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Rahmenkonzeption MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSLAGEN

MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSLAGEN...∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ Rahmenkonzeption „Menschen in besonderen Lebenslagen

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Rahmenkonzeption

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Inhaltsangabe

1. Wohnungslosenhilfe heute .......................................................................... 3

2. Hilfeprozess ................................................................................................ 5 » Ziele .......................................................................................................... 5 » Der Hilfeprozess auf einen Blick ............................................................... 5 » Eingang..................................................................................................... 6 » Clearing .................................................................................................... 6 » Stabilisierung ............................................................................................ 8 » Verselbstständigung ................................................................................11 » Ambulante Dienste ................................................................................. 12 3. Fachspezifische Leistungen ..................................................................... 15 » Hilfen für junge Erwachsene ................................................................... 15 » Hilfen für Menschen mit Suchtproblemen .............................................. 16 » Hilfen für ehemals straffällige Menschen ................................................ 17 » Berufliche Hilfeangebote ........................................................................ 18 » Fachdienste ............................................................................................ 18

4. Wohnformen ............................................................................................. 20

5. Arbeit und Ausbildung .............................................................................. 22

6. ORT ZUM LEBEN .................................................................................... 25

7. Ein Ort mit Geschichte .............................................................................. 26

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Hinweis:Diese Rahmenkonzeption umfasst die fachlichen Grundlagen der Arbeit mit Menschen in besonde-ren Lebenslagen in Herzogsägmühle. Neben der Rahmenkonzeption können Sie Teilkonzepte zu den Angeboten Wohnen für junge Erwachsene, Straffälligenhilfe, Berufliches Clearing und Suchtspezifi-sche Hilfen sowie Faltblätter zu den ambulanten Angeboten des Fachbereichs anfordern. Sie können diese Informationsmaterialien entweder über die Aufnahme (Adresse siehe unten) bestellen, oder direkt über das Internet von unserer Homepage auf Ihren Computer laden. Unter www.herzogsagmuehle.de finden Sie außerdem die aktuellen Entgelte und Leistungsvereinba-rungen des Fachbereiches. Die im Konzept angegebenen Aufnahmemöglichkeiten entsprechen dem Stand im Jahr 2016.

Die Aufnahme für Menschen in besonderen Lebenslagen erreichen Sie:Kerstin Laube, Barbara MühlbergerTelefon: 0 88 61 219-4410Telefax: 0 88 61 219-4332E-Mail: [email protected]: Kapellenfeld 5, 86971 Peiting-Herzogsägmühle

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Rahmenkonzeption „Menschen in besonderen Lebenslagen“ ∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ 3∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙

MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSLAGEN

1. Wohnungslosenhilfe heute

Die Wohnungslosenhilfe befindet sich im Wan-del. Die Problemlagen wohnungsloser Men-schen haben sich verändert und sind heute vielschichtig:

Die Zahl der von Wohnungslosigkeit betroffe-nen jungen Menschen steigt, ebenso die Zahl der betroffenen Frauen und Kinder. Wohnungs-lose Menschen sind meist belastet durch den Verlust familiärer Strukturen, Armut, Verschul-dung und Arbeitslosigkeit. Neben (chronischen) körperlichen Erkrankungen leiden viele Frauen und Männer häufig an Sucht- und zunehmend auch psychiatrischen Erkrankungen.

Aufgabe der Wohnungslosenhilfe heute ist nicht nur die „Unterbringung“, sondern wirk-same und differenzierte Hilfen bereitzustellen und umfassende Unterstützung auf dem Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft zu geben. Der Herzogsägmühler Fachbereich Menschen

in besonderen Lebenslagen verfügt über ein fachlich breit aufgestelltes Angebot mit diffe-renzierten Hilfen, Einrichtungen und Diensten. Die stationären Hilfeleistungen erfolgen auf der Grundlage des SGB XII, §§ 67, 73 und 53. Für junge Erwachsene besteht zusätzlich die Möglichkeit, Hilfen nach dem SGB VIII, §§ 35 und 41 zu erhalten.

Im Überblick umfasst die Arbeit mit Menschen in besonderen sozi-alen Schwierigkeiten in Herzogsägmühle heute folgen-des Hilfespektrum:• 384 Aufnahmemöglichkeiten•Gasthaus Herzogsägmühle mit Notunterkunft,

Tagesaufenthalt und Essensangebot, Kleiderkammer und medizinischer Versorgung (22 Aufnahmemöglichkeiten)

•Spezielle Hilfen für junge Erwachsene (40 Aufnahme- möglichkeiten), für ehemals straffällige Menschen und für Menschen mit Suchterkrankungen (45 Aufnahme-möglichkeiten)

•Berufliches Clearing und Ausbildung in mehr als 40 Berufen

•Differenzierte Angebote zur Tagesstruktur, Beschäftigung und Teilqualifizierung (135 Aufnahmemöglichkeiten)

• Intensive sozialpädagogische, hauswirtschaftliche, ergotherapeutische, sporttherapeutische und lebenspraktische Begleitung

•Moderne und individuell betreute Wohnangebote

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•Haushaltsführung mit der Hauswirtschaft

•Tagesstrukturierende Beschäftigung in der Ergotherapie

•Körperliche Stabilisierung und Fitness in der Sport- und Bewegungstherapie

•Mobilisierung mit der Heilerziehungspflege

•Schuldenregulierung mit der Schuldnerberatung

•Psychologische Einzel- und Gruppenberatung mit dem Psychologischen Fachdienst

•Psychiatrische Diagnostik und Therapie in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten und einer Psychiatrischen Institutsambulanz

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Case ManagementDie Sozialarbeit in der Wohnungslo-senhilfe Herzogsägmühle folgt den Grundsätzen des Case Management.

Für jeden Hilfeberechtigten ist ein/e Case ManagerIn verantwortlich und lenkt den Hilfeprozess. Das Case Management verantwortet sowohl die Fallsteuerung wie auch die Sys-temsteuerung. Das heißt, es begleitet den Hilfeberechtigten persönlich und

Interdisziplinäre HilfenWohnungslosenhilfe heute erfordert eine zielgerichtete, interdisziplinär an-gelegte Arbeit.

In Herzogsägmühle sind die Hilfen interdisziplinär miteinander vernetzt und werden von einer Vielzahl thera-peutischer Angebote und Assistenz-dienstleistungen getragen:

koordiniert das Tun aller Beteiligten im Hilfenetzwerk.

Das Case Management ist damit so-wohl für die Qualität als auch für einen erfolgversprechenden Verlauf des Hil-feprozesses verantwortlich. Arbeits-grundlagen sind Fallkonferenzen und der Hilfeplan, in dem Ziele und Maß-nahmen individuell fest- und fortge-schrieben werden.

•Suchttherapeutische Einzel- und Gruppenberatung mit dem Suchtfachdienst

•Behandlung von Sprechstörungen in der Sprachtherapie

•Sinnvolle Freizeitgestaltung und Pflege sozialer Kontakte in der Freizeitpädagogik

•Spezifische Angebote für ehemals straffällige Menschen

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•Minderungoder/undÜberwindungdersozialenSchwierigkeiten• StärkungderEigenkompetenzzurÜberwindungderKrise(besondereLebenslagen)• InanspruchnahmevonBeratungs-undTherapieangeboten• InterventionbeibestehenderSuchtproblematikundpsychosozialenStörungen•WiedereingliederungindenArbeits-undBeschäftigungsprozess• BeruflicheAusbildungundQualifikation• AngebotvonWohn-,Arbeits-undLebensverhältnissen,diederindividuellen Lebensperspektive des Hilfeberechtigten entsprechen• Verselbstständigung

2. Hilfeprozess

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zess auf einen Blick

Ziele Der Hilfeprozess verläuft differenziert und in-dividuell. Orientiert an den Problemlagen der

Menschen stehen folgende grundsätzliche Ziele im Vordergrund:

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EINGANG

Hilfeberechtigte Menschen kommen aus den verschiedensten Lebenssitu-ationen und Orten nach Herzogsäg-mühle: Von der Straße, aus der Haft, nach Klinikaufenthalten oder nach dem unmittelbaren Verlust der Woh-nung.

Aufnahme finden Männer, Frauen, Paare und junge Volljährige. Auch für Frauen und Männer, die aus dem Strafvollzug kommen oder denen Haft droht, stehen Hilfeangebote zur Ver-fügung.

Gasthaus HerzogsägmühleWohnungslose Menschen finden im Gasthaus Herzogsägmühle im Rah-men von Kurzzeitaufenthalten sowohl eine Unterkunft zur vorübergehenden Regeneration als auch weiterreichen-de Hilfen. Das Haus ist 24 Stunden am Tag und 365TageimJahrgeöffnet.Übernach-ter erhalten warme Mahlzeiten, ein Angebot für Übernachtung und Ta-gesaufenthalt, im Bedarfsfall Beklei-dung und umfassende Beratung. Das Gasthaus ist auch Schnittstelle zur ambulanten Wohnungslosenhil-fe in der Region, die hier regelmäßig präsent ist.

Ausstattung:Toiletten und Duschen, Esszimmer und Gaststube, Fernseh- und Aufent-haltsraum, Waschküche mit Trockner, separate Schlaf- und Sanitärräume für Frauen, gestaltete Außenanlage mit Garten

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CLEARING

AnamneseIn einer mehrwöchigen Anamne-sephase werden die komplexen Problemlagen zusammen mit den neu aufgenommenen Hilfeberech-tigten systematisch erfasst. Durch die Anamnese wird eine umfassen-de und individuelle Ressourcen- und Problemerhebung gewährleis-tet – vorrangig in den sechs Berei-chen Wohnen, Materielles (wie etwa

Verschuldung, Einkommenssituation), Ausbildung und Arbeit, Beziehung und soziales Umfeld, körperliche und psychische Gesundheit sowie lebens-praktische Kenntnisse. Die Arbeit des Psychologisch/Psychiatrischen Fach-dienstes mit dem Ziel der frühzeitigen Erkennung von Suchterkrankungen und / oder seelischen Erkrankun-gen ist Teil des Clearingprozesses.

Bei einer angestrebten stationären Aufnahme beginnt der Clearingpro-zess bereits im Gasthaus Herzogsäg-mühle. Im Rahmen einer umfassen-

den Anamnese geht es zunächst um die Feststellung des individuellen Hil-febedarfs sowie der Ressourcen und Ziele des Hilfeberechtigten.

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Berufliches ClearingBereits während der Anamnesephase beginnt die Suche nach Fähigkeiten und Möglichkeiten zu einer Reintegration in das Berufsleben. Das für zwölf Wochen angelegte Berufliche Clea-ring ist Bestandteil des Clearingprozesses. Die Hilfeberechtigten erhalten hier die Möglichkeit, eine (neue) berufliche Perspektive zu entwi-ckeln. Insbesondere junge Erwachsene nutzen dieses Angebot als ersten Schritt zum Beispiel hin zu einer Ausbildung.

Alle Teilnehmer erhalten die Möglichkeit, in ei-ner gezielten und sozialpädagogisch begleite-ten Arbeitserprobung wieder Zugang zu be-ruflichen Fähigkeiten und Arbeitstugenden zu finden. Sie absolvieren drei Kurzzeit-Praktika in drei verschiedenen Betrieben aus verschiede-nen Berufsfeldern (wie zum Beispiel Metallbe-arbeitung, Gärtnerei, Kunsthandwerk, Gastro-nomie).

Die Praktika sind standardisiert und werden im Kontext arbeitspsychologischer Testverfahren (HAMET 2) ausgewertet. Die insgesamt zwölf-wöchige Eingangswerkstatt wird umgesetzt in Kooperation mit dem Fachbereich Arbeit und Integration. Sie steht am Anfang eines Prozes-ses, in dem die Hilfeberechtigten eine (neue) berufliche Perspektive entwickeln, an ihren Ressourcen auch mit Blick auf die Arbeitstu-genden arbeiten oder eine Ausbildung in Her-zogsägmühle aufnehmen.

Therapeutische Hilfen und ErstmaßnahmenAm Anfang des Hilfeprozesses werden neben der sozialpädagogischen Arbeit unterschied-lichste therapeutische Hilfen und Erstmaßnah-men angeboten. Dies sind vor allem Hilfeleis-tungen im Bereich der körperlichen Gesundheit, rehabilitative Maßnahmen und Angebote zur psychischen Stabilisierung.

Beim Erkennen psychiatrischer Erkrankungen stehen neben dem Psychologisch/Psychiat-rischen Fachdienst auch Kooperationen mit externen psychiatrischen Fachkräften für wei-terführende Hilfen bereit.

Hilfen für junge VolljährigeJunge Erwachsene haben aufgrund ihres Al-ters und ihrer zum Teil noch jugendspezifischen Problemlagen einen besonderen Hilfebedarf.

Schwerpunkte des Hilfeprozesses für junge Frauen und Männer liegen in der Ausbildung beziehungsweise beruflichen Nachqualifizie-rung, der beruflichen Wiedereingliederung und der sozialen Enkulturation – insbesondere nach der Haftentlassung.

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NG STABILISIERUNG

Nach der Eingangs- und Clearing-phase geht es im weiteren Verlauf der Hilfe um die Stabilisierung der Lebens- und Arbeitssituation der hil-feberechtigten Menschen.

Ziele sind eine angemessene zeitnahe Verselbstständigung oder ein länger-fristiges Wohnen im Ort zum Leben. Je nach individueller Problemlage sind die Hilfeangebote sehr verschie-den ausgerichtet.

Übergangs- und LangzeitbereichEine Besonderheit der stationären Hilfe in Herzogsägmühle ist die Mög-lichkeit,Hilfen imÜbergangoderaufDauer zu erhalten. Menschen, bei denen sich die Entwicklungsziele im Rahmen des Hilfeprozesses verän-dern (vomWohnen imÜberganghinzum Wohnen auf Dauer), müssen die vertraute Umgebung oder die vertrau-ten Bezugspersonen nicht wechseln.

Das ermöglicht eine höhere Kontinui-tät der Hilfe, eine verbesserte Compli-ance und die Sicherung des im Hilfe-prozess bereits Erreichten.

Der Übergangsbereich richtet sich an Menschen, bei denen eher vor-übergehend bestehende besonde-re Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind.

Meist sind sie aufgrund ihrer multiplen Probleme nicht in der Lage, fachlich angezeigte Hilfen (wie Suchthilfe, the-rapeutische Hilfen, Schuldnerbera-tung), anzunehmen.

Sie haben die Fähigkeit, soziale Kon-takte zu knüpfen und in stabilen Gemeinschaften zu leben, weitge-

hend verloren. Beratung und persönli-che Unterstützung benötigen sie auch im Rahmen der beruflichen Wieder-eingliederung, Ausbildung oder Qua-lifizierung. Die Hilfen im Übergangs-bereich sind ausgerichtet auf das Kernziel einer angemessenen zeitna-hen Verselbstständigung.

Im Langzeitbereich erhalten Men-schen Hilfe, die neben den benann-ten Schwierigkeiten meist langjährig wohnungslos waren und den Anfor-derungen des Zusammenlebens zum Beispiel in Hausgemeinschaften nicht mehr gewachsen sind.

Meist sind sie Konflikten in den ver-schiedensten Lebensbereichen lange Zeit aus dem Weg gegangen – etwa durch ein wiederholtes Wechseln ih-res Aufenthaltsortes. Sie benötigen auf (noch) nicht absehbare Dauer An-leitung und Unterstützung in vielen Lebensbereichen. Aufgrund ihrer er-heblichen gesundheitlichen Probleme benötigen sie meist dauerhaft spezi-elle Hilfen.

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Angebote zur Beschäftigung, Ausbildung und Qualifizierung sind zentraler Bestandteil der ge-samten Hilfen. Um dem differenzierten Hilfebe-darf der Menschen gerecht zu werden, bietet Herzogsägmühle ein abgestuftes System von Arbeitsmöglichkeiten an – unter anderem mit folgenden Möglichkeiten:

•Arbeitserprobung•Tagesstrukturierende Beschäftigung •Qualifizierungsmaßnahmen•Versicherungspflichtige Arbeitsplätze•Ausbildung in 40 verschiedenen, von den

Kammern und Innungen anerkannten Berufe

Herzogsägmühle bietet hier ein differenziertes und abgestuftes System von Arbeits- und Aus-bildungsmöglichkeiten.

Der Fachbereich partizipiert an den inneren Strukturen des „Arbeitsmarktes“ Herzogsäg-mühle, der unter anderem über eine Berufs-schule (Schule zur individuellen Lernförderung), 17 Ausbildungsbetriebe, Werkstätten (§§ 67, 53, 72 SGB XII), sowie der gemeinnützigen i&s Pfaffenwinkel GmbH mit dem Angebot ver-sicherungspflichtiger Arbeitsplätze verfügt.

Im Anschluss an das Berufliche Clearing er-halten die Hilfeberechtigten im Rahmen der

Tagesstruktur (outhouse) Möglichkeiten der Beschäftigung, Ausbildung und Arbeit in Her-zogsägmühle oder anderen Orten in der Regi-on. Neben individuellen Förderangeboten und der Motivation für Beschäftigung oder Aus-bildung geht es immer auch um das Ziel, Ar-beitslosigkeit zu beseitigen und die Chancen auf eine Vermittelbarkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu erhöhen.

Menschen, die aufgrund ihrer sozialen, ge-sundheitlichen oder psychischen Schwie-rigkeiten (noch) nicht in der Lage sind, an tagesstruktrierenden Maßnahmen außerhalb des Fachbereiches teilzunehmen, partizipieren an der Tagesstruktur, die im Haus zur Verfügung steht.

Hierzu gehören ergotherapeutische, sportthe-rapeutische und freizeitpädagogische Angebo-te ebenso wie die Schulung lebenspraktischer Fertigkeiten und kulturelle Angebote. An dieser Stelle geht es primär um eine höchstmögliche Mobilisierung, um Teilhabe an einem Leben in der Gemeinschaft.

Arbeit, Ausbildung und tagesstrukturierende Beschäftigung

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Wohnen statt Unterbringen ist ein wei-teres Merkmal des Hilfeprozesses für Männer, Frauen und Paare. Sie finden in Herzogsägmühle sowie in Gemein-den und Städten der Region moderne und differenzierte Wohnangebote, die auch ihrem individuellen Hilfebedarf entsprechen.

Ihnen zur Verfügung stehen so-wohl Einzelappartements als auch Angebote von Wohngruppen mit Einzelzimmern und Gemein-schaftsräumen. Alle haben entspre-chende infrastrukturelle Anbindung, zum Beispiel auch an spezifische Arbeits- oder Ausbildungsplätze.

Die differenzierten Wohnformen ge-ben Hilfeberechtigten den notwendi-gen Rahmen, in dem die individuelle Wohnfähigkeit – meist nach Jahren

der Wohnungslosigkeit – gefördert werden kann. Engmaschige haus-wirtschaftliche Begleitung und Trai-ning unterstützt die Erweiterung der Wohnkompetenzen auch mit Blick auf die Fähigkeit zur Selbstversorgung, einen sorgsamen Umgang mit Ge-meinschaftseinrichtungen oder das Erleben von Wohnlichkeit.

In dieser Phase trainieren die Hilfebe-rechtigten das Leben in der Hausge-meinschaft und einen sozial verträg-lichen Umgang mit Nachbarn und Besuchern.

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GDie Wohnformen in der Stabilisierungsphase

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VERSELBSTSTÄNDIGUNG

ImÜbergangsbereichistdie(schrittweise)Ver-selbstständigung der Hilfeberechtigten das Kernziel. Frauen, Männer und Paare vollziehen diesen Schritt mit dem Umzug in ein außerhalb von Herzogsägmühle gelegenes Angebot des Betreuten Wohnens in individualisierten Wohn-formen – je nach Betreuungsbedarf.

Die Wohnungen / Wohngruppen befinden sich unter anderem in Peiting, Schongau, Lands-berg/Lech und Weilheim. Hilfeberechtigte le-ben dort in den eigenen vier Wänden, versor-gen sich selbst und stehen in dieser Phase des Hilfeprozesses idealerweise in oder kurz vor einem Beschäftigungsverhältnis.

Die sozialpädagogische Unterstützung kon-zentriert sich auf die individuelle Begleitung des Verselbstständigungsprozesses, sowie auf einelangsameÜberleitunginambulanteHilfe-systeme.

Während der Verselbstständigung geht es vor allem um folgende Hilfen:

•Fortführung laufender Prozesse wie Schuldenregulierung und Insolvenzverfahren

•Festigung der Abstinenz bei Sucht (etwa durch eigenverantwortliche Teilnahme an Selbsthilfegruppen)

•Unterstützung in der eigenverantwortlichen Gestaltung behördlicher Kontakte

•Hilfe bei der Wohnungssuche•Hilfe bei der Suche nach Praktika und/oder

einem Arbeitsplatz auf dem Arbeitsmarkt•Festigung der Eigenverantwortung in der

Gesundheitsfürsorge (selbstständige Wahrnehmung von Arztterminen, Therapien)

•Unterstützung beim Aufbau eines stabilen sozialen Netzwerkes

Im Verselbstständigungsprozess erhalten die Hilfeberechtigten die Voraussetzungen, ihr Le-ben in der Gemeinschaft wieder eigenständig zu gestalten. Zugleich besteht im Falle aktueller Krisen die Möglichkeit, einen neuerlichen Ab-bruch durch Fortführung beziehungsweise In-tensivierung der Hilfe zu vermeiden. Der Hilfe-prozess endet nicht unbedingt mit dem Auszug des Hilfeberechtigten in eine eigene Wohnung. Im Einzelfall erfolgt eine ambulante Nachver-sorgung durch Mitarbeitende.

Wohn- und Betreuungsangebote bestehen mit dem Betreuten Wohnen in Familien (BWF) und den Nachgehenden Hilfen – einem ambulanten Nachsorgeangebot im Landkreis Weilheim-Schongau und im Landkreis Landsberg.

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Die Fachstellen in Weilheim, Schon-gau und Landsberg / Lech sind als Instrument zur Prävention von Woh-nungslosigkeit wichtige Anlaufpunkte. Kernziel ihrer Arbeit ist die Vermei-dung von Obdachlosigkeit.

Unterstützung erhalten vor allem Frauen, Männer und Familien, die Probleme mit dem Erhalt ihrer Woh-nung haben. Die konkreten Schwie-rigkeiten sind meist Mietrückstände, Räumungsklagen und ein drohender Wohnungsverlust.

Das Beratungsangebot der Fachstel-len zur Vermeidung von Obdachlosig-keit umfasst vor allem:

•Unterstützung im Umgang mit Äm-tern und Behörden

•Hilfen bei der Antragstellung zu Transferleistungen (Grundsiche-rung, Wohngeld)

•Beratung bei mietrechtlichen Pro-blemen

•Hilfen bei der Wohnungssuche und•Beratung beim finanziellen Woh-

nungsmanagement

Die Fachstellen arbeiten eng mit ört-lichen Verbänden und Verwaltungen zusammen. Dazu gehören Stadtver-waltung, ARGE und Jobcenter, Woh-nungsbaugesellschaften, Suchtbe-ratung, Sozialpsychiatrischer Dienst und auch Betreuungsstellen.

Ambulante Wohnungslosenhilfe SchongauMit diesem Beratungsangebot erhal-ten vor allem Menschen Hilfe, die ihre Wohnung bereits verloren haben.

Ziel der Beratung hier ist es, den Be-troffenen einen niedrigschwelligen Zugang für weitere Hilfemaßnahmen zu eröffnen. Oft geht es darum, akut wohnungslosen Menschen eine erste Grundversorgung bereitzustellen und sie bei der Wiederbeschaffung von Wohnraum zu unterstützen. Die Be-ratungsstelle in Schongau stellt be-darfsgerecht Kontakte, zum Beispiel zur kommunalen Fachstelle, zu einer Sucht- oder Schuldnerberatung her.

Neben den stationären und teilsta-tionären Leistungen im Rahmen der Wohnungslosenhilfe in Herzogsäg-mühle verfügt der Fachbereich über eine breite Palette ambulanter Hilfen.

Sie bieten in der Region präventive Unterstützung und versuchen mit ih-rer Arbeit bereits den Beginn von „Ar-mutskarrieren“, Wohnungs- und Ob-dachlosigkeit zu verhindern.

Ambulante Dienste

Fachstellen zur Vermeidung von Obdachlosigkeit

MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSLAGEN

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TafelDie in Schongau bestehende Tafel unterstützt mit Lebensmitteln Menschen in der Region Schongau, Altenstadt und Peiting, die ihren Le-bensunterhalt nur mit staatlichen Hilfen bestrei-ten können. Meist sind dies Alleinerziehende, Familien und Rentner mit einem nur geringen Einkommen.

Die angebotenen Lebensmittel werden als Spenden der verschiedenen Märkte, Bäckerei-en und anderen Geschäften der Region Schon-gau zusammengetragen und einmal wöchent-lich gegen ein Entgelt in Höhe von 1 Euro an die Besucher der Tafel verteilt.

Schuldner- und InsolvenzberatungenDie Schuldner- und Insolvenzberatung im Alt-landkreis Schongau und im Landkreis Ostall-gäu hilft Menschen, die in materiell bedingte Lebenskrisen geraten sind. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von Arbeitslosigkeit, einer Nichtinanspruchnahme sozialer Leistun-gen, einer gescheiterten Selbstständigkeit bis hin zu übernommenen Bürgschaften oder dem Eintreten unerwarteter Ereignisse wie Krank-heit.

DieHilfeangebotebeiVerschuldungundÜber-schuldung umfassen neben der Beratung Maß-nahmen zur Existenzsicherung, Haushaltspla-nung, Forderungsprüfung, Verhandlung mit Gläubigern, Stundungsvereinbarungen, die Er-stellung eines gerichtlichen Insolvenzantrages sowie die Erarbeitung eines Sanierungskon-zeptes.

WärmestubeEin regionales Hilfeangebot für Menschen aus dem Raum Schongau ist die Wärmestube, die sich in den Räumen der Beratungsstelle in Schongau befindet. Sie ist ein Treffpunkt für Wohnungslose und für arme Menschen, die in die soziale Isolation geraten sind.

Die Wärmestube ist täglich geöffnet und bie-tet Frauen und Männern eine Möglichkeit zum Tagesaufenthalt, zum Duschen, zum Wäsche-waschen und darüber hinaus auch ein warmes Mittagessen. Neben diesen existentiellen Ver-sorgungsangeboten bietet die Wärmestube ei-nen Ort der Kommunikation, Gemeinschaft und Begegnung.

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TIM – Angebote zur Tagesstruktur, Integration und MobilisierungTIM ist ein teilstationäres Angebot für Menschen mit besonderen sozia-len Schwierigkeiten. Soziale Isolation, fehlende finanzielle Mittel, Suchter-krankungen, chronische Krankheiten, Schulden und Schwierigkeiten in der Gestaltung sozialer Beziehungen prä-gen häufig die Lebenssituation der betroffenen Menschen. TIM bietet umfassende Angebote und Möglich-keiten, soziale Probleme zu überwin-den, eigene Kräfte wieder zu mobili-sieren und eine Reintegration in den allgemeinen Arbeitsmarkt vorzuberei-ten.

Das Angebot tagesstrukturierender Beschäftigung ermöglicht Frauen und Männern zunächst das Erleben, beziehungsweise das schrittweise Erlernen eines geregelten Tagesab-laufes. Angepasst an die individuellen Möglichkeiten zielt die Tagesstruktur auf eine Reintegration in das soziale

Leben ebenso wie auf die Wiederer-langung von Erwerbstätigkeit. Damit verbunden ist für viele Menschen eine Stabilisierung ihrer persönlichen Le-benssituation.

Mobilisierende Hilfen stehen im Vor-dergrund, wenn eine Integration in den Arbeitsmarkt absehbar kein re-alistisches Ziel ist. Hier greifen dann Angebote zur Lebensgestaltung (Sport, gemeinsames Einkaufen und Kochen), Gesundheitsfürsorge oder Beratungsangebote bei Schulden oder einer Suchtgefährdung.

Es bestehen zahlreiche Beschäfti-gungs-, Integrations- und Mobilisie-rungsangebote: In Herzogsägmühle, im Landkreis Weilheim-Schongau mit dem Standort i+s Pfaffenwinkel (Ge-brauchtmöbelhaus Schongau und Weilheim) und in Landsberg / Lech (Sozialkaufhaus BILL).

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Rahmenkonzeption „Menschen in besonderen Lebenslagen“ ∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ 15∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙

3. Fachspezifische Leistungen

Hilfen für junge ErwachseneHerzogsägmühle unterbreitet hier ein außeror-dentliches Leistungsangebot für junge Men-schen mit besonderen sozialen Schwierigkei-ten.

Durch die langjährige Arbeit mit sozial benach-teiligten Menschen und der Erkenntnis, dass junge Frauen und Männer einen besonderen Hilfebedarf haben, hat Herzogsägmühle bereits vor vielen Jahren ein auf die Problemlagen jun-ger Menschen zugeschnittenes Angebot ent-wickelt und setzt dieses erfolgreich um.

In schwerwiegenden Lebenskrisen erhalten hil-fesuchende Frauen und Männer im Alter zwi-schen 18 und 27 Jahren Unterstützung bei der ÜberwindungihrerSchwierigkeiten.

Diese äußern sich häufig durch den (drohen-den) Verlust der Wohnung, Arbeitslosigkeit und fehlenden beruflichen Perspektiven, Schulden, Problemen in der Gestaltung sozialer Bezie-hungen, einem problematischen Umgang mit Alkohol und Drogen sowie oftmals intensiver Erfahrungen mit Straffälligkeit und Inhaftierung.

Vorrangiges Ziel der stationären und ambulan-tenHilfenistdieÜberwindungderbesonderensozialen Schwierigkeiten.

Im Einzelnen geht es in der gemeinsamen Arbeit um folgende Ziele:

•Das Erarbeiten einer neuen Lebensperspektive

•Das Absolvieren einer Ausbildung oder beruflichen Qualifikation

•Die Gestaltung stabiler sozialer Beziehungen•Die Verbesserung der körperlichen

und seelischen Gesundheit•Die Gestaltung eines straffreien

Lebens•Das Schaffen einer wirtschaftlichen

Lebensgrundlage

Der umfassende Hilfeprozess ist konzi-piert als Übergangshilfe und unterstützt dieMenschen auf ihrem Weg (zurück) in ein eigenverantwortliches Leben in der Mitte der Gesellschaft. Alle Leistungen erfolgen ent-weder im Rahmen der Übergangshilfe nach § 67 SGB XII für Menschen in besonderen sozialen Lebenslagen oder im Rahmen der Jugendhilfe nach § 41 SGB VIII (auch in Verbin-dung mit § 35a).

MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSLAGEN

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Hilfen für Menschen mit SuchtproblemenViele Hilfeberechtigte haben Schwie-rigkeiten im Umgang mit Suchtmitteln oder leiden bereits an einer bestehen-den chronifizierten Suchterkrankung.

Oft stehen sie vor dem Problem, dass für sie die üblichen Eintrittsschwellen der Suchtkrankenhilfe (Fachkliniken, ambulante Beratungsstellen) aus den unterschiedlichsten Gründen zu hoch sind. Mit den fachbereichsinternen Angeboten der Suchthilfe wurden spezielle, niedrigschwellige Wohn- und Betreuungsangebote geschaffen.

Neben den Einzel- und Gruppenan-geboten des Fachdienstes Suchtthe-rapeutische Hilfen besteht auch ein spezifisches stationäres Hilfeangebot sowohl im Bereich der Übergangs-als auch der Langzeithilfe. Die Sucht-hilfeimÜbergangsbereichrichtetsichan Frauen und Männer, deren Sucht-erkrankung Teil ihrer besonderen so-zialen Schwierigkeiten ist.

Im Rahmen der Suchtspezifischen Wohnangebote erfahren sie, ohne Alkohol (und / oder andere Drogen) zu leben und erhalten die Möglichkeit,

eine zufriedene Abstinenz zu erleben. Neben suchtspezifischen Angeboten (Psychoedukation, Einzel- und Grup-pentraining; Vermittlung von Kennt-nissen und Fertigkeiten zum Umgang mit der Sucht, etc.) bestehen Be-schäftigungs-, Freizeit- und Sportan-gebote. Auch die suchtspezifischen Hilfen beinhalten mit selbstständigen Wohnformen und Eigenversorgung die Vorbereitung auf den Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben.

Die Suchthilfe im Langzeitbereich bie-tet (meist älteren) Menschen einen beständigen und sicheren Ort zum Leben und ermöglicht ein Leben in zufriedener Abstinenz.

Mit umfassenden Angeboten zur Bes-serung der körperlichen und geistigen Mobilität geht es auch im Langzeitbe-reich um den Erhalt einer größtmögli-chen Selbstständigkeit. So bestehen Arbeitsangebote sowohl in der Ta-gesstruktur als auch im Rahmen der WfBM, außerdem die Möglichkeit zur Eigenversorgung und umfassende Mobilisierungsangebote.

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Rahmenkonzeption „Menschen in besonderen Lebenslagen“ ∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ 17∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙

•Befähigung zur Alltagsbewältigung und zur sozialen Teilhabe

•Schuldner- und Insolvenzberatung•Realisierung von Wohn-, Arbeits- und

Lebensverhältnissen die der individuellen Lebensperspektive entsprechen

•Klärung und Entwicklung beruflicher Perspektiven

•Ausbildung oder Qualifikation• Inanspruchnahme weitergehender

Beratungs- und Therapieangebote•Vermittlung und Angebot von

Arbeitstherapie und Arbeit•Befähigung zur Selbstorganisation

und Selbsthilfe•Beratung und Begleitung bei

anstehenden, offenen Verfahren

Eine zentrale Rolle spielt dabei das Akademie-programm Fairness-plus – ein Ermutigungs-programm.

In seinen Angeboten ermöglicht es ehemals straffälligen Menschen, in der gemeinsamen Arbeit Werte wie Aufrichtigkeit, Fair Play und Rechtschaffenheit zu erfahren und selbst zu leben.

Hilfen für ehemals straffällige MenschenDie Biografie und der individuelle Hilfebedarf eines Haftentlassenen stehen im Mittelpunkt des Akademieprogrammes Fairness-plus.

Die Unterstützungsangebote sind ausgerichtet auf Menschen, die während der Haft Jahre ihres Lebens in einem eng umgrenzten und umfas-send kontrollierten Ort verbracht, vom sozialen und gesellschaftlichen Leben abgesondert und bei nur begrenzter Individualität und Eigenstän-digkeit gelebt haben.

Die Ziele, auch im Rahmen der Hilfen für ehe-mals straffällige Menschen, bestehen in der Überwindung besonderer sozialer Schwierig-keiten wie Wohnungslosigkeit, Schulden, feh-lender Schul- und Berufsausbildung, Arbeitslo-sigkeit und Suchterkrankungen.

Für die Wiedererlangung eines straffreien Le-bens stehen in der Arbeit mit ehemals straffäl-ligen Menschen folgende Ziele und Inhalte im Vordergrund:

•Straffreiheit•Aufarbeitung der Straftat•Aufarbeitung der Haftzeit•Stärkung der Eigenkompetenz zur ÜberwindungvonKrisen

MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSLAGEN

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18 ∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ Rahmenkonzeption „Menschen in besonderen Lebenslagen“ ∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙

Berufliche HilfeangeboteMit dem Hilfeprozess startet auch das Berufliche Clearing. Am Anfang stehen meist unbestimmte Aussagen über die berufliche Biografie, Schul- und Ausbildungsabbrüche, Langzeit-arbeitslosigkeit oder komplett fehlen-de berufliche Erfahrungen.

Grundsätzlich orientiert sich das Be-rufliche Clearing an zwei Ausgangssi-tuationen: Das Angebot ist zum einen eine Anpassungsmaßnahme an be-stehende Ausbildungsziele.

Es geht um eine Klärung der Ausbil-dungsreife für Menschen, die über keine unmittelbar vom Arbeitsmarkt anerkannten beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten verfügen, bei denen aber eine Rückkehr auf den allgemei-nen Arbeitsmarkt (unter Zwischen-schaltung einer Ausbildung, Teilquali-fizierung oder Tätigkeitsqualifizierung) möglich erscheint.

Zum anderen richtet sich das Beruf-liche Clearing an Menschen, bei de-nen der weitere berufliche Weg völlig

unklar erscheint und die mit Hilfe der Förderungen und Testungen heraus-finden sollen, welcher Weg realistisch ist.

Dies kann neben einer Reintegration in den allgemeinen Arbeitsmarkt auch die Eingliederung in eine Werkstatt für behinderte Menschen sein. Sollte auch dieser Weg versperrt sein, so besteht die Möglichkeit einer länger-fristigen Mitarbeit im Rahmen eines Angebots zu einer tagesstrukturieren-den Beschäftigung.

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FachdiensteIm Fachbereich Menschen in beson-deren Lebenslagen arbeiten neben dem Team der Aufnahme drei Fach-dienste, deren Beratungsangebote allen Hilfeberechtigten zur Verfügung stehen.Der Fachdienst Psychologie / Psy-chiatrie ist bereits im Aufnahme- und Clearingprozess Ansprechpartner für Hilfeberechtigte. Neben drei ver-pflichtenden Kennenlerngesprächen gehört zu den Aufgaben des Fach-dienstes unter anderem:

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Rahmenkonzeption „Menschen in besonderen Lebenslagen“ ∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ 19∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙

Der Fachdienst Straffälligenhilfe ist mit sei-nem Akademieprogramm Fairness-plus fester Bestandteil der Hilfen für ehemals straffällige Menschen. Im Vordergrund der Einzel- und Gruppenarbeit des Fachdienstes Straffälligen-hilfe stehen folgende Inhalte:

•Die individuelle Auseinandersetzung mit der begangenen Straftat

•Die Erarbeitung alternativer, ressourcenorientierter und legaler Handlungsmuster

•Die Umsetzung von Empowerment-Konzepten im Sinne einer verantwortungsvollen Lebensgestaltung

•Regelmäßige Einzeltrainings zum Themenschwerpunkt Gewaltfreiheit und Fairness (Ermutigung zu einer friedvollen und straffreien Alltagsbewältigung)

•Akademieprogramm Fairness-plus

Das Akademieprogramm Fairness-plus ist in-haltlich in die Themenblöcke Kommunikation, Identität, Lebenspraxis und Perspektiven ge-gliedert. Hierzu bestehen zahlreiche Einzel- und Gruppenangebote.

Die Seminarangebote werden halbjährlich eva-luiert und verändert, um einen aktuellen Bezug zu den individuellen Bedürfnissen und Prob-lemlagen der Hilfeberechtigten sicherzustellen.

MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSLAGEN

•Die Beteiligung in der Sozialanamnese•Kriseninterventionen•Teilnahme an der Hilfeplankonferenz•Expertisen und Diagnostik•Psychologische Begleitung im Hilfeprozess•Einzel- und Gruppen-

therapeutische Angebote•Schnittstelle zu externen psychiatrischen

Versorgungsangeboten•Gremienarbeit

Der Fachdienst Sucht wendet sich mit seinen Angeboten vor allem an Hilfeberechtigte mit ei-ner Suchterkrankung oder an Frauen und Män-ner, die Schwierigkeiten im Umgang mit (stoffli-chen und nichtstofflichen) Suchtmitteln haben.

Beratung, Motivierung und Vermittlung in exter-ne Hilfen (Fachkliniken, ambulante Beratungs-stellen) stehen als freiwillige Angebote allen Hil-feberechtigten zur Verfügung.Der Fachdienst Sucht hat folgende Aufgaben und Angebote:•Offene Sprechstunde•Suchttherapeutische Einzel- und

Gruppenarbeit•Themenorientierte Beratungsangebote•Vermittlung und Unterstützung der

Selbsthilfe•Organisation von

Informationsveranstaltungen• KollegialeFachberatung•Gremienarbeit

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Marktoberdorf SchongauPeiting

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Ambulante Hilfen

Fachstellen zur Vermeidung von Obdachlosigkeit

Schuldner- und Insolvenzberatungen

Wärmestube

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Ambulante Wohnungslosenhilfe

Wohn- und Arbeitsangebote Stationäres Wohnen

Betreutes Einzelwohnen

Tagesstrukturierende Beschäftigungsangebote

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Ambulante Hilfen

Fachstellen zur Vermeidung von Obdachlosigkeit

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Ambulante Wohnungslosenhilfe

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Hilfen des Fachbereiches vor Ort

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Der Fachbereich Menschen in beson-deren Lebenslagen verfügt über ein umfangreiches und ausdifferenziertes Wohnangebot. Modernität und Funk-tionalität in Ausstattung und Infra-struktur sind ebenso wichtig wie der Anspruch, jedem Hilfeberechtigten ein individuelles und den Fähigkei-ten angepasstes Wohnen zu ermög-lichen.

Die Wohnformen und Wohnorte (Her-zogsägmühle, Peiting, Schongau, Landsberg/Lech, Weilheim) sind so vielschichtig wie der individuelle Hil-febedarf. Die Wohnangebote sind durchlässig. Das heißt, der Wechsel von einer intensiv betreuten Wohn-form mit Vollversorgung in eine selbst-ständigere Wohnform ist möglich und wird im Hilfeprozess angestrebt. In

4. Wohnformen

Herzogsägmühle sind Wohngruppen, Einzel- und Paar-Appartements ange-siedelt, in denen Männer, Frauen und Paare leben.

Hilfeberechtigte, die sich auf dem Weg in ein selbstständiges Leben befinden, haben besonders im Be-treuten Wohnen die Möglichkeit der Eigenversorgung. Sie leben und ver-sorgen sich selbstständig. Jeder Hil-feberechtigte verfügt über seinen eigenen Haustür-, Zimmer-, bezie-hungsweise Wohnungsschlüssel und seinen eigenen Briefkasten.

In allen Wohnbereichen gibt es Bür-gerräte, die Hilfeberechtigte unter anderem zu Fragen des gemein-schaftlichen Zusammenlebens be-raten oder Konflikte klären helfen.

MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSLAGEN

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Rahmenkonzeption „Menschen in besonderen Lebenslagen“ ∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ 21∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙

Versatiles Wohnen - Das Wohnen passt sich den veränderten Bedarfen an

Im Rahmen eines Modellprojektes mit dem Be-zirk Oberbayern hat Herzogsägmühle ein neues Konzept für sich mit den Bedarfen verändernde Wohnappartements entwickelt.

Dieser Wohnraum ist geeignet für den gesam-ten Bogen – beginnend bei vollstationärer Be-treuung mit pflegerischen Anteilen bis hin zu einer möglichen ambulanten Nutzung (Vermie-tung).

Unter dem Begriff „Versatiles Wohnen“ werden seit 2014 zwölf Wohnplätze für ehemals woh-nungslose Menschen im Langzeitbereich an-geboten.

Diese neue Wohnform ist eine konzeptionelle Neuausrichtung im Rahmen der Inklusion in Herzogsägmühle und eine konsequente Ori-entierung am Sozialraum des hilfeberechtigten Menschen.

Es wurde Wohnraum geschaffen, der alles kann: Die Appartements sind behindertenge-recht und barrierefrei gebaut. Zusätzlich be-steht die Innenausstattung aus „versatilen Fur-niture“ – ein variables System im Möbelbau für barrierefreies Wohnen. Das gesamte Wohnsys-tem ist durchlässig und gibt dem Bewohner Wahlmöglichkeiten. Es fördert Lebensqualität und höchstmögliche Teilhabe.

In nahezu keiner Lebenslage ist für den Bewoh-ner bei einem veränderten Hilfebedarf auch der normalerweise übliche Wechsel des Wohn-raums nötig.Dementsprechend haben im Versatilen Woh-nen auch unterschiedliche Leistungsvereinba-rungen ihre Gültigkeit.

Das erfolgreiche Projekt wird inzwischen auf weitere 34 Wohneinheiten im Bereich der Lang-zeithilfe für ehemals wohnungslose Menschen erweitert. In der neuen Wohnanlage Lindenhof entstehen in Herzogsägmühle ähnlich konzi-pierte Appartements.

4. Wohnformen

MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSLAGEN

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5. Arbeit und Ausbildung

Hierzu gehören:• Arbeits-undBerufsberatung• BerufsvorbereitunganderBerufsschuleinHerzogsägmühle• EineBerufsausbildung• BeruflicheTeilqualifikationen• TagesstrukturierendeBeschäftigungsangebote

AusbildungDie Hilfeberechtigten erhalten in den Herzogsägmühler Fach- und Ausbil-dungsbetrieben ein umfangreiches Ausbildungsangebot. Eine Berufsaus-bildung ist in 30 staatlich anerkannten Facharbeiterberufen und elf von den Kammern anerkannten Fachwerker-berufen möglich. Die einzelnen Be-triebe werden von erfahrenen Meis-tern und Arbeitsanleitern geführt.

Die sozialpädagogische Begleitung einer Ausbildung im Hilfeprozess ist selbstverständlich. Jüngere Hilfebe-rechtigte stehen oft vor einer noch unklaren Ausbildungsperspektive. Sie können sich im Rahmen der Berufs-findung auf den Beginn einer Ausbil-dung vorbereiten. In Herzogsägmühle ist ein Berufsvorbereitungsjahr in 13 verschiedenen Berufsfeldern möglich.

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GFür Menschen mit besonderen sozi-alen Schwierigkeiten ist die Reinte- gration in Arbeit und Beruf ein Kern-ziel auf dem Weg in ein selbstständi-ges Leben. Herzogsägmühle ist ein

Ort ohne Arbeitslosigkeit und verfügt über einen „Arbeitsmarkt“, in dem Menschen außergewöhnliche Mög-lichkeiten für Ausbildung, Beschäfti-gung und Qualifizierung erhalten.

MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSLAGEN

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Ausbildungsmöglichkeiten in Herzogsägmühle (eine Auswahl)•Anlagenmechaniker für Sanitär-,Heizungs- und Klimatechnik•Bäcker•Bürokaufmann•Elektroniker•Fachinformatiker•Feinwerkmechaniker•Fleischer•Friseur•Gärtner•Goldschmied• IT-Systemkaufmann•Kaufmann für Bürokommunikation•Keramiker•Koch•Konditor•Kfz-Mechatroniker• Landwirt•Maler und Lackierer•Metallbau•Restaurantfachmann•Tischler•Verkäufer

Rückkehr in den ArbeitsmarktFür Menschen mit sozialen Schwierigkeiten kann die Herzogsägmühler Beschäftigungsge-sellschaft i+s Pfaffenwinkel GmbH eine Brücke zum allgemeinen Arbeitsmarkt sein.

Hier erhalten Frauen und Männer einen Arbeits-platz, an dem ihre individuellen Problemlagen Berücksichtigung finden.

Die i+s Pfaffenwinkel GmbH bietet Mitarbei-tenden auch sozialversicherungspflichtige Be-schäftigungsverhältnisse.

Beschäftigung und TagesstrukturMenschen, die vorübergehend oder auf Dauer den Anforderungen des allgemeinen Arbeits-marktes nicht mehr oder noch nicht gewachsen

sind, erhalten in Herzogsägmühle zahlreiche und sehr individuelle Beschäftigungsmöglich-keiten. Im Rahmen einer „tagesstrukturierenden Beschäftigung“ können Männer und Frauen – z. B. nach einer langen Zeit der Arbeitslosig-keit – den Wiedereinstieg in das Berufsleben üben und vorbereiten, eigene Ressourcen und Arbeitstugenden erkennen und ausbauen.

Sie können auch im Alter und/oder bei gesund-heitlichen Einschränkungen dem Tag durch eine Beschäftigung wieder Sinn und Struktur geben.

Feste Bestandteile der Tagesstrukturierenden Beschäftigung sind unter anderem Schwim-men, Sprechtheater, spirituelle Angebote, Kunstkurse, Textiles Arbeiten, Nordic Walking, eine Singgruppe und ein Improtheater.

MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSLAGEN

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Tagesstruktur und Beschäftigung im Alter

Die Tagesstrukturierenden Beschäf-tigungsangebote (TBA) stehen Men-schen in besonderen Lebenslagen offen, die aufgrund ihres Alters oder gesundheitlicher Einschränkungen an keinem anderen Angebot zur Ta-gesstrukturierenden Berufsförderung oder zur Tagesstrukturierenden Be-schäftigung (mehr) teilnehmen kön-nen. Die Tagesstrukturierenden Beschäfti-gungsangebote sind räumlich an die Herzogsägmühler Lekos-Tagesstätte angegliedert und geben Menschen im Alter nicht nur die Möglichkeit zu einer Beschäftigung. Die Teilnehmer

dieser Angebote erfahren eine Mo-bilisierung, lernen andere Menschen kennen und auch einige neue Fähig-keiten dazu.

Die Lekos-TBA bietet den Teilneh-mern eine individuelle, an ihren Wün-schen orientierte Möglichkeit, den Tag zu gestalten. Das Angebot reicht von einfachen Spielangeboten bis hin zur Möglichkeit, im Rahmen eines Film-projekts selbst gedrehte Filmszenen zu einem Film zusammenzuschneiden – also anspruchsvollen EDV-Arbeiten. Schwerpunkt der Hilfe ist die körper-

liche und geistige Mobilisierung der Frauen und Männer. Sie profitieren dabei auch von der Herzogsägmühler Infrastruktur, die weitere Möglichkei-ten wie eine Sport- oder Sprachthe-rapie bietet.

Zu den Beschäftigungsangeboten gehören des weiteren ein Singkreis, Schwimmen und Kegeln sowie ge-meinsame Koch- und Backaktionen. Die Arbeitsgrundlage für Mitarbeiten-de und Teilnehmende ist die individu-ell ausgesuchte Beschäftigung. Diese kann je nach Wunsch und Potential des Menschen eher niederschwellig oder aber auch relativ komplex sein. Sie kann eher Beschäftigungen in der Gemeinschaft, aber auch individua-listisch in Form einer Einzelbeschäfti-gung ausgerichtet sein. Die Angebo-te der TBA können derzeit 40 Frauen und Männer nutzen.

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6. ORT ZUM LEBEN

Herzogsägmühle ist ein modernes Sozialdorf und Ortsteil der fünf Kilometer entfernt gele-genen Gemeinde Peiting. Herzogsägmühle hat 900 Einwohner und ein buntes Ortsbild mit ei-ner Mischung aus Wohnhäusern, Werkstätten, Läden, Kirchen und Gaststätte.

Herzogsägmühle ist ein ORT ZUM LEBEN. Dieser Ortschaftsgedanke ist programmati-scher Grundsatz. Über 350 hilfeberechtigteFrauen und Männer, Kinder und Jugendliche leben in Wohnungen, Appartements und Häu-sern in den umliegenden Gemeinden, Städten und Landkreisen. Bis spät in die Nacht hinein ist Herzogsägmühle auch durch einen Linien-busverkehr mit den umliegenden Gemeinden verbunden. Offenheit, Individualität, Gemein-schaft und Normalität sind die Eigenschaften, die ein Leben in Herzogsägmühle ausmachen.

Zur Lebensqualität aller trägt eine moderne Infrastruktur mit funktionalen Versorgungs-

einrichtungen, Kommunikations- und Begeg-nungszentren sowie zahlreichen Angeboten in den Bereichen Bildung, Kultur, Freizeit und Sport bei.

Zur Infrastruktur von Herzogsägmühle gehören:•Martinskirche•Wirtshaus und Cafe Herzog: Gaststätte mit Kegelbahn•Mühlenmarkt: SB-Markt mit Metzgerei und Bäckerei•Sport- und Gemeinschaftshalle•Freizeit- und Bildungswerk•Sportvereine und Fischereiverein•Außensportanlagen (Tennis, Klettern, Skating, Fußball)•Reithalle mit Außenplatz und Ausrittmöglichkeiten•Spazier- und Wanderwege•Arztpraxen•Eckcafes

Herzogsägmühle wird getragen von der Inneren Mission München – Diakonie in München und Oberbayern e. V. Die Mitarbeitenden sind dem christlichen Glauben verbunden.

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7. Ort mit Geschichte

„Arme habt ihr allezeit bei euch“ (Joh. 12,8)

Dieses Wort aus dem Johannesevan-gelium ist uns als diakonischem Trä-ger Mahnung und Auftrag zugleich – ist doch Armutsarbeit eine zentra-le Aufgabe diakonischen Handelns. Herzogsägmühle hat ihre Wurzeln in dieser Armutsarbeit – sie wurde 1894 von Adolf von Kahl, dem Vorsitzen-den des Vereins für Arbeiterkolonien in Bayern, für die „armen Brüder von der Landstraße“ gegründet.

Seine Intension war es damals, ei-nen menschenwürdigen und siche-ren Ort zu schaffen – als Antwort auf die staatliche Verfolgung von Bettlern und „Arbeitsscheuen“ und fehlender sozialer Absicherung von Wander-armen. Seit über 120 Jahren bietet Herzogsägmühle damit Wohnungslo-senhilfe an – mit einer wechselvollen Geschichte!

1933, im Dritten Reich, wurde Her-zogsägmühle vom Staat übernom-men und unter die Führung des SA-Standartenführers Seidler gestellt. In dieser Zeit kam man nach Herzogsäg-mühle nicht freiwillig! Man musste zwangsweise hier verbleiben, die Mei-nungsfreiheit war eingeschränkt, Post wurde zensiert bzw. vorenthalten, das Lager durfte untertags und am Abend nicht ohne Erlaubnis verlassen wer-den.

In dieser Zeit wurden in Herzogsäg-mühle auch psychiatrische Untersu-chungen durchgeführt zur Frage der Vererbbarkeit von „Nichtsesshaftig-keit“ – ein vom Dritten Reich gepräg-ter Begriff im Gegensatz zum ide-alisierten „arisch-sesshaften“ Volk. Befreit von den amerikanischen Be-satzungstruppen wurde Herzogsäg-mühle der Inneren Mission München als evangelischem Träger übergeben.

Unter dem Eindruck der Erfahrungen von 1933 bis 1945 und gekennzeich-net von dichten Belegungen, Schlaf-sälen, Massenabfertigung wurde in den darauffolgenden Jahrzehnten an der Verbesserung der Infrastruktur in Zusammenarbeit mit den Kostenträ-gern gearbeitet. Seit 2004 können wir jedem im Fachbereich wohnenden Hilfeberechtigten eine eigene Zim-mertür garantieren. Im Anschluss daran konnte in Ko-operation mit den Kostenträgern eine umfangreicheÜberarbeitungderHil-fekonzeptionen durchgeführt werden, die 2008 in Kraft traten. Heute können wir dadurch den Vorsatz Adolf von Kahls nach einem menschenwürdi-gen und sicheren Ort erweitern und ein menschenwürdiges und sicheres Leben mit so viel Selbstständigkeit wie möglich an verschiedenen Orten der Region anbieten.

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Im Abseits oder Mittendrin?

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Seit über 120 Jahren arbeiten wir in Herzogsäg-mühle mit und für Menschen, die in große Not geraten sind – weil sie ihre Wohnung verloren haben.In einer Ausstellung zu diesem Jubiläum stellen wir jetzt die Frage: Liegt Herzogsägmühle im Abseits oder Mittendrin? Wie geht die Gesell-schaft mit außergewöhnlichen Menschen um – wie gehen wir miteinander um?Die Ausstellung geht diesen Fragen nach und erzählt die wechselvolle Geschichte von Her-zogsägmühle als soziale Einrichtung. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die den Ort in sehr unterschiedlicher, auch tragischer Weise erlebt haben – die Bewohner und die Betreuer. Die Ausstellung beleuchtet den Alltag aus de-ren Blickrichtungen und aus der Sicht der Öf-fentlichkeit. Zeitzeugenvideos und Biografien eröffnen sehr persönliche Zugänge.Die Ausstellung beschreibt Herzogsägmühle von den Anfängen als Arbeiterkolonie, über die Zeit als „Zentralwanderhof“ im Rahmen natio-nalsozialistischer Zwangsfürsorge und den Be-

ginn als Fürsorgeheim der Inneren Mission Mün-chen bis hin zum heutigen Sozialdorf – als Teil der Geschichte deutscher Sozialstaatlichkeit.

Die Konzeption der Ausstellung wurde im Rah-men eines LEADER-Projektes mit dem Wis-senschaftlerteam um Prof. Dr. Annette Eberle (Katholische Stiftungsfachhochschule Bene-diktbeuern) und Dr. Jörg Haller (ARGUS! Kul-tur & Kommunikation, München) erarbeitet.

LERNORTSOZIALDORFHERZOGSÄGMÜHLE

Lernort Sozialdorf Herzogsägmühle

Der Verein für Dorfentwicklung und Landes-pflege Herzogsägmühle e.V. initiierte das Pro-jekt „Lernort Sozialdorf Herzogsägmühle“. Von Anfang an stand im Mittelpunkt die geschichtli-che Aufarbeitung und die Vermittlung der Dorf-geschichte. Im Juli 2014 wurde die Ausstellung eröffnet. Eine Kopie dient mittlerweile als Wanderaus-stellung und wird als mobiler Lernort an ver-schiedene Bildungs- und soziale Einrichtungen ausgeliehen.

Der Lernort Sozialdorf Herzogsägmühle ver-steht sich mehr als ein Ort, der Geschichte er-zählt. Das Projekt entstand und lebt mit dem Anliegen, Bildungsangebote auch über den Ort hinaus auszubauen sowie Vergangenheit und Gegenwart in Herzogsägmühle erlebbar zu machen. Praktiziert wird hier auch eine neue Vermittlungsform – inklusiv und barrierefrei. Herzogsägmühle arbeitet im Lernort mit Schü-lern und Studenten aus der Region eng zusam-men und unterstützt zahlreiche Schulprojekte.

Page 28: MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSLAGEN...∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ Rahmenkonzeption „Menschen in besonderen Lebenslagen

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2016

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HERZOGSÄGMÜHLEVon-Kahl-Straße 486971 Peiting

Telefon 0 88 61 219-0Telefax 0 88 61 219-201

E-Mail: [email protected]: www.herzogsaegmuehle.de

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Herzogsägmühle versteht sich als ORT ZUM LEBEN

und wird getragen vom Verein „Innere Mission München – Diakonie in München und Oberbayern e. V.“. Im Rahmen einer offenen Dorfgemeinschaft erfahren Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Problemen, Krankheit oder Behinderung Hilfen zur persönlichen, sozialen und beruflichen Entwicklung oder Heimat und Pflege im Alter. Daneben bietet Herzogsägmühle Beratungsdienste, Tagesstätten, Arbeitsmöglichkei-ten und Wohnungen in Orten der Umgebung an.

Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft · Konto-Nr. 4 819 200 · BLZ 700 205 00 IBAN: DE42 7002 0500 0004 8192 00 · SWIFT-BIC: BFSWDE33MUE