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Machbarkeitsstudie zur Entwicklung von Anforderungen an den nachhaltigen Bodenschutz: Kriterienentwicklung zur Leistungsfähigkeit von Bodenfunktionen Vorhaben 298 73 249 des Umweltbundesamtes Endbericht Februar 2001 Keya Choudhury R. Andreas Kraemer Sandra Hollerbuhl Darla Nickel Ecologic, Institut für Internationale und Europäische Umweltpolitik, Pfalzburger Straße 43-44, 10717 Berlin Telefon: +49 30 86 88 00, Fax: +49 30 86 880 100, email: [email protected], [email protected]

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Machbarkeitsstudie zur Entwicklung vonAnforderungen an den nachhaltigen Bodenschutz:Kriterienentwicklung zur Leistungsfähigkeit vonBodenfunktionen

Vorhaben 298 73 249 des Umweltbundesamtes

Endbericht

Februar 2001

Keya Choudhury

R. Andreas Kraemer

Sandra Hollerbuhl

Darla Nickel

Ecologic, Institut für Internationale und Europäische Umweltpolitik,Pfalzburger Straße 43-44, 10717 Berlin

Telefon: +49 30 86 88 00, Fax: +49 30 86 880 100,email: [email protected], [email protected]

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 12

1.1 Hintergrund und Zielsetzung der Studie 12

1.2 Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes 131.2.1 Wissenschaftliche Ausrichtung 131.2.2 Thematische Eingrenzung 131.2.3 Untersuchungsebene 14

1.3 Methodik 151.3.1 Literaturrecherchen 151.3.2 Durchführung von Interviews 161.3.3 Teilnahme an Veranstaltungen zum Bodenschutz 17

1.4 Struktur des Berichtes 18

2 Nachhaltigkeit und Anforderungen an die Bodennutzung 19

2.1 Nachhaltigkeit – Die Entstehung eines Leitbildes 20

2.2 Kriterien und Prinzipien einer Nachhaltigen Bodennutzung 232.2.1 Vorsorgeprinzip 252.2.2 Verursacherprinzip 262.2.3 Vermeidungsprinzip 262.2.4 Quellenreduktionsprinzip 272.2.5 Integrations- und Koordinationsprinzip 272.2.6 Prinzip der optimalen Ressourcennutzung 282.2.7 Kooperations- und Partizipationsprinzip 292.2.8 Intergenerationsprinzip 292.2.9 Grundsatz der Regionalität 30

2.3 Zusammenfassende Darstellung des Prinzipienansatzes 30

3 Situation der Bodendegradierung und deren Bemessung 31

3.1 Erosion 313.1.1 Grundlagen der Erosion und deren Bemessung 323.1.2 Interviewergebnisse 34

3.2 Abbau von Rohstoffen 35

3.3 Versiegelung und Flächenumwidmung 363.3.1 Ausmaß der Versiegelung und der Flächenumwidmung 373.3.2 Maßnahmen in ausgewählten Bundesländern und Kommunen 37

3.4 Bodenschadverdichtung 40

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland

3.5 Stoffeinträge in Böden 413.5.1 Maßnahmen zum Schutz vor Stoffbelastungen in Böden 42

3.6 Zusammenfassung der Bodendegradierungen in Deutschland 44

4 Rechtliche Grundlagen im Bodenschutz 46

4.1 Gesetzgebungskompetenz des Bundes 47

4.2 Struktur und Anwendungsbereiche des BBodSchG 484.2.1 Bodenfunktionen und Nutzungskonkurrenz 504.2.2 Verzahnungsregelungen 524.2.3 Bundes-Bodenschutzgesetz und Landes-Bodenschutzgesetze 54

4.3 Regelungen zur Vorsorge und Gefahrenabwehr 544.3.1 Allgemeine Regelungen zur Vorsorge und Gefahrenabwehr 554.3.2 Vorsorge gegen das Entstehen schädlicher Bodenveränderungen und

Gefahrenabwehr 554.3.3 Gute fachliche Praxis 56

4.4 Minimierung des Flächen- und Landverbrauchs 57

4.5 Schutz vor stofflicher Belastung 584.5.1 Umgang mit Gefahrstoffen, Pflanzenschutz- und Düngemitteln 584.5.2 Auf- oder Einbringen von Materialien 594.5.3 Immissionsschutz zum Schutz des Bodens 594.5.4 Sonstige Regelungen zum Schutz vor stofflicher Belastung 59

4.6 Planung zum Schutz vor Bodenbelastungen 604.6.1 Bauleitplanung 604.6.2 Landschaftsplanung 604.6.3 Flurbereinigung 614.6.4 Forstwirtschaftliche Planung 61

4.7 Altlastensanierung 62

4.8 Überblick der Interviewergebnisse bezüglich des Bodenschutzrechts 634.8.1 Bundes-Bodenschutzgesetz 644.8.2 Bundes-Bodenschutzverordnung 65

5 Überblick über relevante Institutionen im Bodenschutz 66

5.1 Staatliche Verwaltung auf Bundesebene 675.1.1 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 675.1.2 Weitere Ministerien mit Bedeutung für den Bodenschutz 695.1.3 Bodenrelevante Beratungsinstitutionen auf Bundesebene 70

5.2 Staatliche Verwaltung auf Länderebene 725.2.1 Beispiele für die Bodenschutzverwaltung auf Länderebene 72

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland

5.3 Bund/Länderarbeitsgruppen und Länderausschüsse 795.3.1 Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Bodenschutz 795.3.2 Weitere Länderarbeitsgruppen 80

5.4 Institutionen auf kommunaler Ebene 81

5.5 Verbände 825.5.1 Regelgebende Verbände 835.5.2 Umwelt- und Naturschutzverbände 845.5.3 Kommunale Verbände 845.5.4 Land-, Forstwirtschafts-, Garten- & Landschaftspflegeverbände 85

5.6 Umweltbewusste Unternehmen und Industrieverbände 86

5.7 Zusammenfassung 875.7.1 Zusammenfassender Überblick über Bodenschutzinstitutionen 875.7.2 Zusammenfassung der Interviewergebnisse 89

6 Instrumente zum Schutz des Bodens 90

6.1 Planerische Instrumente 91

6.2 Ökonomische Instrumente 946.2.1 Besteuerung von Boden 946.2.2 Kommunale Abgaben 966.2.3 Gebühren 976.2.4 Gütezeichen 986.2.5 Förderungen 98

6.3 Kooperation 100

6.4 Information 101

6.5 Zusammenfassung der bodenschutzpolitischen Instrumente 103

7 Bewertung der aktuellen Situation des Bodenschutzes 106

7.1 Vorsorgeprinzip 106

7.2 Verursacherprinzip 107

7.3 Vermeidungsprinzip 108

7.4 Quellenreduktionsprinzip 109

7.5 Integrations- und Koordinationsprinzip 110

7.6 Prinzip der optimalen Ressourcennutzung 111

7.7 Kooperations- und Partizipationsprinzip 112

7.8 Intergenerationsprinzip 113

7.9 Grundsatz der Regionalität 113

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland

7.10 Abschließende Bewertung 114

8 Handlungsoptionen 115

8.1 Bodenpolitische Ziele 116

8.2 Zielgruppe: Staatliche Bodenschutzverwaltung 1198.2.1 Anforderungen, die sich aus dem Bodenschutzrecht ableiten 1198.2.2 Bodenschutzplanung 1208.2.3 Einsatz ökonomischer Instrumente 121

8.3 Zielgruppe: Kommunen 1228.3.1 Beratung 1228.3.2 Reduzierung des Flächenverbrauches und der Versiegelung 1228.3.3 Weitere Planungen auf kommunaler Ebene 123

8.4 Zielgruppe: Land- und Forstwirtschaft 1238.4.1 Gute fachliche Praxis 1238.4.2 Kooperation und Information 1238.4.3 Landnutzung 1248.4.4 Ökonomische Anreize und Auflagen 124

8.5 Zielgruppe: Verarbeitende Industrie und Gewerbe 1258.5.1 Produkte 1258.5.2 Minimierung des Flächenverbrauches und der Versiegelung 126

8.6 Zielgruppe: Bergbau 126

8.7 Zielgruppe: Umweltschutzorganisationen 126

8.8 Zielgruppe: Technisch-wissenschaftliche Verbände 127

8.9 Zielgruppe: Verbraucher, Private Haushalte 127

8.10 Zielgruppe: Europäische Ebene 1288.10.1 Politische und rechtliche Maßnahmen 1288.10.2 Technisch-naturwissenschaftliche Inhalte 129

8.11 Querschnittsthema: Nachhaltigkeit 1298.11.1 Vorsorgeprinzip 1298.11.2 Verursacherprinzip 1298.11.3 Vermeidungsprinzip 1298.11.4 Quellenreduktionsprinzip 1308.11.5 Integrations- und Koordinationsprinzip 1308.11.6 Prinzip der optimalen Ressourcennutzung 1308.11.7 Kooperations- und Partizipationsprinzip 1318.11.8 Intergenerationsprinzip 1318.11.9 Grundsatz der Regionalität 131

8.12 Rahmen für künftige Schritte und Maßnahmen 132

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland

9 Resümee und Ausblick 134

10 Literatur 137

11 Glossar 148

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 6

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Gemessener Bodenabtrag auf Ackerflächen durch Wassererosion.......34

Tabelle 2: Geschätzte Mittelwerte des Bodenabtrags durch Wassererosion...........34

Tabelle 3: Betriebe des Steine- und Erdentagebaus in Brandenburg .......................36

Tabelle 4: Aufbau des Bundes-Bodenschutzgesetzes..................................................49

Tabelle 5: Bodenfunktionen (§2 BBodSchG) .................................................................51

Tabelle 6: Bodenpolitische nicht-rechtliche Instrumente ............................................90

Tabelle 7: Ebenen der Planung .......................................................................................93

Tabelle 8: Förderung für erosionsmindernde Maßnahmen in Sachsen .....................99

Tabelle 9: Entwicklung der Anbauflächen erosionsmindernder Maßnahmen.........99

Tabelle 10: Zielgruppen und Handlungsoptionen ......................................................118

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Prinzipien und Kriterien einer nachhaltigen Bodenutzung...................24

Abbildung 2: Gemessene jährliche Bodenabträge durch Wassererosion (BY) .......33

Abbildung 3: Aufbau der Bodenschutzverwaltung in Baden-Württemberg............73

Abbildung 4: Aufbau der bodenrelevanten Umweltverwaltung in Bayern .............75

Abbildung 5: Bodenschutzverwaltung in Brandenburg...............................................76

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 7

Abkürzungsverzeichnis

AbfKlärV Klärschlammverordnung

AG Arbeitsgemeinschaft

AGÖL Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau

ATV Vereinigung für Abwasser, Abfall und Gewässerschutz

BauGB Baugesetzbuch

BauNVO Baunutzungsverordnung

BBergG Bundesberggesetz

BBodSchG Bundes-Bodenschutzgesetz

BBodSchV Bundes-Bodenschutzverordnung

BDI Bundesverband der Deutschen Industrie

BfN Bundesamt für Naturschutz

BFStrG Bundesfernstraßengesetz

BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

BImSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz

BIS Bodeninformationssystem

BLfW Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft

BMFT Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung undTechnologie(jetzt: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF))

BMG Bundesministerium für Gesundheit

BML Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten(jetzt: BMVEL)

BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

BMVBW Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

BMVEL Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung undLandwirtschaft

BMVg Bundesministerium für Verteidigung

BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

BVB Bundesverband Boden

BVBA Bundesvereinigung Boden und Altlasten

BW Baden-Württemberg

BWaldG Bundeswaldgesetz

BY Bayern

ChemG Chemikaliengesetz

CSD Commission on Sustainable Development

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 8

DBG Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft

DBV Deutscher Bauernverband

DIHT Deutscher Industrie- und Handelstag

DIN Deutsche Industrienorm

DLT Deutscher Landkreistag

DMG Düngemittelgesetz

DRL Deutscher Rat für Landespflege

DST Deutscher Städtetag

DStGB Deutscher Städte- und Gemeindebund

DVWK Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau

ebd. ebenda

EG Europäische Gemeinschaft

EGV Vertrag der Europäischen Gemeinschaft

EMAS Environmental Management and Audit Scheme

FISBo Fachinformationssystem Bodenkunde

FlurbG Flurbereinigungsgesetz

FAO Food and Agricultural Organisation of the United Nations

GAK Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und desKüstenschutzes“

GefStoffV Gefahrstoffverordnung

GenTG Gentechnikgesetz

GG Grundgesetz

ITVA Ingenieurtechnischer Verband Altlasten

KrW-/AbfG Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz

LAB Länderausschuss Bergbau

LABO Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Bodenschutz

LAGA Länderarbeitsgemeinschaft Abfall

LAI Länderausschuss für Immissionsschutz

LANA Länderarbeitsgemeinschaft für Naturschutz

LAWA Länderarbeitsgemeinschaft Wasser

LBodSchG Landes-Bodenschutzgesetz

LfUG Landesamt für Umwelt und Geologie Sachsen

LNatSchG Landesnaturschutzgesetz

LÖBF/LafAO Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung undForsten/Landesamt für Agrarordnung Nordrhein-Westfalen

LUA Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen

LWaldG Landeswaldgesetz

LwAnpG Landwirtschaftsanpassungsgesetz

LWG Landeswassergesetz

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 9

MLUR Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und RaumordnungBrandenburg (seit 1999)

MRU Ministerium für Raumordnung und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt

MUNR Ministerium für Umwelt, Naturschutz und RaumordnungBrandenburg (bis 1999, jetzt MLUR)

MURL Ministerium für Umwelt, Raumordnung und LandwirtschaftNordrhein-Westfalen

MUV Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg

MWMT Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und TechnologieBrandenburg

NABU Naturschutzbund Deutschland

NI Niedersachsen

NLfB Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung

NLÖ Niedersächsisches Landesamt für Ökologie

NNA Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz(ehemals Norddeutsche Naturschutzakademie)

NRO Nichtregierungsorganisation

NW Nordrhein-Westfalen

NWG Niedersächsisches Wassergesetz

OECD Organisation for Economic Co-operation and Development

PflSchG Pflanzenschutzgesetz

ROG Raumordnungsgesetz

SDW Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

SGD Staatliche Geologische Dienste

SMU Staatsministerium für Umwelt und Landesentwicklung desFreistaates Sachsen (bis 1998)

SMUL Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft desFreistaates Sachsen (seit 1998)

SRU Rat von Sachverständigen für Umweltfragen

STMLU Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung undUmweltfragen

StrVG Strahlenschutzvorsorgegesetz

StUFÄ Staatliche Umweltfachämter

TA Luft Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft

TierKBG Tierkörperbeseitigungsgesetz

TLU Thüringer Landesamt für Umwelt

TMLNU Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt

UBA Umweltbundesamt

UIN Umwelt-Informationen für Niedersachsen

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 10

UMS Umweltmanagementsystem

UN United Nations

UNEP United Nations Environmental Programme

UVP Umweltverträglichkeitsprüfung

UVPG Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung

UVP-V Bergbau Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung Bergbau

VCI Verband der Chemischen Industrie

WaBoLu Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene

WBB Wissenschaftlicher Beirat Bodenschutz beim BMU

WBGU Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung GlobaleUmweltveränderungen

WCED World Commission for Environment and Development

WHG Wasserhaushaltsgesetz

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 11

Vorwort

Als integraler Bestandteil des Naturhaushaltes übernehmen Böden wichtigeFunktionen, z.B. als Filter, Puffer und Lebensgrundlage. Böden stellen gleichzeitigein natur- und kulturgeschichtliches Archiv dar. Darüber hinaus erfüllen Bödenbestimmte Nutzungsfunktionen, u.a. als Siedlungsfläche, Rohstofflagerstätte oderals Standort für land- und forstwirtschaftliche Nutzungen. Infolge zunehmenderNutzungsintensität und bestimmter nicht sachgemäßer Nutzungsformen ist einsteigendes Ausmaß an Bodendegradierungen zu verzeichnen. Da Böden nur insehr langen Zeiträumen erneuerbar sind, erscheinen ein sorgsamer Umgang mitBöden sowie der wirksamer Schutz geboten.

Der Schutz und der Erhalt bzw. die Wiederherstellung der Bodenfunktionen ist einQuerschnittsziel der Umweltpolitik. Diese Feststellung findet sich in zahlreichenErklärungen auf internationaler, europäischer und bundesdeutscher Ebene.Jedoch fehlt es oft an einer Konkretisierung dieses Querschnittszieles, etwa durchdie Entwicklung von qualitativen Zielen sowie Instrumenten, mit Hilfe derer sich dienachhaltige Nutzung von Böden beschreiben und die vielfach sektoralen Ansätzeeiner Ressourcenschutzpolitik überwinden lassen.

Zur Entwicklung von Kriterien für eine nachhaltige Bodennutzung hat das Umwelt-bundesamt (UBA) das F+E - Vorhaben „Machbarkeitsstudie für die Entwicklungvon Anforderungen an den nachhaltigen Bodenschutz – Kriterienentwicklung fürdie Leistungsfähigkeit von Bodenfunktionen“ an Ecologic als gemeinnützigeGesellschaft für Internationale und Europäische Umweltforschung vergeben. Dervorliegende Bericht fasst die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes (FKZ 298 73249) zusammen, das im Zeitraum von Januar 1999 bis März 2000 durchgeführtwurde.

Das Vorhaben wurde von einem begleitet, der sich aus Mitgliedern derRedaktionsgruppe des Arbeitskreises 3 der Bund/LänderarbeitsgemeinschaftBodenschutz (LABO), Vertretern des UBA sowie einem Vertreter desBundesumweltministeriums zusammensetzte.

Weiterhin flossen die Erkenntnisse und Ergebnisse der laufenden Arbeit der LABO,und hier insbesondere die Arbeiten an der Rahmenkonzeption des Arbeitskreises 3„Anforderungen an die nachhaltige Nutzung von Böden“ in das Vorhaben ein.

Die Autoren des Berichtes danken den Betreuern des Vorhabens im Umwelt-bundesamt, Frau Seidler und Herrn Dr. Bachmann für ihre Unterstützung.

An dieser Stelle sei ferner allen Experten gedankt, die im Rahmen dieser Studiebefragt wurden und zur Erstellung dieses Berichtes beigetragen haben.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 12

1 Einleitung

1.1 Hintergrund und Zielsetzung der Studie

Die Aufgabenstellung der Studie umfasst zwei Themenkomplexe, die einer kurzenErläuterung bedürfen: Dies sind zum einen die Situation des Bodenschutzes inDeutschland und zum anderen die Konkretisierung des Leitbildes „NachhaltigeEntwicklung“ im Bereich des Bodenschutzes.

Mit der Verabschiedung des Bundes-Bodenschutzgesetzes (BBodSchG), dasverschiedene Bereiche zum Erhalt und zur Wiederherstellung von Bodenfunktionenregelt, wurden der politischen Entwicklung des Bodenschutzes neue Anstößegegeben und zusätzliches Gewicht verliehen. Neben den Umweltmedien Wasserund Luft wird nun auch dem Boden durch ein eigenes Gesetz ein entsprechenderStellenwert eingeräumt.

Das Leitbild „Nachhaltige Entwicklung“ ist weltweit Teil der umwelt- und entwick-lungspolitischen Diskussion. Dabei stellt Nachhaltige Entwicklung einen ganzheit-lichen Ansatz dar, der umweltpolitische Probleme nicht isoliert von der wirt-schaftlichen und sozialen Entwicklung betrachtet. Bei der Umsetzung bzw.Konkretisierung dieses Leitbildes ist jedoch vielfach festzustellen, dass dieserTerminus viele Fragen inhaltlicher Art aufwirft und daher auch umstritten ist. Diesliegt zum Großteil darin begründet, dass der Begriff „Nachhaltige Entwicklung“ jenach Interessenlage in einen ökologischen, ökonomischen oder sozialen Kontextgerückt wird. So wird Nachhaltigkeit vor allem in den Industrieländern alsMöglichkeit zur Umstrukturierung der Industriegesellschaft mit dem Ziel ökolo-gischer Nachhaltigkeit betrachtet. Hingegen stellt dieses Leitbild insbesondere inden weniger industrialisierten Ländern ein Konzept dar, das dazu dient, Armut zubekämpfen und den Lebensstandard langfristig zu erhöhen. In einigen Fach-kreisen wiederum wird Nachhaltige Entwicklung als stetiges wirtschaftlichesWachstum ohne Preisinflation interpretiert.

Im Rahmen dieses Vorhabens wird Bodenschutz bei der Konkretisierung desLeitbildes „Nachhaltige Entwicklung“ zunächst als „ökologisches“ Problembehandelt, wobei Handlungsdefizite und –optionen im ökonomischen odersozialen Bereich angesiedelt sein können.

Neben der Erfassung der aktuellen rechtlichen und administrativen Situation desBodenschutzes in Deutschland, wie oben dargelegt, ist es schließlich das Zieldieses Vorhabens, einen Bezug zwischen nachhaltiger Entwicklung undBodennutzung herzustellen. Damit wird mit der Studie eine Konkretisierung desLeitbildes der Nachhaltigkeit für einen umweltpolitischen Teilbereich erarbeitetund Optionen für eine umweltverträgliche Bodennutzung erbracht.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 13

1.2 Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes

Neben der thematischen Vielfalt des Bodenschutzes hängt die Komplexität derUntersuchung davon ab, von welcher wissenschaftlichen Ausrichtung aus und aufwelcher Ebene eine Annäherung an das Thema Bodenschutz stattfindet. Dahererfolgen thematische Eingrenzungen bzw. Schwerpunktsetzungen entwedergezielt oder sind Resultat des Projektverlaufes und der daran geknüpften Befra-gungen. Diese Abgrenzung des Themenfeldes betrifft die:

• Wissenschaftliche Ausrichtung,

• Thematische Eingrenzung und

• Untersuchungsebene.

Diesen Aspekten, gleichsam Rahmenbedingungen für die Abgrenzung des Unter-suchungsgegenstandes, wird nachfolgend im einzelnen nachgegangen.

1.2.1 Wissenschaftliche Ausrichtung

Im Rahmen des Vorhabens wurde Fachwissen im Bereich des Bodenschutzes ausunterschiedlichen Wissenschaftsbereichen zusammengetragen und analysiert.Schwerpunkte lagen auf den Verfahren des praktischen Bodenschutzes, denErfahrungen mit dem administrativen Vollzug von bodenschutzrelevantenRegelungen sowie den rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen fürdie Umsetzung der Bodenschutzpolitik. Im Ergebnis wird der Bodenschutz in diesemVorhaben zunächst als „ökologisches“, jedoch nicht als ausschließlichnaturwissenschaftliches Problem behandelt, wobei wiederum dieHandlungsdefizite und –optionen im ökonomischen oder sozialen undadministrativen Bereich angesiedelt sein können. In der Studie werden keineBodenschutzmaßnahmen im Sinne naturwissenschaftlich-technischer Lösungenerarbeitet. Jedoch werden ca. 100 Handlungsoptionen auf der Grundlagenaturwissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelt.

1.2.2 Thematische Eingrenzung

Beim Bodenschutz handelt es sich um ein interdisziplinäres Politikfeld mit Schnitt-stellen zu anderen Fachbereichen des Umweltschutzes, z.B. Natur- und Arten-schutz, Gewässerschutz, Abfallwirtschaft und Immissionsschutz sowie zu anderenSektorpolitiken, wie Land- und Forstwirtschaft, Bauwesen und Wirtschaft. Diesspiegelt sich sowohl in der Naturwissenschaft als auch in der Verwaltung und inden rechtlichen Rahmenbedingungen wieder. Die naturwissenschaftlicheBetrachtung der Prozesse und Dynamik des Ökosystems Boden sowie derZusammenhänge im Naturhaushalt ist jedoch nicht Gegenstand des vorliegendenBerichtes. Ebenso findet keine naturwissenschaftliche Betrachtung der Boden-qualität und –fruchtbarkeit anhand des Nährstoffgehaltes statt.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 14

Die Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Bodennutzung wurden vor demHintergrund der Entwicklungen auf internationaler Ebene betrachtet. In der Studieerfolgt kein historischer Überblick des Bodenschutzes und der Entwicklung derRessourcennutzung in Mitteleuropa.

Im vorliegenden Gutachten wurde der Bereich der Bodenforschung aus-geklammert. Entsprechende Akteure, z.B. Universitäten oder Ministerien, werdendaher nicht als Bodenschutz-Institutionen oder Zielgruppen für Handlungsoptionenangesprochen.

Bei der Ermittlung der rechtlichen Grundlagen zu Beginn des Vorhabens wurdeauch die Altlastensanierung miterfasst und erscheint daher als Unterkapitel in dervorliegenden Studie. Zur Entwicklung und Konkretisierung des Nachhaltigkeits-gedankens im Bodenschutz besaß die Altlastensanierung nur geringe Bedeutungund spielte daher in der weiteren Bearbeitung des Vorhabens eineuntergeordnete Rolle.

Der Frage der Abgrenzung zwischen Nachhaltigkeit und Vorsorge soll nicht imeinzelnen nachgegangen werden. Es sei nur angemerkt, dass Vorsorge entschei-dend zur nachhaltigen Bodennutzung beiträgt, Nachhaltigkeit sich aber in dervorliegenden Arbeit über weit mehr Prinzipien als nur das der Vorsorge definiert.Mit der Frage der Vorsorge im Bodenschutz setzt sich das jüngst erschieneneGutachten des Wissenschaftlichen Beirates Bodenschutz auseinander (vgl.Bachmann und Thoenes 2000).

1.2.3 Untersuchungsebene

Die Analyse der rechtlichen und administrativen Situation des Bodenschutzeserfolgt zunächst auf Bund- und Länderebene. In einzelnen Bereichen ist es jedochnotwendig, die Umsetzung des Bodenschutzes auf regionaler bzw. kommunalerEbene zu untersuchen. Dies betrifft beispielsweise schädliche Bodenverände-rungen durch Versiegelung und Flächenverbrauch. Auf der Ebene gesellschaft-licher Gruppen konnten nur punktuelle Untersuchungen eingeholt werden. Bei derEntwicklung von Handlungsoptionen wurden alle Ebenen, einschließlich die derprivaten Haushalte, berücksichtigt.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 15

1.3 Methodik

Der Projektablauf gliederte sich in drei Phasen. Dabei wurde ein breiter metho-discher Ansatz gewählt, um das Thema Bodenschutz in seiner Vielfalt zuerschließen:

1. In der ersten Projektphase wurde eine „Bestandsanalyse“ durchgeführt und derSachstand des Bodenschutzes sowie der Stand der Nachhaltigkeitsdiskussionauf der Basis der bestehenden Literatur ermittelt. Weiterhin wurde einHintergrundpapier erarbeitet, das die Veranlassung und Zielsetzung desVorhabens zusammenfasst. Das Hintergrundpapier wurde mit dem Projekt-beirat abgestimmt. Parallel dazu wurde ein deutsch-englisches Glossar miteinschlägigen Begriffen des Bodenschutzes erstellt.

2. In der zweiten Phase wurden in erster Linie Interviews mit Fachleuten desBodenschutzes durchgeführt und ausgewertet. Dabei diente das Hinter-grundpapier den Gesprächspartnern als Einführung und Diskussionsgrundlage.Ferner wurde die Literaturrecherche fortgeführt und die Bestandsanalyse umdie Erkenntnisse aus Literaturverweisen der Interviewpartner und „grauerLiteratur“ aus deren laufender Arbeit ergänzt.

3. Die dritte Phase diente in erster Linie der Entwicklung von Handlungsoptionenund der Erstellung des Endberichtes. Ferner wurde eine zweite Interviewreihemit Fachleuten aus anderen Umweltbereichen, z.B. Abfallwirtschaft,Gewässerschutz und Immissionsschutz durchgeführt, um dem Bodenschutz alsinterdisziplinäres Themenfeld gerecht zu werden.

Den einzelnen Punkten des methodischen Vorgehens wird im Folgenden nachge-gangen.

1.3.1 Literaturrecherchen

Während der gesamten Laufzeit des Vorhabens fanden Literatur- und Internet-Recherchen statt. Während zu Beginn eine grundlegende systematische Suche inmöglichst vielen Bereichen des Bodenschutzes erfolgte, konzentrierte sich dieSuche im weiteren Projektverlauf zunehmend auf einzelne Schwerpunktthemen.Diese umfassen Problembereiche des Bodenschutzes im administrativen, institutio-nellen, rechtlichen und naturwissenschaftlichen Kontext, Lösungsansätze im Allge-meinen und Fälle von best practice sowie regionale Besonderheiten. Zusätzlichwurde allgemeine politikwissenschaftliche Literatur zu Rate gezogen.

Neuerscheinungen und aktuelle Fachzeitschriften wurden regelmäßig ausge-wertet. Zusätzlich wurde die von den Gesprächspartnern zur Verfügung gestellte„graue Literatur“ sowie Material aus ihrer laufenden Arbeit berücksichtigt. DiesesMaterial erwies sich als besonders wertvoll für die laufende Projektarbeit, da es,wenn auch nicht immer zitierfähig, Einblicke in gegenwärtige Entwicklungen undProzesse verschafft und daher zu einem besseren Verständnis einzelner Problem-bereiche und ihrer Komplexität beigetragen hat.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 16

1.3.2 Durchführung von Interviews

Im Anschluss an die erste Projektphase, in der die Situation des Bodenschutzes inDeutschland anhand bestehender Literatur erfasst wurde, wurde eine Reihe vonInterviews mit Fachleuten aus der Administration und Wissenschaft sowie weitererbeteiligter Kreise durchgeführt. Auf diese Weise konnte „aus erster Hand“ auf dieInformationen und Praxiserfahrung von Verantwortlichen im Bodenschutz zurück-gegriffen werden. Die Expertengespräche trugen entscheidend zur Einschätzungder gegenwärtigen Situation des Bodenschutzes, der Entwicklung von Handlungs-optionen sowie der Konkretisierung des Leitbildes Nachhaltigkeit bei.

Als Vorgehensweise wurde in der Regel die Form des offenen Interviews geführt,um einen flexiblen Ablauf sicherzustellen und die Gesprächspartner nicht durchein vorher festgelegtes Raster einzuschränken. Auf diese Weise bestand aufbeiden Seiten die Möglichkeit, Themenschwerpunkte zu wählen, und sich neueröffnende Fragestellungen zu behandeln. Auf Wunsch der Gesprächspartnerwurde vorab ein Katalog vorformulierter Fragen ausgehändigt.

Da die Interviews in erster Linie der Zusammenstellung der Umsetzungs- undVollzugsprobleme bezüglich des Bundes-Bodenschutzgesetzes und des unter-gesetzlichen Regelwerkes dienten, wurden vorwiegend folgende Gesprächs-partner ausgewählt:

• Verantwortliche für den Bodenschutz einiger Länder-Umweltministerien undderen nachgeordneten Behörden;

• Vertreter der Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Bodenschutz;

• Vertreter regionaler und kommunaler Institutionen;

• Repräsentanten von Umweltschutzorganisationen und Fachverbänden.

In einer zweiten Interviewphase wurden vorwiegend Fachleute aus bodenrele-vanten Bereichen, im einzelnen Grundwasserschutz, Abfallwirtschaft, Immissions-schutz und Naturschutz, befragt. In diesen Gesprächen kam der vorformulierteFragenkatalog verstärkt zum Einsatz und wurde um Fragen hinsichtlich derSchnittstellen des Bodenschutzes mit anderen Bereichen ergänzt. DieDurchführung dieser Gespräche erschien als besonders bedeutend, um demBodenschutz als interdisziplinäres Thema gerecht zu werden und bestimmteBereiche aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Bei der Befragung von Fachleuten der Umweltministerien der Länder konntefestgestellt werden, dass die fachliche Einbindung des Bodenschutzes innerhalbeiner Institution durchaus Einfluss auf die Prioritätensetzung des Bodenschutzessowie die Kooperationen zwischen den jeweiligen Umweltbereichen besitzt.Demnach ist bei der Einbindung des fachlichen Bodenschutzes in die Wasser-wirtschaftsämter in Bayern zu erwarten, dass Bodenschutz eher aus Sicht desGrundwasserschutzes betrachtet wird. Ebenso spielt beispielsweise die Schnittstellezwischen Bodenschutz und Abfallwirtschaft eher eine Rolle, wenn beide Bereichein einer Abteilung angesiedelt sind.

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Während des Projektverlaufes bzw. innerhalb der Interviewphase konnte aucheine Entwicklung hinsichtlich der Prioritäten festgestellt werden. Während zuBeginn vorwiegend die stoffliche Belastung behandelt wurde, spielte zu einemspäteren Zeitpunkt zunehmend die Reduzierung des Flächenverbrauches sowieKooperationen mit anderen Bereichen der Umweltpolitik eine Rolle.

In der Regel wurden vorzugsweise die Problembereiche besprochen, die gegen-wärtig bearbeitet werden, wenn auch betont wurde, dass andere Bereicheebenso relevant für den Gesamtzusammenhang sind.

1.3.3 Teilnahme an Veranstaltungen zum Bodenschutz

Während der Laufzeit des Vorhabens erfolgte die Teilnahme an mehreren ein-schlägigen Veranstaltungen zum Thema Bodenschutz. Hierzu zählen:

• die internationale Tagung „Nachhaltiger Umgang mit Böden. Initiative für eineinternationale Bodenkonvention“ vom 22. bis 25. November 1998, veranstaltetvon der Evangelischen Akademie Tutzing, dem SZ Forum München und derSchweisfurth-Stiftung, München;

• das Symposium „Bodenschutz – Steuerungsfunktionen von Recht, Politik,Planung und Information“ auf Initiative der Arbeitsgruppe Bodenschutz1 vom 4.bis zum 5. Juli 1999 in Berlin;

• die vom Umweltamt der Stadt Düsseldorf und dem Bundesverband Bodenorganisierte Tagung „Bodenschutz im kommunalen Planungsprozess“ am 23.September 1999 in Düsseldorf;

• die Internationale Konferenz „Landscape Planning in Europe“ vom 27.September bis 1. Oktober 1999, organisiert von der Technischen UniversitätHannover;

• die Marktredwitzer Bodenschutztage „Bodenschutz und Altlastensanierung“vom 27. bis 29. Oktober 1999, veranstaltet von der Stadt Marktredwitz und demBayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen(STMLU);

• das Seminar „Umsetzung der Bundes-Bodenschutzverordnung in Thüringen“ am2. November 1999 in Jena auf Initiative des Thüringer Ministeriums fürLandwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (TMLNU);

• die Tagung „Bodenschutz in der Landwirtschaft“ vom 9. bis 11. Februar 2000,organisiert von der Alfred-Töpfer-Akademie für Naturschutz (NNA) inNiedersachsen.

1 Bestehend aus: FAGUS an der TU Berlin, Forschungsstelle für Umweltpolitik der Freien

Universität Berlin und SYNÖK-Institut Barsinghausen.

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Ferner trug die Einbindung in die Vorbereitung des Ersten Europäischen Boden-forums vom 24. bis 26. November 1999, organisiert vom Bundesministerium fürUmwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) unter fachlicher Unterstützungdes UBA sowie die für diese Veranstaltung vorbereitende Tagung im Maidesselben Jahres entscheidend dazu bei, die Entwicklungen des Bodenschutzes inDeutschland vor dem Hintergrund der europäischen Entwicklungen in derBodenschutzpolitik bewerten zu können. Darüber hinaus konnten durch dieTeilnahme an einzelnen Sitzungen des Wissenschaftlichen Beirates Bodenschutzbeim BMU (WBB), der aktuelle Stand und Entwicklungen in der Vorsorgepolitikverfolgt werden.

Die Teilnahme an Tagungen, Workshops und Seminaren zum Thema Bodenschutzbot einerseits Gelegenheit, ein ganzheitliches Bild des Themas einzufangen undEntwicklungen in verschiedenen Bereichen des Bodenschutzes zu verfolgen. Hiergalt es insbesondere, einen Überblick über Aspekte des Bodenschutzes zu bekom-men, bezüglich derer Konsens bzw. Dissens herrscht. Andererseits stellten dieseVeranstaltungen im Rahmen einer rationellen Bearbeitung des Vorhabens eineGelegenheit dar, vertiefende Gespräche mit den Referenten oder Teilnehmern zuführen.

1.4 Struktur des Berichtes

Im Anschluss an das einleitende Kapitel der Studie werden im zweiten Abschnittvor dem Hintergrund der allgemeinen Diskussion um Nachhaltige Entwicklungzunächst Kriterien entwickelt, die die nachhaltige Bodennutzung beschreiben.

Die Bewertung des Bodenschutzes anhand von Prinzipien und Kriterien erfolgt inAnlehnung an das Gutachten “Nachhaltige Wasserwirtschaft” (Kahlenborn undKraemer 1999). Die Prinzipien decken die ökologische, ökonomische, soziale undinstitutionelle Komponente der Nachhaltigkeit ab, auf eine Zuordnung bzw.Gruppierung der Prinzipien wurde jedoch verzichtet.

Die Abschnitte 3 bis 6 enthalten eine kritische Bestandsaufnahme des Boden-schutzes in Deutschland. Im einzelnen werden hier die aktuelle Situation derBodendegradierung (Kapitel 3), die rechtlichen Grundlagen im Bodenschutz(Kapitel 4), die relevanten Institutionen im Bodenschutz (Kapitel 5) sowie eineAuswahl an Instrumenten zur Umsetzung der Ziele des Bodenschutzes (Kapitel 6)erläutert. In Kapitel 7 wird der Bodenschutz in Deutschland anhand dererarbeiteten Kriterien zur Nachhaltigkeit bewertet und Defizite einer nachhaltigenBodennutzung aufgezeigt.

In Kapitel 8 werden mögliche, sich aus der Analyse ergebende, Handlungs-optionen unter Berücksichtigung des Zielgruppenansatzes aufgezeigt. In Kapitel 9wird ein Gesamtresümee gezogen. Am Schluss der Studie befinden sich einÜberblick über die verwandte Literatur sowie ein Glossar mit wichtigen Begriffendes Bodenschutzes.

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2 Nachhaltigkeit und Anforderungen an die Bodennutzung

Die sich manifestierenden wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Problemesowie die Diskrepanz zwischen den Entwicklungschancen des Nordens und Südenshaben Anfang der 70er Jahren eine umwelt- und entwicklungspolitische Diskussionin Gang gesetzt, aus der die Vision der Nachhaltigen Entwicklung als Leitbildhervorgegangen ist. Mit dem Leitbild der Nachhaltigkeit werden Zielsetzungenverbunden, die das "ökologische Gleichgewicht, die ökonomische Sicherheit unddie soziale Gerechtigkeit zusammenführen und auf lange Sicht weltweitstabilisieren können" (Grober 1999).

Die Wirtschaftssysteme der industrialisierten Länder, charakterisiert durchProduktion, Konsum, Wohlstandssteigerung und stetiges Wachstum, werden durchkontinuierliche, globale Ströme natürlicher Ressourcen aufrechterhalten. Parallelhierzu zeichnet sich weltweit eine zunehmende Überlastung der Umwelt ab. DerVorrat an nicht erneuerbaren Ressourcen, wie Erdöl oder Metalle, schwindet zu-sehends, erneuerbare Ressourcen wie Holz werden schneller abgebaut als sienachwachsen können. Die Qualität der Umweltmedien Boden, Wasser und Luftwird z.T. stark beeinträchtigt, da letzten Endes alle Abfälle, Abgase und Abwässerin oder auf eines dieser drei Medien überführt werden. Die Belastungen des Natur-haushaltes sind grenzüberschreitend, wie an den globalen Umweltproblemenstratosphärischer Ozonabbau, Treibhauseffekt und saurer Regen erkennbar ist.Auch unterschiedliche Formen der Bodendegradierung sind ein globales Problem.Anders als bei Luft und Wasser, stehen bei belasteten Böden die unmittelbarengrenzüberschreitenden Probleme nicht im Vordergrund.

Im sozialen Bereich lässt sich sowohl in den Industrieländern, als auch in denEntwicklungsländern sowie zwischen ihnen ein steigendes Konfliktpotentialfeststellen. Dieses wird in den Industrieländern durch eine Zunahme der sozialschwachen Schicht bei sich gleichzeitig auseinanderentwickelndenEinkommensverhältnissen begünstigt (Lorch et al. 1995). In den wenigerindustrialisierten Ländern tragen überproportionales Bevölkerungswachstum undder im Vergleich zu den Industrieländern eingeschränkte Zugang zu Ressourcen,Bildung, technologischem Know-how und finanziellen Mitteln hierzu bei.2

Vor dem Hintergrund der oben skizzierten wirtschaftlichen, ökologischen undsozialen Probleme wird in den folgenden Abschnitten die Entwicklung desLeitbildes Nachhaltigkeit beschrieben sowie Kriterien und Prinzipien für einenachhaltige Bodennutzung abgeleitet.

2 Atmatzidis et al. (1995) belegen die ungleiche Verteilung der genannten ‘Güter’

zwischen den industrialisierten und weniger industrialisierten Länder u.a. mit folgendenZahlen: die Industrieländer des Nordens kontrollieren 81% des Welthandels, bekommen80% aller Investitionsmittel, beanspruchen etwa 80% der fossilen und nuklearenEnergieträger und besitzen nahezu das gesamte technische Know-how der Welt.

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2.1 Nachhaltigkeit – Die Entstehung eines Leitbildes

Der Begriff Nachhaltigkeit und das damit verbundene Denken und Handeln istnicht erst in der modernen Umweltpolitik entstanden. So plädierte der sächsischeOberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz, einen folgenreichen Holzmangelvorahnend, 1713 in seinem forstwissenschaftlichen Werk „Sylvicultura Oecono-mica, die Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht“ für einen Umgang mitder Ressource Holz, dass es eine „continuirliche, beständige und nachhaltendeNutzung gebe“ (zit. nach: Grober 1999).

Der 1972 erschienene Bericht “Die Grenzen des Wachstums” (Meadows 1972) anden Club of Rome sowie der Nachfolgebericht „Die neuen Grenzen desWachstums“ (Meadows et al. 1992) haben anhand eines Computermodells fürunterschiedliche Wachstumsbedingungen die zukünftige Entwicklung zahlreicherParameter wie Bevölkerungswachstum, Industrie- und Nahrungsmittelproduktion,Energieträger- und Ressourcenverbrauch sowie Umweltbelastung simuliert. Beianhaltendem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum ergab sich 1972 einSzenario, nach dem die Verfügbarkeit der Ressourcen sowie der Zugang zu land-wirtschaftlichen Flächen innerhalb weniger Generationen erschöpft sein würde.Kernaussage des Berichtes war, dass eine weltweite ökologische und ökono-mische Stabilität dann erreichbar ist, wenn die Begrenztheit dieser Ressourcen unddie Irreversibilität ihres Abbaus Berücksichtigung finden. Während mancheursprünglich geschätzten Ressourcenvorräte (z.B. Erdölvorräte) nach obenkorrigiert werden mussten, waren es 1992 vor allem die Grenzen der Senken (z.B.für Kohlendioxide in der Atmosphäre) die wesentlich näher gerückt bzw.überschritten waren. Zwar wurde die Landwirtschaft als einzige Bodenfunktioneingehend behandelt, es wurde aber zwischen unterschiedlichen Formen derDegradation wie Erosion und Desertifikation differenziert.

Während die o.g. Berichte die ökologischen Folgen des fortgesetzten Wirt-schaftswachstums schildern, fokussieren die Tätigkeiten der United Nations (UN)auf die entwicklungspolitische Diskussion. Das 1972 gegründete „United NationsEnvironmental Programme“ 3 (UNEP) untersuchte die Abhängigkeiten zwischen derEntwicklung in den Industrieländern und der stockenden Entwicklung in anderenTeilen der Welt sowie die Beziehung zwischen Armut, Bevölkerungsverhalten undUmweltzerstörung.4 Ein häufig zitiertes Beispiel einer derartigen Beziehung schildertdie Übernutzung landwirtschaftlicher Flächen bei Nahrungsmangel, welche eineDegradierung der Bodenfruchtbarkeit und weiter sinkende landwirtschaftlicheErträge zu Folge hat.

Die 1983 von der UN Generalversammlung gegründete „World Commission forEnvironment and Development“ (WCED), in der die weniger industrialisiertenLänder stark vertreten waren, wurde mit der Ausarbeitung eines Leitbildes für

3 UNEP wurde bei der ersten „United Nations Conference on Human Environment“ in

Stockholm gegründet.

4 Zur zusammenfassenden Darstellung der Ergebnisse vgl. Atmatzides et al. 1995.

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einen weltweiten Wandel beauftragt. Diese Untersuchungen gipfelten in demBericht „Our Common Future“, oder kurz „Brundtland-Bericht“. Auf der Grundlagedieses Berichtes wurde „Sustainable Development“ oder „Dauerhafte Entwick-lung“5 zum Leitbild einer zukünftigen Entwicklung. Dabei wird NachhaltigeEntwicklung als „Entwicklung [definiert]6, die die Bedürfnisse der Gegenwartbefriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnissenicht befriedigen können“ (Hauff 1987). Hier wird zwischen unterschiedlichenUrsachen eines nicht nachhaltigen Verhaltens differenziert. Demnach führensowohl

• eine Übernutzung der zugänglichen Ressourcen bedingt durch einen nichtausreichenden Zugang zu Ressourcen, Bildung, technologischem Know-howund finanziellen Mitteln als auch

• ein verschwenderischer Verbrauch von Ressourcen über die Grundbedürfnissehinaus

zum Raubbau (vgl. Schumacher 1996).

Der Brundtland-Bericht verbindet die drei Dimensionen der Nachhaltigen Entwick-lung Ökologie, Ökonomie und Soziales und greift die Idee auf, dass „Instabilitätenin einem Bereich automatisch Auswirkungen auf die anderen Bereiche [haben]und dort zu einer Destabilisierung [führen]“ (Atmatzides et al. 1995). Weil aber fürdie Realisierung weiterhin auf die Notwendigkeit eines exponentiellen Wachstums– für Entwicklungs- wie Industrieländern – beharrt wurde, wird der Bericht heutezunehmend kritisch bewertet.

Mit der „United Nations Conference for Environment and Development“ 1992 in Riode Janeiro, gelang es, das Leitbild der Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt der inter-nationalen politischen Entwicklungsdebatte zu platzieren. Ziel der Konferenz wares, die Bausteine eines gemeinsamen Programms zur Nachhaltigen Entwicklung zuerarbeiten und verbindliche politische Beschlüsse zu fassen. Die grundlegendenErgebnisse der Konferenz sind in der Rio-Deklaration und der Agenda 21festgehalten. In der Rio-Deklaration haben sich die Länder zu ihrer Verantwortungbekannt, zukünftige Ziele festgelegt und sich auf eine Definition für Nachhaltigkeitgeeinigt, die direkt an der Definition des Brundtland-Berichts anknüpft:

„Das Recht auf Entwicklung muss so erfüllt werden, dass den Entwicklungs- undUmweltbedürfnissen heutiger und künftiger Generationen in gerechter Weiseentsprochen wird.“ (Grundsatz 3, Rio-Deklaration 1992)

5 „Sustainable Development“ wurde in der Deutschen Ausgabe des Berichtes „Unsere

gemeinsame Zukunft“ als „Dauerhafte Entwicklung“ übersetzt (Hauff 1987). ZwecksEinheitlichkeit wird in diesem Bericht trotzdem der Begriff „Nachhaltige Entwicklung“verwendet.

6 Die Autoren des Gutachtens behalten sich vor, die Lesbarkeit von verwendeten Zitaten,wie bei wissenschaftlicher Zitierweise üblich, durch das Einfügen notwendiger Begriffe,die in eckige Klammern gesetzt werden, zu erhöhen.

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Die Agenda 21, ein Umweltaktionsprogramm für das kommende Jahrhundert, istder erste Schritt zur Umsetzung dieses Leitbildes. Sie soll den unterschiedlichenAkteuren als Leitfaden zur Verankerung der Nachhaltigen Entwicklung auf allenpolitischen Ebenen – national bis kommunal - dienen. Der Schutz der RessourceBoden wird ausdrücklich in mehreren Kapiteln der Agenda 21 thematisiert. Kapitel10, „Integrierter Ansatz für die Planung und Bewirtschaftung der Boden-ressourcen“7, schreibt dem Boden verschiedenartige Funktionen, z.B. einenintegralen Anteil an der produktiven Kapazität und Lebenserhaltungskraft derUmwelt, zu. Explizite Problemfelder, nämlich Desertifikation und Dürre sowieLandwirtschaft und ländliche Entwicklung, werden in den Kapiteln 12 bzw. 14angesprochen.

Um die Fortschritte der UN und die unterzeichnenden Nationen bei der Implemen-tierung der Rio-Deklaration und Agenda 21 zu überwachen, wurde als inter-nationale Institution die Commission for Sustainable Development (CSD) einge-richtet.

Auf der Rio-Konferenz sind weitere Abkommen verabschiedet worden, die auchindirekt den Boden berühren:

• Klimarahmenkonvention;

• Konvention über Biologische Vielfalt;

• Walderklärung.

Indem Deutschland sämtliche Deklarationen und Konventionen, die auf der Rio-Konferenz verabschiedet wurden, unterschrieben bzw. ratifiziert hat, hat es sich zuden Prinzipien der Nachhaltigkeit verpflichtet.

Vor dem Hintergrund des Kapitels 12 der Agenda 21, das sich an die Bekämpfungder Wüstenbildung richtet, wurde 1994 die UN Konvention zur Bekämpfung vonWüstenbildung verabschiedet.

Die Entwicklung hin zur Nachhaltigkeit wird von Beucker und Maertins (1998) als ein„prozessualer, schrittweiser, reformorientierter Prozess [beschrieben], in dem vomBestehenden aus Entwicklungen aufgezeigt werden“. Ferner betonen sie, dassvon der Vorstellung, einmal als nachhaltig definierte Zielzustände durch linearesAnsteuern erreichen zu können, Abschied genommen werden muss. Generellherrscht Konsens darüber, dass für definierte Problem- und Handlungsfelder(Bodenschutz) Anforderungen formuliert werden müssen, die das Leitbild derNachhaltigen Entwicklung operationalisieren.

Der Schutz des Bodens ist auf internationaler Ebene in mehreren Aktions-programmen verankert, so zum Beispiel in der Europäischen Boden-Charta8 und in

7 Deutsche Übersetzung des Kapitels der Agenda 21 “Integrated Approach to the

Planning and Management of Land Resources” aus dem Bericht der Bundesregierung“Erprobung der CSD Nachhaltigkeitsindikatoren in Deutschland” (1999).

8 Europarat (1972).

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der Welt-Boden-Charta9. Diese Deklarationen besitzen jedoch allesamt unverbind-lichen Empfehlungscharakter, während die Umsetzung eines nachhaltigenRessourcen- bzw. Bodenschutzes in der Praxis und vor Ort nach wie vor einProblem darstellt.

Weitere Bemühungen zum Schutz des Bodens auf internationaler Ebene wurdenmit einem Vorschlag für eine international verbindliche Bodenkonvention deutlich.Dieser Vorschlag wird derzeit sowohl inhaltlich als auch rechtlich kontroversdiskutiert.

2.2 Kriterien und Prinzipien einer Nachhaltigen Bodennutzung

Da die Diskussion über den Inhalt des Leitbildes Nachhaltigkeit, wie in den vorigenKapiteln dargelegt, noch keinesfalls abgeschlossen ist, sondern einem stetigenWandel sowie laufender Konkretisierung unterliegt, kann ein Leitbild “NachhaltigeBodennutzung” nicht unmittelbar “aus der Taufe gehoben werden”, sondernerfordert zunächst eine Eingrenzung des Begriffs.

Die Frage der Abgrenzung einer nachhaltigen von einer nicht-nachhaltigenBodennutzung wird in einzelnen Teilbereichen zunehmend diskutiert, z.T. ist derProzess der Konsensfindung relativ weit fortgeschritten. Bei einigen Formen derBodennutzung liegen die Interessen der beteiligten Akteure weit auseinander.Dementsprechend variieren auch die Vorstellungen über die Definition einernachhaltigen Bodennutzung. Diese Vorstellungen und darauf aufbauendeAnsätze zur Konkretisierung sind zunächst zu bündeln und zu systematisieren.

Ansätze für eine nachhaltige Ressourcennutzung bieten bereits vorhandeneKonzepte, beispielsweise die der Enquête-Kommission „Schutz des Menschen undder Umwelt“, jedoch fehlt ihnen die bodenschutzspezifische Ausgestaltung(Bachmann 1999d). Daher wurde im Folgenden der Entwicklung von Kriterien undPrinzipien, an denen sich möglichst alle Formen der Bodennutzung und Einwir-kungen auf den Boden am Maßstab Nachhaltigkeit beurteilen lassen sollen,besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Die Grundlage für die Bewertung des Bodenschutzes im Rahmen der vorliegendenStudie bilden Prinzipien, die in der Umweltpolitik schon seit längerem als Grund-sätze der Umweltpolitik anerkannt oder auch vertraglich verankert sind. So sind imEG-Vertrag das Vorsorge-, Vermeidungs-, Quellenreduktions- und Verursacher-prinzip in Artikel 174 sowie das Integrationsprinzip in Artikel 6 festgelegt. In Deutsch-land ist die sogenannte Prinzipientrias, bestehend aus Vorsorge-, Verursacher- undKooperationsprinzip, in Artikel 34 des Einigungsvertrages als umweltpolitischeHandlungsanleitung zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschenfestgeschrieben. Diese Prinzipien werden auch in der weiteren Analyseherangezogen, jedoch für den Zweck der Studie z.T. zusammengefasst.

9 Food and Agricultural Organisation of the UN (1981).

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Ferner werden, speziell für das Gutachten, basierend auf der Analyse der Situationdes Bodenschutzes sowie der bereits entwickelten Vorstellungen und Ansätze vonBodenschutzexperten, neue Kriterien zur Beschreibung der Nachhaltigkeit ab-geleitet.

Die Prinzipien sind nicht als absolute Normen zu verstehen. Vielmehr ist denkbar,dass das eine oder andere Prinzip zukünftig an Bedeutung verliert, währendandere Prinzipien neu entwickelt und in den bestehenden Katalog aufgenommenwerden können. Die Prinzipien stehen in der Praxis nicht immer gleichberechtigtnebeneinander, sondern schließen sich z.T. gegenseitig aus oder unterliegen einergewissen Hierarchie, die nur für den Einzelfall festzulegen ist. Die Prinzipien dienendamit in erster Linie als Strukturierungshilfe des Leitbildes der nachhaltigen Boden-nutzung, anhand derer die Situation des Bodenschutzes in Deutschland bewertetwerden soll.

In Abbildung 1 sind die Prinzipien, die im Laufe des Vorhabens für eine nachhaltigeBodennutzung identifiziert wurden, zusammengefasst.

Abbildung 1: Prinzipien und Kriterien einer nachhaltigen Bodenutzung

Grundsatz derRegionalität Vorsorge-

prinzip

Verursacher-prinzip

Kooperations-und Partizi-

pationsprinzip

Vermeidungs-prinzip

Prinzip deroptimalen

Ressourcen-nutzung Integrations-

undKoodinations-

prinzip

Quellen-reduktions-

prinzip

Inter-generations-

prinzip

nachhaltigeBodennutzung

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In den folgenden Abschnitten werden die Prinzipien im einzelnen erläutert, ihreBedeutung für eine nachhaltige Bodennutzung verdeutlicht und Schnittstellenoder Überlappungen mit anderen Prinzipien aufgezeigt.

2.2.1 Vorsorgeprinzip

Das Vorsorgeprinzip ist eines der leitenden Prinzipien der Umweltpolitik und desUmweltrechtes. Es wurde in internationalen Deklarationen wie z.B. dem MontrealerProtokoll und der Agenda 21 sowie im EG-Vertrag verankert. Auch in Deutschlandbesteht eine rechtliche Verpflichtung zur Umsetzung des Vorsorgeprinzips.

Das allgemeingültige Ziel des Vorsorgegedankens ist der Schutz natürlicherRessourcen, um ihren Wert, ihre Leistungsfähigkeit und ihre Funktionen zu sichern(vgl. von Moltke 1987). Im Laufe der umweltpolitischen Entwicklung haben sichjedoch unterschiedliche Auslegungen des Vorsorgeprinzips herausgebildet.

Nach einer weiten Auslegung, die vielfach auf europäischer Ebene vertreten wird,sind der Umgang mit gefährlichen Stoffen oder bestimmte Eingriffe bereits zuunterlassen, wenn nur der Verdacht einer Umweltschädigung besteht. Dies giltauch dann, wenn noch kein schlüssiger wissenschaftlicher Beweis für einetatsächliche Schädigung vorliegt (Haigh 1993). Kennzeichen vorsorgenderMaßnahmen ist, dass oftmals weder die Eintrittswahrscheinlichkeit noch dieSchadenshöhe bekannt und quantifizierbar sind.

In der bundesdeutschen Umweltpolitik umfasst der Vorsorgeansatz die vor-gezogene Gefahrenabwehr. Diskussionen hierzu haben in der Vergangenheit vorallem in Zusammenhang mit dem Immissionsschutz stattgefunden. Danach dientdie Gefahrenschwelle gewissermaßen als Bezugspunkt für die Vorsorge.Dementsprechend werden Maßnahmen zum Schutz der Umwelt bei Gefahren-verdacht bzw. unterhalb der Gefahrenschwelle getroffen. Dieser Vorsorgeansatzfindet auch im Bodenschutz Anwendung.

Die Umsetzung des Vorsorgeprinzips im Bodenschutz ist von Bedeutung, um denBoden in seiner Multifunktionalität zu erhalten und langfristige, komplexe oderirreversible Auswirkungen auf die Bodenfunktionen auszuschließen. Entsprechendder Vielfalt der Bodennutzungen und der Einwirkungen auf den Boden sowie derkomplexen Wirkungen im Naturhaushalt können Vorsorgemaßnahmen z.B. stoff-,produkt-, nutzungs- oder akteursbezogen sein.

Die Ziele „Vorsorge“ und „Nachhaltigkeit“ ähneln einander sehr stark (UBA 1997).Dabei lässt sich Nachhaltigkeit nicht allein durch Vorsorge definieren, jedoch istNachhaltigkeit ohne Vorsorge nicht möglich. Unter Berücksichtigung des Grund-satzes der Nachhaltigen Entwicklung ist eine weite Auslegung des Vorsorgeprinzipserforderlich.

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2.2.2 Verursacherprinzip

Das Verursacherprinzip ist sowohl in der europäischen als auch in der bundes-deutschen Umweltpolitik rechtlich verankert.

Die Anwendung des Verursacherprinzips verfolgt das Ziel, die Nutzung vonRessourcen durch eine Internalisierung10 der externen, d.h. von der Allgemeinheitgetragenen, Kosten des Umwelt- und Ressourcenschutzes auf ein umwelt-verträgliches Ausmaß zu reduzieren. Nach dem Verursacherprinzip werden dieKosten, die bei der Vermeidung oder Beseitigung von Umweltschäden anfallen,dem Verursacher angerechnet. Auf diese Weise soll der Verursacher dazuveranlasst werden, allein aus finanziellem Eigeninteresse Maßnahmen gegen dasEntstehen schädlicher Umwelt- bzw. Bodenveränderungen zu treffen.

Im Bodenschutz ist das Verursacherprinzip als Instrument der Kostenzuweisung beider Sanierung von Altlasten sowie bei der Vermeidung von schädlichen Boden-veränderungen von Bedeutung. Im Gegensatz dazu lassen sich die Kosten, die beider Durchführung von Vorsorgemaßnahmen anfallen, nicht ohne weitereszuordnen.

Das Verursacherprinzip verfolgt die Ideen der Nachhaltigkeit nicht nur in ökolo-gischer Hinsicht, sondern wahrt auch das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit, da dieKosten für die Schäden nicht vom Staat, speziellen Fonds oder betroffenenGruppen, unter Umständen sogar von zukünftigen Generationen getragenwerden müssen, sondern direkt dem Verursacher zugewiesen werden.

2.2.3 Vermeidungsprinzip

Das Vermeidungsprinzip ist ebenfalls als eines der Schlüsselprinzipien im EG-Vertragfestgelegt. Der Vermeidungsgrundsatz ist ferner in verschiedenen europäischenRichtlinien verankert, so z.B. in der Seveso Richtlinie und der Richtlinie zurUmweltverträglichkeitsprüfung (Haigh 1989). Auch auf bundesdeutscher Ebenespielt der Vermeidungsgrundsatz vor allem in der Abfallwirtschaft, in derChemikalienpolitik und im Immissionsschutz eine Rolle und ist in denentsprechenden Rechtsvorschriften verankert.

Ziel dieses Prinzips ist es, irreversible Umweltschäden zu verhindern (Task ForceEnvironment and the Internal Market 1992). Dabei umfasst die Vermeidung sowohldie Verminderung der Menge als auch der Schädlichkeit bestimmter Materialienoder Stoffe, z.B. Abfall oder Verpackungen (London und Llamas 1995; vgl.KrW-/AbfG §4 Abs. 1).

10 Die Internalisierung kann über z.B. ordnungsrechtliche Vorschriften, Abgaben oder

Haftungsregelungen geregelt werden.

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Im Bodenschutz spielt der Vermeidungsgrundsatz vor allem im Hinblick aufMaterialien oder Substanzen, die direkt oder indirekt in Böden eingebracht oderauf Böden ausgebracht werden, eine Rolle. Zum anderen kann der Vermeidungs-grundsatz auch im Hinblick auf jede Nutzung oder Belastung angewendet wer-den, bei der die Art des potentiellen Schadens, die Schadenshöhe und die Ein-trittswahrscheinlichkeit bekannt sind. Das Vermeidungsprinzip ist damit eindeutigvom Vorsorgeprinzip zu trennen.

2.2.4 Quellenreduktionsprinzip

Das Quellenreduktionsprinzip ist ebenfalls im EG-Vertrag verankert. Es zielt daraufab, Schadstoffemissionen bereits am Ort ihres Entstehens zu minimieren, bevor sieals Immissionen gegebenenfalls Umweltschäden verursachen. In der deutschenUmweltschutzpolitik ist das Quellenreduktionsprinzip die Grundlage für das Konzeptder Emissionsgrenzwerte, die an den einzelnen Standorten, Anlagen oder Teil-strömen ansetzen.

Für den Bodenschutz ist das Quellenreduktionsprinzip insbesondere im Hinblick aufMaterialien und Abfälle von Bedeutung, die auf den Boden ausgebracht werden,da eine Schädigung durch Schadstoffe, die mit den Produkten in den Bodengelangen, bereits bei der Entstehung oder Herstellung der Produkte minimiertwerden kann.

Das Quellenreduktionsprinzip erfordert daher, im Sinne einer nachhaltigen Entwick-lung, eine vorausschauende und integrierte Betrachtungsweise der Produktions-prozesse und des Naturhaushaltes, ebenso wie bei der Festlegung von Produkt-standards. Dies wird im Zusammenhang mit dem Integrationsprinzip erläutert.

2.2.5 Integrations- und Koordinationsprinzip

Die Integration von Umweltanforderungen in andere Sektorpolitiken ist eineVoraussetzung für Nachhaltige Entwicklung, der im 5. Umweltaktionsprogrammsowie in Artikel 6 des EG-Vertrages (EGV) besonderes Gewicht verliehen wird.11

Dabei ist die Integration zwar kein ausdrückliches Prinzip im Sinne des Vorsorge-oder des Verursacherprinzips, jedoch wird in der Literatur und politischenDiskussion aufgrund des Charakters des Artikel 6 EGV in der Regel vomIntegrationsprinzip (integration principle) gesprochen.

Nach dem Integrationsprinzip sollen Fragestellungen und Problembereiche sowieAnforderungen des Umweltschutzes auf allen Ebenen in die Politikbereicheanderer Ressorts integriert werden.

11 Vgl. Conclusions of the International Workshop on “Best Practices for Integration of

Environmental Protection Requirements into Other Policies”, 25.-26. Mai in Bonn (BMU,1999c; Buck et al., 1999).

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Damit Dialoge zwischen den Akteuren aufgebaut werden können, muss Bodenzunächst als eigenständiges und prioritäres Thema identifiziert und die Probleme inihrer Komplexität erfasst werden. Weiterhin müssen die Erfordernisse desBodenschutzes konkretisiert und verursacherbezogen artikuliert werden. Ziel ist,dass das Thema Boden einschließlich seiner Problembereiche in die Agendenanderer Politikbereiche aufgenommen wird. Um eine einvernehmlicheVerwirklichung umweltpolitischer Ziele zu erreichen, ist die Koordination zwischenden relevanten Fachabteilungen einer jeden Umweltbehörde notwendig. Hierbesteht eine enge Verzahnung mit dem Kooperations- und Partizipationsprinzip.

Neben der Integration als politisches Prinzip ist ferner eine ganzheitliche,„integrative“ Betrachtungsweise der komplexen Wechselwirkungen des Natur-haushaltes erforderlich. Für den Bodenschutz bedeutet dies die Berücksichtigungder Multifunktionalität des Bodens, insbesondere seiner langfristigen Senken- undQuellenfunktion. Dies schließt einerseits ein, dass Schädigungen andererUmweltmedien Bodenbelastungen mit z.T. zeitlichen Verzögerungen nach sichziehen (z.B. saurer Regen, Material- und Schadstoffablagerung infolge Wasser-erosion) und dass andererseits Einwirkungen auf den Boden negative Effekte aufden übrigen Naturhaushalt auslösen können (Grundwasserschäden in Folgestofflicher Belastung).12

2.2.6 Prinzip der optimalen Ressourcennutzung

Dieses Prinzip trägt der Tatsache Rechnung, dass bestimmte Ressourcen, wie z.B.der Boden, nur innerhalb sehr langer Zeiträume erneuerbar sind, eine Nutzungdieser Ressourcen aber nicht gänzlich auszuschließen oder zu untersagen ist. DasGebot der optimalen Nutzung von Ressourcen erfordert daher einen schonendenund sparsamen Umgang mit Ressourcen. Zum Teil findet auch der Begriff“haushälterischer Umgang” Anwendung, der impliziert, sämtliche Planungeneinem Abwägungsprozess zu unterziehen, bei denen vor allem langfristigeInteressen und die Belange künftiger Generationen einfließen sollen. Darüberhinaus erfordert dieses Prinzip, dass der zu betreibende finanzielle, technische undorganisatorische Aufwand, um eine Ressource nach der Nutzung in ihren ursprüng-lichen Zustand zu versetzen, bereits zu Beginn eines Planungs- und Entscheidungs-prozesses mit berücksichtigt wird.

Da die Belastung des Bodens mit Schadstoffen vor allem durch das Vorsorge-,Verursacher- und Quellenreduktionsprinzip erfasst wird, richtet sich das Prinzip deroptimalen Ressourcennutzung im Bodenschutz vor allem an denFlächenverbrauch und die Versiegelung. Die gesetzlichen Grundlagen für densparsamen Umgang mit Boden finden sich im Raumordnungsgesetz (ROG) und imBaugesetzbuch (BauGB) (vgl. Kapitel 4).

12 Beese (1999) schlägt im erweiterten critical-loads-concept (Kritikalitätskonzept) bei der

Betrachtung der Belastung eines Ökosystems die Erfassung der Belastung der Nachbar-systeme vor. Das Konzept baut auf der Quantifizierung und der Belastbarkeit desSystems auf.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 29

2.2.7 Kooperations- und Partizipationsprinzip

Während sich das Kooperationsprinzip zunächst nur auf das Verhältnis derUmweltadministration zu (gewerblichen) Unternehmen bezieht (Jänicke et al.1999), berücksichtigt die Partizipation die Interessen potentiell betroffenen Dritter.Auch Kooperationen zwischen Verursachern und Umweltschutzverbänden unterAusschluss des Staates haben in der Umweltpolitik an Bedeutung gewonnen.

Die Beteiligung der Betroffenen am Entscheidungsprozeß sowie der Zugang zuumfassenden Informationsgrundlagen gelten gewissermaßen als Voraussetzungfür die Akzeptanz umweltpolitischer Zielsetzungen und deren Umsetzung (UBA1997). Die Einbindung der Bevölkerung in umweltpolitische Prozesse und dieWahrung ihrer Interessen ist darüber hinaus eine zentrale Forderung der Agenda21. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass Konsens und Entscheidungen häufig nichtunter Beteiligung aller Einzelpersonen herbeigeführt werden können, sondern unterEinbeziehung von Institutionen, wie z.B. Interessensverbänden und Vereinen,erfolgen.

Das Kooperations- und Partizipationsprinzip ist im Bodenschutz von entscheidenderBedeutung, da Boden im Gegensatz zu Luft und Wasser kein öffentliches Gut,sondern in der Regel in privatem Besitz ist. Das heißt, die Eigentümer des Bodens,der geschützt werden soll, müssen von der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit derjeweiligen Schutzmaßnahme überzeugt sein (Jüttner 1999). Als Voraussetzungdafür müssen die Interessen der Eigentümer sowie betroffener Dritter in Planungs-und Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden.

Umweltinformationen können maßgeblich zur Umsetzung des Kooperations- undPartizipationsprinzips beitragen, indem sie gezielt eingesetzt werden, um einebreite Öffentlichkeit über bestimmte Sachverhalte und Problematiken aufzuklären.Das Instrument der Information ermöglicht damit Transparenz im Hinblick auf dieUmweltsituation und die daran anknüpfenden politischen Prozesse und dient alsGrundlage für die Schaffung eines Problembewusstseins.

2.2.8 Intergenerationsprinzip

Das Intergenerationsprinzip trägt dem Grundsatz der Nachhaltigen EntwicklungRechnung und fordert, Böden so zu nutzen, dass nachfolgenden Generationenmöglichst alle Nutzungsoptionen des Bodens zur Verfügung stehen. Bei demIntergenerationsprinzip handelt es sich um ein übergreifendes Prinzip, das allenanderen Prinzipien als Rahmenbedingung oder Zusatz, den es stets zuberücksichtigen gilt, zugeordnet werden kann.

Dabei ist festzuhalten, dass der Generationenaspekt nicht erst in der modernenUmweltpolitik entstanden ist, sondern auf die landwirtschaftliche Tradition zurück-geht.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 30

Auf den Bodenschutz bezogen stellt das Intergenerationsprinzip die Forderung auf,bei allen Entscheidungen, Maßnahmen und Konzeptionen, die im Rahmen desBodenschutzes oder mit Konsequenzen für Bodenschutz getroffen werden, diepotentiellen Auswirkungen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einer Generationund auf zukünftige Generationen zu berücksichtigen.

Gemessen an den langen Zeiträumen, innerhalb derer Böden regenerierbar sind,kommt diesem Prinzip im Bodenschutz eine besondere Bedeutung zu.

2.2.9 Grundsatz der Regionalität

Der Grundsatz der Regionalität fordert, regionalen Besonderheiten des Naturhaus-haltes Rechnung zu tragen, und Ansätze zur Problemlösung auf regionaler Ebenezu entwickeln. Im Bodenschutz sollen daher bei der Bodenbewertung undMaßnahmenplanung regionale Gegebenheiten Berücksichtigung finden.

Dieser Grundsatz eignet sich ferner, seltenen Böden einer Region besondere Be-achtung zu schenken und möglicherweise als besonders schutzwürdige Gebieteauszuweisen. Dabei decken sich die Grenzen der schutzwürdigen Gebiete nichtnotwendigerweise mit den administrativen Grenzen.

2.3 Zusammenfassende Darstellung des Prinzipienansatzes

In den vorigen Kapiteln wurden die Bedeutung der Prinzipien für die Umweltpolitik,ihre Inhalte sowie die Bedeutung für den Bodenschutz mit Bezug auf die Nach-haltigkeit im einzelnen erläutert. Die Prinzipien und Kriterien, die zur Konkretisierungdes Leitbildes „Nachhaltiger Bodenschutz“ herangezogen wurden, sind zum Teilals rechtlich verankerte Prinzipien der europäischen oder bundesdeutschenUmweltpolitik bekannt, z.T. wurden sie speziell für die weitere Arbeit des Gutach-tens entwickelt.

Unterschieden werden kann zwischen strukturellen und substantiellen Prinzipien.Strukturelle Prinzipien, z.B. das Intergenerationsprinzip oder das Verursacherprinzip,sorgen als Teilaspekte der Nachhaltigkeit für einen Interessensausgleich. Sub-stanzielle Prinzipien umfassen z.B. das Prinzip der optimalen Ressourcennutzungoder das Quellenreduktionsprinzip und geben materielle Anforderungen vor.Zwischen den substantiellen und strukturellen Kriterien einer nachhaltigenBodennutzung besteht insofern ein Spannungsverhältnis, dass sich die Prinzipienunter Umständen nicht immer ergänzen, sondern im Einzelfall gegenseitig aus-schließen. In Fällen, in denen mehrere Prinzipien gleichzeitig greifen, können diesebei gleicher Zielrichtung unterschiedliche Wirksamkeit besitzen.

In den weiteren Abschnitten werden im einzelnen die Situation der Boden-degradierung, die rechtlichen Grundlagen des Bodenschutzes sowie die institu-tionellen Gegebenheiten zusammengefasst. Im Anschluss daran wird die Situationdes Bodenschutzes anhand der entwickelten Prinzipien bewertet.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 31

3 Situation der Bodendegradierung und deren Bemessung

Böden unterliegen weltweit intensiven Nutzungen und Belastungen mit der Folgeirreversibler Schädigungen der Bodenqualität. Die Ursachen derBodendegradierung in Europa liegen überwiegend in:

• Intensiven land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftungsformen;

• Der Siedlungstätigkeit und den damit verbundenen Hoch- undTiefbaumaßnahmen;

• Schadstoffeinträgen aus gewerblicher, industrieller und militärischer Nutzung;

• Der Gewinnung von Rohstoffen.

Diese Einwirkungen auf Böden ziehen unter anderem folgende Formen derBodendegradierung nach sich:

• Erosions- und Verdichtungserscheinungen;

• Nährstoff- und Schadstoffbelastungen;

• Flächenverbrauch;

• Grundwasserbelastungen;

• Bodenauf- und –abträge.

Nach Einschätzungen der Food and Agricultural Organisation of the UnitedNations (FAO 1998) sind bis zu 220 Mio. Hektar Land in Europa durch die Folgenintensiver land- und forstwirtschaftlicher Nutzung akut gefährdet. 20 Mio. HektarAgrarland sind in Skandinavien und den osteuropäischen Staaten mitSchwermetallen und Industriechemikalien belastet. In den osteuropäischenStaaten sind darüber hinaus weite Teile der Agrarflächen von Versalzungbetroffen.

Die folgende Erläuterung der Bodendegradierungen folgt nicht thematischenKriterien, sondern weitgehend der politischen Bedeutung der einzelnen Formender Bodendegradierung in Deutschland.

Die vorrangigen Problemfelder werden in den folgenden Abschnitten hinsichtlichihrer Ursache und Wirkung, des Schadensausmaßes und der bestehenden Maß-nahmen sowie der Situation der jeweiligen Bodendegradierung in ausgewähltenBundesländern erläutert.

3.1 Erosion

Erosionen sind ein Problem mit weitreichenden sozialen, ökonomischen undökologischen Folgen und haben Auswirkungen auf die ökologische Funktions-fähigkeit der Böden sowie auf benachbarte Flächen (Frielinghaus 1997). Dabeiwird zwischen Wasser- und Winderosion unterschieden. Die Erosion durch Windund Wasser wird vor allem durch dünne Vegetationsdecken begünstigt. Kneip

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 32

merkt an, dass sich Wind- und Wassererosionen zukünftig aufgrund desprognostizierten Klimawandels verstärken werden (Kneip 1997).

In den nachfolgenden Kapiteln werden zunächst einige Grundlagen zur Erosionund deren Bemessung erläutert. Im Anschluss daran wird auf die Bedeutung vonErosion in einigen Bundesländern Bezug genommen.

3.1.1 Grundlagen der Erosion und deren Bemessung

Die Erosionsgefahr ist zum einen von der Erodierbarkeit und der Erosivität (WBGU1994) und zum anderen von den topographischen Gegebenheiten (Hang-neigung, -form, -länge und Exposition) abhängig. Die Erodierbarkeit eines Bodenswird durch dessen Beschaffenheit (Körnung, Humusgehalt) bestimmt. Die Erosivitätist von der Verteilung, der Menge und der Intensität der Niederschläge sowie derWindverhältnisse abhängig. Dabei kann der Mensch die Bodeneigenschaftenverändern und die Erosion je nach Eingriff beschleunigen oder auch bei der An-wendung geeigneter Maßnahmen mindern (WBGU 1994). Die Erosionsgefahr wirddamit entscheidend von der Bewirtschaftungsform (Wald, Grünland, Ackerbau)und der Art der Bodenbearbeitung beeinflusst.

Die Folgen der Erosion werden je nach Wirkungsort nach Onsite- und Offsite–Schäden unterschieden. Onsite-Schäden umschreiben Erosionsschäden am Ortder Beeinträchtigung, sogenannte flächeninterne Schadwirkungen, währendOffsite-Schäden Erosionsfolgen auf benachbarten oder entfernt liegendenFlächen umreißen, sogenannte flächenexterne Schadwirkungen.

Abträge durch Wassererosion führen zur:

• Verschlämmung von Böden;

• Rinnen- und Grabenerosion auf geneigten Flächen und zum

• Hangrutsch.

Abträge durch Winderosionen führen zu Geländeformationen und Dünenbildung.Unabhängig vom Erosionstyp geht mit dem Abtrag der oberen Bodenschichtenein Verlust der Bodenfruchtbarkeit einher, der weiter zu Verlusten des Wurzelraumsfür Pflanzen sowie zu Ertrags- und Produktionseinbußen führt.

Zu den Offsite-Schäden durch Wind- und Wassererosion zählen u.a. die:

• Überdeckung von Böden an Unterhängen und in Tälern;

• Verschlickung von Flussläufen und Auffüllung von Stauseen;

• Verlagerung von Schadstoffen.

Während bundesweite Durchschnittswerte für den Bodenabtrag durch Erosionnicht vorhanden sind, existieren Schätzungen und Datenerhebungen für einzelneRegionen. Nach dem Altlas der Erosionsgefährdung wird der Bodenabtrag vonAckerflächen durch Wassererosion in Bayern im Mittel auf jährlich 8 Tonnen proHektar geschätzt. Bei Mais- und Zuckerrüben-Fruchtfolgen kann der Abtrag einVielfaches davon erreichen (SRU 2000). In Feldversuchen in Bayern wurde darüber

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 33

hinaus der Bodenabtrag auf Ackerflächen durch Oberflächenabfluss näheruntersucht (Jordan und Müller 1997). Der an acht Messstellen ermittelte Boden-abtrag wurde zur Niederschlagshöhe, zur Abflussmenge und zum Bedeckungs-grad der Hauptzwischenfrucht ins Verhältnis gesetzt. Die mittleren jährlichenBodenabträge ausgewählter Messstellen in Bayern sind in Abbildung 2 zusammen-gefasst.

Abbildung 2: Gemessene jährliche Bodenabträge durch Wassererosion (BY)

(Quelle: nach Jordan und Müller 1997)

Beispielhaft sind die vollständigen Daten des Bodenabtrags auf Ackerflächendurch Wassererosion für eine Messstelle, Immendorf (Bayern), in Tabelle 1dargestellt. Der relativ hohe Mittelwert erklärt sich durch ein Starkniederschlags-ereignis bei fehlender Bodenbedeckung und durch den hohen Feinsandgehaltdes dortigen Bodens (ebd.).

5.5

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1

Petter-brunn89-96

Rotthal-münster

90-96

Hader

96

Krum-bach89-91

Immen-dorf 93-96

Ober-gschaidt

90-96

Pech-graben89-96

Schwar-zenau91-96

t/ha

*a

Messstelle

Messzeitraum

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 34

Tabelle 1: Gemessener Bodenabtrag auf Ackerflächen durch Wassererosion

Meßstelle Jahr Hauptzwischen-frucht

Niederschlag[mm]

Abfluß[mm]

Bodenaustrag[t/ha*a]

1993 So-Gerste 891 0,36 0,0051994 Kartoffeln 887 80,64 21,9721995 Wi-Gerste 811 1,01 0,032

Immendorf /SchwarzwaldGröße: 1,00 haBodenart: Sl2Ø Hangneigung: 11%

1996 So-Gerste 662 0,27 0,002

ΣΣΣΣ Ø ≈5,5

(Quelle: nach Jordan und Müller 1997)

Die aus dem Nachbarland Baden-Württemberg, GemeindeverwaltungsverbandDonaueschingen, dargestellten Schätzungen (Tabelle 2) basieren auf derBodenabtragsgleichung und stellen prognostizierte Wassererosionswerte für Acker-flächen (nur Flächenerosion) dar (Gemeindeverwaltungsverband Donau-eschingen 1999). Der ebenfalls in Tabelle 2 dargestellte flächengewichteteBodenabtrag verweist auf den Bodenabtrag auf Ackerflächen bezogen auf dieGesamtfläche Baden-Württembergs.

Tabelle 2: Geschätzte Mittelwerte des Bodenabtrags durch Wassererosion

Einheit Donau-eschingen

Hüfingen Bräun-lingen

Gemeinde-VerwaltungsverbandDonaueschingen

Baden-Württemberg

Bodenabtrag aufAckerflächent/ha*a

4,36 9,3 4,11 5,49 5,5

Flächen-gewichteterBodenabtrag aufAckerflächent/ha*a

0,81 1,71 0,81 1,03 1,7

(Quelle: nach Gemeindeverwaltungsverband Donaueschingen 1999)

Winderosion kann durch die Bodenabtragsgleichung nicht berechnet werden.Nach Schätzungen können Bodenabträge durch Winderosion jedoch ebensohohe Werte wie bei Wassererosion erreichen (ebd.).

3.1.2 Interviewergebnisse

Im Rahmen der durchgeführten Interviews wurde das Problem der Erosion vonGesprächspartnern in Sachsen und Nordrhein-Westfalen thematisiert. Dies lässtjedoch nicht darauf schließen, dass andere Regionen nicht von Erosion betroffensind, sondern deutet vielmehr darauf hin, dass andere Problembereiche derzeitvorrangig bearbeitet werden oder in den Gesprächen behandelt wurden.

In Sachsen stellt Bodenerosion das wichtigste Bodenschutzproblem in der Land-wirtschaft dar. Nach Schätzungen der Sächsischen Landesanstalt für Landwirt-

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 35

schaft sind ca. 450.000 ha Ackerfläche durch Wassererosion und 150.000 ha durchWinderosion potentiell bedroht. Die konservierende, d.h. pfluglose Bodenbe-arbeitung mit Zwischenfruchtanbau oder Strohdüngung und nachfolgenderMulchsaat stellt das wirksamste erosionsmindernde Anbauverfahren dar (SMU1998). Die Anwendung dieser Verfahren wird im Rahmen des Programms„Umweltgerechte Landwirtschaft“ gefördert (vgl. Kapitel 6). Die Erosionsvorsorgewird durch EDV-Programme (Simulationsprogramme) für Prognosen über denBodenabtrag in Abhängigkeit der ackerbaulichen Nutzung unterstützt.

In Nordrhein-Westfalen stellt die Wassererosion gegenüber der Winderosionebenfalls das Hauptproblem in der Landwirtschaft dar und wird in erster Liniedurch die ungeeignete Bewirtschaftung von Hanglagen oder ungünstigeHanglängen der Schläge sowie den Anbau von Rüben und Mais begünstigt. ImRahmen eines Förderprogramms werden Landesmittel für erosionsminderndeMaßnahmen bereitgestellt.

3.2 Abbau von Rohstoffen

Der Abbau von Rohstoffen ist gleichzeitig mit Bodenaufträgen von zeitweilig oderendgültig nicht mehr genutztem Material verbunden (Cordsen 1992). Gegenstanddieses Kapitels sind Rohstoffe, die im Tagebau abgebaut werden und den Abtragund die Deponierung der obersten Bodenschicht bedingen.

Die Rohstoffe lassen sich nach ihrem Verwendungszweck wie folgt unterscheiden(vgl. Hesemann 1979):

• Steine und Erden als Baustoffe;

• Industrieminerale für vielseitige Zwecke, z.B. Bleich- oder Düngemittel;

• Rohstoffe für die feuerfeste Industrie;

• Brennstoffe (Braunkohle);

• Bodenverbesserungsmittel, z.B. Torf.

Der Abbau oberflächennaher Rohstoffe führt zu einem erheblichen Landschafts-verbrauch und verursacht großräumige, langfristige und oft irreversible Störungenim Naturhaushalt sowie schwere Landschaftsschäden. Bisherige Nutzungenmüssen dieser Industrie weichen und sind nach Beendigung des Abbaus nur untergroßem Aufwand wieder herzustellen.

Im einzelnen zählen zu derartigen Störungen und Schädigungen:

• Tagebaugruben, die nach der Kohleentnahme zurückbleiben;

• Veränderter Landschaftswasserhaushalt durch Grundwasserabsenkung undVerlegung von Oberflächengewässern;

• Veränderte Bodenprofile durch Abtrag und Verkippung von Substraten;

• Technische und industrielle Altlasten;

• Schadstoff- und Lärmemissionen (vgl. DRL 1999).

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 36

Weitere Probleme können hinsichtlich des Wasserhaushaltes entstehen, da dieUmlagerungen und die damit verbundene Belüftung von Deckgebirgsschichtenzur Oxidation von Mineralien führt. Falls es sich bei den Mineralen um Pyrit oderMarkasith handelt, können in deren Folge Schwefelsäure und Eisensulfateentstehen. In diesen Restlochseen entsteht dadurch extrem saures Wasser. Bisvorbergbauliche Grundwasserqualität wieder erreicht wird, können nachSchätzungen bis zu 100 Jahre vergehen (vgl. DRL 1999). Problematisch gestaltetsich auch der Umgang mit instabilen, aus lockerem Gestein bestehenden Kippen,die ins Rutschen geraten und in Restlöcher fließen können.

Die Bauwirtschaft ist der Hauptabnehmer für oberflächennahe Rohstoffe unddamit bestimmend für die Steine-Erden-Industrie (SMU 1998). Im Freistaat Sachsennehmen die Tagebaubetriebe der Steine-Erden-Industrie ca. 0,25% der Landes-fläche in Anspruch.

Die Bedeutung der Stein-Erden-Industrie in Brandenburg verdeutlicht weiterhinTabelle 3. Die dort ansässigen Betriebe betreiben in erster Linie den Abbau vonSand und Kies.

Tabelle 3: Betriebe des Steine- und Erdentagebaus in Brandenburg

Bereich Anzahl

Sand und Kies 177Ton 12Hartgestein 3Torf 3(Quelle: MWMT Brandenburg (Hrsg.) 1993)

Nach der Wiedervereinigung wurden in den neuen Bundesländern von insgesamt800 km² Fläche, die vom Bergbau genutzt wurden, bis 1995 50% saniert (BMFT1995). Die Landesplanung und Raumordnung werden zunehmend als Instrumenteherangezogen, um Nutzungskonflikte bereits im Vorfeld einer Genehmigung zureduzieren.

Zusammenfassend lässt sich jedoch feststellen, dass die Belange desNaturschutzes im Verhältnis zu anderen Ansprüchen bisher nicht ausreichendberücksichtigt wurden, was u.a. darauf zurückzuführen ist, dass bislang klare Zielefür die Entwicklung von Bergbaulandschaften aus Sicht des Naturschutzes und derLandschaftspflege fehlen (DRL 1999).

3.3 Versiegelung und Flächenumwidmung

Beanspruchungen von Flächen für Siedlungen, Gewerbe- und Industrieanlagensowie Verkehrsflächen gehen mit dem Verlust bzw. Einschränkungen derLebensraumfunktion, der Regelungsfunktion im Wasser- und Stoffhaushalt und derProduktionsfunktion von Böden einher. Die mit der Siedlungstätigkeit verbundeneOberflächenversiegelung und –verdichtung sowie Landschaftszerschneidungen

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 37

und -veränderungen haben negative Effekte auf das Leistungspotential vonBöden.13 Spätere anderweitige Bodennutzungen können nicht ohne weitereserfolgen.

3.3.1 Ausmaß der Versiegelung und der Flächenumwidmung

Das Ausmaß der Flächenumwidmung für Siedlungs- und Verkehrsflächen beläuftsich auf ca. 100-120 ha pro Tag (Enquête-Kommission 1998). Zwischen 1993 und1997 stieg der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen bundesweit um 4,3 %(Statistisches Bundesamt 1999). Schwerpunkte versiegelter Flächen sind dieGroßstädte (Attraktivität der Großstädte als Arbeitsplatz/Kulturplatz erhöhtSiedlungsdruck auf umliegende Gemeinden). Der Anstieg der Siedlungs- undVerkehrsflächen geht in erster Linie zu Lasten der landwirtschaftlich genutztenFlächen. So nahm der Anteil der Landwirtschaftsfläche an der gesamtenBodenfläche in Deutschland zwischen 1955 von 58,2% auf heute 54,7% ab (SRU2000), gleichzeitig erhöhte sich der Anteil an Waldfläche zwischen 1950 und 1997von 28,4% auf 30,2% (ebd.).

Betrachtet man das gesamte Bundesgebiet ergeben sich regionale Unterschiedein der Verteilung der Flächennutzungen: In den neuen Bundesländern liegen dieAnteile der Siedlungs- und Verkehrsflächen im allgemeinen niedriger und dieLandwirtschaftsflächen höher als in den alten Bundesländern (SRU 2000). Dabei istdie Umwandlungsrate hinsichtlich der Landnutzungen in den neuen Bundes-ländern höher.

Die Enquête-Kommission hat in ihrem Abschlußbericht bemerkt, dass langfristigeine Verringerung der Umwandlungsrate von unbebauten Flächen in bebauteFlächen bis 2010 auf 10% der Rate von 1993 bis 1995 anzustreben ist (Enquête-Kommission 1998). Nach dem Entwurf eines Schwerpunktprogramms desBundesumweltministerium wird eine Umwidmungsrate von 30 ha pro Tagangestrebt, ein Ziel, das bis zum Jahre 2020 erreicht werden soll.

Problematisch ist, dass vorhandene Reserven an bestehenden Gebäuden undbereits überbauten Flächen oft nicht genutzt werden, und das Siedlungswachs-tum daher mehr Flächen als notwendig verbraucht. Zu möglichen Maßnahmengehören z.B. Flächenrecycling, das Schließen vorhandener Baulücken und eineSiedlungsbegrenzung. Dabei werden Maßnahmen des vorsorgenden Boden-schutzes i.S. eines Freiflächenschutzes maßgeblich von der wirtschaftlichenEntwicklung und gesellschaftlichen Werthaltungen beeinflusst (Hentze 1999).

3.3.2 Maßnahmen in ausgewählten Bundesländern und Kommunen

In Brandenburg wurde 1991 das Großvorhaben „Flächenrecycling im LandBrandenburg“ initiiert. Bis 1997 wurden sechs Teilprojekte durchgeführt. Durch eine

13 Für die Beurteilung der Auswirkungen von Flächenbeanspruchungen auf Böden ist nicht

nur die Größe der versiegelten bzw. beeinträchtigten Fläche relevant, sondern auchdie unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Böden (LABO 1998d).

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umfassende Untersuchung der Altlastensituation soll die nötige Investitions- undPlanungssicherheit für die wirtschaftliche Revitalisierung ehemals industriell odermilitärisch genutzter Flächen in industriellen Schwerpunktgebieten geschaffenwerden. Dabei verfolgt das Projekt auch umweltpolitische Ziele. Zum einen wirddie von den Altlasten ausgehende Umweltgefährdung ermittelt, so dassnotwendige Sanierungsmaßnahmen kurzfristig eingeleitet werden können. Zumanderen wird durch die Inanspruchnahme ehemaliger Industriebrachen undMilitärflächen die Inanspruchnahme wertvoller Freiflächen vermieden (MLUR1999).

In Sachsen hat das Umweltfachamt Chemnitz Daten zur Bodenversiegelung in derRegion Chemnitz – Erzgebirge herausgegeben, welche die Gemeinde für diePlanung der Flächennutzung (Bauleitplanung) nutzen kann. Es finden sich darinAuswertungen zum Ausmaß der bestehenden und die Tendenz zukünftigerBodenversiegelung auf Gemeinde-, Landkreis- und Regionsebene.14 Die regel-mäßige Fortführung der Bodenversiegelungsermittlung ist geplant, um zukünftigEntwicklungen besser bewerten und Tendenzen ableiten zu können (StaatlichesUmweltfachamt 1998).

Zur Unterstützung der Planungsträger wurde in der Stadt Münster (Nordrhein-Westfalen) eine Karte „Vorranggebiete Bodenschutz“ erarbeitet, mit deren Hilfedem Planungsträger bodenschutzrelevante Fachinformationen zur Verfügunggestellt werden und möglichen Fehlentwicklungen und damit einhergehendenBodenbelastungen bereits in der Planungsphase entgegengewirkt werden kann(Krobok 1995).

Darüber hinaus können Versiegelungskartierungen den Planungsprozess unter-stützen (Beispiel: Stadt Münster). Diese können zum einen dazu dienen, dass inNeubaugebieten die planungsrechtlichen Möglichkeiten zur Freiflächenge-staltung und zur Versickerung von Dachflächenwassern in stärkerem Maße ausge-schöpft werden, um Versiegelungen so gering wie möglich zu halten (Krobok1995). Zum anderen ist gerade bei kommunalen Einrichtungen ein großes Maß anEntsiegelungspotentialen vorhanden (ebd.).

In Düsseldorf hat die Revitalisierung aufgegebener bzw. bereits genutzter Industrie-und Gewerbegrundstücke (Flächenrecycling) im Innenstadtbereich eine hoheBedeutung, da Flächenreserven für Neubaumaßnahmen sehr begrenzt sind.15

Gewerbe und Industriegebiete werden in Düsseldorf überwiegend auf bereitsbebauten Grundstücken realisiert. Die Stadtverwaltung folgt einer internen Leit-linie, nach der generell 20% unversiegelte Fläche der Gesamtfläche Düsseldorfsbeibehalten werden soll. Gleichwohl ist dies in Verhandlungen mit Investoren nicht

14 Datengrundlage für die Ermittlung der Bodenversiegelung bilden die Nutzungsarten-

statistik der Staatlichen Vermessungsämter und die Statistik genehmigter Bauleitplänedes Regierungspräsidiums Chemnitz (vgl. Staatliches Umweltfachamt 1998).

15 Das Verfahren funktioniert in Düsseldorf recht gut, da die Nachfrage seitens derInvestoren groß ist, im Innenstadtbereich zu bauen, die Grundstückressourcen jedochäußerst knapp sind. Kosten, die für die Sanierung der Grundstücke anfallen, sind beieiner späteren Nutzung vertretbar (Hentze 1999).

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immer leicht umzusetzen, da seitens der Verwaltung oft schlagkräftige Argumentefehlen, den Investoren den Nutzen unversiegelter Flächen für sie selbst klarzu-machen (Hentze 1999). Die Realisierung von Neubebauungen auf bereitsbebauten/genutzten Flächen bedingt einen hohen Kapitaleinsatz für die Bereit-stellung der Grundstücke, da diese oft durch Altlasten belastet sind. Darüberhinaus entsteht ein hoher Koordinierungsbedarf innerhalb der Stadtverwaltung.Zwischen 1994 und 1996 wurden ferner mit finanzieller Unterstützung des Landes-Umweltamtes auf Düsseldorfer Schulhöfen ca. 2.000 Quadratmeter Flächeentsiegelt und begrünt sowie weitere Maßnahmen bezuschusst, die von Privat-personen initiiert wurden (ebd.).16 Der Effekt dieser Maßnahmen, die flächenmäßignur einen geringen Teil ausmachen, liegt insbesondere in der Stärkung des Boden-bewusstseins in der Öffentlichkeit.

16 Im allgemeinen sind Entsiegelungsmaßnahmen quantitativ von untergeordneter Bedeu-

tung, da sie einen hohen personellen und finanziellen Aufwand bedeuten.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 40

3.4 Bodenschadverdichtung

Der Begriff der „Bodenverdichtung“, welcher die Normalverdichtung des Bodensbeschreibt, wird allgemein von dem Begriff der „Bodenschadverdichtung“unterschieden. Bodenschadverdichtung bedeutet eine anthropogen verursachteVerdichtung des Bodens über die Normalverdichtung hinaus, verbunden mit einerBeeinträchtigung wichtiger Bodenfunktionen (Bork et al. 1999). Betroffen sind vorallem intensiv genutzte land- und forstwirtschaftlichen Flächen sowie Siedlungs-flächen. Auch Baumaßnahmen (z.B. Straßenbau) führen zu erheblichen Verdich-tungen. Die Befahrung des Bodens mit schweren Fahrzeugen und Maschinenverändert die Porenstruktur des Bodens in Abhängigkeit von der Bodenstabilität.Einerseits wird das Volumen der Poren verkleinert und andererseits werden dieLeitporen durch Scherung unterbrochen. Das Wurzelwachstum der Pflanzen wirdbehindert, und die Wasseraufnahme- und –rückhaltefähigkeit sowie die Wasser-,Gas- und Temperaturleitfähigkeit des Bodens herabgesetzt (Horn 1999). Die nichtsichtbaren Folgen der Bodenschadverdichtung sind die Verschlechterung derLebensbedingungen für Bodenorganismen und damit deren Leistung im Bezug aufdie Aufrechterhaltung der Nährstoffkreisläufe. Damit werden auch diechemischen Bodeneigenschaften verändert. Die sichtbaren Folgen der Boden-schadverdichtung sind auf der lokalen bzw. regionalen Ebene herabgesetztesPflanzenwachstum, Wasserstau im Bodenkörper, erhöhter Oberflächenabfluss undÜberschwemmungsgefahr sowie Wassererosion.

Die Stabilität eines Bodens gegenüber Verdichtung wird durch Faktoren wieBodenart, Lagerungsdichte, Gehalt an organischer Substanz, Scherfestigkeit undWassergehalt bestimmt, die als Bodenkennwerte aus der Bodenkundlichen Kartier-anleitung abgeleitet werden können (Baumgartl 1997). Bspw. nimmt dieVerdichtungsneigung eines Bodens mit steigendem Ton- und Wassergehalt zu.Eine Abschätzung des Gefährdungspotentials setzt genaue Kenntnisse über dasVerhalten der bodenspezifischen Faktoren bei mechanischer Belastung voraus(ebd.). Die Entwicklung handhabbarer Prognoseverfahren ist Gegenstand derForschung (vgl. Horn 1999, Baumgartl 1997).

Im Jahre 1989 wurden 40% der Ackerfläche in den neuen Bundesländern alsverdichtet eingestuft (UBA 1997). Der Pflanzenertragsverlust durch Bodenschad-verdichtung infolge des Raddrucks wurde für diese Flächen auf 10-25% geschätzt(Dürr et al. 1995, nach UBA 1997). Während ein vergleichbarer Wert für die altenBundesländer nicht angegeben werden kann, hat eine neue Studie derBayrischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau beispielhaft denBefahrungsgrad des Bodens beim Winterweizenanbau untersucht. Danach bliebweniger als 1/3 der Fläche unbefahren, während die anderen 2/3 drei bis maximal24 Mal überfahren wurden (vgl. Horn 1999).

Während eine Vermeidung von Bodenschadverdichtungen in der Praxis bisher alsniedrig eingeschätzt wird (Frielinghaus 1997), wird heute deren Einschränkung einegroße Bedeutung im Bodenschutz beigemessen (Bork et al. 1999). Maßnahmen zurEinschränkung der Bodenschadverdichtung durch die landwirtschaftlicheBodenbewirtschaftung werden in den „Grundsätzen und Handlungsempfeh-

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 41

lungen zur guten fachlichen Praxis der landwirtschaftlichen Bodennutzung“beschrieben (BML 1998). Sie fordern eine an die Witterung angepassteBodenbearbeitung, die Erhaltung oder Verbesserung der Bodenstruktur sowie diehöchstmögliche Vermeidung der o.g. Verdichtungsschäden (BML 1999). Letzteresumfasst Empfehlungen zu:

• Technischen Möglichkeiten (z.B. Minderung des Kontaktflächendrucks z.B.durch Reifenbreite, Radlastreduzierung);

• Möglichkeiten der Anpassung von Arbeitsverfahren (bspw. Zusammenlegungvon Arbeitsgängen, Vermeidung des Befahrens bei nicht tragfähigen Böden);und

• Möglichkeiten zur Verbesserung der Befahrbarkeit des Bodens (bspw. boden-artspezifische Lockerung des Bodens und Beschränkung der Pflugarbeit undKrumenlockerung auf das unbedingt notwendige Maß) (ebd.).

Die „Grundsätze der Guten Landwirtschaftlichen Praxis“ werden durch Schulungund Beratung vermittelt.

3.5 Stoffeinträge in Böden

Aufgrund der Vielzahl der Quellen, der Eintragspfade und den Auswirkungen aufBöden, Pflanzen, Bodenorganismen und Grundwasser stellen Stoffeinträge einkomplexes Umweltproblem dar. Da eine Trennung zwischen Nährstoffen undSchadstoffen oft nicht möglich ist – Stoffe, die als Nährstoffe aufgebracht werden,können ab einer bestimmten Konzentration als Schadstoff wirken oder Schadstoffemit enthalten - wird in den folgenden Abschnitten nur auf Stoffeinträge imAllgemeinen eingegangen. Quellen für Stoffeinträge umfassen beispielsweiseWirtschaftsdünger, Mineraldünger, Pestizide, Klärschlamm und Kompost sowieindustrie- und verkehrsbedingte Immissionen.

Die Eintragspfade und Folgen des Stoffeintrags werden in den folgendenAbschnitten für einige Stoffgruppen skizziert.

Stickstoff und Phosphor können über die Düngung land- und forstwirtschaftlicherFlächen in Form von Nitrat, Ammonium und Phosphat in den Boden gelangen.Darüber hinaus kann Stickstoff in Form von Stickoxiden aus Verbrennungsprozessenüber den Luftweg in den Boden (s. auch Kapitel 3.5.2) eindringen.

Direkte Folgen des Eintrags der oben genannten Stoffe durch das Ausbringen vonWirtschafts-, Mineral- oder Sekundärrohstoffsdünger können z.B. die Auswaschungvon überschüssigem Stickstoff, die Versalzung oder die Versauerung sein. DieBelastungen des Grundwassers mit dem leicht auswaschbaren Nitrat ist in Bezugauf die Trinkwassergewinnung äußerst kritisch. Der diffuse Phosphateintrag vonlandwirtschaftlichen Flächen in benachbarte aquatische Ökosysteme ist eine derHauptursachen für deren Eutrophierung.

Persistente organische Schadstoffe gelangen nicht nur über den direkten Weg inden Boden, sondern können in der Luft über weite Flächen transportiert undverteilt werden. Sie können sich z.B. im Boden ablagern oder über den Boden ins

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Grundwasser ausgewaschen werden und für die in diesen Medien lebendenOrganismen toxische Werte erreichen. Substanzen, die in die Nahrungskettegelangen können dort Werte erreichen, die für Tiere und Menschen schädlichsind.

Schwefeloxide werden über den Luftpfad eingetragen und können zurVersauerung von Böden führen. In Küstengebieten ist ferner die Oxidation vonreduzierten Schwefelverbindungen von Bedeutung. Ähnliches gilt für sulfidhaltigeHalden des Bergbaus (UIN 1999). Die Folgen säurebildender Substanzen auf denBoden sind eine Verringerung der Säureneutralisationskapazität und die darausresultierende Absenkung des pH-Wertes. Dieser Effekt tritt insbesondere beiWaldböden auf. Die Versauerung von Böden kann zur Folge haben:

• Auswaschung von Pflanzennährstoffen;

• Mobilisierung von Schwermetallen, welche zu einer Belastung des Bodens undGrundwassers führt;

• Verringerung des Humusabbaus;

• Veränderung der Artenzusammensetzung, die in der Regel eine Verringerungder Artenvielfalt nach sich zieht.

Schwermetalle gelangen durch die Ausbringung von Klärschlamm, Kompost undPhosphatdünger sowie diffuse Verbreitung durch die Verbrennung fossilerBrennstoffe und Verkehrsabgase in den Boden. In Böden mit hohemBindungsvermögen werden potentiell toxische Metalle zunehmend angereichert.In Abhängigkeit von der Pufferleistung der Böden könnenSchwermetallkonzentrationen in der Bodenlösung erreicht werden, die sich auf dieBodenflora und –fauna sowie höhere Pflanzen nachteilig auswirken sowie zurBelastung des Grundwassers und zur Anreicherung in der Nahrungskette führen.

3.5.1 Maßnahmen zum Schutz vor Stoffbelastungen in Böden

In den Umweltämtern bzw. Forstämtern der Länder wurden Untersuchungendurchgeführt, um einen Überblick über Art und Ausmaß von Bodenveränderungenund –degradierungen zu erhalten. Die Ergebnisse, die hauptsächlich die stofflicheBeschaffenheit der jeweiligen Böden aufzeigen, wurden auf Bundes- undLänderebene in Bodenzustandsberichten dokumentiert (SRU 2000). Besondershervorzuheben sind dabei einerseits die „Bundesweite Bodenzustandserfassung imWald“ durch die Landesforstämter, die erstmals 1996 erfolgte sowie die von derLABO erarbeitete Übersicht „Hintergrund- und Referenzwerte für Böden“ alsbundesweite Grundlage zur nutzungsart-spezifischen Dokumentation desBodenzustandes (vgl. LABO 1998b).

Die Bodenzustandserfassungs-Studie (BZE-Studie) weißt auf eine flächendeckendeVersauerung und Basenverarmung der Oberböden unter Wald hin, von derlediglich Standorte auf Carbonatgestein wie die Bayerischen Alpen, dieSchwäbische und die Fränkische Alb und Standorte mit oberflächig anstehendemGeschiebemergel nicht nachweisbar betroffen sind (SRU 2000).

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Im Gegensatz zu der vergleichsweise guten Datenlage zur Bodenbeschaffenheitan Waldstandorten liegen für Ackerstandorte keine vergleichbaren Flächen-informationen vor. Die Ursache dafür ist zum einen darin zu sehen, dass relativwenige Ackerflächen als Bodendauerbeobachtungsflächen genutzt werden undfür Landwirte bei regulärer Bewirtschaftung keine Verpflichtung zur Erhebung vonBodenzustandsdaten besteht. Derartige Erhebungen sind nur bei der Aufbringungvon Klärschlämmen oder Kompost vorgesehen (SRU 2000). Jedoch sind Boden-untersuchungen nach AbfKlärV schon heute eine wichtige Datenquelle für Stoff-gehalte in Ackerböden.

Für eine Reihe von Stoffen ist der Schutz vor Bodenbelastungen in der Bundes-Bodenschutzverordnung über die Festlegung von Grenzwerten geregelt. ZumSchutz vor Überdüngung auf landwirtschaftlichen Flächen werden Bedarfs-kalkulationen für Mineral- und organische Dünger durchgeführt. Neben derBemessung der Stickstoffgaben, der Wahl der geeigneten Zeitpunkte und derDüngerform, wird die Auswaschungsrate von Stickstoff durch entsprechendeAnbauverfahren (z.B. Pflanzenwahl, Zwischenfruchtanbau, hoher Bedeckungs-grad, Abfahren von Ernterückständen) bestimmt (Stoy and Sattelmacher 1992).Hier ist anzumerken, dass Problemböden der Landwirtschaft gleichzeitig oft dieProblemböden der Wasserwerke darstellen (Lowis 1998). Zu diesem Zweck könnenKooperationen zwischen Wasserwerken und Landwirten dazu beitragen, dieAuswaschungsrate von Stickstoff zu reduzieren.

Ein Beispiel für gelungene Zusammenarbeit stellt die Kooperation zwischen Wasser-werken und Landwirten im Langeler Bogen dar, wo seit 1985 Agrarbetreuerzusammen mit den Landwirten regelmäßige Beprobung der Ackerflächen auf denNährstoff- und Humusgehalt durchführen und die ausgebrachten und durch dasWachstum und die Ernte der Pflanzen entnommene Düngemengen bilanziertwerden. Die Düngegaben werden so bemessen, dass die optimale Nährstoff-versorgung der Pflanzen gewährleistet ist und möglichst wenig Stickstoff in Formvon Nitrat ins Grundwasser ausgewaschen wird (Lowis 1998).

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3.6 Zusammenfassung der Bodendegradierungen in Deutschland

Die Erhebung des Schadensausmaßes sowie die Entwicklung von Maßnahmenund die Bereitstellung von Mitteln zur Schadensbegrenzung sind in Deutschlandländerspezifisch ausgestaltet und und – je nach Art der Bodendegradierung -unterschiedlich weit fortgeschritten. Hinzu kommt, dass die Probleme derBodendegradierung in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich gewichtetund daher mit unterschiedlicher Intensität bearbeitet werden.

Die Abschätzung der Erosionsgefährdung eines Standortes in Abhängigkeit derLage und der örtlichen Gegebenheiten wie Niederschlag und Bodeneigen-schaften sowie deren Begünstigung durch Auswahl der landwirtschaftlichenNutzung und Bearbeitungsmethode haben bislang Vorrang gegenüber derZusammenstellung von Messdaten zum tatsächlichen Ausmaß der Bodenerosionerhalten. Bodenerosion wurde, nach Auswertung der durchgeführten Interviews, inSachsen und Nordrhein-Westfalen als eines der Hauptprobleme in der Land-wirtschaft identifiziert. Beide Länder fördern sowohl Forschungsvorhaben zurEntwicklung von erosionsmindernden Anbauverfahren als auch die Anwendungderselben.

Die vorhandenen Daten zum Ausmaß von Bodenerosion durch Wind und Wasserwerden einerseits durch aufwendige Feldversuche direkt ermittelt, und anderer-seits anhand von Niederschlagsmengen, Windangaben sowie weiteren örtlichenBodenkennwerte geschätzt oder berechnet. Es besteht weiterhin der Bedarf anlangjährigen Vergleichen von ermittelten und berechneten Werten sowie an einerVereinheitlichung der Meßmethode im Sinne der Datenvergleichbarkeit.

Der Abbau von Rohstoffen geht vor allem mit einer nur schwer umkehrbarenZerstörung der Landschaft, insbesondere der Biotope und des Bodens, sowieBeeinträchtigung des Wasserhaushaltes einher. Die Folgen des Tagebaus sindbspw. an den weitläufigen Kohlegruben in Sachsen und den Sand- undKiesgruben in Brandenburg gut sichtbar. Die Sanierung von stillgelegten Gruben inden neuen Bundesländern läuft seit der Wiedervereinigung zwar auf Hochtouren.Allerdings lässt sich feststellen, dass die Formulierung von klaren Zielvorstellungenim Sinne der stärkeren Berücksichtigung von Interessen des Boden-, Natur- undArtenschutzes und der Landschaftspflege notwendig wäre.

Bundesweit schreitet die Umwidmung von freien Flächen durch die Besiedelungsowie den Ausbau des Verkehrsnetzes rapide voran. Die Enquête-Kommission hatals allgemeines Ziel die Reduktion der Flächenumwidmungsrate bis 2010 auf 10%der Rate von 1993 bis 1995 empfohlen (Enquête-Kommission 1998). Nach demEntwurf eines Schwerpunktprogramms des Bundesumweltministeriums soll bis zumJahre 2020 das Ziel von 30 ha Flächenumwidmung pro Tag erreicht werden (SRU2000). Derzeit werden - bundesweit leider nur in bescheidenem Umfang und in derRegel nur punktuell - Maßnahmen bereits durchgeführt, bspw. dasFlächenrecycling und das Schließen vorhandener Baulücken (Verdichtung derSiedlungsstruktur). Als Hilfsmittel dienen den Planungsträgern Versiegelungs-kartierungen und Karten mit bodenschutzrelevanten Fachinformationen.

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Erschwert wird die Verminderung der Flächenumwidmung durch die Vielzahl derAkteure und Betroffenen, deren teils stark divergierende Interessen mit denInteressen des Boden- und Naturschutzes abgewogen werden müssen.

Die Bodenschadverdichtung ist, wie auch die Bodenerosion, vorwiegend dasResultat einer ungeeigneten land- und forstwirtschaftlichen Praxis sowie die Folgevon Baumaßnahmen. So ist nicht nur der Boden unmittelbar unter Straßen undbebauten Gebieten stark verdichtet, sondern auch die angrenzenden Flächen,die bei den Baumaßnahmen befahren wurden. Obschon die Ursachen undFolgen einer Bodenschadverdichtung gut erforscht sind, befinden sichPrognoseverfahren für die Abschätzung der Verdichtungsgefahr noch in derEntwicklungsphase. Maßnahmen zur Verhinderung von Bodenschadverdichtungdurch die Landwirtschaft sind in den „Grundsätzen und Handlungsempfehlungenzur guten fachlichen Praxis der landwirtschaftlichen Bodennutzung“ zusammen-gefasst (BML 1999). Ebenfalls kommen alle Bestrebungen gegen Neu-versiegelungen und Besiedlung einer Beschränkung der Bodenschadverdichtungzugute. Die Förderung von verdichtungsverhindernden Maßnahmen ist bisher eherdie Ausnahme.

Die Bodendegradierung durch Nähr- und Schadstoffeinträge ist bundesweitausführlich untersucht worden, wobei Waldstandorte umfassender als Acker-standorte dokumentiert sind. Dabei könnte die Harmonisierung der Klärschlamm-,Kompost- und Düngemittelverordnungen erheblich zur Verbesserung derDokumentation von Ackerstandorten beitragen. Der Schutz vor chemischenBodenbelastungen durch bekannte Problemstoffe ist bereits vielfach gesetzlichverankert. Dank gesetzlicher Regelungen sind bspw. die Luftimmissionen von Stick-und Schwefeloxiden in den letzten zwei Jahrzehnten stark verringert worden.Vordergründig ist heute, die Überdüngung von landwirtschaftlichen Flächen undden diffusen Eintrag von Nährstoffen in das Grundwasser und die Gewässer zuverhindern. Bedarfskalkulationen für Mineral- und organische Dünger stellen einegeeignete Maßnahme dar, die es flächendeckend anzuwenden gilt.

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4 Rechtliche Grundlagen im Bodenschutz

In den späten 70er Jahren wurde das Medium Boden erstmals zu einem derzentralen Themen der deutschen Umweltpolitik erhoben. Eine der Hauptursachendafür waren aus Abfalldeponien austretende Schadstoffe, die sich in Böden,Trinkwasser und Lebensmitteln anreicherten. Anfang der 80er Jahre wurdebundesweit mit der Erfassung von Altlasten begonnen. Die Vorschriften für dieErfassung und Sanierung von Altlasten wurden zunächst in die bestehendenLandesabfallgesetze integriert. In einer weiteren Phase wurden auf Landesebeneeigenständige Boden- und Altlastengesetze ausformuliert.

Als Reaktion auf die Anfang der achtziger Jahre begonnene Altlasten- undBodenschutzdebatte hat die Bundesregierung am 6. Februar 1985 die Boden-schutzkonzeption verabschiedet, in der die Zielsetzungen der Bundesregierung inBezug auf den Bodenschutz festgelegt wurden. Im Rahmen der Bodenschutz-konzeption wurde Bodenschutz als eine Querschnittaufgabe betrachtet, die durchdie Integration von Bodenbelangen in schon bestehende Gesetze gelöst werdensollte. Es hat sich jedoch gezeigt, dass diese partiellen Regelungen langfristig nichtausreichten, da der Boden in der Regel nur als ein zu schützendes Gut aufge-nommen wurde, jedoch keine Standards im Sinne von Grenzwerten odertechnischen Anforderungen festgesetzt wurden. Standards für zulässig Boden-belastungen wurden bis dahin von jedem Bundesland nach eigenen Maßstäbenfestgelegt. Die hiermit verbundene Rechtszersplitterung und Rechtsunsicherheitbei der Beurteilung von Gefahren, die zu Investitionshindernissen und Wett-bewerbsverzerrungen führten, machten die Schaffung eines eigenständigenBodenschutzgesetzes mit untergesetzlichem Regelwerk notwendig. Das Gesetzzum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten(Bundes-Bodenschutzgesetz) wurde am 17. März 1998 verabschiedet und trat am1. März 1999 in Kraft. Dieses Gesetz gilt als Meilenstein in der Umweltpolitik, daneben den Medien Wasser und Luft nun auch der Boden in einem eigenständigenGesetz geschützt wird. Mit dem Bundes-Bodenschutzgesetz wurde die Grundlagefür eine bundesweit einheitliche Vorgehensweise bei der Bekämpfung undBewältigung von Bodenbelastungen und Altlasten geschaffen. Als Instrument zurUmsetzung des Bundes-Bodenschutzgesetzes wurde am 16. Juni 1999 die Bundes-Bodenschutzverordnung (BBodSchV) verabschiedet, in der die Anforderungen andie Untersuchung und Bewertung von Verdachtsflächen und an die Sanierungvon schädlichen Bodenveränderungen und Altlasten sowie an die Vorsorgegegen das Entstehen schädlicher Bodenveränderungen formuliert werden. DieBBodSchV enthält ferner Vorschriften zum Auf- und Einbringen von Materialien undzum Schutz vor Erosion durch Wasser.

Das Bundes-Bodenschutzgesetz erfüllt die Funktion eines Leitgesetzes (Holzwarth etal. 1998). Hierin werden normative Vorgaben des Bundes-Bodenschutzgesetzes mitbodenschützenden Regelungen in anderen Gesetzen verzahnt.

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Das Bundes-Bodenschutzgesetz legt in Artikel 3 BBodSchG fest, welche Vorschrif-ten aus anderen Gesetzen vorrangig anzuwenden sind. Neben den prioritärenRegelungen in den Fachgesetzen gibt es Regelungen, die nicht ausdrücklich aufden Bodenschutz abzielen, diesen jedoch mittelbar oder unmittelbar schützen, soz.B. das Wasserhaushaltsgesetz und das Bundes-Naturschutzgesetz.

Die Regelung der Zuständigkeit und des Verwaltungsverfahrens im Rahmen desVollzuges ist Aufgabe der Länder. Diese haben teilweise neue Ländergesetzeerlassen oder vor dem in Kraft treten des Bundes-Bodenschutzgesetzes schonbestehende Gesetze novelliert.

Da das Vorsorgeprinzip im Bundes-Bodenschutzgesetz in einem eigenenParagraphen berücksichtigt wurde, desweiteren jedoch auch in den Regelungenzur guten fachlichen Praxis sowie in anderen relevanten Gesetzen, wie derGefahrstoffverordnung oder dem Bundes-Immissionsschutzgesetz, verankert ist,wird hier ein kurzer Überblick über die vorsorgenden Regelungen gegeben. Andieser Stelle sei jedoch auf die ausführliche Analyse des WissenschaftlichenBeitrates Bodenschutz in dem Gutachten „Wege zum vorsorgenden Bodenschutz“verwiesen. Ferner lassen sich die Regelungen des Bodenschutzes nachVorschriften zur Minimierung des Flächenverbrauchs und der Versiegelung, zumSchutz vor Schadstoffbelastungen sowie zur Altlastensanierung gruppieren. Den indiesem Abschnitt zusammengefassten Aspekten wird nachfolgend im einzelnennachgegangen.

4.1 Gesetzgebungskompetenz des Bundes

In bezug auf das Bodenrecht besteht gemäß Artikel 74 Absatz 1 Nr. 18 Grund-gesetz (GG) eine „konkurrierende Gesetzgebungskompetenz des Bundes“. Nachder konkurrierenden Gesetzgebung können die Länder eine Regelung nur treffen„solange und soweit der Bund von seiner Gesetzgebungszuständigkeit nichtGebrauch gemacht hat“ (Artikel 72 Absatz 1 GG). Das Bodenschutzrecht ist imGesetzgebungskatalog des Grundgesetzes nicht ausdrücklich aufgelistet. Es wirdjedoch inzwischen weitgehend bejaht, dass auch bezüglich des Bodenschutzeseine konkurrierende Gesetzgebungskompetenz des Bundes besteht (Holzwarth etal. 1998). Weitere Artikel, die bodenrelevante Gesetzgebungsbefugnisseenthalten, ist das Recht der Wirtschaft (Artikel 74 Absatz 1 Nr. 11 GG), die Abfall-beseitigung (Artikel 74 Absatz 1 Nr. 24 GG) und der Naturschutz (Artikel 75 Absatz 1Nr. 4 GG). Für die Vorschriften zur Sanierung von Gewässerverunreinigungen, dieauf schädliche Bodenveränderungen oder Altlasten zurückzuführen sind, bestehteine Rahmengesetzgebungskompetenz des Bundes (Artikel 75 Absatz 1 Nr. 4 GG).Ähnlich wie bei der Regelung des Wasser- und des Abfallrechtes bestanden vordem Erlass des Bundes-Bodenschutzgesetzes zahlreiche landesrechtlicheRegelungen zum Bodenschutz und zur Altlastensanierung, wie zum Beispiel die

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Landesgesetze in Baden-Württemberg, Sachsen und Berlin.17 Mit dem Inkrafttretender bundesrechtlichen Regelung im Rahmen der konkurrierenden Gesetzgebungtritt eine Sperrwirkung des Bundesrechtes ein. Dies bedeutet für das zu diesem Zeit-punkt bereits in Kraft getretene Landesrecht, neben dem Wegfall der Gesetz-gebungskompetenz der Länder, dass inhaltsgleiches und widersprechendesLandesrecht außer Kraft tritt.18

4.2 Struktur und Anwendungsbereiche des BBodSchG

Das Bundes-Bodenschutzgesetz umfasst fünf Teile, deren Inhalt in nachfolgenderTabelle zusammengefasst ist:

17 Das Landes-Bodenschutzgesetz Baden-Württemberg (LBodSchG BW) aus dem Jahre

1992 war bundesweit Vorreiter unter den Landes-Bodengesetzen und wird geradenovelliert. Das Erste Bodenschutz- und Altlastengesetz des Freistaates Sachsen von 1992wurde 1998 novelliert.

18 Entscheidung des Bundesverfassungsrechtes 1974, 1097, zit. in Sanden und Schoeneck1998, 309.

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Tabelle 4: Aufbau des Bundes-Bodenschutzgesetzes

Teil 1 Allgemeine Vorschriften Zweck und Grundsätze des GesetzesBegriffsbestimmungenAnwendungsbereich

Teil 2 Grundsätze und Pflichten GefahrenabwehrEntsiegelungAuf- und Einbringen von MaterialVorsorgeVerordnungsermächtigungGefährdungsabschätzungen undAnordnungen

Teil 3 Ergänzende Vorschriftenfür Altlasten

ErfassungInformation der BetroffenenSanierungsuntersuchungSanierungsplanungÜberwachungErgänzende Anordnungen

Teil 4 LandwirtschaftlicheBodennutzung

Gute Fachliche Praxis in der Landwirtschaft

Teil 5 Schlussvorschriften Regelungen über Sachverständige, Daten,Anhörungen

Bestimmung über landesrechtlicheRegelungen, bindende Beschlüsse der EG

Kosten

Wertausgleich

Bußgeld

Im ersten Teil werden neben der Bestimmung von Begriffen wie Boden, Boden-funktionen (vgl. Kapitel 4.2.1), Verdachtsflächen, Altlasten oder Sanierung dieRegelungen festgehalten, die für schädliche Bodenveränderungen und Altlastenvorrangig vor dem Bundes-Bodenschutzgesetz gelten.

Im zweiten Teil wird eine Doppelstrategie verfolgt. Entsprechend des Vorsorge-grundsatzes sollen künftige schädliche Bodenveränderungen vermieden (§7BBodSchG) und der Boden vor Gefahren aus bereits bestehenden schädlichenBodenveränderungen geschützt werden (§4 BBodSchG). Außerdem werden indiesem Teil Maßnahmen zur Ver- und Entsiegelung (§5 BBodSchG) und zum Auf-und Einbringen von Materialien (§6 BBodSchG) geregelt.

Der dritte Teil des Gesetzes enthält Vorschriften zur Altlastensanierung. In dersogenannten landesrechtlichen Öffnungsklausel wird festgelegt, dass die Länderdie Erfassung der Altlasten und altlastenverdächtiger Flächen regeln (Sanden undSchoeneck 1998). Es werden außerdem Anforderungen an die Durchführung vonSanierungsuntersuchungen und die behördliche Sanierungsplanung aufgestellt.

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Der vierte Teil enthält Ausführungen, wie der Vorsorgepflicht bei der landwirt-schaftlichen Nutzung durch die gute fachliche Praxis Rechnung getragen werdensoll (§17 BBodSchG). In den Schlussvorschriften werden Vorschriften über Sach-verständige, über die Datenermittlung zwischen Bund und Ländern und dieBefugnis der Länder, bestimmte ergänzende Vorschriften zu erlassen, festgehalten.Außerdem befinden sich in diesem Teil Regelungen zur Anhörung beteiligter Kreise,zu den Kosten und Bußgeldvorschriften.

4.2.1 Bodenfunktionen und Nutzungskonkurrenz

Die Funktionen der Böden, ihre Schutzbedürftigkeit, die an sie gestelltenNutzungsansprüche und die aus der Nutzung resultierenden Gefahrenpotentialestellten bereits Eckpunkte der Bodenschutzkonzeption der Bundesregierung von1985 dar.

Auch im Bundes-Bodenschutzgesetz ist der Grundsatz der nachhaltigen Sicherungund Wiederherstellung der Bodenfunktionen verankert (§1 BBodSchG). Die Boden-funktionen umfassen natürliche Funktionen, die Archivfunktion und Nutzungs-funktionen (§2 BBodSchG). Diese Funktionen stehen zunächst gleichberechtigtnebeneinander, was die vielfach zitierte Nutzungskonkurrenz zum Ausdruck bringt.Die Konkurrenz zwischen dem Schutz des Bodens und den Nutzungsfunktionen isteine der Kernfragen des Bodenschutzrechtes. Nach Ansicht vor allem der Wirt-schaftsverbände und des Wirtschaftsausschusses des Bundesrates stehen dieBodenfunktionen gleichrangig nebeneinander.19 Ziel des Bundes-Bodenschutz-gesetzes ist es, den Boden unter anderem als Fläche für Nutzungen aller Artnachhaltig zu erhalten oder wiederherzustellen. Bodenschutz habe daher diesorgfältige wirtschaftliche und soziale Nutzung ohne Wertung zu umfassen(Sanden und Schoeneck 1998).

19 BR-Drs. 702/2/96, zit. in Sanden und Schoeneck 1998, 73.

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Nach anderer Ansicht spricht die Hervorhebung der Archiv- und der natürlichenFunktionen in der den Zweck und die Grundsätze des Gesetzes bestimmendenVorschrift §1 Satz 3 BBodSchG dafür, dass diesen Funktionen eine größereBedeutung zukommen soll.

„Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeinträchtigungen seiner natürlichenFunktionen sowie seiner Funktion als Natur- und Kulturgeschichte so weit wiemöglich vermieden werden.“ (§1 Satz 3 BBodSchG).

In der folgenden Tabelle werden die Bodenfunktionen aufgelistet, die nach §2BBodSchG den drei Kategorien natürliche Funktionen, Funktionen als Archiv derNatur- und Kulturgeschichte sowie Nutzungsfunktionen zugeordnet werden.

Tabelle 5: Bodenfunktionen (§2 BBodSchG)

1. Natürliche Funktionen als

a) Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen undBodenorganismen,

b) Bestandteil des Naturhaushalts, insbesondere mit seinen Wasser- undNährstoffkreisläufen,

c) Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen aufGrund der Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften, insbesondereauch zum Schutz des Grundwassers,

2. Funktionen als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte sowie

3. Nutzungsfunktionen als

a) Rohstofflagerstätte,

b) Fläche für Siedlung und Erholung,

c) Standort für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung,

d) Standort für sonstige wirtschaftliche und öffentliche Nutzungen, Verkehr, Ver-und Entsorgung.

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4.2.2 Verzahnungsregelungen

Der Anwendungsbereich des Bundes-Bodenschutzgesetzes ist in §3 BBodSchGfestgelegt. Danach findet das Gesetz auf schädliche Bodenveränderungen20 undAltlasten21 Anwendung, soweit andere Vorschriften die Einwirkungen auf denBoden nicht regeln. Folgende Vorschriften haben insoweit Vorrang vor demBBodSchG:

• Vorschriften des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes über das Aufbringenvon Abfällen auf Böden;

• Vorschriften des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes über die Zulassung undden Betrieb von Abfallbeseitigungsanlagen und die Stilllegung von Deponien;

• Vorschriften über die Beförderung gefährlicher Güter;

• Vorschriften des Düngemittel- und Pflanzenschutzrechts;

• Vorschriften des Gentechnikgesetzes;

• Vorschriften des Bundeswaldgesetzes und der Forst- und Waldgesetze derLänder;

• Vorschriften des Flurbereinigungsgesetzes;

• Vorschriften über Bau, Änderung, Unterhaltung und Betrieb von Verkehrs-wegen oder Vorschriften, die den Verkehr regeln;

• Vorschriften des Bauplanungs- und Bauordnungsrechts;

• Vorschriften des Bundesberggesetzes und der entsprechenden Rechtsver-ordnungen;

• Vorschriften des Bundes-Immissionsschutzgesetzes und der entsprechendenRechtsverordnungen.

Wie oben schon erwähnt stellt diese Auflistung klar, was nach allgemeinen Aus-legungsregeln gilt, „lex specialis“ vor „lex generalis“, das speziellere geht demallgemeinen Gesetz vor. Das Bundes-Bodenschutzgesetz tritt also hinter demspezielleren Fachgesetz zurück, vorausgesetzt, dass dieses Regelungen über dieEinwirkung auf den Boden enthält. Soweit die speziellen Regelungen jedochLücken aufweisen, sind diese durch die Maßstäbe des Bundes-Bodenschutz-gesetzes zu konkretisieren (Holzwarth et al. 1998). Die Fachgesetze enthalten meist

20 Schädliche Bodenveränderungen sind „Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen, die

geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für denEinzelnen oder die Allgemeinheit herbeizuführen“ (§2 Absatz 3 BBodSchG).

21 Altlasten sind „(1) stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen sowie sonstige Grundstücke,auf denen Abfälle behandelt, gelagert oder abgelagert worden sind (Altabla-gerungen), und (2) Grundstücke stillgelegter Anlagen und sonstige Grundstücke, aufdenen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen worden ist, ausgenommenAnlagen, deren Stillegung einer Genehmigung nach dem Atomgesetz bedarf(Altstandorte), durch die schädliche Bodenveränderungen oder sonstige Gefahren fürden einzelnen oder die Allgemeinheit hervorgerufen werden“ (§2 Absatz 4 BBodSchG).

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verfahrensrechtliche Vorschriften, die unmittelbar oder mittelbar auch dem Schutzdes Bodens dienen. Sie enthalten jedoch oft keine materiellen Maßstäbe zumSchutz des Bodens. Deutlich wird dies an den Beispielen des Gentechnikgesetzesoder des Bauplanungsrechtes, die keine Aussage darüber enthalten, wann dasRechtsgut Boden „gefährdet“ ist22 oder wann ein Boden „erheblich mitumweltgefährdenden Stoffen belastet ist.“23 Zur Konkretisierung dieser unbestimm-ten Rechtsbegriffe kann dann auf die Bewertungsmaßstäbe des Bundes-Bodenschutzgesetz zurückgegriffen werden. Dem Bundes-Bodenschutzgesetzsowie der Bundes-Bodenschutzverordnung kommen insofern durch die Zurver-fügungstellung von materiellen Maßstäben eine wichtige Steuerungsfunktion zu(Holzwarth et al. 1998). Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass in denverschiedenen Gesetzen einheitliche Bodenwerte und sonstige Bewertungs-maßstäbe für Bodenbelastungen Anwendung finden (ebd.).

Nach dem „lex specialis“ Grundsatz sind jedoch einige Regelungen des Bundes-Bodenschutzgesetzes prioritär zu Vorschriften anderer Gesetze anzuwenden. In derSchnittstelle zwischen Bodenschutzrecht und Wasserrecht wird dies besondersdeutlich. Wird beispielsweise ein Gewässer durch eine schädliche Boden-veränderung oder durch eine Altlast verunreinigt, muss nach dem Bundes-Boden-schutzgesetz, als Spezialgesetz für die Gefahrenermittlung und die Gefahren-abwehr, entschieden werden, „ob eine Gefahr vorliegt und das Gewässer saniertwerden muss“ (§2 Abs.3, §4 Abs.3 BBodSchG). Dagegen bestimmt sich die durchdie Sanierung zu erreichende Gewässergüte nach dem Wasserrecht.24

Die Verzahnung des Bundes-Bodenschutzgesetzes mit dem Bundes-Immissions-schutzgesetz ist in §3 Abs.1 Nr.11 und Abs.3 BBodSchG besonders geregelt. EineVerknüpfung der beiden Gesetze wird durch einen wechselseitigen Bezugerreicht. Das Bundes-Immissionsschutzgesetz dient über die Errichtung und denBetrieb von Anlagen auch dem Schutz des Bodens. Einwirkungen auf den Bodensind von dem Begriff des Bundes-Immissionsschutzgesetzes „schädliche Umwelt-einwirkungen“ mit umfasst (§3 Abs.1 und 2 BImSchG). Wann aber eine „schädlicheUmwelteinwirkung“ im Hinblick auf den Boden vorliegt, wird durch das Boden-schutzgesetz definiert (§2 Abs.3, §3 Abs.3 BBodSchG). Außerdem sind zur näherenBestimmung der immissionsschutzrechtlichen Vorsorgepflichten die Werte derBundes-Bodenschutzverordnung heranzuziehen (§3 Abs.3 Satz 2 BBodSchG).

22 Nach §6 Absatz 2 GenTG sind die nach dem Stand von Wissenschaft und Technik

notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um die im Gesetz genannten Rechtsgüter (zudenen der Boden gehört) zu schützen.

23 Nach §9 Abs.5 Nr.3 BauGB sind im Bebauungsplan die “Flächen, deren Böden erheblichmit umweltgefährdenden Stoffen belastet sind”, zu kennzeichnen.

24 Gemäß §4 Abs.4 Satz 3 BBodSchG bestimmen sich die bei der Sanierung vonGewässern zu erfüllenden Anforderungen nach dem Wasserrecht.

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4.2.3 Bundes-Bodenschutzgesetz und Landes-Bodenschutzgesetze

Das Bundes-Bodenschutzgesetz wird nach Artikel 83 GG von den Landesbehördenals eigene Angelegenheit ausgeführt. In diesem Sinne wurden in Bayern undNiedersachsen Ausführungsgesetze erlassen. In den Landes-Bodenschutzgesetzenwerden darüber hinaus die Zuständigkeiten geklärt, sofern diese nicht über eineZuständigkeitsverordnung, wie z.B. in Brandenburg, geregelt wurden. In §21BBodSchG wird den Landesgesetzgebern ein Regelungsspielraum eingeräumt.

Danach können die Länder:

• Ergänzende Verfahrensregelungen zur Ausführung des zweiten und dritten Teilsdes BBodSchG erlassen (§21 Abs.1);

• Bestimmen, dass Verdachtsflächen von der zuständigen Behörde erfasst undvon den Verpflichteten mitzuteilen sind sowie dass bei schädlichen Boden-veränderungen Sanierungsuntersuchungen, die Erstellung von Sanierungs-plänen und die Durchführung von Eigenkontrollmaßnahmen verlangt werdenkönnen (§21 Abs.2);

• Bodenbelastungsgebiete und die dort zu treffenden Maßnahmen bestimmen;

• Bodeninformationssysteme, insbesondere auf der Datengrundlage von Boden-dauerbeobachtungsflächen und Bodenzustandsuntersuchungen errichten.

4.3 Regelungen zur Vorsorge und Gefahrenabwehr

Ziel des Vorsorgegrundsatzes im Bodenschutz ist es, das Entstehen von Boden-belastungen bereits im Vorfeld der Gefahrenschwelle zu verhindern oder einzu-schränken. Zugleich soll auf die zukünftige Nutzung und Bewirtschaftung desBodens Einfluss genommen werden (Bachmann und Thoenes 2000). Hingegengeht die Gefahrenabwehr von bestehenden schädlichen Veränderungen odervon Anlagen mit Gefahrenpotential aus. Die Trennung zwischen Vorsorge undGefahrenabwehr wurde erstmals im Bundes-Bodenschutzgesetz eindeutig voll-zogen.

Der Vorsorgegrundsatz ist sowohl im Bundes-Bodenschutzgesetz als auch inrelevanten Fachgesetzen in unterschiedlich konkreter Form verankert. In denfolgenden Kapiteln wird zwischen allgemeinen Regelungen zur Vorsorge undGefahrenabwehr, Vorsorgeregelungen gegen das Entstehen schädlicher Boden-veränderungen sowie Regelungen zur guten fachlichen Praxis unterschieden.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 55

4.3.1 Allgemeine Regelungen zur Vorsorge und Gefahrenabwehr

Allgemeine Regelungen zur Vorsorge und Gefahrenabwehr finden sich imGesetzeszweck verschiedener Fachgesetze und besitzen oft Appellcharakter.

So sind die Erkennung, Abwehr und Vorbeugung von Gefahren durch stoff-bedingte schädliche Einwirkungen auf den Naturhaushalt, insbesondere auf denBoden, im Gesetzeszweck der Gefahrstoffverordnung (§1 GefStoffV) und desChemikaliengesetzes verankert (§1 ChemG).

Auch der Zweck des Bundes-Immissionsschutzgesetzes beinhaltet, den Boden vorschädlichen Umwelteinwirkungen und, soweit es sich um genehmigungs-bedürftige Anlagen handelt, auch vor Gefahren, erheblichen Nachteilen underheblichen Belästigungen, die auf andere Weise herbeigeführt werden, zuschützen und dem Entstehen schädlicher Umwelteinwirkungen vorzubeugen“(§1 BImSchG).

Im Gegensatz dazu wird der Schutz des Bodens im Gentechnikgesetz (GenTG)nicht ausdrücklich erwähnt. Im §1 GenTG ist jedoch verankert, dass das „Lebenund die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen sowie die sonstige Umwelt inihrem Wirkungsgefüge und Sachgüter vor möglichen Gefahren gentechnischerVerfahren und Produkte geschützt und dem Entstehen solcher Gefahren“vorgebeugt werden sollen. Der Schutz des Bodens wird hier über den allgemeinenSchutz der Umwelt mit erfasst.

4.3.2 Vorsorge gegen das Entstehen schädlicher Bodenveränderungen undGefahrenabwehr

Der Vorsorgegrundsatz zum Schutz des Bodens sowie die Gefahrenabwehrwerden im Bundes-Bodenschutzgesetz in den Regelungen zur Vorsorge (§7BBodSchG) und Gefahrenabwehr (§4 BBodSchG) konkretisiert. Danach hat sichjeder, der auf den Boden einwirkt, so zu verhalten, „dass schädliche Bodenverän-derungen nicht hervorgerufen werden“. Droht jedoch eine schädliche Boden-veränderung durch eine bestimmte Nutzung oder Einwirkung auf den Boden,besteht die Verpflichtung, Maßnahmen zur Abwehr der von einem Grundstückdrohenden Gefahren zu ergreifen (§4 Abs.2 BBodSchG).

Bei bestimmten Bodennutzungen wird in §7 BBodSchG auf andere Bereiche desBBodSchG bzw. auf andere Fachgesetze verwiesen:

„Die Erfüllung der Vorsorgepflicht bei der landwirtschaftlichen Bodennutzung richtetsich nach §17 Abs.1 und 2, für die forstwirtschaftliche Bodennutzung nach demZweiten Kapitel des Bundeswaldgesetzes und den Forst- und Waldgesetzen derLänder (vgl. Kapitel 5.4.)25. Die Vorsorge für das Grundwasser richtet sich nachwasserrechtlichen Vorschriften. Bei bestehenden Bodenbelastungen bestimmensich die zu erfüllenden Pflichten nach §4.“

25 Im Bundeswaldgesetz und in den Landeswaldgesetzen besteht die Verpflichtung zur

pfleglichen Bodenbehandlung.

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Nach §9 Abs.1 BBodSchV besteht dann Besorgnis zu schädlichen Bodenverände-rungen, wenn Schadstoffgehalte im Boden gemessen werden, die die Vorsorge-werte (vgl. Anhang 2 Nr.4 BBodSchV) überschreiten, oder eine erheblicheAnreicherung von anderen Schadstoffen erfolgt, die eine potentielle krebs-erzeugende, erbgutverändernde, fortpflanzungsgefährdende oder toxischeWirkung besitzen. In §9 Abs.2 BBodSchV wird Böden mit naturbedingt erhöhtenSchadstoffgehalten Rechnung getragen.

4.3.3 Gute fachliche Praxis

Das Vorsorgeprinzip wird ferner in den Regelungen zur guten fachlichen Praxis inunterschiedlichen Gesetzen konkretisiert. Dies umfasst Vorschriften zur gutenfachlichen Praxis in der Landwirtschaft hinsichtlich der mechanischen Belastungund Bearbeitung des Bodens (BBodSchG), der Ausbringung von Düngemitteln(Düngemittelgesetz (DMG)) und bei der Durchführung des Pflanzenschutzes(Pflanzenschutzgesetz (PflSchG)).

Die im BBodSchG formulierten Anforderungen an die Vorsorge in der Land-wirtschaft werden in den Grundsätzen der „guten fachlichen Praxis“26 konkretisiert,um die Voraussetzung für eine möglichst bundeseinheitliche Umsetzung derVorgaben des Gesetzes zu schaffen. Sie dienen den nach Landesrecht zuständi-gen Beratungsstellen zur Vermittlung der Grundsätze in der Praxis. Diese umfassendie geeignete Art der Bodenbearbeitung, den Erhalt der Bodenstruktur und dieVermeidung oder Verminderung physikalischer Belastungen.

Die Düngung nach guter fachlicher Praxis ist auf den Bedarf der Pflanzen und desBodens unter Berücksichtigung der Standortverhältnisse und Anbaumethodenabzustimmen (§1a DMG).

Die gute fachliche Praxis bei der Durchführung des Pflanzenschutzes erfordert dieEinhaltung der Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes (§2a PflSchG).

Die Grundsätze der guten fachlichen Praxis tragen allesamt dazu bei, die stofflicheund mechanische Belastung des Bodens aufgrund der Bewirtschaftung zu mini-mieren.

26 Eine Ausführung dieser Grundsätze erfolgte im Bundesanzeiger vom 20. April 1999:

Grundsätze und Handlungsempfehlungen zur guten fachlichen Praxis in der Land-wirtschaft, 6585ff.

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4.4 Minimierung des Flächen- und Landverbrauchs

In den folgenden Abschnitten werden der Schutz vor Flächenverbrauch undVersiegelung sowie die Minimierung des Landverbrauchs durch bestimmteNutzungen, wie zum Beispiel Abgrabungen durch Bergbautätigkeit, erläutert.

Regelungen zur Minimierung des Flächenverbrauchs sind in den Vorschriften desBaugesetzbuches (BauGB), der Baunutzungsverordnung (BauNVO) sowie desRaumordnungsgesetzes (ROG) enthalten. Ferner finden sich Vorschriften zurRegelung des Flächenverbrauches im Bundesberggesetz (BBergG) und derVerordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung bergbaulicher Vorhaben(UVP-V Bergbau)27 sowie im Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG).

Die Bodenschutzklausel des BauGB (§1a Abs.1 BauGB) sowie Vorschriften des ROG(§2 Nr.8 ROG) und des BBergG (§1 BBergG))28 fordern einen „sparsamen undschonenden Umgang mit Grund und Boden“. Im BauGB ist zusätzlich verankert,dass Bodenversiegelungen auf das notwendige Maß zu begrenzen sind. Ebensosind Bauten im Außenbereich in einer „flächensparenden und die Boden-versiegelung in einer auf das notwendige Maß beschränkenden Weise“ durch-zuführen (§35 Abs.5 BauGB). Dabei ist „der bei der Errichtung baulicher Anlagenanfallende Mutterboden zu erhalten oder zu schützen“ (§202 BauGB)29. DieBauNVO stellt rechtlich verbindliche Regelungen in Form von Obergrenzen30 u.a.zur Bodenversiegelung (§19 Abs.4 i.V.m. §17 BauNVO) auf.

Neben den Vorschriften zur minimalen Versiegelung im Baurecht schreibt§5 BBodSchG die Entsiegelung bei „dauerhaft nicht mehr genutzten Flächen,deren Versiegelung im Widerspruch zu planungsrechtlichen Festsetzungen steht“vor, um den Boden in seiner Leistungsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen.Hierzu kann der Bund eine Rechtsverordnung (§5 BBodSchG) erlassen, sofern dieVorschriften des Baurechts die Befugnisse der Behörden nicht regeln. Nach§179 BauGB kann die Gemeinde den Eigentümer verpflichten zu dulden, „dasseine bauliche Anlage im Geltungsbereich eines Bebauungsplanes ganz oderteilweise beseitigt wird, wenn sie den Festsetzungen des Bebauungsplanes nichtentspricht [...]“. Die Beseitigung erfolgt auf Kosten der Gemeinde.

27 Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung bergbaulicher Vorhaben, vom 13.

Juli 1990, BGBl. I 1420.

28 Hier beim Aufsuchen, Gewinnen und Aufbereiten von Bodenschätzen.

29 Vgl. Peine in: Hans-Dieter Jarass et al. (Hrsg.), Umweltgesetzbuch - BT-Berichte 4/94 desUmweltbundesamtes 1994, 557, in: Rengeling 1998.

30 In die Berechnung der Grundflächenzahl als Maßstab für den Versiegelungsgrad gehendie Flächen von Garagen, Stellplätzen und ihren Zufahrten, Nebenanlagen im Sinne des§14 BauNVO sowie bauliche Anlagen unterhalb der Geländeoberfläche, durch die dasBaugrundstück lediglich unterbaut wird, ein.

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Um schädliche Einwirkungen auf die Umwelt, u.a. auch auf den Boden, durchbestimmte Vorhaben im Sinne des Vorsorgeprinzips im Vorfeld auszuschließen,muss eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden (§1 Gesetz überdie Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG)). Vorhaben nach §2 Abs.2 UVPGumfassen z.B. bauliche Anlagen oder Eingriffe in die Natur und Landschaft. DieUmweltverträglichkeitsprüfung umfasst die Ermittlung, Beschreibung und Bewer-tung der Auswirkungen eines Vorhabens auf Menschen, Tiere und Pflanzen undunter anderem auch auf den Boden. Der Bodenschutz stellt also im Rahmen derUmweltverträglichkeitsprüfung ein neben den anderen Schutzgütern und Mediengleichrangiges Gut dar.

4.5 Schutz vor stofflicher Belastung

Stoffliche Belastungen des Bodens können durch Immissionen, Gefahrstoffe, dieAnwendung von Pflanzenschutzmitteln, die Ausbringung von Abfällen, Klär-schlamm und Düngemitteln u.ä. sowie das Auf- und Einbringen von Materialienentstehen.31 Relevante Vorschriften finden sich im Pflanzenschutzgesetz,Düngemittelgesetz, Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz und Immissionsschutz-gesetz sowie in der Gefahrstoffverordnung, Klärschlammverordnung undBioabfallverordnung. Stoffliche Belastungen entstehen darüber hinaus durch dieAblagerung von Bodenmaterial in Folge von Wassererosion. Vorschriften hierzuenthält die Bundes-Bodenschutzverordnung.

4.5.1 Umgang mit Gefahrstoffen, Pflanzenschutz- und Düngemitteln

Allgemein zielen Regelungen über das Inverkehrbringen und den Umgang gefähr-licher Stoffe, einschließlich ihrer Aufbewahrung, Lagerung und Vernichtung(§24 GefStoffV)32 sowie über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzgeräten(§24 PflSchG)33 u. a. darauf ab, die Umwelt vor schadstoffbedingtenSchädigungen zu schützen.

Speziell bei der Zulassung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln wird der Natur-haushalt bereits im Vorfeld berücksichtigt. Die Zulassung von Pflanzenschutzmittelnerfolgt, wenn nach dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse und derTechnik bei bestimmungsgemäßer und sachgerechter Anwendung oder als Folgeeiner solchen Anwendung keine Auswirkungen auf den Naturhaushalt zu erwartensind (§15 Abs.1 PflSchG). Ebenso dürfen bei der Zulassung sowie dem gewerbs-mäßigen Inverkehrbringen von Düngemitteltypen die Fruchtbarkeit des Bodens [...]sowie der Naturhaushalt nicht gefährdet werden (§§2, 5 DMG).

31 Nach §1 DMG umfasst dies ferner Wirtschaftsdünger, Sekundärrohstoffdünger, Boden-

hilfsstoffe, Kultursubstrate und Pflanzenhilfsmittel.

32 Gefahrstoffverordnung (GefStoffV).

33 Pflanzenschutzmittelgesetz.

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Die Ausbringung von Sekundärrohstoff-, Wirtschaftsdünger oder Bioabfällen imSinne einer Verwertung von Abfällen ist in §8 KrW-/AbfG, in der Klärschlamm-verordnung und in der Bioabfallverordnung geregelt. Ferner sind die Anfor-derungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Reststoffen und Abfällenzu beachten.34

4.5.2 Auf- oder Einbringen von Materialien

Neben Regelungen zur Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln und Düngemittelnbestehen auch Regelungen zum Auf- und Einbringen unterschiedlicher Materia-lien.

Das Auf- und Einbringen von Materialien auf oder in den Boden ist in §6 BBodSchGgeregelt und in §12 BBodSchV konkretisiert. Danach dürfen zur Herstellung einerdurchwurzelbaren Bodenschicht in und auf Böden nur Bodenmaterial sowieBaggergut nach DIN 19731 (Ausgabe 5/98) und Gemische von Bodenmaterial mitsolchen Abfällen, die die stofflichen Qualitätsanforderungen nach den Vorgabendes Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes sowie der Klärschlammverordnungerfüllen, auf- und eingebracht werden.

4.5.3 Immissionsschutz zum Schutz des Bodens

Weiterhin können auch Schadstoffe über die Luft in den Boden gelangen. Hierkommt dem Bodenschutz die im Bundes-Immissionsschutzgesetz verankerteBetreiberpflicht (§5 Abs.1 Nr.2) zugute, nach der vom Betreiber einer Anlage demStand der Technik entsprechende Maßnahmen zur Emissionsbegrenzung ergriffenwerden müssen. Über Emissionsgrenzwerte soll gewährleistet werden, dassBelastungen bereits an der Quelle ihrer Entstehung so weit reduziert werden, dasssie als Immissionen keine Schäden verursachen.

4.5.4 Sonstige Regelungen zum Schutz vor stofflicher Belastung

Um eine Verunreinigung des Bodens durch Erreger übertragbarer Krankheitenoder toxischer Stoffe zu verhindern, schreibt das Tierkörperbeseitigungsgesetz einefachgerechte Entsorgung von Tierkörpern, Körperteilen sowie -erzeugnissen vor(§3 TierKBG).

Ein weiteres Beispiel zum Schutz der Allgemeinheit mit Relevanz für den Boden-schutz stellt §1 des Gesetzes zum vorsorgenden Schutz der Bevölkerung gegenStrahlenbelastung (Strahlenschutzvorsorgegesetz – StrVG) dar, wonach die Radio-aktivität in der Umwelt zum Schutz der Bevölkerung zu überwachen ist. Hier wirdauf der Ebene der Länder die Radioaktivität speziell auch im Boden überprüft(§3 Abs.1 Nr.5).

34 Technische Regeln – LAGA vom 6. November 1997.

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4.6 Planung zum Schutz vor Bodenbelastungen

Verschiedene Formen der Nutzungsplanung, so die Bauleitplanung, Landschafts-planung, Flurbereinigung und die forstwirtschaftliche Planung tragen zum Erhaltdes Bodens und seiner Funktionen bei. Die entsprechenden Regelungen werdenin den folgenden Abschnitten erläutert.

4.6.1 Bauleitplanung

Die Bauleitplanung nimmt Einfluss auf die verschiedenen Nutzungsmöglichkeitenvon Land und Boden und damit auch auf das Verhältnis zwischen versiegelterFläche und Freiraumfläche. „Die Gemeinden haben die Bauleitpläne aufzustellen,sobald und soweit es für die städtebauliche Entwicklung und Ordnung erforderlichist“ (§1 Abs.3 BauGB). Bauleitpläne setzen sich aus dem Flächennutzungsplan(vorbereitender Bauleitplan) und dem Bebauungsplan (verbindlicher Bauleitplan)zusammen (§1 Abs.2 BauGB). Der Flächennutzungsplan35 dient der Darstellung derBodennutzung, die sich an den voraussehbaren Bedürfnissen der Gemeindeorientiert (§5 Abs.1 BauGB). Im Bebauungsplan werden aus städtebaulichenGründen u.a. Flächen oder Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwick-lung von Boden, Natur und Landschaft festgesetzt (§9 Abs.1 Satz 20 BauGB).

Eine weitere Regelung richtet sich an die Möglichkeiten der Umnutzung vonFlächen und damit an den Erhalt bestimmter Nutzungsfunktionen des Bodens.Dabei dürfen Flächen, die landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohnzweckegenutzt werden, nur im notwendigen Umfang für andere Nutzungsarten vorge-sehen und in Anspruch genommen werden (§1 Abs. 5 Nr. 10 BauGB). Für die Um-widmung von Waldflächen kommen Einschränkungen aus den Landeswald-gesetzen hinzu. Hier bedarf die Umnutzung eines Waldes der Genehmigung derzuständigen Forstbehörde (Bunzel et al. 1997). Diese Regelung kommt dem Erhaltvon Waldböden zu Gute.

4.6.2 Landschaftsplanung

Das Naturschutzrecht nimmt indirekt Einfluss auf die Nutzungsplanung. Dies kommtauch dem Schutz des Bodens vor Landverbrauch zu Gute. In diesem Sinne sindunbebaute Bereiche als Voraussetzung für die Leistungsfähigkeit des Naturhaus-haltes in für ihre Funktionsfähigkeit genügender Größe zu erhalten. In bereitsbesiedelten bzw. bebauten Bereichen sind Teile von Natur und Landschaft inbesonderem Maße zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln (§2 Abs.1 Nr.2BNatSchG).

35 §5 Abs.2 Sätze 8-10 BauGB: Insbesondere können dargestellt werden: 8. die Flächen für

Aufschüttungen, Abgrabungen oder für die Gewinnung von Steinen, Erden undanderen Bodenschätzen; 9. a) die Flächen für die Landwirtschaft und b) Wald; 10. dieFlächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Naturund Landschaft.

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Ferner kann die Eingriffsregelung im Naturschutzrecht auch auf den Schutz desBodens angewandt werden (§8 Abs.1 BNatSchG). Die Eingriffsregelung schreibtvor, Eingriffe in Natur und Landschaft, d.h. Veränderungen der Gestalt oderNutzung von Grundflächen, die die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, u.a. diedes Bodens, oder das Landschaftsbild erheblich oder nachhaltig beeinträchtigenkönnen, zu vermeiden oder auszugleichen.

Auf die Integration der Landschaftsplanung in die Gesamtplanung wird in Kapitel6 eingegangen.

4.6.3 Flurbereinigung

Nach dem Flurbereinigungsgesetz (FlurbG) kann ländlicher Grundbesitz zur Ver-besserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Land- und Forstwirt-schaft neugeordnet werden, wodurch z.B. die mechanische Belastung desBodens durch das Befahren mit Maschinen vermindert werden kann (§1 FlurbG).Die Flurbereinigung dient ferner der Förderung der allgemeinen Landeskultur undder Landesentwicklung.

Bei einer Neugestaltung des Flurbereinigungsgebietes sind bodenschützendesowie -verbessernde und landschaftsgestaltende Maßnahmen vorzunehmen(§37 Abs.1 FlurbG), wobei bei der Durchführung der Maßnahmen die öffentlichenInteressen zu wahren sind, vor allem die Erfordernisse des Umweltschutzes, desNaturschutzes und der Landschaftspflege (§37 Abs.2 FlurbG). Im Rahmen einesWege- und Gewässerplanes mit landespflegerischem Begleitplan werden u.a.landespflegerische und bodenverbessernde Anlagen ausgewiesen (§41 Abs.1FlurbG). Am Flurbereinigungsverfahren sind Wasser- und Bodenverbände zubeteiligen (§10 Nr. 2c FlurbG).

4.6.4 Forstwirtschaftliche Planung

Das Bundes-Waldgesetz36 hebt die Funktion der Leistungsfähigkeit des Natur-haushaltes mehrfach hervor und sieht auch Nutzungseinschränkungen vor. DerErhalt des Waldes dient, so ausdrücklich im Gesetzeszweck (§1 Bundeswaldgesetz(BWaldG)) verankert, der Sicherung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes,einschließlich der Bodenfruchtbarkeit. Dies soll auch durch die forstliche Rahmen-planung unterstützt werden. Zunächst wird die Bedeutung des Waldes für denNaturhaushalt herausgestellt:

„Wald ist nach seiner Fläche und räumlichen Verteilung so zu erhalten oder zugestalten, dass er die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes möglichst günstigbeeinflusst“ (§6 Abs.3 Satz 1 BWaldG ).

36 Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswald-

gesetz - BWaldG).

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 62

Zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes sollen „landwirt-schaftliche Grenzertragsböden, Brachflächen oder Ödland [...] aufgeforstetwerden, wenn dies wirtschaftlich und agrarstrukturell zweckmäßig ist“ (§6 Abs.3Satz 5 BWaldG).

Zum Schutz des Naturhaushaltes sieht das Waldrecht Einschränkungen bei derBewirtschaftung vor. Danach soll „die Genehmigung [zur Rodung undUmwandlung in eine andere Nutzungsart] versagt werden, [...], insbesonderewenn der Wald für die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, die forstwirt-schaftliche Erzeugung oder die Erholung der Bevölkerung von wesentlicherBedeutung ist“ (§9 BWaldG).

Das Landeswaldgesetz von Baden-Württemberg sieht als Bodenschutzmaßnahmedie Möglichkeit vor, Bodenschutzwald auf erosionsgefährdeten Standorten auszu-weisen (§30 LWaldG BW).

Mit den oben erläuterten Regelungen zum Schutz des Waldes und derVerbesserung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes wird der Erhalt vonWaldböden sowie die Verbesserung degradierter und der Schutz gefährdeterBöden gewährleistet.

Die unterschiedlichen Formen der Planung stellen ein geeignetes Instrumentariumdar, die Nutzungen des Bodens gegeneinander abzuwägen und Belastungen desBodens im Vorfeld zu ermitteln.

4.7 Altlastensanierung

Der spezielle rechtliche Rahmen für die Sanierung von Altlasten wurde imBBodSchG (§§11-16 BBodSchG) geschaffen. Diese Vorschriften konkretisieren diePflichten zur Gefahrenabwehr, die sich aus §4 BBodSchG ergeben. Hiernach sinddie Verursacher dazu verpflichtet, Boden und Altlasten sowie durch schädlicheBodenveränderungen oder Altlasten verursachte Verunreinigungen so zusanieren, dass dauerhaft keine Nachteile oder erhebliche Belästigungen für deneinzelnen oder die Allgemeinheit entstehen. Hierzu kommen bei Belastungendurch Schadstoffe neben Dekontaminations- auch Sicherungsmaßnahmen inBetracht, die eine Ausbreitung der Schadstoffe langfristig verhindern (§4 Abs.3BBodSchG).

Das durchzuführende Verfahren zur Altlastensanierung beginnt mit der Erfassungvon Altlasten und altlastenverdächtigen Flächen. Die konkrete Erfassung fällt inden Zuständigkeitsbereich der Länder (§11 BBodSchG).

„Bei Altlasten, von denen [...] schädliche Bodenveränderungen [...] oder sonstigeGefahren [...] ausgehen, soll die zuständige Behörde vom SanierungsverpflichtetenSanierungsuntersuchungen oder die Vorlage eines Sanierungsplanes verlangenoder von einem Sachverständigen durchführen lassen“ (§13 BBodSchG).

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Der Sanierungsplan enthält nach §13 BBodSchG folgende Bestandteile:

• Zusammenfassung der Gefährdungsabschätzung und Sanierungsuntersuchun-gen;

• Angaben über bisherige und künftige Nutzung der zu sanierenden Grund-stücke;

• Darstellung des Sanierungsziels und der hierzu erforderlichen Dekontamina-tions-, Sicherungs-, Schutz-, Beschränkungs- und Eigenkontrollmaßnahmensowie die zeitliche Durchführung dieser Maßnahmen.

Der Sanierungsplan kann auch von der zuständigen Behörde selbst erstelltwerden. Ein von der Behörde für verbindlich erklärter Sanierungsplan schließtandere Sanierungsanordnungen der Behörde aus. Ferner kann die Behörde beiVorliegen einer Altlast die Durchführung von Eigenkontrollmaßnahmen verlangen.Dies umfasst Boden- und Wasseruntersuchungen, sowie die Einrichtung und denBetrieb von Messstellen.

Im Rahmen der Sanierungsplanung wird speziell festgelegt (§13 Abs.5 BBodSchG),dass das KrW-/AbfG (§27 Abs.1 KrW-/AbfG) unter folgenden Umständen nichtwirksam wird: Bei Bodenmaterial, das im Bereich der von Altlastensanierungbetroffenen Fläche wieder eingebracht werden soll, wird durch einen fürverbindlich erklärten Sanierungsplan oder eine Anordnung sichergestellt, dass dasWohl der Allgemeinheit nicht beeinträchtigt wird. Dies hat zur Auswirkung, dass derim KrW-/AbfG enthaltene Anlagenzwang für zu beseitigende Abfälle aufgehobenund von der bodenschutzrechtlichen Sanierungsplanung überlagert wird.Andererseits fällt die Sanierung einer Altlast, sofern es sich bei Boden um Abfallhandelt, in den Bereich der abfallrechtlichen Regelungen (Holzwarth et al. 1998).

4.8 Überblick der Interviewergebnisse bezüglich des Bodenschutzrechts

Die folgenden Abschnitte spiegeln Meinungsbilder aus Interviews wieder, diewährend des Vorhabens durchgeführt wurden. Es wurde deutlich, dass mit derweiteren Überarbeitung der gesetzlichen Regelungen im Bodenschutz unter-schiedliche Vorstellungen und Hoffnungen verbunden sind. Bezüglich gesetzlicherRegelungen besteht weiterhin Klärungsbedarf in verschiedenen Aspekten, umeinen effizienten Vollzug zu gewährleisten.

Das Bundes-Bodenschutzgesetz besitzt zum einen eigene Regelungsbereiche, z.B.die Sanierung von Altlasten, Vorsorge und Gefahrenabwehr, und wird zumanderen über den §3 BBodSchG mit anderen Fachgesetzen, die boden-schützende Regelungen aufweisen, verzahnt. Vielfach wurde angemerkt, dassdas Zusammenspiel subsidiärer, vorrangiger und paralleler Regelungen im Boden-schutz in der Umsetzungspraxis Probleme aufwirft und zukünftig weitere Hilfestellun-gen für den Vollzug erfordert. Demnach könnte das Bundes-Bodenschutzgesetzdadurch transparenter gestaltet werden, dass die parallelen Regelungen, so dasWasserhaushaltsgesetz und das Naturschutzgesetz und deren Verhältnis zumBBodSchG, nochmals explizit herausgestellt werden.

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4.8.1 Bundes-Bodenschutzgesetz

Im Zusammenhang mit den vorrangigen Regelungen nach §3 BBodSchG wurdewiederholt betont, dass die Klärschlammverordnung, die Biokompostverordnungund die Immissionsschutzverordnung novelliert werden müssten. Beispielsweise sinddie Luftqualitätsziele und Grenzwerte in der Luftreinhaltung nicht auf den Schutzdes Bodens abgestimmt. Ferner müssen abfall- und bodenschutzrechtlicheRegelungen für das Auf- und Einbringen von Materialien auf und in Böden nach§12 BBodSchV sowie das Düngemittelrecht harmonisiert werden.

In einigen Interviews wurde angemerkt, dass das Bundes-Bodenschutzgesetz unddas untergesetzliche Regelwerk in erster Linie auf die Nachsorge abzielen, wenigerauf die Vorsorge. Eine gegenläufige Meinung hierzu ist, dass dieses „Vehikel derNachsorge“ jedoch als erster Schritt notwendig war, um Vorsorge betreiben zukönnen.37

Insgesamt wird die Umsetzung des §17 BBodSchG zur guten fachlichen Praxis inder Landwirtschaft breit und kontrovers diskutiert. Die Skepsis richtet sich u.a. andie Praktikabilität dieser Regelung, da für viele Grundsätze geeignete Maßstäbefehlen.

Hinsichtlich der geeigneten Instrumente zur Umsetzung der guten fachlichen Praxisin der Landwirtschaft gibt es unterschiedliche Auffassungen. Zum einen drängenInstitutionen, die direkt mit den Landwirten zusammen arbeiten, auf das Instrumentder Beratung. Hingegen fordern Naturschutzorganisationen z.T. eine weitereKonkretisierung sowie ordnungsrechtliche Verschärfung des §17 BBodSchG unddes untergesetzlichen Regelwerkes.

Der Anwendungsbereich des §5 BBodSchG zur Entsiegelung von Flächen wirdderzeit ebenfalls bundesweit diskutiert. Insgesamt gilt dieser Rechtsbereich als sehrunsicher. Daher gibt es Überlegungen, die Entsiegelung über die Eingriffsregelungdes Naturschutzrechtes (§8 BNatSchG) durchzuführen.

Das BBodSchG erlaubt zwei Herangehensweisen bzgl. der Flächen, für die der Ver-dacht einer schädlichen Bodenveränderung besteht. Jedoch ist die Schnittstellezwischen Vorsorgewerten (Boden) und Prüfwerten (Altlast) nicht ausreichendgeregelt. An dieser Stelle wurde Handlungsbedarf konstatiert.

Aus einer Vielzahl von Interviews geht hervor, dass das Bundes-Bodenschutzgesetzzwar einige Bereiche der Bodennutzung regelt, der Charakter des gesamtenGesetzes jedoch sehr defensiv ist. Beispielsweise erlaubt das BBodSchG keineregionalspezifische Bewirtschaftung. Dies fällt zwar in den Kompetenzbereich derLänder, es wäre jedoch denkbar, hier auch im Bundesgesetz Signale zu setzen.Ferner gibt es keine Vorschrift zum Schutz wertvoller Böden. Eine Überlegung wäre,Bodenschutzgebiete im BBodSchG als Instrument vorzusehen. Ein weiteres Beispielist, die Vorsorge zur Erhaltung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit bereits im Gesetzwirksamer zu gestalten.

37 Vgl. auch Jüttner, 1999.

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4.8.2 Bundes-Bodenschutzverordnung

Die Umsetzung der Bundes-Bodenschutzverordnung bringt eine Reihe von Proble-men mit sich, die in den folgenden Abschnitten skizziert werden.

Es besteht Dissens hinsichtlich der Ausmaße der durchwurzelbaren Bodenschichtnach §12 BBodSchV. Die Frage ist, ob nur die ersten 20 bis 30 cm berücksichtigtwerden sollen oder der gesamte Bereich bis zum C-Horizont. Hier liegen nach wievor unterschiedliche Interpretationen vor, die es zusammenzuführen gilt.

Nach Aussagen verschiedener Vertreter aus den Länderministerien und den nach-geordneten Behörden gestalten sich die Vorsorgeregelungen für dieVollzugsbehörden in der Umsetzung als schwierig. Dies liegt in erster Linie in derkomplexen Wertesystematik der BBodSchV begründet. Hier scheint die korrekteBerücksichtigung des Wirkungspfades besondere Probleme zu bereiten. In derFolge werden konkrete Anordnungen zur Vorsorge von den unterenBodenbehörden in der Regel nicht getroffen.

Weiterhin müssen für die Trendwende im Flächenverbrauch Maßnahmen ent-wickelt werden, da die Vorschriften in der Bundes-Bodenschutzverordnung nichtausreichen.

Bereits im Vorfeld der Verabschiedung der Bundes-Bodenschutzverordnungwurden vielfältige Kritikpunkte geäußert38, die in den Interviews z.T. wiederaufgegriffen wurden. Danach sollten folgende Punkte zukünftig in der BBodSchVBerücksichtigung finden:

• Entsiegelung von Böden;

• Bewertungsmaßstäbe für die Lebensraumfunktion;

• Probleme durch Bodenversauerung;

• Ökotoxikologische Bewertung von schädlichen Bodenveränderungen;

• Gefahrenbeurteilung von Flächen mit heterogenen Bodenbelastungen;

• Gefahrenabwehr bei Schadverdichtungen.

38 Vgl. Stellungnahme des BVB, Verbändeanhörung am 21. August 1998.

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5 Überblick über relevante Institutionen im Bodenschutz

Der Problembereich Bodenschutz zeichnet sich nicht nur durch eine thematischeBreite aus, sondern auch durch eine Heterogenität der Zuständigkeiten. Es existierteine Vielzahl von Institutionen, die eine Verantwortung für den Schutz des Bodensund einen erheblichen Einfluss auf die Bewirtschaftung von Böden haben. Andieser Stelle wird den Institutionen des Bodenschutzes in Deutschland besondereAufmerksamkeit geschenkt, denn für den Schutz und den Erhalt der Böden sindnicht nur die rechtlichen Grundlagen von Bedeutung, sondern auch Fragen derKoordinierung und der Zuständigkeiten sowie der Organisation. Eine große Hetero-genität in den Zuständigkeiten kann sich nicht nur erschwerend auf die zügigeEntscheidungsfindung auswirken, sondern auch zu Unsicherheiten und mangeln-der Transparenz für Außenstehende führen.

Ziel der Studie ist auch, das nötige Hintergrundwissen über die administrativen undinstitutionellen Zusammenhänge im Bodenschutz zusammenzutragen und darzu-stellen. In diesem Kapitel liegt deshalb das Augenmerk auf den Institutionen39,Verbänden und sonstigen Einrichtungen wissenschaftlicher und politischer Art, dieim Bodenschutz eine aktive Rolle spielen bzw. spielen könnten.

Beim Bodenschutz treten staatliche und nicht-staatliche Institutionen als Akteureauf. Auf staatlicher Seite befinden sich einerseits die Behörden, die mittelbar oderunmittelbar Regierungsgewalt ausüben. Andererseits finden sich Fachbehörden,welche die Grundlagenbeschaffung und die fachlichen Fragen übernehmen.Diese Unterscheidung findet sich auf Bundes- und Länderebene wieder, wennauch nicht immer idealtypisch getrennt.

Auf nicht-staatlicher Seite repräsentieren Verbände auf Bundes- und Länder-ebene sowie kommunaler Ebene die verschiedensten Interessensbereiche.

39 Institutionen werden in dieser Studie nicht als Regelsysteme bzw. Normen, Werte oder

"kollektive Gedächtnisstütze einmal getroffener verbindlicher und verpflichtenderFestlegungen" verstanden, sondern in ihrem engeren Sinne als Behörden, staatlicheEinrichtungen und Ämter also als organisatorischer Aufbau von Regierung undVerwaltung. Für weitere Ausführungen zum Institutionenbegriff vgl. u.a. Czada 1995.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 67

5.1 Staatliche Verwaltung auf Bundesebene

Auf der Bundesebene werden hoheitliche Aufgaben entweder von Bundes-ministerien wahrgenommen oder an nachgeordnete Behörden wie Bundesämteroder Bundesanstalten delegiert.

Bodenschutz in Deutschland ist in erster Linie Aufgabe des Bundesministeriums fürUmwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). Dennoch werden Fragen mitRelevanz für den Bodenschutz wie beispielsweise der Landwirtschaft, der Siedlungund des Verkehrs, wie der Industrialisierung, des Rohstoffabbaus und desNaturschutzes in der Regel federführend von anderen Ministerien bearbeitet:

• Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BML)40 – (Grund-sätze der guten fachlichen Praxis, Agrarumweltmaßnahmen zur Förderungbesonders umweltgerechter Wirtschaftsweisen nach dem Grundsatz der markt-und standortangepassten Landbewirtschaftung);

• Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) – (hier sindFragen der Raumordnung, der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung, desFlächenverbrauches und der Versiegelung angesiedelt);

• Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) – (kann bei Bodenfragen imZusammenhang mit militärischen Liegenschaften eine entscheidende Rollespielen);

• Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) – (hier sind boden-relevante Fragen des Bergbaus sowie der Produktumweltschutz angesiedelt).

5.1.1 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Zentrales Ziel des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-sicherheit (BMU) im Bereich des Bodenschutzes ist die Verankerung von Zielen undGrundsätzen des Bodenschutzes in alle maßgeblichen Politikbereiche, damit neueSchädigungen des Bodens so weit wie möglich vermieden werden (Probst 1998).Neben der Beseitigung bzw. Verminderung bereits bestehender Bodenbelastun-gen liegt der Arbeitsschwerpunkt im vorsorgenden Bodenschutz.

Nach der Verabschiedung der Bodenschutzkonzeption im Jahr 1985 durch dieBundesregierung wurden Belange des Bodenschutzes in mehr als 50 Rechtsvor-schriften integriert (BMU 1996). Für das BMU stand zunächst die Begrenzung derFlächeninanspruchnahme und der Stoffeinträge im Vordergrund (ebd.). WeitererHandlungsbedarf ergab sich nach der deutschen Einheit bei der Gefahrenabwehrund bei der Altlastensanierung sowie der Rekultivierung (ebd.).

Trotz der Verankerung von Belangen in andere Rechtsvorschriften gelang es nicht,die vorhandenen stofflichen und nicht-stofflichen Bodenbelastungen inausreichendem Maße zu reduzieren (UBA 1998). Der Handlungsbedarf für den

40 jetzt: Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL)

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 68

Schutz des Bodens veranlasste schließlich im September 1994 das BMU zurEinrichtung einer Projektgruppe zur Vorbereitung der untergesetzlichenRegelungen zum BBodSchG (BMU 1996).

Auf Initiative des BMU brachte die Bundesregierung einen Gesetzentwurf zumBBodSchG ins Parlament ein. Die Konzeption des BMU wurde im Gesetzgebungs-verfahren bestätigt und das BBodSchG im Februar 1998 beschlossen (Holzwarth etal. 1998).

Die Integration von Bodenbelangen in wichtige Politikbereiche wie Industrie,Landwirtschaft, Raumplanung etc. wird auf internationaler Ebene nachgegangen.So hat das BMU gemeinsam mit der Europäischen Kommission 1998 zu einemInternationalen Workshop eingeladen, aus dessen Arbeit die Gründung desEuropäisches Bodenforums hervorging. Gegenstand des ersten Treffens desEuropäischen Bodenforums im November 1999 waren neben der Frage nach derIntegration von Bodenbelangen auch technisch-wissenschaftliche Fragen desBodenschutzes (BMU 1999).

Dem BMU sind verschiedene Behörden und Einrichtungen nachgeordnet, vondenen die wichtigsten nachfolgend dargestellt sind.

Das Umweltbundesamt unterstützt das BMU in allen Angelegenheiten des Boden-und Immissionsschutzes, der Abfall- und Wasserwirtschaft, der gesundheitlichenBelange des Umweltschutzes, insbesondere bei der Erarbeitung von Rechts- undVerwaltungsvorschriften, bei der Erforschung und Entwicklung von Grundlagen fürgeeignete Maßnahmen sowie bei der Prüfung und Untersuchung von Verfahrenund Einrichtungen (UBA 1998).

Die fachlichen Inhalte der BBodSchV, insb. die Anforderungen an die Unter-suchung und Bewertung von Verdachtsflächen und altlastverdächtigen Flächen,an die Sanierung von Bodenveränderungen und Altlasten sowie an die Vorsorgegegen das Entstehen schädlicher Bodenveränderungen, wurden von Umwelt-bundesamt erarbeitet (ebd.).

Das Umweltbundesamt hat sich ferner mit Flächenrecycling und der Sanierungund Wiedernutzbarmachung von Industriebrachen befasst. Es erarbeitete Grund-lagen für Strategien und neue Instrumente zum Flächenrecycling. Darüber hinaushat das Umweltbundesamt auch Hintergrundwerte für anorganische undorganische Stoffe in Böden erarbeitet, Forschungen zur Resorptionsverfügbarkeitvon Schadstoffen für den Direktpfad Boden – Mensch durchgeführt sowieBodenwerte für den Boden-Pflanze-Pfad überprüft und fortentwickelt (ebd.).

Im Sinne eines vorsorgenden Bodenschutzes beschäftigt sich das Umweltbundes-amt darüber hinaus mit Einträgen von Stoffen oder Stoffgruppen in Böden, die als"bisher wenig beachtet" einzustufen sind.

Ferner kommt der Arbeit des Umweltbundesamtes im Bereich genormterVerfahren und Methoden zur Untersuchung und Bewertung von Bodeneigen-schaften eine hohe Bedeutung zu (UBA 1998). Das Umweltbundesamt hat sichauch an der Entwicklung des Handbuches der Bodenuntersuchung (vgl. Blume etal. 2000) beteiligt.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 69

Eine weitere, für den Bodenschutz relevante nachgeordnete, Behörde des BMU istneben dem Umweltbundesamt das Bundesamt für Naturschutz (BfN). Die Land-schaftsplanung, als eine der Aufgaben des BfN, bezieht die Gesamtheit dernatürlichen Lebensgrundlagen, einschließlich des Bodens, im jeweiligen Planungs-raum ein. In dem Maße, in dem es gelingt, Fragen des Bodenschutzes mit Fragendes Naturschutzes zu koordinieren und zu verknüpfen, kann die Arbeit des BfNzukünftig im Bodenschutz weiter an Bedeutung gewinnen. Vor allem im Bereichder Erarbeitung inhaltlicher, methodischer und verfahrensbezogener Grundlagenfür die Landschaftsplanung und die Eingriffsregelung liegen die Aufgaben des BfN.

5.1.2 Weitere Ministerien mit Bedeutung für den Bodenschutz

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erarbeitete dieGrundsätze der „guten fachlichen Praxis in der Landwirtschaft“ (BML 1999a). DieUmsetzung der guten fachlichen Praxis erfolgt auf Länderebene im wesentlichendurch die Offizialberatung.

Im Rahmen der Agrarumweltmaßnahmen41 des Bundes erstreckte sich die Förde-rung umweltgerechter und den natürlichen Lebensraum schützender landwirt-schaftlicher Produktionsweisen im Jahr 1998 auf eine Fläche von 5 Millionen ha,was rund 30% der Landesfläche Deutschlands entspricht (BML 2000). Die Zuwen-dungen dienen der Honorierung von Wirtschaftsweisen, die über die gute fach-liche Praxis hinausgehen und den Belangen des Schutzes von Natur und Umwelt,einschließlich des Bodenschutzes, in besonderem Maße gerecht werden (ebd.).

Ferner wurde zu Beginn des Jahres 1999 im BML ein eigenes Referat für dieBereiche „ökologischer Landbau, extensive Bewirtschaftungsverfahren“ einge-richtet. Ziel des Ministeriums ist es, auf absehbare Zeit die Flächen unter ökologi-schem Landbau deutlich auszudehnen sowie die Agrarumweltmaßnahmen, dieauch dem Schutz des Bodens zu Gute kommen können, weiterzuentwickeln (BML1999c).

Das BML ist zusammen mit den für den Fachbereich Landentwicklung bzw.Flurbereinigung oder Flurneuordnung zuständigen Ministerien der Länder Mitgliedder Arbeitsgemeinschaft Landentwicklung (Bedeutung der Flurneuordnung fürden Bodenschutz vgl. Kap. 6). Die Bund/Länderarbeitsgruppe Landentwicklunghat im September 1998 die „Leitlinien Landentwicklung“ entwickelt, die deutlichmachen sollen, wie aus einzelnen Regionen heraus Entwicklungsstrategien für dieländlichen Räume unter Einbindungen aller Akteure wirksam vorangebrachtwerden können (Arge Landentwicklung 1999).

Neben dem BML und seinen nachgeordneten Behörden und Einrichtungen spieltauch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Bodenschutz in

41 Die Agrarumweltmaßnahmen gehören zu den einzelbetrieblich wirksamen Maßnahmen

der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes”(GAK) zwischen Bund und Ländern und werden teilw. nach dem Fördergrundsatz dermarkt- und standortangepassten Landbewirtschaftung durchgeführt.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 70

Fragen des Bergbaus und des produktbezogenen Umweltschutzes eine wichtigeRolle. Dem BMWi ist u.a. die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe(BGR) nachgeordnet. Als zentrale geowissenschaftliche Institution der Bundes-regierung berät und unterrichtet die BGR die Bundesministerien in rohstoff-wirtschaftlichen Fragen, in Fragen der angewandten Geowissenschaften sowie ingeowissenschaftlichen Belangen des Umwelt- und Ressourcenschutzes. Die BGRbaut das Fachinformationssystem Bodenkunde (FISBo BGR) auf, welchesGrundlage für die Bearbeitung von Boden- und Umweltschutzproblemen sein soll(BGR 1999).

Die Verkehrs- und Siedlungspolitik des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- undWohnungswesen (BMVBW) und die damit verbundene Flächenumwidmung kanneinen entscheidenden Einfluss auf die Berücksichtigung der Belange desBodenschutzes besitzen. Für den Bodenschutz maßgeblich sind der Umgang mitnicht-erneuerbaren Ressourcen, die Berücksichtigung der Belange des Boden-und Naturschutzes im Rahmen der Gesamtplanung und der Schutz vornachteiligen Auswirkungen des Verkehrs durch Schadstoffsmissionen.

Weiterhin kann die Politik des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) dieZiele des Bodenschutzes entscheidend beeinflussen. Dies gilt insbesondere imHinblick auf die militärischen Liegenschaften, beispielsweise bei der Umwandlungvon Truppenübunsplätzen.

5.1.3 Bodenrelevante Beratungsinstitutionen auf Bundesebene

Mit dem Bundes-Bodenschutzgesetz wurde umweltpolitisches Neuland betreten,was auch einen erheblichen wissenschaftlichen Beratungsbedarf zur Folge hat(BMU 1998). Deshalb wurde mit dem Errichtungserlass vom 22. Juli 1998 derWissenschaftliche Beirat Bodenschutz (WBB) ins Leben gerufen (ebd.). Derzeitbefasst sich der Beirat mit den Themen Vorsorge, Sickerwasserprognose undUmweltbildung.

So hat der WBB im Februar 2000 ein Gutachten zum vorsorgenden Bodenschutzvorgelegt (Bachmann und Thoenes 2000). Er schlägt vor, bestehende Lücken ineiner Bodenvorsorgepolitik zu schließen, da sich die Vorsorge im wesentlichenbislang auf die Vermeidung einzelner Stoffeinträge beschränkte. Die Vorsorge solldanach alle Böden einschließen und ausgebaut werden. Oberstes Ziel einerBodenvorsorgepolitik ist, dass es zukünftig zu keiner weiteren Verschlechterung dernatürlichen Bodenfunktionen kommt und dass für zukünftige Generationenausreichend Freiraum gesichert werden kann.

Neben dem Wissenschaftlichen Beirat Bodenschutz haben sich andere wissen-schaftliche Beratungsinstitutionen im Rahmen ihrer Politikberatungsfunktion mitbodenrelevanten Themen befasst und Probleme aufgezeigt, die es zu lösen gilt.42

42 Für das Frühjahr 2000 steht die Einsetzung eines "Rates für Nachhaltigkeit“ bevor, der das

Nachhaltigkeitsprinzip als Querschnittsaufgabe institutionell verankern und eine Nach-haltigkeitsstrategie für Deutschland erarbeiten soll (vgl. punkt.um 1/00).

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 71

Das Umweltgutachten des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen (SRU)von 1974 enthält bereits Ausführungen zum Thema Landschaftsverbrauch. In denletzten Jahren hat der SRU in verschiedenen Berichten zu Bodenfragen Stellunggenommen (vgl. SRU 1988, 1996a, 1996b, 2000). Das Sondergutachten zum Grund-wasserschutz hebt auf den Zusammenhang zwischen den Anforderungen desGrundwasserschutzes und den sich daraus ergebenden Anforderungen an denSchutz des Bodens als Puffer- und Filterschicht des Grundwassers ab (SRU 1998).Neben dem SRU beschäftigt sich auch der Deutsche Rat für Landespflege (DRL)mit bodenrelevanten Themen (vgl. u.a. DRL 1986). Der Wissenschaftliche Beirat derBundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) brachte im Jahr 1994einen Bericht zur Gefährdung der Böden heraus (vgl. WBGU 1994).

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 72

5.2 Staatliche Verwaltung auf Länderebene

Nach dem BBodSchG sowie dem Grundgesetz obliegt die Ausgestaltung derZuständigkeiten und des Verwaltungsverfahrens den einzelnen Bundesländern. DieZuständigkeiten für den Bodenschutz sind auf mehrere Stufen verteilt. Die genaueZuordnung kann variieren, im allgemeinen ergibt sich entsprechend des Aufbausder Umweltverwaltung eine Dreiteilung. Es kann in der Regel zwischen oberster(Ministerium), höherer (Regierungspräsidium) und unterer „Bodenschutzbehörde“(Städte, Kreise, Ämter) unterschieden werden.

Zur Umsetzung des BBodSchG können die Länder auf schon vorhandenes Personalzurückgreifen, das mit Vollzugsaufgaben bereits vertraut ist. Es besteht weder einbundesrechtlicher noch ein faktischer Zwang zum Aufbau neuer Verwaltungs-stränge in Form einer eigenständigen Bodenschutzverwaltung (Holzwarth et al.1998). Aus finanzieller Sicht wird dies von vielen Bundesländern begrüßt. Geplantist, vorhandene Kräfte aus anderen Bereichen in Bodenfragen aus- und weiterzu-bilden.

5.2.1 Beispiele für die Bodenschutzverwaltung auf Länderebene

Welche Behörden in den Bundesländern im einzelnen zuständig sind, unterliegt derBestimmung der Länder (Holzwarth et al. 1998). Es können sich also länder-spezifische Unterschiede ergeben, denen im Folgenden exemplarisch nachge-gangen werden soll.

Exemplarisch werden die Bodenschutzverwaltungen der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen undSachsen dargestellt.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 73

Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gibt es eine dem dreistufigen Aufbau der Landesver-waltung ähnliche Bodenschutzverwaltung. Abbildung 3 zeigt die obersten,höheren und unteren Bodenschutzbehörden sowie nachgeordnete(Fach-)Behörden.

Abbildung 3: Aufbau der Bodenschutzverwaltung in Baden-Württemberg

oberste Bodenschutzbehörden

Ministerium für MinisteriumUmwelt und Verkehr Ländlicher Raum

Grundsatz undimmissionsbezogener produktionsbezogener

Bodenschutz Bodenschutz

Regierungspräsidien

Stadt- und Landkreise

höhere Bodenschutzbehörden

Ämter f. Landwirtschaft,Landschafts- und Bodenkulturproduktionsbezogener Bodenschutz

Forstämterproduktionsbezogener Bodenschutz

technische Fachbehörden

ForstdirektionenLandesanstalt fürUmweltschutz

Ämter für Wasserwirtschaft undBodenschutz

technische Fachbehörden

untere Bodenschutzbehörden

Quelle: MUV 1996, abgeändert und ergänzt.

Hervorzuheben ist, dass der Vollzug des Bodenschutzrechtes dem Ministerium fürUmwelt und Verkehr und dem Ministerium für Ländlichen Raum, Landwirtschaftund Forsten als oberste Bodenschutzbehörden übertragen wurde. Die Regierungs-präsidien fungieren als höhere und die Landratsämter und Bürgermeisterämter alsuntere Bodenschutzbehörde. Das Ministerium für Ländlichen Raum, Landwirtschaftund Forsten ist zuständig für den Bodenschutz in der land- und forstwirtschaftlichenBodenbewirtschaftung. Das umfasst u.a. Fragen zur Bodenbearbeitung, zumErosionsschutz in der Landwirtschaft und Fragen zur Erhaltung und Pflege desBodens in der Waldbewirtschaftung sowie für den Erlass untergesetzlicherRegelungen für diesen Bereich. Dem Ministerium für Umwelt und Verkehr obliegenalle weiteren Angelegenheiten. Das schließt Grundsatzfragen des Bodenschutzesein.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 74

Den Bodenschutzbehörden stehen Fachbehörden zur Seite. Für den produkt-bezogenen Bodenschutz beraten die Ämter für Landwirtschaft, Landschafts- undBodenkultur (früher: Landwirtschaftsämter) und die Forstämter. Für alle anderenAufgaben des Bodenschutzes dienen die Ämter für Wasserwirtschaft undBodenschutz (früher: Wasserwirtschaftsämter) als technische Fachbehörden(Turian 1999).

Eine Besonderheit des baden-württembergischen Bodenschutzes liegt darin, dassbei allen Planungsprozessen die Bodenschutzbehörden zu beteiligen sind.43 NachArt. 5 LBodSchG BW sind Behörden verpflichtet, bei Planungen, Maßnahmen,Verfahren und sonstigen Vorhaben, die wesentliche Belange des Bodenschutzesberühren können, die Bodenschutzbehörden zu unterrichten, anzuhören und zubeteiligen.

Bei der Landesanstalt für Umweltschutz wird ein Bodenzustandskataster geführt,ein Netz von Dauerbeobachtungsflächen eingerichtet und betreut (Art. 15 und 16LBodSchG BW) sowie eine Bodendatenbank geführt.

Bayern

Nach dem Gesetz zum Schutz des Bodens in Bayern ergibt sich ein dreistufigerVerwaltungsaufbau für den Bodenschutz (vgl. Abbildung 4):

• Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen;

• Regierungspräsidien;

• Kreisverwaltungsämter.

Für den Vollzug des Bodenschutzrechts sind die Kreisverwaltungsämter zuständig.44

Bisher oblagen ihnen bereits Aufgaben im Rahmen der Gefahrenabwehr und desVollzugs von altlastenbezogenen Vorschriften des Wasser-, Abfall- und Immissions-schutzrechtes (Nanz 1999). Der fachliche Bodenschutz ist bei den Wasserwirt-schaftsämtern untergebracht. Hervorzuheben ist, dass bei fachlichen Fragen desBodenschutzes auf personelle Ressourcen der Wasserwirtschaftsämter zurückge-griffen wird. Weiterbildung und Schulung wird von den Wasserwirtschaftsämternübernommen.

43 Vgl. Gemeinsame Verwaltungsvorschrift des Wirtschaftsministeriums, des Umweltministe-

riums und des Ministeriums Ländlicher Raum für die Beteiligung der Boden-schutzbehörden und Wasserbehörden an bauleitplanerischen Verfahren vom 20.Januar 1995, Az.: 6-881/6, GABl. 1995, 102 sowie Gemeinsame Verwaltungsvorschrift desWirtschaftsministeriums, des Umweltministeriums und des Ministeriums Ländlicher Raumfür die Beteiligung der Bodenschutzbehörden an bauordnungsrechtlichen Verfahrenvom 20. Januar 1995, Az.: 6-881/32, GABl. 1995, 103.

44 Vgl. Art. 10-12 im Gesetz zum Schutz des Bodens in Bayern vom 1. März 1999, GVBl. Nr.5/1999, 36.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 75

Abbildung 4: Aufbau der bodenrelevanten Umweltverwaltung in Bayern

oberste Umweltschutzbehörden

Bayerisches Staatsministerium fürLandesentwicklung und Umweltfragen

Regierungspräsidien

Kreisverwaltungsämter

höhere Umweltschutzbehörden

Bayerisches Landes-amt für UmweltschutzGrundsatzfragen desBodenschutzes

Wasserwirtschaftsämter

untere Umweltschutzbehörden

Vom Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen wird derzeit eineVerwaltungsvorschrift erarbeitet, die Einzelfragen des Vollzuges regeln soll.

Das Landesamt für Umweltschutz führt das Altlastenkataster, welches einen Über-blick zum Stand der Altlastensanierung und den schädlichen Bodenverände-rungen in Bayern gibt. Ein Bodeninformationssystem (BIS) wird beim GeologischenLandesamt eingeführt (Art. 7 LBodSchG BW).

Hervorzuheben sind die Aktivitäten des Bayerischen Landesamtes für Wasserwirt-schaft (BLfW) im Bereich des Hochwasserschutzes, die dazu beitragen, die Wasser-erosionsgefahr zu minimieren (vgl. BLfW 1998). Hier ergeben sich Schnittstellen, diedem Schutz des Bodens zu Gute kommen können.

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Brandenburg

Im Gegensatz zu größeren Bundesländern wie beispielsweise Baden-Württemberg,hat Brandenburg einen zweistufigen Verwaltungsaufbau im Bereich desBodenschutzes. Oberste Landesbehörde ist das Ministerium für Landwirtschaft,Umweltschutz und Raumordnung (MLUR), dem das Landesumweltamt (LUA)nachgeordnet ist (vgl. Abbildung 5).

Abbildung 5: Bodenschutzverwaltung in Brandenburg

oberste Bodenschutzbehörden

Ministerium für Landwirtschaft,Umweltschutz und Raumordnung

Kreise und kreisfreie Städte

LandesumweltamtAbteilung Abfallwirtschaft, Altlasten und

Bodenschutz

untere Bodenschutzbehörden

Der Vollzug des Bodenschutzes liegt nahezu ausschließlich bei den unteren Boden-schutzbehörden. Es gibt im Wesentlichen zwei Ausnahmefälle: Zum einen, wennder Landkreis nach dem BBodSchG selbst Verpflichteter ist (§§ 9, 10, 13-16, 25-26)und zum anderen wenn das Bergrecht berührt wird. Im ersten Fall ist dasLandesumweltamt zuständig und im zweiten Fall die Bergämter.

Niedersachsen

Für den Vollzug des Bodenschutzrechtes sind in Niedersachsen die Landkreise undkreisfreien Städte als untere Behörden zuständig. Die vier Bezirksregierungenübernehmen als obere Behörden eine Bündelungsfunktion. Als oberste Boden-schutzbehörde wird das jeweils für den Bodenschutz zuständige Fachministeriumbenannt.

Für Fragen des landwirtschaftlichen Bodenschutzes ist das Ministerium fürErnährung, Landwirtschaft und Forsten zuständig. In den Aufgabenbereich desMinisteriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr fallen das Bodeninformations-system und die Bodendauerbeobachtungsflächen. Diese Aufteilung bedingt sichdadurch, dass dem Wirtschaftsministerium traditionell das Landesamt für Boden-

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 77

forschung (NLfB) als bodenkundliche Fachbehörde nachgeordnet ist. Sie ist fernerTräger öffentlicher Belange bei allen Fragen im Bereich der Raumordnung undLandesplanung sowie bei Bodenabbauvorhaben (NLfB 1999). Dem Ministerium fürUmwelt obliegen alle übrigen Fragen des Bodenschutzes.

Die landwirtschaftlichen Fachbehörden sind bei allen Fragen der landwirt-schaftlichen Bodennutzung fachlich zu beteiligen (Art. 10 Abs. 1 LBodSchG NI).45

Ihnen obliegt auch die Vermittlung der Grundsätze der guten fachlichen Praxis(Art. 10 Abs. 4 LBodSchG NI).

Zwischen den landwirtschaftlichen Fachbehörden und den unteren Bodenschutz-behörden besteht ein intensiver Gedanken- und Erfahrungsaustausch (Neidhart2000). Auch zwischen den verschiedenen Ressorts gibt es Zusammenarbeiten, sovor allem zwischen dem Landwirtschafts- und dem Umweltministerium bezüglichder Ausgleichzahlungen an Landwirte, wenn Anordnungen der Bodenschutz-behörden wirtschaftlich eine besondere Härte darstellen.

In Niedersachsen gehört die Fachaufsicht über die Kampfmittelbeseitigung wieauch in anderen Bundesländern zur Wasserwirtschaftsverwaltung. Grund für dieseKompetenzverteilung ist, dass die noch im Boden liegende Munition zunehmendverrottet und die dabei freigesetzten toxischen Inhaltsstoffe das Grundwasserbelasten (Niedersächsisches Umweltministerium 1999).

Nordrhein-Westfalen

Die oberste Bodenschutzbehörde in Nordrhein-Westfalen ist das Ministerium fürUmwelt, Raumordnung und Landwirtschaft (MURL). Die Bezirksregierungenfungieren als obere Bodenschutzbehörden. Die staatlichen Umweltämter arbeitenden Bezirksregierungen, wie für andere Rechtsbereiche auch, in Fachfragen zu.Die unteren Bodenschutzbehörden sind in den Kreisen und kreisfreien Städtenangesiedelt.

Die Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten/Landesamt für Agrar-ordnung Nordrhein-Westfalen (LÖBF/LafAO) ist dem Ministerium für Umwelt,Raumordnung und Landwirtschaft nachgeordnet. Sie ist für die Bodenordnung zurVerbesserung der Agrarstruktur zuständig sowie für die Bereitstellung von Flächenfür öffentliche Belange, was Belange des Naturschutzes und derLandschaftspflege einschließt (MURL NW 1999). Das Geologische Landesamt(GLA) ist dem Wirtschaftsministerium zugeordnet.

Bodenschutz in der Landwirtschaft wird von den Kreisstellen der Landwirtschafts-kammern bearbeitet. In den Landwirtschaftlichen Untersuchungs- undForschungsanstalten der Landeskammern sind die Untersuchungen von Schad-stoffbelastungen in Böden und in Nutzpflanzen angesiedelt.

45 Gesetz zur Einführung des Niedersächsischen Bodenschutzgesetzes und zur Änderung

des Niedersächsischen Abfallgesetzes vom 19. Februar 1999, in: NI GVBl. Nr. 4/1999,ausgegeben am 26. Februar 1999, 46-49.

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Sachsen

Oberste Behörde im Bodenschutz in Sachsen ist das Staatsministerium für Umweltund Landwirtschaft (SMUL), dem das Landesamt für Umwelt und Geologie (LfUG)nachgeordnet ist. Der Schutz des Bodens ist in der Abteilung Abfall, Altlasten undBodenschutz, im Referat Bodenschutz und Geologie angesiedelt.46 DieseZuordnung ist in Zusammenhang mit den geogen belasteten Gebieten Sachsenszu sehen.

Die Regierungspräsidien bilden die mittlere Ebene der für Bodenschutz zustän-digen Administration. Der Aufbau der Referate in den Regierungspräsidien folgtdabei dem Aufbau der Fachabteilungen im SMUL. Die Regierungspräsidien sind fürden Vollzug von Vorschriften des Bodenschutzes verantwortlich und vergebenFördermittel. Sie fungieren ferner als Widerspruchsbehörden.

Die untere Verwaltungsebene bilden die Landratsämter und kreisfreien Städte. Siebefassen sich hauptsächlich mit der Altlastensanierung. Nur wenige Kreise, indenen geogen belastete Böden vorherrschen, beschäftigen sich mit vorsorgen-dem Bodenschutz.

Die staatlichen Umweltfachämter (StUFÄ) beraten die mittleren und unterenBehörden u.a. in Fragen des Bodenschutzes, des Gewässerschutzes, der Altlasten,der Abfallwirtschaft und des Naturschutzes. Sie vertreten außerdem u.a. Boden-belange in der Bauleitplanung. Hervorzuheben ist, dass durch die Bündelungsämtlicher Fachgebiete in einer Behörde z.B. im Rahmen von Genehmigungs-verfahren nicht mehr verschiedene Fachbehörden beteiligt werden müssen. Dashat vor allem Auswirkungen auf die zügige und effektive Entscheidungsfindung.

Die Kooperation zwischen den für Bodenschutz zuständigen Behörden wird inSachsen großgeschrieben. Hervorzuheben ist die Zusammenarbeit der Boden-schutzbehörden mit der Landesanstalt für Landwirtschaft bei den Themen Boden-erosion, Bodenbelastung, „Stofftransfer Boden“ und der Landesanstalt für Forstenbezüglich der Forstlichen Standortkarte und der Bodendauerbeobachtungs-flächen (SMU 1998).

46 Allerdings wird das Ministerium derzeit umstrukturiert, so dass sich Veränderungen

ergeben können.

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5.3 Bund/Länderarbeitsgruppen und Länderausschüsse

Die (Bund/)Länderarbeitsgruppen bzw. die Länderausschüsse, deren Einrichtungauf den Beschluss einer Umweltministerkonferenz zurückgeht, sind zentraleAbstimmungsgremien für die rechtliche und fachliche Weiterentwicklung einesbestimmten Fachbereiches (z.B. Boden, Wasser, Immissionen, Bergbau). In denAufgabenbereich der (Bund/)Länderarbeitsgruppen fällt die Entwicklung vonHandlungsanleitungen oder Empfehlungen, die von den Bundesländern beimVerwaltungsvollzug herangezogen werden. Sie beraten die Umweltminister-konferenz und die Amtschefkonferenz und bearbeiten deren Aufträge (Correiaund Kraemer 1997). In den Arbeitsgruppen sitzen Vertreter der Bundesländer unddes Bundes.

5.3.1 Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Bodenschutz

Die Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO) sieht ihre zukünftigenAufgaben vor allem darin, fachlich und politisch an der Lösung der anstehendenVollzugsfragen im Bodenschutz mitzuwirken und so zu einer erfolgreichenUmsetzung des Bodenschutzes zu gelangen. Hervorzuheben ist dabei die Aus-gestaltung und Konkretisierung der BBodSchV und die Unterstützung derVollzugsbehörden durch Regelwerke und Handlungsanleitungen. Ziel ist, einemöglichst einheitliche Umsetzung des Bodenschutzrechtes in den Ländern zuerreichen (Remde 1999). Die LABO will ihre Arbeit in Zukunft stärker aufVollzugsfragen der Bodenschutzgesetzgebung ausrichten.47

Der bisher zur Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) gehörende Altlasten-ausschuss ist seit November 1998 der LABO zugeordnet. Damit wird der Verab-schiedung des BBodSchG als einheitlicher Rechtsgrundlage für Bodenschutz undAltlasten Rechnung getragen.48

Die LABO arbeitet auch mit Fachverbänden zusammen. So bekundete die LABOInteresse an einer Handlungsanleitung für den Vollzug der Regelungen zurGefahrenabwehr bei Erosion durch Wasser, die vom BVB entwickelt wurde.49

47 Vgl. „Informationen aus der LABO“, in: Bodenschutz 4/98, 151.

48 Vgl. „Informationen aus der LABO“, in: Bodenschutz 1/99, 28.

49 Vgl. „Informationen aus der LABO“, in: Bodenschutz 4/99, 76.

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5.3.2 Weitere Länderarbeitsgruppen

In den folgenden Abschnitten werden die Arbeiten weiterer Länderarbeits-gruppen der Umweltministerkonferenz skizziert, die auch für den Bodenschutz vonBedeutung sind.

• Die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) hat Anforderungen an einenzukunftsweisenden Grundwasserschutz sowie Forderungen für eine fortschritt-liche Gewässerschutzpolitik erarbeitet, die auch dem Schutz des Bodens zugute kommen (vgl. LAWA 2000).

• Von der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) wurden Technische Regeln„Anforderungen an die stoffliche Verwertung mineralischer Abfälle“ erarbeitet(vgl. LAGA 1997).

• Die Länderausschuss für Immissionsschutz (LAI) hat einen Bericht erarbeitet,indem Verschärfungen der TA Luft angeregt werden (vgl. Prinz und Bachmann1999).

• Die Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz (LANA) hat sich in den letztenJahren u.a. mit der Eingriffsregelung beschäftigt, die auch für den Bodenschutzvon Interesse ist. Ferner setzte sich die Arbeitsgruppe mit der Reform derStrukturfonds und Agrarpolitik der EU auseinander (STMLU 2000). Ein weiteresAufgabenfeld der LANA umfasst die Ausweitung von Biosphärenreservaten inDeutschland (Schutzgut kann auch der Boden sein). Hervorzuheben ist auchdie partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Naturschutzbehördenund den Naturschutzverbänden (STMLU 2000), die für den Bereich desBodenschutzes als Vorbild für die Kooperation zwischen Bodenschutzbehördenund Bodenschutzverbänden dienen kann.

Neben den oben aufgelisteten Länderarbeitsgruppen der Umweltminister-konferenz bestehen weitere Arbeitsgruppen, deren Arbeit auch den Bodenschutzbeeinflusst. Beispielhaft sei hier der Länderausschuss Bergbau (LAB) genannt, dersich derzeit mit dem Thema Verwertung von bergbaufremden Abfällen imTagebergbau beschäftigt (vgl. LAB 1998).

Zwischen den Arbeitsbereichen der verschiedenen (Bund/)Länderarbeitsgemein-schaften ergeben sich thematische Schnittstellen, wenn auch eher punktueller alsgrundsätzlicher Art. Bisher wurden unter den verschiedenen (Bund/)Länder-arbeitsgemeinschaften zu bestimmten Themen Zusammenarbeiten in gemein-samen Arbeitskreisen organisiert.

So wurde beispielsweise eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus Vertretern des LAIund der LABO eingerichtet, die Anforderungen für fachliche Instrumentarien zureinheitlichen Bewertung von Düngemitteln hinsichtlich ihrer Nähr- und Schadstoff-gehalte erarbeiten soll. Es liegen Vorschläge für Bagatelle-Emissionsmassenströme,Bagatelle-Immissionswerte und neue Niederschlagsgrenzwerte vor.

Der gemeinsame Gesprächskreis zwischen LABO und LANA hat ein Positionspapierzum Bodenschutz im Rahmen der Landschaftsplanung und der naturschutz-rechtlichen Eingriffsregelung erarbeitet.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 81

Es gab des weiteren Zusammenarbeiten zwischen der LABO und der LAGA zumWirkungspfad von Bodenverunreinigungen und Altlasten zum Menschen undzwischen der LAWA, LABO und LAGA bezüglich Bodenverunreinigungen undAltlasten als Gefahrenquelle für Grundwasser.

Zur Harmonisierung der Grenzwerte soll ferner Ende März 2000 eine Ad-hocArbeitsgruppe eingerichtet werden, in der LAB, LABO, LAGA, LAI und LAWAvertreten sein werden.

5.4 Institutionen auf kommunaler Ebene

Die unteren Umweltschutzbehörden wurden in den Länderkapiteln bereitserwähnt. Allgemein sei an dieser Stelle festgehalten, dass sich die unteren Umwelt-schutzbehörden aus Sicht des Bodenschutzes mit dem Vollzug des Bundesboden-schutzgesetzes und der -verordnung, mit der Bauleitplanung sowie der Eingriffs-regelung beschäftigen.

Die Städte, Gemeinden und Kreise als untere Bodenschutzbehörden regeln alleörtlichen Angelegenheiten einschließlich des Bodenschutzes in eigener Verant-wortung. Ihnen obliegen:

• planerische und vorsorgende Aufgaben wie die Bauleitplanung, die Land-schaftsplanung, die kommunale Entwicklungsplanung sowie Pläne der Stadt-erneuerung und Verkehrsberuhigung;

• Betriebsaufgaben wie die Abfallwirtschaft, die Abwasserentsorgung und deröffentliche Nahverkehr;

• Ordnungsaufgaben;

• Altlastenbearbeitung.

Dabei gibt es auf der Ebene der unteren Bodenschutzbehörden je nach Größen-ordnung und Schwerpunktsetzung unterschiedliche Organisationstypen.

Flächennutzungsplanung, Bebauungspläne, Gesamtentwicklungspläne sowieLandschaftsplanung sind in den meisten Kommunalverwaltungen in den Planungs-ämtern angesiedelt. Überwachungsaufgaben und die Verfolgung von Verstößengegen Umweltschutzbestimmungen sind den Ordnungsämtern übertragen. DieGesundheitsämter übernehmen Überwachungsaufgaben des Umweltschutzes vorallen in den Bereichen des Natur- und Landschaftsschutzes sowie des Lärm-schutzes. Der Erhalt und der Ausbau von Straßen sowie z.T. die Verkehrsplanungliegen bei den Tiefbauämtern. Die Stadtreinigungsämter sind u.a. für die Durch-führung der Abfallentsorgung und z.T. auch für die Genehmigungs- und Über-wachungsaufgaben der Abfallentsorgung zuständig. Den Grünflächen-, Garten-bau- oder Stadtforstämtern obliegen u.a. die Planung, Anlage und Unterhaltunggemeindeeigener Grünflächen und Waldbestände.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 82

5.5 Verbände

Für den Schutz des Bodens sind neben den staatlichen Behörden und Einrichtun-gen auch Verbände als Interessenvertreter und Lobbygruppen von Belang. In denletzten Jahren haben sich viele Verbände des Themas Bodenschutz ange-nommen und versucht, ihre Aufgabengebiete in diese Richtung zu erweitern. Daskommt dem Bodenschutz in Deutschland zu Gute, denn es bestehen Schnittstellenbeispielsweise zwischen Boden- und Gewässerschutz sowie zwischen Bodenschutzund Abfallwirtschaft. Aus diesem Grunde wird der Austausch zwischen und dieKooperation unter den verschiedenen Fachverbänden zukünftig an Bedeutunggewinnen.50

Die folgenden Abschnitte geben einen Überblick über die Verbände inDeutschland, die sich mit Fragen des Bodenschutzes auseinandersetzen. Dabeiwird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Es wird unterschieden zwischen:

• Regelgebenden Verbänden;

• Umwelt- und Naturschutzverbänden;

• Kommunalen Verbänden;

• Land- und Forstwirtschaftsverbänden;

• Garten- und Landschaftspflegeverbänden sowie

• Industrieverbänden51.

50 Verschiedene Bodenschutzverbände (Altlastenforum Baden-Württemberg, BVB, DBG)

sowie der ITVA haben zum Thema Sachverständige für Bodenfragen ein gemeinsamesPositionspapier herausgegeben.

51 Um Dopplungen zu vermeiden werden die Industrieverbände zusammen mit denumweltbewussten Unternehmen abgehandelt, da umweltbewusste Unternehmen auchMitglieder in Industrieverbänden sein können.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 83

5.5.1 Regelgebende Verbände

In den in vielfältiger Weise verbundenen regelgebenden Verbänden52 werden inArbeitsgruppen von Experten Fragen des Bodenschutzes und Fragen andererThemenbereiche, die dem Schutz des Bodens zu Gute kommen, diskutiert.Allerdings sind die Verbände in erster Linie auf technisch-wissenschaftliche Fragenkonzentriert. Dabei liegt ein essentieller Bestandteil ihrer Arbeit in der Entwicklungneuer und der Fortentwicklung und Anpassung alter Regeln und Normen. Wenngleich diese Normen keine gesetzliche Bindungskraft besitzen, werden sie häufigfür die Erarbeitung von Gesetzen und Verordnungen als Grundlage heran-gezogen.

Eine aktuelle Entwicklung bei den Verbänden ist, dass sich immer mehr Verbändezusammenschließen. So wurde im März 1999 als Dachverband die Bundesvereini-gung Boden und Altlasten (BVBA) vom Bundesverband Boden (BVB), vomAltlastenforum Baden-Württemberg und vom Ingenieurtechnischen VerbandAltlasten (ITVA) in Berlin gegründet. Auch die Abwassertechnische Vereinigung(ATV) und der Deutsche Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau (DVWK)schlossen sich im Frühjahr 2000 zur Deutschen Vereinigung für Abwasser, Abfall undGewässerschutz zusammen.

Ziel der Bundesvereinigung Boden und Altlasten (BVBA) ist es, die unter-schiedlichen Gruppierungen des vor- und nachsorgenden Bodenschutzeszusammenzuführen und auf diese Weise die Interessen des Bodenschutzes miteiner Stimme voranzubringen (Burmeister 1999). Dabei soll dem Boden in ersterLinie ein vergleichbarer Stellenwert als lebensnotwendige Ressource eingeräumtwerden wie den anderen Umweltmedien Wasser und Luft. ÖffentlichesBewusstsein und Interesse für die Erhaltung der Böden ist zu wecken und aufrechtzu erhalten. Gemeinsames Ziel aller „Bodenschützer“ ist es, den Bodenverbrauchzu reduzieren, den Boden in seinen Funktionen zu erhalten, „Schäden zureparieren und sanierte Bodenbereiche für eine Folgenutzung zur Verfügung zustellen“ (ebd.). Dafür sollen die Bereiche des vor- und nachsorgenden Boden-schutzes miteinander vernetzt werden, indem sich die Altlastensanierung vom„reinen Reparaturbetrieb“ zum integralen Bestandteil einer Flächennutzung imKreislauf und die rein bodenkundliche Arbeit über die Betrachtung von Wirkungs-zusammenhängen zum vorsorgenden Bodenschutz entwickeln (ebd.).

Der BVB befasst sich ausschließlich mit Fragen des Bodenschutzes (Bannick 2000).Er besteht aus vier regionalen Gruppen und mehreren Fachgruppen, dieregelmäßig zu Fachveranstaltungen einladen. Diese dienen in erster Linie demErfahrungsaustausch und der fachlichen Weiterbildung und Information der

52 Zu den regelgebenden Verbänden gehören u.a. der BVB, die DBG, die ATV, der DVWK,

das DIN/der NAW, die ITVA sowie der Dachverband BVBA. Die Verbände lassen sichhorizontal nach dem Umfang, in dem Bodenschutz Gegenstand ihrer Arbeiten ist,gliedern. Es gibt dementsprechend reine Bodenverbände, Verbände, die Belange desBodenschutzes bearbeiten und Verbände, die Fragen des Bodenschutzes berühren.

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Mitglieder.53 Die Fachgruppe 1 „Bodenbezogene Rechtsgebiete“ hat zum Muster-entwurf für Landesbodenschutzgesetze der Bund/LänderarbeitsgemeinschaftBodenschutz (LABO) ein eigenes Eckpunktepapier zur Diskussion vorgelegt.

Der Ingenieurtechnische Verband Altlasten (ITVA) engagiert sich vornehmlich imBereich des nachsorgenden Bodenschutzes. Zu seinen Aufgaben gehörenStellungnahmen zum BBodSchG und zur BBodSchV wie auch Initiativen zu denBereichen Sachverständigenwesen, Abgrenzung zum Kreislaufwirtschafts- undAbfallgesetz oder auch Ausführungen zur Qualitätssicherung (Burmeister 1999).

5.5.2 Umwelt- und Naturschutzverbände

Die Umwelt- und Naturschutzverbände als Träger von Umweltbelangen stehenden Verursachern gegenüber und sind notwendig für die Balance zwischen Nutz-und Schutzinteressen bei der Nutzung von Ressourcen einschließlich des Bodens.Allerdings konnten die Umweltverbände bisher nur recht wenig den Schutz desBodens in ihrer Arbeit thematisieren. In den Jahren 1996 und 1997 gab es vomNaturschutzbund Deutschland (NABU) und vom Bund für Umwelt und NaturschutzDeutschland (BUND) Aktionen zu den Themen Entsiegelung, Minderung desFlächenverbrauchs und umweltverträglicher Bodenbefestigung. Der NABUäußerte sich ferner kritisch zur „guten fachlichen Praxis“ in der Landwirtschaft undgab dazu Mitte März 2000 ein Hintergrundpapier heraus (vgl. NABU 2000).

Die Ursachen für die Zurückhaltung der Umweltverbände bei der Politisierung derBodenprobleme lässt sich vor allem durch die Problemstruktur der Boden-problematik erklären. Ihre Arbeit finanzieren die Umweltverbände in erster Linie ausSpenden der Öffentlichkeit. Dementsprechend werden vorrangig Themenaufgegriffen, die sich für Kampagnen eignen und für eine breite Mobilisierungunter den Mitgliedern und für Aufmerksamkeit und Unterstützung in der Bevölke-rung sorgen.

5.5.3 Kommunale Verbände

Die große Bedeutung der Kommunen im öffentlichen Leben in Deutschlandspiegelt sich im politischen Gewicht ihrer Spitzenverbände, zu denen der DeutscheStädtetag (DST), der Deutsche Landkreistag (DLT) und der Deutsche Städte- undGemeindebund (DStGB) gehören, wieder. Im Bereich des Bodenschutzes spielendiese, ähnlich wie die kommunalen Fachverbände, wie beispielsweise derVerband kommunaler Unternehmen (VKU), jedoch (bisher) keine sichtbare Rolle.

53 So lud beispielsweise die Regionalgruppe West im September 1999 zur Tagung „Boden-

schutz im kommunalen Planungsprozess“.

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5.5.4 Land-, Forstwirtschafts-, Garten- & Landschaftspflegeverbände

Bei der Interessenvertretung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) als größtenVertreter der Landwirtschaft stehen die ökonomischen Interessen zur Sicherung derErträge im Vordergrund. Allerdings räumt der DBV auch Boden- undNaturschutzbelangen in seiner Arbeit Platz ein. So wurde im März 2000 einGrünbuch über die nachhaltige Land- und Forstwirtschaft erstellt, dass im Juni 2000verabschiedet werden soll (vgl. DBV 2000). Die Belange des Bodenschutzesorientieren sich dabei vor allem an der optimalen Ausnutzung und dem langfristi-gen Erhalt der Ressourcen.

Demgegenüber stehen Verbände der ökologischen Landwirtschaft, zusammen-gefasst in der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau (AGÖL). In diesemDachverband sind Verbände des ökologischen Landbaus organisiert, die denZusammenhang zwischen landwirtschaftlicher Erzeugung, gesunder Ernährungund Erhalt der Kulturlandschaft berücksichtigen. Zu den Aufgabenfeldern gehörtneben der Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit und der Erarbeitung von Rahmen-richtlinien für die Erzeugung und die Verarbeitung ökologisch produzierterProdukte auch deren Vermarktung unter dem Motto: „Gesunde Nahrungsmittelvon gesunden Böden“. Ferner gibt die AGÖL Stellungnahmen zu relevantenRegelwerken auf europäischer und nationaler Ebene ab wie bspw. zur „EG-Verordnung Ökologischer Landbau“ (vgl. AGÖL 1999).

Des weiteren gibt es Verbände aus dem Bereich der Forstwirtschaft, die auf dieNutzung von Böden gestaltenden Einfluss haben wie bspw. die Schutzgemein-schaft Deutscher Wald (SDW). Daneben vertreten eine Vielzahl von Verbändenweitere Bewirtschaftungsformen, z.B. Gartenbau, Baumschulen, Weinbau, die z.T.sehr intensive und einseitige Nutzungen darstellen.

Die Verbände, die Interessen aus den Bereichen der Landwirtschaft, der Forstwirt-schaft, des Gartenbaus- und der Garten- bzw. Landschaftspflege vertreten, setzensich alle mit Bodenbelangen auseinander, wenn gleich sich die Art und Intensitätder Bodennutzungen unterscheiden. Gleichwohl ist das jeweilige Interesse amSchutz und Erhalt des Bodens von Verband zu Verband recht unterschiedlich.

Die Verbände des Garten- und Landschaftsbaus nehmen im Rahmen ihrer Arbeitauf vielfältige Weise Einfluss auf die Nutzung und Gestaltung von Natur-, Frei- sowieSiedlungs- und Verkehrsflächen und damit auch auf den Boden.

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5.6 Umweltbewusste Unternehmen und Industrieverbände

Die Berücksichtigung von Umweltbelangen zeigt sich vorzugsweise in derNahrungsmittelindustrie. Beispielsweise zählt die Firma Hipp zu den weltweitgrößten Verarbeitern organisch-biologischer Produkte und hat mehr als 1.000Landwirte in verschiedenen Ländern für die Erzeugung von Bio-Produkten unterVertrag. Nach eigenen Angaben werden durch den Hipp Bio-Anbau jährlich15.000 ha Boden und Grundwasser vor über 2.000 Tonnen Kunstdünger geschützt.Gegenüber 1997 konnte der Anteil ökologisch angebauter Produkte um weitere5% auf 78 % gesteigert werden.

Effektive Umweltmanagementsysteme54 sind ein Baustein für die Eigenverant-wortung im betrieblichen Umweltschutz. Dafür stehen den Unternehmen standar-disierte Systeme, wie zum Beispiel die EU-Öko-Audit-Verordnung (EMAS) oder dieinternationale ISO-Norm 14001 zur Verfügung. Darüber hinaus verfügen zahlreicheUnternehmen auch über eigene, maßgeschneiderte Management- und Audit-Systeme. Das Umweltmanagementsystem umfasst verschiedene Maßnahmen wiebspw. die Feststellung und Dokumentation von Umweltproblemen, wie z.B.Kontamination von Böden und Grundwasser, die Erarbeitung von Lösungs-empfehlungen für bestehende Probleme sowie die ständige Kontrolle derTätigkeiten mit Relevanz für die Umwelt, einschließlich des Bodens. DenUnternehmen ist ein Instrument an die Hand gegeben, das es auch zum Schutzdes Bodens zu nutzen und auszubauen gilt.

Seitens der Industrieverbände55 gab es im Jahr 1994 Interventionen auf Kanzler-ebene gegen die Verabschiedung des BBodSchG als Ökologiegesetz, gegen dieVerankerung des Multifunktionalitätsprinzips im Gesetz und für die Konzentrationauf die Gefahrenabwehr. Das Hauptinteresse lag zu einem späteren Zeitpunkteher auf der Vereinheitlichung der verschiedenen Einzellisten zu den Maß-nahmen-, Prüf- und Vorsorgewerten in der BBodSchV. Gelobt wurde die größereRechtssicherheit, die zur Verbesserung der Investitionsbedingungen beiträgt.

54 Nach der EMAS-Verordnung ist das Umweltmanagement “der Teil des gesamten über-

greifenden Managementsystems, der die Organisationsstruktur, Zuständigkeiten, Verhal-tensweisen, Verfahren, Abläufe und Mittel für die Festlegung und Durchführung derUmweltpolitik einschließt”, vgl. EG-Verordnung 1836/93.

55 Stellvertretend seien an dieser Stelle der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI),der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT), der Verband der Chemischen Industrie(VCI), der Industrieverband Agrar sowie der Verband zur Förderung umweltgerechtenWirtschaftens (UnternehmensGrün) genannt.

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5.7 Zusammenfassung

In diesem Kapitel wurden die institutionellen Rahmenbedingungen der Boden-schutzpolitik in Deutschland dargestellt. Die Institutionen umfassen im einzelnenzunächst die staatliche Verwaltung auf Bundes- und Länderebene sowie aufkommunaler Ebene. Darüber sind weitere Institutionen für den Bodenschutzrelevant, die sich nicht direkt einer dieser Ebenen zuordnen lassen. Hierzu gehörenBund-/Länderarbeitsgruppen und Länderausschüsse, Verbände sowie umwelt-bewusste Unternehmen.

Bodenschutz zeichnet sich vor allem durch seinen Querschnittscharakter aus. Diesbedeutet, dass verschiedene Fachbereiche, z.B. Gewässerschutz, Abfallwirtschaftoder Naturschutz, und Interessen unterschiedlicher Bodennutzer Einfluss auf dieBodennutzung und den Bodenschutz haben. Dies spiegelt sich in der Hetero-genität der Institutionen, die unmittelbar für einzelne Bereiche des Bodenschutzeszuständig sind, sowie solchen, die direkt oder indirekt auf die Nutzungen und denSchutz des Bodens einwirken, auf allen Ebenen wieder. Das vorliegendeGutachten vermag keine Aussage darüber zu treffen, ob die bestehenden Institu-tionen des Bodenschutzes hinsichtlich ihrer Zuständigkeiten und ihrer Struktur zueiner nachhaltigen Bodennutzung beitragen. Um einen wirksamen Bodenschutz zuerreichen, sollten jedoch im Sinne einer nachhaltigen Bodennutzung bestimmteinstitutionelle Rahmenbedingungen geschaffen oder erfüllt werden (z.B. die Inte-gration von Bodenschutzanforderungen in andere Fachbereiche oder Sektor-politiken).

5.7.1 Zusammenfassender Überblick über Bodenschutzinstitutionen

Auf Bundesebene ist die Bodenschutzpolitik einschließlich der Erarbeitung recht-licher Grundlagen im BMU angesiedelt, dessen Prioritäten neben der Sanierungbestehender Bodenbelastungen im vorsorgenden Bodenschutz liegen. Diefachlichen Grundlagen für geeignete Maßnahmen des Bodenschutzes sowie fürdie Erstellung von Rechtsvorschriften liefert das Umweltbundesamt. Neben demBMU sind weitere Ministerien für einzelne Bereiche der Bodennutzung zuständig(z.B. BML, BMVBW, BMVg und BMWi) und üben einen entscheidenden Einfluss aufden Bodenschutz aus. Umfassende Arbeiten wissenschaftlicher Beratungsinstitu-tionen, so der WBB, SRU, WBGU und DLR, stellen die aktuelle Situation der Boden-degradierungen sowie sich abzeichnende Entwicklungstendenzen dar undbehandeln Einzelaspekte des Bodenschutzes.

Die Ausgestaltung der Zuständigkeiten und der Verwaltungsverfahren fallen in denKompetenzbereich der einzelnen Bundesländer. Die Bodenschutzverwaltungunterliegt, analog der Umweltverwaltung, einem mehrstufigen Aufbau. DieVollzugsbehörden oder „unteren Bodenschutzbehörden“ sind in der Regel in denLandratsämtern als Querschnittsbehörden angesiedelt. In fachlichen Fragenwerden die Bodenschutzbehörden von einer oder mehreren Fachbehördenunterstützt. Interdisziplinäre Fragestellungen und Probleme des Bodenschutzes

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können jedoch von den Vollzugsbehörden oft nicht gebündelt und umgesetztwerden.

Für den Schutz des Bodens sind außer den Institutionen auf Bundes- undLänderebene sowie auf kommunaler Ebene die Aktivitäten verschiedenerBund/Länderarbeitsgemeinschaften der Umweltministerkonferenzen – LABO,LAGA, LAWA, LANA, LAI von Belang. Neben den eigentlichen Aufgabengebietengewinnt die Untersuchung und Bearbeitung fachübergreifender Problemezunehmend an Bedeutung.

Für den Bodenschutz sind ferner Verbände als Interessenvertreter und Lobby-gruppen wichtig. Neben den regelgebenden Verbänden, die typischerweise fürdie Entwicklung des Bodenschutzes eintraten, wurde das Thema Boden in denletzten Jahren auch von Umwelt- und Naturschutzverbänden, kommunalenVerbänden, Land- und Forstwirtschaftsverbänden, Garten- und Landschafts-pflegeverbänden sowie Industrieverbänden aufgegriffen.

Unter den regelgebenden Verbänden gab es eine Reihe von Zusammen-schlüssen, u.a. mit dem Ziel, das Bodenbewusstsein in der Öffentlichkeit zu stärken.Im Blick steht dabei vor allem die Zusammenführung unterschiedlicher Gruppie-rungen des vor- und nachsorgenden Bodenschutzes, um auf absehbare Zeit einNetzwerk von Bodenschutzinteressierten, -beteiligten und –betroffenen zuschaffen.

Die Umwelt- und Naturschutzverbände haben bisher wenig Einfluss auf dieEntwicklungen in der Bodenschutzpolitik auf Bundes- oder Länderebenegenommen. Auf kommunaler Ebene gab es einzelne Initiativen zu den ThemenEntsiegelung und Minderung des Flächenverbrauches. Die kommunalenVerbände spielen bisher beim Bodenschutz dennoch keine sichtbare Rolle.

Verbände, die Interessen aus den Bereichen der Landwirtschaft, der Forst-wirtschaft, des Gartenbaus- und der Garten- bzw. Landschaftspflege vertreten,setzen sich in unterschiedlichem Maße mit Fragen des Bodenschutzes ausein-ander. Dabei variieren Art und Grad der Bodennutzungen und es ergeben sichInteressengegensätze.

Hinsichtlich der Industrieverbände ist festzustellen, dass Bodenbelange vorrangig inden Industriezweigen eine Rolle spielen, in denen Fragen der Gesundheit undNahrungsmittel eine Rolle spielen.

Die Erläuterung der administrativen und institutionellen Zusammenhänge imBereich Bodenschutz dient vor allem als Grundlage für die spätere Entwicklungvon Handlungsoptionen für verschiedene Zielgruppen.

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5.7.2 Zusammenfassung der Interviewergebnisse

Aus den Interviews ergaben sich Kritikpunkte und Anregungen, deren Einbezie-hung zur Umsetzung des Leitbildes einer nachhaltigen Bodennutzung beitragenkönnten. Die Interviewergebnisse geben dabei lediglich die Sicht der Interview-partner wieder und lassen sich nicht verallgemeinern. Die wesentlichen Aussagensollen im Folgenden kurz dargestellt werden.

Bezüglich der Institutionen auf Bundesebene besteht hinsichtlich der weiterenAktivitäten und Inhalte sowie der Prioritätensetzung im Bodenschutz Diskussions-bedarf. Dabei sollte vorrangig geklärt werden, wie zukünftig mit konkurrierendenInteressen, die bei der Nutzung der Ressource Boden auftreten, umgegangenwerden soll und welche politischen Konsequenzen sich daraus ergeben.

Vor dem Hintergrund der vielfältigen Nutzungen des Bodens und der dadurchentstehenden Probleme sowie der Zuständigkeiten verschiedener Ministerien füreinzelne Bereiche des Bodenschutzes wird daher eine verstärkte Zusammenarbeitzwischen den Bundesministerien als sinnvoll erachtet, wobei die Federführunggemeinsamer Aktivitäten zur Bodenschutzpolitik beim BMU bleiben sollte. Fernersollte zukünftig eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Länder-arbeitsgruppen sowie die Bündelung der bodenrelevanter Aktivitäten erfolgen.

Die Bodenschutzpolitik in Deutschland stützt sich bisher auf die Schaffung vonGesetzesgrundlagen, eine nächsten Phase sollte der konzeptionellen politischenAusgestaltung dienen.

In den Interviews mit Vertretern der Länderministerien und der nachgeordnetenBehörden wurde deutlich, dass Vollzugsprobleme, Probleme der personellenAusstattung der Vollzugsbehörde sowie Schwierigkeiten bei der Umsetzung derbestehenden Rechtsvorschriften auch von der institutionellen Einbindung desBodenschutzvollzuges abhängen können. Es wurde betont, dass Vollzugsproblemeinsbesondere im vorsorgenden Bodenschutz liegen. Da der Vorsorgegrundsatz einwesentlicher Bestandteil des Leitbildes einer nachhaltigen Bodennutzung ist, sollteder Vollzug entsprechend unterstützt und gestärkt werden, mit dem Ziel, dieBodenvorsorge zukünftig in größerem Maße zu bearbeiten.

Weiterhin ist festzustellen, dass Bodenschutz in einer Vollzugsbehörde, die im Sinneeiner Bündelungsbehörde fungiert, gegenüber anderen Bereichen unter Umstän-den ein nachgeordnetes Interesse darstellt. Eine eigenständige Bodenschutz-behörde, die die Kapazitäten besitzt, Bodenschutz wissenschaftlich zu vertretenund zu untermauern, könnte Bodenschutz forcieren.

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6 Instrumente zum Schutz des Bodens

Instrumente mit Relevanz für den Bodenschutz sind einerseits ordnungsrechtlicherNatur und nicht Gegenstand dieses Kapitels (vgl. Kapitel 4). Andererseits umfasstdas bodenpolitische Instrumentarium planerische und ökonomische Instrumentesowie die Kooperation und Information. Tabelle 6 gibt einen Überblick, welcheInstrumente im einzelnen zur Umsetzung des Bodenschutzes dienen können. DieseInstrumente werden in den folgenden Abschnitten im einzelnen erläutert.

Tabelle 6: Bodenpolitische nicht-rechtliche Instrumente

Instrumentengruppe Instrumente

Planerische Instrumente • Raumordnung

• Bauleitplanung

• Landschaftsplanung

• Schutzgebietsausweisungen

• Landwirtschaftliche Fachbeiträge

• Flächenneuordnung

• Bodenschutzkonzeptionen

Ökonomische Instrumente • Steuern

• Kommunale Abgaben

• Gebühren

• Fördermaßnahmen

Kooperation • Netzwerkbildung

• Formale oder informelle Vereinbarungen

• Öffentlich-rechtliche Verträge

• Selbstverpflichtungen

Information • Datengrundlagen, Datenaufbereitung

• Öffentlichkeitsarbeit

• Bildung

(Quelle: nach Jänicke et al. 1999)

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Die Instrumente, die in obiger Tabelle zusammengestellt sind, sind entwedereigenständig oder sie haben ihre Grundlage in Rechtsvorschriften und sind nur inVerbindung mit diesen wirksam.

Einige Instrumente werden primär zum Schutz anderer Medien (Wasser, Luft, Floraund Fauna) eingesetzt, kommen aber gleichzeitig auch dem Bodenschutz zu Guteoder können zukünftig dafür erschlossen werden.

6.1 Planerische Instrumente

In Deutschland gibt es zwar Ansätze für eine Bodenschutzplanung jedoch keinensystematischen und ganzheitlichen Prozess, der alle Fach- und Detailplanungenund räumlich untergeordnete Planungen miteinander verbindet (Lee 1999; vgl.auch Jänicke et al. 1999). Für den Bodenschutz relevant sind jedoch die gesetzlichfestgesetzte Gesamtplanung und die sektoralen Fachplanungen. Die Gesamt-planung setzt sich aus Planungselementen des Raumordnungs- und Bauplanungs-rechtes zusammen. Sektorale Fachplanungen sind in unterschiedlichenFachgesetzen56 verankert: Der Gesamtplanung stehen entsprechende Elementeder Landschaftsplanung gegenüber, die im Naturschutzrecht festgelegt sind (vgl.Tabelle 7). Weitere sektorale Fachplanungen bestehen in Form von Fachplänen(z.B. Abfallwirtschaftsplan, wasserwirtschaftlicher Rahmenplan, forstlicherRahmenplan) oder Schutzgebietsausweisungen (z.B. Wasserschutzgebiete,Naturschutzgebiete). In einigen Bundesländern wird über die Ausweisung vonBodenschutzgebieten diskutiert. In Baden-Württemberg ist in der Novellierung desLandesbodengesetzes die Ausweisung von Belastungsgebieten vorgesehen.

Im Raumordnungsgesetz sind zwar Bodenbelange verankert (§1 und §2 Abs.2Ziffer 3, 5, 8; vgl. Kapitel 4), jedoch sind diese sehr allgemein formuliert. Um einewirksame Gegensteuerung gegen den Flächenverbrauch zu gewährleisten,müsste das Gebot des sparsamen Flächenverbrauchs operationalisiert werden(Lee 1999).

Mit der Bebauungsplanung steht ein wirksames Instrument zum vorsorgendenBodenschutz zur Verfügung (Bunzel und Hinzen 2000). Weiterhin bestehen über dieErstellung des Flächennutzungsplanes Möglichkeiten zur Steuerung der raum-bezogenen Nutzungskonkurrenzen (Hinzen und Bunzel 2000). In der administrativenPraxis ist jedoch vielfach die finanzielle Abhängigkeit der Kommunen vomGewerbesteuereinkommen durch die Ansiedlung von Unternehmen zu beo-bachten. Einige Ursachen der mangelnden Durchsetzungsfähigkeit von ökolo-gischen bzw. Bodenschutzbelangen resultieren aus der Komplexität der Raum-und Bauleitplanung zum einen und der starken Durchsetzungsfähigkeit der Bau-interessen (Jänicke et al. 1999).

56 So z.B. im BNatSchG, KrW-/AbfG oder WHG.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 92

Um die Umsetzung der Bauleitplanung zu vereinfachen und Grundsätze desschonenden Flächenverbrauches zu operationalisieren, wurde beispielsweise inSachsen-Anhalt ein Leitfaden Bauleitplanung herausgegeben (MRU 1998).

Die Landschaftsplanung dient der nachhaltigen Sicherung aller Lebensgrund-lagen, einschließlich des Bodens, und stellt daher ein geeignetes Instrument dar,Bodenschutzbelange auf verschiedenen Ebenen in die räumliche Gesamtplanungeinzubringen (Leicht 1999). In der Praxis wird Boden als Element des Natur-haushaltes auf allen Ebenen berücksichtigt, jedoch fällt Boden oft hinter demBiotop- und Artenschutz zurück. Dies liegt nach Meinung der Naturschützer wieBodenschützer zum Großteil darin begründet, dass eine regional angepassteMethodik und Maßstäbe zur Bewertung der Bodenfunktionen oft fehlen. Nebender räumlichen und örtlichen Ebene der Landschaftsplanung bietet sich auf derEbene der Vorhaben die Eingriffsregelung einschließlich der landespflegerischenBegleitplanung als Instrumentarium an.

Die Landschaftsplanung besitzt das Potential, auf bodenbeeinträchtigendeNutzungen Einfluss zu nehmen, Naturschutzgebiete für Böden mit besondererLebensraumfunktion auszuweisen und Böden mit besonderer Archivfunktion mitdem Status des Naturdenkmals zu belegen. Um das Instrument derLandschaftsplanung jedoch möglichst wirkungsvoll einsetzen zu können, ist eserforderlich, die Schutzwürdigkeit von Böden zu differenzieren und hierausPlanungsnormen abzuleiten (Bachmann 1999a).

Landwirtschaftliche Fachbeiträge für die Flächennutzungsplanung sind in Nieder-sachsen für einige wenige Ortschaften mit besonderen Konflikten im Rahmen derBauleitplanung erstellt worden. Dabei lag das Hauptaugenmerk auf derEntwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe. Der Aspekt des Bodenschutzeswurde bei diesen Planungen bisher nicht berücksichtigt. Hier ist im nächsten Schritteine Koordination und Kooperation mit der Landschaftsplanung zu vollziehen(Strotdrees 2000).

Auch die Flurbereinigung57 stellt ein planerisches Instrument dar, dass im Sinne derNachhaltigkeit die Förderung der Agrarstruktur sowie die Verbesserung derLebens- und Arbeitsbedingungen zum Ziel hat sowie Landnutzungskonflikte zulösen vermag58. Im Rahmen der Flurbereinigung können ein geeignetes Wegenetz,optimale Schlaglängen und –formen sowie erosionsmindernde Maßnahmen zumErhalt der Bodenstruktur beitragen und z.B. Gefahren der Verdichtung und Erosionvorbeugen oder mindern (Winterberg 2000). In der Praxis ist darauf zu achten, dassdiese planerische Maßnahmen nicht zu Lasten anderer Umwelt- und Naturschutz-belange durchgeführt werden.

57 Auch: Flächenneuordnung.

58 Vgl. Ländliche Neuordnung zum Zweck des Naturschutzes in Langenchursdorf/Callenberg, Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, Sachsen.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 93

Bodenschutzkonzeptionen oder Bodenschutzprogramme stellen ein geeignetesInstrument dar, eine regionale, den Erfordernissen des jeweiligen Bundeslandesangepasste Bodenschutzstrategie zu entwickeln, die über die Vorgaben desBundes-Bodenschutzgesetzes und der entsprechenden Ländergesetze hinaus-geht.

Bodenschutzkonzeptionen sind in der Regel nicht gesetzlich verankert. Das BerlinerBodenschutzgesetz ist das einzige Gesetz, das eine Bodenschutzplanung vorgibt(Neuhahn-Neu 1999).

Die Anforderungen an eine nachhaltige Bodenschutzplanung umfassen dieAnalyse und Bewertung stofflicher Belastungen sowie Prognosen zukünftigerBelastung, die bei der weiteren Planung, vor allem bei der Flächennutzungs-planung berücksichtigt werden müssen. Andererseits sollte die Reduzierung desFlächenverbrauches als nicht-stoffliche Belastung zur Prämisse bei allenplanerischen Maßnahmen und Überlegungen erhoben werden.

Tabelle 7: Ebenen der Planung

Gesamtplanung Landschaftsplanung(Naturschutz)

Agrarfachliche Planung

Bundesland

Landesplanung/Landesentwicklungs-Programm

Landschaftsprogramm

Planungsregion/Kreis

Regionalplanung Landschaftsrahmenplan59 LandwirtschaftlicheFachbeiträge60 für dieRegionalplanung

Gemeinde

Bauleitplanung

• Flächennutzungspläne

• Bauleitpläne

LandschaftspläneGrünordnungspläne61

LandwirtschaftlicheFachbeiträge für dieFlächennutzungsplanung

59 Die Erstellung von Landschaftsrahmenplänen ist in §8 BNatSchG festgelegt. Die Land-

schaftsrahmenpläne sollen, soweit erforderlich und geeignet, in die Regionalpläneaufgenommen werden.

60 Landwirtschaftliche Fachplanungen werden von der Landwirtschaftskammer Hannoverausschließlich im Rahmen von Auftragsarbeiten erbracht. Einen gesetzlichen Auftraganalog zu den Fachplanungen des Naturschutzes gibt es bisher nicht (vgl. Strotdrees2000).

61 Die Erstellung von Landschaftsplänen und Grünordnungsplänen ist in §9 BNatSchG fest-gelegt. Die Landschafts- und Grünordnungspläne sollen, soweit erforderlich undgeeignet, in die Bauleitpläne aufgenommen werden.

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6.2 Ökonomische Instrumente

Ökonomische Instrumente können das für die Bodennutzung relevante Ordnungs-recht ergänzen und unterstützen, indem schädigende Formen der Bodennutzunggegenüber schonenden wirtschaftlich unattraktiv gemacht werden (LABO 1998c).Bisher werden jedoch ökonomische Instrumente im Bodenschutz, verglichen mitanderen Umweltbereichen, z.B. Gewässerschutz, kaum gezielt eingesetzt. Gleich-wohl kommen jedoch verschiedene ökonomische Instrumente, die bereits inanderen Bereichen, beispielsweise im Rahmen der Wasserwirtschaft, Anwendungfinden, auch dem Schutz des Bodens zu Gute.

Weiterhin besitzen ökonomische Instrumentarien aus anderen Fachbereichen einPotential, eine nachhaltige Bodennutzung zu fördern. Dies beinhaltet, dass bereitsbestehende Abgaben auch explizit bodenpolitische Zielsetzungen verfolgenkönnen, neue Abgaben für den Verbrauch von Boden eingeführt undFörderungen nach bodenrelevanten Gesichtspunkten vergeben werden.

Von der LABO (1998c) wurden ökonomische Instrumente zusammengestellt, diebereits bestehen, für die Zwecke eines wirksamen Bodenschutzes jedochentsprechend ausgestaltet und deren politische Durchsetzbarkeit bewertetwerden müssen. Hierzu zählen die derzeit in der Diskussion befindliche Reform derGrundsteuer, die konsequente Umsetzung der Eingriffsregelung nach dem Bau-gesetzbuch, eine bundesweite Einführung einer versickerungsbezogenen Ab-wassergebühr, oder eine Erhebung gestaffelter Parkraumabgaben.

Im folgenden wird der aktuelle Diskussionsstand potentieller Instrumente für denBodenschutz aufgezeigt sowie bestehende Beispiele, die sich bewährt haben,erläutert.

Generell gilt insbesondere für ökonomische Instrumente, dass eine Differenzierungdahingehend erfolgen muss, dass keine sozialen Härten geschaffen werden. EineDifferenzierung muss in weiteren Untersuchungen erfolgen und wird hier nicht imeinzelnen dargestellt.

6.2.1 Besteuerung von Boden

Die Kritik an der Grundsteuer in ihrer heutigen Form richtet sich in erster Linie an dieinzwischen veraltete Bemessungsgrundlage. Diese definiert sich über den Einheits-wert, der in den alten Bundesländern auf einer Wertbasis von 1964 und in denneuen Bundesländern, wenn überhaupt vorhanden, auf einer Wertbasis von 1935basiert. Selbst bei einer pauschalen Anpassung der Steuermessbeträge würdenstrukturelle Verzerrungen zwischen den einzelnen Grundstücksarten bestehenbleiben. Gegenwärtig sind unbebaute, wenn auch erschlossene und baureiferGrundstücke sowie Grundstücke mit Ein- und Zweifamilienhäusern gering belastet.Weiterhin gelten für Grundstücke mit alter Bebauung geringere Sätze als fürGrundstücke mit neuer Bebauung.

Mit der Diskussion der Grundsteuerreform werden neben Bodenschutzzielen imSinne eines geringeren Flächenverbrauches rein bodenpolitische Ziele verfolgt, die

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zukünftig einen geringeren Wertezuwachs innerstädtischer Grundstücke und dieErhöhung der Marktmobilität von zurückgehaltenen Baugrundstücken sowieIndustrie- und Militärbrachen verfolgen. Hinzu kommen fiskalische Ziele sowie dieVereinfachung des administrativen Aufwands. Eine neues Steuermodell sollte dazubeitragen, hier keine Konflikte entstehen zu lassen. Die Bodenpolitik ist insgesamteng mit dem Wohnungs-, Grundstücks- und Baumarkt verknüpft, was dieDurchsetzung bodenschutzpolitischer Ziele erschweren könnte.

Bei einer Steuerungswirkung durch die Grundsteuer wird zunächst die Erhöhungder Grundsteuer B über den Einheitswert, die Steuermesszahl oder den kommu-nalen Hebesatz als notwendig erachtet, da die Grundsteuerbeträge derzeit sehrgering sind (LABO 1998c). Eine Erhöhung einer dieser Parameter würde allerdingsdie Änderung des Grundsteuergesetzes erfordern.

Als alternative Modelle zur Grundsteuer werden in der Fachliteratur Bodenwert-und Bodenflächensteuern62, Boden- und Gebäudewertsteuern63 sowie Flächen-nutzungssteuern vorgeschlagen. Weiterhin wird befürwortet, ein neues Modellzunächst aufkommensneutral einzuführen, wobei dann unbebaute baureifeGrundstücke höher belastet werden sollten (Reidenbach 1999).64 Da die Steuernauf kommunaler Ebene erhoben werden, ist die Wahrung der Aufkommens-neutralität jedoch schwierig.

Eine kombinierte Bodenwert- und Bodenflächensteuer bietet über einenBodenwert- und Flächenparameter sowohl eine quantitative als auch einequalitative Lenkungsfunktion in der Bodenschutzpolitik (LABO 1998c). Das Konzeptder Flächennutzungssteuer basiert auf einem Steuerklassensystem, bei dem diesteuerliche Belastung mit der Nutzungsintensität steigt. Nach der Einschätzung derLABO (1998c) müssten die Beträge der Flächennutzungssteuer über die bisherigeGrundsteuer hinausgehen, um eine entsprechende Wirkung im Sinne derFlächenersparnis zu erzielen. Bei der Boden- und Gebäudewertsteuer soll dasGrundstück mit Bodenrichtwerten und die darauf stehenden Gebäude mit einemPreis für die Nutzfläche bzw. für den umbauten Raum bewertet werden.

Hinsichtlich der Flächennutzungssteuer bleibt die Frage offen, in welcher Form dieGrundstücksgröße im einzelnen in die Berechnung eingehen sollte, da bei einemMultiplikator „absolute Flächen“ die Bebauung großzügiger Grundstücke imVerhältnis zu verdichteten Bauweisen dementsprechend teuer wird. In Gebieten,in denen diese Entwicklung nicht angestrebt wird, wäre es denkbar, die Flächeeiner Steuerklasse in Prozent an der Gesamtfläche (relative Fläche) zu bemessen.Das heißt jede Steuerklasse würde sich nochmals in Prozentklassen aufteilen.

62 Bodenflächensteuer nach Vorschlag A der Fachministerkonferenz.

63 Vorschlag B der Finanzministerkonferenz.

64 Im Oktober 1998 fand auf Initiative des Deutschen Städtetags, des Ministeriums fürBauen und Wohnen des Landes Nordrhein-Westfalen und des Deutschen Instituts fürUrbanistik ein Expertengespräch zum Thema Bodenpolitik und Grundsteuerreform statt.Trotz intensiver Diskussion bleiben mehrere Sachfragen offen, die in weiteren Diskussions-veranstaltungen geklärt werden müssen.

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Bisher sind die Auswirkungen einer modifizierten Grundsteuer auf die Reduzierungdes Flächenverbrauches nicht im einzelnen bekannt. Daher erscheint auch einAufsatteln einer „Bodenschutzsteuer“ auf die bestehende Grundsteuer ausgutachterlicher Sicht als diskussionswürdig.

6.2.2 Kommunale Abgaben

Für den Bodenschutz werden derzeit keine Abgaben erhoben, es gibt jedochverschiedene Ansätze, die Bodenversiegelung mit Abgaben65 zu belegen. Dieseknüpfen bei der Neuversiegelung, der bestehenden Versiegelung oder der Ent-siegelung von Flächen an. Es ist anzumerken, dass ein Teil des Aufkommens durcheine Versiegelungsabgabe nur einer Umschichtung gleichkommt, da geradeGebietskörperschaften durch den Verkehrswegebau hohe bestehende undzukünftige Versiegelungsflächen zu verzeichnen haben (LABO 1998c). Jedoch isteine Steuerungswirkung auch bei privaten Unternehmen und privaten Einzel-personen zu erwarten. Auch hier sollte die Qualität der Versiegelung, berück-sichtigt werden (ebd.).

Über Entsiegelungsabgaben, die für potentiell entsiegelbare Flächen zu entrichtensind, könnte ein Anreiz zu Entsiegelungsmaßnahmen von eher kleinräumigenFlächen innerhalb einer Siedlungs- oder Verkehrsfläche geschaffen werden(ebd.). Dies umfasst beispielsweise die Entsiegelung von Höfen, Plätzen oder Park-plätzen.

Im allgemeinen ist zu bedenken, dass Entsiegelungsmaßnahmen eher kleinräumigstattfinden. Daher sollte aus gutachterlicher Sicht der Schwerpunkt im Sinne einesvorsorgenden Bodenschutzes auf der Einführung einer Neuversiegelungsabgabeliegen, die einmalig zu entrichten und hoch anzusetzen ist.

Sinnvoll erscheint weiterhin eine generelle Versiegelungsabgabe, bei der zwischenpotentieller Entsiegelbarkeit und nicht entsiegelbaren Flächen unterschieden wird,wobei die Beträge insgesamt jedoch niedrig anzusetzen sind. Dabei könnte dasAufkommen aus Versiegelungsabgabe und Neuversiegelungsabgabe in dieSubventionierung von Entsiegelungsmaßnahmen einfließen (vgl. auch AbschnittFörderungen).

Ein weiteres ökonomisches Instrument stellen die Ausgleichsabgaben im Rahmender Eingriffsregelung dar, die jedoch derzeit noch keine breite Anwendung finden.Die Ausgleichsabgaben sind nach §1 BauGB zur Kompensation von Eingriffenverpflichtend, für die ein Ausgleich vor Ort nicht durchführbar ist. Vielfach fließendiese Abgaben in Fonds, die in erster Linie der Wiederherstellung oder Aufwertungvon Biotopen dienen. Um dieses Instrument zukünftig auch für den Bodenschutznutzen zu können, sollte ebenfalls dahingehend gewirkt werden, eineBindungswirkung für das Schutzgut Boden zu erzielen.

65 Abgaben sind von der Gebietskörperschaft zweckgebunden einzusetzen.

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6.2.3 Gebühren

Wasserentnahmeentgelte66 oder Regenwassergebühren67 sind als ökonomischeInstrumente aus der Wasserwirtschaft bekannt. Bei beiden Instrumenten stehtjedoch nicht die unmittelbare Lenkungswirkung im Vordergrund, sondern derFinanzierungseffekt (Kahlenborn und Kraemer 1999). Das heißt die Einnahmen ausden Gebühren68 sind zweckgebunden und fließen in Maßnahmen, die dem Natur-haushalt direkt oder indirekt zu Gute kommen. Je nach dem gesetzlich festge-legten Verwendungszweck können diese Mittel auch für bodenschützende Maß-nahmen eingesetzt werden.

Nach Einschätzung der LABO (1998c) tragen versiegelungsbezogene Abwasser-gebühren zu einer Verringerung der Versiegelungsfläche bei. Zum einen werdengrößere Versiegelungsflächen bei Neubauten minimiert. Ferner ist damit zurechnen, dass nicht benötigte Flächen, für die Gebühren erhoben werden,entsiegelt werden.

In Niedersachsen werden beispielsweise mit den Einnahmen durch die Wasser-entnahmegebühr69 Pilotprojekte mit dem Ziel der Erforschung einer besonders aufden Grundwasserschutz ausgerichteten Land- und Forstwirtschaft und derErforschung einer schonenden Grundwasserbewirtschaftung gefördert. Die Förder-schwerpunkte (z.B. ökologischer Landbau) bilden gleichzeitig einen wichtigenBeitrag zur nachhaltigen Landbewirtschaftung (Schültken 2000). Anzumerken ist,dass nicht alle Landeswassergesetze Raum für vergleichbare Maßnahmen lassen.

Erschließungsgebühren werden gegenwärtig von der Gemeinde und dem Grund-eigentümer getragen. Z.T. erfolgt bei Gewerbegrundstücken aufgrund der inter-kommunalen Konkurrenz eine vollständige Übernahme durch die Kommunen.Bodenschützend wirksam wäre eine volle Übernahme der Erschließungsgebührendurch den Grundeigentümer (LABO 1998c).

Nach Einschätzung der LABO (1998c) ist eine flächensparende Wirkung durch dieErhebung von Parkraumgebühren nicht unbedingt gewährleistet. Befürchtet wirdeine Verlagerung des Parkraumes in die Stadtrandlagen. Hier ist jedoch weitererForschungsbedarf unter Kooperation mit der Verkehrsplanung nötig.

66 Wasserentnahmeentgelte werden derzeit in zehn der sechzehn Bundesländer erhoben.

67 Gebühren werden für Niederschlag erhoben, der sich auf den versiegelten und an dasKanalnetz angeschlossenen Flächen (auch Dachflächen) sammelt (Kraemer undPiotrowski 1995).

68 Für eine zu zahlende staatliche Leistung besteht das Recht auf die Nutzung von Umwelt-gütern (Jänicke et al. 1999).

69 In Niedersachsen wurde im 1999 mit der Novelle zum Niedersächsischen Wassergesetzeine Wasserentnahmegebühr eingeführt (§47 NWG).

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6.2.4 Gütezeichen

Fachtechnische Anforderungen an die Verwertung organischer und mineralischerAbfälle zur Minimierung des Schadstoffeintrages in den Boden sind in mehrerengesetzlichen Regelungen verankert. Auch für Bodenverbesserungsmittel,Kultursubstrate, Recyclingbaustoffe und Spielsande bestehen Anforderungen imHinblick auf den Boden (Bachmann 1999d). Für Sekundärrohstoffdünger, Boden-hilfsstoffe und Kultursubstrate u.ä. müssen durch verschiedene QualitätsstufenAnreize zur Verbesserung der Güte geschaffen werden, die die gesetzlichenAnforderungen und die Anwendung nach guter fachlicher Praxis unterschreiten(Propfe 2000). Auf diese Weise wird bereits von der Produktseite her sichergestellt,dass der Schadstoffeintrag minimiert wird. Die Schadstoffkonzentrationen sind imwesentlichen produkt- bzw. produktionsspezifisch und sind daher in Zusammen-arbeit mit den Produzenten zu reduzieren (Bannick et al. 1995). Beientsprechenden Qualitätsanforderungen der Gütezeichen besteht ein Beitrag imSinne der Nachhaltigkeit darin, die gesetzlich vorgeschriebenen Mindest-anforderungen zu unterschreiten. Hier sollte der aufgrund natürlicher Inhaltsstoffeunvermeidliche Restgehalt an Schadstoffen angestrebt werden. Die auszu-bringenden Produkte sollten frei von unerwünschten Begleitstoffen sein (ebd.).

6.2.5 Förderungen

Für Förderungen70 mit dem Ziel einer nachhaltigen Bodennutzung gibt esverschiedene Ansatzpunkte. Derzeit bestehen Förderprogramme im Bereich derLandwirtschaft sowie flächen- und raumwirksame Fördermittel, die eine Rolle imBodenschutz spielen oder spielen könnten.

Die im Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Förderung der Agrarstruktur unddes Küstenschutzes für den Zeitraum 1999 bis 2000“ vorgesehenen Möglichkeitenzur Förderung können ebenfalls zu einer nachhaltigen Nutzung beitragen(Bachmann 1999b). Folgende Förderbereiche sind für den Bodenschutz vonInteresse71:

• Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung;

• Flurbereinigung;

• Freiwilliger Landtausch;

• Agrarinvestitionsförderprogramm;

• Markt- und strukturangepasste Landbewirtschaftung.

70 Der Katalog der Fördermöglichkeiten wird nur kurz angerissen und erhebt keinen

Anspruch auf Vollständigkeit.

71 Vgl. Grundsätze für die Förderung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes.Http://www.dainet.de; download am 9. März 2000.

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Weiterhin sollte analysiert werden, inwiefern einzelne Grundsätze der Förderungeiner nachhaltigen Bodennutzung in qualitativer oder quantitativer Hinsichtzuwiderlaufen bzw. der Bodenaspekt zukünftig gestärkt werden sollte.

Mit dem sächsischen Förderprogramm „Umweltgerechte Landwirtschaft“ (SMU1998) wurde für Landwirte ein Anreiz geschaffen, auf umweltschonende Bewirt-schaftungsformen umzusteigen. Gefördert werden insbesondere erosions-mindernde Maßnahmen (vgl. Tabelle 8).

Tabelle 8: Förderung für erosionsmindernde Maßnahmen in Sachsen

Maßnahme Förderbetrag (DM/ha)

Mulchsaat 50,00

Zwischenfrucht 130,00

Untersaat 100,00

Das Programm, das zu 75% von der Europäischen Union und zu 25% von Sachsenfinanziert wird, hat eine wachsende Akzeptanz zu verzeichnen wie auch diesteigenden Flächenzahlen belegen (vgl. Tabelle 9).

Tabelle 9: Entwicklung der Anbauflächen erosionsmindernder Maßnahmen

Maßnahme 1995 1996 1997 1998 1999

Mulchsaat 26.176 44.585 57.716 75.970 78.910

Zwischenfruchtanbauund Untersaaten

8.765 18.553 17.507 25.368 25.216

Zur Förderung von Entsiegelungsmaßnahmen hat die Stadt Leverkusen bereits1988 ein Programm beschlossen. Nach einer Bestandsaufnahme und ökologi-schen Bewertung wurden Förderkriterien festgelegt. Das Programm startete 1992.Dabei wurden Entsiegelungsmaßnahmen mit bis zu 2.000 DM unterstützt. Die Stadtübernahm ferner die Kosten für die Bauschuttentsorgung. Der BUND hat nacheigenen Untersuchungen festgestellt, dass in vier der sechzehn BundesländerZuschüsse für Entsiegelungsmaßnahmen gewährt werden. Die Förderprogrammewurden im Zusammenhang mit dezentraler Regenwasserversickerung oderGrundwasseranreicherung entwickelt (Door 1997).

Das Land Nordrhein-Westfalen fördert Untersuchungsmaßnahmen zur Ermittlungund Bewertung von Verdachtsflächen sowie Maßnahmen zur Sanierungschädlicher Bodenveränderungen einschließlich Schutz- und Beschränkungs-maßnahmen auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte (MURL 1998). Zu-wendungsempfänger sind Gemeinden und ihre wirtschaftlichen Unternehmen inForm von Eigenbetrieben sowie juristische Personen des privaten Rechts, die im

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Bereich des Erwerbs, der Veräußerung oder Verwaltung von Grundstücken tätigsind, bei denen eine kommunale Mehrheitsbeteiligung vorliegt (ebd.). Dabeibesteht kein Anspruch auf Förderung seitens des Antragstellers, die Bewilligungs-behörden entscheiden vielmehr aufgrund ihres pflichtgemäßen Ermessens imRahmen der verfügbaren Haushaltsmittel (ebd.).

Von der LABO (1998c) wurden flächen- und raumwirksame Fördermittel desBundes in den Bereichen Wohnen, gewerbliche Wirtschaft, Verkehr undKommunikation sowie Städtebau und Straßenverkehr zusammengestellt und nachBodenschutzgesichtspunkten bewertet. Insgesamt ist festzustellen, dass Boden-schutzaspekte in der Regel keine Berücksichtigung finden und einzelne Förderun-gen den Zielen des Bodenschutzes zuwiderlaufen (z.B. Förderungen des Bundesvon Bundesfernstraßen). Hier gilt es zukünftig zu klären, wie bereits bestehendeflächensparende und bodenschonende Grundsätze (z.B. sozialer Wohnungsbau inNordrhein-Westfalen und Hessen) regional breiter gestreut werden können. Fernermüssen Möglichkeiten und Handlungsspielräume ermittelt werden, um Ziele desBodenschutzes in bestehende Förderrichtlinien zu integrieren.

6.3 Kooperation

Das Instrument der Kooperation umfasst die Netzwerkbildung, beispielsweise untergleichrangigen Vertretern des Bodenschutzes verschiedener Bundesländer (LABO)oder zwischen Vertretern unterschiedlicher Abteilungen oder Ressorts mit Relevanzfür den Bodenschutz. Hier ist festzustellen, dass der Erfolg der Zusammenarbeitinnerhalb der Behörden abhängig von der administrativen Organisation ist.Abhängig von der Abteilung, in der Bodenschutz angesiedelt ist (Abfall, Altlasten,Gewässerschutz), findet hier eine verstärkte fachliche Zusammenarbeit zwischenden entsprechenden Bereichen statt.

Eine Zusammenarbeit ist trotz räumlicher Nähe und gemeinsamer Administrationnicht immer gegeben. Jedoch ist gerade im interdisziplinären Feld Bodenschutzverstärkte Kooperation auch innerhalb einer Behörde nötig. Dies gilt insbesonderefür die Bereiche Immissionsschutz, Grundwasserschutz, Naturschutz undAbfallwirtschaft. Dabei sollte jedem Bereich die Möglichkeit gegeben werden,ursprünglich gesteckte Ziele weitgehend verfolgen zu können.

Jedoch gewinnen auch Kooperationen zwischen den Ressorts an Bedeutung. ImNiedersächsischen Bodenschutzgesetz sind Bodenschutz und Landwirtschaftmehrfach zu Kooperationen aufgefordert. Ferner ist der gemeinsame Baurest-massenerlass Brandenburgs, des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Raum-ordnung (MUNR)72 und des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie(MWMT) als Beispiel für Kooperation hervorzuheben.

72 Seit 1999 Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung.

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Allgemein wird in Fachkreisen häufig die Meinung vertreten, dass sich eine Fusionder Ressorts Umwelt und Landwirtschaft zu einem gemeinsamen Ministerium positivauf die Abstimmungsprozesse auswirkt.

Kooperative Instrumente schließen neben der Netzwerkbildung formale oder infor-melle Vereinbarungen und Verhandlungen ein, die zwischen Behörden undVerursachern oder Verursachern und Umweltschutzverbänden unter Ausschlussdes Staates getroffen werden (Jänicke et al. 1999). Zum Teil übernehmen dieNaturschutzverbände auch eine Mittler- oder Lobbyfunktion bei Interessens-konflikten zwischen Staat und Betroffenen, z.B. bei der Klärschlammausbringung.

Die Bandbreite der Vereinbarungen reicht von der Bekundung freiwilliger Selbst-verpflichtungen bis hin zum Abschluss öffentlich-rechtlicher Verträge. In Sachsensind beispielsweise öffentlich-rechtliche Verträge zwischen dem Freistaat Sachsenund den Landwirten zur Durchführung von Erosionsschutzmaßnahmen geplant,sobald die Öffentlichkeit oder die Umwelt gefährdende Erosionsschädenauftreten. Ferner sind bodenschützende Elemente auch im Vertragsnaturschutz inForm von Programmen zur extensiven Ackerbewirtschaftung, für umwelt-schonende Anbauverfahren oder das Anlegen von Hecken und Schutzpflan-zungen zu finden (MUNR 1998). Hier könnte zukünftig ausgelotet werden, ob dieseProgramme auch Raum für weitere gezielte Bodenschutzmaßnahmen bieten oderProgramme im Sinne eines Vertragsbodenschutzes entwickelt werden sollen.

Da Verursacher im Falle freiwilliger Selbstverpflichtungen nicht rechtlich zubelangen sind, ist dieses Instrument nach Meinung der Gutachter nur dann vonInteresse, wenn eine politische Verbindlichkeit besteht.

6.4 Information

Um die Informationsgrundlagen zu verbessern und zu systematisieren, werden vonden geologischen Landesämtern der einzelnen Bundesländer – unter Feder-führung der Landesumweltämter – Messprogramme entwickelt, Dauerbeobach-tungsflächen errichtet und Datenbanken aufgebaut. Die staatlichen geologi-schen Dienste (SGD) betreiben die bodenkundliche Kartierung und die Einrichtungentsprechender Fachinformationssysteme als Teil des Bodeninformationssystems inenger Abstimmung. Ersatzweise werden in einigen Ländern die Daten aus derReichsbodenschätzung aufbereitet. Neben den geowissenschaftlichen Grund-lagen werden sowohl bei den Umweltbehörden als auch bei den staatlichengeologischen Diensten Kataster oder Fachinformationssysteme mit Informationenüber die stoffliche Bodenbelastung geführt. Die Bodendauerbeobachtung ist inden einzelnen Ländern unterschiedlich organisiert. In der Regel herrscht eineAufgabenteilung zwischen landwirtschaftlichen Behörden, Umweltbehörden undden SGD.

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In einigen Bundesländern73 liegen bereits umfangreiche Grundlagendaten undKartenmaterial vor, wenn auch nicht immer flächendeckend und in digitalisierterForm. Ältere Karten liegen oft nicht im für bestimmte Planungen gewünschtenMaßstab vor. Daten wurden oft problembezogen erhoben und waren daher nurfür den Einzelfall verwendbar. Zukünftig wird die Strategie verfolgt, flächen-deckend Daten zu erheben, die für unterschiedliche Aufgabenstellungenanwendbar sind.

Mit der Verabschiedung des Anhangs II.4 „Austausch bodenschutzrelevanterDaten“ der Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern über denDatenaustausch im Umweltbereich wurde eine Grundlage zur Verbesserung desInformationsaustausches sowie die Einrichtung der Teilsysteme für das BIS bei denBundesbehörden (UBA und BGR ) geschaffen. Infolge dessen können jetztübergreifende Auswertungen zu Bodenschutzthemen auf einer sicherenDatengrundlage erfolgen. Beispielsweise wird z. Zt. die Auswertung der Ergebnisseder Bodendauerbeobachtung durch das UBA aktiv vorbereitet.74

In Brandenburg wird derzeit eine Liste mit natur- und kulturgeschichtlichenArchivböden erstellt. Geplant ist ferner die Erstellung einer Archivbodenkarte zurBodenbewertung. In Nordrhein-Westfalen werden im Rahmen des Förder-programms „Maßnahmen zum Bodenschutz“ stoffliche Belastungen digital erfasst.Diese Information bildet die Grundlage für Belastungskarten. Die Kommune mussfür die Erstellung von Belastungskarten 20% Eigenanteil aufbringen. LangfristigesZiel ist die landesweite Datenermittlung. Die Belastungskarten dienen derIdentifizierung von belasteten Flächen sowie als Entscheidungsgrundlage bei derAusweisung von Flächen (beispielsweise mit überschrittenen Vorsorgewerten) undbei der Bauleitplanung. Die Karten sollen in der Verwaltung sowie bei AnhörungenVerwendung finden. In welcher Form die Datenweitergabe an die Bürger erfolgt,muss zukünftig noch geklärt werden. Im Bodenschutzgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen (im Entwurf) soll ein Regelungsansatz zur Datenweitergabe undInformation Berücksichtigung finden.

Nach dem Umweltinformationsgesetz75 hat jeder Bürger Anspruch auf Umwelt-information, die bei einer staatlichen oder privaten Stelle – sofern öffentlich-rechtliche Aufgaben wahrgenommen werden – vorliegen. Im Zusammenhang miteiner regelmäßigen Umweltberichterstattung sind beispielhaft die Altablage-rungen des Stadtteils Osnabrück-Wüste zu nennen, bei dem die Anwohner mittelsregelmäßig erschienenen Informationsbroschüren über den Verlauf der Gefähr-dungsabschätzung unterrichtet wurden.

73 Mit dem Bundes-Bodenschutzgesetz wird dem Bund die Aufgabe übertragen, ein

länderübergreifendes Bodeninformationssystem unter Verwendung der von denBundesländern übermittelten Daten zu errichten. Die Errichtung von Bodeninforma-tionssystemen und von Bodendauerbeobachtungsflächen fällt in den Zuständigkeits-bereich der Länder.

74 Nach Kommentaren von Dr. V. Thiele, Landesumweltamt NRW.

75 Das Umweltinformationsgesetz setzt die europäische Umweltinformationsrichtlinie um.

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Erste Kampagnen, um in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für das Medium Bodenzu stärken, wurden bereits durchgeführt. Das Ministerium für Umwelt und VerkehrBaden-Württemberg hat eine Kampagne gestartet, bei der in Kinospots und aufPlakaten unter dem Motto „Boden ist mehr als Dreck” für das Medium Bodengeworben wurde. In dem umfangreichen EXPO-Projekt „Faszination Boden” soll inzahlreichen Veranstaltungen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen dasInteresse für das Medium Boden geweckt werden. Ferner finden für Schulklassenunterschiedlicher Altersstufen Lehrveranstaltungen statt. Weiterhin ist inKooperation mit der Internationalen Bodenkundlichen Union und der AlfredToepfer Akademie für Naturschutz und der Unterstützung der Deutschen Bundes-stiftung Umwelt eine Fachtagung „Neue Wege zu nachhaltiger Bodennutzung“geplant (14. bis 17. September 2000).

In einigen Kampagnen wurde das Thema Versiegelung aufgegriffen. Beispiels-weise wurde in Leverkusen parallel zum Entsiegelungsprogramm, das 1992startete, eine Kampagne durchgeführt, die über das Ökosystem Boden, Folgender Versiegelung und über Möglichkeiten der Entsiegelung informierte. Auch derBUND hat bundesweit für Entsiegelung geworben. In seiner Kampagne „Aufbruchins Grüne“ wurden nicht nur Privatleute zur Entsiegelung aufgefordert, sondernauch Städte und Gemeinden dazu aufgerufen, Entsiegelungsmaßnahmen mitZuschüssen und gestaffelten Abwassergebühren zu unterstützen. Das ThemaEntsiegelung bildete ferner den Schwerpunkt der Kampagne „Natur brauchtPlatz“ in Baden-Württemberg76. Auch hier wurden sowohl Privatpersonen als auchdie Kommunen als Zielgruppen adressiert.

6.5 Zusammenfassung der bodenschutzpolitischen Instrumente

Neben den in Kapitel 4 beschriebenen ordnungsrechtlichen Instrumenten beste-hen planerische und ökonomische Instrumente sowie die Kooperation und Infor-mation zur Umsetzung des Bodenschutzes.

In Deutschland gibt es keine eigenständige Bodenschutzplanung, jedoch stehendie gesetzlich festgelegten Elemente der Gesamtplanung und Landschaftspla-nung auch für die Umsetzung eines vorsorgenden Bodenschutzes zur Verfügung.Im Rahmen der Gesamtplanung besitzt die Bauleitplanung das Potential, raum-bezogene Nutzungskonkurrenzen zu steuern und den Flächenverbrauch zuoptimieren. Mit der Landschaftsplanung können Bodenschutzbelange auf allenEbenen in die Gesamtplanung eingebracht werden, jedoch haben hier Belangedes Biotop- und Artenschutzes gegenüber dem Bodenschutz oft Vorrang. Alsweiteres planerisches Element im Sinne des Bodenschutzes kann die Flurbereini-gung eingesetzt werden, sofern hier insbesondere planerische Maßnahmen mitanderen Umwelt- und Naturschutzbelangen abgewogen werden. Darüber hinaus

76 Diese Initiative wurde 1996 vom Naturschutzbund in Zusammenarbeit mit dem Ministe-

rium für Umwelt und Verkehr, der Stiftung Landesgirokasse Natur und Umwelt sowie demGemeinde- und Städtetag durchgeführt.

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stellen Bodenschutzkonzeptionen und –programme ein geeignetes Instrument dar,die rechtlichen Vorgaben in diesem Bereich auszufüllen und zu operationalisieren.

Die Steuerungswirkung durch den gezielten Einsatz ökonomischer Instrumentebesteht darin, schädigende Formen der Bodennutzung gegenüber schonendenwirtschaftlich unattraktiv zu machen. Bisher finden ökonomische Instrumente imBodenschutz jedoch vergleichsweise wenig Anwendung. Die Palette potentiellerökonomischer Instrumente umfasst die Besteuerung von Boden, kommunaleAbgaben, Gebühren, Gütezeichen und Förderungen.

Mit der derzeit diskutierten Grundsteuer sollen zukünftig neben rein bodenpoli-tischen Zielen auch Schutzziele im Sinne eines geringeren Flächenverbrauchs ver-folgt werden. Die Kritik an der Grundsteuer richtet sich vor allem an die inzwischenveraltete Bemessungsgrundlage und die damit verbundene Verteilungswirkung –gering belastet werden gegenwärtig unbebaute, baureife Grundstücke sowieGrundstücke mit Ein- und Zweifamilienhäusern. Als Alternativen zur Grundsteuerwerden Bodenwert- und Bodenflächensteuern, Boden- und Gebäudewertsteuernsowie Flächennutzungssteuern diskutiert. Unter Umständen besitzen diese Modelleeine höhere Bodenschutzwirkung. Allen Steuermodellen ist gemeinsam, dass dieAuswirkungen auf den Flächenverbrauch bisher nicht im einzelnen bekannt sind.Hier besteht weiterhin Untersuchungsbedarf.

Speziell für den Bodenschutz werden bisher keine Abgaben erhoben, jedoch gibtes verschiedene Überlegungen, für bestehende Versiegelungen und Neuversiege-lungen Abgaben einzuführen. Entsiegelungsabgaben für potentiell entsiegelbareFlächen können dabei einen Anreiz schaffen, kleinräumige Flächen zu entsiegeln.Eine breitere Wirkung im Sinne eines vorsorgenden Bodenschutzes könnte jedochmit der Einführung einer Neuversiegelungsabgabe erzielt werden. Weiterhin ist dieEinführung einer generellen Entsiegelungsabgabe mit einer Staffelung nachpotentiell entsiegelbaren und nicht entsiegelbaren Flächen in Erwägung zuziehen. Das Aufkommen aus den bodenschutzspezifischen Abgaben könntewiederum in die Subventionierung von Entsiegelungsmaßnahmen fließen.

Gebühren werden bisher im Rahmen der Wasserwirtschaft – als Wasserentnahme-entgelte oder Regenwassergebühren – erhoben und kommen indirekt auch demBodenschutz zu Gute. Ob die Gebühren direkt im Sinne des Bodenschutzes,insbesondere zur Minimierung des Flächenverbrauches und der Versiegelung,erhoben werden können, ist vor allem von dem gesetzlich festgelegten Verwen-dungszweck abhängig.

Gütezeichen für Sekundärrohstoffdünger, Kultursubstrate u.ä., die über gesetzlicheAnforderungen und die Anwendung nach guter fachlicher Praxis hinausgehen,indem sie diese unterschreiten, können entscheidend zu einer nachhaltigenBodennutzung beitragen. Auf diese Weise wird der Schadstoffeintrag bereits vonder Produktseite her minimiert.

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Förderungen werden bisher kaum zur Umsetzung einer nachhaltigen Boden-nutzung beantragt. Dies liegt zum einen daran, dass Bodenschutz bisher nicht inden Förderzweck mit aufgenommen wurde, zum anderen müssen bestehendeFörderungen für den Bodenschutz erst noch erschlossen werden. Förderpro-gramme bestehen vor allem im Bereich der Landwirtschaft oder besitzen Flächen-und Raumbezug (z.B. Wohnen, Verkehr und Kommunikation).

Die Kooperation umfasst die Netzwerkbildung sowie die verstärkte Zusammen-arbeit zwischen den Ressorts oder Fachabteilungen, daneben formelle oder infor-melle Vereinbarungen zwischen Behörden und Verursachern oder Verursachernund Umweltschutzverbänden. Im Hinblick auf den interdisziplinären Charakter desBodenschutzes kommt der Kooperation besondere Bedeutung zu.

Die Erhebung von Grundlagendaten und Kartenmaterial wird intensiv vorange-bracht. Von den geologischen Landesämtern der einzelnen Bundesländer werdenMessprogramme entwickelt, Dauerbeobachtungsflächen errichtet und Daten-banken aufgebaut. Die staatlichen geologischen Dienste sind für die bodenkund-liche Kartierung und die Einrichtung entsprechender Fachinformationssystemezuständig und stimmen diese Aktivitäten auf das Bodeninformationssystem ab.

Boden ist in weiten Teilen der Öffentlichkeit noch nicht als schützenswertes Gutakzeptiert. Daher müssen, aus Sicht der Gutachter, verstärkte Aktivitäten in denBereichen der Öffentlichkeitsarbeit und Bildung im Bodenschutz stattfinden. Eineweitere wesentliche Voraussetzung für die Bewusstseinsbildung sind ein ungehin-derter Informationsfluss zwischen der staatlichen Verwaltung und der Öffentlichkeitsowie entsprechender Interessensvertreter.

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7 Bewertung der aktuellen Situation des Bodenschutzes

In den Kapiteln 3 bis 5 wurde ausführlich die Situation des Bodenschutzes inDeutschland beschrieben. Dies schließt eine Betrachtung der Problemfelder sowiedie Beschreibung der rechtlichen und institutionellen Grundlagen ein. Anhand vonBeispielen wurden Ansätze für Maßnahmen und Entwicklungen deutlich gemacht.

In Kapitel 2 wurden Kriterien und Prinzipien einer nachhaltigen Bodennutzungaufgestellt, anhand derer die Situation des Bodenschutzes in den folgendenAbschnitten analysiert und bewertet wird. In die Bewertung gingen ferner Erkennt-nisse und Erfahrungen hinsichtlich der nachhaltigen Entwicklung in anderenBereichen des Umweltschutzes sowie die Entwicklungen auf internationaler Ebeneein.

Die sich nun anschließende Bewertung der aktuellen Situation des Bodenschutzesin Deutschland basiert einerseits auf Darstellungen und Informationen aus denzahlreich geführten Interviews und spiegelt andererseits die gutachterlicheMeinung der Autoren wieder. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.Ferner ist anzumerken, dass die hier im Rahmen der Studie erarbeiteten unddiskutierten Prinzipien und Grundsätze je nach Perspektive unterschiedlicheWertigkeit besitzen.

7.1 Vorsorgeprinzip

In Fachkreisen besteht kein Zweifel an der Bedeutung des Vorsorgegrundsatzes fürden Bodenschutz. Dabei ist hervorzuheben, dass Bodenschutz zunächst von derAdministration als Politikfeld aufgegriffen wurde und erst langsam als Problemfeldvon der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Hier zeichnet sich also eine umge-kehrte Entwicklung ab, wie das z.T. bei anderen Umweltpolitikthemen der Fall ist.

Die vorsorgende Bodenschutzpolitik ist daher gegenwärtig in erster Linie durch dieVerankerung von Vorsorgegrundsätzen im gesetzlichen Regelwerk zum Boden-schutz sowie in weiteren relevanten Fachgesetzen geprägt. Im einzelnen wird derVorsorgegrundsatz des Bundes-Bodenschutzgesetzes durch Anforderungen an dieEinträge bestimmter Schadstoffe in der Bundes-Bodenschutzverordnung, dieVorsorgewerte, konkretisiert. Diese materiellen Anforderungen decken einenTeilbereich der Vorsorge im Bodenschutz ab (Bachmann und Thoenes 2000).

Erfahrungen aus der ersten Phase des Vollzuges belegen, dass die Liste der imRahmen der Vorsorge geregelten Stoffe nicht ausreicht und zukünftig weitereWerte abzuleiten sind. Weiterhin bereitet die Wertesystematik der Bundes-Boden-schutzverordnung und die damit verbundene Abgrenzung zwischen Vorsorge undGefahrenabwehr Probleme. Mit den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis inder Landwirtschaft wurden Regeln für die landwirtschaftliche Bodennutzunggetroffen, jedoch mangelt es hier, nach weitläufiger Auffassung von Vertreternder Verwaltung sowie der landwirtschaftlichen Beratung, an Präzisierung für diedirekte Umsetzung. Hier müsste vor allem hervorgehoben werden, welche

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Maßnahmen nach der Agenda 2000 förderfähig sind (sogenannte Agrarumwelt-maßnahmen).

Neben der Weiterentwicklung der gesetzlichen Grundlagen kann eine aktiveVorsorgepolitik jedoch auch in gestaltender Weise auf die zukünftige Nutzung undBewirtschaftung von Böden Einfluss nehmen.

Der Land- und Forstwirtschaft kommt eine besondere Verpflichtung zumvorsorgenden Bodenschutz zu, denn sie zählt zu den flächenmäßig größtenBodennutzern. Unterhalb der Ebene agrarpolitischer Reformen muss der Boden-schutz in der Land- und Bodenbewirtschaftung stärker Berücksichtigung finden.Eine Aufgabe ist dabei die Weiterentwicklung der Bodenkriterien zur „gutenfachlichen Praxis“ (Bachmann und Thoenes 2000).

Der Bereich „Boden und Gesundheit“ vor allem in Bezug auf Arzneimittel, die sichals Rückstände in landwirtschaftlich verwendeten Klärschlämmen und Wirtschafts-düngern im Boden ablagern können und dort zu Beeinträchtigungen der Boden-funktionen führen können, sollte zukünftig an Bedeutung gewinnen. Vorsorge solltehinsichtlich der bisher wenig beachteten Schadstoffe und Pathogene sowie derenWirkungen auf Böden getroffen werden (ebd.).

Der Wissenschaftliche Beirat Bodenschutz spricht sich für die Erarbeitung einesumfassenden Konzeptes zur Beurteilung der natürlichen Bodenfunktionen und zurBiodiversität aus, um den Boden als Naturgut zu erhalten (ebd.).

Die Akzeptanz der Bodenvorsorge ist bei Bodennutzern als gering zu bewerten.Dies liegt u.a. darin begründet, dass die am Bodenschutz Beteiligten bzw. die vonden Belangen des Bodenschutzes Betroffenen in die weiteren Planungs- undEntscheidungsprozesse im Bodenschutz nicht in ausreichendem Maße einbezogenwerden (vgl. Kapitel 2.6.6.). Es bestehen jedoch darüber hinaus auch Zielkonfliktezwischen Bodennutzern und der Bodenvorsorge. Es lässt sich ferner feststellen, dassklare und verlässliche Ziele für eine nachhaltige Bodennutzung formuliert werdenmüssen.

7.2 Verursacherprinzip

Der Zusammenhang zwischen Schaden und unmittelbaren ökonomischenKonsequenzen für den Verantwortlichen lassen zunächst eine erhöhteAufmerksamkeit gegenüber diesem Prinzip und die Kenntnis der rechtlichenGrundlagen erwarten. Jedoch muss hier zwischen zwei Szenarien unterschiedenwerden: Das Verursacherprinzip wird in der Regel stärker beachtet, wenn sich dieSchäden eindeutig einem Verursacher zuweisen lassen. Probleme bei derUmsetzung des Verursacherprinzips treten hingegen dann auf, wenn die Schädender Umwelt auf diffuse Quellen zurückgehen oder mit zeitlicher Verzögerungauftreten. Beispielsweise stellt sich in der Landwirtschaft die Frage, inwieweit dieheute auftretenden, jedoch auf die Bewirtschaftungsweise der letzten Generationzurückgehenden Schäden dem einzelnen Landwirt anzulasten sind.

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Von Vertretern der Verwaltung wird es als problematisch angesehen, dass nachdem Bundes-Bodenschutzgesetz der Eigentümer für die Kosten einer Entsiegelungaufkommen muss, auch wenn die Versiegelung unter Umständen nicht von ihmdurchgeführt wurde. Hingegen muss nach dem Baurecht die Gemeinde für dieEntsiegelungskosten aufkommen (vgl. Kapitel 4.4 bzw. §179 BauGB). Hierbeiwerden zunehmend Überlegungen angestellt, ob Entsiegelungsmaßnahmen nichtnach der Eingriffsregelung des Naturschutzrechtes im Rahmen von Ausgleichs-und Ersatzmaßnahmen durchgeführt werden sollten.

7.3 Vermeidungsprinzip

Das Vermeidungsprinzip ist in verschiedenen Gesetzen festgelegt. Im Bundes-Bodenschutzgesetz ist der Vermeidungsgrundsatz im Rahmen von Vorschriften zurGefahrenabwehr angesprochen. Das Vermeidungsprinzip ist darüber hinaus z.B.im Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz als erster Grundsatz vor der stofflichen undenergetischen Verwertung vorgeschrieben. Auch im Bundes-Immissionsschutz-gesetz ist der Vermeidungsgrundsatz festgeschrieben. Der Vermeidungsgrundsatzist jedoch auch – wie beispielsweise bei der Umweltverträglichkeitsprüfung – imRahmen von Untersuchungen, mit denen potentielle Umweltauswirkungen vorBeginn eines geplanten Vorhabens identifiziert werden, von Bedeutung. DiesemAspekt wird bisher noch vergleichsweise wenig Bedeutung beigemessen. Zusam-menfassend lässt sich feststellen, dass in der Umweltpolitik vielfach Ansätze zurVermeidung bestehen, diese jedoch oft nicht vollständig umgesetzt werden.

In Deutschland wird der Vermeidungsgrundsatz eher im Zusammenhang mit tech-nischen Lösungen umgesetzt, d.h. um Umweltverschmutzung bzw. –schäden zuvermeiden, finden bestimmte Technologien Anwendung. Die ökonomische undethische Komponente des Vermeidungsgrundsatzes werden bisher vernachlässigt.Beispielsweise sollten die Kosten für die Vermeidung von Umweltschäden demfinanziellen Aufwand für die Wiederherstellung bzw. Sanierung bzw. dem Werte-verlust von Ressourcen verstärkt gegenübergestellt werden.

Bei der Betrachtung der umweltpolitischen Prinzipien im europäischen Kontext lässtsich feststellen, dass die Trennung der Prinzipien in Deutschland nicht immer ein-deutig vollzogen wird. Dies gilt insbesondere für das Vermeidungsprinzip, das oftnicht eindeutig vom Vorsorgeprinzip abgegrenzt wird. Damit wird das Vermei-dungsprinzip oft zum Platzhalter für das Vorsorgeprinzip deklariert.

Abschließend ist hervorzuheben, dass die Vermeidung von Schäden nichtzwangsläufig den grundsätzlichen Verzicht auf bestimmte Nutzungen bedingt.Vielmehr sind umwelt- bzw. bodenverträgliche Konzepte für die verschiedenenVerursacherbereiche zu entwickeln und umzusetzen.

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7.4 Quellenreduktionsprinzip

Das Quellenreduktionsprinzip erfordert zunächst die Betrachtung des Immissions-schutzrechtes, des Wasserrechtes und des Abfallrechtes, da hier Stoffströme nachdem Gebrauch bzw. der Produktion zu den natürlichen Ressourcen zurückgeführtwerden:

• Nach den Betreiberpflichten des Immissionsschutzes soll die Emissionsbegren-zung durch dem Stand der Technik entsprechende Maßnahmen erzieltwerden. Dies hat zu einer Verringerung der Depositionen im Boden geführt.

• Die Beregnung landwirtschaftlicher Flächen mit Klarwasser sollte ebenfalls demQuellenreduktionsprinzip unterliegen.

• In der Abfallwirtschaft steht der Verwertungsgrundsatz im Sinne einer Kreislauf-wirtschaft vor der Beseitigung. Auch hier ist hinsichtlich der zu verwertendenProdukte auf einen möglichst niedrigen Schadstoffgehalt zu achten. Die Kritikhinsichtlich der Umsetzung des Quellenreduktionsprinzips richtet sich seitens desBodenschutzes an die mangelnde sachliche Abgrenzung zwischen Verwer-tung und Beseitigung im Abfallrecht.

Die oben dargestellte Problematik für den Boden- und Grundwasserschutz -bedingt durch die Verwertung von Abfällen - ergibt sich ferner durch dieAusbringung von Klärschlämmen und Kompost, die schadstoffbelastet sind.

Wie in den oben erläuterten Beispielen dargestellt wurde, setzt das Quellen-reduktionsprinzip in Deutschland in erster Linie bei Anlagen und bei der Produktionan. Dabei gehen die Belastungen von Punktquellen aus. Im Bodenschutz müssenjedoch auch die diffusen Quellen berücksichtigt werden. Beispielsweise sind inbestimmten Regionen Deutschlands erhebliche Belastungen aufgrund vonBewässerung, Überschwemmung und Überflutung festzustellen. Ein weiteresBeispiel stellt die Wassererosion dar, bei der Schadstoffe mit dem Bodenmaterialweggeschwemmt und an anderer Stelle wieder abgelagert werden. Diese Listeließe sich noch fortsetzen, Reifenabrieb auf Straßen sowie Altöl auf Parkplätzenseien hier nur stichpunktartig als weitere diffuse Quellen erwähnt.

Weiterhin bestehen Defizite bei der Umsetzung des Quellenreduktionsprinzipshinsichtlich der diffusen Quellen. Neben der gesetzlichen Festlegung ist hier einepolitische Ausgestaltung notwendig.

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7.5 Integrations- und Koordinationsprinzip

Die Komplexität des Integrations- und Koordinationsprinzips erfordert es, eineBewertung der Situation des Bodenschutzes anhand dieser Prinzipien aufmehreren Ebenen durchzuführen:

Zum einen ist von Bedeutung, wie ökonomische, ökologische und soziale Belangeverbunden mit institutionellen und kulturellen Aspekten bei der Bodennutzungzusammenwirken. Hier ist festzustellen, dass die zentrale Rolle des Bodens mitseinen ökologischen Funktionen im Zusammenwirken mit dem Gesamtökosystemsowie seiner natur- und kulturhistorischen Funktionen vielfach unterschätzt unddurch seine intensive Nutzung auf den ökonomischen Faktor reduziert wird. Diesäußert sich insbesondere in Ballungsgebieten, wo der Wert des Bodens aufgrundseiner Knappheit gegenüber Böden im Umland um ein Vielfaches höherbemessen wird. In der Landwirtschaft steht nicht der ökonomische Wert desBodens im Vordergrund, sondern seine Produktivität. Hier finden sich in der gutenfachlichen Praxis der Landwirtschaft sowie dem Leitbild des ökologischenLandbaus Ansätze, die die Produktivität und den langfristigen Erhalt von Bödenverbinden.

Bei der Betrachtung der komplexen Wechselbeziehungen im Naturhaushalt lässtsich feststellen, dass der Schutz des Bodens auch zum Schutz anderer Umwelt-medien beitragen kann, ebenso wie Maßnahmen zum Schutz anderer Mediendem Schutz des Bodens zu Gute kommen. Dies erfordert jedoch, dass Fragen desBodenschutzes zukünftig auch Eingang in die jeweils zuständigen Fachpolitik-bereiche (z.B. Naturschutz und Gewässerschutz) finden, die Zusammenhänge undKonfliktpotentiale bei bestimmten Bodennutzungen (z.B. durch Landwirtschaft,Forstwirtschaft, Industrie, Bergbau, Verkehr) rechtzeitig erkannt und im Sinne einesnachhaltigen Bodenschutzes Vorschläge für standortgerechte Nutzungenerarbeitet werden.

Für die unterschiedlichen Nutzungen und Nutzungsansprüche von Böden sind aufder Ebene der staatlichen Verwaltung verschiedene Ressorts zuständig (vgl.Kapitel 5). Dies erfordert, dass Bodenschutz zukünftig verstärkt in andere Ressorts,z.B. Landwirtschaft, Bauwesen sowie Wirtschaft, integriert und Dialoge zwischenden Ressorts gefördert und intensiviert werden.

Die Zusammenarbeit mit anderen Bereichen des Umweltschutzes, z.B. Grund-wasserschutz, Abfallwirtschaft oder Naturschutz, findet nicht auf allen Ebenen undin allen Regionen statt, jedoch sind verstärkt Bemühungen festzustellen, dasSchutzgut Boden interdisziplinär zu behandeln. Gerade im Naturschutz besteht diebesondere Anforderung darin, das Schutzgut Boden gleichrangig neben demSchutz der Artenvielfalt zu behandeln und darüber hinaus Synergien zu nutzen.

Auf der Ebene der Bund-/Länderausschüsse wurde die Notwendigkeit der Koope-ration zwischen den verschiedenen Ausschüssen ebenfalls erkannt. Es wurde eineArbeitsgruppe mit dem Ziel der Harmonisierung der Grenzwerte einberufen.

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Sowohl in der Raumplanung als auch in der Landschaftsplanung ist Boden alsSchutzgut berücksichtigt, jedoch fehlt hier oft die fundierte Bewertung der Boden-funktionen. Jedoch finden auf Bundes- und Landesebene in ganz DeutschlandAktivitäten statt, um diese Lücke zu schließen.

Ferner existieren bereits Pilotprojekte für Kooperationen zwischen einzelnen Unter-nehmen und den Länderverwaltungen, beispielsweise im Bereich des umwelt-bewussten Sand- und Kiesabbaus oder bezüglich des Übereinkommens mitSchießplatzbetreibern. Als weiteres Beispiel sei exemplarisch der Vertragsnatur-schutz zwischen der Naturschutzverwaltung und den Landwirten genannt.Insgesamt ist das Instrument der Kooperation jedoch vermehrt einzusetzen. DieZusammenarbeit mit der Abfallwirtschaft sollte ausgebaut und eine gemeinsameStrategie im Sinne einer umweltverträglichen Kreislaufwirtschaft entwickelt werden.

7.6 Prinzip der optimalen Ressourcennutzung

Der Grundsatz der Ressourcenminimierung richtet sich in erster Linie an den Gradder Versiegelung und des Flächenverbrauches. Das Ausmaß des Problems istoffenkundig und gewinnt in Fachkreisen des Bodenschutzes zunehmend anBedeutung.

Die gesetzlichen Grundlagen des schonenden und sparsamen Umgangs mitBoden im Raumordnungsgesetz und im Baugesetzbuch sind nur allgemeinformuliert. Daher müssen die Problematik des Flächenverbrauchs und der Versie-gelung in Programmen und Konzepten aufgegriffen werden. Bisher konzentriertsich die Umsetzung des Gebotes des sparsamen Flächenverbrauches vorwiegendauf die Umsetzung von Einzelmaßnahmen. Einzelne Kommunen haben jedoch ausdem Katalog von Optionen zur Minimierung des Flächenverbrauchs (vgl. Kapitel 3)Maßnahmenpakete entwickelt, die bei der Bauleitplanung Anwendung finden.

Zur Minimierung der Neuversiegelungsfläche und zur Förderung der Entsiegelungbereits versiegelter Flächen finden ökonomische Anreize oder Auflagen bisherkaum Verwendung. Unter dem Thema Entsiegelung wurden verschiedeneInitiativen durchgeführt (vgl. Kapitel 6), diese besitzen jedoch nur punktuellenCharakter.

Hinsichtlich der Entsiegelung bestehen Ungereimtheiten gesetzlicher Natur. §5BBodSchG (Entsiegelung), §8 BNatSchG (Eingriffsregelung) und §179 BauGBbetreffen alle die Entsiegelung von versiegelten Flächen. Über die Anwendbarkeitdieser Regelungen, insbesondere der Breite der Auslegung des §5 BBodSchG wirdderzeit noch diskutiert.

Das Prinzip der Ressourcenminimierung wurde hinsichtlich des Flächenverbrauchesin der Vergangenheit oft verletzt oder wurde kaum berücksichtigt. Inzwischen ist esjedoch fester Bestandteil der aktuellen Diskussion im Bodenschutz. Um in der PraxisErfolge bei der Minimierung der Versiegelung und des Flächenverbrauchs zuerzielen, sind flankierende Instrumente zu entwickeln.

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7.7 Kooperations- und Partizipationsprinzip

Hinsichtlich der Partizipation lassen sich im Bodenschutz zwei Tendenzen feststellen:Einerseits wird zunächst auf bestehendes Wissen eines relativ engen Kreises anVerantwortlichen des Bodenschutzes zurückgegriffen, bevor der Kreis derBeteiligten erweitert und schließlich auch die Öffentlichkeit einbezogen wird. Aufdiese Weise soll sichergestellt werden, dass Zwischenergebnisse möglichst schnellerzielt werden. Andererseits wird der Ansatz verfolgt, einen möglichst breiten Kreisan Akteuren von Anfang an einzubeziehen. Auf diese Weise können Institutionenin den laufenden Prozess miteingebunden werden, die bisher nicht beteiligtwurden, jedoch möglicherweise schon einige Arbeit auf einem bestimmtenGebiet geleistet haben. Die Herangehensweise ist abhängig von dem zu behan-delnden Thema. Ist abschließend jedoch ein breiter Konsens das Ziel, sollten dierelevanten Akteure von Anfang an miteinbezogen werden. Das Partizi-pationsprinzip wird in vielen Fällen zunehmend umgesetzt, insbesondere imBereich der Landnutzung oder im Naturschutz. Hier ist auch die Beteiligung vonVerbänden (§29 BNatSchG) vorgeschrieben, während dies im Bodenschutzgesetznicht der Fall ist.

Insgesamt ist festzustellen, dass einzelne Akteure des Bodenschutzes sehr eng mit-einander kooperieren, was zur Folge hat, dass die Öffentlichkeit oft nur ingeringem Maße eingebunden wird und die Zusammenhänge der Öffentlichkeitschwer vermittelbar sind. Darüber hinaus gibt es gerade im Bodenschutzzahlreiche communities, die sich deutlich voneinander abgrenzen.

Bei der Schaffung von Informationsgrundlagen sind bundesweit Bemühungen fest-zustellen, Daten zu erheben, die in Bodeninformationssysteme einfließen, Karten-material zu erstellen und die Information zu vermitteln. In anderen Umwelt-bereichen sind besonders weitreichende Auswirkungen zu beobachten, wenn dieentsprechende Umweltinformation von nicht-staatlichen Organisationen, z.B.Umweltschutzorganisationen, verbreitet werden. Hier kann die angestrebteWirkung um einiges schneller erzielt werden, als dies bei staatlichen Institutionender Fall wäre. Im Bodenschutz wurde davon bisher wenig Gebrauch gemacht.

Der Informationsaustausch zwischen dem Umweltministerium auf Landesebeneund den Vollzugsbehörden wird von Vertretern der Verwaltung z.T. als mangelhafteingestuft, ebenso das Wissen der Behördenvertreter hinsichtlich der Umsetzungdes BBodSchG und des untergesetzlichen Regelwerkes. Jedoch finden z.B. inThüringen und Brandenburg Schulungen der Vertreter der Vollzugbehörden seitensdes Landesumweltamtes statt. Die Hauptthemen der Veranstaltungen umfassen:

• den Umgang mit schädlichen Bodenveränderungen;

• die Vorsorge nach BBodSchG;

• das Aufbringen von Materialien.

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Der größte Teil der einzelnen Nachfragen (ca. 80 %), die von den Kreisen an dasLUA gerichtet werden, beschäftigen sich mit der Auf- und Einbringung vonMaterialien. Die größten Probleme liegen in der Abgrenzung zu anderen Rechts-gebieten und in der Anwendung geeigneter Bewertungsgrundlagen.

Trotz vereinzelter Initiativen, die das Ziel haben, das Bewusstsein für Boden in derÖffentlichkeit zu stärken, ist Boden noch nicht allgemeinhin als wertvollesschützenswertes Gut anerkannt. Der Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsollte deshalb in Zukunft ausgebaut und aktiver gestaltet werden.

7.8 Intergenerationsprinzip

Der Gedanke einer nachhaltigen Bodennutzung lässt sich mehrere Jahrhundertezurückverfolgen, eine Zeit, in der der sorgsame Umgang mit Boden für den Land-und Forstwirt eine Voraussetzung war, um die zukünftige Produktivität des GutesBoden zu erhalten (Jüttner 1999) und der nachfolgenden Generation eine intakteLebensgrundlage zu übertragen. Vor dem Hintergrund der Intensivierung in derLandwirtschaft und der daraus folgenden Möglichkeit, Erträge durch Dünger- undPestizideinsatz zu sichern, war ein behutsamer Umgang mit der Ressource Bodennicht mehr zwingend notwendig.

Vor dem Hintergrund der heutigen Bodenbelastungen lässt sich rückwirkend ein zukurzer Planungshorizont bei praktisch allen Bodennutzungen feststellen. Dies drücktsich z.B. in dem zunehmenden Flächenverbrauch durch Versiegelung ebenso wieim Landverbrauch durch den Abbau von Kies, Sand, Erde und Braunkohle aus.Auch die Anreicherung von persistenten Schadstoffen belegt den Verstoß gegendas Intergenerationsprinzip.

Um die Einhaltung des Intergenerationsprinzips zu gewährleisten, müssen irre-versible Schäden vermieden und der Zeithorizont für sämtliche Entscheidungen,Maßnahmen und Planungen, die eine Einwirkung auf die Bodenfunktionenbedeuten, erweitert werden.

7.9 Grundsatz der Regionalität

Im Gegensatz zu den Ressourcen Wasser und Luft treten bei Bodenbelastungenkeine unmittelbaren regions- oder grenzüberschreitenden Probleme auf. Dies giltzumindest für die „traditionellen“ Bodennutzungen. Bei diffusen Quellen (vgl.Kapitel 2.2.3) besteht jedoch, beispielsweise durch Schadstoffe, die über denLuftweg transportiert werden, sei es durch Winderosion oder bedingt durchImmissionen der Industrie, die Gefahr überregionaler Schadstoffbelastungen desBodens.

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Hinzu kommt eine zunehmende Tendenz, dass Klärschlamm, Kompost, sonstigeAbfälle und Materialien, die auf oder in den Boden gebracht werden oder alsBoden verwendet werden, nicht am Ort ihres Entstehens eingebaut oderaufgebracht werden. Um den überregionalen oder auch grenzüberschreitendenTransport und Handel mit derartigen Materialien, Substanzen und Stoffen zuermöglichen, sind produktbezogene Standards zukünftig zu entwickeln.

7.10 Abschließende Bewertung

Abschließend lässt sich im Hinblick auf die Einhaltung bzw. Verwirklichung derKriterien und Prinzipien der Nachhaltigkeit im Bodenschutz in Deutschland fest-stellen, dass zwar für die Einhaltung einzelner Prinzipien vereinzelt Ansätzebestehen, diese aber weiterentwickelt und vernetzt werden müssen, um langfristigeinen umfassenden Bodenschutz zu erreichen. So fügt sich der zukünftignotwendige Handlungsbedarf in einigen Fällen nahtlos in bestehendeBemühungen und Verbesserungen ein. Vielfach werden jedoch ein oder mehrerePrinzipien verletzt, ohne dass hier bisher Lösungsansätze gefunden wurden.

Gleichzeitig ergibt sich bei der Darstellung und Analyse des Bodenschutzes, dassan der Einhaltung bzw. Verletzung der Prinzipien eine Vielzahl von Akteuren mitunterschiedlichen Interessen beteiligt ist. Damit ein gesellschaftlicher Diskurs zumErhalt der Bodenfunktionen in Gang gebracht werden kann, gilt es zukünftig denKreis der an Entscheidungen und Maßnahmen Betroffenen und Beteiligten zuerweitern und Bemühungen der Kooperation Selbstverständlichkeit werden zulassen. Im Ergebnis werden sich nicht alle Nutzungskonflikte gleichermaßen lösenlassen. Während beispielsweise mit dem Instrument des Vertragsnaturschutzeszunehmend positive Lösungen im Spannungsfeld zwischen Schutzfunktion undNutzungsfunktion erzielt werden, sind Konflikten zwischen Erhalt vonBodenressourcen und ihrer Inanspruchnahme für den Abbau von Rohstoffen oderfür Siedlungs- und Gewerbefläche eher langwierig oder nur schwer lösbar.

Die nachfolgend formulierten Handlungsoptionen richten sich daher an dieAkteure, die den Boden unmittelbar nutzen oder die Nutzung beeinflussen sowieInstitutionen, die bei Schutz des Bodens eine Rolle spielen oder zukünftig spielenkönnten.

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8 Handlungsoptionen

Auf der Grundlage der Analyse der Situation des Bodenschutzes in Deutschlandund der Aufbereitung der Ergebnisse der durchgeführten Interviews werden imfolgenden Handlungsoptionen dargelegt. Diese orientieren sich nicht allein angesetzlichen Vorgaben und deren Umsetzung, sondern richten sich an dieAkteure, die auf die Nutzung und den Schutz des Bodens Einfluss nehmen. ImEinzelnen werden Handlungsoptionen für die Zielgruppen staatliche Boden-schutzverwaltung, Kommunen, Land- und Forstwirtschaft, Verarbeitende Industrieund Gewerbe, Bergbau, Umweltschutzorganisationen, technisch-wissenschaftlicheVerbände, Verbraucher und private Haushalte sowie für die europäische Ebeneentwickelt.

Maßnahmen können einerseits Auswirkungen auf bestimmte Zielgruppen haben,d.h. die Zielgruppe ist Empfänger von Maßnahmen oder sie ist andererseitsgefordert, selbst aktiv zu handeln. Hier gibt es Überlappungen, da bestimmteMaßnahmen, die sich an eine Zielgruppe richten, nur zu verwirklichen sind, wenneine andere Zielgruppe die entsprechenden Rahmenbedingungen schafft.Beispielsweise müssen für Förderungen, die sich an Landwirte richten, Förderpro-gramme auf unterschiedlichen Ebenen entwickelt und der Finanzhaushalt dafürverabschiedet werden. Diese Beziehungen werden nur dort dargestellt, wobeiden Seiten ein besonderes Gewicht verliehen werden soll. Im Übrigen werdendie Maßnahmen den Akteuren zugeordnet, auf die sie einen unmittelbaren Einflusshaben.

Handlungsoptionen, die sich unmittelbar aus der Bewertung des Bodenschutzesanhand der Kriterien der Nachhaltigkeit ergeben und für mehrere ZielgruppenGültigkeit besitzen, sind unter dem übergreifenden Thema Nachhaltigkeitzusammengefasst. Die Handlungsoptionen einer Zielgruppe sind problembezogenoder richten sich an die Verwendung umweltpolitischer Instrumentarien.

Entsprechend des unterschiedlich fortgeschrittenen Diskussionsstandes in einzelnenThemenfeldern variiert der Konkretisierungsgrad der dargestellten Handlungs-optionen. Die Handlungsoptionen reichen von Einzelmaßnahmen bis hin zuMaßnahmenpaketen. Einige Handlungsoptionen bedingen weitergehendepolitische, ökonomische oder naturwissenschaftliche Betrachtungen oder dieVeränderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, auf die verwiesen wird, diejedoch nicht in aller Breite dargestellt werden.

Die Reihenfolge der Handlungsoptionen entspricht nicht einer Prioritätensetzung.Ferner ist der vorliegende Katalog nicht als Arbeitsprogramm zu verstehen, das esabzuarbeiten gilt, sondern es soll aufgezeigt werden, in welchen BereichenHandlungsbedarf besteht und welche Lösungsmöglichkeiten zur Verfügungstehen.

Für die Entwicklung von Handlungsoptionen ist zunächst eine kurze Betrachtungder von unterschiedlichen Akteuren bereits formulierten bodenpolitischen Zieleerforderlich.

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8.1 Bodenpolitische Ziele

Übergeordnete Bodenschutzziele wurden bereits in der Bodenschutzkonzeptionder Bundesregierung von 1985 formuliert. So wurde Bodenschutz in der Boden-schutzkonzeption erstmalig als interdisziplinäre Querschnittsaufgabe des Umwelt-schutzes betrachtet und ein umfassender Zielkatalog zum Schutz des Bodensformuliert (BMI 1985, Bachmann und Thoenes 2000, SRU 2000). Hervorzuheben sindweiterhin die Ziele einer flächensparenden und bodenschonenden Flächen-nutzungspolitik sowie die Senkung des Eintrags von Säurebildnern in Böden.

Die Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages „Schutz des Menschen undder Umwelt“ hat ebenfalls Ziele zur Flächeninanspruchnahme formuliert undgefordert, die Umwandlungsrate von unbebauter Fläche in Siedlungs- undVerkehrsfläche bis zum Jahre 2010 auf 10% der Rate zu reduzieren, die im Zeitraumvon 1993 bis 1995 ermittelt wurde. Auch im Schwerpunktprogramm des BMUwurde die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme quantifiziert. Bis zum Jahre2020 soll die Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche auf 25% der heutigenRate reduziert werden.

Im Bundes-Bodenschutzgesetz wurde das grundlegende Ziel festgelegt, dieFunktionen des Bodens nachhaltig zu sichern oder wiederherzustellen.

Der Wissenschaftliche Beirat Bodenschutz hat aus Vorsorge-GesichtspunktenGrundregeln normativer Art aufgestellt, die zu beachten sind, um Boden in seinernatürlichen Entwicklung zu schützen (Bachmann und Thoenes 2000). DieseGrundregeln gehen auf die von der Enquête-Kommission formulierten,allgemeinen Grundsätze des Ressourcenschutzes zurück, wurden jedoch ange-passt und modifiziert, um der Problematik des Bodenschutzes gerecht zu werden.

Gegenwärtig besteht kein gesellschaftlicher Diskurs zur Formulierung vonBodenschutzzielen. Hier stellt sich die Frage nach den Rahmenbedingungen undAnforderungen, damit Bodenschutzziele im Rahmen des umweltpolitischenDialoges aufgegriffen werden sowie nach den Institutionen bzw. Urhebern, diebodenpolitische Ziele formulieren.

Bodenschutzziele werden auf der Grundlage naturwissenschaftlicher Erkenntnisseabgeleitet und dienen gewissermaßen als Eckpunkte, die zukünftig zu beachtensind. Beispielsweise gibt es Grenzen des Wachstums sowie Belastungsgrenzen vonUmweltmedien, die zwangsläufig zu Zielformulierungen führen, die im Rahmeneiner nachhaltigen Nutzung beachtet werden müssen. So fordert eine der Grund-regeln, die im Rahmen des WBB-Gutachtens „Wege zu einem vorsorgendenBodenschutz“ entwickelt wurden „dass sich Schadstoffeinträge in den Boden ander Empfindlichkeit der natürlichen Bodenfunktionen orientieren und diese nichtunangemessen beeinträchtigen sollen...“ (Bachmann und Thoenes 2000).

Von entscheidender Bedeutung ist daher, dass wissenschaftlich abgeleiteteErgebnisse und Ziele von wissenschaftlichen Fachgremien, z.B. Beiräten, inpolitische Botschaften in Form von Handlungsempfehlungen übersetzt und alssolche artikuliert werden.

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Im Gegensatz zur Zielformulierung können Ideen zur Umsetzung von Boden-schutzzielen oder operationalen Zwischenzielen auf allen Ebenen und von allenAkteuren des Bodenschutzes entwickelt werden. Hier entscheidet neben der fach-lichen Aufbereitung einer Idee das jeweilige politische Gewicht des Vertretersdieser Ideen darüber, ob und in welchem Umfang diese Ideen in der politischenEntwicklung des Bodenschutzes Berücksichtigung finden.

Darüber hinaus werden von den verschiedenen Nutzern des Bodens dezentralZiele festgelegt. Hier besteht keine Bündelung dieser Interessen auf Bundesebenebzw. Vorgaben in zeitlicher und quantitativer Hinsicht. Fragen zur Quantifizierungder zukünftigen Bodenreserven für die Landwirtschaft, zur Ausweitung derSiedlungs- und Verkehrsflächen mit Vorgabe eines Zeithorizontes oder zur Konkre-tisierung der Wiederherstellungspflicht von Böden nach Beendigung einerindustriellen, gewerblichen oder siedlungsbezogenen Nutzung sind daher noch zuklären.

Bezüglich der bestehenden Bodenschutzziele ist festzustellen, dass die Defizite inder Umsetzung der bereits formulierten Ziele und in der Festlegung eines Zeit-horizontes für die Umsetzung bestehen. Diese beiden Aspekte werden zukünftigauf politischer Ebene zu diskutieren sein.

Nachfolgend werden Handlungsempfehlungen77 für die einzelnen Zielgruppenentwickelt und je nach Zielgruppe zu einzelnen problem- oder instrumenten-bezogenen Kategorien zusammengefasst.

Abschließend werden die aus gutachterlicher Sicht vorrangigen Handlungs-empfehlungen erläutert.

Einen Überblick über die einzelnen Zielgruppen und die Kategorien der Handlungs-optionen liefert Tabelle 10:

77 Die Nummerierung der Handlungsempfehlungen dient der weiteren Gliederung und

drückt keine Prioritäten aus.

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Tabelle 10: Zielgruppen und Handlungsoptionen

Staatliche Bodenschutzverwaltung

• Weitere Anforderungen an das Bodenschutzrecht

• Bodenschutzplanung

• Einsatz ökonomischer Instrumente

Kommunen

• Reduzierung des Flächenverbrauches

• Weitere Planungen auf kommunaler Ebene

Land- und Forstwirtschaft

• Gute fachliche Praxis

• Kooperation und Information

• Landnutzung

• Ökonomische Anreize

Verarbeitende Industrie und Gewerbe

• Produkte

• Minimierung des Flächenverbrauches und der Versiegelung

Bergbau

Umweltschutzorganisationen

Technisch-wissenschaftliche Verbände

Verbraucher, Private Haushalte

Europäische Ebene

• Politische und rechtliche Maßnahmen

• Technisch-naturwissenschaftliche Inhalte

Querschnittsthema: Nachhaltigkeit

• Politischer Gestaltungsrahmen

• Grundsätze der Nachhaltigkeit

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8.2 Zielgruppe: Staatliche Bodenschutzverwaltung

In den folgenden Abschnitten werden Handlungsoptionen zur Umsetzung desBodenschutzrechtes und Unterstützung des Vollzuges, zur Entwicklung einerBodenschutzplanung und der dazugehörigen Instrumentarien sowie zum Einsatzökonomischer Instrumente für die Zielgruppe staatliche Verwaltung auf Bundes-und Länderebene zusammengefasst.

8.2.1 Anforderungen, die sich aus dem Bodenschutzrecht ableiten

(1) Hinsichtlich der Weiterentwicklung des Bodenschutzrechtes sollte der Schwer-punkt der zukünftigen Arbeit auf der Ebene der Vollzugsregelungen durch Erlasse,Methodenentwicklung, Normung und der Entwicklung von Regelwerken, Leit-fäden und Vollzugshilfen liegen. Um einen breiten Anwenderkreis zu erreichen undden Zugang zu Informationen zu beschleunigen, könnte diese Information überdas Internet zugänglich gemacht werden.

(2) Allgemeine Regelungsinhalte in den für den Bodenschutz relevanten Fach-gesetzen, z. B. die Vorschrift „schonender und sparsamer Umgang mit Boden“ imRaumordnungs- und Bauplanungsrecht sowie die Grundsätze der gutenfachlichen Praxis wären zu konkretisieren und operationalisieren. Auch hierempfiehlt sich eine Unterstützung mit Hilfe von Leitfäden.

(3) Um bestehende Lücken in der Liste der Vorsorgewerte in der BBodSchV zuschließen, müssten weitere Werte abgeleitet werden.

(4) Die Auslegung des §5 BBodSchG sowie die Anwendbarkeit des §8 BNatSchGsowie des §179 BauGB werden derzeit noch diskutiert. Bestehende Interpretatio-nen sowie Untersuchungen, die derzeit durchgeführt werden, müssten zusammen-fassend gegenübergestellt und sich daraus ableitende bundeseinheitlicheHandlungsanleitungen für den Vollzug entwickelt werden.

(5) Eine eindeutige Trennung zwischen Verwertung und Beseitigung in der Abfall-wirtschaft käme auch dem Bodenschutz zu Gute.

(6) Die Möglichkeiten der Mitwirkung von Verbänden nach §29 BNatSchGsollten auch im Sinne des Bodenschutzrechtes Eingang finden.

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8.2.2 Bodenschutzplanung

(7) Die Optionen der Planung für den Schutz des Bodens müssen weiter-entwickelt und vollständig ausgeschöpft werden. Dies umfasst die Entwicklungeiner eigenständigen Bodenschutzplanung als Teil einer umfassenden Umwelt-planung, die Nutzung der Gestaltungsfreiräume auf Länderebene durch dieEntwicklung einer Bodenschutzkonzeption (vgl. (8)) und die Evaluierung undHarmonisierung des bestehenden Planungsinstrumentariums.

(8) Bei der Entwicklung von Konzeptionen zum Schutz des Bodens wären dieregionalen Besonderheiten der Böden und ihrer Nutzung hervorzuheben.Besonders wichtig erscheint dabei die Definition quantitativer Zielvorgaben füreinzelne Bereiche des Bodenschutzes wie bspw. des Flächenverbrauches oderdes Anteils von Flächen in ökologischer Bewirtschaftung. Diese konkreten Ziel-vorgaben müssen für die verschiedenen politischen Ebenen (Bund, Länder,Gemeinden, Kommunen) konkretisiert werden.

(9) Der Integration von Bodenbelangen in die Raum- und Bauleitplanung sowiein die Landschaftsplanung sollte mehr Gewicht verliehen werden. Die grund-legende Voraussetzung hierfür ist die Entwicklung einer regional angepasstenBodenbewertung. Die Bewertungsinstrumente sollten für den Vollzug leicht hand-habbar sein.

(10) Zunächst müssen fachliche Bewertungsgrundlagen über den Bodenzustand,die stofflichen und physikalischen Bodenbelastungen und die Entwicklung derBöden bei unterschiedlichen Bodennutzungen in allen Teilen Deutschlands sicher-gestellt werden. Um diesen Prozess zielgerichtet gestalten zu können, ist esnotwendig:

• auf vorhandenen Messnetzen und Bodendauerbeobachtungsflächenaufzubauen;

• auf die überregionale Datenharmonisierung zu achten und

• den Datenzugang bspw. durch das Zurückgreifen auf Altdaten zubeschleunigen.

(11) In der Praxis sollten für jede Einzelfunktion Böden mit besonderer Bedeutungund damit besonders hoher Funktionserfüllung hervorgehoben oder als Vorrang-gebiete ausgewiesen werden. Besonders empfindliche oder gestörte Bödenkönnen in einer „Roten Liste Böden“ erfasst und als Belastungsgebieteausgewiesen werden, seltene oder kulturhistorisch bedeutsame als Archivböden.

(12) Bei neu auszuweisenden oder bereits bestehenden Naturschutzgebietensollte Boden entweder eigens als Schutzgut berücksichtigt oder ergänzend Boden-schutzgebiete ausgewiesen werden. Hierzu bieten sich mehrere Möglichkeiten an,die nicht in Konkurrenz zueinander stehen:

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(13) Die Ausweisung von Bodenschutzgebieten im Rahmen des Naturschutzes;

(14) Die Ausweisung von Bodenschutzwald im Rahmen der Forstbewirtschaf-tung, wobei hierfür die gesetzlichen Grundlagen noch zu schaffen sind78;

(15) Umgekehrt könnten Bodenschutzbelange bei der Grenzziehung andererSchutzgebieten als Orientierung dienen;

(16) Die Verankerung von Bodenschutzgebieten in den Landesgesetzen.

(17) Die Zusammenhänge zwischen Emissionen, Immissionen, Pflanze undGesundheit des Menschen sollten zukünftig verstärkt berücksichtigt werden.

8.2.3 Einsatz ökonomischer Instrumente

(18) Ökonomische Instrumente wären im Sinne des Bodenschutzes auf derGrundlage bestehender Ergebnisse weiterzuentwickeln und auf ihre politischeDurchsetzbarkeit hin zu bewerten.

(19) Bezüglich des gegenwärtig in der Diskussion befindlichen Grundsteuersystemsbesteht die Möglichkeit einer Reform oder einer Erwägung alternativer Modelle.Alternativen zur bestehenden Grundsteuer bieten die:

• Am Bodenschutz orientierte Grundsteuer;

• Kombinierte Bodenwert- und Bodenflächensteuer;

• Flächennutzungssteuer;

• Boden- und Gebäudewertsteuer.

(20) Da mit einer Grundsteuerreform nicht nur bodenschutzpolitische Ziele verfolgtwerden, die auf eine Reduzierung des Flächenverbrauches abzielen, und dieBodenpolitik eng mit dem Wohnungs-, Grundstücks- und Baumarkt verknüpft ist,erscheint es notwendig, zunächst Konsens unter den relevanten Akteuren desBodenschutzes hinsichtlich der Grundsteuerreform herzustellen. Darauf aufbauendist eine zukünftige Strategie aus Sicht des Bodenschutzes, jedoch unter Berück-sichtigung ökonomischer und sozialer Belange, zu entwickeln.

(21) Weiterhin wäre zu ermitteln, welche Auswirkungen die einzelnen Alternativenim Sinne eines reduzierten Flächenverbrauches besitzen.

(22) Sowohl ein neues Grundsteuermodell als auch Alternativen dazu wärenzunächst aufkommensneutral einzuführen, wobei Strategien für die zukünftigeErhöhung der Steuern sowie die Verteilung der Steuerlast entwickelt werdensollten.

78 Vgl. Landeswaldgesetz in Baden-Württemberg.

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8.3 Zielgruppe: Kommunen

Die Handlungsoptionen, die für die Zielgruppe der Kommunen entwickelt wurden,umfassen die Reduzierung des Flächenverbrauches und der Versiegelung imRahmen der Bauleitplanung sowie weitere Planungsinstrumente.

8.3.1 Beratung

(23) Kommunen können die Einrichtung von Bodenberatungsstellen veranlassenoder diese Funktion übernehmen. Die Beratung kann von technischen Lösungenbis hin zu Fördermöglichkeiten reichen. Gleichzeitig sollten Kommunen als Ziel-gruppe internen Aus- und Weiterbildungsbedarf hinsichtlich des Bodenschutzesdecken.

8.3.2 Reduzierung des Flächenverbrauches und der Versiegelung

(24) Zur Reduzierung des Flächenverbrauches werden Einzelmaßnahmen nichtden gewünschten Erfolg erzielen, vielmehr sollten mehrere Maßnahmen zuMaßnahmenpaketen zusammengestellt werden.

(25) Maßnahmen wie z.B. Flächenrecycling, Rückbaumaßnahmen und ver-dichtete Bauweisen müssten untereinander abgewogen werden. Sie sind ferner inRelation zu anderen ökologischen, sozialen und ökonomischen Belangen zubetrachten. Dies gilt z.B. für die Entscheidungsfindung zwischen der Nutzung voninnerstädtischen Brachen und dem „Bauen auf der grünen Wiese“.

(26) Die Entwicklung und Einführung eines kombinierten Abgaben- undSubventionssystems, das Neuversiegelung, bestehende Bodenversiegelung undEntsiegelung adäquat berücksichtigt, sollte erwogen werden.

(27) Das Instrument der Ausgleichsabgabe sollte auch verstärkt dem Boden zuGute kommen. Weiterer Diskussionsbedarf ist hinsichtlich der Sonderabgabenvorhanden, die neben der Eingriffsregelung bestehen bleiben.

(28) Das Aufkommen aus Entsiegelungs- bzw. Neuversiegelungsabgaben sollte fürEntsiegelungsprogramme genutzt werden. Entsiegelungsprogramme könntenverstärkt in Zusammenarbeit mit der Wasserwirtschaft erfolgen. Denkbar wärebspw. die Nutzung des Aufkommens aus Regenwassergebühren oder Wasserent-nahmeentgelten auch für bodenwirksame Maßnahmen, die über die Entsie-gelung hinaus gehen.

(29) Beim Rückbau versiegelter Flächen sollte im Idealfall für das Recycling vonBaustoffen vorgesorgt werden.

(30) Zur Beschleunigung von Planungsverfahren ist es zweckmäßig, potentiell ent-siegelbare Flächen z.B. in Form von Entsiegelungskatastern und -kartierungenzusammenzutragen.

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8.3.3 Weitere Planungen auf kommunaler Ebene

(31) Bodenschützende Maßnahmen sollten im Rahmen der Flurneuordnung unterBerücksichtigung anderer ökologischer Interessen in größerem Umfangdurchgeführt werden.

(32) Ebenso sollten planerische Instrumente (vgl. Kapitel 6.1) des Naturschutzeseingesetzt werden. Im Rahmen der Eingriffsregelung ist Boden vermehrt inAusgleichs- oder Ersatzmaßnahmen zu berücksichtigen. Alle planerischenInstrumente, in denen Bodenschutz berücksichtigt werden soll, sind aufeinanderabzustimmen.

8.4 Zielgruppe: Land- und Forstwirtschaft

Die Handlungsoptionen für die Land- und Forstwirtschaft richten sich an die gutefachliche Praxis, den Ausbau von Kooperation und Information sowie an Land-nutzungskonzepte. Ferner können sowohl in der Landwirtschaft als auch in derForstwirtschaft durch ökonomische Anreize wirtschaftliche Zielsetzungen mitbodenschützenden Maßnahmen verbunden werden.

8.4.1 Gute fachliche Praxis

(33) Die gute fachliche Praxis sollte weiterentwickelt und konkretisiert werden.Dabei wären die Aspekte des Umwelt- und Naturschutzes verstärkt zu berück-sichtigen und u.a. um Aspekte der Bodenbearbeitung, der Düngung sowie derSanktionierung von Verstößen zu ergänzen.

(34) Ferner könnten sämtliche Regelungen der guten fachlichen Praxis, diederzeit in verschiedenen Gesetzen und Verordnungen verankert sind, fachlichweiterentwickelt und in einem Leitfaden zusammengefasst werden, der denLandwirten als Grundlage bei ihrer Bewirtschaftung dient.

8.4.2 Kooperation und Information

(35) In der Landwirtschaft sollten bestehende Beratungsstrukturen ihr Beratungs-angebot auf die Vermittlung einer naturverträglichen und standortangepasstenLandwirtschaft ausweiten.

(36) Landwirte sollten über das zusätzliche Beratungsangebot aufgeklärtwerden. Es sollte so gestaltet sein, dass bei Interesse des Landwirtes derBeratung keine finanziellen sowie personellen Hindernisse im Wege stehen.

(37) Die Beratung kann durch die Entwicklung von Leitfäden und leichthandhabbare Entscheidungshilfen unterstützt werden.

(38) Landwirte sollten die Möglichkeit bekommen, sich untereinanderauszutauschen, bzw. best practice weiterzuvermitteln, z.B. auf einerFachtagung.

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(39) Die staatliche Verwaltung könnte verstärkt Berater für den ökologischenLandbau einsetzen.

(40) Als Instrument, um Flächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung heraus-zunehmen und in naturnahe Flächen umzuwandeln, bietet sich der Vertrags-naturschutz an.

(41) In der Forstwirtschaft sollten Grundsätze im Sinne einer „guten fachlichenPraxis“ gesetzlich verankert werden.

(42) Lehrpläne der landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Fachschulenwären zu überprüfen und anzupassen.

8.4.3 Landnutzung

(43) Landnutzungskonzepte, die zu einer nachhaltigen Nutzung von Agrarland-schaften beitragen, sind für die einzelnen Regionen zu entwickeln und zuerproben.

(44) In bereits vorhandenen Landnutzungskonzepten sind bodenschonendeElemente herauszustellen.

(45) Nutzungsauflagen auf sensiblen Standorten sind unter Beteiligung aller rele-vanten Akteure zu entwickeln und einzuführen.

(46) Unterschiedliche Ansätze sollten gebündelt und leicht zugänglich gemachtwerden.

(47) Zur stufenweisen Umstellung auf biologischen Landbau sind quantitative Ziele(angestrebte Fläche in % der gesamten landwirtschaftlichen Fläche) undProgramme zu deren Umsetzung zu formulieren.

(48) Da die Vermarktung ökologischer Produkte vielfach ein Problem darstellt, istes gleichzeitig erforderlich, die Akzeptanz ökologischer Produkte im Rahmen derÖffentlichkeitsarbeit zu steigern und entsprechende Vermarktungswege zu finden.

8.4.4 Ökonomische Anreize und Auflagen

(49) In der Landwirtschaft bestehende Fördermöglichkeiten sollten vermehrt zurUmsetzung von Zielen des Bodenschutzes genutzt werden. Neue Fördermöglich-keiten, die es dem Landwirt ermöglichen, auf bodenschonende Bewirtschaftungs-formen umzusteigen, sind zu erschließen. Dabei sollte auf die Abstimmung derFördermittel und -maßnahmen untereinander geachtet werden.

(50) In der Forstwirtschaft sollten Zuschüsse für gezielte bodenschützendeMaßnahmen bereitgestellt werden. Zusätzliche finanzielle Unterstützungen für dieWiederaufforstung von naturnahen Wäldern, z.B. nach Orkanverwüstungen undKahlschlag von Monokulturen, könnten gewährleisten, dass die Boden-fruchtbarkeit positiv beeinflusst wird.

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(51) Freiwillige Maßnahmen der Landwirtschaft, die über die gute fachliche Praxishinausgehen, sind finanziell zu unterstützen bzw. auszugleichen. Die Finanzierungkönnte über Agrarumweltmaßnahmen der Agenda 2000 sowie über Programme,die von Ländern und der EU kofinanziert werden, erfolgen.

(52) Die Verminderung der Stoffeinträge durch mineralische Dünger könnte überdie Beratung hinaus durch die Einführung einer Lenkungssteuer für Mineraldüngererzielt werden.

(53) Diese Steuer ist jedoch nicht als Einzelmaßnahme, sondern als Teil einesBewirtschaftungskonzeptes einzuführen. Ziel sollte eine standortgerechteDüngung, unter der Berücksichtigung der Anbauverhältnisse, sein.

(54) Ferner sind Konzepte für Landwirte zu erarbeiten, die nicht aufbetriebseigenen Wirtschaftsdünger zurückgreifen können. Die Abwägung derBelange des Landwirtes sowie die Höhe der Steuern sind in weitergehendenÜberlegungen, Diskussionen und Forschungsarbeiten zu vertiefen.

8.5 Zielgruppe: Verarbeitende Industrie und Gewerbe

Die Handlungsoptionen richten sich einerseits an die Produktherstellung,andererseits an die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe im planerischenZusammenhang sowie allgemein an die Ausbildung von Bodenreferenten.

8.5.1 Produkte

(55) Bei der Produktherstellung sowie der Lagerung und des Transportes solltedem Bodenschutz der gleiche Stellenwert eingeräumt werden wie dem Gewässer-schutz.

(56) Besonders „bodenfreundliche“ Verfahren können vom Herstelleröffentlichkeitswirksam gemacht werden.

(57) Mit Hilfe von freiwilligen Selbstverpflichtungen und gleichzeitigerpolitischer Bindung oder durch Vertragsumweltschutz können Bodenschutzzieleumgesetzt werden.

(58) Bereits bei der Herstellung eines Produktes sind Materialien zu verwenden, diepotentielle schädliche Auswirkungen beim Einsatz oder der Verwendung desProduktes ausschließen.

(59) Durch die Produktregulierung können, im Sinne des vorsorgendenBodenschutzes, Anreize zur Unterschreitung gesetzlicher Mindeststandards fürSchadstoffgehalte im Boden geschaffen werden. Eine Produktregulierung kannüber die Entwicklung und Einführung von Gütezeichen erreicht werden.

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8.5.2 Minimierung des Flächenverbrauches und der Versiegelung

(60) Für die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe gelten die Grundsätze dessparsamen Flächenverbrauches. Anreize für Flächenrecycling müssen vermehrtgeschaffen werden, damit das „Bauen auf der grünen Wiese“ nicht finanziellattraktiver ist.

(61) Flächensparende Bauweisen und die Minimierung der Versiegelung sind zubegünstigen. Hierbei sind die Belastungen anderer ökologischer Funktionen, z.B.durch vermehrten Bodenaushub, zu minimieren.

(62) Für Industriezweige, die direkt oder indirekt Einfluss auf den Boden nehmen,empfiehlt es sich, externe Bodenberater/-referenten zu Rate zu ziehen oder dieWeiterbildung ihrer Mitarbeiter in diesem Bereich zu fördern. In zusammen-hängenden Industrie- und Gewerbegebieten ist denkbar, dass ein Bodenreferentfür mehrere Unternehmen zuständig ist.

8.6 Zielgruppe: Bergbau

(63) Die Anforderungen zur Verwertung von Abfällen in aufgelassenen Berg-werken sind zu überarbeiten und zu konkretisieren.

(64) Für die Verfüllung von Tagebaurestlöchern ist zu formulieren, unter welchenBedingungen eine Verfüllung aus Sicht der Ökologie und Landschaftsplanung inBetracht zu ziehen oder auszuschließen ist.

(65) Ökologische Kriterien, einschließlich der Bodenbelange, sollten bei Subven-tionen für den Bergbau eine Rolle spielen.

(66) Analog zur Wasserentnahmegebühr ist die Diskussion über eine „Bodenent-nahmegebühr“ beim Abbau von Ressourcen anzuregen.

(67) Bei Planungs- und Entscheidungsprozessen bezüglich der Nutzung ober-flächennaher Ressourcen sind die Bodenbehörden zu beteiligen. Dies kann, wie inBrandenburg, durch einen gemeinsamen Erlass des Wirtschafts- und Umwelt-ministeriums festgeschrieben werden.

(68) Es gibt in Deutschland keine mit Großbritannien vergleichbare Bewirtschaf-tung von abbaubaren Ressourcen mit einer regionalen Steuerung des Abbaus.Dies wäre zukünftig zu erwägen.

8.7 Zielgruppe: Umweltschutzorganisationen

(69) Das Bewusstsein für das Thema Boden sollte bei den Umwelt- und Natur-schutzverbänden gestärkt werden.

(70) Zur Stärkung der Schutzinteressen im Bodenschutz gegenüber denNutzungsinteressen könnten Umweltschutzverbände, nach dem Vorbild derZusammenarbeit zwischen Naturschutzbehörden und -verbänden, ihre Koope-ration mit den unteren Bodenschutzbehörde ausbauen.

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(71) Umweltschutzorganisationen können, aufbauend auf bereits durchgeführtenInitiativen zum Thema Boden, entscheidend dazu beitragen, im Rahmen derÖffentlichkeitsarbeit über das Schutzgut Boden, Gefährdungen und Lösungs-möglichkeiten zu informieren.

(72) Über das bisher vielfach aufgegriffene Thema Entsiegelung hinaus ist dasgesamte Spektrum des Bodenschutzes darzustellen.

(73) Neben der Übermittlung der ökologischen Bedeutung des Bodensbesteht eine weitere Aufgabe darin, die Einstellung der Öffentlichkeit gegen-über dem Medium Boden aufzuwerten.

(74) Zur Informationsvermittlung bietet sich das gesamte Spektrum werbe-wirksamer und informativer Instrumente an. Beispielhaft seien Kampagnen,Lehrpfade, Slogans und die Einführung eines „Tag des Bodens“ genannt.

(75) Umweltschutzorganisationen können darüber hinaus eine Vermittlerpositionbei Verhandlungen zwischen Verursachern und Betroffenen einnehmen sowieLobbyarbeit für den Bodenschutz betreiben.

8.8 Zielgruppe: Technisch-wissenschaftliche Verbände

(76) Dem interdisziplinären Feld des Bodenschutzes entsprechend gibt es eineVielzahl von naturwissenschaftlich-technischen Verbänden unterschiedlicherFachrichtungen, deren Aktivitäten im Bodenschutz zukünftig transparentergestaltet werden sollten. Wenn auch die einzelnen Tätigkeitsfelder zukünftig nichtimmer koordiniert werden können, so sollte doch ein Überblick bestehen, welcheInstitution in den einzelnen Bereichen des Bodenschutzes wirksam wird.

(77) Die Verbände können Fortbildungsprogramme und Schulungen für ver-schiedene Bereiche des Bodenschutzes anbieten, Beratungen in Fachfragendurchführen sowie der Öffentlichkeit Auskünfte erteilen.

(78) Durch Öffentlichkeit- und Pressearbeit sowie die Herausgabe von Fach-zeitschriften, Stellungnahmen und Empfehlungen sowie eigene Lösungsansätzekönnen auch Verbände, die sich nicht ausschließlich mit Bodenschutz befassen,einen Einfluss auf die Wahrnehmung bodenschutzbezogener Themen ausübenund neue oder vorrangige Themen in der Umweltpolitik platzieren.

8.9 Zielgruppe: Verbraucher, Private Haushalte

(79) Anreize zur verminderten Versiegelung sowie Entsiegelung von Flächen, wiebereits beschrieben, sind an die privaten Haushalte zu richten. Dies kann durchKampagnenarbeit seitens der Kommunen oder Umweltschutzorganisationenunterstützt werden.

(80) Kleingärtner sollten über bodenschonende und -verbessernde Nutzungenund Bewirtschaftungsverfahren informiert werden.

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8.10 Zielgruppe: Europäische Ebene

Die Handlungsoptionen, die der europäischen Ebene offen stehen, umfasseneinerseits politische und rechtliche Maßnahmen und andererseits technisch-natur-wissenschaftliche Inhalte.

8.10.1 Politische und rechtliche Maßnahmen

(81) Die Integration von Bodenschutzanforderungen in andere Sektorpolitiken,z.B. Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Raumplanung sowie in Umwelt- undForschungsprogramme ist eine zentrale Voraussetzung für die nachhaltige Boden-nutzung.

(82) Für Stoffe, die auf oder in Böden gebracht werden, oder als Bodenverwendet werden, z.B. Kompost, Baumaterialien und Bodenverbesserungsstoffe,sollten produktbezogene Standards entwickelt werden.

(83) Bestehende Regelungen auf europäischer Ebene sollten im Hinblick auf ihreBodenrelevanz analysiert und verbessert werden. Hier besitzt die Novellierung derKlärschlammrichtlinie als eines der wichtigsten Instrumente zum Schutz land-wirtschaftlich genutzter Böden Priorität.

(84) Die Grenzwerte der unterschiedlichen Richtlinien, die zum Schutz des BodensAnwendung finden, sollten harmonisiert werden.

(85) Für die internationale Normung im Bereich des Bodenschutzes muss diefinanzielle Basis bereitgestellt werden.

(86) Für die Umsetzung der Richtlinie über die integrierte Vermeidung vonUmweltbelastungen (IVU-Richtlinie) sollten Entscheidungshilfen entwickelt werden,um zu gewährleisten, dass sie effektiv zum Schutz des Bodens beiträgt.

(87) Auf Gemeinschaftsebene sollten Institutionen gefördert werden, die denInformationsaustausch, die Koordination von Forschungstätigkeiten, die Abstim-mung von politischen oder rechtlichen Maßnahmen, die Entwicklung einer Boden-schutzpolitik auf nationaler, europäischer oder internationaler Ebene, insbeson-dere im Hinblick auf die Staaten Mittel- und Osteuropas zum Ziel haben.

(88) Der Einsatz ökonomischer Instrumente wäre zu prüfen und die Anwendungdes Verursacherprinzips im Bodenschutz zu konkretisieren.

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8.10.2 Technisch-naturwissenschaftliche Inhalte

(89) Um den Datenaustausch zu erleichtern, sollten gemeinsame Standards zurErhebung und Aufbereitung von Daten entwickelt werden.

(90) Mögliche Auswirkungen des Klimawandels auf die Bodenqualität undBodenverluste wären abzuschätzen und zu beurteilen.

(91) Für die Bewirtschaftung von Waldböden und landwirtschaftlichen Flächensollten Praktiken festgelegt werden, die den Kriterien der Umweltverträglichkeitgenügen.

8.11 Querschnittsthema: Nachhaltigkeit

Die Handlungsoptionen unter dem Stichwort Nachhaltigkeit greifen allgemein-gültige Vorschläge auf und richten sich ferner an die Umsetzung der Prinzipien zurNachhaltigkeit.

8.11.1 Vorsorgeprinzip

(92) Ein zukünftiges Ziel einer vorsorgenden Bodenschutzpolitik sollte es sein,Verantwortungsbewusstsein bei den beteiligten Akteuren für den Erhalt von Bödenund seiner Funktionen zu schaffen. Dies sollte nicht nur im Hinblick auf den Erhaltdes Bodens für zukünftige private Nutzungen geschehen, sondern auch zum Wohlder Allgemeinheit. Die Verantwortung sollte sowohl für Böden in Privateigentum alsauch in Fremdbesitz wahrgenommen werden.

(93) Sowohl die Akzeptanz für eine vorsorgende Bodennutzung als auch dasVerantwortungsbewusstsein können über die Anwendung von Instrumenten, dieüber ordnungsrechtliche Instrumente hinausgehen, gefördert werden. Dies schließtdie Entwicklung von Leitbildern sowie die Anwendung ökonomischer, informativerund planerischer Instrumente ein.

8.11.2 Verursacherprinzip

(94) Hinsichtlich des Verursacherprinzips wäre zu prüfen und zu konkretisieren,inwiefern die Belastung der Böden und die dabei entstehenden Risiken demVerursacher anzulasten sind.

8.11.3 Vermeidungsprinzip

(95) Das Vermeidungsprinzip findet bisher hauptsächlich als „Technologieprinzip“Anwendung und sollte zukünftig auch auf den Planungsbereich ausgedehntwerden.

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8.11.4 Quellenreduktionsprinzip

(96) Ein vorrangiges Ziel zum Schutz des Bodens und des Grundwassers sollte essein, Schadstoffe bereits von der Produktseite her auf ein Minimum zu reduzieren.Dies gilt ebenfalls für sämtliche Materialien, die nach §12 BBodSchV auf oder inden Boden auf- bzw. eingebracht werden, sowie Bodenverbesserungsstoffe u.ä.

(97) Der anlagenorientierte Ansatz des Quellenreduktionsprinzips sollte erweitertwerden. Dies erfordert die Reduktion von Schadstoffen diffuser Quellen. Hier istForschungsbedarf zu verzeichnen.

8.11.5 Integrations- und Koordinationsprinzip

(98) Verstärkte Integration von Bodenschutzbelangen ist auf allen Entscheidungs-und Planungsebenen erforderlich.

(99) Ferner sind potentielle Zusammenhänge zwischen Emissionen, Immissionensowie Pflanze/Tier/Mensch im Vorfeld zu berücksichtigen.

(100) Verstärkte Zusammenarbeit ist zwischen den Ressorts Umweltschutzeinschließlich des Bodenschutzes einerseits und z.B. Land- und Forstwirtschaft,Verkehr, Bauwesen andererseits gefragt.

(101) Verstärkte Zusammenarbeit ist auch innerhalb der Umweltbereiche vonBedeutung:

• Bodenschutz und Naturschutz (Eingriffsregelung; Boden als Kriterium bei derFestlegung der Naturschutzgebiete sowie der Grenzen);

• Bodenschutz, Landwirtschaft und Naturschutz (gute fachliche Praxis);

• Bodenschutz und Grundwasser (Synergieeffekte insb. bei Maßnahmen zurReduzierung der Versiegelung und beim Erhalt von Böden als Deckschichten);

• Bodenschutz und Immissionsschutz (Berücksichtigung des Bodens bei derNovellierung der TA Luft);

• Bodenschutz und Abfallwirtschaft.

(102) Über die Harmonisierung der Grenzwerte hinaus sollten die Aktivitätenzwischen den Bund-/Länderausschüssen koordiniert werden.

(103) Die Integration und Koordination lassen sich jedoch nicht nur aufkommunikative Fragestellungen und Dialoge reduzieren, vielmehr müssen, geradewas die Zusammenarbeit zwischen den Behörden betrifft, praktische Lösungengefunden werden, die zum Vorteil aller Parteien sind (win-win-Lösungen).

8.11.6 Prinzip der optimalen Ressourcennutzung

(104) Die bestehenden Ansätze zur Minimierung des Flächenverbrauchs müsstenzukünftig gebündelt und daraus „best practices“ für die Praxis abgeleitet werden.

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8.11.7 Kooperations- und Partizipationsprinzip

(105) Beteiligte sowie betroffene Akteure müssen einbezogen werden, wennlangfristige Strategien für den Schutz des Bodens formuliert werden. Ziel einersolchen Einbeziehung ist es, bereits im Vorfeld der Verabschiedung z.B. einerKonzeption eine breite Konsensbildung zu ermöglichen. Damit erhöht sich dieAkzeptanz für die Realisierung des Gesamtkonzepts und Einzelmaßnahmen.

(106) Die Verbesserung der Informationsgrundlagen und der Öffentlichkeitsarbeitträgt entscheidend zur Wahrnehmung von Problembereichen und Beteiligungs-rechten durch die betroffenen Akteure bei. Zu diesem Zweck ist eine Umwandlungder Grundlagendaten in von der Öffentlichkeit leicht nachzuvollziehende Bot-schaften notwendig.

(107) Als Maßnahmen werden im Rahmen der Erziehung und Bildung Lehrpfade,Unterrichtsmaterial, Lehrveranstaltungen für Schulen vorgeschlagen, fernerWerbung (z.B. Plakate), Kampagnen zu bestimmten Themen (z.B. Ver- oderEntsiegelung) und Lobbyarbeit.

(108) Die Aus- und Weiterbildung von Bodenschutzfachkräften sollte zukünftiggefördert werden. Hier können unterschiedlich orientierte Institutionen wie Umwelt-organisationen sowie wissenschaftlich-technische und landwirtschaftlicheVerbände eingebunden werden, damit die „Bildung“ nicht zugunsten einzelnerInteressenvertreter erfolgt.

8.11.8 Intergenerationsprinzip

(109) Der zeitliche Bewertungshorizont für alle bodenrelevanten Entscheidungenlag in der Vergangenheit bei sieben Generationen und ist, gemessen an denZeiträumen der Regenerierbarkeit von Böden, zukünftig deutlich auszuweiten.

8.11.9 Grundsatz der Regionalität

(110) Ein konzeptioneller Rahmen für Bodenschutz ist unter Berücksichtigungregionaler Gegebenheiten des Bodens zu schaffen. Hier bieten sich mehrereMöglichkeiten:

• Bodenschutzkonzepte auf Länderebene oder kommunaler Ebene;

• gebietsspezifische Handlungskonzepte.

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8.12 Rahmen für künftige Schritte und Maßnahmen

Nachfolgend werden die Handlungsoptionen, die aus gutachterlicher Sichtwesentliche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für die Weiterent-wicklung eines wirksamen Bodenschutzes in Deutschland darstellen, zusammen-gefasst.

• Mit der Entwicklung von positiven Leitbildern kann entscheidend dazu beige-tragen werden, das Bewusstsein für die Ressource Boden zu entwickeln und zufördern. Eine Grundlage hierfür bilden bestehende Ansätze für Leitbilder imvorsorgenden Bodenschutz (vgl. Bachmann und Thoenes 2000). Das Leitbild„Kontrolliert biologischer Landbau“ sollte auf breiter politischer Ebene vertretenund nicht allein den Umweltschutzverbänden überlassen werden.

• Der Bedarf an naturnahen Flächen, land- und forstwirtschaftlichen Flächensowie die Zunahme an Verkehrs- und Siedlungsflächen etc. sollten quantifiziertund Zielgrößen für verschiedene Zeithorizonte festgelegt werden. Hierbeimüssen konkurrierende Nutzungsinteressen gelöst und Prioritäten definiertwerden. Diese Rahmenbedingungen für den Bodenschutz könnten in Formeines Strategiepapiers der Bundesregierung geschaffen werden.

• Für die weitere politische Diskussion sollte Bodenschutz in verschiedenenBeratungsgremien platziert werden. Zunächst ist die weiterführende Arbeit desWissenschaftlichen Beirates Bodenschutz von großer Bedeutung. Hier wird ausgutachterlicher Sicht die Einbindung wirtschaftlicher und sozialwissen-schaftlicher Kompetenzen angeraten. Beratungsgremien, die für das BMU zuübergeordneten umweltpolitischen Fragestellungen arbeiten, stellen ebenfallsgeeignete Institutionen dar, um den kumulativen langfristigen Veränderungendes Bodens Rechnung zu tragen. Bodenschutz sollte weiterhin in wissenschaft-liche Beratungsgremien anderer Ressorts integriert werden, die sich mit fach-spezifischen bodenrelevanten Fragestellungen befassen.

• Um dem Bodenschutz als interdisziplinären Bereich gerecht zu werden, müsseninstitutionelle Voraussetzungen für eine effektive Zusammenarbeit zwischenden Bereichen des Umweltschutzes sowie zwischen dem Umweltressort undden Fachressorts geschaffen werden. Dies schließt die Formulierung klarersektoraler sowie sektorübergreifender Ziele und Zwischenziele sowieentsprechende Handlungskapazitäten zum Erreichen dieser Ziele ein. Damitwürde an die Stelle des traditionellen Verwaltungshandelns verstärkt einintegrationsorientiertes Prozessmanagement treten, dass die Zielsetzungen desBodenschutzes berücksichtigt (Kraemer und Mazurek 2000).

• Damit die Erfordernisse des Bodenschutzes besser als bisher in andere Bereichedes Umweltschutzes sowie andere Fachpolitiken einfließen und eine höhereAkzeptanz des Bodenschutzes in der Öffentlichkeit erzielt werden kann, ist eineErhöhung der Informationsdurchlässigkeit notwendig. Eine größere Transparenzpolitischer und administrativer Entscheidungen und Verfahren schafft einerseitseine höhere Legitimität und trägt andererseits zur Bewusstseinsbildung bei.

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• Um Informationsbarrieren abzubauen, ist nicht nur das Schließen von Informa-tionslücken und das Weiterleiten von Informationen notwendig, sondern vorallem die Übersetzung bestehender Information in die Sprache andererpolitischer Teileliten und Fachbereiche sowie der breiten Öffentlichkeit.

• Verstärkte Umweltbildung im Bereich Bodenschutz seitens der Umweltschutz-organisationen, Verbände und der staatlichen Verwaltung trägt entscheidenddazu bei, die Bedeutung des Bodens als begrenzte Ressource und seineVerletzbarkeit in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Insbesondere dasBewusstsein für die Langfristigkeit der Bodenprobleme muss gestärkt werden.

• Um die Gefährdung der Böden und die Auswirkung auf den Menschendeutlich zu machen, muss ferner eine breite Aufklärung der Wirkungs-zusammenhänge zwischen Boden, Nahrungsmittelproduktion und Gesundheitstattfinden.

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9 Resümee und Ausblick

Die Studie hat zwei Zielsetzungen verfolgt – zum einen sollte ein Überblick über diegegenwärtige Situation sowie Entwicklungen in verschiedenen Bereichen desBodenschutzes gegeben werden. Zum anderen wurden Prinzipien entwickelt,anhand derer sich die Situation des Bodenschutzes und die Entwicklungen imSinne der Nachhaltigkeit messen lassen. Die Bestandsanalyse des Bodenschutzesin Deutschland umfasst neben der Beschreibung der Problembereiche auch dieErörterung der rechtlichen und institutionellen Grundlagen. Da der Bodenschutzein relativ neues Politikfeld ist, wurden Instrumente, die in anderen Umwelt-bereichen Anwendung finden, jedoch auch für die Zwecke des Bodenschutzesinteressant sein können, zusammengefasst.

Für die Entwicklung der Nachhaltigkeitsparameter ist zunächst eine Betrachtungder Entwicklung des Leitbildes „Nachhaltigkeit“ auf globaler Ebene erforderlich.Spätestens seit der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklungin Rio de Janeiro 1992 ist der Begriff der nachhaltigen Entwicklung aus dermodernen umweltpolitischen Diskussion nicht mehr wegzudenken. Wenn auch derGedanke wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte miteinander zuverbinden, inzwischen in vielen Bereichen thematisiert wird, so bereitet diepolitische Bedeutung und Ausgestaltung dieses Ansatzes nach wie vor Schwierig-keiten. Hinzu kommt, dass das klassische Dreieck der Nachhaltigkeit, bestehendaus der ökologischen, ökonomischen und sozialen Komponente z.T. in einigenAnsätzen um institutionelle, kulturelle und gesundheitliche Aspekte ergänzt wurde.

Da einerseits die Diskussion um die nachhaltige Entwicklung einem stetigfortlaufenden Prozess unterliegt und andererseits die Formen der Bodennutzungeinem ständigen Wandel unterliegen, kann die Frage nach einer nachhaltigenBodennutzung nicht abschließend beantwortet werden. Daher sind die Prinzipiender Nachhaltigkeit, wie sie in der vorliegenden Studie für den Bodenschutzaufgestellt wurden, nicht als starres Raster zu verstehen, sondern stellen einenersten Konkretisierungsschritt des Leitbildes „Nachhaltige Bodennutzung“ und eineOption zur Bewertung der Gegebenheiten im Bodenschutz dar. Die Prinzipienhaben sich im Laufe des Projektes in einem iterativen Prozess auf der Basis vonAnsichten und Expertenmeinungen herausgebildet. Eine zukünftigeWeiterentwicklung wäre in zweierlei Hinsicht denkbar, sowohl in Form einerVereinfachung oder auch einer Ausdifferenzierung der Kriterien. EineAusdifferenzierung in Form von Umweltqualitätszielen, Umweltstandards undUmweltindikatoren kann, muss aber hier nicht anknüpfen und war nichtGegenstand der vorliegenden Studie.

Die Prinzipien und Kriterien, die eine nachhaltige Bodennutzung beschreiben, sindz.T. im EG-Vertrag verankert oder wurden für den Zweck der Studie entwickelt. Esgilt, gerade die vertraglich festgelegten Prinzipien, so das Vorsorge-, dasVermeidungs-, das Verursacher- und das Quellenreduktionsprinzip sowie dasIntegrationsprinzip nochmals bei der Umsetzung im Ansatz zu überdenken. Dies giltjedoch nicht nur im Hinblick auf den Bodenschutz. Beispielsweise wird das

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Vorsorgeprinzip in anderen Staaten Europas mit einem breiteren Ansatz umgesetztals dies im deutschen Bodenschutz der Fall ist. Ferner ist das Quellenreduktions-prinzip sehr stark anlagenbezogen und verfolgt keinen ganzheitlichen Ansatz.Ferner wirft das Verursacherprinzip insbesondere dann Probleme auf, wenn derSchaden nicht unmittelbar eintritt und ein Verursacher nicht identifiziert oder eineKostenzuweisung unzumutbar erscheint.

Insgesamt gibt es in allen Bereichen des Bodenschutzes Ansätze zu „nachhal-tigen“ Problemlösungen. Dies betrifft sowohl die Ermittlung von Grundlagendaten,die Erarbeitung technischer Lösungen und konzeptioneller Ansätze sowie dieSchaffung von Kooperationen. Jedoch spielt der Schutz des Bodens in einigenVerursacherbereichen nach wie vor eine untergeordnete Rolle, da hier aus-schließlich wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen.

Dass der Schutz des Boden nicht ausschließlich von Bodenschützern durchgeführtwerden kann, sondern einen interdisziplinären Ansatz erfordert, ist unter denVerantwortlichen des Bodenschutzes allgemein Konsens. Insbesondere hinsichtlichder Integration von Bodenbelangen in andere Umweltbereiche, basierend aufKooperationen zwischen den relevanten Fachbereichen, lassen sich zunehmendBemühungen und Erfolge beobachten. Die Initiativen müssen jedoch seitens desBodenschutzes erfolgen. Bestenfalls im Grundwasserschutz besteht ein Interesse,sozusagen eine Notwendigkeit zu einem sorgsamen Umgang mit Boden.

Die Schaffung eines breiten Bewusstseins für Boden muss sich zukünftig nicht nur anFachkreise sondern auch an die breite Öffentlichkeit richten. Dabei sindBetroffene und Beteiligte in zunehmendem Maße in Planungen, Entscheidungenund Maßnahmen einzubeziehen. Insgesamt muss das Verantwortungsgefühl jedeseinzelnen gestärkt werden. Über die Entwicklung von Leitbildern können hier diegesellschaftlichen Normen und Wertvorstellungen entscheidend beeinflusstwerden.

Zur Umsetzung eines nachhaltigen Bodenschutzes steht eine Vielzahl vonökonomischen, planerischen sowie kooperativen und informatorischen Instrumen-ten zur Verfügung, deren Verwendung noch nicht voll ausgeschöpft ist. Insbeson-dere auf dem Gebiet der Planung gibt es Möglichkeiten, Bodenschutz zuintegrieren, sofern die geeigneten Bewertungsgrundlagen geschaffen sind.Grundlage für die Wahrung von Beteiligungsrechten bildet eine zuverlässige undregelmäßige Umweltberichterstattung. Hierfür ist die Schaffung von Umwelt-informationssystemen eine Voraussetzung. Aufbereitetes Datenmaterial ist jedochauch für die Schulung und Weiterbildung von Fachpersonal in den relevantenInstitutionen des Bodenschutzes erforderlich. Auch im Bereich der ökonomischenInstrumente ist der Einsatz und die Eignung einzelner Instrumente zu prüfen undabzuwägen. Ebenso sind nicht nur Kooperationen zwischen staatlicher Verwaltungund Verursachern sind verstärken, sondern auch zwischen Umweltschutz-verbänden und Verursachern.

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Basierend auf der Analyse des Bodenschutzes und der Bewertung anhand derNachhaltigkeitskriterien sowie der Meinungen zahlreicher Experten, wurdenHandlungsoptionen entwickelt. Diese richten sich an alle Zielgruppen, die an derNutzung des Bodens beteiligt sind oder diese beeinflussen können. Angesprochenwerden hier z.B. die staatliche Verwaltung oder Verbände ebenso wie Nutzer, z.B.die Landwirtschaft, der Bergbau sowie private Haushalte, die den Boden zurErholung beanspruchen.

Die Handlungsoptionen ergeben sich aus den bereits laufenden Arbeiten zumSchutz des Bodens oder fügen sich nahtlos in diese ein. Fälle von best practicewurden nochmals zur Anregung für andere Akteure aufgenommen.

Die Studie stellt damit einen Schritt zur Konkretisierung des Leitbildes „NachhaltigeBodennutzung“ dar und enthält Vorschläge für zukünftiges Handeln, die z.T. auchin kurzfristigen Zeiträumen umgesetzt werden können.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 145

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 146

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 147

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 148

11 Glossar

Altablagerungen Former waste disposal sites

Grundstücke, auf denen Abfällebehandelt, gelagert oder abgelagertworden sind.

Closed-down waste managementinstallations, and other real properties,in/on which waste has been treated,stored or landfilled.

Altlasten Contaminated sites

1. Stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagensowie sonstige Grundstücke, auf denenAbfälle behandelt, gelagert oderabgelagert worden sind(Altablagerungen), und2. Grundstücke stillgelegter Anlagen undsonstige Grundstücke, auf denen mitumweltgefährdenden Stoffenumgegangen worden ist,ausgenommen Anlagen, derenStillegung einer Genehmigung nachdem Atomgesetz bedarf (Altstandorte),durch die schädlicheBodenveränderungen oder sonstigeGefahren für den einzelnen oder dieAllgemeinheit hervorgerufen werden.

1. Closed-down waste managementinstallations, and other real properties,in/on which waste has been treated,stored or landfilled (former wastedisposal sites), and2. real properties that houseclosed-down installations, and otherreal properties, on whichenvironmentally harmful substanceshave been handled, except forinstallations that can be closed downonly under a license pusuant to theAtomic Energy Act (former industrialSites), that cause harmful soil changes(to the soil) or other hazards forindividuals or the general public.

Altlastverdächtige Flächen Sites suspected of being contaminated

Altablagerungen und Altstandorte, beidenen der Verdacht schädlicherBodenveränderungen oder sonstigerGefahren für den einzelnen oder dieAllgemeinheit besteht.

Former waste disposal sites and formerindustrial sites that are suspected toharbour harmful soil changes (to thesoil) or other hazards for individuals orthe general public.

Altstandorte Former industrial sites

Grundstücke stillgelegter Anlagen undsonstige Grundstücke, auf denen mitumweltgefährdenden Stoffenumgegangen worden ist,ausgenommen Anlagen, derenStillegung einer Genehmigung nachdem Atomgesetz bedarf.

Real properties that house closed-downinstallations, and other real properties,on which environmentally harmfulsubstances have been handled, exceptfor installations that can be closeddown only under license pursuant to theAtomic Energy Act.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 149

Soil Boden

Die obere Schicht der Erdkruste, soweitsie Träger der in Absatz 2 genanntenBodenfunktionen ist, einschließlich derflüssigen Bestandteile (Bodenlösung) undder gasförmigen Bestandteile(Bodenluft), ohne Grundwasser undGewässerbetten.

The upper layer of the earth´s crust, asfar as this layer fulfils the soil functionsmentioned in paragraph (2),including liquid components (soil solution)and gaseous components (soil air), exceptgroundwater and beds of bodies ofwater.

Der Boden erfüllt1. natürliche Funktionen alsa) Lebensgrundlage und Lebensraum fürMenschen, Tiere, Pflanzen undBodenorganismen,b) Bestandteil des Naturhaushalts,insbesondere mit seinen Wasser- undNährstoffkreisläufen,c) Abbau-, Ausgleichs- undAufbaumedium für stofflicheEinwirkungen auf Grund der Filter-,Puffer- undStoffumwandlungseigenschaften,insbesondere auch zum Schutzdes Grundwassers,2. Funktionen als Archiv der Natur- undKulturgeschichte sowie3. Nutzungsfunktionen alsa) Rohstofflagerstätte,b) Fläche für Siedlung und Erholung,c) Standort für die land- undforstwirtschaftliche Nutzung,d) Standort für sonstige wirtschaftlicheund öffentliche Nutzungen, Verkehr, Ver-und Entsorgung.

Soil performs1. natural functionsa) as a basis for life and a habitat forpeople, animals, plants and soilorganisms,b) as part of natural systems, especiallyby means of its water and nutrientcycles,c) as a medium for decomposition,balance and restoration as a result of istfiltering, buffering andsubstance-converting properties, andespecially groundwater protection,2. functions as an archive of natural andcultural history and3. functions useful to man asa) a medium that holds deposits of rawmaterials,b) land for settlement and recreation,c) land for agricultural and silviculturaluse,d) land for other economic and publicuses, for transport, and for supply,provision and disposal.

Bodenmaterial Soil material

Material aus Böden im Sinne desBundes-Bodenschutzgesetzes und derenAusgangssubstraten einschließlichMutterboden, das im Zusammenhangmit Baumaßnahmen oder anderenVeränderungen der Erdoberflächeausgehoben, abgeschoben oderbehandelt wird.

Material from soils as defined by § 2paragraph 1 Federal Soil Protection Lawand their initial substrates, to includetopsoil, which is excavated, moved ortreated in connection with constructionworks or other changes to the crust ofthe earth.

Dekontaminationsmaßnahmen Decontamination measures

Maßnahmen zur Beseitigung oderVerminderung der Schadstoffe.

Measures to eliminate or reducepollutants.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 150

Detailuntersuchung Detail investigation

Vertiefte weitere Untersuchung zurabschließendenGefährdungsabschätzung, dieinsbesondere der Feststellung vonMenge und räumlicher Verteilung vonSchadstoffen, ihrer mobilen odermobilisierbaren Anteile, ihrerAusbreitungsmöglichkeiten in Boden,Gewässer und Luft sowie der Möglichkeitihrer Aufnahme durch Menschen, Tiereund Pflanzen dient.

The comprehensive further examinationfor the final hazard assessment whichparticularly serves the determination ofamount and spatial distribution ofpollutants, their mobile or mobilizablecomponents, possibilities for theirspreading in soil, water and air, as wellas the possibility of their intake byhuman beings, animals and plants.

Durchwurzelbare Bodenschicht Root-permeable soil layer

Bodenschicht, die von denPflanzenwurzeln in Abhängigkeit vonden natürlichen Standortbedingungendurchdrungen werden kann.

The soil layer which can be penetratedby the roots of plants in dependence ofthe natural site conditions.

Einwirkungsbereich Area of impact

Bereich, in dem von einem Grundstückim Sinne desBundes-BodenschutzgesetzesEinwirkungen auf Schutzgüter zuerwarten sind oder in dem durchEinwirkungen auf den Boden dieBesorgnis des Entstehens schädlicherBodenveränderungen hervorgerufen wird.

An area where impacts on resources tobe protected can be expected thatoriginate from a real property within themeaning of § 2 paragraphs 3 to 6Federal Soil Protection Law or whereimpacts on the soil cause concernabout the development of harmful soilchanges.

Erosionsfläche Erosion area

Fläche, von der Bodenmaterial mitOberflächenabfluß abgespült wird.

The area from which the soil material iswashed away with surface run-off.

Expositionsbedingungen Exposure conditions

Durch örtliche Gegebenheiten und dieGrundstücksnutzung im Einzelfallgeprägte Art und Weise, in derSchutzgüter der Wirkung vonSchadstoffen ausgesetzt sein können.

The way, influenced by the localconditions and the use of a realproperty in a particular case, in whichthe resources to be protected may beexposed to the effect of pollutants.

Hintergrundgehalt Background content

Schadstoffgehalt eines Bodens, der sichaus dem geogenen (natürlichen)Grundgehalt eines Bodens und derubiquitären Stoffverteilung als Folgediffuser Einträge in den Bodenzusammensetzt.

The pollutant content of a soil which ismade up of the geogenic (natural)basic content of a soil and theubiquitous substance distribution as aconsequence of diffuse inputs into thesoil.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 151

Orientierende Untersuchung Exploratory investigation

Örtliche Untersuchungen, insbesondereMessungen, auf der Grundlage derErgebnisse der Erfassung zum Zweck derFeststellung, ob der Verdacht einerschädlichen Bodenveränderung oderAltlast ausgeräumt ist oder einhinreichender Verdacht im Sinne desBundes-Bodenschutzgesetzes besteht.Protection Law.

On-site examinations, in particularmeasurements, on the basis of theresults of a survey in order to determinewhether the suspicion of a harmful soilchange or contaminated site can beruled out or whether there is reasonablesuspicion within the meaning of § 9paragraph 2 sentence 1 Federal Soil

Sanierung, Altlastensanierung Remediation

Maßnahmen1. zur Beseitigung oder Verminderungder Schadstoffe(Dekontaminations-Maßnahmen),2. die eine Ausbreitung der Schadstoffelangfristig verhindern oder vermindern,ohne die Schadstoffe zu beseitigen(Sicherungsmaßnahmen),3. zur Beseitigung oder Verminderungschädlicher Veränderungen derphysikalischen, chemischen oderbiologischen Beschaffenheit desBodens.

Measures taken1. to eliminate or reduce pollutants(decontamination measures),2. that prevent or reduce spreading ofpollutants in a lasting way, withouteliminating the pollutants themseles(securing conainment measures),3. that eliminate or reduce harmfulchanges in the soil´s physical, chemicalor biological characteristics.

Schädliche Bodenveränderungen Harmful soil changes

Schädliche Bodenveränderungen imSinne dieses Gesetzes sindBeeinträchtigungen der Bodenfunktion,die geeignet sind, Gefahren, erheblicheNachteile oder erhebliche Belästigungenfür den einzelnen oder dieAllgemeinheit herbeizuführen.

Harmful impacts on soil functions thatare able to bring about hazards,considerable disadvantages orconsiderable nuisances for individuals orthe general public.

Schadstoffe Pollutants

Stoffe und Zubereitungen, die auf Grundihrer Gesundheitsschädlichkeit, ihrerLanglebigkeit oder Bioverfügbarkeit imBoden oder aufgrund andererEigenschaften und ihrer Konzentrationgeeignet sind, den Boden in seinenFunktionen zu schädigen oder sonstigeGefahren hervorzurufen.

The substances and preparations which,due to their harmfulness for health, theirlongevity or bio-availability in the soil ordue to other characteristic features andtheir concentration, are suited to harmthe functions of the soil or to provokeother dangers.

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Nachhaltiger Bodenschutz in Deutschland 152

Schutz- und Beschränkungsmaßnahmen Protection and restriction measures

Sonstige Maßnahmen, die Gefahren,erhebliche Nachteile oder erheblicheBelästigungen für den einzelnen oder dieAllgemeinheit verhindern odervermindern, insbesondereNutzungsbeschränkungen.

Other measures that prevent or reducehazards, considerable disadvantages orconsiderable nuisances for individuals orthe general public, especially usagerestrictions.

Sicherungsmaßnahmen Securing containment measures

Maßnahmen, die eine Ausbreitung derSchadstoffe langfristig verhindern odervermindern, ohne die Schadstoffe zubeseitigen.

Measures that prevent or reducespreading of pollutants in a lasting way,without eliminating the pollutantsthemselves.

Sickerwasserprognose Leachate prognosis

Abschätzung der von einerVerdachtsfläche, altlastverdächtigenFläche, schädlichen Bodenveränderungoder Altlast ausgehenden oder inüberschaubarer Zukunft zu erwartendenSchadstoffeinträge über dasSickerwasser in das Grundwasser, unterBerücksichtigung von Konzentrationenund Frachten und bezogen auf denÜbergangsbereich von derungesättigten zur wassergesättigtenZone.

The estimation of the pollutantsreaching the groundwater with theleachate and originating, or to beexpected in the foreseeable future, froma suspected site, a suspectedcontaminated site, a harmful soilchange or a contaminated site, inconsideration of pollutantconcentrations and loads and relatedto the area of transition from theunsaturated zone to thewater-saturated zone.

Verdachtsflächen Suspected sites

Grundstücke, bei denen der Verdachtschädlicher Bodenveränderungenbesteht.

Real properties suspected to harbourharmful soil changes.

Wirkungspfad Pathway

Weg eines Schadstoffes von derSchadstoffquelle bis zu dem Ort einermöglichen Wirkung auf ein Schutzgut.

The route of a pollutant from the sourceof pollution to the place of potentialeffect on a resource to be protected.