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Mein Jahr mit Gott - 9783865917713

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Ein "Jahr mit Gott" ist ein Abenteuer. Und eine große Chance, denn danach bist du um viele Erfahrungen reicher! Die 26 jungen Autoren dieses Buches haben sich darauf eingelassen: Sie haben sich für ein "Jahr mit Gott" im In- oder Ausland entschieden. Jeder von ihnen hat spannende Erfahrungen gemacht: neue Menschen, neue Kulturen, neue Aufgaben - und natürlich eine intensive Zeit mit Gott. Wenn du neuen Schwung für deinen Glauben brauchst oder mit dem Gedanken spielst, nach der Schule ein "Jahr mit Gott" zu machen, ist dieses Buch genau das Richtige für dich. Mit einem hilfreichen Anhang zum Thema "FSJ und andere Freiwilligendienste".

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Classic 95

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100 Das für dieses Buch verwendete FSC®-zertifizierte PapierEnso Classic 95 liefert Stora Enso, Finnland.

© 2013 by Gerth Medien GmbH, Asslar,in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München1. Auflage 2013Bestell-Nr. 816771ISBN 978-3-86591-771-3Umschlaggestaltung: Daniel EschnerUmschlagfoto: PrivatSatz: Vornehm Mediengestaltung, MünchenDruck und Verarbeitung: GGP Media GmbH, PößneckPrinted in Germany

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Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Victorio Lato, Kirgistan

Einsteigen, wundern, sitzen bleiben. Vielleicht sogar ankommen! . . . . . . . . . . . . . . . 17

Aylin Koslowski, TansaniaVermutlich habe ich mich ein wenig verliebt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Rahel Drescher, Senegal»Schlag mich, wenn ich dich respektieren soll!« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

Nathanael Betz, MalaysiaNicht für, sondern mit ihm . . . . . . . . . . . . . . . . 47

Matthias Müller, süd liches AfrikaIch bin am Ende und will nur noch weg . . . . . 55

Elisabeth Stalp, IndienEs fing an mit Bollywood . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

Esther Lausch, EcuadorGott lässt die Sonne aufgehen über gut und böse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

Stefan Grün, KeniaIch hab doch wohl ein Recht darauf, wütend zu sein! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

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Micha Rapp, SpanienIch bin der Computer, Gott ist der User . . . . . 99

Carolin Reinhardt, FrankreichAm Anfang war nur ein zaghaftes Lächeln . . . 107

Marlin Beil, NepalGott macht einfach, was er will . . . . . . . . . . . . . 113

Mario Tews, BrasilienAchterbahn der Gefühle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121

Anna Bestehorn, MaliZuerst war das Glück, dann kam der Krieg . . . 133

Lydia Sänger, Logos Hope, PhilippinenVom Geschenk, anderen helfen zu können . . . 141

Ben Oesch, MontenegroAuf der Flucht vor mir selbst . . . . . . . . . . . . . . . 149

Thomas Penski, DeutschlandGott half mir in meinen Ängsten . . . . . . . . . . . 157

Maria Krause, ÄthiopienSchritt für Schritt fängt das Ei an zu laufen . . . 163

Timon Weber, BotswanaMeine persön liche Umkehr zu Gott . . . . . . . . . 177

Lisa Schefuß, SchwedenOhne Vertrauen geht es nicht . . . . . . . . . . . . . . 185

Tamara Leuze, KroatienDankbarkeit und Glück sind eine Frage der Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191

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Gideon Becker, Uganda»Vielleicht sollten wir die Geschichte mit dem Kreuz lieber weglassen« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201

Jan-Magnus Knöppel, JapanStark durch Gottes Gegenwart . . . . . . . . . . . . . . 207

Und jetzt bist du dran! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213

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Vorwort

Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Dabei ist es gut zwanzig Jahre her, dass ich das erste Mal für mehrere Monate im nichteuropäischen Ausland war. Während meiner theologischen Ausbildung hatte ich mich zu einem Praktikum in Afrika entschieden. Ich ging nach Guinea-Bissau, einer ehemaligen portu-giesischen Kolonie. Das Land liegt in Westafrika, in Äquatornähe, und ist flächenmäßig etwa so groß wie Baden-Württemberg. Der Staat zählt zu den ärmsten der Welt. Ich war jung und hatte keine Ahnung. Mein Englisch war schlecht, portugiesisch sprach ich gar nicht, es gab keinen E-Mail-Zugang, und das Telefon funktionierte nur, wenn die Behörden eine finanzielle Ermutigung bekamen. Post kam einmal die Woche – wenn es gut ging und die Beamten sie austeilten. Die Temperaturen lagen bei über 40 °C, die Luftfeuch-tigkeit stieg bis auf 80 Prozent; es war Regenzeit. In unserem Haus gab es weder fließendes Wasser noch elektrischen Strom, den Kühlschrank betrieben wir mit Gas. Wir hatten Sandflöhe unter den Fußnägeln, Ameisen in der Küche, Frösche in der Wassertonne.

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Der Geruch des Fischmarktes ist mir noch heute gegenwärtig, wenn ich vor meinem inneren Auge die rotsandige Straße Richtung Zentrum gehe.

Ich schwitzte, weinte, hoffte, betete. Und lachte. Ich lernte Portugiesisch-Kreol, die offizielle Landesspra-che der Einheimischen. Außer uns paar Missionaren waren noch einige Entwicklungshelfer und Straßen-bauarbeiter im Land. Aber die hatten einen Überset-zer. Ich kaufte auf dem »einfachen« Markt ein, dem für die Afrikaner, und nicht auf dem für die wenigen privilegierten Europäer. Nicht, dass ich nicht das Geld dafür gehabt hätte. Im Vergleich zu den Leuten im Land war ich ein reicher Jüngling. Nein, wir gingen aus Überzeugung auf den Markt der Einheimischen. Wir handelten den Preis aus, wir lachten mit den Frauen, tranken Tee mit den Männern und hatten unglaublich viel Spaß. Und Zeit. Ja, die hatten wir auch.

Ich habe in meinen Auslandsmonaten in Guinea-Bissau viel über mich gelernt. Auch über die Men-schen im Allgemeinen. Und über Gott sowieso. Mittlerweile sind, wie schon gesagt, zwei Jahrzehnte vergangen, und ich habe zu den Eindrücken, die ich in dem westafrikanischen Land gesammelt hatte, unzäh-lige weitere dazugewonnen, und das in mehr als drei-ßig Ländern.

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Heute helfe ich vielen jungen Männern und Frauen, die ebenfalls neue Erfahrungen in fremden Kulturen sammeln wollen. Ich unterstütze sie durch Seminare dabei, sich auf Einsätze im Ausland vorzubereiten. Die Geschichten, die sie nach ihrer Rückkehr erzählt haben, waren so spannend, so individuell, dass ich mir immer wieder sagte: »Man müsste sie sammeln«. Man müsste diese Geschichten aufschreiben und dafür sor-gen, dass möglichst viele sie lesen können. Damit sie Lust bekommen, sich selbst auf den Weg zu machen, um Gott zu erleben. So entstand die Idee für dieses Buch.

In diesem Sommer hielt ich für die Organisation »Global Volunteer Services« (GVS) wieder Unter-richtseinheiten im Rahmen der Vorbereitungssemi-nare für ein Auslandsjahr. Rund dreißig junge Männer und Frauen saßen vor mir. In ihren Gesichtern las ich Spannung, Neugierde und eine unbändige Lust auf das, was vor ihnen lag. Ein paar Schreibwillige hatte ich schon auf meiner Liste. Sie hatten versprochen, mir ihre Geschichte zu erzählen, wenn sie von dem Einsatz zurückgekommen seien. Aber ich brauchte noch mehr Autoren, ich hatte noch nicht genügend. Ich brauchte mutige und entschlossene Jesusfreunde, die bereit waren zu erzählen  – darüber, wie dieser

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Jesus, dem sie versprochen hatten nachzufolgen, ihnen begegnen würde, wie er sie berühren, bewegen, gebrauchen würde. Was würde Jesus den jungen Frei-willigen zumuten? Wie würden diese zwölf Monate ihr Leben, ihren Charakter, ihr Denken und ihren Glauben verändern?

In einem meiner Seminare saß Daniel*. Irgendwo am linken Rand hat er gesessen, still und ruhig. Zwar hatte ich mir zur Aufgabe gemacht, auch auf die Unauf-fälligen zu schauen und wollte genau die nicht über-sehen – aber es war mir eben doch passiert. Plötzlich steht Daniel eines Abends vor mir. Kurz nach 21 Uhr ist es, und er bittet um ein Gespräch. Ein Rest von Wachsamkeit mahnt mich, nicht auszuweichen. Was mir Daniel dann erzählt, zieht mir den Boden unter den Füßen weg, bringt mich an meine persön liche »Ich muss gleich heulen«-Grenze. Leise erzählt er mir von dem, was seine kleine Welt gerade erschüttert, er erzählt von seiner Angst, von seiner Verzweiflung und seiner Wut. Und er fragt mich um meinen Rat. Den habe ich aber nicht. Nicht jetzt und nicht hier. So ver-tröste ich ihn, denn ich will mich erst innerlich sam-

* Name auf Wunsch geändert

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meln, um nicht einfach irgendwas zu sagen, nur damit ich was gesagt habe. Wir beten noch zusammen, wir verabschieden uns und verabreden, das Gespräch per E-Mail und Telefon fortzusetzen. Ein sehr intensiver Austausch beginnt, der auch dann nicht aufhört, als Daniel längst in sein Einsatzland abgereist ist.

Eines Tages frage ich ihn per Mail, ob er nicht Lust hätte, seine Geschichte für dieses Buch aufzuschrei-ben. Und seine Worte klingen mir jetzt noch in den Ohren:

»Ich hätte schon Lust, in das Buch mit aufgenom-men zu werden. Nur möchte ich dir vorher noch etwas erzählen. Als du im Seminar die Leute für das Buch ausgewählt hattest, war ich enttäuscht, weil ich nicht dabei war. Ich hab ganz genau gewusst, das hat nichts mit mir persönlich zu tun, nichts damit, dass der eine besser als der andere ist. Aber dieses Gefühl war trotzdem da. Ich habe darüber nachgedacht und viel über meine Einstellung gebetet – mein Bedürfnis, im Mittelpunkt stehen zu wollen, angeschaut oder sogar beklatscht zu werden. Mir ist klar geworden, dass ich mein FSJ nicht aus diesem Grund machen möchte, sondern für Jesus. Ich will nicht der Bewunderung wegen nach Südamerika gegangen sein. Das Prob-lem ist bereits in Gottes Händen und ich habe diese

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Gedanken und Wünsche bei ihm ablegen können. Ich habe also schon Lust, einen Beitrag zu leisten, bin mir aber etwas unsicher, ob ich das auch tun sollte …«

Spätestens jetzt wusste ich, dass ich auf Daniels Geschichte nicht verzichten wollte. Diese schüch-terne, etwas hilflose, aber ehr liche Art von »Wer bin ich denn schon, obwohl ich gern wer sein möchte« gefiel mir. Weil sie mit Demut und ohne überzogene Selbstverleugnung den Blick freigibt für das Wesent-liche: dass ein Mensch seinen Platz an der Seite Gottes einnehmen möchte, so gut er es eben kann.

Die 22 Geschichten in diesem Buch handeln von wahren Begegnungen mit Gott. Von spannenden Erfahrungen, von kleinen und großen Abenteuern, vom Eintauchen in fremde Kulturen. Von Demut, Hingabe und Liebe zu dem, der unser Leben in der Hand hält. Von Glaube und Zweifeln, Hoffnung und Sehnsucht. Von Verzweiflung, Angst und Sorgen. Von der Erkenntnis, versagt zu haben, Fehler zu machen oder überfordert zu sein. Und davon, dass es auf all das gar nicht ankommt. Mir machen die Erzählungen dieser »Helden des Alltages« Mut. Weil ich weiß, dass die Geschichten weitergeschrieben werden. Gott wird mit jedem Einzelnen seinen Weg weitergehen, da bin ich mir sicher. Und er will auch mit dir Geschichte

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schreiben! Lass dich auf das Abenteuer ein, Jesus nachzufolgen, ihm zu vertrauen. Egal, ob im Alltag, an deiner Schule, an der Uni, zu Hause – oder wäh-rend eines Freiwilligenjahres im In- oder Ausland. Wer weiß, vielleicht kommst du ja auf den Geschmack und wagst es ebenfalls, ein »Jahr für Gott« zu machen? Dann sind die Tipps ab Seite 213 sicher hilfreich für dich.

Und nun wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen!

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Victorio Lato, Kirgistan

Einsteigen, wundern, sitzen bleiben. Vielleicht sogar ankommen!

Ich habe ein Jahr als Lernhelfer in Kirgistan unter-richtet und war dort auch Fußballtrainer in einem Sportprojekt mit Waisenkindern. Aber ich arbeitete zum Beispiel auch im »Cooking-Club« für einheimi-sche Studentinnen mit; Ziel war, ihnen ein bisschen Sprachpraxis in Englisch zu geben. Das war schon etwas ungewöhnlich, fand ich, hat aber echt total viel Spaß gemacht.

Meine Aufgaben, die ich in Kirgistan tun sollte, habe ich getan, um Gott zu zeigen, dass ich ihn lieb habe. Dass ich dabei aber selbst unglaublich viel gewonnen habe an Begegnungen, Erfahrungen und Freundschaf-ten, muss wohl Gottes Freundlichkeit zuzurechnen sein. Ich wollte Zeit und Kraft für ihn investieren und mich einsetzen, kam aber selbst als Beschenkter wie-der heim.

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Als ich kurz vor dem Abitur stand und mich fragte, wie es danach weitergehen könnte, hatte ich im Gebet klar den Eindruck gehabt, dass ich für ein Jahr in die Mission gehen soll. Dieser Berufung zu folgen, war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Die Schönheit der kirgisischen Landschaft, die Bekanntschaften und Freundschaften, die kul-turellen Erlebnisse, die Art, wie Gott mich materiell versorgt hat, all die praktischen Dinge, die ich ler-nen durfte, die Menschen, die in mein persön liches Glaubensleben investiert haben und vor allem der Frieden und die Erholung für meine Seele – all das möchte ich nicht mehr aus meinem Erfahrungs-schatz streichen. Gott hat dieses Jahr von Anfang bis zum Ende dazu gebraucht, um mich zu segnen. Klar ging meistens nicht alles glatt. Zwischendurch hatte ich an einigen Schwierigkeiten ganz schön zu knab-bern. Aber Gott hat diese Situationen immer genutzt, um mich zu korrigieren oder mir etwas Neues beizu-bringen, sodass diese Dinge mir zum Segen wurden. Zwei Sachen, die ich ohne Zweifel lernen musste, waren Flexibilität und Vertrauen. Denn eines kann in Kirgistan nur nach hinten losgehen: Planung. Das musste ich gleich an meinem ersten Arbeitstag er -fahren.

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Mein Wecker hatte sich offenbar noch gar nicht richtig an die kirgisischen Verhältnisse gewöhnt und klingelte deshalb erst gar nicht. Als ich aufwachte, merkte ich gleich, dass ich schon viel zu spät dran war und machte mich sofort auf den Weg zu der Familie, deren Kinder ich unterrichten sollte. Als ich bei ihnen anrief, war ich schon gut neunzig Minuten im Zeit-verzug. »Na, da hinterlässt du ja genau den richtigen ersten Eindruck«, dachte ich mir.

Ich lief direkt zur nächsten Kreuzung, von wo aus ich mit dem typischen öffent lichen Verkehrsmittel zur Haltestelle »Philharmonie« fahren wollte. Die busähn lichen Kleintransporter nennt man in Kirgis-tan »Marschrutka«. In der Regel sind das umgebaute Sprinter, in denen selbst in der kleineren Version bis zu dreißig Leute Platz finden. Man hatte mir ein paar Liniennummern genannt, mit denen ich fahren konnte. So musste ich eigentlich nur auf die richtige Nummer warten, die Hand heben, einsteigen und an der richtigen Stelle wieder aussteigen. Soweit die Theorie  – praktisch sah das allerdings alles etwas anders aus.

Als an der Kreuzung die richtige Marschrutka her-anfuhr und ich die Hand hob, fuhr sie einfach weiter. Eine ältere Dame neben mir schwang ihren Regen-

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schirm hinter dem Auto her und rief empört »Stopp!« Da stand ich also ziemlich irritiert an der Straße. Und weil ich in der Eile und Verwirrung gleich auch noch die Nummern der Buslinien ein bisschen durcheinan-dergebracht hatte, stieg ich, als die nächste Marsch-rutka kam, leider in die falsche. Während der Fahrt entdeckte ich dann, dass auf dem kleinen Schildchen, das grob die Route beschreibt, meine Haltestelle gar nicht draufstand. Mir wurde schnell klar, dass ich im falschen Bus saß. »Aber solange die Richtung stimmt, bleib ich einfach hier drin!«, dachte ich mir. An der nächsten Kreuzung war ziemlich viel los und der Marschrutkafahrer wollte auf die Abbiegespur. Dumm war bloß, dass der Autofahrer neben uns ihn nicht reinließ. Also klopfte unser Fahrer während der Fahrt einfach durch das geöffnete Fenster an das Auto neben uns und brüllte dem Fahrer irgendetwas auf Russisch zu. Dieser wiederum schrie ebenfalls etwas völlig Unverständ liches zurück und ließ uns immer noch nicht auf die Abbiegespur. Unser Marsch-rutkafahrer aber ließ sich nicht beeindrucken und versuchte einfach, sich dazwischenzudrängeln. Der Fahrer des Autos war aber genauso unbeirrbar und blieb, wo er war. Das Resultat waren zwei abgeknickte Spiegel und zwei noch wütendere Verkehrsteilneh-

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mer. Unser Fahrer schrie den anderen wild gestiku-lierend an, ich verstand kein Wort von dem, was er sagte. Wirklich schlimm war der Schaden an den Autos gar nicht. Der Spiegel an dem kleineren Auto war sowieso nur mit Klebeband befestigt gewesen und unser Fahrer richtete den Spiegel an seinem Bus noch während des Abbiegens mit einer Hand. Trotz-dem spürte man die Wut des Fahrers immer noch deutlich. An der nächsten Kreuzung hatte sich bereits eine kleine Autoschlange gebildet, als wir kamen. Das passte nun aber gar nicht zur Stimmung unseres Fahrers. Er wählte schnell eine Alternativroute über den Fußweg, um mit gutem Tempo einige Autos zu überholen und einen nichts ahnenden Fußgänger aufzuschrecken. Der konnte gerade noch schnell das Weite suchen. Wieder eine Kreuzung später bog die Marschrutka dann in eine andere Richtung ab. Das war der Moment, in dem ich aussteigen musste. Keine Sekunde nachdem ich ausgestiegen war, fuhr eine andere Marschrutka heran, auf deren Tafel »Philhar-monie« stand. Da wollte ich ja hin, also hob ich die Hand und stieg ein.

Ich war mir ganz sicher, dass ich nun mein Ziel erreichen würde und schon ein bisschen stolz, dass ich es trotz Komplikationen quasi geschafft hatte. So