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1 Schreiben auch Sie uns Ihre Erfahrungen, die Sie auf der Insel gemacht haben! Auf Wunsch unter Pseudonym, an: [email protected] „Adios… Mallorca!“ oder: „Ein Blick hinter die Fassade“ Geschichten von Insel-Insidern, gesammelt und niedergeschrieben von: Michael Voss (10/2012) Ein Glas Rotwein in der Hand und ein Stück leckeren Käse aus Mahon auf einem Holzbrett serviert und die Welt ist schon wieder in Ordnung. Es ist schon fast herbstlich, obwohl wir erst den zwanzigsten September haben. Die Wetterkarte für Deutschland zeigt Regen und die üblichen Herbststürme. Gestern haben sie einen Orkan für die Nordsee angekündigt. Muss man das haben? Heute ist Donnerstag, unser Jourfix Tag. Jeden zweiten Donnerstag im Monat treffen wir uns bei einem der

Mierda Alemanes

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Das neue Buch von Michael Voss

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Page 1: Mierda Alemanes

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Schreiben auch Sie uns Ihre Erfahrungen, die Sie auf

der Insel gemacht haben!

Auf Wunsch unter Pseudonym, an: [email protected]

„Adios… Mallorca!“oder: „Ein Blick hinter die Fassade“Geschichten von Insel-Insidern, gesammelt und niedergeschrieben von:

Michael Voss (10/2012)

Ein Glas Rotwein in der Hand und ein Stück leckeren Käse aus Mahon auf einem

Holzbrett serviert und die Welt ist schon wieder in Ordnung. Es ist schon fast

herbstlich, obwohl wir erst den zwanzigsten September haben. Die Wetterkarte für

Deutschland zeigt Regen und die üblichen Herbststürme. Gestern haben sie einen

Orkan für die Nordsee angekündigt. Muss man das haben?

Heute ist Donnerstag, unser Jourfix Tag. Jeden zweiten Donnerstag im Monat treffen

wir uns bei einem der Teilnehmer aus der Runde. Aus dem Hintergrund ruft Felix,

„Dann treffen wir uns das nächste Mal am 4ten, ist doch richtig?“ Betti gibt ihm

sofort raus: „Jeden zweiten Donnerstag im Monat, was weiß ich, wann das ist…oder

ob es zufällig der 4te. ist.“

Unsere Teilnehmer treffen alle so pö á pö ein. Rainer ist schon da. Er hat es sich wie

immer in der gemütlichen Besucherecke bequem gemacht. Stellt sich gerade sein

Pfeifchen ein. Befüllt es mit einer neuen Mischung. Das Rezept verrät er uns

natürlich nicht. Nur eines sagt er, dass es von der Insel stammt. Rainer pflegt einen

engen Kontakt zu einigen einheimischen Bauern. Das liegt vor allem daran, dass er

sich sein Heu für die Pferde dort holt. Natürlich bekommt er es geschenkt.

Ehrensache, die Mallorquiner lieben ihn.

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So mancher von ihnen behauptet, dass Rainer eigentlich ein Mallorquiner ist, sicher

wurde er bei der Geburt vertauscht. Der Storch hat sich in der Richtung geirrt, ist

versehentlich in München gelandet statt in Palma.

Rainer entzündet die kleine Flamme und wartet nun, bis das Gebräu zu brodeln

beginnt. Das Mundstück seiner Pfeife hätte einiges zu erzählen, aber es kann nichts

sagen, da es bereits in Rainers Mund verschwunden ist.

Wir wenden uns nun von Rainers Vorbereitungen ab, da gerade Herbert die

Toreinfahrt passiert. Schon von weitem hörte man das Winseln seines Döschwos.

Herbert schwört auf seinen Döschwo aus dem Jahr 1969. Da gibt es nur ein Problem

und das ist der Tüv, oder wie man hier sagt der ITV.

In zwei Monaten muss er wieder vorfahren. Aber da hat er einen Fan bei der

Behörde, der diesen Typ Auto liebt. Inzwischen muss Herbert jedes Jahr vorfahren.

Das schafft eine enge Verbindung, die so leicht nicht mehr zu lösen ist. Dass

Prozedere ist immer das gleiche. Herbert fährt auf die Bühne, reicht ganz zufällig

seinen „Sobre“ hinüber, und der Prüfer meint: „Das sieht ja gut aus. Das Loch im

Fahrzeugboden hat sich nur wenig verändert.“ Trotzdem rät Jaime, es doch bis zum

nächsten Tüv zu schließen. Herbert erhält seinen Aufkleber und dann sehen wir uns

nächstes Jahr wieder, meint er zuversichtlich zu Jaime.

Schon bei unserem letzten Treffen oder nennen wir es wie es ist, bei unserem letzten

Jourfix wollte er schon seine Geschichte loswerden.

Es gehört zur Tradition, dass bei jedem Jourfix eine Person eine Geschichte von

Mallorca zum Besten geben muss. Herbert beginnt zu erzählen…

„Über eines muss man sich im Klaren sein, falls man sich für einen

Daueraufenthalt auf den Balearen entscheidet, wird das Leben ganz schön

herumgewirbelt. Nichts ist so, wie es einmal war, erzählt uns Herbert. Er hat sein

Domizil in Santany aufgeschlagen und trägt mit seiner Geschichte etwas zum Thema

„Adios Mallorca“ bei.

Was wir noch nicht wussten, ist folgendes…

Vor einigen Tagen hat die Regierung in Madrid angekündigt, dass die Renten für

Residenten nur noch bezahlt werden, wenn sich der Rentner für einen Lebensabend

in Spanien entscheidet. Sollte die Entscheidung so ausfallen, dass der Rentner nach

Deutschland zurückgeht, dann verliert er seine einbezahlte Summe. Wir wären nicht

in Spanien, wenn es da nicht einen Trick gäbe, aber wissen darf es natürlich

niemand.

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Aber eines sollte man auch noch wissen. Das Sozialsystem in welches man sich

bettet, ist vorzüglich. Mit einer Europakarte für die Krankenbehandlung ist man

bestens versorgt. Sind sie mal in Deutschland und müssen einen Arzt aufsuchen, so

zeigen sie nur ihre Euro-Gesundheitskarte vor. (Ist natürlich nur in Kliniken

zugelassen und ein Notfall muss vorliegen).

Also sagen wir es mal so, die soziale Vorsorge ist einmalig. So müssen sie sich nur

rechtzeitig nach einem Häuschen oder einer passenden Wohnung umsehen. Da

sollten sie nicht bis zum letzten Moment warten. Ob Miete oder Kauf, alles muss

bedacht werden. In der Regel zahlt man als Mieter alle Kosten. Fällt mal der

Wasserboiler aus, so haben sie selbst dafür zu sorgen, dass er getauscht wird.

Telefonanschlüsse, sind nicht immer selbstverständlich. Gerade auf dem Land, kann

es durchaus sein, dass es keine Leitungen gibt.

Eine schnuckelige Finca sollte einen Stromanschluss haben und lasst euch nicht

irreführen, wenn der Besitzer behauptet, dass kommt in den nächsten vierzehn

Tagen. Wenn es nicht da ist, wird es auch nicht kommen!“

Herbert spricht wohl aus Erfahrung? So berichtet er weiter, aber vorher füllt er

nochmals sein Glas mit einem köstlichen Rotwein von der Insel. Seine Farbe so

dunkel wie Stierblut, sein Alkoholgehalt so stark, dass man es schon nach dem

zweiten Glas spürt. Im Abgang, wie es Herbert nennt, kommt die Ernüchterung. Der

Heimweg, eine einzige Katastrophe, aber der Döschwo kennt seinen Weg. Das

beruhigt Herbert und so fährt er mit seiner Erzählung fort.

Als Neuankömmling sieht man vieles in rosarotem Licht. Nach drei Wochen folgt

dann meist die Ernüchterung. Wie sagte mal ein deutscher Anwalt, „Wenn meine

Klienten über das Meer fliegen, verlieren sie auf dem Weg ihren Verstand!“

Die Begeisterung nach der Landung, ist groß. Mit dem Mietwagen in das reservierte

Hotel, einen Drink bestellt und von der Terrasse aus die Weite genießen. Da kommt

schnell der Wunsch nach einem eigenen Domizil.

Die eifrigen Immobilien Verkäufer stehen auch schon bereit. Sie haben große Ohren

und schnappen sie ein Wort wie „Kaufen“ auf, weichen sie nicht mehr von ihrer

Seite. Die Augen der Verkäufer verändern sich in der Richtung, dass sie sich als

Dollarzeichen darstellen.

Nach wenigen Stunden fühlt man sich schon wie ein Insider. Man hört die Begriffe

wie „A“ und „B“ Geld und weiß sofort, dass „B“ immer das Schwarzgeld ist.

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Kaum ein Verkauf geht ohne den dazugehörigen „SOBRE“ ein Kuvert mit dem

Schmiergeld, damit auch alles so läuft wie sie es sich erträumen. Leider platzen so

manche Träume ziemlich kurz nach dem Notartermin. Da stellt sich plötzlich heraus,

dass das erworbene Objekt keine Baugenehmigung hat oder ein Durchfahrtsrecht für

den Bauern von Nebenan besteht. Er wird zukünftig, wenn sie gerade ihren

Frühstückstisch decken mit seinem stinkendem Diesel Trecker vorbei rattern.

Wenn sie dann wieder klare Sicht haben, müssen sie feststellen, dass das Grundstück,

das sie als das ihrige vermuteten, gar nicht ihnen gehört.

Sie suchen einen Rechtsanwalt auf, der ihnen dringend zu einem großen Prozess rät.

Seine Worte klingen in etwa so: „Denen steigen wir aufs Dach. Wir werden sie alle

verklagen und Schadenersatz bekommen sie natürlich auch. Lassen sie mich nur

machen, ich bin für solche Fälle ein Spezialist.“

Sie unterschreiben einige Papiere und ziehen beruhigt wieder ab. Zuerst wundern sie

sich, warum er nichts von der Streitsumme gesagt hat, und…warum hat er sein

Honorar nicht erwähnt?

Sagte er nicht „Kein Problem, machen sie sich keine Sorgen!“ Spätestens bei dieser

Aussage sollten alle Alarmglocken läuten.

Was sie noch nicht wissen, ist, dass sie ihm bei den geleisteten Unterschriften eine

Generalvollmacht unterschrieben haben. Er wird es mit der Rechnung nicht eilig

haben.

Er wird sich die Vollmacht beim befreundeten Notar, als Generalvollmacht

bestätigen lassen und mit Sicherheit wird sie in das Grundbuch eingetragen. Sagen

wir wie es ist. Er kann nun mit ihrem Grundstück zukünftig machen was er will. Das

Zauberwort heißt „PODER“.

Eigentlich sind sie jetzt nur noch auf ihrem bezahlten Grund geduldet. Der Herr

Anwalt hat das Sagen und wird entsprechend handeln. Hilfe für den Klienten ohne

Ende. Er hat sogar die Berechtigung ein Darlehen auf ihren Namen zu beantragen.

Dass er für sich ein Konto einrichtet, brauchen wir nicht erwähnen. Dafür hat er eine

befreundete Bank. So gibt es auch keine Diskussion wegen des Honorars.

Natürlich wissen sie von all diesen Vorgängen nichts, noch sind sie ein unbedarfter

Neuankömmling und werden von jedem Insider als ein solcher sofort erkannt. Allein

ihre Fragestellung verrät sie. Sie rufen ihn an und er wird ihnen bestätigen, dass alles

bestens läuft. „Ihre Sorgen sind die Seinen!“, versichert er nochmals.

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Und wie gesagt, er ist der beste Spezialist für diese Dinge auf Mallorca. Sein Rat,

„Machen sie alles, was sie sich vorgenommen haben, beginnen sie mit dem

Einrichten. Wenn sie Hilfe benötigen, rufen sie einfach an!“

So bestellen sie die Handwerker, eine neue Küche, ein kleiner Anbau. Eine

Genehmigung? Müssen sie hier in Spanien nicht haben, das machen wir so. Der

Bürgermeister ist ein „Muy bueno Amigo!“

Es wird gebaggert, neue Rohre verlegt, denn so ganz nebenbei haben sie erfahren,

dass es kein Wasser gibt. Sie brauchen eine Zisterne, ach ja, auch ein Schwimmbad,

kein Problem, dass machen wir alles für sie. „Eine Anzahlung?“

„Ach, wenn sie zufällig fünfzigtausend dabei haben, muss aber nicht sein, bringen sie

es halt bei ihrem nächsten Besuch mit, aber bitte in bar, sonst kommt die IVA hinzu,

und dass wollen wir uns doch ersparen!“

Nach vier Wochen kommen sie zu einem erneuten Besuch auf ihre Finca und stellen

fest, dass die neuen Rohrleitungen bereits angeliefert sind. Verlegt werden sie bald…

Endlich sitzen sie auf ihrer neuen Frühstücksterrasse. Sie führen die Tasse zu ihrem

Mund, ein Gefühl von Freiheit begleitet sie. Sie trinken den ersten Schluck aus der

neuen Espressomaschine. Lecker…und die Ruhe! Einfach ein Traum, es war doch

eine gute Entscheidung. Auch wenn inzwischen ein weiterer Kredit auf den Besitz in

Deutschland aufgenommen werden musste. Die angefallenen Kosten waren halt doch

etwas höher wie eigentlich gedacht. Aber dafür gibt es ja bald ein Schwimmbad.

Apropo Schwimmbad, wollten sie nicht letzte Woche damit anfangen. Sagte der

Rechtsanwalt nicht am Telefon, sie hätten die Grube dafür schon ausgehoben. Wo ist

sie denn?

Sie rufen den Anwalt ihres Vertrauens und erfahren, dass etwas dazwischen

gekommen ist. Der Baggerfahrer hat sich den Arm gebrochen, nun wird es halt etwas

später fertig. Eigentlich wollten sie noch fragen: „Gibt es denn nur einen

Baggerfahrer?“, aber sie ersparen sich diesen Einwand. Sie wollen ja nicht als

Sklaventreiber auftreten. Für vier Uhr hat sich unser Anwalt angekündigt. Der

Anwalt ihres Vertrauens. Sie suchen nach seiner Visitenkarte und finden sie erst nach

langem Suchen in ihrer Brieftasche.

Sie betrachten sich die Karte und stellen fest, dass hier nur etwas von

„Rechtsberatung“ steht.

Sie können es kaum glauben, von weitem hören sie seinen Wagen heranbrausen. So

ein großer Motor bleibt nicht unbeachtet.

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Aber dann steht er vor ihnen. Er stellt fest, der Weg war lang, ob es wohl irgendwo

einen Kaffee geben könnte. „Haben sie auch Croisantes?“, Kaffee ohne Croisantes,

dass ist für unseren Anwalt nicht akzeptabel. Aber okay, dann eben nicht.

Sie erkundigen sich, warum auf seiner Karte nicht „Abogado“ steht. Er zeigt ihnen,

dass er es nicht mag, wenn ein Klient misstrauisch ist. „Wenn sie mich nicht wollen,

dann eben nicht!“, mehr sagt er nicht. Eine Drohgebärde schiebt er empört nach.

Er lässt sie deutlich spüren, dass er jetzt beleidigt ist, das wollten sie doch auf keinen

Fall. Um ihn gnädig zu stimmen, laden sie ihn und seine Frau zum Abendessen ein.

„Wie ist es denn mit den Kindern?“, fragt er sie höflich.

„Okay, dann bringen sie ihre die Kinder auch mit. Ach, die Cousine? Klar, kein

Problem. Sie bestellen einen Tisch bei Umberto? Dass ist aber toll, wir hätten gar

nicht gewusst, wo wir mit ihnen hingehen sollen. Schließlich sind wir ja noch fremd

auf der Insel.“

Ihr Abogado, ist er nun einer oder nicht? Heute werden sie mit ihm Tacheles reden,

meint der Familienvorstand laut und deutlich. Seine Ehefrau sieht das zwar anders,

aber dann lass uns mal hingehen.

Pünktlich um halb neun, stehen sie vor dem Restaurant. Von unserem Abogado keine

Spur.

„Na dann lass uns schon mal reingehen, zischen wir ein Bier vorab“, meint der frisch

gekürte Fincabesitzer. Inzwischen hat er auch die Besitzurkunde mit der Post

erhalten. Nur eines lässt ihn rätseln, warum steht hier der Name des Abogados mit in

der Urkunde?

Dann endlich, mit halbstündlicher Verspätung zieht die Karawane ein. Ach, die Oma,

die hatten wir vergessen. Schnell füllt sich der Tisch. Wie gut, dass unser Abogado

einen so großen Tisch vorbestellt hat. Die Essensbestellung übernimmt der

Fachmann gleich selbst. „Überlassen sie das mir!“, meint unser Rechtsbeistand. Er

bestellt reichlich und sehr lecker. Ein Genuss!

Nach dreieinhalb Stunden erkennt der frisch gebackene Grundeigentümer das Ende

des Festschmauses. Noch einen Espresso, dann noch ein Chubito, ohne geht hier gar

nichts, das müssen sie wissen. Ein Hierbas, einfach köstlich.

Die Rechnung wird dann diskret zum Gastgeber weiter gereicht. Auf diesen Schock,

braucht unser Gastgeber gleich noch einen weiteren Chubito.

Sicher ist das die Rechnung der letzten vierzehn Tage für seine gesamte Familie

inklusive der Cousine.

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Aber man ist ja Gentleman, da steckt man so eine Lappalie einfach weg, aber

wegwerfen wird sie unser Neuankömmling nicht, er wird sie einrahmen! Da ist er

sich sicher.

Beim Verlassen des Lokals meint dann der Grande noch, „Ach, morgen kommen die

Bagger für das Schwimmbad!“ Der Ehefrau des vermeintlichen Gastgebers drückt er

einen dicken Schmatzer auf die Backe.

Die Ehefrau des Abogados kommt nun auf den Gastgeber zu, als wolle sie ihm die

Brille von der Nase reißen. Aber sie hält ihrem Zahlemann nur ihr speckiges Antlitz

vor den Mund und erwartet umgehend ebenfalls einen Schmatzer.

Als das Ehepaar völlig fertig zu Bett geht, stellen sie gemeinsam fest, dass die

Fenster immer noch nicht schließen. Hatten sie den Schreiner nicht schon im Voraus

bezahlt? Der Raum hat sich mit tausenden von bissigen Moskitos gefüllt. Die neue

Hausherrin hat vergessen, dass Licht im Badezimmer zu löschen.

Sie träumen gerade von einem herrlichen Frühstück, als sie durch lautes Getöse

geweckt werden. „Ach ja, die Bagger für den Pool! Oh Gott, sie kommen

tatsächlich!“

An diesem Morgen fällt die Entscheidung, dass Frühstück in Puerto Portals

einzunehmen. Bei einer Brise frischer Meeresluft. „Ist das nicht eine Luft… und ein

Himmel ohne Wolken, nicht wahr Liebling?“, sagt der unbedarfte Neuankömmling

und fühlt sich bestätigt, dass er hier sein Erspartes gut angelegt hat.

Sie haben sich einen Tisch direkt an der Mole ausgesucht. Der Service des Lokals ist

hervorragend und berühmt. Angeblich geht hier auch der König zum Frühstücken…

angeblich, vielleicht kommt er ja noch?

Was gerade ankommt, sind drei Burschen eines ansässigen Boots-Serviceses. Sie

schleppen etliche Kübel mit Putzwolle und Giftspray heran.

„Ach sieh mal Heiner, die putzen die Schiffe!“, stellt eine freundliche junge Dame

am Nebentisch fest. Woher hat sie nur diesen seltsamen Dialekt. Ist sie aus

Deutschland? Oder der Schweiz? Oder gar aus Österreich?

Aber bevor sie zu putzen beginnen, geht ein wohl sehr wichtiger, gut aussehender,

braun gebrannter, Bursche auf das Deck um sich dem Publikum zu präsentieren um

dann umgehend den Motor des Monsters zu starten. Das ihm das richtig Freude

bereitet, lässt sich gut erkennen. Er lässt es einige Male richtig laut krachen und eines

ist nun klar, tausend PS machen auch richtig Lärm.

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An unserem Tisch zieht eine dicke Rauchwolke vorbei. Eine Verständigung fällt

hiermit flach, die Idee hier das Frühstücken zu genießen, verfliegt im Geruch der

Abgase.

Die junge hübsche Dame vom Nebentisch ruft nach einem Kellner, in dem sie etwas

hysterisch und laut herumkreischt, und jetzt ganz klar mit sächsischem Dialekt, ach

ja, nicht Österreich, sondern Sachsen Anhalt!

Sie schimpft auf den Kellner ein und verlangt, die umgehende Einstellung dieser

Lärmbelästigung und der Arbeiten. Der Kellner zuckt mit der Schulter und meint

freundlich lächelnd und in sehr gutem Deutsch:

„Leute arbeiten müssen! Besitzer gleich kommen!“

Die meisten Gäste bezahlen und gehen, so hatte sich das niemand vorgestellt. Was

passiert eigentlich, wenn zufällig der König anwesend ist?

Machen sie dann auch den obligatorischen Motortest? Oder ist es gar seine Yacht?

Von einem Hartz 4 Empfänger ist sie sicherlich nicht.

Als nun die Frischlinge zurück zu ihrem Anwesen kommen herrscht angenehme

Ruhe. „Wollte heute nicht die Baufirma kommen und das Fundament für den Pool

vorbereiten?“, fragt sich Frau Frischling. „Na ja, das Material haben sie ja schon mal

angeliefert, tröstet sie ihren Mann. Als sie jedoch feststellten, dass wir gehen, haben

sie wohl entschieden, dass es sich nicht lohnt, am Samstag zu arbeiten, ist ja nur ein

halber Tag“, grübelt die Hausherrin weiter.

„Bist du sicher, dass er heute sagte?“, meint Ihr Schatz. Da sie nur über das

Wochenende hier sind, entschließen sie sich zu einem zweiten Frühstück, vielleicht

klappt es ja diesmal… oder gibt es hier irgendwo einen Störenfried?

Sie rutschen gerade den Tisch in die Richtung der Sonnenstrahlen, da erstarren sie

vor Schreck. Mit lautem Getöse sehen und hören sie einen übergroßen

Geländewagen, der sich ihrem Tisch auf der Wiese nähert. Einen Meter vor Frau

Frischling, die gerade an ihrem Orangensaft nippen wollte, kommt er zum stehen.

Eine Staubwolke zieht über den frisch gedeckten Frühstückstisch.

„Ach, der Rechtsverdreher!“, scherzt die Gattin.

Sein Lächeln lässt sie nichts Gutes erahnen. „Nur eine Unterschrift!“, schreit er

durch das halb geöffnete Fenster. Sie verstehen ihn kaum, da der Motor immer noch

laut dröhnend läuft. „Achtzylinder“, erklärt ihr Abogado, laut rufend.

Der neue Besitzer will gerade aufstehen, da meint der Abogado: „Auf einen Kaffee

setze ich mich gerne zu ihnen!“

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Er vergaß die Formulare zu zählen, aber er schätzt, dass er mindestens für zwanzig

vorgelegte Formulare Unterschriften leistete. Der Unterschreibende wagte dann noch

zu fragen, für was die vielen Unterschriften sind, aber darauf erhält er nur die kurze

Erklärung: „Lassen sie nur, das ist alles spanische Bürokratie!“

Er bleibt dann den halben Vormittag wie angewurzelt am Tisch des Gastgebers

kleben. Eigentlich wollte sich die Ehefrau etwas in die Sonne legen.

„Etwas Wärme tanken!“, wie sie immer sagt, wenn sie in Deutschland von ihrem

neuen Besitz erzählt.

Dann endlich haben sie das Gefühl, er will sich verabschieden. Der Besitzer steht

schon mal auf um die Sache zu beschleunigen, da meint der Abogado mit einem

breiten sehr höflichen Lächeln, „Sie haben nicht zufällig einen Scheck dabei, aber

ich muss zugeben Bargeld wäre mir lieber!“

Vorsichtig fragt unser Hausbesitzer: „Wieviel brauchen sie denn?“

Er lässt sich zu einem Scherz hinreißen und meint: „Geben sie mir einfach

zwanzigtausend!“

Kreidebleich und erschrocken ist nun der Blick des Hausbesitzers. Hat er nicht

kürzlich aus Deutschland fünfzigtausend angewiesen? Er wird umgehend darüber

aufgeklärt, dass die Kosten in Spanien enorm sind, wenn es um einen Illegalen Bau

geht. „Ach, das war gar kein Scherz!“ Bringt der Besitzer noch stotternd heraus. Der

Abogado will es tatsächlich kassieren.

Nun war sein mitgebrachtes Schwarzgeld dahin. So schnell verpufft, dass hatte er

nicht erwartet. Zögerlich mit zusammengekniffenen Lippen übergibt er die Summe

in bar. „Könnte ich dafür ein Quittung bekommen?“, fragt er eingeschüchtert.

„Quittung? Dann kommt die IVA hinzu. Ich wollte sie ihnen eigentlich ersparen!“

Er hat dann keine Quittung über den Betrag ausgestellt. Die Gattin meint lächelnd:

„Der hat dich ja ganz schön überrumpelt, Liebling.“

An diesem Tag ist dann eigentlich nichts wichtiges mehr passiert. Ein Nachbar

schaut vorbei, starrt bei dieser Gelegenheit der Ehefrau auf den freigelegten Busen.

Wie lange er da schon gestanden hat, wissen die Götter. Er wollte sich nur vorstellen

mit den Worten: „Ich bin der Pepé! Ihr Nachbar.“

Leicht erschrocken erwidern die Herrschaften seinen Gruß und werden das Gefühl

nicht los, als wolle er ihnen etwas mitteilen. Die Ehefrau kratzt alle ihre spanischen

Wortfetzen zusammen um ihn nach seinem Anliegen zu fragen.

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Er zuckt mit den Schultern und meint nur, dass da, wo gerade der Pool geplant ist,

eigentlich seine Viehweide für seine Schafe ist. Aber er könnte sie auch verkaufen,

dann würde er seine Schafe wo anderes hinbringen. Aber neues Land kostet viel

Geld, meint er ziemlich klar und deutlich. Das zeigt er mit einer reibenden

Bewegung seines Daumens mit dem Zeigefinger.

Der Bauherr sieht ihn erschrocken an und dann hat der gute Nachbar auch schon

seinen Grundstücksplan in der Tasche. Er breitet ihn auf dem Tisch aus, indem er das

Geschirr vorsichtig beiseite schiebt und zeigt mit seinem Zeigefinger auf das

ausgewiesene Grundstück. Tatsächlich, sein Grundstück grenzt ohne Abstand an das

gerade erworbene Haus. Der neue Pool würde tatsächlich auf seinem Grund und

Boden stehen. Die Schafe könnten ihn als Tränke nutzen.

Sofort macht sich der neue Besitzer auf den Weg zu seinem Plan, der ihm beim

Notar vorgelegt wurde. Er deutet erregt auf die Grundstücksgrenze seines Planes. Ein

breites Grinsen überzieht das des Bauern und Nachbarn. Er zeigt auf das Datum.

So stellt der Grunderwerber fest, dass das gekaufte Grundstück nur halb so groß ist,

wie es beim Notar ausgewiesen wurde. Daher auch das Durchfahrtsrecht. Jetzt ist

alles klar!

Der Nachbar hat ein Schriftstück dabei, wenn man so dazu sagen kann. Eigentlich ist

es die Rückseite einer alten Stromrechnung. So liest der Neuankömmling einen

Betrag von zweihunderttausend. Er meint: „Du bezahlen, dann alles dein! Du Pool

bauen, nix Proplemas!“

Jetzt reichts, stöhnt der frischgebackene Fincabesitzer und hat nur noch einen

Wunsch, „Abreisen, den Bau einstellen und Mallorca verlassen.“

Der gute Nachbar erkennt, dass er wohl jetzt besser verschwindet. Er dreht sich dann

nochmals um und murmelt etwas von „Abogado!“

Ein Anruf bei dem Rechtsbeistand, bleibt erfolglos. Er geht nicht ans Telefon.

Vielleicht wusste er über alles Bescheid, so schnell wird es keiner erfahren und es

wird sehr teuer werden, das lässt sich nun erkennen.

Wie die Angelegenheit ausging, haben wir nicht mehr erfahren. Vielleicht war es ja

nur ein Alptraum? Oder nur eine ganz normale Geschichte? Kann so etwas

tatsächlich passieren? Die Geschichte erzählte Herbert, er wohnt hier schon über

dreißig Jahre. Herbert kennt sich aus, ganz klar. Es muss sich wohl so zugetragen

haben.

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Meine Frau und ich sitzen an einem großen runden Tisch in einer illustren Runde.

Zwischenzeitlich sind alle Teilnehmer eingetroffen. Einige machen einen

Spaziergang über das Grundstück, andere sitzen gemütlich im Schatten und erzählen

sich die neuesten Nachrichten.

Nachdem Herbert seine Story losgeworden ist erhebe ich mein Glas, und denke

zurück, wie es eigentlich bei mir und meiner Familie war. Es ist solange her, um es

genau zu sagen, es sind vierundzwanzig Jahre vergangen, als wir auf Mallorca

strandeten. Aber nun meine Geschichte, wie alles 1987 begann…

Wir schreiben das Jahr 1987 und ich komme soeben von einem Arbeitsaufenthalt

von der Algarve zurück. Als ich dort abreiste, war die Stimmung ziemlich getrübt. Es

fand ein Treffen der Hausbesitzer eines bekannten Ferienclubs statt.

Grund für die Zusammenkunft war der Anlass, dass die Portugiesische Regierung an

das Deutsche Finanzministerium die Daten von deutschen Hausbesitzern samt ihren

dazugehörigen Bankdaten und Kontonummern herausgab.

Die unausbleibliche Folge war, dass in Deutschland zu einer Jagd auf diese

Ferienresidenten in Portugal geblasen wurde.

Das Jagdhorn klang schrill und es war von Steuerbetrug in Milliardenhöhe die Rede.

Hauptsächlich traf es die Wohlhabenden, wie etwa einen Münchener Arzt oder einen

bekannten Rechtsanwalt.

Es war überhaupt interessant, warum ausgerechnet so viele Münchener unter den

Algarvefans gefunden wurden. Die meisten dieser Fans waren meine Kunden. Sie

wurden von mir betreut und in einigen Fällen sogar angeworben.

Wie gut, dass ich mit dem finanziellen Teil des Geschäfts nichts zu tun hatte. Ich

erhielt eine Provision für jeden Kaufabschluss und dieser wiederum wurde über mein

Reisebüro ganz offiziell abgerechnet und versteuert. Manchmal bedauerte ich dies,

aber jetzt war ich froh, dass ich alles offen legte.

Meine Frau wollte natürlich meinen Bericht hören und ich erzählte alles, was ich in

Portugal zu hören bekam. Schließlich traf es auch einen unserer guten Freunde. Er

berichtete einige Tage später, dass er eine Selbstanzeige einreichte.

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Später hörte ich, dass er trotz allem froh war, da er mit einer Nachzahlung und Strafe

von sechshunderttausend Mark davon kam. Er behielt sein Ferienhaus und schwor

sich für die Zukunft alles anzumelden. Sein Verlangen nach Schwarzgeld ließ

deutlich nach.

Mein Besuch an der Algarve war einer der Letzten. Ich erkannte die Zeichen der Zeit

und konzentrierte mich auf meine Fernreisen nach Fernost, sie waren schließlich das

wichtigste Standbein seit dem Aufbau der Firma im Jahr 1972.

Dies alles nur vorab, damit Sie verstehen, warum mich das Angebot nach Mallorca

zu gehen, tatsächlich interessierte und reizte.

Drei Tage nach meiner Rückkehr von der Algarve stand plötzlich mein guter Freund

Peter Cross in meinem Reisebüro. Er wollte mit mir eine Idee besprechen.

So muss ich aber noch erklären, dass Peter Cross an der Algarve einer der

Finanzberater war. Er kannte sich mit Auslandsinvestitionen aus, wusste wo der

Markt angeschlagen war und wo er gut florierte.

Er hatte eine geldige Nase, wie man so sagt. Er roch das Geld und erkannte schnell in

welche Richtung es gerade unterwegs war. Von Beruf war er an der Börse. Seine

Mutter eine Deutsche, sein Vater ein Engländer. Die Kombination war wohl für das

Geld genau die Richtige.

Wir saßen fast eine Stunde beisammen und plauderten über Vergangenes, bevor er

dann endlich mit seiner Idee herausrückte. Seine Idee formulierte er sehr vorsichtig

und machte den Vorschlag, dass ich doch mit meiner Frau zu unserem Hochzeitstag

nach Mallorca kommen sollen. „Ich lade euch ein, meine Idee soll eine

Überraschung sein“.

Mit dieser Schilderung machte er mich natürlich neugierig und so beschlossen wir

tatsächlich unseren Hochzeitstag am 19. Oktober 1987 auf Mallorca zu verbringen.

Wir reservierten unsere Flüge und Peter versprach uns abzuholen. Ein Hotelzimmer

brauchen wir nicht, da wir auf seiner Finca wohnen werden.

„Aha, Finca! Seit wann hat Peter eine Finca auf Mallorca?“, meinte meine Frau

neugierig.

Pünktlich zu unserem Hochzeitstag trafen wir mit einer Frühmaschine auf Mallorca

ein. Peter stand mit seinem angemieteten kleinen Fiesta bereit, um uns die Insel

schmackhaft zu machen. So kurvten wir erstmal zu einem so genannten „Inlokal“,

wie Peter es ausdrückte.

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Hier gibt es Frühstück für die oberen Zehntausend, wie er uns erklärte. Als wir das

Bistro betraten, waren wir enttäuscht. Das einzige was hier für die oberen

Zehntausend gedacht war, bestand aus einem einfachen runden Tisch aus Plastik.

Außer uns gab es noch einen weiteren Gast, der wohl dem Handwerk eines

Elektrikers nachging. Zumindest wies seine Ausrüstung darauf hin.

Peter erklärte uns, dass Mallorca seine Schätze im Verborgenen hat. Es seien die

Croisantes, die hier von der Dienerschaft für die bessere Gesellschaft abgeholt

werden.

Wir schlürften etwa eine halbe Stunde an unserem „Café con Leche“, dann sollte die

Fahrt fortgesetzt werden. Peter hatte es plötzlich eilig.

Peter nahm eine schmale Straße in Richtung Esporlas. Nach etwa fünfzehn Minuten

Fahrt, hält er an und zeigte uns eine mit Gras bewachsene Pompöse Treppe. Wir

erfahren, dass es ein berühmtes Anwesen ist und den Namen „Canet“ trägt.

Die Treppe tatsächlich betreten zu müssen, davon verschont er uns. Wir nehmen die

offizielle Zufahrt. Eine Art Feldweg, der uns direkt vor das Anwesen führt.

Peter parkte sein Gefährt direkt vor einem gewaltigen Holztor. Es bestand aus zwei

großen Türflügeln. Hoch und breit genug um mit einen Lastwagen, samt einem

Anhänger hindurch fahren zu können. Da es aber seit geraumer Zeit nicht mehr

geöffnet wurde, steigen wir durch eine kleinere Türe, die sich in einem der beiden

großen Türflügel befand.

Vorsichtig steigen wir über eine Querlatte. Suchen uns einen Weg in das Innere des

Anwesens. Die Besichtigung sollte beginnen. Gleich rechts vom Eingang bekommen

wir eine Kapelle zu sehen. Sie wirkte so, als sei sie noch am Morgen von den

Bewohnern zu einer Andacht benutzt worden. Es roch nach Weihrauch und Myrte.

Ein zweihundert Jahre alter Vorhang schwingt noch, als sei der Pfarrer geradewegs

vor wenigen Sekunden entschwunden.

Peter erklärte vieles während wir eine imposante Treppe empor steigen. Dabei

mussten wir feststellen, dass die Stufenhöhe ständig abwechselte. Mal sind sie

extrem hoch, dann wiederum sehr flach. Was uns zu einem seltsamen Schritt

verleitet.

Dann aber kamen wir im „Planta Noble“ an. Es ist der Erste Stock des hoch

herrschaftlichen Anwesens. Was wir vorfinden ist der Charme einer längst

vergangenen Zeitrechnung.

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Wir erfahren, dass die letzten Bewohner vor einigen Wochen ausgezogen sind,

nachdem die Besitzerin einer englischen Beerbrowersfamilie verstorben war. Frau

Guinness persönlich hauste hier. Denn von Leben konnte man wohl nicht mehr

sprechen.

Wir erfahren, dass jede der drei Etagen etwa sechshundert Quadratmeter misst. Die

Empfangshalle litt unter einer Bodenschwäche. Jeder Schritt wurde von einer

Schwingung begleitet.

Da ich von Gewohnheit aus vorsichtig in alten Gebäuden bin, hielt ich mich beim

Betreten der einzelnen Räume mehr am Rande auf. Hier schien mir der Boden am

stabilsten zu sein. Ich las mal, dass man am sichersten unter den Türstöcken steht,

falls ein Haus einzustürzen droht.

Unser Gastgeber brachte uns in unser Zimmer, das für die nächsten drei Tage unsere

Unterkunft sein sollte. Immerhin hatten wir ein großes Bett, das mit einer neuen

Matratze versehen war.

Als Kleiderschrank diente eine Holzlatte, diese war mit langen Nägeln versehen und

fand Halt an einem Fensterstock. Peter konnte von unserem Blick ablesen, dass wir

etwas geschockt dreinschauten.

So erklärte er. „Damit muss man leben, aber es besteht Aussicht darauf, dass hier mal

ein richtiger Kleiderschrank stehen wird. Was uns seit einer guten Stunde wie Kleber

an den Fersen hängt, ist ein dumpfer, modriger Geruch. Im ganzen Haus egal wo wir

uns gerade befanden, begleitet uns dieser Geruch in jedem Raum. Das Haus litt unter

einem undichten Dach.

Das Regenwasser fand seit etlichen Jahren seinen Weg mit akribischer Genauigkeit

durch die Wände, in die Böden, in die Etagen und zu den Geheimgängen und davon

gab es reichlich. Bei manchen Wänden hatte man den Eindruck, als müsste man nur

einen Finger in die marode Wand drücken, so würde einem ein Wasserstrahl

entgegen sprudeln.

Mit Tapete verkleisterte Türen, die man erst auf den zweiten Blick hin erkennen

konnte. War es der Charme der alten Zeit, war es die gigantische Größe, waren es die

alten Badewannen oder Waschbecken, alles hatte den Stil einer vergangenen Epoche.

Fast begannen wir uns in den Geruch, und die verwunschenen Räume zu verlieben.

Peter kannte uns nur zu gut. Er sagte nichts mehr, er lies sein Anwesen auf uns

wirken, von uns Besitz ergreifen.

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„Schaut euch nur in Ruhe um“, dass waren seine letzten Worte, dann verschwand er.

Als er zurückkam, brachte er drei leckere Pizzas mit. „Zum Trinken gibt es leider nur

Schampus! Oder Wasser, das kommt hier direkt aus dem Brunnen.“

Wir begannen den Mittagstisch zu decken und Peter kam mit einem Wust von

Plänen. „Das müsst ihr euch erstmal ansehen.“

Alte Pläne, mit Zeichenstift versehen und mit Tesa überklebten Stellen. Dann folgten

neue Pläne. Wir sahen Unterlagen, die auf ein Hotel und ein Spa-Center hindeuteten.

„So wird es mal aussehen, aber das wird noch etwas dauern.“ An diesem Nachmittag

erfuhren wir, dass Peter das Anwesen über einen englischen Kontakt erwerben

konnte. Dreimillionen soll es gekostet haben. Es war zwar sein Sparguthaben für

spätere Tage, aber das war es ihm wert, erklärte er uns mit großer Würde. „Und den

Garten müsst ihr auch genießen!“

Nun wollten wir aber wissen, was er mit uns vorhatte. Warum hat er uns diese

Anwesen gezeigt? Was sollten wir zukünftig damit zu tun haben? Alles Fragen, auf

dir wir nur eine Antwort erhielten. „Meine Lieben, das ist unsere gemeinsame

Zukunft!“

Zusammen gingen wir am Abend in ein nahe gelegenes Restaurant. Eine zünftige

Kneipe, in der man einfach aber durchaus sehr geschmackvoll Spanferkel verzehren

konnte. Es blieb nicht aus, dass uns Peter auch während des Essens von seinen

Zukunftsplänen erzählte. Wir stellen fest, dass wir bereits ein fester Bestandteil in

diesen Plänen waren. Wie schon in den Zeiten, als wir die Algarve unsicher machten,

sollte Petra meine Frau die Planung der Einrichtung in die Hand nehmen. Für mich

war der Posten der Bauleitung vorgesehen.

Peter wusste von unserem Anwesen auf dem Land, nahe Dießen am Ammersee. Er

erkannte meine Fähigkeiten und wusste von Portugal her, dass ich ein Pedant bin,

wenn es um gute und genaue Arbeit ging.

Wir waren längst zurück in seiner Residenz, als Petra der Schlaf übermannte. Peter

bat mich noch auf einen Absacker in die Küche, an einen Tisch, der noch von der

Erstbesitzerin stammen musste. War er zweihundert Jahre alt, oder noch älter. Es war

mir zu diesem Zeitpunkt eigentlich egal. Er war stabil und groß. Ich rammte meine

Ellenbogen in ihn um Halt für weitere Gespräche zu finden. Die Uhr an der Wand

zeigte halb zwölf, als ich versuchte Peter klarzumachen, dass ich ebenfalls gerne zu

Bett ginge. Ich war schon fast in meinem Zimmer, da meinte Peter: „Das mit deinem

Reisebüro müssen wir auch noch klären, du musst es natürlich verkaufen, oder so…“

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Ich drehe mich um und meinte: „Wie stellst du dir das eigentlich vor. Was bekommt

man für so ein Geschäft?“

„Das besprechen wir gleich morgen früh“, meinte er.

Petra kam spät in die Küche und sah uns dort schon wieder sitzen. Seit drei Stunden

war Peter damit beschäftigt mir zu erklären, wie man das in die Hand nimmt. Ich

meine das mit dem Verkauf der Münchener Firma.

Es war ein Traditionsunternehmen, mit Kunden aus allen Bereichen und konnte sich

vom Umsatz her absolut sehen lassen. Ein fleißiger Firmendienst, die Veranstaltung

von Gruppenreisen nach Portugal und dem fernen Osten und Südamerika. So eine

Palette konnte nicht jeder vorweisen.

Im Schnelltempo bekamen wir an diesem Tag den Rest der Insel zu sehen. Peter fuhr

mit uns nach Puerto Portals, Andraitx, Deia und Pollensa. Aussteigen, schauen und

weiterfahren. So verlief der Tag und vor lauter schnell mal hingucken, waren wir uns

nicht mehr sicher ob es nun die Kartause in Valldemossa oder in Deia war.

Wir waren mehr als verwirrt und so reisten wir am nächsten Morgen ab und hatten

nun echte Sorgen über unsere Zukunft.

Aber eines hatte der Besuch bei Peter gebracht, wir waren aufgerüttelt und erkannten

plötzlich, dass eine Veränderung in der Reisebürobranche heraufzieht. Es war uns

natürlich nicht entgangen, dass von unseren guten Kunden immer mehr ihre

Hotelreservierungen selbst vornahmen. In jedem Vorzimmer stand ein Faxgerät. Die

Tage eines normalen Reisebüros waren gezählt. Eine Änderung musste schnell

erfolgen, bevor es alle Kollegen merkten.

Petra und ich entschlossen uns über eine Anwaltskanzlei den Betrieb zum Verkauf

anzubieten.

Wir waren erstaunt, schon die ersten beiden Anzeigen brachten über achtzig

Kaufinteressenten.

Es wurde ausgesiebt und zum Schluss blieben vier wirkliche Fachleute übrig. Sie

hatten das notwenige Wissen und Erfahrung, um einen Betrieb wie den unseren

ordentlich weiterzuführen.

Eigentlich hatten wir uns bereits für einen Betrieb entschieden, da flog uns noch ein

weiterer Interessent ins Haus. Es war ein englisches Unternehmen und es bot einen

höheren Betrag, wie wir uns vorgestellt hatten.

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Die angereisten Herren sahen in die Kundenliste, warfen einen Blick in die

Geschäftsbücher und zückten bereits am nächsten Tag ihr Scheckbuch.

So schnell hatten wir nicht mit einem Verkauf gerechnet. Wir standen nun tatsächlich

vor einem Neufanfang. Zugegeben, Geldsorgen hatten wir keine. Lösten einen

Kleinkredit ab, bezahlten einen bestellten Neuwagen mit Bargeld. Wir begannen uns

Gedanken über den anstehenden Umzug zu machen.

Als Peter von diesem Umstand erfuhr, war er etwas erstaunt, wir hatten den

Eindruck, als hätte er nicht mit einem so schnellen Ergebnis gerechnet. Viel später

erfuhren wir, dass es große Schwierigkeiten in Esporles mit der Abwicklung gab.

Der Investor, der hinter Peters Projekt stand, stahl sich geschickt aus der

Verantwortung. Er hatte im eigenen Haus Vertriebsprobleme und musste die

Notbremse für weitere neue Vorhaben ziehen.

Seine Reaktion, machte uns Angst. „Was wollt ihr nun machen? Wie stellt ihr euch

eure Zukunft vor?“ Diese Frage sollte bedeuten, dass wir ab sofort auf uns selbst

gestellt sind. Der Umzugswagen war bestellt und eine Unterkunft für sechs Monate

war in S´Arráco angemietet.

Es ging Schlag auf Schlag. Die Kinder wechselten die Schule. Ab den Osterferien

waren sie auf einer Englischen Schule in Sankt Augustin angemeldet. Alle diese

Vorbereitungen musste Petra alleine durchziehen, da ich mit der Übergabe meines

Betriebes beschäftigt war. Sie machte es hervorragend. Als ich das erste Mal wieder

nach Mallorca kam, durfte ich feststellen, dass meine Frau bereits gut Spanisch

sprach.

Nun begann eine Zeit, wo wir der Zukunft in die Augen sehen mussten. So mussten

wir uns nach einer Gestoria umsehen, damit wir alles offiziell angehen konnten.

Wir bekamen von allen Seiten Empfehlungen. So landeten wir bei einer Rosi, sehr

symphatisch, einen Familiennamen erfuhren wir erst nach längerem Nachfragen.

Rosi bekam den Auftrag alle anfallenden steuerlichen Angelegenheit zu erledigen

und uns anzumelden die notwenigen Papiere zu besorgen. Dafür lies sie sich gut

bezahlen.

Nach drei Monaten rechneten wir nach und es wurde uns seltsam zu mute. Zu sehen

bekamen wir von ihr nichts, sie sagte immer nur denselben Satz: „Macht euch keine

Sorgen, alles läuft seinen gewohnten Weg. Schließlich mach ich diese Arbeit schon

seit einigen Jahren!“

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Diese Aussage klang uns noch Jahre später in den Ohren. Sie hatte nichts gemacht,

kassierte etwa achttausend Mark und legte uns Belege vor, die sie mit gefälschten

Stempeln versah. Ja, so kann man sich irren!

Wir sahen uns gezwungen zu einer „Ordentlichen“ Gestoria zu wechseln. Sie nannte

sich „Susi“. Sie kassierte zwölftausend Mark Vorschuss für eine

„Einfuhrzollgebühr“.

Diese musste hinterlegt werden um unsere Möbel nach Spanien einführen zu dürfen.

Nach sechs Monaten, so wurde uns bestätigt, würde diese Summe zur Rückzahlung

kommen.

Weiter sorgte sie sich um die Anmeldung und die notwendige „Residencia“. Ohne

dieses Papier ist man in Spanien nicht existent. Alle diese wichtigen Papiere besorgte

sie und wir waren zufrieden mit ihrer Arbeit.

Inzwischen verbrachte ich bereits mehr Zeit in Spanien als in Deutschland. Es wollte

der Zufall, dass ich gefragt wurde, ob ich vielleicht einen guten, gebrauchten Wagen

besorgen könnte. „Ja warum denn nicht“, so meine Reaktion. Nach dem ich die

Wünsche weitergeleitet hatte und den richtigen BMW gefunden, konnte ich den

Wunsch eines Restaurantbesitzers zufrieden stellen und ihn benachrichtigen, dass

sein Fahrzeug in Kürze auf der Insel eintreffen werde.

Wenige Tage später fuhr ich mit meinem Neuerwerb Richtung Barcelona und stellte

mich an der Fähre nach Mallorca an.

Es ging das Gerücht, dass hier die meisten Fahrzeuge entwendet oder aber

ausgeraubt würden. So organisierten wir uns „Wartenden“, gegenseitig bewachten

wir unsere Fahrzeuge.

Tatsächlich wurden einige Personen, die hier auf die Abfahrt der Fähre warteten,

ausgeraubt. Meist mit simplen Tricks. „Sehen sie mal, sie haben einen Plattfuss“, war

ein beliebter Trick. Die Personen verließen den Wagen um nachzusehen, in der

Zwischenzeit wurde die Wagentüre aufgerissen und die Handtasche der Ehefrau

entwendet. Die am Platz anwesende Polizei hat natürlich von all diesem Tun nichts

mitbekommen.

Als ich am nächsten Morgen mit meinem Fahrzeug den Boden von Mallorca

erreichte, wurde ich von der Guardia Civil angehalten. Ich wurde gefilzt, wie ein

Schwerverbrecher. Dann wurde der Wagen beschlagnahmt, da er ein

Zollkennzeichen trug. Eskortiert von zwei Streifenwagen, kam der Wagen unter

Zollverschluss.

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In der großen Halle in der er abgestellt werden musste, standen etliche weitere

Fahrzeuge. Einige standen hier wohl schon länger, da sie eine dicke Staubschicht

trugen. Andere wiederum standen ohne Motor, ohne Räder oder es fehlte das

Cabriodach, Ledersitze wurden bereits ausgebaut.

Wie gut, dass der neue Besitzer ein Mallorquiner war. Ich verständigte ihn und dann

ging eigentlich alles sehr schnell. Er zahlte die Zollgebühr und holte den Wagen ab.

Es vergingen drei Tage und ein neuer Anwärter für einen Wagen stand vor meiner

Wohnungstüre. Als er die Qualität meines Fahrzeuges bei seinem Freund gesehen

hatte, war er begeistert. „So einen will ich auch!“

Meine Gestoria bekam den Auftrag, die notwendigen Papiere zu besorgen, damit ich

einen zweiten Wagen holen konnte. Denn von nun ab, war ich als Autohändler

registriert. Schnell lernte ich andere Personen kennen, die eine gleiche Tätigkeit

ausübten. Jeder von ihnen hatte einige Geschichten zu erzählen. Ich für meinen Teil

war ein Neuling und schloss mich einem Schweizer an, der eigentlich aus München

stammte. Von ihm bekam ich Tricks und Hinweise, die weiter halfen. Aber wirklich

als Beruf wollte ich diese Arbeit nicht ausführen, da war ich mir ganz sicher. Zu

viele zwielichtige Gestalten tummelten sich in diesem Gewerbe.

Auf meiner zweiten Fahrzeugüberführung sollte ich eine Bestellung von Ersatzteilen

aus München mitbringen. Eine kleine deutsche Werkstatt hatte mir eine Liste von

Teilen mitgegeben die dringend benötigt wurden.

Ich versprach dies zu erledigen, holte die Teile bei einer angegebenen Adresse ab

und begab mich wieder auf die Rückfahrt nach Barcelona.

An der Spanischen Grenze wurde ich angehalten und wiederum wie ein

Schwerverbrecher behandelt. So kam ich in einen Raum, wo normalerweise die

Verbrecher untergebracht wurden.

Es war der gebrauchte Kühler für einen alten Mercedes, der den Herren vom Zoll

nicht gefiel. Ich bot an, ihn an den Zoll zu verschenken. Die Quittung wies einen

Betrag von sechzig Mark aus. Ich schwor mir dieses Geschäft zukünftig zu

unterlassen. Ich saß eine Stunde, zwei Stunden und in der dritten Stunde kam eine

junge Frau in den Raum und fragte, auf was ich eigentlich warten würde. Ich

erklärte, dass ich ein Ersatzteil dabei hatte, was den Kollegen nicht gefiel. Sie lies es

sich zeigen und begann zu lachen. Sie erklärte, dass es ein Scherz sei, ich hätte

einfach weiterfahren sollen. Aber wie sollte ich?

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Die Türe des Raumes in dem ich saß war doch verschlossen. Sie holte sich die

Kollegen und sie entschuldigten sich bei mir.

Nach drei Stunden des Wartens trat ich dann meine Weiterfahrt an. Die Fähre

erwischte ich nicht mehr, ich musste im Fahrzeug übernachten. Die Gefahr, dass es

gestohlen würde, war zu groß. Ein Tankstellenbesitzer erlaubte, dass ich in der Nähe

der Kasse für diese Nacht parken darf und er würde aufpassen.

Als ich dann mit einem Tag Verspätung auf Mallorca ankam, lief wieder die gleiche

Prozedur ab, wie schon einmal erlebt. Ein Fahrzeug vorne, eines hinter mir, so wurde

ich in den Zollhafen gebracht. Inzwischen hatte ich aber von meinem Freund den

Tipp bekommen, dass ich dem wachhabenden Zollbeamten ein Trinkgeld geben

muss, da ich sonst Gefahr laufen würde, dass vielleicht die Reifen bei der Abholung

nicht mehr am Fahrzeug seien.

Ich reichte unauffällig ein Kuvert mit einem passenden Betrag über den Tisch, mit

der Bemerkung, „Solo para Café con Leche!“

Dies waren die Worte, die ein Lächeln auf das Gesicht des Zöllners erkennen lies.

Zwei Tage später holte ich den Wagen ab und es empfing mich ein freudestrahlender

Zollbeamter zur Fahrzeugübergabe.

Ich muss zugeben, ich habe schnell gelernt. Der gewisse „Sobre“ war das

Zauberwort. Wo ich etwas zu besorgen hatte, immer wenn Vitamin „A“ notwendig

war, half mein bereit liegender „Sobre“.

Meine Frau berichtete, dass eigentlich die Auszahlung unserer Zollgebühr von

12.000 Mark anstünde. Ich rief bei Susi an und erkundigte mich, wann und wie ich

dies anstellen sollte. Susi tat erschrocken und meinte, dass der Termin längst

überschritten sei und das Geld zwischenzeitlich von der Behörde einkassiert wurde.

Das Geld sei verloren, es zu bekommen keine Chance mehr bestünde!

Meine Frau kramte die Quittung von einem Zolllageristen heraus und wir begaben

uns auf den Weg zu ihm, am Paseo in Palma. Es war ein freundlicher älterer

Engländer, er warf einen Blick in seine Bücher und fragte, wie wir es haben wollen.

Er könnte auch einen Scheck ausstellen.

Natürlich sprachen wir ihn auf die Bemerkung von Susi an. Er meinte nur: „Ja die

Susi…sie wissen aber schon, dass Susi jeder Zeit das Geld hätte abholen können?“

Mehr sagte er nicht, wir aber wussten Bescheid. Es war wieder an der Zeit die

Gestoria zu wechseln.

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Auf der Rückfahrt stellten wir uns die Frage, warum es ausgerechnet die eigenen

Landsleute sind die immer wieder versuchen einen zu betrügen. Eigentlich sollte

man sich doch helfen und unterstützen, aber das Gegenteil ist der Fall.

„mierda alemánes“, dieser Ausspruch sollten wir noch oft hören oder selbst

hinausschreien.

So wechselten wir zur dritten Gestoria. Gerda kannte sich aus. Sie lernte ihr Fach auf

Mallorca und hatte einen spanischen Ehemann.

Das zuständige Personal stammte von der Insel. Wir übergaben die Papiere und

erstmals hatten wir das Gefühl, am richtigen Platz zu sein. Hier erfuhren wir, dass

unsere erste Gestoria die eingezahlten Gelder für sich behalten hatte, wir alles

nochmals zahlen mussten. Als wir uns beschweren wollten, gab es die Gestoria in

Santa Ponca nicht mehr. Das Geld war also tatsächlich verloren.

Nach einiger Zeit trafen wir wieder Peter. Wir wollten wissen, wie weit er mit seinen

Plänen vorangekommen ist. Die Auskunft die wir zu hören bekamen, war

niederschmetternd. Die Gemeinde, die für die Baugenehmigungen zuständig ist, warf

ihm alle Steine in den Weg, die greifbar waren. Es zeichnete sich ab, dass man den

Verkauf der Finca „Canet“ auf keinen Fall akzeptieren wollte.

Die Gemeinde war der Meinung, dass Peter die Finca aufgeben sollte. Eine

Baugenehmigung zu keiner Zeit gegeben wird.

Es sei denn….

Peter berichtete, dass ein neues Schulhaus für die Gemeinde notwendig würde, das

ein Sportplatz gebraucht würde. Vielleicht, wenn er hier helfen könnte, dann würde

man einer Baugenehmigung aus einem anderen Blickwinkel entgegensehen.

Nun wussten wir, dass der Traum eines Wellness und Spa-Centers in absehbarer Zeit

für uns gestorben war.

Wir mussten uns anders orientieren. Ich für meinen Teil dachte umgehend an eine

Rückreise nach Deutschland. Unter diesen Umständen sah ich keine Zukunft auf

Mallorca. In einem Land wo man nur mit „Sobres“ arbeiten konnte, das war für mich

auf Dauer nicht akzeptabel.

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Lange saßen wir und grübelten bei einem guten Glas Wein. Zu einem wirklichen

schnellen Entschluss konnten wir uns nicht durchringen. Die Kinder besuchten mit

viel Freude die neue Schule. Es war für sie ein Honigschlecken im Vergleich zu ihrer

Schule in Deutschland.

Schon nach wenigen Monaten hatten sie kein Problem mit dem englischen

Unterricht, erste Freundschaften wurden schnell geknüpft. So zogen wir doch

innerhalb der Insel um. Unser neues Domizil war nun in Santa Ponca.

Die Wohnanlage in die wir umzogen sind, war uns schnell zu eng geworden. So dass

wir nach einem kleinen Haus Ausschau hielten. Vielleicht sogar an einen Kauf

dachten.

Wir hatten Glück und so zogen wir in unser Domizil Nummer drei. Es war eine

kleine Villa, die wir durch einen Freund vermittelt bekamen. Nun waren wir alleine

und genossen Mallorca in vollen Zügen. Es war so, wie wir es uns vorgestellt hatten.

An unserem Tisch heben nun alle Besucher die Gläser um auf unseren Entschluss

anzustoßen.

Rainer zieht an seinem Pfeifchen und meint: „Passt schon!“

Natürlich konnten wir das „Abenteuer Mallorca“, nicht einfach aufgeben. Wir hatten

neue Ideen und so konzentrierten wir uns auf Sportgruppen, wie Tennis- und

Golfgruppen. Durch diese Arbeit lernten wir schnell interessante Menschen kennen.

Vor allem durften wir feststellen, dass die Hotelbesitzer oder ihre Direktoren auf

Mallorca gut deutsch sprachen und an einer Zusammenarbeit interessiert waren.

Unser Vorschlag für sie Gruppen zu organisieren erweckte große Begeisterung.

Unsere alten Kontakte nach Deutschland kamen uns sehr zu Gute. Ein Jahr wollten

wir uns für die Vorbereitungen Zeit lassen.

Ostern 1994 sollten die ersten Gruppen anrollen, oder besser gesagt einfliegen.

Schnell machten wir uns einen guten Namen, in dem wir akribisch darauf achteten,

dass die reservierten Tennisplätze oder die Abschlagszeiten auch eingehalten

wurden.

Wir reservierten die Transfers oder falls notwendig die entsprechenden Mietwagen.

Jeder Kunde wurde von uns einzeln begrüßt und betreut.

Es war an der Zeit die Abwicklung in gute Hände zu geben. Schon in der

Anfangsphase hatten wir weit über tausend Personen auf der Insel, die von unserem

Service Gebrauch machten.

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Vor Ort hatten wir alle Hände voll damit zu tun, jedem Wunsch gerecht zu werden.

Eine Aquise von Neukunden sollte ein Partner in Deutschland übernehmen.

So kontaktierte ich wieder Personen die seinerzeit Interesse zeigten unseren Betrieb

in München zu kaufen. Ein Reiseveranstalter in Bonn war sehr interessiert und zeigte

sich schnell bereit für eine langfristige Zusammenarbeit. Der Vorteil der in dieser

Kooperation bestand war, dass er in Palma ein Büro besaß.

Der Nachteil, den ich viel zu spät erkannte, bestand darin, dass er still und heimlich

meine Daten kopierte und so in den Besitz aller meiner Kundendaten kam.

Nach einem Jahr wurde ich in die Verwaltung gerufen und ich erhielt die

Vertragskündigung. Wieder waren es Deutsche, die uns hereinlegten. Wieso?

„mierda alemánes!“

Es blieb nicht aus, dass ich einen guten Anwalt für Vertragsrecht benötigte. Wir

errechneten gemeinsam, dass ich einen Anspruch von achtzigtausend Mark geltend

machen konnte. Sein Honorar beträgt zehn Prozent des Streitwertes. Eine mächtige

Summe, aber schließlich ging es um achtzigtausend und dies war nur ein Teil

meines eingesetzten Betrages, aber damit wollte ich mich zufrieden geben.

Der Gerichtstermin wurde verkündet und die Verhandlung verlief ausgesprochen

friedlich.

Kein böses Wort viel, mein Geschäftspartner antwortete auf die Frage des Richters,

ob sich denn die Zusammenarbeit gelohnt hätte: „Ja selbstverständlich, es war für

unseren Teil ein gutes Geschäft und das wird es auch zukünftig bleiben!“

Nach dieser Aussage erklärte der Richter, dass dies ja alles schön und gut sei, aber er

sei für diesen Fall gar nicht zuständig. So erfuhr ich, dass mein Anwalt die Klage

beim falschen Gericht einreichte. Mir verschlug es die Sprache!

Aber es fiel mir auch auf, dass er mit dem Anwalt der Gegenseite wohl gut bekannt

war. Sie verabschiedeten sich sehr herzlich.

Ein Mallorquinisches Spiel? Ich weiß es nicht. So war unser eingesetztes Geld für

den Prozess auch noch verloren.

Am Abend traf ich einen Spanischen Freund. Ich erzählte, was vorgefallen war.

Er gab mir den Rat, auf keinen Fall weiter vor Gericht zu gehen. „Als Deutscher hast

du auf Mallorca keine Chance, du wirst immer verlieren!“

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Nun waren wir fünf Jahre in Spanien, oder besser gesagt auf Mallorca. Eigentlich

hätte ich jetzt am liebsten wiedermal meine Koffer gepackt, aber meine Frau hatte

sich in Mallorca verliebt.

So blieben wir und suchten nach neuen Wegen. Meine Tennis- und Golfkunden

waren von dem Reiseunternehmen aus Bonn längst verständigt worden. Sie bekamen

von dort auch gleich eine so genannte „Hotline“ und für ihre nächste Reservierung

als „Bonuskunde“ einen Sonderpreis. Alle Kunden reservierten für die kommende

Saison direkt in Bonn beim Reiseveranstalter.

Am Abend saßen wir auf unserer Terrasse und überlegten, was zu tun sei. So kramte

ich einen Kontakt aus Madrid aus meinen Unterlagen. Ich griff zum Telefon und

berichtete von meinen Erfahrungen. Schallendes Lachen kam aus dem Hörer und die

Worte: „Was hast du denn erwartet?“

Aber ich bekam auch einen guten Tipp. „Industrie-Vertretungen“, war das

Zauberwort.

Meine alten Kontakte zur Handelskammer halfen weiter. Ich erhielt einen Kontakt zu

einer Firma, die gerne in Spanien vertreten sein wollte. Schon nach drei Tagen flog

ich nach Nürnberg, um persönlich zu überprüfen mit wem, ich es zutun haben werde.

Der Kontakt war sehr interessant. Der Empfang war freundlich und die darauf

folgende Werksbesichtigung beeindruckend.

Bei einer zünftigen Brotzeit bekam ich einen Vertrag zu lesen und anschließend

schritten wir schon zur Unterschrift, die mit einem doppelten Schnaps besiegelt

wurde.

Kaum war ich zurück auf Mallorca, lieferte ein Spediteur zweihundert der bestellten

Heizgeräte an. Ich schaltete wie vereinbart die Werbung und die Artikel verkauften

sich gut. Ein angeheuerter Helfer und ich waren damit sechzehn Stunden am Tag

beschäftigt die Waren auszuliefern.

Als dann endlich mal eine kleine Pause eintrat, nutzte ich die Gelegenheit um meinen

Kollegen vom Festland in Denia zu besuchen.

Wir verabredeten uns zum Essen und tauschten unsere Erfahrungen aus. Er

berichtete, dass sich ganz in seiner Nähe ein Konkurrent ebenfalls mit einem

ähnlichen Artikel beschäftigen würde.

Zwei Wochen nach dem ich zurück auf Mallorca war, sah ich die ersten Anzeigen

von einem neuen Mitbewerber auf Mallorca.

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Ausgerechnet das Büro, dass ich als Untervertretung geschult hatte, suchte sich einen

fast gleichen Artikel und schaltete nun eine Werbung, die mein Produkt als schlecht

hinstellte, seines dagegen der absolute perfekte Typ sei.

Da ich mir mit dem Thema „Heizgeräte“ einen guten Namen machte, kamen weitere

Firmen wie etwa die Firma Hark auf mich zu und boten an, mich zu beliefern.

Hierfür musste ich einen Laden anmieten, was kein weiteres Problem darstellte.

Das Geschäft eines Deutschen bot sich an, da es bereits eine ordentliche Einrichtung

vorweisen konnte. Ich löste einen Teil der Gegenstände ab und begann mit dem

Verkauf. Einige Wochen später besuchte mich ein Vertreter der Firma Rüegg aus

Zürich. Das Material und die Verarbeitung beeindruckten mich.

Wiederum einige Wochen später kam ein Kaminbauer aus dem Bayerischen.

Gerda die Chefin meiner Gestoria meldete alle Tätigkeiten bei der Behörde an und

ich erhielt die notwendigen Bescheinigungen.

Ja und dann, ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen. Die ausgelieferte

Ware von meinem Nürnberger Lieferanten, schien nicht ganz in Ordnung gewesen

zu sein. Es kamen fast täglich Reklamationen. Mein Mitarbeiter, der die Ware

auslieferte, stand im Laden und meinte, dass er mit diesem Produkt nichts mehr zu

tun haben möchte. Kaum hätte er die Geräte aufgestellt, fliegen auch schon die

Sicherungen heraus.

Umgehend benachrichtigte ich meinen Vertragspartner, als Antwort erhielt ich ein

Schreiben eines Insolvenzverwalters. Ich sollte umgehend die Ware, die sich in

meinem Besitz befindet bezahlen oder zurückschicken.

Ich hatte nichts dagegen, aber nun hatte ich keine Ware mehr um die Reklamationen

befriedigen zu können. Damit aber nicht genug, die Reklamationen wurden vom

Insolvenzverwalter zurückgewiesen.

Nach Rücksprache mit meinem Kollegen vom Festland, nahmen wir uns einen

Anwalt. Vorab, wir mussten nicht bezahlen, aber wir hatten auch keine Möglichkeit

die minderwertige Ware zu reklamieren. Beide mussten wir aus eigenen Mitteln den

Schaden begleichen.

Da wir beide gemeinsam einen guten Verkauf nachweisen konnten, entschlossen wir

uns, einen neuen Anbieter zu suchen. Wir hatten wieder neue Hoffnung!

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Deshalb ein Prost auf die Zukunft. Die Runde erhebt ihre Gläser und blickt zu

Rainer. Rainer schlummert inzwischen friedlich, mit seiner Pfeife im Mundwinkel,

sicher träumt er gerade von einem riesigen Hanf Anbau.

Ja, eines ist klar, ohne kämpfen geht hier nichts, betont Pawel und meldet sich zu

Wort. Auch er hat einiges zu diesem Thema beizutragen. Pawel ist schon über

zwanzig Jahre auf der Insel, pendelt aber immer noch zwischen Köln und Palma.

Anfangs in Hotels und seit elf Jahren in einer kleinen eigenen Wohnung.

In letzter Zeit, kommt er immer öfter. Irmi seine Frau ist gerade schwanger und

arbeitet nur noch sporadisch.

Pawel hat sein Mallorca Domizil in Sa Rapita aufgeschlagen. In einer ländlichen

Gegend wie er betont wissen möchte. Der Strand von „Es Trenc“ ist nur ein

Katzensprung von seiner Terrasse entfernt. Sehen kann er das Meer, aber eben nur

sehen. Zu Fuß sind es gute zehn Minuten.

Eigentlich hatte er eine Option direkt am Strand erworben, aber dann kam alles ganz

anders. Einen Betrag von fünfzigtausend Mark hatte er bereits einbezahlt. Weitere

Einzahlungen sollten folgen.

Heute nach über zwölf Jahren stehen hier immer noch die Bauruinen. Manchmal,

wenn er einen „Durchhänger“ hat streift er durch die leeren Betonklötze, die ein

Überbleibsel einer Idee sind. Hier hat er ein kleines Vermögen versenkt, denkt er.

Wie heißt es doch so schön: „Wie macht man ein kleines Vermögen auf Mallorca?

…Man muss mit einem großen Vermögen ankommen!“

Damals war er noch in Düsseldorf bei einer Verwaltungsholding angestellt und so

flatterte ein Prospekt auf seinen Tisch. Er war sofort Feuer und Flamme. Er kannte

die Gegend, hielt sich hier oft bei einem Glas Wein in der Strandkneipe auf. Hier

konnte man noch die Seele fliegen lassen. Hier wurde man wieder zum Menschen.

Er setzte sich umgehend mit dem Initiator in Verbindung und so kam es zu einem

Treffen in Köln.

Pawel betont, dass er eigentlich sehr misstrauisch war. Er hörte immer wieder von

Insidern, dass „Es Trenc“ ein Naturschutzgebiet sei, Bauen völlig ausgeschlossen ist.

Aber der freundliche Herr im eleganten Anzug legte alle Unterlagen auf den Tisch.

Pläne, versehen mit den Stempeln der Gemeinde und der Architektenkammer.

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Kein Zweifel, hier wurde ganz klar eine Ausnahme gemacht. Auch waren die Bilder

von der zu bauenden Anlage beeindruckend. Natürlich Fotomontagen!

Auf die Frage, zu welchem Zeitpunkt die Fertigstellung geplant ist, erhält Pawel

weitere Unterlagen vorgelegt. „Aha, dann fangen sie ja in Kürze an!“, meinte Pawel

mit aufgeregter Stimme.

Pawel war begeistert und sofort überlegte er, ob er das Geld nicht schon mal abheben

sollte.

Doch jetzt kommt wohl ein Kapitel, über das Pawel nicht mehr so begeistert spricht.

Seine Stimme wird nachdenklich und man spürt sofort, dass er eigentlich nicht

darüber reden will. Er greift zu seinem Glas, schenkt es nochmals voll um dann einen

großen Schluck zu nehmen. Das entspannt ihn und die Fortsetzung der Geschichte

fällt ihm leichter.

Bereits zwei Wochen später flog er nach Mallorca um sich selbst von dem Vorhaben

zu überzeugen. Den Plan mit dem dicken Kreuz an der Stelle, wo sich sein kleines

Häuschen befindet, hatte er unterm Arm.

Er begann das Grundstück abzuschreiten und stellte begeistert fest, dass er einen

tollen Meerblick hat. Was für ein Glück er doch hatte.

Die angebrachte Bautafel bestätigte alles, was sich Pawel erwartet hatte. Zwei Tage

später hatte er eine Aufforderung des Bauträgers erhalten. Die zweite Zahlung wurde

eingefordert. Hunderttausend, kein Problem. Pawel hat sich alles gut überlegt und

vom Festgeld auf Auszahlung umgebucht. Das Geld lag bereit für die Überweisung.

Pawel traf mit einem Tag Verzögerung wieder in Düsseldorf ein. Er fand einen

weiteren Brief des Bauträgers vor.

Ein Treffen aller zukünftigen Besitzer wurde einberufen. Da alle aus dem Umfeld

Düsseldorf stammten, war es kein Problem mal schnell um die Ecke zu fahren. Pawel

stand pünktlich vor dem angegebenen Treffpunkt, einem bekannten Hotel in

Düsseldorf. Schon beim Betreten des Hotels sah er die aufgestellte Tafel mit dem

Hinweis, dass das Treffen im Konferenzsaal sieben stattfindet. Ein freundlicher Page

erkannte, dass Pawel den Saal sieben sucht und sprintete herbei um ihn zu dem

Konferenzsaal zu geleiten.

Pawel war begeistert, als er die Türe öffnete. Durchwegs symphatische Leute, die

sich hier aufhielten. Es wurde Champagner gereicht und am Buffet fand Pawel seine

Lieblingsspeise. „Meeresfrüchtesalat“, dafür könnte er sterben, sagt er immer. Er

griff sich einen Becher und begann darin zu löffeln und zu genießen.

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Kurz darauf betraten die Herren Initiatoren den Raum. Eine Tafel wird herein

getragen und ein sehr eleganter Gentleman begann mit seinem Vortrag.

Pawel erfuhr nun, dass eine Clubgründung bevorsteht. Alle Anteilseigner werden

sich in einem Club zusammenschließen.

Pawel fühlte sich geehrt, in einem so vornehmen Club will er gerne Mitglied sein.

Dass dies nicht ohne Papierkram ging, leuchtete jedem Geschäftsmann ein.

So griff sich Pawel wie auch die Anderen eine Mappe mit Unterlagen, die er dann

Stück für Stück unterschreiben sollte. Zeit zum lesen bestand leider nicht, das sollte

man in Ruhe „Daheim“ machen, betonte der Redner und Geschäftsführer.

Als Pawel nach zwei Stunden seinen Heimweg antrat, hatte er einen Grossteil seiner

Mitbesitzer bereits kennengelernt. Alles sehr nette Leute, dachte er sich.

Das wird eine nette Runde geben, wenn es mal soweit ist. Man sitzt gemeinsam auf

der Terrasse, genießt den Blick auf das azurblaue Meer und könnte sich nicht besser

fühlen.

Der Sprecher meinte zum Abschluss der Veranstaltung, dass es nur noch zwei

Monate sein werden, dann rücken die Baufahrzeuge an. Das hatte Pawel doch sehr

beruhigt. Denn eines glaubt er zu wissen, wenn mal die Baufahrzeuge da sind, dann

wird auch gebaut. Den Termin vermerkt er sich in seinem Terminkalender, damit er

vor Ort sein kann. Dass muss er mit der Kamera festhalten. Auch andere

Miteigentümer wird er dort treffen, es wird eine zünftige Party steigen, da ist er sich

ganz sicher.

Pawel hatte inzwischen bereits die zweite A-conto Zahlung geleistet und es lag

bereits eine neue Aufforderung auf seinem Tisch. Bei Baubeginn, so las er hier, sind

weitere hunderttausend fällig. Ja klar, dachte er. Ohne Moos nichts los, diesen Satz

sagte er mit einem Schmunzeln. Hat er doch vor einer Woche von seiner Oma einen

Erbvorschuss erhalten. Also, die Hundert, kann er eigentlich schon mal anweisen.

Kein Problem. Wer pünktlich zahlt, wird auch pünktlich ernten!

In seinen Unterlagen hat er die Überweisungsbelege nach Datum sortiert

eingeordnet. Zweihundertfünfzigtausend sind schon mal geflossen, jetzt will er aber

etwas sehen. In einer Woche ist Grundsteinlegung. Der Flug ist gebucht, der Koffer

steht seit einer Woche im Gang bereit.

Pawel ist so aufgeregt, dass ihm seine Freundin schon eine Beruhigungstablette auf

den Tisch gelegt hatte. „Nimm sie, sonst machst du dir noch in die Hose!“

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Pawel hatte das abgelehnt. Da muss er durch. Noch einen Chip für die Kamera und

dann sollte es gleich losgehen.

Auch diesmal hatte sich Pawel einen Mietwagen genommen, einen etwas größeren,

sonst könnte es doch sein, dass die anderen Miteigentümer denken könnten, er kann

es sich nicht leisten. Es ist eine Mercedes Limousine in dunklem Grau.

Seine Freundin Irmi hatte ihn auch begleitet, dafür hatte sie sich extra Urlaub

genommen. Beide hatten sich vorgenommen, die nächsten drei Tage an der Baustelle

zu verbringen. Bei so einem Ereignis muss man einfach dabei sein. Schließlich

werden hier die Grundsteine für die Zukunft gelegt.

Um acht Uhr dreißig, auf die Minute exakt, tauchten am Firmament die

Baufahrzeuge auf. Es ist ein Freitag mit strahlendem Wetter. Pawel wartet tatsächlich

nicht alleine, mindestens die Hälfte aller Miteigentümer ist ebenfalls hier. Die

meisten sitzen im Restaurant gegenüber der Baustelle und halten sich an einem Drink

fest. Dann stieg die Spannung. Der erste Wagen mit einem Kran im Gefolge kommt

um die Ecke. Durch den Lärm haben sich weitere Schaulustige eingefunden. Irmi

begann die Fahrzeuge zu zählen, mittlerweile hat sie über dreißig Fahrzeuge in ihrem

Kopf registriert. Dann kommt zum krönenden Abschluss unser Geschäftsführer in

einer schwarzen Mercedes Limousine. Herr Heldenstein persönlich, dass hätte von

ihm keiner erwartet. Mit großem Jubel wird er von seinen Miteigentümern bestürmt.

Das letzte Fahrzeug ist gerade um die Ecke, da begannen sie bereits, das erste

Fahrzeug zu entladen. Ein Steinhammer in gigantischer Größe wird abgeladen. Er

wird die Grundstücke vorbereiten, damit der Bautrupp umgehend die Fundamente

anlegen kann. Alle sind begeistert und der Cava fließt in Strömen. Soviel Umsatz hat

der Restaurantbesitzer wohl noch zu keiner Zeit gehabt. Er telefoniert aufgeregt nach

Personal. Er braucht mindestens drei Bedienungen und einen Ober.

Schon am ersten Tag, waren für fast die Hälfte der kleinen Reihenhäuser die

Fundamente fertig gestellt. Am Montag legen wir richtig los, verspricht Herr

Heldenstein.

Pawel und Irmi verabschiedeten sich erst gegen abend. Tatsächlich konnten sie noch

an diesem Tag das Fundament, auf ihrem Grundstück mit einem Schampus

einweihen.

Irmi wollte nun das Wochenende nutzen um sich mit Mallorca anzufreunden. Sie war

begeistert. Nur selten hatte sie so viele nette und freundliche Menschen

kennengelernt.

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Irmi hatte Pawel erst vor sechs Wochen in einer angesagten Disco getroffen. Pawel

war ausgelassen und sie hatte sogar das Gefühl, er hat sich eine kleine Brise hinein

gezogen. Er tanzte so wild, als wollte er an diesem Abend die ganze Disco

aufmischen. Natürlich wusste keiner, dass er an diesem Tag seine Bestätigung für

den Kauf seines kleinen Reihenhauses auf Mallorca feierte.

Pawel sah Irmi an der Bar stehen und fiel ihr in die Arme. Schuld war sein Freund

Bodo der ihm einen Schups gab, so dass er das Gleichgewicht verlor.

Irmi fing ihn auf und blickte in seine großen braunen Augen. Sie schnappte nach Luft

und einige Minuten später stellte sie fest, sie hatte sich in Pawel verliebt.

Seit diesem Abend ist sie keinen Meter von seiner Seite gewichen. Auch Pawel war

einfach hin und weg. Irmis Ausstrahlung, ihr langes blondes Haar, ihre blauen

Augen, besser hätte er es zu keiner Zeit treffen können. Sie soll es sein und keine

Andere versprach er ihr nach dem zweiten Tag. Als Irmi den Grund für seine

Ausgelassenheit erfuhr, gab sie ihm einen langen Kuss und so traten sie ihre neue

Zukunft auf Mallorca gemeinsam an. Wenn das Gebäude fertig gestellt ist, dann

werden sie hier die Flitterwochen verbringen. Das versprachen sie sich gegenseitig.

Auf dem Weg zum Flughafen, machten sie extra noch einen Umweg um einen

allerletzten Blick auf die Anlage, die aus dem Boden gestampft wurde, zu werfen.

Steinreihe für Steinreihe wuchsen die kleinen Reihenhäuser in die Höhe. Nun

wussten sie auch, wo sie die nächsten Wochenenden verbringen würden. Irmi hatte

sich einen Bauplan gesichert und begann schon mal in Gedanken mit dem Einrichten

und dekorieren. Ein Gästezimmer, natürlich, dass richten sie für Irmis Mutter ein. Sie

wird hier einen Platz für die Tage ihrer Pensionierung finden und so kann auch sie

auf das Haus aufpassen. Pawel versuchte zwar noch Einspruch einzulegen, denn

eigentlich hatte er sich das anders vorgestellt, aber er hielt sich mit seiner Meinung

zurück. Es sollte doch ein Liebesnest werden und nicht eine Wohnung, wo vielleicht

sogar noch die Schwiegermutter das Sagen hat. Mal sehen wie sich alles entwickelt.

Pawel begann darüber nachzudenken, wie er das wohl steuern kann. Aber dann

drängte er die bösen Gedanken zurück. Es wird sich schon eine Lösung finden

lassen.

Sie landeten gerade in Düsseldorf, da beschloss Pawel gleich am Flughafen ein

Ticket für das nächste Wochenende zu buchen. Irmi konnte zwar nicht mitkommen,

sie hatte das Wochenende bereits ihrer Freundin versprochen.

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Sie wollten gemeinsam an einer Regatter teilnehmen, mit dem Drachen von

Sieglindes Eltern. Den Damenpreis hatten sie sich auserkoren. Vielleicht klappt es ja

sogar.

Als Irmi Pawel davon erzählt, hörte er nur mit einem halben Ohr hin, seine

Gedanken waren auf der Baustelle. Wie wird die Treppe aussehen? Gefliest oder mit

Marmor belegt? Ach ja, die Waschbecken, da wollten die Herren bald Bescheid

wissen, für welches Model er sich entschieden hat.

„Auf keinen Fall das Standard Model!“, meinte Irmi, als sie das Muster sah. Es

musste schon ein bisschen was hermachen, so ihre Feststellung.

Pawel zählte die Tage, die Stunden, bis er endlich wieder am Flugplatz in Palma

landet. Seine Spannung war ihm anzusehen. Nervös nestelte er an seinem Hemd

herum.

Aber dann endlich. Diesmal mietete er wieder einen kleinen Fiat Punto. Er weiß, er

muss sparsam sein. Die vielen Sonderwünsche, die ihm Irmi auferlegt hatte, die

wollen finanziert sein.

Pawel fuhr direkt auf die Baustelle. Sein Herz konnte höher nicht schlagen, so

begeistert war er. Die Arbeiten gingen wohl rund um die Uhr.

Er stellte fest, dass die Baufirma bestens ausgestattet war. Jeder Griff saß. Natürlich

führte ihn sein Weg direkt zu seinem Häuschen. Er musste sich vor Begeisterung zur

Ruhe zwingen. Sie waren gerade dabei das Dach fertig zu stellen. Pawel betritt sein

Haus und bekommt gleich einen Rüffler. Einer der Handwerker reichte ihm einen

Plastikhelm. So erfuhr er, dass man eine Baustelle niemals ohne einen Schutzhelm

betritt. Sein kleiner Balkon überwältigte ihn. Der Blick auf das Meer gerichtet, sofort

kommen ihm Gedanken, ob er hier nicht für ständig herziehen soll. Seinen Beruf

könnte er auch von hier ausüben. Schließlich geht ja sowieso alles über das Internet.

Er schoss etliche Fotos und versperrte einem Handwerker den Weg. Als der

Installateur erfuhr, dass es sein Haus ist, gratulierte er ihm.

So erfuhr Pawel, dass in zwei Monaten bereits die ersten Besitzer einziehen können.

Natürlich wird die Baustelle noch nicht ganz fertig sein, aber einziehen, kein

Problem.

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Pawel verbrachte fast das ganze Wochenende auf der Baustelle. Dann leider musste

er zurück. Sein Chef hatte nach ihm gefragt. Eigentlich wollte er ganz stillheimlich

einen Tag dranhängen. Einfach da sein, wenn es vielleicht eine Frage gibt.

Aber dann buchte er noch in Palma am Flughafen einen Flug für sich und Irmi für

das folgende Wochenende. Er wird Irmi nichts erzählen, es soll eine Überraschung

sein. Sie wird Augen machen, da war sich Pawel sicher.

Gleich nach seiner Ankunft erfährt er, dass Irmi mit ihrer Freundin tatsächlich den

Damenpreis gewonnen haben. Vor lauter Begeisterung darüber vergaß Irma nach

dem Fortschritt am Bau zu fragen. Pawel hielt sich aber bewusst zurück, er wird sie

überraschen, da war er sich ganz sicher.

Als Irmi vom Flug am kommenden Wochenende hörte, begann sie damit Unterlagen

für das neue Domizil zu sammeln. Prospekte die für die Einrichtung bestimmt waren.

Die Tage zogen sich wie Kaugummi an den Schuhen. Dann aber endlich, war es

Freitag, leider ging der Flug geht erst um zehn Uhr nachts.

Wie schade, dachte Pawel, dann macht es keinen Sinn mehr noch auf die Baustelle

zu fahren. Also gleich Samstag früh, sofort nach dem Frühstück im Hotel.

Sie saßen im Flieger. Irmi blätterte gerade in Unterlagen für die neue Küche. Pawel

sah seine Post durch. Er trägt sie seit dem Morgen in seiner Jackentasche spazieren.

„Ach, sieh mal Irmi da ist eine Mahnung von der Baustelle. Ich hab wohl vergessen

die letzten hunderttausend zu überweisen. Erinnere mich bitte, dass ich es gleich am

Monatag morgen erledige!“

Irmi und Pawel wohnen im Saratoga Hotel in Palmas Zentrum. Sie unternehmen

noch einen kleinen Abendspaziergang und freuen sich schon auf den kommenden

Morgen.

Mit ihrem angemieteten kleinen Fiat kurven sie gerade auf den öffentlichen Parkplatz

von Es Trenc. Pawel stellt den Motor ab und greift nach einem Schal von Irmi.

„Was hast du vor?“, fragt Irmi. „Du willst mich doch nicht mit verbundenen Augen

auf die Baustelle führen, was glaubst du denn, was die Arbeiter dazu sagen?“

„Nichts werden sie sagen, Spanier haben Humor und sie werden über uns lachen!“

So führte Pawel seine Irmi mit verbundenen Augen mit Zielrichtung Baustelle.

Etwas verwundert ist Pawel schon, bei seinem letzten Besuch konnte er von hier aus

bereits die Baumaschinen hören, aber jetzt herrscht hier absolute Stille.

Vielleicht ist heute ein Feiertag, überlegte er. Irmi findet mittlerweile dieses Spiel

recht aufregend. Sie bittet Pawel ein kleines Stück ohne seine Hilfe laufen zu dürfen.

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So stolperte sie mehr, als dass sie schreitet. Sie kamen um die Ecke und stehen vor

der Baustelle. Tatsächlich ist kein einziger Bauarbeiter zu sehen. In einer Ecke

beobachtet Pawel, wie eine Baumaschine aufgeladen wird. „Seltsam“, mehr kann

Pawel nicht dazu sagen. Irmi steht immer noch mit verbunden Augen neben ihm.

„Darf ich jetzt endlich sehen?“, fragt sie ihn.

„Ja, mach nur, hier stimmt etwas nicht“, das fühlte Pawel. Irmi war begeistert von

dem was sie jetzt sehen durfte. Nach ihrer Meinung fehlen nur noch die

Fensterstöcke und die Türen, dann kommen auch schon die Möbel, so glaubt sie

zumindest.

Irmi hat ihr Tuch locker um den Hals geschlungen, überlegte gerade, ob sie das Spiel

nicht fortsetzen sollte, aber sie spürte, Pawel ist zum spielen die Lust vergangen.

Erst jetzt liest sie die Botschaften, die mit einer Sprayflasche an den Häusern

angebracht ist. „mierda alemánes, alemánes fuera!“

Das ist klar und deutlich kein Zweifel, aber was ist passiert? Pawel geht zu seinem

Restaurantbesitzer mit welchem er inzwischen befreundet ist und hofft auf eine

Erklärung. Die Erklärung erhält er umgehend. „Alles Illegal!“

Als Pawel mit Irmi den Heimweg antrat, muss er trotzdem lächeln. Die letzte fällige

Zahlung hatte er noch auf dem Konto! Gott sei Dank, wenigsten das Geld von seiner

Omi ist gerettet!

Auf die Frage von Bettina, was jetzt eigentlich mit der Anlage passiert sei, erzählt

Pawel, dass alle Prozesse gegen die Gemeinde gewonnen seien, der Fall liege derzeit

beim Gericht in Strassburg. Nach außen hin wurde behauptet, der Bauträger hätte die

Unterlagen gefälscht, aber die Wahrheit kam schnell ans Licht. Der Bürgermeister

der Gemeinde wollte einfach nur abkassieren.

Gegen den Bürgermeister laufe ein Ermittlungsverfahren, dass mit Sicherheit im

„Nichts“ enden wird. Der Streitwert liegt bei dreißig Millionen, das erfährt Pawel

noch von seinem Bauträger.

Aber Pawel erzählt weiter, der Restaurantbesitzer hatte Mitleid mit ihm und bot ihm

eine kleine sofort beziehbare Wohnung an. Er hat sie eigentlich für seine Tochter

gekauft, aber jetzt wo sein bester Freund so gestraft ist, muss er helfen. Pawel erwirbt

das kleine Appartement, und verbringt dort seit einigen Jahren die Ferien mit Irmi.

Leider ist es zu klein um die Schwiegermutter mit unterzubringen.

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Vielleicht gar nicht so schlecht dachte Pawel. Ach ja, sie haben geheiratet und die

Flitterwochen in Sa Rapita verbracht. Das Apartment hat zwar nur zwei Zimmer,

aber einen traumhaften Blick auf das azurblaue Meer und die Bucht von Es Trenc.

Pawel betont, dass er natürlich immer noch hofft wenigsten einen Teil seines

eingesetzten Geldes zurück zubekommen, „Die Hoffnung stirbt zuletzt!“, meint er

lächelnd. Dabei hält er Irmi fest in seinen Armen.

Die Rotweinflasche macht erneut die Runde. Wir stoßen auf die lieben Mallorquiner

an. Pawel ruft ein dreifaches Hoch aus. Nun möchte aber gerne Britta ihre

Geschichte zum Besten geben. Britta arbeitet bei einer Immobilienfirma in Puerto

Andraitx. Sie verdient gut, da es eines der bevorzugten Gebiete ist. Britta hat vor

einem Jahr einen Kunden beraten, der eine Wohnung vom Plan weg erwarb.

Eine Computeranimation zeigte das Objekt der Begierde. Die Kundin erzählt, dass

sie mit ihrem Mann nach einem Domizil schaut, wo sie später mal „Alt“ werden

können. Noch ist es etliche Jahre hin, die sie beruflich tätig sein müssen, aber der

Zeitpunkt rückt unaufhaltsam näher. So wollen sie sich darauf vorbereiten.

Brittas Geschichte ist eigentlich schnell erzählt. Das Ehepaar schloss einen

Optionsvertrag und beobachtete nun monatlich mit Begeisterung den Baufortschritt.

Die Aufregung steigert sich mit jedem Stockwerk welches den Bau wachsen lässt.

Es ist das vierte, das „Oberste“ welches die Kunden sich ausgesucht und erworben

haben. Wunderschön mit Dachterrasse und herrlichen Blick zum Hafen von Puerto

Andraitx.

Zwischenzeitlich wurden sie auch kräftig zur Kasse gebeten. Aber man weiß ja,

dieses Ehepaar kann es sich leisten. Im fertigen Zustand soll es mal

Eineinhalbmillionen kosten, ohne die Extras und Sonderwünsche. Die werden

natürlich zusätzlich berechnet, wie es in der Baubeschreibung heißt.

Kein Papenstiel, aber wie gesagt, da gibt es kein finanzielles Problem. Eine

Dachterrassenwohnung kostet immer etwas mehr, sie ist schließlich das Bonbon des

Anwesens, darüber war sich das Ehepaar im Klaren.

Der Zeitpunkt der Fertigstellung rückte unaufhaltsam näher. Eine Liste mit

Sonderbestellungen wurde verschickt und besprochen. So kommen locker nochmals

dreihunderttausend Euro hinzu.

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Die noble Ausstattung muss sein, ist selbstverständlich. Schließlich ist es ein

luxuriöses Objekt. Auch die Bäder wurden wunderschön ausgestattet.

Die Dachterrasse bekommt einen edlen Spezialbelag, nichts kommt aus dem

Baumarktregal. Alles wird extra eingeflogen. Extras, die sich sehen lassen können.

Noch eine Woche bis zur Bauabnahme und dann soll auch schon die Übergabe der

Wohnungen an die Besitzer erfolgen. Schon drei Tage zuvor erfolgt die Anreise. Die

Kunden sind aufgeregt und streifen noch am Vorabend um das Objekt der Begierde.

Dann erfahren sie, dass der Notartermin abgesagt wurde. Irgendein Papier würde

noch fehlen. „Ach, die Bewohnbarkeitsbescheinigung!“

Diese Bescheinigung ist leider nie eingetroffen. Es ist ein illegaler Schwarzbau

gewesen. Das oberste Stockwerk wurde zu keiner Zeit genehmigt, hieß es später.

Der Immobilienhändler soll zusammen mit dem Architekten und dem Bürgermeister

ein Spiel gespielt haben. Keiner dachte daran, dass ein Beamter der Gemeinde auf

die Idee kommt die Stockwerke nachzuzählen. „Können die überhaupt zählen?“,

fragt sich der Ehemann des geprellten Paares.

Der enttäuschte und verärgerte Kunde besucht die Agentur, verlangt Schadenersatz

und droht mit einer Klage. Erst jetzt erfährt die Agentur, dass es sich um eine

wichtige Persönlichkeit aus Deutschland handelt. So versuchten sie den Ärger

niedrig zu halten.

Schon nach sechs Monaten stand fest, das enttäuschte Ehepaar erhält sein Geld

zurück, auch die Kosten für die Sonderausstattung. Sie erhalten ein Angebot, was sie

nicht ausschlagen können. So wurden sie schlussendlich doch noch Besitzer einer

Wohnimmobilie auf Mallorca und so konnten sie ihre sorgsam ausgesuchten

Einrichtungsgegenstände endlich positionieren.

Britta gibt noch zu bedenken: „Wäre der Ehemann nicht so bekannt gewesen, wer

weiß, wie die Sache ausgegangen wäre?“

Inzwischen treffen neue Gäste ein. Aus dem Weinregal wird eine neue Flasche

geholt und auch gleich entkorkt. Dietmar und Veronika sind angekommen. Dietmar

ist Galerist, nein er war Galerist, jetzt genießt er seine ruhigen Tage. Heute früh

waren sie schon auf dem Markt von Santa Maria und Consell. Hier stöbert er in den

alten Dingen, natürlich erhofft er sich, immer irgendwelche alten und besonderen

wertvollen Gegenstände zu finden.

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Heute schleppt Veronika eine große Tasche mit eingekauften „Antiquitäten“ mit

sich. Veronika sollte eigentlich nicht schwer tragen, hat sie doch vor nicht all zu

langer Zeit eine neue Hüfte bekommen, oder war es der Ellenbogen. Dietmar trägt

nichts, er ist der Grande, die Verantwortung trägt Veronika.

Dietmars Antlitz läuft zur Hochform auf, als er die vielen jungen Damen in unserer

Runde wahrnimmt. Er wirft mit Komplimenten nur so um sich. Beginnt die Damen

mit einem Kuss zu begrüßen. Veronika steht hinter ihm und versucht die schwere

Tasche irgendwo zu platzieren.

Dietmar greift in die Tasche und zeigt nun seinen Fund vom heutigen Vormittag.

Zuerst bekommen wir eine gelbe Vase zu sehen. Dietmar erklärt, dass sie aus den

frühen Fünfzigern stammen muss und bestimmt einiges an Wert darstellt. Volker

sieht über seine Schulter und meint: „Da sollte sie aber nicht einen so großen Sprung

haben!“ Mehr sagt er nicht. Dietmar ist am Boden zerstört, hat er doch den langen

Sprung übersehen. Volker fragt dann noch nach dem Betrag den Dietmar dafür

hingelegt hat. „Zwei Euro“, kommt es kurz, er hat doch geglaubt ein Schnäppchen

gemacht zu haben. Deutlich kann man den enttäuschten Unterton hören. Die übrigen

Schätze will er nun doch nicht mehr zeigen.

Wer weiß was sie noch an Antiquitäten ergattert haben. Es ist wohl besser wenn sie

sich zu unserer Gruppe setzen, mit einem Glas Rotwein in der Hand.

Jetzt meldet sich Rita zu Wort und will von ihrem Erlebnis erzählen.

Sie holt weit aus und so erfahren wir eigentlich zwei Geschichten. Sie beginnt mit:

„Kennt ihr den Fall einer mallorquinischen Baufirma?“ Alle schütteln verneinend

den Kopf. Rita ist Gerichtsdolmetscherin, kennt also die Dinge aus erster Hand.

„Vor einem guten Jahr“, so beginnt sie ihren Bericht. Gab es einen schrecklichen

Unfall in der Promigegend an der Costa den Blanes. Zwei Jugendliche mit ihren

Freundinnen tobten in dem Schwimmbad und der dazugehörigen Terrasse. Die Eltern

waren gerade einkaufen, so machte das Toben noch mehr Spaß. Bis plötzlich einer

der Beiden an eine frisch errichtete Stützmauer stieß.

Durch diesen Stoß kam es zu einer Erschütterung der Mauer, welche wiederum dazu

führte, dass die Mauer samt dem Jugendlichen in die Tiefe stürzte. Der junge Mann

überlebte den Sturz nicht.

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Es kam zum Prozess. Zuerst versuchte sich die Baufirma damit zu verteidigen, dass

sie meinte: „Diese Mauer war nicht dafür vorgesehen, dass man sich daran abstützen

kann!“

Schnell musste der Chef der Baufirma erkennen, dass er mit diesem Argument wohl

nicht punkten konnte. So argumentierte er anders.

Er betonte, dass er von dieser Mauer gar nichts wusste. Er hätte zu keiner Zeit einen

Auftrag in diese Richtung übernommen. Das war sicher ein Angestellter seiner

Firma, der in seiner Freizeit diese Mauer errichtet hatte.

Bei der Zeugenbefragung bestätigten aber gleich mehrere Personen, dass ein kleiner

Lastwagen der Baufirma immer vor der Baustelle parkte.

Es wurde eine Vertagung der Verhandlung erreicht. Nun hatte man genug Zeit gegen

einen ordentlichen Betrag einen Südamerikanischen Bauarbeiter zu einer passenden

Aussage zu überreden.

Tatsächlich gab es einen Mitarbeiter der sich zu einer entsprechenden Aussage

überreden ließ. Er wollte ohnehin gerne zurück zu seiner Familie nach Chile. So ließ

er sich die Reise versüßen und nahm das Geld, welches ihm für eine entsprechende

Aussage angeboten wurde. Natürlich hat sich die Angelegenheit für die Baufirma

zum Guten gewendet. Die Argumentation des Anklägers, dass er doch

Verantwortung für seine Mitarbeiter hätte, wurde von der Verteidigung vom Tisch

gewischt.

Rita hätte da noch eine weitere Geschichte, aber diese würde sie sich gerne für den

nächsten Jourfix zurückhalten.

Wir prosten uns zu und Dietmar berichtet nun, wie weit er mit seinem Thema

„Runge“ ist. Seit etlichen Jahren versucht er ein Bild von Runge zu legalisieren.

Runge hatte seinerzeit vergessen das Bild zu signieren. „Wie blöd!“, argumentiert

Britta und fragt nach dem Wert des Bildes. So erfährt sie, dass alleine die

Restaurierung schon über fünfzigtausend verschlungen hat. Die vielen Reisen zu den

weit verstreuten Familienangehörigen, gehen natürlich auch ganz schön ins Geld, so

meint Veronika. Dietmar verteidigt sein Tun mit den Worten, dass es ja immerhin

einen Wert von einer halben Million darstellt.

Wir erfahren aber noch, dass es momentan kaum ein Museum schafft einen solchen

Gegenwert aufzutreiben. Die Museen sind alle knapp bei Kasse, erklärt uns Dietmar.

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Wir trinken auf das Bild und versprechen alle, Dietmar die Daumen zu drücken, dass

er eine Person aus der Familie Runge findet, die ihm die erhoffte Bescheinigung

erteilt. Die Runde wünscht den beiden viel Glück bei ihrem Vorhaben! Da kommt

dann noch ein Tipp von Wolfgang, „Wenn du einen Fälscher für die Unterschrift

benötigst, da weiß ich vielleicht einen? Mit Unterschriften sind sie hier nicht so

genau auf der Insel!“

Rita sitzt mit Marcel in einer gemütlichen Ecke, sie sind damit beschäftigt

Erfahrungen auszutauschen. Marcel ist wie Rita ebenfalls Gerichtsdolmetscher. Er

hat sich für die Sprachen Deutsch und Französisch ausbilden und eintragen lassen.

Ich höre nur den Namen Martinez fallen und bitte sie beide uns doch alle an dieser

Geschichte teilhaben zu lassen. „Die möchten wir doch alle hören, Martinez ist

immer für eine aufregende Geschichte gut“, meint Gerd.

Marcel beginnt und meint, „Dann hört mal zu. Es ist eine ganz abgefahrene Sache.

Ich habe sie von Anfang an als Dolmetscher begleitet.“

Die Angelegenheit begann im Jahr 2002, meint er, ist also schon fast zehn Jahre am

laufen.

Damals noch, war ich ganz frisch auf Mallorca und wurde zu einem

Vergleichsgespräch gebeten. Das hat seinerzeit noch meine Anwaltskanzlei

vermittelt. Erst ein Jahr später kam ich zu Gericht und erhielt dort meine Zulassung

als offizieller Übersetzer.

Martinez verlangte von einem Kunden einen Betrag von etwa vierzigtausend Euro.

Er war sich selbst nicht ganz sicher, wieviel er verlangen sollte. Das Problem,

welches sich auftat, war, dass er einige Rechnungen nicht offiziell anmelden wollte.

So gab es Rechnungen mit der gleichen Nummer in verschiedenen Höhen. Mal stand

auf der Rechnung eine Forderung von 42.000.- dann gab es unter der gleichen

Nummer eine Rechnung mit einem Betrag von nur 12.000.-. Zu erklären war dies mit

dem Umstand, dass er in diesem speziellen Fall einen Betrag von 30.000.- unter den

Tisch fallen ließ, also schwarz kassierte. Mein Klient Herr Haine, weigerte sich zu

zahlen, da er nach seiner Aufstellung alle Rechnungen ordnungsgemäß bezahlt hat.

Martinez bestand aber auf dieser Summe. Zu einer Einigung war er nicht bereit.

Es vergingen einige Jahre, genau gesagt tat sich bis zum Jahr 2009 nichts. Dann

flatterte Herrn Haine eine Strafanzeige ins Haus. Der angegebene Grund war

„Unterschlagung“.

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Herr Martinez stellt nun die Sache so dar, dass Herr Haine im Auftrag eines Kunden

gehandelt hat. Der Kunde behauptete, alles abgerechnet zu haben, was er seinerzeit

in Auftrag gegeben hat. Herr Haine war sein damaliger Bauleiter und reichte die

Bezahlung an Martinez weiter, Gott sei Dank immer gegen Quittung.

Dies zur Vorgeschichte.

Haine wandte sich mit der Klage an die Kanzlei Carada, an Pedro Carada. Herr

Haine hatte schon mal Kontakt zu dieser Kanzlei. Damals vertraten sie einen Gegner

von Haine. Da sie dies recht ordentlich machten, entschloss sich Haine diese Kanzlei

mit der Anklage aufzusuchen. Pedro bekam die Gerichtsunterlagen zur Einsicht und

nahm sich einen jungen Kollegen als Unterstützung. Natürlich wurde umgehend

Einspruch eingelegt, so dass es zur ersten Vorverhandlung nach einer Wartezeit von

neun Monaten kam.

Zu dieser Vorverhandlung kam Pedro nicht persönlich, nur sein junger unerfahrener

Kollege trat auf. Er stellt sich ruhig neben seinen Mandanten Haine. Ich war als

Übersetzer tätig.

Die Befragung fand vor einer jungen Dame statt, die nur die Fragen und Antworten

aufnahm, aber sonst nichts sagte.

Fragen an die Gegenpartei stellte der junge Anwalt nicht. Der Klägeranwalt hingegen

versuchte sein Feld schon mal zu sondieren. Er war und ist erfahren und befragt die

Zeugen so, dass sie völlig verwirrt sind und tatsächlich teilweise unklare Aussagen

machen.

Nach einem weiteren Jahr des Wartens kommt es zur Hauptverhandlung. Inzwischen

haben wir das Jahr 2011. Also fast zehn Jahre nach dem tatsächlichen Hergang.

Es wird berichtet, dass die Richterin sich verspäten wird. Also warten die Zeugen

und der Beklagte im Innenhof des Gerichtsgebäudes. Auch der Ankläger und der

Anwalt von Haine waren schon vor Ort. Die Herren Anwälte sind anscheinend mit

den Herren der Gegenpartei gut bekannt um nicht zu sagen „befreundet“. Sie stehen

zusammen und erzählen sich Geschichten und klopfen sich auf die Schulter während

sie herzlich lachen. Dann tritt die Staatsanwältin hinzu. Sie wird der Reihe nach

abgeküsst und in den Arm genommen. So wie es aussieht sind sie alle miteinander

befreundet. Die Glocke läutet, die Verhandlung soll beginnen. Am Eingang des

Saales steht der beisitzende Richter. Auch er scheint ein enger Freund des Anklägers,

der Staatsanwältin und der Anwälte der Verteidigung zu sein.

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Die Richterin betritt genervt den Gerichtssaal. Sie macht keinen Hehl daraus, dass sie

diese Angelegenheit lieber an ein anderes Gericht weitergeben will, da es ihrer

Meinung nach keine Strafsache ist, sonder eine Angelegenheit für die Richter im

Zivilgericht. Sie will gerade damit beginnen, die Angelegenheit abzulehnen, da

unterbricht sie der beisitzende Richter, gemeinsam mit der Staatsanwältin erklären

beide, dass sie darauf bestehen, dass die Angelegenheit hier am Gericht geklärt wird.

Unwillig beginnt die Richterin mit der Befragung. Immer wieder unterbricht sie, mit

der Bemerkung, dass diese Sache nichts auf ihrem Tisch zu tun hat.

Die Staatsanwältin und der anklagende Rechtsanwalt halten teilweise „Händchen“.

Zusammen spielten sie den Fall hoch. Geben sich gegenseitig die Argumente in die

Hand. Der beisitzende Richter blinzelt der Staatsanwältin zu und der Ankläger

flüstert mit ihr ohne Unterlass.

Dann wird Herr Haine befragt. Er hat zwei Aktenordner dabei, die belegen, dass er

alles ordentlich abgerechnet hat. Da er keinen Tisch zur Ablage hat, muss er sich zu

Boden knien um in den Akten zu blättern. Die Herren und die Staatsanwältin

beginnen sich darüber lustig zu machen.

Die Richterin bittet ihn diese Art zu Arbeiten, zu unterlassen. So hantiert der

Angeklagte mit den beiden Ordnern im Stehen. Wie ein Jongleur ist er gezwungen

mit den Aktenordnern zu hantieren. Die Argumente die er vorzulegen versucht

werden nicht beachtet. Die Richterin meint wörtlich. „Das interessiert mich nicht!“

Von Seiten seines Verteidigers musste er nun erkennen, dass er keinerlei

Unterstützung erhält. Sein Verteidiger scheint abwesend und uninteressiert zu sein.

Die Richterin meinte, dass sie sich das nicht antun müsste und bat um das

Schlusswort der Parteien. Die Verteidigung verlas ein Papier, das sie wohl schon in

der Kanzlei vorbereitet hatten. Es war so stümperhaft abgefasst, dass die Kläger

darüber zu lachen begannen.

Der Angeklagte erhielt das Schlusswort. Herr Haine erklärte, dass er keine Schulden

an Martinez hatte, daher auch nicht wegen Unterschlagung belangt werden könnte.

Die Richterin ließ ihn nicht mal seinen Satz zu Ende sprechen und erklärte den Fall

für beendet, ein Urteil würde in den nächsten Monaten zugestellt.

Im Herbst 2011 wird das Urteil zugestellt. „Schuldig“. Das Urteil fällte nicht die

zuständige Richterin, sondern der beisitzende Richter. Na gut, das war ja zu

erwarten, erklärt uns Marcel.

Es blieb ja noch als letzte Instanz Madrid, so der Trost für den Angeklagten.

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Haine suchte sich eine neue Kanzlei. Eine Anwältin übernahm den Fall und stellte

fest, dass die erste Kanzlei eigentlich nichts zur Verteidigung vorgetragen hatte. Sie

hat ihren Mandanten einfach ins offene Messer laufen lassen. So wie es aussieht, war

es eine Retourkutsche für den damals verlorenen Prozess den die Kanzlei gegen

Haine führte.

„Das war keine Verteidigung, das war ein Schuldeingeständnis“, so urteilt die neue

Anwältin. Sie setzt umgehend eine Revisionsklage auf. Diese ging nach Madrid und

dann wird die Sache sicher anders aussehen, so ihre Meinung. Vorher kassiert sie

aber einen erheblichen Betrag ab.

Zwischenzeitlich kommt Spanien finanziell leider in eine Schieflage. Es heißt die

Banken haben sich verzogt. Madrid gibt die Anweisung zu sparen und zu kassieren

wo immer es geht. Verständlich!

Es baut sich Hass gegen Deutschland auf. Die Politik der Bundesrepublik gefällt den

Spaniern nicht.

Im Sommer 2012 erhielt die Anwältin die Ablehnung der Revision. Entschieden

hatten drei von fünf Richtern, dass Haine zahlen soll. Zwei des Fünferteams

verlangten ein Protokoll, dass sie mit dem Urteil ihrer Kollegen nicht einverstanden

sind. Die Klage und das Urteil von Palma de Mallorca soll nach ihrer Meinung

revidiert werden. Deutlich drücken sie ihr Missfallen in diesem Fall aus und geben

diesen Umstand in einem Protokoll wieder.

Die Anwältin glaubt immer noch an das Gute, sie reicht nun eine Beschwerde gegen

dieses Revisionsurteil ein. Aber das kann dauern…

Marcel erzählt, dass nach der neuen Linie, die von der Regierung in Deutschland

festgelegt wurde, keine Chance mehr auf wirkliche Gerechtigkeit besteht. Die

Ausländer sollen zahlen. Das bringt Geld in die leeren Kassen von Spaniens

Finanzminister!

Schon will er von einem neuen Fall Martinez erzählen, aber den wird er sich für

einen anderen Jourfix aufheben.

Dieser Tag ging viel zu schnell vorbei, mit so vielen heiteren und dramatischen

Geschichten. Ein letztes Glas zum Abschied, nur Rainer harrt in seiner entspannten

Stellung, mit der Pfeife in der Hand aus. Mit einem Auge sieht er zu den Freunden

die sich gerade verabschieden und meint…“Passt schon!“

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Wie gut, dass schon wieder vierzehn Tage vergangen sind. Diesmal treffen wir uns

zum Jourfix bei Henriette….

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