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Magazin für Kultur und Bildung in Prenzlauer Berg Kulturverein Prenzlauer Berg e.V. – April / Mai 2014 – kostenlose Ausgabe Abenteuer Bildung II

MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2014

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Magazin für Kultur und Bildung in Prenzlauer Berg

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Page 1: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2014

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Kulturverein Prenzlauer Berg e.V. – April / Mai 2014 – kostenlose Ausgabe

Abenteuer Bildung II

Page 2: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2014

IN MITTENDRINThema

Abenteuer Bildung II 3

Lernen mit allen Sinnen 4-5Eine Kita auf Erkundungstour

Shortstories

SommerSonnenWendeKunstMarkt 6Fête de la Musique im ZENTRUM danziger50

Gemeinsam Gast sein 6Die Familienbereiche in den Kitas des Kulturvereins

Bildung to go 7Ein Kinder-Kunstspaziergang durch den Prenzlauer Berg

Kunst verträgt luftige Höhe 8Die Galerie unter der Treppe

Lasst uns staunen! 9Theater und Gesellschaft präsentiert Geld, Macht, Visionen

In eigener Sache 9Peter Aderhold sagt: Dankeschön und auf Wiedersehen

Bücher

Höher, schneller, weiter 10Paul Verhaeghe: Und ich?

Erlesenes für Kinder 11Viele Bücher machen klücher…

Bildung

Pädagogische Grenzerfahrung? 12-15Der Erzieherberuf in Ost und West. Drei Interviews.

Kulturelle Vielfalt und Teilhabe 16-17OASE Berlin: Integrationsprojekte für Migranten

(Kiez-)Kultur

Kolumne: Der springende Punkt 18…sucht nach Vorbildern

Neues Mitglied im Kulturverein? 19La Paloma Pankow

Spielend lernen 20-21Kinder-Museen in Berlin

Drei Frauen, ein Phantom 22-23Die Berliner Lesebühne Rakete 2000

Herausgeber:

Kulturverein Prenzlauer Berg e.V.

Danziger Str. 50, 10435 Berlin

Redaktion:

Barbara Schwarz (bs)/Frauke Niemann (fn)

[email protected]

030/43202067

Verantwortlich ViSdP:

Der Vorstand

Grundlayout:

Edmund Cekanavicius

Gestaltung:

Frauke Niemann, Barbara Schwarz

Satz:

Thilo Schwarz-Schlüßler

Druck:

Jugendmedienwerkstatt Medienpoint

Norbert Winkelmann

Gleimstr. 49, 10437 Berlin

EDITORIAL„Indes sie forschten, röntgten, % lmten, funkten, entstand von selbst die

köstlichste Er% ndung: der Umweg als die kürzeste Verbindung zwischen

zwei Punkten.“

(Erich Kästner)

Bildung ist ein Abenteuer! Ein so großes, dass wir ihr die zweite Ausgabe in Folge widmen. Für ihre Vermittlung gibt es kein Patentrezept und keinen richtigen Weg. Bildung umfasst viele Bereiche, ihre Förderung darf sich nicht nur auf „wirtschaftliche Innovationssektoren“ beschränken, die als MINT-Fächer in aller Munde sind. Neben Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik gehören auch Kunst und Kultur zu den unabdingbaren Motoren gesellschaftlicher Entwicklung, die unser Leben prägen und bereichern. Und die Möglichkeiten, kulturelle Bildung in den Kita-, Schul- und Familienalltag zu integrieren, sind vielfältig. Wie wäre es z.B. mit einem ausgedehnten Museumsbesuch in den Osterferien? Wir haben Ihnen eine Übersicht der schönsten und aufregendsten Kindermuseen Berlins zusammengestellt: ob Märchenwald, Nebelkammer oder Baustelle, hier gibt´s nichts, was es nicht gibt. Kunst lauert quasi überall und will entdeckt werden: eine schöne Möglichkeit, Kunst im „Vorbeigehen“ zu begegnen, bieten Kunstspaziergänge durch den Kiez. Natürlich kommen auch diesmal kleine und große Leseratten nicht zu kurz: Letzteren sei Paul Verhaeghes Buch Und ich? ans Herz gelegt, eine pointierte Abhandlung darüber, was passiert, wenn Schulen und Universitäten zu

„Wissensbetrieben“, Krankenhäuser zu „Gesundheitsunternehmen“, kurz: alle Lebensbereiche dem Diktat der Ökonomie untergeordnet werden. Kleine Bücherfreunde * nden in der Rubrik Erlesenes für Kinder vielleicht ihr neues Lieblingsbuch.

Viel Spaß wünschen

Barbara Schwarz und Frauke Niemann(Redaktion MITTENDRIN – ein Magazin des Kulturvereins Prenzlauer Berg )

Wir freuen uns über jede Wortmeldung – ob Alltägliches oder Kurioses, kleine oder größere

Aufreger, Lob oder Kritik. Ganze Artikel sind genauso willkommen wie Themenvorschläge,

Leserbriefe, Hinweise auf inspirierende Lektüre oder spannende Veranstaltungen

im Prenzlauer Berg. Ihre Beiträge senden Sie bitte an: [email protected]. Der

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 10. Mai 2014.

Impressum

Das Letzte

Wat? Wo steht denn ditte? 24Bilderrätsel

Wohin im April/Mai? 24Veranstaltungen im ZENTRUM danziger50

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Thema

Abenteuer Bildung II

Cover- und Artikelfoto: Frauke Niemann

Bildung bedarf der Imagination, der inneren Vorstellungskraft, das macht schon die Wortherkunft des Begri! s deutlich. Er geht zurück auf das althochdeutsche „Bildunga“, das soviel bedeutete wie „Bildnis,

Gestalt, Schöpfung, sinnliche Vorstellung“. Hier manifestiert sich bereits das aktive, kreative Moment der Bildung. In Anlehnung an Humboldt lässt sie sich als Aneignungstätigkeit beschreiben, mit der sich der Mensch ein Bild von der Welt macht. Dieser Aneignungsprozess beginnt mit der Ge-burt und endet mit dem Tod. Dazwischen erfährt das Bild von sich selbst und anderen in der Welt, der Welt und ihrem Geschehen stetig Verände-rung durch neue Eindrücke und Erlebnisse und dem, was wir daraus zie-hen. Bildung ist letztendlich das Rüstzeug, um als Mensch sein Leben und die umgebende Welt selbstverantwortlich zu gestalten, die Fähigkeit, Zie-le ins Auge zu fassen und gemäß seiner eigenen Erkenntnisse tätig wer-den zu können.

Ganzheitlicher Ansatz

Bildung darf dementsprechend nicht eingleisig sein. Um einen Platz in der Welt zu % nden, Vielfalt und Unterschiede wahrzunehmen, bedarf es nicht nur eines geschulten Intellekts, sondern auch geschulter Sinne. Die-ser Annahme folgend rückte in den 1980er Jahren die sogenannte Kul-turelle Bildung stärker in den Fokus der Ö! entlichkeit. Kulturelle Bildung orientiert sich an der Erfahrung, der sinnlichen Wahrnehmung, ihr Ziel ist die Heranführung an ästhetisch-gestalterische Ausdrucksformen. Sie folgt einem ganzheitlichen Lernansatz mit Kopf, Herz, Hand und allen Sinnen.

Meist wird kulturelle Bildung im Zusammenhang mit der Förderung von Kindern und Jugendlichen diskutiert. Ihr Anspruch wird in den Richtlinien des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP) aus dem Jahr 2012 folgen-dermaßen gefasst: „Kulturelle Bildung soll Kinder und Jugendliche befähi-gen, sich mit Kunst, Kultur und Alltag phantasievoll auseinander zu setzen. Sie soll das gestalterisch-ästhetische Handeln in den Bereichen Bildende Kunst, Film, Fotogra% e, Literatur, elektronische Medien, Musik, Rhythmik, Spiel, Tanz, Theater, Video u.a. fördern.“ Der Aspekt des lebenslangen kul-turellen Lernens fehlt in der ö! entlichen Diskussion oft. Doch kulturelle Erwachsenenbildung ist mitnichten Luxus, sondern ein wichtiger Bau-stein, um den Alltag zu meistern und „an der Entwicklung einer huma-nen Gesellschaft mitzuwirken, die Bildung als langfristiges – und nicht als kurzfristig gewinnbringend vermarktbares – Gut schätzt“ (Richard Stang). Leider versiegen immer mehr Fördertöpfe für kulturelle Erwachsenen-bildung, der Blick für das gesellschaftliche Zusammenwirken als Ganzes scheint getrübt.

Bildungsinhalte müssen heute vor allem eines sein: ökonomisch verwert-bar und arbeitsmarktrelevant. Sind sie das vordergründig nicht, geraten sie ins Hintertre! en. Es wundert also nicht, dass das Pfund, mit der die Kul-turelle Bildung nach außen hin wuchert, diese Ökonomisierungstendenz bedient: Sie befördere „Soft Skills“ wie Teamfähigkeit oder Problemlö-sungskompetenz, heißt es in politischen Debatten um ihre Notwendigkeit. Aber sie ist mehr als eine zweckdienliche Fähigkeit zur Berufsausübung, zum Aufstieg auf der Karriereleiter.

Halten wir fest: Bildung ist vieles, Bildung ist Selbstzweck, Bildung ist ein lebenslanger Prozess, Bildung geht alle an, Bildung kostet. Aber nicht nur Geld, sondern auch Einsicht. Denn von Wissen allein, haben wir nichts, wenn wir es nicht nutzen, um die Fragen der Gegenwart zu stellen, die für das Bestehen in der Zukunft wichtig sind. Wir brauchen Menschen, die den Mut haben, die richtigen Fragen zu stellen. Die die richtige Unterstützung und den Rückhalt erfahren, dass diese Fragen nicht als Angri! gewertet werden. Denn Bildung dient der Entwicklung und der Freiheit des Men-schen und sollte nicht missverstanden oder missbraucht werden von Vor-lieben, Moden und Bedürfnissen, die sich schnell ändern und nur einigen wenigen nützen. (bs/fn)

Was meinen wir, wenn wir von Bildung sprechen? Vieles. Wir drängen auf Bildungsgerechtigkeit, attestieren Bildungs-

lücken, vergeben Bildungsgutscheine, mahnen mehr Herzensbildung an oder widmen uns der Persönlichkeitsbildung.

Wir fördern und fordern umfassende frühkindliche Bildung, Schulbildung, Erwachsenenbildung, Seniorenbildung.

Wir sprechen von Bildung als Prozess des Sich-Bildens und vom Zustand des Gebildetseins. Sucht man den kleinsten

gemeinsamen Nenner unzähliger Bildungstheorien und -phänomene, lässt sich Bildung vielleicht so fassen: als re� ek-

tiertes Verhältnis zu sich, zu anderen und zur Welt.

Sich ein Bild von der Welt machen? Ein Abenteuer!

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Thema

Learning by Doing

Ein häu� ges Aus� ugsziel der Kita Gleimstrolche ist die Schule am Falk-platz direkt nebenan. Hier gibt es einiges zu entdecken: Nicht nur die Schulhündin Emma hat das Herz der Kinder im Sturm erobert, auch

die hauseigene Ökologische Lernwerkstatt, die regelmäßig besucht wird, begeistert. Was man da machen kann? Lernen natürlich, schallt es unisono durch den Raum. Und zwar eine Menge. Über Feuer, Wasser, Luft und Erde. Alles kann selbst ausprobiert und erforscht werden. In welche Richtung dreht sich das Wasser beim Ablaufen im Waschbecken? Warum schwimmt die Papierente deutlich besser auf einer Korken-Schrauben-Konstruktion? Und wieso bringt der Fön eigentlich die Feder zum Tanzen?

Die Lernwerkstatt der Schule am Falkplatz in der Gleimstraße ist vormittags und nachmittags geö$ net und kann von Lehrern, Schülern, Erziehern und Kitakindern aus dem Bezirk Pankow genutzt werden. Schwerpunkt sind ökologische Themen, aber auch didaktische Materialien zu Kinderrechten und Jüdischem Leben in Berlin von 1933-42 � nden sich hier.

Je nach eigener Interessenslage, Lust und Laune können Kinder sich ei-ner Thematik auf verschiedene Weise nähern und in der Kreativ-, Experie-mentier-, Info- oder Schreibecke ihre Neugierde stillen. Außerdem gibt es vorbereitete „Lernbeete“, die durch handlungsbezogene Aufgaben das praktische, eigenaktive Lernen fördern. Die Lernwerkstatt setzt auf freie Lernprozesse, auf das Selbsterfahren der Welt, das Selbsterschließen von Zusammenhängen. Für die kleinen Forscher sind das eindrucksvolle Erleb-nisse, die nicht so schnell in Vergessenheit geraten.

Lernen mit allen SinnenEine Kita auf Erkundungstour

Fotos: Frauke Niemann

Das lassen sich die kleinen Gleimstrolche aus der Kita in der Gleimstraße nicht zweimal sagen und gehen auf Erkundungstour in Prenzlauer Berg und Umgebung. Mit allen Sinnen lernen, Erfahrungen sammeln, Hypothesen über die Welt aufstellen, das heißt Denken lernen - im wahrsten Sinne des Wortes, vom eigenen „Begreifen“ hin zum „Begri# “. Vielfältige Anregungen gibt es in der Kindertagestätte selbst, noch mehr in der „großen weiten Welt“.

„Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie dir an.“

(Kurt Tucholsky)

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Thema

Lernen mit allen SinnenEine Kita auf Erkundungstour

Fotos Frauke Niemann und KIta Gleimstrolche

„Ganz weit weg - und doch so nah!“

Ein anderer toller Ort, um Neues zu entdecken, ist das Labyrinth Kin-dermuseum Berlin, ! nden die Gleimstrolche (s. auch Seite 20/21: Kin-

dermuseen in Berlin). In der Erlebnisausstellung Ganz weit weg - und doch so nah unternahmen sie eine regelrechte Weltreise. Was kleine

Weltenbummler dort erwartet? Jede Menge Antworten auf unzählige

Fragen: Wie leben Kinder in anderen Teilen der Welt? Was essen sie?

Wie sehen ihre Häuser aus, wie ihr Alltag?

Das Entdecken von Unterschieden und Gemeinsamkeiten macht

Spaß! Spielzeugsushi wechselt die Teller, auf dem Verwandlungsbasar

gibt es bunte Sto$ e, mit denen sich nicht nur ein Turban wickeln lässt,

und aus Röhren und Seilen lässt sich mit ein bisschen Geschick ein

kleines Traumhaus bauen: Vielfalt ist Trumpf. (Phantasie-)Reisen, wie

sie das Labyrinth Kindermuseum möglich macht, helfen dabei, an-

dere zu verstehen. Sie erweitern den eigenen Horizont und machen

kritisch: Wer „Anderssein“ von Anfang an als positiv und bereichernd

erlebt, ist nicht empfänglich für Vorurteile gegenüber fremden Kultu-

ren und Bräuchen.

Die Gleimstrolche gehen auf jeden Fall weiter mit o$ enen Augen

durch die Welt – und vielleicht bald in die Luft. Das nächste Aus' ugs-

ziel? Der Flughafen Schönefeld! (fn)

Labyrinth Kindermuseum Berlin

Osloer Straße 12, 13359 Berlin

Telefon: 030 / 800 93 11 50

www.labyrinth-kindermuseum.de

Schule am Falkplatz

Gleimstraße 49, 10437 Berlin

Telefon: 030 / 44 38 75 10

www.schule-am-falkplatz.de

Dieser Artikel fußt auf Interviews mit Kindern aus zwei Gruppen des Hauses 1 der

Gleimstrolche. Es machte ihnen sichtlich Spaß über ihren Kitaalltag zu berichten.

Für uns eine Möglichkeit der aktiven Teilhabe, wir bedanken uns für den Einblick.

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Shortstories

Am 21. Juni 2014 wird gefeiert, endlich Sommeranfang. Ein Ereignis, das in ganz Berlin auf unzähligen Bühnen und in spontanen Happenings im Rahmen der Fête de la Musique lautstark und bis tief in die Nacht zelebriert wird. Auch Haus und Hof des ZENTRUM danziger50 stehen im Zeichen von Sommer, Sonne und Musik. Parallel wird ein Kunstmarkt angeboten, 44 Stände im Haus und acht Marktstände im Garten bieten viel Platz für ein buntes, vielfältiges Angebot.

Die Fête de la Musique wird 20. Das ZENTRUM danziger50 ist 2014 dabei und lädt ein zum Zuhören, Schauen und Stöbern. Natürlich gibt es pünktlich

zum traditionellen Musikevent auch etwas auf die Ohren. Die Bühne im Hof ist von 17 bis 21 Uhr geö� net, in der Kellerbar geht es ab 22 Uhr musika-

lisch weiter. Wer möchte, kann den Live-Sound mitnehmen und mit kleinen tragbaren Radios im Gepäck die Stände des Kunstmarkts unter die Lupe

nehmen. CDs und Platten, antiquarische Bücher, coole kleine Modelabels, einge� eischte Privathändler – hier gibt es alles, was das Trödlerherz begehrt.

Wirklich jeder Ort steht zur musikalischen Eroberung bereit. Selbst das Vordach des Kellereingangs wird zur Bühne. Die Feuertreppe? Ein idealer Platz für am-

bitionierte E-Gitarren-Solisten. Und Pausen zwischen den Konzerten? Das muss nun wirklich nicht sein. Instrumente schultern und durch die Stände laufen,

heißt die Devise. Das ganze Spektakel wird live übertragen auf www.rockradio.de. (bs/fn)

SommerSonnenWendeKunstMarktFête de la Musique im ZENTRUM danziger50

Foto: designritter/ © Pixelio

Gemeinsam Gast sein

Mit Mitteln aus dem Förderbereich „Bildung im Quartier“ der Senatsverwaltung

für Stadtentwicklung und Umwelt wurden die Familienbereiche „über-brü-

cken“ ins Leben gerufen. Seit August 2013 gibt es zusätzlich zum Familienzen-

trum Kita Kiezeulen auch den Schauplatz im Haus 2 in der Kita Gleimstrolche.

Neben den bewährten Angeboten Kinder lesen für Kinder, Vorträge aus

dem Programm Starke Eltern, starke Kinder, Märchenerzählerstunden

und Kunst-Workshops für Familien, gibt es seit Beginn des Jahres

auch eine Koch AG. Hier können Eltern und ihre Kinder alle zwei Wochen

samstags von 11-14 Uhr gemeinsam kochen. Jedes Mal gibt es ein „Gastge-

berland“, und gemeinsam wird eine landestypische Spezialität zubereitet.

Zuletzt gab es ein „Interkulturelles Frühstück“ mit Leckereien aus Holland,

Portugal, der Türkei und einigen Regionen Deutschlands.

Alle nutzten die Zeit zum Spielen, für gegenseitigen Austausch oder Ken-

nenlernen, Planungen für die kommenden Wochen und inhaltliche Ge-

spräche. Der Familienbereich steht Eltern und Kindern aus beiden Häusern

o� en, und die Angebotspalette wächst stetig weiter. So wird es zukünftig

ein Yogaangebot für Eltern und ihre Kinder geben. In allen Angeboten ist

deutlich zu spüren, dass Zeit ein kostbares Gut ist, das gut genutzt etwas

äußerst positives für Familien darstellt. Familienzentren ermöglichen die-

sen Mehrwert in ihren Konzepten. An der Langen Nacht der Familie am 25.

Mai nehmen beide Familienbereiche teil. Ein Märchen-Kunst-Spaziergang

macht den Brückenschlag und verbindet beide Orte in einem ca. 40minüti-

gen abendlich-abenteuerlichen Fußmarsch vom Familienzentrum Kiezeu-

len bis zum Familienzentrum Gleimstrolche. An mehren Stationen können

Kinder und ihre Eltern einem Märchenerzähler lauschen und kleine Stra-

ßenkunstwerke malen und so eine märchenhafte Spur hinterlassen. (bs)

Die nächsten Termine in den Familienbereichen:

Ort: GLEIMSTROLCHE, Gleimstraße 46, 10437 Berlin

3. April und 8. Mai.,16:30 Uhr: Kinder lesen für Kinder.

7. April, 12. Mai, 22. Mai, 16:30 Uhr: Kunst macht Spaß. Bildbetrachtung.

9. April, 16:30 Uhr: Märchenlesung.

26. April, 11 Uhr: Nachösterlicher Brunch.

10. Mai, 11-14 Uhr: Koch AG „Und was kochst Du?“

Ort: KIEZEULEN, Eulerstraße 19, 13357 Berlin

Jeden Dienstag und Donnerstag, 13-17 Uhr: O� ene Familienbibliothek

„Fachbuch und Ka� ee“.

15. Mai, 16:30 Uhr: Kinder lesen für Kinder.

24. Mai, ab 17 Uhr: Lange Nacht der Familien (Ausklang in der Kita

Gleimstrolche).

Die Familienbereiche in den Kitas des Kulturvereins

Wer Lust hat, die Bühne zu beleben, einen Stand zu gestalten oder mehr Informationen möchte, kann sich gerne melden unter: [email protected]

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Kulturvermittlung im Vorübergehen, geht das? Aber ja! Berlin ist reich an Kunstwerken. Skulpturen, Installationen und andere Kunstformen � nden sich nicht nur im Museum, sondern an fast jeder Ecke: in Parkanlagen, an Häu-serfassaden, auf ö� entlichen Plätzen. Sie sind für jeden frei zugänglich. Ihre Betrachter müssen sich nicht an Ö� nungszeiten halten und keinen Eintritt zahlen. Und Kunstwerke im ö� entlichen Raum haben der Museumskunst noch etwas voraus: Sie können berührt werden. Eine Vorschulgruppe der Kita Gleimstrolche ging auf Tuchfühlung und machte eine Kunst-Entdeckertour im Prenzlauer Berg.

Die Kinder unterm Regenschirm von Stefan Horota bilden den Anfang.

Der Tröpfelbrunnen mit dem Geschwisterpaar aus älterer Schwester und jüngerem Bruder an der Danziger Straße wird in Augenschein

genommen, nichts bleibt unentdeckt und unkommentiert: Der Zopf des Mädchens hat einen so schönen Schwung! Und jeder Zeh wird einzeln be-rührt: „Kalt und glatt fühlen die sich an!“

Guck mal, da ist noch Kunst!

Weiter geht die Reise. Auf zum Bezirksamt Fröbelstraße. Auf dem Gelände gibt es einiges zu entdecken. Die Debütantin von Michael Klein z.B., für die Kinder einfach die „Tänzerin“. Auch Der stehende Knabe von Carin Kreuz-berg, Die große Badende von Wieland Förster und die Mutter mit zwei Kin-dern von Käthe Kollwitz % nden sich hier. Und wer glaubt, ein Kunstwerk auslassen zu können, hat die Rechnung ohne die Kinder gemacht. Schnell schärft sich der Blick: „Guck mal, da ist noch Kunst!“

Nach ausgiebiger Betrachtung geht es weiter. Vorbei an zwei von Gunther Demnig künstlerisch gestalteten Stolpersteinen, die dem Gedenken an das Schicksal jüdischer Mitbürger gewidmet sind. Ein nächster Halt wird auf dem Helmholtzplatz eingelegt. Hier erregen die beiden Spielenden Bä-ren, ebenfalls von Stefan Horota, die Aufmerksamkeit der Kinder. Wieder ist der Tastsinn gefragt: Rau und hubbelig ist der Stein, aus dem die Bären sind, da sind sich alle einig. An allen Kunstwerken können die Kinder ein Musterbuch bestücken, indem sie die Ober& äche der Kunstwerke durch Schra' eren einfangen. Am Ende gibt es noch ein selbst hergestelltes Mal-buch. Hier sind alle Kunstwerke abgebildet und kurze Informationen dazu zusammengestellt, sodass die Kinder ihren Eltern zuhause hautnah vom Erlebten berichten und das Gesehene zeigen konnten.

Kunstbetrachtung stärkt Bildungsfähigkeit

Ein Kunstspaziergang kann viel bewirken und bleibt den Kindern lange im Gedächtnis. Kunstbetrachtung stärkt nachhaltig die Bildungsfähigkeit im Kindesalter und unterstützt Kinder dabei, ihre Phantasie zuzulassen, nach-zudenken und die Gesetzmäßigkeiten der Welt zu hinterfragen. Sie ist ein komplexer Prozess, bei der viele Faktoren eine Rolle spielen. Denn Bildung wird erst durch Kulturerfahrung zu einem ganzheitlichen Erlebnis, in dem sich kreative, kognitive, ästhetische, sinnliche, emotionale und soziale Fä-higkeiten vermischen.

Kunstwerke können in jedem Bezirk, jedem Stadtteil und jedem Kiez ent-deckt werden. Zu den Kunstspaziergängen wie auch zu den Kunstwork-shops, die der Kulturverein Prenzlauer Berg anbietet, gibt es begleitendes Material, z.B. Aus- und Weitermalbücher, die die weitere Beschäftigung mit dem Gesehenen fördern und die eigene Kreativität anregen. (bs)

Sie wollen mit Kindern Kunst entdecken? Infos und Anmeldung zum Kunstspaziergang im

ZETRUM danziger50, Ansprechpartnerin: Barbara Schwarz, Tel: 030 – 43 20 20 67.

Fotos: Magda Mazur-Winkler

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Shortstories

Bildung to goEin Kinder-Kunstspaziergang durch den Prenzlauer Berg

Page 8: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2014

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Shortstories

Norbert Winkelmann: „NEBEL und ALLES GUTE“

Noch bis zum 22. April sind in der Galerie unter der Treppe Fotogra-� en von Nobert Winkelmann ausgestellt. Winkelmann ist Drucker und Fotogra� e-Autodidakt. In seiner ersten Ausstellung in der Ga-

lerie Olga Benario befasste er sich mit der Lebenssituation der Sinti und Roma in der Shutka, im ehemaligen Jugoslawien. Danach folgten Ausstel-lungen im Wohnzimmer und im ACUD. Er selbst bezeichnet sich als „Über-gangsfotograf“ von analog zu digital.

NEBEL und ALLES GUTE - diese beiden Begri� e stehen im Zentrum der Ausstellung in der Galerie unter der Treppe. „Die NEBEL-Bilder entstanden in der Botanischen Anlage Blankenfelde“, so Norbert Winkelmann im Ge-spräch. „ALLES GUTE ist mir nach dem Besuch eines Gesundheitstages im Jobcenter Pankow widerfahren. Ich durchstreifte anschließend den Bezirk und stieß auf einen verlassenen Rolli mit Holzrädern, dazu ein selbstge-maltes Holzschild mit der Aufschrift: Wer es brauchen kann, bitte mitneh-men. Alles Gute. ALLES GUTE habe ich ursprünglich als Auftragsarbeit für das Nordstadtfest der Künste, Berlin tri! t Velbert in Velbert bei Düsseldorf konzipiert. Jetzt kommt es in der Galerie unter der Treppe ein zweites Mal zur Ausstellung.“

Fotos: Frauke Niemann, Bianka Sauer

Kunst verträgt luftige Höhe Die Galerie unter der Treppe

Kunst " ndet man manchmal dort, wo man sie nicht vermutet. Die „Galerie unter der Treppe“ im Treppenhaus des ZENTRUM danziger50 ist so ein Ort. Nur wer den Blick

nach oben richtet, kommt in ihren Genuss. Wechselnde, an Stahlseilen befestigte Exponate schmücken alle Treppenunterseiten des dreistöckigen Gebäudes und laden

zum Betrachten ein. Also: Kopf hoch, in den nächsten Monaten gibt es einiges zu sehen!

Bianka Sauer: „Erfurt-She! eld-Berlin“

Am 29. April lädt Bianka Sauer zur Vernissage ihrer Fotoausstellung Erfurt-She' eld-Berlin ein. Ihre Bilder dokumentieren drei Städte, drei Le-bensstationen, drei Gebäude-Ensemble, die exemplarisch sind für die Ar-chitektur, die Visionen und den Pragmatismus der 1960er bis 1980er Jahre. Alle Fotogra� en der Ausstellung entstanden während des bereits längeren Leerstandes der Gebäude und des teilweisen Abrisses. Sie zeigen eine Äs-thetik des Verfalls, geben Einblicke und Stimmungen wieder, die die Künst-lerin zu dieser Arbeit bewegt hat.

Die Bilder stehen allesamt für den Wandel unserer Zeit, für Auf- & Umbruch und dem damit verbundenen Wechselspiel von Nostalgie und Fortschritt. Inhaltlich wird die Ausstellung begleitet durch Informationsmaterial zu den jeweiligen Orten, deren Historie und jetziger bzw. zukünftiger Nut-zung. Außerdem wird sie ergänzt durch Detailfotogra� en, die in den jewei-ligen Städten entstanden sind und einen individuellen sowie universellen Blick zulassen.

Di, 29. April, 19 Uhr:

Vernissage zur Foto-Ausstellung Erfurt-She' eld-Berlin mit DJ-Set von DJ RamDon (eclectic mix of experimental music of all genres by artist Séamus O`Donnell), Ausstellungsdauer: 30. April 14 – 15. Juni 2014.

Galerie unter der Treppe. Ein Projekt von kulturbus.net e.V.

Kontakt: Barbara Schwarz, Tel: 030 43202067, [email protected]

Page 9: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2014

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Shortstories

„Visionen“ ist der dritte und letzte Teil der Trilogie „Geld, Macht, Visionen“. Und nomen est omen: Im Finale erscha� t das spielfreudige Ensemble um Cathérine

Welly und Evelyn Maguhn mit vollem Körpereinsatz surrealistisch anmutende

wabernde Trug- und Traumbilder. „Visionen“ bildet den krönenden Abschluss

einer thematisch und spielerisch ineinander ver� ochtenen Ménage-à-trois.

Den visionären Zuschauer erwartete gleißendes Weiß, fast als hätte der weiße Tod aus den ersten beiden Teilen der Triologie, Geld und Macht, gewonnen, indem er sich ausbreitet. Scheinbar ohne Zeit,

Raum und Endlichkeit philosophieren die Figuren, ohne Angst, losgelöst von Zwängen: Denken dürfen, Re# ektion, Innenschau. Ist das Freiheit? Die

vierte Wand ist porös: Einige Schauspieler sitzen als Visionsträger mitten unter den Zuschauern und beginnen hier ihren Erkenntnisweg. Alles ist durchlässig, o$ en für eine Zukunft, die ein jeder mitgestalten kann – und sollte.

Visionen greift alle Themen aus den ersten beiden Teilen wieder auf, kom-biniert sie neu und betrachtet sie aus anderen Blickwinkeln. Welche Macht hat Geld, und was macht es mit dem Einzelnen? Was macht uns glücklich? Sind wir der Spielball der Existenz oder sind wir die Gestalter? Wann hört der Mensch auf zu staunen? Hätte ich Wünsche frei, was würde ich wählen? Hab ich genug Platz für Visionen oder werden sie von Ängsten überdeckt?

Theater und Gesellschaft ist ein Projekt des Kulturverein Prenzlauer Berg, dessen einjährige Förderung Ende März 2014 endet. Mit viel Enthusias-mus, Können, Phantasie und Durchhaltevermögen hat sich das Ensemble die drei von der Projektleitung vorgegebenen Begri$ e Geld, Macht und Visionen zu eigen gemacht, sie erarbeitet, erkämpft, und erspielt. Dabei herausgekommen ist eine rasante Road-Trilogie, die bereits 400 Zuschauer zum Staunen und Nachdenken angeregt hat. (bs)

Lasst uns staunen!Theater und Gesellschaft präsentiert Geld, Macht, Visionen

… heute ist ein ganz normaler Tag, oder? Eigentlich schon, aber auch wieder

nicht, denn - - - heute ist mein letzter Arbeitstag. Was heißt letzter Arbeits-

tag? Ab morgen Urlaub? Ab morgen arbeitslos bzw. arbeitssuchend? Oder

vielleicht krank? Nein, nichts von alledem: morgen beginnt mein neues Le-

ben – ich bin Rentner! Ein noch recht eigenartiges Gefühl! Wie oft schon hat-te ich gesagt: „Na, wenn ich Rentner bin, dann …“ Aber nun ist es plötzlich

soweit.

Der gestrige Tag war sehr aufregend für mich, nicht im wörtlichen Sinne, denn aufgeregt habe ich mich ganz sicher nicht. Angesetzt war eine Zusammenkunft aller am Qualitätsmanagement des Kul-

turvereins Beteiligten, also Geschäftsführung, Vorstand, die Verwaltung und das Betreute Wohnen. Es lief auch alles in geordneten Bahnen; bis ich in die abbaubar im Keller der danziger50 komplimentiert wurde. Hier angekommen, erwarteten mich - außer den schon Anwesenden – die Leiterinnen der Kitas, der ehemalige Nachtdienst und eine ehemalige Mitarbeiterin des BeWo und … ein überaus üppiges Bu$ et vom Feinsten!

Was dann passierte, überstieg aber bei Weitem meine kühnsten Erwar-tungen: meine lieben Kolleginnen sangen ein Lied für mich, wir stießen mit einem Glas Sekt an, und alle Anwesenden fanden liebevolle Worte für meine „arbeitsfreie“ Zukunft. Und nicht nur das. Ich wurde förmlich überschüttet mit wunderschönen Geschenken, Blumen, Gutscheinen für verschiedene Gelegenheiten, Büchern, Theaterkarten … Ich war recht er-gri$ en, und bei meinen spontanen Dankesworten saß mir ein ziemlicher Kloß im Halse!

Theater und Gesellschaft

Darsteller: Saskia Recarda Adrian, Pasquale Bombacigno, Mary Braatz, Nicolas Dinkel, Ramona Eitel Villar, Anne-Kathrin Hertzsch, Mia Kaspari, Evelyn Maguhn, Fabian Regensburger, Gabriele Sander, Stefan WeigelRegie: Cathérine Welly Dramaturgie: Evelyn Maguhn Projektleitung: Thilo Schwarz-SchlüßlerTechnik: Klaus Kindling, Michael Dörner Sound: Alexander ZerningKomposition: „Jahrmarkt“: Fabian Regensburger Ö" entlichkeitsarbeit: Andreas Bonal CesarPhilosophen: Hans Schulze, L. Micha

In eigener SachePeter Aderhold sagt: Dankeschön und auf Wiedersehen!

Foto: Andreas Bonal Cesar

18 Jahre und sieben Monate Kulturverein liegen hinter mir, was vor mir liegt, wird sich mir bald erschließen. Und meine Zukunft werde ich si-cherlich nicht im Lehnstuhl vor dem Fernseher verbringen! Musik und Bewegung, Hobbys, Garten und vor allem: immer etwas für die Gesund-heit tun! Ein ganz herzliches Dankeschön allen lieben Menschen, die mei-nen vorletzten „Arbeits“tag in fröhlicher Runde begleitet haben. Danke für viele Worte, die mich berührt haben, danke für Geschenke, die mich an Euch alle erinnern werden. Ich komme gern wieder vorbei, immerhin bin ich ja auch noch KV-Mitglied, möchte noch helfen, die Q vom Eise zu ziehen, und es interessiert mich auch, wie es „meinem“ (´tschuldigung) BeWo geht.

In alter und bewährter Verbundenheit bleibe ich also

Euer (nun ehemaliger) Kollege

Pe� r Aderhold

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Bücher

Bu

chti

pp

Höher, schneller, weiterPaul Verhaeghe: Und ich?

Identität? Gibt es nicht, sagt Paul Verhaeghe. „Wer wir werden, hängt größtenteils von un-serem Umfeld ab.“ Und das scheint einen Wandel vollzogen zu haben, der uns nicht gut tut, betrachtet man die stetig steigende Zahl seelischer Krankheiten wie Burnout, Depression und Angststörungen. Auch Kindern wird immer häu� ger ein Neben-der-Spur-sein attestiert, die Diagnose in unzähligen Fällen: ADHS, das sogenannte Zappelphilippsyndrom.

Was ist da los? Überall nur eingebildete Kranke, Drückeberger und verwöhn-te, aufmerksamkeitsheischende Gören? Nein, unser Seelenzustand ist laut Psychoanalytiker Verhaeghe die Folge eines Gesellschaftsmodells, das eine neue

Identität mit anderen Werten und Normen hervorgebracht hat. Er nennt sie die „Enron-Gesellschaft“. Enron, die nach eigenem Dafürhalten „worl‘d greatest compagny“, steht Pate für ein sozialdarwinistisches Prinzip, dessen Primat die messbare Produktivität ist: Die Mitarbeiter mit der höchsten Produktivität erhalten sämtliche Boni, die mit der nied-rigsten werden gefeuert – allerdings erst nach ö% entlicher Demütigung: der O% enlegung der verfehlten Zielvorgaben mit Namen und Foto der Versager auf der Firmenseite.

Messbarkeit und die Mär von den unbegrenzten Möglichkeiten

Mittlerweile sind solche Rank-and-Yank-Systeme allgegenwärtig: In allen gesellschaftli-chen Bereichen wird gerankt, evaluiert und gebenchmarkt, was das Zeug hält. „Messung und Messbarkeit bestimmen, was Qualität ist, und was nicht messbar ist, zählt nicht.“ Paul Verhaeghe beschreibt präzise die absurden Auswüchse des Ökonomiediktats im Bildungs- und Gesundheitswesen, entlarvt die Zahlenhörigkeit als fatal und gefährlich und die ver-meintlichen Qualitätssteigerungen als Farce: „Sagt die Zahl der Sterbefälle etwas über die Qualität eines Krankenhauses aus? Oder eher etwas über die Art von Patienten, die dort aufgenommen werden? Wenn solche Zahlen Teil des Evaluierungssystems sind und damit die Subventionierung beein' ussen, wird so manches Krankenhaus nicht zögern, Patienten im Endstadium woanders unterzubringen.“

Das Evaluierungskarussell dreht sich munter weiter und macht auch vor uns selbst nicht halt. Aus vermeintlicher individueller Freiheit wird der Zwang zur Selbstoptimierung. Denn die neoliberale Maxime „Belohnt wird, wer tüchtig ist“ haben wir alle verinnerlicht. Jeder bekommt, was er verdient? So will man uns weismachen, urteilt Verhaeghe. Die vielbeschworene Chancengleichheit sei nur eine Illusion: „Die neoliberale Meritokratie gaukelt uns vor, dass Erfolg von den eigenen Anstrengungen und Talenten abhängt.“ Jeder trägt für alles selbst die Verantwortung, wer versagt, hat sich also nicht genug Mühe gegeben und ist selbst Schuld an seiner Situation. Oder mit anderen Worten:

„Wenn Erfolg das Kriterium für eine normale Identität ist, dann wird das Versagen zum Symptom für eine gestörte.“ So haben laut Verhaeghe bezeichnenderweise fast alle bei Kindern diagnostizierten „psychischen Störungen“, wie das bereits erwähnte ADHS, et-was mit Schulversagen zu tun.

Unterm Strich

Paul Verhaeghe gibt in seinem Buch Und ich? einen interessanten Einblick in die mensch-liche Identitätsgeschichte von Aristoteles bis heute. Auf dieser Grundlage entwickelt er den Befund vom krankmachenden Neoliberalismus - kein neuer Gedanke, sicherlich. Das macht Verhaeghes kritische Abhandlung aber nicht weniger lesenwert! Wer allerdings ho% t, im letzten Kapitel Das gute Leben einen wirklichen Gegenentwurf präsentiert zu bekommen, wird leider enttäuscht. Hier bleibt Verhaeghe mehr als schwammig, fordert auf zu mehr „Bürgersinn“ und „Selbstsorge“. (fn)

Paul Verhaeghe wurde 1955 im belgischen Roeselare geboren und ist klinischer Psychologe und Psychoanalytiker.

Seit 1992 lehrt er Klinische Psychodiagnostik, Psychoanalytische Therapie und Geschlechterforschung an der

Universität Gent. Der Freud- und Lacan-Spezialist ist Autor mehrerer Bücher, u.a. Liebe in Zeiten der Einsamkeit“

und Über Normalität und andere Erkrankungen.

Paul Verhaeghe: Und ich?

Identität in einer durchökonomisierten Gesellschaft

Verlag Antje Kunstmann, München 2013

252 Seiten, geb., 19,95 Euro

© Verlag Antje Kunstmann

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Bücher

Diese Bücher wurden auf die Probe gestellt, haben gewissermaßen einen zweifachen Kinder-TÜV passiert. Seit einiger Zeit gibt es in den Familienbereichen der Kitas Kiezeulen und Gleimstrolche abwechselnd die Veranstaltung „Kinder lesen für Kinder“. Das Konzept ist einfach: Schulkinder lesen Kitakindern ihre Lieblingsbücher vor. Wir stellen ihnen ausgewählte Schätze vor. (fn)

Erlesenes für Kinder Viele Bücher machen klücher…

Malwine in der Badewannevon Steven Kellogg

Es ist wieder soweit, Ulli hat Geburtstag. Und wie jedes Jahr bekommt er von seinem Onkel Mac Allister aus Schottland etwas für seine Naturkundesammlung. Diesmal eine rosa Kaulquappe aus dem fernen Loch-Ness. Ulli freut sich: End-lich ein eigenes Haustier! Er tauft die Kleine „Malwine“ und nimmt sie samt Wasserglas mit in die Schule. Seine Lehrerin erklärt Ulli und den anderen Kindern, wie sich die Metamorphose einer Kaulquappe zu einem Frosch vollzieht. Doch es ist merkwürdig, Malwine erweist sich als äußerst gefräßig und verputzt Käsebrot um Käsebrot. Anstalten, sich in einen Frosch zu verwandeln, macht sie nicht. Schnell wird ihr das Glas zu klein, dem Spülbecken und auch der heimischen Badewanne entwächst Malwine im Handumdrehen. Jetzt reicht es Ullis Eltern, Malwine muss in den Zoo. Doch das kommt nicht in Frage: Ulli setzt alle Hebel in Bewegung und steht für seine (mittlerweile riesige) Freundin ein. Ob er ein schönes Zuhause für Malwine $ ndet? Und, auweia, der nächste Geburtstag steht auch schon vor der Tür! Malwine in der Badewanne ist ein wunderschön illustriertes Buch, das Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Spaß macht und die Themen Verantwortung und Freundschaft phantasievoll und ohne erhobenen Zeige$ nger behandelt. Vorsicht, Malwi-ne „mutiert“ ganz schnell zum Lieblingsbuch!

Steven Kellogg: Malwine in der Badewanne. Oetinger Verlag. Ersterscheinung Februar 1979, 12 Euro, geb. Altersempfehlung: ab 4 Jahren. © Oetinger Verlag

Kein Tag für Julivon Jutta Bauer und Kirsten Boie

Was für ein Misttag. Juli, eigentlich Julian, hat die Nase voll. Die Mädchen im Kindergarten lachen über ihn, weil er seine Hose nicht ordentlich zu bekommt, was ihm schon schwante, als er die doofe Jeans am Morgen anziehen musste. Er gerät in einem Boxkampf mit dem unerfreulicherweise deutlich stärkeren Kai, und auf seiner Stulle ist ekli-ger Reformhaus-Aufstrich. Als er nach Hause kommt wird’s auch nicht besser: Als wäre ein Baby im Haus nicht genug, sitzt seine Mama mit einem Haufen Minimenschen und ihren Müttern im Wohnzimmer. Um Juli kümmert sich keiner. Und zu allem Über* uss bleibt sein allerliebstes Kuschel-Glühwürmchen unau+ ndbar. Juli reicht´s, er macht sich aus dem Staub. Auf dem Spielplatz ist es gar nicht so übel. Und es wird noch besser. Als sich abends in Papas Armen der ganze Frust in Tränen verwandelt, und er sich richtig ausheulen kann, „hört der verquere Tag doch noch auf, verquer zu sein“: Da drüben im Gebüsch, da blinkt doch was?

Jutta Bauer und Kirsten Boie: Kein Tag für Juli. Beltz & Gelberg Verlag. Ersterscheinung 2004, 5,95 Euro, broschiert. Altersempfehlung: ab 4 Jahren. © Beltz & Gelberg Verlag

Komm, wir ! nden einen Schatzvon JANOSCH

Was ist das größte Glück der Erde? Der kleine Tiger und der kleine Bär sind sich einig: Reichtum. Wer reich ist, kann sich Forellen kaufen und Bienenstich zum Nachtisch und hat keinen knurrenden Magen, wenn das Anglerglück mal ausbleibt. Und überhaupt, der kleine Tiger und der kleine Bär brauchen noch viele Dinge, um wirklich richtig glück-lich zu sein: z.B. eine Hollywoodschaukel, ein Schlauchboot und eine rote Lampe. Ein Schatz muss her und zwar sofort. Der kleine Tiger und der kleine Bär machen sich auf den Weg. Mit vereinten Kräften werden Feld, Wald und Wiesen durchkämmt, Löcher in die Erde gegraben, Flüsse erkundet, Maulwurf, Löwe und Co. befragt. Doch alle Mühe scheint vergeblich, weit und breit kein Schatz in Sicht. Müde legen sich die beiden am Fuße eines großen Baums schlafen. Am nächsten Morgen trauen sie ihren Augen kaum: Die Äpfel des Baumes sind aus Gold. Sie sind reich! Doch der ersehnte Reichtum beschert ihnen eher Probleme als das große Glück. Am Ende der Reise ist es beiden klar: Das Glück $ ndet sich ganz woanders. Janosch gelingt es, kleinen Menschen große, gewichtige Fragen näherzubrin-gen, federleicht und mit einer ordentlichen Prise Humor. Bleibt nur eines festzuhalten: Komm, wir ! nden einen Schatz gehört in jedes Kinderbuchregal!

JANOSCH: Komm, wir " nden einen Schatz. Beltz & Gelberg Verlag. Ersterscheinung 1979, 5,95 Euro, broschiert. Altersempfehlung: ab 4 Jahren. © Beltz & Gelberg Verlag

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Bildung

Pädagogische Grenzerfahrungen? Der Erzieherberuf in Ost und West. Drei Interviews.

Die Kita Dreikäsehoch in der Mandelstraße im Prenzlauer Berg gibt

es seit über 50 Jahren. Christa Ihlenfeld hat hier vor der Wende ihre

Ausbildung gemacht, und ist der Einrichtung, die seit 1996 in der

Trägerschaft des Kulturverein Prenzlauer Berg steht, auch nach dem

Mauerfall treu geblieben. Im Interview berichtet sie über ihre Erfah-

rungen im Erzieherberuf und erzählt von der Ausbildungssituation

und Arbeitsweise in der ehemaligen DDR.

MITTENDRIN: Liebe Christa, du bist zwar nicht seit dem ersten

Dreikäsehoch-Tag dabei, aber schon eine ziemlich lange Zeit Teil

des Teams, oder?

Christa Ihlenfeld: Ja, vor 45 Jahren, im September 1969, habe ich meine Ausbildung hier im Haus begonnen. Damals war es eine rei-ne Krippe, der Kindergarten war nebenan. In der DDR waren das getrennte Einrichtungen und auch unterschiedliche Ausbildungen. Es gab Kinderkrippen für die Kleinsten und Kindergärten für die Drei- bis Sechsjährigen. Mein Ausbildungsberuf hieß Krippenerzieherin. Das bedeutete zweieinhalb Jahre medizinische Fachschule. Ich hatte ganz viel Gesundheitserziehung, Krankheits- und Ernährungslehre und Anatomie. Natürlich auch Pädagogik. Aber der Schwerpunkt lag ganz klar auf dem Medizinischen. Die Krippen waren dem Gesund-heitswesen zugeordnet, die Kindergärten an das Ministerium für Volksbildung angeschlossen.

MITTENDRIN: Gab es denn neben medizinischen und pädagogi-

schen Fächern noch andere Unterrichtsinhalte?

Natürlich. Wir hatten auch Psychologie und Spracherziehung, Deutsch, Musik und Naturwissenschaften.

MITTENDRIN: Hattest du ein Lieblingsfach?

Nein, eigentlich nicht. Am besten hat mir immer die praktische Arbeit mit den Kindern gefallen. Ich wollte schon immer beru" ich etwas mit

Kindern machen. Und fand es gut, dass der Praxisanteil von Anfang

an sehr hoch war. Theorie und Praxis haben sich während der Leh-

re immer abgewechselt. Wir hatten drei Wochen Schule und waren

dann wieder drei Wochen in unseren Einrichtungen, so dass wir im-

mer Kontakt zu den Kindern hatten.

MITTENDRIN: Was ihr in der Theorie gelernt habt…

…konnten wir immer gleich anwenden. Und mit unseren Mentoren

besprechen. Unsere Krippe war ja eine Ausbildungseinrichtung fürs

erste bis dritte Lehrjahr. Die Lehrausbilder waren hier vor Ort. Und die

Kollegen in den Gruppen waren sogenannte „Lehrbeauftragte“ , wie

ich dann nachher auch. Die Fachschüler waren in den Praxiszeiten

immer in ihrer eigenen Gruppe, so dass sie ihre Kinder kannten. Und

wenn sie nach drei Wochen wiederkamen, wussten die Kinder das

ganz genau und haben schon darauf gewartet. Im dritten Lehrjahr

war dann der Praxisfokus noch stärker. Außerdem haben wir in der

Lehrzeit mehrere Praktika absolvieren müssen. Ich war z.B. drei Wo-

chen in der Mütterberatung.

MITTENDRIN: Was kann man sich darunter vorstellen?

Da musste jede Mutti mit ihrem Neugeborenen vorstellig werden.

In der DDR war es so: Es gab einmal vor der Geburt Geld, dann zur

Geburt und danach. Und nach der Geburt kriegtest du das Geld nur,

wenn du in die Mütterberatung gegangen bist mit dem Kind. Zum

Wiegen, zum Messen, zur Ernährungsberatung. Und die Mütterbe-

ratung ist auch in die Haushalte gekommen, um zu gucken, ob die

Kinder richtig versorgt sind. In der Poliklinik war ich auch drei Wo-

chen und dann noch in Königsheide im Kinderheim, was mich sehr

beeindruckt hat.

MITTENDRIN: Worauf wurde denn pädagogisch in der Ausbildung

Wert gelegt?

Namen, die mir in Erinnerung geblieben sind, sind z.B. Fröbel und

Makarenko. Es gab natürlich auch ein Erziehungsprogramm. Im

Gegensatz zu den heutigen Richtlinien, wie sie z.B. das Berliner Bil-

dungsprogramm festlegt, war alles ein bisschen bestimmter und

konkreter. Es war genau aufgelistet und nach Monaten gegliedert,

was wann erreicht werden musste. Auch in ganz praktischen Belan-

gen, die Kinder waren z.B. fast alle mit einem Jahr sauber. Es wurden

insgesamt viel mehr Vorgaben gemacht, in allen Bereichen.

MITTENDRIN: Hat sich das auf die Arbeitsweise ausgewirkt, war

sie damals deutlich anders als heute? Was hat sich hier im Haus

verändert?

Das Haus selbst war innen völlig anders aufgeteilt, und wir hatten

kleinere Gruppenräume. Es gab eine Säuglingsabteilung zu DDR-

Zeiten, das war schon sehr anders. Wir haben die komplette Säug-

lingsp" ege gemacht, für die Kleinen gekocht, ihre Nägel geschnit-

ten, die Ohren saubergemacht, sie gebadet. Und das Säuglingsbad

war eine extra Prüfung. Es gab genaueste Vorschriften, wie das Baby

genommen werden musste, wie gedreht, wie gewaschen, was man

mit dem Handtuch macht usw. Eine Wissenschaft für sich. Kann man

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Bildung

Fotos: Frauke Niemann

sich heute gar nicht mehr vorstellen. Außerdem kam der Krippenarzt einmal pro Woche zu uns. Die Kinder wurden hier behandelt, außer, wenn sie hohes Fieber hatten. Sie wurden auch hier geimpft, haben, wenn nötig, Medikamente bekommen, die die Apotheke uns ange-liefert hat. Der Balkon hier am Haus wurde damals gebaut, damit die Säuglinge an der Frischluft liegen konnten. Sie wurden jeden Tag ein-gepackt – damals gab es viel mehr Personal – und haben draußen geschlafen. Für die Bronchitis-Kinder war das ganz toll. Nur wenn die Kinder richtig Fieber hatten, mussten sie zuhause bleiben.

MITTENDRIN: Eine solche medizinische Betreuung ! ndet im heuti-

gen Kitaalltag gar nicht mehr statt?

Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil. Wir dürfen keine eigenständi-gen medizinischen Heilbehandlungen durchführen. Nicht mal Nasen-tropfen geben oder so etwas. Aber Gesundheits- und Bewegungser-ziehung ist auch heute ein inhaltlicher Schwerpunkt unserer Arbeit und fest in alle Abläufe integriert. Und wir waren die erste Kita in Ber-lin mit eigener Sauna. Die haben wir seit Mitte der 90er Jahre. Das ist ja auch ein Stück Gesundheitserziehung.

MITTENDRIN: Mittlerweile werden bei den Dreikäsehochs ja nicht

mehr nur die Kleinsten von null bis drei, sondern auch die Drei- bis

Sechsjährigen betreut. Das bedeutete doch auch eine Umstellung

für dich, oder?

Ja, sicher. Und wir mussten auch nochmal zur Schule. Nach der Wende hatten wir ein Jahr lang einen ESF-Kurs, damit wir als gelernte Krip-penerzieher auch die größeren Kinder betreuen durften. Ich fand das sehr interessant. Wir haben so auch einen Einblick in den Westteil be-kommen, z.B. in die Arbeit der Kinderläden.

MITTENDRIN: Was würdest Du jungen KollegInnen mitgeben, die

den Beruf ergreifen wollen?

Das Allerwichtigste ist, den Erzieherberuf nur zu ergreifen, wenn man auch wirklich mit Kindern arbeiten kann und will. Dafür braucht man gute Nerven. Und man sollte eine gewisse Lärmunemp! ndlichkeit mitbringen. Ich hatte natürlich auch zu Beginn keine richtige Vorstel-lung davon, was mich erwartet. Aber man sollte sich bewusst machen, dass dieser Beruf einen sehr fordert und sich die Frage, ob man dem gewachsen ist, auf jeden Fall ganz bewusst stellen.

Die Kita Gleimstrolche in der Gleimstraße unweit des Mauerparks

gibt es seit 1983. Zu DDR-Zeiten war es eine kombinierte Einrich-

tung aus Krippe und Kindergarten. Heute ist es eine Kita mit zwei

Häusern und unterschiedlichen pädagogischen Pro" len. Der Kul-

turverein Prenzlauer Berg ist seit 2003 freier Träger der Kita. In

beiden Häusern werden Kinder zwischen null und sechs Jahren

betreut. Die Gleimstrolche-Erzieherin Anna Mühlens hat uns einen

Einblick in ihre Erfahrungen im Erzieherberuf und die Ausbildungs-

situation und Arbeitsweise im Westteil Deutschlands gegeben.

MITTENDRIN: Liebe Anna, du bist schon seit 2010 Erzieherin bei

den Gleimstrolchen, seit 2012 im Haus 2. Wo hast du deine Aus-

bildung gemacht?

Anna Mühlens: Am Robert-Wetzlar-Berufskolleg in Bonn. Erst war ich Rettungsassistentin. Das ließ sich aber mit zwei kleinen Kindern nicht wirklich gut vereinbaren, u.a. wegen der 24-Stunden-Dienste, die wir übernehmen mussten. Ich wollte also unbedingt in einen kinderkompatiblen Beruf wechseln, und da gibt es ja kaum etwas Besseres als Erzieherin.

MITTENDRIN: Musstest du damals die komplette Ausbildung

durchlaufen? Oder konntest du verkürzen?

Die drei Jahre - zwei Jahre Schule und ein Anerkennungsjahr – habe ich ganz regulär durchlaufen. Normalerweise musste man aber vorher noch ein Jahr Praktikum in einem Kindergarten ma-chen. Das war quasi die Voraussetzung für die Schulanmeldung. Bei mir haben dann drei Monate gereicht, zum einen weil ich Abi-tur und eben schon eine Ausbildung in einem sozialen Beruf hat-te. Aber auch weil bei mir als Alleinerziehende mit zwei Kindern eine Härtefallregelung gri" . So oder so ist es schwierig, denn diese Praktika im Vorfeld werden nicht vergütet. Und auch während der schulischen Ausbildung bekommt man kein Gehalt. Das muss man bedenken, wenn man diesen Beruf erlernen will.

Pädagogische Grenzerfahrungen? Der Erzieherberuf in Ost und West. Drei Interviews.

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Bildung

MITTENDRIN: Gibt es denn Fördermöglichkeiten? Beispielsweise

für diejenigen, deren Eltern in dieser Zeit keine # nanzielle Unter-

stützung leisten können?

Anna Mühlens: Zumindest für die Zeit der schulischen Ausbildung kann man BAföG beantragen. Während des Praktikums greift das al-lerdings nicht.

MITTENDRIN: Und inhaltlich? Worauf wurde Wert gelegt in deiner

Ausbildung?

Wir hatten ganz unterschiedliche Fächer: Recht und Politik, Methodik, Sport, Musik und Spiel. Es war ein wirklich umfangreiches Programm. Und alle Fächer wurden gleich ernst genommen und waren auf die pädagogische Anwendbarkeit hin ausgerichtet.

MITTENDRIN: Spiel war ein richtiges Fach?

Ja, zwei Stunden die Woche. Wir mussten eine Spielesammlung anle-gen und alle Spiele auch selbst ausprobieren. Alles sehr praxisorien-tiert. Im Sportunterricht haben wir beispielsweise Bewegungsstunden entwickelt und durchgeführt. Am Berufskolleg war ein Kindergarten angeschlossen, so dass wir immer gleich testen konnten, ob und wie gut Kinder das erdachte Konzept annehmen. Dabei gab es ein fes-tes Schema, eine Art Mantra, das man uns förmlich eingetrichtert hat und das überall Anwendung fand: Analyse der Situation, Planung des Angebots und Begründung der Auswahl, Dokumentation und Re! exion. Es wurde wirklich jeder kleinste Punkt re! ektiert und aus-einandergenommen. Das war ziemlich anstrengend, aber eigentlich gut. Wir mussten auch alle ein Wochenendseminar machen: E" ektive Kommunikation. Das macht Sinn, wenn man einen Haufen Mädchen im Rahmen einer solchen Ausbildung zusammenpfercht. Da gibt es natürlich ein großes Kon! iktpotenzial. Wir wurden wirklich gut ge-schult und begleitet während der gesamten Zeit.

MITTENDRIN: Hattest du ein Lieblingsfach?

Ich hatte zwei: Deutsch und Erziehungswissenschaften. Und auch heute mache ich das noch richtig gern. Also Bilderbuchbetrachtung, Malen, die Sozialentwicklung begleiten, das # nde ich auch heute noch extrem spannend.

MITTENDRIN: Findest Du jetzt – mit der Rückschau deiner Berufser-

fahrung – die Aufteilung von Theorie und Praxis während der Aus-

bildung angemessen? Oder kam ein Bereich zu kurz?

Nein, die war auf jeden Fall angemessen. Während des schulischen Teils hatten wir drei Blockpraktika. Ich war in einem Hort, dann in einem Regelkindergarten und im U3-Bereich, also bei den Unter-Dreijährigen. Letzteres gestaltete sich in Bonn allerdings schwierig, weil es nicht viele solcher Einrichtungen gab. Ich habe mein Prakti-kum dann in einer sehr kleinen altersgemischten Gruppe in einer Kita vom Studentenwerk absolviert. In den Praktika musstest du nicht nur den Alltag der Kinder mitbegleiten, sondern es gab parallel schriftli-che pädagogische Aufgaben. Die Praxis wurde also stets theoretisch unterfüttert, und die Theorie war immer mit direktem Praxisbezug verknüpft.

MITTENDRIN: Und wo hast du nach der Schule dein Anerkennungs-

jahr gemacht?

Ich war in einer Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt in Bonn. Dort wur-

de nach – von der AWO klassi# zierten – Bildungsbereichen gearbei-tet: Körper, Bewegung, Gesundheit, Soziale und Kulturelle Umwelt und Werteerziehung, Sprache und Schrift, Bilden und Gestalten, Mu-sik, Mathematische Grunderfahrung, Naturwissenschaft und techni-sche Grunderfahrung. Es gab ein Qualitätsmanagement, das genau vermerkt und ausgewertet hat, welche Förderung wann und wie oft durchgeführt wurde. Das war aber auch für Bonn speziell, die AWO hatte da hohe Standards.

MITTENDRIN: Waren die Vorgaben dem Berliner Bildungspro-

gramm ähnlich?

Schon. Aber im Berliner Bildungsprogramm steht sehr viel, was bei uns von der Ausbildung her als gegeben vorausgesetzt, als grund-sätzliches Berufshandwerk verstanden wird, das man nicht noch ein-mal separat festhalten muss. Ausbildungsseitig gibt es einen großen Unterschied: In Berlin gibt es die zusätzlichen Fachausbildungen In-tegration und Sprachförderung. Das war in Bonn bereits in die Aus-bildung integriert. Und noch etwas fällt mir ein, wenn ich über Unter-schiede nachdenke. Als ich nach Berlin kam, war ich ba" , als ich die Ö" nungszeiten der Kitas und Kindergärten gesehen habe! Hier wird es einem schon leichter gemacht, Beruf und Familie zu vereinbaren, weil die Einrichtungen früher ö" nen und später schließen. Während meiner Ausbildung hätte ich eigentlich morgens zur gleichen Zeit an drei Orten sein müssen: in der Kita meiner Kleinen, der Schule der Großen und in meiner Ausbildungseinrichtung.

MITTENDRIN: Gab es jemanden, der dich besonders beeindruckt

hat während der Ausbildung? Egal, ob Theoretiker oder Praktiker.

Theoretiker eher nicht. Das lief bei mir immer über die praktische Aus-einandersetzung. Wenn ich besonders toll fand, was jemand gemacht hat, dann habe ich versucht, das zu verinnerlichen. Am Anfang der Ausbildung bist du darauf extrem angewiesen. Das hat ganz viel mit Haltung zu tun, die dir vermittelt wird. Man kann natürlich ganz gro-ßes Pech haben und in einer Einrichtung landen, wo das Kind nicht so wertgeschätzt wird. Die gibt es ja auch. Oder in einer, wo totale Überbelastung herrscht. Ich hatte Glück.

MITTENDRIN: Was würdest Du jungen KollegInnen mitgeben, die

den Beruf ergreifen wollen?

Zweierlei. Das sie sich auf schlechte Bezahlung und mangelnde ge-sellschaftliche Wertschätzung einstellen müssen. Und dass der Beruf selbst sehr schön, abwechslungsreich und bereichernd ist. Für die Zu-kunft würde ich mir wünschen, dass die Ausbildung in allen Bundes-ländern vereinheitlicht wird. Ich habe nichts davon, dass ich Integra-tion und Sprachförderung schon während meiner Ausbildung hatte. In Berlin wird das nicht anerkannt. So etwas könnte man verhindern, wenn es eine länderübergreifende Ausbildungsregelung gäbe.

Pädagogische Grenzerfahrungen? Der Erzieherberuf in Ost und West. Drei Interviews.

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Bildung

Eine besondere Form der Kinderbetreuung ist Ende der 60er Jahre ent-

standen: Die Kinderläden, in aller Regel selbstverwaltete Ganztagessein-

richtungen für Kinder von null bis sechs Jahren. Sie sind die Antwort einer

antiautoritären Erziehungsbewegung auf einen enormen Betreuungs-

platzmangel und schlecht ausgebaute Systeme der ö$ entlichen Kleinkind-

betreuung in Westdeutschland. Mit Manuela Deubel, heute Leiterin des

Hauses 2 der Kita Gleimstrolche, haben wir über die Organisation und Ar-

beitsweise in Kinderläden gesprochen.

MITTENDRIN: Liebe Manuela, du hast viele Jahre als Erzieherin in Kin-

derläden gearbeitet. Hast du diesen Weg schon im Rahmen deiner Aus-

bildung eingeschlagen?

Manuela Deubel: Ja, nach meiner schulischen Ausbildung zur Erzieherin 1989-1991 in Berlin habe ich mein Anerkennungsjahr in einem Kinderla-den mit Kindern mit und ohne Behinderung gemacht. Davor habe ich ein einjähriges Vorpraktikum absolviert. Bei einer Familie mit zwei Kindern von vier und sechs Jahren. Sie war Sozialpädagogin, er Psychologe. Ich war quasi Mädchen für alles: Habe die Kinder in den Kindergarten bzw. in die Schule gebracht und sie wieder abgeholt, Essen gekocht und mit ihnen gespielt, bei den Hausaufgaben und im Haushalt geholfen. Das ging oft von sechs Uhr morgens bis zum Abend, bis die Kinder im Bett waren. Dafür hatte man zwischendurch ganze Tage frei.

MITTENDRIN: Bist du nach dem Anerkennungsjahr in deiner Ausbil-

dungseinrichtung geblieben?

Nein, ich habe anschließend gewechselt in eine EKT in Lichterfelde, also eine Elterninitiativ-Kinder-Tagesstätte, d.h. die Eltern der Kinder waren unsere Arbeitgeber. Wir haben dort 15 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren betreut. Es gab keine festen Arbeitszeiten. Sie variierten je nach An-sage bzw. Bedarf. Meist waren wir von 6 bis 19 Uhr gefordert, dafür durften wir freitags schon mal um 16 Uhr gehen. Alle vier Wochen gab es einen Elternabend, immer zu Hause bei den Eltern.

MITTENDRIN: Wie viele Erzieherinnen wart ihr denn?

Wir waren zu dritt, wobei es damals egal war, ob man eine Ausbildung ge-macht hatte oder nicht. Entscheidend war, dass die Eltern zufrieden waren, und die Kinder viel erlebt haben. Es haben auch alle gleich viel verdient, egal ob mit oder ohne Ausbildung.

MITTENDRIN: Und die gesamte Planung und Organisation lag bei den

Eltern?

Ja, auch die Aufnahme neuer Kinder lief über die Eltern. Es ging ihnen in der Regel weniger um die aufzunehmenden Kinder als um den Hinter-grund der Eltern – den Beruf, die ! nanziellen Möglichkeiten, ihre politi-

schen Ansichten und mögliches Engagement. Kinder mit Behinderung ge-

hörten ganz selbstverständlich dazu: damals gab es schon Inklusion, ohne

dass es so benannt wurde.

MITTENDRIN: Gab es denn ein pädagogisches Gerüst, eine bestimmte

inhaltliche Ausrichtung eurer Arbeit?

Es war alles sehr frei. Pädagogisch haben wir uns sehr an den Bedürfnissen

der Kinder orientiert, waren in der Woche an vier von fünf Tagen minde-

stens den halben Tag unterwegs: im Wald, im Schwimmbad, in Parks, auf

Kinderbauernhöfen. Das hat viel Spaß gemacht. Essen bekamen wir von

den Eltern mit, alles im Bollerwagen, damit wir es nicht tragen mussten.

Heute würde man das Ganze wahrscheinlich spontane Erlebnispädagogik

nennen.1998 bin ich dann zu einem freien Träger gegangen. Auch ein Kin-

der- und Schülerladen, allerdings nicht mehr in Elternhand. Hier stand

die Auseinandersetzung mit pädagogischen Konzepten und Herange-

hensweise viel stärker im Fokus. Mit den Jahren wurde nach und nach

alles immer strukturierter.

MITTENDRIN: Inwiefern?

Das Drumherum, das Organisatorische, die Verwaltung wurde mit einem

viel größeren Aufwand betrieben. Auch die Arbeit mit den Kindern war

immer reglementierter und die Vorgaben des Senats wurden strenger.

Aus Inklusion wurde Integration. Aus dem unbeschwerten „Und, was

machen wir morgen?“, das früher beim gemeinsamen Feierabendbier

Thema war, wurden Arbeitsbesprechungen und Langzeitplanungen.

MITTENDRIN: Wie siehst du das heute, jetzt, wo du die Arbeitsweisen

vergleichen kannst?

Heute wird tolle Arbeit gemacht, keine Frage. Und das pädagogische

Know-how ist um ein Vielfaches gestiegen. Die Anforderungen sind

hoch und das Berliner Bildungsprogramm zeigt ein vielseitiges Bild der

Arbeit, die aktuell geleistet wird. Und zukünftig geleistet werden muss.

Das ist schon alles gut und richtig so, wie es ist. Ich würde nicht mehr

tauschen wollen. Und trotzdem - die Freiheit von damals ist verloren ge-

gangen.

Foto: Barbara Schwarz

Pädagogische Grenzerfahrungen? Der Erzieherberuf in Ost und West. Drei Interviews.

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Kulturelle Vielfalt und Teilhabe OASE Berlin: Integrationsprojekte für Migranten

Bildung

Die Oase Berlin hat in über 20 Jahren aktiver Integrationsarbeit ihr Ziel nie aus den Augen verloren: Mitbürgern aus anderen Län-

dern eine Stimme zu geben und zu ihren Rechten zu verhelfen.

Der gemeinnützige Verein OASE Berlin begleitet und fördert seit vielen Jahren Integrationsprozesse von zugewanderten Bürgern in Pankow und Berlin. Individuell abgestimmte Strategien sollen Migranten dabei helfen, ihre Kompetenzen

und Erfahrungen zu nutzen und ihnen dadurch ein selbstbestimmtes Leben und gesellschaftliche Partizipation ermögli-chen. Gut 20 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter setzen sich in verschiedenen Projekten dafür ein, das gegenseitige Ver-ständnis von Menschen verschiedener Nationalität zu stärken und tragen so dazu bei, Rassismus und Vorurteile abzubauen.

Drei inhaltliche Säulen stehen im Fokus der Vereinsarbeit: Beratung, Bildung und Begegnung. Neben einer umfangreichen Asyl-, Aufenthalts- und Sozialberatung bietet die OASE als zugelassener und mittlerweile erfahrener Träger des Bundesamtes

für Migration und Flüchtlinge (BAMF) verschiedene Integrations- und Sprachkurse an. Auch berufsorientierte, vom Europä-ischen Sozialfonds geförderte Integrationsmaßnahmen können wahrgenommen werden. Die Kurse sollen helfen, aktive und passive Sprachkenntnisse zu festigen und zu erweitern und vermitteln berufsbezogenes PC-Grundlagenwissen. Ein in den Kurs integriertes Betriebspraktikum ermöglicht das Sammeln von Berufserfahrungen und unterstützt so den Transfer des im Kurs erworbenen Wissens. Bis 2013 wurde auch Deutsch als Fremdsprache (DAF) für jugendliche Flüchtlinge und junge Erwachsene angeboten. Leider musste dieses Angebot mangels Finanzierungsmöglichkeiten eingestellt werden.

Stationen der OASE

Am Anfang stand eine Initiative von engagierten Pankower Bürgern, die mit ihren privaten Anstrengungen und Mitteln ausländische Mitbürger im Bezirk unterstützten. Aus der 1992 gegründeten Beratungsstelle OASE Pankow entstand 1997 der Verein OASE Pankow e.V. In der Anfangszeit lagen die Arbeitsschwerpunkte auf der Betreuung und Begleitung von Asylbewerbern insbesondere aus der ehemaligen Sowjetunion und von Bürgerkriegs$ üchtlingen aus dem ehemaligen Ju-

goslawien. Nach einigen Umzügen, vielen Angebotserweiterungen und Kooperationen mit anderen Vereinen erö% nete am 27. April 2002 das InterKULTURelle Haus Pankow (IHKP) in der Schön$ ießer Straße 7 als Gemeinschaftsprojekt von OASE

Pankow, Asiaticus und dem Kulturverein Prenzlauer Berg seine Pforten.

Seitdem wird das Haus als Tre% punkt, Kommunikations- und Veranstaltungszentrum, Ort für Bildung sowie als Informations- und Beratungsstelle genutzt. Mieter im IKHP sind unterschiedliche multikulturelle Vereine, Initiativen und Migrantenorgani-sationen. Darüber hinaus ist das Haus o% en für Initiativen und Selbsthilfegruppen, die über keine festen Strukturen verfügen. Es ist ein Ort multikultureller Begegnung und interkultureller Zusammenarbeit, der Teilhabe und Artikulation ermöglicht. In Kooperation mit den im IKHP ansässigen Vereinen und Initiativen werden Angebote für verschiedene Migrantengruppen

und für die Pankower Nachbarschaft entwickelt und realisiert. Eine vielfältige Angebotsstruktur ermöglicht Begegnungen

von Einheimischen und Migranten zum Abbau rassistischer Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit. Menschen mit Migrati-

onshintergrund werden in nachbarschaftliche Aktivitäten eingebunden. Dadurch leisten alle IKHP-Mieter einen Beitrag zur

Integration.

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Bildung

Logo: OASE, Foto: © Dieter Schütz / PIXELIO

Das Café OASE ist als Veranstaltungs- und Begegnungsort zentrale Anlaufstelle für alle interessierten Mitbürger. Mit seinem

vielfältigen Angebotsprogramm aus Lesungen, Vorträgen, Ausstellungen, Konzerten und Gesprächsrunden zu interessan-ten gesellschaftspolitischen Themen will das Projekt einen interkulturellen Dialog ermöglichen und in die Praxis umsetzen. Für kooperationsbereite bzw. interessierte Initiativen und Selbsthilfegruppen steht die Nutzung der Begegnungsstätte of-fen. Bei Bedarf bietet das Projekt auch fachgerechte Beratung und Unterstützung bei der Realisierung geplanter kultureller Aktivitäten an.

Der Club Asiaticus e.V. setzt sich für den Dialog und das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Na-tionen und Kulturen ein. Der Verein bietet ausländischen und insbesondere asiatischen Mitbürgern die Möglichkeit, ihre kulturelle Identität zu p# egen und zu bewahren. Kurse wie Kalligraphie, Seidenmalerei, Chinesisch-Unterricht, Kochkurs oder Dia-Vorträge und Ausstellungen sind jedoch grundsätzlich für alle o$ en. So soll die asiatische Kultur, die häu% g als fremd erfahren wird, durch Information und Vermittlung von traditionellen Kenntnissen auch einheimischen deutschen Besuchern näher gebracht werden. Das Frauenprojekt VINAPHUNU ist dem Verein angeschlossen. Es unterstützt vietname-sische Frauen – zumeist ehemalige Vertragsarbeiterinnen der DDR – durch Sozialberatung und Rechtsberatung mit Dolmet-schern, Deutschkursen für Erwachsene und Vietnamesischkursen für Kinder, Freizeitangeboten, Lese- und Videobibliothek sowie gemeinsamen Festen, Reisen und Aus# ügen.

Die Deutsch-Armenische Initiative Berlin e.V. wurde 2005 aufgrund des speziellen Beratungsbedarfs von Migranten aus Ar-menien gegründet. Der Verein ist jedoch für alle Migranten, die einer Beratung und/oder Begleitung bedürfen, o$ en. Hierzu gehören auch Jugendliche, die für ihre beru# iche Orientierung Unterstützung und Beratung zu schulischen Fragen suchen. Ein weiterer Schwerpunkt des Vereins ist der rege soziale und kulturelle Austausch zwischen Migranten und Einheimischen, beispielsweise in Veranstaltungen und Gesprächskreisen.

2005 übernahm die OASE die beiden Projekte Kulturen im Dialog und ZusammenLeben vom Kulturverein Prenzlauer Berg und die Trägerschaft des EFF-gefördeten Projekts Junge Flüchtlinge in Berlin. Pünktlich zum 18. Geburtstag im Jahre 2010 wurde die OASE # ügge und nahm Teil am EU-Projekt Leonardo da Vinci, das Auslandsaufenthalte zum beru# ichen Lernen fördert und in europäischen Partnerschaften innovative Lehr- und Lernmaterialien entwickelt. Zwei Jahre später wurde aus der Oase Pankow die OASE Berlin und ein weiter Schritt in Richtung internationaler Arbeit getan: Die OASE koordinierte eine EU - geförderte Lernpatenschaft „Building Social Bridges“ mit Partnern aus Dänemark, Italien, Schweden und Ungarn. Das Projekt wurde ins Leben gerufen, um sozial benachteiligten Menschen zu ermöglichen, ihr Leben durch verschiedene For-men des Mentoring positiv zu verändern. Unterstützt wurden sie durch Social Guides: Mentoren, Coaches und Sozialarbei-tern, Lehrer, Helfern aus anderen sozialen Bereichen und Freiwillige. Sie alle realisieren soziale Arbeit in den Partnerorgani-sationen. Als Abschluss des Projektes ist ein Handbuch mit Best-Practice-Beispielen zum Thema Mentoring herausgegeben worden.

Intergrationslotsen helfen Migranten im Bezirk

Besonderes Augenmerk liegt auf der Vernetzung bestehender Angebote in Pankow. Die Zielgruppe sind nicht nur Migran-ten in Pankow, sondern auch alle ö$ entlichen und privaten Einrichtungen, die Bedarfe bzw. Fragen zum Thema Integration und Migranten haben. Seit Anfang diesen Jahres gibt es ein neues OASE-Angebot. Zwei Integrationslotsen sind direkte Ansprechpartner bei allen Asyl-, Aufenthalts-, und Integrationsfragen. Sie geben Hilfestellung und Sozialberatung und be-gleiten auf Wunsch auch Gänge zu Behörden, Ämtern und Ärzten und informieren über kulturelle und soziale Angebote. Das Integrationslotsenprojekt wird von der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen gefördert, in ganz Berlin sind insgesamt 70 Integrationslotsen aktiv. Mehr Informationen zur Arbeit von OASE Berlin: www.oase-berlin.org. (fn/bs)

OASE-Integrationslotsen

Jochen Schwarz, Tel: 030 300244060,

Mail: [email protected]

Violeta Cotado, Tel: 030 300244063,

Mail: [email protected]

Page 18: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2014

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Hallöle,

alle mal herhören …

… da bin ich wieder,

und ich bin etwas konsterniert, etwas sehr konsterniert. Oder besser gesagt: Ich kann mich überhaupt nich beru-

higen!!! Ihr glaubt einfach nich, was ich eben erlebt habe! Lasst Euch das mal auf der Zunge zergehen:

Ich springe gerade in der Schönhauser rum und kucke in die Geschäfte. Dann bin ich noch in die Arcaden rein.

Mann, sind da schon wieder viele Veränderungen vor sich gegangen! Bisschen „müde auf die Füß“ dacht ich, wirst

mal in den Starbucks rüber - ein Ka% ee wir dir gut tun. Ich also raus, ran an die Ampel, die natürlich gerade Rot wur-

de. Da stand ich nu mit etlichen anderen Leutchen, viele mit Kindern unterschiedlichen Alters. Kein Auto weit und

breit, obwohl für die ja Grün war. Und da passierte es:

Plötzlich liefen fast alle los und über den Damm! An der Hand ihre Kinder … ich war fast der einzige Mensch, der

stehen blieb! He, Leute, was soll das denn??? Was seid Ihr denn für Vorbilder für Eure Kinder??? Die lernen doch dar-

aus: na, wir können auch bei Rot über den Damm! Genau wie die Sorte Radfahrer, die grundsätzlich bei Rot über die

Kreuzung fahren oder nach rechts abbiegen muss! Junge, Junge, wie sollen denn die armen Kinder lernen, was im

Straßenverkehr richtig oder falsch is? Und wenn das Kind dann mal die rote Ampel ignoriert, dann setzt es was, wa?

Apropos ‘setzt es was‘: Kürzlich erschien ein Buch der Berliner Ärzte Michael Tsokos und Saskia Guddat. Mit dem

provokatorischen Titel „Deutschland misshandelt seine Kinder“ stellen sie erschreckende Tatsachen dar: Jährlich

werden in Deutschland 200.000 Kinder krankenhausreif geprügelt, jede Woche 70 Kinder schwer misshandelt, drei

sterben daran! Unfassbar!!! Die Prügelstrafe is bei uns doch schon lange nich nur abgescha% t, sondern sogar ge-

setzlich verboten!? Trotzdem holen Jugendamt oder Polizei noch oft Kinder aus einer vermüllten Wohnung, oder sie

müssen nach Misshandlungen eingreifen. Jedes geschlagene oder misshandelte Kind ist eines zu viel! Die Autoren

werfen allen an der Betreuung und Erziehung der Kinder Beteiligten vor, oftmals Misshandlungen zu ignorieren

oder wenigstens zu bagatellisieren. „Die malträtierten Kinder sollten (eher) von ihren gewalttätigen Elternteilen ge-

trennt werden.“ Es sei nicht immer richtig, nur „die Problemfamilie zu stabilisieren und die Prügeleltern wöchentlich

ein paar Stunden zu unterstützen, damit die gequälten Kinder zu Hause bleiben können.“

Daraus mag jeder seine eigene Meinung bilden und die Schlussfolgerungen ziehen. Ich jedenfalls bin sehr glücklich,

dass es bei uns im Kulturverein eine Kinderschutzbeauftragte gibt, die nicht nur aktiv wird, wenn Gefahr im Verzug

is, sondern die auch präventiv Unterstützung anbietet und berät. Wie unser BeWo, das im Sinne des Kinderschut-

zes auch eine verantwortliche Funktion wahrnimmt und übrigens im August schon auf 19 Jahre seiner wichtigen

Betreuungstätigkeit zurückblicken kann. Der Berliner Politiker Kai Wegener hat sicher nich ganz Unrecht, wenn

er einen - er nennt es „Eltern-Führerschein“ - anregt. Für fast alles muss eine Prüfung abgelegt werden, aber zum

Kindererziehen …? Er meint ganz richtig, dass „Kindesmisshandlungen … in aller Regel nicht Ausdruck sadistischer

Neigungen (sind), sondern die Folge einer Überforderung der Eltern“. Recht hat er, der Kai! (Die o.g. Informationen

stammen aus der Berliner Zeitung vom 31.01. und 02.02.) In einer der wöchentlichen Telefonumfragen der „Berliner

Woche“ vom 26.02. haben sich 64 % der Anrufer für Erziehungskurse ausgesprochen! Noch Fragen?

Ein (wahrscheinlich) sehr kluger Mensch hat mal gesagt: „Kinder brauchen Grenzen.“ Hm, stimmt ja irgendwie. Aber

trotzdem gab es auch einst die Zeit der „anti-autoritären Erziehung“. Die Wahrheit liegt sicherlich irgendwo da-

zwischen, und alle Eltern bzw. Sorgep" ichtigen müssen entscheiden, wo genau innerhalb dieser Spanne sie sich

einordnen. Ich wandle den o.a. Satz noch etwas ab und sage: „Kinder brauchen zur Erziehung Liebe und ein Gelän-

der!“ Das Bild vom Geländer gefällt mir nämlich. Es impliziert für mich sowohl Begrenzung als auch Halt; Grenze als

Schutz gegen Gefahren, Halt, um sich daran festzuhalten bzw. „entlang zu hangeln“.

Ich spring dann mal wieder los …

„Ein Kind, das braucht Liebe, das ist die Idee“,

mahnt der Springende Punkt vom KVPB.

(pad)

Der Springende Punkt…sucht nach Vorbildern

(Kiez-)Kultur

Page 19: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2014

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Vielleicht hat der Kulturverein bald ein neues und interessantes Mitglied: zu Beginn des zweiten Quartals dieses Jahres möchte der Verein „La Paloma

Pankow 1964 e.V.“ zu uns stoßen. Nun fragen wir uns natürlich, wer sich hinter

diesem - an ein bekanntes Lied der George Baker Selection erinnernden - Na-

men verbirgt. Die MITTENDRIN hatte Gelegenheit, mit dem Vorsitzenden des

Vereins, Heinz Flügler, ein Gespräch zu führen. Hier einige Ausschnitte:

MITTENDRIN: Herr Flügler, zunächst einmal vielen Dank, dass Sie sich für

ein Gespräch mit uns Zeit genommen haben. Bitte erzählen Sie uns und

unseren Lesern, wer oder was ist der Verein La Paloma Pankow 1964?

Heinz Flügler: Ja, da muss ich wohl ein bisschen ausholen. Wie der Name schon sagt, beschäftigen wir uns mit Tauben. Wir züchten welche, kaufen und verkaufen mal die eine oder andere, sind auch auf Messen und bei Wettbewerben vertreten. Spezialisiert haben wir uns auf Brieftauben und Hochzeits-Tauben.

MITTENDRIN: Was sind denn Hochzeits-Tauben?

Heinz Flügler: Das sind weiße Tauben, die auf Hochzeiten, Jubiläen oder anderen Gelegenheiten aufgelassen werden. Das ist eine tolle Tradition. Schon in der DDR damals duften wir beispielsweise immer bei der Etappe der Friedensfahrt, die in Berlin begann, unsere weißen Tauben aufsteigen lassen. Aber ich schweife ab. Das Gurren der Tauben ist mir wohl in die Wiege gelegt worden. Schon meine Eltern waren Taubenzüchter. Mein Bruder im Wedding züchtet nicht, aber er betreibt eine Vermittlung. Viel-leicht kennen Sie die in der Sonderburger Straße im Wedding, das ist mein Bruder.

MITTENDRIN: Das ist ja sehr schön. Und warum interessieren Sie sich für

eine Mitgliedschaft im Kulturverein?

Heinz Flügler: Da muss ich wieder ein bisschen ausholen. Wir Taubenzüch-ter waren ja zu DDR-Zeiten im VKSK organisiert.

MITTENDRIN: Äh, … Zwischenfrage: Wer oder was ist VKSK?

Heinz Flügler: Der VKSK war in der DDR der Verein der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter, und der ging dann nach der Wende genauso kaputt wie der Kulturbund. Und als damals der Kulturverein gegründet wurde, wollten wir schon Mitglied werden. Wir waren auch sehr sauer, dass das nicht geklappt hat, besonders darum, weil auch die Guppy-Züchter Mit-glied waren, was ja auch Kleintiere sind, genau wie unsere Tauben. Dann

Neues Mitglied im Kulturverein?La Paloma Pankow

(Kiez-)Kultur

haben wir uns eben so durchgewurschtelt, ging ja auch. Aber es war schwierig. Unsere Zuchtstelle ist in Buch. Und als in der leerstehenden Kita in der Nähe plötzlich Leute waren, die da rumwuselten, hat uns das sehr interessiert. Wir kriegten mit, dass das Menschen vom Kulturverein waren, und so kam der Gedanke auf, es noch einmal zu versuchen, zumal wir 2014 unser 50jähriges Jubiläum feiern.

MITTENDRIN: Na, das ist ja ein lustiger Zufall. Aber, Herr Flügler, wie könnte denn eine Zusammenarbeit zwischen uns aussehen. Haben Sie konkrete Vorstellungen?

Heinz Flügler: Jetzt bin ich ein bisschen verlegen. Natürlich haben wir uns schon Gedanken gemacht. Aber bitte lachen Sie nicht! Also, ich habe er-fahren (weil ich da in der Nähe wohne), dass es in Ihrer Zweigstelle in der Swinemünder Straße so ein paar Probleme mit der Stromlieferung und dem Zugang zu Internet und E-Mail-Verkehr geben soll. Und der Postver-teilwagen, den Sie haben, steht auch häu# g im Stau. Da dachten wir uns, es wäre doch eine sensationelle Alternative, wenn es in solchen Fällen Brief-tauben gäbe, die die Verbindung und den Kontakt mit den anderen Ein-richtungen hielten. Zwischen den Standorten Swinemünder und Danziger Straße könnte die erste Verbindung aufgebaut werden, wenn der Umzug nicht diesen Gedanken ad acta legt. Andererseits stelle ich mir auch gut vor, dass die Kitakinder da mit einbezogen werden können. Wenn in oder auf allen Kitas Verschläge gebaut sind, können sie die Tauben füttern und ihre Lebensweise beobachten. Das ist doch für die „Stadtkinder“ ein groß-artiges Lern- und Erziehungspotenzial. Und die Kinder oder ihre Eltern können auch Patenschaften über einzelne Tiere übernehmen.

MITTENDRIN: Das macht uns völlig sprachlos, aber die Idee ist toll! Trotzdem, wie soll das organisatorisch funktionieren?

Heinz Flügler: Da habe ich auch schon vorgesorgt: Ich habe noch eine Schwester. Die arbeitet im Büro bei Air Berlin. Sie hat die Techniker-Abtei-lung unter sich, also die, die für Planung und Errichtung von Start- und Lan-debahnen zuständig sind. Aber ich betone ausdrücklich: die haben nichts, aber auch gar nichts mit dem BER zu tun! Diese Männer haben schon des Öfteren ein Sponsoring für unsern Verein organisiert. Warum sollten die nicht mit ins Boot bzw. in den Taubenschlag genommen werden, wenn wir ein Projekt mit dem Kulturverein starten? Ich bin mir da sicher, dass die uns helfen werden. Man könnte ja die Dächer ein bisschen ausbauen, um den Tieren Starts und Landungen zu ermöglichen.

MITTENDRIN: Sie scheinen wirklich an alles gedacht zu haben! Herr Flügler, wir danken Ihnen herzlich für das sehr informative Gespräch. Na dann also: bis zum Wiedersehen!

Fotos: © Joachim Lodders / PIXELIO, © Rudolpho Duba/ PIXELIO.

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Eine Frage der Technik – Science Center Spectrum

Im Science Center Spectrum des Deutschen Technikmuseums Berlin dreht sich alles um physikalische Phänomene: Wieso ist der Himmel blau? Und warum kann ein Flugzeug " iegen? Über 150 Experimentierstationen auf vier Etagen zu Themenbereichen wie Magnetismus, Bewegung oder Hören fasst die Dauerausstellung des Science Centers. Kinder ab vier Jahren und Jugendliche können hier Wissenschaft erleben, eigenständig experimentieren und einigen „Geheimnissen“ auf die Spur kommen, z.B. in der Nebelkammer, die die natürliche Radioaktivität sichtbar macht. Mitte Februar wurde das neue Schülerlabor Meilensteine erö& net. Hier werden Zeitreisen zu Forscherpersönlichkeiten wie Isaac Newton und Georg Christoph Lichtenberg unternommen. Schülerinnen und Schüler von Klasse 5 bis 10 können in den Arbeitszimmern der Forscher experimentieren mit Nachbauten historischer Versuchsanordnungen, die originalgetreu nachgebaut wurden.

Ö& nungszeiten

Dienstag bis Freitag: 9 bis17.30 Uhr

Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 10 bis 18 Uhr

Science Center Spectrum

Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin

Tel: 030/90 25 42 84

[email protected]

Museen sind langweilig? Diese kindgerechten Wissenshäuser sind es bestimmt

nicht. Im Gegenteil! Hier ist es bunt, laut und aufregend. Mit Ausstellungen, die

Kinder zum Mitdenken, Forschen und Fragen anregen. Es gibt viel zu entdek-

ken, spielerisch und mit allen Sinnen.

Märchen zum Anfassen: Das MACHmit! Museum für Kinder

Das MACHmit! Museum ist – wie der Name schon sagt – ein interaktives Museum. Hier können Kinder ihren Forscher- und Entdeckerdrang voll ausleben. In der Senefelderstraße im Prenzlauer Berg gibt es auf zwei Eta-gen jede Menge Platz zum Stöbern und Staunen: Vielleicht erst mal ins Spiegelkabinett oder doch in die hauseigene Museumsdruckerei? Neben diesen Dauerhighlights gibt es wechselnde Ausstellungen und darauf abgestimmte Werkstattangebote, die von Pädagogen, Handwerkern und Künstlern betreut werden. Aktuell können Freunde wundersamer Begeg-nungen im Rahmen der Ausstellung Erzähl mir doch (k)ein Märchen! den MACHmit! Märchenwald besuchen und den Themen Liebe, Freundschaft, Angst und Eifersucht in sieben Geschichten der Gebrüder Grimm nachspü-ren.

Ö& nungszeitenDienstag bis Sonntag: 10 bis 18 UhrGruppen nur nach Voranmeldung

MACHmit! MuseumSenefelderstr. 5, 10437 BerlinTel: 030 /74 77 82 [email protected]

Mach mal Platz da: Labyrinth Kindermuseum Berlin

Auch im Labyrinth Kindermuseum heißt es Anfassen, Neugierig-sein, Aus-probieren und Selbermachen. Die wechselnden aktionsbetonten Erlebnis-ausstellungen in der 1.000 qm großen Halle, einer ehemaligen Zündholz-fabrik in der Osloer Straße im Wedding, richten sich an Kinder zwischen drei und elf Jahren. Im Fokus aller Ausstellungen stehen nicht die Expona-te, sondern die Kinder selbst und der kindgerechte Zugang zu den jewei-ligen Themen. Dazu gibt es eine feste Kreativ-Werkstatt, verschiedene Fe-rienangebote und pädagogische Fortbildungsangebote für die „Großen“. Ab dem 13. April können kleine Baumeister in der interaktiven Ausstellung Platz da! Kinder machen Stadt ihre Stadt neu entdecken, planen und bauen. Und sich mit gewichtigen Fragen auseinander setzen: Wie sehe ich meine Stadt? Wie möchte ich leben?

Hinweis: Das Kindermuseum ist vom 31. März bis 12. April 2014 wegen Umbau geschlossen!

Ö& nungszeitenFreitag und Samstag: 13 bis 18 UhrSonntag und Feiertag: 11 bis 18 Uhr

Ö& nungszeiten in den Berliner SchulferienMontag bis Freitag: 10 bis 18 UhrSamstag:13 bis 18 UhrFeiertage und Sonntag: 11 bis 18 Uhr

Labyrinth Kindermuseum BerlinOsloer Straße 12, 13359 BerlinT: 030 / 800 93 [email protected]

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Logo: © MACHmit! Museum, Fotos: © Labyrinth Kindermuseum Berlin, Foto Ulrich Sül" ow

(Kiez-)Kultur

Spielend lernen!Kinder-Museen in Berlin

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(Kiez-)Kultur

Spielend lernen!

Ein Wunderland für Neugierige: ALICE - Museum für Kinder

Im Alice - Museum für Kinder im FEZ-Berlin in Oberschöneweide hätte auch die Namensgeberin Alice im Wunderland große Augen gemacht. Das FEZ ist das größte gemeinnützige Kinder-, Jugend- und Familienzentrum Europas. Hier % ndet sich wirklich alles, was Spaß macht: vom Schwimmbad übers Fezino-Familienkino, vom Kunstlabor bis hin zum Astrid-Lindgren-Theater und natürlich nicht zu vergessen, das besagte Alice-Kindermuseum. Wech-selnde Mitmach-Ausstellungen greifen gesellschaftlich relevante Themen auf und bereiten sie kindgerecht auf. Noch bis Anfang Juni können junge Zeitforscherinnen und Zeitforscher eine Reise in die Vergangenheit unter-nehmen und viele Fragen stellen in der Ausstellung Sag, was war die DDR? Vielleicht können die originalen Tagebücher von Kindern und Jugendli-chen einige davon beantworten und einen Einblick in ostdeutschen Alltag geben – ein Stück Geschichte „zum Anfassen“.

Ö' nungszeitenFreitag: 15 bis 18 Uhr, Samstag: 13 bis 19 UhrSonntag und Feiertag: 12 bis 18 Uhr

Ö' nungszeiten in den OsterferienMontag bis Freitag: 14 bis 18 Uhr

ALICE - Museum für Kinder Straße zum FEZ 2, 12459 Berlin Tel: 030 / 53 07 11 [email protected]

Es gibt Reis, Baby! JuniorMuseum Dahlem

Das JuniorMuseum ist Teil des Ethnologischen Museums in Dahlem, das zu den Staatlichen Museen Berlins gehört. Es bringt kleinen und großen Be-suchern die Lebenswelten von Kindern aus anderen Teilen der Welt näher und hilft ihnen, andere Kulturen, Bräuche und Lebensgewohnheiten bes-ser verstehen zu lernen. Dazu gehören auch ganz alltägliche Dinge: Was kommt eigentlich anderswo auf die Teller, und warum ist das so? In der Dauerausstellung Das essen wir. Wir essen Reis wird alles rund um das The-ma Reis genauestens aufs Korn genommen. Sie richtet sich an Kinder zwi-schen vier und acht Jahren. Auf spielerische Weise wird ihnen vermittelt, wie Reis angebaut und verarbeitet wird, wie der Speiseplan von Kindern in anderen Ländern aussieht, und warum Reis so wichtig für die Menschen in Südostasien ist. Und sollte die kleinen Forscher zwischendurch ein

Hungergefühl beschleichen, können sie im ausstellungseigenen Kochstu-dio Reisgerichte kochen und probieren.

Ö' nungszeitenSamstag und Sonntag: 11 bis 18 UhrDienstag bis Freitag: nur für angemeldete Gruppen

JuniorMuseum DahlemLansstraße 8,14195 BerlinTel: 030 / 26 64 24 [email protected]

Wird’s euch zu bunt? Atelier Bunter Jakob

Die Berlinische Galerie ist zwar kein Kindermuseum, hat aber viele Ange-bote speziell für Kinder und Jugendliche. Wie das Atelier Bunter Jakob. Kinder ab sechs Jahren können hier kreativ arbeiten. Es gibt Workshops, das O! ene Atelier, Ferienprojekte oder Geburtstagsparties – alle Angebo-te beginnen in der Ausstellung. Mit Unterstützung von Künstlerinnen und Künstlern wird angeregt durch die Sammlungsrundgänge über Kunst dis-kutiert. Darüber was sie eigentlich ist, was sie mit uns zu tun hat, mit uns macht. Danach können eigene Ideen im Atelier umgesetzt werden. Jetzt heißt es mit allem experimentieren, was das Künstlerherz höher schlagen lässt. Im Mittelpunkt steht das eigene Ausprobieren und der Spaß an der Kunst! Die Programme im Atelier Bunter Jakob werden von Jugend im Mu-

seum e. V. speziell für die Berlinische Galerie entwickelt und durchgeführt. Außerdem gibt es Angebote für Kitas und Schulklassen aller Altersstufen, Projekttage und Projektwochen sowie Wochenend- und Ferienkurse für Kinder und Familien. Am Familiensonntag, dem 6. April, können Kinder ab fünf Jahren Familien-Filmloops erstellen, am Kunstsonntag, dem 4. Mai, lädt die Berlinische Galerie zum Zeichnen im Museum ein.

Ö' nungszeitenMittwoch bis Montag: 10 bis 18 Uhr, Dienstag geschlossenO' enes Atelier: jeden Mittwoch von 15 bis18 Uhr (nicht in den Ferien)

Berlinische GalerieLandesmuseum für Moderne Kunst, Fotogra% e und ArchitekturAlte Jakobstraße 124–128, 10969 BerlinTel: 030/ 78 90 26 [email protected]

Und was noch? Führungen, Kurse und mehr

Es gibt verschiedene Initiativen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Kindern und Jugendlichen spannende Museumserlebnisse zu vermitteln. Einige Häuser arbeiten z.B. mit dem bereits erwähnten Projekt Jugend im

Museum zusammen. Der Verein verbindet Kunstbetrachtung und Wis-sensvermittlung in Ausstellungen vor Ort mit kreativen Angeboten in Werkstätten. Es gibt ein vielfältiges Freizeitprogramm und Ferienkurse für verschiedene Altersgruppen sowie Kita- und Schulangebote. Mehr Informationen und das aktuelle Veranstaltungsprogramm gibt es unter www.jugend-im-museum.de.

Auch der Museumsdienst Berlin, ein Angebot der Landesgesellschaft Kul-

turprojekte Berlin, bietet verschiedene Kultur-Vermittlungsformate für Kinder, Jugendliche, Familien und Schulklassen zu aktuellen Ausstellun-gen in Berliner Museen oder an anderen interessanten Orten, wie der Zitadelle Spandau und dem Konzerthaus. Weitere Informationen unter www.kulturprojekte-berlin.de.

Foto: © FEZ Berlin, Copy: iStock_000017588185

Page 22: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2014

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Drei Frauen, ein PhantomDie Berliner Lesebühne Rakete 2000

(Kiez-)Kultur

Berlins eine Plattform und verö" entlicht Poetry-Slam- und Lesebüh-nenliteratur in Wort und Ton. Es erscheinen überwiegend Bücher mit CD, die vertonten Geschichten sind auch einzeln als Download verfügbar. Auch Rakete 2000 ist vertreten, Lea mit Berlin ist eine Dorf-kneipe, Jacinta mit Deutsch werden und Mareike mit Ü 30 - Erwachsen werden wir später. Von ihr gibt es auf der nächsten Seite eine Kost-probe: Kinder und Klobürsten sind die Helden in Mareike Geschichte Kein Wunder, dass kleine Kinder immer so oft krank sind.

Mehr unter: www.rakete2000.blogspot.de

Zimperlich ist Rakete 2000 jedenfalls nicht: An einem Abend geht es um „Rauchen, Saufen, Kinder kriegen“, an einem anderem um

„Sportbier und Muskelkater“. Manchmal kommen die Raketen-Froll-eins auch nicht um saisonale Parolen herum und versichern glaubhaft: „Niemand hat die Absicht, einen Tannenbaum zu errichten!“ Alle drei sind lesebühnenerprobt und haben sich in über fünf Jahren Rakete 2000 ein treues Stammpublikum erlesen, das jeden zweiten und vier-ten Donnerstag ins Ä pilgert, um den gesprochen und gesungenen Worten zu lauschen.

Lea Streisand ist die umtriebigste Rakete und auf fast jeder Lesebühne Berlins einmal im Monat zu Gast: Sie hat eine eigene Mini-Lesebühne Hamset nich kleina? im Bänsch in Friedrichshain mit wechselnden Gäs-ten, ist beim Kantinenlesen in der Kulturbrauerei dabei und hat jüngst zusammen mit Wolf Hogekamp und Volker Strübing den Pankslam ins Leben gerufen, den ersten Poetry Slam Pankows. Jacinta Nandi ist festes Mitglied bei den Prenzlberger Surfpoeten einer Lesebühne mit integrierter Disko bzw. einer Disko mit integrierter Lesebühne im Mau-ersegler im Prenzlauer Berg.

Alle drei Raketen schreiben für die taz: Mareike Barmeyer kurzweilige Berliner Szenen, Jacinta Nandi die Kolumne Die gute Ausländerin und Lea Streisand einen Fortsetzungsroman über das Leben ihrer schau-spielernden Großmutter: Der Lappen muss hoch! Auch ihr Hausmusiker Sven van Thom fährt mehrgleisig und zelebriert zusammen mit Martin „Gotti“ Gottschild regelmäßig die Actionlesung Tiere streicheln Men-schen im Frannz Club in der Kulturbrauerei.

Und wer & ndet, dass vorlesefreie Zeit eine Zumutung ist, dem sei die Edition Mundwerk des Periplaneta Verlags mit Sitz in der Bornholmer Straße ans Herz gelegt. Der kleine Verlag gibt der Spoken-Word-Szene

Rakete 2000 ist wohl Berlins weiblichste Lesebühne: Mareike Barmeyer, Lea Streisand und Jacinta Nandi stellen alle zwei Wochen im Neuköllner „Ä“ aufs Neue Eloquenz und Witzigkeit unter Beweis. Jedes Mal verhandeln die drei ein anderes Motto, mal mit Gastlesern, mal ohne. Immer an ihrer Seite: Liedermacher Sven van Thom, der seiner Gitarre Heiter-Melancholisches entlockt und durch pure Anwesenheit ganz nebenbei dafür sorgt, dass der Öst-rogenpegel nicht durch die Decke schießt.

Foto: Sascha Bachmann

Rakete 2000 – Dabei sein ist alles…

Wo? Im Neuköllner „Ä“ in der Weserstraße 40.Wann? Jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat um 21 Uhr.

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(Kiez-)Kultur

Stell dich schon mal darauf ein“, sagt meine Freundin, „wenn dein Sohn in die Kita kommt, dann ist er dauernd krank.“ Meine Freundin ist gerade mit ihrem fast einjährigen Sohn zu

Besuch, um mir und meinem neugeborenen Kind ungefragte Rat-schläge zu geben. „Die nehmen einfach jede Krankheit mit“, sagt meine Freundin. „Und in der Kita haben ja alle ständig so verrotzte Nasen“, sagt sie. „Und Finnbar liebt es, den anderen Kindern an der Nase rum zu lecken“, sagt sie. „Igitt“, sage ich.„Die machen noch ganz andere Sachen“, sagt meine Freundin.„Ich war in einem antiautoritären Kindergarten“ sage ich. Und meine Mutter hat mir erzählt, dass es in unserem Kindergarten die Philoso-phie gab, dass ein Teelö� el Dreck am Tag sogar gesund wäre“, sage ich.„Das sagt man heute auch wieder“, sagt die Freundin. „Mein älterer Bruder hat die antiautoritäre Erziehung noch total un-ge� ltert abbekommen“, sage ich. „Der durfte alles.“„Das darf meiner auch“, sagt meine Freundin. „Mein Bruder hat mit fast zwei Jahren angefangen hinter die Kü-chentür zu kacken“, sage ich. Meine Freundin schaut besorgt auf ihren Sohn, der an der Küchen-tür steht.„Finnbar ist schon trocken“, sagt sie stolz. „Keine Windeln mehr“, sagt sie.„Aber weil mein Vater bis heute immer mit Zeitung aufs Klo geht, hat mein Bruder damals immer zuerst die neuste Ausgabe der Süddeut-schen Zeitung sorgfältig hinter der Küchentür ausgebreitet und dann erst drauf gekackt“, sage ich.Finnbar fällt um.„Fein gemacht Finn. Und jetzt steh wieder auf“, sagt meine Freundin. „Das ging wohl ein ganzes Jahr so“, sage ich.„Und ist er unordentlich?“, fragt die Freundin.„Ja“, sage ich.„Und kann er nicht mit Geld umgehen?“, fragt sie.„Ja“, sage ich.„Typische Störung in der analen Phase“, sagt sie. Finnbar ist wieder aufgestanden. Meine Freundin klatscht begeis-tert in die Hände.„Ich habe einmal im Kindergarten Pfützenwasser getrunken, als Mutprobe“, sage ich. „Ich habe einen Regenwurm gegessen“, sagt meine Freundin.Finnbar leckt ein bisschen am Türrahmen herum. „Ich habe auch mit fünf Jahren hinter dem Bauwagen in unserem Kindergarten mit meinem Freund Benni Stöcke geraucht“, sage ich.

„Woher hattest du die Streichhölzer?“, fragt sie.„Von zu Hause“, sage ich. „Mein Vater hat damals 60 Lord Extra am Tag geraucht“, sage ich. „In der Wohnung.“Finnbar hustet.„Das klingt, als ob er Raucherhusten hat“, sage ich. „Das macht man ja heute nicht mehr“, sagt meine Freundin. „Das passiv rauchen schadet, das weiß man ja“, sagt sie.„Ich hatte mit sechs Jahren eine Klavierlehrerin“, sage ich, „die hat auch Kette geraucht“, sage ich. „Frau Pampe hieß sie. Sie kam zu uns nach Hause. Meine Eltern haben ihr einen Aschenbecher hingestellt und sie hat die ganze Klavierstunde über geraucht“, sage ich.Finnbar hustet noch mal. Seine Augen sind leicht glasig. „Ich habe oft Bronchitis gehabt als Kind“, sage ich. „Sehr oft.“ „Du hast doch auch mal Kette geraucht oder?“, fragt sie.„Ja“, sage ich.„Hattest du einen Schnuller?“ fragt sie.„Ich hatte eine Schnullerkette mit ungefähr zehn Schnullern dran“, sage ich.Meine Freundin nickt verständnisvoll.„Finnbar hatte nie einen Schnuller“, sagt sie. „Ich bin mir sicher, dass deine Nikotinsucht auch was mit deiner Kindheit zu tun hat“, sagt sie. Ich schaue auf ihren Sohn, der die Küche in Richtung Badezimmer verlässt.„Typische Störung in der oralen Phase“, sagt sie.Ich schaue ihrem Sohn hinterher.„Nicht bei ihm, bei dir“, sagt meine Freundin. „Und Finnbar geht jetzt alleine aufs Klo“, sagt sie.Ihr Handy klingelt. Sie nimmt ab und geht ins Wohnzimmer zum Sprechen. Ich schleiche mich ins Badezimmer, um einen Blick auf den einjährigen Finnbar zu erhaschen, wie er aufs Klo geht.Der kleine Finnbar sitzt vor dem Klo, hat die Klobürste in der Hand und putzt sich damit die Zähne.Ich warte eine halbe Minute bevor ich ihm die Klobürste wegneh-me. Ich trage ihn ins Wohnzimmer. Meine Freundin beendet das Ge-spräch und schaut uns fragend an.„Du, dein Kind hat gerade an der Klobürste geleckt“, sage ich. „ich konnte ihn leider nicht mehr davon abhalten“, sage ich.„Macht nix“, sagt sie und gibt Finnbar einen dicken Schmatz auf den Mund.„Vorige Woche habe ich ihn dabei erwischt, wie er das Klobürsten-wasser getrunken hat. Typische Störung in der analen und oralen Phase“, sagt sie. „Kein Wunder, dass kleine Kinder immer so oft krank sind.“

Drei Frauen, ein Phantom

Kein Wunder, dass kleine Kinder immer so oft krank sind- Eine Kurzgeschichte von Mareike Barmeyer -

Die Berliner Lesebühne Rakete 2000

Mareike Barmeyer, geboren in München, ist promovierte Soziologin, Journalistin und freie Autorin. Nach mehreren Jahren in Großbritannien hat es sie 2003 nach Berlin verschlagen. In ihrer Kurzgeschichten-sammlung „Ü30 - Erwachsen werden wir später“, 2011 inklusive Hörbuch bei Periplaneta Verlags erschie-nen ist, erfahren wir alles über ausgedehnte Postadoleszenz, die Gemeinsamkeiten von Bibliophilie und Sex und den Ernst des Lebens.

©Periplaneta

Page 24: MITTENDRIN April-Mai-Ausgabe 2014

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Wohin im April/Mai?Veranstaltungen im ZENTRUM danziger50

„Es war einmal vor langer Zeit“, scheinen die steinernen Figuren zu � üstern, die

sich um einen imposanten Brunnen samt ausladendem Torbogen vor mehr

oder minder grüner Hintergrundkulisse scharren. Dem ortsunkundigen, aber

aufmerksamen Flaneur entlockt die fast fußballfeldgroße Anlage am Eingang

eines an Prenzlauer Berg angrenzenden Parks womöglich ein überraschtes

„Potz Blitz, das ist ja wie im Märchen“.

Zu Recht, denn beim näheren Hingucken entpuppen sich die pos-sierlichen Statuen am Weges- und Brunnenrand als alte Bekannte. In den Blick geraten Grimmsche Geschöpfe: der Froschkönig, der

Gestiefelte Kater, Rotkäppchen, Hänsel und Gretel und andere phantasti-sche Gestalten. Viel zu erzählen hätten Kater und co. bestimmt. Schon vor knapp über hundert Jahren schmückten er und seine Kumpanen die größ-

te ö$ entliche Brunnenanlage der Kaiserzeit. Die Planung für das Projekt

begann schon einige Jahre zuvor, 1893. Es gab einiges Hin und Her, Kai-

ser Wilhelm II. hatte seine eigenen Vorstellungen, ebenso die städtischen

Gremien und der Bauherr selbst. Letzterer, Ludwig Ho$ mann, hatte einen

langen Atem und konnte 1907 mit dem Bau beginnen. Für die Skulptu-

ren engagierte er drei Bildhauer: Ignatius Taschner, Georg Wrba und Josef

Rauch.1913 war es dann soweit, die Anlage im Stil des Neobarock wurde

eingeweiht und für Besucher geö$ net.

Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile der Anlage und ihre Skulpturen zer-

stört. Nach Kriegsende waren zunächst sämtliche Märchen% guren ver-

schwunden. 1950 wurden sie in einem Gemüsegarten hinter einer hohen

Mauer wieder aufgefunden. Den Brunnen zierten in den nächsten Jahren

Kopien der ursprünglichen steinernen Figuren. Mit einer umfassenden

und denkmalgerechten Restauration der gesamten Anlage konnte erst

2005 begonnen werden. Seit 2007 erstrahlen der Brunnen und seine Be-

Freitag, 4. April und Samstag, 24. Mai, 20 Uhr

Daniil Charms. Ich weiß nicht mehr Bescheid.

Einmanntheater mit Pasquale Bombacigno.

Eintritt 10 Euro, erm. 7 Euro

Donnerstag ,17. April, 20 Uhr

Wen ich liebe ... Groschenlieder vom Leben und der Liebe

Ahnenrauschen - ein Theaterabend mit Dafne Maria Fiedler & Deborah

Klein.

Eintritt 12 Euro, erm. 7 Euro

Dienstag, 22. April, 20 Uhr

Schöner Scheitern mit Ringelnatz.

Ein Theaterabend mit Heike Feist und Stefan Plepp.

Eintritt 16 Euro, erm. 13 Euro

Sonntag, 27. April und 25. Mai, 16-18 Uhr

Halbo" ene Kleinkunstbühne. Crazy-Words…ist wieder da: an jedem 4.

Monatssonntag in der abbaubar der danziger50. Die Veranstaltung wird

live auf Rockradio übertragen. www.crazy-words.de.

Eintritt: Spende in den Hut

Donnerstag, 29. April, 19 Uhr Vernissage

Erfurt-She$ eld-Berlin. Fotos von Bianka Sauer in der Galerie unter der

Treppe. Zu sehen bis 14.06.14.

Eintritt frei

Donnerstag, 1. Mai, ab 16 Uhr

Gerrmann oder die Vision der menschlichen Gleichheit.

Kunst und Politik zum 1. Mai.

Eintritt frei

Freitag, 16. und Samstag, 17. Mai, 20 Uhr

Irrenhaus Danton – da wir nichts voneinander wussten. Ganz ehrlich: Das

wolltet Ihr doch so! Und wenn nicht, dann ist es genau so geworden! Freie

Produktion von SchauComp / danziger50 frei nach Georg Büchner und

anderen. Unterstützt vom Kulturverein Prenzlauer Berg e.V.

Eintritt frei wählbar

Freitag, 30. und Samstag, 31. Mai, 19 Uhr

Morion.3 – Woyzecks Büchner – oder: Why The Fuck Did He Kill Marie?

Tragikomisches Musiktheater von kulturschlund.

Eintritt 16 Euro, erm. 10 Euro

Außer Haus

Mittwoch, 26. März bis 11. Mai 2014 | Galerie ParterreAusstellung un% x. Elisabeth Sonneck, Ka Bomhardt

Danziger Straße 101, 10405 Berlin, Tel: 030 - 902 95-3846 / -3821

Samstag 26. April, 19 Uhr | Staatsgalerie Prenzlauer BergVernissage Jutta Scheiner „Moonshiner“ (Malerei)

Dauer der Ausstellung: bis 24. Mai 2014

Greifswalder Straße 218, 10405 Berlin, Tel: 030 - 44324741

Fotos: Frauke Niemann

Wat? Wo steht denn ditte?Bilderrätsel

Das Letzte

wohner wieder in neuem alten Glanz. Damit das so bleibt, werden einige

von ihnen in den Winterschlaf geschickt und mit Holzkästen vor Frost und

anderen Witterungsein( üssen geschützt. Die volle Pracht gibt es erst wie-

der ab Ostern zu bewundern.

Sie wissen, von welcher „Riesenplansche“ hier die Rede ist? Dann zögern

Sie nicht und lassen uns an ihrem Wissen teilhaben. Ihre Lösung senden

Sie bitte bis zum 10. Mai 2014 an [email protected]. Unter allen Mitratern

verlosen wir eine Fotogra% e der aktuellen Ausstellung der Galerie unter der

Treppe. Viel Glück! (fn)

Au( ösung: Beim letzten Mal haben wir die Installation „Mind the Gap“ am

ehemaligen Grenzübergang Bornholmer Straße gesucht.