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Stefan Hibbeler / Istanbul Es ist nicht leicht, tür- kischer Ministerpräsident zu sein. Doch Mi- nisterpräsident Erdoğan schafft es, neben den großen Themen der Tagesordnung, wie neue Verfassung und Friedensgespräche mit der PKK, sich auch um alltägliche Fragen zu küm- mern. Wer weiß, vielleicht heißt es bald, Ab- schied vom Weißbrot zu nehmen. Brot ist ein Kulturgut Seine Attacke gegen das Weißbrot, das wohl zu den wichtigsten Grundnahrungsmit- teln der heutigen Türkei zählt, begann Minis- terpräsident Erdoğan mit dem Hinweis auf die Stellung, die Brot in der türkischen Kultur einnimmt. Brot gilt traditionell als etwas Be- sonderes. Es wird nicht weggeworfen und sieht jemand ein Stück Brot am Boden liegen, so wird es aufgehoben. Aber das Weißbrot, das sich zwar auch als Gottesgabe auffassen lässt, ist schlecht haltbar. Es verliert schon wenige Stunden nach dem Backen an Konsistenz und Biss. Und so ist es auch in der Türkei an der Tagesordnung, dass Mengen von Brot auf den Müll geworfen werden. Nun jedoch hat das Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung eine Kampagne gegen die Verschwendung von Brot begon- nen. In den letzten Jahren gibt es allerdings zu- nehmend Alternativen zum Weißbrot. Selbst durchschnittliche Brotbäckereien in den Vor- orten der Städte verfügen heute über zahlreiche Brotsorten. Doch nicht zuletzt der etwas höhere Preis anderer Sorten hat bisher dazu beigetragen, dass das Weißbrot seine Spit- zenstellung erhalten konnte. Tugend und Mäßigung Mindestens ebenso interessant, dass die Rede des Ministerpräsidenten zum Thema „Brot“ es unverzüglich schaffte, zu einer Spit- zenmeldung in den Nachrichten zu werden, ist die vermittelte Botschaft. Mit seinem Hin- weis auf den kulturellen Stellenwert von Brot und seiner Kritik an Verschwendung angesichts von Millionen von hungernden Menschen stellt Erdoğan konservative Tu- genden in den Mittelpunkt. Im Einklang mit dem ideologischen Profil seiner Partei ver- bindet er dabei „türkische Kultur“ mit reli- giösen Motiven, wie der Gottesgabe. Es ist eine auf Tugend und Mäßigung gerichtete Ideologie, die insbesondere auf die untere Mittelschicht zielt und sich auch in anderen Vorstößen, wie auf dem Gebiet der Kultur- politik und der Medien, äußert. Ob der Ministerpräsident mit seinem Aufruf, Abschied vom Weißbrot zu nehmen, Erfolg haben kann, bleibt jedoch zu bezweifeln. Der Mindestlohn eines Beschäftigten beträgt seit Jahresbeginn umgerechnet 330 Euro. Im No- vember 2012 ermittelte der Gewerkschaftsbund Türk İş die Mindestausgaben einer vierköpfigen Familie mit rund 410 Euro. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass ein bedeutender Teil der Beschäftigten zum Mindestlohn arbeitet, sorgt dafür, dass in vielen Haushalten Weißbrot und Nudeln aufgrund ihres Preises zu den Hauptnahrungsmitteln zählen. Der Abschied vom Weißbrot wird also vermutlich noch etwas dauern. Nicht zuletzt auch, weil die türkische Bevölkerung zwar in Politik wie Fußball dazu neigt, leiden- schaftlicher Parteigänger zu sein, im Alltag jedoch ihren Gewohnheiten treu zu bleiben neigt. So wie sich die vom Ministerpräsidenten kritisierte Fernsehserie „das prächtige Jahr- hundert“ weiterhin Beliebtheit erfreut, werden wohl auch die zum Nationalgericht zählenden weißen Bohnen in Zukunft weiter mit Weiß- brot gegessen. Für alle, die mehr wissen wollen Nr.47 Januar/Februar 2013 4 Euro / 6 TL istanbulpost.net Hoffnung auf Frieden Die Mitteilung der türkischen Regierung, dass die Friedensgesprä- che mit dem inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan wieder aufgenom- men wurden, weckt hohe Erwar- tungen in der türkischen Öffent- lichkeit. Seite 2-3 Neue Privatisierungen lösen Diskussionen aus Mit der Privatisierung der beiden Bosporusbrücken in Istanbul sowie einiger Autobahnteilstücke ist die Privatisierung in der Türkei in eine neue Phase getreten. Doch wie wird sich dies wirtschaftlich auswirken? Seite 7 Zum 111. Geburtstag von Nazım Hikmet Das Leben des wohl bekanntes- ten türkischen Dichters ist zugleich auch ein Spiegel der Geschichte. So wie er in seinem Werk Anteil an den Auseinandersetzungen seiner Zeit nahm, hat er auch tief unter ihnen gelitten. Seite 10-11 Wohlige Wärme im Winter: Tarhana Suppe Gerade im Winter sind Suppen sehr beliebt. Atilla Acet erklärt in seinem Beitrag, wie man die beliebte Tarhana Suppe auch selbst herstel- len kann. Seite 29 Politik 2 - Außenpolitik 4 - Wirtschaft 7 - Dossier 10-11 - Kultur 26 - Veranstaltungen 30 ‘‘Das Wissen ist ein unendlicher Ozean. Wer nach Wissen sucht, ist ein Taucher in diesem Meer.’’ Mevlana TÜSIAD hat einen neuen Vorsitzenden Der Vorstandsvorsitzende von Sütaş Muharrem Yılmaz wurde zum neuen Vorsitzenden des Vereins türkischer Unternehmer und Geschäftsleute (TÜSIAD) gewählt. Er löst damit Ümit Boyner ab, die das Amt zwei Amtsperioden innehatte. Als ein Verein, der die wichtigsten Unternehmerfamilien der Türkei zu seinen Mitgliedern zählt, hat TÜSIAD mit seinen Stellungnahmen und Studien zu politischen wie wirtschaftlichen Fragen immer wieder wirksam zu Diskussionen beigetragen. Muharrem Yılmaz gilt als in Arbeitgeberverbänden gut vernetzter Geschäftsmann und aufgrund seiner ausgeglichenen Persönlichkeit als günstige Besetzung für den nicht immer einfachen Vorsitzposten. Weißbrot ist eines der wichtigsten Nahrungsmittel in der Türkei. Aufgrund seiner geringen Haltbarkeit führt es jedoch auch zur Verschwendung. Nun sagt Ministerpräsident Erdoğan dieser Verschwendung den Kampf an. Weißbrot ist nicht nur Weißbrot

Mevlana Weißbrot ist nicht nur Weißbrot - istanbulpost.net · Stefan Hibbeler / Istanbul Es ist nicht leicht, tür-kischer Ministerpräsident zu sein. Doch Mi-nisterpräsident Erdoğan

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Stefan Hibbeler / Istanbul Es ist nicht leicht, tür-kischer Ministerpräsident zu sein. Doch Mi-nisterpräsident Erdoğan schafft es, neben dengroßen Themen der Tagesordnung, wie neueVerfassung und Friedensgespräche mit derPKK, sich auch um alltägliche Fragen zu küm-mern. Wer weiß, vielleicht heißt es bald, Ab-schied vom Weißbrot zu nehmen.

Brot ist ein KulturgutSeine Attacke gegen das Weißbrot, das

wohl zu den wichtigsten Grundnahrungsmit-teln der heutigen Türkei zählt, begann Minis-terpräsident Erdoğan mit dem Hinweis aufdie Stellung, die Brot in der türkischen Kultureinnimmt. Brot gilt traditionell als etwas Be-sonderes. Es wird nicht weggeworfen undsieht jemand ein Stück Brot am Boden liegen,so wird es aufgehoben.

Aber das Weißbrot, das sich zwar auch alsGottesgabe auffassen lässt, ist schlecht haltbar.Es verliert schon wenige Stunden nach demBacken an Konsistenz und Biss. Und so istes auch in der Türkei an der Tagesordnung,dass Mengen von Brot auf den Müll geworfenwerden. Nun jedoch hat das Ministerium fürLandwirtschaft und Ernährung eine Kampagnegegen die Verschwendung von Brot begon-nen.

In den letzten Jahren gibt es allerdings zu-nehmend Alternativen zum Weißbrot. Selbstdurchschnittliche Brotbäckereien in den Vor-orten der Städte verfügen heute über zahlreicheBrotsorten. Doch nicht zuletzt der etwas

höhere Preis anderer Sorten hat bisher dazubeigetragen, dass das Weißbrot seine Spit-zenstellung erhalten konnte.

Tugend und MäßigungMindestens ebenso interessant, dass die

Rede des Ministerpräsidenten zum Thema„Brot“ es unverzüglich schaffte, zu einer Spit-zenmeldung in den Nachrichten zu werden,ist die vermittelte Botschaft. Mit seinem Hin-weis auf den kulturellen Stellenwert vonBrot und seiner Kritik an Verschwendungangesichts von Millionen von hungerndenMenschen stellt Erdoğan konservative Tu-genden in den Mittelpunkt. Im Einklang mitdem ideologischen Profil seiner Partei ver-bindet er dabei „türkische Kultur“ mit reli-giösen Motiven, wie der Gottesgabe. Es isteine auf Tugend und Mäßigung gerichteteIdeologie, die insbesondere auf die untereMittelschicht zielt und sich auch in anderenVorstößen, wie auf dem Gebiet der Kultur-politik und der Medien, äußert.

Ob der Ministerpräsident mit seinem Aufruf,

Abschied vom Weißbrot zu nehmen, Erfolghaben kann, bleibt jedoch zu bezweifeln. DerMindestlohn eines Beschäftigten beträgt seitJahresbeginn umgerechnet 330 Euro. Im No-vember 2012 ermittelte der GewerkschaftsbundTürk İş die Mindestausgaben einer vierköpfigenFamilie mit rund 410 Euro. Nicht zuletzt vordem Hintergrund, dass ein bedeutender Teilder Beschäftigten zum Mindestlohn arbeitet,sorgt dafür, dass in vielen Haushalten Weißbrotund Nudeln aufgrund ihres Preises zu denHauptnahrungsmitteln zählen.

Der Abschied vom Weißbrot wird alsovermutlich noch etwas dauern. Nicht zuletztauch, weil die türkische Bevölkerung zwarin Politik wie Fußball dazu neigt, leiden-schaftlicher Parteigänger zu sein, im Alltagjedoch ihren Gewohnheiten treu zu bleibenneigt. So wie sich die vom Ministerpräsidentenkritisierte Fernsehserie „das prächtige Jahr-hundert“ weiterhin Beliebtheit erfreut, werdenwohl auch die zum Nationalgericht zählendenweißen Bohnen in Zukunft weiter mit Weiß-brot gegessen.

Für alle, die mehr wissen wollen Nr.47 Januar/Februar 2013 4 Euro / 6 TL istanbulpost.net

Hoffnung auf FriedenDie Mitteilung der türkischen

Regierung, dass die Friedensgesprä-che mit dem inhaftierten PKK-FührerAbdullah Öcalan wieder aufgenom-men wurden, weckt hohe Erwar-tungen in der türkischen Öffent-lichkeit. Seite 2-3

Neue Privatisierungenlösen Diskussionen aus

Mit der Privatisierung der beidenBosporusbrücken in Istanbul sowieeiniger Autobahnteilstücke ist diePrivatisierung in der Türkei in eineneue Phase getreten. Doch wie wirdsich dies wirtschaftlich auswirken?Seite 7

Zum 111. Geburtstag vonNazım Hikmet

Das Leben des wohl bekanntes-ten türkischen Dichters ist zugleichauch ein Spiegel der Geschichte.So wie er in seinem Werk Anteil anden Auseinandersetzungen seinerZeit nahm, hat er auch tief unterihnen gelitten. Seite 10-11

Wohlige Wärme imWinter: Tarhana Suppe

Gerade im Winter sind Suppensehr beliebt. Atilla Acet erklärt inseinem Beitrag, wie man die beliebteTarhana Suppe auch selbst herstel-len kann. Seite 29

Politik 2 - Außenpolitik 4 - Wirtschaft 7 - Dossier 10-11 - Kultur 26 - Veranstaltungen 30

‘‘Das Wissen ist einunendlicher Ozean. Wer nach Wissen sucht,ist ein Taucher indiesem Meer.’’

Mevlana

TÜSIAD hat einen neuenVorsitzenden

Der Vorstandsvorsitzende von Sütaş Muharrem Yılmaz wurdezum neuen Vorsitzenden des Vereins türkischer Unternehmerund Geschäftsleute (TÜSIAD) gewählt. Er löst damit ÜmitBoyner ab, die das Amt zwei Amtsperioden innehatte. Als einVerein, der die wichtigsten Unternehmerfamilien der Türkei zuseinen Mitgliedern zählt, hat TÜSIAD mit seinen Stellungnahmenund Studien zu politischen wie wirtschaftlichen Fragen immerwieder wirksam zu Diskussionen beigetragen. Muharrem Yılmazgilt als in Arbeitgeberverbänden gut vernetzter Geschäftsmannund aufgrund seiner ausgeglichenen Persönlichkeit als günstigeBesetzung für den nicht immer einfachen Vorsitzposten.

Weißbrot ist eines derwichtigsten Nahrungsmittel inder Türkei. Aufgrund seinergeringen Haltbarkeit führt esjedoch auch zurVerschwendung. Nun sagtMinisterpräsident Erdoğandieser Verschwendung denKampf an.

Weißbrot ist nicht nur Weißbrot

02 POLITIK

Anfang Januar legte das 10. Große Strafgericht Istanbul die Urteils-begründung im Balyoz-Verfahren vor. Hohe Haftstrafen gegen hohe Of-fiziere, denen die Vorbereitung eines Staatsstreichs vorgeworfen wurde,hatten im September vergangenen Jahres für Aufsehen gesorgt. DasUrteil war nicht unumstritten. Zahlreiche Einwände wurden erhoben,die sich insbesondere auf die Beweismittel, die Prozessführung sowiedas Strafmaß bezogen. Eine fundierte Auseinandersetzung jedoch wirderst mit der Vorlage der Urteilsbegründung möglich.

Mit Spannung wurde insbesondere die Begründung dafür erwartet,warum das Gericht keine Prüfung der elektronischen Beweismittel an-ordnete, auf die sich die Anklage weitgehend stützte. Der Hinweis, dassein großer Teil des Materials als Original in den Archiven der Streitkräftevorhanden sei, trug sehr schnell dazu bei, die Glaubwürdigkeit der Ur-teilsbegründung zu untergraben. Denn die eigentlich belastenden Do-kumente befinden sich nicht in den Archiven der Armee. Das Gerichtblieb darum die Erklärung schuldig, warum es trotz offensichtlichemFälschungsverdacht kein Gutachten über deren Echtheit einholte.

Für Erstaunen sorgte auch die Einschätzung des Gerichts, der Staats-streich habe nur darum nicht stattgefunden, weil der Hauptangeklagteim Sommer 2003 eine Herzoperation hatte. Diese These hatte währenddes Verfahrens keine Rolle gespielt und wirkte dementsprechend einwenig wie ein Kaninchen, das aus dem Hut gezaubert wird.

Auch im Hinblick auf die Zumessung des Strafmaßes, bei der einziviler Protokollführer mit dem gleichen Strafmaß bedacht wurde wieein General, wird eingewandt, dass die individuelle Beteiligung der Ver-urteilten nicht nachgewiesen wurde.

Nun steht die Revision vor dem Kassationsgerichtshof bevor. Vermutlichwird das Urteil angefochten und zurückverwiesen. Das Verfahren hattein den letzten Jahren eine wichtige Rolle bei der Einschränkung des po-litischen Einflusses des Militärs geführt. Nun wirft es jedoch einenSchatten auf die Glaubwürdigkeit des Demokratisierungsprozesses.

Kurden-Konflikt wieder aufder Tagesordnung

Im Dezember nahm der Geheimdienst MIT die Ge-spräche mit dem inhaftierten Führer der PKK AbdullahÖcalan wieder auf. Anfang Januar wiederum erhieltaußerdem eine Delegation der BDP eine Besuchser-laubnis für das Sondergefängnis auf der Marmara InselImralı. Beide Entwicklungen wecken hohe Erwartungenim Hinblick auf neue Bemühungen zur Lösung desKurden-Konflikts.

Überraschende EntwicklungDie Meldung wirkte zunächst überraschend. Das

Jahr hindurch hatten sich sowohl bei der Regierung alsauch bei kurdischen Politikern die Fronten verhärtet.Die PKK hatte eine neue Serie von Angriffen und An-schlägen gestartet, die Hunderte von Todesopfern for-derten. Dem Parlament liegt ein Antrag auf Aufhebungder parlamentarischen Immunität zahlreicher BDP-Ab-geordneter vor. Ein Hungerstreik mit dem Ziel, eineVerteidigung vor Gericht auf Kurdisch durchführen zukönnen und die Isolation von Abdullah Öcalan aufzu-heben, konnte ohne Todesopfer beendet werden.Umso überraschender erscheint es, dass erneut Ge-spräche mit Öcalan aufgenommen werden.

Folgt man den verschiedenen Darstellungen, so er-klärte Abdullah Öcalan, dass es an der Zeit sei, die Pro-bleme der Kurden auf demokratischem Wege zu lösen.Umgekehrt besteht seitens der Regierung die Erwartung,dass die PKK in der Türkei die Waffen niederlegt undihre Militanten jenseits der Landesgrenze zurückzieht.Dabei unterstreicht Ministerpräsident Erdoğan, dassdie Operationen der Sicherheitskräfte gegen die PKKsolange fortgesetzt werden, wie deren Militante weiterWaffen tragen.

Breite UnterstützungDer begonnene Dialog mit Abdullah Öcalan hat

hohe Erwartungen geweckt. Die CHP als größte Oppo-sitionspartei hat ihre Unterstützung erklärt, zugleichaber auch gefordert, dass sie über die Entwicklungeninformiert wird. Die BDP signalisiert trotz einer vor-sichtigen Bewertung der Schritte der Regierung Unter-stützung. Die MHP demgegenüber lehnt die Gesprächeab, weil sie auf eine Legitimierung der PKK hinauslaufenwürden. Gleichwohl lehnt die regierende AKP bisherdie Unterstützung der übrigen Parteien ab und betont,dass es sich bei den Gesprächen zunächst um einereine geheimdienstliche Maßnahme handele. Zudemunterstreichen Spitzenpolitiker der AKP, dass allesdaran gesetzt werden soll, ein politisches Fiasko wiebei der Kurden-Initiative vor drei Jahren zu vermei-den.

Viele offene FragenBisher ist es angesichts der unsicheren Informati-

onslage äußerst schwierig Motive und Ziele der Betei-ligten zu verstehen. Zunächst stellt sich die Frage, wiehoch der Einfluss von Öcalan, der seit rund zehnJahren im Gefängnis sitzt, auf die PKK tatsächlich nochist. Es erscheint offensichtlich, dass er an den aktuellenEntscheidungsstrukturen der Organisation nicht mehrbeteiligt sein kann. Auf der anderen Seite hatte sich diePKK in den letzten Jahren bemüht, Öcalan als Symbolfigurzu stützen. Sollten die Gespräche mit Öcalan fortgesetztwerden und dieser tatsächlich zu einem Abzug der Mi-litanten aus der Türkei aufrufen und dem dann nichtFolge geleistet werden, wäre dessen Ansehen beschä-digt.

Auf der anderen Seite fällt die Aufnahme der Ge-spräche in eine Phase, in der die Diskussionen über

eine neue Verfassung in eine kritische Phase getretensind. War eine Einigung in kritischen Fragen wie denGrundrechten und dem Staatsbürgerbegriff bisher kaummöglich, so hat das Projekt der AKP, zu einer Präsidial-demokratie überzugehen, die Ausarbeitung des Verfas-sungsentwurfs weiter erschwert. Auf der anderen Seitebenötigt die AKP jedoch für die Verabschiedung einerneuen Verfassung die Unterstützung mindestens eineranderen Partei im Parlament.

Jenseits der GrenzenAuf der anderen Seite fällt die Aufnahme der Ge-

spräche mit Öcalan in eine Phase hoher Instabilität derRegion. Noch ist unklar, wie der Bürgerkrieg in Syrienausgehen wird. Dies ist insbesondere aus kurdischerSicht von Bedeutung, weil es Autonomiebestrebungenin Nord-Syrien gibt. Im Irak stellt sich die Nachfolgefragefür Staatspräsident Dschalal Talabani sowie die Lösungdes Konflikts wegen der kurdischen Autonomiezoneim Nord-Irak. All diese Entwicklungen berühren dieInteressen der Türkei wie der PKK gleichermaßen unddürften hohe Auswirkungen auf eine Beendigung desKonflikts haben.

Der Kurden-Konflikt in der Türkei ist längst zueinem Thema geworden, das nicht nur die Türkei inte-ressiert. Während es auf der einen Seite Interesse dertürkischen Außenpolitik ist, keinen Anlass für eine In-ternationalisierung der Kurden-Frage zu geben, berührtes zum einen die Interessen zahlreicher einflussreicherMächte in der Region und zum anderen auch die in-nenpolitischen Interessen zahlreicher europäischerStaaten mit bedeutender Einwanderung aus der Tür-kei.

Während die begonnenen Gespräche in der Türkeigroße Hoffnungen auf eine Beendigung der Gefechteund Verhaftungswelle wecken, liegen die Unwägbar-keiten des Friedensprozesses nicht nur darin, ob es ge-lingt einen Interessensausgleich innerhalb der Türkeiherzustellen. Hinzu kommt, dass vielfältige Interessenvon Nachbarn in der Region sowie anderer Staaten be-rührt werden. Eine Voraussetzung für den Erfolg dürfteaber auch sein, ob es allen an den FriedensgesprächenBeteiligten gelingt, Vertrauen in die Ernsthaftigkeit desProzesses zu schaffen.

ISTANBUL POSTHerausgeber / İmtiyaz Sahibi:Dr. Stefan Hibbeler

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Neue Unklarheit

Stefan Hibbeler

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Nr.47Januar/Februar 2013istanbulpost.net

03INNENPOLITIKNr.47

Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Am 9. Januar wurden im Kur-dischen Informationsbüro in Parisdrei kurdische Politikerinnen er-schossen. Sakine Cansız gehörtezu den Gründungsmitgliedern derPKK und genoss politisches Asyl.Fidan Doğan war Mitglied des Kur-distan Nationalkongresses und warLeiterin der Vertretung der Orga-nisation in Paris. Leyla Soylemezgehörte zur Jugendorganisationder PKK. Auch wenn die meistenKommentatoren davon ausgehen,dass der Mord in Beziehung zuden Gesprächen steht, die der tür-kische Geheimdienst mit dem in-haftierten PKK-Führer AbdullahÖcalan aufgenommen hat, gehenüber die Hintergründe die Mei-nungen auseinander.

Sakine CansızDie Mutmaßungen über die

Form und den möglichen Verlaufvon Friedensgesprächen zur Lösungdes Kurdenkonflikts in der Türkeiwaren im vollen Gange, als dieNachricht über die Attentate ausParis eintraf. Mit Sakine Cansız ge-hörte eine der führenden Reprä-sentantinnen kurdischer Politik zuden Opfern. Sie galt als eine Befür-worterin der Einleitung von Frie-densgesprächen innerhalb der PKKund verfügte über hohen Einfluss.

Sakine Cansız wurde 1958 inTunceli geboren und beteiligte sichbereits als Jugendliche an politischenAktionen. 1976 schloss sie sich derkurdischen Bewegung an und ge-hörte 1978 zu den Gründungsmit-gliedern der PKK. Von den nochwenigen lebenden Gründungsmit-gliedern der Organisation war siedie einzige Frau. Sie wurde bereitsvor dem Militärputsch von 1980verhaftet und verbrachte 12 Jahreim berüchtigten Gefängnis von Diy-arbakır. Sie wurde gefoltert undleistete Widerstand, was ihr ein ho-hes Ansehen in der Bewegung ein-trug. Nach ihrer Entlassung aus derHaft im Jahre 1991 hielt sie sichzunächst in Syrien und anderenNahost-Ländern auf und erhielt1998 politisches Asyl in Frankreich.

Täter und HintergründeDas kurdische Informationsbüro

in Paris, in dem sich der Anschlagereignete, ist hoch gesichert. DieTür weist laut Polizeiinformationenkeine Einbruchspuren auf, so dassdavon ausgegangen wird, dass dieFrauen die Täter vermutlich selbsteingelassen haben. Auch geht diePolizei davon aus, dass es sich ummehrere Täter gehandelt habe.

Während die polizeilichen Er-mittlungen vermutlich noch einigeZeit anhalten werden, entfaltet sichausgehend von den spärlichen In-formationen die Diskussion über diemöglichen Täter. Sie basieren in derRegel auf der Frage, wer ein Motivfür die Morde haben könnte. Ange-sichts der politischen Perspektiven,von denen aus Vermutungen ange-stellt werden, fallen die Argumenta-tionen recht unterschiedlich aus.

Es ist nicht verwunderlich,dass bei einem Angriff auf kurdi-sche Politikerinnen in Paris zu-nächst die Türkei ins Gesprächkommt. Aufgebrachte Kurden, diesich nach der Meldung über denAnschlag vor dem Informationsbüro versammelten, sehen alsmögliche Täter die Umkreise destürkischen Geheimdienstes. Dieswird in der Türkei angesichts derbegonnen Gespräche mit AbdullahÖcalan jedoch für wenig wahr-scheinlich gehalten. Gleichwohlwird als eine mögliche Hypotheseauf Personen im Umkreis des tür-kischen Geheimdienstes verwie-sen, die auf eigene Faust gehandelthaben könnten, um die Gesprächezu stören.

Führende AKP Politiker, unterdenen sich auch MinisterpräsidentErdoğan befindet, stellen die Ver-mutung, dass es sich um eine Ab-rechnung innerhalb der PKK han-deln könnte, in den Mittelpunkt.Tatsächlich kann davon ausgegan-gen werden, dass die Gesprächs-aufnahme mit Öcalan nicht vonallen Flügeln der PKK als eine will-kommene Entwicklung betrachtetwird. Auch gibt es Hinweise auffrühere Auseinandersetzungen in-nerhalb der Organisation, die ge-walttätig ausgetragen wurden. Aufder anderen Seite galt Sakine Cansızals Mitglied der obersten Führungder PKK und aus diesem Grundwird es als wenig wahrscheinlichangesehen, dass sie einem Attentataus den eigenen Reihen zum Opferfallen könnte, ohne dass sie davonNachricht hätte.

Eine weitere Hypothese stellteine Geheimdienstoperation einesder Nachbarstaaten der Türkei inden Mittelpunkt. Diese könntenein Interesse daran haben, Frie-densgespräche mit der PKK zu be-hindern, weil auf diese Weise dieSchwächung der Türkei durch denKonflikt anhalten könnte.

Unterschiedliches EchoInteressant ist jedoch, dass die

Attentate in Paris nicht nur bei

Kurden international, sondern auchin der Türkei auf einhellige Ableh-nung gestoßen sind. Dies gilt zumeinen für die Form des Anschlagsals auch im Hinblick auf die Hoff-nungen, die mit den Gesprächenmit Öcalan verknüpft werden.

Obgleich nach wie vor offenist, was mit den Gesprächen erreichtwerden soll, kann davon ausgegan-gen werden, dass die erste Reaktionfür eine friedliche Lösung des Kur-denkonflikts eher nützlich ist.

Ein Attentat mit vielenUnklarheitenWurde die Türkei beim Weltklimagipfel von Doha von zivilgesellschaftlichenOrganisationen zum „Fossil des Jahres“ gewählt, um auf die Versäumnisse derKlimapolitik des Landes hinzuweisen, so erhielt die türkische Stiftung zurBekämpfung von Erosion und für Aufforstung (TEMA) den erstmals in diesemJahr von den Vereinten Nationen vergebenen Preis „Land for Life“.

04 AUßENPOLITIK

Vom 6. bis zum 11. Januar besuchte Mi-nisterpräsident Erdoğan Gabun, Niger undSenegal. Mit dem Ministerpräsidenten wareine 300köpfige Wirtschaftsdelegation un-terwegs. Der Besuch war der Financial Timeseinen Kommentar wert, der anmerkte, dassnach China, Brasilien und Indien nun auchdie Türkei darauf setze, ihren Einfluss inAfrika zu vergrößern.

Vom vergessenen zum umworbenenKontinent

Von den 1970ern bis Ende der 1990erJahre war Afrika ein Kontinent, der durchBürgerkriege, Hunger und Flüchtlinge Schlag-zeilen in westlichen Medien machte. Dochmit steigenden Rohstoffpreisen und demwirtschaftlichen Aufstieg Südafrikas wandeltesich das Bild. Insbesondere seit China Ent-wicklungs- und Handelsbeziehungen zu zahl-reichen afrikanischen Ländern ausgebauthat, werden die Entwicklungen auf demKontinent mit zunehmender Aufmerksamkeitin Europa verfolgt.

Auch die Türkei hat in den vergangenenJahren ihr Bemühen um eine Verbesserungder Beziehungen stark vergrößert. Allein inden vergangenen drei Jahren wurden 19türkische Botschaften in afrikanischen Staateneröffnet. Turkish Airlines hat im Zuge derErweiterung ihres Linienflugnetzes insbe-sondere neue Zielorte in Afrika mit in das

Programm aufgenommen. Im vergangenenJahr legte zudem die türkische Regierungmit einer groß angelegten Hilfsaktion Handan einen der empfindlichsten Konflikte Afri-kas. Der Zusammenbruch des somalischenStaates hatte nicht nur für die Zivilbevölke-rung des Landes katastrophale Auswirkungen,sondern er bedrohte zugleich auch die po-litische Stabilität von Nachbarländern sowieinternationale Schifffahrtslinien am Ausgangdes Roten Meeres. Während internationaleHilfsorganisationen nur noch vom Auslandaus in Somalia agierten und westliche Mächtesich auf Flottenoperationen zur Bekämpfungder Piraterie beschränkten, begannen türki-sche Organisationen mit Unterstützung der

Regierung humanitäre und Entwicklungs-hilfemaßnahmen im Land. Der Besuch vonMinisterpräsident Erdoğan in Somalia warder erste eines nichtafrikanischen Regie-rungschefs in 20 Jahren.

Rohstoffe und MärkteBetrachtet man die Entwicklung des tür-

kischen Außenhandels mit Afrika in den ver-gangenen Jahren, so zeigt sich – obgleichmit beträchtlichen Ungleichgewichten – einedeutliche Zunahme. In den ersten elf Mo-naten 2012 wurde ein Exportvolumen vonetwas mehr als 12 Milliarden Dollar erzielt.Dabei entfielen rund zwei Drittel der Aus-fuhren auf nordafrikanische Länder. Auf die

übrigen afrikanischen Länder entfielen ca.3,5 Milliarden Dollar.

Betrachtet man die Zuwachsraten von2007 bis 2012, so liegt der Anstieg derExporte in nordafrikanische Länder höherals bei den übrigen afrikanischen Ländern.

Unter dem Eindruck der geringerenNachfrage auf europäischen Märkten ange-sichts der Krise in den Euroländern sowiezur Kompensation der Folgen des arabischenFrühlings, der im vergangenen Jahr zu einemdeutlichen Rückgang im Handel mit Libyengeführt hatte, ist das Interesse türkischerUnternehmen an Mittel- und Südafrika deut-lich gestiegen. Mit seiner Afrika-Reise zeigteMinisterpräsident Erdoğan seine Unterstüt-zung und stellte in Gabun das Ziel vor, denHandel mit afrikanischen Ländern bis 2015auf ein Niveau von 50 Milliarden Dollar aus-zubauen. Besonderes Interesse zeigte er anBauprojekten wie Staudämmen sowie ander Förderung von Erdgas.

Obgleich ein ziemlich neuer Akteur inder afrikanischen Politik, ist es der türkischenDiplomatie in den vergangenen Jahren ge-lungen, in zahlreichen multinationalen Or-ganisationen Afrikas eine Akkreditierung zuerlangen. Über Privatschulen sowie Studi-enmöglichkeiten für afrikanische Studentenan türkischen Universitäten und Hochschulenbemüht sich die Türkei, ihren Einfluss inAfrika weiter auszubauen.

Nr.47Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Der Traum von Afrika – Auf der Suche nach neuen Einflusssphären

05AUßENPOLITIK Nr.47Januar/Februar 2013

istanbulpost.net

Neue Runde imWettstreit umirakisches Öl und Gas

Anfang Januar meldete die Agentur Reuters mitVerweis auf Quellen in London, dass die kurdische Au-tonomiezone im Nord-Irak begonnen habe, zunächstkleine Mengen Öl mit Hilfe von Tankern in die Türkei zubringen und von dort zu verkaufen. Doch unabhängigvon der Menge des verkauften Öls, wird diese Entwicklungals eine neue Stufe in der Auseinandersetzung zwischenKurden und Zentralregierung im Irak gesehen. Bereitsim vergangenen Frühjahr bekannt gegebene Pläne, nord-irakische Gasvorkommen über einen Anschluss an dastürkische Leitungsnetz direkt zu verkaufen, hatten einenKonflikt im Irak ausgelöst. Die Zentralregierung pochtdabei auf die irakische Verfassung und wirft der Türkeivor, sich in die inneren Angelegenheiten des Landes ein-zumischen und es zu destabilisieren.

Beratungen mit den USANoch ist offen, ob die Meldung über den Verkauf

nordirakischen Öls vor allem darauf zielte, die Positionder nordirakischen Autonomiezone gegenüber der Zen-tralregierung in Bagdad zu stärken. Auf der anderenSeite hatten die USA bereits im vergangenen Jahr deutlichgemacht, dass eine Zunahme der Konflikte im Irak nichterwünscht sei. Es wird davon ausgegangen, dass Ener-giefragen eines der zentralen Themen der Beratungensein werden, zu denen der Staatssekretär des türkischenAußenministeriums Feridun Sinirlioğlu vom 14. bis zum16. Januar nach Washington reist. Dass die Gesprächenicht einfach werden, machte eine Erklärung der Spre-cherin des US-Außenministeriums deutlich, in der siebetonte, dass die USA gegen Ölexporte aus dem Irakohne Zustimmung der Zentralregierung seien.

In diesem Zusammenhang weist der Kolumnist derTageszeitung Hürriyet Erdal Sağlam darauf hin, dass sichdie Türkei parallel zu dieser Entwicklung auch umLizenzen für die Erdgasförderung in Libyen bemüht unddass Energieressourcen auch eine Rolle bei der Afrikareisevon Ministerpräsident Erdoğan spielten. Kritisch merkter an, dass die Türkei bei der internationalen Energiepolitikein noch neuer Akteur mit geringer Erfahrung sei undGefahr laufen könnte, sich zu verzetteln.

Dabei berühren die Entwicklungen im Irak nicht nurEnergieinteressen der Türkei. Als zweitwichtigster Ex-portmarkt ist der Irak von hoher wirtschaftlicher Bedeu-tung, während die innere Stabilität des Nachbarlandesauch in sicherheitspolitischer Hinsicht wichtig ist.

Strategische Zusammenarbeitmit 13 Ländern

Seit 2006 ist die Türkei unter ver-schiedenen Namen „strategische Partner-schaften“ mit anderen Ländern eingegan-gen. Dabei ist der Leitgedanke, dass durchregelmäßige Kontakte auf oberster Re-gierungsebene eine vertiefte Zusammen-arbeit und eine Rechtsharmonisierungentwickelt werden kann. Die bilateraleZusammenkunft von Regierungsmitglie-dern der jeweiligen Länder wird auch als„gemeinsame Kabinettssitzungen“ be-zeichnet. Gleichwohl zeigt ein Blick aufdie Entwicklung der Beziehungen, dasssie stark von politischen Konjunkturengeprägt sind und zuweilen einen frühenStand der Zusammenarbeit aufweisen.

Außenpolitisches InstrumentAbkommen über strategische Zusam-

menarbeit wurden seit 2006 mit verschie-denen Ländern als ein neues Instrumentin die türkische Außenpolitik eingeführt.Das erste Abkommen wurde zwischen derTürkei und Brasilien am 19. Januar 2006geschlossen. Weitere Länder sind der Irak,Syrien, Russland, Griechenland, Aserbai-dschan, der Libanon, Pakistan, die Ukraine,Kirgisien, Ägypten, Bulgarien und Kasachs-

tan. Betrachtet man das Muster dieserLänder, so sind es zum Teil Nachbarländerwie Griechenland, Bulgarien oder Syrien.Ein weiterer Teil kann als Teil der Nahost-strategie der türkischen Regierung ver-standen werden – so beispielsweise Ägyptenund Jordanien. Kirgisien und Kasachstanwiederum hatten bereits in den 1980erJahren unter der von Turgut Özal verfolgtenStrategie, Einfluss unter den türkisch ge-prägten GUS-Republiken zu gewinnen, anBedeutung für die türkische Außenpolitikgewonnnen. Brasilien und Russland wie-derum dürften unter diesen Ländern eineSonderrolle einnehmen. Brasilien hattedurch seinen Einfluss auf Schwellenländerund Blockfreie Staaten auf sich aufmerksamgemacht, während die Türkei und Russlandinsbesondere Energie- und Sicherheitsin-teressen verbinden.

Gerade das letztere Beispiel zeigt je-doch auch, dass der Begriff Partnerschaftin mehrerlei Hinsicht verstanden werdenkann. Die Partnerschaft mit Russland hatauf einigen Feldern gemeinsamer Inte-ressen Aussicht auf Erfolg. Eine fühlbarepolitische Annäherung insbesondere beisicherheitspolitischen Fragen ist jedoch

bisher nicht feststellbar. Auf diesem Gebietkann von „strategischer Partnerschaft“wohl vor allem als ein Dialogmechanismusgesprochen werden.

Nicht immer tragfähigDas Beispiel Syrien wiederum zeigt,

dass die Absicht des Aufbaus einer strate-gischen Partnerschaft politischen Kon-junkturen unterworfen ist. Zwar geht dietürkische Außenpolitik davon aus, dassnach einem Regimewechsel in Damaskuserneut zu einer Phase vertiefter Zusam-menarbeit übergegangen werden kann.Doch zurzeit sind die Beziehungen mitdem früheren Partner auf einem Tiefst-stand und ein bedeutender Teil der ge-troffenen Abkommen nicht anwendbaroder ausgesetzt.

Die Zahl der hochrangigen Ratsver-sammlung der 13 Länder, mit denen dieTürkei diese Art Abkommen geschlossenhat, liegt in sieben Jahren bei 25. Währendbei einigen Ländern häufigere Zusam-menkünfte erfolgten, zeigt die Gesamtzahl,dass bei einigen von der vereinbartenRegelmäßigkeit der Treffen nicht wirklichdie Rede sein kann.

06 ZEITLäUFENr.47Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Geboren 1924 im Dorf Tazlar, 40 kmvon Afyon entfernt, erscheint der Aufstiegvon Asım Kocabıyık vom Bauern zum Grün-der einer der größten türkischen Holdingsein wenig wie der Slogan „vom Tellerwä-scher zum Millionär“. Den Grundstein fürdiesen Aufstieg legte sein Vater. Dieser er-öffnete nach dem Befreiungskrieg das ersteGeschäft des Dorfes. Das Dorf war nichtgerade reich und die Verhältnisse warenschwierig. Der Vater begann, Stoffe ausAfyon zu holen und in den umliegendenDörfern zu verkaufen. Später expandierteer in die Provinzhauptstadt Afyon. Vondort aus siedelte die Familie nach Istanbulüber, was Asım Kocabıyık ein Studium derWirtschaftswissenschaft an der IstanbulUniversität ermöglichte.

Nach dem plötzlichen Tod seines Vatersübernahm Asım Kocabıyık mit 28 Jahrendie Führung der Geschäfte. 1958 legte ermit der Investition einer Stahlrohrefabrikin Sefaköy bei Istanbul den Grundstein fürdie heutige Borusan Holding. 1964 folgteeine weitere Fabrik für Wasserrohre und1969 erfolgte der erste Export von Roh-ren.

Heute verfügt die Borusan Holdingüber 21 Mitgliedsunternehmen und ist aufeinem breiten Feld von Produktion überden Vertrieb internationaler Marken bishin zum Logistik- und Energiesektor aktiv.Im Kraftfahrzeugbereich ist die GruppeVertreter von Marken wie BMW, Mini undLandrover.

Bis 2001 stand er an der Spitze des Fir-menimperiums, das er aufgebaut hat, undübergab es dann seinem Sohn Ahmet. Erselbst konzentrierte sich von nun an aufseine Schulprojekte, Universitätsstiftungenund zahlreiche kulturelle Aktivitäten.

Die GründergenerationEs ist die Generation von Vehbi Koç,

Sakıp Sabancı, Nejat Eczacıbaşı und vielenanderen, die nach der Gründung der Tür-kischen Republik den Übergang von einerAgrar- zu einer modernen Gesellschaft maß-geblich bestimmt haben. Sie haben weitverzweigte Firmenimperien errichtet undsind dauerhafte Partnerschaften mit inter-nationalen Unternehmen eingegangen. Dievon ihnen geschaffenen Unternehmen ge-hören zu den modernsten der Türkei undhaben eine Produktivität auf Weltklassen-niveau erreicht.

Im Dienste der GesellschaftGestützt auf dessen Memoiren be-

schreibt der Kolumnist der Hürriyet SedatErgin Asım Kocabıyık als einen Mann, derauf der einen Seite unermüdlich am Aufbauseiner Unternehmensgruppe arbeitete unddabei mit all den Widrigkeiten seiner Zeitkämpfen musste: Importregulationen, De-visenmangel und Wirtschaftskrisen, die dieTürkei immer wieder heimsuchten. Aufder anderen Seite verband er hohe morali-

sche Anforderungen und sein religiösesBekenntnis zum Islam mit einer starkenBindung an die Türkische Republik undihren Gründer Mustafa Kemal Atatürk. Wieauch andere Gründer von Familienunter-nehmen seiner Generation stellte er einenTeil seines Vermögens in den Dienst derGesellschaft. Er engagierte sich für Bildung,gehörte zu den Gründungsmitgliedern desVereins Türkischer Geschäftsleute und Un-

ternehmer (TÜSIAD) und setzte sich fürdie Istanbuler Stiftung für Kunst und Kultur(IKSV) ein. Auch heute noch gehört dieBorusan Holding zu den wichtigsten För-derern der von der IKSV durchgeführtenFestivals.

Die Förderung gesellschaftlicher Inte-ressen und der Kultur ist in das Selbstver-ständnis der Borusan Holding eingegangen.Dies gilt in einem Maße, dass sich das Un-

ternehmen zu einem Schritt entschloss,der nicht gerade häufig ist: Die Holding-zentrale im Perili Köşk dient außerhalbder Geschäftszeiten mit ihren Werken dermodernen und zeitgenössischen Kunst alsMuseum, das der Öffentlichkeit offen steht.

Verbundenheit mit der RepublikEs ist einige Jahre her, seit die Ver-

knüpfung „calvinistischer Tugenden“ undzusammen mit der AKP gleichzeitig auf-strebenden neuen Unternehmerschichtenin Anatolien die Rede war. Doch es zeichnetdie Generation der Gründer der türkischenIndustrie aus, dass sie den Reichtum, densie mit ihren Unternehmen erwirtschafteten,immer auch in den Dienst der Gesellschaftstellten. Asım Kocabıyık verdient die Cha-rakterisierung eines „Calvinisten“ darumwohl mehr, als viele der heutigen Protago-nisten. Neben ihren persönlichen geschäft-lichen Interessen haben sich viele der Grün-dergeneration den Modernisierungszielenverschrieben, die darauf zielten, auf derGrundlage einer gebildeten GesellschaftAnschluss an das Wohlstandsniveau derwestlichen Gesellschaften zu finden. Siestellten darum einen Teil des von ihnenaufgehäuften Kapitals in den Dienst derGesellschaft: sie bauten Schulen, schufenStipendienprogramme und sie trugen mitihrer Unterstützung zur Verbreiterung deskulturellen Lebens teil.

Einer der Gründer der türkischen Industrieund ein Philanthroph: Asım KocabıyıkAm 28. Dezember verstarb Asım Kocabıyık. Er gehörte zur Gründergeneration der türkischen Industrie undhinterließ ein Lebenswerk, das sich auf wirtschaftlichem Gebiet mit der Borusan Holding und auf kulturellemGebiet mit zahlreichen Schulen, Institutionen wie dem Borusan Philharmonieorchester umreißen lässt.

Der Perili Köşk als Sitz der Zentrale der Borusan Holding verbindet das Lebenswerk von Asım Kocabıyık in anschaulicher Weise. Während er als erfolgreicherGeschäftsmann einen wichtigen Anteil an der Entwicklung der türkischen Industrie hatte, dient das zauberhafte Gebäude außerhalb der Geschäftszeiten auch alsAusstellungsort für die Kunstkollektion der Holding.

07WIRTSCHAFT

EXPORT* DEVISENKURSINDEX* VERBRAUCHERVERTRAUEN*INFLATION*

9,07 8,88 9,19 7,80 6,37 6,16

*Verbraucherpreise, 12 Monatszeitraum

Juli.‘12

Aug..‘12

Sep..‘12

Okt..‘12

Nov..‘12

Dez..‘12

118,12 118,96 116,3 117,39 119,21 118,31

Juli. Aug. Sep.‘12

Okt. Nov. Dez.

91,8 92,8 91,2 88,8 85,7 89,2

Juni.‘12

Juli. Aug. Sept. Okt. Nov.

13,266 12,866 12,874 13,013 13,292 13,829

Juni. Juli. Aug.‘12

Sept. Okt. Nov..

*Import/Export (Mrd. Dollar) *1995=100 *100=neutral, unter 100=negativ

Im vergangenen Jahr begann in man-cherlei Hinsicht eine neue Phase der Privati-sierungen. Während im Bereich der Ener-gieversorgung einige gescheiterte Privatisie-rungsverfahren von Energieverteilbezirkenwiederholt wurden, stand auf der anderenSeite der Verkauf von staatlichen Kraftwerkenauf dem Programm. Verwirklicht wurde zu-dem die Vergabe von Konzessionen für dieBewirtschaftung der Bosporusbrücken undeiniger Autobahnabschnitte.

Im Jahresbericht 2011 des Präsidiumsfür Privatisierung wird berichtet, dass seit1986 etwa 200 öffentliche Unternehmen pri-vatisiert wurden, wobei bei 189 von ihnenkeinerlei Staatsanteil mehr vorhanden ist.Der Erlös wird für diesen Zeitraum mit 43,1Mrd. Dollar, der Netto-Erlös (d.h. die tat-sächlich eingegangenen Gelder abzüglichder Ausgaben) wird mit 32,4 Mrd. Dollar(31.12.2011) angegeben.

Erinnerungen an das Osmanische Reich

Bei einigen Wirtschaftskommentatorenweckte der Schritt, Konzessionen zu verkau-fen, böse Erinnerungen an den Untergangdes Osmanischen Reiches. Dieses hatte im19. Jahrhundert zunehmend europäischenMächten Privilegien eingeräumt, die die wirt-schaftliche Entwicklung des Reiches starkbeeinträchtigten. Teils wurden diese Kon-zessionen Verbündeten, teils aufgrund vonKriegsniederlagen eingeräumt. Parallel dazustieg die Staatsverschuldung des Reichs, das1875 den Staatsbankrott erklären musste.Beim Berliner Kongress von 1878 wurdennicht nur die Grenzen auf dem Balkan neugezogen, sondern auch ein Konsortium ge-gründet, das den Schuldendienst des Osma-nischen Reiches überwachen sollte. Diesesverlor dabei die Hoheit über bedeutendeStaatseinnahmen, während ausländischeMächte nachhaltigen Einfluss auf zahlreicheWirtschaftssektoren ausüben konnten.

Wirtschaftlicher NutzenDoch auch jenseits dieser Entwicklung

weist die wirtschaftspolitische Diskussionauf den Unterschied einer Privatisierungeines staatlichen Stahlwerks gegenüber etwavon Straßen hin, die Teil der staatlichen In-frastruktur sind. In einer Marktwirtschaft

würden auch Großinvestitionen wie in einStahlwerk in die Sphäre der Privatwirtschaftfallen und dem Staat lediglich die Rolle einesVorreiters zufallen, wenn nicht ausreichendprivates Kapital zur Verfügung steht, umstrategische Investitionen zu leisten. DasVerkehrswesen eines Landes zu privatisierenwiederum beraubte einem Staat beträchtlicherEntscheidungsmöglichkeiten im Bereich derVerkehrspolitik. Ähnliches ließe sich auchfür Bereiche wie die Energiepolitik und dieTelekommunikation anführen.

Ein nicht zu vernachlässigender Faktorist dabei beispielsweise die Preisgestaltung.Während bei der jüngsten Privatisierung derBosporusbrücken und zugehöriger Autobah-nen betont wurde, dass die Gebührenfest-setzung weiterhin dem Staat obliegen, wen-den Ökonomen ein, dass bei einer Entgelt-festsetzung auf Devisenbasis und Einnahmenin Landeswährung ein solches Modell nurtragfähig ist, wenn sich die Wechselkursenicht spürbar verändern oder aber eine Preis-flexibilität geschaffen wird.

Ein anderer Faktor, der bei allen Privati-sierungsdiskussionen der vergangenen Jahreeine Rolle gespielt hat, ist der Kapitalabfluss.Ein bedeutender Teil des eingebrachten Ka-pitals für die Privatisierungen stammt ausdem Ausland. Dabei liegt es auf der Hand,dass dieses Kapital eingesetzt wird, um in

Zukunft mit Gewinn einen Rückfluss zu er-reichen. Während also die Privatisierungs-einnahmen in den vergangenen Jahren derLeistungsbilanz als „ausländische Direktin-vestitionen“ gutgeschrieben wurden, bedeu-ten sie für die kommenden Jahre eine Be-lastung der Zahlungsbilanz aufgrund vonKapitalrückflüssen. Die müssen zwar nichtin der vollen Höhe der Gewinne liegen, daein Teil von ihnen vielleicht wieder in derTürkei investiert werden könnte, doch es istoffensichtlich, dass die Kapitalabflüsse ausGewinnen zunehmen werden.

Sinnvoller KapitaleinsatzEin solcher Prozess muss nicht unbedingt

unwirtschaftlich sein. Werden die Einnahmenaus der Privatisierung sinnvoll eingesetzt,verbessern sie nicht nur die Leistungsbilanzals volkswirtschaftliche Kennzahl, sondernkönnen auch als Kapital für Investitioneneingesetzt werden, die das Entwicklungsni-veau der ganzen Gesellschaft heben.

Ob dies mit den bisher eingenommenen32,4 Mrd. Dollar wirklich erfolgt ist, wirddie Zukunft erweisen. Tatsächlich rühmtsich die AKP dafür, dass sie Großprojektewie die Schwarzmeerautobahn sowie zahl-reiche Tunnel fertig gestellt hat, die sichüber Jahre dahinschleppten. Sie hat das Netzvierspuriger Überlandstraßen ausgebaut und

somit zur Erschließung bisher schlecht er-reichbarer Landesteile beigetragen. Gleich-wohl bleiben diese Projekte nicht ohne Kritik.Häufig ohne ausreichende Planung ausge-führt, bleibt auch die Qualität der geleistetenArbeit oft strittig, so dass einige Streckenteileder Schwarzmeerautobahn als Mitverursacherfür Flutkatastrophen der vergangenen Jahreaufgeführt und einige der vierspurigen Über-landstraßen schon nach ein oder zwei Jahrenernsthaften Reparaturbedarf zeigen.

Verdeckte StaatsverschuldungEin anderer Aspekt ist, dass der Verkauf

einer Bewirtschaftungskonzession von Brü-cken und Autobahnen, die bisher bereitsgebührenpflichtig waren, nicht unbedingteine Privatisierung darstellen. Im Grundehandelt es sich um die Abtretung der er-wartbaren Einnahmen über den Konzessi-onszeitraum, für den als Gegenleistung einKonzessionsentgelt eingenommen wird. DieSpanne zwischen den zu erwartenden Ein-nahmen und dem Konzessionsentgelt kannim Grunde als Zins verstanden werden. Ver-einfachend gesagt handelt es sich also wenigerum eine Privatisierungsmaßnahme als eineversteckte Kreditaufnahme. Diese jedoch hatden Vorteil, dass sie in der internationalenKreditbewertung nicht als solche aufgefasstwird.

Nr.47Januar/Februar 2013

istanbulpost.net

Neue Diskussionen über diePrivatisierungspolitikDie Privatisierung von Brücken und Autobahnen sowie der geplante Verkauf der staatlichen Lotterie werfen die Frage auf,ob mit diesen Schritten eine neue Phase der Privatisierungspolitik begonnen hat. Kritiker meinen, dass es sich nicht umPrivatisierungen handele, sondern um Konzessionen und damit um eine versteckte Form der Staatsverschuldung.

08 WIRTSCHAFT

DIE WIRTSCHAFT INZAHLEN

INFLATIONSRATE (%)

VerbraucherpreiseErzeugerpreise(Index 2003)

November0,38

1,66

Dezember0,38

-0,12

ExportNovember (Mrd. $)ImportNovember (Mrd. $)AußenhandeldefizitNovember (%)Exportindex MengeMonat November(Neu: 2003=100)Exportindex WertMonat November(Neu: 2003=100

Stand November

13,292

18,803

29,3

215,2

156,9

Stand Dezember

13,829

20,986

34,1

224,4

156,5

BRUTTOSOZIALPRODUKT (2011)

Bericht von der 1. Befragung Januar 2013Januar Dezember

Verbraucherpreise(12 Monate) 6,34 6,32Dollarkurs(Jahresende) 1,8243 1,8186Wachstum(Jahr gesamt, %) 3,2

ERWARTUNGSABFRAGE ZENTRALBANK

AUßENHANDEL

INDEx DES PRODUZIERENDEN GEWERBES

4. Quartal-2011 1. Quartal-2012 2. Quartal 3. Quartal

5,2 3,2 3,0 1,6

November Oktober

Gesamtindex (2005=100) 141,0 130,7

Industrie 141,3 130,3

Nr.47Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Als kurz nach der Jahreswendedie Daten für die Industrieproduk-tion für November bekannt gegebenwurden, regte sich eine leise Hoff-nung, dass diese vielleicht die Trend-wende markieren könnten. Hattedie Industrieproduktion im Oktobernachgegeben, zeigte sie im Novem-ber einen Zuwachs von mehr als11 Prozent gegenüber dem Vorjah-resmonat. Doch selbst Optimistengehen nicht von wirklichen Wachs-tumssprüngen für 2013 aus.

Industrieproduktion imNovember

Das Türkische Statistikinstitutgibt den Zuwachs beim produzie-renden Gewerbe im November mit11,3 Prozent gegenüber dem Vor-jahresmonat an. Weil das Opferfestim vergangenen Jahr noch im No-vember gelegen hatte und darumdie Zahl der Arbeitstage geringerwar, blieb der um kalendarischeEinflüsse bereinigte Indexanstiegjedoch bei nur 3,1 Prozent. Um sai-sonale und kalendarische Einflüssebereinigt lag der Anstieg bei 1,5Prozent.

Angesichts letzterer Daten wur-den die Novemberdaten für die In-dustrieproduktion mit Vorsicht kom-mentiert. Tatsächlich ergibt das Ge-samtbild, dass die Vorzeichen wederfür eine Belebung der Inlandsnach-frage noch für einen starken Ex-portanstieg besonders gut stehen.

Dieser Eindruck spiegelt sichauch in der monatlichen Konjunk-turumfrage der türkischen Zen-tralbank wider, deren Index im

Dezember (saisonbereinigt) um ei-nen Punkt nachgab. Während sichder Optimismus der Erwartungenbei allen Teilindikatoren ab-schwächte, erreichten „das Pro-duktionsniveau für die kommendendrei Monate“ mit 126,0 Punktensowie der „Exportauftrageingangin den kommenden drei Monaten“mit 122,3 Punkten die günstigsteBewertung. Die Bewertung des ak-tuellen Auftragsbestandes lag dasganze Jahr hindurch im negativenBereich mit Werten zwischen 85und 90 Punkten.

Diese Bewertung deckt sich auchmit den Ergebnissen der ebenfallsvon der Zentralbank veröffentlichtenKapazitätsauslastung der Industrie.Hatte das Auslastungsniveau vorAusbruch der internationalen Krise2008 bei Werten zwischen 78-80Prozent gelegen, bewegte es sich2012 auf einem Niveau von 72-75Prozent.

Stabile ExportentwicklungAngesichts einer schwachen

Nachfrage aus dem Inland ist dietürkische Industrie insbesondereauf eine starke Auslandsnachfrageangewiesen. Dabei konnte im No-vember ein Zuwachs von 24,8 Pro-zent bei den Ausfuhren erzielt wer-den. Das Außenhandelsdefizit konn-te weiter verringert werden. DerExport in EU-Länder stieg mit 17,8Prozent geringer an als der Ge-samtexport. Diese Ländergruppeliegt zwar mit einem Anteil von42,1 Prozent nach wie vor an derSpitze türkischer Zielmärkte, jedoch

deutlich unter dem Niveau vonetwa 50 Prozent vor Ausbruch derEurokrise. Die beiden wichtigstenExportländer waren erneutDeutschland und der Irak, gefolgtvon Groß Britannien und den Ver-einigten Emiraten. Bei den Impor-ten nahm aufgrund von Energie-lieferungen Russland die Spitzen-stellung ein, gefolgt von China,Deutschland und Italien. Auchwenn Kraftfahrzeuge und –teile imNovember die Spitzenstellung unterden Exportprodukten einnahmen,nahm der Goldexport mit 1,2 Mil-liarden Dollar weiterhin die zweit-wichtigste Stellung ein.

PreisentwicklungMit einem Verbraucherpreisan-

stieg von 6,16 Prozent zum Jahres-wechsel konnte die Türkei die nied-rigste Inflationsrate seit 44 Jahrenverbuchen. Einen deutlichen Beitragzur Verringerung des Inflationstem-pos leisteten einem Bericht der Zen-tralbank zufolge insbesondere ver-arbeitete Lebensmittel. Für Januarrechnet die Zentralbank aufgrundder Erhöhung der besonderen Mehr-wertsteuer auf Zigaretten mit einemInflationseffekt von 0,8 Punkten.

Als ein weiterer wichtiger Faktorfür die Inflationsberechnung wirddie Stabilisierung der Devisenpreisedurch verschiedene, teils unortho-doxe Maßnahmen der Zentralbankangesehen. Gleichwohl haben Mo-dellrechnungen des Wirtschaftspu-blizisten Afsat Savaş Akat ergeben,dass die Türkische Lira um bis zu30 Prozent überbewertet ist.

Aufbruch in einundurchsichtiges Jahr

Der Minister für Stadt undUmwelt Erdoğan Bayraktar hatmitgeteilt, dass bis zum Jahres-ende die Möglichkeit geschaffenwird, dass Grundbuchoperatio-nen auch auf elektronischemWege möglich sein sollen. Dasneue Verfahren soll es ermögli-chen, dass über die türkischenAuslandsvertretungen zukünftigjegliche grundbuchrelevanteOperation möglich werden soll.Wer also ein Grundstück in derTürkei zukünftig z.B. im Falleeiner Erbschaft umschreibenoder auch verkaufen möchte,muss nun nicht mehr in dieTürkei reisen, um die nötigenSchritte zur Einleitung des Ver-fahrens zu erledigen, sondernkann dies auch vom nächstge-

legenen türkischen Konsulat auserledigen.

Bayraktar wies in diesem Zu-sammenhang auch ausdrücklichdarauf hin, dass die Regierungdas Ziel verfolgt, ausländische Im-mobilienkäufe attraktiver zu ge-stalten und dies mit entsprechen-den Aufenthaltsbestimmungen zuunterstützen. Mit Ausnahme pro-blematischer Herkunftsländer und–regionen soll es zukünftig ein-facher werden, in der Türkei nichtnur eine Immobilie zu erwerben,sondern sie auch anschließenddauerhaft zu bewohnen.

Erleichterung versprach Bay-raktar auch bei der Erteilungvon Baugenehmigungen. Er zeig-te sich bei einem Interview mitder Nachrichtenagentur Anadolu

insbesondere vom deutschenModell beeindruckt. In Deutsch-land sei es mit nur wenigen bü-rokratischen Hürden möglich,schnell eine Baugenehmigungzu erhalten. Dafür gäbe es dorteine strenge Kontrolle bei derBauausführung. Ein ähnlichesModell möchte der Minister auchin der Türkei umsetzen. Schonjetzt drohe sein Ministerium denkommunalen Baubehörden, dassdie Erteilung innerhalb von zweiMonaten erfolgen müsse, dasonst das Ministerium einschreiteund diese von sich aus erteilenwerde. Seien bisher 90 Unterla-gen und Dokumente für die Er-teilung einer Baugenehmigungerforderlich gewesen, seien esheute nur noch 13.

Elektronische Grundbucheinträge ab Jahresende

09UNTERNEHMENNr.47

Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Auch wenn der Kraftfahrzeug-absatz im vergangenen Jahr einenRückgang von 10 Prozent hinneh-men musste, erwartet die Automo-bilindustrie, dass sie mit einemWachstum von 10 bis 15 Prozent indiesem Jahr das Niveau des Re-kordjahres 2011 wieder erreichenkann. Der Rückgang fiel mit 6,27Prozent etwas geringer aus, stärkerbetroffen waren Kleintransporter,

deren Absatz unter dem Eindruckerhöhter Mehrwertsteuer sowienachlassendem Wirtschaftswachs-tum um 18,3 Prozent zurückging.

Auf der anderen Seite hat AnfangJanuar Renault angekündigt, miteiner Investition von 55 MillionenEuro in das Werk in Bursa die Ka-pazität weiter zu steigern. Das Werkhat eine Kapazität von 360.000 Fahr-zeugen und stellt überwiegend den

Clio IV her. Angestrebt wird eineProduktionsauslastung von 92 Pro-zent im Dreischichtbetrieb. DasWerk produziert sowohl für denExport als auch für den Inlands-markt. Mit einem Marktanteil vonrund 15 Prozent ist Renault in derTürkei Marktführer, wobei die Tür-kei zugleich auch der größte Ab-satzmarkt des Automobilherstellersin Europa ist.

Vom 11. bis 14. April wirdin Istanbul die Automechanika,eine der Leitmessen für die Au-tomobilindustrie und ihr Ne-bengewerbe, durchgeführt. Dieseit 2001 alle zwei Jahre vonder Messe Frankfurt durchge-führte Veranstaltung hat einegroße Ausstrahlung entwickeltund zog 2011 insgesamt 1.099Aussteller und 36.126 Besucherauf das TÜYAP Messegelände inIstanbul. Dies bedeutet sowohlbei Ausstellern als auch Besu-chern einen Anstieg um je 10Prozent. Neben einem stimmigenMessekonzept ist die Entwick-lung des Kraftfahrzeugbaus inder Türkei, sowie die Entwick-lung der Absatzmärkte der Re-gion ein wichtiger Faktor fürdas steigende internationale In-teresse an dieser Messe.

Weltweit erfolgreichesKonzept

Als Marke steht Automecha-nika für ein Messekonzept, dassweltweit in 14 Städten umgesetztwird und überall als eine er-folgreiche Messe für die welt-weite Kraftfahrzeugbauindustriegilt. Diese Messen führen nichtnur alle Beteiligten, von Ent-scheidungsträgern und Expertender Hersteller über den Vertriebbis hin zum Servicesektors zu-sammen, sondern decken zu-gleich auch fünf zentrale Berei-che des Kraftfahrzeugbaus ab:Teile und Systeme, Pflege undWartung, Zubehör und Tuning,Werkstattausstattungen und Kfz-Wäsche sowie IT und Manage-ment ab.

Dynamischer SektorAleksandar Medjedovic, Ge-

schäftsführer der Messe Frank-furt, Niederlassung Istanbul, siehtangesichts der Entwicklung dertürkischen Kraftfahrzeugindus-trie, der Stellung der Türkei inder Region und der Entwicklungder Fahrzeugmärkte ein großesPotenzial für die Automechanika2013: „Das Zusammenfließenvon Marktbedingungen undKundeninteresse verbinden sichzu einem äußerst positiven per-fekten Sturm: eine enorm kräf-

tige Gelegenheit für Ausstellerund Händler voneinander zulernen, ihre neuesten Produkteund Technologien vorzustellenund ihren Absatz zu entwickeln.Ich habe keinen Zweifel, dassdies das wichtigste Treffen dieserIndustrie in 2013 sein wird, beidem beachtliche Kaufentschei-dungen getroffen werden.“

Während sich Istanbul fürzahlreiche Industrien zu einemzentralen Messeort mit Ausstrah-lung in den Nahen Osten, denKaukasus, dem Balkan und Mit-telasien entwickelt hat, kommtfür den Kraftfahrzeugbau hinzu,dass sich die Türkei in den ver-gangenen zwanzig Jahren zu ei-nem wichtigen Produktionszen-trum sowohl für die Endmontagevon Fahrzeugen als auch für dieTeileproduktion entwickelt hat.Insbesondere nach Inkrafttretender Zollunion 1996 haben welt-weit führende Kraftfahrzeugmar-ken ihre Produktion in der Tür-kei aufgenommen bzw. ihre Fer-tigungsstätten kontinuierlich aus-gebaut. Parallel zu dieser Ent-wicklung hat das Kraftfahrzeug-nebengewerbe in dieser Zeit so-wohl im Hinblick auf Kapazitätenals auch bezogen auf Interna-tionalisierung und Technologie-niveau einen starken Auf-schwung genommen.

SynergienDie Automechanika hat sich

seit langem in Istanbul etabliertund bietet damit die Vorausset-zung eines Branchentreffens,das Hersteller, Zulieferer, Ein-käufer und Händler zusammenb-ringt. Dies wird nicht zuletztdurch die Unterstützung durchdie führenden Verbände desSektors dokumentiert. Die pa-rallel durchgeführte „PetroleumIstanbul“ wiederum führt mitihrem Schwerpunkt auf Tech-nologien und Ausstattungen fürÖl, Flüssiggas und Schmierstoffezu einer wichtigen Synergie mitder Automechanika. Die Auto-mechanika Academy im Rahmender Messe ist wiederum ein Fo-rum für die Diskussion und Prä-sentation neuer Entwicklungenund Technologien des Sektors.

Hohe Erwartungen anAutomechanika 2013

Neue Steuersätze beim Grunderwerb in Kraft getreten

Renault baut Produktionskapazität in der Türkei aus

Zum 1. Januar 2013 sind neueSteuersätze für die Berechnungder Mehrwertsteuer beim Erwerbvon Wohneigentum in Kraft getre-ten. Während zuvor Ausstattungund Wohnungsgröße maßgeblichfür die Anwendung eines Mehr-wertsteuersatzes von einem oder

18 Prozent waren, so wird ab 2013der Grundstückswert herangezo-gen. Bei einem Preis von wenigerals 500 TL pro Quadratmeter wirdein Steuersatz von einem Prozentangewendet, für einen Quadrat-meterpreis zwischen 500 bis 1000TL einer von acht Prozent und ab

1000 TL einer von 18 Prozent. Die Neuregelung trifft auf Wi-

derstand bei den Wohnungsbau-gesellschaften, die befürchten, dassaufgrund von höheren Kosten inGroßstädten die Nachfrage nachWohnungen zurückgehen könn-te.

10 NAZIM HİKMETNr.47Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Der Lebensweg des 1902 in Thessalonikigeborenen Nazım Hikmet hat viele Facettenund spiegelt zugleich die Umbrüche seinerZeit wider. Seine Geburtsstadt gehörte zujener Zeit noch zum Osmanischen Reichund galt als eines ihrer intellektuellen Zen-tren. Erzogen wurde er von seinem Groß-vater, der als Gouverneur in Aleppo undDamaskus eingesetzt war. Unter seinenVorfahren findet sich auch der DeutscheKarl Detroit, der nach seiner Übersiedlungins Osmanische Reich unter dem NamenMehmet Ali Pascha bis zum Generalstabschefder osmanischen Armee aufstieg.

1917 begann Hikmet seine Ausbildungan der Marineakademie in Istanbul, dochbereits 1919 bekam er die ersten Schwie-rigkeiten, als er sich Offizieren widersetzte,die sich den alliierten Besatzungstruppenergeben hatten. Wegen „Anstachelung zumAufruhr“ wurde er aus der Armee entlassenund begann Veranstaltungen der türkischenBefreiungsbewegung zu besuchen.

Patriotismus und RevolutionEnde 1921 floh er aus dem besetzten

Istanbul und suchte den Anschluss an dievon Mustafa Kemal geführte Befreiungsbe-wegung. Nach seiner Versetzung als Lehrernach Bolu reiste Hikmet im gleichen Jahrillegal in die Sowjetunion. Hier begann erein Studium der Soziologie und Kunstge-schichte. 1924 trat er der verbotenen Tür-kischen Kommunistischen Partei bei undarbeitete nach seiner Rückkehr in die Türkeibei der Zeitschrift Aydınlık. Seine Beiträgefanden ein Echo, doch brachten sie ihmauch ein Strafverfahren ein, bei dem fürihn fünf Jahre Haft gefordert wurden. Erverließ die Türkei und ging erneut nachMoskau, 1928 jedoch wurde er beim Ver-such, in die Türkei zurückzukehren verhaftetund acht Monate lang inhaftiert, bis er re-habilitiert wurde.

1936 heiratete er Piraye, doch die Ehewar nicht von langer Dauer.

Prozesse und InhaftierungenImmer wieder aufgrund seiner Schriften

vor Gericht gestellt und kurzzeitig inhaftiertspitzte sich seine Lage weiter zu. 1938 wurdeer wieder vor Gericht erstellt und diesesMal zu einer Strafe von 28 Jahren Haft ver-urteilt. Zwölf Jahre davon saß er ab, wandtesich aber erneut zur Flucht in den damaligenOstblock, als er freigelassen und zum Mili-tärdienst eingezogen werden sollte, weil erbefürchtete, dort ermodert zu werden. Mit

dieser Flucht war ihm eine Rückkehr inseine Heimat endgültig versperrt. 1951 wurdeihm auf der Grundlage eines Kabinettsbe-schlusses die türkische Staatsbürgerschaftentzogen. Hatte er sich zwar nach seinerGefängnisentlassung mit Münever verheiratet,in die er sich noch während seiner Gefäng-niszeit verliebt hatte, ließ er sich noch vorseiner erneuten Flucht scheiden.

Gegen die AtombewaffnungHikmet ließ sich zunächst in der Heimat

seines polnischen Großvaters KonstantinBorzecki nieder und begann dessen Fami-liennamen zu führen. Später siedelte ernach Moskau über und war in zahlreichensowjetischen Kulturverbänden und inter-nationalistischen Aktivitäten engagiert. 1959ging er noch einmal eine Ehe mit WeraTuljakowa ein. Doch auch in der Sowjet-union gestaltete sich sein Leben nicht un-bedingt einfach. Zwar pflegte er Bekannt-schaften und Freundschaften mit großenlinken Schriftstellern seiner Zeit, doch brach-ten ihm sein abweichender Stil und seine

eigenwilligen Inhalte Kritik und Druck ein. Sein politischer Lebensweg, vom An-

hänger der türkischen Befreiungsbewegungund Bewunderer der Oktoberrevolutionin Russland bis hin zum Aktivisten in derinternationalen Bewegung gegen die Atom-bewaffnung in den 1950er Jahren hat auchdie Wahrnehmung seines Werks mit geprägt.Während auf Deutsch der erste GedichtbandHikmets bereits 1959 in der DDR veröf-fentlicht wurde, finden sich in Westdeutsch-land bis Ende der 1970er Jahre nur dreiübersetzte Gedichte.

Doch nicht nur im Hinblick auf Über-setzungen und internationale Rezeptionwaren seine politische und künstlerischeHaltung von Bedeutung. Auch heute nochtauchen immer wieder verschollene oderverschwundene Werke des Dichters auf,die zu ihrer Zeit nicht opportun waren.

Verehrter DichterAusgebürgert und bis 1965 mit einem

strickten Publikationsverbot in der Türkeibelegt, hielten sich Verbote bis in die

Ein Lebensweg von Thessaloniki bis Moskau

Leben wie ein Baum…Es sind auf Deutsch vielleicht die

bekanntesten Verse des türkischen Dich-ters und Dramatikers Nazım Hikmet:Leben wie ein Baum, einzeln und frei,und brüderlich wie ein Wald. Vor 111Jahren geboren, wird mit verschiedenenVeranstaltungen, Ausstellungen und Bei-trägen an den Künstler erinnert, dermit seiner Kunst wie mit seinem Leben

nie aufgehört hat, Menschen zu faszi-nieren und ein Stein des Anstoßes zusein.

In seinem nicht gerade einfachenLebensweg spiegeln sich die Zerwürfnisseund Konflikte der Türkei wie auch derWelt. Obwohl er einen großen Teil seinesLebens im Exil und fern der Sprache,die er liebte, verbringen musste, hat er

einen wichtigen Beitrag für die Entwick-lung der modernen türkischen Poesiegeleistet, nahm aber auch, wie viele In-tellektuelle seiner Zeit, Anteil an denKonflikten seiner Zeit.

Heute ist das Verbot seiner Werkein der Türkei aufgehoben. Auch konser-vative und nationalistische Politiker habenihn schätzen gelernt. Am 10. Januar

2009, knapp 46 Jahre nach seinem Todim Exil in Moskau, wurde ihm durchKabinettsentscheidung die türkischeStaatsangehörigkeit zurückerstattet.

In den letzten Jahrzehnten warenNazım Hikmets Sprache, Gedichte undStücke für Künstler aus aller Welt, ins-besondere jedoch aus der Türkei, einewichtige Inspirationsquelle.

jüngste Vergangenheit, obgleich sie im-mer weniger angewendet wurden.

Anlässlich seines 111. Geburtstageswiederum finden an vielen Orten inder Türkei Gedenkveranstaltungen statt,die an Nazım Hikmet erinnern, derzwar in Moskau begraben wurde, aberimmerhin 2009 posthum die Staatsbür-gerschaft zurück erhielt.

Sein Werk aber hat die türkischeDichtung und Literatur nachhaltig be-einflusst. Mit seinem Aufbrechen desin der osmanischen Literatur verbind-lichen Versmaßes öffnete er einen neuenHorizont für die moderne türkischeDichtung. Sein Sinn für Rhythmus unddie Vokalharmonie der türkischen Spra-che geben seinen Gedichten eine neueDimension, die auch spätere türkischeDichter beeinflusste.

Auch die Auswahl seiner Themenund die Auseinandersetzungen, die ereinging, haben nachhaltige Spuren imkulturellen Leben der Türkei hinter-lassen.

11NAZIM HİKMETNr.47

Januar/Februar 2013istanbulpost.net

War die Kraft der Sprache von NazımHikmet der kemalistischen Führung zwarbereits früh aufgefallen, schreckte sie dochseine Begeisterung für Volkskultur undSozialismus. In seiner zweiten Heimat, derSowjetunion, führte seine Begeisterungfür russische Futuristen wie Majakowskiund Jessenin, die der stalinistischen Füh-rung ein Dorn im Auge waren, ebenfallsimmer wieder zu Misstrauen. Zwar hatteer als Mitglied der russischen Schriftstel-lervereinigung mit besonderen Aufgabenin der internationalen Arbeit vielfältigeKontakte zu international bekannten Schrift-stellern wie Stefan Hermlin, Louis Aragonoder Pablo Neruda, doch sind Teile seinesWerkes nach wie vor unbekannt.

2010 beispielsweise erregte die Entde-ckung des wohl ersten veröffentlichtenBuches von Nazım Hikmet Aufsehen. Biszu diesem Zeitpunkt war davon ausgegan-gen worden, dass der 1928 in Aserbaidschanveröffentlichte Gedichtband „Das Liedderer, die Sonne trinken“ sein erstes Buchgewesen sei. Doch dann wurde ein Bandmit Gedichten entdeckt, der 1925 vomVerlag der türkischen Zeitung Akbaba ge-druckt wurde. Ob dieser Gedichtband wis-sentlich unterdrückt wurde oder aber, wiedie Werke verschiedener Zeitgenossen denWirren der Schriftreform, d.h. dem Über-

gang von der osmanischen zur lateinischenSchrift, geschuldet ist, bleibt offen.

Eine leere FilmdosePünktlich zum Start der Veranstaltungen

zum 111. Geburtstag des Dichters wiederumist ein weiteres verschollenes Werk aufge-funden worden. Die Umstände, wie dasWerk verschwunden ist, wiederum wirftein wichtiges Licht auf das persönlicheDrama eines Menschen, der die Konflikteseiner Zeit nicht nur erlebt, sondern auchzu ihnen Stellung nimmt.

Bei seinen Recherchen hat Melih Güneşfestgestellt, dass zu zwei FilmprojektenHikmets aus den Jahren 1959 und 1963 inden russischen Archiven eine Lücke besteht.Von einem dieser Filme befindet sich zwarnoch die Dose, in der der Film aufbewahrtwurde, im Bestand. Der Film selbst jedochwar verschwunden.

Durch seine Nachforschungen fand Gü-neş heraus, dass die Vorgeschichte zu denbeiden verschwundenen Filmen 1955 be-gann, als Wera Tuljakowa Hikmet besuchte,um ihn für die Beratung für ein Zeichen-trickprojekt über ein albanisches Märchenzu gewinnen. Dieser, beeindruckt von derjungen Frau, soll sie aufgezogen haben –warum sie denn nicht ein Märchen vonihm haben wolle. Und am nächsten Tag

rief er sie an und erzählte er ihr von seinemProjekt einer Geschichte über die „sehn-suchtsvolle Wolke“.

Ein Jahr später gestand er ihr seineLiebe. Er war in einem Alter, in dem er ihrVater hätte sein können und sie war ver-heiratet. Sein Gesundheitszustand warschlecht, doch er setzte sich über alle Be-denken hinweg. Gleichwohl dauerte esnoch Jahre, bis die beiden zusammenka-men.

Im Oktober 1959 jedoch schrieb Hikmetin der von Louis Aragon herausgegebenenZeitschrift „Les Lettres Français“ einen kri-tischen Artikel darüber, dass seiner Meinungnach das zeitgenössische russische Theaterdas Werk Meyerholds nicht ausreichendwürdige.

Nur wenige Tage später erschien inder zu jener Zeit vom SchwiegersohnChrustschows geleiteten Zeitung Istwestjaein Kommentar unter dem Titel „Wortsalat“,in dem mit den Irrtümern von Nazım Hik-met abgerechnet wurde.

Unmittelbar darauf wurde Vera Tulja-kowa aufgefordert, ihre Stellung beim sow-jetischen Film aufzugeben, weil sie Beiträgezu den problematischen Drehbüchern vonNazım Hikmet geleistet hätte. Die beidenFilme, die in der Zwischenzeit entstandenwaren, wurden vernichtet.

Gleichwohl sind Kopien erhalten ge-blieben, die nun Anfang 2013 zusammenmit einem Buch von der Kulturstiftungder türkischen Bank Yapı Kredi auf DVDveröffentlicht wurden.

Die verschollenen Werke von Nazım Hikmet

12 WIRTSCHAFTSDIALOGNr.47Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Am 18. Juli 2013 werden esfür Detlef Tremer dreißig Jahre.Seit dieser Zeit arbeitet er für dasVerbindungsbüro von Bühler inder Türkei. Das Maschinenbau-unternehmen mit Zentrum in derSchweiz stellt vor allem Mühlenher, die auf sehr unterschiedlichenGebieten von Lebensmitteln biszur Verarbeitung von Mineralienund Kunststoff Anwendung fin-den.

Wie sind Sie in die Türkeigekommen?

Ich arbeite schon seit 1967für Bühler, d.h. zuvor in Deutsch-land für ein Unternehmen, dasvon Bühler übernommen wurde.Zu Beginn der 1980er Jahre warich als Verkäufer für eine großeRegion in Deutschland zuständig.Ich war fast nie zu Hause undfragte mich, ob ich mir meinLeben so vorgestellt habe. Zu die-sem Zeitpunkt suchte unser Un-ternehmen Mitarbeiter, die bereitwären, im Ausland zu arbeiten.Als ich davon hörte, bewarb ichmich. Ich erhielt drei Alternativen:Südafrika, Italien und die Türkei.

Etwas über die Türkei zu die-ser Zeit zu erfahren war nichtganz einfach. Von Konsularinfor-mationen bis zu Infos von Reise-büros hatten wir schließlich einenBerg von Informationen zusam-mengetragen, doch eine wirklicheVorstellung hatte ich nicht. Vonder Türkei hörte man nur im Zu-sammenhang mit Militärputsch,Menschenrechtsverletzungen undUnruhen.

Als wir schließlich 1983 in Is-tanbul anlangten war kurz zuvordie nächtliche Ausgangssperre auf-gehoben worden. An vielen Ortender Innenstadt gab es aber nochMilitärposten. Privatpersonen durf-ten nicht über Devisen verfügenund darum wurde mit einem Auf-schlag von 10 Prozent schwarzgetauscht. Viele Dinge waren nichtzu erhalten. Babywindeln und Ba-bynahrung beispielsweise habenwir immer bei Ausflügen nachAlexandropolis gleich hinter dergriechischen Grenze gekauft.

Auf der anderen Seite war esnatürlich auch ein Abenteuer fürsich, ohne Türkisch-Kenntnissehier anzufangen. Aber es gingdann leichter als ich dachte. Anfangder 1980er Jahre wurde inDeutschland Türken, die in dieTürkei zurückkehren wollten, ihreeingezahlten Rentenabgaben alseine Art Prämie ausgezahlt. Aufdiese Weise traf man vielerortsTürken, die froh waren, ihre

Deutschkenntnisse zeigen zu kön-nen und uns viel geholfen haben.

Wie hat sich Ihre Arbeit inden Jahren verändert?

Bühler ist seit über hundertJahren in der Türkei aktiv. EinVorgänger, der mich hier unter-stützte und einarbeitete, brachtemich einmal zu einer Getreide-mühle, die Bühler bereits 1902eingerichtet hatte und die bis indie 1990er Jahre immer nochaktiv war. Sie hatte eine Kapazitätvon 40 Tonnen pro Tag, was an-gesichts ihres Alters beachtlichwar, doch gegenüber heutigenKapazitäten, die kaum unter 500Tonnen am Tag liegen, recht ge-ring war. Wie sich herausstellte,waren wir aufgrund der nach wievor vorhandenen technischen Spe-zifikationen im Grunde sogar nochin der Lage, Ersatzteile zu liefern.

Was meine Arbeit angeht, sokann ich feststellen, dass sich dasGeschäft parallel mit der Entwick-lung der türkischen Wirtschaft

entwickelt hat. Mit dem Amtsbe-ginn von Turgut Özal als Minis-terpräsident veränderte sich dasWirtschaftsleben spürbar. DerBackwarensektor boomte unddies kam auch der Nachfrage nachMühlen zugute. Es wurde auf Ex-port gesetzt und darum wurdenauch in verschiedenen SektorenKapazitäten geschaffen. Einer mei-ner ersten Geschäftsabschlüssewar beispielsweise eine Anlagefür die Aufbereitung von Hülsen-früchten, die in Mersin aufgebautwurde. Die Maschinen sind fürdie Reinigung von Linsen, Bohnensowie Kichererbsen eingesetztund sortieren sie nach Größen,wobei diese in erster Linie fürden Export bestimmt waren.

Auf der anderen Seite warendie Abläufe früher langsamer. Esgab natürlich noch kein Internet,aber auch Fax wurde noch nichtbenutzt. Meine Sekretärin hattedicke Finger vom wiederholtenWählen gleicher Nummern, weilman nicht durchkam. Ansonsten

funktionierte die Kommunikationmit dem Ausland über Telex.

Das Geschäft hat sich aberauch inhaltlich verändert. Parallelmit den Veränderungen in dertürkischen Industrie hat sich auchdie Nachfrage nach Maschinenverändert. Bühler ist insbesondereim Bereich von Vermahlungssys-temen aller Art im Bereich derNahrungsmittelindustrie Markt-führer. Während in der Türkeidie Schokoladenproduktion inden vergangenen 15 Jahren einetiefgreifende Wandlung durch-machte, hat Bühler einen großenTeil der dazu erforderlichen Pro-duktionsanlagen gestellt. Gab esfrüher nur eine handvoll Produktevon mittelmäßiger Qualität, wer-den Schokoladenprodukte jederQualitätsstufe heute in der Türkeihergestellt. Eine andere Aktivitätvon Bühler ist die Herstellungvon Teigwaren. Alle namhaftenMakarnafabriken produzieren Nu-deln und Spaghettis auf unserenLinien her. Aber auch in Sektoren

außerhalb der Lebensmittelindus-trie, so beispielsweise bei Maschi-nen für die Aufbereitung von Far-ben für die Bedruckung von Fo-lien in der Verpackungsmittelin-dustrie ist Nachfrage entstanden.Wir sind dabei in der Lage, Mahl-werke zu liefern, die die Rohstoffeauf ein mehrfaches dünner alsein Haar zerkleinern und so ex-trem dünne Beschichtungen er-möglichen.

Wie unterscheidet sich derGeschäftsstil in der Türkeivon anderen Ländern?

Es kommt stark auf persönli-che Beziehungen an. Auch wennwir in unserem Produktsegmentweitgehend unangefochten sindund die Kunden zu uns kommen,benötigen manche Dinge einigesan Zeit. Ich erinnere mich an einInvestitionsprojekt, bei dem überelf Jahre zahlreiche Kontakte er-folgten, bis sich der Kunde zurAnschaffung einer unserer Trock-nungsanlagen für Kunststoffgra-nulat entschlossen hat. Doch seit-dem sind sieben Nachfolgebestel-lungen gekommen.

Auf der anderen Seite ist derSchutz von Patenten bzw. ihreDurchsetzung eine unerfreulicheAngelegenheit. Es passiert immerwieder, dass ein türkisches Unter-nehmen Teile und Verfahrenswei-sen unserer Maschinen nachbaut.Zum einen muss man auf der Hutsein, zum anderen ist es recht auf-wändig, dagegen vorzugehen.

Bürokratie, wie beispielsweisebei der Erteilung der Arbeitser-laubnis, ist ein weiteres Problem.

Viele internationaleUnternehmen desMaschinenbaus, die in dieTürkei liefern, müssen dasProblem mit demBedienungspersonal lösen.Was unternimmt Bühler aufdiesem Gebiet?

Die eigentliche Einarbeitungdes Bedienungspersonals erfolgteigentlich bereits beim Aufbauder Maschinen. Die Mitarbeitervor Ort, die mit den Maschinenarbeiten sollen, werden von un-serem Montagepersonal oderTechnologen eingearbeitet. Fürdas Wartungs- und technischePersonal führen wir in der Schweizzentral für alle Länder Workshopsdurch. Auf Wunsch unserer Kun-den besteht auch die Möglichkeitein Training in deren Fabrik zuorganisieren. Somit können mehrMitarbeiter in der eigenen Anlagevon der Ausbildung profitieren.

30 Jahre im Maschinenbausektorin der Türkei

Almanya’da bu yıl seçimrüzgârları esiyor. 20 Ocak’taAşağı Saksonya’daki eyaletmeclisi seçimlerinin ardındanson baharda da Federal Meclisseçimleri olacak. Ve öylegörünüyor ki, Almanya’nıngöç gerçeği önde gelentartışma konuları arasındaolmayacak.

Almanya’da her zaman hassas olan “göç” ko-nusunun seçimler nedeniyle erteleneceğindenemin olabiliriz. Oysa göç ve uyum yüzünden“kendi vatanımızda yabancı olacağız” gibi korkularındışına çıkılabilse, aslında her şeyin mümkün ola-bileceği bir yıla girebiliriz.

Bir iyi niyet örneğiAlman Sosyal Demokrat Partisi’nin (SPD) eski

bakan ve ağır toplarından Sigmar Gabriel seçimbölgesinden adaylığını koyarken, yerel kongre içinbir Türk düğün salonunu seçti. “Kaptan DüğünSalonu” bilinçli bir seçim. Bununla bir taraftanAşağı Saksonya eyaletinde yer alan Salzgitter şehribir eyalet seçimlerinde öne çıkarılırken, orada “va-tan” ve “uyum” hakkında da önemli mesajlar veri-liyor. İyi niyetli bir girişimle, hem “yurdumuzu el-birliğiyle kendimizi evimizde hissedebileceğimizbir yere dönüştürelim” diyor, hem de “Kaptan dü-ğün salonunun sahibi gibi iyi uyum sağlamış olanyabancıları artık göz ardı etmeyelim” mesajını ve-riyor. Böylece “yabancılar bizim için tehdit değil,Almanya bizim ortak vatanımız” demeye çalışıyor.

Fakat Almanya’da dört nesildir yaşayanTürk kökenli seçmenler için Gabriel’in bumesajı ne ifade ediyor? “Biz farkına vardık, sizde varırsanız ve başarılı olursanız Alman top-lumuna uyum da sağlamış oluyorsunuz” demeyegetiriyor herhalde. Ya başarılı olamayanlar? Yada başarılı olamayan Almanlar? Hâlâ Almanya’danesillerdir yaşayan Türklerin varlığını fark et-

meden ya da bunu olağan dışı bir uyum tartış-ması bağlamında görerek Türkleri yabancıyadönüştüren aynı süreç değil mi?

Göçmen kimliğiÖte yandan göçmenleri sadece soyut bir kitle

olarak algılayan zihniyet de sorunludur. Yine AşağıSaksonya’ya baktığımızda, oradaki göçmen kökenliseçmen oranının yüzde 8,7 olduğunu görüyoruz.Bu, yüzde 5 gibi bir seçim barajına sahip olan bireyalet için ciddi bir oran. Siyasi dengeleri değişti-rebilecek bir oran aynı zamanda.

Ancak ayrıntılar, ilk bakışta ciddi görünen buoranın o kadar da etkili olmadığını gösteriyor.Aşağı Saksonya’da göçmen kökenliler arasında enkalabalık grubu son yıllarda Almanya’ya Doğu Av-rupa ve eski Sovyetler Birliği’nden göç eden Almankökenliler oluşturuyor. Türkler ikinci sırada ve ar-dından da Polonyalılar geliyor. Bu göçmenlerinhepsi belki yaşadıkları Alman toplumu içinde aynıyabancılaştırma tecrübesini paylaşıyorlardır. Fakataralarında bir ortak aidiyet hissi olduğu söylenemez.Ayrıca 50’den fazla yıldır Almanya’da yaşayan Türk

toplumu yeni gelenlere göre daha farklı bir yapıyasahip. Türklere yönelik algılamada bir gecikmesöz konusu iken, diğer göçmen toplulukları butecrübeyi ileride kazanacak. Türkler Almanya’dahâlâ uyum bağlamında tartışılırken, artık bu toplumiçinden çıkan pek çok başarı öyküsü de var. Amabunlar genelde istisna olarak algılanmaya devamedildiği için Türk toplumu hâlâ bir sorun olarakidrak ediliyor.

Korkulardan arındırmakTepki ve ters tepki kolayca kısır döngülere yol

açabiliyor. Bu seçim yılını Alman siyasetinin göçmenolgusunu algıladığını, fakat bunu dar kalıplı uyumtartışmalarının içinde ele aldığını izleyerek geçire-ceğiz muhtemelen. Ancak seçim sürecinde siyasipartilerin göçmen kökenli kesimlerin sorunlarınacevap vermek gibi bir gereksinimleri de var. Şayetbu sorunlar uyum tartışmalarının dışında ele alı-namazsa, Almanya göçmenler için kırık bir vatanolarak kalmaya devam edecek ve mevcut sorunlarda çözülmeyecek. Oysa göçmenler Almanya içinsadece bir gerçek değil, aynı zamanda bir ümittir.

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Vatandaşlık tercihinde 2013senesi önemli

Almanya’da Vatandaşlık Yasası kap-samında 2000 senesinde uygulanmayabaşlanan “Opsiyon Modeli”, ülkede ya-şayan göçmen kökenli gençlerin kendivatandaşlıkları ile Alman vatandaşlığıarasında en geç 23 yaşına kadar tercihyapmalarını öngörüyor. Ancak sürelereyeterince dikkat etmeyen gençler, ciddisorunlarla karşılaşıyorlar. Sayfa 14

AB’de Türklere kısmi vizemuafiyeti: Jest mi, eziyet mi?

Aralık ayının son haftasında AvrupaBirliği (AB) Komisyonu üye ülkelerebir belge göndererek, hizmet sunanTürk vatandaşlarının Almanya, Hol-landa ve Danimarka’ya vizesiz girebi-leceklerini duyurdu ve Schengen sınırkapılarındaki görevlilere dağıtılan elkitapçıklarının bu yönde değiştiril-mesini istedi. Sayfa 17

Davos - Dünya EkonomikForumu‘nun ev sahibi

Her yıl Ocak ayında dünya medya-sının gözü İsviçre’ye dönüyor. Ülkeninküçük bir kasabası olan Davos kentidünyanın her bir tarafından katılanönde gelen işadamlarını, siyasetçilerive düşünürleri ağırlıyor. İletişimin vefikir alışverişinin bu denli yoğun olduğubir organizasyonun İsviçre’de yapılmasıtesadüf mü? Sayfa 18

Nihayet Goethe de Türk çıktıÜnlü Alman şair ve düşünür Johann

Wolfgang von Goethe ile ilgili araştır-maların pek çoğunda sorulan “GoetheTürk müydü?” sorusuna yeni bir cevapdaha eklendi. Dr. Arif Arslan, “İslam /Goethe” isimli kitabında Goethe’ninsoyunun Haçlı seferleri sırasında esiralınarak Almanya’ya götürülen bir Sel-çuklu subayına dayandığını kalemealdı. Sayfa 19

Siyasetteki kalıplar kırılabilse

Sayı: 47

2013 yılına bir dizi zamlarla giren Türkiye’de,zamlanan kalemler arasında yer alan pasaportharçlarındaki artış pek fazla dikkat çekmezken,Almanya’da yaşayan Türk vatandaşlarının yoğuneleştirisine yol açtı. Geçerlilik süresi 4 ile 10yıllık pasaportlar için konsolosluklarda ödenenharçlar yaklaşık yüzde 30’luk zamla 163 Euro’dan211 Euro’ya çıkınca, Almanya’da ekonomik du-rumun artık eskisi kadar iyi olmadığını belirtenTürklerden zamlara tepkiler gelmeye başladı.

Konuyla ilgili açıklama yapan AlmanyaTürk Toplumu (TGD) Genel Başkanı KenanKolat, pasaport ve diğer harçlardaki arştı sertbir dille eleştirerek, Başbakan Yardımcısı Bekir

Bozdağ ve Maliye Bakanı Mehmet Şimşek’egönderdiği mektuplarla bu artışın geri alın-masını istedi. Belirli dönemlerde fiyat ayarla-malarının olmasının doğal olduğunu, ancakyapılan bu artışın hiçbir mantıksal temeli ol-madığını açıklayan Kolat, işsizliğin yoğunolduğu Almanya’da hükümete çağrı yaparakilk aşamada bu artışın geri alınmasını istedi.Kolat, ileriki aşamada yasalarda gerekli dü-zenlemeler yapılarak, mali durumu iyi olma-yanlar (sosyal yardım alanlar) için ya indirimyapılmasının ya da harcın tamamen kaldırıl-masının sosyal devlet ilkesi kapsamında de-ğerlendirilmesi gerektiğini de vurguladı.

‘‘Zekanın ışığına her zamanulaşabiliriz, ama gönülzenginliğini bize kimseveremez.’’

Johann Wolfgang von Goethe

Politika 14 - Avrupa’da Türkler 15 - Ekonomi 16 - Bölgeler 18 - Kültür 19

Pasaport ve diğer harçlardaki artışlar Almanya’da tepki görüyor

14 Nr.47Ocak/Şubat 2013istanbulpost.net POLİTİKA

“Opsiyon Modeli”ne göre Almanya’da doğumile hem ailesinin hem Alman vatandaşlığını kazananbir göçmen, 23 yaşına kadar iki vatandaşlıktanbirisini tercih etmek zorunda. Ancak

“Opsiyon Modeli”, vatandaşlıktan çıkış belgesinin23’üncü yaş doldurulmadan ilgili vatandaşlık daire-lerine teslim edilmesini öngörüyor. Bu durumdagençlerin 23’üncü yaşını doldurmadan önce kon-solosluklara vatandaşlıktan çıkış için başvurmalarıyeterli olmuyor. Zira “Opsiyon Modeli” uygulamasınagöre belirleyici olan vatandaşlıktan çıkış başvurusununhangi tarihte yapıldığı değil. Yasaya göre önemliolan gençlerin konsolosluklardan aldıkları çıkış bel-gesini 23’üncü yaşlarını doldurmadan Almanya’nınilgili vatandaşlık dairelerine teslim etmeleri.

Vakit kaybetmeden2000 yılında yürürlüğe giren “Opsiyon Modeli”

10 yıla kadar geriye dönük işliyor. Bu nedenledoğum yılı 1990 olan gençler 2013 yılı içinde yetkilivatandaşlık dairesine tercihlerini bildirmek zorundalar.Tercihleri Alman vatandaşlığı yönünde olan gençlerinçıkış belgelerini vaktinde yetiştirebilmeleri ve Almanvatandaşlığını kaybetmemeleri için, hiç vakit kay-

betmeden Türk vatandaşlığından çıktıklarını gösterenbelgeyi almaları gerekiyor.

Böhmer’den gençlere çağrıBu arada Almanya’nın Uyum ve Göçten Sorumlu

Devlet Bakanı Maria Böhmer yazılı bir açıklama ya-parak, “Opsiyon Modeli” kapsamında Türk veya Al-man vatandaşlığından birini seçmek zorunda kalangençlere, “Alman vatandaşlığında kalmayı tercihedin. İlgili makamlardan gelen bildirimlere bukonuda zamanında cevap verin” çağrısında bulundu.

Almanya’nın Hanau şehrinde 23 yaşındaki birTürk gencinin tercihini Alman vatandaşlığından yanakullandığını, ancak zamanında sadece çıkış müracaatbelgesini verdiği için Alman vatandaşlığını kaybettiğinianımsatan Böhmer, 2013 senesinin 23 yaşına girenleriçin önemli olduğunu vurguladı. Gençlerin neredekendilerini rahat ve iyi hissettiklerini iyi bilmeleri ge-rektiğini belirten Böhmer, “Gençlere şunu garantiediyorum: Sizler bu ülkenin önemli bir bölümüsünüzve bize aitsiniz. Alman vatandaşlığında kalmayı tercihedin. Bu şekilde seçme ve seçilme imkânına kavuşarakülkemizin kaderine sizin de katkınız olsun” şeklindeaçıklamasını sürdürdü.

2013 yılı Almanya için seçim yılı.Eylül sonunda yapılması öngörülenFederal Meclis seçimlerinin tarihi yak-laştıkça birbirleriyle yarışacak partilerinseçim vaatleri de gündeme düşmeyebaşladı.

Alman Sosyal Demokrat Partisi(SPD), parlamento seçimlerinden birgenel zafer ile çıkarak iktidara gelmesidurumunda hem çocuk parasına yenibir düzenleme getireceklerini, hemde kira artışını çeşitli düzenlemeleriuygulamaya koyarak sınırlayacaklarınıaçıkladı bile.

SPD’nin “Yeni ve adil bir çocukparası” adıyla hazırladığı model, çocukparasının ailelerin gelir durumunagöre belirlenmesini öngörüyor. Dargelirli ailelere yüksek gelirli ailelerdendaha fazla çocuk parası öngören mo-dele göre, anne ve babanın ortak ka-zancı ayda brüt 3 bin Euro’dan dahaaz olanlar 324 Euro’ya kadar çocukparası alabilecek.

SPD, bütçeye maliyeti yaklaşık 2ile 3 milyar Euro arasında hesaplananmodeli hayata geçirmek için 2002 yı-lında uygulanmaya başlanan bakım veeğitim parasının vergiden muaf tutul-masıyla ilgili düzenlemeleri kaldıraraktasarruf önlemleri almayı öngörüyor.

SPD’denseçimvaatleri

Almanya’da Vatandaşlık Yasası kapsamında 2000 yılında uygulanmayabaşlanan “Opsiyon Modeli”, ülkede yaşayan göçmen kökenli gençlerinkendi vatandaşlıkları ile Alman vatandaşlığı arasında en geç 23 yaşınakadar tercih yapmalarını öngörüyor. Ancak sürelere yeterince dikkatetmeyen gençler, ciddi sorunlarla karşılaşıyorlar.

Bu yıl boyunca yerel ve merkezihükümetler ile birlikte tüm yönetimseviyeleri ile vatandaşlar arasındakidiyaloğun güçlendirilmesi, sivil top-lum kuruluşları ve iş dünyası ilevatandaşların yakından iletişim ku-rulması için çeşitli etkinlikler dü-zenlenecek. Bu etkinliklerde temelmesaj olarak AB’nin 2020 yılı he-deflerini yakalamakta vatandaşlarınçok önemli rollerinin bulunduğuvurgulanacak. Ulusal yasalarla çi-zilmiş haklarının yanı sıra AB An-tlaşması’nda belirlenen hakları ko-nusunda bilinçlenecek olan vatan-daşların bu haklardan daha fazlayararlanması sayesinde AB projesineolan desteğin artırılması hedefle-niyor.

Bilgilendirme vebilinçlendirme

2010 yılında oluşturulan Va-tandaşlık Raporu, AB vatandaşları-nın hakları konusunda yeterli bilgiyesahip olmadığını ve bu nedenle debu haklardan yeterince yararlan-madıklarını ortaya koymuştu. Özel-

likle diğer AB ülkelerinde serbestdolaşım ve yerleşme hakkı konu-sunda AB vatandaşlarının yeterlibilgiye sahip olmadığı belirlenmişti.Bu raporun bulguları ışığında Av-rupa Parlamentosu AB Komisyo-nu’nun vatandaşları bilgilendirmeyeve bilinçlendirmeye yönelik etkin-likler düzenlemesi gerektiğini be-lirtmişti. Avrupa Parlamentosu’nungirişimi sonucunda 2013 yılı “Av-rupa Vatandaşlık Yılı” olarak ilan

edildi. Etkinliklere 2012 yılı sonun-dan itibaren başlandı.

Parlamento seçimlerinekatılım

2013’ün “Avrupa VatandaşlıkYılı” olarak değerlendirilmesi ABaçısından büyük önem taşıyor. 2013yılında gerçekleştirilecek olan Av-rupa Parlamentosu seçimleri ön-cesinde vatandaşların “Avrupa va-tandaşı olmak”tan kaynaklanan hak-

ları konusunda daha duyarlı halegelmesi sayesinde Parlamento se-çimlerine katılımın da artması he-defleniyor. Önceki dönemlerde ger-çekleşen Avrupa Parlamentosu se-çimlerine halkın katılım ve desteğidüşük oranda gerçekleşmişti. 2013yılı boyunca yapılacak çalışmalarkapsamında halk seçme hakları ko-nusunda bilgilendirilecek.

“Avrupa vatandaşlığı” kavramıMaastricht Antlaşması ile ortaya ko-nulmuştu. Özellikle ekonomide ya-şanan krizin etkilerinin devam ettiğişu günlerde AB vatandaşlarınınkrizden çıkış çabalarına desteğininharekete geçirilmesi büyük önemtaşıyor. Bu noktada “Avrupa Va-tandaşlık Yılı” etkinlikleri kapsa-mında kişilerin diğer AB ülkelerindedolaşım, yerleşme ve çalışma öz-gürlüklerinin bulunduğu konusun-da bilgilendirilmeleri amaçlanıyor.

AB Vatandaşlık Yılı etkinlikleriile ilgili kapsamlı bilgilere http://eu-ropa.eu/citizens-2013/en/home in-ternet adresinden ulaşılabiliyor. EU / TÜSİAD / Brüksel

Avrupa Birliği (AB) vatandaşlarına vatandaşlık hakları ile geniş bilgilendirme ve bilinçlendirmeyapılmak üzere kurgulanan 2013 “Avrupa Vatandaşlık Yılı” etkinliklerine başlandı.

2013 “Avrupa Vatandaşlık Yılı”etkinlikleri başladı

Vatandaşlık tercihinde2013 senesi önemli

15AVRUPA’DA TÜRKLERNr.47

Ocak/Şubat 2013istanbulpost.net

TGD 2012 yılını değerlendirdi –2013’ten beklentilerini açıkladı

2012 yılını Almanya'da Türklere ve Müslü-manlara karşı var olan önyargıların arttığı veırkçılığın toplumun ortasına doğru geldiği biryıl olarak değerlendirmek gerekir.

Almanya'da uyum konularının nasıl etnik-leştirildiği ve kültüralize edildiğinin bir kanıtıolması bakımından 2012 yılı çok dikkat çekti.Özellikle 2009 yılında başlayan Sarraz'in tar-tışmalarının 2012 yılında da yoğun olaraksürmesi, ''biz-onlar'' yaklaşımının ne kadar daderin olduğunu ortaya koydu. Artan bu de-rinlik, özellikle barış içinde yaşayan ve toplumlabir sorunu olmayan birçok insanımızı çok ya-ralamıştır. Alman kökenli aydınların ve ku-rumların yeterince seslerini çıkarmamaları daayrıca değerlendirilmelidir. Önümüzdeki yıl-larda göçmenlerin ve özelde Türklerin üzerinedaha fazla baskının geleceği beklenmelidir.

2009'da yapılan seçimlerde hükümeti oluş-turan CDU/CSU ve FDP'nin programında Al-manya Türk Toplumu’nun bazı istemlerineyer verilmesine karşın bu süre içinde sonuçalıcı yeterli bir çalışmanın yapıldığı sözlenemez.Yeni İçişleri Bakanı ile Uyum Bakanı arasındagerekli olan bir uyum görülmemektedir.

Yüksek beklentilerNSU ırkçı cinayetlerini araştırmak üzere Federal

Parlamento ve bazı eyalet parlamentolarındakurulan Araştırma Komisyonları’nın çalışmalarıçok yakın bir biçimde izlenmektedir. Buradayapılan çalışmalardan ortaya çıkan sonuçlar anındadeğerlendirilmekte ve kamuoyu ile paylaşılmaktadır.Almanya Türk Toplumu dışında başka hiçbir kurumbu çalışmaları sürekli ve düzenli olarak izlemedi-ğinden TGD üzerindeki beklentiler çok yüksektir.Bu beklentileri yerine getirebilmek amacıyla oluş-turulan birimde konular değerlendirilmekte veyapıcı öneriler yapılmaktadır.

Toplumun ortasına gelmiş olan ırkçılığa karşı21 Mart tarihinde Almanya'nın birçok kentindeTGD eyalet örgütleri tarafından gerçekleştirilen

eylemler büyük ses getirdi. Her yıl yinelenecekolan bu eylemler ile ırkçılıkla mücadele konusununsürekli gündemde tutulması amaçlanmaktadır.

2012 yılı içinde ortaya çıkan bir başka tartışmakonusu sünnetin yasaklanmasıydı. Yer yer antise-mitik ve islamofobik eğilimler de gösteren bu tar-tışmaya TGD gerekli ağırlığı koydu ve yasa öneri-sindeki bazı maddelerin Müslüman ve Yahudilerlehine formüle edilmesine katkı sağladı.

Avrupa Adalet Divanı, Ortaklık Konseyi karar-larını temel alan ve hemen hemen sürekli Almanyaaleyhine çıkan kararlarına devam etmektedir. Neyazık ki, Almanya hükümetleri bu kararları kişiselkarar olarak nitelemekte ve genel uygulamayakoymamaktadır.

2012’nin önemli konuları2009 yılında Almanya Türk Toplumu “uyum”

yerine “katılım” kavramını ortaya atarak yeni biryaklaşımın geliştirilmesi için yoğun bir çaba başlattı.Bunun ilk meyvelerini 2012'de almaya başladık.Türkiye Cumhuriyeti bakanları ve buradaki tem-silciliklerinin de “katılım” kavramını öne çıkarmasıönemli bir gelişmedir. Bu bağlamda tüm eyaletbaşbakanlarına “Almanya’da Nasıl Bir Hoş GeldinKültürü Olmalı?” adı altında önerilerde bulunul-

muştur. Bu konunun üzerine 2013 yılında da gi-dilecektir.

2012 yılında dile getirilen diğer bir konu dagöç ve uyum alanında yeni bir yasal düzenlemeninyapılmasının önerilmesiydi. 2013'ün ilk aylarındaFederal Parlamentoya bir yasa önerisi sunulacaktır.Bu girişim, bir sivil toplum örgütü tarafından ilkolarak gerçekleştirilecek “'proaktif politika”' yakla-şımını ortaya koyması bakımından önemlidir.

2012 yılında gerçekleştirilen Uyum Zirvesi bu-güne kadar yapılanlar içinde en zayıfı olarak ka-muoyunda değerlendirildi. Var olan Ulusal UyumPlanı, Ulusal Eylem Planına dönüştürülmüştür.Bu konuda Almanya Türk Toplumu çalışmalaraetkin olarak katılacak ve önerilerini sunacaktır.

2010'da yeniden başlatılan İslam Konferansı’naAlmanya Türk Toplumu bu kez örgüt olarak katıl-makta ve değişik çalışma gruplarında bulunmaktadır.İslam Din Derslerinin yanı sıra, İslam karşıtlığı veantisemitizm TGD tarafından üzerinde durulanen önemli konulardır. Seküler düşüncedeki in-sanların görüş ve yaklaşımları TGD tarafındankonferansa sunulmaktadır.

Almanyalı Türklerin içinde yaşadıkları toplumuher türlü gelişmeye karşın benimsemeleri, Almanvatandaşlığına geçmeye devam etmeleri, çocukla-

rının eğitimine her zamankinden daha fazla önemvermeleri ve onları desteklemeleri gereklidir.Bunun yanı sıra siyasal görüşlerine yakın bulduklarıpartiler içinde örgütlenmeleri, sendika ve işverenmeslek kuruluşlarına girmeleri Türkler açısındanbüyük bir önem taşımaktadır. Bizler bir yandankatılımın önündeki engellerin kaldırılmasını isterken,öte yandan kendi içimize kapanmamalıyız. HerkesinAlman kökenli komşu ve dostlarıyla daha sık gö-rüşmesi ve ilişkilerini geliştirmesi önyargıların kı-rılması bakımından önemlidir.

2013 yılından beklentiler2013 yılındaki temel uğraşı alanı “Irkçılıkla

Mücadele” ve “Katılım” konuları olacaktır. Tümçalışmalar bu başlıklar altında gerçekleştirilecek-tir.

2013 yılı, bilindiği üzere seçim yılıdır. Bu ne-denle Eylül sonunda yapılacak seçimlere Türk kö-kenli Alman vatandaşlarının yoğun katılımının sağ-lanması büyük önem arz etmektedir. AlmanyaTürk Toplumu ve üye örgütleri 2013 yılında parti-lerin seçim programlarını inceleyecek ve karşılaş-tıracaktır. Bunun yanı sıra seçim bölgelerindekimilletvekili adaylarına yönelik istek paketleri oluş-turulacaktır.

2013 yılının ilk yarısında Federal Meclis NSUCinayetleri Araştırma Komisyonu’nun raporu ya-yımlanacaktır. Bu rapor çerçevesinde AlmanyaTürk Toplumu özel bir rapor hazırlayacak ve bunuda meclise ve kamuoyuna sunacaktır.

29 Mayıs 2013'de Solingen’in 20’inci yılı anmatöreni yapılacaktır. Bu çerçevede Irkçılığa KarşıZirve’nin ikincisi Solingen’de gerçekleştirilecektir.Daha sonrasında Berlin'de yapılacak büyük birtoplantı ile Zirve sonuçlandırılacak ve kamuoyunabir memorandum sunulacaktır.

Bu duygu ve düşünceler ile 2013 yılının eşithak, daha çok katılım ve barış getirmesini umu-yor, herkese sağlık ve esenlik dolu yeni bir yıl di-liyoruz. Kenan Kolat, Almanya Türk Toplumu Genel Başkanı

Alman Sendikalar Birliği (DGB)’nin Almanotomobil firması Mercedes-Benz adına Bre-men’de düzenlenen seminerde konuşan CHPBursa milletvekili ve Türkiye-Avrupa BirliğiKarma Parlamento Türk Grubu Üyesi AykanErdemir, Almanya’da yaşayan Türklerin siyasetekatılımlarının çok önemli olduğunu vurgula-yarak, seçme ve seçilme hakkını “ortak gelecek”olarak nitelendirdi. Almanya’daki Türklerindaha fazla siyasete katılmaları gerektiğini be-lirten Erdemir, bunu kolaylaştırmak için mec-lise de büyük görev düştüğünü, oy vermeninkolaylaştırılması ve seçme seçilme hakkınınyollarının açılması gerektiğini ifade etti.

Fransa örneğiYurtdışında yaşayan vatandaşların seçme

ve seçilme haklarına ilişkin Fransa örneğinede değinen Erdemir, Fransa’nın yurtdışındayaşayan vatandaşları için belirli sayıda sandalyeayırdığını anımsatarak, bunun gerçektengüzel bir uygulama olduğunu söyledi. “BelkiTürkiye’de buna benzer bir irade yok, amayurtdışında yaşayan Türk vatandaşlarımız

için belli bir kontenjan tanınsın isterim.Onlar da birikimlerini, deneyimlerini Türki-ye’ye taşısınlar isterim” şeklinde konuşmasınısürdüren Erdemir, bu uygulamanın Türki-ye’nin önünü açacağından emin olduğunudile getirdi.

Biraz daha eşgüdümKonuşmasında çifte vatandaşlığın bir hak

olduğunu da belirten Erdemir, Türkiye’ninbu konuya olumlu yaklaştığını, sıkıntının isedaha çok Almanya ve Avusturya’dan kaynak-landığını söyledi.

Türkiye ve Almanya’nın pek çok konudaiyi bir stratejik ortaklık oluşturma potansi-yeline sahip olduklarını da vurgulayan Er-demir, bu stratejik ortaklığın anahtarının iseçifte vatandaşların, Türkiye’de yaşayan Al-manlar ile Almanya’da yaşayan Türkler ol-duğunu söyledi. Erdemir, belki de buradaTürk ve Alman hükümetlerinin biraz dahaeşgüdüm içinde, belki de ortak bir gelecekiçin ortak politikalar da geliştirmesi gerektiğinidüşündüğünü de sözlerine ekledi.

Çifte vatandaşlık konusunuAlmanya Federal Meclisi’ningündemine taşımakamacıyla “Herkese ÇifteVatandaşlık” sloganıyla imzakampanyası başlatan BerlinTürk Cemaati (TGB),hedeflerine Şubat ayınınsonuna kadar ulaşmakistediklerini duyurdu.

TGB’nin geçen senenin Mart ayındabaşlattığı imza kampanyasında bu zamanakadar 40 bin imza toplandı. KampanyanınDilekçe Komisyonu’nda görüşülmesini vedaha sonra Federal Parlamento’ya taşın-masını sağlayabilmek için TGB, kampanyakapsamında 50 bin imzayı hedef almıştı.Şubat’ın sonuna kadar kalan 10 bin imzayıda toplayarak hedeflerine ulaşmak istedik-lerini belirten TGB Başkanı Bekir Yılmaz,50 bin imza toplandığında çifte vatandaşlıktaleplerini Federal Meclis’in Dilekçe Ko-

misyonu’na sunacaklarını açıkladı. Almanya gibi modern bir toplumda

vatandaşlar arasında ayrımcılık yapılmasınındoğru olmadığını da kaydeden Yılmaz, Al-manya’da 53 ülke vatandaşının çifte va-tandaş olabildiğine, ancak bu ülkede göç-menler arasında en kalabalık toplumuoluşturan Türklere bu hakkın tanınmadığınıhatırlatarak, buna karşı mücadele ettiklerinisöyledi.

CHP milletvekilinden seçme ve seçilmehakkı için “ortak gelecek” mesajı

TGB’nin çifte vatandaşlık için imzakampanyasında hedefe az kaldı

Uçaklarda ikram edilmeye başlanan me-nüler Turkish Cultural Foundation bünye-sindeki Yemek Sanatları Merkezi (YESAM)tarafından Lufthansa için özel olarak belir-leniyor ve dünyanın en büyük havayolu ca-tering şirketlerinden biri olan LSG SkyChefs’in tesislerinde hazırlanıyor.

Lufthansa Türkiye Genel Müdürü BeaBerke, İstanbul Sultanahmet semtinde yeralan Nar Lokantası’nda düzenlenen tanıtımtoplantısında yeni başlatılan hizmet hakkındaşu açıklamayı yaptı: “Her toplum kendineözgü bir mutfak kültürüne sahiptir. Ancakbunlardan bazıları - Türk Mutfağı gibi - asır-larca üç farklı kıtada varlığını sürdürmeyibaşararak zengin bir mutfak kültürü oluş-turmayı başarmıştır. Eminim ki, yeni hizme-timizle Türk yolcularımızın kendilerini evle-rinde hissetmelerini sağlayacak, ama aynızamanda da uluslararası yolcularımıza  ül-keden ayrılırlarken bir kez daha bir Türkiyedeneyimi yaşatmış olacağız.”

Şefe özgüYeni Lufthansa hizmeti gerek mutfak şef-

leri gerekse Lufthansa için zorlu bir süreçoldu. Zira çalışmaların ana hedefini büyükmiktarlarda hazırlanacak menülerin yine deşefe özgü olma özelliğini koruması oluştu-ruyordu.

Lufthansa ve LSG Sky Chefs ortak çalışma-

sında - aynı zamanda YESAM Yemek SanatlarıMerkezi başkanı olan - Vedat Başaran, Luft-hansa’nın yeni hizmetini şu sözlerle özetledi:

“Türk Mutfağı’nın ünü çeşitliliğine da-yalıdır. Tahıl, sebze ve etle hazırlanan güveçyemekleri, zeytinyağlı sebzeler, hamur işleri,Anadolu’ ya özgü baharatların lezzetleri vezengin tatlı çeşitleri. Asya ve Anadolu top-raklarında yetişen zengin gıda ürünleri,çağlar boyunca farklı kültürlerle yaşanan et-kileşim, Selçuk ve Osmanlı saraylarında oluş-

turulan yeni lezzetler ve Baharat Yolu’nahâkimiyet Türk mutfak kültürünün gelişme-sinde belirleyici rol oynayan unsurları oluş-turur. Bu geleneği ve renkli mutfak kültürünügöklere taşımaktan ve Lufthansa gibi güçlübir küresel marka ile işbirliği yapmaktan bü-yük memnuniyet duyuyoruz.”

Nitelikli yemek deneyimiLufthansa uçaklarda sunduğu yemek ik-

ramını güçlendirmek için Almanya’daki Fra-

uenhofer Enstitüsü ile işbirliği yapıyor. Yak-laşık 10.000 metre yükseklikte uçan biruçağın kabin basıncı 3.000 metre yüksek-likteki basınca denk geldiğinden, tat almaduyusu normalden daha zayıf kalıyor. Uçaktasunulacak menüler hazırlanırken kabin için-deki düşük nem oranının ve titreşimlerinde dikkate alınması gerekiyor, zira yerdehazırlanan her menünün doğrudan uçaktaikram edilmesi mümkün olamıyor. Özelbir kabin nemlendirme ve bölgesel kurutmasistemine sahip olan Lufthansa, böylece busorunun da önüne geçiyor. Böylelikle artannem oranı sayesinde yolcular daha niteliklibir yemek deneyimi yaşama olanağı bula-biliyor.

16 EKONOMİNr.47Ocak/Şubat 2013istanbulpost.net

Hızla büyüyen kalabalık vegenç nüfusu dikkate alanAlman şirketleri, Türkiyepazarındaki doğrudanyatırımlarını güçlendiriyor.Türkiye’de üretim yapanAlman şirketleri, pazarauygun yeni ürünlergeliştiriyor.

İstanbul’un marketlerinde Henkel ürün-leri rafları süslüyor. Şampuan, saç boyasıve tabii çeşit çeşit çamaşır tozu... Henkel,ünlü Persil’inin yanında Türk piyasası içingeliştirdiği Tursil’i de pazarlıyor. Türk Hen-kel Yürütme Kurulu Başkanı Hasan Alemdarbeş yıldır satışlarının yılda yüzde on ora-nında arttığını söylüyor.

Alemdar, “Hızla gelişen, kalabalık nü-fuslu bir genç sanayi ülkesiyiz. Tüketimalışkanlığı, hayat tarzı ve modayı takipeğilimi hızla gelişen genç bir nüfusumuzvar. Bu nedenle Türkiye Henkel için çokönemli bir pazar” diye konuşuyor.

Henkel’in Türkiye’deki üç fabrikasındanbirinde sanayi tutkalları imal ediliyor. Tür-kiye gözde bir üretim yeri. Yeterli tedarikçisi

ve gelişmiş altyapısı var. Personeli çalışkanve Almanya’dakinden az ücret alıyor.

Yeni ürünler geliştiriliyorSürekli yeni ürünler geliştiriliyor. Örneğin,

modern şaplar. Fabrika Müdürü MehmetYılmaz, “Türkiye’deki iş hacmi arttığı içinHenkel üretime yüksek yatırım yaptı” diyor.

Henkel, Türk piyasası için bu ad altındaboya ve kurşun kalem de üretiyor. BirçokTürkün Almanya’daki çocukluğundan beriaşina olduğu bir marka.

Henkel Yürütme Kurulu Başkanı HasanAlemdar, “Türkiye rakiplerimiz için decazip bir pazar. Yükselen rekabet ortamındanasıl ayakta kalabileceğimizi düşünmek zo-rundayız. Aynı zamanda müşterinin değişenihtiyaçlarını da göz önünde bulundurma-lıyız” diyor.

Türkler, kişisel bakım ürünlerine dahafazla para harcıyorlar. Her on kadındanbiri saç boyası kullanıyor. Türk piyasasınınsatın alma potansiyeli kolay kolay tükene-ceğe benzemiyor. DW / Bonn

Almanya’nın dev hava yolu Lufthansa, yeni bir hizmet anlayışı ile Türkiye-Almanyahattındaki Business Class uçuşlarında sunmakta olduğu hizmeti Türk mutfağınınseçkin örnekleriyle zenginleştirmeye başladı.

Almanya ile Türkiyearasındaki paratransferi yeni birboyut kazandı

Eskiden Almanya’da yaşayan ve çalışanTürkler, Türkiye’deki ailelerine para gön-derirdi. Almanya’nın “Die Welt” gazetesindeyayınlanan bir habere göre iki ülke arasındakipara transferine yeni bir boyut geldi: ArtıkTürkiye’ye geri dönen ve bu ülkede çalışmayabaşlayan Türkler Almanya’daki akrabalarınapara göndermeye başladı.

Bir taraftan Türkiye’de refah seviyesininartması, diğer yandan giderek daha fazlaeğitimli Türkün Türkiye’ye geri dönerek buülkede çalışmaya başlamasıyla Türkiye’denAlmanya’ya gönderilen paralarda ciddi mik-tarda artışların kaydedildiğine değinen “DieWelt”, iki ülke arasında gerçekleşen paratransferinin yüzde 20’sinin Türkiye’den ya-pıldığına dikkat çekti.

Lufthansa, Türk mutfağı ile uçmaya başladı

Alman şirketlerinin Türkiye’ye ilgisi artıyor

17Nr.47Ocak/Şubat 2013istanbulpost.netVİZE MUAFİYETİ

Türk vatandaşlarının hangi şartlaraltında vizesiz seyahat edebilecekle-rinin detaylı bir şekilde izah edildiğibelgeye göre, hizmet sunan Türk va-tandaşlarına tanınan vize muafiyeti,26 Schengen ülkesinden sadece Al-manya, Hollanda ve Danimarka içingeçerlilik taşıyor.

Hizmet sunmak üzere seyahateden Türk vatandaşları, vizesiz gi-recekleri Almanya’da 2, Hollandave Danimarka’da ise 3 ay ikametedebilecekler. Ancak AB Komisyo-nu’nun üye ülkelere gönderdiğibelgede bu 3 ülkeye seyahat edenTürk vatandaşlarının vize muafiyetikoşullarını taşıyıp taşımadıklarınasınır güvenliklerinin karar vermesigerektiğine de yer veriliyor. Belgedeayrıca söz konusu 3 ülkeye hizmetsunmak için karayoluyla gidenTürk vatandaşlarının transit geçe-cekleri ülkelerden vize almalarıgerektiği ve istisnai şartlarda sınırkapılarında vize verilebileceği be-lirtiliyor.

Kimler yararlanabilecek?Komisyonun belgesine göre

Almanya, Hollanda ve Danimarkaiçin geçerli olan vize muafiyetikapsamına ticari taşıtların sürücü-leri, satılan bir mal ya da imzalananbir sözleşme nedeniyle kurulum,bakım ya da onarım yapacak şirketçalışanları, ücret karşılığında sa-natsal, bilimsel ve sportif faaliyet-lerde bulunanlar giriyor. Türk va-tandaşlarının vize muafiyetindenyararlanabilmeleri için ise bu hiz-metlerden birini yerine getirdik-lerini sınır kapılarında ispatlamalarıgerekiyor. Belgede buna ilişkinolarak Türkiye’deki ticaret odala-rından ve verilecek hizmetin Av-rupa’daki taraflarından alınacakbelgelerin faydalı olacağına da dik-kat çekiliyor.

Müjdeye henüzsevinememişken

Binlerce insanın yılbaşı eğlence-sine kafa yorduğu bir zamanda ABKomisyonu’nun aldığı bu karar bek-lenmedik olduğu kadar, şaşırtıcıydıda. Fakat konunun ayrıntıları henüznetleşmemişken haber manşetlerin-den jet hızıyla “Türklere vize muafiyetimüjdesi” olarak duyurulan bu geliş-meye sevinmek pek de nasip olmadı.Zira müjde olarak sunulan “vize mua-fiyeti” haberi, TRT Haber’de yayınla-nan “Neler Oluyor?” programına ka-tılan Avrupa Birliği Bakanı Başmü-

zakereci Egemen Bağış’ın sadece bir-iki cümlesiyle bir çırpıda gölgeleni-verdi. Konuya ilişkin görüşü sorulanBağış, “Tavsiye etmiyorum. Vize mua-fiyeti belgesi gibi bir şey icat ettiler.Vize muafiyet belgesi almak, vize al-maktan çok daha zor” şeklinde çarpıcıbir yanıt vererek, akla “vize muafiyetieziyet mi, jest mi?” sorusunu getir-mekle kalmadı, geriye bol miktardakafa karışıklığı da bıraktı.

Kararın arkasında neler var?Bu arada Türkiye Ekonomi Poli-

tikaları Araştırma Vakfı (TEPAV), “ABKomisyonu’nun Türkiye’ye SınırlıKapsamda Vizelerin kaldırılmasınaİlişkin Son Kararının Arkasında NelerVar?” başlıklı ilginç bir değerlendirmenotu yayınladı. TEPAV AB EnstitüsüDirektörü Nilgün Arısan Eralp tara-fından kaleme alınan makale, “vizemuafiyeti”nin arkasında yatan ne-denlerin ne çabucak “müjdeler olsun”

ne de bir çırpıda “at gitsin” dedirt-meyecek kadar kapsamlı olduğunugösteriyor.

Konu “Pozitif Gündem”inkapsamında

AB Bakanlar Konseyi’nin çokuzun bir süre diğer aday ve hattapotansiyel aday ülkeler için çok rahatadım attığı bir alanda, Türkiye ile vi-zelerin kaldırılması konusunda, ABKomisyonu’na yetki vermekten ka-çındığını belirten Eralp, bu yetkininTürkiye vatandaşlarının AB üye dev-letlerine girişte almak zorunda ol-dukları “vizelerin kolaylaştırılması”için verilmesine bile karşı çıktığınıbelirtiyor. Ancak geçtiğimiz Mayıs ayıortalarında bir çıkmaza girmiş bulu-nan Türkiye-AB ilişkilerindeki dur-gunluğu gidermek amacıyla kabuledilen “Pozitif Gündem”in ardındanAB Bakanlar Konseyi’nin, AB Komis-yonu’na vizelerin kaldırılması için

“yol haritası” hazırlaması için yetkiverdiğini anımsatan yazar, “vizelerinkaldırılmasına ilişkin diyalog” konu-sunun “Pozitif Gündem”in kapsa-mında olmasının da etkili olduğunaişaret ediyor.

Siyasi müdahale şüphesiEralp, “yol haritası” tamamlanmak

üzereyken AB Komisyonu’nun Türkvatandaşlarına bu kısmi vize muafi-yetini getirmesini beklenmeyen birgelişme olarak nitelerken, bu dö-nemde Komisyon’un “yol haritası”çalışmalarına siyasi müdahaleler bu-lunduğu yönündeki şüphelerin ba-sına sızmaya başladığına da işaretediyor.

Hukuka saygıAncak Eralp’a göre, vize muafiyeti

kararının arkasında AB Komisyo-nu’nun öncelikle hukuka ve özellikleAB hukukuna saygısı yer alıyor. ZiraAB Komisyonu’nun işlevlerinin ara-sında en önemli olanlarından birininde zaten “AB hukukunun uygulan-masının denetimi” olduğunu belirtenEralp, vize muafiyeti ile ilgili söz ko-nusu belgede de, AB Adalet Diva-nı’nın Türkiye vatandaşlarına uygu-lanan vizenin yasallığını sorgulayankararlarına atıfta bulunulduğuna dik-kat çekiyor.

Güven artırmakAB Komisyonu’nun, vizeler ko-

nusunda atılacak her olumlu adımınTürkiye vatandaşlarının AB’ye karşıyitirdikleri güvenin biraz olsun artı-rılmasına katkı sağlayacağının farkındaolduğunu söyleyen Eralp, bu nedenleKomisyon’un 3 AB ülkesinin, sınırlı

kapsamda da olsa, Türkiye vatan-daşlarına vizeleri kaldırması konusunabu açıdan da bakmış olabileceği gö-rüşüne de yer veriyor.

Karamsar olasılıkKomisyon’un almış olduğu bu

kararı bir başka boyuttan da irdeleyenEralp, kulağa hoş gelmese de, ilginçbir görüşe yer veriyor: “Komisyon’unhazırlıklarını tamamlamak üzere ol-duğu ve Türkiye’ye vizelerin tamamenkaldırılması amacını taşıyan “yol ha-ritası”nın hedefine ulaşması konu-sunda çok umutlu olmaması da at-makta olduğu bu sınırlı adımda et-ken olmuş olabilir.” Yazar bu görüşüdile getirirken, söz konusu “yol ha-ritası”nda yer alan koşulların oluş-turulması sürecine siyasi müdahalelerolduğuna dair duyumların gitgideyaygınlaştığını bir kez daha anımsa-tıyor. Öte yandan Türkiye’nin demuğlâk, saydam ve ölçülebilir olma-yan koşulları kabul ederek, “vizelerinkaldırılması” için uygulanması ön-koşul olan “Geri Kabul Anlaşması”nıimzalamasının pek mümkün gözük-mediğini de ekliyor. Türkiye vatan-daşlarına vizelerin tamamen kaldı-rılması kısa bir sürede gerçekleşme-yeceğine göre, Komisyon’un almışolduğu bu karar hiç olmazsa ilişkilerincanlı tutulmasına katkı sağlayabilir.

Ancak ileriye yönelik umudu tazetutmak adına da olsa, atılmaya çalı-şılan bu sınırlı adımın bile başarısızolma potansiyeli taşıdığına da dikkatçekiyor Eralp. Zira AB Komisyo-nu’nun kısmi vize muafiyeti ile ilgiönerisinin söz konusu 3 AB ülkesitarafından kabul edilip edilmeyeceğide henüz belli değil.

AB’de Türklere kısmi vizemuafiyeti: Jest mi, eziyet mi?Aralık ayının son haftasında Avrupa Birliği (AB) Komisyonu üye ülkelere bir belge göndererek, hizmet sunan Türkvatandaşlarının Almanya, Hollanda ve Danimarka’ya vizesiz girebileceklerini duyurdu ve Schengen sınırkapılarındaki görevlilere dağıtılan el kitapçıklarının bu yönde değiştirilmesini istedi.

Stuttgart Belediyesi ileİstanbul BüyükşehirBelediyesi arasındakiaraştırma ve geliştirmeçalışmalarınıgüçlendirmek amacıylaAr-Ge Merkezi kuruldu.

Ar-Ge Merkezi’nin kurulması ne-deniyle Stuttgart’a giden İstanbulBüyükşehir Belediye Başkanı KadirTopbaş meslektaşı Stuttgart BelediyeBaşkanı Wolfgang Schuster ile birliktesözleşme imzaladı. Merkezin kuruluştöreninde konuşan Topbaş, dünya-nın artık global bir köy haline gel-diğini belirterek, gelinen noktanınartık beraber adım atmayı gerektir-diğini söyledi. 

Göreve geldikleri günden bu güneyerel yöneticiler olarak halktan kopukbir yönetim anlayışı benimsemedik-lerine vurgu yapan Başkan Topbaş,dış ilişkilerde de ortak payda da bu-luşmanın dünya insanlarının çıkarınabir durum olduğunu söyledi. Topbaş

konuşmasına şöyle devam etti: “Yerelyönetimlerin refleksi daha hızlıdır. Elele vererek insanlarımızı mutluluğataşımalıyız. Yerel diplomasi ve işbirli-ğinin dünyada barışa katkısı yadsına-maz bir gerçek. Biz burada bir milatoluşturuyoruz. Gelecek nesiller bugünü hayırla yâd edecektir.”

Yeni ufuklar açacakİmza töreninde konuşan Stutt-

gart Belediye Başkanı WolfgangSchuster’de  Başkan Topbaş’ın UCLGve İstanbul Büyükşehir Belediye Baş-kanlığı’ndaki yoğun temposundanzaman ayırarak  Stuttgart’a bulun-masından dolayı memnun olduğunuifade ederek, “Sizin büyük özverinizlebir araya geldik. Bu ortaklığımız ge-lecek nesiller için temel oluştura-

caktır” şeklinde konuştu. Kurulan Ar-Ge Merkezi’nin genç-

lere ve bilim adamlarına yeni ufuklaraçacağına inancının tam olduğununaltını çizen Wolfgang Schuster şöyledevam etti:  “Sizlerle ortaklık yapmakbizim için çok önemli. Sizinde dediğinizgibi gelecek nesiller attığımız bu adım-dan övgüyle söz edeceklerdir. Bizlerbu merkezde mutlu insanlara hizmetetmenin gururunu yaşayacağız.”

Kapsamlı işbirliğiStuttgart’ta kurulan Ar-Ge Merkezi

sözleşmesine İstanbul Büyükşehir Be-lediyesi ile  Stuttgart Belediyesi’ninyanı sıra Max Planck Enstitüsü,  Fra-uenhofer Enstitüsü,  Mercedes,Bosch, Koç Üniversitesi, Boğaziçi Üni-versitesi, İntel, Tofaş, Mercedes Türkiyeimza attı. 

Ar-Ge Merkezi, Almanya ve Türki-ye’deki şehirler için hidrojen yakıtlıaraç, elektrikli araç, sürdürülebilir ula-şım, yenilenebilir enerji, akıllı kentlerve yaşam birimleri projeler üretecek.www.ibb.gov.tr

Her yıl Ocak ayındadünya medyasının gözüİsviçre’ye dönüyor.Ülkenin küçük birkasabası olan Davoskenti dünyanın her birtarafından katılan öndegelen işadamlarını,siyasetçileri vedüşünürleri ağırlıyor.İletişimin ve fikiralışverişinin bu denliyoğun olduğu birorganizasyonunİsviçre’de yapılmasıtesadüf mü?

Çıkış noktası sağlık ve spor1.560 metreyi bulan rakımı

ile Davos kenti 1860 yılından son-ra gelişmeye başladı. Daha öncekidönemlerde tatil ve seyahat kav-ramı henüz yaygınlaşmamıştı. Butarihten sonra Davos özelliklesağlık turizminde tercih edilenşehirlerin arasında yerini almayabaşladı. Tabii o dönemin sağlıkturizmiyle günümüzde yapılan te-davi amaçlı seyahatler arasındabüyük bir fark vardı. 19. Yüzyıl’ınAvrupa’sında bu tür sağlık mer-kezleri lüks sayılabilecek uğrakyerler olarak adlandırılabilir. Yal-nızca şifalı maden suları içmekveya termal havuzlarda tedavi ol-

mak değildi amaç. Aynı toplumkesiminden olan insanlar bura-larda vakit geçirmek ve kültürelfaaliyetlerde bulunmak amacıylabu şehirlerde bir araya geliyor-lardı.

1853 yılında Alexander Speng-ler ve sonrasında Willem Jan Hols-boer dağ ikliminin solunum yoluhastalıkların tedavisinde olumluetki yarattığını keşfettiler. Bu tıbbi

keşif Avrupa’nın çeşitli bölgelerindeözel tedavi tesislerinin kurulmasınayol açtı. 1865 yılında Davos’a gelenverem hastası Hugo Richter’in ora-da hızlı bir şekilde iyileşmesi buküçük kasabaya bir anda dünyaçapında ün sağladı.

Hızlı dönüşümO yıllarda gelişmekte olan ve

birçok yerde inşa edilen demiryolu,

Davos’da kurulan otellere ve lo-kantalara ulaşımı oldukça kolay-laştırdı ve böylece kent hızlı birdönüşüme girdi. 20. Yüzyılın ba-şından itibaren Davos, özellikleAvrupa’nın varlıklı kesimlerinintercih ettiği seyahat hedeflerindenbiri haline geldi. Aynı dönemdelüks yaşam sportif faaliyetlerle bir-leşmeye başlayınca şehrin sporalanlarında da gelişme başladı.

Öte yandan Sir Conan Doylegibi ünlü yazarların kentte kış ta-tillerini geçirmesi ve tecrübele-rinden eserlerinde söz etmesi deDavos’un uluslar arası bir ilgiodağı olmasına büyük ölçüde katkısağladı.

Dünya Ekonomik Forumu1971 yılında İsviçreli İktisatçı

Prof. Klaus M. Schwab tarafındanbir Dünya Ekonomik Forumu oluş-turma fikri doğdu ve Cenevre Üni-versitesi’nde görev yapan bilimadamı bunun için bir vakıf kurdu.Forum fikrinin amacı ise hem eko-nomik alanda ülkeler arası işbirli-ğini güçlendirmek, hem de yeniyönetim şekilleri geliştirmekti. Buamacı gerçekleştirebilmek için Dün-ya Ekonomik Forumu bir ortamoluşturacaktı.

Profesör Schwab bu ortamısağlamak için ünlü turizm merkeziDavos’u seçti.

Her yılın Ocak ayında Davos’dadüzenlenen Dünya Ekonomik Fo-rumu’nun yanı sıra, günümüzdebu forumu örnek alarak yerküreninbirçok ekonomi merkezinde çeşitliorganizasyonlar yapılıyor. Uygunbir altyapıyla, çok kültürlü bir or-tamda İsviçre’nin dünya sorunla-rında arabuluculuk yapma gele-neği, böylece küçük bir kasabayaküresel bir işlev kazandırdı.

18 Nr.47Ocak/Şubat 2013istanbulpost.net BÖLGELER

Stuttgart ile İstanbul BüyükşehirBelediyesi arasında Ar-Ge işbirliği başladı

Davos - Dünya EkonomikForumu‘nun ev sahibi

DOMOTEX 2013 Uluslar-arası Halı ve Yer DöşemeleriFuarı kapsamında Almanya’nınHannover şehrine ziyarettebulunan Gaziantep TicaretOdası (GTO) heyeti ile Avru-palı-Türk İşadamları Birliği(BTEU) arasında işbirliği an-

laşması imzalandı. İmzalanan protokol ile

GTO ve BTEU, Gaziantep veHannover/Almanya arasındakiher türlü ekonomik, ticari vekültürel alanlardaki işbirliğininarttırılması ve desteklenmesikararlaştırıldı.

Avrupalı-Türk İşadamları Birliği ileGaziantep Ticaret Odası birlikte çalışacaklar

Kitaba göre Başbakan Recep Tayyip Er-doğan’ın bile son Almanya ziyareti sırasındaTürk gençlerinden okuyup anlamalarını is-tediği ünlü Alman edebiyatçı Johann Wolfgangvon Goethe’nin soyu Türk çıkıyor. ÖtekiAdam Yayınları’ndan çıkan ve Ocak 2013’ünilk haftasında satışa sunulan kitapta, Goet-he’nin soyunun Türklere uzanmasının hikâ-yesi özetle şöyle anlatılıyor:

Goethe’nin atalarıFilistin’de Hıristiyan ordularının son da-

yanak noktası Akka Kalesi 1291 yılında Müs-lümanlar tarafından fethedilince, Haçlı şö-valyeleri de geri çekilmek mecburiyetindekalıyor. Bunun üzerine Alman şövalyeleri deülkelerine geri dönüyor. Bu şövalyelerdenGraf von Lechmotir, nam-ı diğer Graf vonWürttemberg Suriye’deyken yaptığı çarpış-malarda Mehmet Sadık Selim adlı bir Selçuklusubayını esir alarak yanında Baden Würt-

temberg’e götürüyor. Cerrah, hekim, mimar, kendi lisanının

yanında Latince ve Arapça da bilen Selim’ekısa zamanda Baden Württemberg bölgesin-deki en büyük kont tarafından albaylık rütbesiveriliyor. Devlet yönetiminde ciddi başarılargösteren Selim’e Türk kökenli olması dolayısıile “Selim Sultan” diye hitap ediliyor.

Selim Sultan sülalesi Almanya’da üç oğluvasıtasıyla üç kola ayrılmış. Diğer kiliselerdenayrı bir yapı sitiline benzeyen BrackenheimKilisesi’nin bahçesindeki küçük türbeniniçinde Latince Türk Soylu Sultanların kabrininolduğu yazıyor. Kilise kayıtları ve mezar taş-larındaki bilgilerde Goethe ve Selçuklu subayıailesinin akrabalığı bütün yönleri ile gözlerönüne seriliyor.

Goethe’nin soyu, Almanya’daki Selçukluailesinden Philip Sultan’a kadar ulaşıyor. Şe-cerede daha aşağıları inildiğinde karşımızaşu isimler çıkıyor: Johann Sultan ve babası

Heinrich Sultan. Her ikisi de Hessen Bölge-si’ndeki Franckenberg Bölgesi’nde yaşamış.Johann Sultan 1490 ila 1507 yılları arasındaSulh Mahkemesi’nde fahri aza, belediye reisi,mimar olarak görev yapmış. Johann Sultan,bir kilise ve belediye binası inşa ederken,babası Heinrich Sultan da Alman kuruşuPfennig’in mucidi olarak biliniyor. Goethe’ninsoyu da Johann Sultan’ın kızı Anna Sultantarafından geliyor.

Goethe’nin akrabalarıAlmanya’da bugün bile nüfuzunu koruyan

ünlü Soldan Ailesi ise, Goethe’nin günü-müzdeki akrabaları. Rönesans ve reform yıl-larında Protestan mezhebinin de Baden Würt-temberg bölgesindeki en soylu ailelerindenolan Soldanlar’ın zaman içinde önemli devlethizmetleri dolayısı ile topluma önderlik yap-tıkları da günümüze ulaşan tarihi belgelerarasında yer alıyor. Goethe’nin soyunu teşkil

eden ve Almanya’nın çeşitli yerlerine dağılmış‘Soldan’ adlı mensupları Almanya’da Türkasıllı olmaları ile tanınıyor. Soldan kelimesininkökü ise Sultan kelimesine dayanıyor.”

Birçok iddiadan biri mi?Goethe’nin inancına dair bugüne kadar

birçok tartışma yapıldı, çok sayıda iddiaortaya atıldı. Ancak bu iddia ve tartışmalardanherhangi bir sonuç çıkmadı. Arif Arslan’ın“İslam / Goethe” isimli kitabı, Alman şairindini ve etnik kökenleriyle ilgili iddialara ba-kalım son noktayı koyabilecek mi?

Ünlü Alman şair ve düşünür Johann Wolfgang von Goethe ile ilgili araştırmaların pekçoğunda sorulan “Goethe Türk müydü?” sorusuna yeni bir cevap daha eklendi. Dr. ArifArslan, “İslam / Goethe” isimli kitabında Goethe’nin soyunun Haçlı seferleri sırasında esiralınarak Almanya’ya götürülen bir Selçuklu subayına dayandığını kaleme aldı.

Nihayet Goethe de Türk çıktı

19Nr.47Ocak/Şubat 2013istanbulpost.netKÜLTÜR

Organizatör-ler önemli bir işbaşardı ve iki mil-yon yıllık küreselkültür tarihindenörnekleri aynı ser-gide bir araya ge-tirdi. Bu, internetintamamını tek birTweet’e sığdırmayaçalışmak gibi bir şey-di. Ama işe yaradı.British Museum’un“Dünya Kültür Hazineleri” şu günlerde BonnSanat Müzesi’nde sergileniyor.

Seçmek zor olduKuratör Elisenda Llonch sergi için 7 milyon

eser arasından 250 tanesini seçmeyi başardı.Objeler Afrika, Orta Doğu, Asya, Amerika veOkyanusya gibi büyük coğrafi bölgelerde kül-türlerin nasıl geliştiğini gösteriyor.

Çeşitli kültürlerden örneklerHer kültürü temsilen belli başlı objeler se-

çilmiş. “Afrika” bölümü iki milyon yıllık birbaltayla başlıyor. 20. yüzyıldan kalma Mozam-bik’ten bir maske ile sona eriyor.

Objeler sayesinde binlerce yıllık kültür ta-rihine hızlı bir gezi yapılıyor ve sergilenen herobjenin bir hikâyesi var.

British Museum, dünyanın ilk ulusal müzesi.Dünyanın tanınması ve eğitime destek amacıyla1753’te kurulan müze, şimdiye kadar dünyanındört bir yanından ilk insandan günümüzekültür objelerini bünyesinde topladı.

Sergi Nisan 2013’e kadar Bonn’daki SanatMüzesi’nde görülebilecek. Ardından sürekliikametine, Londra’daki British Museum’a dö-necek. DW / Bonn

Rapunzel, Külkedisi, Pamuk Prenses veYedi Cüceler, Bremen Mızıkacıları ve dahaniceleri… Hemen hemen hepimizin çocuk-luğumuzda okuduğumuz ve kendimizi sihirlidünyalarına kaptırdığımız birbirinden güzelmasallar. Prensesleri, sihirli ormanları, iyikalpli cüceleri ve gaddar üvey anneleri biraraya getiren ilk Grimm Masalları kitabıbundan 200 yıl evvel, 20 Aralık 1812’de ya-yınlanmıştı.

Grimm Kardeş’lerin 86 öyküden oluşanilk masal kitabı “Çocuk ve Yuva Masalları”nın(Kinder und Hausmärchen) yayınlanmasının200. yıldönümünde kardeşlerin doğduğuyere yakın olan Almanya’nın Kassel şehribugünlerde muhteşem bir festivale ev sa-hipliği yapıyor. Eylül ayına kadar sürecekolan GRIMM 2013 festivalinin programısaymakla bitmeyecek kadar dolu dolu. Ti-yatro gösterilerinden, sergilere, söyleşilerden,edebiyat çalıştaylarına ve hatta kültür geziturlarına kadar uzanan zengin yelpazesiylefestival Grimm Masalları’na ilgi duyanher kim varsa bir araya getirecek. Fes-tival organizatörlerinden Maren Matt-hes, GRIMM 2013 kapsamında100 bini aşkın ziyaretçinin GrimmKardeşler ve eserleri ile buluşa-cağından söz ediyor.

Masalların tılsımıAlt tarafı birkaç masal

koskoca bir ulusun hayalgücünü şekillendirebilirmi? Buna henüz dört-dörtlük

bir yanıt gelmiş değil ama masallar, 2. DünyaSavaşı’ndan sonra “Grimmlerin dünyasındaNazizm’in kökenlerine rastladıkları” gerek-çesiyle Almanya’da müttefik komutanlar ta-rafından sakıncalı görülerek okullarda ya-

saklanmıştı. İlk baskının 200’üncü yılıvesilesiyle bugünlerde tekrar alevlenentartışmalar gösteriyor ki, Grimm Ma-

salları’nın kökenlerine ve bu masallarınAlman kimliği ve kültürü üzerindeki et-kilerine pek çok yazar ve araştırmacı

hâlâ ciddi çapta ilgi duyuyor.Örneğin, kısa süre önceAlmanya’nın “Der Spie-

gel” dergisinde ya-yınlanan bir maka-

lede Matthias Matus-sak, Grimm Kardeş’lerin 17.

yüzyıla damgasını vuran “30 Yıl Savaşları’nınetkisinin altında ve Napolen’un barışa karşıbir tehdit olarak görüldüğü bir dönemdemasallarını yazarak, Almanların umutlarınıve korkularını yansıttıklarını dile getiriyor.Grimm Masalları’na ilginin Nazi dönemindeyeniden artışa geçmesini ise Almanların tek-rar hayallerine sarılıp uluslarını yüceltmeyeçalışmalarıyla açıklıyor yazar. Aradan geçenzamanda Almanların hayalsiz yaşadıklarınıve böyle de kalmasını tercih ettiklerini be-lirten Matussak, Grimm öykülerinin Alman-ya’nın kültürel kimliğindeki yerinin yenidentartışılması için hatta çağrıda bile bulunuyor.

Varsın tartışılsın; yeter ki hiçbir çocukmasaldan ve onun tılsımından yoksun birdünyada erişkinliğe adım atmak zorundakalmasın.

GRIMM 2013 – İlk baskının 200.yıldönümünde Kassel’de görkemli“Grimm Masalları Festivali”

Bonn, dünya kültürhazinelerini ağırlıyor

20Nr.47Ocak/Şubat 2013istanbulpost.net

‘‘Daha fazlasını bilmek isteyen herkes için’’

AB Dönem Başkanlığıİrlanda’da1 Ocak 2013itibarıyla AB DönemBaşkanlığı İrlandatarafından üstlenildi.

İrlanda Dönem Başkanlığımali istikrar, istihdam ve büyümekonularını öncelikli olarak elealacak ve faaliyetlerini bu konu-ları odağa alarak gerçekleştirecek.

2013 yılı İrlanda’nın AB’yeüyeliğinin 40. yılına rastlıyor ol-ması açısından da önem taşıyor.İrlanda daha önce altı kez ABDönem Başkanlığı’nı üstlenmişti.

Dönem Başkanlığı progra-mında Avrupa’nın ekonomik kriz-den çıkışının tek başına mümkünolmadığını vurgulayan İrlanda,bunun ancak komşuları ile yakınişbirliği içinde gerçekleşebilece-ğini, bu noktada AB GenişlemePolitikası’nın önemli bir rol oy-nadığını belirtiyor. İrlanda’nınAB’nin genişleme gündemi kap-samındaki çalışmalarını sürdü-receği açıklanırken, komşu ül-kelerle ilişkilerde Güvenlik veDış Politika Yüksek Temsilcisiile eşgüdüm halinde olacaklarıvurgulanıyor. EU / TÜSİAD / Brüksel

AB, siber suçlara karşıharekete geçti

Merkezi Lahey’de bulunan Av-rupa Polis Teşkilatı EUROPOLbünyesinde kurulan Siber SuçlarlaMücadele Merkezi’nde 55 uzmançalışacak.

Kredi kartı dolandırıcılığınadikkat çeken uzmanlar, “AvrupaBirliği kartlı ödeme işlemleri içinbüyük pazar konumunda. Orga-nize suç gruplarının kredi kartlarıüzerinden yılda en az bir buçukmilyar Euro elde ettiği tahminediliyor” şeklinde açıklama yaptı-lar.

Siber Suçlarla Mücadele Mer-kezi’nin görevleri arasında AvrupaBirliği’ne ait kurumlara düzenle-nen sanal saldırılar ve çocuk por-nografisi ile mücadele de bulu-nuyor.

Siber Suçlarla Mücadele Mer-kezi Başkanı Troels Oerting bilgipaylaşımının önemine dikkat çekti:“Yapılan saldırılar konusunda üyeülkelere bilgi verebileceğiz, suç

işlenmesi halinde destek sağlaya-cağız, üye ülkelerin duyarlı veetkili olmasına yardımcı olacağız.”

11 Ocak’ta faaliyete geçen yenigüvenlik kurumunun bütçesi ilkaşamada yıllık 3 milyon 600 bin

Euro olacak. Güvenlik merkezininçalışmaları sayesinde internetingüvenli bir ortam haline getirilmesive Avrupa ekonomisinin yenidencanlandırılması hedefleniyor. ABHaber/Brüksel

Çin’in Avrupa’ya ihracatı azaldıÇin'in Avrupa ülkelerine yapılanelektronik alet ve oyuncak ihracatıazaldı. Bunu ithal ürünlerinAvrupa'nın dört bir yanına dağıtıldığıHamburg Limanı'nda gözlemlemekmümkün.

Avrupa'nın önde gelen limanlarından Hamburg'da yüktrafiğinin büyük kısmını Çin malları yönlendiriyor. Limanaboşaltılan mallar, Avrupa'nın her köşesine dağıtılıyor.

Schenker Lojistik yetkilisi Antje Lührs, "Çin buradakiişin başlıca ayağı elbette. Bizim için Asya pazarının tamamıönemli, ancak Çin en büyüğü ve bu nedenle de bizim

için en önemli ayağını oluşturuyor " diyor.Yük taşımacılığındaki büyüme iki haneli rakamlara

ulaştı. Limandaki her üç konteynerden biri ya Çin'dengeliyor ya da Çin'e gidiyor. Liman yıllardır kapasitesınırında çalışıyor. Ancak 2012'de Çin'den yapılan ithalatyüzde 11 dolayında geriledi. 

Gerilemenin nedenleriEurogate Container Terminal şirketinden Gunther

Bonz, gerilemeye şu sözlerle açıklık getiriyor: “Birincineden, Çin'in artık satın alma gücü yüksek bir iç pazarhaline gelmiş olması. Çin şirketleri artık iç pazara daüretiyor ve sadece ihracat yapmıyor. İkincisi; Avrupa'da

konjonktürel bir gerileme ya da diğer adıyla Euro krizisöz konusu. Bu da paranın az olduğu yerde tüketimingerilediği anlamına gelir. Bu iki faktör, Çin'den yapılan it-halatın gidişatını belirledi.”

Bu da Hamburg Limanı için durgunluk anlamına ge-liyor. Eurogate şirketi, aralarında Rusya’nın da bulunduğubaşka ülkelerle bağlantılar kurmaya çalışıyor. GuntherBonz, “Almanya ile ABD arasındaki ticari ilişkiler de sonyıllarda arttı. Fakat ticari ilişkiler uzun soluklu koşullarabağlı. Limanda bir şalter bile kapatılamaz. Uzun vadelinakliyat ilişkileri var, bu nedenle de uzun vadeli planlaryapılmalı. Gün gelecek Çin ile ticari ilişkiler de yenidencanlanacak” diyor. DW / Bonn

DW Türkçe özel AB sayfası hazırladı

DW Türkçe tarafından hazır-lanan sayfa ile AB’nin hem işleyişive kurumları hem de içinde bu-lunduğu zorluklar mercek altınaalınıyor.

AB’de yaşanan sorunların vezorlukların perde arkasını dahaiyi anlatabilmek için hazırlanan“Adım Adım Avrupa” isimli özelsayfada AB’nin işleyişi, kurumları

ve AB politikalarına yön veren ge-lişmeler mercek altına alınıyor.Lizbon Antlaşması ile yeniden ya-pılanan AB’de değişen dengeler,karar alma sürecindeki değişik-likler ve Avrupa hukukunun nasılişlediğine dair sorular da bu say-fada yanıt buluyor.

Türkiye’nin AB ile devam edenmüzakere süreci, AB’nin genişleme

ve mülteci politikası ve AB’yi sarsanEuro krizi gibi konuları kapsayanözel dosyaları da “Adım Adım Av-rupa” sayfasında bulmak mümkün.

DW Türkçe'nin “Adım AdımAvrupa” sayfasınawww.dw.de/g%C3%BCndem/adim-adim-avrupa/s-32178 internet ad-resinden ulaşılıyor. DW / IP

Deutsche Welle (DW) Türkçe servisi, Avrupa Birliği’ni (AB) dahayakından tanımak ve anlamak isteyenler için “Adım Adım Avrupa”isimli özel AB sayfası yayınlamaya başladı.

Avrupa Birliği (AB) Siber Suçlarla Mücadele Merkezi, 11 Ocak’tanitibaren faaliyetlerine başladı. Merkezin kuruluş amacı ise hayatımızıngiderek her alanına giren internetteki yasadışı faaliyetleri önlemek.Zira AB’nin tahminlerine göre her gün yaklaşık 1 milyon kişi internettedolandırılıyor.

21ENERGIENr.47

Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Investition in saubere Energie:Borusan EnBW Enerji

Mit einer anhaltenden Wachs-tumsgraphik beim Stromverbrauchhat die Türkei die vergangenenJahre hindurch das Interesse inter-nationaler Energieunternehmen aufsich gezogen. Das Interesse wurdegestützt durch die Bemühungender türkischen Regierung in Zusam-menarbeit mit internationalen Or-ganisationen wie der Weltbank einenprivatwirtschaftlich organisiertenEnergiemarkt zu entwickeln, in demder größte Teil der Produktiondurch Privatunternehmen erfolgtund die Energieverteilung privatisiertwird. Zwar haben mehr oder weni-ger alle größeren türkischen Wirt-schaftsgruppen Energieinvestitionenin ihre strategischen Planungen auf-genommen, gleichwohl ist die Part-nerschaft mit internationalen Un-ternehmen angesichts des hohenerforderlichen Investitionsvolumensein wichtiger Vorteil.

Eines dieser Joint Venture istBorusan EnBW Enerji, das sich miteinem Wasser- und einem Wind-kraftwerk auf Erneuerbare Energiekonzentriert. Das Unternehmen hatsich hohe Wachstumsziele gesetztund will in den kommenden Jahrenzahlreiche weitere Kraftwerke inBetrieb nehmen. Wir sprachen mitdem Geschäftsführer von BorusanEnBW Enerji Mehmet Acarla.

Wie ist es zu derZusammenarbeit von Borusanmit EnBW gekommen?

Die türkische Wirtschaft hat inden vergangenen Jahren ein hohesWirtschaftswachstum gezeigt. Vonden Krisenjahren 2001 und 2008einmal abgesehen, hatten wir Wachs-tumsraten um durchschnittlich überfünf Prozent. Dabei liegt der Anstiegdes Stromverbrauchs in der Regelum zwei Prozentpunkte über demWachstum des Bruttoinlandpro-dukts. Und wir gehen davon aus,dass dies anhalten wird.

Hintergrund ist zum einen diesteigende Industrieproduktion, diemit einem erhöhten Strombedarfverbunden ist. Doch auch die privateNachfrage nach Strom steigt. Nochvor wenigen Jahren galten Klima-geräte als Luxus, doch heute sindsie insbesondere im Süden in denmeisten Haushalten verbreitet. Dasgleiche gilt auch für andere Haus-haltsgeräte.

Natürlich gibt es auch hohe Po-tenziale bei der Energieeffizienz.Bei Gebäuden wird davon ausge-gangen, dass rund 30 Prozent desEnergiebedarfs eingespart werdenkönnen, ohne dass dadurch die Le-bensqualität verringert wird. Dochdies ist ein Prozess, der Zeit bean-

spruchen wird. Maßnahmen im öf-fentlichen Dienst wurden eingeleitetund auch im gewerblichen Bereichgibt es zahlreiche Projekte. Aber wirgehen davon aus, dass dies nichtsam wachsenden Bedarf an Stromändern wird.

Zugleich verfolgt die türkischeRegierung das Ziel eines privatwirt-schaftlich organisierten Energiesek-tors. Produktion und Verteilung vonStrom sollen privatwirtschaftlich er-folgen. Diese Zielvorgabe wurdevon zahlreichen türkischen Wirt-schaftsgruppen aufgegriffen, die sichstark engagieren. Der Vorteil einerPartnerschaft mit einem internatio-nalen Unternehmen liegt zum einenbeim Know How Transfer und zumanderen beim eingebrachten Kapital.Umgekehrt gehe ich davon aus, dassein ausländisches Unternehmen al-lein in der Türkei nur schwer Fußfassen kann, weil ihm die Markt-kenntnisse fehlen, die nötig sind,Probleme zu lösen und Herange-hensweisen sowie Entscheidungs-prozesse in der Türkei mit einemtürkischen Partner leichter zu ver-stehen sind.

Die Borusan Unternehmens-gruppe gründete 2007 mit einemweiteren Partner ihr Energieunter-nehmen. EnBW wiederum verfolgtebereits seit längerer Zeit die Ent-wicklungen auf dem türkischenEnergiemarkt. Eine Verbindung lagnicht zuletzt aufgrund der Ausrich-tung von Borusan Enerji auf Erneu-erbare Energien nahe.

Warum konzentriert sichBorusan EnBW Enerji aufErneuerbare Energie?

Es liegt zum Teil in der Philo-sophie unseres Firmengründers

Asım Koyabıyık begründet. Boru-san gehört zu den türkischen Un-ternehmensgruppen, die stets mitsozialem und kulturellem Enga-gement hervorgetreten sind. Zuden Zielen der Gruppen gehörtauch nachhaltiges Wachstum. Dieslässt sich im Energiebereich amehesten mit Erneuerbarer Energieund sauberen Technologien ge-währleisten.

Auf der anderen Seite hat auchder Regierungswechsel in BadenWürttemberg dazu beigetragen,die Konzentration auf ErneuerbareEnergien bei unserem Joint VenturePartner EnBW weiter zu verstärken.Hinzu kommt, dass die Türkei beider Nutzung Erneuerbarer Ener-gien noch hohe Potenziale hat.

Zu unseren Unternehmenszie-len gehört, dass wir bis 2020 eineKraftwerksleistung von 2.000 MWerreichen wollen. Auch wenn diesesZiel nicht ganz einfach zu erreichenist, wollen wir diese Kapazität mitsauberer Energie erreichen. Unseremittelfristigen Investitionspläne se-hen darum einen Vorrang fürWind- und Wasserkraft vor. Beider Sonnenenergie planen wir einPilotprojekt im Segment der li-zenzfreien Produktion. Wir werden

uns in Zukunft vielleicht auch fürGaskraftwerke interessieren, aberdies ist zurzeit nachrangig.

Abgesehen von derNutzung der Wasserkraft warder Ausbau ErneuerbarerEnergie in der Türkei nichtgerade einfach und es wurdeviel über die Bürokratiegeklagt.

Nach der Vergabe der Lizenzenfür Windkraftwerke hat es tatsäch-lich lange gedauert, bis die Ge-nehmigungsverfahren abgeschlos-sen werden konnten. Doch diesist nun überwunden und es werdennun in schneller Folge neue Wind-kraftwerke ans Netz gehen.

Natürlich wirft dies auch Pro-bleme für die Leitungsnetze auf.Sie sind auf Kraftwerke mit gleichbleibender Einspeisung ausgelegt,während Wind- und Sonnenener-gie je nach WitterungsverhältnissenLeistung erzeugen. Hier werdenFormen der Zusammenarbeit zwi-schen dem staatlichen Leitungs-netzbetreiber und den Stromer-zeugern gefunden, mit denen Pro-bleme wie beispielsweise unzu-reichende Trafoleistung überwun-den werden.

Gerade im Bereich derWasserkraft hat sich in denvergangenen Jahren vielWiderstand in derBevölkerung geregt. Wie gehtIhr Unternehmen damit um?

Man sollte sich nichts vorma-chen und es auch offen ausspre-chen: die Errichtung eines Kraft-werks in ländlichen Gebieten istimmer eine Beeinträchtigung fürdie Bevölkerung. Am deutlichstenspürbar ist dies natürlich bei derWasserkraft. Der Bau des Stau-damms ist eine Belastung für dieAnwohner und auch der Betriebbringt Veränderungen – hinzukommt die große Fläche, die dieseAnlagen beanspruchen. Aber auchbei den Windkraftanlagen brauchtman einen Platz, an dem der Mastmontiert wird und auch wenn bis-her in der Türkei noch wenig da-rüber diskutiert wird, treten Fragenwie Schatten und Geräusche auf.

Bei unserem Wasserkraftwerkin Erzurum haben wir einiges Lehr-geld bezahlt. Aber ich glaube, dasswir die nötigen Schlussfolgerungengezogen haben. Zunächst kommtes darauf an, eine sorgfältige Vor-untersuchung zu machen und dieBevölkerung frühzeitig einzube-ziehen. Bei der Voruntersuchungmuss darauf geachtet, welche In-teressen berührt werden. Es mussklar sein, dass Naturschutzgebieteund archäologische Stätten nichtbeeinträchtigt werden. Es mussberücksichtigt werden, ob land-wirtschaftliche Flächen beeinträch-tigt werden und welche Auswir-kungen dies auf die Lebensbedin-gungen der ansässigen Bevölke-rung hat. Dann muss frühzeitigder Dialog mit den Menschen auf-genommen und nach Möglichkei-ten gesucht werden, die Folgenmöglichst gering zu halten. Dabeisind Offenheit und Ehrlichkeit einewesentliche Voraussetzung. Undman muss auch daran denken, fürdie Beeinträchtigungen eine an-gemessene Kompensation zu fin-den. Wir legen darum bei unserenInvestitionsprojekten internatio-nale Standards an, die über dieAnforderungen der Umweltver-träglichkeitsprüfung in der Türkeihinausgehen.

Bei unserem Wasserkraftwerkim Landkreis İspir in Erzurum istes uns inzwischen gelungen, eineKoexistenz zwischen der ansässigenBevölkerung und dem Kraftwerkaufzubauen. Wir gehen davon aus,dass neue Wasserkraftprojekte mitden gewonnenen Erfahrungen mitweniger Problemen durchgeführtwerden können.

22 ENERGIENr.47Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Jedes Jahr im Januar wird inder Türkei die Energieeffizienzwo-che durchgeführt, mit der die Öf-fentlichkeit auf Möglichkeiten zursinnvollerer Verwendung von Ener-gie hingewiesen werden sollen.Nachhaltigkeit als eine zentrale Ma-nagementaufgabe hat sich in denvergangenen Jahren insbesondereauch bei den großen Industrie-und Handelsgruppen der Türkeidurchgesetzt. Das zur EczacıbaşıGruppe gehörende Kanyon ist eingutes Beispiel, wie solche Prozesseorganisiert und entwickelt werdenkönnen und welchen wirtschaftli-chen Nutzen sie für das Unterneh-men und für das Gemeinwohl leis-ten können.

Mit dem „grünes Kanyon“ Teamerhielt das Kanyon das „Green Of-fice“ Zertifikat des WWF und wurdezugleich in der Kategorie „Einkaufs-zentrum“ und „Bürogebäude“ Tür-kei weit die erste und weltweit die16. Einrichtung die das BREEAMIn-Use Certificate of Excellence fürGebäudemanagement erhielt. Überdie „grünen Maßnahmen“ im Ka-nyon berichten die Mitglieder desProjektteams Betriebsdirektor Tun-cer Kınıklı und die Fachkraft fürHuman Ressourcen Nesli Çelik.

Was ist Ihr Hauptziel alsProjektteam „begrüntesKanyon“?

Tuncer Kınıklı: Egal ob bei derArbeit oder zu Hause ist nachhaltigeEntwicklung ein Lebensstil. Wir wol-len diese Herangehensweise in allenLebensbereichen verbreiten. Wirmöchten sie von der Arbeit nachHause übertragen und dass auchschon die Kinder diesen Lebensstilerlernen.

Wie wurde das Team„begrüntes Kanyon“ gegründet?

Nesli Çelik: Alles begann miteinem Inocino Vorschlag. Im Mai

2011 habe ich einen Projektvor-schlag gemacht, um das Bewusst-sein der Kollegen für Nachhaltigkeitzu steigern und ihre Unterstützungund Beteiligung an den Maßnah-men zu steigern. Als das Projektangenommen wurde, haben wirmit sieben Kollegen aus unter-schiedlichen Arbeitsfeldern die Pro-jektgruppe „begrüntes Kanyon“ ge-gründet. Als wir sahen, dass dasGreen Office Projekt auf der Web-seite des World Wildlife Fund(WWF) mit unseren Zielen über-einstimmte, haben wir uns bewor-ben. Wir entschlossen uns für die

drei Arbeitsgebiete Sensibilisierungder Mitarbeiter, Stromverbrauchund Papierverbrauch.

Wie haben sie dasAusgangsniveau derSensibilität der Kollegenermittelt?

Nesli Çelik: Der WWF verfügtüber einen Fragebogen zur Sensi-bilität der Beschäftigten. Um dasAusgangsniveau zu ermitteln, habenwir eine Umfrage über das Internetdurchgeführt. Auf diese Weise ha-ben wir einen Sensibilitätspunkterhalten. Bei den Weiterbildungenund den einzusetzenden Verfahrenhaben wir Unterstützung durchden WWF erhalten.

Die von Ihnen als„begrüntes Kanyon“ Teamverwirklichten Maßnahmenhaben dem Kanyon aucheinige Zertifikate eingebracht.Könnten Sie uns bitte dazuinformieren?

Tuncer Kınıklı: Im vergangenenJahr gelangten wir beim EuropeanBusiness Awards in der Kategorie„Environmental Awareness“ ins Fi-nale für Europa und lagen unterden ersten zehn. In diesem Jahrwiederum haben wir vom WWFdas Zertifikat „Green Office“ erhal-

ten und danach das internationalsehr angesehene BREEAM Zertifikat.Weltweit gibt es im Hinblick aufnachhaltige Entwicklung bezogenauf Gebäude zwei Zertifikatsysteme.Das eine ist das in den USA entwi-ckelte und verbreitete LEED unddas andere das in Europa entwi-ckelte BREEAM. In der Türkei wer-den beide Systeme verwendet. DerAusgangspunkt von BREEAM istnachhaltige Entwicklung. Es beruhtdarauf, die Umweltpolitik kontinu-ierlich zu entwickeln und an dielokalen Bedingungen anzupassen.Auf der Grundlage der BREEAMIn-Use Kriterien wurden das Kanyonund das Kanyon Bürogebäude ge-trennt im Hinblick auf Material,Energie, Wasser, Gesundheit undKomfort, Geländenutzung und Öko-logie, Abfallmanagement sowie Ver-kehr analysiert und dafür das Cer-tificate of Excellence für Gebäude-management verliehen. Von denweltweit insgesamt 192 BREEAMIn-Use Zertifikaten wurden bis dahinbeim Gebäudemanagement nur 15auf dem Niveau „Excellence“ ver-geben. Wenn man dies bedenkt,ist es wirklich ein Meilenstein beiden Maßnahmen für nachhaltigeEntwicklung.

Internationaler Erfolg der „grünen“Maßnahmen des Kanyons

12 Prozent* Einsparung beimEnergieverbrauch: Beim Stromver-brauch wurde das gesetzte Ziel von7 Prozent mit einer Einsparung von12 Prozent überboten.

28 Prozent Einsparung beimPapierverbrauch: Statt der geplan-ten 21 Prozent Einsparung wurden28 Prozent erreicht.

12 Prozent Anstieg beim Be-wusstsein: Als Ergebnis der im Rah-men des Projekts durchgeführtenSensibilisierungsmaßnahmen stiegdie Bewusstheit von 77 auf 86 Pro-zent.

Weltweit 16. und in der Türkeierstes BREEM In-Use Certificateof Excellence im Gebäudemana-gement: Das Kanyon und das Ka-nyon Bürogebäude sind weltweitdie 16. und in der Türkei die ersteEinrichtung in der Kategorie Büro-gebäude und Einkaufszentrum mitdiesem Zertifikat.

* Vergleich der Verbrauchs-daten der ersten fünf Monate2012 mit dem Vorjahreszeitraum.

Grüne SchritteBildungsprogramme wurden

durchgeführt.

Die Managementassistenten er-hielten eine Liste mit zu bevorzu-genden „grünen Hotels“

Plastikprodukte sind aus denBüros verschwunden, Abfallbehälteraufgestellt worden und mit Batteriebetriebene Geräte wurden durchAkkus ersetzt.

Gemeinsame Nutzung von Bü-chern und Zeitschriften wurde er-möglicht.

Der Versandt von Blumen wurdeeingestellt.

Im Namen von neu eingestelltenMitarbeitern wurde damit begonnen,im Rahmen des WWF Patenschafts-programms die Patenschaft für eineMeeresschildkröte zu übernehmen.Das Kanyon bietet den neuen Mit-arbeitern ein schönes Geschenkpa-ket, das die Patenschaftsurkunde fürdie Meeresschildkröte, eine Plüsch-schildkröte sowie eine Dokumenta-tion der WWF Aktivitäten zum Schutzder Meeresschildkröten an den Strän-den von Akyatan durchführt ent-hält.

Um den Verbrauch von Plastik-tüten zu verringern, wurden Stoff-taschen mit Kanyon Logo verteilt.

Es wurde damit begonnen, nicht

verbrauchtes Essen täglich Tierhei-men zuzustellen.

An die Mitarbeiter wurden Ha-gebutten, Lavendel, Lorbeer undRosmarin verteilt, die sie in ihremGarten zu Hause ziehen können.

Für Vögel, die vor der Errichtungdes Kanyons dort gelebt haben, wur-den im Innern des Gebäudes Nesteaufgehängt.

Das ganze Berichtswesen undSchriftwechsel ist auf Computerübertragen worden. Kopfbögen undVisitenkarten werden auf Recycling-papier gedruckt. Einzelplatzdruckerwurden eingezogen und stattdessenDrucker angeschafft, die doppelseitigdrucken können.

Für die Stromeinsparung wurdeein entwickeltes Automatisierungs-system installiert.

Bei allen Bürogeräten wurdeder Energiesparmodus aktiviert.

An die Mitarbeiter wurden Hin-weise zur Energie- und Papierver-wendung verteilt.

Um die Nachhaltigkeit dieserMaßnahmen zu gewährleisten wer-den die erforderlichen Untersuchun-gen in Zusammenarbeit mit Univer-sitäten durchgeführt.

„Begrüntes Kanyon“ in Zahlen

Die grünen Maßnahmen im Kanyon werden von einem Team von Kollegen aus verschiedenenArbeitsbereichen des Einkaufszentrums entwickelt und durchgeführt.

23ZIVILGESELLSCHAFTNr.47

Januar/Februar 2013istanbulpost.net

In erster Linie ist der Verein zur Unter-stützung Zeitgemäßen Lebens (ÇYDD) wohldurch seine Stipendienprogramme bekannt.Im Zeitraum von 18 Jahren hat er 55.000Mädchen durch Stipendien eine Schulausbil-dung oder ein Studium ermöglicht. Aber übereine lange Zeit galt der Verein auch als einZentrum der kemalistischen Opposition gegendie regierende AKP. Nach einem Terrorismus-verdacht im Ergenekon-Verfahren ist der Vereinnun Zielscheibe der Finanzämter geworden.

Der 1989 gegründete Verein zur Förde-rung Zeitgemäßen Lebens stellt eine zeitge-mäße Bildung zur Erziehung zeitgemäßerMenschen in den Mittelpunkt seines Selbst-verständnisses. Das Verständnis zeitgemäßenLebens wird dabei zugleich mit dem Zielverbunden, die Prinzipien und ReformenAtatürks zu schützen. Eine der wichtigenMaximen Atatürks wiederum war es, durchReformen die Türkei an das Entwicklungs-niveau westlicher Staaten heranzuführen.

Bildung wiederum wurde als ein wichtigerSchlüssel zur Bewältigung dieser Aufgabebetrachtet. Zu den umwälzendsten ReformenAtatürks gehörte nicht zuletzt der Übergangzur lateinischen Schrift, weil diese leichterzu erlernen sei als die zuvor verbreitete ara-bische Schrift, die durch eine große Alpha-betisierungskampagne begleitet wurde.

Zu den Gründungsmitgliedern gehörteProf. Dr. Türkan Saylan, die auch über langeJahre Vorsitzende des Vereins war. Bekannt

war Prof. Saylan insbesondere für ihre inden 1970er Jahren durchgeführte Kampagnezur Bekämpfung der Lepra in der Türkei,die ihr internationale Anerkennung ein-brachte.

Neben Stipendienprogrammen setzt sichder Verein auch für die Verbesserung derAusstattung von Schulen, Vorschulen sowieInternaten ein. War Laizismus bereits 1989im Gründungsjahr des Vereins ein Anliegen,gehörte der Verein zur Förderung Zeitge-mäßen Lebens nach Regierungsantritt derAKP zu den größeren zivilgesellschaftlichenOrganisationen, die sich immer wieder anProtesten gegen die Regierung beteiligten.

TerrorismusverdachtIm April 2009 wurde die Wohnung von

Prof. Saylan, die zu jener Zeit noch Vorsit-zende des ÇYDD war, durchsucht. Zugleichwurden 13 Funktionäre des Vereins festge-nommen. Hintergrund waren Vorwürfe imZusammenhang mit den Ergenekon Ermitt-lungen gegen den „tiefen Staat“. Begleitetwurden die Durchsuchungen und Festnah-men von Presseberichten, die den Vereinbeschuldigten, durch Stipendien PKK-Akti-visten unterstützt sowie Stipendiatinnenquasi als Prostituierte eingesetzt zu haben.

Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungengegen Prof. Saylan, die im Mai 2009 aneinem Krebsleiden verstarb, sowie gegendie Vereinsfunktionäre wurden im November2010 aus Mangel an Beweisen eingestellt.Doch man kann sich leicht vorstellen, dassein Verein, der auf Spendensammlungenfür die Durchführung seiner Stipendienpro-gramme angewiesen ist, durch die Beschul-digungen empfindlich getroffen wurde.

SteuernachforderungenIm Januar 2013 meldet die Tageszeitung

Cumhuriyet, dass dem Verein nun neueSchwierigkeiten drohen. Hintergrund isteine spezielle Form der Spendensammlung,die als „wirtschaftliche Tätigkeit“ eingestuftwird und nun mit Steuernachforderungenund Strafzuschlägen belegt werden soll.

In der Türkei ist es bei Beerdigungenverbreitet, Kränze mit der Aufschrift desSpenders zu senden, um dem Toten dieletzte Ehre zu erweisen. Verschiedene Vereinehaben nun begonnen, einen „Kranzservice“einzurichten, bei dem gegen eine Spendeein Gemeinschaftskranz mit der Aufschriftaller Spender dem Beerdigungsort zugestelltwird. Auch der Verein zur UnterstützungZeitgemäßen Lebens hat 2009 zunächst inIstanbul, dann aber auch in Ankara und Izmireinen solchen Service eingerichtet. Eine Prü-fung der Niederlassung Ankara durch das Fi-nanzamt führte jedoch zu der Beanstandung,dass diese Form der Spendensammlung einewirtschaftliche Aktivität sei und vier verschie-denen Steuern unterläge. Weil diese nichtentrichtet worden seien, wurden außerdemnoch Strafzuschläge erhoben.

Der Prüfung in Ankara folgte nun einein Istanbul und es wird davon ausgegangen,dass auch hier ein ähnlicher Strafbescheidergehen wird. Ein Einspruch gegen den inAnkara erteilten Steuerbescheid wurde ab-gewiesen, die Klage vor dem Finanzgerichtist noch nicht entschieden.

Neue Maßnahmen gegen den Verein zurUnterstützung Zeitgemäßen Lebens

24 TOURISMUSNr.47Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Seit Jahren verfolgt die Türkeidas Ziel, die Vielfalt der Tourismus-arten im Land zu entwickeln. Hin-tergrund ist zum einen, neue Ziel-gruppen zu erreichen und zum an-deren zu einer gleichmäßigeren Aus-lastung der Tourismusinfrastrukturbeizutragen. Eine Hoffnung wurdedabei auch auf den Wintersport ge-setzt. Doch nicht jede Initiative istvon Erfolg gekrönt.

Wintersport entwickelnIm Winter 2011 fand in Erzurum

die Winter Universiade statt, die alseines der wichtigsten internationalenSportereignisse jenseits der Olym-pischen Spiele gilt. Um die Spieleaustragen zu können, wurden großeInvestitionen zum Aufbau der nöti-gen Infrastruktur getätigt. Doch ei-nem Bericht der Tageszeitung Akşamzufolge ist nur eine von zwölf Pistendes Konaklı Skizentrums in diesemWinter geöffnet.

Als einer der wichtigsten Gründefür die gesperrten Pisten, die auf ei-ner Fläche von 460 Hektar einge-richtet wurden und 100 MillionenTL verschlungen haben, ist unteranderem, dass die erforderliche La-winenkommission nicht eingerichtetwurde. Auch die verbliebene Pistedes im Wintersportgebiet Palandökengelegenen Konaklı Skizentrums istnur für Sportler geöffnet.

Dem Zeitungsbericht zufolge ha-ben die Probleme damit begonnen,dass die Betreiberlizenz für das Ski-gebiet von der Türkischen Ski Fö-deration auf die Sport- und Jugend-direktion der Provinz übertragen

wurde. Der Wechsel erfolgte zu Be-ginn der Ski-Saison und führte dazu,dass die erforderlichen Arbeiten zurInstandsetzung der Pisten wohl nichterfolgt ist.

Das Skigebiet von Palandökengehört zu den bekanntesten in derTürkei. Aufgrund der Witterungs-bedingungen bietet es den ganzenWinter hindurch Schneegarantie undgilt auch landschaftlich als äußerstreizvoll. Gleichwohl ist es bisherkaum gelungen, ihm eine interna-tionale Ausstrahlung zu gewinnen.

Türkisches St. MoritzNatürlich sind Pannen, die zu

geschlossenen Pisten führen, nichtunbedingt das Hauptproblem desWintersports in der Türkei. Folgtman einem ZDF-Bericht von EndeJanuar 2012, so wird darauf verwie-sen, dass es zwar inzwischen eineReihe von Hotels in der Region gibt,Pauschalreisen jedoch bisher seltensind. Das Preisniveau sei höher alsin Bulgarien, doch böten leere Pistenund landschaftliche Reize eine hohe

Attraktivität für das Skigebiet am Pa-landöken.

Doch kurze Wartezeiten am Ski-lift sind aus der Sicht des Urlauberszwar attraktiv, für den Tourismus-sektor jedoch eher eine schlechteNachricht. Worin mögen die Ursa-chen liegen?

Ein nahe liegender Gedankewäre, dass entweder das Skigebietnicht ausreichend bekannt ist oderaber, dass das Preis-Leistungsver-hältnis als nicht ausreichend ange-sehen wird. Doch die geringe Anzahlvon Pauschalangeboten deutet auchdarauf hin, dass es der türkischenTourismuswerbung bisher nicht ge-lungen ist, internationale Reisever-anstalter für die Angebote dieserRegion zu interessieren.

Ein anderer Grund mag aberauch darin liegen, dass Wintersportals Tourismuszweig nicht allein aufSport und Natur beruht. Das Stich-wort „St. Moritz“ im ZDF-Beitragüber die Skigebiete von Palandökenund Uludağ hat den Charakter einesMarkennamens. Doch auch wenndieser Markenname mit Wintersport

verbunden ist, so hat er zahlreicheweitere Bedeutungen. Mit St. Moritzwird „gehobener Urlaub“ und ge-sellschaftliches Leben verbunden.Wer sich für einen Wintersporturlaubinteressiert, sucht darum nicht nurErholung und Sport, sondern auchUnterhaltung und Prestige.

ZielgruppengerechteKonzepte

Natürlich gibt es kein wirkli-ches Erfolgsgeheimnis für die Ent-

Destinationen entwickeln

Istanbul beliebtestes Reiseziel in der TürkeiMit einem Anstieg ausländischer Besucher um 16,4

Prozent im vergangenen Jahr gehört Istanbul zu dendrei meistbesuchten Städten Europas. Die Zahl der aus-ländischen Gäste erreichte 9,381 Millionen im vergan-genen Jahr. Zu diesem Anstieg hat neben einem immerbesseren Image auch der Kongresstourismus beigetragen.Immerhin ist die Türkei unter die zehn wichtigsten

Austragungsorte von Großkongressen aufgestiegen.Demgegenüber musste Antalya nach dem Rekord-

jahr 2011 im vergangenen Jahr einen leichten Rückgangder ausländischen Besucherzahl hinnehmen. Mit10,491 Millionen Gästen lag das Passagieraufkommenam Flughafen Antalya um rund 210.000 Personenniedriger als im Vorjahr.

Auf der anderen Seite teilt die türkische Zentralbankmit, dass von Januar bis November 2012 die Einnah-men aus dem Tourismus um 1,75 Prozent zurückge-gangen sind. Erreicht wurden Einnahmen in einerHöhe von 21,615 Milliarden Dollar, denen Ausgabenin Höhe von 3,942 Milliarden Dollar gegenüberstan-den.

wicklung touristischer Destinatio-nen. Betrachtet man die Erfolgs-geschichten in der Türkei falleneinem zunächst Antalya als Markefür den Badetourismus und Is-tanbul als Marke für den Städte-tourismus ein. Doch die Versucheandere Tourismuszweige wie denNatur- und Kulturtourismus oderWellness- und Kur zu entwickeln,stecken noch in den Kinderschu-hen. Dabei gibt es vielerorts bereitseine beachtliche Infrastruktur.

26 KULTUR

Die Bauarbeiten zur Umgestal-tung des Taksim-Platzes sind in vol-lem Gange. Wie üblich wurden dieentsprechenden Pläne hinter ver-schlossenen Türen ausgearbeitet.An einen öffentlich ausgeschriebenenWettbewerb ist wohl nie gedachtworden. Immerhin kann man jetztauf der Website der Stadtverwaltungvon Groß-Istanbul ein computer-animiertes Video abrufen, das einenEindruck der vorgesehenen Maß-nahmen vermittelt – wenn sie denntatsächlich alle so und nicht andersverwirklicht werden sollten(http://www.ibbtube.com/2955-tak-sim-meydani-duzenleme-animasyo-nu.html). Und auch am Bauzaun,der das gesamte Areal blickdichtumgibt, zeigen groß dimensionierteAbbildungen Detailansichten desBauvorhabens aus verschiedenenPerspektiven.

Verkehrsprobleme lösenBei den jetzt begonnenen Bau-

arbeiten geht es um die teilweiseUntertunnelung des Platzes, vor allem,was die Verbindung des TarlabaşıBoulvards mit der Cumhuriyet Cad.betrifft. Hier hat es bisher währendder Stoßzeiten immer lange Rückstausauf beiden Straßen gegeben. Die un-terirdische Verkehrsführung könntetatsächlich deutliche Verbesserungenmit sich bringen. Als vor ein paarMonaten die ersten Umbaupläne be-kannt wurden, haben Kritiker dieBefürchtung geäußert, dass durcheine exzessive Untertunnelung desPlatzes dieser für Fußgänger praktischnicht mehr zugänglich sein würde,was – so wurde unterstellt – durchausim Sinne derer sein könnte, denengrößere Versammlungen auf demTaksim-Platz ohnehin nicht gefielen.Ein Blick auf die Pläne in der jetztvorliegenden Form zeigt aber, dassdiese Befürchtung eigentlich unbe-gründet ist, denn es scheint immernoch genügend Zufahrts- und Zu-gangsmöglichkeiten zu geben, nichtnur um von verschiedenen Seitenauf den Platz zu gelangen, sondernauch um zum Beispiel vor dem Mar-mara-Hotel oder dem Atatürk-Kul-turzentrum (AKM) direkt vorfahrenzu können. Insofern macht die teil-weise Untertunnelung des Taksim-Platzes durchaus Sinn.

Noch umstrittener als die neueVerkehrsführung ist der Plan, eineehemals auf dem Taksim-Platz vor-handene und dann 1940 abgerisseneArtillerie-Kaserne wieder aufzubauen.Im Grunde bildet deren Rekonstruk-tion gewissermaßen das oberirdischeZentrum des gesamten Taksim-Pro-jektes und verdient deshalb eineeingehendere Diskussion.

Die historische KaserneDie Ausmaße der „Kaserne“ sind

beträchtlich: Sie wird den größtenTeil des bisherigen Taksim-Parkes

einnehmen und ist wegen ihrer Bau-masse durchaus geeignet, die beidenrepublikanischen „Ikonen“ des Plat-zes, also das bekannte Denkmal fürdie Republik und das AKM zu mar-ginalisieren. Einige Kritiker hebengenau darauf ab und sagen, dies seiein natürlich nicht offen ausgespro-chener, aber durchaus erwünschterNebeneffekt des Projektes. Außerdemwird darauf hingewiesen, dass durchdie Bebauung ein Großteil des ein-zigen in dieser Gegend vorhandenenBaumbestandes vernichtet wird.

Während das erste Argument,wenngleich es nicht ganz von derHand zu weisen ist, letztlich dochkaum überprüfbar ist, scheint mirdie in Istanbul bei den verschie-densten Gelegenheiten immer wie-der angestimmte Klage, es werdezu viel alter Baumbestand vernichtet,zumindest im vorliegenden Fallewenig berechtigt zu sein. Denn garnicht weit vom Taksim-Platz gibt esRichtung Maçka-Park ziemlich aus-gedehnte Grünanlagen. Und bei ge-nauerer Betrachtung erweist sichdas, was jetzt als Taksim Gezi Parkıfungiert, mindestens als ziemlichdysfunktional und für den Besucherwenig einladend.

Nein, nicht die Bebauung desTaksim-Platzes bzw. Taksim-Parkesüberhaupt ist das Problem, sonderndie Art und Weise, wie das ge-schieht: Warum in aller Welt musses gerade eine seit über 70 Jahrenverschwundene Kaserne sein, umdie sich bis vor kurzem niemand,absolut niemand geschert hat, diewieder auferstehen soll?

Manche schieben diese und an-dere Reanimierungsversuche auf den„Neo-Osmanismus“, also auf das Be-streben, die türkische Gegenwart andie große Zeit des Osmanischen Rei-ches anzuschließen. Nur so sei zumBeispiel auch das starke Interessean der ungemein erfolgreichen Fern-sehserie über Sultan Süleyman „Muh-teşem Yüzyıl“ zu erklären. Geradediese Serie ist aber vor kurzen vonMinisterpräsident Erdoğan heftig kri-

tisiert worden. Sie sei unhistorischund betreibe Geschichtsklitterung:„So einen Sultan Süleyman kennenwir nicht“ – womit er übrigens teil-weise Recht hat. Die Rekonstruktionder Taksim-Kaserne ist nun aber nichtminder unhistorisch. Im Detail wirdsie keineswegs ihrem verschwunde-nen Vorbild gleichen.

Diskussionsbeispiel ausDeutschland

Der oberste bayerische Denk-malschützer Johannes Greipl hatkürzlich angesichts des auch inDeutschland zu beobachtenden „Re-konstruktionswahns“ die Maximeausgegeben: „Was weg ist, ist weg!“Ein in dieser Perspektive arbeitenderDenkmalschutz respektiert den Laufder Geschichte und damit seine ei-genen Grenzen, versucht also Totesbzw. Verschwundenes nicht wiederzum Leben zu erwecken, wohl abernoch Lebendes vor dem Tode zubewahren. Dabei kommt zum Res-pekt vor der Geschichte auch einVertrauen in die Gegenwart und dieZukunft, indem es nämlich für mög-lich gehalten wird, dass es Architek-ten gibt, die an die Stelle des Ver-schwundenen etwas Neues setzenkönnen, das sich vor dem Altennicht verstecken muss. Ohne diesesVertrauen in die Fähigkeit der je-weiligen Moderne, neue Konzepteund Lösungen zu (er)finden, hättees zum Beispiel die Gotik, die Re-naissance oder eben auch die klas-sische Moderne nie gegeben.

Es ist in diesem Zusammenhangnicht ohne Ironie, dass es ganz inder Nähe der jetzt auf dem Taksim-Platz zur Rekonstruktion anstehen-den Kaserne eine andere, fast ebensogroße ehemalige Kaserne gibt, dasTaşkışla-Gebäude aus der Mitte des19. Jahrhunderts, in dem jetzt Teileder Istanbuler Technischen Univer-sität ITÜ untergebracht sind, unddas unbedingt erhaltenswert ist, aberdringend einer grundlegenden Re-novierung bedarf. Was spricht da-gegen, die gegenwärtig dort unter-

gebrachten Universitätseinrichtungenebenfalls nach Maslak zu verlagernund das renovierte Gebäude dannso zu nutzen, wie es für die Taksim-Kaserne jetzt vorgesehen ist (wobeies allerdings den Anschein hat, alsob das so genau noch niemandwüsste)?

Und wenn man schon über dasTaşkışla-Gebäude spricht, dann sollteman auch die anderen Gebäude aufdem und um den Taksim-Platz he-rum einbeziehen, die zusammengenommen nämlich ein einzigartigesEnsemble bilden: Also das Denkmalfür die Republik (1928), das AKM(ca. 1970), den alten Wasserverteilervon 1732, dem der Taksim-Platz sei-nen Namen verdankt und der bislangweit unter Wert genutzt wird, dasgesamte zur griechisch-orthodoxenKirche Hagia Triada (1880) gehörigeEnsemble, das Französische Konsulat(1719 – ehemals Siechenhaus fürPestkranke), das alte Stadttheateran der Siraselviler Cad. (1914 – al-lerdings kürzlich abgerissen) undnatürlich die großen neueren Hotelswie zum Beispiel das Marmara-Hotelim Süden und das Ceylan Intercon-tinental im Norden des Areals.

Wenn man diese Liste überschautund sich fragt: was fehlt noch? –dann wäre eine Kaserne das letzte,was einem einfallen würde. Statt-dessen drängt sich eine im Grundenahe liegende Lösung auf, die inder Vergangenheit immer mal wiederdiskutiert wurde, jedes Mal abervor allem in laizistischen Kreisenauf heftige Ablehnung stieß. Ich mei-ne die Bebauung mit einer Moschee.

Der starke Widerstand, der dieserIdee bisher entgegen schlug, hingvor allem mit ihren Protagonistenund Sympathisanten zusammen, de-nen man – und dies vielleicht nichtzu Unrecht – eine Art Dominanz-streben wenn nicht ausdrücklichunterstellte, so doch zutraute.

Aber vielleicht hat sich ja diesesStreben nach Dominanz gegenüberanderen Religionen und Weltan-schauungen durch das ebenfalls sei-ner Realisierung entgegen strebendeÇamlıca-Moscheeprojekt nach dort-hin verlagert und kann sich dort ab-arbeiten. Das wäre zwar auch nichtgut, aber dann wären der Weg undvor allem die Köpfe frei, im Taksim-Park eine Moschee zu erreichten,die endlich einmal nicht dem ewigwiederholten Standardmodell ent-spräche, sondern auf der Höhe derZeit stünde – auch was die Minarettebeträfe, die die Türme von HagiaTriada nicht überragen sollten.

Für einen solchen Moscheebaugäbe es durchaus gelungene Vor-bilder, wie etwa die vor einigenJahren von Zeynep Fadıllıoğlu ent-worfene Şakirin-Moschee in Üskü-dar oder Oscar Niemeyers 1968entstandener Entwurf für eine Mo-schee in Algier – um nur zwei pro-minente Beispiele zu nennen. Einin dieser Weise angemessen pro-portionierter, mehr oder wenigerrichtungsloser Zentralbau würdenur einen Teil der durch die Re-konstruktion der Kaserne bean-spruchten öffentlichen Fläche ver-brauchen, also noch genügendRaum lassen für große Kundge-bungen und Demonstrationen, dieebenso zum Taksim-Platz gehörenwie seine markanten Gebäude, undes gäbe wohl auch noch ausrei-chend Platz für grüne Bäume. ImFalle der Verwirklichung des „Ka-sernenprojektes“ dagegen steht zubefürchten, dass durch je nach Nut-zungsart notwendige oder als not-wendig angesehene Kontroll- undSicherheitsmaßnahmen der öffent-liche Raum nach und nach verfällt.

„Was weg ist, ist weg!“ – aberder dadurch frei gewordene Raumdarf nicht der Laune eines Augen-blicks oder irgendwelchen Partiku-larinteressen unterworfen werden.Seine Gestaltung und Nutzung istSache der gesamten Bürgerschaft.Walter Reichel

Nr.47Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Was weg ist, ist weg!

27KULTURNr.47

Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Vom 30. Januar bis zum 28.April ist das Istanbul ModernGastgeberin für die Ausstellungzum 4. Fotowettbewerb, der unterdem Motto „Power“ durchgeführtwurde. Der von der SchweizerBank Pictet & Cie ins Leben ge-rufene internationale Fotowett-bewerb legt den Akzent auf Nach-haltigkeit. Der Wettbewerb er-reicht weltweit 400 MillionenMenschen und konzentriert sichauf die fotografische Wahrneh-mung zentraler Probleme von

Umwelt und Gesellschaft.Die Ausstellung im Istanbul

Modern führt die Finalisten des4. Wettbewerbdurchgangs zusam-men. Das Motto „Power“ bot denFotographen auf der einen Seiteeine Vielzahl von Assoziations-möglichkeiten, aber auch Gele-genheit die Widersprüche, diemit Kraft/Macht verbunden sind,aufzugreifen.

Zu sehen sind Werke von Ro-bert Adams (USA), Daniel Beltrá(Spanien/USA), Mohamed Bou-

rouissa (Algerien/Frankreich), Phi-lippe Chancel (Frankreich), Ed-mond Clark (Groß Britannien),Carl De Keyzer (Belgien), Luc De-lahaye (Frankreich), Renna Efendi(Aserbaidschan), Jacqueline Has-sink (Holland), An-My Le (Viet-nam/USA), Joel Sternfeld (USA)sowie Guy Tillim (Südafrika).

Ein Buch zum Wettbewerbmit einem Vorwort des früherenUN-Generalsekretärs Kofi Ananist auf der Webseite von PrixPicnet erhältlich.

Ein Wintertag in Dersim

Prix Picnet Ausstellung im Istanbul Modern

Noch bis zum 9. Februar kanndie Ausstellung „Issız“ der FotografinLaleper Aytek in der Milli ReasüransGalerie in Nişantaşı besucht werden.Gezeigt werden Aufnahmen vonUfern und Küsten, die in den letztenJahren entstanden sind. In einemInterview mit der Tageszeitung Cum-huriyet merkt Laleper Aytek an, dassdiese Fotos eine Gemütsverfassungder Stille wiedergeben, die sie langeverspürt hat. Entstanden sind dieFotos in Bodrum, wo die Künstlerinfünf Jahre lang gelebt hat, Istanbul,aber auch Süd-Frankreich.

Stille - Fotos von Laleper Aytek in der Milli Reasürans Galerie

Mit dieser Ausgabe beginnen wir eine neue Kolumne. Muharrem Eren lenkt mit seinenFotos den Blick auf Dinge, die sich schwer in Worte fassen lassen. 1974 inFrankfurt/Main geboren, arbeitet Muharrem Eren seit 2007 als freier Fotograf in Istanbul.

Mit der Uhrenschau „SwissTime“ vom 21. bis zum 23. De-zember sowie der Straßenaus-stellung zur Schweiz auf derAbdi İpekçi Caddesi in Nişantaşıpräsentierte sich das Alpenlandder türkischen Öffentlichkeit.Die vom Schweizer Generalkon-sulat Istanbul und der Bezirks-verwaltung Şişli unterstützteund im Lütfü Kırdar Kongress-zentrum erstmals durchgeführteSwiss Time führte alle großenschweizerische Uhrenmarkenzusammen.

Swiss TimeUhren gehören zu den wich-

tigsten Exportprodukten derSchweiz und erfreuen sich welt-weiter Beliebtheit. 2010 erreich-ten die Uhrenexporte ein Volu-men von 19,3 Milliarden Fran-ken, wobei sie sich insbesondereauch in der Türkei großer Be-liebtheit erfreuen. Während dieSchweizer Generalkonsulin Mo-nika Schmutz Kırgöz bei der Auf-taktspressekonferenz betonte,dass die Türkei mit ihrem Wirt-schaftswachstum das Interesseschweizerischer Unternehmenauf sich ziehe, betonte der Vor-sitzende des Organisationsko-mitees und Geschäftsführer vonKonyalı Saat İrfan Nalçacı, dassschweizer Uhren ihre weltweitePopularität nicht nur technischerPerfektion und hoher Zuverläs-sigkeit verdanken, sondern auch

Design und dem Prestige, dassie verleihen.

Swiss StreetDie am 22. Dezember auf

der Abdi İpekçi Caddesi in Nişan-taşı eröffnete Straßenausstellung„Swiss Street“ war ein Gemein-schaftsprojekt des Generalkon-sulats, der BezirksverwaltungŞişli und Switzerland Turism.Platziert in einer der wichtigstenFlaniermeilen Istanbuls konntesich die Ausstellung großer Auf-merksamkeit erfreuen.

28 KULTURNr.47Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Die Schweiz präsentiertesich in Istanbul

BlendendeUnterhaltung beimAdventskabarett

Auch in diesem Jahr wie-der führte Link Turkey wiederihr Adventskabarett durch,das in diesem Jahr das Künst-lerduo Ulan & Bator (Sebas-tian Rüger und Frank Smil-gies) zu Gast hatte. Durchge-führt unter der Schirmherr-schaft der deutschen Gene-ralkonsulin in Istanbul JuttaWolke und dem Goethe In-stitut Istanbul amüsierte sicheine bunte Mischung von Ka-barettfreunden im City HillRestaurant in der Nähe desTaksim Platzes.

Mit ihrer Show „Wirrklich-keit“ luden Ulan & Bator dazuein, sich mit wortwitzigen Ka-lauern, eingestreuten Werbe-pausen und körperbetontenSketcheinlagen einmal füreine Welt von der geordnetenErwachsenenwelt zu distan-zieren. Ermöglicht wurde diegelungene Veranstaltungdurch die Unterstützung vonMercedes Benz und ManzaraIstanbul.

29ESSEN & TRINKENNr.47

Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Wir sind mitten im Winter, draußen istes sehr kalt und sehr trüb. Es ist zwarschön, wenn es schneit, aber in einer Stadtvergeht auch diese Schönheit sehr schnell.Gerade wenn man friert, hilft eine guteheiße Suppe, denn sie lässt das Gefühl,das sich die Wärme von innen nach außenausbreitet aufsteigen.

Das Wort „Suppe“ kommt ursprünglichaus dem Westgermanischem. Generell wer-den Suppen in zwei Gruppen unterteilt: in„klare“ und „gebundene“ Suppen. KlareSuppen sind meist aus Rindsknochen und–fleisch gewonnene Kraftbrühen, in man-chen Ländern nennt man sie auch „Bouil-lon“. Natürlich gibt es aber auch Consommésvon Gemüse, Fisch und Huhn. Klare Suppenwerden häufig mit Suppeneinlagen gereicht.Die Kraftbrühen bilden Grundlage für klareSuppen mit Einlagen. Nun ist es auf denersten Blick sehr schwierig, etwas spezifischTürkisches in einer so universalen Speise-form wie den Suppen, zu finden. Es istauch unmöglich zu beweisen dass manchesehr geläufigen türkische Suppen tatsächlichoriginal Türkisch sind. Im Westen ist dieSuppe eher ein abendliches Gericht, aberhier in der Türkei gibt es keine bestimmteZeit für Suppen. Suppe zum Frühstückoder die Nachtsuppe sind nichts Unge-wohntes.

Lässt man die Hühnersuppe beiseite,die eine der beliebtesten Suppen der Tür-ken ist, gibt es kaum Geflügel- und Wild-suppen in der heutigen Türkei. Jedoch,nach Recherchen in den osmanischen Ar-chiven wissen wir, dass es vor 100 Jahrenmindestens drei Rezepte dieser Art gab.Typisch für die türkische Küche heute istauch die Kuttelsuppe „Işkembe Corbası“.Auch wenn diese Suppe fast nicht in priva-ten Haushalten gekocht wird, hat sie einenhohen Beliebtheitsgrad bei den Türken.In Istanbul gibt es Lokale, die speziell In-nereien zubereiten und sie zu jeder Stundedes Tages servieren. Weitere sehr beliebteSuppen in der Türkei sind die püriertenHülsenfrüchte Suppen, am häufigsten diemit Linsen. Beliebte Suppen mit Teigwarensind die mit Mehl, Tarhana und Weizen-schrot zubereiteten. Die Mehlsuppe istnichts anderes als eine mit Fleischbrüheverdünnte Saucenbindung. Die wichtigstenGründe für ihre Beliebtheit sind, dass sieeinfach und billig herzustellen sind.

Die Tarhana SuppeDa die Tarhanasuppe sehr lecker und

sättigend ist erzähle ich ihnen folgend wieman es selber Zuhause machen kann. Bevorman mit der Zubereitung der eigentlichenSuppe beginnen kann, muss man erst Tar-hana machen. Dies beansprucht schoneinige Tage. Tarhana ist nach wie vor einwirklich anatolisches Nahrungsmittel. Jetztim Winter kann man die Tarhana natürlichnur fertig kaufen, da die Zubereitung derTarhana nur im Sommer an heißen undsonnigen Tagen durchgeführt werden kann,weil sie sonst nicht richtig trockenen kann.

Aber glauben sie mir, selbst gemachtschmeckt es am besten.

Für die Vorbereitungen im Sommer fürca.1,5kg Tarhana benötigen sie 2 kg Mehl,100g Trockenhefe, 1 Tasse Olivenöl, 1 kgausgepresster Joghurt (süzme yogurt), 1kg Tomaten (1 Esslöffel Tomatenmark gehtauch), 100g milde Spitzpaprika grün,1 BundPetersilie, 3 Knollen Knoblauch, 1 TeelöffelSalz, 1 Teelöffel schwarzer Pfeffer, 1 TeelöffelKreuzkümmel, 1 kg Zwiebeln.

Die geschälten Zwiebeln in kleine Würfelschneiden. Die Tomaten kreuzweise an-schneiden, kurz mit kochendem Wasserüberbrühen, die Haut abziehen. Stielansätzeund Kerne entfernen, waschen und dieSchoten klein schneiden. Knoblauch eben-falls klein schneiden. Das Olivenöl in einemTopf heiß werden lassen. Die Zwiebeln hi-neingeben und umrühren, bis sie glasigsind. Den Paprika, die Tomaten (oder al-ternativ das Tomatenmark), den Knoblauch,schwarzen Pfeffer und Kreuzkümmel eben-falls hinein geben. Mit einem Holzlöffelumrühren und solange kochen lassen, bis

die Tomaten weich sind. Die Petersilie wa-schen, von den Stengeln zupfen, klein-schneiden und zu den übrigen Zutaten ge-ben. Den Topf vom Herd nehmen.

Die Hefe in einer halben Tasse lauwar-men Wasser auflösen. Das Mehl in einengroßen Topf geben. Die fertige Gemüse-mischung, die in Wasser aufgelöste Hefeund den Joghurt hinzufügen und gut durch-kneten. Den Topf zudecken und den Teigvier Tage an einem geeigneten Ort bei Zim-mertemperatur gehen lassen. Während die-ser Zeit jeden Tag den Teig einmal gutdurchkneten. Am fünften Tag wieder durch-kneten und anschließend mit den Händenkleine Teigkugeln formen und diese ne-beneinander auf ein Blech setzen. DiesesBlech an einen sonnigen Ort stellen, damitdie Kügelchen durch und durch trocknen.Dieser Vorgang nimmt etwa 5 -6 Tage inAnspruch. Dann die einzelnen Kügelchenzwischen den Händen zerbröckeln. DieTeile sollten etwas grösser als Reiskörnersein. Für diesen Arbeitsgang kann manauch einen Mixer verwenden. Dann wird

das Tarhana jedoch wesentlich feiner. DieTarhanamischung nun auf einem sauberenTuch oder einem ausreichend großen Blechausbreiten und nochmals 5 Tage an derfrischen Luft in der Sonne trocknen. Abendsmuss das Tuch oder das Blech mit der Tar-hana falls es draußen steht wieder herein-geholt werden, damit die Mischung nichtfeucht wird. Der so zubereite Tarhanateighält sich in einer Dose oder einem Beutelmehrere Monate.

Und nun zur SuppeNun können sie mit dieser Mischung

endlich Ihre Tarhana Suppe zubereiten,für ca. 5 Personen benötigen sie 4 TassenFleisch-oder Hühnerbrühe, 4 gehäufte Ess-löffel von Ihrer Tarhanamischung , ½ TasseWasser, 1 Esslöffel Butter. Bringen Sie nunin einem mittelgroßen Topf die Fleischbrühebzw. Hühnerbrühe zum Kochen. In einemanderen Gefäß die 4 gehäuften EsslöffelTarhanamischung mit einer ½ Tasse kaltenWasser gut verrühren und in die kochendeBrühe geben. Bei schwacher Hitze zehnMinuten kochen lassen, dabei mit demHolzlöffel umrühren. Vom Herd nehmenund in eine Suppenschüssel geben. In einerkleinen Pfanne die Butter, je nach Ge-schmack mit oder ohne Rosenpaprika, zer-lassen und die Mischung über die Suppegeben. Heiß serviert schmeckt es am besten.

Ein passender WeinDas Vorurteil, das Wein und Suppen

nicht zueinander passen, sollte inzwischenausgeräumt sein. Das Vorurteil ist einfachaus dem Vorbehalt entstanden, zu einerflüssigen Speise etwas zu trinken. Jedochkann der passende Wein zur Suppe einebedeutende Geschmackssteigerung bedeu-ten. Wein passt auch beileibe nicht nur zuzarten Cremesuppen, sondern auch sehrgut zu Eintöpfen oder klaren Suppen. Wiebei anderen Speisen auch, gilt es bei derZusammenstellung von Suppe und Weindarauf zu achten, das beide miteinanderharmonieren. So passen zu cremigen, hellenSuppen oft Chardonnays oder auch nichtzu leichte Sauvignon Blancs. Zu klarenSuppen wird gerne ein Sherry serviert undzu einem deftigen Eintopf wird ein Shirazoder Cabernet Sauvignon gereicht. EinGrundsatz, der bei der Auswahl des pas-senden Weines zu Suppe schnelle und ein-fache Hilfe leistet: Je heller und feiner dieSuppe, desto leichter und heller der Wein.Ebenso gilt umgekehrt: Je dunkler unddeftiger die Suppe, desto kräftiger unddunkler der Wein.

Wenn Sie gerne im Restaurant eine sehrgute Suppe speisen wollen empfehle ichihnen das „Shorba“ Restaurant in Ataşsehirund das „Hünkar“ Restaurant in Nişantası.

Guten Appetit …Für Anregungen, Ideen, Fragen, Inte-

ressen oder auch Tipps im Bereich Essenund Trinken können sie mir gerne unterfolgender email Adresse jederzeit schreiben. Atilla Acet / [email protected]

Wenn es draußen sehr kalt ist, hilft eine gute heiße Suppe drinnen…

30 VERANSTALTUNGEN

AusstellungenIstanbul

Harald Grangl – Arbeitenauf PapierDer 1959 in Klagenfurtgeborene Künstler, HaraldGangl, wird den neugestaltetenAusstellungsraum des KFIstanbul mit seinen abstraktenund intensiven Bildern eröffnen.Nach seinem Studium an derWiener Akademie der bildendenKünste hat er bereits zahlreicheAusstellungen undKunstmessen-Beteiligungen imIn- und Ausland vorzuweisen.Die Ausstellung erfolgt inZusammenarbeit mit der GalerieFrey, Wien. Datum: Bis zum 20. Februar2013 Ort: ÖsterreichischesKulturforum

Die Farbe des Kartons –Lesya DemchenkoAusstellung mit dereinzigartigen Kartonkunst der inIstanbul lebenden ukrainischenKünstlerin Lesya DemchenkoDatum: Bis zum 27. Januar 2013 Ort: Pera Sanat Galerie

Modernität – Aussichtenaus Frankreich und derTürkeiDatum: Bis zum 16. Mai 2013 Ort: Istanbul Modern

Zwischen Meer und WüsteIn Zusammenarbeit mit derNationalen Galerie für schöneKünste Jordanien stellt das PeraMuseum moderne undzeitgenössische Werke vonKünstlern aus Algerien, Ägypten,Jordanien, Tunesien, demLibanon, Syrien, Palästina undMarokko aus.Datum: Vom 24. Januar bis zum21. April 2013 Ort: Pera Museum

Konzerte

IstanbulAcademy of St. Martin inthe Fields / Janine JansenDatum: 1. Februar 2013Ort: İş Sanat Kulturzentrum inLevent

DeutscheKammerphilharmonieBremen Konzert mit Werken von Mozat,Haydn und Beethoven mit denSolisten Ivor Bolton und GülsinOnay.Datum: 3. Februar 2013 Ort: İş Sanat Kulturzentrum inLevent

Klavierkonzert ChristophTraxlerDer 1983 in Linz geboreneChristoph Traxler ist Stipendiatdes Herbert-von-Karajan-Centrums und der WienerBeethoven-Gesellschaft. Erarbeitet regelmäßig mitMitgliedern der Wiener undBerliner Philharmonikerzusammen. Er spielt alsdauerhafter Partner desKlarinettisten DanielOttensamer sowie des Trio theClarinotts. Traxler setzt seineKonzerttätigkeiten in Europa, imFernosten und in den USA fort.Datum: 12. Februar 2013 Ort: ÖsterreichischesKulturforum

School of Rock Ein gemeinsames Konzertösterreichischer und türkischerMusiker. Gerald Strasser von derösterreichischen Blues-RockGruppe "Thanx" und FredGrasmug, Lehrer am St. GeorgsKolleg werden ihre eigenenSongs mit Texten in Englischbzw. Deutsch präsentieren.Unterstützt werden sie dabeivon den türkischen MusikernUmut Pelit und Cüneyt Saka.Datum: 14. Februar 2013 Ort: Theatersaal des St. GeorgsKolleg

Film

Istanbul

Film am Donnerstag imGoethe InstitutJweils um 19.00 Uhr zeigt dasGoethe Institut neue deutscheFilme. Am 24. Januar steht„Wintertochter“ von JohannesSchmid auf dem Programm undam 31. Januar „Nichts ist besserals gar nichts“ von Jan Peters. Datum: 24. und 31. Januar 2013 Ort: Goethe Institut

Michael HanekeRetrospektiveMichael Hanekes jüngster Film„Amour“ gewann die GoldenePalme von Cannes und wird vonÖsterreich in das Rennen um denAuslands-Oscar geschickt.Erstmals in der Türkei wird eineRetrospektive aller Haneke-Filme,inklusive seiner TV-Produktionenim Kinosaal des Istanbul Moderngezeigt. Michael Haneke ist derinternational bekanntesteösterreichische Drehbuchautorund Filmregisseur. SeineSpielfilme (u.a. DieKlavierspielerin, Caché, Das weißeBand) wurden vielfachpreisgekrönt und u.a. mit zweiGoldenen Palmen derFilmfestspiele von Cannes, demGolden Globe Award und demEuropäischen Filmpreisausgezeichnet. EineZusammenarbeit desÖsterreichischen Kulturinstituts,des Goethe Instituts und desIstanbul Modern.Datum: Vom 26. Februar biszum 14. März 2013 Ort: Istanbul Modern

Nr.47Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Bis zum 2. Märzwird imAusstellungssalondes Ahmed AdnanSaygunKulturzentrums inIzmir eineAusstellung mit 46Originalen vonSalvador Daligezeigt. Der Besuchder Ausstellung, dieals eines derwichtigstenKunstereignisse inIzmir bewertetwird, ist kostenlos.

Romy Schneider: VomMädchen á Madame

Anlässlich des 50.Jahrestags der Unterschrift desElysée-Vertrages findet imGoethe Institut eineAusstellung zu RomySchneider statt, derenTodestag sich im vergangenenJahr zum 30. Mal jährte. RomySchneider begann ihreSchauspielkarriere mit 17Jahren als „Sissi“. Als sie beiden Dreharbeiten zu„Christine“ im Jahr 1958 AlainDelon kennenlernte, schiender junge französischeSchauspielerplötzlich alles zuverkörpern, was ihr in derbundesdeutsche Enge der1950er fehlte: Freiheit,Unverfrorenheit und Sex. Halsüber Kopf verliebte sie sich,weigerte sich, einen schongeplanten vierten Sissi-Film zudrehen, erfüllte nur nochbereits eingegangeneVertragsverpflichtungen undreiste nach Paris. Dortverwandelte sie sich unterAnleitung von Coco Chanelvom niedlichen Mädchen ineine mondäne Frau.

Die Hommage desDeutschen Kinemathek-Museums für Film undFernsehen, Berlin,dokumentiert dieseÜbergangsphase, die besondersin den Fotos des BerlinerGesellschaftsfotografen HeinzKöster präsent ist.

Die Ausstellung kann vom23. Januar bis zum 20. Februarim Goethe Institut Ankarabesucht werden.

Am 12. Januar 2013 wur-de George Simons 75 Jahre.Sein Leben bewegt sich nachwie vor zwischen den USAund Frankreich, verbundenmit zahlreichen Reisen alsBerater und Trainer oderals jemand, der sich für dieEntwicklung von Netzwerken einsetzt.

Unter denen, die sich für inter-kulturelle Kommunikation und ihreVerbesserung einsetzen, ist GeorgeSimons längst eine Legende. Er hatan Dutzenden von Projekten teilge-nommen, Bücher geschrieben und zuihrer Entstehung beigetragen. Einesdieser Projekte ist der „Cultural De-tective Turkey“, der in Zusammenarbeitmit Dr. Perihan Ügeöz entstand.

Fragen stellenJahrzehnte hindurch beschäftigte

sich George Simons mit Kultur undinterkultureller Kommunikation. AlsBerater internationaler Unternehmenund Organisationen hat er dabei inmehr als 40 Ländern Erfahrungen ge-sammelt. Ein Reservoir, in das dieseErfahrungen eingegangen sind, ist ne-ben der Organisation für interkulturelleKommunikation SIETAR auch die Reihemit Trainingsmaterialien „Cultural De-tective“, die zu vielen Ländern undFragestellungen erschienen ist.

Frei assoziiert auf den berühmtenFernsehseriendetektiv Colombo mitseinem Sinn für Details und auf denersten Blick einfachen Fragen, hater immer auch dazu beitragen, zurSensibilität im Umgang von Men-schen unterschiedlicher Kulturenbeizutragen.

„Entschuldigen Sie bitte, Sir, Sir,ich hätte da noch eine Frage...“ Co-lombo, der Detektiv mit seinem ganzeigenen Scharm, schafft es, Dank sei-nem eifrigen Auge für Details undseiner akribischen Herangehensweisestets an der Lösung der Fälle anzu-kommen. Colombos bewährtes Ver-

fahren ist, vor der Ur-teilsbildung immer wie-der zahlreiche Fragen zustellen und das Spiel derInszenierung mitzuspie-len.... Die Methode von„Cultural Detective“ lässtdie Beteiligten erleben,

wie man zum Kulturdetektiv werdenkann.

„Cultural Detective“ arbeitet mitFallbeispielen. Seine Fälle handelnjedoch nicht von Mord und Totschlag.Hier geht es um die wahren Ge-schichten von Menschen aus der Ge-schäftswelt, die aus verschiedenenKulturkreisen stammen und eineschwierige Aufgabe bewerkstelligenmüssen: Zusammenarbeiten. DemKulturdetektiv gibt die Methode eineLupe in die Hand, mit der man diekulturellen Schlüsselwerte der frem-den Gesellschaft entdecken kann.Der Detektiv ist aufgefordert, sich indie Geschichte hineinzuversetzenund mit der Lupe in der Hand, dieSchlüsselwerte aufzuspüren, die dieHandlungen und Motive der Akteurein den Fallgeschichten prägen. Oftist es einzig diese Lupe, die denEffekt hervorruft: „Ach, jetzt versteheich es!“

Blick zurück auf sich selbstDabei ist eines der Grundprinzi-

pien, dass das Verstehen des Anderendamit beginnt, zuerst einmal sich selbstbesser zu verstehen. Dies zeigt sichnicht nur in den Beiträgen von GeorgeSimons in der interkulturellen Fachweltoder bei seinen Trainings, sondernauch bei seinen Stellungnahmen undEssays, die er meist auf Englisch inamerikanischen Journalen veröffent-licht hat. Hier greift er mal ironisch,mal ganz in der Tradition des Kom-missars Colombo aktuelle Entwick-lungen in der US-Gesellschaft auf undlädt die Leserinnen und Leser ein, diePerspektive zu wechseln.

31KULTUR Nr.47

Januar/Februar 2013istanbulpost.net

Wer einen Eindruck vom Cultural Detective gewinnen möchte, kann beispielsweise den auf Deutsch und Englisch erschienen CulturalDetective: Turkey betrachten: www.culturaldetective.com

Nachdenken über Kultur undmenschliche Kommunikation