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Mein Praktikum auf der Grünen Insel
Noch bevor ich überhaupt mit dem Studieren angefangen hatte, wusste ich, dass ich später
einmal ein Auslandssemester machen möchte. Als es zu Beginn des Studiums dann eine
Informationsveranstaltung „Alles rund ums Ausland“ gab, waren auch viele meiner
Kommilitonen Feuer und Flamme. Letztendlich durchgezogen haben es jedoch nur wenige
Mitstudenten. Und auch ich hätte es zwischen den ganzen Klausuren fast verbummelt, mich
um meinen Auslandsaufenthalt zu kümmern. Empfohlen wird das Urlaubssemester für BWL-
und Wirtschaftspädagogik Studenten zwischen dem vierten und fünften Semester. Schon
Mitte des dritten Semesters fing ich an mich nach verschiedenen Praktika umzusehen.
Folgende Ansprüche stellte ich an mein Praktikum: 1. Es musste in einem
englischsprachigen Land in der EU sein. Da ich mir gut vorstellen kann später Englisch zu
unterrichten, war mein Hauptziel des Auslandsaufenthaltes meine Englischkenntnisse weiter
zu vertiefen. 2. Es musste ein abwechslungsreiches Praktikum sein mit Einblicke in
verschiedene Arbeitsbereiche, damit ich mir selbst ein Bild davon machen kann in welche
Richtung ich später gehen möchte. Außerdem durfte es kein „langweiliger“ Bürojob sein, es
sollte etwas Besonderes sein. 3. Das Praktikum durfte maximal sechs Monate gehen und
sollte bestenfalls eine Vergütung enthalten.
Die Suche gestaltete sich gar nicht so einfach, obwohl ich viele verschiedene Websites
durchforstet habe. Nach Weihnachten und während der Klausurenphase legte ich die Suche
für ein paar Wochen auf Eis, umso schneller musste ich danach etwas finden. Zum Glück
habe ich mir auch die verschiedenen Praktika Ausschreibungen des Student und
Arbeitsmarkt der LMU angesehen.
Sofort als ich die Ausschreibung der Delfin English School gesehen habe wusste ich, dass
ich mein Praktikum gerne dort absolvieren würde. Obwohl die Beschreibung knappgehalten
war, hörte es sich doch sehr abwechslungsreich an und auch das Arbeitsumfeld einer
Sprachschule näher kennenzulernen reizte mich. Also sendete ich mein
Bewerbungsschreiben samt Lebenslauf an die vorgegebene Email Adresse und erhielt
bereits am nächsten Tag eine Antwort.
Daraufhin vereinbarten wir einen Termin zu einem Skype Interview. Vor dem Interview war
ich ziemlich aufgeregt, da dieses natürlich in Englisch gehalten wurde und ich Angst hatte,
dass der Interviewer zu schnell, undeutlich oder mit zu starkem irischen Akzent sprechen
würde. Zur Vorbereitung schrieb ich mir ein paar Stichpunkte zu den „typischen“
Bewerbungsgesprächsfragen heraus wie beispielsweise die eigenen Stärken und
Schwächen. Das Interview verlief eigentlich ganz gut. Die zwei Interviewerinnen waren nett
und gut verständlich, nur manche Fragen trafen mich unerwartet wie zum Beispiel: „Was
würdest du mit 100000 € machen?“ Nach 20 Minuten war es dann auch schon vorbei. Trotz
des größtenteils gut verlaufenen Interviews schätzte ich meine Chancen nicht so gut ein,
weswegen ich mich umso mehr freute als ich drei Tage später die Zusage für einen
Praktikumsplatz in meinem Email Postfach vorfand.
Daraufhin ging der ganze Papierkram los. Es war Mitte April und ich musste anfangen mich
um mein Erasmus + Stipendium zu kümmern, da ich mir sonst den Aufenthalt in Dublin nicht
finanzieren könnte. Damit hängte das Grant Agreement, die Beurlaubung vom Lehrstuhl und
vieles mehr zusammen. Sobald das Meiste geschafft war, fing ich auch schon mit der
Wohnungssuche in Dublin an, da man damit nie zu früh beginnen kann! Meine
Ansprechpartnerin aus dem Praktikum schickte mir dazu ein paar Links für verschiedene
Studentenwohnheime und Organisationen, die Zimmer vermitteln. Zuerst hatte ich überlegt
mir eine Unterkunft in Dublin nur für den ersten Monat von Deutschland aus zu organisieren
und dann vor Ort weiter zu suchen. Zum Glück bin ich dann doch auf die sichere Variante
umgestiegen und habe bei ISAcommodation direkt ein Zimmer für die vollen sechs Monate
gebucht. Mir kam dies am Anfang mit 145€ pro Woche sehr teuer vor, doch während meiner
Zeit in Dublin habe ich gesehen, dass es zurzeit sehr schwierig ist überhaupt ein
bezahlbares Zimmer in der Nähe vom Zentrum zu finden. Kaum zu glauben, aber
Wohnungen in Dublin sind noch teurer und rarer als in München!
Somit waren die wichtigsten Vorbereitungen für Dublin getroffen und ich konnte der Zeit mit
voller Erwartung entgegenfiebern. Ich buchte meinen Hinflug für Mittwoch den 27. September,
damit ich noch ein paar Tage Zeit hatte, um mein Zimmer einzurichten und die Stadt zu
erkunden bevor Montag dann das Praktikum anfing. Am Tag meiner Abreise war ich
erstaunlicherweise kaum aufgeregt. Ich freute mich auf einen kleinen Neuanfang und auf die
vielen neuen Erlebnisse. Der Flug ging schnell und reibungslos über die Bühne und dann
stand ich da in Dublin mit meinen zwei Koffern und einem Rucksack und musste sehen wie
ich zu meiner Wohnung ins Stadtzentrum kam. Natürlich regnete es und bis ich dann endlich
im Bus saß, dauerte es ein bisschen. Um meine Haltestelle nicht zu verpassen, verfolgte ich
die Bus Route die ganze Zeit auf GoogleMaps -das war auch gut so, denn verstanden hätte
ich die Ansage des Busfahrers wahrscheinlich nicht. Wie durch ein Wunder hörte es genau
dann auf zu regnen, als ich aussteigen musste und so schaffte ich es fast trocken, voll
bepackt nach ca. 15min Fußmarsch zu meiner Wohnung.
Ich hatte ein kleines Zimmer in einer vierer WG mit anderen internationalen Studenten. Wir
hatten ein großes, helles Wohnzimmer und sogar eine Dachterrasse (die man allerdings
nicht wirklich nutzen konnte im Winter). Ich weiß nicht, ob die Hygienestandards in Irland
allgemein ein bisschen niedriger sind oder ob es daran lag, dass es meine erste
Wohngemeinschaft war- jedenfalls verbrachte ich einen Großteil meines ersten
Wochenendes in Dublin damit mein Zimmer, das Bad und die Küche zu grundreinigen.
Die restliche Zeit meiner ersten Tage in Dublin erkundete ich die Stadt. Es war
wunderschönes Wetter und ich lief stundenlang durch die Straßen und am Fluss Liffey
entlang.
Immer wieder fragte ich mich woher dieses Gerücht über das schlimme, regnerische Wetter
in Irland kommt. Während der gesamten sechs Monate war ich positiv überrascht von dem
Wetter. Natürlich gab es den ein oder anderen Regentag, dafür aber auch sehr viele
Sonnenstunden oder eben nur kurze Schauer. Meiner Meinung nach war das Wetter in
Dublin keineswegs so schlimm, wie alle vor meiner Abreise meinten und ähnlich wie das
deutsche Winterwetter, nur deutlich wärmer. Über die einzige Ausnahme werde ich später
noch berichten.
Freitagabend ging ich dann spontan zu meiner Praktikumsstelle, um mich schon
vorzustellen. Ich war ziemlich aufgeregt, da der erste Eindruck bekanntlich sehr wichtig ist.
An der Sprachschule angekommen wurde ich aber sofort freundlich von allen begrüßt und
von der anderen Praktikantin (zufälligerweise auch Deutsche) herumgeführt. Nach
Arbeitsschluss gegen 18 Uhr blieben sogar noch ein paar Mitarbeiter auf der Arbeit, um
gemütlich den Feierabend ausklingen zu lassen. Dieses lockere Kennenlernen und die
ersten Gespräche nahmen mir auf jeden Fall einen Großteil meiner Angst vor dem ersten
offiziellen Arbeitstag.
Am Montag um neun Uhr war es dann soweit, der erste Tag von meinem Praktikum begann.
Als ich ankam wurde ich sofort in die Bibliothek geschickt, um mir die
Einführungsveranstaltung der neuen Studenten anzusehen. Diese findet jeden Montag statt
und beinhaltet das Willkommen heißen der neuen Sprachschüler, das Aushändigen von
„Welcome Packs“, das Einsammeln und Scannen der Pässe usw. Außerdem werden die
neuen Schüler in Teams eingeteilt und es wird ein kleines Willkommensquiz veranstaltet,
während immer mal wieder ein paar Schüler für den Sprachtest abgeholt werden, an dem sie
dann ihren Klassen zugewiesen werden und ein Arbeitsbuch bekommen. Zum Schluss gibt
es noch eine allgemeine Präsentation über die Schule und alle wichtigen Informationen.
Nach der ersten Pause um 10:55 dürfen die neuen Schüler dann in ihre Klassen gehen.
An meinem ersten Tag durfte ich mir ein Team aussuchen und selbst bei dem Quiz
mitmachen. Dabei gibt es 15 verschiedene Fragen, wie beispielsweise „What does the Irish
phrase ´to have the craic´ mean?“ Oder „How many people speak English as their second
language?”. Zu gewinnen gibt es Delfin Dollars, die Schulwährung mit der man einen
kostenlosen Kaffee in der Cafeteria bekommt, 10% Rabatt in einem Buchladen und einem
Restaurant oder zwei Bier zum Preis von einem in The Living Room Pub neben der
Sprachschule.
Bevor alle Starter in ihre Klassen gehen, wird noch ein Gruppenfoto mit dem
Schulmaskottchen Dave oder Debbie dem Delfin gemacht. Das Kostüm mussten wir
Praktikanten leider jede Woche mindestens einmal anziehen- keine unserer
Lieblingsaufgaben, da es sehr warm darin war und man kaum etwas sehen konnte…
Jeden Montag, Mittwoch und Freitag mussten wir Praktikanten durch die Klassenzimmer
gehen und verschiedene Ankündigungen machen. An meinem ersten Tag ging ich mit
Carina mit, hörte mir an wie sie es machte und stellte mich bei den Klassen vor.
Grundsätzlich ging es darum die Schüler über die sozialen Aktivitäten der Woche zu
informieren. Am Nachmittag wechselten wir uns dann schon ab bei den Ankündigungen.
Natürlich war es zuerst eine Überwindung in ein Klassenzimmer mit 15 Schülern und einem
Englischlehrer zu gehen und vor allen die Aktivitäten vorzutragen, aber mit der Zeit wurde es
einfacher und am Schluss war es eine ganz lustige Abwechslung zu den restlichen
Aufgaben.
Die erste Woche war ziemlich anstrengend. Jeden Tag gab es etwas Neues zu lernen und
dann noch die fremde Sprache und die Namen der vielen neuen Kollegen…Auf jeden Fall
fiel ich jeden Abend kaputt aber glücklich ins Bett.
Nach der ersten Woche hatte sich bereits eine kleine Arbeitsroutine eingefunden, mit den
verschiedenen Dingen, die täglich von uns erwartet wurden. Ich war froh, dass ich eigentlich
immer etwas zu tun hatte und nicht fünf Stunden am Tag im Internet surfen musste, um die
Zeit irgendwie rumzubekommen.
Montag: Neben der Einführungsveranstaltung für die neuen Schüler und den Durchsagen,
gehörte es auch zu unseren Aufgaben die Passscans in den jeweiligen individuellen Ordnern
zu speichern und die persönlichen Daten der neuen Schüler im System zu updaten.
Dienstag: Jede Woche bestellte eine Kollegin Früchte, Kaffee, Milch und andere Leckereien
für das gesamte Büro und die Lehrer. Diese wurden immer Dienstagvormittag geliefert und
von uns ausgepackt, verteilt und weggeräumt. Da Dienstag meist der ruhigste Tag der
Woche war, mussten wir viele „school letters“ erstellen. Das heißt Schulbestätigungen, die
die Schüler angefragt haben, um beispielsweise eine Studentenkarte für die öffentlichen
Verkehrsmittel zu bekommen oder um einen Bank Account eröffnen zu können.
Mittwoch: Die Mitte der Woche wurde dazu genutzt, um von den neuen Studenten und von
denen, die ihre letzte Woche bei uns hatten, ein Feedback zu bekommen. Dafür gingen wir
wieder vormittags und nachmittags jeweils vor der Pause in alle Klassen und fragten, ob es
jemandes erste oder letzte Woche war. Die Schüler kamen dann während der Pause in die
Bibliothek, bekamen einen Fragebogen und einen Muffin und gaben uns ein kleines
Feedback zu ihrer (bisherigen) Zeit in Delfin. Nach der Pause übertrugen wir diese
Fragebögen in eine Exceltabelle, damit man den Durchschnitt der verschiedenen Gebiete
wie beispielsweise „Lage der Schule“ oder „soziale Aktivitäten“ bekommt und im Fall von
schlechtem Feedback das Ganze hinterfragen und ändern kann.
Donnerstag: Am Donnerstag wurden die Zertifikate für alle Schüler vorbereitet, die am
Freitagvormittag ihren letzten Kurs in Delfin hatten. Dafür musste man im System eine Excel
Tabelle öffnen mit allen „Finishers of the week“ und diesen teilweise bei den Klassen ändern.
Danach holte man sich alle Klassenlisten aus dem Lehrerzimmer, um die Anwesenheit der
Schüler für die Woche anzugeben. Die Anwesenheitslisten sind sehr wichtig, da manche
Nationalitäten ihr Visa nur erneuern dürfen, wenn sie mindestens 85% Anwesenheit über
einen Zeitraum von sechs Monaten haben. Sobald die Anwesenheit in dem Excel Dokument
eingetragen war, konnte man mithilfe eines Word Mail Merge das Datum aller Zertifikate
anpassen und diese auf speziellem Papier drucken. Dann unterschreiben, Stempel und
Sticker drauf- fertig! Zum Schluss noch nach Klassenräumen sortieren, damit es beim
Austeilen schneller geht.
Freitag: Vormittags machten wir wieder Ankündigungen in den Klassen und verteilten dabei
die Zertifikate. Außerdem bekam jeder Lehrer einen Delfin Dollar, den er dann an den besten
Schüler der Klasse vergeben konnte. Nach den Durchsagen wurden die Zertifikate für die
Nachmittagsstudenten nach dem selben Prinzip wie am Vortag vorbereitet. Diese wurden
dann am Nachmittag zu den Klassen gebracht. Zum Abschluss der Woche musste noch
alles für den nächsten Montag vorbereitet werden. Wir machten Willkommenspäckchen,
Delfin Dollar und richteten die Bibliothek für die Einführungsveranstaltung vor.
Zu diesem wöchentlichen Grundgerüst kamen ab der dritten Woche noch mindestens zwei
Schichten an der Rezeption dazu. Dort nahm man Anrufe entgegen und leitete diese an die
zuständigen Personen im Büro weiter oder gab selbst Auskunft. Zudem beantwortete man
Fragen der Schüler oder teilte ihnen mit, mit wem sie über diese Angelegenheit sprechen
mussten. Außerdem gaben wir neuen Interessenten, sogenannten „Walk-ins“ Informationen
über unsere Kurse, die Preise und die sozialen Aktivitäten und führten sie in der Schule
herum.
Passend zum Abschluss meines ersten Monats im Praktikum, veranstaltete die Schule eine
große Halloween Party für Schüler und Mitarbeiter. Lustigerweise wird Halloween in Irland
allgemein sehr groß gefeiert und man findet bereits drei Wochen vorher ganze Läden mit
Halloween Kostümen und Dekorationen und spätestens eine Woche vor Halloween sind
sämtliche Häuser und Geschäfte Dublins gruselig geschmückt. Natürlich wurde auch die
Delfin English School diesem schaurigen Look angepasst und Spinnennetzte, Hexen,
Kürbisse und co zierten die Schule für einige Tage. Am Tag der großen Halloween Party
(Freitag vor Halloween) kamen viele Mitarbeiter schon verkleidet zur Arbeit oder schminkten
sich dann später am Abend. Wir hatten eine tolle Party und es hat mir gut gefallen, dass
Schüler und Lehrer zusammen gefeiert haben und man alle Mitarbeiter auch einmal
außerhalb der Arbeit besser kennenlernen konnte.
Der folgende Montag war ein Feiertag. Als Alternative zu den ausfallenden Kursen boten wir
an, mit den Schülern zur Halloween Parade zu gehen. Wahnsinn für was Dublin alles
Paraden veranstaltet! Wir trafen uns an der Schule und liefen dann gemeinsam zur Henry
Street, um eine gute Sicht auf die Parade zu sichern. Aufwändige Wägen mit Live Musik
fuhren an uns vorbei und das Ganze versprühte eine tolle Atmosphäre, auch wenn die
Parade meiner Meinung nach ein bisschen kurz war.
An den Wochenenden machte ich viele Tagesausflüge in die nähere Umgebung Dublins, die
mit Bus oder Bahn gut und günstig zu erreichen ist.
Mein Lieblingsausflugsort war Howth. Eine kleine Halbinsel nördlich von Dublin mit einem
wunderschönen Spazierweg an den Klippen entlang. Dort kann man die besondere irische
Natur erleben, die Seele baumeln lassen und später am Hafen bei typisch irischen
„Fish&Chips“ wieder Energie tanken.
Ein weiteres schönes Tagesziel sind die Dublin Mountains im Süden von Dublin. Bei gutem
Wetter hat man bei verschiedenen Wanderwegen eine weite Sicht über ganz Dublin. Leider
war es bei unserem Ausflug regnerisch, weswegen die Aussicht nicht ganz so toll war- Spaß
gemacht hat es trotzdem!
Mit der Zeit bekam ich noch weitere Aufgaben auf der Arbeit. Ich half beispielsweise dem
Academic Office bei der Buchung der Klausuren für die Schüler (IELTS oder Cambridge
Exam). Kurz vor Weihnachten bekam ich vom Chef die Aufgabe ein „Handbuch“ für das
gesamte Unternehmen zu erstellen. Dafür stellten mir ein paar Mitarbeiter viele verschiedene
Dokumente zu den jeweiligen Arbeitsbereichen zur Verfügung und ich musste diese dann in
einem großen Dokument zusammenfassen, gliedern und einheitlich formatieren. Hört sich
leicht an, war aber eine meiner größten Herausforderungen im Praktikum, da ich unter
immensem Zeitdruck und ständigen Änderungen gute Arbeit abliefern musste. Letztendlich
umfasste das Dokument 700 Seiten, ein Inhaltsverzeichnis von 7 Seiten und ich war stolz auf
meine geleistete Arbeit.
Die ersten paar Wochen gestaltete es sich eher schwierig neue Leute kennenzulernen.
Natürlich verstand ich mich gut mit meinen Arbeitskollegen und meinen Mitbewohnern,
allerdings nicht gut genug, um auch am Wochenende mal etwas zusammen zu
unternehmen. Deswegen verbrachte ich die ersten Wochenenden entweder alleine oder mit
der anderen deutschen Praktikantin. Ihr ging es ähnlich und wir waren schon ein wenig
frustriert, da wir die Erwartung hatten im Auslandspraktikum neue Freunde zu finden.
Dadurch, dass wir jeden Tag von 9-18 Uhr arbeiteten, konnte man sich kaum eine andere
Freizeitbeschäftigung suchen und im Fitnessstudio Leute anzusprechen, traute ich mich
auch nicht.
Umso aufgeregter waren wir, als wir von der Weihnachtsfeier erfuhren, denn wir hofften
dadurch eine freundschaftliche Basis zu manchen Mitarbeitern aufbauen zu können. Das
Motto war 50s, es gab ein gesetztes Essen, verschiedene Ansprachen, die Verleihung der
„Delfin Awards“, Live-Musik usw. Alles in Allem war es ein sehr gelungener Abend, der uns
geholfen hat, uns ein bisschen mehr in das Unternehmen zu integrieren.
Obwohl ich eigentlich auch nur ein dreimonatiges Praktikum machen wollte, würde ich jetzt
Jedem raten mindestens sechs Monate einzuplanen, da es tatsächlich ein paar Wochen
dauert, um „anzukommen“. Jedenfalls war ich an Weihnachten sehr froh, dass mein
Praktikum noch nicht zu Ende war und die nächsten drei Monate gestalten sich viel besser.
Nach den Weihnachtsferien fing ich an auch „Live-Chat“ Schichten zu übernehmen. Wann
immer eine Person die Website der Delfin English School besucht, öffnet sich ein kleines
Pop-up und man kann direkt mit jemandem von der Schule chatten und sämtliche Fragen
stellen. Eigentlich sind es ähnliche Fragen wie an der Rezeption, manchmal können es aber
auch speziellere Fragen sein und ein weiterer Unterschied ist, dass es für die Sprachschule
in Dublin oder London sein kann. Zeitweise kann es dann sehr anstrengend werden, wenn
man sieben Chats gleichzeitig bedient und alle außergewöhnliche Fragen haben und
ungeduldig sind, aber meistens war der Chat relativ ruhig und man konnte gut nebenbei
noch etwas anderes machen.
Außerdem brachte ich zwei Mal eine Gruppe an Schülern zu verschiedenen Aktivitäten.
Einmal bekamen wir eine Führung in dem Croke Park Stadion, in dem nur irische Sportarten
wie „Hurling“ und „Gaelic Football“ gespielt werden. Ein anderes Mal begleitete ich die
Studenten zum Guiness Storehouse, ein großes Museum in Form eines Pints, das über die
Geschichte und Zubereitung des irischen Nationalgetränks berichtet. Zudem bereitete ich eine
Schatzsuche für eine Schulgruppe aus Argentinien vor und führte sie mit den Kindern durch.
Diese kleinen Ausflüge waren eine schöne Abwechslung zum Arbeitsalltag und die Orte wollte
ich sowieso besuchen.
An den Wochenenden machte ich jetzt mehr mit meinen Arbeitskollegen und bekam auch ein
paar Mal Besuch aus Deutschland. Zusätzlich bereitete ich mich auf das Cambridge
Proficiency Exam vor und musste viele Essays schreiben, Listenings machen und Vokabeln
üben. Langweilig wurde mir auf jeden Fall nicht!
Anfang März kündigte sich Schnee an und wir witzelten auf der Arbeit über Schneefrei. Dass
ganz Dublin dann wirklich vier Tage lang komplett im Ausnahmezustand war, hätte ich nie
gedacht. Obwohl es für deutsche Verhältnisse nicht so viel Schnee war (20-30cm), war es
für die irische Hauptstadt ein Desaster. Es fuhren keine Busse, Züge, kaum noch Autos oder
Taxis. Die Straßen wurden nicht geräumt oder mit Salz bestreut, da die Möglichkeiten
einfach nicht vorhanden sind. Alle Geschäfte und Supermärkte waren geschlossen.
Sämtliche Flüge wurden gecancelt und die Menschen saßen in ihren Häusern/Hotels fest. Es
wurde der gesamten Bevölkerung geraten das Haus nicht zu verlassen und als ich an einem
Tag zu Freunden gelaufen bin, waren die Straßen tatsächlich wie leergefegt, nur vereinzelt hat
man eine Schneeballschlacht gesehen. Da wir Deutsche an diese Menge von Schnee
gewöhnt sind, war es interessant zu sehen wie manch andere Nationalitäten damit umgehen.
Für viele meiner brasilianischen und argentinischen Freunde war es der erste Schnee
überhaupt und es war amüsant mitanzusehen, wie sie sich über die weißen Flocken freut
Schon bald fieberten wir alle St. Patrick's Day entgegen - dem größten irischen
Nationalfeiertagam 17. März. Wir starteten den Tag mit der großen Parade, bei der sich
traditionelle Gruppen mit ganz verrückten Kostümen abwechselten. Dazu kam der Mix aus
irischer und Club Musik, was das Ganze amüsant wirken ließ. Ich habe mich schon gefragt,
was der ganze Umzug überhaupt mit St.Patrick zu tun hatte, aber es war auf jeden Fall sehr
unterhaltsam!
Danach gingen wir ganz traditionell in einen Pub und feierten mit Leuten aus
verschiedensten Ländern, sowie mit Iren. Alle waren auf den Straßen, in den Pubs und
hatten grüne Sachen an. Es war ein sehr lustiger Tag und ein schöner (fast) Abschluss von
meiner Zeit in Dublin.
Abschließend möchte ich noch einmal zusammenfassen, was mir an meinem
Auslandspraktikum besonders gefallen hat. Zum einen hatte ich das Glück in einem
multikulturellen Team zu arbeiten. Dadurch, dass viele aus einem anderen Land kamen,
waren die Mitarbeiter wie eine kleine Familie und das hat sich in der Arbeitsatmosphäre
wiedergespiegelt. Es gab immer Kleinigkeiten, die den Arbeitsalltag aufgepeppt und die
Stimmung gelockert haben und obwohl jeder Einzelne wirklich hart gearbeitet hat, hat man
trotzdem gemerkt, dass alle gerne dort arbeiten.
Zum anderen habe ich tolle neue Freunde gefunden und Erfahrungen gesammelt. Der
Anfang war nicht so leicht, doch jetzt kann ich sagen, dass ich Freunde überall auf der Welt
habe, aus Irland, aus Brasilien, aus Argentinien usw… und das Schönste daran ist, dass ich
weiß, dass sie mich so mögen wie ich bin und ich hoffe sehr, dass wir in Kontakt bleiben
werden.
Das ganze Praktikum hat mir geholfen selbstbewusster zu werden und meine Zukunftspläne
besser abstecken zu können. Ich würde keinen einzigen Tag meines Auslandsaufenthaltes
missen wollen, auch wenn es mal schlechtere Tage gab, und ich würde es Jedem
wärmstens ans Herz legen, die Initiative zu ergreifen und so eine Erfahrung zu sammeln!