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Me, Myself & I by Lily, Marielle & Nora

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A magazine about fashion in motion by Lilia Weizel, Marielle Neumann and Nora Luther

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„In der Haltung des Körpers verrät sich der Zustand des Geistes. Durch die Körper

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bewegung spricht gleichsam des Geistes Stimme.“

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E D I T O R I A LTEXT: Marielle Neumann

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Mode ist in mehrfacher Hinsicht bewegt: Kleidung lässt sich ohne Bewegung kaum vorstellen und Mode selbst ist als flüchti-ges Phänomen immer in Bewegung. Wir möchten die Bewegung von Körper und Kleid ins Zentrum stellen. Damit ist unser Ausgangspunkt die physische Bewegung als Änderung des Ortes eines Dinges in der Zeit als die Bewegung als Metapher. Uns interessiert die Frage, wie das Kleid durch den Körper in Bewegung gerät, hier-durch lebendig wird und wie die Bewegung des Kleides auf den Körper rückwirkt, sowie welche Bedeutungen damit generiert werden. Auch innerhalb von Kleidungsstücken kann Bewegung thematisiert werden: Sie kann etwa über Falten und Drapierun-gen eingefroren oder markiert werden. Inwieweit werden Bewegungen dadurch festgeschrieben? Ebenso können Falten

eine Bewegung verstärken. Wie bilden Gebrauchsspuren Bewegungen ab? Sowohl eine Behinderung der Bewegungsfreiheit des Körpers als auch die befreite Bewegung haben Moden motiviert und provoziert. Wie beeinflussen Schuhe die Bewegungen des Körpers, den Gang, also das Schlendern, Schreiten, Laufen, Wandern, Marschieren? Ihnen kommt eine besondere Bedeutung zu: Der Turnschuh steht für potentielle Beweglichkeit und hohe Absätze kommen trotz aller Genderdiskurse nicht aus der Mode. Schuhe befinden sich an der Schnittstelle von Körper und Straße, sie markieren die Mobilität im öffent-lichen Raum. Mode steht für Textilien, die zwangsläufig mit ihrem Träger und seinen Bewegungen verbunden sind.

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INTERVIEW Die Kölner Modedesignerin über die Relevanz von Stofflichkeit

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10RECHERCHE Stoffe, Material, Fall, Oberflächen und Bewegung

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Mode und Selbstver-

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14INTERVIEW Robert Schinke über Persönlichkeit und Mode

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18SELBSTANALYSE Der eigene Stil und Gang im Fremd- und Selbstbild

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Meine Entwürfe fangen immer beim Ma-terial an, weil ich damit einfach immer zu tun hatte. Jetzt entwickle ich auch Sticke-reien selbst und male Aquarelle, die ich in Indien sticken lasse.

I n s p i r a t i o n e n können ein Blu-menladen sein, ein Einrichtungs-haus, die Struk-tur einer Vase. Eine Stimmung, O b e r f l ä c h e ,

Nichts konkretes. Inspirieren lasse ich mich aber von Dingen, die mir über den Weg lau-fen. Das muss nicht unbedingt Mode

sein, sondern auch ein Einrichtungsge-genstand, der eine interessante Struktur hat. Eine Vase beispielsweise. Ich arbeite grundsätzlich eher inhaltlich als formal, über Images, Oberflächen und Stimmun-gen. Ich beginne also weniger mit der Form, als vielmehr mit dem Thema der Kollektion. Die Form entwickelt sich dann letzten Endes aus dieser Inspiration.

Meine Eltern hatten in Köln ein Stoff-geschäft mit sehr luxuriösen Stoffen, das mein Großva-ter gegründet hat. Von daher bin ich mit dem Thema quasi aufgewachsen. In den Augen meiner Eltern sollte eigentlich was Richtiges ma-chen, aber wächst man mit diesem Gefühl für die Stofflichkeit auf, hat man gewisse Dinge intus, die sich ein Anderer erst an-eignen muss oder vielleicht noch nicht mal aneignen kann. In der Schweiz habe ich dann auch viele Praktika – nicht bei Mode-firmen, sondern bei hochwertigen und kre-ativen Textilfirmen gemacht. Daher kommt auch mein Qualitätsanspruch.

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„Mode ist für mich kein Handwerk, sondern eine intellektuelle Leistung.“

C L A U D I A M Ö L L E RINTERVIEW: Nora Luther

Page 9: Me, Myself & I by Lily, Marielle & Nora

Farbschattierung, oder gute Musik. Und das, was ich darin sehe, setze ich in einem Thema für meine Kollektion um. Mode ist für mich kein Handwerk, sondern eine in-tellektuelle Leistung.

Wahrscheinlich ist es einfach ein allgemeines Interesse. Man sieht in seiner Umgebung vie-le Anzeichen, die man sich nicht bewusst macht, aber trotzdem

verarbeitet und weiterentwickelt. Wenn

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„Mode ist für mich kein Handwerk, sondern eine intellektuelle Leistung.“

ich eine Tasche sehe, interessiere ich mich in erster Linie nicht dafür, wie sie verar-beitet ist, sondern schaue breiter nach In-spirationsquellen. Dann entwickelt sich bei mir eine Tendenz in eine Richtung. Das ist dieses Gespür. Das Gespür zu haben bedeu-tet letzten Endes aufmerksam zu sein.

Dort wo ich hingehe, möchte ich immer auch eine bestimmte Rolle spielen, möch-te seriöser wirken oder lockerer - ent-sprechend kleide ich mich. Was man in welcher Situation trägt beeinflusst das Körperbewusstsein sehr stark. Ich selbst habe das intensiv erfahren als ich zuletzt in Berlin war. Das Hotel, in dem ich wohn-te, war bewusst auf Abbruch gemacht. Im Nachhinein muss ich sagen, dass das Hotel in dieser Woche mein ganzes Empfinden für Berlin und auch mich selbst geprägt hat. Einiges von den Kleidungsstücken, die ich mitgenommen habe, habe ich nicht getragen, sondern das, was in dem Mo-ment zu meinem Empfinden von Berlin passte. Ich fand es selbst spannend, wie dieses Gefühl mich beeinflusste. Ich denke zwischen Mode und der Art sich zu geben, sich zu fühlen und letzten Endes zu bewe-gen bestehen starke Zusammenhänge.

C L A U D I A M Ö L L E RINTERVIEW: Nora Luther

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ist wichtig, dass sich der Stoff auf der Haut grundsätzlich gut anfühlt, hochwertig und gleichzeitig bezahlbahr ist. Darin besteht im Großen und Ganzen meine Arbeit – den Spagat zu meistern.

Für mich ist Mode ein Handwerk. Man kann eigent-lich sagen, dass ich schon mit sieben Jahren angefangen habe, als ich meine

Zeit vorwiegend damit verbrachte, Tisch-

Ich trage eine oran-gefarbene Jeans von Kent und ein bunt gestreiftes Hemd von – ich habe keine

Ahnung von wem. Ich liebe Farben einfach. Schwarz ist zwar immer passend und wun-derbar einfach, aber auch genauso unins-piriert. Wenn mir nichts einfällt, trage ich schwarz.

Faktor eins ist und muss der Preis sein. Die Kollektion muss ganz ein-fach verkäuf-lich sein. Da-durch, dass ich im Atelier alles selbst nähe und nicht in Polen oder Chi-na fertigen lasse, lege ich Wert auf klare und einfache Schnitte. Je komplizierter und aufwendiger der Schnitt, desto höher der Preis. Und das ist unnötig. Ein Klei-dungsstück ist dann wirklich schön, wenn es, trotz oder gerade wegen des einfachen Schnittes raffiniert wirkt. Ich muss immer erst den Stoff sehen, dann überlege ich mir was ich aus dem Stoff mache. Viele Desig-ner beginnen mit Zeichnungen, dann folgt der Schnitt und zum Schluss wählen sie den passenden Stoff dazu aus. So kann ich persönlich nicht arbeiten, ich muss den Stoff sehen, sehen wie er fällt und wie er fließt, dann ergibt sich was ich daraus mache. Mir

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INTERVIEW:

R O B E R T

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decken zu besticken. Mit 13 Jahren habe ich mit dem Stricken angefangen. Hätte ich mich nicht so früh für dieses Handwerk interessiert, hätte ich später bestimmt kei-ne Schneiderlehre begonnen und würde jetzt auch kein eigenes Atelier besitzen.

Meine Mode rich-tet sich an Frauen im Alter von 30 bis 70 Jahren. Es sind Frauen, die Persön-

lichkeit haben, die auch Weib genug sind diese Persönlichkeit nach außen zu tragen. Das sind keine Mäuschen, die sich hinter

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Uniformen verstecken, sondern Frauen, die zu sich und vor allem zu ihrem Alter stehen. Frauen, die so selbstbewusst sind, mit ihrer Kleidung zu sagen: „Moment, hier bin ich!“ Man muss meine Kleider ausfüllen, natür-lich nicht körperlich, sondern mit Charak-ter. Meine Kleider unterstreichen diesen Charakter, werten ihn aber nicht auf. Das haben die nicht nötig, die Damen. Ich hatte auch schon eine Kundin, bei der das nicht der Fall war. Das Kleid saß perfekt, aber die Art und Weise, wie sie es trug, fand ich schrecklich. Es war furchtbar.

Schuhe? Natürlich, die müssen immer eine Nummer zu klein sein. Wenn

der Schuh gefällt und nicht in 38 da ist, wird er auch in 37 gekauft, weil er schön ist und gerade so passt. Wer schön sein will, muss leiden. Bequem und schön kann es nicht beides geben. Gerade wenn ich Kleidungsstücke für bestimmte Anlässe nähe, ist das beim Abstecken immer eine Gratwanderung. Je enger du absteckst und auf den Körper modulierst, um so besser sieht es natürlich aus; aber um so weniger kann sich die Dame bewegen. Die hat dann die Jacke an und sieht super aus, bekommt aber die Arme nicht hoch. Ich frage mei-ne Kundinnen immer, ob sie gut aussehen möchten und ich das Kleid enger machen soll, oder ob sie es bequemer mögen und ich es so lassen soll. In der Regel muss ich es enger nähen.

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fällt, trage ich schwarz.“

S C H I N K EMarielle Neumann

Page 12: Me, Myself & I by Lily, Marielle & Nora

M O N T P E L L I E RInterview: Marielle Neumann

"Mode bedeutet für mich, besonders sein zu können." Vivi

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Wie kommt es, dass man auf Frankreichs Straßen so gerne Menschen hinterher sieht? Ein Versuch das Modebewusstsein und Selbstverständnis in der pittoresken Stadt an der französischen Mittelmeerküste zu ergründen.

Page 14: Me, Myself & I by Lily, Marielle & Nora

1. Mein Name ist Clément. Ich bin seit kurzem Student

in Montpellier. Ich stamme aus Paris und interessiere mich für alles und die Welt. Und für das angemessene Feiern. 2. Bri-an Jonestown Massacre, „You Look Great

When I'm High“. 3. Ich trage eine oran-gefarbene Hose von Libertine-Libertine, Panamahut aus Madrid und ein gelbes Hemd von H&M, mit gewichtigem Hals-tuch. 4. Nein, meine Kleidung ist mir nicht erträglich. 5. Meine Kleidung sagt: „Ich bin frei.“ 6. Meine Schuhe sind doch erträglich. Nein, sie dürfen nicht drücken. 7. „Shame on a Nigga“ von Wu-Tang Clan.

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Page 15: Me, Myself & I by Lily, Marielle & Nora

1. Ich bin in Mont-pellier zur Aufnah-me für mein Stu-

dium. Ich interessiere mich für Politik. 2. Heute morgen habe ich „Rustly Nails“ von Moderat gehört. 3. Ich trage eine beige Hose von Nudie Jeans, ein Jeanshemd von

Farah Vintage Beckett, blaue Vans und ein weißes Print-T-Shirt. 4. Ich fühle mich stark und mächtig in meiner Kleidung. 5. Ich spüre die Manipulation von Kleidung und Mode. 6. Ich trage, was mir gefällt. Aussagen möchte ich damit nichts. 7. Letz-ten Sommer hörte ich oft „Night Off“ von Siriusmo.

1. Ich bin Lena, 17 Jahre alt und Gymna-

siastin mit dem Schwerpunkt Writschaft und Psychologie. Ich lese und schreibe gerne. 2. Santogold, „Say Aha“. 3. Ich tra-ge ein blaues Kleid von Bisous Project mit Knoten und blauen Knöpfen und braune Riemensandalen. 4. Der Stoff ist luftig, leicht und trägt sich angenehm. Ja, ich fühle mich sehr wohl darin. 5 Ich möchte mit meinem Klei-dungsstil Einfachheit, Komfort und Leich-tigkeit zum Ausdruck bringen. 6. Wenn sie mir wirklich gefallen, dürfen Schuhe auch drücken. 7. Ghinzu, „Jet Sex“.

1. Ich heiße Isa, oder Dolly Dagger, bin 24 Jahre alt und komme aus Australien. Ich

lebe seit fünf Jahren in Frankreich und füh-re seit zwei Jahren mit meinem Freund Fa-bienne ein kleinen Secondhandladen. Er ist Franzose, 22 Jahre alt und Skater. 2. Mein Gute Morgen Song ist „Rock’n Roll Nigger“ von Patti Smith. 3. Ich trage gerade Leggins von AA, Sandalen von Sandro, einen Ma-schenpullover von H&M und einen schwar-zen Hut aus NewYork. Das Collier ist von Mimco und mein Armband von Icons Vin-tage. 4. Ich trage niemals Kleidung, in der ich mich nicht gut fühle! 5. Für mich be-deutet Mode besonders sein zu können, die Freiheit zu haben nicht aussehen zu müs-sen wie alle anderen und das Beste aus sich herausholen. 6. Zu besonderen Anlässen dürfen Schuhe auch drücken, aber trotz-dem fühle ich mich meistens lieber wohl. 7. „Fade into You“ von Mazzy Starr.

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F U S S G Ä N G E RTEXT: Nora Luther

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Fernab vom Laufsteg: Alltagsbewegung und - Kleidung auf der Straße.

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Der Fußgänger. Seine Bewegung im öffentlichen Raum ist so vielseitig und spannend, weil die Ausrichtung seiner Aufmerksamkeit nicht auf der Bewegung selbst liegt. Er vergisst im Gehen die Bewegung zu Gunsten seines jeweiligen Ziels. In seiner Bewegung, die wie das Atmen ein Automatismus ist, und in seiner Mode offenbart sich nicht nur seine Haltung im körperlichen Sinne, sondern viel mehr Charakteristisches und Eigentümliches, wie Stil, Gesinnung und Habitus. Die Art und Weise. Hier ist nicht nur entscheidend was er trägt, sondern auch wie. Trägt er sein enges Jackett offen, mit hochgekrempelten Ärmeln, wirkt er leger. Trägt er es zugeknöpft, so dass es eventuell den Bewegungsraum einschränkt, stellt sich schnell eine angespannte und gerade Körperhaltung ein. Die Schultern wandern nach hinten, das Kinn ein Stück nach oben, der Brustkorb nach vorne. Wenn Kleidung tatsächlich einen Effekt auf unsere Haltung und Ausstrahlung ausübt, stellt sich die Fra-ge: Warum trägt der Fußgänger sein Jackett geschlossen? Glaubt er, es sei seinem Bewe-gungsziel, einem Anlass angemessener? Oder möchte er sich dort, wo er hingeht so fühlen und bewegen wie er es in einem zuge-knöpften Jackett tut? Offensichtlich gibt es ein Wechselspiel zwischen Mode, der Art und Weise sie zu tragen und der Bewegung des T r ä g e r s . Die Szene. Offensichtlich ist Mode nicht nur dazu im Stande, die Art und Weise sich zu bewegen zu beeinflussen, son-dern auch, eine Stimmung oder Gefühlslage hervorzurufen. Für jungendliche Fußgänger sind beide Aspekte, ob bewusst oder unbe-wusst, Mittel sich einer bestimmten Szene/Jugendkultur zugehörig zu fühlen und zei-gen. Ein Paar ungeschnürte und leicht über-große Dogmaten, ein tiefhängender Bundeswehrrucksack und lange Haare, die einseitig ins Gesicht fallen, machen den Fußgänger nicht alleine zum Punk - sondern genauso die Kör-perhaltung und - bewegung, die hierdurch provoziert oder sogar erzwungen wird: Ein leicht schlürfender Gang, tief nach unten fallende Schultern, und ein gen Boden gewandter Blick, der zusammen mit dem Kopf erst dann ruckartig nach oben wandert, wenn die Haare aus dem Blickfeld bewegt werden müssen. Allein die Entscheidung die Dogmaten offen zu tragen, beeinflussen oder produzieren den Gang. Die Schuhe. Schuhe beeinflussen die Mode und den Gang wie kein anderes Kleidungsstück. Hohe Pumps verlängern optisch die Beine und verleihen der Fußgängerin im Idealfall etwas Grazie und Anmut – schlech-testenfalls beherrscht sie den Gang auf hohen Schuhen nicht. Die allesentscheidende Frage

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hinsichtlich der Schuhe, ist die Frage der Funktionalität. Dürfen Schuhe drücken? Viele FußgängerInnen beantworten diese Frage mit „nein“, und entsprechend spiegelt sich die-se Haltung in der Bewegung und der Wahl der Schuhe wider. Es gibt viele Faktoren, die den Gang des Fußgängers beeinflussen. Die Geschwindigkeit zum Beispiel - oder der Grund für seine Geschwindigkeit. Das Ziel. Der Grund für seine Geschwindigkeit ist sein Ziel. Steht er unter Zeitdruck, hastet er. Möchte er gesehen werden, exponiert er. Hat er gar kein Ziel vor Augen, flaniert er. Mit seinem Ziel hängt manchmal auch die Stimmung und Gemütslage zusammen. Je heller das Gemüt desto gerader die Haltung und bestimmter der

Gang. Je betrübter, desto langsamer, schwe-rer und gebeugter ist die Haltung. Das Selbstverständnis. Entprechend drückt sich auch Selbstbewusstsein und Selbstsi-cherheit, im Gegensatz zu Unsicherheit und Befangenheit aus. Bei so manchem Passan-ten liegt die Vermutung nahe, die Gemüts-haltung stünde in engem Wechselspiel zur körperlichen Haltung. Wir sprechen auch von Eitelkeit. Hält sich jemand für „schön“ oder seine Proportionen für sportlich wohl-geformt, mag sich dies in einem aufrechten Gang spiegeln. Die Brust schiebt sich vor und der Rücken rückt sich gerade, auch das Kinn wandert leicht nach oben. Die Konstituti-on. Übermäßige Muskelpakete können aber auch in eingeschränkter Bewegungsfreiheit münden: Ein vom Torso überbordend brei-ter Rücken drückt aufgeblasene Arme nach außen weg. Beobachten lässt sich zwar ein gestreckter und angespannter Körper. Doch entfernt vom Körper schwingende Arme und etwas auseinander driftende Beine las-

sen einen langsamen, trägen oder auch proletenhaften Gang entstehen. Das Alter und die Last. Im Im Gegensatz zu Kraftsportlern nicht selbst verschuldet sein können zum Beispiel die Bewegungsbeeinträchtigungen von alten Menschen, von Personen, die an Lasten zu tra-gen haben oder zum Teil auch von stark übergewichtigen Menschen. Auf diesen Personen-gruppen lasten Gebrechlichkeiten des Alters, schwere Beladung wie Gepäck oder das eigene Gewicht. Jeweils zieht die Schwerkraft die Schultern nach unten: Die Auswirkungen eines langen Lebens oder aufgeladene Kilogramm lassen die Dynamik in der Bewegung nicht zu.

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D E R A U F R E C H T E

G A N GTEXT: Nora Luther

SELBSTANALYSE Der eigene Stil und Gang im Fremd- und Selbstbild

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Gerade zu gehen befähigt uns zum Mensch-sein nach heutigem Verständnis. Wichtiger, als die Menschheit damit von anderen Tieren abzugrenzen, ist uns jedoch hier, dass wir uns durch unsere persönliche Art des Gehens auch untereinander sehr stark unter-scheiden. Es gibt eine Vielzahl individueller Gangarten, Körperhaltungen oder Geschwin-digkeiten, die so eigentümlich sind, wie der Charakter einer Persönlichkeit selbst.Was können Gründe dieser Unterschiede sein? Proportionale Unterschiede oder Beeinträch-tigungen der Bewegungsfreiheit lassen wir an dieser Stelle mal außen vor und legen uns fest: Auch die innere Haltung findet eine Veräußerung im Gang eines Einzelnen. Als Anschauungs- und Versuchsobjekte dienten wir uns selbst und gingen der Frage nach, wie sich unser Selbstbild vom Fremdbild des Gehens unterscheidet. Untrennbar verknüpft sind unsere Gangarten an dieser Stelle mit unseren persönlichen Kleidungsstilen. Daher dokumentierten wir einerseits unsere Läufe

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Page 22: Me, Myself & I by Lily, Marielle & Nora

im gemütlichen Alltagsoutfit mit flachen Schuhen und stellten sie unseren Bewegungen in eleganter Abendgarderobe und hohen Schuhen gegenüber. Sind es nun die Schuhe, die unseren Gang beeinflussen oder sogar produzieren, oder die Kleidung? Ist es un-möglich, auch in flachen Schuhen und Jogginghose zu stolzieren, wie in Abendkleidung

Page 23: Me, Myself & I by Lily, Marielle & Nora

auf hohen Schuhen? Wie auch immer man diese Frage für sich beantworten möchte - die Art der Kleidung färbt auf die Körperhaltung und das Körpergefühl ab. Kleidung ist im Stande ein (Lebens-) Gefühl zu veräußern und hervorzurufen, das widerum auf die Körperbewegung rückwirkt.

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Liebe zu klaren, geometrischen Formen, leichten Seidenstoffen und weicher Wolle sind bezeichnend für Lili. Daraus ergibt sich ein Gegensatz aus sportlich, flächiger Geometrie und anmutig fließendem Stoff. Lili pflegt exquisite Details, wie einen Zweifingerring, in Form eines Vogels oder Hautpircings unter dem Schlüsselbein. Da-bei sind die weiten Blusen im Stil der 50er stets hochgeschlossen, die Röcke dazu eng. Lili bewegt sich in flachen Schuhen nahezu lautlos, elegant.

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Mein Kleidungsstil ist eindeutig feminin, aber auch konservativ. Hosen besitze ich, trage ich aber sehr selten - Strumpfhosen und Röcke fast ausschließlich. Die Re-gel ist: Ein weites Teil wird nicht mit ei-nem zweiten weiten kombiniert. Ich liebe alte Sachen vom Trödel und romantischen Schmuck. Farben müssen gedeckt sein, dürfen aber auch Kontraste bilden.

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h e n Keiner trägt weitere Klei-dung und sieht dabei so gut gekleidet aus. Marielle

bevorzugt Blue Jeans – Stoffe und Wol-le. Irgendwie schafft sie es dabei bis zu fünf Schichten übereinander zu ziehen, und dazu muss es nocht mal Winter sein. Ihre langen Haare finden auf außergewöhnliche Weise immer wieder kunstvoll zusam-men. In Herrenhosen und -Jackets und hohen Pumps bewegt sie sich akrobatisch bis sexy. Was niemals fehlt: eine kleine, silberne zusammengeklappte Schere als Halskettenanhänger.

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Ich würde mich facettenreich und experi-mentierfreudig beschreiben. Ich trage aus-schließlich 2hand – aus alt mach neu – und liebe natürliche Textilien. Die Hose steht bei mir im Vordergrund. Von Röcken und Klei-dern bin ich entzückt, sehe mir diese aber liebend gerne bei anderen Frauen an. Ich habe einen Faibel für Folklore und für indi-anisch, mongolischen Mustern und Materi-alien. Mode ist für mich ein Spiel, eine Ver-kleidung. Jeden Tag aufs Neue habe ich die Freiheit in eine andere Rolle zu schlüpfen.

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Nora erscheint elegant in überwiegend Rö-cken und Kleidern in dunklen gedeckten Farben, in fließenden Chiffonstoffen und blaßer Haut. Es braucht sehr viel Glück, wenn man sie mit offenen Haaren sehen will, die Regel ist ein strenger Dutt. Bei aller Eleganz trägt sie gerne große Stofftaschen und eine Hornbrille. Ihre Bewegungen sind geschmeidig, die Farbkombinationen har-monisch.

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Ich trage gerne fließende, dünne Stoffe, vorwiegend in dunkelblau, beige, rot oder schwarz. Offene Haare stören, daher sind sie fast immer zu einem Dutt locker zu-sammenegsteckt. Auch wenn Röcke hin-derlich beim Fahrradfahren sind – nehmen sie viel zu viel Platz in meinem Schrank ein. Schuhe sind fast immer schwarz, zum Schnüren, flach und aus Leder. Ich nehme an, meine Bewegungen wirken oft etwas vorsichtig bis damenhaft.

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Wie Stoffe aufgebaut bzw. konstruiert wer-den, ist ausschlaggebend für ihre Qualität. Es gibt unzählige Arten von Stoffen. Aber genauso wie sich nicht jeder Stoff für je-des Kleidungsstück eignet, eignet sich auch nicht jedes Kleidungsstück für jeden An-lass. Eng verknüpft mit der Frage nach dem Anlass und dem richtigen Stoff ist die Frage der Funktionalität. Soll der Stoff so beschaffen sein, dass er den menschlichen Körper wärmt oder kühlt, ihn elegant oder sexy wirken lässt? Arbeitskleidung verlangt robuste, teilweise wasserabweisende oder feuerfeste Stoffe aus Kunst- bzw. synthe-tisch hergestellten Chemiefasern, wohinge-gen Abendroben für ihre eleganten, leichten Stoffe bekannt sind. Sie bestehen meistens aus teuren Naturfasern, tierischen, pflanz-lichen oder mineralischen Ursprungs, wie Kaschmir, Seide oder Chiffon. Die beiden Kategorien von Fasern, natürlich oder syn-thetisch, bringen ihre eigenen charakteris-tischen Eigenschaften und Qualitäten mit sich. Baumwollfaser ist ein atmungsaktives Gewebe, während Wollfaser einen wärmen-den Stoff liefert, der recht empfindlich auf Hitze reagieren kann. Die Art und Weise, wie Fasern gesponnen werden und das Garn aufgebaut ist, bestimmt nicht nur Verhalten und Aussehen, sondern auch die Qualität des Stoffes. In den verschiedenen Produktionsphasen, sei es Faser-, Garn-, Stoffebene oder am bereits fertigen Klei-dungsstück, können jeweils noch entschei-dende Endbearbeitungen vorgenommen werden, welche die Qualität des Stoffes verbessern oder verändern können. Farbe, Textur und bestimmte Leistungsmerkmale werden dabei eingearbeitet. In der unüber-schaubaren Vielfalt von Stoffen tummeln sich nach wie vor „Klassiker“. Am häufigs-

ten werden für Kleidung gewebte Stoffe ver-wendet. Die Technik des Webens hat sich in den letzten Jahrtausenden nicht verändert: Zwischen zwei Balken werden in gleichmä-ßigen Abständen Fäden (Kette) gespannt, zwischen denen man dann Reihe für Reihe einen weiteren Faden (Schuss) hindurch-zieht. Dabei unterscheidet man lediglich

S T O F F L

& H ATEXT: Marielle Neumann

RECHERCHE Stoffe, Material, Fall, Oberflächen und Bewegung

Page 31: Me, Myself & I by Lily, Marielle & Nora

I C H K E I T

P T I KTEXT: Marielle Neumann

RECHERCHE Stoffe, Material, Fall, Oberflächen und Bewegung

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drei Grundbindungen: Leinwand-, Kö-per- und Atlasbindung. Die Leinwandbin-dung ist die Ur-Form eines Gewebes. Der Schussfaden wird abwechselnd unter bzw. über einen Kettfaden gelegt. Das fertige Gewebe sieht auf beiden Seiten gleich aus, ist stabil und scheuerfest. Beispiele hierfür sind Leinen, Batist, Taft, und Nessel. Rips und Panama sind Variationen der Lein-

wandbindung. Köperbindung Köpergewebe erkennt man am diagonalen „Köpergrat“. Dieser entsteht, wenn der Schussfaden je-weils über zwei und unter einen Kettfaden gelegt wird. Bei einem „Kettköper“ sieht man auf der rechten Stoffseite mehr Kett- als Schussfäden. Bei einem Schussköper ist es umgekehrt. Beispiele hierfür sind Denim, Twill und Gabardine. Bei der Atlasbindung wird der Schussfaden immer unter mehre-ren Kettfäden und dann über einen einzi-gen gelegt. Dadurch liegen auf der rechten Stoffseite lange Fäden dicht beieinander, die dem Atlasgewebe den typischen Glanz verleihen. Durch die wenigen Bindungs-punkte der Fäden ist dieses Gewebe sehr geschmeidig. Atlasgewebe sind Satin, Du-chesse und Moleskin. Eine Variation ist Damast. Stoffe können auch gewirkt oder gestrickt werden. Durch die in Schlaufen lose verschlungenen Fäden entstehen wei-che, elastische Stoffe die manchmal nicht einfach zu verarbeiten sind. Bei der Wahl von Stoffen mehrlagige Funktionsbeklei-dungen kommen Chemiefasern in Betracht. Regenwetter ruft nach einer Wachs- oder Kunststoffjacke, die mit einer atmungsak-tiven Membran ausgerüstet sein kann. Viele Materialien haben bestimmte Eigenschaf-ten, die man technologisch zum Teil noch optimiert. Zum Jogging, auf der Jagd oder bei einer Wanderung ist wetterfeste Funk-tionsbekleidung aus Baumwolle oder Poly-estergemischen sinnvoll. Im Büro hingegen trägt man je nach Jahreszeit Naturmateria-lien wie Baumwolle, Tweed und Wolle.

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EXPERIMENT Wie viele Gesichter kann ein Kleidungstück haben?

TEXT: Nora Luther

Im Zentrum unserer Kollektion steht die Frage, wie Haptik und Oberfläche eines Textils auf den Körper einwirken. Wie allein durch die Wahl des Stoffes unterschiedliche Kleidungsstücke generiert werden können und sich weiterhin die Art und Weise ein Kleid zu tragen, das Erscheinungbild ver-ändern. Wie wandlungsfähig kann ein ein-ziges Kleidungstück sein? Dazu wählten wir

acht Stoffe aus, die sich in Stofffall, Haptik und Tragekomfort sehr unterscheiden, aber alle die selbe eine Schnittform haben. Uns war besonders wichtig ein Kleidungsstück zu kreeiren, das „viele in einem“ sind, viel-fältig getragen werden und aussehen kann. Unser Resultat ist ein Schnitt, der in seiner Grundform auf ein ungleichmäßiges Sechs-eck reduziert ist. Die zwei weit auseinan-

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dergespreizten Ecken enthalten Löcher, die als Ärmel genutz werden können, aber nicht müssen. Am Kleidungstück wurde definitiv nicht an Stoff gespart. Es fällt weit und fließend am Körper herunter. Knöpfe an Schultern, Ecken und Ärmeln ermöglichen vielfache Varianten der Tragbarkeit. Die zwei aufgenähten Ärmel können beispiels-weise als Gürtel verwendet oder am Klei-

dungsstück selbst so befestigt werden, dass sich Raffungen und Drapierungen bilden, Kleiderpartien enger oder weiter geschnürt werden können. Es entstanden 18 verschie-dene Varianten, ein Kleid zu tragen. Man könnte sagen wir entwarfen 18 mal 8, also 144 verschiedene Kleider!

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Grau, 100 % Baumwolle, sanft, weicher Griff, harter Fall. Leinwand- oder köper-bindiges Gewebe mit Flordecke, einer senk-recht stehenden 2 mm hohen Haardecke. Samt ist ein „sechsfädiges Gewebe“, ein Stoff, der durch Weben hergestellt wird. Bei der Herstellung dieses Gewebes wird ein zweiter Schuss- oder Kettfaden einge-arbeitet, der Schlaufen bildet. Nachdem die Schlaufen, auch Flottungen genannt, auf-geschnitten wurden - entsteht der charak-teristische Faserflor. Der Flor bedingt die Strichrichtung, die jeweils gegen oder mit dem Strich unterschiedlich aussieht und sich anfühlt. Die Strichrichtung muss daher schon bei der Verarbeitung bedacht werden. Samt ist beliebt bei Jackets, Abendkleidern, Kissen, Vorhängen, als Besatz.

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Cream, 50% Baumwolle, 50 % Polyester. Fest, steif, reißfest, unelastisch. Leineni-mitat hat eine hohe Aufsaugekraft, wirkt somit kühlend und ist dennoch trocken und wärmend. Es ist ein Gewebe mit imitier-ter Leinenstruktur, mit ungleichmäßigem Garn. Leinenfasern finden auch für techni-sche Gewebe, sowie als Austauschstoff für Asbestfasern Verwendung. Aufgrund der geringen Elastizität ist Leinen knitteran-fällig; die Reißfestigkeit macht das Leinen strapazierfähig und langlebig. Leinen hat natürlichen Glanz und Stärke und muss nicht wie Baumwolle nachgestärkt werden. Beliebt bei Kleidern, Dekorationsstoffen, als Bezug.

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Weiß, 100 % Polyester. schmiegsam, weich. Gitterstoff hat eine grobe Struktur und ist daher empfindlich und problematisch in der Verarbeitung. Beliebt als Kleiderstoff.

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Weiß, 90% Polyester, 10% Baumwolle. Fest, formstabil, unelastisch, rau. Leichtes, transpa-rentes und ungemustertes Netzwerk, das nach dem Prinzip des Flechtens, Umzwirnens und Um-

schlingens gefertigt wird. Benötigt werden zwei Fadensysteme, der Kettfaden und der Bobinetfaden. Letzterer wird in einer Schei-benspule (Bobinet) durch die Zwischenräu-me der senkrecht verlaufenden Kettfäden schräglaufend geführt und schlingt sich dabei um den Kettfaden. Dabei werden mehrere nebeneinander liegende Kettfäden einschließlich der Musterfäden zusammen-gefasst und zu sogen. Schnüren umschlun-gen. Es entstehen kräftige Stege, Rippen, Knoten, Rauten und andere Formen. Der spitzenartige Charakter dieser Stoffe tritt noch stärker hervor.

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Schwarz, 100% Polyester. Glatt, glänzend, unelastisch, formbar. Satin ist ein Gewebe, welches in fünfbindiger Atlasbindung her-gestellt wird. Daraus ergibt sich eine stark glänzende, glatte Oberseite und eine matte Unterseite. Je nach Faserart und Garn kann Satin leicht oder schwer, matt- oder hoch-glänzend, fließend oder steif sein. Obwohl Satin aus beliebigen Fasern gewebt werden kann, werden endlose Fasern - auch Fila-mente genannt - wie Seide, Viskose oder Polyester bevorzugt, da diese den Glanz zusätzlich steigern. Beliebt als Futter für schwere Mäntel, als Abendkleidung, Unter-wäsche, als Miederware und Bettwäsche.

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Schwarz, 100 % Polyester, frz.: Tuch, Lap-pen. Zart, transparent, weich, fein, glatt, dünn, mit unregelmäßiger Oberfläche und sandigem Griff. Chiffon ist ein stark strapazierfähiges und fließendes Gewebe aus Baumwoll-, Seiden- oder Kunstfaser-Kreppgarnen. Es zählt neben Atlasbindung und Köper zu den einfachsten drei grundle-genden Typen von textilen Geweben. Unter der Lupe betrachtet, ähnelt es einem feinen Netz oder Gitter, das Chiffon die transpa-renten Eigenschaften verleiht. Wie andere Crêpe Stoffe ist Chiffon aufgrund seiner leichten und glatten Textur schwer zu ver-arbeiten. Das Ausfransen der Nähte wird durch Französische Nähte verhindert. Chif-fon ist beliebt bei Tüchern, Schals, Blusen und Dekostoffen.

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Lachs, 100% Polyester. Elastisch, weich, körnig, knitterfrei. Crêpe ist ein kreppar-tiges und kräuseliges Gewebe. Man unter-scheidet die Gruppe der echten Crêpe-Ge-webe, wie Crêpe de Chine, Crêpe Georgette, Crêpe Mousseline und die der unechten Gewebe, bei denen die Optik durch die Gewebeart oder durch thermische Behand-lung „nachgestellt“ wird. Crêpe Georgette. Crêpe besteht aus einem leinwandbindigen Kreppgewebe aus Kreppgarnen, in Kette- und Schussgewebe oder Gewebe in Krepp-bindung, hergestellt aus Seide, Chemiefa-sergarnen oder Wolle. Beliebt bei Tüchern, Schals, Krawatten, Blusen, festlicher Klei-dung, als Nachtwäsche.

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Grau, 80% Polyester, 20 % Baumwolle. Jersey ist elastisch, geschmeidig, weich, atmungsaktiv, saugfähig und trockner-geeignet. Der Begriff Tricot stammt aus dem französischen: tricoter – stricken. Der Name stammt vermutlich von der größten und bekanntesten der Kanalinseln, der In-sel Jersey. Ein Jersey, gestrickt oder gewirkt aus Viskose-, Wolle-, Baumwoll- oder Sei-dengarnen. Er wirkt ähnlich einem Gewe-be mit leichter Rippenmusterung. Strickart und Stoffdichte führen zu sehr unterschied-liche Arten von Jersey (Single-Jersey, Dou-ble-Jersey, Interlock-Jersey, Interlockjersey, Jacquard-Jersey, Clocqué-Jersey) Beliebt bei Tricots, T-Shirts, Unterwäsche, als Bett-wäscheleger.

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MONTPELLIER, FOTOGRAFIE UND INTERVIEW Marielle Neumann

KOLLEKTION, ENTWURF UND UMSETZUNGLilia Weizel, Marielle Neumann, Nora Luther

KOLLEKTION, FOTOGRAFIE Lilia Weizel, Marielle Neumann, Nora Luther

STYLING Marielle Neumann

TEXTE Marielle Neumann, Nora Luther

LAYOUT Nora Luther

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