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CSR net medianet INSIDE YOUR BUSINESS. TODAY. FREITAG, 25. NOVEMBER 2011 DOPPELTER NUTZEN Günther Kastner, APM: Mikrofinanzprodukte bringen hervorragende Performance Seite III ERSTE FINANZIERT GRÖSSTE Erste Bank ermöglicht mit Kredit den Bau der größten Solaranlage Österreichs Seite V E-MOBILITÄT Verkehrsministerin Doris Bures im Interview zu Klimawandel und Bahn Seite VI © ImWind Group „Interesse an Sozialen Unternehmen jetzt groß“ Interview Friedensnobelpreisträger Mohammad Yunus erklärt, warum er Frauen als Geschäftspartner bei Mikrokrediten bevorzugt und wie er Wien zum Zentrum der Verbreitung seiner Ideen in Zentral- und Osteuropa ausbauen will. Seite II © EPA SHORT Paris. Vier Tage lang, nämlich vom 29. November bis 2. De- zember 2011, werden sich in Paris 40.000 Entscheider und Auftraggeber aus Industrie, Bauwesen, Dienstleistungs- sektor und Kommunalverwal- tungen zur Messe „Pollutec Horizons“ zusammenfinden. Sie sind auf der Suche nach globalen Lösungen, um den aktuellen und künftigen Pro- blemen von Umwelt und Wirt- schaft gerecht zu werden. Die Messe gilt als der Treff für die Umweltbranche. (ag/rk) Brüssel. Der europäische Ver- kehrssektor kann die gesetz- ten Ziele nur mit ehrgeizigen Maßnahmen erreichen, stellt ein Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA) fest. Im Fahrplan werden die EU-Mit- gliedsstaaten aufgefordert, ihre verkehrsbedingten Treib- hausgasemissionen bis 2050 um 60% gegenüber den Werten von 1990 verringern. Da die Emissionen zwischen 1990 und 2009 jedoch um 27% ge- stiegen sind, muss die EU bis 2050 insgesamt eine Senkung von 68% erreichen. (ag/rk) © Pollutec Horizons © APM © EPA © Peter Rigaud Wien. Um das Bewusstsein der Kon- sumenten für einen nachhaltigen Einkauf zu stärken, setzt das Le- bensministerium zwei richtungs- weisende Initiativen: Das Webpor- tal bewusst-kaufen.at bietet ein umfassendes Service zu nachhal- tigen Produkten – inklusive Online- Datenbank. Die Initiative „Lebens- mittel sind kostbar“ wendet sich gegen die achtlose Verschwendung von Lebensmitteln. „Mit dem Kauf nachhaltiger Produkte und dem sorgsamen Umgang mit Lebensmit- teln kann jede und jeder einen wich- tigen Beitrag für Umwelt und Klima leisten“, sagt Landwirtschafts- und Umweltminister Niki Berlakovich. Lebensministerium Gegen achtlose Verschwendung Bewusst und nachhaltig einkaufen Minister Niki Berlakovich setzt zwei neue, richtungsweisende Initiativen. © BMLFUW/Rita Newman Wien. Als erstes Unternehmen über- trägt die Allianz Gruppe in Öster- reich gemeinsam mit dem WWF ein theoretische Modell in die Pra- xis. Nachhaltigkeitsindikatoren für Staaten und Unternehmen ermög- lichen Investoren eine umfassende und praxistaugliche Beurteilung nach ökologischen, sozialen und ökonomischen Kriterien. 40 Ex- perten ermitteln diese für Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen. WWF-Geschäftsführerin Hildegard Aichberger: „Mit dem WWF-Invest- mentbewertungsmodell können Ka- pitalströme gezielt gelenkt werden und damit zur Nachhaltigkeit auf den Finanzmärkten beitragen.“ Allianz und WWF Praxistaugliches Modell implementiert Der Finanzmarkt wird nachhaltig Allianz-Chef Wolfram Littich: neues, nachhaltiges Modell umgesetzt. © Allianz/Ingo Folie INHALT Investing > Schelhammer & Schattera: Nachhaltiges Portfolio III International > Bill Gates spricht bei G20 IV > Ethik-Konferenz in Wien IV Green Energy > Verbund: Österreich als „Grüne Batterie“ Europas V > Verso: Software für CSR V > Strom-Boje aus NÖ VII Company:News > EU-Plan soll Unternehmens- CSR stärken VII > NOAN-Olivenöl fördert Kinderbildungsprojekte VII

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Corporate Social Responsibility - unternehmerische Verantwortung in Österreichs Wirtschaft.

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Page 1: medianet CSRnet

CSRnetmedianet INSIDE YOUR BUSINESS. TODAY. FREITAG, 25. NOVEMBER 2011

DOPPELTER NUTZEN

Günther Kastner, APM: Mikrofinanzprodukte bringen hervorragende Performance Seite III

ERSTE FINANZIERT GRÖSSTE

Erste Bank ermöglicht mit Kredit den Bau der größten Solaranlage Österreichs Seite V

E-MOBILITÄT

Verkehrsministerin Doris Bures im Interview zu Klimawandel und Bahn Seite VI©

ImW

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Gro

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„Interesse an Sozialen Unternehmen jetzt groß“

Interview Friedensnobelpreisträger Mohammad Yunus erklärt, warum er Frauen als Geschäftspartner bei Mikrokrediten bevorzugt und wie er Wien zum Zentrum der Verbreitung seiner Ideen in Zentral- und Osteuropa ausbauen will. Seite II

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SHORT

Paris. Vier Tage lang, nämlich vom 29. November bis 2. De-zember 2011, werden sich in Paris 40.000 Entscheider und Auftraggeber aus Industrie, Bauwesen, Dienstleistungs-sektor und Kommunalverwal-tungen zur Messe „Pollutec Horizons“ zusammenfinden. Sie sind auf der Suche nach globalen Lösungen, um den aktuellen und künftigen Pro-blemen von Umwelt und Wirt-schaft gerecht zu werden. Die Messe gilt als der Treff für die Umweltbranche. (ag/rk)

Brüssel. Der europäische Ver-kehrssektor kann die gesetz-ten Ziele nur mit ehrgeizigen Maßnahmen erreichen, stellt ein Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA) fest. Im Fahrplan werden die EU-Mit-gliedsstaaten aufgefordert, ihre verkehrsbedingten Treib-hausgasemissionen bis 2050 um 60% gegenüber den Werten von 1990 verringern. Da die Emissionen zwischen 1990 und 2009 jedoch um 27% ge-stiegen sind, muss die EU bis 2050 insgesamt eine Senkung von 68% erreichen. (ag/rk)

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Wien. Um das Bewusstsein der Kon-sumenten für einen nachhaltigen Einkauf zu stärken, setzt das Le-bensministerium zwei richtungs-weisende Initiativen: Das Webpor-tal bewusst-kaufen.at bietet ein umfassendes Service zu nachhal-tigen Produkten – inklusive Online-Datenbank. Die Initiative „Lebens-mittel sind kostbar“ wendet sich gegen die achtlose Verschwendung von Lebensmitteln. „Mit dem Kauf nachhaltiger Produkte und dem sorgsamen Umgang mit Lebensmit-teln kann jede und jeder einen wich-tigen Beitrag für Umwelt und Klima leisten“, sagt Landwirtschafts- und Umweltminister Niki Berlakovich.

Lebensministerium Gegen achtlose Verschwendung

Bewusst und nachhaltig einkaufen

Minister Niki Berlakovich setzt zwei neue, richtungsweisende Initiativen.

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Wien. Als erstes Unternehmen über-trägt die Allianz Gruppe in Öster-reich gemeinsam mit dem WWF ein theoretische Modell in die Pra-xis. Nachhaltigkeitsindikatoren für Staaten und Unternehmen ermög-lichen Investoren eine umfassende und praxistaugliche Beurteilung nach ökologischen, sozialen und ökonomischen Kriterien. 40 Ex-perten ermitteln diese für Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen. WWF-Geschäftsführerin Hildegard Aichberger: „Mit dem WWF-Invest-mentbewertungsmodell können Ka-pitalströme gezielt gelenkt werden und damit zur Nachhaltigkeit auf den Finanzmärkten beitragen.“

Allianz und WWF Praxistaugliches Modell implementiert

Der Finanzmarkt wird nachhaltig

Allianz-Chef Wolfram Littich: neues, nachhaltiges Modell umgesetzt.

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Folie

INHALT

Investing

> Schelhammer & Schattera: Nachhaltiges Portfolio III

International

> Bill Gates spricht bei G20 IV> Ethik-Konferenz in Wien IV

Green Energy

> Verbund: Österreich als „Grüne Batterie“ Europas V

> Verso: Software für CSR V> Strom-Boje aus NÖ VII

Company:News

> EU-Plan soll Unternehmens-CSR stärken VII

> NOAN-Olivenöl fördert Kinderbildungsprojekte VII

Page 2: medianet CSRnet

Wien. CSRnet sprach mit dem Friedensnobelpreisträger Mu-hammad Yunus, Gründer der Grameen Bank und des Grameen-Firmennetzes, über Soziale Unter-nehmen, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf seine Pro-jekte und die Ziele in Österreich. Der Mikrokredit-Erfinder Yunus befand sich aus Anlass des „Glo-bal Social Business Summit“ als Gast des Grand Hotel Wien in der Stadt. Er sieht Wien als Ausgangs- basis für die Ausbreitung seiner Idee des Sozialen Unternehmer-tums in Zentral- und Osteuropa: „Die Krise hilft uns!“

Alternativen sind gesucht

CSRnet: Sie haben mit der von Ihnen gegründeten Grameen Bank die Mikrokredite erfunden, also Kredite für Arme, mit denen diese sich eine eigene Existenz aufbauen können. Dafür haben Sie den Frie-densnobelpreis erhalten. Heute ist Ihre Erfindung so weit verbreitet und es gibt so viele neue Anbieter, dass das schon kritisiert wird ...Muhammad Yunus: Wir haben mit 27 US-Dollar an Kapital begon-nen und dann graduell expandiert. Mikrokredite sind Social Business, es handelt sich dabei um ein Sozi-ales Unternehmen. Da kommt es nicht darauf an, mit viel Kapital zu starten, denn es ist nicht das Ziel, Gewinne zu machen. Sehr wohl sind Soziale Unternehmen aber

lebensfähig. Wenn das Geschäfts-modell funktioniert, dann werden sie wachsen und gedeihen, aber nicht Gewinne machen. Es handelt sich nicht um ‚Charities‘, es geht nicht um Spenden, sondern Soziale Unternehmen wachsen und entwi-ckeln sich aus eigener Kraft. Inzwi-schen gibt es aber auch Mikrokre-dit-Anbieter, die Gewinne erzielen wollen, sogar an die Börse gegan-gen sind. Das ist aber keine gute Idee, es ist nicht das richtige Mo-dell dafür. Die Armen sollten nicht als ein Weg präsentiert werden, um Geld zu verdienen. Da gibt es Probleme. Aber prinzipiell funktio-niert das Modell. Heute haben wir in der Grameen Bank 8,3 Millionen Kreditnehmer, die allermeisten können ihre Kredite zurückzahlen; zu 97 Prozent sind es Frauen.

Sozial heißt nicht karitativ

CSRnet: Wieso ein so hoher Frau-enanteil?Yunus: Wir gehen immer zuerst zu den Frauen. Als sich die Mikro-

kredite herumsprachen und die Männer zu uns kamen, sagten wir ihnen: ‚Wir kommen später noch zu euch, schickt uns zuerst einmal eure Frauen!‘ Sie sind zuverläs-siger und gehen sorgfältiger mit dem Geld um. Sie kaufen sich zum Beispiel eine Nähmaschine oder Ähnliches. Natürlich ist die Stra-tegie, zuerst die Frauen anzuspre-chen, oft nicht einfach, gerade in konservativen Gesellschaften. Die Männer haben oft Probleme damit. Aber es hat sich bewährt.

CSRnet: Sie haben inzwischen auch weitere Soziale Unternehmen gegründet.Yunus: Es gibt zahlreiche Unter-nehmen, manche beschäftigen sich mit Mikrokrediten, die es in-zwischen in vielen Ländern gibt, beispielsweise auch in den USA und in Europa. Sie werden überall auf der Welt benötigt. Andere un-serer Unternehmen machen ganz etwas anderes, beschäftigen sich beispielsweise mit Erneuerbarer Energie.

CSRnet: Gehen Sie da auch wieder zuerst zu den Frauen?Yunus: Ja. Es ist ja auch logisch, weil sie sich oft um die Wohnung und die Küche kümmern. Wir set-zen beispielsweise auf die Ein-führung von Elektrizität statt der in vielen Teilen der Welt noch verbreiteten Kerosinlampen, die schädliche Abgase verbreiten. Und wir fördern verbesserte Kochöfen, die ebenfalls gesünder sind als die traditionellen. Einer der größten Killer auf der Welt ist leider das Kochen mit falschen Geräten: Es führt zu Atemwegserkrankungen,

usw. Auch hier bieten sich Soziale Unternehmen als Lösung an. Wenn sie funktionieren, dann tragen sie ihre Kosten und werden wachsen.

CSRnet: Wie wirkt sich die Finanz-krise und die aktuelle Wirtschafts-schwäche in vielen Teilen der Welt aus? Bremst sie das Wachstum Ihrer Sozialen Unternehmen?Yunus: Die Krise hilft uns. Sie hat zu sehr viel Unzufriedenheit über-all auf der Welt geführt. Die Jagd nach Profit hat dazu beigetragen, dass es zur Krise kam. Jetzt ist das Interesse an Alternativen groß, ge-rade auch bei den jungen Leuten. Die Menschen interessieren sich für die Idee der Sozialen Unterneh-men, sie sind davon fasziniert. Das zeigt unser Summit hier in Wien. Es ist der dritte seiner Art, und wir haben heuer über 500 Dele-gierte aus 56 Ländern, es gibt viel Enthusiasmus. Wien kommt als Standort für das Projekt ‚The Hub‘, eine Plattform für junge Unterneh-mer, besondere Bedeutung zu. Wir

sehen die Stadt als Ausgangsbasis für die Verbreitung der Idee der Sozialen Unternehmen in Zentral-europa und Osteuropa. Wien ist dafür der Brennpunkt.

CSRnet: Wie sieht es mit den ös-terreichischen Institutionen und Unternehmen aus; sind die offen?Yunus: Absolut. Immerhin waren wir 2010 bei Bürgermeister Micha-el Häupl, und heuer sind wir auf Einladung der Erste Bank da.

CSRnet: Wird in der Krise das Geld für Ihre Projekte knapper?Yunus: Nein, denn es geht beim Social Business nicht um große Summen. Im Gegenteil: Man be- ginnt klein, und wenn es funktio-niert, dann wächst es. Es geht da-bei ganz allein um Lösungen.

II – CSRnet CSR:COVER Freitag, 25. November 2011

ZUR PERSON

Theoretiker wird Praktiker Muhammad

Yunus (71) ist Wirtschaftswissenschaftler

aus Bangladesh. Bekannt wurde er als Grün-

der und Geschäftsführer der Grameen Bank,

die sich auf Mikrokredite spezialisiert hat. Im

Jahr 2006 wurde Yunus mit dem Friedens-

nobelpreis ausgezeichnet. Im März 2011

wurde Yunus von der Regierung seines

Landes in einem laut Ansicht von Beobach-

tern politisch motivierten Schritt die Berech-

tigung zur operativen Leitung der Bank ent-

zogen, offiziell u.a. aus Altersgründen; er ist

allerdings weiterhin in der Grameen-Gruppe

tätig, zu der heute zahlreiche weitere Soziale

Unternehmen zählen. Letztere zeichnet nach

Yunus vor allem aus, dass sie keine Gewinne

anstreben; fallen welche an, werden sie re-

investiert. Die Kapitalgeber erhalten also kei-

ne Ausschüttungen, sehr wohl aber können

sie mit der Zeit ihr Geld zurückerhalten.

Interview Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus über Mikrokredite und seine neuen Sozialprojekte

„Social Business profitiert jetzt von der Finanzkrise“

INTERVIEW: GERALD STEFAN

Das Interesse an Sozialen Unternehmen ist derzeit „besonders groß“, Wien soll CEE-Zentrum werden.

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Muhammad Yunus: „Die Strategie, zuerst Frauen auf Mikrokredite anzusprechen, ist nicht einfach, aber sie hat sich bewährt!“

„Wir haben die Mikro-

kredite mit 27 Dollar

gestartet, heute haben

wir 8,3 Millionen

Kreditnehmer.“

MUHAMMAD YUNUS

GRAMEEN BANK

„Es geht bei Sozialen

Unternehmen weder

um viel Geld noch um

Charity. Es geht ganz

allein um Lösungen für

verbreitete Probleme.“

MUHAMAD YUNUS

KOMMENTAR

Das Gegenteil von Verantwortung

MICHAEL FEMBEK

CSR darf nichts kosten, alles, was ein Unterneh-men tut, um mehr ge-

sellschaftliche und ökologische Verantwortung zu überneh-men, muss sich auch für das Unternehmen selbst rechnen.

Vielleicht rechnet sich die Ak-tivität nur auf längere Zeiträu-me gesehen, dafür aber auch umso dauerhafter. Vielleicht muss man Faktoren wie Kun-denbindung, Mitarbeitermo-tivation oder das Vermeiden von Risiken mit einrechnen, aber die Rechnung muss nachvollziehbar bleiben.

Man darf davon ausgehen, dass diese CSR-Basisweisheit in den nächsten Monaten – wahrscheinlich Jahren – noch wichtiger wird. Denn man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass schwierige Zeiten auf die Unternehmen zukommen.

Und wenn Kostensenkung angesagt ist: Welche Ausga-ben werden traditionell als erste gestrichen, weil sie nach innen am wenigsten schmer-zen? Werbung, Forschung und Sponsoring.

Was noch verstärkend wirkt: Es wird in den Chefetagen einige neue Besen geben, und diese kehren die speziellen Liebkinder der früheren Vor-stände besonders gründlich aus. Wenn CSR also ein reines Sponsoringprojekt für das Un-ternehmen ist, dann läuft es mehr denn je Gefahr, bald ein-mal gestrichen zu werden, und sei es noch so ‚gut‘.

Rechnet sich ein Projekt hingegen und gehört es zum Kerngeschäft, dann tun sich die neuen Besen schon viel schwerer, hier als erstes den Rotstift anzusetzen.

Vor allem bei neuen Pro-jekten sollten Unternehmen daher besonders vorsichtig sein: Wer jetzt Versprechungen an Sozial- oder Umweltorgani-sationen eingeht, die er später nicht halten kann, bringt diese Organisationen mitunter sogar in Existenzgefahr – und das wäre dann das Gegenteil von gesellschaftlicher Verant-wortung.

IMPRESSUM

Medieninhaber:medianet Verlag AG

1110 Wien, Geiselbergstraße 15http://www.medianet.at

Vorstand: Markus BauerHerausgeber: Chris Radda, Paul Leitenmüller,

Germanos AthanasiadisVerlagsleitung: Paul Leitenmüller

Chefredaktion: Chris Radda

medianet CSRnetChefredakteur: Michael Fembek (mf)

Chef vom Dienst: Reinhard Krémer (lk)

Fotoredakteur: Jürgen Kretten Lektorat: Chris-toph Strolz Grafik/Produktion: Raimund Appl, Peter Farkas Lithografie: Beate Schmid, Berat Qelaj Anzeigenproduktion: Aleksandar Milen-kovic Druck: Druck Styria GmbH & Co KG, 8042 Graz. Es gelten unsere Allgemeinen Geschäftsbedin-gungen; Gerichtsstand ist Wien. Gastbeiträge müssen sich nicht mit der Meinung der Redak-tion decken.

Page 3: medianet CSRnet

INVESTING CSRnet – IIIFreitag, 25. November 2011

Mikrofinanz Bereits einige Kleinanleger-Fonds im Bereich Mikrokredite; innerhalb des Sektors nachhaltige Anlage derzeit top

Anlage mit doppeltem Nutzen

Wien. Die Kategorie Mikrofinanz-produkte zeigte die beste 1-Jahres- Performanceentwicklung innerhalb des als nachhaltig definierten In-vestmentfonds-Segments auf. Dies geht aus der aktuellen Auswertung durch den Informationsdienstleis-ter software-systems.at hervor. Die Berechnungen basieren auf einem von software-systems betreuten Datenbank-Finanzvolumen von knapp über 2,4 Billionen € unter besonderer Berücksichtigung der Märkte Deutschland, Schweiz und Österreich.

Einer der Vorreiter bei der Be-gebung auch kleinanlegertaug-licher Mikrofinanz-Produkte bzw. Mikrokredit-Fonds ist die Abso-lute Portfolio Management GmbH (APM). Der vor rund fünf Jahren aufgelegte und von Arman Var-danyan gemanagte Dual Return Vision Microfinance Fonds (ISIN

LU0563441798) fördert einen nachhaltigen Zugang zu einfachen Finanzdienstleitungen für einkom-mensschwache Menschen in Ent-wicklungsländern.

Nervenschonend

Die nackten Zahlen sind jeden-falls vielversprechend: Der Ertrag 2011 beläuft sich auf 1,78%, der durchschnittliche Jahresertrag p.a. seit April 2006 beträgt 3,07%. Und das bei einem beruhigenden Maxi-malverlust von minus 0,81%.

Von APM gibt es auch einen Mikrokreditfonds in Lokalwäh-rungen, den Dual Return Fund – Vi-

sion Microfinance Local Currency. „Nimmt ein Mikrofinanzinstitut, kurz MFI, einen Kredit in US-Dol-lar oder Euro auf und vergibt da-mit Mikrokredite in Lokalwährung, muss das MFI das Fremdwäh-rungsrisiko selbst absichern und gibt die dadurch entstandenen Kos-ten in Form von höheren Zinsen an die Kunden weiter“, erklärt APM-Geschäftsführer Günther Kastner. „Der Zugang zu ausländischem Ka-pital ist aber ein wichtiger Finan-zierungsbaustein für MFIs. So ist es von zentraler Bedeutung, dass ausländische Kapitalgeber Kredite in lokaler Währung vergeben.“

Ein weiterer für Österreicher

zugänglicher Mikrokreditfonds ist der 2008 aufgelegte Wallberg Global Microfinance Fund (ISIN LU0375612230). Auch hier liegt die Performance im Plus: 2,78% auf 1-Jahres-Sicht, 5,58% auf 2-Jahres-Sicht.

Wer Detail-Infos zu dem Thema sucht, kann sich an die Plattform HumanInvest wenden. Sie möchte Expertenwissen für den Bereich nachhaltig-ethisch-ökologischer Investments sowie objektive und unabhängige Informations- und Beratungsqualität in diesem Be-reich geben. Weitere Informationen finden sich auch auf der Website www.goodgrowthfund.com

LINDA KAPPEL

Keine Rendite-Highflyer, aber sinnvolles Investment mit positivem Vorzeichen bei der Performance.

Bank Nicht gewinnorientiert

DemokratischWien. Für die alternative Bank, die „Demokratische Bank“, die von der globalisierungskritischen Organi-sation attac initiiert wurde, wer-den weiterhin Genossenschafter gesucht. Künftige Miteigentümer können ab 1.000 € zum Gründungs-kapital beitragen. Sobald die Bank dann gegründet ist, wird der Anteil eingebracht.

Die nicht gewinnorientierte Bank wird folgende Leistungen anbie-ten: Kostenloses Giro-Konto für alle vor Ort lebenden Menschen, unbeschränkte Garantie der Spar-einlagen, kostengünstige Kredite für Privathaushalte. „Geld und ins-besondere Kredit werden durch die Demokratische Bank tendenziell zu einem öffentlichen Gut“, heißt es. Der Strategieprozess sei vor Kurzem abgeschlossen worden. (lk)

Kastner: „Zugang zu ausländischem Kapital ist wichtiger Baustein für MFIs“.

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Portfolio neu aufgestellt

100% ethischWien. Die Kirchenbank Schelham-mer & Schattera will sich im Zuge ihrer verstärkten Konzentration auf ethische und nachhaltige Geldanla-gen von ihren Anteilen an Casinos Austria in Höhe von 5,31% trennen. Von den 850 Mio. € Veranlagungs-volumen bei der Bank werden 87% nach ethischen Gesichtspunkten investiert, bei den Publikumsfonds sind es 100%. Die Bank bietet auch eine ethische Depotverwaltung an (15% des verwalteten Volumens) und ein Ethik-Sparbuch. (lk)

Vorstand Michael Martinek: „Casinos-Be-teiligung zählt nicht zum Kerngeschäft.“

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Page 4: medianet CSRnet

IV – CSRnet INTERNATIONAL Freitag, 25. November 2011

G20-Meeting Der Microsoft-Gründer warnt eindringlich vor den Folgen nicht eingehaltener Zusagen der Staaten im Bereich der Entwicklungshilfe

Gates fordert die Führungskräfte Cannes. In einer vielbeachteten Re-de vor den Teilnehmern der G20-Runde in Südfrankreich forderte der stellvertretende Vorsitzende der Bill & Melinda Gates Stiftung, Bill Gates, die Führungskräfte der Erde auf, mehr für die Entwick-lungshilfe zu tun.

Er rief die Gipfelteilnehmer da-zu auf, sich für eine Vergrößerung des Ressourcenpools für Entwick-lungsprojekte einzusetzen. Andern-falls könne die Existenzgrundlage von Millionen der ärmsten Men-schen der Welt irreparable Schä-den nehmen. „Führungskompetenz zu demonstrieren, ist für die G20 von entscheidender Bedeutung,

insbesondere in dieser wirtschaft-lich schwierigen Zeit. Auf den bei-spiellosen Fortschritten im Ge-sundheitswesen und der Entwick-lungshilfe, die im vergangenen Jahrzehnt erzielt wurden, müssen wir weiter aufbauen”, so Gates.

Zusagen auch einhalten

„In den kommenden Jahrzehnten müssen wir noch größere Fort-schritte erzielen, um die Lebens-umstände der ärmsten Menschen der Welt weiter verbessern zu können.” In seinem Bericht unter-strich Gates die Notwendigkeit für reiche Länder, sich weiter selbstlos

zu zeigen und ihren Zusagen in der Entwicklungshilfe nachzukommen. Diese würden im Allgemeinen etwa ein bis zwei Prozent des gesamten Budgets einer Regierung ausma-chen. Um zusätzliche Gelder für die Entwicklungshilfe zu generie-ren, schlug er den G20-Ländern eine Finanztransaktionssteuer, die Erhöhung der Tabaksteuern oder Steuern auf Kerosin und Schiffs-treibstoff vor.

Zuvor hatte Gates auf seinem Blog geschrieben: „Ich bin sehr aufgeregt, dass ich eine Chance habe, zu der wachsenden Erkennt-nis innerhalb der G20-Länder bei-zutragen, dass ihr Wohlstand da-von abhängt, dass sie helfen, die Lebensstandars für die weltweit Ärmsten anzuheben.”

Der Microsoft-Gründer sprach auf Einladung von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy als ers-ter Privatmann auf dem G20-Gip-fel. (rk)

rif-Group Welt-Pionier

Fairtrade onlineWien. Österreich hat einen Pionier: Als erstes Unternehmen weltweit vertreibt die rif group Fairtrade-Produkte aus Schwellenländern über Online-Stores. Man verkauft handwerklich gefertigte Produkte aus aufstrebenden Schwellenlän-dern via ECommerce in Europa: Ledertaschen, Tonschalen, Kera-mikkochgeschirr. Dadurch will man die lokale Wirtschaft stärken und soziale Bildungsprojekte vor Ort unterstützen.

Das erste Projekt zielt auf Ma-rokko, die wirtschaftlich stärks-te Nation Afrikas. Verkauft wird über den Amazon-Webshop. Zum Weihnachtsgeschäft wird eine be-schränke Produktpalette von zehn bis 15 Artikeln angeboten, nämlich handgefertigte Leder-, Textil- und Keramikwaren. (rk/ag)

Veränderung macht Lust

Ethik-KonferenzWien. Das „Forum der Führungs-kräfte“ veranstaltet am 29. No-vember im Gebäude der RZB eine Ethik-Konferenz unter dem Titel „Veränderung. Macht. Lust“. Als Plattform für einen intensiven Austausch von Erfahrungen mit den Referenten und untereinander will die Veranstaltung kraftvolle Impulse und eine tiefere Klarheit für ihre Führungsverantwortung in einem immer unberechenbareren Umfeld geben. Anmeldung unter [email protected] (rk/ag)

Finanztransaktionssteuer und Erhöhung der Tabaksteuer auf der Agenda.

Bill Gates am G20-Treffen: stärkerer Einsatz für Entwicklungsprojekte.

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Ex-Caritas-Präsident Helmut Schüller spricht auf der Ethik-Konferenz.

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Page 5: medianet CSRnet

COMPANY NEWS CSRnet – VFreitag, 25. November 2011

Solaranlage Das Investitionsvolumen beträgt 4,4 Millionen Euro, der jährliche Stromertrag soll bei 2,5 Millionen schadstofffreien kWh liegen

Erste Bank finanziert die Nr. 1Oberzeiring. Die Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen setzt auf alternative Energien: Die vom Unternehmen finanzierte Fotovol-taikanlage der „ImWind“-Gruppe im Tauernwindpark Oberzeiring ist nach einer Rekordbauzeit von nur zwei Monaten seit Ende Okto-ber am Netz. Das Investitionsvolu-men betrug 4,4 Mio. €.

Die niederösterreichische Im-Wind Gruppe ist seit 1995 auf Er-neuerbare Energieprojekte in den Bereichen Windkraft, Wasserkraft und Fotovoltaik spezialisiert.

700 Haushalte versorgt

Die Anlage steht im Tauern-windpark Oberzeiring (Bezirk Ju-denburg). Sie soll einen jährlichen Stromertrag von 2,5 Mio. schad-stofffreien kWh liefern.

Mit dieser Energie können mehr als 700 Haushalte versorgt wer-den; gleichzeitig werden so rund

2.000 t CO2 pro Jahr eingespart.„Die Erste Bank möchte mit der

Kreditfinanzierung der größten Fotovoltaikanlage Österreichs neue Zeichen setzen und wird wei-terhin im Bereich erneuerbare und alternative Energie gute Projekte finanzieren”, erklärt der Firmen-kundenvorstand der Erste Bank, Peter Bosek.

Öko-Gesetz macht’s möglich

Die Errichtung dieser Anlage wurde erst durch das neue Öko-stromgesetz möglich. Johannes Trauttmansdorff, Vorstand der ImWind Gruppe: „Endlich haben

wir in Österreich ein nachhaltiges Ökostromgesetz, das Stabilität für einen längeren Zeitraum garantiert. Wir werden in den nächsten drei bis fünf Jahren in Österreich wei-tere 400 Millionen Euro investieren und somit 500.000 Menschen mit heimischem und sauberem Strom versorgen.“

Die ImWind Gruppe errichtete bereits 2002 den seinerzeit als un-realisierbar geltenden „höchsten Windpark der Welt“, den Tauern-windpark in Oberzeiring auf rd. 1.900 m Seehöhe. Auch damals hat die Erste Bank die Kreditfinanzie-rung mit 20 Mio. € übernommen. (rk)

Das größte Fotovoltaikkraftwerk Österreichs ist seit Oktober in Betrieb.

Verso bietet Problemlöser

CSR-SoftwareLandsberg. Die deutsche Tochter der finnischen Verso hat eine neue Software entwickelt, die es Un-ternehmen erleichtern soll, ihre CSR-Aktivitäten umzusetzen. Der Dienstleistungsanbieter im Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) hat eine innovative Lösung entwickelt, um Informationen über das verantwortungsvolle Handeln von Unternehmen erstmals wirklich nutzbar zu machen. Das System ist besonders anwenderfreundlich und ressourcenschonend, so das Unternehmen. Die Verso Germany GmbH ist ein Tochterunternehmen der finnischen Verso Globe Oy. Das Konzept wurde in Zusammenarbeit mit führenden Instituten, Universi-täten und Experten entwickelt und bereits an über 50 Pilotunterneh-men erfolgreich getestet. (ag/rk)

Die von der Erste Bank finanzierte Anlage kann 700 Haushalte mit Strom versorgen.

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Verbund Pumpspeicher

Grüne BatterieWien. Die Speicherung der Strom-mengen, die Wind-, Wasser und Solarkraft erzeugen, um sie für Spitzenstrom zu nutzen und ih-re Schwankungen auszugleichen, ist eine der großen Herausforde-rungen. Dies kann mit sogenann-ten Pumpspeicherwerken, in die Wasser mittels Ökostrom hochge-pumpt und dann zur Energieerzeu-gung bei Bedarf abgepumpt wird, gelöst werden. Der Verbund ist in diesem Bereich federführend und will Österreich als „Grüne Batte-rie“ Europas verankern. So liefern zum Beispiel die Malta-Kraftwerke schon jetzt Spitzenstrom, der nach Deutschland verkauft wird.

Das Kölner Beratungsunterneh-men Frontier Economics analy-sierte im Auftrag von Verbund die Rahmenbedingungen für Pump-speicher in Österreich und sei-nen Nachbarländern. Die Studie untersucht den Stellenwert von Pumpspeichern im Verhältnis zu anderen Speichertechnologien. Ein Fokus der Studie liegt in der Bewertung von Flexibilität aus österreichischen Pumpspeichern, betreffend deren ökonomischen und ökologischen Nutzen. (ag/rk)

Page 6: medianet CSRnet

Wien. Michael Fembek sprach mit Verkehrsministerin Doris Bures über Klimawandel, E-Mobilität und die Bahn.

CSRnet: Dass der Klimawandel Rea- lität ist, daran zweifeln immer we-niger Menschen. Eher umstritten ist aber, was dagegen wirklich nutzt. Österreich setzt beispielsweise auf die E-Mobilität. Was stimmt Sie optimistisch, dass E-Fahrzeuge in absehbarer Zukunft einen posi-tiven Beitrag leisten werden?Doris Bures: E-Mobilität ist nicht die Lösung aller Klimaprobleme, aber ein wesentlicher Beitrag da-zu. Der Verkehr verursacht den Kli-mawandel mit – neben der Land-wirtschaft, der Industrie und dem Hausbrand. Was die E-Mobilität betrifft: Die größte und leistungs-

stärkste E-Mobilitätsflotte gibt es ja schon, es sind die ÖBB und die Privatbahnen. Sie werden in Zu-kunft noch mehr für eine effiziente und umweltfreundliche Mobilität von Personen und Gütern sorgen. Im Individualverkehr setzt Öster-reich auf alle Beiträge der Effizi-enzsteigerung, einerseits auf die Verbrauchssenkung bei Verbren-nungsmotoren, andererseits auf E-Mobilität.

Mein Ministerium fördert diese Zukunftsentwicklungen. Die ‚Leuchttürme der E-Mobilität‘ erforschen dieses Thema ganzheit-lich auf Ebene der Nutzer, der Fahr-zeuge, aber auch der Infrastruktur. Mittelfristig werden Hybridfahr-zeuge mit hocheffizienten Verbren-nungsmotoren und Brennstoffzel-len, aber auch reine Batteriefahr-zeuge den CO2-Ausstoß senken.

Günstigere E-Fahrzeuge

CSRnet: Ein Argument gegen einen raschen ‚Siegeszug‘ der E-Mobilität ist der noch immer pro-hibitiv hohe Preis der Pkws. Sind angesichts dessen die angestrebten Ziele – etwa von Austrian Mobile Power – realistisch? Bures: Natürlich sind Elektro-fahrzeuge heute noch teuer. Der Preis wird sich aber – wie bei al-len neuen Technologien – durch Wettbewerb am Markt entwickeln. Derzeit arbeiten alle großen Kfz-Konzerne an E-Modellen. Elektro-fahrzeuge werden kontinuierlich günstiger werden. Mein Ziel ist es, dass im Jahr 2020 20 Prozent der

Neuzulassungen Hybrid- oder Bat-teriefahrzeuge sind; ein guter Teil dieser neuen Technologien soll aus Österreich kommen. Dazu tragen die Förderungen des BMVIT maß-geblich bei.CSRnet: Ein weiterer Einwand gegen die Forcierung von Elektri-zität in der Infrastruktur besteht darin, dass es noch lange an aus-reichenden Stromspeichern fehlen wird und daher parallel zu Wind oder Wasserkraft weiterhin andere – nicht nachhaltige – Kraftwerke gebaut werden müssen. Wie sehen Sie das?

Bures: Speicher sind nur ein Ele-ment der Lösung, hier sind wir in Österreich als Alpenland in ei-ner privilegierten Situation. Spei-chertechnologien sind aber nur eine Möglichkeit, um dem fluk-tuierenden Energieanteil aus So-lar- und Windkraft zu begegnen. Wir arbeiten derzeit intensiv an einem Förderprogramm und an internationalen Kooperationen an der Entwicklung von Smart Grids- Lösungen zur effizienten Integra-tion erneuerbarer Energien in die Elektrizitätsnetze.

CSRnet: Ein klares Ziel aller Klima-schutzmaßnahmen muss der be-vorzugte Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, insbesondere der Bahn, sein. Und um einen Steu-erungseffekt zu erzielen, müsste darin stärker als in den Ausbau des Individualverkehrs investiert werden. Setzt Österreich eindeutig solche Prioritäten?

Bures: Ja, eindeutig. Der Bund in-vestiert bis 2016 doppelt so viel in die Bahn wie in die Straße. Die Pri-orität ist klar gestellt, ich will die Bahn modernisieren und noch at-traktiver machen. Die kann nämlich heute nur eingeschränkt mithalten, da die meisten Bahnstrecken noch aus der Zeit der Monarchie stam-men, während die Straßen in den Wirtschaftswunderjahren massiv

ausgebaut wurden. Vergleichen Sie zum Beispiel die Fahrzeiten der Südbahn mit der Südautobahn zwi-schen Wien und Graz. Da kann die Bahn noch nicht mithalten – noch nicht, denn entlang der Südstrecke wird gerade fleißig gearbeitet. Die Fahrzeiten werden sich dort deut-lich verringern. Man ist ab dem Jahr 2024 in nur 1:45 Stunden von Wien aus in Graz.

CSRnet: Aufgrund der Budget- nöte wurden einige Bahnaus-bauten nach hinten verlegt. Ist der jetzige Ausbauplan abgesichert?Bures: Die neue Prioritätenreihung wurde im Herbst 2010 abgeschlos-sen und im neuen ÖBB-Rahmen-plan 2011-2016 festgeschrieben. Dieser Rahmenplan wurde am 1.2.2011 im Ministerrat verabschie-det und ist voll gültig.

CSRnet: Ganz konkret, was kön-nen sich Bahnkunden in den Jahren 2012 bis 2015 an Verbes-serungen erwarten? Wo gibt es schnellere Verbindungen, wo an-genehmere Züge, wo mehr Kapa-zitäten oder verbesserte Umstiegs-möglichkeiten?Bures: Viele wichtige Bahnhöfe werden fertig und das spüren die Menschen als erstes, wenn sie die-se neuen Eintrittstore nutzen kön-nen. So wird Ende November 2011 der neue Westbahnhof und der Bahnhof Melk fertig, weiters wer-den zwischen 2012 und 2015 wei-tere 90 Bahnhöfe wie die Haupt-bahnhöfe in Wien, Salzburg und Graz, Leibnitz, Attnang-Puchheim, Strasshof, Hohenems, etc. fertig- gestellt. Ende 2012 werden große Verkürzungen der Fahrzeit auf der Westbahn spürbar, dann werden die Fahrgäste von Wien nur mehr 2:25 Stunden nach Salzburg brau-chen, statt 2:45 Stunden heute.

Auf die Schiene ab Werk

CSRnet: Der Güterverkehr auf der Bahn hat nie wirklich gegriffen

und scheint in den letzten Jahren noch mehr an Terrain zu verlie-ren, sichtbar geworden durch die hohen Verluste der ÖBB in diesem Bereich. Werden Sie hier Impulse setzen, um die – von Menschen wie Umwelt wohl gleichermaßen gewünschte – Verlagerung auf die Schiene zu erreichen? Über Steuern und Förderungen wäre es ja rela-tiv einfach, diesen gewünschten Steuerungseffekt zu erzielen. Bures: Wir sind im Güterverkehr im Spitzenfeld in Europa, mehr als 30 Prozent der Güter werden in Öster-reich mit der umweltfreundlichen Bahn transportiert, im EU Schnitt sind es nur 15 Prozent. Wir wollen aber noch besser werden. Meine langfristige Zielvorgabe lautet: 40 Prozent nach dem Ausbau der gro-ßen Achsen. Der Bahngüterverkehr ist stabil, die Privaten Bahnunter-nehmen haben bereits rund 20 Pro-zent. Dieser Spitzenplatz liegt nicht zuletzt am Anschlussbahnförder-programm für Unternehmen, das

wir auch in Zukunft weiterführen wollen, da hier der Verkehr gleich ab Werk auf die Schiene kommt.

CSRnet: Auch die Asfinag hat ein Instrumentarium zur Verfügung, um die Umweltbelastung zu redu-zieren, wie verbesserte Straßenbe-läge, Verkehrsmessung/Stauredu-zierung, Vorschriften für Lkws, etc. Setzt man hier zukünftig neue Impulse?Bures: Wir haben zum Beispiel im Lkw-Verkehr ein Mautsystem, das Lkws mit geringeren Schad-stoffwerten bevorzugt. Die Asfi-nag misst außerdem bereits heute Verkehrslage, Fahrbahnzustand, Wetter und Umfelddaten (Lärm- und Schadstoffe) und leitet daraus flexibel und anlassbezogen Ge-schwindigkeitslimits, Überholver-bote, Warnungen und Informati-onen für die Fahrer ab.

CSRnet: Was würden Sie, Frau Bundesminister, als ganz beson-deren Erfolg am Ende der Legisla-turperiode im Bereich Klimaschutz und Infrastruktur sehen?Bures: Ganz eindeutig, das größ-te Modernisierungsprogramm der Bahn seit der Gründerzeit vor über 100 Jahren und damit die Grund-lage für noch mehr wirkungsvolle Elektromobilität gelegt zu haben.

Bereits heute werden durch den Bahnverkehr jährlich rund 3,4 Mio. Tonnen CO2 eingespart, nach Umsetzung unseres großen Infra-strukturausbaus im Rahmen des Zielnetzes 2025+ kommen noch 30 Prozent dazu.

VI – CSRnet CSR:INTERVIEW Freitag, 25. November 2011

Interview Verkehrsministerin Doris Bures zu Klimawandel, Individualverkehr, E-Mobilität und den Österreichischen Bundesbahnen

„Größte und leistungsstärkste E-Mobilitätsflotte gibt es schon!“

INTERVIEW: MICHAEL FEMBEK

Der Bund investiert bis 2016 doppelt so viel in die Bahn wie in die Straße – sie soll modernisiert und noch attraktiver werden.©

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Verkehrsministerin Doris Bures: „Durch den Bahnverkehr werden schon heute 3,4 Millionen Tonnen CO2 eingespart.“

„Der Verkehr verur-

sacht den Klimawandel

mit. E-Mobilität ist

nicht die Lösung, aber

ein wichtiger Beitrag

dazu. Wir fördern diese

Zukunftsentwicklung.“

DORIS BURES

VERKEHRSMINISTERIN

„Mehr als 30 Prozent

aller Güter werden

in Österreich mit der

umweltfreundlichen

Bahn transportiert

– im EU-Schnitt sind

es nur 15 Prozent.“

DORIS BURES

„Das größte Moderni-

sierungsprogramm der

Bahn seit der Gründer-

zeit wäre ein besonde-

rer Erfolg am Ende der

Legislaturperiode.“

DORIS BURES

Page 7: medianet CSRnet

COMPANY NEWS CSRnet – VIIFreitag, 25. November 2011

Aktionsplan Brüssel hat eine neue Strategie für die soziale Verantwortung der Unternehmen entwickelt, die bis 2014 umgesetzt werden soll

Noch große HerausforderungenBrüssel. Die soziale Verantwortung der Unternehmen ist auch der EU ein Anliegen: Durch CSR können die Unternehmen erheblich zur Verwirklichung der im EU-Vertrag angestrebten Ziele, eine nachhal-tige Entwicklung und eine äußerst wettbewerbsfähige soziale Markt-wirtschaft, beitragen.

CSR untermauert auch die Ziele der „Strategie Europa 2020“, näm-lich intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum sowie das angestrebte Beschäftigungsziel von 75%.

Vertrauen wiederherstellen

Die Kommission erneuert ihre Anstrengungen zur CSR-Förderung jetzt – auch, weil die Wirtschafts-krise und ihre sozialen Folgen das Vertrauen in die Wirtschaft er-schüttert haben.

Auf mittlere und lange Sicht sollen günstige Bedingungen für

nachhaltiges Wachstum, verant-wortungsvolles unternehmerisches Verhalten und die Entstehung dau-erhafter Arbeitsplätze geschaffen werden.

Die Kommission nimmt sich ins-gesamt 30 Maßnahmen vor, um CSR in der EU voranzutreiben.

Klingeln im Körberl mit CSR

So soll CSR nicht nur durch Prei-se, sondern auch durch die Märk-te stärker belohnt werden: Die Kommission beabsichtigt, soziale und ökologische Erwägungen im Rahmen der 2011 vorgenommenen Überarbeitung der Vergabericht-

linien verstärkt in das öffentliche Auftragswesen einfließen zu las-sen, ohne dass dadurch zusätz-licher Verwaltungsaufwand für Behörden oder Unternehmen ent-steht und ohne den Grundsatz der Auftragsvergabe an den Bieter mit dem wirtschaftlich vorteilhaftes-ten Angebot zu untergraben.

Außerdem soll die Bedeutung von CSR-Strategien hervorgehoben werden.

Die Kommission fordert auch alle großen europäischen Unternehmen auf, sich bis 2014 zu verpflichten, bestimmte Regelwerke bei der Ent-wicklung ihres CSR-Konzepts zu berücksichtigen. (rk)

EU-Vormachtstellung im Bezug auf CSR soll weltweit ausgebaut werden.

NOAN Mit Olivenöl helfen

FeinschmeckerAthen. NOAN Olive Oil ist ein rein-sortiges (Amfissa) Bio-Olivenöl aus Griechenland. Garantierte 10% des Umsatzes und der gesamte Rein-erlös aus dem Verkauf werden all-jährlich ausschließlich in Bildungs-projekte gespendet. So will man ein soziales Perpetuum Mobile schaf-fen. Mindestens 50% des Erlöses werden im Absatzmarkt, in dem er erwirtschaftet wurde, für Kinder-hilfe gespendet. Der verbleibende Erlös geht in einen überregionalen Topf, mit dem Kinderprojekte in Ländern unterstützt werden, wo voraussichtlich kein oder gerin-ger Erlös mit NOAN Olive Oil er-zielt wird. Im Vorjahr unterstützte NOAN zwei Kinderbildungspro-jekte in Österreich und Nordindien; heuer kommen die Schweiz und in Deutschland dazu. (ag/rk)

EU-Kommission hat sich einen neuen Marschplan zur Umsetzung von CSR gegeben.

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Schwimmendes E-Werk

Strom-BojeMargarethen am Moos. Innovation aus Niederösterreich: Die Strom-Boje nutzt die kinetische Energie der freien Strömung in Flüssen oder im Meer. Es bedarf mit Aus-nahme eines unsichtbaren, tief eingebohrten Ankerstabs keiner baulichen Maßnahmen wie Däm-me oder Fischaufstiegshilfen. Die Strom-Boje greift nicht in die Na-tur des Gewässers ein und scha-det keinen Lebewesen. Seit heuer wird der dritte Prototyp mit bis zu 75 kW Leistung entwickelt. (ag/rk)

Die Strom-Boje aus NÖ ist ein schwimmendes Strömungskraftwerk.

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