Upload
bivi-vasquez
View
215
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 1/268
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 2/268
Forschungen zur Religion und Literatur
des Alten und Neuen Testaments
Herausgegeben von
Dietrich-Alex Koch, Matthias Köckert,
Christopher Tuckett und Steven McKenzie
Band 217
Vandenhoeck & Ruprecht
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 3/268
Martin Arneth
Durch Adams Fall ist
ganz verderbt...Studien zur Entstehung
der alttestamentlichen Urgeschichte
Vandenhoeck & Ruprecht
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 4/268
Meinen Eltern
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sindim Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
ISBN 10:3-525-53080-3
ISBN 13:978-3-525-53080-1
© 2007, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / www.v-r.de
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf dervorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG:
Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung
des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer
entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke.
Printed in Germany.
Druck- und Bindung: ® Hubert & Co, Göttingen.
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
BayerischeStaatsbibliothek
München
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 5/268
Vorwort
Die vorliegenden Studien zur biblischen Urgeschichte wurden im Sommersemester 2003 von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München als Habilitationsschrift angenommen.Für den Druck wurden sie durchgesehen und partiell ergänzt.
Zu danken habe ich zuerst meinem alttestamentlichen Lehrer Herrn Prof.
Dr. Eckart Otto, der seinem Assistenten nicht nur den nötigen Freiraum ge-währt hat, sondern die Entstehung der Arbeit geduldig, kritisch und fach-menschenfreundschaftlich begleitet hat. Er hat auch das Erstgutachten angefertigt.
Herrn Prof. Dr. Christoph Levin bin ich für die Übernahme des Zweitgutachtens zu Dank verpflichtet. Ferner danke ich den Freunden und (ehemaligen) Kollegen am Institut für Alttestamentliche Theologie der Münchner Fakultät: PD Dr. Reinhard Achenbach, Dr. Susanne Rudnig-Zelt undPD Dr. Thilo Rudnig.
Mein Dank gilt auch den Herausgebern der „Forschungen zur Religionund Literatur des Alten und Neuen Testaments" für die Aufnahme der Ar-beit in die Reihe, ebenso dem Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, besondersHerrn Jörg Persch und Herrn Christoph Spill, für die zuverlässige Betreuung der Drucklegung.
Bei der Last des Korrekturlesens hat mir freundlicherweise Frau KerstinSchwabe geholfen.
München, im April 2006 Martin Arneth
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 6/268
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 7/268
Inhalt
I. Einführung 9
II. Die Priesterschrift in der Urgeschichte 21
1. Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht
(Genesis l,l-2,4a) 22
1.1 Die Rahmung (Genesis 1,1 und 2,4a) 24
1.2 Die Erschaffung des Menschen (Genesis 1,26-31) 27
2. Die priesterschriftlichen Genealogien
(Genesis 5; 11,10-26) 33
2.1 Die Genealogie Adams (Genesis 5) 33
2.2 Die Genealogie Sems (Genesis 11,10-26) 41
3. Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung
(Genesis 6-9) 43
3.1 Rahmung und Prolog
(Genesis 5,32; 6,9-22; 9,18f.28f) 453.2 Die priesterschriftliche Darstellung der Flut 593.3 Die priesterschriftlichen Gottesreden am Ende
der Sintflut 68
3.3.1 Der Befehl zum Verlassen der Arche
(Genesis 8,15-19) 703.3.2 Der priesterschriftliche Segen (Genesis 9,1-7) 71
3.3.3 Bundesschluß oder Bundesverheißung(Genesis 9,8-17)? 83
4. Die Komposition der priesterschriftlichen Völkertafel
(Genesis 10*) 92
III. Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte 971. Die Schöpfungs- und Paradieserzählung
(Genesis 2,4b-3,24) 97
1.1 Die Flüche (Genesis 3,14-19) 98
1.2 Der „Sündenfall" (Genesis 2,25-3,14) 117
1.3 Der Schöpfungsbericht (Genesis 2,4b-24) 1291.4 Die Vertreibung (Genesis 3,20-24) 140
2. Die Erzählung von Kain und Abel 147
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 8/268
8 Inhalt
2.1 Die Komposition von Genesis 4 147
2.2 Die Genealogien Genesis 4f 165
3. Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung 169
3.1 Der Prolog (Genesis 6,5-8) 174
3.2 Der Epilog (Genesis 8,20-22) 182
3.3 Der Verlauf der Flut 190
4. Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18-27) 200
5. Die nichtpriesterschriftliche Redaktion in Genesis 10* 211
6. Der Turmbau (Genesis 11,1-9) 220
IV. Zusammenfassung und Ausblick 2271. Die Priesterschrift in der Urgeschichte 227
2. Die nichtpriesterschnftlichen Bearbeitungen 230
V. Literatur 237
VI. Bibelstellenregister (in Auswahl) 264
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 9/268
I. Einfuhrung
„Durch Adams Fall ist ganz verderbt menschlich Natur und Wesen" - so
bringt 1524 der Nürnberger Ratsschreiber Lazarus Spengler die kirchlicheErbsündenlehre in einem Choral
1 auf den Punkt, dessen zeitgenössische
Bedeutung und Wertschätzung sich schon an dem äußerlichen Datum ablesen läßt, daß er sogar in der Konkordienformel als Beleg für die Gültigkeit
des Lehrstücks im Protestantismus angeführt wurde.2 Vor allem im 16.Jahrhundert, aber auch darüber hinaus gehörte die Dichtung zum eisernenGrundbestand protestantischen Liedguts im deutschsprachigen Raum, wur
de von Johann Sebastian Bach mit der ihm eigenen Tiefgründigkeit im „Orgelbüchlein" - einem Werk zur Habilitation angehender Organisten
3 - ton
malerisch ausgedeutet (BWV 637), hat aber die letzte Gesangbuchrevisiondes vergangenen Jahrtausends so gut wie nicht überstanden. Die Gründe
hierfür sind neuzeitspezifisch.
4
Daß der neuzeitliche Christenmensch bisweilen Schwierigkeiten hat, sich mit manchen religiösen Objektivationen
des Altprotestantismus mit Blick auf seine eigenen Begrenztheits- und Endlichkeitserfahrungen zu identifizieren oder sich gar auf ihrem Hintergrundproduktiv zu deuten, hat kein Geringerer als Albert Schweitzer empfunden,wenn er zu Beginn des 20. Jahrhunderts Spenglers „Durch Adams Fall" imZuge seiner Interpretation von BWV 637 als „das grausige Lied von derUrsünde" bezeichnet.5
Spengler greift in seiner Dichtung - wenn auch gebrochen durch die pau-linische Adam-Christus-Typologie
6 - auf die Urgeschichte zurück, die das
Alte Testament eröffnet. Im Hintergrund steht hierbei natürlich in ersterLinie die Erzählung von Schöpfung und Fall Gen 2,4b-3,24,
7 die das fluch-
1 „Durch Adams fal ist gantz verderbt menschlich natur und wesen"; L. Spengler, Schriften, 401.
2 BSLK 772,17f; 844,3f; 851,27f; cf. L. Spengler, Schriften, 398.
3 Cf. den Titel nach dem Autograph: „Orgel-Büchlein Worinnen einem anfallenden Organi
sten Anleitung gegeben wird, auff allerhand Arth einen Choral durchzuführen, anbei auch sich im
Pedal studio zu habilitiren [...]"; A. Schweitzer, Johann Sebastian Bach, 252.
4 Cf. etwa die zeitdiagnostischen Klassifikationen von P. Tillich, Theologie, 59ff.
5 A. Schweitzer, Johann Sebastian Bach, 253.435.
6 1 Kor 15,2lf; Rö 5,12-21. Cf. E. Brandenburger, Alter und neuer Mensch, 209-250; F.
Hahn, Theologie, 1,217f; II,120f.324f.
7 Vgl. zur Auslegungsgeschichte - neben den Kommentaren - M. Metzger, Die Paradieser
zählung, und die Untersuchung von C. Bultmann, Die biblische Urgeschichte, zur Genesisinterpre
tation J.G. Herders, die auch die Aufklärungsexegese der Urgeschichte in einen weiteren geistes
geschichtlichen Zusammenhang einordnet.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 10/268
10 Einführung
bewehrte Schicksal des Menschen uranfänglich mit einer Gebotsübertretungbegründet, gleichzeitig aber in Gen 3,22 konzediert, daß der Mensch durchdie Erkenntnis von Gut und Böse auch Gott ähnlich geworden sei. Dasschonungslose Urteil über das menschliche Wesen findet dann allerdings im
Prolog zur Sintfluterzählung Gen 6,5 seinen unverstellten und prägnantenAusdruck:
Und Jahwe sah, daß die Bosheit des Menschen groß war auf der Erde,
und alle Gebilde der Planungen seines Herzens nur böse war den ganzen Tag.
Die generelle Beurteilung des Menschen fällt an dieser Stelle so verheerendaus, daß der Gott Jahwe im Anschluß daran (Gen 6,6f) sogar die Erschaf-
fung des Menschen bereut, auch wenn der Verfasser dieser bedeutendenTexte im Alten Testament nicht annähernd an das - insbesondere seit Augustin christentumsgeschichtlich wirkmächtige - Theologumenon der Vererbung einer grundlegenden Verderbtheit des Willens, die dem Menschenzeitlichen Tod und ewige Verdammnis unabhängig von seinem Tun undLassen garantiert, gedacht hat.
Wem verdanken wir diese auch für das Alte Testament ungewöhnlichharschen Urteile über das Menschengeschlecht? Die vorliegende Untersu
chung will unter anderem die Probleme, die die Beantwortung dieserschlichten Frage nach wie vor bereitet, aufnehmen und der Lösung einStück weit annähern - mehr nicht. Grundlage hierfür ist natürlich zunächstdie Literaturgeschichte von Gen 1—11, die der Erzvätergeschichte vorangestellte Urgeschichte.
Schon der durchschnittlich aufmerksame neuzeitliche Leser der Eingangskapitel des Alten Testaments, dem es bei der Lektüre der Strafflüche
Gen 3,14—19 - die ja nicht nur die Vergeblichkeit menschlicher Bemühungen und seine Todesverfallenheit, sondern etwa auch die Ambivalenz undAsymmetrie des Verhältnisses zwischen Mann und Frau zu deuten suchenund zugleich zementieren - nicht vorrangig aufgrund der hierdurch beförderten Selbsterkenntnis, sondern eher wegen des (vermeintlich) abständigenInhalts graust, wird bemerken, daß die Eröffnung des Alten Testaments neben der Ätiologie des fluchbewehrten Menschen auch den ausdrücklich vonGott Gesegneten (Gen 1,28) kennt, daß es neben dem am „Wie-Gott-sein-
Wollen" (Gen 3,5) nachhaltig Gescheiterten auch den Menschen gibt, der„Mit Würd' und Hoheit angethan"8 als Gottes Ebenbild geschaffen wurde
8 So Gottfried van Swietens Kommentierung der Gottebenbildlichkeit des Menschen in seinem vermittelst einer englischen Vorlage partiell an John Miltons „Paradise Lost" angelehntenLibretto für J. Haydns Oratorium „Die Schöpfung" (1798); cf. G. Feder, Joseph Haydn, 125ff.2l9.Bezeichnenderweise verzichtet der der Aufklärung eng verbundene van Swieten, u.a. Präfekt derk.k. Hofbibliothek und Kunstmäzen in Wien, auf die Darstellung des etwa auch bei J. Milton breit
ausgemalten Sündenfalls.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 11/268
Einfuhrung 11
(Gen l,26f)-9 Und ebenso kann der Leser mit Blick auf den Anlaß für die
Sintflut eine alternative Perspektive wählen, denn im Anschluß an Gen 6,5findet sich in Gen 6,11 f noch eine andere, viel weitergespannte Begründungfür das universale Strafgericht, nämlich die Verderbtheit aller Lebewesen,
ja der ganzen Erde. Das entlastet den Menschen zwar nicht, verteilt aberimmerhin die Last auf mehrere Schultern.
Die Wahlmöglichkeiten des neuzeitlichen Lesers hängen damit zusam
men, daß die Urgeschichte literarisch nicht aus einem Guß, sondern dasProdukt der Verschmelzung von Traditionen und damit einhergehend intensiver literarischer Prozesse ist. Es lassen sich in Gen 1-11 mindestens zwei,in sich mehr oder weniger konsistente Textschichten von einander abheben.
Diese Einsicht gehört bekanntlich zu den grundlegenden Ergebnissen derInterpretation des Alten Testaments in den letzten Jahrhunderten - mankann „sich dem forschungsgeschichtlich singulären Rang der Urgeschichte
kaum entziehen".10
Nicht umsonst hat die historisch-kritische Analyse desPentateuch bzw. Hexateuch in der Neuzeit hier ihren Ansatzpunkt genommen und oft auch von hier aus ihre Theoriemodelle konzipiert."
9 Es entspricht der eingangs umrissenen und notwendigerweise fragmentarischen Zeitdiagno
se, daß sich die weitaus meisten alttestamentlichen Beiträge zur Urgeschichte in materialer, nicht
unbedingt literaturgeschichtlicher Hinsicht auf die der Priesterschrift zuzurechnende Gottebenbild-
lichkeitsvorstellung (Gen l,26ff; 5,1-3; 9,6 - hinzuzunehmen ist noch Ps 8) und das damit ver
bundene dominium terrae bzw. dominium animalium sowohl in kultur- bzw. christentumskriti
schem Verabschiedungsgestus als auch in produktiver (Neu-)Aneignung beziehen, was nicht zu
letzt mit der aktuellen Debatte um die Menschenwürde und -rechte sowie die ethischen
Rahmenbedingungen der humanen Weltgestaltung zusammenhängt; cf. E. Otto, Gottes Recht,
167-195, bes. 179ff; H. Baranzke/H. Lamberty-Zielinski, Lynn White, 32-61; H.J. Stipp, Domini
um Terrae, 113-148, zuletzt den Beitrag von B. Janowski, Statue Gottes, 183-214 (Lit.); s.u.
II.1.3. Die Problemgeschichte des neuzeitlichen Menschenwürdekonzepts zeichnet U. Barth (Herkunft, 345-371) schwerpunktmäßig mit Blick auf die Traditionslinie nach, die an der Gotteben
bildlichkeit als einer unveräußerlichen Wesenseigenschaft des Menschen festhält.
10 E. Blum, Pentateuch, 278.
11 Cf. H.H. Schmid, Pentateuchforschung, 379; Die Geschichte der Erforschung des Penta
teuch, insbesondere auch zur Urgeschichte, ist mehrfach gut aufgearbeitet, so daß wir uns hier auf
die neuesten Entwicklungen konzentrieren können: L. Diestel, Geschichte, insbes. §§ 49.70; Pury,
A. de/Römer, T., Le pentateuque, 9-80; C. Houtman, Pentateuch; B. Seidel, Entwicklungslinien,
476-485; L. Schmidt, Entstehung, 3-28; J.L. Ska, Le Pentateuque, 245-265; E.W. Nicholson, The
Pentateuch; E. Otto, Umbruch in der Pentateuchkritik?, 82-97; ders., Kritik der Pentateuchkompo-
sition, 163-191; ders.. Neuere Einleitungen in den Pentateuch, 332-341; ders., Forschungen zur
Priesterschrift, 1-50; ders., Brückenschläge in der Pentateuchforschung, 84-99; ders., Forschun
gen zum nachpriesterschriftlichen Pentateuch, 125-155; ders., Art. Pentateuch; T. Römer, Haupt
probleme, 289-307. Die Unterscheidung selbst zwischen einer priesterschriftlichen und nichtprie-
sterlichen Schicht wird - gegen den weitreichenden Konsens - von G. Fischer, Pentateuchfor
schung, 608-616, bestritten. Speziell zur Urgeschichte cf. C. Westermann, Genesis 1-11; E. Blum,
Art. Urgeschichte, 436^t45, und vor allen Dingen den vorzüglichen und weitausgreifenden,
schwerpunktmäßig auf die Frage nach der Redaktion konzentrierten Bericht von M. Witte, Urge
schichte, 1 —43. Einzelprobleme der Forschungsgeschichte werden im Rahmen der Analyse erör
tert.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 12/268
12 Einfuhrung
Neben den Doppelüberlieferungen zur Schöpfung Gen 1,1—2,4a || Gen2,4b-3,24, den parallelen Genealogien Gen 4 || Gen 5 und der deutlichüberarbeiteten Völkertafel Gen 10, ist es vor allen Dingen die Sintflutüberlieferung Gen 6,5-9,17, die - ebenso wie die Meerwundererzählung Ex
13,17-15,2112 - als Paradestück der historisch-kritischen Analyse gilt.13
Im Gefolge der neueren Urkundenhypothese hat man das in Gen 1,1-2,4a beginnende und sich in Gen 5*; 6,9-9,17*.28f; 10*; 11,10-26 fortsetzende Textstratum der exilisch-frühnachexilisch abgefaßten Priesterschrift
zugeordnet, während die verbleibenden Textbestände auf eine ältere QuelleJ aus der frühen Königszeit zurückgeführt wurden.
14 Dabei war allerdings
die Einheitlichkeit der beiden Quellen auch in der Urgeschichte nie unum
stritten, dies gilt insbesondere für J,
15
am Rande auch für P.
16
Die Auseinandersetzungen, die in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts über die Entstehung des Pentateuchs ausbrachen, die Urkundenhypo
these wieder nachhaltig in Frage stellten und im Rückblick die Jahrzehntezuvor angesichts der aktuellen Vielfalt an Erklärungsmodellen als eine Zeitvergleichsweise klarer Verhältnisse erscheinen lassen, konzentrierten sichnicht ohne Grund auch auf die Quelle J,
17 deren frühe Entstehung in der
Königszeit in Zweifel gezogen und deren literarische Heterogenität betont
wurde. So resümiert etwa R. Rendtorff, daß es „heute fast unmöglich [sei],sich darüber zu einigen, was man im einzelnen dem Jahwisten zuweisen,
wie man [...] Arbeitsweise und Intention dieses Werkes" zu bestimmenhabe.
18 Die gegenwärtige Lage ist durch eine Vielzahl von Entwürfen ge
kennzeichnet, die zum einen das Quellenmodell kombiniert mit der Annahme umfänglicher Redaktionen zu stabilisieren suchen, zum anderen mitzwei Redaktionen K
p und K rechnen,
19 die Entstehung des Pentateuch aus
gehend von der Literaturgeschichte des Deuteronomiums entwerfen und in
12 Cf. hierzu jetzt die Analyse von J.C. Gertz, Tradition, 189-232.
13 Cf. hierzu etwa R. Smend, Entstehung, 41 ff; H. Donner, Redaktor, 272ff; E. Zenger, Ein
leitung, 80.
14 Zu den Versuchen, in der Urgeschichte auch die dritte klassische, aber mit Blick auf ihren
ursprünglichen Quellencharakter am wenigsten konsensfähige Tetrateuchquelle E nachzuweisen,
cf. jetzt A. Graupner, Elohist, 177ff.
15 Cf. etwa J. Wellhausen, Composition, 2-14, der von einem ursprünglichen Kern ausgeht
(Gen 2f; 4,16-24; 11,1-9), der dann ergänzt wurde; K. Budde, Urgeschichte, der innerhalb der
Urgeschichte zwischen J1 und J
2, der J
1 bearbeitete, differenziert; O. Eissfeldt, Hexateuch-
Synopse, 1 *—18*, der zwischen L und J unterscheidet, u.v.m.
16 Hier ist das Frühwerk von G. von Rad, Priesterschrift, 1-18, zu nennen. Die Aufteilung von
P in zwei Quellen ist von G. von Rad allerdings später aufgegeben worden; cf. ders., Genesis, 18ff
und die Einzelauslegung.
17 Cf. die Studien von H.H. Schmid, Jahwist; J. Van Seters, Jahwist; cf. auch ders., Prologue;
R. Rendtorff, Pentateuch. Dazu etwa E. Otto, Umbruch in der Pentateuchkritik?, 82-97.
18 R. Rendtorff, Pentateuch, 112.
19 Cf. den Entwurf von E. Blum, Vätergeschichte; ders., Pentateuch.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 13/268
Einführung 13
diesem Zusammenhang eine der Pentateuchredaktion vorangehende Hexa-teuchredaktion favorisieren,
20 oder den gesamten Enneateuch in den Blick
nehmen,21 ohne daß im Augenblick eine annähernd konsensfähige Hypothe
se marktbeherrschend wäre.Das läßt natürlich auch die Urgeschichte nicht unberührt, die in den jünge
ren Auseinandersetzungen ihren einstmaligen forschungsgeschichtlichenRang allerdings zunehmend einbüßt. Dies hängt nicht zuletzt mit der Beurtei
lung des jahwistischen Textstratums zusammen. Ging man zuvor davon aus,der durch das Fluchthema bestimmte jahwistische Quellenfaden der universalangelegten Urgeschichte finde sein Ziel in der partikularen, von dort dannaber wieder auf die Völker ausgeweiteten Segensthematik Gen 12,l-3,
22 so
wird demgegenüber nun die Eigenständigkeit programmatisch herausgestellt
23 und damit zugleich von den Modellen zur Entstehung des Pentateuch
abgekoppelt. Zudem gerät auch die literarische Zuordnung der beiden Textschichten ins Wanken. Rechnete man auf dem Hintergrund der neueren Ur
kundenhypothese damit, daß die Priesterschrift als literarische Grundlage fürdie Einfügung von J diente, so wird jetzt mitunter erwogen, ob die nichtprie-sterschriftlichen Texte (im folgenden: nP) nicht als Redaktions- bzw. Ergänzungsschicht zu P in spätnachexilischer Zeit zu bestimmen sind.24
In neuerer Zeit sind zu dem hier zur Debatte stehenden Komplex - nebenzahlreichen Untersuchungen zu Einzelproblemen und kleinräumigerenTexteinheiten
25 - zwei Monographien zu nennen, deren Darstellung auf-
grund der unterschiedlichen Orientierung paradigmatischen Charakter hat.
1998 erschien die detaillierte Studie von Markus Witte,26
die eine redak-
tions- und theologiegeschichtliche Analyse der gesamten Urgeschichte bie
tet, sich aber auch im wesentlichen auf den dortigen Textbereich beschränkt
und die Bezüge der angenommenen Quellen und der urgeschichtlichen Re-
20 Cf. E. Otto, Das Deuteronomium im Pentateuch; R. Achenbach, Vollendung.
21 K. Schmid, Erzväter; E. Aurelius, Zukunft.
22 Cf. etwaG. von Rad, Genesis, 128; H.W. Wolff, Kerygma, 359ff.
23 Cf. bereits R. Rendtorff, Genesis 8,21, 188-197; F. Crüsemann, Eigenständigkeit, 11-29;
M. Köckert, Vätergott, 265; auch die Studie von M. Witte, Urgeschichte, ist hier zu nennen, s.i.f.;
dagegen O.H. Steck Genesis 12,1-3, 117-148; zuletzt H.-C. Schmitt, Arbeitsbuch, 212f, wobei es
allerdings auffällig ist, daß die Theologie der jahwistischen Pentateuchschicht bei H.-C. Schmittim wesentlichen anhand der nichtpriesterschriftlichen Urgeschichte entwickelt wird (cf. a.a.O.,
2l6ff). Zur Diskussion um den Jahwisten cf. C. Levin, Jahwist, 9ff, sowie den Sammelband: J.C.
Gertz u.a. (Hg.), Abschied.
24 Cf. zuletzt, wenn auch in der Begründung eher allgemein gehalten, J. Blenkinsopp, A Post-
exilic lay source, 49-61; bereits ders., P and J, 1-15; ders., Pentateuch, 54ff, der sämtliche nP
zuzuschreibenden Texte post-P ansetzt; für die Paradieserzählung E. Otto, Paradieserzählung,
167-192; für die Sintfluterzählung J.L. Ska, diluvio, 37-62.
25 Die einschlägigen Untersuchungen werden im Rahmen der Analyse diskutiert.
26 M. Witte, Urgeschichte. Wir können uns hier auf die Grundzüge von M. Wittes These be
schränken. Die Darstellung der Details erfolgt im Rahmen der Untersuchung.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 14/268
14 Einführung
daktion (RUG), die die sonst übliche Annahme einer den Tetrateuch oderPentateuch umfassenden Endredaktion (RJEP bzw. RJEPD) ersetzt, über Gen1-11 hinaus nur noch andeutet.27 Zwar muß sich eine redaktionsgeschichtliche These zu einem Teilbereich prinzipiell am Ganzen bewähren, doch istdie Beschränkung auf einen Textbereich angesichts der Diversifizierung dergegenwärtigen Forschungslage verständlich, zumal es gerade in den nicht-priesterschriftlichen Texten an eindeutigen Verweisen über Gen 11 hinausmangelt.28
M. Witte entwirft im Zuge seiner redaktions- und theologiegeschichtlichen Untersuchung der biblischen Urgeschichte ein zugunsten von RUG
reduziertes Zwei-Quellen-Modell,29 das aber aufgrund der Zuweisung um
fänglicher Textanteile an RUG
darüber hinaus auch Züge einer Fragmenten- bzw. Ergänzungshypothese trägt. Mit Blick auf die Priesterschriftverwundert dies nicht, hat sich doch die Annahme einer Quelle P, trotzzeitweilig gegenläufiger Tendenzen,30 als im wesentlichen stabiler Grundpfeiler in der alttestamentlichen Literaturgeschichte bewährt.11 Die zweite,nichtpriesterschriftliche Quelle ist durch eine Jahwistische" bzw. „weisheitliche" Bearbeitung einer „protojahwistischen Grundschicht" zustandegekommen und hat in (früh)-nachexilischer Zeit zunächst eigenständig
existiert.Betrachten wir zunächst die Quelle P, so fällt zum einen auf, daß der exi-
lisch-nachexilischen Priesterschrift ein realtiv umfangreicher Textbestandzugesprochen wird. Er ist im wesentlichen der priesterschriftlichen Grundschrift (PG) zugehörig, innerpriesterschriftliches Textwachstum (Ps) findet
27 Cf. E. Otto, Rez. von M. Witte, 270-273.
28 Das gilt nicht nur für Gen 12,1-3 - der Verheißungstext nimmt vornehmlich auf die priesterschriftlichen Anteile der Völkertafel (Gen 10,5.20.31 f) Bezug, mit Blick auf nP finden sichhingegen sogar dezidierte Unvereinbarkeiten -, sondern auch für andere Texte. Ist die Priesterschrift noch deutlich nicht zuletzt über die Toledotstruktur (Gen 2,4a; 5,1; 6,9; 10,1; 11,10; 11,27;25,12.19; 36,1.9; 37,2) mit der Vätergeschichte vernetzt, so kehren in der Vätergeschichte mitBlick auf das nP-Material zwar einzelne Stichworte wieder (Gen 4,26 - 12,8; 8,21 - 12,3; 2,8 u.ö.- 13,10), doch vermögen diese einen plausiblen Anschluß an die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte nicht zu begründen. Auch die Segensthematik als solche - die Flüche in Gen 3,l4ff; 4,11;9,25ff werden durch Gen 12,1-3 ja keineswegs aufgehoben - leistet dies nicht; cf. M. Witte, Urgeschichte, 194ff; zuletzt K. Schmid, Erzväter, 165-169.
29 Eine Übersicht der literarischen Schichtung in Gen 1-11 findet sich bei M. Witte, Urgeschichte, 333f.
30 Cf. insbesondere den Entwurf von E. Blum, Pentateuch, passim, der nicht - bzw. in der Urgeschichte nicht nur - mit einer Quelle, sondern einer priesterschriftlichen Redaktionsschichtrechnet; auch F.M. Cross, The Priestly Work, 293-325. Zuletzt spricht sich B. Ziemer, Abram -Abraham, 277ff, ausgehend von Gen 17 gegen die Existenz der Priestergrundschrift in den Erzvätererzählungen aus. Für den Quellencharakter von P cf. etwa K. Koch, P - kein Redaktor, 446-467; J.A. Emerton, The Priestly Writer, 381^*00; E.W. Nicholson, The Pentateuch, 196ff.
31 Cf. E. Otto, Forschungen zur Priesterschrift, 1-50. Umstritten ist allerdings die Reichweite
der priesterschriftlichen Grundschrift; cf. hierzu die Übersicht bei E. Zenger, Einleitung, 161-167.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 15/268
Einfuhrung 15
sich nur in Gen 9,4—7.16f.32 Ist die Zurechnung von Gen 9,4-7.16f zu Ps an
gesichts der Debattenlage nicht sonderlich überraschend," so gelangt M.Witte doch mit Blick auf PG zu einigen konzeptionell nicht unerheblichenEinsichten. P° umfaßt nicht nur den Schöpfungsbericht Gen 1,1-2,3, dem
zunächst Gen 2,4a voranstand, die Genealogien Gen 5,l-29a.30-32;11,10a. 11-26 sowie die üblicherweise der Priesterschrift zugewiesenen Passagen der Sintflutüberlieferung Gen 6,9-9,29*, sondern auch der sonst mehrheitlich P abgesprochene Scharniervers Gen 9,18*. 19 wird aufgrund kompo-sitioneller Beobachtungen zu P° gerechnet. Die Konsequenzen liegen auf derHand. Sie gehen in zwei Richtungen. Zum einen weist Gen 9,19 deutlich aufdie Völkertafel Gen 10 voraus, so daß die dort leicht auszugrenzende literarische Grundschicht34 ebenfalls zu PG gehören muß - eine Einordnung, dieauch in neuerer Zeit nicht durchweg geteilt wird,35 aber PG in der Urgeschichte einen relativ umfangreichen Textbestand sichert. Zum anderen hat diepointierte Zuordnung von Gen 9,18f* zu P Folgen für die Beurteilung dersich in Gen 9,20-27 anschließenden Perikope über den „Weinbauer Noah",die nicht mehr - auch nicht in der von M. Witte rekonstruierten Ursprungsgestalt - einem nicht- bzw. vorpriesterschriftlichen Quellenfaden in der Urgeschichte zugerechnet werden kann, sondern eine von RUG redigierte Vorla
ge36
unbekannter Herkunft enthält. Diese mit der Quelle P kombinierte Fragmentenhypothese bewährt sich für M. Witte nicht nur bei der Weinberg-perikope, sondern auch in den anderen nichtpriesterschriftlichen Stücken derhinteren Urgeschichte, also bei der Turmbauerzählung Gen 11,1-9*, dennichtpriesterschriftlichen Anteilen der Völkertafel Gen 10*, deren redaktioneller Charakter offensichtlich ist, sowie dem Engelehenexzerpt Gen 6,l-4,37
das geschlossen übernommen wurde.
Für die zweite Quelle in der Urgeschichte, die aus einer „protojahwisti-schen Grundschicht" mit den Schwerpunkten „Anthropogonie und Kulturbegründung" und einer Jahwistisch-weisheitlichen Bearbeitung" mit „Ha-martologie- und Theodizee-Perspektive" besteht,38 reduziert sich die Text-
32 Die Siglen Pfi und Ps stammen von H. Holzinger, Einleitung, 334, der sie zur Differenzierung zwischen dem Grundbestand und den sekundären Zusätzen in P eingeführt hat.
33 S.u. II.3.3.2f.34 Gen 10,l-4a.5-7.20.22f.31f.
35 Ganz der Priesterschrift abgesprochen wird Gen 10* in neuerer Zeit von C. Levin, Jahwist,121 ff; D. Carr, Fractures, 99ff; R.G. Kratz, Komposition, 239. Bei der literarischen Einordnungkommen die genannten Autoren dann allerdings zu keinem einheitlichen Ergebnis.
36 Die Vorlage umfaßt Gen 9,20*.21.22*.23*.24f.26»; die Überarbeitung durch RUG Gen
9,18b.20*.22aa*.23.26a*.27.37 Vorlagen: Gen 10,8*.9*.10a.l l-12a.l3-14a.l5.16-18a.26-29a;l I,2*.4a.5a.b(?).8b(?).9aa;
Ru0 :Gen 10,4b:8*.9*. 1 Ob. 12b. 14*.( 15*). 18b-l9.21.24; 1 l,1.2*.3.4b.5b(?).6-8a.b(?).9aß .b.lOb.38 „Protojahwistische" Grundschicht: Gen 2,5a.bß.6-7a<x*.19aaß.20aa*.ß.21f; 3,20.23a*.b<x;
4.la.ba.2aß*.b.3-5.8b.l7a.l8-21.22a*; .jahwistische/weisheitliche" Bearbeitung: Gen 2,4b.5ba.
7aß.8-9a.l6.l7aa'.ß.b.l8.20b.23-25; 3,1-13.14aa*.ß.b.l5-18a.l9.21.23aa'.bß; 4,lbß.2aa.ß*.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 16/268
16 Einführung
basis aufweite Teile der Erzählung von Schöpfung und Fall, die Kain-und-
Abel-Erzählung sowie die Kainitengenealogie und wesentliche, für die Annahme eines Quellenstücks notwendigen Teile der nichtpriesterschriftlichenSintflutperikope. Allerdings ist die Quelle nur sehr fragmentarisch zu re
konstruieren, da wenige, aber entscheidende Textstücke wie Gen 4,25f;5,29 R
UG zukommen. Das läßt fragen, ob es sich hier - angesichts etwa der
fehlenden Einführung der Noahfigur - überhaupt noch um eine durchlaufende Quelle handelt und nicht auch hier eher Anzeichen finden lassen, die
auf eine Fragmentenhypothese hindeuten. Mit der literarischen Vorgeschichte von Gen 1-9 hängt es auch zusammen, daß M. Witte die eigentliche Urgeschichte in Gen 9,29 enden läßt und eine auf die Vätergeschichtehinüberleitende Zwischenzeit Gen 10,1-11,26 annimmt
31*, auch wenn sich in
in Gen 10,32 und 11,10 noch ausdrückliche Rückverweise auf die Flut finden. Festzuhalten ist indes aber, daß auch M. Witte nicht mehr mit einervorpriesterschriftlichen Verbindung zwischen zwischen Urgeschichte und
Vätergeschichte rechnet.
Der Redaktor der Urgeschichte (RUG
) selber wird aufgrund vongeschichtstheologischen Anspielungen auf die Eroberungszüge Alexandersdes Großen in Gen 9,25-27 und Gen 11,1-9 relativ spät datiert,40 wodurch
die direkte Anbindung an die Vätergeschichte in weite Ferne rückt. Seintheologisches Profil, das M. Witte durch die Ermittlung traditionsgeschichtlicher Bezüge minutiös erhebt,
41 ist ausgesprochen vielschichtig, und ver
bindet auf der Basis spätweisheitlichen Denkens „priesterliche", „spätprophetische" und „spätdeuteronomistische" Traditionen.
Gegenüber der Analyse von M. Witte beschränkt sich die 1999 vorgelegteUntersuchung von Norbert Clemens Baumgart
42 zwar dem Titel nach auf
Gen 5-9, also die Sintflutperikope, sowie den dazugehörigen religionsgeschichtlichen Hintergrund, dennoch sind selbstverständlich auch die anderenTexte der Urgeschichte ständig präsent. Sie unterscheidet sich allerdingsgrundlegend in der Fragestellung von der Studie M. Wittes. N.C. Baumgartist vorrangig an dem Verständnis des Endtextes der Urgeschichte interessiert,
die seiner Einschätzung nach in Gen 9,29 endet, da in Gen 10 die Geschichtemit ihrer ethnischen und geographischen Differenzierung einsetzt. Sie ist indrei Teile untergliedert (Gen 1,1-2,3; 2,4-4,26; 5,1-9,29), literarisch eigen-
6-8a.9-16.22b.23f; 6,5f.7aa.8; 7,la.2.4f.l0a.l2.23 .aa*.b; 8,2b.6.8.9act.b.l0-12.l3b.2O-21aa.b.
22; RUG
: Gen 2,4b.9b-15.17aa*.19ay.b.20aa*; 3,14aaM8b.22.24; 4,22b.25f; 5,29b; öjaß.y.b;
7,1b. 3.8-9.10b.l6.22*.23aa*.ß; 8,21aß; 9,5ba - hinzu kommen die Umstellung von Gen 2,4a
sowie die Bildung der Gottesbezeichnung CTT K iTET in Gen 2f.
39 M. Witte, Urgeschichte, 51 .
40 M. Witte, Urgeschichte, 315ff.
41 M. Witte, Urgeschichte, 287ff.
42 N.C. Baumgart, Umkehr.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 17/268
Einführung 17
ständig und muß aus sich heraus gelesen und verstanden werden. Die syn
chrone Endtextlektüre soll allerdings einerseits nicht willkürlich Heterogeneszusammenzwingen, auf der anderen Seite aber auch nicht der - unterstellten- „Blindheit der klassischen literarkritischen Schule, daß die Texte jetzt eine
einzige Urgeschichte darstellen",43 nachgegeben. Dies will N.C. Baumgartdurch den Aufweis von Kompositionszusammenhängen und kompositorischen Linien realisieren, der schichtenübergreifend vorgenommen werdensoll, faktisch allerdings meist in den Bahnen der zwei Schichten verläuft, dieauch die „klassische literarkritische Schule"44 herausgearbeitet hat.
Dies läßt dann doch fragen, wie man sich nach N.C. Baumgart die Genese der biblischen Urgeschichte vorzustellen hat. Baumgart setzt sich dezi-
diert von dem redaktionsgeschichtlichen Modell M. Wittes ab
45
und rechnet- klassisch - mit einer durchgehenden vorpriesterschriftlichen Urgeschichte
(VPU), die frühestens in der späten Königszeit anzusetzen ist, der exilisch-frühnachexilischen Priesterschrift, die selber auf die VPU Bezug genommen hat, und einer vom Textumfang her wesentlich reduzierteren und bereits im 5. Jahrhundert anzusetzenden Redaktionsschicht.46 Die literarische
Genese unterstreicht die Endtextgliederung dergestalt, als der erste Textblock geschlossen zu P (Gen 1,1-2,3), der zweite geschlossen zu VPU (Gen
2,4—4,26) zu rechnen ist, während der dritte die Synthese bildet (Gen 5,1-9,29), da hier P und VPU nicht nebeneinandergestellt, sondern kombiniert
werden. Daß die Triftigkeit der Existenz von VPU von N.C. Baumgart allerdings genau mit der Stelle begründet wird, die bei M. Wittes Untersuchung eine Schlüsselstellung für die Annahme einer umfänglichen Redaktionsschicht, die nicht nur Quellen kompilierte, sondern auch in größerem
Stil Einzelüberlieferungen integrierte, innehatte, nämlich Gen 9,18f,47 lenktdie Aufmerksamkeit auf die insbesondere mit den nichtpriesterschriftlichenTexten verbundenen Probleme. Dabei ist auf der einen Seite der nicht nurvon M. Witte betonte Sachverhalt zu berücksichtigen, daß wesentliche Teile
der nichtpriesterschriftlichen Texte in traditionsgeschichtlich späte Zeitenverweisen,
48 was sich schwer zu einer spätvorexilischen Ansetzung von nP
fügt. Auf der anderen Seite ist den von N.C. Baumgart betonten komposi-tionellen Zusammenhängen mit Blick auf nP nachzugehen und zu überprü
fen, wie sich diese zur These Wittes einer umfangreichen Redaktion in der
Urgeschichte verhält.
43 N.C. Baumgart, Umkehr, 565.
44 Cf. zur Triftigkeit der Klassifikation R. Smend, Art. Literarkritische Schule, 390f.
45 N.C. Baumgart, Umkehr, 409ff.
46 N.C. Baumgart, Umkehr, 415: Gen 5,28b.29; 6,3; 7,3*.7-9.17a(?).22.
47 N.C. Baumgart, Umkehr, 385ff, im Anschluß an C. Levin, Jahwist.
48 Cf. M. Witte, Urgeschichte, 201 ff; außerdem die Untersuchungen von E. Otto, Paradieser
zählung, 167-192, J.L. Ska, diluvio, 37-62, und T. Krüger, Das menschliche Herz, 65-92.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 18/268
18 Einfuhrung
Neben den beiden durch M. Witte und N.C. Baumgart vertretenen Modellen ist aber auch noch an die bereits genannten Versuche zu erinnern, diedavon ausgehen, daß die nichtpriesterschriftlichen Anteile der Urgeschichte
in toto postpriesterschriftlich anzusetzen seien.
Die folgende Untersuchung versucht die Debattenlage aufzunehmen,will allerdings nicht annähernd von der Urgeschichte ausgehend dieSchwierigkeiten lösen, die das Verständnis der Genese von Pentateuch,Hextateuch oder gar Enneateuch gegenwärtig bereitet. Angesichts der Di
vergenzen, die schon die Einschätzung der literarischen Verhältnisse inGen 1-11 auslöst, ist es ratsam, sich nochmals auf die Verhältnisbestimmung von priesterschriftlichen und nichtpriesterschriftlichen Texten zubeschränken. Die Analyse muß allerdings zumindest Gen 1,1-11,26 umfassen und kann nicht nur auf Gen 1-9 eingegrenzt werden. Die isolierte
Betrachtung von Gen 1-9 ist schon aufgrund der Rückverweise auf diekonstitutiv zur Urgeschichte gehörende Sintflut in Gen 10,1.32; 11,10nicht plausibel.
49
Bei der Analyse wird sich zeigen - die These sei hier bereits angedeutet -,daß die Urgeschichte wahrscheinlich weder durch die Kompilation zweierQuellen entstand, noch mit einer Kombination von Quellen- und Ergän
zungshypothese bei gleichzeitiger Annahme einer umfassenden Redaktionsschicht zu rechnen ist, sondern sie sich in ihrer substantiellen Gestalttatsächlich der postpriesterschriftlichen Bearbeitung der Quelle P verdankt,wie sich das in den Untersuchungen von J. Blenkinsopp, J.-L. Ska, E. Otto
und T. Krüger abzeichnet.
Die erneute Zuwendung zu einem Textbereich, der nicht nur aufgrundseiner Bedeutung intensiv erforscht ist, sondern darüber hinaus stark diver
gierende Urteile mit Blick auf seine Genese und Einordnung provoziert hat,ist nur dann sinnvoll, wenn nicht nur altbekannte Argumente neu gewichtetund zu modifizierten Hypothesen verknüpft werden, sondern sich dieses mitneuen Beobachtungen bzw. Zugangsformen verbindet. Wir beschließen dieEinleitung deswegen mit einigen knappen Bemerkungen zur Methodik der
Untersuchung.
Die wichtige Studie von S.E. McEvenue50
zur literarischen Darstellungstechnik des Verfassers von P zeichnet sich nicht zuletzt dadurch aus, daß sie
besonderes Augenmerk auf die Art der Textverklammerung und Textstruk-turierung der Priesterschrift legt, bevor literar- bzw. redaktionskritisch wei-
49 Der sich an Gen 11,26 anschließende Terach-Stammbaum weicht zwar in kompositioneller
Hinsicht von Gen 5; 11,10-26 erheblich ab, wird aber in letzter Zeit P zugewiesen; cf. etwa K.
Schmid, Erzväter, 168. Er gehört auf jeden Fall zu den von P vorausgesetzten Stoffen - P ist ohne
den Anschluß in Gen 11,27 nicht vorstellbar.
50 S.E. McEvenue, The Narrative Style.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 19/268
Einführung 19
tergefragt werden kann.51 Diesen Ansatz nehmen wir nochmals auf und untersuchen im Anschluß an die von S.E. McEvenue gemachten Beobachtungen die hier zur Debatte stehenden Texte - sowohl die Priesterschrift alsauch die nichtpriesterschriftliche Schicht - konsequent nach einem Stilmerkmal antiker Literaturen, nämlich der chiastischen (ABC J| CBA) bzw.konzentrischen (ABCBA) Textgestaltung.52 Die Zugangsweise ist bishervornehmlich an P bewährt. Was nP anbelangt, so ist in der Urgeschichte vorallem Gen 11,1-9 eingehend formanalytisch untersucht worden.53
Die Möglichkeiten der chiastischen bzw. konzentrischen Textgestaltungsind vielfältig. Sie reichen von der Satz- bis zur Textebene, sie können syntaktisch durch Inversionen, aber auch durch sich entsprechende invertierte
Stichwortabfolgen gestaltet werden - und natürlich lassen sich diese Techniken mühelos kombinieren. Diese literaturtechnische Art der Textgestaltung hat zunächst den Vorteil, daß sie relativ gut überprüfbar ist. Etwas reservierter verhalten wir uns, wenn es um rein „sachliche" Entsprechungengeht, da hier der Interpretationsvorlauf höher zu veranschlagen ist und damit die intersubjektiven Evidenzanforderungen gesteigert werden.
Wir werden uns vornehmlich auf die Überprüfung von kleinen Texteinheiten hinsichtlich der genannten literarischen Strukturen konzentrieren.Mit dem Aufweis, daß ein Satz oder gar ein Text den literartechnischenPrinzipen von Chiasmus und Konzentrik folgt,54 ist natürlich nicht automatisch behauptet, daß der Text ursprünglich in dieser Form gestaltet wurde,daß er keine Vorläufer hatte oder daß nicht heterogene Stoffe aufgegriffenund bearbeitet werden.55 Nicht jede chiastische Gesamtstruktur einer Text-
51 Insbesondere auch in der Studie von M. Witte, Urgeschichte, werden oft stilistisch-
formkritische Analyse und literarkritische Fragestellung nicht nur mit Blick auf P verknüpft.52 Die Suche nach solchen Strukturen hat sich in vielen Textbereichen des Alten Testaments,
zudem in akkadischen Texten als fruchtbar erwiesen, aber auch partiell Kritik hervorgerufen; cf.etwa - neben den knappen Hinweisen bei E. König, Stilistik, 171, - die Untersuchungen von G.Braulik, Rhetorik, 91 ff; J.P. Fokkelman, Narrative Art; J.W. Welch (Hg.), Chiasmus; C. Uehlin-ger, Weltreich, 293ff.314ff (mit terminologischen Klärungen); V.A. Hurowitz, Inu Arnim sirum; R.Scoralick, Einzelspruch. 160ff; E. Otto, Das Deuteronomium, III.IV.lff; u.v.m. Eine ausfuhrlicheBibliographie zur Sache ist zusammengestellt bei J.W. Welch/DB. McKinlay, Chiasmus Biblio-graphy, 77ff; einschlägige Literatur bespricht mit Blick auf Rechtstexte die - kritische - Studievon D.P. Wright, The Fallacies, 143-168.
53 S.u. 111.6.54 Inversionen und Stichwortwiederholungen werden beim Blick durch eine andere methodi
sche Brille gerne als Indizien für literarkritische bzw. redaktionsgeschichtliche Operationen inStellung gebracht. Auszuschließen ist die Annahme von Textwachstum natürlich auch bei literarisch durchkomponierten Texten nicht. Schwierig wird es allerdings naturgemäß da, wo sich dasPostulat literarischer Heterogenität lediglich auf solche Argumente stützt, die sich auch bewußtesals literarisches Design auffassen lassen; cf. M. Arneth, Art. Literarkritik, 389f.
55 Es lassen sich gerade Beispiele dafür anführen, daß Texte gewissermaßen nach chiastischen Prinzipien transformiert wurden. Nur zeigen diese Beispiele eines ganz deutlich: die Ur
sprungsfassung läßt sich aus der Neugestaltung nur sehr schwer rekonstruieren. Dies belegen pro-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 20/268
20 Einführung
einheit bedeutet zugleich deren literarische Einheitlichkeit.56
Und ob diegewählte Methode leistungsfähig ist, oder ob der methodische Monismusnicht eher den Blick trübt, kann naturgemäß allererst die Bewährung am
Gegenstand resp. die Bewährung in der Fachdebatte erweisen.
minente Texte, etwa die Dekalogfassung in Dtn 5,6-21, die - wie N. Lohfink, Dekalogfassung.
193-209, gezeigt hat - aus einer in Ex 20 noch erkennbaren Vorlage gestaltet wurde; cf. auch E.
Otto, Theologische Ethik, 215ff. Ein weiteres Beispiel sind die Beamtenlisten Davids 2 Sam 8,15-
18 || 2 Sam 20,23-26 sowie die Liste der Beamten Salomos I Reg 4,1-6; cf. M. Arneth, „Sonne
der Gerechtigkeit", 149-164.
56 Mit Blick auf die Sintflutperikope ist dies von J.A. Emerton, Examination (VT 37), 401 -420; (VT 38), 1-21, zu Recht angemahnt worden, wenn es darum geht, durch die nicht nur an
Stichwort-, sondern auch an thematischen Entsprechungen orientierte Analysen des Gesamtauf
baus gegen die literarkritischen Probleme auszuspielen; cf. auch das Referat entsprechender Kom
positionsanalysen zur Sintflutperikope bei G.J. Wenham, Genesis 1-15, 155ff; dazu D.P. Wright,
The Fallacies, 160f. Auf der anderen Seite spricht allerdings die Existenz verschiedener Komposi
tionsanalysen mit Blick auf einen Textbestand - ebensowenig wie divergierende literar- und re
daktionskritische Modelle - noch nicht von vorneherein gegen die Unfruchtbarkeit der Zugangs
weise, sondern möglicherweise auch für die Schwierigkeit und Komplexität der Aufgabe, gerade
dann, wenn heterogene Stoffe nachträglich bearbeitet wurden, wie das im Rechtskontext, den DP.
Wright vornehmlich im Blick hat, aber nicht nur dort, oft der Fall ist.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 21/268
II. Die Priesterschrift in der Urgeschichte
Die Priesterschrift, das ist die These, die hier begründet werden soll, stelltin der Urgeschichte die literarisch im wesentlichen einheitliche Grundlagedar, sie ist also keinesfalls eine Redaktionsschicht und auch die Annahmeinnerpriesterschriftlichen Textwachstums läßt sich nicht plausibiliseren.Dies ergibt sich vor allen Dingen aus kompositioneilen Beobachtungen an
den der Priesterschrift zuzuordnenden Texten selber, die keinerlei Rücksichtnahme auf nichtpriesterliches Material erkennen lassen - das Gegenteilist dann allerdings bei den nichtpriesterlichen Texten der Fall.
Man hat der Priesterschrift oftmals eine Vorliebe für geordnete Verhältnisse bescheinigt. Theodor Nöldeke, dem wir die in den wesentlichen Zügen maßgebliche Ausgrenzung der priesterschriftlichen Texte verdanken,charakterisiert die von ihm noch „Grundschrift" genannte Priesterschrift
wie folgt:Bei der Ausdrucksweise unserer Schrift ist ganz besonders die Vorliebe für stehndeRedensarten characteristisch, welche kaum eine andere im Alten Testament zeigt.[...] Ebenso haben wir oft eine andere Eigenschaft des Stils der Grundschrift erwähnt,nämlich die grosse Weitläufigkeit mit den häufigen Wiederholungen. Durchgängigfehlt der Grundschrift Leben, Anschaulichkeit, Detailmalerei und Wärme der Sprache[...] Die Personen, welche auftreten, sind nur in Umrissen gezeichnet ohne nähereCharacteristik. Von poetischem Schwung sind in der Grundschrift nur wenig Spuren;
das Werk ist durchaus prosaisch, aber es enthält auch nicht die tiefen Reflexionenüber die Grundfragen der Menschheit, wie sie uns z.B. Cap. 2 und 3 der Genesisdarbieten.'
Doch neben dem „Vorwurf der unpoetischen Überschematisierung - „diedichterische Sage wird zur historischen Prosa abgeflacht"2 -, der „Formel-haftigkeit und Trockenheit der Darstellung",3 stehen Urteile, die den Textenauch eine eigentümliche Würde zugestehen: Hermann Gunkel, bekannter
maßen der werk- und wirkungsästhetischen Fragestellung besonders ver-
1 T. Nöldeke, Untersuchungen, 133. T. Nöldeke bestimmt die Grundschrift (zum Textumfangcf. a.a.O., 143f) allerdings als älteste Quellenschrift des Pentateuch, eine - wie wir noch sehenwerden - zumindest für die Urgeschichte zutreffende Sicht der Dinge; cf. dazu J. Wellhausen,Prolegomena, 46ff.
2 So J. Wellhausen, Prolegomena, 310, zur priesterschriftlichen Sintfluttradition.
3 T. Nöldeke. Untersuchungen, 133.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 22/268
22 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
pflichtet,4 spricht in diesem Zusammenhang einmal von der „lapidaren
Größe" der Priesterschrift.5 Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, daß
sich der Verfasser in einem hohen Maße der in der altorientalischen undauch alttestamentlichen Literatur gängigen Techniken der Textverklamme-
rung bedient. Das heißt mit Blick auf die Priesterschrift in der Urgeschichtevor allen Dingen: sowohl einzelne Verse als auch größere Zusammenhängesind durch chiastisch gestaltete Bezüge zusammengebunden, was zum einenden Eindruck literarischer Geschlossenheit hervorruft, zum anderen dann
aber auch eine gewisse Redundanz zur Folge hat. Die nachfolgende Untersuchung hat vorrangig den Aufweis dieser kompositionellen Eigenart zumGegenstand.
6
Die Priesterschrift umfaßt in Gen 1-11* - das sei an dieser Stelle bereitsmit Blick auf die Analyse vorweggenommen - den Textbestand Gen 1,1-2,4a; 5,l-29a.30-32; 6,9-22; 7,6f.8bß.9.11.13-16a. 18-22.24; 8,1.2a.3-5.
13a.l4-19; 9,1-17.18*.19.28f; 10,l-4a.5-7.20.22f.31f; 11,10-26. Dabei haben wir uns zum einen nicht davon überzeugen können, daß in der Urgeschichte nochmals zwischen P
G und P
s unterschieden werden kann, auch
nicht mit Blick auf oftmals für P s in Anschlag gebrachte Stellen wie Gen
1,14.29; 9,4-7.16-17. Zum anderen ist die Priesterschrift in der Urge
schichte vom Textbestand her umfänglicher, als dies mitunter angenommenwird. Dies gilt vor allen Dingen für Gen 9,18f* und die entsprechenden Anteile an der Völkertafel in 10,l-4a.5-7.20.22f.31f.
1. Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesis 1,1-2,4a)
Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht ist seit jeher Gegenstand eindringlicher Analysen. In unserem Zusammenhang sind allerdings nicht dietraditions- und religionsgeschichtlichen Deutungsprobleme der vielfältigen
Schöpfungsvorstellungen, die hier ihre Spuren hinterlassen haben, von Interesse.
7 Vielmehr ist hier alles der Frage nach der literarischen Eigenart
4 H. Gunkel, Grundprobleme, 33; cf. auch ders., Literatur, 57.
5 H. Gunkel, Genesis, 117.
6 Cf. hierzu vor allen Dingen die bedeutende Untersuchung von S.E. McEvenue, The Narratii-
ve Style.
7 Umfängliches Vergleichsmaterial ist zusammengestellt bei W.H. Schmidt, Schöpfungsge
schichte, C. Westermann, Genesis, 104ff, sowie M. Bauks, Welt, 147ff; cf. auch O. Kaiser, Der
Gott des Alten Testaments 2, §§ 9-11, und O. Keel/S. Schroer, Schöpfung, passim. Das eigentüm
liche Profil des priesterschriftlichen Schöpfungsberichts dürfte auch in der - idealtypisch gespro
chen - Verschränkung der schon latent monotheistischen Systematisierung des Welterkennens
nach dem subjektivischen Handlungs- und Ursprungsschema mit dem ethischen Monotheismus
liegen, der das in Gen 1,1-2,4a zum Ausdruck kommende Weltbewußtsein durch die gesteigerte
Transzendenz der Gottheit eigentümlich bestimmt. Gerade diese Interpretation wird sich allerdings
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 23/268
Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesi s l, l- 2, 4a ) 2 3
und der literarischen Komposition der Priesterschrift innerhalb von Gen 1—11 untergeordnet.
Die Forschungslage ist - wie auch nicht anders zu erwarten - ausgesprochen vielschichtig.8 Neben der Annahme der literarischen Einheitlichkeit
des Schöpfungsberichts,9 wird - angesichts der echten und vermeintlichenSpannungen im Text10 - nach wie vor diskutiert, ob sich der Verfasser derPriesterschrift einer älteren Vorlage bediente, die er dann in seinem Sinneumgeformt hat," oder ob die Priesterschrift noch nachträglich ergänzt worden ist.12 Dabei kann es nicht ernsthaft strittig sein, daß sich innerhalb desTextes eine Vielzahl an „Unregelmäßigkeiten" ausmachen lassen, fraglichist allerdings, ob sich diese zu einer überzeugenden These mit Blick auf
verschiedene literarische Wachstumsstufen synthetisieren lassen, die dannauch der literarischen Beschaffenheit der Textpassagen, die sich dezidiertauf Gen l,l-2,4a beziehen, Rechnung trägt.13
weniger auf Gen 1,1 f stützen dürfen, wie das etwa bei den - im übrigen brillianten - Studien vonR. Hönigswald (cf ders., Schöpfungsgeschichte; ders., Schöpfungserzählungen, 154ff) mitunterder Fall ist, da Gen 1,1 im Verbund mit Gen 2,4a als Rahmung aufgefaßt werden muß und nichtdie Erschaffung des „Chaos", mithin auch nicht die crealio ex nihilo impliziert, die erst ein Produkt der Entwicklungen des 2. nachchristlichen Jahrhunderts darstellt und auch in die in diesemZusammenhang oftmals herangezogene Stelle 2 Makk 7,28 nicht eingetragen werden darf (cf.hierzu insbesondere G. Schmuttermayr, „Schöpfung aus dem Nichts", 203-228, und G. May,Schöpfung, 6ff), als vielmehr auf den Zusammenhang von Wort- und Tatbericht. Cf. hierzu aussoziologischer Perspektive etwa G. Dux, Logik, 233ff. Die Auseinandersetzung mit dem Entwurfvon G. Dux sucht aus alttestamentlicher Perspektive R.C. Kahlert, Monotheismus, 229-245, derallerdings nur im Ansatz auf die Konstruktionsprobleme eingeht.
8 Die Hauptstationen der Forschungsgeschichte seit dem 18. Jh. werden von W.H. Schmidt,Schöpfungsgeschichte, 9ff, nachgezeichnet. Daraufbaut C. Westermann, Genesis, 1 13 ff; ders.,Genesis 1-11, 15ff, auf.
9 Cf. etwa O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 1 lff.243 u.ö.; R. Oberforcher, Flutprologe, 598ff; I.Willi-Plein, Am Anfang, 152; J.P. Floss, Schöpfung, 316; M. Witte, Urgeschichte, 119ff.
10 Cf. die Doxographie bei C. Streibert, Schöpfung, 49ff, und die Problemsammlung bei E.Zenger, Gottes Bogen, 30f
1 1 Cf. die Rekonstruktion einer ursprünglichen Liste von Schöpfungswerken aus dem Tatbericht durch C. Levin, Tatbericht, 23-39: Gen l,1.2a.4b.5.7a.8a.9*[nur der Tatbericht nachLXX].IOa.l2a.l6f.21a. 25a.27a<x; 2,1. Doch wird man nicht nur die Zuweisung von Gen 1,1 zumGrundbestand hinterfragen können (s.u.), sondern auch die Konsistenz der Zuordnung der einzelnen Schöpfungswerke - man beachte die Abweichungen beim dritten und vierten Schöpfungswerk, die nicht als Gottes Werk eingeführt werden. Die rekonstruierte Liste ist angesichts dieserHeterogenität strenggenommen durchaus weiterer literarkritischer Nachfrage bedürftig (cf. auchdie kritischen Bemerkungen bei O. Kaiser, Der Gott des Alten Testaments 2, 251). Sie bleibt ein inihrer Intention schwer zu deutendes Fragment.
12 Cf jetzt P. Weimar, Struktur und Komposition, 805.13 Insofern schließen wir uns der Untersuchung von O.H. Steck, Schöpfungsbericht, grund
sätzlich an, ohne die Argumente für den Gesamttext im einzelnen zu wiederholen. Die für unserenZusammenhang mit im Vordergrund stehende Frage nach der literarischen Verknüpfungstechnikist von O.H. Steck etwa mit Blick auf das 5. Schöpfungswerk (cf. a.a.O., 95ff insbes. 105) triftigdargestellt worden, so daß sich in unserem Zusammenhang die Reproduktion erübrigt. Cf. zur
literarischen Einschätzung von Gen 1,1—2,4a auch M. Witte, Urgeschichte, 1 19ff, sowie die Über-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 24/268
2 4 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
Die priesterschriftliche Urgeschichte ist durch den Gegensatz von Schöpfung und Flut bestimmt. Für unsere Fragestellung ist nicht der gesamteSchöpfungsbericht, sondern nur der Problembestand von Relevanz, der zumVerständnis des urgeschichtlichen Zieles - also der nachsintflutlichen Neu
ordnung der Schöpfung - benötigt wird. Auch hier ist - wie bei Ätiologienallgemein - der Endpunkt der Schlüssel zum Ganzen. Das heißt konkret:wir beschäftigen uns zum einen mit dem Toledotschema und damit mit derBestimmung des Verhältnisses von Gen 2,4a und Gen 1,1. Zum anderen istnatürlich das anthropologisch zentrale achte Schöpfungswerk also dieErschaffung des Menschen, die damit verbundene Gottebenbildlichkeits-vorstellung und das dominium terrae bzw. das dominium animalium - von
Bedeutung, da auf das letzte Werk innerhalb der Urgeschichte, und nichtnur dort14, intensiv Bezug genommen wird. Es ist verglichen mit den anderen Schöpfungswerken nicht nur das umfangreichste, sondern auch Gegenstand der weitreichendsten literarkritischen Hypothesenbildungen. Genauan dieser Stelle wird aber nicht nur die Frage virulent, ob und - wenn ja - inwelchem Umfang innerhalb der Urgeschichte mit PG
und Ps gerechnet werden muß, sondern es handelt sich zugleich auch um einen bedeutenden Ansatzpunkt für die literarische Beurteilung der nichtpriesterlichen Texte in
der Urgeschichte im Rahmen der Segens- und Fluchthematik.
1.1 Die Rahmung (Genesis 1,1 und 2,4a)
*'• '' Als Gott anfing, Himmel und Erde zu erschaffen .. . <2-4a) Dies sind die Erzeug
nisse des Himmels und der Erde bei ihrem Erschaffenwerden .15
Beginnen wir die Analyse mit Gen 1,1 und Gen 2,4a. Mit beiden Versen ist jeweils ein ganzes Set von Problemen verbunden, die weit über den Schöpfungsbericht auf die Gesamtstruktur von PG hinausweisen, vor allen Dingenwas die Toledotformel anbelangt, und folglich an anderer Stelle nochmalsaufgegriffen werden müssen.16 Steht bei Gen 1,1 die schon mit der Textkri-
sicht zum Aufbau von Gen If und die erneute Erörterung der einschlägigen Probleme bei U. Neu-mann-Gorsolke, Herrschen, 136ff.
14 Cf. etwa die von N. Lohfink, Die Priesterschrift, 244ff, angenommene konzeptionelleReichweite des priesterschriftlichen Segens innerhalb von P ' bis ins Josuabuch hinein. Zum Problem der Reichweite von P° cf. E. Otto, Forschungen zur Priesterschrift, 1-27; E. Zenger. Einleitung, 161 ff.
15 Cf. zur Semantik von nr6TI etwa KBL3, 1566f; J. Schreiner, Art. nrrTin etc., 572; Ki.Koch, Toledot-Formeln, 185. K. Koch will CK~l3n3 zudem instrumental, nicht zeitlich deuten.
16 Die in Gen 2,4a; 5,1; 6,9; 10,1; 11,10; 11,27; 25,12.19; 36,1.9; 37,2; Num 3,1; Rut4,18belegte sog. Toledotformel, kommt in zwei Spielarten vor. In der Regel lautet sieirn^TI rr?K, nurGen 5,1 bietet die abweichende Form C1R mb lD "ISC ilT. Die Formel ist Gegenstand intensiver
Erörterungen, vor allen Dingen mit Blick auf die Zugehörigkeit zu und den literarischen Charakter
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 25/268
Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesis 1,1-2,4a) 25
tik anhebende Frage im Vordergrund, wie sich der Vers zum folgenden Kotext verhält,17 so ist mit Blick auf Gen 2,4a nicht nur die Position des Versesals Abschluß des priesterschriftlichen Schöpfungsberichts strittig,18 sondernauch, ob Gen 2,4a überhaupt zur Priesterschrift als eigenständiger Quelle zu
rechnen ist - und nicht vielmehr eine priesterschrifliche Redaktionsschichtbzw. postpriesterschnftliche, redaktionelle Ergänzung mit Blick auf Gen2,4b darstellt19 - oder Gen 2,4 als ganzes der Verbindung beider Schöpfungsberichte zugeschrieben werden muß.20
Zunächst ist festzuhalten: Gen 1,1 hat sein Funktion nicht nur im Zusammenhang mit der folgenden, in sich gestuften Chaosschilderung, sondern der Schöpfungsbericht ist darüber hinaus deutlich durch Gen 1,1 und
Gen 2,4a gerahmt. Dies ergibt sich aus der schlichten Einsicht, daß die beiden Verse chiastisch aufeinander angelegt sind, woraus sich auch mühelosdie Verwendung des temporalen Infinitivs DK-om21 in Gen 2,4a erklärt:22
von P, aber auch hinsichtlich der Strukturierungsfunktion mit Blick auf den Endtext der Genesis.Da die Formel u.E. nach in hohem Maße kontextabhängig ist und übergreifende Klassifizierungenletztendlich nur begrenzt weiterhelfen, wird sie im folgenden jeweils am Orte ihres Auftretens inder Urgeschichte thematisiert; s.u. insbesondere 11.2.1.; 11.3.1.; 111.1.3. Cf. zur formgeschichtlichenKlassifikation T. Hieke. Genealogien, 29f; zuletzt auch B. Ziemer, Abram - Abraham, 365ff.
17 Mit der Übersetzung von Gen 1,1 als Temporalsatz schließen wir uns M. Weippert, Schöpfung am Anfang, 8ff, an, der im Anschluß daran Gen 1,2 als gestufte Umstandssätze bestimmt, die
auf den Handlungseinsatz Gen 1,3 hinzielen. Cf. auch B. Janowski, Statue Gottes, 199f. Allerdingsdarf Gen 1,1 nicht nur in seinem Kotext interpretiert werden; s.i.f. Wir kommen auf M. WeippertsAnalyse der Umstandsschilderung vor Schöpfungsbeginn im Zusammenhang der Analyse von Gen2,4-7 zurück; s.u. 111.1.3. Ein ausführlicher Forschungsbericht und entsprechende detaillierte Erörterungen finden sich bei M. Bauks, Welt, 14ff.65ff.
18 Zuletzt hat M. Witte, Urgeschichte, 55, im Anschluß an E. Schrader, Studien, die Umstel
lung von Gen 2,4a vor Gen 1,1 erwogen; dagegen jetzt P. Weimar, Struktur und Komposition,807. Gegen die These Schraders hat sich bereits T. Nöldeke, Untersuchungen, 8f, der selber v.4azur Grundschrift (=P) rechnet, ausgesprochen. Eine Umstellung von v.4a vor Gen 1,1 hält T. Nöldeke, der sich der Untersuchung von E. Schrader im übrigen verpflichtet weiß (a.a.O., 6), mit
Verweis auf Gen 10,31 f für nicht durchschlagend: „die specielle Ueberschrift für den ersten Ab
schnitt hätte leicht den Irrthum erzeugen können, als handelte das ganze Buch von der Schöpfung". Einen knappen Abriß der Diskussion um Gen 2,4 bietet jetzt auch T. Hieke, Genealogien,47ff.
19 Cf. etwa F.M. Cross, The Priestly Work, 301ff; E. Blum, Pentateuch, 280; ders., Vätergeschichte, 45lf; R. Rendtorff, L'histoire, 88f; D.M. Carr, Fractures, 75; H. Seebass, Genesis I,
62.90; K. Koch, Toledot-Formeln, 185; J.C. Gertz, Adam, 217ff.20 Cf. etwa T. Stordalen, Genesis 2,4, 173; E. Otto, Paradieserzählung, 185ff.21 Der inf. es. nif. von R"D kommt innerhalb des Pentateuchs nur in Gen 2,4a und 5,2 vor,
dort allerdings jeweils in entsprechender Funktion; s.i.f. Weitere Belege finden sich nur noch in Ez
28,13.15. Die Wurzel KID wird in Gen 1,1—2,4a wohl kaum zufällig, sondern dem Tageschemaentsprechend insgesamt sieben mal verwendet: Gen 1,1.21.27; 2,3.4a. Der Zentralvers mit insgesamt 3 Belegen ist bezeichnenderweise der Tatbericht im Zusammenhang mit der Menschenschöpfung (Gen 1,27) - um ihn herum gruppiert sind je zwei Belege; Cf. N. Lohfink, Gottesstatue, 29.
Vergleichbar ist die siebenfache Verwendung des Lexems n'~Q in Gen 9,8-17, die ebenfalls for
mal systematisiert wurde; s.u. 11.3.3.3.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 26/268
26 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
A DTTPK ma rrnötnaB pan rwi D'Dön n«B pwn D"Dtön nrrTin n1?«
Damit wird auch der Versuch, die ursprüngliche Rahmung in Gen 1,1 undGen 2,1 zu erblicken,23 schwerlich dem Befund des Textes gerecht. Dasselbe gilt natürlich auch für die Annahme, Gen 2,4a habe ursprünglich alsÜberschrift vor Gen 1,1 gestanden.24
Daß die hier herausgestellte Rahmung durch Gen 1,1 und Gen 2,4a tatsächlich die literarisch ursprüngliche Intention des Verfassers trifft, wird
nicht nur durch die chiastische Relation beider Verse nahegelegt, sondernauch durch mindestens drei Sachverhalte, die im Verlauf unserer Untersuchung noch genau im jeweiligen Zusammenhang dargestellt werden, auf dieaber hier schon verwiesen werden soll. Erstens liegt eine chiastische Rahmung auch an anderer Stelle vor, nämlich in der priesterschriftlichen Sintfluterzählung (Gen 6,10 und 9,18f), dann aber auch in den P-Partien derVölkertafel (Gen 10*).25 Sodann enthält, zweitens, die Adam-Toledot inGen 5, lf gewissermaßen einen Schöpfungsbericht in nuce, der nicht nur der
Sache nach auf Gen 1,1-2,4a bezogen ist, sondern auch analogen Aufbau-
22 Cf. zuletzt P. Weimar, Struktur und Komposition, 805-808, ders., Toledot-Formel, 72ff,ders., Chaos und Kosmos, 194 Anm. 13, und U. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 149f.l55, dieallerdings auf die chiastische Verschränkung von Gen 1,1, und 2,4a nicht eingehen (cf. aber bereitsR. Oberforcher, Flutprologe, 595f). Der von K. Koch, Toledot-Formeln, 185, erhobene Einwand,
es gebe kein Indiz dafür, wie der althebräische Leser darauf hätte verfallen können, Gen 2,4a alseine Ausleitung, alle anderen Toledot-Belege hingegen als Einleitung zu begreifen, dürfte in derchiastischen Anlage durchaus eine Erklärung finden. Weitere Unterschriften, die durch die Deixis7hx eingeleitet werden, finden sich in Gen 10,20.31 f.
23 C. Levin, Tatbericht, 32. Ist es nicht im ausreichenden Maße wahrscheinlich zu machen,daß Gen 1,1 mit Gen 2,1 in Beziehung steht - dagegen spricht zusätzlich, daß eine chiastischeRahmung in der priesterschriftlichen Urgeschichte kein Unikum ist; s.i.f. -, dann verfügt die vonC. Levin aus dem Tatbericht rekonstruierte ursprüngliche Liste von Schöpfungswerken über keinen Anfang, was ihre Deutung zusätzlich erschwert. - Zur Einordnung von Gen 2,1 als nachprie-sterschriftlichen Zusatz, der durch die durch die Umfunktionierung von Gen 2,4a zur Überschrift
von Gen 2,4ff durch R nötig wurde („Ersatzunterschrift") bzw. das Mißverständnis ausschließensoll, Gott habe noch am 7. Tag gearbeitet, cf. E. Zenger, Gottes Bogen, 70, und jetzt P. Weimar.Struktur und Komposition, 808-811. Anders interpretiert Gen 2,1 O.H. Steck, Schöpfungsbericht,der von einer „Teilunterschrift" ausgeht; s.u. III.1.3.
24 Wer damit rechnet, die Position von Gen 2,4a verdanke sich als Überschrift von Gen 2,5ffeiner Umstellung bzw. sei eine im Zuge der Zusammenstellung der beiden Schöpfungstraditionenneu geschaffene Überschrift mit Blick auf den zweiten Schöpfungsbericht, entgeht dem Dilemmanicht, mit Blick auf die sonstigen Verwendungen der Toledotformel als Überschrift erklären zumüssen, wieso die Schöpfungserzählung Gen 1,1-2,3 ausgenommen wurde.
25 S.u. II.3f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 27/268
Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesis l,l-2,4a) 27
prinzipen folgt.26 Drittens fällt auf diesem Hintergrund dann auch ein Lichtauf die Probleme, die Gen 2,4b betreffen.27
1.2 Die Erschaffung des Menschen (Genesis 1,26-31)
(26) wj r wollen Menschen machen als unsere Statue,28 die wie ein Ähnliches zu unsist,29 damit30 sie herrschen über31 die Fische des Meeres und über alle Vögel des Him-
26 S.u. II.2.27 S.u. 111.1.
28 Über die Bedeutung von Ü'TÜ - ein Lexem, das ebenso wie ITIOl im Kontext des Bilderverbots keine Rolle spielt (so etwa C. Dohmen, Bilderverbot, 281) - besteht weitgehend Konsens: esbezeichnet das reliefartige oder plastische Bild; cf. etwa N. Lohfink, Gottesstatue, 31f.37ff; B.Janowski, Herrschaft über die Tiere, 39; K. Koch, Imago Dei, 16ff; E. Otto, Gottes Recht,172.180f; W. Groß, Statue oder Ebenbild Gottes?, 12ff; H.-J. Stipp, Dominium terrae, 117. Die imVerbund mit C'Pi' verwendete Präposition U ist als beth essentiae und nicht als beth normae aufzufassen; cf. E. Jenni, Die Präposition Beth, 84f. Traditionsgeschichtlich gehört die Vorstellung, derMensch sei Statue der Gottheit, in den Bereich der Herrscherlegitimation, und zwar als Funktionsbeschreibung, nicht als die Qualifizierung von der Gottheit vergleichbaren Qualitäten oder Eigenschaften des Königs. Strittig ist nach wie vor die Ableitung des im Alten Testament nicht belegtenHerrscherkonzepts; cf. neben der grundlegenden Darstellung von H. Wildberger, Abbild Gottes,110-145, für Ägypten B. Ockinga, Gottebenbildlichkeit; für Mesopotamien ab der mittelassyrischen Zeit die Zusammenstellung von A. Angerstorfer, Ebenbild eines Gottes, 47-58; für PersienU. Rüterswörden, dominium terrae, 124ff. - Zur Forschungsgeschichte cf. u.a. L. Scheffczyk, DieFrage nach der Gottebenbildlichkeit, IX-LIV; G.A. Jönsson: Genesis 1:26-28, sowie W. Groß,Die Gottebenbildlichkeit des Menschen, 35-48.
29 Bei dem Lexem m m muß der asyndetische Anschluß an üh?£ sowie der unterschiedlichePräpositionengebrauch berücksichtigt werden. Da die beiden Ausdrücke für die Gottebenbildlichkeit - anders als in der LXX (cf. hierzu M. Rösel, Übersetzung, 48ff.122ff.I97; W. Groß, Statue
oder Ebenbild Gottes?, 35ff; A. Hanspach, Gottebenbildlichkeit, 65-72) - nicht koordiniert sind,bezieht sich m m nicht als modale Umstandsbestimmung auf TVDSi zurück, sondern stellt eineattributive Nebenprädikation zu 1JD"?2£3 dar. In Verbindung mit der Präposition D, die ebenso wiem m die Relation zwischen zwei Größen ausdrückt, bildet m m an dieser Stelle einen Pleonasmus:„eine Statue, die wie etwas Ähnliches zu uns ist"; cf. E. Jenni, Pleonastische Ausdrücke, 205f.mCTD ist weder eine Einschränkung der Statuenhaftigkeit des Menschen, noch eine Aussage überseine Theomorphie; cf. W. Groß, Statue oder Ebenbild Gottes?, 19f.
30 Zur finalen Interpretation von v.26b, der die Materialisierung der Gottebenbildlichkeitsvor-stellung, also der funktionalen Repräsentation der Gottheit durch den Menschen in seinem Lebensraum bietet, cf. W. Groß, Statue oder Ebenbild Gottes?, 21, H.-J. Stipp, Dominium terrae, 117.139.
31 Zur Semantik von 3 i m als verbum regendi cf. U. Rüterswörden, dominium terrae, lOlf,
und jetzt H.-J. Stipp, Dominium Terrae, 119ff, der mit triftigen Gründen wieder auf die gewaltbesetzte Konnotation von 3 rTTI sowie Ö33 hinweist. Daraus entsteht allerdings kein Widerspruchzwischen der Gewaltterminologie mit Blick auf das Verhältnis zu den Tieren, das mit der Gott-ebenbildlichkeitsvorstellung verbunden ist, und der tierische Nahrung ausschließenden RegelungGen l,29f, der zu literarkritischen Operationen berechtigen würde. Denn bei der Interpretation vonGen l,26ff ist immer in Rechnung zu stellen, daß hier Regelungen getroffen werden, die substantiell an der Neuregelung in Gen 9,1-7 orientiert sind und als Gegenbild zur Zeit nach der Sintflutohnehin tendenziell utopischen Charakter haben. Da gerade der Vorstellung von der Gottebenbild
lichkeit des Menschen sowohl im Schöpfungs- als auch im Sintflutkontext eine tragende argumen-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 28/268
28 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
Himmels und über das Vieh und über alle wilden Tiere32 der Erde und über alle
Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. <27> Und Elohim schuf den Menschen als seine
Statue, als Elohimstatue schuf er ihn, männlich und weiblich schuf er sie. <28' Und
Elohim segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch, füllet die
Erde und macht sie euch Untertan und herrschet über die Fische im Meer und über dieVögel des Himmels und über alle Lebewesen, die auf der Erde kriechen. *29' Und
Elohim sprach: Siehe, hiermit gebe ich euch alles Kraut, das seinen Samen sät, und
alle Bäume, an denen Baumfrüchte sind, die Samen tragen: euch sollen sie zur Speise
dienen. *30> Allen Tieren des Landes, allen Vögeln des Himmels und allen Kriechtie
ren auf der Erde, in denen Leben ist, (gebe ich) alles Grünzeug des Krautes zur Spei
se. Und es geschah so. $1) Und Elohim betrachtete alles, was er gemacht hatte, und
siehe, es war sehr gut. Da wurde Abend, da wurde Morgen: der sechste Tag.
Dieselben literarischen Techniken, die sich in dem umfangreichen Schöpfungswerk der Erschaffung der Gestirne nachweisen lassen, finden sichauch bei der Darstellung der Menschenschöpfung in Gen 1,26-31." Zwarwird auch in diesem Abschnitt mit literarischem Wachstum gerechnet:Kandidat hierfür ist vor allen Dingen v.30a. Aber auch dieser Vers dürftegut in den Kontext integriert sein.
Der Abschnitt ist zunächst durch die verschiedenen Einleitungen in den
Wortbericht (v.26), den Tatbericht (v.27) und den Segen (v.28-30a) gegliedert, wobei letzterer wiederum in zwei Redeblöcke unterteilt ist (v.28:Fruchtbarkeitsbefehl und Herrscherauftrag; v.29.30a: Speisegebote für Menschen und Tiere).34 Die - ungewöhnlich positionierte - Vollzugsformel(v.30b),15 die generelle Billigungs- (v.31a) und die Tageformel beschließenden Abschnitt (v.31b).
Eine klare chiastische Struktur zeigen innerhalb von Gen l,26-30a zweiAbschnitte, nämlich der Tatbericht v.27 und der zweite Teil des Segens
v.29.30a. Da v.26 und v.28 nicht chiastisch angelegt sind, ergibt sich einealternierende Anordnung von chiastischen und nichtchiastischen Passagen.
tative Funktion zukommt (s.i.f.), ist es nicht verwunderlich, daß bereits in Gen 1,26.28 der Zustand
nach der Flut durchscheint.
32 Ins. rrn; cf. BHS.
33 Cf. hierzu vor allem die Untersuchung von OH. Steck, Schöpfungsbericht, 129ff, die aller
dings der formanalytischen Weiterführung bedarf.
34 Die doppelte Redeeinleitung ist hier per se kein Indiz für einen literarischen Nachtrag.
Auch in Gen 9,1-17, ein Abschnitt der ebenfalls mehrere Redeeinleitungen bietet, ist die Kompo
sition völlig homogen; s.u. 11.3.3. Zudem sind die in Gen l,28-30a auf zwei Reden aufgeteilten
Themen in dem einheitlichen Referenztext Gen 9,1-3 vorausgesetzt; s.u. Die Aufteilung von Gen
l,28-30a in zwei eigens eingeleitete Reden wird somit damit zusammenhängen, daß der Herr
schaftsauftrag über die Tiere und die Regelung der Nahrungsfrage an dieser Stelle noch auseinan
dergehalten werden sollen.
35 Diese wäre eigentlich zwischen v.26 und v.27 zu vermuten. Sie hat im ursprünglichen lite
rarischen Zusammenhang von P an dieser Stelle wahrscheinlich die Funktion, zu Gen 5 überzulei
ten; cf. O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 158, E. Zenger, Gottes Bogen, 56.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 29/268
Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesis 1,1-2,4a) 29
Der Tatbericht hat in Gen 1,27a - wie oftmals bemerkt36
- folgendenzweigliedrigen
37 Aufbau:
A error™ D'n1?« ton
B tfanB nrb» cfca
A in« vra
Parallel an v.27aß (in» VCQ eröto DfeQ) angeschlosssen ist die Einführungder Geschlechterdifferenz in v.27b (A) Dn« (TT3 (B) napjnpt , so daßv.27a<x zweifach chiastisch weitergeführt wird. Die traditionsgeschichtlich
dem Königtum als herrscherliche Funktionsbestimmung verhaftete, nun aufdie Menschheit
3" als solche bezogene Gottebenbildlichkeitsvorstellung
kennt im urgeschichtlichen Kontext gewissermaßen nur noch eine basaleOrganisationsform, nämlich die Geschlechterdifferenz. Damit dürfte esauch zusammenhängen, daß in v.28 nicht nur das dominium animalium genannt wird, sondern auch der Mehrungsbefehl - im Unterschied zu v.26,der allein Gottebenbildlichkeitsvorstellung und dominium animalium ver
bindet und der menschlichen Herrscherfunktion damit ihren Vollzugsbe
reich anweist. Der Mehrungsbefehl hat die Geschlechterdifferenz zur Voraussetzung, das dominium animalium die Gottebenbildlichkeitsvorstellung.Gen 1,27 wird in v.28 insofern thematisch invertiert aufgegriffen.
Doch kehren wir nochmals zu v.27a zurück. Zwar legt es die hier inten
dierte Struktur nahe, das Lexem cfrn im Zentrum des Verses zu wiederholen. Es bleibt aber dennoch auffällig, daß der Verfasser sich an dieser Stellenicht der einschlägigen Formulierung bedient, die der Wortbericht v.26 na
helegt, also des Binoms "DTTIDTS 'QD'TJO. Da dies dem Chiasmus keinen Abbruch getan hätte, kann man fragen, welches Interesse dieser Vorgehensweise zugrunde liegt. Nun leitet aber nicht nur die Formel p-fFI in v.30b
36 Cf. WH. Schmidt, Schöpfungsgeschichte, 145ff; O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 133f.
37 Denkbar ist auch eine dreigliedrige Struktur, die sich am Lexembestand orientiert (A X"I3'1
- B U IM! (IM D'rftK - C 1C*7 3 || C tfgS " B B5J3J - A iriK KT3), doch spricht dagegen nicht
nur die ungleiche Verwendung von CTl'TK, sondern auch der parallel zu v.27aß gestaltete An
schluß von v.27b.38 Die Verwendung von CIN ist in P bekanntermaßen unausgeglichen. In Gen l,26f wird mit
C"IR die Menschheit als solche bezeichnet, wie vor allem die Einführung der Geschlechterdifferenz
- CnK K"H rnpjl "Ol (vgl. Gen 5,2, wo die in männlich und weiblich differenzierte Menschheit
mit der Gattungsbezeichnung C"JK belegt wird) - deutlich macht. In Gen 5,1.3 ist DIU hingegen
der Eigenname des ersten Mannes. Die Gottebenbildlichkeitsaussagen beziehen sich alle auf CIN
als Menschheit. Damit soll aber nicht in Abrede gestellt werden, daß sich P die Menschheit nicht
als Urmenschenpaar - im Stile von Gen 2,4b-3,24 - vorstellt. Dies ist nicht zuletzt aufgrund der
Genealogie Gen 5 sowie der Wiederbesiedlung der nachsintflutlichen Welt durch jeweils ein Tier
paar bzw. die Familie Noahs sogar naheliegend; cf. etwa W. Groß, Statue oder Ebenbild Gottes?,
31f; M. Weippert. Tier und Mensch, 46.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 30/268
30 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
zur Genealogie in Gen 5 über, sondern auch die Verwendung der LexemedTÜ und niDl in Gen 1,26 verweist auf den Fortgang der priesterschriftlichen Urgeschichte. Allerdings ist die Reichweite auch begrenzt. Das Begriffspaar spielt im Kontext der Vorstellung vom Menschen im wesentlichen nur in Gen 1-9, und zwar in der priesterschriftlichen Literatur eineRolle.39 Unklar ist bisher die Verteilung der beiden Lexeme. Das hängtnicht zuletzt damit zusammen, daß man Gen 5,3 - der Beleg, der die Relation zwischen Adam und seinem Sohn Seth mit ebendiesen Worten zu fassen sucht,40 - in eine Reihe mit den Gottebenbildlichkeitsbelegen gestellthat. Denn nimmt man die Stellen zusammen, die sich in der Priesterschriftallein auf das Verhältnis von Gottheit und Menschheit beziehen, dann ist
durchaus eine Struktur zu erkennen, wie folgende Übersicht zeigt:
Gen 1,26a: A VChxa Ö"M UPS?] D'if?« "OKIB umois
Gen 1,27: a ciKrrnn; DTT7K VdOT)
b Tbxib D'n K 0*333
a IHK K-QGen 5,1: B in« rws crn^K mp~i3 m« nrfo* tna oraGen 9,6: A ffWITIH HPS gnJ7H 0*733 '3
Die Regelmäßigkeit der Anordnung, mit der hier verfahren wird, ist offensichtlich. Der Wortbericht Gen 1,26 verwendet den Plural der Selbstaufforderung41 HÖiJj, der sich in keiner anderen Wortberichtseinleitung so wieder-
39 Gen l,26f; 5,1.3; 9,7. Eine analoge Konzeption scheint allerdings in Ps 8 durch, der denMenschen mit königlichen Prädikaten und Funktionen (v.6f) als Herrn über die Tiere (v.7-9) darstellt, die Konzeption der Gottebenbildlichkeit des Menschen aber nicht kennt. Die zeitliche An-setzung und die genaue Beziehung zu Gen 1 ist allerdings umstritten. Zuletzt plädiert U. Neu-mann-Gorsolke, Herrschen, 131f.3l6ff, für die spätexilisch-nachexilische und von Gen 1 unabhängige Entstehung des Psalms; cf. hierzu die Rez. des Verf. in ZAR 11.
40 In Gen 5,3 wird die Abfolge der Lexeme von Gen 1,26 unter Beibehaltung der Präpositionen einfach nur umgedreht; sie stehen somit ebenfalls in einem - wohl beabsichtigten - chiasti-schen Verhältnis: (A) ZbSS (B) TTOT3 Gen 5,3 || 1X111313 (B) VCtXO (A) Gen 1,26. Die Vertauschung der Präpositionen 3 und 3 in Gen 5,3, die BHS im Anschluss an andere MT-Lesarten undmit Blick auf Gen 1,26 vorschlägt, ist nicht nur die leclio facilior, sondern dürfte auch der Absichtdes Verfassers, der in Gen 5,3 bewußt auf Gen 1,26 Bezug nimmt, zuwiderlaufen. Gen 5,3 beschreibt nicht das Funktionsverhältnis von Gottheit und Menschheit, sondern das Verhältnis vonMensch zu Mensch und darf von daher nicht in die Systematik von Gen l,26f; 5,1; 9,6 einbezogenwerden. Es geht nicht um einen Schöpfungsakt, sondern um die Qualifizierung des Fortpflanzungsaktes. Dementsprechend bezeichnet Clt* nicht mehr die Menschen, sondern ist der Eigenname des ersten Mannes, des Vaters von Seth; cf. N. Lohfink, Gottesstatue, 43f.
41 Cf. etwa K. Koch, Imago Dei, 14ff. Die Annahme, hier scheine noch ein tendenziell polytheistisches Stratum, nämlich die Vorstellung von der göttlichen Ratsversammlung, durch, ist
mit Blick auf das religionsgeschichtliche Profil von P eher unwahrscheinlich.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 31/268
Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesis 1,1 -2,4a) 31
findet, und die Differenzierung in cbx und mm. Der mit Blick auf die Gott-ebenbildlichkeitsaussagen in Zentralstellung positionierte Tatbericht Gen1,27 hingegen bietet K~o42 sowie nur ti7X. Da der Chiasmus in v.27a natürlich auch mit dem Lexem mm funktioniert hätte, ist nach der damit ver
bundenen Absicht zu fragen. Nimmt man die Gen 5,1 und Gen 9,6 mit hinzu, so ist die Bezugnahme auf Gen 1,26a deutlich. Denn an beiden Stellenwird nicht nur der Schöpfungsterminus nöJJ aufgegriffen, sondern ebensodie Lexeme 0*724 und mal, und zwar zunächst mm (Gen 5,1) und dann erstmx (Gen 9,6), also in umgekehrter Reihenfolge. Die Gottebenbildlichkeitist von P somit als ein die urgeschichtliche Polarität von Schöpfung undSintflut umgreifendes Konzept angelegt - die literarische Verknüpfung derStellen legt die Schlußfolgerung nahe, daß es sich auch um eine auf die Urgeschichte beschränkte Vorstellung handelt.41 Sie kann mithin als ein wichtiges Indiz für die substanzielle und literarische Einheitlichkeit der priesterschriftlichen Texte in der Urgeschichte gelten. Wir werden an den entsprechenden Stellen darauf zurückkommen.44
Weit über Gen 1,1—2,4a hinaus weist ebenfalls Gen 1,29.30a. Auch v.29hat der Verfasser chiastisch angelegt:
A -nra ranB cm
C DÖÖ^DTI«a JT1T JTIT
b pRrr tD "Er*?» "KOKC pJrrtDTin
b p m a •n—itiRa im JTIT
B cmA rfot^ rrrr
Der Chiasmus ist dreigliedrig nach dem Schema ABC-CBA gestaltet,45 wobei die Näherbestimmungen von CDU und fS wiederum chiastisch ver-
42 Auf die insgesamt sieben Belege von HTT3 in Gen 1,1—2,4a (Gen 1,1.21.27; 2,3.4a) und diesich daraus ergebende Zentralposition von Gen 1,27 auch mit Blick auf dieses Lexem ist bereitshingewiesen worden; s.o. II.1.1.
43 Zu den neueren Versuchen, trotz fehlender expliziter Anspielungen die Wiederaufnahmeder Gottebenbildlichkeitsvorstellung nach Gen 1-9 in der Sinaiperikope nachzuweisen, cf. W.Groß, Die Gottebenbildlichkeit des Menschen, 45ff; s.u. II.3.3.2.
44 S.u. II.2f.45 Der Aufbau von v.29 ist differenzierter als es K. Grünwaldt (Wozu wir essen, 25; cf. auch
H. Seebass. Genesis 1, 84; P. Weimar, Struktur und Komposition, 8110 herausgearbeitet hat - das
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 32/268
32 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
schränkt wurden (ab-ba). Der Text ist also in sich völlig homogen und ausgesprochen kunstmäßig strukturiert.
An die Komposition von v.29 schließt sich v.30a direkt an:
A mt mT p r i 12—>m pun "» nwB D3"7
c rtoK1? rrrrB D'oön «pir D i pan rrrrW?!
rm ös3 -n—KÖ« PÄCT4?» ömi ttt
A luv p-i,_bD-n«C rtoK1?
Überblickt man die Komposition von Gen 1,29f, so läßt sich zwar nicht mitvölliger Sicherheit ausschließen, daß es sich in v.30a um einen Nachtraghandelt, der dann entsprechend literartechnisch analog angefügt wurde. Diesyntaktische Schwierigkeit des rfos1? in v.30a bleibt allerdings auch dannunerklärt, wenn mit einem literarischen Zusatz gerechnet wird.46
Wir können es an dieser Stelle mit der Erörterung belassen und uns zunächst der eng an Gen 1,1.26f; 2,4 angeschlossenen Genealogie Gen 5 zu
wenden. Die Fragen, die sich mit Blick auf die Komposition von P hinsichtlich des Mehrungsbefehls und des dominium terrae stellen, sind erst imKontext der priesterschriftlichen Sintflutperikope zu erörtern, inbesondereim Zusammenhang von Gen 9,1—7.47
gilt übrigens auch für den sich anschließenden v.30a, der nicht nur in v.30aß (rtoK1?) die v.29banaloge Inversion (n'PSK'? HTT) mit Blick auf v.29act (Tire ITjn) aufnimmt, sondern auch auf
v.29b hin chiastisch angelegt ist; s.i.f. Damit ist an der Einheitlichkeit von Gen l,29-30a auf jedenFall festzuhalten. Ob das Urteil von P. Weimar, Struktur und Komposition, 811, „gegenüber derkunstvollen Anlage von Gen 1,29 fehlt Gen 1,30a unverkennbar poetische Kraft und literarischesStilempfinden", zutrifft, muß wohl doch hinterfragt werden. Es ist zumindest zweifelhaft, daß inGen 1,30a eine Ergänzung vorliegt - ,,literarisch-stilistische[n] Besonderheiten" (ebd.) sind zumindest nicht in Anschlag zu bringen (cf. die Doxographie bei OH. Steck, Schöpfungsbericht,137). Das hat dann aber auch Konsequenzen für die Verhältnisbestimmung von Gen l,29f zu Gen9,2f P. Weimar, Struktur und Komposition, 812, rechnet mit doppelter Beeinflussung: Gen 1,29habe für Gen 9,2f Pate gestanden; Gen 9,2f habe dann auf Gen 1,30a zurückgewirkt. R. Mosis,Genesis 9,1-7, 228, spricht sogar mit Blick auf Gen 1,30a von einem eschatologisch bestimmten -
Stichwort: Tierfrieden - Gegenentwurf zu Gen 9,2f.46 Cf. zur Zusamengehörigkeit auch O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 143.47 H.-J. Stipp, „Alles Fleisch", 169.183f, weist daraufhin, daß erst in Gen 9 , 2 ^ dem Men
schen die Tötung von Tieren zum Verzehr erlaubt wird, und deswegen zuvor - also in Gen 1,26ff- ein umfassendes Tötungsverbot vorausgesetzt werden muß. Da die Land- und Lufttiere bei derFlut umkommen, rekonstruiert die Priesterschrift auf dem Hintergrund des Tun-Ergehen-Zusammenhangs die Schuldfrage dergestalt, daß nicht nur der Mensch, sondern auch Land- undLufttiere {~VS'2~ L>2; Gen 6,12) für die Gewalttat auf der Erde mitverantwortlich zu machen sind.Mit dieser Blickrichtung werden auch nur die Land- und Lufttiere mit einem entsprechenden Nah
rungsbefehl belegt. Im Herrscherauftrag werden sie hingegen genannt; s.u. II.3.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 33/268
Die priesterschriftlichen Genealogien (Genesis 5; 11,10-26) 33
2. Die priesterschriftlichen Genealogien (Genesis 5; 11,10-26)
An dieser Stelle ist vorrangig die von Adam auf Noah hinführende lineareGenealogie Gen 5 zu erörtern. Da das Kapitel jedoch nicht nur der Sache
nach, sondern vor allen Dingen mit Blick auf die Komposition im engenZusammenhang mit der Sem-Genealogie Gen 11,10-26 steht, werden beideim Verbund abgehandelt.
2.1 Die Genealogie Adams (Genesis 5)
(5.1) Die s ist das Schrif tstück der To ledot A da ms . Am Tag , als Elohi m einen Men schen schuf, machte er ihn als ein Ähnliches Elohims. <2' Männ lich und weiblich
schuf er sie. Und er segnete sie und nannte ihren Namen „Mensch" am Tage, als sie
erschaffen wurden.
<3) Und Adam lebte 130 Jahr e.48 Und er zeugte [einen Sohn49] als sein Ähnliches,
das wie seine Statue ist.50 Und er nannte seinen Namen Seth. <4' Und die Tage Adams
waren, nachdem er den Seth zeugte, 800 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter.
<5) Und die gesamte Lebenszeit Adams, die er lebte, betrug 930 Jahre, und er starb.
<6> Und Seth lebte 105 Jah re. Und er zeug te den En osc h. <7> Und die Tage Seths
waren, nachdem er den Enosch zeugte, 807 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter.
<8' Und die gesamte Lebenszeit Seths betrug 912 Jahre, und er starb.
48 Die Lebenszeiten in der Übersetzung sind die des MT. Bekanntlich differieren in Gen 5 dieZeitsysteme in den wesentlichen Überlieferungen zwischen MT, LXX und Sam; das Jubiläenbuchund Josephus gehen nochmals eigene Wege, die an dieser Stelle nicht berücksichtigt werden müssen. Ein sekundäres System bietet die LXX, das, wie M. Rösel, Übersetzung, 136-144, gezeigthat, auf einen planvollen Eingriff zurückgeht, der hinsichtlich der Einweihung des zweiten Tem
pels das Jahr 5000 anno mundi voraussetzt. Mit Blick auf MT und Sam sind die Untersuchungenvon K. Budde, Urgeschichte, 89ff, und A. Jepsen, Chronologie, 251 ff, nach wie vor einschlägig;cf. aber auch N. Lohfink, Die Priesterschrift, 236f; H. Seebass, Genesis I, 178.181t vor allem aberM. Rösel, a.a.O., I29ff (Lit.). Demnach dürfte in Gen 5 Sam die ursprünglichen Zahlen bewahrthaben, in Gen II hingegen der MT. MT und Sam vermerken bis Gen 5,17 dieselben Angaben,danach sind sie nur noch bei Henoch identisch. Abweichend bietet Sam folgende Zahlen: Jered (62- 785 - 847); Metuschalach (67 - 653 - 720); Lamech (54 - 600 - 653). Der MT zeigt aber ebenfalls Spuren einer Überarbeitung, insofern die Chronologie des MT (unter Hinzunahme der Angaben in Gen 11; 21,5; 25,26; 47,9; Ex 12,40; 1 Reg 6,1; den Regierungszeiten der Könige Judas undEsra 3,8; cf. A. Jepsen, a.a.O., 254) auf das Jahr 164 v.Chr. hinausläuft, also die Wiedereinwei
hung des Tempels nach der Verunreinigung durch Antiochus IV. Epiphanes in der Makkabäerzeit,die nach MT auf das Jahr 4000 anno mundi datiert wird, mithin die Entstehung von LXX und Sambereits voraussetzt. Nach Sam sterben Jered, Metuschalach und Lamech im Jahr der Flut. Cf. auchdie Darstellung mit ausführlichem Literaturreferat von T. Hieke, Genealogien, 77ff. Kritisch zuden auf das Jahr 164 v.Chr. hinauslaufenden Berechnungen mit Blick auf den MT äußert sich jetztB. Ziemer, Abram - Abraham, 347ff.
49 p ist aus syntaktischen Gründen wie in Gen 5,28 zu ergänzen; cf. BHS und H. Holzinger,Genesis, 59. Der Ausfall von p kann aufgrund des folgenden 1111013 erklärt werden.
50 Die Präpositionen in IQ'PSD YT1OT3 sind nicht im Anschluß an Gen 1,26 zu vertauschen;
s.o. 11.1.3.-gegen BHS.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 34/268
34 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
<9' Und Enosch lebte 90 Jahre. Und er zeugte den Kenan. 00) Und Enosch lebte,
nachdem er den Kenan zeugte, 815 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. 01) Und
die gesamte Lebenszeit Enoschs betrug 905 Jahre, und er starb.
<12) Und Kenan lebte 70 Jahre. Und er zeugte den Mahalalel. <13> Und Kenan lebte,
nachdem er den Mahalalel gezeugt hatte, 840 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter.(
|4) Und die gesamte Lebenszeit Kenans betrug 910 Jahre, und er starb.
<l5> Und Mahalalel lebte 65 Jahre. Und er zeugte den Jered. <
16) Und Mahalalel
lebte, nachdem er den Jered gezeugt hatte, 830 Jahre, und er zeugte Söhne und Töch
ter. <17
* Und die gesamte Lebenszeit Mahalalels betrug 895 Jahre, und er starb.
<18> Und Jered lebte 162 Jahre. Und er zeugte den Henoch. <
19) Und Jered lebte,
nachdem er den Henoch gezeugt hatte, 800 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter.
<20' Und die gesamte Lebenszeit Jereds betrug 962 Jahre, und er starb.
<2I> Und Henoch lebte 65 Jahre. Und er zeugte den Metuschalach. <
22' Und Henoch
wandelte mit dem Elohim, nachdem er den Metuschalach gezeugt hatte, 300 Jahre
und zeugte Söhne und Töchter. (23 ' Und die gesamte Lebenszeit Henochs betrug 365
Jahre. (24> Und Henoch wandelte mit dem Elohim. Und er verschwand, denn Elohim
hatte ihn weggenommen.
<25> Und Metuschalach lebte 187 Jahre. Und er zeugte den Lemech. <
26> Und Metu
schalach lebte, nachdem er den Lemech gezeugt hatte, 782 Jahre und zeugte Söhne
und Töchter. <27> Und die gesamte Lebenszeit Metuschalachs betrug 969 Jahre, und er
starb.
<28> Und Lemech lebte 182 Jahre. Und er zeugte einen Sohn. <29> Und er nannte den
Namen seines Sohnes Noah wie folgt: Der wird uns Trost verschaffen von unserer
Arbeit, also51
von der Mühsal unserer Hände, von dem Ackerhoden, den Jahwe ver-
flucht hat/ 2 *
30' Und Lemech lebte, nachdem er Noah gezeugt hatte, 595 Jahre und
zeugte Söhne und Töchter. 01) Und die gesamte Lebenszeit Lemechs betrug 777 Jah
re, und er starb.
<32) Und Noah war 500 Jahre. Und Noah zeugte den Sem, Harn und Japhet.
Gen 5 wird weitgehend übereinstimmend zumindest im umfangreichenGrundbestand der Priesterschrift bzw. auch den der Priesterschrift vorgegebenen Materialien zugeordnet. Die priesterschriftlichen Genealogien derUrgeschichte (Gen 5*; 11,10-26) zeichnen sich gegenüber sämtlichen Genealogien der Vätergeschichte
51 durch ihre Unilinearität aus.
54 Für die Inter
pretation der Genealogie im Gesamtzusammenhang von Gen 1-11 ist dabeinaturgemäß Gen 5,1-3 aufgrund des Toledotschemas55 und - über Gen 2,4a
51 Es handelt sich hier um ein Vexplicativum, wie die Rezeption von Gen 3,17 in 5,29 deutlich
macht; s.u. III.1.1.
52 Die redaktionelle Einfügung ist durch Kursive ausgewiesen.
53 Die Genealogien Gen 11,27-32; 25,12-17.19f.26b; 35,22-26; 36,1-5.40-43; 37,2; 46,8-27
sind multilinear - schwierig ist dabei natürlich die Beurteilung von Gen 37,2. Cf. jetzt die detail
lierte Untersuchung von T. Hieke, Genealogien, 45ff; und zuletzt B. Ziemer, Abram - Abraham.
359«
54 Daraufweist R. Lux, Genealogie, 252ff, hin.
55 Die Toledotformel ist in Gen 2,4a; 5,1; 6,9; 10,1; 11,10.27; 25,12.19; 36,1.9; 37,2; Num
3,1 in Variationen belegt - außerhalb des Pentateuch nur noch in der Davidgenealogie Rt 4,18-21.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 35/268
Die priesterschriftlichen Genealogien (Genesis 5; 11,10-26) 35
hinaus - wegen des Zusammenhangs mit dem priesterlichen Schöpfungsbericht überhaupt von besonderem Interesse. Die Erklärungsoptionen laufenauch an dieser Stelle in die verschiedensten Richtungen.56
Das Kapitel zeichnet sich über weite Strecken durch extreme Redundanz
in der Darstellungsform aus. Das singulare, stereotype und somit auf Kontinuität hin angelegte Formular der zehn Generationen umfassenden Genealogie läßt sich in Reinform an dem auf die Struktur der Elemente reduzierten Seth-Eintrag ablesen (Gen 5,6ff):57
1. Lebensalter bei der Zeugung TOB) x PN THdes 1. Sohnes
2. Zeugung des 1. Sohnes PN Mi
"rVn3. Lebenszeit nach der Zeugung TOB) x PN PK iT^in ,_in« PN TT)des 1. Sohnes
4. Zeugung weiterer Söhne und mm DP30 "fjnTöchter
5. Gesamtsumme der Lebensjahre TOB) x PN "Q-' D vm6. Sterbevermerk no"!
Dabei dürfte die Abfolge der Komponenten anhand der Narrative nur einGliederungsmoment sein, wahrscheinlich aber keineswegs dasjenige, aufdas es dem Verfasser vorrangig ankam.58 Denn er hat zumindest die Zeitangaben und die Geburtsnotizen des „Normaltyps" chiastisch aufeinander hinangelegt, wie wiederum anhand des Sethformulars leicht demonstriert werden kann:
56 H. Holzinger, Genesis, 58f, rechnet in Gen 5,1-2 mit zwei post-P Glossatoren; cf. auch P.Weimar, Toledot-Formel, 77ff. Nach E. Blum, Pentateuch, 280; L. Ruppert, Genesis, 239; R. Lux,Noach, 120ff; T. Hieke, Genealogien, 84f, gehen Gen 5,1 b-3* auf den Endredaktor zurück; C.Levin, Jahwist, 99f, schreibt v.la.3-27.28*.30f P und 5,lb-2.32a der Endredaktion zu; cf. auch H.Seebass, Genesis I, 180 - aber auch 185. O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 145; D. Carr, Fractures,72f, rechnen in v.lb -2 mit der priesterschriftlichen Bearbeitung einer ursprünglich eigenständigenToledot. Für die Einheitlichkeit votieren dagegen etwa H. Gunkel, Genesis, 134; S. Tengström,Toledotformel, 67f; T. Pola, Priesterschrift, 328f. Einheitlich und zu P' gehörig ist Gen 5,1-3 fürM. Witte, Urgeschichte, 126f, der aber mit dem ursprünglichen Anschluß an Gen 2,3 rechnet.Einige Erklärungen für die P^-Zugehörigkeit listet auch N.C. Baumgart, Umkehr, 398f, auf.
57 Die Übersicht orientiert sich strikt an der Syntax des Formulars. Cf. etwa H. Holzinger,Genesis, 59; S.E. McEvenue, The Narrative Style, 38, und mit Abweichungen R. Lux, Genealogie,253, der lediglich von fünf Gliedern ausgeht. S. Tengström, Toledotformel, 21, und J. Schreiner,Art. imV'HI, 573, rechnen mit sieben Elementen des Formulars. Doch ist die Namensnennungwohl kaum selbständig, und zwar sowohl was die Syntax anbelangt, als auch mit Blick auf denInformationswert, da der Name gerade nicht neu eingeführt, sondern bereits vorausgesetzt wird.Die Einzeleinträge in Gen 5* sind eben nicht selbständig. Cf. auch die Übersicht und Erörterungbei T. Hieke, Genealogien, 70f.
58 Dafür sprechen nicht zuletzt auch die formal bemerkenswerten, in der Sache allerdings
nicht leicht zu deutenden Variationen des Schemas in Gen 1 1,12.14; s.u.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 36/268
3 6 Die Priesterschrift in der Urge schi chte
A rraö nwai UKBi tonn ner-mB töwns -r7nB tforrM rrVin *r» nerm
A H3D mRD HSOEh C'SÖ m ö
B m m D'33 T^llA rntf m«n aörn rctf rntos n-nti nö"
,a
-,"L'3 rrm
non
Die Form unterstreicht, daß es vornehmlich auf die Erstgeburt, also auf dieLinearität ankommt. Der Hinweis auf die Zeugung weiterer Söhne undTöchter sowie die Angabe der Gesamtsumme der Lebensjahre fallen zwar
nicht aus der Komposition heraus, stellen aber gewissermaßen eine formalanalog angehängte Fortsetzung des Elements „Lebenszeit nach der Zeugungdes 1. Sohnes" dar.59 Der Sterbevermerk nimmt eine Sonderstellung ein,wohl nicht zuletzt deswegen, weil die korrespondierende Geburt im jeweilsvorangehenden Formular vermerkt wird. Allein Adam, Henoch, Lamechund Noah fallen aus dem Schema heraus.
Wenden wir uns dem der Form und der Sache nach komplexen erstenAbschnitt Gen 5,1-5 zu, der zunächst in die Überschrift für die gesamte
Genealogie (v.la),60 den Genealogieprolog v.lb-2, der die Art des göttlichen Ursprungs der Menschheit klärt, und das Adam-Formular v.3-5 zuuntergliedern ist. Letzteres zeichnet sich durch nicht unerhebliche Abweichungen gegenüber dem „Normaltyp" aus, was jedoch darin seine einfacheBegründung findet, daß der Mensch Adam die Scharnierfunktion zwischenGottheit und Menschheit erfüllt, insofern er seine Existenz natürlich keinemZeugungs-, sondern einem ursprünglichen Schöpfungsakt durch die Gott
heit verdankt, er aber die Fortpflanzung der Menschheit erstmalig in dieWege leitet. Im einzelnen sind im Adam-Formular dann folgende Überschüsse festzuhalten: Gen 5,3aßb (ntö 1DÖTIK KTpn VfcSD mnOTD [p] TVn)und v.5acc (TT-iöK);61 in v.4aoc (m«"*Q" vm) variiert das Schema leicht.
Besonderes Gewicht liegt naturgemäß darauf, daß der Beginn der Genealogie Gen 5, lf gleichsam mit einem Schöpfungsbericht in nuce einsetzt, der
59 Es sei hier bereits daraufhingewiesen, daß die Sem-Genealogie im maßgeblichen MT aufdie Elemente „Gesamtlebenszeit" und „Sterbevermerk" verzichtet und sich auf den Chiasmuszwischen „Lebensalter bei der Zeugung des 1. Sohnes" und „Lebenszeit nach der Zeugung des 1.Sohnes" beschränkt; s.u. 11.2.2. Diese Technik der Verkettung, nämlich die ersten beiden Gliederchiastisch aufeinander zu beziehen, die weiteren dann der Anordnung des zweiten Gliedes folgendanzuhängen, läßt sich auch in anderen Genealogien aufweisen; cf. etwa Gen 4,18; 36,4f.
60 Die gegenüber der sonst allgemein üblichen Formel ntVTf\ n^R völlig singulare EinleitungCIN II IvHI ~l£C m kann eine Erklärung mit Blick auf den Umfang der Genealogie in P (Gen 5,1-9,29*) sowie der integrierten Stoffe finden; s.u. II.3.1.
61 Die „Bereicherung" erinnert H. Holzinger. Genesis, 59, an Gen 3,22, so daß er eine Beein
flussung durch die Paradieserzählung für möglich hält.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 37/268
Die priesterschriftlichen Genealogien (Genesis 5; 11,10-26) 37
in wesentlichen Teilen an Gen 1,1-2,4a orientiert ist. Dabei bezieht sichdieser Genealogieprolog thematisch hauptsächlich auf die Menschenschöpfung Gen 1,26ff — im Genealogiekontext natürlich keine sonderliche Überraschung -, aber auch andere Partien stehen gut erkennbar im Hintergrund.
Zur Klärung der literarischen Beschaffenheit von Gen 5, lf kommt es sowohl auf die Analyse der Komposition des Genealogieprologs, als auch aufdie damit im Zusammenhang stehende Rezeptionstechnik mit Blick auf Gen1,1-2,4a an.
Betrachten wir zunächst das literarische Verhältnis zwischen Menschenschöpfung und Genealogieprolog. Die Texte weisen klare Parallelen auf,wie schon eine auf die relevanten Zeilen beschränkte Übersicht zeigt:62
Genl,27f Gen5,lfIC^^D otKrrnK DTT1?« K~O*I OTK DTVPK t r o nrn
in« tro crn1?« cb^n in« nfcs DTT^R r rcnnns t m ropji "Dt DKID rap:n ~DT
cn^« an» f a ' i onn -p :n
Die Unterschiede zwischen beiden Texten sind schnell aufgelistet: Neben
der syntaktisch differierenden Einleitung (Gen 1,27a || 5,lba), der fehlenden nota accusativi und der fehlenden Determination von DTR durch denArtikel in Gen 5,1 bot, der Verwendung des Verbalsuffixes (DtfD) statt dersuffigierten nota accusativi (nriK R"D) und dem Wegfall von D'nbtf im Segenskontext Gen 5,2aß bietet der Prolog der Genealogie an Stelle von ub)&das Lexem moi3 und nöu an Stelle der Wiederholung von R~o. Es handeltsich allerdings in Gen 5,1 f nicht nur um eine verkürzte, in Einzelheiten aber
variierende Wiederaufnahme, die möglicherweise überhaupt nicht einerquellenhaften Priesterschrift, sondern einer priesterschriftlichen Redaktionsschicht oder post-P-Redaktion zuzuschreiben wäre.63 Denn dieser Auf-
62 Cf. zu den Bezügen zwischen Genealogieprolog und priesterschriftlichem Schöpfungsbericht jetzt auch die Übersicht bei T. Hieke, Genealogien, 84f.
63 Gegen die zuletzt genannten Optionen spricht ohnehin schon der Sachverhalt, daß derVerfasser der „Wiederaufnahme" Gen 5,1 f aber auch rein gar nichts von den lebensqualität-reduktiven Verwicklungen erkennen läßt, die Gen 2,4-4,26 auszeichnen, daß er die Doppelung derStammbäume in Kauf nimmt, EIS zunächst nach Gen 4,25 nicht als Eigennamen verwendet,sondern die Genese des Eigennamens nochmal eigens erklärt (v.2), die Toledot an unpassenderStelle beginnen läßt - nämlich nicht in Gen 4,1 - und sich sprachlich, sachlich und auch mit Blickauf die Komposition ausnahmslos des Materials bedient, das Gen 1,1—2,4a bereitstellt. Und nichtzuletzt gehört der Verfasser der Priesterschrift wohl nicht zu den literarischen Asketen, dieWiederholungen scheuen würden; cf. hierzu zu Recht M. Witte, Urgeschichte, 125f. Auch dieVerwendung von CV3 (cf. Gen 2,4b) stellt strenggenommen keine Ausnahme dar (etwa gegen H.Holzinger, Genesis, 58; T. Hieke, Genealogien, 80f), da P von der Erschaffung des Menschen aneinem bestimmten Tag ausgeht, es also zum Verständnis des CVD in Gen 5,1.3 des Vorbildes Gen
2,4b, der sich nicht auf die Menschenschöpfung bezieht, nicht bedarf. Eher ist, angesichts derSchwierigkeiten, die Gen 2,4b bietet, der umgekehrte Vorgang wahrscheinlich, also daß Gen 2,4 in
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 38/268
3 8 Die Priesterschrift in der Urg esc hic hte
fassung steht entgegen, daß der Verfasser die Stoffe über die Parallelisie-rung hinaus teilweise neu komponiert und ihnen bereits durch die Formgebung eigenständiges Gewicht verliehen hat. Eine synoptische Übersichtmag dies verdeutlichen:
Gen l,27-28a Gen 5,1-3arm mVin -iso nr
ciRrm« arfan m n A vra ora ATh>S2 B cit* nvfo* B
utfm chua B DTPK rtom Bn« tm A in« nwv A
an« N-Q rapn -DT n r o ropn ISTDTV» an« ycn an« y a ictnan DT3 m« cncrn« mpi
DTT^K an1? TDWI TVII raä n«m o-ö ö DIK -n-i
nemi p«n _ n« IK^DT 12m ns mö •mern« sip-i ID^ÜD m im
Die Veränderungen liegen klar zu Tage: um eine reine Rekapitulation des 8.Schöpfungswerks handelt es sich nicht, obwohl der Verfasser die besondere
Kompositionstechnik des Tatberichts Gen 1,27 beibehalten hat, insofern eran beiden Stellen (Gen 1,27a; 5,1b) mit einem zweigliedrigen Chiasmuseinsetzt. Die Reduktion geht zu Lasten des Lexems Cfra. Es ist in Gen 5,1nicht nur gegenüber der chiastisch bedingten Doppelnennung in Gen 1,27reduziert, sondern auch durch niDl ersetzt worden. Diese Variation steht,wir hatten bereits darauf hingewiesen,64 im Zusammenhang mit der Genl,26f, 5,1 und 9,6 übergreifenden Komposition, die auch den Wechsel von
tna zu TWS
in 5,lbß erklären kann. Für diesen Wechsel gibt es allerdingsnoch ein anderes, nämlich binnenkompositionelies Argument, auf das wirsofort im Anschluß an die Erörterung des Verhältnisses von 8. Schöpfungswerk und Genealogieprolog zu sprechen kommen.
Nehmen wir zunächst noch die Zeilen in den Blick, die sich jeweils inGen 1,28a und Gen 5,3 anschließen. Zunächst ist deutlich, daß Gen 5,3,folgt man dem parallelen Textduktus, die erste Realisierung des mit demSegen verbundenen Mehrungsbefehls "OTi ns (Gen 1,28a) darstellt, die mit
dem für den Fortgang der Genealogie bedeutsamen Erstgeborenen beginnt,
die Gen 2,4b bietet, der umgekehrte Vorgang wahrscheinlich, also daß Gen 2,4 in der Endgestaltan Gen 5,1 orientiert ist; s.u. 111.1.3.
64 S.o. II. 1.3. Die von M. Witte, Urgeschichte, 126, vorgeschlagene chiastische Anordnungdes Binoms cb}» und TOI leidet nicht nur unter dem Sachverhalt, daß C^ü in Gen 1,27 doppeltgenannt wird, und daß sich die Verteilung des Binoms auf Gen 1,27 und 5,1 keineswegs chiastischzu Gen 1,26; 5,3 verhält, sondern läßt auch unbeachtet, daß zwischen dem Verhältnis Gottheit -
Mensch und Mensch - Mensch unterschieden werden muß.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 39/268
Die priesterschriftlichen Genealogien (Genesis 5; 11,10-26) 39
dann aber auch durch die Formel in v.4b mm DT3 ibri unterstrichen wird,die regelmäßig bei allen Gliedern bis hin zu Lamech wiederkehrt und dieüber die chronologische Funktion von Gen 5 hinausgeht.65 Insofern verwundert es auch nicht, daß in Gen 5,3 nochmals durch die Wiederholung
des Binoms cbx und mm auf den Schöpfungsakt, jetzt aber auf den Wortbericht Gen 1,26a zurückgegriffen wird. Die Rezeption des Binoms erfolgtunter Beibehaltung der Präpositionen chiastisch:
A mbxa er» nto«(l,26a)
B "imo-oB imiro -r'm(5'3aß)
A ID^D
Auch der gegenüber dem ab Seth üblichen Genealogie-Formular abweichende Hinweis auf die Benennung (nti TötfTIR K"ip"">) unterstreicht die Nähezum göttlichen Ursprungakt (v.2ba).
Keine Entsprechung in Gen l,26ff hat indes die Benennung des Menschen durch Elohim in Gen 5,2. An dieser Stelle wird offensichtlich, daßder Genealogieprolog nicht ausschließlich auf die Menschenschöpfung zu
rückgreift, sondern auch dem Vorbild des gesamten SchöpfungsberichtsGen 1,1-2,4a folgt, und zwar nicht nur durch die über Gen l,26ff hinausgehende, aber an Gen 1,5.8.10 orientierte Benennung des Menschen,66 undnicht nur, weil einzelne Lexeme wiederkehren (m^in; DR~on), sondern weilGen 5,1 feine analoge Rahmung zu Gen 1,1 und 2,4a aufweist, wie eineGegenüberstellung zeigt:
65 Cf. O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 145. Bei Noah kann sie fehlen, da er drei eigens genannte Söhne zeugt. Die Fortsetzung des Mehrungsbefehls fTHSTTR 18*701 wird explizit erst im P-Flutprolog Gen 6,11 ff eine Rolle spielen, allerdings dergestalt, daß sich die Erde mit 30n angefüllthabe. Der Vorgang muß dann durch den in Gen 6,9ff angekommenen Leser im Rückblick in Gen 5impliziert vorgestellt werden, ohne daß allerdings der genaue Zeitpunkt bzw. ein echter Anhalt -wohl auch nicht durch die Altersangaben, vielleicht durch die Namenswahl bei Metuschelach; cf.etwa N. Lohfink, Die Priesterschrift, 236 - mitgeteilt würde. Zwischen Schöpfung und Flut er
wähnt die Priesterschrift nichts Störendes, ja es ist gerade der durch die stereotype Darstellunghervorgerufene Eindruck der Störungsunanfälligkeit des genealogischen Systems, der besticht; cf.
jetzt R. Lux, Genealogie, 254. Die genannten Ausnahmen - Adam, der seinen Nachkommen Sethals seine Ähnlichkeit, wie seine Statue (10*?}£r TTCT3) zeugt, Henoch und Noah - sind stets positiver Natur. Um so kontrastiver ist dann natürlich der Prolog der P-Sintflut. Die Spannung, die hiergerade auch durch die Gleichförmigkeit der Genealogie Gen 5* aufgebaut wird, spricht nicht für,sondern gegen die Annahme einer priesterlichen Redaktion einer vorpriesterlichen Urgeschichte,denn eine P-Redaktion hätte dann durch die Einfügung von Gen 5* bewußt den Dampf aus demKessel gelassen, den die nichtpriesterliche Urgeschichte Gen 2,4b—4,26* so druckvoll erzeugt hat.
66 Cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 134; L. Ruppert, Genesis, 251.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 40/268
40 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
Gen 1,1; 2,4a Gen5,lfA •,ni7« R"Q rVÖK-Q A D'n1?« tnO ÖV2
B p a n nai n-nön n« B ... ET«B pwn D-aön mt^in n1?« B DIK DQÖTIR mpi
A c«-nra A raoan cm
Den äußeren Rahmen A bildet an beiden Stellen der SchöpfungsterminusK~Q,67 wobei der inf. es. nif. ütonrn im gesamten Pentateuch bezeichnenderweise nur an diesen beiden Stellen belegt ist. Dem Ursprungsgeschehender Rahmung des Schöpfungsberichts steht in Gen 5,lf der Tag der Menschenschöpfung gegenüber.
Einer Erklärung harrt Gen 5,1a C~tK
mbin "ISO
HT, denn hier handelt essich um die Einleitung eines selbständigen Schriftstücks bzw. einer literarischen Einheit.68 Es setzt den DTR bereits als bekannt voraus. Die Reichweitedieser Ankündigung kann allerdings erst im Zuge der Untersuchung desSintflutberichts eruiert werden. Wir stellen die Frage also zurück. Insgesamtläßt sich aber festhalten, daß die formale Gestaltung von Gen 5,1-3 wenigSpielraum für die Annahme literarischen Wachstums läßt. Die Kompositionbezieht sich deutlich sowohl auf Gen 1,1; 2,4a als auch auf Gen 1,26-28.69
Damit setzt Gen 5,lf zum einen den Schöpfungsbericht wohl in toto voraus.Die analoge, aber dennoch eigenständige Formgebung von Gen 5,2f legtzum anderen den Schluß nahe, daß es sich hierbei nicht nur um eine einfache - redaktionelle Wiederaufnahme handelt, sondern daß der Einleitungder Genealogie eigenständiges Gewicht zukommt. Zum dritten sind Gen 1;5 und 9 untereinander wiederum deutlich verknüpft. Es ist somit im hohenMaße wahrscheinlich, daß wir es in Gen 5,lf mit der ursprünglichen Fortsetzung des priesterschriftlichen Schöpfungsberichts zu tun haben, der vonAnfang an mit Gen 2,4a endete.
Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Literaturgeschichte derbiblischen Urgeschichte hat der Vers Gen 5,29, der allein deutliche nicht-priesterschriftliche Züge trägt.70 Zwei Argumente sind dafür einschlägig:zum einen die Verwendung des Gottesnamens mrr, zum anderen steht klarerkennbar der Adamfluch Gen 3,17ff im Hintergrund. Nicht so eindeutig zubestimmen ist indes der genaue Umfang dieses nichtpriesterlichen Ein-
67 Gen 5,2by hinkt also keineswegs übel nach, wie H. Holzinger, Genesis. 59, meint. Auf dieRahmung weist jetzt auch N.C. Baumgart, Umkehr, 42f, hin.
68 Cf. H. Gunkel, Genesis, 134. H. Holzinger, Genesis, 58, rechnet demgegenüber mit derEinleitung eines eigenständigen Buches, ja der Priesterschrift, wodurch die Semantik von "IOC andieser Stelle überspannt wird.
69 Damit sind denn auch die Weichen für die Beurteilung von Gen 2,4b gestellt, denn derTeilvers lehnt sich sowohl an Gen 2,4a als auch an Gen 5,1 an; s.u. II 1.1.3.
70 Cf. etwa M. Witte, Urgeschichte, 128f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 41/268
Die priesterschriftlichen Genealogien (Genesis 5; 11,10-26) 41
schubs. Er umfaßt nur Gen 5,29aa(nur ~iDKb)b. Denn der Einsatz mit tnpnIT3 lQtÖTiN hat eine Analogie in Gen 5,3, wo er fest zum priesterschriftlichenTextbestand gehört. Daß ausgerechnet in Gen 5,29 wiederum die Benennungsformel auftaucht, muß bei Noah nicht verwundern, handelt es sich
doch immerhin um den Sintfluthelden. Der Einschub zeigt schon durch dieArt des Anschlusses deutliche redaktionelle Züge. Auf welche Hand er zurückgeht, kann erst im Zusammenhang der nichtpriesterschriftlichen Texteerörtert werden.
71
Die Analyse von Gen 5,32 reicht bereits in den Bereich der priesterschriftlichen Sintflutperikope hinein und wird deswegen auch dort vorgenommen. Zuvor soll jedoch kurz auf die Komposition der Sem-Genealogie
eingegangen werden.
2.2 Die Genealogie Sems (Genesis 11,10-26)
<10
) Dies sind die toledot Sems. Sem war 100 Jahre, da zeugte er den Arpachschad,
zwei Jahre nach der Flut.72
<"' Und Sem lebte, nachdem er den Arpachschad gezeugt
hatte, 500 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. <'2) Arpachschad aber lebte 35
Jahre, da zeugte er den Schelach. <13
' Und Arpachschad lebte, nachdem er den Sche-lach gezeugt hatte, 403 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. <
14> Selach aber lebte
30 Jahre, da zeugte er den Eber. <15) Und Selach lebte, nachdem er den Eber gezeugt
hatte, 403 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. *16 ' Und Eber lebte 34 Jahre. Und
er zeugte den Peleg. <l7> Und Eber lebte, nachdem er den Peleg gezeugt hatte, 430
Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. <18
' Und Peleg lebte 30 Jahre. Und er zeugte
den Re'u. *l9> Und Peleg lebte, nachdem er den Re'u gezeugt hatte, 209 Jahre, und er
zeugte Söhne und Töchter. <2°) Und Re'u lebte 32 Jahre. Und er zeugte den Serag.
(21
> Und Re'u lebte, nachdem er den Serag gezeugt hatte, 207 Jahre, und er zeugte
Söhne und Töchter. <22) Und Serag lebte 30 Jahre. Und er zeugte den Nahor. <23> Und
Serag lebte, nachdem er den Nahor gezeugt hatte, 200 Jahre, und er zeugte Söhne und
Töchter. <24
' Und Nahor lebte 29 Jahre. Und er zeugte den Terach. (25)
Und Nahor
lebte, nachdem er den Terach gezeugt hatte, 129 Jahre, und er zeugte Söhne und
Töchter. <26> Und Terach lebte 70 Jahre. Und er zeugte Abram, Nahor und Haran.73
Die unilineare, neungliedrige Genealogie Sems - neun Nachfahren Semslistet auch die Völkertafel Gen 10,22f auf 4 - ist ebenso wie Gen 5 ein Do
kument literarischer Redundanz und Geschlossenheit. Sie zeigt im Ganzen
71 S.u. III.1.1. An dieser Stelle kann auch erst die ungewöhnliche Syntax des Teilverses erör
tert werden.
72 Die Datierung nach der Flut erregt aufgrund von Gen 5,32 Mißtrauen und wird mitunter zu
den sekundären Zusätzen gerechnet; cf. etwa die Erörterung bei H. Seebass, Genesis I, 290.
73 Zur Problematik der Daten s.o. II.2.1. Sam und LXX ergänzen nach dem Schema von Gen
5 Gesamtlebensdauer und Todesnotiz.
74 S.u. III.5.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 42/268
42 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
wie mit Blick auf die Gestaltung der einzelnen Einträge große Übereinstimmungen mit der Adam-Genealogie in Gen 5. Neben der Einleitung mitder wenngleich modifizierten Toledotformel (Gen 5,1a || Gen 11,10a) wirdauch diese Liste mit der Nennung von drei Nachkommen abgeschlossen,
die dann in der sich anschließenden Terach-Genealogie ausgeführt werden- wie auch die Nachkommen Noahs in der Völkertafel entfaltet werden.75
Zudem verwendet der Verfasser der Sem-Genealogie ein mit Blick auf Gen5 um die Gesamtsumme der Lebensjahre - die natürlich trotzdem leichterrechnet werden kann - und den Sterbevermerk reduziertes Genealogieformular,76 wie es sich beispielsweise aus dem Eber-Formular abstrahierenläßt:
1. Lebensalter bei der Zeugung rro x PN *m
des 1. Sohnes2. Zeugung des 1. Sohnes PN r» T7H
3. Lebenszeit nach der Zeugung nsö x PN ntf rr ' rn TT» PN TT)des 1. Sohnes
4. Zeugung weiterer Söhne und mm D"3 TVnTöchter
Wir haben das Eber-Formular allerdings nicht willkürlich ausgewählt, dennerst dieses entspricht ebenso wie die folgenden vier Einträge (Peleg, Re'u,Serug und Nahor) syntaktisch dem schon aus Gen 5 bekannten „Normaltyp". Denn neben den Variationen bei Sem und Terach als Ausgangspunktund Ziel der Liste, ist nicht zu übersehen, daß der Einsatz des Arpachschad-und des Schelah-Formulars syntaktisch variierend nicht mit dem Narrativ,
sondern mit einem invertierten Verbalsatz gestaltet wird. Die Funktion derInversion liegt klar auf der Hand, wie anhand des Arpachschad-Eintrags(Gen 11,12f) deutlich wird:
A -KZDS-IKT
B TT
c mf cnhti) öond n'röTiK "frn
B -mA HZDET1K
d ITTOTW rrtnn nn«
c nx) rnao minn craö tihnmm i r a "rVn
75 S.u. III.5.
76 Cf. etwa T. Nöldeke. Untersuchungen, 15f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 43/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 43
Zum einen sind - wie schon im Normalformular in Gen 5, und natürlichauch in den analogen Einträgen von Eber bis Nahor (Gen 11,16-25) - Lebensalter und Geburtsnotiz chiastisch aufeinander bezogen (c — d || d — c).Darüber hinaus werden bei Arpachschad und Schelach aber auch noch rrn
und der Eigenname in dieser Manier verbunden (A - B || B - A). Einen triftigen Grund hierfür haben wir nicht finden können. Schwer zu entscheidenist auch die Frage, ob hier an diesen Stellen ein ursprünglicheres Schema zugreifen ist, oder ob mit einer sekundären Ausgestaltung gerechnet werdenmuß.
3. Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung(Genesis 6-9)
„An dem folgenden Stück, der Sündfluthgeschichte, hat die Quellenscheidung ein unanfechtbares Meisterstück längst geleistet" - so leitet Karl Bud-de seine Darstellung von Gen 6-9* ein77 und bezieht sich damit auf dieUntersuchungen von H. Hupfeld und E. Schrader,78 deren Güte nicht zuletzt
aufgrund der Qualitätskontrolle durch T. Nöldeke, A. Dillmann und J.Wellhausen7'' gesichert sei. Dieser Einschätzung ist mit Blick auf die Sonderung der Textbestände im wesentlichen nach wie vor zuzustimmen,
80 auch
wenn die Siglen bzw. die Bewertung des literarischen Charakters der einzelnen Textschichten wechseln.
Die wesentlichen Argumente, die zur Abgrenzung der Textstrata herangezogen wer
den können, sind echte Widersprüche auf der einen, erzählerische Doppelungen, die
stilistisch und vorstellungsmäßig variieren, auf der anderen Seite. An Widersprüchen
sind in der Abfolge ihres Auftretens neben dem Kriterium der verschiedenen Gottes
bezeichnungen zu nennen: die Angaben über die Ursache der Sintflut (Gen 6,5
*-» 6,1 lf); die Anzahl der Tiere (Gen 6,19f ** 7,2); die Angaben über die Flutdauer
(Gen 7,4.12 «-»7,6.11; 8,13f); die unterschiedliche Vorstellung vom Eintreten der
Flut (Gen 7,6; 8,2f *-» 7,11; 8,1 f); die Motivation für den Auszug aus der Arche (Gen
8,6-12 ** 8,15-17). Darüber hinaus sind folgende Doppelungen zu notieren: der Ver
nichtungsbeschluß (Gen 6,5 || 6,1 lf); die Flutankündigung (Gen 6,17 || 7,4); der
Einzugsbefehl (Gen 6,18 || 7,1); der Einzug in die Arche (Gen 7,7-9 || 7,13-16); das
77 K. Budde, Urgeschichte, 248. Das Echo findet sich bei H. Gunkel, Genesis, 59.137: „Die
Quellenscheidung zwischen J und P ist ein Meisterstück der modernen Kritik" - sie „ruht auf einer
Arbeit ganzer Geschlechter von Gelehrten".
78 H. Hupfeld, Quellen, 6ff.l32ff; E. Schrader, Studien, 136ff
79 T. Nöldeke, Untersuchungen, lOff; A. Dillmann, Genesis, 126ff; J. Wellhausen, Composi
tum, 2.
80 Eine kritische Darstellung der Versuche der Einheitslektüre von Gen 6,5-9,17 bietet JA.
Emerton, An Examination (VT XXXVII), 401 ff; (VT XXXVIII), lff. Eine Problemskizze unter
schiedlicher älterer und neuerer Entwürfe findet sich bei C. Dohmen, Untergang, 89ff.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 44/268
44 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
Ansteigen der Flut und Fahrt der Arche (Gen 7,17 || 7,18); die Vernichtung der Lebewesen (Gen 7,20f || 7,22f); das Ende der Flut (Gen 8,2a || 8,2b); die Abnahme derWassermassen (Gen 8,3a || 8,3b.5); die abschließende Zusicherung der Gottheit (Gen8,21f||9,8-17).81
Was die priesterschriftliche Darstellung der Sintflut anbelangt, so rechnenwir mit folgender Textabgrenzung, deren genaue Begründung dann die Einzelanalyse liefern muß: Gen 6,9-22; 7,6f.8bß.9.11.13-16a. 18-22.24; 8,1.2a.3-5.13a.l4-19;9,l-17.18*.19.28f.82
In der Regel gilt P (PG und Ps) als klar abgrenzbares und vollständigesQuellenstück. Demgegenüber erweist sich nP als sachlich eigenständigerTextbereich, dem allerdings wesentliche Partien zu fehlen scheinen: der
Befehl zum Bau bzw. der Bau der Arche, der Auszug aus der Arche nachder Flut und möglicherweise auch eine Rede an Noah im Anschluß an Gen8,22, da Gen 8,2 lf als Überlegung Jahwes "al7"'?N eingeführt wird. Dem istin einer eigenen Untersuchung nachzugehen.83
Die genaue Analyse der priesterschriftlichen Textanteile (PG und in Gen9,4-7.16f möglicherweise auch PS84) ist aus zwei Gründen notwendig. Zumeinen ist, das kann als Ergebnis der bisherigen Debatte vorausgesetzt werden, die genaue Abgrenzung des P-Materials überhaupt für die Einschätzung des literarischen Charakters der nP-Texte die unhintergehbare Voraussetzung. Dies wird insbesondere an Schlüsselstellen wie Gen 9,18f unumgänglich, entscheidet sich doch hier im wesentlichen, wie das nP-Materialin der Weinbauperikope (Gen 9,18-27*)85 und der Völkertafel (Gen 10*)beschaffen ist, also: ob es sich um eine Quelle oder eine Redaktionsschichthandelt, und wie die Fortsetzung des priesterschriftlichen Entwurfs aus-
81 Cf. etwa K. Budde. Urgeschichte, 248ff; H. Gunkel, Genesis, 137f; E. Zenger, Gottes Bogen, I04f; C. Dohmen, Untergang, 95f, u.v.m.
82 Cf. die grundlegende Untersuchung von K. Budde, Urgeschichte, 248ff, die nur in Nuancenverändert etwa von H. Holzinger, Genesis, 68f; H. Gunkel, Genesis, 137ff; J. Skinner, Genesis,148, u.v.m übernommen wurde. Cf. in jüngerer Zeit etwa T. Pola, Priesterschrift, 343, der so etwaswie einen Konsens zusammenstellt (Gen 6,9-22; 7,6.11.13-16a. 18-21.24; 8,1.2a.3b-5.13a.l4-19;9,1-17.280 _ w ' r meinen allerdings, auch Gen 9,18*.19 zwingend zu P (P*') rechnen zu müssen,und sind ebenso bei der Beurteilung von 7,6ff und 8,3a weniger skeptisch; s.u.
83 S.u. 111.3.84 In der Regel wird in Gen 9,4-7.16f mit Ps-Anteilen gerechnet; eine andere Einschätzung
vertritt C. Levin. Jahwist, 11 lf, der von einer stark reduzierten P ' und von entsprechend umfangreichem, innerpriesterschriftlichem bzw. nachpriesterschriftlichem Wachstum ausgeht.
85 Die Untersuchung der Weinbauperikope ist für NC . Baumgart, Umkehr, 385ff, der Schüssel für die Einordnung der nP-Texte. Anders votiert an dieser Stelle M. Witte, Urgeschichte, lOOff.
Die Völkertafel, deren Grundgerüst traditionell und mehrheitlich PG zugeschrieben wird, wird jetztwieder von C. Levin, Jahwist, 121 ff, D. Carr, Fractures, 99ff, und R.G. Kratz, Komposition,239.258, der Priesterschrift abgesprochen und zum vorgegebenen Quellenbestand der durchlaufenden J-Redaktion gerechnet (C. Levin, R.G. Kratz), bzw. dem Redaktor Rp zugewiesen (D.
Carr).
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 45/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 45
sieht. Zum anderen weist die P-Sintfluterzählung eine Fülle an literartechni-schen Verklammerungen auf,86 die durchaus auch als stilbildend für denVerfasser des nichtpriesterschriftlichen Textbestandes gelten kann. Zumindest mit Blick auf die Erweiterung der Segens- um die Fluchthematik sind
die Analogien unverkennbar.Die Analyse hält sich im wesentlichen an die Textabfolge Gen 6,5-9,29.
Schwerpunkt ist allerdings Rahmen der priesterschriftlichen Sintflutperiko-pe Gen 6,9-22 und Gen 8,15-19; 9,1-17, da hier relativ geschlossene Textpartien vorliegen, an denen paradigmatisch die literarische Vorgehensweiserekonstruiert werden kann, auf die es in dieser Untersuchung vor allen Dingen ankommt. Auf dieser Basis kann dann zum einen die Fortsetzungs
problematik in Gen 9,18-10,32 aufgerollt, zum anderen das Verhältnis zuden nichtpriesterlichen Textanteilen in Gen 6,5-8,22* untersucht werden.
3.1 Rahmung und Prolog (Genesis 5,32; 6,9-22; 9,18f.28f)
(5,32) Tjnc) N o a h w a r 500 Jahre. Und Noah ließ Sem, Harn und Japhet zur Welt kommen. ... '6'9> Dies sind die toledot Noahs. Noah: ein gerechter, fehlerloser Mann war
er in seinen Generationen, mit dem Elohim wandelte er. <10)
Und Noah zeugte dreiSöhne, Sem, Harn und Japhet. 0') Die Erde aber war verdorben vor dem Elohim unddie Erde füllte sich mit Gewalttat. (,2> Und Elohim betrachtete die Erde, und siehe, siewar verdorben, denn alles Fleisch auf der ganzen Erde war in seinem Verhalten verdorben. *13) Und Elohim sprach zu Noah: Das Ende allen Fleisches ist vor mir eingetreten, denn die Erde ist voll von Gewalttat ihretwegen; und siehe: ich bin im Begriffsie zu verderben mit der Erde.87 (|4> Bau dir eine Arche aus Gopherholz - mit Zellensollst du die Arche bauen, und verpiche sie innen und außen mit Pech. (15> Und so
sollst du sie machen: 300 Ellen ist die Länge der Arche, 50 Ellen ihre Breite und 30Ellen ihre Höhe. <16' Ein Dach*7)88 sollst du der Arche machen und du sollst es obennach der Elle fertigstellen*7*, und die Tür der Arche sollst du an ihre Seite setzen. Einunteres, zweites und drittes Stockwerk sollst du machen. <17' Und ich: siehe, ich binim Begriff die Sintflut kommen zu lassen, Wasser auf die Erde, um alles Fleisch unterdem Himmel zu verderben, in dem der Geist des Lebens ist. Alles, was auf der Erdeist, soll sterben. ' ,8> Und mit dir will ich meinen Bund aufrichten, und du sollst in die
86 Einen Meilenstein stellt hier die Untersuchung von S.E. McEvenue, The Narrative Style,dar, die eine Vielzahl von Beobachtungen enthält, die bei den nachfolgenden Untersuchungenoftmals zu Unrecht übergangen werden; cf. J.-L. Ska, Introduction, 92f. Als eine Ausnahme kanndie Studie von M. Witte, Urgeschichte, gelten, in der stilistisch-formkritische Analyse und literar-kritische Fragestellung verknüpft werden.
87 Die in der älteren Literatur vorgeschlagenen Konjekturen sind nicht notwendig; cf. etwaB.D. Eerdmans, Studien I, 29; H. Gunkel, Genesis, 141. Auch die Lesarten der abweichendenÜberlieferungen (LXX, SamT; cf. BHS) von v.l3b sind zum Textverständnis nicht erforderlich;cf. H. Seebass, Genesis I, 204.
88 ""IHÜ ist hapaxlegomenon und bisher unerklärt.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 46/268
46 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
Arche gehen, du und deine Söhne und deine Frau und die Frauen deiner Söhne mit
dir. *l9> Und von allem Lebendigen, von allem Fleisch sollst du je zwei in die Arche
nehmen, um sie mit dir am Leben zu erhalten, ein Männchen und ein Weibchen sollen
es sein, '2 0
' von den Vögeln nach ihrer Art und von dem Vieh nach seiner Art, von
dem Gewürm nach seiner Art: je zwei sollen zu dir in die Arche kommen, um zuüberleben. *
21' Du aber nimm dir von aller Speise, die man essen kann, und speichere
sie bei dir; die soll dir und ihnen zur Nahrung dienen. *22
) Und Noah tat, ganz wie ihm
Elohim befohlen hatte, so tat er.
.. . <9-' 8> Und die Söhne Noahs, die aus der Arche herausgingen, waren Sem, Harn und
Japhet. Und Harn: er war der Vater Kanaans. <19
' Diese drei waren die Söhne Noahs,
und aus ihnen verteilte sich89
die ganze Erde. ... <28
' Und Noah lebte nach der Sintflut
350 Jahre. *29 ' Und die gesamte Lebenszeit Noahs betrug 950 Jahre, und er starb.90
Der Prolog, mit dem die Priesterschrift ihren Sintflutbericht eröffnet, wirdin der Regel geschlossen der Grundschrift PG zugewiesen. Auch wenn Gen6,9-22 eine Vielzahl an Wiederholungen bietet, halten wir an dieser Ein
schätzung fest, da es sich an allen in Frage kommenden Stellen um literarische Stilfiguren, nicht um Indikatoren für literarisches Wachstum handelt
91
- der „nüchterne Geist der Gelehrsamkeit" des Verfassers der Priesterschriftzeigt sich nicht nur bei der Vorliebe für Zahlen und genaue Angaben, also
als „Geist der Klassifikation und der Chronologie",92 sondern auch im Interesse an der kunstmäßigen literarischen Komposition.
Die Art der literarischen Darstellung und die Anordnung der Themen des
Prologs beziehen sich auf Vorangegangenes, insbesondere auf Gen 5,1-3,verweisen aber auch vielfältig auf die den priesterschriftlichen Sintflutbericht abschließenden Gottesreden Gen 8,15-9,17 sowie die beiden Rahmenzeilen Gen 9,18f*.28f. Vieles bedingt sich hier wechselseitig, so daß die
umfassende Bedeutung des Prologs erst im Zusammenhang der Schlußpartien deutlich wird.91 Wir können uns daher an dieser Stelle im wesentlichenauf die Analyse des Rahmens und der literarischen Binnenkomposition
konzentrieren.
89 Cf. KBL3,671.
90 Die Zusätze des nichtpriesterschriftlichen Redaktors sind durch Kursive ausgewiesen. Die
Gründe dafür, daß sie nicht zu P gehören, werden im folgenden geliefert, die Begründung für die
Zuweisung zu nP erfolgt in III.3.
91 C. Levin, Jahwist, 111, etwa nimmt demgegenüber einen stark reduzierten Sintflutprolog
für P(' an; s.i.f.
92 H. Gunkel, Genesis, 138 (cf. auch XCIlIf).
93 Die - arbeitsökonomisch bedingte - Beschränkung der Analyse auf die Flutprologe und ih
ren vorausgehenden Kontext durch R. Oberforcher, Flutprologe, 361 ff, leuchtet sachlich gerade
unter kompositionellen bzw. redaktionskritischen Aspekten nicht ein. Fast der gesamte Umfang
des Prologs erhält seinen - auch kompositorischen - Sinn erst durch die Gottesreden am Ende des
Flutberichts. Auch der voranstehende Großkontext Gen 1-6 hat viel stärkere Resonanz in den
abschließenden Gottesreden Gen 8,15-9,17; s.i.f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 47/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 47
Die Untersuchung des Rahmens der priesterschriftlichen Sintflutperikopekann nicht auf den Textbereich Gen 6,9ff beschränkt werden. Aber auch dieoftmals gegebene Auskunft, Gen 6,9 und 9,28f stellten die äußere Rahmungdar, ist formkritisch keineswegs befriedigend.94 Zwar ist der Einschnitt
durch das einleitende rc rrrbin n R in Gen 6,9 nicht zu übersehen, dochwird der Leser, der ja durch das Genealogieformular in Gen 5* dezidiert anein spezifisches Darstellungsschema gewöhnt wurde,95 unschwer den formalen Zusammenhang zwischen Gen 5,32 und 9,28f erkennen:96
Gen 5,32 ns,_n«1 DrTTK OÖTN m ~tm mtö m«D Btoirp raTTTlGen 9,28f HK? n-eon nrö ntfO Bfaö 'raon -in« nrrm
no-i nxö D-öom nrö rn«n jxön nr'o-^D rr n
Ein besonderes Problem stellt in diesem Zusammenhang Gen 5,32 dar, denn der Vers
wird mitunter P teilweise abgesprochen.97
Die literarkritische Ausgrenzung von Gen
5,32b wird sich aber nicht allein auf die nochmalige Nennung Noahs gegenüber v.32a
stützen dürfen, auch wenn v.32b an dieser Stelle tatsächlich vom in Gen 5* gängigen
Schema abweicht. Der Abschnitt bietet gegenüber dem Standardschema ohnehin
mehrere Eigentümlichkeiten, nämlich die besondere Einleitung durch p rtTTTI statt
einfachem TP1, was dem ungewöhnlich hohen Alter Noahs bei der Geburt der Söhne
geschuldet sein dürfte,9" die Nennung von drei Söhnen - analog zu Gen 11,26- und
dadurch bedingt den Wegfall der Phrase m m C"3 "tVn sowie die Datierung der
verbleibenden Lebenszeit nach der Flut und nicht nach der Geburt der Söhne.99
Aber
selbst wenn man sich probehalber auf die These einläßt, v.32b gehöre nicht zu P und
94 Etwa S.E. McEvenue, The Narrative Style, 37ff; C. Westermann, Genesis, 554; P. Weimar,Geschichtsdarstellung, I25f. Die richtige Beurteilung bieten u.E. nach bereits T. Nöldeke, Unter
suchungen, und jetzt M. Witte, Urgeschichte, die allerdings hinsichtlich der Formanalyse von Gen9,18f modifiziert und mit Blick auf das Verhältnis von Gen 6,9f und 9,18f ergänzt werden muß;
s.i.f. Zur Noah-toledot insgesamt cf. jetzt auch T. Hieke, Genealogien, 90ff95 S.o. 11.2.96 Cf. etwa B.W. Anderson, Analysis, 33; F.M. Cross, The Priestly Work, 302; S. Tengström,
Toledotformel, 33.70f; M. Vervenne, What shall We Do, 43. Gegenüber der These von E. Blum,Pentateuch, 28lf, auch Gen 7,6 sei ursprünglich in diesem genealogischen Zusammenhang zu
verorten, sind wir skeptisch, da Gen 7,6 in den priesterschriftlichen Kontext der Sintflutdarstellungliterarisch gut eingebunden ist; s.i.f.
97 So C. Levin, Jahwist, 96.109. Cf. auch R.G. Kratz, Komposition, 235f. Anders etwa H.
Gunkel, Genesis, 136f; P. Weimar, Geschichtsdarstellung, 85; L. Ruppert, Genesis, 261; M. Witte,Urgeschichte, 129f u.v.m.
98 Cf. etwa L. Ruppert, Genesis, 261.99 Ausgeschlossen werden kann aufgrund der Datierung nach dem Flutende auch eine literar
kritische Lösung dergestalt, daß die gesamte Sinflutperikope in eine ursprünglich selbständigeGenealogie eingearbeitet wurde, ohne daß dies Auswirkungen auf die Genealogie gehabt hätte.Selbst wenn man von einer „ursprünglichen Genealogie" ausgehen wollte, muß diese eine Notiz -
etwa im Stile der Henoch-Darstellung - über die Rolle Noahs bei der Sintflut enthalten haben. Cf.
zur Datierung nach der Flut: Gen 10,1.32; 11,10, hier allerdings jeweils als - nicht ganz konsisten
te - Datierung für die Geburt des Nachkommen.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 48/268
48 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
sei vielmehr bereits einer (vor)jahwistischen Quelle zuzuweisen, wird man schlechterdings mit der Auskunft nicht zufriedengestellt sein, man habe den ursprünglichenAnschluß von v.32b in Gen 4,18 zu suchen. Dagegen spricht schon die differierendeVerwendung von "rT. Tritt das Lexem in 4,18 lediglich im nif. bzw. im qal auf- wo
für an dieser Stelle kompositorische Gründe ausschlaggebend sein dürften
100
-, soschließt der Kausativ "fm in v.32b deutlich an die Darstellung von P in Gen 5* an.101
Es wäre also zusätzlich davon auszugehen, daß 5,32b bei der Anfügung an v.32a imSinne von P modifiziert worden ist. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daßdie Ausgrenzung von v.32b ganz andersgelagerten Systemzwängen geschuldet ist,nämlich auch in der Völkertafel Gen 10* mit einer vorjahwistischen Quelle und einer
jahwistischen Redaktion rechnen zu wollen. Die hierfür maßgeblichen Urteile überGen 6,10; 9,18f und dann auch Gen 10* erweisen sich u.E. nach allerdings alles andere als stichhaltig; s.i.f.
Korrespondiert Gen 9,28f dem Abschluß der Genealogie Gen 5,32 und wirdso der Sintflutbericht zu einem - wenn auch sehr ausführlichen - Aspektder Genealogie Gen 5*, so ist auf diesem Hintergrund nach der Funktionvon Gen 6,9 zu fragen. Der Aufbau von v.9aßb ist klar erkennbar, denn derVers ist chiastisch angelegt:102
A raB rrn crnn [p*-re] ti-a
C TTITO
C DTT^STTM
B -j^nnnA ra
Die kunstvolle Darstellung Noahs als einer ethisch-religiösen Ausnahmeer
scheinung103
- der „Noah des P ist keine lebendige Gestalt, sondern nurnoch der blasse Typus des Frommen"104 - ist natürlich kontrastierend der
100 S.u. 111.2.101 Entsprechend hypothetisch formuliert denn auch C. Levin, Jahwist, 109: „Die Notiz
5,32b; 9,19 dürfte ursprünglich auf irgendeine Weise [Hervorhebung M.A.] an den Stammbaumvon Kain bis Lamech (4,laba.l7a. 18) angeschlossen haben. Sie bildet die Brücke zur VölkertafelGen 10."
102 So zu Recht M. Witte, Urgeschichte, 130. Es ist allerdings nicht zu übersehen, daß geradedie Notiz p ' l ^ den chiastischen Aufbau stört, da ITO C'On Ö*K besser mit "fnnn korrespondiert.Auch die von M. Witte, a.a.O., in diesem Zusammenhang geltend gemachte Redaktionsgeschichtemit Blick auf Gen 7,1b ist keineswegs zwingend, da der Verfasser von Gen 7,1b durchaus auch fürdie Einfügung in Gen 6,9 verantwortlich gewesen sein könnte - gerade mit Blick auf Ez 14,14; cf.
jetzt C. Levin, Gerechtigkeit Gottes, 44, der nochmals den singulären Charakter von p"TC£ innerhalb von P unterstreicht; s.u. 111.3.
103 Daraufweist zu Recht T. Krüger, Das menschliche Herz, 66, hin.104 H. Gunkel, Genesis, 138. U. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 240ff, und B. Janowski, Sta
tue Gottes, 205, interpretieren Noah dementsprechend auf dem Hintergrund der Gottebenbildlich-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 49/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 49
abgrundtiefen Verderbnis der Erde v.l lf vorangestellt. Damit ist aber dieeigentümliche Zusammenstellung von Toledotformel, Noah-Charakteristik
und Geburtsnotiz noch nicht verstanden. Bevor wir uns also der ethischreligiösen Spannung zwischen Noah und seiner Mitwelt zuwenden kön
nen,105 ist nach der Funktion der rvrVin in v.9acc und der Aufzählung derNoahsöhne in v.l0 zu fragen, die ja wohl auch aufeinander bezogen sind,aber gleichzeitig gerade die substanzielle Kontrastschilderung v.9aßb -
v.l lf leicht verdecken. Das Schema, dem Gen 6,9f folgt, wird indes durchsichtig, wenn wir auf bereits Bekanntes zurückblicken: Die Abfolge vonToledotformel, chiastischem Prolog und Aufzählung der Nachkommen entspricht nämlich im wesentlichen der Einleitung der Genealogie in Gen 5:106
Gen 5,1-3 Gen 6,9f
er» rrrVin nso HT m rrtnn H'PNK-Q ovo A m A
cns DT^K B rrn cron [p-rc] ETR Bo-rfpK rraia B' rrrra c
in« ntou A' nYfrKrrnK C•«"in rapn -DT -[bnnn B
ar» *pai m A DT» axfm tnp-i B
Dtron ora Amttf riKDi utfyü DTW TPI
... TJTXD imQ-a TVH ... cra nö^ö ra T V I
Nach der parallelen Toledotformel folgt jeweils ein Chiasmus, der die ein
geführte Person wesentlich charakterisiert. Mit Blick auf Adam ist es dieGottebenbildlichkeit, mit Blick auf Noah das herausgehobene Gottesverhältnis. Dem doppelten zweigliedrigen Chiasmus des Genealogieprologs
korrespondiert der dreifache Chiasmus in Gen 6,9.
Es fällt bei der Gegenüberstellung allerdings sofort auf, daß das Genea
logieformular von Gen 5,3a nur teilweise rezipiert wird, und zwar nur dieGeburtsnotiz, nicht jedoch die Altersangabe Noahs. Dafür lassen sich jedoch Gründe angeben. Zum einen liegt bereits ein Gen 5,3acc entsprechen
des Element in Gen 5,32a vor. Die sich daraus ergebende Frage, wieso dann
keitsvorstellung von Gen l,26ff gleichsam als „das urgeschichtliche Paradigma des gottebenbildli-
chen Menschen" (B. Janowski, a.a.O.).
105 M. Witte, Urgeschichte, 131 f, hat mit Blick aufv.9-11 einen bemerkenswerten Vorschlag
zur Komposition gemacht, der allerdings erst im Anschluß an die Analysen von v.10 und v.l 1-13
diskutiert werden kann, da diese seine These in einem etwas anderen Licht erscheinen lassen; s.u.
106 Damit dürften sich die Bedenken mit Blick auf den innerpriesterschriftlichen Kontext von
Gen 6,9-11, die E. Blum, Pentateuch, 280, vorgetragen hat, erledigen; s.i.f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 50/268
50 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
die Geburtsnotiz in Gen 6,10 wiederholt wird, die ja auch schon in Gen5,32b eine Entsprechung hat, läßt sich mit der besonderen kompositorischenFunktion von Gen 6,10 beantworten.
Es finden sich innerhalb der Urgeschichte Gen 6,10 vergleichbare Auf
zählungen der Söhne Noahs an mehreren Stellen: Gen 5,32; 7,13; 9,18f und10,1. Die erstmalige Auflistung in 5,32 verweist - wie gesehen - auf 9,28f.
Die zweite Erwähnung folgt - den ursprünglichen literarischen Zusammenhang der Priesterschrift vorausgesetzt - kurz darauf in Gen 6,10. Dem mate-rialen Gehalt nach handelt es sich zwar um eine Dublette, die literarischeDarstellung ist allerdings insofern modifiziert worden, als der Verfasser
zunächst die Dreizahl hervorhebt (C"3 ntöbtö) und erst dann die Namen aufzählt. Die Dreizahl wird aber noch an anderer Stelle - und nur noch dort
107 -
betont, nämlich in Gen 9,18f. Die Verse verdienen genaue Beachtung, dennsie bieten nicht nur einige kompositionelle Besonderheiten, sondern werden
in der Regel den nP-Textanteilen und nicht der Priesterschrift zugeordnet.108
Dafür soll - neben sprachstatistischen Argumenten109
- der Bezug zu Gen9,20-27 sprechen, der vor allen Dingen in der Einführung der für die Wein-bauperikope nötigen Protagonisten besteht und in diesem Zusammenhang
den Ham-Sohn Kanaan zum ersten Mal nennt.110
Nun ist gerade Gen 9,18b, also die Einführung von Kanaan, mit Blickauf den unmittelbaren Kontext alles andere als spannungsfrei, ist doch die -nachgestellte - Betonung der Dreizahl der Noahsöhne in v.l9a nicht nur fürsich schon auffällig, sondern eben auch mit Blick auf v.l8b.m Der v.l8b
stört den Zusammenhang von v.l8a und v. 19. Wohin gehören die beidenVerse der Sache nach? Gen 9,18 bezieht sich deutlich auf die Sintfluterzählung, genaugenommen auf den zu P gehörigen Auszugsbericht Gen 8,18f.zurück."2 Der Rückgriff auf den Auszug aus der Arche ist auf dem Hinter
grund der ausführlichen Gottesreden Gen 9,1-17 verständlich. Gen 9,19
107 Gen 7,13 nennt zwar Sem, Harn und Japhet, aber nicht ihre Dreizahl, sondern bezeich
nenderweise die der Frauen der Noahsöhne. An allen anderen Stellen ist lediglich von den Söhnen
Noahs die Rede: Gen 8,16.18.
108 Cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 78; C. Westermann, Genesis, 645f; H. Seebass, Genesis 1,
251, u.v.m. Eine komplexe literaturhistorische Entwicklung nimmt etwa L. Ruppert, Genesis,
409.415, an, der die redaktionelle Bildung von Gen 9,18f dem Jehowisten zuschreibt.
109 Die Argumente sind aufgelistet etwa bei E. Lund, Knotenpunkt, 35ff.
110 Für die Zuweisung von Gen 9,18f zu den nichtpriesterlichen Texten bildet natürlich zu
dem der Sachverhalt ein Motiv, daß auch im nP-Zusammenhang die Noah-Nachkommen nament
lich eingeführt werden müssen - gerade, wenn man mit einer oder mehreren durchgängigen und
ursprünglich unabhängigen nP-Quellen rechnet. An dieser Stelle darf allerdings ein Systemzwang
die Sicht nicht verstellen.
111 Cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 89; C. Westermann, Genesis, 651.
112 Da mit Blick auf die nP-Sintfluterzählung mit einem Wegfall des Auszugs aus der Arche
gerechnet wird, ist damit aber per se noch kein Argument für die literarische Zuweisung gewon
nen.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 51/268
Die Komp osit ion der priesterl ichen Sintflu terzählung (Genesis 6- 9) 51
weist dann bereits auf die Völkertafel voraus."3 Handelt es sich also umeinen nP-Text, der ursprünglich - also vor P - das Scharnier zwischen Sintflut und Völkertafel darstellte und in den dann über Gen 9,18b die Wein-bauperikope gewissermaßen eingehängt wurde?"4
Trotz dieser Mehrheitsmeinung hat bereits Theodor Nöldeke wesentlichunentschlossener votiert:
9,18f. sind freilich für den Zusammenhang der Grundschrift nicht nöthig, können aber
doch immerhin aus dieser stammen; nur sind sicher die Worte |OT3 '3« Rin (v.18) si
cher (sie!) ein Zusatz des Redactors, der damit zur folgenden Erzählung überleiten
will. Vielleicht sind jedoch beide Verse geradezu als ein solcher zum Uebergang die
nender Zusatz des Redactors anzusehen." 5
T. Nöldekes Vermutung, v.l8f- abzüglich des redaktionellen \S3D V SH KV! -gehöre zur Priesterschrift und nicht zu nP, trifft u.E. nach das Richtige. Wirkommen sogleich auf die Frage zurück und wenden uns zuerst der Kompositionsanalyse der Verse zu. Damit bewegen wir uns literarisch auf für dieUrgeschichte charakteristischen Bahnen, denn der Verfasser hat auch hiereinen Chiasmus gestaltet:"6
A ranrr]n D-RÜTI rrr'a vm ('«)B ns'i cm as
[C]V:D -3« «in DTD] <18b)
B nb« rrc/rö 0»)A parr^D rrcs] nb«oi rma
113 Cf. etwa A. Dillmann, Genesis, 156; K. Budde, Urgeschichte, 302ff; H. Gunkel, Genesis,78; C. Westermann, Genesis, 645f.
114 Cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 89; H. Gunkel, Genesis, 78, u.v.m.; s.u. III.4. Man kannsich indes des Eindrucks nicht ganz erwehren, daß hier nicht nur die literarisch-lexematischenEigenheiten insbesondere von v.19 (J* MI AJ rCSB) den Ausschlag für die Zuweisung zum - dannaufgrund der literarkritisch relevanten Probleme von vi 8b und der gegenüber v,18f deutlich sekundären Bauperikope mitunter mehrfach gestuften - nichtpriesterlichen Material abgeben, sondern diverse Systemzwänge. Bei K. Budde, Urgeschichte, 302f, wird die Argumentation zur Zuweisung von Gen 9,18f beispielsweise wie folgt eingeleitet: „Die Verse erweisen sich schon dadurch als jahvistisch, dass sie in der Grundschrift völlig überflüssig wären, da diese die Söhne
Noah's bereits mehrere Male mit Namen aufgeführt hat. In J aber sind sie noch nicht genannt unddarum nöthig, falls er sie ebenso kannte".
115 T. Nöldeke, Untersuchungen, 13; cf. auch die detaillierte Argumentation von E. Lund,Knotenpunkt, 38ff, der allerdings auch v.l8b P zuschreiben will, und zuletzt M. Witte, Urgeschichte, 100.
116 Cf. auch M. Witte, Urgeschichte, 100, der den Chiasmus allerdings etwas anders rekon-stuiert (A: v.l8aa; B: v,18aß; B': v.l9a; A': v.l9b). Die Stellung der nr - :3 spricht aber doch fürdie oben vorgeschlagene Gliederung. Die literarischen Probleme von Gen 9,18-27 sind insgesamterheblich komplexer, als dies N.C. Baumgart, Umkehr, 385ff, vermutet, der gerade diesen Text
zum Schlüssel seiner vorpriesterlichen Urgeschichte machen will.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 52/268
52 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
Überblickt man diesen Aufbau, so ist zunächst deutlich, daß beide Versezusammengehören, d.h. Abschluß der Sintflut und Beginn der Völkertafelsind literarisch als Einheit zu werten. Bei den A-Elementen dürften dennauch v.l8aß und v.l9b als Parallelen zu lesen sein. Wenn es sich bei v. 18b
tatsächlich um eine Ergänzung handelt - das macht der Widerspruch zurDreizahl in v.l9a im hohen Maße wahrscheinlich -, dann hat der Verfasserdiese zentral positioniert, den Chiasmus zu einer konzentrischen Strukturumgestaltet und damit schon den Bezug zur folgenden Erzählung pointiertherausgestellt. Jetzt erst wird Gen 9,18f zum Scharnier zwischen Flut,Weinbauperikope und Völkertafel.
Damit sind wir aber keineswegs schon am Ende der Analyse angelangt.
Denn erklärt sich das Nebeneinander von expliziter Nennung der Noah-Söhne und der Dreizahl auch schon aus der Kunstform des Chiasmus, somuß doch nach dem Anknüpfungspunkt gefragt werden, also danach, welcher Stoff hier gestaltet wurde. Der Verfasser folgt dabei deutlich den Vorgaben von Gen 6,10 - also dem priesterschriftlichen Text. Bemerkenswertist nicht nur, daß hier ebenfalls die Verbindung von Dreizahl und expliziterNennung der Söhne vorliegt, sondern, daß diese in Gen 9,18f wiederumchiastisch rezipiert wird:
A D-n ng^p ra •fsn <6-10>
B DB'-nsi prrnK ncrnsB ... ran om DP mnrrp D-trc-n m-n vm <?.i«0
A pw r t o nss] rhton n r 'a rf» np'bp
Die Zugehörigkeit von Gen 9,18f* zu PG dürfte nach allem, was der Text
erkennen läßt, die wahrscheinlichste Annahme sein. Gen 6,10 und 9,18f*bilden nach 5,32; 9,28f einen zweiten Rahmen um die priesterschriftlicheSintfluterzählung."7 Damit sind zum einen die Würfel mit Blick auf die literarische Zuordnung von Gen 10* gefallen: sie ist als Fortsetzung von Gen9,18f* in PG zwingend erforderlich."8 Zum anderen fällt aufgrund der doppelten Rahmung bereits an dieser Stelle auch ein Licht auf die Gliederungder priesterschriftlichen Urgeschichte. Denn wenn Gen 5,32; 9,28f den äußeren Rahmen um den unmittelbaren Rahmen der Sintfluterzählung Gen
6,9f; 9,18a. 19 bildet und diese damit - trotz ihres unstrittigen narrativen
117 Welche Konsequenzen dies für die Beurteilung von Gen 9,20-27 und der nichtpriesterli-chen Textanteile von Gen 10 hat, wird an anderer Stelle untersucht; s.u. 111.4. Mit Blick auf den
Konnex zwischen Gen 6,10 und 9,18f* verweist die Noah-toledot tatsächlich auf die Geschichteder Genannten und nicht auf die folgenden Sintflutereignisse; anders K. Koch, Toledot-Formeln,185.
118 Die in Gen 10 der Priesterschrift zuzuweisenden Texte Gen 10,l-4a.5-7.20.22f.31f setzen
ohnehin den durch die Rahmung Gen 6,10; 9,l8f* eingeschlagenen Weg konsequent fort; s.u. 11.4.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 53/268
Die Kompo siti on der priesterlichen Sintflute rzählung (Gene sis 6- 9) 5 3
Gewichts - gleichsam zu einem Moment der mit Gen 5,1 einsetzenden Genealogie macht, ergibt sich auch eine Erklärung für die singulare FormelOIK mVn "SO nt,"9 mit der Gen 5,1-9,29* eingeleitet wird. Zum einen um
faßt sie nicht nur eine Aufzählung der Geschlechterfolge, sondern eben die
Darstellung der gesamten Menschheitsgeschichte bishin zu Noah und dermodifizierenden Wiederholung des Schöpfungsauftrags (Gen 9,1-7.8-17)
120
und damit die Konstituierung der unerschütterlichen Grundordnung der
Menschheit und ihres Lebensraums, was die Bezeichnung als ISO „Buch/selbständiges Schriftstück" rechtfertigt.
121 Zum anderen integriert sie eine
eigene Toledot, nämlich die Noahs. Es handelt sich also um eine Epochen-toledot.122
Bevor nochmals auf die
Bedeutung von Gen 6,9 für die Sintflutkonzepti-on von P eingegangen werden kann, ist ein Blick auf die folgende literari
sche Einheit zu werfen. Kompositorisch abgegrenzt sind die v.l 1-13,123
die prima facie in eine allgemeine Zeitdiagnose (v.ll), die Situationsfeststellung durch die Gottheit (v.12: nrb#. KTI) und den daran anknüpfenden undden grundsätzlichen Beschluß Gottes mitteilenden Beginn der Rede an No
ah zerfallen (v.l3: D-n N "int*")). Diese einzelnen Elemente hat der Verfasserallerdings zu einem Ensemble zusammengebunden. Der - literarisch ge
schlossene124 - Aufbau sieht wie folgt aus:
119 Sonst rrnVin Tfm-. Gen 2,4a; 6,9; 10,1; 11,10; 11,27; 25,12.19; 36,1.9; 37,2; Num 3,1;
Rut4,18.
120 S.u. II.3.3.121 Cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 58, der hierin allerdings den ursprünglichen Anfang von
P erblickt, und G. von Rad, Priesterschrift, 34f; ders., Genesis. 55f, der in Gen 5,1 den Beginn
eines ursprünglichen Toledot-Buches annimmt; cf. auch F.M. Cross, The Priestly Work, 301;
u i / n HSO leitet eben kein reines Register bzw. Verzeichnis ein - cf. C. Westermann, Genesis,
481; C. Dohmen/F.-L. Hossfeld/E. Reuter, Art. "130, 935 -, sondern eine Epochendarstellung. Ein
Register findet sich in Gen 11,10-26, aber da handelt es sich nur um II1711.
122 Anders K. Koch, Toledot-Formeln, 186, der eine Generationen-Toledot annimmt.
123 Cf. S.E. McEvenue, The Narrative Style, 29.41 f; vgl. zuletzt auch den Kompositionsvor
schlag von U. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 237f. Der Einschnitt ist nicht bei v.l2 anzusetzen;
etwa gegen H. Gunkel, Genesis, 139ff; C. Westermann, Genesis. 556.
124 Wieso P. Weimar, Geschichtsdarstellung, 125, Gen 6,12b und C. Levin, Jahwist, 111,
v.l Ib .Daß zu (nach-)priesterschriftlichen Erweiterungen erklären wollen, ist uns angesichts der
Geschlossenheit der Komposition, die gerade v.l Ib.I2b.l3aß klar integriert, nicht nachvollzieh
bar. Die gegenüber v.l la „auffällige" Neueinfuhrung der Erde (f*~H*n «bom) ist der Korrespon
denz zu v.l3aß geschuldet und kein Anzeichen eines literarischen Zusatzes. Dasselbe gilt für das
Verhältnis von v.l2a und v.l2b: die Präzisierung von v.l2a durch v.l2b ist keine Dublette oder
nachträgliche Verdeutlichung, sondern der kompositioneile und sachliche Wendepunkt. Auch der
Versuch von J. Van Seters, Prologue to History, 162f.l65, v.13-16 der Priesterschrift ab- und J
zuzusprechen, scheitert an den kompositionellen Gegebenheiten; s.i.f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 54/268
54 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
A nrn^n *)sb pan nntöm (»)B oan p m moni
C f-i«n-nH n-n^K um <12>
D nnnöj ramD nrntfrro
c pnrrt» •OTTT» ncn-bnB nn-3SD oon p m nt^o O 'JE
1? *a nen *» p ^ ff 71** " ^ i (,3)
A p«rrn« on-nön 'im
Die Komposition trägt dem prima-facie-Aufbau Rechnung und hebt damitden Gedankengang des Textstücks heraus. Die allgemeine Zeitdiagnose125
und die Reaktion der Gottheit bilden den Rahmen (A.B || B.A),
126
die dieallgemeine Zeitdiagnose aneignende und deutende Betrachtung Gottes(DTf» KTI) steht im Zentrum (CD || D.C).127 Zwar ist aufgrund des chiasti-schen Aufbaus die Bisektion des Abschnitts schon deutlich, sie läßt sichaber durch zusätzliche Signale im Text untermauern: beide Sequenzen werden nicht nur durch einen mit ran bzw. 'am eingeleiteten Satz abgeschlossen, sondern die Zweiteilung fällt auch inhaltlich mit dem Umschwung vonder Diagnose des Verdorbenseins der Erde (v.l 1—12a) hin zu ihrer präzisen
Begründung zusammen (v.l2b-13a), die in v.l2b und v.l3aß jeweils genaudann durch "2 eingeleitet wird, wenn auf eine der allgemeinen Feststellungen des Diagnoseteils Bezug genommen wird (v.l Ib. 12a).
Darüberhinaus verdient die gezielte Positionierung der Wurzel nnö besonderes Augenmerk. Den beiden Belegen von nnö nif. in A (v.l la) und D(v.l2a) stehen die beiden Belege nnö hif. in D (v. 12b) und A (v.l3b) genaugegenüber. Der Wechsel ist wiederum verbunden mit dem Übergang von
allgemeiner Diagnose (v.l la), die von der Gottheit zur Kenntnis genommen
125 Die Annahme, daß es sich in v.l la nur um eine allgemeine Zeitdiagnose handelt, wirdnicht durch die Angabe DTrTKI "E1? konterkariert. Da die Kenntnisnahme der Lage durch dieGottheit erst in v.l2 ausdrücklich genannt wird, hat die Angabe DTrTHfl "D^ die Funktion, dieSchwere der Verderbtheit zu unterstreichen: es handelt sich um eine vor Gott relevante Verkehrung. Zur kompositorischen Funktion von CTI^Rn "D1? s.i.f.
126 Ohne die Analyse überfrachten zu wollen, ist zu erwägen, ob nicht auch die A-Elementewiederum chiastisch verschränkt sind, wenn man U'iIvMI "S 'P und i m auf einer Ebene ansiedelt:
A {"MI IM CrrnÜQ B ' i n || [T rfan "J^b B p m nnöm A. Dies kann angesichts der sogleichdarzustellenden kompositorischen Feinheiten des Abschnitts nicht ausgeschlossen werden.
127 In diesem Zusammenhang ist darauf zu verweisen, daß der Verfasser des Jubiläenbuchs inJub 5,2 die beiden Rahmenelemente A.B ebenfalls chiastisch angelegt hat allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Der für uns an dieser Stelle interessante, Gen 6,5-13 entsprechende AbschnittJub 5,2-5 wird vom Verfasser zwecks Explikation der vollständigen Verderbnis in die aufgeweitete Fassung von Gen 6,1—4 integriert und bietet im übrigen das, was der „Redaktor" von Gen 6,5-13 wohl nicht „gewagt" hat: er bildet aus beiden Prologen einen gelungenen Mischtext, aus dem -das sei nebenbei bemerkt - die Vorlage wohl nur schwerlich rekonstruiert werden könnte. Die
Grundlage ist dabei die priesterschriftliche Version, in die Stücke aus 6,5-8 eingefügt werden.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 55/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 55
wird (v.l2a), hin zur für die Vernichtungsreaktion Gottes (v.l3b) maßgeblichen Analyse (v.l2b), also der konkreten Bestimmung der für die MisereVerantwortlichen (~W3~by
2*). Nur diesen wird das Ende angekündigt. Der
selbe Vorgang spiegelt sich auch in den K^o-Belegen: der allgemeinen Dia
gnose, daß die Erde mit Gewalttat angefüllt wurde Qfbü nif.: v.l lb), folgtdie konkrete Bestimmung der Ursache: auch hier hat „alles Fleisch" -ien~bDzur Anhäufung von „Gewalttat" oon geführt Qfbü qal + •man:129 v. Baß).
Daß es zu Gen 6,11-13 auch einen alternativen Kompositionsvorschlaggibt,"0 hängt damit zusammen, daß die Kunstmäßigkeit des Aufbaus nochgesteigert wurde. Denn v.l 1.12a und v.l2b. 13, also die beiden Elementenreihen ABCD bzw. DCBA, sind in sich wiederum chiastisch strukturiert.
Besonders kunstvoll ist der Abschnitt Gen 6,11.12a angelegt worden, derunter Verwendung so gut wie aller Lexeme einen dreifachen konzentrischenAufbau um v.l lb Dan p « n vbam aufweist:131
A nntörn <"'B pari
C DvrbRn *sh
D onn p ^ n «bom
C DTI K KTl(,2a)B pwlTW
A nnntö] mm
Weniger komplex sind hingegen die Verse Gen 6,12b. 13, die dem prophetisch grundierten Vernichtungsbeschluß v.l3aoc112 Rechnung tragen:
128 Gemeint sind Mensch und Tier; cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 141; H.-J. Stipp, „AllesFleisch", I72f. 181, weist daraufhin, daß die Fische nicht unter die Kategorie "lÖn'^D fallen.129 Insofern i st BTEQ auch keinesfalls eine Glosse; H. Gunkel, Genesis, 141.130 Der Alternativvorschlag stammt von S.E. McEvenue, The Narrative Style, 29.41 f, über
nommen bei R. Oberforcher, Flutprologe, 496, der an dieser Stelle lediglich eine dreigliedrigechiastische Struktur eruiert, indem er nÖD_17D (v.l2b. 13aa) zum Zentrum von v.l 1-13 erklärt. DerWendepunkt ist allerdings deutlich bei LI'IHÜII 'O (v.l2a) gesetzt, denn ab v.l2a wechselt die allgemeine Bestimmung der Verderbtheit der Erde zur konkreten Schuldzuweisung an alles Fleisch,so daß uns der oben angegebene Aufbau sachgemäß erscheint. Daß S.E. McEvenue zu seiner anders gelagerten Einschätzung gelangen konnte, ist allerdings gut erklärbar; s.i.f. Das Urteil der
Gottheit "th> R3 ~\Q2'bz |"p fällt mit Blick auf die Gesamtanlage von v.l 1-13 aus dem Aufbauheraus und bekommt somit eigenständiges Gewicht.
131 Das ist auch von R. Oberforcher, Flutprologe, 495, richtig gesehen worden. Diese Beobachtung hängt allerdings solange schlicht in der Luft, als nicht geklärt werden kann, wie sich derAutbau von v.l 1.12a zur Gesamtanlage von v.l 1-13 verhält. In die Kompositionsanalyse vonv.l 1-13, die R. Oberforcher, a.a.O., 496.510, im Anschluß an S.E. McEvenue vornimmt, fügt sichder Aufbau von v. 11.12a eben nicht ein.
132 Das Urteil ~:zb SQ lin^D fp (v.l3aa) hat in Am 8,2 bzw. Ez 7,2f.6 (bes. v.2) seinenTraditionshintergrund; cf. R. Smend, „Das Ende ist gekommen", 156ff; N. Lohfink, Ursünden,
181.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 56/268
5 6 Die Priester schrift in der Urg eschic hte
A rrngftr'oB p'wr^g •DTT™ -lön-^nB nrnso oon pwi HR^Q-'D veh «3 IÖD'^D pp ra"? D'nb« notn
A p«rrn« nrrntöa »um
Der Abschnitt v.l 1-13 nimmt im hohen Maße auf den SchöpfungsberichtGen l,l-2,4a Bezug,113 und zwar auf die Menschenschöpfung. Hier ist zumeinen der Mehrungsbefehl Gen 1,28a (fTRrmfc"Hf D! ...) zu nennen, derdeutlich Gen 6,11.13 (oon pt«n vbüm/... oon pt*n rwhCTO) korrespondiert,zum anderen die Generalbilligungsformel Gen 1,31a (""lötrbOTiK • ,n '^ KTIim 31BnTm iTÖfl)> die ihre Entsprechung in Gen 6,12 (pWTT» DTl^H KV)
nnnöj nan) hat. Die Angaben des Schöpfungsberichts sind im Sintflutprolog jeweils in ihr Gegenteil verkehrt, was den engen Zusammenhang der beidenTextbereiche unterstreicht.
Der Abschnitt Gen 6,11-12 kontrastiert allerdings nicht nur die Schöpfungsordnung in Gen 1,1-2,4a, sondern auch Gen 6,9, also die pointiert eingeführte Noahgestalt. Die bisherige Untersuchung hat die chiastischeAnlage sowohl von v.9 als auch von v.l 1-12 herausgestellt. Beide Textbereiche stehen allerdings über die Verbindung durch das Kontrastmotiv -
hier der gerechte Noah, dort die durch Gewalttat verderbte Welt - hinaus ineinem literartechnischen Zusammenhang:134
A TTiTa rrn cran [p'-rc] ö"« ra <9aßb»B wrbttn m
C ra i'pnnnD nra rnfoü ra "hm <l0> -* Gen 9,19
D ns-rwi nrrnK OÜTIR
-* Gen 9,18*C p*n nntöm(")B Errfatn veh
A oan p«n vban\
133 Cf. H. Gunkel, Genesis, 141; J. Jeremias, Schöpfung, 35; M. Witte, Urgeschichte, 131.
Wir beschränken uns hier auf die Momente, bei denen der Kontrast durch literarische Aufnahmeund Modifikation gestaltet wird.
134 Die Beobachtung ist von M. Witte, Urgeschichte, 131f, vorgetragen worden (A: v.9ab; B:v.9b;C: v.lOa; C : v.10; B': v. lla; A': v. llb), muß allerdings mit Blick auf Gen 6,9b und 6,11aim o.a. Sinne modifiziert werden. Nun kann man natürlich daraufhinweisen, daß die chiastischeGestaltung von v.9, aber vor allen Dingen von v.l 1-13 was die Lexemäquivalente angeht erheblich deutlicher ausgefallen ist, als es bei der hier herausgestellten Verbindung von v.9-11 der Fallist. Das ist allerdings kein wirkliches Gegenargument, wenn man zum einen bedenkt, daß es andieser Stelle im Gegensatz zur Binnenkomposition von v.9 und v.l 1-13 auf den Kontrast an
kommt, zum anderen gerade die Binnenkompositionen selber in Rechnung stellt.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 57/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 57
Die kontrastreiche Einleitung zur Sintflut in der Priesterschrift ist nicht zu
letzt durch die Ausmaße der traditionsgeschichtlich weit zurückreichenden
Universalkatastrophe bestimmt.135 Der Flutanlaß wird bei P gemäß dem
Strafgeschehen, also strikt nach dem Tun-Ergehen-Zusammenhang konstru
iert. Da alle Lebewesen - mit Ausnahme der Fische - betroffen sind, müssen sich auch alle, natürlich bis auf den Sintflutüberlebenden Noah und sei
ne Familie, verfehlt haben.
Nach diesem literarisch subtil abgestimmten, wuchtigen Einsatz der prie
sterschriftlichen Sintflutdarstellung in Gen 6,9-13, läßt die kompositioneile
Kraft des Verfassers in v. 14-22 etwas nach.
Der Auftrag zum Bau der Arche umfaßt v. 14 -1 6. Der Tex t ist mitunt er nicht gan z
verständl ich. Da er für die literarische Kon zep tio n der priesterschr iftli chen Sintfluterzählung unmittelbar nur von untergeordneter Bedeutung ist, belassen wir es mit der
Mitteilung einiger kompositorischer Beobachtungen. Er ist vom Verfasser deutlich
durch v.l 3b und v.l 7a gerah mt, die je wei ls im futurum instans den Vernichtungswil
len der Gottheit zum Ausdruck bringen. Der Baubericht selber wird ebenfalls mit
einem Ch iasmus eröffnet (v. 14a):
A ran -p nöi?B -©r-sr
B D'DpA rnnrrnK nö^n
Dasselbe Anordnungsprinzip gilt auch für die Fortsetzung (v.l4b):136
A nn» mamB n-3DB finai
A nSDU
Von einer gewissen literarischen Komplexität ist Gen 6,17-21. Er ist zunächst deutlich durch die selbständigen Personalpronomen in zwei Abschnitte untergliedert, nämlich v. 17-20 ("]tfl) und v.21 (nntfl). Die Binnenkomposition ist gut durchschaubar. Sowohl die v. 17.18a als auch v. 18b. 19abieten einen kunstvoll aufgebauten Doppelabschnitt, der dann in v. 19b.20präzisiert wird:137
135 Da wir auf das Problem der Deutung des traditionellen Sintflutstoffes im Rahmen dernichtpriesterschriftlichen Sintflutinterpretation nochmals ausführlich zurückkommen müssen; s.u.
III.3., können wir es an dieser Stelle bei einigen Hinweisen belassen, die allerdings für das Ver
ständnis der Gottesreden nach der Sintflut einschlägig sind.
136 Auch an dieser Stelle scheint uns die Annahme einer sekundären Ergänzung von v,14aß,
die sich wohl darauf gründet, daß nur das Gopher-Holz der Arche abgedichtet werden soll und
deswegen v,14ab sachlich besser vor v.löb zu positionieren ist, literarisch nicht zwingend; cf.
dagegen H. Gunkel, Genesis, 142; C. Levin, Jahwist, 111, u.a.
137 Ein Argument für die Ausgrenzung von v. 17.18a haben wir nicht finden können; gegen C.
Levin, Jahwist. 111.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 58/268
5 8 Die Priest erschr ift in der Urges chi cht e
A pacr1?» ITD 'roorm« «"nn 'in "x\ (17>
B rro1?
C n-Dön nnno n-ri nn ia~~w* nra-*»
C p»3—IÖ« "?:>
B mrA ir» Triam« -nopm <
18a)
Die Entsprechungen sind deutlich: die A-Elemente kongruieren durch die inAussicht gestellte Handlung der Gottheit (v.17': futurum instans; v.l8a: futurische Progreßform), die B-Elemente durch die Vernichtungsverben unddie C-Elemente durch den Vernichtungsgegenstand. Dabei ist auffällig, daßv.l7aß und v.l7b nicht nur durch das identische "?D, sondern auch durch dasBinom „Himmel und Erde" korrespondieren.
Zweigliedrig ist demgegenüber der Chiasmus in Gen 6,18b. 19a angelegt:
A rann *?w ntoi(|8b
>
B -|n« i ' a ntäi -püx\ "pm nn«
B taa mtö -IDD'^DQ 'nrrbDoi ('9»)
A ... nnnn-1?« «'nn
Mit Blick auf Gen 19b.20 ist der Anschluß zwar keineswegs vergleichbarkunstvoll gestaltet, doch ist Vorsicht geboten, wenn an dieser Stelle miteinem durch die Spannung zwischen N'nn (v.l9a) und 10 ' (v.20b) begründeten Zusatz gerechnet wird.138 Die Analyse von Gen 7,13-16 wird zeigen,daß an dieser Stelle Gen 6,19f aus formanalytischen Gründen in toto vorausgesetzt werden muß.
119
Der abschließende Vers Gen 6,22 stellt den Ausführungsbericht dar. ImVergleich mit entsprechenden mesopotamischen Entwürfen, die im Ausführungsbericht die Konstruktion der Arche ganz dem Sintfluthelden überlassen,140 fällt dieser natürlich einigermaßen dürftig aus. Dahinter steht aberdas unterschiedliche Bild vom Sintfluthelden. Da Noah idealtypisch als dergehorsame Fromme fungiert, wird über die Ausführung des göttlichen Befehls nicht mehr mitgeteilt - außer daß sie strikt erfolgte.
Wir können die Erörterung von Gen 6,17-21 an dieser Stelle abbrechen
- allerdings nur vorläufig, denn wir werden im Zuge der Analyse der priesterschriftlichen Gottesreden nach der Flut nochmals auf diesen Abschnittzurückkommen müssen.
138 Cf. zuletzt M. Witte, Urgeschichte, 134f, der Gen 6,19b.20 auf eine Linie mit Gen 7,3
(red.) bringen will. Diese Verbindung ist durch die Korrelation von Gen 6,19f und Gen 7,13-16
ausgeschlossen.
139 S.i.f.
140 Cf. nurGilg. XI, 48ff.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 59/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 59
3.2 Die priesterschriftliche Darstellung der Flut
(7,6) N o a n aber war 600 Jahre, als die Sintflut war, nämlich Wasser auf der Erde. (7>Und Noah ging und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne mit ihm
in die Arche vor dem Wasser der Flut. W Von dem reinen Vieh und von dem Vieh, dasnicht rein ist, und von den Vögeln
m und alles, was auf dem Ackerboden kriecht, jezwei kamen zu Noah in die Arche, männlich und weiblich, wie Elohim dem Noahbefohlen hatte. (") In dem Jahr, in dem Noahs Lebenszeit 600 Jahre betrug, im zweiten Monat am 17. Tag: an diesem Tage, da brachen auf alle Quellen der Urflut, unddie Fenster des Himmels taten sich auf. <13) Genau an diesem Tag ging Noah undSem, Harn und Japhet, die Söhne Noahs, und die Frau Noahs und die drei Frauenseiner Söhne mit ihm in die Arche, <14) sie und das ganze Geschlecht allen Wildes
und das ganze Geschlecht allen Viehs und das ganze Geschlecht allen Gewürms, wasauf der Erde kriecht, und das ganze Geschlecht allen Geflügels, [alle Vögel, alles wasFlügel hat]142, *15> die gingen zu Noah in die Arche, je zwei von allem Fleisch, worinLebensgeist ist, <16a' und was hineinging: ein männliches und ein weibliches ginghinein, wie ihm Elohim befohlen hatte, ... *18' Und die Wasser waren gewaltig undwaren stark über der Erde, so daß die Arche auf der Fläche der Wasser dahinfuhr. <l9>Und die Wasser stiegen immer noch höher über die Erde und bedeckten alle höchstenBerge unter dem ganzen Himmel. <20* 15 Ellen stiegen die Wasser noch darüber undbedeckten so die Berge. <2I) Da verschied alles Fleisch, was sich auf Erden regt, anVögeln, an Vieh, an Wild und allem Gewimmel, was auf Erden wimmelt, und alleMenschen. (24> Die Wasser aber stiegen über die Erde 150 Tage. (8'') Da gedachteElohim an Noah und an alles Wild und an alles Vieh, das bei ihm in der Arche war.Und Elohim ließ einen Wind über die Erde wehen, so daß die Wasser sanken. *2a) Dawurden verschlossen die Quellen der Urflut und die Fenster des Himmels. ß) Da zogen sich die Wasser von der Erde zurück - ein Gehen und Zurückziehen. So fielen dieWasser am Ende143 der 150 Tage, (4> so daß die Arche festsaß im 7. Monat am 17.Tage auf den Bergen von Ararat. (5 ' Was die Wasser anbelangt: es war ein Gehen und
Fallen bis zum 10. Monat. Im 10. Monat am ersten Tag wurden die Spitzen der Bergesichtbar. *13> Im 601. Jahr144 im ersten Monat am ersten Tag waren die Wasser auf derErde weggetrocknet. ... <14' Im zweiten Monat am 27. Tag war die Erde ausgetrocknet.
Der priesterschriftliche Flutbericht im engeren Sinne wird durch das vorangestellte nn eingeleitet und weist - blickt man auf die Forschungslage -zwei Problemschwerpunkte auf. Zum einen ist die Frage der Datierungen145
141 In Gen 7,8aba handelt es sich um ein redaktionelles Produkt, das den ursprünglichen priesterschriftlichen Text ersetzt hat; s.i.f.
142 Die - in P singulare - Näherbestimmung ,LD VJ TEX TS, die in Teilen der LXX-Überlieferung keinen Anhalt hat, dürfte eine Glosse sein; cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 144.
143 Statt C-Önn rrapo ist C'Önnn J*pD zu lesen; cf. BHS.144 Die LXX ergänzt harmonisierend mit Blick auf Gen 7,11 „des Lebens Noahs".145 Cf. S.E. McEvenue, The Narrative Style, 55f (mit Referat älterer Lit.); N.P. Lemche, Cro-
nology, 52-62; U. Gleßmer, Auslegungen des Sintflutberichtes, 49ff; H. Seebass, Genesis 1, 219;
R.G. Kratz, Komposition, 236ff. Wir können dieses Problem hier zurückstellen, da es uns im we-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 60/268
60 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
zu nennen, zum anderen wird auf eine Dublette hingewiesen,146
nämlich aufGen 7,7-9 und v. 13-16a, wobei diese besonderes Gewicht nicht zuletzt dadurch erhält, daß der in deutlich priesterschriftlich anmutendem Kontextstehende Bericht über den Einzug der Tiere in die Arche in Gen 7,8aba
(*pßT|Dl rrna rar» -RÖK namrrpi minon nnrarrp) deutlich erkennbar dienichtpriesterschriftliche Anweisung Gen 7,2.3a vorauszusetzen scheint.
Wenden wir uns zunächst der zuletzt angesprochenen Auffälligkeit unddamit der literarischen Analyse von Gen 7,6-9.11.13-16a zu.
Der Abschnitt Gen 7,6-9.11.13-16a setzt mit einer allgemeinen Zeitangabe ein - das 600. Lebensjahr Noahs wird als Jahr des Flutereignisses genannt147 - (Gen 7,6), gefolgt vom Bericht über den Einzug in die Arche
(Gen 7,7-9), der genau auf die voranstehende Angabe Gen 7,6b Bezugnimmt (v.7b: Vnnn *ü MDO148
). Dem Bericht über den Einzug in die ArcheGen 7,13-16a ist sodann eine konkrete, bis auf den Tag genaue Zeitangabe(17.2.600) sowie eine präzise Darstellung über die Art des Eintretens derFlut (ntn cra) vorangestellt, die dann auch in Gen 7,13a aufgegriffen wird
(mnornmsm).149
Wie verhalten sich die Zeitangaben zueinander? Der Bezug ist zwiefach,denn neben der Relation „Allgemeine Jahresangabe mit Bezug auf die Flut
- konkreter Tag und konkretes Eintreten der Flut" - es handelt sich alsonicht um eine Dublette150 - hat der Verfasser Gen 7,6.11 auch literarisch
aufeinander hin strukturiert:151
sentlichen um die literarische Eigenart von P geht. Literarkritische Entscheidungen lassen sich
hierauf allein ohnehin nicht gründen, da dann einfach nur damit gerechnet wird, daß ein Ergänzer
und nicht der Verfasser der literarischen Grundlage mit den Zahlen durcheinander kam. Erklärt ist
damit nichts. Da bereits die Genealogie in Gen 5 mit ihren unterschiedlichen Datierungstraditionen
zeigt, daß gerade die Zählungen unabhängig von der Komposition schwanken, ist an dieser Stelleohnehin Vorsicht geboten. Einen relativ unaufgeregten Umgang mit der Problematik demonstriert
M. Witte, Urgeschichte, I36ff.
146 Cf. etwa K. Budde, Urgeschichte, 260ff, der Gen 7,8f einem Redaktor zuschreibt; cf. auch
S.E. McEvenue, The Narrative Style, 51 ff; C. Westermann, Genesis, 579f; P. Weimar, Redakti
onsgeschichte, 141.145; E. Zenger, Gottes Bogen, 105; V. Fritz, „Solange die Erde steht" , 601; H.
Seebass, Genesis I, 215.229f; D.M. Carr, Fractures, 58. H. Holzinger, Genesis, 80, und H. Gunkel,
Genesis, 137.139, halten Gen 7,7-9 für eine redaktionelle Bearbeitung von J durch den Endredak
tor und rechnen zu P nur Gen 7,6.11.13-16a. C. Levin, Jahwist, 111, spricht Gen 7,11.13-16a*,
anders als Gen 7,6-8abß.9 (P1'), zugunsten innerpriesterschriftlicher Erweiterungen P
G ab. J.L.
Ska, Diluvio, 40ff, rechnet 7,7-9 zu P. M. Witte, Urgeschichte, 77, hält Gen 7,8f für endredaktionell, NC. Baumgart, Umkehr, 405.412f, rechnet demgegenüber Gen 7,7-9 nicht zu P, sondern zur
Endredaktion.
147 So zutreffend M. Witte, Urgeschichte, 135f. M. Witte weist auch zu Recht daraufhin, daß
Gen 7,7 und 7,15 keine sich ausschließenden Dubletten sind. Cf. auch J.L. Ska, Diluvio, 40ff.
148 Die Lexeme "rann und C'Q stehen in Gen 7,6b || 7,7b in einem chiastischen Verhältnis.
149 Cf. S.E. McEvenue, The Narrative Style, 61.
150 Cf. zuletzt mit Doxographie M. Witte, Urgeschichte, 136.
151 S.E. McEvenue, The Narrative Style, 52, spricht in diesem Zusammenhang - analog zu
Gen 5,32; 6,10 - lediglich von einem Echo.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 61/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 61
A p roi <6a>
B raü n*a tötöB niü m«Q
-öö raön <
lla«)
A nr'-n1?
Darüber hinaus weist Gen 7,1 laßb, der literarischen Verknüpfung von Gen
7,6a. 1 lacc folgend, zusätzlich zwei Chiasmen152
auf:
A enro (llaP) A vjpn: ntn nra ('">)
B -aön B m~i mnn nrucr^D
B DT Tfojrnjoeb B mstfn rm«i
A öin
1
? A inns]
Das Datierungssystem funktioniert an dieser Stelle nach dem Schema „Allgemeine Angabe - Konkretion". In diese Struktur ist dann zum einen derBericht über den Einzug in die Arche Gen 7,7-9 - mit wörtlicher Aufnahmevon v.6b in v.7b - und zum anderen Gen 7,13—16a - mit direkter Anspielung auf v.llboc in v.l3a153 - eingefügt. Wenden wir uns zunächst dem zuletzt genannten Abschnitt zu, da hier die Zuordnung in der Regel unstrittig
ist.154 Bereits im priesterschriftlichen Flutprolog Gen 6,18b.19a hat der Verfasser einen Chiasmus mit Hilfe des Lexems «13 gestaltet. Dasselbe Kompositionsmuster findet sich in Gen 7,13-16a gleich an zwei Stellen:
nm ovn nxvi <13>
A ta
B ranr*» nna m~tä nö^öi m nö«i rann ns*i DrTratfi ra
B nyöb nomn^m nri±>
n-nn"
4
»! nan <
14
>... inra1? "jwrtDi mrh ywrbs era-n toD-rr
1»!
A D"n im -a—iöK Töarrtoa cratf erst rorn"4» nr1?« it*zi'i <15)
A DXITI <'6a)
B rapn -DT
B -lön-^soA arhn in« rra ~iöto ita
152 Cf. zu Gen 7,1 lb auch S.E. McEvenue, The Narrative Style, 59; M. Witte, Urgeschichte,
136. H. Gunkel, Genesis, 144, sieht zwischen der prosaischen Darstellung von v.lla und dem
hochpoetischen v.l lb einen starken Kontrast, der ihn in v i lb die Aufnahme einer Tradition (cf.
Gen 49,25; Am 7,4; Jes 51,10; [Ez 31,7;] Ps 24,2; 36,7) durch den Schriftsteller P annehmen läßt-
eine These, die durch die Komposition von v.6a.I laa.l laß relativiert wird, allerdings nur insofern
sie sich auf den literarischen Charakter stützt.
153 Gen 7,12 ist angesichts der engen Verbindung sekundär; cf. zuletzt etwa M. Witte, Urge
schichte, 136.
154 Eine Ausnahme stellt die Untersuchung von C. Levin, Jahwist, 111, dar.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 62/268
62 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
Die formalen Bezüge zum Einzugsbefehl reichen allerdings noch erheblichweiter, denn Gen 7,14-16a nimmt nicht nur der Sache nach auf den Flutprolog Gen 6,19f Bezug:155
A -nrrbDm (6.'9a>B -ircrtsa
C bja CTIÖ
D ... mnrr1^ a-nnE nrcfr norrar|Di inrtf? "psm <6-20»
nrnnb -\ %
b* "va1 bon cxö inro1? nDitcr ÖDI "?DG
E ton-irr^Di nrtf? ranarrtoi nmb n-nn-^Di non <7-14)
... nro
1
? s]i^n-b2i rvrch parT
4
» ömnD ra r r 1 » rar1» "ito-i <7'15>C DTK) D'tä
B -lenn-tonA D"n rm i3~"itöK
Das Element aus Gen 6,19b, das in Gen 7,14f noch nicht aufgenommenwurde, ist dann in Gen 7,16a wesentlich:
A DTQTI (7-16a)
B rapxi "IDT «- rrr rapn "D? «>.|9b)B -len-4?:»
A "ito
Die Gen 7,13-16a abschließende Feststellung OThn V» TTCt TBÄO stammt
ebenfalls bereits aus Gen 6 (v.22: nrö* IHN rTB nö« *?ro m (t»r>). Bestätigtsich die ohnehin schwerlich zu bezweifelnde Einschätzung, daß Gen 7,13-16a zu PG zu rechnen ist, auch unter kompositorischen Gesichtspunkten, soist auf diesem Hintergrund das Pendant Gen 7,7-9 zu untersuchen.
Die beiden Blöcke sind sachlich eng aufeinander bezogen, wobei allerdings auffällig ist, daß der Verfasser von Gen 7,7-9 wesentlich knapperformuliert. Dies gilt für die Aufzählung Noahs und seiner Verwandtschaft(Gen 7,7 || v. 13), wobei festzuhalten ist, daß an beiden Stellen alle Glieder-
Noah, seine Frau, seine Söhne, die Frauen seiner Söhne - genannt werden,Gen 7,7 sich dabei aber ausschließlich an Gen 6,18bß orientiert,156 währendin Gen 7,13 gleichermaßen Gen 6,18bß zugrunde liegt, aber mit dem Mate-
155 Insofern fällt es schwer, sowohl in Gen 6,19f. als auch 7,14-16 literarkritisch zu differenzieren; gegen M. Witte, Urgeschichte, 135.137.
156 Relativ eng ist auch der Anschluß von Gen 7,9a an 6,19.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 63/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 63
rial aus Gen 6,10 ausgestaltet wurde.157 Fragt man nach dem Grund, wiesoin Gen 7,7 die kürzere, in Gen 7,13 hingegen die ausführliche Fassung steht- und nicht etwa umgekehrt - , so läßt sich dies dahingehend beantworten,daß der allgemeinen Angabe Gen 7,6 die zusammenfassende Aufzählung
korrespondiert, der auf den Tag genauen Festlegung und konkreten Darstellung des Fluteintritts in Gen 7,11 hingegen die präzise Version der Archebesatzung.158
Entsprechungen gibt es aber auch mit Blick auf das Kompositionsmuster.Beide Abschnitte werden nicht nur mit einer analogen Schlußsequenz abgeschlossen, wobei in beiden Fällen die Gottesbezeichnung D'n^K Verwendung findet, sondern auch die Komposition von Gen 7,7-9 ist - entspre
chend dem Aufbau von Gen 6,18f und Gen 7,13-16a - aufgrund der syntaktischen Inversion unter Verwendung von «13 chiastisch angelegt:159
A «TT (7)
B biDDn 'D '3DQ mm"'?« ins ra-Hön intöKi rai m
B mrro rar« "IÜK narnrnni minon norarrp <8>•*]ö DTtÖ <
9> no-iHrr1?:) öo-r-itö« bsi ^lurnoi
A ropTi IDT rarvr'pR nrb« ita
nmK omb* im -ittftoDie beiden Blöcke Gen 7,7-9 || 7,13-16a sind allerdings, das sei nur am Rande bemerkt, durch die Inversionen auch aufeinander bezogen. Besonders deutlich fallt diesin Gen 7,9a und 7,15a auf:
A D']Ö D'DÖ <9a>B rann-1?« nr 1 » iK3B mm"
1?*» nr
4» •tta-i (
|5a>
A D-DO D'SÖ
Ein Chiasmus ergibt sich naturgemäß auch durch die unterschiedliche syntaktischeVerwendung von «13:
A PI] KT! <7a>B nr^N 1K3 C"]Ö D*]D <9a>B ra «D ran om nxsi <l3a>
A nrbK n*3'i <15a>
157 Daß die Dreizahl in Gen 7,13 nicht auf die Söhne Noahs, sondern auf deren Frauen bezogen wird, hängt - darauf wurde schon hingewiesen; s.o. - mit der Rahmung Gen 6,10-9,18f*zusammen.
158 Diese Beobachtung kann unschwer auch für die gegenüber Gen 7,8f ausführlicheren Tierlisten in Gen 7,14-16a gelten, auch wenn es in Gen 7,8 noch das genannte Spezialproblem zuberücksichtigen gilt; s.i.f.
159 Der chiastische Aufbau in Gen 7,7-9 fällt noch deutlicher aus, als dies in Gen 7,13-15 derFall ist. Gerade bei Gen 7,15 ist aber in Rechnung zu stellen, daß es dem Verfasser noch auf eine
andere chiastische Bezugnahme, nämlich auf Gen 6,l9f ankam.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 64/268
6 4 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
Insofern paßt es ins Bild, daß der Gesamtblock Gen 7,6- 9.11 .13- 16a durch v.löa
abgeschlossen wird, der nochmals KID im Chiasmus bietet:
A onom <16a
>B rrapn -DT
B Tto-^DO
A 1K3
Ist es von daher schon nicht ganz unwahrscheinlich, daß Gen 7,6-9.11.13-16a doch einen geschlossen der Priesterschrift zugehörigen Textblock darstellt, der Gen 6,9-22 nicht nur thematisch, sondern auch formal-literarischvoraussetzt, so ist auf diesem Hintergrund die Tiersequenz Gen 7,8 zu un
tersuchen.
Gen 7,8 zeichnet sich gegenüber den anderen Tiersequenzen, die im Zusammenhang mit der Besatzung der Arche in der Priesterschrift genanntwerden,160 dadurch aus, daß eine Differenzierung nach dem Schema „rein -
unrein" vorgenommen wird. Diese kommt sonst nur in den nichtpriester-schriftlichen Textanteilen vor'61
und hat dort eine handlungskonstitutiveFunktion, die mit Blick auf die Priesterschrift nicht auszumachen ist. Allerdings steht einer Zuweisung zu nP nicht nur entgegen, daß Gen 7,8 im deutlich priesterschriftlichen Kontext auftaucht, sondern vor allem, daß im an
schließenden v.9 mitgeteilt wird, daß die Tiere - also sowohl die reinen als
auch die unreinen - paarweise bei der Arche erschienen seien. Der Hintergrund hierfür ist natürlich Gen 6,19 (P). Da sich das Textstück Gen 7,8f
somit um den Ausgleich zweier verschiedener Vorstellungen bemüht zeige,hat man mitunter hier den (endredaktionellen) Quellenkompilator am Werke gesehen, der die ursprünglich selbständigen Größen P und nP zu verbinden suchte, indem er einen Textblock kreierte, der aussieht wie P, aber auch
nP enthält. Diese Argumentation trägt allerdings das Gewicht, das ihr zugemutet wird, nur im Ansatz. Denn es ist nicht zu übersehen, daß die Auf
zählung der Tiere in Gen 7,8 nicht einheitlich ist162 und sich genau darin
auch von den analogen Reihen Gen 6,19f; 7,14 unterscheidet, die die Elemente regelmäßig verknüpfen. Einheitlich mit "Q/j-m eingeleitet werden in
Gen 7,8 nur diejenigen Tiergattungen, die auch schon in Gen 7,3f (nP) er
wähnt wurden, also nara und *p». Das die Aufzählung von Gen 6,19 in Gen7,8 komplettierende nDTÄT1?» ÖQTIÖK bo ist demgegenüber nur durch ein
faches Vcopulativum angehängt. D.h. im Klartext: nur Gen 7,8aba ist ein
160 Gen 6,19f; 7,14; 8,18f; cf. die Übersicht bei S.E. McEvenue, The Narrative Style, 190.
161 Gen 7,2; 8,20.
162 Das scheint auch der Grund für C. Levin, Jahwist, 111, gewesen zu sein, Gen 7,6-8abß.9auszugrenzen. Seiner Zuordnung von Gen 7,6-8abß.9 zu r , der dann auch aufgrund von v.8abßeine gewisse Nähe zur jehowistischen Parallele zugeschrieben wird, folgen wir hier allerdings nur
mit Einschränkung. Cf. zur Schichtung von Gen 7,8 auch H. Holzinger, Genesis, 80.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 65/268
Die Kom pos iti on der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6- 9) 65
Zusatz, aller Wahrscheinlichkeit nach sogar ein Ersatz für eine ursprünglichanalog zu no"iNrrbi; taTTÖR *72i formulierte Liste,163 dem es allerdings darum zu tun ist, die Vorstellungen von Gen 7,2f auch im priesterschriftlichenKontext zu verankern. Damit ergeben sich dann aber wichtige Schlußfolge
rungen. Zum einen läßt sich die Annahme einer Redaktionsschicht P, dieheterogene Materialien synthetisierte, mit dieser Stelle schlechterdingsnicht begründen.164 Zum anderen ist Gen 7,8f kein zwingender Beleg dafür,daß zwei Quellen zusammengearbeitet wurden. Ganz auszuschließen istdies zwar an dieser Stelle noch nicht, doch bleibt auf jeden Fall auch dieOption offen, mit einer nichtpriesterschriftlichen Redaktion der Sintfluterzählung zu rechnen. Wir kommen auf diese Problematik noch zurück.165
Wie verfährt die Priesterschrift in kompositioneller Hinsicht weiter? Dersich anschließende Abschnitt Gen 7,18-21(22) weist ebenso wie die vorangegangenen priesterschriftlichen Passagen eine formal kunstmäßige Komposition auf, die im wesentlichen auf dem chiastischen Wechsel von ~)3Jund C'OH aufruht und eine Steigerung bishin zu v.21, dem Tod sämtlicherLebewesen - selbstverständlich mit Ausnahme der Fische - darstellt:166
A ran <l8>
B man 'is-bv rann -pm pwrr1?» IKO a n cranB trnm tt«)
A p^rr1?:; n«a IKO raaD'ncörr'pD nnn— \m ovnan annrr1» iccnnbätiia na« rnto» töon (2°)A 1-0:1
B nnnn lccn cran
Der Zielpunkt, der Tod der Lebewesen in Gen 7,2 lf, enthält einige Schwierigkeiten. In der Regel wird nur Gen 7,21 zu P, v.22 hingegen zu nP gerechnet. Allerdings bildet Gen 7,2lf, beachtet man neben den Verbpositionen die Abgrenzung der einzelnen Elemente durch *?2, eine konzentrischeStruktur, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht:167
163 Die Liste könnte im Stile von Gen 7,14 angelegt gewesen sein, wenn auch in Gen 7,8 ohne das Element nm^ArtTD1?, da in Gen 7,6-9 ohnehin komprimiert formuliert wird. Eine vergleichbare Auflistung von nn m , ^IJ) und nmKiT^JJ DQ"1"-ID« ^Dl in genau dieser Abfolge bietetLev 20,25, bezeichnenderweise im Zusammenhang mit der rein/unrein-Differenzierung; s.u. 1II.3.
164 Gegen E. Blum, Pentateuch, 282.165 S.u. III.3.166 J.L. Ska, Diluvio, 44ff, will auch Gen 7,17 - abzüglich des „vierzig-Tage-Motivs", das
redaktionell sei, - zu P rechnen. Cf. jetzt auch M. Witte, Urgeschichte, 137. Allerdings fällt v.l7baus der Komposition von v.l8f heraus, so daß die Zurechnung zu P doch sehr fraglich bleibt, auchwenn nicht zu übersehen ist, daß v i 7b auf P Bezug nimmt.
167 Cf. mit abweichender Aufteilung M. Witte, Urgeschichte, 138.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 66/268
6 6 Die Priester schrift in der Urgeschichte
A » i n <21>B rrrni nomai *pja pan-1?!? rann -itm-^
C pwrr4?» p ö n ptfn toaiD m«n 'PDI
C r a e D"n m-i-noö] nras ta (22>B rmra ~IÖK b:>n
A ino
Da bei der Zuordnung von v.22 zu P allerdings mit einer post-P Überarbeitung mit Blick auf D"n rmTDBÖ im Zuge der Einfügung von nP gerechnetwerden muß, kann an dieser Stelle ein Urteil erst im Zusammenhang der
Analyse von nP in Gen 6-8 erfolgen.168
Der Aufbau von Gen 7,24; 8,1.2a.3 folgt den gewohnten Prinzipien.169
Gen 7,24 || 8,3b bilden den Rahmen um zwei Aktionen Elohims (Gen 8,1a ||8,lb.2a:
A DT nKDT cöon purr1?» cron r a n <7-24»B nfin'^D nm nmn u-n^K -\ori <8-')
rnra ms IÖN nan^n^-nm
B cron OEH pan-1?:; im n-n^K -am•'atön rarm mnn nrun roo'i <2a»mrat "pbri p « n *7JJD cran aah <3a>
A ar n«ai cöan nspa n*on •non-i <3b>
Dabei zeigen die beiden mittleren Elemente unterschiedliche kompositionelle Eigenschaften. Gen 8,1a stellt die Erinnerung Elohims an die Besat
zung der Arche kunstvoll dar, wobei die - von Gen 6,18f; 7,7f. 13—16a abweichende - knappe Besatzungssequenz dem Chiasmus geschuldet seinwird:
trnbK "an <8''>A nrn«
B rrnrrt:: n«iB nornrrl7D~mi
A mra in« nti«
168 Diese legt es dann allerdings nahe, nur Gen 7,21 zu P zu rechnen; s.u. 111.3.169 Die Zuordnung von v.3a ist umstritten; für die Zugehörigkeit zu P cf. J.L. Ska, Diluvio,
46f, und M. Witte, Urgeschichte, 139. Die kompositionelle Anbindung an v.2a an v.3b sowie dieAufnahme von v.3ab in v.5a sprechen allerdings für die Zuordnung von v.3b zu P. Anders liegen
die Dinge hingegen in v.3a. der wegen Gen 7.12 zu nP gehört.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 67/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 67
Auch der zweite Block Gen 8,lb.2a.3a ist literarisch anspruchsvoll, nämlich
konzentrisch um v.2a angelegt:
A pwrbtf m~l DTf» "nm <lb>
B man "Otthc mnn nraa r oün <2a>
C cratön nnnai
B iran Defa <3a>
A mch "jbn p « n 'PJJO
Die Datierungen, die sich in Gen 8,4f.l3a. 14 anschließen, folgen komposi-
tionell dem Muster, das uns schon in Gen 7,6.1 la begegnet war:
A mnn ram wB önnn
c "iraön
C er nöjrnmen
B önn1?
A DTiR *nn bv
A D'om <5>
Bmom •jbn vn
C önnn -\s
D Täwn
D nnta -n-öm
C önn7
Buns
A onnn *ö«n
Gen 8,13a weist in sich keine kompositioneilen Besonderheiten auf, ist aber
auf den folgenden v. 14, der selber dem gängigen Textmuster gehorcht, hin
angelegt.
Aufbau von Gen 8,14:A tinnai <
14)
B njoen "]önB er c-nöui
A p«n nö3- önn*p
Verbindung von Gen 8,13a. 14:A nnta pgfrro nnö mtwöen nma -n-i <
|3a>
B p«n bso D-on mnn tonn1?
B enrai (,4a
>A ... nmen *jön
Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß sich die der Priesterschrift zuzurechnenden Passagen der Flutdarstellung als im Detail ausgesprochen
kunstmäßig aufgebaut erweisen. Zudem bestehen zum Sintflutprolog, derder Flutdarstellung in kompositioneller Hinsicht gleicht, nicht nur thematische, sondern auch deutliche literaturtechnische Bezüge. Wie verhalten sichdazu die den Sintflutbericht abschließenden Gottesreden, die zweifelsohneden sachlichen Höhepunkt darstellen?
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 68/268
68 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
3.3 Die priesterschriftlichen Gottesreden am Ende der Sintflut
Die These, die priesterschriftlichen Gottesreden am Ende der Sintflut seienliterarisch einheitlich, ist kein Allgemeingut.170 Die Makrostruktur der Got
tesreden hat O.H. Steck jedoch einer im Ergebnis überzeugenden Analyseunterzogen.171 Dabei muß der Gesamtkomplex Gen 8,15-9,17 in den Blickgenommen werden. Auffällig ist, daß der Abschnitt insgesamt fünf Redeeinleitungen (Gen 8,15; 9,1.8.12.17) aufweist. Dabei sind vier Redeeinleitungen ausdrücklich mit Adressaten versehen (Gen 8,15; 9,1.8.17). Gen9,12 richtet sich zwar im Anschluß an 9,8 weiterhin an Noah und seineSöhne, dies wird jedoch nicht eigens vermerkt. Das Fehlen der expliziten
Adressaten in v.12 hat kompositorische Gründe. Denn die verbleibendenvier Redeeinleitungen erweisen sich hinsichtlich dieses Textabschnittes alsregelmäßig angeordnet. Durch die beiden Elohim-Reden an Noah in Gen8,15-19 und Gen 8,17 werden zwei an Noah und seine Söhne gerichteteReden gerahmt (Gen 9,1-7.8-16), da sie auf den Fortbestand der von Noahausgehenden Menschheit abzielen:
A 8,15 "1DK1? nrb« o-rrbK -QTI
B 9, l Dr\b -iDK-i r m m rar» nrnbK - p nB 9,8 -lOK1? ins TTD"1?«! nr^x nvfan ~inm
A 9,17 nrb* ÜTÖH -ram
Die von O.H. Steck herausgestellte Komposition der Makrostruktur desSintflutschlusses in P ist allerdings nicht das einzige übergreifende einheits-stiftende Moment, zumal sich durch den Aufweis dieser Konzeption die
Annahme von literarischem Wachstum einzelner oder mehrerer Redeeinheiten noch nicht ausschließen läßt. Deswegen ist es wichtig, darauf hinzuweisen, daß Gen 8,15-9,17 übergreifend der literarischen Anlage des Sintflutprologs korrespondiert, was die Einheitlichkeit der Gottesreden Gen 8,15-9,17 denn doch sehr wahrscheinlich macht. Es ist natürlich keine Frage, daßder Einstiegsbefehl in Gen 6,18b. 19f zunächst seine Entsprechung in derAuszugsanweisung Gen 8,15ff hat.172 Das ist allerdings noch nicht alles - es
170 H. Gunkel, Genesis, 148f, etwa betont, daß mit Gen 9,1-7 und 9,8-17 die Sintflut doppeltabgeschlossen wird; beide Reden sollen ohne Zusammenhang nebeneinander stehen. Seine Erklärung dieser These operiert freilich nicht damit, daß hier in den Text von P' sekundäre Einfügungen vorgenommen wurden, sondern rechnet - ausgehend von der Beobachtung, daß Gen 9,8-17eine höhere Affinität zur Sintflutüberlieferung aufweist - mit der Integration von 9,1-7 im Zusammenhang der Verknüpfung der Einzelüberlieferung „Sintflut" mit der Schöpfung durch P zueinem Großkomplex.
171 O.H. Steck, Todesstrafe, II9ff.172 Cf. etwa die Übersicht bei E. Zenger, Gottes Bogen, 113, und dazu P. Weimar, Ge
schichtsdarstellung (BN 23), 126, (BN 24), 153f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 69/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 69
ist wahrscheinlich nicht einmal das Wesentliche, da die Berührungspunktean anderer Stelle konzeptionell noch deutlicher sind.
Gen 6,17-21 zerfallt formal in zwei Teile, die durch das Gegensatzpaar"Kl (v.17) und nriKl (v.21) voneinander abgesetzt werden: in Gen 6,17-20
kündigt Gott an, was er zu tun gedenkt (v.17: "Rl), nämlich - zum einen -die Sintflut zu schicken (v.17), zum anderen einen Bund aufzurichten(v. 18a), und zuletzt wird aufgezählt, wer alles in der Arche überleben soll(v.l8b.l9f). In Gen 6,21 wird Noah dezidiert (nnNi) beauftragt, sich um dieProviantierung zu kümmern.
Sowohl die pointiert eingesetzten selbständigen Personalpronomen alsauch die in beiden Redeteilen angesprochenen Themen kehren nun in den
Gottesreden nach der Sintflut wieder, und zwar in genau umgekehrter Reihenfolge. Dabei ist es von besonderer Wichtigkeit, daß die Inversion vonGen 6,17-21 zwei Gottesreden übergreift, nämlich Gen 9,1-7 und Gen 9,8-11. Die chiastische Anordnung bezieht sich zum einen auf die selbständigenPersonalpronomen und ihre syntaktische Weiterfuhrung:
A 6,17 ... K'nn i n 'anB 6,21 ... "pnp nnt»n
B 9,7 ... irm n a DriKiA 9,9 ... Dpa i n "3Ri
Sie umfaßt allerdings zum anderen auch identische Inhaltsgruppen mit weitgehender Lexemübereinstimmung:
A 6,17 Ankündigung der Flut
B 6,18a Ankündigung des Bundes "pH TrOTT» TiopmC 6,18b. 19f Aufzählung der Besatzung der ArcheD 6,21 Speisebefehl rtotf 1? DH1?! "p rrm ... nriKTD 9,3 Speisebefehl... rfo«1? rTTP BEfr... ÖDT'PD
C 9,9 Aufzählung der BundespartnerB 9,1 laa Ankündigung des Bundes DDP« TTOT» TOpiTI
A 9,11 aß.b. 15b Versprechen, keine Flut mehr zu schicken
Die Art der Komposition spricht nicht für die Annahme von umfänglichemliterarischem Wachstum in Gen 8,15-9,17, zumindest nicht für den Zuwachs ganzer Redeblöcke. Der Sinn dieser Konzeption ist auch ohne diegenaue Detailanalyse nicht sonderlich rätselhaft. Was im Prolog zur Sintflutals Elemente der Rettungstat an Noah erscheint, ist nach der Sintflut vonNoah ausgehend ins Allgemeine gewendet, und zwar hinsieht aller vier Entsprechungen. Gen 6,17-21 enthält die Gottesreden Gen 9,1-17 gewisser
maßen in nuce. Mit Blick auf die Flut bedeutet dies natürlich, daß es defini-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 70/268
70 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
tiv keine weitere mehr geben wird. Die Bundesankündigung, die in Gen6,18a speziell auf den Schutz Noahs und der Besatzung der Arche bezogenwar, wird in Gen 9,8-17 sowohl hinsichtlich des Adressatenkreises (v.9)auf die gesamte Menschheit ausgeweitet als auch hinsichtlich des zeitlichen
Rahmens (v. 12b. 16b) auf Dauer gestellt.173 Die Zielgruppe sind nicht mehrnur Noah, seine Familie und die Tiere der Arche, sondern auch alle Generationen nach ihm (Gen 9,9b. 12b). Und schließlich wird auch die Nahrungsfrage in Gen 9,1-3 - nach Gen l,28f - nochmals grundsätzlich geregelt.
Die Wahrscheinlichkeit, daß es sich hier um einen literarischen Wurf ineinem Zuge handelt, ist ausgesprochen hoch. Dennoch ist damit noch nichtausgeschlossen, daß in den Reden selber nicht doch Zusätze geringeren
Umfangs gemacht wurden. Wir wenden uns im folgenden der Einzelanalyseder Reden zu, die ihre vermutete Einheitlichkeit allerdings weiter erhärtenwird. Der Verfasser ist hierbei der auf der Makroebene angewandten Kom-positonstechnik auch im Binnenbereich treu geblieben.
3.3.1 Der Befehl zum Verlassen der Arche (Genesis 8,15-19)
(15> Da sprach Elohim zu Noah folgendermaßen: *16' Geh jetzt aus der Arche, du und
deine Frau und deine Söhne und die Frauen deiner Söhne mit dir, <
17
> alles Getier, dasbei dir ist, alles Fleisch, an Geflügel und an Vieh und an allem Gewürm, was sich aufder Erde windet, das führe mit dir hinaus. Und sie sollen wimmeln auf der Erde undfruchtbar sein und sich mehren auf der Erde. *'8 ' Da ging Noah hinaus und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne mit ihm. *19' Alles Wild, ,alles Vieh'und alle Vögel ,und alles Gewürm, das auf der Erde kriecht',174 die gingen nach ihrenGattungen aus der Arche.
Die erste Elohimrede Gen 8,15-19 zeichnet sich gegenüber den drei ande
ren Gottesreden (9,1-7; 9,8-16; 9,17) dadurch aus, daß eine Reaktion vorrangig Noahs, aber auch der Besatzung der Arche erfolgt. In Gen 9,1-17stellen Noah und seine Söhne lediglich die Kulisse der Reden dar. Dies liegtnatürlich im Duktus der Handlung, hat aber mit Blick auf das Noahbilddennoch paradigmatischen Charakter. Der Abschnitt ist streng nach demSchema „Auftrag (v.löf) und Erfüllung (v.l8f)" angelegt. Darüberhinaushat der Verfasser, und das ist nicht nur für die erste Elohim-Rede, sondernauch für die folgenden relevant, den Abschnitt literarisch durch chiastischeKompositionstechnik ausgestaltet.175 Als Einheit sind Auftrag v.löf undAuftragserfüllung v. 18f aufzufassen:
173 Cf. hierzu H. Gunkel, Genesis, 143.174 Cf. BHS. Die Abfolge der Tiere bleibt an dieser Stelle allerdings hypothetisch.175 Cf. ansatzweise die Überlegungen bei S.E. McEvenue, The Narrative Style, 66, der die
Inklusionstechnik mittels der Wurzel KU" hervorhebt, sowie P. Weimar, Geschichtsdarstellung.
121, der vi 9 als abschnittsgliedernde Inversion einstuft.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 71/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 71
Auftrag: Gen 8,16fA ranrrp rcs -* v.l9bß
B ins "i'n-'BJn "pm -[rwi nnt* J,B nnrmi ^pm -IÖD- DQ -ptnö« rrnrr4»
jnwrts ton öDirrtiaiA -|r» p«m] Kjrn
pWfrtS 1311 IIS! f&Q mtfi
Erfüllung: Gen 8,18f
A rcn
B IHN
rn-'töTi inti«i rai raB u r r ^ oairrbD rrnrr^Dürmnoto? p w r t s ton •» t
A rnnrrjD •»er -^v.i6aDie äußeren Elemente (A) der beiden Chiasmen sind jeweils durch die Verwendung der Wurzel KiT gestaltet. Darüber hinaus hat der Verfasser denZusammenhang des übergreifenden Schemas „Auftrag und Erfüllung" literarisch mittels der Umrahmung durch mnrr]Q N * (v.löa. 19bß) betont. Die
beiden Mittelglieder (B) bieten jeweils Noah und seine Familie einerseits(v. 16b. 18*), andererseits die Tiere (v. 17a*.19aba). Die Sequenz der Noah-familie wird durch entsprechende ~\-copulativa zusammengehalten unddurch "|nw bzw. IHK von der Tiersequenz abgegrenzt, die jeweils asyndetischeinsetzt. Werden Mensch und Tier bereits beim Auszug aus der Arche auseinandergehalten, so deutet sich hierin bereits ein Thema von Gen 9,1-7 an.Dies ist aber nicht der einzige Vorverweis. Überblickt man die kunstvolleKomposition des Abschnitts, dann fällt vor allen Dingen auf, daß v.l7b -eine Abwandlung des Schöpfungsimperativs aus Gen 1,28, hier nur auf dieTiere bezogen - literaturtechnisch nicht integriert ist. Um einen Nachtraghandelt es sich indes nicht. Denn der Befund ist leicht erklärbar, da in v.l7bder sachliche und literarische Anknüpfungspunkt für Gen 9,7 liegt; wirkommen darauf zurück.
3.3.2 Der priesterschriftliche Segen (Genesis 9,1-7)
•'' Und Elohim segnete den Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde. *2' Furcht und Schrecken vor euch soll aufallem Getier der Erde und auf allen Vögeln des Himmels sein, bei allem was sich aufdem Boden windet, und bei allen Fischen des Meeres. In eure Hand sind sie gegeben.(3 ' Alles, was sich regt, was lebendig ist: das soll eure Speise sein. Ich gebe euchhiermit alles wie das Grün des Krautes. *4> Nur Fleisch mit seinem Leben, seinemBlut, dürft ihr nicht essen. <5> Und nur euer Blut, euer eigenes will ich fordern, von
jedem Tier will ich es fordern, und von den Menschen, von einander (von den Men-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 72/268
72 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
sehen wechselweise) will ich das Leben des Menschen fordern.17 6 <
6' Wer vergießt
Blut des Menschen, um des Menschen willen17 7 soll sein Blut vergossen werden, denn
als Statue17 8 Elohims hat er den Menschen gemacht. <7> Und ihr: seid fruchtbar und
mehret euch, wimmelt auf der Erde und werdet zahlreich auf ihr.
Eine hochkomplexe, aber dennoch in sich geschlossene Komposition stelltauch Gen 9,1-7 dar.179 Diese These mag angesichts der Forschungslageverwundern, denn der Textabschnitt bietet eine Fülle literarischer und in
haltlicher Schwierigkeiten, die zunächst natürlich die Komposition von P
selber betreffen. In Gen 9,1-7 ist nicht nur über PG zu diskutieren, sondern
es wird häufig auch mit Ps-Zusätzen gerechnet, sei es, daß nur v. 1-3 der
Priestergrundschrift zugeordnet wird, sei es, daß noch v.4, v.5b, v.6, v.6b
oder v.7 zur Grundschicht gehören sollen.180
Die einzelnen literarkritischenArgumente ermöglichen also eine Vielzahl von Deutungen. Bei der Aus-
176 Zur Übersetzung cf. K. Budde, Urgeschichte, 282f.288, und H. Holzinger, Genesis, 73.
ESTOBJ1? ist epexegetischer Genitiv. H. Seebass, Genesis I, 203: „von der der Gewalt auch des
Nächsten" für VTO Ö*R TD.
177 Die ältere und in den Bibelübersetzungen übliche Wiedergabe „durch Menschen wird seinBlut vergossen werden" wird jetzt mit guten Gründen aufgegeben; anders jedoch jetzt wieder H.-J.
Stipp, Dominium terrae, 138, der in Gen 9,6a eine Tötungspflicht des Menschen annimmt. Indesist doch analog zur Talionsformel (Dtn 19,21) auch an dieser Stelle in der Verbindung C"tK2 mit
einem beth pretii und nicht mit einem beth inslrumenti zu rechnen; cf. A. Ernst, „Wer Menschenblut vergießt ...", 252f; J. Lust, „For Man Shall His Blood Be Shed", 9lff; E. Jenni, Die Präposition Beth, 154; H. Seebass, Genesis I, 225. Dafür spricht nicht nur die dreigliedrige chiastischeAnordnung von v.6a sowie der Sachverhalt, daß nach v.5 die Gottheit die Blutschuld selber einfordert, sondern auch die Begründung durch die Gottebenbildlichkeit des Menschen in v.6b, die
doch wohl über seine Sonderstellung die Unantastbarkeit des Menschen ins Spiel bringt, und nichteine Funktionsausweitung.
178 S. zur Übersetzung von C^ü o. 11.1.3.
179 Cf. jetzt die Doxographie bei N.C. Baumgart, Umkehr, 399ff. Mit der Einheitlichkeitrechnen etwa H. Gunkel, Genesis, 148ff; C. Westermann, Genesis, 618ff; H.-J. Stipp, „AllesFleisch", 177; ders., Dominium terrae, 138; B. Janowski, Statue Gottes, 207ff, und - mit detaillierter Begründung - auch OH. Steck, Todesstrafe, 122ff; U. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 248ff.
180 R. Smend, Erzählung, 9; S.E. McEvenue, The Narrative Style, 67ff; N. Lohfink, Die Priesterschrift, 222; ders., Schichten des Pentateuch, 291; P. Weimar, Geschichtsdarstellung, 84f; E.
Zenger, Gottes Bogen, 105, und U. Rüterswörden, dominium terrae, 131 f, rechnen mit der sekundären Einfügung von v.4-6, die dann bereits der innerpriesterschriftlichen Texterweiterung, alsoPs zuzuordnen ist. Modifikationen bieten: H. Holzinger, Genesis, XXV.74., der v.4-7 für sekundärhält und gerne auch noch v.8 zur „Flickarbeit" von P
s rechnen würde, um den Anschluß von v.3 an
v.9 zu optimieren. Auch für M. Witte, Urgeschichte, 142ff.333, sind v.4-7 sekundär. N. Lohfink,der sich zwar grundsätzlich S.E. McEvenue anschließt, erwägt zumindest, ob nicht Gen 9,6b nochzu P
G gerechnet werden könnte, wenn man die Analyse von W. Groß, Gottebenbildlichkeit,zugrunde legt, daß die Gottebenbildlichkeit des Menschen in der Herrschaft über die Tiere besteht(s.o. III .3). Gen 9,6b ist auf jeden Fall ein Gott in den Mund gelegtes freies Zitat von 1,27. „Wenn9,2f die Modalitaten der Herrschaft des Menschen über das Tier neu ordnet, wäre 9,6b der sachgemäße Abschluß", a.a.O. Gegen S.E. McEvenues Begründung für die Abtrennung von v.4, nämlich der Unvereinbarkeit von Segen und Gebot, wendet sich - nach C. Westermann, Genesis, 621
- vor allem R. Mosis, Genesis 9,1-7, 201 ff, der v.4 noch zur Grundschicht rechnet und nur v.5-7
für P
s
abtrennt, sowie H. Seebass, Genesis I, 230. der (möglicherweise) v.5a.7 ausscheiden will.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 73/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 73
gliederung des Verbotes von Blutgenuß bzw. Blutvergießen sind allerdings
nicht nur rein literarkritische Gründe leitend, sondern auch solche, die die
Gesamtkonzeption von P betreffen. Vor allen Dingen spielt in diesem Zu
sammenhang die mutmaßliche Bedeutung des legislativen Materials für die
Unterscheidung von PG und P s überhaupt eine Rolle.181
Problematisiert wird vor allen Dingen die Zuordnung von v.2-6 zum
Thema des Segens (v. 1.7),182
der hier ausdrücklich an Noah und seine
Nachkommen ergeht. Nicht alles, was in v.2-6 abgehandelt wird, ist der
Gattung „Segen" zu subsumieren. Hinzu kommt die Verwendung des Vor
stellungsarsenals aus dem „Heiligen Krieg" in v. 2 (Gen 1,26b.28b kam
ohne den „heiligen Krieg" aus).183
Bevor allerdings auf die schwierigen
Deutungsaufgaben eingegangen werden soll, ist auch hier eine Klärung der
Form vorzunehmen, um der Kurzschlüssigkeit inhaltlicher Idealtypenbil
dung und deren literaturgeschichtlicher Umsetzung vorzubeugen. Dies soll
in zwei Schritten geschehen. Zum einen ist die formale Gestaltung des Ab
schnitts v. 1-7 selber in den Blick zu nehmen, zum anderen ist auf der Basis
der Komposition von v. 1-7 das literarische und sachliche Verhältnis zu Gen
1,28-30 anzusprechen.
Der Text ist deutlich durch Gen 9,1b und 9,7 gerahmt.184
Dabei ist fest
zuhalten, daß die Rahmenzeilen nicht identisch, aber auch nicht chiastischverschränkt sind, wie das in Gen 1,1 und 2,4a sowie Gen 6,10 und 9,18*. 19
der Fall ist. Nimmt Gen 9,1b mit drei Imperativen pffir™VÖCft TXVtTIB
„Seid fruchtbar und werdet zahlreich und füllet die Welt/Erde" auf den
Schöpfungsbericht Gen 1,28 wörtlich Bezug,185
so finden sich demgegen
über in 9,7 vier Imperative:
•o-n ns nrwi v.7ara-o-n p*o iurm v.7b
Der Verfasser hat die viergliedrige Imperativreihe als einen zweigliedrigen
parallelismus membrorum gestaltet, was nicht nur dadurch deutlich wird,
181 In den Worten H. Holzingers, Genesis, 74: „die Unterbrechung der Fiktion von P8, dass
vor Mose kein Opferkultus ausgeübt wird"; cf. etwa auch U. Rüterswörden, dominium terrae,131 f.
182 Cf. hierzu etwa S.E. McEvenue, The Narrative Style, 68; R. Mosis, Genesis 9,1-7, 196ff.
183 N. Lohfink, Schöpfergott, 199, vor allen Dingen ders., Schichten des Pentateuch, 29 lf; R.
Mosis, Genesis 9,1-7, 201; H.-J. Stipp, „Alles Fleisch", 169. Zweifel an der rein kriegsbezogenen
Deutung von v.2 hat E. Zenger, Gottes Bogen I I6ff, geäußert, dann aber revoziert, a.a.O., 217f.
Cf. jetzt aber wieder H. Seebass, Genesis I, 222f.
184 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 617, u.v.m.
185 Auf die Meerestiere und Vögel bezieht sich Gen 1,22, wobei allerdings festzuhalten ist,
daß der dreigliedrige Befehl an die Meerestiere bei den Vögeln nur noch einfach aufgegriffen
wird: J*ItO 3T «pKTl C'D-
3 C'DrrnK It^Dl Dil TD.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 74/268
7 4 Die Priesterschr ift in der Urgeschichte
daß der jeweils letzte der Imperative in v.7a und v.7b identisch ist ("Ol),186
sondern auch, weil die Imperativkette durch die Zusammenbindung der Imperative in v.7a und v.7b mittels eines ^copulativum in zwei Sequenzenuntergliedert ist. Es handelt sich dabei aber nicht um eine Transformation
von Gen 1,28 bzw. 9,1b. Denn wie sich Gen 9,1b auf 1,28 zurückbezieht, sohat Gen 9,7 vornehmlich in Gen 8,17b seine Referenzstelle,'87 also genau indem Teilvers, der innerhalb der Komposition der ersten Elohim-Rede Gen8,16f eine Sonderstellung einnahm. Beide Stellen stehen in einem chiasti-schen Rezeptionsverhältnis:
A p t a TJrfiJl Gen 8,17b
B pKrrb:? am nsiB irm IIS nriKl Gen 9,7A rQ~D"n p « 3 imö
Die Rezeption von Gen 8,17b in 9,7, die die Anweisung für die Tiere aufden Menschen überträgt, wird durch die Rahmung Gen 9,1b - 9,7 nahegelegt, die jeweils mit "QTi "na einsetzt. Gen 9,1-7 greift also sowohl auf den„Schöpfungsimperativ" als auch auf den - bisher nur an die Tiere gerichte
ten - „pasf-Sintflutimperativ" zurück. Darüber hinaus ist mit Blick auf Gen9,7 das Gegenstück in Ex 1,7 zu berücksichtigen, das - zu PG gehörig188 -eine wichtige konzeptionelle Funktion, nämlich die Teilerfüllung desSchöpfungs- und Sintflutsegens, innerhalb der Priesterschrift einnimmt.189
186 Die von H. Holzinger, Genesis, 74; H. Gunkel, Genesis, 150; BHS u.a. in v.7b vorgeschlagene Änderung von TD U"I1 in IU i I II ist als offensichtliche Konsequenzmacherei mit Blick
auf Gen 1,28 nicht nötig.187 Cf. S.E. McEvenue, The Narrative Style, 67. C. Levin, Verheißung, 231 Anm. 137, hat
Gen 9,1-7 als Dublette zu 8,17b eingestuft und 9,1-7 in lolo als Nachtrag beurteilt. Die kompositorische Sonderstellung von 8,17b, die dann in Gen 9,1-7 allererst entfaltet wird, legt diese Deutungnicht nahe.
188 ETI» pHfl «"TOTTI -IRQ 1KQ3 XStSn DT1 «"Bfl TIS "rrner -n\ Cf. jetzt die ausführliche Erörterung bei J.C. Gertz, Exoduserzählung, 365ff.394, und N. Lohfink, Die Priesterschrift,244ff.
189 Der Sachverhalt, daß die Rahmenverse Gen 9,lb.7 nicht identisch sind und nur v.lb Gen1,28 entspricht, kann Tür sich genommen noch nicht literarkritisch ausgewertet werden. Daß die
drei Imperative in Gen 1,22.28; 9,1b für Pü im Zusammenhang der Urgeschichte eine festgefügteAbfolge bilden, die den Verfasser von v.7 qua Abweichung von der Standardform als Ergänzeroffenbaren soll (so R. Mosis, Genesis 9,1-7, 207), ist zunächst einmal ein Postulat, das bereits mitBlick auf Gen 8,17b mit einem Fragezeichen zu versehen ist. Dagegen spricht dann aber auch, daßder Verfasser von Pü zunächst innerhalb der Urgeschichte einen besonderen Sprachstil pflegt, dener dann jenseits der Urgeschichte - also in Ex 1,7 - aufgegeben hat, was uns nicht einsichtig erscheint; zum anderen ist einzuwenden, daß etwa in Gen 9,2f der Referenzabschnitt Gen l,28ffebenfalls nicht ohne Abwandlung rezipiert wird, und zwar - wie sich zeigen wird - nicht ohnekompositionelles Raffinement. Mit nachvollziehbaren Variationen ist auch innerhalb von P° zu
rechnen.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 75/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genes is 6- 9) 7 5
Das v.7 einleitende DDRi ist mit Blick auf den direkt voranstehendenKontext gut verständlich: ab v.5b hat der Verfasser die strikte Orientierungan Noah und seinen Söhnen (v.l-5a) aufgegeben und spricht prinzipiell nurnoch vom Menschen (DIN).190 Insofern gibt es kaum ausreichende Gründe,
v.7 für sich genommen nicht zu PG zu rechnen.Der Sache nach hat der Verfasser in v.7 den Schöpfungsbefehl leicht
modifiziert. Übernimmt er die beiden ersten Imperative wörtlich, so stehtstatt dem piWTTW tfbO] (v.lb) nun nur noch das aus Gen 8,17b stammende}""ltQ tfltf, was wohl als Abschwächung interpretiert werden kann. $bntaucht bezeichnenderweise innerhalb von PG erst wieder in Ex 1,7 auf,191 woalle Imperative aus Gen 1,1b und 9,7 wiederholt werden. Das sachliche Ge
fälle zwischen v.lb und v.7 setzt sich im folgenden fort. Denn Gen 9,19 und10,32 die beide zu PG zu rechnen sind192 - greifen nicht auf den Schöpfungsimperativ zurück, wenn sie die Ausbreitung der noachitischenMenschheit auf der Erde beschreiben (Gen 9,19: J'Wfir'o nüS3 n KDl; Gen10,32: fita rrum-ns; n^KDi) - die Entfernung von der Schöpfungsordnung nimmt somit der Sache nach zu; die Ausbreitung der noachitischenMenschheit wird zumindest der Semantik nach nicht direkt unter die Erfüllung von Gen 9,lb.7 subsumiert - obwohl der Segen an die Noah-Nach-
kommenschaft erging. Doch kehren wir zur Analyse von Gen 9,1-7 zurück.Innerhalb des Rahmens v.lb.7 bedient sich der Verfasser mehrfach derchiastischen Kompositionstechnik, um die beiden Sacheinheiten (v.2f undv.4-6) abzugrenzen. Besonders deutlich und kunstvoll ist dies in v.3 durchgeführt, denn der Vers ist als viergliedriger Chiasmus gestaltet:193
A Train not* Ö DT 1 »
B czbC rrrrD rbzvb
D 3ÖJ; pTDC -nra
B ahA ^UTI«
190 Damit kann natürlich noch nicht ausgeschlossen werden, daß v.4-6 nicht doch eine sekundäre Auffüllung darstellen - der Anschluß an v.3 ist immerhin auch gut vorstellbar; v.7 scheintaber doch eine außerordentliche Nähe zu P° zu haben. Gerade sein deutlicher Charakter als Transformation von P''-Material deckt sich mit dem literarischen Charakter von v.l-3; s.u. - Zur Fortsetzung von Gen 9.7 Cr«! durch 9,9 "Kl cf. S.E. McEvenue, The Narrative Style, 67.
191 Cf. die Übersicht bei N. Lohfink, Die Priesterschrift, 246.192 Beide Verse beziehen sich auf die noachitische Völkertafel in PCl. Die stark umstrittene
Stelle Gen 9.18*.19 verweist kompositorisch auf Gen 6,10 zurück und gehört somit definitiv auchzuPG;s.o. 11.3.1.
193 Cf. zu v.2f die Beobachtungen zur Form bei S.E. McEvenue, The Narrative Style, 68.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 76/268
7 6 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
Weniger komplex präsentiert sich hingegen v.2, das „Heilig-Kriegs-Orakel",194 das dann in v.3 seine Explikation erfährt. Hier fällt nicht nur diekurze Notiz "OT QDT3, die Übergabeformel, die vor allem in den Kontextdes Heiligen Krieges gehört,195 sowie die ebenfalls aus der Semantik des
Heiligen Krieges stammende Ankündigung ... ffiV DDOT1ODÄTÖ1 auf, sondern auch die deutliche Untergliederung der Sequenz v.2aßy.bcc in zweiTeile, die durch den Wechsel der Präpositionen bv und 3196 sowie deren
jeweilige Verbindung durch ein ~)-copulativum hervorgehoben wird. Voransteht jeweils eine Angabe, die sich auf Landtiere bezieht (JHRn ll'll 'JJ bv;rraTRTI toDTI "itöK SD) und damit die Bisektion von v.2aßy.bcc zusätzlichunterstreicht.'97 Diese Eigentümlichkeiten erklären sich am besten, wenn
man auch hier von einer - nunmehr zweigliedrigen - chiastischen Anlagedes Verses ausgeht:
A rrrr osrim EDNTDIB p*n rrn-bn bs
o'nön tpsrbo bv\B rroiKn ömn -IÖR b?3
A uro DDT3
Bezeichnenderweise bilden die Elemente, die semantisch auf den „HeiligenKrieg" verweisen, den Rahmen des Chiasmus in v.2, so daß eine einheitlich-konzeptionelle Verwendung der Heilig-Kriegs-Terminologie vorliegt.Darüberhinaus stehen v.2 und v.3 in einem engen, nicht nur inhaltlich, son-
194 N. Lohiink, Schichten des Pentateuch, 291.195 Elemente aus dem „Ritualzusammenhang" des heiligen Krieges sind: die Verbindung von
nn/nnn und KT (cf. bes. Dtn 2,25; 11,25; weitere Belege bei N. Lohfink, Schichten des Pentateuch, 292; S.E. McEvenue, The Narrative Style, 68; auf Dtn 11,25 weisen auch bereits A. Dillmann, Genesis, 151, und J. Skinner, Genesis, 170, hin) - hier besteht zumindest ein Anklang,wenn auch keine genaue Formelentsprechung (cf. U. Rüterswörden, dominium terrae, 134f) -
sowie die Übergabeformel T 3 |Tfl (cf. hierzu H.-J. Fabry, Art. |TQ, 699).
196 Die LXX differenziert die Präpositionen an dieser Stelle nicht. Die gliedernde Funktionder Präpositionen ist bereits bei K. Budde, Urgeschichte, 280f, zutreffend beschrieben, ohne daß er
daraus Folgerungen für den Gesamtaufbau des Verses gezogen hätte. Darüberhinaus ist seinerThese, 07! •J'l'jÜUl [...] pKH HTrbD bS hänge geschlossen von rrrr LÜt III IXWnU'l ab, zuzustimmen (cf. auch H. Holzinger, Genesis, 73) - gegen A. Dillmann, Genesis, 152, der v.2b im
Anschluß an die masoretische Versunterteilung, die 071 Tf'PDQl TOUCI ÖOTi "iDK "733 auf die
Übergabeformel TS~ü LD l'J bezieht, wie folgt übersetzt „mit allem, wovon (1,21) der Erdboden[...] sich regt u. sammt allen Fischen des Meeres sind sie in eure Hand gegeben".
197 Insofern dürfte die in der LXX-Tradition ohnehin nur partiell belegte Ergänzung Kai E7tiTtäcu tou; KTrjveai o.a., die nororr1?!} ^Ul entsprechen würde, nicht ursprünglich sein. Zu den
unterschiedlichen Tiersequenzen in der priesterlichen Urgeschichte cf. jetzt H.-J. Stipp, „Alles
Fleisch", 179ff.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 77/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 77
dem auch formal ausweisbaren Verhältnis, insofern „Übergabeformeln" (X)und „Übergabegegenstand" (Y) alternierend angeordnet sind:
X rrrv csrim CDKTIDI
Y nO-IKH DDin "lös "7D3
X TTD CDT3
Y Tn«n -\m torrtoX rfoa1? rrm ns1?
x OD1
? Tma 3öw pn-DY " » T »
Das alternierende Anordnungsprinzip erstreckt sich dabei auch auf die„Übergabeformeln"198 selber, denn der Verfasser wechselt regelmäßig zwischen rrn (v.2a.3a) und ]TÜ (v.2b.3b) ab.
Die vom Verfasser in v.2f an den Tag gelegte literartechnische Gestaltungskraft ist auch in den folgenden Versen greifbar, wenn auch mit einer
gewissen Abschwächung.199 Denn als eine Einheit sind auch v.4 und v.5aufzufassen. Diese These ist insofern begründungspflichtig, als gerade inv.4ff mit Textwachstum gerechnet wird, das auf das Konto von P s verbuchtwerden soll - eine der wenigen Stellen der Urgeschichte, bei der mit P s
überhaupt gerechnet wird. Dabei spielt in der literarkritischen Argumentation die Relation zu Gen 1,28-30 eine nicht unerhebliche Rolle, da nur zwischen Gen 9,1-3 und Gen 1,28-30 Bezüge bestehen - obwohl Gen 9,6b
ersichtlich Gen 1,26 im Blick hat. Zudem soll der Rahmenvers Gen 9,7 sichnicht gleichermaßen wie Gen 9,1 an Gen 1,28 orientieren. Da sich allerdings gerade mit Blick auf die Relation der Rahmenverse v.lb.7 und ihreReferenzstellen keine triftigen Gründe für literarkritische Operationen ergeben haben, untersuchen wir zunächst die echten und vermeintlichen Spannungen innerhalb von v.4-6 im Lichte der kompositionellen Eigenheitendes Abschnitts.
198 Um formgeschichtlicher Kritik vorzubeugen: Wir verwenden die Bezeichnung „Übergabeformel" für v.2a [...] 7S ffTT CCfUTI GDKTQ1 nicht aus dem Grund, weil es sich hierbei um einefeststehende Formel handeln würde, die PG an dieser Stelle übernommen hätte, wie das bei derVerbindung VJ~ü DDT3 der Fall ist, sondern weil PG v.2a in der kompositionellen Systematik vonv.2f in dieser Funktion positioniert.
199 Das ist zunächst als Faktum zu konstatieren, ohne daraus ein literarkritisches Präjudiz abzuleiten. Denn in v.2f und v.4-6 liegen unterschiedliche Referenztexte zugrunde, die auf die Text
gestaltung nicht ohne Einfluß sind; s.i.f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 78/268
78 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
Gerade an der Schnittstelle Gen 9,4f ist von R. Mosis200
in Auseinandersetzung nit
älterer Literatur pointiert auf drei Spannungen hingewiesen worden; zwei sind nin
inhaltlicher Natur, eine bezieht sich auf eine semantische Unausgeglichenheit. Zvar
rechnet er, im Unterschied zur üblichen Abgrenzung von v.4-6(7), den v.4 durchms
zur Grundschicht PG
, da er sachlich direkt auf die Freigabe der Fleischnahrung in x.3bezogen sei
201 - dies gelte aber nicht für v.5, der mit v.3 der Sache nach nichts fe
rnem habe. Als weiteres Argument wird angeführt, daß die Sicht der Tiere in v.5a \on
der in v.2 dergestalt abweiche, daß nunmehr die Tiere eine reale Gefahrdung ces
Menschen darstellen, über die er nach v.2 doch herrschen solle. Wägt man beide Ar
gumente ab, so ist zum einen festzuhalten, daß zwar v.3 und v.5 tatsächlich Unt;r-
schiedliches im Blick haben - es handelt sich aber um unterschiedliche Sachverhate,
die sich keineswegs wechselseitig ausschließen. Ein zwingendes literarkritisches Kri
terium im eigentlichen Sinne liegt damit keineswegs vor. Und daß der Verfasser von
v.2 tatsächlich von der faktischen und unhintergehbaren Herrschaft des Menschen
über die Tiere ausgegangen sein sollte - also gegen den Augenschein, daß Menschen
tatsächlich durch Tiere zu Schaden kommen können -, wird man auch nicht behaip-
ten können, wenn man nicht idealtypisch überzeichnen will, gerade im Zuge der Fe-
vision der Schöpfungsordnung von Gen l,28ff nach der Sintflut, die doch durch den
faktisch konstatierten, wenn auch nicht eigens hergeleiteten Antagonismus der Ge
schöpfe - Mensch und Tier - veranlaßt wurde (Gen 6,11-13), obwohl dieser in der
ursprünglichen Schöpfungsordnung gar nicht im Blick war.202
Es bleibt als letztes
Argument die semantische Inkongruenz zwischen ~|K in v.4 und "]«l in v.5.203 Zudem
ist auf den Personenwechsel in Gen 9,6b hinzuweisen, der - auch im Anschluß an den
poetischen v.6a - von v.5 absticht.
Ist der These von R. Mosis zuzustimmen, daß die Annahme eines literarischen Bruchs zwischen v.3 und v.4 sich schwerlich erhärten läßt,204 so stehen der semantischen Spannung von ~[K in v.4 und ~[Rl in v.5 nun aber auch
Beobachtungen gegenüber, die diese erheblich relativieren. Denn der v.4 ist
200 R. Mosis, Genesis 9,1-7, 21 Of; zu R. Mosis cf. die kritischen Anmerkungen von H. See-
bass, Genesis I, 230, und die sorgfältige Diskussion der literarkritischen Argumente bei U. Neu-
mann-Gorsolke, Herrschen, 249f.
201 Cf. die Kritik an S.E. McEvenue, The Narrative Style, 69, durch R. Mosis, Genesis 9,1-7,
211; dazu bereits C. Westermann, Genesis, 621. Vgl. auch U. Neumann-Gorsolke, Herrschen,
248f.
202 R. Mosis schränkt dies denn auch wieder ein (Genesis 9,1-7, 211 Anm. 61), vermutet
aber, daß v.5b.6 eine weitere literarische Stufe zu v.5a darstellen könnte, da v.5b.6 nunmehr end
gültig aus dem Zusammenhang von v.2f herausfalle.
203 "|K und "|K1 waren mehrfach der Anlaß für literarkritische Operationen (etwa G. von Rad,
Priesterschrift, lOf, der den Sinn der Adversativpartikel "]K1 nach dem Verbot in v.4 für logisch
nicht verständlich hält; H. Holzinger, Genesis, 74, S.E. McEvenue, The Narrative Style, 67ff).
204 Man könnte allenfalls auf dem Hintergrund der von uns vorgetragenen Beobachtungen zur
Komposition von v.2f darauf verweisen, daß v.4 ja gerade nicht in den kunstvollen Aufbau von
v.2f eingebunden ist. Dieses Argument ist allerdings nur dann triftig, wenn man davon ausgeht,
daß nur v.4 zum literarischen Grundbestand von v.1-3 zu rechnen ist. Wir versuchen demgegen
über zu zeigen, daß v.4ff wiederum eine kompositionelle Einheit bilden, die analoge Kompositi
onstechniken wie in v.2f aufweist.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 79/268
Die Komposit ion der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 79
mit v.5 - obwohl beide Verse deutlich parallel aufgebaut sind - durch einechiastische Stichwortverschränkung verbunden, die auch die merkwürdigeAbfolge von ÖS] und ETI in v.4 mit erklären kann:205
A IÖSJD -I03~l«
B •fo^n K1? 101
B CO D I T « i« i
A tfn» CDTiösft
Sind v.4 und v.5 solchermaßen miteinander verbunden, so zeigt der v.5 insich einen durchdachten Aufbau, der zugleich die Rekonstruktion einer ver
arbeiteten Vorlage zumindest in materialer Hinsicht ermöglicht, wenn auchder genaue literarische Wortlaut notgedrungen spekulativ bleibt. Der Versist zunächst der Sache nach und dann auch durch dreimaliges IhTR/flÖT»in drei Fälle untergliedert, wobei der erste Fall cum grano salis als lex ge-
neralis fungiert, Fall 2 und 3 hingegen mit Blick auf Tier und Mensch spezifizieren:
1. thrm nynäsxh DDET™ IST
2. TJÖT» nrr1» TO3. armn ösrn« ah*» TTW er« TD DTWI TDI
Nun wird man die literarische Präsentation der drei Fälle eines „Gottesrechts" in der dargestellten Form kaum für besonders gelungen halten. DieUneinheitlichkeit in v.5 rührt nun aber nicht daher, daß literarische Erweiterungen vorgenommen wurden, sondern kann damit erklärt werden, daß die
Bestimmungen durch eine deutlich erkennbare chiastische Kompositionsstruktur zusammengezogen worden sind:
A DDTiÖS]1? DDOTTTH "[Kl
B ÖT1K
C wrr» rnr^D TO
C TT» CTK TD D1KH TOI
B ÖTTR
A man ösrna
205 Insofern darf i m in v.4 keineswegs zum Zusatz bzw. zur Glosse degradiert werden; cf.etwa J. Skinner, Genesis, 170; H. Gunkel, Genesis, 149. Dagegen etwa H. Holzinger, Genesis, 73,und jetzt vor allem E. Jenni, Die Präposition Beth, 84f, der von einem beth essentiae ausgeht.Durchschaut man den Chiasmus, dann läßt sich die Annahme, in v.5 liege ein Nachtrag vor, kaumbegründen. Denn die komplexere, erklärungsbedürftige Fassung liegt mit Blick auf die Abfolge
von DE: und Cl in v.4, nicht in v.5 vor.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 80/268
80 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
Die beiden Gliedsequenzen des Chiasmus markieren zugleich den inhaltlichen Umschwung des Verses.206 War in v.5a - entsprechend den vorangehenden v.1-4 - noch von Noah und seinen Söhnen direkt die Rede, so wendet der Verfasser die Gottesrede in v.5b ins strikt Allgemeinmenschliche
(C"IR) und leitet damit bereits zu den nächsten Aussagen über. Dabei bedienter sich in v.6a wiederum der chiastischen Kompositionstechnik, was schonmehrfach herausgearbeitet worden ist:207
A "[SOB m
C DTKH
C DTH3B imA -[DET
Betrachtet man den Aufbau von v.5.6a, so wird man den Adressatenwechselaufgrund der kompositionellen Geschlossenheit literarkritisch nicht überbewerten dürfen. Einzig der Begründungssatz v.6b fällt - ebenso wie dieRahmung in v.lb.7 - aus dem Kompositionsschema heraus. Hier sind aller
dings weiterreichende Verklammerungen innerhalb der priesterschriftlichenUrgeschichte und des Pentateuch in Anschlag zu bringen, denen wir uns imfolgenden zuwenden.
Die Bezüge von Gen 9,1-7 sind nicht einlinig. Der Rahmen Gen 9, lb.7verweist sowohl auf Gen 1,28 wie 8,17b zurück als auch auf Ex 1,7 voraus.Zunächst bedarf das literarische Verhältnis von Gen 9,1-7 und Gen 1,26-30besonderer Aufmerksamkeit, vor allen Dingen deswegen, weil beide Passa
gen nicht nur deutlich der Sache nach aufeinander bezogen sind, sondernweil sie sich zudem in einem wechselseitigen literarischen Wachstumsverhältnis befinden sollen - wie dies jetzt von P. Weimar vertreten wird, dermit doppelter Beeinflussung rechnet: Gen 9,1-3 beziehe sich zum einen aufGen 1,28f. Gen 1,30 soll dann aber wieder ein sekundärer literarischer Re-
206 Man kann einwenden, daß das in v.5a merkwürdig sperrige UjTIM den Aufbau stört. Daskann nun tatsächlich damit zusammenhängen, daß hier drei - bereits schriftlich fixierte - Fälle in
eine neue Kompositionsstruktur umgesetzt wurden; zu den Techniken der Rechtssatzredaktion, diesich keineswegs auf die Rechtsüberlieferungen des Alten Testaments beschränken, sondern auchin den Rechtstraditionen Mesopotamiens geläufig sind, cf. E. Otto, Das Deuteronomium, 91 ff.203ff. Durchschaut man die Komposition von v.5, dann verliert auch eine literarkritische Ausgrenzung von v.5a an Überzeugungskraft; gegen H. Seebass, Genesis I, 230. Gen 9,5 ist so ineinem Zuge gestaltet worden, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach durch Transformation bereits literarisch vorgegebenen Materials. - Daß das explikative ITtK D'H TO in v.5b eine Glosseist, kann nicht zwingend begründet werden; gegen S.E. McEvenue, The Narrative Style, 69.
207 Cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 149; S.E. McEvenue, The Narrative Style, 70; J.P. Fokkel-
man, Narrative Art, 34f; H. Seebass, Genesis I, 224f; NC. Baumgart, Umkehr, 317.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 81/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 81
flex auf Gen 9,1-3 sein, und zwar - in Aufnahme der Ergebnisse der Untersuchung von R. Mosis - mit eschatologischer Abzweckung (Tierfrieden).208
Diese These gilt es zu überprüfen. Zu diesem Zwecke ist eine Gegenüberstellung beider Textpassagen hilfreich. Da nur in Gen 9,1-3 direkte
literarische Anklänge an Gen 1,28-30 vorliegen, können wir uns bei derÜbersicht auf diesen Textbereich beschränken, wobei damit natürlich inkeiner Hinsicht ein Präjudiz mit Blick auf die literarische Inhomogenitätvon Gen 9,1-7 impliziert sein darf.
Besonders deutlich ist, daß Gen 9,3 auf 1,29 zurückgreift. Dabei ist zubeachten, daß innerhalb von Gen 1,28-30 eine komplexe Kompositionsstruktur vorliegt, die sich auf Gen l,29f, nicht aber auf v.28 erstreckt.209
Wichtig ist für den Vergleich beider Textpassagen nun die Einsicht, daßnicht nur Stoffe in Gen 9,1-3 aufgegriffen, sondern auch kompositioneilneu strukturiert werden. Die Einsicht in diese Neustrukturierung spricht fürdie These, daß Gen 1,28-30 in Gen 9,1-3 rezipiert wurde - und nicht umgekehrt auch eine Rückwirkung von Gen 9,1-3 auf 1,28-30 annzunehmenist. Der Verfasser von Gen 9,1-3 hat Gen 1,28-30 als fertigen Textabschnittvor Augen.
Wir setzen wiederum bei Gen 9,3 ein. Wie greift Gen 9,3 auf 1,29 zu
rück? Gen 9,3aß (n*?3rf? rTTP UDb) stimmt wörtlich mit der zweiten Übergabeformel Gen 1,29b überein. Die erste Übergabeformel Gen l,29aa(DD
1? TITO) wird in 9,3b wiederholt,210 allerdings in der Fortsetzung mit Blick
auf l,30aß modifiziert: statt der Fortsetzung in l,29aoc mt mt nöiJ wirdbezeichnenderweise auf l,30aß zurückgegriffen (nöD pT) und somit auchdie ursprüngliche Differenzierung zwischen menschlicher und tierischervegetarischer Nahrung (Gen l,29f) aufgehoben.2" Damit dürfte Gen 9,3Gen l,29f in toto voraussetzen. Daß beide Stellen Gen 1,29 und 9,3 nichtnur in einem kontingenten motivlichen Zusammenhang stehen, sondern essich in 9,3 um eine Transformation von 1,29 handelt, wird durch die chia-stische Aufnahme der Übergabeformeln aus 1,29 in 9,3 deutlich:
208 Zur Deutung von P als einem Gegenentwurf zur eschatologischen Geschichtsschau cf.auch N. Lohfink, Schöpfergott, 195ff.
209 S.o. II.1.3.210 Allerdings ohne die Partikel rW, die in Gen 1,29 im Verbund mit der qatal-Form TITÜ den
Koinzidenzfall anzeigt. Aufgrund der Tatsache, daß sowohl in Gen 1,29 als auch in Gen 9,3 diebeiden Übergabeformeln im Chiasmus kompositionell auf einer Ebene liegen, wird man wohl inallen Fällen von einem performativen Sprechakt auszugehen haben, der dann entsprechend präsentisch wiederzugeben ist. Dasselbe gilt dann auch für Gen 9,13; s.u.
211 Die Zweckbindung bleibt bestehen: die Tiertötung darf nicht willkürlich geschehen, son
dern dient allein der Ernährung.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 82/268
82 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
A D^ TTO ran O-29»B ... nöir^rrnK
C nbDvb rrrr DDbC rfoK1? HTT DD1? . . . («)
B 3ÖU pTDA ... 03*7 TTD
Auch in Gen 9,2 ist Gen 1,28-30 rezipiert worden, und zwar sowohl in v.28als auch in v.30. Da bereits Gen 9,3 Gen 1,29 und v.30 voraussetzt, verwundert dieses Ergebnis auch mit Blick auf Gen 9,2 nicht. Gen 9,2aß.bnimmt die Abfolge der Tiere aus Gen 1,30 zur Grundlage, ergänzt sie durch
die Fische aus v.28 und nimmt zudem zwei leichte Modifikationen vor(rra-j«n statt pwi; cm *n statt cm ran):
Gen 9,2rrrr aonm oDtmm
p«n rrrr1» bso-ntön rpy-b? ^
rrarwn ümm IÜK ^ra
cm Trtrai Xn GDT3
Das Neue - also die Kriegsmetaphorik - bildet in Gen 9,2 den Rahmen. DieEinsicht, daß in Gen 9,1-3 und Gen 1,28-30 nicht nur identisches Materialund identische Vorstellungen auftreten, sondern daß sich Gen 9,1-3 alsTransformation von Gen 1,28-30 erweist, hat eine nicht unerhebliche Kon
sequenz. Gen 1,28-30
hat - wenn man überhaupt an dieser Stelle Anhalt fürliterarkritische Operationen finden will212 - dem Verfasser von Gen 9,1-3bereits in dieser Form vorgelegen. Wir haben es also mit einer geschlossenen Konzeption zu tun, die - auch in Gen 1,28-30 - PG zuzuweisen ist.
Auf die übergreifenden Bezüge, die zwischen Gen l,26f; 5,1 und 9,6 bestehen, ist bereits eingegangen worden.213 Der durch die Gottebenbildlichkeit konstituierte, die Polarität von Schöpfung und Flut übergreifende Zusammenhang legt es nahe, Gen 9,6b nicht als Zusatz aufzufassen, sondern
den Wechsel in die 3. Pers. als ausdrückliches Zitat zu interpretieren.214
Die partielle Revision der Schöpfungsordnung in Gen 9,1-7 hat nicht zuletzt das Ziel, einen zur Wiederholung der Universalkatastrophe führenden
Gen 1,28.30
D-otön eyur D i... p^r r4^ ton 'PD'?!
... wn rem rm ...28
212 Cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 14.73; T. Pola, Priesterschrift, 343.213 S.o. II.2.1.3.
214 Cf. jetzt auch U. Neumann-Gorsolke. Herrschen, 249.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 83/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 83
und damit - gemäß dem Tun-Ergehen-Zusammenhang215
- ebenso universalen Sintflutanlaß zu verunmöglichen. Die die Sintflut auslösende „Gewalttat" (DOn) ist zwar als solche nicht völlig ausgeschlossen, aber zum einen,was die Tötung von Tieren durch den Menschen anbelangt, nunmehr parti
ell erlaubt, zum anderen, was die Menschentötung angeht, der einzelfallbezogenen Sanktion durch die Gottheit anheimgestellt. Erst auf diesem Hintergrund kann die Absicht Gottes, durch keine weitere Sintflut die Erde
heimzusuchen, ausdrücklich erklärt werden. Dies erfolgt mittels der Bun-des-theologie in Gen 9,8-17.
3.3.3 Bundesschluß oder Bundesverheißung (Genesis 9,8-17)?
<8' Und Elohim sprach zu Noah und seinen Söhnen, die bei ihm waren: *9) Ich aber,ich errichte sogleich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkommen nach euch
C°) und mit allen Lebewesen, die bei euch sind, an Vögeln, an Vieh und an allem
Leben der Erde bei euch, von allen (angefangen), die aus der Arche gekommen sind,
mit Blick auf alles Leben der Erde.216
(") Ich errichte meinen Bund mit euch, sodaß
niemals wieder alles Fleisch vertilgt werden soll von den Wassern der Sintflut, und
keine Sintflut mehr kommen soll, die Erde zu verderben.
*12
> Und Elohim sprach: Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich jetzt schließe,
zwischen mir und euch und allen lebendigen Wesen, die bei euch sind, für ewige Generationen. ( l 3 ) Meinen Bogen stelle ich (hiermit) in die Wolken; und der soll ein
Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde. (14)
Wenn ich nun Wolken aufziehen
lasse über der Erde, und der Bogen in den Wolken erscheint: <15
' Dann will ich mei
nes Bundes gedenken, der zwischen mir und euch besteht und allen lebendigen We
sen, mit allem Fleisch; und das Wasser soll niemals wieder zur Sintflut werden, um
alles Fleisch zu verderben. <16
* Wenn der Bogen in den Wolken steht, will ich ihn
ansehen, um eines ewigen Bundes zu gedenken zwischen Elohim und allen lebendi
gen Wesen, mit allem Fleisch, was auf Erden ist.(,7) Und Elohim sprach zu Noah: Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich errich
tet habe zwischen mir und euch und allem Fleisch, was auf Erden ist.
Bereits die oberflächliche Lektüre von Gen 9,8-17 hinterläßt den nicht unberechtigten Eindruck: dem Gedankengang ist nur schwer zu folgen, da esin dem Textstück von Wiederholungen nur so wimmelt, so daß es für den
Literarkritiker geradezu ein Eldorado darstellt. Insofern hat es an Versuchen
215 Daß die Differenz der biblischen Sintfluttraditionen gegenüber den mesopotamischen
Quellen vor allen Dingen darin besteht, daß der Sintflutstoff nach dem Tun-Ergehen-Zusam
menhang interpretiert wird, hat vor allem V. Fritz, „Solange die Erde steht", 599-614, pointiert für
das nichtpriesterschriftliche Stratum herausgestellt. Bei genauerem Hinsehen trifft dies allerdings
vor allen Dingen für die Priesterschrift zu, die Sintflutanlaß - also die Verfehlung aller, Mensch
wie Tier - mit dem entsprechenden Ergehen - also der Universalkatastrophe - korreliert. In der
nichtpriesterschriftlichen Tradition liegen die Dinge indes signifikant anders; s.u. III.3.
216 H. Holzinger, Genesis, 74f, will in v.lOb mit LXX p « n rvn 737 streichen und hält das D
in 730 für eine Dittographie aus CDPIR.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 84/268
84 Die Priesterschrift in de r Urges chi cht e
nicht gemangelt, hier entsprechend tätig zu werden.217 Aber auch der Formkritiker findet vielfaltige Ansatzpunkte, um die literarische Einheitlichkeitvon Gen 9,8-17 mit einigermaßen gutem Gewissen zu vertreten.2'8
Die literarische Analyse der Perikope Gen 9,8-17 ist darüber hinaus zu
sätzlich mit einem gewichtigen Deutungsproblem verbunden. Der Text enthält zwar klare Gliederungshinweise, ein expliziter Bundesschluß,219 derlaufend angekündigt (v.9.11) und dessen Zustandekommen denn auch inv.17 konstatiert wird, ist indes literarisch schwer zu verorten und kommt -wenn überhaupt - nur vermittelst des Bundeszeichens vor.220 Entsprechendwird der Text - literarkritisch reduziert - auch als ursprünglich reiner Verheißungstext interpretiert.22'
Die Auffälligkeit, daß sich innerhalb von Gen 9,8-17 drei Redeeinleitungen finden (v.8.12.17), in denen sich die Gottheit zunächst an Noah undseine Söhne wendet (v.8), in v.12 die Adressaten von v.8 durchgehaltenwerden und die Gottheit in v.17 dann abschließend allein zu Noah spricht,ist nur im Zusammenhang von Gen 8,15-9,17 zu durchschauen, fügt sich
217 R. Smend, Erzählung, 9, hält im Anschluß an J. Wellhausen Gen 9,8-17 für ein von Püberarbeitetes Stück aus J; cf. auch K. Budde, Litteratur, 54. G. von Rad hat in seinem Frühwerk(Priesterschrift, lff; cf. auch ders., Genesis, 110) zwei Fassungen aus Gen 9,8-17 herauspräparieren können - das Paradebeispiel für seine Gesamtthese von der Zweisträngigkeit der Priesterschrift: „So liegen also zwei vollständige Versionen über das Wesen des Noahbundes vor, einTextverlust ist nirgends sichtbar". C. Westermann, Genesis, 631 ff, konstatiert in v.11.14-16 Dubletten, die auf die Verarbeitung einer Vorlage von P hinweisen sollen. Die Einheitlichkeit insbesondere von Gen 9,12-17 ist auch von E. Zenger, Gottes Bogen, 1051T, in Zweifel gezogen worden. E. Zenger scheidet v.l2b.l6f aus. Insbesondere auf die Argumentation von E. Zenger ist einzugehen (s.i.f.), da die Kritik von N.C. Baumgart, Umkehr, 402f, an dieser Stelle nichtdurchschlagend ist. M. Witte, Urgeschichte, I44f.333, hält nur v.löf für einen P s-Nachtrag.
218 Für einen geschlossenen Text votieren etwa H. Gunkel, Genesis, 150, der die Wiederholungen auf die .große Feierlichkeit' des Abschnitts zurückführt, S.E. McEvenue, The NarrativeStyle, 73ff, O.H. Steck, Todesstrafe, 121f, und N.C. Baumgart, Umkehr, 402f.
219 Es ist im Gefolge der Untersuchungen von E. Kutsch (etwa: Art. ITTD, 3450 oftmals darauf hingewiesen worden, daß der Gehalt des deutschen Wortes „Bund" als einer wechselseitigenVerpflichtung insbesondere an dieser Stelle der Semantik von JT~Q nicht entspricht, so daß hierangemessener von einer einseitigen Selbstverpflichtung bzw. Zusage Elohims auszugehen ist. Indiesem Sinne wird im folgenden das Wort „Bund" aufgefaßt. Einen Überblick zur Bundestheologie bieten: E. Otto, Ursprünge, 2-37; E. Zenger, Bundestheologie, 13-41; J.C. Gertz, Art. Bund.II., 1862-1865. H.-C. Schmitt, Arbeitsbuch, 200-207. J. Day, Why Does God „Establish" rather
than „Cut" Covenants, 91-109, hat zuletzt die Bundesterminologie der Priesterschrift untersuchtund darauf hingewiesen, daß die für P einschlägigen Formulierungen II' U C*p~ (Gen 6,18;9,9.11.17; 17,7.19.21; Ex 6,4) und ITD ;rß (Gen 9,12; 17,2) in deutlicher Differenz zur WendungfVQ FTD, deren kultischer Gehalt - im Gegensatz zur Auffassung von E. Kutsch - nicht aufgehoben werden kann, auf eine opferfreie Bundesvorstellung abzielen.
220 Cf. auch W. Groß, Bundeszeichen, 104. Der eigentliche Bundesschluß wird an verschiedenen Stellen angesetzt. Kandidaten sind v.l2f- so etwa W. Groß, a.a.O., I06f, ders., Zukunft fürIsrael, 52 -, v.I3 - so etwa U. Rüterswörden, dominium terrae, 137 - oder auch v.l5b - so S.E.McEvenue, The Narrative Style, 77.
221 Cf. C. Levin, Verheißung, 231.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 85/268
Die Kom posi tio n der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6- 9) 85
dann aber in den Gesamtaufbau der die Sintflut abschließenden Gottesredender Priesterschrift.222 Die vielfältigen Wiederholungen sind durchweg stilistischer Art und keine Hterarkritisch relevanten Dubletten, ebensowenigfindet sich ein echter sachlicher Bruch. Allenfalls springt der Wechsel in
die dritte Person in v. 16 ins Auge (CTT^R), aber auch das ist gut erklärbar.Diese Behauptung gilt es im folgenden zu begründen. Auf die Redeein
leitung in v.8 folgt in v.9-10 die Ankündigung des Bundesschlusses und dieNennung der Bundespartner. Der Bundesschluß wird im futurum instans inAussicht gestellt (D*pO "Hn).223 Er bezieht sich zunächst auf Noah und seineSöhne, aber auch auf ihre Nachkommen - das Motiv des dauerhaften Bundes v. 12b. 16b kündigt sich bereits hier an. Genannt werden dann die Tiere,
allerdings nur die, die mit aus der Arche herausgekommen sind - also nichtdie Fische. Die Aufzählung erfolgt reihend. Der Rückgriff auf den Auszugaus der Arche verbindet auch die Bundesschlußperikope mit der ersten Elo-himrede Gen 8,15-19.
Auch der Inhalt des Bundes wird in v. 11 zunächst im Modus der Ankündigung festgelegt. (CDntf TV~nT)K) TOpm ist als anknüpfende bzw. wiederaufnehmende Progreßform224 futurisch aufzufassen. In v. 17 wird dannentsprechend die erfolgte Einsetzung des Bundes(zeichens) vermerkt.225 Die
beiden Zusagen der Gottheit (v.l laß; v.l lb) sind durch das einleitende KVIvoneinander abgesetzt. Dem Sachgehalt nach wird zwar im wesentlichenIdentisches ausgesagt. Es handelt sich aber keineswegs um Dubletten, diezu literarkritischen Operationen nötigen würden - zumindest nicht auf derEbene von PG; allenfalls kann mit der Verarbeitung einer Vorlage gerechnetwerden, aber auch das ist u.E. nach nicht hinreichend wahrscheinlich zumachen. Denn S.E. McEvenue hat zu Recht darauf hingewiesen, daß diebeiden Bestimmung chiastisch angeordnet und folglich als Einheit zu interpretieren sind:226
222 S.o. II.3.3. C. Levin, Verheißung, 231f. Anm. 127, ders., Der Jahwist, Ulf, hat die Redeeinleitungen in Gen 9,8-17 auf verschiedene Wachstumsstufen hin gedeutet und nimmt als P(l
zugehörigen Textbestand in Gen 9,1-17 lediglich v.8f.l laßb an. Indes scheint es fragwürdig, ob essich in v.l laa tatsächlich um eine sekundäre Wiederaufnahme handelt, die um der Einfügung vonv.10 willen nötig geworden sei. Denn v.10 weicht der Sache nach nicht von v.9 ab, sondern weitetdie Bundespartnerschaft lediglich auf die Tiere aus; die Anfügung von v.l laßb hätte der erneuten
Einleitung-die der Erweiterung durch v.10 ohnehin nicht Rechnung trägt- nicht bedurft.223 Cf .W. Groß, Zukunft für Israel, 51; O.H. Steck, Todesstrafe, 121.224 Cf. W. Groß, Zukunft für Israel, 51.225 S.i.f.
226 S.E. McEvenue, The Narrative Style, 73. Die Dubletten in v.l 1 betont hingegen wieder H.Seebass, Genesis I, 227; cf. auch C. Westermann, Genesis, 63 If, der hier die Verarbeitung einerVorlage vermutet. Hauptindiz hierfür ist das für die Priesterschrift in diesem Zusammenhang ungewöhnliche HTD. Der Wechsel von n~D und fTO kann aber auch aus literarischen Gründen erfolgt sein. Auf die von S.E. McEvenue angestellten Überlegungen zur Form des Verses gehen
beide Autoren nicht ein; s.i.f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 86/268
86 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
A Tl» -1D3"^D n*D»"l6l
B "713D TU? r n r ^? iA p m nnö1?
Eine vergleichbare Verschränkung von rechtlich relevanten Fällen war bereits in Gen 9,5 zu beobachten. Daß es bei den kunstmäßig verketteten synonymen Verpflichtungen der Gottheit in v. 11 lediglich um einen Grundgedanken geht, wird auch mit Blick auf v. 15b deutlich. Der Vers nimmt zwarGen 6,17a zum Teil wörtlich auf:227
Gen 6,17a - le n
- 1
» nno
1
? p w r t ö D r a VoorrnK tfaD *xn »amGen 9,15b Tta" 1 » nnö1? "TIDO1? o*Dn ti» rn n^ i
Zugleich gilt aber Gen 9,15b kotextuell als Realisierung der Ankündigungvon v. l l (Tßpm); der Verfasser kann also auch in einem Satz (v. 15b) sagen, was er in der Ankündigung (v.l 1) breiter ausmalt. Da v. 15b literarischvon Gen 6,17a abhängt, hat man in v.ll weniger mit einer zusätzlichenVorlage zu rechnen, die dort verarbeitet wurde, als vielmehr mit einer Auf
weitung von v.l5b, und zwar bei gleichzeitigem Rückgriff auf Gen 6,17f.Daß gerade diese Option nicht zu vernachlässigen ist, zeigt sich daran, daßauch die Verpflichtung in v.ll direkt auf den P-Prolog der Sintfluterzählung Bezug nimmt.228 Im Hintergrund von v.ll steht wohl Gen 6,17.18a,denn das Material wird chiastisch rezipiert:229
A p w r t f l D-n "TODir™ t o o *an *3Ki <6-1718a>
sniT p i a n o « bo D-otin nnnn D"n i m ta~nön ~IÖ2"^D nnö
1
?B -\m vramn TOpmB DDPK TroTH TDpm <?.»)
A *?130n 'DD TUJ "lÖD^D THyMÖ)p « n mvb 'TOD TUJ rrmAfri
227 Den Bezug zwischen beiden Stellen könnte der Verfasser zusätzlich durch die chiastischeVerschränkung von l7QO und CO unterstrichen haben.
228 Cf. die Auflistung der Lexementsprechungen bei S.E. McEvenue, The Narrative Style, 73.229 Cf. auch die instruktive Übersicht bei E. Zenger, Gottes Bogen, 113. Der Bezug zwischen
Gen 6,18 und 9,1 Off wird von H. Seebass, Genesis I, 212, mit dem Argument in Frage gestellt, daßsich die tTTD in Gen 6,18 an Noah richte, in Gen 9,1 Off hingegen die Nachkommen einbeziehe.Die inhaltlich differierende Füllung und die unterschiedliche Adressierung ändert allerdings nichtsan dem literarisch deutlichen Inklusionscharakter von Gen 6,18 und Gen 9,11. Zudem macht es diechiastische Rezeption von Gen 6,17f in 9,11 sehr unwahrscheinlich, daß es sich in v.l laa um eineliterarkritisch relevante Wiederaufnahme handelt, die im Zusammenhang einer Aufweitung von
v.9f steht; gegen C. Levin, Verheißung, 230 Anm. 119, u.a.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 87/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 87
Damit stellen Gen 6,17f und 9,11 eine Rahmung der Sintfluterzählungdar.230 Die enge literarische Zusammenbindung von Flutprolog und Gen9,11.15b läßt den Schluß zu, daß Gen 9,8-17 zumindest in den wesentlichen Zügen - also auch einschließlich der mehrfachen Redeeinleitungen -
zu PG zu rechnen ist; dies wurde auch bereits an anderer Stelle deutlich.231
Nach den Ankündigungen des Bundesschlusses in Gen 9,9.11 kreist Gen9,12-17 insgesamt um das Thema des Bundeszeichens. Wenn überhaupt,dann wird im Modus der Einsetzung des Zeichens der ab v.9 unter Festlegung der Partner und des materialen Gehaltes angekündigte Bundesschlußvollzogen. Wir hatten bereits darauf hingewiesen, daß die Verortung desexpliziten Bundesschlusses ein Interpretationsproblem des Abschnitts darstellt. Da der Verfasser von Gen 9,12-17 mit deutlichen formalen Gliederungshinweisen nicht gespart hat,232 versuchen wir, mittels formanalytischerBeobachtungen zu einem Lösungsvorschlag zu gelangen. Zunächst ist festzuhalten, daß Gen 9,12 und 9,17 einen Rahmen bilden, auch wenn in v.17der Adressatenkreis auf Noah eingeschränkt ist. Beide Verse sind weitgehend parallel gestaltet, es ergeben sich allerdings Verschiebungen en detail:
Gen 9,12 Gen 9,17
wnm -on nr*7K o-rr?« notnnnarrrr» rm n-nrrrnN n«tT 3 p '3K-"IPK TD TTDpn im
rrnösrbD j-ai pyrai "ifcrto p id?iu mt> n riK im yiKrbs im
Die - durch Unterstreichung hervorgehobenen - Abweichungen sind alleerklärbar. Sie rühren vor allen Dingen daher, daß beide Verse, wie sich imFortgang der Untersuchung zeigen wird, über die Rahmung des Abschnittsv. 12-17 hinaus noch andere Funktionen haben. Wir nehmen zunächst Gen9,12 in den Blick, denn der Vers steht im engen sachlichen Zusammenhangmit dem folgenden v.13. Der Konnex zwischen beiden Versen wird vomVerfasser auch formal durch die übliche Manier hervorgehoben:233
230 Eine weitere Rahmung ist durch die chiastische Rezeption von Gen 6,10 in 9,18*.19 ge
geben; s.o. 11.3.1. Die doppelte Rahmung der Sintfluterzählung von P ist dabei insgesamt wiederum chiastisch angelegt: A: Gen 6,10; B: Gen 6,17f; B': Gen 9,11.15b; A': Gen 9,18f.
231 S.o. 11.3.3.
232 Daß Gen 9,12-17 eine Ringkomposition darstellt, betont auch H. Seebass, Genesis I, 206.Einen detaillierten Vorschlag zur Form von Gen 9,12-17 hat S.E. McEvenue, The Narrative Style,75ff (bes. 77), vorgelegt. S.E. McEvenue versucht v.l5b als Zentrum einer konzentrischen Textanlage zu erweisen, der zugleich die eigentliche Selbstverpflichtung, den Eid Elohims bieten soll.Überlegungen zur Komposition finden sich auch bei W. Groß, Bundeszeichen, 104ff; s.i.f.
233 W. Groß, Bundeszeichen, 106f, ders., Zukunft für Israel, 52, spricht lediglich von einer
Korrespondenz der beiden Verse.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 88/268
88 Die Priesterschrif t in der Urgeschichte
A rr-qrrrnK n«t DTT?« notn
B dra rni7 DZTIK -KÖR rrn tösr^D roi D3T31 T S p "ar-KÖRB pja TTD TitöpTiR
A fi«n rai 'ra rr-nreR1? nrrm
Gerade diese enge literarische Verknüpfung ist aber für die Interpretationdes Bundesschlusses von außerordentlicher Wichtigkeit. Es wird deutlich,daß beide Vorgänge auf derselben zeitlichen Ebene liegen. In Gen 9,13handelt es sich - nach dem Partizip jre 'JR in v. 12 - um einen präsentischzu übersetzenden Koinzidenzfall.234 Der eigentliche Bundesschluß findet inv.l2f statt. Hat v. 12 innerhalb von 9,8-17 eine Doppelfunktion -, nämlichzum einen Element des Rahmens zu sein, zum anderen zusammen mit v.13eine literarische Einheit zu bilden , dann erklärt sich auch eine Abweichung mit Blick auf v. 17. Das differierende ]re "R und Tinpn ergibt sich ausdem jeweiligen Kotext. Gen 9,12 (Tu MR) dient als Vorbereitung von v.13(Tire), während Gen 9,17 (Tßpn) das Gesamtresumee zieht235 und v.9.11aufnimmt (n'pn 'in; Tinpm).
Die bisherige Analysetechnik bewährt sich bei den verbleibenden v.14-16, die den Blick auf das zukünftige, der Selbstverpflichtung gemäße Ver
halten Gottes richten und damit den genaueren Sinn des Bundeszeichensoffenlegen. Denn auch diese Einheit ist literarisch auf die schon gewohnteArt und Weise zusammengebunden. Auf den ersten Blick zerfällt der Abschnitt in zwei Teile (v.l4f; v.16), die im wesentlichen parallel angeordnetsind und jeweils durch irm bzw. nrrm eingeleitet werden. Eine Sonderstellung kommt allein v.l5b zu - die Differenzen sind wiederum unterstrichen:
Gen9,14f Gen 9,16rorm psn-4?:; ]iv sag rrm rrmm p»a ncöpn nrrm
]iv2 ncöpnD3T31 -T2 TBfc TTOT» TTOTI OVh» p üVu? tlTD "13Tb
-icn-bra rrn Ktor1» p i IÖD^DD rrn öarbs p ipRir^p IPR
"pnnb p'pn TU; TTT^TIiiP3"b3 nno1?
234 Cf. etwa U. Rüterswörden, dominium terrae, 137, mit Nennung älterer Literatur; demschließt sich jetzt auch W. Groß, Zukunft für Israel, 52, an - eine Korrektur des in einer früherenPublikation noch schwankenden Urteils: ders., Bundeszeichen, 107 (cf. aber S. 104). Es dürfte sichum einen Gen 1,29; 9,3b analogen Fall handeln. Anders etwa S.E. McEvenue, The Narrative Style,75, H. Seebass, Genesis I, 227, OH. Steck, Todesstrafe, 121, die TTO als Erläuterung von v.12perfektisch übersetzen.
235 Mit Blick auf die Verbform TCpTI liegt an dieser Stelle, anders als in v.13, keine Koinzidenz von Sprechakt und Handlung vor; cf. W. Groß, Zukunft für Israel, 52; O.H. Steck, Todesstrafe, 119.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 89/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 89
Zweifellos bildet Gen 9,15b (Tftcrto nnö'p blieb man TU? TFVmtrt), der indem v.M. 15a parallelen v.16 keine Entsprechung hat, das Zentrum vonv. 14-16 - darin ist S.E. McEvenue zuzustimmen.236 Er greift - wir hattendarauf hingewiesen - der Sache nach auf v.ll zurück,237 also auf die in
Aussicht gestellte Selbstverpflichtung Elohims, die mit der Setzung desBundeszeichens als ratifiziert gelten kann. Die Zentralposition von v,15bhat der Verfasser nun zusätzlich dadurch unterstrichen, daß er die Elemententn und ]iSü nc?pn (v. 14.16aba) chiastisch anordnet:
A nntrm p^rr1?!? ]is "W2 rrmB pjn ne?pn
-iD3"bD3 rrn BÄHT4» yx
ccra i »ya ~IÖK TT-DT»
t ronD -lön- D nnö1? "TQD1? D'an TU? rrrr"MfVi
B ]:v3 nppn nrrm
A rHTftTjpwr4?» ~KÖ« •ftn-J?ra rrn Bter4» pn OTT?« p D^I:? rr~o "orb
Die Kompositionsstruktur von Gen 9,8-17 sieht also folgendermaßen aus:
Ankündigung +
Bundespartner
Inhalt
Rahmung (v. 17)
Bundesschluß
TUSÖ TIR m~*m\ rü"4» DTT^R "tum<8)
DDTO " r r m » u-pn 'an TRI (9)
mnnR DDinmw
DDI-IK "KÖR rrnn aterta n«i(10)
Don« p *n rrn-tam norna ^i^np w i rrn ^ rann ter ^nnsnn T T O T H mopm(ll)
A Tifl -ra-ta rron^iB "713Qn 'DO
B TDD TU? r r m ^A pwi nnö^A rnarnr» rw DTT?« Tom (12)
B rrn ösrbo rai DD-rm T3 JTD «xrntiMobij? r r r t DDn« TÖK
B ]3un -nra Tie?p~nK<13)
A p«n pn 'ra rvn rwh> nrrm
236 S.E. McEvenue, The Narrative Style, 77. Die Einheit reicht aber eben nur von v.14 bisv.16 und umfaßt nicht v i 3-16; v i 3 ist formal keineswegs eingebunden, wie S.E. McEvenue,
a.a.O., in seiner Kompositionsskizze nahelegt. S.E. McEvenue stellt bei seiner Analyse um derIntegration von v.13 willen das Element DSD ntipn in v.14 nicht in Rechnung, das aus der vonihm angenommenen literarischen Struktur - „a curious mixture of panel-writing and of pali-
strophe" (a.a.O., 77) - herausfällt bzw. diese verunmöglicht.
237 Ein analoger Fall ist die übergreifende Verbindung von Gen 8,17b und Gen 9,7; s.o.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 90/268
9 0 Die Prieste rschrif t in der Urg esc hichte
Zusicherung für A rCTTOI fTWir^f l ]3P "OBO !TiTI ( U )
die Zukunft B TTOT» T T D r i ( 1 5 ) JßQ HÖpn
-ircr^ rrn ösrbs pn oyrai TD ~IÖKc löa^PD nntö1? ^iiab n-an T\B n-n*-«1?!
B pm nöpn nrrm(16)
A rrrnmi m ÖSJ-^D ysn artT* p c^iu m a -orb
Rahmung (vi 2) mamr» nw nr1?« D*rr?« "tarnpwr1?» ~IÜR -iö3_L?3 yy\ T3 -nopn -KÖK
Daß es sich hier literarisch um einen in sich geschlossenen Wurf handelt,dürfte mehr als wahrscheinlich sein. Zumal auf diesem Hintergrund weitereVerklammerungen zu konstatieren sind, die die Einheitlichkeit von v. 12-17zusätzlich untermauern und Darstellungsnuancen des Verfassers erklären.
Zunächst eine Beobachtung, die die Ebene der wohl rein kunstmäßigenGestaltung betrifft und sich nochmals auf Differenzen zwischen den Rahmenzeilen von Gen 9,1-17 bezieht. Vergleicht man nämlich die Rahmenverse v.12 und v.17, so ist festzustellen, daß die Bundespartner teilweise
unterschiedlich bezeichnet werden. In v. 12aß wird der Bund zwischenfTTI Etorts "31 D3T31 T3 geschlossen, in v. 17bß hingegen als zwischenpaVT1?» -im -fea-1» p v m vollzogen behauptet. Der Wechsel läßt nunnicht auf eine literarische Schichtung schließen, sondern erscheint in einemanderen Licht, wenn man zusätzlich in Rechnung stellt, daß in dem Binnenrahmen des Abschnitts v. 14—16 die v. 14.15a und v. 16 nicht nur jeweils diebeiden Bezeichungen -IÖ3"J?33 rrn öor'PD (v. 15aß; v.löb), die der Verfasserim äußeren Rahmen verwendete, auftauchen, sondern in v.l5aß dieFormulierung von v.l2aß, in v.l7bß die von v.löb aufgenommen wird. Esliegt somit eine ausgesprochene Regelmäßigkeit vor:238
v.l2aß rrn PBJ-*7D p i CDTJ I T J
v. 15aß 103-^33 rrn PBr*73 ]'31 C3T31 -T3
238 Damit fallt auch ein Licht auf die spezifische Formulierung von Gen 9,13b, wo als Bun
despartner nur Gott und die Erde auftauchen: die intendierte Komposition soll nicht gestört werden. Auch v.l5b kann in diesem Zusammenhang vernachlässigt werden, da sich hier "1D3'72 nichtauf die Bundespartner, sondern auf eine Vernichtungsaussage bezieht. Zur Semantik von 1tDr7D
innerhalb der Priesterschrift cf. H.-J. Stipp, „Alles Fleisch", I72f. 181. -IBQ~'?3 bezeichnet sowohlTiere, und zwar nur Land- und Lufttiere, als auch Menschen. Eine besondere Schwierigkeit stelltallerdings das beth essentiae in v.löb dar. Wenn rrn ÖSJ_ 172 an dieser Stelle nur die Tiere bezeichnen sollte - rrn ÖSr^D wird als Teilmenge von ~&2~ LTO genannt -, dann würde sich derdauerhafte Gottesbund an dieser Stelle nur auf die Tierwelt beziehen. Es handelt sich, das sei ausdrücklich festgehalten, um ein Interpretationsproblem, daß durch die Annahme literarischerSchichtung auch nicht gelöst wäre.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 91/268
Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6-9) 91
v. 16b prerjgg Tgjg nsn-^sn n-n ös]"b3 ]m DTI K pv.l7bß pKrrbi? nos 103- 3 rgn -rn
Der Binnenrahmen in v. 15f bietet eine Kombination von Elementen der
äußeren Rahmung v.12.17, zugleich werden aber auch v.12 und v.15 sowiev. 16 und v. 17 zusammengebunden.
Von größerem Gewicht sind natürlich einige Eigenheiten, die die Verwendung des für den gesamten Abschnitt maßgeblichen Lexems betreffen,also die n""Q, die - gewiß nicht zufällig - insgesamt siebenmal239 vorkommt. Diese wird nun im Ankündigungsteil v.8-11 als Bund Gottes,„mein Bund" (TT""Q), und nur so bezeichnet (v.9.11). Anders liegen die
Dinge hingegen in v. 12-17: n*~n wird fünfmal erwähnt - aber mit entsprechenden Variationen. Eine Übersicht soll das Problem verdeutlichen undzugleich eine Erklärungsmöglichkeit anbieten:
A v.12 n-nrrniR n«tB v.13 n-n mvö
C v.15 -n-nB v.16 tfns n-n
A v. 17 rrorrn» n«r
Die Belege in den Rahmenzeilen A (v.12.17) sind identisch: der Verfasserverbindet das Demonstrativpronomen jeweils mit der determinierten n—n.Anders liegen die Dinge in v.13 und v. 16 (B), und zwar insofern er n , -n
jetzt jeweils indeterminiert konstruiert. Im Zentrum C (v.15) steht dann diedurch das Suffix der 1. Pers. determinierte n—n.240 Besonderes Interesse
wecken natürlich die beiden indeterminierten Belege der n—n. Deswegensei hier ein Deutungsversuch gewagt. Während in v.12 und v.l3a das Zeichen der bereits angekündigten und von daher an dieser Stelle zu Recht determinierten n—n benannt (n—nrrmtf FW), d.h. mit dem Bogen in den Wolken identifiziert und der Bund damit geschlossen wird, zielt v.l3b auf diezukünftig (rBTiD) gültige Funktion des Bogens als eines Bundeszeichens ab- es kann also noch andere Bundeszeichen geben241 - und leitet damit be-
239 Ebenso wie das Lexem KH3 in Gen 1,1-2,4a siebenmal und erkennbar strukturierendverwendet wurde; s.o. II.1.1. Dasselbe gilt auch für das Stichwort "TOD innerhalb der prie-sterschriflichen Sintflutperikope: Gen 6,17; 7,6f; 9,11 (bis). 1 5.28.
240 Die Nähe zu v.l 1 ist in v.15 ohnehin durch v. 15b gegeben.241 fP'U {1W ist nur in Gen 9,16 und Gen 17,11 belegt und hat an beiden Stellen dieselbe
Funktion - ungeachtet der literarischen Probleme der Abrahamsberit in Gen 17. Gerade das Bundeszeichen Gen I7,9ff könnte ein Nachtrag sein. Eine Gen 9,12f vergleichbare Einsetzung einesBundeszeichens findet sich in Gen 17,9ff allerdings nicht; 1P' U I iIW ist nur in Gen 9,12.17 be
legt.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 92/268
92 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
reits zu v.14 über. Eine vergleichbare Interpretation legt sich auch in v.16nahe. Gott sieht den Bogen in den Wolken, um sich an einen dauerhaften
Bund zu erinnern, d.h. der hier geschlossene Bund gehört zur KlasseDfoUJ rr""a.242 Trifft diese Deutung zu, dann erklärt sich auch der folgende
Wechsel in die dritte Person (GTI^K): es handelt sich um einen Bund, derzur Gattung „dauerhafter Gottesbund" gehört - Gott tritt zu seinem Handelngewissermaßen in exzentrische Positionalität.
Wenn diese Interpretation zutrifft, dann hat der Verfasser von Gen 9,8-17 das Lexem rr-Q auf eine gezielte und systematische Art und Weise verwendet. Sowohl die Siebenzahl als auch die Anordnung der rr~Q sprechenfür eine von vorneherein einheitliche Konzeption der Bundesschlußperiko-
pe der Priesterschrift.
243
Auf diesem Hintergrund kann auch erklärt werden, wieso die DVID m aerst in v.16 auftaucht: Siebenzahl und kompositioneile Setzung sollen nichtdurchbrochen werden. Allerdings fällt die •Viu CT"0 auch nicht aus heiteremHimmel, sondern ist vom Verfasser vorbereitet worden, und zwar zum einen in v.9, der das Motiv der Dauer über die Nachkommen gewissermaßeneinführt (ODHntl DDJTIT), und dann in v.12, der direkt das einschlägigeStichwort nVu) verwendet, es allerdings - in Aufnahme von v.9 - zunächst
mit der Generationenfolge verbindet (cbiv mt1?), bevor es - gleichsam alsHöhepunkt - in v.16 mit d e r m a kombiniert wird.
Mit dieser Linie sind wir auch schon bei der Fortsetzung der Priesterschrift nach der Sintflut angelangt. Denn schon das Stichwort DD—inR D^mtaus v.9 drängt geradezu auf die Völkertafel hin.
4. Die Komposition der priesterschriftlichen Völkertafel (Genesis 10*)
(1) Dies sind die toledot der Söhne Noahs Sem, Harn und Japhet , und es wurden ihnen
Söhne geboren nach der Flut.
<2' Die Söhne Japhets: Gomer und Magog und Madaj und Jawan und Tubal und
Meschek und Tiras. <3> Und die Söhne Gomers: Aschkenas und Rifat und Togarma.
242 Dieselbe Verwendungsweise dürfte an allen Belegstellen von c'Til? rr~Q vorliegen; im P-Kontext: Gen 17,7.13.19; Ex 31,16; cf. auch Ez 16,60; 37,26.
243 Im Gegensatz zur Einheitlichkeit der Bundesschlußperikope in Gen 9 ist die Sachlage inGen 17 bekanntermaßen erheblich komplexer; cf. etwa die Analyse und Übersicht bei S.E. McE-venue, The Narrative Style, I45ff.l92; K. Grünwaldt, Exil und Identität, 18ff (cf. J.C. Gertz, Rez.von K. Grünwaldt, 155-159); H. Seebass, Genesis II, 11 lf. B. Ziemer, Abram - Abraham, 277,rechnet zuletzt überhaupt nicht mehr mit der Priestergrundschrift innerhalb der Erzvätererzählungen und spricht auch Gen 17 PG zugunsten einer ins 400. Jh. v.Chr. zu datierenden Endkompositi-
onsschicht generell ab.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 93/268
Die Komposition der priesterschriftlichen Völkertafel (Gen 10) 93
<4) Und die Söhne Jawans: Elischa und Tarsis[, Kittim und Rhodanim].244 <
5> Von die
sen verzweigten sich die Gestade der Völker, in ihren Ländern - jeder nach seinerSprache nach ihren Sippen, in ihren Völkern.
(6' Die Söhne Harns: Kusch und Ägypten und Put und Kanaan. <7> Die Söhne
Kuschs: Seba und Hawila und Sabta und Ragma und Sabtecha. Die Söhne Ragmas:Schaba und Dedan. ... <20> Dies sind Hams Söhne nach ihren Sippen, nach ihren Sprachen, in ihren Ländern, in ihren Völkern. ...
<22) Die Söhne Sems: Elam und Assur und Arpachschad und Lud und Aram. (23)Und die Söhne Arams: Uz und Chul und Geter und Masch. ... <31) Dies sind die Söhne Sems nach ihren Sippen, ihren Sprachen, in ihren Ländern nach ihren Völkern.
(32) Dies sind die Sippen der Söhne Noahs nach ihren Geschlechtern, in ihren Völkern, und von diesen verzweigten sich die Völker auf der Erde nach der Flut.
Die Völkertafel in Gen 10 enthält deutlich heterogene Stoffe. Lassen sichdiese noch einigermaßen sicher abgrenzen245 - das Textstratum, das gut erkennbar die Grundstruktur der Völkerliste bereitstellt, umfaßt Gen 10,1-4a.5-7.20.22f.31f, dem dann Gen 10,8-19.21.24-30 gegenüberstehen -, soist doch ihr literarischer Charakter und ihre Zuordnung umstritten. Wirrechnen mit einer der Priesterschrift zugehörigen Grundschicht und mit einer redaktionellen Ergänzungsschicht. In diesem Zusammenhang geht esuns allerdings nur um die Analyse der P-Anteile. Die Eigenart von Gen10,8-19.21.24-30 wird an anderer Stelle ausführlich untersucht.246
Aufgrund der vorangegangenen Beobachtungen zu den priesterschriftlichen Texten, insbesondere aufgrund der eindeutigen Zuordnung von Gen9,18f* zu PG, ist eine Fortsetzung in Gen 10* geradezu unabdingbar.247 Wodiese zu suchen ist, zeigt sich bereits anhand der literarisch-formalen Hinweise im Text.
Die bisher untersuchten priesterschriftlichen Anteile an der Urgeschichte
zeichnen sich durch eine gewisse Regelmäßigkeit aus. Zunächst sind wichtige Textblöcke alle mit einem chiastisch aufeinander bezogenen Rahmenversehen. Dies gilt für Gen 1,1 und Gen 2,4a, aber auch für Gen 6,10 undGen 9,18P. Mit vergleichbaren literaturtechnischen Ambitionen ist dennauch die Völkertafel in Gen 10*, genauer: das Über- und Unterschriftensy-
244 Mit der gängigen Konjektur nach Sam, LXX, 1 Chr 1,7; cf. BHS. Bei den Kittim undRhodanim könnte es sich um einen Zusatz handeln (cf. etwa H. Seebass, Genesis I, 254.265), wieder in der P '-Völkertafel Gen 10* ungewöhnliche asyndetische Anschluß nahelegt.
245 Cf. etwa zur Abgrenzung und den einschlägigen literarkritischen Argumenten J. Wellhausen, Composition, 4ff; A. Dillmann, Genesis, 163; H. Holzinger, Genesis, 93; H. Gunkel, Genesis, 84. Die Argumente für die literarische Unterscheidung liegen auf der Hand: Neben denregelmäßig differierenden Einleitungen - statt des Nominalsatzes v.2-4.6f.22f steht der invertierteVerbalsatz mit "fr v.8.21.23-26 - finden sich Dubletten (v.21 || v.22; v.7 || 280- Umstritten istinnerhalb des P-Stratums allenfalls die Zugehörigkeit von v. 1 b.4b.5*.
246 S.u. III.5.247 S.o. II.3.1. Ganz der Priesterschrift abgesprochen wird Gen 10* in neuerer Zeit von C.
Levin, Jahwist, 121 ff; D. Carr, Fractures, 99ff; R.G. Kratz, Komposition, 239.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 94/268
94 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
stem gestaltet. Schon Gen 10,1, die Fortsetzung von Gen 9,18f*, hat einedeutlich strukturierende Funktion für die gesamte Völkertafel, und zwar inzweierlei Hinsicht.
Zunächst ist Gen 10* mit einer Rahmung versehen, insofern Gen 10,32
auf Gen 10,1 zurückverweist. Dabei kongruieren beide Verse aber nicht nurdurch das jeweils abschließende VnDn TIK, sondern auch durch die chiasti-sche Verschränkung der Lexeme U'rVll und nr"3:248
Arrfym n'reK10-1)B 'raon in« tra csf? mhr\ ns*i on nti nr^nB runn nnsön nb« (,0'32>
A binan in« p»a cron mea rf?HDi omaa gvjyirf?Sodann ist durch die Überschrift Gen 10,1 die Gliederung der Völkertafelvorgegeben, der als Gliederungsprinzip die seit Gen 5,32 sattsam bekannteTrias Sem, Harn und Japhet zugrunde liegt. Die Abfolge der Noahsöhnewird in der Völkertafel allerdings umgekehrt:249
A DÖ n r n rrfrin rnwi oo.u
B anC OEH
c n r ID <10'2)B an ' n (i"-6)
ArjÖ']3< 1 0 - 2 2 )
Es steht natürlich außer Frage, daß für die Inversion nicht nur die reine literaturtechnische Spielerei als Motiv in Frage kommt, sondern noch weitereSachgründe namhaft gemacht werden können. Zum einen ist die Abfolgeder Noahsöhne der Quantität nach angeordnet: Japhet werden zwölf Nachkommen250 zugeschrieben, Harn elf und Sem neun.251 Zum anderen ist die
248 Gen 10,1b wird mitunter zu den sekundären Stücken zu P bzw. - bei Annahme zweier ursprünglich eigenständiger Quellen dem Systemzwang folgend - gleich zu J gerechnet; cf. etwa J.Wellhausen, Composition, 5; H. Gunkel, Genesis, 84; J. Skinner, Genesis, 195.207; C. Westermann, Genesis, 673.686; H. Seebass, Genesis I, 255.265. Einsichtig ist dies im Gefolge von Gen
9.18f*.28f und der Entsprechungen, die zwischen v.lb und v.32b bestehen, allerdings nicht. Fürdie Zugehörigkeit zu P sprechen sich etwa K. Budde, Eine übersehene Textherstellung, 277ff; O.Procksch, Genesis, 76; M. Noth, Überlieferungsgeschichte des Pentateuch (Stuttgart 1948), 17; P.Weimar, Jakobsgeschichte, I92f, aus. - Auf die Entsprechung des Lexems LI Ivll weist etwa auchS. Tengström, Toledotformel, 21f, hin.
249 Dies ist für die Gestaltung der Fortsetzung im Anschluß an die Toledotformel alles andereals ungewöhnlich. Cf. Gen 6,9 (s.o. 11.3.1); 11,10.27.
250 Ohne die (coni.) B'J I" l'l CTO in v.4b.251 Immerhin ein Argument gegen die These, man habe es in Gen 10* mit einer priester
schriftlichen Redaktion und nicht mit einer Quelle zu tun. Die Aufzählung der Nachkommen Sems
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 95/268
Die Kom posi tio n der priesterschr iftlichen Völkertaf el (Gen 10) 9 5
Liste auf Fortsetzung hin angelegt, denn sie zielt auf Sem ab, dessen Genealogie Gen 11,10-26, die - ebenso wie der Sem-Abschnitt der Völkertafel -von Sem bis hin zu Terach neun Glieder aufweist, sich an Gen 10* anschließt und für den Terach-Stammbaum Gen 1 l,27ff, letztlich also für die
Einführung Abrams benötigt wird.252 Aber immerhin: man hat die Aufzählung in der Einleitung v. 1 nicht dem Aufbau der Liste angepaßt, so daß diechiastische Verschränkung der Namen zwischen Überschrift und Ausführung wohl nicht zufällig geschah.
Die einzelnen Blöcke v.2-5 (Japhet); v.6f.20 (Harn) und v.22f.31 (Sem)werden jeweils mit einer Unterschrift (v.5.20.31) versehen, die in einemeinigermaßen durchsichtigen literarischen Verhältnis zueinander stehen.
Von den drei Unterschriften sind nur die den Harn- (v.20) und Semblock(v.31) abschließenden im wesentlichen - sieht man von den wechselndenPräpositionen om:a (v.20) bzw. nm:^ (v.31) einmal ab - identisch, die Unterschrift zu Japhet (v.5) fallt hingegen aus dem Schema253 heraus. DerGrund für die Differenz ist leicht auszumachen, denn die Näherbestimmungen von v.5 werden in v.20.31 invertiert aufgenommen:
A D'12n "K TTTSH ff»« (10-5>
c i:iöL>L? er «D annstöa1?
A amnD •nnsöo'? unö",33 Dma rfa* («wopiD
c anxlhhB Drama
A DTD» [b]
Diß in Gen 10,5 das A-Element DTJ doppelt auftaucht, hängt mit der Sonderstellung des Verses zusammen. Denn die Funktion von Gen 10,5 erschöpft sich nicht in der Vorgabe der wesentlichen Stichworte für die chia-stsche Verschränkung der Teilunterschriften Gen 10,20.21. Darüber hinausliefert sie auch Material, das dann auf die übliche Art und Weise in der Generalunterschrift Gen 10,32 aufgegriffen wird:
beschränkt sich in der zweiten Generation auf Aram. Insofern wird eine Dublette zu Gen 11,10-26vcmieden - allerdings mit einer Einschränkung: in Gen 11,10-26 wird Arpachschad doch wohlal; Erstgeborener vorausgesetzt, während dies in Gen 10,22 nicht der Fall ist.
252 Cf. etwa A. Dillmann, Genesis, 163, der analog auch auf Gen 25,12ff; 36,1 ff verweist, woeb:nfalls zunächst die Nebenreihen abgehandelt werden, bevor die Hauptlinie fortgesetzt wird,urd H. Seebass, Genesis I, 255.
253 Deswegen ist oftmals als Angleichung an v.20.31 die Einfügung von HS" " 3 n*7K emp-foilen worden (cf. etwa J. Wellhausen, Composition, 5; BHS) - eine völlig überflüssige Gleich-
micherei.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 96/268
96 Die Priesterschrift in der Urgeschichte
A nrßnta onan "K vnaa n^Rn (I0-5>B nrna nnnsöQ1? itihh ET«
B orraa nrn^irfr r m a nnsöo n"?K t10-32)A ^non -int< p i a G^OT m m nbwai
In Gen 10,32a bilden die mit Gen 10,5b übereinstimmenden ElementennsüQ und c u einen Rahmen um die nm^in1? TOHia, die, wie gesehen, chia-stisch auf Gen 10,1 zurückverweisen. Gen 10,32 nimmt also sowohl dieGesamtüberschrift v.10 als auch die Teilunterschrift v.5, von der wiederumdie weiteren Teilunterschriften v.20.31 abhängen, auf. Die Völkertafel wurde also durch ein eng verknüpftes System von Über- und Unterschriftenstrukturiert.
Nach welchen Prinzipien funktionieren nun des Näheren die materialenEinträge? Zunächst ist festzuhalten, daß die Aufzählung der einzelnen Glieder der Völkertafel, anders als die narrativen Genealogien in Gen 5 und Gen11*, im strikten Nominalstil erfolgt. Das formale Anordnungsprinzip derEinträge sieht im Japhet-Abschnitt wie folgt aus: zuerst werden die direktenNachkommen aufgelistet (v.2). Der Anschluß der folgenden Generationgeschieht sodann in genau der Reihenfolge (v.3 Gomer; v.4 Jawan), die
durch die vorangehende Aufzählung vorgegeben ist.254 Bei Harn wird nurder in v.6 erstplazierte Eintrag Kusch aufgegriffen (v.7), aber dafür um einezusätzliche Generation (Ragma) weitergeführt. Von den Söhnen Sems(v.22) werden dann nur noch die direkten Nachkommen Arams aufgezählt(v.23). Die Auflistung der für den Fortgang wesentlichen NachkommenArpachschads bleibt Gen 11,1 Off vorbehalten.
Damit erweist sich PG auch in Gen 10 als literarisch durchstrukturierter
Text. Er stellt die Grundlage für alles weitere dar.
254 Es handelt sich hier um Namen von Völkern. Schwer zu identifizieren ist allein der altte-
stamentlich nicht verifizierbare Name Tiras; cf. Y.B. Tsirkin, Japhet's Progeny, 119.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 97/268
III. Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
1. Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b—3,24)
Es gehört zu den grundlegenden Einsichten der historischen Kritik am Alten Testament, daß in Gen l,l-2,4a und Gen 2,4b-3,24 nicht nur zwei unterschiedliche Vorstellungen über die Entstehung der Welt und des Men
schen aufeinandertreffen, sondern daß diese auch literarisch auf verschiedene Hände zurückgehen. Auf dem Hintergrund dieser Einsicht stellt sichdann aber auch wieder die Frage, wie sich die beiden Berichte zueinanderverhalten. Die Untersuchung des priesterschriftlichen Textbereichs innerhalb der Urgeschichte hatte die vorzügliche Einbindung auch und geradedes priesterschriftlichen Schöpfungsberichts Gen l,l-2,4a in diesen literarischen Zusammenhang bestätigt. Welche Funktion hat demgegenüber die
Einfügung von Gen 2,4b-3,24 und wie ist das literarische Verhältnis derbeiden Texte zu beurteilen? Dieser Frage geht die folgende Untersuchungnach. Sie konzentriert sich dabei auf die literarischen Probleme des nicht-priesterschriftlichen Berichts von Schöpfung und Fall und erörtert die gewichtigen traditionsgeschichtlichen Fragen nur am Rande.'
Nimmt man die gegenwärtige Forschungslage hinsichtlich der literarischen Einschätzung von Gen 2,4b-3,24 in den Blick,2 so ist - vereinfachtgesprochen - zum einen eine intensivierte literar- und redaktionskritische
Differenzierung festzustellen, die sich sowohl auf die literarische Binnenentwicklung, vor allen Dingen, was das grundlegende Verhältnis vonSchöpfungs- und Fallerzählung anbelangt, als auch auf die Einbindung vonP erstreckt,3 zum anderen wird aber auch dezidiert - sei es nun mit Blick
1 Cf. hierzu jetzt die umfassende Präsentation des Materials bei T. Stordalen, Echoes of Eden,und die Untersuchung von B. Trimpe, Schöpfung; cf. auch H. Pfeiffer, Der Baum II, 1-16; O.Keel/S. Schroer, Schöpfung, 142ff. Zur Interpretation von Gen 2f auf dezidiert weisheitlichem
Hintergrund cf. zuletzt K. Schmid, Unteilbarkeit, 21 ff und die dort genannte Lit.2 Cf. jetzt die Doxographie von H. Pfeiffer, Der Baum 1, 487f, sowie R.G. Kratz/H. Spiecker-
mann, Art. Schöpfer/Schöpfung, 271 ff, und zuletzt den Überblick bei F. Hartenstein, „Und sieerkannten", 281 f. Zu den Problemen von Gen 2-3 und entsprechenden Lösungsversuchen cf. auchO.H. Steck, Paradieserzählung, 17-51. Zur älteren Diskussion cf. etwa W. Fuß, Paradieserzählung,I Iff; C. Westermann, Genesis, 255ff.
3 Hier sind etwa die Untersuchungen von P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 112ff; C. Doh-men, Schöpfung; C. Levin, Jahwist, 82ff; M. Witte, Urgeschichte, 53ff,151ff.241ff; D.U. Rottzoll,Schöpfungs- und Fallerzählung I, 481^*99; II, 1-15; D.M. Carr, Politics, 577-595; H. Pfeiffer,
Der Baum I, 487-500; II 1-16; R.G. Kratz, Komposition, 252ff; H. Spieckermann, Ambivalenzen,
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 98/268
98 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
auf den möglicherweise selbständigen Text oder auch erst im Anschluß anP - die literarische, wenn auch nicht durchgängig die überlieferungsgeschichtliche Einheitlichkeit des Textes vertreten.
4
Unsere Untersuchung setzt nicht bei Gen 2,4b an, dem vieldiskutierten
Teil vers, auf den sich die Anschlußprobleme an Gen 2,4a (P) konzentrieren,sondern bei der Verfluchung von Schlange/ Frau und Mann in Gen 3,14—
19. Dies hat - neben der hermeneutischen Einsicht, daß ätiologische Erzählungen immer von hinten her gelesen werden sollten
6 - pragmatische Grün
de, denn die Fluchsequenz gehört zu den Schlüsseltexten der nichtpriester-schriftlichen Erzählung - nicht nur mit Blick auf literarkritische Differen
zierungen, sondern auch, was das Verhältnis zum priesterschriftlichen
Schöpfungsbericht anbelangt. Liest man Gen 3,14-19 im Zusammenhangmit den massiven Segnungen in Gen 1,28-29, so erscheinen erstere als Gegengewicht. Die Fluchsequenz ist darüber hinaus aber auch Programmtext
für die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte überhaupt, insofern die Anspielungen in Gen 4,11; 5,29 und 8,21 nicht zu übersehen sind. Und nichtzuletzt gewähren gerade diese poetischen Texte einen Einblick in das kompositorische Können ihres Verfassers, das er aber nicht nur in Gen 3,14-19
einsetzt.7 Wir gehen also von der Formanalyse der Flüche aus und wenden
uns anschließend den Kontexten zu.
1.1 Die Flüche (Genesis 3,14-19)
<14
) Und Jahwe-Elohim sprach zu der Schlange: Weil du dieses getan hast: Verflucht
bist du vor allem Vieh und vor allem Getier des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du
gehen und Staub sollst du essen alle Tage deines Lebens. <15
> Und Feindschaft setze
ich zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen: Er
trete dir auf den Kopf, und du schnappe ihm nach der Ferse.
365f, zu nennen. Maßvoll zuletzt J.C. Gertz, Adam, 215-236. Zur Auseinandersetzung mit neue
ren literarkritischen Entwürfen cf. E. Otto, Paradieserzählung, I73f; E. Blum, Gottesunmittelbar-
keit, 9-16.27. Cf. zur Methodik O.H. Steck, Paradieserzählung, 21 f.
4 So etwa O.H. Steck, Paradieserzählung, 9-116; W.H. Schmidt, Schöpfungsgeschichte,
194ff; E. Kutsch, Paradieserzählung, 274-289; E. Otto, Paradieserzählung, 167-192; K. Schmid,
Unteilbarkeit, 21-39; E. Blum, Gottesunmittelbarkeit, 9-26.
5 Es ist uns bewußt, daß öTC maskulin ist (cf. KBL , 652) und daß sich daraus entsprechende
Folgerungen geschlechtspsychologischer Art mit Blick auf Gen 3 ergeben. Wir verzichten aber
trotzdem auf die das hebräische Genus „verdeutschenden" Neologismen wie „Schlangerich" (D.
Michel, „Ihr werdet sein wie Gott", 107) oder „der Schlang" (H. Seebass, Genesis I, 100) und
belassen es bei diesem Hinweis.
6 Cf. H. Gunkel, Genesis, 33; K. Schmid, Unteilbarkeit, 25; F. Hartenstein, „Und sie erkann
ten", 280f.
7 Auf diesem Wege wird man tatsächlich der Problemanzeige von H. Seebass, Genesis I, 101,
der das Fehlen von .unbestreitbaren Indikatoren von Einschnitten' beklagt, entsprechen können.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 99/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzäh lung (Genes is 2,4 b-3 ,24 ) 9 9
<16) [Und8] zu der Frau sprach er: Ich werde auch jeden Fall viel machen deine Mü
hen und deine Schwangerschaft,9 und in Mü he sollst du Kinder gebä ren. Und nach dei
nem Mann gehe dein Verlangen, und er soll über dich herrschen.
( , 7) Und zu dem Menschen sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört
hast, und du von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir befohlen hatte: du sollstnicht von ihm essen: Verflucht ist der Ackerboden um deinetwillen; mit Mühe sollst
du von ihm essen alle Tage deines Lebens; ( , 8) und Dorn und Distel soll er für dich
sprossen lassen und du sollst das Kraut des Feldes essen; < l 9 ' im Schweiße deines An
gesichts sollst du Brot essen, bis du zum Ackerboden zurückkehrst, denn von ihm bist
du genommen worden, denn Staub bist du und zum Staub sollst du zurückkehren!
Die Analyse nimmt ihren Ausgang bei dem Adamfluch, und zwar zunächst
unter Absehung der Einleitung in v. 17a, die gesondert untersucht wird. Er
ist nicht nur der umfänglichste der drei Flüche,10 sondern auch der literarisch schwierigste. Die historische Forschung am Alten Testament hat mitt-
8 Trotz der in anderen Texttraditionen (cf. BHS) breit belegten copula ist dem masoretischenText der Vorzug zu geben. Eine Entscheidung muß den Kontext, d.h. in diesem Falle die anderenFlucheinleitungen im Handlungszusammenhang mit berücksichtigen. Die nachstehenden Ausführungen versuchen hier einen Schritt weiterzukommen. Es soll gezeigt werden, daß die Flucheinleitungen in einem formanalytisch höchst aufschlußreichen Verhältnis zum Kontext stehen, das auchdas „Fehlen" eines Vcopulativium erklären kann.
9 H. Gunkel, Genesis, 21, geht zu Recht davon aus, daß "|j~in an dieser Stelle nicht paßt bzw.verderbt ist. Die Vermehrung der Schwangerschaft ist als Fluch insofern nicht plausibel, als geradehäufige Schwangerschaft „für ein antikes Weib ein großer Segen, kein Fluch" ist (a.a.O.). C. Le-vin, Jahwist, 88, nimmt eine Einzelwortglosse an, die v.löaß voraussetze. Daß es sich hier tatsächlich um einen Zusatz handelt, und nicht aufgrund der anderen Textüberlieferungen (Sam, LXX) zukonjizieren ist, wird allerdings erst dann deutlich, wenn man sich die chiastische Struktur der Zeileohne"p""in o.a. klarmacht:
A rcnm rrnn
B3äBa
ACTO "tx\
Zur Funktion dieses Chiasmus im Verhältnis zum Adamfluch s.u. Da der Verfasser von Gen 2fsich dieser Kompositionstechnik, wie sich zeigen wird, ausführlich bedient, bewegt man sich beidieser literarkritischen Entscheidung auf einigermaßen sicherem Grund.
10 Es ist die Tendenz erkennbar, in Gen 3,14-19 nicht mehr in toto von „Flüchen" zu reden(zur Problematik cf. H.U. Steymans, Deuteronomium 28, 207-220), sondern lediglich von derFestlegung von Tatfolgen für Schlange, Frau und Mann (etwa H. Seebass, Genesis 1, I24ff). Die inGen 3,14-19 vorgenommene ätiologische Stabilisierung konträrer Affektlagen und ambivalenterLebenserfahrungen ist in der Tat die Folge des Geschehens von Gen 2,25-3,13. Nur darf nichtübersehen werden, daß zumindest an zwei Stellen - Gen 3,14.17 - explizit die TnK-Formel auftaucht, insofern handelt es sich um Flüche. Es wird allerdings darauf hingewiesen, daß einerseitseine entsprechende Formel bei der Frau fehlt, andererseits Jahwe-Elohim nur die Schlange direktverflucht, während im Adamfluch lediglich die HDIR, nicht aber der Mann mit einer entsprechenden Formel bedacht wird. Die folgenden Überlegungen dienen auch der Differenzierung diesesProblemsets, insofern einerseits der Grund für das Fehlen einer v. 14.19 entsprechenden Einleitungbei der Tatfolgebestimmung der Frau eruiert, andererseits gezeigt werden soll, daß sich die Verfluchung der n m » der Sache nach auch auf den Mann bezieht. Der Schlüssel zur Beantwortung
der genannten Probleme liegt in der Kompositionsanalyse der Flüche.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 100/268
100 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
lerweile ein ganzes Set von Beobachtungen und Problemen zusammengestellt. Zum einen finden sich im Adamfluch eine Fülle von Kontextbezügen,und zwar auch solche, die über Gen 2-3 hinausweisen. Hinzu kommen,zum anderen, redaktionelle Spuren sowie literarkritische Indizien.
Was den unmittelbaren Kontext anbelangt, so bezieht sich Gen 3,18 auf Gen 2,5 undGen 3,19 auf Gen 2,7 zurück. Über Gen 2-3 hinaus verweist Gen 3,17: Gen 5,29spielt im genealogischen Zusammenhang deutlich auf Gen 3,17 an, weniger deutlichaber immer noch sehr wahrscheinlich ist dies auch in Gen 4,11 und 8,21 der Fall. Vonbesonderer Relevanz ist Gen 3,18b, da sich hier Entsprechungen zu Gen 1,29, alsozum Nahrungsgebot des priesterschriftlichen Schöpfungsbericht finden."
Ist davon auszugehen, daß in Gen 3,18b auf Gen 1,29 angespielt wird, dann könntehier entweder ein Anhaltspunkt für redaktionelle Tätigkeit vorliegen, freilich immerunter der Voraussetzung, daß Gen 2,4b-3,24 älter als der priesterschriftliche Schöpfungsbericht Gen 1,1-2,4a oder zumindest unabhängig von ihm entstanden ist unddann sekundär mit Gen 1,1—2,4a zusammengestellt und literarisch verknüpft wurde.Oder man rechnet damit, daß Gen 2,4b-3,24 erst nach und mit Blick auf Gen 1,1-2,4a verfasst worden ist. Dann wird die Annahme redaktioneller Tätigkeit in Gen3,18b selbstverständlich überflüssig. An dieser Stelle hängt alles an der Triftigkeit derliterarkritischen Indizien.
Auf solche wird denn auch hingewiesen: Für literarisches Wachstum in Gen 3,17-
19 sollen vor allen Dingen die Doppelungen sprechen,12 die der Abschnitt zu Genügeaufweist. Kandidaten hierfür sind folglich vor allem v.l7b und v.l9a sowie v.l9b.
Der Ansatz beim Adamfluch ist aber nicht nur aufgrund der genannten literarischen Schwierigkeiten besonders interessant, sondern auch, weil in derAnalyse von Markus Witte" der Versuch unternommen wird, den Problemen des Textabschnitts Gen 3,17-19 mit einer Kombination aus literarkri-tisch/redaktionskritischen und formanalytischen Methoden gerecht zu wer
den. Es verwundert allerdings, daß die Formanalyse erst im Anschluß an die
11 Bedenken gegen die Ursprünglichkeit von Gen 3,18b äußert H. Holzinger. Genesis, 35f. Eshandele sich um eine alte Glosse mit Blick auf Gen 2,16; dagegen H. Gunkel, Genesis, 22, der ausmetrischen Erwägungen heraus für die Beibehaltung argumentiert. C. Levin, Jahwist, 89f; M.Witte, Urgeschichte, 87; H. Pfeiffer, Der Baum 1, 494, gehen von einem Zusatz mit Blick auf Gen1,29 aus.
12 Cf. etwa den Überblick bei W. Schottroff, Fluchspruch, 143ff; O.H. Steck, Paradieserzählung, 19. H. Gunkel, Genesis, 22; C. Westermann, Genesis, 359; C. Dohmen, Schöpfung, 131 ff; C.
Levin, Jahwist, 88f (Zusätze in V.18a.l9acc [nachjahwistisch] und v.!8b [nachendredaktionell]);D.U. Rottzoll, Schöpfungs- und Fallerzählung II, 495ff, M. Witte, Urgeschichte, 87.163; H. Pfeiffer, Der Baum 1, 494. Es handelt sich allerdings tatsächlich nur um Doppelungen - echte Widersprüche, die vor allem die Evidenz literarkritischer Hypothesenbildung zu erzwingen vermögen,finden sich hingegen nicht. Mit Blick auf Doppelungen und Wiederholungen als alleiniger Grundlage für literarkritsche Entscheidungen ist in einem poetischen Textstück allerdings von vorneherein Vorsicht geboten, zu Recht, wie sich zeigen wird; cf. H. Schweizer, Literarkritik, 30ff; O.H.Steck, Exegese, 52ff.
13 M. Witte, Urgeschichte, 87.163. An rein literarkritischen Überlegungen fehlt es in der ein
schlägigen Literatur selbstverständlich nicht.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 101/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 101
Hterarkritische Hypothesenbildung vorgenommen wird. Blickt man jedochzunächst auf den tradierten Text selber und sucht dessen Funktionsweise zudurchschauen, so fällt auf, daß dieser vollkommen ebenmäßig, nämlichdreifach chiastisch14 komponiert ist:
-[•vm TÖN p r r j o ^DNJTI -\nm "Tip1? nuaö *a (17a>
A -|-rojn nptun rrm» (|7ba>B y n TP *» n^onn \uam <17bß>
C ~fi rra^n ~rrm fipi <18a)
C rnfen nöirriN rfo«i (
|8b
>B onb *7 NH i'aN nan (19a«)A naisn-bN -pitö nv o'ap»
aitön -EIT^NI nnN -is iro nnpb mon ^
Die Entsprechungen sind leicht erkennbar: der äußere Rahmen (A - A) wirddurch das Stichwort HDlN zusammengehalten, wobei nicht zu übersehen ist,daß auch v. 19aß wiederum chiastisch auf v.l7bcc bezogen wurde:
A nmNn mriN <17ba>
B TramB -pw-is <19aß>
A nonsn^N
Die beiden B-Elemente korrespondieren gleichermaßen deutlich durch
rtifoKn \\aasn und "?DKn -J-SN
n»n . Die Doppelungen sind also an dieserStelle schlechterdings kein literarkritisches Indiz.
Nun offenbart diese Übersicht schon beim flüchtigen Hinsehen scheinbarzwei Schwachpunkte. Zum einen finden sich in v.l8a und v.l8b, die hier
14 Die Struktur ist damit doch erheblich übersichtlicher, als dies M. Witte, Urgeschichte,87.163, für die Kompostion des Adamfluches ohne den nachpriesterschriftlichen Zusatz v.l8bannimmt:
A "para no-mn mr»B 1"n TT "33 ilAUNI [OttDc "|b rrnsn TTTTI fipiC nnb bonn "pw nun
Bnnpb nmo "2 mmn "» -pio IBA aiön nsB^Ki nn« muroEs ist schwer vorstellbar, daß konstitutive Sichwörter wie HOTKI oder 'PDN verschiedenen kompo-sitionellen Ebenen zuzuweisen sind. Der von M. Witte vorgeschlagene Aufbau des Adamfluchs isteher ein Konstrukt auf der Basis einer literarkritischen Prämisse, nämlich v.l8b als sekundär an
nehmen zu müssen, um ihn einer Redaktion mit Blick auf P (Gen 1,29) zuschreiben zu können.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 102/268
102 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
auf die beiden C-Elemente aufgeteilt wurden, keine Stichwortentsprechungen. Zum anderen wirkt v.l9aßyb - auch unter der Perspektive der nD~K-Korrespondenz - durch das doppelte *3 überladen; die beiden Verse, die jaohnehin oftmals zum Ansatzpunkt literarkritischer Operationen geworden
sind, scheinen auch gerade mit Blick auf die chiastische Gesamtanlage problematisch zu sein. Indes liegt an beiden Stellen kein literarkritisch auswertbarer Anhaltspunkt vor." In v.l9aßyb handelt es sich bei dem doppelten *3 um ein Element einer für v.l9aßyb konstitutiven chiastischen Binnenstruktur:,6
A "piö IV
B rra-iNrr1
?«C nnp^ roao "OC nriK -Euro
B "Bir4»!A mön
Damit ist die Annahme der Uneinheitlichkeit des Verses nicht plausibel.Der Vers krönt vielmehr in seiner schon allein strukturbedingten Geschlos
senheit das Ende des Abschnitts, indem er dessen Kompositionsschema aufgreift.
Wie liegen die Dinge in v. 18? Gegen die Ausscheidung von v.l8b undZuweisung des Teilverses an eine (end)redaktionelle, also die priesterlicheund nichtpriesterliche Schöpfungserzählung verklammernde Bearbeitung,spricht nicht nur die Gesamtkonzeption des Adamfluchs, sondern auch diewiederum chiastische Anlage von v. 18, die sich als Zentrum des Fluchs
glänzend in dessen Grundstruktur einfügt:
17
A TTTT1 f ip i
B -p rraünB rtow
A rnton aftwrrn
Der Adamfluch ist - das kann als Ergebnis festgehalten werden - ein au
ßerordentlich geschlossen komponiertes Textsrück. Der Verfasser hat nicht
15 Gegen C. Levin, Jahwist. 90. Wenn "BS in Gen 3,19 ursprünglich ist, hat das Folgen fürdie Beurteilung von Gen 2,7; zu den literaturtechnischen Bezügen zwischen beiden Stellen s.u.
16 Cf. den Hinweis von E. König, Genesis, 248, und jetzt E. Blum, Gottesunmittelbarkeit, 23.17 Cf. die LXX: (A) äicäv6(X£ Kai TpißoXoix; (B) avaTEXel ooi (B) Kai (pdyr| (A) xöv
XÖptov xov crypoü Wer davon ausgeht, daß v.l8b P (Gen 1,29) voraussetzt, muß folglich auchdavon ausgehen, daß zumindest der Verfasser des - einheitlichen - Adamfluchs zeitlich nach Gen
1,1-2,4a am Werke war und den ersten Schöpfungsbericht ergänzen wollte.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 103/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 103
nur v. 17-19 insgesamt chiastisch angelegt, sondern darüber hinaus denZentralvers v. 18 und den Abschluß v,19aßyb in derselben Manier gestaltetund damit ihr Gewicht zusätzlich unterstrichen. Die Kompositionstechnikist natürlich nicht nur ästhetisierender Selbstzweck, sondern hat eine dop
pelte Funktion. Zum einen dient sie dem Verfasser zur Darstellung einerspezifischen Vorstellung vom Menschen. Zum anderen werden Kontext-verklammerungen betont.
Welche Rückschlüsse läßt die Kompositionstechnik für die Vorstellungvom Menschen zu? Zunächst: pointiert hervorgehoben ist der Tod des Menschen (v.l9aßyb), der an dieser Stelle dezidiert nicht mit Hilfe des Lexemsrno zur Sprache kommt, sondern als Rückkehr (3*110) zum Ackerboden(nDTfc) beschrieben wird. Daraus darf nun kein Gegensatz zu Gen 2,17 bzw.Gen 3,4f konstruiert werden, denn der Aufbau des Adamfluchs weist einenanderen Weg.18 Der Kompositionsstruktur folgend (A-A), hat Gen3,19aßyb den v.l7bcc zur Voraussetzung. Nimmt man diese Korrespondenzernst, so wird der Mensch indirekt ineins mit der fTDTR verflucht.19 Da ihnder Fluch treffen soll, wird sein Tod als Rückkehr zum Ackerboden dargestellt.
Sodann: als Zentrum wird v.18 chiastisch angelegt, als Rahmen sind die
sachlich verwandten B-Elemente angeordnet, die die Qualität der Lebenszeit beschreiben ("["n 'O" ^D). Alle Tage des Menschen sind durch die Vergeblichkeit seines Tuns gekennzeichnet, neben der Todesverfallenheit alsodas zweite Thema des Adamfluchs. Die Wiederaufnahmen in Gen 4,11;5,29 und 8,2 lf beziehen sich nur auf die Qualitätsreduktion der Lebensweise, die die Umwelt mit tangiert, nicht auf das Todesschicksal.
Es ist aber noch ein weiterer Grund dafür denkbar, daß gerade v.18 und
v.l9aßyb durch ein besonderes Kompositionsarrangement hervorgehobenwerden. Denn nur in diesen beiden Versen sind Bezüge zum Kontext Gen2-3* vorhanden. Dies gilt zunächst für die Relation von Gen 2,5aß und Gen
18 Der Tod wird somit auch keineswegs nur beiläufig erwähnt, wie dies H.-P. Müller, DreiDeutungen des Todes, 120f (cf. ders., Weisheitliche Deutungen, 69ff) annimmt. Daß hier eineÄtiologie des Todes vorliegt, ist - trotz der nicht exekutierten Todesandrohung in Gen 2,17; 3,1 ff- in hohem Maße wahrscheinlich. Der Tod ist auf jeden Fall, trotz der Angliederung durch einTemporaladverb, nicht nur einfach der Hintergrund der verhängten Strafe, sondern erhält durch die
Rückkehr zur verfluchten HDIK eine ganz andere, nämlich fluchbewehrte, mit den Ambivalenzender Lebensführung nach der „Erkenntnis von Gut und Böse" (Gen 3,5ff) durchsetzte Qualität. Esliegt also somit eine Steigerung zum reinen Todesurteil vor. H.-P. Müller, a.a.O., läßt sich auf-grund seiner - scharfen, geradezu idealtypischen - Konturierung der Todesvorstellungen zu derÜberlegung verleiten, Gen 3,l9aßb sei sekundär.
19 Der Sachverhalt, daß in Gen 3,14 die Schlange direkt verflucht wird (cf. Gen 4,10), in Gen3,17 hingegen nur die Erde, darf also mit Blick auf die Komposition nicht überstrapaziert werden;für literarkritische Überlegungen ist sie nicht tauglich. Die Frage, ob zwischen der VerfluchungAdams und der Kains eine Steigerung vorliegt - cf. W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?", 99 - er
scheint auf dem Hintergrund der Komposition des Adamfluchs in einem etwas anderen Licht.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 104/268
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 105/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 105
A rrn-iK (3-i ?b)
B -[TQin np-iRnC -]"n -o- "?D mtowi p n
•mann von? HT ID«^ ra inernR mpi <5-29>
c irr jgggpiB nonRrrjo
A mrp m-iR -KÖR
Wie ist dieser Befund zu deuten? Daß es sich hier um einen Zufall handelt,scheint uns nicht zuletzt aufgrund der analogen Verklammerungen im Binnenkontext ausgeschlossen. Der Befund gewinnt natürlich dadurch erheb
lich an Brisanz, daß es sich bei Gen 5,29* um einen Zusatz innerhalb der P-Genealogie handelt. Es ergeben sich also folgende Alternativen:1. Es handelt sich bei Gen 5,29* um ein Fragment aus einem nicht erhal
tenen Textzusammenhang, das aber - sonst wären die Struktur- und Sachbezüge nicht erklärlich - in Relation zu Gen 3 steht, sei es, daß Gen 3 mitBlick auf den nur im Fragment erhaltenen Text verfaßt wurde, sei es, daßdie Dinge genau umgekehrt liegen, oder sei es, daß beide Texte gleichzeitigentstanden sind. Das Fragment Gen 5,29* blieb dann wahrscheinlich des
wegen erhalten und wurde in die P-Genealogie eingefügt, weil die Bezugnahme auf Gen 3,17 nicht zu übersehen ist. Dafür verantwortlich wäre dannein Priesterschrift und Gen 2-3; 5,29* verbindender Redaktor. Diese Erklärungsmöglichkeit ist allerdings mit der Hypothek belastet, daß der Anschluß von Gen 5,29 an Gen 4 nicht zu rekonstruieren ist25 und sich die ursprüngliche literarische Eigenständigkeit von Gen 5,29* auch durch anderweitige Indizien nicht erhärten läßt.
2. Gen 5,29* ist auf dem Hintergrund von Gen 3,17 direkt für die P-Genealogie geschaffen worden, also post-P. Ob der Verfasser von Gen5,29* mit dem von Gen 3,17 identisch ist, muß zunächst offen bleiben.Rechnet man mit der /?os/-P-Enstehung des Adamfluchs insgesamt, so istdies naheliegend. Ein höheres Maß an Sicherheit ist in diesem Zusammenhang dann zu erlangen, wenn gezeigt werden kann, daß Gen 2-3* nicht nur
markiert, so daß man sich nicht mit der Feststellung von „Anklängen" begnügen kann; cf. N.C.Baumgart, Umkehr, 108.
25 Ist Gen 5,29 als redaktionell mit Blick auf Gen 3,17 einzustufen, dann fehlt bei Annahmeeiner ursprünglich eigenständigen, vorpriesterschriftlichen Urgeschichte dieser die Verbindung zurNoahfigur und damit auch zur Sintflutüberlieferung. Die Lage wird nicht zuletzt dadurch nochweiter erschwert, daß in Gen 4,25f wohl kaum mit einer vorpriesterschriftlichen Überlieferung zurechnen ist; s.u. III.2.2. Eine eigenständige Einführung Noahs gibt es in nP außer Gen 5,29 nicht.Das stellt auch M. Witte, Urgeschichte, 176, zu Recht fest und versucht das Problem dann dadurchzu entschärfen, daß er sich der hoch spekulativen These von J. Van Seters, Prologue to History,
146, anschließt, der vermutet, in Gen 4 sei Noah durch Na'ama ersetzt worden.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 106/268
10 6 Die nichtpriesterschrift liche Urges chic hte
mit Blick auf wesentliche Traditionselemente post-P anzusetzen ist,26
sondern auch - wiewohl noch aus anderen Traditionsströmen schöpfend - literarisch mit Blick auf P entstand.
Aufgrund der bisher vorliegenden Datenbasis ist auf jeden Fall der
Schluß zu ziehen, daß Gen 5,29 mit Blick auf Gen 3,17 abgefaßt wurde.Denn die eigentümliche, asyndetische Abfolge von yaxs und von Jahweverfluchter no~iK in Gen 5,29 erklärt sich am einfachsten, wenn Gen 3,17der gebende Text ist. Gegenüber der klar strukturierten Beziehung zwischen
Gen 3,17 und Gen 5,29 fällt die Anspielung auf Gen 3,17 in Gen 8,21 ungleich weniger eindeutig aus.
27
Wichtig für die Beurteilung der Bezüge zwischen Gen 3,17 und 5,29* ist
die Relation zwischen Gen 3,18b und Gen 1,29. Denn der Adamfluch istnicht nur über Gen 5,29* mit der P-Genealogie vernetzt, sondern nimmt inGen 3,18b auf den priesterschriftlichen Schöpfungsbericht Bezug. Derv. 18b ist allerdings nach allem, was das Quellenstück erkennen läßt, nichtredaktionell, vielmehr ist aufgrund der Komposition des Adamfluchs auf
jeden Fall von der Einheitlichkeit von Gen 3,18 auszugehen. Wer Gen3,17-19 verfaßt hat, hat auch v.18 gestaltet. Das Gegenteil läßt sichschlechterdings nicht beweisen. Im Bereich des Möglichen liegt natürlich
auch die Annahme, P setze Gen 2-3* voraus, auch wenn die Relation vonGen 3,17 und Gen 5,29* in eine andere Richtung weist.
Bevor wir uns dem Verhältnis von Gen 1,29 und 3,18 zuwenden, ist dieKomposition von Gen 1,29 in Erinnerung zu rufen,
28 denn der priester
schriftliche Vers ist ausgesprochen komplex, der Literaturtechnik nachchiastisch aufgebaut und läßt an keiner Stelle auch nur von Ferne erkennen,
daß irgendwelche Zusätze mit Blick auf Gen 3,18 gemacht wurden.
Wie verhält sich Gen 1,29 nun zu Gen 3,18? Zunächst ist festzuhalten:beide Texte weisen dasselbe literarische Grundmuster auf: sie sind chiastisch angelegt. Zudem sind zwischen beiden Texten Stichwortentsprechungen vorhanden, nämlich 2iDU und "?DI*. Es handelt sich allerdings nicht
26 Cf. C. Levin, Jahwist, 90; H.-P. Müller, Weisheitliche Deutungen, 73ff; E. Otto, Paradies
erzählung, I72ff; M. Witte, Urgeschichte, 201ff; R.G. Kratz/H. Spieckermann, Art. Schöp
fer/Schöpfung, 271 f. Gen 3,19 vergleichbare Vergänglichkeitsaussagen sind nur noch in späten
Belegen zu finden: Rückkehr zum Staub (Ps 104,29; Hi 10,9; 34,15); der Mensch aus Staub ge
schaffen (Ps 103,14; Koh 3,20; 12,7).
27 Eine Gen 5,29* vergleichbare formale Bezugnahme liegt nicht vor. Zwar stimmen die
Stichworte HCTR und TDJQ überein, auffälligerweise wird jedoch nicht T U , sondern bbp ver
wendet. Auch Gen 5,29 kündigt keineswegs die Aufhebung des Fluchs an, sondern allenfalls eine
Distanznahme zu der nach wie vor verfluchten HOIK, und zwar lediglich mit Blick auf die Mühen
der Feldarbeit, nicht hingegen hinsichtlich der Todesverfallenheit, also der Rückkehr zur verfluch
ten nctR. Das literarische Problem von Gen 8,21 ist allerdings derartig hochstufig und nur auf
dem Hintergrund der traditionsgeschichtlichen Verflechtungen von Gen 6,5-8; 8,20-22 angemes
sen zu beurteilen, daß allein von Gen 3.17 aus ohnehin nur spekuliert werden kann; s.u. III.3.
28 S.o. II.1.3.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 107/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 107
nu r um identische Lexeme, son der n 3ÖJJ und taa sind wiederum chiastisch
miteinander verschränkt:
A ... DÖJT^DTIK cch nra ran crn1?« -o*m c-29)
B nbpttb rrrc DDb ... ysrr^OTmB rfow <3-18>
A mön apsrnK
Daß es sich hierbei um einen reinen Zufall handelt, wird man schon aufgrund des Sachverhalts, daß die anderen Kontextbezüge des Adamfluchsnach demselben Muster konstruiert sind, verneinen müssen. Zwischen Gen
1,29 und Gen 3,18b bestehen also aufweisbare literarische Bezüge.Die Korrelation beider Texte gewinnt natürlich durch die jeweiligen literarischen Gattungen an Plausibilität. In Gen 1,29 handelt es sich um einenSegenstext, in Gen 3,18 hingegen um einen Fluch. Die Korrespondenz vonSegen und Fluch ist also erkennbar beabsichtigt.29 Man geht wohl nicht Fehlbei der Annahme, daß die Fluchsequenz in Gen 3 darauf abzielt, den priesterschriftlichen Segen zu relativieren.
Die bereits angesprochenen Eigenheiten von Gen 3,18 klären sich mit
Blick auf Gen 1,29. Gen 3,18 greift eben nicht nur Gen 1,29, sondern auchGen 2,5aß auf. Die Gen 3,18a und v.l8b umschließende chiastische Stich-wortverschränkung von no^ und rnön 3ÖI? erklärt sich nun durch die zusätzlichen Bezüge zu Gen 1,29: die Verbposition in v.l8b ist durch dasStichwort b^K bereits besetzt. Gleichzeitig wird aus der doppelten Kontex-tualisierung auch deutlich, warum in Gen 1,29 nur von 3ÖD, in Gen 3,18aber von mön 2üV die Rede ist. Gerade weil sich Gen 3,18 auf Gen 1,29
und Gen 2,5aß bezieht, und zwar jeweils durch chiastische Stichwortver-schränkung, ist Gen 3,18 - und damit der gesamte Adamfluch - mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach Gen 1,29 entstanden. Wennalso damit zu rechnen ist, daß Gen 3,18b den priesterschriftlichen Bericht inGen 1,29 rezipiert, so wird auch seine Auswahl aus Gen 1,29 verständlich.Denn die Aufnahme von ys aus Gen 1,29 ist in Gen 3,17-19 - bedingtdurch den Kontext - natürlich alles andere als naheliegend.
An dieser Stelle sei im Vorgriff auf die literarische Analyse insbesondere von Gen2,25-3,7 bereits darauf hingewiesen, daß die nichtpriesterschriftliche Erzählung Gen2f bezeichnenderweise für den Menschen genau zwei Lebensmittel vorsieht, undzwar ausdrücklich auf Anordnung Jahwe-Elohims: JS „Bäume" bzw. f f lTB „Baumfrüchte" (Gen 2,9.16; 3,2 [2,17; 3,1-6.1 lf.22]) und 3ÖD „Kraut" (Gen 3,18). Das ent-
29 Auch aus diesem Grunde ist bei allzu großer Differenzierung zwischen Fluch und Tatfolgebestimmungen in Gen 3,14-19 Vorsicht geboten. Gen 3,14-19 ist im Lichte der massiven Seg
nungen in Gen 1 der kontrastierende Fluch.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 108/268
108 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
spricht wiederum exakt der Systematik der priesterschriftlichen Nahrungsanweisungin Gen 1,29 im Anschluß an Gen 1,11 f. Das heißt: auch in Gen 2f ist der Mensch aufrein vegetarische Kost festgelegt - das ändert sich erst in Gen 4. Die Nahrungsanweisung aus Gen 1,29 kehrt in Gen 2f zudem in invertierter Gestalt wieder: Im Garten
selber ist die Ernährung von den Bäumen vorgesehen (Gen 2,9 usw.), außerhalb desGartens das Feldkraut (Gen 3,18). Gen 1,29 wird zudem doppelt problematisiert:durch die partielle Sanktionsbewehrtheit des Baumfruchtgenusses sowie der Zuweisung des Feldkrautes als Nahrungsmittel im Fluchkontext. Ist das richtig, so wirft dasauch ein Licht auf ein Dauerproblem der Auslegung von Gen 2f, nämlich die traditionsgeschichtliche Ableitung der beiden wertmäßig qualifizierten Bäume im Garten,den Baum der Erkenntis (Gen 2,9.17; 3,11) und den Baum des Lebens (Gen 2,9;3,23f);30 hinzu kommt der nicht näher spezifizierte Baum in Gen 3,3.
Traditionsgeschichtliche Vorläufer hat im urgeschichtlichen Kontext die doppelteWertvorstellung der „Erkenntnis von Gut und Böse" einerseits sowie des - nicht erlangten - „dauerhaften Lebens"31 andererseits, allerdings nicht in Verbindung mitdem Essen von zwei Bäumen bzw. mit einem auf diese bezogenen Eßverbot.12 Bevorman in isolierter Betrachtung von Gen 2f trotz gewisser Anklänge in diesem Zusammenhang ausschließlich das Konzept des Weltenbaums" resp. des aus dem Jerusalemer Tempel stammenden heiligen Baumes34 zur überlieferungsgeschichtlichen Deutung heranzieht, das möglicherweise in der Verbindung der Schlange mit dem -scheinbar - den Bäumen aus Gen 2,9 nicht eindeutig zuzuordnenden und deswegen
als überlieferungsgeschichtlich ursprünglich eingestuften einen „Baum inmitten desGartens" in Gen 3,3 und der quasi numinosen Scheu der Frau, diesen zu berühren,durchscheint,35 ist gerade im Zusammenhang mit Gen 3,18 auf jeden Fall auch das
30 Der C"n(H) YS taucht noch im weisheitlichen Kontext als Symbol für gegenwärtige Lebensqualität auf: Prov 3,18; 11,30; 13,12; 15,4; cf. hierzu T. Stordalen, Echoes of Eden, 288ff;H.F. Fuhs, Sprichwörter, 79f; U. Winter, Lebensbaum, 156-159.
31 Cf. H.-P. Müller, Drei Deutungen, 122-128, der auf die entsprechenden Motive im Adapa-
Mythos hinweist. Adapa wird von den Göttern „weiter Verstand" bzw. „Weisheit" zugestanden,aber - schicksalhaft - nicht „ewiges Leben".
32 Cf. aber A. Ungnad, Paradiesbäume, 13f, der einen Lebensbaum sowie einen „Baum derWahrheit" für die sumerische Mythologie rekonstruiert. Für M. Görg, Art. Erkenntnis, 564f,spricht die Zweiheit der Baumbezeichnungen nicht zwingend gegen die Vorstellung eines Baumesinmitten des Gartens, da „Leben" und „Erkenntnis" religionsgeschichtlich in Ägypten etwa in derVorstellung von der lebenspendenden Baumgottheit verbunden sei, die auch die Maat gewährt.
33 Die Motivik des Weltenbaums arbeitet H. Pfeiffer, Der Baum II, 4ff, heraus. Zu nennen istnatürlich Ez 17,22-24; 31,3-9; und Dan 4,7ff; mit Einschränkung Ez 28,11-19. Zum Verhältnisder Königsbäume Ez 17; 31 und Dan 4 cf. K. Koch, Gottes Herrschaft, 105f, der von traditionsge
schichtlicher Eigenständigkeit von Dan 4 ausgeht. Mit Blick auf Ez 28,11-19 kann allerdings M.Witte, Urgeschichte, 241, wahrscheinlich machen, daß die in Ez an Gen 2f gemahnenden Bezügeauf eine Überarbeitung von Ez 28,11-19 mit Blick auf Gen 2f zurückgehen; cf. auch K.-F. Pohlmann, Hesekiel/Ezechiel, 392.
34 Cf. zuletzt F. Hartenstein, „Und sie erkannten", 283f (Lit.).35 Cf. F. Hartenstein, „Und sie erkannten", 285. Allerdings ist bei einer isolierten Betrachtung
des Uli IILI "lös TS (Gen 3,3a) und der sich daran anschließenden Schlußfolgerung, eine ältereStufe der Paradieserzählung habe nur einen Baum im Garten gekannt, der dann dem Vorstellungsgehalt des Weltenbaums bzw. des heiligen Baums angenähert wird, Vorsicht geboten, da die Aus
sage der Frau in Gen 3,3a im Zusammenhang der komplex komponierten Sequenz Gen 2.25-3,7
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 109/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4 b-3, 24) 10 9
Nahrungsgebot in Gen 1,29 in Rechnung zu stellen,36
das das einschränkende Gottes
gebot in Gen 2,16f vorzüglich motiviert. Gen 2f ist dann - durchaus mit Amalgamie-
rung der Vorstellung vom Weltenbaum3 7
- als narrative Umsetzung des priester
schriftlichen Nahrungsgebots aufzufassen.
Ist es von Gen 3,18 her nun höchst wahrscheinlich, daß der Adamfluchnicht zur zeitlich post-P anzusetzen ist, sondern dezidiert mit Blick auf Gen1,29 abgefaßt, zumindest als ganzer literarisch gestaltet wurde, so hat diesauch Konsequenzen für die Einschätzung von Gen 5,29. Es liegt dann nahe,auch in Gen 5,29 mit einem pos/-P-Text zu rechnen, der im Zuge der „Bearbeitung" der Priesterschrift durch den Verfasser von Gen 2-3*, zumindest
aber den Verfasser des Adamfluchs entstand.
Damit erweist sich aber der Adamfluch nicht nur als ein literarisch insich homogenes Textstück, sondern auch als ein Schlüssel zur Verhältnisbestimmung von Gen 2-3* und Priesterschrift. Bevor diese Problematik ineinen weiteren Zusammenhang gestellt werden kann, ist allerdings genauerauf das Verhältnis des Adamfluchs bzw. der Fluchsequenz überhaupt zumBinnenkontext einzugehen.
Neben den dezidierten Kontextanspielungen im Adamfluch sind natürlich die Flucheinleitungen Gen 3,14a.l6a.l7a für die Klärung der Einbin
dung von Gen 3,14-19 in den Zusammenhang von Gen 2-3* relevant. Erschwert wird die Analyse durch den offensichtlichen Sachverhalt, daß dieseaußerordentlich differieren. Nur der Schlangen- und der Adamfluch haben
eine ausführliche Einleitung, die auch der Insbildsetzung des Erzählzusammenhanges dient. So heißt es im Zusammenhang der Verfluchung derSchlange einleitend (v. 14):
1. Redeeinleitung: „Und Jah we-E loh im sprach zu der Sch lan ge: "
2. Begründung + Insbildsetzung: „Wei l du dieses getan hast: "
3. Fluchformel: „Verflucht ... ".
Noch ausführlicher ist die Einleitung des Adamfluchs (v.1738):
beurteilt werden muß; s.u. 111.1.2. Anders liegen die Dinge vielleicht bei der numinosen Scheu der
Frau mit Blick auf die Berührung des Baumes (13 IMfl K7\ Gen 3,3b).
36 Cf. den Hinweis auf die Relation von Gen 1,29 und den Baumfruchtgenuß in Gen 2,16 bei
E. Otto, Paradieserzählung, 185; gegen den Einwand von E. Blum, Gottesunmittelbarkeit, 15,
spricht, daß nicht nur die Bäume in Gen I und Gen 2f genannt werden, sondern eben auch das
Kraut.
37 Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Annäherung an die Vorstellung vom Weltenbaum
bzw. des mit dem Jerusalemer Tempel verbundenen heiligen Baums nicht erst ein Produkt einer
nachgängigen, forcierten Interpretation von Gen 2f ist, gerade wenn der in diesem Zusammenhang
nicht unerhebliche Vers Gen 3,24 sowie die Paradiesesgeographie nicht zum ursprünglichen litera
rischen Bestand gehören sollten; s.u. III. 1.4. Cf. auch J.C. Gertz, Adam, 231.
38 Zur traditionsgeschichtlichen Verortung von Gen 3,17a s.u. III.1.3.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 110/268
110 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
1. Redeeinleitung: „Und zu dem Menschen sprach er:"
2. Begründung + Insbildsetzung: „Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört hast,
und du von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir befohlen hatte: du sollst nicht
von ihm essen:"
3. Fluchformel: „Verflucht [...]".
Bei der Frau heißt es hingegen lapidar und ohne irgendeine Insbildsetzung
(v. 16): „Zu der Frau sprach er: ...". Angesichts dieses Befundes lassen sich
drei Fragen formulieren:
1. Die Einleitungen des Schlangen- und Adamfluchs sind analog aufge
baut. Nach der Redeeinleitung folgt jeweils eine Begründung des Fluchs,
die über den Handlungszusammenhang aufklärt. Der sich anschließende
Fluch wird in beiden Fällen durch die Fluchformel "TnK/mriK eingeleitet.Dennoch sind die Begründungen unterschiedlich ausgefallen. Während
Jahwe-Elohim im Falle der Schlange lediglich durch PKT VTüS "O in höchst
allgemeiner Form auf den Kontext Gen 3,1 ff anspielt, nennt er in v.17 die
den Fluch auslösende Tat einschließlich des dazugehörigen Wertmaßstabes,
nämlich des göttlichen Verbots (Gen 2,17). Wie ist diese Inkongruenz zwi
schen Schlangen- und Adamfluch bei formal identischem Aufbau zu erklä
ren?
2. Der relativen Homogenität der Einleitungen von Schlangen- undAdamfluch steht die formal abweichende Einleitung des Frauenfluchs ge
genüber, die lediglich aus einer Redeeinleitung besteht. Eine Begründung
fehlt ebenso wie eine explizite Fluchformel. Was hat den Verfasser zu die
ser besonderen Formgebung bewogen?39
3. Die Redeeinleitungen der drei Flüche sind nicht einheitlich:
v. 13a: tömn- K n-n^N mrr nomv.l6a: -ras nösn-'pK
v. 17a: -IQK DTHbl
Dabei kompliziert sich der Befund nicht nur dadurch, daß im Gegensatz
zum Narrativ in v.l3a in v.löa. 17a jeweils ein invertierter Verbalsatz vor
liegt, sondern in v.löa und v.l7a zudem unterschiedliche Präpositionen
(ntöKrr1?«/ C~\&b) für denselben Sachverhalt verwendet werden. Wie kommt
es ausgerechnet zur Abweichung ab dem Frauenfluch und den unterschiedlichen Präpositionalkonstruktionen?
39 Wer hier ein Indiz für literarisches Wachstum sieht, verlagert das Problem nur. löst es aber
nicht - es sei denn, es läßt sich ein Grund dafür angeben, warum ausgerechnet ein Ergänzer von
den formalen Vorgaben der beiden anderen Flüche abgewichen sein sollte. Zudem ist er darüber
auskunftspflichtig, warum ursprünglich eine Verfluchung der in den Kontext gut eingebundenen
Frau gefehlt haben sollte.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 111/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 111
Alle Fragen lassen sich durch eine Kompositionsanalyse beantworten.Wir beginnen mit der Einleitung des Schlangenfluchs. Auffällig ist, daß erunmittelbar einsetzt, also im Gegensatz zu Frau und Mann ohne ein vorangehendes Verhör der Schlange auskommt, sondern sich an das Verhör der
Frau direkt anschließt. Man mag darin einen sachlichen Mangel erblicken,in formanalytischer Hinsicht ist die Anknüpfung jedoch völlig homogen,insofern sie chiastisch auf das vorangehende Frauenverhör in v.13 bezogenist:
A nsrno (,3>B rrös
C ^D«T
'»-tin crnn ntöRn TORmC prorrbn avfrR mn* TORT fl*)B rrtos -D
A ORT
Dasselbe Verfahren findet sich nun in der Einleitung des Adamfluchs. Dabei greift Gen 3,17a exakt auf das Verhör Adams durch Jahwe-Elohim inv.llb. 12 zurück. Der Rückgriff erfolgt analog zu v,13f in v.l7a in Form
chiastischer Wiederaufnahme:
nriK arcs -D ~p TJTI *o - a n <13f >A rfot* i]ao_bD« *rb-±> -yn-xi T<ÖR pan-jon
B ^DRI pjjrno -'rrora Rin nas nnra TÖR nöRn DTRTI - a nTDR ClR^l <l7a)
B l?3Rm "[HÖR 'npb ru)DB) o
A 1330 "?DRn R
1
? HÖR
1
? -|TmS TOR p r n o
Durchschaut man die Technik der literarischen Anknüpfung an den Kontext, dann sind auch die zu Beginn gestellten Fragen leicht zu beantworten.Die Differenz zwischen der Einleitung des Schlangenfluchs und der desAdamfluchs ergibt sich aus dem vorangehenden Kontext. Gen 3,17a beziehtsich auf das Adamverhör. Da ein Verhör der Schlange fehlt, ist auch keinMaterial vorhanden, das in der Einleitung des Schlangenfluchs referiert
werden könnte. Stattdessen greift der Verfasser - wenn auch rein formal -auf das Verhör der Frau zurück, in dem die Frau bereits auf die Schlange alsentlastenden Motivationsgrund für ihre Verfehlung verwiesen hatte.
Welches Gewicht der Verfasser in den Flucheinleitungen den formalenStrukturen mit Blick auf das Verhör beimißt, zeigt sich bei der Einleitungvon Gen 3,16. Denn durch v.l4aa und v.l7a, also durch die Einleitungenvon Schlangen- und Adamfluch, wird die gesamte Verhörszene Gen 3,11-13 aufgegriffen und (fast) vollständig abgedeckt. Für die Einleitung des
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 112/268
112 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Frauenfluchs ist in Gen 3,11-13 schlechterdings kein Material mehr vor
handen - außer: die Redeeinleitung in v. 13acc. Und genau diese wird nun in
v. 16a rezipiert. Daß dies vom Verfasser tatsächlich intendiert war, wird
durch die Art der Aufnahme deutlich: die Redeeinleitungen v. 13aa und
v. 16a sind chiastisch aufeinander bezogen, was sich nahtlos in das Bild derbeiden anderen Einleitungen fügt und dann auch die Gestaltung der Fluch
einleitung in v.l6a mittels eines invertierten Verbalsatzes leicht erklärt:40
A DTr?« mrr -intn
B nmb
B nösn-b«
A -in«
Die Flucheinleitungen greifen aber nicht nur chiastisch auf die jeweiligen
Stichworte und Themen der Verhörszene zurück, sondern auch die Textab
folge der Verhörszene und der Flucheinleitungen sind chiastisch ver
schränkt:
A v. 1 Ib. 12: Verhör Adams
B v,13a*: Redeeinleitung des FrauenverhörsC v. 13a*b: Verhör der Frau mit Verweis auf die Schlange
C v.l4a: Einleitung des Schlangenfluchs
B v.löa: Einleitung des Frauenfluchs
A v. 17a: Einleitung des Adamfluchs
Damit bleibt einzig noch das Problem der unterschiedlichen Präpositional-
wendungen übrig. Denn daß in Gen 3,17a wiederum ein invertierter Verbalsatz steht, folgt aus dem Anschluß (nur hier, nicht in v.löa steht ein 1-
copulativuml) an v.löa. Den beiden invertierten Verbalsätzen in v.löa. 17a
entspricht die zweimalige dezidierte Einleitung der Jahwerede im Verhör-
und Fluchteil v. 13a. 14a, denn nur in v.l3a. 14a.loa. 17a wird die Redeein
leitung jeweils durch eine Präpositionalkonstruktion ergänzt. Innerhalb die
ser Parallelanordnung nach dem Schema aabb hat der Verfasser sodann eine
chiastische Verschränkung der Präpositionen (ABBA) vorgenommen:41
40 Insofern ist die Ergänzung eines 1 in v. 16acc keineswegs plausibel; s.o.
41 C. Levin, Jahwist, 90f, hat aus dem Wechsel zwischen "7R in der Anrede des Schlangen-
und Frauenfluchs und "? im Adamfluch ein literarkritisches Kriterium für den sekundären Charak
ter des Schlangenfluchs und Teilen des Frauenfluchs gewinnen wollen. Dies bewährt sich weder in
der Fluchsequenz, noch - wie sich zeigen wird - in Gen 3,1-13; s.i.f. und C. Dohmen, Schöpfung.
102.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 113/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 113
A TVDVÖ n 'n^s mrr " w i <l3a> a
B aJnsT4» DTT^K ITFP ~iotn <14a> a
B T» nösn-^N <16a> b
A TD« ülüibi (17a> b
Die Flucheinleitungen erweisen sich damit als eine geschlossene, den un
mittelbar vorangehenden Kontext des Verhörs voraussetzende und rezipierende Komposition. Irgendwelche Anzeichen literarischen Wachstums sindnicht erkennbar. D.h. dann aber auch: es hat in Gen 3 immer schon dreiFlüche gegeben, die sich auf die drei Interaktanten Schlange, Frau undMann bezogen haben. Für den abschließenden Adamfluch ist bereits herausgearbeitet worden, daß er in einem Zug entstanden sein muß, und zwarbereits mit Blick sowohl auf Gen 2-3* als auch auf den Zusammenhangvon nichtpriesterhcher und priesterschriftlicher Urgeschichte. Abschließendsind dann noch der Schlangen- und Frauenfluch zu analysieren.
Sieht man von den bereits untersuchten Einleitungen v. 14a und v. 16a ab,so ist weder der Schlangen- noch der Frauenfluch dem Adamfluch hinsichtlich der Kunstmäßigkeit der Binnenkomposition ebenbürtig, dasselbe giltmit Blick auf die vielfältigen Kontextanspielungen im Adamfluch.42 Dieser
Negativbefund ist zunächst festzuhalten. Dem Adamfluch kommt insofernschon in formanalytischer Hinsicht eine Sonderstellung zu.
Auch vom reinen Umfang her unterscheiden sich die Flüche erheblich.Der Adamfluch ist mit 46 Wörtern der längste, gefolgt vom Schlangenfluch
42 Lediglich der Schlangenfluch, nicht aber der Frauenfluch weist eine explizite, Gen 3,18.
19* vergleichbare Bezugnahme auf den Kontext auf: Gen 3,14a verweist sachlich richtig auf Gen
2,20, erstaunlicherweise aber nicht auf Gen 2,19 zurück. In Gen 2,19 und Gen 2,20 differieren dieAufzählungen der Tiere. Ein Erklärungsansatz scheidet u.E. nach von vornherein aus. O.H. Steck,Paradieserzählung, 32 Anm. 44, weist zu Recht daraufhin, daß es sich bei n o m nicht um einen P-
gesteuerten Zusatz handeln kann, da die Tierfolgen dort anders aufgebaut sind. Zudem wäre danndavon auszugehen, daß HOrQ dann auch in Gen 3,14a ein Zusatz ist - wofür es keinen Grund gibt.Für die Ausscheidung spricht sich C. Levin, Jahwist, 87f, aus. Es bleibt bei C. Levin allerdingsunerklärt, wieso die von ihm angenommene nachjahwistische Ergänzung nur in v.20 vorgenommen wurde, wenn es ihr doch gerade um das sachliche Problem der Vollständigkeit der Tierweltdes Landes zu tun war. - Wie ist die Differenz zu erklären? Wir werden darlegen, daß Gen 2,18-
20 chiastisch aufgebaut sind; s.u. Jedoch nur die Vögel des Himmels und die Tiere des Feldes sind
in diese Struktur eingebunden. Das Auftreten von Hörn in v.20 läßt sich so nicht verständlichmachen. Es ist aber noch auf einen anderen Sachverhalt hinzuweisen. Gen 3,1 rezipiert - deutlichdurch das Stichwort HÖU - Gen 2,18f. Der Schlangenfluch nimmt demgegenüber, ausgewiesendurch norn, auf Gen 2,20 Bezug, also den Vers, der zum einen die Benennung durch den Menschen, aber auch die Unmöglichkeit der Tiere, in irgendeiner Form als passendes Gegenüber für
den Menschen zu fungieren, feststellt. Trifft dies zu, dann erklärt sich nicht nur das überschießende norn, sondern es wird darüber hinaus deutlich, daß der Verfasser die Bezüge ausgesprochensubtil gestaltet hat. Verweist Gen 3,14a somit auf den Benennungsakt durch den Menschen und die
damit verbundene Unterscheidung von diesem, so verwundert es nicht, wenn gerade der Schlangenfluch in Gen 3,15 genau daraufhinausläuft, und zwar in Form der Steigerung.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 114/268
114 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
(30 Wörter) und vom Frauenfluch (16/15 Wörter).43
Die beiden einleitenden
Flüche zusammen entsprechen vom Textumfang her dem dritten Fluch.
Läßt man die allen Flüchen gemeinsame Redeeinleitung weg, so zählen
Schlangen- und Frauenfluch gemeinsam 46 Wörter44
(ohne Konjektur), der
Adamfluch ebenfalls 46 Wörter. Da der Verfasser durch die lediglich inv. 14 und v. 17 vorliegende begründende Insbildsetzung sowie durch die sich
anschließende Fluchformel zu Beginn des Schlangen- und des Adamfluchs
eine Bisektion der gesamten Fluchsequenz indiziert,45
verwundert der iden
tische Umfang der beiden Texteinheiten nicht. Schlangen- und Frauenfluch
stehen dem Adamfluch gemeinsam gegenüber.
Zur Begründung unserer These ist in zwei Richtungen zu fragen. Zum
einen ist zu untersuchen, inwieweit Schlangen- und Frauenfluch tatsächlich
aufeinander bezogen sind, zum anderen muß gefragt werden, ob es Verbin
dungen zwischen Schlangen- und Frauenfluch auf der einen Seite und
Adamfluch auf der anderen gibt.
Der Schlangen- und der Frauenfluch zeichnen sich durch die Parallelität
des Aufbaus aus. Wird die Schlange zunächst in ihrer gattungsmäßigen Be
schaffenheit durch die Gottheit verflucht - sie wird durch ihre eigentümli
che Existenzweise von dem anderen Tieren abgehoben (v. 14) - , so konzen
triert sich die in v.15 folgende Jahwerede auf das spezielle, durch Antagonismen gekennzeichnete Verhältnis zur Frau
46 und zielt damit auf den
folgenden Fluch ab.
Derselben Anordnung folgt der Frauenfluch. Der lebensqualitätredukti-
ven Mühsal der Schwangerschaft (v. 16a) folgt die Neubestimmung des
Verhältnisses zum Mann (v. löb als Umkehrung von Gen 2,23P7), die wie
derum durch Ambivalenzen gekennzeichnet ist48
. Schlangen- und Frauen
fluch weisen also jeweils auf den folgenden Fluchabschnitt voraus, Ziel
punkt ist in dieser Perspektive der Adamfluch:
43 Jeweils ohne die Redeeinleitungen und Begründungen. Beim Frauenfluch ist die Konjektur
in v.löa zu berücksichtigen.
44 Ohne die Konjektur in v.16. Wird "jnn gestrichen, so ist das Zahlenverhältnis 45:46.
45 Gen 3,14 nnK TTIK JUt n'BJJ '3Gen 3,17 - p u i a rBTPn m n « ... "JTBJK b-\pb rwan -D
46 V. 15 bezieht sich - singulär innerhalb der Fluchsequenz - sowohl auf die Schlange als
auch auf die Frau. Ansonsten ist die Verfluchung lediglich an einen Adressaten gerichtet.
47 War in Gen 2,24 die Verhältnisbestimmung der Geschlechter aus der Perspektive des Man
nes vorgenommen worden, so wird dies jetzt genau umgekehrt.
48 Die Insbildsetzung zu Beginn des Adamfluchs in v. l7a nimmt diese Problematik auf: die
Begründung arbeitet mit dem Argument, der Mensch habe auf seine Frau gehört, was offensicht
lich dem Herrscherauftrag in v. löb widerspricht.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 115/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 115
<U) Und Jahwe-Elohim sprach zu der Schlange:
A „Weil du dieses getan hast: Verflucht bist du vor allem Vieh und vor allem Getier
des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du gehen und Staub sollst du essen alle Tage
deines Lebens.
B
(15)
Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau und zwischen deinemSamen und ihrem Samen: Er trete dir auf den Kopf und du schnappe ihm nach der
Ferse. "<16)
Zu der Frau sprach er:
A „Ich werde auf jeden Fall viel machen deine Mühen ..., und in Mühe sollst du
Söhne/Kinder gebären.
B Und nach deinem Mann gehe dein Verlangen, und er soll über dich herrschen. "
Es ist aber, neben der Gestaltung nach dem Schema ABAB, noch eine an
dere Regelmäßigkeit im Verhältnis von Schlangen- und Frauenfluch herauszustellen. Denn der Schlangenfluch setzt in v.14 mit einer unpersönlichen Verfluchung ein, demgegenüber ist v.15 als Jahwe-Elohimrede gestaltet. Der Frauenfluch kehrt die Abfolge um: der expliziten Jahwe-Elohim
rede in v.löa folgt in v.l6b eine unpersönliche Bestimmung. In dieserHinsicht sind Schlangen- und Frauenfluch chiastisch aufeinander bezogen:
(l4) Und Jahwe-Elohim sprach zu der Schlange:
„Weil du dieses getan hast: Verflucht bist du vor allem Vieh und vor allem Getier desFeldes.
A Auf deinem Bauch sollst du gehen und Staub sollst du essen alle Tage deines Le
bens.
B ( l5)
Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau und zwischen deinem
Samen und ihrem Samen: Er trete dir auf den Kopf und du schnappe ihm nach der
Ferse. " , l6)
Zu der Frau sprach er:
B „Ich werde auch jeden Fall viel machen deine Mühen .... und in Mühe sollst du
Söhne/Kinder gebären.A Und nach deinem Mann gehe dein Verlangen, und er soll über dich herrschen."
Damit erweisen sich Schlangen- und Frauenfluch als doppelt strukturierteEinheit. Sie sind sowohl parallel angeordnet und weisen insofern auf den
jeweils folgenden Fluch hin, als auch chiastisch verschränkt; letzteres unterstreicht ihre Zusammengehörigkeit.
Was die Verbindung zwischen Schlangen-/Frauenfluch und Adamfluch
anbelangt, so hat der Verfasser diese explizit hervorgehoben. Sie ist inv.l4b und v.löa, der Minderung der Lebensqualität von Schlange und Frau,sowie v.l7bß angelegt. Es handelt sich um die erste der lebensqualitätre-duktiven Bestimmungen in allen drei Flüchen. Dabei werden v.l4b undv.löa in v.l7bß chiastisch aufgegriffen:49
49 Das im Schlangen- und Adamfluch vorkommende Stichwort ~\SV darf hingegen formanaly
tisch nicht herangezogen werden, da es im einen Fall um das Strafnahrungsmittel der Schlange, im
anderen um die stoffliche Grundlage des Menschen geht.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 116/268
116 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
A -pn xr^n ^DKH TSUTI (|4b)
B cna n*?n n&a -jjin^^ mr* renn <16a
>
B pa ua <17b
ß)A -pn 'D' "73 n]"7D«n
Das in v.l7bß aus v.löa rezipierte Stichwort jin^U spielt im Frauenfluch
insofern eine gewisse Schlüsselrolle, als es zum einen doppelt vorkommt
(]!3^^/3}i^), zum anderen das Zentrum der chiastischen Konstruktion in
v.löa darstellt:
A ml« min
B -pausB asm
A o^n -n^n
Schon aufgrund dieser Beobachtungen ist es kaum von der Hand zu weisen,
daß auch die materialen Teile der beiden ersten Flüche im Zuge der Abfas
sung des Adamfluchs entstanden sein dürften. Bereits die Komposition der
Flucheinleitungen legt dies nahe. Mit Ergänzungen innerhalb der Flüche
selber ist nicht zu rechnen, da das ausgesprochen homogene Gesamtbild der
Fluchsequenz sofort in sich zusammenfallen würde. Daß die jetzt vorlie
gende, durchdachte Komposition ihre Geschlossenheit erst durch mehrere
Hände im Zuge kleinräumigen literarischen Wachstums bzw. von Fort
schreibungen erhalten habe sollte, ist kaum vorstellbar. Der Text Gen 3,11-
19 ist in einem Zuge abgefaßt worden - unbeschadet der Integration von
Traditionsgut. Aufgrund der Kontextvernetzung des Adamfluchs ist dann
aber auch mit Blick auf die beiden anderen Flüche davon auszugehen, daßsie erst nach und im Zuge der Auseinandersetzung mit dem priesterschrift
lichen Schöpfungsbericht entstanden sind. Materialer Korrekturbedarf an
der Priesterschrift besteht ja nicht nur mit Blick auf die ambivalenten Le
benserfahrungen bei der Nahrungsmittelbeschaffung, sondern auch mit
Blick auf das Verhältnis zur Tierwelt sowie die Spannungen in der Organi
sation der Geschlechterdifferenz.
Der hochgradig artifizielle literarische Charakter der Fluchsequenz pro
voziert natürlich die Frage, wie sich Gen 3,14-19 und die eng mit der
Fluchsequenz verbundene Verhörszene Gen 3,11-13 zum weiteren Kontext
Gen 2-3* verhält. Handelt es sich hier um ein auf die poetischen Passagen
und ihren unmittelbaren Kontext begrenztes Phänomen - oder hat sich der
Verfasser auch in den Prosatexten entsprechender Literaturtechniken be
dient? Die folgenden Ausführungen dienen dem Nachweis, daß dies im ho
hen Maße der Fall ist. Es wird sich zugleich zeigen, daß Gen 2-3*, den lite-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 117/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 117
rarkritischen Versuchen zum Trotz, ein zumindest in den wesentlichen Teilen literarisch geschlossenes Ganzes bildet.
1.2 Der „Sündenfall" (Genesis 2,25-3,14)
(2,25) und beide waren nackt, der Mensch und seine Frau, und sie schämten sich nicht
voreinander.50
(3-') Aber die Schlange war listiger als alle Feldtiere, die Jahwe-Elohim
gemacht hatte. Und er sprach zu der Frau: Elohim hat ja wohl gesagt: Ihr sollt nicht
essen von dem Baumbestand des Gartens! *2' Da sprach die Frau zu der Schlange:
Von den Früchten des Baumbestandes des Gartens dürfen wir essen. P) Aber von den
Früchten des Baumes mitten im Garten hat Elohim gesagt: Ihr dürft nicht von ihm
essen, rühret auch nicht an ihn, damit ihr nicht sterbt. *4> Da sprach die Schlange zuder Frau: Ihr werden auf keinen Fall sterben. <
5' Denn Elohim weiß, daß, sobald ihr
davon eßt, eure Augen geöffnet werden und ihr sein werdet wie Elohim, indem ihr
nämlich vertrauten Umgang mit Gut und Böse habt. <6> Da sah die Frau, daß der
Baum gut sei zum Essen und eine Augenweide und daß der Baum begehrenswert sei,
was das Klugwerden anbelangt. Und sie nahm von seinen Früchten und aß. Und sie
gab auch ihrem Mann, der mit ihr war, und der aß auch. <7> Da wurden die Augen der
beiden geöffnet, und sie erkannten, daß sie nackt waren. Und sie flochten Feigenlaub
zusammen und machten sich Schurze. (8
> Und sie hörten das Geräusch Jahwe-Elohims, der im Garten beim Tageswind spazieren ging. Und der Mensch und seine
Frau verbargen sich vor Jahwe-Elohim inmitten der Bäume des Gartens. <9> Da rief
Jahwe-Elohim nach dem Menschen und sagte zu ihm: wo bist du? <10)
Und er antwor
tete: Dein Geräusch habe ich im Garten gehört, da fürchtete ich mich, weil ich nackt
bin, und ich versteckte mich. <"* Und er sprach: Wer hat dir mitgeteilt, daß du nackt
bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten hatte?
f'2' Da sprach der Mensch: Die Frau, die du mir beigegeben hast, die gab mir von
dem Baum - da habe ich eben gegessen. <
13
) Und Jahwe-Elohim sprach zu der Frau:was hast du da getan? Und die Frau antwortete: Die Schlange hat mich getäuscht - da
habe ich eben gegessen. *'4> Da sprach Jahwe-Elohim zur Schlange: Weil du dieses
getan hast: verflucht bist du von allem Vieh und von allem Getier des Feldes. Auf
deinem Bauch sollst du gehen und Staub fressen dein Leben lang.
Der Literaturwissenschaftler Hans Robert Jauss bemerkt zur Fluchsequenzin Gen 3,14-19:
Gott antwortet auf das Abschieben der Schuld von Adam über Eva auf die Schlangeals vollendeter Rhetoriker in umgekehrter Reihenfolge, bringt Adam derart wieder an
die erste Stelle und scheint so dem lädierten Prestige des Mannes selbst noch beim
Akt seiner Bestrafung aufhelfen zu wollen.51
50 Zur reziprok-faktitiven Deutung des singulären 012 hitpol. cf. F. Hartenstein, „Und sie erkannten", 286f, im Anschluß an J.M. Sasson, w'lö'yilbösäsü, 418—421.
51 HR. Jauss, Mythe, 26.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 118/268
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 119/268
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 120/268
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 121/268
Die Schöpfungs- und Para dies erzä hlun g (Ge nes is 2,4b—3,24) 121
A aornö vm <2-25>
c itörän- vfr\[B] DTI^R mrr nöi> ~iö« rnfcn rm b30 m-iu rrn löram <3-'>
C p-n^s TQK-3 *)« nö«n-l7« •»*»!
E |3H pg "730E ]3n~f HDD tömn-1?« nttfKn -io«m <2>
D i23t«C p-nbn ig« pn-pro ~IÖR y»n "-iacn <3)
D T3QQ faKT R1?
F pnan~]a in w n «ViF pnan mor*1? ntf «rr1?« ttfmn -iDin <4>D T]Qn D3*73R OV3 "3 OTT1?« BT "3 (5)
C im 3icj 'ÖT a-n^to orrm OSTJJ inps:i[B] i?3Rai? pwi mo '3 ntösn mm <6)
•TOton1? ysn innn DTU1? wrrrrwi oi^ R - I nnu nü-R^-m jrm 'TDWTI r-isn npm
A anrntö T S runpsm <7>
bon DOTB o -umc man on1? iüin mRn n^u n a m
Einer Schwierigkeit ist in der einschlägigen Literatur besondere Aufmerksamkeit zuteil geworden: der Zuordnung von Gen 2,25.61 Der Vers ist durchdie einleitende wajjiqtol-Form syntaktisch an Gen 2,24 rückgebunden, Gen3,1 beginnt demgegenüber mit einer W;c-ga/a/-Form. Man darf dem Ein
schnitt in Gen 3,1 allerdings nicht eine übermäßig trennende Funktion zusprechen, denn es gibt nicht von der Hand zu weisende formale Bezügezwischen Gen 2,25 und Gen 3,7aßb, die - leicht ersichtlich - streng parallelaufgebaut sind.62 Gen 2,25 kommt demnach auch die Funktion eines Bindeglieds an den vorhergehenden Textbestand zu, ohne daß es Anlaß zu lite-rarkritischen Schlußfolgerungen gibt.63 Zugleich dient er mit Gen 3,7 derRahmung von 3,1-6. Dementsprechend kann der Abschnitt Gen 2,25-3,7als eine Einheit dargestellt werden.64 Durchschaut man die Binnenkomposi
tion von Gen 3,1-6, so erweist sich diese Abgrenzung über die Entspre-
61 Cf. etwa C. Dohmen, Schöpfung, 77ff; BN. Wambaco, Or tous deux etaient nus, 553f.62 Auf die Rahmung durch Gen 2,25 und 3,7 weist zuletzt auch K. Schmid, Unteilbarkeit, 33,
hin.63 Bei der Analyse der literaturtechnischen Beschaffenheit von Gen 2,4ff wird sich zeigen,
daß der Verfasser tatsächlich mit v.24 einen Einschnitt gesetzt hat, insofern der Vers an v.23 chia-stisch anknüpft; das gilt nicht für v.25, der stattdessen formale Bezüge zum folgenden aufweist.
64 Cf. auch M. Witte, Urgeschichte, 160f (Lit) .
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 122/268
122 Die nichtpries terschrif tliche Urge schi chte
chungen des Rahmens hinaus als zutreffend. Gen 2,25 gehört also bereitswesentlich zu Gen 3, und nicht zur „eigentlichen" Schöpfungserzählung,die der Sache nach durch die Ätiologie in Gen 2,24 abgeschlossen ist.
Was der Rahmen (A) der Sache nach leistet, liegt - nicht zuletzt auf-
grund traditionsgeschichtlicher Spezifizierungen65 - einigermaßen klar zuTage: Gen 3,7aßb verkehrt die zunächst von Statusfragen unbelastetemenschliche Gemeinschaft Gen 2,25 (TOürr KVI) in das Gegenteil: die Abgrenzung der Einzelwesen voneinander - paradigmatisch, wenn auch mitBlick auf Gen 3,21 noch defizient, anhand der Bedeckung mit Laubschurzen verdeutlicht.
Das Zentrum des Abschnitts, der Dialog zwischen Schlange und Frau in
Gen 3,lb-5, wird durch außerordentlich kunstvolle Arrangements gestaltet.Die v.lb-5 bestehen aus zwei durch die C- und D-Elemente (0T6K; b^N)miteinander verbundene Chiasmen, die den Dialogteil sachlich strukturierenund zum einen die Früchte des ]T\ fS (E-Elemente), zum anderen das Thema der mit dem Baum verbundenen Todesverfallenheit (F-Elemente) rahmen. Der Dialogteil bietet die dreigliedrige Redeabfolge von „Schlange",„Frau" und „Schlange". Dabei sind die ausführlichen Redeeinleitungen mitBedacht gesetzt, d.h. sie kommen genau an den Wendepunkten der chiasti-
schen Doppelstruktur zu stehen.66
Damit ist die literaturtechnische Homogenität von Gen 3,1b—5 aber nochnicht vollständig dargestellt. Was v.5b anbelangt, so fällt zunächst auf, daßdie Wiederaufnahme der C-Elemente (v. lb.3a)67 auf den ersten Blick nichtganz stimmig ist. Nun handelt es sich aber gerade in v.5 deutlich um die(Negativ-)Kxönung des Dialoges Gen 3,1b—5. Das hat der Verfasser dennauch durch die Komposition des Verses unterstrichen. Der v.5 - in diev.lb-5 umgreifende Struktur durch XCCtrhO* (D) und n,n'?K (C) eingebunden - ist in sich wiederum chiastisch angelegt: er bildet den somit auchformal gewichtigen Abschluß, in dem die Schlange ihre schicksalsschwereDeutung der Hintergründe des Elohim-Befehls vorträgt ein literartechni-
65 F. Hartenstein, „Und sie erkannten", 286ff.292, weist zu Recht daraufhin, daß in Gen 2,25die Nacktheit ohne Scham voreinander (lÖCÖIT R^) nicht im Sinne sexueller Konnotationen eng
geführt werden darf, sondern umfassend die Abwesenheit negativer Seiten im Zusammenleben imBlick hat. Das hat dann natürlich Folgen Tür die Interpretation von Gen 3,7 und damit für dieNäherbestimmung der „Erkenntnis von Gut und Böse".
66 Dasselbe Verfahren läßt sich in Gen 2,21-22 aufweisen; s.u. III. 1.3.67 Die vieldiskutiere Verwendung von E"rY?N statt UJ'iIVM mir in den Redestücken von Gen
3,1-6 kann nicht zuletzt mit Blick auf die Komposition dahingehend verständlich gemacht werden,daß ein Zielpunkt des Abschnitts in der Entsprechung von Mensch und Gott hinsichtlich der Unterscheidungsfähigkeit liegt, es mithin nicht um die Jahwehaftigkeit des Menschen, sondern umseinen - aus der Perspektive der Fluchsequenz: ambivalenten - Anteil am Göttlichen geht; s.u.
III. 1.4.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 123/268
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 124/268
124 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
tion von 2,25-3,7 außerordentlich wichtige Einsicht, auf die wir selbstverständlich nochmal eigens zurückkommen müssen.
Die v.la und v.6 - eingangs in unsrer Übersicht mit ,,[B]" bezeichnet -nehmen innerhalb des Abschnitts eine Sonderstellung ein; sie bilden gewis
sermaßen einen zweiten Rahmen mit jeweils überleitendem Charakter. Untereinander weisen sie allerdings keine Lexementsprechungen auf und sichvom Umfang her asymmetrisch, so daß die Anfrage von vorneherein berechtigt ist, ob sie in der Gesamtkomposition die ihnen zugewiesene Funktion tatsächlich erfüllen. Dennoch sind sie eng mit dem Kontext verknüpft -vor allen Dingen, was die literaturtechnische Anbindung von Gen 3,6 anbelangt.
Gen 3,1a ist durch das Wortspiel „nackt" - „klug" an den vorhergehenden Vers Gen 2,25 angeschlossen und dient der Exposition der Schlange,die durch die Determination als bekannte Größe vorausgesetzt wird, aberbisher nicht genannt wurde.
Erheblich komplexer ist demgegenüber Gen 3,6, und zwar sowohl wasdie formale Seite der Analyse als auch die Bestimmung der sachlichenFunktion in Gen 2,25-3,7 anbelangt. Der Vers ist vom Verfasser zunächststrikt in Parallelanordnung (Schema: AABB) gestaltet:69
^ 0 * 7 p n 310 -_2 nöKn torn'rrtön'? yvn -inrm DTJJ1? wr rn wi 21
*33Krn m a n nprn*?3tn nas rrartfra: |nm
Er nimmt darüber hinaus - der nun schon sattsam bekannten Technik fol
gend - auf die letzte Schlangenrede in v.5 Bezug:
A uoo opbj* o ra o o'rr?« i r r "o <5>B gyrs inpsn
C im 3JB TT DYl'PtO PTTTnC bmch> p n 3TD »3 nmn tnm <6>
B 'rsön'? p n Toren n-rub iwrmwi oiA jgtri rviv nef KV-DJ jrm '73SH i 'iso np™
Gen 3,6aa hat insofern überleitende Funktion, da die eigentliche Realisierung der von der Schlange angekündigten Einsichtsfähigkeit des Menschen
69 Dabei steht deutlich, wenn auch nicht durchgehend wortwörtlich Gen 2,9 im Hintergrund.Die Zweckbestimmungen (bDKD'P 31D1 HtOD1? "I0TC) eines jeden Baumes im Garten werden inGen 3,6 invertiert aufgegriffen und auf den einen Baum bezogen. Die besondere Funktion desBaumes wird durch die Näherbestimmung iT3Ön'? J*flTI 10n: statt ntOD1? 1QTC hervorgehoben;
cf. hierzu R. Albertz, „Ihr werdet sein wie Gott", 28f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 125/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 125
in Gut und Böse im Moment ihres Essens erst in v.7 deutlich betont vermerkt wird, nachdem beide tatsächlich gegessen haben (v.6aßb).70 Aber dievon der Schlange in Aussicht gestellte Elohim-Entsprechung hinsichtlichder Unterscheidungsiahigkeit sowie der dazugehörige Akt von Frau und
Mann werden nicht unmittelbar nebeneinandergestellt, sondern erst durchv.6aoc angebahnt. Dementsprechend werden entscheidende Stichworte ausv.5 in v.6 chiastisch rezipiert: 310, ys, •D'PDR. Damit taucht allerdings einInterpretationsproblem auf. Die von der Schlange in v.5 avisierte Urteilskraft wird mittels des Lexems ÖT ausgedrückt und der Erwerb dieser Urteilskraft wird denn auch in v.7 explizit durch die Aufnahme von BT undanderer Lexeme festgestellt. Insofern sind Ausgangs- und Zielpunkt klar.Dementsprechend verwendet der Verfasser in dem Übergangsvers v.6accauch nicht BT, sondern nm. Auf der anderen Seite, und das kompliziertzunächst die Lage, verfugt die Frau in v.öacc der Sache nach natürlich bereits über eine Form von Unterscheidungfähigkeit, denn sie ist immerhinimstande, den Baum als bDWßb 310 usw. zu qualifizieren71 - und das heißtnatürlich: im durchaus weisheitlichen Sinne72 zwischen Gut und Böse zudifferenzieren. Der „Baum inmitten des Gartens" wird von ihr unter die inGen 2,9 genannten Zweckbestimmungen aller Bäume im Garten subsu
miert. Ein Sachverhalt, der vor allen Dingen im direkten Anschluß an dieAussage der Schlange in v.5 (im 3112 "im nrhfO orrm) verwundert, diedie Gottähnlichkeit erst im Anschluß an den Baumfruchtgenuß in Aussichtstellt.
Man steht damit vor der Alternative, dem Verfasser entweder Ungenau-igkeit bzw. mangelndes Problembewußtsein attestieren zu müssen, oderman unterstellt, daß ihm ein von Gen 3,6 abzuhebender Gehalt der Unter
scheidungsfähigkeit von Gut und Böse DTibto vorschwebte. Letzteres dürf-te der Fall sein, wenn man die Gesamtkomposition von Gen 2,25-3,7 imBlick behält. Die Gottähnlichkeit besteht nicht im Erwerb der weisheitlichen Urteilskraft überhaupt.
70 Durch die betonte Auseinanderlegung des „13QD nD'PDR" (Gen 3,5a) in zwei Einzelvorgänge (bs tn nnu nc rK Vc; ;nm to*fll m a n npm; v.6aßb) wird der für das Verständnis der Gott-ähnlichkeit in der Erkenntnis von Gut und Böse wichtige Vers Gen 3,12 vorbereitet.
71 In Gen 2,18 - TCh CltCI nrn 20~VÖ - urteilt Jahwe-Elohim entsprechend über das Al
leinsein des Mannes. Soll das Urteil der Frau - ^DKnb J'BTI 310 "D - ihre Zustimmung zu derBehauptung der Schlange, der Fruchtbaumgenuß führe nicht zum Tode, signalisieren?
72 Cf. die - u.E. nach zutreffende - Deutung der „Erkenntnis von Gut und Böse" auf weisheitlichem Hintergrund durch O.H. Steck, Paradieserzählung, 29ff Anm. 43; R. Albertz, „Ihr werdetsein wie Gott", 26ff; E. Otto, Paradieserzählung, 175; ders., Woher weiß der Mensch um Gut undBöse?, 229; K. Schmid, Unteilbarkeit, 27ff. Die Unterscheidung von JTTI 310 meint die - weisheitliche - Urteilskraft, das Einteilungsvermögen überhaupt, nicht ethische Wertprädikate. Sie ist alssolche nicht negativ qualifiziert. Es geht in Gen 3 allerdings nicht per se um die bereits vor demBaumfruchtgenuß vorhandene weisheitliche Urteilskraft, sondern um eine spezifische Anwen
dungsform.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 126/268
12 6 Die nichtpriesterschriftli che Urges chic hte
Damit sind wir wieder bei Gen 3,7 angelangt. Die dichte Kompositiondes Textstücks hat selbstverständlich Konsequenzen für die Erfassung derAutorintention. Ansatzpunkt der Interpretation ist zweckmäßigerweise dasin Gen 3,7 formulierte Resultat. Folgt man der Struktur des Textes, so führt
der Gen 3,7 der Sache nach Gen 2,25 und Gen 3,5 zusammen: Mann undFrau (DiT'atf 2,25a; 3,7a) werden die Augen geöffnet (DTD npE v.5a.7a), undsie erkennen (CT v.5b.7a), daß sie nackt (üiä 2,25; 3,7) sind:
Gen 2,25 Gen 3,7 Gen 3,5aßb
a prngj vm nmc 'Tö.rranpBrn orrm coro inj>Egib TTOKI D1KH D'OTW DH DDTfl "O lDTl ÖT, 310 ?ST Drfäo
c lütöirr «"?i nünn n
1
?^ n s mrran an1? IÖJH
Der in Gen 3,7 ausdrücklich genannte Gegenstand von DT ist nicht die vonder Schlange in v.5 angekündigte, relativ abstrakte Einsicht in Gut und Böse, die ja schon in v.6 vorausgesetzt ist, sondern die Erkenntnis in die wechselseitige Nacktheit. Daraus darf man nun allerdings zum einen keinen Widerspruch zwischen Ankündigung und Resultat konstruieren, man darf sich
zum anderen aber auch nicht mit der Erklärung begnügen, daß sich der abstrakte Charakter der wie auch immer genau zu interpretierenden Wertoptionen „Gut und Böse" de facto - und in einem Erzähltext ohnehin - sinnvollerweise nur konkret, also in der Anwendung auf einen bestimmten „Er-kenntnis"-gegenstand manifestieren könne. Vielmehr geht es um einenbestimmten Fall der Unterscheidungsfähigkeit: Gegenstand der in Gen 3,7erlangten Erkenntnis ist der ausgesprochen basale Sachverhalt der Ge
schlechterdifferenz.
Allerdings ist - trotz der in diesem Zusammenhang mehrfach angeführten, faktisch jedoch nur eingeschränkt einschlägigen Parallele 2 Sam 19,36
73
- die Schlußfolgerung nicht überzeugend, die „Erkenntnis von Gut und Böse" sei mit der Entdeckung der Sexualität gleichzusetzen. Zum einen weistder überleitende Vers Gen 3,6aoc mit Blick auf die epistemische Einstellungder Frau semantisch keineswegs in Richtung einer Deutung von im 310 PTauf die Entdeckung der Sexualität. Zum anderen wird nicht die Sexualität
entdeckt - von einem ersten Sexualakt ist, wie dann eigentlich zu erwarten,auch nicht andeutungsweise die Rede;
74 dieser wird erst in Gen 4,1 folge
trächtig vollzogen -, sondern vielmehr die Scham voreinander, also die Ge-
73 Cf. etwa D. Michel, „Ihr werdet sein wie Gott", 103ff; P. Kübel, Entstehung, 76ff; D.U.
Rottzoll ihr werdet sein wie Gott", 385-391; H.-P. Müller, Drei Deutungen, 118f. Kritisch
dazu R. Albertz, „Ihr werdet sein wie Gott", 26ff.
74 Man denke vergleichsweise nur an die Begegnung von Enkidu mit Schamchat in Gilg. Ta
fel I, Kol. 111,21 ff; IV,8ff.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 127/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 127
Schlechterdifferenz im emphatischen Sinne. War die grundsätzliche Haltungder beiden ersten nackten Menschen durch die Abwesenheit wechselseitigerScham (itöcnrv K T Gen 2,25b) gekennzeichet, so korrespondiert dem inGen 3,7 das Wissen um die wechselseitige Nacktheit, die dann konkrete
Handlung in Gestalt einer Vermeidungsstrategie: „und sie flochten Feigenlaub zusammen und machten sich Schurze" (3,7b).75 Es wird somit der eigene Zustand in Differenz zu einem anderen Einzelwesen bewußt.
76
Daß es dabei nicht nur um die Unterschiedenheit der Geschlechter, dasimmerhin auch von der Priesterschrift in Gen 1,27 sofort eingeführte,grundlegendste zwischenmenschliche Differenzkriterium, geht, sonderndiese auch paradigmatisch für das Bewußtsein eines Einzelwesens von seiner Selbständigkeit im Unterschied zu anderen Menschen, ja sogar zu Jah-we-Elohim steht, wird durch den folgenden Handlungsverlauf deutlich hervorgehoben. Denn der Mann fürchtet sich im Kontext der Befragung durchJahwe-Elohim (Gen 3,1 Off) nicht nur aufgrund seiner Nacktheit - und damitaufgrund seines minderen und ungeschützten Status
77 - vor Jahwe-Elohim,
sondern er differenziert - wie dann auch die Frau mit Blick auf die Schlange (Gen 3,13) - zusätzlich klar zwischen seinem Anteil an der Gebotsübertretung und dem der Frau. Der Sache nach vorbereitet ist dies bereits in Gen
3,6aßb. Das heißt: es geht nicht nur um das Faktum der Mißachtung desgöttlichen Gebots - mithin um die durch die Generalprävention der Todesandrohung (Gen 2,17) eigentlich auszuschließenden Handlungsfolgen -,sondern auch um eine Differenzierung der Motivationsebene und damit umdie genaue Bestimmung und Anerkennung des individuellen Schuldanteils.Es liegt nahe, hier von der Entdeckung ethisch-religiöser Personalität zusprechen. Damit verbunden sind dann allerdings auch weiterreichende Ambivalenzen, die sowohl die zwischenmenschlichen Verhältnisse - Gen
3,16.21 f- als auch die nunmehr distanzierte Gottesbeziehung - Gen 3,22fbetreffen.78
75 Gen 3,7b ist also mitnichten einem „schamhaften Ergänzer" zuzuschreiben; so C. Levin,
Jahwist, 88.
76 Macht man sich klar, daß die Einsicht in die Nacktheit, also in die Geschlechterdifferenz
als Realisat der Einsicht in Gut und Böse fungiert, so ist es auch verfehlt, zwischen der Verwen
dung von DVUS in 2,25 und C~\'S in 3,7 einen wertmäßigen Gegensatz konstruieren zu wollen; so
etwa H. Niehr, Art. DIU, 377f; dagegen bereits O.H. Steck, Paradieserzählung, 31 Anm. 43. Eshandelt sich keineswegs um eine unterschiedliche Qualifikation der Nacktheit per se, dergestalt,
daß diese vor dem „Fall" positiv, danach negativ aufzufassen wäre. Denn wesentlich ist nicht die
Nacktheit an sich, sondern wie der Mensch sich zu ihr verhält. In Gen 2,25 wird der Zustand des
Nacktseins durch den Hinweis IBCnrr ttbl relativiert, d.h. Nacktheit ist selbstverständlich negativ
qualifiziert, aber nicht in ihrer eigentlichen Tragweite bewußt. In Gen 3,7 ist sie, genau in dem
Moment, da sie bewußt wird, sofort Auslöser entsprechender Aktivitäten.
77 F. Hartenstein, „Und sie erkannten", 292.
78 Daß Jahwe durchaus ambivalent im Verhältnis zum Menschen erscheint, wird in Gen 4 an
hand der Opfer deutlich. Die folgenden nichtpriesterschriftlichen Passagen in der Urgeschichte
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 128/268
12 8 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Auf diesem Hintergrund macht dann allererst auch die Einführung derSchlange als mön rm t
7X OTTS Sinn. Daß hier - trotz divergierender Ety
mologien - ein Wortspiel zwischen „nackt" und dem positiv konnotierten„klug" vorliegt, ist keine neue Erkenntnis.
79 Es geht aber um erheblich
mehr, als um die bloße Wortassonanz. Denn die Fähigkeit der Selbstwahrnehmung und -evaluierung, die der Mensch erst erlangt und die anhand derNacktheit und damit der grundlegenden Differenziertheit der Menschen
paradigmatisch durchgespielt wird, ist bei der Schlange bereits vorausgesetzt; über den Ursprung dieser Kompetenz wird direkt keine Aussage gemacht - ein echter Dualismus liegt dem Verfasser von Gen 3,1 allerdingsauch fern, da die Schlange als Geschöpf Jahwe-Elohims eingeführt wird,
und zwar wird sie mit deutlichem Rückbezug auf Gen 2,19f den Tieren desFeldes zugerechnet. Dem gegenüber Gen 2,19 abweichenden Schöpfungsterminus in Gen 3,1 (jws statt "CT) wird man keine literarkritische Relevanzzumessen dürfen. Dafür läßt sich sogar ein positives Argument anführen. Es
läßt sich zeigen80
, daß Gen 2,18-20 aufgrund chiastischer Verklammerungein geschlossenes Textstück darstellt. Der Block wird durch die Ankündigung Jahwe-Elohims eingeleitet (Gen 2,18), er wolle dem Menschen einepassende Gehilfin schaffen (nöu). Diese Generalankündigung wird dann in
der Ausführung (Gen 2,19) entsprechend modifiziert beschrieben: Jahwe-Elohim formt ("BT) die Tiere des Feldes (Gen 2,19; 3,1: iTtfen mr
4»). Gen
3,1 greift also auf Gen 2,18-20 in toto zurück.
Somit ist die Aussageabsicht von Gen 3,1 deutlich: der Ursprung der
menschlichen Urteilskraft liegt letztlich in Jahwe-Elohim selber, auch wenner in Gestalt der Schlange als von ihm unterschieden zur Darstellungkommt. Sie ist aufgrund einer besonderen, von allen anderen Geschöpfen
abweichenden Begabung in der Lage, den Akt der Freiheit, der den Menschen - folgenschwer - „vergöttlicht",81 zu provozieren.82
Damit erweist sich Gen 2,25-3,19 als ein literarisch außerordentlich arti-fizieller, in sich geschlossener Abschnitt.81 Jeder, der sich innerhalb dieses
Abschnittes zu literarkritischen Operationen genötigt sieht, wird gleichzei-
zeigen auch die fortschreitende Differenzierung der Menschen, bishin zu dem letzen Versuch, die
Einheit des Menschengeschlechts zu konstituieren, der in der Sprachverwirrung endet.
79 Cf. K. Schmid, Unteilbarkeit, 33f.
80 S.u. III. 1.3.
81 Damit gibt der Verfasser der priesterlichen Vorstellung von der Gottebenbildlichkeit des
Menschen in Gen l,27ffeine beachtliche, eigentümlich problematische Wendung; s.u. III. 1.4.
82 Das vom Verfasser von Gen 3 wohl nur erahnte Dauerproblem endlicher Freiheit - nämlich
die Aporie, daß individuelles Freiheitsbewußtsein nur im Durchgang durch Abhängigkeit erwor
ben wird - , versucht er also durch Abstufungen (Gottheit, Schlange, Mensch) zu unterlaufen.
83 Zu dieser Einsicht mit Bezug auf Gen 3,1-19 gelangt jetzt auch wieder M. Witte, Urge
schichte, 155, der von einer nahtlosen literarischen Verknüpfung spricht, allerdings ohne dies
näher auszuführen.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 129/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 129
tig nicht umhin kommen, die Entstehung des kunstvollen Aufbaus erklären
zu müssen. Gleichermaßen schwierig dürfte im übrigen auch die Annahme
einer mündlichen Tradition sein.84
Auch wenn der Text den Stilanforderun
gen der Sage genügt, so handelt es sich dennoch vom ersten „Federstrich"
an um ein literarisches Kunstprodukt.Der schwierigste Textbereich innerhalb von Gen 2,4b-3,24 ist Gen 3,20-
24. Da der Abschnitt Gen 2,4ff im hohen Maße voraussetzt, muß die Analy
se des Schöpfungskapitels vorgezogen werden.
1.3 Der Schöpfungsbericht (Genesis 2,4b-24)
<4b) Am Tag, als Jahwe-Elohim Erde und Himmel machte, l5> während alles Kraut des
Feldes noch nicht auf der Erde war und alles Grün des Feldes noch nicht sproßte,
denn Jahwe-Elohim hatte noch nicht regnen lassen auf der Erde, und ein Mensch war
nicht vorhanden, um den Acker zu bearbeiten, <6* wobei ein Urquell von der Erde
aufstieg und die ganze Oberfläche der Erde tränkte, <7> da formte Jahwe-Elohim den
Menschen aus Staub vom Acker und blies in seine Nase Lebensatem, und der Mensch
wurde zu einem lebendigen Individuum. *8> Und Jahwe-Elohim pflanzte einen Garten
in Eden im Osten und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte. <9' Und
Jahwe-Elohim ließ vom Acker her alle Bäume sprossen, begehrenswert anzusehen
und gut zum Essen, und den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens und den
Baum des vertrauten Umgangs mit Gut und Böse.
('°' Und ein Fluß ging von Eden aus, um den Garten zu tränken, und von dort an
teilt er sich in vier Häupter. (") Der Name des ersten ist Pischon, er umgibt das gan
ze Land Chawilah, dort wo das Gold ist. *12
' Und das Gold dieses Landes ist gut.
Dort gibt es auch den Bedolach und den Schoham-Stein. (13> Und der Name des zwei
ten Flusses ist Gichon, der umgibt das ganze Land Kusch. <14> Und der Name des
dritten Flusses ist Chidäqäl, er verläuft östlich von Eden. Und der vierte Fluß ist der Euphrat. <15* Jahwe-Elohim nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden,
um ihn zu bearbeiten und zu bewachen.
<16
' Und Jahwe-Elohim befahl dem Menschen folgendermaßen: Von allen Früchten
des Gartens sollst du auf jeden Fall essen, *17> aber vom Baum des vertrauten Um
gangs mit Gut und Böse sollst du nicht essen, denn am Tag, an dem du von ihm ißt,
wirst du auf jeden Fall sterben. (|8> Und Jahwe-Elohim sprach: Es ist nicht gut, daß
der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe als sein Gegenüber machen. <19> Da
formte Jahwe-Elohim aus dem Ackerboden alle Feldtiere und alle Vögel des Himmels. Und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, was er ihnen zurufen wür
de. Und alles, was der Mensch ihnen als lebendiges Individuum zurief, das war sein
Name. <20)
Und der Mensch rief die Namen für alles Vieh und für alle Vögel des
Himmels und für alle Tiere des Feldes; aber für einen Menschen fand sich keine Hilfe
als sein Gegenüber. PI) Und Jahwe-Elohim ließ einen Tiefschlaf auf den Menschen
fallen. Und er schlief ein. Und er nahm eine von seinen Rippen. Und er verschloß ihre
84 Cf. O.H. Steck, Paradieserzählung, 35-51.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 130/268
130 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Stelle mit Fleisch. <22
' Und Jahwe-Elohim baute die Rippe, die er von dem Menschen
genommen hatte, zu einer Frau aus. Und er brachte sie zu dem Menschen. <23> Und
der Mensch sagte: Dies ist der Moment: Bein von meinem Bein - und Fleisch von
meinem Fleisch. Diese wird genannt 'ischah (Frau) - denn vom 'isch (Mann) wurde
genommen diese. <
24
' Deswegen wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau kleben, und sie werden zu einem Fleisch werden.
Die alte Frage, ob die Paradies- und Fallerzählung einen Zusammenhangbilden oder ob hier mit verschiedenen literarischen Traditionen zu rechnenist, muß auch im Horizont unserer Analyse von Gen 2,25-3,19 nochmalsgestellt werden.85 Das heißt konkret: lassen sich die literarischen Techniken,mit deren Hilfe der Verfasser von Gen 2,25-3,19 diesem Abschnitt eineaußerordentliche Geschlossenheit verliehen hat, auch in den voranstehenden Textbereichen nachweisen? Und wenn dies der Fall ist: wird dadurch in
Gen 2* eine Gen 3* vergleichbare Kohärenz erreicht oder ist mit literarischem Wachstum zu rechnen? Denn im Gegensatz zu Gen 2,25-3,19 weistGen 2* bekanntermaßen eine echte Dublette auf, insofern der Mensch an
zwei Stellen in den von der Gottheit angelegten Garten versetzt wird (Gen2,8.15).
Zunächst läßt sich schlicht feststellen: auch innerhalb von Gen 2 hat der
Verfasser von den in Gen 3 aufweisbaren Kompositionstechniken reichlichGebrauch gemacht. Dies zeigt sich gleich zu Beginn aber dann auch in Gen2,7f. 18-24. Wir hatten mit Blick auf den priesterschriftlichen Schöpfungsbericht bereits daraufhingewiesen, daß dieser durch Gen 1,1 und Gen 2,4achiastisch gerahmt wurde und nichts dagegen spricht, darin auch die ur
sprüngliche Rahmung des Schöpfungsberichts zu erblicken, zumal erst mit
Gen 2,4a die - auch an anderer Stelle in P bewußt gesetzte - Siebenzahleines Lexems, in diesem Fall des speziellen Schöpfungsterminus N~D er
reicht wird86. An diese Rahmung schließt sich Gen 2,4b an, insofern sichder Vers in einem dreigliedrigen Chiasmus an Gen 2,4a anlehnt:87
85 Cf. vor allen Dingen P. Humbert, Etudes; O.H. Steck, Paradieserzählung, I7f; K. Schmid,Unteilbarkeit, 26, der auf die gute literarische Einbindung der auf Gen 3 vorausweisenden Elemente in Gen 2 hinweist.
86 S.o. II. 1.1. und die dort genannte Literatur. Diese nur auf den priesterschriftlichen Schöpfungsbericht bezogenen Funktionen, die nicht durch die Annahme einer ursprünglichen Unter
schrift Gen 2,1-3 ersetzt werden können, sprechen zunächst einmal dagegen, in Gen 2,4a ein redaktionelles Produkt zu erblicken, das um der Verbindung mit v.4b willen nach dem Bilde von
Gen 5,1 geschaffen wurde; anders zuletzt J.C. Gertz, Adam, 217ff. Daß v.4a und v.4b unterschiedlichen Traditionsströmen verpflichtet sind, ist schwerlich zu bestreiten. Neben der Verwendungdes Gottesnamens mrr - wenn auch im Verbund mit ETI^K - und des indeterminierten CODI J*TW
einerseits, finden sich andererseits zwischen Gen 2,4a und P deutliche und gehäufte Lexementsprechungen (»-Q;im 1 ; l i ;pwn rn t in) .
87 Dieses Argument ist von Gewicht für die literarische Einschätzung von 2,4b als Überleitung von Gen 2,4a, wobei nochmals zu differenzieren ist, ob 2,4b eigens zur Verklammerung ent
worfen wurde (cf. etwa WH. Schmidt, Schöpfungsgeschichte, 196; C. Westermann, Genesis,
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 131/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4 b-3 ,24 ) 131
A D'Dön rrnVin rfrRB psm
C ararnC n-n1?« mrr rntos nrn
B p «A D-DÖ1
Die viel diskutierte Frage dieses Verses ist natürlich, wie man sich seineliterarische Genese im einzelnen vorzustellen hat. Bevor man allerdingsGen 2,4b voreilig zum Gen 2,4a vorausgehenden Bestand erklärt, ist inRechnung zu stellen, daß nicht nur Gen 2,4a und Gen 2,4b in einem formal
koordinierten Verhältnis stehen. In Gen 2,4b steht darüber hinaus Material,das sich in Gen 2,3b findet: nöJ) und DTl*». Beide Lexeme bietet Gen 2,4bmit Blick auf Gen 2,3b ebenfalls in chiastischer Abfolge:
A nvfa* »13—itöK i n D ^ n - b s o rotö a *DB rtmrf?B rnto» DTD ...
A D'DSÖT p « nrnba mrr
Greift Gen 2,4b damit also nicht nur auf v.4a, sondern auch auf v.3b zurück, so dürfte es doch wahrscheinlicher sein, daß Gen 1,1-2,4a bei der Abfassung von Gen 2,4b bereits vorgelegen hat. Ist das zutreffend, dann ist esbemerkenswert, daß das einzige Wort, daß sich in Gen 2,4b nicht auf Material aus Gen 2,3.4a zurückbezieht, der Gottesname mrP ist.88
Von Gewicht ist vor allen Dingen die Beobachtung, daß Gen 2,4b syn
taktisch anlog zu Gen 5,1 bot gestaltet ist:
Gen 2,4b D W I p « avh» mrr mtoi? DT3Gen 5,lba DTK O f f » RIO DVD
Der Sachverhalt läßt mehrere Schlußfolgerungen zu. Zum einen ist mit anSicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, daß in diesem
269ff) - oder in einem Zuge mit Gen 2-3 post-P entstanden ist. O.H. Steck, Paradieserzählung,24f, bes. Anm. 33, will an 2,4b als ursprünglicher, von Gen 2,4a unabhängiger Einleitung deszweiten Schöpfungsberichts festhalten. Als Indiz dafür soll s.E. nach 2,19 gelten, da dort die fürGen 2,4b eigentümliche Abfolge von „Erde und Himmel", ablesbar an den Landtieren und Vögeln,vorausgesetzt sei. Dieses Argument wird allerdings dann erheblich relativiert, wenn man die chia-stische Aufnahme der Entsprechungen in v.20 mit in den Blick nimmt. - Cf. zur chiastischen Anlage auch C. Houtman, Himmel, 72ff. H. Seebass, Genesis I, 105, hält die Reihenfolge „Erde-Himmel" für die im nordwestsemitischen Bereich reguläre.
88 Zum Problem des - auch in Gen 2f bekanntlich nicht einheitlichen - Gebrauchs der Got
tesbezeichnung orftnmrr s.u. III. 1.4.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 132/268
132 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Falle der Verfasser von Gen 2,4b der nehmende Part ist.89 Er hat sich sowohl an Gen 2,4a angeschlossen - nämlich über die chiastische Gestaltungvon v.4b - , als auch an Gen 5,1 orientiert - nämlich mit Blick auf die Syntax, also die Wahl des infinitivus constructus im Anschluß an DT3 als auch
des analog zu DIR indeterminierten Binoms „Erde und Himmel", das in derweiteren Erzählung eigentümlich funktionslos bleibt - ebenso wie DV3, dasin Gen 5,1 das priesterschriftliche Tageschema voraussetzt. Der Teilversführt also zwei auf den Schöpfungsvorgang bezogene Rahmenverse zusammen. Damit aber noch nicht genug. Denn es ist darüber hinaus nicht zuübersehen, daß der gesamte Vers Gen 2,4 durch die Ergänzung von v.4bGen 5,laba angeglichen wurde:90
Gen 2,4 Gen 5,labetDR-om p a m • ,atön nvYTin n^K er» rrfjnri -iso nt
DT3 DT3mÖJJ ICO
wrhn mm orftn
DW) p « Dl»
Damit ist zum anderen die Schlußfolgerung naheliegend, daß Gen 5,1 ursprünglich - also im literarischen Zusammenhang der Priesterschrift - aufGen 2,4a gefolgt sein muß. Diesen ursprünglichen literarischen Zusammenhang hat der Verfasser von Gen 2,4b vor Augen gehabt und durch die Neugestaltung von Gen 2,4 literarisch ausgeglichen.91 Die Annahme, daß Gen5,1-3 ein redaktionelles Stück der Endredaktion der Urgeschichte ist, istdemgegenüber im hohen Maße unwahrscheinlich.92
89 Anders H. Holzinger, Genesis, 58, u.v.m.; s.o. 11.2.1.90 Wird dies beachtet, dann könnte sich auch der eigentümlich sperrige Wechsel von dem de
terminierten Binom r"THFTl COtÖH in v.4a hin zur indeterminierten Version CODI |HR einigermaßen verständlich machen lassen. Gen 5,1 nennt zunächst in der Toledotformel den in sich determinierten Eigennamen DTH, dann aber wieder im Anschluß an Gen 1,26 den Menschen - DTRindeterminiert; J.C. Gertz, Adam, 219, betont demgegenüber gerade die Indetermination vonn"QÖ1 f~IR zur Begründung der Eigenständigkeit des nichtpriesterschriftlichen Schöpfungsberichts.
91 In diesem Zusammenhang dürfte auch - wie oftmals erwogen - die im Kontext des priesterschriftlichen Schöpfungsberichts problematische „Ersatzunterschrift" in Gen 2,1 eingefügtworden sein; cf. zum Problembestand OH. Steck, Schöpfungsbericht, 178-199, bes. 181ff, derallerdings mit einer P zugehörigen Teilunterschrift rechnet, und zur Zuordnung zu Gen 3,24; 6,1^1M. Witte, Urgeschichte, 218f.238-240.
92 S.o. die in 11.2.1. genannte Literatur. Wer sich diese Theorie dennoch zu eigen machen will,muß dann davon ausgehen, daß der Redaktor zunächst Gen 2,4b unter deutlichem Wechsel derTerminologie chiastisch an v.2a angeschlossen habe, um dann mit Blick auf Gen 2,4 den Einsatzder priesterschriftlichen Genealogie Gen 5,l(-3) in reiner P-Terminologie neu zu gestalten - zudem wohl wissend, daß in Gen 4.1.17ff noch eine etwas anders gelagerte Theorie der Verwandt
schaftsverhältnisse voransteht und die Einfügung von C1R 11 MI I HOC ItT als Überschrift post-P
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 133/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 133
Im folgenden Abschnitt wechselt der Verfasser die Kompositionstechnik.Die v.5f - die Zustandsbeschreibung vor dem Schöpfungsbeginn - sindstreng parallel komponiert und analog zum priesterschriftlichen Schöpfungsbericht Gen 1,1-3 gestaltet:93
Zeitangabe
Umstände
Umstände bzw.Erläuterungen
Handlung
Vorgang
Gen 2,4b-7n-nb« mrr rntoa ova (4b)
O'DtÖl p «Dito mton n-to "»i<5)
pta rrrrno:r DTQ rnön aöirbDi
A "i'pqn \fb"oB purr^jj prfaj rrgrB CT«!
A nmarrnK -axh> p*parrp rfrir i«i(6)
nDTWPXrtDTTR nptöm
n« orf» rrsr "Ern<7)
... noTwrjD ~iau crwnrrn ÖD:1? DIKH vm
Gen 1,1-3D'n^R «na n-ötoa (1)
pari nun D'Dtön n«nai inn nn-n p«m (2)
TBrb» namo n'n^N nmD'on
DTT^R T A I (3)
11« TT
"TtTTTI
Ebenso wie Gen 1,1 setzt auch Gen 2,4b mit einer Constructusverbindungein, die den Zeitpunkt des Schöpfungshandelns Gottes angibt, gefolgt vonzwei Umstandssätzen, die im Anschluß erläutert werden, bevor der auf Gen2,4b bezogene Handlungseinsatz (v.7) folgt.94 Die beiden die Negativbe
stimmungen v.5a erläuternden Nebenumstände - die zweite führt rnön 2iDS
mit Blick auf Gen 3,17-19 ein - werden mit einem "a-Satz eingeleitet undsind chiastisch verbunden.95 Dadurch ist bereits der Mensch und seineFunktion, die dann in Gen 3,23, der die Negativbestimmung aus Gen 2,5ausdrücklich in ihr Gegenteil verkehrt, aufgegriffen wird, fest in den litera-
vor Gen 4,1 - oder allenfalls noch vor Gen 4,25, dann um die unterschiedliche Wertigkeit der vonAdam ausgehenden Menschheitslinien der Kainiten und Sethiten zu betonen - ihren sachlogisch
allein zutreffenden Ort gehabt hätte.93 Cf. M. Weippert, Schöpfung am Anfang, 15ff. Die eingangs gegebene Übersetzung ent
spricht der Autbauanalyse M. Weipperts. Auf die chiastische Strukturierung von Gen 2,5b weistbereits M. Witte, Urgeschichte, 150 Anm. 35, hin. Die Parallelität im Aufbau zwischen Gen 1,1-3und 2,4b-7 ist allerdings nicht auf die alttestamentlichen Schöpfungsberichte beschränkt, sondernauch anderweitig belegt, worauf M. Weippert, a.a.O., I7ff, hinweist. Sie darf insofern per je nichtals Argument für literargeschichtliche Abhängigkeiten ausgewertet werden.
94 Mit Gen 2,4b als temporalem Nebensatz zu Gen 2,7 rechnet H. Seebass, Genesis 1, 104.95 Insofern handelt es sich gerade bei Gen 2,5ba schwerlich um einen Zusatz; gegen K. Bud-
de, Paradiesesgeschichte, 7.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 134/268
134 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
rischen Zusammenhang integriert. Gen 2,6 bereitet angesichts der Feststel
lung in v. 5b, daß noch kein Regen fallt, die Formung des Menschen sowie
Anpflanzung des Gartens vor.96
Somit zeichnet sich Gen 2,4b-7 sowohl
durch mehrfache Vorverweise auf das Folgende als auch durch den direkten
literarischen Anschluß an Gen 2,2-4a aus. Bereits die Ausführung derHandlung Gen 2,7" ist dann wieder chiastisch an den weiteren Verlauf an
geschlossen (Gen 2,7f):
A orrb* TVSV "cr'i(7)
C D"n TOP; rrao nD-i
c rrn gtefr O-IKH nrnB murrns DO DSTI mpo psarp cm1» rrcr aen (8)
A TK? tu*
Die Einsicht in die Homogenität des Abschnitts ist mit Blick auf die literarische Integrität des folgenden Textblocks (v.9-18) von einigem Gewicht.98
Der Vers Gen 2,8 ist auf jeden Fall literarisch fest in seinem Kontext verankert. Wenn nun Gen 2,15 eine Dublette zu v.8 darstellt, dürfte es sich also
bei v.15 um eine Wiederaufnahme99 handeln, die die ParadiesesgeographieGen 2,10-14 in den Handlungszusammenhang integriert. Denn der v. 15,
der zum wiederholten Mal - wenn auch mit einer bisher nicht eingeführtenAufgabenzuweisung verbunden, die ihre Entsprechung in Gen 3,24 hat -berichtet, Jahwe-Elohim habe den Menschen in den von ihm gepflanztenGarten versetzt, ist in keiner v.8 vergleichbaren Weise in den Kontext eingebunden. Denn chiastische Strukturen finden sich erst wieder in v.l8ff.Hinzu kommt, daß Gen 2,10-15 den Textbereich auseinanderreißen, der
96 Cf. etwa K. Budde, Paradiesesgeschichte, 7-10; M. Witte, Urgeschichte, 84f. Die Schluß
folgerung, daß Gen 2,6 zusammen mit Gen 2,1 Off zugesetzt wurden (so etwa P. Weimar, Redakti
onsgeschichte, 114f u.v.m), ist ebenso wenig zwingend wie aus der Strukturparallelität zu Gen
1,1-3 abgeleitete literarkritische Operationen.
97 An der Wendung nD"lKIT]Q "BS sind gerade mit Blick auf Gen 3,19 und trotz Gen 2,19
keine Abstriche zu machen; gegen C. Dohmen, Schöpfung, 48f; H. Pfeiffer, Der Baum I, 492f.
98 Damit dürften v.7b.8b mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zur Grundschicht
gehören; gegen M. Witte, Urgeschichte, 87, und C. Levin, Jahwist, 89, der v.7b als endredaktionellausgrenzt - mit den entsprechenden Konsequenzen für die literarische Einschätzung der übrigen
TTI OBJ-Belege in Gen 2,19. Es handelt sich hier keineswegs um eine redaktionelle Einfügung.
99 Cf. C. Kühl, Die „Wiederaufnahme", 1-11. - Cf. zu den literarkritischen Problemen O.H.
Steck, Paradieserzählung, 18; H. Pfeiffer, Der Baum I, 490f. O.H. Steck, a.a.O., nimmt auch noch
eine Spannung zwischen 2,8.9 an, da in 2,8 bereits an einen Baumgarten gedacht sei; s.u. E. Blum,
Gottesunmittelbarkeit, 18f, hält Gen 2,8 für eine summarische Prolepse mit Blick auf Gen 2,9.15.
Dagegen weist J.C. Gertz, Adam, 225f, zu Recht daraufhin, daß lediglich v.8a.9 über den weiteren
Verlauf der Vorgänge orientiert, während v.10-15 eben diesen Zusammenhang zwischen v.9 und
16f unterbrechen.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 135/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 135
von der Anpflanzung der Bäume sowie dem paradiesischen Eßverbot berichten. Aber auch der Anschluß von v.9 an v.8 ist nicht im mindesten zubeanstanden,100 und zwar auch nicht101 was den Wechsel von dem aktivenHandeln Jahwes als Gärtner (v.8 ... DPif?« mir BCTi) zur kausativen
Formulierung mit Blick auf den Schöpfergott (v.9 ... ]Q WTlbtK mrr na:m yST^TO nm«n) anbelangt. Denn die kausative Formulierung kehrt analog inGen 3,17 ebenfalls mit Blick auf die nm« wieder (...irDäBI TTTTl fipi1*?) und bezieht sich dort klar auf das priesterschriftliche NahrungsgebotGen 1,29.102 Zudem ist festzuhalten, daß sowohl in Gen 2,9 als auch in Gen3,17 das Lexem in analoger Funktion verwendet wird (Gen 2,9: 'PDSQb moi...; Gen 2,17: mön aöjrriK rfo«l ...). Daß dann Gen 2,9.10316f sachlich
aufeinander bezogen sind, hat der Verfasser durch ihre Parallelanordnungunterstrichen:
Gen 2,9'jDVid? men nKiQ1? noro ya-bo nonan-p DTT?« mrr nrnn
am mp nmn p i pn mm D'Tin p iGen2,16f
'pDsri ^n« prrpg *?3P IQ«^ D-ism^u wnb* mn1 im
nion nie I]QQ "psin ora o :ino bottn vb jrn ma nsnn poi
Gen 2,16f ist zudem in sich wiederum eindeutig parallel strukturiert:
l??«n..'7D« p r r p bog -IOK1? rnsn-^ DTT?K mrr i -iman rno noo I^DR am 'n ]ioo "P5«n «"p. im ma nrnn f i?ai
Es ist nicht zu übersehen, daß Gen 2,17 als Rechtssatz auf dem Hintergrund des Todesrechts formuliert ist und im Verbund über den mehr als deutlichen Rückbezug von
Gen 3,17a ("U00 "7DKn vb ~\D*b "TTTCJ "HÖR p r r j O *7DRni "|ntfR ^ p ^ nJJDtö "D) auf
100 Ein triftiges literarkritisches Argument, Gen 2,9 für sekundär zu erklären, liegt nicht vor;cf. auch O.H. Steck, Paradieserzählung, 28f. Zur kompositioneilen Verankerung des Verses inseinem Kontext s.i.f.
101 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 287, C. Dohmen, Schöpfung, 52f.
102 In diesem Zusammenhang ist zu überlegen, ob in Gen 2,9; 3,17 nicht die Schöpfungsvorstellung aus Gen 1,12 im Hintergrund steht, die die Entstehung von Kraut und Bäumen der Aktivität der Erde ( . . .HS HOB fSl ... 3ÖD KCH p K l WttTI) - wenn auch auf den Befehl Gottes hin(Gen 1,11) - zuschreibt. Dann verläuft auch in dieser Hinsicht das Gefälle vom priesterschriftlichen hin zu Gen 2f.
103 Gen 2,9 ist nach der eingehenden Untersuchung von A. Michel, Peripherie, 1-22, literar-kr.tisch nicht zu beanstanden. Die beiden Bäume sind hier bereits fest verankert und keineswegsliterarisch schwach integriert, s. - wenn auch zurückhaltend - H. Pfeiffer, Der Baum I, 489.491.Zustimmung zur Analyse von A. Michel signalisieren jetzt E. Blum, Gottesunmittelbarkeit, 20;
J.C. Gertz, Adam, 228.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 136/268
136 Die nichtpriester schriftlich e Urge schic hte
2,16 Anklänge an die dtr bzw. priesterschriftliche Theologie - i7lpLVD UDO sowie TTBt
- aufweist. Im Hintergrund steht „die dtr Reflexion über den Gebotsgehorsam gegen
JHWH als Voraussetzung gelingenden Lebens", die das Verbot nicht eigens begrün
det, sondern durch den göttlichen Promulgationsakt sowie die Bewehrtheit mit der
Todessanktion stützt.
104
Auch wenn einiges dafür spricht, in Gen 2,10-15 mit einem sekundärenTextblock zu rechnen, so ist zum einen zu erklären, was den Ergänzer zuder Dublette v.15 motiviert hat.105 Zum anderen ist auch Rechenschaft darüber abzulegen, warum der Zusammenhang von v.9.16f auseinandergesprengt wurde. Denn es wäre etwa selbstverständlich gleichermaßen plausibel, die Paradiesesgeographie dem Speiseverbot nachzustellen und auf
v.l5a zu verzichten. Zur Lösung dieses Fragekomplexes kann darauf verwiesen werden, daß die Hinzufügung der Paradiesesgeographie auch unterformalen Gesichtspunkten alles andere als planlos erfolgt. Zum einenkommt dem Textblock eine Zentralstellung in Gen 2,4b-20 zu. Zum anderen ist deutlich, daß die umgebenden Textstücke mit Blick auf Gen 2,10-14
- eine Zustandsbeschreibung, die v.5-6 wenigstens ähnlich ist, auch wennsich die grammtischen Konstruktionen nicht völlig entsprechen106 - eineKonzentrik aufweisen107, die allererst durch die Hinzufügung von v.15 er
reicht wird und um deretwillen der Zusammenhang zwischen Anpflanzungdes Baumbestandes und Speiseregeln auseinandergenommen wurden:
A v.7: Erschaffung des MenschenB a v.8: Adam im Garten
bv.9: Bäume im GartenC v.10-14: Paradiesesgeographie
B a v. 15: Adam im Gartenbv.löf: Bäume im GartenA v. 18ff: Erschaffung der Tiere und der Frau
Damit hat der Ergänzer von v. 10-15 doch einiges Gespür für die Kompositionsstruktur des Kapitels an den Tag gelegt.108 Denn es kann nicht fraglich
104 E. Otto, Paradieserzählung, 181 f; cf. auch H. Pfeiffer, Der Baum 1, 496f.
105 Mit den folgenden Überlegungen meinen wir, den methodischen Anforderungen an dieLiterarkritik von O.H. Steck, Paradieserzählung, 22 Anm. 24f, zu genügen. Der Bruch läßt sichnicht nur als solcher konstatieren, sondern auch mit Blick auf die Redaktionstechnik und die damitverbundene Absicht erklären.
106 Die engste Berührung zeigt v.10 mit v.5. Es geht jeweils um positive Schöpfungsvoraussetzungen, die nicht auf die Gottheit zurückgeführt werden; cf. H. Seebass, Genesis 1, 110.
107 Cf. für die Endtextebene auch die Beobachtungen von H. Seebass, Genesis I, 107.109.108 V.IOa jrrriK mptörr? pVO KT ~inn ist zumindest chiastisch auf die Einführung des
Gartens in v.8 bezogen: p lO"]j , während v.15 dann die Abfolge ]11T];Q bietet, die dann in Gen
3,23f durchgehalten wird. Die vom Ergänzer eingeführte Theorie, daß der Wasserstrom aus Eden
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 137/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 137
sein, daß er sich mit der Integration der Paradiesesgeographie v. 10-14 undder damit verbundenen Präzisierung der Funktion des Menschen innerhalbdes Gartens (v.15) an die durch den Verfasser von Gen 2* vorgegebeneKomposition anschließt. Läßt man nämlich v.10-15 probehalber weg, so
erweist sich der verbleibende Textbestand als in gleicher Weise strukturiert:
A v.7-8: Erschaffung des Menschen (Chiasmus)
B v.9: Bäume im Garten (parallel zu v.löf)
B v. 16f: Bäume im Garten (parallel zu v.9)
A v. 18-20.19-22: Erschaffung der Tiere und der Frau (Chiasmus)
Die gerade für Gen 3 relevanten v.9.16f, die vom differenzierten Baumbestand im Garten berichten und dieser Differenzierung entsprechend Genußvorschriften einführen, sind innerhalb der Erschaffung der Lebewesen zen
tral positioniert. Die Zentralposition wird dadurch unterstrichen, daß die diein Parallelanordnung aufeinander bezogenen v.9.16f rahmenden Textbestände jeweils chiastisch angelegt sind.
109 Besonders kunstvoll, nämlich
fünfgliedrig, sind die v. 18-20 gestaltet:110
A 11333 ntg frnöiJK roh cngFi nvn y\a-vh> DT^K mn- -om (l8)
B rnrnn rrrr^o nonan-p n-n^K mn- -fim (l9)
D p-iKrrbK tan
E Vrtopj-no mm1?
E Vrtnp'' -KÖR *7DiD IDÖ Rin n-n töD3 n~iRn
C D'opn c|ii >i rrarnrr^D1? moo m«n R-ip-i
(20)
B rnipn n-n zfriA 1T33D -iw R^Q-R1? Q-ivhn
Der Aufbau hebt die Differenz zwischen Tieren und Menschen klar hervor.
Am Ende steht die Negativanzeige, die einen weiteren, spezifischen Schöp-
den Garten tränkt und damit erst zum Garten macht (cf. H. Seebass, Genesis I, 110), steht in Span
nung, wenn auch nicht im kontradiktorischen Widerspruch zu Gen 2,6.
109 lin Gen 2,7f wie in Gen 2,18-20 wird der Schöpfungsterminus "CT verwendet.
110 Damit unterschätzt M. Witte, Urgeschichte, 156 Anm. 25, die chiastische Anlage der
v.18-20, wenn er sie nur auf v.l9aot und v.20a beschränkt. Daß die v.18-20 insgesamt in diese
Struktur eingebunden sind, macht die Annahme einer lediglich v.l9aa.20a umfassenden Grund
schicht unwahrscheinlich. Dasselbe gilt für die Abgrenzung von C. Levin, Jahwist, 84f.89: sekun
där sollen v.!9a* (jahwistische Redaktion), v.l9b (endredaktionell) und v.20b (jahwistische Re
daktion) sein. V.I9b ist keine sekundäre Parenthese und v.20b ist keinesfalls aufgrund der Inversi
on und des Subjektwechsels literarkritisch herauslösbar.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 138/268
138 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
fungsakt nötig macht.1" Der nächste Abschnitt umfaßt nicht Gen 2,21-24,sondern hier ist aufgrund kompositioneller Beobachtungen nochmals inv.21-22 und v.23-24 zu differenzieren. Den v.21-22, dem Bericht von derErschaffung der Frau, liegt das bekannte Aufbauschema zugrunde:"2
A p"\ Di^rrbv TOTTI D'n1?« mtv "PB'I (21)
B nnt* np iC n nnn Tta -IJO'I mfl'reoC ifrsrrnK wnb» mrr p*i <22)
B npVigKA DtKrr^K man ntixb c-iKrrp
Analog zur Kompositionsweise in Gen 3,1b—5 dient die zweifache Erwähnung von D-n1?« mrr der Gliederung entsprechend der chiastischen Anlageder Verse während dies an den anderen möglichen Stellen bezeichnenderweise nicht der Fall ist."3 Besonderes Interesse besteht natürlich gegenüber Gen 2,23ff. Denn jetzt gilt es nicht nur, den Aufbau von v.23f zu analysieren, sondern gleichzeitig die Komposition von Gen 2,25-3,7 zu bewähren, also die Zugehörigkeit von Gen 2,25 zu Gen 3,1 ff. Zunächst: der
Aufbau von Gen 2,23 ist deutlich, da in dem poetisch gehaltenen Vers dererste Stichos nach dem Schema ABAB (nftOÖ [B] "lim [A] 'DJiJJO [B] DXJJ[A] DUBH rwt) aufgebaut,"4 während der zweite chiastisch angeordnet ist:
11 1 CT. O.H. Steck, Paradieserzählung, 31 f. Auf den Sachverhalt, daß an keiner Stelle tieri
sche Nahrung vorgesehen ist, haben wir bereits hingewiesen; insofern deckt sich dieser Befund mitdem Schöpfungsbericht der Priesterschrift. Erst nach der P-Sintflut wird tierische Nahrung erlaubt.
112 Gen 2,21-22 sind also wiederum völlig einheitlich; die Ausgrenzung des Relativsatzes inv.22a ist nicht zu rechtfertigen (anders C. Levin, Jahwist, 85) - wie das auch für die anderen Relativsätze, Inversionen etc. innerhalb von Gen 2-3 gilt. Syntaktische „Auffälligkeiten" sind keineswegs bereits ein Indikator für literarisches Wachstum. Angesichts dieses kompositionellen Befundes ist es darüberhinaus fraglich, ob auf v.22 ursprünglich Gen 3,20 folgte, wie dies C. Levin,Jahwist, 83, im Anschluß an P. Humbert, Etudes, 59, annimmt. Die chiastischen Schemata setzensich in v.21-22 und v.23-24 fort; s.i.f. Eine vergleichbare Einbindung von Gen 3.20 im Kontextvon Gen 2,22 ist nicht erkennbar. Das spricht gegen die literarische Ausgrenzbarkeit einer ur
sprünglichen Schöpfungserzählung. Der von C. Levin als konstitutiv angesehene Zusammenhangvon KD und K~)p, der durch die ursprüngliche Zusammengehörigkeit von Gen 2,22 und 3,20 hergestellt werde, ist auch durch den analog zu Gen 2,18-20; 2,21-22 komponierten Abschnitt Gen2,23-24 gewahrt. Zur Problematik des Anschlusses von Gen 2,23 an 3,20 cf. zuletzt auch J.C.Gertz, Adam, 233f.
1 13 Daß die Lexeme rtW und "103 dieselbe verklammernde Funktion in v.22 und v.24 erfüllen sollen - so M. Witte, Urgeschichte, 160 Anm. 43 -, erscheint uns angesichts der in v.21-22herausgestellten Struktur nicht naheliegend zu sein.
114 Zur Verwandtschaftsformel cf. Gen 29,14 und W. Reiser, Verwandtschaftsformel. Zum
Aufbau cf. etwa J.P. Fokkelman, Narrative Art, 37.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 139/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 139
A mh
B «np'C nm
C Bhw o
C nnp1?A nsr
Neben diesem sattsam bekannten Sachverhalt darf allerdings nicht übersehen werden, daß sich auch der nachfolgende v.24 in chiastischer Manier aufden vorhergehenden Vers bezieht:"5
A ntaa -itzm 'osjjn nxv
nusn n«t CIKH
-intnB nöK top- nw1?C nsrnnp1? STEP oC IOKTIKI Tutcna ehcsty p-1?:;
B raa pnmA int«; Tön1? rm
Die Komposition von v.23-24 macht deutlich, daß tatsächlich nach v.24 ein
Einschnitt vorliegt, und v.25 - obwohl syntaktisch mit v.24 verbunden -bereits zu einer neuen Texteinheit gehört, nämlich zu Gen 2,25-3,7. DieSchöpfungsepisode kommt mit der Ätiologie in v.24, die die Geschlechterdifferenz bezeichnenderweise matrilokal organisiert,"6 zum Abschluß.
Damit kann als Zwischenergebnis festgehalten werden: auch Gen 2,4-24ist ein in den wesentlichen Partien mittels derselben Kompositionstechnikenwie Gen 2,25-19 gestaltetes Textstück."7 Allerdings ist mit einer Erweite
rung zu rechnen. Die v. 10-15 erweisen sich jedoch nicht nur aufgrund einerdeutlichen Dublette als sekundär, sondern zum einen läßt sich zeigen, daßder Ergänzer bei seiner Einfügung die formale Konsistenz sehr wohl imBlick hatte, denn er schließt sich direkt an die Komposition des ihm vorgegebenen Textes an und baut darauf auf. Die - literarisch weitgehend homogene - Grundschicht Gen 2,4-9.16-24 endet mit der Ätiologie Gen 2,24;Gen 2,25 ist demgegenüber in den Problemhorizont von Gen 3 integriert
115 Das spricht gegen die von C. Levin, Jahwist, 88, vorgenommene Abtrennung von v.24.116 Man wird hier nicht an einen rein kompositionellen Formalzwang zwischen v.23 und v.24
zu denken haben, der dann zu diesem kulturhistorisch ungewöhnlichen Konzept nötigte. Die besteErklärung ist nach wie vor, daß hier ein Gegensatz zu Gen 3,16.20 besteht; cf. E. Otto, Theologische Ethik, 63.
117 Dies gilt auch in Ansehung der schwierigen literarischen Verhältnisse in Gen 2,5f; cf. etwa die detaillierte Analyse von K. Budde, Paradiesesgeschichte, 5ff, und C. Dohmen, Schöpfung,41 ff. Auch wenn man hier zu literarischen Ausgrenzungen kommen mag, so läßt sich daraus alleinaufgrund der literarischen Beschaffenheit der folgenden Texte schlechterdings kein ursprünglicher
Schöpfungsbericht rekonstruieren.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 140/268
140 Die nichtpriesterschriftliche Urgesch ichte
und dient der Überleitung zum „Sündenfall". Dennoch gibt es keine triftigen Gründe, literarkritisch zwischen Gen 2* und Gen 3* zu differenzieren.Denn die Textpassagen Gen 2,5.7.9.16f, die deutlich auf Gen 3 vorverweisen, sind in ihren Kontext fest und zudem an zentraler Stelle zwischen den
Berichten von der Menschen-, Tier- und Frauenschöpfung integriert.
1.4 Die Vertreibung (Genesis 3,20-24)
•2°) Da nannte der Mensch seine Frau Chawwah, denn sie war die Mutter von allem
Lebendigen. (21> Da machte Jahwe -El ohi m dem Men schen und seiner Frau Fellkleider
und ließ sie sie anziehen. <22) Da sagte Jahwe-Elohim: Siehe, der Mensch ist gewor
den wie einer von uns hinsichtlich des vertrauten Umgangs mit Gut und Böse. Und
nun soll er nicht auch noch seine Hand ausstrecken und von dem Baum des Lebens
nehmen, essen und ewig leben. <23> Und J ahw e-E lohim sch ickte ihn weg aus dem
Garten Eden, den Ackerboden zu bearbeiten, von dem er genommen war.
(24) Und er vertrieb den Menschen und ließ östlich vom Garten Eden die Cheruben
sich lagern und die Flamme des Zickzackschwertes, den Weg zum Baum des Lebens
zu bewachen.
Wenden wir uns auf der Basis der bisherigen Untersuchung dem wohlschwierigsten Textbereich innerhalb von Gen 2-3, nämlich Gen 3,20-24zu."8 Zunächst ist schlicht festzuhalten, daß in v.20-24 selber kaum chiasti-sche Stichwortverschränkungen vorliegen. Ein mit Blick auf den in dieserHinsicht hochartifiziellen Kontext Gen 2-3" ' bemerkenswerter Umstand.Sodann findet sich in dem Abschnitt eine echte Dublette, insofern die Vertreibung des Adam doppelt erwähnt wird (v.23.24).'20 Ein Sachverhalt fälltallerdings schon auf den ersten Blick auf: der Schlußabschnitt ist - trotz
gewisser Heterogenitäten - in den wesentlichen Zügen auf den vorangehenden Kontext bezogen. Wie sieht dies im einzelnen aus?
Der schwierige v.2012' schließt an die vorausgehende Fluchsequenz insofern an, als jetzt wieder der Mann (C~IR) als Handelnder auf den Plan tritt
118 Cf. die klassische Problemexposition bei K. Budde, Urgeschichte, 46ff; ders., Paradiesesgeschichte, 78ff; aber auch H. Gunkel, Genesis, 23ff.
119 In Gen 4 ist dann die Chiasmus-Technik wieder zur Genüge angewandt worden; s.u.120 Andere literarkritisch wirklich relevante Sachverhalte liegen indes nicht vor. Die (leichte)
semantische Spannung zwischen n"?tö q (v.22b) und ITTC pi (v.23a) darf wohl nicht überstrapaziertwerden, zumal das vermeinte Differenzkriterium leicht in sein Gegenteil verkehrt werden kann: esgeht doch wohl eher darum, daß die Sorge Jahwe-Elohims vor dem Zugriff (Vhü q) auf den Lebensbaum seiner Präventionsmaßnahme (n'TD pi) korrespondiert. Cf. O.H. Steck, Paradieserzählung, 18 Anm. 16. 34f, der von der Einheitlichkeit von Gen 3,20-24 ausgeht. Aber auch hinsichtlich der Abfolge n^Ö undÖ"U ist mit Blick auf Ex 6,1; 11,1 Vorsicht geboten.
121 Zur Problemlage cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 36 - „Der Vers passt an seine Stelle soschlecht als möglich"; H. Gunkel, Genesis, 23; C. Westermann, Genesis, 264ff, gehen von einem
anderen Quellenzusammenhang bzw. einer Redaktion aus. Cf. etwa auch WH. Schmidt, Schöp-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 141/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 141
und den Frauenfluch umsetzt.122 Demgegenüber greift v.21 literarisch weiterzurück, nämlich auf Gen 3,7.'" Von besonderem Interesse sind natürlich diev.22'24 betreffenden Bezüge. Der v.22 schließt einerseits an Gen 3,5 an, wodurch die Ankündigung der Schlange nunmehr auch im Munde Jahwe-
Elohims bestätigt wird, zum anderen aber auch an Gen 2,9b. Die Bezugnahme auf Gen 2,9b ist insofern bedeutsam, als die übereinstimmendenElemente chiastisch aufgegriffen werden:125
A pn -pro D"nn pi...B im JIB nain pnB am 3ia nm1? I]QD tnto rrn man p D'nbK mn1 Ton
A i±>vh 'm *?:>RI crm yvn DJ npm rp n'^-p nrunGen 3,23 verweist auf den Beginn der Menschenschöpfung zurück und hatseinen Bezugspunkt in Gen 2,8, vor allem aber in Gen 2,5bß.7a.'26 Gleichzeitig steht aber auch der Adamfluch Gen 3,19 im Hintergrund (rtpb). Die
fungsgeschichte, 219; C. Dohmen, Schöpfung, 140ff; T. Willi, Funktion, 430ff.440. Insbesonderedie Deutung von TT^D bereitet Schwierigkeiten, da es in Gen 8,21; Ps 143,2; 145,16; Hi 12,10;28,21; 30,23; (Dan 2,30) nicht auf die Menschheit begrenzt ist, sondern alle Lebewesen bezeichnet. Legt man dies auch in Gen 3,20 zugrunde, dann wird in der Eva-Ätiologie, statt mit derMenschheitsmutter, entsprechend mit dem Rest einer hochmythologischen Deutung zu rechnensein; cf. Sir 40,1, dazu etwa G. Sauer, Jesus Sirach/Ben Sira, 276; C. Westermann, Genesis, 365;M. Witte, Urgeschichte, 181. Zu Gen 3,20 cf. auch Hi 1,21a; Koh 5,14a; Ps 90,3 und dazu H.-P.Müller, Eva und das Paradies, 503f.
122 Dies wird besonders dann deutlich, wenn man den mit der Benennung verbundenen Herrschaftsakt beachtet; zu R"lp - in deutlicher Differenz zur Verwandtschaftsformel in Gen 2,23 - cf.Gen 2,19f und O.H. Steck, Paradieserzählung, 32 Anm. 44; C. Dohmen, Schöpfung, 141. Dannwird man die Funktion von v.20 - unbeschadet des Sachverhalts, daß hier eine hochmythologische
Tradition zugrunde liegt - als invertierte Aufnahme des Frauenfluchs aufzufassen haben, insofernv.löa in v.20b, v.löb in v.20a im Hintergrund stehen würde.
123 Cf. jetzt F. Hartenstein, „Und sie erkannten", 290ff, der auf die Bezüge zu Jahwe alsRecht schaffende Instanz hinweist, die sich paradigmatisch in der Bekleidung der personae mise-
rae zeigt und damit „einer völligen Minderung an Personalität und Würde" (a.a.O., 290f) entgegenwirkt; cf. die bereits vordtr Bestimmung Ex 22,25f (cf. M. Arneth, „Sonne der Gerechtigkeit",I33ff. 145ff), die deswegen von besonderem Interesse ist, weil das an dieser Stelle genannte Kleid(iYTDO) in der anderen urgeschichtlichen Bekleidungsszene, nämlich in Gen 9,23 eine wichtigeRolle spielt; cf. außerdem Jes 58,7; Hi 24,6-10; Koh 5,14.
124 Der Plural auf der „Pantheonebene" (cf. hierzu H. Gese, Der bewachte Lebensbaum, 102)stört an dieser Stelle nur bedingt, wenn man auf der einen Seite die Vergöttlichungsthematik alssolche im Blick hat, auf der anderen Seite kann erwogen werden, ob hier nicht geradezu Gen 1,26im Hintergrund steht, s.i.f.
125 In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß das oftmals monierte Fehlen desLebensbaums in Gen 2,l6f; 3,3 zumindest in formaler Perspektive nicht ganz so unregelmäßig ist.Die beiden Verse Gen 2,9 und Gen 3,22 (3,24 gehört wahrscheinlich nicht zum Grundbestand;s.i.f.), die den Lebensbaum erwähnen, bilden den äußeren Rahmen, Gen 2,17; 3,3, die nur denErkenntnisbaum bieten und thematisch um das explizite, nur auf den Erkenntnisbaum bezogeneVerbot kreisen, den inneren, so daß die Verteilung der Bäume insgesamt chiastisch gestaltet ist.
126 Cf. O.H. Steck, Paradieserzählung, 17.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 142/268
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 143/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 143
keine sprachlich unökonomische Redundanz vor, vielmehr versucht derVerfasser den rückläufigen Textbezügen zu entsprechen; auch der voranstehende Kontext setzt die Redeeinleitungen nicht gerade sparsam. Einevollständige Redeeinleitung fehlt demgegenüber in v.24, der zwar eindeutig
von einer Jahwe-Elohim-Aktion ausgeht, diesen aber nicht eigens nennt(Ö"i"i; pcn).130 Angesichts dieses Sachverhalts fällt dann aber zum anderenauf, daß der Gl« in v.24 eigens genannt wird, er in v.23 jedoch durch eineSuffixform repräsentiert wurde (mil'ÄJ'l). Hinzu kommen noch die Motivein v.24, die aus dem voranstehenden Zusammenhang nicht ableitbar sind,nämlich die Cheruben und das Schwert.131 Dieser Befund macht es einigermaßen wahrscheinlich, in v.24 mit sekundärem Material zu rechnen.132
Selbstverständlich ist aber auch v.24 auf den voranstehenden Kontextbezogen. Die Ergänzung wird ebenso formal ausgeglichen vorgenommenwie dies auch schon in Gen 2,10-15 zu beobachten war.
1. Die Bezüge zu Gen 2,8 sind nicht zu verkennen: Wird dort von Jahwe-Elohim ein DlpD psar"|J gepflanzt, so nimmt v.24 - wenn damit auch sachlich nicht unproblematisch - darauf chiastisch Bezug, indem sich Cherubenund Schwert nun pi?-!3''' mpQ niederlassen sollen.133
2. In v.23 wurde der Mensch zur Bearbeitung des Ackers außerhalb des
Gartens bestimmt (-QJJ)- Das Stichwort "QU taucht bereits in Gen 2,5, wennauch als Negativanzeige auf, dann aber nochmals in dem sekundären VersGen 2,15, und zwar in Kombination mit "IQÖ. Die "TOD-Funktion134 wird nunin v.24 eingeführt und den Cheruben und dem Schwert zugewiesen. Damitrepräsentieren v.23 und v.24 die Doppelfunktion aus Gen 2,15. Es darf allerdings nicht übersehen werden, daß dennoch eine Spannung aufgebautwird. Denn wenn auch im Zusammenhang des Endtextes die T2V- und "IDÖ-Funktion aufgriffen wird, so ist doch deutlich, daß sie jeweils auf unterschiedliche Gegenstände bezogen sind. Nur v.24 ist der Garten Eden imBlick; die Wächterfunktion speziell hinsichtlich des Weges zum Lebensbaum wird auf Cheruben und das Schwert übertragen. V.23 sperrt sichdemgegenüber: es geht weiterhin um eine Funktion des Menschen, die sichallerdings nicht mehr auf den Garten bezieht, sondern auf die nattf - mitBlick auf die Negativanzeige von Gen 2,5. Das ist natürlich ein weiteresArgument für den sekundären Charakter von v.24 - gerade auch dann,
130 Cf. Gen 4,16; s.u. III.2.1.131 Das entsprechende religionsgeschichtliche Vergleichsmaterial zu Gen 3,24 ist zuletzt zu
sammengestellt bei F. Hartenstein, „Und sie erkannten", 283f (Lit).132 Im Gegenzug kann v.24 auch nicht ursprünglich sein, da er die Angabe der Lokalität in
v.23 voraussetzt; cf. O.H. Steck, Paradieserzählung, 35. Gegen O.H. Steck ist allerdings das inv.24 vorausgesetzte Subjekt auch im Anschluß an v.22 eindeutig.
133 Cf. hierzu H. Gese, Der bewachte Lebensbaum, 106f.
134 Cf. U. Rüterswörden, dominium terrae, 30ff.
mit Verweis auf Gen 4,9.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 144/268
144 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
wenn nicht zu verkennen ist, daß sich der Verfasser von v.24 um die formal
ausweisbare Einbindung in den Kontext bemüht hat.
3. Dieses Bemühen wird noch deutlicher, wenn man durchschaut, daß
v.24 Material aus v.22f in sich vereinigt. Dies geschieht - der dominanten
Kompositionstechnik des literarischen Grundbestandes folgend - durchchiastische Stichwortverschränkung:
jrn aio rwr; laan into rrn nnsn p D-H^K mrr ~ntn
A obvb 'm "PDKI o"nn ri?p oa np"7i IT rf^ia nnui
B ctin npb ntö« ra"mrrr* nnu1? pirpo crr;« mrr inn^En
B rjjqjfr mpo psn nnan-n« tzhn
A D"nn fg -p-rn« IOÖ1? rosnnnn mnn on^ nro ora-Drnn
Man kann angesichts dieses Befundes natürlich wiederum die Frage stellen,ob es sich bei v.24 tatsächlich um ein sekundäres Textstück handelt. Trotzder eindeutigen Bezüge zum Kontext sind doch die Differenzmomente von
einigem Gewicht. In diesem Zusammenhang ist es nicht unerheblich, daßauch Gen 2,10-15 aller Wahrscheinlichkeit nach ein Zusatz ist.
Wenden wir uns nochmals Gen 3,20-23 zu. Auch wenn der Abschnitt
auf das vorangegangene Geschehen geordnet Bezug nimmt, so sind docheinige Auffälligkeiten zu notieren, allen voran die pluralische Formulierungin Gen 3,22 im Munde Jahwe-Elohims: "CDD nnto rrn DIMJH ]n. Nun findetsich eine vergleichbare Formulierung im weiteren Kontext nur noch in Gen1,26: immD VEha onN nfog] crn^N -iom.
135 Nimmt man nun die gesamte
Darstellung der priesterschrifltichen Menschenschöpfung mit hinzu undberücksichtigt die Bezüge, die schon eingangs hinsichtlich der Segens- undFluchthematik herausgestellt wurden, so ergibt sich folgendes Bild:
A TOTDT3 EDfaD CIN nfeW DTlb» "IDtn <'-26>
nnnrrn c-ntün *psa\ DTI rana mm
pwr'?g öonn tonn tan prartayi
in« ma nrfan cbzn vha cnan-n« DTT» ma i <'-27>
B cnx ico nnp]i HDT
DTI1?« an
1? Tan crn
1™ an« yan c-28»
nö3Di p wmH lK QI UTI TISp^n
-1?:; noann rrrr
l7DJi a'ntön *\vitt\ DTI n m rrn
C i r t g nö« Jnr g-it näg- ta™ CD"? TTU ran n-nV« - o n <''29>
nbD*ö rrrr DD1? g-it g-ir p - n s ra~~nüK rgn-toTW p w r1
»
135 Insofern ist der Bezug zwischen Gen 1,29 und 3,22 wesentlich deutlicher als der zwischen
Gen 3,22 und 11,6, der gleichwohl nicht zu verkennen ist; cf. etwa C. Levin, Jahwist, 92; M. Wit
te, Urgeschichte, 87ff. Auf die Analogie zwischen Gen 1,26 und 3,22 ist mehrfach hingewiesen
worden; cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 24.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 145/268
Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b-3,24) 145
C i "n -Q' •» n:toRn pas in -p in in rra-iRn m r » <3-l7>rnfen nöirriR ntoiri "p rrnsn -rrm ppi <3.18>noiRrr^R "pnj is an1? bDRn "ps» nun (3-19>mön -EJT^RI nn« TESTO nnp4 rann -3
B -rr1» DR nrrn Rin *D mn IPÖR Dtf DIRH vrp"\ (3>2°)DÜD 'l TU» HITD IHDtibl DIR1? DTI R miT fDJTl <3.21)
A um mo ran1? uno nnsD rm CHRH pi trif» mn- -IOR-I (3.22)
... chxh Tn *?DRI D"nn p»o DJ np^i rr vh&ip rrrun
Daß das Nahrungsgebot aus Gen 1,29 im Adamfluch der Paradieserzählungaufgegriffen und mit einer Vergeblichkeitsankündigung versehen wird, istsachlich und Hterartechnisch bereits eingehend beschrieben worden. Setztbereits an dieser Stelle der Fluch Gen 3,17-19 den priesterschriftlichen Segen voraus und schafft damit auch einen Kontrast hinsichtlich der Literaturgattungen, so nimmt Gen 3,20 auf die Einteilung der Menschheit inMann und Frau sowie den Mehrungsbefehl Bezug. Die vom Schöpfer zugewiesene Herrscherfunktion erstreckt sich jetzt nicht mehr nur auf die Tiere, sondern auch auf die basale Organisationsform der Geschlechterdifferenz. Die Verbreitung allen Lebens vollzieht sich nun unter der in Gen 3
sich entfaltenden Fluchwirkung. Zudem stehen die in Gen 1,27 noch alsMann und Frau Gesegneten nunmehr in einem asymmetrischen Verhältnis,das von Jahwe-Elohim durch die Bekleidung ausgeglichen wird. Gleichzeitig wird das dominium terrae durch Gen 3,21 relativiert, indem der Menschals auch in basalen Kulturerrungenschaften hilfsbedürftig gezeichnet wird.
Besonders prägnant sind nun die Korrekturen, die der Verfasser von Gen3,22 an Gen l,26f vornimmt. Wurde in Gen 1,26 noch in Form der göttli
chen Selbstermunterung (DIR iTÖUH)
die Erschaffung des Menschen als dasEbenbild der Gottheit (öTTBTD 130^3), also in der Funktion des königlichenStellvertreters Gottes, die sich in der Herrschaft über die Tiere realisiert, insWerk gesetzt, so wird dies nun in Gen 3,22 dadurch aufgenommen, daß dernichtpriesterschriftliche Kommentator der priesterschriftlichen Schöpfungserzählung Jahwe-Elohim feststellten läßt, der Mensch sei geworden „wieeiner von uns" (13DD TTHO rm QTRTI). Zugleich wird die Gottebenbildlich-keitsvorstellung nicht mehr nur funktional bestimmt, sondern - sowohl im
Positiven, mit Blick auf die Unterscheidungfähigkeit von Gut und Böse, dieder Mensch erlangt hat, wie im Negativen, was das dauerhafte Leben anbelangt, das ihm verwehrt ist - substanziell angereichert.136 Die sachlicheVorbereitung auf diesen Zielpunkt'" hin geschieht über die verschiedenen
136 Auf die Auseinandersetzung von Gen 3 mit der Gottebenbildlichkeitsvorstellung weist ansatzweise auch H. Spieckermann, Ambivalenzen, 365, hin.
137 Darauf insistiert zu Recht K. Schmid, Unteilbarkeit, 24ff.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 146/268
146 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Bäume.138
Nach Gen 2,9.16 wird das „Wie-Gott-Sein" in Gen 2,25-3,7 eingehend erörtert. Diese kompositionell geschlossene Passage zeichnet sichdurch einen differenzierten Umgang mit den Gottesbezeichnungen !TST
trnbK und n-n K aus.139
Die Gottesbezeichnung imfrumrr wird in Gen
2,25-3,7 nicht durchgängig gesetzt. Die Schlange (Gen 3,1) wird zwar ausdrücklich als Geschöpf von U'il'JM rTHT eingeführt, in den wörtlichen Redenerscheint dann aber kompositionell auf Gen 3,5ba hin orientiert nur nochdie Bezeichnung DTrTR - die einzigen Passagen des Textes, in denen überdie Gottheit geredet wird, und zwar mit dem Zielpunkt des Seins DTfso,
der „Vergöttlichung" des Menschen in der Unterscheidungsfähigkeit vonGut und Böse, die dann in Gen 3,22 auch festgestellt wird. Das heißt, eswird in Gen 2,25-3,7 zwischen der Kategorie „Gottheit" und dem einen,durch den Eigennamen mir bestimmten Gott unterschieden. Weil es mitBlick auf die Gottebenbildlichkeit um das Entsprechungsmoment zu D'nbsgeht, muß auch Jahwe mit dieser Qualität bezeichnet werden: DVJ
1?* iTST".
Aus diesem Grund taucht auch die eigentümliche Verbindung DTfTKmrP
nur in Gen 2,4b-3,23 auf, also in dem Textbereich, der das cn^K-Sein desMenschen thematisiert, und kann danach wieder fallengelassen werden. Dasgesamte Konzept der in dem 8. Schöpfungswerk der Priesterschrift darge
stellten Menschenschöpfung erfährt durch den Verfasser der Erzählung vonSchöpfung und Fall eine tiefgreifende Umdeutung.
Ist es somit angesichts der literarischen Geschlossenheit von Gen 2,4b-9.16-25; 3,1-23 und der deutlichen Bezugnahmen auf P wahrscheinlich,daß die Erzählung von Schöpfung und Fall postpriesterschriftlich und mitBlick auf P zumindest literarisch gestaltet wurde,140 so erscheint der schon
mehrfach festgestellte Sachverhalt, daß in Gen 2,4b-3,24* eine Vielzahl an
138 Wir hatten bereits daraufhingewiesen (s.o. III. 1.1.), daß die narrative Einführung der tra
ditionsgeschichtlich in der Verbindung mit der Unterscheidungsfähigkeit von Gut und Böse bzw.
dem dauerhaften Leben nicht überzeugend anderweitig ableitbaren Bäume sich am besten mit
Blick auf das Nahrungsgebot der Priesterschrift in Gen 1,29 erklärt, insofern auch in Gen 2f nicht
nur die vegetarische Ernährung vorausgesetzt ist, sondern zur Ernährung nur Baumfrüchte - im
Garten - und Kraut - außerhalb des Gartens - vorgesehen sind. Kraut und Bäume werden dabei
aus Gen 1,29 invertiert rezipiert.
139 Zu den Belegen von WiiMTTVP cf. M. Witte, Urgeschichte, 287ff; sie verweisen alle in
die nachexilische Zeit.140 Nicht ausgeschlossen werden soll, daß sich der Verfasser von Gen 2f in seiner jetzigen li
terarischen Form vorgegebener Stoffe auch in literarischer Form bediente, diese dann aber litera
risch umgeformt hat. Dies läßt sich anhand von Gen 4 zusätzlich plausibilisieren, da dort das auch
von P vorausgesetzte Material in Gestalt der Kainiten-Liste noch vorhanden ist; s.i.f. Allerdings
scheint uns in Gen 2f ein vorpriesterschriftlicher Text nicht schlüssig rekonstruierbar. Die Verbin
dung von P und Gen 2f ist nicht erst durch die Zusätze Gen 2,10-15; 3,24 zustande gekommen,
sondern liegt diesem Stratum voraus, wie insbesondere die feste kompositionelle Einbindung von
Gen 3,18b in den Adamfluch belegt, der wiederum elegant in den Erzählablauf Gen 2,25ff inte
griert ist.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 147/268
Die Erzählung von Kain und Abel 147
traditionsgeschichtlich nur in späten bzw. spätesten Texten des Alten Testaments belegten Vorstellungen vorliegen,
141 vor allen Dingen auch, was
den spätdeuteronomistischen Charakter der für die Erzählung konstitutiven
Gebotsformulierung in Gen 2,16 anbelangt,142
und daß die Erzählung von
Adam und Eva erst ab der zwischentestamentlichen Phase eine, dann aberauch bedeutende Rolle spielt
143, in einem anderen Licht. Die hiermit ange
deutete These gilt es nun aber allererst an den anderen konstitutiven nicht-
priesterschriftlichen Texten der Urgeschichte zu bewähren: Kain und Abel,Sintflut, Weinbauperikope, Völkertafel und Turmbauerzählung.
2. Die Erzählung von Kain und Abel
2.1 Die Komposition von Genesis 4
0) Und der Mensch erkannte Eva, seine Frau. Und sie war schwanger und gebar den
Kain. Und sie sprach: Ich habe einen Mann erworben, den Jahwe. <2' Und sie fuhr fort
zu gebären seinen Bruder, den Abel. Und Abel war Kleinviehhirte. Und Kain war Ak-
kerbauer. *3' Und es geschah nach einiger Zeit, da brachte Kain von den Früchten des
Ackers ein Opfer für Jahwe. W Und auch Abel brachte von den Erstlingen seinesKleinviehs und von ihrem Fett. Und Jahwe schaute auf Abel und aufsein Opfer. <
5*Und
auf Kain und sein Opfer schaute er nicht. Und Kain entbrannte und ließ sein Gesicht
hängen. <6' Und Jahwe sprach zu Kain: Was soll dabei herauskommen, wenn du ent-
brennst, und was soll dabei herauskommen, wenn du dein Gesicht hängen läßt? (7)
Nicht wahr: wenn du es gut machst, ist Erhebung. Und wenn du es nicht gut machst: an
der Tür ist die Sünde als Schwellendämon (?) und nach dir ist sein Verlangen, du aber
sollst über ihn herrschen. <8' Da sagte Kain zu Abel, seinem Bruder: „Laß uns aufs
Feld gehen!"144
Und es geschah als sie auf dem Feld waren: da erhob sich Kain gegen
Abel, seinen Bruder, und schlug ihn tot. *9' Und Jahwe sagte zu Kain: Wo ist Abel, dein
Bruder? Und er sagte: Ich weiß es nicht! Bin ich der Bewacher meines Bruders? 0°)
Und er sagte: Was hast du getan. Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir
vom Ackerboden. (•') Und nun: Verflucht bist du vom Acker her, der seinen Mund
aufgesperrt hat, um das Blut deines Bruders von deiner Hand zu nehmen. <12
) Wenn du
den Ackerboden bestellst, soll er nicht fortfahren, dir seine Kraft zu geben. Unstet und
flüchtig sollst du auf der Erde sein. <l3> Und Kain sagte zu Jahwe: Meine Sün
de/Sündenstrafe ist zu groß, um sie zu tragen. *l4> Siehe! Du vertreibst mich heute vom
141 Cf. E. Otto, Paradieserzählung, 172ff; ausführlich sind vor allen Dingen die spätweisheit-
lichen Bezüge zusammengestellt bei M. Witte, Urgeschichte, 200-205.
142 Cf. nur E. Otto, Paradieserzählung, 178ff.
143 Cf. etwa E. Brandenburger, Alter und neuer Mensch, 209-250. Daß einzelne Motive -
wie etwa die Eden-, die Urmensch- und die Weltenbaum-Vorstellung - traditionsgeschichtlich
breiter belegt sind, tut dem keinen Abbruch.
144 Der Einschub nach Sam, LXX, Peschitta, Vulgata und den Targumim (cf. BHS) ist ur
sprünglich; s.u.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 148/268
148 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Angesicht des Ackers und vor deinem Angesicht muß ich mich verbergen. Und ich sollunstet und flüchtig auf der Erde sein. Und es wird geschehen: Jeder, der mich findet,wird mich erschlagen. <15> Und Jahwe sagte zu ihm: So nicht (conj.)! Jeder, der Kainerschlägt, an dem wird siebenfach Rache genommen werden. Und Jahwe machte dem
Kain ein Zeichen, damit ihn nicht erschlägt, wer ihn findet. <16)
Und Kain ging von demAngesicht Jahwes weg. Und er ließ sich im Lande Nod nieder, östlich von Eden. <17)Und Kain erkannte seine Frau. Und sie war schwanger und gebar den Henoch. Und erwar ein Stadtbauer. Und er nannte den Namen der Stadt entsprechend dem Namen seines Sohnes Henoch. <l8> Und dem Henoch wurde Irad geboren. Und Irad gebar denMechuja'el. Und Mechija'el gebar den Metuscha'el. Und Metuscha'el gebar den La-mech. (19> Und Lemech nahm sich zwei Frauen. Der Name der einen war Ada, der Name der zweiten war Zilla. <20' Und Ada gebar den Jabal. Der war der Vater aller, die imZelt mit Viehbesitz wohnen. <2I> Und der Name seines Bruders war Jubal. Der war derVater aller, die Leier und Flöte spielen. <22> Und Zilla: auch sie gebar den Tubal-Kain,,[der war der Vater] aller, die Kupfer und Eisen hämmern'. Und die Schwester vonTubal-Kain war Na'ama. *23' Und Lamech sprach zu seinen Frauen: Ada und Zilla, hörtmeine Stimme. Lemechfrauen, hört meine Rede. Wahrlich, einen Mann erschlug ich fürmeine Wunde und ein Kind für meine Strieme. <24' Wahrlich, siebenmal wird Kain gerächt, aber Lemech 77-fach. <25' Und Adam hatte nochmal vertrauten Umgang mit seiner Frau. Und sie gebar einen Sohn und nannte seinen Namen Seth, denn Elohim hatmir einen anderen Samen gegeben für Abel - denn Kain hat ihn erschlagen. <26) Und
auch Seth wurde ein Sohn geboren. Und er nannte seinen Namen Enosch. Damals fingman an, im Namen Jahwes anzurufen.
Im Anschluß an die Analyse der nichtpriesterschriftlichen Schöpfungs- undParadiesgeschichte ist Gen 4 in den Blick zu nehmen. Beide Texte zeigenschon auf den ersten Blick vielfache Übereinstimmungen, so daß natürlichKlärungsbedarf hinsichtlich der Genese dieser Entsprechungen besteht.Aufgrund der Untersuchung von Gen 2,4b-3,24 hat man im wesentlichen -also abzüglich der Nachträge - von einem einheitlichen oder zumindest voneinem literarisch außerordentlich gründlich und geschlossen redigiertenTextentwurf auszugehen, so daß sich strenggenommen nur noch die Fragestellt, ob die Übereinstimmungen mit Gen 4 das Ergebnis eines rekonstruierbaren redaktionellen Eingriffs in die Kainüberlieferungen sind. Eine qualifizierte Beurteilung der Bezüge kann selbstverständlich nur im Anschlußan die Untersuchung der literarischen Eigenart von Gen 4 erfolgen, denn da
sich der Verfasser von Gen 2,4b-3,23* dadurch auszeichnete, daß er sichgehäuft der Technik chiastischer Textgestaltung bedient, wäre es in hohemMaße auffällig, wenn dies für Gen 4 nicht zutreffen würde.
Gen 4 weist - das ist schwer zu bestreiten - einige Ungereimtheiten auf.Blickt man auf die Form, so heben sich die genealogischen Elemente Gen4,1.17-26 von der sagenhaften Brudermorderzählung ab. Unterschiede inder Form sind natürlich per se noch kein Anzeichen literarischer Heteroge-nität. Aber zwischen beiden Passagen bestehen auch sachliche Spannungen.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 149/268
Die Erzählung von Kain und Abel 149
So stehen etwa der Strafe der unsteten und flüchtigen Lebensweise der Erzählung die kultur- und stadtbezogenen Leistungen der Genealogie gegenüber,145 wenn man im Bau der Stadt keine Trotzreaktion Kains auf das Jahweurteil erblicken will.146 Von den Verwicklungen zwischen Kain, Abel
und Jahwe weiß erst wieder v.25, der Einsatz der Sethitengenealogie, zuberichten, wobei an dieser Stelle allerdings gar nicht von Jahwe, sondernvon Elohim die Rede ist. Ebenso weist das Lamechlied in v.24, wenn auchnicht ganz unproblematisch, auf v. 15 zurück. Aber nicht nur mit den Bezügen zwischen Erzählung und Genealogie, sondern auch mit dem genealogischen Text selber kann man Schwierigkeiten haben. Gemessen an dem mo-noton-stringenten Aufbau von Gen 5 bietet Gen 4,1.17-26 auf den erstenBlick ausgesprochen chaotische Verhältnisse.147 Alles ist irgendwie individuell gestaltet, Regelmäßigkeiten sind allenfalls in v.L17a.l8aßb.25 auszumachen.148
Aber auch hier stellt sich die Frage, ob sich die sachlichen Spannungenund literarischen Eigentümlichkeiten plausibel zu einer Hypothese über dasliterarische Wachstum verdichten lassen.149 Untersucht man Gen 4 mit denschlichten Fragen nach der literaturtechnischen Gestaltungsweise, die wirsowohl in den priesterschriftlichen Texten als auch in Gen 2,4b-3,24 auf-
zeigen konnten, so rückt u.E. nach die Möglichkeit der Rekonstruktion vonliterarischen Vorlagen auch in Gen 4 in weite Ferne. Und zwar betrifft diessowohl die genealogischen Texte als auch die Brudermorderzählung.
Die Probleme beginnen in Gen 4 allerdings schon in v. 1, und zwar nichterst mit der diffizilen textkritischen Lage in v. 1 b und den damit verbundenen Interpretationsschwierigkeiten mit Blick auf die Ätiologie des Kain-Namens,150 sondern bereits in v.la, also mit der syntaktisch auffälligen In
version. Dieses Problem läßt sich, wie sich zeigen wird, sinnvollerweise
145 Cf. nur die grundlegende Untersuchung von B. Stade, Das Kainszeichen, 231 ff.146 M. Witte, Urgeschichte, 153f.147 Cf. etwa C. Levin, Jahwist, 91 ff, der eine bereits ergänzte vorjahwistische Quelle, eine
jahwistische Redaktion und nachendredaktionelle Ergänzungen unterscheidet.148 Cf. jetzt auch T. Hieke, Genealogien, 31 ff.50f.53-67.149 Zu literarkritischen bzw. redaktionskritischen Versuchen cf. W. Dietrich, „Wo ist dein
Bruder?", 101.104, der mit einem vorjahwistischen Grundbestand (v.3b—5.8—10.12*. 16), einem
selbständigen kenitischen Stammbaum, dem auch v.lf.8b zugehört, sowie einer jahwistischenBearbeitung rechnet; cf. auch P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 131 ff; M. Witte, Urgeschichte,151ff (protojahwistisch: v.1-2*.3-5.8b; jahwistisch: 1-2*.6-7.8a.9-16); R.G. Kratz, Komposition,255f.263 (Grundschicht: v.l*.2-5.8-12.16; Nachträge: v.6-7.13-15).
150 Um diese Ätiologie rankt sich aufgrund der abweichenden Überlieferungen eine weitgespannte und mitunter dogmatisch leicht aufgeladene Debatte; cf. neben den Kommentaren etwa K.Budde, Die Erklärung des Namens Kajin, 147-151; ders.. Noch einmal zu Gen 4,1, 120-122; E.König, Evaspruch, 22-32; W. Bacher, Erklärungen, 117-119; R. Borger, Gen. iv 1, 85f; C. Westermann, Genesis, 394ff; P. Klemm, Kain und die Kainiten, 392ff; H. Seebass, Genesis I, I48f.
Nach den Regeln der Textkritik ist der doppelte Akkusativ des MT ursprünglich.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 150/268
150 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
erst aus der Gesamtperspektive von Gen 4 erörtern und wird deswegen vorerst zurückgestellt.
Der bzw. die Verfasser von Gen 16,1-16 befleißigen sich in bestimmtenPartien, darin der Darstellungsweise von Gen 2,4b-3,24 verbunden, chiasti-
scher Wortkonstellationen.151 Dies beginnt bereits in v.lf, wesentlich ist hierdie Verschränkung der Namen ]"p und ^DH:152
A mrrro jft* vrp "ia«m ]p~nn -frm "inm (v.lb)
B ^rrns rnKTw mfch fxn (v.2a)B jus n n I s p n i (v.2ba)
A noi« -av rrn jpj (v.2bß)
Nachdem die Protagonisten solchermaßen eingeführt sind, setzt das eigentliche Geschehen mit v.3 ein. Dabei wird das Aufbauschema von v.lf in
v.3-5 fortgesetzt, denn auch dieser Textblock ist wiederum durch denWechsel der Eigennamen chiastisch aufgebaut:
A mir1? nma nman nee ££ Rn n-n- fpa vn (v.3)
B jnzrbrtDT ia«£ nroan mrrna tran *?nm (v.4a)
B lnnDD"1?«! tarr1» mn' JHZH (v.4b)A nuö « innjQ- T J ^ w (v.5a)
Es ist allerdings Vorsicht geboten, hierin bereits ein Argument für die relative literarische Eigenständigkeit von v.lf und v.3-5 zu wittern. Denn diezwiefache chiastische Anordnung der Eigennamen ]p und *?3n in v.lf undv.3-5a hat natürlich automatisch zur Folge, daß die Eigennamen auch diese
beiden Texteinheiten chiastisch übergreifen, wenn nun logischerweise nicht
151 Diese sind für Gen 4,1-16 unseres Wissens bisher nur ungenügend erhoben worden, da
sie sich lediglich auf die Anordnung der Namen Kain und Abel in Gen 4,1-5 beziehen. Cf. etwa B.
Jacob, Das erste Buch der Tora, 136; U. Cassuto, Genesis I, 204; C. Westermann, Genesis, 401; R.
Oberforcher, Flutprologe, 252; H. Seebass, Genesis I, 152; M. Witte, Urgeschichte, 152f. P. Wei
mar, Redaktionsgeschichte, 132, weist darüber hinaus auf die Inversionen in v.2b-5a hin; s.i.f.
152 Die Begründung, die B. Stade, Das Kainszeichen, 239, für den sekundären Charakter von
v.2 abgibt („Der ungewöhnliche Ausdruck ,und sie fuhr fort zu gebären' begreift sich jedoch,
wenn wir ihn aus der Feder eines späteren Schriftstellers herzuleiten haben"), offenbart insoferneinen Schwachpunkt in der literarkritischen Argumentation, als der Ausdruck auch unter der Vor
aussetzung, er sei redaktionell, nicht weniger ungewöhnlich ist. Ungewöhnlich ist er allenfalls mit
Blick auf den Idealtyp einer genealogischen Notiz - das ist im günstigsten Falle ein Indiz für
Textwachstum, allerdings, dem Wesen eines Idealtyps entsprechend, kein hinreichendes. Nun ist
es in Gen 4 nicht leicht, so etwas wie die „normale" genealogische Notiz zu rekonstruieren (anders
liegen die Dinge in Gen 10; s.u.), und da Gen 4,2 syntaktisch keine Schwierigkeiten macht, besteht
kein Grund, an dieser Stelle mit Textwachstum zu rechnen. Für die ursprüngliche Zusammengehö
rigkeit von Gen 4,labot und v.2 spricht sich P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 231, aus, der nur
die Kainsätiologie für sekundär hält.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 151/268
Die Erzählung von Kain und Abel 151
mehr in der Abfolge "p - bin - bin - ]"p, sondern genau umgekehrt. Diesist jedoch nicht nur eine beiläufige Konsequenz der identischen Binnenformung von v.lf und v.3-5a. Vielmehr ist leicht zu zeigen: dem Verfasserwar diese Konsequenz bewußt, denn er hat sie genutzt, indem er sie mit
wesentlichen Stichworten kombinierte, nämlich mit den berufsmäßigen Tätigkeiten seiner Protagonisten, die den Gegensatz zwischen den beiden weiter ausbauen:
A I M nm '?nrpm (v.2b)B nmn UV rrn j£i (v.2b)B mrr1? nrao no-isn neo j£ »an D-D- fpo Tm (v.3)
A pabnm i]«s nroac sin-n: a-nn *?3m (v.4a)
Nun hat es der Verfasser in v. l-5a nicht bei dem Wechsel der Personennamen bzw. den damit verbundenden Berufsbezeichnungen belassen. Vielmehr bezieht sich die chiastische Textgestaltung darüberhinaus leicht ersichtlich auch auf die Syntax. Dies beginnt in v.2b, wo die chiastischeWortanordnung durch das Nebeneinander von Narrativ und invertiertemVerbalsatz zustande kommt, gebildet aus den Eigennamen der Brüder sowie
der Wurzel irrt:
A vnB n« nsn bin
B Ü?T
A no-iK UV rrn
Der Wechsel von Narrativ und invertiertem Verbalsatz unterstreicht wiederum klar die Differenz zwischen den beiden Protagonisten. Analog zuv.2b gibt es auch in v.3—5 Syntax-Chiasmen, denn Narrativ und invertierterVerbalsatz wechseln auch hier einander ab, in einem Fall durch Voranstellung des Subjekts:
A to^Gen4 '3b
B mir1? nran nonan nso j £
B b^r\
Gen4
'4a
A ]rn'?nDi ISÖ nrooD vc\n~a: ton1»
153 Die Gegenüberstellung enthält die Pointe, daß nur bei Kain ausdrücklich vermerkt wird,er habe sein Primitialopfer n'Tl'b dargebracht. Auch die Namensätiologie Kains zeigt - wie immersie genau zu verstehen ist - eine deutliche Nähe zwischen Kain und Jahwe. Zum anderen ist dieNäherbestimmung des Abel-Opfers durch |i 1X4IUI auffällig. Dem Text nach wird es sich umGanzopfer und Fettstücke der Erstlinge handeln; cf. jetzt zu den textkritischen Problemen und denDeutungsmöglichkeiten B. Janowski, Jenseits von Eden, 144. Es bleibt allerdings schwierig, gera
de hieraus einen Hinweis auf den Ablehnungsgrund des Opfers Kains herauskonstruieren zu wol-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 152/268
152 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Im anderen Fall durch Voranstellung des Objekts, wobei festzuhalten ist,daß die Personen Abel und Kain dem Opfer voranstehen:'54
A rrer svft Gen4
'4b
B inrnD-^ ^nn-^KB nma-bw Yp~*7m
Gen 4,5a
A nuti *b
Fazit: die v.l-5a sind außerordentlich streng und komplex komponiert, ja
mit Blick auf die Kompostion suchen sie durchaus ihresgleichen.'" Fragtman nach der Abzweckung, so dient die Textgestaltung ausnahmslos dazu,die gegensätzlichen und doch eng verwandten Hauptpersonen ins - mörderische - Spiel zu bringen. Die Ambivalenz zwischen verwandtschaftlicherBindung und divergierender beruflicher Orientierung, gesteigert und prinzipiell gefaßt durch die sich daran anschließende religiöse Bestätigung durchdie Opferannahme bzw. religiöse Brüskierung durch Annahmeverweige
rung, die auf ein und denselben Jahwe zurückgeht und die verhängnisvollereligiöse Eifersucht
156 aus sich heraussetzt, hat hier auch literarisch prägnant
seinen Ausdruck gefunden. Damit ist aber auch eine Folgerung deutlich:
mehr wollte der Verfasser nicht mitteilen - für Spekulationen über dieGründe der Opferannahme bzw. -annahmeverweigerung ist schon aufgrundder dichten Textstruktur zumindest in Gen 4 kein Platz.157 Das heißt dann
len, also etwa aus der differenzierten Vorgehensweise Abels; cf. auch H. Seebass, Genesis I, 151.
Man kann darin einen Anklang an die Opferpraxis in Lev erblicken. Ob es sich hier tatsächlich um
eine Glosse handelt, kann erst auf dem Hintergrund der Levitikusrezeption in der Weinbauperiko-
pe und in der nichtpriesterschriftlichen Sintflutperikope geklärt werden. Gerade diese beiden Text
komplexe machen den Hintergrund von Lev sehr wahrscheinlich.154 C. Levin, Jahwist, 94; H. Seebass, Genesis I, 152.
155 Cf. dazu, mit geringen Einschränkungen in v. la(mrrriK)bß.4a(]n3bnm), P. Weimar, Re
daktionsgeschichte, 132. Es ist die These geäußert worden, v.3 erfordere eigentlich eine andere
Exposition als die jetzt in v.2f vorfmdliche (cf. C. Westermann, Genesis, 401; W. Dietrich, „Wo
ist dein Bruder?", 96f). Literarisch läßt sich an diesem Punkt aber gerade keine Nahtstelle ausma
chen - zumindest hat der Verfasser hier schlechterdings kein Problem empfunden, als er sich an
seine höchst sorgfältig ausgeführte Arbeit machte. Dies gilt es dann aber auch bei der Grobgliede
rung von v i - 5 zu berücksichtigen; cf. dagegen H. Seebass, Genesis I, 150; B. Janowski, Jenseits
von Eden, 141.143. Auch der Versuch, die ursprüngliche Fortsetzung von v.l.2a in v.8b zu rekon
struieren (etwa C. Levin, Jahwist, 52f.93ff), scheitert - wenn nicht schon an der Komposition vonv.1-5, so doch letztendlich an der literarischen Beschaffenheit von v.8; s.i.f.
156 J. Wellhausen, Prolegomena, 314.
157 Die LXX hat an dieser Stelle - gegen die Komposition des MT in v.4b.5a - die jeweilige
nrQD der Brüder erklärend übersetzt: im Falle Kains v.3.5a mit övoia „Opfer", das in v.5a mit
TtpociEXEiv kombiniert wird, bzw. - im Falle Abels v.4b - mit 8(öpov „das Geschenk, das den
Empfänger gnädig stimmen soll", an dieser Stelle verbunden mit ETTEIOOV „das gnädige Ansehen
eines Menschen durch Gott". Die LXX führt dann in v.6f die Annahmeverweigerung auf eine
falsche Opferpraxis Kains zurück - ein Deutungsversuch, der nicht nur das agrarische Opfer Kains
aus dem Blick verliert, sondern auch dem Fortgang der Erzählung insofern die Spitze abbricht, als
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 153/268
Die Erzählung von Kain und Abel 153
aber: die religiöse Praxis ist selber der Kontingenz unterworfen - es sindeben nicht nur die „profanen" Kontingenzen, die zur religiösen Deutungund Bewältigung drängen. Insofern zeigt sich die durch den AdamfluchGen 3,17-19 verhängte Vergeblichkeit menschlicher Anstrengungen bei der
Feldarbeit (Gen 3,23) auch mit Blick auf die letztbegründende Instanz - dieAnerkennung durch Jahwe. Dies sind die Voraussetzungen, unter denenv.6f formuliert wird, bevor sich der Zorn Kains über Abel - und nicht etwaüber Jahwe - entlädt.
Bei aller Kunstmäßigkeit der literarischen Darstellung ist aber auch eineAuffälligkeit formaler Art festzuhalten. Es werden nämlich nur die v.2b,v.3b.4a und v.4b.5a durch chiastische Binnenstrukturen (Narrativ - Inversi
on) zusammengehalten, nicht aber v. 1.2a. Dies hängt damit zusammen, daßv.la auf v.25 hin angelegt wurde; wir kommen bei der Erörterung von v.25darauf zurück.
Lassen sich die für v.l-5a nachweisbaren chiastischen Schemata auch inanderen Textbereichen verifizieren? Zunächst ist festzuhalten, daß dies inv.5b-7 soweit wir sehen nicht der Fall ist158 - bezeichnenderweise also ander Stelle, die die Erzählung weisheitskritisch und mit Bezug auf die Gut-Böse-Unterscheidungsfähigkeit von Gen 2f profiliert.159 Die beiden Verse
fallen allerdings, wie sich zeigen wird, derartig aus dem Kompositionsschema heraus, daß wir uns dem gängigen Urteil, es liege an dieser Stelleeine Erweiterung mit Blick auf Gen 3 vor, anschließen.160 Zur nichtpriester-schriftlichen Grundschicht gehört wohl nur v.5b.
Klar zu Tage liegen demgegenüber die Dinge in v.8ff. Diese Einschätzung mag zunächst verwundern, denn gerade v.8 bietet bekanntlich eintextkritisches Problem, insofern der MT nach v.8a, also der Redeeinleitung
TT» 'PTr'PK "p "lDtn, die für gewöhnlich nicht absolut steht, sondern einenentsprechenden Sprechakt erfordert,161 eine Lücke bietet, die allerdingsdurch Sam, LXX, Peschitta, Vulgata und Targume162 ergänzt wird - undzwar prima facie nicht sonderlich originell durch mön ro1?] bzw. entsprechende Äquivalente (1"]Ö ro^j mön). Gegen die Ursprünglichkeit dieser
dann nicht mehr klar wird, wieso Kain seinen Bruder Abel erschlägt - und nicht schlicht und einfach die Opferpraxis korrigiert; cf. dazu auch M. Rösel, Übersetzung, 102ff.
158 Einen Vorschlag macht R. Oberforcher, Flutprologe, 252f. Allerdings fällt der von ihmeruierte Aufbau aus den kompositioneilen Gepflogenheiten der Urgeschichte heraus, da es sichnicht um Lexementsprechungen, sondern um - konstruierte - Analogien in der Sache handelt.
159 Cf. etwa 1. von Loewenclau, Genesis IV 6-7, 177-188; W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?", 98f.
160 Trotz des neuerlichen Versuchs von B. Janowski, Jenseits von Eden, die Integration desVerses zu begründen. Schon die Anbindung an v.8, die B. Janowski ins Spiel bringt, ist so schwerlich möglich; s.i.f.
161 Cf. etwa S. Wagner, Art. "OK, 354; KBL3, 64; Ges18, 76.
162 Cf. DJDX1I, 37.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 154/268
154 Die nichtpriester schriftliche Urge schi chte
Ergänzung spricht denn auch nicht nur die lectio difficilior des MT, zusätzlich gestützt durch 4Q Genb frgm 3,i,163 sondern auch der Umstand, daß aufdiese Lösung wohl jeder gekommen wäre, der an dieser Stelle die Lückeohne interpretativen Aufwand hätte füllen wollen oder sollen.164 Dennoch
gibt es zumindest zwei Argumente dafür, daß die Ergänzung sowohl vomUmfang, als auch von der Sache her doch dem ursprünglichen Text entspricht. Zum einen kann der Wegfall von rnön rc1?; mit Blick auf v.8bocmta nrrrra Tri als homoioteleuton zumindest einigermaßen erklärt werden.165 Zum anderen - und das dürfte das gewichtigere Argument sein -ergibt sich durch die Ergänzung ein gut funktionierender Chiasmus, der vorallen Dingen auch die - vordergründig - umständliche Wiederholung vonVT» blTT
1?* (v.8abß) vollständig plausibel macht:166
163 4QGenh, DJD XII, 36; PI. VIII. Das Fragment ist spät- oder nachherodianisch anzusetzen,die Herkunft aus Qumran ist nicht eindeutig; cf. DJD XII.31, und die zu Recht vorsichtige Auswertung mit Blick auf den ursprünglichen Text bei M. Witte, Urgeschichte, 152.
164 Cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 44; B. Jacob, Das erste Buch der Tora, 140; U. Cassuto, Genesis I, 2l3ff; G. von Rad, Genesis, 77; J. Cook, „Ancient" Readings, 49f; G.J. Wenham, Genesis1-15, 94.106; H. Seebass, Genesis I, 144, und zuletzt B. Janowski, Jenseits von Eden, 142.151 ff,der HQK als Signifikationsbegriff verstehen will, so daß davon auszugehen sei, daß Kain in v.8aseinem Bruder Abel die Jahwerede von v.6f mitgeteilt habe. Die für den signifikativen Gebrauchim Anschluß an S. Wagner, Art. ~IOK etc., 357, herangezogenen Belegstellen sind in ihrem Objektbezug allerdings wesentlich eindeutiger, als dies in Gen 4,8a der Fall ist. Unentschieden sind O.Procksch, Genesis, 48; C. Westermann, Genesis, 411; J. Scharbert, Genesis I I I , 66f, und M.Witte, Urgeschichte, 152. Demgegenüber halten HL. Strack, Die Bücher Genesis, 17; A. Dill
mann. Genesis, 94f; J. Skinner, Genesis. 107f; S.R. Driver, Genesis, 65; W. Zimmerli, 1. Mose 1-11, 215; J.A. Soggin, Das Buch Genesis, 101, und E. Tov, Text, 195, die Ursprünglichkeit derLesart von Sam u.a. immerhin für möglich, wenn auch keine durchschlagenden Gründe genanntwerden. Die Lösung dieses textkritischen Problems ist alles andere als eine Marginalie, denn dasFehlen einer entsprechenden Rede im MT hat dann im Zuge literarkritischer Hypothesenbildungeinige Bedeutung erlangt, cf. etwa W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?", 96.101.l05ff; P. Weimar,Redaktionsgeschichte, 133.137; C. Levin, Jahwist, 100, und M. Witte, Urgeschichte, 152, die denSatzbruch mit dem Wechsel von jahwistischer Redaktion und vorjahwistischer Quelle erklären.Auf jeden Fall läßt sich eine ursprüngliche Genealogie, die v. 1,2a und eben v.8b umfaßt haben soll(C. Levin), oder eine vorjahwistische Kurzgeschichte in v.l-5a*.8b.l0.11 *.l2b (P. Weimar), nur
dann wirklich begründet behaupten, wenn dies v.8 auch literarisch hergibt. An Indizien für dieIiterarkritische Operation werden, soweit wir sehen, zwei genannt: die Lücke in v.8a und die Doppelung VrtK 'PDrr'^K. Beide Argumente sind alles andere als stichhaltig; s.i.f.
165 Daraufweisen G.J. Wenham, Genesis 1-15, 94.106, und M. Rösel, Übersetzung, 108, hin.M. Rösel votiert zu Recht für die Ursprünglichkeit der Ergänzung, auch wenn die alleinige Erklärung als homoioteleuton mit der Schwierigkeit behaftet ist, daß eigentlich der Ausfall vonmÖD DniTD "m wahrscheinlicher wäre.
166 Gegen W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?", 105 Anm. 60; P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 133; G.J. Wenham, Genesis 1-15, 94.106, die aus der Doppelung literarkritisches Kapital
schlagen wollen.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 155/268
Die Erzählung von Kain und Abel 155
A TT» ^nrr^K yp "wmB rnön ro1?]B rnön omva -m
A TT» DiT1?« yp Dpi
mrim
Nicht zuletzt auf dem Hintergrund, daß es sich hier um die dominanteKompositionstechnik handelt,167 halten wir den rekonstruierten Text für denursprünglichen.168 Trifft dies zu, dann erhält das lapidar an den kunstvollenChiasmus angehängte "TOTH „und er erschlug ihn" natürlich umso größeresGewicht. Es ist auf jeden Fall die Ausführung einer geplanten Tat - keineAffekthandlung.169 Der sich nahtlos anschließende v.9 ist in kompositionel-ler Hinsicht unauffällig, kann aber, da er schon durch die Festlegung der
jeweils redenden Person die Voraussetzung für v.lOf darstellt, ohnehinnicht entbehrt werden. In v.lOff fährt der Verfasser dann allerdings wiederauf dem gewohnten Gleis. Literartechnisch einschlägig ist zunächst v.lOf:
A *» crpsx "[-na 'Di Vp rrfojj no -san (v.10)B nDTftrrp
B HQiKrrio nrw -fr» nnui (v.11)A "[TD ~ym 'DTnK nnpb mar» nnüs -©K
Der Chiasmus bindet die Indizien und die Tatfolgen nicht nur der Sachenach - der Fluch spiegelt, dem ius talionis entsprechend, die Indikatorender Tat -, sondern auch formal engstens zusammen.170 In der Flucheinlei-
167 Der Verfasser der Targumvariante tPJÖ TCh^ II lfci'1 (cf. DJD XII,37) entwickelt das vorgefundene und aller Wahrscheinlichkeit nach auch durchschaute Design des Verses noch weiter:Arn» barr1?« yp notn
Brntonc irrö n~hicorrrrn -n-i
BrnönATT» ';jii 'M yp cp-itirim.
168 Bei dieser Lage der Dinge gewinnen Versuche, literarisch eine ursprünglich rein auf die
Handlungen beschränkte Erzählung zu rekonstruieren, nicht gerade an Plausibilität; cf. M. Witte,Urgeschichte, 151 f.
169 H. Seebass, Genesis I, 152, spricht dem Mord Kains die Rationalität ab, ohne allerdingszwischen der Rationalität bzw. der Sinnhaftigkeit des Zwecks und der Rationalität der Mittelwahlm unterscheiden. Gerade letzteres ist der Tat Kains aber nach v.8 unmöglich abzusprechen - magauch der Sinn des Ziels, gerade wenn v.6f ursprünglich sein sollte, im Dunkeln bleiben. Der Wegaufs Feld soll Zeugen ausschließen - Dtn 22,25-27; deswegen muß Jahwe entsprechende Indizienheranziehen. Cf. H. Seebass, Genesis I, 154.
170 Die von W. Schottroff, Fluchspruch, 148; C. Westermann, Genesis, 416f, und P. Weimar,
Redaktionsgeschichte, 134, vorgenommene Rekonstruktion eines ursprünglichen Fluchspruches in
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 156/268
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 157/268
Die Erzählung von Kain und Abel 157
nen läßt. Das literarische Verfahren findet in v.l4bcc eine unmittelbare
Fortsetzung, denn der Versteil bezieht sich nicht nur auf das Jahweurteil
v.l2b, sondern nimmt zugleich das Vorangehende chiastisch auf, woraus
sich notfalls auch die syntaktische Modfikation gegenüber v. 12b erklärt:174
A "pBDI
B inoR
B TJI in rrmA pta
Bildet v.l4abcc eine geschlossene Abfolge von drei durch syntaktische Chi
asmen aufeinander bezogenen Sätzen, so ist demgegenüber der sich anschließende v.l4bß syntaktisch analog zu v.l4bcc aufgebaut. Es steigert sich
also Kains Argumentation gegenüber Jahwe geradezu stakkatoartig unter
Aufnahme des Fluchs, der rhetorisch aber immer mehr zugespitzt wird. Der
Fluch, der die vollständige Fruchtlosigkeit der HGIK vorsieht (v.l2a), be
deutet für Kain nicht nur die Vertreibung vom Ackerboden (v. 14aa), son
dern zugleich den Verlust der Gegenwart der Gottheit (v.l4aß), die dann
wiederum die Strafankündigung v. l2b in ein anderes Licht rückt (v.l4bcc) -
mit der ultimativen Konsequenz der Vogelfreiheit (v.l4bß). Der Einwand,der hier die Klimax abschließend von Kain gegenüber Jahwe erhoben wird,
bietet das Material für die Reaktion Jahwes, die in einen Wort- und einen
Tatteil zerfällt. Das Material wird - wie könnte es anders sein - chiastisch
rezipiert:
A -msa-bo rrm (v.i4bß)B 'snrr
B Dp" n-ninö yp nrr1» pb mrr t> - o n (v.l5a)A TKgpjg mmron *rbib rn« ypb mrr dm (v.l5b)
175
174 Auch an dieser Stelle liegt, ohne das Prinzip überstrapazieren zu wollen, ein Chiasmus
vor: p t a n-nn [B] -in m [A] (v.i2b) || p t a "m m [B] TTTD [A] (v.Hba).175 In v i 5 handelt es sich also nicht um Dubletten; gegen W. Dietrich, „Wo ist dein Bru
der?", 97. Der Vers weist zwei Besonderheiten auf, zum einen die Einleitungen v.!5aa und
v.l5aß, bei denen der Wechsel von T? und "p"? in dieser Reihenfolge ins Auge sticht, sowie dieWendung IN&tr'PD W T O n it/Jj v.l5bß, die von ITTiT VKBS^Q rfTTl v.Hbß signifikant unter
schieden ist, obwohl festgehalten werden kann, daß auch diese Versteile chiastisch aufeinander
angelegt sind:
ATCttrtDiTm (v.Hbß)
B *mrvB intrrrDn ^rhib (v. 15bß)
Die zuletzt genannte Unregelmäßigkeit hängt damit zusammen, daß sowohl die Jahwerede v i 5a,
als auch die Jahwetat v i 5b mit v.Hbß verklammert werden sollen. Das zuerst genannte Problem
wird durch die Binnenstruktur von v i 5 motiviert sein:
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 158/268
158 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Bei der Reaktion Kains auf die Tatfolgebestimmung Jahwes fiel auf, daß eran zwei Stellen über die Anordnungen Jahwes hinausgeht, indem er dieKonsequenzen hervorhebt. Die Vertreibung von der nm« (v.IIa. 14aa) hatfür Kain die nachteilige Folge, daß er aus der Nähe Jahwes verschwinden
muß (v.l4aß), die über ihn verhängte „unstete und flüchtige" Existenzform(v.l2b.l4bcc) zeitigt die Vogelfreiheit (v.l4bß). Es sind nun genau dieseErweiterungen, die in v.l5f verarbeitet werden. Dabei nimmt v.15 - wiegesehen - das Problem der Lebensgefährdung Kains durch die nichtseßhafte Lebensweise auf (v. 14bß), v.16 vermerkt hingegen den Eintritt der inv.l4acc geäußerten Befürchtung. Der Gesamtaufbau von v.14—16 sieht alsofolgendermaßen aus:
A TIOK I'JSQI nmun 'DS bvo m-n T* nen: p (v.l4a)B 'Ksq-1?:) rrm yva "m vi mr\ (v.l4b)C VBQSV
c np* o'nmö yp rsr^o p"? mrr t> -iotn (v.l5a)B IK^Q-'PD mmron *rbnb m» yp1? mrr dm (v.i5b)
A furroTp Tirpia 3Bh rrgr 'gfta yp «:n (v.16)
Damit erweist sich auch der Abschnitt v.14—16 als eine geschlossene Komposition. Die bisher untersuchten Textpassagen in Gen 4,1-16 haben keinenAnlaß zu literarkritischen Operationen gegeben - vielmehr ist das Gegenteilder Fall. Der Text ist in wesentlichen Partien literarisch fest verklammert.Wiederholungen haben kompositorische Funktion und sind keine Dubletten. Und auch Variationen in der Formulierung sind an den entscheidendenStellen auf das Konto der Kompositionsabsicht zu verbuchen. Das gilt vorallen Dingen auch für die Redeanteile in v.9-14, bei denen Anklänge anGen 3 nicht zu überhören sind.
Wenden wir uns den genealogischen Partien des Kapitels zu. Wir habenbereits eingangs darauf hingewiesen, daß gerade diese Textanteile formaldurchaus heterogen sind - zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweitenBlick wird allerdings deutlich, daß die „Unregelmäßigkeiten" so gut wiedurchgehend der Kompositionstechnik geschuldet sind. Es beginnt mit v.laund dem Problem der Inversion.176 Der Vers ist dabei analog zu Gen 3,1
AQTJBpfr r n 'T "fr "ias"1 (v-15a)B q r DTBOB) J£Bra J4?1? mrr DETI (v.i5b)
A it^a-^3 irwrrpn rM?176 H. Holzinger, Genesis, 45, versucht das Problem dadurch zu erledigen, daß er B. Stade,
Beiträge zur Pentateuchkritik, 266, der Sache nach geradezu diametral entgegengesetzt rezipiert.B. Stade stellt mit Blick auf die Inversion fest: „das ist eine sonst nicht übliche Überleitung"
(a.a.O.). Cf. auch C. Westermann, Genesis, 393.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 159/268
Die Erzählung von Kain und Abel 159
konstruiert, so daß zunächst davon ausgegangen werden kann, daß die Er
zählung von Kain und Abel nach der Paradieserzählung gewissermaßen das
zweite Kapitel im Gefolge der Schöpfung Gen 2,4b-2,25 darstellt:
Gen 3,laa mön n-n bz>a ans rm aJrnriGen 4,1a vm mrrnK ST DTHSTl
Das ist aber nur eine Erklärungsmöglichkeit. Sie muß noch nicht einmal dienaheliegendste sein, denn Gen 3,1 ist selber nicht zwingend der Einsatz einneuen Episode, da er in die Komposition von Gen 2,25-3,7 eingebunden
ist.'77
Denn in Gen 4,1-16 war die Inversion mehrfach dazu verwendet worden, um einen syntaktischen Chiasmus herzustellen: Gen 4,2b.4a.5b. 14.
Dies ist also auch bei Gen 4,1 zu überprüfen - und damit rückt die Doppel-strängigkeit der Menschheit ins Blickfeld, also die Kain- und die Sethlinie.
Daß beide von Adam ausgehenden Menschheitsansätze aufeinander bezogen sind, wird aus der Perspektive von Gen 4,25 nicht nur daran deutlich,daß ausdrücklich im Rahmen der Namengebung auf den Brudermord rekurriert wird, sondern auch die jeweiligen Einleitungen stehen in einem deutli
chen literarischen, nämlich chiastischen Entsprechungsverhältnis:'78
A m«m
B intöK mrmK ST
B ST\
A TOK-riK TT» DTR
Damit dürfte auch der invertierte Verbalsatz in Gen 4,1 verständlich sein.179
Gerade der
Sachverhalt, daß zuerst -
nämlich in
Gen 4,1a -
die Inversionsteht und in Gen 4,25 der Narrativ, läßt vermuten, daß beide in einem Zuge
177 S.o. m . 1.2.
178 Diese Technik ist nicht analogielos, sondern findet sich noch an anderen Stellen in der
Kain-Genealogie; s.i.f. Klärungsbedürfig ist der Sachverhalt, daß C1K in v. la determiniert, in v.25
hingegen indeterminiert, also Eigenname ist. Allerdings läßt sich allein auf dieses Argument - und
es ist letztendlich nur dieses - keine plausible literarkritische Konstruktion aufbauen. Denn Gen
3,20.22(.24) verwendet im Rückgriff auf Gen I auch wieder die determinierte Fassung. So ist
zumindest zu überlegen, ob nicht v.25 bereits auf die indeterminierte Verwendung von CIN in Gen
5,1-3 angelegt ist. Das wäre dann ein weiteres Indiz für den redaktionellen Charakter nichtprie-
sterschriftlicher Texte. - Zur Verwendung von DT in Gen 4,1.17.25 - das Lexem taucht nur an
diesen Stellen in genealogischen Kontexten auf, also jeweils zu Beginn der von Adam ausgehen
den genealogischen Linien mit Blick auf Kain und Abel sowie Seth und der gesonderten Kainiten-
linie - cf. jetzt S. Schorch, Euphemismen, 130f; auch G.J. Botterweck, Art. BT, 494; zuletzt J.C.
Gertz, Adam, 221 f.
179 Innerhalb der Kainiten- und Sethitengenealogie ist diese Art der literarischen Bezugnah
me noch häufiger zu finden: Gen 4,l8a.20a.22a.25f; s.i.f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 160/268
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 161/268
Die Erzählung von Kain und Abel 161
Die literarische Gestaltungsweise setzt sich direkt in v.17 fort. Die Paral
lelität zwischen v.laba und v.l7a unterstreicht zunächst die Weiterführung
des Kainitenstammbaums:186
Gen4,iaba rpT» "r ni -inm Traft» mrrm irr t ranGen 4,17a "parTH "an Tarn TOKTIK rp jm
Die daran anschließende Kombination der Henoch-Geburt mit der Qualifizierung Kains als Stadterbauer - nicht: als Begründer des Städtebaus überhaupt - wirkt zwar zunächst syntaktisch verwirrend, da nach v.l7a auchdavon ausgegangen werden könnte, daß es sich bei Henoch selber um den
Stadterbauer handelt (v.l7ba).'
87
Die dann in v.l7bßy vorgenommene Klärung ist allerdings ebenso wie v. 17ba nicht unbedingt literarischer Zusatz,
da in v. 17aßb ein Chiasmus vorliegt:
A "pjrrnK T?rn Tim
B T U rm Tri
B TJJH Dti Klp'l
A jan in DÖD
Die in v.18 auffällige passivische Formulierung der 'Irad-Geburt ist wiederum durch die chiastische Anlage von v. 18a bedingt, an den v.l8b parallel angeschlossen ist:
A "pin1? TTH
B rnr™B TTS1
A "»TIDTI» TT
In der Folge schreitet die Genealogie durch die analog zu v. 18aß gebautenAnhänge (-|DTnN IT 'winm ^KöinD-nni T> "?R"nm) rasch bis zu Lemech
fort. Literarisch anspruchsvoll - also: chiastisch - wird nur da konstruiert,wo es etwas Besonderes mitzuteilen gibt. Und dies ist natürlich bei demEndpunkt der Kainitenlinie, bei Lemech der Fall. Die Nachkommen Le-
mechs werden über seine beiden Frauen strukturiert eingeführt, die auchentsprechend durchgezählt werden (v.l9b.20a.22aoc). Dabei sind v.20a undv.22acc wiederum chiastisch aufeinander bezogen:
186 Cf. P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 131.
187 Cf. etwa die textkritischen bzw. literarkritischen Schlußfolgerungen bei K. Budde, Urge
schichte, I20ff; H. Holzinger, Genesis, 56; H. Gunkel, Genesis, 52; C. Westermann. Genesis, 444;
G. Wallis, Die Stadt, 133f; K.-D. Schunk, Henoch und die erste Stadt, 162; F.A. Spina, The
„Ground", 328; C. Levin, Jahwist, 97; M. Witte, Urgeschichte, 153f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 162/268
162 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
A ibm(4 '20a)
B "?TTIN ms
B Rirnu rfsn (4-22aa)
A pp ^mrrriR rrfr
Die hier angewandte Technik entspricht der zwischen v.la und v.25a auf-gewiesenen, wenn auch in syntaktisch umgekehrter Reihenfolge. Entsprechend sind dann auch die Fortsetzungen angelegt. Eine analoge Geburtsnotiz wie in v.20a bzw. v.22aa findet sich weder bei Jubal C?3V TTBA DBft) nochbei Na'ama (JIQSZ "p' Din tTffWl) - sie hätte zweifelsohne den engen Bezugzwischen v.20a und v.22act gestört. Der Doppel-Name "p bmn beschließt
die Kainitenliene.
188
Angehängt ist sodann das Lamech-Lied,
189
das einenGen 2,23 analogen Aufbau bietet, insofern der poetische Text mit einemChiasmus gekrönt wird:
A CTUDÖ "3
B fp-Op'B y±r\
A nsaft a-iaö
Abschließend wenden wir uns nochmals v.25f zu. Neben dem chiastischenBezug zwischen v. 1 a und v.25a sind auch die beiden Verse untereinander inderselben Manier verbunden:
A p -fm (4
-25aPY)
B no IQÖTIK mprn
B nöL
5i(4
-26a)
A p~rr mrro:
Der v.25 bietet einschließlich der Verweise auf die Kain-und-Abel-Erzählung keine syntaktischen Schwierigkeiten.190 Der zweite Menschheitsstrang Gen 4,25f läuft auf die Entstehung des Jahwe-Kultes hinaus.191 Auchdieses Ziel ist vorbereitet. Die Ätiologie des Seth-Namens verwendet Elo-him, nicht Jahwe. Das geschieht - ohne den Sachverhalt hterarkritisch zu
188 P. Klemm, Kain und die Kainiten, 396.189 J. Wellhausen, Composition, 9, hat daraufhingewiesen, daß vi 5 v.24 voraussetzt; cf. W.
Dietrich, „Wo ist dein Bruder?", 97.190 Cf. P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 136; C. Levin, Jahwist, 99. Zum Anschluß der Na-
mensätiologie in Gen 4,25 cf. etwa die analogen Bildungen in Gen 3,20; 32,31.191 P. Klemm, Kain und die Kainiten, 392, sieht darin „die religiös-konstitutive Verbindung
mit Gott ohne unmittelbare Gottesbegegnung", die in den Zusammenhang der Abweisung des
Heroenkultes gehören soll. Cf. auch F. Horst, Notiz.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 163/268
Die Erzählung von Kain und Abel 163
werten -, „als habe es Kain nie gegeben".192 Stellt man jedoch die enge lite-rartechnische Beziehung zwischen Gen 4,1 und 4,25 in Rechnung, danndürften auch die beiden Deutungen der Evasöhne durch die Mutter im Zusammenhang zu interpretieren sein. Dem Ausruf mrrTiR ö'K TP3p („Ich ha
be einen Mann erworben, den Jahwe") in Gen 4,1 korrespondiert in Gen4,25 mit Blick auf Seth das wesentlich distanziertere in« JTB DTI4» 'Lmtö "3(„Denn Gott hat mir einen anderen Samen gegeben"). Der Wechsel derGottesbezeichnungen dürfte Absicht sein. Immerhin wird in Gen 4,25f einezweistufige Theorie der Got-tesverehrung vertreten, die sich analog auch imGesamtaufriß von P findet (Ex 6!). Freilich mit dem erheblichen Unterschied, daß die Differenz nicht mit Blick auf Israel, sondern auf den
Menschheitsanfang eröffnet wird.Der Neuansatz ist vor allen Dingen deswegen nötig, um die positive Akzentuierung der Noah-Gestalt vorzubereiten, die zunächst in Gen 5,29 erfolgt - der Neuansatz ist also auf die priesterschriftliche Genealogie Gen 5hin angelegt -, sich aber vor allen Dingen in der Sintfluttradition (Gen 6,8f;7,1; 8,20) zeigt. Zugleich muß aber über die Kainitenlinie die Geltung bzw.Steigerung des Fluchs Gen 3,17-19 präsent gehalten werden, die ebenfallszur Deutung der Sintflut benötigt wird.
Wenden wir uns also, bevor die Bezüge zwischen Gen 5 und der Kaini-ten-Sethiten-Genealogie in Gen 4 thematisiert werden, kurz dem Verhältniszwischen der Kain-und-Abel-Erzählung und Gen 2-3* zu. Daß Verbindungen zwischen beiden Kapiteln bestehen, liegt auf der Hand. Im einzelnensind zu nennen:191
Gen 4,1: iriöK mnrw srv m«m Gen 3,20 mn inö» an citci R-ip'i
Gen 4,2: noiK -ar rrn ypt Gen 2,5: noiHfTT* -ash p* CIKIGen 4,7: nnw inpiön -p^i Gen 3,16 «im -jnpiön ishr^w
•Q-^öon •p-böa"Gen 4,9: -pro "Tan •« ...~on Gen 3,9: ran t> nüK'iGen 4,10 rrto» na Gen 3,13 rrto nKrnaGen 4,11 rtOTKrrp nn« in« Gen 3,17 -p-njn naiKn rrrr»Gen 4,14 TU nen: jn Gen 3,24 ormm» ehnGen 4,16 j-iirnmp Gen 3,24 pxnph mpo
Darüberhinaus kann auf die Verwendung des Lexems "intö Gen 2,15; 3,24;4.9 verwiesen werden. Es fällt natürlich auf, daß sich die Entsprechungenim wesentlichen auf- ausgenommen sind Gen 4,1 f. 16 - die Redeanteile in
192 I. von Loewenclau, Gen IV 6-7, 181.193 Cf. die Übersichten etwa bei K. Budde, Urgeschichte, 188; W. Dietrich, „Wo ist dein
Bruder?", 98; H. Seebass, Genesis 1, 147.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 164/268
164 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Gen 4 beziehen. Die Genealogie in Gen 4,17ff ist nicht berührt. Diese Entsprechungen sind allerdings aufgrund der literarischen Analyse unterschied
lich zu beurteilen, da Ergänzungen in Gen 2,15; 3,24 und 4,7, also in beidenRichtungen vorgenommen wurden. Die Ergänzungen verbindet, daß sie
sich an dem Gesamtzusammenhang von Gen 2,4b-4,26 orientieren. Aberauch die den Zusätzen vorausliegenden Textbestände sind bereits aufeinander abgestimmt.
Für die Interpretation von Gen 4,1-16 ist die Einsicht von Bedeutung,daß Kain und Abel unter der Fluchwirkung von Gen 3 stehen. Die in diesem Zusammenhang wesentliche Verbindung läuft zunächst über Gen2,5.15 und 4,2. Kain steht - anders als der schon durch die Namensgebung
zum Kontrast bestimmte Abel
194
- in direkter Beziehung zur in Gen 2,5 eingeführten Bestimmung des Menschen, nämlich den Ackerboden zu bebauen. Ist somit die Arbeit Kains einerseits positiv konnotiert, so steht aberdennoch gerade sie ausdrücklich unter dem Adamfluch Gen 3,17ff, der dieErfolglosigkeit trotz redlicher Mühe als Strafbestimmung beinhaltet. Manwird an dieser Stelle aber nicht damit argumentieren können, daß KainsOpfer abgelehnt wurde, weil es vom verfluchten Ackerboden stammt. Stün
de der Fluch Gen 3,17ff an dieser Stelle wirkmächtig im Hintergrund, so
hätte es überhaupt nicht zu einer präsentablen Ernte kommen dürfen.'95 Diein Gen 3,17ff in Aussicht gestellte Erfolglosigkeit ist in Gen 4 allerdingsnicht auf den Ertrag, sondern, prinzipieller gefaßt, auf die Anerkennungdurch Jahwe bezogen. Darin besteht denn auch der gedankliche Fortschrittgegenüber Gen 3: es geht um die Kontingenz der religiösen Praxis - nichtum die Kontingenz des „profanen" Feldbaus.
Die Strafe, die Jahwe Kain nach dem Brudermord auferlegt, wird wie
derum durch einen Fluch realisiert. Auch hier ist der Bezug spiegelbildlichangelegt. Wurde in Gen 3,17ba der Ackerboden um des Menschen willenverflucht, so wird in Gen 4,11 der Mensch Kain vom Acker entfernt (unddamit von seiner letzten Ruhestätte?). Beide Verse sind deutlich aufeinander bezogen:
A rra-mn rrrna (3
'17)
B "prora
B r™ -rr» <4'M)
A noiKrrp
194 Auf dem Hintergrund von Gen 3 hat sich Abel allerdings durch die Berufswahl von eini
gen Fluchfolgen dispensiert.
195 Cf. H. Seebass, Genesis 1,151.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 165/268
Die Erzählung von Kain und Abel 165
Damit ist der Kainfluch ebenso wie die Namensätiologie Noahs in Gen 5,29literarisch eng auf den Adamfluch bezogen. Die Ausdifferenzierung derMenschheit in zwei Linien findet auch in ihrer unterschiedlichen Bezogen-heit auf Gen 3,17-19 ihren Ausdruck.
Die Steigerung gegenüber dem Adamfluch besteht nun aber nicht darin,daß Kain selber mit dem Adamfluch belegt wird196 - dagegen spricht dieKomposition von Gen 3,17-19, die hervorhebt, daß bereits Adam der durchJahwe-Elohim verfluchten notK im Tod ausliefert ist -, sondern daß dienotK überhaupt ihre Kraft für Kain verweigert: ~p nrDTin rpn"K'?. Insgesamt steigert sich die Distanz zwischen Jahwe und Kain. Erst der Sethiten-stammbau nähert sich wieder - in zwei Schritten - dem Jahwekult an.
2.2 Die Genealogien Genesis 4f
Die Frage, welcher Textüberlieferung die literarische Priorität zukommt, istauch mit Blick auf die Genealogien in Gen 4 - vornehmlich v. 17-24 - undGen 5 zu stellen. Dies ist vor allen Dingen deswegen notwendig, da es sichgezeigt hatte, daß der - traditionell quellenhaft interpretierte - Vers Gen
5,29 als redaktionelles Produkt mit Bezug zum Adamfluch in Gen 3 aufzufassen ist und eben nicht als ein in Gen 5 integriertes Quellenstück, zudemder enge Konnex zwischen Gen 4,1 und 4,25f bereits auf die priesterschriftliche Genealogie hin ausgerichtet ist. Da sich darüberhinaus in Gen 4,1-16*keine ursprüngliche Quelle herauspräparieren läßt und der Anschluß dereigentlichen Brudermorderzählung an Gen 4,1 kunstvoll arrangiert ist, liegtauch diese auf derselben literarischen Ebene.
Daß es insgesamt zwischen Gen 4 und 5 Übereinstimmungen, aber auchbedeutsame Abweichungen gibt braucht nicht erst neu erhoben werden.197
Die vielfältigen, im einzelnen aber in der Schreibweise variierenden Dubletten sprechen zunächst für eine relativ unabhängige Entstehung der Listen. Es stellt sich allerdings die Frage, welcher Art die Übereinstimmungenund Differenzen sind und wie sie sich erklären.
Während die Genealogie in Gen 5 in - für die Zeit zwischen Schöpfungund Sintflut traditionellen - 10 Generationen bruchlos durchläuft und die
einzelnen Vertreter über weite Passagen hochgradig schematisch abgehandelt werden, bietet Gen 4 demgegenüber den schon herausgestellten doppelten Ansatz, die Kainitenlinie Gen 4,1-24*, die in Gestalt des Abel zusätzlich eine Abzweigung aufweist, und der Seth-Stammbaum Gen 4,25f:
196 CI". elwaC. Levin, Jahwist, 95. im Anschluß an W. Zimmerli, 1. Mose 1-11, 219f.
197 Cf. auch K. Budde, Urgeschichte, 92; D. Carr, Fractures, 68ff.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 166/268
166 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Gen 4,1 f. 17-26 Gen 5
1. Adam 1. Adam 1. Adam
2. Kai n-A bel f 2. Seth 2. Seth
3. Henoch 3. Enosch 3. Enosch
4. Irad 4. Kenan
5. Mechujael 5. Mahalalel
6. Metuschael 6. Jered
7. Lemech 7. Henoch
8. Jabal 8. Metuschalach
9. Jubal 9. Lemech
10. Tubal-Kain 10. Noah
Na'ama SemHarn
Japhet
Zunächst einige Erläuterungen zur tabellarischen Gegenüberstellung, insbesondere zur Zählweise, die auf den ersten Blick verwundern mag. Der Kai-nitengenealogie in Gen 4 und der Liste in Gen 5 ist gemeinsam, daß jeweils
am Ende drei Söhne ausdrücklich genannt werden. Beide Listen umfassen
zudem zehn Glieder.198 Die letztere These ist allerdings begründungspflich-tig, da im einen Fall die Söhne Lemechs mitgezählt werden müssen, um aufdie Zehnzahl zu kommen, im anderen Fall Sem, Harn und Japhet gerade
nicht. Es handelt sich dennoch um keine Erschleichung der Symmetrie.Denn mit Blick auf Gen 5 ist nicht zu übersehen, daß es dem Verfasser aufdie Zehnzahl ankam und er dementsprechend Sem, Harn und Japhet vondem Genealogieschema abweichend ohne irgendwelche Lebensdaten dar
gestellt hat. Anders liegen die Dinge in der Kainitengenealogie von Gen 4.Denn hier hat der Verfasser zwar auch am Schluß drei männliche Nachkommen - in diesem Fall des Lemech - genannt, diese sind aber deswegenmit zu berücksichtigen, da es dem Verfasser der Liste nicht nur um die Generationenfolge geht, sondern vor allen Dingen auch um die Kulturerrun-
genschaften. Unter diesem Gesichtspunkt sind die Lemech-Söhne integriert,nicht aber der Lemech-Tochter Na'ama, die entsprechend auch nicht miteiner Kulturinnovation verbunden wird. Warum Na'ama überhaupt genannt
wird, hängt aller Wahrscheinlichkeit nach mit kompositionellen Gründenzusammen (s.i.f.). Hier ist zunächst nur festzuhalten, daß auch der aufAdam zurückgeführte Kainitenstammbaum an der Zehnzahl orientiert ist.
199
198 Insofern wird man zunächst einmal davon ausgehen können, daß auch Gen 4,1 ursprüng
lich zur Kainitenliste zu rechnen sein wird; s.i.f.
199 Die Differenzen zwischen beiden Listen sind bekannt, in diesen dürfte es begründet lie
gen, daß überhaupt beide Listen erhalten sind bzw. vorsichtiger formuliert: nebeneinander beste
hen können. Kulturerrungenschaften und Lebensalter haben je für sich ihren Informationswert.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 167/268
Die Erzählung von Kain und Abel 167
Nimmt man die Abfolge der in den drei Listen genannten Namen für sichin den Blick, so drängt sich zunächst der Eindruck auf, daß Gen 5 ein Kon-strukt aus der Kain- und Seth-Genealogie in Gen 4 darstellt - trotz der bisweilen abweichenden Schreibweise bzw. Umdeutung der Namen. Die Ver
treter der Seth-Linie sind dem Kain-Stammbaum vorangestellt. Nun hattenwir bereits darauf hingewiesen, daß die Seth-Linie in Gen 4,25f aufgrundder aus Gen 5 rezipierten Namengebungsformel, die sich in Gen 4,17-24
nicht findet, mit Blick auf die priesterschriftliche Genealogie hin entworfenist. Aus der Perspektive von Gen 4,25f erscheinen jetzt alle Glieder der aufden Sintfluthelden zulaufenden Liste in Gen 5, dem durch die an Gen 3,17orientierte nachpriesterschriftliche Ergänzung in Gen 5,29* zusätzlich gewissermaßen Erlöserqualitäten zugeschrieben werden, als Nachkommen derpositiv qualifizierten Sethiten.
Anders liegen die Dinge beim Kainitenstammbaum in Gen 4. Denn dieser dürfte zumindest was einzelnen Personen anbelangt in Gen 5 aus einer
aufgrund der divergierenden Schreibungen Gen 4 zumindest verwandtenListe rezipiert worden sein. Es läßt sich nämlich zeigen, daß die „Kainiten"in Gen 5 als Transformation der Abfolge der Kainitengenealogie aus Gen4,17ff aufgefaßt werden kann.
200 Den Anfangs- und Endpunkt bilden in bei
den Listen Kenan/Kain und Lemech, die sich in Gen 4,17ff an Kain anschließenden Glieder „Henoch - Irad - Mechujael" werden in Gen 5,12-24invertiert übernommen (Mahalalel - Jered - Henoch), so daß jetzt die durch
Alliteration miteinander verbundenen Namen t JVfchno und n'ptöino den inne
ren Rahmen des ursprünglichen Kainitenstammbaums bilden. Dadurchrückt der in Gen 5 positiv qualifizierte Henoch - zusammen mit Jered -stärker ins Zentrum.
201 Die die Tradition von Gen 4 transformierende Kom
position in Gen 5 läßt sich also wie folgt darstellen:
Adam (Sethlinie Gen 4,25f)SethEnosch
A Kenan Kainitenlinie Gen 4,1.17f
B MahalalelC Jered
HenochB Metuschalach
A Lemech
200 Derselbe Vorgang läßt sich anhand der Beamtenlisten in 2 Sam 8,15-18; 20,23-26; 1 Reg
4,1-6 aufzeigen. 2 Sam 8,15-18 und 1 Reg 4,1-6 sind Transformationen von 2 Sam 20,23-26; cf.
M. Arneth, „Sonne der Gerechtigkeit", 149-164.
201 Zählt man alle in Gen 5 genannten Personen zusammen - also auch die Söhne Noahs - so
steht Henoch genau in der Mitte; vor und nach ihm werden jeweils sechs Personen genannt.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 168/268
16 8 Die nichtpriesterschriftl iche Urgesc hich te
NoahSemHarnJaphet
Ist somit wahrscheinlich zu machen, daß die Rezeptionsrichtung - andersals hinsichtlich der Sethlinie in Gen 4,25f, die post-P anzusetzen ist - mitBlick auf die Kainitenlinie auch von Gen 4* zu Gen 5 verlief, oder zumin
dest von einer verwandten Fassung von Gen 4*, so sind doch einige Besonderheiten festzuhalten. Neben der differierenden Namenschreibung ist esauffällig, daß in Gen 5 der Sache nach nur Gen 4,1.17f rezipiert wird, alsonur die Linie Kain-Lemech, nicht jedoch die Lemech-Nachkommen. DemVerfasser dürfte somit entweder ein siebengliedriger - bzw. ohne Adam einsechsgliedriger - Kainitenstammbaum vorgelegen haben, der mit Gen 4 inseiner jetzigen Gestalt keineswegs identisch sein muß, sondern auch die
gemeinsame Traditionsgrundlage darstellen kann. Die ursprüngliche Kaini-tenliste ist dann möglicherweise in Gen 4,17ff — orientiert an Gen 5 - durchAnfügung der Nachkommen Lemechs ebenfalls auf die Zehnzahl gebrachtworden. Dafür könnten die - unter Verwendung des Lemechliedes Gen
4,23f, das wohl die Grundlage für Gen 4,16 bildet - analog zu den Noah-söhnen angeführten drei Lemechsöhne sowie die Nennung der Na'ama
sprechen, die zwar aus kompositorischen Gründen um der Symmetrie derKinder der Lemech-Frauen willen genannt wird, aber keinen eigenständigengenealogischen Wert hat, insofern sie nicht als Trägerin einer Kulturerrungenschaft fungiert.
Oder aber die Priesterschrift hat in Gen 5 die Kainitenliste um die Le-
mechnachkommen gekürzt, um Noah und seine Söhne anschließen zu können. Da sich aufgrund der engen Verbindung zwischen Gen 3,17 und dernichtpriesterlichen Exposition Noahs in Gen 5,29* keine nichtpriester-schriftlichen Informationen über die Abkunft Noahs vor der Abfassung von
P erhalten haben,202
sind an dieser Stelle nur mehr oder weniger fruchtloseSpekulationen möglich.
Insgesamt ist aber die Vermutung wohl nicht ganz unbegründet, daß sowohl in Gen 5 als auch in Gen 4 mit derselben Traditionsgrundlage zu
rechnen ist, die aufgrund der in Gen 5 ablesbaren Transformationen bereitsliterarisch vorgelegen haben wird. In beiden Fällen ist der ursprünglicheWortlaut - ausgenommen die reine Namensliste - allerdings nicht mehrrekonstruierbar.
202 Wie sich zeigen wird, läßt sich auch aus der nichtpriesterschriftlichen Sintflutfassung Gen
6,5-8,22* und aus der Weinbauperikope in Gen 9,18-27 nichts mit ausreichender Sicherheit Vor-
priesterschriftliches aussondern.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 169/268
Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung 169
Das Kapitel Gen 4 erweist sich insbesondere in den post-P auf Gen 5 hinorientierten Passagen Gen 4,1—16.25f als literarisch geschlossen. ÄlteresMaterial ist - nicht zuletzt anhand von Gen 5 erkennbar - in Gen 4,17-24erhalten, aber wahrscheinlich literarisch bearbeitet. Die Ausrichtung des
Kapitels ist eine doppelte. Stellt Gen 4,1-16 die direkte Fortsetzung vonGen 3 dar, so dient die Genealogie Gen 4,17ff der Ausdifferenzierung derzweistämmigen Menschheit - gerade in ihren Kulturvollzügen, die allerdings was die Kainiten anbelangt weiter unter der Fluchperspektive vonGen 3 stehen - sowie der Verbindung mit Gen 5, die den auch für den Verfasser von Gen 4 wichtigen Konnex zu Noah herstellt: Gen 5,29*.
Die Bedeutung der an die nichtpriesterschriftliche Erzählung von Schöp
fung und Fall angeschlossene Kain-Perikope Gen 4 kann allerdings erst genau erschlossen werden, wenn die von Gen 3,14-19 ausgehende, sich durchdirekte literarische Bezugnahme in Gen 4,11 und Gen 5,29 ausdifferenzierend fortsetzende Fluchfolge bis hin zu ihrer letzten literarischen Spur inGen 8,21 verfolgt wurde. Wir wenden uns folglich zunächst der Sintflutpe-rikope zu und stellen die Untersuchung von Gen 6,1-4 vorerst zurück.203
3. Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung
Die Untersuchung der priesterschriftlichen Anteile der Sintflutperikope Gen6-9* hatte eine geschlossene, in den breiteren Kontext der priesterschriftlichen Urgeschichte literarisch vorzüglich eingebundene Darstellung der urzeitlichen Universalkatastrophe ergeben, die - blickt man auf die kompositioneilen Bezüge - an keiner Stelle darum bemüht ist, das nichtpriester
schriftliche Material zu integrieren.204
Der Sintflutkomplex von P endet inGen 9,29. Legt man diesen äußeren Rahmen zugrunde, dann ist aus der Perspektive des Endtextes sowohl der nichtpriesterschriftliche Anteil der Sintfluterzählung im engeren Sinne, wie auch die Weinbauperikope Gen 9,20-27 in diesen Rahmen integriert, so daß sich schon von daher die Frage nachmöglichen Bezügen zwischen beiden Texten stellt. Wir behalten diese Frage im Auge - zunächst sollen jedoch nur die verbleibenden Textbestände
203 S.u. den Exkurs im Anschluß an 111.4. Die Zurückstellung hat auch den darstellungspragmatischen Grund, daß das Verhältnis der „Engelehen" Gen 6,1 —4 zum auf die Sintflut hin orientierten Abschnitt Gen 6,5-8 erst gewürdigt werden kann, wenn dessen Komposition und Relationzum P-Stoff angemessen analysiert wurde. Die Wucht, mit der die Verworfenheit des Menschenüberhaupt in Gen 6,5ff. konstatiert wird, kann von Gen 6,1-4 in seiner Beschränkung auf Gottessöhne und Menschentöchter her nicht ansatzweise erhellt werden.
204 S.o. 11.3. Dem nP-Text affine Stoffe innerhalb von P finden sich lediglich in Gen 6,9 (nurp'lü) und Gen 7,8aba. In beiden Fällen lassen sich die entsprechenden Materialien allerdings
literarisch gut vom P-Kontext abheben.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 170/268
17 0 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
aus Gen 6,5-8,22 in den Blick genommen werden, das heißt also: Gen 6,5-
8; 7,l-5.10.12.16b.l7.22f; 8,2b.6.[7.]8-12.13b.20-22. Die Erörterung derWeinbauperikope ergibt sich allerdings im Anschluß daran außerordentlichzwanglos.
Die nicht der Priesterschrift zuzuweisenden Texte in der Sintfluterzählung haben schon seit langem ein verschiedenes Echo hervorgerufen. Die
Urteile reichen von: „Ein buntes, wirres Bild, verglichen mit dem geschlossenen Zusammenhang der Grundschrift",
205 bishin zu: „Die Erzählung
macht einen sehr einheitlichen Eindruck".206
Das Grunddilemma im Kontextder Quellenhypothese besteht darin, daß das Material, versucht man daraus
einen mehr oder weniger durchlaufenden Quellenfaden zu rekonstruieren,
nicht nur einige Lücken enthält,
207
sondern es sind darüber hinaus in derRegel einige Umstellungen erforderlich.208
Beides geht dann auf das Kontodes im wesentlichen rein mechanisch, aber dennoch mit großem handwerk
lichem Geschick verfahrenden Redaktors,2lw
der die nichtpriesterschriftlicheSintfluterzählung in die literarische Grundlage P zu integrieren suchte. AlsHauptmotivation für diesen redaktionellen Vorgang gilt die Achtung vorder literarischen Tradition.
Nun sind gerade in neuerer Zeit die Stimmen nicht zu überhören, die
aufgrund traditionsgeschichtlicher Einsichten zu Recht von einer - relativzu P - späten Entstehung zumindest einiger, nicht gerade unwesentlicherTeile des nichtpriesterschriftlichen Sintflutprologs und Epilogs ausgehen.210
Zudem ist angemerkt worden, daß „der kompositionelle Befund in der Flutgeschichte geradezu die Annahme einer nicht-priesterlichen Bearbeitung
205 K. Budde, Urgeschichte, 276. Cf. etwa auch DL. Petersen, The Yahwist, 438.206 H. Gunkel, Genesis, 59.
207 Der Tatsache muß ernst genommen werden, cf. etwa M. Witte, Urgeschichte, 177; dage
gen P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 139f; C. Levin, Jahwist, 112. Zwar kann man den nicht
erwähnten Auszug aus der Arche erzähltechnisch durchaus verschmerzen, doch schwer wiegt
zumindest der Sachverhalt, daß die Arche nicht eigens eingeführt wird, und daß es zu keiner Ver
ständigung mit Noah am Ende der Flut kommt. Aufgrund der jetzigen Abfolge von nP- und P-
Schluß der Sintflut hat man schon frühzeitig daraufhingewiesen, daß Gen 8,20-22 als alleiniges
Ende von nP so nicht in Frage komme, da es sich nur um einen „internen" Beschluß Jahwes han
dele, eine Mitteilung an Noah aber fehle. Deswegen ist sogar vermutet worden, P habe in Gen 9,8-
17 einen ursprünglich J zugehörigen Bundesschluß literarisch verarbeitet, der bereits das Motiv
des Bogens in den Wolken aufwies, cf. R. Smend, Erzählung, 9 (bes. Anm. 1); K. Budde, Littera-
tur, 54, im Anschluß an J. Wellhausen, Prolegomena, 310f, der allerdings mit Blick auf die Verar
beitung des J-Textes in P etwas verhaltener urteilt.
208 Cf. etwa K. Budde, Urgeschichte, 256ff; H. Gunkel, Genesis, 60.l37ff; V. Fritz, „Solange
die Erde steht", 600ff; C. Levin, Jahwist, 112ff; M. Witte, Urgeschichte, 177, u.v.m. Cf. aber P.
Weimar, Redaktionsgeschichte, 139ff. Eine knappe, problemorientierte Doxographie zur Schich
tung in Gen 6-9* bietet J.L. Ska. Diluvio, 37ff.
209 Cf. hierzu H. Donner, Redaktor, 272ff bes. 283f.
210 Cf. P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 139; C. Levin, Gerechtigkeit Gottes, 44ff.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 171/268
Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung 171
der priesterlichen Episode nahelegen" könnte.2" Dem Nachweis der Triftig
keit dieser Einschätzung hat dann J.L. Ska 1994 eine Studie gewidmet, diemit Blick auf die nichtpriesterlichen Textanteile zu dem Ergebnis kommt:„No forman parte de un relato completo del diluvio, sino que son adiciones
fragmentarias, procedentes de la epoca postexilica e incluso posteriores altexto P."
2'2 Und T. Krüger, der sich auch auf die Untersuchung J.L. Skas
stützt, resümiert 1997:
In Verbindung mit den oben skizzierten Beobachtungen zu den pentateuch-um-
fassenden literarischen Horizonten von Gen 6,5 und 8,21 legen diese Indizien die
Annahme nahe, daß nicht nur Gen 6,5b und 8,21aß [...], sondern Gen 6,5-8 und
8,20-22 (sowie die weiteren nicht-priesterschriftlichen Teile von Gen 6-8) insgesamt
einem Stadium der Pentateuchredaktion zuzuordnen sind, in dem P bereits mit dem
vor-priesterschriftlichen Material in Gen-Num und dem Dtn literarisch verbunden ist
- einem Stadium also, das als ,endredaktionell' (bzw. ,nachendredaktionell' [...]) zu
bezeichnen wäre.213
Im einzelnen sind nach T. Krüger214
folgende Lexeme insbesondere in Prolog und
Epilog der nP-Sintflutdarstellung für die traditionsgeschichtliche Einordnung signifi
kant: Gen 6,5a (EllCl n m i m ) : Koh 8,6; Gen 6,5b || 8,2laß (2b mono TT): Jer
18,1 lf; 1 Chr 28,9; 29,18; gehäufte sprachliche Bezüge zwischen Gen 6,6f und Gen
32-24: Q"IJ ni. mit der Gottheit als Subjekt215
im Pentateuch nur noch in Ex 32,12.14;
erster Beleg von nm«n TB bva nach Gen [4,14;] 6,7; 7,4.23; 8,8 in Ex 32,12 - dann
nur noch in Dtn 6,15; nnQ: nach Gen 6,7; 7,4.23 und Ex 17,14 erst wieder in Ex
32,32f (Num 5,23; Dtn 9,14; 25,6.19; 29,19); ]"jn ft KüG: (nach zehn weiteren Bele
gen in Gen) Ex 33,12f. 16f; 34,9. Hinzu kommt die Unterscheidung zwischen rein und
unrein (Gen 7,2.8; 8,20), die sonst nur noch in P (P°, Ps, Heiligkeitsgesetz) sowie den
Dtn vorkommt,216
sowie mrn m , das erst wieder in Ex 29,28.25.41 auftaucht.
Beachtung verdient vor allen Dingen Jer 18,7-12,217
denn der Text weist über den
211 E. Blum, Pentateuch, 282 Anm. 206.
212 J.L. Ska, Diluvio, 37; ders., Introduction, 91 ff, der seine These auch darauf gründet, daß
er „traditionelle" nP-Texte (Gen 7,17; 8,2f. 13f) P zuschreibt, a.a.O., 44ff; die Traditionsgeschichte
weist auch für J.L. Ska in späte Zeiten; a.a.O., 52f; Zustimmung findet die Studie bei E. Otto,
Paradieserzählung, I89ff. Cf. auch G.J. Wenham, Genesis 1-15, 167ff; J. Blenkinsopp, The Penta
teuch, 77ff. Die Untersuchung von J.L. Ska trifft u.E. nach im Grundsatz das Richtige, ist aber
nicht in allen Punkten mit Blick auf die Schichtenzuweisung überzeugend und an wichtigen Stel
len ergänzungsfähig; s.i.f.
213 T. Krüger, Das menschliche Herz, 73ff- das Zitat 76, und mit Selbstkorrektur zustim
mend J. Jeremias, Die Reue Gottes, 152ff.
214 T. Krüger, Das menschliche Herz, 74ff.
215 Reue über eine Heilstat wird der Gottheit nur noch in dem frühestens spätdtr Text 1 Sam
15,11.35 zugeschrieben; cf. etwa H.-C. Schmitt, Das spätdeuteronomistische Geschichtswerk, 288.
216 Zum genauen Bezugspunkt von Gen 8,20 mit Blick auf die Unterscheidung von rein und
unrein s.u. III.3.2.
217 Cf. zur traditionsgeschichtlich triftigen Ansetzung von Gen 6,5b.6a.7b nach Jer 18,7-12
die Untersuchung von C. Levin, Gerechtigkeit Gottes, 44ff. Auch H.-C. Schmitt, Das spätdeutero
nomistische Geschichtswerk, 288, weist auf diese Relation hin, hält aber den nichtpriesterschriftli-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 172/268
172 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
analogen Sachgehalt hinaus auch signifikante Lexementsprechungen in v.8b (TOTOlnsnrrbs); v.io (raiorr^jj Tonil ... Tm rnwi nöin); v.lla (cz'^s IST "DDK n:nmono CD^Ü nöm nin) und v.12 Gitom jnrrn1? rrmttf ti-«i •fä irnraörra '-inn-s)auf. Jer 18,7-12 dürfte bereits nachdtr anzusetzen sein und zeigt eine die konkrete
historische Situation übersteigende, lehrhafte Gestalt. Sowohl göttliche Unheils- alsauch Heilszusagen mit Bezug auf die Völkerwelt - also mit universaler Tendenz -werden im Horizont der dem menschlichen Verhalten korrespondierenden Wiilens-disposition Jahwes reflektiert.218 Das entspricht Gen 6,5-8 insofern, als Jahwe auchhier auf die Verfehlung des Menschen überhaupt reagiert und sich seine Erschaffung- das zunächst ungetrübt positive Grundverhältnis - gereuen läßt.
Nicht so einfach zu beurteilen sind in diesem Zusammenhang - gegen T. Krüger -allerdings das an P gemahnende Lexem K"0 sowie die Aufzählung der von der Straf-
flut betroffenen Lebewesen (ETDÖn «pjrwi ÖDT1JJ flOTÜ U) CIHD) in Gen 6,7. Insbesondere mit Blick auf die Aufzählung der Lebewesen läßt sich zeigen, daß sieschwerlich zum ursprünglichen literarischen Bestand gehören dürften. Schwierig istauch die Beurteilung der semantischen Verschiebung von riDIK in Gen 6,7; 8,21, diean diesen beiden Stellen im Gegensatz zu den Belegen im nichtpriesterschriftlichenText der Urgeschichte nicht den Ackerboden, sondern die Erde meint - also demSachgehalt nach JHR angeglichen ist. Dabei ist nicht nur die Komposition in Gen 6,6fsowie die möglichen Relation zwischen Gen 3,17; 5,29 und 8,21 zu beachten, sondernes ist gerade mit Blick auf den zuletzt genannten Sachverhalt auch in Rechnung zu
stellen, daß als Motiv für die Aufweitung von notK die Deutung des Sintflutstoffs mitseiner universalen Vernichtungsdimension in Anschlag zu bringen ist, also nicht unbedingt eine literarkritisch relevante Divergenz zur Erklärung herangezogen werdenmuß, also die literarische Eigenständigkeit der nichtpriesterschriftlichen Sintflut gegenüber Gen 2,4b^t,26, sondern auch ein sachliches Dilemma zugrundeliegen, sichdie nP-Sintflut also sehr wohl an Gen 2,4b-4,26 anschließen kann. Wir kommen darauf zurück.
Von Bedeutung für die Ansetzung der nichtpriesterlichen Stoffe in Gen 6-8* - vor
allen Dingen zunächst von Prolog und Epilog - ist die mehr als deutliche Relation zuEx 32-34. E. Otto219 hat für die Kapitel die post-P-Entstehung herausgearbeitet undder Pentateuchredaktion zugeordnet. Steht der nichtpriesterschriftliche Sintflutprologim Zusammenhang mit der hinteren Sinaiperikope oder setzt diese voraus, dann hatder Verfasser von Gen 6,5-8 mit Blick auf Noah der Tendenz nach die Mosegestaltvor Augen gehabt.220 In dieselbe Richtung zielt natürlich auch die signifikante Ein
ehen Sintflutprolog wohl für einheitlich. Indes darf sich die traditionsgeschichtliche Analyse zuGen 6,5-8 nicht in den Bezügen zu Jer 18 erschöpfen.
218 Cf. dazu und zur traditionsgeschichtlichen Einordnung (vor allem die Nähe zu Ez 18;33,IOff) J. Jeremias, Die Reue Gottes, 83ff.l43f; W. Thiel, Redaktion, 214ff.
219 E. Otto, Pentateuchredaktion im Buch Exodus, 83ff; zum Profil der Pentateuchredaktioncf. ders.. Das Deuteronomium im Pentateuch, 86ff. 156fF.
220 In der Lektürerichtung des Pentateuch hat dann die Deutung Noahs auf dem Hintergrundder Mosegestalt in Ex 32 auch wieder Rückwirkungen auf Mose, wie das bei T. Krüger, Dasmenschliche Herz, 75f, anklingt: „Sachlich kann die Sintfluterzählung Gen 6-9 als Gegenstück zuEx 32-34 gelesen werden: Nur weil Mose es ablehnte, wie Noah als einziger aus der Katastrophe
der Gemeinschaft gerettet zu werden (Ex 32,1 Off) ist Israel am Sinai nicht völlig vertilgt worden".
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 173/268
Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung 173
fuhrung des Vierzig-Tage-Rhythmus in den Verlauf der Sintflut (Gen 7,4.12.17;
8,6 ),221 die sowohl die Verweildauer Moses auf dem Gottesberg22 2 bzw. den entspre
chenden Aufenthalt Israels in der Wüste spiegelt22 3 - alle Belegstellen sind im we
sentlichen nicht vorexilischer Provenienz, sondern setzen P vora us. Damit kommt
nicht nur Ex 3 2 - 3 4 * in den Blick, sondern auch die andere einsch lägige Überlieferung zum Thema „Schuld und Strafe", nämlich Num 13f
224
Stehen bei der nichtpriesterschriftlichen Sintfluterzählung tatsächlich dieErzählungen von Schuld, Strafe und Bewahrung (Ex 32-34*; Num 13f) undvor allen Dingen mit Blick auf Noah die Mosegestalt im Hintergrund, wiesie die Pentateuchredaktion zeichnet,225 dann erscheint auch der nichtpriesterschriftliche Zusatz in Gen 5,29, der Noah mit Blick auf Gen 3,17 gleich
sam als Erlösergestalt einführt, nochmals in einem anderen Licht. Das Bildläßt sich allerdings noch genauer konturieren, wenn man nicht nur die Bezüge zu Ex 32-34; Num 13f in Rechnung stellt, sondern den Hintergrundvon Gen 8,20f; 9,20ff, nämlich das Heiligkeitsgesetz mit hinzunimmt.
Aber wir haben weit vorgegriffen. Weisen die lexematisch-literarischenRelationen in Bereiche, die der Pentateuchredaktion zuordnen sind, so giltes im folgenden, diese im wesentlichen traditionsgeschichtlich fundierteThese nun auch mit Blick auf die literarische Beschaffenheit der nichtprie
sterschriftlichen Passagen in Gen 6-8* in ihrem Verhältnis zum priesterschriftlichen Grundbestand zu überprüfen. Erst wenn sich die post-P-Entstehung wesentlicher Teile des nichtpriesterschriftlichen Textbestandesder Sintfluterzählung auch literarisch wahrscheinlich machen läßt, steht dieThese auf einigermaßen sicherem Grund.
Schon die literarischen Probleme, die etwa der Prolog bietet, sind einigermaßen hochstufig. Der Fragenkomplex, dem wir uns zu stellen haben, ist
der folgende: Da die Priesterschrift einen geschlossenen Zusammenhangdarstellt, für die nichtpriesterschriftlichen Textanteile dies jedoch nur bedingt zutrifft, ist zunächst davon auszugehen, daß P durch nP bearbeitet
221 Auch P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 141, weist daraufhin, daß sowohl die „vierzigTage und vierzig Nächte" (Gen 7,4a. 12) als auch die „vierzig Tage" (Gen 7,17; 8,6) nur in literarisch jüngeren Zusammenhängen begegnen.
222 Ex 24,18aßb (PentRed zur Vorbereitung von Ex 32; cf. E. Otto, Kritik der Pentateuch-komposition, 176); 34,28 (PentRed.; cf. ders.. Das Deuteronomium im Pentateuch, 1830;
D t n
9,9.11.18.25 (DtrD).223 Num 13,25; 14,33f (vierzigtägige Landerkundung und analoge Strafbemessung nach dem
Schema „ein Jahr für einen Tag" [vgl. Ez 4,6] PentRed; cf. E. Otto, Das Deuteronomium im Pentateuch. 48ff; R. Achenbach, Erzählung, 1220; Num 32,13 (nach R. Achenbach, Vollendung, 381 ff,
zu den spätesten Produkten der Tora gehörig); Dtn 2,7 (der DtrL [exilisch] vorgegebenen Erzählung zugehörig; E. Otto, a.a.O., 132); 8,2.4 (postdtr); 29,4 (DtrL; cf. E. Otto, a.a.O, 142fT); Jos 5,6.
224 Cf. zur Makrostruktur der Abfolge von Schuld, Strafe und Bewahrung den Hinweis auf
die Entsprechung zwischen Urgeschichte, Ex 32-34 und Num I3f bei K. Schmid, Erzväter, 24ff.
225 Cf. E. Otto, Das Deuteronomium im Pentateuch, 156ff; zu Mose vgl. auch ders., Tora des
Mose, 55ff.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 174/268
174 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
wurde. Es ist also mit einer nichtpriesterschriftlichen Redaktion zu rechnen.Zu klären ist allerdings, ob sich nochmals redaktionelle Anteile, die nur undursprünglich auf P bezogen sind, sinnvoll ausgrenzen lassen, ob dasverbleibende nichtpriesterschriftliche Material eine ursprünglich zusam
menhängende Quelle darstellt und wie hoch gegebenenfalls ihr Anteil zuveranschlagen ist.
Die Würfel mit Blick auf das zeitliche und literarische Verhältnis derbeiden Textschichten fallen bereits bei der Analyse des nichtpriesterschrift
lichen Sintflutprologs. Läßt sich schon an dieser Stelle wahrscheinlich machen, daß Gen 6,5-8 die Priesterschrift literarisch geschlossen voraussetzt -und nicht nur literarkritisch parzelliert aufgrund traditionsgeschichtlicher
Einsichten später als P angesetzt werden muß -, so fehlt den übrigen nP-Textanteilen, sollten diese dann überhaupt noch als Quellenzusammenhangin Frage kommen, das Kopfstück. Allerdings sind die literarischen Gegebenheiten des Prologs Gen 6,5-8 alles andere als unproblematisch, und unabhängig vom Epilog Gen 8,20-22 läßt sich an dieser Stelle ohnehin nicht
urteilen. Beide Textpassagen verbindet von vorneherein, daß sie nicht anNoah gerichtet sind - das ändert sich in nP bekanntlich nur in Gen 7,1-5 -,sondern eine gewissermaßen innere Reflexions- und auch Affektbewegung
Jahwes darstellen, wie dies in Gen 8,21 denn auch ausdrücklich so eingeführt wird: "Cfr^ZH mir man. Mit Gen 8,21 sind dann aber auch sofort alledie Schwierigkeiten mit auf dem Tisch, die die Strukturierung der Urgeschichte als ganze betreffen, nämlich die Frage, ob Gen 8,21 innerhalb der(nP)-Sinflutdarstellung zu interpretieren ist, oder ob auch andere literarische
Horizonte mit hineinspielen - etwa Gen 3,17.226
Wir setzen mit der Untersuchung folglich bei den Rahmenteilen ein und nehmen auf diesem Hintergrund dann Gen 7,1 ff unter die Lupe.
3.1 Der Prolog (Genesis 6,5-8)
<5' Und Jahwe sah, daß die Bosheit des Menschen groß war auf der Erde, und alle
Gebilde der Planungen seines Herzens nur böse war den ganzen Tag. '6' Und es reute
Jahwe, daß er den Menschen gemacht hatte auf der Erde, und er grämte sich mit Be
zug auf sein Herz. *7
' Und Jahwe sagte: Ich will den Menschen, den ich geschaffenhabe, von der Oberfläche des Erdbodens vertilgen, vom Menschen bis zum Vieh, bis
226 Grundlegend ist hier die Kontroverse zwischen R. Rendtorff, Gen 8,21; ders., Hermeneutische Probleme, und OH. Steck, Genesis 12,1-3. Cf. das Referat bei C. Westermann, Genesis.609ff, und außerdem F. Crüsemann, Eigenständigkeit; W.M. Clark, The Flood. und T. Willi,
Funktion.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 175/268
Die nichtpri esterschri ftliche Sintflut erzählung 175
zum Gewürm und bis zu den Vögeln des Himmels, denn es reut mich, daß ich sie
[ihn22 7] geschaffen habe - *8> aber Noa h fand G nade in den Augen Jahwes.228
Der nichtpriesterschriftliche Flutprolog enthält einige Lexeme, die eher inden priesterschriftlichen Vorstellungshorizont verweisen. Dies gilt für den
Schöpfungsterminus in Gen 6,7aa (TWD) sowie für die Aufzählung derLebewesen in v.7aßy.229 Letztere setzt mit DTWO ein und wiederholt damitdas kurz zuvor Ausgeführte (v.7aa DTRTITW nno«), weitet es aber zugleichauf die Tiere aus. Die Reue Jahwes bezieht sich nunmehr auch auf ihre Erschaffung, obwohl sich die Schuldzuweisung zuvor strikt an den Menschenrichtete. Liegen an dieser Stelle tatsächlich Indizien für literarisches Wachstum vor? Nehmen wir die Komposition des Prologs ins Visier, so bestätigt
sich dieser Verdacht.Der Prolog gliedert sich, achtet man allein auf den Inhalt und die Narra-
tive, in die durch mrr R~n eingeleitete göttliche Situationsdiagnose (v.5),gefolgt von der darauf bezogenen Beschreibung der inneren EinstellungJahwes angesichts dieser Diagnose, die syntaktisch in zwei Teile zerfällt(v.6 mrr cm"i; in^'b« axsrm). Sowohl der Diagnoseteil als auch die Darstellung der inneren Einstellung Jahwes werden analog eingeleitet:230
p * o DTWCT nm ra~i 'D mrr t m <5a>
p t o D-iNrrnK rtiosro mm arm '6a>
Daran schließt sich Jahwes Willenskundgebung an (v.7 nnON mrr ~iDN""i), dieallerdings explizit auf v.6 zurückbezogen ist (DTTfoU "3 TOTO 'S).231 Abgeschlossen wird der Prolog durch einen invertierten Verbalsatz (v.8), der den
227 Zur Problematik des Suffixes in CITOI? s.i.f.
228 Sekundäre Zusätze sind durch kursiven Petitsatz ausgewiesen.229 Die Sequenz Gen 6,7aßy taucht allerdings identisch in Gen 7,23aa - also im nP-Kontext
- auf und ist an dieser Stelle literarisch nicht zu beanstanden, so daß die P-Abkunft alles andere alszwingend ist. Das heißt aber noch nicht, daß damit schon ein Argument für die Ursprünglichkeit inGen 6,7aßy gewonnen wäre; s.i.f. Cf. zur literarischen Problematik P-affiner Zusätze im nP-Flutprolog etwa K. Budde, Urgeschichte, 249ff, gefolgt von H. Holzinger, Genesis, 78; H. Gunkel,Genesis, 61; J. Skinner, Genesis, 151; C. Westermann, Genesis, 526.546f; P. Weimar, Redaktions
geschichte, 139; R. Oberforcher, Flutprologe, 94, u.v.m. J.L. Ska, Diluvio, 54, hält beide Stellenfür ursprünglich, da Gen 6,5-8 post-P angesetzt wird; ebenso T. Krüger, Das menschliche Herz,75. H. Seebass, Genesis I, 209, setzt stillschweigend die Zugehörigkeit von TIK1H IÖK zumGrundbestand voraus, hält allerdings die Aufzählung v.7aßy für sekundär. M. Witte, Urgeschichte,75. hält den gesamten v.7aßyb für einen endredaktionellen Zusatz, ist allerdings mit Blick aufTHrO-lBto schwankend. N.C. Baumgart, Umkehr, 393, wertet T*rO"-|ÖK als Zusatz, hält aberdie Aufzählung für ursprünglich. C. Levin, Jahwist, 105, sieht demgegenüber an dieser Stelle keinen Grund, mit Zusätzen zu rechnen.
230 R. Oberforcher, Flutprologe, 96.
231 Cf. etwa R. Oberforcher, Flutprologe, 94.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 176/268
176 Die nichtpriester schriftliche Urge schi chte
Gehalt der Willenskundgebung - nicht die Situationsdiagnose - mit Blickauf Noah kontrastiert bzw. relativiert.
Die einzelnen Komponenten - Situationsdiagnose, Darstellung der inneren Einstellung, Willenskundgebung und Begnadigung Noahs - hat der
Verfasser allerdings zu einem literarisch kunstvollen Arrangement verbunden.232 Literarisch eigenständig ist die einleitende Diagnose Gen 6,5, die alszweigliedriger Chiasmus gestaltet wurde und den Zustand der Menschheitin der Jahwe-Perspektive beschreibt:233
A run nm o mm KTI
B pto man
B in"? raönn TS
VJ
»IA am *» mp"\
Den äußeren Rahmen (A) bildet das jeweils mit einer Zusatzbestimmung imStile der Alliteration (rm; p~\) versehene Wertprädikat iWl/ö~l. Betont wirddie Quantität und die permanente Dauer sowie die Ausschließlichkeit dermenschlichen Verfehlungen. Im Zentrum (B) und damit besonders hervorgehoben wird sodann der dazugehörige Gegenstandsbezug genannt, also der
Mensch, wie er auf der Erde überhaupt vorkommt, bzw. sämtliche Gebildeder Planungen seines Herzens.234 Den Grund für die Wahl des Kompositi-
232 Zur Literarkritik des nichtpriesterlichen Flutprologs und des Bezugs in Gen 8,21: P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 139.145, hält Gen 6,5b ebenso wie das Pendant Gen 8,2laß für einenZusatz; cf. auch L. Ruppert, Genesis, 315.366. P. Weimar geht davon aus, daß nur Gen 6,5a zumGrundbestand gehört. Alles weitere ist, da auf der Linie von v.5b liegend, einer vorpriesterschrift-lichen Redaktion zuzuschreiben. C. Levin, Gerechtigkeit Gottes, 44f (Korrektur zu ders., Jahwist,
104f.l 140. rechnet Gen 6,5b.6a.7b; 8,2laß einer nachpriesterschriftlichen Theodizeeredaktion zu.M. Witte, Urgeschichte, 174f.l81, hält zwar Gen 6,5-7a<x.8 für einheitlich, Gen 8,21aß hingegenfür sekundär. Für NC. Baumgart, Umkehr, 396, gehören beide Notizen zur vorpriesterschriftli-chen Fluterzählung. Tatsächlich gibt es mit Blick auf die Komposition weder für Gen 6,5b-7 überdie an P gemahnenden Passagen hinaus und noch weniger für Gen 8,2laß plausible Gründe für dieAnnahme von Zusätzen; s.i.f.
233 Cf. auch M. Witte, Urgeschichte, 174f. Die hier zur Debatte gestellte Gliederung ist allerdings mit Blick auf die Wertung der Raum (f~]K3)-Zeit (CTIT^J-Kategonen als eigenständigerKompositionselemente etwas zurückhaltender, da f~IK3 doch wohl eine Näherbestimmung zuE"IRn ist, also gewissermaßen die Bosheit aller auf der Erde befindlichen Menschen aussagt, wäh
rend sich CTrr'TO auf die ethische Qualität bezieht (V~i p~l) und insofern das Äquivalent zu rO~l
darstellt. An der literarischen Geschlossenheit von Gen 6,5 ändert dies indes nichts.
234 Es geht hier - handlungstheoretisch gesprochen - nicht nur um die evaluative Dimensionvon Handlungsfolgen. Das wäre Gen 6,5 mit den Augen von P gelesen (cf. Gen 6,12ff). Die anthropologische Konstante, die der Verfasser im Blick hat, bezieht sich auch nicht auf Bosheit alseines rein passiven Wesenszugs des Menschen, sondern auf die ethische Qualität der im Herzen,also dem Verstand und Willen des Menschen gründenden Handlungsentwürfe und deren Folgen,die dann allerdings ausnahmslos und abgrundtief verdorben sind; cf. etwa E.-J. Waschke, Menschenbild, 120ff; K. Seybold, Art. 3Ön, 254; T. Krüger, Das menschliche Herz, 66f (mit Diskussi
on der Lit.).
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 177/268
Die nichtpriesterschriftliche Sintflu terzählung 177
onsschemas wird man - unter anderem; s.i.f. - in der durch v.5b vorgenommenen Präzisierung von v.5a zu suchen haben.235
Wie verhalten sich hierzu die folgenden Partien? Wiederum chiastisch -diesmal dreigliedrig - aufeinander bezogen und somit als Einheit aufzufas
sen sind die Darstellung der inneren Einstellung und die Willenskundgebung Jahwes Gen 6,6f:
A ntoirp mrr onri <6>B p t a DiKrrnK
C n^-^R nxamC nrraK mrr notn (7)
B naiKn *]s *7Q TiR~o~itö« p-iKrrnK[D'Dtön «pjrnn tons noron» anm]
A |C1TTTPS -p Tom o
Der dichte und kunstvolle Aufbau236 wird vor allen Dingen empfindlichdurch die Aufzählung D'Otön *)Ur*7iri ton-na nora~"U> man gestört, die demeingangs geäußerten und auch durch literarkritische Beobachtungen genährten Verdacht ausgesetzt war, es könne sich hier um einen Zusatz mit prie
sterschriftlichem Hintergrund handeln.237
Schwieriger ist auch angesichts
235 Es besteht mit Blick auf die Komposition und den Sachgehalt kein Anlaß, das Verhältnisvon Gen 6,5a und v.5b nicht als allgemeine Aussage (v.5a) und anthropologische Präzisierung(v.5b) aufzufassen. Den beiden Versteilen liegt insofern nicht die Relation „Menschheit - Individuum" zugrunde - so C. Levin, Jahwist, 114; ders., Gerechtigkeit Gottes, 44, der dies als Kriterium für den sekundären Charakter von v.5b anführt - , sondern die Relation „boshafte Menschheit(v.5a) - humaner Träger der Boshaftigkeit (v.5b)", so daß beide Aussagen auf der Ebene derMenschheit als solcher stehen. Die Argumentation mit einem handlungstheoretisch beschreibbaren
Strukturmoment am Individuum überhaupt ist nicht mit dem Individuum gleichzusetzen. Im Gegenzug haben die aus anderen nichtpriesterschriftlichen Materialien herangezogenen Analogienmit Blick auf Gen 6,5a (ders., Jahwist, 104f: „Das Sehen Jahwes, seine wache Anteilnahme andem, was auf Erden geschieht, ist ein wichtiger Zug des jahwistischen Gottesbildes. Wiederholtschildert der Jahwist, wie das Sehen Jahwes dem Eingreifen vorausgeht [11,5; 18,21; 29,31; Ex3,7]. Die Bosheit [njJI] ist Anlaß auch der anderen Großkatastrophe, des Untergangs Sodoms[13,13; 19,7.9*]") nicht das zur überzeugenden Literarkritik in v.5 hinreichende Gewicht. Zumeinen kann darauf verwiesen werden, daß auch in Gen 6,12f. das Eingreifen Elohims aufsein Sehen hin erfolgt, zum anderen kann natürlich auch der Verfasser des einheitlichen v.5 in spätererZeit auf die Sodomüberlieferung zurückgegriffen haben. Daß die mesopotamischen Sintfluttradi
tionen hinsichtlich der Motivation zur Flut andere Wege gehen als Gen 6,5ff, ist mehrfach betontworden; cf. jetzt den Überblick über die Debattenlage und die Auswertung des neuen Materialsaus Sippar bei R. Albertz, Das Motiv für die Sintflut, 50ff.
236 Cf. etwa Ansätze bei E. König, Genesis, 340; C. Westermann, Genesis, 546f.553, bemerktdie Inklusion Gen 6,6a.7b und schreibt sie mit dem Hinweis, das sei „nicht ursprünglicher Erzählstil" (a.a.O., 546), einer Erweiterung durch J zu. Der Aufbau spricht auch gegen den von M. Witte,Urgeschichte, 75, behaupteten sekundären Charakter des gesamten v.7aßyb.
237 Sperrig ist allenfalls das Pluralsuffix in BTtM>, das K. Budde, Urgeschichte, 25 lf, dennauch in TCTto ändern möchte - eine nachvollziehbare Korrektur mit Blick auf die doch eindeuti
gen Zusätze.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 178/268
17 8 Die nichtpri esterschri ftliche Urge schic hte
der Kompositon die Beurteilung von T*VT3—Bfcl. Es ist zwar nicht zubestreiten, daß ohne THna~TtfN in Gen 6,7aa und die Aufzählung der Lebewesen in v.7aßy mit Blick auf die literarische Kunstform tatsächlich keinWort zuviel dasteht, doch lassen sich für die Ausscheidung von "nR-imtöK
im Gegensatz zu v.7aßy keine weiteren literarkritischen Gründe angeben,so daß - auch angesichts der Variation mit Blick auf den in A verwendetenSchöpfungsterminus nöi> - in diesem Fall zwar in dubio pro reo entschieden werden muß, auch wenn "n«~Q"~iöK damit natürlich keine entscheidende argumentative Tragkraft mit Blick auf post-P-Entstehung von Gen 6,5-8zukommen darf.238
Im Zentrum (C) steht der Übergang von der Darstellung der Dispositionvon Jahwes Herzen, bei der, vermittelt über das Lexem 3JÜ), Gen 3,16f und5,29 durchscheinen,219 zum Vernichtungsbeschluß. Daß gerade an dieserSchlüsselstelle analog zu Gen 6,5bcc vom Herzen Jahwes die Rede ist, geschieht nicht grundlos, denn das Herz (3^) fungiert als personaler Ort deraffektfähigen und in diesem Falle auch affektgeladenen Willensbildung, diedann auch zu einem Ergebnis kommt (... ~iQK*"i). Die Darstellung in der Rede, die bezeichnenderweise nicht adressiert ist, gehört in den Prozeß derWillensbildung Jahwes mit hinein. Die Reue Gottes240 über die Erschaffung
des Menschen241
ist Thema des äußeren Rahmens (A), der innere Rahmen(B) wird über die Korrespondenz von DTRCTTTR und "fiR/nOTK242 konstituiert.Da der nP-Prolog sich - ebenso wie der Epilog Gen 8,21f- ausschließlichals jahweinterner Vorgang präsentiert und es an keiner Stelle zu einer Mitteilung an Noah kommt, stehen weder Prolog noch Epilog zumindest in dieser Hinsicht in Spannung zum priesterschriftlichen Kontext.
Dies gilt auch für Gen 6,8, der die herablassende Geneigtheit des höher-
gestellen Jahwe gegenüber Noah zum Ausdruck bringt.
243
Was den sowohl
238 Gegen J.L. Ska, Diluvio, 54, und T. Krüger, Das menschliche Herz, 75. Allerdings sinddamit die Würfel hinsichtlich der Frage, ob Gen 6,5-8* P voraussetzen könne, noch nicht gefallen.
239 Cf. C. Levin, Jahwist, 105.240 Cf. hierzu nach wie vor die Studie von J. Jeremias, Die Reue Gottes. Zur Semantik von
Cn; ni. cf. a.a.O., 15ff.l24ff (mit kritischem Referat neuerer Untersuchungen), speziell zu Gen 6,6fcf. a.a.O., I7ff.l29ff.l53ff.
241 Das Reuemotiv steht - anders als in den mesopotamischen Traditionen - hier nicht im Zu
sammenhang mit der Flut, bei der sich die Gottheit verkalkuliert hätte, sondern mit dem Ursprungsakt und den sich daran anschließenden Aktionen des Menschen.
242 Der Verfasser parallelisiert durch die literarische Form |*"1H und HOTS und hebt damit - inAnspielung auf Gen 4,14 (nDTSH "JS bilD) - die HC"IK auf dieselbe Ebene wie f~lK. Damit wirddie Verbindung zu den mit der nD~lK verbundenen Strafurteilen im vorangehenden nichtpriester-schriftlichen Textbestand geschlagen, allerdings jetzt notwendigerweise in der Perspektive dertotalen Verderbtheit des Menschen und der universalen Strafflut (Gen 7,4.23; 8,8.13.21).
243 Eine dementsprechende ethische Qualität Noahs ist dabei nicht vorauszusetzen; cf. etwaL. Ruppert, Genesis. 320f. Cf. zu den Belegen in Ex 33,13.16f; 34,9 die Erörterung bei T. Krüger.
Das menschliche Herz, 75; cf. außerdem C. Levin, Jahwist, 402.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 179/268
Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung 179
durch die syntaktische Inversion als auch durch den Gehalt kontrastierendenv.8 anbelangt, so ist festzuhalten, daß sich dieser insbesondere auf v.7aabeziehen dürfte, so daß Noah pointiert der Gesamtmenschheit gegenübersteht:
A mrr ~intn (7aa)B nno«
C DiKrrnKC rm <8>
A mrr 'rra
Blickt man auf den folgenden Kontext, so ist Gen 6,8 literarisch aber ebenso auf die Toledotformel Gen 6,9 bezogen244 und bildet in diesem Zusammenhang gewissermaßen die Voraussetzung für die Beurteilung Noahs alsethisch-religiöser Ausnahmeerscheinung, die an die Toledotformel angeschlossen ist:
A rm (8)
B mrr T J Q p KUQ
B rrr>m n^sA m
Zwischen den beiden Flutprologen gibt es allerdings noch andere, wesentlich aussagekräftigere kompositorische Bezüge. Übereinstimmungen bestehen zunächst einmal zwischen Gen 6,5 und 6,12, die jeweils mit mrr s~n
bzw. DTTPK
«TT eingeleitet werden, und Gen 6,7 und 6,13, die jeweils einemit lQ*n einsetzende Rede bieten, wobei nur die letztere an Noah gerichtetist, erstere hingegen als Abschluß von Jahwes Willensbildung ohne ein Gegenüber auskommt und damit das Problem einer doppelten Rede an Noahumschifft.
Nun fällt auf, daß sich Gen 6,5 und 6,12, also genau das Zentralstück derGen 6,11-13 umfassenden, mehrfach chiastisch gegliederten Komposition,245 nicht nur durch die Einleitung und die Thematik, sondern auch auf-
grund der formalen Gestaltung entsprechen:
244 Durch die Vorschaltung vor die Toledotformel rücken natürlich die Noah-Nachkommengleichermaßen unter die Perspektive von Gen 6,8 - ein guter Grund, auch hier wieder Differenzierungen vorzunehmen, wie das dann in Gen 9,20ff der Fall ist; s.u.
245 S.o. 11.3.1.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 180/268
18 0 Die nichtpriesterschriftliche Urge sch ich te
Gen 6,5 Gen 6,12
A nm im "D mrr tni A pwrm« cn1?« «in
B p t a msn B nnntö] mmB "Q
1? raöna - B^ DI B ü'IKtfil o
A orn- D m p~i A f-i«n- y •D-iTn« Tön-1»
Während in Gen 6,12 die Rahmung (A) den Gegenstandsbezug klärt unddie zentralen Elemente (B) die Verdorbenheit feststellen, liegen die Dingein Gen 6,5 genau umgekehrt, denn zentral ist hier der Träger der Bosheitpositioniert. Vergleicht man nun die A-Elemente aus Gen 6,5 mit den korrelativen B-Elementen aus Gen 6,12, so kommt man zu einem zwiefachen
Ergebnis. Zum einen findet sowohl in Gen 6,5 als auch in Gen 6,12 einePräzisierung statt. Stellte Elohim in Gen 6,12 zunächst die Verderbtheit der
Erde (piR) fest, so wird dies bei der Wiederaufnahme dahingehend eingeschränkt, daß alles Fleisch seinen ~|~n verdorben hat. Gleichermaßen wirdin Gen 6,5 die Boshaftigkeit des Menschen durch die genaue Angabe deshumanen Ortes der Boshaftigkeit näher bestimmt. Diese Parallelität ist abernur die eine Seite der Medaille. Denn zum anderen verhalten sich auch diebeiden Verse untereinander nach demselben Muster. Spricht Gen 6,12 zu
nächst von der Verderbtheit der Erde (j*~)N), so ist es in Gen 6,5 nur nochder Mensch auf der Erde (p t o DTHn). Und statt um den Wandel (~[-n) allen
Fleisches ("lörrbD) - also nicht nur des Menschen, sondern auch der Tiere -in Gen 6,12, geht es in Gen 6,5 um den Ursprung dieses Wandels, das Herzdes Menschen und alle (bD) damit verbundenen Handlungsentwürfe. DieserBefund wird wohl kaum zufällig sein. Hier ist alles andere als ein mechanisch verfahrender Quellenkompilator am Werke, sondern hier wird dezi-
diert unter Aufnahme des Kompositionsschemas die priesterschriftlicheSicht der Dinge korrigiert.246 Gen 6,5 - und damit auch v.6-8* - setzt Psachlich und literarisch voraus.
Wir können ein erstes Zwischenergebnis festhalten. Der nichtpriesterschriftliche Prolog Gen 6,5-8 ist zwar literarisch nicht einheitlich - auszu
grenzen ist aus kompositionellen Gründen sowie wegen einer sachlichenSpannung in v.7 cotin *)ijnjn DQ-nj; nora"UJ mao; schwierig ist demgegenüber die Beurteilung von "nN"imtöK -, zeigt aber gerade in den Pas
sagen, die lexematisch auf Ex 32-34 hin orientiert sind bzw. Jer 18,7-12 imHintergrund haben, einen völlig konsistenten Aufbau, der die Annahmeausschließt, daß sich die in den Pentateuch weisenden Anspielungen und
246 Diesem spannungsvoll aufeinander bezogenen Nebeneinander zeigt sich derjenige Glossa
tor, dem wir die Zusätze in Gen 6,7, vor allen Dingen aber v.7aßy nach dem Vorbild Gen 7,23
anlasten müssen, nicht ganz gewachsen. Er hat nicht nur die Kompostion von Gen 6,6f. sondern
auch die Pointe von Gen 6,5 nicht verstanden und somit beides verdorben.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 181/268
Die nichtp riesterschr iftli che Sintfluterzählung 181
Bezüge wiederum sekundären literarischen Eingriffen verdanken. Der Prolog ist insofern weder sündentheologisch noch pentateuchredaktionell überarbeitet worden, sondern im wesentlichen literarischen Grundbestand bereits ein Produkt post-P.
Liest man den nichtpriesterschriftlichen und den priesterschriftlichenProlog hintereinander, so nimmt Gen 6,5-8 auf der Ebene einer internenBeschlußfassung Jahwes eine Korrektur der dann in Gen 6,13 gegenüberNoah veröffentlichten Diagnose Gen 6,1 lf vor, insofern der Grund für dieweltumfassende Strafmaßnahme „Sintflut" nicht mehr korrelativ in der mitGewalt angefüllten Welt und der Verdorbenheit der Lebensvollzüge allenFleisches gesucht wird, sondern allein und ausschließlich im Menschen,genauer: regelmäßig und ursprungshaft - anders ist die Reue Jahwes überdie Erschaffung des Menschen in diesem Zusammenhang wohl nicht zuverstehen - im Vollzug menschlicher Handlungen.247 Genau diese gegenüber dem P-Prolog präzisierte und eingeschränkte Diagnose ist es aber nun,die mit dem Sintflutstoff per se und im besonderen mit P konfligiert, undzwar in zwiefacher Hinsicht. Entschließt sich in Gen 6,7* Jahwe noch, seinem Urteil über den Menschen gemäß auch nur diesen zu vernichten, somuß mit Blick auf das konkrete Strafgeschehen zum einen der Sintflut-
„Held" begründet von den Folgen des Urteils über den Menschen überhaupt- also auch über den Sintflut-„Helden" - ausgenommen werden (Gen6,8).248 Zum anderen beziehen sich anthropologische Diagnose und dieStrafmaßnahme der Sintflut zwar insofern aufeinander, als der generellenDefizienz der Vollzüge des humanen Herzens die universale Strafe gegenübersteht, diese aber eben nicht nur den Menschen als Grund des Übels, sondern die gesamte bewohnte Erde tangiert. Diese Einsicht spricht Jahwedann in Gen 8,21 in Gestalt einer Selbstkorrektur aus - in den Ablauf derSintflut integriert wird sie im nichtpriesterschriftlichen Kontext aber erstmals in Gen 7,1-5, und zwar explizit in Gen 7,4b. Hier handelt es sich allerdings um eine Rede der Gottheit an Noah, so daß das von Gott dem NoahMitgeteilte (Gen 6,13ff; 7,1-5) nicht widersprüchlich ist - die Jahwe-Diagnose Gen 6,5-7 bleibt ihm ebenso wie Gen 8,2 lf verborgen.
247 Auf genau dieser - und nur auf dieser - Linie liegen die Stoffe, mit denen die priesterschriftliche Urgeschichte angereichert wurde: Gen 2,4b—3,24; 4.
248 T. Krüger, Das menschliche Herz, 66, hat angesichts des Urteils Gen 6,5-8 für Noah dieKlassifizierung als eines relativen Gerechten einführt, was der Aussage Gen 7,1 korreliert und
auch aufgrund der Verhaltensweise Noahs in Gen 8,20 plausibel ist; s.i.f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 182/268
182 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
3.2 Der Epilog (Genesis 8,20-22)
(20
> Und Noah baute einen Altar für Jahwe und nahm von allem reinen Vieh und von
allen reinen Vögeln und ließ Brandopfer aufsteigen auf dem Altar. <2I> Und Jahwe
roch den lieblichen Duft. Und Jahwe sprach zu seinem Herzen: Ich will hinfort nichtmehr die Erde um des Menschen willen verfluchen, denn das Gebilde des menschli
chen Herzens ist böse von seiner Jugend an. Und ich will hinfort nicht mehr alles
Lebendige schlagen, wie ich es getan habe. *22
' Während aller Tage der Erde sollen
nicht mehr aufhören Saat und Ernte und Frost und Hitze und Sommer und Winter und
Tag und Nacht.
Ebenso wie der Prolog zeigt auch der Epilog einen literarisch kunstvollenAufbau, was nicht weiter verwunderlich ist bzw. im gegenteiligen Falle
eher auffällig wäre.249 Blickt man auf die Komposition, so hat der Verfasserbereits Gen 8,20 chiastisch angelegt:
250
A mn-^ rara ra p'i
B rnvran nanan VDO np-iB "lncon «psn ^nm
A mran rbs "?m
Mit Blick auf Gen 8,20 ist oftmals daraufhingewiesen worden, daß das Op
fer, das Noah nach Verlassen der Arche opfert, zum Traditionsbestand derSintflutüberlieferungen gehört.
2" So zutreffend und bedeutsam diese Ein
sicht ist, so wichtig ist es jedoch, darauf zu achten, daß es auch Unterschiede gibt. Anders als in der mesopotamischen Sintflutüberlieferung, in der dieOpfer der Revitalisierung der durch die Flut eingeschüchterten Götter dient,
veranlaßt das Opfer (rbv2i2
) den Gott Jahwe zu einer folgenreichen Selbstbesinnung. Wodurch ist diese genau motiviert? Zudem wird das Opfer nicht
249 N.C. Baumgart, Umkehr, 165f, weist daraufhin, daß zwischen Gen 6,5-8 und 8,20-22 ein
chiastisches Verhältnis dergestalt besteht, daß der Prolog mit Jahwe beginnt (v.5-7) und mit Noah
endet (v.8), während dies in Gen 8,20-22 genau umgekehrt ist. Auch der Wechsel zwischen dem
Herz des Menschen (Gen 6,5; 8,21b) und dem Herz Jahwes (Gen 6,6; 8,21a) erfolgt nach diesem
Muster. Weitere Bezüge, allerdings zwischen den entsprechend literarkritisch reduzierten Fassun
gen von nP-Prolog und Epilog, stellt M. Witte, Urgeschichte, I82f, heraus.
250 Die Ausscheidung von Gen 8,20b und die nochmalige Aufteilung auf eine vorpriester-
schriftliche und eine nachpriesterschriftliche Hand durch P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 144f,
leuchtet unter diesen Bedingungen kaum ein. Dasselbe gilt für P. Weimars Analyse von v.2lf
(a.a.O.); s.i.f.
251 Atramhasis Tafel III, Kol. V,34f (fragmentarisch); Gilgamesch Tafel XI,155-161. Cf. et
wa R. Rendtorff, Gen 8,21, 188, der deswegen gleich mit der Erörterung von Gen 8,2 If fortfährt.
S. auch J. Day, Covenants in the Priestly Source, 93, zur Zuweisung zum nichtpriesterschrifthchen
Textbestand.
252 Zu den verschiedenen Deutungen des Opfers in Gen 8,20 cf. jetzt A. Schenker, Stiftungs
erzählung, 144 f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 183/268
Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung 183
undifferenziert vorgenommen, sondern beruht auf der Unterscheidung von„rein" und „unrein" und ist bekanntlich in der Flutdarstellung vorbereitet.
T. Krüger hat bemerkt, daß „Gen 8,20f eher aus einer nach- als aus einer vor-
priesterschriftlichen Perspektive formuliert zu sein"253 scheint, und verweist in diesem
Zusammenhang auf die sonst nur in der P-Schicht des Pentateuch (dabei ist das Hei
ligkeitsgesetz wohl mit eingeschlossen) und im Dtn erwähnte Unterscheidung von
„rein" und „unrein", auf die Parallelbelege für m m m , die in Ex 29,18.25.41254
ste
hen, wie auch die Ereignisfolge von Gen 8,20f „Errichtung des Altars - Brandopfer-
angenehmer Geruch für Jahwe" in Ex 27-29 - Ex 27,1 ff; 29,1 ff; 18ff- seine nächste
Parallele habe.
Fragt man sich über die Beobachtung, daß die Differenzierung zwischen
„rein" und „unrein" innerhalb des Pentateuch ihren Ort im priesterschriftlichen Traditionsstrom bzw. im Deuteronomium hat, hinaus, wo sonst noch
die Unterscheidung zwischen reinem Vieh und reinen Vögeln vorgenom
men wird, so macht man die überraschende Entdeckung, daß dies - neben
Gen 7,2f; 8,20 - nur noch in Lev 20,25 der Fall ist.255
Der Vers steht im Kontext einer Mahnrede Lev 20,22-26, die zum paränetischen
Fachwerk des Heiligkeitsgesetzes gehört.256
Der Abschnitt ist insgesamt von Interes
se: ,,<
22
' Und ihr sollt alle meine Gebote und alle meine Rechtsvorschriften beachten,und ihr sollt sie tun. Dann wird euch das Land nicht ausspucken, in das ich euch füh
re, um darin zu wohnen. <23> Und ihr sollt nicht den Geboten des Volkes folgen, das
ich vor euch vertreibe, denn alles dies [i.e. die voranstehenden Greueltaten] haben sie
getan, so daß ich Ekel ihnen gegenüber empfinde. (24> Daher sage ich zu euch: Ihr
werdet ihren Boden in Besitz nehmen, und ich werde ihn euch zum Besitz geben, ein
Land, darin Milch und Honig fließt. Ich, Jahwe, bin euer Gott, der euch aus den Völ
kern ausgesondert hat. <2 5
' So sollt ihr zwischen reinem und unreinem Vieh und zwi
schen unreinen und reinen Vögeln unterscheiden. Und verunreinigt euch selbst nicht
an Vieh oder Vögeln und an allem, was auf dem Boden kriecht, das ich für euch als
unrein ausgesondert habe. ( 2 6
' Seid für mich heilig, denn ich, Jahwe, bin heilig, und
ich habe euch von den Völkern ausgesondert, um mein Eigentum zu sein."
253 T. Krüger. Das menschliche Herz, 76. Cf. etwa auch C. Westermann, Genesis, 609; L.
Ruppert, Genesis, 369.
254 Zu P (P1') gehörig; cf. E. Otto, Forschungen zur Priesterschrift, 27.
255 Von "IHQn ^lOT ist außer an den genannten Stellen nur noch in Dtn 14,20 die Rede, also
in einem Text, der zu den Vorlagen von Lev 20,22-26 zu rechnen ist; cf. A. Cholewiriski, Heilig
keitsgesetz, 283ff. il l'HOTI nOTOn ist nur noch in dem mit nP im Zusammenhang stehenden Zusatz
in Gen 7,8 belegt.
256 Cf. E. Otto, Innerbiblische Exegese, 172ff; cf. auch A. Ruwe, „Heiligkeitsgesetz", 242ff
(zu A. Ruwe cf. die Rez. von E. Otto, Das Heiligkeitsgesetz, 330ff); L. Massmann, Entscheidung,
75ff.99; C. Nihan, The Holiness Code, 94f. Zur literaturgeschichtlichen Verortung des Heilig
keitsgesetzes in der Pentateuchredaktion cf. auch E. Otto, Art. Heiligkeitsgesetz, I570f; ders.. Das
Heiligkeitsgesetz Leviticus 17-26, 65-80.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 184/268
184 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Vergleicht man die nichtpriesterschriftlichen Anteile an der Sintfluterzählung und Lev 20,22-25, so sind folgende Übereinstimmungen festzuhalten.Zum einen ist in beiden Fällen die Unterscheidung zwischen Jahwe-Zugehörigen und Jahwe-Feinden, die Jahwe selber vornimmt, grundlegend.
Das Mißfallen haben die Jahwe-Feinde jeweils durch ihre Taten erregt (Gen6,5; Lev 20,23). Die Folge ist der Verlust des Lebensraums (Gen 6,7; Lev20,23). Zum anderen wird in beiden Fällen das positive Jahweverhältnisdurch eine Setzung seitens Jahwes konstituiert (Gen 6,8; Lev 20,24.26).Dieses positive Jahweverhältnis findet seinen Ausdruck in der Unterscheidung von reinen und unreinen Tieren, nämlich Vieh und Vögeln (Gen7,2f.5; 8,20; Lev 20,25). Zwar geht es in Lev 20,25 um eine Speisevorschrift, in Gen 8,20 hingegen um ein Opfer, doch ist mit Blick auf Gen 8,20festzuhalten, daß das Opfer am Ende der Flut traditionell vorgegeben istund somit mit einer Applikation gerechnet werden kann. Lev 20,25 nenntdarüber hinaus eine Tiersequenz von unreinen Tieren. Diese entspricht genau derjenigen, die der nichtpriesterschriftliche Ergänzer durch seine Einfügung in Gen 7,8 produziert hat und die sich in der priesterschriftlichenUrgeschichte in der Form nicht findet.257 An beiden Stellen gehört natürlichalles Kriechgetier - nmWT^g toTTBfa *?D bzw. HDlKH omn -RÖK bo - nicht
zu den reinen Tieren:
Gen 7,8f Lev 20,25brrnnon rrararrpa w ocrrtierm mp&rvb)
rnno rwm ~IÖK rworrjDi rmrna
nonnw4» öomft» tai runan tarn -IÖR box
... nrbvt
ua DTBJ DTÖ <9>
vceh oDb
rtranmü*
In beiden Fällen wird zudem eine grundlegend vorteilhafte und dauerhafteExistenz im Lebensraum zugesichert, und zwar aufgrund des Vollzugs derGebote Jahwes, also paradigmatisch der Unterscheidung von reinem undunreinem Vieh und unreinen und reinen Vögeln (Gen 8,20-22; Lev20,22.24), die auch Noah vorgenommen hat, nachdem Jahwe diese Unterscheidung in Gen 7,2f- wie auch in Lev 20,25b - selber eingeführt hatte.
Die singulare Verwendung von Vieh und Vögeln sowie die engen thematischen Parallelen zwischen beiden Texten lassen vermuten, daß sie nichtunabhängig voneinander entstanden sind, zumindest aber demselben Traditionsstrom entstammen. Fragt man, ob sich möglicherweise Indizien für dieBestimmung des literarischen Verhältnisses finden lassen, so ist schon andieser Stelle darauf hinzuweisen, daß in Gen 9,20-27 eine Episode redak-
257 S.o. 11.3.2.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 185/268
Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung 185
tionell eingefügt wurde, die ebenfalls Verbindungen zum Heiligkeitsgesetzzeigt, insofern ein - wenn auch mit Blick auf die Person Noahs transformiertes - Beispiel für genau das Verfehlungsspektrum gegeben wird, dasüber weite Passagen hinweg Lev 18, aber vor allen Dingen auch Lev 20
bestimmt. Und nicht umsonst läuft wohl die Weinbauperikope auf die Verfluchung Kanaans durch Noah hinaus,258 was zudem wiederum zeigt, daßsich Noah faktisch den Anordnungen von Lev 18; 20 verpflichtet weiß.Aber wir haben weit vorgegriffen. Für die enge Verbindung zwischen Gen8,20-22 und Lev 20,22-26 spricht beim jetzigen Stand der Untersuchungzumindest auch, daß beide Texte post-priesterschriftlich anzusetzen sind.Denn über das Verhältnis von Priesterschrift und Gen 8,20-22 läßt Gen8,21 weitere Rückschlüsse zu.
Das auf der Unterscheidung von reinen und unreinen Tieren basierendeOpfer Noahs motiviert Jahwe - liest man Gen 8,20-22 auf dem Hintergrundvon Lev 20,22-26 - zu einer Zusage, nämlich stabile Lebensbedingungenzu gewähren, wie das in v.22 explizit zugesichert wird. Zuvor ist allerdingsder Vers Gen 8,21 positioniert, der eine etwas andersgelagerte ReaktionJahwes auf den opfernden Noah schildert259 (nmn mTiN iTST rm). Gen8,21 zeigt dabei dieselbe literarische Grundstruktur wie v.20:
A nmRrrn« TU? bbpb *pvn?h> y±>-b* mrr -usriB man -romB TTWQ OH D~1KH -±> TT *D
A TIHDJ> TBÄO "n^ysrm rrorf? TM »p^-t^
Mit Blick auf die literarische Einheitlichkeit von Gen 8,21 sind Zweifel -
auch hinsichtlich v.21aß - wohl nicht angebracht.
260
Auf diesem Hintergrund ist folglich die Sinnbestimmung von Gen 8,21, insbesondere auch dievon v.21aß vorzunehmen. Gerade an dieser Stelle häufen sich indes die Interpretationsprobleme.26'
Man hat hier - aufgrund der Bezüge zum Prolog - die Aufhebung des dortigen Ver
nichtungsbeschlusses angenommen.2 6 2 Gen 6,5-7* enthält aber gar nicht den Vernich
tungsbeschluß, der in Gen 8,21 aufgehoben werden soll, denn der bezieht sich ein
gangs allein auf den Menschen, zum Schluß hingegen auf die gesamte Welt bzw. alle
Lebewesen.
258 S.u.259 T. Krüger, Das menschliche Herz, 66.260 Über die oben dargestellte Gliederung hinaus kann auf den Chiasmus zwischen dem inf.
es. mit proklitischer Präposition und TIJJ in den Rahmenzeilen hingewiesen werden.261 Cf. etwaN.C. Baumgart, Umkehr, 153ff.
262 C. Westermann, Genesis, 610.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 186/268
186 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Betrachtet man v.21aß relativ isoliert, so wird man die Inklusion zwischen Gen 6,5bund Gen 8,2laß bemerken und sich darüber nur wundern können, daß an dieser Stelledas im wesentlichen indentische Urteil über die menschliche Verfassung aus demProlog wieder auftaucht. Wer sich jetzt allerdings fragt, ob denn die Sintflut dann
nichts bewirkt habe,
263
greift nicht das Problem des Textes auf, sondern stellt nur diefalsche Frage. Denn die Strafflut zielte nicht auf die Besserung, sondern auf die Vernichtung des Übeltäters - insofern war sie auch zielführend und Jahwe ist in dieserHinsicht nicht zu Konzessionen genötigt.
Bei der Analyse von v.21aß ist es strittig, ob der 'O-Satz begründend oder konzessivaufgefaßt werden muß.264 Im ersteren Falle soll rtöTKrrnK TI» bbpb rpvrvb bzw.DTW1113X13 begründet werden, im letzteren macht Jahwe eine Konzession mit Blickauf rra-isrrn« TIS y^p"? ^ran*1?.
Umstritten ist auch die Frage, ob Gen 8,21 nur das Ende der Sintflut bezeichnet(O.H. Steck), oder ob auch weiterreichende Texthorizonte zusammengeführt werden(R. Rendtorff; C. Crüsemann).265 Dabei steht die Fluchfolge in der nichtpriester-schriftlichen Urgeschichte zur Debatte.
Es ist mehrfach daraufhingewiesen worden, daß in Gen 8,2 lacc der Adamfluch aus Gen 3,17ff einigermaßen deutlich anklingt. Darüber hinaus stehtbei Gen 8,21b vielleicht auch die Kain-und-Abel-Erzählung Gen 4,15b266 imHintergrund:
Gen8,21aa Gen 3,17bnn-rarm« TU? bbpb OK-t*1? -pinin nm«n m r »
. . . DTWI -rom
Gen 8,21b Gen 4,15bTT
1»"™ ran1? TU? tptrfbn rron -n n1? m« pp1? mrr Dftn
Trto "itöto itGsa-^o ins
Die damit verbundene Frage, ob Gen 3,17ff an dieser Stelle abrogiert werden solle, die an Noah in Gen 5,29 geknüpfte Hoffnungsperspektive alsosaturiert werde und damit die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte gewis-
263 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 611: „Die Begründung für das Gericht der Flut war eine andere: Eine Neigung des Menschen zum Bösen, die so zum Menschen gehört, daß er schonmit ihr aufwächst. [...] Das Gottesgericht der Flut aber hat daran nichts geändert [...] Gott entschließt sich, dieses Bösesein zu tragen." Cf. auch D.L. Petersen, The Yahwist, 444f; L. Ruppert,Genesis, 371.
264 Cf. R. Rendtorff, Gen 8,21, 73f; cf. den Überblick bei N.C. Baumgart, Umkehr, 161 f.265 R. Rendtorff, Gen 8,21, 189ff; O.H. Steck, Genesis 12,1-3, 124ff; F. Crüsemann, Eigen
ständigkeit, 24; T. Willi, Funktion, 434.266 In Gen 8,21b ist von TrTO die Rede, das sich nur noch Gen 3,20 - und sonst in Ps 143,2;
145,16; Hi 12,10; 28,21; 30,23; (Dan 2,30) - findet. Nimmt man hier einen Zusammenhang an,ergibt sich das Problem, daß in Gen 8,21b mit II /J alle Lebewesen bezeichnet werden und folglich in der Eva-Ätiologie Gen 3,20, statt mit der Menschheitsmutter, entsprechend mit dem Resteiner hochmythologischen Deutung zu rechnen wäre; cf. Sir 40,1, dazu etwa G. Sauer, Jesus Si
rach/Ben Sira, 276; C. Westermann, Genesis, 365; M. Witte, Urgeschichte, 181.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 187/268
Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung 187
sermaßen ihren Endpunkt schon erreicht habe, oder ob es sich nur und ausschließlich um den Schluß der Sintflutperikope handele, ist erst dann zubeantworten, wenn auch die kompositionellen Bezüge zum nichtpriester-schriftlichen Sintflutprolog, der auch als Korrektiv der P-Fassung fungiert,
herausgestellt sind. Denn der Anschluß von Gen 8,21 an Gen 6,5 liegt nichtnur auf der inhaltlichen, sondern auch auf der kompositorischen Ebene:
Gen 8,21 Gen 6,5"Qb-b* TTFT TanA rra-TKrrn« Tis bbyh *pvcsb A nm ran -D mrr vmB Djgi Tosa B p i a gW]
B mac in PTWI J1? "ET O
B TD1?
ratönn i^ -^ iA n-*?3T» rron1? TU) B)OK~N'TI A m'n *TS s-\ p~\
Neben dem analogen Aufbau fällt natürlich ins Gewicht, daß bei den Zentralelementen jeweils vom Menschen die Rede ist, wobei allerdings beachtet werden muß, daß der gesamte Versteil Gen 6,5b in Gen 8,2laß aufgegangen ist.267 Keinerlei Entsprechung im nichtpriesterschriftlichen Flutpro
log Gen 6,5-8* haben in Gen 8,21 allerdings die rahmenden A-Elemente(Gen 8,2laa || v.21b). Und auch der dann in Gen 7,4b gegenüber Noachangekündigte und in Gen 7,23 ausgeführte Vernichtungsbeschluß nenntmpTT^DTiK als Vernichtungsgegenstand, aber nicht die ganze not« undauch nicht TT^ÄD. Die rahmenden A-Elemente Gen 8,21aoc || v.21b haben
jedoch nicht nur, Referenzstellen in Gen 3,17b und 4,15b, sondern es gibtzu Gen 8,21 neben Gen 6,5 auch noch eine weitere kompositorische Parallele, nämlich die priesterschriftliche „Vorlage" für Gen 6,5, also Gen 6,12:
Gen 8,21 Gen 6,12u V » mrr namA np-iKn-nK TU> bhpb rpvcvb A par ma wrb* i m
B DIKH TOi>3 B nnnra rumB msua sn m«n a1? ~cr 2 B rrntörro
A Tr*?3TW ran1? Tis «pR-«1?! A ptcr 1» iD~n~nt* "len'bs
-;—rrau -IOR:
267 Es gibt zwar Unterschiede in der Formulierung zwischen beiden Aussagen über den Menschen, wie etwa N.C. Baumgart, Umkehr, 160, im Anschluß an R. Albertz, „Ihr werdet sein wieGott", 44, hervorhebt. Daß es in Gen 8,21 allerdings nur um die frühe Lebensphase des Menschenund damit um eine gegenüber Gen 6,5 einschränkende Aussage gehen soll, ist schlechterdingsabwegig; cf. dagegen: Gen 46,34; 1 Sam 12,2; 17,33; 2 Sam 19,8; 1 Reg 18,12; Jes 47,12.15; Jer3,24f; 22,21; 48,44; Ez 4,14; Sach 13,5; Ps 71,5.17; 129,lf; Hi 31,18. „In der Jugendzeit" heißtnicht DMJJS3, sondern DTTSCD (Thr 3,27). Eher dürfte es sich gerade an dieser Stelle um eine Ver
schärfung handeln. Zudem ist das argumentative Ziel ohnehin ein anderes; s.i.f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 188/268
188 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Woher in Gen 8,21 die in nP so nicht zu verifizierende Abfolge stammt,kann nunmehr angegeben werden: sie ist, wenn auch unter Aufnahmenichtpriesterschriftlichen Materials, der Priesterschrift entnommen. Die Abstufung, die an beiden Stellen bei den A-Elementen erfolgt, entspricht sich.
Der fit* (Gen 6,12) steht mit dem selben semantischen Umfang die ITDTH(Gen 8,21) gegenüber,268 auf der Differenzierungsstufe entspricht dann
"icn^D (Gen 6,12) TT1» (Gen 8,21). Im Verbund mit dem Vernichtungsbe
schluß Gen 6,13 wird man also auch Gen 6,12 zum Gen 8,21 vorgegebenenliterarischen Material zählen dürfen. Man liegt wohl nicht falsch, wenn mandavon ausgeht, daß der Verfasser Gen 6,12 mit Blick auf seinen eigenenWort- und Vorstellungsschatz - Gen 3,17.20; 4,15b - transformiert unddamit die verschiedensten Linien in der Urgeschichte zusammengeführt hat.Der nP-Epilog greift auf den Prolog Gen 6,5, auf dessen Vorlage Gen 6,12
bishin zu Gen 3,17 zurück und integriert somit nP und P.
Dabei ist es nun interessant zu sehen, daß der Korrekturbedarf, der fürden Verfasser von Gen 6,5 mit Blick auf Gen 6,12 bestand, nämlich dieSchuldfrage von der Erde bzw. allem Fleisch strikt auf den Menschen zuverlagern, und das Dilemma, das sich aus dem konkreten, beim Menschenansetzenden Schuldaufweis einerseits, und der Universalität der Sintflutka
tastrophe andererseits ergeben hatte, durch Jahwe aufgegriffen, ausdrücklich anerkannt und der Wiederholungsfall ein für allemal ausgeschlossenwird. Diese Ausgangslage muß nun auch bei der Interpretation von Gen8,2laß in Rechnung gestellt werden.
Wir fassen den 'D-Satz in Gen 8,21 begründend auf, aber mit einigen
Einschränkungen. Begründet werden muß an dieser Stelle überhaupt nicht,wieso die Vernichtung um des Menschen willen geschah, weil nämlich sein
Herz von Kindesbeinen an verdorben sei. Diese differenzierende Begründung hatte der Prolog Gen 6,5 schon gegeben. Implizit und gegenüber Gen6,5-7 erst im zweiten Anlauf begründet werden kann aber auch nicht dasAusmaß der Strafflut, die Jahwe nunmehr als ein für allemal ausgeschlossendeklariert, denn das alle Lebewesen umfassende Ausmaß der Flut ist allein
mit der unveränderlichen Verfassung des Menschen gar nicht zu begründen- da ist die Priesterschrift wesentlich konsequenter, wenn sie von vorneherein auch die Schuldproblematik universal anlegt. Und endlich ist hier auch
keine Resignation der flutauslösenden Instanz herauszuhören dergestalt,
268 Wenn in Gen 8,21a sowohl Gen 3,17 als auch Gen 6,12 im Hintergrund stehen, wird man
sich über die semantische Verschiebung innerhalb von nP bei HOIK vom „Ackerboden" hin zur
„Welt" nicht sonderlich wundern dürfen; cf. F. Crüsemann, Eigenständigkeit, 17; T. Krüger, Das
menschliche Herz, 75; N.C. Baumgart, Umkehr, 155. Ein zwingender Anhalt für die literarische
Heterogenität von nP als einer Redaktionsschicht bzw. die literarische Eigenständigkeit von Gen
6,5-8,22* innerhalb von nP ist dies nicht, da das Problem der Interpretation des (durch P
vorgegebenen) Sintflutstoffes im Horizont der Vorgaben von 3,17 nicht unterschlagen werdendarf.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 189/268
Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung 189
daß Jahwe nun keine Konsequenzen mehr aus der mangelbewehrten Disposition des Menschenherzens zieht
269 - sondern er wird nicht mehr diese, also
über die Menschheit hinausgehenden Konsequenzen ziehen. Wir schlagen
vor, Gen 8,21 wie folgt zu paraphrasieren: Jahwe will nicht mehr die Erde
herabwürdigen und nicht mehr alles Leben schlagen um des Menschen willen, weil (nur) das Herz des Menschen von Kindesbeinen an böse ist - undeben nicht alle Lebewesen. Diese Lesart entspricht nicht nur der Komposi
tion von Gen 8,21, sondern auch dem Umstand, daß in v.21aß gegenüberGen 6,5 das Suffix (ofr) in eine Constructus-Verbindung (QTW1 zö) aufgelöst wird. Jahwe sagt in Gen 8,21 implizit zu, den Schuld-Strafe-Zusammenhang zukünftig verhältnismäßig zu gestalten, und garantiert deswegen
stabile Rahmenbedingungen (v.22). Damit bietet der Verfasser von Gen6,5-7 und Gen 8,20-22 auf dem Hintergrund einer präziseren Einsicht inden Ursprung des Bösen im Menschen zugleich eine tiefgründige Kritik derpriesterschriftlichen Sintflutkonzeption.
Die Kritik wird allerdings lediglich auf der Ebene der Jahwereflexion,nicht als Mitteilung an Noah eingeführt. Ein offener Widerspruch innerhalb
der Sintflutperikope wird damit elegant vermieden, denn das, was Noah inder Priesterschrift als göttliches Wort vernahm, bleibt davon völlig unbe
rührt - auch in Gen 7,1-5. Unter dieser Perspektive lag es schon vom Ablauf her nahe, die göttliche Reflexion - und damit die eigene Sicht der Din
ge - den priesterschriftlichen Aussagen jeweils voranzustellen.270
Dies geschieht in Gen 6,5-8, aber auch in der Jahwereflexion Gen 8,2 lf, der dieGen l,28ff modifzierenden Reden nach der Sintflut (Gen 9,1-17) folgen.
271
269 Cf. das Referat bei R. Rendtorff, Gen 8,21, 73.270 Ohne den Bogen an dieser Stelle überspannen zu wollen, kann es nicht fraglich sein, wel
cher Perspektive das höhere Maß an Autorität zukommt. Die „wahre" Sicht der Dinge bietet die
Jahwereflexion. Was den Dialog zwischen Gottheit und Noah anbelangt, den nP in der priester
schriftlichen Fassung vorfindet und in Gen 7,1-5 reproduziert (s.i.f.), so ist die dort präsentierte
Sicht der Dinge demgegenüber deswegen für nP defizient, da hier vom Ergebnis - nämlich von der
Universalkatastrophe - her gedacht und dieses gemäß dem Tun-Ergehen-Zusammenhang religiös
gedeutet, um nicht zu sagen: religiös aufgeladen wird. Soll in dieser Perspektive zukünftig eine
Universalkatastrophe ausgeschlossen werden, so muß es zu einer Neuregelung und hinreichenden
Abschwächung des Gewaltzusammenhangs kommen; was einstmals verwerflich war, wird jetzt
anders bewertet bzw. erlaubt (Gen 9,1-7). Der nichtpriesterschriftliche Prolog und Epilog geht
demgegenüber von einer von vorneherein feststehenden Sicht des Menschen aus - man mag sie
„dogmatisch" nennen - , korrigiert von daher die Sintfluttradition dergestalt, daß Jahwe selber
einräumt, unverhältnismäßig gehandelt zu haben, und kann eine Wiederholung der Universalkata
strophe deswegen ausschließen, weil sich an der Ausgangsdiagnose, daß nämlich nur der Mensch
böse ist, nichts geändert hat. Auch hier wird auf dem Hintergrund des Tun-Ergehen-Zusammen
hangs gedacht, allerdings nicht vom Resultat, sondern vom Ausgangspunkt her.
271 Wenn H. Seebass, Genesis I, 222, unter Berufung auf R. Mosis schreibt: Gen 9,1 „folgt
zunächst ausgezeichnet auf 8,20-22, weil Gott neben Noah nun auch dessen Söhne anredet ...", so
trifft das die Bedeutung von Gen 8,21 nicht.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 190/268
190 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Schon mit Blick auf Gen 9,1-7 nimmt es nicht wunder, daß in Gen 8,21auch Gen 3,17 durchscheint. Denn da der geschlossene Adamfluch Gen3,17-19 durch direkte literarische Anknüpfung an den priesterschriftlichenSchöpfungssegen zu diesem Stellung nahm und damit auf die dort prokla
mierte lichte Bestimmung des Menschen als eines Ebenbildes der Gottheiteinen gehörigen Schatten warf, ist vor der Segensmodifizierung in Gen 9,1-7 literarisch und sachlich gewissermaßen die letzte Gelegenheit, auch nocheinmal Gen 3,17ff ins Spiel zu bringen.
Um die Leistung von Gen 8,21 in dieser Hinsicht einigermaßen angemessen beurteilen zu können, ist schlicht festzustellen, daß auf den Fluch inGen 3,17 zwar angespielt, dieser aber - dafür spricht schon, daß der Verfas
ser hier das weiter gefaßte bbp und nicht TiR verwendet - nicht explizitzurückgenommen wird, und daß zudem eine semantische Verschiebung vonnm« „Ackerboden" (Gen 3,17; 4,11; 5,29) hin zu HD1K „Welt" (Gen 8,21)in Rechnung zu stellen ist. Über den in Gen 3,17-19 und 4,11 ausgesprochenen Strafzusammenhang hinaus, der sich auf den unmittelbaren Lebensraum des Menschen bezieht, soll sein Verhalten inskünftig nicht die Grundfesten der Erde ins Wanken bringen. Auf diesem Hintergrund ergehen dannSegen und Bundesschluß der Priesterschrift.
Unter diesen Voraussetzungen ist nun noch die nichtpriesterschriftlicheDarstellung des Flutverlaufs zu analysieren. Von vorneherein ist dabei inRechnung zu stellen, daß die Möglichkeit, das nichtpriesterschriftliche Material zu einem wenigstens relativ geschlossenen, ursprünglich selbständigen Quellenstück zu synthetisieren, durch den Ausfall von Prolog und Epilog nicht gegeben ist. Bei dem nichtpriesterlichen Textbestand kann es sichalso allenfalls noch um ein Quellenfragment handeln. Dies gilt es im fol
genden zu untersuchen.
3.3 Der Verlauf der Flut
' Und Jahwe sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus, denn ich
habe dich gerecht erfunden vor mir unter diesem Geschlecht. Von allen reinen
Tieren nimm dir sieben Paare, männlich und weiblich, und von dem unreinen Tieren
ein Paar, männlich und weiblich. Auch von dem Geflügel des Himmels sieben Paa-re, männlich und weiblich, damit Nachkommen auf der Erde leben. Denn noch
sieben Tage, dann will ich regnen lassen auf die Erde 40 Tage und 40 Nächte lang,
und will alles Bestehende, was ich gemacht habe, von der Erdoberfläche vertilgen. '
Und Noah tat ganz so, wie ihm Jahwe befohlen hatte. Noah aber war 600 Jahre, alsdie Sintflut war, nämlich Wasser auf der Erde. ' ' Und Noah ging und seine Söhneund seine Frau und die Frauen seiner Söhne mit ihm in die Arche vor dem Wasser derFlut. Von dem reinen Vieh und von dem Vieh, das nicht rein ist, und von den Vö-
geln und alles, was auf dem Ackerboden kriecht, je zwei kamen zu Noah in die Ar-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 191/268
Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung 191
che, männlich und weiblich, wie Elohim dem Noah befohlen hatte. <l0) Und nach sie-ben Tagen aber kamen die Wasser der Sintflut über die Erde. ( "' In dem Jahr, in demNoahs Lebenszeit 600 Jahre betrug, im zweiten Monat am 17. Tag: an diesem Tage,da brachen auf alle Quellen der Urflut, und die Fenster des Himmels taten sich auf.
"
2 )
Da strömte der Regen über die Erde 40 Tage und 40 Nächte.
(l3)
Genau an diesemTag ging Noah und Sem, Ham und Japhet, die Söhne Noahs, und die Frau Noahs unddie drei Frauen seiner Söhne mit ihm in die Arche, | l4 ) sie und das ganze Geschlechtallen Wildes und das ganze Geschlecht allen Viehs und das ganze Geschlecht allenGewürms, was auf der Erde kriecht, und das ganze Geschlecht allen Geflügels, [alleVögel, alles was Flügel hat],272 t l5) die gingen zu Noah in die Arche, je zwei von allem Fleisch, worin Lebensgeist ist, (16) und was hineinging: ein männliches und einweibliches ging hinein, wie ihm Elohim befohlen hatte, und Jahwe schloß hinter ihm
zu.(17) Und die Sintflut war 40 Tage auf der Erde. Und die Wasser wurden stark undhoben die Arche; und sie war hoch über der Erde.('81 Und die Wasser waren gewaltigund waren stark über der Erde, so daß die Arche auf der Fläche der Wasser dahinfuhr.<l9) Und die Wasser stiegen immer noch höher über die Erde und bedeckten alle höchsten Berge unter dem ganzen Himmel. |20) 15 Ellen stiegen die Wasser noch darüberund bedeckten so die Berge. <21) Da verschied alles Fleisch, was sich auf Erden regt,an Vögeln, an Vieh, an Wild und allem Gewimmel, was auf Erden wimmelt, und alleMenschen. ' ' Alles, was Lebens(Geist)atem in seiner Nase hat, alles, was auf demtrockenen Land lebt, starb.(23) Und so wurde vertilgt 213 alles Bestehende, das auf der
Erde war, vom Menschen bis zum Vieh bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln desHimmels, sie wurden vertilgt von der Erde, und nur Noah und was mit ihm in derArche war, blieb übrig. <24) Die Wasser aber stiegen über die Erde 150 Tage. <8I> Dagedachte Elohim an Noah und an alles Wild und an alles Vieh, das bei ihm in derArche war. Und Elohim ließ einen Wind über die Erde wehen, so daß die Wassersanken. ,2) Da wurden verschlossen die Quellen der Urflut und die Fenster des Himmels. Und der Regen vom Himmel wurde zurückgehalten.<3) Da zogen sich die Wasser von der Erde zurück - ein Gehen und Zurückziehen. So fielen die Wasser am En
de274
der 150 Tage,(4)
so daß die Arche festsaß im 7. Monat am 17. Tage auf den Bergen von Ararat. '5| Was die Wasser anbelangt: es war ein Gehen und Fallen bis zum10. Monat. Im 10. Monat am ersten Tag wurden die Spitzen der Berge sichtbar. <6)
Und es geschah am Ende von 40 Tagen, da öffnete Noah das Fenster der Arche, daser gemacht hatte. |7 ) [Und er sandte den Raben aus, und der flog hin und her, bis dasWasser auf der Erde vertrocknet war.]' ^Und er ließ die Taube von sich wegfliegen,um zu sehen, ob sich die Wasser von der Erde verlaufen hätten. |9 ) Aber die Taube
fand keine Ruhestätte für ihren Fuß. Da kam sie zurück zu ihm in die Arche, denn die
Wasser waren noch auf der ganzen Erde. Und er streckte seine Hand aus und nahmsie und brachte sie zu sich in die Arche.( ' Und er wartete noch weitere sieben Tage. Dann sandte er die Taube noch einmal aus der Arche aus.'"' Und die Taube kam umdie Abendzeil und siehe: Ein frisches Ölbaumblatt war in ihrem Schnabel. Da merkte
272 Die - in P singulare - Näherbestimmung •ED^D TIBX b'D, die in Teilen der LXX-Überlieferung keinen Anhalt hat, dürfte eine Glosse sein; cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 144.
273 Es ist die Nifalform zu lesen; s.u.
274 Statt C'önn nupo ist C-Önnn rpo zu lesen; cf. BHS.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 192/268
192 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Noah, daß sich die Wasser von der Erde verlaufen hatten. <l2)
Und er wartete noch
weitere sieben Tage. Und er sandte die Taube aus, da kehrte sie nicht wieder zu ihm
zurück. ( l3) Im 601. Jahr275 im ersten Monat am ersten Tag waren die Wasser auf der
Erde weggetrocknet. Da entfernte Noah das Dach der Arche, und siehe, der Erdbo
den war trocken.
<l4>
Im zweiten Monat am 27. Tag war die Erde ausgetrocknet.
276
Aufgrund der bisherigen Analyse ist zu überprüfen, ob überhaupt und gegebenenfalls an welchen Stellen innerhalb des verbleibenden nP-Textbestan-des zwingend mit einem unabhängigen Quellenstück, das notgedrungenfragmentarisch sein wird, zu rechnen ist. Der Abschnitt Gen 7,1-5 setzt dieEinfuhrung der Arche, wie die Determination von mn beweist, bereits voraus. Er weist einige kompositorische Eigentümlichkeiten auf, denn er ist -
obwohl in der Wortwahl frei und mit eigenem, auf das
Folgende vorausweisendem Sachanliegen ausgestattet - eng an den P-Prolog angelehnt:
Gen 7,1-5mb mir -IQK-I O
nnnn-^« in-a^Di rmno
ntn TTD "veh pns 'mn •jrar'ri•frnpn rmnon raran "?DD <2>
TBÄT Ö-K rratö runtö«in mno vö ~IÖK nomrrpi
•TOKI um craöniatö runtö atsln ^iira m <
3>
int nrnb rnpJi -DTp w r t D verbv
TBDO o » n^2D TU> o-a-1? "D <4>
n1?^ c rmwTTtoB iö» apvr^omn TTTJDI
na-wn TB "?i>D
Gen 6,9-22*renn-1?« tva\ ... nnpm (|8*>-\m T33"'ö;i -]ntöKi -pm nn«
r r r r a rrn o-an p n s tti'K m <9*)mo D"3ö ntzn-ma ,nrrJ?DDi <19'
IDT -jn« rmn1? nnnn-^K «'anrrr ropji
"inra1? «p^na <2°)nra1? nornrrjDn
iriTD1? noiNn toi *»D
nrnn'p T^N I G ' ma DTtö^•aorrns waa "^n '»i O7)
p«n
_l
py D'Q
c"n rrn n~KÖK Tän"1» nnö^mr p«3—10« te D-oön nnno
in« ITB ncö« ' r a rn b in <22>
Wie sind nun die bisweilen wörtlichen Übereinstimmungen zu beurteilen?
Mit Gen 7,1b wird, das ist oftmals betont worden, auf Gen 6,9 zurückgegriffen. Da der Bezug überdeutlich ausfällt,277 hat man ihn als redaktionellenZusatz zu Gen 7,1a eingestuft.
275 Die LXX ergänzt harmonisierend mit Blick auf Gen 7,11 „des Lebens Noahs".276 Die nichtpriesterschriftliche Redaktionsschicht erscheint in Kursive. Andere Zusätze sind
durch [Petitsatz] ausgewiesen.
277 Cf. nur J. Wellhausen, Prolegomena, 390.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 193/268
Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung 193
Neben den gängigen Argumenten, daß hier sachlich P im Hintergrund stehe, was für
sich genommen noch keineswegs ausreicht, zumal wenn eine post-P-Entstehung von
nP nicht von vorneherein augeschlossen werden kann, und daß ein syntaktisch auffäl
liger, wenn auch keineswegs unmöglicher Anschluß vorliege,278
hat M. Witte279
eine
angesichts der Komposition des nP-Flutprologs gewichtige Beobachtung zur Sachebeigesteuert, indem er daraufhinweist, daß Gen 7,1a und 7,2a zusammengenommen
einen Chiasmus ergeben, so daß Gen 7,1b als störendes Glied auszuscheiden sei:
B mnrr'pR -[irzrtDi nnaBn-nnon nomn b^a <
2a>
A-frnpn
Auch wenn die Beobachtung zutreffend ist, so wird sie aber doch durchzwei kompositorische Gegenargumente relativiert. Zum einen ließe sich
derselbe Sachverhalt mit vergleichbarer Triftigkeit auch für das Verhältnis
von Gen 7,1a und 7,1b behaupten:
A R3 Ca)
B rann-1
?« -pa-mi nn«
B - p r o u*>)
A nrn -rro "Bb p i s vvto
Zum anderen bezieht sich Gen 7,2a nicht auf Gen 7,1a zurück, sondernweist formal in derselben Manier auf Gen 7,3b voraus und umschließt somit
Gen 7,2b-3a, was Konsequenzen für die literarische Beurteilung von v.3b280
hat, denn der Versteil dürfte nicht sekundär sein:
A rmnon nomn bja <
2a
>B ... -j'rnpnB rrrn4? <3b>...
A picr^D 's-4?» snt
278 P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 140, sieht die Fortsetzung von Gen 7,1a erst in v.4. und
hält Gen 7,1 b.2.3b für einen Einschub, der nochmals durch v.3a ergänzt wurde. L. Ruppert, Gene
sis, 336, hält demgegenüber Gen 7,1-5 mit Ausnahme von v.3a für einheitlich.
279 M. Witte, Urgeschichte, 76. Analog kann hier sogar auf die thematisch entsprechende
Komposition von Gen 6,18f; 7,7-9.13-16 verwiesen werden; s.o. II. Insgesamt hält M. Witte Gen
7.1 b.3 für redaktionell; cf. a.a.O.
280 Cf. zu iTT! und 1TIT Gen 19,32.34; P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 140. Die Bezüge zur
Sodom-Geschichte Gen I8f*, die vor allen Dingen WM. Clark, The Flood Story, I93ff. herausge
stellt hat (cf. P. Weimar, a.a.O). sind zwar nicht zu übersehen, es ist aber sehr fraglich, ob etwa die
- literarisch einheitliche - Episode Gen 18,22b-33a, die das maßgebliche Stichwort p*T2C, aber ein
ganz anderes Vernichtungsverb (nnö; cf. Gen 6,1 lff) als nP in Gen 6-8* bietet, Gen 19,19 und
Gen 19,30-38 auf eine Linie zu bringen sind (cf. etwa C. Levin, Gerechtigkeit Gottes, 41, mit
Nennung der wesentlichen Lit.; ders., Jahwist, 167ff), und nicht etwa sowohl der priesterschriftli
che Sintflutprolog als auch Gen 7,1-5 bereits vorausgesetzt werden.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 194/268
194 Die nichtpriest erschrift liche Urge schic hte
Mit Blick auf die Beurteilung der literarischen Verhältnisse in Gen 7,2.3aist auffällig, daß in v.3a anstelle des im Alten Testament so singulärenTKÖKl ö'R (v.2)281 das für die Priesterschrift typische rap3l "DT steht.282 Bevorman an dieser Stelle allerdings eine die Priesterschrift voraussetzende Re
daktion in nP postuliert,283 ist dreierlei in Rechnung zu stellen. Zum einenläßt sich schlechterdings nicht zeigen, daß die Vögel in Gen 8,20 sekundärsind. Derjenige, der Gen 8,20 verfaßte, setzt sie auch in Gen 7,3 voraus, erkennt also zumindest die Konstellation in Gen 7,2f. Zum anderen geht auchder nP-Redaktor, der Gen 7,8abß - auf dem Hintergrund von Lev 20,25 - inden P-Kontext Gen 7,6-9 einfügte und dabei aller Wahrscheinlichkeit nacheine priesterschriftliche Tiersequenz teilweise verdrängte, bereits von demZusammenhang von TOTO und ^ll) aus.284 Zum dritten bietet Gen 7,2a kon-textuell mit intöKl Ö*K vor allem aufgrund des Suffix die gegenüber eineranalogen Formulierung mit PDp31 TDT präzisere Beschreibung, da diese darauf abzielt, daß tatsächlich je ein Männchen und ein Weibchen in die Archekommen, während dies bei letzterer unbestimmt bleibt.285 Das alles sprichteher dafür, daß wir es in Gen 7,2f insgesamt mit einem post-P-Entwurf zutun haben. Nachdem der Verfasser in Gen 7,2 die seiner Auffassung nachkorrekte Zuordnung und damit das Prinzip angegeben hatte, konnte er es in
v.3 mit der Formulierung von P belassen.Kehren wir nochmals zu Gen 7,1 zurück. Nicht nur Gen 7,1b hat eine
Entsprechung im priesterschriftlichen Flutprolog (Gen 6,9), sondern auchv.la (Gen 6,18b). Legt man die Bezugspunkte zugrunde, so ergibt sich folgendes Bild:
A nr~pnrn n-rr^KrrnK rrnia n-n n-nn [p-ra] D-K m <6-9*»
B ~pt "j'mön "[iwi 1-331 nna mnrrbK nioi <
6
-
18b
)B mnrrbK in-3-bm nnt* to <7-,a>A nm -rn3 W? pT* -n-tn "proP.ib)
281 Anklänge gibt es allenfalls in Gen 2,24f.282 Cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 78. Für den sekundären Charakter von Gen 7,3a soll auch
sprechen, daß der Versteil durch CS eingeleitet wird - ein Argument, das man bei der Begründungvon Textwachstum mitunter geradezu dem Gesetz der Perser und Meder gleichachtet; cf. etwa M.Witte, Urgeschichte, 76.
283 Cf. etwa P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 140.284 S.o. II.3.2.285 Durch diese Präzisierung hat der Verfasser dann allerdings ein Dilemma geschaffen, das
mit der ungeraden Siebenzahl, auf die es nP ja nicht nur an dieser Stelle, sondern auch hinsichtlichder Zeiteinteilung ankommt, zusammenhängt. Denn während es in v.2b keinerlei Komplikationengibt, bleibt in v.2a unklar, ob es sich um sieben oder vierzehn Tiere handeln soll. Cf. zum Verhältnis von Siebenzahl und TtfKl Ö"R etwa H. Holzinger, Genesis, 79. Die Siebenzahl selber ist in derSintflutüberlieferung traditionell, und zwar sowohl mit Blick auf die Zeiteinteilung (cf. Gilg.XI1,[76.] 127.129.145) als auch mit Blick auf die nach der Flut dargebrachten Opfer (cf. Gilg.
XI,157), nicht aber, was die Anzahl der Tiere anbelangt.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 195/268
Die nichtpriesterschriftliche Sintflu terzähl ung 19 5
Zwar läßt sich gegen die Annahme einer literarischen Abhängigkeit vonGen 6,18b || 7,1a einwenden, daß der Einzugsbefehl zum sachlichen notwendigen Handlungsablauf gehöre und dementsprechend das ihm zugemutete argumentative Gewicht nicht tragen könne. Aber Gen 7,1a darf gerade
aufgrund der kompositioneilen Verbindung mit v.lb nicht isoliert betrachtetwerden. Nun zeigt sich allerdings, daß Gen 7,1b als Kondensat von Gen 6,9aufgefaßt werden kann. Die Betonung der ethisch-religiösen Ausnahmeerscheinung, als welche Noah durch die Priesterschrift eingeführt wurde(rrn •*on), kehrt ebenso wieder (p-Tü)286 wie der Hinweis auf die Geschlechter, der auch hier den Referenzrahmen der „Gerechtigkeit" Noahsals eines - unter der Voraussetzung von Gen 6,8 - relativ Gerechten ab
gibt,
287
auch wenn jetzt von HTH ~n~n statt von "ITTVQ die Rede ist. Und auchnT"|^nm U'i fjfk I 11H (Gen 6,9b) findet in Gen 7,1b seine Entsprechung(,]D'P), wobei bei der Formulierung "S1? p'is T'to ~[n*C'2 in v.lb ebensoGen 6,8 im Hintergrund stehen dürfte. Dieselbe Einschätzung läßt sich nunaber auch mit Blick auf das Verhältnis von Gen 6,18 und 7,1a vertreten,denn auch hier liegt eine Verkürzung vor - "|n,3"J7Di nn» (Gen 7,1a) statt-|-]3-Ö]l -|nöKl "pffl nn« (Gen 6,18) -, für die durchaus die kompositioneileAbstimmung mit v.lb als Grund genannt werden kann.
Gen 7,4b bezieht sich zwar deutlich auf den nichtpriesterschriftlichenProlog zurück (nrtD; ntWitöK), allerdings mit der spezifischen Ausweitungder zu Vernichtenden (TPtDJJ "KÖN •p-rr^D288), die der nP-Prolog programmatisch nicht kennt, wie sie aber die P voraussetzt, so daß in Gestalt derJahwerede an Noah eine Angleichung an P stattfindet. Die Formel Gen 7,5reproduziert Gen 6,22. Insgesamt lassen sich also für Gen 7,1-5 keine trif-tigen Argumente angeben, die P-Referenzen als sekundäre Zusätze aus
zugliedern. Der Abschnitt ist literarisch einheitlich, allenfalls etwas holprig,eine Entstehung unabhängig von P ist nicht wahrscheinlich zu machen.Gen 7,4a weist deutlich auf Gen 7,10.12 voraus. Wie ist der literarische
Charakter der an Gen 7,4a orientierten Verse einzuschätzen? Zu Beginn derschlichte Hinweis: Gen 7,10 ist in sich chiastisch aufgebaut, was zunächsteinmal für die literarische Einheitlichkeit spricht:289
286 Cf. zur Parallelität von Gen 6,9 und 7,1 die Bemerkung von J. Wellhausen, Prolegomena,294. Der Verfasser von Gen 7,1b stuft Noah - einer traditionellen Einschätzung folgend (cf. Ez14,14) - als DTSt ein, was dann Rückwirkungen auf Gen 6,9a gehabt hat. Denn die Qualifikationals p'Tü Ü'K stört nicht nur die Komposition des Verses, sondern stellt auch in der Priesterschriftein singuläres Lexem dar; cf. C. Levin, Gerechtigkeit Gottes, 45, mit Verweis auf H.H. Schmid,Gerechtigkeit als Weltordnung, I 10. Nichts liegt daher näher als die Annahme, daß der Verfasservon Gen 7,1b- und damit der von v. 1 -5 - das Wertprädikat auch in Gen 6,9 eintrug.
287 T. Krüger, Das menschliche Herz, 66.288 Dp" ist überhaupt nur in Gen 7,4.23 und Dtn 11,6 belegt.
289 Anders etwa P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 142, u.v.m.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 196/268
19 6 Die nichtprie sterschrif tliche Urgeschichte
A "mB am\ nraöbB Tizian nai
A ymn"bs m
Der Vers greift über v.lOa sowohl auf Gen 7,4a als über v. 10b auch auf Gen7,6 bzw. auch 7,7b zurück und bildet jetzt zusammen mit Gen 7,6 denRahmen um Gen 7,7-9. Die Aufnahme von Gen 7,4a erfolgt chiastisch:
A Tis n-ir1? 's WB runö
B nmö1
? Tri <10a
>A man
Gegen die trotz des chiastischen Aufbaus von Gen 7,10 immer noch mögliche, wenn auch nicht wahrscheinliche Annahme, daß in Gen 7,10b der Re-daktorp/nP am Werke war und die ursprüngliche Fortsetzung des nichtprie-sterschriftlichen Quellenzusammenhangs in Gen 7,12 zu suchen sei,290
spricht der schlichte Sachverhalt, daß Gen 7,10.12 gerade unter Einschluß
von v.7b wiederum einen deutlichen Chiasmus bilden:291
A D-D'n nmvb "m o°)B p w r t s vn "rann -DTB pKir1?:; orai vm (,2>
A nb-b O'WIKI DT D-im«!
Gen 7,10 und v.12 rahmen nunmehr unter Aufnahme von Gen 7,4a die ausführliche Beschreibung des priesterschriftlichen Flutbeginns Gen 7,11. Gen7,10 ersetzt dabei aber nicht nur den ursprünglichen, chiastisch angelegteninnerpriesterschriftlichen Bezug zu Gen 7,6, sondern nimmt auch durch diepräzise Angabe des siebten Tages das konkrete priesterschriftliche Datumvorweg. Zugleich fügt sich Gen 7,12 der Sache und der Form nach reibungslos an Gen 7,1 lbß an: der Regen auf der Erde ist die Folge des Öff-nens der Himmelsschleusen.
290 Cf. etwa P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 142.291 Aufgrund der chiastischen Anlage von Gen 7,10 ist natürlich auch die Verbindung von
Gen 7,10b und 7,12a ein Chiasmus:A"7nDn w (10b)
B v n ( | 2 a )
Af Ml '/>£ cö:n.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 197/268
Die nichtprieste rschriftliche Sintfluterzählung 197
Schwer zu durchschauen ist die Funktion von Gen 7,16b. Ein Anschlußan das Material des Verfassers von nP ist indes schwer vorstellbar, da ausdessen Feder kein Einzug in die Arche vorhanden ist.292 Gen 7,17293 dientwiederum der Integration des 40-Tage-Aspekts in die Erzählung. Dabei ist
zu beachten, daß Gen 7,17b zu dem folgenden keineswegs im Widerspruchsteht - da die Erhebung über die Erde nicht mit dem Fahren auf dem Wasser gleichzusetzen ist, handelt es sich nicht um eine Dublette - und derSteigerung, die in Gen 7,18 und 7,19 durch "IKQ bzw. 1KQ 1KQ angezeigtwird, gewissermaßen als Ausgangsbasis voransteht.294 Zudem verwendetder Verfasser von Gen 7,17 gleich drei Lexeme aus Gen 7,18 (D'Qn, ro~i,
jnKrrbi;) - läßt allerdings das für die Komposition von Gen 7,18-20 bedeutsame "ü: unangetastet.
Einen besonders deutlichen Hinweis auf den redaktionellen Charakterder nichtpriesterschriftlichen Texte bietet Gen 7,22, die Feststellung desTodes aller Landlebewesen, die schon aufgrund von DTI rmTOBÖ post-Panzusetzen ist. Der Vers lehnt sich chiastisch an Gen 7,21 (P) an,295 undzwar so, daß der Tod des Menschen, der in der priesterschriftlichen Fassungden Abschluß und Höhepunkt der Vernichtungsaktion bildete, nun zumZentralmoment der entstandenen konzentrischen Struktur wird:296
292 Haben wir an dieser Stelle am Ende vielleicht weniger mit einer alten anthropomorphenVorstellung von der Gottheit, als vielmehr mit einer tendenziell ironischen Anmerkung zu rech
nen, dergestalt, daß der Verfasser auf diese Weise darauf hinweist, daß in den langwierigen undumständlichen Darstellungen über den Einzug in die Arche bei P etwas vergessen wurde und dieArche deswegen nicht verschlossen wird, weil Noah sich strikt an die Anweisungen Gottes hält?
293 Die Zuweisung von Gen 7,17 zu nP ist mit Blick auf v. 17a umstritten; K. Elliger, Sinnund Ursprung, 174; N. Lohfink, Die Priesterschrift, 222; S.E. McEvenue, The Narrative Style, 62;P. Weimar, Geschichtsdarstellung, 85, rechnen v.!7a zu P. K. Budde, Urgeschichte, 264ff, rechnetv i 7a dem Redaktor zu. J.L. Ska, Diluvio, 44, weist v,17a den redaktionell verstandenen nP-Texten zu, was die wahrscheinlichste Annahme ist.
294 J.L. Ska, Diluvio, 45f.295 Cf. auch M. Witte, Urgeschichte, 138. Der Konnex des invertierten Nominalsatzes an Gen
7,17 - sei es im Anschluß an v.l7a oder v.l7b -, wie das die Annahme eines nichtpriesterschriftlichen Quellenzusammenhangs voraussetzen würde, ist vergleichsweise unelegant; etwa gegen P.Weimar. Redaktionsgeschichte, 142. Die Inversion muß dann als Szeneneinschnitt erklärt werden.
296 Der Gen 7,21 entsprechende zweigliedrige Aufbau von 7,22 macht die Annahme, in v.22bliege eine nur locker in den Zusammenhang eingebundene Einfügung vor, nicht gerade wahrscheinlich; cf. P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 142. i m soll wegen Gen 6,17; 7,15 eine Einschaltung von R sein (cf. P. Weimar, a.a.O., mit Nennung der wichtigsten Vertreter) - eine These,die nur dann notwendig ist, wenn 7,22 vorpriesterschriftlich sein muß. Die Verbindung T3R2C"n m r r ra f t ist der Sache nach nicht zu beanstanden; cf. auch 2 Sam 22,16; Ps 18,16. Cf.
zu v.22 auch J.L. Ska, Diluvio, 50.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 198/268
198 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
A mn <2I>B rvrrx namm pp»a p w r t f i cra-in -tön-*»
c pKrr1?» p ö n pfln'^cmD DTK! "731
C rsto. trn mTTBBft ~IBK te <22'B rn-ra IÖK boo
A ina
In Gen 7,23 ist aufgrund der formalen Anlage nicht mit Zusätzen zu rechnen,297 so daß auch hier schon die Tiersequenz für die post-P-Entstehungspricht.
A ranB ranun T P 4 » -KÖR OPTTVDTIR
B anaton spa ijn öD-rta narra-w DIRO
A p«n_]Q inn*irora ins -IÖRI nr"j« -IRCH
Gen 7,23b ist die Zusammenfassung von Gen 8,1, die aber die Familie nicht
ausschließt. Wiederum deutlich kompositorisch auf den priesterschriftlichenZusammenhang Gen 8,lb.2a abgestimmt ist Gen 8,2b.3a. P zeigte an dieserStelle folgenden Aufbau:
A pwr4?» nn DTI^R "am <|h>
B ran Dtfn
c tmn ra-üo rocn <2a»
C D-ntön roiRi
B D'Qn 138h <3a
>
A 3iöi -p^n pun 'jjra
Diese Komposition wird zwar durch den Zusatz teilweise gestört, die ursprüngliche chiastische Struktur wird allerdings durch eine neue, nicht minder komplexe ersetzt:
A p*ii *xa rrn G'HVR "cum <lb>
B D'on Damc p-ppn rarm mnn nraa rocn <2a>C D'PPn"|Q np;n R^m <2b>
B n-nn inen <3a>A intöi -p"?n p « n ^ o
297 So auch C. Levin, Jahwist, 105; etwa gegen P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 142.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 199/268
Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung 199
Die von nP eingefügte298 traditionelle Vogelszene Gen 8,6-12 ist nicht einheitlich, insofern Gen 8,7, die Aussendung des Raben, die Pointe der dreistufigen Aussendung der Taube vorwegnimmt. Dafür, daß hier eine spätereErgänzung in Gen 8,6.8-12299 mit Blick auf Gilg. XI,152-154 vorliegt,
spricht auch, daß sich in der Sintflutgeschichte auch noch an anderen Stellen Zusätze eines Glossators finden, der sich gelehrt um Vollständigkeitbemüht, faktisch aber eher dazu neigt, die Pointe zu verderben (Gen 6,7aß;7,14bß).
Insgesamt läßt sich feststellen, daß hinsichtlich der Darstellung des Flutverlaufs durch nP nicht mit einer ursprünglich selbständigen Quelle gerechnet werden kann, sondern von einer Redaktion auszugehen ist, die ebensowie Prolog und Epilog (Gen 6,5-8; 8,20-22) P bereits voraussetzen. DienP-Redaktion bietet neben dem durch die rahmenden Jahwereflexioneneingezogenen Interpretationshorizont noch weitere Spezifica, von denen dieneue zeitliche Strukturierung nach dem 7 Tage/40 Tage-Schema nur einesist. So muß das Opfer des Noah in Gen 8,20 narrativ vorbereitet werden.Damit verbunden ist zugleich aber auch die Notwendigkeit, die Noahfigurgegenüber der Priesterschrift eigenständiger zu gestalten. Ist Noah bei P derpunktgenau Gott gegenüber Gehorsame, so zieht der in nP von Jahwe be
gnadigte (Gen 6,8) Gerechte (Gen 7,1) aus der Anweisung, von den reinenTieren je sieben in die Arche zu nehmen, ohne besondere Anweisung dierichtigen Schlüsse (Gen 8,20). Auf dieselbe Linie gehört die eigenständigeEntdeckung des Flutendes in der Vogelperikope.300
Es ist natürlich abwegig, behaupten zu wollen, daß die nichtpriesterlicheTextschicht rein als Bearbeitung von P entstanden ist. Vielmehr kann esaufgrund der einschlägigen Parallelen in den mesopotamischen Sintflut
überlieferungen nicht strittig sein, daß bereits literarisch vorliegende Stofferezipiert wurden dafür spricht bekanntermaßen die Übernahme der Vogelperikope sowie des Opfers nach der Flut und auch die Siebenerstrukturim Flutablauf hat bereits im mesopotamischen Kontext seinen Ort, auchwenn es sich gut in die alttestamentliche Sabbatstruktur einfügt. Nicht rekonstruierbar ist indes aus der nichtpriesterschriftlichen Textschicht einevon P unabhängige Quelle.
Traditionsgeschichtlich zu verorten ist die post-priesterschriftliche Bear
beitung der Sintflut frühestens im Kontext der der Pentateuchredaktion zuzuschreibenden Passagen. Dabei spielt neben Ex 32-34 - Noah wird nachdem Vorbild des Mose als von Gott Begnadigter gezeichnet, die Sintflut-
298 Cf. jetzt die Auflistung der Argumente bei M. Witte, Urgeschichte, 140.
299 So etwa P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 143; zuletzt M. Witte, Urgeschichte, 140.
300 Bereits darin wird man tendenziell auch eine Einlösung der in Gen 5,29 ausgesprochenen
Hoffnung erblicken dürfen.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 200/268
200 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
dauer wird zum einen mit der vierzigjährigen Wüstenzeit, zum anderen mitder vierzigtägigen Abwesenheit des Mose vom Volk parallelisiert - vor allen Dingen das ebenfalls der Pentateuchredaktion zuzuordnende Heiligkeitsgesetz eine wichtige Rolle, das den Hintergrund für die Unterschei
dung zwischen rein und unrein und damit der Opferpraxis nach der Flut -also nach der erfolgten Wiederinbesitznahme der Erde als Universaldimension der Landnahme - abgibt, wodurch Jahwe - analog zur Fürbittertätigkeit des Mose - zum Umdenken mit Blick auf das die menschliche Schuldbei weitem übersteigende Strafgericht der Flut motiviert wird.
Auf diesem Hintergrund können wir uns nun Gen 9,20-27 zuwenden,denn die Weinbauperikope bildet auch mit Blick auf den traditionsge
schichtlichen Hintergrund gewissermaßen die Fortsetzung.
4. Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18-27)
(,8) Und die Söhne Noahs, die aus der Arche herausgingen, waren Sem, Harn und
Japhet. Und Harn: er war der Vater Kanaans. *19' Diese drei waren die Söhne Noahs,
und aus ihnen verteilte sich die ganze Erde. '20> Und Noah, der Ackersmann, fing anund pflanzte einen Weinberg.301 <2,> Und er trank von dem Wein und wurde betrunkenund entblößte sich inmitten seines Zeltes. <22' Und Harn, der Vater Kanaans, sah dieScham seines Vaters.302 Und er berichtete es seinen beiden Brüdern draußen. *23' UndSem und Japhet nahmen303 das Obergewand. Und sie legten (es) auf die Schulter, siebeide. Und sie gingen rückwärts und bedeckten die Scham ihres Vaters, indem ihreGesichter rückwärts gerichtet waren und sie die Scham ihres Vaters nicht sahen. (24 'Und Noah erwachte von seinem Wein(rausch), und er erkannte, was sein jüngster3"'1
Sohn für ihn getan hatte. <25' Und er sagte: Verflucht sei Kanaan - Knecht der Knech
te soll er für seine Brüder sein. *26> Und er sagte: Gepriesen sei Jahwe, der Gott Sems- und Kanaan sei ihr305 Knecht. '2 7 ' Weiten Raum schaffe Gott für Japhet, und er sollwohnen in den Zelten Sems - und Kanaan sei ihr305 Knecht.106
301 TO bn*' bezieht sich nicht auf HDISH Ö"K, sondern wird in C~\2 DQ"1 fortgesetzt; cf. etwaH. Holzinger, Genesis, 90; L. Ruppert, Genesis. 407; M. Vervenne, What shall We Do, 45.
302 Der Zusatz der LXX ist nicht ursprünglich, unterstreicht aber die Tendenz von Gen 9.21 ff;cf. etwa M. Rösel, Übersetzung, 202.
303 Der Singular (np"1) vor zusammengesetzten Subjekten ist nicht ungewöhnlich.304 Zur Funktion des Komparativs in der LXX cf. M. Rösel, Übersetzung, 202; cf. aber auch
J.W. Wevers, Notes on the Greek Text, 124.305 Die Deutung von IG1? ist nicht unproblematisch. Gesenius-Kautzsch28 § 103f geht von ei
nem Plural in Beziehung auf Collectiva aus; demgegenüber ist KBL3, 505, unschlüssig. Die LXX-Überlieferung schwankt. Während sie in v.26 den Singular liest, ist in v.27 im wesentlichen derPlural belegt; cf. J.W. Wevers, Notes on the Greek Text, 125, M. Rösel, Übersetzung, 203.
306 Die zur Priesterschrift gehörigen Texte sind durch Kursive ausgewiesen.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 201/268
Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18-27) 201
Die „Weinbauperikope" hat ambivalente Deutungen erfahren.307 Währendder Abschnitt in der Regel als Bestandteil von J* gilt,108 hat M. Vervenne309
diesen einer priesterlichen Bearbeitung, der Holiness School, zugewiesen,die Lev 18 illustriere. Die Perikope gilt allerdings auch bei den Autoren, die
mit einem von P unabhängigen Quellenbestand in der Urgeschichte rechnen, mitunter als ein Argument für die Heterogenität des nichtpriesterschriftlichen Quellenmaterials, da der Anschluß in Gen 9,18f deutlich redaktionelle Spuren zeige, zudem die Notiz Gen 5,29 ihren eigentlichen Bezugspunkt in Gen 9,20f habe und somit die nP-Sintfluterzählung von denanderen nP-Texten in Gen 1-11 zu separieren sei.310 Nun hatte die bisherigeUntersuchung ergeben, daß gerade die Linie Gen 3,17 (5,29); 4,11 durchausihren Zielpunkt, wenn auch nicht ihre Aufhebung in Gen 8,21 findet, zudemdie nichtpriesterschriftlichen Anteile der Sintflutperikope im wesentlichenredaktionell einzustufen sind und P korrigieren, wie denn auch zumindestdie tragenden literarischen Elemente in Gen 2-4 post-P gestaltet wurden.Und schließlich scheint in Gen 8,20 das Heiligkeitsgesetz durch. Welcheliterarische Stellung und welche Funktion hat also Gen 9,20-27?
Die Erzählung Gen 9,20-27 ist der priesterschriftlichen genealogischenNotiz Gen 9,28f vorangestellt worden. Damit wird sie nunmehr vom hinte
ren Doppelrahmen der Sintfluterzählung der Priesterschrift (Gen 9,18a. 19;Gen 9,28f) umschlossen. Die Analyse des priesterschriftlichen Sintflutberichts war bereits mit Blick auf Gen 9,18f zu einem auch für die Weinbauperikope folgenreichen Ergebnis gekommen.3" Zum einen sind die Versealles andere als homogen, da es sich bei Gen 9,18b (]i)DD "DK Kin DTD) umeine ergänzende Notiz handelt,312 die auf Gen 9,22 abzielt. Zum anderen istder verbleibende Grundbestand Gen 9,18a. 19 mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit nicht nP, sondern P zuzurechnen. Zum dritten ist dieErgänzung Gen 9,18b unter Berücksichtigung des Kompositionsmustersvon Gen 9,18a. 19 vorgenommen worden, insofern sie die Zentralposition
307 Einen neueren Überblick über die Interpretationsalternativen der „eccentric anecdote"Gen 9,18-27, die auch einige antike Deutungen auflistet, bietet M. Vervenne, What Shall We Do,33ff. Cf. auch W. Vogels, Cham decouvre les limites, 555ff.
308 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 645ff.; H. Seebass, Genesis 1, 251, u.v.m.309 M. Vervenne, What Shall We Do, 52f.
310 Etwa K. Budde, Urgeschichte, 313; H. Gunkel, Genesis, 55.78.311 S.o. II.3.1.312 Der Verfasser gestaltet die Ergänzung Gen 9,18b nicht im Stile von Gen 4,18;
10,8.13.15.24.26 (TT PN-1) als Geburtsnotiz. Die nächstgelegene Analogie ist vielmehr der in denZusammenhang von P in Gen 10,20.22f eingeschaltete Hinweis Gen 10,2lba ("Qir ,ID"7D "3K),der den Sem-Abschnitt Gen 10,21-30 unter eine Gesamtperspektive, nämlich die der Eber-Nachkommen rückt und vor allen Dingen, daraufsei an dieser Stelle im Vorgriff auf die ausführliche Analyse bereits hingewiesen (s.u. III.5), im Verbund mit Gen 10,24f für Gen 10,21-25 einevergleichbare literarische Form wie Gen 9,18f intendiert. Cf. außerdem Gen 19,37f; Rut 4,17; 1
Chr 2,42; 4,11; 7,31. Gen 4,20f formuliert leicht variierend ("3K iTTI «in) .
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 202/268
202 Die nichtpriestersch riftliche Urges chich te
mit Blick auf die priesterschriftliche Vorlage erhalten hat, so daß Gen 18fnun insgesamt konzentrisch angelegt ist:
A narsrrjn •,K^,n rerga TTH <18>
B ns'i am PCC jtss "DK Kin •m(|8b>
B n'pH! np*?p 09)
Aufgrund dieser Voraussetzungen erweist sich der Bericht von NoahsWeinanbau und seinen Folgen als redaktionell an die Priesterschrift ange
schlossener Text, der keine unmittelbare Verbindung mit dem vorangegangenen nichtpriesterlichen Bestand hat.313 Was ist nun des näheren die Intention dieser redaktionellen Verknüpfung, die Gen 9,18f gewissermaßen zurKopfzeile der nachfolgenden Erzählung macht (bei der es sich folglichnicht um eine Noah-, sondern um eine „Sem, Harn, Japhet und Kanaan"-Geschichte handelt) und diese gleichsam als eine Episode in den genealogischen Zusammenhang von Gen 5,1-32; 9,28f, genauer: der Sintflutperikopeeinbaut? Zur Beantwortung der Frage ist ein Blick auf die Komposition des
gesamten Abschnitts hilfreich.314
Obwohl der Text durchaus Spannungen315 und einige Doppelungen enthält,316 die mitunter Anlaß zu umfänglichen Kürzungen und Änderungen
313 Cr', hierzu etwa H. Gunkel, Genesis, 78. Auch P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 146,geht davon aus, daß Gen 9,20-27 nur „relativ locker in den größeren Erzählzusammcnhang eingebunden ist". Das damit verbundene Urteil, die Geschichte sei „nicht für den vorliegenden Zusammenhang komponiert, sondern diesem erst sekundär eingefügt" (a.a.O.; cf. auch W. Schottroff,
Fluchspruch, 148f; O.H. Steck, Genesis 12,1-3, 1300, dürfte indes nur mit Blick auf den sekundären, deutlich redaktionellen Charakter der Weinbauperikope zutreffen. Die Komposition selber isthingegen klar auf den Kontext bezogen; s.i.f.
314 Cf. etwa H. Seebass, Genesis I, 243, der mit einer Ringkomposition, die in der Relationvon Gen 9,18f und v.25-27 bestehen soll, rechnet.
315 Hier ist vor allen Dingen auf die Unausgeglichenheit zwischen Harn und Kanaan zu verweisen. Erklärt werden muß insbesondere der Sachverhalt, daß das wie immer genau zu fassendeVergehen Harn zugeschrieben wird, die Folgen in Gestalt des Fluches aber unmittelbar seinenSohn Kanaan betreffen. Damit verbunden ist die Frage, wer in Gen 9,24b mit dem jQpn p gemeint ist; cf. etwa M. Vervenne, What shall We Do, 39.51. Es wird deswegen angenommen,
"3RCn in v.22 sei eine Glosse, die auf den Verfasser von Gen 9,18b zurückgehe; cf. etwa H. Hol-zinger, Genesis, 90, der mit K. Budde, Urgeschichte, 292, auch v.26b.27 für sekundär hält und inv.26a den Segen direkt auf Sem bezieht. M. Witte, Urgeschichte, 103, rechnet sowohl mit derHinzufügung Harns als auch Japhets und nimmt, um zu einer glatten, ursprünglichen Erzählung zugelangen, entsprechende Kürzungen bzw. Änderungen in v.22f.26f vor, für die es - soweit wirsehen - so gut wie keine literarkritischen Anhaltspunkte im Text gibt. Im Gegenzug ändert sich andem Problemset auch zunächst einmal nicht viel, wenn man den Namenswechsel einfach „zumProgramm der Erzählung" erklärt - so N.C. Baumgart, Umkehr. 174.
316 Die Doppelungen befinden sich in Gen 9,23b. P. Weimar. Redaktionsgeschichte, 147, et
wa stuft v.23.26f als sekundäre Zusätze ein. Als Indiz wertet er die stilistischen Abweichungen in
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 203/268
Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18-27) 203
gegeben haben, besteht für v.20-24 keinerlei Grund, an der literarischenIntegrität zu zweifeln, denn der Text folgt auch in diesem Fall literartechni-schen Anordnungsprinzipien, die denn auch zu genüge verdeutlichen, worauf es dem Verfasser letztendlich ankam. Gen 9,21-24a ist ebenso wie die
redigierte Angabe Gen 9,18f konzentrisch gestaltet:3'7
D~D ycn nan«n er« ra bm <20>
A n HN -pra bim ~pcn |'TT]Q rieh <21>B JffiD -3« on KTT_ <22>
c p r a rnir's fr i n ra« rrng naD nboörrn« ns'i DE) npn (23)
nrnm •o'n omö DDCT
1
?:? nyänE PH-DK rrng n« inmD rmntj DTTTBI
C Dn^KjrnjriB 1K"I 8*7
A TTP m f p " 1 <24>
ppn 133 lynöinöK rw jm
Nach allem, was Gen 9,20-24 erkennen läßt, handelt es sich um einen literarisch einheitlichen Wurf. Der kunstmäßigen Zentralpassage Gen 9,21-24aist v.20 vorangestellt, der selber nicht in die auf den Gegensatz zwischenden Brüdern abzielende literarische Struktur integriert ist. Auch wenn er dieVoraussetzungen für Gen 9,21 ff schafft, ist dennoch nach seiner darüberhi-nausgehenden Leistung im Anschluß an den Auszug aus der Arche zu fragen. Noah beginnt nach der Sintflut als Ackersmann mit der Anlage eines
Weinbergs.Ob es sich hier um eine rein kulturgeschichtliche Notiz über den Beginn des Wein
baus,318 das nebensächliche Ingrediens' ,319 handelt, ist zumindest der kritischen
Nachfrage wert. Zwar gibt es partielle Übereinstimmungen mit Gen 4,26 sowie Gen
6,1; 10,8,320 doch unterscheiden sich diese in der syntaktischen Gestaltung von Gen
v.23 vom Erzählduktus - dies trifft allerdings nur für v.23b zu und ist an dieser Stelle ein unzulängliches Kriterium, wie sich zeigen wird. Da v.23 und damit die Aktion von Sem und Japhetsekundär sein soll, gilt dies dann natürlich auch für die durch die Wiederholung von TDW1 (v.26)angeschlossenen Segenssprüche v.26f. Cf. zu v.23 auch F.W. Basset, Noah's Nakedness, 237. C.Levin, Jahwist, 120, hält ebenso wie M. Witte, Urgeschichte, 103, nur v.23b für einen Zusatz.
317 Die Gliederung von Gen 9,20-27, die M. Vervenne, What shall We Do, 44, vorschlägt,trifft nicht ganz die Kompositionsabsicht des Verfassers. N.C. Baumgart, Umkehr, 177, weistdaraufhin, daß in v.22a.23bß „eine Art Chiasmus" vorliegt.
318 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 646.65 lf, u.a.319 J. Wellhausen, Prolegomena zur Geschichte Israels (Berlin u.a. 6I927), 314.
320 Unspezifisch ist hingegen Gen 11,6.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 204/268
204 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
9,20, insofern V?n an diesen Stellen mit *? + inf. es. fortgesetzt321 und damit ein erstmaliges Ereignis eingeführt wird.322 Ein impf. cons. steht nur noch in Es 3,8. Die Bezeichnung HDIKn Ö'K ist singulär, Kain wird demgegenüber als nniR T2$3 (Gen 4,2)klassifiziert. Der Weinanbau hat an dieser Stelle eigenständiges Gewicht. Natürlich
bietet er die Voraussetzung für die folgende „Verwicklung". Zum anderen ist aberu.a. von K. Budde323 vermutet worden, die Ankündigung von Gen 5,29 finde hierihren Zielpunkt: der Weingenuß tröste von den Mühen des Ackerbaus. Nun verwundert es allerdings, daß der Verfasser von Gen 5,29, der die Bezugnahme auf Gen3,17b in literarisch wie sachlich so eindeutiger Weise gestaltet hat,324 gerade bei derErfüllung der Verheißung von Gen 5,29 jeden expliziten Bezug vermied. So wirdman eher vermuten, daß die Erfüllung von Gen 5,29 in der flexibleren bzw. eigenständigeren Gestaltung der Noahfigur gegenüber P überhaupt liegt, die in Gen 8,20unbestreitbar ihren Höhepunkte erreichte, die sich aber auch in Gen 9,20 findet undan dieser Stelle auch die nmK-Thematik in der gegenüber Gen 8,21 semantischenBegrenzung auf den Ackerboden aufgreift. Allerdings wird man sich nicht mit der„Erlösung durch Weingenuß" begnügen dürfen. Denn es kann noch ein andererGrund erwogen werden, warum der Beginn des Weinbaus an dieser Stelle steht. Ermuß ja keineswegs nur der Aufhänger für das - wie auch immer zu bestimmende -Vergehen Harns bzw. Kanaans sein. Zieht man die anderen Belegstellen des AT mithinzu, so hat das Anpflanzen eines Weinbergs (CHD VQ'J) zeichenhaften Charakter fürdas Ende des Gerichts: 2 Reg 19,29 || Jes 37,30 (das Anpflanzen von Weinbergen
wird als Zeichen für das Ende der Assyrerbedrohung angekündigt); Jes 65,21 (Zustände der Heilszeit); Jer 31,5; Ez 28,26; Hos 2,17; Am 9,14; Ps 107,37 - unspezifisch ist nur Prov 31,16; Dtn 20,6 gewährt Dispens vom Kriegsdienst, wenn dieFrüchte eines gerade angelegten Weinbergs noch nicht genossen wurden; cf. auch Mi4,4. Der Gerichtsbeginn hat dann naturgemäß Folgen für den Weinanbau: Am 4,9;5,11; Zeph 1,13.325 Die Notiz Gen 9,20 wird man dann durchaus auch als Ende desSintflutgerichts und Anbruch der Friedenszeit interpretieren können, im Anschluß anLev 20,22-26 gewissermaßen als geglückte Landnahme. Damit erscheint - auf dem
Hintergrund von Gen 8,20-22 - auch Gen 5,29 nochmals in einem anderen Licht,zumal sich die Weinbauperikope stellenweise ohnehin deutlich an Gen 2,4b-3,23anlehnt.326
Der Verfasser steuert nach dem Hinweis auf die Anpflanzung des Weinbergs ohne Umschweife auf das für den Fortgang der Handlung relevanteEreignis zu: Noahs Trunkenheit - der Sache nach nicht unbedingt sittlichanfechtbar327 - und infolgedessen seine Selbstentblößung inmitten seines
Zeltes. Von der m"VP Noahs ist an dieser Stelle - nicht zuletzt kompositi-
321 Die Bildung ist die geläufige.322 Cf. insbes. 1 Sam 14,35; 22,15.323 K. Budde, Urgeschichte, 306f; H. Gunkel, Genesis, 55; u.v.m.324 S.o. III.325 Cf. hierzu etwa H.-P. Müller . Art . DTD, 337.
326 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 661. M. Vervenne, What Shall We Do, 49. Die Bezügesind detailliert zusammengestellt bei N.C. Baumgart, Umkehr. I87f (Lit.).
327 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 651.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 205/268
Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18-27) 205
onsbedingt - noch nicht die Rede.328 Der Trunkenheit (A ]"rr|Q ncri; v.21)entspricht in der Textanlage naturgemäß das Erwachen aus dem Wein-Rausch (A 1J"0 m fp"l; v.24a). Beide Elemente bilden indes lediglich denRahmen um das eigentliche Geschehen. Der Erzählung geht es also nicht
um die Destruktion der Noah-Figur, das machen die Komposition von v.22fsowie der Fluch- und Segensteil v.25f deutlich, sondern um die Qualifizierung von Sem, Japhet und Ham/Kanaan.
Mit Blick auf Intention und Hintergrund des Textes sind natürlich v.22feinschlägig. Man hat variantenreich gerätselt, worin denn das eigentlicheVergehen Harns gegenüber seinem Vater bestanden habe.329 Der Sache nachzerfällt das Vorgehen Hams/Kanaans in zwei Schritte: v.22a stellt dar, Harn
- Kanaans Vater - habe die Blöße gesehen (ntn) bzw. vielleicht sogarschärfer: bewußt betrachtet.330 Der v.22b vermerkt sodann, Ham/Kanaanhabe seine zwei Brüder außerhalb des Zeltes (JTTQ) informiert. Der v.22bdient der Überleitung zum - korrekten - Eingreifen von Sem und Japhet,macht aber zugleich die Tendenz von v.23 deutlich, denn daß die Mitteilungausdrücklich außerhalb des Zeltes geschieht, zielt auf die Versicherung ab,daß Sem und Japhet keinesfalls die Blöße des Vaters zu Gesicht bekamen.Weist also v.22b bereits der Sache nach auf das Folgende, so gilt dies dezi-
diert für v.22a, denn der Versteil wird in v.23bß chiastisch rezipiert.331
Schon diese literaturtechnische Verknüpfung verweist auf die eigentlichePointe des Textes, insofern hier explizit die konträren Verhaltensweisen derNoah-Söhne, Ham/Kanaan einerseits - Sem und Japhet andererseits, zurDarstellung kommen. Vom literarischen Duktus her ist es also ausgesprochen unwahrscheinlich, daß mit dem Wegfall einer Beschreibung von HarnsVergehen zu rechnen ist.332 Der Verfasser will und muß an dieser Stellenicht mehr sagen. Denn worauf es ihm ankommt ist klar und deutlich.333
328 Obwohl die Verbindung von rf73 und 11111) durchaus nahe liegt; cf. Ex 20,26; Lev 18,6f.8-19; 20,11.17-2 l;Je s 47,3; Ez 16,36f; 22,10; 23,10.18.29.
329 Es wird mit dem Ausfall eines derben Erzählmomentes, einem geschlechtlichen Vergehen- etwa Inzest oder Kastration - oder schlicht der Entehrung des Vaters gerechnet; cf. etwa H. Hol-zinger, Genesis, 90; H. Gunkel, Genesis, 79; G. von Rad, Genesis, 103; C. Westermann, Genesis,648f; W. Zimmerli, 1. Mose 1-11, 356; O.H. Steck, Genesis 12,1-3, 130f, F.W. Bassett, Noah'sNakedness, 232ff; E. Drewermann, Strukturen des Bösen II, 4361T; M. Vervenne, What Shall WeDo, 34f.
330 Cf. H. Seebass, Genesis I, 246.331 Es besteht insofern schlechterdings keine Notwendigkeit, in v.23b mit einem sekundären
Zusatz zu rechnen. Bei einem Chiasmus, der zudem nicht nur die hier in Frage stehende Korrespondenz zwischen v.22a und v.23b umfaßt, darf die Syntax nicht vorschnell literarkritisch ausgewertet werden.
332 So auch P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 147.333 C. Westermann, Genesis, 653, versucht, den seiner Einschätzung nach „einfachen Sinn"
des Vergehens an Noah von ugaritischen Parallelen ausgehend zu erheben. Der Fürsorgepflicht
des Sohnes gegenüber dem betrunkenen Vater entsprechend (KTU 1.17,1,30 u.ö.; cf. auch H.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 206/268
206 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Sem und Japhet haben das Sehen der Scham bewußt vermieden - Harn/Kanaan hat ebenso bewußt das Gegenteil getan, wenngleich er auch denZustand des Vaters nicht selber herbeigeführt hat. Auch das durch den
v.23aßyba (D-E-D) gebildete Zentrum unterstreicht genau dasselbe Anlie
gen: Sem und Japhet haben selber nichts gesehen. Der Handlungsaspekt desRückwärtsgehens (n"~inK 'D'ri) und die zusätzliche Betonung der abgewandten Gesichter (n""irw QTJBI) bildet den unmittelbaren Rahmen um diein Zentralposition stehende und auf die C-Elemente Bezug nehmende Bedeckung der Scham des Vaters.
Die Belege für die Verbindung von HKI und iTTUJ sind nicht sonderlich zahlreich und
stehen alle nicht im Verdacht, vorexilischen Ursprungs zu sein: Lev 20,17; Ez 16,37;
Thr 1,8. Hinzuzunehmen sind noch Dtn 25,15 (das Verbot des "im fTTTS nun ist Ausdruck für die Heiligkeit des Lagers, die in der mitgehenden Präsenz Jahwes gründet
und Voraussetzung für die Fortdauer derselben ist) und Jes 47,3 (TUn und m~ia im
parallelismus membrorum; metaphorisch ausgesagt wird die Erniedrigung Babels).
Thr 1,8 nennt das entehrende Sehen der Scham durch die einstmaligen Bewunderer
Jerusalems als Folge der Verfehlung der Stadt. Auf derselben Linie liegt Ez 16,37.
Der Vers ist deswegen von Interesse, da er auf Ez 16,8 zurückverweist.334
Ez 16,8
schildert das Auffinden (rwi) und die Ausschmückung der Braut durch Jahwe, die in
der Bedeckung der Scham besteht Cjnri» HCOK1 -\*72 'EJD ETSK1 - cf. noch Hos 2,11;Rut 3,9, aber auch Gen 9,23); es folgt ein Bundesschluß. Lev 20,17 bietet einen
Rechtsfall, auf den in diesem Zusammenhang schon hingewiesen wurde.335
Der Fall
paßt insofern nicht ganz, als hier von einem beiderseitigen Verschulden ausgegangen
wird OrrnirnK PimrTWrTI nnrWrH mm), zumal, wie das der Kontext Lev 18,6f.8-19; 20,11.17-21 regelt, in Gen 9,20ff nicht von einer bewußten Aufdeckung der
Scham (JT1"1S n^J) die Rede ist, sondern diese gewissermaßen versehentlich im Aus-
nüchterungsschlaf geschieht (Gen 9,21). Der Schuldzusammenhang ist also abgemil
dert - eine Todessanktion, die Lev 20,17 vorsieht, ist deswegen auch nicht nötig.
Nun hatte die Analyse von Gen 8,20 ergeben, daß die einzige Parallele zurDifferenzierung der Tiere im Zuge des Opfers in Lev 20,25 steht. Wenn
wiederum die einzige Parallele für das ohnehin nicht sonderlich breit belegte rrnimK n*o im gesamten „Enneateuch" in Lev 20,17 zu finden ist, wird
Niehr. Art. fTT», 370f; J. Scharbert, [NEB], 100; N.C. Baumgart, Umkehr, 179 [Lit.]) habe Harn
die Pflicht gehabt, die Blöße des Vaters zu bedecken. Doch so einfach liegen die Dinge nicht - der
Text ist viel schillernder. Man darf ihn wohl nicht nur von der Handlung der beiden anderen Brü
der her interpretieren. Zumindest ist es zu vordergründig, nur von der Aktion des Bedeckens aus
zugehen. Denn wenn das Vergehen Harns nur darin bestanden haben sollte, Noah nicht bedeckt zu
haben, wäre der Aufwand, den die beiden Brüder bei der Bedeckungsaktion betreiben, nicht zu
erklären. Das Vergehen - und dafür spricht nicht zuletzt die Komposition des Abschnitts - muß
also in dem „Sehen der Blöße" bestanden haben, denn genau dies suchen Sem und Japhet zu ver
hindern, wie der Text mehrfach versichert.
334 Zur literarischen Schichtung in Ez 16 cf. K.-F. Pohlmann, Hesekiel/Ezechiel, 21 lff.
335 H. Gunkel, Genesis, 79; F.W. Basset, Noah 's Nakedness, 237. C. Levin. Jahwist. Il9f;
dagegen N.C. Baumgart, Umkehr, 178 (Lit.).
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 207/268
Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18-27) 207
man wohl schwerlich von einem Zufall auszugehen haben. Da Lev 20,22ffden Landverlust der Urbevölkerung Kanaans als Folge der in Lev 18; 20genannten Verfehlungen darstellt, nimmt es zudem nicht wunder, daß Gen9,20-27 eine Verfluchung Kanaans (v.26a) enthält. Folglich erscheint uns
die Annahme einer narrativen Umsetzung von Lev 20 in den redaktionellenStücken Gen 8,20-22; 9,20-27 nicht allzufern zu liegen.
Die narrative Umsetzung muß allerdings unter einschränkenden Bedin
gungen stattfinden, denn die Figur des Noah darf einerseits nicht sonderlichbeschädigt werden - der post-P als pTJ (Gen 6,9; 7,1) Eingeführte mußseiner relativen Gerechtigkeit genügen, wofür nicht zuletzt spricht, daß erals Fluch- und Segensinstanz fungiert -, zum anderen darf es, da derSchuldträger Kanaan noch für die Völkerausbreitung benötigt wird, nicht zueiner Todessanktion kommen.336 Entsprechend deckt Harn/Kanaan dieScham Noahs nicht selber auf, sondern sieht sie nur. Für die Aufdeckung
der Scham ist aber auch Noah umständehalber nicht verantwortlich. Da aberauf dem Hintergrund von Lev 20 nur Kanaan als Verfehlungsinstanz inFrage kommt, muß die Figur zudem erst einmal eingeführt werden. Diesgeschieht im Anschluß an die priesterschriftliche Völkertafel (Gen 10,6)durch die Zuordnung zu Harn (Gen 9,18.22).
Die ganze Darstellung läuft nun nicht nur auf die Verfluchung Kanaanshinaus, sondern auf die Differenzierung unter den Noah-Söhnen überhaupt,die auf dem Hintergrund von Gen 9,20-24a in v.24b-27 vorgenommenwird. Gemessen an der literarischen Kunstfertigkeit, mit der der Verfasserin Gen 9,20-24a zu Werke ging, fällt die Fortsetzung v.24b-27 allerdingseinigermaßen ab. Gleichwohl kann auf dem Hintergrund des in v.22f auf-gebauten Gegensatzes zwischen Ham/Kanaan und Sem/Japhet davon aus
gegangen werden, daß dieser sich in Fluch und Segen niederschlägt, wasdie doppelte Redeeinleitung durch "iQK't in v.25 und v.26 unterstreicht.337
Derjenige, der Gen 9,20-24 komponierte und über Gen 9,18b an den priesterschriftlichen Rahmen der Sintfluterzählung anfügte, ist aller Wahrscheinlichkeit nach auch für Gen 9,25-27 in der vorliegenden Form und indiesem Umfange verantwortlich. Dennoch sind bereits mit Gen 9,24b -
blickt man auf die Forschungslage - einige nicht unerhebliche Interpretationsprobleme verbunden, die vor allen Dingen mit der Ham-Kanaan-Frage
zusammenhängen. Bevor wir uns diesen zuwenden, ist jedoch in Erinne-
336 Die endgültige Einlösung der durch die Flüche hergestellten Verhältnisbestimmung unter
den Brüdern erfolgt narrativ durch die Landnahme - darauf wird auch in den nichtpriesterschriftli-
chen Ergänzungen der Völkertafel hingewiesen; s.u.
337 L. Ruppert, Genesis, 41 1, weist zu Recht daraufhin, daß die Annahme von ursprünglich
lediglich einem Sohn - so C. Westermann, Genesis, 650 - oder zwei Söhnen - so J. Herrmann, Zu
Gen 9,18-27, 130, u.v.m. - im Fluchteil Spekulation bleibt, eine Einschätzung, die durch die kom-
positionell naheliegende Einheitlichkeit von Gen 9,20-24 noch unterstrichen wird.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 208/268
208 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
rung zu rufen, daß der Verfasser sowohl in der redaktionellen Anknüpfungvon Gen 9,20-27 an den priesterschriftlichen Rahmen der Sintflutperikopeals auch bei der geschlossenen formalen Gestaltung von v.21-24a eine gewisse literarische Kunstfertigkeit an den Tag gelegt hat, so daß auch dem
folgenden Text v.24b-27 zunächst einmal jeder Kredit einzuräumen ist -obwohl oder gerade weil das Hauptproblem mit der Information zusammenhängt, daß Harn der Vater Kanaans ist (v.l8b) und dezidiert als solcher(v.22aa) falsch gehandelt hat.
In Gen 9,24 bereitet der Satz ppn 1D rrnöinti« DK JTTI im Verbund mitdem folgenden Fluch über Kanaan Verständnisschwierigkeiten. Zunächstfragt man sich nach dem Hintergrund der Aussage, daß Noah „erkannte"
(ITT) - denn das, was sein Sohn Harn, Kanaans Vater, ausweislich von v.22getan hatte, war bei nachlassendem Alkoholeinfluß nicht einfach zu erkennen, sondern hätte ihm berichtet werden müssen.338 Zudem ist unklar, wermit dem ]Bpn p denn nun genau gemeint ist. Übersetzt man den Relativsatz]Dpn V2 l*7~nÖJr~itöK mit „was ihm sein jüngster Sohn angetan hatte",339 dannkann es sich hier nur um Harn handeln, dessen Sohn Kanaan im Anschlußverflucht wird.340 Allerdings ist Harn nach allem, was die einschlägigenTexte erkennen lassen, nicht der jüngste Sohn Noahs, Kanaan selber über
haupt nicht der Sohn Noahs und zum dritten heißt *? + ritMJ keineswegs nurnegativ konnotiert Jemandem antun", sondern auch positiv „für jemandentun".34' Der jüngste Sohn ist, das legen die Aufzählungen in Gen 5,32; 6,10;7,13; 9,18; 10,1 nahe,342 Japhet.343 Gen 9,24b ist dann aber wie folgt aufzufassen: „Und er (i.e. Noah) erkannte, was sein jüngster Sohn (i.e. Japhet) fürihn getan hatte". Legt man diesen Sinn zugrunde, dann kann auch die Fragebeantwortet werden, woran Noah erkannte, was geschehen war. Denn daßder Mantel - wohl Sem und Japhet zuzuordnen344 - ihn, genauer: seine rrnj;
338 M. Witte, Urgeschichte, 103, geht denn auch stillschweigend davon aus, Noah habe erfahren, was Kanaan getan haben soll.
339 So etwa H. Seebass, Genesis I, 242, und jetzt ausdrücklich N.C. Baumgart, Umkehr, 178,mit Hinweis auf L. Ruppert, Genesis, 422, und auf HJ. Boecker, Redeformen, 29f, der zwar aufdie Verwendung von 7 + HDD im Rechtskontext aufmerksam gemacht hat, allerdings in Zusammenhang mit der sogenannten Beschuldigungsformel ?ITfDBrWTTE (Gen 12,18 u.ö.). HJ. Boek-ker zählt Gen 9,24b denn auch gar nicht unter den Belegstellen au f- zu Recht.
340 Cf. etwa M. Vervenne, What shall We Do, 51.341 Cf. etwa Gen 19,3; 21,6; 26,30; 27,4.7; 37,3; Ex 14,13 u.ö.342 Die Umkehrung der Reihenfolge in Gen 10,2ff hat kompositorische und sachliche Gründe
(s.o. II.4) und ist nicht dahingehend auswertbar, die ursprüngliche Reihenfolge sei Japhet, Harn,Sem gewesen - um Gen 9,24 den gewünschten Sinn abgewinnen zu können.
343 Cf. etwa auch M. Witte, Urgeschichte, 102.344 Um den Mantel Noahs, der im Schlaf von ihm abgefallen war, handelt es sich wohl nicht,
da die Tat von Sem und Japhet zugunsten des Vaters ihren Ausgangspunkt außerhalb des Zeltesnimmt. Daß ,71*7130" an dieser Stelle determiniert ist. weist auf Japhet als seinen Besitzer hin; cf.
E. König, Genesis, 384.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 209/268
Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18-27) 209
bedeckte, ist auch für Noah unter den gegebenen Umständen ohne Fremdmitteilung einsichtig. In diesem Zusammenhang ist auch daran zu erinnern,daß die Aushändigung des Mantels (pfcdD) zur Bedeckung der Nacktheit imKontext theologisierten Rechts eine nicht unerhebliche Rolle spielt.345 Be
reits in Gen 3,22 war im Anschluß an Gen 2,25; 3,7 Jahwe in der Rolle desRechtshelfers für die Bedürftigen aufgetreten. Analoges zeigt sich jetztauch in der zweiten Bekleidungsszene der Urgeschichte.
Vor diesem Hintergrund verwundert es auch nicht, daß der Japhet-Spruch in Gen 9,27 am umfangreichsten ausfällt. Daß Japhet
346 überhaupt
derartig ins Blickfeld rückt, wird man literarisch mit dem Kontext begründen können, und zwar mit der sich anschließenden priesterschriftlichenVölkertafel, die Japhet an die Spitze stellt. Diese Spitzenposition erfährtdurch Gen 9,20-27 auch eine nachträgliche Begründung.
Der Aufbau von v.25-27 ist zunächst durch die Wiederholung von TDR1in v.25 und v.26 deutlich zweigeteilt, d.h. der „Segen" über Sem und Japhetwird als Einheit aufgefaßt. Dementsprechend taucht das positive Pendant zuTITR (v.25a) nur einmal, nämlich in v.26a auf (~[VO). Der Fluchspruch v.25und der Segen v.26f unterscheiden sich auch dadurch, daß nur der Segenvon der Gottheit handelt, wobei bei Japhet lediglich DTTTN auftaucht, bei
Sem hingegen der Gottesname mrr genannt wird. Dabei fällt auf, daß inv.26a Jahwe gesegnet wird - nicht Sem. Die einleitende Doxologie
347 ist
dementsprechend zum Gegenstand von Textänderungsvorschlägen geworden, um analog zu v.25 einen echten Segensspruch zu kreieren.
348 In Gen
9,27 erscheint zwar nicht das Lexem "["•, allerdings geht es um drei direktepositive Zuwendungen an Japhet. Die Annahme von literarischen Veränderungen ist indes nicht geboten. Die Japhet-Orientierung von v.24b begrün
det es ausreichend, daß sich auch der Segensspruch auf Japhet konzentriert.
Der Sache nach geht es Gen 9,25-27 zum einen um den Ausbau des Gegensatzes zwischen Kanaan auf der einen, Sem und Japhet auf der anderenSeite. Zu diesem Zweck wird die durch den Fluch in Gang gesetzte Ver
fechtung des Ham-Sohnes Kanaans (rriiib rTTT 0PT3S ~QD) gleich zweimalaufgegriffen (in
1? "DU ]S10 -m).
349 Die postpriesterschriftliche Verfluchung
345 Ex 22,25f; cf. M. Arneth, „Sonne der Gerechtigkeit", 133ff.l45ff.
346 Cf. zur Identifikation Japhets mit den Griechen jetzt die Ausführungen bei M. Witte, Urgeschichte, 315ff, der den terminus a quo des Japhetspruchs auf den Alexanderzug durch Palästina
festlegt.
347 Cf. etwa K. Budde, Urgeschichte, 296; H. Seebass, Genesis 1, 248.
348 Nachfolger hat der Vorschlag von K. Budde, Urgeschichte, 294f, gefunden, der als ur
sprüngliche Fassung CO ITCT TTTJ liest und die Entstehung der jetzigen Form über die Fehlinter
pretation von rriT" fTQ als !TliT ^VQ erklärt, was dann die Ergänzung von 'Th^ nach sich gezo
gen habe; cf. H. Holzinger, Genesis, 90. Für die Beibehaltung des Textes spricht sich E. Meyer,
Israeliten, 220, aus.
349 Cf. etwa T. Willi, Funktion, 436.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 210/268
210 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Kanaans hat also weniger die Vertreibung bzw. die Vernichtung Kanaans,als vielmehr „nur" die Unterjochung im Blick.350 Zum anderen wird auchdie enge Beziehung zwischen Sem und Japhet auf eine tragfähige Grundlage gestellt.
Die insgesamt literarisch geschlossene, postpriesterschriftliche und aufderselben Linie wie die nichtpriesterschriftliche Redaktion der Sintflutperi-kope liegende Episode Gen 9,20-27 schließt zunächst die Bearbeitung derpriesterschriftlichen Menschheitsepoche (Gen 5,1-9,29*) durch nP ab, bietet aber aufgrund der narrativ vorgenommenen ethisch-religiösen Differenzierung der Noahsöhne und der Stabilisierung dieser Ausdifferenzierung inden Fluch- und Segenssprüchen ein Interpretament für die folgende Völkertafel. Nun ist auch die Völkertafel literarisch nicht aus einem Guß, sondernneben der Priesterschrift ist eine weitere Textschicht ausgrenzbar. Es stelltsich somit die Frage nach ihrem literarischen Charakter und danach, wiesich diese zu nP in Gen 5,1-9,29 verhält. Bevor wir uns der Analyse vonGen 10 zuwenden, sind jedoch noch einige Überlegungen zu Gen 6,1-nachzutragen.
Exkurs zu Gen 6,1-4
Zu Gen 6 , 1 ^ bemerkt Martin Noth: „Gen. 6,1 —4 steht in jeder Hinsicht so isoliert da,daß über die Quellenhaftigkeit dieses Stückes schlechterdings nichts Sicheres auszumachen ist; es kann J, aber auch J s, oder aber ein Zusatz zum fertigen Pentateuchsein." 5I Diese Sicht ist durch die sorgfältige Analyse von M. Witte bestätigt worden,352 der nicht nur den literarischen Zusammenhang der Perikope aufgewiesen - eshandelt sich um „eine bewußte Zusammenstellung theologisch präjudizieller ätiologischer Notizen"353 -, sondern auch die Bezüge sowohl zu P als auch nP herausgestellthat. 54 Das braucht hier nicht wiederholt werden. Aufgrund dieser Beobachtungen
dürfte Gen 6,\-<\ auf jeden Fall post-P anzusetzen sein. Im Anschluß an die Studienvon J. Milik355 wird man Witte ebenfalls beipflichten, daß es sich bei der Perikope umein Exzerpt aus einer Hen 6-19* und Gen 6,1 —4 gemeinsamen Vorlage handeln dürf-te.356
Wie verhält sich nun aber Gen 6,1-4 zu Gen 6,5-8? Unsere Analyse zur Sintflut-perikope hatte ja ergeben, daß Gen 6,5-8 zwar ebenfalls P voraussetzt. Gen 6,5-8
350 Die Perspektive ist also nicht auf Ex 23,23.27-33; 34, 11-16; Dtn 7,2.16, sondern eher
auf Jdc 1,27ff gerichtet; cf. zur literaturhistorischen Einordnung E. Otto, Das Deuteronomium imPentateuch, 231 f. Die Landnahmeperspektive wird auch in der Redaktion der Völkertafel nochmals eine nicht unerhebliche Rolle spielen.
351 M. Noth, Überlieferungsgeschichte, 29.352 Die für die Literarkritik herangezogenen Beobachtungen werden von M. Witte. Urge
schichte, 65f Anm. 65, erschöpfend referiert.353 Cf. a.a.O., 66ff; Zitat a.a.O., 71.354 Cf. a.a.O., 71ff; auch G.J. Wenham, Genesis 1-15, 136.355 Cf. J.T. Milik, Problemes, (333-378) bes. 349; ders., Books of Enoch, 30ff.
356 M. Witte, Urgeschichte, 293ff.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 211/268
Die nichtpriesterschriftliche Redaktion in Genesis 10 211
dient der Korrektur des priesterlichen Sintflutprologs und ist zudem literarisch eng
auf diesen bezogen. Vergleichbare Verbindungen kompositioneller Art zwischen Gen
6,1-4 und v.5-8 bestehen demgegenüber nicht, geschweige denn, daß sich die artifi-
zielle Kompositionstechnik, die Gen 2—4*; 5,29*; 6,5ff und Gen 9,20ff auszeichnet,
in Gen 6,1-4 nachweisen läßt. Der Verfasser von Gen 6,1 —4 hat zwar gut erkennbareine nicht ganz geglückte Rahmung um die Jahwerede zu legen versucht, doch damit
hat es dann aber auch, soweit wir sehen können, sein Bewenden:
A cn1? rf> rnai... (lb)
B CINH mar* rrfrKrn'n vm (2act)
B rvxn rnn- K c-rfrRn 'n ito' ~)m ...(4aa)
A ...abrtn (4ap)
Als Einleitung zur Sintflutperikope Gen 6,5ff eignet sich Gen 6,1-4 auch der Sache
nach wenig. Sie hat ausweislich der für den Pentateuch singulären Nennung der „Göt
tersöhne" - die nicht näher eingeführt werden und deren Auftritt keinerlei über Gen
6,1^4 hinausweisende Konsequenzen hat - und der Reaktion Jahwes in Gen 6,3 ein
anderes Interesse als die Vermehrung der Menschheit als Sintflutanlaß zu exponieren.
Als Exempel für das Grundsatzurteil über den Menschen Gen 6,5 trägt sie nichts
aus,357
insofern es um die nicht durch den Menschen verschuldete Entdifferenzierung
zwischen Göttersöhnen und Menschen geht. Hinzukommt eine weitere Beobachtung:
obwohl in Gen 6,1-4 gewissermaßen das Thema der „Gottverähnlichung" nochmals,wenn auch mit eigentümlicher Wendung anklingt, unterbricht die Perikope an der
jetzigen Stelle die durch nP in Gen 5,29 vorgenommene Fokussierung auf Noah, die
literarisch wie sachlich auf die Verfluchung Adams rückbezogen ist, und den Sint
flutanlaß. Insofern spricht alles dafür, hier ein auch zum nP-Stratum sekundäres Text
stück anzunehmen.
5. Die nichtpriesterschriftliche Redaktion in Genesis 10*
(') Dies sind die toledot der Söhne Noahs Sem, Harn und Japhet, und es wurden ihnenSöhne geboren nach der Flui.
<2> Die Söhne Japhets: Gomer und Magog und Madaj und Jawan und Tubal und
Meschek und Tiras. <3' Und die Söhne Gomers: Aschkenas und Rifat und Togarma. W
Und die Söhne Jawans: Elischa und Tarsis, Kittim und Rhodanim. *5) Von diesen
verzweigten sich die Gestade der Völker, in ihren Ländern, jeder nach seiner Zunge,nach ihren Sippen, in ihren Völkern.
<61 Die Söhne Harns: Kusch und Ägypten und Put und Kanaan. *
7' Die Söhne
Kuschs: Seba und Hawila und Sabta und Ragma und Sabtecha. Die Söhne Ragmas:Schaba und Dedan.
<8) Und Kusch gebar den Nimrod. Jener fing damit an, ein Held zu sein auf der Er
de. W Jener war ein gewaltiger Jäger vor Jahwe - deswegen wird gesagt: ein gewalti-
357 Anders C. Levin, Jahwist, I03f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 212/268
212 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
ger Jäger vor Jahwe wie Nimrod. <10' Und so war der Anfang seiner Herrschaft: Babelund Uruk und Akkad und Kalne im Lande Schinar. (") Von jenem Land zog er fortnach Assur. Und er baute Ninive und Rechobot-'Ir und Kalach <12' und Resen zwischen Ninive und Kalach -jenes ist die große Stadt.
C3
) Und Ägypten gebar die Ludim und die Anamim und die Lehabim und die Naf-tuchim <14) und die Patrusim und die Kasluchim und die Kaftorim - von dort sind diePhilister ausgezogen.358
<15> Und Kanaan gebar Sidon, seinen Erstgeborenen, und Chet <l6> und den Jebusiterund den Amoriter und den Girgaschiter <17* und den Chiwwiter und den Arkiter undden Siniter <18' und den Arwaditer und den Semariter und den Chamatiter. Und danach verstreuten sich die Sippen des Kanaaniters. *19 ' Und das Gebiet des Kanaanitersreichte von Sidon, indem man nach Gerar geht, bis Gaza; indem man nach Sodom
und Gomorrha und Adma und Zeboim geht, bis nach Lescha.(20) £)jes sinc] Harns Söhne nach ihren Sippen, nach ihren Sprachen, in ihren Län-
dern, in ihren Völkern.
<21) Und was Sem anbelangt: auch ihm wurde geboren, dem Vater aller SöhneEbers, dem großen Bruder Japhets.
<22) Die Söhne Sems: Elam und Assur und Arpachschad und Lud und Aram. '23>Und die Söhne Arams: Uz und Chul und Geier und Masch.
(24> Und Arpachschad gebar Schelach, und Schelach gebar Eber. (25> Und was Eberanbelangt: ihm wurden zwei Söhne geboren. Der Name des einen: Peleg, denn inseinen Tagen unterteilte man die Erde. Und der Name seines Bruders: Joktan. <26'Und Joktan gebar Almodad und Schelef und Chasarmaut und Jerach <27> und Hado-ram und Usal und Dikla <28> und Obal und Abimael und Schaba *29* und Ofir undChawila und Jobab. Alle diese sind Söhne Joktans. *30> Und ihr Wohngebiet reichtevon Mescha, indem man nach Sefar geht, bis zum Ostgebirge hin.
(3') Dies sind die Söhne Sems nach ihren Sippen, ihren Sprachen, in ihren Ländern
nach ihren Völkern.
<32> Dies sind die Sippen der Söhne Noahs nach ihren Geschlechtern, in ihren Völ-
kern, und von diesen verzweigten sich die Völker auf der Erde nach der Flut. 359
Mit Blick auf das literarische Verhältnis der in Gen 10 voneinander abhebbaren Schichten, von denen die Grundschicht P bereits zugeordnet wurde,'60
sind mehrere Lösungen denkbar und auch vertreten worden. Zum einenkann mit der Redaktion von zwei unabhängigen Quellen gerechnet werden- allerdings nur unter der Voraussetzung, daß die nichtpriesterlichen Anteile dann fragmentarischen Charakter haben, der dann wiederum auf das
Konto des Redaktors verbucht werden muß.361
Zum anderen ist es vorstell-
358 Der Relativsatz CTCbS CöC IRü" "1DR ist an die Kaftorim anzufügen, wie Am 9,7; Jer47,4 nahelegen; cf. H. Seebass, Genesis I, 261.
359 Die zu P° gehörigen Passagen sind von der Redaktionsschicht kursiv abgehoben.360 S.o. 11.4.361 Cf. etwa J. Wellhausen, Composition, 6.; H. Holzinger, Genesis, 93; J. Skinner. Genesis,
188; H. Gunkel, Genesis, 84; O. Procksch, Genesis, 76f; G. von Rad, Genesis, 111; W. Zimmerli.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 213/268
Die nichtpriesterschriftliche Redaktion in Genesis 10 213
bar, daß die priesterlichen Texte selber die - aufgrund des literarischenCharakters von Gen 10,1-7.20.22f.31f einheitliche - Redaktion einer vorgegebenen, in sich nicht notwendig einheitlichen Liste darstellt.362 Und zumdritten kann der literarische Charakter von Gen 10 damit erklärt werden,
daß die Priesterschrift ergänzt wurde - wobei nicht ausgeschlossen seinmuß, daß dabei vorgegebene Materialien literarisch transformiert wurdenbzw. daß es mehrere Ergänzungen gab.363
Dem Urteil, daß die Völkerliste in der jetzigen Gestalt ein „Ineinandervon System und Systemlosigkeit"364 darstellt, wird man nicht uneingeschränkt beipflichten können. Denn nicht nur der priesterschriftliche Part istsystematisch angelegt, sondern auch in den nichtpriesterlichen Anteilen ist
die absichtsvolle Verwendung literarischer Techniken gut erkennbar, undzwar nicht nur in der Binnenperspektive von nP, sondern durchaus auch mitBlick auf P. Ergänzungen in nicht geringem Umfang haben nur Harn undSem erfahren. Die ergänzten Texte schließen jeweils mit "f? PN-i bzw. mit~h" PN-^l an das Vorhergehende an (v.8.13.15.21.24-26), unabhängig vonder Schichtenzugehörigkeit des Anschlußtextes.
Besonders deutlich ablesbar ist das Verhältnis beider Textschichten inGen 10,21 ff. Wir setzen deswegen an dieser Stelle mit der Darstellung ein.
Bei den Textanteilen, die nicht zu PG gehören, handelt es sich hier mit wünschenswerter Klarheit erkennbar um das Werk einer die Priesterschrift voraussetzenden Redaktion.165 Dabei sind auch hier nicht nur die Stoffe abgrenzbar, sondern auch die eingesetzten Redaktionstechniken geradezu signifikant. Wie schon aus einer verdeutlichenden Übersicht von Gen 10,21-25a hervorgeht, wird es sich an dieser Stelle wohl kaum um eine reineQuellenkompilation handeln, noch kommt eine P-Redaktion in Frage:
I. Mose 1-11, 367.381; C. Westermann, Genesis, 665ff; O.H. Steck, Genesis 12,1-3, 129. Zudemmuß zumindest in v.24 mit einem redaktionellen Zusatz gerechnet werden; s.i.f.
362 Cf. etwa S. Tengström, Toledotformel, 22ff.363 Cf. etwa G.J. Wenham, Genesis 1-15, 214f; M. Witte, Urgeschichte, I05ff. P. Weimar,
Redaktionsgeschichte, 148ff, kombiniert Quellen- und Ergänzungsmodell, indem er nur die Angaben über Kanaan und Sem/Japhet (Gen 10,15.18b.l9*.21.25.30) im Anschluß an seine Analysevon Gen 9,20-26 der vorpriesterlichen Liste zurechnet, wobei die Kanaan-Liste durch eine unein
heitliche, „deuteronomistische" Bearbeitung erweitert wurde (Gen 10,16—18a), darüberhinaus abereine Ps-Schicht (Gen 10,8.IOaab.l labet. 12b.13.14*) sowie weitere endredaktionelle Ergänzungen(Gen 10,9.10aß.l Ibß.l2a.l4*.19b*. 24.26-29) annimmt. Auch R.G. Kratz, Komposition, 239, undC. Levin, Jahwist, 121 ff, rechnen in Gen 10 mit einer Grundschicht und mehreren Redaktionenbzw. Ergänzungen, schreiben allerdings die Grundschicht nicht P, sondern einer J vorgegebenenQuelle unbekannter Herkunft zu.
364 C. Westermann, Genesis, 665.365 Es ist das Verdienst von M. Witte, Urgeschichte, 105ff, hierauf wieder pointiert und mit
triftigen Argumenten hingewiesen zu haben. Unterbestimmt sind allerdings die formalen Redakti
onstechniken.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 214/268
214 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
A "man ns- T » •TDJTMD"'^ "3» Kirrn: -fr DÖ^T
B T0DSTK1 -HÖR1 • i7 ,y DD ']DC oisi TTTI
C ÖD1 TOI l7im f ltf DTK T31
B - a i r n« • f r n^öi n^ö-n« " f r -IPDB-IKI
A DMD -aö i1?; i3^*7i
Der Endtext Gen 10,21-25a ist klar chiastisch gestaltet. Den äußeren Rahmen (A) bildet das in Gen 10,21.25 singulär verwendete perf. pual von"fr366 sowie die Erwähnung der Söhne Ebers.'67 Die mittleren Glieder B.C -C.B sind durch die Verschränkung von ~IÖDD~IK und D~iK aufeinander bezo
gen. Dies fällt umso stärker ins Gewicht, da die Anordnung der Einträge inder literarischen Grundlage der Völkertafel (PG), ablesbar insbesondere imJaphet-Abschnitt, reihend angelegt war.368
Die redaktionellen Teile sind indes trotz der kompositionellen Kunstfertigkeit des Verfassers als solche gut ausgrenzbar. Wurden die Textblöcke inGen 10,2.6 durch schlichtes ns* "D bzw. cn "Dl eröffnet, so ist dem analogen DD MD in v.22369 und dem in v.23 folgenden DIR "Dl mit v.21 eine Notizvorgeschaltet, die zu v.22 nicht nur eine funktionale Dublette darstellt, son
dern durch die Einführung Sems als "OIT'Ö *?3 "DK auch bereits auf v.25vorausweist und somit den ganzen Abschnitt unter eine dominante Linie,nämlich die Ebers stellt. Der ausdrückliche Hinweis darauf, daß Sem derältere Bruder Japhets ist (v.21b), korrigiert zudem zum einen den Eindruck,der durch die Umkehrung der Abfolge „Sem, Harn und Japhet" in Gen10,2ff allererst entstanden ist, zum anderen bringt er wiederum die engeVerbindung zwischen Sem und Japhet zum Ausdruck, die der Verfasser vonGen 9,20-27 eingeführt hatte.370 Dies alles erklärt sich am besten, wenn diepriesterschriftlichen Anteile den nichtpriesterlichen Textpassagen bereitsvorgegeben waren.
Die Ergänzungen, die mit v.24ff vorgenommen werden und die durch diegegenüber v.22f grundlos variierende Formel "["T PN-l abgehoben sind,371
366 Cf. aber Gen 4,26; 6,1 (.4).367 Cf. zu -ni> das Problemreferat bei O. Loretz, Habiru-Hebräer, 183ff.
368 S.o. 11.4.369 Ob den DD " 3 ursprünglich ein 1 vorgeschaltet war, das dann im Zuge der Redaktion
weggefallen ist, kann erwogen werden. Zwingend ist dies nicht.370 Dies ist natürlich kein Argument für einen Quellenzusammenhang zwischen Gen 9,20-27
und nP in Gen 10*, sondern - nicht zuletzt ausweislich der literarischen Gestalt von Gen 10,21 —25a - lediglich für die Identität der Redaktion.
371 Bei einer Aufteilung in Quellen funktioniert der Anschluß von v.2l an v.24 nicht. Entsprechend gehen J. Wellhausen, Composition, 5f; H. Holzinger, Genesis, 106; M. Noth, Überlieferungsgeschichte, 12; P. Weimar, Redaktionsgeschichte, I48ff, u.a. den Modellvorgaben folgend
davon aus, daß es sich bei v.24 um ein Produkt des Quellenkompilators R handeln muß, der v.24
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 215/268
Die nichtpriesterschriftliche Redaktion in Genesis 10 215
orientieren sich an der Sem-Genealogie Gen 11,10-26, die ebenfalls PG zuzurechnen ist. Allerdings wird genau auf diesen Text denn auch Rücksichtgenommen. Eine Dublette soll gerade nicht produziert werden. Rezipiertwird Gen 11,10-26 nämlich nur bis zu den Eber-Söhnen - dem Hauptak
zent der Ergänzungsschicht. Mit Peleg endet die Übereinstimmung mit Gen11,10-26. Die Namensätiologie, die wohl auf Gen 11,1-9 hinzielt, markiertden Einschnitt. Die Fortsetzung bietet die 13 Söhne Joktans, Pelegs Bruder,der in der priesterlichen Sem-Genealogie Gen 11 naturgemäß nicht mehrexplizit genannt wird. Die Aufzählung der Joktan-Söhne v.26-29 wird inv.29b durch eine - an die 7e//unterschriften v.20.31 gemahnende - Unterschrift abgeschlossen, der dann in v.30 eine Notiz über den Lebensraumfolgt. Gerade v.29b.30 weist einige redaktionstechnische Besonderheitenauf, die aber erst im Zusammenhang mit dem ersten Einschub Gen 10,8-19entfaltet werden können. Wir kommen also auf die Unterschriften nochmalszurück.
Zunächst aber einige Beobachtungen zur Ham-Erweiterung. Ebenso wiedie Sem-Redaktionsschicht lehnt sich Gen 10,8-19 an die Vorgaben von Pin Gen 10,6f an, indem die dort vorgegebene Abfolge Kusch (v.8ff), Ägypten (v.l3f) und Kanaan (v.l5ff) aufgegriffen wird. Damit folgt Gen 10,8-19
dem Schema des Japhet-Blocks."2 Für die einzelnen Komponenten des Einschubs Kusch-Ägypten-Kanaan gelten allerdings unterschiedliche Gestaltungsprinzipien.
Die an Kusch angeschlossene Nimrod-Perikope Gen 10,8-12373 zeigt folgende Struktur:
TOTTM "l1?* CTD1
A p t o "Q3 nvrr? ^nn «inB mm '33 Tinas mrrmnB mm "zh> ms TOJ TTDD T » ' p~bv
A "uaö p t a mtei ~DKI TWI "?:n irobna rrtitn virn-HÖR wr KITI pumprfo-riRi TS rorrmtw mrrr» p*imron TOT «in rto ysn mri p p m n
unter Verwendung von Gen 11,14 einfügte. Die ursprüngliche Fortsetzung von v.21 ist dann v.25.Geht man indes davon aus, daß v.21.24f geschlossen zu einer Redaktionsschicht gehört, was diekunstvolle Komposition des Abschnitts unter Einschluß von P doch wohl nahelegt, dann setztdiese insgesamt P voraus.
372 S.o. 11.4.373 Einen Grund für den sekundären Status von ITST "Db in v.9 (so C. Levin. Jahwist, 121)
haben wir nicht finden können.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 216/268
216 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Der chiastische Aufbau kommt durch die aus der Rechtssatzredaktion bekannte Technik der Attraktion374 zustande. Dem einleitenden v.8a folgenzwei mit dem anaphorischen Pronomen Sin eingeleitete Näherbestimmungen als p i Q 133 v.8b und als TJT~D3 v.9a. Zur Näherbestimmung Nimrods
als T3TT33 wird dann in v.9b zunächst das dazugehörige kurze Sprichwortangefügt, bevor das Thema von v.8b wieder aufgegriffen - Stichwort: piK375
- und entfaltet wird.
Der Ägypten-Abschnitt v.l3f folgt dem Attraktionsprinzip noch offensichtlicher, denn hier sind einfach dem Stichwort D*TSD entsprechend indirekter Linie sieben Fälle auf C"- zusammengestellt worden: U'lt>, C'Q]U,O'nrfr D'nns:, D'CnriD, c r f r o , ÜTFED. Auch die OTICUS, die in v.14 ursprünglich wohl nicht die D'rfroa, sondern die CTias mittels eines Relativsatzes DTfifrB DÖD 1KS' "BJR ergänzen, folgen natürlich diesem Prinzip.
Die sich anschließende Aufzählung der Kanaanäer-Sippen läßt zumindest über wesentliche Passagen eine analoge Anordnungsstrategie wie imFall Ägyptens erkennen, denn in v. 16-19 ist das gentilicium ' - maßgeblich,nicht allerdings in v. 15, in dem keine Sippen, sondern zwei Söhne, ]TX undnn, genannt werden. Der Kanaanäer-Block wird mit einer Verstreuungs-Notiz v.l8b, die die Kanaanäer-Sippen, wohl nur v.16-19 aufgreift, und
einer Gebietsangabe v.19 abgeschlossen.Bevor nun auf die Frage eingegangen werden kann, ob innnerhalb der
redaktionellen Erweiterungen zu PG Gen 10,8-19 und Gen 10,21.24-30 mitzusätzlichen Ergänzungen376 oder mit verarbeiteten Quellen377 zu rechnenist, soll die Aufmerksamkeit auf einige weitere kompositionelle Momente,die beide nP-Ergänzungsblöcke betreffen, gelenkt werden. Worauf wir hinaus wollen sei in einer auf das Wesentliche konzentrierten Parallelübersichtvorangestellt:
Gen 10,8-19* Gen 10,21-30*
Toraw "fr tfoi -na Kirra -fr cefr Ap«3 "Q3 nrrt? bnn «in A "TTTO ns- VIR "asr^ar*JO
mrr "s^ -rcr-oa rrmnn B ncfas-iRi TKÖKI drs OB "A BTTDO "OK' p-4?» B DTK) TfTl cmrr 'aab TU -vaa tim -inn l7im ps m« *ni C
-pKi bi2 inzfroo mtfm firn A rfröTW -fr IÖDDIKI B... -\stä p*a ntei -DKI -nirn« •fr rfröi
-fr I »D I DTQ 'JÖ -fr i n i f rA
374 Cf. H. Petschow. Systematik, passim.375 Trotz der semantischen Verschiebung von |~IK Welt (v.8) zu J*TH Land (v.lOf)-376 C. Levin, Jahwist, 124ff.
377 M. Witte. Urgeschichte. I07ff.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 217/268
Die nichtpriesterschriftliche Redaktion in Genesis 10 217
ron pxTH pari rtfas TD'3 O J*?B inan aänrrnRi jap1 rn« DÖT
... r» *r> ]t3p-i'JUJDH rnrasto I^DJ -TOI ]tap- 'B rfav^o
rma nsta p-xn 'awon ^133 TTI mao rotci Nöno D3ÖID TTIrnosi nono rata rroni} mpn in
öefnu D'3^1 raroi
Beginnen wir mit den eindeutigen Parallelen. Beide Ergänzungsblöcke setzen mit einem Chiasmus ein (v.8-10 || v.21-25a), beide beginnen den letzten Eintrag mit einem Brüderpaar (v.15: Kanaan zeugt Sidon und Chet;v.25: Eber zeugt Peleg und Joktan) und beide beenden den letzten Eintrag(v. 15-19: Kanaan; v.26-30: Joktan), der zudem in beiden Fällen der mitBlick auf die Einzeleinträge jeweils umfänglichste ist, mit einer Unterschrift und der Angabe des Wohngebietes.
Die beiden Unterschriften verdienen besonderes Augenmerk. Der Sachenach fassen sie zunächst korrekt das jeweils Voranstehende - und nur das,nicht den gesamten Einschub - zusammen. Im Falle Kanaans sind es dieSippen (mnaöD; v.l8b) der Kanaanäer, die denn auch in v. 16-18a aufge
zählt wurden. Sie werden in dem "UIDn ^133 (v.19), also in einem begrenzten Gebiet"8 lokalisiert. In v.26-29a werden hingegen Joktan-Söhne aufgelistet, was die Teilunterschrift auch entsprechend aufnimmt (]üp" "3rr?R~ra; v.29b). Die Einzelpersonen leben dementsprechend in ihrem 3Ö1Q(v.30).379
Wie verhalten sich nun die Teilunterschriften v. 18b. 19 und v.29b.30 zumUnterschriftensystem der priesterschriftlichen Grundschicht? Zunächst ste
hen sie dadurch, daß sie sich nur auf den letzten Eintrag in den Ergänzungsblöcken beziehen, in keinem Konkurrenzverhältnis zu den Teilunterschriften der priesterschriftlichen Textanteile. Andererseits setzen sie diesevoraus, denn sie lehnen sich deutlich an die jeweils vorangehende Teilunterschrift der priesterschriftlichen Völkertafel an:
Gen 10,5aa Gen 10,18bavn "» r re j n^ o -Siran rnnaöo izz: -TOI
... crcnta ... 'BHDn bma vnGen 10,20aa Gen 10,29b
anra rat* \tsp- TD nVtrra
378 Cf. etwa M. Ottosson, Art . V n j , 898f.
379 Cf. etwa M. Görg, Art. 3t f \ 1019ff. Für die Auffassung, daß v.30 die Unterschrift für diegesamte Sem-Genealogie - so P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 149 - bzw. der gesamten vor-priesterschriftlichen Völkertafel gewesen ist - so C. Uehlinger, Weltreich, 318 -, finden sich keine
triftigen Gründe.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 218/268
2 1 8 Die nichtpriesterschri ftliche Urgesc hichte
Nicht auszuschließen ist, daß die genaue Gebietsangabe in den Teilunterschriften der nichtpriesterschriftlichen Redaktionsschicht durch die Summarien des priesterschriftlichen Unterschriftensystems mit motiviert ist.
Die kompositionellen Analogien, die zwischen den nP-Einschüben in
Gen 10 bestehen, legen es nahe, in Gen 10 nur mit einer Grund- und einerErgänzungsschicht zu rechnen. Von Zusätzen größeren Stils, die nach der
Redaktion von nP anzusetzen wären, ist nicht auszugehen. Die Abweichungen, die es dennoch zwischen den parallel gestalteten nP-Einschüben gibt,erklären sich aus dem literarischen Bezug zur priesterschriftlichen Grundlage. Das gilt sowohl für die Agyptenperikope v. 13f, die der Aufzählung der
Harn-Söhne geschuldet ist, als auch für den Einsatz des Sem-Abschnittsv.21ff. Heterogenitäten innerhalb von nP können mit Blick auf die Parallelgestaltung der beiden redaktionellen Einschübe erklärt werden, so etwa im
Kanaan-Block die Differenzierung zwischen seinen Söhnen Sidon und Chetund den Kanaanäersippen. Daß der Verfasser von nP auf vorgegebeneQuellen zurückgriff kann und soll dabei nicht ausgeschlossen werden. Es
liegt aufgrund der in Kauf genommenen Doppelungen in Gen 10,7 und
v.28f sowie v.ll und v.22 sogar nahe. Allerdings sind der Rekonstruktionder literarischen Gestalt dieser Quellen aufgrund der nP-Komposition von
vorneherein doch außerordentlich enge Grenzen gesetzt.Einen Hinweis auf die Perspektive, aus der heraus die Ergänzung der
priesterschriftlichen Völkertafel durch nP vorgenommen wurde, bietet nun
überraschenderweise ausgerechnet die Aufzählung der Kanaanäersippen,die hinsichtlich ihres Umfangs, ihrer Abfolge und ihrer literarhistorischenVerortung keineswegs leicht zu durchschauen ist.380 Zunächst macht ein
erster Blick auf Gen 10,17f deutlich, daß sie nur teilweise im deuteronomistischen Überlieferungsstrom anzusiedeln ist. Die fünf den Kanaanäersippen zugeordneten phönizischen gentilicia *p~lin, Ton (v.17), TTlKn, , -
mn
und Tiann (v.18) tauchen in dieser Form nur noch in dem von Gen 10 ab
hängigen Text 1 Chr 1,15f auf, was wohl eher literaturhistorisch auf einespäte, postdtr und postpriesterschriftliche Abfassung hindeutet, wenn nichtmit älterem Sondergut gerechnet werden soll. Hinsichtlich der verbleibenden Kanaanäersippen v. 15f ist zunächst festzuhalten, daß keine der ver-
380 Cf etwa L. Ruppert, Genesis, 470ff; H. Seebass, Genesis I, 261. Zu den verschiedenenVerortungen der „deuteronomistischen" Liste der Kanaanäer cf W. Richter, Bearbeitung, 41 ff, für
den Gen 10* zusammen mit Gen 15,19-21; Num I3,28f, die Vorstufe der dtr Listen darstellt; cf.
auch J. Halbe. Privilegrecht Jahwes, 140ff (mit älterer Lit.); P. Weimar, Redaktionsgeschichte.148f, rechnet mit einer eigenständigen dtr Bearbeitung der jehowistischen Geschichtsdarstellung,die von den dtr Redaktionen des DtrG unterschieden werden muß. Die Liste Gen 15.18-21 dürfteindes spätdtr-nachpriesterschriftlich sein; cf. K. Schmid, Erzväter, 183; H.-C. Schmitt, Das soge
nannte jahwistische Privilegrecht, 169.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 219/268
Die nichtpriesterschrift liche Redaktion in Gene sis 10 2 1 9
gleichbaren Listen381 sowohl vom Umfang als auch von der Abfolge her der
in Gen 10 entspricht. Vor allen Dingen ist zu berücksichtigen, daß dieseListen "VlDTi als selbständiges Element einordnen
382 und nicht als Ahnherren
nennen. Legt man allerdings sämtliche Parallelen zugrunde, so ist es auffäl
lig, daß Gen 10,16 mit "COTt einsetzt, während sonst "COTi mit ausgesprochener Regelmäßigkeit am Schluß vergleichbarer Aufzählungen zu stehenkommt.
383 Das deutet daraufhin, daß in Gen 10,16f eine Liste in umgekehr
ter Abfolge der Elemente rezipiert wurde. Der einzige hier in Frage kommende Fall ist Jos 3,10:
DD,3Effl tfnr töTim ccoipa 'n "?K O pinn ma BBhrr ~intn (**3.io)
•nnrrnsi "üJJiDrrnKA TnrrraiB -nsrrnKi
c itfrurmRi
D nonmE "oi3"m
E -oizrrrriKi <Gen l0
-16
>D no»srrw\
c itfrun n«iA -inrmsi (Q«io,i7)
Auch die in Jos 3,10 mit Blick auf die in Aussicht gestellte Vertreibungvorangestellten "nnm "owo finden sich in der nichtpriesterschriftlichen Völkertafel, nämlich ebenfalls in Frontstellung in Gen 10,15. Allerdings ist hier
]XflD der Ahnvater und nn384
sein zweiter Sohn. Der nn vorgeschaltete Erst
geborene |T^
385
gibt dann zusammen mit nn gewissermaßen in invertierterAbfolge die Gliederung von Gen 10,16-18 in die gängigen dtr Landesbewohner (v.16-17*) und Phönizier (v.l7*-18) vor.
Der Bezug zwischen Jos 3,10 und Gen 10,15-17 ist nun zwar mit demSchönheitsfehler behaftet, daß der in Jos 3,10 genannte und auch sonst in
381 Gen 13,7; 15,21; 34,30; Ex 3,8.17; 13,5; 23,23.28; 33,2; 34,11; Num I3,28f; Dtn 7,1;
20,17; Jos 3,10; 9,1; 11,3; 12,8; 24,11; Jdc l ,4 f;3,3.5;2 Sam 24,7; I Reg 9,20; Es 9,1 ; Neh 9,8; 2
Chr 8,7.
382 Gen 13,7; 15,21; 34,30; Ex 3,8.17; 13,5; 23,23.28; 33,2; 34,11; Num 13,29; Dtn 7,1;
20,17; Jos 3,10; 9,1; 11,3; 12,8; 24,11; Jdc l,4f; 3,3.5; 2 Sam 24,7; Es 9,1; Neh 9,8.
383 Cf. Gen 15,21; Ex 3,8.17; 13,5; 23,23; 33,2; 34,11; Dtn 7,1; 20,17; Jos 3,10; 9,1; 12,8;
24,11; Jdc 3,5; I Reg 9,20; Es 9,1; 2 Chr 8,7. Ausnahmen sind Listen mit besonderer territorialer
Differenzierung (Num 13,29; Jos 11,3) und Neh 9,8, wo 'COT! in der Mitte steht.
384 nn dürfte auf die Vätergeschichte hin zu lesen sein, da er nur noch dort eine Rolle spielt:
Gen 23,3.5.7.10.16.18.20; 25,10; 27,46; 49,32 (alle Belege in P).
385 Jdc 3,3 bietet die Abfolge: TTSm •:flEnJ
731.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 220/268
220 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
vergleichbaren Aufzählungen breit belegte "ns386 fehlt, doch ist man angesichts des singulären Charakters der beiden Listen fast geneigt, in Gen10,16f mit einem Ausfall des 'PS zu rechnen.387 Auf jeden Fall ist aber festzuhalten, daß in Gen 10,15-19 von einer späten Kompilation auszugehen ist
und aus der Aufzählung schlechterdings kein historisches Kapital geschlagen werden kann. Sie ist ein Produkt des postpriesterschriftlichen RedaktorsnP. Spielt Gen 10,15-18 tatsächlich verdeckt auf Jos 3,10 an, so würde derHinweis auf die Landnahme durchaus auf der Linie von Gen 9,20-27 undnicht zuletzt auch von Gen 8,20 liegen. Allerdings präsentiert dann dernichtpriesterschriftliche Ergänzer insgesamt eine Sicht der Kanaanäerfrage,die eher mit den Vorstellungen von Jdc 1 in Verbindung zu bringen ist.
Die nP-Bearbeitung von Gen 10 setzt also an entscheidenden Stellen dasnarrativ entfaltete Konzept der Weinbauperikope fort. Dem kam bereits dieliterarische Grundlage der Priesterschrift insofern entgegen, als die ungewöhnliche, der Komposition geschuldete Voranstellung Japhets mit Blickauf Neuordnung des Verhältnisses von Sem und Japhet aufgenommen werden konnte, auch wenn der Redaktor in Gen 10,21 ausdrücklich die Unterordnung unter Sem betont. Die Japhetdarstellung der Priesterschrift ist fürihn völlig ausreichend, allenfalls kann überlegt werden, ob Gen 10,4b ein
Zusatz aus seiner Feder ist.388
6. Der Turmbau (Genesis 11,1-9)
(l ) Und es geschah: die ganze Erde hatte eine Sprache und dieselben Worte.<2) Und esgeschah als sie von Osten aufbrachen, da fanden sie eine Ebene im Lande Sin'ar und
ließen sich dort nieder. <3) Da sagten sie, jeder zu seinem Nächsten: Auf, wir wollenZiegel ziegeln und zu einem Brand brennen! Und der Ziegel war für sie ein Stein, unddas Erdpech war für sie Mörtel. <4) Und sie sprachen: Auf, wir wollen für uns eineStadt bauen und einen Turm, dessen Spitze an den Himmel reicht. Und wir wollenuns einen Namen machen, damit wir nicht über die ganze Erde zerstreut werden.<5) Und Jahwe stieg herab, um die Stadt und den Turm zu betrachten, die die Menschen bauten. ,6> Und Jahwe sprach: Ein Volk sind sie und eine Sprache haben siealle. Und dies ist der Anfang dessen, was sie tun. Und nun: nichts von allem wird
ihnen verwehrt sein, was sie zu tun planen.
(7)
Auf, wir wollen hinabsteigen und dortihre Sprache verwirren, damit sie nicht verstehen, jeder die Sprache seines Nächsten.|S) Und Jahwe zerstreute sie von dort über die ganze Erde, und sie hörten auf, die
386 Gen 15,20; 34,20; Ex 3,8.17; 23,23; 33,2; 34,11; Dtn 7,1; 20,17; Jos 9,1; 11,3; 12,8;24,11; Jdc l,4f; 1 Reg 9,20; Es 9,1; Neh 9,8; 2 Chr 8,7.
387 Dies bleibt insofern natürlich spekulativ, als die Überlieferungslage hierfür keine Anzeichen bietet. Als Abschreibeversehen ist der Ausfall aber gut denkbar.
388 Cf. M.Witte, Urgeschichte, 316f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 221/268
Der Turmbau (Genesis 11,1 -9) 221
Stadt zu bauen. (9 ) Darum nennt man ihren Namen Babel, denn dort hat Jahwe die
Sprache der ganzen Erde verwirrt, und von dort hat Jahwe sie zerstreut über die ganze
Erde.
Die Turmbauerzählung zeichnet sich durch eine Vielzahl von Wiederholungen aus, die natürlich eine Erklärung erfordern. Allerdings wird mandarin nicht an allen Stellen einen Anlaß für den beherzten literarkritischenZugriff erblicken dürfen.389 Denn die Relevanz der Wiederholungen für dieKomposition des Abschnitts ist seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts mehrfach mit derselben Tendenz aufgewiesen worden.390 Wir nähernuns den Problemen der Turmbauerzählung - nicht zuletzt aufgrund der Ergebnisse mit Blick auf die vorangegangen nichtpriesterschriftlichen Texte -
mittels einer Analyse der Gesamtkomposition und fragen erst dann nachmöglichen literarischen Vorstufen. Eine erste, im wesentlichen bekannteBeobachtungen aufgreifende Übersicht mit Blick auf die Wiederholungen,die sich einigermaßen sicher zuordnen lassen, sei vorangestellt:
A ... nns nsö p w r t a vn (la)
B isjti p t o nvpn IRÜEH ...(2b)
c DÖ na hD ra-r1?« er« "nntn(3a)
E ... DTD1? nn1?] ranF tf^-niu mn I-IQK-I
(4)
G ... yt3Di TSG ^-uarrnKi TOTTIR HKI^ mn- TTI
(5)
F C1KH 13 TD 10«E arsö ati r tan rm] nnn(7)
D Tun nsö vft* IUDÖ* *b -IÖRC ... DÖQ DHK mn- fS'l (8a|
B bin nnö top p-iv (9a)
A p«n-^D reo mn' n DETD
389 S.i.f.390 Cf. die Untersuchungen von Y.T. Radday, Chiasm in Tora; J.P. Fokkelmann, Narrative
Art, 22ff; I.M. Kikawada, The Shape; P. Auffret, Essai sur la structure litteraire, 69ff, aber auchdie kritische Bestandsaufnahme bei C. Uehlinger, Weltreich, 296ff; angesichts des analogen Aufbaus in Gen 9,21-24, wird man die doch deutlichen Stichwortentsprechungen entgegen den Einwänden von C. Uehlinger (a.a.O., 300) nicht unterbewerten dürfen. Zufall kann das alles nichtsein; cf. dementsprechend auch die Aufbauanalyse bei G.J. Wenham, Genesis 1-15, 234f; H. See-bass, Genesis I, 271; M. Witte, Urgeschichte, 96. Eine literarkritische Rekonstruktion von Vorstufen muß auf jeden Fall auch erklären können, wie es zu der detaillierten Endkomposition gekom
men ist.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 222/268
222 Die n ichtpriester schrinliche Urgeschichte
Hält man sich allein an die Stichwortverbindungen,391 dann ist der Textchiastisch aufgebaut. Zwar ist dadurch bereits ein Großteil des Textes Kompositionen abgedeckt, es ist aber auch nicht zu übersehen, daß bei weitemnicht alle Passagen in die literarische Struktur integriert sind. Das betrifft
Gen 1 l,lb.3aßb.4aßb.8b.9b. Dennoch ist zunächst festzuhalten, daß dieKomposition in der nichtpriesterschriftlichen Urgeschichte keineswegs analogielos ist; der Aufbau von Gen 11,1-9 entspricht im wesentlichen derWeinbauperikope Gen 9,20-24.3" Dies kann als ein erstes, wenngleich reinformales Indiz dafür gelten, daß wir es mit demselben Verfasser bzw. Bearbeiter zu tun haben. Allerdings ist der Text in Gen 9,21-24 konzentrisch umv.23ay (DST3» nnu riK "Om) herum gruppiert. Wie ist demgegenüber die
Turmbauerzählung einzustufen, und wie sind die Passagen zu beurteilen,die sich nicht in den chiastischen Aufbau integrieren?
Wenden wir uns also den Problemen des Aufbaus von Gen 11,1-9 zu.Die Annahme einer konzentrischen Komposition ist vor allen Dingen dannnicht schlüssig und zu Recht kritisiert worden,'93 wenn das Zentrum in Genll,5aa, also der Herabkunft Jahwes (mn" TM) bestehen soll.394 So theologisch reizvoll dieser Gedanke auch sein mag, legt man strengere kompositionskritische Maßstäbe an, so wird man auf ein anderes Zentrum verwiesen,
nämlich auf v.4aßb:
F tfmaj ran vanvn (4)
G ^"UDl TD
y traea irtmz ptc r
1^ ^e-^v per|B DD tfmfown
y nan"? mn- "m(5)
G "?"t:iDrrnKi Ti?rrnNF cnsn *n xa Tön
Die doppelte Rahmung durch 13"7~n:n] rnn und DTSCI *33 "C3 sowie durch^njoi TU
395 ist aufgrund der identischen Stichworte gesichert. Durch dieentgegengesetzte Richtungsanzeige mit Blick auf den Wohnort Jahwes sinddarüber hinaus ETGßlQ iöK~n und nsi'p mn' nn-i aufeinander bezogen, so daß
391 Dabei entspricht die 1B3Ö "r"]lQ riüpn aufgrund des Erzählduktus notwendigerweise
^722; cf. M. Witte, Urgeschichte, 95.
392 S.o. 111.4.
393 C. Uehlinger, Weltreich, 299.
394 Etwa H. Seebass, Genesis 1, 271.
395 Daß in Gen 11,8b nur die „Stadt", nicht aber der Turm ('THjC) genannt wird, dürfte lite-
rarkritisch unergiebig sein. Es läßt sich mit gleichem Recht auch damit erklären, daß die Erwäh
nung von > IJUI TD die Komposition des Zentrums Gen I l,4f gestört hätte. Gen 11,8b ist eng mit
v.9a verbunden, so daß eine Ausscheidung auch nicht aufgrund der Nichtintegration in die chiasti-
sche Komposition in Frage kommt. Anders liegen die Dinge in Gen I 1,3b; s.i.f.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 223/268
Der Turmbau (Genesis 11,1-9) 223
die Herabkunft Jahwes als Angelpunkt der Komposition faktisch ausfällt.Im Zentrum steht vielmehr der Vers Gen 1 l,4aßb, der die gestufte Zweckbestimmung des ganzen Unternehmens offenlegt: „wir wollen uns einenNamen machen, damit wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde".
Nicht von ungefähr taucht der Finalsatz Gen 11,4b (pwrtD 'ET1?» J*isr]S)noch an zwei weiteren Stellen auf (Gen 11,8a.9b). Beide Wiederholungenstehen auch formal im engen Zusammenhang. Korrespondiert v.8a innerhalb der konzentrischen Komposition v.2bß (DD iDD'l) und verkehrt diesenin sein Gegenteil, so nimmt v.9b als endgültiges Resümee wiederum v.8a
auf.396 Beide Verse rahmen insofern auch die Babelätiologie:
A on« mrr pm
(8a)
B ... •parrbD 'xrta DDQBDDQl ... ( 9 b )
A x"isrrbD '•jerbs mrp aasn
Damit ist aufgrund der bisherigen kompositionellen Beobachtungen dasHauptinteresse des Verfassers zumindest auf der Endtextebene relativ leichtzu bestimmen. Es geht weniger um den Turm- bzw. Städtebau, sondern um
die auf die Strafreaktion Jahwes zurückgeführte Zerstreuung.Schwer verständlich - gerade auch mit Blick auf den Aufbau des Textes
- ist und bleibt Gen 11,3b. Der Vers ist zwar in sich chiastisch angelegt,bleibt aber mit Blick auf die Gesamtanlage des Textes eigentümlich sperrigund funktionslos,197 so daß hier mit einem Zusatz gerechnet werden kann.
Von einer gewissen Komplexität ist die Beurteilung von Gen 11,6, deraus der bisher eruierten Komposition deutlich herausragt. Zwar ist die Ein
leitung der Jahwerede mrr noR'i auch auf den über das Wortspiel zwischenr r r ? TVEh: ran (v.3aa) und DnsD DD rhatn rmj ran (v.7a) sowie die Ent
sprechung von rm-r1?« D-R r o t n (v.3aa) und min nsD D-R I^QD" t>ö (v.7b)
bestens in den Gesamtaufbau eingefügten v.7 bezogen, doch mindert diesdie Schwierigkeiten von v.6 kaum. Nun handelt es sich bei Gen 11,6 abergenau um den Vers, der im Verbund mit v.7 deutliche Bezüge zu Gen 3,22aufweist:398
396 Man vergleiche hierzu in Gen 3,17-19 den die Komposition des Adamfluchs beschließenden Chiasmus in Gen 3,19aßb; s.o. II 1.1.1.
397 A lanb Cnb i m B nnnm || ptä tVCfcn B C7lb TICTI A; cf. den Hinweis bei C. Levin,Jahwist, 131, der von einem Zusatz ausgeht, der auch nicht in die von ihm angenommenen nach-
jahwistischen Ergänzungen eingeordnet werden kann.
398 Cf. hierzu M. Witte, Urgeschichte, 87f; D.M. Carr, Fractures, 238, u.v.m. Literarkritische
Differenzierungen sind in Gen I l,6f nicht zuletzt aufgrund der Parallelität zu Gen 3,22 nicht er
forderlich, wie M. Witte, a.a.O., 88f, schlüssig aufzeigt. Gewisse Bezüge bestehen darüberhinaus
zum nichtpriesterschriftlichen Sintflutprolog Gen 6,5.7, der analog zu Gen 1 l,5f zunächst vom
„Sehen Jahwes" (HK"I) ausgeht und dann eine Rede (HTP TDH1) anschließt. Cf. zur traditionsge-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 224/268
224 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
Gen 11,6 Gen 3,22
mir notn •,n'?K mrr iptn
DW? nr» naöi in« uv jn ijoo nnto rrn m«n jn
nöu1? c^nn nn im mo nm1?
cno Txantf? nnm np^i TT n^ö-^a nrnn... rriash iar -IÖN ^ ... nbr1? TP bnsi n-rrn p o m
Der parallele Aufbau beider Stellen - eine durch ]n eingeleitete Situationsdiagnose gefolgt von der mit nnjn angeschlossenen Erwartung bzw. Befürchtung Jahwes - sowie die identische Sprechsituation, die dann vor allenDingen in Gen 11,7 deutlich zu Tage tritt, läßt den begründeten Schluß zu,
daß wir es hier mit demselben Verfasser zu tun haben dürften. Gen 3,22 warder post-P verfaßten Grundschicht von Gen 2f zugewiesen worden. Damiteröffnet sich die Alternative, ob es sich bei Gen 11,6 aufgrund der Nichtin-tegration in die konzentrische Komposition um einen Zusatz handelt, der
eine im wesentlichen durchkomponierte Turmbauerzählung in das nichtpriesterschriftliche Stratum der Urgeschichte einfügen soll, oder ob Gen11,6 auf derselben literarischen Ebene anzusetzen ist und dieser Teil derJahwerede gerade wegen seiner Verbindung mit Gen 3,22 bewußt aus der
Gesamtstruktur herausgenommen wurde. Die letztere Option dürfte insofern zutreffen, als nicht nur Gen 11,6 auf den nachpriesterschriftlichen VersGen 3,22 zurückgreift, sondern insbesondere die kompositionell bedeutsame Linie Gen 11,4b.8a.9b wiederum auf P rekurriert. Wir kommen daraufzurück.
Zunächst gilt es, eine erste Schlußfolgerung mit Blick auf die literarischeBeschaffenheit des Textes zu ziehen. Zwar sind in Gen 11,1-9 eine Viel
zahl an literarkritischen Spannungen konstatiert worden,"
9
doch lassen sichdie Anstößigkeiten weitgehend mit der Komposition erklären400 bzw. eine
schlüssige Rekonstruktion von Vorlage und Ergänzungen ist wenig ergiebig.
401 Auszuscheiden ist allenfalls Gen 11,3b. Nicht integriert sind nur
schichtlichen Einordnung von ]Q "lüD""«^ mit Blick auf Hi 42,2b C. Levin, Jahwist, 132; M.
Witte, Urgeschichte, 88.
399 Die literarkritischen Probleme sind zusammengestellt bei H. Gunkel, Genesis, 92-94; C.
Westermann, Genesis, 71 Iff; K. Seybold, Turmbau. 458; C. Uehlinger, Weltreich, 308ff; C. Levin,
Jahwist, 129ff; H. Seebass, Genesis 1, 283f; R.G. Kratz. Komposition, 258f.400 Die angeblich fehlende Präposition b vor JTKrTTS in Gen 11,1a entspricht der Aufnahme
in v.9a. Angesichts der Komposition ist auch die Differenzierung von "^"Krr'PD (Gen ll,la.9a)
und '^"lRrr'pD "S"^!) (Gen 11.4b.8a.9b) schlüssig. Ankündigung in v.7 und Ausführung in v.8
stimmen zwar nicht überein, das kann aber mit der invertierten Aufnahme von v.2f erklärt werden,
der eine doppelte Ankündigung wie Ausfuhrung zuw iderlaufen würde.
401 M. Witte, Urgeschichte, 89f, will ausgehend von der Relation zwischen Gen I 1,6t" und
3,22 die post-P Redaktionsschicht in Gen 11,1-9 rekonstruieren, die in v i ,3.4b.6f.8a.9aßb beste
hen soll. Angesichts der strukturierten Endkompostion bleibt die verbleibende Grundschicht aller
dings relativ hypothetisch und zudem fragmentarisch.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 225/268
Der Turmbau (Genesis 11,1-9) 225
v.lb.3aß. Ansatzpunkte für eine weiterführende redaktionskritische Optionsind damit nicht gegeben. Für Gen 11,1-9 dürfte insofern das Urteil vonBudde im wesentlichen zutreffen, daß hier eine Erzählung vorliegt, „dierund und klar abgeschlossen ist".402
Damit können wir uns den Fragen, die die Kontextualisierung der Turmbauerzählung betreffen, zuwenden. Der Sache nach nimmt sie das Themader Verteilung der Völker aus Gen 10 nochmals auf und deutet die Zerstreuung jetzt als Strafe Jahwes. Blickt man auf dem Hintergrund unsererKompositionsanalyse von Gen 11,1-9 auf die Einbindung der Turmbauerzählung in den Zusammenhang der Urgeschichte, so kann aber gerade dergenaue Bezugspunkt der kompositioneil durch die Zentralstellung hervorgehobenen Zweckbestimmung der menschlichen Aktivitäten Gen 11,4bsowie die eng damit verbundene Reaktion Jahwes in Gen ll,8a.9b nichtstrittig sein. Gen 11,1-9 bezieht sich zwar auch auf Gen 10,4W die eigentliche Referenzstelle ist aber die Notiz von der Ausbreitung der Völker in Gen9,19404 (parr^D nss] rr?KQi), die der Priesterschrift zuzuweisen ist. Dasheißt: auch die Komposition Gen 11,1-9 ist post-P anzusetzen. Der Verfasser der nichtpriesterschriftlichen Texte Gen 9,20-27 und Gen 11,1-9 hatalso auf Gen 9,18*. 19 zwiefach Bezug genommen. Zum einen ist ihm an
der Differenzierung der Noahsöhne mit Blick auf ihre Stellung zum Heiligkeitsgesetz Lev 20 gelegen, die der Völkertafel voransteht, zum anderenwird die Ausbreitung der Völker in der Turmbauerzählung auch auf demHintergrund von Gen 9,18-27 neu gedeutet. Da die Noahsöhne gerade nachihrer Qualifizierung durch Gen 9,20-27 für die Völkertafel konstitutiv sind,ist auch für den Verfasser der nichtpriesterschriftlichen Texte post-P diedirekte Fortsetzung durch die Völkertafel unumgänglich. Eine Postitionie-rung von Gen 11,1-9 im Anschluß an Gen 9 ist insofern ausgeschlossen.
Wie ist nun das Verhältnis der Hauptlinie der Turmbauerzählung in Gen1 l,4b.8a.9b zu Gen 9 des näheren zu beschreiben? Zunächst ist festzuhal-
402 K. Budde, Urgeschichte, 371; cf. C. Levin, Jahwist, 127.403 Man denke an das Thema der Sprachenvielfalt, das in P bereits vorausgesetzt (Gen
10,5.20.31) und jetzt - analog dem Verhältnis von Gen 9,19 und 11,4b.8a.9b - ebenfalls in denStrafhorizont eingeordnet wird, auch wenn jetzt von HEÖ statt JUD die Rede ist; cf. etwa M. Witte,Urgeschichte, 90. Gen 11,1-9 schließt aber auch an die nP-Erweiterungen der priesterschriftlichen
Völkertafel an. Nachdem sich die Völker zur Zeit des Eber-Sohnes Peleg verstreut haben (Gen10,25), siedeln die Joktan-Söhne im Ostgebirge (Gen 10,30). Differenzen ergeben sich mit Blickauf das nichtpriesterschriftliche Stratum von Gen 10 allerdings mit der Einführung Babels: in Gen11,9 ist es Resultat der Bautätigkeit der Menschen, nach Gen 10,10 gehört es zum Herrschaftsbereich Nimrods; cf. etwa P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 149; C. Uehlinger, Weltreich, 318. Dadie Überarbeitung in Gen 10 was die Redaktionstechniken anbelangt literarisch ziemlich geschlossen vorgenommen wurde, kann man an dieser Stelle nur spekulieren, ob die Divergenzen nichtdoch auf der Ebene rezipierten, aber literarisch umstrukturierten Quellenmaterials in Gen 10 anzusiedeln sind.
404 Cf. etwa K. Budde, Urgeschichte, 375ff; C. Westermann, Genesis, 712, u.v.m.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 226/268
226 Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte
ten, daß Gen 9,18f unter der Voraussetzung des Mehrungsbefehls und der
Anweisung, die Erde anzufüllen (Gen 9,1.7), steht. Insofern kann dieTurmbauerzählung mit dem Versuch der Menschen, der Zerstreuung entgegenzuwirken, auch als Widerspruch gegen den göttlichen Befehl aufgefaßt
werden. Der Verfasser von nP hat die Ausgangslage allerdings durch dieEinbringung von Gen 9,20-27 noch verschärft, insofern sich die Nachkommen Noahs mit Blick auf die Beachtung von Lev 20 unterscheiden, diedann in den Flüchen Gen 9,25-27 zusätzlich festgeschrieben wird. Dann istGen 11,1-9 nicht nur auf dem Hintergrund des Widerspruchs gegen den
göttlichen Befehl zur Besiedelung der ganzen Erde verfaßt worden, sondernder Versuch der Menschen, durch den Stadt- und Turmbau der Zerstreuungentgegenzuwirken, gilt auch den Differenzierungen in Gen 9,25-27 undwird deswegen von Jahwe bestraft, indem er die einheitliche Sprache auf-hebt und damit die Zerstreuung bewirkt.405
405 Liegen Gen 9,20-27 und 11,1-9 nicht nur mit Blick auf ihre Komposition sowie ihre post-
P-Entstehung auf einer Linie, so ist auf dem Hintergrund der deutlich an dem guten Verhältnis von
Sem und Japhet gelegenen Episode Gen 9,20-27 auch die Ansetzung der Komposition von Gen
11,1-9 in die Zeit Alexanders des Großen, die M. Witte, Urgeschichte, 320ff, vorgeschlagen hat,
gut vorstellbar.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 227/268
IV. Zusammenfassung und Ausblick
Ziel unserer Untersuchung war es nicht, die die Forschung an Pentateuch,Hexateuch oder gar Enneateuch aktuell bestimmenden Problemfelder aufzugreifen bzw. gar einer Lösung zuzuführen. Gerade mit Blick auf unsereErgebnisse dürften sich die Schwierigkeiten, die die Einbindung von Gen1-11 in gegenwärtigen Entstehungsmodelle bereitet, nicht ermäßigt, son
dern eher verschärft haben. Dies betrifft weniger die Einschätzung des literarischen Charakters der Priesterschrift - hier kommt unsere Analyse mitBlick auf den Umfang der P zuzuweisenden Texte zu einem relativ konventionellen Resultat - , wohl aber die nichtpriesterschriftlichen Texte. Wir beschränken uns also abschließend vor allen Dingen darauf, das Ergebnis unserer Analyse zu bündeln.
1. Die Priesterschrift in der Urgeschichte
Die biblische Urgeschichte entstand, was ihren wesentlichen Textbestand
anbelangt, wahrscheinlich in lediglich zwei Phasen. Die literarische Grundlage ist das priesterschriftliche Stratum. Es weist, soweit für uns erkennbar,keine Lücken auf und umfaßt Gen l,l-2,4a; 5,1-28. 29a(ohne "iD«'?).30-32;
6,9(ohne p"K).10-22; 7,6f.8bß.9.11.13-16a. 18-22.24; 8,1.2a.3-5.13a.l4-19; 9,l-17.18*.19.28f; 10,l^a.5-7.20.22f. 31f; 11,10-26. Die Priesterschrift zeigt in der Urgeschichte ein einheitliches literarisches wie sachliches Profil. Es spricht zumindest mit Blick auf diesen Text nichts gegen das
Urteil, daß es sich bei P um eine Quelle handelt.
Die Priesterschrift ist ausweislich deutlicher Rahmungen in drei literarische Komplexe untergliedert, nämlich den Schöpfungsbericht Gen 1,1-2,4a, die erste Menschheitsepoche Gen 5,1-9,29*, die mit der Sintflut ihr
Ende findet, und die nachsintflutliche Menschheit Gen 10*; 11,10-26, diedann in Gen 1 l,27ff auf die Vätergeschichte zusteuert. Der auf den neuzeit
lichen Rezipienten bisweilen überladen bzw. redundant wirkende Darstellungsstil rührt nicht zuletzt daher, daß sich ihr Verfasser ausgiebig der literarischen Technik chiastischer, partiell auch konzentrischer Verknüpfungenbedient hat, was mit einer gewissen Zwangsläufigkeit zu einer Vielzahl anDoppelungen und Wiederholungen führt. Das bedeutet im Gegenzug: ankeiner Stelle der hier untersuchten Texte ist nicht zuletzt aufgrund dieser
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 228/268
228 Zusammenfassung und Ausblick
Kompositionstechnik mit sekundärem, innerpriesterschriftlichem Textwachstum zu rechnen - auch nicht in den Versen Gen l,29f; 9,4-7.16-17,die mitunter unter dem Verdacht stehen, auf den Eingriff von Ps zurückzugehen. Gen 1,29 ist zusammen mit der Gottebenbildlichkeitsvorstellung aus
Gen l,26f in Gen 9,1-7 vorausgesetzt, die Regelung der Nahrung der Tierein Gen 1,30 schließt sich gut an v.29 an, und Gen 9,16f ist in das Gesamtschema der Reden nach der Sintflut schlüssig integriert. Auch in dem Abschnitt Gen 9,4-7 deuten die - leichten - literarischen Spannungen der Regelung zum Blutgenuß in Gen 9,5 eher auf die literarische Transformationvorgegebenen Materials hin, als auf sekundäre Fortschreibung innerhalbvon P. P ist in Gen 1,1-11,26* - soweit erkennbar - PG.
Die chiastischen Verknüpfungen hat der Verfasser der Priesterschriftsowohl im Mikrobereich begrenzter Abschnitte - besonders kunstvoll vorallen Dingen im Sintflutprolog Gen 6,9-13 - als auch bei der Verbindungweiter reichender Bezugstellen vorgenommen. Was die Bestimmung desUmfangs von P anbelangt, so verdient in diesem Zusammenhang die Verbindung von Gen 6,10 und 9,18f besonderes Augenmerk. Zwar ist Gen9,18a deutlich redaktionell um v. 18b erweitert worden, doch ist der verbleibende Textbestand Gen 9,18a. 19 offensichtlich auf Gen 6,10 rückbezogen;
die Verse stellen eine Rahmung der Sintflutereignisse dar. Über Gen 9,19ist dann aber die Völkertafel Gen 10 in ihrer leicht herauslösbaren literarischen Grundschicht Gen 10,l-4a.5-7.20.22f.31f der Priesterschrift zuzurechnen. Damit fehlt dem nichtpriesterschriftlichen Stratum nicht nur dieEinführung der Noahsöhne Sem, Harn und Japhet, sondern auch eine Überleitung zu Gen 10*.
Vorgegeben war P - man vergleiche etwa das Atramhasis-Epos - natür
lich die spannungsvolle Abfolge von Schöpfung und Flut. Der Verfasser derPriesterschrift hat aber diese Traditionsstoffe aus seiner Perspektive herausumgeformt und den basalen urgeschichtlichen Gegensatz auch grundlegendneu gedeutet.
Deutlich den Gegensatz von Schöpfung und Flut übergreifend ist vor allen Dingen das Menschenbild angelegt. Die Anthropologie ist positiv durchdie Gottebenbildlichkeitsvorstellung gekennzeichnet. Dabei sind die einschlägigen Stellen Gen l,26f; 5,1 und Gen 9,6 literarisch über den planvol
len Wechsel der weitgehend bedeutungsgleich gebrauchten Bildterminologie - übx und m n - sowie, mit dieser korreliert, durch die alternativenSchöpfungsverben - R"D und nöi> - aufeinander bezogen. Diese traditionsgeschichtlich aus der Herrschervorstellung stammende und durch P auf dieim Schöpfungskontext allein in Mann und Frau differenzierte Menschheitbezogene Funktionsbestimmung realisiert sich zunächst im dominium ani-
malium (Gen 1,26.28), dient aber nach der Flut auch ausdrücklich der Begründung der eigentümlichen Stellung und Würde des Menschen (Gen 9,6).
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 229/268
Die Priesterschrift in der Urgeschichte 229
Sie gilt als unirritierbarer Hintergrund der Neuordnung der Schöpfung nach
der Strafflut.
Diese durchgehend positive Ursprungsdeutung des Menschen, die davon
absieht, jede weitergehende institutionelle Ausdifferenzierung und Interak
tionsordnung im urgeschichtlichen Kontext zu verankern und damit zu legi
timieren, ist nun mit dem starken Kontrast zwischen der ausdrücklich als
„sehr gut" qualifizierten Schöpfungsordnung und dem Sintflutbericht, der
gleich zu Beginn die totale Verderbtheit der Erde konstatiert, in Beziehung
gesetzt. Zum Ausgleich kommt dieser Kontrast in den Gottesreden nach der
Flut (Gen 9,1-17), insofern der Abschnitt literarisch kunstvoll sowohl auf
den Flutprolog - vor allen Dingen Gen 6,17-21 - als auch auf den Schöp
fungsbericht Gen 1,26-30 rekurriert.Der Einbruch der Sintflut wird bei P im Gegensatz zu den vielschichti
gen Erklärungsansätzen der mesopotamischen Tradition nicht etwa als kon
tingenter Schicksalsschlag bzw. göttlicher Willkürakt gedeutet, der dann
sogar die entsprechenden negativen Rückwirkungen für die Gottheit(en)
zeitigt, sondern durchgehend auf dem Hintergrund des Tun-Ergehen-Zu
sammenhangs interpretiert. Ausgangspunkt ist dabei naturgemäß die uni
versale Katastrophe selber, die durch den Einbruch der Urflut (Gen 7,11)
korrelativ zum Schöpfungsbericht (Gen 1,2) kosmische Ausmaße erreicht.
Dieser Universaldimension der Flut, von der alle Menschen, alle Landlebe
wesen und alle Vögel betroffen sind, entspricht naturgemäß die Diagnose
für den Flutanlaß: alles Fleisch ist mit Blick auf den wechselseitigen Um
gang verdorben (Gen 6,12ff), „Gewalttat" (ODlt) hat die ganze Erde erfüllt.
Damit ist der Logik der zugrundegelegten Weltdeutungsmatrix, also des
Tun-Ergehen-Zusammenhangs, entsprochen. Soll nun eine Wiederholung
der Flut ausgeschlossen werden, wie dies Gott in Form eines Bundesschlusses einseitig zusagt (Gen 9,8-17), so muß der ihr zugrundeliegende Verfeh
lungszusammenhang aufgebrochen werden, der in dem Regelungsbestand
der Schöpfungsordnung Gen 1,26.28-30 zwar nicht vorgesehen, aber auch
nicht ausgeschlossen war. Im Klartext bedeutet das nicht, daß der Tun-
Ergehen-Zusammenhang außer Kraft gesetzt, sondern daß ausgeschlossen
werden muß, daß das Maß der Verfehlung universale Dimensionen erreicht
und damit eine allumfassende Strafreaktion nötig wird. Dies geschieht in
Gen 9,1-7 durch die Modifizierung des Schöpfungssegens Gen l,28ff, indem tierische Nahrung jetzt ausdrücklich zugelassen und mit Blick auf die
Tötung des Menschen die durch Gott selber garantierte individuelle Vergel
tung vorgesehen wird. Die Schöpfung kommt gewissermaßen hier, wenn
auch im Vergleich mit der ursprünglichen Konzeption weniger optimal aus
gerichtet, zu einem Abschluß. Ihr grundsätzlicher Bestand ist nicht mehr
gefährdet, und auf diesem Hintergrund kann es dann zur Ausbreitung der
Menschheit kommen.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 230/268
230 Zusammenfassung und Ausblick
Die Priesterschrift, durch die universale Dimension des Sintflutstoffs aufdem Hintergrund des Tun-Ergehen-Zusammenhangs zum Entwurf eines
entsprechenden Flutanlasses genötigt, bietet dabei mit Blick auf den Ur
sprung und die Art der weltzernichtenden Gewalttat unter den Geschöpfenallerdings keine explizite Ableitung, sondern begnügt sich allenfalls mitAndeutungen in der Genealogie Gen 5 und Gen 6,9, die mit Henoch und
Noah immerhin ethisch-religiöse Ausnahmeerscheinungen nennt und damitzumindest eine Differenzierung in der Menschheit voraussetzt, was allerdings noch keineswegs mit der im priesterschriftlichen Sintflutprolog konstatierten Verderbtheit allen Fleisches kongruiert.1 Der Hinweis auf den
aufgrund seiner Lebensführung entrückten und damit aus dem mundanen
Tun-Ergehen-Zusammenhang ausgeschlossenen Henoch, vor allen Dingenaber die Qualifikation Noahs dürfte weniger der Erklärung der Gewalttatgeschuldet sein, als vielmehr der begründeten Ausnahme Noahs von den
Straffolgen dienen, die dann den Neubeginn nach der Flut ermöglicht. Tatsächlich entspricht der dem göttlichen Befehl strikt gehorchende Noah nichtzuletzt durch sein auch die Tiere einbeziehendes Verhalten dem in Gen1,26ff entworfenen Bild vom Menschen.
An allen hier kurz umrissenen charakteristischen Vorstellungen von Psetzt das nichtpriesterschriftliche Bild vom Urgeschehen differenzierendund auch korrigierend an: am durch die Gottebenbildlichkeit geprägtenMenschenbild, an der Interpretation der Sintflut nach dem Tun-Ergehen-
Zusammenhang und an der schematischen Darstellung des Noah. Damitkönnen wir uns der Charakterisierung von nP zuwenden.
2. Die nichtpriesterschriftlichen Bearbeitungen
Innerhalb des nichtpriesterschriftlichen Materials lassen sich zwei Schich
ten abheben. Zum einen das umfangreiche Stratum Gen 2,1.4b—8.16—25;3,1-23; 4,1-5.8-26; 5,29a(nur TOrf?)b; 6,5f.7*.8.9(nur pnx); 7,1-5.10.12.16b.17.22f; 8,2b.6.8-12.13b.20-22; 9,20-27; 10,8-19.21.24-30; 11,1-9,zum anderen Gen 2,1.10-15; 3,24; 4,6f; 6,1-4; 6,7aß; 8,7; 11,3b. Wie die
zuletzt genannte Schicht, die die erstere voraussetzt, zu charakterisieren undeinzuordnen ist, kann aufgrund des geringen Textbestandes nur angedeutetwerden. Die Bezüge insbesondere zwischen Gen 2,10-15, 3,24 sind auf-
1 Nicht ganz befriedigend ist auch der Hinweis auf die sinkenden Lebensalter; cf. etwa N.
Lohfink, Die Priesterschrift, 235ff. Auch bei dem Verfahren, die Art der von P gemeinten Gewalt
tat im Rückschluß aus den Neuregelungen mit Blick auf den Schöpfungsimperativ in Gen 9,1-7 zu
erheben, wundert man sich ob der fehlenden narrativen Vorbereitung - der scharfe Kontrast zwi
schen Schöpfung und Flut bleibt bestehen.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 231/268
Die nichtpriesterschriftlichen Bearbeitungen 231
grund des gemeinsamen traditionsgeschichtlichen Hintergrundes in der Jerusalemer Tempeltheologie ausgesprochen eng, so daß von einer zusammenhängenden Ergänzung ausgegangen werden kann. Hinzuzunehmen ist
wahrscheinlich auch das Engelehenexzerpt Gen 6,1-4. Abgehoben davondürfte - wenn überhaupt sekundär - der Gen 3,16 rezipierende weisheitskritische Zusatz Gen 4,6f sein. Um partiellen kontextuellen Ausgleich in derSintflutperikope bemüht zeigen sich die knappen Ergänzungen in Gen6,7aß; 8,7, die aber der Grundintention des übrigen nichtpriesterschriftli
chen Materials zuwiderlaufen. Gen 11,3b ist ein explizierender Zusatz, derallerdings die Komposition von Gen 11,1-9 erheblich stört. Die AbschnitteGen 2,10-15; 3,24; 4,6f; 6,1-4; 6,7aß; 8,7; 11,3b sind aber keinesfalls - das
ist auf jeden Fall festzuhalten - mit einer Priesterschrift und nichtpriester-schriftliche Texte verbindenden Redaktion gleichzusetzen. Denn die Verbindung von P und nP erfolgte bereits auf der Ebene der mit Gen 2,4b einsetzenden Schicht; und vor allen Dingen der galt unser Interesse.
Was zunächst die literarische Eigenart dieser Schicht betrifft, so stellt das
nichtpriesterschriftliche Material zum einen keine selbständige Urgeschichte im Sinne eines durchlaufenden und unabhängig von P entstandenen odergar vorpriesterschriftlichen Textstratums dar, bzw. es läßt sich aus diesemMaterial auch literar- oder redaktionskritisch keine solche herauspräparie
ren. Dieses Urteil basiert nicht nur auf dem oftmals notierten Sachverhalt,daß nP mit Blick auf solche Stoffe Lücken aufweist, die im Zuge der Zusammenarbeitung von nP und P notgedrungen, zumindest nicht ohne erzähltechnische Volten zu schlagen, schwerlich doppelt hätten berichtet
werden dürfen - wie etwa der Bau der Arche -, sondern vor allen Dingendarauf, daß sich ein durchlaufendes und P noch nicht voraussetzendes Text-
stratum etwa zwischen Gen 2-4* und der nichtpriesterschriftlichen Interpretation der Sintflut oder zwischen Sintflut, Weinbauperikope, Völkertafel
und Turmbauerzählung allenfalls postulieren, aber nicht rekonstruieren läßt.Zu rechnen ist zwar in nP mit der Aufnahme von - durchaus schriftlichen -Traditionen, etwa mit Blick auf den in Gen 5 literarisch transformiertenGrundbestand der Kainitengenealogie Gen 4,17-24 oder die in der Sintflut
rezipierten Motive der dreifachen Aussendung der Taube sowie des Opfersnach der Flut. Ob diese allerdings jemals einen eigenständigen, also von P
unabhängigen literarischen Zusammenhang bildeten, oder - im Falle desnichtpriesterschriftlichen Sintflutstratums - nicht sogar direkt aus der me-
sopotamischen Literatur rezipiert wurde, wie das auch der Zusatz in Gen8,7 nahelegt, ist aufgrund des vorhandenen Textbestandes und seiner Eigenart schlechterdings nicht mehr zuverlässig aufzuklären.
Zum anderen ist aber auch nicht einfach von einer Redaktion auszugehen, die etwa nach dem Modell einer Fragmentenhypothese verschiedene
eigenständige nichtpriesterschriftliche Vorlagen etwa der Schöpfungs- oder
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 232/268
232 Zusammenfassung und Ausblick
Sintfluttradition mit P verknüpfte. Dafür ist nicht nur, wie bereits festgestellt, die Basis schlüssig zu rekonstruierender Traditionsstücke viel zuschmal, sondern die nichtpriesterlichen Texte sind - trotz ihrer materialenEigenprägung - über weite Passagen ohne die Bezugnahme auf die Priesterschrift schwer vorstellbar. Oder, um es vorsichtiger zu formulieren:wenn der Verfasser vorliegende Stoffe aufgenommen hat, wurden diese
literarisch völlig neu strukturiert und eben nicht nur um einzelne Zusätze,die literarkritisch noch zu eruieren wären, erweitert.
2
Deutlich ist dies vor allen Dingen im hinteren Teil der Urgeschichte.
Insbesondere die nichtpriesterschriftlichen Anteile an der Völkertafel sindliterarisch auf den priesterschriftlichen Grundbestand abgestimmt. Aber
auch die Erzählung von Noahs Weinanbau Gen 9,20-27 - literarisch soweiterkennbar homogen und auf dem Hintergrund von Lev 20, also post-P
Cl
entworfen - ist erst über Gen 9,18b an Gen 9,18f angeschlossen worden.Wer in Gen 9,20-27 den Zielpunkt der in Gen 5,29 mit Noah verbundenenErlösungsvorstellung mit Blick auf die Fluchfolgen in Gen 3,17 vermutet,
hat mit ziemlicher Sicherheit einen post-P Text im Visier. Vergleichbaresgilt auch für die Turmbauerzählung. Diese ist analog zu Gen 9,20-27 konzentrisch aufgebaut und nimmt auf denselben Anschlußtext, nämlich den zu
P gehörenden Vers Gen 9,19, aber auch auf Gen 3,22 Bezug.
Damit stehen die Erzählungen von Schöpfung und Fall (Gen 2f*), vonKain und Abel (Gen 4*) sowie die nichtpriesterschriftlichen Texte der Sintflut (Gen 6,5-8,22*) auf dem Prüfstand, die eigentliche Nagelprobe.
Was Gen 2,4b-3,23* betrifft, so kann man zum einen damit argumentieren, daß Gen 2,4b im Verbund mit dem priesterschriftlichen RahmenversGen 2,4a als literarische Imitation von Gen 5,1 aufgefaßt werden kann. Er
heblich größeres Gewicht kommt allerdings der Rezeption des priesterlichen Speisegebotes Gen 1,29 im Adamfluch Gen 3,18b zu. Obwohl als An
spielung an den Schöpfungsbericht von P deutlich erkennbar, ist doch dieKomposition des Adamfluchs Gen 3,17-19 so kunstvoll und einheitlichgestaltet, daß einer literarkritischen Ausscheidung von v.l8b schlicht dieBasis fehlt. Das nicht zuletzt ausweislich von Gen 9,1-7 auch der SegnungGen 1,28 zuzurechnende priesterschriftliche Speisegebot wird durch denAdamfluch post-P kontrastiert.
Darüberhinaus weist Gen 3,17-19 durch chiastische Stichwortentspre
chung auch auf den deutlich in die priesterschriftliche Genealogie eingefügten Vers Gen 5,29b voraus, so daß hier post-P eine Brücke von Gen 1,29über Gen 3,17-19 zur Noahfigur in Gen 5,29b geschlagen wird. Zugleichist aber festzuhalten, daß die drei Flüche in Gen 2,14-19 in den vorangehenden und literarisch einheitlichen Erzählzusammenhang des „Sünden-
2 Cf. die von N. Lohfink, Fortschreibung?. 176. mit Blick auf Dtn 12 genannten Alternativen.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 233/268
Die nichtpriesterschriftlichen Bearbeitungen 233
falls" Gen 2,25-3,13 vorzüglich eingebunden sind. Die „Fallerzählung"einschließlich der Fluchsequenz (Gen 2,25-3,19) ist wiederum eng mit derSchöpfungserzählung Gen 2,4b-2,24 verknüpft. Zwar läßt sich in Gen2,4b-2,24 die Paradiesesgeographie Gen 2,10-14 zusammen mit dem aufden sekundären Vers Gen 3,24 abzielenden Verbindungsstücks Gen 2,15ausscheiden. Der verbleibende Textbestand Gen 2,4b-8.16-24 ist jedochliterarkritisch nicht weiter zu beanstanden und weist analoge chiastischeKompositionsmuster wie Gen 2,25-3,19 auf.
Das priesterschriftliche Speisegebot Gen 1,29 - die Zuweisung vonKraut und Fruchtbäumen als Nahrungsgrundlage - wird nun nicht nur inGen 3,18b rezipiert, sondern kehrt zugleich in Gen 2,16f wieder, also in der
Anweisung Jahwe Elohims, daß sämtliche Bäume des Gartens zur Nahrungzur Verfügung stehen, allerdings unter Ausklammerung des für den Erzählfortgang konstitutiven Erkenntnisbaumes. Das Speisegebot der Priesterschrift ist also in seinen beiden Komponenten präsent und wird invertiertaufgenommen: im Paradiesgarten sind Baumfrüchte die Nahrungsgrundlage, außerhalb desselben das Kraut des Feldes. Es herrscht zunächst auchderselbe Vegetarismus wie in P.
Gen 3,20-23 bildet sodann gleichsam die Synthese zwischen dem auf Phin entworfenen Text Gen 2,4b-8.16-25; 3,1-19 und P, insofern nicht nurdie Linien des nichtpriesterschriftlichen Materials - Gen 2,5.7f; 3,5.7.16 -in invertierter Abfolge zusammengezogen werden, sondern vor allem Gen3,22 aufgrund seines Themas - der Gottverähnlichung bzw. Gottebenbildlichkeit - wie auch der analogen Gesprächssituation - Plural der Selbstermunterung - auch auf Gen 1,26 Bezug nimmt. Auf der Linie von Gen 3,22liegt dann auch Gen 11,6.
Eng angelehnt an Gen 2,4b-3,23* ist sodann Gen 4. Wie schon oftmalsbeobachtet, ist Gen 4,25f bereits deutlich auf die priesterschriftliche Genealogie hin orientiert, die dann zusätzlich durch die Charakterisierung Noahsin Gen 5,29b pointiert wird. Da allerdings Gen 4,1 literarisch auf derselbenEbene wie Gen 4,25 anzusetzen ist, die Erzählung von Kain und Abel Gen4,1-16 mit Ausnahme von 4,6f bruchlos und in sich homogen an Gen 4,1anschließt, ist auch hier die Annahme eines post-P komponierten Textstra-tums wahrscheinlich. Allein die Kainitengenealogie Gen 4,17-24 dürfteaufgrund des literarischen Verhältnisses zu Gen 5 zumindest auf eine auchP bekannte Liste zurückgehen. Sie wird in Gen 4 um der Aufgliederung derMenschheit in Kainiten und Sethiten willen vorgenommen.
Der Verfasser von Gen 2,4bff hatte mit Blick auf P vor allen Dingen einInteresse: die Vertiefung und auch Korrektur der priesterschriftlichen Anthropologie, die sich mit der Vorstellung von der Gottebenbildlichkeit verbindet. Um der Ätiologie seiner ambivalenten Verbundenheit mit dem Ak-
kerboden sowie seines Todesschicksals willen, wird der Mensch zunächst
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 234/268
234 Zusammenfassung und Ausblick
aus dem Ackerboden geformt. Sein eigentliches Menschsein ist darüberhinaus durch die Gottähnlichkeit in der Erkenntis von Gut und Böse be
stimmt. Diese - deutlich dem weisheitlichen Vorstellungshorizont entstammende - Konzeption wird indes narrativ zugespitzt. Sie besteht nämlich nicht einfach in der Unterscheidungsfähigkeit von Lebenszuträglichemund Lebensabträglichem, da der Mensch über diese Urteilskraft bereits vordem eigentlichen „Sündenfall" verfügt, wie Darstellung der Frau in Gen 3,6
erhellt, die - auch ohne erst in die erkenntnisstimulierende Baumfrucht gebissen zu haben - die Früchte des Erkenntnisbaumes als genußtauglich einstufen kann C^OKO
1? ysrt mo). Sie liegt vielmehr auf der Linie von Gen 2,25;
3,7.21, die anhand der Scham paradigmatisch das Bewußtsein der statusbe
zogenen Differenziertheit, aber auch der Verantwortlichkeit der Menschenvoreinander und nicht zuletzt mit Blick auf Gott einführt (Gen 3,8-11), alsotendenziell in der Entdeckung ihrer ethisch-religiösen Personalität besteht.Nicht von ungefähr entzündet sich die so verstandene Gottverähnlichung
anhand der Nichtbefolgung eines Gottesgebotes (Gen 2,16). Genau diesesBewußtsein der Differenziertheit und wechselseitigen Selbständigkeit istdann der Ausgangspunkt für ambivalente Herrschaftsverhältnisse, zunächstanhand der Neuordnung der Geschlechterdifferenz vorgeführt. Auf dieser
Linie sind dann aber nicht nur der durch die kontingente und damit distanziert undurchsichtige Reaktion Jahwes auf das Opfer motivierte Brudermord in Gen 4 und die sich daran anschließenden Ausdifferenzierungensowie der Versuch, in der Turmbauerzählung gewissermaßen die Einheit
des Menschengeschlechts zu symbolisieren, die dann in Zerstreuung undSprachverwirrung endet, verständlich, sondern letztlich auch die Einführung der Noahgestalt, die nicht der grundlegenden Disposition des Men
schen als eines eigenständigen, wenn auch falliblen Wesens entgegenzuwirken vermag, wohl aber den damit verbundenen Fluchfolgen. Die Bedeutung der Noahgestalt geht für nP allerdings nicht in dem Gehalt von Gen5,29* auf, sondern zeichnet sich im Rahmen der Sintflutereignisse durchweitergehende Aspekte aus, die in der Einhaltung der göttlichen Ordnung
des Heiligkeitsgesetzes (Gen 8,20) ihren Höhepunkt erreichen.
Die nichtpriesterschriftlichen Ergänzungen zur Sintflutperikope sowiedie Erzählung von Noahs Weinanbau sind schon aufgrund ihrer Einfügungin den Zusammenhang des priesterschriftlichen Sintflutberichts aufeinander
bezogen. Sie sind zudem aber auch mit Blick auf ihre gemeinsame literarische Referenz, nämlich Lev 20, eng miteinander verbunden.
Von besonderer Wichtigkeit ist die Einschätzung des literarischen Charakters der Sintflutperikope, da hier priesterschriftliche Grundlage undnichtpriesterschriftliche Texte verschränkt auftreten. Die heterogene Darstellung der Sintflut ist - das macht die formanalytische Untersuchung deut
lich - wohl nicht durch die Zusammenarbeitung zweier ursprünglich selb-
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 235/268
Die nichtpriesterschriftlichen Bearbeitungen 235
ständiger Quellen, sondern durch die systematische Überarbeitung der priesterschriftlichen Grundlage durch nP zustande gekommen. Das nichtprie-sterschriftliche Material trägt literarisch wie traditionsgeschichtlich - mandenke vor allen Dingen an den Prolog Gen 6,5-8 aber auch an die Rezeption des erst post-P anzusetzenden 40-Tage-Schemas - Züge eine post-P-Bearbeitung. Dies zeigt sich vor allen Dingen anhand der programmatischen Reflexionen, die der Verfasser Jahwe zu Beginn und am Ende derSintflut zuschreibt: Gen 6,5-8 und 8,20-22. Sie sind zugleich der Ort, andem der Widerspruch zur P-Version zu Tage tritt und dementsprechendmassive Korrekturen vorgenommen werden. Der Prolog der nP-Fassung istmit Ausnahme der Sequenz in Gen 6,7aß literarisch homogen und ebenso
wie der Epilog in Gen 8,21 kompositionell an den priesterschriftlichenFlutprolog angelehnt. Die zwingend notwendige Ausscheidung von Gen6,7aß läßt die Pointe klar hervortreten.
Bestand die Innovation der Priesterschrift mit Blick auf den traditionellen Sintflutstoff vor allen Dingen in der Deutung desselben nach Maßgabedes Tun-Ergehen-Zusammenhangs - d.h. der Sintflutstoff wurde gewissermaßen vom Ergebnis her interpretiert und deswegen ein der universalenKatastrophe entsprechender Anlaß behauptet -, so verläßt der Verfasser vonnP selbstverständlich nicht die weltanschauliche Matrix des Tun-Ergehen-Zusammenhangs bzw. - auf dem Hintergrund von Jer 18,7-12 - der gerechten Vergeltung Jahwes. Er deutet den Sintflutstoff aber nicht vom Resultat,sondern vom Auslöser her. Dieser ist nun aber entscheidend eingeschränkt.Als Ursprung des Bösen gilt seiner vertieften Einsicht nach nicht die ganzeWelt (Gen 6,12), sondern allein der Mensch auf der Erde (Gen 6,5), nichtder Wandel aller Lebewesen, Tiere wie Menschen, sondern allein das
menschliche Herz als humaner Ort des Denkens, der Willensbildung undsomit Ursprung folgenreicher Handlungsentwürfe. Daß Gen 2,4b—4,26*;5,29* trotz ihrer Aufnahme in Gen 8,21 diesen überscharfen Ton in der Anthropologie noch nicht erahnen lassen, wenngleich die Voraussetzungenbereitstellen, spricht nicht für literarische Heterogenität von nP, sondern istder Konfrontation mit der universalen Strafdimension des Sintflutstoffs alssolchem geschuldet.
Die strikt anthropologische Verortung der Bosheit konfligiert mit dempriesterschriftlichen Sintflutstoff insofern, als sie zwar die totale Vernichtung des Menschengeschlechts zu begründen vermag, nicht jedoch die allerLebewesen. Indes ist das Dilemma, das sich aus der Anwendung der Sichtdes Menschen auf den Sintflutstoff ergibt, dem Kritiker der priesterschriftlichen Sintflutkonzeption nicht entgangen. Der Verfasser von Gen 6,5-8*hat aber auch gesehen, daß es nur auf einer Ebene gelöst werden kann, nämlich auf der Ebene der sintflutauslösenden Instanz selber. Dies geschieht im
Sintflutepilog Gen 8,21, wo Jahwe ein für allemal zusichert, die Strafflut
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 236/268
236 Zusammenfassung und Ausblick
nicht mehr zu wiederholen, da nur des Menschen Herz von Kindesbeinen
an böse ist und eben nicht - so ist zu ergänzen - alle Lebewesen. Die Korrekturen an der Priesterschrift in Gen 6,5-8 und Gen 8,2 lf werden aller
dings literarisch so exponiert, daß sie zur priesterschriftlichen Fassung erzählerisch nicht im Widerspruch stehen, nämlich eben nicht als Jahwerede
an die Sintflutüberlebenden, sondern als Selbstreflexion Jahwes.
Pointiert auf anderem Hintergrund gedeutet wird im nichtpriesterschrift-
lichen Kontext die Gestalt des Noah. Erschien bei P Noah im wesentlichenals der dem göttlichen Befehl gehorsame Fromme, so wird er in nP auf demHintergrund der anthropologische Grundbestimmung in Gen 6,5 nicht nurhuldvoll von den Straffolgen der Flut dispensiert (Gen 6,8), sondern mit
ihm ist bereits in Gen 5,29 eine Heilshoffnung mit Blick auf Gen 3,17-19verbunden, nämlich die Erlösung von der Mühsal des Ackerbaus, also dieErmäßigung der Umstände der Lebensführung. Das ebenfalls im Adamfluch verhängte Todesschicksal bleibt davon naturgemäß unberührt. Noch
deutlichere Konturen gewinnt er durch sein Verhalten nach der Flut (Gen8,20). Dabei ist es von nicht geringer Bedeutung, daß sich die einzige Parallele zum Noahopfer mit der im göttlichen Befehl Gen 7,2f fundierten Unterscheidung von reinen und unreinen Tieren, nämlich Vieh und Vögeln, im
Heiligkeitsgesetz (Lev 20,25; vgl. auch die analoge Tiersequenz in Gen 7,8)findet. Die Beobachtung gewinnt dadurch an Gewicht, daß auch die sichanschließende und literarisch einheitliche Weinbauperikope genau auf diesen Text Lev 20 bezieht. Es ist von daher wahrscheinlich, daß wir es an
beiden Stellen mit einer narrativen Umsetzung der Landnahmekonzeptiondes Heiligkeitsgesetzes zu tun haben. Im Verbund mit dem in nP für dieSintflutdauer zugrundegelegten 40-Tage-Schema liegt es nahe, daß Noah
tendenziell nach Maßgabe des Mose, wenn auch im urgeschichtlichenRahmen gezeichnet wird. Nicht zuletzt der ihm zugeschriebene Fluch überKanaan sowie der Völkersegen über Japhet und Sem (Gen 9,25-27) weistin diese Richtung.
Die deutliche Bezogenheit auf die Priesterschrift, die traditionsgeschichtlichen und literarischen Hintergründe, die nP erkennen läßt, sowie das Bild,das der Verfasser der nichtpriesterschriftlichen Texte von den urgeschichtlichen Abläufen nicht zuletzt im Horizont der charakteristischen Penta-
teuchstoffe - Gebotsgehorsam, Mosegestalt, Landnahme - entwirft, lassenden Schluß zu, daß er die Formierungsprozesse des Pentateuch bereits vorAugen bzw. im Rücken hat. Mehr als diese relative Einordnung ist zunächstnicht möglich und bedarf weiterer Untersuchung, auch wenn die dominante
Einführung Japhets in Gen 9,20ff und Gen 10,21 sowie der vermutlichehistorische Hintergrund der Turmbauerzählung es nicht außerhalb des Vorstellbaren erscheinen lassen, daß wir die entscheidende Formierung der bi
blischen Urgeschichte erst in frühhellenistischer Zeit anzusetzen haben.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 237/268
V. Literatur
Die Abkürzungen erfolgen nach:
SCHWERTNER, S.M., Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenz
gebiete, IATG2, Berlin/New York 21992.
BETZ, H.D. u.a. (Hg.), Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG4). Handwörter
buch für Theologie und Religionswissenschaft, Tübingen 4
1998.
ABELA, A., IS Genesis the Introduction of the Primary History?, in: A. Wenin (Hg), Studies in the
Book of Genesis. Literarture, Redaction and History, BEThL CLV, Leuven 2001, 397^»06.
ACHENBACH, R., Das Heiligkeitsgesetz im nachpriesterschriftlichen Pentateuch. Zu einem Buch
von Klaus Grünwaldt, ZAR 6, 2000, 341-350.
- , Die Erzählung von der gescheiterten Landnahme von Kadesch Barnea (Numeri 13-14) als
Schlüsseltext der Redaktionsgeschichte des Pentateuchs, ZAR 9, 2003, 56-123.
- , Die Vollendung der Tora. Studien zur Redaktionsgeschichte des Numeribuches im Kontextvon Hexateuch und Pentateuch, BZAR 3, Wiesbaden 2003.
ACKERMANN, D., August Klostermann und der Pentateuch. Ein forschungsgeschichtlicher Beitrag
zum Pentateuchproblem, Neukirchener Theologische Dissertationen und Habilitationen 14,
Neukirchen-Vluyn 1997.
ALBANI, M., Astronomie und Schöpfungsglaube. Untersuchungen zum astronomischen Henoch-
buch, WMANT68, Neukirchen-Vluyn 1994.
ALBERT, E., Ein neuer Erklärungsversuch von Gen 2 und 3, ZAW 33, 1913, 161-191.
- , Zu Gen 3,17-19, ZAW 33, 1913, 1-19.
ALBERTZ, R., Art. Mensch II. Altes Testament, TRE XXII, Berlin/New York 1992, 464-^74.
- , Das Motiv für die Sintflut im Atramhasis-Epos, in: ders., Geschichte und Theologie. Studien
zur Exegese des Alten Testaments und zur Religionsgeschichte Israels, BZAW 326, Ber
lin/New York 2003, 49-63.
- , Die Frage des Ursprungs der Sprache im Alten Testament, in: ders., Geschichte und Theologie.
Studien zur Exegese des Alten Testaments und zur Religionsgeschichte Israels, BZAW 326,
Berlin/New York 2003, 65-84.
- , Die Kulturarbeit im Atramhasis-Epos im Vergleich zur biblischen Urgeschichte, in: ders., Ge
schichte und Theologie. Studien zur Exegese des Alten Testaments und zur Religionsgeschich
te Israels, BZAW 326, Berlin/New York 2003, 1-21.
- , „Ihr werdet sein wie Gott" (Gen 3,5), in: F. Crüsemann u.a. (Hg.), Was ist der Mensch ...?Beiträge zur Anthropologie des Alten Testaments. FS H.W. Wolff, München 1992, 11-27.
- , „Ihr werdet sein wie Gott". Gen 3,1-7 auf dem Hintergrund des alttestamentlichen und des
sumerisch-babylonischen Menschenbildes, in: ders., Geschichte und Theologie. Studien zur
Exegese des Alten Testaments und zur Religionsgeschichte Israels, BZAW 326, Berlin/New
York 2003, 23-47.
- , Weltschöpfung und Menschenschöpfung, CThM A 3, Stuttgart 1974.
ANDERSON, B.W., From Analysis to Synthesis. The Interpretation of Genesis 1-11, JBL 97, 1978,
23-39.
ANDERSON, G., The Interpretation of Genesis 1:1 in the Targums, CBQ 52, 1990, 21-29.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 238/268
238 Literatur
ANGERSTORFER, A., Ebenbild Gottes in babylonischen und assyrischen Keilschrifttexten, BN 88,
1997,46-58.
-, Hebräisch dmwt und aramäisch dmw(t). Ein Sprachproblem der Imago-Dei-Lehre, BN 24,
1984,30-43.
ARNETH, M., Art. Literarkritik der Bibel, RGG4 V, Tübingen 2002, 389-390.
-, Die Gottebenbildlichkeit des Menschen in der alttestamentlichen Urgeschichte, in: R. Barthu.a. (Hg), Protestantismus zwischen Aufklärung und Moderne. FS U. Barth, Frankfurt a.M.
2005,335-346.
-, „Sonne der Gerechtigkeit". Studien zur Solarisierung der Jahwe-Religion im Lichte von Psalm
72, BZAR 1, Wiesbaden 2000.
AUFFRET, P., Essai sur la structure litteraire de Gn 11,1-9, in: ders., La sagesse a bäti sa maison,
OBO 49, Fribourg u.a. 1982, 69-90.
BACH ER, W., Die alten jüdischen Erklärungen zu Gen 4,1 b, ZA W 32, 1912, 117-119.
BAILEY, L.R., Noah. The Person and the Story in History and Tradition. Studies in Personalities of
the Old Testament, Columbia/South Carolina 1989.
BARANZKE, H./LAMBERTY-ZlELINSKI, H., Lynn White und das dominium terrae (Gen 1,28b). Ein
Beitrag zu einer doppelten Wirkungsgeschichte, BN 76, 1995, 32-61.
BARR, J., Reflections on the Covenant with Noah, in: A.D.H. Mayes, Covenant as Context. FS
E.W. Nicholson, Oxford 2003, 11-22.
BARRE, M.L., The Poetic Structure of Genesis 9,5, ZAW 95, 1984, 101-104.
-, The Riddle of the Flood Chronology, JSOT 41 , 1988, 3-20.
BARTELMUS, R., Heroentum in Israel und seiner Umwelt. Eine traditionsgeschichtliche Untersu
chung zu Gen. 6,1-4 und verwandten Texten im Alten Testament und der altorientalischen Li
teratur, AThANT65, Zürich 1979.BARTH, U., Herkunft und Bedeutung des Menschenwürdekonzepts. Der Wandel der Gottebenbild-
lichkeitsvorstellung, in: ders., Religion in der Moderne, Tübingen 2003, 345-371.
BARTHELEMY, D., „Pour hommes", „Pour 1'homme" ou „Pour Adam"? Gen 2,20, in: FS H.
Cazelles, Paris 1981,49-53.
BARTON, J., Covenant in Old Testament Theology, in: A.D.H. Mayes, Covenant as Context. FS
E.W. Nicholson, Oxford 2003, 23-38.
BASSETT, F.W., Noah's Nakedness and the Curse of Canaan. A Case of Incest?, VT 21, 1971,
232-237.
BAUER, H./LEANDER, P., Historische Grammatik der hebräischen Sprache des Alten Testaments I.
Einleitung. Schriftlehre. Laut- und Formenlehre. Mit einem Beitrag (§§ 6-9) von Paul Kahle
und einem Anhang: Verbparadigmen, Hildesheim u.a. 1991.
BAUKS, M., Die Welt am Anfang. Zum Verhältnis von Vorwelt und Weltentstehung in Gen I und
in der altorientalischen Literatur, WMANT 74, Neukirchen-Vluyn 1997.
-, Genesis 1 als Programmschrift der Priesterschrift (P8), in: A. Wenin (Hg.), Studies in the Book
of Genesis. Literature, Redaction and History, BEThL CLV, Leuven 2001, 333-345.
-, /Baumann, G., Im Anfang war ...? Gen 1.1 fT und Prov 8,22-31 im Vergleich, BN 71, 1994,
24-52.
BAUMGART, N.C., Das Ende der biblischen Urgeschichte in Gen 9,29, BN 82, 1996, 27-58.
-, Die Umkehr des Schöpfergottes. Zu Komposition und religionsgeschichtlichem Hintergrundvon Gen 5-9, HBS 22, Freiburg u.a. 1999.
BEAUCHAMP, P., Creation et Separation. Etüde exegetique du chapitre premier de la Genese, BScR,
Paris 1969.
BEGRICH, J., Die Paradieserzählung, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten Testament, TB 21,
1964, 11-38.
BELTZ, W., Religionsgeschichtliche Anmerkungen zu Gen 4, ZAW 86, 1974, 83-86.
BERG, W., Israels Land, der Garten Gottes. Der Garten als Bild des Heiles im Alten Testament, in:
U. Neumann-Gorsolke u.a. (Hg.), Das Kleid der Erde. Pflanzen in der Lebenswelt des alten Is
rael, Stuttgart/Neukirchen-Vluyn 2002, 61-79.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 239/268
Literatur 239
BERGER, K„ Das Buch der Jubiläen, JSHRZ 11/3, Gütersloh 1981.BERTHOLET, A., Biblische Theologie des Alten Testaments. Begonnen von B. Stade f. Bd. 1. Die
jüdische Religion von der Zeit Esras bis zum Zeitalter Christi, GThW 11,2.1, Tübingen '1911.- , Das Buch Hesekiel, KHC XII, Freiburg u.a. 1897.BlRD, Ph.A., Genesis 3 in der gegenwärtigen biblischen Forschung, JBTh 9, Neukirchen-Vluyn
1994,3-24.BLENKINSOPP, J., A Post-exilic lay source in Genesis 1-11, in: J.C. Gertz u.a. (Hg.), Abschied
vom Jahwisten. Die Komposition des Hexateuch in der jüngsten Diskussion, BZAW 315, Berlin/New York 2002, 49-61.
-, An Assessment of the Alleged Pre-exilic Date of the Priestly Material in the Pentateuch, ZAW108, 1996,495-518.
-, P and J in Genesis 1:1-11:26: An Alternative Hypothesis, in: A.B. Beck u.a. (Hg.), Fortunatethe Eyes that See, FS D.N. Freedman, Grand Rapids 1995, 1-15.
-, The Judean Priesthood during the Neo-Babylonian and Achaemenid Periods. A HypotheticalReconstruction, CBQ 60, 1998, 25^13.
-, The Pentateuch. An Introduction to the First Five Books of the Bible, New York u.a. 2000.-, The Structure of P, CBQ 38, 1976,275-292.BLUM, E., Art. Urgeschichte, TRE XXXIV, Berlin/New York 2002,436-^45.-, Die Komposition der Vätergeschichte, WMANT 57, Neukirchen-Vluyn 1984.-, Die literarische Verbindung von Erzvätern und Exodus. Ein Gespräch mit neueren Endredakti-
onshypothesen, in: J.C. Gertz u.a. (Hg.), Abschied vom Jahwisten. Die Komposition des Hexateuch in der jüngsten Diskussion, BZAW 315, Berlin/New York 2002, 119-156.
-, Studien zur Komposition des Pentateuch, BZAW 189, Berlin/New York 1990.-, Von Gottesunmittelbarkeit zu Gottähnlichkeit. Überlegungen zur theologischen Anthropologie
der Paradieserzählung, in: G. Eberhardt u.a. (Hg.), Gottes Nähe im Alten Testament, SBS 202,Stuttgart 2004, 9-27.
BOECKER, HJ., Redeformen des Rechtslebens im Alten Testament, WMANT 14, Neukirchen-Vluyn 1964.
BOER, P.A.H. de, Genesis II en III. Het verhaal van den hof in Eden, Leiden 1941.-, Quelques remarques sur l'Arc dans la Nuee, in: Questions disputees d'Ancient Testament.
Methode de Theologie, BEThL 33, Louvain 1974, 105-114.BORGER, R., Gen. iv 1, VT 9, 1959, 85-86.BORK, F., Zur Chronologie der biblischen Urgeschichte, ZAW 47, 1929, 206-222.BOSSE, A., Die chronologischen Systeme im A.T. und bei Josephus, MVÄG 13, Leipzig 1908,
101-176.BOTTERWECK, G.J., Art. JJT etc., ThWAT III, Stuttgart u.a. 1982, 479-512.BRANDENBURGER, E., Adam und Christus. Exegetisch-religionsgeschichtliche Untersuchung zu
Rom 5,12-21 (1 Kor 15), WMANT 7, 1962.-, Alter und neuer Mensch, erster und letzter Adam-Anthropos, in: ders., Studien zur Geschichte
und Theologie des Urchristentums, SBAB 15, Stuttgart 1993, 209-250.-, Das Böse. Eine biblisch-theologische Studie, ThSt 132, Zürich 1986.BRANDTSCHEIDT, R., Der Mensch und die Bedrohung durch die Macht des Bösen. Zur Traditions
geschichte von Gen 3, TThZ 109, 2000, 1-23.
-, „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist" (Gen 2,18). Zur Tradition und Interpretation vonGen 2,18-24, in: dies. u.a. (Hg.), Schöpfungsplan und Heilsgeschichte. FS E. Haag, Trier2002, 29-60.
-, Kainund Abel-Die Sündenfallerzählung in Gen 4,1-16, TThZ 106, 1997, 1-21.-, Noach und Abraham. Urgeschichte und Heilsgeschichte im Werk des Jahwisten, TThZ 107,
1998, 1-24.-, „Nun ist der Mensch geworden wie einer von uns" (Gen 3,22). Zur Bedeutung der Bäume im
Garten Eden, TThZ 103, 1994, 1-17.BRAULIK, G., Die Mittel deuteronomischer Rhetorik erhoben aus Deuteronomium 4,1-40, AnBib
68, Rom 1978.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 240/268
240 Literatur
BRINKTRINE, J., Gen 2,4a, Überschrift oder Unterschrift, BZ NF 9, 1965, 277.BRYAN, D.T., A Reevaluation of Gen 4 and 5 in the Light of Recent Studies in Genealogical Fluid-
iry, ZAW99, 1987, 180-188.BUDDE, K., Die biblische Paradiesesgeschichte, BZAW 60, Gießen 1932.- , Die biblische Urgeschichte (Gen. 1-12,5), Gießen 1883.
- , Die Erklärung des Namens Kajin in Gen 4,1, ZAW 31, 1911, 147-151.- , Dtn 13,10 und was daran hängt, ZAW 36, 1916, 187-197.- , Eine Berichtigung zu „Gen 2 und 3" , ZAW 33, 1913, 308-309.- Eine übersehene Textherstellung, ZAW 30, 1910, 277-280.- , Einheitlichkeit und Erhaltung von Gen 11,1-9, in: ders. (Hg.), Vom Alten Testament, FS Mar
ti, BZAW 41, Gießen 1925,45-51.- , Ella toledoth, ZAW 34, 1914, 241-253.- , Geschichte der althebräischen Litteratur. Apokryphen und Pseudepigraphen von A. Bertholet.
Die Litteraturen des Ostens in Einzeldarstellungen 7/1, Leipzig 1906.- , Noch einmal „Ella toledoth", ZAW 36, 1916, 1-7.- , Noch einmal zu Gen 4,1, ZAW 32, 1912, 120-122.- , Wortlaut und Werden der ersten Schöpfungsgeschichte, ZAW 35, 1915, 65-97.- , Zum Text der Psalmen, ZAW 35, 1915, 175-195.- , Zum vierten Schöpfungstag, ZAW 36, 1916, 198-200.BULTMANN, C , Die biblische Urgeschichte in der Aufklärung. Johann Gottfried Herders Inter
pretation der Genesis als Antwort auf die Religionskritik David Humes, BHTh 110, Tübingen1999.
BURNS, D.E., Dream Form in Genesis 2.4b-3.24. Asleep in the Garden, in: J.W. Rogerson (Hg.),The Pentateuch, Sheffield 1996, 150-160.
CARMICHAEL, C.M., The Paradise Myth: Interpreting without Jewish and Christian Spectacles, in:P. Morris/D. Sawyer (Hg.), A Walk in the Garden. Biblical, Iconographical and Literary Images of Eden, JSOT.S 136, Sheffield 1992, 47-63.
CARR, B., Blßtax; yzvzozwc, Revisited. A Synchronic Analysis of Patterns in Genesis as Part ofthe Torah, ZAW 110, 1998, 159-172.327-347.
- , Genesis in Relation to the Moses Story. Diachronie and Synchronic Perspectives, in: A. Wenin(Hg.), Studies in the Book of Genesis. Literature, Redaction and History, BEThL CLV, Leuven2001,273-295.
- , Reading the Fractures of Genesis. Historical and Literary Approaches, Louisville 1996.- , The Politics of Textual Subversion: A Diachronie Perspective on the Garden of Eden Story,
JBL 112, 1993,577-595.CASSUTO, U., A Commentary on the Book of Genesis. Part I. From Adam to Noah, Jerusalem
1961.
- , A Commentary on the Book of Genesis. Part IL From Noah to Abraham, Jerusalem 1964.CHOLEWINSK1, A., Heiligkeitsgesetz und Deuteronomium. Eine vergleichende Studie, AnBib 66,
Rom 1976.CLARK, W.M., The Flood and the Structure of the Pre-patriarchal History, ZAW 83, 1971, 184-
211.
-, The Righteousnessof Noah, VT XXI, 1971,261-280.CLINES, D.J.A., The Signifiance of the ,Sons of God' Episode (Genesis 6.1 —4) in the Context of
the .Primeval History' (Genesis 1-11), in: J.W. Rogerson (Hg.), The Pentateuch, Sheffield1996,75-88.
- , Theme in Genesis 1-1 I, CBQ 38, 1976, 483-507.COATS, G.W., Genesis. With an Introduction to Narrative Literature, FOTL I, Grand Rapids/MI
1983.
COHEN, M„ Etüde semantique des locutions ns'ro's- 'cet-ro'se\ns"awön -n.f 'cet-'awdn en hebreubiblique, ZAW 115, 2003, 54-72.
CONRAD, J., Art. nrrcö etc., ThWAT VII, Stuttgart u.a. 1993,1233-1245.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 241/268
Literatur 241
COOK, J., „Ancient" Readings in the Translations of the Old Testament, JNSL 12, 1984, 41-52.- , The Septuagint of Genesis: Text and/or Interpretation?, in: A. Wenin (Hg.), Studies in the
Book of Genesis. Literature, Redaction and History, BEThL CLV, Leuven 2001, 315-329.CORNELIUS, I., Paradise Motifs in the „Eschatology" of the Minor Prophets and the Iconography
of the Ancient Near East. The Concepts of Fertility, Water, Trees and „Tierfrieden" and Gen
2-3.JNWSL 14, 1988,41-83.CRAMER, K., Genesis 1-11: Urgeschichte? Zum Problem der Geschichte im Alten Testament,
SGV 224/225, Tübingen 1954.CROSS, F.M., The Priestly Work, in: ders., Canaanite Myth and Hebrew Epic. Essays in the His
tory of the Religion of Israel, Cambridge (Mass. (/London 1997, 293-325.CRÜSEMANN, F., Autonomie und Sünde. Gen 4,7 und die .jahwistische" Urgeschichte, in: W.
Schottroff u.a. (Hg.), Traditionen der Befreiung. Sozialgeschichtliche Bibelauslegungen. Bd. 1.Methodische Zugänge, München u.a. 1980, 60-77.
-, Die Eigenständigkeit der Urgeschichte. Ein Beitrag zur Diskussion um den „Jahwisten", in: J.Jeremias/L. Perlitt (Hg.), Die Botschaft und die Boten, FS H.W. Wolff, Neukirchen-Vluyn1981, 11-29.
-, Die Tora. Theologie und Sozialgeschichte des alttestamentlichen Gesetzes, München 1992.- , „... er aber soll dein Herr sein" (Gen 3,16). Die Frau in der patriarchalischen Welt des Alten
Testaments, in: ders./H. Thyen, Als Mann und Frau geschaffen. Exegetische Studien zur Rolleder Frau, Kennzeichen Bd. 2, Gelnhausen u.a. 1978, 13-106.
DAFNI, E.G., D'ttD 'D HÖR - Yuvfj, öti EK XOV <xv8pö<; avxf\q, (Gen 2,23). Zur Anthropologievon Gen 1-11, in: A. W6nin (Hg.), Studies in the Book of Genesis. Literature, Redaction andHistory, BEThL CLV, Leuven 2001, 569-584.
DAHM, U., Opferkult und Priestertum in Alt-Israel. Ein kultur- und religionswissenschaftlicherBeitrag, BZAW 327, Berlin/New York 2003.
DAVIES, G., Covenant, Oath, and the Composition of the Pentateuch, in: A.D.H. Mayes, Covenantas Context. FS E.W. Nicholson, Oxford 2003, 71-89.
DAVIES, G.I., Genesis and the Early History of Israel. A Survey of Research, in: A. Wenin (Hg.),Studies in the Book of Genesis. Literature, Redaction and History, BEThL CLV, Leuven 2001,105-134.
DAVIES, P.R., Sons of Cain, in: J.D. Martin u.a. (Hg.), A Word in Season. FS W. McKane, JSOT.S42, Sheffield 1986,35-56.
DAY, J., Why Does God „Establish" rather than „Cut" Covenants in the Priestly Source?, in:A.D.H. Mayes, Covenant as Context. FS E.W. Nicholson, Oxford 2003, 91-109.
DE GEUS, J.H.C., The Tribes of Israel, 1976.DELL, K.J., Covenant and Creation in Relationship, in: A.D.H. Mayes, Covenant as Context. FS
E.W. Nicholson, Oxford 2003, 111-133.Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, Göttingen l01986.DIESTEL, L., Die Sintflut und die Flutsagen des Alterthums, Berlin 1871.-, Geschichte des Alten Testaments in der christlichen Kirche, Jena 1869.DIETRICH, W., Rache. Erwägungen zu einem alttestamentlichen Thema, EvTh 36, 1976, 450—472.-, „Wo ist dein Bruder?" Zu Tradition und Intention von Genesis 4, in: H. Donner u.a. (Hg.),
Beiträge zur alttestamentlichen Theologie. FS W. Zimmerli, Göttingen 1977, 94-111.-, /Link, C , Die dunklen Seiten Gottes. Bd. 1. Willkür und Gewalt, Neukirchen-Vluyn 32000.DILLMANN, A., Die Genesis, KEH 11, Leipzig 61892.DOCHHORN, J., Die Menschen als „Kinder der Mutter der Lebenden" - eine etymologische Paral
lele zu TT4» CK in Gen 3,20 aus dem Altäthiopischen?, ZAH 12, 1999, 2-20.DOHMEN, C, Das Bilderverbot. Seine Entstehung und seine Entwicklung im Alten Testament,
BBB 62, Frankfurt a.M. 21987.- , Die Statue von Teil Fecherye und die Gottebenbildlichkeit des Menschen, BN 22, 1983, 9 1 -
106.
-, Exodus 19-40, HThK AT, Freiburg 2004.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 242/268
242 Literatur
- , Schöpfung und Tod. Die Entfaltung theologischer und anthropologischer Konzeption in Gen2/3, SBB 35, Stuttgart21996.
- , Untergang oder Rettung der Quellenscheidung? Die Sintfluterzählung als Prüfstein der Penta-teuchexegese, in: A. Wenin (Hg.), Studies in the Book of Genesis. Literature, Redaction andHistory, BEThL CLV, Leuven 2001, 81-104.
- , /Hossfeld, F.L./Reuter, E., Art. ISO etc., ThWAT V, Stuttgart u.a. 1986, 929-944.DOMMERSHAUSEN, W., Art. VT I I etc., ThWAT II., Stuttgart u.a. 1977, 972-981.DONNER, H., Der Redaktor. Überlegungen zum vorkritischen Umgang mit der Heiligen Schrift, in:
ders., Aufsätze zum Alten Testament aus vier Jahrzehnten, BZAW 224, Berlin/New York1994,259-285.
DOUKHAN, J.B., The Genesis Creation. Its Literary Structure, AUS.DS 5, 1978.DRAFFKORN-KILMER, A., The Mesopotamian Concept of Overpopulation and Its Solution as Re-
flected in Mythology, Or. 41, 1972, 160-177.DRAGOA, S., Genesis 2-3. A Story of Liberation, JSOT 55, 1992, 3-13.DREWERMANN, E., Strukturen des Bösen. Teil I. Die jahwistische Urgeschichte in exegetischer
Sicht, PaThSt 4, Paderborn 31981.- , Strukturen des Bösen. Teil 2. Die jahwistische Urgeschichte in psychoanalytischer Sicht,
PaThSt 5, Paderborn31981.DRIVER, SR., The Book of Genesis, WC, London '' 1920.DUHM, H., Die bösen Geister im Alten Testament, Tübingen/Leipzig 1904.Dux, G., Die Logik der Weltbilder. Sinnstrukturen im Wandel der Geschichte, Frankfurt 31990.- , Die Spur der Macht im Verhältnis der Geschlechter. Über den Ursprung der Ungleichheit zwi
schen Frau und Mann, Frankfurt 1992.
EBACH, J., Bild Gottes und Schrecken der Tiere. Zur Anthropologie der priesterlichen Urgeschichte, in: ders., Ursprung und Ziel. Erinnerte Zukunft und erhoffte Vergangenheit, Neukirchen-Vluyn 1986, 16-47.
EBE1.ING, E., Quellen zur Kenntnis der babylonischen Religion I, Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft 23, Leipzig 1918.
EICHRODT, W., Die Quellen der Genesis von neuem untersucht, BZAW 31, Gießen 1916.ElSSFELDT, O., Biblos geneseös, in: ders., Kleine Schriften. Bd. III., Tübingen 1966, 458^170.- , Das Chaos in der biblischen und in der phönizischen Kosmogonie, in: ders.. Kleine Schriften.
Bd. II, Tübingen 1963, 258-262.- , Die Schichten des Hexateuch als vornehmste Quelle für den Aufriss einer israelitisch-jüdischen
Kulturgeschichte, in: ders., Kleine Schriften. Bd. I., Tübingen 1962, 33-43.-, Einleitung in das Alte Testament unter Einschluß der Apokryphen und Pseudepigraphen sowie
der apokryphen- und pseudepigraphenartigen Qumrän-Schriften, NTG, Tübingen 51964.- , Erwägungen zur Pentateuchquellenfrage, in: ders.. Kleine Schriften. Bd. IV., Tübingen 1968,
259-263.- , Gott und das Meer in der Bibel, in: ders.. Kleine Schriften. Bd. III.. Tübingen 1967, 256-264.-, Hexateuch-Synopse. Die Erzählung der fünf Bücher Mose und des Buches Josua mit dem
Anfang des Richterbuches in ihre vier Quellen zerlegt und in deutscher Übersetzung dargeboten samt einer in Einleitung und Anmerkungen gegebenen Begründung, Darmstadt:
1962.- , Toledot, in: ders.. Kleine Schriften. Bd. IV., Tübingen 1968, 1-7.ELIADE, M., Die Schöpfungsmythen, Düsseldorf 2002.EMERTON, J.A., An Examination of some Attempts to Defend the Unity of the Flood Narrative in
Genesis. Part 1, VT XXXVII, 1987, 401^»20.- , An Examination of some Attempts to Defend the Unity of the Flood Narrative in Genesis. Part
II, VT XXXVIII, 1988, 1-21.- , The Priestly Writer in Genesis, JThS 39, 1988, 381-400.ERNST, A., „Wer Menschenblut vergiesst ...". Zur Übersetzung von m « 3 in Gen 9,6, ZAW 102,
1990,252-253.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 243/268
Literatur 243
EYNDE, S. van den, The Missing Link. IT""Q in the Flood Narrative. Meaning and Pecularities of aHebrew Key Word, in: A. Wenin (Hg.), Studies in the Book of Genesis. Literature, Redactionand History, BEThL CLV, Leuven 2001,467^*78.
FABRY, H.-J., Art. {TD etc., ThWAT V, Stuttgart u.a. 1986, 693-712.-, Art. zb etc., ThWAT IV, Stuttgart u.a. 1984, 413^*51.FEDER, G., Joseph Haydn - Die Schöpfung, Kassel u.a. 1999.FELDMANN, J., Paradies und Sündenfall. Der Sinn der biblischen Erzählung nach der Auffassung
der Exegese und unter Berücksichtigung der ausserbiblischen Überlieferungen, ATA 4, Münster 1913.
FISCHER, G., Zur Lage der Pentateuchforschung, ZAW 115, 2003, 608-616.FlSHBANE, M., Biblical Interpretation in Ancient Israel, Oxford 1985.FLOSS, J.P., Schöpfung als Geschehen? Von der Syntax zur Semantik in der priesterschriftlichen
Schöpfungsdarstellung Gen 1,1—2,4a, in: H.M. Niemann u.a. (Hg.), Nachdenken über Israel,Bibel und Theologie. FS K.-D. Schunk, BEAT 37, 1994, 311-318.
-, Sprachwissenschaftliche Textanalyse als Konkretion der hermeneutischen Regeln in der dogmatischen Konstitution „Dei verbum" am Beispiel Gen 2,4b-9*, BN 19, 1982, 59-120.
FOKKELMAN, J.P., Narrative Art in Genesis. Specimens of Stylistic and Structural Analysis, SSN17, Amsterdam 1975.
Fox, M.V., The Sign of the Covenant. Circumcision in the Light of the Priestly 'öt Etiologies, RB81, 1974,557-596.
FRAENKEL, D., Die Überlieferungen der Genealogien Gen 5:3-28 und Gen 11:10-26 in den „Anti-quitates Judaicae" des Flavius Josephus, in: A. Pietersma u.a. (Hg.), De Septuaginta. FS J.W.Wevers, Mississauga 1984, 175-200.
FREEDMAN, D.N./WILLOUGHBY, B.E., Art. H3JJ etc., ThWAT V, Stuttgart u.a. 1986, 1039-1056.FREVEL, C, Ein vielsagender Abschied. Exegetische Blicke auf den Tod des Mose in Dtn 34,1-12,
BZ 45, 2001, 209-234.-, Mit Blick auf das Land die Schöpfung erinnnern, HBS 23, Freiburg u.a. 2000.FRITZ, V., Das Geschichtsverständnis der Priesterschrift, ZThK 84, 1987,426-439.- , „Solange die Erde steht" - Vom Sinn der jahwistischen Fluterzählung in Gen 6-8, ZAW 94,
1982,599-614.FUHS, H.F., Das Buch der Sprichwörter. Ein Kommentar, fzb 95, Würzburg 2001.FUSS, W., Die sogenannte Paradieserzählung, Gütersloh 1968.
GALLING, K., Der Charakter der Chaosschilderung in Gen. 1,2, ZThK 47, 1950, 145-157.GEORGE, A.R./AL-RAWI, F.N.H., Tablets from the Sippar Library VI. Atra-Hasis, Iraq 58, 1997,147-190.
GEORGE, A.R., The Babylonian Gilgamesh Epic. Introduction, Critical Edition and CuneiformTexts. 2 Bde., Oxford 2003.
GERATY, L.T./LUTZMANN, H./RlNGGREN, H./MlTCHEL, L., Art. "ptfn etc., ThWAT III, Stuttgartu.a. 1982,261-277.
GERTZ, J.C., Abraham, Mose und der Exodus. Beobachtungen zur Redaktionsgeschichte von Gen15, in: ders. u.a. (Hg.), Abschied vom Jahwisten. Die Komposition des Hexateuch in der jüngsten Diskussion, BZAW 315, Berlin/New York 2002, 63-81.
-, Art. Bund. II. Altes Testament, RGG4 I, Tübingen 1998, 1862-1865.-, Rez. von Klaus Grünwaldt, Exil und Identität, ZA R 1, 1995, 155-159.
, Tradition und Redaktion in der Exoduserzählung. Untersuchungen zur Endredaktion des Penta-teuch, FRLANT 186, Göttingen 2000.
-, Von Adam zu Enosch. Überlegungen zur Entstehungsgeschichte von Gen 2-4, in: M. Witte(Hg.), Gott und Mensch im Dialog. FS O. Kaiser, BZAW 345/1, Berlin/New York 2004, 215-236.
GESE, H., Der bewachte Lebensbaum und die Heroen: zwei mythologische Ergänzungen zur Urgeschichte der Quelle J, in: ders.. Vom Sinai zum Zion. Alttestamentliche Beiträge zur biblischenTheologie, BEvTh 64, München 1990, 99-112.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 244/268
244 Literatur
GESENIUS, W., Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, bearb.von F. Buhl, Berlin u.a. I 7I9I5.
- , Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch, Berlin/Heidelberg 181995.- , /KAUTZSCH, E., Hebräische Grammatik, Hildesheim 281985.GLESSMER, U., Antike und moderne Auslegungen des Sintflutberichtes Gen 6-8 und der Qumran-
Pesher 4Q252, in: Forschungsstelle Judentum Theologische Fakultät Leipzig, Mitteilungen undBeiträge 6, Leipzig 1993, 3-79.
GÖRG, M., „Alles hast du gelegt unter seine Füße". Beobachtungen zu Ps 8,7b im Vergleich mitGen 1,26, in: ders., Studien zur biblisch-ägyptischen Religionsgeschichte, SBAB 14, Stuttgart1992,117-136.
- , Art. Erkenntnis (von Gut und Böse), NBL 1, Zürich 1991, 564-565.- , Art. 30" etc., ThWAT III, Stuttgart u.a. 1982, 1012-1032.- , Art. n n etc., ThWAT VIII, Stuttgart u.a. 1995, 555-563.- , Das Menschenbild der Priesterschrift, in: ders., Studien zur biblisch-ägyptischen Religionsge
schichte, SBAB 14, Stuttgart 1992, 137-151.- , Das Wort zur Schlange (Gen 3,14f.). Gedanken zum sogenannten Protoevangelium, in: ders.,
Aegyptiaca - Biblica. Notizen und Beiträge zu den Beziehungen zwischen Ägypten und Israel,ÄAT 11, Wiesbaden 1991,252-271.
- , Komplementäres zur etymologischen Deutung von thwm, BN 67, 1993, 5-7.- , min - ein charakteristischer Begriff der Priesterschrift, in: ders., Aegyptiaca - Biblica. Notizen
und Beiträge zu den Beziehungen zwischen Ägypten und Israel, ÄAT II, Wiesbaden 1991,173-176.
- , Mensch und Tempel im „Zweiten Schöpfungstext", in: K. Kiesow u.a. (Hg.), Textarbeit. Studien zu Texten und ihrer Rezeption aus dem Alten Testament und der Umwelt Israels. FS P.
Weimar, AOAT 294, Münster 2003, 191-215.- , „Wo lag das Paradies?" Einige Beobachtungen zu einer alten Frage, in: ders., Aegyptiaca -
Biblica. Notizen und Beiträge zu den Beziehungen zwischen Ägypten und Israel, ÄAT 11,Wiesbaden 1991,3-12.
- , Zur Identität des Pischon (Gen 2,11), in: ders., Aegyptiaca - Biblica. Notizen und Beiträge zuden Beziehungen zwischen Ägypten und Israel, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 13-15.
- , Zur Struktur von Gen 1,2, BN 62, 1992, 11 -15.GOSSE, B., L'inclusion de l'ensemble Genese - II Rois, entre la perte du jardin d'Eden et celle de
Jerusalem, ZAW 114, 2002, 189-211.- , La tradition yahviste en Gn 6,5-9,17, Henoch XV, 1993, 139-154.
- , Les traditions sur Abraham et sur le jardin d'Eden en rapport avec Is 51,2-3 et avec le livred'Ezechiel, in: A. Wenin (Hg), Studies in the Book of Genesis. Literature, Redaction and His-tory, BEThL CLV, Leuven 2001,421^*27.
GRAUPNER, A., Der Elohist. Gegenwart und Wirksamkeit des transzendenten Gottes in der Geschichte, WMANT 97, Neukirchen-Vluyn 2002.
GRAVES, R./PATAI, R., Hebrew Myths. The Book of Genesis, Garden City 1964.GREENFIELD, J.C., A Touch of Eden, Orientalia J. Duchesne-Guillemin Emerito Oblata, Leiden
1984,219-224.GROSS, W., Bundeszeichen und Bundesschluß in der Priesterschrift, TThZ 87, 1978, 98-115.
- , Die Gottebenbildlichkeit des Menschen im Kontext der Priesterschrift, ThQ 161, 1981, 244-264 (= ders., Studien zur Priesterschrift und zu alttestamentlichen Gottesbildern, SBAB 30,Stuttgart 1999, 11-36).
-, Die Gottebenbildlichkeit des Menschen nach Gen 1,26.27 in der Diskussion des letzten Jahrzehnts, BN 68, 1993,35-48.
- , Die Pendenskonstruktion im Biblischen Hebräisch. Studien zum althebräischen Satz, ATS 27,St. Ottilien 1987.
-, Gen 1,26.27; 9,6: Statue oder Ebenbild Gottes? Aufgabe und Würde des Menschen nach demhebräischen und dem griechischen Wortlaut, in: 1. Baldermann u.a. (Hg.), Menschenwürde,JBTh 15, Neukirchen-Vluyn 2000, 11-38.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 245/268
Literatur 245
-, Zukunft für Israel. Alttestamentliche Bundeskonzepte und die aktuelle Debatte um den NeuenBund, SBS 176, Stuttgart 1998.
GRUNWALDT, K., Das Heiligkeitsgesetz Leviticus 17-26. Ursprüngliche Gestalt, Tradition undTheologie, BZAW 271, Berlin/New York 1999.
- , Exil und Identität. Beschneidung, Passa und Sabbat in der Priesterschrift, BBB 85, Frankfurt
1992.-, Wozu wir essen. Überlegungen zu Genesis 1,29-30a, BN 49, 1989,25-38.GUNKEL, H., Die Grundprobleme der israelitischen Literaturgeschichte, in: ders., Reden und Auf
sätze, Göttingen 1913, 29-38.- , Genesis, Göttingen 91977.-, Schöpfung und Chaos in Urzeit und Endzeit. Eine religionsgeschichtliche Untersuchung über
Gen 1 und Ap Joh 12, Göttingen 1895.-, Ziele und Methoden der Erklärung des Alten Testaments, in: ders., Reden und Aufsätze, Göt
tingen 1913, 11-29.GUNNEWEG, A.H.J., Anmerkungen und Anfragen zur neueren Pentateuchforschung, ThR 48,
1983,227-253.-, Urgeschichte und Protoevangelium, in: G. Ebeling u.a. (Hg.), FS E. Fuchs, Tübingen 1973,
147-159.
HAAG, E., Der Mensch am Anfang. Die alttestamentliche Paradiesvorstellung von Gn 2-3, TThSt24, Trier 1970.
-, Die Ursünde und das Erbe der Gewalt im Licht der biblischen Urgeschichte, TTZ 98, 1988,21-38.
HAAG, H., Art. OOn etc., ThWAT II, Stuttgart u.a. 1977, 1050-1061.-, Biblische Schöpfungslehre und kirchliche Erbsündenlehre, SBS 10, Stuttgart 3I967.
- , Die Komposition der Sündenfall-Erzählung (Gn 2,4b-3,24), ThQ 146, 1966, 1-7.HAHN, F., Theologie des Neuen Testaments. Bd. LH, Tübingen 2002.HALBE, J., Das Privilegrecht Jahwes, Ex 34,10-26. Gestalt und Wesen, Herkunft und Wirken in
vordeuteronomistischer Zeit, FRLANT 114, Göttingen 1975.HAMM, B„ Art. Spengler, Lazarus (1479-1534), TRE XXXI, Berlin/New York 2000, 666-670.HANSPACH, A„ Die Rede von der Gottebenbildlichkeit in der alttestamentlichen Weisheitsliteratur,
in: H.-J. Stipp u.a. (Hg.), Gott- Mensch - Sprache. FS W. Groß, ATSAT 68, St. Ottilien 2001,65-72.
HARDMEIER, C, Art. Literaturwissenschaft, biblisch, RGG4 V, Tübingen 2002,435-429.
HARLAND, P.J., The Value of Human Life. A Study of the Story of the Flood (Genesis 6-9), VT.SLXIV, Leiden u.a. 1996.HARNACK, A. v., Lehrbuch der Dogmengeschichte, Bd. 2, Darmstadt 1980.HARTENSTEIN, F., „Und sie erkannten, dass sie nackt waren ..." (Gen 3,7). Beobachtungen zur
Anthrologie der Paradieserzählung, EvTh 65, 2005, 277-293.HASEL, G.F./HASEL, M.G., The Hebrew Term 'ed in Gen 2,6 and Its Connection in Ancient Near
Eastem Literature, ZAW 112, 2000, 321-340.HEMPEL, J., Althebräische Literatur und ihr hellenistisch-jüdisches Nachleben, HLW, Potsdam 1930.HERRMANN, J., Zu Gen 9,18-27, ZAW 30, 1910, 127-131.HESS, R.S., One Hundred Fifty Years of Comparative Studies on Genesis l-l I, in: ders. u.a. (Hg.),
1 Studied Inscriptions from Before the Flood. Ancient Near Eastern, Literary, and LinguisticApproaches to Genesis 1-11, Winona Lake 1994, 3-26.
-, Studies in the Personal Names of Genesis 1-11, AOAT 234, Neukirchen-Vluyn 1993.-, The Genealogies of Genesis 1-11 and Comparative Literature, Bib. 70, 1989, 241-254.HEYDE, H., Kain, der erste Jahwe-Verehrer. Die ursprüngliche Bedeutung der Sage von Kain und
ihre Auswirkungen in Israel, AzTh 1,23, Stuttgart 1965.HlEKE, T., Die Genealogien der Genesis, HBS 39, Freiburg u.a. 2003.HOFFMAN, Y., The First Creation Story: Canonical and Diachronie Aspects, in: H. Graf Re-
ventlow/Y. Hoffman (Hg.), Creation in Jewish and Christian Tradition, JSOT.S 319, Sheffield
2002, 32-53.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 246/268
246 Literatur
HOFFMANN, D., Die wichtigsten Instanzen gegen die Graf-Wellhausensche Hypothese. Heft I.,Berlin 1904.
- , Die wichtigsten Instanzen gegen die Graf-Wellhausensche Hypothese. Heft II., Berlin 1916.HOFTUZER, J., Some Remarks to the Tale of Noah's Drunkeness, OTS 12, 1958, 22-28.HÖLSCHER, G., Geschichtsschreibung in Israel. Untersuchungen zum Jahvisten und Elohisten,
SHVL50, Lund 1952.HOLZINGER, H., Einleitung in den Hexateuch, Freiburg i. Br./Leipzig 1893.- , Genesis, KHC I, Freiburg u.a. 1898.HÖNIGSWALD, R., Erkenntnistheoretisches zur Schöpfungsgeschichte der Genesis, Tübingen 1932.- , Vom erkenntnistheoretischen Gehalt alter Schöpfungserzählungen, Stuttgart 1957.HORST, F., Der Mensch als Ebenbild Gottes, in: ders., Gottes Recht. Gesammelte Studien zum
Recht im Alten Testament, TB 12, München 1961, 222-234.- , Die Notiz vom Anfang des Jahwekultes in Gen 4,26, in: E. Wolf u.a. (Hg.), Liberias Christia
na. FS F. Delekat, BEvTh 26, München 1957, 68-74.- , Segen und Segenshandlungen in der Bibel, in: ders., Gottes Recht. Gesammelte Studien zum
Recht im Alten Testament, TB 12, München 1961, 188-202.HOUTMAN, C , Der Himmel im Alten Testament. Israels Weltbild und Weltanschauung, OTS 30,
Leiden u.a. 1993.- , Der Pentateuch. Die Geschichte seiner Erforschung neben einer Auswertung, CBETh 9, Kam
pen 1994.HÜBNER, H., Die Weisheit Salomons - Liber Sapientia Salomonis, ATD Apokryphen 4, Göttingen
1999.HÜLST, A.R., Kol basär in der priesterlichen Fluterzählung, OTS 12, 1958, 28-68.HUMBERT, P., Die literarische Zweiheit des Priestercodex in der Genesis, ZAW 58, 1940/41, 30-57.
- , Etudes sur le recit du paradis et de la chute dans la Genese, MUN 14, Neuchatel 1940.HUPFELD, H., Die Quellen der Genesis und die Art ihrer Zusammensetzung. Von neuem unter
sucht, Berlin 1853.HUROWITZ, V.A., Inu Anum sirum. Literary Structures in the Non-Juridical Sections of Codex
Hammurabi, Occasional Publications of the Samuel Noah Kramer Fund 15, Philadelphia 1994.HUSSER, J.M., Entre mythe et Philosophie. La relecture sapientielle de Genese 2-3, RB 107, 2000,
232-259.HUTTER, M., Adam als Gärtner und König (Gen 2,8.15), BZ NF 30, 1986, 258-262.
JACOB, B., Das erste Buch der Tora. Genesis, Berlin 1934.JANOWSKI, B., Art. Kain und Abel, RGG4 IV, Tübingen 2001, 736-737.- , Auch die Tiere gehören zum Gottesbund. Gott, Mensch und Tier im alten Israel, in: ders.. Die
rettende Gerechtigkeit. Beiträge zur Theologie des Alten Testaments 2, Neukirchen-Vluyn1999,3-32.
- , Die lebendige Statue Gottes. Zur Anthropologie der priesterlichen Urgeschichte, in: M. Witte(Hg), Gott und Mensch im Dialog. FS O. Kaiser, BZAW 345/1, Berlin/New York 2004, 183-214.
- , Herrschaft über die Tiere. Gen 1.26-28 und die Semantik von i m , in: ders.. Die rettende Gerechtigkeit. Beiträge zur Theologie des Alten Testaments 2, Neukirchen-Vluyn 1999, 33—48.
- , „Ich will in eurer Mitte wohnen". Struktur und Genese der exilischen Schekina-Theologie, in:ders., Gottes Gegenwart in Israel. Beiträge zur Theologie des Alten Testaments. Neukirchen-Vluyn 1993, 119-147.
- , Jenseits von Eden. Gen 4,1-16 und die nichtpriesterliche Urgeschichte, in: A. Lange u.a. (Hg.).Die Dämonen/Demons. Die Dämonologie der israelitisch-jüdischen und frühchristlichen Literatur im Kontext ihrer Umwelt/The Demonology of Israelite-Jewish and Early ChristianLiterature in Context of their Environment, Tübingen 2003, 137-159.
-, Konfliktgespräche mit Gott. Eine Anthropologie der Psalmen, Neukirchen-Vluyn 2003.- , Sühne als Heilsgeschehen. Studien zur Sühnetheologie der Priesterschrift und zur Wurzel KPR
im Alten Orient und im Alten Testament, WMANT 55, Neukirchen-Vluyn 1982.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 247/268
Literatur 247
- , Tempel und Schöpfung. Schöpfungstheologische Aspekte der priesterschriftlichen Heiligtumskonzeption, in: ders., Gottes Gegenwart in Israel. Beiträge zur Theologie des Alten Testaments,Neukirchen-Vluyn 1993,214-246.
JAUSS, H.R., Die Mythe vom Sündenfall (Gen. 3) - Interpretation im Lichte der literarischen Hermeneutik, in: M. Fuhrmann u.a. (Hg.), Text und Applikation. Theologie, Jurisprudenz und Li
teraturwissenschaft im hermeneutischen Gespräch, München 1981, 25-35.JENNI, E., Die hebräischen Präpositionen. Bd. I. Die Präposition Beth, Stuttgart 1992.-, Pleonastische Ausdrücke für Vergleichbarkeit (Ps 55,14; 58,5), in: K. Seybold u.a. (Hg.), Neue
Wege der Psalmenforschung, HBS I, Freiburg u.a. 1994, 201-206.JEPSEN, A., Berith. Ein Beitrag zur Theologie der Exilszeit, in: ders., Der Herr ist Gott. Aufsätze
zur Wissenschaft vom Alten Testament, Berlin 1978, 196-211.-, Noch einmal zur israelitisch-jüdischen Chronologie, VT 18, 1969, 31-46.- , Warum? Eine lexikalische und theologische Studie, in: ders.. Der Herr ist Gott. Aufsätze zur
Wissenschaft vom Alten Testament, Berlin 1978, 230-235.- , Zur Chronologie des Priestercodex, ZAW 47, 1929, 251-255.JEREMIAS, J., Die Reue Gottes. Aspekte alttestamentlicher Gottesvorstellung, BThSt 31, Neukir
chen-Vluyn 21997.-, Schöpfung in Poesie und Prosa des Alten Testaments. Gen 1-3 im Vergleich mit anderen
Schöpfungstexten des Alten Testaments, in: I. Baldermann u.a. (Hg.), Schöpfung und Neuschöpfung, JBTh 5, Neukirchen-Vluyn 1990, 11-36.
JER1CKE, D., Königsgarten und Gottes Garten. Aspekte der Königstheologie in Genesis 2 und 3, in:C. Maier u.a. (Hg.), Exegese vor Ort. FS P. Welten, Leipzig 2001, 161 -176.
JERVELL, J., Imago Dei, FRLANT 76, Göttingen 1960.JOHNSON, M.D., The Purpose of the Biblical Genealogies, Cambridge 21988.
JÖNSSON, G.A., Genesis 1:26-28 in a Century ofOld Testament Research, CB.OT 26, Lund 1988.
KAHLERT, R.C, Der israelitische Monotheismus bei Günther Dux, in: F. Wagner u.a. (Hg.), Endeder Religion - Religion ohne Ende? Zur Theorie der Geistesgeschichte von Günter Dux, Wien1996,229-245.
KAISER, O., Abriß der alttestamentlichen Literaturgeschichte, in: ders., Studien zur Literaturgeschichte des Alten Testaments, fzb 90, Würzburg 2000, 9-69.
-, Der Gott des Alten Testaments. Wesen und Wirken. Theologie des Alten Testaments. Teil 2.Jahwe, der Gott Israels, Schöpfer der Welt und des Menschen, Göttingen 1998.
- , Die alttestamentlichen Apokryphen. Eine Einleitung in Grundzügen, Gütersloh 2000.- , Die mythische Bedeutung des Meeres in Ägypten, Ugarit und Israel, BZAW 78, Berlin 21962-, Die Schöpfungsmacht des Wortes Gottes, in: ders., Zwischen Athen und Jerusalem. Studien
zur griechischen und biblischen Theologie, ihrer Eigenart und ihrem Verhältnis, BZAW 320,Berlin/New York 2003, 153-165.
-, Einleitung in das Alte Testament, Gütersloh 51984.-, Grundriß der Einleitung in die kanonischen und deuterokanonischen Schriften des Alten Te
staments, 3 Bde., Gütersloh 1992-1994.-, Pentateuch und Deuteronomistisches Geschichtswerk, in: ders., Studien zur Literaturgeschichte
des Alten Testaments, fzb 90, Würzburg 2000, 70-133.
KALLAI, Z., Some Scribal Conventions in Biblical Narrative. A Study in Historiography, ZAW115,2003,38-53.
KAUTZSCH, E. (Hg.), Die Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments. Bd. I. DieApokryphen des Alten Testaments. Bd. IL Die Pseudepigraphen des Alten Testaments, Tübingen u.a. 1900.
KEEL, O., Der Wald als Menschenfresser, Baumgarten und Teil der Schöpfung in der Bibel und imAlten Testament, in: U. Neumann-Gorsolke u.a. (Hg.), Das Kleid der Erde. Pflanzen in der Lebenswelt des alten Israel, Stuttgart/Neukirchen-Vluyn 2002, 86-107.
-, Die Welt der Altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament. Am Beispiel der Psalmen, Göttingen 51996.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 248/268
248 Literatur
-, /Schroer, S., Schöpfung. Biblische Theologien im Kontext altorientalischer Religionen, Freiburg (Schweiz)/Göttingen 2002.
KELLER, CA., Art. Sintflut II. Im AT, RGG3 VI, Tübingen 1962, 51-52.KENNEDY, J.M., Peasants in Revolt. Political Allegory in Genesis 2-3, in: J.W. Rogerson (Hg.),
The Pentateuch, Sheffield 1996, 161-172.
KESSLER, M., Rhetorical Criticism of Gen. 7, in: J.J. Jackson u.a (Hg.), Rhetorical Criticism. FS J.Muilenberg, PThMS 1, Pittsburgh 1974, 1-17.
KIKAWADA, I.M., The Shape of Genesis 11:1-9, in: J.J. Jackson u.a. (Hg.), Rhetorical Criticism.FS J. Muilenberg, PThMS 1, Pittsburgh 1974, 18-32.
KITTEL, R., Art. Segen und Fluch, RE XVIII, Leipzig 31906, 148-154.KLATT, W., Hermann Gunkel, FRLANT 100, Göttingen 1969.KLEMM, P„ Kain und Kainiten, ZThK 78, 1981, 391^*08.KLOSTERMANN, A., Der Pentateuch. Beiträge zu seinem Verständnis und seiner Entstehungsge
schichte. Neue Folge, Leipzig 1907.KNAUF, E.A., Rez. von Kratz, R.G., Die Komposition der erzählenden Bücher des Alten Te
staments, ThLZ 127, 2002, 623-625.-, „Seine Arbeit, die Gott geschaffen hatte, um sie auszuführen". Syntax und Theologie in Gen
2,3, BN 111, 2002, 24-27.KÖBERLE, J., Die bleibende Bedeutung der biblischen Urgeschichte. Ein Vortrag auf Verlangen in
Druck gegeben, Wismar 1907.KOCH, K., „Adam, was hast du getan?" Erkenntnis und Fall in der zwischentestamentlichen Litera
tur, in: ders., Vor der Wende der Zeiten. Beiträge zur apokalyptischen Literatur. GesammelteAufsätze Bd. 3, Neukirchen-Vluyn 1996, 181-217.
-, Art. JTB etc., ThWAT V, Stuttgart u.a. 1986,1160-1177.
-, Der Güter gefährlichstes, die Sprache, dem Menschen gegeben ... Überlegungen zu Gen 2,7,in: ders., Spuren hebräischen Denkens. Beiträge zur alttestamentlichen Theologie, Ges. Aufsätze Bd. I, Neukirchen-Vluyn 1991,238-247.
- , Der Spruch „Sein Blut bleibe auf seinem Haupt" und die israelitische Auffassung vom vergossenen Blut, in: ders., Spuren hebräischen Denkens. Beiträge zur alttestamentlichen Theologie,Ges. Aufsätze Bd. I, Neukirchen-Vluyn 1991,128-145.
-, Die Hebräer vom Auszug aus Ägypten bis zum Großreich Davids, VT XIX, 1969, 37-81.-, Die Toledot-Formeln als Strukturprinzip des Buches Genesis, in: S. Beyerle u.a. (Hg), Recht
und Ethos im Alten Testament - Gestalt und Wirkung. FS Seebass, Neukirchen-Vlyun 1999,183-191.
-, Gestaltet die Erde, doch heget das Leben! Einige Klarstellungen zum dominium terrae in Genesis 1, in: ders., Spuren hebräischen Denkens. Gesammelte Aufsätze 1, Neukirchen-Vluyn1991,223-237.
-, Gibt es ein Vergeltungsdogma im Alten Testament?, in: ders., Spuren hebräischen Denkens.Beiträge zur alttestamentlichen Theologie, Ges. Aufsätze Bd. 1, Neukirchen-Vluyn 1991, 65-103.
-, Imago Dei - Die Würde des Menschen im biblischen Text, Berichte aus den Sitzungen derJoachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften e.V., Hamburg 18/4, Hamburg/Göttingen2000.
-, P - kein Redaktor! Erinnerung an zwei Eckdaten der Quellenscheidung, VT 37, 1987,446-467.-, Qädäm. Heilsgeschichte als mythische Urzeit im Alten (und Neuen) Testament, in: ders., Spu
ren hebräischen Denkens. Beiträge zur alttestamentlichen Theologie, Ges. Aufsätze Bd. 1,Neukirchen-Vluyn 1991,248-280.
-, Sabbatstruktur der Geschichte. Die sogenannte Zehn-Wochen-Apokalypse (lHen 93,1-10;91,11-17) und das Ringen um die alttestamentlichen Chronologien im späten Israelitentum, in:ders.. Vor der Wende der Zeiten. Beiträge zur apokalyptischen Literatur. Gesammelte AufsätzeBd. 3, Neukirchen-Vluyn 1996,45-76.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 249/268
Literatur 249
-, Sädaq und Ma'at. Konnektive Gerechtigkeit in Israel und Ägypten? in: J. Assmann u.a. (Hg.),Gerechtigkeit. Richten und Retten in der abendländischen Tradition und ihren altorientalischenUrsprüngen, München 1998, 37-64.
-, Was ist Formgeschichte? Methoden der Bibelexegese, Neukirchen-Vluyn 51989.-, Gottes Herrschaft über das Reich des Menschen. Dan 4 im Licht neuer Funde, in: ders., Die
Reiche der Welt und der kommende Menschensohn. Studien zum Danielbuch. Ges. AufsätzeBd. 2, Neukirchen-Vluyn 1995, 83-124.
KÖCKERT, M., Vätergott und Väterverheißungen. Eine Auseinandersetzung mit Albrecht Alt undseinen Erben, FRLANT 142, Göttingen 1988.
KÖHLER, L., Der hebräische Mensch. Eine Skizze. Mit einem Anhang: Die hebräische Rechtsgemeinde, Tübingen 1953.
-, Die Grundstelle der Imago-Dei-Lehre Gen 1,26, ThZ 4, 1948, 16-22.-, Theologie des Alten Testaments, NTG, Tübingen 1953.-, /Baumgartner, W„ Hebräisches und aramäisches Lexikon zum Alten Testament, 2 Bde., Lei
den u.a.31995.KÖNIG, E., Der Evaspruch in Gen 4,1, ZAW 32, 1912, 22-32.- , Die Genesis, Gütersloh 1919 [31925].-, Die moderne Pentateuchkritik und ihre neueste Bekämpfung beurteilt, Leipzig 1914.- , Hebräisches und aramäisches Wörterbuch zum Alten Testament,51931.- , Historisch-comparative Syntax der Hebräischen Sprache, Hildesheim 1979.- , Stilistik, Rhetorik, Poetik in Bezug auf die biblische Litteratur komparativisch dargestellt,
Leipzig 1900.KOSMALA, H., Art. 133 etc., ThWAT I, Stuttgart u.a. 1973, 901-919.KRATZ, R.G., Der vor- und der nachpriesterschriftliche Hexateuch, in: J.C. Gertz u.a. (Hg.), Ab
schied vom Jahwisten. Die Komposition des Hexateuch in der jüngsten Diskussion, BZAW315, Berlin/New York 2002, 295-323.
-, Die Komposition der erzählenden Bücher des Alten Testaments. Grundwissen der Bibelkritik,Göttingen 2000.
-, /SPIECKERMANN, H„ Art. Schöpfer/Schöpfung III, TRE XXX, Berlin/New York 1999, 258-283.
KRAUS, H.-J., Geschichte der historisch-kritischen Erforschung des Alten Testaments, Neukirchen-Vluyn "1988.
KRUGER, H.A.J., Myth, ideology, and wisdom: A brief survey, OTEs 14, 2001,47-75.-, Subscripts to Creation: A Few Exegetical Comments on the Literary Divice of Repetition in
Gen 1-11, in: A. Wenin (Hg.), Studies in the Book of Genesis. Literature, Redaction and His-tory, BEThL CLV, Leuven 2001, 429^*45.
KRÜGER, T., Das menschliche Herz und die Weisung Gottes. Elemente einer Diskussion überdie Möglichkeiten und Grenzen der Tora-Rezeption im Alten Testament, in: R.G. Kratz u.a.(Hg.), Rezeption und Auslegung im Alten Testament und in seinem Umfeld. Ein Symposionaus Anlass des 60. Geburtstags von Odil Hannes Steck, OBO 153, Fribourg/Göttingen 1997,65-92.
-, „Kosmo-theologie" zwischen Mythos und Erfahrung. Psalm 104 im Horizont altorientalischerund alttestamentlicher „Schöpfungs"-Konzepte, in: ders., Kritische Weisheit. Studien zur weis
heitlichen Traditionskritik im Alten Testament, Zürich 1997, 91-120.KSELMAN, J.S., The Recovery of Poetic Fragments form the Pentateuchal Priestly Source, JBL 97,
1978, 161-173.KÜBEL, P., Eva, Pandora und Enkidus „Dirne", BN 82, 1996, 13-20.-, Zur Entstehung der Paradieserzählung, BN 65, 1992, 74-85.KÜHL, C, Die „Wiederaufnahme"- ein literarkritisches Prinzip?, ZAW 64, 1952, 1-11.KUTSCH, E., Art. n " n etc., THAT 1, München u.a. 1984, 339-352.-, Die Paradieserzählung Gen 2-3 und ihr Verfasser, in: ders., Kleine Schriften zum Alten Te
stament, BZAW 168, Berlin/New York 1986,274-289.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 250/268
250 Literatur
LAMBERT, W.G./Millard, A.R., Atra-Hasis. The Babylonian Story of the Flood, Oxford 1969.LEMA1RE, A., Le Pays d'Eden et le Bit-Adini. Aux origines d'un Mythe, Syria 58, 1981, 313-330.LEMCHE.N.P., The Chronology in the Story of the Flood, JSOT 18, 1980, 52-62.LEMMELIJN, B., Genesis' Creation Narrative: the Literary Model for the So-Called Plague Tradi
tion?, in: A. Wenin (Hg.), Studies in the Book of Genesis. Literature, Redaction and History,
BEThL CLV, Leuven 2001, 407-419.LESCOW, T., Das Stufenschema. Untersuchungen zur Struktur altestamentlicher Texte, BZAW
211, Berlin/New York 1992.- , Gen 4,1.25: Zwei archaische Geburtsberichte. Ein Nachtrag zu ZAW 105, 19-26, ZAW 106,
1994,485^86.LEVIN, C, Das Alte Testament, München 2001.- , Der Jahwist, FRLANT 157, Göttingen 1993.- , Die Verheißung des neuen Bundes in ihrem theologiegeschichtlichen Zusammenhang ausge
legt, FRLANT 137, Göttingen 1985.- , Gerechtigkeit Gottes in der Genesis, in: ders., Fortschreibungen. Gesammelte Studien zum
Alten Testament, BZAW 316, Berlin/New York 2003, 40-48.- , Rez. von W. Groß, Zukunft für Israel, ZAR 5, 1999, 318-327.- , Tatbericht und Wortbericht in der priesterschriftlichen Schöpfungserzählung, in: ders., Fort
schreibungen. Gesammelte Studien zum Alten Testament, BZAW 316, Berlin/New York 2003,23-39.
LEVIN, Y„ Nimrod the Mighty, King of Kish, King of Sumer and Akkad, VT LH, 2002, 350-366LEWIS, J.P., A Study of the Interpretation of Noah and the Flood in Jewish and Christian Li
terature, Leiden 1968.LlPINSKI, E., Garden of Abundance, Image of Lebanon, ZAW 85, 1973.
LITTMANN, E., Das Buch der Jubiläen, in: E. Kautzsch (Hg.), Die Apokryphen und Pseudepi-graphen des Alten Testaments. Bd. II. Die Pseudepigraphen des Alten Testaments, Tübingenu.a. 1900,31-119.
I.IVINGSTONR, A., Court Poetry and Literary Miscellanea, State Archives of Assyria III, Helsinki1989.
LOEWENCLAU, I. von, Genesis IV 6-7 - eine jahwistische Erweiterung?, in: J.A. Emerton (Hg.),Congress Volume Göttingen 1977, VT.S XXIX, Leiden 1978, 177-188.
LOHFINK, N., Der Schöpfergott und der Bestand von Himmel und Erde. Das Alte Testament zumZusammenhang von Schöpfung und Heil, in: ders., Studien zum Pentateuch, SBAB 4, Stuttgart1988, 191-212.
- , Die Erzählung vom Sündenfall, in: ders., Das Siegeslied am Schilfmeer. Christliche Auseinandersetzungen mit dem Alten Testament, Frankfurt a. M. 1965, 81-101.265f.
-, Die Gottesstatue. Kreatur und Kunst nach Genesis 1, in: ders.. Im Schatten deiner Flügel. Große Bibeltexte neu erschlossen, Freiburg u.a. 1999, 29-48.
- , Die Priesterschrift und die Geschichte, in: ders., Studien zum Pentateuch, SBAB 4, Stuttgart1988,213-245.
- , Die Priesterschrift und die Grenzen des Wachstums, in: ders.. Unsere großen Wörter, Freiburg1977, 156-171.
- , Die Schichten des Pentateuch und der Krieg, in: ders., Studien zum Pentateuch, SBAB 4,
Stuttgart 1988,255-315.- , Die Ursünden in der priesterlichen Geschichtserzählung, in: ders., Studien zum Pentateuch,
SBAB 4, Stuttgart 1988, 169-190.-, Fortschreibung? Zur Technik von Rechtsrevisionen im deuteronomischen Bereich, erörtert an
Deuteronomium 12, Ex 21,2-11 und Dtn 15,12-18, in: ders., Studien zum Deuteronomium undzur deuteronomistischen Literatur IV, SBAB 31, Stuttgart 2000, 163-203.
-, Genesis 2f als „geschichtliche Ätiologie". Gedanken zu einem neuen hermeneutischen Begriff,
in: ders., Studien zum Pentateuch, SBAB 4, Stuttgart 1988, 29^*6.- , Gn 3,15: „weil du ihm nach der Ferse schnappst" in: ders., Studien zum Pentateuch, SBAB 4,
Stuttgart 1988,47-66.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 251/268
Literatur 251
-, „Macht euch die Erde Untertan"?, in: ders., Studien zum Pentateuch, SBAB 4, Stuttgart 1988,11-28.
- , Zur Dekalogfassung von Dt 5, in: ders., Studien zum Deuteronomium und zur deuteronomisti-schen Literatur 1, SBAB 8, Stuttgart 1990, 193-209.
LÖHR, M., Untersuchungen zum Hexateuchproblem. I. Der Priestercodex in der Genesis, BZAW
38, Gießen 1924.LÖNING, K./ZENGER, E., Als Anfang schuf Gott. Biblische Schöpfungstheologie, Düsseldorf 1997LORETZ, O., Die Gottebenbildlichkeit des Menschen. Mit einem Beitrag von E. Hornung, Der
Mensch als „Bild Gottes" in Ägypten, München 1967.- , Habiru-Hebräer. Eine sozio-linguistische Studie über die Herkunft des Gentiliziums 'ibri vom
Appellativum habiru, BZAW 160, Berlin/New York 1984.- , Schöpfung und Mythos. Mensch und Welt nach den Anfangskapiteln der Genesis, SBS 32,
Stuttgart 1968.LuCCI, L., II lavoro nei racconti biblici della creazione e nei miti mesopotamici, RivBib 49, 2001,
3-41.
LUND, E., Ein Knotenpunkt in der Urgeschichte: Die Quellenfrage Genesis 9,18-19, ZAW 35,1938,34^*3.
LUST, J., „For Man Shall His Blood Be Shed": Gen 9:6 in Hebrew and in Greek, in: (Hg.), Tradition of the Text. FS D. Barthelemy, OBO 109, Fribourg/Göttingen 1991, 91-102.
LUX, R., Die Genealogie als Strukturprinzip des Pluralismus im Alten Testament, in: J. Mehlhausen (Hg.), Pluralismus und Identität, VWGTh 8, Gütersloh 1995, 242-258.
- , Noach und das Geheimnis seines Namens. Ein Beitrag zur Theologie der Flutgeschichte, in:ders. (Hg.), „... und Frieden auf Erden". Beiträge zur Friedensverantwortung von Kirche undIsrael. FS C. Hinz, V1KJ 18, Berlin 1988, 109-135.
MALAMAT, A., King Lists of the Old Babylonian Period and Biblical Genealogies, JAOS 88,1968,163-173.
MARGUERON, J.-C, Die Gärten im Vorderen Orient, in: M. Carroll-Spilleke (Hg.), Der Gartenvon der Antike bis zum Mittelalter, Kulturgeschichte der antiken Welt 57, 1992, 45-80.
MASSMANN, L., Der Ruf in die Entscheidung. Studien zur Komposition, zur Entstehung undVorgeschichte, zum Wirklichkeitsverständnis und zur kanonischen Stellung von Lev 20,BZAW 324, Berlin/New York 2003.
MAY, G., Schöpfung aus dem Nichts. Die Entstehung der Lehre von der creatio ex nihilo, AKG48, Berlin/New York 1978.
McEvENUE, S.E., The Narrative Style of the Priestly Writer, AnBib 50, Rom 1971.-, Word and Fulfilment. A Stylistic Feature of the Priestly Writer, Semitics 1, 1970, 104-110.MCKENZIE, J.L., The Literary Characteristics of Genesis 2-3, in: ders., Myths and Realities. Stud-
ies in Biblical Theology, 1963, 146-181.MEINHOLD, J., Die biblische Urgeschichte 1. Mose 1-12, Bonn 1904.-, Die Erzählungen vom Paradies und Sündenfall, in. K. Marti (Hg.), Beiträge zu altte-
stamentlichen Wissenschaft, FS Budde, BZAW 34, Gießen 1920, 122-131.MENDENHALL, G.E., The Shady Side of Wisdom. The Date and Purpose of Genesis 3, in: H.N.
Bream u.a. (Hg.), A Light unto my Path. FS.G.M. Myers, Philadelphia 1974,319-334.MENES, A., Die sozialpolitische Analyse der Urgeschichte, ZAW 43, 1925, 33-62.
METTINGER, T.N.D., Abbild oder Urbild? „Imago Dei" in traditionsgeschichtlicher Sicht, ZAW86, 1974,403^124.
METZGER, M., Die Paradieserzählung. Die Geschichte ihrer Auslegung von J. Clericus bis W.M.L.de Wette, Bonn 1959.
MEYER, E., Die Israeliten und ihre Nachbarstämme. Mit Beiträgen von Bernhard Luther, Halle1906.
MEYER, R., Hebräische Grammatik. Mit einem bibliographischen Nachwort von Udo Rüterswör-den, Berlin/New York 1992.
MICHEL, A., Theologie aus der Peripherie. Die gespaltene Koordination im Biblischen Hebräisch,BZAW 257, Berlin/New York 1997.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 252/268
252 Literatur
MICHEL, D., „Ihr werdet sein wie Gott". Gedanken zur Sündenfallgeschichte in Genesis 3, in:ders., Studien zur Überlieferungsgeschichte alttestamentlicher Texte, TB 93, Gütersloh 1997,93-114.
- , „Warum" und „Wozu"? Eine bisher übersehene Eigentümlichkeit des Hebräischen und ihreKonsequenz für das alttestamentliche Geschichtsverständnis, in: ders., Studien zur Überliefe
rungsgeschichte alttestamentlicher Texte, TB 93, Gütersloh 1997, 13-34.MlLGROM, J., The Antiquity of the Priestly Source: A Reply to Joseph Blenkinsopp, ZAW 111,
1999, 10-20.MlLlK, J.T., Problemes de la litterature henochique ä la lumiere des fragments aramaeens de Qu-
mrän, HThR 64, 1971, 333-378.MlLlK, J.T., The Booksof Enoch. Aramaic Fragments of Qumrän Cave4, Oxford 1976.MlLLARD, M., Die Genesis als Eröffnung der Tora. Kompositions- und Auslegungsgeschichtliche
Annäherungen an das erste Buch Mose, WMANT 90, Neukirchen-Vluyn 2001.MILLER, J.M., The Descendents of Cain. Notes on Gen 4, ZAW 86, 1974, 164-174 .MILLER, P.D., Genesis 1-11. Studies in Structure and Theme, JSOT.S 8, Sheffield 1978.MlNETTE DE TiLLESSE, G., La Crise du Pentateuque, ZAW 111, 1999, 1-9.MÖLLER, H., Rez. W. Fuß, Die sogenannte Paradieserzählung, ThLZ 94, 1969, 577ffMONSENGWO PAS1NYA, L., Le cadre litteraire de Genese 1, Bib 57, 1976, 225-241.MORAN, W.L., Atrahasis. The Babylonian Story of the Flood, Bib 52, 1971,51-61.MOSIS, R., Genesis 9,1-7. Funktion und Bedeutung innerhalb der priesterschriftlichen Urge
schichte, BZ NF 38, 1994, 195-228.MOWINCKEL, S., Erwägungen zur Pentateuchquellenfrage, Oslo 1964.- , Tetrateuch - Pentateuch - Hexateuch. Die Berichte über die Landnahme in den drei altisraeliti
schen Geschichtswerken, BZAW 90, Berlin 1964.
-, The Babylonian Matter in the Predeuteronomic Primeval History (JE) in Gen 1-11, JBL 58,1938,87-91.
- , The Two Sources of the Predeuteronomic Primeval History (JE) in Gen 1-11, ANVAO II,1937,2, Oslo 1937.
MÜLLER, H.-P., Afrikanische Parallelen zu Gen. III und verwandten Texten, VT XLIX, 1999, 88-108.
-, Art. DTO etc., ThWAT IV, Stuttgart u.a. 1984, 334-340.- , Das Motiv für die Sintflut. Die hermeneutische Funktion des Mythos und seine Analyse, in:
ders., Mythos - Kerygma - Wahrheit. Gesammelte Aufsätze zum Alten Testament in seinerUmwelt und zur biblischen Theologie, BZAW 200, Berlin/New York 1991, 88-109.
- , Drei Deutungen des Todes: Genesis 3, der Mythos von Adapa und die Sage von Gilgamesch,in: Ingo Baldermann u.a. (Hg.), Altes Testament und christlicher Glaube, JBTh 6, Neukirchen-Vluyn 1991, 117-134.
- , Eine neue babylonische Menschenschöpfungserzählung im Licht keilschriftlicher und biblischer Parallelen. Zur Wirklichkeitsauffassung im Mythos, in: ders., Mythos - Kerygma -Wahrheit. Gesammelte Aufsätze zum Alten Testament in seiner Umwelt und zur biblischenTheologie, BZAW 200, Berlin/New York 1991,43-67.
- , Erkenntnis und Verfehlung. Prototypen und Antitypen zu Gen 2-3 in der altorientalischenLiteratur, in: ders., Mensch - Umwelt - Eigenwelt. Gesammelte Aufsätze zur Weisheit Israels,
Stuttgart u.a. 1992,68-87.- , Eva und das Paradies, in: O. Loretz u.a. (Hg.), Ex Mesopotamia et Syria Lux. FS M. Dietrich,AOAT 281, Münster 2002, 501-510.
- , Mythische Elemente in der jahwistischen Schöpfungserzählung, in: ders., Mythos - Kerygma -Wahrheit. Gesammelte Aufsätze zum Alten Testament in seiner Umwelt und zur biblischenTheologie, BZAW 200, Berlin/New York 1991,3^12.
- , Parallelen zu Gen 2f und Ez 28 aus dem Gilgamesch-Epos, ZAH 3, 1990, 167-178.- , Weisheitliche Deutungen der Sterblichkeit: Gen 3,19 und Pred 3,21; 12,7 im Licht antiker
Parallelen, in: ders., Mensch - Umwelt - Eigenwelt. Gesammelte Aufsätze zur Weisheit Israels, Stuttgart u.a. 1992, 69-100.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 253/268
Literatur 253
MURRMANN-KAHL, M., Die entzauberte Heilsgeschichte. Der Historismus erobert die Theologie1880-1920, Gütersloh 1992.
NEUMANN-GORSOLKE, U., Herrschen in den Grenzen der Schöpfung. Ein Beitrag zuralttestamentlichen Anthropologie am Beispiel von Psalm 8, Genesis 1 und verwandten Texten,
WMANT 101, Neukirchen-Vluyn 2004.- , /Riede, P. (Hg.), Das Kleid der Erde. Pflanzen in der Lebenswelt des alten Israel, Stutt-
gart/Neukirchen-Vluyn 2002.NICHOLSON, E.W., God and his People. Covenant and Theology in the Old Testament, Oxford
1986.
- , The Pentateuch in the Twentieth Century. The Legacy of Julius Wellhausen, Oxford 1998.NlEHR, H„ Art. TIC etc., ThWAT VI, Stuttgart u.a. 1989, 369-375.-, Art. C~\V etc., ThWAT VI, Stuttgart u.a. 1989, 387-392.-, Art. DTU) etc., ThWAT VI, Stuttgart u.a. 1989, 375-380.NlHAN, C, The Holiness Code between D and P. Some Comments on the Function and Signifi-
cance of Leviticus 17-26 in the Composition of the Torah, in: E. Otto u.a. (Hg.), Das Deuter-onomium zwischen Pentateuch und Deuteronomistischem Geschichtswerk, FRLANT 206,Göttingen 2004, 81-122.
NÖLDEKE, T., Mutter Erde und Verwandtes bei den Semiten, ARW 8, 1905, 161-166.-, Untersuchungen zur Kritik des Alten Testaments, Kiel 1869.NOTH, M., Überlieferungsgeschichte des Pentateuch, Stuttgart 1948.
OBERFORCHER, R., Die Flutprologe als Kompositionsschlüssel der biblischen Urgeschichte. EinBeitrag zur Redaktionskritik, IThS 8, Innsbruck u.a. 1981.
OCKINGA, B., Die Gottebenbildlichkeit im Alten Ägypten und im Alten Testament, ÄAT 7, Wiesbaden 1984.
OEMING, M./Pregla, A.-R., New Literary Criticism, ThR 66, 2001, 1-23.OTTO, E., Art. Heiligkeitsgesetz, RGG4 III, Tübingen 2000, 1570f.-, Art. Pentateuch, RGG4 VI, Tübingen 2003, 1089-1102.-, Brückenschläge in der Pentateuchforschung, ThR 64, 1999, 84-99.-, Das Deuteronomium im Pentateuch und Hexateuch. Studien zur Literaturgeschichte von Penta
teuch und Hexateuch im Lichte des Deuteronomiumsrahmens, FAT 30, Tübingen 2000.- , Das Deuteronomium. Politische Theologie und Rechtsreform in Juda und Assyrien, BZAW
284, Berlin/New York 1999.
- , Das Heiligkeitsgesetz Leviticus 17-26 in der Pentateuchredaktion, in: P. Mommer u.a. (Hg.),Altes Testament. Forschung und Wirkung. FS H. Graf Reventlow, Frankfurt a.M. 1994, 65-80.
- , Das Heiligkeitsgesetz zwischen Priesterschrift und Deuteronomium. Zu einem Buch von Andreas Ruwe, ZAR 6, 2000, 330-340.
-, Deuteronomium 4. Die Pentateuchredaktion im Deuteronomiumsrahmen, in: T. Veijola (Hg.),Das Deuteronomium und seine Querbeziehungen, SESJ 62, Göttingen u.a. 1996, 196-222.
-, Die nachpriesterschriftliche Pentateuchredaktion im Buche Exodus, in: M. Vervenne (Hg.),Studies in the Book of Exodus. Redaction - Reception - Interpretation, BEThL 126, Leuven1996,61-111.
-, Die Paradieserzählung Genesis 2-3: Ein nachpriesterschriftliche Lehrerzählung in ihrem religionshistorischen Kontext, in: A.A. Diesel u.a. (Hg.), „Jedes Ding hat seine Zeit ...". Studienzur israelitischen und altorientalischen Weisheit, FS D. Michel, BZAW 241, Berlin/New York1996,167-192.
-, Die Tora des Mose. Die Geschichte der literarischen Vermittlung von Recht, Religion undPolitik durch die Mosegestalt, Berichte aus den Sitzungen der Joachim Jungius-Gesellschaftder Wissenschaften e.V., Hamburgl9/2, Hamburg/Göttingen 2001.
-, Die Ursprünge der Bundestheologie im Alten Testament und im Alten Orient, ZAR 4, 1998, 1-84.
-, Forschungen zum nachpriesterschriftlichen Pentateuch, ThR 67, 2002, 125-155.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 254/268
254 Literatur
- , Forschungen zur Priesterschrift, ThR 62, 1997, 1-50.- , Gottes Recht als Menschenrecht. Rechts- und literaturhistorische Studien zum Deuteronomi-
um, BZAR 2, Wiesbaden 2002.- , Innerbiblische Exegese im Heiligkeitsgesetz Levitikus 17-26, in: H.-J. Fabry u.a. (Hg.), Levi-
tikus als Buch, BBB 119, Berlin u.a. 1999, 125-196.
- , Kritik der Pentateuchkomposition, ThR 60, 1995, 163-191.- , Neuere Einleitungen in den Pentateuch, ThR 61, 1996, 332-341.- Rez. von M. Witte, Die biblische Urgeschichte, Bib. 82, 2001, 270-273.- , Stehen wir vor einem Umbruch in der Pentateuchkritik?, VuF 22, 1977, 82-97.- , Theologische Ethik des Alten Testaments, ThW 3,2, Stuttgart u.a. 1994.- , Woher weiß der Mensch um Gut und Böse? Philosophische Annäherungen der ägyptischen
und biblischen Weisheit an ein Grundproblem der Ethik, in: S. Beyerle u.a. (Hg.), Recht undEthos im Alten Testament - Gestalt und Wirkung. FS H. Seebass, Neukirchen-Vluyn 1999,207-231.
OTTO, R., Sünde und Urschuld und andere Aufsätze zur Theologie, München 1932.OTTOSSON, M., Art. bim etc., ThWAT I, Stuttgart u.a. 1973, 896-901.
PERLITT, L., Bundestheologie im Alten Testament, WMANT 36, Neukirchen-Vluyn 1969.- , Die Urgeschichte im Werk Gottfried Benns, in: ders.. Allein mit dem Wort. Theologische Stu
dien, Göttingen 1995,333-360.-, Riesen im Alten Testament. Ein literarisches Motiv im Wirkungsfeld des Deuteronomiums, in:
ders., Deuteronomium-Studien, FAT 8, Tübingen 1994, 50-73.PERRY, T.A., A Poetics of Absence. The Structure and Meaning of Genesis 1.2, JSOT 58, 1993, 3 -
11.
PETERSEN, D.L., The Yahwist on the Flood, VT XXVI, 1976,438^*46.PETSCHOW, H., Zur Systematik und Gesetzestechnik im Codex Hammurabi, ZA 57, 1965, 146—
172.
PETTINATO, G„ Das altorientalische Menschenbild und die sumerischen und akkadischen Schöpfungsmythen, Heidelberg 1971.
-, Die Bestrafung des Menschengeschlechts durch die Sintflut, Or. 37, 1968, 165-200.PFEIFFER, H., Der Baum in der Mitte des Gartens. Zum überlieferungsgeschichtlichen Ursprung
der Paradieserzählung (Gen 2,4b-3,24). Teil 1: Analyse, ZAW 112, 2000, 487-500.- , Der Baum in der Mitte des Gartens. Zum überlieferungsgeschichtlichen Ursprung der Para
dieserzählung (Gen 2,4b-3,24). Teil II: Prägende Traditionen und theologische Akzente, ZAW113,2001, 1-16.
POHLMANN, K.-F., Der Prophet Hesekiel/Ezechiel. Kapitel 20-28. Mit einem Beitrag von T.A.Rudnig, ATD 22,2, Göttingen 2001.
POLA, T., Die ursprüngliche Priesterschrift. Beobachtungen zur Literarkritik und Traditionsgeschichte von PS, WMANT 70, Neukirchen-Vluyn 1995.
POLAK, F.H., Poetic Style and Parallelism in the Creation Account (Genesis 1.1-2.3), in: H. GrafReventlow/Y. Hoffman (Hg.), Creation in Jewish and Christian Tradition, JSOT.S 319, Sheffield 2002, 2-31.
PROCKSCH, O., Die Genesis, KAT 1, Leipzig 231924.
PURY, A. de, Gottesname, Gottesbezeichnung und Gottesbegriff. Elohim als Indiz zur Entstehungsgeschichte des Pentateuch, in: J.C. Gertz u.a. (Hg.), Abschied vom Jahwisten. Die Komposition des Hexateuch in der jüngsten Diskussion, BZAW 315, Berlin/New York 2002, 25-47.
- , /RÖMER, T., Le pentateuque en question: Position du probleme et breve histoire de la recher-che, in: Pury, A. de (Hg.), Le pentateuque en question, MoBi 19, Genf 21989, 9-80.
QUOLLER, Y„ The Story of Noah and His Sons in a New Light, BetM 27, I981f, 195-202.
RAD, G. von. Das erste Buch Mose. Genesis, ATD 2/3/4,81967.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 255/268
Literatur 255
- , Das formgeschichtliche Problem des Hexateuch, in: ders., Gesammelte Studien zum AltenTestament, TB 8, München 1958, 9-86.
- , Das theologische Problem des alttestamentlichen Schöpfungsglaubens, in: ders., GesammelteStudien zum Alten Testament, TB 8, München 1958, 136-147.
- , Der Anfang der Geschichtsschreibung im alten Israel, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten
Testament, TB 8, München 1958, 148-188.- , Die Priesterschrift im Hexateuch, BWANT 65, Stuttgart-Berlin 1934.- , Die Theologie der Priesterschrift, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten Testament II, TB
48, München 1973, 165-188.- , Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten
Testament, TB 8, München 1958, 101-108.- , Theologie des Alten Testaments. Bd. 1. Die Theologie der geschichtlichen Überlieferungen
Israels, München 1987.- , Verheißenes Land und Jahwes Land im Hexateuch, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten
Testament, TB 8, München 1958, 87-100.RADDAY, Y.T., Chiasm in Tora, LingBibl 19, 1972, 12-23.RECHENMACHER, H., Gott und das Chaos. Ein Beitrag zum Verständnis von Gen 1,1-3, ZAW 114,
2002, 1-20.REISER, W., Die Verwandtschaftsformel in Gen. 2,23, ThZ 16, 1960, l^t.RENAUD, B., Les genealogies et la structure de l'histoire sacerdotale dans le livre de la Genese, RB
97, 1990,5-30.RENDTORFF, R., Das überlieferungsgeschichtliche Problem des Pentateuch, BZAW 147, Ber
lin/New York 1977.-, Genesis 8,21 und die Urgeschichte des Jahwisten, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten
Testament, TB 57, München 1975, 188-197.- , Hermeneutische Probleme der biblischen Urgeschichte, in: ders., Gesammelte Studien zum
Alten Testament, TB 57, München 1975, 198-208.- , L'histoire biblique des origines (Gen 1-11) dans le contexte de la redaction „sacerdotale" du
Pentateuque, in: A. de Pury u.a. (Hg.), Le Pentateuque en question, MoBi, Genf 1989, 83-94.- , The .Yahwist' as Theologian? The Dilemma of Pentateuchal Criticism, in: J.W. Rogerson
(Hg.), The Pentateuch, Sheffield 1996, 15-23.RICHTER, H.-F., Das Liedgut am Anfang der ,jahwistischen" Urgeschichte, WO 25, 1994,78-108.- , Das Liedgut am Anfang der Jahwistischen' Urgeschichte (Forts) , WO 30, 1999, 95-124.- , Zur Urgeschichte des Jahwisten, BN 34, 1986, 39-57.RICHTER, W., Die Bearbeitung des „Retterbuches" in der deuteronomischen Epoche, BBB 21,
1964.
-, Urgeschichte und Hoftheologie, BZ NF 10, 1966, 96-105.Riem, J., Die Sintflut in Sage und Wissenschaft, 21925.ROBINSON, R.B., Literary Functions of the Genealogies of Genesis, CBQ 48, 1986, 595-608.RÖMER, T., Hauptprobleme der gegenwärtigen Pentateuchforschung, ThZ 60, 2004, 289-307.ROSE, M., Deuteronomist und Jahwist. Untersuchungen zu den Berührungspunkten beider Litera
turwerke, AThANT 67, Zürich 1981.RÖSEL, M., Die Übersetzung der Gottesnamen in der Genesis-Seputaginta, in: DR. Daniels u.a.
(Hg.), Ernten, was man sät. FS K. Koch, Neukirchen-Vluyn 1992, 357-377.- , Übersetzung als Vollendung der Auslegung. Studien zur Genesis-Septuaginta, BZAW 223,
Berlin/New York 1994.ROST, L„ Der Schöpfungsbericht der Priesterschrift, ChuW 10, 1934, 172-178.- , Noah der Weinbauer. Bemerkungen zu Genesis 9,18ff., in: ders., Das kleine Credo und andere
Untersuchungen zum Alten Testament, Heidelberg 1965,44—53.- , Theologische Grundgedanken der Urgeschichte, in: ders., Das kleine Credo und andere Unter
suchungen zum Alten Testament, Heidelberg 1965, 36—44.- , Zum geschichtlichen Ort der Pentateuchquellen, in: ders.. Das kleine Credo und andere Unter
suchungen zum Alten Testament, Heidelberg 1965, 25-35.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 256/268
256 Literatur
ROTTZOLL, D.U., „.. . ihr werdet sein wie Gott, indem ihr ,Gut und Böse' kennt", ZAW 102, 1990,385-391.
- , Die Schöpfungs- und Fallerzählung in Gen 2f. Teil 1: Die Fallerzählung (Gen 3), ZAW 109,1997,481-499.
- , Die Schöpfungs- und Fallerzählung in Gen 2f. Teil 2: Die Schöpfungserzählung (Gen 2), ZAW
110,1998, 1-15.- , Die Vorbedingungen für Gottes große „Auseinander-Schöpfung": Eine vornehmlich syntakti
sche Untersuchung zum Prolog des priesterschriftlichen Schöpfungsberichts (Gen 1,1 f.), BZ35, 1991,247-256.
RUDMAN, D., A Little Knowledge is a Dangerous Thing: Crossing Forbidden Boundaries in Gen3-4, in: A. Wenin (Hg), Studies in the Book of Genesis. Literarture, Redaction and History,BEThL CLV, Leuven 2001,461^»66.
RUDOLPH, W., Chronikbücher, HAT 1/21, Tübingen 1955.RUPPERT, L., Der Jahwist - Künder der Heilsgeschichte, in: ders., Studien zur Literaturgeschichte
des Alten Testaments, SBAB 18, Stuttgart 1994, 11-33.-, Die Ruhe Gottes im priesterschriftlichen Schöpfungsbericht (Gen I) und die „zufriedene Ruhe"
des Ptah im Denkmal memphitischer Theologie. Zu Leistung und Grenze des religionsgeschichtlichen Vergleichs, in: ders., Studien zur Literaturgeschichte des Alten Testaments,SBAB 18, Stuttgart 1994, 110-123.
-, Die Sündenfallerzählung (Gn 3) in vorjahwistischer Tradition und Interpretation, in: ders.,Studien zur Literaturgeschichte des Alten Testaments, SBAB 18, Stuttgart 1994, 47-65.
- , „Machen wir uns einen Namen..." (Gen 11,4). Zur Anthropologie der vorpriesterschriftlichenUrgeschichte, in: ders., Studien zur Literaturgeschichte des Alten Testaments, SBAB 18, Stuttgart 1994, 124-142.
-, Genesis. Ein kritischer und theologischer Kommentar. 1. Teilband: Gen 1,1-11,26, fzb 70,Würzburg 1992.
- , „Urgeschichte" oder Urgeschehen? Zur Interpretation von Gen. 1-11, in: ders., Studien zurLiteraturgeschichte des Alten Testaments, SBAB 18, Stuttgart 1994, 66-88.
RÜTERSWÖRDEN, U., dominium terrae. Studien zur Genese einer alttestamentlichen Vorstellung,BZAW 215, Berlin/New York 1993.
- , Erwägungen zur alttestamentlichen Paradiesvorstellung, ThLZ 123, 1998, 1153-1162.-, Kanaanäisch-städtische Mythologie im Werk des Jahwisten. Eine Notiz zu Gen 4, BN 1, 1976,
19-23.- , /Warmuth, G., Ist TOtm mit Artikel zu vokalisieren?, in: W. Zwickel (Hg.), Biblische Wel
ten. FS M. Metzger, OBO 125, Fribourg/Göttingen 1993, 167-175.RUWE, A., „Heiligkeitsgesetz" und „Priesterschrift". Literaturgeschichtliche und Rechtssytemati-
sche Untersuchungen zu Leviticus 17,1-26,2, FAT 26, Tübingen 1999.
SAGGS, H.W.F., The Might that was Assyria, London 1984.SARNA, N.M., Genesis rTDK-Q, The JPS Torah Commentary, Philadelphia u.a. 1989.SASSON, J.M., A Genealogical „Convention" in Biblical Chronography? ZAW 90, 1978, 171-185.- , w'lö'yitbösäsü (Gen 2,25) and Its Implications, Bib. 66, 1985, 418—421.-, The „Tower of Babel" as a Clue to the Redactional Structure of the Primal History (Gen 1-
11,9), in: G. Rendsburg u.a. (Hg.), The Bible World. FS C.W. Gordon, New York 1980, 211-219.
SAUER, G., Jesus Sirach/Ben Sira, ATD Apokryphen 1, Göttingen 2000.SAVRA, G., Beastly Speech. Intertextuality, Balaam's Ass and the Garden of Eden, in: J.W. Roger-
son (Hg.), The Pentateuch, Sheffield 1996, 296-318.SCHAPER, J., Art. Lebensbaum 1. Altes Testament, RGG4 V, Tübingen 2002, 149-150.SCHARBERT, J., Der Sinn der Toledot-Formel in der Priesterschrift, in: Wort - Gebot - Glaube.
Beiträge zur Theologie des Alten Testaments. FS W. Eichrodt, AThANT 59, Zürich 1970, 45-56.
- , Fleisch, Geist und Seele im Pentateuch, SBS 19, Stuttgart 21967.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 257/268
Literatur 257
-, Genesis 1-11, NEB 5, Würzburg 52000.-, Noch einmal zur Vorgeschichte der Paradieserzählung Gen 2,4b-3,24, BN 67, 1993, 43-54.- , Prolegomena eines Alttestamentiers zur Erbsündenlehre, QD 37, 1968.- , Quellen und Redaktion in Gen 2,4b-4,l6, BZ 18, 1974, 45-64.- , Traditions- und Redaktionsgeschichte in Gen 6,1—4, BZ 11, 1967, 66-78.
SCHEFFCZYK, L., Die Frage nach der Gottebenbildlichkeit in der modernen Theologie, in: ders.(Hg.), Der Mensch als Bild Gottes, WdF CXXIV, Darmstadt 1969, IX-LIV.
SCHENKER, A., Die Stifrungserzählung des Brandopfers. Wie versteht Gen 8:20-31 das Brandopfer?,in: ders., Studien zu Propheten und Religionsgeschichte, SBAB 36, Stuttgart 2003, 143-154.
SCHM1D, H.H., Auf der Suche nach neuen Perspektiven für die Pentateuchforschung, in: J.A.Emerton (Hg.), Congress Volume Vienna 1980, VT.S 32, Leiden 1981, 375-394.
-, Der sogenannte Jahwist. Beobachtungen und Fragen zur Pentateuchforschung, Zürich 1976.- , Gerechtigkeit als Weltordnung. Hintergrund und Geschichte des alttestamentlichen Gerechtig
keitsbegriffes, BHTh 40, Tübingen 1968.-, Vers une theologie du Pentateuque in: A. de Pury u.a. (Hg.), Le Pentateuque en question, Mo-
Bi.Genf 1989, 361-386.-, In Search of New Approaches in Pentateuchal Research, in: J.W. Rogerson (Hg.), The Penta-
teuch, Sheffield 1996, 24-32.SCHMID, K., Buchgestalten des Jeremiabuches. Untersuchungen zur Redaktions- und Rezeptions
geschichte von Jer 30-33 im Kontext des Buches, WMANT 72, Neukirchen-Vluyn 1996.-, Die Unteilbarkeit der Weisheit. Überlegungen zur sogenannten Paradieserzählung Gen 2f. und
ihrer theologischen Tendenz, ZAW 114, 2002, 21-39.-, Erzväter und Exodus. Untersuchungen zur doppelten Begründung der Ursprünge Israels inner
halb der Geschichtsbücher des Alten Testaments, WMANT 81, Neukirchen-Vluyn 1999.
-, Kollektivschuld? Der Gedanke übergreifender Schuldzusammenhänge im Alten Testament undim Alten Orient, ZAR 5, 1999, 193-222.
SCHMIDT, H., Die Erzählung von Paradies und Sündenfall, SGV 154, Tübingen 1931.SCHMIDT, L., Das 4. Buch Mose. Numeri 10,11-36,13, ATD 7,2, Göttingen 2004.-, Die Kundschaftererzählung in Num 13-14 und Dtn 1,19^16. Eine Kritik neuerer Pentateuch-
kritik, ZAW 114, 2002,40-58.-, Literarische Studien zur Josephsgeschichte, BZAW 167, Berlin/New York 1986, 127-297.-, Literatur zum Buch Numeri, ThR 63, 1998, 241-266.-, Rezension von T. Pola, Die ursprüngliche Priesterschrift, ThLZ 124, 1999, 1112-1114.-, Studien zur Priesterschrift, BZAW 214, Berlin/New York 1993.- , Zur Entstehung des Pentateuch. Ein kritischer Literaturbericht, VuF 40, 1995, 3-28.SCHMIDT, W.H., Alttestamentlicher Glaube, Neukirchen-Vluyn 81996.-, Die Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift. Zur Überlieferungsgeschichte von Genesis 1,1-
2,4a und 2,4b-3,24, WMANT 17, Neukirchen-Vluyn 31973.-, Ein Theologe in salomonischer Zeit? Plädoyer für den Jahwisten, BZ 25, 1981, 82-102.- , Einführung in das Alte Testament, Berlin/New York 1995.-, Elementare Erwägungen zur Quellenscheidung im Pentateuch, in: J.A. Emerton (Hg.), Con
gress Volume Leuven 1989, VT.S 43, Leiden/New York 1991, 22^*5.- , Exodus I. Exodus 1-6, BK 11/1, Neukirchen-Vluyn 1988.
-, Plädoyer für die Quellenscheidung, BZ 32, 1988, 1-14.SCHMITT, H.-C, Arbeitsbuch zum Alten Testament. Grundzüge der Geschichte Israels und der
alttestamentlichen Schriften, Göttingen 2005.-, Das sogenannte jahwistische Privilegrecht in Ex 34,10-28 als Komposition der spätdeutero-
nomistischen Endredaktion des Pentateuch, in: J.C. Gertz u.a. (Hg.), Abschied vom Jahwisten.Die Komposition des Hexateuch in der jüngsten Diskussion, BZAW 315, Berlin/New York2002, 157-171.
-, Das spätdeuteronomistische Geschichtswerk Genesis I - 2 Regum XXV und seine theologischeIntention, in: ders., Theologie in Prophetie und Pentateuch, BZAW 310, Berlin/New York2001,277-294.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 258/268
258 Literatur
- , Die Erzählung vom Goldenen Kalb Ex 32* und das deuteronomistische Geschichtswerk, in:S.L. McKenzie/T. Römer (Hg.), Rethinking the Foundations. Historiography in the AncientWorld and in the Bible. FS J. Van Seters, BZAW 294, Berlin/New York 2000, 235-250.
- , Die Hintergründe der „neuesten Pentateuchkritik" und der literarische Befund der Josefsgeschichte Gen 37-50, in: ders., Theologie in Prophetie und Pentateuch, BZAW 310, Berlin/New
York 2001, 89-107.- , Die Josephsgeschichte und das Deuteronomistische Geschichtswerk. Genesis 38 und 48-50, in:
ders., Theologie in Prophetie und Pentateuch, BZAW 310, Berlin/New York 2001, 295-38.- , Die Suche nach der Identität des Jahweglaubens im nachexilischen Israel. Bemerkungen zur
theologischen Intention der Endredaktion des Pentateuch, in: ders., Theologie in Prophetie undPentateuch, BZAW 310, Berlin/New York 2001, 255-276.
- , „Priesterliches" und „prophetisches" Geschichtsverständnis in der Meerwundererzählung Ex13,17-14,31, in: A.H.J. Gunneweg/O. Kaiser (Hg.), Textgemäß. FS E. Würthwein, Göttingen1979, 139-155.
-, Redaktion des Pentateuch im Geiste der Prophetie. Beobachtungen zur Bedeutung der „Glau-bens"-Thematik innerhalb der Theologie des Pentateuch, in: ders., Theologie in Prophetie undPentateuch, BZAW 310, Berlin/New York 2001, 220-237.
-, Tradition der Prophetenbücher in den Schichten der Plagenerzählung Ex 7,1-11,10, in: ders.,Theologie in Prophetie und Pentateuch, BZAW 310. Berlin/New York 2001, 38-58.
SCHMUTTERMAYR, G., „Schöpfung aus dem Nichts" in 2 Makk 7,28? Zum Verhältnis von Positionund Bedeutung, BZ N.F. 17, 1973, 203-228.
SCHORCH, S., Euphemismen in der Hebräischen Bibel, OBC 12, Wiesbaden 2000.SCHOTTROFF, W., Der altisraelitische Fluchspruch, WMANT 30, Neukirchen-Vluyn 1969.SCHRADER, E., Studien zur Kritik und Erklärung der biblischen Urgeschichte Gen. Cap. 1—XI. Drei
Abhandlungen. Mit einem Anhange: Die Urgeschichte nach dem Bericht des analistischen undnach dem des prophetischen Erzählers, Zürich 1863.
SCHRADER, L., Kommentierende Redaktion im Noach-Sintflut-Komplex der Genesis, ZAW 110,1998,489-502.
SCHREINER, J., Art. nnbin etc., ThWAT VIII, Stuttgart u.a. 1995, 571-577.SCHREINER, J., Art., "tV" etc., ThWAT III, Stuttgart u.a. 1982, 633-639.SCHROER, S„ Art. Lebensbaum, NBL II, Zürich 1995, 602-603.- , Art. Lebensbaum II. Altorientalische und antike Kunst, RGG4 V, Tübingen 2002, 150-151.SCHULE, A., Made in the „Image of God": The Concepts of Divine Images in Gen 1-3, ZAW I 17,
2005, 1-20.SCHUNK, K.-D., Henoch und die erste Stadt. Eine textkritische Überlegung zu Gen. 4,17, Henoch
1, 1979, 161-165.SCHWEITZER, A., Johann Sebastian Bach, Leipzig 1963.SCHWEIZER, H„ Literarkritik, ThQ 168, 1988, 23-43.SCORALICK, R., Einzelspruch und Sammlung. Komposition im Buch der Sprichwörter Kapitel 10-
15, BZAW 232, Berlin/New York 1995.SEEBASS, H., Art. Pentateuch, TRE XXVI, Berlin/New York 1996, 185-209.-, Genesis I. Urgeschichte (1,1 -11,26), Neukirchen-Vluyn 1996.- , Genesis II. Vätergeschichte I (11,27-22,24), Neukirchen-Vlyun 1997.
SEIDEL, B„ Entwicklungslinien der neueren Pentateuchforschung im 20. Jahrhundert, ZAW 106,1994,476-485.
SEIDEL, H., Genesis 4,19-21 und der Ursprung der Kultur, in: H. Obst (Hg.), Überlieferung undGeschichte. FS G. Wallis, Wissenschaftliche Beiträge/Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1990/38 (A 125), Halle 1990, 23-34.
SELLIN, E„ Die biblische Urgeschiche, BZSFI.ll, Berlin 1905.SELMS, A.V., The Canaanites in the Book of Genesis, OTS 12, 1958, 182-213.SEYBOLD, K., Art. 2Dn etc., ThWAT III, Stuttgart u.a. 1982, 243-261.- , Die Psalmen, HAT 1/15, Tübingen 1996.- , Der Turmbau zu Babel. Zur Entstehung von Gen XI 1-9, VT 26, 1976, 453-479.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 259/268
Literatur 259
SIMPSON, CA., The Book of Genesis. Introduction and Exegesis, IntB I., New York/Nashville1952.
SKA, J.L., El relatio del diluvio. Un relatio sacerdotal y algunas fragmentos redaccionales posteriores, EstB52, 1994,37-62.
- , Essai sur la nature et la signification du cycle d'Abraham (Gn 11,27-25,11), in: A. Wenin
(Hg.), Studies in the Book of Genesis. Literarture, Redaction and History, BEThL CLV, Leu-ven2001, 153-177.
- , Introduction ä la lecture du Pentateuque. Cles pour 1'Interpretation des cinqs premiers livres dela Bible, Bruxelles 2000.
- , Le Pentateuque. Etat de la recherche ä partir de quelques recentes „Introductions", Bib. 77,1996,245-265.
- , The Yahwist, a Hero with a Thousand Faces. A Chapter in the History of Modem Exegesis, in:J.C Gertz u.a. (Hg.), Abschied vom Jahwisten. Die Komposition des Hexateuch in der jüngsten Diskussion, BZAW 315, Berlin/New York 2002, 1-23.
- , Un nouveau Wellhausen?, Bib. 72, 1991, 253-263.SKINNER, J., A Critical and Exegetical Commentary on Genesis, ICC, Edinburgh 21930.SMEND, R. sen., Die Erzählung des Hexateuch auf ihre Quellen untersucht, Berlin 1912.SMEND, R., Art. Literarkritische Schule, RGG4 V, Tübingen 2002, 390-391.-, „Das Ende ist gekommen". Ein Amoswort in der Priesterschrift, in: ders., Die Mitte des Alten
Testaments. Ges. Studien Bd. 1, BEvTh 99, München 1986, 154-159.- , Die Entstehung des Alten Testaments, ThW 1, Suttgart u.a.31984.SODEN, W. V., Art. Sintflut I. Religionsgeschichtlich, RGG3 VI, Tübingen 1962, 50-51.SOGGIN, J.A., Das Buch Genesis. Kommentar, Darmstadt 1997.SOKOL, J., Der zweifache Schöpfungsbericht als hermeneutischer Schlüssel, in: P. Pokorny, Philo-
sophical Hermeneutics and Biblical Exegesis, WUNT 153, Tübingen 2002, 238-244.SPENGLER, L., Schriften Bd. 1., Schriften der Jahre 1509 bis Juni 1525, QFRG 61, Gütersloh 1995SPIECKERMANN, H., Ambivalenzen. Ermöglichte und verwirklichte Schöpfung in Genesis 2f, in:
A. Graupner u.a. (Hg.), Verbindungslinien. FS W.H. Schmidt, Neukirchen-Vluyn 2000, 363-376.
- , Heilsgegenwart. Eine Theologie der Psalmen, FRLANT 148, Göttingen 1989.SPINA, F.A., The „Ground" for Cain's Rejection (Gen 4). '"dämah in the Context of Genesis 1-11,
ZAW 104, 1992,319-322.STADE, B., Beiträge zur Pentateuchkritik. I) Das Kainszeichen. Zur Entstehung der jahvistischen
Pentateuchquelle und zur israelitischen Sagenkunde, ZAW 14, 1894,250-318.
- , Beiträge zur Pentateuchkritik. 1. Das Kainszeichen. 2. Der Thurm zu Babel. 3. Die Eife-ropferthora, in: ders., Ausgewählte akademische Reden und Abhandlungen, Gießen "1907,227-296.
- , Biblische Theologie des Alten Testaments. Bd. I. Die Religion Israels und die Entstehung desJudentums, GThW 11,2.1, Tübingen 21905.
- , Das Volk Javan, in: ders.. Ausgewählte akademische Reden und Abhandlungen, Gießen "1907,123-142.
-, Emendationen, ZAW 22, 1902, 328.STALMANN, J./HEINRICH, J., Handbuch zum Evangelischen Kirchengesangbuch 111,2, Göttingen
1990.STAMM, J.J., Die Gottebenbildlichkeit des Menschen im Alten Testament, ThSt 54, 1959, 81 90STECK, O.H., Aufbauprobleme in der Priesterschrift, in: D.R. Daniels u.a. (Hg), Ernten, was man
sät. FS K. Koch, Neukirchen-Vlyun 1991, 287-308.-, Der Mensch und die Todesstrafe. Exegetisches zur Übersetzung der Präposition Beth in Gen
9,6a, ThZ53, 1997, 118-130.-, Der Schöpfungsbericht der Priesterschrift. Studien zur literarkritischen und überlieferungsge
schichtlichen Problematik von Genesis 1,1-2,4a, FRLANT 115, Göttingen 21981.-, Die Paradieserzählung. Eine Auslegung von Genesis 2,4b-3,24, in: ders., Wahrnehmungen
Gottes im Alten Testament, TB 70, München 1982, 9-116.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 260/268
260 Literatur
- , Exegese des Alten Testaments. Leitfaden der Methodik, Neukirchen-Vluyn 14
1999.
-, Genesis 12,1-3 und die Urgeschichte des Jahwisten, in: ders., Wahrnehmungen Gottes im
Alten Testament, TB 70, München 1982, 117-148.
STEMBERGER, G., Samael und Uzza. Zur Rolle der Dämonen im späten Midrasch, in: A. Lange
u.a. (Hg.), die Dämonen/Demons. Die Dämonologie der israelitisch-jüdischen und frühchristli
chen Literatur im Kontext ihrer Umwelt/The Demonology of Israelite-Jewish and Early Christian Literature in Context of their Environment, Tübingen 2003, 636-661.
STEYMANS, H.U., Deuteronomium 28 und die ade zur Thronfolgeregelung Asarhaddons. Segen
und Fluch im Alten Orient und in Israel, OBO 145, Fribourg/Göttingen 1995.
STIPP, H.-J., „Alles Fleisch hatte seinen Wandel auf der Erde verdorben" (Gen 6,12). Die Mitver
antwortung der Tierwelt an der Sintflut nach der Priesterschrift, ZAW 111, 1999, 167-186.
-, Dominium Terrae. Die Herrschaft der Menschen über die Tiere in Gen 1,26.28, in: ders. u.a.
(Hg.), Gott - Mensch - Sprache. FS W. Groß, ATSAT 68, St. Ottilien 2001, 113-148.
STOEBE, HJ., Gut und Böse in der Jahwistischen Quelle des Pentateuch, ZAW 65, 1953, 188-204.
STOLZ, F., Art. PI« etc., THAT 1, München u.a. 1984, 91-95.
-, Die Bäume des Gottesgartens auf dem Libanon, ZAW 84, 1972, 141-156.
STORDALEN, T., Echoes of Eden. Genesis 2-3 and Symbolism of the Eden Garden in Biblical
Hebrew Literature, Contributions to Biblical Exegesis and Theology 25, Leuven 2000.
- , Genesis 2,4. Restudying a locus classicus, ZAW 104, 1992, 163-177.
- , Man, Soil, Garden: Basic Plot in Gen 2-3 Reconsidered, JSOT 53, 1992, 3-26.
STRACK, H.L., Die Bücher Genesis, Exodus, Leviticus und Numeri, KK A.l, München 1894.
STRECK, M.P., Die Flüche im Sukzessionsvertrag Asarhaddons, ZAR 4, 1998, 165-191.
- , Die Prologe der sumerischen Epen, Or. 71, 2002, 189-266.
STREIBERT, C , Schöpfung bei Deuterojesaja und in der Priesterschrift. Eine vergleichende Un
tersuchung zu Inhalt und Funktion schöpfungstheologischer Aussagen in exilisch-nach-exilischer Zeit, BEAT 8, 1993.
STRUS, A., Gn 2,4b-3,24: structure et decodage du message, in: A. Wenin (Hg.), Studies in the
Book of Genesis. Literarture, Redaction and History, BEThL CLV, Leuven 2001, 447^(60.
STUCKENBRUCK, L.T., Giant Mythology and Demonology. From the Ancient Near East to the
Dead Sea Scrolls, in: A. Lange u.a. (Hg), die Dämonen/Demons. Die Dämonologie der israeli
tisch-jüdischen und frühchristlichen Literatur im Kontext ihrer Umwelt/The Demonology of Is
raelite-Jewish and Early Christian Literature in Context of their Environment, Tübingen 2003,
318-338.
TALLQVIST, K.L., Akkadische Götterepitheta, StOr VII, Helsingforsiae 1934.
TENGSTRÖM, S., Die Auffassung von der Geschichte im jahwistischen Werk und im Alten Testa
ment, in: A. Bethke (Hg.), Gott und Geschichte. 25. Konferenz der Hochschultheologen der
Ostseeländer, Wissenschaftliche Beiträge der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald,
Greifswald 1988,21^16.
-, Die Hexateucherzählung. Eine literaturgeschichtliche Studie, Lund 1976.
- , Die Toledotformel und die literarische Struktur der priesterlichen Erweiterungsschicht im Pen
tateuch, CB.OT 17, Uppsala 1981.
TERTEL, H.J., Text and Transmission. An Empirical Model for the Literary Development of Old
Testament Narratives, BZAW 221, Berlin/New York 1994.THIEL, W., Die deuteronomistische Redaktion von Jeremia 1-25, WMANT 41 , Neukirchen-Vluyn
1973.- , God as Creator and Lord of Nature in the Deuteronomistic Literature, in: H. Graf Re-
ventlow/Y. Hoffman (Hg), Creation in Jewish and Christian Tradition, JSOT.S 319, Sheffield
2002,54-71.
THOMPSON, T.L., The Origin Tradition of Ancient Israel. I. The Literary Formation of Genesis and
Exodus 1-23, JSOT.S 55, Sheffield 1987.
TlGAY, J.H., The Evolution of the Gilgamesh Epic, Philadelphia 1982.
TILLICH, P., Systematische Theologie I/Il, Berlin/New York 8
I987.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 261/268
Literatur 261
TIMM, H., Ein Geschichtsbuch? Zu Gerhard von Rads Unionslektüren des Alten Testaments,ZThK99, 2002, 147-161.
Tov, E., Der Text der hebräischen Bibel. Handbuch der Textkritik, Stuttgart u.a. 1997.TRIMPE, B., Von der Schöpfung zur Zerstreuung. Intertextuelle Interpretationen der biblischen
Urgeschichte (Gen 1-11), Osnabrücker Studien zur Jüdischen und Christlichen Bibel, Osna
brück 2000.TSEVAT, M., The Canaanite God Sälah, VT 4, 1954, 41—49.TSIRKIN, Y.B., Japhet's Progeny and the Phoenician, in: E. Lipiriski (Hg.), Phoenicia and the Bi-
ble, Studia Phoenicia, Leuven 1991, 117-134.TUCH, F., Commentar über die Genesis. Mit einem Nachwort von A. Merx, Halle " 1871.
TURNER, L.A., Announcements of Plot in Genesis, JSOT.S 96, Sheffield 1990.-, The Rainbow as the Sign of the Covenant in Genesis IX 11-13, VT 43, 1993, 119-124.
UEHLINGER, C., Art. Götterbild, NBL I, 1999, 871-892.-, Weltreich und „eine Rede". Eine neue Deutung der sogenannten Turmbauerzählung (Gen
11,1-9), OBO lOl.Fribourg/Göttingen 1990.ULRICH, E./CROSS, F.M. u.a. (Hg), Qumran Cave 4. VII. Genesis to Numbers, DJD XII, Oxford
1994.
UTZSCHNEIDER, H., Art. Literaturgeschichte/Literaturgeschichtsschreibung. II. Altes Testament,RGG4 V, Tübingen 2002, 405^(08.
VAN DEN WIJNGAERT, L., Die Sünde in der priesterlichen Urgeschichte, ThPh 43, 1968, 35-50.VAN SETERS, J., An Ironie Circle: Wellhausen and the Rise of Redaction Criticism, ZAW 115,
2003, 487-500.
-, Der Jahwist als Historiker, ThSt(B) 134, Zürich 1987.-, Prologue to History. The Yahwist as Historian in Genesis, Zürich 1992.- , The Creation of Man and the Creation of the King, ZAW 101, 1989 333-342.-, The Primeval Histories of Greece and Israel Compared, ZAW 100, 1988, 1-22.VAN WOLDE, E., The Story of Cain and Abel: A Narrative Study, JSOT 52, 1991.VANDERKAM, J.C, The Demons in the Book of Jubilees, in: A. Lange u.a. (Hg.), die
Dämonen/Demons. Die Dämonologie der israelitisch-jüdischen und frühchristlichen Literaturim Kontext ihrer Umwelt/The Demonology of Israelite-Jewish and Early Christian Literaturein Context of their Environment. Tübingen 2003, 339-364.
VERVENNE, M., „The Blood is the Life and the Life is the Blood". Blood as Symbol of Life and
Death in Biblical Tradition (Gen. 9,4), in: J. Quaegebeur (Hg.), Ritual and Sacrifice in the Andern Near East, OLA 55, Leuven 1993, 451-570.
-, All They Need is Love. Once More Gen 6.1-4, in: J. Davies (Hg.), Words Remembered, TextsRenewed. FS J.F.A. Sawyer, Sheffield 1995, 19—40.
-, Genesis 1,1-2,4. The Compositional Texture of the Priestly Overture to the Pentateuch, in: A.Wenin (Hg.), Studies in the Book of Genesis. Literarture, Redaction and History, BEThL CLV,Leuven 2001, 35-79.
- , What Shall We Do with the Drunken Sailor? A Critical Re-Examination of Genesis 9.20-27,JSOT 68, 1995,33-55.
VOGELS, W., Cham decouvre les limites de son pere Noe, NRTh 109, 1987, 554-573.-, Das sog. „Proto-Evangelium" (Gen 3,15). Verschiedene Arten, den Text zu lesen, TGA 29,1986, 195-203.
WAGNER, A., Sprechakte und Sprechaktanalyse im Alten Testament. Untersuchungen im biblischen Hebräisch an der Nahtstelle zwischen Handlungsebene und Grammatik, BZAW 253,1997.
WAGNER, S„ Art. IG« etc., ThWAT I, Stuttgart u.a. 1973, 353-373.WALLACE, H.N., The toledot of Adam, VT.S41, 1990, 19-31.WALLIS, G., Die Stadt in den Überlieferungen der Genesis, ZAW 78, 1966, 133-147.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 262/268
262 Literatur
WALTKE, B./O'CONNOR, M.P., An Introduction to Biblical Hebrew Syntax, Winona Lake/IN.
1990.
WAMBACO, B.N., „Or tous deux etaient nus, Phomme et sa femme, mais ils n'en avaient pas
honte" (Gen 2,25), FS R.P. Beda Rigaux, Gembloux 1970, 547-556.
WASCHKE, E.-J., Art. Ginn etc., ThWAT VIII, Stuttgart u.a. 1995, 563-571.
- , Untersuchungen zum Menschenbild der Urgeschichte, ThA XLIII, Berlin 1984.WEIMAR, P., Art. Genesisbuch, NBL I, Zürich-Düsseldorf 1991, 783-790.
-, Aufbau und Struktur der priesterschriftlichen Jakobsgeschichte, ZAW 86, 1974, 174-203.
-, Chaos und Kosmos. Gen 1,2 als Schlüssel einer älteren Fassung der priesterschriftlichen
Schöpfungserzählung, in: A. Lange u.a. (Hg.), Mythos im Alten Testament und seiner Umwelt,
BZAW 278, Berlin/New York 1999, 196-211.
- , Die Toledot-Formel in der priesterschriftlichen Geschichtsdarstellung, BZ NF 18, 1974, 6 5 -
93.
- , Sinai und Schöpfung. Komposition und Theologie der priesterschriftlichen Sinaigeschichte,
RB95. 1988,337-385.
-, Struktur und Komposition der priesterschriftlichen Geschichtsdarstellung, BN 23/24, 1984,
81-134.138-162.
-, Struktur und Komposition der priesterschriftlichen Schöpfungserzählung (Gen l,l-2,4a*), in:
O. Loretz u.a. (Hg.), Ex Mesopotamia et Syria Lux. FS M. Dietrich, AOAT 281, Münster
2002,803-843.
- , Untersuchungen zur Redaktionsgeschichte des Pentateuch, BZAW 146, Berlin/New York
1977.
WEINHEIMER, H., Zu Genesis Kap. 2 und Kap. 4, ZAW 32, 1912, 33^tO.
WEIPPERT, M., Schöpfung am Anfang oder Anfang der Schöpfung? Noch einmal zur Syntax und
Semantik von Gen 1,1-3, ThZ 60, 2004, 5-22.-, Tier und Mensch in einer menschenarmen Welt. Zum sog. dominium terrae in Genesis 1, in:
H.-P. Mathys (Hg.), Ebenbild Gottes - Herrscher über die Welt. Studien zu Würde und Auftrag
des Menschen, BThSt 33, Neukirchen-Vluyn 1998,35-55.
WELCH, J.W. (Hg.), Chiasmus in Antiquity. Structures, Analyses, Exegesis, Hildesheim 1981.
- , /McKlNLAY, D.B., Chiasmus Bibliography, Provo 1999.
WELLHAUSEN, J., Die Compositum des Hexateuchs, Berlin 41963.
- , Israelitische und jüdische Geschichte, Berlin 1958.
-, Prolegomena zur Geschichte Israels, Berlin u.a. 1927.
WENHAM.GJ . , Genesis 1-15, WBC 1, Waco 1987.
-, The Priority of P, VT 49, 1999, 240-258.
WESTERMANN, C, Genesis 1-11, EdF 7, Darmstadt 5I993.
- , Genesis. Bd. I: Genesis 1-11, BK 1/1, Neukirchen-Vluyn 4
1999.
-, Genesis. Bd. I: Genesis BK 1/2, Neukirchen-Vluyn 1981.
WEVERS, J.W., Genesis, Septuaginta. Vetus Testamentum Graecum. Auctoritate Academiae Sci-
entiarum Gottingensis editum. Vol. I, Göttingen 1974.
-, Notes on the Greek Text of Genesis, SCSt 35, Atlanta 1993.
-, Text History of the Greek Genesis, AGWG.PH Dritte Folge Nr. 81, Göttingen 1974.
WlLDBERGER, H., Das Abbild Gottes. Gen. 1,26-30, in: ders., Jahwe und sein Volk. Gesammelte
Aufsätze zum Alten Testament, TB 66, München 1979, 110-145.WILLI, T„ Der Ort von Genesis 4:1-16 innerhalb der althebräischen Geschichtsschreibung, in: A.
Rofe u.a. (Hg), Isac Leo Seeligmann Volume. Essays on the Bible and the Ancient World.
Vol. III, Jerusalem 1983,99-113.
-, Die Funktion der Schlußsequenzen in der Komposition der jahwistischen Urgeschichte, in: R.
Liwak u.a. (Hg.), Prophetie und geschichtliche Wirklichkeit im Alten Israel. FS S. Herrmann.
Stuttgart u.a. 1991, 429-444.
WlLLI-PLEIN, I., Am Anfang einer Geschichte der Zeit, ThZ 53, 1997. 152-164.
-, Opfer und Kult im alttestamentlichen Israel. Textbefragungen und Zwischenergebnisse, SBS
153, Stuttgart 1993.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 263/268
Literatur 263
- , Sprache als Schlüssel zur Schöpfung. Überlegungen zur sogenannten Sündenfallgeschichte inGen 3, ThZ51, 1996, 1-17.
WILSON, R.R., Genealogy and History in the Biblical World, NewHaven/London 1977.-, The Old Testament Genealogies in Recent Research, JBL 94, 1975, 169-189.WINTER, U., Der Lebensbaum im Alten Testament und die Ikonographie des stilisierten Baumes in
Kanaan/Israel, in: U. Neumann-Gorsolke u.a. (Hg.), Das Kleid der Erde. Pflanzen in der Lebenswelt des alten Israel, Stuttgart/Neukirchen-Vluyn 2002, 138-162.
WlSEMAN, DJ., Mesopotamian Gardens, AnSt 33, 1983.WITTE, M., Die biblische Urgeschichte. Redaktions- und theologiegeschichtliche Beobachtungen
zu Genesis 1,1-11,26, BZAW 265, Berlin/New York 1998.- , Rez. von Wenin, A. (Ed.): Studies in the Book of Genesis, ThLZ 128, 2003, 281-283.WOLFF, H.W., Anthropologie des Alten Testaments, München 51990.- , Das Kerygma des Jahwisten, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten Testament, TB 22,
München31973, 345-373.WÖLLER, U., Zu Gen 4,7, ZAW 91, 1979, 436.- , Zu Gen 4,7, ZAW 96, 1984, 271-272.- , Zur Übersetzung von ki in Gen 8,21 und 9,6, ZAW 94, 1982, 637-638.WRIGHT, DP., The Fallacies of Chiasmus. A Critique of Structures Proposed for the Covenant
Collection (Exodus 20:23-23:19), ZAR 10, 2004, 143-168.
ZENGER, E. (u.a.), Einleitung in das Alte Testament, Suttgart u.a. 52004.-, Art. Priesterschrift, TRE XXVII, Berlin/New York 1997, 435^*46.-, Beobachtungen zu Komposition und Theologie der jahwistischen Urgeschichte, in: Katholi
sches Bibelwerk e.V. (Hg.), Dynamik im Wort. Lehre von der Bibel, Leben aus der Bibel,
Stuttgart 1983,35-54.- , „Das Blut deines Bruders schreit zu mir" (Gen 4,10). Gestalt und Aussageabsicht der Erzäh
lung von Kain und Abel, in: D. Bader (Hg.), Kain und Abel - Rivalität und Brudermord in derGeschichte des Menschen, Zürich 1983, 9-28.
-, Das jahwistische Werk - ein Wegbereiter des jahwistischen Monotheismus?, in: E. Haag (Hg.),Gott, der einzige, Freiburg u.a. 1985.
-, Die Bundestheologie - ein derzeit vernachlässigtes Thema der Bibelwissenschaft und ein wichtiges Thema für das Verhältnis Israel - Kirche, in: ders. (Hg.), Der Neue Bund im Alten. ZurBundestheologie der beiden Testamente, QD 146, Freiburg u.a. 1993, I3^t9.
-, Gottes Bogen in den Wolken. Untersuchungen zu Komposition und Theologie der priesterlichen Urgeschichte, SBS 112, Stuttgart21987.
-, Wo steht die Pentateuchforschung heute. Ein kritischer Bericht über zwei wichtige neuerePublikationen, BZ 24, 1980, 101-116.
ZIEMER, B., Abram - Abraham. Kompositionsgeschichtliche Untersuchungen zu Genesis 14, 15und 17, BZAW 350, Berlin/New York 2005.
ZIMMERLI, W„ 1. Mose 1-11. Die Urgeschichte, ZBK, Zürich 31967.- , Erkenntnis Gottes nach dem Buche Ezechiel, in: ders., Gottes Offenbarung. Gesammelte Auf
sätze zum Alten Testament, TB 19, München 1963,41-119.-, Sinaibund und Abrahambund. Ein Beitrag zum Verständnis der Priesterschrift, in: ders., Gottes
Offenbarung. Gesammelte Aufsätze zum Alten Testament, TB 19, München 1963, 205-216.ZOBEL, H.-J., Art. H^: etc., ThWAT I, Stuttgart u.a. 1973, 1018-1031.-, Stammesspruch und Geschichte, BZAW 95, Berlin/New York 1965.
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 264/268
Bibelstellenregister (in Auswahl)
Genesis
l,l-2,4a 12, 15-17, 22f,
56,91,97, 100,
227
1,1-3 133
1,1 23f, 39f,93,
130
Ulf 108, 135
1,14 22
1,21 25,31
1,22 73f
l,26f 11,30,37,40,
82, 145
1,26 38f, 73, 144,
228f
1,27 25, 29, 37f,
127, 144f, 228f
1,28-30 77, 80-82, 229
1,28 10, 29, 37f, 40,
56, 70f, 73f,
80, 98, 144,228
1,29 22, 31 f, 70,
81f, 98, lOOf,
106-109, 144-
146,228,233
1,30 28, 31f, 80f
1,31 56
2,1 26, 230
2£-4 134
2,3 31, 131
2,4-4,26 16f, 37, 39,
181
2,4 14, 23f, 25f,
31,34, 39f, 53,
93,98, 130-
133,231
2,4b-3,24 12,29,204,
232f
2,4b-7 133
2,5 100, 103f, 136,
142, 163
2,6 134, 136
2,7-22 137
2,7 100, 104, 130,
134, 142
2,8 130,134-136,
142f
2,9 107f, 123-125,
135, 141f, 146
2,10-14 134, 136, 143,
230
2,15 130, 134, 136,
143, 163f,230
2,16 100, 107, 109,
123,135f. 146
2,17 103, 107-109,
123, 127, 135
2,18-20 137
2,18 113, 120, 125,
128
2,19 113,120, 128,
137,141
2,20 113, 128, 141
2,2 lf 138
2,23 138f
2,24 121, 139
2,25-3,7 107, 120-122,
146
2,25 120-127, 138f,
209
3,1-6 107, 118f, 121
3,1 118, 120, 124,
128, 146, 158f
3,2 107
3,3-5 123
3,3 108,141
3,4 103
3,5 10, 103, 122,
124-126, 14lf,
146
3,6 124f
3,7-10 120
3,7 118, 121, 125-
127, 142,209
3,9 163
3,11-13 112, 116
3,11 107f, 119f
3.12 107, 119f
3.13 110-113,119,
127, 163
3,14-19 10,107,117,
169
3,14-16 115f
3.14 99,109-111,
113f, 119
3.15 114
3.16 99,109-113,
139, 142, 163,
178,231
3,17-19 40, 100-104,
123,133, 145,
153, 163-165,
190,223,232
3,17 99f, 105f, 109,111-114, 116,
164, 168, 172f,
174. 178, 186,
188, 190,201
3.18 100, 104, 106f,
233
3.19 99, 104, 134
3,20-24 129, 145, 159
3.20 138-140, 142,
163,186
3.21 141f
3.22 10,36,107,
123, 127, 141f,
144, 209, 223 f,
232
3,23f 108
3.23 127, 133, 140,
142-144, 153
3.24 109, 123, 140,
142-144, 163f,
230
4,1-16 233f
4,1-5 150-153
4.1 48, 126, 132f,
148-150, 153,
158-161, 163
4.2 163,204
4,6f 155,230f
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 265/268
Bibelstellenregister 265
4.7 163f
4.8 153-155
4.9 163
4.10 155f, 163
4.11 98, 100, 103f,
155, 163f, 169,
190,201
4,12-15 156-158
4.14 163, 178
4.15 186
4,16-24 12
4.16 158, 163
4,17-26 148f, 165, 231
4.17 48,132,159-
161
4.18 36,48,161,
201
4.19 161
4,20-22 161 f, 201
4.24 149
4,25f 16, 165
4.25 37, 133, 149,
153, 159f, 162f
4.26 14, 162f, 203,
214
5,1-9,29 16f, 210
5,1-32 15,22,30,60,
149,202,227
5,1-5 36
5,1-3 11,35,38,49,
132, 159
5.1t" 26,37
5.1 14, 24, 30, 34,
40, 82, 2285.2 25,29, 39
5.3 30,39,160
5,6f 35f
5.28 33
5.29 16, 40f, 98,
103-106, 109,
163, 165, 168f,
172f, 178, 186,
190,201,204,
211,232,236
5,32 41,47-50,52,
208
6,l t 15,54,169,
210f, 230f
6,1 203,214
6,5-9,17 12
6,5-8,22* 45,170,232,
235f
6,5-8 54, 106, 169,
171, 182, 185,
189,210f
6,5 10f,43, 171,
175-177, 179f,
187f
6,6f 10, 177f
6,6 175, 182
6,7 175, 177-181,
230f
6,8f 163
6,8 178f, 181, 199
6,9-9,29* 15,44,227
6,9-22 22, 192, 228
6,9 14,24,34,47-49, 52f, 56, 94,
169, 192, 194f,
207
6,10 26,48f, 52, 56,
75, 87, 208,
228
6,11-13 53-57,78, 179
6,1 lf 39,43,53, 181,
229
6.11 49
6.12 53, 176f, 179f,
187f
6.13 53, 177, 179.
181
6,14-16 57
6,17-21 57f, 69, 229
6.17 43, 58, 69, 86f,
91
6.18 43,58,66,68-70, 86f, 193-
195
6.19 58,64,66,68,
193
6,l9f 43,62-64,69
6.21 69
6.22 58
7,1-5 174, 181, 189,
192, 195
7.1 43,48,163,
181, 192f, 195,
199, 207
7.2 43, 60, 65,
183f, 193f
7.3 60,64f, 183f,
193f
7.4 43,64, 172f,
178, 181, 195f
7,6-9 22,65,91,194
7,6 43,47,61,67,
196
7,7-9 43, 60,62f, 66
7,8 64, 169
7,9 64
7,10 195f
7,11 22, 43, 60f, 67,
192, 196,229
7,12 43,61,66,
172f, 195f
7,13-16 22, 43, 60f, 66
7,13 50, 208
7,14f 62
7,14 64f
7,15 637,16 62, 64, 197
7,17 44,65, 172f,
197
7,18-22 22, 65f
7,18 44, 197
7,19 197
7,20f 44
7,2 lf 197f
7,22f 44
7,23 175, 178, 180,
198
7,24 22,66
8,1-5 22
8,1-2 43, 66f, 198
8,2 44
8,3 44,66f, 198
8,4f 67
8,5 44
8,6-12 43, 1998,7 230f
8,8 178
8,13-19 22
8,13f 43,67,178
8,15-17 43,46
8,15 68
8,16 50
8,17 74f, 80, 89
8,18 50
8,20-22 106, 170f, 199,
204
8,20 64, 163, 182,
199,204,234
8,2 lf 44, 103f, 178,
181
8,21 14,98, 100,
141, 171f, 176,
178, 185f,
187-189,204
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 266/268
266 Bibelstellenregister
9,1-19 22,46 9,28f 12,22,47,50, 11,10-26 12, 15,22,95,
9,1-17 50,69, 189 52, 202 215,227
9,1-7 32,68, 189f, 9,28 91 11,10 14,16, 18,24,
229 9,29 169 34, 42, 47, 53,
9,1-5 75 10 44 94
9,1-3 28,70,81 10,1-7 22,52,213, ll,12f 42
9,1 68, 73f, 77, 227f 11,26 18,47
189,226 10,1 14, 18,24,34, 11,27-32 34, 227
9,2 74, 76f, 82 47, 50, 53, 94, 11,27 14, 18,24,34,
9,3 69, 72, 74-77, 208 53,94
82 10,2 94,96,214 12,1-3 13f
9,4-7 15,22,44,72, 10,4 93f, 96 12,8 14, 208
75, 77f, 228 10,5 95f,217 13,10 14
9,4f 77-80 10,6 94,207,214 13,13 177
9,6 11,30,38,72, 10,7 96 15,19-21 21879, 82, 228 10,8-19 93, 216f 16,11 160
9,7 30,69,71,73- 10,8-12 215f 17,2.7.21 84
75, 77, 89, 226 10,8 201,203,213 17,7 84,92
9,8-17 44, 68, 70, 89f, 10,10 225 17,9.11 91
229 10,11 218 17,13 92
9,8f 68-70, 72, 84f 10,13f 216,218 17,19 84,92
9,10 83,85 10,13 201,213 17,21 84
9,11 69,84-87,91 10,15 201, 213, 219f 18,21 177
9,12 70, 84, 87f, 90f 10,16-18 213,218-220 18,22-33 193
9,13 87f, 90f 10,18 217f 19,3 208
9,14-16 84,89 10,20 22, 26, 52, 95, 19,7.9 177
9,14 92 201,213,217, 19,19.30-38 193
9,15 69, 86-91 227f 19,37f 201
9,16f 15,22,44,46, 10,21-30 201,2l6f 21,5 33
70f, 228 10,21-25 213f 21,6 208
9,16 88, 90-92 10,21 93,213,220 25,12-26* 34,95
9,17 68, 84, 87f, 90f 10,22f 22,41,52,96, 25,12.19 14, 24, 53
9,18-27 44,51 201,213f, 227f 25,26 33
9,18f 15, 17,26,44, 10,22 94 26,30 20846, 50-52, 56, 10,24-30 93 27,4.7 208
63, 70f, 75, 93, 10,24-26 213 29,14 138
20 lf, 207f, 10,24 201 29,31 177
228, 232 10,26 201 30,7-19 160
9,19 48, 75, 225 10,28f 218 35,22-26 34
9,20-27 15,52, 169, 10,29 217 36,1-5 34,95
184, 10,31f 22, 26, 52, 95, 36,1.9 14,24,53
225f, 232 213, 227f 36,4f 36
9,20f 201 10,32 16, 18,47,75, 36,40-43 34
9,20 203 f 94-96 37,2 14,24,34,53
9,21-24 203 11,1-9 12, 15f, 215, 37,3 208
9,21 205 221f 46,8-27 34
9,22 205, 207 11,3 224, 230 46,34 187
9,23 202, 205f 11,4 222, 225 47,9 33
9,24-27 207f 11,5 177,222 49,25 61
9,24 205, 208 11,6 203, 224
9,25-27 16,207,209f 11,7 223 Exodus
9,26 207 11,8f 222f, 225f 1,7 74,80
9,27 209 3,7 177
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 267/268
Bibelstellenregister
6,1 140
6,4 84
11,1 140
12,40 33
13,17-15,21 12
14,13 20817,14 171
20,26 205
22,25f 141, 209
27,1 ff 183
29,25^11* 171, 183
31,16 92
32-34 180, 199
32,12-
14.32f 171
33,13.16f 17S
34,9 178
Levitikus
18,6f.8-19 185, 2051
234
20,11.17-21 205f
20,17 206
20,22-26 183-185,204,207
20.22 184
20.23 184
20.24 184
20.25 183f, 206
Numeri
3,1 24,34,53
13f 173
13,25 173
13,28f 218
14,33f 173
32,13 173
Deuteronomium
2,7 173
2,25 76
5,6-21 20
6,15 1719,14 171
11,25 76
19,21 72
20,6 204
22,25-27 155
25,6.19 171
25,15 206
29,4 173
29,19 171
Josua
3,10 219f
5,6 173
/ Samuel
12,2 18714,35 204
17,33 187
22.15 204
2 Samuel
8,15-18 20,167
19,8 187
20,23-26 20, 167
22.16 197
/ Könige
4,1-6 20,167
6,1 33
18,12 187
2 Könige
19,29 204
Jesaja37,30 204
47,3 205f
47,12.15 187
51,10 61
58,7 141
65,21 204
Jeremia
3,24f 187
18,7-12 171f,
22,21 187
31,5 204
48,44 187
Ezechiel
4,6 173
4,14 187
7,2f.6 55
16,8 20616,36f 205
16,37 206
16,60 92
17,22-24 108
22,10 205
23,10.18.29 205
28,11-19 108
28,13.15 25
28,26 204
31,3-9 108
31,7 61
37,26 92
Hosea
2,7 2042,11 206
Arnos
7,4 61
8,2 55
9,14 204
Micha
4,4 204
Zefanja
1,13 204
Sacharja
13,3 187
Psalmen
8 11,30
18,16 19724,2 61
36,7 61
71,5.17 187
90,3 141
103,14 106
104,29 106
107,37 204
129,lf 187
143,2 141, 186
145,16 141, 186
Hiob
1,21 141
10,9 106
12,10 141, 186
24,6-10 141
28,1 141
28,21 186
30,23 141, 18631,18 187
34,15 106
Proverbien
3,18 108
11,30 108
13,12 108
15,4 108
31,16 204
8/16/2019 Martin Arneth (2007). Durch Adams Fall Ist Ganz Verderbt... (FRLANT 217) Gö, V&R.
http://slidepdf.com/reader/full/martin-arneth-2007-durch-adams-fall-ist-ganz-verderbt-frlant-217-goe 268/268
268 Bibelstellenregister
Rut
3,9 206
4,17 201
4,18-21 34
4,18 24,53
Kohelet
Daniel
2,30 141, 186
4,7ff 108
Esra
3,8 204
2 Makkabäer
7,28 23
Sirach
40,1 141, 186
Jubiläen