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Das Magazin der VNG-Gruppe 02 | 2014 mediumgas VOLL INS SCHWARZE WAS DIE VNG-ERDGASSPEZIALISTEN IN NORWEGEN SO ERFOLGREICH MACHT UND WELCHE EHRGEIZIGEN ZIELE SIE SICH SETZEN.

Medium gas 2014.2

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medium gas - Das Magazin der VNG-Gruppe

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Das Magazin der VNG-Gruppe

02 | 2014

mediumgas

Voll ins schwarze was die VnG-erdGasspezialisten in norweGen so erfolGreich macht und welche ehrGeiziGen ziele sie sich setzen.

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impressum

medium gas Das Magazin der VNG-Gruppe | 22. Jahrgang | Ausgabe 2 | September 2014 | VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft | Braunstraße 7 | 04347 Leipzig Postfach 24 12 63 | 04332 Leipzig | Telefon +49 341 443-0 | Fax +49 341 443-2770 | www.vng.de | redaktion Unternehmenskommunikation | Verantwortliche redakteurin Mandy Nickel | Telefon +49 341 443-2045 | [email protected] | auflage 4.300 | Gestaltung, herstellung, reproduktion Militzer & Kollegen GmbH | druck sepio GmbH, Leipzig | fotos Dirk Brzoska (S. 1, 4, 8, 26–34, 37–38), EWI (S. 4), Michael Handelmann (S. 1, 2, 13, 16), Eric Kemnitz (S. 40), VNG Norge AS/Helge Hansen/Montag (S. 1, 14, 20–25, 39), Stefan Militzer (S. 18, 39), Škoda (S. 7), fotolia: Norbert Börger (S. 1), TEA (S. 5), Tomasz Trojanowski (S. 10)

26 Wissen fliegender wechsel

In Brandenburg und Sachsen lässt die ONTRAS gerade 4.000 neue Erdgasrohre für eine Leitung in die Erde. Sicherheit und Umweltschutz werden dabei großgeschrieben.

32 PORTRÄT die stadt, die die nachhaltigkeit erfand

In Freiberg wurde nicht nur der Nachhaltigkeits-begriff geprägt, sondern hier startete auch das Erdgaszeitalter. Beides – Erdgas und Nachhaltigkeit – sind für die Stadtwerke Freiberg zwei zentrale Handlungsfelder.

36 im GesPRÄch „außer Öl und Gas haben wir alle mineralischen rohstoffe.“

Für den Sächsischen Oberberghauptmann Prof. Dr. Bernhard Cramer ist das „Bergbauland Sachsen“ noch immer sehr ergiebig – immerhin liegen hier fast alle Elemente des Periodensystems in der Erde vergraben.

04 mARKTBLicK „Easy Money“ | In Etappen hoch hinaus |

Thüringen macht’s vor | Welche Farbe hat Ihre Heizung? | Mehr grün für die Stadt | Spot an!

TiTeLThemA Voll ins schwarzeWie sich VNG mit seinen erfahrenen Experten in Norwegen durch viele tausende seismische Daten arbeitet und dabei tief unterhalb der Meeresober-fläche auf Erdgas und Erdöl gestoßen ist.

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INHALT

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geologisch betrachtet und stark vereinfacht, zeigt unser Titelfoto einen Sandsteinbohrkern mit Gesteinsbruchstücken, die aus dem Jura-Erdzeitalter stammen und damit rund 150 Millionen Jahre alt sind. Zur Erinnerung: Der Jura war nicht nur die erste Blütezeit der Dinosaurier, sondern er gilt auch als eines der entscheidenden Erdzeitalter, in dem die erdöl- und erdgasspeichern-den Gesteine entstanden sind. Der Kern kommt aus einer Erkundungsbohrung, die unsere E&P-Gesellschaft VNG Norge im Frühling in der Norwegischen See niedergebracht hat. Die gelben und roten Linien wurden angezeichnet, um den Bohrkern später mit der richtigen Seite nach oben zu erkennen. Soweit die Geologie.

Man kann das Foto aber auch anders, eben emotionaler betrachten und das „Herz“ im Gestein sehen. Für uns hat der Bohrkern auf jeden Fall sein Herz am richtigen Fleck: Die Explorationsboh-rung, die ihn ans Tageslicht gebracht hat, führte zu einem unerwartet ergiebigen Öl- und Gasfund. Wir erzählen in dieser Ausgabe von diesem Bohrerfolg in Norwegen, vom Enthusiasmus unserer E&P-Experten und von den ehrgeizigen Zielen an der Erdgas-Quelle.

Mit viel Begeisterung und großem Technikverständnis sind auch die Mitarbeiter von ONTRAS unterwegs, wenn sie derzeit in Brandenburg und Sachsen auf einer Länge von gut 60 Kilome-tern eine Ferngasleitung erneuern. Wir haben die Baustelle für einen Tag besucht und unserem Erdgaslogistiker bei diesem sehr praktischen Engagement für Versorgungssicherheit über die Schulter geschaut.

Seit dem Mittelalter und bis heute steht das Erzgebirge für die sprichwörtliche sächsische Fige-lanz – die Fähigkeit Chancen zu erkennen und umgehend zu nutzen. Für uns ein Grund, die Region gleich zweimal zu besuchen. Beim ersten Mal haben wir mit dem Geschäftsführer der ansässigen Stadtwerke Freiberg über Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Energieerzeugung gesprochen. Beim zweiten Mal haben wir den sächsischen Oberberghauptmann Prof. Dr. Bernhard Cramer getroffen und ihn über „Berggeschrey“ und Rohstoffförderung im Freistaat Sachsen befragt!

In diesem Sinne: Glück auf und viel Spaß bei der Lektüre.

Liebe Leserinnen und Leser,

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Bernhard Kaltefleiter, Direktor Unternehmenskommunikation

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1 Erdgasfahrzeuge sind „Easy Money“, also leicht verdientes Geld. Warum?

Erdgasfahrzeuge sind für den Verbraucher bereits bei unterdurchschnittlichen Jah-reslaufleistungen vorteilhaft gegenüber konventionellen Antrieben. Bei der Mittel- und Kompaktklasse gilt dies sogar bereits vor dem ersten gefahrenen Kilometer. Bei Kleinwagen stellt sich dieser Vorteil ab jährlich 7.000 gefahrenen Kilometern ein. Die Gründe hierfür sind Steuerbe-günstigungen bei Kfz- und Energie steuer sowie vergleichsweise niedrige Kraftstoff-kosten.

2 Ein weiteres Ergebnis der Studie: Erd-gasfahrzeuge sind die kosteneffizientes-ten CO2-Vermeider. Was heißt das?

Das bedeutet, dass Erdgasfahrzeuge günstiger CO2-Emissionen vermindern können als andere CO2-arme Antriebs-technologien wie Elektro- oder Hybrid-fahrzeuge.

„Easy MonEy“

„Mit Erdgas richtig HEizEn.“

Der erdgasantrieb rangiert nicht nur wirtschaftlich vor anderen Antriebsarten, sondern ist auch die kostengünstigste Technologie im Verkehrssektor, um cO2 zu vermeiden. Das ist die Quintessenz einer studie vom energiewirtschaftlichen institut (eWi) im Auftrag vom erdgas mobil e. V. medium gas hat beim eWi nachgefragt.

3 Wie kosteneffizient sind sie denn?

Der gesamtwirtschaftliche Vorteil – die CO2-Minderung bei gleichzeitiger Kosten-ersparnis gegenüber konventionellen Pkw – ergibt sich bereits bei einer Jah-resfahrleistung von 17.000 km. Andere Technologien haben dagegen sehr hohe Laufleistungen. Bei Hybrid-Pkw liegt die ökologische Wirtschaftlichkeitsschranke bei 45.000 km pro Jahr, bei Elektro-Pkw sogar bei über 100.000 km.

4 Auf welcher Grundlage basiert die Berechnung?

Unsere Berechnungen stützten sich auf das Konzept der CO2-Vermeidungskosten. Damit kann eine Technologie hinsichtlich ihrer Emissionseinsparung und Kosten mit einer Referenztechnologie – in diesem Falle konventionell angetriebene Fahr-zeuge – verglichen und bewertet werden. Die Vermeidungskosten geben Auskunft über die monetären Kosten der Emissions-vermeidung.

5 Wenn Erdgasfahrzeuge so wirtschaft-lich und CO2-freundlich sind, warum fah-ren dann nicht viel mehr auf den Straßen?

Wir haben insbesondere zwei Aspekte identifiziert: Erstens erschwert die unein-heitliche Preisausweisung an Tankstellen den Preisvergleich für den Verbraucher. Erdgas wird in Kilogramm angegeben, Benzin und Diesel bekanntlich in Litern. Zweitens werden dem Verbraucher die sogenannten „sozialen Kosten“ nicht sichtbar, die durch die vergleichsweise hohen CO2-Emissionen eines konventio-nellen Fahrzeugs entstehen. Folglich gibt es keinen Anreiz, in Fahrzeuge mit gerin-gem CO2-Ausstoß zu investieren.

6 Ein Lösungsvorschlag?

Eine einheitliche Preisausweisung sowie die Einbeziehung des Straßenverkehrs-sektors in den CO2-Zertifikatehandel wären mögliche Ansätze, um den volks-wirtschaftlich optimalen Einsatz von Erd-gasfahrzeugen herbeizuführen.

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MARKTBLICK

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in eTAPPen hoch hinaus.

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Die Friedliche Revolution und der mauerfall vor 25 Jahren ermöglichten der VnG den Wandel vom volkseigenen Betrieb in eine Aktiengesell-schaft. ein Blick auf die wichtigsten etappen der letzten 25 Jahre.

Ausgliederung ONTRAS und VGS

Start für einen Speicherneubau

VNG wird Erdgas pro­duzent in Norwegen

Neu in der VNG-Gruppe: ONTRAS und VNG Norge

VNG gründet IT-Tochter ECG

Stadtgasära beendet

Erster Liefervertrag mit Norwegen

Großer Öl- und Gasfund in Norwegen

Mit der Ausgliederung des Transport- und des Speichergeschäfts-bereiches setzt die VNG die Anforderungen des Energiewirtschafts-gesetzes um. Sie sehen eine Trennung beider Bereiche von anderen Tätigkeitsbereichen der Energieversorgung vor.

Das Konsortium zur Errichtung des UGS Katharina wird im Mai 2009 von VNG, GAZPROM Export und GAZPROM Germania gegründet. Seit Sep-tember 2013 gehört auch die VNG Gasspeicher GmbH dazu. Endgültig fertig sein soll der neue Speicher im Jahr 2024, dann hat er ein Spei-chervolumen von mehr als 600 Mio. m3.

Im Sommer schließt die VNG Norge ihre Erkundungsbohrungen im Pil- und Bue-Prosepkt in der Lizenz PL 586 unter eigener Betriebsführung ab. Die Ergebnisse lassen auf ein vielversprechendes Ressourcenpoten-zial schließen. Der Fund liegt circa 33 Kilometer südwestlich des Njord-Feldes. VNG Norge ist mit 30 Prozent an der Lizenz beteiligt.

VNG erwirbt die Anteile an der Endeavour Energie Norge und verschmilzt sie wenig später mit ihrer bereits 2006 gegründeten VNG Norge.Gegenwärtig ist die VNG Norge an den produzierenden Feldern Draugen, Brage, Njord und Hyme beteiligt.

VNG gründet die Tochtergesellschaften ONTRAS und VNG Norge. ONTRAS betreibt und vermarktet das 7.200 km langen Ferngasleitungsnetz in Ostdeutschland. VNG Norge ist verantwortlich für die Eigenförderung von Öl und Gas des Konzerns. Beide Unternehmen sind heute zentrale Bestandteile der VNG-Wertschöpfungskette.

In Leipzig erlischt die letzte Stadtgasflamme. Damit war die Umstellung von Stadtgas auf Erdgas in nur viereinhalb Jahren vollzogen. In den ersten zehn Jahren wurden beachtliche Umwelt-Erfolge erzielt: Der Anteil von Kohleheizungen ging von 73 % in 1990 auf sechs Prozent in 2000 zurück, die CO2-Emissionen sanken in dieser Zeit um über 50 %.

VNG unterschreibt 1993 den ersten Liefervertrag für norwegisches Erdgas. Seit dem Lieferbeginn 1996 wurden mehr als 55 Mrd. m3 Erdgas aus Norwegen an die VNG geliefert.

Die ECG Erdgas-Consult GmbH (ECG) agiert seit 2000 in deutschland- und europaweiten Projekten in der Energieversorgungsbranche und hat sich als spezialisierter Anbieter von Software-, Beratungs- und Prozessdienstleistungen etabliert.

1993

1995

2006

2000

2009

2009

2012

2014

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bis 2019 A ++ – G

ab 2019 A+

++ – D

A

c

D

e

F

G

B

KLimAschOnenDes eRDGAsVeRBRennT WeniGeR cO2

Spezifische CO2-Emissionenfossiler Energieträger in kg CO2/kWhQuelle: BMU 2005

WELCHE FARBE HAT IHRE HEIZUNG?

Was man von Elektrogeräten bereits kennt, wird zukünftig auch für die Heizung zum Standard – das farbige Energielabel, das den Energieverbrauch kennzeichnet. Ab September 2015 müssen alle Heizkessel und Warmwasserbereiter mit einer Heiz-leistung bis 70 kW bzw. alle Warmwasser-speicher bis 500 Liter mit einer Farbskala von Grün bis Rot und der Effizienzklasse versehen werden. Auch größere Anlagen (bis 400 kW thermisch) und Speicher (bis 2.000 Liter) müssen gekennzeichnet wer-den, unter anderem mit den Werten zu Energieverbrauch, Stickoxid-Emissionen und Schallpegel. Die Skala reicht zunächst von A++ bis G. Ab 2019 wird das Spektrum nach unten verringert und nach oben erweitert. A+++ ist dann die energiesparendste Wahl. E, F und G entfallen.

Ein Klimaschutz- und Energiewende-ziel hat Deutschland klar vor Augen:

Zwischen 2008 und 2020 müssen die CO2-Emissionen um 203 Mio. Tonnen pro Jahr sinken. Fast 50 Prozent dieser Einsparung soll der Wärmemarkt bei-steuern – durch Maßnahmen an der Gebäudehülle, durch eine verbesserte

In die Farbskala-Klassen werden die Heiz-technologien an Hand der jahreszeitbe-dingten Raumheizungs-Energieeffizienz eingeordnet. Hier erreichen die Erdgas-Geräte hohe Gesamtnutzungsgrade und damit auch beste Werte. Rund 40 Prozent der Nebenkosten im Haushalt müssen für Heizung und Warm-wasserbereitung aufgewendet werden. Gerade deshalb sollten hier effiziente Anlagen zum Einsatz kommen.

Anlagentechnik oder durch Erneuerbare Energien. Bei der Umsetzung dieser ehr-geizigen CO2-Einsparziele spielt Erdgas eine entscheidende Rolle. Es ist die mit Abstand vielseitigste Energiequelle und kann in allen Segmenten der Energiever-sorgung genutzt werden, also sowohl für den Wärme- und Strommarkt als auch im Mobilitäts sektor. Moderne Erdgasheizun-gen, allen voran die Brennwerttechnik, nutzen den Brennstoff zu fast 100 Prozent und sind damit die effizienteste Heiztech-nologie überhaupt.Sie arbeiten bis zu 40 Prozent wirtschaft-licher als konventionelle Heizungen und bieten damit nicht nur größere Einspar-möglichkeiten beim CO2, sondern auch beim Energieverbrauch. Außerdem las-sen sie sich mit erneuerbaren Energien,

THüRINGEN MACHT ’ S VOR

unter anderen mit Solar und Erdwärme, kombinieren. Und auch im Hinblick auf die Kosten ist Erdgas im Vorteil: Viele erdgasbetriebene Heiztechnologien sind seit Jahren auf dem Markt – und das zu günstigen Preisen.In Thüringen haben die Klima- und Kos-tenvorteile von Erdgas auf jeden Fall schon überzeugt. Im Freistaat ist jüngst eine Umstellungsinitiative angelaufen, in deren Zuge in den nächsten fünf Jahren bis zu 10.000 Haushalte neu ans Gasnetz angeschlossen werden sollen. 25 Städte, vor allem im ländlichen Raum, wurden dafür ausgewählt. mehr informationen zu dieser Initiative gibt es in der nächsten Ausgabe von medium gas, die im Dezember erscheint.

MARKTBLICK

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Sie haben Fragen zum Energielabel für Heizungen?Sandro PautzTelefon +49 341 443-2370 [email protected]

Ansprechpartner

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Plaußig-Portitz

Grünau

Lausen

PortitzThekla

Mockau-Nord

Mockau-Süd

Schönefeld-Abtnaundorf

Schönefeld-Ost

Gohlis-Nord Eutritzsch

Gohlis-MitteMöckern

Wahren

Lützschena-Stahmeln

Böhlitz-Ehrenberg

Schlobachshof

Burghausen

Leutzsch

Alt-Lindenau

Lindenau

NeulindenauGrünau-Ost

Grünau-Nord

Miltitz

Grünau-Siedlung

Lausen-Grünau

Grünau-Mitte

Kleinzschocher

Knautkleeberg

Großzschocher

Schleußig

Leipzig Südvorstadt

Leipzig Zentrum-West

Leipzig Zentrum-Südost

Leipzig Zentrum-Süd

Leipzig Zentrum-Nordwest

Neustadt-Neuschönefeld

Leipzig Zentrum-Ost

Anger-Crottendorf

Reudnitz-Thonberg

Volkmarsdorf

Sellershausen-StünzPaunsdorf

Heiterblick

Sommerfeld

Engelsdorf

Mölkau

Zweinaundorf

Baalsdorf

Stötteritz

Probstheida

Holzhausen

Dölitz-Dösen

Connewitz

Marienbrunn

Lößnig

Meusdorf

Leipzig Zentrum-Nord

Gohlis-Süd

Leipzig

Plagwitz

Torgauer Straße

Theo

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Heu

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traß

e

Geithainer Straße

Som

mer

feld

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Baals

dorfe

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Althener Straße

Torg

auer Stra

ße

Dresdner Straße

Prager Straße

Prager Straße

Richard Lehmann Straße

Arno-Nitzsche-Straße

An der Tabaksmühle

Permoser Straße

Adenauer Allee

Maxim

ilianallee

Georg-Schumann-Straße

Gerberstraße

TröndlinringWilly-Brandt-Platz

Geo

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Augu

stus

plat

z

Roßplatz

Ranstädter Steinweg

JahnalleeMerseburger Straße

Merseburger Straße

Scho

mbu

rgks

traße

Lyoner Stra

ße

Kiewer Straße

Lützner Straße

Wundtstraße

Har

kort

stra

ße

Karl-

Lieb

knec

ht-S

traß

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Kurt-Eisner-Straße

Augu

st-B

ebel

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aße

Rack

witz

er S

traße

citigo-FAKTen

OPTIK außen sportlich, innen prak-tisch UMWELT-freundlichstes Auto mit EU-Effizienzklasse A+ KRAFT-STOFFKOSTEN 3,19 € pro 100 km SCHNELLIGKEIT ganz schön flott mit bis zu 164 km/h KOMFORT ergono-mische Sitze und viel Stauraum REICHWEITE mit Erdgas-Benzin-Kombination 620 km

FLinK unD WeiTReichenD

Mit 68 PS bringt es der „grüne“ Flitzer auf bis zu 164 km/h. Eine leichte Len-kung und ergonomische Sitze sorgen für ein angenehmes Fahrgefühl. Einzig der Dreizylindermotor wirkt relativ laut. Der 12 kg Erdgastank reicht für bis zu 400 km bei sparsamer Fahrweise. Ein zusätzlicher 10 l Benzintank bringt weitere 220 km bis zum nächsten Tank-stopp.

KLein ABeR OhO!

Selbst die engste Parklücke passt: Der Citigo G-TEC ist mit seinen kompakten 3,56 m Länge perfekt für städtische Verkehrslagen. Trotz winziger Außen-maße, ist der Innenraum riesig. Er bie-tet viel Platz für alle Insassen, clevere Ablagemöglichkeiten und einen Koffer-raum, der sich bis auf 900 l Volumen vergrößern lässt.

KRAFTsTOFFWunDeR

Das erste erdgasbetriebene Modell des Tsche-chischen Automobilherstellers überzeugt vor allem durch seinen besonders geringen Verbrauch. Nicht umsonst wurde es vom Ver-kehrsclub Deutschland (VCD) als umwelt-freundlichstes Auto ausgezeichnet. 2,9 kg pro 100 km sind ein fast schon unschlagbarer Wert, den allenfalls noch das Erdgasmodell des VW up! erreicht. Ebenso unschlagbar: Die Kraft-stoffkosten von rund 3,19 € auf 100 km liegen um die Hälfte niedriger als bei der vergleich-baren Benzinvariante.

MEHR GRüN FüR DIE STADTŠKODA Citigo CNG überzeugt als umweltfreundlichster Kleinstwagen

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SPOT AN!Das Leuchtgaszeitalter ist längst vorbei. Und doch hat mancherorts die Gaslaterne noch

überlebt. Denn nicht überall gewinnen rationale Energiesparprogramme gegenüber der

„Jahrhundertwende-Gemütlichkeit“.

MARKTBLICK

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Text Melanie Herber

Das weckt Erinnerungen: Ein fünfarmiger Kandelaber aus längst vergangener Zeit hüllt die Straße in sein honiggelbes Licht. Sie brennen noch immer, die Gaslaternen und erhellen nicht nur die Straßen, sondern auch die Gemüter von Geschichtsliebhabern und Romantikern. Doch sie sind ein gefährdetes Stück Kultur, das aus vielen Städten zu verschwinden droht.

eine Ära neigt sich dem endeWir blicken zurück auf eine 200-jährige Geschichte: 1812 brachte der Freiberger Gelehrte Wilhelm August Lampadius die erste Gas-lampe auf dem Obermarkt in Freiberg an und entzündete sie auch probehalber. Zwei Jahre später flammten die ersten mit Stadtgas betriebenen Gaslaternen in London auf. 1814 gilt seither auch als Beginn der öffentlichen Gasbeleuchtung. Im Gegensatz zu den alten Öllampen waren die Gaslaternen sehr viel heller und dazu noch leichter zu bedienen. Schnell folgten andere Städte dem Bei-spiel der britischen Metropole und die Technik verbreitete sich über die ganze Welt. Abend für Abend liefen bei Anbruch der Dunkel heit Laternenanzünder durch die Straßen, um die Gasflamme zu entfa-chen. Ende des 19. Jahrhunderts bekam die Gaslaterne Konkurrenz durch die elektrische Glühbirne. In den Städten wurden anfangs Gas- und elektrisches Licht gleichsam betrieben und ausgebaut. Im Jahr 1937 leuchteten knapp 575.000 Gaslaternen in Deutsch-land. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges setzte sich flächendeckend jedoch mehr und mehr die elektrische Straßen beleuchtung durch. Seit den 1960er Jahren verzichteten die meisten deutschen Städte auf die Gasbeleuchtung. Heute erhellen nur noch rund 80.000 Gasleuchten die deutschen Straßen. Davon stehen über 40.000 allein in der Hauptstadt Berlin. Betrieben werden sie mittlerweile

nur noch mit umweltfreundlichem Erdgas. Einzig die Glühstrümpfe, also jene Elemente, die die Lichtquelle bilden, stammen teilweise original aus Stadtgas-Zeiten.

nostalgie oder sparzwang?Schummrig schön mögen die Gasleuchten zwar sein, ihre Energie-effizienz aber kann mit moderneren, sparsameren Techniken nicht mithalten. Eine 1.000-Watt-Gaslaterne erzeugt gerade einmal so viel Licht wie eine herkömmliche Energiesparlampe. Außerdem hat sie einen sehr geringen Wirkungsgrad, da sie mehr heizt als leuchtet. Und: Auch bei den Betriebskosten liegt die Gaslaterne gegenüber neuen LED-Lampen weit zurück, vor allem neue Glühstrümpfe sind teuer. In Berlin haben diese Effizienzdefizite vor zwei Jahren eine heftige Debatte zwischen Umweltschutz und Nostalgie, Energie-einsparung und Kulturschutz hervorgerufen – mit dem Ergebnis, dass die alten Gaslaternen jetzt schrittweise ausgetauscht werden sollen. Jüngst hat auch Frankfurt am Main entschieden, die rund 5.500 Gaslampen aus Effizienz- und Einspargründen umzurüsten.

es bleibe LichtGegen das „Aussterben“ der Gaslaternen regt sich jedoch ein hef-tiger Widerstand. In vielen Städten setzen sich Initiativen aktiv für den Erhalt der historischen Lampen ein, so auch der Verein Gaslicht-Kultur e. V. aus Berlin unter Leitung von Bertold Kujath. Er will die Berliner Gaslaternen mit regionaler und überregionaler Unterstützung vor dem Abriss bewahren. „Wegen ihrer historischen Bedeutung wurden die Berliner Gaslaternen vom World Monuments Fund im November 2013 als einziges Kulturgut Deutschlands auf die Rote Liste der weltweit am meisten gefährdeten Kulturgüter gesetzt“, erklärt Kujath. An diesen Erfolg knüpft Gaslicht-Kultur e. V. an. Mit einem Gutachten zur generellen Weltkulturerbe-Fähigkeit

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Auch die VNG AG betreibt noch 15 Gaslaternen, die das Gelände rund um das Hauptgebäude in Leipzig Nacht für Nacht in historisches Licht tauchen. Unter den Laternen befinden sich auch drei Originale von 1920.

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Er wohnt auf dem fünften Planeten und muss in immer kürzerer Folge die Laternen auslöschen und wieder anmachen: Der Laternen-anzünder aus dem Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Er glaubt an die ihm einmal gestellte Aufgabe und sieht sich ewig an sie gebunden. Gewinnen Sie eines von drei Exemplaren des Klassikers. Senden Sie eine E-Mail bis zum 15. Oktober 2014 an [email protected] | Stichwort: „Der kleine Prinz“

Ein Laternenanzünder in der Weltliteratur

will der Verein einen weiteren Schritt für den Erhalt der Laternen erreichen. „Aber der eigentliche Erfolg ist, dass es uns gelungen ist, die Berliner Gaslaterne zu einem internationalen Thema zu machen. Wir haben es geschafft, in der Öffentlichkeit im In- und Ausland ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es sich bei den Gaslaternen um ein schützenswertes kulturelles Erbe handelt“, freut sich Kujath. Inzwischen garantiert die Stadt den Erhalt von 7,5 Prozent, was etwa 3.300 Lampen entspricht.

Zeitzeugen als TouristenattraktionKultur hin oder her, finanziell verlieren die historischen Leuch-ten im Vergleich. „Die Energieersparnis beim Einsatz elektri-scher Beleuchtung liegt bei 92 Prozent“, erklärt Geschäftsführer Reiner Gebhardt vom Energieunternehmen eins energie aus Chemnitz. Die jährlichen Unterhaltskosten der Gasleuchten sind viermal so hoch, wie die der strombetriebenen. Doch auch Gaslaternen lassen sich wirtschaftlich nutzen – touristisch zum Beispiel. Städte wie Lübeck oder Boston bieten Stadtführun-

gen durch Gaslaternenviertel an. Auch Berlin setzt Zeichen: Ein Freilichtmuseum zeigt 90 Leuchten sämtlicher Epochen, die größte Sammlung weltweit. Chemnitz stellte 2012 etwa 350 Gasleuchten unter Denkmalschutz. „Gaslaternen sind histori-sche Zeugen der industriellen Zeit und gehören damit zu einem Teil unserer Geschichte hier vor Ort. Wir tragen mit dem Erhalt der Gaslaternen zum Stadtbild bei“, so Gebhardt weiter.

ein technischer Kompromiss für alleUm den Abriss aller Gaslaternen zu umgehen, die historische Optik zu erhalten und trotzdem die Stadtkasse zu schonen, hat der Chemnitzer Versorger über 700 Gaslaternen mit elektrischen Leuchten ausgestattet. In Berlin geht man einen vergleichba-ren Weg. Die historischen Laternen werden in den kommenden Jahren auf LED-Technik mit nahezu exakt dem gleichen gelbo-rangen Farbton der Gasbeleuchtung umgerüstet. 2,9 Millionen Euro hat der Senat für diesen „optimalen“ Ersatz eingeplant, der alle glücklich machen soll.

In diesem Sinne : Gut Licht ! (Kurt Tucholsky: „Der Laternenanzünder“)

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TITELTHEMA

Gashandel & dienstleistung

Gastransport

Gasspeicherung

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Die suche nach erdgas und erdöl und das Bergen der Rohstoff-schätze aus den Tiefen des meeres ist ein hightech-Geschäft. es führt durch viele tau-sende seismische Daten und harte schichten aus Gestein. Dass es dafür nicht nur technische Gerätschaft braucht, sondern vor allem auch ein Team aus tatkräftigen und erfahrenen erdgasspezialisten, das wollen wir in die-ser Ausgabe von medium gas zeigen.

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exploration & produktion

Voll ins schwarze

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Hans-Joachim Polk (P) und Atle Sonesen (S) sind zwei erfahrene

E&P-Experten, die schon mehr als 20 Jahre im Geschäft dabei sind.

Beide haben Erdöl- und Erdgastech-nik studiert, der eine im nieder-

sächsischen Clausthal, der andere im norwegischen Stavanger.

WARum hABen sie sich eiGenTLich FüR DAs

exPLORATiOns- unD PRODuKTiOns-GeschÄFT enTschieDen? (P) Ein bisschen aus Tradition, weil der Großteil meiner Familie im Bergbau und im Industriesektor tätig war. Viel ent-scheidender war wohl mein Interesse an der Technik. Ich wusste schon mit 15, dass ich Bergbauingenieur werden will. Nach dem Abitur war es dann Intuition, dass ich mich gegen das klassische Bergbaustudium und für die Erdöl- und Erdgastechnik entschieden habe.

(s) Ich bin in Stavanger geboren und auf-

gewachsen. Die Stadt gilt als Norwegens Öl- und Gashauptstadt schlechthin, die E&P-Industrie ist hier allgegenwärtig. Das prägt natürlich. Für mich war es also nicht so sehr eine emotionale, sondern vielmehr eine natürliche Entscheidung, diese Richtung einzuschlagen.

WAs FAsZinieRT sie An ihRem BeRuF BesOnDeRs?

(s) Ganz klar, die große Bandbreite an Jobmöglichkeiten in der Öl- und Gas-industrie und die Suche nach dem Unbe-kannten, die zu einem gewissen Teil in den Händen der modernen Technik liegt. Das Geschäft ist unglaublich komplex und von technologischen Entwicklungen abhängig. Die haben sich in den vergan-genen Jahren enorm gewandelt und hier wird sich auch zukünftig noch vieles bewegen. Das macht es sehr spannend.

(P) Der Mix aus Abenteuer, Stolz, Respekt und hoher Spezialisierung von Mensch und Technik. Wir arbeiten in unserem

Beruf mit Geräten, die weit draußen auf hoher See über 5.000 Meter tief in den Boden bohren können. Hier gibt es viele technische Wunderwerke vom Bohr-meißel über die Bohrmessgeräte bis hin zu ausgeklügelten Sicherheitssystemen, die die Bohrung bei Bedarf verschließen können. Gleichzeitig braucht es aber auch die hochspezialisierten Ingenieure, die die technisch aufwendigen Bohrun-gen exakt planen. Dieses Zusammen-spiel ist faszinierend.

WAs meinen sie, WeLche TuGenD isT im exPLORATiOns-

unD PRODuKTiOnsGeschÄFT Am WichTiGsTen: ResPeKT, ehRFuRchT, TATenDRAnG ODeR AusDAueR?

(P) Für mich sind zwei Dinge entschei-dend. Erstens ist es der Respekt vor dem Unbekannten, der Natur und dem Risiko, das ohne Zweifel bei jeder Boh-rung auch theoretisch immer da ist. Und zweitens, Ausdauer. Das E&P-Geschäft ist ein langwieriges. Manchmal ist man

„Dieser Spirit ist überall spürbar, das macht wirklich Spaß.“

TITELTHEMA

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ein erfolgversprechender Ölfund in Dänemark, sechs neue explorationslizenzen und ein spektakulärer Öl- und Gasfund in norwegen – das Jahr ist für die VnG norge das bisher aufregendste überhaupt. VnG-Vorstand hans-Joachim Polk und VnG norge-Geschäftsführer Atle sonesen sprachen mit uns über das Gasgeschäft an der Quelle, die Verantwortung und ehre und warum die Geowissenschaftler und Tiefbohringenieure der VnG norge mit so viel herzblut dabei sind.

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nicht beim ersten, zweiten oder drit-ten Versuch erfolgreich, sondern erst beim vierten. Hier den langen Atem zu behalten ist auch ein entscheidender Erfolgsfaktor.

(s) Auf jeden Fall Respekt. Er bringt uns dazu, auf jede Bohrung ausreichend vor-bereitet zu sein und den strengen Umwelt- und Sicherheitsauflagen gerecht zu werden. Ich sehe aber noch eine wei-tere Tugend, nämlich den Wissensdrang zu behalten. Durch ihn entwickeln wir uns und unsere Technik immer weiter, machen sie effizienter und dadurch im Ergebnis auch erfolgreicher.

Bei VNG sind beide noch nicht lan-ge dabei. Atle Sonesen wurde vor einem Jahr zum Geschäftsführer

der VNG Norge berufen, Hans-Joachim Polk ist seit Januar dieses

Jahres Mitglied im Vorstand der VNG. Beide kamen von wesentlich größeren E&P-Unternehmen, die

weltweit im Bohrgeschäft tätig sind.

WAs hAT sie BeiDe DAZu BeWOGen ZuR VnG Zu

KOmmen, OBWOhL DAs unTeRneh-men in nORWeGen nOch immeR in Den AnFÄnGen sTecKT?

(P) Das hatte mehrere Gründe. Der ent-scheidende war, dass ich vom Geschäfts-modell der VNG-Gruppe überzeugt bin. Sich entlang der gesamten Wertschöp-fungskette für Erdgas aufzustellen und dabei auch in der Exploration und Produk-tion in Norwegen weiter voranzuschreiten, ist meines Erachtens der richtige Weg.

(s) Ich wusste, dass die VNG Norge nicht nur ein reines Explorationsunternehmen ist, sondern auch Öl und Gas fördert und diese Förderung perspektivisch sogar ausbauen will. Sie hat also noch eine Geschichte, die erzählt werden will und daran will ich teilhaben. Genauso wichtig war mir aber auch, dass sich alle Mitarbeiter ausnahmslos dem Ziel verschworen haben, ihr Unternehmen zu einem konstruktiven und anerkannten Partner auf dem Norwegischen Schelf zu

machen. Dieser Spirit ist überall spürbar, das macht wirklich Spaß.

nOch isT Die VnG nORGe ABeR – VeRGLichen miT

sTATOiL, BP ODeR sheLL – nuR ein KLeineR Bis miTTeLGROsseR AKTeuR.

(s) Ja und nein. Was die Produktion angeht, gehören wir mit rund 4.000 Bar-rel Öläquivalent tatsächlich eher zu den kleinen Playern in Norwegen. Was die Anerkennung und den Ruf betrifft, haben wir uns aber in den vergangenen Jahren stärker nach vorne gebracht. Unsere Partner, die örtlichen Behörden und auch der Staat haben uns als vertrauens-volles und verlässliches Unternehmen anerkannt und selbst die großen Akteure schauen auf das, was wir machen.

Für ein junges Unternehmen wie die VNG Norge ist diese Anerken-

nung keinesfalls selbstverständlich. Das Unternehmen wurde 2006

gegründet, damals noch mit drei Mitarbeitern. Die ersten Lizenzen

wurden im Jahr 2007 gekauft, 2009 hatte sich das Unternehmen durch

die Übernahme eines anderen Explorationsspezialisten weiter verstärkt. Mittlerweile arbeiten

rund 70 Erdgas spezialisten im Team, die VNG Norge hält mehr als 30

Lizenzen, ist an vier produzierenden Feldern beteiligt und als Betriebs-

führer, quasi als „Chef auf der Plattform“, tätig. Diese Position ist mit großer Verantwortung und Ehre

verbunden, als „Drilling boss“ ist man für alles zuständig, was auf der

Plattform passiert.

Am 1. Januar 2014 übernahm hans-

Joachim Polk als neues Vorstandsmitglied das Ressort „infrastruktur/

Technik” bei der VnG. Der studierte erdöl- und erdgastechniker war viele

Jahre bei der RWe Dea AG in verschiedenen nationalen sowie internati-

onalen Positionen tätig, u. a. in den Bereich speicherung von erdgas,

Feldesentwicklung sowie Produktion von Öl und Gas.

medium gas 2 | 2014

1 3

hans-Joachim polk

Page 14: Medium gas 2014.2

WeLche VORTeiLe BRinGT Die VnG nORGe FüR DAs nORWe-

Gische scheLF miT?

(s) Unser größter Vorteil ist, dass wir klein und wendig sind und keine lang-wierigen Prozesse im Hintergrund haben. Das macht uns in vielen Dingen schneller und damit auch effektiver. Dazu kommt noch, dass wir unsere Projekte priorisie-ren können. Wir können uns zum Beispiel auf eine spezielle Region fokussieren, in der wir Öl und Gas suchen. Eine große Firma wie Statoil muss dagegen viele Gebiete abdecken.

unD WeLche ReGiOn isT in ihRem FOKus?

(P) Wir konzentrieren unsere Aktivitäten vor allem auf die Haltenbanken-Terrasse. Das Gebiet liegt in Mittelnorwegen in unmittelbarer Nähe zur Stadt Kristi-ansund. Die ersten Explorationsbohrun-gen wurden dort in den 1980er Jahren gemacht. Mittlerweile wird hier Öl und Gas in einer Vielzahl an Feldern produ-ziert, darunter auch in Draugen, Njord und Hyme an denen die VNG Norge beteiligt ist.

sinD Die eRFOLGsAussichTen in Dem GeBieT BesseR ALs

AnDeRsWO?

(s) Die Haltenbanken-Terrasse ist in der Tat eine sehr kohlenwasserstoffrei-che Region, die Erfolgsaussichten sind dementsprechend gut. In der Regel ist in Norwegen jede dritte Bohrung erfolg-reich, hier ist es fast schon jede zweite Bohrung. Das Gebiet ist außerdem in frastrukturell sehr gut erschlossen. Und nicht zu vergessen: Wir haben in unserem Team einheimische Geologen

und Geowissenschaftler, die die Region kennen und schon viele seismische Daten der Haltenbanken-Terrasse ana-lyisiert haben. Das ist von großem Vorteil.

VOn GROssem VORTeiL isT sicheR Auch, DAss Die

VnG AG ALs muTTeRKOnZeRn DAs GeschÄFT Am BOhRLOch VORAn-TReiBT …

(s) Natürlich. Wir sind sehr froh, dass wir mit der VNG AG ein starkes Unternehmen hinter uns haben, das sich entlang der gesamten Erdgaswertschöpfungskette aufgestellt hat. Und das sich auch deut-lich zum E&P-Geschäft bekennt und damit klare Ziele verfolgt.

(P) Wir sehen unser Engagement in Norwegen als Teil unserer Wachstums-strategie und damit auch ganz klar als Investition in die Zukunft. Wir wollen die Eigenförderung weiter ausbauen und sie als selbsttragenden Geschäftsbereich etablieren.

Atle sonesen arbeitet seit mai 2013 bei VnG norge. Zuvor war er als Geschäftsführer bei der GDF sueZ e&P zuständig für die Bohrungen und Lizenz- und Betriebsmanagement auf dem nor-wegischen Kontinentalschelf. Bei schlumberger Oilfield services hat er erfahrung in der Geschäftsentwicklung und in den Bereichen Technologie und marketing gesammelt. Atle sonesen hat einen master of science im Fach erdgastechnik.

TITELTHEMA

1 4

atle sonesen

Die exploration & Produktion ist neben dem Gashandel & Dienstleistung, dem Gastransport und der Gasspeicherung einer der vier Kerngeschäftsbereiche der VnG-Gruppe. VnG ist seit 2006 mit der Gründung der VnG norge im upstream-Geschäft aktiv. Den jüngsten Geschäftsbereich hat das unternehmen in den letzten Jahren auch kontinuierlich ausgebaut. Derzeit verfügt die VnG norge über mehr als 30 Lizenzen in norwegen und Dänemark, die auf neue Öl- und Gasvorkommen untersucht werden. in neun dieser Lizenzen tritt sie als Betriebsführer auf. Gleichzeitig ist die VnG norge auch an vier produzierenden Feldern beteiligt. Ziel der VnG in norwegen ist es, das e&P-Geschäft als selbsttragenden Bereich auszubauen.

Exploration & Produktion ist eine Säule der VNG-Gruppe

Page 15: Medium gas 2014.2

DAs heissT …

(P) … dass die VNG Norge finanziell auf eigenen Beinen steht und zum Beispiel die Kosten für zukünftige Bohrungen aus den Erlösen der geförderten Öl- und Gas-mengen finanziert werden. Und natürlich sollen dann auch Ergebnisbeiträge aus Norwegen zurück an die VNG-Gruppe fließen.

BisheR KOnZenTRieRT sich Die VnG schWeRPunKT-

mÄssiG AuF Die ReGiOnen nORWe-Gen unD DÄnemARK. KOmmen nOch AnDeRe GeBieTe hinZu?

(P) Wir sehen auch zukünftig den Schwer-punkt unserer E&P-Aktivitäten auf dem norwegischen Kontinentalschelf und hier in der Nordsee sowie der Norwegi-schen See und in ersten Ansätzen auch in der Barentssee. An dieser Strategie wird sich auch in naher Zukunft nichts ändern.

in DeR BARenTssee Auch?

(P) Ja, aber wirklich nur begrenzt. VNG Norge hat sich beispielsweise jüngst mit einer kleineren Gruppe an E&P-Firmen zusammengeschlossen, um erste seismi-sche Daten der Barentssee auszuwerten. Das ist ein starkes Signal, auch in Nor-wegen. Wir fokussieren uns originär auf die Haltenbanken-Terrasse, haben aber im Grunde auch neue Gebiete immer auf dem Radar.

Für das Geschäft am Bohrloch braucht man bekanntlich einen langen Atem,

sehr viel technisches Know-how – und viel Geld.

Hier ist die VNG Norge in der Exploration und Produktion aktiv.

Betriebsführer

Partner

medium gas 2 | 2014

1 5

in norwegen und dänemark

34 lizenzen

Page 16: Medium gas 2014.2

Was man heute findet, kann man manch-mal erst in zehn Jahren produzieren.

Dabei ist das Risiko im E&P-Bereich in Norwegen trotzdem überschaubar. Der Staat trägt einen erheb lichen Teil der

Explorationsrisiken.

Wie schWieRiG isT es Technisch unD FinAnZieLL,

eRDGAs unD -ÖL in nORWeGen Zu FinDen unD Zu FÖRDeRn?

(s) Eine sehr komplexe Frage! Auf den Punkt gebracht: Der Erfolg verlangt gro-ßes technisches Know-how, Zeit, Res-pekt, ein langfristiges Bekenntnis und natürlich auch einen guten finanziellen Hintergrund.

(P) Technisch ist das E&P-Geschäft über-all auf der Welt sehr anspruchsvoll. Aber in Norwegen haben wir den Vorteil, dass hier der Staat im Rahmen seiner langfris-tig angelegten Strategie zur Ressourcen-entwicklung einen erheblichen Teil der Kosten für die Rohstoffsuche trägt. Das ist auch ein Grund, warum wir uns auf Norwegen konzentrieren.

(s) Die Steuerrückzahlungen sind ein wichtiger Anreiz, der auch kleineren Fir-men das E&P-Geschäft möglich macht. Im Grunde wurde das System geschaf-fen, weil Ende der 1990er Jahre die Pro-duktion auf dem norwegischen Schelf zurückging. Mittlerweile sind die Anzahl an Explorations- und Produktionsfirmen und die Produktionsmengen wieder angestiegen.

FinAnZieLLe AnReiZe hin ODeR heR, TROTZDem KAnn

nichT JeDeR in nORWeGen nAch eRDÖL unD eRDGAs BOhRen.

TITELTHEMA

1 6

Page 17: Medium gas 2014.2

(s) Nein, vor allem weil die Sicherheits-vorschriften enorm hoch sind. Lizenzen zum Aufsuchen und Fördern von Erdöl und Erdgas erhält in Norwegen nur, wer durch seine Fachkompetenz einen Mehrwert für die Förderregionen bringt, wer alle gesetz-lichen Vorschriften einhält und als Betrei-ber sicher und umweltfreundlich arbeitet.

DAnn sinD üBeR 30 LiZenZen WiRKLich ein GROsseR

VeRTRAuensBeWeis An Die VnG nORGe.

(P) Das sehen wir auch so! Wir haben aber auch als Mutterkonzern von Beginn an sehr viel Wert darauf gelegt, dass Ressourcen-gewinnung und Umweltschutz Hand in Hand gehen. Immerhin gehören Risiko-management und sichere Betriebsführung in der VNG-Gruppe seit über 55 Jahren zum Geschäft dazu. Unsere Mitarbeiter im Trans-

port- und Speicherbereich beweisen seit den Anfängen des Unternehmens, wie ein sicherer und zugleich effizienter Betrieb von Erdgasanlagen funktioniert. Das haben wir dann natürlich auch von unserer Tochter in Norwegen erwartet. Diese Ansprüche hat sie mehr als erfüllt, und das honoriert auch der norwegische Staat.

Apropos honorieren: Im Januar 2014 erhielt die VNG Norge sechs

neue Lizenzen in der jährlichen APA-Runde. APA steht für „Awards in Predefined Areas“ und damit für Lizenzzuteilungen in vorab festge-legten Gebieten des norwegischen Kontinentalschelfs. Diese Gebiete sind zum Teil bereits geologisch

erschlossen und verfügen über ein gewisses Maß an Infrastruktur.

Wie VieL ARBeiT sTecKT eiGenTLich DAhinTeR,

um üBeRhAuPT eine LiZenZ Zu eRhALTen?

(s) Die Lizenzrunden sind vor allem ein menschlicher Kraftakt. Unsere Mitarbeiter müssen immerhin die seismischen Daten der Region analysieren, für die wir uns bewerben wollen. Das ist ein fachübergrei-fendes Zusammenarbeiten vieler Abteilun-gen und kann mehrere Monate, manchmal sogar mehrere Jahre dauern. Wir haben die Arbeitsanzahl für die 2014er-APA-Runde einmal grob überschlagen: Das waren rund 20.000 Stunden.

DAs KLinGT nAch sehR VieL.

(s) Ist es auch! Aber je gründlicher man eine solche Lizenzrunde vorbereitet, desto erfolgreicher ist man im Endeffekt.

WiR hABen GehÖRT, DAss ein GROsseR e&P-AKTeuR Bei

ihnen hOsPiTieRen WiLL, um Zu sehen, WARum Die VnG nORGe Bei DeR APA-RunDe immeR sO eRFOLGReich isT. WAs isT Denn ihR Geheimnis?

(s) Unser größter Erfolgsgarant sind unsere Mitarbeiter. Sie haben ein wirk-lich exzellentes Verständnis für unser Fokusgebiet, weil sie seit Jahren seismi-sche Daten aus der Region ausgewertet und Businessmodelle dafür aufgestellt haben. Hinzu kommt, dass wir in die bestmögliche Qualität an seismischen Daten investieren, die immerhin als einzige einen Blick in den Untergrund zulassen.

Die zwei Jahre, die das Team der VNG Norge in die Bewerbung

für die Lizenz mit dem schlichten Zahlennamen PL 586 und in die

folgenden Bohrungen gesteckt hat, hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Hier ist man im April dieses Jahres auf einen großen Öl- und

Gasfund gestoßen – und das auch noch als Betriebsführer.

VnG BeZeichneT DAs e&P-GeschÄFT ALs TeiL DeR

WAchsTumssTRATeGie. DeR JünGsTe FunD KOmmT DA JA GeRADe RichTiG.

(P) Der Pil-Fund und der eigenständige Fund im benachbarten Bue-Prospekt sind das Resultat guter Arbeit und eines starken Glaubens in das Gebiet. Der Pil-Fund gilt mit geschätzten 55 bis 133 Mio. Barrel förderbarem Öl und 17 bis 38 Mio. Barrel Öläquivalent an förderbarem Gas als der größte Fund in diesem Jahr. Die

medium gas 2 | 2014

1 7

… der größte norwegische Gasvorrat im Trollfeld vor der norwegischen Westküste liegt? er wird auf 1.300 mrd. m3 geschätzt.

… die Troll-A-Plattform mit 472 m die größte je von menschen gebaute Plattformkonstruktion ist? sie steht seit dem Produktionsstart im Jahr 1979 mit einem sockel aus stahl und Beton auf dem meeresgrund.

… das norwegische Kontinentalschelf dreimal so groß ist wie norwegen selbst? Die Gesamtfläche liegt bei über 2 mio. km2.

… die meisten Produktionsplattformen in der nordsee liegen? in 60 Feldern wird hier Öl und Gas gefördert. in der norwegischen see sind es 16 Felder, in der Barentssee liegt ein aktives Feld.

Wussten Sie, dass …

Page 18: Medium gas 2014.2

Bjørnøya

TITELTHEMA

1 8

Die norwegische Öl- und Gasförderung begann 1962 als ein amerikanisches unternehmen die erste Lizenz für die suche und Förderung von erdöl beantragte und erhielt. 1969 ergaben Test-bohrungen im ekofisk-Feld erste wirtschaftlich nutzbare Ölvorkommen. Die Produktion startete 1971, die Reserven des Feldes reichen heute noch für weitere 30 bis 40 Jahre. Derzeit beteiligen sich rund 50 in- und ausländische Firmen an der erkundung, entwicklung und Förderung von Öl und Gas. 2013 lag die Förderung aus 78 Feldern bei rund 215 mio. sm3 Öläquivalent. in den vergangenen Jahren nahm die Gasproduktion kontinuierlich zu. 2013 erreichte der export 107 mrd. sm3. Auch zukünftig wird die Öl- und Gasförderung der größte industriesektor in norwegen bleiben, denn erst 44 Prozent der gesamten erwarteten Ressourcen wurden gefördert.

Das norwegische Öl- und Gasabenteuer

www.oilfacts.no

norwegische nordsee

norwegische see

Barentssee

• plattformen • produktion • operator

• lizenzen • nachrichten • Karten und mehr

weitere informationen: Öl/Öläquivalent Gas

Die drei Grafiken zeigen die noch unentdeck-

ten Öl- und Gasreserven in den drei Gebie-

ten des Norwegischen Kontinentalschelfs.

Dabei werden die vermuteten Mindest- bzw.

Höchstreserven angezeigt. Die gefettete Zahl

zeigt den Mittelwert.(Quelle: Norwegisches Petroleum Direktorat)

1.600

1.200

800

400

Mio. Sm3 o.e.

0

565

250

1.600

1.200

800

400

Mio. Sm3 o.e.

0

475

375

1.600

1.200

800

400

Mio. Sm3 o.e.

0

765

510

min.

min.

min.

max.

max.

max.

Page 19: Medium gas 2014.2

vorläufigen Ressourcenschätzungen für Bue gehen von 6 bis 25 Mio. Barrel Öläquivalent Öl und Kondensat aus. Das ist ein vielversprechendes Ressourcen-potenzial und wir wollen jetzt natürlich die Entwicklung dieses Gebietes aktiv voranbringen und mitgestalten. Das ist ein wirklich wichtiger Schritt in unserer Wachstumsstrategie.

(s) Wir haben diese Strategie in den vergangenen Jahren konsequent umge-setzt und sind auf dem richtigen Weg, ein selbsttragendes Geschäft aufzubauen. Pil ist dabei natürlich nur ein Baustein. Wir haben jüngst auch Anteile am pro-duzierenden Feld Draugen erworben und damit unsere tägliche Ölproduktion ver-doppelt.

Wie GehT es JeTZT WeiTeR miT PiL? WAnn KÖnnen Die

ROhsTOFFe GeFÖRDeRT WeRDen?

(s) So schnell geht das nicht. Wir rech-nen mit fünf bis sieben Jahren bis wir frühestens mit einer Produktion starten könnten. Aber das ist alles noch nicht entschieden. Zunächst werden wir im nächsten Jahr zwei weitere Bohrungen niederbringen, um den jetzt gemachten Fund nochmals zu kontrollieren und zu verifizieren. Damit können wir die Fund-größe noch genauer bewerten und mit ersten Planungen für das technische Konzept beginnen.

(P) Der norwegische Staat hat dabei ganz klare Erwartungen an uns. Unsere Aufgabe muss es sein, den Fund und die Wertigkeit von Pil soweit wie möglich zu maximieren und irgendwann sicher und umweltgerecht zu fördern. Für das Team der VNG Norge ist das eine große, ehren-volle Aufgabe.

WeLche ROLLe sPieLT Bei eineR mÖGLichen enTschei-

DunG FüR eine PRODuKTiOn Die nÄhe Zu Den FeLDeRn DRAuGen, hyme unD nJORD, An Denen VnG nORGe Auch BeTeiLiGT isT?

(s) Das wird im technischen Konzept und in einem möglichen Entwicklungs-plan sicher eine Rolle spielen. Immerhin sind damit bereits viele infrastruktu-relle Möglichkeiten vor Ort. Mehr kann man dazu auch noch nicht sagen, weil eine Entscheidung über die Entwicklung und Förderung eben noch nicht gefällt wurde.

In Deutschland war der Fund nur einige kleine Schlagzeilen wert, in Norwegen dagegen wurde er

als größter Fund seit zwei Jahren gefeiert. Selbst der Ölminister hat

gratuliert.

WARen sie eiGenTLich VOm eRFOLG üBeRRAschT?

(s) überrascht ist vielleicht das falsche Wort. Wir waren ja alle davon überzeugt, bei der Bohrung auf Öl und Gas zu sto-ßen. überrascht waren wir aber von der Größe des Fundes. Wir konnten mit der ersten Bohrung eine 226 Meter hohe Kohlenwasserstoffsäule nachweisen, das war dreimal mehr als wir gedacht hätten.

Pil ist ein Meilenstein für die VNG Norge, kein Zweifel.

Auch dem Teamgeist hat der Fund natürlich einen mächtigen Schub gegeben. Erfolg verbindet eben.

seiT AchT JAhRen isT Die VnG nORGe JeTZT schOn TeiL Des

nORWeGischen ÖL- unD GAsABen-TeueRs. WAs WOLLen sie in Den nÄchsTen JAhRen miT ihRem TeAm nOch ALLes eRLeBen unD eRReichen?

(s) Wir haben mit dem Pil-Fund eine rie-sige Aufgabe vor uns, die uns fordert, aber auch unglaublich viel Spaß machen wird. Wir haben in den vergangenen acht Jah-ren darauf hingearbeitet, endlich einen solchen Erfolg zu feiern. Jetzt wollen wir den „Schatz“ natürlich auch bergen.

(P) Parallel dazu müssen wir aber auch unser Lizenzportfolio überprüfen und dabei noch stärker auf Qualität statt Quantität setzen. Wir haben uns strate-gisch das Ziel gesetzt, mittel- bis lang-fristig einen bedeutenden Teil unseres Absatzes aus der Eigenförderung zu liefern. Dafür müssen wir aus unserem erfolgreichen Explorationsportfolio her-aus weitere Funde machen und diese in die Entwicklungs- und Produktionsphase überführen.

medium gas 2 | 2014

für das Gespräch.

wir danken ihnen

1 9

Page 20: Medium gas 2014.2

TITELTHEMA

2 0

Die Arbeit auf der Transocean Arctic

war eine großartige Erfahrung für

VNG Norge. Im Frühjahr 2014 wurde

diese Bohrinsel für die erfolgreichen

Bohrungen im Pil-Prospekt in der

Norwegischen See eingesetzt.

Um eine Offshore-Bohranlage besuchen zu dürfen, müssen sich die

Besucher einer speziellen medizinischen Untersuchung unterziehen.

Es gibt strenge Vorschriften, was auf eine solche Offshore-Anlage mit-

gebracht werden darf. So sind zum Beispiel Mobiltelefone verboten.

Vor dem Start mit dem Hubschrauber gibt es ausführliche Einweisun-

gen in die Sicherheitsbestimmungen und auf dem Hin- und Rückflug

ist das Tragen von Überlebensanzügen zwingend vorgeschrieben.

HSEQ (Gesundheitsschutz, Arbeitssicherheit, Umwelt- und Qualitätsmanage-

ment) genießen höchste Priorität auf der Transocean Arctic – auch auf dem

Bohrdeck. Der Bohrtechniker muss extrem konzentriert sein, wenn er den

Bohrer in das Bohrloch absenkt. Er darf nicht gestört werden. Ein Bohrloch auf

hoher See zu bohren, ist in etwa so, als wenn ein Zahnarzt eine Zahnwurzel

operiert und dabei auf der Spitze eines Kirchturms steht, während der Patient

auf dem Boden in einem Schaukelstuhl sitzt.

Page 21: Medium gas 2014.2

medium gas 2 | 2014

2 1

Abenteuer auf der

Fotos: VNG Norge AS – Helge Hansen/Montag

Transocean Arctic (TOA)

Grüsse Von der

norweGischen see

Page 22: Medium gas 2014.2

TITELTHEMA

2 2

Im Labor wird die Durchlässigkeit der Bohrkernproben aus dem Bohrloch

untersucht. Die Porosität ist entscheidend für den Kohlenwasserstoffstrom. Die

Porosität des Pil-Sandsteins war sehr gut – die Porenräume waren sogar mit

bloßem Auge zu erkennen. Der Sandstein aus der Pil-Lagerstätte roch wie eine

gute alte Tankstelle.

Dieses Werkzeug wird

für die Bohrlochmessung

verwendet. An allen drei

Bohrungen im Pil- und

Bue-Prospekt wurden

umfangreiche Tests und

Analysen vorgenommen.

Die Daten kommen in

Lagerstättenmodellen zum

Einsatz und führen zu einem

besseren Verständnis des

Untergrunds, was für neue

Prospekte bei Bohrungen

im nächsten Jahr in PL586

von Nutzen sein wird.

Bis zu 110 personen können auf der transocean arctic wohnen und arbeiten.

21 Bohrungen auf prospekte hat die VnG norge seit 2009 begleitet,zwei davon als Betriebsführer.

Page 23: Medium gas 2014.2

medium gas 2 | 2014

2 3

Die Mitarbeiter auf der Förderanlage arbeiten in 12-Stunden Tag- oder Nachtschichten. Der

Arbeitsplan sieht dabei zwei Wochen Off-shore-Arbeit und Leben auf der Förderanlage gefolgt von vier Wochen Landaufenthalt vor.

In einem tragbaren

Labor an Bord werden

während der Bohrun-

gen schon Bohrspül-

schlammmessungen,

Strömungstests und

Vortests an den Bohr-

kernproben vorgenom-

men, bevor der Bohrkern

zur Ultra violettanalyse an

Land gebracht wird.

Während der Bohrungen in Pil und Bue wurden Bohrkernproben entnommen. Mit einem

Hohlstrahlrohr – einem Kernbohrer – wurden Sedimente und Gestein im Bohrloch

gesammelt. Jede Probe war 54 Meter lang. Anschließend wurden die Bohrkerne in

Stücke von einem Meter geschnitten und zur Analyse an Land transportiert. So erhält

die VNG Norge die benötigten Daten, um den Kohlenwasserstoffgehalt nachzuweisen

und die Korngröße, die Porenflüssigkeit, die Porenräume und ihr Zusammenwirken zu

charakterisieren. All das sind wichtige Faktoren, um zu bestimmen, ob eine Entdeckung

wirtschaftlich ist oder nicht.

mit lundin und wintershall für drei Bohrungen einsetzen.

VnG norge kann die toa als partner eines Bohranlagenkonsortiums

Bei der Planung einer Bohrung müssen auch Verzögerungen aufgrund von schlechtem Wetter berücksichtigt werden. Die Wetterbedingungen können in der Norwegischen See mit Stürmen und Wellen bis zu einer Höhe von 20 Metern häufig rau sein, sodass die Bohrarbei-ten vorübergehend eingestellt werden müssen. Dann aber gibt es auch immer wieder Tage wie diesen, an denen die Arbeiter mit spektakulärer Aussicht über das Meer belohnt werden.

In 3.254,30 m unter dem Meeresspiegel stieß der Bohrer am 17. Februar 2014 auf die Pil-Lagerstätte in PL 586. Die Entdeckung der Öl- und Gasvorkommen in der Pil-Lagerstätte ist die größte Entdeckung bisher in die-sem Jahr auf dem Norwegi-schen Kontinentalschelf. Die Gesamttiefe des Bohrlochs beträgt 4.300 Meter.

Page 24: Medium gas 2014.2

TITELTHEMA

2 4

Der Direktor für Exploration

bei der VNG Norge mag den

Duft von Kohlenwasser-

stoff: „Es ist wie der Barolo

der Norwegischen See,

Jahrgang Jura.“.

Die Transocean Arctic lag für die

Pil-Bohrung vor der Küste von

Kristiansund, eine halbe Stunde

Flugzeit vom Festland entfernt.

Sicherheit wird an Bord der Trans-

ocean Arctic ganz groß geschrieben.

Wenn man sich draußen auf der

Bohranlage bewegt, ist es zwingend

vorgeschrieben, Helm, Schutzbrille,

Ohrenschützer, Schutzhandschuhe

und Sicherheitsstiefel zu tragen.

Die Transocean Arctic ist eine Stahlinsel im Meer mit Hubschrauberlandeplatz und Skylounge

für diejenigen, die mit dem Hubschrauber ankommen, Umkleideraum, Büros, Tagungsraum und

Schlafräumen. Bis zu 110 Personen können sich auf der Transocean Arctic aufhalten. Die Arbeiter

an Bord teilen sich eine Kabine mit Kollegen, die in der anderen Schicht arbeiten.

auf dem norwegischen Kontinentalschelf betreibt.

die ankerseile führen von der anlage 1,8 km zu vier ankern,die jeweils 15 tonnen wiegen.

gebaut und gehörte zu den modernsten schwimmbohranlagen.

toa wurde 1986 bei mitsubishi heavy industries in hiroshima (Japan)

die toa ist vor ort im meeresboden verankert –

sie ist eigentum von transocean, die sieben Bohranlagen

Page 25: Medium gas 2014.2

medium gas 2 | 2014

2 5

Kristiansund ist eine kleine Hafenstadt

in Mittelnorwegen. Das Besondere: Sie

liegt auf drei Inseln verteilt, die durch

Brücken miteinander verbunden sind.

einer wassertiefe von bis zu 500 meter gebohrt werden kann.

die toa ist eine halbtauch-Bohranlage, mit der in rauer umgebung und

Der Blowout-Preventer (BOP) ist ein großes Ventil auf dem Meeres-

boden. Er dient dazu Öl- und Gasbohrlöcher abzudichten, zu regeln,

zu überwachen und zu verhindern, dass beim Bohren Öl oder Gas

unkontrolliert unter hohem Druck aus dem Bohrloch austitt.

Page 26: Medium gas 2014.2

2 6

WISSEN

Beim ersatzneubau der Ferngasleitung FGL 02 zwischen Lauchhammer und Weißig musste im sommer auch eine tonnenschwere Abzweig-Armatur getauscht werden – länger als einen Tag durfte das nicht dauern.

flieGender wechsel

Page 27: Medium gas 2014.2

2 7

Oberspreewald/Lausitz

Weißig

cOsWiG

RADeBeRG

Dresden-Meißen

Sächsische Schweiz Osterzgebirge

max. Betriebsdruck 25 bar Durchmesser 0,5 m Gesamtlänge 62,3 km

fGl 02

medium gas 2 | 2014

Lauch hammer

Page 28: Medium gas 2014.2

Text Thomas Petermann, freier Journalist

Es verspricht ein schöner Junitag in der Lausitz zu werden, als Carsten Drabsch mit seinem 90-Tonnen Liebherr-Kran

zu seinem Einsatzort in Großthiemig rollt. Im Dorf, nur wenige Kilometer nördlich der Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg, herrscht noch verschlafene Ruhe. Der Morgen ist frisch und kühl – vor allem aber trocken. Das ist wichtig, denn so bleiben die sandigen Böschungen der fast vier Meter tiefen Baugrube am Rande einer kleinen Landstraße stabil. Eine tonnen-schwere Abzweig-Armatur an der Ferngasleitung von Lauchham-mer nach Weißig bei Freiberg soll heute ausgetauscht werden. Auftraggeber ist der Leipziger Ferngasleitungsnetzbetreiber ONTRAS, der von der Ostsee bis ins Erzgebirge, ein rund 7.200 Kilometer langes Hochdruckleitungsnetz betreibt.

Auf einem Tieflader liegt bereits das neue, passgenau vormon-tierte Rohrsystem mit Leitungsstücken, Kugelhähnen und Ver-zweigungen bereit. Die alte Armaturengruppe ist noch mit der 500 Millimeter dicken Leitung nach Lauchhammer und auch mit dem Abzweig zur Gemeinde Ortrand verbunden, wo eine Eisen-hütte auch im Sommer versorgt werden muss. „Wir unterbrechen jetzt die Gaszufuhr in der Leitung, die mit 25 Bar unter Druck steht. Die Entspannung und Spülung dauert dann noch einige Stunden“, erklärt Michael Gnauck, der bei ONTRAS verantwort-liche Betriebsingenieur für den Netzbereich Süd.

In den vergangenen Monaten wurden bereits 7,4 Kilometer der Fernleitung, die noch aus dem Jahre 1958 stammte, abschnitts-weise durch neue Rohre ersetzt. Auch die Planung für die rest-lichen Kilometer durch Sachsen wurde vorangetrieben. Die jetzt zu tauschende Armatur ist zwar deutlich jünger als die Hauptleitung, sie muss aber dennoch gewechselt werden, weil sie nicht „molch-fähig“ ist, also nicht von innen mit dem Wartungs- und Prüfgerät befahren werden kann. „Eine große Armatur zu wechseln ist schon eine Herausforderung, denn wir müssen die Verbraucher über die gesamte Bauzeit unterbrechungsfrei weiter versorgen“, berichtet Sylvia Gehrt, die das Projekt bei ONTRAS leitet.

2 8

WISSEN

Die Rohre werden „rund“ geschliffen, bevor sie miteinander verschweißt werden.

Sicherheit wird im Umfeld der Baustelle großgeschrieben.

Page 29: Medium gas 2014.2

Gehrt und ihre ONTRAS-Kollegen sind zuversichtlich, dass es keine Probleme beim anstehenden Armaturentausch geben wird. Denn auf der Baustelle sind Firmen und Mitarbeiter tätig, die sich seit langem kennen und ihren Job seit vielen Jahren machen, auch bei gemeinsamen Projekten. „Wir haben eine Arbeitsgemein-schaft von erprobten Unternehmen hier am Werk. Die erfahrenen Monteure und Schweißer beherrschen jeden Schritt und arbeiten immer zuverlässig“, sagt Michael Gnauck.

Kurz nach der Frühstückspause ist das Gas raus und die Rohre sind mit Luft gespült. Auch wenn es noch ein wenig „nach Gas“ riecht, zeigen die Messinstrumente an, dass die Baustelle jetzt gasfrei ist. „Der Geruch stammt von einem harmlosen Zusatz-Warnstoff, der früher im Stadtgas war und sich in den Rohren abgelagert hat. Erdgas selbst ist völlig geruchsneutral, deshalb messen wir die Restkonzentration bis in den Promille-Bereich. Aber jetzt können wir loslegen“, so Gnauck. Schon kurz darauf sind die Rohre an den dafür vorgesehenen Stellen getrennt und die alte Armatur schwebt am Haken zu ihrem Ablageplatz. Ein leichtes Spiel für den großen Kran, denn es sind „nur“ 6,5 Tonnen Gewicht. Der hohe Ausleger, der bis auf 50 Meter ausgefahren werden kann, ist hier im sandigen Gelände von Vorteil: So muss Kranfahrer Carsten Drabsch nicht so dicht an die Baugrube heran.

Carsten Drabsch hat das neue Ventilsystem am Haken und steuert es zentimetergenau in die Baugrube. Noch in der Schwebe wird es mit einem Stahlring an das vorhandene Ende der Rohrleitung fixiert und gleichzeitig zentriert. „Die neue Trasse wird die Versor-gungssicherheit weiter erhöhen, denn wir ersetzen damit nicht nur eine alte Trasse. Zudem können wir im Bedarfsfall auch viel schneller reagieren“, so Gehrt weiter. Warum, erklärt sie auch gleich: Parallel zur Hauptleitung werden noch zwei Leerrohre in den Boden gebracht, die künftig einige der Armaturen auch von der Netzzentrale in Leipzig regeln lassen. Bei Bedarf können die Dispatcher dann binnen Minuten die betroffenen Leitungs-abschnitte vom Netz trennen. Früher hätte dafür ein Havarie-Team zu den Armaturen fahren müssen.

Inzwischen fliegen unten in der Baugrube die ersten Funken. Zwei Schweißer haben damit begonnen, das neue Armaturen-system mit der Hauptleitung zu verbinden. Immer wieder prüfen sie die frische Naht, schleifen das Metall blank, bevor erneut der Lichtbogen die Baustelle in ein bläuliches Flimmern taucht. Die Naht muss absolut fehlerlos gezogen werden, was vor allem unter dem Rohr eine gewisse Akrobatik verlangt, zumal die Män-ner in einer ziemlich sperrigen Schutzkleidung agieren müssen. Die notwendige Energie erzeugen zwei mobile Schweißtrafos, die auf einem Lkw montiert sind. „In den Wochen, in denen die bisherigen Abschnitte der neuen Trasse verlegt wurden, hat-ten wir außerdem noch bis zu fünf Schweißraupen im Einsatz, die auch in schwerem Gelände einsetzbar sind“, erinnert sich Michael Gnauck.

Probleme habe es bislang kein einziges Mal gegeben, bestätigt Holger Philipp vom TüV Süd. Er wird heute hier die Prüfungen vornehmen. „Wir nutzen dafür neben der normalen Sichtprüfung eine Röntgenanalyse, an den besonders sensiblen Stellen wird zusätzlich eine Ultraschallmessung durchgeführt“, sagt er. Die Leitung, die normalerweise 25 Bar Druck führt, wird dabei bis zum anderthalbfachen der Nennleistung belastet. „Ich habe in den 23 Jahren meiner Tätigkeit nur ein einziges Mal eine Naht beanstanden müssen, so sauber arbeiten diese Spezialisten“, sagt Philipp.

Auch bei der FGL 02, wie der Abschnitt von Lauchhammer bis Weißig offiziell benannt ist, gibt es keine Probleme – alles ist dicht. Auch das zweite Ende der neuen Gruppe, das noch mit einer Muffe verschlossen ist. „Wir haben in Sachsen zwar bereits die technisch komplizierte Elbquerung geschafft, aber das Plan-feststellungsverfahren für das jetzige Projekt hat doch erheblich Zeit beansprucht“, erklärt Michael Gnauck. Doch auch die Kun-den von Spreegas in diesem Bauabschnitt merken von den Bau-arbeiten nichts. Die Privat- und Gewerbekunden des Versorgers werden über den nördlichen Teil der Trasse beliefert. Die Enso,

überall wurden Feuerlöscher rund um das Baugeschehen verteilt, auch die Warnschilder an der Straße fehlen nicht. „Das ist aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben. Auch wenn wir hier keine Feu-ergefahr haben, gibt es doch Phasen im Bauablauf, wo wir beson-ders auf die Brandsicherheit achten müssen“, berichtet Gnauck. Ein totales Rauchverbot gilt übrigens auf der gesamten Baustelle.

An’s Rauchen, daran verschwendet jetzt keiner der Arbeiter auch nur einen Gedanken. Es muss schnell gehen – und es muss fehler-frei gearbeitet werden. „Es ist eigentlich ein Routineeinsatz, aber jeder weiß, dass wir uns Routine nicht leisten können“, sagt Gehrt.

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Mit überlangem Spezialtransportern gelangen die Rohre zur Baustelle.

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die Stadtwerke Elbtal und die Drewag im Süden werden während der Bauphase ebenfalls über andere Netzabschnitte versorgt. „Bis zum Winter müssen wir die Trasse hier aber wieder zur Verfügung haben“, sagt Instandhaltungskoordinator Michael Hanke, deshalb werde ja auch nur von April bis Oktober an solchen großen Leitungsprojekten gearbeitet. Komplett fertig wird die FGL 02 aber wohl erst im nächsten Sommer.

Es ist Spätnachmittag, als Michael Gnauck das Signal gibt, das Leitungssystem wieder mit Gas zu füllen. Das verläuft ziemlich unspektakulär, weil unter der Erde. Als dann der Druck wieder auf dem normalen Niveau angekommen ist, kann auch der Tank-wagen, der während der eintägigen Bauzeit im benachbarten Ort Flüssiggas bereitgestellt und mit einem Verdampfer einge-speist hatte, wieder abrücken. Das Gas kann nach Fertigstellung der Hauptleitung jetzt wieder ungehindert seinen Weg zu den Verbrauchern finden.

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Riesenrohre tauchen ins Erdreich ab

so erneuert ontras die ferngasleitung fGl 02

Spezialtransporter holen die 1,4 t schweren und 18 m langen Rohre ab und transportieren sie auf die Baustelle.

Die Rohre werden in den Rohrgraben abgesenkt und ins Netz eingebunden.

8 Der Rohrgraben wird verfüllt und die Oberfläche wieder begrünt.

Das Altrohr wird ausge-baut, zerlegt und entsorgt. Der alte Rohrgraben wird wieder verfüllt.

Der neue Rohrgraben wird ausgehoben.

In den Rohrlagern in Lampertswalde und Kessels dorf liegen ca. 4.000 Rohre bereit.

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5 Die einzelnen Rohre werden zu einem Strang verschweißt.

Druck, Material und Schweiß-naht werden geprüft.

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WISSEN

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Netzeinbindung der neuen Ferngasleitung

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ist ein überregionaler Ferngasnetzbetreiber im europäischen Verbundsystem. Sie betreibt das zweitgrößte Hochdrucknetz Deutschlands mit über 7.200 km Leitungslänge. Mit einer effi-zienten Erdgaslogistik und kompetenten Mitarbeitern ist sie ein zuverlässiger Partner für Transportkunden, Händler, nachgela-gerte Netzbetreiber und Produzenten von regenerativ erzeugten Gasen. ONTRAS ist ein Unternehmen der VNG-Gruppe. www.ontras.com

ONTRAS

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Die StaDt, Die Die Nach haLtiGkeit erfaNDDie stadtwerke Freiberg setzen konsequent auf umweltfreundliche energiegewinnung – und finden auch individuelle Lösungen für ihre Kunden.

sondern initiierte auch frühzeitig einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen. Es war der Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz, der schon 1713 voller Weit-sicht in Freiberg den Sinn von Nachhal-tigkeit begründete. Der Donats-Turm, die ehrwürdige Alma Mater und die Nachhaltigkeit – das alles

Text Martin Hainbucher, freier Journalist

Das Erzgebirge ist vom sächsischen Freiberg aus allenfalls von den vielen

Türmen aus zu sehen. Etwa vom Wahr-zeichen, dem Donats-Turm, einst Teil der historischen Stadtbefestigung. Gleich hinter der Stadt in Richtung Süden geht es bergan, hinauf zum Kamm bei Altenberg. Oder hinunter zu den Bergwerkschäch-ten, ohne die Freiberg nie seine Bedeu-tung erlangt hätte. Das Silber gab dem Gebirge seinen Namen, sorgte für einen

spektakulären Reichtum. Die Wettiner bauten sich hier ein prächtiges Schloss, mehrere Kurfürsten kamen in Freiberg zur Welt. Von der Glanzzeit künden noch heute zahlreiche prächtige Renaissance-Bauten. Der überfluss an Erz sorgte 1765 nicht nur für die Gründung der Bergakade-mie, Europas ältester Montanuniversität,

Freiberg ist einzigartig, weil sich in Freiberg an allen Plätzen Geschichte und Moderne treffen.

PORTRäT

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Freibergs Altstadt ist eine Perle mit vielen Facetten: Hier befand sich nicht nur das Zentrum des deut-schen Silberbergbaus, von hier kamen auch bedeutsame Erfindungen wie die Gasbeleuchtung.

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hat viel mit dem Arbeitstag von Axel Schneegans zu tun. Der Vorstand der Stadtwerke Freiberg ist – obwohl aus Halle/Saale stammend, leidenschaftlich stolz auf die einzigartige, unversehrte Altstadt von Freiberg, deren Wahrzeichen auch das Firmenlogo seines Unterneh-mens ziert.

„Wir hatten hier zum Glück keine Kriegs-schäden, während der DDR-Zeit wurde vor allem am Stadtrand gebaut und inzwischen ist ein ganz überwiegender

Teil der historischen Gebäudesubstanz denkmalgerecht saniert und moderni-siert“, schwärmt Axel Schneegans. So strahlen heute nicht nur das Rathaus, son-dern auch das Theater, eines der ältesten Stadttheater überhaupt, in frischen Glanz. Mit der alten Nikolaikirche, ein Bau aus der Romanik, ist auch eine große Konzert-halle entstanden, die berühmte Silber-mannorgel im Dom wurde restauriert. „Wir hatten in Freiberg, vor allem bedingt durch den Boom der Solarindustrie, einige Jahre weit überdurchschnittliche Gewerbe-

steuereinnahmen, die der Stadt komfor-table Handlungsspielräume eröffnete“, sagt Schneegans. Verschwunden sind nahezu komplett die rußgeschwärzten Fassaden, die in neuer Farbigkeit erstrah-len, aber auch die Kohleöfen in der Stadt-mitte. Geheizt wird hier überwiegend mit Erdgas, während vor allem die Plattenbau-gebiete mit Fernwärme versorgt werden. Die kommt per Fernleitung vom eigenen Heizkraftwerk des Unternehmens, in das in den letzten beiden Jahren rund neun Millionen Euro investiert wurden. Es ist

An Freiberg gefällt mir am meisten, dass die Stadt sich immer wieder neu erfindet und zu jeder Jahreszeit etwas los ist.

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Axel Schneegans, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Freiberg und Geschäftsführer der Freiberger Erdgas GmbH.

Moderne Gasmotoren sind das Herz der beiden neuen Block-heizkraftwerke.

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sozusagen der zweite Punkt, der Schnee-gans stolz macht – und der hat viel mit der Nachhaltigkeit zu tun.

Im Inneren des kleinen Gebäudes wum-mern mit ohrenbetäubendem Lärm zwei große, grün lackierte Gas-Motoren. „Unsere neuen Blockheizkraftwerke haben jeweils 24 Zylinder und leisten 4,4 MW elektrisch und 4,6 MW thermisch“, sagt Schneegans. Die Wärme wird an die rund 12.000 an die Fernwärme angeschlosse-

nen Haushalte geliefert, aber auch an die Universität und einige Gewerbebetriebe. Vor gut einem Jahr ging ein riesiger Wär-mespeicher in Betrieb. Die gigan-tische „Thermoskanne“ gleich neben dem Kraftwerk überragt das Gebäude deutlich und ist so gut isoliert, dass die 3.500 Kubik-meter Wasser darin auch nach Jahren noch nicht völlig erkal-tet wären. „Wir konzentrieren damit die Erzeugung auf Zeiten, wo wir den Strom zu

einem für uns kostendeckenden Preis ver-kaufen können. In den anderen Stunden können wir die Motoren abschalten und entnehmen Wärme aus dem Speicher“, erklärt Schneegans. Vor allem nachts und in den sonnenreichen Mittagsstunden kann damit viel Geld gespart werden.

Zurzeit arbeiten die Stadtwerke an einem Konzept, um die innerhalb von nur fünf Minuten von Null auf volle Leistung zu bringenden BHKW in die Regelreserve ein-zubinden, mit denen die Netzbetreiber die schnell schwankenden Einspeisemengen aus Wind und Sonne austarieren. Damit ließe sich der Ertrag noch einmal erhöhen.

Besonders „wärmebedürftig“ ist die TU Bergakademie Freiberg. Dort wartet im „Haus der Formgebung“ Daniel Kluge vom technischen Gebäudemanagement auf den Stadtwerke-Chef. Das Gebäude wurde erst vor wenigen Wochen komplett saniert und durch einen Anbau erweitert, deshalb ist auch die Wärmeübergabe-station nagelneu. „Wir schätzen die Fern-wärme sehr, weil sie sehr komfortabel und zuverlässig ist, weil es kaum Wartungsauf-wand gibt und weil die Energie durch die Kraft-Wärme-Kopplung äußerst effizient erzeugt wird“, sagt Daniel Kluge. Zudem sei das Gebäude jetzt mit einer sehr guten Wärmeisolierung versehen.

In der Innenstadt baut die Universität ebenfalls an einem kleinen Campus

Zukünftig wird Freiberg sich noch attraktiver für junge Leute präsentieren müssen.

PORTRäT

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zusätzliche Räume – allerdings in his-torischen Gebäuden. Auch dort, so hat es Schneegans mit dem für die Vertrags-gestaltung zuständigen Sächsischen Immobilien- und Baumanagement ausge-handelt, wird künftig Fernwärme genutzt und dafür das Leitungsnetz im Bereich um den Schlossplatz erweitert. Eine große in den Boden eingelassene Messingplatte erinnert daran, dass in Freiberg die chemi-schen Elemente Germanium und Indium entdeckt wurden. Während der Innenhof im Sommer ein Ort für Konzerte und The-ater ist, beherbergt ein großer moder-nistisch ausgebauter Seitenflügel die

weltweit größte Mineraliensammlung mit 80.000 Stücken – ein Schatz von weltweiter Bedeutung. Gleich nebenan befindet sich das sächsische Bergarchiv, die Grundlage für heute wieder auf die Tagesordnung gekommene Erkundungen von Rohstoffen.

Nur einen Katzensprung davon entfernt steht kurz vor Mittag ein Treffen mit Tom-Hendrik Runge, dem Geschäftsführer der Städtische Wohnungsgesellschaft Frei-berg (SWG) auf dem Terminplan. Runge hat ein Experiment gewagt und ein Mehr-familienhaus mit einer Erdwärme-Heizung ausstatten lassen. „Im Einfamilienhaus ist das bei Neubauten ja inzwischen weit verbreitet, in einem großen Altbau aus den 20er Jahren hingegen fehlt es

an Erfahrungen“, erklärt Kluge, der vor allem gespannt darauf war, ob sich mit dem Argument eingesparter Nebenkos-ten auch moderat höhere Mieten erzielen lassen. Das ist inzwischen gelungen, das Haus ist gut vermietet, die ökologische Energie hat sich als gutes Argument nut-zen lassen. Allerdings waren die Kosten für die Erdsonden, die fast 150 Meter in den Untergrund reichen, relativ hoch – und die Entwicklung der Strompreise für Endkunden bleibt eine große Unsicher-heit. „Wir wollen mit den Stadtwerken gern noch andere innovative Lösungen suchen, wir haben ja bereits ein klei-

nes erdgasbetriebenes BHKW in Betrieb oder ein Haus mit kontrollierter Wärme-rückgewinnung ausgestattet“, erzählt der Wohnungsbau-Chef. Die Stadtwerke unterstützen das, auch wenn ein vermin-derter Verbrauch natürlich zunächst weni-ger Umsatz bedeutet. „Mir ist eine solche Partnerschaft wichtig, weil wir gemeinsam an Zukunftsthemen arbeiten, alles andere wäre engstirnig“, sagt Axel Schneegans. Ob allerdings die beiden Wärmepumpen, die immerhin jeweils 16 kW leisten, der Weisheit letzter Schluss sind, ist bislang offen. „Wir werden das weiter im Auge behalten und vielleicht sogar ein Pro-jekt mit Gasmotoren auf den Weg brin-gen, aber rein wirtschaftlich sind bislang immer noch die Brennwertkessel im Vor-teil“, stellt Tom-Hendrik Runge als Zwi-

schenbilanz fest. Die Stadtwerke will er dabei unbedingt als Partner dabei haben.

Das Johannisbad, ein großer zeltartiger Bau, ist derzeit noch ein Sorgenkind von Axel Schneegans. Das Bad, das sowohl für den Schul- als auch den Vereinssport und als Freizeitbad genutzt wird, erfor-dert jedes Jahr einen hohen Betriebs-kostenzuschuss. Die Anschlussleistung der Fernwärme konnte bereits durch ein besseres Energiemanagement auf 750 kW um reichlich ein Viertel verringert werden, doch soll nach der übernahme des Bades durch die Stadtwerke das Konzept ins-gesamt überarbeitet werden. Eine neue Saunalandschaft ist bereits errichtet, was sich in den Besucherzahlen niederschla-gen soll. Aber auch die Gastronomie muss attraktiver werden. Freiberg, die Perle am Fuße des Erzgebirges, wird sich auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten ein solches Bad leisten.

Das dafür notwendige Geld wird schwer zu beschaffen sein. Ebenso schwierig wird es sein, Gelder für Projekte zur Ver-fügung zu stellen, die mit der Zukunft der Energie wende zusammenhängen. Fallen die Strompreise an der Börse weiter, set-zen große Kunden auf Eigenerzeugung. „Wir haben in Freiberg die ersten energie-autarken Musterhäuser Deutschlands“, sagt Schneegans. Was einerseits zwar eine sehr innovative, andererseits aber eben auch eine teure Technologie ist, die auch zu einer Entsolidarisierung führt: Billige grüne Energie für Wohlhabende, die immer teurer werdenden Netzkosten für den großen Rest. Letztlich aber besteht, da ist sich Schnee-gans sicher, noch immer die Chance, einen vernünftigen Kurs zu steuern.

Hier muss man unbedingt gewesen sein! Im Schloss, im Dom, im Rathaus und in der ganzen Altstadt. Sie ist ein historisches Ensemble, das in Deutschland offenbar immer noch nicht jeder kennt. Dass Steine nicht langweilig sind, beweist die Terra Mineralia, eine einzigartige Explosion von Farben und Formen.

Mein Lieblingsplatz in Freiberg ist das Muldental, weil hier die Ruhe ganz nah ist. Und gelegentlich genieße ich, ganz dienstlich, auf dem Wärmespeicher der Stadtwerke den wun-dervollen Blick über die ganze Stadt und das Erzgebirge.

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„außer Öl und Gas haben wir alle mineralischen Rohstoffe.“„sachsen bleibt auch zukünftig Rohstoff- und Bergbauland“, sagt Oberberghauptmann Prof. Dr. Bern-hard cramer vom sächsischen Oberbergamt. medium gas sprach mit ihm über das neue „Berggeschrey“, über Rohstoffstrategien und ein liebenswertes Fleckchen erde.

Das erste begann exakt im Jahr 1168 mit einem Silberfund in Freiberg. In Folge wurde hier innerhalb kürzester Zeit ganz massiv und noch sehr wild Berg-bau betrieben. Erst langsam entstanden Strukturen und Verantwortlichkeiten. Das zweite „Berggeschrey“ entwickelte sich rund dreihundert Jahre später mit neuen Funden im höheren Erzgebirge. Als drit-tes „Berggeschrey“ wird der Bergbau in der DDR bezeichnet, der sehr intensiv

betrieben wurde, nicht immer unter markt-wirtschaftlichen Aspekten, sondern als Staatsbergbau. 1992 sind nicht nur hier in Sachsen sondern bundesweit die letzten Erzbergwerke stillgelegt worden. Damals hat man gedacht, Rohstoffe braucht man in Deutschland nicht abzubauen. Erze, die

kaufen wir auf dem Weltmarkt. Ende des Jahrtausends stiegen die Rohstoffpreise mit der sich rasant entwickelnden Welt-wirtschaft stark an. Und in Folge ertönt nun das vierte „Berggeschrey“: Im Jahr 2005 hatten wir im Oberbergamt erstma-lig wieder Anträge auf neue Erkundung von schon bekannten Erzlagerstätten vor-liegen. Der Unterschied der alten „Berg-geschreye“ zu dem heutigen ist, dass es früher immer ein sehr intensiver Gewin-nungsbergbau war. Heute sehen wir bis-lang eine Welle des Erkundungsbergbaus übers Land gehen.

Worauf richten sich diese erkundungen und gibt es schon erfolge?Bergbau ist immer sehr langfristig, vor-weg geht eine Erkundungsphase und erst daraus ergeben sich, gegebenen-falls, neue Bergwerke. Wir haben nun seit einigen Jahren relativ konstant knapp 20 Erlaubnisse für Erkundungen. Das sind Berechtigungen für Firmen, in einem bestimmten Gebiet Lagerstätten zu erkunden. Momentan gibt es zudem drei Bergbaubewilligungen. Das ist das

in der Geschichte war ein Berghauptmann die oberste Aufsicht der Bergmeister. er sollte u. a. Verbesserungen befördern und für Ruhe und Ordnung sorgen. Was hat ein Oberberghauptmann heute für Aufgaben?Früher waren die Oberberghauptmänner so etwas wie hohe Finanzbeamte, die für den Landesherrn möglichst viel Gewinn aus dem Bergbau erwirken sollten, das spielt heute keine Rolle mehr. Gleichzei-tig waren sie schon damals Präsidenten der Oberen Bergbehörde. Das ist heute noch so – ich bin praktisch Präsident des Sächsischen Oberbergamtes und für den Vollzug des Bundesberggesetzes im Frei-staat Sachsen zuständig. Dabei geht es um die Themen Rohstoffsicherung und das Fördern und Ordnen des Bergbaus. Somit bin ich auch zuständig für Umwelt-schutz, Arbeits- und Gesundheitsschutz im Bergbau.

es ist von einem neuen „Berggeschrey“ in sachsen die Rede. Wie ist das heutige „Geschrey“ im Vergleich zu den vorheri-gen einzuordnen, die ja bis ins 12. Jahr-hundert zurückgehen?

„Früher waren die ‚Berggeschreye‘ intensiver Gewinnungsbergbau, heute ist es eher der Erkundungsbergbau.“

IM GESPRäCH

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Recht, ein Bergwerk zu errichten und Rohstoff abzubauen. In einem dieser Bewilligungsfelder wurde letztes Jahr im November in Niederschlag ein Bergwerk eröffnet. Das erste neue Untertageberg-werk in Deutschland seit 40 Jahren. Dort wird das Mineral Flussspat abgebaut, das für die Produktion von Teflon- und GoreTex-Beschichtungen, aber auch als Zusatzstoff für Metallschmelzen benötigt wird. Es ist von der EU als besonders kri-tisch eingestuft worden, weil es auf der Welt in nur einer geringen Anzahl von Län-dern gewonnen wird und es sehr große Lieferrisiken gibt.

Welche mengen an Flussspat werden derzeit abgebaut?

Im Moment befindet sich der Betrieb in Nie-derschlag in der Anlaufphase. Unter Tage ist das Bergwerk aufgefahren und kann schon produzieren. Zurzeit schätzen die Verant-wortlichen, dass jährlich 50.000 – 80.000 Tonnen Flussspat gewonnen werden kön-nen. Wir haben in Sachsen weitere sehr gute Flussspat-Lagerstätten, nicht nur in Niederschlag, und könnten dort nach unse-ren Standards ebenfalls produzieren.

neben Flussspat – bei welchen Rohstof-fen sehen sie entwicklungspotenzial, was wird in Zukunft in sachsen wieder abgebaut?Wir sind eine sogenannte polymetallische Lagerstättenregion. Sachsen ist nicht nur reich an der Menge von Rohstoffen. Ich sage immer etwas flapsig: Außer Öl und Gas haben wir alle mineralischen Roh-stoffe. Sachsen verfügt über Braunkohle und Steinkohle, die aber weitgehend abgebaut ist. Bei den Erzen ist es wirk-lich so, dass in sächsischen Lagerstät-ten von Kupferschiefer in der Lausitz über Selte Erden in Storkwitz bis hin zu Zinn und Wolfram viele wichtige Stoffe für die

wirtschaftliche Entwicklung lagern. Im Grunde verfügen wir in den sächsischen Lagerstätten nach wie vor über fast das gesamte Periodensystem der Elemente.

Wer erfolgreich nach Rohstoffen graben will, braucht gute Fachleute. hat sachsen diese (noch)?Zwischen dem letzten Untertagebergbau und dem heutigen „Berggeschrey“ liegen rund 20 Jahre und damit eine ganze Gene-ration. Viele der damals jungen im Erzge-birge tätigen Bergmänner arbeiten aber noch heute. Ein Vorteil. Das Besondere in Sachsen ist auch, dass wir bis heute fast das gesamte Spektrum der Bergbaube-rufe ausbilden: Vom einfachen Bergmann über den Techniker und Ingenieure bis zum Bergbeamten.

„In Niederschlag wurde 2013 das erste neue Untertagebergwerk in Deutschland seit 40 Jahren errichtet. Hier wird das sel-tene Flussspat abgebaut.“

„Im Grunde verfügen wir in den sächsischen Lager-stätten nach wie vor über fast das gesamte Perio-densystem der Elemente.“

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Bernhard Cramer will den Bergbau in Sachsen wieder in Gang bringen und neu ausrichten. Dabei spielt die Tradi-tion immer mit. Immerhin ist das Oberbergamt seit 1542 in Freiberg angesiedelt. Seit 1679, mit einer Unterbrechung in der DDR-Zeit, hat es seinen Sitz in der Kirchgasse. Einer seiner Amtsvorgänger – Hans Carl von Carlowitz – hatte hier sein weltberühmtes Buch geschrieben, indem er den Begriff „Nachhaltigkeit“ geprägt hat.

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ckeln. Bei jedem Bergbauprojekt müssen daher die Verantwortlichen schon in der Erkundung ganz transparent und offen mit allen anstehenden Arbeiten umgehen, um dieses Grundvertrauen der Bevölkerung nicht zu zerstören. Tut man dies nicht, hilft auch Tradition nicht weiter – denn im Berg-bau tragen wir eine Verantwortung für die Zukunft.

Also keine Förderung von seltenen Roh-stoffen nach dem motto „Koste es was es wolle“?Das nennt man Raubbau und den gilt es zu verhindern. „Koste was es wolle“ gibt es bei uns nicht. Bei uns muss Berg-bau umweltverträglich, sicher und wirt-schaftlich sein. Das sind auch die drei Eckpfeiler der Nachhaltigkeit.

sie sind geborener hamburger: haben sie noch heimweh nach dem norden?Ich bin in Hamburg geboren, habe dort aber nie gelebt. Aufgewachsen bin ich in Schleswig-Holstein. Dort bin ich nun aber auch schon seit 31 Jahren weg, so dass ich romantische Gefühle oder Hei-mat damit kaum noch verbinde. Wobei ich fest davon überzeugt bin, dass die Umgebung, in der man aufgewachsen ist, einen prägt.

nun leben sie seit gut zwei Jahren in Freiberg. Was gefällt ihnen denn, abseits von ihrer Arbeit, besonders gut an sachsen?Ich versuche das mal in einem Satz zu sagen: Sachsen ist ein sehr liebens-wertes und gutes Fleckchen Erde. Außerdem habe ich die Position hier angenommen, weil ich vorhabe, die nächsten knapp zwei Jahrzehnte des Bergbaus in Sachsen mitzugestalten. übrigens kommt meine Mutter aus Nord-sachsen. Ich bin also eine sächsisch-norddeutsche Mischung. Das erste was meine Mutter gesagt hat, als sie hörte, dass ich nach Freiberg gehe, war: End-lich kommt eines meiner Kinder wieder nach Hause.

Dann Glückauf, Erfolg zu Hause und bes-ten Dank für das Interview.

Vieles was wir bisher gehört haben, klingt ermutigend für den sächsischen Bergbau. Der Freistaat sachsen hat daraus, in die Zukunft blickend, eine Rohstoffstrategie abgeleitet. Wie lässt sich diese zusam-menfassen?Die Regierung des Freistaats Sachsen bekennt sich darin explizit zu Sachsen. Gleichzeitig werden gewisse Rahmen-bedingungen festgeschrieben, die diese Entwicklung – auch mit Blick auf neue Rohstoffe – weiter fördern sollen. Das reicht von den Bemühungen, Explora-tions-Förderprogramme des Bundes auszuschöpfen, über die Vernetzung von Rohstoffakteuren bis zur internationalen Vermarktung von Bergbau-Know-how. Es geht aber auch darum, das Rohstoff-wissen besser in die Öffentlichkeit zu transportieren. Die Rohstoff-Strategie ist also ein sehr umfangreiches Papier mit vielen verschiedenen Aspekten, die diese ganze Entwicklung begleiten sollen.

es gibt in sachsen eine Bergbautradition. Aber ist die Rohstoffwirtschaft ausrei-chend vernetzt und auch in der Gesell-schaft verankert?Ich würde das trennen. Das eine ist das Traditionsbewusstsein. Wir haben sehr viele Vereine, die die Bergbautradition pflegen. Diese Tradition ist etwas losge-löst vom aktiven Bergbau, sie ist aber auch Ausdruck dafür, dass Bergbau in Sachsen immer einen Wert für die Gesellschaft erbracht hat. Zum Beispiel kulturelle Identität, Fortschritt im wissenschaftlich-technischen Bereich und wirtschaftliche Entwicklung. Dieses Bewusstsein ist noch in der Bevölkerung verankert. Andererseits gibt es bei einzelnen Projekten immer Per-sonen und Anwohner, die besonders vom Bergbau betroffen sind. Wird damit nicht richtig umgegangen, kann sich daraus schnell ein Mangel an Akzeptanz entwi-

IM GESPRäCH

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Prof. Bernhard Cramer ist seit Dezem-ber 2011 sächsischer Oberberg-hauptmann. Er war nach seinem Geologiestudium beim Forschungs-zentrum Jülich im Institut für Erdöl und Organische Geochemie tätig und führte dabei u. a. im russischen Gasfeld Urengoi Untersuchungen zur Genese, Lagerstättendynamik und zum Gas-austausch mit der Atmosphäre durch. Nach seiner Promotion wechselte er zur Bundesanstalt für Geowissenschaf-ten und Rohstoffe (BGR) in Hannover, wo er für die Rohstoffe Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran zuständig war. Im Jahre 2007 ernannte ihn die Leibniz-Universität zum Honorarprofessor für Lagerstättenkunde.

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