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© alphaspirit - fotolia.com JAN FEB MÄR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ 50 2015 Marktkommentar von Dirk Müller......2 Kreditmärkte Luke öffnet sich unter Junk- und Hochzinsanleihemärkten Schwerpunkt 18. Dezember 2015 AKTUELLE NEWS, KOMMENTARE UND ANALYSEN ZU BÖRSE UND FINANZMARKT Hintergrund „Heli“ Ben: Fed wird Negativzinsen als Rezessionsbekämpfungsinstrument wohl in Werkzeugkasten aufnehmen .. 11 Saudi-Arabien vs. Russland: Wer hält niedrige Preise an Weltölmärkten länger durch? .......... 13 Brandherd Naher Osten – Teil 3: Seidenstraßen-Strategie und Chinas verlängerte Perlenkette ........................ 15 Südafrika: Rezession in Q3 knapp vermieden; Bondzinsen klettern; Ratingagenturen drohen mit Junkabstufung................................... 19 China: Wahrheit kommt ans Licht; lokale Provinzrepräsentanten geben Inflatio- nierung von Wachstumsdaten zu ..... 22 Wird China den Yuan nun noch stärker abwerten? ........................ 24 Goldmärkte: Geraten Shorts in Schieflage, könnte es zu einem Feuerwerk kommen; selbst Bullion Banken haben dies erkannt .... 26 Analyse TUI AG: Trotz mächtig Gegenwind super Entwicklung – Was passiert also bei nachlassendem Störfeuer?.... 28 Linde AG: Kaufen wenn die Kanonen donnern – Bietet der Rückschlag Chancen? ................ 33 Lesen Sie weiter auf Seite 8

Luke öffnet sich unter Junk- und Hochzinsanleihemärkten · Außergewöhnliches passiert, das Motto „Cash is king!“ ganz oben stehen wird und viele ganz gierig ... sich vor Augen

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JAN FEB MÄR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ

502015

Marktkommentar von Dirk Müller......2

Kreditmärkte Luke öffnet sich unter Junk- und Hochzinsanleihemärkten

Schwerpunkt

18. Dezember 2015 AKTUELLE NEWS, KOMMENTARE UND ANALYSEN ZU BÖRSE UND FINANZMARKT

Hintergrund

„Heli“ Ben: Fed wird Negativzinsen als Rezessionsbekämpfungsinstrument wohl in Werkzeugkasten aufnehmen .. 11

Saudi-Arabien vs. Russland: Wer hält niedrige Preise an Weltölmärkten länger durch? .......... 13

Brandherd Naher Osten – Teil 3: Seidenstraßen-Strategie und Chinas verlängerte Perlenkette ........................ 15

Südafrika: Rezession in Q3 knapp vermieden; Bondzinsen klettern; Ratingagenturen drohen mit Junkabstufung...................................19

China: Wahrheit kommt ans Licht; lokale Provinzrepräsentanten geben Inflatio-nierung von Wachstumsdaten zu .....22

Wird China den Yuan nun noch stärker abwerten? ........................ 24

Goldmärkte: Geraten Shorts in Schieflage, könnte es zu einem Feuerwerk kommen; selbst Bullion Banken haben dies erkannt .... 26

Analyse

TUI AG: Trotz mächtig Gegenwind super Entwicklung – Was passiert also bei nachlassendem Störfeuer? ....28

Linde AG: Kaufen wenn die Kanonen donnern – Bietet der Rückschlag Chancen? ................33

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Marktkommentarvon Dirk Müller

Guten Tag meine Damen und Herren,

der Markt hält sich auch nach der lange erwarteten Fed-Sitzung ziemlich genau an die Charttechnik. Zunächst fiel der DAX bis auf den wichtigen chart-technischen Unterstützungsbereich von 10.130 Punkten, um unmittelbar danach wieder bis auf 10.400 Punkte zu steigen. Mit der im Zuge des US-Zinsentscheides befeuerten Rallye wurden weitere Widerstände schnell übersprungen. Die nächste relevante Marke befindet sich bei 11.000 Punkten. Ein mögliches Ziel zum Jahresfinale wäre der Bereich zwischen 11.400 und 11.800 Punkten, so der Markt nicht zwischenzeitlich wieder nach unten durchsackt. Unter 10.130 und erst recht unter 10.000 Punkten würde es zu deutlichen Ab-gaben kommen, nach der erlösenden FED-Sitzung steht die Wahrscheinlichkeit aber bei einem ver-söhnlichen Jahresausklang.

Was bedeutet die erste Zinserhöhung der Federal Reserve in fast zehn Jahren? Wie wirken sich weitere Zinserhöhungen aus?

Fast zwei Jahre hat die FED den Investoren die Ka-rotte vor die Nase gehalten. „Nimm schnell noch einen Kredit auf, bau schnell noch ein Haus, wir erhöhen bald die Zinsen“. Das hat die FED soweit getrieben, dass die Märkte die Welt nicht mehr ver-standen, die Unsicherheiten wurden immer größer.

Das ging so weit, dass selbst die Aktienmärkte, die Zinserhöhungen in der Regel hassen wie der Schneemann die Sonne, eine solche förmlich her-beisehnten. Die zermürbende Unsicherheit nervte und was die Märkte noch mehr hassen als Zinser-höhungen ist eben Unsicherheit. Endlich kam sie, die langersehnte Zinserhöhung. Ich weigere mich bewusst, von einer Zinswende zu sprechen. Von einer solch nachhaltigen Zinswende sind wir weit entfernt. Kosmetische Anpassungen ja, aber mehr auch nicht. Die Welt – und US-Wirtschaft ist längst „over the edge“ – sowie der feste Dollar helfen der amerikanischen Industrie, deren Container jetzt schon leer Richtung Asien fahren, sicherlich nicht weiter. Daher ist spätestens im zweiten Halbjahr 2016 eher mit den nächsten Lockerungsübungen als mit einer echten Zinswende in den USA zu rech-nen. So kann man auch die Worte der FED-Chefin Janet Yellen interpretieren, die jetzt erst einmal beobachten will. Das lieben die Märkte wieder. Der befürchtete Moment der ersten Zinserhöhung ist endlich katastrophenfrei durch und die weiteren Aussichten zumindest von der Zinsfront bleiben erstmal heiter mit Aussicht auf Fleischbällchen.

Allmählicher Abschied von den fossilen Energieträgern – abzulesen am Rohölpreis

Der Rohölpreis befindet sich weiterhin im Ab-wärtstrend. Goldman-Sachs sieht ein Ziel von 20

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US-Dollar für die kommenden Monate. Die Mär vom Kampf um Marktanteile ums Öl hält sich in den Medien hartnäckig. Die Desinformation ist dabei omnipräsent. Der eine schreibt es vom an-deren ab, weil keiner wirklich selbst nachdenkt. Jeder behauptet – und das mit einem Anspruch auf Allgemeinwissen –, dass es nur darum gehe, die Saudis wollten den Amerikanern mit Blick auf das Fracking-Öl Marktanteile abgraben. Sie wissen, dass wir bei Cashkurs eine ganz andere Einstellung zu diesem Thema haben. Es geht nämlich nicht da-rum, wer den größeren Marktanteil hat, sondern wer im Rahmen der Energiewende das letzte Öl verkauft. Die Saudis und die übrigen OPEC-Staa-ten brauchen händeringend Einnahmen. Diesen Ländern gehen nämlich die Gelder aus und man kann es sich überhaupt nicht leisten, weniger Öl zu produzieren und zu verkaufen. Man braucht jeden Dollar, den man umsetzen kann. Selbst wenn Saudi-Arabien die Ölförderung drosseln würde, würde das den Preis aufgrund des immer noch vorhandenen Überangebots kaum beeindrucken. Saudi-Arabien hätte aber aufgrund der geringeren Förderung sofort noch weniger in der Kasse. Es geht hierbei als nicht um Marktanteile, sondern ums nackte Überleben. Alles andere ist aus meiner Sicht wohl eher Unfug.

Parallel dazu entscheidet der US-Kongress in einer nächtlichen Sitzung, die kaum jemand mitbekom-men hat, die seit rund 50 Jahren geltenden Ölex-portverbote aufzuheben. Man wollte die heimi-schen Ressourcen für „The Day After“, also für den Fall, dass tatsächlich einmal das Öl ausgehen sollte, schonen. Das hat man nun ad acta gelegt. Zusätz-lich darf also das heimische Öl auch noch expor-tiert werden. Bisher hat man nur die US-Nachfrage aus heimischen Quellen gedeckt. Nun kann dieses amerikanische Öl auch in alle Welt exportiert wer-den. Diese durchaus interessante Entwicklung wird

in absehbarer Zeit sicherlich nicht für einen stei-genden Ölpreis sorgen. Eine kurzfristig anziehende Weltwirtschaft ist gleichfalls nicht in Sicht, bleibt als einziger Preistreiber eine mögliche militärische Eskalation in der Straße von Hormus. Diese ist zwar nicht unmittelbar in Sicht, aber durch die Animosi-täten zwischen Saudi-Arabien und Iran auch nicht völlig unmöglich.

Das soeben verabschiedete Klimaschutzabkom-men treibt natürlich auch den Ölpreis mit nach unten. Wir sind ganz klar auf dem Pfad „Weg vom Karbon, weg vom Öl, weg, vom Gas, weg von der Kohle und hin zu den Erneuerbaren!“ Wer das im-mer noch übersieht, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Was das für die nächsten Jahre bedeutet, ist vollkommen klar: Selbstverständlich wird es noch ein paar Jahre dauern, bis sich dieser Trend vollkommen realisiert hat. Aber mit jedem Monat bis dorthin wird weniger Öl gebraucht, wird mehr in Erneuerbare Energien investiert, wird substitu-iert. Das heißt also: Öl und Gas sind perspektivisch tot, Finger weg von diesen Materien! Das nach-haltige Trendthema sind die Erneuerbaren und alles, was damit zusammenhängt. Das resultiert in großen Verwerfungen für die arabischen Staaten und die anderen ölfördernden Regionen dieser Erde, einschließlich der Ölunternehmen und all jener Branchen, die davon abhängig sind und eine positive Entwicklung für alle Bereiche, die von den Erneuerbaren Energien profitieren.

Was geschieht an den Märkten, wenn große Staatsfonds plötzlich dringend Cash benötigen?

Wir haben bereits gesehen, dass die ölfördernden Staaten massiv Währungsreserven abbauen, weil sie dringend Cash brauchen. Das betrifft übrigens nicht nur die Währungsreserven – also im wesent-lichen Staatsanleihen –, sondern zunehmend auch

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die Staatsfonds dieser Länder, welche u.a. in Aktien investiert sind. Auch in diese Kassen greift man nun hinein, etwa in Russland oder in einigen ara-bischen Staaten. Dabei werden eben auch Aktien verkauft, um Cash in die Hand zu bekommen. Auch diese Entwicklung kann im kommenden Jahr mit einem niedrigen oder sogar noch weiter fallenden Ölpreis Druck auf die Aktienmärkte ausüben. Die-ser dringende Bedarf nach Cash hat also durchaus das Potential die Märkte zu drücken. Ich befürch-te, dass in naher Zukunft, wenn nicht etwas ganz Außergewöhnliches passiert, das Motto „Cash is king!“ ganz oben stehen wird und viele ganz gierig auf Barreserven sein werden. Dies kann durchaus deutlichen Druck auf die verschiedenen Asset- Klassen bringen.

Was Unternehmen zu berichten hatten

Linde spürt den Abwärtstrend bei den Öl- und Gaspreisen inzwischen schon deutlich. Der Aktien-kurs fällt innerhalb der letzten zwei Wochen von etwa 165 auf nunmehr 130 Euro, die Gewinnziele wurden gekappt. Nicht zuletzt die abkühlende Weltkonjunktur macht dem Industriegase-Her-steller und -Anlagenbauer zu schaffen. Linde spürt als Teil der Vorläuferindustrie diese Entwicklung zudem sehr früh. Von daher sollte dies auch uns eine Warnung für den künftigen Verlauf der Welt-konjunktur sein. Auch in die in der Petrochemie häufig zum Einsatz kommenden Anlagen von Linde wird nun weniger investiert. Die geringere Nachfra-ge nach diesen Anlagen ist natürlich die logische Folge des deutlich niedrigeren Ölpreises. Diese Entwicklung kommt nicht wirklich überraschend. Ich hatte Linde 2013 als gutes Unternehmen zum Kauf gestellt. Damals lag der Aktienkurs bei 140 Euro. Zwischenzeitlich stieg er bis auf bis zu knapp 200 Euro. Diese Empfehlung ist jedoch über zwei Jahre alt. Inzwischen hat sich die Welt natürlich

verändert, siehe sich abkühlende Weltkonjunktur und Einbruch bei den Rohstoffpreisen. Das ist auch für den Linde-Konzern eine vollkommen andere Situation. Im Moment muss man bei der Aktie nicht zwingend dabei sein. Abwarten dürfte von daher nicht die schlechteste Strategie sein. Vieles ist eine Frage der Marktsituation und des Timings – Empfehlungen von vor zwei Jahren sind nicht un-bedingt Empfehlungen für heute und umgekehrt.

Das ZDF-Magazin „Frontal 21“ berichtete über unterschiedliche Abgaswerte bei BMW, Mercedes und VW auf Prüfstand und Straße. Im Prüfstand seien die Verbräuche teils deutlich niedriger als auf der Straße. Die Hersteller wehren sich und lasten diese unterschiedlichen Ergebnisse falschen Test-bedingungen oder Fehlmessungen zu. Das Thema Dieselverbrennungsmotoren wird allerdings kein Zukunftsthema mehr sein. Das Thema der Zukunft wird der Elektroantrieb sein. Wer dieses Thema verpasst und seitens der Hersteller nicht entspre-chend aggressiv investiert, der wird u.U. enden wie einst Nokia. Der Durchbruch bei den Elektro- fahrzeugen liegt in der Luft und sobald dieser voll-zogen sein wird, wird kaum noch jemand einen stinkenden Verbrenner mit absehbarer Halbwerts-zeit mehr kaufen wollen. Wer dann erst anfängt, über konkurrenzfähige Elektrofahrzeuge innerhalb der eigenen Flotte nachzudenken, der wird bei Entwicklungszyklen von fünf Jahren und mehr schnell ins Hintertreffen geraten.

Dirk Müller Premium Aktien Fonds: Neues zu Vestas und Dialog Semiconductor

Vestas konnte voll von dem allgemeinen Trend hin zu den Erneuerbaren Energien profitieren. Der Ak-tienkurs sprang in dieser Woche um zehn Prozent auf über 480 Kronen und damit auf dem höchsten Stand seit 2008. Goldman Sachs nimmt das Ziel für

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Vestas auf 540 Kronen pro Aktie nach oben – und das wird für die kommenden Jahre noch nicht das Ende des Aufwärtstrends gewesen sein. Besonders beeindruckend wird diese Entwicklung, wenn man sich vor Augen führt, dass Vestas sein Tief 2012 bei gerademal 23 Kronen hatte.

Turbulent ging es in dieser Woche bei Dialog Semiconductor zu. Das Unternehmen ist geschäft-lich stark mit seinem Hauptkunden Apple verbun-den. Wie man hört, ist die (recht teure) Übernahme von Atmel in Gefahr, welche die Abhängigkeit von Apple etwas reduzieren helfen sollte. Man plante mit Hilfe dieser Übernahme, im Bereich Internet 4.0, also die Kommunikation zwischen verschie-denen Geräten, stärkere Akzente zu setzen. Diese Übernahme war allerdings immer umstritten. Nun liegt ein neues Gegenangebot von Microchip Tech-nology für diese Übernahme auf dem Tisch. Der eine oder andere Aktionär dürfte sich freuen, da eine zu teure Übernahme damit passé ist.

Allerdings hat in dieser Woche auch eine Umsatz-warnung für das 4. Quartal den Aktienkurs von Dialog Semiconductor negativ beeinflusst: 390 bis 400 Millionen Dollar statt wie bisher erwartet 430 bis 460 Millionen Dollar. Der Aktienkurs fiel unmittelbar nach dieser Zahlenbekanntgabe um 17 Prozent, um zum Handelsschluss fast wieder auf Vortagesniveau zu schließen. Das kann man als temperamentvolle Bewegung bezeichnen. Es kann durchaus sein, dass diese Kursbewegung auch mit dem Übernahmeangebot zusammenhängt. Denn ein Teil des Übernahmepreises für Atmel sollte in eigenen Aktien bezahlt werden. In dem Moment, da der eigene Aktienkurs von Dialog Semiconduc-tor unter Druck kommt, verschlechtert sich das ursprüngliche Übernahmeangebot und jenes des Konkurrenten sieht plötzlich viel besser aus. In die-sen turbulenten Zeiten kann es von daher ratsam

sein, die vollständigen Quartalsberichte abzuwar-ten. Ich denke, das dürfte nachhaltiger sein. Kurze und heftige Entwicklungen nehmen wir eher am Rande zur Kenntnis.

Der Fonds konnte seinen Vorsprung gegenüber dem Gesamtmarkt auf fünf Prozentpunkte bei zu-gleich deutlich geringerer Schwankungsintensität ausbauen. Die Auswahl starker Unternehmen in Verbindung mit einer soliden Absicherung bewährt sich.

Carl Icahn und seine Warnung vor einer Kernschmelze in den Finanzmärkten

Carl Icahn ist einer der großen Investoren in den USA und trägt zudem für viele Finanzentwick-lungen und -entscheidungen innerhalb des App-le-Konzerns Verantwortung. Man denke etwa an Dividendenzahlungen oder Aktienrückkäufe, aber auch an die Aufteilung von PayPal und ebay. Carl Icahn ist ein einflussreicher Investor, ist bestens vernetzt und übt viel Druck auf die Unternehmen aus. Carl Icahn warnt in diesen Tagen sehr aggres-siv vor einer Kernschmelze des Finanzsystems. Er nennt dabei kein Datum, aber man kann aus seinen Worten schließen, dass er dies relativ zeitnah er-wartet. Die Argumente, die Carl Icahn hierbei ins Feld führt, sind vollkommen richtig. Ich kann sie schlichtweg nur unterschreiben.

Denn wir stehen vor sehr großen Risiken. Wir war-nen auf Cashkurs schon seit geraumer Zeit davor, dass dies nicht die Frage des „Ob“, sondern des „Wann“ ist. Dieses „Wann“ kann schon 2016 sein, kann aber auch noch zehn Jahre in der Zukunft liegen. Genaueres weiß niemand, auch Carl Icahn nicht. Aber die Zusammenhänge sind offenkundig. Diese Zusammenhänge kann niemand außer Acht lassen, der sich mit dem System wirklich ernsthaft

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auseinandersetzt und nicht nur dem Schulbuch-wissen folgt. Die sog. „Junk Bonds“ sind ein großer, gefährlicher und illiquider Markt – und zudem nur eines von vielen besonders kritischen Themen. Bei diesen „Junk Bonds“ handelt es sich um Anleihen mit hoher Verzinsung, aber eben auch einem ho-hen Risiko. Diese Anleihen wurden in letzter Zeit Jahren in Billionenvolumina von Unternehmen emittiert, denen es gar nicht so gut geht und die auf diesem Wege Geld aufgenommen haben. Die Anleger ihrerseits gieren weltweit nach Rendite und haben zuhauf diese hochverzinslichen Anlei-hen mit ihren hohen Risiken gekauft.

Wir hatten schon oft darüber gesprochen, dass der Risikokompass Zins nicht mehr funktioniert. Genau das spielt an dieser Stelle wesentlich mit hinein. Große Fonds haben riesige Summen in diesem Junk-Bond-Sektor investiert. Aber: Mit steigenden Zinsen in den USA, bei abkühlender Weltwirtschaft und den ersten Pleiten bei diesen Junk-Bond- Unternehmen wachsen die Gefahren immens. Denn dieser „High-Yield-Bond“-Markt ist dünn und wenig liquide. Bei stark fallenden Kursen etwa findet ein Verkäufer kaum noch einen Käufer. Momentan ziehen die ersten Anleger Geld aus diesen Junk Bonds ab, die Kurse fallen. Steigende US-Zinsen forcieren diese Entwicklung zusätzlich. Die Konsequenz daraus ist, dass diese Fonds ihre Junk Bonds verkaufen müssen, um die Anleger auszuzahlen. Aber siehe da: Der Markt ist derart dünn, dass sie ihre Stücke gar nicht loswerden. Also sagen die Fonds: „Tut uns Leid, lieber Anleger, wir haben zwar mehrere hundert Millionen Dollar von Euch, aber wir können Euch das Geld nicht mehr auszahlen, weil uns der Markt diesen Kram nicht mehr abkauft, den wir für Euch gekauft haben. Wir müssen den Fonds leider schließen.“

So gerade geschehen bei „Third Avenue“, einem 789 Millionen Dollar schweren Investmentfonds in New York – über Nacht geschlossen. Bei „Lucidus Capital Partners“ sehen wir genau das gleiche: Auch dieser Fonds mit einem Anlagevermögen von 900 Millionen Dollar hat die Schließung ange-kündigt. Ebenso bei „Stone Lion Capital Partners“: Auszahlungen gesperrt. Meine Damen und Herren, das hat im Vorfeld der Lehman-Pleite ganz genauso angefangen. Man nennt das die „Kanarienvögel in der Kohlemine“ wenn diese schwächsten von der Stange fallen, wird es höchste Zeit die Mine zu räu-men, denn der Sauerstoff geht zu Ende. Wenn nicht jemand schnell den Ventilator anwirft, wird es eng. Damals vor Lehman ging es um die Kreditverbrie-fungen für US-Immobilien: Die ersten Konstrukte platzten und konnten plötzlich nicht mehr auszah-len. Nun sind es die Junk Bonds, also die gleiche Entwicklung, die wir damals hatten. Es handelt sich dabei um Unternehmen in schwierigen wirtschaft-lichen Verhältnissen, beispielsweise auch aus der Ölindustrie, also etwa Fracking-Unternehmen, die diese Junk Bonds begeben haben und jetzt vor der Pleite stehen. Höhere Zinsen in den USA oder noch niedrigere Ölpreise werden aber zu noch mehr Pleiten führen und zu noch mehr Problemen im Junk-Bond-Segment, bis hin zu einer Kreditklemme und einer Vertrauenskrise.

Hinzu kommen die Probleme in China mit der einbrechenden Wirtschaftsentwicklung dort usw. usf.. Die Gründe für einen Zusammenbruch gan-zer Systeme – so wie wir es bei Lehman gesehen haben, dieses Mal allerdings in XXL –, den wir mit Notmaßnahmen noch einmal um ein, zwei oder fünf Jahr verzögern können, sind nach wie vor vorhanden. Man muss diese Zusammenhänge von daher immer im Blick behalten, zumal diese Krisenszenarien sehr schnell akut werden können. Darüber müssen wir uns vollkommen im Klaren

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sein. Deshalb empfiehlt es sich, diese Warnung von Carl Icahn ernst zu nehmen. Er unterstreicht das, was wir schon seit geraumer Zeit verkünden.

Neue steuerliche Regelungen für Gewinne von US-Unternehmen im Ausland

Darüber hinaus denken die Amerikaner darüber nach, im kommenden Jahr die Besteuerung von Unternehmen im Ausland zu verändern. Bislang haben Großunternehmen, wie beispielsweise Apple, im Ausland große Summen an Geld liegen, die aus Gewinnen dort stammen. Wenn diese Ge-winne nach Hause geholt werden, wären bislang 35 Prozent Steuern fällig. Also werden sie das nicht tun und das Geld im Ausland liegen lassen, wo sie in der Regel auf Basis günstiger Steuerabkommen kaum oder keine Steuern bezahlen. Inzwischen liegen riesige Summen im Ausland, an die die Ame-rikaner nicht herankommen. Die US-Regierung ist nun der Meinung: „Wie schön, wenn wir diese Gelder bei uns zu Hause hätten und das Geld in den USA investiert werden würde!“ Inzwischen streitet man sich eigentlich nur noch um die Höhe der Be-steuerung. Barack Obama und seine Demokraten wollen die bisher aufgelaufenen Auslandsgelder einmalig mit 14 Prozent besteuern, die künftigen mit 19 Prozent (statt bisher 35 Prozent). Die Repu-blikaner wollen sogar überhaupt keine Steuern er-heben, falls Unternehmen ihre Gewinne in die USA repatriieren. Egal, auf welche Regelung man sich einigen wird, die Konsequenz wird sein, dass die amerikanischen Unternehmen dadurch die Mög-lichkeit erhalten, Billionengewinne, die im Ausland liegen, relativ günstig in die USA zu repatriieren und dort zu investieren. Dies könnte einen Boom in Amerikas Wirtschaft, aber einen Zusammenbruch der Schwellenländer nach sich ziehen, aus denen dieses Kapital abgezogen werden wird.

In diesem Sinne wird es ausgesprochen spannend bleiben, zahlreiche Veränderungen und Verwer-fungen eingeschlossen, die wir in absehbarer Zeit sehen werden. Der Zeitrahmen ist – wie immer – ungewiss, aber die Zusammenhänge sollte man allemal kennen.

Ich wünsche ich Ihnen ein schönes und erholsames Vorweihnachtswochenende und viel Spaß beim Lesen der Beiträge.

Herzlichst

Ihr

Dirk MüllerChef-Redakteur

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Schwerpunkt

Und wie nicht anders zu erwarten, entpuppt sich das Umfeld an den Hochzinsanleihemärkten – auch Junkbondmärkte genannt – als kata-strophal. Wie in der Vergangenheit berichtet, waren es vor allem Energie- und Frackingunternehmen, die den Schieferölboom in den USA durch eine astronomische Schuldenaufnah-me im Nullzinsumfeld befeuerten.

Kreditmärkte Luke öffnet sich unter Junk- und Hochzinsanleihemärkten

von Roman Baudzus

Die Situation hat die großen Rating- agenturen längst auf den Plan geru-fen, allen voran S&P, deren Analysten davor warnten, dass sich die Hälfte (!) aller im Energiesektor ausstehenden Bonds in Zahlungsproblemen befin-den. Wie seit Beginn des Ölpreisab-schwungs gemutmaßt, scheint den Sektorunternehmen eine enorme Ausfall- und Pleitewelle ins Haus zu stehen. Laut S&P befinden sich umlaufende Bondschulden in Höhe von knapp $200 Milliarden in einem finanziell äußerst kritischen Zustand.

Ein großer Teil dieser ausstehenden Schulden entfällt auf Energieunter-nehmen. Gleichzeitig ist die Quote der Ausfallwahrscheinlichkeit auf das höchste Niveau seit 2009 geklettert.

Während sich der Ölpreisverfall in der vergangenen Woche fortsetz-te, zeichnet sich ab, dass immer mehr hoch verschuldete Energieun-ternehmen in Turbulenzen hineinschlittern und ihre ausstehenden Schulden nicht mehr bedienen können. Seit Juni 2014 sind die Öl-preise um rund 65% eingebrochen. Nachdem die Marke von $40 pro Barrel nach unten durchbrochen wurde, ging es in der letzten Wo-che ganz schnell in Richtung 35$ pro Fass hinab. Und ein nahendes Ende dieser Talfahrt zeichnet sich bislang nicht ab. Wie wirkt sich diese Entwicklung auf den hoch verschuldeten Energiesektor und die Hochzinsanleihemärkte aus? Wer hat einmal „Oh, Boy!“ gesagt?

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Schwerpunkt

Kreditmärkte: Luke öffnet sich unter Junk- und Hochzinsanleihemärkten

Der im Nullzinsuniversum befeuerte Schieferölboom in den USA verwan-delt sich nun in einen Bust, weil die Ölproduktion in den Vereinigten Staaten in den letzten Jahren durch die Decke geschossen ist. Resultat ist, dass es an den internationalen Ölmärkten zu massiven Angebots-überhängen gekommen ist, der nun – neben der weltweit rückläufigen Ölnachfrage – die Preise an den Öl-märkten nach unten treibt.

Einer stark wachsenden Anzahl von Energie- und Ölunternehmen fällt es auf Basis dieser Entwicklung immer schwerer, deren astronomische Ver-schuldungsberge zu bedienen. Auch die Analysefirma Markit warnte in der vergangenen Woche davor, dass der überaus hohe Grad der Fremdfi-nanzierung unter den Energieunter-nehmen die Kreditprofile im gesam-ten Sektor stark zu beeinträchtigen begonnen habe.

Sieht es im Energie- und Ölsektor schon alles andere als gut aus, so setzt der Minensektor dem Ganzen die Krone auf. Um auf die Warnungen S&Ps zurückzukommen, so befinden sich mehr als 70 Prozent (!) aller im Minen-, Metall- und Stahlsektor ausstehenden Bonds in einem finan-ziell kritischen Zustand. Dies muss jemanden auch nicht verwundern, wenn man sich die seit dem Jahr 2011 erfolgten Preisabstürze im Kupfer-, Eisenerz-, Aluminium-, Platin-, Silber- und Palladiumsektor anschaut.

Wir sprechen in diesem Bereich schon gar nicht mehr von einem Rückfall der Preise auf die zu Zeiten der globalen Finanzkrise ausgebildeten Tiefs. Sondern vielmehr ist der Bloomberg Commodity Index nunmehr auf das tiefste Niveau seit dem Jahr 1999 gesunken.

Wie die jüngste Ankündigung des Minenriesen Anglo American zeigte, wird vielen Firmen des Sektors nichts anderes übrig bleiben, als in diesem Umfeld horrende Kostenkürzungen zu verabschieden, die mit Masse-nentlassungen und einem Verkauf von Vermögenswerten Hand in Hand gehen werden.

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Schwerpunkt

Kreditmärkte: Luke öffnet sich unter Junk- und Hochzinsanleihemärkten

Wie zuletzt ebenfalls berichtet, stei-gen die Zahlungsausfälle im Unter-nehmenssektor scharf an. Laut S&P sind die Ausfälle im laufenden Jahr kürzlich auf über 100 geklettert, wo-mit sich eine solche Entwicklung erst-mals seit dem Finanzkrisenjahr 2009 beobachten ließ. Knapp ein Drittel all dieser Zahlungsausfälle entfielen auf den Öl-, Gas- und Energiesektor.

Und S&P macht den Investoren nicht sonderlich viel Hoffnung. Denn das extrem hohe Volumen an ausfallge-

fährdeten Bonds sei ein Indikator dafür, dass die Defaultwelle noch weitaus stärker an Fahrt aufnehmen werde. Hinzu kommt, dass es den betroffenen Firmen in einem Umfeld wie dem jetzigen immer schwerer fällt, dringend benötigtes Kapital an den Märkten oder unter Investoren und Banken aufzutreiben.

Sollte die Federal Reserve tatsächlich so verwegen sein, um den amerikani-schen Leitzins in dieser Woche erst-mals seit fast zehn Jahren anzuheben,

dürften die Zinsen an den Energie- und Hochzinsanleihemärkten erst richtig durch die Decke schießen. Auch die Nachfrage nach riskanten Vermögenswerten (Junkbonds, Akti-en & Co.) wird dann merklich nach-lassen.

Wann diese Entwicklung auf andere Bereiche der Kreditmärkte und den mit Investmentgrade versehenen Unternehmensanleihesektor über-springen wird, dürfte dann wohl nur noch eine Frage der Zeit sein.

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droht, der mit einem Investmentgra-de durch die Ratingagenturen verse-hen ist.

Beispiel Öl- und Gassektor: Gigantischer Verschuldungs-Bumerang

Was sich vor allem im Energie- und Ölsektor zeigt, ist, wie der Bumerang einer astronomisch hohen Verschul-dung nun an den Junkbondmärkten zurückfeuert. Hatte ich zuletzt noch über die dramatische Lage wie im Fall von Chesapeake Energy berichtet, so wird das Unternehmen nicht mehr um eine Restrukturierung seiner Schul-den herumkommen. Auch ein Bank-rott ist keineswegs ausgeschlossen.

Wie im Gespräch mit Sandra Navidi erwähnt, stehen für den amerikani-schen Bankensektor rund $4 Billionen im globalen Energiesektor im Feuer. Und nun stelle man sich einfach vor, die Ölpreise würden tatsächlich bis auf $20 pro Fass hinunterrauschen. Ex-Fed-Chef Ben Bernanke hat sich nicht lange lumpen lassen. Gestern hatte „Heli Ben“ dann seinen großen Auftritt in einem Interview gegenüber Marketwatch.

Hintergrund

von Roman Baudzus

Zinserhöhungen - oder vielmehr das Gegenteil davon?

Es war Bondpapst Jeff Gundlach, der vor einigen Tagen auf die Parallelen zwischen der Fed und der schwedi-schen Riksbank aufmerksam gemacht hatte. Nachdem die Riksbank im Jahr 2010 ihren Zinsanhebungszyklus ein-leitete, sah sich die schwedische Zen-tralbank aufgrund ihrer ideologischen und zentralplanerischen Sichtweise dazu gezwungen, den begonnenen Anhebungszyklus ganz schnell wieder umzukehren.

Was in Schweden darauf folgte waren vehemente Zinssenkungen und die Absenkung des Leitzinses in nega-

tives Terrain. Dazu bedient sich die Riksbank seit geraumer Zeit nun auch noch eines eigenen QE-Programms, um den Außenwert der schwedischen Krone gegenüber dem Euro direkt mit beeinflussen zu können. Ich gehe mal davon aus, dass die Fed heute einen Testballon aufsteigen lassen wird, indem sie ihren Leitzins um mickrige 25 BPS anhebt.

Allein der Ausblick auf Zinsanhebun-gen hat dazu geführt, nach den Roh-stoffmärkten nun auch die Märkte für Junkbonds und Hochzinsanleihen unter gehörigen Druck zu bringen. Es stellt sich die Frage, wann das Gemet-zel im Hochzinsanleihesektor auch auf den Corporate Sector überzuspringen

Voila und Chapeau! Seit gestern ist dann mal endlich raus, wo es in den USA – gänzlich unabhängig von der heutigen Zinsentscheidung der Fed – geldpolitisch langgehen wird. Ich bin seit geraumer Zeit der Ansicht, dass die Fed im Hinblick auf ihre Zinspolitik im globalen Kontext „behind the curve“ ist. Eine meiner Fragen an der Frankfur-ter Börse lautete, wann die Federal Reserve ihren Leitzins in negati-ves Terrain absenken und unter Umständen gar QE4 verabschieden würde. Gestern gab Ex-Fed-Chef „Heli” Ben Bernanke die Antwort auf diese Frage. Es ist völlig egal, was und wie die Federal Reserve in Bezug auf ihren Leitzins entscheiden wird. Der zukünftige Weg scheint vorgezeichnet und geebnet.

„Heli“ Ben: Fed wird Negativzinsen als Rezessionsbekämpfungsinstrument wohl in Werkzeugkasten aufnehmen

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Hintergrund

„Heli“ Ben: Fed wird Negativzinsen als Rezessionsbekämpfungsinstrument wohl in Werkzeugkas-ten aufnehmen

Und zwar riet er Fed-Chefin Janet Yellen, Negativzinsen in den Verei-nigten Staaten mit ins Kalkül zu zie-hen, um dem nächsten ernsthaften Abschwung der Wirtschaft in den USA zu begegnen. Ja, war das nicht sonnenklar? Viel mehr hat die Fed im Angesicht eines seit sieben Jah-ren bei nahe Null Prozent liegenden Zinssatzes auch nicht mehr. Laut Ben Bernanke seien Negativzinsen etwas,

das durch die Federal Reserve wahr-scheinlich überdacht, und dessen sie sich bedienen werde, falls dies notwendig werden sollte.

Voila und Chapeau, werte Leser! Auf nichts anderes bereite ich Sie hier seit geraumer Zeit vor. „Heli Ben“ und Konsorten sind sich der Folgen aus deren Handeln schlichtweg nicht bewusst. Kollateralschäden, ein

Überdenken der Sinnhaftigkeit der eigenen Geldpolitik und eine stetige Ausweitung der Einkommens- und Vermögensverhältnisse zwischen oben und unten sind gänzlich egal geworden, weil die „Rettung“ des bestehenden Falschgeldsystems für die verantwortlichen Akteure alter-nativlos ist und kein Plan B in den Gedankengängen der geldpolitischen Entscheider vorkommt.

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Hintergrund

Saudi-Arabien vs. Russland Wer hält niedrige Preise an Weltölmärkten länger durch?

von Roman Baudzus

Fördermengen werden überall ausgeweitet

Entgegen den Finanzkrisenjahren 2008 und 2009 scheint jedem das ei-gene Hemd nun näher als die Hose zu sein. Der Versuch einer Durchsetzung von egoistischen Machtinteressen wird insbesondere im Angesicht der aktuellen Entwicklung unter den einzelnen OPEC-Mitgliedern immer offenbarer. Russland gehört zwar nicht dem OPEC-Kartell an, ist jedoch auf die Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft ebenso angewiesen wie viele Staaten der arabischen Halbin-sel oder Südamerikas. Um den Markt-anteil und die eigenen Einnahmen im aktuellen Marktabschwung zu halten, hatte Russland seine Ölproduktion – wie auch der große Rivale Saudi- Arabien – zuletzt ausgeweitet.

Es war Russlands stellvertretender Finanzminister Maxim Oreshkin, der kürzlich im Rahmen eines Forums der russischen Tageszeitung Vedomosti erklärte, dass die Rohölpreise auf Basis eigener Prognosen noch die nächsten sieben Jahre auf niedrigem Niveau verharren könnten. So rechnet die russische Regierung bis zum Jahr 2022 mit einer Fluktuation der Rohöl-preise innerhalb eines Preisbands von $40 bis $60 pro Barrel. Sollte dieses Szenario wahr werden, stellt sich die Frage, ob die OPEC eine solche Situation in jetziger Form überhaupt überleben würde.

Die Preise taumeln - und (zu) teure Produzenten gleich mit

Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass neben den kanadischen Ölsand-förderern auch die amerikanische

Fracking-Industrie, die meisten der Nordseeölförderer und die Betreiber von Tiefseeprojekten wie vor den Küsten Südamerikas ihre Pforten dicht machen könnten. Nach wie vor sperrt sich Saudi-Arabien innerhalb der OPEC gegen Förderkürzungen, die dazu beitragen könnten, die Rohölpreise zu stabilisieren – und bringt damit immer mehr Mitglieder wie Venezuela an den Rand eines finanziellen Ruins.

Folge ist, dass der Preis für ein Fass Rohöl der Sorte WTI nach dem jüngs-ten OPEC-Treffen dann schlussendlich unter die Marke von $40 rutschte. Dann ging – wie nicht anders zu er-warten – alles ganz schnell. Zu Beginn dieser Woche notierte WTI bei nur noch $34,70 pro Fass, dem niedrigs-ten Niveau seit Beginn des Jahres 2009.

Sehr wahrscheinlich dürfte der mit dem Unterschreiten der Marke von $40 pro Fass schnell einsetzende Preisverfall auch Hedgefonds und anderen Spekulanten geschuldet sein, die zuvor rekordhohe Leerver-kaufspositionen im Ölsektor aufge-baut hatten. Ein sich möglicherweise abzeichnender Zerfall der OPEC birgt laut einer Studie der Bank of America hohe Risiken für die Welt.

Ob sich die OPEC noch als mit einer Stimme sprechende Organi-sation bezeichnen lässt, lässt sich im Angesicht der aktuellen Ereig-nisse doch recht stark bezweifeln. Vielmehr zieht sich durch die in der OPEC zusammengeschlossenen Erdölförderstaaten ein ähnli-cher Riss, wie dieser sich in der ganzen Welt zwischen West und Ost oder West vs. den BRICS-Ländern beobachten lässt. Als so komplex erweisen sich die Schwierigkeiten, in die unsere globalisierte Welt hineinsteuert, dass deren Lösung Einstimmigkeit und Zusammen-halt unter den Staaten immer stärker gefährdet.

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Hintergrund

Saudi-Arabien vs. Russland: Wer hält niedrige Preise an Weltölmärkten länger durch?

Preiskrieg innerhalb der OPEC?

Denn es könnte auch bald schon zu einem Preiskrieg innerhalb der OPEC und zwischen einzelnen OPEC-Mit-gliedern kommen. So zum Beispiel im Hinblick auf Saudi-Arabien und dessen Erzrivalen Iran. Die Interna-tionale Energieagentur hatte sich in deren Monatsbericht doch recht ungewöhnlich ehrlich zu den aktuel-len Vorfällen an den Rohölmärkten geäußert. Danach habe die OPEC aufgehört, als Kartell zu agieren. Ein-zelne Mitglieder wie Saudi-Arabien fluteten die Welt mit Rohöl mit dem Ziel, globale Rivalen aus dem Rennen zu schlagen.

Komisch, vor nicht allzu langer Zeit wurde man für derlei Vermutungen noch als eine Art „Verschwörungsthe-oretiker“ bezeichnet. Doch auch die OPEC wird durch den Preiskrieg sehr hart getroffen. Schätzungen sehen vor, dass die Gesamteinnahmen des Kartells im laufenden Jahr auf $405 Milliarden von $1,2 Billionen im Vergleich mit dem Jahr 2012 sinken werden. Damit würden sich die für dieses Jahr zu erwartenden Ein-nahmen dritteln. Die Internationale Energieagentur teilte darüber hinaus mit, dass weltweit gerade neue Öllagerstätten errichtet würden, um die Produktionsflut im Bereich des schwarzen Goldes aufzufangen.

Der Iran kehrt zurück auf die Weltmärkte - Wer hält den massiven Preisdruck durch?

Dies gilt insbesondere vor dem Hin-tergrund, dass der Iran nach dem Ende der Sanktionen ab Ende des kommenden Jahres wieder Rohöl an

die internationalen Märkte liefern wird. Russlands Warnung vor einem längerfristig bei $40 pro Fass verhar-renden Rohölpreis richtet sich gleich-zeitig auch an die politische Führung Saudi-Arabiens. Auf dem Schlachtfest des Nahen und Mittleren Ostens stehen sich Russen und Saudis in einer Art Stellvertreterkrieg in Syrien gegenüber.

Entgegen den Saudis wird Russland anhaltend niedrige Ölpreise wahr-scheinlich ohne zeitliche Beschrän-kung überleben können. Dies liegt auch an der freien Konvertierbarkeit der russischen Landeswährung Rubel, durch die das interne Regierungsbud-get geschützt wird. Im Hinblick auf die Saudis sieht es da schon ganz anders und weitaus schlechter aus. So gab der Internationale Währungsfonds den Saudis in einer jüngst publizier-ten Studie keine fünf Jahre, bis die im heimischen Staatsfonds veranlagten Öleinnahmen bei über Jahre niedri-gen Preisen aufgezehrt wären.

Zudem ist Saudi-Arabiens Währung gekoppelt, was dazu beiträgt, dass das Land ausländische Devisenreserven aufbringen muss, um die derzeit bei rund 20% liegenden Budgetdefizite zu stopfen. Interessant ist, dass Offizielle des Moskauer Kremls vermuten, dass die Saudis das Ziel verfolgen könnten, um Russland an den Verhandlungs-tisch zu bringen, damit Putinland der OPEC eines Tages beitritt. Auf diese Weise würde, wie sich Telegraph- Kolumnist Evans-Pritchard vor eini-gen Tagen ausdrückte, ein Superkar-tell geschaffen, das etwas mehr als die Hälfte der Weltrohölerzeugung kontrollieren würde.

Die weiter schwindende Macht der OPEC

Wie es weiter hieß, habe OPEC-Chef Salem el-Badri dies in der Vorwoche mehr oder weniger eingestanden, darauf hinweisend, dass die OPEC nicht mehr länger groß genug sei, um allein zu agieren. Gleichzeitig wies el-Badri darauf hin, dass die OPEC ihre Ölförderung nicht kürzen wer-de, solange sich nicht auch einzelne und strategisch bedeutende Länder außerhalb der OPEC an einer solchen Förderkürzung beteiligten. Auch wenn Russland von sich selbst sagt, über einen langen Zeitraum niedrige Ölpreise überleben zu können, so wären mit einer solchen Entwicklung dennoch ernsthafte Schmerzen ver-bunden.

Laut des stellvertretenden Finanzmi-nisters Oreshkin würden über Jahre um die Marke von $40 pro Fass lie-gende Ölpreise dazu führen, dass der Kreml seinen Staatsfonds schon im kommenden Jahr in einem Volumen von 1,4 Billionen Rubel – knapp 2% des BIPs – anzapfen müsste. Laut der Ratingagentur Standard & Poor’s be-nötigt der Kreml zudem weitere $40 Milliarden für einen Bailout des hei-mischen Bankensystems. Gleichzeitig entwickelt sich das Defizit des Staates in Richtung 5% in Relation zum BIP. Der Vorteil, den Saudi-Arabien hier gegenüber dem Kreml aufweist, ist die Tatsache, dass sich die Scheichs an den Bondmärkten verschulden und keine Sanktionen seitens der USA zu fürchten brauchen.

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Hintergrund

Brandherd Naher Osten Teil 3: Seidenstraßen-Strategie und Chinas verlängerte Perlenkette

von Oguz Calli

Die Neue Seidenstraße

Die Seidenstraße gilt als eine der ältesten Handelsrouten der Welt. Sie hat China mit dem Mittelmeer ver-bunden. Im 21. Jahrhundert gewinnt sie wieder an Bedeutung. China möchte die alten Handelswege wie-derbeleben und damit einen eurasi-schen Wirtschaftskorridor errichten. Die Route beginnt im ostchinesischen Xi‘an und führt u.a. durch Kasachstan, den Iran, den Bosporus, Duisburg bis Rotterdam und von dort aus nach Venedig, wo sie endet. Insbesondere durch die zunehmende Verbreitung

des IS Richtung Zentralasien sieht die Volksrepublik die Pläne der „Neuen Seidenstraße“ - und damit ihre wirt-schaftlichen Pläne - gefährdet. China beunruhigt dabei nicht nur, dass der so genannte Islamische Staat an die Grenzen Chinas vorrückt, sondern auch die Gefahr, die innerhalb des Landes damit einhergeht.

Die Seidenstraße führt durch Urumqi, welche die Hauptstadt der uiguri-schen autonomen Provinz Xinjiang ist, die im äußersten Westen Chinas liegt. Es leben um die 10 bis 12 Millionen Uiguren in China, die überwiegend

muslimisch sind. Sie bezichtigen China von ihm unterdrückt zu werden. Die Unabhängigkeitsbestrebungen der turksprachigen Ethnie haben schon oft für Konflikte mit Peking gesorgt. In der Vision des IS ist Xinjiang in das Kalifat eingegliedert. Das würde in den Augen der chinesischen Führung die Energiesicherheit gefährden, die eng mit der Neuen Seidenstraße zu-sammenhängt.

Uigurische Separatisten haben sich dem IS in Syrien und Irak angeschlos-sen. Die irakische Nachrichten-Web-site Al-Qanoon beruft sich auf den Direktor der chinesischen Kriminal-polizei Tong Bichan, der die Türkei beschuldigt, den Uiguren geholfen zu haben, China unbemerkt verlassen zu können. Dazu sollen ihnen türkische Diplomaten Ausweise ausgestellt haben. Bichan sagte darüber hinaus, dass sie gezielt durch die Türkei unter-stützt wurden, damit sie an der Seite des IS gegen den syrischen Präsiden-ten Assad kämpfen.

Die Konflikte in Xinjiang selbst ha-ben 2009 begonnen zu eskalieren, als 200 Menschen bei ethnischen Auseinandersetzungen mit Chinesen ums Leben kamen. Bei den meisten

Im zweiten Teil wurde auf einen hauptsächlichen Grund eingegan-gen, weshalb Russland militärisch im Syrien-Konflikt eingreift. Wie Putin sagte, sollen die IS-Kämpfer aus dem Kaukasus und Zentralasi-en vor Ort bekämpft werden, bevor sie zurückkehren und Anschläge in Russland begehen. Unter den islamistischen Fundamentalisten im zentralasiatischen Kasachstan, Tadschikistan und Kirgisistan sowie in Pakistan wird der IS immer populärer. Diese vier Länder grenzen an China, womit der so genannte Islamische Staat auch vor der Haus-tür der Volksrepublik steht. Die Terrororganisation wird somit zu ei-ner wachsenden Gefahr für Peking. Der Anführer von ISIS, der sich als Herrscher über das Kalifat betrachtet, erklärte im Juni einer Reihe von Staaten den Krieg, darunter auch China. Wie internationale Me-dien seit Wochen berichten, erwägt das Reich der Mitte, den Verbün-deten Russland in Syrien zu unterstützen.

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Hintergrund

Brandherd Naher Osten – Teil 3: Seidenstraßen-Strategie und Chinas verlängerte Perlenkette

unter ihnen handelte es sich um Han-Chinesen, die über 90 Prozent der gesamtchinesischen Bevölkerung ausmachen. Im Oktober 2013 fuhren uigurische Terroristen in Peking mit dem Auto in eine Menschenmenge. Am „Platz des Himmlischen Friedens“ starben fünf Personen. Ein ähnliches Attentat fand im Mai 2014 in Urumqi statt. Die chinesische Bevölkerung ist durch die Berichterstattungen der Staatsmedien für das Thema Terrorismus sensibilisiert. Das gilt auch für Außeneinsätze. Nachdem im November eine chinesische Geisel in Syrien getötet wurde, drohte China mit Reaktionen.

NATO vs. „NATO des Ostens“

2001 gründeten China, Russland, Ka-sachstan, Kirgisistan, Usbekistan und Tadschikistan die Shanghaier Orga-nisation für Zusammenarbeit (SCO – Shanghai Cooperation Organization). Die SCO ist eine Organisation, die Schwierigkeiten hat ihre Identität zu definieren. Im Juli wurden die Länder Pakistan und Indien, die bisher einen Beobachterstatus inne hatten, als Vollmitglieder akzeptiert. Es wird erwartet, dass sie 2016 beitreten. Sie ist offiziell eine auf innere Gefahren ausgerichtete Sicherheitsgemein-schaft. Der ehemalige chinesische Ministerpräsident Li Keqiang sagte, dass die Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit hauptsächlich auf ökonomische Kooperationen fokus-siert sein sollte, welche auch Sicher-heitskomponenten - insbesondere die Bekämpfung des Terrorismus und

des Drogenhandels - enthalte. Unter dem jetzigen Präsidenten Chinas standen wirtschaftliche Themen im Mittelpunkt. Das Thema Sicherheit blieb eher formal-rhetorischer Natur.

Die SCO, die in ihrer noch aktuellen Konstellation 60 Prozent der Fläche Eurasiens und ein Viertel der Welt-bevölkerung umfasst, wurde ab und an als „NATO des Ostens“ oder „Anti- NATO“ bezeichnet. Auch wenn die SCO über die Jahre schon mehrere militärische Großmanöver abgehal-ten hat, handelt es sich nicht um eine Militär-Allianz im traditionellen Sinne. Feststehende Strukturen und Hierarchien wie beim Warschauer Pakt sind nicht gegeben.

Eine Organisation, die eher als Gegen-gewicht zur NATO verstanden werden könnte, ist die CSTO (Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit). Zu den Mitgliedsländern gehören Russland, das das Militärbündnis anführt, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Armenien und Weiß-russland. Mitte September hieß es auf einem CSTO-Treffen, dass sie bei einem UN-Mandat das gleiche Recht wie die NATO hätten, Truppen nach Syrien und in den Irak zu entsenden. An dem Treffen nahm auch der Iran teil, der als möglicher Beitrittskandi-dat gilt. Ein weiterer Teilnehmer, der bisher in keinerlei direkter Beziehung zum CSTO stand, war China. Die CSTO, Iran und China erklärten, dass sie beim Syrien-Konflikt zusammenste-hen werden. International wird das so interpretiert, dass sie eine Allianz geschlossen haben.

Die UN-Vetomächte haben sich bei Abstimmungen zu Resolutionsent-würfen gegen Syrien immer auf die Seite Assads gestellt. Die Tage und Wochen nach diesem CSTO-Treffen wurde die Bereitschaft der beiden Großmächte deutlich, dass sie nicht nur Syrien unterstützen, sondern auch eng mit den restlichen Ländern des Schiitischen Halbmonds koope-rieren. China gab bekannt, dass es einen Flugzeugträger entsenden wird und Russland - damit quasi auch Syri-en - mit seinen J-15-Kampfflugzeugen unterstützen wird. Die irakische Re-gierung hat Russland die Nutzung von Luftwaffenstützpunkten angeboten. Die iranischen Bodentruppen, deren Entsendung geplant ist, sollen durch russische Kampfflugzeuge aus der Luft unterstützt werden. Eine kuwai-tische Zeitung berichtete, dass die libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah 75 Panzer von Russland erhalten werde, die noch aus der Sowjetzeit stammen. Russland stationiert auch moderne T-90-Panzer an der Grenze zu Syrien. Israel äußerte inzwischen die Befürchtung, dass die Hisbollah die schweren Tanks gegen sie einset-zen könnte, nachdem die Hisbollah und der Iran an den Kampffahrzeugen ausgebildet werden. Während die Hisbollah in den westlichen Ländern als Terrororganisation eingestuft wird, betonte Putin Mitte November, dass sie in den Augen Russlands keine sei.

Einige Journalisten, die über das Treffen berichteten, warfen die Frage auf, weshalb in dem abschließenden CSTO-Report nichts über die Rolle

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Brandherd Naher Osten – Teil 3: Seidenstraßen-Strategie und Chinas verlängerte Perlenkette

Weißrusslands zu lesen sei. Weiß-russland grenzt an die Ukraine sowie an die baltischen Staaten Lettland und Litauen. Der Ukraine-Konflikt ist noch im Gange und die NATO rüstet im Baltikum massiv auf. Die Präsenz der Truppen an der russischen Gren-ze wird vom Kreml heftig kritisiert. An dieser Stelle soll dieser Punkt nur erwähnt und nicht weiter ausgeführt werden, da er nicht direkt zum Thema Naher Osten gehört. Doch zumindest verdeutlicht er, dass Putin mit der CSTO vermutlich auch den Ukraine- Konflikt im Gesamtzusammen- hang mit einbezieht.

Die Perlenkette

Im September 2013 stellte der chine-sische Präsident Xi Jingpin die neue Seidenstraßen-Initiative der Regie-rung vor. Sie nannte sich „One Belt, one Road“ (OBOR – Ein Gürtel, eine Straße). Sie war in den landgebunde-nen „Wirtschaftsgürtel Seidenstraße“ und die „Maritime Seidenstraße“ eingeteilt. Die Seeroute, die vom südchinesischen Meer über den indi-schen Ozean bis nach Ostafrika führt, wurde schon im 15. Jahrhundert vom legendären chinesischen Admiral Zheng He befahren. Auch heute spielen die Schifffahrtswege für die Energieversorgung und die Handels-logistik Chinas eine große Rolle. Die fossilen Brennstoffe aus dem Nahen Osten erreichen das Reich der Mitte über die See.

In einem Bericht vom US-Verteidi-gungsministeriums aus dem Jahr 2005 wurde der Begriff „String of Pearls“ (Perlenkette) geprägt. China

investierte in strategisch günstig gele-gene Häfen, die sich für den Öltrans-port, kommerziell und militärisch gut nutzen lassen. Wenn die Ports, die mit Hongkong beginnen und u.a. von Kambodscha, Thailand, Burma, Bangladesch, Sri Lanka - bzw. den Indischen Subkontinent herum - über Pakistan bis nach Ostafrika führen, auf der Landkarte markiert und miteinan-der verbunden werden, entsteht der „String of Pearls“. Während die Ma-ritime Seidenstraße sich weitflächig über den Ozean verbreitet, hangelt sich die Perlenkette gewissermaßen an den Küstenregionen entlang. Chinas Kette wird um eine weitere Perle verlängert. In Dschibuti, am Horn von Afrika, errichtet die Volks-republik ihren ersten Militärposten im Ausland. Der Stützpunkt, der auch über einen Flugplatz verfügen wird, soll laut Chinas Regierung für An-ti-Piraten-Einsätze unter UN-Mission genutzt werden. Es wird eng in dem Land, dessen Fläche vergleichbar mit der Mecklenburg-Vorpommerns ist. Das amerikanische, französische und deutsche Militär unterhalten dort bereits ständige Stützpunkte. Gegen-über Dschibuti, das Mitglied in der Arabischen Liga ist, tobt nur wenige Dutzend Kilometer entfernt ein erbit-tert geführter Stellvertreterkrieg im Jemen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran.

Inselstreit im Südchinesischen Meer

Zu den weiteren Stationen entlang der Perlenkette gehören im Südchi-nesischen Meer die Inselgruppen Paracel- und Spratly-Inseln. Taiwan, Vietnam und China erheben Ansprü-

che auf das gesamte Territorium, das durch die Inselgruppen umfasst wird. Bei den südlicher gelegenen Spratly-Inseln beanspruchen Brunei, Malaysia und die Philippinen jeweils einen bestimmten Teil für sich. In den letzten Jahren ist es zu Scharmützeln zwischen China und Malaysia, Viet-nam bzw. den Philippinen gekommen. Die chinesische Marine zeigt eine dominante Präsenz, wobei ihr von den kleineren Anrainerstaaten des Südchinesischen Meeres vorgewor-fen wird, sehr offensiv vorzugehen.

In der Inselpolitik im Südchinesischen Meer weicht China sogar nicht vor den USA zurück, die Chinas Expan-sion mit Argusaugen beobachten. Vielmehr befinden sie sich mit ihnen auf Konfrontationskurs, welches ein großes Eskalationspotenzial in sich birgt. Die USA entsendet Kriegsschiffe in die Region. Beide Seiten bedienen sich einer scharfen Rhetorik. Ein be-sonderer Zankapfel ist die künstliche Inselerweiterung durch China auf den Spratly-Inseln.

Damit die USA ihre weltweite Führungsrolle aufrechterhalten können, gilt das Südchinesische Meer laut US-Militärstrategen als Schlüsselregion. Gleichermaßen ist die Vorherrschaft in der Region ein äußerst bedeutender Faktor für die Geostrategie Chinas. Während sich die beiden geopolitischen Schwerge-wichte hochbrisante Wortgefechte und Muskelspiele leisten, versucht der IS seinen Einfluss in diesem Teil der Erde auszubauen.

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Brandherd Naher Osten – Teil 3: Seidenstraßen-Strategie und Chinas verlängerte Perlenkette

Der IS in Südostasien

Während des ASEAN-Gipfels in Kuala Lumpur, der vom 18. bis zum 22. No-vember stattfand, ist ein Bericht der malaysischen Polizei an die Presse durchgesickert. Während Obama an dem Treffen teilnahm, wurde davon gesprochen, dass sich mehrere Ter-roristen in Malaysia befänden und eine unmittelbare Gefahr bestünde. Bei den gesuchten Personen handle es sich laut Bericht um IS-Kämpfer, die mitunter zwei philippinischen Terrororganisationen angehörten. Sie seien in Syrien und Irak ausgebildet worden.

Malaysia hat schon seit Längerem mit der Verbreitung des IS im Land zu kämpfen. Eine von den malaysischen Behörden gesuchte ISIS-Miliz soll in den Südphilippinen untergetaucht sein, um von dort aus extremistische Gruppen aus Malaysia, den Philippi-nen und aus Indonesien zu vereinen. Sie soll mitten im Südchinesischen Meer zu einem „offiziellen“ Zweig des IS aufgebaut werden.

Der IS rekrutiert in verschiedenen Ländern in Südost- und Südasien. Zu diesen Ländern zählt auch Thailand. Letztes Jahr wurden Reisewarnungen des Auswärtigen Amt wegen einer ISIS-Bedrohung ausgesprochen, die sich auf das beliebte Urlaubsland bezogen. In den letzten Tagen wur-den wieder Sicherheitshinweise zu Thailand veröffentlicht, laut denen vor allem Russen als Anschlagsziele ins Visier genommen werden sollen.

Fazit

Die Seidenstraße ist nicht eine ein-zige durchgehende Strecke. Wie vor Hunderten Jahren verlaufen ihre Wege nebeneinander, kreuzen und verzweigen sich. Die alte Seidenstra-ße soll insgesamt 10.000 km lang gewesen sein. Viele Länder sind ein Teil von ihr und ihre Interessenlagen sind ebenso verflochten. Chinas Interesse liegt insbesondere darin, die Energiesicherheit des Landes zu gewährleisten. China ist bereit, die Wege militärisch massiv zu schützen. Tausende Soldaten riegeln die Grenze zum uigurischen Xinjiang ab. Doch mit den USA möchte auch ein mäch-tiger Rivale auf dieser Straße fahren. 1999 wurde vom US-Kongress die „Seidenstraßenstrategie“ als Gesetz verabschiedet, das 2006 nochmals ergänzt wurde.

Auch im Nahost-Konflikt stehen sich die beiden Antagonisten nun mittelbar gegenüber. Mit der Allianz zwischen CSTO und dem Iran hat die NATO es beim Kampf gegen Syrien bzw. den schiitischen Machtblock nun auch mit dem Milliardenvolk China zu tun. Die Volksrepublik pro-pagiert immer eine Politik der Nicht-einmischung in die Angelegenheiten anderer Staaten. Die Aussagen der Regierung bleiben auf diplomatische Art immer sehr allgemein und vage, aber das Zweckbündnis mit Russland im Syrien-Konflikt verdeutlicht den geopolitischen Standpunkt eindeutig. Nicht zuletzt, weil China seitens des IS explizit der Krieg erklärt wurde.

Neben den Krisenregionen im Nahen Osten und in der Ukraine ist der Kon-flikt im Südchinesischen Meer ebenso hochbrisant. Auf der Maritimen Sei-denstraße liefern sich China und die USA gefährliche Machtspiele. Gleich-zeitig ist der IS dabei seinen Einfluss dort auszuweiten. Die geopolitische Lage und die damit verbundenen Eskalationspotenziale nehmen in der Region und im Indischen Ozean zu und werden immer vielschichtiger. Nicht nur in Bezug auf den IS. Als Bei-spiele seien nur der Taiwan-Konflikt, Chinas Konkurrenz zu Indien oder die zunehmenden Verknüpfungen zwi-schen Piraten, Drogenhändlern und islamistisch-fundamentalistischen Terroristen genannt. Der IS-Einfluss globalisiert sich zunehmend. Das gilt auch für die Expansion in Nord- und Südamerika. Ein paar Hundert Kämp-fer von dort sollen für den IS im Na-hen Osten kämpfen. Einige sollen auf die beiden Kontinente sowie in die Karibik zurückgekehrt sein. Sie sollen Anschläge während der Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Brasili-en planen. Des Weiteren sollen sie mit mexikanischen Drogenkartellen zu-sammenarbeiten. Mithilfe des Juárez- Kartells sollen über die Wege des Drogenschmuggels Terroristen nach Texas geschleust werden.

Der Syrien-Konflikt hat starke globale Auswirkungen. Die ersten drei Teile haben sie aus einem geopolitischen Blickwinkel betrachtet. Der vierte Teil wird schwerpunktmäßig auf ökono-mische Effekte eingehen.

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Südafrika: Rezession in Q3 knapp vermieden; Bondzinsen klettern; Ratingagenturen drohen mit Junkabstufung

von Roman Baudzus

Ein mickriges Wachstum von 0,7% im dritten Quartal hat Südafrikas Wirtschaft kurz vor knapp vor einem Rückfall in die Rezession bewahrt. Ich hätte nicht gedacht, dass Südafrika an einem Rückfall in die Rezession vorbeischrammen würde in Q3, nachdem die Ökono-mie im zweiten Quartal um deftige -1,3% schrumpfte.

Der Produktions-, Immobilien- und Finanzsektor war dazu in der Lage, das Wachstum in Q3 in positives Terrain zu befördern, während die Minenindustrie sowie der Agrar-, Forst- und Fischereisektor unter einer anhaltenden Schrumpfung litten. Insbesondere der südafri-kanische Landwirtschaftssektor ist im laufenden Jahr deutlich unter die Räder geraten.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres schrumpfte die Produktion in diesem wichtigen Sektor um 16,2% gegenüber dem Vorjahr. Trotz des Miniwachstums im dritten Quartal hat die Reserve Bank of South Africa die eigenen

Wachstumsprognosen für das laufende als auch das nächste Jahr nach unten revidiert.

Die Reserve Bank of South Africa hob ihren Leitzins Ende November marginal auf 6,25% an – und zwar in Antizipation einer Zinsanhe-bung der Federal Reserve am 16. Dezember. Trotz des Vorbeischr-ammens an einer Rezession im dritten Quartal, sind eine Reihe von Meldungen aus Südafrika alles andere als positiv. Dies steht vor allem auch in Zusammenhang mit den anhaltenden politischen Querelen in der Regierung von Staatspräsident Jacob Zuma.

Die großen Ratingagenturen haben sich auf Südafrika eingeschos-sen. Die jüngst erfolgte Entlassung von Finanzminister Nene durch Staatspräsident Jacob Zuma könnte das Land seinen Investmentgra-de kosten, womit sich eine Herabstufung auf Junkstatus am Horizont abzeichnet. Zwar konnte die Wirtschaft im Angesicht eines mickri-gen Wachstums in Q3 gerade noch einmal einer Rezession entgehen. Doch Investoren zeigen sich besorgt über die absehbaren Entwick-lungen am Kap der Guten Hoffnungen.

Grafik 4

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Südafrika: Rezession in Q3 knapp vermieden; Bondzinsen klettern; Ratingagenturen drohen mit Junkabstufung

So feuerte Zuma vor wenigen Tagen seinen erst seit neunzehn Monaten im Amt waltenden Finanzminister Nhlanhla Nene. Banken und Analysten sprechen von einem Schock, da die Demis-sion Nenes Fragen aufwirft, ob die Regierung ihre Ausgabeziele im laufenden und nächsten Jahr tat-sächlich erreichen wird. Zumal die Entlassung nur eine Woche nach weiteren Bonitätsabstufungen Südafrikas durch die Ratingagen-turen erfolgte.

Laut Analysten sei die Demission des Finanzministers ein Ereignis, das sich als Katalysator für weitere Bonitätsabstufungen durch die Ratingagenturen erweisen könn-te – und zwar auf Junkstatus. Das Restvertrauen unter Investoren in Südafrikas Regierung und Fi-nanzmarkt würde auf diese Weise erheblich erschüttert. Frage aller Fragen sei, ob die neu ins Amt des Finanzministers zu berufende Person dieselbe Linie im Hinblick auf die Budget- und Schuldenziele verfolgen werde.

Hinzu komme, dass weitere Ra-tingherabstufungen dazu führen könnten, dass Südafrika aus wich-tigen internationalen Bond- und Staatsanleiheindizes herausfallen könnte. Trotz des marginalen Wachstums in Q3 befinde sich die südafrikanische Wirtschaft unter Druck, was vor allem an den sig-nifikant fallenden Rohstoffpreisen und den nach wie vor nicht be-hobenen Stromversorgungs- und Elektrizitätsproblemen liege. Grafik 6 Entwicklung des südafrikanischen Rand gegenüber dem US-Dollar

Grafik 5 Zinsentwicklung der 10-jährigen Staatsanleihe Südafrikas

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Südafrika: Rezession in Q3 knapp vermieden; Bondzinsen klettern; Ratingagenturen drohen mit Junkabstufung

Für das laufende Jahr sehen die Prognosen der Zentralbank – nach der Revision – ein Wachstum von 1,4% für Südafrikas Wirtschaft vor. Es wäre das geringste Wachstum seit dem schweren Rezessionsjahr 2009. Andere Stimmen beklagen, dass der Zeitpunkt der Finanzmi-nisterentlassung nicht schlechter hätte gewählt werden können. Den großen Ratingagenturen böte die-

se Entwicklung eine Steilvorlage für weitere Ratingherabstufungen – und einem damit verbundenen Verlusts des Investmentgrades.

Insbesondere Investoren an den Währungsmärkten sollten nun größte Vorsicht walten lassen, da die bislang verfolgten Carry Trade Strategien kaum aufgegangen seien und ein Ende der Preisrück-

gänge an den Rohstoffmärkten nicht absehbar wäre. Neuer – und somit dritter Finanzminister in der Amtszeit von Staatspräsident Ja-cob Zuma – soll David van Rooyen werden. Seit Zumas Amtsüber-nahme ist die staatliche Bruttover-schuldung des Landes von etwas mehr als 25% auf knapp 50% in Relation zum Bruttoinlands- produkt geklettert.

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China: Wahrheit kommt ans Licht; lokale Provinzrepräsentanten geben Inflationierung von Wachstumsdaten zu

von Roman Baudzus

Peking schweigt zu den Vorwürfen, noch...

Bis heute drang aus Chinas Staats- apparat keine Silbe zu den Vorwürfen von fabrizierten und handgefertigten Konjunktur- und Wirtschaftsdaten nach außen. Doch dies hat sich nun ganz schlagartig geändert. Bei Zero-hedge bezog man sich am Dienstag auf einen Bericht in China Daily, laut dem mehrere Lokalrepräsentanten in Chinas Nordostregion die teils dramatischen Wirtschaftseinbrüche in deren Provinzen zu erklären ver-suchten, indem diese zugaben, in den vergangenen Jahren gefälschte Ökonomiedaten publiziert zu haben.

Primärer Grund sei der Hang zur offiziellen Ausweisung von hohen

Wachstumszahlen gewesen, obwohl „die realen Daten deutlich niedriger“ ausgefallen sind. Auf diese Weise wurden diese Repräsentanten auch durch die staatliche Nachrichten-agentur Xinhua zitiert. Auch bei Xin-hua bezog man sich auf Aussagen von staatlichen Lokalvertretern in den nordöstlichen Regionen des Landes, die zugaben, diverse Wirtschafts- und Konjunkturdaten wie Fiskaleinnah-men, private Haushaltseinkommen und lokale BIP-Daten in ihren Regio-nen offiziell zu hoch ausgewiesen zu haben.

Und dann folgt eine Reihe von Ein-geständnissen, die es in der Tat in sich haben – und die den Kritikern der Pekinger Behörden, die Chinas Wirtschaftswachstum eher in einer

Dass das Misstrauen gegenüber den aus China offiziell eingehenden Konjunktur- und Wirtschaftsdaten mehr als gerechtfertigt ist, zeig-te nicht nur ein im Jahr 2010 geleaktes Memo. Nachdem die Kredit-, Bond- und Aktienmärkte samt Schattenbankensystem im Reich der Mitte zu Wackeln begonnen haben, kommt die Wahrheit versus der durch lokale Provinzvertreter und die Pekinger Behörden bis dato verbreiteten Wachstumspropaganda langsam aber sicher ans Licht. In den so wichtigen Nordostprovinzen hat sich das Wachstum im lau-fenden Jahr derart verlangsamt, dass lokale Repräsentanten nun be-gonnen haben, über die Wahrheit auszupacken.

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Hintergrund

China: Wahrheit kommt ans Licht; lokale Provinzrepräsentanten geben Inflationierung von Wachstumsdaten zu

Spanne von zwischen 3% und 4% se-hen, Recht geben. So wird berichtet, dass das Wachstum der Provinz Liao-ning vor drei Jahren offiziell noch mit 9,5% ausgegeben wurde. Im Gegen-satz dazu läge das aktuelle Wachstum in den ersten drei Quartalen dieses Jahres auf kumulierter Basis bei gera-de einmal 2,7%.

Wenn von einem „exorbitanten Wachstum“ gerade einmal die Hälfte real ist...

Auch die Provinz Jilin, in der noch vor drei Jahren laut offizieller Daten ein exorbitantes Wachstum von 12% ausgegeben worden sei, sei in den ersten neun Monaten dieses Jahres um nicht mehr als 6,3% gewachsen. Die Enthüllung beziehungsweise das offizielle Eingeständnis zur Publikation von gefälschten und teils stark überhöht ausgewiesenen Wirtschaftsdaten erfolgte, nachdem sich deutlich abzeichnete, dass ökonomische Wachstum in den drei Provinzen des Nordostens – einer der wichtigsten Wirtschaftsregionen des Landes – zurzeit mit der niedrigsten Rate im ganzen Land wachsen.

Zu Zeiten, in denen die chinesische Wirtschaft noch signifikant wuchs, kümmerte sich kaum jemand um die teils deutlich inflationierten Wachs-tumszahlen aus dem Nordosten des Landes. Jetzt kommt die berechtigte Frage danach auf, mit welcher Rate Chinas Wirtschaft eigentlich tatsäch-lich wächst. Und so zitiert Zerohedge Guan Yingmin, einen offiziellen

Repräsentanten der Provinz Heilong-jiang, laut dessen Aussage die Inves-titionszahlen um mindestens 20% zu hoch ausgegeben worden seien. In Zahlen summiert sich dieser Betrag auf umgerechnet knapp 16 Milliarden US-Dollar.

Festlandchinesische BIP-Zahlen höher als jene Hong-Kongs?

Nun, über Chinas in die Knie gehen-de Stahlindustrie hatte ich in den vergangenen Wochen und Monaten hinlänglich berichtet. Es war eben-falls Zerohedge, auf deren Seite im Sommer über einen großen Kohle-produzenten namens Longmay Mi-ning Holding Group berichtet wurde, der an einem Tag im September die Entlassung von 100.000 Mitarbeitern bekannt gegeben hatte. Um auf China Daily zurückzukommen, so bezieht sich das Blatt auf weitere festgestellte Unregelmäßigkeiten in der Konjunk-turdatenberichterstattung.

Denn wenn sich die offiziell ver-lautbarten Konjunkturdaten als richtig erwiesen hätten, so hätte das BIP-Wachstum in manchen Provinzen Festlandchinas dasjenige Hongkongs teils um Längen geschlagen. Eine Überprüfung der regionalen Bezirks-bilanzen durch das National Audit Of-fice habe zudem zum Resultat gehabt, dass die jährlichen Fiskaleinnahmen nach offizieller Lesart die tatsächlich zutage geförderten Zahlen um knapp 130% überschritten hätten.

Warum erst jetzt?

Stellt sich die Frage danach, warum Dinge dieser Art nun endlich ans Ta-geslicht kommen? Bei Zerohedge hat man darauf eine Antwort gefunden. Es sei alles recht simpel, denn nun werde die Pekinger Staatsführung einen großen Teil der Schuld an dem sich im Reich der Mitte abzeich-nenden Einbruch der heimischen Wirtschaft ganz einfach auf den in Re-gionen und Provinzen in den letzten Jahren gefakten Konjunkturdaten in die Schuhe schieben.

Denn wären die in der Vergangenheit vermeldeten Daten nicht auf diese Weise inflationiert worden, würden die aktuell aus China eingehenden Daten nicht auf einen solch drama-tischen Einbruch der heimischen Wirtschaft hindeuten. Und auf eben jene Weise wird einer der lokalen Re-präsentanten durch China Daily auch ganz offen zitiert.

Es ist niemand dazu in der Lage, die aus China gemeldeten Daten nach diesen Enthüllungen auch nur noch in irgendeiner Weise einzuordnen. So wie aufgrund des allseits grassieren-den Misstrauens auch zuvor schon nicht. Würden die realen Zahlen veri-fizierbar sein, wäre noch nicht einmal auszuschließen, ob sich Chinas Wirt-schaft nicht vielleicht sogar bereits in einem Schrumpfungsprozess befin-den könnte...

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Hintergrund

Wird China den Yuan nun noch stärker abwerten?

von Roman Baudzus

Forciert eine Yuan-Abwertung die Panik in Japan?

Würde die Zusage seitens des IWF erst einmal in trockenen Tüchern sein, war es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, wann China den Yuan weiter abwerten würde. Viel Zeit lässt sich Peking jedenfalls nicht damit. Denn Peking bleibt im internationa-len Kontext wohl kaum eine andere Wahl. Erinnern Sie sich, wie ich einst die Frage aufwarf, wie lange Peking noch von der Seitenlinie aus dabei zusehen würde, wie sich der Erzrivale Japan ein QE-Programm leistet, das in Relation zur Größe der japanischen Wirtschaft etwa dreimal größer aus-fällt als das der Federal Reserve?

Verrückt das alles nur noch ist. Und Anzeichen dafür, wie verzweifelt Ja-pans Staatsführung im Angesicht der aktuellen Entwicklungen sein muss.

Abenomics lässt sich, nachdem die ja-panische Wirtschaft im dritten Quar-tal in die fünfte Rezession innerhalb von nur wenigen Jahren abtauchte, durchaus als gescheitert betrachten. Doch ich möchte in diesem Bericht nicht über Japan sinnieren, sondern mein Augenmerk viel mehr auf China richten. Richard Duncan war zuletzt in seinem Gastbeitrag der Ansicht, dass die ins Auge gefasste Abwertung des Yuan durch die PboC bis zu 20% betragen könnte.

In China wurden die Champagnerflaschen schon vor der offiziellen Zusage zu einer Aufnahme des Yuan in den SDR-Währungskorb des Internationalen Währungsfonds geköpft, wie ich Anfang November berichtete. Die Aufnahme war beschlossene Sache, während Reuters kurz zuvor berichtete, dass Chinas Staatsführung dabei sei, den roten Teppich für Auslandsinvestoren auszurollen. Die Aufnahme des Yuan erfolgt zwar erst im Oktober 2016, doch wir wurden in den letzten Ta-gen Zeuge dessen, wie die PboC damit begann, den Yuan weiter ab-zuwerten. Und damit könnte eben jenes Ereignis eintreten, das mein Blog-Kollege Richard Duncan vor Kurzem als eines der wahrschein-lichsten Szenarien erachtete.

Grafik 7

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Hintergrund

Wird China den Yuan nun noch stärker abwerten?

Auch der renommierte Anlagestrate-ge Russell Napier zeigte sich davon bereits im August dieses Jahres über-zeugt. Und der Yuan hat durchaus das Zeug dazu, denn auf realer Basis ist die chinesische Landeswährung gegenüber dem US-Dollar um rund 15% überbewertet, wie sich Analys-ten überzeugt zeigen. Allein seit Mitte letzten Jahres hat der Yuan ungefähr 15% gegenüber anderen großen Papierwährungen im Außenwert zu-gelegt. Mitte der vergangenen Woche preiste die PboC den Yuan bei 6,45 versus dem US-Dollar. Dies entsprach gleichzeitig dem niedrigsten Niveau seit dem Spätsommer des Jahres 2011.

Yuan-Abwertung: Nicht nur für Chinas Exporte von Bedeutung

Seitdem die PboC ihren ersten De-valuierungsschritt im August dieses Jahres überraschend ankündigte, hat der Yuan um insgesamt 3,5% gegen-über dem US-Dollar abgewertet. Es gibt Stimmen an den Finanzmärkten, die sich davon überzeugt zeigen, dass die Inklusion des Yuan in den SDR-Währungskorb des IWF eine noch stärkere und zeitlich schnellere Abwertung des Yuan für das erste verhindert habe. Vielmehr gehen Beobachter und Währungsexperten davon aus, dass eine Abwertung des Yuan nunmehr schrittweise erfolgen werde, um andere Staaten – inklusive den USA – nicht zu sehr gegen sich aufzubringen.

Ob eine Yuan-Abwertung durch Peking tatsächlich nur auf Basis einer Auf-

rechterhaltung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und somit zu-gunsten der eigenen Exportwirtschaft ins Auge gefasst wird, lässt sich be-zweifeln. Denn ebenso abhängig wie von seinen Exporten ist China mittler- weile auch von seinen Importen, die sich im Zuge einer anhaltenden Ab-wertung auf Yuan-Basis teils deutlich verteuern würden.

Chinas Nettoexporte markierten ihr Hoch bei 8,1% in Relation zum BIP schon vor einigen Jahren. Seitdem ist diese Kennziffer sukzessive gesunken. Im Hinblick auf das BIP-Wachstum des Landes spielen die Exporte eine zudem eine immer untergeordnetere Rolle. Vielmehr sind es der heimische Konsum und die Investitionsakti-vitäten im Firmensektor, die eine führende Rolle in Bezug auf Chinas BIP-Wachstum übernommen haben. Um den Konsum in der Heimat an-zukurbeln und die Investitionsakti-vitäten nicht über die Klippe stürzen zu lassen, hat die PboC ihren Leitzins innerhalb eines Jahres bereits sechs Mal gesenkt.

Schwaches Wirtschaftswachstum - Zu viel billiges Geld - Abziehendes Kapital

Diese sechs Zinssenkungen sollten dazu beitragen, das Wirtschafts-wachstum bei 7% konstant zu hal-ten. Doch davon lässt sich weit und breit nichts beobachten, denn die Ökonomie des Landes wächst sehr wahrscheinlich mit einer vielleicht sogar deutlich geringeren Rate. Kriti-ker der chinesischen Zentralbank sind

der Ansicht, dass es eine Mischung aus geringem Wachstum und zu viel billigem Geld sei, die den Außenwert des Yuan immer mehr belaste. Und weil Peking in den letzten Jahren eine Schuldenblase epischen Ausmaßes aufgepumpt hat, und es Investoren langsam dämmert, dass sich einst einkalkulierte Kapitalgewinne nicht realisieren lassen, fließt immer mehr Kapital in Rekordgeschwindigkeit aus dem Land ab.

Solange die Ungleichgewichte in der heimischen Wirtschaft nicht adres-siert werden und China seine damit verbundenen Verluste hinzunehmen bereit ist, dürfte der Kapitalabzug anhalten, so dass Peking sich dazu gezwungen sehen wird, den Außen-wert der eigenen Währung weiter abzuwerten. Bis zum jetzigen Zeit-punkt hat Peking es geschafft, die Ab-wertung der eigenen Währung durch einen Verkauf von ausländischen Währungsreserven zu handeln.

Wer in die Historie blickt, erkennt, das Länder, die ihre ausländischen Devisenreserven eingesetzt haben, um deren Währungen zu verteidigen, am Ende dennoch abwerten mussten – und nicht selten sogar richtig heftig. Eine ganze Reihe von Ereignissen aus jüngerer Vergangenheit gibt darüber Aufschluss. Es wird interessant zu be-obachten sein, welcher Mittel sich Pe-king in den kommenden Wochen und Monaten zu bedienen versucht, um eine dringend notwendige Ausbalan-cierung der heimischen Ungleichge-wichte auch weiterhin zu umschiffen.

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Hintergrund

Goldmärkte: Geraten Shorts in Schieflage, könnte es zu einem Feuerwerk kommen; selbst Bullion Banken haben dies erkannt

von Roman Baudzus

Egal ob nun die vermeintliche Suche nach einem sicheren Hafen oder vielleicht das Einsetzen einer Erho-lungsrallye in einem stark überver-kauften Edelmetallsektor. Es mangelt seitens der Finanzmedien wie so oft nicht an rückwirkenden Erklärungen für Kursverläufe. Ich für meinen Teil werfe in diesen Tagen hingegen viel lieber ein aufmerksames Auge auf den Goldpreischart, der durchaus An-lass zur Hoffnung gibt, dass der Test der Marke von $1.050 pro Feinunze gleichzeitig mit einer finalen Ausbil-dung eines Goldbodens Hand in Hand gegangen sein könnte.

Test der Marke von 975 US-Dollar?

Zumindest sei an dieser Stelle ange-merkt, dass ein Test der Marke von

$975 pro Feinunze nach wie vor im Bereich des Möglichen, wenn aus charttechnischer Perspektive jedoch nicht zwingend erforderlich ist. Ob der am Mittwoch dieser Woche erfolgte Zinsschritt der Fed die Gold- und Edelmetallmärkte tatsächlich aus den Angel heben könnte, bleibt abzu-warten. Vielmehr könnte ein solcher Zinsschritt an den Goldmärkten auch bereits eingepreist sein.

Blicken wir in Richtung der Fed, so gibt sich Janet Yellen zurzeit alle nur erdenkliche Mühe, um die Signifikanz einer Zinsanhebung herunterzuspie-len. Yellen schien es in der letzten Woche überaus wichtig gewesen zu sein, Investoren an den Finanz- und Kapitalmärkten zu versichern, dass die Zinsen in den USA trotz eines

Gold gehörte zu einer der wenigen Anlageklassen, die sich im Zuge des am Freitag zu beobachtenden Kursrückgangs an den Aktien- und Bondmärkten auffallend stabil im Preis hielten. Eine Reihe von Marktakteuren wurde dadurch auf dem falschen Fuß erwischt. Wir erinnern uns, dass die ausstehenden Nettoshortpositionen im Gold-sektor in den vergangenen Wochen neue Rekordwerte ausbildeten. Der relativen Stärke des Goldpreises scheint selbst der Ausblick auf eine bevorstehende Zinsanhebung der Federal Reserve momentan kaum etwas anhaben zu können.

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Hintergrund

Goldmärkte: Geraten Shorts in Schieflage, könnte es zu einem Feuerwerk kommen; selbst Bullion Banken haben dies erkannt

möglichen Zinsschritts auch weiter-hin weit unterhalb des historischen Durchschnitts verharren werden. Einer mögliche Zinsanhebung im Dezember müssten nicht notwen-digerweise weitere Zinsschritte im kommenden Jahr folgen.

So weit, so gut. Es zeichnet sich ab, dass die Fed dazu gewillt zu sein scheint, einen Testballon an den Kredit- und Zinsmärkten aufsteigen zu lassen. Und dies, indem sie ihren Leitzins im Dezember tatsächlich um 25 Basispunkte anheben wird. Mit jedem solchen Zinsschritt könnten den globalen Finanzmärkten bis zu $800 Milliarden an Liquidität entzo-gen werden. Sollte sich die Lage in den Schwellenländern und an den internationalen Währungsmärkten nach einem solchen Zinsschritt weiter verschlechtern, dürfte zum Beispiel in China eben jenes einsetzen, worüber mein Blog-Kollege Richard Duncan zuletzt berichtete.

Doch lassen wir an dieser Stelle von den Währungsmärkten ab, um uns wieder der Situation an den Gold-märkten zuzuwenden. Es erweckt den Eindruck, als ob eine wachsende Anzahl der Leerverkäufer an den Goldmärkten nervös zu werden schei-nen, wenn es um das exorbitante Volumen der Kredithebelung an den Futures-Märkten geht. Denn die so genannte „coverage ratio” befindet sich nach wie vor im Rückwärtsgang. Aus jüngst publizierten Berichten geht hervor, dass jeder registrierten PHYSISCHEN Feinunze Gold in den

Tresoren der COMEX 325 (!) offene Positionen an den Papiergoldmärkten gegenüber stehen.

Ein Blick in die Historie: Preistrendwende voraus?

Vielleicht empfiehlt es sich, meinen im Sommer dieses Jahres veröffent-lichten Bericht „Größte Finanzblase aller Zeiten an Papiergoldmärkten zu bestaunen“ in diesem Kontext noch einmal zu lesen. Dieser neue Rekord-werte sollte durchaus das Zeug dazu haben, die Warnlampen in Ihnen angehen zu lassen. Nicht umsonst verbirgt sich im Kleingedruckten der Prospekte von Gold-ETFs wie dem SPDR Gold Trust wohl der Vermerk, dass gehaltene Anteilsscheine am ETF in einem Notfall oder im Fall einer akuten Nachfrage auch in Form von US-Dollars (und somit Papier!) und nicht in Form von physischem Gold ausgezahlt werden dürfen.

Der durch die Decke schießende Fremdfinanzierungshebel an der COMEX ist gewiss nicht das einzigste Extrem, das Metallinvestoren zurzeit im Auge behalten sollten. Auch die Positionierung – long vs. short – un-ter den Bullion Banken in Relation zu Hedgefonds und anderen spekulati-ven Anlagern befindet sich ebenfalls in einem niemals zuvor gesehenen Terrain. Für die Goldbullen könnten dies erfreuliche Nachrichten sein. Wie aus dem am 01. Dezember publi-zierten CFTC Commitment of Traders Report hervorgeht, sind es vor allem Hedgefonds, welche die Nettoshort-

positionen im Goldsektor auf neue Rekordwerte gehievt haben.

Wie der Report der CFTC zeigt, sind die Shortpositionen unter diesen An-legern auf extreme 55,1% geklettert. Noch vor sechs Wochen lag dieser Wert im Vergleich bei gerade einmal etwas über 17%. Im gleichen Zeit-raum haben die Bullion Banken ihre Longpositionen an den Goldmärkten kräftig aufgestockt – und zwar eben-falls auf ein neues Rekordhoch von 64,2%. Was nun geschehen wird, möchten Sie wissen? Nun, wer die Historie zu Rate zieht, erkennt, dass die Bullionbanken Hedgefonds und anderen Spekulanten schon bald das Fell über beide Ohren ziehen könnten.

Historische Preisdaten indizieren nämlich, dass es – wann immer die Positionierung unter Bullionbanken und spekulativen Anlegern derart auseinander driftete – stets zu einer Preistrendwende in die ein oder andere Richtung an den Goldmärk-ten gekommen ist. Und die Bullion Banken haben diesen Kampf noch nie verloren. Ob dies etwas mit einer Manipulation der Edelmetallpreise durch diese Bullion Banken zu tun haben könnte, überlasse ich den Lesern für sich selbst zu entscheiden. Entscheidend ist aus momentanem Blickwinkel die Tatsache, dass sich Bullion Banken auf Seiten der Gold Bugs positioniert haben.

Die erwartete Goldrallye wird viel-leicht also nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen...

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Aktienanalyse

Die TUI AG ist aufgrund der starken Verbreitung gerade in Deutschland äußerst bekannt. Als Reiseanbieter ist TUI mit zahlreichen Reisebüros, Hotels, Kreuzfahrtschiffen uvm. zum größten Touristikkonzern in ganz Eu-ropa aufgestiegen.

Die Wurzeln des Unternehmens rei-chen lange zurück. Bis 2002 war TUI jedoch eine Tochter der Preussag AG. Im Rahmen der Diversifikation wan-delte man diesen Mischkonzern dann zu einem Anbieter für Freizeitveran-staltungen um. Somit entstand dann die TUI AG als Konzern der Tourismus-branche. Zu beachten ist, dass dem Konzern ein nicht unbeachtlicher An-teil an der Reederei Hapag-Lloyd ge-hört. Mit dem jüngsten Börsengang der Hamburger Firma, erhält TUI also die Gelegenheit die Anteile abzuge-ben und endlich in bare Münze um-zuwandeln. Das Unternehmen hat ein verschobenes Geschäftsjahr von Oktober bis September. Dies wur-de in 2008 geändert, um u.a. keinen Schnitt in die Urlaubssaison zu legen (dies wäre im Winter mit Stichtag 01.01. z.B. der Fall).

Während und nach der Krise steckte der Hannoveraner Reisekonzern in großen Schwierigkeiten. Als konjunk-turabhängiger Produktanbieter wurde

von Andreas Meyer

TUI AG: Trotz mächtig Gegenwind super Entwicklung – Was passiert also bei nachlassendem Störfeuer?

Hauptsitz Hannover Produkte Reisen, Hotels, Kreuzfahrten etc.

Branche Tourismus Marktkapitalisierung 9,36 Mrd. EUR

Mitarbeiter 77.300 Gründung 1923

FY 2015 Umsatz 20,01 Mrd. EUR FY 2015 Gewinn (EBIT) 865 Mio. EUR

Tabelle 1 TUI AG

ISIN/WKN DE000TUAG000/TUAG00 52W. Hoch 17,92 EURKurs (15.12.2015) 16,11 EUR 52W. Tief 13,48 EUR

Tabelle 2 Die Aktie

Grafik 8 Mittelfristig

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Aktienanalyse

TUI AG: Trotz mächtig Gegenwind super Entwicklung – Was passiert also bei nachlassendem Störfeuer?

man stark vom aufkommenden Preis-druck, den Onlinebuchungen wie auch den politischen Unruhen beein-flusst. Gerade letzteres ist ein Punkt, auf den wir später noch eingehen.

Bei der Aktie ist zu beachten, dass der Konzern sich für ein Listing an der Börse in London entschieden hat. Dort notiert die Aktie im FTSE 100. Da jedoch auch die Volumina der Aktie in Deutschland groß genug sind und der Spread (Differenz zwischen Geld und Brief) vertretbar ist, schauen wir uns die Euro-Papiere an.

Die Grafik zeigt, wohlgemerkt sehr vorteilhaft, den 3-Jahres-Verlauf der Aktie. In diesem Zeitraum konnte man den DAX mit weitem Abstand hinter sich lassen. Daher ist anzumer-ken, dass bei einem etwas längeren Zeitraum ein deutlich schlechteres Abschneiden der Fall ist (Grafik 9).

Interessant erscheint derzeit das Momentum. Dies pendelt um die

wichtige 100er-Marke. Sollte diese von unten nach oben durchbrochen werden, so kann dies einen erneuten Aufwärtstrend der Aktie einleiten. Zu beachten ist dabei jedoch, dass chart-technische Indikatoren eher kurz- bis mittelfristig verwendet werden soll-ten und dann auch nur zum Zwecke des Timings. Ein schlechtes Unterneh-men wird niemals nachhaltige Rendi-

ten erzielen, nur weil sich die Aktie in einem positiven Trend befindet oder deutlich überVERkauft erscheint. Wie gewohnt wollen wir die größte Aufmerksamkeit auf die fundamen-tale Betrachtung des Unternehmens legen. Dies geht zum einen sowohl quantitativ als auch qualitativ. Erste-res soll den Anfang machen.

Bewertung

Kurs-Buchwert-Verhältnis 4,89x Enterprise Value /EBITDA 5,68x

Kurs-Gewinn-Verhältnis 30,02x Dividende 3,51%

Kurs-Umsatz-Verhältnis 0,47x Payout-Ratio 61,50%

Kapitalstruktur

EK-Quote 13,58% Verschuldung / Eigenkapital 0,86x

Financial Leverage Capex in % des Umsatzes 4,13%

Profitabilität (TTM)

Operative Marge 3,61% Eigenkapitalrentabilität 3,19%

Net Profit Marge 2,24% Gesamtkapitalrentabilität 18,89%

Wachstum (CAGR)

3-Jahres-ØUmsatz p.a. 2,97% 3-Jahres-Ø Gewinn p.a. 7,08%

5-Jahres-ØUmsatz p.a. 4,12% 5-Jahres-Ø Gewinn p.a. 24,54%

Year-Over-Year 6,93% Year-Over-Year 225,12%

Tabelle 3

Grafik 9 Langfristig

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Aktienanalyse

TUI AG: Trotz mächtig Gegenwind super Entwicklung – Was passiert also bei nachlassendem Störfeuer?

• Bewertung: Die gesamte Tou-rismusbranche ist bereits sehr teuer. Dies bringt die Natur des Geschäfts so mit sich. Im Falle von TUI hingegen sieht man an-hand des EV/EBITDA oder des KGV, dass das Branchenniveau (beim EV/EBITDA für die Branche ca. 9,50x) noch nicht erreicht ist, was ein gewisses Aufwärtspoten-tial erlauben würde. Gerade weil die Gewinnsituation bei TUI sich noch nicht derart stabil gestaltet, lohnt es oftmals einen Blick auf das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) zu legen. Dieses ist mit 0,47x sehr niedrig und würde sogar für eine günstige Aktie sprechen. Unterm Strich darf man TUI derzeit wohl als nicht zu teuer, wenngleich auch nicht zwingend günstig be-trachten. Es müssen also weitere Charaktere her, die für Kurspo-tential sorgen.

• Dividende: Neben steigenden Kursen erfreuen sich langfristige Investoren auch einer ordentli-chen Gewinnbeteiligung. Die Di-videndenpolitik ist dahingehend ausgelegt, dass Aktionäre auf jeden Fall am Erfolg der Gesell-schaft teilhaben sollen. Dafür ist man bereit hohe Ausschüttungs-quoten (Payout-Ratio oder auch Rate-of-Dividend genannt) zu zahlen. Mit über 3,50% darf man

die TUI AG daher sicherlich als in-teressanten Dividendentitel ver-stehen.

• Kapitalstruktur: In diesem Seg-ment gibt es, wie in vielen ande-ren auch, Verbesserungsbedarf. Die Eigenkapitalquote ist so ge-ring wie seit 2008 nicht mehr, scheint sich nun jedoch zu stabi-lisieren. Die Verschuldung befin-det sich ebenso auf einem, für die Branche, hohen Niveau. Positiv ist dabei, dass man nach jüngs-ten Zahlen Schulden begleicht. So sind die langfristigen Verbind-lichkeiten in den letzten beiden Jahren um immerhin ca. 65 Mio. EUR abgebaut worden. Der Bör-sengang der Hapag-Lloyd Beteili-gung könnte weitere Barmittel in die Kassen spülen.

• Wachstum & Profitabilität: Kri-senjahre treffen die Touris-musbranche besonders stark. Schließlich ist der Urlaub eines der ersten Luxusgüter, die man aufgibt sollte es finanziell etwas klammer werden. Dies zeich-net sich sehr gut am Jahre 2009 ab. Seitdem jedoch geht es sehr kontinuierlich, wenn auch in kleinen Schritten aufwärts. Da-bei ist besonders interessant, dass sich die Margensituation zunehmend verbessert. Gekrönt wurde diese Entwicklung von ei-nem heftigen Gewinnsprung im abgelaufenen Geschäftsjahr. Die Zahlen dazu wurden am 10.12 bekanntgegeben.

Grafik 10

KBV KGV KUV Dividende Debt / Equity Op. Marge Net Marge 5-Jahres-Ø Umsatz

TUI AG 4,89x 30,02x 0,47x 3,51% 0,86x 3,61% 2,25% 4,12%

Industrie Ø 4,12x 37,06x 4,60x 0,68% 0,28x 18,24% 11,79% 8,53%

Tabelle 4 Peergroup-Vergleich

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TUI AG: Trotz mächtig Gegenwind super Entwicklung – Was passiert also bei nachlassendem Störfeuer?

Der subjektive Betrachtungswinkel

• Management & Aktionärsstruktur: Als ich persönlich noch aktive Aktionär der TUI AG war, saß Michael Frenzel am Steuer des Unternehmens. Auf jeder Jah-reshauptversammlung gab es große Kampfabstimmungen mit dem norwegischen Großaktio-när John Fredriksen. Dieser for-derte vergebens die Entlassung des damaligen CEO und auch des Aufsichtsratsvorsitzenden. Mitt-lerweile musste er sich jedoch zurückziehen. Parallel stieg der russische Oligarch Alexei Mordas-chow ein. Dieser ist größter Ein-zelaktionär und verfügt derzeit über 15% der Stimmrechtsantei-le. TUI scheint also ein starkes Interesse bei großen Investo-ren hervorzurufen, weswegen dieser Punkt unter spannender Beobachtung bleiben sollte. Heute leitet Friedrich Joussen den Konzern. Dieser übernahm das Amt von Frenzel Anfang 2013, welcher damals noch einen Quar-talsverlust von über 137 Mio. EUR verkündete. Heute hingegen geht es TUI nach heftigen Einschnit-ten deutlich besser. Die harten aber richtigen Entscheidungen von Joussen zum Amtsantritt scheinen sich also ausgezahlt zu haben. Mittlerweile scheint das Unternehmen also einen Steu-ermann an der Spitze zu haben, der es geschafft hat den Konzern wieder in Fahrt zu bringen. Die-ser Fakt ist daher auch positiv für eine gute zukünftige Entwicklung.

• Vom Gegenwind kalt gelassen: Lassen Sie uns einmal die aktu-elle Situation in den weltweiten Tourismusmärkten betrachten. Die Türkei als beliebtes Reiseziel befindet sich im Chaos. Nicht nur Explosionen in den Metropolen sondern auch Kampfgebiete an der Grenze zu Syrien machen das Land als Urlaubsressort nicht zwingend attraktiv. Auch wenn Urlaubsregionen selbst nicht be-troffen sind, darf man davon aus-gehen, dass die mediale Bericht-erstattung nicht zwingend den Wunsch hervorruft, in der Türkei Urlaub zu machen. Noch schlim-mer sieht es z.B. in Tunesien aus, wo durch einen Amoklauf an ei-nem Urlaubsstrand zahlreiche Menschen ums Leben kamen. Auch Ägypten bietet derzeit kei-ne sicheren politischen Rahmen-bedingungen. Hinzu kommt die Angst terroristischer Anschläge wie jüngst in Paris. Aus einem persönlichen New-York Urlaub kann ich berichten, dass die Si-cherheitsbedingungen verständ-licherweise auch dort zugenom-men haben. Vorsichtig gesagt, sind die aktuellen Bedingungen für einen Reiseanbieter aufgrund der weltweiten Terrorgefahr und den Kriegsanstrengungen also als nicht ideal zu bezeichnen. Dieser Gegenwind wird durch den hohen Konkurrenzdruck noch verschärft. Urlaube werden online gebucht und Kunden kön-nen sich immer besser über das Preis/Leistungs-Verhältnis infor-

mieren. Zusammengenommen sind also die kurz- als auch die mittelfristigen Rahmenbedingun-gen äußerst herausfordernd. Und gerade WEIL eben diese Fakto-ren bereits in den jüngsten Zah-len enthalten sind, ist es umso beeindruckender, wie stark das Unternehmen wachsen konnte. Der Umsatz erhöhte sich im jüngst abgelaufenen Geschäfts-jahr um stolze 8%. Das bereinig-te EBITA kletterte gar um starke 15,4% im Vergleich zum Vorjahr. Dabei ist positiv zu erwähnen, dass man damit voll und ganz die bereits im Mai vorgestellten Zie-le erreicht hat. Hier stapelt also keiner zu hoch oder zu niedrig. Aus den genannten Gründen darf man sich also die Frage stellen: Wie sehen die Ergebnisse aus, wenn sich die politischen Rah-menbedingungen beruhigen? Dann dürfte demnach mit noch größerem Wachstum zu rechnen sein, wenn man bereits heute derart stark abschneidet.

• Prognosen und Aufgaben: In den nächsten drei Jahren erwartet man bei inkludierten schlechten politischen Bedingungen (so fal-len z.B. alle Flüge von und nach Sharm-El-Sheikh weg) ein EBI-TA Wachstum von 10% pro Jahr. Ein Fokus soll dabei auf Stärkung der Bilanzqualität und weiter-hin hohen Cash-Flows liegen. Agenturen für Zielgebiete sollen weiterhin kontinuierlich ausge-lagert werden. Damit spart man

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TUI AG: Trotz mächtig Gegenwind super Entwicklung – Was passiert also bei nachlassendem Störfeuer?

Fixkosten und erhöht die Flexibi-lität, wie auch die Motivation der jeweilig höchsten Auslagerung der Betten. Weiterhin sollte man sich den Bereich „Hotelbeds“ an-schauen. Dieser wird derzeit um-gebaut und dann ggf. für einen Verkauf attraktiv gemacht.

Im Fazit

Die TUI AG mit Börsenlisting in Lon-don und Deutschland bleibt weiterhin ein eher risikobehaftetes Investment. Kapitalstruktur und auch Wachstum verbessern sich stetig, sind jedoch noch lange nicht auf Branchenniveau angekommen. Die Aktie erscheint fair bewertet. Besonders interessant ist der Fakt, dass der CEO Joussen der derzeit richtige Mann zu sein scheint. Das Unternehmen hinterfragt zahl-reiche Bereiche und verschließt die Augen auch nicht, sollte ein Segment veräußert werden müssen.

Somit ist und bleibt die TUI AG auf jeden Fall ein interessanter Kandidat, den man genauer unter die Lupe neh-men sollte. Gerade das starke Wachs-tum trotz schwieriger Rahmenbedin-gungen kann dann bei Abkühlung zu weiterem Wachstum verhelfen.

Ihr Andreas Meyer

Quelle: www.am-capital.de www.bloomberg.comwww.reuters.comwww.morningstar.comwww.ats.net

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Aktienanalyse

Die Linde AG gehört zu den Schwer-gewichten der deutschen Wirtschaft. Als langjähriges DAX-Unternehmen ist das Gase- und Engineering-Unter-nehmen bereits seit über 130 Jahren aktiv. Mit weltweit fast 66.000 Mitar-beitern bedient man Kunden in über 100 Ländern. Dabei unterteilt das Unternehmen seine Geschäftsaktivi-täten in drei Segmente:

- Gases Division ( 81,90% Umsatzanteil)

- Engineering Division (14,80%)

- Sonstige Aktivitäten (3,3%)

Besonders spannend ist die breit ge-fächerte Anwendung der Produkte. Allein die unterschiedlichen Druck- und Flüssiggase werden in der Le-bensmittelindustrie, Chemiebranche, Stahlproduktion aber auch im Um-weltschutz, Energiesektor oder dem Pharmabereich nachgefragt. Im Be-reich Engineering werden Anlagen entworfen und erstellt, die dann z.B. durch Luftzerlegungsanlagen oder Wasserstoff- und Synthesegasanla-gen eine große Anzahl an Abnehmern finden.

Aktuell wurde Linde stark vom Markt abgestraft (s. Chart). Ende November hat das Unternehmen verkündet, die

von Andreas Meyer

Linde AG Kaufen wenn die Kanonen donnern – Bietet der Rückschlag Chancen?

Grafik 11

Hauptsitz München Produkte Industriegase

Branche Chemicals Marktkapitalisierung 24,37 Mrd. EUR

Mitarbeiter 66.000 Gründung 1879

FY 2014 Umsatz 17,05 Mrd. EUR FY 2014 Gewinn (EBIT) 2,18 Mrd. EUR

Tabelle 5 Linde AG

ISIN/WKN DE0006483001/648300 52W. Hoch 195,55 EURKurs (16.12.2015) 131,30 EUR 52W. Tief 127,85 EUR

Tabelle 6 Die Aktie

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Linde AG: Kaufen wenn die Kanonen donnern – Bietet der Rückschlag Chancen?

Ziele für 2017 senken zu müssen. Ein etwas pessimistischerER Ausblick ver-setzt die Märkte zusehends mehr in Panik. Bekanntermaßen werden an der Börse oftmals und zu Recht Zu-kunftsfantasien gehandelt. Im Falle dieser deutlichen Abstrafung tun sich nun für den ganz langfristigen Anle-ger jedoch spannende Chancen auf.

Der Chart zeigt den deutlichen Kurs-rutsch der letzten 2-3 Wochen. Über fünf Jahre, in denen es an den Aktien- märkten generell immer bergauf ging, hat sich Linde ideal mitentwickelt. Erst jetzt kommt ein starker Kurs-rutsch hinzu, der neue Einstiegsmög-lichkeiten bieten könnte.

Ein Blick auf die Charttechnik zeigt dabei ebenso spannende Oppor-tunitäten auf. Das Momentum, als Trendfolgeindikator, notiert derart negativ wie zuletzt im September dieses Jahres und im Herbst 2011. Bei einer solch extremen Ausschwei-fung kann dies gut und gerne einen Wendepunkt darstellen. Unterstri-chen wird diese Annahme vom RSI (Relative-Strength-Index). Da dieser bei unter 30 angekommen ist, wurde ein Bereich erreicht, der für überver-kaufte Kurse spricht. Zwar sollte man nie in ein fallendes Messer greifen, jedoch könnten sich interessante Long-Chancen ergeben, sobald sich der Kurs wieder etwas stabilisiert.

Wie gewohnt wollen wir die größte Aufmerksamkeit auf die fundamen-tale Betrachtung des Unternehmens legen. Dies geht zum einen sowohl quantitativ als auch qualitativ. Erste-res soll den Anfang machen.

• Bewertung: Der Kursabschlag hat nun auch interessante Mög-lichkeiten für fundamental und quantitativ aufgestellte Inves-toren erzeugt. Im Rahmen aller Bewertungskennzahlen liegt Lin-de deutlich hinter der Branche zurück, was grundsätzlich schon für einen Schnäppchencharakter spricht.

Bewertung

Kurs-Buchwert-Verhältnis 1,78x Enterprise Value /EBITDA 9,82x

Kurs-Gewinn-Verhältnis 21,37x Dividende 2,40%

Kurs-Umsatz-Verhältnis 1,35x Payout-Ratio 51,12%

Kapitalstruktur

EK-Quote 39,56% Verschuldung / Eigenkapital 0,60x

Financial Leverage 2,53x Capex in % des Umsatzes 10,42%

Profitabilität (TTM)

Operative Marge 11,17% Eigenkapitalrentabilität 8,49%

Net Profit Marge 6,86% Gesamtkapitalrentabilität 3,31%

Wachstum (CAGR)

3-Jahres-ØUmsatz p.a. 7,33% 3-Jahres-Ø Gewinn p.a. -3,96%

5-Jahres-ØUmsatz p.a. 8,74% 5-Jahres-Ø Gewinn p.a. 11,19%

10-Jahres-ØUmsatz p.a. 6,11% 10-Jahres-Ø Gewinn p.a. 14,72%

Tabelle 7

KBV KGV KUV Dividende Debt / Equity Op. Marge Net Marge 5-Jahres-Ø Gewinn

Linde 1,78x 21,37x 1,35x 2,40% 0,60x 11,17% 6,86% 11,19%

Industrie Ø 4,73x 36,80x 4,82x 1,23% 0,27x 9,82% 6,73% -4,12%

Tabelle 8 Peergroup-Vergleich

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• Dividende: Mit 2,40% schüttet Linde eine anständige, wenn-gleich auch nicht exorbitant hohe, Dividende aus. Etwas zu hoch war in der jüngeren Vergangenheit die Payout-Ratio (also der Anteil am Gewinn, der als Dividende ausgeschüttet wird). Dieses auch Rate-of-Dividend genannte Ver-hältnis ist hingegen rückläufig und somit ebenfalls positiv.

• Kapitalstruktur: Die Verschuldung befindet sich auf leichtem Konso-lidierungskurs. Seit 2011 sind alle dafür wichtigen Kennzahlen zur kurz- und langfristigen Verschul-dung auf dem Rückmarsch. Im Gegenzug wird die EK-Quote bei knapp 40% sehr stabil gehalten. Die Abweichungen in den letzten fünf Jahren sind hier geringer als 0,50 Prozentpunkte. Auf diesem höheren Niveau (2006 EK-Quote von 28,58%) scheint man sich demnach gut etabliert zu haben. Interessant erscheint weiterhin der Fakt, dass Linde einen erhöh-ten Fokus auf die Erwirtschaftung von Cashflows zu legen scheint. In den letzten vier Quartalen (TTM) lag der Anteil des Cashflows am Umsatz bei fast 10%. Dies ist der höchste Wert seit 2009.

• Wachstum & Profitabilität: Ge-nau der zuletzt angesprochene Trend ist ein wichtiges Merkmal, welchem sich Investoren bewusst sein sollten. Linde wird in Zukunft kein exzessives Wachstum mehr aufweisen. Es soll zwar kontinu-ierlich und Stück für Stück nach oben gehen, jedoch steht die Ge-

nerierung von Cashflows im Vor-dergrund. Der Cashflow lag in den letzten vier Quartalen bei stolzen 1,6 Mrd. EUR. (VJ: 990 Mio. €).

Der subjektive Betrachtungswinkel

• Ausblick 2017: Das Unternehmen gab vor kurzem bekannt, dass man in den kommenden zwei Jahren doch nicht die vorab pro-gnostizierten Ergebnisse anpeilt. So war zuvor von operativ 4,5-4,7 Mrd. EUR die Rede. Nun werden nur noch 4,2-4,5 Mrd. EUR er-reicht. Da man in 2015 jedoch bei noch nicht mal eingepreisten 4,2 Mrd. EUR landen wird, befinden wir uns weiterhin auf Wachs-tumskurs. Vom Markt wurde also „nur“ das geringere Wachstum abgestraft.

• Diversifikation:

- Regionen: Ungefähr 22% werden in Europa erwirt-schaftet. Weitere 22% stam-men aus den USA. Damit hat man zwei Hauptabsatzmärk-te die sich erholen werden, bzw. schon auf einem Erho-

lungspfad befinden. Immer-hin schon fast 16% kommen aus dem Zukunftsmarkt Asi-en. Eine zunehmende Indust-rialisierung wird auch immer mehr nach Produkten des Münchener Konzerns verlan-gen. Der Südamerika-Anteil ist mit 3,7% sehr gering, was bei der aktuellen Schwäche sicherlich nicht von Nachteil sein wird.

- Kunden: Eingangs bereits erwähnt bedient Linde zahl-reiche unterschiedliche Bran-chen. Dadurch entsteht eine gewisse Unabhängigkeit, wo-durch man nicht allzu zyklisch aufgestellt ist. Dieser Fakt macht sich auch bemerkbar, wenn man sich die Umsatz-entwicklung anschaut. Gro-ße Sprünge sind zwar nie gegeben, jedoch schafft man es fast immer ein Plus zu er-zielen. Da dieser Trend sich auch zukünftig halten sollte (schließlich ist es das Ziel die Wirtschaft stetig wachsen zu lassen), wird auch Linde da-von profitieren.

Grafik 12

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• Wertschöpfungskette: Im Rah-men des Linde-Geschäftsmodel-les wird ein großer Teil der Wert-schöpfungskette im Geschäft rund um Industriegase abgedeckt. Ist ein Kunde erstmal bekannt, so kann dieser auch vollumfänglich bedient werden. Nicht nur die Gase selbst, sondern auch damit im Zusammenhang stehende An-lagen und Applikationen sowie der Service werden Angeboten. Ein Kunde erzeugt somit nicht nur Einmalumsätze durch die Ab-nahme eines Produktes sondern generiert auch wiederkehrende Umsätze auf unterschiedlichen Ebenen.

Im Fazit

Durch die letzten Anpassungen der Ziele für 2017 ist der Spielraum enger geworden. Große Störfeuer z.B. von konjunktureller Seite sollten nun aus-bleiben, da der Markt hier nun ganz besonders hinschaut. Gut und gerne hätte das Management bei Zielset-zung und Timing der Veröffentlichung etwas mehr Transparenz und Finger-spitzengefühl zeigen dürfen.

Nichtsdestotrotz bietet die Qualität des Unternehmens einen langfristig hohen Grad an Daseinsberechtigung. Der starke Kursdämpfer könnte somit als erneuter Einstieg dienen. Eine soli-de Bilanzstruktur bei kontinuierlichem

Wachstum und günstiger Aktie sind hier quantitative Vorzüge. Ein funkti-onierendes Geschäftsmodell mit star-ker Diversifikation sollten erste An-laufpunkte auf der qualitativen Seite sein. Somit ist der DAX-Konzern auf jeden Fall einen genaueren Blick wert.

Ihr Andreas Meyer

Quelle: www.am-capital.de www.bloomberg.comwww.reuters.comwww.morningstar.comwww.the-linde-group.com

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