238

Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage
Page 2: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Mahnverfahren undForderungseinzug

Schnell und rechtssicher zu Ihrem Geld

Peter David

2. Auflage

Haufe MediengruppeFreiburg · Berlin · München

Page 3: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die Deutsche Bibliothek CIP�EinheitsaufnahmeDavid, Peter:Mahnverfahren und Forderungseinzug: schnell und sicher zu IhremGeld / Peter David. –1. Aufl. – Freiburg im Breisgau : Haufe, 2002(Praxis�Ratgeber)ISBN 3�448�05221�3

ISBN 3�448��06574�9 Best. Nr. 07918�0002ab 1.1.2007: 978�3�448�06574�9

2. überarbeitete und ergänzte Auflage 2006

© 2006, Rudolf Haufe Verlag GmbH & Co. KG, Planegg/MünchenPostanschrift: Postfach, 82142 PlaneggHausanschrift: Fraunhoferstr. 5, 82152 PlaneggTelefon (089) 8 95 17�0, Telefax (089) 8 95 17�250E�Mail: [email protected], Internet http://www.haufe.de

Lektorat: Ulrich Leinz

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomecha�nischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswer�tung durch Datenbanken oder ähnlichen Einrichtungen vorbehalten.

Der Abdruck der Formulare im Anhang erfolgt mit freundlicher Ge�nehmigung der Sigel GmbH, 86690 Mertingen.

Redaktion und DTP: Ass. jur. Claudia Wanzke, 80637 MünchenUmschlagentwurf: HERMANNKIENLE, 70199 StuttgartDruck: Bosch�Druck GmbH, 84030 Ergolding

Zur Herstellung dieses Buches wird alterungsbeständiges Papier ver�wendet.

Page 4: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

5

Vorwort zur 2. Auflage

Die Zahl der Mahnverfahren ist den letzten Jahren auf rund zehnMillionen pro Jahr angewachsen. Dies zeigt zum einen, dass dieZahlungsmoral nicht die beste ist, zum anderen aber auch, dassdieser Weg zu seinem Geld zu kommen, immer beliebter wird.Auch die zweite Auflage von Mahnverfahren und Forderungseinzugbietet Ihnen professionelle Unterstützung beim Einziehen Ihreroffenen Forderungen. Das Buch setzt bereits beim Vertragsabschlussan und führt über das amtliche Mahnverfahren bis hin zur Zwangs-vollstreckung. Neben genauen Anleitungen für die richtige Vorge-hensweise gegen säumige Kunden finden Sie zahlreiche Mustertexte,die Sie individuell auf Ihr Unternehmen übertragen können.Ein besonderer Hinweis gilt dem Kapitel „Schuldnertricks undSchuldnerstrategien“. Hier habe ich in der Neuauflage 15 der häu-figsten Schuldnertricks aufgezeigt und dargestellt, wie man sichdagegen wehren kann.Alle Mustertexte, Checklisten sowie Übersichten des Buches findenSie natürlich auch auf der beiliegenden CD-ROM. Diese enthältaußerdem eine nützliche Hilfe für das Ausfüllen der amtlichenMahnformulare und einen Verzugszinsen-Rechner.Ich wünsche Ihnen viel Erfolg im Umgang mit Schuldnern und binfür Hinweise und Kritik stets dankbar.

Eichenau, im Mai 2006 Peter David

Page 5: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

6

Inhaltsübersicht

Vorwort zur 2. Auflage 5

Abkürzungen 11

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� undKlageverfahren vor dem Amtsgericht 151 Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers 15

1.1 Rechtzeitige Absicherung des Gläubigers durchVertragsgestaltung 15

1.2 Fälligkeit des Anspruchs und Verzug 291.3 Private Mahnung durch den Gläubiger selbst 331.4 Telefoninkasso 401.5 Notwendigkeit der gerichtlichen Mahnung 421.6 Strafrechtliches Vorgehen gegen den Schuldner 441.7 Informationen über Schuldner 48

2 Das amtsgerichtliche Verfahren im Allgemeinen 542.1 Sachliche Zuständigkeit des Amtsgerichts und

Abgrenzung zur Arbeitsgerichtsbarkeit 542.2 Zur Wahl zwischen Mahn� und Klageverfahren 55

3 Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen 563.1 Die örtliche Zuständigkeit des Amtsgericht 563.2 Im Mahnverfahren verfolgbare Ansprüche 573.3 Besonderheiten bei Forderungen aus

Verbraucherdarlehensverträgen 583.4 Inhalt des Antrags auf Erlass eines Mahnbescheids.

Die amtlichen Vordrucke 603.5 Die Bezeichnung des Gerichts 623.6 Die Bezeichnung des Antragsgegners im Mahnantrag643.7 Die Bezeichnung des Antragstellers im Mahnantrag 703.8 Die Bezeichnung des Anspruchs 703.9 Was gehört in die Spalte „Zinsen“? 733.10 Ersatz von vorgerichtlichen Mahnkosten 75

Page 6: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Inhaltsübersicht

7

3.11 Antrag auf Durchführung des streitigen Verfahrens 763.12 Unterzeichnung des Mahnantrags 763.13 Zurückweisung des Mahnantrags 773.14 Der Mahnbescheid 793.15 Widerspruch gegen den Mahnbescheid 803.16 Abgabe an das Streitgericht nach Widerspruch 823.17 Der Vollstreckungsbescheid 843.18 Der Einspruch gegen den Vollstreckungsbescheid 883.19 Die Durchführung des streitigen Verfahrens nach

Einspruch 893.20 Die Kosten im Mahnverfahren 903.21 Mahnverfahren und Insolvenz 93

B Allgemeine Fragen der Zwangsvollstreckung 941 Übersicht 94

1.1 Notwendigkeit der Zwangsvollstreckung 941.2 Die Wahl der Vollstreckungsart 94

2 Voraussetzungen der Zwangsvollstreckung 962.1 Übersicht über die Voraussetzungen 962.2 Vollstreckungstitel 962.3 Vollstreckungsklausel 972.4 Zustellung des Titels 98

3 Vollstreckungsorgane 993.1 Sachliche Zuständigkeit 993.2 Örtliche Zuständigkeit 100

4 Vollstreckungsantrag 1004.1 Antrag auf Vollstreckung 1004.2 Inhalt des Vollstreckungsantrags 100

5 Kostenfragen in der Zwangsvollstreckung 1015.1 Kostentragung 1015.2 Kostenarten und �höhe 105

C Zwangsvollstreckung in bewegliche körperliche Sachen 1081 Allgemeine Fragen 108

1.1 Grundsätze und Pfändungsauftrag 1081.2 Art der Pfändung in körperliche Sachen 1111.3 Verwertung gepfändeter Sachen 115

Page 7: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Inhaltsübersicht

8

D Zwangsvollstreckung in Forderungen 1201 Allgemeine Fragen 120

1.1 Pfändung und Überweisung 1201.2 Pflichten des Schuldners nach erfolgter Überweisung1221.3 Rechtsstellung des Drittschuldners 1231.4 Voraussetzungen der Pfändung von Forderungen 124

2 Arten der Pfändung von Forderungen und derenVerwertung 1242.1 Normale Art 1242.2 Rangfragen 1272.3 Aufforderung an Drittschuldner zur Erklärung 127

3 Private Vorpfändung von Forderungen 1303.1 Bedeutung und Grundlagen der Vorpfändung 1303.2 Voraussetzungen der Vorpfändung 1313.3 Durchführung der Vorpfändung 1323.4 Wirkungen der Vorpfändung 136

4 Pfändung von Arbeitslohn 1384.1 Die Zusammenrechnung von Arbeitseinkommen 1384.2 Die Zusammenrechnung von Arbeitseinkommen mit

laufenden Sozialgeldleistungen 1394.3 Antrag auf Nichtberücksichtigung unterhaltsberechtig�

ter Personen, die über eigene Einkünfte verfügen 1414.4 Der Antrag auf Verrechnung beim Zusammentreffen

bevorrechtigter und nicht bevorrechtigter Gläubiger1424.5 Die Zusammenrechnung von Geld� und Natural�

leistungen bei der Lohnpfändung 143

5 Pfändung von Bank- und Sparkassenkonten 1445.1 Pfändung eines Sparguthabens 1445.2 Pfändung eines Kontokorrent�(Giro�)Kontos 148

6 Der Europäische Vollstreckungstitel 156E Zwangsvollstreckung bei verheirateten Schuldnern 157

1 Allgemeine Fragen 1571.1 Bedeutung des Güterrechts für die Zwangsvoll�

streckung 1571.2 Güterrechtsarten 157

Page 8: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Inhaltsübersicht

9

2 Erforderlicher Vollstreckungstitel 1582.1 Bei Zugewinngemeinschaft und Gütertrennung 1582.2 Bei ehelicher und fortgesetzter Gütergemeinschaft 1582.3 Beim Güterstand der Eigentums� und Vermögens�

gemeinschaft 159

3 Besonderheiten bei Zwangsvollstreckung in das beweglicheVermögen 160

4 Die Zwangsvollstreckung bei Lebenspartnerschaften 163

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor demGerichtsvollzieher 1651 Die eidesstattliche Offenbarungsversicherung 165

1.1 Entstehungsgeschichte, Sinn und Zweck dereidesstattlichen Offenbarungsversicherung 165

1.2 Die Voraussetzungen der eidesstattlichenOffenbarungsversicherung 166

1.3 Das Verfahren zur Abgabe der eidesstattlichenVersicherung 168

1.4 Der Offenbarungstermin 1731.5 Das Vermögensverzeichnis 1741.6 Verweigerung der eidesstattlichen Versicherung durch

den Schuldner 1771.7 Wirkungen der Abgabe der eidesstattlichen

Versicherung und des Haftbefehls(Schuldnerverzeichnis) 182

1.8 Die Kosten der eidesstattlichenOffenbarungsversicherung 185

2 Die eidesstattliche Auskunftsversicherung 1853 Die eidesstattliche Herausgabeversicherung 189

G Schuldnertricks und Schuldnerstrategien 1911 Allgemeines 1912 Ausgewählte Schuldnertricks 192

2.1 Unbekannt verzogen 1922.2 Keine Rechnung oder Mahnung erhalten 1932.3 Die Erlassfalle 1942.4 Bezahlung mit ungedecktem Scheck 1952.5 Verhinderung der Lohnpfändung durch Abtretung 195

Page 9: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Inhaltsübersicht

10

2.6 Bei Sachpfändung im Geliehenen leben 1962.7 Der Schuldner „parkt" Gelder auf Leihkonten 1972.8 Lebenslanges Wohnrecht für Ehefrau 1972.9 Lohnverschleierung im Geschäft der Ehefrau 1982.10 Steuerklasse V wählen und die Pfändung mindern 1992.11 Vorübergehende Auflösung des Arbeitsverhältnisses 2002.12 Taschengeldpfändung vereiteln 2012.13 Alles gehört der Ehefrau 2012.14 Insolvenztourismus 2022.15 Die englische Limited (Ltd.) 203

Stichwortverzeichnis 205

Anhang 211

Page 10: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

11

Abkürzungen

a. A. = anderer Ansicht

a. a. O. = am angegebenen Ort

abl. = ablehnend

Abs. = Absatz

a. E. = am Ende

AG = Amtsgericht

AFG = Arbeitsförderungsgesetz

AktG = Aktiengesetz

AO = Abgabenordnung

AP = Arbeitsrechtliche Praxis, Nachschlagewerk des BAG

ArbG = Arbeitsgericht

ARS = Arbeitsrechtssammlung

AV = Allgemeine Verfügung

AVAG = Anerkennungs- und Vollstreckungsausführungs-

gesetz vom 30.5.1988

AVG = Angestelltenversicherungsgesetz

AZR-Gesetz = Gesetz über das Ausländerzentralregister

BAG = Bundesarbeitsgericht

BAnz = Bundesanzeiger

Baumbach/ = Kommentar zur Zivilprozessordnung, 64.Aufl. 2006

Lauterbach

BayObLG = Bayerisches Oberstes Landesgericht

BB = Der Betriebsberater, Zeitschrift

BBauG = Bundesbaugesetz

BFH = Bundesfinanzhof

BGB = Bürgerliches Gesetzbuch

BGBl = Bundesgesetzblatt

BGH = Bundesgerichtshof

BGHZ = Entscheidungen des BGH in Zivilsachen

BRAGO = Bundesrechtsanwaltsgebührenordnung

BSHG = Bundessozialhilfegesetz

BSozG = Bundessozialgericht

Page 11: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Abkürzungen

12

BStBl = Bundessteuerblatt

BVerfG = Bundesverfassungsgericht

BVerwG = Bundesverwaltungsgericht

BWNotZ = Zeitschrift für das Notariat in Baden-Württemberg

DAR = Deutsches Autorecht

David, Lohn- = Ratgeber Lohnpfändung, 4. Aufl. 1997, WRS Verlag

pfändung Wirtschaft Recht und Steuern, Planegg-München

David, Sach- = Die Sachpfändung, 2. Aufl. 1998, Haufe Verlag

pfändung

DB = Der Betrieb, Zeitschrift

DepG = Depotgesetz

DGVZ = Deutsche Gerichtsvollzieherzeitung

DNotZ = Deutsche Notarzeitschrift

DStZ = Deutsche Steuerzeitung

DVO = Durchführungsverordnung

ErbbauRVO = Erbbaurechtsverordnung

EStG = Einkommensteuergesetz

EuGVÜ = Übereinkommen der Europäischen Gemeinschaft

über die gerichtliche Zuständigkeit und die

Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen

in Zivil- und Handelssachen v. 27.9.1968

f. = folgende

ff. = fortfolgende

FamRZ = Zeitschrift für das gesamte Familienrecht

FGB = Familiengesetzbuch der DDR

FN = Fußnote

GBO = Grundbuchordnung

GbR = Gesellschaft bürgerlichen Rechts

GenG = Genossenschaftsgesetz

GKG = Gerichtskostengesetz

GmbH = Gesellschaft mit beschränkter Haftung

GmbHG = Gesetz betreffend die Gesellschaften mit be-

schränkter Haftung

GmbH-Rdsch = Rundschau für GmbH, Zeitschrift

GVG = Gerichtsverfassungsgesetz

GVGA = Gerichtsvollziehergeschäftsanweisung (Stand: 1/2002)

GvKostG = Gesetz über Kosten der Gerichtsvollzieher

Page 12: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Abkürzungen

13

h. M. = herrschende Meinung

HandwO = Handwerksordnung

HGB = Handelsgesetzbuch

Heussen = Zwangsvollstreckung für Anfänger, 6. Aufl. 1999

i. d. F. = in der Fassung

InsO = Insolvenzordnung

InVO = Insolvenz und Vollstreckung, Zeitschrift

IPRax = Praxis des Internationalen Privat- und Verfahrens-

rechts

JMBl NRW = Justizministerialblatt Nordrhein-Westfalen

JR = Juristische Rundschau, Zeitschrift

JurBüro = Juristisches Büro, Zeitschrift

JuS = Juristische Schulung, Zeitschrift

Justiz = Die Justiz, Zeitschrift

JustVerwBl = Justizverwaltungsblatt

i. V. m. = in Verbindung mit

JW = Juristische Wochenschrift

KG = Kammergericht

KGJ = Jahrbuch für Entscheidungen des Kammergerichts

KO = Konkursordnung

KTS = Zeitschrift für Konkurs- , Treuhand- und Schieds-

gerichtswesen

KV = Kostenverzeichnis, Anlage 1 zu § 11 Abs. 1 GKG

LAG = Lastenausgleichsgesetz

LArbG = Landesarbeitsgericht

LG = Landgericht

LStDV = Lohnsteuerdurchführungsverordnung

MDR = Monatsschrift für Deutsches Recht, Zeitschrift

MRRG = Melderechtsrahmengesetz

m. w. N. = mit weiteren Nachweisen

NdsRpfl = Niedersächsische Rechtspflege, Zeitschrift

NJW = Neue Juristische Wochenschrift, Zeitschrift

NJW-RR = Neue Juristische Wochenschrift, Rechtsprechungs-

report

NZBau = Neue Zeitschrift für Baurecht

OLG = Oberlandesgericht

OLGZ = Entscheidungen der OLG in Zivilsachen

Page 13: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Abkürzungen

14

OVG = Oberverwaltungsgericht

Palandt = Palandt, Kurzkommentar zum BGB, 64. Aufl. 2005

RArbG = Reichsarbeitsgericht

RdL = Recht der Landwirtschaft, Zeitschrift

Rdn. = Randnummer

RG = Reichsgericht

RGZ = Reichsgerichtsentscheidungen in Zivilsachen

RGBl = Reichsgesetzblatt

Rpfleger = Der Deutsche Rechtspfleger, Zeitschrift

RpflG = Rechtspflegergesetz

RVG = Rechtsanwaltsvergütungsgesetz

RVO = Reichsversicherungsordnung

SchlHA = Schleswig-Holsteinische Anzeigen

Seitz = Inkasso-Handbuch, 3. Aufl. 2000

SGB = Sozialgesetzbuch

SparPrämG = Sparprämiengesetz

SoldVersG = Soldatenversorgungsgesetz

StGB = Strafgesetzbuch

Stöber = Forderungspfändung, 14 Aufl. 2005

Stöber = Kommentar zum Zwangsversteigerungsgesetz,

18 Aufl. 2006

StWK = Steuer- und Wirtschafts-Kurzpost

Thomas-Putzo = Kommentar zur Zivilprozessordnung, 27. Aufl. 2005

VerglO = Vergleichsordnung

VermBildG = Vermögensbildungsgesetz

VersR = Versicherungsrecht, Zeitschrift

VO = Verordnung

VVG = Versicherungsvertragsgesetz

WEG = Wohnungseigentumsgesetz

WM = Wertpapier-Mitteilungen, Zeitschrift

ZIP = Zeitschrift für Wirtschaftsrecht

Zöller/Bearbeiter = Kommentar zur Zivilprozessordnung, 25. Aufl. 2005

ZPO = Zivilprozessordnung

ZRHO = Rechtshilfeordnung in Zivilsachen

ZVG = Zwangsversteigerungsgesetz

Page 14: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

15

A Außergerichtliches Vorgehen desGläubigers. Mahn� und Klage�verfahren vor dem Amtsgericht

1 Das außergerichtliche Vorgehen des Gläu�bigers

1.1 Rechtzeitige Absicherung des Gläubigers durchVertragsgestaltung

Zu einer Zeit, da das Verhältnis Gläubiger–Schuldner noch ent-spannt und intakt ist, kann durch vertragliche Absicherung bereitsin vielfältiger Weise Vorsorge für den Streitfall getroffen werden.Im Rahmen der Vertragsfreiheit – sie bedeutet Freiheit des Vertrags-abschlusses und der inhaltlichen Gestaltung –1 sind folgende Klau-seln in Verträgen erlaubt und helfen dem Gläubiger, wenn er seinGeld erstreiten muss:

Mu s t e r k l a u s e l : F ä l l i g k e i tDer Kaufpreis beträgt … Er ist am 6. März 2006 zur Zahlungfällig.

1 Die Vertragsfreiheit gehört zu den grundlegenden Prinzipien unserer Rechts-

ordnung. Sie ist als Teil des Rechts auf freie Entfaltung der Persönlichkeit(Art. 2 Abs. 1 GG) verfassungsrechtlich gewährleistet, (BVerfGE 8, 328;BVerwGE 1, 323), unterliegt aber den Schranken der verfassungsmäßigenOrdnung. Im Schuldrecht findet die Freiheit der inhaltlichen Gestaltung ihreGrenze vor allem in den §§ 134, 138 BGB (Nichtigkeit eines Rechtsgeschäfts,das gegen ein gesetzliches Verbot oder gegen die guten Sitten verstößt), fernerin den §§ 305–310 BGB (Allgemeine Geschäftsbedingungen).

Page 15: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

16

Der Kaufpreis beträgt … Er ist sofort nach Lieferung der Warezur Zahlung fällig. Verzug tritt ohne Mahnung ein.

Vorteile dieser Klausel:Zum Verzugseintritt ist in beiden Fällen keine Mahnung erforder-lich; im ersten Fall nicht, weil die Leistung kalendermäßig bestimmtist (§ 286 Abs. 2 BGB), im letzten Fall nicht, weil durch zulässigevertragliche Vereinbarung auf eine Mahnung verzichtet wurde.Letztere Klausel ist allerdings nicht in allgemeinen Geschäftsbedin-gungen erlaubt (vgl. § 309 Nr. 4 BGB), sondern muss individuellvereinbart werden. Weil in beiden Fällen eine Mahnung entbehrlichist, entfällt auch der für den Gläubiger nicht immer einfache Nach-weis, dass der Schuldner die Mahnung erhalten hat.

Mu s t e r k l a u s e l : V e r z u g s z i n s enGerät der Käufer mit der Zahlung des Kaufpreises in Verzug,schuldet er dem Verkäufer für die Dauer des Verzugs Verzugs�zinsen in Höhe von 15 Prozent jährlich.

Vorteile dieser Klausel:Der Zinsanspruch wird zwischen Gläubiger und Schuldner außerStreit gestellt, d. h., der Gläubiger braucht in einem etwaigenRechtsstreit keinen Nachweis bezüglich der Höhe der Verzugszinsenzu führen, weil die Höhe vereinbart ist.Eine Sonderregelung gilt für Verzugszinsen aus Verbraucherdarle-hensverträgen:Nach § 497 Abs. 1 i. V. m. § 288 Abs. 1 BGB wird die Höhe des Ver-zugszinssatzes auf fünf Prozent über dem jeweiligen Basiszins derBundesbank begrenzt. Der Basiszinssatz beträgt zum Zeitpunkt derDrucklegung 1,37 Prozent und wird zum 1. Januar und 1. Juli einesjeden Jahres von der Deutschen Bundesbank (www.bundesbank.de)angepasst (§ 247 BGB).Die Entwicklung des Basiszinssatzes, seit seiner Einführung am1. Januar 2002, ist der folgenden Tabelle zu entnehmen.

Page 16: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

17

Wert in %

ab 1. Januar 2002 2,57

ab 1. Juli 2002 2,47

ab 1. Januar 2003 1,97

ab 1. Juli 2003 1,22

ab 1. Januar 2004 1,14

ab 1. Juli 2004 1,13

ab 1. Januar 2005 1,21

ab 1. .Juli 2005 1,17

ab 1. Januar 2006 1,37

Der Verbraucher kann aber auch einen geringeren Verzugsschadenbeim Kreditgeber nachweisen, ebenso wie es dem Kreditgeber mög-lich ist, einen höheren Schaden konkret nachzuweisen. Der Kredit-geber hat nach Eintritt des Verzugs für Hauptforderung und Zinsenjeweils getrennte Konten zu buchen. Die Hauptschuld ist dann nachderzeitigem Stand mit regelmäßig höchstens 7,37 Prozent zu ver-zinsen. Die anfallenden Verzugszinsen sind auf gesondertem Kontoverbucht mit höchstens vier Prozent – also dem gesetzlichen Zins-satz nach § 246 BGB – zu verzinsen (§ 497 Abs. 2 Satz 2 BGB).

Mu s t e r k l a u s e l : Un t e rwe r f u n g u n t e r d i e s o f o r t i g eZ wan g s v o l l s t r e c ku n g

Wegen der in der Urkunde eingegangenen Zahlungsverpflich�tung unterwirft sich Herr X der sofortigen Zwangsvollstreckungaus dieser Urkunde in sein gesamtes Vermögen, mit der Maßga�be, dass Vollstreckungsklausel ohne Nachweis und Behauptungder die Fälligkeit begründenden Tatsachen erteilt werden kann.

Vorteile dieser Klausel:Vorteile dieser Klausel:Vorteile dieser Klausel:Vorteile dieser Klausel:Diese Unterwerfungsklausel verschafft dem Gläubiger einen Voll-streckungstitel ohne Einschaltung des Gerichts. Voraussetzung istallerdings, dass die Urkunde von einem deutschen Gericht oder voneinem deutschen Notar in der vorgeschriebenen Form aufgenom-men wurde und einen Anspruch enthält, der die Zahlung einer be-stimmten Menge vertretbarer Sachen oder Wertpapiere zum Ge-genstand hat. Üblich ist diese Klausel vor allem hinsichtlich des

Page 17: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

18

Kaufpreises bei Grundstückskaufverträgen (die ohnehin stets beimNotar abgeschlossen werden müssen).

Mu s t e r k l a u s e l n : Ge r i c h t s s t a n d v e r e i n b a r u n g f ü rK au f l e u t e

Für alle Rechtsstreitigkeiten aus diesem Vertrag sollen die fürden Wohnsitz (bzw. Ort der geschäftlichen Niederlassung) desVerkäufers zuständigen Gerichte örtlich zuständig sein.

oder:

Erfüllungsort für Lieferung und Zahlung sowie Gerichtsstand istder Wohnsitz des Lieferers.

oder einfach:

Gerichtsstand ist München.

Vorteile dieser Klauseln:Vorteile dieser Klauseln:Vorteile dieser Klauseln:Vorteile dieser Klauseln:Der Gläubiger kann an dem ihm günstig gelegenen Gericht denRechtsstreit führen. Hierzu kann er sich, soweit erforderlich, seinesgewohnten Rechtsanwaltes bedienen, ohne weitere Anwälte an ande-ren Gerichtsorten zu bemühen. Dies kann einerseits zu einer Verrin-gerung von Kosten führen. Zudem ist dem Gläubiger bzw. seinemRechtsanwalt meistens die Rechtsprechung dieses Gerichts bekannt.Diese Gerichtsstandsvereinbarung ist grundsätzlich nur zulässig,wenn beide Parteien zur Zeit des Vertragsabschlusses Kaufleute sind,dann aber auch in allgemeinen Geschäftsbedingungen (OLG Karls-ruhe in NJW 1996, 2041). Gerichtsstandsvereinbarungen in allge-meinen Geschäftsbedingungen sind im nichtkaufmännischen Ver-kehr nach § 307 Abs. 2 Nr. 1 BGB wegen Verstoßes gegen denGrundgedanken des § 38 ZPO (Verbraucherschutz!) unwirksam(BGH, NJW 1987, 2867). Mit Nichtkaufleuten ist eine Gerichts-standsvereinbarung nur zulässig, wenn sie ausdrücklich und schrift-lich nach dem Entstehen der Streitigkeit oder für den Fall geschlos-sen wird, dass der Schuldner nach Vertragsschluss seinen Wohnsitzoder gewöhnlichen Aufenthaltsort ins Ausland verlegt – wichtig beiAusländern als Schuldnern, die in ihr Heimatland zurückkehrenkönnten – oder sein Wohnsitz oder gewöhnlicher Aufenthalt imZeitpunkt der Klageerhebung nicht bekannt ist (§ 38 Abs. 3 ZPO).

Page 18: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

19

Mu s t e r : Ge r i c h t s s t a n d s ve r e i n b a r u n g f ü r N i c h t �k au f l e u t e

Für den Fall, dass Herr Herbert Mayer, Donaugasse 14 in 93049Regensburg, nach Vertragsschluss seinen Wohnsitz oder ge�wöhnlichen Aufenthaltsort ins Ausland verlegt oder sein Wohn�sitz oder gewöhnlicher Aufenthaltsort im Zeitpunkt einer etwai�gen Klageerhebung nicht bekannt ist, vereinbaren die Vertrags�schließenden für alle Klagen wegen Streitigkeiten aus demheute abgeschlossenen Werkvertrag München als Gerichtsstand.

München, den 12. März 2006Unterschrift Franz Huber Unterschrift Herbert MayerBauschreinerei

Am Nymphenbad 1382123 München

Ausnahmsweise darf auch zwischen Nichtkaufleuten von vornhereinein Gerichtsstand vereinbart werden, wenn eine der Parteien keinenallgemeinen Gerichtsstand im Inland hat (§ 38 Abs. 2 Satz 1 ZPO).Dies empfiehlt sich sehr bei Ausländern, die im Ausland wohnen.Die Vereinbarung muss aber in jedem Fall schriftlich abgeschlossenoder falls mündlich abgeschlossen, schriftlich bestätigt werden. Hateine der vertragsschließenden Parteien einen allgemeinen Gerichts-stand im Inland, so kann nur ein Gericht gewählt werden, bei demdiese Partei ihren allgemeinen Gerichtsstand hat oder bei dem für sieein besonderer Gerichtsstand begründet ist.

Mu s t e r : S c h i e d s v e r e i n b a r u n gAlle Rechtsstreitigkeiten aus dem Vertrag vom 12.03.2006, be�treffend den Einbau einer kompletten Erdgas�Warmwasser�heizung in den Neubau München, Perlacher Str. 14, sind unterAusschluss des Klageverfahrens vor den ordentlichen Gerichtennach den Bestimmungen der Schiedsgerichtsordnung des Deut�schen Ausschusses für das Schiedsgerichtswesen durch einSchiedsgericht zu entscheiden. Schiedsrichter soll sein …

Vorteile dieser Vereinbarung:Vorteile dieser Vereinbarung:Vorteile dieser Vereinbarung:Vorteile dieser Vereinbarung:Diese Schiedsvereinbarung führt zu einer beschleunigten Streiterle-digung unter Ausschaltung der (oft recht langsam arbeitenden)

Page 19: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

20

staatlichen Gerichtsbarkeit. Erhebt eine der Vertragsparteien vordem ordentlichen Gericht Klage, so wird diese auf die Einrede derSchiedsgerichtsbarkeit als unzulässig abgewiesen (§ 1032 Abs. 1ZPO). Bei der Beteiligung eines Verbrauchers ist diesbezüglich stetseine gesonderte Vereinbarung zu treffen, da die Urkunde keineanderen Regelungen enthalten darf als solche, die sich auf dasschiedsgerichtliche Verfahren beziehen (vgl. § 1031 Abs. 5 ZPO; beinotarieller Beurkundung darf die Urkunde auch andere Vereinba-rung neben der Schiedsvereinbarung enthalten).

Mu s t e r : V e r f a l l k l a u s e lKommt der Schuldner mit Zahlung einer Rate zwei Wochen inRückstand, so ist der gesamte noch offene Restbetrag zur Zah�lung fällig.

Vorteile dieser Klausel:Vorteile dieser Klausel:Vorteile dieser Klausel:Vorteile dieser Klausel:Diese Verfallklausel, die z. B. bei einem Ratenzahlungsvergleichvereinbart werden kann, dient dazu, die Zahlungsmoral des Schuld-ners, demgegenüber durch Einräumung von Ratenzahlung bereitsEntgegenkommen gezeigt wurde, zu verbessern. Er muss bei Entste-hen eines Rückstands damit rechnen, dass er den Restbetrag aufeinmal entrichten muss.

Mu s t e r : Ge h a l t s a b t r e t u n gDer unterzeichnende Feinmechaniker Hans Maier in Münchenschuldet dem Bauunternehmer Max Gleiser in Geltendorf ausdem Bau des Hauses Sonnenstraße 128b in München noch1.500 EUR.Zur Deckung dieses Betrags, der in zehn Monatsraten gezahltwerden soll, tritt der Schuldner von den ihm für Februar 2006bis November 2006 zustehenden Gehaltsbezügen bei der Fa.Alexander Groß, Kamerawerk in Neuperlach jeweils 150 EURmonatlich an den Gläubiger ab.

Für den Fall des Arbeitsplatzwechsels gilt diese Abtretung auchfür Arbeitseinkommen jeglicher Art, das er von seinem jeweili�gen künftigen Arbeitgeber erhält.

Für den Fall der Arbeitslosigkeit tritt der Unterzeichnende150 EUR seines monatlichen Arbeitslosengeldes bzw. seiner mo�

Page 20: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

21

natlichen Arbeitslosenhilfe, soweit dieser Betrag unter Beach�tung der Pfändungsgrenzen des § 850c ZPO pfändbar wäre, ab.München, den 12.01.2006

Hans Maier

Vorteile dieser Klausel:Vorteile dieser Klausel:Vorteile dieser Klausel:Vorteile dieser Klausel:Diese Gehaltsabtretung, die dem Gläubiger bei nachfolgendenPfändungen anderer Gläubiger den Vorrang sichert, erfasst auch allekünftigen Gehaltsansprüche aus später folgenden Arbeitsverhältnis-sen und wirkt gegen die jeweiligen Arbeitgeber (während die Pfän-dung immer nur Forderungen aus einem bestimmten Arbeitsver-hältnis erfasst!). Außerdem wird auch der Fall der Arbeitslosigkeiterfasst (vgl. § 53 Abs. 3 SGB I).Wenn nach stiller Zession ein anderer Gläubiger die Gehaltsforde-rung hat pfänden und sich zur Einbeziehung überweisen lassen,kann derjenige, dem die Forderung zuvor abgetreten wurde, dievom Gläubiger eingezogenen Beträge von diesem aus dem Gesichts-punkt der ungerechtfertigten Bereicherung herausverlangen (BGHZ66, 150).Ist der Schuldner Beamter, Soldat oder Geistlicher, so ist die Abtre-tung nur mittels öffentlich oder amtlich beglaubigter Urkunde mög-lich (vgl. § 411 BGB).Arbeitseinkommen kann allerdings nur insoweit abgetreten werden,als es kraft Gesetzes pfändbar ist (§ 400 BGB, § 851 ZPO). Stets istzu prüfen, ob die Abtretung nicht vertraglich ausgeschlossen ist(§ 399 BGB)!Das kann durch besondere Vereinbarung zwischen Arbeitgeber undArbeitnehmer im Arbeitsvertrag festgelegt sein. So enthalten mancheIndividualarbeitsverträge folgende Klausel: „Die Abtretbarkeit undVerpfändbarkeit der Lohnansprüche aus diesem Vertrag werdenausdrücklich ausgeschlossen“.Aber auch manche Tarifverträge erklären eine Lohnabtretung nurmit Zustimmung des Arbeitgebers für zulässig, z. B. der Bundes-rahmentarifvertrag vom 3.2.1981 für das Baugewerbe (Arbeiter) in§ 5 Nr. 12, der Manteltarifvertrag vom 9.5.1985 für die gewerblichenArbeitnehmer der Industrie der Steine und Erden und des Beton-handwerks in Bayern in Nr. 82 („nur mit schriftlicher Zustimmung

Page 21: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

22

des Arbeitgebers zulässig“), ebenso der Bundesrahmentarifvertragvom 20.6.1985 für gewerbliche Arbeiter im Garten-, Landschafts-und Sportplatzbau.Der pfändbare Betrag kann anhand von Lohnpfändungstabellenermittelt werden (siehe Anhang).

Mu s t e r k l a u s e l : I n k a s s o ko s t e n k l a u s e lWird bei Zahlungsverzug des Mieters, Käufers, Bestellers usw.ein Inkassobüro mit der Forderungseinziehung beauftragt, so hatder Mieter, Käufer, Besteller usw. die aus dieser Beauftragungentstehenden Kosten mit Ausnahme des Erfolgshonorars zu tra�gen.

Vorteile dieser Klausel:Vorteile dieser Klausel:Vorteile dieser Klausel:Vorteile dieser Klausel:Um Beweisrisiken in einem etwaigen Rechtsstreit um vorgerichtlicheKosten zu vermindern, können Gläubiger und Schuldner den Ersatzder im Falle des Verzugs durch die Einschaltung eines Inkassobürosentstehenden Kosten vorab vertraglich vereinbaren.Eine solche Vereinbarung ist auch in allgemeinen Geschäftsbedin-gungen des Gläubigers möglich. Eine entsprechende Klausel verstößtnicht gegen die Klauselverbote der §§ 308, 309 BGB (siehe dazu LGMünchen I in JurBüro 1989, 648).Nach § 307 Abs. 1 BGB sind jedoch Bestimmungen in allgemeinenGeschäftsbedingungen unwirksam, wenn sie den Vertragspartnerdes Verwenders entgegen den Geboten von Treu und Glauben un-angemessen benachteiligen. Eine solche unangemessene Benachteili-gung läge im Abwälzen des Erfolgshonorars, das der Gläubiger demInkassobüro zahlen muss, auf den Schuldner.

M u s t e r k l a u s e l : M ah n g e b ü h r e nFür jede Mahnung wird eine pauschale Gebühr von 5 EUR erho�ben.

Ebenfalls zur Vermeidung von Beweisrisiken im Rechtsstreit dientdiese Klausel. Soll sie in allgemeinen Geschäftsbedingungen Ver-wendung finden, ist allerdings hinter dem Wort Mahnung der Zu-

Page 22: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

23

satz einzufügen „mit Ausnahme der Erstmahnung“, denn sonst istdie Klausel gemäß § 309 Nr. 4 BGB unwirksam.2

Wird nämlich eine Mahnpauschale als Verzugsschaden schon für dieerste Mahnung vorgesehen, so ist dies nach § 307 Abs. 2 Nr. 1 BGBunwirksam, da vor der ersten Mahnung noch kein Verzug gegeben ist.

M u s t e r : An f o r d e r u n g e i n e r B au h an d we r k e r s i c h e r �h e i t

Sehr geehrte Herren,bezüglich des Bauvorhabens Bahnhofstraße 24 in Hildesheimwurde zwischen Ihnen und mir ein Bauvertrag über die Herstel�lung und Lieferung von Fenstern und Türen abgeschlossen. ZurSicherung der von mir zu erbringenden Vorleistungen bitte ichSie, mir eine selbstschuldnerische Bankbürgschaft in Höhe von45.000 EUR bis zum 20.9.2006 zu stellen. Die üblichen Kostender Bankbürgschaft bis zu einem Höchstbetrag von zweiProzent für das Jahr werde ich Ihnen erstatten.Ich bitte Sie für diese Sicherungsmaßnahme und auch dafür umVerständnis, dass ich nach Ablauf der Frist ohne Stellung der Si�cherheit meine Leistung verweigern werde.

BauhandwerkersicherheitBauunternehmer und Bauhandwerker haben häufig erhebliche Lei-stungen zu erbringen, bevor ihnen ihr Werklohn zusteht (Vorlei-stungspflicht, § 641 BGB). Es besteht daher ein besonderes Siche-rungsbedürfnis für den Fall, dass der Auftraggeber nicht zahlenkann. Die Sicherungshypothek am Baugrundstück des Bestellers, diees schon früher gab (§ 648 BGB), ist kein ausreichendes Siche-rungsmittel, da sie sich wegen vorrangiger Belastungen – z. B. zurAbsicherung von Baukrediten – meist als wertlos erweist. Nunmehrkann der „Unternehmer eines Bauwerks“ – das ist der Bauhandwer-ker, der kraft Werkvertrags bei einem Bauvorhaben tätig wird, aberauch der Architekt und Statiker sowie Subunternehmer – vom Be-steller/Bauherr (Auftraggeber) für die von ihm zu erbringendenVorleistungen eine Sicherheit bis zur Höhe seines voraussichtlichen

2 BGH in NJW 1985, 324: Kein Ersatz der Kosten der Erstmahnung!

Page 23: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

24

Vergütungsanspruchs verlangen (§ 648a BGB). Damit wird derBauhandwerker abgesichert; er muss dafür allerdings die Kosten derzu stellenden Sicherheit – meist eine selbstschuldnerische Bürgschafteiner Bank oder Sparkasse – bis zur Höhe von zwei Prozent jährlichübernehmen.Der Handwerker muss dem Bauherrn eine angemessene Frist – zweibis drei Wochen – mit der Erklärung bestimmen, dass er nach Ab-lauf der Frist seine Leistung verweigern werde. Leistet der Bestellerdie Sicherheit nicht fristgemäß, kann der Unternehmer dem Bestel-ler eine Nachfrist verbunden mit einer Kündigungsandrohungsetzen. Verpflichtet ist er dazu allerdings nicht. Nach ergebnislosemFristablauf gilt der Vertrag ohne zusätzliche Kündigung als aufgeho-ben (§ 643 Satz 2 BGB). Der Unternehmer hat dann Anspruch aufanteilige Vergütung entsprechend den bis zur Vertragsaufhebungerbrachten Leistungen und auf Ersatz der Auslagen, soweit sie nichtbereits in der Teilvergütung enthalten sind. Ferner kann er Ersatzdes Vertrauensschadens verlangen (z. B. den Gewinn, der demUnternehmer entgeht, weil er im Hinblick auf diesen Bauvertrag dieÜbernahme eines anderen Bauauftrags abgelehnt hat). Die Höhedieses Schadens wird für einen ab dem 1. Mai 2000 geschlossenenVertrag mit fünf Prozent der Auftragssumme vermutet, um demUnternehmer die Darlegung des Schadens zu erleichtern. Ein-schränkung: Eine Bauhandwerkersicherheit kann nicht verlangtwerden bei Herstellung oder Instandsetzung eines Einfamilienhauseseiner Privatperson sowie bei Aufträgen juristischer Personen desöffentlichen Rechts. Es verbleiben also vornehmlich Bauträger.

Immer wieder tritt der Fall auf, dass eine GmbH zahlungsunfähigwird. Die gutsituierten Gesellschafter verweigern unter Hinweis aufdie Haftungsbeschränkung nach § 13 Abs. 2 GmbHG („Für Ver-bindlichkeiten der Gesellschaft haftet den Gläubigern derselben nurdas Gesellschaftsvermögen“) die Zahlung.Eine so genannte Durchgriffshaftung, d. h. die Möglichkeit desGläubigers, wegen Gesellschaftsschulden auf das Privatvermögen derGesellschafter durchzugreifen, besteht nur in sehr engen Grenzen.Während ein großer Teil der Rechtslehre annimmt, dass das Haf-tungsprivileg des § 13 Abs. 2 GmbHG nach seinem Sinn und Zweck

Page 24: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

25

bereits dann entfallen muss, wenn die Gesellschafter auf Kosten derGläubiger ihre Gesellschaft von vornherein mit einem eindeutigoder offenkundig nicht ausreichenden Stammkapital versehen, so-dass bereits geringfügige Verluste stets zum Nachteil der Gläubigerausschlagen (sog. qualifizierte Unterkapitalisierung),3 lässt der BGHbisher nur bei den Fallgruppen der Konzernbeherrschung4 und derVermögensvermischung eine Durchgriffshaftung zu.5 Letzterer Fallliegt vor, wenn sich das Gesellschafts- und das Privatvermögen derGesellschafter nicht mehr unterscheiden lassen. Dies wird ange-nommen, wenn das Vermögen in den Büchern unzureichend aus-gewiesen ist, wenn die Buchführung sonst undurchsichtig ist oderwenn die Vermögensabgrenzung verschleiert wird.Zur persönlichen Haftung von GmbH-Gesellschaftern siehe zu-sammenfassend BGH in NJW 1994, 1808.Eine Eigenhaftung des GmbH-Geschäftsführers kommt in folgen-den Fällen in Betracht:● aus Verschulden bei Vertragsschluss (siehe BGH in WM 1993,

295 und OLG München in WM 1993, 1429),● wegen sittenwidriger Schädigung nach § 826 BGB (siehe BGH in

WM 1996, 587 und OLG Celle in NJW-RR 1994, 615),● wegen unerlaubter Handlung, § 823 Abs. 2 i. V. m. § 263 StGB in

Form des Eingehungsbetrugs (siehe A 1.5) oder i. V. m. vorsätzli-cher oder fahrlässiger Insolvenzverschleppung nach §§ 64, 84Abs. 1 Nr. 2 GmbHG.

Der BGH (NJW 1995, 398, WM 1994, 1428) hat die Haftung desGeschäftsführers der GmbH inzwischen in Abkehr von seiner frü-heren Rechtssprechung erheblich verschärft:Die Gläubiger, die ihre Forderungen gegen die GmbH nach demZeitpunkt erworben haben, zu dem Konkursantrag hätte gestelltwerden müssen (= Neugläubiger), haben gegen den insoweitschuldhaft pflichtwidrig handelnden Geschäftsführer einen An-spruch auf Ausgleich des vollen Schadens, nicht nur des sogenann-ten Quotenschadens (dieser ist den Altgläubigern, deren Forderung

3 Scholz, GmbHG, 7. Aufl., Rdn. 83 zu § 13.

4 S. dazu BGH in BB 1985, 2065.

5 BGH in NJW 1986, 188.

Page 25: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

26

vor der Insolvenzreife entstanden ist, zu ersetzen, BGHZ 29, 100,auch WM 1959, 267), der ihnen dadurch entsteht, dass sie inRechtsbeziehungen zu einer überschuldeten oder zahlungsunfähigenGmbH getreten sind. Die Antragspflicht trifft auch den faktischenGeschäftsführer (BayObLG in NJW 1997, 1936).Eine interne Aufteilung der Geschäftsführung (z. B. in technischeund kaufmännische Geschäftsführer) entbindet den einzelnen Ge-schäftsführer nicht von seiner Kontrollpflicht hinsichtlich der Zah-lungsfähigkeit und Überschuldung der Gesellschaft (BGH, Urteilvom 1.3.1993 in WM 1994, 1030).Der Gläubiger kann sich aber auf verschiedene Art vertraglich absi-chern, wenn er die Möglichkeit hat, mit einem Geschäftsführeroder Gesellschafter entsprechende Vereinbarungen zu treffen.Insbesondere in Fällen, in denen es sich um eine Einmann-GmbHhandelt, deren einziger Gesellschafter gleichzeitig auch der Ge-schäftsführer der GmbH ist und wenn der Gläubiger der Kapital-kraft der Gesellschaft nicht traut, empfiehlt es sich, eine zusätzlicheAbsicherung vorzunehmen. Durch die im BGB nicht geregelten,aber infolge der Vertragsfreiheit (siehe A 1.1) zulässigen Siche-rungsformen Schuldbeitritt und Garantievertrag wird der Gläubi-ger im ersten Fall durch die Erweiterung der Haftung auf eine zu-sätzliche Person, im zweiten Fall durch die zusätzliche Übernahmeeiner Verpflichtung durch einen Dritten, für die Bezahlung derSchulden einzustehen, besser abgesichert.Auch die Bürgschaft, insbesondere die selbstschuldnerische, bewirktdie zusätzliche Sicherung des Gläubigers für den Fall der Zahlungs-unfähigkeit des Hauptschuldners.Der Dritte, mit dem diese Sicherungsvereinbarungen getroffen wer-den können, wird im Regelfall ein Gesellschafter der GmbH sein.Zweckmäßig ist es, alle drei Sicherungsverträge schriftlich abzu-schließen, obwohl lediglich die Bürgschaft von Gesetzes wegen derSchriftform bedarf.6

6 § 766 BGB. Schriftform ist nicht erforderlich, wenn der Bürge Kaufmann ist

und die Bürgschaftsverpflichtung als Handelsgeschäft abgegeben hat (§ 350HGB).

Page 26: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

27

Folgende Formulierungen werden vorgeschlagen:

M u s t e r : S c hu l d b e i t r i t tDie X�GmbH schuldet Herrn Y (bzw. Fa. Y), …straße 13, Mün�chen, aus Warenlieferungen einen Betrag von 42.500 EUR. HerrFranz Josef Huber, …straße 65, München, verpflichtet sich hier�mit gegenüber Herrn Y (Fa. Y) zur Zahlung des vorgenanntenBetrags als Gesamtschuldner neben der X�GmbH.

München, den … Huber Y

Mu s t e r : S e l b s t s ch u l d n e r i s c h e Bü r g s c h a f tFür die Herrn Y, …straße 13, München gegenüber der X�GmbHzustehende Forderung in Höhe von 42.500 EUR übernehme ichdie Bürgschaft unter Verzicht auf die Einrede der Vorausklage.

München, den … F. J. Huber

Mu s t e r : Ga r an t i e v e r t r a gIch, Franz Josef Huber, …straße 65, München, übernehme HerrnY gegenüber unwiderruflich die Garantie für die pünktliche Be�gleichung der Forderung aus Warenlieferung in Höhe von42.500 EUR, die Herrn Y gegen die X�GmbH zusteht.

München, den … F. J. Huber

Auch mit Hilfe eines Kreditauftrags ist es möglich, auf vertraglichemWege die Haftungsbeschränkung des § 13 Abs. 2 GmbHG zu besei-tigen.

Mu s t e r : K r e d i t a u f t r a gAn den Kreditgeber (z. B. die X�Bank)

Ich erteile Ihnen unter Verzicht auf die Einreden der §§ 768, 770und 771 BGB und unter voller Haftung auch für sämtliche Zin�sen und Kosten den Auftrag, der X�GmbH in …unter Einbezie�hung der bereits gewährten Kredite bis auf weiteres in laufenderRechnung einen Kredit von 50.000 EUR einzuräumen.

Page 27: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

28

Meine Haftung bezieht sich auf die bereits gewährten Kredite.

Für das durch diese Kredite begründete Rechtsverhältnis geltenIhre allgemeinen Geschäftsbedingungen.

Ich verzichte auf Unterrichtung über die jeweilige Höhe des Kre�dits und etwaige die Kreditwürdigkeit der X�GmbH berührendeUmstände. Ich werde mich insoweit selbst durch Einsicht in dieUnterlagen der Kreditnehmerin informieren. § 776 BGB giltnicht.

München, den … F. J. Huber

In zunehmendem Maße tauchen Gesellschaften bürgerlichenRechts (GbR) mit dem Zusatz „mbH“ oder „mit beschränkterHaftung“ auf. Das kann zu Irritationen führen. Im Normalfall haf-ten die Gesellschafter für die Verbindlichkeiten der GbR persönlichund uneingeschränkt als Gesamtschuldner mit ihrem gesamtenVermögen (§ 427 BGB). Durch den Zusatz „mbH“ möchten dieGesellschafter erreichen, dass ihnen neben den Vorteilen der GbR – keine Publizitätspflicht im Handelsregister, keine Formbedürftigkeitdes Gesellschaftsvertrags, kein haftendes Mindestkapital – auch nochdie Vorteile einer GmbH – keine persönliche Haftung der Gesell-schafter, sondern Beschränkung der Haftung auf das Gesellschafts-vermögen – zufließen. Obwohl die Haftungsbeschränkung auf dasGesellschaftsvermögen bei einer GbR mit dem Prinzip der ge-schlossenen Zahl von Gesellschaftsformen (numerus clausus) unddem Grundsatz der Mindestkapitalisierung beschränkt haftenderGesellschaften nicht vereinbar ist, lässt der Bundesgerichtshof imHinblick auf die Vertragsfreiheit die Haftungsbeschränkung zu,„wenn dies nach außen erkennbar ist.“7

Dies ist bedenklich.8 Als künftiger Vertragspartner einer sich alsGbRmbH bezeichnenden Gesellschaft ist Vorsicht geboten. Mansollte vor Aufnahme einer Geschäftsbeziehung die Vorlage des Ge-sellschaftsvertrags verlangen, um das Ausmaß der Haftungsbe-schränkung – die Haftung wird gelegentlich sogar auf „die Einlagender Gesellschafter“ beschränkt, was noch riskanter ist – festzustellen.

7 BGH in MDR 1997, 952 = NJW 1997, 2754 ff.; NJW-RR 1994, 98.

8 Siehe ausführlich dazu Hasselbach in MDR 1998, 1200; BFH in ZIP 1990, 643,

645; OLG Düsseldorf in NJW 1990, 2133.

Page 28: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

29

Erkundigungen über die wirtschaftliche Lage der Gesellschaft sindangezeigt. Falls es die Wettbewerbslage erlaubt, Vorkasse oder Si-cherheiten (siehe A 1.1) verlangen.Eine Eintragung der GbR in die Handwerksrolle setzt allerdingsvoraus, dass für die technische Leitung ein persönlich haftenderGesellschafter verantwortlich ist, der die Voraussetzung für die Ein-tragung in die Handwerksrolle erfüllt (§ 7 Abs. 4 Satz 2 Handwerk-sordnung). Bei Handwerksmeistern wird also die GbRmbH kaumvorkommen.Das Thüringer OLG Jena (in NJW-RR 1998, 1493) hält eine„GbRmbH“ für keine anerkennbare Rechtsform und hält eine Haf-tungsbeschränkung auf das Gesellschaftsvermögen durch bloßesAnhängen von „mbH“ an die Geschäftsbezeichnung für unwirksam.Es verurteilte die drei Gesellschafter der GbR als persönlich Haften-de.Die Revision gegen dieses Urteil hat der BGH (WM 1999, 2071)inzwischen zurückgewiesen und ausgeführt, dass die Haftung derGbR nicht durch den Zusatz „mbH“ beschränkt werden kann, son-dern allenfalls durch eine individualvertragliche Vereinbarung aus-geschlossen oder auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt werdendarf.

1.2 Fälligkeit des Anspruchs und Verzug

Der Gläubiger kann Zahlung verlangen, sobald seine Forderungfällig geworden ist. Die Fälligkeit der Forderung ergibt sich in ersterLinie aus der zwischen Gläubiger und Schuldner getroffenen Ab-sprache; wenn ein Fälligkeitstermin weder ausdrücklich festgelegt istnoch aus den Umständen entnommen werden kann, bestimmt§ 271 BGB, dass die Leistung auf Verlangen sofort erbracht werdenmuss.Mit der bloßen Fälligkeit kommt der Schuldner aber grundsätzlichnoch nicht in Verzug; der Gläubiger muss ihn vielmehr vorher nochbesonders auffordern, seine fällige Schuld zu erfüllen. Diese Auffor-derung wird in der Regel als Mahnung bezeichnet (§ 286 Abs. 1BGB). Das Mahnen ist zunächst Sache des Gläubigers selbst.

Page 29: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

30

Vielfach muss der außergerichtlichen Mahnung eine Kündigung desGläubigers vorangehen, z. B. dann, wenn er dem Schuldner einDarlehen gewährt hat, ohne dass ein bestimmter Rückzahlungster-min ausgemacht worden ist. Die Kündigungsfrist für ein Darlehenbeträgt, falls die Beteiligten nichts anderes vereinbart haben, dreiMonate (§ 488 Abs. 3 BGB).Sind Darlehenszinsen nicht geschuldet, so kann der Darlehensneh-mer das Darlehen auch ohne Kündigung zurückerstatten.Ist Ratenzahlung vereinbart, so hat die Fälligkeit einer Rate gesetz-lich nicht die sofortige Fälligkeit aller späteren Raten zur Folge. Dazubedarf es vielmehr der Festlegung einer besonderen Verfallklausel.

M u s t e r k l a u s e l : R a t e n z ah l u n g m i t V e r f a l l k l a u s e lDer Kaufpreis mit 1.000 EUR ist in vier Vierteljahresraten, fälligam 1. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. Oktober 2006 zinslos zahl�bar. Sollte der Schuldner mit einer Rate länger als zwei Wochenin Rückstand kommen, so ist der gesamte (Rest�)Kaufpreis sofortzahlungsfällig, und zwar mit zwölf Prozent Zinsen vom 1. Januar2006 an.

Diese Verfallklausel ist in den Kaufvertrag aufzunehmen und vonden Vertragsparteien zu unterzeichnen.Nach dem Schuldrechtsmodernisierungsgesetz kommt der Schuld-ner grundsätzlich durch eine Mahnung nach Fälligkeit in Verzug(§ 286 Abs. 1 BGB).Der Gläubiger kann aber auch auf eine Mahnung verzichten unddem Schuldner die Rechnung zusenden. Der Schuldner kommtdann 30 Tage nach Zugang der Rechnung automatisch in Verzug(§ 286 Abs. 3 BGB). Ist der Schuldner Verbraucher, so gilt dies nur,wenn er in der Rechnung auf diese Folgen des Zugangs hingewiesenwurde. Verbraucher sind natürliche Personen, die das Rechtsge-schäft weder im Zusammenhang mit ihrer gewerblichen oderselbstständigen Tätigkeit abgeschlossen haben (§ 13 BGB).

Page 30: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

31

Mu s t e r e i n e r R e c h n u n g m i t 30� T ag e� Z ah l u n g s f r i s tMax MayerHeizung – Lüftung – Sanitär

Klimatechnik – Solaranlagen(Anschrift)

Herr Anton Redlich Rechnung Nr. ...(Anschrift) Datum: ...

Kundennummer ...

RechnungÜber den Einbau eines neuen Heizkessels zum vereinbarten Preisvon EUR 5.172,42

zzgl. 16 % MwSt. EUR 827,59

insgesamt EUR 6.000,01

Sehr geehrter Herr Redlich,

zahlen Sie bitte den Betrag innerhalb von 10 Tagen ab Zugangdieser Rechnung. Spätestens 30 Tage nach Zugang der Rech�nung tritt Zahlungsverzug ein, wodurch gesetzliche Verzugs�zinsen in Höhe von 6,37 % jährlich anfallen.

Ich danke Ihnen für den Auftrag und lege zu Ihrer Arbeitser�leichterung ein Überweisungsformular bei.

Mit freundlichen Grüßen

Unterschrift

Bankverbindung ...

(Anmerkung: Bei Nichtverbrauchern sind anstelle der 6,37 %9,37 % Verzugszinsen einzusetzen.)

Wenn Sie mit Bankkredit arbeiten und ihn in Höhe der Kaufpreis-und Werklohnforderung in Anspruch genommen haben, fügen Siebitte anstelle des Halbsatzes „wodurch für Sie gesetzliche Verzugs-zinsen in Höhe von ...“ den folgenden Satz ein.

Page 31: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

32

V a r i a n t e b e i I n an s p r u c h n ah me v o n B an kk r e d i tDa ich einen mit 12,5 % jährlich verzinsten Bankkredit in Höheder mir gegen Sie zustehenden Forderung in Anspruch nehme,bitte ich um Verständnis, dass ich nach Eintritt des Zahlungsver�zugs leider gezwungen bin, mir diesen Zinssatz für aufgewandteKreditzinsen von Ihnen erstatten zu lassen.

Ich danke Ihnen für den Auftrag und bitte Sie, Ihre Zahlung sovorzunehmen, dass keine Verzugszinsen für Sie entstehen. ZurIhrer Arbeitserleichterung lege ich ein Überweisungsformularbei.

Mit freundlichen Grüßen

Unterschrift

M u s t e r f ü r e i n e M ah n u n g ( §286 Ab s . 1 BGB )Sehr geehrter Herr ...,vor 10 Tagen habe ich Ihnen meine Rechnung vom ... zugesandt.

Leider konnte ich bislang noch keinen Zahlungseingang fest�stellen.

Ich bitte um Verständnis, dass ich die Zahlung anmahnen muss.Ab Zugang dieser Mahnung wird der gesetzliche Verzugszins inHöhe von derzeit 6,37 % jährlich zur Zahlung fällig.

(Variante: Ab Zugang dieser Mahnung wird der gesetzliche Ver�zugszins für Nichtverbraucher in Höhe von derzeit 9,37 % jähr�lich zur Zahlung fällig.)

Achten Sie bitte darauf, durch eine rasche Zahlung das Entste�hen einer erheblichen Zinsforderung zu vermeiden.

Mit freundlichen Grüßen

Unterschrift

Eine Mahnung ist nicht notwendig,1. wenn die Vertragsparteien einen festen Zahlungstermin verein-

bart haben (§ 286 Abs. 2 Nr. 1 BGB). Aber: Nicht ausreichendfür Verzug ohne Mahnung ist es, wenn der Gläubiger einseitigeinen Zahlungstermin auf die Rechnung schreibt.9

9 OLG Düsseldorf in MDR 1976, 41; LG Mannheim in BB 1968, 269.

Page 32: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

33

2. wenn der Gläubiger dem Schuldner z.B. mitteilt, dass Werklohn10 Tage nach Rechnungszugang zu überweisen ist (§ 286 Abs. 2Nr. 2 BGB)

3. wenn der Schuldner die Leistung ernsthaft und endgültig ver-weigert (§ 286 Abs. 2 Nr. 3 BGB)10 oder

4. wenn der Schuldner Zahlung zu einem bestimmten Terminankündigt, dann aber nicht zahlt (§ 286 Abs. 2 Nr. 4 BGB). DerVerzug beginnt dann zu diesem Zeitpunkt.

Eine Stundung der Schuld durch den Gläubiger beseitigt den Verzugdes Schuldners.

Schließlich können Gläubiger und Schuldner durch besondere ver-tragliche Vereinbarung auf eine Mahnung verzichten; entsprechendeKlauseln in allgemeinen Geschäftsbedingungen sind allerdings un-wirksam (§ 309 Nr. 4 BGB).

1.3 Private Mahnung durch den Gläubiger selbst

Einige Hinweise vorab:1. Der Gläubiger sollte versuchen, mit dem Schuldner ins Gespräch

zu kommen. Oft lassen sich telefonisch Missverständnisse aus-räumen und für beide Teile befriedigende Lösungen finden. Diemangelnde Kommunikation ist eines der Grundübel unsererZeit!

2. Gegen zahlungsunwillige Schuldner empfiehlt sich stets ein ab-gestuftes Vorgehen: Wenn man Bekannte oder Geschäftspartnermahnt, empfiehlt es sich, individuell gestaltete Mahnbriefe, diepersönlich unterzeichnet werden, zu benutzen. Erst wenn diesnichts nützt, wird ein zwangsweises Vorgehen anzudrohen sein.Anders bei Schuldnern, mit denen man nur ein einmaligesSchuldverhältnis hat: Hier genügen schematisierte Mahnschrei-ben (siehe unten Muster: Mahnung (Klageandrohung) und Mu-

10 BGH früher in ständiger Rechtsprechung, zuletzt NJW 1983, 1730. Bei wie-

derkehrenden kalendermäßig bestimmten Leistungen tritt Verzug desSchuldners jeweils bei Verspätung ein, auch wenn der Gläubiger bisher dieregelmäßig unpünktlichen Leistungen stets widerspruchslos annahm (BGH inNJW 1959, 766).

Page 33: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

34

ster: Mahnung (Hinweis auf Verzugszinsen). Danach kann,wenn keine Reaktion erfolgt, entweder ein Inkassobüro beauf-tragt werden oder gleich das gerichtliche Mahn- oder Klagever-fahren eingeleitet werden (siehe A 1.4 und A 2.2). Zuvor sollteaber der Zugang der Mahnung im Hinblick auf das Kostenrisikodes § 93 ZPO – Schuldner erkennt den Anspruch sofort an, ohnevorher durch sein Verhalten Anlass zur Klageerhebung gegebenzu haben – sichergestellt sein (siehe A 1.3).

3. Am besten sollten dem Mahnschreiben ausgefüllte Überwei-sungsformulare beigefügt werden (notfalls genügt auch die deut-lich sichtbar aufgeführte Kontonummer und Bankverbindungdes Gläubigers).Viele Menschen scheuen das Ausfüllen von Formularen, sei es,weil es ihnen lästig ist, sei es, weil sie zu unbeholfen sind.

4. Hat der Gläubiger mit der Durchführung eines gerichtlichenVerfahrens gedroht und dem Schuldner noch eine letzte Frist zurZahlung gesetzt, so muss er nach Fristablauf die gerichtlichenSchritte auch tatsächlich und mit allem Nachdruck einleiten.Sonst glaubt der Schuldner auch in späteren Fällen nicht mehr,dass es der Gläubiger mit der gerichtlichen Durchsetzung seinesAnspruchs tatsächlich ernst meint.Man sollte sich aber davor hüten, die Mahnungen durch-zunummerieren, denn der versierte Schuldner erwartet, dass ei-ner „ersten Mahnung“ auch eine „zweite“ und sogar noch eine„dritte und letzte“ folgt, mit der Folge, dass er sich noch ein paarWochen länger Zeit mit dem Zahlen lässt. Die Zahlungsmoralsinkt, und wer knapp bei Kasse ist, verzögert die Zahlung, so lan-ge es geht.Die Kosten für die Erlangung eines gerichtlichen Vollstre-ckungstitels sind meist auch dann nicht umsonst aufgewendet,wenn beim Schuldner zunächst im Wege der Zwangsvollstre-ckung nichts zu holen ist. Eine mit Vollstreckungstitel verseheneForderung verjährt regelmäßig erst in 30 Jahren, einem Zeit-raum, in dem der Schuldner durchaus wieder zu Geld kommenkann (§ 197 Abs. 1 Nr. 3 BGB).

5. Stets ist zu beachten, dass eine Mahnung nie die Verjährungunterbricht!

Page 34: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

35

Einen Verjährungsneubeginn führen u. a. herbei:● das Anerkenntnis des Anspruchs durch den Schuldner (z. B.

durch Abschlagszahlung, Zinszahlung, Sicherheitsleistung oder insonstiger Weise, z. B. durch Verwahrung gegen eine sog. Zuviel-mahnung, § 212 Abs. 1 Nr. 1 BGB; siehe A 1.5 a. E.),

● die Stellung eines Antrags auf Zwangsvollstreckung (§ 212 Abs. 1Nr. 2 BGB). 11

● Durch Vollstreckungshandlungen wird auch die 30-jährige Ver-jährungsfrist rechtskräftig festgestellter Ansprüche unterbro-chen.12

Eine Verjährungshemmung – der Zeitraum, in dem sie andauert,wird in die Verjährungsfrist nicht eingerechnet – durch Rechtsver-folgung führen herbei (§ 204 BGB):● die Zustellung eines Mahnbescheids im gerichtlichen Mahnver-

fahren,● die Erhebung der Zahlungsklage,● das Fortbetreiben eines Prozesses oder Mahnverfahrens (§ 204

Abs. 2 S. 2,3 BGB),13

● die Anmeldung eines Anspruchs im Insolvenzverfahren,● die Geltendmachung der Aufrechnung des Anspruchs im Prozess.

Nach neuer Gesetzeslage wird die Verjährung auch gehemmt, solan-ge Gläubiger und Schuldner Verhandlungen über den Zahlungsan-spruch oder die den Anspruch begründenden Umstände führen(§ 203 BGB). In diesem Fall tritt die Verjährung frühestens dreiMonate nach dem Ende der Verhandlungen ein.Ansprüche des Gläubigers gegen den Schuldner verjähren regelmä-ßig innerhalb von drei Jahren (§ 195 BGB). Die regelmäßige Verjäh-rungsfrist beginnt mit dem Schluss des Jahres, in dem der Anspruchentstanden ist und der Gläubiger von den den Anspruch begrün-denden Umständen und der Person des Schuldners Kenntnis erlangtoder ohne große Fahrlässigkeit erlangen müsste (§ 199 Abs. 1 BGB).

11 Früher bereits BGH in KTS 1985, 581.

12 AG Viersen in JurBüro 1990, 1220.

13 OLG Karlsruhe in NJW-RR 1992, 63 (Fortbetreiben eines Mahnverfahrens

durch Einzahlung der zweiten Gebührenhälfte, nunmehr 2 ½ Gerichtsgebüh-ren).

Page 35: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

36

Folgende Abweichungen von der dreijährigen Verjährungsfrist sindzu beachten:

In 30 Jahren verjähren (§ 197 Abs. 1 BGB):● rechtskräftig festgestellte Ansprüche,● Ansprüche aus vollstreckbaren Vergleichen und vollstreckbaren

Urkunden,● Ansprüche, die durch die im Insolvenzverfahren erfolgte Fest-

stellung vollstreckbar geworden sind,● Herausgabeansprüche aus Eigentum und anderen dinglichen

Rechten,● familien- und erbrechtliche Ansprüche.

Titulierte Zinsen und Unterhaltsansprüche verjähren aber bereitsnach drei Jahren (§ 197 Abs. 2 BGB)!

In zehn Jahren verjähren (§ 196 BGB):● Ansprüche aus Übertragung des Eigentums an einem Grund-

stück,● Ansprüche auf Begründung, Übertragung oder Aufhebung eines

Rechts an einem Grundstück sowie die Ansprüche auf die Ge-genleistung.

In fünf Jahren verjähren:● werkvertragliche Gewährleistungsansprüche für Mängel eines

Bauwerks (§ 634a Abs. 1 Nr. 2 BGB),● kaufrechtliche Mängelansprüche bei Bauwerken und bei Sachen,

die für ein Bauwerk verwendet worden sind und dessen Mangel-haftigkeit verursacht haben (§ 438 Abs. 1 Nr. 2a und b BGB).Wichtig für Bauhandwerker gegenüber Lieferanten einzubauen-der Sachen!

In zwei Jahren verjähren:Kauf- und werkvertragliche Gewährleistungsansprüche.Die Frist beginnt mit der Lieferung der gekauften Sache, bei Grund-stücken mit der Übergabe, bei Werken mit der Abnahme. Bei Arglistdes Verkäufers oder Werkunternehmers verbleibt es bei der dreijäh-rigen Regelverjährung (§ 438 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 3, Satz 1 und § 634aAbs. 1 Nr. 3, Abs. 3 Satz 1 BGB).

Page 36: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

37

Für die gewöhnliche Mahnung ist eine besondere Form nicht vor-geschrieben. Sie kann – am besten unter Setzung einer kalendermä-ßig bestimmten Zahlungsfrist – mündlich oder schriftlich erfolgen.Dabei ist der per Einschreiben mit Rückschein oder per Einwurf-einschreiben (dazu AG Paderborn, VersR 2001, 996) erfolgendenMahnung der Vorzug zu geben. Am sichersten kann der Zugangeiner Mahnung (oder Kündigung) an den Schuldner nachgewiesenwerden, wenn der Gläubiger ihre Zustellung durch den Gerichts-vollzieher veranlasst (§ 132 Abs. 1 BGB), was derzeit etwa 13–15EUR kostet. Der Gerichtsvollzieher hat seinen Amtssitz beim Amts-gericht. Er stellt entweder in seinem Bezirk persönlich zu oder be-dient sich der Post (§§ 193, 195 ZPO). Zuständig für Postzustellun-gen im gesamten Bundesgebiet ist der Gerichtsvollzieher, in dessenBezirk der Auftraggeber oder der Zustellungsempfänger seinenWohn- oder Firmensitz hat (§ 22 GVO), es sei denn, der aufsicht-führende Richter hat die Verteilung der Zustellungsaufträge andersgeregelt (§ 16 Nr. 2a GVO). Es empfiehlt sich in jedem Fall eineNachfrage bei der Gerichtsvollzieherverteilungsstelle beim Amtsge-richt. In beiden Fällen erhält der Gläubiger eine Zustellungsurkundeausgehändigt, mit der er die Zustellung an den Schuldner nachwei-sen kann. Dem Zustellungsauftrag ist eine Mehrschrift der Mahnungfür den Schuldner beizufügen. Keine Mahnung stellen die Übersen-dung der ersten Rechnung oder auch eine bloße „Erinnerung“ dar.Bei der Versendung mittels Fax wird der Sendebericht mit Vermerk„o. k.“, „korrekt“ oder „mit Erfolg“ u. Ä. von der überwiegendenRechtsprechung der Gerichte bisher als Zugangsbeweis nicht aner-kannt, so● Bundesgerichtshof in NJW 1995, 665; zuletzt NJW-RR 2002,999,● OLG Köln in MDR 1995, 411,● Kammergericht Berlin in NJW 1994, 3172,● OLG Dresden in NJW-RR 1994, 1485 und● OLG München, 7. Zivilsenat in NJW 1993, 2447, 2448.

Einige untere Gerichte – zuletzt das AG Rudolstadt in NJW-RR 2004,1131 – und auch das OLG München, 23. Zivilsenat in NJW 1994, 527und 15. Zivilsenat in MDR 1999, 286 sehen mit der Vorlage des Sen-deberichts den so genannten Anscheinsbeweis (aus einer Tatsache

Page 37: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

38

ergibt sich nach der Lebenserfahrung ein typischer Geschehensablauf,z. B. aus der Tatsache des Auffahrens ergibt sich, dass der Auffahrendeschuld ist, weil er den nötigen Sicherheitsabstand nicht eingehaltenhat) als geführt an, der bewirkt, dass die Gegenseite, hier: der Empfän-ger, beweisen muss, dass sie das Schriftstück per Fax nicht erhaltenhat. Das kann sie z. B. durch Vorlage des Tagesjournals ihres Faxgerätsbeweisen. Diese Meinung dürfte sich, nicht zuletzt aufgrund des tech-nischen Fortschritts, durchsetzen.14

Der Gläubiger kann der nach Fälligkeit und Nichtzahlung derSchuld zulässigen Mahnung mehr oder weniger Schärfe verleihen.

Mu s t e r : Mah n u n g ( F r i s t s e t z un g )Sehr geehrte Herren …!Gemäß Rechnung vom 12.4.2006 schulden Sie uns aus Waren�lieferungen noch einen Betrag in Höhe von 2.885,45 EUR.

Wir fordern Sie auf, den genannten Betrag unverzüglich, späte�stens jedoch bis zum 19.5.2006, an uns zu zahlen. UnsereBankverbindung ist am Ende dieses Briefes angegeben.

Sollte der Betrag nicht fristgerecht bei uns eingehen, werden wirentweder ein Inkassounternehmen mit der Beitreibung beauftragenoder ohne weitere Ankündigung Zahlungsklage erheben.

Mit vorzüglicher Hochachtung!

Datum und Unterschrift des Gläubigers

Mu s t e r : Mah n u n g ( K l a g e an d r o h u n g )Sehr geehrte Damen und Herren!

Zu meinem Bedauern muss ich feststellen, dass meine Rechnungvom … über … EUR von Ihnen trotz Mahnung vom … bis heutenoch nicht beglichen worden ist. Ich muss Sie bitten, diesenBetrag bis spätestens … zu überweisen. Andernfalls wäre ich lei�der genötigt, die Hilfe des Gerichts in Anspruch zu nehmen.Mein Buchungszeichen lautet: … Bereits ausgefüllte Formularefür Bank� oder Postgiroüberweisung füge ich zu Ihrer Arbeitser�leichterung bei.

Mit freundlichen Grüßen

14 Zum O.k.-Vermerk überzeugend: Gregor, NJW 2005, 2885.

Page 38: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

39

Mu s t e r : Mah n u n g (H i n we i s a u f V e r z u g s z i n s e n )Sehr geehrter Herr …!Mit Brief vom … habe ich Sie zur Zahlung des noch offenste�henden Betrags von … bis spätestens … gebeten. Diese Frist ha�ben Sie leider nicht eingehalten.

Ich fordere Sie heute letztmals auf, die Zahlung bis spätestens …zu leisten. Lassen Sie diese Frist wiederum verstreichen, so wer�de ich unverzüglich die zwangsweise Beitreibung Ihrer Schuld indie Wege leiten. Dadurch würden Ihnen zusätzliche Kosten ent�stehen, da Sie den Verzugsschaden ersetzen und Verzugszinsen– ich arbeite mit Bankkredit zu elf Prozent! – zahlen müssten.Überweisungsformulare sind zu Ihrer Arbeitserleichterungnochmals angeschlossen.

Mit freundlichen Grüßen

Mu s t e r : Mah n u n g (Entschuldigung, f a l l s b e r e i t s b e �z ah l t )

Sehr geehrte Damen und Herren!Unser Computer hat uns soeben gemeldet, dass wir Ihre Zahlungüber … EUR anmahnen sollten. Das tun wir hiermit, wobei wiruns erlauben, Ihnen eine Frist bis zum … zu setzen. Zahlungs�formulare fügen wir zur gefälligen Verwendung bei. Sollten Siein den letzten Tagen gezahlt haben, so entschuldigen Sie bittediese Aufforderung.

Mit freundlichen Grüßen

Ein Durchschlag der Mahnung wird am besten zurückbehalten. ZurNot genügt auch ein entsprechender Aktenvermerk.Kommt der Schuldner einer solchen mit Fristsetzung versehenenMahnung nicht durch Zahlung nach, so kann der Gläubiger nachAblauf der Frist, also ab Verzug des Schuldners, Ersatz seines Scha-dens, in jedem Fall den gesetzlichen Mindestschaden von fünf Pro-zent Verzugszinsen p. a. über dem Basiszins, bei Rechtsgeschäften,an denen ein Verbraucher nicht beteiligt ist, sogar von acht ProzentVerzugszinsen p. a. über dem Basiszins ohne Nachweis verlangen(vgl. wegen Einzelheiten A 3.9). Auf diese Rechtsfolgen braucht inder Mahnung nicht besonders hingewiesen zu werden. Gelegentlichverleiht dieser Hinweis der Forderung jedoch mehr Nachdruck

Page 39: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

40

(siehe oben, Muster: Mahnung (Hinweis auf Verzugszinsen). DenBasiszins der Bundesbank erfährt man aus dem Wirtschaftsteil derZeitung, von einer Bank oder Sparkasse oder unterwww.bundesbank.de.

1.4 Telefoninkasso

Schriftliche Mahnungen haben sicher viele Vorzüge. Nutzen Sie einFakturaprogramm, werden die Mahnungen ganz automatisch er-stellt. Wenn nötig, können Sie Mahnungen auch mit Zugangsnach-weis verschicken, um den Verzugsbeginn eindeutig festzuhalten.Schließlich müssen Sie sich – zunächst – mit dem zahlungsunwilli-gen Schuldner nicht persönlich auseinander setzen.Doch genau hier liegt das Problem. Nach Ihrer ersten Mahnungweiß der Schuldner sofort Bescheid, was sich in den nachfolgendenSchreiben mit Ihrem Absender verbirgt. Die Gefahr ist groß, dassalle folgenden Mahnungen ungelesen im Papierkorb landen. Damitverfehlen diese Mahnschreiben ihre Wirkung, nämlich den Schuld-ner zum Bezahlen zu bewegen.Bei einem persönlichen Gespräch mit dem Schuldner sieht die Sacheanders aus. Hier ist der Schuldner gezwungen zu reagieren. DasTelefoninkasso ist also immer dann empfehlenswert, wenn derSchuldner auf eine Mahnung nicht reagiert. Manchmal hat dasNichtbezahlen auch nachvollziehbare Gründe: Der zuständige Sach-bearbeiter ist plötzlich erkrankt, der Kunde hat berechtigte Rekla-mationen oder er ist in vorübergehenden Zahlungsschwierigkeiten,hat aber Hemmungen, das Thema von sich aus anzusprechen. Alldiese Informationen erhalten Sie mit einem Telefonanruf und kön-nen sofort angemessen reagieren.Falls Sie noch keine Erfahrungen mit dem Telefoninkasso haben,nutzen Sie doch einfach diesen Gesprächsleitfaden, der alle wichti-gen Gesprächssituationen darstellt und Ihnen zeigt, wie Sie daraufreagieren können.

Page 40: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

41

Ge s p r ä c h s l e i t f a d e n T e l e f o n i n k a s s oGuten Tag! Mein Name ist … von …Spreche ich mit Frau/Herrn … (der, der für die Begleichung derRechnung zuständig ist, z. B. Käufer, Besteller, Buchhaltung)?

�Ggf. verbinden lassen.

Antwort des Gesprächspartners (Zutreffendes ankreuzen):( ) „Der zuständige Sachbearbeiter ist heute nicht im Hause. Er ruft Sie aber zurück.“

�Termin für Rückruf vereinbaren: ruft zurück am … um … Uhr

Wir haben Ihnen am … (Rechnungsdatum) eine Rechnung für …in Höhe von … EUR geschickt. Bei der Überprüfung unserer Kon,toauszüge haben wir festgestellt, dass bis heute keine Zahlungeingegangen ist (alternativ: nur eine Teilzahlung in Höhe von …EUR eingegangen ist).Die Rechnung haben wir am … das erste Mal angemahnt. Sie be,finden sich also gemäß §286 BGB bereits in Zahlungsverzug.Frau/Herr …, können Sie bitte überprüfen, warum die Rechnungnoch nicht bezahlt wurde?

Antwort des Gesprächspartners (Zutreffendes ankreuzen):( ) „Die Rechnung wurde am … bereits bezahlt.“

�gleich klären, ob auf das richtige Konto überwiesen wurde( ) „Die Rechnung wurde noch nicht bezahlt, wird aber umge� hend bezahlt.“

�unbedingt genauen Termin festlegen:

Zahlung erfolgt am/bis …( ) „Ich muss das erst überprüfen und melde mich wieder.“�unbedingt genauen Termin festlegen:

Rückruf erfolgt am/bis …( ) „Die Rechnung kann nicht auf einmal bezahlt werden.“�verbindlichen Ratenzahlungsplan vereinbaren, ggf. schriftlich

mit Verfallklausel:

Page 41: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

42

1. Rate: am … in Höhe von … EUR

2. Rate: am … in Höhe von … EUR 3. Rate: am … in Höhe von … EUR( ) „Mit der Rechnung/Lieferung stimmt etwas nicht:“

… (Grund notieren)�wenn möglich sofort klären. Falls intern Rücksprache not� wendig ist, Termin nennen:

Ich werde das umgehend klären. Ich rufe Sie deswegen um … Uhr zurück.( ) „Die Rechnung wird nicht bezahlt, da:“

… (Grund notieren)�wenn möglich sofort klären. Falls intern Rücksprache not� wendig ist, Termin nennen:

Ich werde das umgehend klären. Ich rufe Sie deswegen um … Uhr zurück.�bei einer grundlosen, endgültigen Zahlungsverweigerung:

Mahnverfahren einleiten.Vielen Dank für das Gespräch. Auf Wiederhören!

1.5 Notwendigkeit der gerichtlichen Mahnung

Führt die außergerichtliche Mahnung nicht zur Zahlung durch denSchuldner, so wird der Gläubiger das gerichtliche Mahnverfahreneinleiten, das als schärfste und nachdrücklichste Form der Mahnungbezeichnet werden kann. Der Gläubiger kann stattdessen auch un-mittelbar Klage gegen seinen Schuldner erheben (siehe A 2.2). Erstnach erfolgreicher Durchführung eines solchen gerichtlichen Ver-fahrens kann gegen den Schuldner im Wege der Zwangsvollstrek-kung vorgegangen werden (siehe B 1.1). Des besseren Verständnis-ses halber sei bereits hier kurz zusammenfassend gesagt, dass dasGericht im Mahnverfahren auf Antrag des Gläubigers an denSchuldner einen Mahnbescheid erlässt mit der Aufforderung, bin-nen einer bestimmten Frist Zahlung zu leisten oder Widerspruch zuerheben. Erhebt der Schuldner Widerspruch, so erwächst daraus auf

Page 42: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

43

Antrag des Gläubigers oder des Schuldners ein ordentliches Prozess-verfahren, ohne dass noch besondere Klageerhebung erforderlich ist.Wird nicht Widerspruch erhoben, so kann der Gläubiger, ohne dassvor dem Gericht eine mündliche Verhandlung stattfindet, Erteilungeines Vollstreckungsbescheids beantragen und mit ihm seine Forde-rung beitreiben. Gegen den Vollstreckungsbescheid kann derSchuldner Einspruch einlegen. Ein solcher führt ebenfalls in dasordentliche Prozessverfahren über. Durch das gerichtliche Mahn-verfahren wird die Verjährung eines Anspruchs unterbrochen,und zwar wird diese Wirkung bereits durch Einreichung des Mahn-antrags beim zuständigen Gericht (Amtsgericht oder Arbeitsgericht– zur sachlichen Zuständigkeit des Letzteren siehe A 2.1) erzielt,wenn die Zustellung des Mahnbescheids „demnächst“ erfolgt (sog.Vorwirkung – vgl. § 209 Abs. 2 Nr. 1 BGB i. V. m. § 693 Abs. 2ZPO). Dabei bedeutet „demnächst“ in angemessener, selbst längererFrist,15 sofern der Antragsteller alles ihm Zumutbare (Zahlung desKostenvorschusses, Angabe der richtigen Anschrift des Schuldners)für die alsbaldige Zustellung getan hat. Die Zustellung ist nicht mehr„demnächst“ erfolgt, wenn eine wegen formeller Mängel erhobeneBeanstandung des Antrags vom Antragsteller erst nach 19 Tagenbeantwortet wird und sich dadurch die Zustellung verzögert.16

Hat der Antragsteller dagegen alles ihm Zumutbare getan, so schadeteine zweiwöchige Verzögerung bei der Zustellung nicht.17

Welche Frist angemessen ist, ist stets individuell zu bestimmen.18

Eine Verzögerung der Zustellung infolge Wohnsitzwechsel desSchuldners geht allerdings grundsätzlich zu dessen Lasten.19 Gleich-wohl sollte es der Gläubiger für die Einreichung des Mahnantragsbei Gericht nicht auf den letzten für die Verjährung maßgeblichenTag (etwa das Jahresende) ankommen lassen.Ob eine Mahnung, die sich auf mehr als den wirklichen Rückstanderstreckt, völlig unwirksam oder nur im Umfang des tatsächlichen

15 BGH in NJW 1972, 208.

16 OLG Köln in JMBl NRW 1972, 62.

17 BGH in NJW 1972, 208. Siehe neuerdings BGH in MDR 1994, 725.

18 OLG Hamm in NJW 1977, 2364.

19 LG Düsseldorf in VersR 1966, 526.

Page 43: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

44

Rückstands wirksam ist, entscheidet sich unter Berücksichtigung derUmstände nach Treu und Glauben.20

Solche Zuvielmahnungen sind gar nicht so selten. Ein versierterGläubiger verfolgt damit den Zweck, vom (entrüsteten) Schuldnereine Zuschrift zu erhalten, in der der genaue Schuldbetrag angege-ben ist, mit der Folge, dass insoweit die Forderungsverjährung neubeginnt (§ 212 Abs. 1. Nr. 1 BGB) und der Zugang der Mahnungdokumentiert wird. Auch wird ein Urkundenmahnverfahren oderein Urkundenprozess ermöglicht.

1.6 Strafrechtliches Vorgehen gegen den Schuldner

Der Gläubiger hat geleistet (z. B. Ware geliefert, einen Dienst er-bracht, ein Werk erstellt), aber der Schuldner verweigert die Gegen-leistung. Ist der Gläubiger dann nicht betrogen worden? Kann er denSchuldner nicht wegen Betrugs anzeigen?Zunächst fragt es sich, ob eine Strafanzeige dem Gläubiger nützt,d. h. ihn eventuell rascher und mit größerer Wahrscheinlichkeit zuseinem Geld kommen lässt.In geeigneten Fällen kann eine Strafanzeige oder bereits die Dro-hung mit ihr ein wirksames Druckmittel gegen den Schuldner sein.Allerdings sollte man bedenken, dass eine spätere geschäftliche Be-ziehung mit diesem Schuldner dann wohl ausscheiden dürfte, einsolches Vorgehen also auf Schuldner beschränkt bleiben sollte, mitdenen man keine weiteren Beziehungen mehr pflegen will.In Betracht kommt eine Anzeige wegen Betrugs bei der Polizei-dienststelle oder der Staatsanwaltschaft des Tatorts (= wo der Betrugbegangen wurde, vor allem, wo getäuscht wurde), die man schrift-lich oder mündlich einlegen kann.Dabei sollte es aber vermieden werden, „Herrn X wegen Be-trugs“ anzuzeigen, sondern vielmehr eine Sachverhaltsschilderungohne Rechtsausführungen mit der Bitte um strafrechtliche Würdi-gung gegeben werden. So vermeidet man jedenfalls ein Verfahrengegen sich selbst wegen falscher Verdächtigung (§ 164 StGB). Au-ßerdem sollte die Strafanzeige zunächst als Entwurf dem Schuldner

20 BGH in BB 1967, 732.

Page 44: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

45

zur Stellungnahme binnen einer Woche isoliert, d. h. ohne Drohungund Forderung, zugesandt werden. So wird jedenfalls einer Gegen-anzeige des Schuldners wegen Nötigung vorgebeugt. Auch weiß derSchuldner, dass der Gläubiger, wenn er sein Geld bekommt, dieAnzeige nicht einreichen wird.

Mu s t e r : S t r a f a n z e i g eAn die

Staatsanwaltschaftbei dem Landgericht München IISehr geehrte Damen und Herren!

Ich möchte Ihnen folgenden Sachverhalt zur strafrechtlichenWürdigung unterbreiten:

Am 2. Januar 2006 bestellte Herr Franz Maier, Gauting, Bahn�hofstraße 7, bei mir eine Sauna zum Preis von 3.566 EUR, wobeier sich als zahlungsfähiger und zahlungswilliger Kunde ausgab.Nach Einbau der Sauna am 16. Januar 2006 übergab mir HerrMaier den in Ablichtung beigefügten Verrechnungsscheck Nr.3224679, bezogen auf die Kreissparkasse Starnberg, den ich am28. Januar 2006 von meiner Bank mit dem Aufdruck „Vorgelegtund nicht bezahlt“ zurückerhielt.

Herr Maier erklärte auf meine Anfrage, er sei der Meinung ge�wesen, der Scheck sei gedeckt. Da Herr Maier mir bis heute fürdie Sauna nichts bezahlt hat, scheint mir, dass Herr Maier vonvornherein vorhatte, sich durch die Lieferung der Sauna einenrechtswidrigen Vermögensteil zu verschaffen.

Ich bitte um Benachrichtigung über die von der Staatsanwalt�schaft getroffenen Maßnahmen.

Mit freundlichen Grüßen

Der entscheidende Punkt bei der Frage, ob sich ein Schuldnerver-halten als Betrug darstellt, ist das Vorliegen der vorgefassten Be-trugsabsicht.Neben der Täuschungshandlung (z. B. Vorspiegelung von Zah-lungsfähigkeit), die zur Irrtumserregung beim Gläubiger führt (z. B.Vorstellung, der Schuldner sei zahlungsfähig), die wiederum eineVermögensverfügung bewirkt (z. B. Lieferung einer bestimmten

Page 45: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

46

Ware, Erbringung einer Handwerkerleistung), die einen Vermö-gensschaden beim Gläubiger herbeiführt, muss die im Zeitpunkt derTäuschungshandlung bereits vorliegende Absicht, sich rechtswidrigzu bereichern, kommen.Der Schuldner muss also im Zeitpunkt der Bestellung einer Leistungbeim Gläubiger bereits die Absicht haben, sich einen Vorteil ohneGegenleistung zu verschaffen.Diese Absicht lässt sich trotz Bestreitens durch den Schuldner dannnachweisen, wenn seine Einkommens- und Vermögensverhältnisseim Zeitpunkt der Bestellung so sind, dass er davon ausgehen musste,die Gegenleistung nicht erbringen, d. h. seine Schuld nicht bezahlenzu können.Anzeichen für eine vorgefasste Betrugsabsicht können sein:● ein Geschäftsabschluss, wenn der Schuldner zuvor die eidesstatt-

liche Vermögensoffenbarung abgegeben hat und er keine be-gründeten Aussichten darlegen kann, dass er wieder hätte zu Geldkommen können;

● eine Lohnabtretung in Kenntnis der Tatsache, dass sie durchEinzelvertrag oder Tarifvertrag mit dem Arbeitgeber ausge-schlossen ist (siehe A 1.1). In diesem Fall kann sich für den Gläu-biger ein Vermögensschaden dadurch ergeben, dass er beispiels-weise im Vertrauen auf die Abtretung nicht rechtzeitig vollstrecktund ihm andere Gläubiger zuvorkommen;

● dem Schuldner gehört nichts. Er lebt bei seiner begüterten Frauund seinen wohlhabenden Kindern.

Im Falle des so genannten Scheckbetrugs (Hingabe eines ungedeck-ten Schecks, der nicht eingelöst wird) lässt sich dies meistens überdie Offenlegung der Kontenbewegungen des Schuldners feststellen.Die Kontenbewegungen kann sich allerdings der private Gläubigerwegen des Bankgeheimnisses nicht offenlegen lassen. Dazu bedarf esvielmehr eines richterlichen Beschlusses, den die Staatsanwaltschaftbeantragt.Wird dabei festgestellt, dass das Konto des Schuldners bereits Wo-chen oder gar Monate vor der Bestellung leer war und Wochen oderMonate nach der Bestellung nichts eingegangen ist, so spricht diesfür einen Betrug. Der Schuldner hat dann dem Gläubiger Zahlungs-

Page 46: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

47

fähigkeit und Zahlungswilligkeit vorgespiegelt und ihn so zu einervermögensschädigenden Verfügung veranlasst.Ein weiteres neben anderen Umständen wichtiges Indiz für vorge-fasste Betrugsabsicht kann auch das Aufgeben des Wohnsitzes durchden Schuldner und das Verziehen „nach Unbekannt“, ohne sich mitdem Gläubiger in Verbindung gesetzt zu haben, sein.Hier hat eine Betrugsanzeige noch den willkommenen Nebeneffekt,dass die polizeiliche Fahndung (Ausschreibung zur Aufenthaltser-mittlung, in schweren Fällen Ausschreibung zur Festnahme) demGläubiger zum Bekanntwerden der neuen Anschrift des Schuldnersverhilft, was wegen Erlangung eines Titels oder Durchführung einerZwangsvollstreckung bedeutsam ist.Häufig werden Schulden nach erfolgter Strafanzeige und vor derStrafverhandlung bezahlt, um eine milde Strafe oder gar die Ein-stellung des Verfahrens wegen Geringfügigkeit zu erreichen. In derStrafverhandlung wird auch oft eine Freiheitsstrafe verhängt, die zurBewährung unter Auflage der Wiedergutmachung des angerichtetenSchadens ausgesetzt wird. Hier wird sich der Schuldner rasch umeine Begleichung seiner Schulden bemühen, da er anderenfalls Ge-fahr läuft, dass die Strafaussetzung zur Bewährung widerrufen wird.Folgende drei Gesichtspunkte sollte der Gläubiger immer bedenken:Die vorgefasste Betrugsabsicht, die Voraussetzung eines Strafver-fahrens ist, liegt dann nicht vor, wenn beim Schuldner erst nachBestellung eine nicht vorhersehbare Verschlechterung seiner Ein-kommens- und Vermögensverhältnisse eingetreten ist (wenn z. B.eine vom Schuldner erwartete Zahlung, mit der er seine Schuldenbegleichen wollte, nicht eingegangen ist). Eine Geldstrafe wegenBetrugs, die der Staatskasse zufließt, mindert bzw. verzögert dieZahlungsfähigkeit des Schuldners.Betrug ist ein Offizialdelikt, d. h., es wird auch ohne Strafantragverfolgt und auch bei „Rücknahme“ der Strafanzeige durch denGläubiger. Der Strafrahmen: Geld- oder Freiheitsstrafe bis 5 Jahre.Eine weitere Straftat des Schuldners, die allerdings nur auf Antragnur auf Antragnur auf Antragnur auf Antragdes Gläubigersdes Gläubigersdes Gläubigersdes Gläubigers verfolgt wird, ist die Vollstreckungsvereitelung(§ 288 StGB):Wer bei einer ihm drohenden Zwangsvollstreckung in der Absicht,die Befriedigung des Gläubigers zu vereiteln, Bestandteile seines

Page 47: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

48

Vermögens veräußert oder beiseite schafft, wird mit Freiheitsstrafebis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Die Vorschrift willdie Befriedigung des Gläubigers aus dem Schuldnervermögen si-chern. Wann „droht“ die Zwangsvollstreckung? Es muss ein voll-streckbarer Anspruch bestehen. Eine Klage braucht noch nicht er-hoben zu sein. Dringende Mahnungen können genügen. Die veräu-ßerten oder beiseite geschafften Vermögensbestandteile müssen derZwangsvollstreckung unterliegen. Daher scheiden unpfändbareGegenstände aus. Veräußern bedeutet Ausscheiden aus dem Vermö-gen ohne vollen Ausgleich, beiseite schaffen, verstecken, verlegen,zerstören. Der Täter muss mit Absicht, also mit unbedingtem Vor-satz handeln.Weiterhin strafbar für Schuldner: Falsche Versicherung an Eidesstatt (§§ 156, 163 StGB). Sie kann z. B. bei der eidesstattlichen Of-fenbarungsversicherung begangen werden, wenn falsche Angabenzur Person oder zum Vermögen gemacht werden.Schließlich sind noch strafbar: Verstrickungsbruch (§ 136 Abs. 1StGB). Er liegt vor, wenn eine gepfändete Sache der Beschlagnahmeentzogen wird, wenn sie beschädigt oder zerstört wird. Meist istdann auch ein Siegelbruch (§ 136 Abs. 2 StGB) gegeben, wenn dasPfandsiegel beschädigt oder abgelöst wird. Die drei letztgenanntenStraftaten werden von Amts wegen ohne Strafantrag verfolgt.

1.7 Informationen über Schuldner

Informationen über Schuldner sind bereits im Stadium der Ver-tragsverhandlungen wichtig. Mit ihrer Hilfe kann sich der Gläubi-ger rechtzeitig über die Bonität des (künftigen) Schuldners informie-ren, was ihn vor Forderungsausfällen bewahren kann.Vor allem aber bei der Zwangsvollstreckung sind Informationenüber den Schuldner für die Zugriffsstrategie besonders wichtig. Vonihnen ausgehend kann sich der Gläubiger zu zwei- oder gar dreispu-rigem Vorgehen entschließen: Der Gerichtsvollzieher wird mit derSachpfändung beauftragt (siehe C 1.1). Es wird ihm mitgeteilt, dassgleichzeitig Antrag auf Erlass eines Pfändungs- und Überweisungs-beschlusses – etwa zur Lohnpfändung – gestellt werde. Die voll-streckbare Ausfertigung des Titels werde ihm vom Vollstreckungsge-

Page 48: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

49

richt nach Gebrauch auf Bitte des Gläubigers zugesandt werden.Damit kann der Gerichtsvollzieher den Vollstreckungsauftrag bereitsin seine Planung aufnehmen; im Großstadtbereich wird der Auftragohnehin oftmals erst nach fünf bis zehn Monaten durchgeführt.Gleichzeitig kann der Gläubiger mit Hilfe einer weiteren vollstreck-baren Ausfertigung des Titels (§ 733 ZPO) – etwa wenn derSchuldner Grundbesitz in einem anderen Gerichtsbezirk hat (vgl.dazu OLG Karlsruhe Rpfleger 1977, 453) – die Immobiliarzwangs-vollstreckung durch Eintragung einer Zwangshypothek betreiben.Bereits bei der Vertragsanbahnung, spätestens aber bei laufenderGeschäftsbeziehung, sollte der Gläubiger Informationen über dieEinkommens- und Vermögensverhältnisse des Schuldners sam-meln.Von welchen Einkünften lebt der Schuldner?Zur Beantwortung dieser Frage dienen Informationen über seinesämtlichen Einkommensquellen:● Welchen Beruf übt der Schuldner aus?● Wer ist sein Arbeitgeber?● Wie hoch ist sein Einkommen?● Zieht er Kapitaleinkünfte (Zinsen, Dividenden etc.)?● Hat er Miet- oder Pachteinkünfte?● Ist er an einer OHG, KG oder GmbH – evtl. als stiller Gesell-

schafter – beteiligt?

Verfügt der Gläubiger hierüber keine Erkenntnisse – etwa aufgrundeiner Selbstauskunft des Schuldners (gelegentlich ergeben sich dar-aus Anhaltspunkte für einen so genannten Eingehungsbetrug, sieheA 1.6) –, so kann er sich diese durch eigene Ermittlungen oder durchEinschaltung einer Auskunftei oder eines Privatdetektivs oder letzt-endlich über die eidesstattliche Offenbarungsversicherung (siehe F1.1) verschaffen. Auch eine Anfrage an das Amtsgericht – Schuld-nerverzeichnis –, das für den Wohnsitz des Schuldners zuständig ist,bietet sich an (siehe F 1.7.1).Ist die Schuldnerin eine GmbH (68 Prozent aller Pleiten der letztenJahre entfielen auf GmbHs!), so kann er sich über ihre Lage dadurchinformieren, dass er einen Handelsregisterauszug vom Handelsregi-ster B anfordert (die HRB-Nummer ist auf den Geschäftsbriefen der

Page 49: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

50

GmbH aufgedruckt) und außerdem unbeglaubigte Ablichtungensämtlicher Anmeldeunterlagen verlangt (§ 9 Abs. 2 HGB). Sie ent-halten eine Gesellschafterliste mit den Privatanschriften der Gesell-schafter und oftmals auch des Geschäftsführers, was für die Zustel-lung wichtig sein kann. Im Übrigen bieten die Höhe des Stammka-pitals (positiv bei Werten über dem Mindestkapital von 25.000EUR) und der Tag des Abschlusses des Gesellschaftsvertrags (jelänger die GmbH besteht, desto besser), die aus dem Handelsregi-sterauszug zu entnehmen sind, gewisse Beurteilungspunkte.Seit 1988 kann der Gläubiger vom Registergericht auch Ablichtun-gen der eingereichten Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnun-gen der GmbH verlangen, ohne ein berechtigtes Interesse nachwei-sen zu müssen (§ 9 HGB). Nach §§ 325–327 HGB (eingefügt durchdas Bilanzrichtliniengesetz vom 19.12.1985) trifft alle GmbHs, auchdie kleinen, eine Einreichungs- und Bekanntmachungspflicht be-züglich ihrer Bilanzen und weiterer Unterlagen spätestensneun Monate (für große und mittelgroße GmbHs) bzw. zwölf Mo-nate (für kleine GmbHs) nach dem Bilanzstichtag. Die Einrei-chungs- und Bekanntmachungspflichten gelten auch für eine kleineFamilien-GmbH (BayObLG in WM 1995, 755).Kommt die GmbH ihrer Publizitätspflicht nicht nach, kann gegenihre Geschäftsführer vom Registergericht Ordnungsgeld in Höhevon mindestens 2.500 EUR und höchstens 25.000 EUR auf Antrag,den jedermann stellen kann, verhängt werden (§ 335a HGB).Steht es schlecht um die GmbH, sollten haftungserweiternde Maß-nahmen (siehe A 1.1) versucht werden.Was hat der Schuldner an pfändbarem Vermögen?Hier ist zunächst an Konten zu denken. Nahezu jeder hat Giro- undSparkonten. Die Auffindung von Konten, die der Schuldner prakti-scherweise an seinem Wohnort üblicherweise nahe bei seiner Woh-nung unterhält, kann durch einen Versuch einer Einzahlung oderdurch Zustellung von Pfändungs- und Überweisungsbeschlüssenz. B. an drei ortsansässige Banken und Sparkassen – in einem Antragmöglich! – mit Aufforderung zur Drittschuldnererklärung (siehe D2.3) erfolgen (BGH, MDR 2004, 834).Das Auffinden von Postgirokonten war bis 1.8.1990 über die Konten-auskunft durch schriftliche oder telefonische Auskunft einfach. Seither

Page 50: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

51

erteilen die Postgiroämter auf Grund einer Weisung der Generaldi-rektion der Postbank an Privatleute keine Auskünfte mehr. VieleSchuldner geben ihre Postgiroverbindung in Geschäftsbriefen an.Man kann aber auch hier versuchen, eine kleine Summe zu überwei-sen. Kommt sie nicht zurück, hat der Schuldner bei dem betreffendenGiroamt ein Konto (in der gesamten Bundesrepublik gibt es über fünfMillionen Postgirokonten). Die Kontonummer braucht der pfänden-de Gläubiger im Pfändungsantrag nicht anzugeben.Häufig finden sich Bankverbindungen auch auf Geschäftsbriefen.Etwaigen Grundbesitz, Häuser und Eigentumswohnungen kannman durch Einsichtnahme in die Eigentümerkartei des Grundbuch-amts erfahren. Anschließend kann man dann einen Grundbuchaus-zug beantragen.Als sonstige pfändbare Forderungen sollten in Erwägung gezogenwerden:● Forderungen gegen Kunden und Auftraggeber,● Aktiendepotforderungen,● Anwartschaftsrechte,● Erbansprüche,● Lebensversicherungsansprüche,● Sozialgeldleistungsansprüche,● Zugewinnausgleichsansprüche,● Taschengeldansprüche gegen Ehegatten und Lebenspartner,● Forderungen gegen Versicherungen einschließlich Rechtsschutz-

versicherungen.

Hat der Gläubiger guten Kontakt zu einer Bank, kann er über diese,die sich wiederum bei anderen Banken und der SCHUFA infor-miert, wirtschaftliche Informationen über Schuldner bekommen.Letztlich bleibt dem Gläubiger als Informationsquelle noch die ei-desstattliche Offenbarungsversicherung (siehe F 1.1).Was ist bei unbekanntem Aufenthalt des Schuldners zu tun?Manchmal ist dem Gläubiger nur das Postfach des Schuldners be-kannt. Die Post darf einem Dritten für Zwecke des Postverkehrs aufdessen Verlangen die Anschrift eines Postfachinhabers mitteilen,sofern er ein berechtigtes Interesse an der Kenntnis der Anschrift im

Page 51: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

52

Einzelfall glaubhaft macht, das im Zusammenhang mit dem posta-lischen Dienstleistungsangebot steht.Der Postfachinhaber kann der Mitteilung seiner Anschrift wider-sprechen. Auf sein Widerspruchsrecht ist er bei Vertragsschlussoder bei bestehenden Verträgen durch ein gesondertes Schreibenhinzuweisen (§ 5 Postdienst-Datenschutz-VO).Ansonsten bestehen für Gläubiger bei unbekannter Anschrift desSchuldners folgende Informationsquellen:● Telefonbuch (telefonische Auskunft, CD-ROM, Internet),● Postauskunft (siehe aber A 1.7),● Einwohnermeldeamt (gebührenpflichtig),● Handelsregister,● Handwerkskammer (wenn Schuldner Handwerk ausübt),● Gewerbeamt der Gemeinde, in der Schuldner Gewerbe betreibt,● Industrie- und Handelskammer, wenn Schuldner dort Mitglied,● Schuldnerverzeichnis (kann bei der IHK abonniert werden und

wird dann laufend ergänzt. Es kann auch dort kostenlos eingese-hen werden.),

● Anruf bei Verwandten, Lebensgefährten, Mithausbewohnern,Nachbarn,

● Anruf beim Arbeitgeber,● Ausschreibung zur Aufenthaltsermittlung im Deutschen Fahn-

dungsbuch durch die Staatsanwaltschaft bei hinreichendem Be-trugsverdacht auf Anzeige durch den Gläubiger,

● Detekteien und Auskunfteien (gegen Entgelt [pro Auftrag] 40–60EUR, im Abonnement billiger).

Rechtsgrundlage für die Einwohnermeldeamtsanfrage ist § 21 desMelderechtsrahmengesetzes in seiner Neufassung vom 24.6.1994(BGBl I, 1430). Danach kann man – gebührenpflichtig – Auskunftüber Vorname, Familienname, Doktorgrad und Anschrift be-stimmter Einwohner verlangen (einfache Melderegisterauskunft,§ 21 Abs. 1 MRRG). Jede Melderegisterauskunft ist unzulässig, wennder Betroffene der Meldebehörde das Vorliegen von Tatsachenglaubhaft macht, die die Annahme rechtfertigen, dass ihm oder eineranderen Person hieraus eine Gefahr für Leben, Gesundheit, persön-

Page 52: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das außergerichtliche Vorgehen des Gläubigers A

53

liche Freiheit oder ähnliche schutzwürdige Belange erwachsen kann,§ 21 Abs. 5 MRRG.Die Möglichkeit der Anschriftenermittlung von Schuldnern überdie sog. Postanfrage wurde durch die am 1.7.1991 in Kraft getretenePostdienst-Datenschutzverordnung erheblich eingeschränkt.Ist die zu prüfende Anschrift richtig, darf die Post dies dem Anfra-genden uneingeschränkt mitteilen.Hat sich die zu prüfende Anschrift geändert, darf die neue An-schrift nur mitgeteilt werden, wenn diese durch einen noch vorlie-genden Nachsendeantrag bekannt geworden ist und der Empfängerder Weitergabe seiner neuen Anschrift nicht widersprochen hat.Ist die neue Anschrift dem Postamt ohne geltenden Nachsendean-trag bekannt, muss die Anschriftenanfrage dem Empfänger zuge-sandt werden, der selbst über die Mitteilung der neuen Anschriftentscheidet.Bei Sendungen mit Vorausverfügungen wie z. B. „Nicht nachsenden,bitte mit neuer Anschrift zurück!“ bzw. „Bei Anschriftenänderungbitte Anschriftenbenachrichtigungskarte zurück“ gilt Entsprechen-des. Gegebenenfalls wird die Sendung nachgesandt und bei Wider-spruch des Empfängers bezüglich der Adressenmitteilung der Anfra-gende wie folgt benachrichtigt: „Verzogen, neue Anschrift darf nichtmitgeteilt werden“ (§ 4 PD-DSVO).

Bei im Bundesgebiet unbekannt verzogenen Ausländern kann eineAnfrage an das Ausländerzentralregister in Köln gerichtet werden,mit der Bitte, die zuständige Ausländerbehörde (Kreisverwaltungs-behörde, Landratsamt, Stadtverwaltung-Ausländeramt) zu benen-nen, bei der man anfragen kann.Zweckmäßig ist es, die Nationalität, den Geburtsort, das Geburts-datum und den früheren deutschen Wohnsitz anzugeben. Anschrift:Bundesverwaltungsamt Abt. III – Ausländerzentralregister –, Post-fach 680169, Barbarastraße 1, 50735 Köln, Tel. 0221/7580 und Fax0221/758–2823.Nach § 27 des seit 1.10.1994 geltenden Gesetzes über das Ausländer-zentralregister vom 2.9.1994 (BGBl I, 2265) dürfen Daten über dieaktenführende Ausländerbehörde, zum Zuzug oder Fortzug oder

Page 53: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

54

über das Sterbedatum des betroffenen Ausländers an Privatpersonennur übermittelt werden,● wenn die Nachfrage bei der zuletzt zuständigen Meldebehörde

erfolglos geblieben ist und● ein rechtliches Interesse an der Kenntnis des Aufenthaltsorts

nachgewiesen wird.

Ersteres geschieht durch Vorlage einer Negativbescheinigung desEinwohnermeldeamts – sie darf nicht älter als vier Wochen sein –,in dessen Bereich der Ausländer zuletzt wohnte, letzterer Nachweiskann nur erbracht werden durch Vorlage eines nach deutschemRecht gültigen Vollstreckungstitels (§ 27 Abs. 1 Nr. 1 AZR-Gesetz)oder einer Aufforderung eines deutschen Gerichts, eine Auskunftaus dem Ausländerzentralregister einzuholen. Beizufügen ist einfrankierter Briefumschlag für die Rückantwort.Hat der Schuldner durch Heirat den Namen gewechselt (Annahmedes Namens des Ehepartners als Ehenamen) oder die Schuldnerinnach Scheidung ihren Geburtsnamen wieder angenommen, soerteilen die zuständigen Standesämter nach § 61 PersonenstandsGbei Glaubhaftmachung eines rechtlichen Interesses Auskunft. Auchdie Einwohnermeldeämter können die Identität des Schuldners mitder gesuchten Person bestätigen (LG Bielefeld in JurBüro 1987, 930).

2 Das amtsgerichtliche Verfahren im Allge�meinen

2.1 Sachliche Zuständigkeit des Amtsgerichts undAbgrenzung zur Arbeitsgerichtsbarkeit

Die sachliche Zuständigkeit des Amtsgerichts in bürgerlichenRechtsstreitigkeiten besteht grundsätzlich für alle Ansprüche, derenGegenstand an Geld oder Geldeswert den Betrag von 5.000 EURnicht übersteigt (§ 23 Nr. 1 GVG). Bei Streitwerten über 5.000 EURist das Landgericht sachlich zuständig, bei dem Anwaltszwang be-steht.

Page 54: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Verfahren im Allgemeinen A

55

Eine große Zahl von Rechtsstreitigkeiten wickelt sich daher im er-sten Rechtszug vor dem Amtsgericht ab.Eine Ausnahme besteht ohne Rücksicht auf den Wert des Streitge-genstands für arbeitsgerichtliche Streitigkeiten: Für sie ist das Ar-beitsgericht ausschließlich zuständig. Dies gilt vor allem für Lohn-forderungen der Arbeitnehmer oder Forderungen aus unerlaubterHandlung, die mit dem Arbeitsverhältnis zusammenhängen, soweitsie zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bestehen (vgl. zur sach-lichen Zuständigkeit des Arbeitsgerichts weiterhin die §§ 2 und 3 desArbeitsgerichtsgesetzes).Beim Amtsgericht und Arbeitsgericht besteht kein Anwaltszwang, eskann also jedermann, sei er Kaufmann, Gewerbetreibender, Beam-ter, Angestellter, Arbeiter oder Privatmann, sei er Landwirt oderselbstständig Berufstätiger, seine Sache vor diesem Gericht selbstvertreten. Insbesondere gilt dies für das vor dem Amtsgericht(§§ 688 ff. ZPO) oder dem Arbeitsgericht (§ 46a ArbGG) sich ab-spielende Mahnverfahren (Verfahren auf Erlass eines Mahnbe-scheids mit nachfolgendem Vollstreckungsbescheid).Hier besteht überhaupt keine Obergrenze für den Streitwert; es kannalso beispielsweise ein Mahnbescheid über 100.000 EUR oder eineMillion EUR beantragt werden.Wegen der Rechtslage, die dann entsteht, wenn der Schuldner gegenden Mahnbescheid Widerspruch oder gegen den Vollstreckungsbe-scheid Einspruch einlegt, siehe A 3.16 und A 3.19.

2.2 Zur Wahl zwischen Mahn� und Klageverfahren

Die Wahl zwischen dem Mahn- und dem Klageverfahren hat derGläubiger zu treffen. Er wird das – billigere und raschere – Mahn-verfahren wählen, wenn er mit Einreden des Schuldners gegen denerhobenen Geldanspruch nicht zu rechnen braucht, insbesondereseine Forderung unbestritten und eine Verzögerungstaktik desSchuldners nicht zu befürchten ist. Glaubt dagegen der Gläubigermit Einwendungen seines Schuldners rechnen zu müssen – mögendiese auch nur der Verzögerung seiner Zahlungsverpflichtungendienen und daher zum Schluss sich als unberechtigt erweisen –, soist es zweckmäßiger, vom gerichtlichen Mahnverfahren abzusehen.

Page 55: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

56

Der Gläubiger erhebt in diesem Falle innerhalb der Streitwertgrenzebis 5.000 EUR am besten sofort Klage vor dem Amtsgericht. Gehtder Streitwert über 5.000 EUR hinaus, so muss der Gläubiger einenbei einem Amts- oder Landgericht zugelassenen Rechtsanwalt mitder Erhebung der Klage beauftragen.In der folgenden kleinen Übersicht sind Mahn- und Klageverfahrenam Beispiel einer 12.000-EUR-Klage gegenübergestellt:

Mahnverfahren Klageverfahren

Gebührenvorschuss

1/2 Gerichtsgebühr = 109,50 EUR

Gebührenvorschuss

3 Gerichtsgebühren = 657 EUR

Kein Anwaltszwang Anwaltszwang

(Berechnung inkl. mündl. Verhandlung)

+ 1,3 Verfahrensgebühr

+ 1,2 Terminsgebühr

= 1315,00 EUR

+ Auslagenpauschale = 20 EUR

alles zzgl. 16 % MwSt.

Schriftlich rasch selbst zu erledigen

(Ausfüllen des Vordrucks für Mahn�anträge)

Schriftliche Klageerhebung durch

Rechtsanwalt, den man eingehend

informieren muss.

In der Regel Erscheinungspflicht

im Gerichtstermin.

Keine Fristen,

keine Termine

Termin zur mündlichen Verhandlungnach Ablauf der Einlassungsfrist vonzwei Wochen.

3 Das amtsgerichtliche Mahnverfahren imEinzelnen

3.1 Die örtliche Zuständigkeit des Amtsgericht

Örtlich zuständig zum Erlass eines Mahnbescheids – nicht aber auchfür die unmittelbare Klageerhebung – ist dasjenige Amtsgericht, indessen Bezirk der Gläubiger seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnli-

Page 56: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

57

chen Aufenthalt hat (§§ 689 Abs. 2, 13, 16 ZPO).21 Bei juristischenPersonen (Aktiengesellschaft, GmbH, eingetragener Verein) be-stimmt sich die örtliche Zuständigkeit nach dem Ort, an dem dieVerwaltung geführt wird. Bei einer ausländischen Versicherungs-gesellschaft oder Bank, die im Inland eine selbstständige Nieder-lassung unterhält, ist allgemeiner Gerichtsstand i. S. v. § 689 Abs. 2ZPO der Ort des Sitzes der Niederlassung (BGH in NJW 1979, 1785= MDR 1979, 647; AG Frankfurt/Main in NJW 1980, 2028). Hat derGläubiger im Inland keinen allgemeinen Gerichtsstand, so ist dasAmtsgericht Schöneberg in Berlin ausschließlich zuständig.22

Im Mahnverfahren bedarf es also, vom Interesse des Gläubigers ausgesehen, keiner Gerichtsstandsvereinbarung mehr.

3.2 Im Mahnverfahren verfolgbare Ansprüche

Mit dem gerichtlichen Mahnverfahren kann nur ein Anspruch ver-folgt werden, der die Zahlung einer bestimmten Geldsumme ininländischer Währung zum Gegenstand hat (§ 688 Abs. 1 ZPO).Hierunter fallen insbesondere die in EUR zu erfüllenden Verbind-lichkeiten aus Kauf, Werkvertrag, Darlehen, Wechsel, Hypothek,Grundschuld, Rentenschuld, Schiffshypothek und dergleichen.Daneben kann das Mahnverfahren auch für Zahlungsansprüche inWohnungseigentumssachen benutzt werden (§ 46a WEG).Erfasst werden● Ansprüche der Wohnungseigentümer auf Beiträge zu den Lasten

des gemeinschaftlichen Eigentums und zu den Kosten seiner In-

21 Die Landesregierungen sind ermächtigt, Mahnverfahren einem Amtsgericht

für den Bezirk eines oder mehrerer Oberlandesgerichte zuzuweisen, wenn diesihrer schnelleren und rationelleren Erledigung dient. Mehrere Länder könnendie Zuständigkeit eines Amtsgerichts über die Landesgrenzen hinaus vereinba-ren (§ 689 Abs. 3 ZPO).Die Landesregierungen bestimmen durch Rechtsverordnung den Zeitpunkt,in dem bei einem Amtsgericht die maschinelle Bearbeitung der Mahnverfah-ren eingeführt wird (§ 703c Abs. 3 ZPO). Wo das maschinelle Mahnverfahrenschon eingeführt ist, siehe A 3.4.

22 Zum Antrag einer französischen Gesellschaft ohne Sitz im Inland vgl. BGH in

IPRax 1992, 43.

Page 57: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

58

standhaltung, Instandsetzung und sonstigen Verwaltung sowieeines gemeinschaftlichen Gebrauchs (§ 16 II WEG),

● Ansprüche auf Beiträge zur Instandhaltungsrückstellung (§ 28 INr. 3 WEG),

● Ansprüche auf Vorschüsse entsprechend dem Wirtschaftsplan(§ 28 II WEG),

● Ansprüche auf Schadenersatz wegen Verletzung der aus der Ge-meinschaft entspringenden schuldrechtlichen Verpflichtungen,

● Ansprüche gegen den Verwalter wegen einer Verletzung des Ver-waltervertrags,

● Ansprüche des Verwalters gegen Wohnungseigentümer, etwa aufZahlung von Vergütung.

Das Mahnverfahren findet aber nicht statt, wenn die Geltendma-chung des Anspruchs von einer noch nicht erfolgten Gegenleistungabhängig ist oder wenn die Zustellung durch öffentliche Bekannt-machung (z. B. bei unbekanntem Aufenthalt des Schuldners) erfol-gen müsste (§ 688 Abs. 2 ZPO).Wegen anderer Ansprüche als den vorgenannten, etwa wegen Lei-stung von vertretbaren Sachen (z. B. 30 Zentner Speisekartoffeln)oder Wertpapieren, kann ein Mahnverfahren nicht eingeleitet wer-den. Hier muss unmittelbar der Klageweg beschritten werden. DerGrund für diese Regelung ist insbesondere, dass bei Berücksichti-gung auch solcher Ansprüche im Mahnverfahren dessen Umstellungauf das automatisierte (maschinelle) Mahnverfahren (siehe A 3.4)erhebliche Schwierigkeiten bereitete.

3.3 Besonderheiten bei Forderungen aus Verbrau�cherdarlehensverträgen

Ab 1.1.1992 traten wichtige Änderungen beim Mahnverfahren inKraft, die sich aus Artikel 6 des Gesetzes über Verbraucherkredite,zur Änderung der Zivilprozessordnung u. a. Gesetze vom 17.12.1990(BGBl I S. 2840) ergeben. Das seit dem 1.1.2002 geltende Schuld-rechtsmodernisierungsgesetz (§ 491 BGB) brachte weitere Änderun-gen mit sich.

Page 58: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

59

Durch diese Änderungen soll vermieden werden, dass künftig einDarlehensgeber sich für ein möglicherweise sittenwidriges Darlehenim Mahnverfahren einen raschen Vollstreckungstitel verschafft,ohne dass der Darlehensnehmer nennenswerten Widerstand leistet.Dieses Ziel soll durch folgende Regelung erreicht werden:1. Der Gläubiger muss in Spalte (5) des Vordrucksatzes für das

nichtmaschinelle Mahnverfahren bzw. in Zeile 50 des Vor-drucksatzes für das maschinelle Mahnverfahren angeben, dass essich um einen Anspruch aus einem Verbraucherdarlehensvertraghandelt (§ 690 Abs. 1 Nr. 3, 2. Hs. ZPO);

2. er muss dort auch das Datum des Vertragsabschlusses angebenund

3. den vereinbarten effektiven oder anfänglichen effektiven Jahres-zins mitteilen.

Muste r : An sp ruch au s Ve rb rauche rdar lehen sve r t rag :Anspruch aus Vertrag vom 2.2.2006, für den die Verbraucher�darlehensvorschriften gelten. Effektiver Jahreszins 12,5 Prozent.

Handelt es sich um eine Forderung aus einem Überziehungskredit,den eine Bank oder Sparkasse einem Verbraucher eingeräumt hat(§ 493 BGB), genügt die Angabe „Anspruch aus Vertrag, für den§ 493 BGB gilt“.Ein Mahnbescheid wird nicht erlassen (§ 688 Abs. 2 ZPO),1. wenn die oben genannten Angaben fehlen oder2. wenn der effektive Jahreszins um zwölf Prozent über dem Basis-

zins der Deutschen Bundesbank liegt (Basiszins seit 1.1.20061,37 % + 12 % = 13,37 %; sog. Schwellenzins).

Liegt der vereinbarte effektive Jahreszins darüber, kann der Gläubi-ger seine Forderung nur über das Klageverfahren geltend machen.Entspricht der Mahnantrag nicht den obigen Erfordernissen, so ister vom Mahngericht zurückzuweisen. Zuvor ist der Antragstelleraber im Wege der Zwischenverfügung zu hören, in der er auf dieMängel aufmerksam gemacht wird. Er hat dann Gelegenheit, denMahnantrag, soweit die Mängel behebbar sind, nachzubessern.

Page 59: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

60

3.4 Inhalt des Antrags auf Erlass eines Mahnbe�scheids. Die amtlichen Vordrucke

Der Antrag auf Erlass eines Mahnbescheids muss enthalten (§ 690ZPO):1. die Bezeichnung der Parteien, ihrer gesetzlichen Vertreter und

der etwaigen Prozessbevollmächtigten (siehe A 3.7, A 3.6);2. die Bezeichnung des Gerichts, bei dem der Antrag gestellt wird.

Diese Bezeichnung geht aus der Anschrift des Antrags hervor(siehe A 3.5);

3. die Bezeichnung des Anspruchs unter bestimmter Angabe derverlangten Leistung, wobei Haupt- und Nebenforderungen ge-sondert und einzeln zu bezeichnen sind und besondere Kenn-zeichnungspflichten für Ansprüche im Zusammenhang mit ei-nem Darlehensverbrauchervertrag gelten (siehe A 3.2, A 3.8);

4. die Erklärung, dass der Anspruch nicht von einer Gegenleistungabhängt oder dass die Gegenleistung erbracht ist (siehe A 3.8);

5. die Bezeichnung des Gerichts, das für ein streitiges Verfahrensachlich und örtlich zuständig ist (siehe A 3.5).

Der Antrag muss vom Antragsteller oder seinem Bevollmächtigten,bei Minderjährigen und Entmündigten von deren gesetzlichemVertreter handschriftlich unterzeichnet werden. Eine Faksimileun-terschrift mit einem Stempel genügt nicht. Ein Bevollmächtigter hatseine ordnungsgemäße Bevollmächtigung durch den Antragstellerzu versichern; des Nachweises einer Vollmacht bedarf es dagegen imMahnverfahren nicht (§ 703 ZPO).Der Antrag kann in einer nur maschinell lesbaren Aufzeichnungeingereicht werden, wenn die Aufzeichnung dem Gericht für seinemaschinelle Bearbeitung geeignet erscheint (§ 690 Abs. 3 ZPO).Gemeint ist damit die Einreichung von Mahnanträgen im Wege desDatenträgeraustauschs. Dabei werden Disketten oder andere Spei-chermedien an Stelle schriftlicher Anträge eingereicht. Hierdurchwird dem Antragsteller, der mit einem PC arbeitet, der Ausdruckvon Mahnanträgen erspart; gleichzeitig entfällt bei einem Gericht,das mit EDV arbeitet, die personalintensive Erfassung und Eingabeder schriftlichen Mahnanträge.

Page 60: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

61

Daneben können Daten auch durch Datenfernübertragung über-mittelt werden. Bei der Datenfernübertragung werden die Datenelektronisch signiert und verschlüsselt über Datenleitungen an dieMahngerichte gesendet. Ein weiteres, gerade erst zugelassenes Medi-um ist die Datenübertragung per Internet (WEB-DFÜ). Der An-tragsteller bzw. dessen Prozessbevollmächtigter kann hier den An-trag auf Erlass eines Mahnbescheides online stellen. Das Verfahrenwird noch nicht von allen Mahngerichten unterstützt, weshalb dieZulässigkeit auch beim entsprechenden Mahngericht unmittelbarerfragt werden sollte.Zur Vereinfachung sind für alle Mahnverfahren – ob sie maschinelloder nicht maschinell bearbeitet werden – Vordrucke eingeführt,die benutzt werden müssen.23 Eine maschinelle Bearbeitung wird infolgenden Bundesländern durchgeführt:● Baden-Württemberg – vom AG Stuttgart,● Bayern – vom AG Coburg,● Berlin – vom AG Wedding,● Bremen – vom AG Bremen,● Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern – vom AG Hamburg,● Hessen – vom AG Hünfeld,● Niedersachsen – vom AG Uelzen,● Nordrhein-Westfalen – vom AG Hagen (ZEMA I für Antragstel-

ler aus den Oberlandesgerichtsbezirken Düsseldorf und Hamm)und AG Euskirchen (ZEMA II für Antragsteller aus dem Ober-landesgerichtsbezirk Köln),

● Rheinland-Pfalz und Saarland – vom AG Mayen,● Sachsen-Anhalt (geplanter Zusammenschluss mit Thüringen und

Sachsen) – vom AG Aschersleben, Dienstgebäude Staßfurt,● Schleswig-Holstein – vom AG Schleswig.

23 Der bundeseinheitliche Vordrucksatz für das Mahnverfahren wurde durch

Verordnung des Bundesministers der Justiz vom 6. Mai 1977 erstmals einge-führt. Der Formularzwang gilt nicht für Mahnverfahren, in denen der Mahn-bescheid im Ausland zuzustellen ist. Ferner nicht für Mahnverfahren, in de-nen der Mahnbescheid nach Art. 32 des Zusatzabkommens zum NATO-Truppenstatut vom 3. August 1959 (BGBl 1961 II S. 1183, 1218) zuzustellenist. Allerdings kann der Antragsteller auch in diesen Fällen den amtlichenVordrucksatz benutzen.

Page 61: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

62

(Adressen, Internetadressen, Telefon- und Faxnummern finden Sieim Anhang dieses Buches unter Nr. 16 und 17.)In den übrigen Bundesländern erfolgt nicht maschinelle Bearbei-tung. Es empfiehlt sich eine Anfrage beim Amtsgericht des Wohn-oder Firmensitzes des Antragstellers. Die Vordrucksätze sind inSchreibwarengeschäften in der Nähe der Gerichte oder bei Formu-larverlagen erhältlich (siehe Anhang).Wird der amtliche Vordruck nicht benutzt, wird der Mahnantragzurückgewiesen (§§ 691 Abs. 1, 703c Abs. 2 ZPO).Seit 1. Januar 1979 müssen für Mahnverfahren bei Gerichten, dieVerfahren maschinell bearbeiten (siehe obige Aufzählung), besonde-re Vordrucksätze benutzt werden. Aktuell ist das AntragsformularStand 1.1.2002. Infolge des Kostenrechtsmodernisierungsgesetzes,das am 1.7.2004 in Kraft trat, werden voraussichtlich zum 1.10.2006neue Antragsvordrucke aufgelegt. Für die jetzt lieferbaren Vordruk-ke wird es eine Aufbrauchfrist bis Ende 2007geben.Die bedeutsamste Neuerung für den Gläubiger liegt in der „tagferti-gen“ Verarbeitung der Mahneingänge (§ 689 Abs. 1 Satz 3 ZPO).Auch wird grundsätzlich auf Aktenführung verzichtet (§ 696 Abs. 2ZPO). Mahnakten sind nur zu führen, wenn sich die Sache für ma-schinelle Bearbeitung nicht eignet oder wenn sie der Rechtspflegerhiervon ausnimmt.24 (Im Anhang werden beide amtlichen Vor-drucksätze ausgefüllt wiedergegeben und in den nachfolgendenKapiteln (siehe A 3.5) im Einzelnen erläutert.)Im Mahnverfahren können bei Auftreten von Schwierigkeiten alleAnträge und Erklärungen vor dem zuständigen Rechtspfleger einesjeden deutschen Amtsgerichts abgegeben und verlangt werden, dassdie Vordrucke vom Rechtspfleger ausgefüllt werden (§§ 702, 129aZPO).

3.5 Die Bezeichnung des Gerichts

Hier muss man unterscheiden zwischen dem Mahngericht, das imAnschriftenfeld bei Nr. (1) (Zeile 53 maschineller Vordruck) anzuge-

24 Über erste Erfahrungen mit der Automation im Mahnverfahren berichtete

Mayer in NJW 1983, 92 ff.

Page 62: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

63

ben ist und dem Gericht, bei dem für den Fall des Widerspruchsgegen den Mahnbescheid oder des Einspruchs gegen den Vollstrek-kungsbescheid das streitige Verfahren durchzuführen und das in derZeile bei Nr. (10) (Zeile 45 maschineller Vordruck) einzutragen ist.Welches Mahngericht zuständig ist, ergibt sich aus den Ausführun-gen in Kapitel A 3.1. Im Normalfall ist es das Amtsgericht amWohnsitz des Antragstellers.Will man das Gericht für das streitige Verfahren finden, muss mansich erst darüber klar werden, welches Gericht sachlich und örtlichfür den Rechtsstreit zuständig sein wird. Es wird in Zeile 10 bzw.Zeile 45 eingetragen.Sachlich zuständig ist für Ansprüche bis 5.000 EUR (ohne Zinsenund Kosten) sowie für Ansprüche aus Wohnraummietverhältnissenund für Unterhaltsansprüche das Amtsgericht, sonst grundsätzlichdas Landgericht.Örtlich zuständig ist grundsätzlich das Gericht, in dessen Bezirk derAntragsgegner wohnt. Abweichend davon kann eine besondere oderausschließliche Zuständigkeit gegeben sein, z. B. bei wirksamer Ge-richtsstandsvereinbarung (§ 38 ZPO) oder bei Klagen aus uner-laubten Handlungen (§ 32 ZPO) oder bei bestimmten Erbschafts-streitigkeiten (§§ 27, 28 ZPO), beim Gerichtsstand des Erfüllungs-orts (§ 29 ZPO) oder beim besonderen Gerichtsstand des Vermö-gens oder des Streitobjekts (§ 23 ZPO), auch der besondere Ge-richtsstand des Aufenthaltsorts kommt etwa bei Studierenden, Ar-beitern, Schülern, Auszubildenden usw. in Betracht (§ 20 ZPO). InWohnungseigentumssachen ist das Amtsgericht zuständig, in dessenBezirk das Grundstück liegt (§ 43 WEG).Die unrichtige Angabe über den Gerichtsstand kann für den An-tragsteller Kostennachteile zur Folge haben.Nach § 696 Abs. 1 Satz 1 ZPO ist nach Widerspruch der Rechtsstreitzum Schutz des Antragsgegners ohne Ausnahme an das im Mahn-bescheid für ein streitiges Verfahren als zuständig bezeichnete Ge-richt abzugeben. Die Berichtigung einer fehlerhaften Bezeichnung istnicht vorgesehen, auch wenn der Antragsteller ein nicht oder nichtmehr zuständiges Gericht (z. B., wenn der Antragsgegner seinenWohnsitz zwischen letzter vorgerichtlicher Mahnung und Zustel-lung des Mahnbescheids wechselt) angegeben hat. Die Prüfung des

Page 63: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

64

Mahngerichts beschränkt sich darauf, ob an dem im Mahnantragbezeichneten Ort, wie angegeben, ein Amts- oder Landgericht be-steht. Ist dies nicht der Fall, liegt ein Grund vor, den Antrag zurück-zuweisen (§ 691 ZPO). Im Übrigen soll das Mahngericht bei einererkennbaren Unstimmigkeit den Mahnbescheid wie bisher nichterlassen, sondern dem Antragsteller durch Zwischenverfügung mitFristsetzung Gelegenheit zur Nachbesserung geben.Das kann etwa der Fall sein, wenn der Antragsteller nicht das Ge-richt angegeben hat, bei dem für die Klage wegen des geltend ge-machten Anspruchs ein ausschließlicher Gerichtsstand – z. B. derausschließliche Gerichtsstand in Mietsachen, § 29a ZPO – bestehtoder wenn ein Gericht bezeichnet wird, das auf Grund einer Ge-richtsstandsvereinbarung zuständig sein soll, die Voraussetzungenfür eine Gerichtsstandsvereinbarung aber offensichtlich nicht vorlie-gen (zu Gerichtsstandsvereinbarungen siehe A 1.1).

3.6 Die Bezeichnung des Antragsgegners im Mahn�antrag

Die Bezeichnung des Antragsgegners muss so erfolgen, dass eineZustellung des Mahnbescheids möglich ist und eine etwaige spätereVollstreckung des Vollstreckungsbescheids, der aus dem Mahnbe-scheid hervorgeht, durchgeführt werden kann. Das bedeutet, dassder Antragsgegner im Adressenfeld (2) des amtlichen Vordrucks(Zeilen 17–31 maschineller Vordruck) möglichst individualisierbarzu bezeichnen ist.Familienstand, Beruf oder Gewerbe brauchen nicht angegeben zuwerden, erleichtern aber die Identifizierung. Auch kann ein Beizei-chen zum Namen wie „junior“ wichtig sein, wenn beispielsweiseVater und Sohn den gleichen Namen tragen. Auf die genaue Be-zeichnung des Antragsgegners sollte größter Wert gelegt werden, daeine ungenaue Bezeichnung zu Schwierigkeiten bei der eventuellenspäteren Vollstreckung führen kann. Es ist nämlich nach derRechtsprechung nicht Aufgabe des Gerichtsvollziehers, die Anschrift

Page 64: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

65

eines verzogenen Schuldners festzustellen, denn Gerichtsvollziehersind keine Ermittlungsorgane.25

Trifft eine Schuldnerbezeichnung auf zwei Personen gleichermaßenzu, so kann eine Vollstreckung nicht erfolgen, wenn weder der Voll-streckungstitel noch sonstige Umstände einen verlässlichen Hinweisdafür geben, wer von beiden gemeint ist.26

Trägt jemand einen Familiennamen, der auch Vorname seinkönnte (Peter Franz), so sollte der Familienname nachgestellt undunterstrichen werden. Ist eine konkrete Verwechslungsgefahr nichtgegeben, so kann auch – wie z. B. in Bayern üblich – der Familien-name vorangestellt werden.27

Der gegen einen Verstorbenen (meist versehentlich) erlasseneMahnbescheid ist unwirksam, seine Berichtigung auf den Erbenkommt nicht in Betracht. Gegen ihn muss der Gläubiger vielmehreinen neuen Mahnbescheid erwirken.28

Auch ein Künstlername kann genügen, wenn damit die Identitätfestgestellt werden kann.Die Angabe eines Postfachs des Schuldners ist nicht ausreichend,weil die Niederlegung des zuzustellenden Mahnbescheids einenvorhergehenden Zustellungsversuch in der Wohnung voraussetzt(§ 182 ZPO) und überdies nicht einmal die Einlegung der Niederle-gungsmitteilung in das Schließfach den Zustellungsformalitätenentspricht.29 Zur Ermittlung der Anschrift eines Postfachinhaberssiehe A 1.7.Ein Kaufmann (zum Begriff siehe §§ 1-3, 5 u. 6 HGB) kann unterseinem bürgerlichen Namen oder unter seiner Firma belangt wer-

25 OLG München in KTS 1971, 289, LG Osnabrück in DGVZ 1971, 175; AG

Augsburg in DGVZ 1994, 78.26

LG Mainz in DGVZ 1973, 170.27

Vgl. LG Hannover in JurBüro 1992, 57.28

AG Köln in JurBüro 1968 Sp. 418 und in Rpfleger 1969, 250 mit weiterenNachweisen. Mit dieser Frage und mit weiteren Fragen des Einflusses des To-des des Schuldners auf ein gegen ihn gerichtetes Mahnverfahren (Schuldnerstirbt nach Zustellung des Mahnbescheids, jedoch vor Erteilung des Vollstrek-kungsbescheids, er stirbt nach rechtzeitigem Widerspruch oder nach Erteilungdes Vollstreckungsbescheids) befasst sich Ahlborn in JurBüro 1969 Sp. 19.

29 BayObLG in NJW 1963, 600.

Page 65: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

66

den (§ 17 Abs. 2 HGB). Die Firma ist im Handelsregister eingetra-gen (Soll- und Kann-Kaufmann erlangen die Kaufmannseigenschafterst mit der Eintragung – § 2 HGB – der Ist-Kaufmann – § 1 HGB – hat seine Firma zur Eintragung in das Handelsregister anzumelden– § 29 HGB).Manchmal weiß der Gläubiger nur, dass sich sein Schuldner z. B.mit „Firma August Maier“ bezeichnet. Damit weiß er aber nochnicht sicher, ob sein Schuldner tatsächlich auch August Maier heißt.Es kann dies auch ein Otto Müller sein. Denn der ursprünglich be-stehende Grundsatz der Firmenwahrheit wird im Falle einer Veräu-ßerung des Geschäfts zugunsten der Firmenbeständigkeit vielfachdurchbrochen, um den Übernehmer nicht zur Neubildung einerFirma zu nötigen und um die in der alten Firma verkörperten Wertezu erhalten. Will in solchen Fällen der Gläubiger den Firmeninhaberpersönlich in Anspruch nehmen, so muss er sich durch Einsicht indas beim Amtsgericht befindliche Handelsregister erst darüber ver-gewissern, wer der Firmeninhaber tatsächlich ist. Aber, wie gesagt,der Gläubiger kann in Fällen, in denen es sich tatsächlich um eineeingetragene Firma handelt, auch die Firma als den Schuldner inseinem Mahnantrag angeben, wenn es sich um eine Geschäftsver-bindlichkeit handelt. Unrichtig ist es, im Antrag etwa als Schuldneranzuführen „1. die Firma August Maier, 2. deren Inhaber OttoMüller, je als Gesamtschuldner haftend“. Denn ein Titel, der gegeneine Firma ergeht, richtet sich nicht gegen die Firma als solche, son-dern gegen deren Inhaber. Die Firma ist kein Rechtssubjekt, sondernnur der Name des Kaufmanns im Handelsverkehr. Partei ist dahernur derjenige, der zum Zeitpunkt der Zustellung des MahnbescheidsInhaber der Firma war.30 Es handelt sich also nicht um zwei Schuld-ner.Am sichersten ist es für den Gläubiger, wenn er als Schuldner an-führt „Firma August Maier, Inhaber Kaufmann Otto Müller“. DieFrage, in welcher Eigenschaft – Kaufmann oder Privatmann – derSchuldner beansprucht wird, ist für die Zulässigkeit der Zwangs-vollstreckung gegen ihn von Erheblichkeit. Die Antwort auf dieseFrage ergibt sich aus dem Namen, mit dem er im Mahnbescheid

30 KG in Rpfleger 1982, 191; OLG München in NJW 1971, 1615.

Page 66: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

67

(und damit auch im Vollstreckungsbescheid bzw. im Urteil) alsPartei bezeichnet ist. Geht der Titel gegen einen Einzelkaufmannunter seinem bürgerlichen Namen, dann ist es für die Zulässigkeitder Zwangsvollstreckung in sein gesamtes Vermögen ohne Bedeu-tung, ob der Anspruch gegen ihn aus seiner Tätigkeit im Handelentstanden ist oder nicht, da es bei ihm keine Trennung zwischenPrivat- und Handelsvermögen gibt. Auch wenn der Anspruch desGläubigers aus einem Handelsgeschäft herrührt, steht die bloßeBezeichnung des Schuldners mit seinem bürgerlichen Namen derZwangsvollstreckung in sein Geschäftsvermögen grundsätzlich dannnicht entgegen, wenn Handelsname und bürgerlicher Name über-einstimmen, es sei denn, dass sich aus einer verschiedenen Lage vonGeschäft und Wohnung oder aus sonstigen Gründen Zweifel amBesitz des Schuldners an seinen dort vorhandenen beiden Vermö-gensteilen ergeben. Zu beachten ist hierbei, dass seit dem 1.4.2003alle Einzelkaufleute und Personenhandelsgesellschaften zum Schutzdes Rechtsverkehrs verpflichtet sind, einen eindeutigen Rechtsform-zusatz in ihrer Firmenbezeichnung aufzunehmen. (§ 19 HGB). FürEinzelkaufleute kann dieser Zusatz lauten „e.K.“, „e.Kfm.“ oder„e.Kfr.“. Für die amtlichen Vordrucke für das Mahnverfahren be-deutet dies, dass sofern ein solcher Rechtsformzusatz in das Adress-feld mit aufgenommen wird (z.B. Beleuchtungstechnik Huber e.K.),kein Inhaberzusatz mehr notwendig ist.Weicht dagegen der bürgerliche Name des Einzelkaufmanns vonseinem Handelsnamen ab, so ist für das Vollstreckungsorgan nuraus der Bezeichnung des Schuldners mit seinem Handelsnamenerkennbar, dass außer der Vollstreckung in ein Geschäftsvermögennoch eine Vollstreckung in ein Privatvermögen in Frage kommt undmöglicherweise in das eines anderen Namensträgers.31

Den Minderkaufmann (§ 4 HGB a. F.) gibt es seit dem Handels-rechtsreformgesetz vom 22.6.1998 nicht mehr.Ist Schuldner eine offene Handelsgesellschaft, so empfiehlt es sich,den Mahnbescheid sowohl gegen die – im Handelsregister eingetra-gene – Gesellschaft wie auch gegen die einzelnen Gesellschafter(feststellbar durch Einsichtnahme in das Handelsregister) zu rich-

31 Vgl. näher dazu Zöller/Stöber, Rdn. 10 zu § 750.

Page 67: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

68

ten.32 Das Gleiche gilt bei einer Kommanditgesellschaft und bei einerGmbH & Co Kommanditgesellschaft wegen der persönlich haften-den Gesellschafter (bei der zuletzt genannten Gesellschaft meistverkörpert durch eine GmbH).Bei einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung als Schuldnerinsind der oder die Geschäftsführer (feststellbar durch Einsicht in dasHandelsregister) mitanzuführen. Bei einer Aktiengesellschaft giltEntsprechendes für deren Vorstandsmitglieder.33

Bei einer Gesellschaft nach bürgerlichem Recht muss sich der An-trag auf Erlass eines Mahnbescheids entweder gegen alle Gesell-schafter oder gegen die Gesellschaft richten.34 Die GbR ist als Außen-gesellschaft aktiv und passiv rechts- und prozessfähig. Möchte derGläubiger nicht nur in das Gesellschaftsvermögen, sondern auch indas Privatvermögen der Gesellschafter vollstrecken, muss der Mahn-antrag gegen die Gesellschafter als Gesamtschuldner gerichtet wer-den. Handwerkerunternehmen können als offene Handelsgesell-schaften betrieben werden. Voraussetzung für die Eintragung alsGesellschaft ist in diesem Fall, dass der für die Leitung des techni-schen Betriebs vorgesehene persönlich haftende Gesellschafter dieMeisterprüfung oder die Ausnahmebewilligung besitzt (§ 7 Abs. 4HandwO und Gesetz über die Kaufmannseigenschaft von Handwer-kern vom 31. März 1953; BGBl I S. 106).Ein land- oder forstwirtschaftlicher Unternehmer kann, muss abernicht, durch Eintragung in das Handelsregister Kaufmannseigen-schaft erlangen, falls der Gewerbebetrieb nach Art und Umfang einekaufmännische Einrichtung erfordert. Entsprechendes gilt, wennmit dem Betrieb der Land- und Forstwirtschaft ein Unternehmenverbunden ist, das nur ein Nebengewerbe des land- oder forstwirt-schaftlichen Unternehmens darstellt, für das Nebengewerbe. Unterdiesen Voraussetzungen kann ein land- oder forstwirtschaftliches

32 Aus einem Titel nur gegen die Firma kann bloß in das Gesellschaftsvermögen

vollstreckt werden (§ 124 Abs. 2 HGB), nicht in das persönliche Vermögender Gesellschafter (§ 129 Abs. 4 HGB).

33 Ein Antrag gegen die Firma A Versicherungs-Aktiengesellschaft in … Regio-

naldirektion … Straße mit dem Zusatz „Privat … Straße“ ist nicht zu bean-standen, also insbesondere vollstreckbar (OLG Köln in Rpfleger 1975, 102).

34 BGH in NJW 2001, 1056.

Page 68: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

69

Unternehmen oder ein damit verbundenes Nebengewerbe eineoffene Handelsgesellschaft oder eine Kommanditgesellschaft sein(Gesetz über die Kaufmannseigenschaften von Land- und Forstwir-ten vom 13. Mai 1976; BGBl I S. 1197).35

Ist der Schuldner verheiratet, so kommt eventuell ein Mahnantraggegen die Eheleute in Betracht, wenn beide sich zur Zahlung ver-pflichtet haben und als Gesamtschuldner haften.36

In diesem Fall ist gegen jeden der Ehepartner ein eigener Vordruck-satz auszufüllen. Im Vordruck ist in der Zeile bei Nr. (4) auf denweiteren Antragsgegner hinzuweisen. Dort muss es dann etwa hei-ßen: „macht gegen Sie und Ihren Ehemann“ oder „macht gegen Sieund Ihre Ehefrau“ folgenden Anspruch geltend … Im Kästchen beiNr. (14) des Vordrucks ist dann die Zahl 2 einzusetzen.Im maschinellen Verfahren können in Zeile 17–22 von vornhereinzwei Antragsgegner erfasst werden.Soll der Mahnantrag gegen einen Minderjährigen oder gegen einenEntmündigten gerichtet werden, so ist im Feld Nr. (2) nur die An-schrift des gesetzlichen Vertreters (Eltern, Vater, Mutter, Vormund)einzusetzen. Dass sich der Antrag gegen den Minderjährigen unddessen Vermögen richtet, geht dann aus der Zeile bei Nr. (4) hervor,wo es heißen muss: „macht gegen Ihren bei Ihnen wohnendenSohn“ oder „macht gegen Ihr bei Ihnen wohnendes Mündel folgen-den Anspruch geltend …“.Der gesetzliche Vertreter wird im maschinellen Verfahren in Zeile27–31 angegeben.Ist dem Antragsteller aus dem Schriftverkehr mit dem Antragsgegnerbekannt, dass dieser bereits einen Prozessbevollmächtigten hat, so istdieser im Anschriftenfeld Nr. (2) mit anzugeben. Eine Adressierungund Zustellung an den Prozessbevollmächtigten wäre nur zulässig,wenn der Antragsteller zugleich mit dem Mahnantrag die Voll-machtsurkunde des Antragsgegners für dessen Prozessbevollmächtig-ten vorlegen könnte, was normalerweise aber nicht möglich ist.Wird der Mahnantrag auf zwei oder mehreren Vordrucken gegenmehrere Antragsgegner als Gesamtschuldner gerichtet (z. B. gegen

35 S. zu diesem Gesetz Hartmann in NJW 1976, 1297.

36 Wegen der bei verheirateten Schuldnern bestehenden Rechtslage siehe E.

Page 69: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

70

mehrere Personen, die sich gemeinschaftlich zur Zahlung verpflich-tet haben oder die gemeinschaftlich eine unerlaubte Handlung nach§§ 823, 840 BGB gegen den Antragsteller begangen haben), so ist dasKästchen bei Nr. (4) auf dem Vordruck anzukreuzen (Zeile 17 ma-schineller Vordruck).

3.7 Die Bezeichnung des Antragstellers im Mahnan�trag

Der Antragsteller muss, ebenfalls im Hinblick auf den späterenVollstreckungsbescheid, im Mahnantrag bei Nr. (3) des Vordrucks(Zeilen 2–6 maschineller Vordruck) mit gleicher Genauigkeit wieder Antragsgegner bezeichnet werden, d. h. mit Vornamen, Namenoder Firma, sowie Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Ort und gege-benenfalls Zustellpostamt (z. B. 80805 München).Im Antrag ist ferner der etwaige gesetzliche Vertreter des Antrag-stellers, gegebenenfalls auch ein Prozessbevollmächtigter, den derAntragsteller beauftragt hat, anzugeben.37

Da das Feld bei Nr. (3) genügend groß ist, empfiehlt es sich, den weite-ren Platz für die Angabe des Bank- oder Postscheckkontos samt Bank-leitzahl zu nutzen, um dem Antragsgegner die lange Suche, wohin erbargeldlos seine Schulden bezahlen kann, zu ersparen. Im Feld Nr.(11) muss die komplette Anschrift des Antragstellers nochmals einge-setzt werden, weil dieses Feld auf den Durchschriften des Vordruck-satzes als Adresse für Benachrichtigungen an den Antragsteller dient.

3.8 Die Bezeichnung des Anspruchs

Anzugeben ist im Mahnantrag die Bezeichnung des Anspruchs unterbestimmter Angabe der verlangten Leistung (§ 690 Abs. 1 Nr. 3ZPO). Angaben zur Begründung des Anspruchs sind nicht erforder-lich. Nur Grund und Umfang der verlangten Leistung sind im FeldNr. (5) des Vordrucks (Zeilen 32–37 maschineller Vordruck) zubezeichnen. Die danach lediglich zu fordernde Individualisierungdes Anspruchs dient der Abgrenzung von etwaigen anderen An-

37 Der gesetzliche Vertreter ist namentlich zu bezeichnen; nicht genügend ist

z. B. die allgemeine Angabe „vertreten durch den Vorstand“.

Page 70: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

71

sprüchen und ist bedeutsam für den Umfang der Rechtskraft des aufder Grundlage des Mahnbescheids später ergehenden Vollstrek-kungsbescheids.38

Eine Schlüssigkeitsprüfung (= Prüfung, ob die tatsächlichen Anga-ben als richtig unterstellt, den Mahnantrag rechtfertigen) wie bei derKlage findet nicht statt.Der Rechtspfleger beim Mahngericht hat aber in Ausnahmefälleneine Prüfungskompetenz, nämlich dahingehend, ob es sich um eineoffensichtlich unbegründete oder gerichtlich nicht durchsetzbareForderung handelt.39

Typische Anspruchsbezeichnungen im Feld Nr. (5) des Vordruckssind beispielsweise● bei Forderungen von Handwerkern und Unternehmern:

„Werklohnforderung gemäß Rechnung vom …“,„Restwerklohnforderung gemäß Rechnung vom …“,„Reparatur gemäß Rechnung vom …“,

● bei Forderungen aus Darlehensvertrag:„Darlehensrückzahlung gemäß Vertrag vom …“,„Darlehenszinsen für die Zeit vom … bis … gemäß Vertrag vom…“,

● bei Kaufpreisforderungen:„Warenkauf gem. Rechnung vom …“,

● bei Forderungen aus Miet- oder Pachtvertrag:„Miete/Pacht gemäß Vertrag vom … für die Zeit vom … bis …“,

● bei Forderungen aus Verkehrsunfall oder sonstigem Unfall:„Schadenersatz aus Unfall vom …“,

● bei Unterhaltsforderungen:„Rückständiger Unterhalt für die Zeit vom … bis …“,

● bei Forderungen aus Dienstvertrag:„Dienstleistung gemäß Rechnung vom …“,

● ferner:„Mitgliedsbeitrag vom … bis …“,

38 Hinsichtlich weiterer Einzelheiten zur ordnungsgemäßen Anspruchsbezeich-

nung vgl. Herbst in Rpfleger 1978, 200.39

S. Wedel, „Die Prüfungsbefugnis des Rechtspflegers im gerichtlichen Mahn-verfahren“, in JurBüro 1994, 325.

Page 71: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

72

„Ärztliche/Zahnärztliche/Architektenleistung gemäß Rechnungvom …“,„Versicherungsprämien für die Zeit vom … bis …“,„Lehrgang/Unterricht gemäß Vertrag vom … für die Zeit vom

… bis …“.

Wird ein Vordruck für das maschinell bearbeitete Mahnverfahrenbenutzt, so ist in den Zeilen Nr. 32–34 die entsprechende Nummerdes Anspruchskatalogs einzusetzen (für Kaufvertrag z. B. die Kata-log-Nr. 11, für Unterhaltsrückstände z. B. die Katalog-Nr. 38). ImFeld bei Nr. (6) wird der Betrag der Hauptforderung eingetragen.Nebenforderungen müssen gesondert und einzeln bezeichnet wer-den (vgl. Zeile (7) im nicht maschinellen Vordruck und Zeile 44 immaschinellen Vordruck).Darunter fallen z. B. notwendige vorprozessuale Kosten wie etwaAnschriftenermittlungskosten infolge Einwohnermeldeamtsaus-künften und gegebenenfalls auch Detektivkosten sowie Kosten fürHandelsregisterauskünfte, ferner Kontoführungsgebühren, Bear-beitungsgebühren, Inkassokosten, rückständige Zinsen. In Zeile 44des Vordrucks für das maschinelle Verfahren sind einige beispielhaftaufgeführt.Zu Ansprüchen im Rahmen von Verbraucherdarlehensverträgen giltsiehe oben A 3.2.Ausdrücklich ist in einem der beiden Kästchen des Feldes Nr. (9) zuerklären, dass entweder der geltend gemachte Anspruch von einerGegenleistung nicht abhängig oder dass die Gegenleistung bereitserbracht ist (Zeile 52 maschinelles Verfahren). So kann im Mahn-verfahren beispielsweise eine Kaufpreisforderung erst dann geltendgemacht werden, wenn die Ware bereits geliefert wurde, d. h. dieGegenleistung erbracht wurde, es sei denn, dass Vorauszahlung desPreises vereinbart wurde. Kann diese Erklärung nicht abgegebenwerden, so wird der Mahnantrag zurückgewiesen (§ 691 Abs. 1ZPO).So wie gegen mehrere Antragsgegner ein Anspruch im Mahnverfah-ren geltend gemacht werden kann (siehe A 3.6), ist es auch möglich,mehrere Ansprüche gegen einen Antragsgegner zu erheben (An-spruchshäufung). In diesem Fall bedarf es nur eines Vordrucks, bei

Page 72: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

73

dem im Feld bei Nr. (5) die Ansprüche so genau wie oben angegebeneinzutragen sind. Bei Nr. (9) ist dann der Gesamtbetrag aller Forde-rungen einzusetzen. Im maschinellen Verfahren ist in Zeile 32–34Raum für drei Ansprüche vorgesehen.

3.9 Was gehört in die Spalte „Zinsen“?

Mit Eintritt des Verzugs beginnt die Pflicht des Schuldners, dieSchuld mit fünf Prozent jährlich über dem Basiszins der Bundes-bank (§ 247 BGB) zu verzinsen (§ 288 Abs. 1 BGB). Wenn keinVerbraucher am Rechtsgeschäft beteiligt ist, beträgt der Zinssatzacht Prozent jährlich über dem Basiszins (§ 288 Abs. 2 BGB). Ver-braucher ist dabei jede natürliche Person, die ein Rechtsgeschäft zueinem Zweck abschließt, der weder ihrer gewerblichen noch ihrerselbstständigen beruflichen Tätigkeit zugerechnet werden kann (§ 13BGB).Dieser gesetzliche Verzugszinssatz ist der Mindestschaden, den derGläubiger fordern kann. Der Schuldner kommt in Verzug, wenn ernach Fälligkeit gemahnt wird (§ 286 Abs. 1 Satz 1 BGB und A 1.3).Wurde der Schuldner also durch ein Mahnschreiben unmissver-ständlich zur Zahlung aufgefordert, kann der Gläubiger den gesetzli-chen Verzugszins ab Zugang des Schreibens verlangen. Auf alle Fälleaber kann er ihn ab Zustellung des Mahnbescheids verlangen, da dieZustellung des Mahnbescheids einer Mahnung gleichsteht (§ 286Abs. 1 Satz 2 BGB).Zinseszinsen können nicht beansprucht werden (§ 248 BGB). Beibeiderseitigen Handelsgeschäften beträgt der gesetzliche Zinssatzfünf Prozent (§ 352 HGB).Höhere Verzugszinsen als fünf bzw. acht Prozent jährlich überdem Basiszins können als „weiterer Verzugsschaden“ nach § 288Abs. 3 BGB gefordert werden. Dabei ist zu unterscheiden zwischen1. entgangenen Anlagezinsen (Anlagevereitelung),2. aufgewendeten Kreditzinsen und3. vereinbarten Verzugszinsen (siehe A 1.1).Der erste, seltenere Fall liegt dann vor, wenn der Gläubiger bishermit eingehenden Geldern zinsgünstige Anlagen in Wertpapieren

Page 73: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

74

getätigt hat und seine Vermögensverhältnisse dies auch weiterhinzulassen.Der zweite, wesentlich häufigere Fall betrifft die Kreditaufnahme,die, wenn der Schuldner ordnungsgemäß und rechtzeitig gezahlthätte, unterblieben wäre.Bestreitet der Schuldner die aufgewandten Kreditzinsen, muss derGläubiger für sie Beweis antreten. Dies geschieht in der Regel durchVorlage einer Zinsbescheinigung seines Kreditinstituts. Aus ihr mussnicht nur die Höhe des Zinssatzes, sondern auch der Stand des Kre-dits und der Zeitraum der Überziehung hervorgehen.

M u s t e r : K o r r e k t e Z i n s b e s c h e i n i g u n gKreissparkasse MünchenMünchen, den …

Sehr geehrter Herr …,wir haben Ihnen auf Ihrem Konto eine Kontokorrentkreditliniezur Verfügung gestellt, die seit dem 2.2.2006 von Ihnen mit ei�nem Betrag von 50.000 EUR und mehr ständig beansprucht warund derzeit auch mindestens in dieser Höhe beansprucht wird.

Die Kontokorrentzinsen betragen seit 2.2.2006 12,75 Prozent.Mit freundlichen Grüßen

Nach einer neuen Entscheidung des BGH kann der Gläubiger alsVerzugsschaden auch Zinsen aus Verzugszinsen (= Zinseszinsen)verlangen, wenn er den Schuldner wegen zusammengerechneterrückständiger Verzugszinsbeträge wirksam in Verzug gesetzt hat(BGH in MDR 1993, 509 = NJW 1993, 1260).Unter der Nr. (6) des Vordrucks (Zeilen 40–43 maschineller Vor-druck) wird man in der Spalte „Zinsen“ nach obigen Ausführungenz. B. Folgendes einsetzen:

6,37 Prozent hieraus (gemeint ist die davorstehende Hauptsa�cheforderung!) seit … (Zeitpunkt des Verzugseintritts)

oder:

Page 74: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

75

6,37 Prozent aus … (Betrag einsetzen, den man verzinst habenmöchte) seit …/vom … bis … (wenn man Zinsen nur für einenbestimmten Zeitraum geltend machen will)

oder:

12,75 Prozent hieraus/aus … wegen Inanspruchnahme vonBankkredit ab … (Zeitpunkt des Verzugseintritts).

3.10 Ersatz von vorgerichtlichen Mahnkosten

Sie sind in die Spalte Nr. (7) bzw. Zeile 44 des Vordrucks als Neben-forderung einzusetzen.Darüber, dass der Schuldner verpflichtet ist, die vom Gläubigeraufgewendeten Kosten für eigene Mahnung zu erstatten, bestehtkeine ausdrückliche Vorschrift. Doch kann § 280 Abs. 1 Satz 1 BGBangewendet werden, wonach der Schuldner dem Gläubiger dendurch den Verzug entstehenden Schaden zu ersetzen hat. Dies giltnicht, wenn der Schuldner den Zahlungsverzug nicht zu vertretenhat (§ 280 Abs. 1 Satz 2 BGB). Die Kosten für die Mahnung selbststellen aber noch keinen Verzugsschaden dar, da der Schuldnerdurch diese Mahnung vielfach erst in Verzug gesetzt werden soll,falls nicht seine Schuld bereits vorher fällig ist (siehe A 1.2).Es werden nicht nur die Kosten für eine einmalige Mahnung, son-dern auch die für mehrmalige Mahnungen ersetzt verlangt werdenkönnen, falls es sich um eine unbestrittene Forderung handelt.40

Weiß der Gläubiger, dass der Schuldner die Forderung bestreitet, dieMahnung also aussichtslos und überflüssig ist, so erübrigt sich eineMahnung von selbst.41

Die Höhe der Kosten für die vom Gläubiger selbst vorgenommeneMahnung ergibt sich aus den Portoauslagen und einer angemesse-nen Entschädigung für die Schreibarbeit, etwa in Höhe von 0,50EUR für jede angefangene Seite. Der Zeitverlust, der dem Gläubigerdurch die Mahnung entsteht, kann dem Schuldner in der Regelnicht in Rechnung gestellt werden. Dagegen kommen als vorge-richtliche Kosten etwa auch die Kosten für eine Ermittlung des Auf-

40 Über Postgebühren und Auslagen vgl. Schneider in JurBüro 1965 Sp. 196.

41 BGH in VersR 1974, 642.

Page 75: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

76

enthalts des Antragsgegners (Kosten für Auskunft vom Einwohner-meldeamt – ca. 5 EUR) in Frage.Für durch Zuziehung eines Rechtsanwalts, Rechtsbeistands odereines Inkassobüros entstandene vorgerichtliche Mahnkosten kannder Gläubiger nur dann Ersatz verlangen, wenn er den Schuldnerzuvor in Zahlungsverzug – z. B. durch eine Mahnung – versetzt hat.

3.11 Antrag auf Durchführung des streitigen Verfah�rens

Zweckmäßig ist es, bereits im Antrag auf Erlass des Mahnbescheidsden Antrag auf Durchführung des streitigen Verfahrens für den Fallaufzunehmen, dass der Schuldner gegen den Mahnbescheid Wider-spruch erheben sollte (§ 696 Abs. 1 Satz 2 ZPO). Hierzu ist das Käst-chen bei Nr. (12) – Zeile 45 im maschinellen Verfahren – anzukreu-zen. Wird dies übersehen, so tritt bei Einlegung des Widerspruchsdurch den Antragsgegner ein Stillstand für gewisse Zeit ein, nämlichbis zur entsprechenden Antragstellung durch den Antragsteller oderden Antragsgegner.

3.12 Unterzeichnung des Mahnantrags

Schließlich ist der Mahnantrag vom Antragsteller oder seinem ge-setzlichen Vertreter (z. B. Eltern bei minderjährigen Kindern) oderseinem Bevollmächtigten unter Angabe von Ort und Datum zuunterzeichnen. Des Nachweises einer Vollmacht bedarf es dabei fürden Bevollmächtigten nicht (§ 703 S. 1 ZPO). Allerdings muss derBevollmächtigte im Kästchen Nr. (13) – Zeile 46 im maschinellenVerfahren – durch Ankreuzen seine ordnungsgemäße Bevollmächti-gung versichern (§ 703 S. 2 ZPO). Beim maschinellen Mahnverfah-ren entfällt die Unterschrift, wenn sichergestellt ist, dass der Antragmit Willen des Antragstellers oder seines Prozessbevollmächtigtenübermittelt wurde.42

42 Siehe Hansens in Rpfleger 1991, 134.

Page 76: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

77

3.13 Zurückweisung des Mahnantrags

Der zuständige Rechtspfleger des Amtsgerichts weist den Mahnan-trag in folgenden Fällen zurück:1. wenn er sich gegen eine Person richtet, die der deutschen Ge-

richtsbarkeit nicht unterliegt (vgl. §§ 18 ff. GVG; insbesonderekommen hier in Betracht Mitglieder diplomatischer und konsu-larischer Vertretungen),

2. wenn der ordentliche Rechtsweg nicht zulässig ist,3. wenn Partei- und Prozessfähigkeit nicht vorliegen, bzw. wenn

nicht der gesetzliche Vertreter handelt,4. wenn das angegangene Gericht sachlich oder örtlich nicht zu-

ständig ist (siehe A 3.1),5. wenn der Anspruch nicht die Zahlung einer bestimmten Geld-

summe in inländischer Währung zum Gegenstand hat (§ 688Abs. 1 ZPO),

6. wenn die Erklärung fehlt, dass der Anspruch nicht von einerGegenleistung abhängig ist oder die Gegenleistung schon er-bracht sei (§ 688 Abs. 2 Nr. 2 ZPO),

7. wenn die Zustellung durch öffentliche Bekanntmachung erfolgenmüsste (also bei unbekanntem Aufenthalt des Antragsgegners),

8. wenn die Zustellung im Ausland – ausgenommen (§ 688 Abs. 3ZPO i.V.m. §§ 34, 35 AVAG) sind die Staaten Belgien, Däne-mark, Israel, Italien, Frankreich, Luxemburg, Griechenland, Nie-derlande, Großbritannien, Norwegen, Irland und Spanien – er-folgen müsste,

9. wenn dem Mahnantrag der notwendige Inhalt fehlt (siehe A 3.4),10. wenn ein Bevollmächtigter den Antrag einreicht, der seine ord-

nungsgemäße Bevollmächtigung nicht versichert hat (§ 703 S. 2ZPO),

11. wenn der amtliche Vordruck nicht benutzt wird (§ 703c Abs. 2ZPO),

12. wenn die Gerichtskosten nicht oder nicht in der erforderlichenHöhe vorausentrichtet sind (siehe A 3.20),

13. bei Ansprüchen des Verbraucherdarlehensgebers, wenn der sog.Schwellenzins überschritten wird (siehe A 3.3).

Page 77: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

78

14. Zur Frage der Zurückweisung bei überhöhten Inkassokostensiehe Wedel in JurBüro 1994, 325.

Liegt einer der oben genannten Mängel vor, so prüft der Rechtspfle-ger, ob dieser Mangel behebbar ist oder nicht. Ist er behebbar, soerlässt er eine Zwischenverfügung, in der der Antragsteller aufge-fordert wird, binnen einer bestimmten Frist den Mangel zu beheben(also z. B. den gesetzlichen Vertreter genau zu bezeichnen). Wirdder Mangel nicht behoben, weist der Rechtspfleger den Mahnantragzurück (§ 691 ZPO).Ist der Mangel von vornherein nicht behebbar (richtet er sich alsoz. B. gegen einen Exterritorialen, etwa einen Botschafter eines frem-den Staates), so erfolgt sofortige Zurückweisung des Mahnantrags.Der Mahnantrag ist auch dann in vollem Umfang zurückzuweisen,wenn der Mahnbescheid nur wegen eines Teils des Anspruchs nichterlassen werden kann; vor der Zurückweisung ist der Antragstellerzu hören (§ 691 Abs. 1 Satz 1 Ziff. 2, Satz 2 ZPO).Da der Antragsteller die Möglichkeit hat, nach Zurückweisung sei-nes Mahnantrags beliebig oft verbesserte Mahnanträge zu stellen,und er außerdem klagen kann, ist die Zurückweisung grundsätzlichnicht mit der Beschwerde anfechtbar. Eine Ausnahme gilt nur nach§ 691 Abs. 3 ZPO. Ist der Antrag in einer nur maschinell lesbarenAufzeichnung eingereicht und mit der Begründung zurückgewiesen,dass die Aufzeichnung dem Gericht für seine maschinelle Bearbei-tung nicht geeignet erscheine, so ist der Zurückweisungsbeschlussdes Rechtspflegers mit sofortiger Beschwerde zur Beschwerdekam-mer des übergeordneten Landgerichts (§§ 691 Abs. 3 Satz 1, 567Abs. 1 Nr. 1 ZPO) anfechtbar.Unbeschränkt zulässig ist gegen einen zurückweisenden Beschlussdes Rechtspflegers dagegen stets die so genannte befristete Erinne-rung, der der Rechtspfleger abhelfen kann (§ 11 Abs. 2 Satz 2 RPflG)und über die der Amtsrichter endgültig entscheidet (§ 11 Abs. 2 Satz3 RPflG). Sie ist binnen zwei Wochen ab Zustellung des Zurück-weisungsbeschlusses einzulegen. Über sie entscheidet der Richter,dessen Entscheidung unanfechtbar ist. Vor drohender Zurückwei-sung oder aus sonstigen Gründen (z. B. wenn der Schuldner inzwi-

Page 78: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

79

schen gezahlt hat) kann der Antragsteller seinen Antrag jederzeitzurücknehmen.43

Wird der Mahnantrag vor Erlass des Mahnbescheids zurückge-nommen, wird die eingezahlte halbe Gerichtsgebühr im nicht ma-schinellen Verfahren nicht zurückgezahlt und im maschinelle Ver-fahren erhoben, weil die Gebühr als Verfahrensgebühr und nicht alsEntscheidungsgebühr ausgestaltet ist (siehe A 3.20).

3.14 Der Mahnbescheid

Der Mahnbescheid des Amtsgerichts enthält:1. die fünf Musserfordernisse des Mahnantrags (siehe A 3.4),2. den Hinweis, dass das Gericht nicht geprüft hat, ob dem Antrag-

steller der geltend gemachte Anspruch zusteht,3. die Aufforderung, innerhalb von zwei Wochen seit Zustellung

des Mahnbescheids, soweit der geltend gemachte Anspruch alsbegründet angesehen wird, die behauptete Schuld nebst der ge-forderten Zinsen und den dem Betrag nach bezeichneten Kostenzu begleichen oder dem Gericht mitzuteilen, ob und in welchemUmfange dem geltend gemachten Anspruch widersprochenwird,

4. den Hinweis, dass ein dem Mahnbescheid entsprechender Voll-streckungsbescheid ergehen kann, aus dem der Antragsteller dieZwangsvollstreckung betreiben kann, falls der Antragsgegnernicht bis zum Fristablauf Widerspruch erhoben hat,

5. für den Fall, dass Vordrucke eingeführt sind (inzwischen gibt esWiderspruchs-Vordrucke), den Hinweis, dass der Widerspruchmit einem Vordruck der beigefügten Art erhoben werden soll,

43 S. dazu Schneider in JurBüro 1966 Sp. 645. Der Mahnbescheid ist nicht bereits

mit seiner Unterzeichnung durch den Rechtspfleger, sondern erst dann erlas-sen, wenn er den unteren Geschäftsgang verlassen hat und unabänderlich ge-worden ist. Das bloße Versprechen einer Ratenzahlung durch den Schuldnersollte den Gläubiger jedenfalls im Allgemeinen nicht sofort zur Zurücknahmedes Antrags auf Erlass eines Mahnbescheids veranlassen, dessen Kosten ohne-hin grundsätzlich schon ausgelöst sind. Besser ist es, in solchen Fällen vor-sorglich einen Vollstreckungsbescheid zu erwirken.

Page 79: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

80

der auch bei jedem Amtsgericht erhältlich ist und ausgefüllt wer-den kann,

6. für den Fall des Widerspruchs die Ankündigung, an welchesGericht die Sache abgegeben wird, mit dem Hinweis, dass diesemGericht die Prüfung seiner Zuständigkeit vorbehalten bleibt.

Dieser Mahnbescheid, der gemäß § 692 ZPO die obigen Erforder-nisse erfüllen muss (siehe Anhang), braucht vom Rechtspfleger nichthandschriftlich unterzeichnet werden; es genügt vielmehr ein ent-sprechender Stempelaufdruck (§ 692 Abs. 2 ZPO).Die Zustellung des Mahnbescheids an den Schuldner nimmt dasAmtsgericht vor (§ 693 Abs. 1 ZPO). Es benachrichtigt den Antrag-steller vom Zeitpunkt der Zustellung (§ 693 Abs. 2 ZPO).

3.15 Widerspruch gegen den Mahnbescheid

Der Antragsgegner kann nach Zustellung des Mahnbescheids gegenden darin geltend gemachten Anspruch oder einen Teil des An-spruchs bei dem Gericht, das den Mahnbescheid erlassen hat,schriftlich Widerspruch erheben, solange der Vollstreckungsbe-scheid nicht verfügt ist (§ 694 Abs. 1 ZPO).Der Antragsgegner wird dem Mahnbescheid widersprechen, wenn erglaubt, den geforderten Betrag nicht oder noch nicht (Fälligkeitsiehe A 1.2) zu schulden oder wenn er dem Antragsteller keinenAnlass zur Einleitung eines Mahnverfahrens gegeben hat. Im letzte-ren Fall werden dann nämlich die Kosten des Rechtsstreits und da-mit auch des Mahnverfahrens dem Antragsteller auferlegt, wenn derAntragsgegner im Termin zur mündlichen Verhandlung den An-spruch sofort anerkennt.Ist der Antragsgegner im Zweifel, ob sein Widerspruch Erfolg ver-spricht, sollte er sich Rat bei einem Rechtsanwalt, einem Rechtsbei-stand oder bei einer Rechtsberatungsstelle holen. Eine Übersichtüber die zugelassenen Rechtsanwälte und Rechtsbeistände findetsich im Branchenfernsprechbuch. Auch bei Gericht kann man eineListe der dort zugelassenen Rechtsanwälte und Rechtsbeiständeeinsehen. Über die Qualität der einzelnen Anwälte und Beiständekann man unter Umständen Näheres im Bekanntenkreis erfahren,das Gerichtspersonal gibt hierüber keine Auskunft.

Page 80: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

81

Gelegentlich legen Antragsgegner Widerspruch nur ein, um denProzess zu verzögern und nicht gleich zur Kasse gebeten zu werden.Sie wollen damit eine ihnen nicht eingeräumte Stundung ihrerSchuld erreichen.Kann der Antragsgegner den Anspruch nicht bestreiten, so ist einWiderspruch letztlich sinnlos, da er erheblich zur Steigerung derKosten des Rechtsstreits beiträgt, was den Verlierer des Prozessesteuer zu stehen kommen kann.Bei Einlegung des Widerspruchs, der innerhalb von zwei Wochen abZustellung zu erfolgen hat (§ 692 Abs. 1 Nr. 3 ZPO), wird sich derAntragsgegner in der Regel des Widerspruchsvordrucks bedienen.Abweichend vom Benutzungszwang für Mahnantragsvordruckebesteht ein solcher Zwang zur Benutzung des amtlichen Wider-spruchsvordrucks jedoch nicht. Der Widerspruch kann auch tele-grafisch oder bei der Geschäftsstelle eines jeden Amtsgerichts einge-legt werden. Die Erklärung muss nicht ausdrücklich als Widerspruchbezeichnet sein; es genügt, wenn das entsprechende Verlangen ausdem Inhalt der Erklärung hervorgeht.Der Widerspruch kann erhoben werden, solange der Vollstre-ckungsbescheid nicht verfügt ist (= den inneren Geschäftsbetrieb desGerichts verlassen hat); das bedeutet praktisch in vielen Fällen eineVerlängerung der Zweiwochenfrist, wenn der Vollstreckungsbe-scheid aus irgendeinem Grund nicht unmittelbar nach Ablauf dieserzwei Wochen erteilt wird.Ein verspäteter, also erst nach Verfügung des Vollstreckungsbe-scheids erhobener Widerspruch wird als Einspruch gegen denVollstreckungsbescheid (siehe A 3.18) behandelt. Dies ist demSchuldner, der den Widerspruch erhoben hat, mitzuteilen (§ 694Abs. 2 ZPO).Das Gericht hat den Gläubiger von dem Widerspruch und demZeitpunkt seiner Erhebung in Kenntnis zu setzen. Wird das Mahn-verfahren nicht maschinell bearbeitet, so soll der Schuldner die er-forderliche Zahl von Abschriften mit dem Widerspruch einreichen(§ 695 ZPO). Dem amtlichen Widerspruchsvordruck ist als Blatt 2eine Durchschrift des Widerspruchs beigegeben.

Page 81: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

82

Der rechtzeitige Widerspruch bewirkt, dass dem Gläubiger der zurVollstreckung in das Vermögen des Schuldners erforderliche Voll-streckungsbescheid nicht erteilt werden kann.Wegen Zurücknahme des Widerspruchs durch den Antragsgegnersiehe A 3.16.

3.16 Abgabe an das Streitgericht nach Widerspruch

Wird rechtzeitig Widerspruch erhoben und beantragt eine Partei dieDurchführung des streitigen Verfahrens, so gibt das Gericht(Rechtspfleger), das den Mahnbescheid erlassen hat, den Rechts-streit von Amts wegen an das Gericht ab, das im Mahnantrag inZeile 45 bezeichnet worden ist. Die Abgabe erfolgt an dieses Gerichtohne Rücksicht darauf, ob es überhaupt zuständig ist. Der Rechts-pfleger ist insoweit gebunden. Ist das streitige Verfahren beim selbenAmtsgericht durchzuführen, bei dem der Mahnantrag gestellt wur-de, so wird das Verfahren von der Mahnabteilung an das Streitge-richt abgegeben. Die Abgabe erfolgt in jedem Fall durch Übersen-dung der Akten (§ 696 Abs. 1 S. 4 ZPO).Der Antrag auf Durchführung des streitigen Verfahrens kann vomAntragsteller bereits in seinem Antrag auf Erlass eines Mahnbe-scheids gestellt werden (siehe A 3.11). Hierzu muss das Kästchen inZeile 45 des Vordruckes angekreuzt werden.Der Antragsteller kann aber auch erst nach Unterrichtung darüber,dass der Antragsgegner Widerspruch eingelegt hat, diesen Antragstellen. Er kann dies vor dem Urkundsbeamten eines jeden Amtsge-richts tun oder eine schriftliche Erklärung an das Gericht, bei dem erseinen Mahnantrag eingereicht hat, senden:

M u s t e r : D u r c h f ü h r u n g s t re i t i g e s V e r f a h r e nIn meiner Mahnsache gegen … Aktenzeichen … beantrage ich,nachdem der Schuldner gegen den Mahnbescheid vom … am …Widerspruch eingelegt hat, die Durchführung des streitigenVerfahrens. Den weiteren Gerichtskostenvorschuss habe ichheute an die Gerichtskasse überwiesen.

Ort, Datum, Unterschrift

Page 82: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

83

Auf Antrag des Antragstellers erfolgt die Abgabe an das Streitgerichtaber erst, wenn außer der bereits bezahlten Gebühr für das Mahn-verfahren jetzt auch die pauschale Gebühr für das Streitverfahrenvom Gläubiger eingezahlt wird.

Ge b ü h r e n b e r e c h n u n gs b e i s p i e lGebühr Nr. 1100 KV für das Verfahren über den

Antrag auf Erlass eines Mahnbescheids aus 9.500 EUR ................. 98 EURGebühr Nr. 1210 KV für das Prozessverfahren aus9.500 EUR (3 Gerichtsgebühren) 588 EUR

Somit als Verfahrensgebühr noch zu zahlen 588 EUR – 98 EUR (an�zurechnende Gebühr für das Mahnverfahren)= 490 EUR

Der Antragsgegner kann dagegen den Antrag auf Durchführung desstreitigen Verfahrens zusammen mit seinem Widerspruch stellen,ohne dass ihn dies zunächst etwas kostet.Wird nach Einlegung des Widerspruchs weder vom Antragstellernoch vom Antragsgegner ein Antrag auf Durchführung des streiti-gen Verfahrens gestellt, so tritt ein Stillstand des Verfahrens ein. Dieverjährungsunterbrechende Wirkung gemäß § 693 Abs. 2 ZPO en-det nach sechs Monaten (§ 701 ZPO), während sie bei alsbaldigerAbgabe an das Streitgericht nach eingelegtem Widerspruch erhaltenbleibt (§ 696 Abs. 3 ZPO).Das Mahnverfahren endet mit dem Eingang der Akten beim Streit-gericht. Die anlässlich des Mahnverfahrens entstandenen Kostenwerden als Teil der Kosten des anschließenden streitigen Verfahrensbehandelt (§ 696 Abs. 1 S. 5, § 281 Abs. 3 S. 1 ZPO).

Bejaht das Gericht, an das der Rechtsstreit abgegeben wurde, seineZuständigkeit, gibt es dem Antragsteller auf, seinen Anspruch bin-nen zwei Wochen in einer der Klageschrift entsprechenden Form zubegründen (§ 697 Abs. 1 ZPO).Geht die Anspruchsbegründung ein, ist wie nach Eingang einerKlage weiter zu verfahren, d. h., der Vorsitzende wählt entweder einschriftliches Vorverfahren zur Vorbereitung des Haupttermins oderer entscheidet sich für einen frühen ersten Termin.

Page 83: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

84

Der Beklagte kann seinen Widerspruch gegen den Mahnbescheid biszum Beginn seiner mündlichen Verhandlung zur Hauptsache zu-rücknehmen.Nach Zurücknahme des Widerspruchs durch den Schuldner endetdas streitige Verfahren und es kann auf den vom Gläubiger gestell-ten Antrag hin Vollstreckungsbescheid erlassen werden (§ 699ZPO).

3.17 Der Vollstreckungsbescheid

Hat der Antragsgegner gegen den ihm zugestellten Mahnbescheidnicht rechtzeitig Widerspruch erhoben, so erlässt das Gericht nachAblauf der zweiwöchigen Widerspruchsfrist auf besonderen Antragdes Antragstellers hin auf der Grundlage des Mahnbescheids denVollstreckungsbescheid.Gleiches gilt, wenn der Antragsgegner einen erhobenen Wider-spruch wieder zurückgenommen hat.Der Antrag auf Erlass des Vollstreckungsbescheids kann nicht be-reits mit dem Mahnantrag gestellt werden, sondern erst nach Ablaufder zweiwöchigen Widerspruchsfrist oder nach Rücknahme desWiderspruchs durch den Antragsgegner. Der Antrag muss weiter dieErklärung enthalten, ob und welche Zahlungen der Antragsgegnerzwischenzeitlich geleistet hat. Damit soll verhindert werden, dass eszum Vollstreckungsbescheid automatisch kommt, obwohl dieSchuld inzwischen ganz oder teilweise bezahlt wurde (§ 699 Abs. 1S. 2 ZPO). Weitere Voraussetzungen für den Erlass des Vollstre-ckungsbescheids sind, dass der Mahnbescheid wirksam zugestelltwurde (§ 693 Abs. 1 ZPO) und dass seit Zustellung des Mahnbe-scheids nicht sechs Monate verstrichen sind und damit der Mahn-bescheid wirkungslos geworden ist (§ 701 S. 1 ZPO).Wurde dem Antragsteller vom Gericht die Zustellung des Mahnbe-scheids mitgeteilt (§ 693 Abs. 3 ZPO), so muss er mit dem Antragauf Vollstreckungsbescheid mindestens zwei Wochen warten unddarf ihn nicht später als nach sechs Monaten stellen. Er muss für denAntrag Blatt 3 des Vordrucksatzes (= im Original gelbes Blatt) be-nutzen. Diesen Vordruck erhält er von der Geschäftsstelle des Ge-

Page 84: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

85

richts mit dem Vermerk, wann der Mahnbescheid an den Antrags-gegner zugestellt wurde, zugesandt.Der Antragsteller muss nun die Felder bei den Nummern (1) bis(8) ausfüllen bzw. im automatisierten Verfahren das eigene Formularfür den Antrag auf Erlass eines Vollstreckungsbescheids. Zunächstsind bei Nr. (1) Ort und Datum bzw. in Zeile 1 das Datum einzutra-gen. Hat der Antragsgegner nicht bezahlt, so sind die Kästchen beiNr. (2) und Nr. (6) anzukreuzen bzw. in Zeile 2 eine „1“ einzusetzen.Hat der Antragsgegner Zahlungen geleistet, so sind diese in der Zeilebei Nr. (4) anzugeben: „abzüglich gezahlter … EUR am … und ge-zahlter EUR … am …“ Bei „am …“ ist der Tag des Zahlungsein-gangs zu vermerken. Außerdem muss jetzt noch bei Nr. (6) daszweite Kästchen angekreuzt werden. Im Formular für das automati-sierte Verfahren sind bei Zahlungen des Antragsgegners diese inZeile 3-5 einzutragen; in Zeile 2 ist eine „2“ einzusetzen.Hat z. B. der Antragsgegner nur wegen der verlangten Zinsen Wi-derspruch eingelegt und will der Antragsteller diese Frage zunächstoffen lassen, weil es ihm darum geht, rasch den Hauptbetrag zubekommen, so kann er in der Spalte bei Nr. (3) den Teil des An-spruchs bezeichnen (Haupt- und Nebenforderung), für den er einenVollstreckungsbescheid erlassen haben will. Im maschinellen Ver-fahren wird automatisch ein Vollstreckungsbescheid für den Teil desAnspruchs erlassen, dem nicht widersprochen wurde.Der Antrag auf Erlass eines Vollstreckungsbescheids wird dem An-tragsgegner nicht mitgeteilt (§ 702 Abs. 2 ZPO). Dies stellt einezulässige Einschränkung des vorherigen rechtlichen Gehörs dar, umdie Überraschungswirkung einer sofortigen Zwangsvollstreckungnicht zu vereiteln.

In den Vollstreckungsbescheid sind gemäß § 699 Abs. 3 S. 1 ZPO diebisher entstandenen Kosten des Verfahrens aufzunehmen. Bei Zu-rücknahme des Widerspruchs nach Abgabe des Falls an das Streitge-richt sind also auch die dort entstandenen Kosten in den Vollstre-ckungsbescheid aufzunehmen. Der Antragsteller muss sie daher inden Feldern [1] bis [4] bei Nr. (5) eintragen und deren Summe errech-nen bzw. in Zeile 7 eintragen. Hierbei sind nur Beträge einzutragen,die nach Erlass des Mahnbescheids entstanden sind, da die bis zum

Page 85: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

86

Erlass des Mahnbescheids entstandenen Kosten vom Mahnbe-scheidsformular in das Vollstreckungsbescheidsformular bereitsdurchgeschrieben worden sind.Soll das Gericht die Zustellung des Vollstreckungsbescheids veran-lassen, muss der Antragsteller das Kästchen bei Nr. (7) ankreuzenbzw. in Zeile 6 eine „1“ eintragen.Das Porto für die Übersendung des Antrags an das Gericht kann beiNr. [1] bzw. in Zeile 7 geltend gemacht werden. Hat der Antragstellereinen Rechtsanwalt oder Rechtsbeistand mit der Durchführung desMahnverfahrens beauftragt, so kann dieser seine Gebühr, seineAuslagen und seine Mehrwertsteuer in den Kästchen [2] bis[4] einsetzen.Auf besonderen Antrag des Antragstellers werden die gesamtenKosten des Mahnverfahrens ab Erlass des Vollstreckungsbescheidsmit fünf Prozent über dem Basiszins verzinst. Er muss dafür dasletzte Kästchen in der Spalte Nr. (5) bzw. in Zeile 8 ankreuzen. Un-terlässt er dies, erleidet er einen Zinsverlust.Möchte der Antragsteller den Vollstreckungsbescheid selbst zu-stellen lassen, so kann er sich eine Ausfertigung aushändigen lassen.Er muss dann das Kästchen Nr. (8) ankreuzen bzw. in Zeile 6 eine„2“ eintragen. Er wird sich den Vollstreckungsbescheid insbesonderedann aushändigen lassen, wenn er mit seiner Zustellung an denSchuldner durch den Gerichtsvollzieher (siehe B 2.4) gleichzeitig dieZwangsvollstreckung in das bewegliche Vermögen des Schuldnersbetreiben will. Es kann aus ihm die Zwangsvollstreckung in dasVermögen des Schuldners ohne Sicherheitsleistung betrieben wer-den.Entspricht der Antrag auf Vollstreckungsbescheid nicht den gesetzli-chen Anforderungen, so wird der Antragsteller bei behebbarenMängeln (z. B. wenn die Erklärung über Zahlungen des Antragsgeg-ners fehlt) unter Fristsetzung in einer Zwischenverfügung aufgefor-dert, den Mangel zu beseitigen. Tut er dies nicht, wird der Antragzurückgewiesen.Bei unbehebbaren Mängeln (z. B. wenn die Sechsmonatsfrist seitZustellung des Mahnbescheids verstrichen ist) erfolgt sofortige Zu-rückweisung. Gegen den zurückweisenden Beschluss des Rechtspfle-gers kann der Antragsteller sofortige Beschwerde nach § 567 Abs. 1

Page 86: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

87

Nr. 2 ZPO i. V. m. § 11 Abs. 1 RPflG) schriftlich oder zu Protokollder Geschäftsstelle einlegen. Hilft der Rechtspfleger nicht ab, so legter die Beschwerde dem Landgericht (Beschwerdekammer) zur Ent-scheidung vor. Die Beschwerdekammer entscheidet endgültig.Ist der Antrag auf Vollstreckungsbescheid danach endgültig zurück-gewiesen, so entfällt die Wirkung des Mahnbescheids (§ 701 Satz 2ZPO).Bestehen gegen den Erlass des Vollstreckungsbescheids keine Be-denken, so ist er unverzüglich zu erlassen. Zuständig ist der Rechts-pfleger des Mahngerichts oder, wenn der Rechtsstreit nach Wider-spruch des Antragsgegners bereits an das Prozessgericht abgegebenwar und dann der Widerspruch zurückgenommen wurde, derRechtspfleger des Prozessgerichts (§ 699 Abs. 1 S. 3 ZPO).Er benutzt dabei Blatt 3 des Vordrucksatzes (= im Original gelbesBlatt), auf dem der Antragsteller bereits den unteren Teil ausgefüllthat. Der Vollstreckungsbescheid ergeht auf der Grundlage desMahnbescheids. Das bedeutet, dass er – ausgenommen die weiterenVerfahrenskosten – keine Beträge erhalten darf, die nicht bereits imMahnbescheid enthalten waren.Die Ausfertigung des Vollstreckungsbescheids auf Blatt 4 ist für denAntragsteller, die Ausfertigung auf Blatt 5 des Vordrucksatzes ist fürden Antragsgegner bestimmt. Die Urschrift (Blatt 3) bleibt bei Ge-richt.Der Antragsteller kann zwischen der Zustellung im Amts- und der-jenigen im Parteibetrieb wählen (siehe A 3.17).44

Anders als der Mahnbescheid darf der Vollstreckungsbescheid auchöffentlich, d. h. durch Anheftung an der Gerichtstafel (§ 204 ZPO)zugestellt werden, wenn der Antragsgegner nach Zustellung desMahnbescheids unbekannten Aufenthalts ist.Die Anheftung des Vollstreckungsbescheids erfolgt an der Ge-richtstafel des Gerichts, an das der Rechtsstreit im Falle des Ein-spruchs gegen den Vollstreckungsbescheid abzugeben wäre (§ 699Abs. 4 S. 4 ZPO).

44 Zu den Amtspflichten des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle bei Zustellun-

gen im Mahnverfahren siehe BGH in DGVZ 1991, 115.

Page 87: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

88

Der Vollstreckungsbescheid steht einem für vorläufig vollstreckbarerklärten Versäumnisurteil gleich (§ 700 Abs. 1 ZPO). Er stellt alsofür den Antragsteller einen vollstreckbaren Titel (§ 794 Abs. 1 Nr. 4ZPO) dar, aus dem er ohne Rücksicht darauf, ob der AntragsgegnerEinspruch dagegen einlegt, sofort vollstrecken kann. Der Antrag-steller kann also sofort nach Erlass des Vollstreckungsbescheids denGerichtsvollzieher mit der Zwangsvollstreckung unter Zustellungdes Vollstreckungsbescheids an den Schuldner beauftragen oderbeim Vollstreckungsgericht die Pfändung und Überweisung einerGeldforderung des Schuldners beantragen.Ein gewisses Risiko birgt die rasche Vollstreckung aber in sich: Legtder Schuldner Einspruch gegen den Vollstreckungsbescheid ein undwird dieser im streitigen Verfahren dann aufgehoben, so fällt auchseine vorläufige Vollstreckbarkeit weg und der Gläubiger muss demSchuldner den Schaden ersetzen, den dieser durch die Zwangsvoll-streckung erlitten hat (§ 717 Abs. 2 ZPO). Wird gegen den Voll-streckungsbescheid kein Einspruch erhoben, so steht er einemrechtskräftigen Urteil gleich. Ansprüche aus ihm verjähren erst in30 Jahren, soweit es sich nicht um Zinsen oder andere regelmäßigwiederkehrende Leistungen handelt (§§ 195, 197 Abs. 1 Nr. 3 BGB).Letztere verjähren bereits in drei Jahren (§ 197 Abs. 2, § 195 BGB).

3.18 Der Einspruch gegen den Vollstreckungsbescheid

Der Einspruch ist der einzige Rechtsbehelf, der dem Antragsgegnergegen den Vollstreckungsbescheid zusteht. Er kann ihn in vollemUmfang oder auf einen Teil beschränkt einlegen (wenn er z. B. in derZwischenzeit einen Teil der geforderten Summe bezahlt hat). Zugleichmit Einlegung des Einspruchs kann der Antragsgegner bei Gerichtbeantragen, die Zwangsvollstreckung aus dem Vollstreckungsbescheideinstweilen einzustellen (§ 719 Abs. 1, § 707 ZPO). Die Stellung einessolchen Antrags ist erforderlich, wenn der Schuldner befürchten muss,der Gläubiger werde aufgrund des Vollstreckungsbescheids im Wegeder Zwangsvollstreckung gegen ihn vorgehen. Einstellung der Voll-streckung ohne Sicherheitsleistung ist nur zulässig, wenn der Voll-streckungsbescheid nicht in gesetzlicher Form ergangen ist oder der

Page 88: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

89

Schuldner glaubhaft macht, dass seine Säumnis unverschuldet war(§ 719 Abs. 1, § 700 Abs. 1 ZPO).Hat es der Anspruchsgegner versäumt, gegen den Vollstreckungsbe-scheid rechtzeitig Einspruch einzulegen, so wird dieser rechtskräftig.

3.19 Die Durchführung des streitigen Verfahrens nachEinspruch

Wird rechtzeitig Einspruch eingelegt,45 so gibt das Gericht, das denVollstreckungsbescheid erlassen hat, den Rechtsstreit von Amtswegen (also ohne Antrag einer Partei) an das für den Schuldnerzuständige Gericht, das im Mahnbescheid bezeichnet worden ist,wenn die Parteien übereinstimmend die Abgabe an ein anderesGericht verlangen, an dieses, ab (§ 700 Abs. 3 ZPO).Die Abgabe ist den Parteien mitzuteilen; sie ist nicht anfechtbar. MitEingang der Akten bei dem Gericht (= Streitgericht), an das derAntrag abgegeben worden ist, gilt der Rechtsstreit als dort anhängig.Das Streitgericht prüft, wenn es seine Zuständigkeit bejaht hat, dieZulässigkeit des Einspruchs, insbesondere die Einhaltung der Ein-spruchsfrist. Ist der Einspruch unzulässig, so verwirft es ihn entwe-der ohne mündliche Verhandlung durch Beschluss gemäß § 341Abs. 1 ZPO oder bestimmt bei Zweifeln über die Zulässigkeit einenTermin zur mündlichen Verhandlung über den Einspruch. In die-sem Termin wird es den Einspruch bei festgestellter Unzulässigkeitdurch Endurteil verwerfen. Ist der Einspruch zulässig, fordert dasStreitgericht den Kläger auf, seinen Anspruch binnen zwei Wochenin einer der Klageschrift entsprechenden Form zu begründen.Nach Eingang der Anspruchsbegründung verfährt das Gericht „wienach Eingang einer Klage“ (§ 700 Abs. 4 ZPO), d. h., es trifft dieWahl zwischen schriftlichem Vorverfahren oder einem früherenersten Termin.Geht die Anspruchsbegründung nicht innerhalb der Zweiwochen-frist ein, bestimmt der Vorsitzende von Amts wegen unverzüglichTermin zur mündlichen Verhandlung.

45 Ein verspäteter Widerspruch gegen den Mahnbescheid gilt als Einspruch

gegen den Vollstreckungsbescheid, § 694 Abs. 2 ZPO.

Page 89: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

90

Erscheint der Beklagte im Termin nicht, so ist gegen ihn auf Antragdes Klägers ein den Einspruch verwerfendes Versäumnisurteil(zweites Versäumnisurteil i.S. von § 345 ZPO) zu erlassen; dies abernur, wenn der Vollstreckungsbescheid ordnungsgemäß ergangen istund die Klage zulässig und vor allem schlüssig ist (§ 700 Abs. 6ZPO). Schlüssig ist die Klage dann, wenn das Vorbringen in derAnspruchsbegründung, seine Richtigkeit unterstellt, geeignet ist, denKlageantrag zu rechtfertigen. Ist das Vorbringen des Klägers nichtschlüssig, wird der Vollstreckungsbescheid durch Urteil aufgehoben.Soweit die Entscheidung, die auf Grund der Verhandlung zu erlas-sen ist, mit der im Vollstreckungsbescheid enthaltenen Entschei-dung übereinstimmt, spricht das Gericht aus, dass der Vollstre-ckungsbescheid aufrechtzuerhalten ist (§§ 700 Abs. 1, 343 ZPO).In diesem Fall enthält das Urteil regelmäßig keinen vollstreckbarenInhalt. Die Vollstreckbarkeit richtet sich weiterhin nach dem Voll-streckungsbescheid, so dass es zur Eintragung einer Zwangssiche-rungshypothek keiner Vollstreckungsklausel bedarf (LG Koblenz inRpfleger 1998, 357).

3.20 Die Kosten im Mahnverfahren

Ein Mahnbescheid soll erst nach Zahlung der dafür vorgesehenenGebühr erlassen werden. Ist die maschinelle Bearbeitung des Mahn-antrags eingeführt, so brauchen Gebühr und Zustellungskosten erstbeim Erlass des Vollstreckungsbescheids eingezahlt werden (§ 65Abs. 3 Satz 2 GKG).Als pauschale Verfahrensgebühr wird für das Mahnverfahren einehalbe Gerichtsgebühr erhoben. Sie richtet sich nach dem Streitwert,d. h. dem Wert der Hauptforderung, die im Feld bei Nr. (6) (siehe A3.8) eingetragen ist. Zinsen und Kosten spielen für den Streitwertkeine Rolle. Die Höhe der Gebühr (§ 11 GKG, halbe Gerichtsge-bühr) ist der folgenden Tabelle zu entnehmen:

Page 90: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

91

Streitwert ... EUR

GerichtskostenMahnbescheid ... EUR

Streitwert... EUR

GerichtskostenMahnbescheid ... EUR

300 18,00 95.000 378,00

600 18,00 110.000 428,00

900 22,50 125.000 478,00

1.200 27,50 140.000 528,00

1.500 32,50 155.000 578,00

2.000 36,50 170.000 628,00

2.500 40,50 185.000 678,00

3.000 44,50 200.000 728,00

3.500 48,50 230.000 803,00

4.000 52,50 260.000 878,00

4.500 56,50 290.000 953,00

5.000 60,50 320.000 1.028,00

6.000 68,00 350.000 1.103,00

7.000 75,50 380.000 1.178,00

8.000 83,00 410.000 1.253,00

9.000 90,50 440.000 1.328,00

10.000 98,00 470.000 1.403,00

13.000 109,50 500.000 1.478,00

16.000 121,00 550.000 1.553,00

19.000 132,50 600.000 1.628,00

22.000 144,00 650.000 1.703,00

25.000 155,50 700.000 1.178,00

30.000 170,00 750.000 1.853,00

35.000 184,50 800.000 1.928,00

40.000 199,00 850.000 2.003,00

45.000 213,50 900.000 2.078,00

50.000 228,00 950.000 2.153,00

65.000 278,00 1.000.000 2.228,00

80.000 328,00 ... ...

Gemäß Nr.1110 KV beträgt die Mindestgebühr für das Mahnver-fahren 18 EUR. Zum 1.7.2006 wird sie auf 23,00 EUR angehoben.Eine gebührenfreie Rücknahme des Mahnantrags ist – weil es sich

Page 91: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

A Außergerichtliches Vorgehen des Gläubigers. Mahn� und Klageverfahren

92

um eine Verfahrensgebühr und nicht wie früher um eine Entschei-dungsgebühr handelt, nicht mehr möglich.Die Gebührenermäßigung um 10 % in den neuen Bundesländernlaut Einigungsvertrag wurde durch das Kostenrechtsmodernisie-rungsgesetz, welches zum 01.07.2004 in Kraft trat, abgeschafft. DieGerichtsgebühren werden nunmehr im gesamten Bundesgebiet ingleicher Höhe erhoben.

Be i s p i e l :Wenn eine Forderung in Höhe von 400 EUR im Mahnverfahrengeltend gemacht werden soll, so muss der Gläubiger (Antrag�steller) einen Gebührenvorschuss von 17,50 EUR leisten. Er kannsich die entsprechenden Kostenmarken bei der Gerichtskassekaufen und sie in das freie Feld rechts oben auf seinen Mahn�antrag kleben. Bei einer Forderung von 8.000 EUR ist ein Vor�schuss von 83 EUR zu entrichten. Die Eintragung erfolgt inFeld [1] bei Nr. (8).

Führt das Mahnverfahren infolge Widerspruchs gegen den Mahn-bescheid oder infolge Einspruchs gegen den Vollstreckungsbescheidzu einem streitigen Zivilprozess, so ist hierfür meistens das Gerichtam Wohnsitz des Schuldners zuständig.Legt der Antragsgegner Widerspruch gegen den Mahnbescheid einund beantragt der Antragsteller daraufhin die Durchführung desstreitigen Verfahrens (siehe A 3.16), so soll der Rechtspfleger dieSache an das für das streitige Verfahren als zuständig bezeichneteGericht erst dann abgeben, wenn der Antragsteller die geforderteGebühr für das Verfahren im Allgemeinen gezahlt hat (§ 65 Abs. 1Satz 2 Halbsatz 1 GKG); außerdem muss spätestens zu diesem Zeit-punkt die halbe Gebühr für das Mahnverfahren bezahlt sein, daanderenfalls eine Abgabe nicht erfolgt.Schließt sich an das Mahnverfahren ein streitiges Verfahren an (weilder Antragsgegner Widerspruch gegen den Mahnbescheid oderEinspruch gegen den Vollstreckungsbescheid eingelegt hat und eszur Abgabe der Sache an das Streitgericht kommt), so werden dieKosten des Mahnverfahrens als Teil der Kosten des anschließen-den streitigen Verfahrens angesehen, d. h., die Gerichtskosten wer-den auf die Gebühr für das Verfahren, die Anwaltskosten auf die

Page 92: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Das amtsgerichtliche Mahnverfahren im Einzelnen A

93

Prozessgebühr angerechnet. Wird der Beklagte kostenpflichtig ver-urteilt, so erfasst diese Verurteilung auch die Kosten des Mahnver-fahrens. Erkennt der Beklagte im Termin vor dem Streitgericht denAnspruch sofort an und hat er durch sein Verhalten dem Klägerkeinen Anlass gegeben, einen Mahnbescheid gegen ihn zu beantra-gen, so fallen die Prozesskosten (und damit auch die Kosten desMahnverfahrens) dem Kläger zur Last (§ 93 ZPO).Nimmt nach vorausgegangenem Mahnverfahren und Überleitungins streitige Verfahren der Kläger seine Klage oder der Beklagte sei-nen Widerspruch oder seinen Einspruch vor dem Schluss dermündlichen Verhandlung zurück, so ermäßigen sich die Verfah-renskosten von drei Gebühren auf eine Gebühr (Nr. 1211 KV).

3.21 Mahnverfahren und Insolvenz

Die Insolvenz des Antragstellers hindert die Zustellung des Mahn-bescheids an den Antragsgegner nicht. Die Vorwirkungen des § 693Abs. 2 ZPO, Fristwahrung, Verjährungsneubeginn bzw. –hemmung,treten zugunsten der Insolvenzsumme ein.Der Insolvenzverwalter kann nach Eröffnung des Insolvenzverfah-rens das Mahnverfahren weiterführen (§ 80 Abs. 1 InsO).Bei Insolvenz des Antragsgegners kann ein Mahnbescheid weder anden Antragsgegner noch an den Insolvenzverwalter zugestellt werden(§ 87 InsO). Den Gläubigern bleibt nur die schriftliche Anmeldungzur Tabelle, die vom Insolvenzverwalter geführt wird (§§ 174 ff. InsO)oder ggf. die Feststellungsklage nach §§ 179, 180 InsO.Nach Zustellung des Mahnbescheids, aber vor Widerspruch undVollstreckungsbescheid wird das Mahnverfahren nach § 240 ZPOunterbrochen. Bei Insolvenz des Antragstellers kann der Insolvenz-verwalter das Mahnverfahren aufnehmen (§ 85 InsO). Bei Insolvenzdes Antragsgegners kann das Verfahren gegen ihn nicht nach § 250ZPO aufgenommen werden. Es bleibt dem Gläubiger nur die An-meldung zur Tabelle (§§ 174 ff. InsO) und bei Bestreiten im Prü-fungstermin wiederum die Feststellungsklage nach §§ 179, 180 InsO.Bei Insolvenz einer der Parteien nach Widerspruch bis zur Abgabean das Streitgericht oder nach Einspruch gegen den Vollstreckungs-bescheid sind die §§ 240, 249, 250 ZPO unmittelbar anzuwenden.

Page 93: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

94

B Allgemeine Fragen der Zwangs�vollstreckung46

1 Übersicht

1.1 Notwendigkeit der Zwangsvollstreckung

Hat der Gläubiger auf Grund eines Mahn- oder Klageverfahrens –oder sonst wie (siehe A 3.17) – einen vollstreckbaren Schuldtitelüber seinen Anspruch erlangt, so wird der Schuldner vielfach seineSchuld zahlen. Dann hat der Gläubiger sein Ziel erreicht, ohne vonseinem Titel – den er nach Zahlung dem Schuldner aushändigt – Gebrauch machen zu müssen. In anderen, nicht wenigen Fällenaber ist der Gläubiger mit Erlangen eines Vollstreckungstitels nochnicht am Ziel angelangt. Sein Schuldner zahlt oft gleichwohl aus denverschiedensten Gründen nicht. Es bleibt dem Gläubiger dannnichts anderes übrig, als früher oder später von seinemVollstreckungstitel Gebrauch zu machen, also im Wege derZwangsvollstreckung gegen seinen Schuldner vorzugehen.47

1.2 Die Wahl der Vollstreckungsart

Der Gläubiger hat in erster Linie zu überlegen, aus welchen Vermö-genswerten des Schuldners am meisten und schnellstens mit demEingang seiner Forderung zu rechnen ist. Die Zwangsvollstreckung

46 Erläuterungswerke: Jauernig, Zwangsvollstreckungs- und Insolvenzrecht, 21.

Auflage, München 1999; Thomas-Putzo, Kommentar zur Zivilprozessord-nung, 27. Auflage, München 2005; Heussen, Zwangsvollstreckung für Anfän-ger, 7. Auflage, München 2002.

47 Wegen des Nato-Truppenstatuts beim Forderungseinzug siehe Stöber, Forde-

rungspfändung, Rdn. 45–52.

Page 94: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Übersicht B

95

in bewegliche körperliche Sachen und in Geldforderungen, insbe-sondere in Arbeitseinkommen des Schuldners, geht ziemlich schnellvor sich. Bis dagegen der Gläubiger durch eine Zwangsvollstre-ckung in Grundbesitz seines Schuldners zu Geld kommt, kannerhebliche Zeit vergehen. Bei jeglicher Art von Zwangsvollstreckungkommt dem für den Schuldner vielfach bestehenden Vollstre-ckungsschutz erhebliche Bedeutung zu.Die Zwangsvollstreckung in bewegliche körperliche Sachen (Sach-pfändung), die von den rund 4.200 deutschen Gerichtsvollzieherndurchgeführt wird, leidet unter erheblichen Nachteilen:

● Der Geschäftsgang beim Gerichtsvollzieher ist wegen Überlastungoft schleppend. Es können von der Auftragserteilung bis zumVollstreckungsversuch drei bis zehn Monate vergehen. In denneuen Bundesländern kann es derzeit auch ein bis zwei Jahredauern.48 § 64 Abs. 2 GVGA, der von einem Monat ausgeht, kannoft nur in ländlichen Regionen eingehalten werden. Die Übertra-gung der eidesstattlichen Offenbarungsversicherung in die Zu-ständigkeit des Gerichtsvollziehers ab 1.1.1999 hat eine weitereVerzögerung bei der Sachpfändung mit sich gebracht.

● Viele Gegenstände, die der Schuldner besitzt, unterliegen wegendes weitreichenden Pfändungsschutzes des § 811 ZPO nicht derPfändung. Vor allem geht es hier um alle Gegenstände, die derSchuldner zu einer bescheidenen Lebens- und Haushaltsführung(§ 811 Abs. 1 Nr. 1 ZPO) und zur Fortsetzung seiner Erwerbstä-tigkeit (§ 811 Abs. 1 Nr. 5 ZPO) benötigt.

Schneller und wesentlich schlagkräftiger ist dagegen eine Forde-rungspfändung, unterstützt durch eine Vorpfändung, sei es in Formder Lohnpfändung oder in Form der Kontenpfändung, um die bei-den wichtigsten Arten zu nennen.Der Gläubiger kann auch mehrspurig vorgehen und mehrere Voll-streckungsmaßnahmen einleiten, sofern er damit rechnen muss,dass eine allein nicht zum Erfolg führt. So kann er beim Vollstre-ckungsgericht unter Vorlage des Titels eine Forderungspfändung

48 S. LG Neubrandenburg in MDR 1994, 305 und zuletzt LG Dessau in JurBüro

1997, 46.

Page 95: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

B Allgemeine Fragen der Zwangsvollstreckung

96

beantragen und gleichzeitig dem Gerichtsvollzieher einen Vollstre-ckungsauftrag erteilen und ihm ankündigen, dass die Übersendungdes Vollstreckungstitels durch das Vollstreckungsgericht nach Erlasseines Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses erfolgen werde.

2 Voraussetzungen der Zwangsvollstreckung

2.1 Übersicht über die Voraussetzungen

Voraussetzungen für den Beginn einer Zwangsvollstreckung –gleichgültig welcher Art – sind das Vorliegen eines Vollstreckungs-titels mit der Vollstreckungsklausel beim Gläubiger und dievorherige oder mindestens gleichzeitige Zustellung des Titels an denSchuldner (§§ 724 ff. ZPO).49 Bevor diese drei Voraussetzungennicht gegeben sind, darf die Zwangsvollstreckung nicht beginnen.Wegen der Möglichkeit einer sogenannten außergerichtlichenVorpfändung siehe die Ausführungen in Kapitel D 3.1.

2.2 Vollstreckungstitel

Von den Vollstreckungstiteln sind als am häufigsten vorkommendzu nennen: der im Mahnverfahren erwirkte Vollstreckungsbe-scheid, das Leistungsurteil, insbesondere das Versäumnisurteil, dasAnerkenntnisurteil, das Urteil nach Lage der Akten gegen die säu-mige Partei, das Urteil, das im Urkunden-, Wechsel- oder Scheck-prozess ergangen ist, der vollstreckbare Vergleich50 und das nachstreitiger Verhandlung ergangene, vorläufig vollstreckbare oder

49 Der Schuldner kann auf Zustellung des Vollstreckungstitels freiwillig verzich-

ten (LG Ellwangen in Rpfleger 1966, 145 und Berner in Rpfleger 1966, 134),weil mit der Zustellung allein die Schuldnerinteressen gewahrt werden.

50 Ist der vollstreckbaren Ausfertigung eines gerichtlichen Vergleichs nicht zu

entnehmen, dass der Vergleich den Parteien vorgelesen und von ihnen ge-nehmigt worden ist, so ist die Zwangsvollstreckung unzulässig. Dies gilt auchdann, wenn die Niederschrift über den Abschluss des Vergleichs keine Anga-ben enthält; BGH in NJW 1984, 1465, 1466.

Page 96: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Voraussetzungen der Zwangsvollstreckung B

97

rechtskräftige Urteil sowie gerichtliche Kostenfestsetzungsbe-schlüsse. Weiter sind hier zu erwähnen Arreste, Eintragung in dieInsolvenztabelle (§ 201 Abs. 2 InsO) und vollstreckbare notarielleUrkunde, die insbesondere im Hypotheken- und Grundschuldrecht,aber auch sonst oftmals vorkommt und die Durchführung einesgerichtlichen Mahn- und Klageverfahrens erübrigt51 und schließlichder für vollstreckbar erklärte Anwaltsvergleich. Üblicherweise wirdzwischen den endgültig vollstreckbaren und den vorläufig voll-streckbaren Titeln unterschieden. Vorläufig vollstreckbar sind Titelbis zum Eintritt ihrer Rechtskraft. Von da an sind sie endgültig voll-streckbar. Vorläufig vollstreckbare Titel sind z. B. Versäumnis- undAnerkenntnisurteile.

2.3 Vollstreckungsklausel

Die Vollstreckungsklausel geht in aller Regel dahin, dass auf derUrteilsausfertigung oder dem sonstigen Titel der Vermerk beigesetztwird: „Vorstehende Ausfertigung wird dem Kläger (Gläubiger) zumZwecke der Zwangsvollstreckung (oder kürzer: zur Zwangsvollstre-ckung) hiermit erteilt.“ Bei Vollstreckungsbescheiden (siehe A 3.17)und bei Arrestbefehlen ist eine solche Vollstreckungsklausel aus-nahmsweise nicht erforderlich.52

51 Die vollstreckbare notarielle Urkunde ist in § 794 Abs. 1 Nr. 5, § 800 ZPO

geregelt. Von ihr Gebrauch zu machen, wenn der Schuldner zur Mitwirkung – wenn auch oft nur unter dem Druck der Verhältnisse – zur Abgabe der ent-sprechenden Erklärung bereit ist, ist empfehlenswert. Sie kann über einenAnspruch errichtet werden, der die Zahlung einer bestimmten Geldsummeoder die Leistung einer bestimmten Menge anderer vertretbarer Sachen oderWertpapiere zum Inhalt hat. Bestimmt bedeutet ziffernmäßig festgelegt, vgl.BGH in NJW 1983, 2262.

52 Eine Ausfertigung des vollstreckbaren Titels ist dem Gläubiger erteilt, wenn

sie vom Gericht abgesandt worden ist. Zum Nachweis hierüber genügt, dassdie Absendung in den Akten vermerkt ist. Dass die Ausfertigung den Gläubi-ger bzw. seinen Bevollmächtigten nicht erreicht, fällt in seinen Risikobereich.Ist die Erstausfertigung des vollstreckbaren Titels erteilt, jedoch nicht beimGläubiger oder dessen Bevollmächtigtem angekommen, so kann nur die Er-teilung einer weiteren vollstreckbaren Ausfertigung bei Gericht beantragtwerden (§ 733 ZPO; LG Köln in JurBüro 1969 Sp. 1218).

Page 97: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

B Allgemeine Fragen der Zwangsvollstreckung

98

2.4 Zustellung des Titels

Die (ebenfalls eine Voraussetzung des Beginns der Vollstreckungbildende) Zustellung des Vollstreckungstitels an den Schuldnererfolgt jetzt grundsätzlich durch das Gericht von Amts wegen (sieheA 3.17). Gleichwohl ist auch Zustellung des Titels durch die Parteiselbst zulässig. Der Gläubiger legt sowohl die Ausfertigung für denAntragsteller als auch die Ausfertigung für den Antragsgegner sei-nem Zustellungsauftrag an den Gerichtsvollzieher bei. Dieser Auf-trag kann wie folgt gefasst werden:

Mu s t e r : Z u s t e l l u n g e i n e s V o l l s t r e c ku n g s b e s c h e i d sIn meiner Mahnsache gegen … bitte ich, anliegenden Vollstre�ckungsbescheid des Amtsgerichts … vom … – Aktenzeichen … –dem Antragsgegner zuzustellen und die Ausfertigung für den An�tragsteller mit Zustellungsnachweis unter Kostennachnahme anmich zurückzugeben.

Datum und Unterschrift des Gläubigers

Der Zustellungsauftrag kann, soweit eine Pfändung in körperlicheSachen in Frage steht, gleich mit dem Pfändungsauftrag verbundenwerden; siehe C 1.1, Muster „Sachpfändungsauftrag“.An den Zustellungsadressaten kann im Inland überall zugestelltwerden, wo er angetroffen wird (§ 177 ZPO wieder gestrichen).Wird er nicht angetroffen, so kann die Zustellung im Wege der Er-satzzustellung erfolgen1. in der Wohnung des Zustellungsadressaten an einen erwachse-

nen Familienangehörigen, wozu auch Lebensgefährten und Le-benspartner (§ 11 Lebenspartnerschaftsgesetz) sowie erwachseneständige Mitbewohner (§ 178 Abs. 1 Nr. 1 ZPO), 53

2. an eine in der Familie beschäftigte Person in der Wohnung desZustellungsadressaten (z. B. eine Hausangestellte, (§ 178 Abs. 1Nr. 1 ZPO),

53 BGHZ 111,1 = NJW 1990, 1666. Die gemeinsame Nutzung der Wohnung

muss von einiger Dauer sein; kurzzeitiger, besuchsweiser Aufenthalt genügtnicht, so BGH, NJW 2001, 1946f.

Page 98: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Vollstreckungsorgane B

99

3. im Geschäftsraum an eine dort beschäftigte Person , wenn derZustellungsadressat Gewerbetreibender ist (§ 178 Abs. 1 Nr. 2ZPO),

4. wenn die Zustellung nach § 178 Abs. 1 Nr. 1 oder 2 ZPO nichtausführbar ist, kann das Schriftstück in einen zur Wohnung oderzum Geschäftsraum gehörenden Briefkasten eingelegt werden,

5. durch Niederlegung bei der Postanstalt am Ort der Zustellung,wenn Zustellung und sonstige Ersatzzustellung nicht möglich ist(§ 181 ZPO).

3 Vollstreckungsorgane

3.1 Sachliche Zuständigkeit

Der Gläubiger muss sich bei der Zwangsvollstreckung in das Ver-mögen seines Schuldners der hierzu berufenen staatlichen Vollstre-ckungsorgane bedienen. Er darf nicht etwa zur Selbsthilfe greifen.54

Vollstreckungsorgane sind1. der Gerichtsvollzieher bei der Zwangsvollstreckung in bewegli-

che körperliche Sachen (siehe C 1.1)55 und bei der eidesstattli-chen Offenbarungsversicherung, wenn der Antrag vom Gläubi-ger nach dem 1.1.1999 gestellt wird, im Bereich der öffentlich-rechtlichen Ansprüche der Vollziehungsbeamte, z. B. derjenigedes Finanzamts, aber nur für die Sachpfändung;

54 Selbsthilfe ist ausnahmsweise zulässig im Mietrecht. Hier kann der Vermieter

die Entfernung der von einem Mieter eingebrachten, seinem gesetzlichenPfandrecht unterliegenden Sachen auch ohne Anrufen des Gerichts verhin-dern und die Sachen in Besitz nehmen oder die Herausgabe der bereits ent-fernten Sachen zum Zweck der Zurückschaffung in die Mieträume verlangen,vorausgesetzt, dass der Mieter noch Miete schuldet und die Sachen pfändbarsind (§§ 562 ff. BGB). Ähnliches gilt im Pachtrecht (§§ 585, 581 Abs. 2 BGB).In anderen Fällen ist Selbsthilfe zur Durchsetzung eines Anspruchs nur zuläs-sig, wenn obrigkeitliche Hilfe nicht rechtzeitig zu erlangen ist und die Gefahrder Vereitelung des Anspruchs besteht (§ 229 BGB).

55 Der Gerichtsvollzieher ist selbstständiges, in eigener Verantwortung handeln-

des Vollstreckungsorgan. Er ist nicht der verlängerte Arm des Gerichts.

Page 99: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

B Allgemeine Fragen der Zwangsvollstreckung

100

2. das Vollstreckungsgericht beim Amtsgericht bei der Zwangsvoll-streckung in Forderungen und ähnliche Ansprüche (siehe D 1.1),bei Anordnung eines Arrests, bei der Grundstückszwangsverstei-gerung und Grundstückszwangsverwaltung und bei der eides-stattlichen Offenbarungsversicherung (siehe F 1.3), wenn derAntrag auf Bestimmung eines Offenbarungstermins vor dem1.1.1999 gestellt worden ist (Art. 8 des Gesetzes zur Änderungdes Einführungsgesetzes zur Insolvenzordnung und andererGesetze vom 19.12.1998, BGBl I 3836);

3. das Grundbuchamt beim Amtsgericht (in Baden-Württembergbeim Notar) bei Eintragung von Zwangssicherungshypotheken.56

3.2 Örtliche Zuständigkeit

Örtlich zuständig ist der Gerichtsvollzieher oder das Vollstreckungs-gericht, in dessen Bezirk das Vollstreckungsverfahren stattfindet.An die Stelle des vorgenannten Gerichts tritt ausnahmsweise beiPfändung von Forderungen das Amtsgericht des allgemeinen Ge-richtsstands des Schuldners, eventuell das Amtsgericht des Gerichts-stands des Vermögens (§ 828 ZPO).

4 Vollstreckungsantrag

4.1 Antrag auf Vollstreckung

Der Vollstreckungsantrag muss bei demjenigen Vollstreckungsorganeingereicht werden, das für die Zwangsvollstreckung sachlich undörtlich zuständig ist (siehe B 3.1 und B 3.2).

4.2 Inhalt des Vollstreckungsantrags

Welchen Inhalt der Antrag haben muss, richtet sich nach dem Ge-genstand, in den der Gläubiger vollstreckt haben will. Näheres ergibt

56 Ausführlich zur Zwangshypothek Stöber, Zwangsvollstreckung in das unbe-

wegliche Vermögen, 7. Aufl. 1999, Rdn. 14 ff.

Page 100: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Kostenfragen in der Zwangsvollstreckung B

101

sich aus den weiter unten folgenden Mustern. Dem Antrag muss derin Frage kommende Vollstreckungstitel samt Vollstreckungsklauselund Zustellungsnachweis (siehe B 2.4) beigefügt werden. Handelt essich um eine Zwangsvollstreckung in bewegliche körperliche Sachendurch den Gerichtsvollzieher, so kann diesem auch der noch nichtzugestellte Titel übergeben werden; es erfolgt dann Titelzustellungim Zusammenhang mit der Pfändung, d. h. unmittelbar vor derenVornahme. Der Gerichtsvollzieher kann seine Tätigkeit von derEntrichtung eines angemessenen Kostenvorschusses abhängig ma-chen.57

5 Kostenfragen in der Zwangsvollstreckung

5.1 Kostentragung

Die Kosten der Zwangsvollstreckung, die beim Gerichtsvollzieheroder dem Gericht anfallen, hat, soweit sie notwendig waren, derSchuldner zu tragen.58 Sie sind zugleich mit dem zu vollstreckendenAnspruch beizutreiben, ohne dass es einer besonderen Festsetzungbedarf (§ 788 ZPO). Auch die Kosten der Vertretung des Gläubigersdurch einen Rechtsanwalt im Zwangsvollstreckungsverfahren hatinsoweit der Schuldner zu tragen. Das Gleiche gilt grundsätzlich fürdie Kosten früherer Vollstreckungsversuche. Diese müssen aber imPfändungsantrag nach Grund und Höhe bezeichnet und glaubhaftgemacht werden.

57 Zur Frage des Vollstreckungsmissbrauchs bei Minimalforderungen vgl.

Schneider in DGVZ 1978, 166, ferner OLG Düsseldorf in NJW 1980, 1171(Zwangsvollstreckung wegen 22,17 EUR) und AG Staufen, DGVZ 1978, 189,(Zwangsvollstreckung wegen 0,71 EUR) sowie LG Aachen in DGVZ 1987, 139(wegen 11 Pfg.), LG Köln in DGVZ 1991, 75 (wegen 2,10 EUR) und LG Han-nover in DGVZ 1991, 190 (wegen 18 Pfg.).

58 Über notwendige und nicht notwendige Kosten der Zwangsvollstreckung

siehe die Zusammenfassung bei Zöller/Stöber, Rdn. 9–13 zu § 788 ZPO.

Page 101: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

B Allgemeine Fragen der Zwangsvollstreckung

102

Leistet der Schuldner nach Beginn der Zwangsvollstreckung freiwil-lige Zahlungen, so ändern diese an seiner vorstehend behandeltenZahlungspflicht nichts.Nicht notwendige Kosten einer Zwangsvollstreckung muss derGläubiger selbst tragen.Sind mehrere Schuldner als Gesamtschuldner verurteilt worden, sohaften sie auch für die notwendigen Kosten der Zwangsvollstre-ckung gesamtschuldnerisch, d. h. der Gläubiger kann auch die Ko-sten, die durch eine Zwangsvollstreckungsmaßnahme gegen einenvon mehreren Gesamtschuldnern entstanden sind, von den anderenGesamtschuldnern erstattet verlangen (§ 788 Abs. 1 Satz 3 ZPO).Der Gläubiger kann die Kosten der Zwangsvollstreckung ohne vor-hergehende Festsetzung zugleich mit dem zu vollstreckenden An-spruch beitreiben. Er kann aber auch eine gerichtliche Festsetzungdieser Kosten erwirken (§ 104 ZPO). Ein Anlass dazu kann insbe-sondere bestehen, wenn die Kostenerstattungsforderung nicht durchdie sie auslösende Vollstreckungsmaßnahme befriedigt worden istund der Gläubiger für künftige weitere Beitreibungsversuche mögli-chen Nachweisschwierigkeiten über Höhe und Notwendigkeit derKosten vorbeugen will.Auf Antrag des Gläubigers setzt das Vollstreckungsgericht, beidem zum Zeitpunkt der Antragstellung eine Vollstreckungshand-lung anhängig ist, die Kosten gemäß §§ 103 Abs. 2, 104 ZPO fest.Stellt der Gläubiger Antrag, die Kosten mehrerer Vollstreckungs-verfahren festzusetzen (z. B. für Suchpfändung, Lohnpfändung,Immobiliarvollstreckung), dann ist nach Beendigung das Vollstrek-kungsgericht zuständig, in dessen Bezirk die letzte Vollstreckungs-handlung erfolgt ist (§ 788 Abs. 2 S. 1 ZPO). Sind Vollstreckungs-verfahren bei mehreren Gerichten noch anhängig, hat der Gläubigerdie Wahl unter den zuständigen Vollstreckungsgerichten. In Fällender Vollstreckung nach §§ 887, 888, 890 ZPO entscheidet nicht dasVollstreckungs- sondern das Prozessgericht (§ 788 Abs. 2 Satz 2ZPO).59

59 Zöller/Stöber, Rdn. 19b zu § 788 ZPO.

Page 102: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Kostenfragen in der Zwangsvollstreckung B

103

Soweit keine solche Kostenfestsetzung erfolgt, hat der Gerichtsvoll-zieher nur die notwendigen Kosten der Zwangsvollstreckung zuberücksichtigen; darüber hinaus geltend gemachte Beträge scheidenaus. Der Gläubiger ist verpflichtet, die von ihm geltend gemachtenVollstreckungskosten aufzugliedern und nachzuweisen. Der Ge-richtsvollzieher hat insbesondere auch zu prüfen, ob die mehrfachangesetzten Gebühren des Gläubigervertreters angemessen sind.Im Verfahren der Pfändung einer Forderung ist eine Glaubhaftma-chung der entstandenen Vollstreckungskosten durch den betreiben-den Anwalts erforderlich. Eine bloße Versicherung des Rechtsan-walts genügt nur, soweit es sich um Post- und Telekommunikati-onsdienstleistungen handelt (§ 104 Abs. 2 ZPO).60

Die Entscheidungen, die sich mit der Frage befassen, ob der Schuld-ner die Vollstreckungskosten auf Grund des hier behandelten § 788ZPO zu tragen hat, sind kaum zu überblicken. Es soll hier nur aufeinige Entscheidungen von Obergerichten hingewiesen werden: Diesofortige Anmahnung der Leistung vom Schuldner durch einenRechtsanwalt kann bei Vorliegen der formellen Voraussetzungen derZwangsvollstreckung nicht uneingeschränkt als notwendig bejahtwerden mit der Folge, dass diese Kosten den Schuldner belasten(OLG Hamburg in JurBüro 1971 Sp. 770). Die Erstattungsfähigkeitder Vollstreckungskosten des § 57 BRAGO ist auch dann nicht ge-geben, wenn der Anwalt den Schuldner zur Leistung unter Andro-hung der Zwangsvollstreckung bereits auffordert, bevor die zurZwangsvollstreckung erforderliche Sicherheit schon geleistet ist(OLG Hamburg in JurBüro 1972 Sp. 422 mit Anm. Mümmler).Zur Frage der Erstattungsfähigkeit von Mehrkosten infolge Einrei-chung eines Mahngesuchs beim unzuständigen Gericht: OLGHamm in MDR 1973, 944. Die Kosten einer Avalbürgschaft, diegeleistet wurde, um die Zwangsvollstreckung aus einem noch nichtrechtskräftigen Urteil zu ermöglichen, sind als Verfahrenskosten imweiteren Sinn von dem unterlegenen Prozessgegner zu tragen. Ob

60 LG München I in Anwaltsblatt 1970, 107. Im einfachen Verfahren zur Pfän-

dung einer Forderung sind bereits entstandene Vollstreckungskosten dann inden beantragten Pfändungs- und Überweisungsbeschluss aufzunehmen, wennsie nicht allzu hoch sind, aufgeschlüsselt werden und ihre Entstehung eides-stattlich versichert wird (AG Hannover in Anwaltsblatt 1973, 47).

Page 103: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

B Allgemeine Fragen der Zwangsvollstreckung

104

sie im Kostenfestsetzungsverfahren angesetzt werden können, bleibtdahingestellt (BGH in NJW 1974, 693).Zur Erstattbarkeit der Kosten für eine Sicherheitsleistung (Eintra-gung einer Grundschuld): OLG München in MDR 1974, 408. Ko-sten, die aus einer Darlehensaufnahme zwecks Sicherheitsleistungim Zusammenhang mit einer Zwangsvollstreckung entstanden sind,können im Kostenfestsetzungsverfahren nicht berücksichtigt werden(OLG Celle in NdsRpfl 1973, 321 und OLG München in JurBüro1970 Sp. 514 = MDR 1970, 599 = NJW 1970, 1195). Nach OLGFrankfurt in Rpfleger 1973, 101 und OLG Nürnberg in JurBüro 1970Sp. 698 dagegen gehören derartige Kosten zu den notwendigen Ko-sten der Zwangsvollstreckung. Siehe zu diesen Fragen auch Lange inVersR 1972, 713,Noack in JurBüro 1973 Sp. 677 und Schneider inMDR 1974, 885.Provisionszahlungen für eine vom Gläubiger zum Zwecke der Si-cherheitsleistung beigebrachte Bankbürgschaft sind als Kosten derZwangsvollstreckung festsetzungsfähig (KG in JurBüro 1975, 78).Vollstreckungskosten, die zeitlich vor einem Prozessvergleich ent-standen sind, können auf Grund des Vergleichs nur festgesetzt wer-den, wenn der Vergleichswortlaut ausreichende Anhaltspunkte füreine Einbeziehung enthält (OLG Koblenz in NJW 1976, 719).Aufwendungen für Detektive (eine Detektivstunde kostet durch-schnittlich 75 EUR, der gefahrene Kilometer 0,75 EUR; Aufenthalts-ermittlung pauschal 40–65 EUR) stellen nur dann notwendige Ko-sten der Zwangsvollstreckung dar, wenn deren Tätigkeit für dieRealisierung der Zwangsvollstreckung erforderlich ist (z. B. Ermitt-lungen zur Feststellung der Anschrift des Schuldners, der die poli-zeiliche Anmeldung unterlassen hat oder Arbeitsplatzermittlung,nachdem der Schuldner bei der eidesstattlichen Offenbarungsversi-cherung angegeben hat, er stehe nicht in Arbeit, AG Bad Hersfeld inDGVZ 1993, 116 und AG Fürth in DGVZ 1990, 14) und nicht nurder allgemeinen schuldnerischen Überwachung dient (LG Hannoverin JurBüro 1989, 705 und LG Berlin in Rpfleger 1990, 37).Die Kosten eines im Vollstreckungsverfahren geschlossenen Ver-gleichs sind nur insoweit nach § 788 Abs. 1 ZPO beitreibbar, als sievom Schuldner ausdrücklich übernommen wurden; fehlt eine solche

Page 104: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Kostenfragen in der Zwangsvollstreckung B

105

Abrede, so sind die Kosten gemäß § 98 ZPO als gegeneinander auf-gehoben anzusehen (OLG Düsseldorf in Rpfleger 1994, 264).Auch die Kosten für eine Vorpfändung (siehe D 3.1) können alsnotwendige Kosten erstattungsfähig sein (OLG Hamburg, MDR1990, 344, LAG Köln, MDR 1995, 423).Vielfach hat der Gläubiger bei Beginn einer Zwangsvollstreckungnoch vorgerichtliche Kosten (Mahnauslagen, Wechselkosten) unddie Kosten des Rechtsstreits selbst, den er zur Erlangung eines Voll-streckungstitels geführt hat, gut. Solche Kosten können nur auf-grund eines mit Vollstreckungsklausel versehenen gerichtlichenKostenfestsetzungsbeschlusses geltend gemacht werden.

5.2 Kostenarten und �höhe

Die Gerichtskosten im Zwangsvollstreckungsverfahren sind von derHöhe des Streitwerts unabhängig. Es wird stets eine feste Gebühr – auch in den neuen Bundesländern – erhoben. Sie beträgt bei derSachpfändung 20 EUR, bei der Forderungspfändung 15 EUR(GVKostG KV 205 und GKG KV 1640) und gilt für alle nach dem1.1.2002 anhängig gewordenen Anträge.Die Gebühr für den Erlass eines Pfändungs- und Überweisungsbe-schlusses hinsichtlich einer Geldforderung (z. B. Lohnpfändung)beträgt also 15 EUR zuzüglich der Zustellungskosten, unabhängigdavon, in welcher Höhe die Forderung gepfändet wird.Die beim Gerichtsvollzieher entstehenden Kosten ergeben sich ausdem Gesetz über Kosten der Gerichtsvollzieher vom 19.4.2001, BGBlI S. 623. Für die Sachpfändung wird eine Festgebühr von 20 EURerhoben. Nimmt die Pfändung nach dem Inhalt des Protokolls mehrals drei Stunden in Anspruch, so fallen für jede weitere angefangeneStunde 15 EUR an (Nr. 500 GVKostG KV).Für eine nicht erledigte Sachpfändung werden 12,50 EUR (Nr. 604KV), für eine Versteigerung 40 EUR (Nr. 300 KV) erhoben. Zu denGebühren treten noch Auslagen, insbesondere Schreibauslagen,Wegegeld, Reisekostenpauschbetrag.61

61 Zu die Gerichtsvollzieherkosten betreffenden Fragen siehe Seip, DGVZ 2001,

17 ff.

Page 105: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

B Allgemeine Fragen der Zwangsvollstreckung

106

Dem Gerichtsvollzieher steht auch ein Wegegeld62 zu, wenn er zurDurchführung des Auftrages Wegstrecken innerhalb des Amtsge-richtsbezirks, dem er zugewiesen ist, zurückgelegt hat.Maßgebend ist die Entfernung vom AG zum Ort der Amtshandlung,wenn nicht die Entfernung vom Geschäftszimmer des Gerichtsvoll-ziehers geringer ist.Die Entfernung ist nach der Luftlinie zu messen.Das Wegegeld je Auftrag für zurückgelegte Wegstrecken beträgt:bis zu 10 km 2,50 EUR,von 10 bis 20 km 5,00 EUR,von 20 bis 30 km 7,50 EUR,ab 30 km 10,00 EUR.

Der Gerichtsvollzieher kann außerdem pro Auftrag eine Auslagen-pauschale63636363 in Höhe von mindestens 3 EUR und höchstens 10 EURin Rechnung stellen.Er darf einen Vorschuss verlangen, der die bei ihm voraussichtlichentstehenden Kosten deckt (§ 4 GVKostG). Dies gilt nicht, wenn derAuftrag vom Gericht erteilt wird oder dem Auftraggeber Prozessko-stenhilfe bewilligt ist. Er ist auch befugt, sich aus dem für den Gläu-biger beigetriebenen Geld vorweg um seine Kosten zu befriedigen.Die Gebühr für die Abnahme der eidesstattlichen Versiche-rung beträgt 30 EUR. Ob die eidesstattliche Versicherung abgenom-men wird, hat auf die Höhe der Gebühr, da es sich um eine Verfah-rensgebühr handelt, Einfluss: Für die Abnahme der eidesstattlichenVersicherung werden 30 EUR, für die nicht abgenommene eidesstatt-liche Versicherung 12,50 EUR erhoben (Nr. 260 u. 604 KV).Die Gebühr für die nicht abgenommene eidesstattliche Versicherungwird nicht erhoben, wenn diese deshalb nicht abgenommen wird,weil der Schuldner sie innerhalb der letzten drei Jahre bereits abge-geben hat (§ 903 ZPO).

Beantragt der Gläubiger eine Abschrift des oder Einsicht in dasVermögensverzeichnis und stellt das Vollstreckungsgericht fest,dass der Schuldner noch keine eidesstattliche Offenbarungsversiche-

62 Nr. 711 KV

63 Nr. 713 KV

Page 106: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Kostenfragen in der Zwangsvollstreckung B

107

rung abgegeben hat und beantragt der Gläubiger darauf beim Ge-richtsvollzieher die Abgabe der Offenbarungsversicherung, so fällteine Gebühr von zehn EUR beim Vollstreckungsgericht (KV 1644,1645) und von 30 EUR beim Gerichtsvollzieher (Nr. 260 KV) an.64

64 Zu weiteren Fallgestaltungen siehe Winterstein in DGVZ 1998, 54.

Page 107: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

108

C Zwangsvollstreckung in beweg�liche körperliche Sachen65

1 Allgemeine Fragen

1.1 Grundsätze und Pfändungsauftrag

Die Zwangsvollstreckung wegen einer Geldforderung in das beweg-liche körperliche Vermögen des Schuldners erfolgt durch Pfändungseitens des Gerichtsvollziehers (siehe B 3.1). Der Gerichtsvollzieherwird hoheitlich tätig und ist an Weisungen des Gläubigers nur inso-weit gebunden, als sie sich im Rahmen der gesetzlichen Vorschriftenhalten. Das Handeln des Gerichtsvollziehers richtet sich im Wesent-lichen nach der Geschäftsanweisung für Gerichtsvollzieher(GVGA).Die Zwangsvollstreckung darf nicht weiter ausgedehnt werden, alszur Deckung des durch den Vollstreckungstitel ausgewiesenen Geld-betrags einschließlich der Kosten der Zwangsvollstreckung (überdiese siehe B 5.1) erforderlich ist (Verbot der Überpfändung). Siehat zu unterbleiben, wenn aus der Verwertung der zu pfändendenGegenstände ein Überschuss über die Kosten der Vollstreckungnicht zu erwarten ist (Verbot der überflüssigen Pfändung). Durchdie Pfändung erwirbt der Gläubiger ein Pfandrecht – Pfändungs-pfandrecht – an den gepfändeten Gegenständen. Das durch einefrühere Pfändung begründete Pfandrecht geht demjenigen vor, daserst durch eine spätere Pfändung erworben worden ist (§§ 803, 804

65 Bei der Zwangsvollstreckung unterscheidet man je nach Zugriffsobjekt das

„bewegliche Vermögen“ (es ist unterteilt in körperliche bewegliche Sachenund Forderungen des Schuldners) und das „unbewegliche Vermögen“ desSchuldners (z. B. Grundstücke). Dieser Unterteilung folgen die Abschnitte C,D und E dieses Buches.

Page 108: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Allgemeine Fragen C

109

ZPO; siehe C 1.2). Es gilt also der Satz: „Wer zuerst kommt, mahltzuerst.“ Die Verwertung der gepfändeten Gegenstände erfolgt in derRegel durch Versteigerung seitens des Gerichtsvollziehers in einembesonderen Versteigerungstermin (siehe C 1.3, wegen einer anderenVerwertungsmöglichkeit in Ausnahmefällen siehe C 1.3).Der Pfändungsauftrag an den örtlich zuständigen Gerichtsvollzieher(siehe B 3.1 und B 3.2) kann etwa lauten:66

Mu s t e r : S a c h p f än d u n gs au f t r a gIn meiner Rechtssache gegen … in … bitte ich um Vornahme derZwangsvollstreckung in das bewegliche körperliche Vermögendes Schuldners. Meine Forderung setzt sich wie folgt zusammen:

a) Hauptforderung… EURb) … % Zinsen hieraus vom ... bis … … EURc) bisherige Kosten… EUR

d) künftig entstehende Kosten und weitere … % Zinsen ab …aus … EUR.

Meinen Schuldtitel, nämlich Vollstreckungsbescheid des Amts�gerichts … vom … – Aktenzeichen: M … – mit Zustellungsnach�weis schließe ich an.

Um Übermittlung einer Abschrift des Pfändungsprotokolls wirdgebeten.

Datum und Unterschrift des Gläubigers

Eine direkte Beauftragung des zuständigen Gerichtsvollziehers –das ist derjenige, in dessen Bezirk der Schuldner wohnt oderGeschäftsräume unterhält (§ 753 Abs. 1, § 764 Abs. 2 ZPO) – bringtZeitgewinn (Ablichtung des Verteilungsplans oder Auskunft überden zuständigen Gerichtsvollzieher von der Gerichtsvollziehervertei-lungsstelle des Amtsgerichts anfordern!).Der Sachpfändungsauftrag, dem stets eine vollstreckbare Ausferti-gung des Titels beizufügen ist (§ 754 ZPO), muss eine detaillierteForderungsaufstellung enthalten. Die Beschränkung des Pfän-

66 Er muss eigenhändig unterzeichnet sein; ein Faksimilestempelabdruck genügt

nicht (LG München I in DGVZ 1983, 57; AG Aachen in DGVZ 1984, 61;Müller In DGVZ 1993, 7).

Page 109: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

C Zwangsvollstreckung in bewegliche körperliche Sachen

110

dungsauftrags auf einen Teilbetrag der titulierten Forderung ausKostengründen ist im Hinblick auf die Festgebühr von 20 EUR nichtmehr erforderlich, da dadurch keine Kostenersparnis erzielt werdenkann. Betreibt der Gläubiger die Vollstreckung wegen eines Restbe-trags, so hat er dem Vollstreckungsauftrag eine Berechnung derGesamtforderung beizufügen, um dem Gerichtsvollzieher die Prü-fung zu ermöglichen, ob die Forderung in der angegebenen Höhenoch besteht (LG Hagen in DGVZ 1994, 91).Die Vorlage einer Berechnung der Gesamtforderung ist jedoch dannerforderlich, wenn der Gläubiger dem Pfändungsauftrag den indiesem Fall zweckmäßigen Zusatz anfügt: „Zahlt der Schuldner dieGesamtforderung einschließlich der aufgelaufenen Zinsen, kann ihmder Vollstreckungstitel ausgehändigt werden.“Statt des Musters kann für den Pfändungsauftrag an den Gerichts-vollzieher auch eines der üblichen Formblätter benutzt werden, dieim Bürobedarf erhältlich sind.Von Schuldnern gefürchtet ist der sog. KombiauftragKombiauftragKombiauftragKombiauftrag. Er enthält fürden Fall, dass die Sachpfändung keinen oder nur geringen Erfolghat, gleichzeitig den Antrag, den Schuldner zur eidesstattlichen Of-fenbarungsversicherung vorzuladen. (Siehe Muster F 1.3)Der Gerichtsvollzieher hat Forderungen, über die ein Vollstre-ckungstitel vorliegt, als bestehend zu erachten, solange die Zwangs-vollstreckung nicht zu ihrer Erfüllung geführt hat. Materielle Ein-wendungen gegen einen Titel muss der Schuldner beim Prozessge-richt geltend machen.Für den Fall, dass der Vollstreckungstitel dem Schuldner noch nichtzugestellt ist, siehe B 2.4, Muster „Zustellung eines Vollstreckungs-bescheids“, das dann entsprechend mitzuverwenden ist.Der Schuldner kann eine Pfändung dadurch abwenden, dass er anden zur Pfändung erschienenen Gerichtsvollzieher Zahlung nachMaßgabe des Vollstreckungstitels gegen Aushändigung des Voll-streckungstitels leistet oder dass er ihm eine vom Gläubiger bewil-ligte Stundung oder die inzwischen erfolgte Zahlung des gesamtenGläubigeranspruchs anhand von Belegen nachweist.67

67 Es genügt die Vorlage eines Einzahlungs- oder Überweisungsnachweises einer

Bank oder Sparkasse (siehe § 775 Nr. 5 ZPO).

Page 110: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Allgemeine Fragen C

111

1.2 Art der Pfändung in körperliche Sachen68

Liegen Hinderungsgründe nicht vor, pfändet der Gerichtsvollzieherbewegliche körperliche Sachen des Schuldners, die sich in seinemGewahrsam befinden.69 Gewahrsam hat der Schuldner an solchenSachen, die in seiner tatsächlichen Herrschaft sind.70 Der Gerichts-vollzieher hat allgemein nicht zu prüfen, ob eine im Gewahrsam desSchuldners befindliche Sache in fremdem Eigentum steht (§ 119GVGA), es sei denn, das Nichteigentum des Schuldners werde ihmsofort in völlig einwandfreier Form nachgewiesen71 oder der Gläubi-ger hat die Pfändung ausdrücklich verlangt (§ 119 Nr. 2 GVGA;siehe den lehrreichen Fall LG Aschaffenburg in DGVZ 1995, 57). ImÜbrigen ist es Sache des tatsächlichen Eigentümers, im Falle derunrechtmäßigen Pfändung seine Rechte geltend zu machen.Die Pfändung erfolgt dadurch, dass der Gerichtsvollzieher die zurPfändung geeigneten körperlichen Sachen in Besitz nimmt.Wird der Gerichtsvollzieher vom Schuldner nicht hereingelassen,kann diese Durchsuchungsverweigerung auf Antrag des Gläubigerssofort zur Abnahme der eidesstattlichen Offenbarungsversicherungführen. Auch für diesen Fall empfiehlt sich der „Kombiauftrag“(F 1.3).Der Gerichtsvollzieher übermittelt dem Gläubiger eine Abschrift desPfändungsprotokolls.72 Dieser kann dann prüfen, ob durch die Pfän-

68 Dazu gehören auch die noch nicht vom Boden getrennten Früchte, solange

nicht ihre Beschlagnahme im Wege der Immobiliarzwangsvollstreckung er-folgt ist (§ 810 ZPO).

69 Welche beweglichen Sachen beim Schuldner zu pfänden sind, steht grund-

sätzlich im pflichtgemäßen Ermessen des Gerichtsvollziehers. Auf etwaigeWünsche des Gläubigers nimmt der Gerichtsvollzieher angemessen Rücksicht(§ 104 Abs. 2 GVGA). Die Pfändung von nicht dem Schuldner gehörenden,aber in seinem Gewahrsam befindlichen Sachen darf der Gerichtsvollziehernur ablehnen, wenn es von vornherein offensichtlich ist, dass diese Sachendem Schuldner nicht gehören.

70 Vgl. dazu Gaul in RPfleger 1971, 91.

71 S. etwa LG Koblenz in DGVZ 1968, 124, AG Bremen in DGVZ 1968, 42 und

AG Wilhelmshaven in DGVZ 1968, 159, ferner Schneider in JurBüro 1970 Sp.365.

72 Näheres hierzu vgl. § 135 GVGA.

Page 111: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

C Zwangsvollstreckung in bewegliche körperliche Sachen

112

dung Aussicht auf Befriedigung besteht und ob nach seiner Kenntnisalle beim Schuldner pfändbaren Sachen gepfändet worden sind,soweit dies zu seiner Befriedigung erforderlich ist. Notfalls muss ersich um Ausdehnung der Pfändung beim Gerichtsvollzieher bemü-hen. Bedeutsam ist im Einzelfall § 811d ZPO: Ist zu erwarten, dasseine Sache demnächst pfändbar wird, so kann sie gepfändet werden,ist aber im Gewahrsam des Schuldners zu belassen. Die Vollstrek-kung darf erst fortgesetzt werden, wenn die Sache pfändbar gewor-den ist. Die Pfändung ist aufzuheben, wenn die Sache nicht binneneines Jahres pfändbar geworden ist. – Der Begriff der demnächstigenPfändbarkeit betrifft nicht den Fall, dass eine noch schuldnerfremdeSache demnächst in das Eigentum des Schuldners gelangt (AG Gro-nau in MDR 1967, 223).73 Der Gerichtsvollzieher hat auf Verlangendes Gläubigers diesem rechtzeitig den Zeitpunkt der Vollstreckungmitzuteilen und die Anwesenheit des Gläubigers bei der Vollstrek-kungshandlung zu dulden (§ 62 Nr. 5 GVGA). Ein selbstständigesEingreifen des Gläubigers in den Gang der Vollstreckungshandlung,etwa das Durchsuchen von Behältnissen, darf der Gerichtsvollzieheraber nicht dulden. Der Schuldner braucht den Gläubiger – ebensowie den Gerichtsvollzieher – in seine Wohn- und Geschäftsräumeohne richterliche Durchsuchungsanordnung aber nicht einlassen.Dem Gläubiger wird die Erlaubnis, bei der Durchsuchung anwesendzu sein, in der Regel nur gestattet, wenn er etwa zur Identifizierungvon Gegenständen benötigt wird. Die Rechtsprechung ist regionalstark unterschiedlich.74

Es gibt zahlreiche Sachen, die der Gerichtsvollzieher nicht pfändendarf. Für die Praxis von Bedeutung sind hier die Vorschriften§§ 811, 811c, 812 ZPO.

73 Vorwegpfändung kommt z. B. wegen bevorstehenden Berufswechsels in

Betracht.74

LG Münster in NJW-RR 1991, 1407; LG Hof in DGVZ 1991, 123; LG Bochumin JurBüro 1992, 57.

Page 112: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Allgemeine Fragen C

113

§ 811 ZPO: Unpfändbare Sachen(1) Folgende Sachen sind der Pfändung nicht unterworfen:1. die dem persönlichen Gebrauch oder dem Haushalt dienenden

Sachen, insbesondere Kleidungsstücke, Wäsche, Betten, Haus-und Küchengerät, soweit der Schuldner ihrer zu einer seiner Be-rufstätigkeit und seiner Verschuldung angemessenen, bescheide-nen Lebens- und Haushaltsführung bedarf; ferner Gartenhäuser,Wohnlauben und ähnliche Wohnzwecken dienende Einrichtun-gen, die der Zwangsvollstreckung in das bewegliche Vermögenunterliegen und deren der Schuldner oder seine Familie zurständigen Unterkunft bedarf;

2. die für den Schuldner, seine Familie und seine Hausangehörigen,die ihm im Haushalt helfen, auf vier Wochen erforderlichenNahrungs-, Feuerungs- und Beleuchtungsmittel oder, soweit fürdiesen Zeitraum solche Vorräte nicht vorhanden und ihre Be-schaffung auf anderem Wege nicht gesichert ist, der zur Be-schaffung erforderliche Geldbetrag;

3. Kleintiere in beschränkter Zahl sowie eine Milchkuh oder nachWahl des Schuldners statt einer solchen insgesamt zwei Schwei-ne, Ziegen oder Schafe, wenn diese Tiere für die Ernährung desSchuldners, seiner Familie oder Hausangehörigen, die ihm imHaushalt, in der Landwirtschaft oder im Gewerbe helfen, erfor-derlich sind; ferner die zur Fütterung und zur Streu auf vier Wo-chen erforderlichen Vorräte oder, soweit solche Vorräte nichtvorhanden sind und ihre Beschaffung für diesen Zeitraum aufanderem Wege nicht gesichert ist, der zu ihrer Beschaffung er-forderliche Geldbetrag;

4. bei Personen, die Landwirtschaft betreiben, das zum Wirt-schaftsbetrieb erforderliche Gerät und Vieh nebst dem nötigenDünger sowie die landwirtschaftlichen Erzeugnisse, soweit siezur Sicherung des Unterhalts des Schuldners, seiner Familie undseiner Arbeitnehmer oder zur Fortführung der Wirtschaft bis zurnächsten Ernte gleicher oder ähnlicher Erzeugnisse erforderlichsind;

4a. bei Arbeitnehmern in landwirtschaftlichen Betrieben die ihnen als Vergütung gelieferten Naturalien, soweit der Schuldner ihrer zu seinem und seiner Familie Unterhalt bedarf;

Page 113: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

C Zwangsvollstreckung in bewegliche körperliche Sachen

114

5. bei Personen, die aus ihrer körperlichen oder geistigen Arbeitoder sonstigen persönlichen Leistungen ihren Erwerb ziehen, diezur Fortsetzung dieser Erwerbstätigkeit erforderlichen Gegen-stände;

6. bei den Witwen und minderjährigen Erben der unter Nummer 5bezeichneten Personen, wenn sie die Erwerbstätigkeit für ihreRechnung durch einen Stellvertreter fortführen, die zur Fortfüh-rung dieser Erwerbstätigkeit erforderlichen Gegenstände;

7. Dienstkleidungsstücke sowie Dienstausrüstungsgegenstände,soweit sie zum Gebrauch des Schuldners bestimmt sind, sowiebei Beamten, Geistlichen, Rechtsanwälten, Notaren, Ärzten undHebammen die zur Ausübung des Berufes erforderlichen Ge-genstände einschließlich angemessener Kleidung;

8. bei Personen, die wiederkehrende Einkünfte der in den §§ 850bis 850b bezeichneten Art beziehen, ein Geldbetrag, der dem derPfändung nicht unterworfenen Teil der Einkünfte für die Zeitvon der Pfändung bis zu dem nächsten Zahlungstermin ent-spricht;

9. die zum Betrieb einer Apotheke unentbehrlichen Geräte, Gefäßeund Waren;

10. die Bücher, die zum Gebrauch des Schuldners und seiner Familiein der Kirche oder Schule oder einer sonstigen Unterrichtsanstaltoder bei der häuslichen Andacht bestimmt sind;

11. die in Gebrauch genommenen Haushaltungs- und Geschäftsbü-cher, die Familienpapiere sowie die Trauringe, Orden und Eh-renzeichen;

12. künstliche Gliedmaßen, Brillen und andere wegen körperlicherGebrechen notwendige Hilfsmittel, soweit diese Gegenständezum Gebrauch des Schuldners und seiner Familie bestimmt sind;

13. die zur unmittelbaren Verwendung für die Bestattung bestimm-ten Gegenstände.

(2) Eine in Absatz 1 Nr. 1, 4, 5 bis 7 bezeichnete Sache kann gepfän-det werden, wenn der Verkäufer wegen einer durch Eigentumsvor-behalt gesicherten Geldforderung aus ihrem Verkauf vollstreckt. DieVereinbarung des Eigentumsvorbehaltes ist durch Urkunden nach-zuweisen.

Page 114: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Allgemeine Fragen C

115

§ 811c ZPO: Unpfändbarkeit von Haustieren(1) Tiere, die im häuslichen Bereich und nicht zu Erwerbszweckengehalten werden, sind der Pfändung nicht unterworfen.(2) Auf Antrag des Gläubigers läßt das Vollstreckungsgericht einePfändung wegen des hohen Wertes des Tieres zu, wenn die Un-pfändbarkeit für den Gläubiger eine Härte bedeuten würde, die auchunter Würdigung der Belange des Tierschutzes und der be-rechtigten Interessen des Schuldners nicht zu rechtfertigen ist.

§ 812 ZPO: Pfändung von HausratGegenstände, die zum gewöhnlichen Hausrat gehören und imHaushalt des Schuldners gebraucht werden, sollen nicht gepfändetwerden, wenn ohne weiteres ersichtlich ist, dass durch ihre Verwer-tung nur ein Erlös erzielt werden würde, der zu dem Wert außerallem Verhältnis steht.

Gegenstände, die sich im Gewahrsam eines Dritten befinden, darfder Gerichtsvollzieher nur pfänden, wenn der Dritte zu ihrer Her-ausgabe bereit ist (§ 809 ZPO, BGH MDR 2004, 414; OLG Düssel-dorf in DGVZ 1997, 57 für den Fall einer Pkw-Pfändung).75 DerGerichtsvollzieher darf Kosten für die Fortschaffung gepfändeterKraftfahrzeuge, die sich bei einem zur Herausgabe bereiten Drittenbefinden, nur dann aufwenden, wenn andernfalls die Befriedigungdes Gläubigers gefährdet würde.

1.3 Verwertung gepfändeter Sachen

Der Gerichtsvollzieher hat die Verwertung der im Auftrag einesGläubigers gepfändeten Sachen, ohne dass es dazu eines weiterenAuftrags des Gläubigers bedarf, normalerweise durch öffentliche

75 Das gilt auch für Sachen, an denen ein Dritter Mitbesitz hat (LG Berlin in

MDR 1975, 939). Gelangt der Pfandgegenstand nachträglich in den Besitz ei-nes Dritten, so hat der Gerichtsvollzieher nach AG Dortmund in DGVZ 1974,24 keine gesetzliche Ermächtigung, diesen mit Gewalt aus dem Gewahrsamdes Dritten zurückzuholen, während nach LG Saarbrücken in DGVZ 1975,170 die nach erfolgter Pfändung eingetretene Änderung des Gewahrsams abden Pfandgegenständen die Fortsetzung der Zwangsvollstreckung nicht hin-dert. Siehe zu § 809 ZPO auch Pawlowski in DGVZ 1976, 33.

Page 115: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

C Zwangsvollstreckung in bewegliche körperliche Sachen

116

Versteigerung vorzunehmen (§ 814 ZPO). Er ist dabei nicht Beauf-tragter des Gläubigers, nimmt vielmehr damit einen staatlichenHoheitsakt vor.76

Der Verwertung wirksam gepfändeter Sachen steht weder der Toddes Schuldners noch die Eröffnung des Insolvenzverfahrens überdessen Vermögen entgegen. Die Verwertung erfolgt aber nicht,wenn abgesonderte Verwertung (§ 50 InsO) ausgeschlossen ist, weildie Pfändung durch einen Insolvenzgläubiger im letzten Monat vordem Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens unwirksam ge-worden ist (§ 88 InsO).Der Gerichtsvollzieher setzt den Termin zur öffentlichen Versteige-rung der Sachen bei der Pfändung an. Der Termin ist öffentlichbekannt zu geben.77

Vor der Versteigerung sind die gepfändeten Sachen durch den Ge-richtsvollzieher (bzw. durch einen Sachverständigen) zu schätzen.Die Schätzung ist schriftlich vorzunehmen. Bei der Schätzung vonGold- und Silbersachen ist außer dem Verkaufswert auch der Me-tallwert zu ermitteln.Die Versteigerung soll nicht vor Ablauf einer Woche seit der Pfän-dung erfolgen, sofern sich nicht Gläubiger und Schuldner auf einenfrüheren Termin einigen oder eine frühere Versteigerung erforder-lich ist, um die Gefahr einer beträchtlichen Wertverminderung oderum unverhältnismäßige Kosten einer längeren Aufbewahrung zuvermeiden. Die Frist zwischen der Pfändung und dem Versteige-rungstermin ist so zu bestimmen, dass die Versteigerung in einer derBeschaffenheit und dem Wert der zu versteigernden Sachen entspre-chenden Weise öffentlich bekannt gemacht werden kann. In derRegel ist die Frist auf zwei Wochen zu bestimmen. Über einen Mo-nat soll der Versteigerungstermin nicht hinausgeschoben werden.Art und Weise der öffentlichen Bekanntmachung stehen im pflicht-gemäßen Ermessen des Gerichtsvollziehers.Die Versteigerung erfolgt entweder in der Gemeinde, in der diePfändung vorgenommen worden ist oder an einem anderen Ort imBezirk des Vollstreckungsgerichts, sofern nicht der Gläubiger und

76 RGZ 156, 398.

77 § 816 Abs. 3 ZPO und § 142 GVGA.

Page 116: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Allgemeine Fragen C

117

der Schuldner sich über einen dritten Ort einigen (§ 816 Abs. 2ZPO).Von der Möglichkeit, die Versteigerung an einem anderen Ort imGerichtsbezirk vorzunehmen, wird der Gerichtsvollzieher z. B. dannGebrauch machen, wenn am Pfändungsort voraussichtlich keinangemessener Preis zu erzielen sein wird (z. B. bei Versteigerungeines wertvollen Kunstgegenstandes in einem kleinen Ort). Da dieVersteigerung einen möglichst hohen Erlös bringen soll, kann derGerichtsvollzieher auf Antrag des Gläubigers oder Schuldners an-ordnen, dass die Verwertung der Sache an einem anderen Ort zuerfolgen hat, wenn z. B. an den oben genannten Versteigerungsortengeeignete Kaufinteressenten fehlen dürften (§ 825 ZPO).Der pfändende Gläubiger und der Schuldner können bei der Ver-steigerung mitbieten. Das Gebot des Schuldners kann der Gerichts-vollzieher jedoch zurückweisen, wenn der Betrag nicht bar hinterlegtwird (§ 816 Abs. 4 ZPO).Bei der Versteigerung beweglicher Sachen darf nur für ein solchesGebot der Zuschlag erteilt werden, das mindestens die Hälfte desgewöhnlichen Verkaufswerts der Sachen erreicht (§ 817a ZPO). Dergewöhnliche Verkaufswert und das Mindestgebot sollen beim Aus-bieten bekannt gegeben werden. Pfändet der GerichtsvollzieherGegenstände höchstens im doppelten Wert der Forderung des Gläu-bigers, so verstößt er mithin nicht gegen seine Amtspflicht.Der Zuschlag erfolgt an den Meistbietenden nach dreimaligemAufruf. Die Ablieferung der ersteigerten Sache an den Ersteher darfnur gegen Barzahlung erfolgen. Ist der Gläubiger der Ersteher, so ister von der Pflicht zur Barzahlung insoweit befreit, als der Erlös zuseiner Befriedigung zu verwenden ist.Den Erlös78 hat der Gerichtsvollzieher in der Regel an den Gläubigerabzuführen, soweit dies zu dessen Befriedigung erforderlich ist, imVerhältnis zwischen Gläubiger und Schuldner gilt bereits die Emp-fangnahme des Erlöses durch den Gerichtsvollzieher als Zahlung

78 Über den Erlös gepfändeter Sachen (Surrogation des Erlöses –

Pfandrechtskonkurrenz – Verlust des Gläubigerrechts – Pfändung des Erlösesgegen den Gerichtsvollzieher als Drittschuldner – Behandlung desVollstreckungstitels) siehe Noack in MDR 1973, 988.

Page 117: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

C Zwangsvollstreckung in bewegliche körperliche Sachen

118

(§§ 817 ff. ZPO). Damit geht die Gefahr des Verlustes des Geldes aufden Gläubiger über.Die Zwangsvollstreckung endet erst mit der Übergabe des Erlöses anden Gläubiger.Wird der Zuschlag nicht erteilt, weil ein das Mindestgebot errei-chendes Gebot nicht abgegeben wird,79 bleibt das Pfandrecht desGläubigers bestehen. Dieser kann jederzeit die Anberaumung einesneuen Versteigerungstermins oder die Anordnung anderweitigerVerwertung (§ 825 ZPO) beantragen, aber auch bei der anderweiti-gen Verwertung sind die vorstehend behandelten Vorschriften überdas Mindestgebot zu beachten.Die Versteigerung ist einzustellen, sobald der Erlös zur Befriedigungdes Gläubigers und der Kosten der Zwangsvollstreckung ausreicht(§ 818 ZPO). Die gepfändeten Sachen, deren Versteigerung nichterforderlich ist, sind an den Schuldner zurückzugeben. Dieser erhältauch einen etwaigen Erlösüberschuss, wenn nicht eine Anschluss-pfändung oder eine Pfändung des überschießenden Versteigerungs-erlöses vorliegt.Die Verwertung einer gepfändeten Sache kann der Gerichtsvollzie-her auf Antrag des Gläubigers in anderer Weise als durch Versteige-rung zulassen, auch durch freihändigen Verkauf oder durch Über-weisung an den Gläubiger zu einem bestimmten Preis (§ 825 ZPO).

Mu s t e r : An t r a g a u f f r e i h än d i g e V e rwe r t u n gIn meiner Zwangsvollstreckungssache gegen … in … hat der Ge�richtsvollzieher am … zehn naturheilkundliche Bücher mit einemEinkaufswert von … EUR gepfändet. Der voraussichtliche Erlöswird vom Gerichtsvollzieher nur auf 1/8 dieses Wertes ge�schätzt. Da mithin bei der Versteigerung nur ein geringer Erlöszu erwarten ist, stelle ich den Antrag, den Gerichtsvollzieher zurfreihändigen Verwertung der Bücher zu ermächtigen und zu ge�statten, dass sie auch mir für … EUR überlassen werden können,falls nicht der Schuldner innerhalb … Tagen ab Zustellung desBeschlusses einen Käufer beibringt, der mehr als ich in bar zahlt.

79 Es ist eine Erfahrungstatsache, dass gebrauchte Gegenstände bei der Zwangs-

vollstreckung oft schwer absetzbar sind (vgl. OLG Hamm in JurBüro 1972 Sp.290, KG in NJW 1968, 846 und OLG Zweibrücken in NJW 1978, 110).

Page 118: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Allgemeine Fragen C

119

Der Gerichtsvollzieher hat nach Empfang der Leistungen, gleichgül-tig ob freiwillig oder zwangsweise erlangt, dem Schuldner die voll-streckbare Ausfertigung nebst einer Quittung auszuliefern, bei teil-weiser Leistung diese auf der vollstreckbaren Ausfertigung zu ver-merken und dem Schuldner Quittung zu erteilen. Das Recht desSchuldners, nachträglich eine Quittung des Gläubigers selbst zufordern, wird dadurch nicht berührt (§ 757 ZPO).80

80 Der Gerichtsvollzieher ist nicht verpflichtet, den auf dem Schuldtitel ange-

brachten Vermerk über den erzielten Versteigerungserlös nach Beendigungder Vollstreckung zu ändern, wenn der Gläubiger den Erlös später teilweise anden Eigentümer der versteigerten Sache herausgeben musste (AG Frankfurt inDGVZ 1974, 15). Nach Aufhebung der Pfändung und Aushändigung desSchuldtitels an den Schuldner kann der Gerichtsvollzieher nicht angewiesenwerden, die Zwangsvollstreckung wegen eines Restbetrags fortzusetzen (LGDüsseldorf in DGVZ 1974, 38).

Page 119: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

120

D Zwangsvollstreckung in Forde�rungen81

1 Allgemeine Fragen

1.1 Pfändung und Überweisung

Die Forderungspfändung ist – insbesondere unterstützt durch einevorausgehende Vorpfändung (siehe D 3.1) – die wirksamste Voll-streckungsart. Da sie ohne vorherige Anhörung des Schuldnersdurchgeführt wird (§ 834 ZPO), kann der Schuldner nur wenigVorsorge gegen sie treffen.Forderungen und ähnliche vermögensrechtliche Ansprüche desSchuldners82 stehen der Pfändung durch einen Gläubiger in erhebli-chem Umfang offen. Insbesondere gilt dies für die Pfändung vonArbeitseinkommen. Allerdings besteht auch ein bestimmter Voll-streckungsschutz, vielfach aus sozialen oder familiären Gründen.Immerhin führt die Pfändung von dem Schuldner zustehendenForderungen vielfach zu einem Erfolg, insbesondere wenn der Gläu-biger die Einzelheiten der Pfändungsmöglichkeiten kennt. Die For-derungspfändung gehört zur Zuständigkeit des Vollstreckungsge-richts (Amtsgericht; siehe B 3.1). Durch sie allein kommt der Gläu-biger allerdings noch nicht zu seinem Geld. Ihm muss zusätzlichdurch das Vollstreckungsorgan die gepfändete Forderung überwie-sen werden. Pfändung und Überweisung erfolgen – entsprechenddem Antrag des Gläubigers – meist durch einen Beschluss, den

81 Als Standarderläuterungswerk gilt hier: Stöber, Forderungspfändung, 14.

Auflage, 2005.82

Beispielsweise der Anspruch des Schuldners gegen die Bank auf Mitwirkungbei der Öffnung eines Bankschließfachs oder das Bezugsrecht des Aktionärsfür neue Aktien.

Page 120: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Allgemeine Fragen D

121

Pfändungs- und Überweisungsbeschluss. Die Pfändung wird mitZustellung des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses an denDrittschuldner (nicht bereits mit Zustellung an den Schuldner!)wirksam (§ 829 Abs. 3 ZPO). Gleiches gilt für die Überweisung(§ 835 Abs. 3 ZPO).Der Gläubiger hat die Wahl, ob er Überweisung zur Einziehung oderan Zahlungs statt beantragen will. Die Überweisung zur Einziehung– die weitaus häufigere Form der Überweisung – ermächtigt denGläubiger, die gepfändete Forderung an Stelle des Schuldners imeigenen Namen geltend zu machen und vom Drittschuldner die vondiesem geschuldete Leistung zur Erfüllung seiner Schuld anzuneh-men. Einen Forderungsübergang auf den pfändenden Gläubiger hatdie Überweisung zur Einziehung nicht zum Inhalt. Inhaber dergepfändeten Forderung bleibt also der Schuldner.Die Einziehungsbefugnis ist der Höhe nach auf den Betrag der durchden Vollstreckungstitel gedeckten Ansprüche des Gläubigers be-grenzt, falls die überwiesene Forderung höher ist. Die Forderung despfändenden Gläubigers erlischt nicht mit der Überweisung, sondernerst dann, wenn – und soweit – dieser Gläubiger wegen seines An-spruchs gegen den Schuldner befriedigt ist.Verzögert der Gläubiger die Einziehung der ihm überwiesenen For-derung, so wird er dem Schuldner ersatzpflichtig (§ 842 ZPO; § 276BGB).Verzichtet der Gläubiger auf die durch die Pfändung und Überwei-sung erworbenen Rechte, so wird dadurch sein Anspruch als solchernicht berührt (§ 843 ZPO).Bei der – vom Gläubiger zu beantragenden – Überweisung an Zah-lungs statt wird die gepfändete Forderung auf den Gläubiger über-tragen, sie geht auf ihn wie im Falle einer Abtretung über (§ 398BGB). Der Schuldner scheidet aus dem Schuldverhältnis aus.Ist die Forderung, die gepfändet worden ist, höher als der An-spruch des pfändenden Gläubigers, so geht sie auf diesen nur inHöhe seiner Forderung im Zeitpunkt der Zustellung des gerichtli-chen Beschlusses an den Drittschuldner über, und zwar im gleichenRang mit dem dem Schuldner verbleibenden Teil, falls sich aus demPfändungsantrag und -beschluss nichts anderes ergibt. Der Gläubi-ger sollte aus den in Kapitel D 2.1 a. E. ersichtlichen Gründen stets

Page 121: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

122

eine „Vollpfändung“ beantragen. Mit dem durch die Überweisungan Zahlungs statt erlangten Gläubigerrecht stehen dem pfändendenGläubiger auch die aus der zu pfändenden Forderung etwa zu er-bringenden Zinsen zu. Aus seiner eigenen – durch die Überweisungan Zahlungs statt erloschenen – Forderung kann der Gläubiger auchkeine Zinsen mehr geltend machen.Die vorstehend behandelten Wirkungen der Überweisung an Zah-lungs statt treten ohne Rücksicht darauf ein, ob die Forderung gegenden Drittschuldner einbringlich ist oder nicht. Der Schuldner haftetfür die Uneinbringlichkeit nicht. Dann allerdings, wenn die über-wiesene Forderung gar nicht besteht oder durch Einwendungen desDrittschuldners (§§ 404 ff. BGB) vernichtet wird, treten die Wir-kungen der Überweisung an Zahlungs statt nicht ein. Der Gläubigerkann dann wegen seiner weithin bestehenden Forderung in andereVermögenswerte des Schuldners vollstrecken.Eine dem Gläubiger nach Pfändung an Zahlungs statt überwieseneForderung kann von anderen Gläubigern seines Schuldners nichtmehr gepfändet werden.

1.2 Pflichten des Schuldners nach erfolgter Über�weisung

Nach Erlass eines Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses ist derSchuldner verpflichtet, dem Gläubiger die zur Geltendmachung derForderung nötige Auskunft zu erteilen (§ 836 Abs. 3 Satz 2 ZPO).Dabei wird der Umfang der Auskunftspflicht recht weit gezogen: Inder Auskunft müssen dem Gläubiger vom Schuldner alle für dieForderung und ihre Nebenrechte wichtigen Einzelheiten genanntwerden, also Höhe der Forderung, Zeit und Ort der Leistung, etwai-ge Einwendungen des Drittschuldners und Verteidigungsmitteldagegen und sämtliche Beweismittel, die dem Schuldner zur Verfü-gung stehen. Erteilt der Schuldner die nötige Auskunft innerhalbgesetzter Frist (ein bis zwei Wochen) nicht, ist er auf Antrag desGläubigers verpflichtet, sie zu Protokoll des Gerichtsvollziehers zugeben und seine Angaben an Eides statt zu versichern (§ 836 Abs. 3Satz 3, § 899 Abs. 1 ZPO). Näher dazu siehe F 2.

Page 122: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Allgemeine Fragen D

123

Erscheint der Schuldner zum Termin nicht oder verweigert er dieAbgabe der eidesstattlichen Versicherung, hat das Vollstreckungsge-richt auf Antrag des Gläubigers Haftbefehl zur Erzwingung dereidesstattlichen Versicherung zu erlassen (§ 901 ZPO).Ist die Auskunft unzureichend, hat der Schuldner in einem weiterenTermin nachzubessern.Der Schuldner hat dem Gläubiger auch die über die Forderung vor-handenen Unterlagen, insbesondere Schuldschein, Mietvertrag,Sparkassenbuch, Versicherungsschein (LG Darmstadt in DGVZ1991, 9), Flugschein (LG Frankfurt/M. in DGVZ 1990, 169), nichtaber Lohnabtretungsurkunden (LG Hof in DGVZ 1991, 138), her-auszugeben (§ 836 Abs. 3 ZPO). Die Urkundenherausgabe kannder Gläubiger im Wege der Zwangsvollstreckung erzwingen (§ 836Abs. 3 S. 2 ZPO). Die Wegnahme erfolgt durch den Gerichtsvollzie-her (§ 883 Abs. 1 ZPO), dem vom Gläubiger der Vollstreckungstitelund der Überweisungsbeschluss ausgehändigt wurden (LG Limburgin DGVZ 1975, 11). Herausgabetitel ist dabei der Überweisungsbe-schluss, der die herauszugebenden Urkunden genau bezeichnenmuss (§ 174 GVGA). Ist die Urkunde im Überweisungsbeschlussnicht (genau) bezeichnet, so kann der Gläubiger die Ergänzung desBeschlusses auch noch nachträglich beim Vollstreckungsgerichtbeantragen.83 Sind die Urkunden im Besitz eines zu ihrer Herausga-be nicht bereiten Dritten, so berechtigt der Pfändungs- und Über-weisungsbeschluss den Gläubiger zur Klage auf Herausgabe der inFrage stehenden Urkunden.An den Schuldner wird im (Pfändungs- und) Überweisungsbe-schluss das Gebot erlassen, sich jeder Verfügung über die Forderung,insbesondere ihrer Einziehung, zu enthalten (§ 829 Abs. 1 ZPO).

1.3 Rechtsstellung des Drittschuldners

Dem Drittschuldner wird im Überweisungsbeschluss verboten, nochan seinen Gläubiger zu zahlen. Zahlt er gleichwohl, so wird er von

83 Näher zur Urkundenherausgabe Behr in JurBüro 1994, 327.

Page 123: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

124

seiner Zahlungspflicht gegenüber dem pfändenden Gläubiger nichtbefreit.84

Der Drittschuldner kann dem Gläubiger alle Einreden und Einwen-dungen entgegenhalten, die ihm zur Zeit der Pfändung gegenüberdem Schuldner zustanden; er kann insbesondere geltend machen,dass die Forderung nicht entstanden oder erloschen ist. Der Dritt-schuldner kann ferner die Wirksamkeit der Pfändung und Über-weisung bestreiten oder geltend machen, dass die Forderung – zu-mindest teilweise – unpfändbar ist, wie dies auf Arbeitseinkommenin großem Umfang zutrifft.Verweigert der Drittschuldner die Zahlung an den pfändendenGläubiger, so bleibt diesem nichts anderes übrig, als den Dritt-schuldner auf Zahlung zu verklagen. Hierzu ist er bei der Überwei-sung zur Einziehung befugt, weil ihm das Einziehungsrecht verlie-hen ist, bei der Überweisung an Zahlungs statt (siehe D 1.1), weil erder Gläubiger der Forderung geworden ist.

1.4 Voraussetzungen der Pfändung von Forderungen

Die Voraussetzungen, unter denen die Pfändung einer Forderungzulässig ist, sind die gleichen wie bei jeder anderen Vollstreckung,also (siehe B 2.1): Vollstreckungstitel, Vollstreckungsklausel undZustellung des Titels an den Schuldner.

2 Arten der Pfändung von Forderungen undderen Verwertung

2.1 Normale Art

Die Pfändung einer Forderung oder eines ähnlichen vermögens-rechtlichen Anspruchs erfolgt auf Antrag des Gläubigers ohne An-waltszwang durch das Vollstreckungsgericht beim Amtsgericht.

84 Dadurch, dass der Drittschuldner einer gepfändeten Forderung verbotswidrig

an den Schuldner zahlt, verliert er nicht seine Einwendungen gegen die ge-pfändete Forderung (BGH in NJW 1972, 428).

Page 124: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Arten der Pfändung von Forderungen und deren Verwertung D

125

Zuständig ist der Rechtspfleger. Glaubhaftmachung der zu pfänden-den Forderung durch den Gläubiger ist nicht erforderlich. Das Ge-richt pfändet die „angebliche“ Forderung des Schuldners. EineAnhörung des Schuldners vor der Pfändung erfolgt nicht (§ 834ZPO)85. Der Antrag kann auf einem der üblichen Formblätter odernach folgendem Muster gestellt werden:

Mu s t e r : An t r a g a u f P f ä n d u n g s � un d Üb e rwe i s u n g s �b e s c h l u s s

Nach dem beiliegenden, dem Schuldner am … zugestellten86

Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts … vom … – Aktenzei�chen M … – steht mir gegen … in … eine Forderung von … EURHauptsumme, … Prozent Zinsen hieraus seit … und … EUR bis�herige Kosten der Vollstreckung zu.87 Wegen dieser Forderungund wegen der durch diesen Antrag weiter entstehenden Kostenbeantrage ich, die dem Schuldner … gegen … in … als Dritt�schuldner zustehende Forderung von … EUR für im Monat ... ge�lieferte Ware88 zu pfänden und mir zur Einziehung zu überwei�sen. Um Vermittlung der Zustellung an Drittschuldner undSchuldner bitte ich.

Datum und Unterschrift des Gläubigers

85 Dieses Verbot ist eine Schutzvorschrift nur zugunsten des Gläubigers. Bean-

tragt der Gläubiger die Anhörung des Schuldners, so hat das Gericht im Rah-men seiner Aufklärungspflicht den Schuldner zu hören (OLG Celle in MDR1972, 958 m. Zust. von Schneider in MDR 1972, 912).

86 Die fehlende Zustellung des Vollstreckungstitels macht einen Pfändungs- und

Überweisungsbeschluss nicht nichtig, sondern nur anfechtbar. Solange ernicht aufgehoben ist, muss er im Prozess des Gläubigers gegen den Dritt-schuldner als rechtswirksam angesehen werden (BFH in NJW 1976, 851).

87 Der Gläubiger muss seine Ansprüche bei Pfändung einer Forderung in glei-

cher Weise bezeichnen wie bei Pfändung in das bewegliche Vermögen desSchuldners.

88 Die zu pfändende Forderung muss so genügend bezeichnet oder so hinrei-

chend bestimmbar gekennzeichnet sein, daß ihre Identität klar ist. Die gebo-tene Erkennbarkeit der gepfändeten Forderung muss objektiv sein; nicht nurfür die unmittelbar Beteiligten, sondern auch für Dritte, namentlich für ande-re Gläubiger, die pfänden wollen, muss zweifelsfrei feststehen, welche Forde-rung Gegenstand der Pfändung ist (siehe BGH in MDR 1978, 839).

Page 125: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

126

Dabei ist zu beachten, dass der Nennbetrag der zu pfändenden For-derung durchaus den Nennbetrag der zu vollstreckenden Forderungübersteigen darf (sog. Vollpfändung), ohne dass gegen das Verbotder Überpfändung verstoßen wird.89

Die Vollpfändung ist deshalb angebracht, weil der Gläubiger, derstets nur die „angebliche Forderung“ seines Schuldners gegen denDrittschuldner pfändet, nicht über den wahren Bestand der Forde-rung und ihre Durchsetzbarkeit informiert ist. Eine Beschränkungder Pfändung auf die Höhe der zu vollstreckenden Forderung, wiesie in manchen Pfändungsformblättern enthalten ist, kann für denGläubiger recht unvorteilhaft sein: Wird z. B. wegen einer 1.000-EUR -Forderung in eine 5.000- EUR -Forderung vollstreckt, so gehtder Gläubiger bei Beschränkung der Vollstreckung in Höhe von1.000 EUR bei einer Aufrechnung durch den Drittschuldner miteiner Gegenforderung in Höhe von 1.000 EUR leer aus, während erbei Durchführung einer Vollpfändung voll befriedigt wird. Ähnlichliegt es, wenn der Drittschuldner in Insolvenz fällt: Dann wird dieVerteilungsquote im Fall der Vollpfändung aus 5.000 EUR, ansons-ten nur aus 1.000 EUR berechnet. Die handelsüblichen Formulare„Antrag auf Pfändungs- und Überweisungsbeschluss“ entsprechender für den Gläubiger vorteilhaften Vollpfändung.Die Pfändung wird mit der Zustellung des Pfändungsbeschlusses anden Drittschuldner wirksam.90 Der Gläubiger erhält, nachdem derBeschluss auch dem Schuldner zugestellt worden ist, Ausfertigungdes Pfändungsbeschlusses mit Zustellungsnachweisen. Ersatzzustel-lung ist statthaft (AG Köln in DGVZ 1988, 123); öffentliche Zustel-lung an den Drittschuldner ist ausgeschlossen, weil er nicht Parteiist.Wegen der Möglichkeit einer Vorpfändung siehe die Ausführungenin Kapitel D 3.1.

89 BGH in NJW 1975, 738; NJW 1985, 1155, 1157.

90Die Zustellung des Pfändungsbeschlusses kann nur an den darin namentlichbezeichneten Drittschuldner erfolgen. Wechselt etwa der Schuldner seinenArbeitsplatz (siehe dazu auch G 4 Nr. 20), und will der Gläubiger die Lohn-pfändung fortsetzen, so muss er einen neuen Pfändungsbeschluss erwirken(AG Stuttgart in DGVZ 1973, 61).

Page 126: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Arten der Pfändung von Forderungen und deren Verwertung D

127

2.2 Rangfragen

Das durch eine frühere Pfändung begründete Pfandrecht geht dem-jenigen vor, das durch eine spätere Pfändung begründet wird (§ 804ZPO; vgl. für die Pfändung beweglicher Sachen C 1.1). GleichzeitigePfändungen haben gleichen Rang. Bei Vorrang wird der Gläubigerdes früheren Rechts vor dem nachrangigen Gläubiger voll befriedigt.Bei Gleichrang wird der Erlös im Verhältnis der einzelnen Forde-rungen verteilt.

2.3 Aufforderung an Drittschuldner zur Erklärung91

Im Regelfall wird es sich empfehlen, dass der Gläubiger den Dritt-schuldner durch den Gerichtsvollzieher (bei Zustellung durch diePost ist dies nicht möglich) zur Erklärung nach § 840 ZPO auffor-dern lässt. Der Drittschuldner hat dem Gläubiger in diesem Fallebinnen zwei Wochen, von der Zustellung des Pfändungsbeschlussesan ihn ab gerechnet (gleichzeitige Überweisung der gepfändetenForderung ist nicht erforderlich92), zu erklären:a) ob und inwieweit er die Forderung als begründet anerkenne und

Zahlung zu leisten bereit sei;93

b) ob und welche Ansprüche andere Personen an die Forderungstellen, wobei die anderen Gläubiger namentlich anzuführensind;

c) ob und wegen welcher Ansprüche die Forderung bereits fürandere Gläubiger gepfändet ist.

Will der Gläubiger auf diese Weise vorgehen, so muss er am Schlussseines an das Vollstreckungsgericht gerichteten Pfändungsantrags(s. C 2.2, Muster: Antrag auf Pfändungs- und Überweisungsbe-schluss) noch den Satz einfügen:

91 Zu Fragen der Drittschuldnererklärung siehe David, S. 69, 72.

92 Verlängerung dieser Frist durch den Gläubiger ist möglich.

93 Zur Vorlage von Belegen ist der Drittschuldner, der die Forderung nicht

anerkennt, nicht verpflichtet (BGH in NJW 1983, 687). Insoweit aber Aus-kunftsanspruch gegen den Schuldner (Arbeitnehmer) gemäß § 836 Abs. 3ZPO.

Page 127: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

128

Mu s t e r : E r g än z u n g § 840 Z P OAntrag auf Aufforderung des Drittschuldners zur Erklärung nach§ 840 ZPO wird hiermit gestellt.

Als etwaige Einwendungen des Drittschuldners nach vorstehendBuchstabe a) kommen in Frage: Arbeitgeber hat selbst einen fälligenDarlehensanspruch gegen den Schuldner in Höhe von … EUR, mitdem aufgerechnet wird, bei einer Kostenpfändung hat die Bankvor-rangig Ansprüche gegen den Schuldner wegen des von ihm gemäßNr. 14 AGB-Banken eingeräumten Vertragspfandrechts (s. D 4.2);Schuldner hat das Arbeitsverhältnis zum … gekündigt; Pfändungs-beschluss enthält folgende Unklarheiten …94 Unter Buchstabe b)wäre eine etwaige Abtretung des Anspruchs durch den Schuldneranzugeben. Bei Buchstabe c) müssen auch Vorpfändungen angege-ben werden, wenn die dabei zu beachtende Monatsfrist noch nichtabgelaufen ist (siehe D 3.4). Anzugeben ist hier auch, ob ein bevor-rechtigter oder ein gewöhnlicher Gläubiger gepfändet hat. Auch derZustellungstag ist mitzuteilen. Die mithin in Frage kommendenErklärungen des Drittschuldners können bei Zustellung des Pfän-dungsbeschlusses durch den Gerichtsvollzieher oder innerhalb dergenannten Zweiwochenfrist an den Gerichtsvollzieher erfolgen. DerDrittschuldner ist nur einmal zur Auskunftserteilung verpflichtet.Eine erneute Auskunft – nach Ablauf einer gewissen Zeit – kann derPfändungsgläubiger nur auf Grund neuer Vorlage und Zustellungeines Pfändungsbeschlusses verlangen.Der Pfändungsgläubiger hat keinen einklagbaren Anspruch aufAbgabe der Drittschuldnererklärung. Er kann jedoch ohne Kosten-risiko gegen den Drittschuldner auf Zahlung klagen, falls dieser diein § 840 Abs. 1 ZPO geforderten Angaben unterlässt.95

94 Siehe zur Auskunftspflicht nach oben Buchstabe a) auch OLG München in

NJW 1975, 174 (wenn von einem Kaufmann abgegeben, in der Regel dekla-ratorisches Schuldanerkenntnis, mit kritischen Ausführungen von Benöhr inNJW 1976, 6).

95 BGH in DGVZ 1984, 137.

Page 128: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Arten der Pfändung von Forderungen und deren Verwertung D

129

Die durch Abgabe der Erklärung entstandenen Kosten muss derGläubiger dem Drittschuldner mangels Rechtsgrundlage nicht er-statten.96

Für den aus der Nichterfüllung seiner ihm nach den vorstehendenAusführungen obliegenden Pflicht entstandenen Schaden haftet derDrittschuldner dem Pfändungsgläubiger.97

Der Schaden kann z. B. in nutzlos aufgewandten Gerichts- undAnwaltskosten für einen Prozess gegen den Drittschuldner bestehen(BGH in DGVZ 1984, 137). Diese Kosten sind dem Gläubiger zuerstatten (BGHZ 79, 275; OLG Stuttgart in Rpfleger 1990, 265). DerSchaden umfasst auch – entgegen der früheren Rechtsprechung –die dem Gläubiger durch die Zuziehung eines Anwalts beim Ar-beitsgericht entstandenen Kosten (BAG in ZIP 1990, 1094; LG Rott-weil in Rpfleger 1990, 265; LG Oldenburg in JurBüro 1991, 727).Ferner ist auch ein etwaiger Schaden vom Drittschuldner zu erset-zen, den der Gläubiger dadurch erlitten hat, dass er infolge der un-zulänglichen Auskunft andere Vollstreckungsmöglichkeiten gegenden Schuldner versäumt hat (BGHZ 69, 328, 333).Der Gläubiger kann sich wegen Erteilung von Auskunft auch un-mittelbar an den Drittschuldner wenden. Reagiert dieser nicht, somuss aber der Weg des § 840 ZPO nachträglich beschritten werden.

96 BAG in NJW 1985, 1181. Bei schwieriger Sach- und Rechtslage sind nach

anderer Ansicht Rechtsanwaltskosten zu erstatten, AG Düsseldorf in JurBüro1985, 723; Eckert in MDR 1986, 799.

97 Zu den Folgen der Nichtabgabe der Drittschuldnererklärung siehe ausführl.

Stöber, Forderungspfändung, Rdn. 627.

Page 129: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

130

3 Private Vorpfändung von Forderungen98

3.1 Bedeutung und Grundlagen der Vorpfändung

Wenn ein Gläubiger gegen seinen Schuldner im Zwangswege vorge-hen will, muss er zunächst im Verfahren nach der ZPO einen Voll-streckungstitel erwirken, etwa einen Vollstreckungsbescheid imMahnverfahren oder ein zumindest vorläufig vollstreckbares Urteilim Klageverfahren (siehe A 3.17). Sodann muss eine vollstreckbareAusfertigung dieses Schuldtitels dem Schuldner durch den Gerichts-vollzieher zugestellt werden. Ist dies geschehen, so muss der Gläubi-ger, wenn er eine zugunsten seines Schuldners bestehende Forde-rung pfänden will, unter Vorlage des zugestellten Schuldtitels beiGericht einen Antrag auf Erlass eines Pfändungs- und Überwei-sungsbeschlusses einreichen, der vom Gericht zu verfügen und zuseiner Wirksamkeit dem Drittschuldner zuzustellen ist. Eine unmit-telbare Einwirkungsmöglichkeit auf Beschleunigung des Verfahrenshat der Gläubiger dabei nicht. Siehe dazu im Einzelnen die Ausfüh-rungen in Kapitel B 2.4 und D 1.4.Es kann daher oft vorkommen, dass der Schuldner noch vor demZeitpunkt, in dem die Forderungspfändung des Gläubigers wirksamwird – Tag der Zustellung des Pfändungsbeschlusses an den Dritt-schuldner –, über seine Forderung verfügt oder dass diese zuvor vonanderer Seite gepfändet wird, so dass der Gläubiger leer ausgeht. Umdies zu verhüten, um also eine beschleunigte Sicherstellung desGläubigers herbeizuführen, gibt es eine wichtige Möglichkeit, näm-lich die Vorpfändung nach § 845 ZPO. Nach dieser Vorschrift kannder Gläubiger schon vor der Pfändung auf Grund eines vollstreckba-ren Schuldtitels durch den Gerichtsvollzieher dem Drittschuldnerund dem Schuldner die Benachrichtigung, dass die Pfändung be-vorstehe, zustellen lassen mit der Aufforderung an den Drittschuld-ner, nicht an den Schuldner zu zahlen, und mit der Aufforderung anden Schuldner, sich jeder Verfügung über die Forderung, insbeson-

98 Siehe zur Vorpfändung u. a. Mümmler in JurBüro 1975 Sp. 1413; Noack in

Rpfleger 1967, 136 und DGVZ 1974, 161; Schneider in JurBüro 1969 Sp. 1027;Schütz in NJW 1965, 1009; Stöber, Forderungspfändung, Rdn. 795.; Weimarin MDR 1968, 297.

Page 130: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Private Vorpfändung von Forderungen D

131

dere ihrer Einziehung, zu enthalten. Der Gerichtsvollzieher hat dieBenachrichtigung mit den Aufforderungen selbst anzufertigen,wenn er vom Gläubiger hierzu ausdrücklich beauftragt worden ist(§ 845 Abs. 1 S. 2 ZPO). Für die Durchführung des Auftrags nach§ 845 Abs. 1. S. 2 ZPO wird vom Gerichtsvollzieher eine Gebühr von12,50 EUR erhoben. Der vorherigen Erteilung einer vollstreckba-ren Ausfertigung und der Zustellung des Schuldtitels bedarf esnicht. Der Gläubiger kann also unverzüglich nach Verkündungeines Urteils die Vorpfändung vornehmen. Voraussetzung ist alsolediglich die Existenz eines Vollstreckungstitels.Die Benachrichtigung an den Drittschuldner hat die Wirkung einesArrests (§ 930 ZPO), sofern die Pfändung der Forderung innerhalbeines Monats bewirkt wird. Die Frist beginnt mit dem Tage zu lau-fen, an dem die Benachrichtigung zugestellt ist.99

3.2 Voraussetzungen der Vorpfändung

Eine Vorpfändung kann nur erfolgen, wenn gegen den Schuldnerein Urteil auf Zahlung eines Geldbetrags ergangen ist oder übereinen solchen Anspruch ein sonstiger vorläufig vollstreckbarerSchuldtitel (Vollstreckungsbescheid, vollstreckbarer Vergleich, voll-streckbare notarielle Urkunde usw.)100 bereits vorliegt. Einer voll-streckbaren Ausfertigung des Schuldtitels oder einer Zustellung desTitels an den Schuldner bedarf es bei Vornahme der Vorpfändungdagegen nicht. Gerade darin liegt der große Vorteil: Die Vorpfän-dung erlaubt dem Gläubiger, sofort nach Entstehung des vollstreck-baren Schuldtitels101 auf die Außenstände des Schuldners selbst dieHand zu legen. Die Vorpfändung stellt eine privatrechtliche Maß-nahme mit öffentlich-rechtlichen Wirkungen dar.

99 § 221 ZPO.

100 Aus einem selbstständigen Kostenfestsetzungsbeschluss und aus einer voll-streckbaren notariellen Urkunde darf die Zwangsvollstreckung nur beginnen,wenn der Schuldtitel mindestens zwei Wochen vorher zugestellt ist (§ 798ZPO).

101 Der Titel braucht nicht einmal auf den Rechtsnachfolger des Gläubigers oderdes Schuldners umgeschrieben zu sein (BGH in JR 1956, 186).

Page 131: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

132

3.3 Durchführung der Vorpfändung

Sofort nach Erwirkung des Vollstreckungstitels teilt der Gläubigerdem Schuldner und dem Drittschuldner mit, dass die Pfändung derdem Schuldner zustehenden, im einzelnen genau zu bezeichnen-den102 Forderung bevorstehe und fordert den Drittschuldner auf,nicht mehr an den Schuldner (Gläubiger seiner Schuld) zu zahlen.Der Schuldner wird aufgefordert, sich jeder Verfügung über seineForderung, insbesondere ihrer Einziehung, zu enthalten. Soweit fürdie zu pfändende Forderung, etwa Arbeitseinkommen des Schuld-ners, ein bestimmter Pfändungsschutz besteht, muss der Gläubigerdiesen Schutz bereits bei der Vorpfändung berücksichtigen.103 Es darfalso in der Pfändungsankündigung nur der Teil des Arbeitsein-kommens des Schuldners als vorgepfändet bezeichnet werden, derbei der endgültigen gerichtlichen Pfändung auch wirklich gepfändetwerden kann.

M u s t e r : V o r p f än d u n g ( S c h r e i b e n a n S c h u l d n e r )Gesonderte Pfändungsankündigung an den Schuldner

HerrnOtto Müller… genaue Anschrift …

Auf Grund des Vollstreckungsbescheids des Amtsgerichts Mün�chen vom … – Geschäftszeichen … – steht mir gegen Sie ausKauf eine Forderung von 3.000 EUR nebst … Prozent Zinsenhieraus seit … zu. Wegen dieser Forderung sowie wegen der Ko�sten im Betrag von etwa 200 EUR steht die gerichtliche Pfän�dung derjenigen Ansprüche bevor, die Sie aus Werkvertrag(Ausführung von Schreinerarbeiten) gegen Herrn Xaver Huber …genaue Anschrift … haben.

Ich benachrichtige Sie hiervon gemäß § 845 ZPO und fordere Sieauf, sich jeder Verfügung über die Forderung, insbesondere ihrerEinziehung, zu enthalten. Diese Benachrichtigung hat nach dergenannten Vorschrift die Wirkung eines Arrests.

Datum und Unterschrift des Gläubigers

102 RGZ 64, 216; RGZ 75, 317; OLG Düsseldorf in MDR 1974, 409.

103 RGZ 64, 216.

Page 132: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Private Vorpfändung von Forderungen D

133

M u s t e r : V o r p f än d u n g ( S c h r e i b e n a n D r i t t s c h u l d �n e r )

Gesonderte Pfändungsankündigung an den DrittschuldnerHerrn

Xaver Huber… genaue Anschrift …Auf Grund des Vollstreckungsbescheids des Amtsgerichts Mün�chen vom … – Geschäftszeichen … – steht mir gegen Otto Mül�ler in … genaue Anschrift … aus Kauf eine Forderung von 3.000EUR samt … Prozent Zinsen hieraus seit … zu. Wegen dieser For�derung sowie wegen der Kosten im Betrag von etwa 200 EURsteht die gerichtliche Pfändung derjenigen Ansprüche bevor, dieHerrn Müller aus Werkvertrag (Ausführung von Schreinerarbei�ten) gegen Sie zustehen.

Ich benachrichtige Sie hiervon gemäß § 845 ZPO und fordere Sieauf, nicht mehr an Herrn Müller zu zahlen. Diese Benachrichti�gung hat nach der genannten Vorschrift die Wirkung eines Ar�rests.

Datum und Unterschrift des Gläubigers

M u s t e r : V o r p f än d u n g ( z u s amme n g e f a s s t e s S c h r e i �b e n )

Zusammengefasste Pfändungsankündigungen an

Drittschuldner und SchuldnerAn1. Herrn Xaver Huber … genaue Anschrift …2. Herrn Otto Müller … genaue Anschrift …

Auf Grund des Vollstreckungsbescheids des Amtsgerichts Mün�chen vom … – Geschäftszeichen … – steht mir gegen Herrn OttoMüller aus Kauf eine Forderung von 3.000 EUR nebst … ProzentZinsen hieraus seit … zu.

Wegen dieser Forderung sowie wegen der Kosten im Betrag vonetwa 200 EUR steht die gerichtliche Pfändung derjenigen An�sprüche bevor, die Herrn Müller aus Werkvertrag (Ausführungvon Schreinerarbeiten) gegen Herrn Xaver Huber zustehen.

Page 133: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

134

Ich benachrichtige den Drittschuldner und den Schuldner davon,dass die Pfändung der genannten Forderung des Schuldners anden Drittschuldner bevorsteht.

Ich fordere den Drittschuldner auf, nicht mehr an den Schuldner zuzahlen. Letzteren fordere ich auf, sich jeder Verfügung über die For�derung, insbesondere ihrer Einziehung, zu enthalten.

Diese Benachrichtigung hat die Wirkung eines Arrests (s. 845 ZPO).Datum und Unterschrift des Gläubigers

Soll die Vorpfändung das Arbeitseinkommen des Schuldners erfas-sen, so ist etwa wie folgt zu formulieren:

M u s t e r : V o r p f än d u n g A r b e i t s e i n k o mme nWegen dieser Forderung sowie wegen der Kosten von etwa …EUR steht die Pfändung auf Arbeitseinkommen des Schuldnersjeder Art gegen seinen Arbeitgeber, nämlich die Firma … bevor.

Grundlage für die Pfändung dieses Arbeitseinkommens ist dasNettoeinkommen des ledigen, nicht mit Unterhaltspflichten be�lasteten Schuldners. Der pfändbare Betrag bestimmt sich nach§ 850c ZPO und der ihm als Anlage beigefügten Lohnpfän�dungstabelle, auf die ausdrücklich Bezug genommen wird.

Ich benachrichtige …

Es ist mehr oder weniger Geschmackssache, ob der Gläubiger demSchuldner und Drittschuldner je ein besonderes, nach ihrer Rechts-stellung abgefasstes Schreiben zustellen lassen oder ob beide eingleichlautendes zusammengefasstes Schreiben erhalten sollen. Dievorersichtliche, vom Gläubiger zu vollziehende Benachrichtigungmuss dem Gerichtsvollzieher zum Zweck der sofortigen Zustellungan den Drittschuldner und den Schuldner übergeben werden. Zu-ständig ist jeder der über 4.200 deutschen Gerichtsvollzieher (§ 22Satz 2 GVO: „Eilige Zustellungen durch die Post von Vorpfän-dungsbenachrichtigungen nach § 178 GVGA darf jeder Gerichtsvoll-zieher ausführen.“) Wird für Drittschuldner und Schuldner je einebesondere Benachrichtigung gefertigt (s. oben, Muster: Vorpfän-dung (Schreiben an Schuldner) und Muster: Vorpfändung (Schrei-ben an Drittschuldner), so muss von jeder Benachrichtigung eineMehrfertigung dem Gerichtsvollzieher mitübergeben werden. Wird

Page 134: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Private Vorpfändung von Forderungen D

135

die Benachrichtigung von Drittschuldner und Schuldner in einemSchreiben zusammengefasst (siehe oben, Muster: Vorpfändung(zusammengefasstes Schreiben), so müssen von diesem zwei Mehr-fertigungen hergestellt und dem Gerichtsvollzieher mitübergebenwerden. Die Mehrfertigungen verwendet der Gerichtsvollzieher zurZustellung an Drittschuldner und Schuldner, während er dieHauptfertigung(en) samt den Zustellungsnachweisen dem Gläubigerzurückgibt.Man kann auch eines der üblichen Formulare, die es im Schreibwa-renhandel gibt, benutzen.

Mu s t e r : Z u s t e l l u n g s au f t r a g V o r p f än d u n gAn denHerrn Gerichtsvollzieherbeim Amtsgericht München

Betr.: Eilige Zustellung zwecks VorpfändungIn meiner Forderungssache gegen Otto Müller, … genaue An�schrift …, bitte ich, die in dreifacher Ausfertigung angeschlosse�ne Pfändungsankündigung dem genannten Schuldner und demDrittschuldner Xaver Huber, … genaue Anschrift …, umgehendzuzustellen und die Zustellungsnachweise baldmöglichst anmich zu übersenden.

Datum und Unterschrift des Gläubigers

Das Anschreiben ist auf das Muster: Vorpfändung (zusammenge-fasstes Schreiben) abgestellt. Wird von den getrennten Schreiben anSchuldner und Drittschuldner Gebrauch gemacht, so ist an Stelle derWorte „in dreifacher Fertigung“ zu sagen „je in doppelter Fertigungfür Drittschuldner und Schuldner“.Der Gläubiger darf die Benachrichtigung an den Drittschuldner undden Schuldner nicht etwa selbst durch die Post übersenden; einesolche Übermittlung wäre, auch wenn sie als Einschreibebrief er-folgt, wirkungslos. Es muss vielmehr die vorstehend behandelteformelle Zustellung erfolgen.Die Zustellung der Vorpfändung an den Schuldner darf auf keinenFall unterbleiben.

Page 135: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

136

3.4 Wirkungen der Vorpfändung

Die Zustellung der aus Kapitel D 3.3 ersichtlichen Benachrichtigungan den Drittschuldner hat auf die Dauer von einem Monat, begin-nend mit dem Tag, an dem die Zustellung erfolgt (Fristberechnungnach § 222 ZPO, § 187 Abs. 1 BGB), die gleiche Wirkung wie eingerichtlicher Arrest. Es ist also die dem Schuldner gegen den Dritt-schuldner zustehende Forderung bis zur endgültigen Pfändung fürden Gläubiger beschlagnahmt. Überwiesen wird die Forderung demGläubiger zur Einziehung aber erst durch den unverzüglich zu er-wirkenden gerichtlichen Pfändungs- und Überweisungsbeschluss.Bis zur Zustellung dieses Beschlusses an den Drittschuldner ist die-ser nicht verpflichtet, an den Gläubiger zu zahlen. Gleichwohl ist fürdiesen aber die Forderung sichergestellt, weil ihm gegenüber eineetwaige Zahlung des Drittschuldners an den Schuldner nach Ein-gang der Pfändungsbenachrichtigung beim Drittschuldner unwirk-sam ist.Innerhalb der genannten Monatsfrist muss der Gläubiger die Ertei-lung einer vollstreckbaren Ausfertigung des Schuldtitels, deren Zu-stellung an den Schuldner, den Erlass eines Pfändungs- und Über-weisungsbeschlusses durch das Amtsgericht und dessen Zustellungan den Drittschuldner durch den Gerichtsvollzieher herbeiführen.104

Diese Handlungen werden einen erheblichen Teil der erwähntenMonatsfrist in Anspruch nehmen. Die ganze Vorpfändung mussalso der Gläubiger (und der Gerichtsvollzieher) als Eilsache behan-deln (§ 6 GVGA). Der Gerichtsvollzieher muss die Zustellung anden Drittschuldner besonders beschleunigen und den Zustellungs-zeitpunkt nach Tag, Stunde und Minute beurkunden oder veran-lassen, dass dies durch den Postbediensteten erfolgt (§ 178 Nr. 2GVGA).Erkennt der Gläubiger, dass die Monatsfrist nicht ausreichen wird,um alle vorgenannten Handlungen durchzuführen, deren letzte die

104 Zweckmäßigerweise wird der Gläubiger seinen Antrag auf Pfändungs- undÜberweisungsbeschluss mit dem Vermerk: Eilt! Vorpfändung läuftseit...“ versehen, um das Vollstreckungsgericht auf die Eilbedürftigkeit hinzu-weisen. Es empfiehlt sich auch, dem Antrag auf Pfändungs- und Überwei-sungsbeschluss eine Ablichtung der Verpfändungsurkunde beizufügen.

Page 136: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Private Vorpfändung von Forderungen D

137

fristgemäße Zustellung des eigentlichen Pfändungsbeschlusses anden Drittschuldner ist, so kann er sich damit helfen, dass er recht-zeitig vor Ablauf der Monatsfrist eine erneute – gleichlautende –Vorpfändungsbenachrichtigung an Schuldner und Drittschuldnerzustellen lässt, die dann eine neue Monatsfrist in Gang setzt und einneues – auflösend bedingtes – Pfandrecht für den Gläubiger begrün-det. Ein Rangverlust kann dadurch eintreten, dass inzwischen einanderer Gläubiger pfändet,105 denn die Vorpfändung verliert nacheinem Monat ihre Wirkung.Erfolgt wirksame Pfändung der Forderung innerhalb der Monats-frist, so kommt die an die Vorpfändung geknüpfte auflösende Be-dingung in Wegfall, und es erlangt der Gläubiger ein volles Pfän-dungsrecht. Dies hat, wie bereits hervorgehoben, die Wirkung, dassdas Pfandrecht den Rang der Vorpfändungszeit hat und Verfügun-gen des Schuldners nach Vorpfändung und vor endgültiger Pfän-dung dem Gläubiger gegenüber unwirksam sind.106

Wird die hier behandelte Monatsfrist nicht eingehalten, so verliertdie Vorpfändung jede Wirkung.107 Wird gegen den Schuldner inner-halb der Monatsfrist ab Zustellung der Verpfändung das Insolvenz-verfahren eröffnet, verliert die Verpfändung ebenfalls ihre Wirkung,weil in diesen Fällen die Pfändung nicht mehr nachgeholt werdenkann. Bei nachfolgender Pfändung innerhalb der Monatsfrist des§ 88 InsO verliert auch die Vorpfändung ihre Wirkung.Die Kosten der Vorpfändung fallen, wenn diese durch fristgemäßePfändung wirksam bleibt, als Kosten der Zwangsvollstreckung, so-weit sie notwendig waren, dem Schuldner zur Last, andernfalls nicht(siehe B 5.1).108 Betreibt der Gläubiger nicht binnen der Monatsfrist

105 Siehe Schneider in JurBüro 1969 Sp. 1027.

106 Erhöht sich zwischen Vorpfändung und wirksam werdender Pfändung diegepfändete Forderung, etwa ein Bank- oder Sparkassenguthaben, so erstrecktsich die Vollpfändung auf den erhöhten Betrag (Schütz in NJW 1965, 1009).

107 OLG Hamm in JurBüro 1971 Sp. 175 = Rpfleger 1971, 113. Wird in eineForderung aus ArbEink eine Vorpfändung vorgenommen, die Pfändung abernicht innerhalb der Monatsfrist bewirkt, so ist das ArbEink, Fälligkeit voraus-gesetzt, an den Arbeitnehmer auszuzahlen.

108 Vgl. OLG Frankfurt in MDR 1994, 843; KG in JurBüro 1987, 715; OLG Mün-chen in JurBüro1973 Sp. 872 = DGVZ 1973, 188 = MDR 1973, 943 = NJW

Page 137: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

138

des § 845 Abs. 2 ZPO die Pfändung, so war die Vorpfändung sinnlosund löst keine Kostenerstattungspflicht aus.109

Eine Aufforderung an den Drittschuldner zur Erklärung nach § 840ZPO (siehe D 2.3) kann in eine Vorpfändung wirksam nicht aufge-nommen werden. Eine entsprechende Bitte ist jedoch in den übli-chen Formblättern enthalten.

4 Pfändung von ArbeitslohnBei dieser häufigsten Forderungspfändung, die zu einem Ansehens-verlust des Schuldners bei seinem Arbeitgeber führt und Letzteremzusätzliche Arbeit bringt (Drittschuldnererklärung – siehe D 2.3 –,Berechnung des pfändbaren Betrags anhand der Lohnpfändungsta-belle), gilt es neben der normalen Lohnpfändung die im Gesetzenthaltenen Zusatzanträge im Rahmen einer Lohnpfändungsstrate-gie zu nutzen.

4.1 Die Zusammenrechnung von Arbeitseinkommen

Ein Schuldner, der aus mehreren Arbeitsverhältnissen Einkommenbezieht, wäre ungerechtfertigt geschützt, würde man die jeweiligenEinkommen gesondert den Pfändungsfreigrenzen des § 850c ZPOunterwerfen.Daher gibt § 850e Nr. 2 ZPO dem Gläubiger die Möglichkeit, dieZusammenrechnung von mehreren Arbeitseinkommen mit der Fol-ge zu beantragen, dass dem Schuldner nur ein einmaliger Festbetragverbleibt, der dem Einkommen zu entnehmen ist, das die wesentli-che Lebensgrundlage des Schuldners bildet (§ 850c Nr. 2 S. 2 ZPO).Nur die Arbeitseinkommen – nicht auch Miet- und Kapitalein-künfte oder ähnliche – werden vom Vollstreckungsgericht zusam-mengerechnet, deren Zusammenrechnung der Gläubiger beantragthat, da das Vollstreckungsgericht über den Antrag des Gläubigersnicht hinausgehen darf (§ 308 Abs. 1 S. 1 ZPO). Der Zusammen-

1973, 2070 = Rpfleger 1973, 374. Siehe auch Mümmler in JurBüro 1975 Sp.1418 und Stöber, Forderungspfändung, Rdn. 812.

109 LAG Köln in MDR 1993, 915.

Page 138: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Pfändung von Arbeitslohn D

139

rechnungsbeschluss wirkt nur zugunsten des Gläubigers, der ihnbeantragt hat. Für die übrigen Gläubiger bleibt es beim Lohnabzugaus dem Einzeleinkommen. Auf diese Weise kann sich auch füreinen nachrangigen Gläubiger, der den Zusammenrechnungsantragstellt, noch ein pfändbarer Betrag ergeben.Mit bedingt pfändbaren Bezügen aus § 850 Abs. 1 ZPO kann eineZusammenrechnung nur erfolgen, wenn das Vollstreckungsgerichtnach Erfüllung der Pfändungsvoraussetzungen nach § 850b Abs. 2ZPO ihre Pfändung (konstitutiv) angeordnet hat.Wird die Zusammenrechnung zugleich mit der Pfändung angeord-net, erfolgt keine Anhörung des Schuldners (§ 834 ZPO). Wird derAntrag auf Zusammenrechnung erst später vom Gläubiger erstellt,erhält der Schuldner vor Beschlussfassung Gelegenheit zur Äuße-rung.

Mu s t e r : An t r a g g e mäß § 850e N r . 2 Z P OEs wird beantragt, zur Berechnung des nach § 850c ZPO pfänd�baren Teils des Gesamteinkommens die Nettoarbeitseinkommendes Schuldners aus seinen Arbeitsverhältnissen bei den Dritt�schuldnern X und Y gem. § 850e Nr. 2 ZPO zusammenzurechnen.

Der unpfändbare Grundbetrag ist in erster Linie dem Arbeitsein-kommen zu entnehmen, das der Schuldner beim Drittschuldner Yerzielt.

4.2 Die Zusammenrechnung von Arbeitseinkommenmit laufenden Sozialgeldleistungen

Da der Pfändungsschutz des § 850c ZPO von einem Einkommen desSchuldners ausgeht, von dem ein bestimmter Teil dem Schuldnerund seiner Familie zum Schutz des Lebensunterhalts verbleibenmuss, ist es gerechtfertigt, bei mehreren Einkommen diese zusam-menzurechnen und dem Schuldner nur einen einmaligen Freibetragzu belassen.Das gilt auch für vom Schuldner neben Arbeitseinkommen bezoge-nen laufenden Sozialgeldleistungen (Renten u.a., auch Wohngeld).Die Zusammenrechnung, die auf Antrag des Gläubigers vom Voll-

Page 139: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

140

streckungsgericht durchgeführt wird – der Arbeitgeber darf die Zu-sammenrechnung nicht durchführen – setzt seit 18.6.1994 nichtmehr voraus, dass die Zusammenrechnung der Billigkeit entspricht(§ 850e Nr. 2a S. 1 ZPO).Im Normalfall wird der Gläubiger Pfändung des Arbeitseinkom-mens des Schuldners und gleichzeitig Zusammenrechnung mit denvom Schuldner bezogenen Sozialgeldleistungen beantragen. Erfährter nach der Pfändung von Arbeitseinkommen vom Bezug von So-zialgeldleistungen, kann er den Zusammenrechnungsantrag – er istnicht fristgebunden – auch später noch stellen (zu weiteren Fallge-staltungen siehe Zöller/Stöber, Rdn. 11 ff. zu § 850e).Der erweiterte Pfändungszugriff auf das Arbeitseinkommen, den dienachfolgende Zusammenrechnung bewirkt, vollzieht sich an derRangstelle der Pfändung des Gläubigers, der die Anordnung herbei-geführt hat. Der Zusammenrechnungsbeschluss selbst hat keinePfändungswirkungen und berührt daher nicht die Rangfolge (Hor-nung, RPfleger 1989, 1, 11).Der Zusammenrechnungsbeschluss ist gebührenfrei (§ 1 Abs. 1GKG). Es fallen lediglich vier Zustellungsgebühren in Höhe von je11 - 13 EUR (Nr. 100, 101, 711, 713 GvKostG) an, die im Vor-schusswege vom Gläubiger zu zahlen sind.

M u s t e r : Z u s amme n r e c hn u n g s an t r a gEs wird beantragt, die Zusammenrechnung (§ 850e Nr. 2a ZPO)des Lohnanspruchs der Schuldnerin gegen den Drittschuldner Xmit ihrem Anspruch auf Witwenrente gegen die Bundesversi�cherungsanstalt für Angestellte in Berlin anzuordnen und zubestimmen, dass der unpfändbare Grundbetrag in erster Linieder laufenden Sozialgeldleistung zu entnehmen ist (§ 850e Nr.2a Satz 2 ZPO). Ihre Witwenrente beträgt 650 EUR im Monat.

Berechnungsbeispiel: Mit dem gepfändeten Arbeitseinkommen derallein stehenden Schuldnerin in Höhe von monatlich netto 1.200EUR ist eine Witwenrente in Höhe von 650 EUR zusammenzurech-nen.Das Gesamteinkommen der Schuldnerin beträgt 1.850 EUR.Der pfändbare Betrag beläuft sich auf 605,40 EUR.

Page 140: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Pfändung von Arbeitslohn D

141

Der Schuldnerin verbleiben pfandfrei:1. ihre Witwenrente mit 650 EUR,2. vom Arbeitseinkommen noch ein Teilbetrag von 594,60 EUR.

4.3 Der Antrag auf Nichtberücksichtigung unter�haltsberechtigter Personen, die über eigene Ein�künfte verfügen

Hat die Ehefrau des Schuldners eigene Einkünfte – was zum Beispielauch der Fall ist, wenn ihr der Schuldner seinen pfändbaren Lohnabgetreten hat –, so kann der Gläubiger jederzeit – also zugleich mitdem Pfändungsantrag oder irgendwann später – Folgendes beantra-gen:

Mu s t e r : An t r a g n a c h § 850c Ab s . 4 Z P O„anzuordnen, dass die Ehefrau bei der Berechnung des unpfänd�baren Betrags nicht (bzw. nur zur Hälfte) als unterhaltsberech�tigte Person berücksichtigt wird, da sie über eigenes Einkommenverfügt“.

Wann dieser Antrag in Betracht kommt, hängt nach der Rechtspre-chung des BGH (MDR 2005, 774) von den Umständen des Einzel-falls ab. Dabei kann sich das Vollstreckungsgericht aber an be-stimmten Rechnungsmodellen orientieren:Führt die Ehefrau z. B. einen eigenen, vom Schuldner getrenntenvom Schuldner getrenntenvom Schuldner getrenntenvom Schuldner getrenntenHaushaltHaushaltHaushaltHaushalt, kann der Grundfreibetrag nach § 850c Abs.1 ZPO(990 EUR) als Orientierungshilfe herangezogen werden. Das be-deutet, verdient sie mindestens 990 EUR monatlich, ist sie als Un-terhaltsberechtigte nicht mehr zu berücksichtigen.Lebt sie dagegen mit dem Schuldner in einem Haushaltmit dem Schuldner in einem Haushaltmit dem Schuldner in einem Haushaltmit dem Schuldner in einem Haushalt, wird siebereits bei einem Monatseinkommen von etwa 500 EUR (= Eckre-gelsatz von 345 EUR nach § 20 SGB II zuzüglich 30-50 %) als unter-haltsberechtigte Person nicht mehr berücksichtigt.Nach diesen Grundsätzen ist auch bei Kindern des Schuldners zuverfahren, die über eigenes Einkommen (z. B. Ausbildungsvergü-tung) verfügen.

Page 141: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

142

Aber auch, wenn Kinder kein eigenes Einkommen haben, kann esvorkommen, dass die berechtigte Mutter und Ehefrau des Schuld-ners ihnen gegenüber eine anteilige Barunterhaltspflicht trifft. So-weit diese reicht, trifft den Schuldner keine Unterhaltspflicht undder Gläubiger kann in diesem Fall beantragen, dass die Kinder nurzur Hälfte als unterhaltsberechtigte Personen berücksichtigt werden(vgl. LG Paderborn, JurBüro 1984, 787).Hinweis: Der auf obigen Antrag ergehende Beschluss wirkt nurzugunsten des Gläubigers, der ihn beantragt hat. Auf diese Weisekann auch ein nachrangiger Gläubiger zum Zuge kommen (vgl.BAG, Betrieb 1984, 2466).Der Beschluss nach § 850 Abs. 4 ZPO führt allerdings zu keinerÄnderung des Pfändungsrangs, d.h., wenn mehrere Gläubiger des-selben Schuldners den Antrag stellen, ist der zusätzlich pfändbarwerdende Betrag ab dem Zeitpunkt der Zustellung an den Dritt-schuldner (§ 850 Satz 3 ZPO) an den bestrangigen Gläubiger abzu-führen.Leistet der Schuldner einem Unterhaltsberechtigten (Ehefrau, Kind,Eltern) tatsächlich keinen Unterhalt, so kann dieser bei der Bemes-sung des der Pfändung entzogenen Lohns nicht berücksichtigt wer-den.

4.4 Der Antrag auf Verrechnung beim Zusammen�treffen bevorrechtigter und nicht bevorrechtigterGläubiger

Bei Konkurrenz zwischen bevorrechtigten und nicht bevorrechtigtenGläubigern gilt das Prioritätsprinzip (§ 804 Abs. 3 ZPO): Das durchfrühere Pfändung begründete Pfändungspfandrecht geht dem durchspätere Pfändung begründeten Pfändungspfandrecht vor. Unpro-blematisch ist dies, wenn der nicht bevorrechtigte Gläubiger zuerstpfändet.Erklärt der nicht bevorrechtigte Gläubiger anlässlich der Pfändungüber die Drittschuldnererklärung, dass ein Unterhaltsgläubiger vorihm gepfändet hat oder dass eine vorrangige Abtretung zugunstendes Unterhaltsgläubigers vorliegt, so ist es zweckmäßig, dass er Fol-gendes beantragt:

Page 142: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Pfändung von Arbeitslohn D

143

Mu s t e r : An t r a g n a c h § 850e N r . 4 Z P O„anzuordnen, dass die an die Unterhaltsgläubigerin abzuführen�den laufenden Unterhaltsleistungen von monatlich ... EUR in er�ster Linie aus dem gemäß § 850d Abs. 1 ZPO in erweitertemUmfang der Pfändung unterliegenden Teil des Arbeitseinkom�mens des Schuldners zu entnehmen sind“.

Das Vollstreckungsgericht erlässt daraufhin einen sog. Verrech-nungsbeschluss, in dem es die an den Unterhaltsgläubiger und dennicht bevorrechtigten Gläubiger abzuführenden Monatsbeträgesowie den Betrag, der dem Schuldner pfandfrei verbleibt, berechnet.Der Beschluss ist beiden Gläubigern, dem Schuldner und demDrittschuldner zuzustellen.Auch im Fall erheblicher Unterhaltsrückstände des Schuldners wirktsich ein Antrag des nicht bevorrechtigten Gläubigers günstig aus,weil die Rückstände durch die Verweisung des Unterhaltsgläubigersauf die Pfändung im Vorrechtsbereich rascher getilgt werden undder zweitpfändende gewöhnliche Gläubiger rascher zum Zugekommt.Pfänden Unterhaltsgläubiger und gewöhnliche Gläubiger gleichzei-tig in dieselbe Lohnforderung, so ist der pfändbare Lohnteil imNormalpfändungsbereich im Verhältnis der Ansprüche zu verteilen.Zugunsten des Normalgläubigers ist der Zugriff des Unterhaltsgläu-bigers auf den Vorrechtsbereich zu berücksichtigen.

4.5 Die Zusammenrechnung von Geld� und Natural�leistungen bei der Lohnpfändung

Erhält der Schuldner neben seinem in Geld zahlbaren Einkommenauch Naturalleistungen (freie Kost und Logis, Dienstwohnung, un-entgeltlichen oder verbilligten Warenbezug, Pkw-Überlassung alssog. Dienstwagen – diese sind selbstständig nicht pfändbar, § 851ZPO i.V.m. § 399 BGB), so sind Geld- und Naturalleistungen zu-sammenzurechnen (§ 850e Nr. 3 ZPO).In diesem Fall ist der in Geld zahlbare Betrag insoweit pfändbar, alsder nach § 850c ZPO unpfändbare Teil des Gesamteinkommens

Page 143: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

144

durch den Wert der dem Schuldner verbleibenden Naturalleistun-gen gedeckt ist.Bezieht also ein allein stehender Schuldner ein monatliches Netto-einkommen von 2.000 EUR und erhält er einen Pkw vom Arbeitge-ber zur privaten Nutzung mit einem Nutzungswert von 300 EURmonatlich, so beträgt sein pfändbares Einkommen 2.300 EUR.Der gemäß § 850c ZPO pfändbare Einkommensteil beträgt 920,40EUR. Er wird von 2.000 EUR abgezogen, so dass dem Schuldner1.179,60 EUR zuzüglich 300 EUR Nutzungswert des Pkw pfandfreiverbleiben.Die Zusammenrechnung erfolgt ohne besondere Anordnung desVollstreckungsgerichts, wenn der Schuldner nur von einem Arbeit-geber Einkommen in Geld und Naturalien bezieht. Zur Festlegungdes Werts der Naturalbezüge kann das Vollstreckungsgericht ange-rufen werden.Bezieht der Schuldner Arbeitseinkommen in Geld und Naturalienvon verschiedenen Arbeitgebern, so kann jeder Arbeitgeber alsDrittschuldner nur das von ihm zu leistende Einkommen zusam-menrechnen. Im Übrigen erfolgt die Zusammenrechnung nach§ 850e Nr. 2 ZPO durch das Vollstreckungsgericht.

5 Pfändung von Bank� und Sparkassenkon�ten

5.1 Pfändung eines Sparguthabens

Bei Prüfung der Frage, inwieweit ein Sparguthaben bei einer Bankoder Sparkasse pfändbar ist, ergibt sich sofort eine in der Natur derSache liegende Beschränkung dahin, dass praktisch nur die Pfän-dung des im Zeitpunkt ihres Wirksamwerdens vorhandenen Spar-guthabens samt Zinsen in Frage kommt. Denn auf ein gepfändetesSparguthaben wird der Schuldner nichts mehr einzahlen oder über-weisen lassen. Für die Pfändung, die eine Forderungspfändung dar-stellt, ist die Angabe der Kontonummer des Guthabens zweckdien-

Page 144: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Pfändung von Bank� und Sparkassenkonten D

145

lich, aber nicht erforderlich;110 der Anspruch kann auch ohne siehinreichend bezeichnet werden. Die das Sparkonto etwa führendeFiliale der Bank oder Sparkasse braucht der Gläubiger im Pfän-dungsantrag ebenfalls nicht unbedingt anzugeben. Der Pfändungs-beschluss kann sowohl der Hauptstelle wie der Filiale oder einersonstigen Niederlassung wirksam zugestellt werden. Ein vomSchuldner mit der Bank oder Sparkasse vereinbartes Kennworthindert die Pfändung nicht, der Gläubiger braucht dieses Kennwortgar nicht zu wissen. Er kann nach erfolgter Pfändung und Über-weisung des Guthabens ohne Angabe des Kennworts über das Gut-haben verfügen.Die Auszahlung des gepfändeten und zur Einziehung überwiesenenSparguthabens kann – u. U. nach Ablauf der etwa vereinbartenKündigungsfrist, der pfändende Gläubiger kann kündigen – nurgegen Vorlage des Sparbuchs erfolgen. Dieses Sparbuch wird derGläubiger zunächst nicht im Besitz haben. Zu seiner Erlangung kanner zwei Wege beschreiten:Der im Auftrag des Gläubigers in das bewegliche Vermögen desSchuldners pfändende Gerichtsvollzieher kann ein Sparbuch, das erim Besitz des Schuldners vorfindet, diesem wegnehmen und imWege der so genannten Hilfspfändung (§ 836 Abs. 3 Satz 1 ZPO)vorläufig in Besitz nehmen. Hiervon hat er den Gläubiger zu ver-ständigen. Der Gerichtsvollzieher hat das Sparbuch an den Schuld-ner zurückzugeben, wenn der Gläubiger nicht innerhalb einer Fristvon einem Monat einen Pfändungs- und Überweisungsbeschlussüber das Sparguthaben vorlegt (§ 156 GVGA), dem das vom Ge-richtsvollzieher sichergestellte Sparbuch zugrunde liegt. Es kann sichempfehlen, dass der Gläubiger dem Gerichtsvollzieher einen Hin-weis gibt, wenn er vermutet, der Schuldner habe ein Sparbuch imBesitz.Der andere Weg ist der, dass der Gläubiger zunächst das Spargutha-ben durch das Gericht pfänden und sich zum Einzug überweisenlässt. Dann erlangt er gleichzeitig einen Anspruch gegen denSchuldner auf Herausgabe des Sparbuchs. Gibt der Schuldner dasSparbuch gleichwohl nicht freiwillig heraus, so kann der Gläubiger

110 BGH in NJW 1982, 2193, 2195.

Page 145: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

146

den Gerichtsvollzieher mit der zwangsweisen Wegnahme beauftra-gen. Die Grundlage für diese Herausgabevollstreckung bildet dergerichtliche Überweisungsbeschluss zusammen mit dem Schuldtitel,aufgrund dessen er ergangen ist. Im Überweisungsbeschluss unddamit auch im Antrag des Gläubigers ist das herauszugebende Spar-buch (u. U. auch die besondere Ausweiskarte) genau und bestimmtanzugeben. Fehlt eine solche Bezeichnung im Beschluss, so bedarf eseines entsprechenden Ergänzungsbeschlusses. Der Überweisungs- bzw. Ergänzungsbeschluss ist dem Schuldner spätestens bei derVollstreckung zuzustellen. Findet der Gerichtsvollzieher das Spar-buch bei der Vollstreckung beim Schuldner nicht vor, so kann derGläubiger beim Gerichtsvollzieher (§ 899 Abs. 1 ZPO) den Antragauf Anberaumung eines Termins zur Leistung einer eidesstattlichenVersicherung durch den Schuldner stellen (§ 883 Abs. 2 ZPO). Indiesem Termin muss der Schuldner an Eides statt versichern, „dasser die Sache – hier das Sparbuch – nicht besitze und auch nicht wis-se, wo die Sache sich befinde“. Befindet sich das Sparbuch im Besitzeines Dritten, so kann der Gläubiger nach erfolgter Pfändung undÜberweisung das Sparbuch von dem Dritten herausverlangen. Gibtder Dritte das Sparbuch nicht freiwillig heraus, so kann der Gläubi-ger Klage auf Herausgabe gegen ihn erheben.

Wird das Sparbuch über das gepfändete Sparguthaben überhauptnicht gefunden, so berührt das die Wirksamkeit der Pfändung nicht.Die Sparkasse muss in diesem Fall das Sparbuch für ungültig erklä-ren und kann dann an den Gläubiger auszahlen (Aufgebotsverfah-ren, das allerdings einige Monate dauern kann).Die Wirksamkeit der Pfändung eines Sparguthabens tritt in jedemFalle bereits mit Zustellung des Pfändungsbeschlusses an die Bankoder Sparkasse als Drittschuldner ein, nicht etwa erst dann, wennder Gläubiger den Besitz am Sparbuch erlangt hat. Das Sparbuchdient dem Gläubiger nur zur Verwirklichung seines Pfandrechts. Esist nur ein Ausweispapier, kein selbstständiges Wertpapier.Übersteigt die Spareinlage die Gläubigerforderung, so ist im Über-weisungsbeschluss die Pflicht des Gläubigers zur Zurückgabe desSparbuchs nach seiner Befriedigung auszusprechen. Gibt der Gläu-biger das Sparbuch nicht freiwillig an den Schuldner zurück, so kann

Page 146: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Pfändung von Bank� und Sparkassenkonten D

147

dieser seine Herausgabe erzwingen. Der Überweisungsbeschlussbildet dabei den Herausgabetitel.Für die Pfändung eines mit Sperrvermerk (§ 1809 BGB) versehenenSparguthabens eines Mündels bestehen keine Besonderheiten. Ins-besondere ist eine Genehmigung des Vormundschaftsgerichts zueiner solchen Pfändung nicht erforderlich.Ist für Ehegatten oder Lebensgefährten ein gemeinsames Spargut-haben vorhanden, so ist in der Regel zu unterstellen, dass sie Ge-samtgläubiger (§ 428 BGB) sind, so dass jeder von ihnen die Verfü-gungsmacht über das Sparguthaben hat (sog. Oder-Konto). JederGläubiger von Mann und Frau kann in ein solches Guthaben voll-strecken.111 Da die Eheleute bzw. Lebensgefährten im Verhältniszueinander im Zweifel zu gleichen Teilen berechtigt sind, muss derPfändungsgläubiger, der das Sparguthaben pfändet, einen entspre-chenden Teil, im Regelfall die Hälfte der Spareinlage, an den ande-ren Teil herausgeben.Ebenso kann der Pfändungsgläubiger vom anderen Teil, falls dieserdas Sparguthaben nach der Pfändung abhebt, die Hälfte erstattetverlangen. Bei Weigerung kann der Gläubiger den seinem Schuldnerzustehenden Ausgleichsanspruch pfänden und sich zur Einziehungüberweisen lassen.

Der pfändende Gläubiger kann im Allgemeinen davon ausgehen,dass die im Sparbuch benannte Person der tatsächliche Gläubigerdes Sparguthabens ist. Selbst wenn ein Elternteil den Wunsch hat,das Sparguthaben einem Kinde zukommen zu lassen, ist er noch alsder Berechtigte anzusehen, wenn das Sparbuch auf seinen Namenlautet. Aber auch dann, wenn als Berechtigter ein Kind oder Enkel-kind angegeben ist, Einzahler aber seine Eltern bzw. Großelternwaren, werden diese vielfach noch als die eigentlichen Berechtigtenanzusehen sein, wenn sie noch Verfügungsberechtigte bleiben woll-ten. Insbesondere ist dies dann anzunehmen, wenn die Eltern bzw.Großeltern das Sparbuch in ihrer Verfügungsgewalt behalten ha-ben112 (sog. verdeckte Inhaberschaft).

111 Vgl. dazu Stöber, Forderungspfändung, Rdn. 339.

112 Zu derartigen Fällen siehe OLG Koblenz in NJW 1989, 2545; OLG Zweibrük-ken in NJW 1989, 2546; BGH in FamRZ 1959, 154 = NJW 1959, 662, BGH in

Page 147: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

148

M u s t e r : K o n te n p f än d u n g S p a r b u c hIch beantrage, wegen meiner vorgenannten Forderungen dasgesamte Guthaben meines Schuldners bei der X�Bank in Y aufdem Sparkonto Nr… . zu pfänden und mir zur Einziehung zuüberweisen, einschließlich des Rechts des Schuldners auf Kündi�gung. Dem Schuldner ist aufzugeben, das Sparbuch über dasKonto an mich herauszugeben.

Im Übrigen hat der Pfändungsantrag die bei jeder Forderungspfän-dung vorgeschriebenen Angaben zu enthalten (siehe D 2.1 und Mu-ster: Antrag Pfändung- und Überweisungsbeschluss).Ist der Schuldner, dessen Guthaben gepfändet und an den Gläubigerzur Einziehung überwiesen ist, eine natürliche Person (§ 1 BGB), sotritt allerdings eine befristete Leistungssperre ein: Die Bank darferst zwei Wochen nach Zustellung des Überweisungsbeschlusses ausdem Guthaben an den Gläubiger leisten (§ 835 Abs. 3 Satz 2 ZPO).Damit soll dem Schuldner Gelegenheit zur Stellung eines Antragsnach § 850k ZPO gegeben werden.

5.2 Pfändung eines Kontokorrent�(Giro�)Kontos113

Die Kontenpfändung – sie ist nach der Lohn- und Sozialgeldlei-stungspfändung die dritthäufigste Forderungspfändung – stellt ei-nen schwerwiegenden Eingriff in die Lebenshaltung des Schuldnersdar.Neben der Meldung an die Schufa (zur Bedeutung und Funktion derSchufa siehe Bach in DGVZ 1992, 49 ff.) zur Speicherung als Negati-vinformation droht dem Schuldner mit der Girokontenpfändungauch die Kündigung der Geschäftsbeziehung durch die Bank oderSparkasse und der Verlust seiner Kreditwürdigkeit.

FamRZ 1970, 375 = MDR 1970, 756 = NJW 1970, 1181, BGH in FamRZ 1972,559; Haegele in JurBüro 1968 Sp. 950.

113 Schrifttum zur Pfändung eines Kontokorrent-Kontos: Lwowski und Bitter,Grenzen der Pfändbarkeit von Girokonten in WM-Festgabe für ThorwaldHellner vom 9.5.1994; Baßlsperger, Das Girokonto in der Zwangsvollstrek-kung, RPfleger 1985, 177; Ehlenz, Die Pfändung eines Giroguthabens bei Füh-rung mehrerer Girokonten, JurBüro 1982, 1767; Ploch, Pfändung der Kredit-linie, DB 1986, 1961.

Page 148: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Pfändung von Bank� und Sparkassenkonten D

149

Die Pfändung der Konten, meist unterstützt durch die privatschrift-liche Vorpfändung nach § 845 ZPO, die den Geldverkehr desSchuldners lahm legt, kann auch schwerwiegende mitteilbare Fol-gen haben, etwa die Kündigung der Wohnung, weil die bislang perDauerauftrag gezahlte Miete nicht mehr überwiesen wird. Dies allesstärkt meist die Bereitschaft des Schuldners, mit dem Gläubiger inVerbindung zu treten und über die Bezahlung der Schulden zu ver-handeln.Zur Pfändung von Girokonten des Schuldners ist die Angabe derKontonummer nicht erforderlich. Solche Angaben können vomGläubiger nicht verlangt werden, da er in der Regel die Verhältnissedes Schuldners nur oberflächlich kennt.114

Will der Gläubiger die Bankverbindung eines Schuldners erfahren,kann ihm dies eventuell durch eine kleine Einzahlung bei der Bank,die das Konto des Schuldners führt, gelingen. Für Einzahlungengeben die Banken die Kontonummer in der Regel bekannt; einigefüllen allerdings den Einzahlungsschein selbst aus und decken dabeidie Kontonummer des Schuldners ab.Manche Gläubiger in kleineren Orten lassen allen ortsansässigenBanken und Sparkassen, bei denen sie Konten des Schuldners ver-muten, Pfändungs- und Überweisungsbeschlüsse zustellen; einigedavon gehen „ins Leere“, bei anderen werden sie „fündig“. DiesesVerfahren ist nicht allzu kostspielig, da jeder Pfändungs- und Über-weisungsbeschluss einheitlich 15 EUR zuzügl. Zustellgebühren ko-stet und die Pfändungen bei mehreren Banken in einem Beschlusszusammengefasst werden können. Ab einer bestimmten Anzahl vonBanken, z. B. bei 20, nimmt die Rechtsprechung unzulässige „Aus-forschungspfändung“ an.Der BGH115 hat nunmehr entschieden, dass die gleichzeitige Pfägleichzeitige Pfägleichzeitige Pfägleichzeitige Pfännnn----dung bei drei Geldinstitutendung bei drei Geldinstitutendung bei drei Geldinstitutendung bei drei Geldinstituten am Wohnort des Schuldners durcheinen Gläubiger nichts rechtsmissbräuchlich – also zulässig – ist.Ist der Schuldner Gewerbetreibender, kann auch bei mehr als dreiKreditinstituten am Ort gleichzeitig gepfändet werden.

114 BGH in NJW 1982, 2193, 2195 und NJW 1988, 2543.

115 BGH, MDR 2004, 834.

Page 149: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

150

Die gleichzeitige Pfändung bei 264 Kreditinstituten (in Frankfurt amMain), ist als offensichtliche flächendeckende „Verdachtspfän-dung“ unzulässig (OLG München, 14. Zivilsenat in Augsburg, WM1990, 1591). Billiger kann die Bankverbindung durch Versuche,kleinere Geldbeträge auf ein angebliches Konto des Schuldners beiverschiedenen Kreditinstituten in der Nähe der Wohnung desSchuldners zu überweisen, festgestellt werden: Kommt der Betragnicht zurück, besteht ein Konto.Der Gläubiger kann den Antrag auf Pfändung eines Kontokorrent-kontos seines Schuldners bei einer Bank oder Sparkasse (vgl. § 355HGB) auf den im Zeitpunkt der Zustellung des Pfändungsbeschlus-ses an den Drittschuldner festzustellenden Saldo des Kontokorrent-verhältnisses beschränken. Das ist insbesondere dann möglich, wenndas Guthaben des Schuldners auf diesem Konto so hoch ist, dass derPfändungsgläubiger voraussichtlich zu seiner vollen Forderunggelangen wird. Bei einer derartigen Pfändung erfolgt Saldoziehungdurch Verrechnung der Haben- und Sollposten auf diesen Zeit-punkt. Gepfändet ist nur der Saldo, nicht der einzelne dem Konto-korrent unterstellte Anspruch. Alle Beträge, die dem Konto nach derPfändung gutgeschrieben oder belastet werden, scheiden bei derSaldoziehung aus. Der Pfändungsgläubiger muss sich jedoch auf denSaldo zur Zeit der Pfändung alle nach ihr erfolgenden Schuldpostenin Rechnung stellen lassen, die auf Grund eines schon vor der Pfän-dung entstandenen Rechts oder einer schon vor diesem Zeitpunktbestehenden Verpflichtung der Bank oder Sparkasse als Drittschuld-ner erwachsen (§ 357 Satz 2 HGB). Dazu rechnen insbesondereKontoführungs- und Abschlussspesen, Stornoposten sowie Rückbe-lastungen von unter Vorbehalt des Eingangs gebuchten, aber nichteingelösten Schecks und Wechseln.Der gepfändete Saldo ist erst mit dem Abschluss der normalenRechnungsperiode nach erfolgter Pfändung und Überweisung anden pfändenden Gläubiger auszuzahlen, falls nicht der Schuldnerselbst sofortige Zahlung verlangen kann, wie dies auf ein Bankkon-tokorrent-Konto vielfach zutrifft. Entscheidend ist, ob nach Übungder in Frage stehenden Bank die Kontenabstimmung vierteljährlichoder halbjährlich oder jährlich dadurch erfolgt, dass die Bank sichdie ermittelten Salden vom Kontoinhaber (wenn auch nur durch

Page 150: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Pfändung von Bank� und Sparkassenkonten D

151

dessen Stillschweigen) bestätigen lässt. Täglichen Kontenauszügenkommt in diesem Zusammenhang keine Bedeutung zu; sie sollennur eine tägliche Übersicht buchungstechnischen Charakters überden Stand der beiderseitigen Ansprüche sein, die die Zinsberech-nung erleichtern und Auszahlungen verhindern soll, die nicht durchein Guthaben gedeckt sind.116

Ist zur Zeit der Pfändung nur des gegenwärtigen Kontos ein Gutha-ben des Schuldners nicht vorhanden, so geht die Pfändung ins Leere.Bewegungen auf dem Konto, die erst nach dem für die Pfändungmaßgebenden Zeitpunkt, also nach Feststellung des gegenwärtigenSaldos, erfolgen, werden nicht zugunsten des pfändenden Gläubigerserfasst. Der Schuldner kann vielmehr über ein neu entstandenesGuthaben zu Lasten seines Kontos verfügen. Zu Lasten des Schuld-ners gehende Verbindlichkeiten, die nach der Pfändung nur desgegenwärtigen Saldos durch neue Geschäfte entstehen, sind dempfändenden Gläubiger gegenüber unwirksam, können also dessenAnspruch nicht mehr schmälern. Wirksam sind sie dagegen, soweitsie sich auf neue Guthaben des Kontos beziehen.Der Gläubiger wird mithin mit einer Pfändung nur des gegenwär-tigen Kontokorrentkontos vielfach nicht zu seinem Ziele kommen.Er wird also gleichzeitig Antrag auf Pfändung auch des künftigenGuthabens auf dem Kontokorrentkonto stellen. Die Voraussetzun-gen dafür sind gegeben, denn zur Zeit der Pfändung besteht bereitseine Rechtsbeziehung zwischen Bank oder Sparkasse und Schuldner,aus der heraus künftige Ansprüche nach Art und Person des Dritt-schuldners bestimmt werden können.117 Die Pfändung auch deskünftigen Kontokorrentguthabens muss der Gläubiger ausdrücklichbeantragen und das Vollstreckungsgericht ausdrücklich anordnen.Über die zeitliche Dauer einer solchen Pfändung gehen die Ansich-ten allerdings auseinander. Teilweise wird die Ansicht vertreten, dasseine solche Pfändung nur das Guthaben erfassen kann, das sich ausdem nächsten periodischen Saldoabschluss ergibt.118 Inzwischen hat

116 Vgl. Stöber, Forderungspfändung, Rdn. 156.

117 RGZ 140, 219, 222; OLG Oldenburg in MDR 1952, 549; Klee in BB 1961, 689,Scheerer in NJW 1952, 1389.

118 So RGZ 140, 222; OLG Oldenburg in MDR 1952, 549 und OLG München inJurBüro 1976, 968.

Page 151: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

152

sich aber die Ansicht durchgesetzt, dass künftige Ansprüche ausKontokorrent ohne zeitliche Begrenzung gepfändet werden können,so dass die Pfändung alle Saldoforderungen erfasst, die sich bis zurvollen Befriedigung des Gläubigers aus den Rechnungsabschlüssenergeben.119 Die Pfändung erstreckt sich aber auch hier jeweils nur aufden Saldo im Zeitpunkt eines Rechnungsabschlusses. Bis zum jewei-ligen Abschluss ist der Schuldner in der Verfügung über sein Kontonicht beschränkt. In dieser Zwischenzeit kann er Geld auf seinKonto einzahlen oder überweisen lassen oder sonst über sein Kontoverfügen, ohne dadurch gegen das im Pfändungsbeschluss enthalte-ne Verfügungsverbot zu verstoßen. Der Schuldner hat es damit inder Hand, über das für die Zukunft gepfändete Kontokorrentkontokeine Gelder mehr laufen zu lassen, aus denen sich für ihn im näch-sten Abrechnungszeitpunkt ein von der Pfändung erfasstes Gutha-ben ergeben könnte. Praktisch kommt also der hier behandeltenPfändung der künftigen Ansprüche aus einem Kontokorrentkontofür sich allein keine allzu große Bedeutung zu. Der Schuldner kanndas Konto auch jederzeit durch Kündigung nach den Geschäftsbe-dingungen auflösen.120

Allerdings besteht für den Gläubiger die Möglichkeit, die Ansprüchedes Schuldners aus dem mit der Bank oder Sparkasse geschlossenen,dem Kontokorrentverkehr zugrundeliegenden Rechtsverhältnis aus-drücklich und zusätzlich zu pfänden.121 Im Kontokorrent- (Giro-)Verkehr mit einer Bank oder Sparkasse sind dies die Ansprüche desSchuldners an die Bank auf Gutschrift aller Eingänge und fortlau-fende Auszahlung der Guthaben sowie auf Durchführung vonÜberweisungen an Dritte. Werden diese Ansprüche mitgepfändet,so erlangt der Gläubiger auch den Zugriff auf die Tagesguthabenzwischen den Rechnungsperioden, über die der Schuldner andern-falls auch dann verfügen kann, wenn neben dem gegenwärtigen derkünftige Anspruch auf das Kontokorrentguthaben gepfändet wor-

119 BGHZ 84, 326.

120 Vgl. Stöber, Forderungspfändung, Rdn. 165.

121 Teilweise wird auch die Ansicht vertreten, dass es einer besonderen Pfändungder Ansprüche aus dem Rechtsverhältnis nicht bedarf (vgl. Forgach in DB1974, 809). Doch sollte der Gläubiger den sicheren Weg gehen und diese An-sprüche mitpfänden.

Page 152: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Pfändung von Bank� und Sparkassenkonten D

153

den ist.122 Die Bank ist damit gehindert, Verfügungen des Schuldnersüber eingehende Beträge zwischen den Rechnungsperioden zu er-füllen. Sie kann dann dem Schuldner auch keinen (weiteren Über-ziehungs-)Kredit gewähren, um diesen mit gegenwärtigen Guthabenoder künftigen Eingängen zu verrechnen.123

Hinzuweisen ist aber auf Nr. 14 der AGB der Banken, die lautet:Vereinbarung eines Pfandrechts zugunsten der Bank(1) Einigung über das PfandrechtDer Kunde und die Bank sind sich darüber einig, dass die Bank einPfandrecht an den Wertpapieren und Sachen erwirbt, an denen eineinländische Geschäftsstelle im bankmäßigen Geschäftsverkehr Besitzerlangt hat oder noch erlangen wird. Die Bank erwirbt ein Pfand-recht auch an den Ansprüchen, die dem Kunden gegen die Bank ausder bankmäßigen Geschäftsverbindung zustehen oder künftig zuste-hen werden (zum Beispiel Kontoguthaben).(2) Gesicherte AnsprücheDas Pfandrecht dient der Sicherung aller bestehenden, künftigenund bedingten Ansprüche, die der Bank mit ihren sämtlichen in-und ausländischen Geschäftsstellen aus der bankmäßigen Geschäfts-verbindung gegen den Kunden zustehen. Hat der Kunde gegenüberder Bank eine Haftung für Verbindlichkeiten eines anderen Kundender Bank übernommen (zum Beispiel als Bürge), so sichert dasPfandrecht die aus der Haftungsübernahme folgende Schuld jedocherst ab ihrer Fälligkeit.(3) Ausnahmen vom PfandrechtGelangen Gelder oder andere Werte mit der Maßgabe in die Verfü-gungsgewalt der Bank, dass sie nur für einen bestimmten Zweckverwendet werden dürfen (zum Beispiel Bareinzahlung zur Einlö-sung eines Wechsels), erstreckt sich das Pfandrecht der Bank nichtauf diese Werte. Dasselbe gilt für die von der Bank selbst ausgegebe-nen Aktien (eigene Aktien) und für die Wertpapiere, die die Bankim Ausland für den Kunden verwahrt. Außerdem erstreckt sich dasPfandrecht nicht auf die von der Bank selbst ausgegebenen eigenen

122 BGHZ 84, 371 = NJW 1982, 2193.

123 Siehe Stöber, Forderungspfändung, Rdn. 166, insbesondere unter Bezugnah-me auf Forgach a. a. O.

Page 153: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

154

Genussrechte/Genussscheine und nicht auf die verbrieften und nichtverbrieften nachrangigen Verbindlichkeiten der Bank.(4) Zins- und GewinnanteilscheineUnterliegen dem Pfandrecht der Bank Wertpapiere, ist der Kundenicht berechtigt, die Herausgabe der zu diesen Papieren gehörendenZins- und Gewinnanteilscheine zu verlangen.Das wirksam vereinbarte Pfandrecht der Bank geht nach dem Prio-ritätsgrundsatz (§ 804 Abs. 4 ZPO) des Zwangsvollstreckungsrechtsdem Pfändungspfandrecht des Gläubigers vor.124

In seinem Urteil vom 24.1.1985 (Rpfleger 1985, 201 = JZ 1985, 488)hat der BGH ausgeführt, dass die bloße Duldung einer Kontoüber-ziehung seitens der Bank dem Kunden keinen ihr gegenüber pfänd-baren Anspruch auf Kredit gebe. Siehe dazu auch OLG Frankfurt inWM 1994, 684.Die Pfändung des Anspruchs des Schuldners auf Auszahlung eineseingeräumten Kredits wurde von der Rechtsprechung teils zugelas-sen, teils als unzulässig abgelehnt.Mit Urteil vom 29.3.2001 (NJW 2001, 1937 = WM 2001, 898 = BB2001, 1008 = ZIP 2001) entschied inzwischen der BGH, dass An-sprüche eines Bankkunden gegen das Kreditinstitut aus einem ver-einbarten Dispokredit („offene Kreditlinie“) pfändbar sind, soweitder Kunde den Kredit in Anspruch nimmt.Einen Zahlungsanspruch gegen die Bank erlangt der Pfändungs-gläubiger nach Ansicht des BGH allerdings erst dann, wenn derSchuldner den Kredit abruft, denn das Abrufrecht sei ein höchst-persönliches Recht, das nicht mitgepfändet werden könne.Der Abruf könne ausschließlich oder konkludent erfolgen, etwadurch Einreichung eines Überweisungsauftrags, durch Verfügungmittels Schecks oder Lastschrift oder über Automat. Der BGH hat inder Entscheidung seine früher geäußerte Ansicht (BGHZ 93, 215),wonach eine bloß geduldete Überziehung nicht pfändbar ist, be-kräftigt.Der Gläubiger sollte jedenfalls den „angeblichen“ Kreditanspruchdes Schuldners gegen die Bank mitpfänden (siehe folgendes Muster:

124 BGHZ 93, 71 ff.

Page 154: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Pfändung von Bank� und Sparkassenkonten D

155

Kontenpfändung Girokonto unter d), denn dies kostet ihn keinenPfennig mehr an Gebühren.Verzichtet der Schuldner, der die BGH-Entscheidung inzwischenkennt, auf einen Abruf, so bleibt der Kredit (und das Konto) infolgeder Pfändung blockiert, was die Zahlungsbereitschaft des Schuldnersfördern kann.Aber: Gefahr des Ausweichens im Einvernehmen mit der Bank auf„geduldete Überziehung“.

Mu s t e r : K o n te n p f än d u n g G i r o k o n t oGepfändet werden alle angeblichen Forderungen des Schuldnersaus allen bestehenden Konten (Kontokorrent�, Festgeld�, Geld�markt�, Spar� und sonstige Konten) auf Auszahlung bestehenderGuthaben samt der bis zum Tag der Auszahlung aufgelaufenenZinsen,

bei Kontokorrent zusätzlich:a) das gegenwärtige Guthaben nach Saldoziehung,

b) alle künftigen Guthaben je nach Saldoziehung,c) Alle Ansprüche und Forderungen aus dem über das Konto be�stehenden Girovertrag, insbesondere auf Gutschrift aller künfti�gen Eingänge und auf fortlaufende Auszahlung der Guthabensowie auf Durchführung von Überweisungen an Dritte.

d) Gepfändet werden die im Rahmen einer gegenwärtig oderkünftig gewährten Kreditzusage gegenwärtig oder künftig be�stehenden Ansprüche des Vollstreckungsschuldners auf Auszah�lung von Kreditmitteln oder auf Überweisung an Dritte aus Kre�ditmitteln.

Die befristete Leistungssperre (siehe D 5.1) gilt auch hier.Eine Pfändung von Fremdkonten (= Tarnkonten; Gelder desSchuldners auf dem Konto eines Dritten) scheidet aus, denn dasKonto eines Dritten gehört nicht zum Vermögen des Schuldners,auch wenn dieser eine Kontenvollmacht besitzt. Es besteht jedochdie Möglichkeit, den Anspruch des Schuldners gegen den Dritten alsKontoinhaber („Kontenverleiher“) zu pfänden. Ist dem Dritten –häufig ist es die Lebensgefährtin oder Ehefrau – das Geld desSchuldners überlassen, um es dem Zugriff des Gläubigers zu entzie-

Page 155: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

D Zwangsvollstreckung in Forderungen

156

hen, so ist der Dritte als Treuhänder anzusehen, gegen den derSchuldner einen Rückzahlungsanspruch hat.Dieser Anspruch ist pfändbar (BGHZ 124, 298, 300; LG Stuttgart inRpfleger 1997, 175; AG Stuttgart, JurBüro 2005, 49; Stöber, Forde-rungspfändung, Rdn. 166k).

6 Der Europäische VollstreckungstitelSeit dem 21.Oktober 2005 gibt es die Möglichkeit einer beschleu-nigten Vollstreckung zivilrechtlicher Vollstreckungstitel – auchUnterhaltstitel – in anderen EU-Mitgliedsstaaten mit AusnahmeDänemarks.Dies geschieht durch die Einführung des Europäischen Vollstrek-kungstitels – geregelt im 11. Buch der Zivilprozessordnung –, dervorerst allerdings nur für unbestrittene Geldforderungen, z. B. ausProzessvergleichen, Anerkenntnis- und Versäumnisurteilen gilt. Esentfällt das bisher erforderliche Vollstreckbarkeitserklärungsverfah-ren in den Ländern, in den vollstreckt werden soll.Der Gläubiger muss dazu den Titel mit einem vereinheitlichtenFormular im Ursprungsland als Europäischen Vollstreckungstitelbestätigen lassen. Der entsprechende Antrag kann schon in der Kla-geschrift gestellt werden.Die Bestätigung inländischer Vollstreckungstitel als EuropäischeVollstreckungstitel erfolgt durch die Stellen (Gerichte, Behörden,Notare, Jugendämter), die auch die vollstreckbaren Ausfertigungenfür das Inland erteilen (§1079 ZPO). Die Gebühr für das Verfahrenbeträgt 15 EUR (Nr. 1512 KV-GKG).Der Europäische Rat verfolgt das Ziel, den Europäischen Vollstrek-kungstitel auf alle zivilrechtlichen Entscheidungen auszudehnen.Arbeiten an einem europäischen Mahnverfahren laufen. Damit sollerstmals ein originärer Vollstreckungstitel geschaffen werden.

Page 156: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

157

E Zwangsvollstreckung bei verhei�rateten Schuldnern

1 Allgemeine Fragen

1.1 Bedeutung des Güterrechts für die Zwangsvoll�streckung

Ein großer Teil von Schuldnern ist verheiratet. Muss wegen einesGeldanspruchs eine Zwangsvollstreckung in das Vermögen einessolchen Schuldners betrieben werden, so erlangt das in einer Ehebestehende Güterrecht Bedeutung, vor allem deshalb, weil sich dieFrage, welche Teile des beim Schuldner befindlichen Vermögensihm selbst und welche seinem Ehegatten gehören, vor allem nachdem in seiner Ehe bestehenden Güterrecht beantwortet.

1.2 Güterrechtsarten

Zu unterscheiden ist im Güterrecht zwischen dem kraft Gesetzeseintretenden Güterstand der Zugewinngemeinschaft, der grundsätz-lich nur durch notariellen Ehevertrag begründbaren Gütertrennungund der stets auf Ehevertrag beruhenden Gütergemeinschaft.Der gesetzliche Güterstand der Zugewinngemeinschaft gilt auch fürEhegatten, die am 3. Oktober 1990 im gesetzlichen Güterstand derEigentums- und Vermögensgemeinschaft des Familiengesetzbuchsder ehemaligen DDR (§§ 13–16 FGB) gelebt haben (Art. 234 § 4Abs. 1 EGBGB). Dies gilt nicht, wenn ein Ehegatte bis 2. Oktober1992 dem Kreisgericht gegenüber notariell beurkundet erklärt, dassfür die Ehe der bisherige gesetzliche Güterstand fortgelten soll(Art. 234, § 4 Abs. 2 EGBGB). Wenn die Ehegatten allerdings zuvor

Page 157: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

E Zwangsvollstreckung bei verheirateten Schuldnern

158

einen Ehevertrag geschlossen haben oder ihre Ehe geschieden wurde,besteht diese Möglichkeit nicht.125

2 Erforderlicher Vollstreckungstitel

2.1 Bei Zugewinngemeinschaft und Gütertrennung126

Soll in das Vermögen des einen Ehegatten vollstreckt werden, sobedarf es bei Zugewinngemeinschaft und vollkommener Gütertren-nung eines Vollstreckungstitels nur gegen diesen Ehegatten. BeiZwangsvollstreckung in das bewegliche Vermögen bestehen zugun-sten des Gläubigers noch weitere Erleichterungen (siehe E 3).

2.2 Bei ehelicher und fortgesetzter Gütergemein�schaft

Verwaltet bei ehelicher Gütergemeinschaft einer der Eheleute dasGesamtgut allein, so ist zur Zwangsvollstreckung in das Gesamtgutein Urteil gegen diesen Ehegatten erforderlich und genügend. Ver-walten dagegen die Eheleute das Gesamtgut gemeinschaftlich, so istdie Zwangsvollstreckung in dieses Vermögen nur zulässig, wennbeide Ehegatten zur Leistung (nicht bloß zur Duldung) verurteiltsind (§ 740 ZPO). Eine einheitliche Verurteilung ist dabei nichtvorgeschrieben, es genügen also auch getrennte Vollstreckungstitelgegen Mann und Frau. Der das Gesamtgut nicht verwaltende Ehe-gatte darf der Vollstreckung nicht unter Hinweis auf seinen Mitbe-sitz widersprechen. Eine Ausnahme von vorstehender Regelungbesteht, wenn einer der Ehegatten selbstständig ein Erwerbsgeschäftbetreibt. Verwaltet er in diesem Falle das Gesamtgut nicht oder nichtallein, so kann gleichwohl auf Grund eines gegen ihn ergangenen

125 Näher zur Zwangsvollstreckung gegen Ehegatten nach der deutschen Eini-gung, Arnold in DGVZ 1992, 20, 24.

126 Die Zustellung eines gegen Ehegatten ergangenen Urteils durch Übergabeeiner Ausfertigung an beide Ehegatten zusammen verstößt gegen das Gesetz.Jedem Empfänger muss das für ihn bestimmte Schriftstück zugestellt werden(BFH in DStR 1972, 281).

Page 158: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Erforderlicher Vollstreckungstitel E

159

Titels in das Gesamtgut vollstreckt werden. Dies gilt allerdings nicht,wenn zur Zeit der Rechtshängigkeit (insbesondere Klageerhebung)der Einspruch des anderen Ehegatten gegen den Betrieb des Er-werbsgeschäfts oder der Widerruf seiner Einwilligung zu dem Be-trieb im Güterrechtsregister des Amtsgerichts eingetragen war (§ 741ZPO).Ist Gütergemeinschaft erst eingetreten, nachdem ein von einemEhegatten oder gegen einen Ehegatten geführter Rechtsstreit rechts-hängig geworden ist, und verwaltet dieser Ehegatte das Gesamtgutnicht oder nicht allein, so bestehen einige Erleichterungen (siehe imEinzelnen § 742 ZPO). Nach Beendigung der ehelichen Güterge-meinschaft ist vor der Auseinandersetzung die Zwangsvollstreckungin das Gesamtgut nur zulässig, wenn beide Eheleute zu der Leistungoder der eine Ehegatte zu der Leistung und der andere Ehegatte zurDuldung der Zwangsvollstreckung verurteilt sind (§ 743 ZPO).Zur Vollstreckung in Vorbehaltsgut und Sondergut eines Ehegattenist ein Titel gegen diesen Ehegatten erforderlich.Zur Zwangsvollstreckung in das Gesamtgut der fortgesetzten Güter-gemeinschaft ist ein gegen den überlebenden Ehegatten ergangenerTitel erforderlich und genügend (§ 745 Abs. 1 ZPO).

2.3 Beim Güterstand der Eigentums� und Vermö�gensgemeinschaft

Zur Zwangsvollstreckung in die im Alleineigentum eines Ehegattenstehenden Gegenstände ist ein gegen ihn als Schuldner gerichteterVollstreckungstitel erforderlich.Bei der Sachpfändung gelten die Pfändungserleichterungen des§ 739 ZPO (siehe E 3).Die Zwangsvollstreckung in die den Ehegatten gemeinsam gehö-renden Vermögenswerte erfolgt in entsprechender Anwendung derfür die Vollstreckung in Gesamtgut geltenden Vorschriften der§§ 740–744 ZPO (§ 744a ZPO).Danach ist nach § 740 Abs. 1 ZPO ein Urteil gegen einen Ehegattenerforderlich und ausreichend, wenn in gemeinschaftliches Eigentumund Vermögen vollstreckt werden soll, soweit Verfügungsbefugniseines Ehegatten gegenüber Außenstehenden besteht. Zur Zwangs-

Page 159: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

E Zwangsvollstreckung bei verheirateten Schuldnern

160

vollstreckung in Häuser, Grundstücke und Gegenstände des eheli-chen Hausrats, über die die Ehegatten nur gemeinsam verfügenkönnen (§ 15 Abs. 2 FGB), ist nach § 740 Abs. 2 ZPO ein Vollstre-ckungstitel gegen beide Ehegatten erforderlich.Nach § 741 ZPO genügt ein Vollstreckungstitel gegen den Ehegat-ten, der selbstständig ein Erwerbsgeschäft betreibt, um in das ge-meinschaftliche Vermögen der Ehegatten zu vollstrecken.Wird vor dem 2.10.1992 eine Erklärung über die Fortgeltung derEigentums- und Vermögensgemeinschaft abgegeben (siehe E 1.2), sokann bei Rechtshängigkeit eines von oder gegen einen der Ehegattengeführten Rechtsstreits oder bei Vorliegen eines rechtskräftigenVollstreckungstitels gegen den anderen Ehegatten eine vollstreckba-re Ausfertigung des Vollstreckungstitels – ohne neue Klage – bean-tragt werden (§ 742 ZPO).

3 Besonderheiten bei Zwangsvollstreckungin das bewegliche Vermögen

Zur Erleichterung der Zwangsvollstreckung in bewegliches Vermö-gen von Schuldnern, die im gesetzlichen Güterstand der Zugewinn-gemeinschaft oder in Gütertrennung oder im Güterstand der Eigen-tums- und Vermögensgemeinschaft nach dem FGB der ehemaligenDDR leben,127 wird zugunsten der Gläubiger beider Ehegatten ver-mutet, dass die im Besitz eines Ehegatten oder im Besitz beider Ehe-gatten befindlichen beweglichen Gegenstände dem Ehegatten, derder Schuldner ist, gehören (§ 1362 Abs. 1 BGB). Allerdings wird dieEigentumsvermutung zugunsten eines früheren Besitzers (§ 1006Abs. 2 BGB) – hier der Ehefrau, die die Sachen mit in die Ehe ge-bracht hat – nicht durch die in § 1362 Abs. 1 BGB enthaltene Ver-mutung verdrängt.128 Inhaberpapiere und Orderpapiere, die mitBlankoindossament versehen sind, sind den beweglichen Sachengleichgestellt. Auch Geld gehört zu den beweglichen Sachen. DieseVermutung gilt allerdings nicht, wenn die Ehegatten getrennt leben

127 Zöller/Stöber, Rdn. 9 zu § 744a ZPO.

128 BGH in NJW 1992, 1162.

Page 160: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Besonderheiten bei Zwangsvollstreckung in das bewegliche Vermögen E

161

und sich die Sachen im Besitz des Ehegatten befinden, der nicht derSchuldner ist. In diesem Falle wird angenommen, dass jeder Ehegat-te nur seine Sachen im Besitze hat.Für die ausschließlich zum persönlichen Gebrauch eines Ehegattenbestimmten Sachen wird im Verhältnis der Ehegatten zueinanderund zu den Gläubigern vermutet, dass sie dem Ehegatten gehören,für dessen Gebrauch sie bestimmt sind (§ 1362 Abs. 2 BGB).Die vorstehenden Vorschriften werden für das Vollstreckungsrechtin Bezug auf die Beurteilung der Besitzverhältnisse an den zu pfän-denden beweglichen Sachen durch § 739 ZPO ergänzt. Nach dieserVorschrift gilt zugunsten der Gläubiger eines Ehemannes und derGläubiger einer Ehefrau für die Durchführung der Zwangsvollstre-ckung nur der schuldnerische Ehegatte als Gewahrsamsinhaber undBesitzer der fraglichen Sachen (siehe C 1.2). Auf eheähnliche Part-nerschaften, also bei so genannten Lebensgefährten, ist § 739 ZPOzwar seinem Wortlaut nach nicht anwendbar,129 eine analoge An-wendung wird jedoch von einer wachsenden Meinung,130 insbeson-dere im Hinblick darauf, dass die Vorschrift nun auch für Lebens-partnerschaften gilt (siehe E 4), gefordert.Während § 1362 BGB eine Eigentumsvermutung aufstellt, die wi-derlegbar ist, enthält § 739 ZPO unter den Voraussetzungen des§ 1362 BGB die zwingende, also nicht widerlegbare gesetzliche An-nahme, dass nur der Schuldner Gewahrsamsinhaber und Besitzer ist.Damit ist dem anderen Ehegatten die Möglichkeit genommen, derZwangsvollstreckung mit der bloßen Begründung zu widersprechen,sein Recht auf Mitbesitz sei verletzt worden.131

Der ursprüngliche Vorschlag der Zwangsvollstreckungs-Reform-kommission, die Gewahrsams- und Eigentumsvermutung des § 739ZPO, die bisher nur für Ehegatten gilt, auf nichteheliche Lebensge-meinschaften auszudehnen, wurde aus dem Gesetzentwurf der2. Zwangsvollstreckungsnovelle entfernt. Die Fragen der nichteheli-chen Lebensgemeinschaft – es gibt inzwischen 1,5 und 2 Millionen

129 Vgl. Zöller/Stöber, Rdn. 13 zu § 739 m. w. N.

130 Thomas/Putzo, Rdn. 7 zu § 739

131 Der Schuldner kann eine Erinnerung nach § 766 ZPO nicht auf die Begrün-dung stützen, nach § 739 ZPO geltender Gewahrsam bestehe tatsächlich nicht,vgl. Zöller/Stöber, Rdn. 9.

Page 161: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

E Zwangsvollstreckung bei verheirateten Schuldnern

162

in Deutschland – sollen nach dem politischen Willen insgesamt ge-setzlich geregelt werden. Rosenberg/Gaul/Schilken, Zwangsvollstre-ckungsrecht, 11. Aufl., § 20 II 1 S. 332 halten § 739 ZPO in der gel-tenden Fassung für verfassungswidrig, weil gegen Art. 3 I und 6 I GGverstoßend.Ist allerdings ein Ehegatte Gewerbetreibender mit eigenem Ge-schäftslokal, so findet der vorbehandelte § 739 ZPO keine Anwen-dung. Der betreffende Ehegatte lebt in einem derartigen Falle vomanderen Ehegatten geschäftlich getrennt. Hier ist der tatsächlicheGewahrsam festzustellen. Dies gilt wiederum dann nicht, wenn sichnicht feststellen lässt, welcher Ehegatte der eigentliche Herr im Be-trieb ist.Bei der ehelichen Gütergemeinschaft ist die Rechtslage eine andere.Wird dem Gerichtsvollzieher der Nachweis erbracht, dass dieser Gü-terstand in der Ehe des Schuldners besteht (durch Vorlage einerEhevertragsabschrift), so wird vermutet (§ 1416 Abs. 1 BGB), dassder Gegenstand zum Gesamtgut gehört. Diese Vermutung hat denVorrang vor den vorstehend behandelten Vermutungen des § 1362BGB. Dies gilt auch dann, wenn die Eheleute getrennt leben oderwenn es sich um zum persönlichen Gebrauch dienende Gegenständehandelt. Die Zwangsvollstreckung richtet sich hier nach den unter E2.2 gemachten Ausführungen. Das Bestehen von Vorbehaltsgutmuss hier dem Gerichtsvollzieher besonders nachgewiesen werden.Sondergut an beweglichen Sachen kommt ohnedies nicht in Frage.Bei der Zwangsvollstreckung in bewegliche Sachen eines Schuldners,der im gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft oder inGütertrennung lebt, ist es für den Gerichtsvollzieher auf Grund desoben Ausgeführten gleichgültig, gegen welchen Ehegatten der Voll-streckungstitel lautet. Die gleiche Sache kann sowohl für Gläubigerdes Mannes wie der Frau – gleichzeitig – gepfändet werden. Einwen-dungen aus Besitz und Gewahrsam des anderen Ehegatten sindunbeachtlich. Ein Duldungstitel gegen den anderen Ehegatten istnicht erforderlich. Dadurch ist dem Gläubiger der Zugriff wesentlicherleichtert, da immer vermutet wird, dass der Schuldner der Eigen-tümer ist und immer fingiert wird, dass er den alleinigen Ge-wahrsam hat. Die Pfändung durch den Gerichtsvollzieher ist stets –mindestens zunächst – durchaus rechtmäßig.

Page 162: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die Zwangsvollstreckung bei Lebenspartnerschaften E

163

Soweit es sich um einen dem persönlichen Gebrauch eines Ehegat-ten dienenden Gegenstand handelt, z. B. um Kleider, Wäsche, Ar-beitsgeräte,132 nicht aber um Geld, darf dieser Gegenstand mit einemTitel, der nur gegen den anderen Ehegatten gerichtet ist, nicht ge-pfändet werden. Der Gerichtsvollzieher kann also mit einem Titelgegen den Mann einen Mantel der Frau selbst dann nicht pfänden,wenn dieser sich im Kleiderschrank des Mannes befindet.Der pfändende Gläubiger muss natürlich damit rechnen, dass dieVermutung des § 1362 Abs. 1 BGB im Einzelfalle widerlegt wird.Der Ehegatte, der nicht Schuldner ist, kann mit der Drittwider-spruchsklage (§ 771 ZPO) nachweisen, dass der gepfändete Gegen-stand sein ausschließliches Eigentum ist. Dann muss der Gläubigerfreigeben. Der widersprechende Ehegatte hat aber die Beweislast fürsein Eigentum.Der Ehegatte, der nicht Schuldner ist, kann Erinnerung einlegen(§ 766 ZPO), wenn der Gerichtsvollzieher bei Getrenntleben derEhegatten gepfändet hat.

4 Die Zwangsvollstreckung bei Lebenspart�nerschaften

Durch das am 1.8.2001 in Kraft getretene Lebenspartnerschaftsge-setz werden registrierte Lebenspartnerschaften von zwei Personengleichen Geschlechts der Ehe stark angeglichen.Daraus folgt für die Zwangsvollstreckung:● Da die Lebenspartner als Familienangehörige gelten (§ 11

LPartG), können ihnen Schriftstücke für den anderen abwesen-den Lebenspartner wirksam im Wege der Ersatzzustellung zuge-stellt werden;

● Lebenspartner werden Ehegatten als Unterhaltsberechtigtegleichgestellt (§ 850c ZPO).Folge davon kann eine höhere Pfändungsfreigrenze für denschuldnerischen Lebenspartner sein; allerdings nur, wenn demanderen Lebenspartner tatsächlich Unterhalt geleistet wird.

132 Ein Auto gehört dazu in der Regel nicht (LG Essen in NJW 1962, 883).

Page 163: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

E Zwangsvollstreckung bei verheirateten Schuldnern

164

● Zugunsten eines Gläubigers eines Lebenspartners wird vermutet,dass die im Besitz eines oder beider Lebenspartner befindlichenSachen dem schuldnerischen Lebenspartner gehören (§ 8 Abs. 1LPartG) und in seinem Alleingewahrsam stehen, was dem Ge-richtsvollzieher die Pfändung erleichtert (§ 739 Abs. 2 ZPO). Derandere Lebenspartner kann allerdings den Beweis führen, dassihm ein Gegenstand allein gehört und gegebenenfalls gegen denGläubiger auf Unzulässigkeit der Zwangsvollstreckung in diesenGegenstand klagen (§ 771 ZPO).

Page 164: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

165

F Die drei eidesstattlichen Versi�cherungen vor dem Gerichts�vollzieher

1 Die eidesstattliche Offenbarungsversi�cherung

1.1 Entstehungsgeschichte, Sinn und Zweck der ei�desstattlichen Offenbarungsversicherung

Die eidesstattliche Offenbarungsversicherung löste am 1.7.1970den bis dahin vor dem Amtsrichter abzulegenden Offenbarungseidab. Das Offenbahrungsversicherungsverfahren wurde dem Rechts-pfleger des Vollsteckungsgerichts übertragen. Seit 1.1.1999 ist für dieAbnahme der Gerichtsvollzieher zuständig.Das Verfahren zur Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung bildetfür den Gläubiger ein wesentliches Hilfsmittel, durch Offenlegungdes Vermögens seines Schuldners einen Einblick zu bekommen, obund welche Vollstreckungsmöglichkeiten gegen diesen etwa nochbestehen. Das Verfahren stellt für den Gläubiger oft die letzte Mög-lichkeit dar, seinen mit einem Vollstreckungstitel ausgestattetenAnspruch doch noch durchzusetzen. Mit Stellung des Antrags aufLeistung der eidesstattlichen Versicherung kann auf den Schuldnerein rechtlich zulässiger und vielfach wirksamer Druck dahin ausge-übt werden, dass er an den Gläubiger Zahlungen leistet, um nichtdie kreditschädigende und in eine schwarze Liste einzutragendeeidesstattliche Versicherung abgeben zu müssen.

Page 165: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor dem Gerichtsvollzieher

166

1.2 Die Voraussetzungen der eidesstattlichen Offen�barungsversicherung

Das Offenbarungsverfahren setzt wie jede Zwangsvollstreckungs-maßnahme voraus, dass der Gläubiger im Besitz eines bereits zuge-stellten vollstreckbaren oder mit Vollstreckungsklausel versehenenVollstreckungstitels ist. Es muss ferner eine der folgenden besonde-ren Voraussetzungen vorliegen:● Die Pfändung hat bisher nicht zur vollständigen Befriedigung

des Gläubigers geführt (§ 807 Abs. 1 Nr. 1 ZPO). Das kann derGläubiger durch Vorlage des Vollstreckungsprotokolls des Ge-richtsvollziehers oder durch eine Fruchtlosigkeitsbescheini-gung des Gerichtsvollziehers, der die Sachpfändung ergebnislosversucht hat, nachweisen. Eine Bezugnahme auf die Sonderaktendes Gerichtsvollziehers reicht aus, wenn er auch mit der Abnah-me der Offenbarungsversicherung beauftragt wurde (siehe F 1.3,Muster: Antrag auf Abgabe der eidesstattlichen Versicherung(kombiniert).Seit dem Tag des bescheinigten erfolglosen Vollstreckungsver-suchs soll nicht mehr als ein halbes Jahr vergangen sein (§187aGVGA).133

Die ganz oder teilweise erfolglos gebliebene Pfändung muss in derWohnung und – falls ein solches vorhanden ist – auch im Ge-schäftslokal versucht worden sein. Ein Vollstreckungsversuch nurim Geschäftslokal oder nur in der Wohnung genügt nicht (LGWuppertal in MDR 1964, 1012; LG Berlin in NGVZ 1973, 190; LGKöln in MDR 1976, 53; a. A. LG Duisburg in JurBüro 1998, 43).Die Fruchtlosigkeitsbescheinigung des Gerichtsvollziehers alleingenügt nicht, wenn dem Gläubiger eine Forderungspfändungmöglich ist. Das ist z.B. der Fall, wenn er den Arbeitgeber desSchuldners aus dem Pfändungsprotokoll kennt. Dann muss ernämlich zunächst eine Lohnpfändung vergeblich versucht haben(LG Koblenz in DGVZ 1998, 43).134

133 Das war auch der Zeitraum, den die Rspr. bisher zugrunde legte, siehe OLGKöln in Rpfleger 1990, 217; differenzierter KG in JurBüro 1998., 42.

134 Solange der Gläubiger Kenntnis von Forderungen des Schuldners hat, auf dieer zugreifen kann, muss das Offenbarungsverfahren zum Schutz der allgemei-

Page 166: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die eidesstattliche Offenbarungsversicherung F

167

● Der Gläubiger macht glaubhaft, dass er durch die Pfändungseine Befriedigung nicht vollständig erlangen könne.Das kann durch Vorlage einer Unpfändbarkeitsbescheini-gung des Gerichtsvollziehers nach § 63 GVGA oder eines Voll-streckungsprotokolls in einer anderen Sache erfolgen. Die Glaub-haftmachung kann auch durch Hinweis auf im Schuldnerver-zeichnis ungelöschte Haftbefehle erfolgen. Die Rechtsprechungließ Hinweise auf Haftbefehle die nicht älter als sechs Monate(zuletzt LG Braunschweig in Rpfleger 1998, 77) oder als ein Jahrwaren (zuletzt LG Fulda in JurBüro 1997, 608) zu. Nach § 187aNr. 2b GVGA soll der Zeitraum ein halbes Jahr nicht überschrei-ten.Schließlich genügt auch die Ablehnung einer gerichtlichenDurchsuchungsanordnung zur Glaubhaftmachung der Aus-sichtslosigkeit der Sachpfändung (OLG Stuttgart in Rpfleger1981, 152). Die Mitteilung des Gerichtsvollziehers, dass er denSchuldner nicht angetroffen habe und die Einholung einer rich-terlichen Durchsuchungsanordnung anheim stelle, stellt keineausreichende Grundlage für eine Offenbarungsversicherung dar(LG Aschaffenburg in JurBüro 1992, 124).

● Der Schuldner verweigert dem Gerichtsvollzieher die Durchsu-chung (§ 807 Abs. 1 Nr. 3 ZPO). Das liegt nur vor, wenn der an-wesende Schuldner oder sein anwesender gesetzlicher Vertretereine nach Ort, Zeit und Umständen gerechtfertigte Durchsu-chung durch den Gerichtsvollzieher verweigert. Die Verweige-rung durch eine andere Person, die statt des Schuldners in dieDurchsuchung einwilligen könnte, reicht nicht aus. Als Durchsu-chungsverweigerung ist auch anzusehen, wenn der Schuldner dieDurchsuchung bestimmter Behältnisse verweigert.135

● Der Schuldner ist bei Vollstreckungsversuchen für denselbenGläubiger wiederholt in seiner Wohnung (zur Wohnung zählenauch Arbeits-, Betriebs- und andere Geschäftsräume, Nebenräu-me sowie Hofraum, Hausgarten und Garage, siehe § 107 Nr. 1

nen Persönlichkeitssphäre des Schuldners zurückstehen. So verhält es sich mitLohnforderungen.

135 Thomas/Putzo, Rdn. 6 zu § 807 ZPO.

Page 167: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor dem Gerichtsvollzieher

168

Abs. 2 GVGA) nicht angetroffen worden, nachdem ihm von demGerichtsvollzieher einmal die Vollstreckung mindestens zweiWochen vorher angekündigt worden war.136

Dabei genügt die formlose Ankündigung eines weiteren Voll-streckungsversuchs, z. B. durch Telefon, Telefax oder Brief. KeineOffenbarungspflicht besteht bei genügend entschuldigter Abwe-senheit des Schuldners, etwa bei Krankenhausaufenthalt oderAuslandsurlaub.

Wenn eine dieser für die Abnahme der Offenbarungsversicherungerforderlichen Voraussetzungen erfüllt ist, stellt der Gerichtsvollzie-her vor Terminbestimmung fest, ob der Schuldner innerhalb derletzten drei Jahre eine eidesstattliche Offenbarungsversicherungabgegeben hat. Er holt dazu eine Auskunft bei dem für den Wohn-oder Aufenthaltsort des Schuldners zuständigen Amtsgericht ge-führten Schuldnerverzeichnis ein oder befragt den Schuldner hierzupersönlich. Hat der Schuldner innerhalb der letzten drei Jahre dieOffenbarungsversicherung bereits abgegeben und liegt kein Fall des§ 903 ZPO vor (siehe F 1.7.3) und hat der Gläubiger die Erteilungeiner Abschrift der Offenbarungsversicherung verlangt, übersendetder Gerichtsvollzieher den Auftrag mit den Unterlagen umgehendan das Vollstreckungsgericht zur zuständigen Bearbeitung. Andern-falls leitet er die Vollstreckungsunterlagen an den Gläubiger zurück.

1.3 Das Verfahren zur Abgabe der eidesstattlichenVersicherung137

Das eidesstattliche Versicherungsverfahren wird durch Stellungeines Antrags des Gläubigers beim Gerichtsvollzieher, in dessen Be-zirk der Schuldner seinen Wohn- oder Firmensitz hat, dass Termin

136 Der Gerichtsvollzieher hat die beiden Termine des Nichtantreffens sowie denZeitpunkt und die Form der Ankündigung aktenkundig zu machen und dar-auf zu achten, dass zwischen dem Tag der Ankündigung und dem Tag des er-neuten Vollstreckungsversuchs mindestens zwei Wochen liegen (§ 185a Nr. 2d ee GVGA).

137 Im Verfahren der Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung bestehen für denGläubiger keine „Fürsorgepflichten“ gegenüber dem Schuldner (KG in NJW1973, 860).

Page 168: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die eidesstattliche Offenbarungsversicherung F

169

zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung durch den Schuldneranberaumt werden möge, eingeleitet (§ 900 Abs. 1 ZPO). Der An-trag kann schriftlich eingereicht oder zur Niederschrift der Ge-schäftsstelle des Amtsgerichts gestellt werden. Anwaltszwang bestehtnicht.138

Der Antrag kann isoliert – wie im folgenden Muster: Antrag aufAbgabe der eidesstattlichen Versicherung (isoliert) – oder kombi-niert mit einem Sachpfändungsauftrag (siehe Muster: Antrag aufAbgabe der eidesstattlichen Versicherung (kombiniert) gestellt wer-den.

Mu s t e r : An t r a g a u f Ab g ab e d e r e i d e s s t a t t l i c h e nV e r s i c h e r u n g ( i s o l i e r t )

In meiner Zwangsvollstreckungssache gegen … in … stelle ichden Antrag, Termin zur Abgabe der eidesstattlichen Versiche�rung durch den Schuldner anzuberaumen, und zwar wegen mei�ner Hauptforderung von … EUR nebst 8,62 Prozent Zinsen hier�aus seit … und … EUR festgesetzter Gerichtskosten sowie wegender bisherigen Vollstreckungskosten mit … EUR. Sollte derSchuldner in dem zur Abgabe der Versicherung anberaumtenTermin nicht erscheinen oder die Abgabe der Versicherung ohneGrund verweigern, so beantrage ich, Haftbefehl zur Erzwingungder Versicherung gegen ihn zu erlassen und mir eine Ausferti�gung des Haftbefehls zu übermitteln.

Ich lege meinen Vollstreckungstitel mit Zustellungsnachweisund Bescheinigung des Gerichtsvollziehers über die Erfolglosig�keit der Zwangsvollstreckung in das bewegliche körperlicheVermögen des Schuldners bei. Ich habe keine Kenntnis von an�deren Pfändungsmöglichkeiten.

Für den Fall, dass der Schuldner innerhalb der letzten drei Jahredie eidesstattliche Offenbarungsversicherung abgegeben hatoder Haftbefehl gegen ihn erlassen worden ist, soll dieser Antragals nicht gestellt gelten. In diesem Fall wird aber Abschrift desseinerzeitigen Vermögensverzeichnisses mit etwaigen weiterenUnterlagen erbeten.

Datum und Unterschrift des Gläubigers

138 § 78 Abs. 1 ZPO.

Page 169: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor dem Gerichtsvollzieher

170

Der Antrag kann aber auch – was empfehlenswert ist – kombiniertmit einem Sachpfändungsauftrag gestellt werden.

Mu s t e r : An t r a g a u f Ab g ab e d e r e i d e s s t a t t l i c h e nV e r s i c h e r u n g ( s o g . K o mb i au f t r a g )

In der folgenden Zwangsvollstreckungssache erhalten Sie dieZwangsvollstreckungsunterlagen mit dem Auftrag, wegen derGesamtforderung zuzüglich weiterer Zinsen und Kosten dieZwangsvollstreckung durchzuführen.

Gläubiger: Josef Scheibengraber, Ismaninger Str. 13, 81675München

Konto�Nr.: 1340127, BLZ: 701 207 00, Oberbank München

Schuldner: Franz�Xaver Kreuzer, Bodenseestr. 348/VI, 82345München

Forderung/Titel: Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts Mün�chen vom 01.08.2005, zugestellt am 04.08.2005 (Az: 4 B116/04)

Hauptforderung 4000,00 EURZinsen 5% über Basiszins hieraus seit 04.07.2005 35,44 EURVorgerichtliche Mahnkosten 15,00 EUR

Kosten des Mahnverfahrens 54,00 EURZinsen 5% über Basiszins hieraus seit 01.08.2005 0,08 EURGesamtforderung 4.089,52 EUR

zzgl. Zinsen ab dem 11.03.2006 in Höhe von 0,97 EUR täglich.Mit der Einräumung von Ratenzahlung bin ich einverstanden.Für den Fall der Durchsuchungsverweigerung (§ 807 Abs. 1 Nr. 3ZPO), der (teilweise) erfolglosen Sachpfändung (§ 807 Abs. 1Nr. 1 ZPO) oder des wiederholten Nichtantreffens des Schuld�ners (§ 807 Abs. 1 Nr. 4 ZPO) beauftrage ich Sie, einen Terminzur Abgabe der eidesstattlichen Offenbarungsversicherung zubestimmen und mich von diesem Termin zu verständigen.

Sollte der Schuldner zum Termin nicht erscheinen, beantrageich, Haftbefehl zur Erzwingung der Abgabe der eidesstattlichenVersicherung zu erlassen.

Datum und Unterschrift des Gläubigers

Page 170: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die eidesstattliche Offenbarungsversicherung F

171

Die Person des Schuldners ist im Antrag genau zu bezeichnen. Beijuristischen Personen (Aktiengesellschaften, Gesellschaften mit be-schränkter Haftung, eingetragenen Vereinen, Genossenschaften) hatderen gesetzlicher Vertreter die eidesstattliche Versicherung abzuge-ben.139 Die Abberufung des Geschäftsführers einer GmbH nachErlass eines Haftbefehls gegen diesen ändert nichts an seiner Ver-pflichtung zur Abgabe der Offenbarungsversicherung (LG Nürn-berg- Fürth in DGVZ 1994, 172). Für einen Minderjährigen hat dergesetzliche Vertreter die Offenbarungsversicherung abzugeben(§ 185a Nr. 1 Satz 2 GVGA).Zur Abgabe der Offenbarungsversicherung für die GmbH ist derzum Zeitpunkt des Termins bestellte Geschäftsführer verpflichtet,sofern nicht offensichtlich ist, dass der Geschäftsführer sein Amtniedergelegt hat, um der Verpflichtung zur Abgabe der Offenba-rungsversicherung zu entgehen (LG Aschaffenburg in DGVZ 1998,75; OLG Köln, JurBüro 2000, 599).Vielfach wird die Abgabe der eidesstattlichen Versicherung imGläubigerantrag auf einen bestimmten Teilbetrag der Forderungbeschränkt. Dies ist aber deshalb ohne besondere Bedeutung, weilsich die Wirkung der Versicherung naturgemäß auf den ganzenAnspruch erstreckt. Beschränkt ein Gläubiger seinen Antrag aufVerhaftung des Schuldners auf einen Teilbetrag der titulierten For-derung, so ist der Haftbefehl verbraucht, wenn der Schuldner dessenVollstreckung durch Zahlung abwendet.140 Für die Festsetzung derGerichtskosten ist der Streitwert vom Gericht frei zu schätzen (§ 3ZPO), wobei in der Regel die Höhe der Forderung, derentwegenfruchtlos gepfändet ist, zugrunde gelegt wird.141

139Der einzige Gesellschafter und Geschäftsführer einer GmbH kann sich dereidesstattlichen Versicherungsabgabe nicht dadurch entziehen, dass er seinAmt als Geschäftsführer niederlegt, ohne einen neuen Geschäftsführer zu be-stellen (OLG Frankfurt in JW 1926, 211).

140So zuletzt AG Bremen in JurBüro 1991, 131 m. w. N.

141Der Gläubiger ist übrigens nicht verpflichtet, dem Gerichtsvollzieher übervom Schuldner vor dem eidesstattlichen Versicherungs-Termin geleisteteZahlungen Nachricht zu geben. Vielmehr ist es Sache des Schuldners, dies voroder im Termin in geeigneter Weise geltend zu machen (siehe Herzig in Jur-Büro 1966 Sp. 996).

Page 171: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor dem Gerichtsvollzieher

172

Zuständig zur Abnahme der eidesstattlichen Versicherung ist der(die) Gerichtsvollzieher(in), in dessen Bezirk der Schuldner zur Zeitdes Eingangs des Antrags nach dem 1.1.1999 seinen Wohnsitz hat,in Ermangelung eines solchen das Gericht seines Aufenthaltsorts(§ 899 Abs. 1 ZPO). Bei der eidesstattlichen Versicherung einerjuristischen Person bestimmt sich die Zuständigkeit nicht nach demWohnsitz des zur Abgabe verpflichteten Vertreters, sondern nachdem Sitz der Gesellschaft (§ 17 ZPO). Die Zuständigkeit des Ge-richtsvollziehers ist eine ausschließliche (§ 802 ZPO analog). Dieeidesstattliche Versicherung vor einem örtlich unzuständigen Ge-richt ist gleichwohl wirksam.Der Gerichtsvollzieher hat von Amts wegen zu prüfen, ob die ausKapitel F 1.2 ersichtlichen Voraussetzungen für die Einleitung deseidesstattlichen Versicherungsverfahrens gegeben sind.142

Ist dies der Fall, so bestimmt der Gerichtsvollzieher einen nichtöf-fentlichen Termin zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung undlädt dazu den Schuldner von Amts wegen selbst,143 einer Mitteilungan seinen etwaigen Prozessbevollbemächtigten bedarf es nicht (§ 900Abs. 1 ZPO). Die Ladungsfrist beträgt drei Tage (§ 217 ZPO). DemGläubiger wird der Termin formlos mitgeteilt. In aller Regel wirddem Schuldner das Formular eines Vermögensverzeichnisses (sieheF 1.5) beigelegt mit der Aufforderung, dieses Verzeichnis bereitsausgefüllt zum Termin mitzubringen (§ 807 ZPO). Allerdings istdann vielfach festzustellen, dass dieses Formular unrichtig oderunvollständig ausgefüllt ist (siehe F 1.5).Der Gerichtsvollzieher kann, wenn ihm ein kombinierter Auftrag(siehe Muster F 1.3) erteilt wurde, dem Schuldner sofort die eides-stattliche Offenbarungsversicherung unmittelbar nach einemfruchtlosen Pfändungsanspruch abnehmen, wenn eine der Voraus-setzungen in Kapitel F 1.2 vorliegt. Schuldner und Gläubiger könnender sofortigen Abnahme widersprechen. Letzterer insbesondere,wenn er am Termin teilnehmen möchte. Dann setzt der Gerichts-vollzieher einen Termin fest, der nicht vor Ablauf von zwei undnicht nach vier Wochen angesetzt werden soll (§ 900 Abs. 2 ZPO).

142 § 185a Nr. 2 GVGA

143 § 214 ZPO, § 11 Nr. 2 Satz 3 GVGA.

Page 172: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die eidesstattliche Offenbarungsversicherung F

173

1.4 Der Offenbarungstermin

Erscheint der Schuldner in dem nach Kapitel F 1.3 zur Abnahme dereidesstattlichen Versicherung festgesetzten Termin und ist er zurVersicherung bereit, so hat er zu Protokoll an Eides statt zu versi-chern, dass er die von ihm verlangten Angaben nach bestem Wissenund Gewissen richtig und vollständig gemacht habe (§ 807 Abs. 3ZPO). Wissentlich falsche Abgabe der eidesstattlichen Versicherungwird mit Freiheitsstrafe von einem Monat bis zu drei Jahren odermit Geldstrafe bestraft (§ 156, wegen der Rechtslage bei rechtzeitigerBerichtigung der falschen eidesstattlichen Versicherung siehe § 158StGB). Auch fahrlässig falsche Versicherung ist strafbar (§ 163 StGB;Strafrahmen bis ein Jahr Freiheitsstrafe oder Geldstrafe).Für den Schuldner besteht die folgende Schutzvorschrift: Macht erglaubhaft (leere Versprechungen genügen nicht), dass er die Forde-rung des Gläubigers binnen einer Frist von sechs Monaten tilgenwerde, so kann das Gericht den Termin zur Abgabe der eidesstattli-chen Versicherung bis zu sechs Monaten vertagen. Weist derSchuldner in dem neuen Termin nach, dass er die Forderung min-destens zu drei Vierteln getilgt hat, kann der Rechtspfleger den Ter-min nochmals bis zu zwei Monaten vertagen.144

Der Beschluss, durchden der Vertagungsantrag abgelehnt wird, ist mit Erinnerung, da-nach mit sofortiger Beschwerde, anfechtbar. Gegen den Vertagungs-beschluss kann der Gläubiger Erinnerung bzw. sofortige Beschwerdeeinlegen (§§ 766, 793 ZPO). Die vorbehandelte Vorschrift stehteiner Vertagung auf Bewilligung des Gläubigers nicht entgegen145.Das Vollstreckungsgericht entscheidet nach pflichtgemäßem Er-messen darüber, ob bei Zustimmung des Gläubigers eine Termin-verlegung vorzunehmen ist. Einen Anspruch auf Terminänderunghat der Gläubiger nicht. Es soll nämlich vermieden werden, dass derGläubiger das Verfahren als Druckmittel und das Gericht als Mahn-gehilfen missbraucht.Hat der Schuldner Teilzahlung für die Vertagung zugesagt, so ziehtder Gerichtsvollzieher die Teilbeträge ein, wenn der Gläubiger hier-

144 Die Frist darf nicht von vornherein um die Nachfrist von zwei Monatenerweitert werden.

145 S. Zöller/Stöber, Rdn. 13 zu § 900.

Page 173: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor dem Gerichtsvollzieher

174

mit ausdrücklich einverstanden ist.146 Hat der Gläubiger sein Ein-verständnis nicht erklärt, muss der Schuldner selbst die Raten anden Gläubiger oder seinen bevollmächtigten Vertreter leisten.147 DerTermin zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung ist nicht öf-fentlich. Anwesenheit des Gläubigers ist nicht erforderlich, aber ausverschiedenen Gründen empfehlenswert. Der Gläubiger kann sichauch durch einen Bevollmächtigten vertreten lassen. Der Gläubigeroder sein Vertreter können Fragen an den Schuldner stellen, die seingegenwärtiges Aktivvermögen betreffen. Wird eine Frage vom Ge-richtsvollzieher nicht zugelassen, kann der Gläubiger dagegen Erin-nerung nach § 766 Abs. 2 ZPO einlegen.Der Schuldner kann die eidesstattliche Versicherung nur persönlichabgeben. Vor ihrer Abgabe hat der Rechtspfleger den Schuldner inangemessener Weise auf die Bedeutung der eidesstattlichen Versi-cherung hinzuweisen (§§ 478, 480 ZPO in Verbindung mit § 807Abs. 3 ZPO).

1.5 Das Vermögensverzeichnis

In dem formularmäßigen Vermögensverzeichnis hat der Schuldnersein gesamtes gegenwärtiges Aktivvermögen anzugeben, d. h. allegeldwerten Sachen und Rechte. Die Vermögenswerte sind möglichstgenau zu bezeichnen.148

Bei Forderungen und anderen Rechten sind Grund und Beweis-mittel anzuführen (§ 807 Abs. 1 ZPO). Bei beweglichen Sachen istder Ort ihrer Verwahrung anzugeben. Sachen, die nach § 811 Nr. 1und 2 ZPO der Pfändung offensichtlich nicht unterworfen sind,brauchen in dem Vermögensverzeichnis nicht angegeben werden, essei denn, dass eine Austauschpfändung in Betracht kommt. Anson-sten muss der Schuldner auch unpfändbare Gegenstände aufführen

146 § 900 Abs. 3 Satz 1 ZPO.

147 Zöller/Stöber, Rdn. 21 zu § 900.

148 Nach BGH in NJW 1955, 1236 erstreckt sich die eidesstattliche Versicherungdes Schuldners auch darauf, dass das Vermögensverzeichnis keine Gegenstän-de enthält, die in Wahrheit nicht zum Vermögen des Schuldners gehören. Dieeidesstattliche Versicherung umfasst auch die persönlichen Verhältnisse desSchuldners (BayObLG in NJW, 1957, 427).

Page 174: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die eidesstattliche Offenbarungsversicherung F

175

sowie künftige Forderungen und Rechte, soweit sie Gegenstand derZwangsvollstreckung sein können. Dies trifft z. B. auf künftige Pro-visionsforderungen für Warenverkäufe zu. Gegenstände, die zurSicherung übereignet sind, brauchen zwar als solche nicht angege-ben zu werden, wohl aber muss der Anspruch des Schuldners aufderen etwaige Rückübertragung in das Verzeichnis aufgenommenwerden. Bei Forderungen, die der Schuldner sicherungshalber aneinen anderen Gläubiger abgetreten hat, ist anzugeben, ob dieSchuld an diesen Gläubiger die Höhe der abgetretenen Forderungenerreicht. Forderungen, die an den Schuldner treuhänderisch abge-treten sind, müssen ebenfalls angegeben werden. Der Schuldnermuss auch ihm zwar nicht gehörende, aber in seinem Eigenbesitzstehende Sachen anführen.Sachen, die der Schuldner gekauft hat, die aber noch unter Eigen-tumsvorbehalt stehen, sind ebenfalls anzugeben. Auch demnächstwegen Wegfalls des Pfändungsschutzes nach § 811d ZPO pfändbarwerdende Sachen sind aufzuführen.Die Ausfüllung des Vermögensverzeichnisses durch Striche als aus-reichende Antwort ist zulässig, wenn die Striche zu Fragen gemachtwerden, die im Falle der Verneinung nur mit „nein“, „keine“ oder„nicht vorhanden“ beantwortet werden können.149

Unterhaltsansprüche an Dritte sind anzugeben, bei familienrechtli-chem Unterhalt ist jedoch nur das Bestehen des Anspruches zu nen-nen.150

Die falsche Beantwortung von Fragen des Vordrucks für das Vermö-gensverzeichnis kann nicht als unvollständig oder ungenau angese-hen werden und gibt dem Gläubiger nicht das Recht, eine Nachbes-serung des Verzeichnisses zu verlangen.151 Der Schuldner wird auchvon seiner Pflicht, ein unvollständiges oder ungenaues Vermögens-verzeichnis zu ergänzen und in einem vom Vollstreckungsgerichtbestimmten Termin neu eidesstattlich zu versichern, durch die

149 LG Essen in MDR 1972, 788 = Rpfleger 1972, 324.

150 LG Aachen in JurBüro 1990, 659.

151 LG Koblenz in MDR 1972, 1041 m. Anm. Schneider. Nachbesserung aber beiwidersprüchlichen Ausgaben, LG Krefeld in Rpfleger 1979, 146.

Page 175: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor dem Gerichtsvollzieher

176

schriftliche Vervollständigung seines versicherten Vermögensver-zeichnisses nicht befreit.152

Aus dem Verzeichnis müssen auch ersichtlich sein1. die in den letzten zwei Jahren vor dem ersten zur Abgabe der

eidesstattlichen Versicherung anberaumten Termin vorge-nommenen entgeltlichen Veräußerungen des Schuldners aneine nahestehende Person (§ 138 InsO zählt die nahestehendenPersonen auf: neben Ehegatten und bestimmten Verwandtenzählen dazu jetzt auch die so genannten Lebensgefährten, die inhäuslicher Gemeinschaft mit dem Schuldner leben, bei juristi-schen Personen z. B. auch die Geschäftsführer, Vorstände undAufsichtsorgane);

2. die in den letzten vier Jahren vor dem ersten zur Abgabe dereidesstattlichen Versicherung anberaumten Termin vomSchuldner vorgenommenen unentgeltlichen Verfügungen, so-fern sie nicht gebräuchliche Gelegenheitsgeschenke zum Ge-genstand hatten.153

Der Gerichtsvollzieher geht das vom Schuldner in den Termin mit-gebrachte Vermögensverzeichnis in allen Einzelheiten sorgfältigdurch und wird es in aller Regel zu ergänzen haben.154 Nimmt er dieeidesstattliche Versicherung ab, ohne nach Schuldgrund und Be-weismitteln der vom Schuldner angegebenen Forderungen zu fra-gen, so verletzt er fahrlässig seine Amtspflicht.155

Ist der Gläubiger im Termin anwesend, so wird er in der Regelmündlich die Erteilung einer Abschrift des Vermögensverzeichnisses

152 LG Berlin in Rpfleger 1973, 34 und LG Koblenz in MDR 1976, 150.

153 Bei einer gemischten Schenkung ist nur der unentgeltliche Teil maßgebend(BGHZ 30, 120).

154 Die Abgabe der eidesstattlichen Offenbarungsversicherung kann der Schuld-ner nicht dadurch umgehen, dass er vor einem Notar seine Vermögensver-hältnisse offenbart und die Vollständigkeit und Richtigkeit dort an Eides stattversichert (LG Detmold in Rpfleger 1987, 165).

155 Versäumt also der Gerichtsvollzieher eine erforderliche Klarstellung der imVermögensverzeichnis enthaltenen Angaben und scheitert hieran später einZugriff des Gläubigers, so ergeben sich u. U. Schadenersatzansprüche an denStaat (Art. 34 Grundgesetz,

Page 176: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die eidesstattliche Offenbarungsversicherung F

177

beantragen. Andernfalls kann er diesen Antrag schriftlich beim Ge-richtsvollzieher stellen.

M u s t e r : An f o r d e r u n g e i n e r Ab s c h r i f t d e s V e r mö �g e n s v e r z e i c h n i s s e s

In meiner Zwangsvollstreckungssache gegen … in …, hier wegenAbgabe einer eidesstattlichen Offenbarungsversicherung – Aktenzeichen M … – bitte ich um Mitteilung einer Abschrift desvom Schuldner aufgestellten Vermögensverzeichnisses, ggf. umErteilung einer Ausfertigung des gegen ihn erlassenen Haftbe�fehls.

Datum und Unterschrift des Gläubigers

Ist das Vermögensverzeichnis unvollständig, ungenau oder enthältes widersprüchliche Angaben, kann der Gläubiger Nachbenennungverlangen. Dann muss der Schuldner in einem für den Gläubigerkostenfreien Termin seine Angaben ergänzen.

1.6 Verweigerung der eidesstattlichen Versicherungdurch den Schuldner

1.6.1 Verweigerung durch Widerspruchserhebung im Termin

Der Schuldner kann im Termin zur Abgabe der eidesstattlichenVersicherung persönlich oder durch einen Prozessbevollmächtigtenbestreiten, zur Versicherung verpflichtet zu sein, etwa weil er sie inden letzten drei Jahren bereits abgegeben hat. Der Widerspruchkann nur im Termin erhoben werden. Ein schriftlich eingereichterWiderspruch ist unbeachtlich.156 Das Vollstreckungsgericht hat als-dann durch Beschluss zu entscheiden. Gegen ihn ist sofortige Be-schwerde zulässig; Frist zwei Wochen (§§ 793, 577 ZPO).Gibt das Gericht dem Widerspruch des Schuldners rechtskräftigstatt,157 so kann der Gläubiger ein neues eidesstattliches Versiche-rungsverfahren nur aufgrund neuer Tatsachen einleiten.

156 OLG Hamm in JurBüro 1983, 1891.

157 Hat der Gläubiger das Ruhen des Verfahrens beantragt, darf auch über einenWiderspruch des Schuldners nicht mehr entschieden werden (LG Krefeld inMDR 1972, 789).

Page 177: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor dem Gerichtsvollzieher

178

Weist dagegen das Gericht den Widerspruch des Schuldners nochim eidesstattlichen Termin ab, so braucht die Versicherung erst nachRechtskraft der Entscheidung zu erfolgen; das Vollstreckungsgerichtkann jedoch die Abgabe der eidesstattlichen Versicherung vor Ein-tritt der Rechtskraft anordnen, wenn bereits ein früherer Wider-spruch rechtskräftig verworfen ist oder wenn nach Vertagung imSinne der Ausführungen in Kapitel F 1.4 der Widerspruch auf Tatsa-chen gestützt wird, die zur Zeit des ersten Antrags auf Vertagungbereits eingetreten waren (§ 900 Abs. 4 ZPO).Weitere Gründe zur Widerspruchseinlegung durch den Schuldnerkönnen u. a. sein: Gläubiger habe auf Abgabe der eidesstattlichenVersicherung verzichtet, der Versicherung stehe § 765a ZPO – voll-streckungsrechtliche Generalklausel158 – entgegen. Einwendungengegen den vollstreckbaren Anspruch des Gläubigers selbst kann derSchuldner dagegen nicht im eidesstattlichen Versicherungsverfah-ren, sondern nur im Wege der Vollstreckungsgegenklage vor demProzessgericht des ersten Rechtszugs geltend machen (§§ 767 ff.ZPO).Der Widerspruch kann jedoch nicht darauf gestützt werden, derSchuldner gestatte nun die Durchsuchung seiner Wohn- und Ge-schäftsräume, denn § 807 Abs. 1 Nr. 3 ZPO verpflichtet den Schuld-ner zur Abgabe der Offenbarungsversicherung nach dem Ergebnisdes Vollstreckungsversuchs; eine spätere „Wiedergutmachung“ hebtdie Verpflichtung nicht auf.

1.6.2 Verweigerung der eidesstattlichen Versicherung durchNichterscheinen im Termin und Haftbefehl

Erscheint der Schuldner im Termin zur Abgabe der eidesstattlichenVersicherung nicht, so ordnet das Gericht (Richter; siehe § 4 Abs. 2Nr. 2 RpflG) auf Antrag des Gläubigers (der meist gleichzeitig mitdem Antrag auf Abgabe der eidesstattlichen Versicherung gestelltwird; siehe F 1.3, Muster: Antrag auf Abgabe der eidesstattlichen

158 S. zur Anwendung dieser Vorschrift bei der eidesstattlichen VersicherungOLG Hamm in NJW 1968, 2247, OLG Köln in Rpfleger 1969, 173, LG Mün-chen I in RPfleger 1974, 371.

Page 178: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die eidesstattliche Offenbarungsversicherung F

179

Versicherung (kombiniert)159 zur Erzwingung der eidesstattlichenVersicherung die Haft an,160 sofern der Schuldner ordnungsmäßiggeladen war und sein Ausbleiben im Termin nicht ausreichend ent-schuldigt hat. Als Entschuldigung kann eine nachgewiesene Erkran-kung dienen. Bei Gehunfähigkeit kann Terminanberaumung in derWohnung des Schuldners oder im Krankenhaus erfolgen. Das Glei-che ist dann der Fall, wenn der Schuldner zwar im Termin erscheint,die Abgabe der eidesstattlichen Versicherung aber grundlos verwei-gert (§ 901 ZPO). Die Offenbarungshaft verletzt nicht den Grund-satz der Verhältnismäßigkeit und demgemäß auch nicht das Grund-recht der Freiheit der Person. Sie ist verfassungsgemäß.161

Die Haftanordnung ergeht als gerichtlicher Beschluss. Er wird demGläubiger formlos in Ausfertigung mitgeteilt.162

Die Vollstreckung des Haftbefehls erfolgt auf Antrag des Gläubigersdurch den Gerichtsvollzieher, der dem Schuldner bei der Verhaftungden Haftbefehl in beglaubigter Abschrift zu übergeben hat (§ 909ZPO) und im Besitz des gegen ihn gerichteten vollstreckbaren Titelssein muss. Die Vollziehung des Haftbefehls ist unstatthaft, wenn seitdem Tag, an dem der Haftbefehl erlassen wurde, drei Jahre vergan-gen sind.163

Hat der Gläubiger den Haftauftrag auf einen Teil der im Haftbefehlbeziehenden Forderung beschränkt, unterbleibt die Verhaftung,wenn der Schuldner den Teilbetrag bezahlt. Der Haftbefehl ist abernicht verbraucht.164 Einer Zustellung des Haftbefehls vor seiner Voll-ziehung bedarf es nicht.165

159 Über Einzelheiten zum Haftbefehlsantrag des Gläubigers siehe Zöller/Stöber,Rdn. 4 zu § 901. Der Gläubiger kann nachträglich auf die Rechte aus dem vonihm erwirkten Haftbefehl verzichten (LG Berlin in DGVZ 1967, 107).

160 Der zur Erzwingung der eidesstattlichen Versicherung erlassene Haftbefehlmuss nach LG Kassel in DGVZ 1972, 46 die Angabe enthalten, ob die eides-stattliche Versicherung gemäß § 807 ZPO (das hier behandelte Verfahren)oder gemäß § 903 ZPO (wiederholte eidesstattliche Versicherung) folgen soll.

161 BVerfG in RPfleger 1983, 80 = NJW 1983, 559.

162 Eine Benachrichtigung des Schuldners erfolgt nicht.

163 § 909 Abs. 2 ZPO.

164 S. zuletzt AG Wiesbaden in DGVZ 1997, 141.

165 § 901 Satz 3 ZPO.

Page 179: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor dem Gerichtsvollzieher

180

Mu s t e r : An t r a g a u f V o l l s t r e c ku n g d e s Ha f t b e f e h l sAufgrund des angeschlossenen Haftbefehls des Amtsgerichts …vom … (Aktenzeichen M …) beantrage ich dessen Vollstreckunggegenüber meinem Schuldner … in … Der Vollstreckungstitel istebenfalls beigefügt.

Datum und Unterschrift des Gläubigers

Die Annahme einer Teilzahlung, die der Schuldner vor einer Ver-haftung leisten will, kann der Gerichtsvollzieher nicht ablehnen.166

Der verhaftete Schuldner kann zu jeder Zeit bei dem zuständigenGerichtsvollzieher des Amtsgerichts des Haftorts (das ist in der Regelauch der, der die Verhaftung durchführt) verlangen, ihm die eides-stattliche Offenbarungsversicherung abzunehmen.167 Es wird alsokeine Einlieferung eines abgabebereiten Schuldners in die Justiz-vollzugsanstalten mehr geben, da dem Verlangen des Schuldnersohne Verzug stattzugeben ist. Dem Gläubiger ist die Teilnahme ander Offenbarungsversicherung zu ermöglichen, wenn er dies bean-tragt hat und die Versicherung ohne Verzug abgenommen werdenkann (§ 902 Abs. 1 Satz 2, 3 ZPO).Wenn der Schuldner vollständige Angaben nicht machen kann, weiler die dazu notwendigen Unterlagen nicht bei sich hat, so kann derGerichtsvollzieher einen neuen Termin bestimmen und die Vollzie-hung des Haftbefehls aussetzen (§ 902 Abs. 3 ZPO).Bei Fluchtgefahr oder Böswilligkeit des Schuldners wird der Ge-richtsvollzieher von seinem Ermessen („kann“) dahin Gebrauchmachen, dass er eben Haftbefehl nicht aussetzt.Die Dauer der Haft darf sechs Monate nicht übersteigen. Nach Ab-lauf dieser Zeit ist der Schuldner von Amts wegen zu entlassen.168

Der Schuldner kann während der Haft jederzeit beim Amtsgericht

166 Der Gläubiger kann dem Gerichtsvollzieher nicht untersagen, bei der Voll-streckung eines Haftbefehls Teilzahlungen des Schuldners entgegenzunehmen(LG Kassel in DGVZ 1973, 23).

167 § 902 Abs. 1 Satz1 ZPO.

168 Ist während der Offenbarungshaft des Schuldners ein diesem gehörenderHund zu versorgen, so hat der Gläubiger für die hierdurch entstehenden Ko-sten einen angemessenen Vorschuss zu leisten (AG Oldenburg in DGVZ 1991,174).

Page 180: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die eidesstattliche Offenbarungsversicherung F

181

beantragen, die eidesstattliche Versicherung abzunehmen, und da-durch seine Haft beendigen (§ 902 ZPO). Bei Vorführung des ver-hafteten Schuldners ist der Gläubiger tunlichst von der bevorstehen-den Abnahme der eidesstattlichen Versicherung (evtl. telefonisch)zu verständigen. Einen Haftkostenvorschuss braucht der Gläubigerseit 1.7.1979 nicht mehr zu leisten.169

Gegen den Schuldner, der ohne sein Zutun auf Antrag des Gläubi-gers aus der Haft entlassen ist, findet auf Antrag desselben Gläubi-gers eine Erneuerung der Haft nicht statt (§ 911 ZPO).170

Der Gläubiger ist dann, wenn gegen seinen Schuldner ein Haftbefehlergangen ist, nicht darauf beschränkt, diesen Haftbefehl zu voll-strecken. Vielmehr hat er auch einen Anspruch darauf, dass aufseinen Antrag ein neuer Termin zur Abgabe der eidesstattlichenVersicherung durch den Schuldner anberaumt wird.171 Der Gläubi-ger kann und darf auch jederzeit den Gerichtsvollzieher beauftragen,den Haftbefehl dem Schuldner nur zuzustellen, ohne ihn gleich zuverhaften.172 Den Aufenthaltsort des Schuldners hat der Gerichtsvoll-zieher nicht zu ermitteln;173 vielmehr hat der Gläubiger dem Ge-richtsvollzieher entsprechende Hinweise zu geben.Das eidesstattliche Versicherungsverfahren wird gegenstandslos,wenn der Schuldner in einer anderen Sache die eidesstattliche Of-fenbarungsversicherung abgibt. Ein bereits ergangener Haftbefehl istin einem solchen Fall vom Gericht auf Antrag des Schuldners aufzu-heben.174 Durch die Abgabe der eidesstattlichen Versicherung wird

169 Der Haftkostenvorschuss war bis 1.7.1979 Voraussetzung für die Verhaftunggem. § 909 ZPO.

170 Das bedeutet, dass eine nochmalige Verhaftung des Schuldners in demselbenVollstreckungsverfahren nach Haftentlassung unzulässig ist.

171 So LG Aachen in MDR 1956, 45, LG Dortmund in MDR 1954, 490; Schuma-cher in NJW 1957, 290 und in BB 1958, 1289; gegenteiliger Ansicht allerdingsLG Berlin in JR 1957, 263, LG Darmstadt in MDR 1961, 239, LG Düsseldorf inMDR 1961, 62, LG Essen in Rpfleger 1961, 307, LG Stade in NJW 1954, 1614,AG Bonn in MDR 1958, 245.

172 LG Ulm in NJW 1963, 867.

173 AG Minden in DGVZ 1997, 191.

174 LG München in MDR 1964, 156, Noack in MDR 1969, 525.

Page 181: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor dem Gerichtsvollzieher

182

mithin jeder vor der Abgabe gegen den Schuldner ergangene Haft-befehl verbraucht und die Vollstreckung eines solchen unzulässig.

1.7 Wirkungen der Abgabe der eidesstattlichen Ver�sicherung und des Haftbefehls (Schuldnerver�zeichnis)

1.7.1 Eintragung in das Schuldnerverzeichnis

Schuldner, die vor dem Vollstreckungsgericht die eidesstattlicheVersicherung abgegeben haben oder gegen welche die Haft ange-ordnet – wenn auch nicht vollstreckt – worden ist, sind vom Voll-streckungsgericht von Amts wegen in ein besonderes Verzeichnis(Schuldnerverzeichnis, schwarze Liste) einzutragen. Der Gerichts-vollzieher hat die von ihm abgenommene eidesstattliche Offenba-rungsversicherung unverzüglich bei dem Vollstreckungsgericht zuhinterlegen und dem Gläubiger eine Abschrift zuzuleiten (§ 900Abs. 5 ZPO). In das Verzeichnis werden auch Personen aufgenom-men, die die eidesstattliche Versicherung nach § 284 AO vor einerFinanzbehörde abgegeben haben. Im Verzeichnis ist auch die Voll-streckung der Haft zu vermerken, wenn sie sechs Monate (Höchst-dauer, siehe F 1.6.2) gedauert hat (§ 915 Abs. 1, Satz 3 ZPO). Beieiner juristischen Person ist diese, nicht ihr Vertreter, in das Ver-zeichnis einzutragen. Während früher jedermann ohne Nachweiseines rechtlichen Interesses Auskunft aus dem Schuldnerverzeichniserhalten konnte, gilt seit 1.1.1995175 Folgendes (§ 915 Abs. 3 ZPO):Personenbezogene Informationen aus dem Schuldnerverzeichnisdürfen nur● für Zwecke der Zwangsvollstreckung, sowie um gesetzliche

Pflichten zur Prüfung der wirtschaftlichen Zuverlässigkeit zu er-füllen,

● um Voraussetzungen für die Gewährung von öffentlichen Lei-stungen zu prüfen oder

175 Näher zu Einzelfragen Lappe in NJW 1994, 3067.

Page 182: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die eidesstattliche Offenbarungsversicherung F

183

● um wirtschaftliche Nachteile abzuwenden, die daraus entstehenkönnen, dass Schuldner ihren Zahlungsverpflichtungen nichtnachkommen oder soweit dies

● zur Verfolgung von Straftaten erforderlich ist (z. B. bei Verdachtdes Eingehungsbetrugs)

verwendet werden.Der Urkundsbeamte der Geschäftsstelle des Vollstreckungsgerichtserteilt auf Antrag Auskunft, welche Angaben über eine bestimmtePerson in dem Schuldnerverzeichnis eingetragen sind, wenn darge-legt wird, dass die Auskunft für einen in § 915 Abs. 3 ZPO bezeich-neten Zweck erforderlich ist (§ 915b Abs. 1 ZPO).Die – schriftliche oder mündliche – Auskunft wird kostenfrei er-teilt.176

M u s t e r : Au s ku n f t a u s Sc h u l d n e r v e r z e i c h n i sAn das Amtsgericht – Vollstreckungsgericht –München

Sehr geehrte Damen und Herren,ich bitte um Auskunft, ob im dortigen Schuldnerverzeichnis einEintrag über die Abgabe einer eidesstattlichen Offenbarungs�versicherung oder über Haftanordnung bezüglich Herrn FranzSchwarzenberger enthalten ist und von wann der Eintragstammt.

Ich benötige die Auskunft zu Zwecken der Zwangsvollstreckung,denn ich habe einen gegen Herrn Schwarzenberger gerichtetenVollstreckungsbescheid des Amtsgerichts Coburg, Az. 13 B11713/06.

Mit freundlichem Gruß

Neben Einzelauskünften können Abdrucke aus dem Schuldnerver-zeichnis auch zum laufenden Bezug erteilt werden (§ 915d ZPO).Solche Abdrucke erhalten die Industrie- und Handelskammern undandere öffentlich-rechtliche Kammern, wie z. B. Handwerks- undRechtsanwaltskammern sowie Antragsteller, die Abdrucke zur Er-

176 Zur Weitergabe der Abdrucke in Listen siehe 915 f ZPO.

Page 183: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor dem Gerichtsvollzieher

184

richtung und Führung zentraler bundesweiter oder regionalerSchuldnerverzeichnisse verwenden.177

1.7.2 Löschung im Schuldnerverzeichnis

Für die Löschung der Eintragungen im Schuldnerverzeichnis ist imGegensatz zu früher kein Antrag mehr erforderlich.Entweder erfolgt die Löschung von Amts wegen nach Ablauf vondrei Jahren seit dem Ende des Jahres, in dem die eidesstattlicheVersicherung abgegeben, die Haft angeordnet oder die sechsmonati-ge Haftvollstreckung beendet worden ist (Löschung wegen Fristab-laufs, § 915a Abs. 1 ZPO) oder vorzeitig, wenn● die Befriedigung des Gläubigers nachgewiesen worden oder● der Wegfall des Eintragungsgrunds dem Vollstreckungsgericht

bekannt geworden ist (z. B. Aufhebung des vorläufig vollstreckba-ren Titels, Unzulässigkeit der Zwangsvollstreckung aus dem Ti-tel).

Gegen die Entscheidungen über Eintragungen, Löschungen undAuskunftsersuchen ist eine Beschwerde nicht statthaft (§ 915cZPO). Es kann jedoch gegen Vollstreckungsmaßnahmen, wie z. B.die Eintragung durch den Urkundsbeamten und gegen die Ableh-nung eines Auskunftsersuchens Erinnerung an den Richter eingelegtwerden (§ 576 ZPO).Gegen die Entscheidung des Rechtspflegers, der vorzeitige Löschung(§ 915a Abs. 2) anordnet, ist die befristete (zwei Wochen!) Erinne-rung nach § 11 Abs. 2 RpflG möglich. Ihr kann der Rechtspflegerabhelfen (§ 11 Abs. 2 S. 2 RpflG); wenn nicht, entscheidet der Rich-ter (§ 11 Abs. 2 S. 3 RpflG). Beschwerde ist ausgeschlossen.

1.7.3 Wegfall weiterer Versicherungsabgabepflicht innerhalbvon drei Jahren

Ein Schuldner, der die eidesstattliche Versicherung abgegeben unddabei ein vollständiges Vermögensverzeichnis vorgelegt hat, ist,sofern die Abgabe im Schuldnerverzeichnis noch nicht gelöscht ist(siehe F 1.7.2), einem anderen Gläubiger gegenüber zur nochmali-gen eidesstattlichen Versicherung (also zur erneuten Aufstellung

177 Lappe in NJW 1994, 3068.

Page 184: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die eidesstattliche Auskunftsversicherung F

185

eines Vermögensverzeichnisses) innerhalb der nächsten drei Jahregrundsätzlich nicht verpflichtet (§ 903 ZPO).

1.8 Die Kosten der eidesstattlichen Offenbarungs�versicherung

Die Gebühr für das Verfahren über den Antrag auf Abnahme dereidesstattlichen Versicherung beträgt einheitlich 30 EUR (KV Nr.2113). Hinzu kommen 5,62 EUR für die Vorladung des Schuldnersper Zustellung. Zu Einzelheiten siehe B 5.2.Die Erteilung einer Abschrift eines mit eidesstattlicher Versicherungabgegebenen Verzeichnisses einschließlich der Niederschrift über dieAbgabe der eidesstattlichen Versicherung kostet 15 EUR für jedenDrittgläubiger (Nrn. 2114 KV).Das Nachbesserungsverfahren (siehe dazu 1.5 am Ende) ist mangelseines Kostentatbestands im Kostenverzeichnis – auch für einen neu-en Gläubiger – kostenfrei (LG Deggendorf, JurBüro 2003, 159; LGFrankenthal in JurBüro 1992, 502; Zöller/Stöber, Rdn. 16 zu § 903).

2 Die eidesstattliche AuskunftsversicherungNach Pfändung und Überweisung einer Geldforderung hat derGläubiger das Recht, vom Schuldner die zur Geltendmachung derForderung nötige Auskunft zu verlangen (siehe D 1.2). Das Aus-kunftsrecht besteht selbstständig neben dem Auskunftsrecht gegenden Drittschuldner nach § 840 ZPO auf Beantwortung der dortgenannten drei Fragen (siehe D 2.3). Während Letzteres der Erkun-digung des Gläubigers über seine Befriedigungsaussichten dient, sollihm Ersteres die Geltendmachung der Forderung gegen den Dritt-schuldner ermöglichen.Das Auskunftsrecht besteht erst nach Überweisung gemäß § 835ZPO, also nicht schon nach bloßer Pfändung wie im Fall der Vor-pfändung, der Sicherungsvollstreckung und der Arrestvollziehung.Der Gläubiger, dem die verlangte Auskunft (zum Umfang siehe D1.2) vom Schuldner in angemessener Frist nicht erteilt wird, kannden Gerichtsvollzieher beauftragen, den Schuldner vorzuladen und

Page 185: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor dem Gerichtsvollzieher

186

ihn aufzufordern, die benötigte Auskunft zu erteilen und sie anEides statt zu versichern (§ 899 Abs. 1 ZPO). Mit dem Auftrag sinddem Gerichtsvollzieher vorzulegen (§ 185l GVGA):● der Vollstreckungstitel mit Zustellungsnachweis,● eine Forderungsaufstellung,● eine Ausfertigung des zugestellten Pfändungs- und Überwei-

sungsbeschlusses,● eine Abschrift des Schreibens, in dem er den Schuldner unter

Fristsetzung zur Erteilung der Auskunft aufgefordert hat sowie● eine Erklärung, dass der Schuldner die Auskunft nicht erteilt hat.

Der Schuldner hat im Termin vor dem Gerichtsvollzieher nachBelehrung zu versichern, dass er die von ihm verlangte Auskunftnach bestem Wissen und Gewissen richtig und vollständig erteilthat. Die Vorschriften über das Verfahren zur Abnahme der eides-stattlichen Offenbarungsversicherung (siehe F 1.3) sind entspre-chend anzuwenden, d. h. der Schuldner kann bei ungerechtfertigterVerweigerung der Auskunftsversicherung bis zu sechs Monaten inHaft genommen werden.Ist die dem anwesenden Gläubiger unmittelbar erteilte oder zuProtokoll gegebene Auskunft nicht vollständig oder unklar, kommtauch hier, wie bei der Offenbarungsversicherung, eine Nachbesse-rung in Betracht (Stöber, Forderungspfändung, Rdn. 622a).Das Nachbesserungsverfahren stellt die Fortsetzung des ursprüngli-chen, mangelhaften Verfahrens dar und ist kostenfrei. Es ist lediglicheine Zustellgebühr für die Vorladung des Schuldners zu entrichten.

Muste r : Au s kunf t s ch re i ben de s P fändun gsg l äub i ge r san den Schu ldne r be i L ohnpf ändung 178

Sehr geehrter Herr Mayer,

nach Pfändung und Überweisung Ihrer Lohnforderung steht mirein gesetzlicher Auskunftsanspruch nach § 836 Abs. 3 der Zivil�prozessordnung zu, der Sie verpflichtet, die mir zur Geltendma�

178 gebilligt vom AG Sigmaringen, DGVZ 2000, 190; AG Rosenheim, JurBüro2002einschränkend LG Hildesheim, DGVZ 2001, 87; siehe ferner Stöber,MDR 2001, 301 ff und Wertenbruch, DGVZ 2001, 65 sowie Zöller/Stöber,Rdn. 15 zu § 836

Page 186: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die eidesstattliche Auskunftsversicherung F

187

chung der Forderung nötige Auskunft zu erteilen. Ich bitte Siedaher, mir bis spätestens … (Zweiwochenfrist) folgende Fragenschriftlich zu beantworten:

1. Wie hoch ist Ihr monatliches Brutto� und Nettoeinkommen?2. In welcher Steuerklasse versteuern Sie Ihr Arbeitseinkommen?3. Erhalten Sie neben Ihrem Barlohn auch Sachzuwendungen von

Ihrem Arbeitgeber? In welcher Form und in welchem Umfang(Firmenwagen, freie Kost und Logis, Firmen� bzw. Dienstwoh�nung)? Zum Firmenwagen: Marke, Typ, Baujahr, Kilometerstand?

4. Falls Ihr Ehegatte berufstätig ist: Wie hoch ist das monatlicheNettoeinkommen?

5. Wird von Ihrem Arbeitgeber zu Ihren Gunsten eine betrieblicheAltersversorgung in Form einer Direktversicherung geführt? Wennja, bei welcher Versicherungsgesellschaft?

6. Haben Sie Teile Ihres Arbeitseinkommens abgetreten? Wann, anwen (Name und Anschrift),wofür? Falls zur Rückzahlung einesDarlehens: Wie hoch sind die monatlichen Tilgungsraten und wieviel ist derzeit noch nicht getilgt?

7. Falls Sie getrennt leben oder geschieden sind: Wie viel Unterhaltim Monat sind Sie zu zahlen verpflichtet? Leisten Sie den Unter�halt tatsächlich?

8. Sind Sie Kindern gegenüber unterhaltspflichtig? Wie alt sind dieKinder? Welchen monatlichen Unterhalt zahlen Sie für die Kindertatsächlich? Stehen die Kinder in Ausbildung? Wie viel Ausbil�dungsvergütung erhalten sie netto pro Monat? Leisten die KinderWehr� oder Ersatzdienst?

9. Ist Ihr Arbeitseinkommen bereits gepfändet? Falls ja: Von wel�chem Gläubiger (Name, Anschrift), durch welches Gericht oderwelche Behörde (Beschlussdatum und Aktenzeichen), für welcheGläubigerforderung (Betrag, Zinsen, Kosten)? Wie hoch ist dernoch geschuldete Restbetrag?

Ich weise Sie darauf hin, dass Sie für den Fall, dass Sie die Fra�gen nicht innerhalb der obigen Frist beantworten, auf meinenAntrag hin verpflichtet sind, sie zu Protokoll des Gerichtsvollzie�hers zu beantworten und ihre Richtigkeit an Eides statt zu versi�chern. Bei unentschuldigtem Fernbleiben zum Termin müssenSie mit dem Erlass eines Haftbefehls rechnen. Dem allen könnenSie dadurch entgehen, dass Sie mir die Schulden zahlen.

Ich bin auch bereit, Ihnen angemessene Ratenzahlung einzu�räumen.

Mit freundlichen Grüßen

Page 187: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor dem Gerichtsvollzieher

188

Anmerkungen zu den Fragen im Auskunftschreiben an denSchuldner:Zu 1.: Sie dient zur Überprüfung, ob der vom Arbeitgeber als

Drittschuldner abgeführte Betrag richtig errechnet ist.Zu 2.: Auch die Vorteile der Ehegattenbesteuerung unterliegen der

Pfändung, siehe dazu LG Köln, Rpfleger 1996, 120; AG Köln,JurBüro 1997, 158 mit Rechenbeispiel und AG Bremen, Jur-Büro 1997, 659 mit Pfändungsformel; OLG Köln, Rpfleger2000, 223 und zuletzt LG Essen, JurBüro 2000, 547. Ein-schränkend LG Osnabrück, NJW-RR 2000, 1216).

Zu 3.: Siehe dazu § 850e Nr. 3 ZPO.Zu 4.: Dient der Vorbereitung eines Antrags nach § 850c Abs. 4

ZPO.Zu 5.: Dient der Vorbereitung einer Pfändung der Ansprüche aus

der Direktversicherung. Siehe dazu Stöber, Forderungspfän-dung, Rdn. 892a.

Zu 6.: Dient zur eventuellen Pfändung des Rückabtretungsan-spruchs. Anschaulich dazu LG Münster, Rpfleger 1991, 379und ferner KG, DGVZ 1981, 75).

Zu 7.: Siehe dazu LG Augsburg, JurBüro 1998, 490; LG Bremen,JurBüro 1998, 211 und LG Osnabrück, FamZR 1999, 1001.

Zu 8.: Dient der Vorbereitung eines Antrags nach § 850c Abs. 4ZPO.

Zu 9.: Dient zur Information über die Chancen der Lohnpfändung.

Bei der Kontenpfändung kann folgende Auskunft vom Schuldnerverlangt werden:● Wie hoch ist der derzeitige Kontostand bei den einzelnen Kon-

ten? Werden die Konten geführt als Einzelkonto, Oder-Kontooder Und-Konto?

● Wird auf ein Konto (Welches? Mit welcher Kontonummer?)Arbeitseinkommen wiederkehrend überwiesen? Wann und inwelcher Höhe?

● Werden Sozialgeldleistungen (Arbeitslosengeld, -hilfe, Renten,Pensionen usw.) wiederkehrend überwiesen?

● Wenn ja, auf welchem Konto (Nummer)? Wann und in welcherHöhe?

Page 188: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Die eidesstattliche Herausgabeversicherung F

189

● Besteht eine Kreditzusage oder ein Dispokredit? Ist der Kreditzweckgebunden? In welcher Höhe ist Kredit eingeräumt?

● Wie lauten die Kontonummern der einzelnen Konten, insbeson-dere der Sparkonten?

● Wo befinden sich die Sparbücher?● In welcher Höhe und aus welchem Grund hat die Bank (Spar-

kasse) derzeit noch Forderungen gegen Sie?

3 Die eidesstattliche Herausgabeversiche�rung

Neben dem oben in Kapitel F 2 behandelten Auskunftsanspruchsteht dem Gläubiger nach Überweisung einer Geldforderung davonunabhängig ein Anspruch auf Herausgabe der über die Forderungvorhandenen Urkunden zu (§ 836 Abs. 3 ZPO).Der Begriff der „über die Forderung vorhandenen Urkunden“ wirdweit gefasst. Neben den in Kapitel D 1.2 genannten Urkunden fallendarunter vor allem die fortlaufenden Lohn- und Gehaltsabrech-nungen, mit deren Hilfe der Gläubiger das genaue Arbeitseinkom-men des Schuldners feststellen und prüfen kann, welcher Teil davonpfändbar ist (siehe Anhang, Lohnpfändungstabelle) und ob derArbeitgeber als Drittschuldner den korrekten Betrag an ihn abführt.Für die Vorlage der laufenden Lohnabrechnungen bis zur Befriedi-gung des Gläubigers sprachen sich aus: OLG Hamm in DGVZ 1994,188, LG Köln in JurBüro 1996, 439, LG Augsburg in JurBüro 1996,386, LG Heidelberg in JurBüro 1995, 383, LG Karlsruhe in JurBüro1995, 382 und LG Paderborn in JurBüro 1995, 382.Das Landgericht Koblenz in DGVZ 1997, 12 hält den Schuldnerdarüber hinaus für verpflichtet, auch die Lohnabrechnungen derletzten drei Monate dem Gläubiger vorzulegen. Nach Auffassung desLandgerichts Verden (JurBüro 2004, 498) muss der Schuldner sogardie Lohnabrechnungen für die letzten sechs Monate vor Pfändungs-zustellung herausgeben. Gleiches gilt auch für Rentenbescheide, sodas LG Leipzig, Rpfleger 2005, 96.Herausgabetitel ist dabei der das Arbeitseinkommen betreffendePfändungs- und Überweisungsbeschluss. Es ist zweckmäßig, dass

Page 189: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

F Die drei eidesstattlichen Versicherungen vor dem Gerichtsvollzieher

190

der Gläubiger zusammen mit dem Pfändungsantrag beim Vollstre-ckungsgericht beantragt, die Herausgabe der Lohnzettel an denGläubiger oder den von ihm beauftragten Gerichtsvollzieher anzu-ordnen. Die Anordnung kann auch nachträglich durch Ergänzungs-beschluss erfolgen.Sind die Urkunden nicht auffindbar, was durch Protokollabschriftdes mit der Wegnahme beauftragten Gerichtsvollziehers (§ 179 Nr. 6GVGA) nachgewiesen werden kann, so ist der Schuldner auf Antragdes Gläubigers vom Gerichtsvollzieher vorzuladen (§ 899 Abs. 1ZPO). Er hat im Termin an Eides statt zu versichern, dass er dieSache nicht besitze und auch nicht wisse, wo die Sache sich befin-de. Die Pflicht zur eidesstattlichen Versicherung gilt auch für alleVollstreckungstitel, die auf Herausgabe, Übereignung oder Rückga-be bestimmter Sachen lauten. Die Verfahrensvorschriften für dieAbnahme der eidesstattlichen Offenbarungsversicherung sind auchhier entsprechend anzuwenden (siehe F 1.3; § 185m Nr. 1 GVGA).

Page 190: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

191

G Schuldnertricks und Schuldner�strategien

1 AllgemeinesEine Reihe vor einiger Zeit erschienener Ratgeber befasst sich zu-nächst mit der Frage, wie man die Bezahlung ausstehender Rechnun-gen soweit als möglich hinauszögert oder gar ganz vereiteln kann.Durch „Rechnungsverschleppspiele“ und „Versteckspiele“ bei Rech-nung und Mahnung soll der Schuldner in die Lage versetzt werden,die Abwicklung seiner Schulden selbst zu bestimmen, Zeit zu ge-winnen, den Gläubiger zu verunsichern und ihm schließlich dasGesetz des Handelns aus der Hand zu nehmen.Dabei werden auch Ratschläge gegeben, wie man mit von Gläubi-gern beauftragten Inkassobüros und Rechtsanwälten sowie Rechts-beiständen – als „Aasgeier der Gläubiger“ und „Inkassomafia“ be-zeichnet – umgehen soll.Das Problem für den Gläubiger besteht darin, die Spreu vom Wei-zen zu scheiden, d. h., die tatsächlich unverschuldet oder doch nurwegen Überschätzung der eigenen finanziellen Möglichkeiten in Notgeratenen Schuldner von denen zu trennen, die von vornherein„kreativ Schulden machen“, um sie dann möglichst lange oderüberhaupt nicht zu bezahlen. Diese Unterscheidung muss der Gläu-biger nach Lage des Einzelfalles selbst treffen. Wichtig für ihn ist esin jedem Fall aber, die Rezepte zu kennen, die in den einschlägigenRatgebern für ein „schuldenbelastetes und trotzdem sorgenfreiesLeben“ nach dem Motto gegeben werden: Nicht das eigene Leben(durch Konsumverzicht) einschränken, sondern den Gläubiger.Ist das Gläubiger-Schuldner-Verhältnis bereits in das Stadium desGerichtsverfahrens (Mahnverfahren und Klage) gelangt, so wirdauch hier in erster Linie Verzögerungstaktik empfohlen (die „Anti-Mahnbescheid-Taktik“, „Mahnbescheide sind zum Widerspruch

Page 191: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

G Schuldnertricks und Schuldnerstrategien

192

erheben da“, „Sich-suchen-lassen ist eine der schönsten Variantendes Geldmachens“, die „Anti-Klage-Strategie“).Auch hier wird der Gläubiger den zahlungsunwilligen Schuldner,der die Sache als eine Art Sport betreibt und ihn durch fortwähren-des Bereiten von Schwierigkeiten zur Aufgabe mindestens eines Teilsseiner berechtigten Forderung, wenn nicht gar zur völligen Resigna-tion zwingen will, von demjenigen Schuldner unterscheiden, dersich aus einer echten Notlage befreien will und um Stundung undTeilzahlung mit bescheidenen Raten bittet.Im Bereich der Vollstreckung nach Vorliegen eines Titels ist dieKonfrontation zwischen Gläubiger und Schuldner am härtesten,denn dann geht es beim Schuldner „ans Eingemachte“.Hier bieten die Ratgeber Tipps zur „vorausschauenden Wertsiche-rung“, „Verzögerungstaktik bei der Sachpfändung („Der Gerichts-vollzieher kommt und geht auch wieder“) und der EidesstattlichenVermögensoffenbarung“.Bei der Forderungspfändung wird eingestanden, dass gegen sie nichtmehr viel zu machen ist. Allerdings werden auch hier noch einigeVerschleierungs- und Verschiebungsmöglichkeiten beim Arbeitsein-kommen und bei der Kontenpfändung aufgezeigt. Als Alternativewird die Verlegung des Wohnsitzes an die Côte d‘Azur angeboten,was im Hinblick auf das Gerichtsstand- und Vollstreckungsüberein-kommen der Europäischen Gemeinschaft jedoch wenig nützendürfte. Für den ehrlichen Schuldner, der eines Tages aus der ganzenMisere herauskommen und wieder ein normales Leben führenmöchte, wird, abgesehen von einigen Hinweisen auf den Rechts-schutz, kaum etwas Vernünftiges angeboten; dagegen liefern dieseRatgeber demjenigen, der dem Gläubiger Ärger bereiten will, eineMenge Ideen.

2 Ausgewählte Schuldnertricks

2.1 Unbekannt verzogen

Wenn es ans Zahlen geht, ist der Schuldner plötzlich nicht mehr zuerreichen: er ist unbekannt verzogen. Es gibt folgende Ermittlungs-

Page 192: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Ausgewählte Schuldnertricks G

193

möglichkeiten: Anfrage an das Einwohnermeldeamt (5 EUR), Post-auskunft, Telefonbuch, Branchenfernsprechbuch, Telefonauskunft(Kosten: einmalig 20 Cent, zuzüglich 99 Cent/min.), Telefonaus-kunft auf CD-ROM (Kosten: ca. 4 EUR), Handelsregister des Amts-gerichts - Registergerichts - am Firmensitz des Schuldners, Hand-werkskammer, Industrie- und Handelskammer, Schuldnerverzeich-nis beim Amtsgericht des Wohnsitzes, Anfrage bei Verwandten,Nachbarn oder Arbeitgeber und schließlich Auskünfte über Privat-detekteien oder private Ermittlungsdienste, bei denen man sichvorab über die entstehenden Kosten informieren sollte.Bei ausländischen Schuldnern kann eine Anfrage an das Bundesver-waltungsamt - Ausländerzentralregister - Barbarastraße 1 in 50728Köln, Tel. 0221 7580 oder Fax 0221 758-2823 weiterhelfen. Die Aus-kunft des für Gerichte und Behörden 1994 eingerichteten Registersist Privatpersonen nur zugänglich, wenn eine Negativauskunft desletzten Einwohnermeldeamts, die nicht älter als 4 Wochen sein soll,sowie eine beglaubigte Ablichtung eines nach deutschem Rechtgültigen Vollstreckungstitels vorgelegt wird.Die letztere Voraussetzung kann auch durch Vorlage einer Auffor-derung eines deutschen Gerichts an den Gläubiger, eine Auskunftaus dem Zentralregister einzuholen, erfüllt werden.Ist das PKW-Kennzeichen bekannt, erteilt die Zulassungsstelle Aus-kunft (5 EUR) über die Anschrift des Halters, wenn in der Anfragedargelegt wird, dass man die Adresse benötigt, um einen Anspruch.der mit dem öffentlichen Straßenverkehr im Zusammenhang steht,durchzusetzen (§ 39 StVG).

2.2 Keine Rechnung oder Mahnung erhalten

30 Tage ab Zugang einer Rechnung oder ab Zugang einer Mahnungkommt der Schuldner in Verzug, Er muss dann dem Gläubiger aufdessen Verlangen den Verzugsschaden ersetzen. Dazu gehören vorallem die gesetzlichen Verzugszinsen, etwaige aufgewandte Kredit-zinsen und der entgangene Gewinn (z. B. Anlagezinsen, die höhersind als der gesetzliche Verzugszins). Die gesetzlichen Verzugszinsenbetragen seit 1.1.2006 bei Verbrauchern 6,37 % und bei Nicht-verbrauchern 9,37 %.

Page 193: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

G Schuldnertricks und Schuldnerstrategien

194

Ein über diese Konsequenzen informierter Schuldner streitet dahernicht selten den Zugang einer Rechnung oder Mahnung ab. DerGläubiger hat nun folgende Möglichkeiten, den Zugang zu bewei-sen:• durch Boten, der den Zugang als Zeuge bekunden kann,• durch Einwurfeinschreiben (Kosten: 2,15 EUR),• durch Einschreiben mit Rückschein (Kosten: 4,40 EUR),• durch Zustellung durch Gerichtsvollzieher (Kosten: 11 - 13 EUR).Die letzte Möglichkeit hat den Vorteil, dass der Gerichtsvollzieherdie so genannte Ersatzzustellung vornehmen kann, wenn er denSchuldner nicht antrifft, so dass der Gläubiger in jedem Fall eineZustellungsurkunde erhält, in der der Zugang dokumentiert ist. DerFax-Sendebericht wird zu Unrecht von der Mehrheit der Gerichte -darunter auch dem Bundesgerichtshof (zuletzt BGH, NJW -RR2002, 999) - wegen möglicher technisch bedingter Übertragungs-fehler als Nachweis des Zugangs nicht anerkannt. Der OK-Vermerkim korrekten Sendebericht bedeutet nämlich eine positive Bestäti-gung über den Empfangserfolg und hat damit einen vergleichbarenWert wie der Zugangsbeleg beim Einschreiben. Er liefert daher rich-tigerweise den Beweis des ersten Anscheins (näher dazu Gregor,NJW 2005, 2885). Schickt man dagegen die Rechnung oder Mah-nung dreimal mit normalem Brief (3 x 55 Cent) an den Schuldnerund dieser streitet den Empfang ab, wird dem Absender ohne Vor-trag eines plausiblen Grundes vom Gericht nicht geglaubt (OLGNaumburg, NJW-RR 2000, 1666).

2.3 Die Erlassfalle

Nach Zugang einer Mahnung übersendet der Schuldner dem Gläu-biger einen Verrechnungsscheck über einen Teil des geschuldetenBetrags, z. B. 5.000 EUR bei einer Schuld in Höhe von 7319,38 EURmit dem Zusatz, dass er bei Einlösung des Schecks davon ausgehe,dass die Angelegenheit damit insgesamt erledigt sei.Der Gläubiger muss in diesem Fall vor Einreichung des Schecks beiseinem Geldinstitut ein Schreiben an den Schuldner verfassen, dasssich die Sache damit nicht erledigt habe und er die Schecksummevielmehr als Abschlagszahlung entgegen nähme. Der Restbetrag von

Page 194: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Ausgewählte Schuldnertricks G

195

2.319,38 EUR möge innerhalb von 10 Tagen bezahlt werden. Aufden Zugang des Schreibens kommt es nicht an.So ist die Rechtslage: Das Schreiben des Schuldners stellt ein Ange-bot zum Abschluss eines Erlassvertrags (§ 397 BGB) über den Restder Schuldsumme dar, das durch bloße Einreichung des Schecksohne sonstige Erklärung des Gläubigers - konkludent - angenom-men wird (Rechtsprechung dazu: BGH, MDR 1990, 911; OLG Düs-seldorf, MDR 1990, 920; OLG Hamm, MDR 1992, 450; OLG Düs-seldorf JurBüro 1999, 157.Bei einem krassem Missverhältnis zwischen Forderung undSchecksumme ist das Erlassangebot des Schuldners jedoch unwirk-sam (BGH, NJW 2001, 2324: Forderung über 147.890 DM, Schecküber 1.000 DM = 0,68 %). Bei bereits titulierter Forderung muss derGläubiger das Erlassangebot sogar ausdrücklich annehmen (OLGKoblenz, NJW 2003. 758).

2.4 Bezahlung mit ungedecktem Scheck

Wird ein Scheck vorgelegt und mangels Deckung nicht eingelöst,besteht der Verdacht des Scheckbetrugs. Ein solcher liegt aber nurvor, wenn die Lieferung oder Leistung auf Grund der Scheckhingabeerfolgte. Wird der Scheck später ausgestellt, ist seine Hingabe nichtmehr ursächlich für die Leistung des Gläubigers. Sie kann jedochRückschlüsse auf das Fehlen von Zahlungsfähigkeit und -willigkeitdes Schuldners zulassen, so dass zumindest ein Eingehungsbetrug inFrage kommen kann.

2.5 Verhinderung der Lohnpfändung durch Abtretung

Was wirksam abgetreten ist, kann nicht mehr gepfändet werden.Wirksam abtretbar ist nur, was pfändbar ist (§ 400 BGB).Durch diese Grundsätze soll der Lebensunterhalt des Schuldnersgesichert und die Allgemeinheit vor Sozialhilfeansprüchen bewahrtwerden. Was im Einzelfall pfändbar und damit abtretbar ist, ergibtsich aus der Pfändungstabelle (§ 850 c ZPO). Beliebt bei Schuldnerist zum Beispiel die Abtretung von Arbeitseinkommen für (angebli-che) Verwandtendarlehen. Nicht selten wird dabei die Abtretungerst nach Eintreffen des Pfändungsbeschlusses vorgenommen, wobei

Page 195: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

G Schuldnertricks und Schuldnerstrategien

196

eine Rückdatierung erfolgt. Kann der Gläubiger dies beweisen, greiftdie Pfändung und die Abtretung ist - weil zeitlich nach der Pfän-dung vorgenommen - unwirksam. Um den Beweis führen zu kön-nen, kann sich der Gläubiger die Abtretungsvereinbarung vomSchuldner vorlegen lassen, damit er - notfalls durch Schriftsachver-ständigengutachten - prüfen kann, wann sie abgeschlossen wurde.Weigert sich der Schuldner, sie vorzulegen, kann dies durch einenBeschluss des Vollstreckungsgerichts über § 836 Abs. 3 ZPO er-zwungen werden. Die Anordnung kann bereits im Pfändungsbe-schluss oder später in einem Ergänzungsbeschluss erfolgen.Tritt der Schuldner pfändbare Teile seines Arbeitseinkommens vorPfändung an den Vermieter ab, ist streitig, ob das Vollstreckungsge-richt auf Antrag des Gläubigers anordnen kann, dass der unpfändba-re Betrag des schuldnerischen Arbeitseinkommens um 20 % (sog.Mietkomponente) gekürzt werden darf. Um den Schuldner nicht zuLasten des Pfändungsgläubigers doppelt zu begünstigen, lassen eini-ge Gerichte nach § 850 g ZPO diese Kürzung zu (LG Hagen, MDR1988, 1065; LG Detmold, Rpfleger 1992,74; AG Dortmund, Rpflegr1995, 222 und Age Frankfurt/Main und Heidelberg, JurBüro 1997,438 /439). Andere Gerichte jedoch vertreten die Auffassung, derPfändungsgläubiger müsse die Abtretungen hinnehmen.

2.6 Bei Sachpfändung im Geliehenen leben

Einer Vertrauensperson wird Geld zum Erwerb von Gegenständengegeben, die dann an den Schuldner "ausgeliehen" werden. Hiermuss der Gerichtsvollzieher die Gegenstände - soweit sie pfändbarsind (nicht pfändbar sind u. a. Gegenstände, die der Schuldner füreine angemessene, bescheidene Lebensführung oder zur Fortsetzungseiner Erwerbstätigkeit benötigt, § 811 Abs. 1 Nr. 1 und 5 ZPO) ansich pfänden, wenn sie sich im Gewahrsam des Schuldners befinden(§ 808 Abs. 1 ZPO). Bei Ehegatten gilt zudem die Pfändungserleich-terung des § 739 ZPO, wonach unwiderlegbar vermutet wird, dassalle pfändbaren Sachen im Alleingewahrsam des schuldnerischenGatten stehen. Oft pfändet er sie aber nicht, weil ihm vom Schuldnerirgendwelche Schriftstücke, aus denen das Eigentum einer drittenPerson hervorgeht, vorgelegt werden. Dem kann der Gläubiger da-

Page 196: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Ausgewählte Schuldnertricks G

197

durch vorbeugen, dass er den Gerichtsvollzieher ausdrücklich be-auftragt, die Pfändung auch bei Behauptung des Schuldners, dieSachen gehörten nicht ihm, vorzunehmen (§ 119 Nr. 2 GVGA). Derwahre Eigentümer muss dann vom Gläubiger die Freigabe der Sacheverlangen, wobei er allerdings sein Eigentum nachweisen muss. Gibtder Gläubiger den Gegenstand nicht frei, kann der Eigentümer mitder Drittwiderspruchsklage (§ 771 ZPO) die Feststellung der Unzu-lässigkeit der Zwangsvollstreckung verlangen. Häufig wird er dasnicht tun, weil er weiß, dass eine Manipulation vorliegt und er Ge-fahr läuft, wegen Vollstreckungsvereitelung (§ 288 StGB) auf Antragdes Gläubigers bestraft zu werden.Wird eine schuldnerfremde Sache versteigert, muss der Gläubigerden Versteigerungserlös auf Verlangen an den Eigentümer heraus-geben. Zuvor kann er aber seine Vollstreckungskosten abziehen.

2.7 Der Schuldner „parkt" Gelder auf Leihkonten

Eine Pfändung eines schuldnerfremden Kontos scheidet aus. Esbesteht jedoch die Möglichkeit, den Rückzahlungsanspruch desSchuldners gegen den Kontoinhaber (= Kontoverleiher), der alsTreuhänder des Schuldners anzusehen ist, zu pfänden (so dieRechtsprechung: LG Stuttgart, Rpfleger 1997, 175 und AG Stuttgart,JurBüro 2005, 49, sowie aus der Literatur: Stöber, Forderungspfän-dung, 14.Aufl. 2006, Rn. 166 k).

2.8 Lebenslanges Wohnrecht für Ehefrau

Der Schuldner räumt seiner Ehefrau, Lebensgefährtin, Freundinoder seinem Lebenspartner ein lebenslanges Wohnrecht in seinemHaus oder seiner Eigentumswohnung ein, welches als Dienstbarkeitim Grundbuch eingetragen wird. Die Immobilie wird damit für denPfändungsgläubiger praktisch unverwertbar. Es bleibt ihm dannmeist nur die Möglichkeit, der wohnberechtigten Person die Lö-schungsbewilligung für das Wohnrecht abzukaufen. Je jünger diewohnberechtigte Person ist, desto höher ist der Preis, da der Wertdes Wohnrechts u a. durch Heranziehung der Sterbetafel errechnetwird. Der Gläubiger sollte aber immer prüfen, ob er die Bestellungdes Wohnrechts - z. B. wenn es zeitnah mit der Entstehung der

Page 197: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

G Schuldnertricks und Schuldnerstrategien

198

Schulden errichtet wurde - nicht nach §§ 3,4 Anfechtungsgesetz(AnfG) anfechten kann. Informationen über das Zustandekommender Wohnrechtsbestellung kann der Gläubiger aus der eidesstattli-chen Offenbarungsversicherung des Schuldners gewinnen.Die Wohnrechtsbestellung nützt dem Schuldner jedoch nichts,wenn der Gläubiger ein Grundpfandrecht an der Immobilie zeitlichvor Eintragung des Wohnrechts erworben hat. Er kann dann näm-lich ungehindert die Zwangsvollstreckung in das Grundstück betrei-ben.

2.9 Lohnverschleierung im Geschäft der Ehefrau

Der Schuldner arbeitet im Betrieb seiner Ehefrau, Lebensgefährtin,seines Lebenspartners oder seiner Eltern für eine, angesichts dergeleisteten Arbeit unverhältnismäßig niedrige Entlohnung. Er be-zieht einen Arbeitslohn im unpfändbaren Bereich, also einen mo-natlichen Nettolohn von weniger als 990 EUR.Hier besteht der Verdacht der Lohnverschleierung (§ 850 h Abs. 2ZPO). Bei ihr wird für den Pfändungszugriff fiktiv eine angemesseneVergütung als geschuldet angesehen.Der Gläubiger hat für den Nachweis der Lohnverschleierung folgen-de Fakten zu ermitteln:● Welche Tätigkeiten verrichtet der Schuldner nach Art und Um-

fang? Wie viele Stunden arbeitet er täglich, wöchentlich, monat-lich?

● Wie lauten die regelmäßigen Arbeitszeiten?● Erhält er neben dem Barlohn auch Sachzuwendungen? Wenn ja,

welche?● Welches Fahrzeug darf er, auch privat, benutzen? Typ, Marke,

Baujahr, km-Sand?● Was ergibt sich daraus als angemessene Vergütung?

Erkundigungen dazu kann man bei Handwerkskammer, Innung,IHK und bei der Agentur für Arbeit einziehen. (Rechtsprechung: LGRegensburg, DGVZ 2003, 92: Schuldner arbeitete als Fliesenleger fürmonatlich 400 EUR brutto im Geschäft seiner Frau).

Page 198: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Ausgewählte Schuldnertricks G

199

2.10 Steuerklasse V wählen und die Pfändung mindern

Nach einer Pfändung seines Arbeitseinkommens lässt der Schuldnerdie Lohnsteuerklasse in seiner Gemeindeverwaltung ändern. Erbegibt sich ab sofort in die ungünstige Lohnsteuerklasse V, obwohldies nicht gerechtfertigt ist, da seine ebenfalls berufstätige Fraudeutlich weniger als er verdient. In einem derartigen Fall geht dieRechtsprechung von einer ungerechtfertigten Manipulation desSchuldners aus. Hier soll es dem Gläubiger erlaubt sein, beim Voll-streckungsgericht, das die Lohnpfändung ausgesprochen hat, denAntrag zu stellen, anzuordnen, dass der Arbeitgeber (Drittschuld-ner) bei der Berechnung des pfändbaren Arbeitseinkommens anStelle der in der Lohnsteuerkarte eingetragenen Lohnsteuerklasse Vdie Lohnsteuerklasse IV zugrunde zu legen hat.Dies führt dann häufig dazu, dass der Arbeitgeber doppelt so vielLohn an den Gläubiger abzuführen hat, als wenn der Schuldner derLohnsteuerklasse V unterliegen würde. Für diesen wird es dannknapp, da er gegenüber dem Finanzamt weiterhin in der Lohnsteu-erklasse V verbleibt.Nach der neueren Rechtsprechung vieler Instanzgerichte - die in-zwischen vom BGH gebilligt wurde - kann der obige Antrag auchdann gestellt werden, wenn der Schuldner bereits vor Zustellung desLohnpfändungsbeschlusses gewissermaßen vorbeugend in Gläubi-gerbenachteiligungsabsicht die Steuerklasse V gewählt hat, obwohldies sachlich nicht gerechtfertigt ist. Die Steuerklasse V ist nur fürden Ehepartner gerechtfertigt, der weniger als 40% zum Familien-einkommen verdient.

Mu s t e r a n t r a g a n d a s Amt s g e r i c h t � V o l l s t r e �c ku n g s g e r i c h t :

"Es wird angeordnet, dass der Arbeitgeber (Drittschuldner) beider Berechnung des pfändbaren Lohnteils anstelle der in derLohnsteuerkarte des Schuldners eingetragenen Steuerklasse Vdie Steuerklasse IV zugrunde zu legen hat."

Page 199: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

G Schuldnertricks und Schuldnerstrategien

200

Interessant ist dazu die Rechtsbeschwerdeentscheidung des BGH,Rpfleger 2006, 25:1. Hat der Schuldner vor der Pfändung eine ungünstigere Lohnsteu-erklasse in Gläubigerbenachteiligungsabsicht gewählt, so kann er beider Berechnung des pfändungsfreien Betrags schon im Jahre derPfändung so behandelt werden, als sei sein Arbeitseinkommen ge-mäß der günstigeren Lohnsteuerklasse zu versteuern.2. Wählt der Schuldner nach der Pfändung eine ungünstigere Lohn-steuerklasse oder behält er diese für das folgende Kalenderjahr bei,so gilt dies auch ohne Gläubigerbenachteiligungsabsicht schon dann,wenn für diese Wahl objektiv kein sachlich rechtfertigender Grundgegeben ist.Anm.: Für die Beurteilung der Gläubigerbenachteiligungsabsichtsind nach BGH folgende Umstände maßgebend: Die Höhe des Ein-kommens beider Ehegatten und die Kenntnis des Schuldners vonseiner Verschuldung und einer drohenden Zwangsvollstreckung.Wann wurde erstmals die ungünstige Steuerklasse V gewählt? Istdies im Zusammenhang mit der Verschuldung und Zwangsvoll-streckung geschehen? Gibt der Schuldner hierzu keine Auskunftüber den Zeitpunkt, kann auch dies ein Indiz zu seinen Lasten sein.Auskunft über die Einkommensverhältnisse erhält der Gläubigerentweder über die eidesstattliche Offenbarungsversicherung oderüber § 836 Abs. 3 ZPO eventuell mit anschließender eidesstattlicherAuskunftsversicherung vor dem Gerichtsvollzieher.

2.11 Vorübergehende Auflösung des Arbeitsverhält�nisses

Der Schuldner löst nach Eintreffen der Lohnpfändung im Einver-nehmen mit seinem Arbeitgeber sein Arbeitsverhältnis, um es verab-redungsgemäß nach einiger Zeit wieder aufzunehmen. In diesemFall wird der Arbeitgeber dem Gläubiger zwar die Auflösung mittei-len, nimmt jedoch der Schuldner innerhalb von neun Monaten beiihm die Arbeit wieder auf, wird das Arbeitseinkommen von derfrüheren Lohnpfändung erfasst (§ 833 Abs. 2 ZPO). Das gilt auch,wenn der Schuldner zwischenzeitlich woanders gearbeitet hat.

Page 200: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Ausgewählte Schuldnertricks G

201

2.12 Taschengeldpfändung vereiteln

Einer mit Schulden belasteten Ehefrau, die sich auf die Haushalts-führung und Kindererziehung zurückgezogen hat und die auch keineigenes Vermögen besitzt, kann ihr etwaiger Taschengeldanspruchgegen den erwerbstätigen Ehemann in Höhe von 5 % von dessenmonatlichem Arbeitseinkommen gepfändet werden (§ 850 b Abs. 1Nr. 2, Abs. 2 ZPO; BGH, NJW 2004, 2450). Um dieser Pfändung dieGrundlage zu entziehen, kann die Frau eine geringfügige Tätigkeitaufnehmen, bei welcher der Verdienst niedriger ist als 5 % vomEinkommen des Mannes. In einem solchen Fall kann der Taschen-geldanspruch nicht gepfändet werden (BGH, NJW 1999, 1553 zurPfändung des Taschengeldanspruchs in einer Zuverdienerehe).Häufig liegt in derartigen Fällen ein Scheinarbeitsverhältnis derEhefrau vor, insbesondere wenn sie z. B. eine angebliche Tätigkeitals Schreibkraft für den Ehemann ausübt.Hier sollte der Gläubiger im Rahmen der eidesstattlichen Offenba-rungsversicherung ermitteln: Wie viel verdient der Ehemann nettomonatlich und welche Arbeiten in welchem Umfang leistet die Ehe-frau?

2.13 Alles gehört der Ehefrau

Wenn das bereits bei Auftragserteilung bzw. Bestellung zutrifft,muss auch die Frau den Auftrag zumindest mit erteilen, damit demGläubiger eine gesamtschuldnerische Haftung zur Verfügung steht.Erteilt nur der Mann ohne hinreichendes Einkommen und ohneVermögen den Auftrag, kann Eingehungsbetrug (§ 263 StGB) undspäter Vollstreckungsvereitelung (§ 288 StGB) in Frage kommen.Beide Vorschriften sind im übrigen Schutzgesetz im Sinne von § 823Abs. 2 BGB) und machen auch schadensersatzpflichtig.Dass Manipulationen des Schuldners nicht grenzenlos möglich sind,zeigt die Entscheidung OLG Düsseldorf, NJW-RR 2002,912: EinHandwerker erlangte nach einem Jahr ein Urteil über 21.000 DMgegen einen Schuldner. Die Zwangsvollstreckung verlief erfolglos.Der Schuldner leistete die eidesstattliche Offenbarungsversicherung.Es stellte sich heraus, dass der Schuldner während des RechtsstreitsAktien, Immobilien und Hausrat im Wert von 952.000 DM auf seine

Page 201: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

G Schuldnertricks und Schuldnerstrategien

202

Ehefrau übertragen und den pfändbaren Teil seines Einkommens aneinen Dr. N., der unstreitig nicht auffindbar war, abgetreten hatte.Daraufhin erhob der Gläubiger gegen die Ehefrau Klage auf Zahlungvon 21.000 DM. Das OLG ließ dahin stehen, ob eine Vermögens-übernahme durch die Ehefrau oder ein anfechtbares Rechtsgeschäftvorliege und verurteilte sie zur Zahlung von 21.000 DM wegen sit-tenwidriger Schädigung nach § 826 BGB, da ein plausibler Grundfür die Vermögensübertragung, abgesehen vom Versuch der Voll-streckungsvereitelung, nicht zu erkennen sei.

2.14 Insolvenztourismus

Dubiose Unternehmen in Deutschland bieten - natürlich gegenentsprechende Bezahlung - so genannte Insolvenzhilfe an: DemSchuldner wird dabei ein Mietvertrag mit ladungsfähiger Anschriftsamt Anmeldung bei einem französischen Einwohnermeldeamtsowie ein französischer Anwalt besorgt. Dieser stellt dann beimzuständigen französischen Insolvenzgericht, z. B. im Elsass, einenAntrag auf Einleitung des Insolvenzverfahrens (Procedure de faillitesciviles) für den deutschen Schuldner.Dazu hat der Schuldner dem Anwalt eine Anzahl deutscher Doku-mente wie z. B. Einkommensnachweise, Schuldtitel usw. vorzulegen.Er erhält so, wenn alles glatt läuft, innerhalb von 12 bis 14 Monatenden die Schuldbefreiung aussprechenden Beschluss des französi-schen Gerichts. Damit vermeidet der Schuldner die langwierigeProzedur vor den deutschen Insolvenzgerichten (6-jährige Wohl-verhaltensphase mit Beachtung von 12 Obliegenheiten und Versa-gungsgründen, verbunden mit Gehaltsabtretung an den Insolvenz-verwalter).Der BGH hat mit Beschluss vom 18.09.2001, Az. IX ZB51/00 = WM 2001, 2177 entschieden, dass einem Deutschen, derzuvor seinen Wohnsitz ins Ausland verlegt hat, die dort erteilteRestschuldbefreiung anzuerkennen ist.Wenn für den Schuldner zwar im Elsass ein Wohnsitz angemeldetwird, er aber tatsächlich dort nicht wohnt, kann der Gläubiger einenScheinwohnsitz geltend machen. Das ist möglich, wenn er z. B. er-mitteln lassen hat, dass dort kein Wasser- und Energieverbrauchstattgefunden hat und die Nachbarn bestätigen, dass der Schuldner

Page 202: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Ausgewählte Schuldnertricks G

203

nach ihren Beobachtungen die Wohnung gar nicht nutzt. Das fran-zösische Gericht wird dann den Insolvenzantrag zurückweisen.

2.15 Die englische Limited (Ltd.)

Seit einiger Zeit tauchen in zunehmendem Maße im deutschenHandelsregister B englische Limiteds auf. Die "Private companylimited by shares" - wie die deutsche GmbH eine Kapitalgesell-schaft, bei der nur das Kapital und das Gesellschaftsvermögen haftet- wird in Großbritannien durch Eintragung in das zentrale britischeHandelsregister in Cardiff gegründet. Sie muss einen oder mehreredirectors (= Geschäftsführer) und einen company secretary, zustän-dig für die Erledigung von Formalitäten, haben und stets neben demfrei wählbaren Namen den Zusatz Ltd. tragen.Die Limited, die als Sitz meistens Birmingham wählt, gründet danneine deutsche Zweigniederlassung, lässt die Gründung bei einemNotar beurkunden und ins Handelregister B beim Registergerichtfür 100 EUR eintragen. Für die Eintragung gelten die deutschenVorschriften (§§ 13 ff. HGB).Warum ist die Ltd. bei uns zunehmend beliebt? Im Gegensatz zurGmbH, die ein Mindeststammkapital von 25.000 EUR aufzuweisenhat, benötigt die Ltd. kein Stammkapital. Meistens wird aber einStammkapital von 1, 10 oder gar 100 GBP (1 brit. Pfund = ca.1,50 EUR) eingetragen.Bei einer Ltd. haftet ebenso wie bei der GmbH nur das Gesell-schaftsvermögen inklusive Stammkapital. Eine Durchgriffshaftungauf das Privatvermögen der Gesellschafter wird allerdings ange-nommen, wenn eine insolvente Ltd. ihre Geschäftstätigkeit gegen-über Kunden betrügerisch fortsetzt. Zur Haftung des director hatder BGH mit Urteil vom 14.3.2005, Az.1I ZR 5/03 = MDR 2005,1000 inzwischen wie folgt entschieden:1. Die Haftung des Geschäftsführers für rechtsgeschäftliche Ver-bindlichkeiten einer in England gegründeten Limited richtet sichnach dem am Ort der Gründung geltenden Recht.2. Er haftet nicht wegen fehlender Eintragung ins HRB als persönlichHaftender analog § 11Abs. 2 GmbHG für rechtsgeschäftliche Ver-bindlichkeiten der Limited.

Page 203: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

G Schuldnertricks und Schuldnerstrategien

204

Allerdings hat der BGH den Fall zurückverwiesen, um es dem LG zuermöglichen, gegen den director ein Ordnungsgeld bis 5.000 EURgemäß § 14 HGB zu verhängen.Aufgrund der Haftung mit dem im Zweifel sehr geringen Stammka-pital empfiehlt es sich grundsätzlich, vor Vertragsschluss mit einerLimited, Informationen über die wirtschaftliche Lage einzuholenund eine evtl. Absicherung durch Sicherheiten abzuklären.

Page 204: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

205

Stichwortverzeichnis

Abtretung 21Allgemeine Geschäftsbedingungen

(AGB) 16, 18, 22, 33Amtsgericht 54

Führung desSchuldnerverzeichnisses 168

Grundbuchamt 100örtliche Zuständigkeit 56sachliche Zuständigkeit 54, 63Vollstreckungsgericht 100, 124

AnschriftenermittlungAusländerzentralregister 53Einwohnermeldeamtsanfrage 52Postanfrage 53

Anspruchsbegründung 83, 89Anspruchshäufung 72Anwaltskosten 92Anwaltszwang 55Arbeitseinkommen 21

Nichtberücksichtigung unterhalts-berechtigter Personen 141

Pfändung 138Zusammenrechnung mehrerer

Arbeitseinkommen 138Zusammenrechnung mit

laufenden Sozialgeldleistungen139

Zusammenrechnung von Geld-und Naturalleistungen 143

Zusammentreffen bevorrechtigterund nicht bevorrechtigterGläubiger 142

Arbeitsgericht 55Arrest 131, 136Aufgebotsverfahren 146Ausländerzentralregister 53

Bankbürgschaft 104Bankkonten 144Basiszins 16, 40, 73Bauhandwerkersicherheit 23befristete Leistungssperre 148Benutzungzwang Siehe

FormularzwangBeschwerde 78, 184

sofortige Beschwerde 78, 86Betrug 44Bürgschaft 26, 27

Detektivkosten 104Drittschuldner 122, 123

Auskunftserteilung 128Drittschuldnererklärung 127Einwendungen 128Schadensersatzpflicht 129

Durchsuchung 112Durchsuchungsverweigerung 111,

167

Ehegatten 69, 147, 157eidesstattliche Auskunftsver-

sicherung 185Eidesstattliche Herausgabe-

versicherung 189Lohn- und Gehaltsabrechnungen

189Urkunden 189

Eidesstattliche Offenbarungsver-sicherung 165erneute Abgabe 168, 184Ladungsfrist 172Kosten 185Nichterscheinen im Termin 178sofortige Abnahme 172

Page 205: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Stichwortverzeichnis

206

Terminverlegung 173Vermögensverzeichnis 174Vertagung 173Widerspruch im Termin 177Zuständigkeit des Gerichts-

vollziehers 172Eigentumsvorbehalt 175Einspruch 88, 89, 93Einwohnermeldeamtsanfrage 52Entmündigter 69Ergänzungsbeschluss 146Erinnerung 184

befristete Erinnerung 78Erlassfalle 194Ersatzzustellung 98, 163Europäischer Vollstreckungstitel

156

Fälligkeit 16, 29Falsche Versicherung an Eides statt

48Firma 65Forderung

„angebliche“ 125detaillierte Aufstellung 109Pfändung 120

Formularzwang 61, 81freihändige Verwertung 118Fremdkonten 155Fruchtlosigkeitsbescheinigung 166

Garantievertrag 26, 27Gebühren Siehe KostenGehaltsabtretung 20Gerichtskosten 90

Rücknahme des Mahnantrags 79streitiges Verfahren 92Zwangsvollstreckungsverfahren

105Gerichtsstand 63Gerichtsstandsvereinbarung

für Nichtkaufleute 19Gerichtsstandvereinbarung

für Kaufleute 18

Gerichtsvollzieher 95, 99, 103, 116,134Abnahme der eidesstattlichen

Offenbarungsversicherung 172Beauftragung 109Kosten 101örtliche Zuständigkeit 100

Gesamtschuldner 69, 102Gesellschaft bürgerlichen Rechts 68

mit dem Zusatz „mbH“ 28Gesellschaft mit beschränkter

Haftung (GmbH) 68Abberufung des Geschäftsführers

171Durchgriffshaftung 24Eigenhaftung des GmbH-

Geschäftsführers 25Haftungsbeschränkung 24

Gewahrsam 111Girokonto Siehe Kontokorrent-

KontoGüterrecht 157

Eigentums- und Vermögens-gemeinschaft 159

Gütergemeinschaft 158Gütertrennung 158Zugewinngemeinschaft 158

Haftbefehl 123, 179Erstreckung auf Teilbetrag 171Hinweis im Schuldnerverzeichnis

167Hauptforderung 72Herausgabe von Urkunden 189

Inkassokostenklausel 22Insolvenz

des Antragsgegners 93des Antragstellers 93nach Widerspruch 93Verwertung gepfändeter Sachen

116

Kaufmann 65

Page 206: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Stichwortverzeichnis

207

Kontenpfändung 148„angeblicher“ Kreditanspruch 154Fragenkatalog 188Fremdkonten 155Kontenverleiher 155künftiges Guthaben 151

Kontokorrent-Konto 148Kosten

Abnahme der eidesstattlichenOffenbarungsversicherung 106

Abschrift des Vermögensver-zeichnisses 106

Bankbürgschaft 104bei der Zwangsvollstreckung 101bei Gesamtschuldnern 102der Vorpfändung 137Detektivkosten 104eidesstattliche Offenbarungs-

versicherung 185Gerichtskosten 105Rechtsbeistandskosten 86Sachpfändung 105Vergleich im

Vollstreckungsverfahren 104vorgerichtliche Kosten des

Gläubigers 105Vorpfändung 104Zustellungskosten 105

Kreditauftrag 27Künstlername 65

land- oder forstwirtschaftlicherUnternehmer 68

Lebensgefährten 98, 147Lebenspartnerschaft 98, 163

MahnbescheidSiehe Mahnverfahren

Mahngebühren 22Mahngericht 62Mahnpauschale 23Mahnung 29, 36

gerichtliche Mahnung 42keine Erforderlichkeit 32

Kosten 75Kündigung des Anspruchs vor

Mahnung 29private Mahnung 33Rechtsanwaltskosten 76Zuvielmahnung 44

MahnverfahrenAnspruchsbezeichnungen 71Antragsteller 70Bezeichnung des Antragsgegners

64Hauptforderung 72Inhalt des Antrags 60Kosten 90, 93Mahngericht 56maschinelles Verfahren 61Nebenforderung 72Streitantrag 76Streitgericht 63Unterzeichnung 76Verbraucherdarlehensverträge 58verfolgbare Ansprüche 57vorgerichtlichen Mahnkosten 75Widerspruch 80Wohnraummietverhältnisse 63Wohnungseigentumssachen 57,

63Zinsen 73Zurückweisung des Mahnantrags

77Minderjähriger 69Mindestgebot 117Muster

Anforderung einer Abschrift desVermögensverzeichnisses 177

Anforderung einer Bauhand-werkersicherheit 23

Anspruch aus Verbraucher-darlehensvertrag: 59

Antrag auf Abgabe der eides-stattlichen Versicherung(isoliert) 169

Page 207: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Stichwortverzeichnis

208

Antrag auf Abgabe der eides-stattlichen Versicherung(kombiniert) 170

Antrag auf freihändige Ver-wertung 118

Antrag auf Pfändungs- undÜberweisungsbeschluss 125

Antrag gemäß § 850e Nr. 2 ZPO139

Antrag nach § 850c Abs. 4 ZPO141

Antrag nach § 850e Nr. 4 ZPO143

Auskunft ausSchuldnerverzeichnis 183

Durchführung streitiges Verfahren82

Ergänzung § 840 ZPO 128Garantievertrag 27Gehaltsabtretung 20Gerichtsstandsvereinbarung für

Nichtkaufleute 19Kontenpfändung Girokonto 155Kontenpfändung Sparbuch 148Korrekte Zinsbescheinigung 74Kreditauftrag 27Mahnung (Entschuldigung, falls

bereits bezahlt) 39Mahnung (Fristsetzung) 38Mahnung (Hinweis auf

Verzugszinsen) 38Mahnung (Klageandrohung) 38Rechnungsbegleitschreiben

(Bankkredit) 32Rechnungsbegleitschreiben

(Nichtverbraucher) 31Rechnungsbegleitschreiben

(Verbraucher) 30Sachpfändungsauftrag 109Schiedsvereinbarung 19Schuldbeitritt 27Selbstschuldnerische Bürgschaft

27

Strafanzeige 45Vorpfändung (Schreiben an

Drittschuldner) 133Vorpfändung (Schreiben an

Schuldner) 132Vorpfändung (zusammengefasstes

Schreiben) 133Vorpfändung Arbeitseinkommen

(zusammengefasst) 134Zusammenrechnungsantrag 140Zustellungsauftrag Vorpfändung

135Musterklauseln

Fälligkeit 15Gerichtsstandvereinbarung für

Kaufleute 18Inkassokostenklausel 22Mahngebühren 22Ratenzahlung mit Verfallklausel

30Unterwerfung unter die sofortige

Zwangsvollstreckung 17Verzugszinsen 16

Nachbenennung 177Nebenforderung 72, 75Nichtberücksichtigung unterhalts-

berechtigter Personen 141Notar 100

Oder-Konto 147Offenbarungseid Siehe

eidesstattliche Offenbarungs-versicherung

offene Handelsgesellschaft 67

PfändungAbwendung durch Schuldner 110Bank- und Sparkassenkonten 144einer Forderung 124fremdes Eigentum 111Gewahrsam eines Dritten 115in körperliche Sachen 111Pfändungsauftrag 109

Page 208: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Stichwortverzeichnis

209

Pfändungsprotokoll 111Pfändungsschutz 139, 175Prioritätsprinzip 108, 127Rangfragen 127Sparguthaben 144und Überweisung 120unpfändbare Sachen 112Vollpfändung 122von Arbeitseinkommen 138Wirksamwerden der

Forderungspfändung 126Pfändungs- und

Überweisungsbeschluss 121Auskunftspflicht des Schuldners

122Rechtsstellung des Drittschuldners

123Überweisung an Zahlungs statt

121Überweisung zur Einziehung 121zwei-Wochen-Frist des

Drittschuldners 127Pkw 144Porto 75, 86Postanfrage 53Postfach 65Prioritätsprinzip 108, 142Prozessbevollmächtigter 69

Rechtsanwalt 80Vollstreckungskosten 103

Rechnungsmuster 31Rechtsbeistand 80Rechtsberatungsstelle 80

Schiedsvereinbarung 19, 20Schreibauslagen 75Schuldbeitritt 26Schuldner

Tod des Schuldners 65, 116unbekannter Aufenthalt 51

Schuldnerverzeichnis 168, 182Löschung aus dem Schuldner-

verzeichnis 184

Selbsthilfe 99Sicherheitsleistung 88Sicherungshypothek 23Siegelbruch 48Sparbuch 145

verdeckte Inhaberschaft 147Sparkassenkonten 144Strafanzeige 44Streitgericht 63, 92Streitiges Verfahren 82, 89

Kosten 92Streitwert 55, 56, 105Stundung 33

Tarnkonten 155Telefoninkasso

Gesprächsleitfaden 41Tod des Schuldners

Mahnbescheid 65Verwertung gepfändeter Sachen

116

Überpfändung 108Unpfändbarkeitsbescheinigung 167Unterwerfungsklausel 17Urkundenherausgabe 123

Verbraucher 30, 39, 73Verbraucherdarlehensvertrag 16,

58Verbraucherdarlehensverträgen

Verbraucherdarlehensverträge 58Verfallklausel 20, 30Vergleich 104Verjährung

Hemmung 35Neubeginn 34regelmäßige 35Unterbrechung 43Verjährungsfristen 35

Vermögensverzeichnis 174Versäumnisurteil, zweites 90Versteigerung 116Verstrickungsbruch 48

Page 209: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Stichwortverzeichnis

210

Verwertung gepfändeter Sachen115

Verzug 3030 Tage nach Rechnungszugang

30Verzugseintritt 16Verzugsschaden 17Verzugszinsen 39, 73Zinseszinsen 74

Vollmacht 76Vollpfändung 122, 126vollstreckbarer Titel 88Vollstreckung

Einstellung ohneSicherheitsleistung 88

Vollstreckungsantrags 100Vollstreckungsbescheid 84

Antragsfrist 84Einspruch 88Rechtskraft 89

Vollstreckungsgericht 100, 102Vollstreckungsklausel 97Vollstreckungskosten 102Vollstreckungsorgane 99Vollstreckungstitel 96, 131

endgültig vollstreckbar 97vorläufig vollstreckbar 97

Vollstreckungsvereitelung 47vorläufig vollstreckbarer Schuldtitel

131vorläufiges Zahlungsverbot Siehe

VorpfändungVorpfändung 130

Durchführung 132Insolvenzverfahren 137Monatsfrist 136

Voraussetzungen 131Wirkungen 136

Widerspruch 80Abgabe an das Streitgericht 82verspäteter 81

Zession 21Zinsbescheinigung 74Zugang

Versendung mittels Fax 37Zustellung durch

Gerichtsvollzieher 37Zusammenrechnungsbeschluss 140Zuständigkeit

Amtsgericht 54Arbeitsgericht 55

Zustellungdemnächst 43des Mahnbescheids 84des Pfändungs- und

Überweisungsbeschlusses 121des Titels 98durch Gerichtsvollzieher 37Ersatzzustellung 98Pfändungs- und

Überweisungsbeschluss 136Vollstreckungsbescheid durch

Antragsteller 86Vorpfändung 134Zustellungsauftrag 98

Zwangsvollstreckungbewegliche körperliche Sachen

108Forderungen 120Voraussetzungen 96

Page 210: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

211

Anhang

1 Nicht�maschinelles Verfahren:natürliche Person 1

1.

Der Mahnan�trag richtetsich an 2Antragsgegner(Ehegatten),die als Ge�samtschuldnerhaften. Dahersind zweiAnträge erfor�derlich. Porto�und Vordruck�kosten werdengeltend ge�macht.

Page 211: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

212

Nicht�maschinelles Verfahren:natürliche Person 2

Page 212: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

213

2 Nicht�maschinelles Verfahren:Einzelfirma

Antragstellerist eine Einzel�firma. Verzugs�zinsen werdenab Zustellungdes Mahnbe�scheids bean�sprucht. Porto�und Vordruck�kosten werdengeltend ge�macht.

Page 213: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

214

3 Nicht�maschinelles Verfahren:GbR

Antragstellerinist eine GbRmit zweiGesellschaf�tern. Es werdenzwei Rechnun�gen geltendgemacht.Verzugszinsenwerden abZustellung desMahnbescheidsbeansprucht.Porto� undVordruckkostenwerden gel�tend gemacht.

Page 214: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

215

4 Nicht�maschinelles Verfahren:GmbH

Antragstellerinist eine GmbHmit zweiGeschäftsfüh�rern. Es werdenvorgerichtlicheMahnkostensowie Gebüh�ren für eineEinwohner�meldeamtsaus�kunft geltendgemacht,ebenso Porto�und Vordruck�kosten.

Page 215: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

216

5 Nicht�maschinelles Verfahren:GmbH & Co.KG

Antragstellerinist eine GmbH& Co.KG.Verzugszinsenwerden abZustellung desMahnbescheidsbeansprucht.Porto� undVordruckkostenwerden gel�tend gemacht.

Page 216: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

217

6 Maschinelles Verfahren: natürliche Person(Blatt 1)

Der Mahnan�trag richtetsich an zweiAntragsgegner(Ehegatten),die als Ge�samtschuldnerhaften. Porto�und Vordruck�kosten werdengeltend ge�macht.

Page 217: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

218

7 Maschinelles Verfahren: natürliche Person(Blatt 2)

Page 218: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

219

8 Maschinelles Verfahren: Einzelfirma(Blatt 1)

Antragstellerinist eine Einzel�firma. Verzugs�zinsen werdenab Zustellungdes Mahnbe�scheids bean�sprucht. Porto�und Vordruck�kosten werdengeltend ge�macht.

Page 219: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

220

9 Maschinelles Verfahren: Einzelfirma(Blatt 2)

Page 220: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

221

10 Maschinelles Verfahren: GbR(Blatt 1)

Antragstellerinist eine GbRmit zweiGesellschaf�tern. Es werdenzwei Rechnun�gen geltendgemacht.Verzugszinsenwerden abZustellung desMahnbescheidsbeansprucht.Porto� undVordruckkostenwerden gel�tend gemacht.

Page 221: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

222

11 Maschinelles Verfahren: GbR(Blatt 2)

Page 222: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

223

12 Maschinelles Verfahren: GmbH(Blatt 1)

Antragstellerinist eine GmbHmit zweiGeschäftsfüh�rern. Es werdenvorgerichtlicheMahnkostensowie Gebüh�ren für eineEinwohner�meldeamtsaus�kunft geltendgemacht,ebenso Porto�und Vordruck�kosten.

Page 223: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

224

13 Maschinelles Verfahren: GmbH(Blatt 2)

Page 224: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

225

14 Maschinelles Verfahren: GmbH & Co.KG(Blatt 1)

Antragstellerinist eine GmbH& Co.KG.Verzugszinsenwerden abZustellung desMahnbescheidsbeansprucht.Es werdenPorto� undVordruckkostengeltend ge�macht.

Page 225: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

226

15 Maschinelles Verfahren: GmbH & Co.KG(Blatt 2)

70

Page 226: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

227

16 Mahngerichte automatisiertes VerfahrenBundesland Mahngericht Anschrift Telefon/Fax

Baden�Württemberg

Amtsgericht Stuttgart(Vordrucke, Datenträger,Web�DFÜ, online�Mahnantrag)

– Mahnabteilung –70154 Stuttgart

Tel. 0711/921�3285/3359Fax 0711/921�3400

Bayern Amtsgericht Coburg

(Vordrucke, Datenträger,Web�DFÜ, online�Mahnantrag)

� Mahngericht �Heiligkreuzstr. 2296441 Coburg

Tel. 09561/878�5Fax 09561/878�6666

Berlin Amtsgericht Wedding(Vordrucke, Datenträger,Web�DFÜ, online�Mahnantrag)

� Zentrales Mahn�gericht �13357 Berlin

Tel. 030/90156�0Fax 030/90156�203/233

Bremen Amtsgericht Bremen(Vordrucke, Web�DFÜ,online�Mahnantrag)

– Mahnabteilung –28184 Bremen

Tel. 0421/361�6115Fax 0421/3 61�2820

Hamburg undMecklenburg�Vorpommern

Amtsgericht Hamburg�Mitte(Vordrucke, Datenträger,Web�DFÜ, online�Mahnantrag)

22747 Hamburg Tel. 040/42811�1401Fax 040/42811�2758

Hessen Amtsgericht Hünfeld(Vordrucke, Datenträger,Web�DFÜ, online�Mahnantrag)

– Mahnabteilung –36084 Hünfeld

Tel. 06652/600�01Fax 06652/600�222

Niedersachsen Amtsgericht Uelzen(Vordrucke, Datenträger,Web�DFÜ, online�Mahnantrag)

� Zentrales Mahn�gerichtPostfach 136329503 Uelzen

Tel. 0581/8851�1Fax 0581/8851�282540

Nordrhein�Westfalen

Amtsgericht Hagen (ZEMA I)OLG�Bezirk Hamm, Düsseldorf(Vordrucke, Datenträger,Web�DFÜ, online�Mahnantrag)

– Mahnabteilung –58081 Hagen

Tel. 02331/967�5Fax 02331/967�700

Amtsgericht Euskirchen (ZEMA II)OLG�Bezirk Köln(Vordrucke, Datenträger,Web�DFÜ, online�Mahnantrag)

– Mahnabteilung –53878 Euskirchen

Tel. 02251/951�0Fax 02251/9 84�2900

Rheinland�Pfalzund Saarland

Amtsgericht Mayen(Vordrucke, Datenträger, EDA�Mail)

56723 Mayen Tel. 02651/403�0Fax 02651/403�100

Sachsen�Anhalt Amtsgericht AscherslebenDienstgebäude Staßfurt(Vordrucke, Datenträger)

Lehrter Str. 1539418 Staßfurt

Tel. 03925/876�0Fax 03925/876�252

Schleswig�Holstein

Amtsgericht Schleswig(nur Datenträger, Web�DFÜ)

Postfach 117024821 Schleswig

Tel. 04621/815�0Fax 04621/815�311

Page 227: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

228

17 Internetadressen der Mahngerichte undLandesjustizverwaltungen179

Baden�Württemberg

Internetportal der Justiz: http://www.justiz�bw.deVerwaltungsportal des Landes: http://www.service�bw.deHomepage des Amtsgerichts Stuttgart:http://www.amtsgericht�stuttgart.de

Bayern Internetportal der Justiz: http://www.justiz.bayern.deHomepage des Amtsgerichts Coburg über: http://www.justiz�coburg.deund http://www.mahngericht�bayern.de

Berlin Internetportal der Justiz: http://www.berlin.de/SenJustlindex/html BerlinHomepage des Amtsgerichts Wedding:http://www.berlin.de/SenJustlGerichte/AG/WEDD/index.html

Bremen Homepage der Justiz: http://www.bremen.de/justizsenatorHomepage des Amtsgerichts Bremen: http://www.bremen.de/amtsgericht

Hamburg undMecklenburg�Vorpommern

Homepage der Justiz: http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/justiz

Homepage der Hamburger Amtsgerichte:

http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/justiz/gerichte/amtsgerichte

Informationsseiten des Mahngerichts mit Zugang zur Online� Antragstellung:http://fhh.hamburg.de/stadtlAktuell/justiz/gerichte/amtsgerichte/amtsgericht�mitte/Mahnsachen/start.html

Hessen Internetportal der Justiz: http://www.hmdj.justiz.hessen.de

Homepage des Amtsgerichts Hünfeld:

http://www.ag�huenfeld.justiz.hessen.de

Niedersachsen Internetportal der Justiz: http://www.mj.niedersachsen.de

Niedersachsen Homepage des Amtsgerichts Uelzen � Zentrales Mahngericht:

http://www.amtsgericht�uelzen.niedersachsen.de

Nordrhein�Westfalen

Internetportal der Justiz: http:// www.justiz.nrw.de

Informationen zum automatisierten Mahnverfahren unter:

http://www.mahnverfahren.nrw.de

Homepage des Amtsgerichtes Euskirchen: http://www.ag�euskirchen.nrw.de

Homepage des Amtsgerichtes Hagen: http://www.ag�hagen.nrw.de

Rheinland�Pfalzund Saarland

Internetportal der Justiz: http://www.justiz.rlp.de

Sachsen�Anhalt Internetportal der Justiz: http://www.mj.sachsen�anhalt.de

Schleswig�Holstein http://www.ag�schleswig.schleswig�holstein.de Holstein

179 Die hier angegebenen Adressen geben den Stand bei Drucklegung wieder.

Page 228: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

229

18 Lohnpfändungstabelle ab Juli 2005EUR Pfändbarer Betrag bei Unterhaltspflicht für ... Personen

Nettolohn monatlich 0 1 2 3 4 5

bis 989,99 – – – – – –

990,00 bis 999,99 3,40 – – – – –

1.000,00 bis 1.009,99 10,40 – – – – –

1.010,00 bis 1.019,99 17,40 – – – – –

1.020,00 bis 1.029,99 24,40 – – – – –

1.030,00 bis 1.039,99 31,40 – – – – –

1.040,00 bis 1.049,99 38,40 – – – – –

1.050,00 bis 1.059,99 45,40 – – – – –

1.060,00 bis 1.069,99 52,40 – – – – –

1.070,00 bis 1.079,99 59,40 – – – – –

1.080,00 bis 1.089,99 66,40 – – – – –

1.090,00 bis 1.099,99 73,40 – – – – –

1.100,00 bis 1.109,99 80,40 – – – – –

1.110,00 bis 1.119,99 87,40 – – – – –

1.120,00 bis 1.129,99 94,40 – – – – –

1.130,00 bis 1.139,99 101,40 – – – – –

1.140,00 bis 1.149,99 108,40 – – – – –

1.150,00 bis 1.159,99 115,40 – – – – –

1.160,00 bis 1.169,99 122,40 – – – – –

1.170,00 bis 1.179,99 129,40 – – – – –

1.180,00 bis 1.189,99 136,40 – – – – –

1.190,00 bis 1.199,99 143,40 – – – – –

1.200,00 bis 1.209,99 150,40 – – – – –

1.210,00 bis 1.219,99 157,40 – – – – –

1.220,00 bis 1.229,99 164,40 – – – – –

1.230,00 bis 1.239,99 171,40 – – – – –

1.240,00 bis 1.249,99 178,40 – – – – –

1.250,00 bis 1.259,99 185,40 – – – – –

1.260,00 bis 1.269,99 192,40 – – – – –

1.270,00 bis 1.279,99 199,40 – – – – –

1.280,00 bis 1.289,99 206,40 – – – – –

1.290,00 bis 1.299,99 213,40 – – – – –

Page 229: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

230

1.300,00 bis 1.309,99 220,40 – – – – –

1.310,00 bis 1.319,99 227,40 – – – – –

1.320,00 bis 1.329,99 234,40 – – – – –

1.330,00 bis 1.339,99 241,40 – – – – –

1.340,00 bis 1.349,99 248,40 – – – – –

1.350,00 bis 1.359,99 255,40 – – – – –

1.360,00 bis 1.369,99 262,40 2,05 – – – –

1.370,00 bis 1.379,99 269,40 7,05 – – – –

1.380,00 bis 1.389,99 276,40 12,05 – – – –

1.390,00 bis 1.399,99 283,40 17,05 – – – –

1.400,00 bis 1.409,99 290,40 22,05 – – – –

1.410,00 bis 1.419,99 297,40 27,05 – – – –

1.420,00 bis 1.429,99 304,40 32,05 – – – –

1.430,00 bis 1.439,99 311,40 37,05 – – – –

1.440,00 bis 1.449,99 318,40 42,05 – – – –

1.450,00 bis 1.459,99 325,40 47,05 – – – –

1.460,00 bis 1.469,99 332,40 52,05 – – – –

1.470,00 bis 1.479,99 339,40 57,05 – – – –

1.480,00 bis 1.489,99 346,40 62,05 – – – –

1.490,00 bis 1.499,99 353,40 67,05 – – – –

1.500,00 bis 1.509,99 360,40 72,05 – – – –

1.510,00 bis 1.519,99 367,40 77,05 – – – –

1.520,00 bis 1.529,99 374,40 82,05 – – – –

1.530,00 bis 1.539,99 381,40 87,05 – – – –

1.540,00 bis 1.549,99 388,40 92,05 – – – –

1.550,00 bis 1.559,99 395,40 97,05 – – – –

1.560,00 bis 1.569,99 402,40 102,05 – – – –

1.570,00 bis 1.579,99 409,40 107,05 3,01 – – –

1.580,00 bis 1.589,99 416,40 112,05 7,01 – – –

1.590,00 bis 1.599,99 423,40 117,05 11,01 – – –

1.600,00 bis 1.609,99 430,40 122,05 15,01 – – –

1.610,00 bis 1.619,99 437,40 127,05 19,01 – – –

1.620,00 bis 1.629,99 444,40 132,05 23,01 – – –

1.630,00 bis 1.639,99 451,40 137,05 27,01 – – –

1.640,00 bis 1.649,99 458,40 142,05 31,01 – – –

Page 230: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

231

1.650,00 bis 1.659,99 465,40 147,05 35,01 – – –

1.660,00 bis 1.669,99 472,40 152,05 39,01 – – –

1.670,00 bis 1.679,99 479,40 157,05 43,01 – – –

1.680,00 bis 1.689,99 486,40 162,05 47,01 – – –

1.690,00 bis 1.699,99 493,40 167,05 51,01 – – –

1.700,00 bis 1.709,99 500,40 172,05 55,01 – – –

1.710,00 bis 1.719,99 507,40 177,05 59,01 – – –

1.720,00 bis 1.729,99 514,40 182,05 63,01 – – –

1.730,00 bis 1.739,99 521,40 187,05 67,01 – – –

1.740,00 bis 1.749,99 528,40 192,05 71,01 – – –

1.750,00 bis 1.759,99 535,40 197,05 75,01 – – –

1.760,00 bis 1.769,99 542,40 202,05 79,01 – – –

1.770,00 bis 1.779,99 549,40 207,05 83,01 0,29 – –

1.780,00 bis 1.789,99 556,40 212,05 87,01 3,29 – –

1.790,00 bis 1.799,99 563,40 217,05 91,01 6,29 – –

1.800,00 bis 1.809,99 570,40 222,05 95,01 9,29 – –

1.810,00 bis 1.819,99 577,40 227,05 99,01 12,29 – –

1.820,00 bis 1.829,99 584,40 232,05 103,01 15,29 – –

1.830,00 bis 1.839,99 591,40 237,05 107,01 18,29 – –

1.840,00 bis 1.849,99 598,40 242,05 111,01 21,29 – –

1.850,00 bis 1.859,99 605,40 247,05 115,01 24,29 – –

1.860,00 bis 1.869,99 612,40 252,05 119,01 27,29 – –

1.870,00 bis 1.879,99 619,40 257,05 123,01 30,29 – –

1.880,00 bis 1.889,99 626,40 262,05 127,01 33,29 – –

1.890,00 bis 1.899,99 633,40 267,05 131,01 36,29 – –

1.900,00 bis 1.909,99 640,40 272,05 135,01 39,29 – –

1.910,00 bis 1.919,99 647,40 277,05 139,01 42,29 – –

1.920,00 bis 1.929,99 654,40 282,05 143,01 45,29 – –

1.930,00 bis 1.939,99 661,40 287,05 147,01 48,29 – –

1.940,00 bis 1.949,99 668,40 292,05 151,01 51,29 – –

1.950,00 bis 1.959,99 675,40 297,05 155,01 54,29 – –

1.960,00 bis 1.969,99 682,40 302,05 159,01 57,29 – –

1.970,00 bis 1.979,99 689,40 307,05 163,01 60,29 – –

1.980,00 bis 1.989,99 696,40 312,05 167,01 63,29 0,88 –

1.990,00 bis 1.999,99 703,40 317,05 171,01 66,29 2,88 –

Page 231: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

232

2.000,00 bis 2.009,99 710,40 322,05 175,01 69,29 4,88 –

2.010,00 bis 2.019,99 717,40 327,05 179,01 72,29 6,88 –

2.020,00 bis 2.029,99 724,40 332,05 183,01 75,29 8,88 –

2.030,00 bis 2.039,99 731,40 337,05 187,01 78,29 10,88 –

2.040,00 bis 2.049,99 738,40 342,05 191,01 81,29 12,88 –

2.050,00 bis 2.059,99 745,40 347,05 195,01 84,29 14,88 –

2.060,00 bis 2.069,99 752,40 352,05 199,01 87,29 16,88 –

2.070,00 bis 2.079,99 759,40 357,05 203,01 90,29 18,88 –

2.080,00 bis 2.089,99 766,40 362,05 207,01 93,29 20,88 –

2.090,00 bis 2.099,99 773,40 367,05 211,01 96,29 22,88 –

2.100,00 bis 2.109,99 780,40 372,05 215,01 99,29 24,88 –

2.110,00 bis 2.119,99 787,40 377,05 219,01 102,29 26,88 –

2.120,00 bis 2.129,99 794,40 382,05 223,01 105,29 28,88 –

2.130,00 bis 2.139,99 801,40 387,05 227,01 108,29 30,88 –

2.140,00 bis 2.149,99 808,40 392,05 231,01 111,29 32,88 –

2.150,00 bis 2.159,99 815,40 397,05 235,01 114,29 34,88 –

2.160,00 bis 2.169,99 822,40 402,05 239,01 117,29 36,88 –

2.170,00 bis 2.179,99 829,40 407,05 243,01 120,29 38,88 –

2.180,00 bis 2.189,99 836,40 412,05 247,01 123,29 40,88 –

2.190,00 bis 2.199,99 843,40 417,05 251,01 126,29 42,88 0,79

2.200,00 bis 2.209,99 850,40 422,05 255,01 129,29 44,88 1,79

2.210,00 bis 2.219,99 857,40 427,05 259,01 132,29 46,88 2,79

2.220,00 bis 2.229,99 864,40 432,05 263,01 135,29 48,88 3,79

2.230,00 bis 2.239,99 871,40 437,05 267,01 138,29 50,88 4,79

2.240,00 bis 2.249,99 878,40 442,05 271,01 141,29 52,88 5,79

2.250,00 bis 2.259,99 885,40 447,05 275,01 144,29 54,88 6,79

2.260,00 bis 2.269,99 892,40 452,05 279,01 147,29 56,88 7,79

2.270,00 bis 2.279,99 899,40 457,05 283,01 150,29 58,88 8,79

2.280,00 bis 2.289,99 906,40 462,05 287,01 153,29 60,88 9,79

2.290,00 bis 2.299,99 913,40 467,05 291,01 156,29 62,88 10,79

2.300,00 bis 2.309,99 920,40 472,05 295,01 159,29 64,88 11,79

2.310,00 bis 2.319,99 927,40 477,05 299,01 162,29 66,88 12,79

2.320,00 bis 2.329,99 934,40 482,05 303,01 165,29 68,88 13,79

2330,00 bis 2.339,99 941,40 487,05 307,01 168,29 70,88 14,79

2.340,00 bis 2.349,99 948,40 492,05 311,01 171,29 72,88 15,79

Page 232: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

233

2.350,00 bis 2.359,99 955,40 497,05 315,01 174,29 74,88 16,79

2.360,00 bis 2.369,99 962,40 502,05 319,01 177,29 76,88 17,79

2.370,00 bis 2.379,99 969,40 507,05 323,01 180,29 78,88 18,79

2.380,00 bis 2.389,99 976,40 512,05 327,01 183,29 80,88 19,79

2.390,00 bis 2.399,99 983,40 517,05 331,01 186,29 82,88 20,79

2.400,00 bis 2.409,99 990,40 522,05 335,01 189,29 84,88 21,79

2.410,00 bis 2.419,99 997,40 527,05 339,01 192,29 86,88 22,79

2.420,00 bis 2.429,99 1004,40 532,05 343,01 195,29 88,88 23,79

2.430,00 bis 2.439,99 1011,40 537,05 347,01 198,29 90,88 24,79

2.440,00 bis 2.449,99 1018,40 542,05 351,01 201,29 92,88 25,79

2.450,00 bis 2.459,99 1025,40 547,05 355,01 204,29 94,88 26,79

2.460,00 bis 2.469,99 1032,40 552,05 359,01 207,29 96,88 27,79

2.470,00 bis 2.479,99 1039,40 557,05 363,01 210,29 98,88 28,79

2.480,00 bis 2.489,99 1046,40 562,05 367,01 213,29 100,88 29,79

2.490,00 bis 2.499,99 1053,40 567,05 371,01 216,29 102,88 30,79

2.500,00 bis 2.509,99 1060,40 572,05 375,01 219,29 104,88 31,79

2.510,00 bis 2.519,99 1067,40 577,05 379,01 222,29 106,88 32,79

2.520,00 bis 2.529,99 1074,40 582,05 383,01 225,29 108,88 33,79

2.530,00 bis 2.539,99 1081,40 587,05 387,01 228,29 110,88 34,79

2.540,00 bis 2.549,99 1088,40 592,05 391,01 231,29 112,88 35,79

2.550,00 bis 2.559,99 1095,40 597,05 395,01 234,29 114,88 36,79

2.560,00 bis 2.569,99 1102,40 602,05 399,01 237,29 116,88 37,79

2.570,00 bis 2.579,99 1109,40 607,05 403,01 240,29 118,88 38,79

2.580,00 bis 2.589,99 1116,40 612,05 407,01 243,29 120,88 39,79

2.590,00 bis 2.599,99 1123,40 617,05 411,01 246,29 122,88 40,79

2.600,00 bis 2.609,99 1130,40 622,05 415,01 249,29 124,88 41,79

2.610,00 bis 2.619,99 1137,40 627,05 419,01 252,29 126,88 42,79

2.620,00 bis 2.629,99 1144,40 632,05 423,01 255,29 128,88 43,79

2.630,00 bis 2.639,99 1151,40 637,05 427,01 258,29 130,88 44,79

2.640,00 bis 2.649,99 1158,40 642,05 431,01 261,29 132,88 45,79

2.650,00 bis 2.659,99 1165,40 647,05 435,01 264,29 134,88 46,79

2.660,00 bis 2.669,99 1172,40 652,05 439,01 267,29 136,88 47,79

2.670,00 bis 2.679,99 1179,40 657,05 443,01 270,29 138,88 48,79

2.680,00 bis 2.689,99 1186,40 662,05 447,01 273,29 140,88 49,79

2.690,00 bis 2.699,99 1193,40 667,05 451,01 276,29 142,88 50,79

Page 233: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

234

2.700,00 bis 2.709,99 1200,40 672,05 455,01 279,29 144,88 51,79

2.710,00 bis 2.719,99 1207,40 677,05 459,01 282,29 146,88 52,79

2.720,00 bis 2.729,99 1214,40 682,05 463,01 285,29 148,88 53,79

2.730,00 bis 2.739,99 1221,40 687,05 467,01 288,29 150,88 54,79

2.740,00 bis 2.749,99 1228,40 692,05 471,01 291,29 152,88 55,79

2.750,00 bis 2.759,99 1235,40 697,05 475,01 294,29 154,88 56,79

2.760,00 bis 2.769,99 1242,40 702,05 479,01 297,29 156,88 57,79

2.770,00 bis 2.779,99 1249,40 707,05 483,01 300,29 158,88 58,79

2.780,00 bis 2.789,99 1256,40 712,05 487,01 303,29 160,88 59,79

2.790,00 bis 2.799,99 1263,40 717,05 491,01 306,29 162,88 60,79

2.800,00 bis 2.809,99 1270,40 722,05 495,01 309,29 164,88 61,79

2.810,00 bis 2.819,99 1277,40 727,05 499,01 312,29 166,88 62,79

2.820,00 bis 2.829,99 1284,40 732,05 503,01 315,29 168,88 63,79

2.830,00 bis 2.839,99 1291,40 737,05 507,01 318,29 170,88 64,79

2.840,00 bis 2.849,99 1298,40 742,05 511,01 321,29 172,88 65,79

2.850,00 bis 2.859,99 1305,40 747,05 515,01 324,29 174,88 66,79

2.860,00 bis 2.869,99 1312,40 752,05 519,01 327,29 176,88 67,79

2.870,00 bis 2.879,99 1319,40 757,05 523,01 330,29 178,88 68,79

2.880,00 bis 2.889,99 1326,40 762,05 527,01 333,29 180,88 69,79

2.890,00 bis 2.899,99 1333,40 767,05 531,01 336,29 182,88 70,79

2.900,00 bis 2.909,99 1340,40 772,05 535,01 339,29 184,88 71,79

2.910,00 bis 2.919,99 1347,40 777,05 539,01 342,29 186,88 72,79

2.920,00 bis 2.929,99 1354,40 782,05 543,01 345,29 188,88 73,79

2.930,00 bis 2.939,99 1361,40 787,05 547,01 348,29 190,88 74,79

2.940,00 bis 2.949,99 1368,40 792,05 551,01 351,29 192,88 75,79

2.950,00 bis 2.959,99 1375,40 797,05 555,01 354,29 194,88 76,79

2.960,00 bis 2.969,99 1382,40 802,05 559,01 357,29 196,88 77,79

2.970,00 bis 2.979,99 1389,40 807,05 563,01 360,29 198,88 78,79

2.980,00 bis 2.989,99 1396,40 812,05 567,01 363,29 200,88 79,79

2.990,00 bis 2.999,99 1403,40 817,05 571,01 366,29 202,88 80,79

3.000,00 bis 3.009,99 1410,40 822,05 575,01 369,29 204,88 81,79

3.010,00 bis 3.019,99 1417,40 827,05 579,01 372,29 206,88 82,79

3.020,00 bis 3.020,06 1424,40 832,05 583,01 375,29 208,88 83,79

Der Mehrbetrag ab 3.020,06 EUR ist voll pfändbar.

Page 234: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

235

19 Checkliste: Beweis des ZugangsSind diese Punkte berücksichtigt? ja nein

Übergabe durch Boten, der den Zugang als Zeuge bekunden kann

Versendung per Einwurfeinschreiben

Versendung per Einschreiben mit Rückschein

Durch Fax�Sendebericht

Umstritten! Der Sendebericht mit dem Vermerk “OK”, “korrekt” oder“mit Erfolg” u. ä. wurde von der überwiegenden Rechtsprechung derGerichte früher nicht anerkannt. Im Vordringen ist jetzt folgendeAuffassung: Einige Gerichte (z. B. OLG München NJW 1994, 527)sehen mit der Vorlage des Sendeberichts den sog. Anscheinsbeweisals geführt an. Dies führt dazu, dass die Gegenseite, hier der Emp�fänger, beweisen muss, dass er das Schriftstück per Fax nicht erhal�ten hat. Das kann er z.B. durch Vorlage des Tagesjournals seinesFaxgeräts.

Durch Zustellung über den Gerichtsvollzieher

Das ist der sicherste, aber auch teuerste Nachweis, auch wegen derMöglichkeit der Ersatzzustellung, d.h., der Gerichtsvollzieher kann,wenn er den Schuldner nicht antrifft, einem Familienangehörigenoder Betriebsangehörigen des Schuldners ersatzweise wirksamzustellen oder das Schriftstück durch “Niederlegung bei der Post odereiner Postagentur” am Wohn� oder Firmensitz des Schuldners zu�stellen. Den Nachweis liefert die Zustellungsurkunde.

Durch dreimalige Zusendung der Rechnung/Mahnung mit einfachemBrief (Kosten: 1,68 EUR)

Das Gericht wird im Streitfall dem Schuldner nicht glauben, dass erdrei Briefe nicht erhalten haben will (s. OLG Naumburg, NJW�RR2000, 1666).

Page 235: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

236

20 Checkliste:Berechnung des Verzugseintritts

Sind diese Punkte berücksichtigt? ja nein

Wann wurde das Schreiben abgeschickt?

Beispiel: Die Aufgabe bei der Post erfolgt am 11. April 2005.

Wann ist das Schreiben dem Empfänger zugegangen?

Eine Postlaufzeit von 3 Tagen ist sicherheitshalber zu berücksichti�gen. Das Schreiben geht dem Empfänger also am 14. April 2005 zu.

Wann beginnt die 30�Tage�Schutzfrist zu laufen?

Der Tag des Zugangs wird bei der 30�Tage�Schutzfrist nicht mitge�rechnet (§ 187 Abs. 1 BGB). Erst am darauffolgenden Tag beginnt dieFrist zu laufen, also mit dem 15. April 2005.

Wann endet die 30�Tage�Schutzfrist nach dem Kalender?

Zur Berechnung müssen 30 Tage (nicht einfach 4 Wochen!) amKalender abgezählt werden. Dabei wird der erste Tag mitgezählt. Der30. Tag ist Samstag, der 14. Mai 2005.

Was ist, wenn der letzte Tag der Frist auf einen Samstag, Sonntagoder Feiertag fällt?

In diesem Fall tritt an die Stelle eines solchen Tages der nächsteWerktag (§ 193 BGB). Fristablauf ist also erst am Dienstag nachPfingsten, am 17. Mai 2005 um 24.00 Uhr (§ 188 Abs. 1 BGB).

Ab wann befindet sich der Schuldner in Verzug?

Der Verzug tritt am darauffolgenden Tag um 0.00 Uhr ein, also am18. Mai 2005 um 0.00 Uhr.

Page 236: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

237

21 Checkliste: Wirkungsvolle MahnstrategienSind diese Punkte berücksichtigt? ja nein

Aktiv die Kommunikation suchenMit dem Schuldner bereits vor dem ersten Mahnschreiben ins Ge�spräch kommen. Eventuelle Missverständnisse telefonisch ausräumenspart Zeit und Geld.

Abgestuft vorgehenBekannte oder Geschäftspartner mit individuell gestalteten Mahn�briefen, die persönlich unterzeichnet werden, mahnen. Erst wenndies nichts nützt, ein zwangsweises Vorgehen androhen. Anders beiSchuldnern, mit denen man nur ein einmaliges Schuldverhältnis hat:Hier genügen schematisierte Mahnschreiben. Danach kann, wennkeine Reaktion erfolgt, gleich das gerichtliche Mahnverfahren ein�geleitet werden.

Die Bezahlung erleichternDem Mahnschreiben immer ausgefüllte Überweisungsformularebeifügen. Menschen scheuen oft das Ausfüllen von Formularen.

Keine leeren DrohungenWurde mit der Durchführung eines gerichtlichen Mahnverfahrensgedroht und dem Schuldner noch eine letzte Frist zur Zahlunggesetzt, so muss nach Fristablauf das Mahnverfahren auch tatsäch�lich eingeleitet werden. Sonst glaubt der Schuldner auch in späterenFällen nicht mehr, dass es der Gläubiger mit der gerichtlichenDurchsetzung seines Anspruchs tatsächlich ernst meint.

Falsche Signale vermeidenMahnungen nie durchnummerieren, denn der versierte Schuldnererwartet sonst, dass einer „ersten Mahnung“ auch eine „zweite“ undsogar noch eine „dritte und letzte“ folgt mit dem Ergebnis, dass ersich noch ein paar Wochen länger Zeit mit dem Zahlen lässt. Werknapp bei Kasse ist, verzögert die Zahlung, so lange es geht.

Hartnäckig bleibenDie Kosten für die Erlangung eines gerichtlichen Vollstreckungstitelssind meist auch dann nicht umsonst aufgewendet, wenn beimSchuldner zunächst im Wege der Zwangsvollstreckung nichts zuholen ist. Eine mit Vollstreckungstitel versehene Forderung verjährtregelmäßig erst in 30 Jahren (§ 197 Abs. 1 Nr. 3 BGB), einem Zeit�raum, in dem der Schuldner durchaus wieder zu Geld kommen kann.

Die Verjährung beachtenEine Mahnung unterbricht nie die Verjährung! Rechtzeitig das ge�richtliche Mahnverfahren einleiten.

Page 237: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

238

22 Checkliste: Wichtige VerjährungsfristenSind diese Punkte berücksichtigt? ja nein

In drei Jahren verjähren:

Ansprüche des Gläubigers gegen den Schuldner (§ 195 BGB),

titulierte Zinsen und Unterhaltsansprüche (§ 197 Abs. 2 BGB).

In 30 Jahren verjähren (§ 197 Abs. 1 BGB):

rechtskräftig festgestellte Ansprüche,

Ansprüche aus vollstreckbaren Vergleichen und vollstreckbarenUrkunden,

Ansprüche, die durch die im Insolvenzverfahren erfolgte Feststellungvollstreckbar geworden sind,

Herausgabeansprüche aus Eigentum und anderen dinglichen Rech�ten,

familien� und erbrechtliche Ansprüche.

In zehn Jahren verjähren (§ 196 BGB):

Ansprüche aus Übertragung des Eigentums an einem Grundstück,

Ansprüche auf Begründung, Übertragung oder Aufhebung einesRechts an einem Grundstück.

In fünf Jahren verjähren:

werkvertragliche Gewährleistungsansprüche für Mängel eines Bau�werks (§ 634a Abs. 1 Nr. 2 BGB),

kaufrechtliche Mängelansprüche bei Bauwerken und bei Sachen, diefür ein Bauwerk verwendet worden sind und dessen Mangelhaftigkeitverursacht haben (§ 438 Abs. 1 Nr. 2a und b BGB).

In zwei Jahren verjähren:

Kauf� und werkvertragliche Gewährleistungsansprüche.

Page 238: Mahnverfahren und Forderungseinzug, 2.Auflage

Anhang

239

23 Schematischer Ablauf des gerichtlichenMahnverfahrens

Der Mahnantrag wird beim Amtsgericht einge�reicht (§ 688 ZPO). Es existieren zwei Verfah�

rensarten: das nichtmaschinelle oder auch

konventionelle Verfahren sowie das maschinelle

oder auch automatisierte Verfahren.

Die Zulässigkeitsvoraussetzungen (§§ 688, 689, 690, 703c Abs. 2

ZPO) sind nicht gegeben:

Wenn der Mangel behebbar ist, erhält der Gläubiger Gelegen�

heit zur Behebung des Mangels. Ist der Mangel von vornherein

nicht behebbar, wird der Mahnantrag sofort zurückgewiesen.

Der Mahnbescheid wird erlassen (§ 692 ZPO)

und dem Schuldner zugestellt (§ 693 ZPO).

Der Vollstreckungsbescheid ist noch nicht verfügt und der

Schuldner legt Widerspruch ein (§ 694 ZPO):

Die Abgabe an das Streitgericht erfolgt, wenn Gläubiger oder

Schuldner die Durchführung des streitigen Verfahrens beantra�

gen (§ 696 ZPO).

Die Widerspruchsfrist (zwei Wochen seit Zustel�

lung an den Schuldner) ist abgelaufen: Der

Vollstreckungsbescheid wird vom Gläubiger

beantragt (§ 699 Abs. 1 ZPO).

Der Antrag auf Vollstreckungsbescheid entspricht nicht den

gesetzlichen Anforderungen (§ 699 Abs. 1 ZPO):

Wenn der Mangel behebbar ist, erhält der Gläubiger Gelegen�

heit zur Behebung, andernfalls wird der Antrag sofort zurück�

gewiesen. Dies z. B. dann, wenn nicht innerhalb von sechs

Monaten seit Zustellung des Mahnbescheids der Vollstreckungs�

bescheid beantragt wird (§ 701 ZPO).

Der Vollstreckungsbescheid wird erlassen und

dem Schuldner zugestellt (§ 699 Abs. 4 ZPO).

Vom Schuldner wird innerhalb von zwei Wochen seit Zustellung

des Vollstreckungsbescheids Einspruch eingelegt (§ 339 Abs. 1

ZPO): Es wird in das streitige Verfahren übergeleitet (§ 700 Abs.

3 ZPO).

Innerhalb der Einspruchsfrist (zwei Wochen seit

Zustellung des Vollstreckungsbescheids an den

Schuldner) wurde kein Einspruch eingelegt:

Der Vollstreckungsbescheid ist damit rechtskräftig.