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417 Nachrichten aus der Chemie| 61 | April 2013 | www.gdch.de/nachrichten S „Es ist das Gebiet der Mineral- chemie, die Erforschung der che- mischen Natur der Mineralkör- per ... , innerhalb dessen sich meine Arbeiten vorzugsweise bewegen“, sagte Carl Friedrich Rammelsberg (Abbildung 1) anlässlich seiner Aufnahme in die Berliner Akade- mie der Wissenschaften im Jahr 1855. 1) Tatsächlich umfasst sein wissenschaftliches Werk neben rein anorganischen und analyti- schen Arbeiten etwa 300 mineral- chemische, geologische und kris- tallografische Publikationen. Für die Mineralogie, die damals anfing, sich zur selbstständigen Wissenschaft herauszubilden, war aber nicht nur die überaus große Zahl der Minerale, die Rammels- berg untersuchte und umfassend beschrieb, sehr bedeutend: Er half auch dabei, die Trennung von einer- seits ausschließlich chemischem und andererseits rein kristallografi- schem Aspekt zugunsten einer um das Jahr 1800 begonnenen Partner- schaft zu überwinden. Der britische Mineraloge Henry Alexander Miers (1858 – 1942) stellte fest: „Niemand hat mehr zur Aufrechterhaltung dieser Partnerschaft beigetragen als Rammelsberg.” 2) Ein Berliner Gelehrtenleben beginnt S Abgesehen von seinem Aufent- halt als Apothekergehilfe in Dar- desheim (1832/33) war Rammels- bergs Leben und Wirken auf den Raum des heutigen Berlin be- schränkt. In der preußischen Hauptstadt wurde er am 1. April 1813 geboren, hier schloss er 1832 seine vierjährige Apothekerlehre ab und studierte ab 1833 an der Fried- rich-Wilhelms-Universität. Als seine Lehrer nannte er Eil- hard Mitscherlich (1794 – 1863) und Heinrich Rose (1795 – 1864) in der Chemie sowie in der Mineralo- gie Christian Samuel Weiss (1780 – 1856), Friedrich August Quenstedt (1809 – 1889) und Gus- tav Rose (1798 – 1873). 3,4) Für die- se Fächer entwickelte er bald eine besondere Vorliebe. Im Jahr 1837 promovierte er mit einer Arbeit über Metallcyanver- bindungen. 4) Die Thesen, die er zur Promotion einreichte, sind pro- grammatisch für die Forschungen, denen er sich sein restliches Leben widmete. Beispiele: Die chemische Erfahrung sei in den geologischen Theorien besonders zu beachten, und das natürliche Lehrgebäude der Mineralogie dürfe weder die äußere (kristallografische) noch die innere (chemische) Beschaffen- heit der Mineralien unbeachtet las- sen. Nach der Promotion unterrich- tete Rammelsberg Chemie und physikalische Geografie an der Kö- niglichen Realschule, kam dann nach eigenen Worten „aber zu dem Entschluß, der Wissenschaft aus- schließlich zu leben und zu dem Ende die akademische Laufbahn einzuschlagen“. 3) Nach absolvierter Probevorle- sung „Über die chemische Natur der Mineralien“ wurde er 1839 3) oder 1840 5) Privatdozent an der Berliner Alma Mater. Seine Vorle- sungen befassten sich zuerst mit Stöchiometrie, später mit chemi- scher Metallurgie. Auf einer Reise in der Schweiz las Rammelsberg 1845 in der Augsburger Zeitung, Hans-Georg Bartel, Horst Remane Carl Friedrich Rammelsbergs Forschungen vereinten anorganische Chemie, Kristallografie und Mineralogie. Am 1. April dieses Jahres jährt sich sein Geburtstag zum 200. Mal. Mehr als unzählige Kristalle BChemiegeschichteV Abb. 1. Carl Friedrich Rammelsberg (1813 – 1899). (aus: Ber. Deutsch. Chem. Ges., 1909, 42) VV Der Berliner Professor Carl Friedrich Rammels- berg (1813 – 1899) unterrichtete und forschte zu Chemie, Mineralogie und Kristallografie sowie technischer Chemie. VV Ihm zu Ehren heißt das orthorhombische Nickel- mineral NiAs 2 Rammelsbergit. VV Rammelsberg richtete das erste, für alle Studie- renden zugängliche chemische Unterrichtslabo- ratorium Deutschlands ein. S QUERGELESEN

Mehr als unzählige Kristalle

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Nachrichten aus der Chemie| 61 | April 2013 | www.gdch.de/nachrichten

S „Es ist das Gebiet der Mineral-chemie, die Erforschung der che-mischen Natur der Mineralkör-per ... , innerhalb dessen sich meine Arbeiten vorzugsweise bewegen“, sagte Carl Friedrich Rammelsberg (Abbildung 1) anlässlich seiner Aufnahme in die Berliner Akade-mie der Wissenschaften im Jahr 1855.1) Tatsächlich umfasst sein wissenschaftliches Werk neben rein anorganischen und analyti-schen Arbeiten etwa 300 mineral-chemische, geologische und kris-tallografische Publikationen.

Für die Mineralogie, die damals anfing, sich zur selbstständigen Wissenschaft herauszubilden, war aber nicht nur die überaus große Zahl der Minerale, die Rammels-berg untersuchte und umfassend beschrieb, sehr bedeutend: Er half auch dabei, die Trennung von einer-seits ausschließlich chemischem und andererseits rein kristallografi-schem Aspekt zugunsten einer um das Jahr 1800 begonnenen Partner-schaft zu überwinden. Der britische Mineraloge Henry Alexander Miers (1858 – 1942) stellte fest: „Niemand hat mehr zur Aufrechterhaltung dieser Partnerschaft beigetragen als Rammelsberg.”2)

Ein Berliner Gelehrtenleben beginnt

S Abgesehen von seinem Aufent-halt als Apothekergehilfe in Dar-desheim (1832/33) war Rammels-bergs Leben und Wirken auf den Raum des heutigen Berlin be-

schränkt. In der preußischen Hauptstadt wurde er am 1. April 1813 geboren, hier schloss er 1832 seine vierjährige Apothekerlehre ab und studierte ab 1833 an der Fried-rich-Wilhelms-Universität.

Als seine Lehrer nannte er Eil-hard Mitscherlich (1794 – 1863) und Heinrich Rose (1795 – 1864) in der Chemie sowie in der Mineralo-gie Christian Samuel Weiss (1780 – 1856), Friedrich August Quenstedt (1809 – 1889) und Gus-tav Rose (1798 – 1873).3,4) Für die-se Fächer entwickelte er bald eine besondere Vorliebe.

Im Jahr 1837 promovierte er mit einer Arbeit über Metallcyanver-bindungen.4) Die Thesen, die er zur Promotion einreichte, sind pro-grammatisch für die Forschungen,

denen er sich sein restliches Leben widmete. Beispiele: Die chemische Erfahrung sei in den geologischen Theorien besonders zu beachten, und das natürliche Lehrgebäude der Mineralogie dürfe weder die äußere (kristallografische) noch die innere (chemische) Beschaffen-heit der Mineralien unbeachtet las-sen.

Nach der Promotion unterrich-tete Rammelsberg Chemie und physikalische Geografie an der Kö-niglichen Realschule, kam dann nach eigenen Worten „aber zu dem Entschluß, der Wissenschaft aus-schließlich zu leben und zu dem Ende die akademische Laufbahn einzuschlagen“.3)

Nach absolvierter Probevorle-sung „Über die chemische Natur der Mineralien“ wurde er 18393) oder 18405) Privatdozent an der Berliner Alma Mater. Seine Vorle-sungen befassten sich zuerst mit Stöchiometrie, später mit chemi-scher Metallurgie. Auf einer Reise in der Schweiz las Rammelsberg 1845 in der Augsburger Zeitung,

Hans-Georg Bartel, Horst Remane

Carl Friedrich Rammelsbergs Forschungen vereinten anorganische Chemie, Kristallografie und

Mineralogie. Am 1. April dieses Jahres jährt sich sein Geburtstag zum 200. Mal.

Mehr als unzählige Kristalle

BChemiegeschichteV

Abb. 1. Carl Friedrich Rammelsberg

(1813 – 1899).

(aus: Ber. Deutsch. Chem. Ges., 1909, 42)

VV Der Berliner Professor Carl Friedrich Rammels-

berg (1813 – 1899) unterrichtete und forschte zu

Chemie, Mineralogie und Kristallografie sowie

technischer Chemie.

VV Ihm zu Ehren heißt das orthorhombische Nickel-

mineral NiAs2 Rammelsbergit.

VV Rammelsberg richtete das erste, für alle Studie-

renden zugängliche chemische Unterrichtslabo-

ratorium Deutschlands ein.

S QUERGELESEN

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Nachrichten aus der Chemie| 61 | April 2013 | www.gdch.de/nachrichten

dass die Berliner Universität ihn am 20. August zum außerordentli-chen Professor ernannt hatte.

Gut ausgerüstete Laboratorien

S Bereits während des Studiums richtete Rammelsberg ein Privatla-boratorium ein, „das er den Studi-renden zu ihrer Ausbildung öffne-te, wohl das erste allgemein und nicht bloss einem kleinen Kreise besonders ausgezeichneter Schüler

zugängliche Unterrichtslaboratori-um in Deutschland.“6) Er betrieb es bis zum Jahr 1851. Zu dem Zeit-punkt unterrichtete er auch am Ge-werbeinstitut in Charlottenburg Chemie und Mineralogie. Er lehrte dort bis 1883, auch nach der Re-form des Instituts 1860, das später Gewerbeakademie und ab 1879 Technische Hochschule hieß.

Am Gewerbeinstitut „begann [ich] mit der … Schaffung eines La-boratoriums, woran es dem Institut bisher gefehlt hatte.“3) Auch für die spätere Gewerbeakademie richtete Rammelsberg ab 1860 ein Labora-torium ein, das „mir alle Hilfsmittel für eigene Arbeiten gewährte, de-ren Veröffentlichung mich in wei-teren Kreisen bekannt machte.“3) Nach der Neugründung der seit 1770 bestehenden Bergakademie Berlin im Jahr 1860 las Rammels-berg auch dort „ein Kolleg über Mi-neralchemie, welches zugleich als Universitätspublicum galt.“3)

Ein eigenes Institut

S Innerhalb eines halben Jahres starben 1863 und 1864 die beiden Ordinarien für Chemie an der Ber-liner Universität, Mitscherlich und Heinrich Rose. Nachfolger des ers-teren wurde August Wilhelm von Hofmann (1818 – 1892). Das Ordi-nariat von Rose, das Rammelsberg

gern übernommen hätte, blieb auf-grund der Einwände von Hof-manns und des Physikers Gustav Magnus (1802 – 1870) aber lange unbesetzt. Ihre Einwände betrafen aber nicht Rammelsberg als Person – von Hofmann und Magnus lehn-ten es vermutlich wegen Platz-mangels ab, das zweite Ordinariat zu der Zeit überhaupt weiterzu-führen.

Erst am 31. August 1874 wurde Rammelsberg zum Ordinarius für Mineralogie und Chemie berufen.7) Damit einher ging das Versprechen, für ihn ein eigenes Institut zu schaffen. Allerdings gelang es erst 1881 dem damaligen Rektor von Hofmann, einen im Jahr 1879 für das physikalische Institut begonne-nen Erweiterungsbau an der Ecke Schlachtgasse (seit 1905 Bunsen-straße) und Reichstagsufer der Chemie zuzuordnen. Rammelsberg zog dort 1883 als Direktor des II. chemischen Laboratoriums ein (Abbildung 2).8)

Auch familiär war Rammelsberg mit der Wissenschaft verbunden: Seine erste Frau Maria (unbe-kannt – 1856), die er 1846 heirate-te, war eine Tochter des Oberberg-rats Carl Johann Zincken (1790 – 1862). Mit ihm publizierte Rammelsberg „Beiträge zur Kennt-niss von Mineralien des Harzes“.9) Er widmete ihm auch einen Nach-ruf.10) 1859 heiratete Rammelsberg die Tochter Mathilde von Christian Gottfried Ehrenberg (1795 – 1876), den er einen „berühmten Reisen-den und Forscher im Gebiete der mikroskopischen Organismen“ nannte.3)

Zu den vielen Schülern und Mit-arbeitern Rammelsbergs gehörten Max Bauer (1844 – 1917), Carl Friedmann (1858 – 1909), Fritz Ra-schig (1863 – 1928) und Arthur Rosenheim (1865 – 1942). Zum 50-jährigen Doktorjubiläum im Jahr 1887 gab der Berliner Akade-mische Chemikerverein dem For-scher und Lehrer zu Ehren eine Festschrift heraus.11)

Im Sommer 1891 schied Ram-melsberg nach mehr als 50-jähriger Dozententätigkeit aus Alters- und

Abb. 2. Das Gebäude des II. chemischen Laboratoriums in der Berliner Bunsenstraße, in das

Rammelsberg 1883 als dessen erster Direktor einzog. 1905 erhielt das Laboratorium den

Namen „Physikalisch-chemisches Institut“. Die Aufnahme entstand um 1960. Die Bäume

rechts zeigen den Standort des physikalischen Instituts. (Fotoarchiv H.-G. Bartel)

419Chemiegeschichte BMagazinV

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Gesundheitsgründen aus dem Uni-versitätsdienst aus. Bis 1897 er-schienen aber noch acht Publika-tionen vom ihm mit mineralogisch-chemischem Inhalt.

1894 siedelte Rammelsberg nach Groß-Lichterfelde (heute Berlin-Lichterfelde) über und bezog dort 1895 ein Haus, das er hatte bauen lassen. Ab Mai 1899 schwächte ei-ne Folge von Krankheiten zuneh-mend seinen Körper. Carl Fried-rich Rammelsberg starb am 28. De-zember 1899.

Das wissenschaftliche Werk

S In seiner „Rammelsberg Mem-orial Lecture“ schrieb Henry Ale-xander Miers über die Beiträge sei-nes Berliner Kollegen zur Wissen-schaft: „Sie reichen über die gesam-te anorganische Chemie und Mine-ralogie und umfassen hauptsäch-lich die Herstellung und Analyse unzähliger Substanzen, sowie das Vermessen und die Beschreibung unzähliger Kristalle.“2) Miers un-terschied daher zwischen „Ram-melsberg als Chemiker, … als Kris-tallograf, … als Mineraloge“.

Rammelsberg selbst beschrieb seine grundlegende Auffassung über die mineralchemische und mineralogische Forschung so: „Die Kenntniss der Krystalle hat für den Chemiker und Mineralogen glei-chen Werth, denn die Charakteris-tik eines Minerals oder chemischen Präparats ist unvollständig, sobald nicht seine geometrischen, physi-kalischen und chemischen Eigen-schaften gleichzeitig bekannt sind. Das Material der Mineralogie ist nur ein kleiner Theil desjenigen der Chemie … es ist eben so gut die Aufgabe des Mineralogen, die che-mische Zusammensetzung der Mi-neralien zu bestimmen, als es dem Chemiker zukommt, die geometri-sche Form seiner Präparate genau zu untersuchen.“12)

Bei seinen Forschungen zur an-organischen, analytischen und spe-ziell zur Mineralchemie baute Rammelsberg beispielsweise auf Arbeiten der Berliner Chemiker Martin Heinrich Klaproth

(1743 – 1817) und Eilhard Mit-scherlich auf, außerdem auf den Forschungen des schwedischen Chemikers Jöns Jakob Berzelius (1779 – 1848). Klaproth entdeckte die Dimorphie am Beispiel von Cal-cit und Aragonit (1788) und schrieb sechs Bände über die „Kenntnis der Mineralkörper“.13) Mitscherlich fand 1818 die kristall-chemische Isomorphie.

Rammelsberg gab das „Neue chemische Mineralsystem“ von Berzelius heraus.14) Max Bauer, Professor in Marburg, schrieb, dass Rammelsberg zu denen zählte, „die nächst Berzelius die grössten Ver-dienste um die Mineralchemie er-worben haben.“6)

Rammelsbergit ihm zu Ehren

S Tatsächlich war Rammelsberg bereits nach etwa acht Jahren mi-neralogischer Forschung so be-kannt, dass Wilhelm von Haidinger (1795 – 1871), Wiener Bergrat und späterer Direktor der Kaiserlich-königlichen geologischen Reichs-anstalt, im Jahr 1845 dem Nickel-Erzmineral NiAs2 den Namen „Rammelsbergit“ gab (Abbil-dung 3) – „zur Erinnerung an den verdienstvollen Chemiker …, dem wir gerade auch in dieser Klasse von fossilen Verbindungen so man-che Kenntniss verdanken.“15) Das Mineral hat Ernst Hofmann (1801 – 1871) im Jahr 1832 das ers-te Mal beschrieben und „Arsenni-ckel“ genannt.16)

Die Berliner Akademie betonte in seiner „Adresse an Hrn. Carl Friedrich Rammelsberg zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubi-läums“, dass der Jubilar zu den Forschern gehört „welchen man die grundlegenden Arbeiten auf dem Gebiete der anorganischen Chemie verdankt“, dass er „nicht bloss dem empirischen, sondern auch dem theoretischen Theil der Wissenschaft … unausgesetzt eine lebhafte Aufmerksamkeit“ zu-wandte und dass „fast noch grösser als die der Chemie geleisteten Dienste diejenigen sind, welche [ihm] die Mineralogie verdankt“.17)

Von Halogenate bis Silikate

S Es unmöglich, alle Mineralien zu benennen, die Rammelsberg chemisch, physikalisch oder kris-tallografisch einmal oder sogar mehrfach, wie den Turmalin,18) untersucht hat (Abbildung 4). Sie gehören zu allen acht anorgani-schen Mineralklassen: Elemente, Sulfide, Halogene, Oxide, Carbo-nate/Borate, Sulfate/Wolframate, Phosphate, Silikate. Zu Vertretern der letzteren liegen besonders vie-le Arbeiten vor. Die Mineralpro-

Abb. 4. Rammelsberg analysierte das „schwarze Yttro tantalit“ und

trug das Ergebnis am 22. Juli 1872 an der Berliner Akademie vor

(„Über die Zusammensetzung des schwarzen Yttrotantalits“,

Monatsber. Königl. Akad. Wiss. Berlin 1872, 578).

(Original: ehemals Privatbesitz Rammelsbergs, jetzt: Mineralogische

Sammlung des Museums für Naturkunde Berlin; Aufnahme: Ralf T.

Schmitt, jetzt Fotoarchiv H.-G. Bartel)

Abb. 3. Rammelsbergit (NiAs2) umgeben von Nickelin (NiAs)/Eisleben.

(Original: Mineralogische Sammlung des Museums für Naturkunde

Berlin; Aufnahme: Ralf T. Schmitt, jetzt Fotoarchiv H.-G. Bartel)

420 BMagazinV Chemiegeschichte

Nachrichten aus der Chemie| 61 | April 2013 | www.gdch.de/nachrichten

ben stammten aus vielen Gegen-den der Erde.

Außerhalb der Mineralchemie untersuchte Rammelsberg zum Bei-spiel Bromide, Bromate, Iodate, Per iodate, Hyposulfite, Sulfite, Phosphite, Cyanide, Berliner Blau und Verbindungen aller wichtigenmetallischen Elemente. Weiterhinuntersuchte er Meteoriten.

Neben Einzelpublikationen hatRammelsberg 19 Bücher veröffent-licht,3) darunter 4 Übersetzungenaus dem Englischen, Schwedi-schen und Französischen. Von denübrigen 15 Büchern befassten sich4 mit der Mineralchemie, 5 mit derallgemeinen, analytischen, anorga-nischen Chemie, 5 mit der Kristal-lografie und eines mit der Metal-lurgie. Darunter befinden sich so-wohl Lehrbücher als auch Hand-bücher (Abbildung 5).12,19,20,21)

Literatur

1) C. F. Rammelsberg, Ber. Königl. Preuss.

Akad. Wiss. Berlin 1856, 373, hier: 374.

2) H. A. Miers, J. Chem. Soc. Trans. 1901,

79, 1, hier: 8, 17.

3) H. Landolt, Ber. Deutsch. Chem. Ges.

1909, 42, 4941, hier: autobiografische

Notizen auf S. 4946, 4949, 4953, 4954,

4956, 4960.

4) C. F. Rammelsberg, „De cyanogenii con-

nubiis nonnullis.“ Dissertatio inaugura-

lis chemica, […]. Formis Nauckianis, Be-

rolini, 1837, hier: 32, 33.

5) A. Asen, Gesamtverzeichnis des Lehrkör-

pers der Universität Berlin. Bd. I: 1810 –

1945, Harrassowitz, Leipzig, 1955, 154.

6) M. Bauer, Centralblatt für Mineralogie,

Geologie und Palaeontologie 1900,

221, 319, 342, hier: 221, 223.

7) H.-G. Bartel, H. Remane, A. Zschunke,

Nachrichten aus der Chemie 2010, 58,

429.

8) H.-G. Bartel, Berichte der Humboldt-

Universität zu Berlin 1988, 8, 16.

9) C. Zincken, C. Rammelsberg,. Pogg.

Ann. Phys. Chem. 1849, 77, 236.

10) C. F. Rammelsberg, Z. Deutsch. geolog.

Ges. 1862, 14, 251.

11) Carl Friedrich Rammelsberg. Festschrift

zu seinem 50 jährigen Doktorjubiläum.

Verlag der Deutschen Chemiker-Zei-

tung, Berlin, 1887.

12) C. F. Rammelsberg, Lehrbuch der Kry-

stallkunde oder Anfangsgründe der Kry-

stallographie, Krystallphysik und Kry-

stallchemie – Ein Leitfaden beim Studi-

um der Chemie und Mineralogie, Jean-

renaud, Berlin, 1852, hier: III.

13) M. H. Klaproth, Beiträge zur chemi-

schen Kenntnis der Mineralkörper, Rott-rr

mann, Berlin, 1795 – 1810 (Bd. 1 – 5),

Nicolai, Berlin, 1815 (Bd. 6).

14) J. J. Berzelius, Neues chemisches Mine-

ralsystem nebst einer Zusammenstel-

lung seiner älteren hierauf bezüglichen

Arbeiten, herausgegeben von C. F.

Rammelsberg, Schrag, Nürnberg,

1847.

15) W. Haidinger, Handbuch der bestim-

menden Mineralogie, enthaltend die

Terminologie, Systematik, Nomenklatur

und Charakteristik der Naturgeschichte

des Mineralreiches, Braumüller & Sei-

del, Wien, 1845, hier: 629.

16) E. Hoffmann[sic], Pogg. Ann. Phys.

Chem. 1832, 485.

17) Sitzungsber. Königl. Preuss. Akad. Wiss.

Berlin, 1887 II, 849.

18) C. Rammelsberg, Pogg. Ann. Phys.

Chem. 1850, 80, 449; 81, 1; , Abh. Kö-

nigl. Akad. Wiss. Berlin, 1890, 1.

19) C. F. Rammelsberg, Grundriss der unor-

ganischen Chemie gemäss den neueren

Ansichten, Lüderitz, Berlin, 21855.

20) C. F. Rammelsberg, Handbuch der kry-

stallographischen Chemie, Jeanrenaud,

Berlin, 1855.

21) C. F. Rammelsberg, Handbuch der Mi-

neralchemie, Engelmann, Leipzig, 1860.

22) G. Wyrouboff, Bulletin de la Société

française de minéralogie et de cristal-

lographie 1901, 24, 280.

23) A. Pabst, „s. v. Rammelsberg, Karl (or

Carl) Friedrich“. In: C. C. Gillispie (ed.):“

Dictionary of Scientific Biography, Volu-

me 11. Charles Scribner’s Sons, New

York, 1980, 270.

Für ein weiterführendes Studium des Le-

bens und Schaffens von Rammelsberg seien

neben den genannten Nekrologen von Bau-

er 6), Miers 2) und Landolt 3) noch derjenige

von Grégoire Wyrouboff (1843–1913)22 )

und der biografische Eintrag von Adolf

Pabst (1899–1990) 23) empfohlen.

Für die Auswahl und Bereitstellung der in

Abbildung 3 und 4 gezeigten Mineralien

aus dem Bestand der Mineralogischen

Sammlung am Museum für Naturkunde

Berlin sowie für deren fotografische Auf-

nahmen danken wir dem Kurator der

Sammlung, Ralf Thomas Schmitt.

Hans-Georg Bartel, Jahr-

gang 1943, studierte von

1962 bis 1967 Chemie an

der Humboldt-Universität

zu Berlin. Dort promovierte

er im Jahr 1972 und habili-

tierte sich 1985 in mathematischer Chemie.

Seit 1988 ist er Dozent, seit 1999 Privatdozent

für physikalische und theoretische Chemie an

dieser Universität. Neben der theoretischen

Chemie zählen Archäometrie, Chemometrie

und Wissenschaftsgeschichte sowie Ägypto-

logie zu seinen Forschungsgebieten.

[email protected]

Horst Remane, Jahrgang

1941, ist Chemiker und

Wissenschaftshistoriker.

Vom Jahr 1987 an war er

Hochschuldozent für Ge-

schichte der Naturwissen-

schaften/Chemie und ab dem Jahr 2004 apl.

Professor an der Universität Halle-

Wittenberg. Sein Name findet sich in mehr

als 200 Buch- und Zeitschriftenpublikationen

zur organischen Chemie, Massenspektro -

metrie und Geschichte der Chemie und Phar-

mazie.

[email protected]

Abb. 5. Carl Friedrich Rammelsberg veröffentlichte 19 Bücher. Ihre Titel charakterisieren diebb C l i d i h l b öff li

Forschungs- und Lehrgebiete des Berliner Gelehrten: anorganische Chemie, Mineralchemie,

Kristallografie und Kristallchemie. Es fehlt explizit die analytische Chemie.

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