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Jacques-Olivier lehrt Adler das Fliegen. Seite 10 Avocadoglace, schon probiert? Seite 47 MM12, 16. März 2015 | www.migrosmagazin.ch Adressänderungen bitte der Post melden oder dem regionalen Mitgliederdienst, Tel: 058 574 83 37, an den Nachmittagen von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr, oder per Mail: [email protected] Ausgabe Neuenburg-Freiburg, AZA 2074 Marin Bild: Mirko Ries

Migros magazin 12 2015 d ne

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  • Jacques-Olivier

    lehrtAdler das

    Fliegen. Seite 10

    Avocadoglace,

    schon probiert?

    Seite 47

    MM12, 16. Mrz 2015 | www.migrosmagazin.ch

    Adressnderungen bitte der Postmelden oder dem regionalenMitgliederdienst, Tel: 058 574 83 37, an denNachmittagen von 13.30Uhr bis 15.30Uhr, oder perMail: [email protected]

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  • DEditorial

    Wie riecht

    Pferdesattel?

    Wie geschieht Ihnen, wenn Sie nasserWald-

    boden lesen? Steigt Ihnen geistig auch ein

    muffig-erdiger Geruch in die Nase? Rmpfen

    Sie beimWort Geissbock auch instinktiv die

    Nase? Und knnen Sie Ihren ersten Freund,

    Ihre erste Freundin auch heute noch riechen?

    Gerche bleiben jahrzehntelang imGedcht-

    nis haften.Wir knnen ber Gerche Emo-

    tionen abrufen. Sie signalisieren uns ein Gefhl

    von Freude, Trauer, sie beschwingen, rufen

    unangenehmeErinnerungenwach, oder sie

    wecken Vorfreude. Und natrlich knnenwir

    Riechen trainieren wie Jonglieren, Gedichte

    aufsagen oder die Siebnerreihe. Sie erkennen

    bei einemWein die Brombeere oder den

    Pferdesattel nicht? 20Malmit professionel-

    ler Anleitung schnuppern, dann haben Sie den

    Geruch auf sicher.

    Die Nase ist ein faszinierendes Organ.Viel

    spezieller etwa als das Auge. DerMensch riecht

    StoffewieMoschus in einer Konzentration von

    einemhalbenMilliardstel Gramm. Die Arbeit

    des Riechens wird in Rezeptoren geleistet, die

    in Zehntausenden von Rechenzentren, den

    Riechkntchen, weiterverarbeitet werden.Was

    beimRiechen passiert, knnenwir fast nicht

    steuern. Den Emotionen, die an tief im

    Bewusstsein gespeichertenDften angedockt

    werden, sindwir hilflos ausgeliefert.

    DasMarketing hat sich die Kraft der Dfte

    schon lange zunutze gemacht. Sie locken,

    verfhren, begleiten, betren. Sie animieren

    zumKauf, lassenMenschen lnger in den

    Lden verweilen. Der Geruch von

    frischemBrot wirkt strker als ein

    schnes Brotbild.Modelabels wie

    Abercrombie & Fitch haben einen

    eigenenDuft, und denHamburger

    vonMcDonalds erkenntman auf

    der ganzenWelt. Und selbstver-

    stndlich gibt es auch imGeschft

    mit denDften Trends.Meine

    KolleginnenMonicaMller und

    Andrea Freiermuth haben sichmit

    zwei der bekanntestenDuftexper-

    ten, Professor AndreasHerrmann

    (EinDuft ist wie ein Schuss ins

    Gehirn) undUnternehmer Olivier

    Portmann, ber die neusten Erkennt-

    nisse unterhalten (Seite 26).

    Hans Schneeberger, Chefredaktor

    [email protected]

    47

    10

    4 | MM12, 16. MRZ 2015

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    102

    Dfte

    beeinflussen

    unser

    Verhalten,

    ohne

    dasswir es

    merken.

    Menschen

    8DieseWoche

    Alzheimer, bis heute unheilbar.

    10Portrt

    Jacques-Olivier Travers ist der

    Herr der Adler.

    17Humor

    Wasbringt uns zumLachen,

    undwie unterscheidet sich

    Humor vonKultur zu Kultur?

    22Reportage

    Wenn aus einer alten Telefon-

    kabine ein Kunstwerkwird.

    25Bnz Friedli

    26 Interview

    Was lsenDfte in uns aus?

    Zwei Experten gebenAuskunft.

    32 Leserforum

    Migros-Welt

    41SsseOsterverfhrungen

    45BlumigeBunnys vonFrey

    47 Saisonkche

    Feine Rezeptemit Avocados.

    59Ablaufdatum

    Wasbedeuten dieDaten

    aufMigros-Lebensmitteln?

    60LED,dasLichtderZukunft

    63Das Extradunkle der Jowa

    65Butterweiches aufs Brot

    67Annas beste Sptzli

    69Prickelndes Limo-Trio

    71 Lucerne Festival

    Klassik zuOstern:Mozarts erste

    Oper inderHofkircheLuzern.

    74Dachoasen

    Alles fr einen schnenBalkon.

    77Neues aus IhrerRegion

    Leben

    84Kinder

    DieWildeste unter den Suen:

    dasWildschwein imPortrt.

    87Gesundheit

    Was tun gegenHeuschnupfen?

    Die Tipps der Expertin.

    89Digital

    Roamingwird endlich billiger.

    90Ernhrung

    Wrzen statt salzen!

    92Auto

    FamilieGazano hat den neuen

    Opel Corsa getestet.

    94Leseraktion

    96Rtsel/Impressum

    100Cumulus

    102MeineWelt

    DieBerner Schauspielerin

    Sabine Timoteo ist fr den

    Schweizer Filmpreis nominiert.

    M-Infoline: Tel. 0848 840848* oder Fax 0041 44 277 20 09

    (Ausland). www.migros.ch/kundendienst; www.migros.ch

    Cumulus:Tel. 0848 85 0848* oder +41 44 444 88 44 (Ausland).

    [email protected]; www.migros.ch/cumulus

    RedaktionMigros-Magazin: Limmatstrasse 152,

    Postfach 1766, 8031 Zrich, Tel. 058 577 12 12, Fax 058 577 12 08.

    [email protected]; www.migrosmagazin.ch

    *NormaltarifBilder:ClaudiaLinsi,MirkoRies,BeatSchweizer,PD;Illustration:bunterhund.ch

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  • Darauf freuenwir uns

    Totale Sonnenfinsternis

    Sie findet diesen Freitag, 20.Mrz,

    pnktlich zumFrhlingsbeginn,

    auf derNordhalbkugel statt.

    TagdesGlcks

    Ebenfalls am 20.Mrz soll

    die Bedeutung des Strebens

    nachGlck undWohlbefinden

    bewusst gemachtwerden.

    UnntzesWissen

    Krper-

    welten

    Menschliche

    Spermienwerden

    vonMaiglck-

    chenduft ange

    zogen.

    Amazonas

    Indianer haben

    fast alle die

    Blutgruppe0.

    Michelle

    Hunziker kam

    mit zwei Rippen zu

    viel zurWelt.

    Der linke

    Lungenflgel ist

    etwas kleiner als

    der rechte,

    da dasHerz

    sonst zuwenig

    Platz htte.

    Quelle: Neon/Stern

    Menschen

    MM12

    Mein Bild derWoche Auf den ersten Blick scheint es sich hier um einWerk der mo

    dernen Kunst zu handeln ein Bild mit unterschiedlich farbigen Linien, die zwar

    ziemlich regelmssig angeordnet, aber ab und zu unterbrochen sind. Es regt wie

    jedes gelungene Kunstwerk zum Denken an. Folgte der Maler bei der Farben

    wahl und bei den Unterbrchen einer Systematik? Oder ist dies eine Installation

    mit Neonrhren? Sobald das Gehirn auf dreidimensional schaltet, erkennt

    man einen Menschen, der mit dem Rcken zur Kamera steht und den rechten

    Arm nach oben streckt. Des Rtsels Lsung: In einem Spital in Kalabrien im

    Sden Italiens wird ein behinderter Patient mit bunten Lichtstrahlen stimuliert.

    Hrprobe

    Entschuldigung, was hren Sie gerade?

    JasminGrter (21)

    Kauffrau ausOberdorfNW

    a) Popsnger Justin Bieber

    b)Guggenmusik

    c) ComedyDuoDivertimento

    Auflsung:b)WeilichPosaunespieleundparallelzumHren

    dieNotenauswendiglerne.

    Bernard Beni

    Thurnheer (65)

    ist der bekann

    teste Schweizer

    Sportreporter und

    hat alsModerator

    von Benissimo

    und TellStar

    TVGeschichte

    geschrieben.

    Bilder:DanielMacDonald/GettyImages,MaxRossi/Reuters,UeliChristoffel

    Senden Sie

    uns Ihr

    Lieblingsbild

    zum Thema

    Licht!

    Migrosmagazin.ch

  • Jeder vierte 85- bis 89-Jhrige ist von

    Alzheimer betroffen. Die Krankheit fhrt

    zu sozialer Isolation.

    DieseWoche

    Die grosse Angst

    vor dem Vergessen

    In der Schweiz leiden 116000 Menschen an Alzheimer eine enorme Belastung

    fr Betroffene und deren Angehrige. In Zukunft werden noch mehr Menschen

    erkranken. Gleichzeitig wird fieberhaft an der Zivilisationskrankheit geforscht.

    Text: Anne-Sophie Keller

    M

    it denKinofilmen

    Still Alice und

    Honig imKopf ist

    Alzheimer wieder ein

    Thema in der ffentlichkeit. Auch

    in der Literatur gibt es aktuelle

    Werke zumThema: ImRoman Wir

    sind nicht wir schildertMatthew

    Thomas auf 900 Seiten denKampf

    seines Vaters gegen die Demenz.

    Fakt ist: Alzheimer ist bis heute

    unheilbar. Bei der 1901 entdeckten

    Krankheit sterbenHirnzellen ab, als

    Folge verndert sich dasWesen

    einesMenschen. Im fortgeschrit

    tenen Stadium erkennen Betroffene

    sich selbst wie auch ihrUmfeld nicht

    mehr. Alzheimer kann bereits ab

    30Jahren auftreten, dieHufigkeit

    steigtmit demAlter stark an. Bei den

    85 bis 89Jhrigen leidet jeder

    vierteMensch anDemenz. Die

    Orientierungslosigkeit fhrt oft zu

    Vereinsamung, demVerlust der

    Autonomie und zu sozialer Isolation.

    DieKrankheit gilt als Schreck

    gespenst auchweil sie usserlich

    nicht sichtbar und somit nicht greif

    bar ist. Fr die Betroffenen und ihr

    Umfeld ist Alzheimer eine soziale

    und finanzielle Belastung. Gleichzei

    tig gibt es aber auch grossewissen

    schaftliche Bestrebungen, umdie

    Krankheit zu verstehen.Massgeb

    lich an der Forschung beteiligt ist die

    technischnaturwissenschaftliche

    Hochschule in Lausanne (EPFL).

    Die Zrcher Stiftung Synapsis

    untersttzt 2015Forschungsprojek

    te an Schweizer Universittenmit

    Spendengeldern von 1,4Millionen

    Franken. FinanzielleMittel sind in

    Zeiten der zunehmenden Alterung

    der Gesellschaft entscheidend: In

    der Schweiz leiden derzeit 116000

    Personen anDemenz; jhrlich kom

    men 25000 hinzu. Bis 2050 rechnet

    manmit einer Verdreifachung. MM

    Zahlen

    44

    Mio.

    Menschen sindweltweit

    vonAlzheimerbetroffen.

    606

    Mia.

    Frankenbetragendie

    globalenKosten

    vonAlzheimerpro Jahr.

    60%

    derBetroffenen inder

    Schweizwerden zu

    HausevonAngehrigen

    gepflegt.

    Quellen:WorldAlzheimerReport,

    SchweizerischeAlzheimer

    vereinigung, beide 2014

    LetzteWoche haben

    wir gefragt: Soll der

    Cannabiskonsum legali

    siert werden?

    55%:Unbedingt,

    schliesslich ist Alkohol

    auch legal.

    24%:Keinesfalls, ich

    wnschemir hrtere

    Strafen.

    21%:Nein, die aktuelle

    Gesetzgebung passt.

    Bild:BobIngelhart/GettyImages

    8 | MM12, 16. MRZ 2015 | MENSCHEN

    Frchten Sie

    sich vor

    Alzheimer?

    Migrosmagazin.ch

  • Experteninterview

    Ich bin berzeugt, dass es

    eines Tages eineMglichkeit

    gibt, Alzheimer zu heilen

    Strassenumfrage

    Machen Sie sich Sorgen,

    an Demenz zu erkranken?

    GtzNeumeyer (79), Zahnarzt

    ausWabernBE: Es ist eine schlimme

    Krankheit. Bei den erstenAnzeichen

    wrde ichmich sofort erschiessen

    sofern ich dasGewehr noch finde.

    MurielGschwend (30), Politik

    wissenschaftlerin aus St.Gallen:

    Alzheimer geht uns alle an, zum

    Glck sprichtman immermehr dar

    ber. Ummich selbermache ichmir

    keine Sorgen, das ntzt ja eh nichts.

    SimonBrechbhl (20), Student aus

    Jegenstorf BE: MeinGrosi (82) ist

    leicht dement. Frherwollte ich nicht

    alt werden, umkeineGebresten zu

    bekommen.Heute glaube ich, dass es

    Mittel gegenAlzheimer gebenwird.

    AdrianoAguzzi,wasbedeutetdie

    DiagnoseAlzheimer?

    Die Alzheimer-Erkrankung zerstrt

    das Kurzzeitgedchtnis. Die Patienten

    vergessen oder knnen gar nichtmehr

    aufnehmen, was in ihrer Umwelt

    passiert. Alltgliche Funktionen

    werden erheblich beeintrchtigt, und

    oft verirren sich Betroffene.

    DieBevlkerungwird immerlter.

    WerdendiedurchAlzheimerverur-

    sachtenKostenausdemRuder laufen?

    Daswird eine grosse Belastung. Aber

    mich strt es, dassman die kono-

    mische Diskussion in den Vordergrund

    stellt und nicht denMenschen.

    Alzheimer ist das Schlimmste, was

    man sich vorstellen kann.

    Inwiefern?

    ImAnfangsstadium realisieren die

    Leute, dass sie Familienangehrige

    nichtmehr erkennen. Das fhrt oft zu

    Depressionen und Aggressionen. Das

    Gedchtnis ist schliesslich das, was uns

    zuMenschenmacht.

    IndasHumanBrainProjectder

    HochschuleLausannehatdieEUeine

    MilliardeEuro investiert. Profitiert

    davonauchdieAlzheimerforschung?

    BeimHumanBrainProjectversucht

    manherauszufinden,wiedasHirn

    funktioniert.Fallsmandas schafft,

    kannmanAlzheimervielleichtbesser

    verstehen.EineMilliardeEuro ist ein

    enormerBetrag.DasGehirn ist aber

    auchsehrkomplex.Dasheisstnicht,

    dassmanesnicht versuchensollte,

    dennbei solchenMegaprojekten

    kommt immeretwasheraus. Inden

    70er-JahrenwolltemanKrebsbe-

    siegendas istnicht gelungen. Inder

    ZwischenzeithatdieForschungaber

    einige sehrerfolgreicheTherapien

    entwickelt. Ich sehedasbeimHuman

    BrainProjecthnlich.Und ich

    begrsse, dassdiePolitikGeld indie

    Wissenschaft investiert.

    SindwirkungsvolleMedikamente

    gegenAlzheimer inSicht?

    Es gibt noch keinMedikament, das

    funktioniert, sondern nur solche, wel-

    che die Symptome hinauszgern. Be-

    handelte Patienten fhlen sich besten-

    falls ber kurze Zeit besser, danach

    beschleunigt sich die Erkrankung.

    SindTests zurerblichen

    Vorbelastung sinnvoll?

    In der Regel rate ich den Leuten eher

    davon ab. Da es keine Therapie gibt,

    bringt es auch nichts, Alzheimer dia-

    gnostiziert zu kriegen.Unter Umstn-

    den kommtmanmit der Diagnose

    nicht zurecht. ImRahmen der Fami-

    lienplanung ist das ein anderes Thema.

    Dort kannman dafr sorgen, dass

    Kinder das kranke Gen nicht erhalten.

    Wenn einem die Genetik nur noch eine

    Lebenserwartung von 10 bis 20 Jahren

    prophezeit, ist es sogar ratsam, die

    Familienplanung anzupassen. Generell

    sollten solche Tests auf jeden Fall mit

    professioneller Begleitung durchge-

    fhrt werden und nicht ber dubiose

    Internetanbieter.

    IstAlzheimernicht einfacheine

    normaleAlterserscheinung,mitder

    wir leben lernenmssen?

    Wennman das behauptet, nimmtman

    den Betroffenen das Anrecht auf

    Diagnose undUntersttzung. Es wre

    zynisch. Alzheimer ist definitiv eine

    Krankheit. Ich bin berzeugt, dass es

    eines Tages eineMglichkeit geben

    wird, sie zu heilen.Wir haben denWeg

    dahin nur noch nicht entdeckt.

    Ist esheute schlimmer, anAlzheimer

    zuerkranken,weilwirunsweniger

    umanderekmmernundeskeine

    Mehrfamilienhaushaltemehrgibt?

    Frher sind die Leutemeistens gar

    nicht so alt geworden, dass sie an

    Alzheimer erkranken konnten.Man

    kann also sagen, dass Alzheimer eine

    Zivilisationserkrankung ist. Schlimm

    war sie schon immer. Ich denke nicht,

    dass sich das gendert hat.

    WashaltenSievomFilmStillAlice?

    IchhabedenFilmnicht gesehen.Aber

    ichfindeesgut, dass eskulturelleBei-

    trgegibt, dieAlzheimer thematisieren

    solangedaswissenschaftlicheFunda-

    mentunddieFaktenstimmen.

    AdrianoAguzzi

    (54) ist Direktor

    des Instituts fr

    Neuropathologie

    amUniversitts

    spital Zrich und

    einer der fhren

    denAlzheimer

    forscher Europas.

    MENSCHEN | MM12, 16. MRZ 2015 | 9

  • Ein eingespieltes Team:

    Jacques-Olivier Travers mit

    Kaiseradler Darshan auf der

    Kunsteisbahn von Davos.

    10 | MM12, 16. MRZ 2015 | MENSCHEN

    Spektakulre

    Videoclips

    aus der Adler-

    perspektive

    unter

    Migrosmagazin.ch

  • Ruhig, aber stets auf-

    merksam sitzt Darshan

    auf demUnterarm

    von Jacques-Olivier

    Travers (42) undwartet auf

    seinen Einsatz. VomMedien-

    rummel, der seinetwegen auf der

    Kunsteisbahn in DavosGR

    ausgebrochen ist, lsst sich der

    vierjhrige Kaiseradler nicht

    stren. Nur als eine Fernsehjour-

    nalistinmit ihremMikrofon zu

    nahe kommt, zuckt sein Kopfmit

    dem gebogenen Schnabel kurz

    vorwrts. Blitzschnell zieht sie

    ihreHand ausser Reichweite.

    Travers, dessen Armmit dickem

    Leder vor Darshans scharfen

    Krallen geschtzt ist, lchelt:

    Jeder Kussmussmit ein paar

    Stichen genht werden. Er hat

    da einige Erfahrung.

    Travers grndete 1997 den

    Greifvogelpark Les Aigles du

    Lman im franzsischen Sciez

    zwischenGenf und Thonons-les-

    Bains.Auf dem riesigen Park

    gelndemit eigenem See leben

    150Greifvgel. 70 Prozent der

    Besucher kommen aus der

    Schweiz, darunter viele Schul

    klassen.Travers und sein

    Weisskopfseeadler Sherkan

    geniessen in Genfer Eishockey-

    kreisen zudem einige Prominenz:

    Der Vogelmit einer Flgel-

    spannweite von 2,10Metern ist

    das offizielleMaskottchen von

    Genf-Servette und fliegt vor je-

    demHeimspiel durch das Stadion

    auf den Lederhandschuh seines

    Falkners. Ich habe grosses Glck

    mit Sherkan, er ist vllig furchtlos

    und liebt den Lrmund die Auf-

    regung. Vonmeinen zehnWeiss-

    kopfseeadlern ist er der Einzige,

    mit dem ich dasmachen kann.

    Blick aus derAdlerperspektive

    An diesem sonnigen Januartag

    ist Travers zuGast in Davos,

    ummit seinen Adlern ein spekta-

    kulresWintersportvideo zu

    drehen. Darshan soll vomDach

    des Sportzentrums Time-out

    ber das Eisfeld und denDavoser

    EisschnellluferMartinHnggi

    (46) hinweg zu Travers fliegen,

    gefilmt von einer Drohne,mehre-

    renKameramnnern auf dem

    Boden und einerMinikamera auf

    demRcken des Adlers selbst.

    Der Falkner hat inzwischen schon

    eine ganze Reihe solcher Filme

    gedreht sogar vomEiffelturm in

    Portrt

    Der Herr

    der Adler

    Seine Raubvgel lieben Jacques-Olivier Travers so sehr, dass sie ihn

    zur Paarungszeit anbalzen. Das grosse Ziel des franzsischen Falkners

    ist es, die majesttischen Weissschwanzseeadler in Mitteleuropa

    wieder anzusiedeln. Ein Dokumentarfilm soll dabei helfen.

    Text: Ralf Kaminski Bilder:Mirko Ries

    MENSCHEN | MM12, 16. MRZ 2015 | 11

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    Paris und demBurj Khalifa in Dubai sind

    seine Adler schon geflogen. Die Rckenkame-

    ra der Vgel erlaubt den Zuschauern dieselbe

    Perspektive auf dieWelt, wie sie die Adler

    haben. Das alles sieht spektakulr aus, ent-

    steht aber nicht einfach zumVergngen oder

    zu Showzwecken. Mein Ziel ist, den europ

    ischenWeissschwanzseeadler inMittel

    europa wieder anzusiedeln, sagt Travers. In

    der Schweiz wurde er vor rund 200 Jahren

    ausgerottet. Die Aktionen und Filme sollen

    dieMenschen an diese eindrcklichen Tiere

    gewhnen und die notwendigen Sympathien

    fr sie schaffen. Ichwill damit die Herzen

    erreichen, nicht die Kpfe.

    Wenn alles wie geplant luft, wird Travers

    in Frankreich 2016 ein erstes Adlerpaar in die

    Wildnis entlassen. Dafr jedoch braucht es

    einige Vorbereitung. Das Problem ist,

    dass Adler, die in Gefangenschaft aufwachsen,

    in derWildnis nicht berlebensfhig sind.

    Sie knnen kaumfliegen, geschweige denn

    fischen oder jagen. Die Lsung: Travers

    bringt es ihnen bei. Zu Beginnmgen sie

    Sherkan, das Maskottchen des Genfer Hockey

    klubs Servette, war auch am Spenglercup dabei.

    mich gar nicht, erklrt er und lacht. Sie

    haben ihr bisheriges Leben imTierpark ver-

    bracht, sind gemtlich vonAst zu Ast gehpft

    undwurden gefttert. Nun kommt da einer

    undwill, dass sie sich anstrengen, dass sie

    fliegen. Die ersten paarMale schaffen sie

    kaum fnfMinuten, dann sind sie vllig

    erschpft, und es dauert zwei bis dreiMonate,

    bis die Vgel die Arbeitmit Travers wirklich

    akzeptieren. Abermit der Zeit wird ihre

    Kondition besser, dieMuskeln entwickeln

    sich pltzlich gibt es fr sie nichts Schne-

    res, als zu fliegen. Ihr Instinkt bernimmt.

    UndTravers fliegtmit ihnen.Mit einem

    Gleitschirm segelt er voran, die Adler folgen

    ihm, wie sie ihren Eltern gefolgt wren.

    Tatschlich haben ein paar der Vgel fast

    eine zu enge Beziehung zu Travers entwickelt.

    Sherkan siehtmich als seinWeibchen, zur

    Paarungszeit wirbt er immer heftig ummich,

    wenn ermich sieht, sagt Travers, der aller-

    dings schon anderweitig vergeben ist und eine

    17-jhrige Tochter hat. Auch fr einige der

    anderen Adler ist er das wichtigste Bezugs- Bild:AndyMettler/swiss-image.ch

    12 | MM12, 16. MRZ 2015 | MENSCHEN

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    wesen. Inzwischen bin ich beimTraining

    zurckhaltender, dennwenn die Vgel zu

    stark aufmich fixiert sind, wird es sehr

    schwierig, sie dereinst freizulassen. Das

    Aufzuchtprogramm trgt erste Frche:Mitt-

    lerweile gibt es in Frankreich drei Seeadler-

    paaremit Jungtieren, eines in Travers Park.

    ImHerbst folgteinDokumentarfilmberAdler

    Inzwischen ist der EisluferMartinHnggi

    eingetroffen, Eisflche undKameras sind vor-

    bereitet, und Travers bergibt Darshan einem

    Mitarbeiter. Dieser trgt ihn durch das Ge-

    bude auf das kleine Vordach der Sporthalle,

    derweil Travers sich amRande des Eisfelds

    platziert undHnggi sich fr seinen Einsatz

    bereitmacht. Sobald die Kameradrohne ber

    der Eisbahn korrekt platziert ist, wird Dar-

    shan vomVordach losgeschickt. Elegant glei-

    tet ermit seinen fast zweiMetern Flgel-

    spannweite ber das Eis, knapp ber Eislufer

    Hnggi hinweg, der sich ebenfalls direkt auf

    Travers zu bewegt und kurz vor ihm abdreht,

    whrend der Adler gezielt auf demArmschutz

    landet undmit Futter belohnt wird. Hnggi

    war vonDavos Tourismus fr den Filmdreh

    angefragt worden und sagte sofort zu.

    Es istmir eine Ehre. In derMythologie gilt

    der Adler als Krafttier, und es ist schon sehr

    eindrcklich, einenmal so nah zu erleben,

    erklrt Hnggi seineMotivation. So dicht der

    Adler ber ihn hinweggeflogen sei, er habe

    weder den Luftzug gefhlt noch den Flgel-

    schlag gehrt, sagt er. Aber irgendwie im

    Nacken gesprt habe ich ihn schon.

    Diese kleinen Filme, die amEnde auf You-

    tube und derWebsite des Vogelparks aufge-

    schaltet werden, sind jedoch kein Vergleich zu

    dem grossenDokumentarfilm Freedom,

    der Travers seit Herbst 2013 beschftigt.

    Rund ein Jahr dauerten die Dreharbeiten fr

    die Dokufiktion um ein Adlerprchenmit

    dem letzten frei lebendenMnnchen und

    seinemWeibchen, das in Gefangenschaft auf-

    gewachsen ist undmit Travers Hilfe in die

    Freiheit entlassenwerden soll. 500000Euro

    hat der Film gekostet. Er wirdMitteMrz in

    Frankreich und der Schweiz denMedien

    vorgestellt und kommt imHerbst in die Kinos

    alles privat und ber Sponsoren und Spen-

    den finanziert, wie Travers betont. Auch sein

    Park ist selbsttragend. Das ist heute umso

    wichtiger, als der Staat berall sparenmuss.

    Ob sich sein Traum vonwild lebenden See-

    adlern inMittel- und Sdeuropa bald erfllt,

    hngt allerdings nicht allein davon ab, wie gut

    er es schafft, die Vgel und dieMenschen dar-

    auf vorzubereiten. Es lauern einige Gefahren

    dort draussen, sagt Travers.

    Erfahrungswerte gibt es ausNord- und

    Osteuropa, wo eine Population von rund 2500

    Weissschwanzseeadler-Paaren lebt. Umwelt-

    gifte und einmangelndes Angebot an Feucht-

    undWassergebieten sind ein Problem. Im-

    merwieder sterben Adler auch, weil siemit

    Hochspannungsleitungen kollidieren oder

    in die Rotoren vonWindkraftanlagen gera-

    ten.Oderweil sie auf der Strasse vonAutos

    erfasst werden, wenn sie sich imWinter dort

    niederlassen, um sich ber ein Strassenver-

    kehrsopfer herzumachen. Dafr hat die Ak-

    zeptanz derMenschen stark zugenommen.

    MENSCHEN | MM12, 16. MRZ 2015 | 13

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    Viele sehen die Adler heute nicht

    mehr als Bedrohung, sondern als

    Bereicherung.

    Darshan hatmittlerweile seine

    vier Flge bers Eis absolviert.

    Zufrieden sitzt er wieder auf

    Travers Unterarmund beobach-

    tet interessiert seineUmgebung.

    Seine Arbeit ist fr heute getan.

    Fr den zweitenDreh auf der

    Langlaufpiste springt Adler

    Fletcher ein, da sichDarshan vor

    Ski frchtet. Abends aber, wenn

    Traversmit den beiden zurck in

    seinemDavoserHotel ist, werden

    es sich die Vgel auf demBalkon

    vor seinemZimmer zusammen

    gemtlichmachen. Natrlich

    knnten sie jederzeit wegfliegen,

    und vielleicht tun sie es auch.

    Aber bisher sind sie noch immer

    wieder zurckgekommen. MM

    www.freedom-lefilm.com

    www.lesaiglesduleman.fr

    Jacques-Olivier Travers

    ist inzwischen genauso

    kameraerfahren

    wie seine Greifvgel.

    14 | MM12, 16. MRZ 2015 | MENSCHEN

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    Kunst.Was die einen lustig

    finden, entlockt anderen

    nur einGhnen oder gar

    Abscheu. Und so, wie sich der Sinn fr

    Humor vonMensch zuMensch unter

    scheidet, finden sich auch vonKultur

    zuKulturDifferenzen. Thierry Jobin

    (46), der knstlerische Leiter des Inter

    nationalen Filmfestivals in Freiburg,

    hat sich ein Jahr lang intensivmit

    diesenUnterschieden beschftigt. In

    der aktuellen Ausgabe vom 21. bis

    28.Mrz sindKomdien aus verschie

    denenKulturen ein Schwerpunkt, etwa

    aus Indien,Mexiko oder Sdkorea.

    Humor ist tief in der jeweiligen

    Kultur verwurzelt, sagt Jobin. Man

    muss ihre Geschichte, ihre Eigen

    heiten undNormen kennen, um

    Humor zu verstehen und lustig zu

    finden. Nur schon die Romands und

    die Deutschschweizer lachen nicht

    immer ber die gleichenDinge.Wh

    rend Die Schweizermacher (1978) in

    beiden Landesteilen Begeisterung

    auslste, war der Deutschschweizer

    Hit Achtung, fertig, Charlie! (2003)

    in der Romandie ein totaler Flop.

    InAsien gibt es keine Tabus

    Bei der Suche nachKomdien aus

    allerWelt verliess sich Jobin auf seine

    Freunde vorOrt, um ihmFilme aus

    den jeweiligen Lndern zu empfehlen.

    InKomdien derwestlichenWelt

    dreht sich derHumor oft umPuritanis

    mus und Schuld, um gesellschaftliche

    Regeln, die gebrochenwerden.Wer

    sie bricht, wird amEnde bestraft,

    sagt Jobin. In asiatischenKomdien

    hingegen gibt es keine Tabus, da

    kann es auch um islamistischenTerror

    oder Partnertausch gehen. Letztes

    Jahr unterhielt Jobin sichmit dem

    sdkoreanischenRegisseur Bong

    Joohho (Snowpiercer) ber diese

    Unterschiede. Er sagtemir, dass

    Ein Klassiker des

    britischen Humors:

    John Cleese und

    seine Silly Walks.

    Die Kunst

    des Lachens

    Das Internationale Filmfestival in Freiburg zeigt Komdien aus aller Welt. Doch lachen

    wir ber das Gleiche wie die Japaner? Nicht der Humor unterscheidet sich von

    Land zu Land, sondern unser Umgang damit, sagt Humorforscherin Jenny Hofmann.

    Text: Ralf Kaminski

    Humor

    dieseOffenheit und die oft viel plakati

    verenGefhlemit denTraumas zu

    sammenhngen, dieKorea erlitten

    hat dieKriege, die Teilung, die stete

    Bedrohung durch denNorden. Dies

    fhre zu einem intensiverenUmgang

    mit Komik, Lust, Gewalt undAngst

    als in der Schweiz, die seit Langemnur

    Sicherheit, Ruhe undWohlstand

    kenne. Er findet es seltsam,wie sehr

    wir unsereGefhle verstecken.

    Aber ist Humorwirklich von Land zu

    Land verschieden?Humorforscherin

    JennyHofmann (30) weissmehr.

    JennyHofmann,wie entsteht

    Humorbei einemMenschen?

    Der Sinn frHumor kann als Teil der

    Persnlichkeit betrachtet werden.

    Genau so, wie sich der Charakter von

    Mensch zuMensch unterscheidet,

    differiert auch derHumor. Eine breit

    anerkannte Theorie besagt, dass

    Humor acht verschiedene Facetten hat

    jede davon ist in jedemMenschen

    vorhanden, aber in anderer Auspr

    gung, so entstehen dieUnterschiede.

    Wiesohat sichHumorbeim

    Menschenberhaupt entwickelt?

    Auch Primaten knnen bestimmte

    Situationen lustig finden und geben

    dannGerusche von sich, die unserem

    Lachen sehr hnlich sind. Humor ist

    ein Spiel mit Ideen. Schon in der Frh

    zeitmusste derMensch immerwieder

    Ideen entwickeln, um sich an neue

    Situationen anzupassen. Humor trgt

    dazu bei, neue Ideen und Lsungen

    zu generieren, er knnte also evolutio

    nr einenberlebensvorteil bringen.

    Zudem ist er ein wichtiges soziales

    Schmiermittel, er strkt denGruppen

    zusammenhalt. Aberman kann damit

    andere auch ausschliessen.

    Unterscheidet sichderHumorvon

    Kultur zuKultur?Bild:EverettCollection/Keystone

    MENSCHEN | MM12, 16. MRZ 2015 | 17

    Lachen im

    Film: Bekann-

    te Beispiele

    von Satire bis

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    Unterschiedliche

    soziale Normen

    fhren zu einem

    anderenUmgang

    mitHumor. In Japan

    etwa gilt es als un

    schicklich, in der

    ffentlichkeit zu

    lachen.Manmag

    zwar etwas lustig

    finden, wird aber

    hchstens in den

    eigenen vierWnden

    darber lachen. Zu

    dem gibt es je nach

    Kultur andere Ziele frWitze. In der

    Schweiz sindsterreicher gern das

    Opfer. Die Franzosen erzhlen sich

    die gleichenWitze, die sterreicher

    werden aber durch Belgier ersetzt

    andernfalls fnden sie sie nicht lus

    tig. Grundstzliche Prferenzen fr

    bestimmte Arten vonHumor je nach

    Kultur lassen sich in der Forschung

    hingegen nicht belegen.

    Es gibt also keinen spezifischen

    nationalenHumor?DenBriten

    sagtmandocheineNeigung zu

    schwarzemHumornach. Stimmt

    das etwanicht?

    Es gibt schon Anzeichen, dass

    bestimmte Formen in gewissen

    Lndern hufiger vorkommen oder

    anders gebraucht werden.Wenn

    man untersucht, wie viele Leute

    schwarzenHumormgen, findet

    manwahrscheinlich keine natio

    nalen Unterschiede. Fragt man

    hingegen, wie viele schwarzen

    Humor amArbeitsplatz ihremChef

    gegenber einsetzen, tun die Briten

    das sicherlich viel hufiger als die

    Schweizer. Das hat aber wiedermit

    sozialen Normen zu tun. Eine

    Studie hat krzlich ergeben, dass in

    England 17 Prozent der Befragten

    eine pathologische Angst davor

    haben, ausgelacht zu werden. In der

    Schweiz sind es nur 5 Prozent. In

    England ist es wahrscheinlich sozial

    akzeptierter, in Alltag und Arbeits

    lebenmit Hohn und Spott zu

    reagieren entsprechendmehr

    Leute frchten sich davor.

    Kannmanauch spter imLeben

    nocheinen ganz anderenHumor

    entwickeln?

    Absolut.Genau so,wie sich andere

    Persnlichkeitsmerkmalemit der

    Zeitwandeln.HeitereGelassenheit

    fllt lterenPersonenzumBeispiel

    leichter als jungenLeuten.Man

    kannseinenSinn frHumor sogar

    gezielt trainieren, indemmanzum

    BeispielwhrenddesTages auf

    Situationenachtet, die amsieren

    (sieheBox rechts).UnsereStudien

    habengezeigt, dass dies imAlltag zu

    positivenVernderungen fhren

    kann:MehrHumor steigert die

    Lebenszufriedenheit. MM

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    training an. Es hilft

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    von zuHause aus

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    ein, einer Kokerei die zumUNESCO-Welterbe gehrt. Auch

    der Ausflug zumSchloss Sayn unddemSchmetterlingsgar-

    tenmit seinerVielzahl an farbenprchtigen Faltern ist ein

    unvergessliches Erlebnis.

    StndigwechselndeUferlandschaften, gesumt vonge-

    schichtstrchtigenOrten, der Romantische Rheinmit

    eleganten Schlssern, imposanten Burgenundder sa-

    genumwobenen Loreley bezaubern. Hhepunktewie der

    Keukenhofmit seiner einmaligen Bltenpracht, romanti-

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    Um 16.00 Uhr heisst es Leinen los.

    2. TagStrasbourg

    Lernen Sie die franzsische Metropole in einer Kombina-

    tion von Stadtrundfahrt und Stadtrundgang kennen. Die

    Rundfahrt* fhrt vorbei am europischen Viertel mit seinen

    internationalen Institutionen und dem Deutschen Viertel mit

    dem prchtigen Kaiserpalast. Das weltbekannte Strasbourger

    Mnster mit seiner einzigartigen astronomischen Uhr bildet

    den Abschluss der Tour. Am Nachmittag Rheinschifffahrt.

    3. TagRdesheim

    Am Nachmittag Transfer mit dem Winzerexpress* zum

    Weingut von Adolf Strzel. Je nach Witterung findet die Wein-

    degustation als Schlenderrundgang durch die Weinberge oder

    im Weinkeller statt. Geniessen Sie den Abend in dem bekann-

    ten Weinstdtchen bei einem Bummel durch die berhmte

    Drosselgasse.

    4. TagRdesheimRomantischerRheinKoblenz

    Am Morgen Schifffahrt entlang dem Romantischen Rhein.

    Zahlreiche Legenden umgeben Burgen wie Stolzenfels und

    Marksburg ebenso wie die berhmte Loreley. Mittags trifft das

    Schiff in Koblenz ein. Ein spezieller Einblick in das frstliche

    Leben der Familie zu Sayn-Wittgenstein-Sayn bietet der Aus-

    flug* zum neugotischen Schloss Sayn und dem angrenzen-

    den Schmetterlingsgarten. Dort begegnen Ihnen unzhlige

    Schmetterlinge und farbenprchtige Falter im Zusammen-

    leben mit Zwergwachteln und den kostbaren Koi-Karpfen.

    Gleich nebenan im mrchenhaften neugotischen Schloss

    Sayn werden Ihnen Einblicke in das frstliche Leben der

    Familie gestattet.

    5. TagDuisburg

    Mitten im Ruhrgebiet warten die weltweit schnste und einst-

    mals grsste Zeche und Kokerei auf Sie. Der Ausflug* fhrt

    am Morgen zum Welterbe Zollverein. Frher frderte Zollver-

    ein Kohle und verarbeitete sie rund um die Uhr zu Koks. Heute

    sind Zeche und Kokerei UNESCO-Welterbesttte, authentisch

    und einzigartig, Spielorte spektakulrer Inszenierungen und

    lebendige Symbole der Region. Weiterfahrt am Nachmittag.

    6. TagDordrechtRotterdam

    Am Morgen besuchen Sie auf einem Ausflug* die lteste

    Stadt Hollands. Dordrecht spielte jahrelang eine fhrende

    Rolle in Bezug auf Handel, Politik und Religion. Die 1000

    denkmalgeschtzten Gebude bestimmen noch immer den

    Anblick der Stadt. Weiterfahrt am Mittag nach Rotterdam.

    Die Stadt-/Hafenrundfahrt* am Nachmittag fhrt durch den

    Seehafen und vorbei an den modernen Sehenswrdigkeiten

    Rotterdams. Nach Amsterdam ist sie die zweitgrsste Stadt in

    den Niederlanden und hat verkehrstechnisch grosse Bedeu-

    tung durch den grssten Seehafen Europas.

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    Programmnderungen vorbehalten | Reederei: Scylla AG

    7. TagAmsterdam

    Am Morgen fhrt der Ausflug* zum weltberhmten Keuken-

    hof mit seiner einmaligen Bltenpracht. Lernen Sie am

    Nachmittag bei einer Grachtenrundfahrt* die Stadt mit ihren

    schnen Kaufmannshusern vom Wasser aus kennen.

    8. TagAmsterdamBasel

    Nach dem Frhstck Ausschiffung. Rckreise per Bus nach

    Basel (Ankunft ca. 19.00 Uhr). Individuelle Heimreise.

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    verfgen ber Dusche/WC, Fhn, TV, Radio, Minibar, Sa-

    fe, Telefon und individuell regulierbarer Klimaanlage.

    Auf dem Ober- und Mitteldeck haben die Kabinen fran-

    zsische Balkone, auf dem Hauptdeck etwas kleinere,

    nicht zu ffnende Fenster. Zur Bordeinrichtung gehren:

    Panorama-Restaurant, Panorama-Lounge mit Bar, kleine

    Aussichtsterrasse am Bug, Lidobar mit Aussenterrasse,

    Foyer mit Rception, Boutique und Wellnessbereich mit

    Sauna, Dampfbad und Solarium. Das grosszgige Son-

    nendeck verfgt ber Whirlpool, Liegesthle, Sitzgrup-

    pen und Schattenpltzen. WLAN gegen Gebhr. Lift von

    Mittel- bis Oberdeck. Nichtraucherschiff (Rauchen auf

    dem Sonnendeck erlaubt).

    BltenprachtdesweltberhmtenKeukenhofs

    RomantischerRheinmitBurgenundberhmter Loreley

    RuhrmetropoleDuisburg

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    Abreisedatenwchentlichvom04.04. bis 24.10.15

    Bis 09.05.mit Besuchdes Keukenhofs,

    ab 16.05.mit AusflugNordholland

    WeitereHighlights: AusflugBurgEltz, Stadtrundgang

    KoblenzundHeidelbergmit Schlossbesichtigung

    Details sieheunterwww.thurgautravel.ch

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  • Reportage

    Austelefoniert

    Im Handyzeitalter haben ffentliche Telefonkabinen ausgedient.

    Ganz verschwinden sie aber nicht von der Bildflche. Vier Schaupltze,

    an denen die ausgemusterten Sprechzellen neu in Szene gesetzt werden.

    Text: Andrea Freiermuth Bild:Daniel Ammann

    Die Kabine des

    Knstlers

    Eines Tageswar das

    Telefonhuschen von

    Norbert Spirig (66,

    im Bild) einfachweg.

    Inwelchem Jahr genau

    die ffentliche Sprech

    zelle inRheineck SG

    verschwand, erinnert

    sich Spigar, wie sich

    der Knstler imPseu

    donymnennt, nicht

    mehr. Aber esmuss

    Anfang der 90erJahre

    gewesen sein. Und es

    hat sich nicht richtig

    angefhlt: Eswarwie

    der Verlust eines

    StcksHeimat. Denn

    damals habe er kein

    Telefon besessen.

    Die Telefonkabine

    imDorfwarmein Tor

    zurWelt.Ofthabe er

    sich darin zu ver

    einbarten Zeiten zu

    Gesprchenmit

    Freunden getroffen.

    Spigarwollte sein

    Huschen zurck.Die

    PTT zeigte sich gndig

    und luddenKnstler

    auf denFriedhof der

    Kommunikations

    boxen ein.Dankder

    Kritzeleien imLack

    erkannte er seine

    Kabine, holte sie heim

    undmachte sieunter

    demTitel Soziale

    SkulpturderKom-

    munikation zum

    Kunstobjekt.

    Heute befindet sich

    Spigars Kabinenkunst

    imBesitz von Kultur

    unternehmer Erwin

    Feurer, der siemit

    jeweilswechselnden

    Ausstellungen in

    verschiedenenOst

    schweizerGemeinden

    zeigt.Derzeit steht

    das kleinste

    MuseumderWelt in

    Thal SG. Im Innern

    eine Skulptur von

    Spigar, die das

    menschliche Leiden

    darstellt 1000fach

    vervielfltigt durch die

    Spiegel anDecke,

    Boden undWnden.

    22 | MM12, 16. MRZ 2015 | MENSCHEN

  • DieGeschichteder Telefonkabine vordemSwisscom-Gebude inBielBE

    ist eine traurige:Ursprnglich enthielt dasKunstwerk vonEricHattan einen

    Telefonapparat, der 16Mal proTag klingelte. Falls einPassant denHrer

    abnahm, hrte er die sprechendeUhr aus einer anderenZeitzone. Ende

    der90er-Jahre, als diePTT zur Swisscomwurde,wollte dasUnternehmen

    dasObjekt nichtmehr unterhaltenundgabdemKnstler freieHand zum

    Umbau:Hattanmauerte esmit Backsteinen zuundhngte ein Schildmit

    derAufschrift WegenSparmassnahmengeschlossen andieTreeine

    subtile Kritik anderTeilprivatisierungdes staatlichenUnternehmens.

    Die Telefonkabine amMhlenplatz inLuzern ist heute eineGalerie der

    Hochschule frDesign&Kunst. Aktuell stellt FlorianGraf darin aus, der

    sich bei seinerArbeit von einemAustauschsemester inChina inspirieren

    liess. Zu fixenZeiten, die sich amchinesischenStundenplanorientieren,

    lsst er daraus Parolengeschrei erklingen auch amWochenende,weil in

    China praktisch immer gearbeitet und gehorchtwerdenmuss.

    Eine Telefonkabine kann auch

    eine Bibliothek sein. Zum

    Beispiel inRheinfeldenAG,

    wodie Stadtbibliothek

    auf dem SBB-Perron in einer

    leer stehenden Fernmelde-

    anlage eine Aussenstation

    errichtet hat. Bedient ist

    sie nicht, aber frei zugnglich:

    Die Bcher drfen einfach

    mitgenommenwerden.

    Im Idealfall kommen sie auch

    wieder zurck. Das Projekt

    heisst Gleis 9, benannt

    nach einem literarischen

    Vorbild, demgeheimenGleis,

    von demaus Zauberlehrling

    Harry Potter jeweils ins

    Internat fhrt.

    Zahlen

    13400

    Telefonkabinen gab es in

    der Schweiz zu Spitzenzeiten

    im Jahr 1998.

    4449

    Stck sind es heute noch.

    2017

    wird die Swisscomvoraussichtlich

    von der Pflicht befreit, an

    bestimmten Standorten ein

    Publifon zu betreiben.

    12

    MillionenMobilfunkvertrge sind

    in der Schweiz derzeit aktiv.Bilder:NilsSandmeier,AZ/AndreasFahrlnder,zvg

    MENSCHEN | MM12, 16. MRZ 2015 | 23

    Filmklassiker

    mit Kabinen

    und Festnetz

    in der

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    Bnz Friedli

    Wo ist dieGufe?

    N

    Nach Gufe htte ich im Laden vergebens

    gesucht, sage ich an derMigros-Kasse, und

    noch ehe der Kassier antworten kann, raunt in

    derWarteschlange hintermir eine Frau,

    vielleichtMitte sechzig: Das verstnds nm-

    me Ich hatte ja eigentlich auch nicht Gufe

    sagenwollen, denn der Ausdruck scheintmir

    spezifisch berndeutsch, und als Berner in

    Zrich bin ich es gewohnt, Untertitel zu

    machen, damit die Leutemich verstehen.

    Lngst habe ich gelernt, dass e Schaft hier

    en Chaschte ist, dassman zum Gribschi,

    demKerngehuse des Apfels, Btschgi sagt

    und dass eine GufeMist, da will mir kein

    passendesWort einfallen! hm, also zum

    Nhen, wissen Sie, bruchte ich eben:

    Gufe Das verstnds nmme, wieder-

    holt die Frau hintermir in der Schlange, dies-

    mal lauter. Ich drehemich zu ihr umund sage:

    Mir fllt das zrittscheWort grad nicht ein.

    Dass ermein Gufe versteht, durfte ich ja nicht

    erwarten. Doch, doch, erwidert sie, das

    habeman frher schon auch in Zrich gesagt.

    Aber das verstnds nmme.

    Wir sind ein kompliziertes Land.Niemand

    verstehtmehr Dialekt, aber alle gebrauchen

    ihn.Mails, Tweets und SMSwerden jameist in

    Mundart verfasst. Und ichmachemir dann

    einen Sport daraus, ein geisch sunnti o yb

    mtsch? in korrekter Schriftsprache zu

    beantworten,mitmir lieben Satzzeichenwie

    dem Strichpunkt, mit Gross- undKleinschrei-

    bung und selten gewordenen Ausdrckenwie

    stracks (wobei ich es nicht versume, im

    Online-Duden aufmeinemHandy stracks

    nachzuschauen, ob es straks oder stracks

    heisse. Aber, ach, es ntzt nichts, sie antworten

    mir ja doch alle wieder dialektschriftlich.

    SelbstmeinNeffeNils, im Bernbiet als

    Deutschlehrer ttig, schreibt seineMittei-

    lungen immerzu inMundart: Luegmal, dr

    nischt!, heisst es dann, wenn ermir wieder

    mal eine Stilblte aus seiner Schlerschaft

    meldet. In der Biologieprfungwar die

    Fransenschildkrte gefragt. Arjona notierte:

    Transenschildkrte. ImFachGeschichte

    stellte Nils die Frage:Warum traten dieUSA in

    den ZweitenWeltkrieg ein? Antwort des

    Schlers Raakesh: Japan greifte Perlharper

    an, dann kassierten sie vonUSA. Die schickten

    noch ein Atombomb auf Fukushima

    Beinahe richtig.

    Endlich fllt mir das hochdeutscheWort ein,

    nach dem ich gesucht habe wie nach einer

    Dings imHeuhaufen. Stecknadeln!, sage

    ich zu demHerrn an der Kasse, dermich

    unvermindert irritiert anschaut und nun fragt:

    Cumulus? Stecknadeln. Der Ratlose

    fragt eine Kollegin. Hey, Pujic!, ruft er,

    sie nur beimNachnamen nennend, quer durch

    die Filiale, Pujic! Hmmer Stecknaadel?

    Klar, hmmer Gufe, gibt sie zur Antwort

    und zeigt siemir. Auf Frau Pujic ist eben

    Verlass. MM

    Bnz Friedli

    (49) sucht

    imHeuhaufen.

    MENSCHEN | MM12, 16. MRZ 2015 | 25

  • Interview

    EinDuft ist

    wie ein Schuss

    insGehirn

    Gerche wecken Erinnerungen und damit verbundene Gefhle.

    Das hat auch dieWerbung entdeckt: Wie und wo uns Dfte berall an der Nase

    herumfhren, verraten Duftmarketing-Unternehmer

    Olivier Portmann undWirtschaftsprofessorAndreasHerrmann.

    Text:Andrea Freiermuth,MonicaMller Bilder:Daniel Ammann

    26 | MM12, 16. MRZ 2015 | MENSCHEN

  • Duftwerber Olivier Portmann

    (links) und Wirtschaftsprofessor

    Andreas Herrmann teilen die

    Faszination fr Dfte.

    MENSCHEN | MM12, 16. MRZ 2015 | 27

  • Anzeige

    OlivierPortmann,habenSie einenLieb

    lingsduft?

    Portmann:Wir fhren einenDuft namens

    Black Flower. Der entsprichtmir sehr.

    Einerseits hat er eine holzig-ledrige Note,

    andererseits riecht er sehr blumig.

    Diesen Gegensatz finde ich spannend.

    Wasmanals angenehmempfindet, ist

    abhngig vonErfahrungen:Washatdieser

    Duftmit IhrerBiografiezu tun?

    Portmann: Ich hre gerne Rockmusik und

    trage hin undwieder auch eine Lederjacke.

    Und ich bin in einemHaus imGrnen

    aufgewachsen.

    Wie istdasbei Ihnen,AndreasHerrmann?

    Herrmann: Ich habe keinen speziellen Lieb-

    lingsduft, aber denGeruch vonNeuwagen

    mag ich gern.Was genau da alles drin steckt,

    weiss ich nicht sicher aber Leim. Es gibt so-

    gar Sprays, dieman in Gebrauchtwagen spr-

    hen kann, damit sie wie neu riechen.

    DamitknntenGebrauchtwagenhndler

    ihrenKundenNeuwertigkeit vorgaukeln.

    Herrmann:Daswre, wie wenn sie den Tacho

    manipulierenwrden also inakzeptabel.

    Dfteknnenunsmanipulieren, ohnedass

    wir siebewusstwahrnehmen.Warumhaben

    DftedieseMacht?

    Herrmann:Duft ist ein Reiz, denman schwer

    kontrollieren kann. Sie knnen sich nicht

    sagen: Ich rieche jetzt einfach nichts. Zudem

    assoziierenwir Dftemit Emotionen. Der

    Leimgeruchweckt Erinnerung an damals, als

    Sie Ihr erstes Auto kauften. Und selbst wenn

    Sie sich nicht bewusst an diese Szene er-

    innern, ruft der Duft unter Umstnden die

    Euphorie wach, die Sie damals empfanden.

    WieschaffenesGerche, solcheErinnerun

    genundGefhle auszulsen?

    Herrmann:DieHirnareale, in denenGer

    che verarbeitet werden, liegen sehr tief. Das

    sind Bereiche, die wir nicht bewusst steuern

    knnen.Darum ist dieDuftwirkung eine sehr

    mchtige.

    Welches sinddieBranchen, dieunsander

    Naseherumfhren?

    Portmann:Duftmarketing wird oft inMode-

    lden oder in derHotellerie eingesetzt, um

    die Stimmung und Atmosphre zu gestalten.

    Einerseits durch eine Beduftung vor Ort,

    andererseits oft auch in Form von duftenden

    Produkten. Hotels etwa haben frh erkannt,

    dassman damit eineWiedererkennung

    schaffen kann so ist esmanchmal durchaus

    gewollt, dass die Gste die Shampoos und

    Seifen bei der Abreise einpacken.

    AndreasHerrmann, SiehabendieWirkung

    vonDftenaufdasVerhaltenvonKunden

    erforscht.WashabenSieherausgefunden?

    Herrmann:DieKunden hielten sich lnger im

    Laden auf, wenn er beduftet wurde. InUm

    fragen zeigte sich, dass sie die Atmosphre

    in beduftetenLden als angenehmer

    empfanden.Niemand sagte, es liege explizit

    amGeruch. Viele nahmen denDuft auch gar

    nicht bewusstwahr. EinDuft ist wie ein Schuss

    insGehirn, derWahrnehmung undVerhalten

    beeinflusst, ohne dasswir esmerken.

    HabenKunden inbeduftetenLdenauch

    mehrgekauft?

    Herrmann: In einzelnen Fllen durchaus.

    Das liegt natrlich auch an der Verweildauer.

    Sie kaufen sich kein zweites Auto, weil das

    Autohaus beduftet wird. Aber bei Accessoires

    ist dieWahrscheinlichkeit hher, dass sie da

    oder dort noch etwas entdecken und kaufen,

    wenn Sie lnger imLaden bleiben.

    OlivierPortmann, SieberatenUnterneh

    men inSachenDuftmarketing.Wiefinden

    SiedenrichtigenDuft?

    Portmann: ImPrinzip sollte ein Duft zur

    Marke und zumProdukt passen. Autos lassen

    sich kaummit Erdbeerduft verkaufen.

    WiegehenSie genauvor?

    Portmann:Wir bentigenwie im klassischen

    Marketing ein gezieltes Gesprchmit dem

    Kunden ber die Identitt derMarke, die

    Positionierung der Produkte und die Ziel-

    gruppe. Auch die Frage: Was will ichmit dem

    Duft erreichen?muss geklrt werden.

    KlassischeWerbungverbindetProdukte

    oftmitGefhlenwieLiebe,Freundschaft

    oderVertrauen.Wie lassensich solche

    Zukunftsmusik: In Grossraumbros knnte man die Stimmung mit Zitrusdften verbessern.

    Bild:GettyImages

    28 | MM12, 16. MRZ 2015 | MENSCHEN

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  • EmotionendurchDfte ausdrcken?

    Portmann:EinenDuft zu finden, der generell

    Liebe suggeriert, ist wahrscheinlich nicht

    mglich. Unter anderem, weil die Assoziatio

    nen, die wirmit einemDuft verbinden, von

    der Biografie abhngig sind. Dfte, die bei vie

    lenMenschen fr Entspannung oderWohl

    befinden sorgen, lassen sich indes schon

    finden undwerden zumBeispiel gern im

    Wellnessbereich eingesetzt.

    Welchewrendaskonkret?

    Portmann:Eher schwere, warme, pudrige

    Dfte. Sie lullen uns ein und schirmen von der

    Aussenwelt ab, whrend Zitrusnoten anre

    gendwirken.

    Verwendetman jenachAlterderZielgruppe

    andereDfte, etwawenneinKleiderladen

    gezieltTeenager ansprechenwill?

    Portmann:Durchaus.Wobei es hier einen

    interessantenbertragungseffekt aus der

    Parfmwelt gibt: Derzeit sind eher sss

    schwere und holzige Parfms angesagt. Das

    heisst, wennman einenModeladen fr Junge

    beduftet, orientiertman sichmit Vorteil an

    der Parfmmode. Fr eine ltere Zielgruppe

    empfiehlt sich eher ein klassischer Duft.

    WaswredennsoeinprogressiverDuft?

    (Portmann appliziert Duftprobe auf einen

    Fliesspapierstreifen): Ich kann Ihnen einen

    prsentieren.Wir nennen ihnMiami.

    DastecktZitroneundetwasundefinierbar

    Herbesdrin.

    Portmann:Es ist ein eher komplexer Duft,

    bei demman nicht gleich erkennt, woraus er

    genau besteht einmal abgesehen vom fruch

    tigen Zitrus, das Frische und Sportlichkeit

    vermittelt. Die herbkrautige Komponente

    kommt vomppigenMoschus, feiner Vanille

    und dezentenHolzarten. Hierbei stelle ich

    mir einen Laden vor, in dem es junges Perso

    nal, viel Deko und lauteMusik hat.

    UndwennmansichdiesenDftennicht

    aussetzenmchte?

    Herrmann:Also erst einmal ist es doch schn,

    dass wir uns wieder Sinnen zuwenden, die in

    den vergangenen Jahren vllig vernachlssigt

    wurden.Wir haben eine Dominanz des Visu

    ellen.Wowir hinschauen, hngen Plakate.

    Wenn inEinkaufspassagenbald soviele

    Dfte inderLuft liegen,wie etwaPlakate

    andenZubringernvon franzsischen

    Kleinstdtenaufgestellt sind, ist dasnicht

    unbedingt ein schnesZukunftsszenario.

    Herrmann: Soweitwird es nicht kommen.

    Siewerdennicht stehen bleiben, denDuft

    analysieren und zehnMeterweiter das

    Prozederewiederholen. Siewerden einfach

    durch die Strasse schlendern und sich

    verfhren lassen.

    BeimanchenMenschen lsenbestimmte

    DfteKopfschmerzenaus.Anderewieder

    umreagierenallergischdarauf.

    Portmann:Wir setzen nur Stoffe ein, die den

    neuesten Erkenntnissen und den regulativen

    Anforderungen zu 100 Prozent entsprechen.

    Deshalb habenwir bei unseren Produkten

    berhaupt keine Problememit allergischen

    Reaktionen undUnvertrglichkeiten.

    Wiewird sichergestellt, dasskeineproble

    matischenStoffe imUmlauf sind?

    Portmann:Die Internationale Parfmor

    ganisation (Ifra) bestimmt, welche Rohstoffe

    in der Parfmerie eingesetzt werden

    drfen. Die Ifra war in letzter Zeit recht aktiv.

    Viele Stoffe, die allergische Reaktionen

    auslsen knnten, von geschtzten oder

    gefhrdeten Pflanzen stammen oder bei der

    Gewinnung nicht nachhaltig sind, wurden

    eingeschrnkt.

    WieknnenkritischeKonsumenten,

    dienicht vonDftenmanipuliertwerden

    mchten, einenbeduftetenLaden

    erkennen?

    Portmann: Indem sie die Dfte wie andere

    Marketingmassnahmenwahrnehmen.

    Es steht ja auch nirgends ein Schild Achtung

    Musik oder Achtung bewegte Bilder in

    einemGeschft.

    Das ist schwierig,wennmandenDuft

    garnichtbewusst riecht.VerratenSieuns,

    woSiedieZerstuberverstecken?

    Portmann:Da gibt es verschiedeneMglich

    keiten:Man kannGerte imRaum aufstellen,

    Zu den Personen

    Die Experten

    Olivier Portmann (39) istHSG-Absol-

    vent undMitinhaber der Raumbeduf-

    tungsfirmaKukui. Diese produziert und

    vertreibt ein Sortiment von 24Dften,

    installiert die dafr ntige Technik vorOrt

    und entwickelt gemeinsammit Parfmeu-

    ren individuelleDfte fr Kunden.

    AndreasHerrmann (50 ) ist Leiter der

    Forschungsstelle fr Costumer Insight an

    derUniversitt St.Gallen. Er erforscht

    unter anderemdieWirkung vonDften

    auf das Verkaufsverhalten.

    Info

    Das macht die Migros

    DieMigros verzichtet auf knstliche

    Beduftung, gibt jedoch seit ein paar

    JahrendennatrlichenDftenmehr Raum

    und zwarmit demEntscheid, das Brot

    direkt in den Filialen zu backen.

    die wie Luftbefeuchter aussehen. Oder der

    Duft wird direkt ber die Lftungsanlage

    eingespeist.

    Wird in anderenLndernanders beduftet

    als in der Schweiz?

    Portmann:Da gibt es sicher Unterschiede.

    In Frankreich ist die Affinitt gegenber

    Parfms sehr gross. Gehen Sie aufmerksam

    durch eine schne Einkaufspassage in Paris,

    merken Sie, dass mindestens die Hlfte

    der Lden Dfte einsetzt. Diese sind strker,

    schwerer, lederner, charakteristischer und

    progressiver als bei uns.

    Herrmann:Oft ist es aber weniger eine Frage

    des Landes als des Vertriebskonzepts.

    Es gibt immermehr sogenannte Flagship

    Stores. Die Leute gehen da nicht hin, um ein

    zukaufen, sondern um eineMarke umfassend

    sinnlich zu erfahren. Dahinter steckt die

    Erkenntnis, dass online gekauft und offline

    erlebt wird.

    WelchenMarken ist es gelungen, einen

    unverkennbarenDuft zukreieren?

    Portmann:DasModelabel Abercrombie &

    Fitch ist das Paradebeispiel. Viele kennen

    den Duft. Die Firma setzt den Duft in ihren

    Lden prgnant als strategischesMarketing

    instrument ein.

    Herrmann: Singapore Airline hat einen

    Corporate Smell. Wenn Sie ins Flugzeug

    steigen, riecht es immer gleich, und

    Sie fhlen sich daheim, in einer vertrauten

    Welt.

    Waswird die naheZukunft noch alles

    bringen?

    Portmann:Werbesulen werden nicht nur

    mit einem schnen Bild einer Schauspielerin

    bestckt, sondern auchmit dem entspre

    chenden Parfm beduftet. Auch im ffent

    lichen Bereich, etwa in Trams und Bussen,

    wird man Dfte gezielt einsetzen. In Gross

    raumbros knnte man versuchen, die

    Mannschaft mit Zitrusdften bei Laune zu

    halten. Ein Riesenpotenzial gibt es im

    Bereich der Verpackungen: Die Dfte, die

    wir sonst nur im Laden erleben, werden uns

    entgegenwehen, wenn wir ein Paket ffnen.

    Zudemwerden Dfte und Parfms von ei

    nem reinenMarketinginstrument zu einer

    Kunstformwerden.

    ErsteAnstze gibt es bereits. EinPar

    fmeur hat beispielsweise Szenen in

    Pipilotti Rists FilmPeppermintamit

    seinenDften berieselt.Wird es inZukunft

    auchBcher geben, die duften?

    Portmann:Die gibt es bereits. Die Bilder

    buchreihe Geissbock Charly zum Beispiel:

    Der Duft ist dabei in der Farbe verkapselt.

    Fhrt man ber die Bilder, platzen die

    Kapseln und es riecht nach Heu, Rosen

    oder stinkt eben nach Geiss. MM

    MENSCHEN | MM12, 16. MRZ 2015 | 31

  • MM9:Rare Rotschpfe

    Rotschpfe haben es wirklich schwer!

    Die Messlatten sind immer hher als

    bei anderen. Wie immer gibt es Vor

    urteile und komische Ideen, wie wir

    funktionieren sollten. Das war bei

    mir nie anders, es ist auch heute noch

    aktuell. In der Zwischenzeit bin ich

    aber 56 Jahre alt und kann vieles

    besser wegstecken als in der Ver

    gangenheit. Einige dieser Gemeinhei

    ten waren buchstblich zerstrend. Es

    sind die Vorurteile, die uns stark und

    eigenstndig werden lassen. Sobald es

    einen Verein oder einen Klub fr echte

    Rothaarige gibt, bin ich dabei.

    Sylvia Wyss-Rufer, 3252 Worben

    Leserforum

    MM11:DieseWoche IllegaleHanfplantagen: Es geht umviel Geld

    Ich habe aus Protest einige Hanfpflanzen im Garten

    So ein Theater um eine Pflanze!

    Ich habe ein 1000-seitiges Buch,

    in demnur psychoaktive Pflanzen

    und Pilze beschrieben sind.

    DieHanfkonsumenten knnten

    also ohneWeiteres auf eine an-

    dere Pflanze umsteigen, und dann

    wre es nichtmehr verboten.

    brigens, Gott hat alle Pflanzen

    fr alleMenschen gemacht.

    Ich habe jedes Jahr aus Protest

    einigeHanfpflanzen imGarten.

    Beimir werden sie aber nach

    demBlhen auf demKompost

    entsorgt. Pflanzen knnenmei-

    nerMeinung nach nicht einfach

    verbotenwerden. Ich bin bri-

    gens nicht jung, sondern Gross-

    mutter! Bernadette Gerber,

    Online-Kommentar

    Der Drogenhanfmuss verboten

    bleiben, sonst finden die notlei-

    denden Zigarettenfabriken eine

    neu geschaffeneMarktlcke.

    Alfred Erny, Online-Kommentar

    MM11: Familie Keine Zeit fr

    Freunde

    Zeit lassen, um die

    Kindheit zu leben

    Mir tun diese frhgefrder

    ten Kindermit vollgepferchten

    Agenden leid, die Kurse und

    Vereine besuchenmssen,

    nur weil es den Eltern damals

    nichtmglich war.Liebe Eltern,

    hrt bitte auf eure Kinder, lasst

    sie einfach glckliche und unbe-

    schwerte Kinder sein, nehmt ihre

    Bedrfnisse, Anliegen, ngste

    und Sorgen ernst. Gebt ihnen

    Liebe, Geborgenheit, Nhe,Wr-

    me und Zuneigung. Sie sollen

    Sport,Musik etc. machen, in die

    Pfadi gehen drfen, solange sie es

    wollen und nicht weil siemssen.

    Alles andere ist kontraproduktiv

    und kann zu Problemen fhren.

    Lasst ihnen Zeit, um ihre Kind-

    heit zu leben, ummit Gschpnli

    abzumachen, um zu spielen, um

    rumzutoben, um zu streiten, um

    sich zu vershnen, um auf Bume

    zu klettern, um Streiche auszuhe-

    cken und die Natur zu entdecken.

    AndreaMordasini, 3014Bern

    MM11: Bnz Friedli Die orange

    Krawatte

    Welche Farbe

    hatte die Krawatte?

    Vor einerWoche

    war ich un

    erwartet Gast in

    der Kolumne von

    Bnz Friedli. Der

    Kabarettist will

    mich imZug

    angetroffen und scharf beobach-

    tet haben. Er beschrieb, von der

    Krawattenfarbe bis hin zum

    persnlichen Telefongesprch

    mitmeiner Frau, alles. Person des

    ffentlichen Interesses, sagtman

    dem, nicht wahr? Ob es jemanden

    interessiert?

    Tatschlich war ich amVormit

    tag des 23. Januarmit der Bahn

    unterwegs und schrieb einen

    Tweet. Er war so gut, dass ihn

    selbst Bnz Friedli fr zitierwr-

    dig hielt. Ich fuhr nach Bern an

    eineMedienkonferenz derCVP.

    Schwarzer Anzug, weisses Hemd,

    graue Krawatte. Nachzuschauen

    im Tagesschau-Beitrag zurMe-

    dienkonferenz des SRF, in Farbe

    natrlich. Friedli, gemss eigener

    Kolumne Richtung Brig unter-

    wegs, muss dann beimKreuzen

    unserer Zge aber eine orange

    Krawatte anmeinemHals hn-

    gen gesehen haben. Und nicht

    nur das, er sahmich in diesen

    Sekundenbruchteilen der Begeg-

    nung auch selig lchelndKr-

    zestmitteilung umKrzestmit-

    teilung ins Smartphone tippen.

    Ja glaubt er echt, ich schriebe

    nur Krzestmitteilungen? Ich

    kann damit auch selig lchelnd

    lange E-Mails schreiben, aufMe-

    dienanfragen antworten oder gar

    online die News verfolgen.

    Ob der Tweet, wie von Friedli

    erwhnt, rasch Reaktionen

    provoziert hat, weiss ich nicht

    mehr. Dass ich deswegen aber

    wie er kolportiert mitmeiner

    Frau telefoniert htte, wsste ich

    bestimmt noch. Ich sprechemit

    meiner Frau ber sehr viel, aber

    ich rufe sie nicht wegen eines

    Tweets an.Der Friedlische

    Lauschangriff zeugt also entwe-

    der von schlechtemErinnerungs-

    vermgen oder unleserlichen

    Notizen oder beidem. Dies zeigt

    auch das zweite von ihm rappor-

    tierte Telefongesprch: Ich htte

    fr den Abend in einemNobel-

    restaurant einen Tisch reser-

    vierenwollen und sei dabei abge-

    blitzt, beschreibt der Kolumnist.

    Darob htte ich dann pikiert

    meinenNamenwiederholt, um

    zu betonen, wie wichtig ich sei.

    Nun, abgesehen davon, dass das

    nichtmein Stil ist, sindmeine

    Notizen besser lesbar, da elektro-

    nisch. Diese sagen, dass ich an

    demAbendmitmeiner grauen

    Krawatte in derWalliser Gemein-

    de Leytron an einer politischen

    Debatte teilgenommen habe.

    Offenbar hat das Kreuzen der

    Zge nicht gereicht, damit Bnz

    Friedli alles richtig verstehen

    konnte, denn seine Kolumne ist

    gespicktmit Ungereimtheiten.

    Umdiese zu klren und umuns

    persnlich kennenzulernen, lade

    ich den bekannten Schweizer

    Kabarettisten hiermit herzlich

    ins Bundeshaus zu einemGlas

    Walliser Rotwein ein. Ich ver-

    spreche, ich empfange ihn auch

    mit Krawatte. Vielleicht sogarmit

    meiner orangenen.

    Christophe Darbellay

    Umnicht auf die Abstimmung

    ber die Familieninitiative

    Einfluss zu nehmen, hat Kolumnist

    Bnz Friedli mit