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Magazin Humanité 1/2014: Mit Leib und Seele dabei

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Humanité ist das Magazin des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) und richtet sich an Menschen, die das SRK und sein humanitäres Engagement unterstützen.

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RepoRt – Pflegehelferin SRK

4 Mit Leib und Seele dabei

8 «Die Herausforderung wird sich zuspitzen»

12 einbLick – Katastrophenhilfe auf den Philipinen

«Reise ins Ungewisse»

14 zUR SacHe – Beratung zur Patientenverfügung

Geführt durch den Medizin-Dschungel

16 bLick zURÜck – Das Rotkreuzzeichen

es geht um Leben und tod

18 eRLebt – Südsudan

not im jüngsten Land

22 iM GeSpRäcH – Ambulatorium SRK

«beeindruckender Weg zurück ins

selbstbestimmte Leben»

24 voR oRt – Wald und Wasser in Haiti

opfer aus armut

29 kReUz & QUeR

Das beste aus zwei Welten

Rätsel/cartoon

18

24

12

16

22

4

ImpressumHumanité 1/2014 Februar 2014

ISSN 1664-1159

Titelbild und Rückseite: Tres Camenzind

Herausgeber: Schweizerisches Rotes Kreuz, Rainmattstrasse 10, Postfach, 3001 BernTelefon 031 387 71 11, [email protected], www.redcross.ch

Spenden: Postkonto 30-9700-0Beratung für Legate: Telefon 031 387 72 83

Adressänderungen: E-Mail an [email protected] oder Telefon 031 387 74 64

Redaktionsadresse: Schweizerisches Rotes Kreuz, Redaktion Humanité, Postfach, 3001 Bern, [email protected], www.magazin-humanite.ch

Redaktion: Tanja Reusser (Redaktionsleitung), Urs Frieden (Gesundheit und Integration), Andreas Häner (Public Fundraising), Isabelle Roos (Corporate Partnerships), Christine Rüfenacht (Gesundheit und Integration), Isabel Rutschmann (Kommunikation), Katharina Schindler (Internationale Zusammenarbeit)

Mitarbeitende dieser Ausgabe: Myriam Bschir, Markus Mader, Marco Ratschiller, Katrin Schöni, Sandra Weiss

Abo-Kosten: Das Abonnement kostet CHF 6.– pro Jahr und ist für SRK-Gönnerinnen und SRK-Gönner im Beitrag enthalten.Erscheinungsweise: vier Mal jährlichSprachen: deutsch, französisch und italienischGesamtauflage: 125 580 Bildrechte aller Fotos ohne Hinweis: Schweizerisches Rotes Kreuz

Übersetzungen: Übersetzungsdienst SRKLayout, Lektorat und Druck: Vogt-Schild Druck AG, Derendingen

Nächste Ausgabe: Juni 2014

neutralDrucksache

No. 01-14-777589 – www.myclimate.org© myclimate – The Climate Protection Partnership

PERFORMANCE

Für Humanité wird ausschliesslich Recyclingpapier verwendet, das aus 100 % Altpapier hergestellt wurde. Dies schont Ressourcen und somit die Umwelt.

2 Humanité 1/2014

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Für Sie da

Liebe Leserin, lieber Leser

Unmittelbar nach der Taifunkatastrophe von Anfang November auf den Philippinen stand fest, dass wir Hilfe leisten. Denn für das SRK als nationale Rotkreuz-Organisation der Schweiz ist es eine menschliche Pflicht, nach einer derart verheerenden Katastrophe der betroffenen Bevölkerung beizustehen. Das gilt auch für Katastrophen mit geringerem Ausmass, die kaum in den Medien thematisiert werden. Es sei denn, das betreffende Land wünscht keinen Hilfs-einsatz. Wir danken Ihnen herzlich, dass Sie für Ihr Schweizerisches Rotes Kreuz spenden und damit auch für unsere Arbeit vor Ort.

Ob das SRK jeweils einen Hilfseinsatz leistet, erfahren Sie aus diesem Magazin, aus unseren Spendenaufrufen oder täglich aktuell auf unserer Internetseite www.redcross.ch, die wir für Sie neu gestaltet haben. Wir zeigen Ihnen, wo und wie wir arbeiten. Denn auch noch lange nach einem Ereignis ist Ihre Spende wirksam und hoch willkommen. Sei sie zweckbestimmt für die Katastrophenhilfe oder für den Grossteil unserer übrigen Arbeit in den Bereichen Ent-wicklungszusammenarbeit, Gesundheit und Soziale Integration.

Mein Tipp für Sie, wenn Sie uns im Internet besuchen: Die Rubriken «Für Sie da» und «Welt-weit». Hier können Sie virtuell mit dem SRK rund um die Welt reisen und zurück bis zu Ihrem SRK-Kantonalverband mit dem Angebot in Ihrer Region. Für Sie da sind wir gerne auch per-sönlich. Per E-Mail, am Telefon über unsere Gönner-Hotline oder klassisch per Briefpost.

Nochmals herzlichen Dank, dass Sie in dem Sinne auch für uns da sind mit Ihrer Unterstützung und Ihren wertvollen Rückmeldungen!

Herzliche Grüsse

Markus MaderDirektor des Schweizerischen Roten Kreuzes

edItorIal

Humanité 1/2014 3

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report

Deutsch – in einem Kurs, den ihr ihre The-rapeutin zu Weihnachten geschenkt hat-te. Diese bot ihr auch Unterstützung beim Besuch des Lehrgangs Pflegehelferin SRK an. Denn die 120 Stunden Theorie und das zwölftägige Praktikum – all das überdies auf Deutsch – waren eine echte Herausfor-derung. Josephine Niyikiza zögerte keinen Moment. «Ich war überglücklich, dass ich etwas aus meinem Leben machen konn-te», erzählt sie und strahlt. Noch heute ist sie stolz auf die guten Noten, die sie in der Ausbildung erhalten hat.

andere glücklich machenSeit drei Jahren arbeitet Josephine Niyiki-za teilzeitlich als Pflegehelferin in der Pflegewohnung Spinnereistrasse in Rap-perswil. «Alle Bewohner sind begeistert», betont ihre Vorgesetzte Pia Mariano. An-fänglich hatte die Wohngruppenleiterin etwas Bedenken wegen der Sprachbarri-ere. Doch schon nach kürzester Zeit lös-ten sich ihre Befürchtungen in Luft auf. Denn Josephine Niyikiza ist ein echtes Kommunikationstalent und geht sehr einfühlsam und geduldig auf die Senio-rinnen und Senioren ein. Die Pflegewohnung Spinnereistrasse der Stiftung RaJoVita bietet acht betag-ten, pflegebedürftigen Menschen ein Zuhause. Das Alter der Bewohnerinnen

Die wortgewandte, entschlossen auf-tretende Josephine Niyikiza hätte

eine hervorragende Anwältin abgegeben. Doch das Schicksal hat anders entschie-den. «Ich wollte denen helfen, die unter-drückt werden, doch das konnte ich nicht – wegen dem Krieg», erzählt die 33-Jähri-ge, die 1994 vor den Massakern in Ruan-da geflohen ist. Der Wunsch, Menschen zu helfen, zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. Selbst auf der Flucht, die sie durch acht afrikanische Länder und meh-rere Flüchtlingslager führte, setzte sich die junge Frau stets für andere ein. So enga-gierte sie sich in der Republik Kongo in ei-

nem Heim, das behinderten und betag-ten Menschen Zuflucht bot. Der Umgang mit kranken Menschen war ihr vertraut, da ihre Mutter Ärztin war. «Manchmal nahm sie mich mit, wenn sie im Dorf Patienten besuchte», erinnert sich Josephine Niyiki-za. Ihre Mutter hat den Konflikt nicht über-lebt, der ihr Land entzweiriss.

Bei Null angefangen2004 landete die junge Frau an Bord ei-nes Flugzeugs aus Kamerun in Zürich. Die geschwächte, traumatisierte Frau

hatte ihren jüngsten Sohn dabei, der da-mals noch ganz klein war. Es dauerte einige Zeit, bis sich Josephine Niyikiza an ihrem neuen Wohnort in Jona am Zürichsee eingelebt hatte. Dank dem Suchdienst des Roten Kreuzes fand sie ihre anderen beiden Söhne und später auch ih-ren Mann wieder, die sie auf der Flucht aus den Augen verloren hatte. Und sie lernte

Der Umgang mit kranken Menschen war ihr vertraut, da ihre Mutter ärztin war.

Eingeübte, sichere Bewegungen – die Pflegehelferin hilft dem Bewohner allein vom Rollstuhl ins Bett

Josephine Niyikiza bespricht mit ihrer Vorgesetzten Pia Mariano administrative Arbeiten

6 Humanité 1/2014

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report

Was ist Ihre Arbeit beim SRK?

Ich leite die Abteilung Bildung. Dazu ge-hören unter anderem die Fachbereiche Registrierung und Anerkennung auslän-discher Ausbildungsabschlüsse. Ziel der Anerkennung ist die Gleichwertigkeit ei-nes ausländischen mit dem entsprechen-den schweizerischen Abschluss. Einfach gesagt überprüfen wir, ob und in welcher Funktion Personen aus dem Ausland in der Schweiz arbeiten können. Das Schwei-zerische Rote Kreuz erfüllt diese Aufga-be im Auftrag des Bundes und leistet dadurch einen grossen Beitrag zur Quali-tätssicherung im Gesundheitswesen.

Wie viele ausländische Diplome wer-

den pro Jahr anerkannt?

2012 wurden 2754 ausländische Diplo-me anerkannt. Durch die Anerkennung haben Migrantinnen und Mig ranten Zugang zum Schweizerischen Arbeits-markt, können gestützt auf ihren Ab-schluss korrekt entlöhnt werden und haben Zugang zu schweizerischen Bil-dungsgängen und Weiterbildungen.

Diese Zahl ist höher als früher, da der Be-darf an Arbeitskräften hierzulande hoch ist und die Schweiz vergleichsweise gute Arbeitsbedingungen bietet.

Mit der Anerkennung ausländischer

Diplome fehlen in ärmeren Ländern

Fachpersonen. Helfen Sie mit, den Per-

sonalmangel ins Ausland zu verlagern?

Nein. Die Gesuchstellenden werden nicht vom SRK rekrutiert, sondern mel-den sich, weil sie bereits in der Schweiz sind oder auszuwandern wollen. Das SRK unterstützt den WHO-Kodex ge-gen die aktive Rekrutierung in ande-ren Ländern und hat keinen Einfluss auf die Nachfrage. In den letzten Jahren hat die Nachfrage aufgrund der schwieri-gen wirtschaftlichen Situation gewisser EU-Länder massiv zugenommen: plus 25 Prozent zwischen 2009 und 2011!

Ein drohender Personalmangel in

Pflegeberufen wird seit Jahren disku-

tiert. Wie dramatisch ist er?

Die Rekrutierung von qualifiziertem Per-sonal ist in gewissen Regionen und Ins-titutionen, zum Beispiel in der Langzeit-pflege, angespannt bis problematisch. Die Herausforderung wird sich in den kommenden Jahren zuspitzen, unter an-derem weil besonders viele Pflegende ab 2020 pensioniert werden. Bereits jetzt ist unser Gesundheitswesen zu 30 Prozent von den ausländischen Fachkräften ab-

«Herausforderung wird sich zuspitzen»

anerkennung ausländischer ausbildungsabschlüsse

Seit 1949 ist das SRk für die anerkennung ausländischer aus-

bildungsabschlüsse in den nichtuniversitären Gesundheitsbe-

rufen zuständig. Marie-pierre Studer Lachat leitet die zustän-

dige abteilung beim SRk. im interview berichtet sie, wie sich

der drohende Personalmangel in der Pflege auf ihre Arbeit

auswirkt.

IntervIew: Urs FrIeden Und KatrIn schönI BIld: tres camenzInd

MARiE-PiERRE studER lAchAtDie Pflegefachfrau und Er-wachsenenbildnerin mit ei-nem CAS in Management von Non-Profit-Organisa-tionen leitet die Abteilung Bildung im Departement Gesundheit und Integra-tion des SRK.

hängig. Eine stärkere Abhängigkeit vom Ausland ist keine Lösung, weder für un-ser Land noch für die Länder, aus wel-chen die Fachkräfte her kommen.

Wie wirkt sich der drohende Perso-

nalmangel auf Ihre Arbeit aus, fühlen

Sie sich unter Druck gesetzt, mehr

Arbeitskräfte zuzulassen?

Die Nachfrage hat für unseren Fachbe-reich Anerkennung in den drei letzten Jahren erheblich zugenommen. Das Per-sonal musste aufgestockt werden, um die Nachfrage zu bewältigen. Wir lassen uns bei der Arbeit jedoch nicht unter Druck setzen, sondern halten uns strikte an die Rechtsgrundlagen wie EU-Richtlinien und schweizerische Gesetze. Eine Anerken-nung bedeutet übrigens nicht automa-tisch einen Arbeitsplatz in der Schweiz. Letztlich entscheiden die Arbeitgeber.

Eine Pflegehelferin sRK wie Josephine Niyikiza (s. 4–7), über-nimmt in der alltäg-lichen Betreuung die sehr zeitaufwändige Grundpflege

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Hoffentlich Allianz versichert.

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kurz & BüNdIg

■ Das Schweizerische Rote Kreuz Genf (CRG) feiert dieses Jahr sein 150-jähriges Bestehen. In Genf, dem Geburtsort von Henry Dunant, wurde die erste lokale Rotkreuz-Organisation der Schweiz ge-gründet. Ein wichtiger Schritt für die Zu-kunft des SRK. Einen Einblick in die Gen-fer Geschichte bietet das Buch «150 ans de passion humanitaire», das aus die-sem Anlass erscheint. Im Jubiläumsjahr verkehrt ein Tram in den Farben des Ro-ten Kreuzes in Genf und weist auf den Einsatz des Kantonalverbands für die lokale Bevölkerung hin. Das CRG enga-giert sich für Jugendliche, Familien, älte-re Menschen sowie Migrantinnen und Migranten.

➔ croix-rouge-ge.ch

150 Jahre SRk Genf

Jederzeit Hilfe durch ReDoG-Suchteams

Fahrzeug für behinderte kinder in Weissrussland

erfolgreiche 17. aktion 25Weihnachten

■ Die Suchhundeteams von REDOG können ab sofort jederzeit über die Not-rufnummer 0844 441 144 aufgeboten werden. REDOG hat sich der Notruf- und Servicezentrale Curena angeschlossen, einem Tochterunternehmen des SRK. Für die Ortung von vermissten Personen in Trümmern und im Gelände stellt REDOG im In- und Ausland geprüfte Spezialis-tenteams zur Verfügung. Als humanitä-re Organisation ist REDOG auf Spenden angewiesen. Kürzlich wurde der Verein mit dem Gütesiegel der Zewo zertifiziert.

➔ redog.ch

■ Mit einer grosszügigen Spende der Allianz Suisse konnte das SRK für ein Kinderheim in Weissrussland ein Nutz-fahrzeug anschaffen. Endlich können auch gehbehinderte Kinder an Ausflü-gen teilnehmen. Das Kinderheim liegt in einer Region, die durch die Nuklear-katastrophe von Tschernobyl 1986 stark verstrahlt wurde. Die Böden sind noch

■ Anfang Jahr gab es beim SRK wie-der viel Sortierarbeit für die Freiwilli-gen. Rund 71 000 Postpakete und 2000 elektronische Pakete wurden im 17. Jahr gespendet. Zahlreiche Prominente ha-ben sich für 25 Weihnachten engagiert: Auf Radio SRF1 waren Angebote zu er-steigern und Pepe Lienhard gab ein Live-Konzert. Auch in der Fernsehsen-dung Glanz & Gloria offerierte vor Weih-nachten jeden Abend eine prominen-te Person ein originelles Angebot, das ersteigert werden konnte. Dank allen SRF-Auktionen sind 61 000 Franken zu-sammengekommen. Diese und die Spen-den der elektroni-schen Pakete wer-den für bedürftige Menschen in Osteu-ropa eingesetzt. Die Produkte werden kostengünstig vor Ort eingekauft. In der Schweiz steuerte das Detailhandels-

heute kontaminiert. Viele Kinder kom-men mit Behinderungen auf die Welt. Insgesamt leben 65 geistig und körper-lich behinderte Kinder im Alter zwischen 4 und 18 Jahren im Heim. Allianz Suis-se unterstützt auch in der Schweiz unter dem Motto «Gemeinsam schützen und helfen wir» den SRK-Fahrdienst und den SRK-Notruf.

unternehmen Coop grosszügig Waren bei. Zudem wurde die Aktion durch die Versicherungsgesellschaft Allianz Suisse und durch die DEZA unterstützt. Erstmals hat 25 Weihnachten die Organisation Schweizer Tafel berücksichtigt mit Lebens-mitteln, deren Haltbarkeit zu kurz war für die Verteilung. 25 Weihnachten ist eine Aktion der Schweizerischen Post, SRG SSR und dem SRK. Herzlichen Dank den Spen-derinnen und Spendern sowie allen betei-ligten Organisationen und Personen!

➔ 2xweihnachten.ch

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Obwohl ich schon oft nach Grosska-tastrophen im Einsatz stand, ist es

doch jedes Mal eine Reise ins Ungewis-se. Denn jede Katastrophe ist anders. Mit welchen Schicksalen werde ich konfron-tiert? Was kann ich ausrichten? Und im Rückblick gibt es starke Erinnerungen, die unvergleichlich sind. Meinen Einsatz in den Philippinen wer-de ich in positiver Erinnerung behalten. Natürlich war die Aufgabe auch diesmal schwierig, ich sah grosses Leid und traf auf Familien, die alles verloren hatten. Aber ich habe noch selten Menschen

getroffen, die sich in einer verzweifelten Situation so mutig den Herausforderun-gen stellten. Die so viel Elan aufbrachten, um ihr Leben möglichst bald wieder in den Griff zu bekommen.

Als einer der ersten Helfer reiste ich drei Tage nach dem Taifun in die Philippinen. Meine Aufgabe als Nothilfe-Logistiker

besteht darin, mir rasch einen Überblick zu verschaffen, die Bedürfnisse abzuklä-ren und dann möglichst sofort die Nothil-fe des SRK einzuleiten. Ein grosser Vorteil war, dass die Stadt Cebu, wo ich eintraf und von wo aus wir unsere Hilfe organi-sierten, nicht zerstört war. Im Gegensatz etwa zu Haiti, wo wir vor vier Jahren lange Zeit mit chaotischen Zuständen kämpften, konnte ich in Cebu sehr rasch die konkrete Nothilfe vorbereiten. Ein weiterer Vorteil: Unser wichtigster Partner, das Philippini-sche Rote Kreuz (PRC), ist sehr kompetent, weil das Land häufig von Überschwem-

«Reise ins Ungewisse»katastrophenhilfe auf den philippinen

thomas büeler reiste kurz nach dem taifun Haiyan in die philippinen und organisierte vor

ort die ersten nothilfe-aktionen des Schweizerischen Roten kreuzes. beeindruckt hat ihn

dabei, dass die Menschen, die alles verloren hatten, ihr Schicksal so rasch wieder selber in

die Hand nahmen.

aUFgezeIchnet von KatharIna schIndler BIldmaterIal von thomas Büeler

«

thomas Büeler im Katastrophengebiet: «ich konnte mir erst vorstellen, wie es früher hier war, als ich Fotos sah.»

eINBlIck

ich habe noch selten Menschen getroffen, die sich in einer verzweifelten Situation so mutig den Herausforderungen stellten.

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Geführt durch den Medizin-Dschungel

beratung zur patientenverfügung

Das Schweizerische Rote kreuz (SRk) bietet eine patientenverfügung an, die jede person kosten-

los selber ausfüllen kann oder gegen eine Unkostenbeteiligung in einem beratungsgespräch.

ein Selbsterfahrungsbericht über den begleiteten Weg, den eigenen Willen festzuhalten.

text: tanja reUsser BIlder: roland Blattner

Heute ist ein ruhiger Tag um nachzu-denken. In zwei Tagen werde ich zu-

sammen mit einer Beraterin des SRK mei-ne Patientenverfügung erstellen. Ich brüte vor dem Dossier, das ich soeben erhalten habe. «Machen Sie sich als Vorbereitung Gedanken und Notizen zur persönlichen Wertehaltung. Auf den ersten beiden Sei-

ten der Unterlagen, die ich Ihnen schi-cke, ist das beschrieben», erklärte mir Frau Andreani vom SRK Bern-Mittelland, als wir den Termin telefonisch vereinbarten.

leichter StartDie erste Frage ist simpel. Ich schreibe munter drauflos, was meine Motiva tion

ist. Dann wird die Fragestellung tief-gründig. Es fällt mir nicht mehr leicht, meine Gedanken in Worte zu fassen. Ab dem dritten Punkt nehme ich hil-fesuchend die Wegleitung zur Hand. Da sie verständlich die einzelnen Punk-te erklärt, finde ich nach philosophi-schem Gedankenwälzen wieder in den

zur SacHe

14 Humanité 1/2014

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zur SacHe

kreuz-Grundsatz: Neutralität. Ich fühle mich zwar durch die einzelnen Punkte begleitet und geführt. In welche Rich-tung der Weg führen soll, bestimme aber ich. Komme ich gänzlich von der ursprünglich geplanten Route ab, erhal-te ich einen entsprechenden Hinweis. In diesem Sinn hat die Beraterin eine Kont-rollfunktion und stellt sicher, dass letzt-lich auch das medizinische Fachperso-nal keine widersprüchlichen Aussagen

findet. Denn solche könnten verhee-rend falsch gedeutet werden.

Befreiendes endeWährend des ganzen Gesprächs steht bewusst kein Laptop zwischen uns, um einen natürlichen Austausch zu ermög-lichen. Priska Andreani notiert sich al-les handschriftlich und schickt mir nach wenigen Tagen die fertig ausgefüllte Patientenverfügung nach Hause. Ich kann sie jetzt selber daheim aufbewah-ren oder geschützt beim SRK hinterle-gen, wo sichergestellt ist, dass im Ernst-fall bevollmächtigte Personen jederzeit darauf zugreifen können. Zudem er-halte ich dann vom SRK alle zwei Jah-re eine Aufforderung, die Verfügung gegebenenfalls den aktuellen Umstän-den anzupassen. Mit meiner Patien-tenverfügung ist auch die Frage der Organspende geklärt. Und weil mein Lebenspartner als bevollmächtigte Per-son aufgeführt ist, würde er im Ernstfall in einem Spital Zutritt und Auskunft er-halten. Ich bin erleichtert und zufrieden mit «unserem» Werk, das dennoch ganz meins ist.

➔ patientenverfuegung-srk.ch

Schreibfluss zurück. Trotzdem frage ich mich bei jeder Formulierung, ob sie pas-send ist für diesen Zweck, auch wenn es nur Notizen sind. Drücke ich mich un-

klar oder zu krass aus? Ich realisiere, wie sehr meine bisherigen Erfahrungen mich geprägt haben. Besonders bei der Frage nach der Lebensqualität und der Pflegebedürftigkeit. Alles, was ich er-lebt, gelesen oder gehört habe, spielt

mit hinein. Es ist schwer sich vorzustel-len, wie das Leben mit einer starken Be-einträchtigung sein würde. Dennoch entschliesse ich mich zu einer eindeuti-gen Stellungnahme, keine halbe Sache. Nach diesem Teil wird mir bewusst, dass ich allein Mühe hätte, die Detailfragen zu beantworten, die nun folgen. Ent-sprechend gespannt bin ich nun auf das Beratungsgespräch. Ob beklemmende Gefühle aufkommen werden?

Vom roten Faden geleitetIch fühle mich von Beginn weg gut auf-gehoben bei Priska Andreani im Sit-zungszimmer vom SRK Bern-Mittelland. Meine mühsam zu Papier gebrachten Gedanken findet sie ganz und gar nicht eigenartig – beruhigend. Einleitend er-klärt sie den Hintergrund: «Ihre persön-liche Wertehaltung ist der rote Faden. Er zieht sich durch alle Detailfragen und sorgt dafür, dass Ihre Patientenverfü-gung letztlich keine Widersprüche ent-hält.» So wie ein gutes Konzept nach Lehrbuch sein muss. Dieses Denken hilft bei allen «Was-wäre-wenn-Schreckens-szenarien.» Ich traue mich schnell, auch die ver-meintlich dummen Fragen zu stellen. Denn offenbar gibt es für meine Bera-terin keine solchen. Priska Andreani hat einen Modullehrgang besucht, um sich das Fachwissen zur Patientenverfügung anzueignen. Die 59-Jährige bringt aber auch eigene Lebenserfahrung mit und damit eine gefestigte, ruhige und den-noch herzliche Ausstrahlung. Während des ganzen Gesprächs verspüre ich kei-nen Hauch von Beklemmung – im Ge-genteil, es gibt sogar einen Grund zu la-chen. Nämlich als ich geneigt bin – ich geb’s zu etwas feige – an einer Stelle ein Kreuz bei «Entscheid durch Bevoll-mächtigte» zu setzen. Meine Beraterin erinnert mich an meine ursprüngliche Motivation und nennt es mit einem lie-bevollen Augenzwinkern «den Schwar-zen Peter zuschieben». Stimmt – recht hat sie, folgen wir wieder dem roten Fa-den. Entscheiden muss ich jedoch stets al-lein. Auch ein fragender, hilfesuchender Blick bleibt erfolglos. Meine Fremden-führerin durch den Medizin-Dschun-gel hält sich streng an den 3. Rot-

Das Rückbesinnen auf die persönliche Wertehaltung verhindert widersprüchliche aussagen.

tANJA REussERDie 40-Jährige hat sich zum ersten Mal mit einer Patien-tenverfügung befasst. Sie leitet seit 2010 die Redak-tion von Humanité.

Priska Andreani (rechts) vom sRK Bern-Mittelland führt ohne zu be-einflussen durch die einzelnen Punkte

Die eigenen Lebenserfahrun-gen prägen die persönliche Wertehaltung.

Humanité 1/2014 15

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BlIck zurück

es geht um Leben und todDas Rotkreuz-zeichen

im Jahre 1863 war aufbruchsstimmung. Die Gründerväter Henry Dunant und General Dufour

überlegten damals, welches zeichen die Hilfskomitees für verwundete schützen soll. zu ehren

der Schweiz wurde ein rotes kreuz auf weissem Grund, die Umstellung der Farben des eidge-

nössischen Wappens, als Schutz- und erkennungszeichen bestimmt.

text: myrIam BschIr

Das grausame Los von verwunde-ten Soldaten auf dem Feld wurde

in Henry Dunants 1862 veröffentlich-tem Buch «Eine Erinnerung an Solferi-no» bildhaft beschrieben. Das Leiden und die vernachlässigte Hilfe rüttelten die damalige Gesellschaft auf und auch einflussreiche Persönlichkeiten nahmen sich dem Thema an.

ein starkes zeichenDie Verhandlung um die erste Genfer Kon-vention fand am 29. Oktober 1863 statt.Offizielle Vertreter von 14 Staaten disku-tierten an der Staatenkonferenz von 1863 den Entwurf für die «1. Genfer Konventi-

on zur Verbesserung des Loses der Ver-wundeten und Kranken der bewaffne-ten Kräfte im Felde». An dieser Konferenz wurde vorgeschlagen, dass die Sanitäter und die anerkannten freiwilligen Hilfs-kräfte den Neutralitätsstatus erhalten. Dazu wurde ein gemeinsames Erken-nungszeichen diskutiert: das Rote Kreuz.Im Jahr darauf, im August 1864, wurde die 1. Genfer Konvention feierlich unter-zeichnet.

art. 7, Genfer Abkommen, 1864. – Es

wird eine einheitliche, kennzeichnende

Flagge für Spitäler, Ambulanzfahrzeu-

ge und Bergungen eingeführt. Sie muss

in jedem Fall zusammen mit der Landes-

flagge geführt werden.

Für das neutrale Personal wird auch

eine Armbinde zugelassen, deren Abga-

be der Militärbehörde überlassen bleibt.

Die Flagge und die Armbinde sind mit

dem Zeichen des Roten Kreuzes auf

weissem Grund versehen.

Heute, mehr als 150 Jahre später, ist das Rote Kreuz eines der bekanntes-ten und vertrauenswürdigsten Zeichen der Welt. Es steht, neben dem Roten Halbmond (eingeführt 1876) und dem Roten Kristall (2005) für Hilfe und Schutz.

der erste grosse Einsatz des sRK 1871 – das Emblem kennzeichnete den Wagen für Verletzte das iKRK leistet humanitäre Einsätze in Kriegsgebieten – ohne den schutz des Emblems kaum möglich

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zes für Organisationen, die nicht mit dem Schweizerischen Roten Kreuz verbunden sind, verboten ist. Das Bundesgesetz von 1954 «Zum Schutz des Zeichens und des Namens des Roten Kreuzes» hält dies fest. Hier Auszüge davon:

art. 2, Das Zeichen des roten Kreuzes

auf weissem Grunde darf mit Ermächti-

gung des Bundesrates oder der von die-

sem bezeichneten Behörden oder Orga-

nisationen verwendet werden, (…).

art. 3, Das Zeichen des roten Kreuzes

auf weissem Grunde darf verwendet

werden, um in Kriegszeiten die Sanitäts-

zonen und -orte zu kennzeichnen, wel-

che ausschliesslich für Verwundete und

Kranke vorbehalten sind (…).

art. 4, abs.1, Das Schweizerische Rote

Kreuz darf jederzeit das Zeichen und

den Namen des Roten Kreuzes für seine

Tätigkeit verwenden, soweit diese den

Grundsätzen der internationalen Rot-

kreuzkonferenzen und der Bundesge-

setzgebung entspricht. (…)

Leider wird von spitzfindigen Grafik-büros und tüftelnden Marketingagen-turen im Unwissen um den Schutz des Rotkreuz-Zeichens häufig das Rote Kreuz in Logos eingebaut. Die Emble-me (das Rote Kreuz, der Rote Halbmond und der Rote Kristall), welche die Inter-nationale Rotkreuz- und Rothalbmond-bewegung verwenden, sind rechtlich durch internationales und – wie soeben zitiert – eben auch durch nationales Recht geschützt.

➔ redcross.ch/embleme

Das Humanitäre Völkerrecht welches die Nutzung der Embleme regelt, schreibt vor, dass Sanitätseinheiten, Spitäler, Ambulan-zen und humanitäres Personal und Mate-rial geschützt sind. Durch eines der drei Embleme bezeichnet dürfen sie in Kriegen nicht angegriffen werden. Doch in der Re-alität ist das leider nicht immer der Fall. Eine Studie des IKRK zeigt, dass in den letzten Jahren Ambulanzen auf der gan-zen Welt (Afghanistan, Kolumbien, Liba-non, in den besetzten palästinensischen Gebieten, Libyen, Jemen und Syrien) re-gelmässig gestoppt oder angegriffen wurden. Während mehr als einem Jahr wurden Daten von über 1400 Fällen aus

22 Ländern erhoben. Von den unter-suchten Vorkommnissen waren in 214 Fällen Ambulanzen betroffen. Der feh-lende sichere Zugang zu Gesundheits-diensten ist für viele Menschen verhee-rend – wenn nicht gar tödlich.Die Internationale Rotkreuz- und Ro-thalbmondbewegung hat deshalb die «Health Care in Danger» Kampagne im Jahr 2011 lanciert. Diese hat zum Ziel, bis 2015 Fortschritte für den Schutz von humanitären Gütern, humanitärem Per-sonal, geschützten Fahrzeugen und Ge-bäuden zu erreichen. «Wir können keine Lösung herzaubern. Aber es gibt praktische Massnahmen, welche Behörden, Militärs oder Mitarbei-tende von Spitälern anwenden können. Auch inmitten von militärischer Gewalt ist es möglich, die Risiken zu vermindern», sagt Yves Daccord, der Direktor des IKRK in einer Pressemitteilung zur Kampag-ne. So empfiehlt das IKRK, die nationale Gesetzgebung zu verstärken, welche die Arbeit der Ambulanzen schützt. Weiter seien Absprachen der Einsätze mit den Behörden und den Militärs zu treffen.

das rote kreuz in der SchweizAls Nationale Rotkreuzgesellschaft in der Schweiz ist es unser Privileg, das Rote Kreuz als Kennzeichen für unsere Organi-sation und Tätigkeiten zu verwenden. Um das Rote Kreuz auch als Schutzzeichen für unsere Kolleginnen und Kollegen in be-waffneten Konflikten auf der ganzen Welt zu wahren, ist es unsere Pflicht, die spezielle Bedeutung des Roten Kreuzes als Schutzzeichen bekannt zu machen. Auch in der Schweiz ist vielen nicht be-wusst, dass die Nutzung des Roten Kreu-

BlIck zurück

das iKRK leistet humanitäre Einsätze in Kriegsgebieten – ohne den schutz des Emblems kaum möglich

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Ein rotes Kreuz auf weissem Grund ist immer und überall

ein geschütztes Zeichen

schutzzeichen in islamisch geprägten ländern ist der

Rote halbmond

Weniger bekannt ist das Zeichen des 3. Zusatzprotokolls von

2005 – der Rote Kristall

humanité 1/2014 17

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text: IsaBel rUtschmann BIlder: remo nägelI

not im jüngsten LandSüdsudan

Die Lebensbedingungen im Südsudan sind extrem schwierig: Weder Gesundheits- noch

Wasserversorgung funktionieren und besonders kleinkinder leiden an Mangelernährung.

Diese Reportage ist noch vor den Gewaltausschreitungen ende 2013 entstanden. Das perso-

nal der Gesundheitszentren und die vom SRk ausgebildeten Freiwilligen sind jetzt wichtiger

denn je. Sie nutzen ihr Wissen, um nothilfe zu leisten.

Das Leben ist unvorstellbar beschwer-lich in Hai Salam, einem kleinen Vo-

rort der Stadt Malakal im Norden vom Südsudan. Hier gibt es weder fliessendes Wasser noch Strom. Die Sonne brennt in der Trockenzeit schon am frühen Mor-gen auf die Strohdächer der Lehmhüt-ten. Im Laufe des Tages steigt die Hitze auf über 40 Grad im Schatten. In der Re-

genzeit ist regelmässig alles überflutet. Die Strassenverbindungen in die Stadt werden zum lehmigen, unpassierbaren Sumpf. Armut, Hunger, schlechte Hygie-neverhältnisse und Krankheiten prägen das Leben der Menschen, die nach dem Kriegsende im Jahr 2011 in ihre Heimat zurückgekehrt sind, um sich eine neue Existenz aufzubauen.

Bis vor wenigen Wochen war die Bevöl-kerung von Hai Salam Krankheiten wie Malaria oder Durchfallerkrankungen hilflos ausgeliefert. Viele starben daran, weil es in erreichbarer Fussdistanz keine medizinische Versorgung gab. Ein neues Gesundheitszentrum, das das Südsuda-nesische Rote Kreuz mit Unterstützung des SRK geplant, gebaut und im Okto-

Grossmutter Rebecca kocht vor ihrem haus für den unterernährten Enkel einen nahrhaften Brei mit der Nahrung aus dem Gesundheitszentrum

erleBt

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ber 2013 eröffnet hat, macht das Leben etwas menschenwürdiger. Auch in ande-ren Regionen Südsudans hat das SRK be-reits Gesundheitszentren aufgebaut. Mangelernährung ist im Südsudan eine der häufigsten Todesursachen bei Klein-kindern. Auch für diese Problematik gibt es im Gesundheitszentrum Unterstützung. Das Angebot von medizinischer Grundver-sorgung ist dringend nötig. Das zeigt der grosse Andrang: Kaum öffnen sich am Morgen die Türen, strömen aus allen Rich-tungen Patientinnen und Patienten heran.

Sie harren geduldig aus, bis sie an der Rei-he sind. Mit bis zu 50 Personen, die täglich zur Konsultation kommen, ist das Zentrum schon kurz nach seiner Eröffnung ausge-lastet. Der Direktor des Gesundheitsmi-nisteriums spricht bereits davon, weite-res Personal einzustellen, um die Anzahl an Behandlungen zu verdoppeln und so-gar einen Nachtnotfalldienst einzurichten.

Hilfe für unterernährte kinderEine der vielen Wartenden im Hof des Ge-sundheitszentrums ist die 45-jährige Re-becca Sibid mit ihrem acht Monate alten Enkel Zake. Sie kommt mit dem Buben zur wöchentlichen Kontrolle in die Mut-ter-Kind-Beratung. Als sie den Buben aus dem Tragetuch auswickelt, wird rasch klar, warum sie dringend Hilfe braucht: Die Ärm-chen und Beinchen des kleinen Zake sind viel zu dünn, die Rippen deutlich sichtbar. Die Unterernährung des Jungen ist gravie-rend. Er wiegt mit seinen drei Kilo gerade

mal so viel wie ein Neugeborenes. Laut der Tabelle für die normale Entwicklung eines Kleinkindes sollte er in seinem Alter rund acht Kilo schwer sein. Die Mutter von Zake konnte ihn nicht stillen, denn sie lebt vom Vater des Kindes getrennt und muss seit der Geburt den ganzen Tag auf dem Markt arbeiten, um sich und auch die älteren drei Kinder überhaupt durchzubringen. Eine Möglichkeit, das Kleinkind genügend zu ernähren, gab es schlichtweg nicht. Zake lässt das Wiegen und das Messen durch die Helferinnen im Gesundheits-

das Gesundheitszentrum verfügt über die wichtigsten Medikamente, die kostenlos an die Patientinnen und Patienten abgegeben werden

Geduldiges Warten bei der Mutter-Kind-Beratung trotz grossem Andrang

trotz letzter Bauar-beiten ist das neue Gesundheitszent-rum des SRK in Be-trieb und wird rege besucht

viele starben an behandelbaren krankheiten, weil es in erreichbarer Distanz keine medizinische versorgung gab.

erleBt

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Page 21: Magazin Humanité 1/2014: Mit Leib und Seele dabei

Ja, für einen Franken am Tag bzw. 30 Franken im Monat übernehme ich eine Patenschaft.

Bitte senden Sie mir mehr Informationen zu SRK-Patenschaften.

Vorname/Name:

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PLZ/Ort: Geburtsdatum:

Tel.: E-Mail:

Unterschrift:

Bitte einsenden an:Schweizerisches Rotes Kreuz, PatenschaftenRainmattstrasse 10, Postfach, 3001 Bern

Wenn Menschen in der Schweiz oder im Ausland in Not geraten, ist schnelle Hilfe wichtig. Mit Ihrer Patenschaft er möglichen Sie, dass Menschen nach einer Katastrophe schnell und wirkungsvoll un- terstützt werden können – wo immer es nötig ist. Mit einem Franken pro Tag helfen Sie, lindern Not und retten Leben. Melden Sie Ihre Patenschaft heute an.

www.srk-patenschaft.chE-Mail: [email protected]

Ihre Patenschaft – für Hilfe, wo sie am nötigsten ist

Helfen Sie

Menschen in Not!

Mit einem Franken pro Tag

Taifunkatastrophe auf den Philippinen, November 2013: Das SRK schickt sofort Nothilfeteams und Hilfsgüter.©

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Im geSpräcH

IntervIew: Urs FrIeden

«beeindruckender Weg zurück ins selbstbestimmte Leben»

ambulatorium für Folter- und kriegsopfer SRk

Das ambulatorium SRk steht seit fast 20 Jahren im einsatz für die verletzlichsten Men-

schen, die Folter- und kriegsopfer. Leiterin angelika Louis gibt im interview einen einblick

in die aktuellen Aktivitäten dieser wichtigen Zufluchtsstätte.

Wieso werden traumatisierte Opfer

von Folter und Krieg an das Ambula-

torium SRK überwiesen und nicht an

die psychotherapeutische Praxis, die

gerade am nächsten ist?

Die Menschen, die zu uns kommen, sind Opfer schlimmer Menschenrechts-verletzungen geworden. Das Ambu-latorium SRK ist eine spezialisierte, in-terdisziplinär arbeitende Therapie- und Beratungsstelle für kriegs- und folter-traumatisierte Menschen. Interdiszipli-när bedeutet, dass unsere Psychologin-nen, Psychiater, Psychotherapeutinnen, Physiotherapeutinnen und Sozialarbei-tenden in engem Austausch stehen und gemeinsam für die Patientinnen und Patienten arbeiten. Bei Bedarf werden sie in ihren Beratungs- oder Therapiege-sprächen durch Übersetzungspersonen unterstützt. Dadurch können wir den Betroffenen, für die das Rote Kreuz ei-nen hohen symbolischen Wert hat, eine angepasste Behandlung und Beratung zukommen zu lassen.

Es wäre sehr zu wünschen, dass

Ihnen im Ambulatorium für Folter-

und Kriegsopfer SRK endlich mal die

Arbeit ausgeht. Das war aber auch im

abgelaufenen Jahr nicht der Fall.

Ja, leider bleiben die Anmeldungen und Anfragen ungebrochen hoch in der An-zahl. Das Ambulatorium wurde 1995 eröffnet und hat in den vergangenen Jahren über 3300 Patientinnen und Pa-

tienten betreut und dabei über 30 000 Konsultationen geleistet. Die vier Am-bulatorien Bern, Genf, Lausanne und Zü-rich haben über 6000 Menschen betreut und über 60 000 Konsultationen geleis-tet. Die ausgewiesenen Fachpersonen, die in den vier Einrichtungen arbeiten, leisten engagiert und unermüdlich ei-nen höchst verdankenswerten Einsatz zugunsten einer Gruppe von Menschen, welche zu den verletztlichsten gehören.

Welches Schicksal hat sie in letzter

Zeit besonders berührt?

Jedes Schicksal ist berührend, da diese Menschen etwas überlebt haben, das wir uns nicht vorstellen können. Was mich besonders beeindruckt: Zu sehen,

dass sie, die unvorstellbares Leid erlebt haben und mit dauerhaften Beeinträch-tigungen leben müssen, gerne zu uns kommen, freundlich und aufmerksam sind, würdevoll im Wartebereich sitzen, ihren Weg zurück in ein selbstbestimm-tes Leben suchen und vor allem die Hoff-nung nicht verloren haben.

Ihr Team bietet immer wieder neue

Therapien speziell für Eltern (siehe

Humanité 3/13) oder für betroffe-

ne Kinder und Jugendliche an. Was

konnten Sie 2013 etablieren?

Ich möchte zwei Projekte besonders er-wähnen: Erstmalig haben wir 2013 eine Frauengruppe durchgeführt. Die beiden Psychotherapeutinnen des Ambulatori-ums wurden dabei von Übersetzerinnen unterstützt. In diesem Kurs wurde der Fo-kus auf «Stress verstehen» und «Stress re-duzieren» gelegt. Die Teilnehmerinnen haben nach eigenen Aussagen viel über verschiedene Krankheitsbilder gelernt, haben sich in der Gruppe sehr aufgeho-ben gefühlt und den Austausch mit den anderen Frauen sehr geschätzt. Sie haben viele praktische Übungen für ihren Alltag mitgenommen. Dann das Zahnprojekt für Sans-Papiers. Es umfasst einerseits ei-nen Präventionsteil mit Informationen zu Zahngesundheit allgemein sowie Wissen zu den Auswirkungen schlechter Zahn-gesundheit auf die Gesundheit. Ande-rerseits wird Unterstützung geboten für den Zugang zu zahnmedizinischer Ver-sorgung, da ein sehr grosser Bedarf be-steht in diesem Bereich.

Das Therapieteam des Ambulatori-

ums hat zusammen mit Patientinnen

und Patienten an einer Studie der

Universitäten Zürich und Sydney

zum Thema «Emotionsregulation»

mitgewirkt. Die vorläufigen Ergeb-

nisse liegen vor – was scheint Ihnen

zentral?

«Diese Menschen haben etwas erlebt, das wir uns nicht vorstellen können und müssen mit dauerhaften beeinträchti-gungen leben.»

22 Humanité 1/2014

Page 23: Magazin Humanité 1/2014: Mit Leib und Seele dabei

«beeindruckender Weg zurück ins selbstbestimmte Leben»

Mit den Resultaten konnten Aussagen aus dem klinischen Alltag wissenschaft-lich bestätigt und somit die Wichtigkeit unserer Arbeit akzentuiert werden. Die meines Erachtens wichtigste Folgerung aus der Studie stützt unsere bisherige Arbeit und motiviert uns für die Zukunft: «Um die Integration traumatisierter Migrantinnen und Migranten zu för-dern, ist eine umfassende Behandlung mit gleichzeitigem Fokus auf die aktuel-le Lebenssituation nicht zu umgehen.» Es geht darum, neben der therapeutischen Arbeit auch soziale Aspekte mit einzube-ziehen. Das kann bedeuten, dass wir bei der Umsetzung einer sinnvollen und an-gepassten Tagesstruktur unterstützend wirken oder aber – ein äusserst wichti-ges Thema – wir helfen dabei berufliche Perspektiven zu entwickeln. Viele der Be-troffenen haben im Herkunftsland einen Hochschulabschluss erlangt und müs-sen sich nun mit einer völlig veränderten Ausgangslage auseinandersetzen und einen realistischen Weg finden.

Ihre Fachleute haben auch einen

wichtigen Beitrag bei der Vernehm-

lassung zu den verkürzten Asylver-

fahren geleistet. Weshalb?

Wir dürfen nicht schweigen, wenn es um den Schutz der Verletzlichsten geht. Das geplante neue Asylverfahren bringt Verbesserungen mit sich, die wir aus der Perspektive spezialisierter Behandlungs-institutionen begrüssen. Hierzu gehö-ren die verkürzte Verfahrensdauer, der frühzeitige Einbezug einer unabhängi-gen Rechtsberatung sowie die bereits zu Verfahrensbeginn stattfindende Ab-klärung gesundheitlicher Beeinträch-tigungen. Wir befürchten jedoch, dass die Verfahrensverkürzung qualitative Einbussen verursacht. Denen könnten eben gerade die schwer traumatisierten Flüchtlinge, welche besonders schutzbe-dürftig sind, zum Opfer fallen. Viele von ihnen sind nicht in der Lage, innerhalb der verfügbaren Zeit und Strukturen über ihre Erfahrungen und die «mass-geblichen gesundheitlichen Beeinträch-

tigungen» Auskunft zu geben, wie dies gefordert wird. Anlässlich einer Tagung im Herbst letzten Jahres haben die vier Ambulatorien Bern, Genf, Lausanne und Zürich zusammen mit externen Fachleu-ten eine Reihe von Rahmenbedingun-gen erarbeitet, die entscheidend sind, damit auch im beschleunigten Asylver-fahren der Schutz der Betroffenen ge-währleistet ist.

➔ sRK-Patenschaft für Folter- und Kriegsopfer

damit unterstützen sie das Ambulatorium sRK

regelmässig. Mit nur 1 Franken pro tag. un-

verbindliche informationen bestellen: telefon

031 387 74 64 oder [email protected]

ANGEliKA louisDie Betriebsökonomin ist seit Februar 2008 Leiterin des Ambulatoriums für Fol-ter- und Kriegsopfer SRK in Wabern bei Bern.

Im geSpräcH

traumatische Erinnerungen können nie ausgelöscht werden, eine therapie im Ambulatorium sRK hilft jedoch, um neuen lebensmut und Perspektiven zu finden (symbolbild)

© iS

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/SRK

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Page 24: Magazin Humanité 1/2014: Mit Leib und Seele dabei

text: sandra weIss BIlder: FlorIan Kopp

opfer der armut Wald und Wasser in Haiti

Das SRk hat den Wiederaufbau nach dem erdbeben von 2010 in der Region Léogane ab-

geschlossen. nun verbessert es die Wasserversorgung und die katastrophenvorsorge.

Die armut leidende bevölkerung hat in ihrer not den Wald, der die abhänge stabilisiert,

über Jahrzehnte abgeholzt.

Als Louise Blanchard ein Kind war, gab es diesen herrlichen Wald, in

dessen Schatten sie auf dem Heimweg von der Schule immer eine Pause mach-te. Ein laues Lüftchen brachte eine will-kommene Abkühlung in der drücken-den Mittagshitze, und aus der Ferne war das Rauschen einer Wasserquelle zu hö-ren. Das Village Morin, auf halber Höhe zwischen der tiefblauen Karibik und dem imposanten Bergmassiv von La Sel-le, war ein kleines Paradies. Inzwischen

ist Blanchard 38 Jahre alt. Der Wald und die Quelle sind verschwunden. Die Flüs-se trocknen im Winter aus, und in der

Regenzeit schwellen sie zu todbringen-den Strömen an, die auf ihrem Weg in die Tiefe alles mit sich reissen, fruchtba-re Erde genauso wie Brücken und Häu-

ser. Vom einst üppigen Regenwald sind auf Haiti nur noch zwei Prozent übrig. Der Rest wurde gefällt, erst die edlen Hölzer für Möbel und Hausbau, dann der Rest für Holzkohle. Die Bäume wur-den Opfer der Armut. Innerhalb der letzten 50 Jahre hat sich Haitis Bevöl-kerung verdreifacht, das Wirtschafts-wachstum konnte kaum Schritt halten. Drei Viertel der Haitianer kochen noch immer mit Holz und Kohle über dem of-fenen Feuer.

Der Schulbeginn ist eine jährlich wiederkehrende natur-katastrophe.

Grün wie die hoffnung – louise Blanchard zeigt sprösslinge in der Baumschule

Vor ort

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Page 25: Magazin Humanité 1/2014: Mit Leib und Seele dabei

Vor ort

pro Schuljahr ein Baum geopfertDort, wo früher der Wald stand, brennt heute die Sonne unerbittlich nieder auf Steine und das Bisschen Gras, das die Zie-gen übrig gelassen haben. Der Regen hat tiefe Furchen in die kahle Erde gefressen. Es ist glühend heiss. Der Nachbarssohn gräbt mit einer alten Spitzhacke Furchen parallel zum steilen Hang, um dort Mani-ok anzupflanzen. Wie gerne flüchtet man ein paar hundert Meter tiefer zu Blan-chards einfacher Holzhütte! Denn um die beiden Häuser der Grossfamilie stehen noch ein paar alte, grosse Bäume, die wohltuend Schatten spenden und Früch-te wie Mangos und Acerolakirschen tra-gen. «Das ist alles, was noch übrig ist», sagt Blanchard. Auch ihre Eltern mussten Bäume fällen, um wenigstens ein paar der zehn Kinder zur Schule zu schicken. Von der Holzkohle kauften sie Schulunifor-men, Stifte, Hefte. So wie sie machen es Millionen von Familien. Der Schulbeginn ist noch immer eine jährlich wiederkeh-rende Naturkatastrophe.«Für jeden gefällten Baum hätten fünf neue gepflanzt werden müssen», weiss Blanchard heute. «Ohne Bäume gibt es kein Leben.» Sie will es besser machen, um ihrer erwachsenen Tochter und dem neugeborenen Sohn Gregory eine bes-sere Zukunft zu bieten. Was damals ver-säumt wurde, holt sie heute nach. Un-terstützt von Agronom Stéphane de Rengervé vom Schweizerischen Roten

Kreuz unterhält sie zusammen mit drei Dutzend weiterer Dorfbewohner eine Baumschule und einen Komposthaufen. In wenigen Monaten sind die Samen ausgekeimt und auf stattliche Baum-

büschel angewachsen: haitianische Ze-dern, Eichen, Kastanien, Kokospalmen, Papaya- und Mangobäume. Demnächst werden die ersten Setzlinge ange-pflanzt. Zuerst rund um die Wasserquel-

Agronom stéphane de Rengervé vom sRK (Mitte) sucht besonders gefährliche Abhänge und erklärt der Bevölkerung, warum die Aufforstung oberste Priorität haben muss

Als louise Blanchard ein Kind war, floss hier trinkwasser aus einer Quelle

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Page 26: Magazin Humanité 1/2014: Mit Leib und Seele dabei

Vor ort

latrinen bauen unter fachlicher anleitungIn der Nachbargemeinde Tchawa hin-gegen wollten die Anwohner vor allem Trinkwasser. Dort ist SRK-Ingenieur Olivier le Gall damit beschäftigt, Auff angbecken für Regenwasser zu installieren. Da die schwarzen Plastiktanks heimischer Fabri-kation zu wenig Wasser fassen, fabriziert er jetzt auf dem SRK-Gelände im nahege-legenen Léogane selbst entworfene, stei-nerne Zisternen sowie Latrinen aus Holz und Zement. Damit werden rund ein

Dutzend Arbeitsplätze geschaffen, und die Arbeiter erhalten eine handwerkliche Grundausbildung. Das SRK stellt das Ma-terial und den Transport, bauen müssen die Empfänger selbst unter fachgerech-ter Anleitung der Experten. Daneben re-pariert das Team von Le Gall rund 150 de-fekte Zisternen, die nach dem Erdbeben hastig aufgestellt wurden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Hy-giene. Mücken und Fliegen, die zwischen in der Natur herumliegenden Fäkalien und Nahrungsmitteln hin- und herfliegen, übertragen Krankheiten. Und wenn gar das Trinkwasser mit Fäkalien verschmutzt ist, kann – wie in Haiti 2010 geschehen – die Cholera ausbrechen. Deshalb hat das SRK mit der Herstellung und Verteilung von Latrinen begonnen. Axelain Kessner wurde vom SRK zum Gesundheitspromo-tor ausgebildet und ist in den Bergen un-terwegs, um Chlortabletten und Seife aus-zuteilen und die Bevölkerung im richtigen Händewaschen zu unterweisen. Die Hän-de an der Luft trocknen lassen ist einer sei-ner Geheimtipps, denn nur selten gäbe es in den Haushalten saubere Tücher.

➔ redcross.ch/haiti

len, danach an besonders gefährlichen Abhängen, die Stéphane de Rengervé zusammen mit der Bevölkerung ausge-sucht hat. Ausserdem gibt es eine Aus-bildung freiwilliger Katastrophenschutz-helfer. «Ausschlaggebend ist, dass der Impuls von der Bevölkerung ausgeht», sagt er. Deshalb musste der Agronom einige Sitzungen mit der Dorfgemein-schaft veranstalten, bis klar war, dass in Morin die Wiederaufforstung und der Schutz vor Naturkatastrophen oberste Priorität haben müssen.

es werden arbeitsplätze ge-schaffen und die Arbeiter erhalten eine handwerkliche Grundausbildung.

Gesundheitspromo-tor Axelain Kess-ner demonstriert korrektes hände-waschen und er-zählt, warum man so Krankheiten ver-meidet

im schwarzen Plastiktank wird Re-genwasser gesam-melt – sRK-ingeni-eur olivier le Gall prüft, was repariert werden muss

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Page 27: Magazin Humanité 1/2014: Mit Leib und Seele dabei

kurz & BüNdIg

■ In den vergangenen zehn Jahren wur-den in der Schweiz über 2000 Personen von Lawinen erfasst. Ein Drittel wurde da-bei verletzt oder gar getötet. Deshalb ist eine sorgfältige Planung unabdingbar für alle, die sich abseits der gesicherten Pis-ten bewegen. Denn ob auf Touren, mit Schneeschuhen, Skis oder Snowboard – wer in eine Lawine gerät, hat sie in über 90 Prozent aller Fälle selbst ausgelöst. Für das SRK sowie das Schweizerische Lawinen-forschungsinstitut SLF und die Suva steht deshalb ausser Frage: Wer auch neben der Piste Schneesport treibt, muss sich das not-wendige Wissen aneignen. Deshalb wur-de mit White Risk eine webbasierte und interaktive Lawinenpräventions-Plattform

White Risk – gegen die weisse Gefahr

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➔ freedreams.ch/redcross

■ Als beratende Ärztin des SRK lei-tet Dr. Heidi Goubran (Bild) die Serolo-gie des Nationalen Blutspendedienstes in Kairo. Das SRK hat seine erfahrene Mitarbeiterin vorübergehend im Liba-non als Ausbildnerin eingesetzt. Denn im Blutspendewesen entscheidet die Qualitätssicherung im Labor über Le-ben und Tod. Verwechslungen dürfen niemals passieren, und es braucht im-mer genügend Spenderblut. Dr. Heidi Goubran ist eine Kapazität auf diesem Gebiet und zudem eine überzeugende Fachperson. Mitreissend hat die 38-jäh-rige Ägypterin den Freiwilligen im Me-dizinischen Zentrum des Palästinensi-schen Roten Halbmondes in Beirut ihr Wissen vermittelt und viele Tipps mit

auf den Weg gegeben für erfolgrei-che Blutspendeaktionen. So wie sie bei-spielsweise erfolgreich auf den Stras-sen Kairos durchgeführt werden. Dort sprechen mobile Teams an ausgewähl-ten Orten vor allem jüngere Menschen an. «Wir müssen das Vertrauen der Leu-te gewinnen und erklären, weshalb die traditionelle Blutspende ausschliesslich für ein Familienmitglied nicht mehr ge-nügt und gar die Gesundheit gefährden kann», erklärte sie den Kursteilnehmen-den, die aufmerksam zuhörten und in-teressierte Fragen stellten. Im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft ar-beitet das SRK weiterhin in Ägypten und sorgt für sicheres Spenderblut.

➔ redcross.ch/aegypten

geschaffen. Diese vermittelt umfassendes Wissen, enthält ein Tourenplanungs-Tool und ist eng mit der gleichnamigen App verknüpft. «White Risk» kann in der Gratis-version kostenlos genutzt werden.

➔ whiterisk.org

■ Die Katastrophenhilfe des SRK gibt an der OFFA in St.Gallen vom 9.–13. April 2014 einen Einblick in ihre Arbeit. Mes-sebesucherinnen und -besucher erfah-ren, welche Hilfsgüter auf den Philip-pinen eingesetzt wurden und was im Ernstfall die Herausforderungen sind.

■ Die Berichte aus den Philippinen (Seite 12) haben das Jugendrotkreuz St.Gallen veranlasst, einen Beitrag an die Hilfe zu leisten. Deswegen organisierte es anläss-lich des Sonntagsverkaufs kurz vor Weih-nachten an zentralster Lage am St.Galler Marktplatz eine Standaktion. In nur fünf Stunden kamen über 1700 Franken zu-sammen, die das SRK in den vom Taifun Haiyan betroffenen Regionen einsetzt.

Das SRk an der oFFa

Sammeln für taifunopfer

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Page 28: Magazin Humanité 1/2014: Mit Leib und Seele dabei

Der letzte Wille kann ein neuer Anfang sein.

Mit einem Testament stellen Sie sicher, dass Ihr Vermögen in Ihrem Sinn verteilt wird. Der kostenlose Testamentratgeber des Schweizerischen Roten Kreuzes erklärt, welche Möglichkeiten Sie haben, damit Ihr letzter Wille rechtlich gültig ist.

BestellungSchweizerisches Rotes Kreuz, Rainmattstrasse 10, 3001 BernE-Mail: [email protected], Telefon: 031 387 74 64

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Der letzte Wille kann ein neuer Anfang sein.

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