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Ausstellung zum 150-jährigen Jubiläum
der Musik-Akademie Basel
14. September – 23. Dezember 2017
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AVANTGARDE MACHT SCHULE
Ausstellung zum 150-jährigen Jubiläum der Musik-Akademie Basel
Musik-Akademie Basel, Vera Oeri-Bibliothek 14. September – 23. Dezember 2017 Vernissage: Donnerstag, 14. September 2017, 18:00 Öffnungszeiten: Montag, 11:00–19:00 Dienstag – Freitag, 11:00–18:00 Samstag, 11:00–16:00 Eintritt frei Kuration: Corinne Holtz Wissenschaftliche Beratung: Martina Wohlthat Grafik: Lengsfeld designkonzepte Präparation: Atelier Friederike Hennig Organisation: Markus Erni Diese Ausstellung wurde dank grosszügiger Unterstützung der Maja Sacher-Stiftung und der Stiftung zur Förderung der Musik-Akademie Basel möglich.
© Musik-Akademie Basel und Corinne Holtz 2017
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INHALT 1960
Ein Avantgardist spaltet die Geister Gastspiel von Pierre Boulez
4
1976 1990
Grundlagenarbeit mit Kindern Musikalische Grundkurse in der Primarschule Viola-Himmel – Bratschenunterricht für Kinder
6
1980 1977
Von unten nach oben, vom Lärm in die Stille Basisdemokratie im Orchestergraben Erst hören, dann horchen
10
1973
Versunkene Musik erschliessen Thomas Binkley verankert frühe Musik in der Lehre Frühe Musik schreibt Schallplattengeschichte
14
Multimedia-Station 1
19
1969
Einspruch! Jacques Wildberger und Jürg Wyttenbach streuen Sand ins Getriebe
20
1955 1953
Schola und Konservatorium als Vorreiter Orfeo – zum ersten Mal auf historischen Instrumenten Musiker sein, nicht Geiger
24
1905 1928
Erst Rhythmus, dann Tanz Rhythmus entsteht im Körper Moderne Bewegungskunst aus Hellerau
30
Multimedia-Station 2
37
1933
Menschen ausbilden, nicht Virtuosen Ina Lohr – Mitbegründerin der Schola Cantorum Basiliensis
38
Dank
43
Bibliografie
45
Register 49
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AVANT-̶ -̶ GARDE macht Schule
Wer Avantgarde sagt, meint Menschen. Sie sind Vor- und Querdenker und stossen
wegweisende Entwicklungen an. Sie sind Persönlichkeiten und verlassen
ausgetretene Pfade. Wenn sie im Rahmen einer Institution wirken, sind sie
wechselweise das Salz in der Suppe, der Sand im Getriebe und der Motor der
Erneuerung. Wie sich «Konservatorium» und «Avantgarde» vertragen, wie aus
einem Gastspiel ein Markenzeichen wird, wie Provokationen produktiv werden –
das greift die von Corinne Holtz kuratierte Ausstellung zum 150-jährigen Jubiläum
der Musik-Akademie Basel auf und vergegenwärtigt Zeitgeschichte der Musik- und
Hochschule.
Umschlag Paul Sacher und Pierre Boulez, 1985
Avantgarde fördern, Avantgarde verkörpern: Paul Sacher und Pierre
Boulez 25 Jahre später.
Foto Marion Kalter (akg-images)
3
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EIN AVANTGARDIST SPALTET DIE GEISTER __________________________________________
Gastspiel von Pierre Boulez Die Lehrerschaft vernahm aus der Zeitung die Berufung Pierre Boulez’ als Leiter einer Meisterklasse für Komposition. Das Vorgehen und der Protagonist stiessen auf Widerstand. Direktor Walter Müller von Kulm erinnerte daran, dass die «Lehrerschaft keine Genossenschaft ist, die über die Zulassung neuer Mitglieder zu bestimmen hat». Vielmehr hätte der Stiftungsrat das Recht, «Engagements zu tätigen». So kontaktierte Paul Sacher (Ko-Direktor der Musik-Akademie) Boulez und setzte im Einverständnis mit seinem Amtskollegen die Berufung durch. Laut Sacher brauchte es keinen Vertreter der traditionellen Richtung: damit sind wir hier «gut versehen». Boulez’ Kurse werden heute zu einem Stück Schweizer Musikgeschichte verklärt. Und dies, obwohl Boulez mit zunehmender internationaler Anerkennung seine Basler Verpflichtungen immer weniger wahrnehmen konnte – oder vielleicht auch gerade deshalb. 1963 sprang Karlheinz Stockhausen ein, 1963/64 Henri Pousseur. 1964 trat der Schweizer Klaus Huber als Leiter der Kompositionsklasse an.
_1 Pierre Boulez beim Unterrichten im Kleinen Saal, 1965 Boulez kehrte 1965 und 1969 zu «Interpretations- und Dirigierkursen für zeitgenössische Musik» zurück und unterrichtete im Kleinen Saal. Foto Orkuss / Esther Pfirter (Paul Sacher Stiftung, Basel) 4
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_2 Protokoll Lehrerkonferenz, 28. Januar 1960
Die Lehrerschaft der Musik-Akademie reagierte argwöhnisch auf das Engagement
Pierre Boulez’ als Kompositionslehrer. «Warum einen Ausländer, den wir gar nicht
kennen?» Wenn schon «extremer» Unterricht, dann zuerst als Nebenzweig.
Direktor Müller von Kulm versuchte die Wogen zu glätten: «Es kommt nicht in
Frage, dass wir uns und unsere Richtung verleugnen.»
Typoskript Protokoll (Staatsarchiv Basel-Stadt)
_3 Bewilligung eines Dauervisums, 19. Juli 1960
Für die Anstellung Boulez’ musste ein Dauervisum und eine davon abhängige
Arbeitsbewilligung eingeholt werden. Sie war vorläufig auf ein Jahr beschränkt und
eingrenzend: «Ausübung einer anderen Erwerbstätigkeit sowie Wohnsitznahme im
Kanton Basel-Stadt ist untersagt.»
Typoskript der Genehmigung der Fremdenpolizei Basel-Stadt (Staatsarchiv Basel-Stadt)
_4 Programmzettel zum Extrakonzert, 21. Oktober 1960
Als Dirigent des Südwestfunkorchesters Baden-Baden gab Pierre Boulez am 21.
Oktober 1960 in einem Extrakonzert innerhalb der Konzertreihe von Paul Sachers
Basler Kammerorchester seinen Einstand mit seiner Komposition Pli selon pli in der
zweiten Fassung.
Originaler BKO-Programmzettel (Paul Sacher Stiftung, Basel)
_5 Pierre Boulez: «Tombeau» aus Pli selon pli (Fassung 1960)
Pli selon pli ist ein typisches Stück aus der Boulez’schen Werkstatt: Das Werk nahm
1957 als Improvisationen zu Stéphane Mallarmé seinen Ausgang und wurde 1960
zu einem Zyklus ausgebaut. In der Basler Aufführung wurde der erste Satz «Don»
wohl noch in der Klavierfassung aufgeführt, der letzte, Maja und Paul Sacher
gewidmete Satz «Tombeau» in der sogenannten Fassung C.
Reproduktion Widmung des Autografen (Paul Sacher Stiftung, Basel)
_6 Paul und Maja Sacher mit Pierre Boulez, 1969
Männerfreundschaft und Rauchgemeinschaft beim feierlichen Ausklang mit Buffet
im Festsaal des Stadtcasinos nach dem letzten Orchesterkonzert von Boulez’
«Interpretations- und Dirigierkurs für zeitgenössische Musik» am 4. Juli 1969.
Foto Orkuss / Esther Pfirter (Paul Sacher Stiftung, Basel)
5
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GRUNDLAGENARBEIT MIT KINDERN __________________________________________
Musikalische Grundkurse in der Primarschule
Ich bringe Blechbüchsen zum Klingen – du tanzt dazu – wir erfinden ein Lied.
Kinder werden im Musikalischen Grundkurs zu Autorinnen musikalischer
Geschichten und zu Akteuren im Raum.
Was in Reinach möglich war, wollte die Musik-Akademie auch in Basel-Stadt
einführen: Die spielerische Heranführung von Schulkindern der 1. bis 3. Primar-
klasse an Musik und Bewegung. Vermittelt von Fachlehrpersonen, die den
wöchentlichen Musikunterricht durch die Lehrperson ergänzen. 1976/77 ging ein
«Grundkursversuch» über die Bühne, an dem 87 Kinder aus vier ersten
Primarklassen teilnahmen. Dieser war gratis, freiwillig und fand in den Schulen
statt. 1981 besuchten 96% aller Erstklässler einen musikalischen Grundkurs.
Die berufsbegleitende Ausbildung zur Fachlehrperson wurde in die Musik-
Akademie integriert. Das Reinacher Pilotprojekt, initiiert vom Sänger Fritz Näf,
entwickelte sich in Basel zu einem schweizweit einzigartigen Modell. Seit 2015, der
Einführung des Lehrplans 21, erhalten alle Primarschulkinder einmal pro Woche
einen professionell geführten Fachunterricht Musik und Bewegung.
_7 Gruppenunterricht Musik und Bewegung, 2009 Früher war die Blockflöte das klassische Anfängerinstrument. Heute entdecken
Kinder die Vielfalt an Instrumenten und Klangerzeugungen. Foto Heinz Füglistaler, Basel
6
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__________________________________________
Viola-Himmel ̶Bratschenunterricht für Kinder
Bis vor kurzem musste ein Kind warten, bis es gross genug war, eine ganze Bratsche
spielen zu können. Denn Kinderbratschen gab es keine, stattdessen
umfunktionierte Geigen: mit Bratschensaiten bespannt.
Das muss sich ändern – war die Bratschistin Salome Janner überzeugt und
begründete 1990 die schweizweit erste Kinderbratschenklasse an der Musikschule
Basel. Zwei Jahre später importierte sie eine erste kleine Bratsche. Noch gab es
keine Kinder-Instrumente und keine Unterrichtsliteratur. Janner verfasste einen
Lehrgang für den Gruppenunterricht sowie über 100 Kompositionen und
Arrangements. Philippe Raynaud baute weitere gut klingende Kinderbratschen; 25
dienen inzwischen als Mietinstrumente.
Initiativen mit Breitenwirkung brachten das Pionierprojekt in die Öffentlichkeit,
so Viola-Invasion (1996) in Zusammenarbeit mit der Musikschule St. Louis (F), das
Kunst-Video Jolanda (1998) und das Konzert im Botanischen Garten der
Universität Basel (2004). Bratschenunterricht für Kinder begann zu boomen und
etablierte sich später auch an der Musikschule Bern.
_8 Konzert der Bratschenklasse im Botanischen Garten der Universität Basel, 2004 Das klassische Konzert gegen den Strich bürsten: Die Bratschenklasse wechselte
2004 Spiel- und Standorte im Botanischen Garten der Universität Basel.
Foto Filmstill Blumen und Bäume, Produktion: Vi-Viola Lucia Stäubli
7
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_9 Prospekt zum Musikalischen Grundkurs Der Prospekt galt den Eltern: Kinder sind «besonders aufgeschlossen für Musik»
und sollen niederschwellig (kostenlos) Zugang zu qualifizierter musikalischer
Förderung erhalten. «Um Ihr Kind die Freude an der Musik erleben zu lassen, bietet
die Musik-Akademie zusammen mit den Basler Primarschulen den Musikalischen
Grundkurs an.»
Originaler Prospekt (Archiv Fritz Näf)
_10 Ratschlag: Fortsetzung und Ausbau der Grundkurse, 1977 Der Grundkurs-Versuch 1976/77 war ein Erfolg. Ein Tag der offenen Tür und ein
Kinderkonzert stiessen auch bei den Eltern auf «Begeisterung». Bis 1981 sollten in
allen ersten Klassen Grundkurse stattfinden können. Dazu brauchte es ein
überzeugendes Konzept und eine gesicherte Finanzierung.
Typoskript (Archiv Fritz Näf)
_11 Dorothe Meury unterrichtet an der Musikschule Muttenz In der Pionierzeit in Basel-Land unterrichteten Lehrpersonen noch ausserhalb der
Schulen. Dorothe Meury war bis 1990 als Lehrerin tätig und wirkte im Rahmen des
Ausbildungskurses an der Musik-Akademie als Praxislehrerin.
Fotograf unbekannt (Archiv Dorothe Meury)
_12 Fritz Näf: Thesen zur Musikerziehung, Arlesheim 1983 Musikalische Grundkurse fanden inzwischen auch in einzelnen 4. Klassen statt. Der
Bedarf an auszubildenden Lehrpersonen stieg. Eine Intensiv-Woche mit den
«Kandidaten» war Anlass für den Leiter Fritz Näf, über die Ziele der
Musikerziehung nachzudenken: Die musikalischen Bedürfnisse der Kinder stehen
an erster Stelle. «Nicht die Avantgarde», sondern das Kind, der Mensch, braucht die
Musik».
Manuskript (Archiv Fritz Näf)
8
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_13 Salome Janner: Jolanda, eine Bratsche haut auf die Pauke, 1998 „Die Bratsche Jolanda ist im Fundbüro gelandet. Nach einem Konzert mit ihrem Orchester ist sie in der Garderobe eingeschlafen – und der Bus mit den anderen Musikern ist aus Versehen ohne sie abgefahren. Irgend jemand hat sie dann ins Fundbüro gebracht. Gott sei Dank ist da noch Karl, die Pauke...“ Das Kunst-Video von Salome Janner und Lucia Stäubli kam 1998 als viersprachige Produktion auf den Markt. DVD _14 Lucia Stäubli: Inszenierung von Jolanda, 2017
Die Figuren Jolanda und Karl neu in Szene gesetzt: im Guckkasten. Originale Installation für diese Ausstellung von Lucia Stäubli
_15 1/8-Kinderbratsche für Basel, 1992
Der Geigenbauer Philippe Raynaud aus Dieppe (Nordfrankreich) schickte die Kinderbratsche per Post nach Basel. Hier setzte Martine Dubosson Stimmstock, Steg und Wirbel und machte das Instrument spielbar. Leihgabe von Salome Janner _16 Lucia Stäubli: Viola-Himmel, 2017
Die erste 1/8 Kinderbratsche für Basel löste schweizweit einen Boom aus. 30 Doppelgänger schweben im Himmel über den Köpfen von Gross und Klein. Originale Installation für diese Ausstellung von Lucia Stäubli
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VON UNTEN NACH OBEN, VOM LÄRM IN DIE STILLE __________________________________________
Basisdemokratie im Orchestergraben Kein Geld, aber viel Mitbestimmung. Diese Losung lockte 1980 gegen vierzig Musikerinnen und Musiker an die erste Probe der basel sinfonietta. Sie fand unter dem Dach des Theater Basel statt und begründete die Erfolgsgeschichte eines der ersten selbstverwalteten Orchester. Den Kern bildeten Studierende der Musik-Akademie. Einig war man sich, keinen festen Dirigenten und keine eigenen Solisten zu engagieren. Ansonsten wurde in den Gründungsjahren im Rahmen der Orchester-Vollversammlungen einlässlich diskutiert: Welche Stücke mit welchem Dirigenten? «Statt Geld in Krisensitzungen über Häuserbesetzungen und Jugendunruhen» zu stecken, unterstützt man besser ein selbstverwaltetes Orchester. Der Aufruf eines Vertreters der Privatwirtschaft traf den Nerv der Zeit: In den 1980er Jahren war «alternativ» für viele gleichbedeutend mit «suspekt». Bis heute steht das Orchester für herausfordernde Programme ein und hat sich 2016 dem Zeitgeist insofern angepasst, als es seither einen ‹Principal Conductor› in seine basisdemokratischen Strukturen einpasst. _17 Gruppenfoto basel sinfonietta, 1983 Ruedi Linder, Thomas Nidecker, Jocelyne Mathez und Katarina Plattner (mit Nachwuchs) leisteten über Jahre Aufbauarbeit. Foto Claude Giger, Basel
10
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__________________________________________
Erst hören, dann horchen
1977 schlug die Musik-Akademie ein neues Kapitel in der Streicherausbildung auf.
Walter Levin, der erste Geiger des legendären LaSalle Quartet, leitete den ersten
Meisterkurs für Streichquartett, zusammen mit seinen Quartettkollegen. Die
besonders anspruchsvolle Form von Kammermusik brauchte ein eigenes Format
innerhalb der Lehre – was in den USA schon längst üblich war.
So an der Juilliard School of Music in New York. Dort unterrichtete das Juilliard
Quartet vier Studenten, die sich 1949 nach einer Strasse in Manhattan nannten:
LaSalle. Seither bürgt der Name für kompromisslos der Partitur verpflichtete
Interpretationen, wegweisende Uraufführungen und leidenschaftliche
Lehrtätigkeit.
1981 stand der Auftakt des Meisterkurses an der Musik-Akademie im Zeichen der
Stille. LaSalle spielte im Grossen Saal die Schweizerische Erstaufführung von Luigi
Nonos Fragmente – Stille, An Diotima in Anwesenheit des Komponisten. Im
Workshop am folgenden Tag verteidigte Nono die als Überforderung empfundenen
langen Pausen seines Stücks: Die gesteigerte Wahrnehmung (das Horchen) müsste
offenbar noch geschärft werden.
_18 Cover LP LaSalle Quartet und Luigi Nono, 1986
Das LaSalle Quartet und der Komponist Luigi Nono auf dem Cover der LP der
Deutschen Grammophon (2.v.l. Walter Levin)
Foto Susesch Bayat, Berlin / DGG
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_19 Fotoserie basel sinfonietta Claude Giger fotografierte die einzelnen Orchestergruppen der basel sinfonietta während einer Probe (2.v.r. Ruedi Linder). Fotos Claude Giger, Basel _20 Protokoll der Vorstandssitzung, 16. Juni 1984 Deutliche Worte fielen: Die Session mit dem Dirigenten Jost Meier ist ein «Gewurstel» (für Sonntag fehlen die Hörner). Wir suchen einen «PR-Mann» für mehr Sichtbarkeit (dem Ansinnen wird mit 10 JA und einer Enthaltung zugestimmt). Bruckners 3. Sinfonie und Hindemiths Schwanendreher sind abgesegnet (Solist ist Christoph Schiller, Mark Fitz-Gerald dirigiert). Manuskript (Archiv Ruedi Linder) _21 Broschüre zum 10jährigen-Jubiläum, 1990 Die ersten zehn Jahre waren bewegt. So galt es etwa Misstöne gegenüber der Basler Orchestergesellschaft wegen der Tarifordnung auszuräumen und sich neben dem Konkurrenzorchester Philharmonische Werkstatt zu behaupten. Das Alleinstellungsmerkmal «Selbstbestimmung» jedoch sichere der basel sinfonietta die «Vorreiterrolle für künstlerische Initiative und Mitbestimmung“. Originale Broschüre (Archiv Ruedi Linder) _22 Vorschau in der Kulturzeitschrift «Crème. Die Lektüre zum Kaffee», Nr. 44, September 1985 Es war harte Arbeit, den Agenten Astor Piazzollas von der Programmidee zu überzeugen. Piazzolla trat normalerweise im Quintett auf und brachte den ‹Tango nuevo› kammermusikalisch über die Rampe. Erstmals sollte er nun diese «gefühlvoll-aggressive Abart» des «Ur-Tango» zusammen mit einem Sinfonieorchester aufführen. Der Coup gelang. Originale Zeitschrift (Archiv Ruedi Linder)
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_23 Prospekt zum Meisterkurs für Streichquartett LaSalle Quartet 15.–27. Juni 1981 Seit 1977 fanden an der Musik-Akademie im Sommer Meisterkurse mit dem
LaSalle Quartet statt. Es war berühmt für seine epochalen Interpretationen der
Musik der Zweiten Wiener Schule. Zum Auftakt des Kurses 1981 spielte das LaSalle
Quartet als Schweizer Erstaufführung das ihm gewidmete Streichquartett
Fragmente – Stille, An Diotima (1979/80) von Luigi Nono.
Musik-Akademie Basel, Hausarchiv
_24 Workshop mit Luigi Nono am 15. Juni 1981 im Kleinen Saal der Musik-Akademie
Im Rahmen des Meisterkurses mit dem LaSalle Quartet gab es einen von Akademie-
Direktor Friedhelm Döhl organisierten Workshop mit dem Komponisten Luigi
Nono, der hier vor den Kursteilnehmern und «anderen Interessierten» über sein
Streichquartett Fragmente – Stille, An Diotima sprach.
Musik-Akademie Basel, Hausarchiv
_25 Prospekt LaSalle Quartet der Deutschen Grammophon (ca. 1977) 1977, beim ersten Meisterkurs für Streichquartett mit dem LaSalle Quartet, diente
der Werbeprospekt der Deutschen Grammophon als Grundlage für hauseigene
Ankündigungen. LaSalle war bei der renommierten Plattenfirma unter Vertrag und
wurde hier mit seinem künstlerisch innovativen Werdegang beworben.
Musik-Akademie Basel, Hausarchiv
_26 Fotoserie Walter Levin unterrichtet (2004)
Als Primarius des LaSalle Quartet gab der Geiger Walter Levin von 1977 bis 1988
mit seinen Quartettkollegen Meisterkurse an der Musik-Akademie; nach Auflösung
des LaSalle Quartet leitete Levin bis 2011 weiterhin Kammermusik-Kurse. Sie
waren legendär und brachten zahlreiche junge Ensembles hervor.
Fotos Peter Schnetz, Basel
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VERSUNKENE MUSIK ERSCHLIESSEN __________________________________________
Thomas Binkley verankert
Frühe Musik in der Lehre
Monofonie als eigenständige Kunstform war in der Nachkriegszeit in Europa unbekannt. Der Musikwissenschaftler und Lautenist Thomas Binkley tat sich in München mit Gleichgesinnten zusammen und gründete 1962 das Studio der Frühen Musik. Konzertreisen nach Nordafrika und Indien, ab 1972 Schallplatten, festigten den internationalen Ruf des Ensembles. Wulf Arlt, Leiter der Schola Cantorum Basiliensis, gewann Binkley mit seiner Truppe, einen Studiengang für Musik des Mittelalters und der Renaissance aufzubauen. Studierende wie etwa Benjamin Bagby und Barbara Thornton liessen sich von der Leidenschaft der Pioniergeneration anstecken und gründeten 1977 das Mittelalterensemble Sequentia. Inzwischen boomt diese einst versunkene Musik und findet durch Re-Interpretationen unterschiedlichster Fallhöhen ein grosses Publikum. _27 Das Studio der Frühen Musik, ca. 1970 Das Studio der Frühen Musik (v.l.n.r.): Thomas Binkley, Sterling Jones, Richard Levitt, Andrea von Ramm. Fotograf unbekannt (Musik-Akademie Basel, Archiv SCB)
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Frühe Musik schreibt Schallplatten- und Designgeschichte
Mit Thomas Binkley und dem Studio der Frühen Musik startete der Kölner
EMI-Produzent Gerd Berg die Schallplattenreihe Reflexe: Stationen europäischer Musik. Hinzu kamen weitere Exponenten der Basler Schola Cantorum: Hans-Martin
Linde, den Berg schon von Aufnahmen des Westdeutschen Rundfunks Köln her
kannte, Michel Piguet, als Schola-Absolventen Anthony Bailes, Hopkinson Smith,
Jordi Savall und Montserrat Figueras. Interpretation und Design dieser Reihe
waren gleichermassen auf der Höhe der Zeit und verschafften der Schule
internationale Anerkennung.
_28 Thomas Binkley im Aufnahmestudio V.l.n.r.: Tonmeister Johann-Nikolaus Matthes, Richard Levitt (stehend), Gerd Berg
(Rückenansicht) und Thomas Binkley im Aufnahmestudio.
Foto Rolf Jeck, Basel (Musik-Akademie Basel, Archiv SCB)
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_29 LP Estampie, Studio der Frühen Musik (1974)
Die Langspielplatte Estampie – Instrumentalmusik des Mittelalters entstand als
klingendes Resultat des neuen Studiengangs für Musik des Mittelalters und der
Renaissance an der Schola Cantorum Basiliensis. Das Studio der Frühen Musik
wurde für die Aufnahme durch Studierende der Schola Cantorum Basiliensis
erweitert.
Musik-Akademie Basel, Vera Oeri-Bibliothek
_30 Prospekt Sequentia’s Origins at the Schola Cantorum Basiliensis (2017)
Seinen Ausgangspunkt nahm Sequentia 1975 als studentisches Ensemble in Basel,
wo Benjamin Bagby und Barbara Thornton den Studiengang für Musik des
Mittelalters und der Renaissance bei Thomas Binkley und Andrea von Ramm
besuchten. Der erste professionelle Konzertauftritt des Ensembles fand 1977 in
Brüssel statt.
Musik-Akademie Basel, Archiv SCB
_31 Brief von Thomas Binkley an Wulf Arlt, Possagno, 2. Oktober 1972
Aus Possagno in Norditalien schickte Thomas Binkley dem damaligen Leiter der
Schola Cantorum Basiliensis, Wulf Arlt, einen improvisierten Lebenslauf. Der
formlose CV gibt Auskunft über Binkleys Lehr- und Wanderjahre. Arlts Idee zu
einem Studiengang für Musik des Mittelalters und der Renaissance nahm im
folgenden Jahr Gestalt an.
Typoskript mit Unterschrift (Musik-Akademie Basel, Archiv SCB)
_32 «Binkleyphon», Nachbau einer Gittern von Fabrizio Reginato, Fonte Alto
(1973)
Den Nachbau einer bis zu 4-chörigen Gittern gab Thomas Binkley bei dem
italienischen Gitarren- und Lautenbauer Fabrizio Reginato in Fonte Alto (TV) 1973
in Auftrag. Ikonographische Vorlagen für diese Rekonstruktion stammen aus den
Cantigas de Santa Maria (ca. 1250 – ca. 1282), Códice de los Músicos (Cod. E), E-E
MS B.I.2., fol. 39v (E10) und fol. 147r (E150); das Instrument fand bei der
Aufnahme zur LP Estampie – Instrumentalmusik des Mittelalters Verwendung.
Sammlung Schola Cantorum Basiliensis
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_33 Covers der EMI-Reihe Reflexe: Stationen europäischer Musik (1972–1983) Mit ihrem Design zwischen Surrealismus und Pop-Art beschritten die Covers der Reflexe-Reihe neue Wege und widerspiegelten damit auch das Innovative in der Aufführung Alter Musik. Aus den insgesamt 57 hier fünfzehn Produktionen mit Interpreten der Schola Cantorum Basiliensis: Mit Thomas Binkley und seinem Studio der Frühen Musik, Hans-Martin Linde und seinem Linde Consort, Michel Piguet und seinem Ricercar-Ensemble, Anthony Bailes, Hespérion XX mit Jordi Savall, Montserrat Figueras und Hopkinson Smith, Bruce Dickey oder Paolo Pandolfo. Musik-Akademie Basel, Vera Oeri-Bibliothek
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____________________________________________
Multimedia-Station 1 Versunkene Musik – wiederentdeckt
_Audio 1 La Manfredina, und: Rotta, aus: Estampie. Instrumentalmusik des
Mittelalters, Studio der Frühen Musik an der Schola Cantorum Basiliensis. Reflexe.
Stationen europäischer Musik (Folge 4). EMI Electrola 1C 063 30 122. P: 1974
_Audio 2 Hildegard von Bingen: Canticles of Ecstasy. Sequentia mit Benjamin Bagby,
Barbara Thornton, Lena Susanne Norin, Laurie Monahan, Elizabeth Gaver,
Elisabetta de Mircovich u.a. Deutsche Harmonia Mundi / BMG Classics 05472
773202 in Koproduktion mit dem WDR Köln, 1994
_Audio 3 Thomas Binkley, Kurzporträt, DRS
Strawinsky im Licht von Jürg Wyttenbach
_Video 1 Die Geschichte vom Strawinsky, 2. Teil, RSI, 21.10. 1982
_Doc 1 Datenblatt Strawinsky
_Doc 2 Die Geschichte vom Strawinsky, Libretto in der Fassung für LP
Komponisten im Gespräch
_Audio 4 Jacques Wildberger interviewt Jürg Wyttenbach, DRS, November 1966
_Audio 5 Jacques Wildberger, Musik für einen Gast, DRS, 12.01.1965
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EINSPRUCH! __________________________________________
Jacques Wildberger und…
«Dagegen zu komponieren war und ist mein agita movens», sagte Jacques Wildberger 2001, im 80. Lebensjahr. Als junger Komponist schrieb er Kampflieder für das Basler Arbeiterkabarett Scheinwerfer, als Schüler Wladimir Vogels entdeckte er die zwölftönige Musik, als DAAD-Stipendiat kam er 1967 repolitisiert von Berlin nach Basel zurück. Komponieren als Selbstzweck war fortan nicht mehr möglich, vielmehr verstand Wildberger seine künstlerische Arbeit als «Restitutionsversuch» angesichts existentieller Bedrohung. In der Schweiz stiess Wildbergers Musik in den 1950er Jahren auf offene Ablehnung, während sie in Darmstadt und Donaueschingen Aufsehen erregte. Seine am Protest geschliffene widerständige Musik galt im Kalten Krieg als Produkt «roter» Gesinnung. Trotz seiner auch ästhetisch einsamen Position berief man Wildberger 1963 als Theorie- und Kompositionslehrer an die Musik-Akademie.
_34 Jacques Wildberger, 1996 Die Arbeiterbewegung im Rücken: Jacques Wildberger im Treppenhaus zu seiner Wohnung in Riehen. Foto Kurt Wyss, Basel
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__________________________________________
…Jürg Wyttenbach streuen Sand ins Getriebe Jürg Wyttenbach prägte als Pianist, Dirigent, Komponist und Theatermusiker auf
vielseitige Weise das Musikleben. Er bestritt über hundert Ur- und
Erstaufführungen, entdeckte die Chor- und Instrumentalmusik von Giacinto Scelsi
und lebt als Komponist den Pluralismus. Er fand in den 1970er Jahren zum
Instrumentalen Theater, später zur Collage und immer wieder zum surrealistisch
aufgeladenen Humor in seinen theatralischen Werken.
An der Musik-Akademie unterrichtete Wyttenbach zunächst Klavier, ab 1970
leitete er ausserdem eine Klasse für die Interpretation zeitgenössischer Musik. Er
konfrontierte Studierende mit den vielfältigsten Formen neuer Musik und brach
dabei mit dem herrschenden Wertekanon.
Wyttenbach forderte 1973 anstelle des Konservatoriums eine Lern- und Lehrstätte
im Geist des Bauhauses in Dessau. Das Kreieren in einem Klima des anregenden
«Chaos» sollte an die Stelle des Reproduzierens in einem an soziale Schichten
gebundenen «Schmieren-Konservatorium» treten.
_35 Jürg Wyttenbach, 2000
Spezialist für musikalisch Querliegendes: der Dirigent Jürg Wyttenbach während
einer Probe.
Foto Kurt Wyss, Basel
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_36 Brief von Jacques Wildberger an Direktor Walter Müller von Kulm vom
18.8.1962 mit Notizen von Walter Müller von Kulm
Wildberger ortete «Unzukömmlichkeiten» im Bibliotheksbetrieb. Die Bibliothek war nur nachmittags offen, Taschenpartituren waren in «erster Linie“ den Dirigierschülern vorbehalten, zu den Beständen hatte nur das Bibliothekspersonal Zutritt. Der Leiter der Bibliothek war bereit, in «begründeten» Fällen Ausnahmen zu machen. Zu «verhindern» sei jedoch, den Dozenten den direkten Zugang zu den Beständen zu verschaffen. Bei der «Einordnung» drohe Chaos. Typoskript mit Unterschrift Wildberger (Musik-Akademie Basel, Hausarchiv) _37 Jacques Wildberger: Contratempi für einen Solo-Flötisten und vier
Orchestergruppen (1969/70) Die Contratempi komponierte Jacques Wildberger im Auftrag der Basler Musikkredit-Kommission und widmete sie dem befreundeten Flötisten Aurèle Nicolet. Im Solopart finden vier verschiedene Flöten (Sopran-, Alt-, Bassflöte und japanische Grifflochflöte) Verwendung, um den tradierten Instrumentalklang in einer teilweise vom Taktstrich gelösten «offenen» Notation zu erweitern. Musik-Akademie Basel, Vera Oeri-Bibliothek 22
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_38 Jürg Wyttenbach, Kurt Widmer: Titelblatt Programmheft «Kla4 circus – von Kla4 tigern und Salonlöwen», 31. Januar 1978 Das Klavier erlebte im Salon des 19. Jahrhunderts seine Blütezeit. Während ‹Salonlöwen› um die Aufmerksamkeit der grossen Gesellschaft buhlten, spielte ein ‹Klaviertiger› publikumswirksame Unterhaltungsmusik. Kurt Widmer, Bariton und Gesangslehrer, liess sich von Jürg Wyttenbachs Ritt durch die Klaviermusik und ihre gesellschaftliche Bedeutung zu seinen gewitzten Karikaturen inspirieren. Originales Programmheft (Archiv Jürg Wyttenbach) _39 Programmablauf und Mitwirkende des «Kla4 circus» im Akademie-Konzert, 31. Januar 1978 Beim «Kla4 circus» im Akademie-Konzert wirkten an ein bis acht Klavieren zahlreiche Studierende und Dozierende der Musik-Akademie mit. Der Bogen des virtuosen Programms spannte sich von Rossinis Semiramis-Ouvertüre über Charles Ives und Morton Feldman bis zum Showdown mit Louis Moreau Gottschalk. Originales Programmheft (Archiv Jürg Wyttenbach)
_40 Postkarte «Klavierzirkus für 1–8 Klaviere», Januar 1978 32 Hände, 16 Studierende, 8 Flügel, 1 Dirigent und volles Haus: Jürg Wyttenbach bändigte die ‹Kla4 tiger› und ‹Salonlöwen› im Grossen Saal der Musik-Akademie Basel, 31. Januar 1978. Foto Hannes-Dirk Flury, Basel (Archiv Jürg Wyttenbach) _41 Jürg Wyttenbach: Collage zweier Melodien aus «Petrouchka», Postkarte I.S. (an Debussy) aus Die Geschichte vom Strawinsky Für seine musikalische Collage Die Geschichte vom Strawinsky bearbeitete Jürg Wyttenbach zwei Melodien aus Strawinskys Petruschka für ein Ensemble aus Bläsern und Streichern und nannte es im Untertitel «Postkarte I.S. (an Debussy)». Autograf (Archiv Jürg Wyttenbach)
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SCHOLA UND KONSERVATORIUM ALS VORREITER __________________________________________
Orfeo – zum ersten Mal auf historischen Instrumenten 1935 entdeckte der Jungstudent Hans Döscher die Gambe und erfüllte sich Jahre später einen Herzenswunsch. Er brachte es als Leiter der Sommerlichen Musiktage Hitzacker zustande, 1955 die Crème der ersten Generation der «Wiedererwecker» der Alten Musik in den äussersten Zipfel des Zonengrenzkreises Lüchow-Dannenberg zu locken. Im westdeutschen Elbstädtchen Hitzacker, im Saal des Hotels Waldfrieden, mit Blick über den Grenzstrom ins ostdeutsche Mecklenburger Land, veranstaltete Döscher seit 1946 die Sommerlichen Musiktage Hitzacker. Seit 1952 war der NDR regelmässig vor Ort und dokumentierte herausragende Konzerte. So auch im Sommer 1955 für diese mit Spannung erwartete Erstaufführung, die zweimal gegeben wurde. Die renommierteste unter den Plattenfirmen (Deutsche Grammophon Gesellschaft) sicherte sich diese Pioniertat für die musikhistorisch motivierte Reihe «Archiv Produktion». Orfeo schrieb Interpretationsgeschichte und begründete die Renaissance von Monteverdis Opernschaffen.
_42 August Wenzinger Musiker und Forscher: Wenzinger beim Lesen der Orfeo-Partitur in seinem Arbeitszimmer Fotograf unbekannt (Musik-Akademie Basel, Archiv SCB)
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Musiker sein, nicht Geiger Sándor Végh und das Végh-Quartett standen in den 1950er Jahren auf der Höhe
ihres Ruhms. Sie galten als ideale Interpreten von Béla Bartóks vibrierender Musik
und trugen dazu bei, Bartóks sechs Quartette als Repertoirestücke zu etablieren.
«Bartóks Musik hat mir die geistige Wegweisung zu Beethoven gegeben», sagte
Végh. Bis er der Interpretation von Beethovens letzten Streichquartetten nahe kam,
kostete es ihn «beinahe 25 Jahre».
1953 gelang es, den aus der musikantischen Inspiration schöpfenden Musiker an
die Musik-Akademie zu binden. Végh sollte in einer Meisterklasse besonders
begabte Studierende unterrichten, mindestens acht. Sein Quartettkollege Paul
Szabo, Cellist, wirkte ab 1954 an der Musik-Akademie. 1955 erhielt er zusammen
mit Sándor Zöldy einen Lehrauftrag für Streichquartett. Mit diesen Berufungen
setzte die Schule einen neuen Massstab in der Streicherausbildung und förderte
damit eine Ästhetik unbedingten Ausdrucks. Andernorts war Glättung und
Schönklang angesagt, dem Geist des Wirtschaftswunders verpflichtet.
_43 Végh-Quartett In Basel traf man das Quartett zu dritt an. Sándor Végh, Sándor Zöldy und Paul
Szabo hatten an der Musik-Akademie Lehraufträge.
Foto Moeschlin und Baur, Basel (Musik-Akademie Basel, Hausarchiv)
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_44 Gerd Ochs (Theorbist) an Hans Döscher (Leiter der Sommerlichen Musiktage Hitzacker), Brief Halle, 23. Mai 1955 Ein Chitarrone unterscheide sich von der «Theorbe in nichts als dem längeren Halsansatz». Gerd Ochs’ Behauptung verweist auf Praetorius' Beschreibung der beiden Instrumente: die Theorbe habe einen kurzen, geschweiften Halsfortsatz, der Chitarrone hingegen einen langen, geraden. Für Orfeo wollte August Wenzinger Monteverdis Vorgabe (‹duoi chitaroni›) folgen und möglichst farbenreiche Generalbassinstrumente versammeln. Ochs und sein Kollege reisten aus der DDR an, Bettwäsche brauchten sie nicht mitzubringen. Typoskript (Archiv der Gesellschaft der Freunde der Sommerlichen Musiktage Hitzacker) _45 Vertrag zwischen August Wenzinger und der Deutschen Grammophon Gesellschaft, Basel, 3. August 1955 Rechte und Pflichten auf beiden Seiten: Wenzinger konnte Einwände gegen die Aufnahmen geltend machen und musste allfällige Wiederholungen «ohne besondere Entschädigung» durchführen. Die Plattenfirma durfte «Titel» aus dem Vertriebsrepertoire streichen und musste «auf Anforderung» die Bindung des Künstlers aufheben. Typoskript (Musik-Akademie Basel, Archiv SCB) _46 August Wenzinger an Hans Döscher, Basel, 20. August 1956 Sollte Orfeo 1957 wieder aus der Unterwelt steigen? Wenzinger hatte bereits seine Agenda angepasst und würde sich über eine Wiederaufnahme «wahnsinnig freuen». Manuskript (Archiv der Gesellschaft der Freunde der Sommerlichen Musiktage Hitzacker)
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_47 Claudio Monteverdi: L’Orfeo, Faksimile (1927) und ausgeschriebene
Stimme Cornetto 1 (ca. 1955) Das Faksimile des Erstdrucks von Monteverdis Oper L'Orfeo wurde 1927 von Adolf Sandberger, Professor für Musikgeschichte an der Universität München, ediert. Es bildete zusammen mit dem von Wenzinger erstellten Klavierauszug die Grundlage der Aufführung in Hitzacker. Vom Aufführungsmaterial haben sich die Partitur mit Wenzingers handschriftlichen Taktangaben und die ausgeschriebenen Stimmen (hier die Stimme Cornetto 1) zum dritten Akt erhalten. Nachlass August Wenzinger (Musik-Akademie Basel, Vera Oeri-Bibliothek) _48 Autogrammstunde Hitzacker, Sommer 1955
Der unbekannte Fotograf inszenierte Helmut Krebs, den legendären Sänger des Orfeo, als Frauenschwarm. Der Schnappschuss fand 1995 Eingang in die Festivalgeschichte, herausgegeben von Lutz Lesle. Original Festivalgeschichte (Archiv der Gesellschaft der Freunde der Sommerlichen Musiktage Hitzacker) _49 August Wenzingers Reisekoffer (ca. 1930)
Neben seiner Lehrtätigkeit an der Schola Cantorum Basiliensis und am Konservatorium sowie als Cellist im städtischen Sinfonieorchester war August Wenzinger als Musiker häufig auf Konzertreisen. Der Koffer stammt aus Wenzingers Nachlass, neben zahlreichen Aufklebern mit Hoteladressen kündet ein Gepäckanhänger davon, dass der Koffer per Bahn an Wenzingers Basler Adresse spediert wurde. Leihgabe Thomas Drescher, Basel _50 Plattenspieler mit LP L’Orfeo, Deutsche Grammophon (1955)
Die Aufnahme der Deutschen Grammophon in der Besetzung der Sommerlichen Musiktage Hitzacker mit Mitgliedern der SCB-Konzertgruppe dokumentiert das pionierhafte Unternehmen der Monteverdi-Diskografie. Die Studio-Aufnahme entstand im Juli 1955 im Beethoven-Saal in Hannover. Die Interpreten betraten dabei Neuland: Sie spielten auf historischen Instrumenten und mussten die entsprechenden Spieltechniken erst wiederentdecken. Welche Wagnisse damit verbunden waren, hört man bei der Intonation der Blasinstrumente. Musik-Akademie Basel, Vera Oeri-Bibliothek
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_51 Vertrag zwischen Sándor Végh und Musikschule und Konservatorium Basel, 7. Mai 1953 Sándor Végh hatte erfolgreich verhandelt und wurde zu Vorzugsbedingungen angestellt. Allerdings durfte er ohne «Zustimmung des Stiftungsrates» keine anderweitigen Meisterkurse übernehmen. Typoskript (Musik-Akademie Basel, Hausarchiv) _52 LP Béla Bartók, 6 Quartette, Végh-Quartett (1954) Mit seiner Gesamteinspielung von Béla Bartóks Streichquartetten setzte das Végh-Quartett Massstäbe. Die dezidiert artikulierte Einspielung gilt als Meilenstein der Bartók-Interpretation. Die Aufnahme entstand im September und Oktober 1954 in London und erschien beim Label Columbia. Die Cover-Gestalter setzten auf schlichte Corporate Identity und verzichteten auf die heute übliche Personalisierung. Musik-Akademie Basel, Vera Oeri-Bibliothek _53 Vortrag von Sándor Végh: Musik als Erlebnis, Ascona, August 1960 Die erste Eranos-Tagung fand im geschichtsträchtigen Sommer 1933 statt und widmete sich dem Thema «Yoga und Meditation im Osten und Westen». Die Mischung aus Religionswissenschaft, Psychologie und einer Prise Esoterik prägt die Tagung bis heute. Referenten unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen treten miteinander in Dialog. 1960 sprach Végh über Musik als «Muttersprache» und die Begegnung mit Béla Bartók anlässlich der Uraufführung seines fünften Streichquartetts. Musik-Akademie Basel, Vera Oeri-Bibliothek _54 Gesuch des Erziehungsdepartements an das Kantonale Arbeitsamt Basel-Stadt, 3. März 1954 Warum einen Ausländer anstellen, der einem Schweizer Anwärter «eine Position wegnimmt»? Weil der Ungar Paul Szabo, Cellist des Végh-Quartetts, der am besten Qualifizierte sei. Das Erziehungsdepartement gab dem Direktor des Konservatoriums Rückendeckung. Das Végh-Quartett halten zu können sei gleichbedeutend mit dem künstlerischen «Wertzuwachs», wie ihn seinerzeit das Busch-Quartett in der «Wahlheimat» Basel verkörpert habe. Typoskript (Staatsarchiv Basel-Stadt)
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ERST RHYTHMUS, DANN TANZ __________________________________________
Rhythmus entsteht im Körper 1905 stand am Solothurner Kongress für Musikunterricht ein folgenreicher Vortrag mit Demonstration auf dem Programm. Emile Jaques-Dalcroze stellte seine Methode für einen umfassenden Musikunterricht vor. Die körperliche Erfahrung von Bewegungen fördert auch die musikalische Wahrnehmung und verbessert das Körperbewusstsein. Dadurch erfährt die Bewegung im Raum und in der Zeit eine erhöhte Aufmerksamkeit. Durch Übungen gymnastischer Art, der sogenannten Rhythmik, lassen sich die Bewegungen trainieren und perfektionieren. Schülerinnen des Konservatoriums Genf, darunter Suzanne Perrottet, tanzten die Übungen in Strassenkleidern und begeisterten das Fachpublikum. Dazu zählte Paul Boepple, Gesangslehrer am Konservatorium Basel und Botschafter der Methode. Noch im selben Jahr fand sie Eingang in den Unterricht. 1907, im Zuge der Verbreitung der Methode in ganz Europa, war Jaques-Dalcroze wiederum mit Genfer Schülerinnen unterwegs und machte nach Paris auch in Basel Station. Gustav und Nora Güldenstein trugen die Dalcroze-Methode weiter und prägten von 1921 bis 1967 das Profil der Gymnastik-Ausbildungsklassen.
_55 Emile Jaques-Dalcroze auf Tournee, Mai 1907 Jaques-Dalcroze reiste mit seiner Truppe 1907 nach Paris. Mit dabei waren auch seine Lieblingsschülerin «Suzy» (Suzanne) Perrottet und Mizzi Steinwender. Fotograf unbekannt (Kunsthaus Zürich, Nachlass Suzanne Perrottet) 30
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Moderne Bewegungskunst
aus Hellerau Rosalia Chladek war Mitglied der renommierten Tanzgruppe Kratina und Pädagogin an der Neuen Schule Hellerau (später Laxenburg). Jaques-Dalcrozes Erbe wurde dort auch in zeitgenössischen Tanz überführt. Der Ruf nach Basel versprach Freiraum und gutes Geld. Chladek unterrichtete von 1928 bis 1930 Gymnastik und Tanz und wirkte ausserdem als Gastchoreografin am Stadttheater Basel. Dort entstanden 1929 ihre ersten Ensemblechoreografien: Die Geschichte vom Soldaten zusammen mit Oskar Wälterlin (Vorleser) und Walter Felsenstein (Teufel), Petruschka zusammen mit Nora Siebert (Ballerina) sowie der Tanzgruppe des Konservatoriums. Ein Soloabend mit Weingartner am Pult sowie die von Wälterlin angeregte Interpretation des Engels der Verkündigung zählen zu den Höhepunkten ihrer Theaterarbeit. Die Einladung der Tanzgruppe an den Münchner Theaterkongress (1930) war der Schlusspunkt ihres Wirkens am Konservatorium. Durch Chladek angeregt führte Direktor Felix Weingartner noch im gleichen Jahr den Ausbildungsgang Gymnastik ein. _56 Rosalia Chladek, 1928 Chladek trug in den 1920er Jahren Männerkleider. Das galt als progressiv und nebst dem Bubikopf als Zeichen der Emanzipation. In ihrer Zeit in Basel tanzte sie vorwiegend männliche Figuren (Petruschka, Don Juan, Pulcinella). Rosalia Chladek, IGRC (Internationale Gesellschaft Rosalia Chladek)
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_57 Suzanne Perrottet und Genfer Dalcroze-Schülerinnen vor dem Grossen Saal des Konservatoriums Basel, 8. Juli 1907 Anna Morand, Loulette Badollet, Germaine Longet, Mizzi Steinwender und «Suzy»
Perrottet (v.l.n.r.) traten im Rahmen der Tournee auch in Basel auf. Sie machten
aus rhythmischer Gymnastik «sichtbar gewordene Musik». Basel war keine
«retrograde» Stadt, wie Jaques-Dalcroze andernorts feststellen musste, und sein
«Versuchskaninchen» Suzy seine wichtigste Verbündete. Sie leistete nach 1902
Pionierarbeit, indem sie unter seiner Anleitung Bewegungen erfand und diese z.B.
als «Les psd. Suzy» aktenkundig wurden.
Fotograf unbekannt (Kunsthaus Zürich, Nachlass Suzanne Perrottet)
_58 Gustav Güldenstein beim Rhythmik-Unterricht, 1943 Gustav Güldenstein war Schüler, später Mitarbeiter von Jaques-Dalcroze und
wirkte von 1921 bis 1953 als Lehrer für Musiktheorie, Solfège, Rhythmik und
Improvisation. Kurz nach seinem Amtsantritt begann er eine Gymnastiklehrkraft zu
suchen, da er das Ausbildungsangebot durch Gymnastikkurse ergänzen wollte.
1927 begann Nora Siebert als Assistentin und Gymnastiklehrerin zu arbeiten, 1938
heirateten die beiden.
Fotos Hans Bertolf (Musik-Akademie Basel, Hausarchiv)
_59 Paul Boepple: Zur Methode der rhythmischen Gymnastik von E. Jaques-Dalcroze, in: Jahresbericht 1907/08 Der Sänger und Lehrer Paul Boepple unterrichtete ab 1906 Rhythmische Gymnastik
an der Basler Töchterschule und erteilte ab 1908 Rhythmik- und Solfège-Unterricht
am Basler Konservatorium. Gefördert von Konservatoriumsdirektor Hans Huber,
war Boepples praktische Arbeit entscheidend für den Erfolg der Dalcroze-Methode
in Basel. Auf Hubers Wunsch veröffentlichte Boepple seinen Grundsatzbeitrag im
Jahresbericht 1907/08 von Musikschule und Konservatorium.
Musik-Akademie Basel, Hausarchiv
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_60 Der Rhythmus. Ein Jahrbuch, herausgegeben von der Bildungsanstalt
Jaques-Dalcroze Dresden-Hellerau, Band 1, Jena 1911
Vom Jahrbuch Der Rhythmus erschienen lediglich zwei Bände, danach wurde die Publikation eingestellt. Im Zuge des Ersten Weltkriegs unterschrieb Emile Jaques-Dalcroze das Protestdokument Schweizer Intellektueller gegen die Zerstörung der Kathedrale von Reims. Dem Leiter der Bildungsanstalt in Hellerau kündigte man die Schliessung der Institution an. Jaques-Dalcroze verliess Deutschland und eröffnete 1915 in Genf das Jaques-Dalcroze-Institut. Musik-Akademie Basel, Vera Oeri-Bibliothek
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_61 Fotoserie Petruschka Rosalia Chladek sah sich selbst als Trias: als Tänzerin, Choreografin, Pädagogin. Alle drei Rollen füllte sie 1929 in der Aufführung von Strawinskys Petruschka aus. Als Tänzerin schlüpfte sie in den Körper des verstossenen Petruschka. Als Choreografin verantwortete sie die Bewegungsregie der ganzen Truppe und bot Tänzerinnen wie Nora Siebert und Ruth Kron Auftrittsmöglichkeiten. Als Pädagogin baute sie am Konservatorium eine Tanzgruppe auf und band sie in die professionelle Theaterarbeit ein. Reproduktion Fotoserie: A. Jehle, Basel, IGRC (Internationale Gesellschaft Rosalia Chladek) _62 Besetzungszettel Petruschka, 13. Mai 1929 Die Neuinszenierung von Petruschka war ein Gemeinschaftswerk und brachte unterschiedlichste Persönlichkeiten und Theatermetiers zusammen. Gottfried Becker dirigierte, Regie führte Oskar Wälterlin (Direktor des Stadttheaters), das Bühnenbild stammte von Hermann Jenny und Albert Gloor. In den Hauptrollen neben Chladek: die Tänzerin Nora Siebert (Ballerina), der Schauspieler Wilfried Scheitlin (Mohr) sowie in Nebenrollen der zukünftige Volksschauspieler Alfred Rasser (erster Leierkastenmann/Bär). Reproduktion Theater-Zeitung: Offizielles Organ des Stadttheater Basel, Nr. 37 (Schweizerische Theatersammlung Bern) _63 Rosalia Chladek an Felix Weingartner, Laxenburg 14.12.1927 Basel oder Berlin? Chladek handelte sich Bedenkzeit «bis Ostern» aus, um ihre Perspektiven kritisch zu prüfen. Als Lehrperson war sie an die Schule Hellerau-Laxenburg gebunden, als Tänzerin hatte sie erste Rollen kreiert und eben den ersten Soloauftritt in Wien bestritten. In Basel lockte die «Qualität des Schweizer Frankens» (so Weingartner) sowie die Aussicht, nebst der pädagogischen Arbeit am Konservatorium am Stadttheater künstlerisch wirken zu können. Berlin hingegen war das «Zentrum» der «modernen Bewegungskunst». Handschriftlicher Brief mit Umschlag (Musik-Akademie Basel, Hausarchiv) 34
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_64 Szenen aus Petruschka, Fotoalbum der Chladek-Schülerin Ruth Kron (1929) In den späten zwanziger Jahren erlangten die Tanzklassen von Rosalia Chladek am
Basler Konservatorium Kultstatus. Fortgeschrittene Studierende setzte Chladek in
ihren Choreografien am Basler Stadttheater ein. Nicht nur die Gymnastiklehrerin
Nora Siebert in der Rolle der Ballerina, sondern auch die beiden Chladek-
Schülerinnen Ruth Kron und Ruth Bittmann, zwei für Basel bedeutende
Tänzerinnen, wirkten in kleineren Rollen mit.
Fotoalbum aus dem Nachlass von Ruth Boetsch-Kron, Leihgabe Simon Baur, Basel
_65 Empfehlungsschreiben von Felix Weingartner, 25.12.1930 Nach zwei Jahren vielversprechender Aufbauarbeit musste Basel Rosalia Chladek
ziehen lassen. Sie folgte dem ehrenvollen Ruf als künstlerische Leiterin der
Tanzgruppe Hellerau-Laxenburg und Leiterin der Ausbildung an der Schule
Hellerau-Laxenburg. Eine Knieverletzung dürfte bei der Entscheidung mitgespielt
haben, sich fortan auf die Vermittlung zu konzentrieren. Weingartner würdigte
Chladeks Leistung und bedauerte das Scheiden «lebhaft».
Reproduktion Manuskript, Tanz-Archiv Rosalia Chladek / MUK Musik und Kunst Privatuniversität
der Stadt Wien / Theatermuseum Wien
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Multimedia-Station 2 Porträtfilm von Rosalia Cladek _Video 2 Rosalia Chladek. Tänzerin, Choreografin, Pädagogin, DVD 1996 by televisfilm, Dr. Eva Stanzl; zur Verfügung gestellt von IGRC (Internationale Gesellschaft Rosalia Chladek). Ina Lohr in Selbstzeugnissen _Audio 6 Ina Lohr als Sängerin, Puer natus est (gregorianischer Choral),WAV‐Datei (6.24) Privataufnahmen von Ina Lohr, von Anne Smith zur Verfügung gestellt _Audio 7 Ina Lohr als Sängerin, Gloria in cielo (Eigenkomposition), WAV‐Datei (3.35) Privataufnahmen von Ina Lohr, von Anne Smith zur Verfügung gestellt _Doc 3 Liedtexte Ina Lohr, Typoskript von Ina Lohr, von Anne Smith zur Verfügung gestellt. _Audio 8 Ina Lohr, Musik für einen Gast, DRS, 30.11.1965
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MENSCHEN AUSBILDEN, NICHT VIRTUOSEN __________________________________________
Ina Lohr, Mitbegründerin und Mittlerin der Schola Cantorum Basiliensis
Die niederländische Geigerin, Komponistin und Kirchenmusikerin Ina Lohr lebte
vorübergehend bei einer Gastfamilie in Basel. Dort traf sie auf Paul Sacher. Von
1930 bis 1970 wirkte sie als lenkende Kraft im Hintergrund. Sie war Sachers
Beraterin in programmatischen und interpretatorischen Fragen des Basler
Kammerorchesters, Mitbegründerin der Schola Cantorum Basiliensis und wurde
von Sacher als pädagogisches «Genie» bezeichnet.
Grundlage ihres Theorieunterrichts war die mittelalterliche Lehre der
Solmisation. Das Lehrwerk Solmisation und Kirchentonarten prägte auch ihre
praktische Tätigkeit als Leiterin der Ensembleklassen für Haus-, Schul- und
Kirchenmusik. Sie war ausserdem in der Schweizer Singbewegung aktiv und
beteiligte sich an der Einführung des Probebandes des neuen reformierten
Kirchengesangbuches.
Ina Lohr wollte Musiker zu Menschen statt zu Virtuosen ausbilden und den
Graben zwischen Profis und Laien überwinden. Damit stand sie im Zuge der
Professionalisierung der Alten Musik zunehmend allein.
_66 Ina Lohr, 1932 Ina Lohr mied das Rampenlicht. Selten findet sich ein Foto, das sie von vorne zeigt.
Für diese Aufnahme posierte sie allerdings nicht allein. Lohr liess sich 1932
zusammen mit ihrer Mutter, Henriëtte Antoinette geb. Resink, fotografieren.
Foto von Aleid und Floris Zuidema, Lochem (NL)
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«Ein Leben in Bildern»
_67 Ina Lohr (m.) mit Schwester Etty (Henriëtte) und Nanny
Ina Lohr wuchs in einer bürgerlich geprägten Familie mit zwei Schwestern auf. Sie
war die Zweitgeborene und nach eigener Aussage ein «kränkliches Kind». Trotzdem
hätte sie «in jeder Verfassung gesungen» und mit fünf Jahren gesagt: «Ich werde
den ganzen Tag Musik machen oder Mutter in einem Waisenhaus sein oder 20
eigene Kinder haben».
Foto Aleid und Floris Zuidema, Lochem (NL)
_68 Ina Lohr, 1936
Lohr konzentrierte 1936 ihre Haupttätigkeit auf den Unterricht. Sie prägte seit der
Gründung der Schola Cantorum Basiliensis (1933) die Ausbildungsgänge und
deren Dreiteilung: für Kinder, Berufsstudierende und erwachsene Laien. Damit
verfolgte sie das Ziel, allen Interessierten eine professionelle Ausbildung zugänglich
zu machen und Menschen statt Virtuosen auszubilden. Dieser Ansatz entsprang
dem Geist des reformpädagogischen Muziek-Lyceums in Amsterdam, das sie selbst
besucht hatte und als Gegenentwurf des Conservatorium van Amsterdam galt.
Foto Aleid und Floris Zuidema, Lochem (NL)
_69 Ina Lohr und ein Ensemble der SCB, Radiostudio Basel, 1941
Die Probe im Radiostudio gibt Einblick in Ina Lohrs Lehrtätigkeit mit
Berufsstudierenden, darunter Anita Stange (1.v.l.), die später Blockflöte an der
SCB (1947–1953) unterrichtete. Der Schweizer Bass Ernst Denger (3.v.r.) studierte
am Konservatorium, bildete sich an der Schola Cantorum weiter und trat häufig mit
dem Basler Kammerorchester auf.
Foto Arthur Eglin, Basel
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_70 Ina Lohr beim Unterricht, ca. 1945 Für Theologiestudenten richtete Ina Lohr einen Einführungskurs in die
evangelische Kirchenmusik ein. Den Studierenden sollte die Wichtigkeit
gemeinsamen Singens im Gottesdienst vermittelt werden. Das Foto zeigt sie bei der
Probe mit dem Chor des Basler Alumneums, durch die wohnliche Möblierung
entsteht eine Szene häuslichen Musizierens.
Foto Heiniger, Schüpfheim
_71 Ina Lohr in ihrem Zimmer in der Alterssiedlung Dalbehof Basel Den Lebensabend verbrachte Ina Lohr zurückgezogen. Sie las, hörte Musik und
liess sich trotz Platznot ein Clavichord ins Zimmer stellen. Sie umgab sich mit
Büchern, Kassetten, Schallplatten und Bildern. Darunter waren Drucke aus
Sammlungen Gregorianischer Musik und Frauenporträts aus Japan. Ganz ähnlich
waren die Räume ihres Elternhauses bestückt: mit Gegenständen aus Kunst, Kultur
und Religion.
Foto Bettina Wehrli, Basel
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_72 Neujahrswunsch, handschriftliches Notenblatt
Wem der Neujahrswunsch galt, verrät das Notenblatt nicht. Lohr skizzierte hier eine für sie charakteristische Musik: ein Lied für Singstimme und Begleitung, ausgehend von einem religiös geprägten Text. Der schlichte freitonale Satz ist einer ebenso schlichten Dichtung unterlegt. Im Holländischen (der Muttersprache Lohrs) klingt der Reim weniger hölzern als im Deutschen (ihrer zweiten Sprache). Die Kernbotschaft lautete: Gott wird unseren Tagen «einst Rechnung tragen». Manuskript, Leihgabe von Anne Smith, Zürich (Dokumentensammlung von Wim Waardenburg) _73 Neuausgabe von Gregorianischen Chorälen: zum Konzertgebrauch
eingerichtet und kommentiert von Ina Lohr
Lohr schloss nach dem Lehrdiplom auf Geige (Muziek-Lyceum Amsterdam, 1929) ausserdem in Theorie bei Gustav Güldenstein in Basel ab. Sie erarbeitete sich sängerisch frühe Musik, entwickelte eine praxisbezogene Notation und gab Hinweise für die Aufführungspraxis. Paul Sacher berief sich immer wieder auf Lohrs Kenntnisse insbesondere geistlicher Musik und führte mit ihr Grundsatzdiskussionen über deren Funktionalität. Gehört geistliche Musik wirklich im Konzertsaal aufgeführt? Diese Frage strapazierte die Arbeitsbeziehung fast bis zum Bruch. Sammlung Basler Kammerorchester, Basel: Ernst Vogel, 1932 (Leihgabe Universitätsbibliothek Basel) _74 Brieföffner von Ina Lohr mit Inschrift «Aug. 1983», Heimatwerk Basel
(1983)
Der Brieföffner aus Messing wurde vom Basler Heimatwerk als Erinnerungsstück und «Bhaltis» zur Feier des 80. Geburtstags von Ina Lohr am 1. August 1983 angefertigt. Wenige Monate später im Oktober 1983 starb Ina Lohr in Basel. Musik-Akademie Basel, Hausarchiv
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DANK Andrea Amort, MUK Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien Christoph Ballmer, Universitätsbibliothek Basel Simon Baur Thomas Drescher Heinz Füglistaler Martina Haager, IGRC (Internationale Gesellschaft Rosalia Chladek) Salome Janner Thomas Janssen, Gesellschaft der Freunde der Sommerlichen Musiktage Hitzacker Urs Kaiser, Schweizerische Theatersammlung Daniel Kress, Staatsarchiv Basel-Stadt Ruedi Linder Kathrin Menzel Dorothe Meury Fritz Näf Simon Obert, Paul Sacher Stiftung Basel RSI (Radiotelevisione Svizzera) Anne Smith SRF 2 Kultur (Schweizer Radio und Fernsehen) Lucia Stäubli Jürg Wyttenbach
© Alle Rechte liegen bei den angeführten LeihgeberInnen.
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Martina Wohlthat (Hg.), Tonkunst macht Schule. 150 Jahre Musik-Akademie Basel 1867–2017, Basel: Schwabe, 2017
Mitten im Basler Musikleben – die Musik-Akademie Basel 1867–2017
Eine Institution im Wandel der Zeit … Zum 150-jährigen Jubiläum der Basler Musikschule als Keimzelle der heutigen Musik-Akademie greifen die hier versammelten Essays prägnante Themen zur Musikausbildung und Musikaufführung auf. Sie erzählen von den künstlerischen Persönlichkeiten, die das Haus an der Leonhardsstrasse zu einer der ersten Adressen in Sachen Musik machten. Denn hier wirkten mit Hans Huber, Hermann Suter, Felix Weingartner und Paul Sacher Direktoren, die das Basler Konzertleben nachhaltig prägten und berühmte Interpreten wie Ferruccio Busoni, Paul Baumgartner und Pierre Boulez nach Basel holten. Aber auch Generationen von Basler Kindern und Jugendlichen sind an die Leonhardsstrasse gepilgert, um Instrumente zu erlernen oder in den Orchestern und Chören zu musizieren. Das Buch vergegenwärtigt Namen und Ereignisse, die die Ausstrahlungskraft dieser einzigartigen Institution begründet haben.
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BIBLIOGRAFIE ARLT, Wulf: Zur Idee und Geschichte eines «Lehr- und Forschungsinstituts für alte
Musik» in den Jahren 1933 bis 1970, in: Peter Reidemeister und Veronika Gutmann (Hg.), Alte Musik. Praxis und Reflexion, Sonderband der Reihe «Basler Jahrbuch für Historische Musikpraxis» zum 50. Jubiläum der Schola Cantorum Basiliensis, Winterthur 1983, 29–76
BACHER, Esther: Musik und Bewegung an der Primarschule Basel, in: Schweizer Musikzeitung, Juli/August 2016, 42
BINKLEY, Thomas: Zur Aufführungspraxis der einstimmigen Musik des Mittelalters – ein Werkstattbericht, in: Basler Jahrbuch für Historische Musikpraxis 1 (1977), 19–76
BOEPPLE, Paul: Zur Methode der rhythmischen Gymnastik von E. Jaques-Dalcroze, in: Musikschule und Konservatorium Basel. Jahresbericht 1907/08, Basel 1908, 45–50
BUSCHBECK, Axel Karl: Rosalia Chladek. Eine Monographie, Wien 1992 CHLADEK, Rosalia/RADRIZZANI, René: Schriften, Interviews, Wilhelmshafen 2003 DEGGELLER, Kurt: Konzert, Schallplatte, Unterricht. Beobachtungen zum Wirken
des Studios der Frühen Musik in Basel (1973–1977), in: Veronika Gutmann (Hg.), Alte Musik II. Konzert und Rezeption, Sonderband der Reihe «Basler Jahrbuch für Historische Musikpraxis» zum 50. Jubiläum des Vereins der «Freunde alter Musik in Basel», Winterthur 1992, 169–174
EHINGER, Hans: Gedenkschrift zum 50jährigen Bestehen der Abteilung Konservatorium. 1905–1955, Basel 1955
FITCH, Fabrice: Reflections on the Reflexe Label, in: Early Music 31/1 (2003), 117–123
GRETER, Cyril: Bratsche kannst du spielen, wenn du gross bist, in: Schweizer Musikzeitung, Dezember 2011, 10–18
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KUNKEL, Michael (Hg.): Ordnung und Chaos. Die Hochschule für Musik der Musik-Akademie der Stadt Basel im 100. Jahr ihres Bestehens, Saarbrücken 2005
45
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KUNKEL, Michael (Hg.): Jacques Wildberger, Saarbrücken 2002 ----: Der Komponist Jacques Wildberger. Eine Porträtskizze, in: Au carrefour des
mondes. Komponieren in der Schweiz, Saarbrücken 2008, 545–561. Vgl. FHNW-Forschungsprojekt Jacques Wildberger URL: https://www.fhnw.ch/de/ forschung-und-dienstleistungen/musik/hochschule-fuer-musik/ veranstaltungen/jacqueswildberger
KUNZ, Mark/KEUSCH, Beat (Hg.): Komponisten in Basel, Basel 2008 LOHR, Ina: Skizze zum Lebenslauf, Basel 1981 ----: Grundsätzliches zur Schulmusik, in: Peter Reidemeister und Veronika
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Basiliensis, Winterthur 1983, 110–111 MOSCH, Ulrich (Hg.): «Entre Denges et Denezy ... ». Dokumente zur Schweizer
Musikgeschichte 1900–2000, Mainz 2000 OBERMÜLLER, Klara: Es ist sehr schön gewesen, das Leben. Über Suzanne
Perrottet, in: Du. Die Zeitschrift für Kultur, 41(1981), 74–76 OBERZAUCHER-SCHÜLLER, Gunhild/GIEL, Ingrid: Rosalia Chladek. Klassikerin des
bewegten Ausdrucks, München 2002 OESCH, Hans: Die Musik-Akademie der Stadt Basel. Festschrift zum hundertjährigen
Bestehen der Musikschule Basel 1867–1967, Basel 1967 OSSWALD, Franz: Ein Musiker für Unerhörtes: Ruedi Linder, in: Basler Zeitung, 24.
März 2007 RAMM, Andrea von: Wandel der Wahrheit. Mittelalter-Aufführungen. Eine
persönliche Meinung und Bestandesaufnahme, in: Wolfgang Gratzer u.a. (Hg.): Mittelalter-Sehnsucht? Texte des interdisziplinären Symposions zur musikalischen
Mittelalterrezeption an der Universität Heidelberg. April 1998, Kiel 2000, 482–483 SCHAEFER, A.T.: Wunderkammer Alte Musik. Die Schola Cantorum Basiliensis,
Heidelberg 2008 SCHMIDT, Christopher: Erinnerungen an Ina Lohr, in: Basler Jahrbuch für
Historische Musikpraxis 32 (2008), 159–163 SMITH, Anne: SNF-Forschungsprojekt Ina Lohr, URL: http://www.rimab.ch/
content/forschungsprojekte/projekt-ina-lohr ----: Studientagung ‹Ina Lohr im Kontext›, Schweizer Musikzeitung, Mai 2016, 40 VAN WIJNKOOP, Rose-Marie: ESTA-Tagung. Neue Wege der Bratschenpädagogik–
Bratschenunterricht für Kinder, in: Schweizer Musikzeitung, März 1998, 13–14 VÉGH, Sándor: Musik als Erlebnis, in: Eranos Jahrbuch 1960 (Bd. 29), Zürich 1961,
309-325 46
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WYTTENBACH, Jürg: Weg zu «Spielräumen», zu einem «Bauhaus» für Musik? – Weg mit den Konservatorien!, in: Schweizer Musikzeitung 113 (1973), Heft 2, 69–76
WOHLTHAT, Martina (Hg.): Notenlese. Musikalische Aufführungspraxis des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Basel, Basel 2013
---- (Hg.): Tonkunst macht Schule. 150 Jahre Musik-Akademie Basel 1867–2017, Basel 2017
WOLFENSBERGER, Giorgio J.: Suzanne Perrottet. Ein bewegtes Leben, Berlin 1995 YRI, Kirsten: Thomas Binkley and the Studio der Frühen Musik. Challenging ‹the
myth of Westernness›, in: Early Music 38/2 (2010), 273–279
47
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REGISTER Arlt, Wulf (*1938) Deutscher
Musikwissenschaftler: 14, 16 Bagby, Benjamin (*1950) US-
amerikanischer Sänger und Harfenist: 14, 16 19
Bailes, Anthony (*1947) Britischer Lautenist: 15, 17
Bartók, Béla (1881–1945) Ungarischer Komponist: 25, 28
Becker, Gottfried (1879–1972) Deutscher Dirigent: 34
Beethoven, Ludwig van (1770–1827) Deutscher Komponist: 25
Berg, Gerd (1927–2016) Deutscher Musiker und Schallplattenproduzent: 15
Binkley, Thomas (1931–1995) US-amerikanischer Lautenist und Musikwissenschaftler: 14, 15, 16, 17, 19
Bittmann, Ruth (1912–2008) Schweizer Tänzerin: 35
Boepple, Paul (1867–1917) Schweizer Sänger, Chorleiter und Gesangslehrer: 30, 32
Boulez, Pierre (1925–2016) Französischer Komponist und Dirigent: 3, 4, 5
Chladek, Rosalia (1905–1995)
Österreichische Tänzerin und Choreografin: 31, 34, 35, 37
Denger, Ernst (1914–?) Schweizer Sänger: 39
Dickey, Bruce (*1949) US-amerikanischer Zinkspieler: 17
Döhl, Friedhelm (*1936) Deutscher Komponist und Musikpädagoge: 13
Döscher, Hans (1911–1971) Deutscher Cellist und Konzertagent: 24, 26
Dubosson, Martine (*1951) Französische Geigen-bauerin: 9
Feldman, Morton (1926–
1987) US-amerikanischer Komponist: 23
Felsenstein, Walter (1901–1975) Österreichischer Regisseur: 31
Figueras, Montserrat (1942–2011) Spanische Sängerin: 15, 17
Fitz-Gerald, Mark (*1954) Britischer Dirigent: 12
Gloor, Albert (?) Schweizer
Bühnenbildner: 34 Gottschalk, Louis Moreau
(1829–1869) US-amerikanischer Komponist und Pianist: 23
Güldenstein, Gustav (1888-1972) Deutscher Musiktheoretiker und Theorielehrer: 30, 32, 41
Güldenstein, Nora (1904–1997) Deutsche Tänzerin und Gymnastiklehrerin: 30, 31, 32, 34, 35, 41
Huber, Hans (1852–1921)
Schweizer Komponist und Pianist: 32
Huber, Klaus (*1924) Schweizer Komponist: 4
Ives, Charles (1874–1954)
US-amerikanischer Komponist: 23
Janner, Salome (*1964)
Schweizer Bratschistin: 7, 9 Jaques-Dalcroze, Emile
(1865–1950) Schweizer Komponist und Musik-pädagoge: 30, 31, 32, 33
Jenny, Hermann (?) Schweizer Bühnenbildner: 34
Jones, Sterling (*1929) US-amerikanischer Fidel- und Rebec-Spieler: 14
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Krebs, Helmut (1913–2007) Deutscher Sänger: 27
Kron, Ruth (1911–2011) Schweizer Tänzerin: 34, 35
Levin, Walter (1924–2017)
Deutscher Geiger: 11, 13 Levitt, Richard (1935–2017)
US-amerikanischer Sänger und Gesangspädagoge: 14, 15
Linde, Hans-Martin (*1930) Deutscher Block- und Traversflötist: 15, 17
Linder, Ruedi (*1952) Schweizer Trompeter: 10, 12
Lohr, Ina (1903–1983) Holländisch-schweizerische Geigerin und Musik-theoretikerin: 37, 38, 39, 40, 41
Mathez, Jocelyne (?)
Schweizer Geigerin und Bratschistin: 10
Matthes, Johann-Nikolaus (1942–2012) Deutscher Tonmeister: 15
Meier, Jost (*1939) Schweizer Cellist, Dirigent und Komponist: 12
Meury, Dorothe (*1947) Schweizer Geigerin: 8
Monteverdi, Claudio (1567–1643) Italienischer Komponist: 24, 26, 27
Müller von Kulm, Walter (1899–1967) Schweizer Komponist, Dirigent und Musikpädagoge: 4, 5, 22
Näf, Fritz (*1943) Schweizer Sänger und Dirigent: 6, 8
Nicolet, Aurèle (1926–2016) Schweizer Flötist: 22
Nidecker, Thomas (*1953) Schweizer Posaunist: 10
Nono, Luigi (1924–1990) Italienischer Komponist: 11, 13
Ochs, Gerd (1903–1977)
Deutscher Theorbist: 26 Pandolfo, Paolo (*1959)
Italienischer Gambist: 17 Piazzolla, Astor (1921–1992)
Argentinischer Bandoneon-Spieler und Komponist: 12
Perrottet, Suzanne (1889–1983) Schweizer Tänzerin: 30, 32
Piguet, Michel (1932–2004) Schweizer Oboist und Blockflötist: 15, 17
Plattner, Katarina (*1963) Schweizer Geigerin: 10
Pousseur, Henri (1929–2009) Belgischer Komponist: 4
Ramm, Andrea von (1928–
1999) Deutsche Sängerin: 14, 16
Rasser, Alfred (1907–1977) Schweizer Schauspieler und Kabarettist: 34
Raynaud, Philippe (*1954) Französischer Geigenbauer: 7, 9
Reginato, Fabrizio (*1934) Italienischer Instrumenten-bauer: 16
Rossini, Gioacchino (1792–1868) Italienischer Komponist: 23
Sacher, Maja (1896–1989)
Schweizer Kunstmäzenin: 5 Sacher Paul (1906–1999):
Schweizer Dirigent und Musikmäzen: 3, 4, 5, 38, 41
Sandberger, Adolf (1864–1943) Deutscher Musikwissenschaftler und Komponist: 27
Savall, Jordi (*1941) Spanischer Musikwissen-schaftler und Gambist: 15, 17
Scheitlin, Wilfried (1911–1988) Schweizer Schauspieler: 34
Scelsi, Giacinto (1905–1988) Italienischer Komponist und Dichter: 21
Schiller, Christoph (*1951) Schweizer Bratschist: 12
Siebert, Nora, s. Güldenstein, Nora
Smith, Hopkinson (*1946) US-amerikanischer Lautenist: 15, 17
Stange, Anita (?) Schweizer Flötistin: 39
Stäubli, Lucia (*1960) Künstlerin und Kunsttherapeutin: 9
Steinwender, Mizzi od. Mitzi (?) Schweizer Tänzerin: 30, 32
Stockhausen, Karlheinz (1928–2007) Deutscher Komponist: 4
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Strawinsky, Igor (1882–1971)
Russischer Komponist: 19,
23, 34
Szabo, Paul (1920-?)
Ungarisch-französischer
Cellist: 25, 28
Thornton, Barbara (1950–
1998) US-amerikanische
Sängerin:
Végh, Sándor (1912–1997)
Ungarischer Geiger: 25, 28
Vogel, Wladimir (1896–1984)
Deutsch-russischer
Komponist: 20
Wälterlin, Oskar (1895–
1961) Schweizer Regisseur
und Theaterintendant: 31,
34
Weingartner, Felix (1863–
1942) Österreichischer
Dirigent: 31, 34, 35
Wenzinger, August (1905–
1996) Schweizer Cellist und
Gambist: 24, 26, 27
Widmer, Kurt (*1940)
Schweizer Sänger: 23
Wildberger, Jacques (1922–
2006) Schweizer
Komponist: 19, 20, 22
Wyttenbach, Jürg (*1935)
Schweizer Pianist,
Komponist und Dirigent: 19,
21, 23
Zöldy, Sándor (1920–2001)
Ungarischer Geiger: 25
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JOUR DE FÊTE
23.09.2017
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Achtung: Limitierte Platzzahl; Eintrittskarten werden in der Reihenfolge der Anmeldungen vergeben:
musik-akademie.ch/150jahre
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Salonorchester, Tango, Jazz, Schlager, Folklore, Wunsch-konzert, Party, Disco…
Die Köchinnen und Köche der Markthalle verwöhnen unsere Gäste mit kulinarischen Überraschungen aus aller
Welt.
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