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Max Reger: Introduktion, Passacaglia und Fuge e-Moll (op. 127) Diese Komposition war ein Auftragswerk der Stadt Breslau zur Einweihung der „Riesenorgel“ in der dortigen Jahrhunderthalle. Schon während der Komposition schreibt Reger seinem Freund Fritz Stein, dass sein neues Werk wieder auf alle Vorwürfe seiner Kritiker antworten wird: „Ich arbeite jetzt an op. 127: Introduktion, Passacaglia und Fuge e-Moll für Orgel! Das Werk ist klassisch durchsichtig ; ich mache Front gegen alle „Verstiegenheit“, gegen alle „Überladenheit“ etc. etc. in jeder Beziehung.“ Für die Durchsichtigkeit bietet sich neben der Fuge die Form der Passacaglia, ursprünglich ein spanischer Volkstanz, an. Hierbei wird ein achttaktiges Ostinato immer wiederholt; darüber erklingen Variationen, die in ihrer Periodik für den Hörer gut nachzuvollziehen sind und in denen Orgel und Organist das ganze Spektrum ihrer Möglichkeiten zeigen können. Nach der Uraufführung am 24. September 1913 schrieb Reger flehentlich an seinen Freund Karl Straube, der das Werk in Breslau gespielt hatte: „Mein Lieber! Bitte, habe die große Freundlichkeit, mir baldmöglichst Nachricht zukommen zu lassen wie es in Breslau war – wie hat op. 127 geklungen? Klang es so „fremdartig“, wie hiesige Zeitungen berichten? Bitte, schreib mir sofort ausführlich !“ Die Introduktion (etwa 6 Minuten) stellt mit mächtigen Akkorden, wilden Läufen und einer großen Crescendo-Welle die Tonart e-Moll vor; ein wiederkehrender leiser Teil mit Solostimme sorgt für Struktur und bringt die Beruhigung vor der Passacaglia. Das Thema der Passacaglia (etwa 16 Minuten) liegt fast ausschließlich im Pedal. Darüber erklingen 26 Variationen, die in ihrer Achttaktigkeit strukturell klar abgeschlossen und nachvollziehbar sind. In der Fuge (etwa 11,5 Minuten) wird das erste Fugenthema mit seinem scherzohaft hüpfenden Duktus sehr ausführlich durchgeführt. In einem flirrenden Zwischenspiel sind kleine motivische Imitationen zu hören, bevor das Fugenthema zurückkehrt und eine große Steigerung erfährt. Auf deren Höhepunkt (nach ¾ der Fuge!) setzt erst das zweite Thema im pp ein: Nach einer relativ kurzen Durchführung und Steigerung werden beide Themen zur gewaltigen Schlusssteigerung miteinander kombiniert. Lukas Stollhof

Max Reger: Introduktion, Passacaglia und Fuge e-Moll (op. 127) für Orgel

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Max Reger: Introduktion, Passacaglia und Fuge e-Moll (op. 127) für Orgel Erläuterungen zum Werk (Lukas Stollhof)

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Page 1: Max Reger: Introduktion, Passacaglia und Fuge e-Moll (op. 127) für Orgel

MaxReger:Introduktion,PassacagliaundFugee-Moll(op.127)DieseKompositionwar einAuftragswerkder StadtBreslau zurEinweihungder „Riesenorgel“ inder dortigen Jahrhunderthalle. Schon während der Komposition schreibt Reger seinem FreundFritzStein,dassseinneuesWerkwiederaufalleVorwürfeseinerKritikerantwortenwird:„Ich arbeite jetzt an op. 127: Introduktion, Passacaglia und Fuge e-Moll für Orgel! Das Werk istklassisch durchsichtig; ichmache Front gegen alle „Verstiegenheit“, gegen alle „Überladenheit“ etc.etc.injederBeziehung.“Für die Durchsichtigkeit bietet sich neben der Fuge die Form der Passacaglia, ursprünglich einspanischer Volkstanz, an. Hierbei wird ein achttaktiges Ostinato immer wiederholt; darübererklingenVariationen,dieinihrerPeriodikfürdenHörergutnachzuvollziehensindundindenenOrgelundOrganistdasganzeSpektrumihrerMöglichkeitenzeigenkönnen.NachderUraufführung am24. September1913 schriebReger flehentlich an seinenFreundKarlStraube,derdasWerkinBreslaugespielthatte:„MeinLieber!Bitte,habediegroßeFreundlichkeit,mirbaldmöglichstNachrichtzukommenzulassenwiees inBreslauwar–wiehatop.127geklungen?Klangesso „fremdartig“,wiehiesigeZeitungenberichten?Bitte,schreibmirsofortausführlich!“DieIntroduktion(etwa6Minuten)stelltmitmächtigenAkkorden,wildenLäufenundeinergroßenCrescendo-WelledieTonarte-Mollvor;einwiederkehrender leiserTeilmitSolostimmesorgt fürStrukturundbringtdieBeruhigungvorderPassacaglia.

DasThemaderPassacaglia(etwa16Minuten)liegtfastausschließlichimPedal.Darübererklingen26Variationen,dieinihrerAchttaktigkeitstrukturellklarabgeschlossenundnachvollziehbarsind.

In der Fuge (etwa 11,5Minuten)wird das erste Fugenthemamit seinem scherzohaft hüpfendenDuktus sehr ausführlich durchgeführt. In einem flirrenden Zwischenspiel sind kleinemotivischeImitationenzuhören,bevordasFugenthemazurückkehrtundeinegroßeSteigerungerfährt.AufderenHöhepunkt(nach¾derFuge!)setzterstdaszweiteThemaimppein:

Nach einer relativ kurzen Durchführung und Steigerung werden beide Themen zur gewaltigenSchlusssteigerungmiteinanderkombiniert.

LukasStollhof