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Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF Bundesamt für Landwirtschaft BLW Massnahmen zum Schutz von Wasser vor Pflanzenschutzmitteleinträgen - aktueller Status und Entwicklungen Dr. Katja Knauer, Fachbereich Nachhaltiger Pflanzenschutz, BLW, September 2018 Bild:eawag

Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

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Page 1: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

Eidgenössisches Departement für

Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF

Bundesamt für Landwirtschaft BLW

Massnahmen

zum Schutz von Wasser

vor Pflanzenschutzmitteleinträgen

-

aktueller Status und Entwicklungen

Dr. Katja Knauer, Fachbereich Nachhaltiger Pflanzenschutz, BLW, September 2018

Bild:eawag

Page 2: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

2Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Inhalt

Assessment und Management

Oberflächengewässer

Einträge

- Punktquellen

- diffuse Quellen

Massnahmen

Grundwasser

Einträge

Massnahmen

Situation in Europa

Entwicklungen

Page 3: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

3Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Vom Assessment zum Management

…von der Berechnung zur Massnahme

Toxizität

Risiko =

Exposition

Modelle

Experimentelle Daten

Labor

Semi-Freiland

Effizienz von Massnahmen

Umsetzbarkeit in der Praxis

Akzeptanz in der Landwirtschaft

Assessmentinternational harmonisiertes Vorgehen

Managementnationales Vorgehen

Page 4: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

4Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Eintragswege von Pflanzenschutzmitteln in

OberflächengewässerWie werden die unterschiedlichen Eintragswege reguliert…?

Punktquellen

…vom Hof

Diffuse Quellen

…vom Feld

hydr.

Kurzschlüsse

Abschwemmung

Drift

Drainagen

Punktquellen:

lagern, befüllen,

reinigenInfiltration

Grundwasser

Page 5: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

5Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Punktquellen: Hofabwässer

Relevanz: mittel bis hoch*

Regulierung heute:

• Vollzugshilfe Umweltschutz in der Landwirtschaft

• Beratungsprojekt SVLT** Punktquellen minimieren (AP PSM)

• REB*** für kontinuierliche Innenreinigung der Spritze (DZV)

• Beitrag über Strukturverbesserungen für Waschplätze (SVV)

Mögliche Entwicklungen:

Anforderungen

• Innenreinigung der Spritze auf dem Feld

• Aussenreinigung auf zB Waschplatz, Güllegrube

* Bach et al 2000, Janken und Debaer 2005, Peschka 2006 (Deutschland), Blar et al. 2009, Gerecke 2002 (Schweiz)

** Schweizerischer Verband für Landtechnik

*** Direktzahlungsverordnung, Ressourceneffizienzbeitrag

Page 6: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

6Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Diffuse Quellen: Drift

Relevanz: gering*

Regulierung heute:

• 3 m Puffer (ChemRRV)

• 6 m Puffer (DZV, ÖLN)

• REB** für emissionsmindernde Ausbringverfahren (DZV)

• 6, 20, 50, 100 m (PSMV, Zulassung, risikobasiert)

Weisung Risikominderungsmassnahmen für Drift

Mögliche Entwicklungen:

Anforderung

• Einsatz driftreduzierende

Technik

TOPPS

* TOPPS Prowadis

** Ressourceneffizienzbeitrag

Spritzgeräte mit

Luftunterstützung

Unterblattspritzung

Dropleg

Bandspritzung

Barrieren

Düsen

Page 7: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

7Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Diffuse Quellen: Abschwemmung

Relevanz: mittel*

Hinweis: Analyse der Schweizer Monitoringdaten

Regulierung heute:

• Massnahmen gegen Erosion (DZV)

• REB für schonende Bodenbearbeitung; Teil- und

Vollverzicht (DZV, Obst, Reben, Zuckerrüben,

Ackerbau ab 2019)

• Konzept 1-4 Punkte, 2018 (PSMV, Zulassung,

risikobasiert) Weisung Risikominderungsmass-

nahmen für Abschwemmung

Mögliche Entwicklungen

Anforderung

• Massnahmen für Reduktion

der Abschwemmung

Bewachsener

PufferstreifenDirekt-Streifen-

Mulchsaat

Querdämme

Begrünte

Fahrgasse

Begrünung des

Vorgewendes

* TOPPS; Bach et al. Universität Giesen

0 Punkte 4 Punkte

Page 8: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

8Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Diffuse Quellen: Abschwemmung

Analyse der Schweizer Monitoringdaten

• Risikobehaftete Wirkstoffe für run-off sind hauptsächlich Herbizide

• Eigenschaften sind hohe Einsatzmengen und Mobilität

Mobile Stoffe < Koc 150 (nach McCall et al 1980)

Einsatzmengen Mobilität Daten 2005-2012

NAWA Spez

2015

Wirkstoffe

Verkaufszahlen

(t/Jahr) Koc (ml/g)

Anzahl

Überschreitungen

(Anzahl)

Überschreitungen

MECmax>RAC

HERBIZIDE Aclonifen 1-10 7126 1 ja

Chlorotoluron 1-10 196 1

Dimethachlor 1-10 69 2

Diuron 1-10 920 8 ja

Isoproturon 10-30 36 6 ja

Linuron 1-10 11 ja

Metazachlor 1-10 114 2

(S-) Metolachlor 30-50 226 2 ja

Nicosulfuron 1-10 20.7 ja

Terbuthylazin 10-30 231 23 ja

grün=hohe Eintragswahrscheinlichkeit

Beurteilungskonzept für Mikroverunreinigungen aus

diffusen Einträgen (eawag 2014)

rot=Rückzug von Wirkstoffen

Einführung neuer Anwendungsvorschriften

Überprüfung der Anwendungsvorschriften

Umsetzung der Vorschriften (Vollzug durch Kantone)

Page 9: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

9Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Diffuse Quellen: Drainagen

Relevanz: unklar

< Abschwemmung*

Forschung heute:

(AP PSM)

• Überprüfung von Modellen für die Zulassung

• Schweizer Situation:

Drainagekarten, Bodenkarten

Risikoabschätzungen und –karten

• Ressourcenprogramm Bern, Basel

Agroscope Drainage Literaturstudie 2017

darin = 23 Studien in Europa Drainageaustrag bis 10.6%; 30 Studien in Nordamerika Drainageaustrag in 80 % der Studien < 1%.

Versuch mit gebeiztem Saatgut Agroscope Reckenholz, Austrag 0.5 – 1.1% der eingesetzten Menge

Schweizerbauer

Page 10: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

10Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Diffuse Quellen: Kurzschlüsse als indirekte Einträge

Relevanz: unklar

• viele mögliche Kurzschlüsse vorhanden*

Forschung heute:• Projekte

(AP PSM)

• Abschätzungen der Anzahl Schächte in der Landwirtschaft

• Beurteilung der Bedeutung des Eintragswegs

• Massnahmenoptionen

• Ressourcenprogramm Basel

* Prasuhn 2014, Agroscope; 55% der landwirtschaftlichen Fläche hat eine Gewässeranschluss,

davon 34 %i ist indirekt über entwässerte Straßen und Talwege ans Gewässer angeschlossen, nur 21% direkt

Page 11: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

11Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Nationale versus lokale Massnahmen

• Lösung von Standortspezifischen Problemen

• Dazu dienen Gewässerschutz- und Ressourcenprogramm

• Beispiel 62a Projekt im Weinanbaugebiet (Gewässer Ruisseau des Charmilles)

Mobile Stoffe < Koc 150 (nach McCall et al 1980)

Einsatzmengen Mobilität Daten 2005-2012 NAWA Spez 2015

Wirkstoffe

Verkaufszahlen

(t/Jahr) Koc (ml/g)

Anzahl

Überschreitungen

(Anzahl)

Überschreitungen

MECmax>RAC

FUNGIZIDE Azoxystrobin 1-10 423 3

Difenoconazol 10-100 3760 3

Diflubenzuron <1 4620 ja

Diflufenican 1-10

Epoxiconazol 1-10 1073 1

Fenpropimorph 1-10 4382 2

Fludioxonil 1-10 145600 10

Prochloraz 1-10 1440 14

Spiroxamin 1-10 2415 9 ja

Tebuconazole 1-10 769 1

Trifloxystrobin 1-10 2377 4

Risikobehaftetes Fungizide Fludioxonil:

alle Überschreitungen an einem Standort; Rebberg mit Hangneigung;

häufige Anwendung von Fungiziden lokales Management

orange=hohe EintragswahrscheinlichkeitBeurteilungskonzept für MV aus diffusen Einträgen (eawag 2014)

Page 12: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

12Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Ressourcenprojekte

• Berner Pflanzenschutzprojekt (2017-2022)

• Pflanzenschutzmittel-, Nährstoff- und Bodenverluste der

landwirtschaftlichen Nutzung vermeiden (Basel Landschaft 2017-2024)

• Gewässerschutzprojekt La Lienne (Wallis, 2018-2023)

• Gewässerschutzprojekt Boiron/Morges (Waadt, 2005-2022)

Page 13: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

13Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Eintragswege von Pflanzenschutzmitteln in

Grundwasser

Wie wird das Grundwasser geschützt…?

Bild: Amt für Umwelt und Energie Kanton St.Gallen, 2011

Versickerung

Flussinfiltration

Page 14: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

14Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Grundwasser: Versickerung

• S 1 Verbot generell

• S 2 Anwendungsverbote von spezifischen Pflanzenschutzmitteln

• Verbot im Karstgebiet in der Zulassung

Page 15: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

15Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Grundwasser: Massnahmen

ZULASSUNG

Reduktion

•Applikationsmenge

•Anzahl Anwendungen/Jahr

•Intervalle zwischen Applikationen

•Zeitraum der Anwendung

•Anwendungen alle x Jahre

•Verbot in S2 Zone

•Verbot in Karstregionen

GAP

•«cover crops» im Winter (DZV)

•Zwischenreihenbewuchs (Projekte)

Multifunktionalität von Massnahmen

•Grundwasserschutz

•Erosionsschutz

•Förderung der Biodiversität

Page 16: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

16Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Grundwasser: Monitoring (NAQUA)*

Wirkstoffe

(nur Herbizide > 0.1ug/L, 530 Messungen)• Mecoprop-P (1x = 0.002%)

• Metazachlor (1x)

• Metolachlor (2x)

• Bentazone (4x)

• Chlorotoluron (1x)

Relevante (<0.1 ug/L) und nicht relevante Metabolite (<10 ug/L)

• keine Überschreitungen der gesetzlichen Anforderungen (

PSMV)**

Information fürs kantonale Grundwasser Monitoring

• Liste zur Relevanz von Pflanzenschutzmetaboliten***

Monitoringprojekte

• Eawag Screening Daten des Grundwassers 2019

*Miriam Reinhardt et al. BAFU, Ergebnisse der Grundwasserbeobachtung Schweiz (NAQUA) AQUA & GAS No 6 | 2017

**Guidance document on the assessment of the relevance of metabolites in groundwater of substances regulated under council directive 91/414/EEC,

Sanco/221/2000 rev. 10 final)

*** https://www.blw.admin.ch/blw/de/home/nachhaltige-produktion/pflanzenschutz/pflanzenschutzmittel/nachhaltige-anwendung-und-risikoreduktion.html

Page 17: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

17Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Europäische Risikominderungsmassnahmen

…Zusammenstellung für die EU und die Länder

Oberflächengewässer

•Drift (in der Schweiz gut umgesetzt)

•Abschwemmung (gut umgesetzt)

•Drainage (Empfehlung für die Zukunft)

Vorgehen wie bei Grundwasser

Monitoringstudien zur Überprüfung der

Wirksamkeit von Massnahmen

Grundwasser (Empfehlung für die Zukunft)

Vulnerabilitätskarten

Einzugsgebietsmanagementpläne

Page 18: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

18Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Entwicklungen

Umsetzung des Aktionsplans PSM

Ausgestaltung der AP22+

Lernen vom Ressourcenprogramm

Entwicklung neuer Massnahmen für die Zulassung

Förderung von alternativen Methoden im Pflanzenschutz wie

z.B. «Precision farming technology»

Page 19: Massnahmen zum Schutz von Wasser vor

19Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Katja Knauer, BLW

Danke für

Ihre / Eure Aufmerksamkeit