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WIRTSCHAFTSSTANDORT Japan Die Nummer drei der Welt wird internationaler AUSGABE 2019

Made in Germany - Wirtschaftsstandort Japan Die Nummer ... · Investitionen in Forschung und Entwicklung ... Wirtschaftspartner für Deutschland werden. ... deutschen Plattform Industrie

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WIRTSCHAFTSSTANDORT

JapanDie Nummer drei der Welt wird internationaler

AUSGABE 2019

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SummaryDie drittgrößte Volkswirtschaft der Welt will sich als Hightechfertigungs­standort weiter etablieren. Investitionen in Forschung und Entwicklung sollen Japan in Schlüsselsektoren auf der internationalen Bühne ganz vorne platzieren. Mit seiner rapide alternden und schrumpfenden Be­völkerung steht das Land der aufgehenden Sonne vor spannenden Her­ausforderungen. Diese werden mit einer umfassenden Digitalisierungs­strategie angegangen: Eine Transformation in eine „supersmarte“ Gesellschaft, genannt Society 5.0, steht an.

Japan öffnet sich. Freihandelsabkommen werden von der Regierung groß­geschrieben, die Industrie zieht ins Ausland, die starren vertikalen Ver­triebsstrukturen brechen auf. Dadurch kann der Inselstaat ein noch engerer Wirtschaftspartner für Deutschland werden. Allerdings bleibt der japa­nische Markt mit seinen sprachlichen, kulturellen und strukturellen Beson­derheiten sehr herausfordernd.

Die folgenden Seiten geben einen Überblick darüber, welche Chancen und Risiken auf dem Absatzmarkt warten und welche Aspekte bei der Markt­bearbeitung eine Rolle spielen. Ausführliche Informationen zu den einzel­nen Themengebieten sind unter www.gtai.de/japan verfügbar.

Oliver Höflinger Senior Manager Asia/Pacific

[email protected] T +49 30 200 099-327

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Inhalt

WIRTSCHAFTSPARTNER

4 Weiter auf dem Hightecholymp

JAPAN IM INTERNATIONALEN KONTEXT

6 In neuen Märkten spielt die Musik

STÄRKEN UND SCHWÄCHEN

8 Innovationsriese ist verschuldet

ABSATZCHANCEN

10 Kaufkraft sichert Qualitätsansprüche

JEFTA/ZOLL

14 Japan und die EU setzen auf Freihandel

ABSATZSTRATEGIE

16 Vertrieb unpassend für Alleingänge

INVESTITIONEN

20 Auf der Suche nach Balance

26 IMPRESSUM

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WIRTSCHAFTSPARTNER

Weiter auf dem Hightecholymp

4

Auf hohem Niveau steht die japanische Wirtschaft auf dem Prüf­stand. Die wachsende internationale Konkurrenz sowie der sich durch demografische Einflüsse verändernde Inlandsmarkt sind zwei der Herausforderungen. Als erste Messlatte wird das Jahr 2020 ausgerufen, wenn in Tokyo die olympischen Sommerspiele stattfinden werden. Dann will sich die drittgrößte Volkswirtschaft der Weltöffentlichkeit wieder als Hochtechnologiestandort der Extraklasse präsentieren.

Die seit 2013 nach Premierminister Shinzo Abe benannte Wirtschaftspolitik der Abenomics ist auf Wirtschaftswachstum ausgerichtet. Drei Pfeile sollen den Aufschwung erzielen:�Die expansive Ausrichtung der Zentralbank

beziehungsweise die Steigerung des Geld­volumens zur Deflationsbekämpfung.

�Die Auflockerung der Regeln für die Verschul­dung des Staatshaushalts, um kreditfinanzierte Konjunkturprogramme zu starten.

�Die nachhaltigen Strukturreformen.

Im Jahr 2015 wurde im Rahmen der Abenomics 2.0 das Ziel einer Steigerung des Bruttoinlands­produktes (BIP) um 20 Prozent bis 2020 definiert. Der zweite Abenomics­Köcher enthält auch sozialpolitische Komponenten. Familien und

die soziale Absicherung stehen dabei im Fokus. Die regelmäßig kritisierten Abenomics konn­ten durchaus Erfolge vorweisen. So wurden Rezessionsten denzen abgewendet. Vor allem die Großunternehmen wurden durch die Abenomics zu Rekordgewinnen geführt. Der Arbeitsmarkt jedoch bleibt eine der großen Reformbaustellen.

Zukunftsbranchen im FokusTraditionell konzentriert sich der Inselstaat stark auf Produkte und Sektoren mit hohem Wertschöp­fungsgrad. Die Regierung strebt in verschiedenen Bereichen – unter anderem bei Forschung und Entwicklung – einen höheren Internationalisie­rungsgrad an, um im globalen Konkurrenzkampf noch besser aufgestellt zu sein. Der Diversifizie­rungsgrad soll sich erhöhen und die Nachhaltig­

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keit verbessert werden. Zu den Wachstumsfeldern gehören Elektromobilität, autonomes Fahren, Speicherbatterien, Brennstoffzellen, neue Werk­stoffe, intelligente Stromnetze, Roboter, künst­liche Intelligenz, Stammzellen und regenerative Medizin sowie Bio­ und Nanotechnologie.

Nachhaltige Veränderungen stehen im Energie­sektor an: Japan will den Anteil von erneuerbaren Energien bis 2030 auf 22 bis 24 Prozent erhöhen. Dabei sollen Wind­ und Bioenergie stärker in den Fokus rücken, worauf die Entwicklung der Einspeisetarife und die regulatorischen Reformen hinweisen. Der Anteil von Solarenergie ist mit über 5 Prozent bereits relativ hoch.

Ein riesengroßes Potenzial wird im Gesund­heits­ und Pflegesegment des Landes gesehen. Pflegeroboter spielen angesichts der alternden Bevölkerung eine wichtige Rolle bei der Strategie im Healthcaresektor. In diesem Bereich werden auch künftig japanische Investitionen erwartet.

Mehr Jobs für RoboterNicht zuletzt schwimmt Japan tonangebend auf der Digitalisierungswelle mit. Insbesondere die Robotik, die sich vom allgemeinen Industrie­bereich zunehmend auch auf Schauplätze wie die Medizintechnik oder das Dienstleistungssegment ausbreitet, steht dabei im Vordergrund. Generell tun sich indes die kleinen und mittleren Unter­nehmen (KMU), was Digitalisierung und Inter­nationalisierung angeht, noch vergleichsweise schwer. Eine Chance, auch bezüglich Koopera­tionen mit ausländischen Partnern, wird im Bereich der Industriecluster gesehen.

Auf Grund der mit Deutschland vergleichbaren Gesamtstruktur der japanischen Industrie, die auf Transportmittel, Chemikalien, Elektrotech­nik, Elektronik, Informationstechnologie sowie In dustriemaschinen spezialisiert ist, begegnen sich Unternehmen beider Länder oft als Konkur­renten. Verschiedene Initiativen haben aber dafür gesorgt, dass verstärkt auch Partnerschaften ein­gegangen werden. Das Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) sowie das Ministry of Internal Affairs and Communications arbeiten mit dieser Zielsetzung eng mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zusammen. Dabei geht es unter anderem um Handelspolitik, Industrie, Digitalisierung sowie den Energiesektor.

→ Weitere Informationen finden Sie unter: www.gtai.de/japan-wirtschaftsklima

126,4 Mio. EINWOHNER

5,1 Bill. US$DRITTGRÖSSTE VOLKSWIRTSCHAFT

3,03ROBOTERDICHTE 2, 3

Nummer 1DEUTSCHLAND ALS

HANDELSPARTNER IN EU-28

27NOBELPREISGEWINNER

Digitalisierung Made in Nippon

Im Rahmen des fünften Fünfjahres-plans für Wissenschaft und Techno-logie (2016 bis 2020) des Council for Science, Technology and Innovation wurde das Konzept Society 5.0 vorgestellt. Darin sind alle erdenk-lichen Digitalisierungsprozesse einer supersmarten Gesellschaft enthalten.

Wie das METI im März 2017 bekannt gab, soll die digitale Entwicklung der Industrie zukünftig unter dem Schlagwort Connected Industries ablaufen. Damit wurde begrifflich ein Pendant beispielsweise zur deutschen Plattform Industrie 4.0 geschaffen.

Im Mai 2015 kam es zur Gründung der Robot Revolution Initiative, die zum Kooperationspartner der Platt-form Industrie 4.0 wurde. Im Juni 2015 formten verschiedene Unter-nehmen die Industrial Value Chain Initiative, bevor dann im Oktober 2015 das IoT Acceleration Consor-tium ins Leben gerufen wurde. Dieses Konsortium, bestehend aus Industrie, dem öffent lichen Sektor sowie der Wissenschaft, kooperiert seit Ende 2016 mit dem amerikanischen Industrial Internet Consortium.

>50 %ANTEIL DER IMPORTE BEI MEDIZINTECHNIK 3

Japan in ZahlenAngaben 2018 1

1) falls nicht anders ver-merkt; 2) Roboteranzahl pro 100 Industriearbei-ter; 3) 2017Quellen: Internationaler Währungsfonds; Japan Tourism Agency; UN Comtrade; International Federation of Robotics

40 Mio. TOURISTEN 2020

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JAPAN IM INTERNATIONALEN KONTEXT

6

In neuen Märkten spielt die MusikJapanische Unternehmen sind im Ausland zunehmend vernetzt. Damit die wachsenden globalen Chancen weiter wahrgenommen werden, setzt die Regierung auf Handelsabkommen. Im Infrastruk­turbereich stellt sie in Schwellenländern Weichen für die japanische Industrie – auch mit Blick auf die Rohstoffsicherung.

Auch in Zukunft wird sich ein Teil der japanischen Industrie strategisch in Richtung Ausland orientieren. Sowohl die im Ausland erzielten Produktions­ als auch Umsatzanteile haben in mehreren Branchen bereits die 40­Prozent­Marke überschritten. Die Regierung fördert dies, denn der Trend ist angesichts der Stärken der japanischen Hightechproduzenten und des schrumpfenden Inlandsmarktes nachvollziehbar.

Vor allem die Elektronikindustrie, der Automo­bilsektor, Chemikalien, der Nahrungsmittelsektor sowie Industriemaschinen sind davon betroffen. Der Schwerpunkt der Produktionsauslagerung

liegt im asiatischen Raum, wobei vor allem China den Anfang machte. Von dort aus ging die „Reise“ weiter in die Staaten der Association of South­East Asian Nations (ASEAN). Mittelfristig könnte sich Indien als lukrativer Standort etablieren, erwarten die Unternehmen laut Umfrage der Japan Bank for International Cooperation. In den letzten zwei Jahren ist allerdings auch verstärkt zu be obachten, dass der Investitionsstandort Japan von der loka­len Industrie wieder wertgeschätzt wird. Schon vorher waren Produzenten von qualitativ hoch­wertigen Hightecherzeugnissen in Sachen Aus­lagerung zurückhaltend. Auch Forschungs zentren verbleiben im Regelfall im Inland.

Freihandelsabkommen Japans weltweit Handelsvolumen mit Japan 2018 in Milliarden US$

Schweiz12

TPP11 (ratifiziert), TPP12 (unterschrieben)In Verhandlung: RCEP (Regional Comprehensive Economic Partnership); Kolumbien; China-Südkorea; TürkeiQuellen: Ministry of Foreign Affairs; Japan External Trade Organization (JETRO)

ASEAN *227

Australien63

Chile9

Peru3

EU171

Mexiko18

Indien17

Mongolei1

* mit den ASEAN-Staaten Brunei, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam bestehen zusätzliche bilaterale Freihandelsabkommen

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Chancen auf DrittmärktenDie japanische Regierung hat auch Infrastruktur­projekte in Schwellenländern – unter anderem im Rahmen ihrer Initiative „Partnership for Quality Infrastructure“ – zu einem der Kernpunkte ihrer Wachstumsstrategie erklärt. Allgemein werden durch die Aktivitäten der japanischen Industrie in Drittmärkten Kooperations­ beziehungsweise Zulieferchancen für europäische Unternehmen erwartet. Es wird davon ausgegangen, dass im Auslandsgeschäft die traditionell starren Liefer­strukturen weiter aufweichen, wenngleich die Aktivitäten bisweilen weiter von den Mutter­häusern in Japan gesteuert werden.

FTA haben PrioritätIm Rahmen der Außenwirtschaftsförderung stehen bei der Regierung Freihandelsabkommen (Free Trade Agreements, FTA; Economic Partner­ship Agreements, EPA) sehr weit oben auf der Pri­oritätenliste. Insgesamt geht es neben dem Handel auch um vereinfachte Investitionsbedingungen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Japan­EU Free Trade Agreements und der Ratifizierung des Trans­Pazifik­Abkommens von elf Ländern sollen die Verhandlungen über eine Regional Com­

prehensive Economic Partnership in den Fokus rücken. Diese wird 16 Länder umfassen: Japan, China, Indien, Südkorea, Australien, Neuseeland und die zehn ASEAN­Mitgliedsstaaten.

Handel mit Deutschland stabilDeutschland ist innerhalb der Europäischen Union (EU) der größte Handelspartner Japans, sowohl was Ein­ als auch Ausfuhr anbelangt. Durch das Freihandelsabkommen zwischen Japan und der EU wird der bilaterale Güteraustausch grund­sätzlich erleichtert. Abzuwarten bleibt allerdings, welche Seite letztendlich stärker von der Liberali­sierung profitiert. Abgesehen von dem permanen­ten Handelsdefizit mit den erdölexportierenden Ländern des Mittleren Ostens und den Rohstoff­lieferanten Russland und Australien importiert Japan vor allem aus China deutlich mehr als es dorthin exportiert. Bei den Waren aus China handelt es sich zum großen Teil um elektronische Geräte, Computer und verarbeitete Erzeugnisse wie Kleidung und Zubehör.

→ Weitere Informationen finden Sie unter: www.gtai.de/zoll www.gtai.de/recht

52,9Sonstige

Wichtigste Importgüter in JapanAnteil am Gesamtimport 2017 in Prozent

Japanische Importe nach Herkunft Anteil am Gesamtimport 2018 in Prozent

8,2Nahrungsmittel

6,6Maschinen

Quelle: UN Comtrade

10,0Chemische

Erzeugnisse

9,5Erdöl

12,8Elektronik

33,0Sonstige

23,2China

15,0ASEAN

11,8EU

10,9USA

6,1Australien

Quelle: Ministry of Finance

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STÄRKEN UND SCHWÄCHEN

Innovationsriese ist verschuldet

8

Japan setzt strukturelle Veränderungen um, die das wirtschafts­freundliche Umfeld verbessern sollen. Deregulierung und stärkere Öffnung nach außen sollen Wachstumsimpulse freisetzen. Als die weltweit am schnellsten alternde Gesellschaft hat Japan nicht zuletzt eine Pionierfunktion in vielen Bereichen.

Japan ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, beim Exportwert liegt das Land auf dem vierten Platz. Anders als viele der asiatischen Nachbarn ist Nippon aber weniger auf Ausfuhren als ein Treiber der Wirtschaft angewiesen. Denn der Konsum spielt in Japan mit seinen 126 Millionen Einwoh­nern eine große Rolle: Er ist für 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verantwortlich. Die Kaufkraft ist hoch.

Abenomics werden fortgesetztDie Einwohnerzahl sinkt allerdings und soll im Jahr 2050 die Marke von 100 Millionen unter­schreiten. Bereits gegenwärtig hat Japan mit den hartnäckigen Problemen des Arbeits­ und Fachkräftemangels, der Deflation sowie der hohen Staatsverschuldung zu kämpfen. Letztere hat laut Internationalem Währungsfonds mittlerweile eine Quote von 238 Prozent am BIP erreicht. Während Mahner dies als tickende Zeitbombe sehen, wird

beruhigend argumentiert, dass Japans Gläubiger nahezu alle im Inland zu finden sind.

Vor diesem Hintergrund sucht die Regierung unter Premierminister Abe nach Rezepten, wie das Land der aufgehenden Sonne dennoch an wirtschaft­licher Stärke zulegen und sich im Wettbewerb mit anderen aufsteigenden Ländern der Region behaupten kann. Durch die Abenomics will der Premier Japans Wirtschaft stärker deregulieren und globalisieren, um Produktivitätszuwächse, mehr Einkommen und mehr Nachfrage zu erzielen. Dazu wird weiter Geld in die Wirtschaft gepumpt. Unternehmen sollen steuerlich entlastet, das Land für ausländische Investitionen attraktiver und mehr ausländische Arbeitskräfte zugelassen werden.

Forschung zahlt sich ausInsbesondere die japanischen Unternehmen, die in den letzten Jahren investiert und sich stärker

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S WO T

Länderranking laut Global Competitiveness Index 4.0 in 2018Rang von insgesamt 140 Ländern

Kriterien Japan Deutschland

1 Institutionen 1 20 16

2 Infrastruktur 5 7

3 Informations- und Kommunikationstechnik 3 31

4 Makroökonomische Stabilität 41 1

5 Gesundheit 1 25

6 Fertigkeiten 2 26 4

7 Gütermarkt 3 5 7

8 Arbeitsmarkt 18 12

9 Finanzsystem 4 10 21

10 Marktgröße 4 5

11 Geschäftsdynamik 5 14 2

Gesamtrang 5 3

1) bewertet unter anderem Eigentumsrechte, Unabhängigkeit der Justiz, Intensität der Auditierung; 2) bewertet unter anderem die Kompetenzen der Absolventen; 3) bewertet unter anderem Effekte von Steuern und Subventionen auf den Wettbewerb, Verbreitung nichttarifärer Hemmnisse; 4) bewertet unter anderem Finanzierung von KMU; 5) bewertet unter anderem benötigte Zeit und Kosten für die UnternehmensgründungQuelle: World Economic Forum

9

Threats (Risiken) · Wechselkursschwankungen · Schrumpfende und schnell alternde Bevölkerung · Steigende Abhängigkeit vom Ausland · Relativ hohe Besteuerung · Naturkatastrophen

Weaknesses (Schwächen) · Hohe Abhängigkeit von Energie- und Rohstoffimporten · Geringe Internationalisierung von kleinen

und mittleren Firmen · Fachkräftemangel · Umfangreiche Bürokratie · Sehr hohe inländische Staatsverschuldung

Opportunities (Chancen) · Abschluss neuer Freihandelsabkommen · Stärkere Deregulierung und Globalisierung · Kooperation auf Drittmärkten · Ausbau der Gesundheitswirtschaft · Produktionsausbau und digitale Transformation

Strengths (Stärken) · Hohe Forschungs- und Technologieintensität · Verlässlichkeit der Geschäftsbeziehungen · Qualifizierte Arbeitskräfte · Hohe Kaufkraft · Sehr gute Infrastruktur

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

internationalisiert haben, machen gegenwärtig deutlich bessere Geschäfte und zeigen hohe Profitabilität. Das Land weist in einigen Branchen wie Transportausrüstung, Chemie, Maschinenbau sowie Elektronik eine hohe Exportstärke auf, die auf intensiver Forschung und Entwicklung in Nischenfeldern beruht.

Generell setzt Japan auf Bereiche mit hohem Wertschöpfungsgrad, in denen international eine Spitzenposition erlangt werden kann. Deutlich wird dies beispielsweise im Automobilsektor, in dem Japan bei Hybrid­ und Batterietechnik eine führende Position innehat. Diese soll durch Brennstoffzellentechnik und autonomes Fahren ausgeweitet werden.

Als ein anderes Beispiel stehen im Gesundheits­sektor Anwendungsbereiche der regenerativen Medizin im Fokus. Das Gesundheitswesen wird sich zu einem noch wichtigeren Bereich der Wirt­schaft entwickeln. Denn der schrumpfende Pool an Erwerbstätigen soll möglichst lange arbeits­fähig bleiben. Zudem kann die zunehmende Zahl an Senioren als wichtiger Absatz­ und Konsum­faktor gesehen werden.

InternationalisierungDa der Inlandsmarkt stagniert, wird Japan noch stärker auf das Ausland setzen und internationale Rahmenbedingungen mitformen wollen, die für die eigene Wirtschaft günstig sind. Daher unterstützt die Regierung den freien und fairen Handel, wie er im regionalen Abkommen Comprehensive and Progres­

sive Agreement for Trans­Pacific Partnership und dem Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen Japan und der Europäischen Union verfolgt wird.

→ Weitere Informationen finden Sie unter: www.gtai.de/japan-wirtschaftsklima

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ABSATZCHANCEN

Kaufkraft sichert Qualitätsansprüche

Es gibt ihn nicht mehr: den transparenten 08/15­Kunden aus Japan. Trotz sich wandelnden Konsumverhaltens und steigen­den Preisbewusstseins bleiben die Ansprüche hoch. Und damit die Bereitschaft, für Qualität einen höheren Preis zu zahlen. Dies gilt für Konsum­ und Investitionsgüter gleichermaßen. Ausländische Produkte werden durch das Freihandelsab­kommen mit der Europäischen Union noch stärker in den Fokus rücken.

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Alternde Gesellschaften im VergleichAnteil der über 65­Jährigen nach Ländern in Prozent

11,9

36,4

Japan Südkorea

5,2

35,3

Deutschland

14,9

30,7

5,7

26,3

China

12,6

22,1

USA

1990; 2050Quelle: Weltbank, Health Nutrition and Population Statistics, Population Estimates and Projections

11

Japan ist ein sehr spezieller Konsumgütermarkt. Ein ausländisches Unternehmen, das es hier geschafft hat, muss im Regelfall nicht befürchten, in anderen asiatischen Absatzmärkten zu scheitern. Japaner sind dem Konsum alles andere als abge­neigt. Zwar stagnieren die Haushaltsbudgets seit Jahren aufgrund ausbleibender Lohnerhöhungen – allerdings auf sehr hohem Niveau. Im Jahr 2019 soll das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf rund 41.420 US­Dollar (US$) erreichen.

KonsumgüterDie Klischees über japanische Konsumenten sind grundsätzlich noch intakt: Qualität, Zweckmäßig­keit, Service und Kundennähe werden geschätzt und dafür wird auch ein Aufpreis in Kauf genommen. Für Japans Regierung sind Konsumausgaben ein wichtiger Faktor, denn sie stützen die Wirtschaft in Zeiten eher exportschwacher Leistung. Daher hatte Tokyo beschlossen, die ursprünglich für April 2017 vorgesehene Erhöhung der Mehrwertsteuer von 8 auf 10 Prozent in den Herbst 2019 zu verschieben.

Demografie mit AuswirkungenDer japanische Konsumgütermarkt stellt vor dem Hintergrund einer schrumpfenden Bevölkerung besondere Herausforderungen an die Marke­tingstrategien der Unternehmen. Diese sind auf verschiedene Trends ausgerichtet, die das Nach­frageverhalten stark beeinflussen. Seit Längerem steht der demografische Wandel im Fokus. Laut Weltbank werden 36 Prozent der Japaner bis 2050 über 65 Jahre alt sein. Und im Gegensatz zur früheren Generation leben immer weniger Rentner im Kreise ihrer Nachkommen.

Längst haben Unternehmen das riesige Potenzial des „Silver Business“ erkannt. Dabei geht es nicht

nur um Healthcareprodukte sowie Pflege­ und Gesundheitsdienstleistungen. Durch die vielen Senioren­ und Einpersonenhaushalte ist die Nachfrage nach sehr kleinen Abfüllmengen bezie­hungsweise Verpackungen groß. Zudem muss alles nutzerfreundlich sein.

Luxus und DiscountDas Konsumverhalten der Generationen driftet auseinander: Für die Babyboomer sind immer noch Markennamen und Qualität wichtige Kriterien für Kaufentscheidungen, während die Jugendlichen und Millennials unabhängig von traditionellen Marken mehr Wert auf trendige Kleidung und niedrige Preise legen. Begüns­tigt durch das wachsende Discounterangebot und nicht zuletzt durch die Popularität des Onlinehandels, hat in den letzten Jahren die Preissensibilität zugenommen. Früher gab der typische japanische Konsument Geld aus, um Zeit zu sparen. Jetzt investiert eine bestimmte Käufergruppe Zeit, um Geld zu sparen. So stehen Luxuswaren und Discountprodukte gleicher­maßen hoch im Kurs.

Ausländische Produkte werden immer mehr nachgefragt – nicht nur auf Grund der Möglich­keiten des Onlinehandels, sondern auch durch die wachsende Verfügbarkeit vor Ort. Für die Konsum­ausgaben spielt auch der seit Jahren steigende Touristenstrom eine wichtige Rolle. Chinesische, südkoreanische und taiwanische Reisende machen den Großteil der Touristen aus und kaufen Luxus­waren, Kosmetika und Elektrogeräte japanischer und westlicher Marken. Knapp 29 Millionen Tou­risten kamen 2017 ins Land. Diese gaben mehr als 36 Milliarden US$ aus. Im Jahr der Olympischen Sommerspiele 2020 visiert die Regierung 40 Milli­onen Einreisende an.

Touristen gehen auf Shopping-Tour

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ABSATZCHANCEN

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Essen Ausgabenfaktor Nummer 1Der Anteil der Haushaltsausgaben für Wohnen und Nebenkosten ist zuletzt gefallen: von 14,3 Prozent im Jahr 2015 auf 13,5 Prozent im Jahr 2017. Zurückgegangen ist auch der Ausgaben­anteil für Kleidung und Schuhe. Gestiegen sind hingegen die Aufwendungen für Nahrungsmittel und Telekommunikation.

Der bipolare Arbeitsmarkt teilt die Konsumenten in zwei Gruppen: Ältere Angestellte sind meist noch fest angestellt, verdienen mehr und erhalten andere Vergütungselemente. Bei nichtregulären Angestellten und Teilzeitbeschäftigten sorgt die mangelnde Arbeitsplatzsicherheit dafür, dass sie weniger Kaufkraft besitzen und daher auch weniger konsumieren können. So lagen Teil­zeitgehälter 2017 um etwa 40 Prozent unter den Basisvergütungen der Festangestellten. Da gegen haben ältere Angestellte und Ruheständler Ersparnisse angehäuft.

Regional bestehen große Einkommensunter­schiede. Durch die demografische Entwicklung dürften sich diese noch verstärken. Denn der Zuzug junger Erwerbspersonen in die Großstadt­regionen und die Vergreisung in den Provinzen wird zunehmen, auch wenn die Regierung ver­sucht, diesem Trend entgegenzusteuern.

Ungeachtet dessen kauft die weiter finanzkräftige Oberschicht wie auch die obere Mittelschicht deut­sche Konsumgüter, die für viele immer noch das Image von Luxus und Qualität verkörpern. Dabei stehen vor allem Pkw im Vordergrund. Zudem sind Schreibgeräte und einige Nischenprodukte mit deutschen Markennamen gut vertreten. Insgesamt ist das Angebot an langlebigen Konsumwaren aus Deutschland jedoch eher klein. Deutschland liefert vor allem Investitionsgüter nach Japan.

InvestitionsgüterJapans Unternehmen investieren kräftig weiter – nicht nur im Rahmen ihrer Produktionsauslage­rungen ins Ausland, sondern auch wieder verstärkt im Inland. Die Regierung von Premierminister Abe will eine „Produktivitätsrevolution“ erreichen. Daher hat sie Mitte Dezember 2017 eine Ergänzung am Steuersystem vorgenommen, die Investitionen zur Vernetzung von Industrien unterstützen soll. Laut des „Act for Temporary Measures for the Realization of Productivity Enhancement“, der bis Ende März 2021 gültig sein soll, können Unterneh­men unter bestimmten Voraussetzungen Steuerer­leichterungen oder Steuergutschriften erhalten.

Die Unternehmen stellen um und wollen effizienter produzieren. Damit will das Land dem Fachkräfte­

Möbel, Haushaltsgeräte

Kleidung und Schuhe

Bildung

Gastronomie

Medizinische Versorgung

Telekommunikation

Verkehr

Kultur, Freizeit

Wohnen, Energie und Wasser

Sonstige Konsumausgaben

Nahrungsmittel 21,5481

20,9467

13,5301

4,7105

9,3209

9,9221

4,5102

4,294

3,987

3,885

3,783

Monatlicher Konsum 2017 Ausgaben pro Haushalt 1 in Euro 2; Anteil in Prozent

1) durchschnittliche Haushaltsgröße: 2,98 Personen 2) umgerechnet zum Wechselkurs 1 Euro = 126,70 YenQuelle: Ministry of Internal Affairs and Communications

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mangel entgegensteuern. Die Themen Automatisie­rung und Digitalisierung stehen dadurch verstärkt auf der Agenda. Zudem wird die Digitalisierung vorangetrieben, um Produktivitätsfortschritte zu erzielen. Darüber hinaus achten japanische Unter­nehmen auf die Energieeffizienz von Maschinen, da die Elektrizitätspreise sehr hoch sind.

Auf diese Faktoren setzen auch deutsche Unter­nehmen in der Entwicklung und beim Absatz von Maschinen. Obwohl die Branchenunternehmen in starkem Wettbewerb stehen, können deutsche Firmen mit innovativen Technologien und kundenspezifischen Lösungen durchaus gute Geschäfte in Japan machen.

Deutscher MittelstandMade in Germany hat in Japan weiterhin einen klar positiv besetzten Ruf. Es steht für Qualität, Leistung, aber bisweilen auch für einen hohen Preis. Deutsche Erzeugnisse sind in Japan begehrt, weil diese einen Qualitätsanspruch verkörpern. Damit kommen sie den japanischen Produkten am nächsten. Bei Konsumgütern wird auch das deut­sche Markenimage gekauft, das einen gewissen

Luxus beinhaltet. Bei Investitionsgütern schätzen japanische Unternehmen die hohe Zuverlässigkeit. Zwar wird made in Germany nicht mit einem hohen Innovationsfaktor in Verbindung gebracht, aber Ausnahmen bestätigen die Regel, wie bei­spielsweise im Maschinenbau.

Gerade im Umfeld des Maschinenbaus ist mit dem deutschen Label Industrie 4.0 ein Innovations­schub und Marketingerfolg gelungen. Dies hat in Japan dazu geführt, dass Neuerungen deutscher Unternehmen in diesem Bereich unter starker Beobachtung stehen und Japan mit Connected Industries ein eigenes Label zu etablieren versucht.

Japanische Kunden stellen sehr hohe Anforde­rungen im Bereich Dienstleistungen. Deutsche Unternehmen müssen deshalb ihre Verkaufsanstren­gungen und den Aftersalesservice ständig weiter ver­bessern. Die im Service starken japanischen Anbieter legen die Messlatte sehr hoch. Für deutsche Anbieter von Investitionsgütern ist ein vergleichbarer Service nur mit sehr großem Aufwand zu meistern.

→ Weitere Informationen finden Sie unter: www.gtai.de/japan

Wie hilfreich ist das Label made in Germany?Vermarktungseffekte nach Kategorien

Branche Bewertung * Begründung

Maschinenbau ++ Deutschland und Japan sind zwar in vielen Maschinenkategorien Wettbewerber. Häufig werden deutsche Branchenerzeugnisse aber als Referenz herangezogen.

Umwelttechnik (zum Beispiel Abfall, Wasser)

++ Deutsche Umwelttechnik gilt als Benchmark für Umweltschutz. Je nach Anwendung können sich bei der Lieferung jedoch andere Anbieter durchsetzen.

Informations- und Kommunikationstechnik

0 IKT-Endprodukte aus Deutschland sind kaum bekannt beziehungsweise nur in Nischenbereichen vertreten.

Energietechnik (Erneuerbare Energien, Kraftwerke, Generatoren)

++ Deutsche Ausrüstung wird in der Energieerzeugung eingesetzt, gerade im Hinblick auf Effizienzgesichtspunkte. Jedoch ist die ausländische Konkurrenz sehr stark.

Gesundheitswesen (Medizintechnik, Pharma)

++ Deutsche Produkte genießen hier sehr hohes Ansehen. Mit deutschen Unternehmen bestehen lange Lieferbeziehungen.

Consulting (Architektur- und Ingenieursdienstleistungen

+ Deutschland sticht hier kaum hervor. Japan setzt stark auf eigenes Know-how.

Kfz ++ Deutsche Pkw genießen hohes Ansehen. Sie stehen für Status, Technik und hohe Qualität.

Möbel ++ Deutsche Möbel gelten als Luxusprodukte für die Gutverdienenden.

Nahrungsmittel ++ Deutschland wird assoziiert mit Bier und Wurst. Deutsche Nahrungsmittel spielen in der japanischen Küche nur eine kleine Nebenrolle.

Körperpflegemittel/Kosmetika + Branchenprodukte werden als qualitativ hochwertig angesehen, haben aber nur vergleichsweise geringe Präsenz.

* - = kontraproduktiv, 0 = neutral (keine Wirkung), + = bedingt hilfreich, ++ = sehr hilfreichQuelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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JEFTA/ZOLL

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Japan und die EU setzen auf Freihandel

Das Freihandelsabkommen zwischen Japan und der Europäischen Union (EU) ist auf den Weg gebracht. Das Economic Partnership Agreement trat zum 1. Februar 2019 in Kraft. Wertmäßig umfasst es circa 37 Prozent des Welthandels und stellt somit den gegenwärtig größten Freihandelsraum dar. Das Abkommen fördert den Austausch von Waren und Dienstleistungen, Investitionen sowie die Koopera­tion beispielsweise in Fragen von Standards und Klimaschutz.

Die politische Übereinkunft über den Freihandel zwischen zwei der größten Wirtschaftsregionen der Welt wird als Meilenstein und Zeichen gegen Pro­tektionismus gefeiert. Von japanischer Seite wurde im Vorfeld beklagt, dass 70 Prozent ihrer Exporte in die EU einer Zollpflicht unterliegen, während umge­kehrt 70 Prozent der japanischen Einfuhren aus der EU zollfrei behandelt werden. Von europäischer Seite aus machen sich neben den Zollsätzen auch nichttarifäre Handelshemmnisse bei den Geschäfts­beziehungen mit Japan negativ bemerkbar.

Die EU erwartet unter anderem leichteren Markt­zugang für agrarische Produkte und größere Chancen bei öffentlichen Auftragsvergaben. Hauptaugenmerk ist der Agrarsektor, da Japan dort relativ hohe Zollsätze von durchschnittlich rund 13 Prozent erhebt. Außerdem geht die EU davon aus, dass allein der Export von verarbei­teten Nahrungsmitteln nach Japan um bis zu 180 Prozent steigen könnte. Dies würde einem zusätzlichen Umsatz in Höhe von 10 Milliarden Euro entsprechen. Beispielsweise wird auf Weine aus der EU seit Inkrafttreten des EPA kein Zoll mehr erhoben. Hingegen werden angesichts eines stufenweisen, kontinuierlichen Zollabbaus, der sich auf bis zu 16 Jahre erstreckt, verschiedene Käsesorten, Teigwaren und Schweinefleisch aus europäischer Erzeugung etwas länger warten müssen, bis sie zollfrei nach Japan eingeführt werden können. Ganz von Zollsenkungen aus­genommen sind Reis und Seetang.

Für Maschinenlieferanten aus der EU bleibt der Effekt jedoch weitaus schwächer, da für Investi­tionsgüter in Japan in vielen Be reichen ohnehin kaum Zölle erhoben wurden.

Umgekehrt kommt es für Exporte Japans zu Zoll­senkungen auf wichtige industrielle Erzeugnisse wie etwa Fahrzeuge und elektrische Maschinen. Sofort weggefallen sind die Einfuhrabgaben auf 92 Prozent der japanischen Kfz­Teile in die EU. Für Komplettfahrzeuge aus japanischer Produk­tion wird der bestehende Zollsatz von 10 Prozent innerhalb von acht Jahren nach Inkrafttreten auf null gesenkt. Japans Automo bilhersteller wollen ihren in der EU im Jahr 2016 auf 12,7 Prozent geschrumpften Absatzanteil wieder ausweiten.

Es geht um mehr als ZollAbgesehen vom Freihandel mit Waren wird eine Reihe weiterer Bereiche in dem Wirtschaftspart­nerschaftsabkommen geregelt. Die Kooperation über die Harmonisierung von Bestimmungen und Standards für industrielle Erzeugnisse soll inten­siviert werden. Gerade im Bereich nicht tarifärer Hemmnisse treten in der Praxis die größten Friktionen auf, die für zeit­ und kostenaufwendige Verzögerungen sorgen.

Der Dienstleistungshandel wird ebenfalls stär­ker geöffnet, unter anderem bei E­Commerce, Finanzen, Telekommunikation und Transport. Im Transportbereich erwartet die EU einen leichteren Zugang zu öffentlichen Ausschreibun­gen beim Schienennetz. Obwohl beide Seiten dem Government Procurement Agreement der Welthandelsorganisation beigetreten sind, stehen ausländische Unternehmen in Japan immer noch vor hohen Hürden. Zumindest für 48 große japanische Städte sollen die Schranken bei öffent­lichen Ausschreibungen sinken.

Auch als Beschaf-fungsmarkt wird Japan interessanter

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Deutsche Lieferungen ausgewählter Produkte nach Japan 2018in Millionen Euro; Anteil in Prozent

Produkt SITC-Code Wert Anteil

Kfz und -Teile 78 5.847 28,6

Maschinen 71-74 3.102 15,2

Arzneimittel 54 2.482 12,1

Industriechemikalien 51+52 1.266 6,2

Elektrotechnik 77 minus 776 1.235 6,0

Mess- und Regeltechnik 87 970 4,7

Insgesamt 20.477 100,0

Quellen: Destatis; Berechnungen von Germany Trade & Invest

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Besonderheiten des AbkommensVon den Zollsenkungen profitieren nur Ursprungs­erzeugnisse der Vertragspartner. Das sind Waren, die entweder vollständig in einem Vertragsstaat hergestellt wurden, oder dort ausreichend be­ oder verarbeitet worden sind. Genaueres regelt das Ursprungsprotokoll des Abkommens. Als Ursprungsnachweis dient eine Erklärung auf der Handelsrechnung oder einem anderen Handels­papier, das die Ware hinreichend beschreibt. Die Erklärung kann in allen Amtssprachen der EU oder in japanischer Sprache erfolgen. Der Wortlaut ist vorgeschrieben: „Der Ausführer (Referenz­Nr. des Ausführers) der Waren, auf die sich dieses Handelspapier bezieht, erklärt, dass diese Waren – soweit nicht anders angegeben – präferenzbegüns­tigte Ursprungswaren (der Europäischen Union oder Japans) sind.“

EinfuhrvorschriftenIm Bereich der gewerblichen Waren sind Vorschrif­ten insbesondere hinsichtlich der Gebrauchssi­cherheit zu beachten. Dazu gehören beispielsweise Gesetze über elektrische Waren und Material­sicherheit, Sicherheit von Verbraucherprodukten, gegenseitige Anerkennung von Produktprüfungen, Bewertung von Chemikalien und das Messwesen. Aber auch technische Normen müssen eingehalten werden, wenn die Ware problemlos absetzbar sein soll.

Im Agrarsektor gelten zahlreiche Regeln, zum Beispiel für die Kennzeichnung von Lebens­mitteln oder für Höchstgrenzen bestimmter Rückstände oder Inhaltsstoffe. Von grund­sätzlicher Bedeutung sind das japanische Lebensmittel hygienegesetz und die dazu er lassenen Aus führungsbestimmungen.

ZollabfertigungWaren, die nach Japan eingeführt werden, müssen vor ihrer Ankunft angemeldet werden. Daran schließt sich die Abfertigung zu einem Zollver fahren wie freier Verkehr, Versand, vor­übergehende Verwendung, Veredelung, Zolllager, Vernichtung oder Wiederausfuhr an.

Die Abfertigung erfolgt über das elektronische System NACCS. Sämtliche mit der Einfuhr zusam­menhängenden behördlichen Transaktionen können damit erledigt werden. Daran angeschlos­sen sind Zollagenten, Fluggesellschaften, Post, Zolllager, Banken und das Amt für Statistik.

Japan hat mit der EU ein Abkommen zur gegenseitigen Anerkennung der Zulassungen als Authorized Economic Operator geschlossen. Exporteure, die diesen Status haben, können mit Erleichterungen bei der Zollabfertigung rechnen.

Erforderliche EinfuhrdokumenteHandelsrechnungDiese enthält üblicherweise die Namen der Ver­tragspartner, Bezeichnung der Ware, Menge und Gewicht der Ware sowie die Lieferbedingungen.

FrachtbriefDer Frachtbrief (Bill of Lading/Air Way Bill) regelt das Verhältnis zwischen dem Versender und dem Frachtführer. Er enthält die Namen des Verfrach­ters, des Frachtführers, des Transportmittels und des Empfängers sowie den Lade­ und Entlade­hafen. Außerdem Angaben über Art, Menge und Gewicht der übergebenen Waren.

Darüber hinaus kann auch ein Nachweis über die Versicherungskosten und – sofern eine größere Anzahl von Packstücken geliefert wird – eine Packliste verlangt werden. Beim Postversand sind die Felder für die Zollinhaltserklärungen auf den entsprechenden Adressaufklebern (CN 22 und CN 23) auszufüllen.

→ Weitere Informationen finden Sie unter: www.gtai.de/zoll

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ABSATZSTRATEGIE

Vertrieb unpassend für Alleingänge

Spiegelbildlich zu Japans Gesellschaft bleiben auch die Vertriebs­strukturen im Land der aufgehenden Sonne ein Zusammenwirken von modernen und traditionellen Elementen. Dies bedeutet für aus­ländische Lieferanten, dass trotz fortschreitender Digitalisierung und pulsierendem E­Commerce kompetenten Partnern vor Ort weiterhin eine Schlüsselfunktion zukommt.

Auch Japans Handelsstrukturen sind im Wandel begriffen. Demografische und digitale Entwicklun­gen haben bei Konsumgütern zu einer Ausdünnung des Vertriebsnetzes geführt. Ein Konzentrations­prozess im Groß­ und Einzelhandel ist zu beobach­ten, gleichzeitig aber auch ein Aufblühen neuer Vertriebskanäle. Internationale Produkte sind sowohl im Konsum­ als auch im Investitionsgüter­bereich willkommen. Jedoch ist es nicht so, dass für sie der rote Teppich ausgerollt wird.

VertriebDer Einzelhandel ist stark fragmentiert. Es exis­tiert immer noch ein sehr hoher Anteil an kleinen, spezialisierten Läden. Erst langsam haben diese Anteile an Supermärkte, Convenience Stores

sowie an General Merchandise Stores verloren. Die Transformation der Branche hält jedoch an. Die Trends zeigen dabei in unterschiedliche Richtungen was beispielsweise Größe oder Exklusivität angeht: Auf der einen Seite stehen Einkaufszentren von Immobilien­ und Eisenbahn­gesellschaften hoch im Kurs. Auf der anderen Seite setzen Supermarktketten eher auf kleinere Filialen in den Ballungsgebieten. Ausländische Lebens­mittelprodukte werden gerne von spezialisierten Supermärkten in die Regale aufgenommen.

Allgemein wird auch eine Perfektionierung des bislang bereits gut funktionierenden Systems der Belieferung nach Hause angestrebt, um sich gegenüber der Konkurrenz zu behaupten. Das „Omni Channel Retailing“ als Verknüpfung zwi­

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schen traditionellem Einkauf und Onlinehandel wird in unterschiedlichen Variationen praktiziert.

Eine offensive Expansionspolitik verfolgen wei­terhin die Convenience Stores, wenngleich immer wieder einmal von einer Marktsättigung die Rede ist. Sie erweitern ihr Sortiment kontinuierlich – an Dienstleistungen, mit Eigenmarken, aber teilweise auch mit ausgewählten internationalen Artikeln. Auch suchen sie neue Kooperationen, beispiels­weise mit Agrarunternehmen, um ihr Frischesor­timent zu erweitern oder mit Partnern für neue Vertriebskanäle.

Feste Strukturen weichen aufDer japanische Großhandel ist weiter durch das Sterben vieler kleiner Firmen geprägt. Dies resultiert zwangsläufig in einem Konsolidie­rungsprozess. Der Wettbewerb innerhalb der Distributionssysteme hat sich durch eine teilweise Auflockerung der starren Strukturen erhöht, was zu einem verstärkten Preisdruck führte. Nur selten ist es bislang für Hersteller möglich, Groß­ oder Zwischenhändler auszuschalten und den Vertrieb umzustrukturieren. Teilweise wird dies über den Weg von B2B­Geschäftsbeziehungen (Business­to­Business) im Rahmen des E­Commerce versucht.

Vertriebspartner erforderlichVon der Erststrategie eines Alleingangs wird dem Mittelständler aus Europa abgeraten. Über Vertreter, Partner oder Handelshäuser ist der Einstieg sinnvoller. Im Regelfall muss akzeptiert werden, dass der Marktzugang lediglich über einen Partner vor Ort erfolgen kann. Das eng gestrickte Distributionsnetz in Japan ist bekannt und bei ausländischen Lieferanten bisweilen gefürchtet. Diese Struktur wird nur sporadisch durch den auf­kommenden Onlinehandel aufgebrochen.

Sehr selten wird direkt an den japanischen Einzel­handel geliefert. Oft sind mehrere Handelsstufen zwischengeschaltet, die gegen Kommission die Ware weiterleiten. Außerdem verlangen im Fall von Verbrauchsgütern die zahlreichen kleinen Händler in den Ballungsgebieten eine sehr häufige Beliefe­rung in kleinen Mengen. Dafür ist ein großes Netz von kleineren Logistikunternehmen erforderlich.

Der direkte Kontakt zwischen ausländischem Hersteller und dem Großhandel ist oft nur dann möglich, wenn bereits eine Niederlassung vor Ort existiert. Verschiedene Vertriebskanäle bieten sich als Partner für Importeure an. Dabei existiert kein allgemeingültiges Rezept. Zur Auswahl

+2,2

+3,5

Don Quijote Holdings (Discounter) 418 Filialen

H20 Retailing (Kaufhaus, Supermarkt) 103 Filialen

Takashimaya (Kaufhaus) 19 Filialen

Mitsukoshi Isetan Holdings (Kaufhaus) 24 Filialen

FamiliyMart UNY Holdings (Supermarkt, Convenience Store)

16.660 Filialen

Amazon Japan (Online)

Yamada Denki (Elektronikwaren) 956 Filialen

Fast Retailing (Bekleidung) 2.068 Filialen

Seven & I (Supermarkt, Convenience Store) 20.033 Filialen

AEON (Supermarkt) 21.742 Filialen

+2,3

+2,8

+1,3

+51,1

+13,5

+0,7

+4,3

+9,1

74,8

74,874,874,874,874,874,874,8

53,9

16,6

14,0

11,9

11,4

11,3

8,5

8,2

7,4

Einzelhandelsketten 2017 Umsatz in Milliarden US$; Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent *

* umgerechnet zum Wechselkurs 1 US$ = 112,10 YenQuellen: Nikkei Web; Recherchen von Germany Trade & Invest

Lange Lieferketten nicht unterschätzen

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ABSATZSTRATEGIE

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stehen die großen japanischen Handelshäuser, ein (teilweise auch auf internationale Produkte) spezialisiertes Handelshaus beziehungsweise die International Trading Companies oder auch die lokalen Hersteller.

Vor allem im Investitionsgüterbereich sollte das Angebot der deutschen beziehungsweise euro­päischen Handelshäuser, beispielsweise Correns, Illies, Rieckermann und Winckler, in Betracht gezogen werden. In den Sektoren, in denen auf­wendige Lizenzierungsverfahren notwendig sind, beispielsweise im Bereich der Medizintechnik, ist es besonders wichtig, dass der Vertreter ein hohes technisches Fachwissen mitbringt, damit er den zuständigen Behörden das Produkt entsprechend erklären kann.

Service wird großgeschriebenDer Aufwand bei der Verwaltung eines Handels­vertreters vor Ort wird von ausländischen Liefe­ranten im Vorfeld oft unterschätzt. Auch wenn der Handlungsspielraum durch einen Vertrag relativ eingeschränkt sein sollte, sind regelmäßige per­sönliche Kontakte außerordentlich wichtig. Diese

dienen nicht nur der Kontrolle, sondern auch der vor Ort so bedeutenden Pflege des Vertrauens­verhältnisses.

Option OnlinehandelJapans E­Commerce wächst: Zwischen 2018 und 2022 soll der durchschnittliche Zuwachs pro Jahr circa 6,2 Prozent betragen. Gegenwärtig beläuft sich der Anteil des E­Commerce am gesamten Einzelhandelsumsatz in Japan auf rund 5,8 Pro­zent, während er 2010 erst 2,8 Prozent erreicht hatte. Der Wachstumstrend wird weiter anhalten.

Käufe rund um das Thema Mode können dabei bis 2021 in der Gunst der Nutzer die meisten Anteile gewinnen. Diese sollen Elektronik als bis­lang noch wichtigstes Produktsegment ablösen. Gemäß Schätzung von EShopworld könnte 2021 im Segment Mode ein E­Commerceumsatz von 32,3 Milliarden US­Dollar (US$) und im Segment Elektronik und Medien von 29,3 Milliarden US$ erreicht werden.

E-Commerceanteil wächst stetigDer E­Commerceumsatz legte im Einzelhan­delsbereich im Fiskaljahr 2017 (1. April bis 31. März) auf Yen­Basis um 9,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu und kam auf umgerechnet 145,8 Milliarden US$. Mit annähernd gleicher Rate stieg der Umsatz im Bereich Business­to­Business auf 2,8 Billionen US$, wie die jährliche Branchen­studie des Ministry of Economy, Trade & Industry (METI) ergab.

Unter den Anbietern der E­Commerceplattformen steht nach Umsatz mittlerweile Amazon Japan auf Platz 1 vor dem langjährigen Marktführer Rakuten und Yahoo!Shopping, das zu Softbank gehört. Auch die Einzelhändler selbst werden im E­Commerce stärker aktiv.

Onlinekäufe aus China steigen rasantBei den Onlineumsätzen Japans spielt der grenz­überschreitende E­Commerce eine wachsende Rolle. Allein im Fiskaljahr 2017 ist er in Landes­währung um 22,1 Prozent auf umgerechnet rund 37,7 Milliarden US$ gestiegen. Darunter hat der von japanischen Firmen an chinesische Konsu­menten gelieferte Exportwert um 26,8 Prozent auf etwa 11,5 Milliarden US$ zugelegt. Umgekehrt bestellen japanische Konsumenten nur wenig aus China. Die Tendenz wird in den nächsten Jahren gleichbleiben. Chinesische Verbraucher dürften ihre Onlineeinkäufe aus Japan weiter ausbauen.

E-Commerce zwischen Japan, den USA und China 2017 1, 2 in Milliarden US$; Veränderung in Prozent 3

1) Fiskaljahr (1. April bis 31. März); 2) Umrechnung anhand des Wechselkurses: 1 US$ = 113,19 Yen; 3) auf Yen-BasisQuelle: Ministry of Economy, Trade and Industry

Japan+7,3

China+26,8

USA+15,9

12,9

0,2 2,111,5 6,3

4,4

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JEFTA stärkt rechtliche RahmenbedingungenIm Zuge des zum 1. Februar 2019 in Kraft getretenen Freihandelsabkommens mit der Europäischen Union (EU) werden verschiedene japanische Rechtsnormen mit EU-Recht har-monisiert. Damit wird der bereits gute Rechts-schutz für Unternehmen weiter verbessert und transparenter. So wurde Reziprozität im Daten-schutz vereinbart. Damit entsteht die weltweit größte Region für sicheren Datenverkehr.

Das japanische Zivilrecht lehnt sich in großen Teilen an deutsche Gesetze an. Somit ist zumin­dest eine oberflächliche Vergleichbarkeit gegeben.

GeschäftsgründungAusländische Direktinvestitionen wie eine Firmengründung oder der Bau von Fabrikations­anlagen durch eine ausländische natürliche oder juristische Person sind grundsätzlich genehmi­gungsfrei.

Betriebsstätte/RepräsentanzFür ausländische Unternehmen kommen die Personengesellschaft, die Repräsentanz, die Zweigniederlassung und mit bis zu 100 Prozent Investitionsvolumen die Kapitalgesellschaft in Betracht.

MitarbeiterUm in Japan arbeiten zu können, bedarf ein Ausländer neben dem Arbeitsvisum einer Arbeits­erlaubnis. Die Entsendung von Mitarbeitern aus Deutschland wird durch das deutsch­japanische Sozialversicherungsabkommen erleichtert. Im Rahmen des Visa­Waiver sind auch Montage­tätigkeiten erlaubt, vorausgesetzt es besteht kein Arbeitsvertrag direkt zwischen der Montage­arbeitskraft und der japanischen Firma.

SteuernDie japanische Mehrwertsteuer ist wie die deutsche Mehrwertsteuer als Allphasensteuer ausgestaltet, die vom Endverbraucher getragen wird. Sie beträgt derzeit 8 Prozent und soll im Oktober 2019 auf 10 Prozent steigen.

Die nationale Körperschaftsteuer wird auf den in Japan erzielten Gewinn erhoben und ergänzt durch die lokale Körperschafteinwohnersteuer sowie eine lokale Gewerbesteuer. Ähnlich der deutschen Gewerbesteuer ist der genaue Steuer­satz damit vom Firmensitz abhängig. Der effektive Körperschaft steuersatz liegt bei etwa 30 Prozent,

für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) ist er niedriger.

RechtsverfolgungRechtsstreitigkeiten werden in Japan vorzugs­weise außergerichtlich durch Mediations­, Schlichtungs­ oder Schiedsverfahren beigelegt. In den letzten Jahren steigt aber auch die Zahl der Klagen vor den ordentlichen Gerichten an, wobei Gerichtsverfahren als langwierig und kostspielig gelten. Seit 1987 wird die Gegenseitigkeit zwischen Deutschland und Japan als verbürgt erachtet, sodass deutsche Gerichtsentscheidungen in Japan grundsätzlich vollstreckt werden kön­nen. Ausländische Schiedsentscheidungen aus anderen Vertragsstaaten können aufgrund Japans Mitgliedschaft im New Yorker Übereinkommens problemlos vollstreckt werden.

→ Weitere Informationen finden Sie unter: www.gtai.de/recht

Status Abkommen

KaufrechtUN-Kaufrecht zwischen Deutschland und Japan

InvestitionsrechtInvestitionsschutzabkommen

Internationaler Gewerblicher RechtsschutzVerträge, Abkommen, Übereinkommen

SchiedsgerichtsbarkeitNew Yorker Übereinkommen

SteuerrechtDoppelbesteuerungsabkommen

EntsendungSozialversicherungsabkommen

RechtsverfolgungAbkommen über die Anerkennung

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Mitgliedschaft in internationalen Verträgen Stand 2019

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INVESTITIONEN

Auf der Suche nach BalanceJapan ist im internationalen Vergleich sicherlich kein Magnet für auslän­dische Direktinvestitionen. Daher versucht die Regierung, die Rahmen­bedingungen durch gezielte Programme und regulatorische Verein­fachungen auf nationaler Ebene weiter zu verbessern. Die Regierung von Premierminister Abe ist aktiver Befürworter einer stärkeren Liberalisierung.

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Japan kann im Hinblick auf ausländische Investi­tionen mit diversen Standortvorteilen aufwarten: Das Land besitzt ein großes Forschungs­ und Tech­nologiepotenzial, eine hervorragende Infrastruk­tur und hohe Zuverlässigkeit. Gut ausgebildete Arbeitskräfte und die hohe Kaufkraft sind weitere Pluspunkte. Die Wirtschaftspolitik der Abenomics setzt auf Freihandel und Investitionen als Wachs­tumsmotoren. Naturkatastrophen stehen für den Standort allerdings auf der Negativseite.

Markteintritt nicht einfachAls Produktionsstandort ist Japan in vielen Bran­chen breit aufgestellt und will die industrielle Wertschöpfung weiter stärken. Das verarbeitende Gewerbe macht etwa 21 Prozent der Wertschöp­fung aus. Wichtigste Branchen sind Transport­ausrüstung, Maschinenbau, Chemie sowie die Herstellung von Elektronik und Elektrotechnik. Ausländische Investitionen sollen dabei helfen, Arbeitsplätze zu schaffen, die Produktivität zu ver­bessern und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Insgesamt ist Japan ein wirtschaftlich und poli­tisch stabiler Pfeiler für die dort investierenden Unternehmen. Jedoch ist der Eintritt in den Markt

nicht einfach, auch wenn die Investitionshürden insgesamt niedriger wurden. Der Wandlungs­prozess im Land ist angestoßen. Bis dieser jedoch in den komplexen Behördenstrukturen angekom­men ist und umgesetzt wird, kann es dauern. So bleibt es teilweise weiter schwierig, behördliche Genehmigungen zu erhalten. Die lokale Wirt­schaftskultur und die sprachlichen Herausforde­rungen bestehen nach wie vor und sind auch ein Grund dafür, dass das Unternehmen die Quali­fikationen von Arbeitskräften als unzu reichend bezeichnen. Wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, sind ausländische Sprachkenntnisse und technisches Verständnis unterentwickelt.

DirektinvestitionenDie ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI) sind der Japan External Trade Organization (JETRO) zufolge mit einem Zufluss von 19 Milliarden US­Dollar (US$) im Jahr 2017 vergleichsweise gering geblieben. Umgekehrt betrug die Flussgröße der jährlichen Direktinvesti­tionen japanischer Unternehmen im Ausland 2016 und 2017 rund 174 Milliarden beziehungsweise 169 Milliarden US$.

Wichtigste ZielbranchenDirektinvestitionszufluss 2017 in Millionen US$

Quelle: Japan External Trade Organization

5.476Elektrische Maschinen

1.473Verschiedene

Dienstleistungen

1.561Finanz- und

Versicherungswesen

475Immobilien

3.861Transport-ausrüstung

724Transport

2.236Allgemeine Maschinen

279Nahrungsmittel-

industrie

Die bedeutendsten Investoren in Japan *Anteile am Direktinvestitionsbestand 2017 in Prozent

Sonstige 17,4

USA 23,4

Niederlande 16,1

Frankreich 12,3

Singapur 8,9

Vereinigtes Königreich

6,0

Kaimaninseln5,0

Schweiz4,4

Hongkong, SVR 3,4

253 Mrd. US$

* im Zeitraum von 1996 bis 2017Quelle: Japan External Trade Organization

Deutschland 3,1

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INVESTITIONEN

Insofern ist es auch nicht erstaunlich, dass das Verhältnis von FDI­Bestand zum nominalen Bruttoinlandsprodukt 2016 und 2017 nur bei mageren 3,9 beziehungsweise 4,3 Prozent lag. Die Vergleichszahlen Deutschlands sowie der USA beliefen sich laut United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) im Jahr 2017 auf 27,2 beziehungsweise 40,2 Prozent. Hingegen lag das Verhältnis des Bestandes von japanischen Direktinvestitionen im Ausland zum Brutto­inlandsprodukt im Jahr 2017 bei 31,4 Prozent. In Deutschland betrug das entsprechende Verhältnis 47 Prozent, in den USA 40,2 Prozent.

Deutsche InvestitionenDer Bestand der deutschen Direktinvestitionen in Japan Ende 2017 belief sich laut JETRO­Angaben auf rund 7,9 Milliarden US$. Der Zufluss im Jahr 2017 betrug 663 Millionen US$. Größte deutsche Investoren sind Unternehmen aus den beiden Bereichen Transportausrüstung und Chemie. Unter anderem gehören dazu Daimler­Fuso mit einer Nutzfahrzeugkooperation, Bosch mit Kfz­Teilen, Bayer mit Pharmazeutika und BASF mit chemischen Erzeugnissen. Diese Unternehmen sind bereits alle sehr lang und mit Produktionen in Japan aktiv. In der Geschäftsklimaumfrage der Auslandshandelskammer Japan „German Business in Japan 2018“ hat der Anteil der Unternehmen mit einer Gewinnmarge von mindestens 11 Prozent bei 47 Prozent gelegen.

InvestitionsförderungAllgemeingültige, landesweite Regelungen für eine Förderung ausländischer Direktinvestitionen existie­ren in Japan nicht. Regional unterschiedliche, nach Branchen differenzierte Darlehens­, Steuer­ sowie Abschreibungserleichterungen oder sogar Ausnah­

men von der Unternehmensbesteuerung erfordern daher eine eingehende Recherche beziehungsweise eine Beratung durch kompetente Stellen vor Ort.

Um die Rahmenbedingungen auf nationaler Ebene durch gezielte Programme und regulatorische Vereinfachungen weiter zu verbessern, hat die Regierung 2014 den „Council for the Promotion of Foreign Direct Investment“ geschaffen und 2016 das „Policy Package for Promoting Foreign Direct Investment into Japan to Make Japan a Global Hub“ aufgelegt. Anfang Oktober 2018 haben das Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) und die JETRO ein Unterstützungsprogramm für die regionale Investitionsentwicklung vorgestellt, um ausländische Unternehmen anzuziehen. Dieses umfasst vorerst 24 Städte.

Regionale AnreizeDie Anreize in den 47 Präfekturen sowie den untergeordneten Kommunen oder Stadtverwal­tungen sind so vielfältig, dass sie zusätzlich zu den sprachlichen Hürden für ausländische Investoren zunächst schwer zugänglich sind. Die ortsüblichen Anreize variieren nicht nur stark nach Sektoren, sondern sind auch bisweilen zeitlich befristet. Dementsprechend lohnt sich eine längerfristige Marktbeobachtung.

Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Konzepte für Sonderwirtschaftszonen entwickelt. Zuletzt sind im Rahmen einer neuen Revitalisierungs­strategie im Jahr 2014 die „National Strategic Special Zones“ eingerichtet worden. Dazu zählen die Ballungsgebiete Tokyo, Osaka, Fukuoka, Okinawa, Niigata und Yabu. Zukünftige Entwick­lungen – und damit auch das Ausmaß, in dem bürokra tische Hürden für ausländische Investoren abgebaut werden – dürften maßgeblich vom Enga­gement der Regionalregierungen abhängen.

Die Tokyoter Sonderwirtschaftszone steht auf Grund des riesigen Ballungsraums besonders im Rampen­licht. Außerdem kann davon ausgegangen werden, dass dort die Entwicklung am schnellsten verläuft, da die Metropole weiterhin für ausländische Investo­ren erste Anlaufstelle ist. Die Austragung der Olym­pischen Sommerspiele 2020 sorgt zusätzlich für eine Beschleunigung beim Internationalisierungsprozess.

Mitarbeitersuche und -kostenDie Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Für Arbeitnehmer ist dies gut, denn sie können wählerischer sein. Die Arbeitgeber sehen darin

Durchschnittliche BruttogewinnspanneEntwicklung von 2015 bis 2017

Quelle: Auslandshandelskammer Japan „German Business in Japan 2018“

10% 43% 18% 11% 18%

10% 30% 23% 14% 23%

7% 28% 22% 18% 25%

0% und weniger 1-10% 11-20% 21-30% über 30%

2017

2016

2015

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Japanische Direktinvestitionen in Deutschland Seit der Gründung der Bundesrepublik pflegen Deutschland und Japan enge wirtschaftliche Beziehungen. Japan ist jedes Jahr in den Top Ten der wichtigsten Herkunftsländer für Direktin-vestitionen in Deutschland. Im Zeitraum 2010 bis 2017 registrierten die Wirtschaftsförderungs-gesellschaften der Bundesländer insgesamt 425 japanische Greenfieldprojekte. Mit 79 Projekten war 2017 das erfolgreichste Jahr.

Im internationalen Kontext wird die Bedeutung Deutschlands für japanische Investoren deutlich. Laut der FDI-Datenbank der Financial Times „fDi Markets“, ist die Bundesrepublik der beliebteste Investitionsstandort für japanische Unternehmen in Europa – noch vor dem Vereinigten Königreich und Frankreich.

Weitere Statistiken belegen Japans großes Enga­gement in Deutschland. Die von der Bundesbank ermittelten japanischen Direktinvestitionsbe­stände sind die höchsten aus dem asiatischen Kontinent. Sie beliefen sich im Jahr 2016 auf über 31 Milliarden Euro – so die Statistik nach Sitz der Konzernspitze. Das entspricht 54 Prozent der gesamten asiatischen Bestände. In den letzten fünf Jahren wuchsen die japanischen Direktinvestiti­onsbestände um beachtliche 58 Prozent.

Laut der Unternehmensdatenbank „Markus“ von Bureau van Dijk sind aktuell circa 1.500 japanische Unternehmen in Deutschland tätig, die fast 200.000 Mitarbeiter beschäftigen. Japanische Firmen bevor­zugen vor allem Standorte in Nordrhein­Westfalen, Hessen, Bayern und Baden­Württemberg.

* Greenfield- und Erweiterungsinvestitionen, keine Fusionen und ÜbernahmenQuellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Bundesländer

Industrieller Maschinen- und Anlagenbau

Elektronik und Halbleiter

Automobil industrie

Unternehmens- und Finanz dienstleistungen

Konsumgüter (inklusive Nahrungs mittelindustrie)

Informations- und Komunikations-technik und Software

Gesundheitwesen, Pharma, Biotechnologie

Sonstige

13

5

6

6

8

1013

13

27

Chemische Industrie, Kunststoffe, Gummi

Japanische Direktinvestitionen in Deutschland nach BrancheAnteil an Projekten 2017 in Prozent *

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Wirtschaftliche Ballungsgebiete in Japan

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INVESTITIONEN

eine Herausforderung, da sie offene Stellen nur schwer besetzen können und der Wettbewerb um Fachkräfte intensiver wird. Generell dürfte dieser Trend anhalten, da die Bevölkerung und die Zahl der Erwerbspersonen schrumpfen.

Fachkräfte schwer zu findenFür ausländische Unternehmen stellt die Suche nach qualifizierten Fachkräften ein schwer zu lösendes Problem dar. Dies ist nicht auf ein man­gelhaftes Bildungssystem zurückzuführen, denn das Bildungsniveau ist in Japan allgemein und vor allem in den Naturwissenschaften durchaus hoch. Die fachliche Ausbildung findet ohnehin meist in den Unternehmen statt. Jedoch ist das Finden und Halten geeigneter Kandidaten eine zunehmende Herausforderung. Sowohl wegen starker Konkurrenz um den potenziell schrump­fenden Arbeitskräftepool, wie auch wegen der Lohndifferenzierung zwischen in­ und auslän­dischen Arbeitgebern.

Denn an ausländische Unternehmen stellen japanische Arbeitskräfte insgesamt höhere Erwartungen. Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass für Arbeitnehmer die Entscheidung für ein Unternehmen eher auf lange Sicht erfolgt. Um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, ist es somit wichtig, den Bewerbern zu signalisieren, dass das Unternehmen in Japan langfristig aktiv sein möchte. Die Unternehmenstreue japanischer Mitarbeiter ist in der Regel sehr hoch, die Fluktu­ationsrate niedrig. Für eine Reihe junger Japaner kann eine Anstellung bei einem ausländischen Konzern attraktiv sein. Denn dieser bietet im Gegensatz zu japanischen Betrieben oft schnel­lere Aufstiegsmöglichkeiten.

Löhne und GehälterDas Verhältnis von Arbeitgebern und Arbeit­nehmern ist als gut zu bezeichnen. Streiks und Arbeitskämpfe sind vergleichsweise selten. Bei den Gewerkschaften dominieren betriebliche Ver­

Nagoya

Sapporo

OsakaKobe

YokohamaKyoto

Tokyo

Fukuoka

Kanto-Region *

Präfektur Aichi

Kinki-Region *

* bei den wirtschaftlichen Ballungsräumen Kanto und Kinki handelt es sich nicht um administrativ festgelegte Regionen; an Stelle der Region Kinki wird auch oft der Wirtschafts-raum Kansai zitiert, der mit seiner Zusammensetzung der Präfekturen nicht ganz deckungsgleich ist mit Kinki.Quelle für die BIP-Statistiken: Cabinet Office (August 2018), Zahlen für das Fiskaljahr 2015 (1. April bis 31. März)

Einwohner: 22,5 MillionenPräfekturen: Shiga, Kyoto, Osaka, Hyogo, Nara, WakayamaInternationaler Ballungsraum im Zentrum des Landes.Zahlreiche Industriezweige. Hochburg für Pharma und Medizintechnik; auch Umwelt-technik.Anteil am BIP Japans: 15,2% Pro-Kopf-Einkommen: 2,9 Mio. YenAnteil Osakas am BIP Japans: 7,2% Pro-Kopf-Einkommen: 3,1 Mio. Yen

Einwohner: 43 MillionenPräfekturen: Ibaraki, Tochigi, Gunma, Saitama, Chiba, Tokyo, Kanagawa, Yamanashi, NaganoDie Region gilt als Hauptmotor der japanischen Wirtschaft. Der Großraum Tokyo gilt als Finanz-, Dienst- leistungs-, Forschungs- und Handels-zentrum Nummer 1.Anteil am BIP Japan: 40,9% Pro-Kopf-Einkommen: 3,7 Mio. YenAnteil Tokyos am BIP Japans: 19,1%Pro-Kopf-Einkommen: 5,4 Mio. Yen

Einwohner: 7,5 MillionenHauptstadt: NagoyaHochburg der Automobilindustrie, dane-ben Textilien, Eisen und Stahl.Anteil am BIP Japans: 7,2% Pro-Kopf-Einkommen: 3,7 Mio. Yen

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einigungen. Lohn­ und Gehaltserhöhungen sowie Arbeitsbedingungen werden meistens einmal jährlich verhandelt.

Tendenziell ist die Entlohnung in größeren Betrie­ben höher als in kleineren. Das gilt ebenso für die Boni, die einen wichtigen Teil der gesamten Ver gütung darstellen. Regional bestehen große Einkommensunterschiede. In Tokyo lagen die vertraglich festgelegten Gehälter 2017 rund 22  Pro­zent über dem Landesdurchschnitt; bei Boni und Zuwendungen waren es sogar 40 Prozent. Des Weiteren sind auch die Unterschiede zwischen ein­zelnen Branchen signifikant.

Nach Einschätzung von Arbeitsvermittlern liegen die Gehälter in ausländischen Firmen oft über denen in rein japanischen. Allerdings sind absolute Vergleiche aufgrund unterschied licher Arbeitsver­hältnisse nicht immer möglich. Bei ausländischen Arbeitgebern ist beispielsweise die leistungsbe­zogene individuelle Entlohnung stärker verbreitet als bei japanischen Unter nehmen.

Weitere LohnbestandteileNeben dem Grundgehalt erhalten Arbeitnehmer zweimal im Jahr eine Bonuszahlung, dazu Entgelte für Überstunden und einige Nebenleistungen. Die Höhe der Boni ist primär von der Geschäftsent­wicklung abhängig. Jeweils zwei Monatsgehälter im Sommer und Winter sind üblich. Zusatzleis­tungen umfassen typischerweise die betriebliche Altersversorgung, Mietzuschüsse und Firmenwoh­nungen sowie Fahrtkosten.

Die Arbeitgeber haben neben den festen Lohn bestandteilen gesetzlich vorgeschriebene Sozialversicherungsbeiträge zu entrichten, die pro Mitarbeiter in der Regel bei mindestens 13 Prozent liegen. Diese dürften im Trend weiter steigen, um die Renten­ und Krankenver sicherungssysteme mit genügend Mitteln auszustatten.

Die Beiträge für die gesetzliche Arbeitnehmerren­tenversicherung werden jährlich im September angepasst. Auch bei der Kranken­, Pflege­ und Arbeitslosenversicherung gibt es jährliche Anpas­sungen. Bereits eingerechnet ist bei den Beitrags­steigerungen, dass der Beginn der staatlichen Rentenzahlungen stufenweise von 60 auf 65 Jahre angehoben wird.

→ Weitere Informationen finden Sie unter: www.gtai.de/japanwww.gtai.de/asien-pazifik

Allgemeine Arbeitsmarktdaten 2017 1

1) Durchschnitt Kalenderjahr 2017; 2) 2015Quellen: Ministry of Internal Affairs and Communications; Ministry of Health, Labour and Welfare (MHLW); Organisation for Economic Cooperation and Development

Erwerbspersonen 15 bis 64 Jahre, in Mio.

Erwerbstätige in Mio.

Arbeitslosenquote offizielle

Universitätsabschluss25 bis 64 Jahre 2

1) Unternehmen mit zehn oder mehr Mitarbeitern; 2) Umrechnung = 1 Euro: 126,70 Yen; 3) Unternehmen mit 1.000 oder mehr Mitarbeitern; 4) durchschnittliche Gehälter von Angestellten mit Abitur im Alter von 25 bis 29 JahrenQuelle: MHLW

8.168Abteilungsleiter eines Groß­ unternehmens 3

3.620Systemingenieur

2.537Facharbeiter 4

3.339Vertriebsmitarbeiter im Außendienst (Kfz)

29 %

2.502

2.628

3.070

3.031

3.836

2.723

2.163

3.773

2.849

3.639

Gaststätten-gewerbe

Handel, Reparaturen

Gesundheits-/Sozialwesen

Bergbau

Transport

Immobilien, Leasing

Bildungswesen

Dienstleistungen

Verarbeitendes Gewerbe

Bauwirtschaft

Wissenschaft, Forschung

Finanzwesen, Banken, Versicherungen

Informationstechnologie, Kommunikation

Insgesamt

3.015

3.007

2.368

979

1) Löhne (einschließlich Boni und Zuwendungen) von Beschäftigten in Unternehmen mit fünf oder mehr regulären Mitarbeitern; 2) Umrechnung: 1 Euro = 126,70 Yen (Jahresdurch-schnitt 2017)Quelle: MHLW

2,8 %

65,367,2

Nagoya

Sapporo

OsakaKobe

YokohamaKyoto

Tokyo

Fukuoka

Löhne nach BranchenDurchschnittliche Bruttomonatslöhne 1; 2017 in Euro 2

Gehälter nach BranchenDurchschnittlicher Bruttomonatslohn 2017 in Euro 1,2

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Germany Trade & Invest eröffnet Ihnen Perspektiven in Auslandsmärkten

Diese Broschüre bietet Ihnen einen Einblick in unser Informationsangebot zu Auslandsmärkten. Viele weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Internetseite unter www.gtai.de

Globale ExpertiseDetailliertes Wissen über die Absatzmärkte ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren im Aus-landsgeschäft. Unsere gesamtwirtschaftlichen Länderinformationen verschaffen Ihnen den Über-blick. Wir analysieren die Wachstumsperspektiven von Regionen und Märkten und erleichtern Ihnen den Vergleich. Die GTAI-Fachpublikationen zu Zoll-, Steuer- und Handelsrecht erläutern die Bestim-mungen und die Rechtspraxis auf Ihrem Zielmarkt. Sie finden länderspezifische Informationen zu allen Themen des Außenwirtschaftsrechts sowie Tipps zur Geschäftspraxis von erfahrenen Fachleuten.

Aktualität garantiertTäglich informieren wir Sie auf unserer Internet-seite zu Ausschreibungen, Entwicklungsprojekten und Investitionsvorhaben.

Persönlicher KontaktGTAI unterstützt Sie gerne auch persönlich: Unse-re Experten weisen Sie in die richtige Richtung bei der Suche nach Informationen und Kontakten. Rufen Sie uns einfach an: 0228 249 93-0

Bleiben Sie auf dem LaufendenAktuelle Neuigkeiten zu Exportthemen erhalten Sie auch auf Twitter: @gtai_de

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ImpressumHerausgeberGermany Trade and InvestGesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbHVillemombler Straße 7653123 Bonn Germany

T +49 228 249 93-0F +49 228 249 [email protected]

HauptsitzFriedrichstraße 60, 10117 Berlin

GeschäftsführungDr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer, Sprecher der Geschäftsführung;Dr. Robert Hermann, Geschäftsführer

AutorenThomas Bozoyan, Berlin; Robert Herzner (Recht), Bonn; Oliver Höflinger, Berlin; Jürgen Maurer, Tokyo; Klaus Möbius (Zoll), Bonn; Michael Sauermost, Bonn

Redaktion/AnsprechpartnerOliver HöflingerT +49 30 200 [email protected]

LayoutBirgit Kamper, GTAI

DruckKern GmbH, 66450 Bexbachwww.kerndruck.de

Bestellnummer21117

BildnachweiseTitelfoto: GettyImages/Yuga KuritaS.2: Fotolia/donvictori0S.4: GettyImages/Carl CourtS.7: GettyImages/asharkyuS.8: GettyImages/Ken IshiiS.10: GettyImages/Thomas HendersonS.16: GettyImages/MIXA CoS.20: GettyImages/Junko Kimura S.21: GettyImages/CravetigerS.26: Fotolia/donvictori0S.28: GettyImages/Yuga Kurita

KartenmaterialDie kartografische Darstellung dient nur dem informativen Zweck und beinhaltet keine völ-kerrechtliche Anerkennung von Grenzen und Gebieten. GTAI übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit oder Vollständigkeit des bereitgestellten Kartenmaterials. Jegliche Haftung für Schäden, die direkt oder indirekt aus der Benutzung entstehen, wird ausgeschlossen.

Rechtlicher Hinweis©Germany Trade & Invest, April 2019Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch teilweise – nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt.

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