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1 Mathematik von Anfang an Informationsbroschüre für Eltern

Mathematik von Anfang an - GGS-Eitorf · PDF file4 Mathematik ist mehr als Rechnen Was ist Mathematik? Nicht ohne Grund sprechen wir heute sowohl im Kindergarten als auch in der Grundschule

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Mathematik von Anfang an

Informationsbroschüre für Eltern

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Grundsätze zur Bildungsförderung

Abb. 1

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Vorwort

Liebe Eltern,

seit vielen Jahren arbeiten wir in einem Arbeitskreis mit den Kindertagesstät-ten in Eitorf zusammen. Regelmäßig treffen wir uns um gemeinsame Projekte zu entwickeln. Derzeit werden die Bildungsgrundsätze von 0 bis 10 des Ministeriums für Schule und Weiterbildung in Schulen und Kindertagesstätten erprobt. Unsere Schule wurde für die Erprobung ausgesucht und wir arbeiten dabei intensiv mit dem Familienzentrum Immergrün und dem Kinderforum der AWO „Wunderland“ zusammen. Aus den zehn Bildungsbereichen haben wir uns intensiv mit dem Bildungsbe-reich Mathematik beschäftigt. Die Kompetenzanforderungen an unsere Kinder haben sich in den letzten Jahren sehr verändert. Schon in der Grundschule geht es darum, den Kindern Mathematik und nicht nur „Rechnen“ zu vermit-teln, denn Mathematik ist viel mehr. Dazu fanden gemeinsame Fortbildungen der Erzieherinnen, Lehrerinnen und Lehrer statt, in denen wir uns mit vielen Fragen beschäftigten: Wie kann die Freude an Mathematik bei den Kindern entwickelt werden? Wie können Kinder von Anfang an in ihrem mathematischen Denken gefördert wer-den? Wie erkennen Eltern, dass Mathematik überall im Alltag ist? Welche Ma-terialien fördern Mathematik in der Kindertagesstätte und in der Schule? Wie kann ein fließender Übergang aus dem Kindergarten in die Schule gelingen? Was brauchen Kinder, um mathematisches Denken zu entwickeln? Das Ergebnis unserer Arbeit ist unter anderem das vorliegende Heft für Eltern. Es soll helfen, die Mathematik im Alltag zu sehen und Muster zu erkennen. Kinder lernen spielerisch und es ist in der Mathematik besonders wichtig, dass Kinder mit Materialien arbeiten um einen Mengen- und Zahlenbegriff zu entwi-ckeln, der unabdingbar für die weiterführende Mathematik in der Schule ist. Herzlichen Dank an alle Kinder für ihre tolle mathematische Arbeit, an Frau Renate Franke und Frau Anne Witt, die die Ergebnisse unserer gemeinsamen Arbeit in diesem Heft festgehalten und das Heft in vielen Stunden gestaltet haben.

Heidi Straub Uschi Resch Dagmar Weber Kita Immergrün Grundschule Eitorf AWO Kinderforum Wunderland

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Mathematik ist mehr als Rechnen

Was ist Mathematik?

Nicht ohne Grund sprechen wir heute sowohl im Kindergarten

als auch in der Grundschule von mathematischer Bildung der

Kinder. Dabei ist Mathematik viel mehr als Rechnen, denn die

„Mathematik ist die Lehre von den Mustern.“ (Devlin 2000, 95)

Muster sind beispielsweise zu entdecken in der Form von Blü-ten und Blättern, beim Teilen und Aufessen von Pizza, beim Auffädeln von Ketten, in der Form von Verkehrsschildern, beim Untersuchen von Autos, beim Messen mit Zollstock und Waage, beim Wachsen von Menschen, Tieren und Pflanzen, Muster entspringen aus der Phantasie…

Indem wir die Struktur von Mustern studieren, erschließen wir uns unsere Umwelt. Wir erforschen jeden Tag „Muster“ – bei Zahlen, Formen, Bewegungsabläufen usw. (vgl. Devlin 1998, 3f.).

Um ihre logischen, mathematischen Fähigkeiten zu entwickeln, brauchen Kinder Denkanreize. Dabei ist es für sie leichter ma-thematisch zu denken und ihr Lernen nachhaltiger, wenn diese Anreize mit konkreten Erfahrungen verbunden sind (vgl. Largo/

Beglinger 2009, 89).

...und: Der Neurobiologe Manfred Spitzer erklärt, dass die Ma-thematik nicht sinnlos und weltfremd sei, sondern eher wie ein Schweizer Taschenmesser: Immer und überall für alles Mögli-che zu gebrauchen (vgl. Spitzer 2003, 275).

Wie entwickelt sich mathematisches Denken?

Um Zahlen zu verstehen, müssen Kinder drei Dinge miteinander verbinden:

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Sie müssen dem gesprochenen

Zahlwort eine Ziffernschreib-weise zuordnen und umge-kehrt

zu beiden müssen sie die ent-sprechende Menge zuordnen, sich vorstellen oder bilden können

ebenso müssen Kinder umge-kehrt einer Menge die Ziffern-schreibweise und das Wort zuordnen können.

Diese Fähigkeit müssen die Kinder in zunehmendem Schulalter auf immer größer werdende Mengen und Zahlen übertragen können (vgl. Jacobs/Petermann 2005, 20).

Kinder denken anders

Und wenn Kinder anfangen zu rechnen, rechnen sie anders.

Im Folgenden wollen wir anhand einiger Beispiele den Blick auf frühe mathematische Erfahrungen und Handlungen im Kinder-gartenalter und der Grundschule lenken.

Der sechs Jahre alte Philipp konnte die Aufgabe 9-6 blitz-schnell lösen. Ge-fragt nach seinem Lösungsweg antwor-tete er: „Ich weiß, dass 9 gleich 3x3 ist und 6 gleich 2x3. Wenn ich also 6 von 9 abziehe bleibt 1x3,

also 3.“

Die Fami l ie s i tz t beim Abendbrot . Der dre ie inhalb jähr ige Fabian zähl t seine Häppchen. „Eins —zwei—drei—v ier—fünf—sechs—s ieben—acht—neun. “ Dann isst e r e in ‘Häppchen‘ auf und zähl t erneut : „Eins—zwei—drei—v ier— fünf—s ieben—acht—neun.“ „Du hast d ie Sechs vergessen“, korr ig iere ich ihn. „Es heißt doch fünf —sechs—sieben.“ Erstaunt s ieht e r mich an und erk lär t : „Nein , d ie hab‘ i ch n icht ver-gessen. Die is t doch schon in meinem

Bauch.“ (Sel ter/Sp iegel 2004, 21)

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Mengen

Materialien in großen Mengen werden als ers-tes unstrukturiert von Kindern genutzt und meistens auch ganz an-ders als die Erwachse-nen es sich vorstellen.

Mathematik entwickelt sich für Kinder aus einer subjektiven Form (eine Zahl steht für den Begriff „viele“). Erst allmählich wird einer bestimmten Menge die dazugehörige Zahl zugeordnet. Um z.B. Mengen zu zählen, zu Mustern zu legen oder mit ihnen zu rechnen, benötigen Kinder Denkanstöße.

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Sortieren

Sortieren können Kinder überall: Bausteine

nach Form, Größe oder Farbe

Besteck in Schubladen

Geschirr in den Schrank

...

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Reihen und Folgen

„Ich habe mir ein Muster

überlegt, und es dann mit den

Holzklötzen gesteckt.“

„Ich nehme eine blaue Perle,

eine orangene Perle, eine

blaue Perle,…“

„Ich muss die Perlen finden,

die gleich groß sind. Und

dann muss die Reihenfolge

der Farben richtig sein.“

„Zweimal rot, zweimal blau

und immer so weiter! Ganz

leicht!“

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Messen und vergleichen

Kinder messen und vergleichen in vielen Situationen im Alltag:

Wann ist die Wippe waagerecht?

„Wie viel

wiegst du,

wie viel wie-

ge ich oder

wir zwei zu-

sammen?“

Da wird auch

schnell eine

Tabelle be-

nötigt, um

gesammelte

Daten fest-

zuhalten.

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Formen und Körper

Mit geometrischen Formen bau-

en fast alle Kinder gerne, bilden

Körper, vergleichen Flächen und

Formen.

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Die Arbeit mit

Körpern bietet

Anlässe zum

weiteren

Forschen (z.B.

Würfel zählen).

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Raum und Lage

„Wir müssen ausprobieren,

wann die Luftblase in der Mitte

ist.“

„Ich mache dieses Spiel

gern. Ich muss ausprobie-

ren, wie Magnete sich be-

wegen, stoßen sie sich ab

oder ziehen sie sich an?“

„Wir stehen auf der Bank!“

„Ich habe viele Brü-

cken gebaut.“

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Wozu gibt es Zahlen?

„Wenn es brennt, muss man

immer die 112 anrufen.“

“Der Bus mit der Nummer 564 fährt immer nach Asbach.“

„Die Haus-nummer ist wichtig, wenn der Postbote Post bringt.“

„Am 21.Juni werde ich fünf Jahre alt. Mit sechs Jahren gehe ich in die Schule.“

„ ... und wie soll ich ohne Zahlen tele-fonieren“

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Rechnen

Als erstes wird gezählt...

... und dann der Menge die Zahl zugeordnet.

Beim ersten Rechnen werden Tricks erprobt: Jakob zerlegt die 7 in 5 und 2 die 8 in 5 und 3 addiert dann 5 und 5 und 2 und 3. Das nennt er den 5er-Zerlegungstrick.

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„Dreizehn Lollis — sieben werden aufgegessen — blei-ben sechs“ Jakob

„Zwölf Pferde und sieben Pfer-

de hauen ab.“ Katharina

„3000+300+50+3 ist gleich

… Puh, ist das kompliziert!“

Malin (l.) und Chiara (r.)

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Literatur

Abb. 1: Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW: Mehr Chancen für Bildung von Anfang an (Entwurf). Grundsätze zur Bildungs- förderung für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Kindertageseinrichtungen und Schulen.

Dahl und Nordqvist (1996): Zahlen, Spiralen und magische Quadrate. Mathe für jeden. (Bilderbuch für Grundschulkinder)

Dahl und Lepp (2010): Meine schönsten Mathespiele. Erster Zahlenspaß für Vorschüler. (Bilderbuch für Kindergartenkinder)

Devlin 1998: Muster der Mathematik…,

Devlin 2000: Das Mathe-Gen. Oder wie sich das mathematische Denken entwickelt und warum sie Zahlen ruhig vergessen können.

Hoenisch und Niggemeyer (2004): Mathe Kings. Junge Kinder fassen Mathematik an.

Jacobs und Petermann 2005: Diagnostik von Rechenstörungen.

Largo und Beglinger 2009: Schülerjahre. Wie Kinder besser lernen. (Lesetipp für Eltern!)

Spiegel und Selter (2004): Kinder & Mathematik. Was Erwachsene wissen sollten. (Lesetipp für Eltern!)

Spitzer (2003):Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens.

Herausgeber Gemeinschaftsgrundschule

Eitorf AWO Kinderforum

„Wunderland“

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