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Mein Praktikum auf der Grünen Insel Noch bevor ich überhaupt mit dem Studieren angefangen hatte, wusste ich, dass ich später einmal ein Auslandssemester machen möchte. Als es zu Beginn des Studiums dann eine Informationsveranstaltung Alles rund ums Ausland“ gab, waren auch viele meiner Kommilitonen Feuer und Flamme. Letztendlich durchgezogen haben es jedoch nur wenige Mitstudenten. Und auch ich hätte es zwischen den ganzen Klausuren fast verbummelt, mich um meinen Auslandsaufenthalt zu kümmern. Empfohlen wird das Urlaubssemester für BWL- und Wirtschaftspädagogik Studenten zwischen dem vierten und fünften Semester. Schon Mitte des dritten Semesters fing ich an mich nach verschiedenen Praktika umzusehen. Folgende Ansprüche stellte ich an mein Praktikum: 1. Es musste in einem englischsprachigen Land in der EU sein. Da ich mir gut vorstellen kann später Englisch zu unterrichten, war mein Hauptziel des Auslandsaufenthaltes meine Englischkenntnisse weiter zu vertiefen. 2. Es musste ein abwechslungsreiches Praktikum sein mit Einblicke in verschiedene Arbeitsbereiche, damit ich mir selbst ein Bild davon machen kann in welche Richtung ich später gehen möchte. Außerdem durfte es kein langweiliger“ Bürojob sein, es sollte etwas Besonderes sein. 3. Das Praktikum durfte maximal sechs Monate gehen und sollte bestenfalls eine Vergütung enthalten. Die Suche gestaltete sich gar nicht so einfach, obwohl ich viele verschiedene Websites durchforstet habe. Nach Weihnachten und während der Klausurenphase legte ich die Suche für ein paar Wochen auf Eis, umso schneller musste ich danach etwas finden. Zum Glück habe ich mir auch die verschiedenen Praktika Ausschreibungen des Student und Arbeitsmarkt der LMU angesehen. Sofort als ich die Ausschreibung der Delfin English School gesehen habe wusste ich, dass ich mein Praktikum gerne dort absolvieren würde. Obwohl die Beschreibung knappgehalten war, hörte es sich doch sehr abwechslungsreich an und auch das Arbeitsumfeld einer Sprachschule näher kennenzulernen reizte mich. Also sendete ich mein Bewerbungsschreiben samt Lebenslauf an die vorgegebene Email Adresse und erhielt bereits am nächsten Tag eine Antwort. Daraufhin vereinbarten wir einen Termin zu einem Skype Interview. Vor dem Interview war ich ziemlich aufgeregt, da dieses natürlich in Englisch gehalten wurde und ich Angst hatte, dass der Interviewer zu schnell, undeutlich oder mit zu starkem irischen Akzent sprechen würde. Zur Vorbereitung schrieb ich mir ein paar Stichpunkte zu den typischen“ Bewerbungsgesprächsfragen heraus wie beispielsweise die eigenen Stärken und Schwächen. Das Interview verlief eigentlich ganz gut. Die zwei Interviewerinnen waren nett und gut verständlich, nur manche Fragen trafen mich unerwartet wie zum Beispiel: Was würdest du mit 100000 € machen?Nach 20 Minuten war es dann auch schon vorbei. Trotz des größtenteils gut verlaufenen Interviews schätzte ich meine Chancen nicht so gut ein, weswegen ich mich umso mehr freute als ich drei Tage später die Zusage für einen Praktikumsplatz in meinem Email Postfach vorfand. Daraufhin ging der ganze Papierkram los. Es war Mitte April und ich musste anfangen mich um mein Erasmus + Stipendium zu kümmern, da ich mir sonst den Aufenthalt in Dublin nicht finanzieren könnte. Damit hängte das Grant Agreement, die Beurlaubung vom Lehrstuhl und vieles mehr zusammen. Sobald das Meiste geschafft war, fing ich auch schon mit der Wohnungssuche in Dublin an, da man damit nie zu früh beginnen kann! Meine Ansprechpartnerin aus dem Praktikum schickte mir dazu ein paar Links für verschiedene Studentenwohnheime und Organisationen, die Zimmer vermitteln. Zuerst hatte ich überlegt mir eine Unterkunft in Dublin nur für den ersten Monat von Deutschland aus zu organisieren

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Mein Praktikum auf der Grünen Insel

Noch bevor ich überhaupt mit dem Studieren angefangen hatte, wusste ich, dass ich später

einmal ein Auslandssemester machen möchte. Als es zu Beginn des Studiums dann eine

Informationsveranstaltung „Alles rund ums Ausland“ gab, waren auch viele meiner

Kommilitonen Feuer und Flamme. Letztendlich durchgezogen haben es jedoch nur wenige

Mitstudenten. Und auch ich hätte es zwischen den ganzen Klausuren fast verbummelt, mich

um meinen Auslandsaufenthalt zu kümmern. Empfohlen wird das Urlaubssemester für BWL-

und Wirtschaftspädagogik Studenten zwischen dem vierten und fünften Semester. Schon

Mitte des dritten Semesters fing ich an mich nach verschiedenen Praktika umzusehen.

Folgende Ansprüche stellte ich an mein Praktikum: 1. Es musste in einem

englischsprachigen Land in der EU sein. Da ich mir gut vorstellen kann später Englisch zu

unterrichten, war mein Hauptziel des Auslandsaufenthaltes meine Englischkenntnisse weiter

zu vertiefen. 2. Es musste ein abwechslungsreiches Praktikum sein mit Einblicke in

verschiedene Arbeitsbereiche, damit ich mir selbst ein Bild davon machen kann in welche

Richtung ich später gehen möchte. Außerdem durfte es kein „langweiliger“ Bürojob sein, es

sollte etwas Besonderes sein. 3. Das Praktikum durfte maximal sechs Monate gehen und

sollte bestenfalls eine Vergütung enthalten.

Die Suche gestaltete sich gar nicht so einfach, obwohl ich viele verschiedene Websites

durchforstet habe. Nach Weihnachten und während der Klausurenphase legte ich die Suche

für ein paar Wochen auf Eis, umso schneller musste ich danach etwas finden. Zum Glück

habe ich mir auch die verschiedenen Praktika Ausschreibungen des Student und

Arbeitsmarkt der LMU angesehen.

Sofort als ich die Ausschreibung der Delfin English School gesehen habe wusste ich, dass

ich mein Praktikum gerne dort absolvieren würde. Obwohl die Beschreibung knappgehalten

war, hörte es sich doch sehr abwechslungsreich an und auch das Arbeitsumfeld einer

Sprachschule näher kennenzulernen reizte mich. Also sendete ich mein

Bewerbungsschreiben samt Lebenslauf an die vorgegebene Email Adresse und erhielt

bereits am nächsten Tag eine Antwort.

Daraufhin vereinbarten wir einen Termin zu einem Skype Interview. Vor dem Interview war

ich ziemlich aufgeregt, da dieses natürlich in Englisch gehalten wurde und ich Angst hatte,

dass der Interviewer zu schnell, undeutlich oder mit zu starkem irischen Akzent sprechen

würde. Zur Vorbereitung schrieb ich mir ein paar Stichpunkte zu den „typischen“

Bewerbungsgesprächsfragen heraus wie beispielsweise die eigenen Stärken und

Schwächen. Das Interview verlief eigentlich ganz gut. Die zwei Interviewerinnen waren nett

und gut verständlich, nur manche Fragen trafen mich unerwartet wie zum Beispiel: „Was

würdest du mit 100000 € machen?“ Nach 20 Minuten war es dann auch schon vorbei. Trotz

des größtenteils gut verlaufenen Interviews schätzte ich meine Chancen nicht so gut ein,

weswegen ich mich umso mehr freute als ich drei Tage später die Zusage für einen

Praktikumsplatz in meinem Email Postfach vorfand.

Daraufhin ging der ganze Papierkram los. Es war Mitte April und ich musste anfangen mich

um mein Erasmus + Stipendium zu kümmern, da ich mir sonst den Aufenthalt in Dublin nicht

finanzieren könnte. Damit hängte das Grant Agreement, die Beurlaubung vom Lehrstuhl und

vieles mehr zusammen. Sobald das Meiste geschafft war, fing ich auch schon mit der

Wohnungssuche in Dublin an, da man damit nie zu früh beginnen kann! Meine

Ansprechpartnerin aus dem Praktikum schickte mir dazu ein paar Links für verschiedene

Studentenwohnheime und Organisationen, die Zimmer vermitteln. Zuerst hatte ich überlegt

mir eine Unterkunft in Dublin nur für den ersten Monat von Deutschland aus zu organisieren

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und dann vor Ort weiter zu suchen. Zum Glück bin ich dann doch auf die sichere Variante

umgestiegen und habe bei ISAcommodation direkt ein Zimmer für die vollen sechs Monate

gebucht. Mir kam dies am Anfang mit 145€ pro Woche sehr teuer vor, doch während meiner

Zeit in Dublin habe ich gesehen, dass es zurzeit sehr schwierig ist überhaupt ein

bezahlbares Zimmer in der Nähe vom Zentrum zu finden. Kaum zu glauben, aber

Wohnungen in Dublin sind noch teurer und rarer als in München!

Somit waren die wichtigsten Vorbereitungen für Dublin getroffen und ich konnte der Zeit mit

voller Erwartung entgegenfiebern. Ich buchte meinen Hinflug für Mittwoch den 27. September,

damit ich noch ein paar Tage Zeit hatte, um mein Zimmer einzurichten und die Stadt zu

erkunden bevor Montag dann das Praktikum anfing. Am Tag meiner Abreise war ich

erstaunlicherweise kaum aufgeregt. Ich freute mich auf einen kleinen Neuanfang und auf die

vielen neuen Erlebnisse. Der Flug ging schnell und reibungslos über die Bühne und dann

stand ich da in Dublin mit meinen zwei Koffern und einem Rucksack und musste sehen wie

ich zu meiner Wohnung ins Stadtzentrum kam. Natürlich regnete es und bis ich dann endlich

im Bus saß, dauerte es ein bisschen. Um meine Haltestelle nicht zu verpassen, verfolgte ich

die Bus Route die ganze Zeit auf GoogleMaps -das war auch gut so, denn verstanden hätte

ich die Ansage des Busfahrers wahrscheinlich nicht. Wie durch ein Wunder hörte es genau

dann auf zu regnen, als ich aussteigen musste und so schaffte ich es fast trocken, voll

bepackt nach ca. 15min Fußmarsch zu meiner Wohnung.

Ich hatte ein kleines Zimmer in einer vierer WG mit anderen internationalen Studenten. Wir

hatten ein großes, helles Wohnzimmer und sogar eine Dachterrasse (die man allerdings

nicht wirklich nutzen konnte im Winter). Ich weiß nicht, ob die Hygienestandards in Irland

allgemein ein bisschen niedriger sind oder ob es daran lag, dass es meine erste

Wohngemeinschaft war- jedenfalls verbrachte ich einen Großteil meines ersten

Wochenendes in Dublin damit mein Zimmer, das Bad und die Küche zu grundreinigen.

Die restliche Zeit meiner ersten Tage in Dublin erkundete ich die Stadt. Es war

wunderschönes Wetter und ich lief stundenlang durch die Straßen und am Fluss Liffey

entlang.

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Immer wieder fragte ich mich woher dieses Gerücht über das schlimme, regnerische Wetter

in Irland kommt. Während der gesamten sechs Monate war ich positiv überrascht von dem

Wetter. Natürlich gab es den ein oder anderen Regentag, dafür aber auch sehr viele

Sonnenstunden oder eben nur kurze Schauer. Meiner Meinung nach war das Wetter in

Dublin keineswegs so schlimm, wie alle vor meiner Abreise meinten und ähnlich wie das

deutsche Winterwetter, nur deutlich wärmer. Über die einzige Ausnahme werde ich später

noch berichten.

Freitagabend ging ich dann spontan zu meiner Praktikumsstelle, um mich schon

vorzustellen. Ich war ziemlich aufgeregt, da der erste Eindruck bekanntlich sehr wichtig ist.

An der Sprachschule angekommen wurde ich aber sofort freundlich von allen begrüßt und

von der anderen Praktikantin (zufälligerweise auch Deutsche) herumgeführt. Nach

Arbeitsschluss gegen 18 Uhr blieben sogar noch ein paar Mitarbeiter auf der Arbeit, um

gemütlich den Feierabend ausklingen zu lassen. Dieses lockere Kennenlernen und die

ersten Gespräche nahmen mir auf jeden Fall einen Großteil meiner Angst vor dem ersten

offiziellen Arbeitstag.

Am Montag um neun Uhr war es dann soweit, der erste Tag von meinem Praktikum begann.

Als ich ankam wurde ich sofort in die Bibliothek geschickt, um mir die

Einführungsveranstaltung der neuen Studenten anzusehen. Diese findet jeden Montag statt

und beinhaltet das Willkommen heißen der neuen Sprachschüler, das Aushändigen von

„Welcome Packs“, das Einsammeln und Scannen der Pässe usw. Außerdem werden die

neuen Schüler in Teams eingeteilt und es wird ein kleines Willkommensquiz veranstaltet,

während immer mal wieder ein paar Schüler für den Sprachtest abgeholt werden, an dem sie

dann ihren Klassen zugewiesen werden und ein Arbeitsbuch bekommen. Zum Schluss gibt

es noch eine allgemeine Präsentation über die Schule und alle wichtigen Informationen.

Nach der ersten Pause um 10:55 dürfen die neuen Schüler dann in ihre Klassen gehen.

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An meinem ersten Tag durfte ich mir ein Team aussuchen und selbst bei dem Quiz

mitmachen. Dabei gibt es 15 verschiedene Fragen, wie beispielsweise „What does the Irish

phrase ´to have the craic´ mean?“ Oder „How many people speak English as their second

language?”. Zu gewinnen gibt es Delfin Dollars, die Schulwährung mit der man einen

kostenlosen Kaffee in der Cafeteria bekommt, 10% Rabatt in einem Buchladen und einem

Restaurant oder zwei Bier zum Preis von einem in The Living Room Pub neben der

Sprachschule.

Bevor alle Starter in ihre Klassen gehen, wird noch ein Gruppenfoto mit dem

Schulmaskottchen Dave oder Debbie dem Delfin gemacht. Das Kostüm mussten wir

Praktikanten leider jede Woche mindestens einmal anziehen- keine unserer

Lieblingsaufgaben, da es sehr warm darin war und man kaum etwas sehen konnte…

Jeden Montag, Mittwoch und Freitag mussten wir Praktikanten durch die Klassenzimmer

gehen und verschiedene Ankündigungen machen. An meinem ersten Tag ging ich mit

Carina mit, hörte mir an wie sie es machte und stellte mich bei den Klassen vor.

Grundsätzlich ging es darum die Schüler über die sozialen Aktivitäten der Woche zu

informieren. Am Nachmittag wechselten wir uns dann schon ab bei den Ankündigungen.

Natürlich war es zuerst eine Überwindung in ein Klassenzimmer mit 15 Schülern und einem

Englischlehrer zu gehen und vor allen die Aktivitäten vorzutragen, aber mit der Zeit wurde es

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einfacher und am Schluss war es eine ganz lustige Abwechslung zu den restlichen

Aufgaben.

Die erste Woche war ziemlich anstrengend. Jeden Tag gab es etwas Neues zu lernen und

dann noch die fremde Sprache und die Namen der vielen neuen Kollegen…Auf jeden Fall

fiel ich jeden Abend kaputt aber glücklich ins Bett.

Nach der ersten Woche hatte sich bereits eine kleine Arbeitsroutine eingefunden, mit den

verschiedenen Dingen, die täglich von uns erwartet wurden. Ich war froh, dass ich eigentlich

immer etwas zu tun hatte und nicht fünf Stunden am Tag im Internet surfen musste, um die

Zeit irgendwie rumzubekommen.

Montag: Neben der Einführungsveranstaltung für die neuen Schüler und den Durchsagen,

gehörte es auch zu unseren Aufgaben die Passscans in den jeweiligen individuellen Ordnern

zu speichern und die persönlichen Daten der neuen Schüler im System zu updaten.

Dienstag: Jede Woche bestellte eine Kollegin Früchte, Kaffee, Milch und andere Leckereien

für das gesamte Büro und die Lehrer. Diese wurden immer Dienstagvormittag geliefert und

von uns ausgepackt, verteilt und weggeräumt. Da Dienstag meist der ruhigste Tag der

Woche war, mussten wir viele „school letters“ erstellen. Das heißt Schulbestätigungen, die

die Schüler angefragt haben, um beispielsweise eine Studentenkarte für die öffentlichen

Verkehrsmittel zu bekommen oder um einen Bank Account eröffnen zu können.

Mittwoch: Die Mitte der Woche wurde dazu genutzt, um von den neuen Studenten und von

denen, die ihre letzte Woche bei uns hatten, ein Feedback zu bekommen. Dafür gingen wir

wieder vormittags und nachmittags jeweils vor der Pause in alle Klassen und fragten, ob es

jemandes erste oder letzte Woche war. Die Schüler kamen dann während der Pause in die

Bibliothek, bekamen einen Fragebogen und einen Muffin und gaben uns ein kleines

Feedback zu ihrer (bisherigen) Zeit in Delfin. Nach der Pause übertrugen wir diese

Fragebögen in eine Exceltabelle, damit man den Durchschnitt der verschiedenen Gebiete

wie beispielsweise „Lage der Schule“ oder „soziale Aktivitäten“ bekommt und im Fall von

schlechtem Feedback das Ganze hinterfragen und ändern kann.

Donnerstag: Am Donnerstag wurden die Zertifikate für alle Schüler vorbereitet, die am

Freitagvormittag ihren letzten Kurs in Delfin hatten. Dafür musste man im System eine Excel

Tabelle öffnen mit allen „Finishers of the week“ und diesen teilweise bei den Klassen ändern.

Danach holte man sich alle Klassenlisten aus dem Lehrerzimmer, um die Anwesenheit der

Schüler für die Woche anzugeben. Die Anwesenheitslisten sind sehr wichtig, da manche

Nationalitäten ihr Visa nur erneuern dürfen, wenn sie mindestens 85% Anwesenheit über

einen Zeitraum von sechs Monaten haben. Sobald die Anwesenheit in dem Excel Dokument

eingetragen war, konnte man mithilfe eines Word Mail Merge das Datum aller Zertifikate

anpassen und diese auf speziellem Papier drucken. Dann unterschreiben, Stempel und

Sticker drauf- fertig! Zum Schluss noch nach Klassenräumen sortieren, damit es beim

Austeilen schneller geht.

Freitag: Vormittags machten wir wieder Ankündigungen in den Klassen und verteilten dabei

die Zertifikate. Außerdem bekam jeder Lehrer einen Delfin Dollar, den er dann an den besten

Schüler der Klasse vergeben konnte. Nach den Durchsagen wurden die Zertifikate für die

Nachmittagsstudenten nach dem selben Prinzip wie am Vortag vorbereitet. Diese wurden

dann am Nachmittag zu den Klassen gebracht. Zum Abschluss der Woche musste noch

alles für den nächsten Montag vorbereitet werden. Wir machten Willkommenspäckchen,

Delfin Dollar und richteten die Bibliothek für die Einführungsveranstaltung vor.

Zu diesem wöchentlichen Grundgerüst kamen ab der dritten Woche noch mindestens zwei

Schichten an der Rezeption dazu. Dort nahm man Anrufe entgegen und leitete diese an die

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zuständigen Personen im Büro weiter oder gab selbst Auskunft. Zudem beantwortete man

Fragen der Schüler oder teilte ihnen mit, mit wem sie über diese Angelegenheit sprechen

mussten. Außerdem gaben wir neuen Interessenten, sogenannten „Walk-ins“ Informationen

über unsere Kurse, die Preise und die sozialen Aktivitäten und führten sie in der Schule

herum.

Passend zum Abschluss meines ersten Monats im Praktikum, veranstaltete die Schule eine

große Halloween Party für Schüler und Mitarbeiter. Lustigerweise wird Halloween in Irland

allgemein sehr groß gefeiert und man findet bereits drei Wochen vorher ganze Läden mit

Halloween Kostümen und Dekorationen und spätestens eine Woche vor Halloween sind

sämtliche Häuser und Geschäfte Dublins gruselig geschmückt. Natürlich wurde auch die

Delfin English School diesem schaurigen Look angepasst und Spinnennetzte, Hexen,

Kürbisse und co zierten die Schule für einige Tage. Am Tag der großen Halloween Party

(Freitag vor Halloween) kamen viele Mitarbeiter schon verkleidet zur Arbeit oder schminkten

sich dann später am Abend. Wir hatten eine tolle Party und es hat mir gut gefallen, dass

Schüler und Lehrer zusammen gefeiert haben und man alle Mitarbeiter auch einmal

außerhalb der Arbeit besser kennenlernen konnte.

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Der folgende Montag war ein Feiertag. Als Alternative zu den ausfallenden Kursen boten wir

an, mit den Schülern zur Halloween Parade zu gehen. Wahnsinn für was Dublin alles

Paraden veranstaltet! Wir trafen uns an der Schule und liefen dann gemeinsam zur Henry

Street, um eine gute Sicht auf die Parade zu sichern. Aufwändige Wägen mit Live Musik

fuhren an uns vorbei und das Ganze versprühte eine tolle Atmosphäre, auch wenn die

Parade meiner Meinung nach ein bisschen kurz war.

An den Wochenenden machte ich viele Tagesausflüge in die nähere Umgebung Dublins, die

mit Bus oder Bahn gut und günstig zu erreichen ist.

Mein Lieblingsausflugsort war Howth. Eine kleine Halbinsel nördlich von Dublin mit einem

wunderschönen Spazierweg an den Klippen entlang. Dort kann man die besondere irische

Natur erleben, die Seele baumeln lassen und später am Hafen bei typisch irischen

„Fish&Chips“ wieder Energie tanken.

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Ein weiteres schönes Tagesziel sind die Dublin Mountains im Süden von Dublin. Bei gutem

Wetter hat man bei verschiedenen Wanderwegen eine weite Sicht über ganz Dublin. Leider

war es bei unserem Ausflug regnerisch, weswegen die Aussicht nicht ganz so toll war- Spaß

gemacht hat es trotzdem!

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Mit der Zeit bekam ich noch weitere Aufgaben auf der Arbeit. Ich half beispielsweise dem

Academic Office bei der Buchung der Klausuren für die Schüler (IELTS oder Cambridge

Exam). Kurz vor Weihnachten bekam ich vom Chef die Aufgabe ein „Handbuch“ für das

gesamte Unternehmen zu erstellen. Dafür stellten mir ein paar Mitarbeiter viele verschiedene

Dokumente zu den jeweiligen Arbeitsbereichen zur Verfügung und ich musste diese dann in

einem großen Dokument zusammenfassen, gliedern und einheitlich formatieren. Hört sich

leicht an, war aber eine meiner größten Herausforderungen im Praktikum, da ich unter

immensem Zeitdruck und ständigen Änderungen gute Arbeit abliefern musste. Letztendlich

umfasste das Dokument 700 Seiten, ein Inhaltsverzeichnis von 7 Seiten und ich war stolz auf

meine geleistete Arbeit.

Die ersten paar Wochen gestaltete es sich eher schwierig neue Leute kennenzulernen.

Natürlich verstand ich mich gut mit meinen Arbeitskollegen und meinen Mitbewohnern,

allerdings nicht gut genug, um auch am Wochenende mal etwas zusammen zu

unternehmen. Deswegen verbrachte ich die ersten Wochenenden entweder alleine oder mit

der anderen deutschen Praktikantin. Ihr ging es ähnlich und wir waren schon ein wenig

frustriert, da wir die Erwartung hatten im Auslandspraktikum neue Freunde zu finden.

Dadurch, dass wir jeden Tag von 9-18 Uhr arbeiteten, konnte man sich kaum eine andere

Freizeitbeschäftigung suchen und im Fitnessstudio Leute anzusprechen, traute ich mich

auch nicht.

Umso aufgeregter waren wir, als wir von der Weihnachtsfeier erfuhren, denn wir hofften

dadurch eine freundschaftliche Basis zu manchen Mitarbeitern aufbauen zu können. Das

Motto war 50s, es gab ein gesetztes Essen, verschiedene Ansprachen, die Verleihung der

„Delfin Awards“, Live-Musik usw. Alles in Allem war es ein sehr gelungener Abend, der uns

geholfen hat, uns ein bisschen mehr in das Unternehmen zu integrieren.

Obwohl ich eigentlich auch nur ein dreimonatiges Praktikum machen wollte, würde ich jetzt

Jedem raten mindestens sechs Monate einzuplanen, da es tatsächlich ein paar Wochen

dauert, um „anzukommen“. Jedenfalls war ich an Weihnachten sehr froh, dass mein

Praktikum noch nicht zu Ende war und die nächsten drei Monate gestalten sich viel besser.

Nach den Weihnachtsferien fing ich an auch „Live-Chat“ Schichten zu übernehmen. Wann

immer eine Person die Website der Delfin English School besucht, öffnet sich ein kleines

Pop-up und man kann direkt mit jemandem von der Schule chatten und sämtliche Fragen

stellen. Eigentlich sind es ähnliche Fragen wie an der Rezeption, manchmal können es aber

auch speziellere Fragen sein und ein weiterer Unterschied ist, dass es für die Sprachschule

in Dublin oder London sein kann. Zeitweise kann es dann sehr anstrengend werden, wenn

man sieben Chats gleichzeitig bedient und alle außergewöhnliche Fragen haben und

ungeduldig sind, aber meistens war der Chat relativ ruhig und man konnte gut nebenbei

noch etwas anderes machen.

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Außerdem brachte ich zwei Mal eine Gruppe an Schülern zu verschiedenen Aktivitäten.

Einmal bekamen wir eine Führung in dem Croke Park Stadion, in dem nur irische Sportarten

wie „Hurling“ und „Gaelic Football“ gespielt werden. Ein anderes Mal begleitete ich die

Studenten zum Guiness Storehouse, ein großes Museum in Form eines Pints, das über die

Geschichte und Zubereitung des irischen Nationalgetränks berichtet. Zudem bereitete ich eine

Schatzsuche für eine Schulgruppe aus Argentinien vor und führte sie mit den Kindern durch.

Diese kleinen Ausflüge waren eine schöne Abwechslung zum Arbeitsalltag und die Orte wollte

ich sowieso besuchen.

An den Wochenenden machte ich jetzt mehr mit meinen Arbeitskollegen und bekam auch ein

paar Mal Besuch aus Deutschland. Zusätzlich bereitete ich mich auf das Cambridge

Proficiency Exam vor und musste viele Essays schreiben, Listenings machen und Vokabeln

üben. Langweilig wurde mir auf jeden Fall nicht!

Anfang März kündigte sich Schnee an und wir witzelten auf der Arbeit über Schneefrei. Dass

ganz Dublin dann wirklich vier Tage lang komplett im Ausnahmezustand war, hätte ich nie

gedacht. Obwohl es für deutsche Verhältnisse nicht so viel Schnee war (20-30cm), war es

für die irische Hauptstadt ein Desaster. Es fuhren keine Busse, Züge, kaum noch Autos oder

Taxis. Die Straßen wurden nicht geräumt oder mit Salz bestreut, da die Möglichkeiten

einfach nicht vorhanden sind. Alle Geschäfte und Supermärkte waren geschlossen.

Sämtliche Flüge wurden gecancelt und die Menschen saßen in ihren Häusern/Hotels fest. Es

wurde der gesamten Bevölkerung geraten das Haus nicht zu verlassen und als ich an einem

Tag zu Freunden gelaufen bin, waren die Straßen tatsächlich wie leergefegt, nur vereinzelt hat

man eine Schneeballschlacht gesehen. Da wir Deutsche an diese Menge von Schnee

gewöhnt sind, war es interessant zu sehen wie manch andere Nationalitäten damit umgehen.

Für viele meiner brasilianischen und argentinischen Freunde war es der erste Schnee

überhaupt und es war amüsant mitanzusehen, wie sie sich über die weißen Flocken freut

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Schon bald fieberten wir alle St. Patrick's Day entgegen - dem größten irischen

Nationalfeiertagam 17. März. Wir starteten den Tag mit der großen Parade, bei der sich

traditionelle Gruppen mit ganz verrückten Kostümen abwechselten. Dazu kam der Mix aus

irischer und Club Musik, was das Ganze amüsant wirken ließ. Ich habe mich schon gefragt,

was der ganze Umzug überhaupt mit St.Patrick zu tun hatte, aber es war auf jeden Fall sehr

unterhaltsam!

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Danach gingen wir ganz traditionell in einen Pub und feierten mit Leuten aus

verschiedensten Ländern, sowie mit Iren. Alle waren auf den Straßen, in den Pubs und

hatten grüne Sachen an. Es war ein sehr lustiger Tag und ein schöner (fast) Abschluss von

meiner Zeit in Dublin.

Abschließend möchte ich noch einmal zusammenfassen, was mir an meinem

Auslandspraktikum besonders gefallen hat. Zum einen hatte ich das Glück in einem

multikulturellen Team zu arbeiten. Dadurch, dass viele aus einem anderen Land kamen,

waren die Mitarbeiter wie eine kleine Familie und das hat sich in der Arbeitsatmosphäre

wiedergespiegelt. Es gab immer Kleinigkeiten, die den Arbeitsalltag aufgepeppt und die

Stimmung gelockert haben und obwohl jeder Einzelne wirklich hart gearbeitet hat, hat man

trotzdem gemerkt, dass alle gerne dort arbeiten.

Zum anderen habe ich tolle neue Freunde gefunden und Erfahrungen gesammelt. Der

Anfang war nicht so leicht, doch jetzt kann ich sagen, dass ich Freunde überall auf der Welt

habe, aus Irland, aus Brasilien, aus Argentinien usw… und das Schönste daran ist, dass ich

weiß, dass sie mich so mögen wie ich bin und ich hoffe sehr, dass wir in Kontakt bleiben

werden.

Das ganze Praktikum hat mir geholfen selbstbewusster zu werden und meine Zukunftspläne

besser abstecken zu können. Ich würde keinen einzigen Tag meines Auslandsaufenthaltes

missen wollen, auch wenn es mal schlechtere Tage gab, und ich würde es Jedem

wärmstens ans Herz legen, die Initiative zu ergreifen und so eine Erfahrung zu sammeln!