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claraKurze lateinische TexteHerausgegeben von Hubert Müller

Heft 34

Lukrez, De rerum natura

Bearbeitet von Roland Frölich und Giselher Künzel

Mit 11 Abbildungen

Zusätzliches Material und Projektideen unterwww.v-r.de/Lukrez

Vandenhoeck & Ruprecht

ISBN Print: 9783525717363© 2013, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen

Roland Frölich / Giselher Künzel, Lukrez, De rerum natura

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Für Hans-Helmut Wiskirchen

Inhalt

Ein Gedicht über Atomphysik? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Erkenntnis statt Furcht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

1 Epikur oder der Sieg über die Götter (I 62–79) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

2 Abwehr der Volksreligion (I 80–101) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

3 Aufklärung (I 136–145) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

4 Von nichts kommt nichts, zu nichts wird nichts (I 149–168; 215–216) . . . . . . . . . . . . 10

Antike und moderne Naturwissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

5 Kann es etwas geben, das es nicht gibt? (I 329–345) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

6 Auch ein Atom hat es schwer! (II 83–88) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

7 Abweichung mit großen Folgen (II 216–224) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

8 Bei Licht besehen (II 125–141) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

9 Atome: auch eine Frage des Geschmacks (II 398–407) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

10 Unendliche Weiten? (I 998–1007) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

11 Gibt es nur eine Welt? (II 1048–1066) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Körper – Seele – Geist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

12 Ein ganz feiner Stoff (III 177–190) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

13 Kann der eine ohne die andere? (III 323–349) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

14 Keine Angst! Der Tod ist wirklich tödlich (III 830–832; 838–851) . . . . . . . . . . . . . . . 28

Das richtige Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

15 Was braucht der Mensch wirklich? (II 15–22; 37–39; III 91–93) . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Sprachliche Besonderheiten und Lernwortschatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

ISBN 978-3-525-71736-3

© 2013 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / www.v-r.deAlle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilli-gung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke. Printed in Germany.Gesamtherstellung: Hubert & Co., GöttingenGedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.

ISBN Print: 9783525717363© 2013, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen

Roland Frölich / Giselher Künzel, Lukrez, De rerum natura

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Ein Gedicht über Atomphysik?

Spontan würden wir wohl sagen: Das gibt es nicht. Bei den alten Griechen und Römern schon. Da gab es sogar eine Literaturgattung, die zum Ziel hatte, Wissen und Erkennt-nisse in Gedichtform zu vermitteln: die sog. Lehrdichtung. Deren Anfänge reichen bis in die Frühzeit der griechischen Literatur zurück. Zunächst dauerte es längere Zeit, bis sich bei den Griechen eine Literatur in Prosa entwickelte. Die frühen literarischen Werke der Griechen sind allesamt Dichtungen. Auch als es Prosaliteratur – und später Fachtexte – gab, behielt man die Gattung „Lehrgedicht“ bei – zu Themen wie Astronomie, Medizin, Land-wirtschaft, Jagd, Dichtkunst und Philosophie.

Das berühmteste römische Lehrgedicht stammt von Titus Lucretius Carus, meistens kurz Lukrez genannt. Über sein Leben gibt es kaum gesicherte Erkenntnisse. Er wurde etwa 97 v. Chr. geboren und starb vermutlich 55 v. Chr. Sein einziges bekanntes Werk De rerum natura, „Über das Wesen der Dinge“, widmete er einem Politiker namens Gaius Memmius, den er immer wieder direkt anspricht:

„Denn ich will zu dir über das wahre Wesen des Himmels und der Götterzu sprechen beginnen und die Elemente der Dinge ausbreiten, aus denen die Natur alle Dinge erschafft, vermehrt und erhältund in welche die Natur ebenso die Dinge, wenn sie zerstört sind, wieder auflöst. Diese nennen wir in der Darstellung unserer Lehregewöhnlich Grundstoff und Urkörper und Samen der Dingeund bezeichnen sie auch als erste Körper, weil alles zuerst aus jenen besteht.“(I 54–61; Übersetzung: G. Künzel)

Was meint Lukrez mit „Elementen“, „Grundstoff“, „Urkörpern“, „Samen der Dinge“? Die griechischen Philosophen Demokrit und Leukipp hatten zuerst die Theorie aufgestellt, dass die Materie aus kleinsten Teilchen, den Atomen (gr. átomoi), besteht. Diese Lehre wurde später von Epikur, dem philosophischen Vorbild des Lukrez, aufgegriffen. Daraus entwickel-te Lukrez eine umfassende Beschreibung des Weltganzen mit folgenden Schwerpunkten:

– Die Atomlehre (Buch 1-2)– Die Seele (Buch 3)– Die Wahrnehmung (Buch 4)– Welt- und Kulturentstehung (Buch 5)– Naturerscheinungen am Himmel und auf der Erde (Buch 6)

Es ergeben sich zahlreiche Fragen: Welche Rolle spielen die Götter? Wie stellt Lukrez den Aufbau der Materie genau dar? Wie entwickelt sich der Kosmos? Was hat es mit der mensch-lichen Seele auf sich? Was ist die richtige Lebenseinstellung? Das Heft konfrontiert die Antworten des Lukrez mit Auszügen griechischer, römischer oder moderner Autoren und ermöglicht so den Vergleich alternativer Sichtweisen zu einem Thema.

Wir bedanken uns für die tatkräftige Unterstützung hinsichtlich naturwissenschaftlicher Fragen bei unseren Kolleginnen Bärbel Flegler und Sandra Kirch, St.-Franziskus-Gymna-sium Kaiserslautern.

ISBN Print: 9783525717363© 2013, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen

Roland Frölich / Giselher Künzel, Lukrez, De rerum natura

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Erkenntnis statt Furcht Epikur oder der Sieg über die Götter (I 62–79)

Lukrez beschreibt sich selbst als Schüler des Epikur. Auf die Leistung dieses Philosophen geht er im folgenden Text ein.

Humana ante oculos foede cum vita iaceret in terris oppressa gravi sub religione, quae caput a caeli regionibus ostendebat horribili super aspectu mortalibus instans, primum Graius homo mortalis tollere contra

est oculos ausus primusque obsistere contra; quem neque fama deum nec fulmina nec minitanti murmure compressit caelum, sed eo magis acreminritat animi virtutem, effringere ut arta naturae primus portarum claustra cupiret.

Ergo vivida vis animi pervicit et extra processit longe flammantia moenia mundi atque omne immensum peragravit mente animoque, unde refert nobis victor, quid possit oriri, quid nequeat, finita potestas denique cuique quanam sit ratione atque alte terminus haerens.

Quare religio pedibus subiecta vicissim obteritur, nos exaequat victoria caelo.

1

foedus: hässlich, scheußlichsuper hier: von obenGraius: griechisch; Graius homo: Epikurcontra: hier: dagegenobsistere, stiti: sich entgegenstellenfama deum (= deorum): Kunde von den Götternfulmen, minis n.: Blitzminitare: drohenmurmur, is n.: Grollencomprimere, pressi hier: nieder-drückeneo magis: umso mehrinritare: reizenartus: engeffringere: aufbrechenclaustrum: Riegelcupire = cuperevividus: lebhaftvis animi: nämlich des Epikurflammantia moenia mundi: gemeint: das Himmelsgewölbeperagrare: durchwandernimmensus: unermesslichrefert: nämlich die Erkenntnisnequire, queo, ivi od. ii: nicht könnenfinita … ratione: wie für jedes Ding die Kraft begrenzt istterminus: Grenzstein, Grenze alte haerere: (hier:) festsitzen, fest gezogen sein

pedibus subiecta: unter den Füßenvicissim: zur Strafeobterere: zermalmenexaequare m. Dat.: gleichmachen

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Erstellen Sie für jeden Satz des lateinischen Textes ein Satzbild (z.B. nach der Einrückmethode) und übersetzen Sie.

Informieren Sie sich über den griechischen Philosophen Epikur. Tauschen Sie sich mit Ihren Mitschülern/-innen über Ihre Ergebnisse aus.

(a) Führen Sie die Tabelle im Heft fort und erschließen Sie sich so den Inhalt des Textes:

Vers Konnektor Handlungsträger Verbalaussagen

1 cum humana vita iaceret

2 oppressa

3 quae caput …

(b) Gliedern Sie den Text. Begründen Sie Ihre Entscheidungen und formulieren Sie zu jedem Gliederungsabschnitt eine Überschrift. Nutzen Sie hierbei die Arbeitsergebnisse aus Aufgabe 3 (a).

Wie wird das menschliche Leben vor Epikurs Auftreten charakterisiert, wie danach? Worin besteht laut Lukrez die Leistung Epikurs? Belegen Sie Ihre Aussagen am latei-nischen Text.

Epikur (um 341–271/70 v. Chr.) Fiktive Büste des Lukrez (1886/1887)Statue heute im Louvre, © akg-images von Alberto Guastalla Rom, Viale di Villa Medici

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Bei Licht besehen (II 125–141)

Lukrez legt dar, dass im unendlichen Raum eine ständige Bewegung der Atome stattfindet und belegt dies durch eine alltägliche Beobachtung: Ein dunkler Raum und durch eine Öffnung fallen Lichtstrahlen ein. Plötzlich wird ein Gewimmel von Staubteilchen sichtbar.

Hoc etiam magis haec animum te advertere par est corpora, quae in solis radiis turbare videntur, quod tales turbae motus quoque materiai significant clandestinos caecosque subesse.

Multa videbis enim plagis ibi percita caecis commutare viam retroque repulsa reverti nunc huc nunc illuc in cunctas undique partîs. Scilicet hic a principiis est omnibus error.

Prima moventur enim per se primordia rerum, inde ea, quae parvo sunt corpora conciliatuet quasi proxima sunt ad viris principiorum, ictibus illorum caecis impulsa cientur, ipsaque proporro paulo maiora lacessunt. Sic a principiis ascendit motus et exit paulatim nostros ad sensus, ut moveanturilla quoque, in solis quae lumine cernere quimus nec, quibus id faciant plagis, apparet aperte.

Gruppenarbeit

Sind die Lukrez‘schen Beobachtungen auch in Ihrem Klassenzimmer zu sehen? Machen Sie mittels eines geeigneten Versuchs umherschwirrende Staubteilchen sichtbar. Beschreiben Sie Versuchsaufbau, Durchführung und Beobachtung.

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hoc: dadurch, daherpar: hier: in Ordnung, rechtanimum advertere alqd: die Auf-merksamkeit auf etwas richtenradius: Strahlclandestinus: verborgencaecus: blind, unsichtbarsubesse: dahinter stecken

plaga: Schlag, Stoßpercitus: angeregtretro: zurückrepellere, puli, pulsum: zurück-stoßenprincipium: Anfang, Grundstofferror: hier: unstete Bewegungomnibus: Dativ

conciliatus, Abl. u: Verbindungictus, us m.: Stoßimpellere, puli, pulsum: anstoßenciere: bewegenproporro: fernerlacessere, sivi, situm: reizen

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Den Sachfeldern „Bewegung“ und „Sinneswahrnehmung“ kommt in diesem Text gro-ße Bedeutung zu. Belegen Sie dies am Text und ordnen Sie Ihre Beobachtungen mit den entsprechenden lateinischen Zitaten in die unten stehende Tabelle ein.

<corpora> incerto tempore ferme incertisque locis spatio depellere paulum,

Illud in his quoque te rebus cognoscere avemus,

AcI

corpora cum deorsum rectum per inane feruntur ponderibus propriis,

tantum quod momen mutatum dicere possis.

HS

NS

Textabschnitt/ Verse

Gliedernder Konnektor

Sachfeld Sinnes-

wahrnehmung

Sachfeld Bewegung

Überschrift / inhaltliche

Zusammen- stellung

vv. 125–128

vv. 129–132

vv. 133–137

vv. 138–141

hoc

Zeichnen Sie in einem zusammenhängenden Text den Argumentationsgang des Lukrez unter Verwendung der Arbeitsergebnisse aus Aufgabe 1 nach. Arbeiten Sie heraus, wie Lukrez die Bewegung der Staubteilchen im Sonnenlicht erklärt.

Informieren Sie sich über die sogenannte Brown‘sche Molekularbewegung und versu-chen Sie einen Bezug zum Lukrez-Text herzustellen.

Die Skizze (angefertigt von Bärbel Flegler und Sandra Kirch) veranschaulicht die Bewegung kleiner Pflanzenpartikel in einem Wassertropfen:

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