

a. eValuationsinstruMente

i. dokuMentationsleitFaden zur FallBezogenen eValuation

Ort / Träger des Projektes: Nummer / Kennwort des Teilnehmer:

Geschlecht: weiblich männlich

Alter: Jahre

Wie ist der Kontakt zum Projektteilnehmer zustande gekommen?(Mehrfachnennungen möglich)

bereits im Vorfeld vorhandene Kontakte zur betreffenden Person

vermittelt durch Mitarbeiter / Träger / Professionelle Begleitende

vermittelt durch Angehörigen

aktiv angesprochen (z.B. durch Veranstaltung / Befragung in der WfbM)

Selbstmelder/in

Flyer, Presse, Aushänge

Tagungen, Trägertreffen

von auf das Projekt hingewiesen

von anderen Menschen mit Behinderung auf das Projekt hingewiesen

Mundpropaganda

nicht ermittelbar

andere:

Was waren die Gründe für den Zugang / die Auswahl:bereits im Ruhestand

vor Übergang in den Ruhestand

möglicher / geplanter Auszug von zu Hause erkennbar

erkennbare Probleme bezüglich Ruhestands-/ Freizeitgestaltung

Probleme mit aktueller Wohnsituation

Eigeninitiative / Interesse am Projekt

andere:

Wie viele Kontakte gab es mit dem Klienten bis zur Aufnahme in das Projekt?:

Dauer der Vorklärung mit anderen Personen / Stellen: Mit wem:

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

A) AKQUISE / ZUGANGSWEGE

Auf welche Weise haben die Teilnehmenden vom Projekt erfahren?

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2 1 8 . . 2 1 9

./ Evaluationsinstrumente

B) ASSESSMENT: AUSGANGSSITUATION DER PERSON

Art der Behinderung:

Körperliche Behinderung

mit eigener Fortbewegungsfähigkeit

Fortbewegung nur mit personeller Hilfe möglich

Benutzung von Hilfsmitteln wie Rollstuhl

eigenständige Fortbewegung ohne personelle Hilfe(z.B. E-Rollstuhl)

personelle Hilfe notwendig (z.B. Rollstuhl schieben)

Sehbehinderung Schwerhörigkeit Sprachbehinderung

Blindheit Gehörlosigkeit

Geistige Behinderung

leichte Intelligenzminderung mittlere Intelligenzminderung schwere Intelligenzminderung

Chronische Suchterkrankung

Alkoholabhängigkeit sonstige Abhängigkeit:

Seelische Behinderung

Psychose Persönlichkeitsstörung

Schizophrenie Borderline

Depression sonstige:

sonstige Diagnosen / Behinderungsbilder

Down-Syndrom / Trisomie 21 cerebrale Störungen

Autismus sonstige

schwerwiegend selbstgefährdendes Verhalten schwerwiegend fremdgefährdendes Verhalten

Pflegestufe / Pflegeergänzungsleistungen

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Sinnes- oder Sprachbehinderung

Selbst- und Fremdgefährdung

Spezifische Auffälligkeiten / Besonderheiten

(bei Mehrfachbehinderungen bitte aller Arten angeben, ggf. primäre Behinderung doppelt ankreuzen)

Wohnheim (stationär)

Außenwohngruppe (stationär)

Betreutes Wohnen / ambulante Betreuung

In Herkunftsfamilie

alleine in eigener Wohnung

als Paar in eigener Wohnung

mit mehreren Personen in einer Wohngemeinschaft

in Gastfamilie

Selbstständige Wohnform ohne Betreuung

wohnt ohne Betreuung bei Eltern / Geschwistern

andere Wohnform:

BESCHÄFTIGUNG / TAGESGESTALTUNG

1. Arbeitsmarkt

im Arbeitsbereich der WfbM

in Tagesstätte / „Tagesstrukturierendem“ Angebot / im Förderbereich der WfbM

Regelmäßige Tätigkeiten im Haushalt

ehrenamtlich engagiert

ohne feste Tagesstruktur

andere:

FORMALER BESCHÄFTIGUNGSSTATUS

Vollzeit erwerbstätig / beschäftigt keine Beschäftigung (nur Grundversorgung)

im Ruhestand seit Jahren Altersteilzeit seit Jahren

EU- / EM-Rente seit Jahren

ja nein falls ja: für welche Bereiche:

Vermögenssorge Gesundheitssorge Aufenthaltsbestimmungsrecht

Der rechtliche Betreuer ist:

ehrenamtlicher Betreuer beruflicher Betreuer Familienangehöriger

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

RECHTLICHE BETREUUNG

WOHN-/ BETREUUNGSSITUATION

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2 2 0 . . 2 2 1

./ Evaluationsinstrumente

MÖGLICHKEITEN UND BEEINTRÄCHTIGUNG VON AKTIVITÄT UND TEILHABE

Die Erfassung der Möglichkeiten und Beeinträchtigungen erfolgt in Anlehnung an die ICF (Internationale Klassifikation von Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) und ist an das in Baden-Württemberg verwendete Formblatt Hb/A angelehnt.

In Anlehnung an die ICF gibt es folgende Bewertungskategorien

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

1. Lernen und Wissensanwendung

1. a Lernen

Elementares Lernen: Etwas Neues erlernen, sich Fertigkeiten aneignen, sich auf neue Situationen / Veränderungen einstellen

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

Ggf. kurze Erläuterung:

1. b Wissensanwendung

Lesen, Schreiben, Rechnen, Probleme lösen

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

Ggf. kurze Erläuterung:

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C: erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

2. Allgemeine Aufgaben und Anforderungen

2. a Allgemeine Aufgaben und Anforderungen

Aufgaben übernehmen, die tägliche Routine durchführen, Abläufe des Alltags gestalten

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbarGgf. kurze Erläuterung:

2. b Allgemeine Aufgaben und Anforderungen

…mit Stress und anderen psychischen Anforderungen umgehen

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbarGgf. kurze Erläuterung:

3. Kommunikation

3.a Kommunizieren als Empfänger

Die wörtliche und übertragene Bedeutung von gesprochenen Mitteilungen erfassen, die Bedeutungvon Gesten, Symbolen, Zeichnungen erfassen, „Verstehen“

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

Ggf. kurze Erläuterung:

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

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2 2 2 . . 2 2 3

./ Evaluationsinstrumente

5. Selbstversorgung

5.a Körperhygiene

Sich waschen, die Toilette benutzen, sich kleiden

Ggf. kurze Erläuterung:

5.b Ernährung

Essen, trinken, Nahrungsaufnahme (Zubereiten von Mahlzeiten siehe 6b!)

Ggf. kurze Erläuterung:

6. Häusliches Leben

6.a Beschaffung von Lebensnotwendigkeiten

Einkaufen, Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs beschaffen

Ggf. kurze Erläuterung:

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

3. b) Kommunizieren als Sender

In mündlichen Mitteilungen, in gesprochener Sprache eine Tatsache ausdrücken oder eine Geschichte erzählen; Gesten, Symbole und Zeichnungen zur Vermittlung von Bedeutung einsetzen (z.B. seinen Kopf schütteln)

Ggf. kurze Erläuterung:

4. Mobilität

4.a Gehen und sich fortbewegen

Gehen, sich auf andere Weise fortbewegen, sich unter Verwendung von Geräten/Ausrüstung im gewünschten Umfeld fortbewegen

Ggf. kurze Erläuterung:

4.b Sich mit Transportmitteln fortbewegen

Transportmittel benutzen, ÖPNV benutzen, sich im gewünschten Umfeld orientieren

Ggf. kurze Erläuterung:

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

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./ Evaluationsinstrumente

Mahlzeiten vorbereiten / zubereiten, Hausarbeiten erledigen

Ggf. kurze Erläuterung:

7. Interpersonelle Interaktion und Beziehung

7.a Formelle interpersonelle Beziehungen

6.b Haushaltsaufgaben

Mit Fremden umgehen, Kontakt aufnehmen, formelle Beziehungen gestalten, Beziehungen zu Mitbewohnern / Nachbarn

Ggf. kurze Erläuterung:

7.b Private und partnerschaftliche Beziehungen

Aufnahme und Pflege von Freundschaften und intimen Beziehungen, Kontakt zu Familienangehörigen etc.

Ggf. kurze Erläuterung:

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

Exkurs: Soziale Kontakte

Einschätzung der sozialen Kontakte:

Über die allgemeine Einschätzung zu Freundschaften und Beziehungen hinaus soll im Folgenden –

Regelmäßig = mind. wöchentlich

Selten = maximal monatlich

Nie = kein Kontakt / maximal jährlich

Kontakte zu

Familienangehörigen

regelmäßig selten nieGgf. Ergänzung zum emotionalen Stellenwert:

Kontakte zu

Mitbewohnern

regelmäßig selten nieGgf. Ergänzung zum emotionalen Stellenwert:

Kontakte zu Nachbarn regelmäßig selten nieGgf. Ergänzung zum emotionalen Stellenwert:

Kontakte zu (ehem.)

Arbeitskollegen

regelmäßig selten nieGgf. Ergänzung zum emotionalen Stellenwert:

Kontakte zu professionellen

Unterstützern

regelmäßig selten nieGgf. Ergänzung zum emotionalen Stellenwert:

Kontakte zu Ehrenamtlichen regelmäßig selten nieGgf. Ergänzung zum emotionalen Stellenwert:

Kontakte zu Freunden regelmäßig selten nieGgf. Ergänzung zum emotionalen Stellenwert:

Partnerschaft regelmäßig selten nieGgf. Ergänzung zum emotionalen Stellenwert:

Gibt es eine feste Hauptbezugsperson? Ja nein

Falls ja: ist diese Person prof. Mitarbeiter Angehöriger gesetzlicher Betreuer

Gasteltern sonstiges:

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

so weit möglich – differenziert werden, zu wem in welcher Häufigkeit Kontakte bestehen:

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./ Evaluationsinstrumente

8. Bedeutende Lebensbereiche

8.a) Tagesgestaltung, Beschäftigung

den Tag gestalten, sich beschäftigen, Arbeiten oder Aufgaben übernehmen

Ggf. kurze Erläuterung:

8.b) Wirtschaftliches Leben

Elementare wirtschaftliche Transaktionen, Geld zum Einkaufen benutzen, Geld einteilen

Ggf. kurze Erläuterung:

9. Gemeinschaftsleben, soziales und staatsbürgerliches Leben

9.a) Freizeit und Erholung

sich an Formen des Spiels, von Freizeit- oder Erholungsaktivitäten beteiligen

Ggf. kurze Erläuterung:

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

9.b) Gemeinschaftsleben, soziales und staatsbürgerliches Leben

soziales und staatsbürgerliches Leben, sich in Organisationen / Vereinigungen beteiligen, aktives Engagement

Ggf. kurze Erläuterung:

Kontextfaktoren / Umweltfaktoren

Im Folgenden soll eingeschätzt werden, wie die Bedingungen im Lebensumfeld / der Umgebung in Bezug auf

Möglichkeiten der Teilhabe und der Freizeitgestaltung sind:

a) Einschätzung der betroffenen Person selbst:Wie sind die Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten im eigenen Wohnbereich / Zimmer

Gut eingeschränkt schlecht

Wie sind die Freizeitmöglichkeiten im näheren Umfeld?

Gut eingeschränkt schlecht

Wie ist die Verkehrsanbindung / Erreichbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel

Gut eingeschränkt schlecht

Wie sind die Teilhabemöglichkeiten an Angeboten / Veranstaltungen im näheren Umfeld?

Gut eingeschränkt schlecht

Gibt es Gruppen / Vereine, die sich für Menschen mit Behinderungen engagieren?

Ja, ständig aktiv ja, aber nur punktuell zu motivieren

nein

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

A: keine Beeinträchtigung, Ausführung selbstständig

B: leichte Beeinträchtigung, Ausführung in gewohntem Rahmen / mit Nutzung von Hilfsmitteln

C : erhebliche Beeinträchtigung, Ausführung / Teilhabe i.d.R. mit personeller Unterstützung

D: umfassende Beeinträchtigung, Ausführung nicht möglich / keine Teilhabe

nicht anwendbar / nicht erkennbar

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./ Evaluationsinstrumente

b) Fremdeinschätzung (durch die Person, die Dokumentation durchführt)

Wie sind die Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten im eigenen Wohnbereich / Zimmer?

Gut eingeschränkt schlecht

Wie sind die Freizeitmöglichkeiten im näheren Umfeld?

Gut eingeschränkt schlecht

Wie ist die Verkehrsanbindung / Erreichbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel?

Gut eingeschränkt schlecht

Wie sind die Teilhabemöglichkeiten an Angeboten / Veranstaltungen im näheren Umfeld?

Gut eingeschränkt schlecht

Gibt es Gruppen / Vereine, die sich für Menschen mit Behinderungen engagieren?

Ja, ständig aktiv ja, aber nur punktuell zu motivieren

nein

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Anlage: Für den Fall, dass eine Veränderung geplant ist und das künftige potentielle Wohn- und Lebensumfeld bereits bekannt ist

Kontextfaktoren / Umweltfaktoren des künftigen potentiellen Wohn-/Lebensumfeldes

z.B. der künftigen Gastfamilie, der neuen Wohngruppe

a) Einschätzung der betroffenen Person selbst:

Wie sind die Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten im eigenen Wohnbereich / Zimmer?

Gut eingeschränkt schlecht

Wie sind die Freizeitmöglichkeiten im näheren Umfeld?

Gut eingeschränkt schlecht

Wie ist die Verkehrsanbindung / Erreichbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel?

Gut eingeschränkt schlecht

Wie sind die Teilhabemöglichkeiten an Angeboten / Veranstaltungen im näheren Umfeld?

Gut eingeschränkt schlecht

Gibt es Gruppen / Vereine, die sich für Menschen mit Behinderungen engagieren?

Ja, ständig aktiv ja, aber nur punktuell zu motivieren

nein

b) Fremdeinschätzung (durch die Person, die Dokumentation durchführt):

Wie sind die Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten im eigenen Wohnbereich / Zimmer?

Gut eingeschränkt schlecht

Wie sind die Freizeitmöglichkeiten im näheren Umfeld?

Gut eingeschränkt schlecht

Wie ist die Verkehrsanbindung / Erreichbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel?

Gut eingeschränkt schlecht

Wie sind die Teilhabemöglichkeiten an Angeboten / Veranstaltungen im näheren Umfeld?

Gut eingeschränkt schlecht

Gibt es Gruppen / Vereine, die sich für Menschen mit Behinderungen engagieren?

Ja, ständig aktiv ja, aber nur punktuell zu motivieren

nein

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

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./ Evaluationsinstrumente

Vorgehen, angewandte Methoden:

Beteiligte bei diesen Vorklärungen:

Form der Mitwirkung des betroffenen älteren Menschen mit Behinderung:

Dauer dieser Vorklärungen:

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Erläuterung des Vorgehens („der Methode“) bei der Klärung der Bedürfnisse / Interessen sowie bei der Zielfindung und Zielvereinbarungen C) ZIELVEREINBARUNGEN

Wir möchten Sie bitten, für die Evaluation folgende 2 Zielebenen zu differenzieren:

1. Ein übergeordnetes Ziel

Das übergeordnete Ziel beschreibt die Richtung / den „Kurs“ des Klienten oder des Projektes.

2. Mehrere Zwischenziele

Zwischenziele sollen konkrete, überschaubare und kurzfristige Ziele sein, die der Klient auf seinem Weg zu dem übergeordneten Ziel erreichen will und dieTeilerfolge auf dem Weg sichtbar machen.

ÜBERGEORDNETES ZIEL

C 1. übergeordnetes Ziel

Welches der folgenden Ziele ist mit dem Klienten vereinbart worden und steht gegenwärtig im

Vordergrund? (bitte max. 2 Ziele ankreuzen – das übergeordnete Ziel kann au f der folgenden Seite oben noch weiter

ausformuliert werden!)

selbstständigere Lebensführung

in Hinblick auf die Tagesgestaltung / Freizeitaktivitäten

in Hinblick auf die eigene Mobilität

in Hinblick auf die Wahrnehmung / Nutzung von Angeboten

in Hinblick auf

vermehrte Teilhabe am gesellschaftlichen / sozialen Leben

in Hinblick auf Kontakte zu Angehörigen

in Hinblick auf Kontakte zu Gruppen von Menschen ohne Behinderung

in Hinblick auf Kontakte zu Gruppen von Menschen mit Behinderung

in Hinblick auf ehrenamtliches / sonstiges Engagement in Gruppen

in Hinblick auf

Bewältigung eines Übergangs

vom Arbeitsleben in den Ruhestand

hinsichtlich der Wohnform

hinsichtlich

anderes übergeordnetes Ziel, nämlich:

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

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./ Evaluationsinstrumente

Zielvereinbarungen und Planungen im Überblick

übergeordnetes Ziel: C1

Zwischenziele zu C1 (SMART’e Ziele)

Geplante Maßnahmen Vereinbarungen mit dem Klienten

Vereinbarungen mit weiteren Beteiligten

Zielprüfung(Datum)

1. Zwischenziel

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

übergeordnetes Ziel: C1

Zwischenziele zu C1 (SMART’e Ziele)

Geplante Maßnahmen Vereinbarungen mit dem Klienten

Vereinbarungen mit weiteren Beteiligten

Zielprüfung(Datum)

2. Zwischenziel

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

übergeordnetes Ziel: C1

Zwischenziele zu C1 (SMART’e Ziele)

Geplante Maßnahmen Vereinbarungen mit dem Klienten

Vereinbarungen mit weiteren Beteiligten

Zielprüfung(Datum)

3. Zwischenziel

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Es gibt ein Dokument zu der Vereinbarung mit dem Klienten Dokument liegt als Anlage bei

übergeordnetes Ziel: C1

Zwischenziele zu C1 (SMART’e Ziele)

Geplante Maßnahmen Vereinbarungen mit dem / der KlientIn

Vereinbarungen mit weiteren Beteiligten

Zielprüfung(Datum)

4. Zwischenziel

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

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2 3 4 . . 2 3 5

./ Evaluationsinstrumente

D) DOKUMENTATION DER DURCHGEFÜHRTEN MASSNAHMEN

Welche Maßnahmen sind durchgeführt worden, um die Zwischenziele zu erreichen?

Bezogen auf … Durchgeführte Maßnahme

(konkretes methodisches Vorgehen)

Eingesetzte Mittel /

Materialien

Probleme /

Hindernisse

Zeitaufwand für

Begleiter

(insgesamt in Stunden)

Übergeordnetes

Ziel:

1. Zwischenziel :

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Bezogen auf … Durchgeführte Maßnahme

(konkretes methodisches Vorgehen)

Eingesetzte Mittel /

Materialien

Probleme /

Hindernisse

Zeitaufwand für

Begleiter

(insgesamt in Stunden)

Übergeordnetes

Ziel:

2. Zwischenziel :

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Bezogen auf … Durchgeführte Maßnahme

(konkretes methodisches Vorgehen)

Eingesetzte Mittel /

Materialien

Probleme /

Hindernisse

Zeitaufwand für

Begleiter

(insgesamt in Stunden)

Übergeordnetes

Ziel:

3. Zwischenziel :

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Bezogen auf … Durchgeführte Maßnahme

(konkretes methodisches Vorgehen)

Eingesetzte Mittel /

Materialien

Probleme /

Hindernisse

Zeitaufwand für

Begleiter

(insgesamt in Stunden)

Übergeordnetes

Ziel:

4. Zwischenziel :

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

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./ Evaluationsinstrumente

E) ERGEBNISSE / ZIELPRÜFUNG

Überprüfung der oben genannten Zwischenziele

Überprüfung des Zwischenziels erreicht teilweise erreicht nicht erreicht Andere positive / negative Effekte

1. Zwischenziel

Überprüft am: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung:

2. Zwischenziel

Überprüft am: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung:

3. Zwischenziel

Überprüft am: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung:

4. Zwischenziel

Überprüft am: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung:

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Das übergeordnete Ziel wurde am (Datum) überprüft mit der Einschätzung:

Ziel erreicht Ziel teilweise erreicht Ziel nicht erreicht Andere positive / negative Effekte

Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung:

Überprüfung des ersten oben genannten übergeordneten Ziels zum Abschluss der Begleitung / spätestens nach 1 1/2 Jahren:

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Das übergeordnete Ziel wurde am (Datum) überprüft mit der Einschätzung:

Ziel erreicht Ziel teilweise erreicht Ziel nicht erreicht Andere positive / negative Effekte

Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung: Begründung / Erläuterung:

Überprüfung des zweiten oben genannten übergeordneten Ziels zum Abschluss der Begleitung / spätestens nach 1 1/2 Jahren (falls vorhanden!):

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

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./ Evaluationsinstrumente

E 1) BEWERTUNG DES PROZESSVERLAUFS DURCH DIE TEILNEHMERINNEN

1. Wie fanden Sie die Unterstützung durch die Mitarbeiter im Projekt?

gut

teilweise gut

schlecht

2. Wie gefielen Ihnen die Angebote / die Anregungen im Projekt?

gut

teilweise gut

schlecht

3. Wurden Ihre Wünsche / Vorstellungen ernst genommen?

ja

teilweise

nein

4. Haben Sie wichtige Anregungen bekommen, wie Sie Ihr Leben gestalten wollen?

ja

teilweise

nein

5. Haben Sie Kontakt zu anderen Bewohnern in Ihrer Gemeinde bekommen?

ja

teilweise

nein

6. Sind Sie mit dem Ergebnis der Begleitung / des Projektes zufrieden?

ja

teilweise

nein

Die Bewertung wurde mit Unterstützung ohne fremde Unterstützung vorgenommen

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

E 2) BEWERTUNG DES PROZESSVERLAUFS DURCH DIE BEGLEITER

Was hat sich in der Begleitung bewährt? Welche Maßnahmen haben am ehesten zur Erreichungder Projektziele geführt?

1.

2.

3.

Welchen Tipp würden Sie NachahmerInnen geben?

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

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./ Evaluationsinstrumente

ii. FrageBögen iM rahMen der Veranstaltungen

1. teilnehMer

Erhebungsbogen Teilnehmer I

Veranstaltung/Themenblock Teilnehmernummer

Erhebungsbogen für Teilnehmer mit einer Behinderung

A: Angaben zur Person:

Alter: Jahre Frau Mann

Wo brauche ich Unterstützung: Bitte jeweils nur eine Antwort ankreuzen

Lesen und Schreiben kann ich ohne Hilfe ich brauche manchmal Hilfe kann ich nur mit Hilfe

Bahn-Fahren und Bus-Fahren kann ich ohne Hilfe ich brauche manchmal Hilfe kann ich nur mit Hilfe

Unterhaltungen führen, mich mit jemanden austauschen kann ich ohne Hilfe ich brauche manchmal Hilfe kann ich nur mit Hilfe

Regelmäßige Kontakte pflegen (zum Beispiel zu Freunden, zur Familie) kann ich ohne Hilfe ich brauche manchmal Hilfe kann ich nur mit Hilfe

Wo brauche ich sonst noch Hilfe: Wie wohne ich: ich wohne allein ich wohne mit dem (Ehe-) Partner zusammen ich wohne mit meinen Eltern zusammen ich wohne mit Geschwistern zusammen ich wohne mit einer Gast-Familie zusammen ich wohne mit meinen Kindern zusammen ich wohne in einer Außen-Wohngruppe ich wohne in einer Einrichtung ich wohne in einer Wohngemeinschaft

Von wem werde ich betreut oder unterstützt: ohne Betreuung durch meine Familie innerhalb einer stationären Einrichtung innerhalb einer Gast-Familie durch Betreutes Wohnen durch Ambulante Pflege andere Form der Betreuung oder Unterstützung

Ich bin im Ruhestand oder davor: ich bin im Ruhestand, seit Jahren ich bin in Altersteilzeit, seit Jahren

BW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

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./ Evaluationsinstrumente

ich arbeite, voraussichtlich noch Jahre

Wo arbeite ich, wo verbringe ich den Tag:Bitte nur eine Antwort ankreuzen

ich arbeite in einem gewöhnlichen Betrieb ich arbeite im Arbeits-Bereich der Werkstatt ich bin in einer Tagesstätte oder im Förderbereich einer Werkstatt ich helfe regelmäßig im Haushalt mit ich engagiere mich oder mache mit bei einer Freiwilligen Tätigkeit ich nehme teil an der Tagesbetreuung im Wohnheim ich bin zurzeit ohne Arbeit oder Beschäftigung anderes:

B Zugang

Wie habe ich von der Veranstaltung erfahren?Bitte höchstens zwei Antworten ankreuzen

Presse oder Broschüre Flyer oder Plakate zur Veranstaltung auf Empfehlung von auf persönliche Einladung von Internet ich habe von anderen davon gehört, von: durch eine Informationsveranstaltung Sonstiges:

C Interesse und ErwartungenAus welchem Interesse besuche ich diese Veranstaltung? persönlich vom Thema berührt als Freizeit-Aktivität allgemeines Interesse um Leute zu treffen kein besonderer Grund Sonstiges:

Welche Erwartungen habe ich an die Veranstaltung? neue Informationen neue Erfahrungen und Erlebnisse bessere praktische Fähigkeiten für mein Leben mehr Unterstützung und Hilfe im Alltag anderes:

Erhebungsbogen Teilnehmer IBW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Veranstaltung/Themenblock Teilnehmernummer

Beurteilung(bitte nach jeder Veranstaltung / Veranstaltungseinheit ausfüllen)

Wie fand ich die Veranstaltung?Trifft nicht zu

Teils, teils

Trifft voll zu

Die Veranstaltung hat mir neue Anregungen gegeben

Die Veranstaltung war so, wie ich sie erwartet hatte

Die Durchführung der Veranstaltung empfand ich als gelungen

Was ich im Kurs gelernt habe, kann ich für mein Leben gut gebrauchen

Ich kann bestimmte Probleme im Alltag jetzt besser verstehen und lösen

Ich würde noch mal eine ähnliche Veranstaltung besuchen

Was hat mir an dieser Veranstaltung besonders gefallen?

Was hat mir an dieser Veranstaltung nicht gefallen?

Was würde ich mir bei weiteren Veranstaltungen wünschen?

Zu welchen weiteren Themen wünsche ich mir ähnliche Veranstaltungen?

Diesen Bogen habe ich ohne Hilfe ausgefüllt mit Hilfe ausgefüllt

Form der Unterstützung:

Erhebungsbogen Teilnehmer II – BeurteilungBW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

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./ Evaluationsinstrumente

2. unterstüt zer

Gegenwärtige Lebenssituation der Person, die unterstützt werden soll

Veranstaltung/Themenblock Nummer der betreffenden Person

Erhebungsbogen für die Unterstützer / Begleiter

A: Angaben zur Person: Alter: Jahre Frau Mann

In welcher Funktion / in welcher Rolle nehme ich an der Veranstaltung teil? Eltern Geschwister (Ehe-)Partner rechtlicher Betreuer Gasteltern Angehörige einer Gastfamilie ehrenamtlicher Helfer professioneller Helfer Praktikanten noch offen andere Funktion:

Haben Sie vor eine ältere Person mit Behinderung zu begleiten? ja neinKennen Sie diese Person(en) bereits? nein ja falls ja: die eingerahmten Fragen ausfüllen! (Falls sie mehrere Personen begleiten/unterstützen, bitte mehrere Bögen verwenden)

Lebens- und Wohnsituation lebt / wohnt allein lebt / wohnt mit (Ehe-) Partner zusammen lebt /wohnt mit Eltern zusammen lebt /wohnt in einer Gastfamilie lebt / wohnt mit Geschwistern zusammen lebt / wohnt in einer Wohngruppe lebt / wohnt in einer Einrichtung anderes

Betreuungssituation (Zuständigkeit gemäß Leistungsvereinbarung): ohne formelle Betreuung durch (Herkunfts-) Familie innerhalb einer stationären Einrichtung innerhalb einer Gastfamilie ambulant Betreutes Wohnen ambulante Pflege andere Betreuungsform

Arbeits / Beschäftigungssituation: Erster Arbeitsmarkt Arbeitsbereich der WfbM Tagesstätte, Förderbereich der WfbM Regelmäßige Tätigkeiten im Haushalt Ehrenamtlich engagiert ohne feste Tagestruktur andere:

Formaler Beschäftigungsstatus Vollzeit erwerbstätig / beschäftigt im Ruhestand, seit Jahren Altersteilzeit, seit Jahren EU-Rente, seit Jahren andere

B Zugang und Interesse Wie habe ich von der Veranstaltung erfahren? Presse oder Broschüre Auf Einladung von Flyer oder Plakate zur Veranstaltung Auf Empfehlung von Internet Informationsveranstaltung Ich habe von anderen davon gehört, von Sonstiges:

C Interesse und ErwartungenAus welchem Interesse, mit welchen Erwartungen besuche ich die Veranstaltung? persönlich vom Thema berührt eine Erweiterung meiner Fähigkeiten Zugang zu praktischen Hilfen im Alltag Austausch von Erfahrungen / Erlebnissen allgemeines Interesse kein besonderer Grund Sonstiges:

Erhebungsbogen Unterstützer IBW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Beurteilung(bitte nach jeder Veranstaltung / Veranstaltungseinheit ausfüllen)

Wie fand ich die Veranstaltung?

Trifft nicht zu Teils, teils Trifft voll zuDie Veranstaltung hat mir neue Anregungen gegeben

Die Veranstaltung war so, wie ich sie erwartet hatte

Die Durchführung der Veranstaltung empfand ich ich als gelungen

Was ich im Kurs gelernt habe, kann ich für mein Leben gut gebrauchen

Ich kann bestimmte Probleme im Alltag jetzt besser verstehen und lösen

Ich würde noch mal eine ähnliche Veranstaltung besuchen

Was hat mir an dieser Veranstaltung besonders gefallen?

Was hat mir an dieser Veranstaltung nicht gefallen?

Was würde ich mir bei weiteren Veranstaltungen wünschen?

Zu welchen weiteren Themen wünsche ich mir ähnliche Veranstaltungen?

Erhebungsbogen Unterstützer II – BeurteilungBW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Veranstaltung/Themenblock Nummer der betreffenden Person

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./ Evaluationsinstrumente

3. Ver anstalter

Veranstaltung/Themenblock: Dozent:

Erhebungsbogen für Veranstalter

Vor der Veranstaltung auszufüllen

Bitte für jede Veranstaltungseinheit getrennt ausfüllen

A. Programmkonzeption/ „Curriculum“ (ausführlicher Text bitte in Anlage)

Welche Zielgruppe soll durch diese Veranstaltung / Veranstaltungseinheit erreicht werden?

Welches Ziel soll mit dieser spezifischen Veranstaltungs- bzw. Lerneinheit erreicht werden?

Welche Kompetenzen sollen vermittelt werden

Vermittlung von Wissen / Kenntnissen

Einüben von praktischen Fähigkeiten

Austausch von Erfahrungen / Erlebnissen

Es wird einZertifikat / eine Teilnahmebescheinigung vergeben

anderes:

B. Struktur /Aufbau der Veranstaltung (des Kurses, des Themenblocks...) Dauer der Veranstaltung / des Themenblocks

Zeitlicher Umfang der Veranstaltung

Wochen

Stunden (insgesamt)

Anzahl der Sitzungen / Treffen

Zeitlicher Rhythmus

Termine insgesamt

wöchentlich

monatlich

Anzahl der Teilnehmer Teilnehmer

Veranstaltungsformen Vorträge Vorträge mit Diskussion

Seminar Gruppenarbeit

(ggf.) Einzelgespräche /-beratung

Interaktiver Workshop

anderes:

Erhebungsbogen Verantstalter IBW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Nach der Veranstaltung auszufüllen

Bitte für jede Veranstaltungseinheit getrennt ausfüllen

Einschätzungen durch die Veranstalter

Trifft nicht zu Teils, teils Trifft voll zu

Die Veranstaltung hat dem Teilnehmer neue Anregungen und Impulse gegeben

Die Inhalte der Veranstaltung entsprachen den Erwartungen und Vorstellungen der Teilnehmer

Form und Durchführung der Veranstaltung waren passend für die Teilnehmer

Die Teilnehmer der Veranstaltung entsprachen der Zielgruppe, die erreicht werden sollte

Um die Lernerfolge zu sichern, müsste die Veranstaltung fortgesetzt werden oder müssten weitere ähnliche Veranstaltungen angeboten werden.

Hat die Veranstaltung Ihrer Einschätzung nach die Kompetenzen der Teilnehmer im Hinblick darauf, wie ältere Menschen mit Behinderung ihr Leben gestalten können, erweitert?

Ja Nein ich weiß nicht

Welche Hinweise gibt es hierfür?

In welchen Bereichen wurden hauptsächlich erkennbare Lernfortschritte erzielt?

Kritik zu dieser Veranstaltung oder Anregungen für künftige ähnliche Veranstaltungen:

Zu welchen weiteren Themen sollte es nach Ihrer Ansicht weitere Angebote geben?

Welche Hinweise gibt es dafür, dass die Teilnehmer das Gelernte umsetzen?

Erhebungsbogen Verantstalter II – BeurteilungBW-Stiftung – WWU Münster: Ältere Menschen mit Behinderung – Begleitung bei Übergängen

Veranstaltung /Themenblock: Dozent:

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./ Evaluationsinstrumente

iii. FrageBögen der MultiplikatorenBeFragung

Befragung

A Bezug zum Projekt

(ggf. keine oder Mehrfachangaben – gilt für alle Fragen!)

1. In welcher Funktion waren Sie am Projekt beteiligt? O als EhrenamtlicherO als professioneller Mitarbeiter in der BehindertenhilfeO als professioneller Mitarbeiter der AltenhilfeO als professioneller Mitarbeiter im Freizeit-, Sport- und Kulturbereich in der GemeindeO als AngehörigerO als Mitglied einer GastfamilieO als KommunalpolitikerO als betroffener älterer Mensch mit BehinderungO anderes

2. In welchem Umfang waren Sie am Projekt beteiligt?O ich habe das Projekt und die beteiligten Akteure aktiv unterstütztO ich habe kontinuierlich bestimmte Aufgaben wahrgenommenO ich war nur sporadisch, bei einzelnen Vorhaben, Planungen etc. dabeiO ich wurde laufend über das Projekt informiertO ich war mehrfach in Kontakt / im Austausch mit dem Projekt

3. Seit wann befassen Sie sich mit dem Thema „Ältere Menschen mit Behinderung“?O ich habe mich schon seit längerem, bereits vor dem Projekt damit befasstO ich wurde erst durch das Projekt auf das Thema aufmerksam

B Wirkungen des Projekts

4. Inwiefern hat sich für Sie die Bedeutung des Themas durch das Projekt verändert? O ich wurde darin bestärkt, dass es die Behinderten-/Altenhilfe vor neue Aufgaben stellt O das Thema hat für mich nach wie vor wenig Relevanz

5. Hat sich Ihre Einschätzung zur Situation älterer Menschen mit Behinderung durch das Projekt verändert?O ich habe erkannt, dass es für sie vielfältige Optionen geben sollte, ihren Lebensabend zu gestaltenO ich glaube, die vorhandenen Angebote für sie reichen ausO ich glaube, die vorhandenen Angebote für sie reichen nicht ausO ich bin mir nach wie vor im Unklaren darüber, was sie wollen oder brauchen

6. Wurden Ihre Kompetenzen in der Unterstützung älterer Menschen mit Behinderung durch das Projekt erweitert? O mein Wissen über ihre vielfältigen Bedürfnisse und Fähigkeiten ist gewachsenO meine Handlungsmöglichkeiten, passende Angebote für sie zu finden, haben sich erweitert O es gelingt besser, geeignete Personen bzw. Gruppen in der Gemeindeanzusprechen und einzubeziehen

von ausgewählten Experten, Kooperationspartnern, „Multiplikatoren“im Kontext des Projekts der BW-Stiftung „Förderung der Selbstständigkeit älterer

Menschen mit Behinderung“ durchgeführt von

BW-Stiftung – WWU Münster: „Förderung der Selbstständigkeit älterer Menschen mit Behinderung“

7. Welche weiteren Kompetenzen sind nach Ihren Erfahrungen im Projekt besonders wichtig für die Unterstützung oder Begleitung älterer Menschen mit Behinderung?

C Unterstützungsangebote

8. Hat sich Ihre Kenntnis über passende Unterstützungsangebote durch das Projekt verbessert? O ich kenne inzwischen eine Vielzahl möglicher Anlaufstellen und AngeboteO ich kenne nach wie vor nur wenige bis keine geeigneten AngeboteO ich überblicke auch jetzt die Vielfalt von Zuständigkeiten und Angeboten kaum

9. In welchen Bereichen wurden durch das Projekt beachtliche Fortschritte erzielt?O die Palette von Angeboten und Wahlmöglichkeiten hat sich entscheidend verbessertO die Vielfalt vorhandener Angebote und Zuständigkeiten ist transparenter geworden O die Zusammenarbeit der Träger und Anbieter hat sich grundlegend verbessertO eine wachsende Zahl von Bürgern engagiert sich/unterstützt ältere Menschen mit Behinderung

10. Wo sehen Sie diesbezüglich noch große Lücken bzw. Mängel in Ihrer Region? O es fehlen offene Anlaufstellen und Angebote für ältere Menschen mit BehinderungO es fehlen für sie passende stationäre Angebote in der Alten- bzw. Behindertenhilfe O es fehlen inklusive kulturelle und soziale Gruppen und Veranstaltungsangebote in der GemeindeO die Zusammenarbeit zwischen den Anbietern dieser Angebote in der Gemeinde ist mangelhaftO die Träger der Alten- und Behindertenhilfe arbeiten ungenügend zusammenO es gelingt nur schwer, ehrenamtliche UnterstützerInnenzu gewinnen/ zu motivieren O weitere Lücken / Mängel:

D Ausblick

11. Sind Sie bereit, sich (weiter) verstärkt für die Gruppe älterer Menschen mit Behinderung zu engagieren? O ich möchte mich gern (weiterhin) ehrenamtlich engagierenO ich möchte die Kooperation zwischen den zuständigen Institutionen ausbauenO ich möchte auf eine nachhaltige Bedarfsplanung hinwirkenO ich möchte:

12. Was müsste Ihrer Meinung nach getan werden, damit sich hierfür mehr Menschen engagieren? O breitere ÖffentlichkeitsarbeitO Entwicklung von Konzepten, die das soziale Umfeld stärker ansprechenO bessere Begleitung und Honorierung von Ehrenamtlichen u. a. UnterstützernO anderes:

13. Weitere Stellungnahmen (Anregungen, Kritik, Lob) zum Projekt

Herzlichen Dank

BW-Stiftung – WWU Münster: „Förderung der Selbstständigkeit älterer Menschen mit Behinderung“

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./ Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung

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NR. TITEL ERSCHIENEN

75 Ältere Menschen mit Behinderung 2014 Ergebnisse der Evaluation des Programms „Förderung der Selbstständigkeit älterer Menschen mit Behinderung“

74 Therapie bei Demenz 2014 Körperliches Training bei Menschen mit Demenz

73 Sag’ mal was – Sprachliche Bildung für Kleinkinder 2014

72 Gleichartig – aber anderswertig? 2013 Zur künftigen Rolle der (Fach-)Hochschulen im deutschen Hochschulsystem

71 COACHING4FUTURE Mint-Nachwuchs fördern und Fachkräfte von morgen sichern – 2013 Ergebnisse der Evaluation 2012

70 Strategische Forschung. Eine Analyse der Forschungsschwerpunkte der Baden-Württemberg Stiftung, 2013 Autoren: Frietsch, Rainer et al.

69 „Advances in Nanotechnology Physics, Chemistry and Biology of Functional Nanostructures“ 2013 Autoren: Th. Schimmel, H.v. Löhneysen, M. Barczewski

68 Botschafter für Nachhaltigkeit – die Ausbildung von Kulturlandschaftsführern 2013 in Baden-Württemberg – Eine Evaluierung der Ausbildung in drei Modellregionen

67 Unterstützungsangebote für Kinder von psychisch kranken oder suchtkranken Eltern 2012

66 Medienwerkstatt Kindergarten – Vom Konsumieren zum Gestalten 2012

65 Gartenland in Kinderhand – Ein Garten für die Kita. Ergebnisse der Projektevaluation 2012

64 Aktionsprogramm Familienbesucher – Ein Programm zur Unterstützung von Müttern und Familien 2012

63 Gesundheitsförderung in der Grundschule – Komm mit in das gesunde Boot – Grundschule 2012

62 „Ferienzeit – Gestaltungszeit. Innovative pädagogische Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche 2012 während der Ferienzeit“ – Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitevaluation des Programms

61 Da sein! – Könnt’ ich das? – Abschlussbericht des Projekts 2012 „Ausbau der ambulanten Kinder- und Jugendhospizarbeit in Baden-Württemberg“

60 BioLab Baden-Württemberg on Tour – Forschung, Leben, Zukunft 2011

59 Gesundheitsförderung im Kindergarten – Evaluation des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“ 2011 der Baden-Württemberg Stiftung in Kindergärten in Baden-Württemberg

58 Kompetenzen fördern – Erfolge schaffen – Dokumentation des Programms 2011 „KOMET 2 – Kompetenz- und Erfolgstrainings für Jugendliche“

57 Sag’ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder – 2011 Zur Evaluation des Programms der Baden-Württemberg Stiftung

56 Nanotechnology – Fundamentals and Applications of Functional Nanostructures – 2011 Th. Schimmel, H. v. Löhneysen, M. Barczewski

schriFtenreihe der Baden-württeMBerg stiFtung

55 Fit für den Wiedereinstieg – wie sich Beruf und Familie unter einen Hut bringen lassen 2010 Tipps für eine erfolgreiche Rückkehr in den Beruf

54 „Neue Brücken bauen ... zwischen Generationen, Kulturen und Institutionen“ Programmdokumentation 2010

53 Erzähl uns was! Kinder erzählen Geschichten und hören einander zu – 2010 Eine Förderinitiative der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

52 Am Anfang ist es eine Idee – am Ende eine große Erfindung – Ein Leitfaden für die Planung und 2010 Umsetzung von naturwissenschaftlich-technischen Projekten

51 Nachhaltigkeit macht fit für die Zukunft – Energie nutzen, Umwelt schützen 2011

50 Männer für erzieherische Berufe gewinnen: Perspektiven definieren und umsetzen – 2010 Impulse und Anregungen für eine größere Vielfalt in Tageseinrichtungen für Kinder

49 Strategische Forschung 2010 – Studie zur Struktur und Dynamik der 2010 Wissenschaftsregion Baden-Württemberg

48 Expeditionsziel: Nachhaltigkeit – Ihr Reiseführer in die Zukunft 2011

47 Familiäre Einflüsse als prägender Faktor: Herausforderung für die Suchtprävention – 2010 Wie Familien für die familienorienierte Suchtprävention zu gewinnen und welche Veränderungen möglich sind

46 Qualifizierung von Prüfern: Entwicklung innovativer Weiterbildungskonzepte. – 2010 Wie neuen Herausforderungen im Bildungswesen begegnet und Prüfungsqualität gesichert werden kann.

45 Neue Generationennetzwerke für Familien – Wissenschaftliche Evaluation des 2010 Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

44 Kinder und ihr Umgang mit Geld und Konsum – Dokumentation und Evaluation des 2009 Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

43 Musisch-ästhetische Modellprojekte in Kindergärten und anderen Tageseinrichtungen für Kinder – Dokumentation des Programms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg 2009

42 Training bei Demenz – Dokumentation zum Kongress „Training bei Demenz“ Dezember 2008 2009

41 Hilfen und schulische Prävention für Kinder und Jugendliche bei häuslicher Gewalt 2009 Evaluation der Aktionsprogramme „Gegen Gewalt an Kindern“ 2004 – 2008 in Baden-Württemberg

40 Kommunen auf dem Weg zu mehr Familienfreundlichkeit 2009 Dokumentation des Projekts der Baden-Württemberg Stiftung „Zukunftsforum Familie, Kinder & Kommune“

39 Naturwissenschaftlich-technische Modellprojekte in Kindergärten 2008 Dokumentation des Programms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

38 Erfolgsgeschichten – Nachwuchswissenschaftler im Portrait 2008 Ergebnisse des Eliteprogramms für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden der Baden-Württemberg Stiftung

37 Kinder nehmen Kinder an die Hand – Hilfen für benachteiligte und kranke Kinder 2008 Dokumentation des Programms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

36 Zeit nutzen – Innovative pädagogische Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche 2008 während der Ferienzeit – Dokumentation des Projekts der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

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./ Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung

NR. TITEL ERSCHIENEN

35 E-LINGO – Didaktik des frühen Fremdsprachenlernens 2008 Erfahrungen und Ergebnisse mit Blended Learning in einem Masterstudiengang (erschienen im gnv Gunter Narr Verlag Tübingen)

34 Visionen entwickeln – Bildungsprozesse wirksam steuern – Führung professionell gestalten 2008 Dokumentation zum Masterstudiengang Bildungsmanagement der Landesstiftung Baden-Württemberg (erschienen im wbv W. Bertelsmann Verlag Bielefeld)

33 Forschungsprogramm „Klima- und Ressourcenschutz“ 2008 Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten der Baden-Württemberg Stiftung

32 Nanotechnology – Physics, Chemistry, and Biology of Functional Nanostructures 2008 Results of the first research programme „Competence Network Functional Nanostructures“

31 „Früh übt sich…“ Zugänge und Facetten freiwilligen Engagements junger Menschen 2008 Fachtagung am 21. und 22. Juni 2007 in der Evangelischen Akademie Bad Boll

30 beo – 6. Wettbewerb Berufliche Schulen – Ausstellung, Preisverleihung, 2007 Gewinner und Wettbewerbsbeiträge 2007

29 Forschungsprogramm „Mikrosystemtechnik“ – Berichte und Ergebnisse 2007 aus den Forschungsprojekten

28 Frühe Mehrsprachigkeit – Mythen – Risiken – Chancen 2007 Dokumentation über den Fachkongress am 5. und 6. Oktober 2006 in Mannheim

27 „Es ist schon cool, wenn man viel weiß!“ KOMET – Kompetenz- und Erfolgstrainings 2007 für Jugendliche Dokumentation der Programmlinie 2005–2007

26 Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Gesellschaft 2007 Untersuchungsbericht des Tübinger Instituts für frauenpolitische Sozialforschung TIFS e.V.

25 jes – Jugend engagiert sich und jes|connection 2007 Die Modellprojekte der Baden-Württemberg Stiftung, Bericht der wissenschaftlichen Begleitung 2002–2005

24 Suchtfrei ins Leben – Dokumentation der Förderprogramme zur Suchtprävention 2007 für vorbelastete Kinder und Jugendliche

23 Häusliche Gewalt beenden: Verhaltensänderung von Tätern als Ansatzpunkt 2006 Eine Evaluationsstudie von Monika Barz und Cornelia Helfferich

22 Innovative Familienbildung – Modellprojekte in Baden-Württemberg 2006 Abschlussdokumentation des Aktionsprogramms „Familie – Förderung der Familienbildung“

21 Förderung der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung von Menschen mit Behinderung – 2006 Dokumentation der Projekte der Ausschreibung der Baden-Württemberg Stiftung 2002–2006

20 Raus aus der Sackgasse! 2006 Dokumentation des Programms „Hilfen für Straßenkinder und Schulverweigerer“

19 Erfahrungen, die’s nicht zu kaufen gibt 2006 Bildungspotenziale im freiwilligen Engagement junger Menschen, Dokumentation der Fachtagung am 16. und 17. Juni 2005

18 beo – 5. Wettbewerb Berufliche Schulen 2006 Dokumentation über die Wettbewerbsbeiträge der Preisträgerinnen und Preisträger 2006

17 Forschungsprogramm Nahrungsmittelsicherheit 2006 Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten der Baden-Württemberg Stiftung

16 Medienkompetenz vermitteln – Strategien und Evaluation 2006 Das Einsteigerprogramm start und klick! der Baden-Württemberg Stiftung

15 Forschungsprogramm Optische Technologien 2005 Zwischenberichte aus den Forschungsprojekten der Baden-Württemberg Stiftung

14 Jugend. Werte. Zukunft. – Wertvorstellungen, Zukunftsperspektiven 2005 und soziales Engagement im Jugendalter – Eine Studie von Dr. Heinz Reinders

13 4. Wettbewerb Berufliche Schulen 2005 Dokumentation des Wettbewerbs 2005 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern

12 Beruf UND Familie – Wie gestalten wir das UND? 2005 Ein Leitfaden für Praktiker und Praktikerinnen aus Unternehmen und Kommunen

11 Strategische Forschung in Baden-Württemberg 2005 Foresight-Studie und Bericht an die Baden-Württemberg Stiftung

10 Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Persönlichkeitsentwicklung 2005 Untersuchungsbericht des Tübinger Instituts für frauenpolitische Sozialforschung TIFS e.V.

9 Dialog Wissenschaft und Öffentlichkeit – Ein Ideenwettbewerb zur Vermittlung 2005 von Wissenschaft und Forschung an Kinder und Jugendliche

8 Selbstvertrauen stärken – Ausbildungsreife verbessern 2005 Dokumentation innovativer Projekte im Berufsvorbereitungsjahr 2001/2002

7 Faustlos in Kindergärten – Evaluation des Faustlos-Curriculums für den Kindergarten 2004

6 Hochschulzulassung: Auswahlmodelle für die Zukunft 2005 Eine Entscheidungshilfe für die Hochschulen

5 3. Wettbewerb Berufliche Schulen 2004 Dokumentation des Wettbewerbs 2004 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern

4 Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Persönlichkeitsentwicklung 2004 Dokumentation des Fachtags am 4.12.2003

3 2. Wettbewerb Berufliche Schulen 2003 Dokumentation des Wettbewerbs 2003 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern

2 Neue Wege der Förderung freiwilligen Engagements von Jugendlichen 2003 Eine Zwischenbilanz zu Modellen in Baden-Württemberg

1 1. Wettbewerb Berufliche Schulen 2002 Dokumentation des Wettbewerbs 2002 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern

Page 128: Ältere Menschen Mit Behinderung - BW Stiftung · Ältere Menschen mit Behinderung auf dem Weg in den Ruhestand Kooperationsprojekt der Diakonischen Werke Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald