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NELL-BREUNING-ALLEE 6 D-66115 SAARBRÜCKEN
TELEFON: +49(0)681 /9 26 75-0 TELFAX: +49(0)681 /9 26 75-80
Maklerprovision kompakt
Grundsätzliche Problemstellungen bei der Begründung
und Geltendmachung von Provisionsforderungen
Rechtsanwalt und FAMuW
Dr. Gerald Kallenborn
Verbandsjurist IVD-West
© RA Dr. Gerald Kallenborn 2
Maklerrecht
allgemeine Rechtsgrundsätze
§ 652 BGB
(1) Wer für den Nachweis der Gelegenheit zum Abschluss eines
Vertrags oder für die Vermittlung eines Vertrags einen
Mäklerlohn verspricht, ist zur Entrichtung des Lohnes nur
verpflichtet, wenn der Vertrag infolge des Nachweises oder
infolge der Vermittlung des Mäklers zustande kommt. Wird
der Vertrag unter einer aufschiebenden Bedingung geschlossen,
so kann der Mäklerlohn erst verlangt werden, wenn die
Bedingung eintritt.
(2) Aufwendungen sind dem Mäkler nur zu ersetzen, wenn es
vereinbart ist. Dies gilt auch dann, wenn ein Vertrag nicht
zustande kommt
© RA Dr. Gerald Kallenborn 3
Maklerrecht
allgemeine Rechtsgrundsätze
Voraussetzungen für den Provisionsanspruch
1. Provisionsverlangen für den Erfolgsfall vor
Tätigwerden/Objektnachweis
2. Zustandekommen des Maklervertrages durch Annahme des
Provisionsverlangens (Provisionszusage)
3. Objekt-/Kundennachweis/Vermittlungstätigkeit nach
Abschluss des Maklervertrages
4. Zustandekommen des Hauptvertrages (Miet-/Kaufvertrag)
5. Kausalität der Nachweis-/Vermittlungstätigkeit für
Zustandekommen des Hauptvertrages
6. neu: Widerrufsrecht/Widerrufsbelehrung
© RA Dr. Gerald Kallenborn 4
Maklerrecht
Provisionsanspruch
Zustandekommen des Maklervertrages (=
= Vertrag/Vereinbarung über die Provisionspflicht
• eindeutiges Provisionsverlangen vor Beginn der Tätigkeit
• Schriftliche/mündliche Vereinbarung
• schlüssige Annahme des Provisionsverlangens durch
Entgegennahme der Tätigkeit
• schlüssiges Annahme des Provisionsverlangens durch
Verkäufer-/Vermieterauftrag (Suchauftrag)
• ortsübliche Vergütung bei fehlender Absprache über
Provisionshöhe (beachte bundesländerspezifische Betrachtung)
• Sondervorschrift des § 3 WohnVermG (zwei Monatskaltmieten
zzgl. Mwst
© RA Dr. Gerald Kallenborn 5
Maklerrecht
Provisionsanspruch
Provisionsverlangen
• Provisionsverlangen muss vor dem Objektnachweis ergehen,
gleichzeitig oder danach ist in der Regel nicht ausreichend
• Provisionsverlangen im überreichten Exposé vor
Objektnachweis ist in der Regel ausreichend
• Beweislast: Makler hat Erhalt des Provisionsverlangen und
Abschluss der Provisionsabsprache zu beweisen (Unentschieden
nach Beweiserhebung gilt als „verlorenes Spiel“, Klage auf
Provisionszahlung wird abgewiesen)
• Beweismittel (Urkunde, Zeuge)
© RA Dr. Gerald Kallenborn 6
Maklerrecht
Provisionsanspruch
stillschweigender provisionspflichtiger Maklervertrag
Vertragsabschluss durch konkludentes Verhalten?
• Entgegennahme/Anfordern von Maklerdiensten nach
Kenntniserlangung über Provisionspflicht (ja)
• Makler bietet aus eigener Initiative Objekte an (nein)
• einfache Objektanfrage des Kunden aus dem Bestand des
Maklers (nein)
• Kunde erteilt einen eigenen konkreten Suchauftrag (ja)
© RA Dr. Gerald Kallenborn 7
Maklerrecht
Provisionsanspruch
Zustandekommen der Provisionsabsprache bei Suchauftrag
• bei einem konkreten Suchauftrag besteht die Vermutung der
Entgeltlichkeit
• Beweislast: Makler hat die Erteilung eines konkreten
Suchauftrags zu beweisen
• Entlastungsbeweis: Kunde hat den Gegenbeweis der
Unentgeltlichkeit führen
© RA Dr. Gerald Kallenborn 8
Maklerrecht
Provisionsanspruch
Heilung durch nachträgliche Provisionsvereinbarung
durch nachträgliche schriftliche (!) Objektnachweisbestätigung
Formulierungsvorschlag:
„Das nachstehend aufgeführte Objekt wurde mir/uns durch den
Makler provisionspflichtig nachgewiesen. Das Objekt war mir bisher
nicht bekannt. Beim Zustandekommen eines notariellen
Kaufvertrages wird von mir eine Maklergebühr von 3 % zzgl. MwSt.
anerkennend geschuldet.“
© RA Dr. Gerald Kallenborn 9
Maklerrecht
Provisionsanspruch
nachträgliche Provisionsvereinbarung
durch notarielle Maklerklausel, je nach Formulierung zu
verstehen als
• rein deklaratorische Klauseln zur Beweissicherung
(zulässig)
• konstitutive Maklerklauseln, z. B. im Sinne von echten
Verträgen zugunsten eines Dritten (im Einzelfall zulässig)
• Vollstreckungsunterwerfung (unzulässig, str.)
• Sonderproblem Vorkaufsrecht
© RA Dr. Gerald Kallenborn 10
Maklerrecht
Widerrufsrecht
Widerrufsbelehrung bei Fernabsatzverträgen
• Maklervertragsabschlüsse außerhalb der Geschäftsräume des
Maklers bei organisierter Vertriebsstruktur
• ordnungsgemäße individuelle Belehrung des Kunden über
das Widerrufsrecht vor Vertragsabschluss
• Widerrufsrecht von 14 Tagen
• Widerrufsrecht des Kunden bei unterlassener oder fehlerhafter
Belehrung (bis 1 Jahr und 14 Tage nach Abschluss des
Maklervertrages). Dies gilt auch bei bereits erfolgreicher und
vergüteter Tätigkeit des Maklers!
• Bestätigung des Kunden über das Verlangen des sofortigen
Tätigwerdens bereits vor Ablauf der 14 Tage Widerrufsfrist
© RA Dr. Gerald Kallenborn 11
Maklerrecht
Provisionsanspruch
Anforderungen an Nachweistätigkeit
genauer Hinweis des Maklers auf eine konkrete
Vertragsangelegenheit (Kauf/Miete), so dass sich der Kunde
„ohne weiteres“ mit dem potentiellen Vertragspartner in
Verbindung setzen kann (Objektnachweis, Name und Anschrift
des potentiellen Vertragspartners)
© RA Dr. Gerald Kallenborn 12
Maklerrecht
Provisionsanspruch
Anforderungen an Vermittlungstätigkeit
konkrete Einwirkung auf den potentiellen Vertragspartner, um
dessen Willensentschluss zum Vertragsabschluss mit dem
Kunden herbeizuführen (= Einbindung in die
Vertragsverhandlungen, u.U. auch Übersendung von Unterlagen,
Vereinbarung von Notarterminen)
© RA Dr. Gerald Kallenborn 13
Maklerrecht
Provisionsanspruch
Identität zwischen erstrebtem und erreichtem Erfolg
Auftraggeber und Vertragspartner des nachgewiesenen
Vertrages sind unterschiedlich
• unbeachtlich, bei enger verwandtschaftlicher,
gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Beziehung
© RA Dr. Gerald Kallenborn 14
Maklerrecht
Provisionsanspruch
Identität zwischen erstrebtem und erreichtem Erfolg
Abweichung der Kaufpreishöhe oder Grundstücksgröße
zwischen nachgewiesenem (Exposé) und abgeschlossenem
Vertrag
• beachtlich sind Preisabweichungen auch zugunsten des
Maklerkunden
• unbeachtlich ist der übliche Rahmen von Nachverhandlungen
( bis 15 % Preisabweichung unbeachtlich, mehr als 50 % in der
Regel keine wirtschaftliche Identität mehr)
• keine Heilung durch AGB des Maklers möglich
© RA Dr. Gerald Kallenborn 15
Maklerrecht
Provisionsanspruch
Kausalität der Maklertätigkeit für Vertragsabschluss
• wenn der Hauptvertrag infolge des Nachweises oder infolge der
Vermittlungstätigkeit zustande gekommen ist
• Tätigkeit des Maklers muss nicht die alleinige oder
hauptursächliche, wohl aber eine der wesentlichen Ursachen
des Hauptvertrages gewesen sein
• Mitursächlichkeit ist ausreichend
• beliebige Ursächlichkeit ist nicht ausreichend, sondern
Hauptvertrag muss Folge einer vertragsgemäßen Nachweis-
oder Vermittlungstätigkeit sein
• kein Wegfall der Kausalität wegen Beendigung des
Maklervertrages oder Zeitablauf
© RA Dr. Gerald Kallenborn 16
Maklerrecht
Provisionsanspruch
Kausalität der Maklertätigkeit für Vertragsabschluss
Beweislast:
Kausalitätsvermutung 1 Jahr
Beweislast: Liegt mehr als ein Jahr zwischen Nachweis und
Hauptvertragsabschluss besteht keine Vermutung dafür, dass die
Tätigkeit des Maklers für den Vertragsabschluss ursächlich war. Der
Makler hat dann vollen Beweis für die Ursächlichkeit seiner
Tätigkeit zu erbringen.
© RA Dr. Gerald Kallenborn 17
Maklerrecht
Sonderprobleme
Einwendungen des Kunden
(Ausschluss der Maklerprovision)
© RA Dr. Gerald Kallenborn 18
Maklerrecht
Sonderprobleme
Einwand der Vorkenntnis
• konkrete Vorkenntnis des Kunden bezüglich des Objekts und
des (zu diesem Zeitpunkt!) vertragsabschlussbereiten
Eigentümers/Vermieters
• Obliegenheit zur Offenbarung der Vorkenntnis bei
Inanspruchnahme weiterer Maklerdienste, anderenfalls greift der
Einwand der Vorkenntnis nicht mehr
• Entkräftung des Einwands durch weitere
Vermittlungstätigkeit bei unterlassenem Hinweis des
Kunden
© RA Dr. Gerald Kallenborn 19
Maklerrecht
Sonderprobleme
Verflechtung
• kein Provisionsanspruch, wenn der Hauptvertrag mit einem
Vertragspartner zustande kommt, mit der der Makler
gesellschaftsrechtlich und/oder wirtschaftlich in nicht
unerheblicher Weise beteiligt ist (echte Verflechtung)
• kein Provisionsanspruch, wenn der Makler mit dem
Vertragspartner in einer solchen institutionalisierten
Beziehung steht, so dass er sich im Falle eines Streites
regelmäßig auf die Seite des Vertragspartners stellen wird
(unechte Verflechtung) Beispiel: Makler ist zugleich
Handelsvertreter, Geschäftsführer einer GmbH, Mietverwalter,
Testamentsvollstrecker, ferner Ehegatten oder enge
verwandtschaftliche Beziehung
© RA Dr. Gerald Kallenborn 20
Maklerrecht
Sonderprobleme
Doppelauftrag
Doppelauftrag liegt vor, wenn der Makler mit beiden
Vertragspartnern einen provisionspflichtigen Maklervertrag
abschließt. Der Makler ist dann zur absoluten Unparteilichkeit
verpflichtet (vgl. § 654 BGB)
• grundsätzliche Zulässigkeit der Doppeltätigkeit bei reiner
Nachweistätigkeit, so h.M. OLG Saarbrücken
• Zulässig auch Tätigkeit als Vermittlungsmakler für die eine
Seite und als Nachweismakler für die andere Seite.
• besondere Aufklärungspflicht allerdings ggü Kunden bei
doppelter Vermittlungstätigkeit
© RA Dr. Gerald Kallenborn 21
Maklerrecht
Sonderprobleme
unvollkommener Hauptvertrag
(+ = Provisionsanspruch gegeben)
• Formnichtigkeit des Kaufvertrages gem. § 311b BGB (-)
• Hauptvertrag unter aufschiebender Bedingung (+ ab
Bedingungseintritt)
• Hauptvertrag unter auflösender Bedingung (+)
• Anfechtung des Hauptvertrages wegen Irrtum oder wegen
arglistiger Täuschung (-)
• nachträgliche Aufhebung des Maklervertrages durch
Vereinbarung (+), Ausnahme bei Anfechtungstatbestand
• gesetzliches Rücktrittsrecht (+)
• vertragliches Rücktrittsrecht (strittig)
© RA Dr. Gerald Kallenborn 22
Maklerrecht
Sonderprobleme
Vereinbarung einer erfolgsunabhängigen Provision
grundsätzlich erhält der Makler seine Provision nur bei erfolgreicher
Nachweis- bzw. Vermittlungstätigkeit, d.h. mit Abschluss des
Hauptvertrages
• die Vereinbarung einer Vergütung auch ohne Abschluss des
Hauptvertrages stellt eine Vereinbarung einer erfolgs-
unabhängigen Provision dar
• eine solche Vereinbarung ist in Allgemeinen Geschäfts-
bedingungen / Formularverträgen des Maklers unwirksam
• eine solche Vereinbarung ist in Individualverträgen möglich,
aber u.U. notarielle Formbedürftigkeit gem. § 313b BGB
(mittelbarer Verkaufszwang, Knebelungswirkung), ab 10 %
der verbarten Provision oder 0,3 % des Kaufpreises
© RA Dr. Gerald Kallenborn 23
Maklerrecht
Sonderprobleme
erweiterte Provisionsabsprachen
in Maklerverträgen wird häufig Pflichten des Kunden begründet,
deren Verletzung eine Vertragsstrafe oder einen pauschalierten
Schadensersatz auslösen soll
• Unzulässigkeit solcher Absprachen in Allgemeinen
Geschäftsbedingungen/Formularverträgen des Maklers
• als Individualabrede zulässig, beachte aber Grenze des
mittelbaren Verkaufszwangs und u.U. Notwendigkeit einer
notariellen Beurkundung gem. § 311b BGB, ab 10 % der
vereinbarten Provision oder 0,3 % des Kaufpreises
© RA Dr. Gerald Kallenborn 24
Maklerrecht
Sonderprobleme
Aufwendungsersatz
• Aufwendungen sind dem Makler zu ersetzen, wenn nur wenn
dies vereinbart ist (§ 652 Abs. 2 BGB)
• aber Grenze: Unzulässigkeit einer versteckten
erfolgsunabhängigen Provisionsabsprache, Unzulässigkeit
der Vereinbarung eines Pauschalbetrages in Allgemeinen
Geschäftsbedingungen ab einer Höhe von 25 % der
vereinbarten Provision
© RA Dr. Gerald Kallenborn 25
Maklerrecht
Sonderprobleme
Reservierungsvereinbarung
Bei einer Reservierungsvereinbarung verpflichtet sich der Makler
gegen Zahlung einer Reservierungsgebühr weitere Maklertätig-
keiten gegenüber sonstigen Interessenten einzustellen
• Zulässigkeit allenfalls bei einem qualifizierten Alleinauftrag,
anderenfalls besteht keine werthaltige Gegenleistung des
Maklers, qualifizierter Alleinauftrag in Formularvertrag aber
unzulässig
• grundsätzliche Unzulässigkeit in Allgemeinen
Geschäftsbedingungen/Formularverträgen
• Grenze des mittelbaren Verkaufszwangs, notarielle
Beurkundung gem. § 311b BGB (ab 10% der vereinbarten
Provision oder 0,3 % des Kaufpreises)
© RA Dr. Gerald Kallenborn 26
Maklerrecht
Sonderprobleme
Alleinauftrag und Exklusivalleinauftrag/qualifizierter
Alleinauftrag
• allein aus der Erteilung eines einfachen Alleinauftrags folgt noch
nicht, das es dem Auftraggeber verboten ist, selbst Interessenten
zu suchen und mit diesen ohne den Makler einen Vertrag
abzuschließen, verboten ist nur die Einschaltung eines weiteren
Maklers, dann Schadensersatz, aber schwierig realisierbar
(Schadensnachweis)
• das Verbot, Eigengeschäfte zu tätigen und das Gebot, alle
Interessenten an den Makler zu verweisen (= Exklusiv-
alleinauftrag/qualifizierter Alleinauftrag) kann nur
individualvertraglich, nicht aber durch Formularvertrag wirksam
begründet werden
© RA Dr. Gerald Kallenborn 27
Maklerrecht
Sonderprobleme
Vorkaufsrecht und Provision
bei Ausübung des Vorkaufsrechts entfällt die Provisionspflicht
des Erstkäufers
Problem: mögliche Provisionszahlungspflicht des Zweitkäufers
im Falle einer im Kaufvertrag aufgenommenen Maklerklausel?
(+) z.B. bei Provisionsübernahme durch Käufer als Teil der
übernommenen Vertragskosten oder Teil des Kaufpreises, bei
Beauftragung des Maklers durch den Verkäufer oder echten Vertrag
zugunsten Dritter
© RA Dr. Gerald Kallenborn 28
Maklerrecht
Sonderprobleme
Provisionspflicht bei Einschaltung mehrerer Makler
da Mitursächlichkeit zur Herbeiführung des Abschlusses des
Hauptvertrages ausreicht, kann bei der Einschaltung mehrerer
Makler bei so gegebener Mitursächlichkeit durchaus eine
mehrfache Provisionszahlungspflicht eintreten
aber, weiß der zweitbeauftragte Makler, dass die Vertrags-
gelegenheit seinem Auftraggeber bereits von einem anderen Makler
nachgewiesen wurde, so hat er den Auftraggeber auf die Gefahr
einer doppelten Provisionszahlungspflicht hinzuweisen.
Ansonsten verwirkt der zweitbeauftragte Makler seinen
Provisionsanspruch
© RA Dr. Gerald Kallenborn 29
Aktuelles zum Maklerrecht
neue Rechtsprechung
Neue Rechtsprechung
© RA Dr. Gerald Kallenborn 30
Aktuelles zum Maklerrecht
Abschluss des Maklervertrages
Fortsetzung der Rechtsprechung des BGH zum konkludenten
Zustandekommen eines Maklervertrages durch tatsächliche
Inanspruchnahme von Maklerleistungen
BGH, Beschluss vom 24.11.2016, I ZR 37/16
Hier (+): Zusendung Exposé mit ausdrücklichem
Provisionsverlangen, telefonische Bitte des Kunden um einen
Besichtigungstermin (nicht erst bei tatsächlicher
Terminswahrnehmung)
© RA Dr. Gerald Kallenborn 31
Aktuelles zum Maklerrecht
Abschluss des Maklervertrages
Ein konkludenter Vertragsabschluss kommt allerdings nur
dann in Betracht, wenn der Interessent auch derjenige ist,
welcher nachfolgend die Dienste des Maklers tatsächlich in
Anspruch nimmt
OLG München, Beschluss vom 25.01.2016, 7 U 2730/15
Keine Geltung der Rechtsgrundsätze „Vertrag für den, den es
angeht“
© RA Dr. Gerald Kallenborn 32
Aktuelles zum Maklerrecht
Abschluss des Maklervertrages
Ein Suchauftrag liegt noch nicht vor, wenn der Makler von sich
aus einem Interessenten weitere Objekte anbietet.
Ein Suchauftrag liegt auch dann nicht vor, wenn der Interessent
ohne Bezugnahme auf ein Inserat Kontakt zum Makler
aufnimmt, damit dieser Objekte aus dessen „Bestand“ benennt.
Dies gilt jedoch nur so lange, wie kein ausdrückliches
Provisionsverlangen vorliegt
OLG München, RNotZ 2017, 192 = BeckRS 2016, 20902
© RA Dr. Gerald Kallenborn 33
Aktuelles zum Maklerrecht
Maklerleistung
Die Vermittlungstätigkeit erfordert, dass der Makler auf den
potenziellen Vertragspartner mit dem Ziel einwirkt, die
Abschlussbereitschaft für den beabsichtigten Hauptvertrag
herbeizuführen. Um die Provision zu verdienen, reicht es aus,
wenn die Maklerleistung neben anderen Bedingungen für den
Abschluss des Hauptvertrags zumindest mitursächlich
geworden ist. Sie braucht nicht die einzige und nicht die
hauptsächliche Ursache zu sein. Beim Vermittlungsmakler
genügt es, dass seine Tätigkeit die Abschlussbereitschaft des
Dritten irgendwie gefördert hat, der Makler also beim
Vertragsgegner ein Motiv gesetzt hat, das nicht völlig
unbedeutend war.
BGH, Urteil vom 18.10.2016, XI ZR 131/15
© RA Dr. Gerald Kallenborn 34
Aktuelles zum Maklerrecht
Maklerleistung
Die eine Provisionspflicht auslösende Vermittlungstätigkeit
kann auch vor dem Abschluss eines Maklervertrages erbracht
worden sein.
BGH, Urteil vom 18.10.2016, XI ZR 131/15
© RA Dr. Gerald Kallenborn 35
Aktuelles zum Maklerrecht
Fernabsatzgeschäft
Ein Fernabsatzvertrag ist nicht immer schon dann anzunehmen ist,
wenn er überhaupt unter Verwendung von
Fernkommunikationsmitteln zustande kommt, sondern nur dann,
wenn dies im Rahmen eines für den Fernabsatz organisierten
Vertriebs- und Dienstleistungssystems geschieht. Es kann
grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass ein Makler, der
seine Dienste im Internet über Internetportale anbietet und der
einen Kontakt zu seinen Kunden auf elektronischem oder
telefonischem Weg herstellt, Fernabsatzverträge nicht nur
ausnahmsweise, sondern regelmäßig schließt.
BGH, Urteil vom 07.07.2016, I ZR 68/15
© RA Dr. Gerald Kallenborn 36
Aktuelles zum Maklerrecht
Fernabsatzgeschäft
Kein Ausschluss des Fernabsatzrechts, wenn der Makler und der
Kunde bereits zuvor wegen eines anderen Objekts, über das kein
Hauptvertrag zustande gekommen war, persönlichen Kontakt
hatten. Ein Ausschluss kommt allenfalls dann in Betracht, wenn der
Vertrag in nahem zeitlichem Zusammenhang mit dem persönlichen
Kontakt geschlossen wurde. Ein Zeitraum von 3 Monaten zwischen
dem persönlichen Gespräch und dem Vertragsschluss ist jedenfalls
zu lang.
OLG München, Urteil vom 12.11.2016, 21 U 3086/15
OLG Hamburg, Urteil vom 11.06.2014, 13 U 17/13
© RA Dr. Gerald Kallenborn 37
Aktuelles zum Maklerrecht
Fernabsatzgeschäft
Die Verwaltung privaten Grundvermögens ist grundsätzlich eine
private Tätigkeit und schließt daher die Verbrauchereigenschaft
nicht aus. Die Verbrauchereigenschaft entfällt erst dann, wenn der
Umfang der Vermögensverwaltung einen planmäßigen
Geschäftsbetrieb erfordert, wie etwa die Unterhaltung eines Büros
oder einer Organisation zur Durchführung der Geschäfte.
OLG Hamm, Urteil vom 20.10.2016, 18 U 152/15
© RA Dr. Gerald Kallenborn 38
Aktuelles zum Maklerrecht
Fernabsatzgeschäft
Wird in einem Exposé auf das Muster-Widerrufsformular
verwiesen, so muss dieses Muster dem Exposé auch beigefügt
sein, um das Erfordernis einer ordnungsgemäßen
Widerrufsbelehrung zu erfüllen.
LG Osnabrück, Urteil vom 25.05.2016, 2 S 442/15
© RA Dr. Gerald Kallenborn 39
Aktuelles zum Maklerrecht
Fernabsatzgeschäft
Dem Verbraucher steht auch dann ein Widerrufsrecht zu, wenn
der Vertragsschluss in den Räumlichkeiten des Verbrauchers
erfolgt ist, nachdem der Verbraucher den Unternehmer dorthin
bestellt hat. Dies gilt auch dann, wenn die vorangegangenen
Vertragsverhandlungen in den Räumlichkeiten des
Unternehmers stattgefunden haben.
LG Tübingen, Urteil vom 19.05.2016, 7 O 20/16
© RA Dr. Gerald Kallenborn 40
Aktuelles zum Maklerrecht
Fernabsatzgeschäft
Dass der Verbraucher sich die bestehende Rechtslage zu Nutzen
macht, um ein für sich möglichst günstiges Ergebnis zu erzielen, ist
für sich allein nicht rechtsmissbräuchlich. Dass der Makler hierdurch
in die missliche Lage gerät, trotz vollständig erbrachter Leistung
keinen Vergütungsanspruch zu haben, wird von dem Gesetzgeber
so in Kauf genommen.
LG Tübingen, Urteil vom 19.05.2016, 7 O 20/16
© RA Dr. Gerald Kallenborn 41
Aktuelles zum Maklerrecht
Fernabsatzgeschäft
Der Makler hat gegen den Verbraucher keinen Anspruch auf
Wertersatz für bereits erbrachte Dienstleistungen, wenn der
Verbraucher von seinem Widerrufsrecht Gebrauch macht. Nur,
wenn der Verbraucher ausdrücklich zustimmt, dass der Makler
vor Ablauf der Widerrufsfrist tätig wird und auf die Rechtslage
des Wertersatzes hingewiesen wurde, kann ein
Wertersatzanspruch gegen den Verbraucher entstehen.
BGH, Urteil vom 07.07.2016, I ZR 30/15
© RA Dr. Gerald Kallenborn 42
Aktuelles zum Maklerrecht
Fernabsatzgeschäft
Eine Maklerklausel im notariellen Kaufvertrag führt jedenfalls
dann nicht zum Verlust des Widerrufsrecht, wenn die notarielle
Maklerklausel einen Provisionsanspruch des Maklers nicht
eigenständig begründet.
LG Hamburg, Urteil vom 23.05.2016, 325 O 22/16
© RA Dr. Gerald Kallenborn 43
Aktuelles zum Maklerrecht
Fernabsatzgeschäft
Unabhängig von der Art und Weise des Zustandekommens eines
Maklervertrags wird ein etwaiges Widerrufsrecht durch eine im
notariellen Kaufvertrag vereinbarte Provisionsschuld des
Käufers ausgeschlossen. Bei einer derartigen Klausel ist von
einem deklaratorischen Schuldanerkenntnis auszugehen, das zur
Folge hat, das rechtliche und tatsächliche Einwände des Käufers
ausgeschlossen sind.
LG Limburg, Urteil vom 05.08.2016, 3 S 29/16
© RA Dr. Gerald Kallenborn 44
Aktuelles zum Maklerrecht
Provisionshöhe
Unabhängig vom Aufwand ist der Makler bei der Vermittlung von am
Markt schwer "unterzubringenden" Objekten im
Niedrigpreisbereich zur Vornahme einer Mischkalkulation
berechtigt. Selbst wenn der Makler als Doppelmakler vergütet
wurde, ist eine gegenüber dem Marktüblichen leicht erhöhte
Festprovision nicht ohne weiteres unangemessen oder gar
sittenwidrig. Entscheidend hierbei ist auch die Ortsüblichkeit der
Preisgestaltung.
AG Zittau, Urteil vom 09.06.2016, 14 C 319/13
© RA Dr. Gerald Kallenborn 45
Aktuelles zum Maklerrecht
Wegfall des Provisionsanspruchs
Eine Anfechtung des Hauptvertrags lässt den Anspruch auf die
Maklerprovision entfallen. Wird stattdessen der Rücktritt
erklärt, und hätte der Rücktrittsgrund auch zur Anfechtung
berechtigt (hier: wegen eines arglistig verschwiegenen
Feuchtigkeitsschadens), entfällt der Provisionsanspruch in
gleicher Weise.
LG Frankfurt/Oder, Urteil vom 22.01.2016, 12 O 236/14
© RA Dr. Gerald Kallenborn 46
Aktuelles zum Maklerrecht
unzulässige Doppeltätigkeit
Ein Makler, der dem auftraggebenden Mieter den Eindruck
vermittelt, nur ihm gegenüber eine Courtage in Höhe einer
Monatsmiete in Rechnung zu stellen, hat den Anspruch aus
dem Maklervertrag verwirkt, wenn er auch vom Vermieter eine
Courtage erhält.
AG Wiesbaden, Urteil vom 25.11.2016, 91 C 2307/16
© RA Dr. Gerald Kallenborn 47
Aktuelles zum Maklerrecht
unzulässige Doppeltätigkeit
Beauftragt ein Grundpfandgläubiger nach Anordnung der
Zwangsversteigerung einen Makler mit der Suche nach
Interessenten an einem freihändigen Erwerb des Objekts und lässt
sich derselbe Makler in einem "Kaufanwärter/Maklervertrag" auch
von dem Kaufinteressenten beauftragen, so liegt im Zweifel für
beide Seiten nur eine Tätigkeit als Nachweismakler vor und ist
diese Doppeltätigkeit in der Regel auch ohne ausdrückliche
Gestattung zulässig, und zwar selbst dann, wenn dem
Maklerkunden die Doppeltätigkeit des Maklers unbekannt gewesen
war.
OLG Saarbrücken, Urteil vom 17.09.2015, 4 U 131/14
© RA Dr. Gerald Kallenborn 48
Aktuelles zum Maklerrecht
Reservierungsvereinbarung
Die Vereinbarung über die Reservierungsgebühr stellt eine
unangemessene Benachteiligung dar und ist daher unwirksam,
wenn nicht gewährleistet ist, dass sich aus der
Reservierungsvereinbarung nennenswerte Vorteile für den
Kunden ergeben. Dies ist dann der Fall, wenn der Makler nicht
sicherstellen oder gewährleisten kann, dass der
Immobilieneigentümer tatsächlich nur mit den Reservierenden und
nicht etwa mit einem Dritten kontrahiert.
LG Berlin, Urteil vom 08.11.2016, 15 O 152/16
© RA Dr. Gerald Kallenborn 49
Aktuelles zum Maklerrecht
Reservierungsvereinbarung
Auch eine Reservierungsvereinbarung zwischen Verkaufs- und
Kaufinteressenten bedarf der notariellen Form, wenn sie eine
einem Vorkaufsrecht gleichkommende verbindliche
Verpflichtung der Verkäuferin zum Abschluss eines
Kaufvertrages enthält oder einen mittelbaren Kaufzwang
begründet. Ein Reservierungsentgelt in Höhe von mehr als 10% bis
15% des üblichen Maklerlohns bedarf daher auch bei
Vereinbarungen zwischen gewerblichen Immobilienhändlern ohne
Beteiligung eines Maklers der notariellen Form. Auch bei derartigen
Vereinbarungen kommt in Betracht, statt an die Höhe des üblichen
Maklerlohns an einen Grenzwert von 1% des in Aussicht
genommenen Kaufpreises anzuknüpfen.
OLG Dresden, Beschluss vom 23.08.2016, 8 U 964/16
© RA Dr. Gerald Kallenborn 50
Maklerrecht
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!