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NEUES AUS BERLIN MITTE Ausgabe 15, November 2011 GUERILLA-DINING: IST KOCHEN AUCH KUNST? NACHGEHORCHT: BRANDT BRAUER FRICK GLÜCKSTAG MIT MODESELEKTOR Mittes Monatsheft! FEED ME ! DEUTSCH + ENGLISH

Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

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Neues aus Berlin Mitte

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Page 1: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

NEUES AUS BERLIN MITTE

Ausgabe 15, November 2011

GUERILLA-DINING:IST KOCHEN AUCH KUNST?

NACHGEHORCHT:BRANDT BRAUER FRICK

GLÜCKSTAGMIT MODESELEKTOR

Mittes Monatsheft!

FEEDME !

DEUTSCH + ENGLISH

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Editorial 3

MITTE INS HERZ

Langsam, aber sicher gehen wir dem Berliner Winter entgegen, der mit sei-nen Minusgraden selbst den eingefleischtesten Frischluftfanatiker dazu bringt, sich in seinen eigenen vier Wänden zu verbarrikadieren. Dort können wir dann nicht nur endlich alle Bücher lesen, die über den Sommer liegen ge-blieben sind, sondern finden auch endlich wieder Zeit und Muße, uns etwas Ordentliches zu kochen. Doch wo gibt es eigentlich die besten Zutaten in der Stadt? Und wie können wir unsere Kinder dazu bringen, endlich mal etwas anderes als Fritten mit Bockwürstchen zu sich zu nehmen? Und kann man Kochen tatsächlich als Kunst bezeichnen? Wir haben für euch nachgefragt!

Außerdem mit dabei sind Modeselektor, Brandt-Brauer-Frick, die Lieblings-Süßigkeitenläden der MITTESCHÖN-Redaktion, ein Interview mit dem Leiter des ältesten Restaurants von Berlin und natürlich die obligatorischen Event-tipps. Wir wünschen euch viel Spaß damit!

Eure MITTESCHÖN-Redaktion

Paul ist seit der ersten Stunde dabei und überwiegend für den modischen Einschlag im Heft verantwortlich. An Körper-

einsatz hat er es für diese Ausgabe nicht mangeln lassen, denn für seine monatliche Gimme Five-Rubrik ist er diesmal

den kulinarischen Guilty Pleasures der Redaktion nachgegangen und testete jeden der Dickmacher gemäß dem Motto

„ein Stück ist kein Stück“, ausnahmslos im Selbstversuch.

PAUL SCHLOSSER

Pelén ist weiblich, auch wenn sie gerne mal per Mail mit „Herr Boramir“ angesprochen wird, liebt Mode und das Schrei-

ben. Die gebürtige Stuttgarterin lebt seit sechs Jahren in Berlin, aber nicht im Prenzlauer Berg. Man findet sie unter der

Woche im Office, beim Lunch mit Freunden, beim Shoppen in Mitte oder seit neuestem auch oft in Wilmersdorf. Da ist

es auch sehr schön. Sie hält nicht viel vom Winter, daher überlegt sie sich schon jetzt, wohin sie für zwei Wochen flüchten

kann. Pelén ist unter anderem für den Pressebereich zuständig, produziert die Modestrecken und bringt jeden Monat die

Gewinnspiele ins MITTESCHÖN Magazin. www.elleparamour.de

PELÉN BORAMIR

Moskau ist ihre Heimat, sie mag ehrliche Menschen, schnappt nach frischer Luft auf Reisen, liebt Musik und gutes Essen.

Vor zehn Jahren führte ihr Weg nach Deutschland, damals gewappnet mit einem einzigen Satz, den sie irgendwo aufge-

schnappt hatte: „Wärme mich mit deiner Liebe auf.“ Heute sieht es sprachlich etwas besser aus und Schreiben ist zu ihrer

Leidenschaft geworden. Diese nutzt sie in den nächsten sechs Monaten, um über faszinierende Orte und all das, was die

Hauptstadt an der Spree sonst noch bewegt, zu berichten und andere dafür zu begeistern.

KSENIA STROGANOVA

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4 Impressum

HERAUSGEBER

Toni Kappesz

VERÖFFENTLICHUNG

Vollstrudel GmbHSchröderstr. 1210115 Berlin, Germany

PROJEKT MANAGER

Anne Kammerzelt ([email protected])

PROJEKT MANAGER ONLINE

André Uhl ([email protected])

ARTDIRECTION

Dörte Lange ([email protected]) GRAFIKDESIGN

Kristina Wedel ([email protected])

REDAKTION

Anne Kammerzelt ([email protected])André Uhl ([email protected])

PRESSE

Pelén Boramir ([email protected])

REDAKTEURE

Paul Schlosser, Bettina Schuler, Katharina Geißler, Björn Lüdtke, Oliver Janik, André Uhl, Kimberly Bradley, Pelén Boramir, Anne Kammerzelt, Martin Steinmetz, Ksenia Stroganova

FOTOGRAFEN

Tina Linster, Moritz Weber, Stini Mimissonsdottir, Melissa Hostetler

ÜBERSETZUNG

Nicholas Tedeschi ([email protected]), Moritz Estermann

ANZEIGENVERMARKTUNG

[email protected]

WEBSEITE

www.mitteschoen.com

DRUCK

Henke Pressedruck

COVERFOTO: Modeselektor fotografiert von Melissa Hostetler

MITTESCHÖN NO 15

Fehlerkorrektur: Die Ausstellung der „Chicks On Speed“ fand im „Kunstraum Kreuzberg“/Bethanien statt.

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WEGWEISER MOMENTMAL: MR. MINSCH

KONZERTE UND AUSSTELLUNGENConcerts and Exhibitions

MITTESCHÖN LIEBLINGSSTÜCKE

KOCHTIPPS VOM KOCHHAUS

GIMME FIVE: GUILTY PLEASURES

ENGLISCHE ÜBERSETZUNGENEnglish Translations

MITTESCHÖN ONLINE UND VERLOSUNG

STADTPLANCity Map

KIEZTALK GLÜCKSTAG MIT MODESELEKTOR

NEU IN DER STADT: THE CARLIFORNIA BREAKFAST SLAM

INTERVIEW: ANDRÉ SPERLING, KOCHInterview: André Sperling, chef

WIR MITTE-MUTTIS: KOCHEN GESUNDWe Mitte Mums: cook healthy food

BERLINER GESICHTER: JÜRGEN FÜRGUT, STECKERLFISCH & COBerlin Faces: Jürgen Fürgut, Steckerlfisch & Co

KOLUMNE: MISSSTÄNDE UND ANDERE BELANGLOSIGKEITEN

KULTURGUT ES GIBT REIS, BABY: KULINARISCHE LECKERBISSENWhere art is created - A visit to three Berlin art galleries

GUERILLA DINING: IST KOCHEN AUCH KUNST?Guerilla Cooking - Is cooking also art?

ILLUSTRATORIN DES MONATS: JANINE EVE VOGELEINIllustrator of the month: Janine Eve Vogelein

KUNSTTIPPS VON EYEOUTEYEOUT Art Events

ANGEHÖRT UND NACHGEHORCHT: BRANDT BRAUER FRICK

Inhaltsverzeichnis 5

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INHALT / CONTENT

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IM SPECKMÄNTELCHEN: ...kommt man besser durch den unbarmherzigen Berliner Winter. So soll die Aneignung ei-nes solchen in diesem Monat unser aller Anliegen sein, und folge-

richtig widmet sich das 11. MITTESCHÖN-Magazin des Jahres, Seite um Seite dem Schlemmen und Genießen. Ganz wunderbar lässt sich die körpereigene Kältedämmung mit Hilfe bester Kalorien-

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bomben, in Form leckerer Torten, bei Mr. Minsch auf Vordermann bringen! Durch eine große Glasscheibe sieht man direkt in die Backstube. Dass die zwei wichtigsten Zutaten für das Bekömm-

lichmachen der kalten Jahreszeit: Liebe und vor allem Spaß, hier in jeder Köstlichkeit stecken, kann man mühelos erkennen! Dan-ke an Teresa und Chef Andreas für den lustigen Nachmittag!

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8 Veranstaltungstipps von Katharina Geißler, Translations P. 40

Indie PopEintritt: 3 !2. November, Beginn 22 Uhr

Warum sich eine Band nach einem fruch-tigen Kürbisgewächs benennt? Das wissen wir auch nicht so genau. Auf jeden Fall stehen The Watermelons für frischen briti-schen Indie Pop. 2011 war ein unglaublich erfolgreiches Jahr für die junge Band, die erst vor zwei Jahren aus dem südengli-schen West Sussex emporspross. Die vier Jungs starteten mit einer Tour durch deut-sches Gefilde und spielten in etablierten Berliner Clubs. Im Sommer ging es weiter nach Frankreich, wo sie ein paar Shows in Le Touquet gaben und auf dem Rock En Stock Festival im Vorprogramm des Mu-sikers Louis Bertignac standen. Nach Auf-tritten auf dem Shambala Festival in ihrer Heimat ruhen sich Toby Bain, Sam Salkeld, David Kelly und Matt Wagstaff keineswegs auf ihren Lorbeeren aus, sondern kehren mit ihrer neuen EP Dance Strange Together für ihre zweite Europatour zurück in die Hauptstadt. Im Restaurant des White Trash kann man sich nicht nur The Watermelons zu Gemüte ziehen, sondern bekommt auch noch „exotisches Essen nach Hausfrauen-art“ angeboten. Kulinarischer Hörgenuss garantiert!White Trash Fast Food Restaurant

Schönhauser Allee 6 – 7

www.whitetrashfastfood.com

THE WATER-MELONS

PopEintritt: VVK ab 13,20 !21. November, 20 Uhr Einlass, 21 Uhr Beginn

In der Musik wimmelt es seit jeher von Mythen. Auch NewVillager machen sich diese Tradition mithilfe ihrer Live-Shows, Videos, Filme und Kunstinstallationen zunutze. Die Gründer Ben Bromley und Ross Simonini spinnen nicht nur einen Mythos um ihr multimediales Kunstpro-jekt, sondern diskutieren diesen auch nach außen: Ihre Mythologie ist „eine Lin-se, durch die man die Welt betrachtet, ein zehnteiliger Rahmen, um den Vorgang der Veränderung zu verstehen. Wie entwickelt sich eine Person oder eine Idee von einem Zustand in einen anderen? Die Frage stellt sich jeder jedes Mal, wenn jemand etwas Neues erschafft. Die Mythologie ist unsere Antwort darauf.“ Angeblich im Innersten des kleinsten Vulkans der Welt in Mexiko gegründet, haben NewVillager im August ihr selbst betiteltes Debüt herausgebracht. Ihre Musik ist funk- und basslastig, Prog-Rock und Psychedelia schwingen ebenso mit wie Soul, perkussive und elektroni-sche Elemente wechseln sich mit Gitarren und Keyboards ab. Ehrlich gesagt haben wir keinen blassen Schimmer, was es mit der Mythologie von NewVillager auf sich hat. Dass die Künstlergruppe etwas von Musik versteht, reicht uns aber völlig aus, uns diesem Wahnsinn bedingungslos hin-zugeben.Crystal

Columbiadamm 9 – 11

www.crystal-berlin.de

NEWVILLAGERAusstellungEintritt: 3 !29. Oktober – 29. Januar 2012, Di, 9 – 20 Uhr, Mi bis Fr 9 – 17 Uhr, Sa, So und an Feiertagen, 10 – 18 Uhr

Dass Essen auch in der Mode eine Rolle spielen kann, beweist uns die Fotoausstel-lung Fashion Food. Hier ist ein Schal aus Zuckerwatte und ein Oberteil aus Sojaboh-nenblättern gefertigt, Nudelteig dient als Kopfbedeckung, dunkle Schokolade wird zum Ganzkörperanzug und ein mit Blatt-gold versehener Oktopus hält als Tunika her. Der Sternekoch Roland Trettl und der Fotograf Helge Kirchberger arrangieren Lebensmittel auf nackter Haut und lassen dadurch die Grenze zwischen Haute Cui-sine und Haute Couture verwischen. Die zwei Kategorien Essen und Mode werden dadurch in einen völlig neuen Kontext ge-bracht. Bis zum 20. Januar 2012 zeigt das Museum für Kommunikation Berlin erst-mals rund 50 Bilder des interdisziplinären Kunstprojekts Fashion Food. Neben den in einem Bildband erschienenen Aufnahmen werden in der Ausstellung weitere, bislang unveröffentlichte, Fotografien im Groß-format zu sehen sein. Der gleichnamige Bildband mit einem Vorwort von Vivienne Westwood ist Augenschmaus und Re-zeptbuch in einem: Zu den kulinarischen Kunstwerken gibt es hauseigene Rezepte von Trettl, die einfach und schnell zuzube-reiten sind.Museum für Kommunikation Berlin

Leipziger Straße 16

www.mfk-berlin.de

Bildband Fashion Food

Collection Rolf Heyne, München

FASHION FOOD Fo

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Veranstaltungstipps von Katharina Geißler, Translations P. 40 9

Pop Country Garage Soul Eintritt: VVK ab 10,30 !20. November, 21 Uhr

Der Name dieser amerikanischen Girl-Band lockt einen schnell auf die falsche Fährte, zumindest, wenn man ihn nur zu hören bekommt. Die homophone Wort-spielerei verstehen The Sandwitches als schlechten Witz. Das Trio besteht aus den beiden Sängerinnen und Gitarristinnen Heidi Alexander und Grace Cooper, die zu-vor bei The Fresh & Onlys mitwirkten, und Roxy Brodeur am Schlagzeug. Dass die Mä-dels aus San Francisco Snacks und kleinen Leckereien irgendwie doch nicht abgeneigt sind, zeigen ihre beiden Albumtitel How To Make Ambient Sad Cake und Mrs. Jones’ Cookies. Ihr Sound ist eine wilde Mischung aus 50’s Doo-Wop, 60’s-Girl-Group-Pop, Folk, Country und psychedelisch-verhall-tem Garage Rock mit einer Prise Soul, Surf und Rockabilly. Auf ihrem zweiten Album streifen The Sandwitches verschiedene Stile und interpretieren diese auf ihre ei-gene, nicht immer ernst gemeinte Art und Weise – mal düster, mal gelassen und ver-spielt. Die Bezeichnung Weird Pop trifft es da vielleicht am besten. Mit einem rattern-den Lo-Fi-Schlagzeug, einem Gesang, der an Natalie Merchant und bisweilen auch Kate Bush erinnert, und schrägen Bühnen-outfits beehren uns die drei Grazien im Monarch. Monarch

Skalitzer Straße 134

www.kottimonarch.de

THE SAND-WITCHES

Dub Melodramatischer PopEintritt: VVK 35,45 !16. November, 20 Uhr James Blakes am Anfang dieses Jahres veröffentlichte Debüt revolutionierte mit seinem minimalistischen, eingängigen und hypnotischen Ansatz unsere Hörge-wohnheiten und wurde nicht umsonst im Juli für den Mercury Music Prize 2011 nominiert. Bereits Ende 2010 löste die Single Limit To Your Love, eine Coverversi-on der kanadischen Sängerin Feist, einen wahren Hype in verschiedenen sozialen Netzwerken aus. Man staune, aber musi-kalischer Anspruch und massentaugliche Resonanz beim Publikum gehen manch-mal miteinander einher. James Blake hat am Goldsmiths College studiert und ist ausgebildeter klassischer Pianist. Mit sei-nem Post-Dubstep hat der 22-jährige Lon-doner eine neue Art organischer Minimal Music geschaffen. Im Gegensatz zu sei-nen zuvor veröffentlichten EPs tritt seine Gesangsstimme, die er zuvor unter den collagierten Mikrosamples versteckt hat, auf dem Album stärker hervor. Es gelingt Blake immer wieder, mit den Erwartungen des Hörers zu brechen, indem er ungerade Beats mit Atonalitäten, Pausen und einer brüchigen Stimme geschickt ineinander verwebt. Nach seinem lange im Vorfeld ausverkauften Konzert im Berghain im April kehrt das 22-jährige Wunderkind für ein weiteres Konzert, dieses Mal im Admi-ralspalast, nach Berlin zurück.Admiralspalast Theater

Friedrichstraße 101

www.admiralspalast.de

JAMES BLAKE

Foto: Mary RozziFoto: Carolina Ubl

KurzfilmfestivalEintritt: Einzeltickets ab 5 !, 5er Karte 22 !, Dauerkarte 50 !15.– 20. November

An sechs Tagen zeigt interfilm, das 27. In-ternationale Kurzfilmfestival Berlin, 450 Kurzfilme aus aller Welt. Auszeichnungen werden in den Kategorien Internationaler Wettbewerb, Konfrontationen, Dokumen-tarfilmwettbewerb, Deutscher Wettbewerb, Viral Video Award und Eject vergeben. Beim Länderschwerpunkt geht es u. a. um Südostasiens Kurzfilmszene. East by Sou-th East widmet sich einer Region, die wie kaum eine andere auf der Welt im Wandel ist, und möchte mit Vorurteilen zur asia-tischen Kultur brechen. Bei den Delika-tessen steht in diesem Jahr die Metropole Istanbul, einzigartiges Kulturphänomen und Erbe mehrerer Weltreiche, im Fokus, die Berlin Beats machen den Rhythmus der Hauptstadt greifbar und Bike Shorts zeigt, dass Fahrradfahren inzwischen eine Lebenseinstellung ist. Bei Film + fer-tig werden fünf Teams während des Fes-tivals losgeschickt und die fertigen Filme anschließend im Publikumswettbewerb prämiert. Sound & Vision dreht Kurzfilmen den Sound ab, die dann von unterschied-lichen Musikern und Klangkünstlern live neu vertont werden. Den krönenden Ab-schluss des Festivals liefert eject – die lan-ge Nacht des abwegigen Films. Die Festiva-leröffnung am 15. November findet in der Volksbühne statt, die Preisverleihung am 20. November im Kino Babylon. Weitere Spielorte sind der Rote und Grüne Salon der Volksbühne, das Passage Kino und das Central Kino.www.interfilm.de

INTERFILM

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10 Lieblingsstücke

MITTESCHÖNLIEBLINGSSTÜCKETexte Paul Schlosser

STYLISH SLEEPOVERNIst: ein Stück Geschichte für zuhauseKann: man aber auch drauf picknicken Kostet: 312 Euro

Einst Zahlungsmittel der Navajo-Indianer, zieren die farbenprächtigen Pendleton-Wollde-cken heute Betten, Sofas und Wände. Ganz preisgünstig ist das leider nicht! Wer die Woh-nung mit so einer Tagesdecke schmücken möchte, muss finanzkräftig sein und tief in die Tasche greifen. In Berlin gibt es die wohl ikonischsten aller Wolldecken inzwischen zwar in wenigen ausgewählten Läden, die Preise sind aber oft schwindelerregend hoch, und die Mo-tive - wenn man die schier unerschöpfliche Bandbreite des uramerikanischen Traditions-unternehmens bedenkt – zählen nicht unbedingt zu den schönsten der von indianischen Ureinwohnern inspirierten Designs in überwiegend kräftigen Farben. Die Pendleton-Über-würfe, die binnen kürzester Zeit zum indianischen Statussymbol avancierten, schützen aber nicht nur vor kalten Nächten auf der Hochebene Mexikos oder Arizonas. Nachdem der russische Winter wieder Einzug in die Spreemetropole gehalten hat, können auch wir uns stilecht wie Navajo-Stammeshäuptlinge in die angenehm kratzigen Überwürfe hüllen. Be-sonders schöne Varianten wie die Zapotec Blanket, die mit über zwei Metern Durchmesser Platz für Großfamilien und Gruppenkuschler bietet, gibt es bei www.mrmuddandmrgold.com.

DIE KÖNIGIN DES IRREALENIst: Versace von der StangeKann: ein Erfolgserlebnis für Frühaufsteher sein

Eines vorweg, dieser immer wieder auftauchende Witz, von wegen „Dönerteller Ver-sace“ ist mindestens genau so alt wie die Ikone selbst. Während wir die Super-Blondine wohl nie mit Salatsoße die Mundwinkel hinunterrinnend in einen Kebab beißen sehen werden, sehen wir uns aber am 19. November in die nächste H&M Filiale pilgern. Dann nämlich gibt es die Mode der Italienerin, die das Label Versace 1997 nach dem Tod ihres Bruders Gianni übernommen hat, auch für den kleinen Geldbeutel. Nachdem Hennes & Mauritz bereits erfolgreich mit anderen hochkarätigen Gastdesignern wie Lanvin, Karl Lagerfeld, Stella McCartney und Jimmy Choo zusammengearbeitet hat, entwarf jetzt die sich gerne mal over the top und krampfhaft sexy versuchende Designerin Donatella Ver-sace zwei Kollektionen für den schwedischen Modekonzern. Und ganz ehrlich? We are to-tally feeling it, sister! Schon allein die großartigen Lederjacken mit ihrem aufwendigen Nietenbesatz zeugen von großer Hingabe. Aber auch in den Kleidern, den Leggins oder auch in den herrlich trashigen Blousons und Bomberjacken in neoklassizistischem Stil mit kräftigem Flower-Print für die Männer scheint einiges an Versaces Feuer zu stecken. www.hm.com

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Lieblingsstücke 11

BACK FOR GOODIst: eins von den guten iPhone CasesKann: vor Kratzern und anderen äußerlichen Einflüssen schützenKostet: 90 Euro

MCM, der Hersteller von Luxusaccessoires, scheint den Apple-Hype endlich aufgegriffen zu haben. So besinnt sich das einst als das deutsche Louis Vuitton gefeierte Label auf ein aktuelles Produkt, das iPhone. Wie schon in den späten Siebzigern ist auch das Smartphone Case cognacbraun und mit Lor-beeren bedruckt, dennoch hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass das ikonische MCM Visetos, so die offizielle Bezeichnung des Logo-Dessins, noch einmal so zeitgemäß daherkommen würde. Die seit der Berufung Michalskys zum Creative-Director von MCM einhergehende Verjün-gung der Marke verdient natürlich Anerkennung, besonders abseits der bajuwarischen Schickeria, und so weisen wir liebend gerne darauf hin, dass obige iPhone-Hülle ab sofort im Soto Store in Mitte erhältlich ist. Soto Store Berlin, Torstraße 72 oder unter sotostore.com

DAS SCHÖNSTE VON ALLENIst: was für die hauseigene MinibarKann: sich stilecht mit Whisky, aber auch mit jedem anderen Kaltgetränk füllen lassenKostet: 16,90 Euro

Langfinger und Besitzer trockener Whisky-Kehlen rejoice! Es müssen keine weiteren Ein-träge ins Strafregister mehr riskiert und sperrige Handtaschen ins Kingsize mitgenom-men werden, um sich auch zu Hause an den einzigartigen Kristallgläsern erfreuen zu können. Cocktailian bietet die begehrten Tumbler, die von den meisten Menschen als die Whisky-Gläser schlechthin angesehen werden, zu fairem Preis im Sechserpack an.www.cocktailian.de

WUNDERKINDIst: ein Buch mit Zeichnungen des mehrfach begabten Kino-ApokalyptikersKann: schon mal das erste Weihnachtsgeschenk für den Freund seinKostet: 145 Euro

Das letzte Mal, dass David Lynch, berüchtigt für sein transzendentales Arthouse-Kino, als Regisseur von sich reden machte, war mit Inland Empire, einem qualvoll langen Aus-flug ins Reich des Surrealen, im Jahr 2006. Seitdem interviewte er für eine Reihe von Kurzfilmen gewöhnliche Menschen im gewöhnlichen Amerika, ging unter die Clubdesi-gner und ließ den Club Silencio aus Mullholand Drive an der 142 rue Montmartre in Paris Wirklichkeit werden oder arbeitete an seinem ersten Langspieler Crazy Clown Time, der am achten November erscheinen wird. Weil das aber nicht genug ist, es dem 65-Jährigen auch im Alter keineswegs an Mut und Experimentierfreude zu mangeln scheint und der Kultregisseur mit der ikonischen, grauen Haartolle offenbar noch jede Menge anderer im Verborgenen schlummernder Begabungen hat, ist jetzt das Buch Works on Paper er-schienen. Das eine beeindruckende Sammlung von mehr als 500 Zeichnungen David Lynchs, zurückdatiert bis 1960, umfasst, die ihm stets eine große Quelle der Inspiration waren. Viele seiner visuellen Ideen sind von so bezwingender Kraft, dass man für ei-nen kurzen Moment glauben könnte, in Filme zu blicken, die noch nicht gedreht worden sind. www.steidlville.com

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Glückstag 13

MODESELEKTOR:MITTE KREUZBERGUND ZURÜCK

Glückstag bedeutet so viel wie freies Assoziieren, sprich: Wir starten irgendwo in Mitte, und von da geht’s dann weiter durch die Stadt, immer der Nase nach, um neue und Lieblingsorte zu entdecken. Dieses Mal sind wir mit Szary und Gernot von Modeselektor auf dem Tandem unterwegs. Die beiden machen elektronische Musik.

Text Björn Lüdtke Fotos Melissa Hostetler

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14 Glückstag

Gernot: „Wenn du in Berlin aufgewachsen bist und mit 14 das erste Mal acht Stunden durchgetanzt hast, dann weißt du, was Techno ist.“

Wir treffen uns in der Dorotheenstraße, um das Tandem auszuleihen, auf dem Sza-ry und Gernot die Tour machen werden. Allgemein besteht der Wunsch nach Kaf-fee, den wir aber erst im Übersee in Kreuz-berg zu uns nehmen werden. Szary macht den Fehler und setzt sich vorne aufs Tan-dem. Gernot lässt sich den ganzen Weg bis zum Paul-Lincke-Ufer kutschieren. Beine hoch, Handy am Ohr.

Szary: „Sag mal, geht hier gar kein Flat White oder was? Ich hab gedacht das ist jetzt der neuste Trend hier in Kreuzberg?“Bedienung: „Was ist das denn?“Szary: „Das ist eine australische Kaffeeva-riante, doppelter Espresso, manchmal so-gar vierfach, eine Mischung aus Latte Mac-chiato und Cappuccino, viel Milch, wenig Schaum. Schmeckt echt geil. Ich bin halt kein Latte Macchiato-Trinker.“

Im Hard Wax Record Store werden Platten gekauft und gefachsimpelt („Was, du hast die neue von DMZ noch nicht?“) Stichwort „eigenes Label“.Szary: „Das eigene Label Monkeytown gibt es seit März 2009.“Gernot: „Das ist bei Interviews immer so, er beantwortet die Frage und guckt dabei mich an. Du musst da rüber gucken!“Szary: „Stimmt gar nicht, ich guck da zu dem Graffito. Dann haben wir noch ein anderes Label, 50 Weapons – Gernot guck mich an – seit?“

Gernot: „2005. 50 Weapons ist unser Tech-nolabel, wenn man so will. Das ist nicht ganz so „diverse“, sondern eher club-orien-tiert. Das haben wir mit ein paar Englän-dern aus Manchester zusammen gegrün-det [...] Wir haben so viele Demos und gute Musik bekommen, dass es Quatsch gewe-sen wäre, das alles auf einmal auf einem Label rauszuschmeißen. Deswegen haben wir das ein bisschen getrennt. Monkeyto-wn ist mehr so die Albumfraktion und 50 Weapons ist so ziemlich maxi-orientiert, das ist eher technoid. So Hard Wax-Camp mäßig [...] 50 Weapons ist eher nerdiger, eher an DJs gerichtet, Monkeytown an den, der ganze Alben kauft. Ich kann das farblich beschreiben, 50 Weapons ist eher Schwarz, Grautöne. Monkeytown ist total bunt. “Szary: „Schwarz-weiß versus Farbe.“

Zeit für Mittagessen. Fisch am Kotti.

Zu unserer Fahrradtour.Szary: „Das ist ein typischer Tagesablauf, wie wir ihn gemacht haben, bevor wir Kinder hatten und so busy waren. Da sind wir einfach mal so losgezogen Richtung Kreuzberg ins Hard Wax.“Gernot: „Wenn wir gesagt haben, wir fah-ren ins Hard Wax, dann war der Tag eigent-lich gelaufen. Weil, das hatte immer mit fressen zu tun – also essen. Wenn du aus Mitte kommst ist das hier nach Kreuzberg ja quasi ein Tagesausflug, wenn du mit dem Fahrrad unterwegs bist. Dann gehst du erstmal was essen. Und dann gehst du ins Hard Wax und da hängst du dann wahrscheinlich noch ein paar Stunden ab. Die Skalitzer ist ja eine optimale Fressmei-

le, wenn du die runterfährst kommen ei-gentlich alle wichtigen Fast Food-Stops in Kreuzberg.“Szary: „Quality Fast Food.“Gernot: „Burgermeister ist da jetzt noch die neuere Generation, da haben wir uns aber auch schon rangetastet. Aber zum Beispiel das Hähnchenhaus am Görli oder am Spreewaldplatz...“Szary: „Den Biofaktor mal völlig ausschal-ten.“Gernot: „Markthalle – ganz wichtig, die 36er, schön Hackschnitzel mit Rotkohl.“Szary: „Das Schöne ist halt natürlich, dass man von Mitte so schnell in die zentralen Bezirke kommt, aber die Bezirke sind so unterschiedlich von Osten nach Westen. Dann fährt man über die Spree...“Gernot: „Riecht gleich anders.“Ich: „Wie denn?“Gernot: „Riecht einfach anders.“

Zurück nach Mitte in die Brunnenstraße. Gernot kauft gerne mal bei Civilist ein und Szary will uns vor allem „eines der besten Gebäude Berlins“ zeigen, die Galerie KOW. Er interessiert sich für Architektur, seine Frau ist Architektin.

Szary: „Also ehrlich gesagt, als das Release von Happy Birthday war, 2007 im Septem-ber, da kamen genau die Kinder auch zur Welt. [...] Eigentlich war das total krass. Wir haben beide die Geburten quasi zwischen Gigs erlebt. Gig, Geburt, eine Woche frei, dann wieder einen Gig. Danke noch mal an unsere tapferen Frauen! Dass die das echt gestemmt haben.“Gernot: „Wir sind da so reingeschmissen worden. Wir hatten gar keine Chance, groß

The Civilist Petite Boutique

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Glückstag 15

Trödelagentur Motto

MaiamiHard Wax Record Store

Happy ShopTaka Fish House

Prinzessinnengarten

Kathi im MaiamiTaka Fish House Hard Wax Record

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16 Glückstag

nachzudenken, ob wir da Bock zu haben oder nicht. Wir haben ja gar keinen natürlichen Rhythmus. Manche Leute brauchen eine Wo-che, um sich von einem Dreitagestrip zu er-holen. Wir haben das immer. Da kriegt man ir-gendwann so eine Art Hornhaut auf der Seele.“Szary: „Wir nehmen halt einen späten Flug hin und den frühen Flug zurück.“Gernot: „Das Raven hat aufgehört. Unser Hard-core-Raven, woraus ja eigentlich auch alles entstanden ist [...] Eigentlich freuen wir uns immer zu spielen, weil wir unter der Woche so viel Stress haben – Label, Familie, den gan-zen anderen Kram, den man so am Laufen hat. Dann kommt dieser Moment, wo man spielt, da sind wir dann wie kleine Kinder. Da kommts dann richtig raus, dann wird die Sau einfach so dermaßen rausgelassen. Wir werden auch re-gelmäßig gefragt, ey, was nehmt ihr eigentlich, das will ich auch, und wir so tja, ‘n Bier...“Szary: „Der Moment ist schon immer schräg. Da bringt man am Freitagmorgen das Kind in den Kindergarten, verabschiedet sich und sagt: ‚Wir sehen uns Montagfrüh‘ [...]“Gernot: „Das unter einen Hut zu bringen ist schon ein dickes Ding.“

Die beiden müssen zum nächsten Interview-termin. Sie promoten gerade ihr neues Album Monkeytown.

Ich: „Wie kategorisiert man die Musik auf eu-rem Album. Ich habe einen Kollegen gefragt und der sagte, es sei Dubstep.“Gernot: „Dubstep? Der hat doch keine Ah-nung!“Ich: „Erklärt mal einem Laien, was ihr für Mu-

sik macht.“Gernot: „Auf keinen Fall Dubstep, da sind wir mit Absicht dran vorbei geschliddert. Da gibt es eine lustige Geschichte. Wir haben 2008 ei-nen Award von Beatport gewonnen, als beste Dubstep-Künstler. Zu dem Zeitpunkt haben wir gar nicht gewusst, dass wir überhaupt Dubstep machen. Wir waren da auf einmal so drin und waren selbst relativ überrascht. Das ist natür-lich eine blöde Frage – wie würde man unser Album beschreiben? Ich kann’s nicht sagen. Es ist moderne Musik, glaube ich. Natürlich ziem-lich urban geprägt durch unsere Einflüsse, wir kommen ja nicht vom Land. Es ist eine moder-ne Technoplatte.“Szary: „Genau.“Ich: „Was macht sie modern?“Gernot: „Die Diversität. Wir können uns irgend-wie nicht auf eine Sache festlegen. Wir könnten jetzt keine reine Technoplatte machen, das ha-ben wir versucht [...]“Szary: „Es gibt nicht eine Linie bei uns [...]“Gernot: „Alles, bloß nicht langweilig.“Szary: „Um die Platte zu beschreiben: Es ist wirklich eine wahre Modeselektorplatte.“

Fahrradstation

Dorotheenstrasse 30

www.fahrradstation.de

Café Übersee

Paul-Linke-Ufer 44

cafeübersee.de

Hardwax Record Store

Paul-Linke-Ufer 44

hardwax.com

Taka Fish House

Adalbertstraße 97, am Kottbusser Tor

Civilist

Brunnenstraße 13

www.civilistberlin.com

Galerie KOW Berlin

Brunnenstraße 9

www.kow-berlin.info

Performance im Künstlerhaus Bethanien The CivilistThe CivilistHardwax Record Store

Page 17: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

Neu in der Stadt 17

THE CARLIFORNIA BREAKFAST SLAM

Text Björn Lüdtke Fotos The Carlifornia Breakfast Slam

Temporäre Restaurants an immer wieder neuen Locations aufzumachen, ist ja gera-de wahnsinnig schick (ein Schelm, wer da an den Begriff Pop-up denkt). The Califor-nia Breakfast Slam ist auch seit einer Wei-le auf Wanderschaft und zieht vom Alten Europa über Clärchens Ballhaus ins San Remo und wer weiß wo sonst noch hin – demnächst in den Streichelzoo im Görlit-zer Park?

Hinter Cabslam steht ein vielköpfiges Team, angeführt von Duncan Passmore und Stefanie Schramm. Passmore ist Illus-trator, Siebdrucker und Koch, Schramm kennt die Berliner Gastroszene als Schicht-leiterin von Berliner Institutionen wie der Strandbar Mitte oder Clärchens Ballhaus. Den beiden ist das europäische Frühstück mächtig aufgestoßen, vor allem der allge-genwärtige Aufschnitt, ein Lebensmittel, „das unsere Magenschleimhaut angreift.“Auf die Frage, was sie zu The California Breakfast Slam inspiriert und motiviert

hat, antworten sie: „Wir machen das, weil wir hungernde und flüchtende Kreative aus den USA mit den besten, biologischen Zuta-ten versorgen wollen. Viele Amerikaner flie-hen booteweise vor wirtschaftlichem Elend, einer faschistoiden Diktatur, die sich unter dem Deckmantel der Freiheit versteckt, und einer kulturell verkommenen Gesellschaft.“ Und dann will man sie zusätzlich mit Aufschnitt foltern? Das kann nicht sein. Passmore und Schramm glauben, dass ein Frühstück mehr können muss als das, und bieten deshalb ein Frühstück an, das man essen kann, „ohne Magen-Darm-Beschwer-den zu bekommen.“

Das vielleicht nicht, aber ohne wohliges Völlegefühl dürfte hier auch keiner den Tisch verlassen: Pancakes mit Blaubeeren oder Erdbeeren und Minze, French Toast, Zucchini Hash Browns, Huevos Rancheros, Eggs Benedict oder den veganischen Spi-nat-Tofu-Scramble gefällig? Zehn bis zwölf Gerichte stehen fest auf dem Frühstücks-

menü, dazu kommen jedes Wochenende zwei oder drei Specials.

Übrigens, bei The California Breakfast Slam wird jeder gefüttert, nicht nur flüch-tige Angelsachsen: „Viele haben bisher Zu-flucht bei uns gesucht, und wir lehnen nie-manden ab, selbst die abscheuliche Crowd der Hipster nicht.“

Jeden Samstag und Sonntag von 10 – 16 Uhr. Für die aktuelle Location und Reservie-rungen: [email protected]: Pflügerstraße 19

Keinen Bock mehr auf Schrippe und Aufschnitt? Die Macher von „The California Breakfast Slam“ auch nicht: Amerikanisches Frühstück, auch für Hipster.

Page 18: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

ES GIBT REIS, BABY...Text Bettina Schuler Fotos Moritz Weber Translation P. 41

18 Kulturgut

...sang einst Helge Schneider und glaubte damals noch,

mit diesen Kochkünsten das Herz eines Mädchens ge-

winnen zu können. Doch spätestens seitdem der Brite

Jamie Oliver Anfang der Nullerjahre zeigte, dass auch

coole Jungs richtig gut kochen können, sind Frauen

mit diesen Basic-Kochkünsten nicht mehr zufrieden-

zustellen. Nein, wer heute bei einer Frau richtig gut

landen möchte, der muss schon etwas Ordentliches

auf den Tisch stellen. Da reicht kein Schlemmerfilet

Bordelaise aus der Tiefkühltruhe mehr, das mit jeder

Menge Lambrusco hinuntergewürgt wird. Nein, wir

Mädels von heute wollen umschmeichelt werden. Auch

kulinarisch. Und da wir alle schon längst wissen, dass

Tomaten aus dem Bioladen besser schmecken als die

vom Billigdiscounter, wäre es schön, wenn ihr euch bei

den Einkäufen der Zutaten auch etwas mehr Mühe gebt.

Eine Aufgabe, die im Feinschmecker-Mekka Berlin al-

les andere als schwer zu bewältigen ist. Doch welches

ist nun der beste Fischladen? Und welches Geschäft

führt veganes Essen? Welcher Bäcker backt die bes-

ten Brötchen? Und wo, verdammt noch mal, gibt es ei-

gentlich noch einen ordentlichen Metzger? Wir haben

für euch die besten Adressen zusammengestellt.

Kulinarische Leckerbissen

Page 19: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

Kulturgut 19

VORSPEISE & HAUPTGERICHT

LPG Kollwitzstraße

Laden: Mo bis Sa, 9 – 21 Uhr

Backshop: Mo bis Sa ab 7 Uhr

So, 9 – 15 Uhr

Tel. 030 – 32 29 71 40 0

Pazianas Olivenöl

Senefelderstraße 4

Mo bis Fr, 12 – 20 Uhr,

Sa, 11 – 16 Uhr

Tel. 030 – 44 04 94 49

Veganz

Schivelbeiner Straße 34

Mo bis Sa, 8 – 21, So, 8 – 17 Uhr

Tel. 030 – 44 03 60 48

www.veganz.de

Der Fischladen

Schönhauser Allee 128

Mo bis Sa, 10 – 20 Uhr

Tel. 030 – 40 00 56 12

www.derfischladen.com

Fleischerei Klaus Gerlach

Greifswalder Str. 205-206

Mo bis Fr, 8 – 18:30, Sa, 8 – 16 Uhr

Tel. 030 – 44 26 18 3

www.fleischerei-gerlach.de

Gutes Gemüse für einen Salat als Vorspeise gibt es natürlich auf den Wochen- und Ökomärkten, die an verschiedenen Plätzen re-gelmäßig stattfinden. Oder in diversen Bioläden wie zum Beispiel dem LPG in der Kollwitzstraße, der extrem gut ausgestattet ist. Wer sich dazu noch ein gutes Olivenöl leisten möchte, der soll-te unbedingt in Themistokles Pazianas Olivenöl-Laden in der Senefelderstraße vorbeischauen. Denn dort gibt es neben dem köstlichen hauseigenen Pazianas Koroneiki, das in diesem Jahr vom „Feinschmecker“ in die Liste der 200 besten Olivenölsor-ten aufgenommen wurde, auch noch andere hervorragende Öle zu kaufen, mit denen jeder Salat zu einer wahren Gaumenfreu-de wird. Weiter geht es mit dem Hauptgang, der heute in Zeiten des voranschreitenden Vegan- und Vegetarismus nur noch selten

aus einem ordentlichen Stück Fleisch plus Beilagen besteht. Doch dank des veganen Supermarktes Veganz lässt es sich auch auf die-se Wünsche des Gastes mittlerweile recht leicht und ohne große Sucherei eingehen. Allen Fischfreunden sei der Fischladen auf der Schönhauser Allee ans Herz gelegt, wo man den köstlichen Fisch nicht nur schnabulieren, sondern auch für die heimische Küche kaufen kann. Und falls ihr doch noch zu den wenigen Men-schen gehört, die einem brutzelnden Kotelett nicht widerstehen können, dann bitte unbedingt bei der Fleischerei Klaus Gerlach einkaufen, denn die ist einfach die beste in der Stadt. Mein ganz besonderer Tipp von dort sind die Bärlauch–Bratwürstchen, die es auch immer samstags auf dem Kollwitzplatz zu essen gibt.

Page 20: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

20 Kulturgut

NACHTISCH

Wenn ihr eure Gäste zum Nachtisch noch mit einer kleinen Lecke-rei verwöhnen möchtet, dann solltet ihr entweder in die Werkstatt der Süsse in der Husemannstraße oder in die Konditorei des Kaf-feehauses Sowohlalsauch gehen. Besseres Gebäck, Pralinen oder Kuchen werdet ihr wohl kaum finden, es sei denn, ihr backt selbst.Und wenn ihr zum Nachtisch dann doch mal etwas anderes als den üblichen Süßkram servieren wollt, dann seid ihr mit der La Kritzeria gut beraten, wo es neben den üblichen Lakritzprodukten aus unserer Kindheit auch Lakritzpulver, Aufstrich und ähnliche Schweinereien gibt.

Was jetzt noch fehlt, ist, ganz klar, die passende Flasche Wein. Die könnt ihr entweder in dem Weinladen Schmidt oder bei Baumgart&Braun besorgen, die gleich zwei Filialen, eine in Mitte und eine am Prenzlauer Berg, führen. Eine andere Alternative ist der kleine, aber feine Weinladen Weinwinkel in der Dunckerstra-ße, wo man extrem gut beraten wird und die sehr gute Weine zu extrem fairen Preisen anbieten. Uns bleibt da nur noch zu sagen: Bon appétit und santé!

La Kritzeria

Stubbenkammerstraße 3

Tel. 030 – 21 80 78 06

Di bis Fr, 11 – 19 Uhr, Sa, 11 – 16 Uhr

Werkstatt der Süsse

Husemannstraße 25

Tel. 030 – 32 59 01 57

Di bis So, 10 – 18 Uhr

Sowohlalsauch Kaffeehaus

Kollwitzstrasse 88

Tel. 030 – 44 29 31 1

täglich, 8 – 2 Uhr (Küche bis 24 Uhr)

Sowohlalsauch Bäckerei/ Feinkost

Sredzkistraße 53

Bäckerei täglich, 6 – 20 Uhr

Feinkost Mo bis Fr, 10 – 20, Sa, 8 – 20 Uhr

www.tortenundkuchen.de

Weinhandlung Baumgart&Braun

Invalidenstraße 158/ Ackerhalle

Tel. 030 – 44 10 23 5

Mo bis Fr, 10 – 20:30, Sa, 10 – 20:30 Uhr

Filiale Wörther Straße 21

Tel. 030 – 44 06 29 5

Mo bis Fr, 12 – 20:30, Sa, 10 –17 Uhr

www.weinhandlung-baumgart-undbraun.de

Weinwinkel

Dunckerstraße 2A

Tel. 030 – 34 62 04 10

Mo bis Fr, 12 – 20, Sa, 10 – 19 Uhr

www.weinwinkel.info

Weinladen Schmidt

Kollwitzstraße 50

Tel. 030 – 20 00 39 55 5

www.weinladen.com

Mo bis Fr, 12 – 20, Sa, 10 – 18 Uhr

Bauernmarkt am Zionskirchplatz

Do, 11 – 18:30 Uhr

Ökomarkt am Kollwitzplatz

Do, 12 – 19 Uhr

Wochenmarkt am Hackeschen Markt,

Do, 9 – 18 Uhr und Sa, 10 – 18 Uhr

Wochenmarkt am Arkonaplatz

Fr, 12 – 19 Uhr

Wochenmarkt am Kollwitzplatz

Sa, 9 – 16 Uhr

Wochenmarkt am Helmholzplatz

Sa, 9 – 16 Uhr

Page 21: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

Kulturgut 21

Ullrich Krauss wollte schon lange einen Ort eröffnen, an dem Kunst und Kulinarisches zusammenkommen. Doch eine Kunstform sei Kochen nun wirklich nicht, sagt Krauss, der seit 2000 das Zagreus Projekt in Mitte betreibt. „Kochen ist ein Handwerk. Es kann unter bestimmten Umständen zur Kunst werden, aber das hängt von der Situation ab“, sagt er mit schwäbischem Akzent. Und genau diese Situationen versucht der ko-chende Galerist in Zusammenarbeit mit Künstlern im subterranen Konzeptraum zu erschaffen – acht Mal im Monat und mit Gästen am Tisch, die sich vorher per E-Mail anmelden. Momentan erwartet die Mitesser im Zagreus Projekt ein Raum, der auf den ersten Blick an Kindergeburtstage erinnern lässt. Er ist mit Kunstrasen ausge-legt, darauf stehen rot-weiß bedeckte Gar-tenmöbel und ein Baum aus Playmobil. Im Hintergrund leuchten Malereien der Künstlergruppe Artists Anonymous. Auf der Karte finden sich zum Konzept pas-sende Gerichte wie farbige Buchstaben-suppe, gefüllte Wildente mit Maronen und Kräutern. Zum Nachtisch gibt es geeisten Zitronen-Orangenkuchen. „Bei uns kom-men fremde Menschen an einem Tisch zu-sammen, und wir gehen gemeinsam durch den Abend. Es ist ein bisschen so wie im Theater“, sagt Krauss. Also doch irgendwie Kunst. Brunnenstraße 9a, www.zagreus.net

Ist Kochen auch Kunst?

GUERILLA DINING

Text Martin Steinmetz Translation P. 42

Beim Kochen geht es viel um Farbe und Geschmack, in der Kunst auch. Aber ist das, was da

im Kochtopf blubbert, wirklich kreativ? MITTESCHÖN hat bei drei von Berlins meistgesuchten

Guerilla-Köchen nachgefragt.

ZAGREUSPROJEKT

ZUHAUSEBERLIN

FISK & GRÖÖNSAKEN

„Kochen ist Kunsthandwerk“, findet die an-onyme Frau am Telefon, die tagsüber als Bibliothekarin arbeitet. „Ich habe mich schon mit Molekularküche beschäftigt, aber das finde ich irgendwie albern. Ich möchte einfach in Ruhe essen, ohne Angst haben zu müssen, auf dem Teller was zu zerstören.“ Was genau auf den Teller kommt, entscheidet sie gemeinsam mit ihrem Partner, der alle sechs Wochen ein Menü mit mehreren Gängen kocht. Der Hobbykoch lädt dann eine Handvoll Gäste zum Fisk & Gröönsaken Supper Club in eine Wohnung im Prenzlauer Berg ein. Meis-tens kommt moderne deutsche Küche mit norddeutschem Einschlag auf den Tisch – oft gibt es Fisch, zum Beispiel Seeteufel-„Sauerbraten“ mit Kohlrabi, aber auch Ge-richte wie Steckrübenravioli mit Ziegenkä-seschaum. Der Blog Miss Marmitelover aus England wurde zur Inspirationsquelle und weckte die Faszination für alternatives, ge-heimes Speisen. „Der Reiz liegt nicht nur in der Geheimniskrämerei, sondern vor allem darin, dass man eine neue Umgebung und neue Menschen kennenlernt“, sagt die Gast-geberin.

Fisk & Gröönsaken Supper Club

Prenzlauer Berg

www.groonsaken.wordpress.com

„Alles am Kochen ist eine Kunst. Das fängt bei den Rezeptideen an und hört bei der Präsentation auf“, sagt das Supper Club-Team, das sich Zuhause nennt. Der Mann hinter den Kochtöpfen stammt aus Irland und schipperte jahrelang als Koch auf Lu-xusbooten über die Meere. „Auch die At-mosphäre und das Drumherum können künstlerisch gestaltet werden“, sagt die Grafikdesignerin aus Kanada, die plant, irgendwo in der Stadt ein Pop-up Restau-rant zu eröffnen. Die beiden wohnen seit einem Jahr in Kreuzberg und sind Neu-ankömmlinge in Berlins geheimer Food-Community, wo Gäste ihre Köche lediglich für die Zutaten bezahlen. Im Zuhause Sup-per Club werden acht kleine, sehr professi-onell zubereitete Probiergänge angeboten. Alles wird mehrere Wochen vor dem Din-ner Date sorgfältig geplant. „Selbst wenn man es nicht ganz so ernst nimmt, kann man mit Essen kreativ sein“, sagt der Chef-koch, der seine Zutaten in Delikatessen-läden und auf Berliner Wochenmärkten kauft. Ein Highlight des Menüs: gebratene Dorade, Perureis und Fenchel-Zitrus-Salat. Zum Schluss bekommen alle noch einen Absacker...

www.zuhauseberlin.com

Page 22: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

So geschehen beim Holy Ghost! Konzert im Museum für Kommu-nikation in der Leipziger Straße. Der im Netz live übertragene Auftritt des Disco-Pop Duos aus New York diente als Auftakt für die bevorstehende Tour der Band und lief im Rahmen der globa-len, interaktiven Konzertreihe Special Engagements, die von Noi-sey.com ins Leben gerufen wurde.

Durch Live-Streaming und Einsatz der Social-Media-Feeds er-möglicht die von Dell und Intel unterstützte Initiative den Fans auf der ganzen Welt einen Austausch mit den Lieblingsbands. So konnte man im Vorfeld der Veranstaltung über die Facebook-Seite von Noisey.com verschiedene Bereiche der Show mitgestal-ten. Ob Bühnenbeleuchtung, Musikauswahl, Equipment oder die Neugestaltung des neuen Musikvideos – überall war die Meinung der Fans weltweit gefragt.

Überhaupt legt Noisey.com großen Wert auf den Austausch zwi-schen Fan und Künstler und nutzt modernste Technik, um einer-

seits den Zuhörern den breiten Zugang zu Musik zu ermöglichen und andererseits junge Talente aus der ganzen Welt zu fördert.

Axel Frankel und Nick Millhiser zählen zu solchen Talenten. Die Leadsänger von Holy Ghost! holen den Disco-Sound der 70er und 80er Jahre auf eine mitreißende Art und Weise ins Jetzt und berei-chern ihn durch moderne Grooves. Vor der spektakulären Kulisse des majestätischen Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert singen sie an einem einzigen Abend für die Fans vor Ort und für diejenigen, die weltweit vor den Bildschirmen ihrer Computer live mit dabei sein dürfen. Sichtlich gerührt bedankt sich die Band für diese ein-malige Chance, die es ohne die „musikalische Vernetzung“ nie gegeben hätte. Das „Beim-Feiern-Gefilmt-Werden“ muss manch ein moderner Fan noch bisschen üben. Sonst war es ein ganz be-sonderer Moment für die Band, die Fans vor Ort und „die da drau-ßen“. Ein voller Erfolg auf ganzer Linie!

Weitere Informationen unter www.noisey.com/live

NOISEY.COM PRÄSENTIERT:HOLY GHOST! LIVE IM MUSEUMFÜR KOMMUNIKATIONText Ksenia Stroganova Fotos Noisey.com

22 Anzeige

Eins hat uns „Noisey.com“, eine von „VICE“ initiierte Online-Musikplattform, am 24. Oktober

bewiesen: Die Zukunft gehört interaktiven, globalen Musikveranstaltungen. Karte holen,

hingehen, anhören – das war mal! Heute geht es darum, den Fans ein ganzheitliches Erlebnis

zu bieten, das Gefühl zu vermitteln, nicht nur Zuschauer, sondern ein Teil der Show zu sein.

Und das losgelöst von der geographischen Lage.

Page 23: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

KÜNSTLERIN DES MONATS: JANINE EVE VOGELEIN

Text Lucien Thomkins Foto Markus Mrugalla

„Es geht darum, sich nicht festlegen zu lassen.“ Grundsätzlich: Vive la Emotion! Gefühle, Leichtsinn und Umbruchstellen zwi-schen analogen und digitalen Wegen visueller Kommunikation. So könnte man beginnen, die Arbeiten der Wahlberlinerin zu beschreiben. Sie faltet Bouquets, schmückt Räume mit Papier zu Landschaften aus Geometrie, macht Formen zu Ikonen in kleinen digitalen Welten.

Ihr Portfolio ergibt sich aus einer sehr angenehmen, erfrischen-den Mischung 3D-lastiger Arbeiten, puren Installationen, aber auch Illustrationen. Viel schwarz-weiß, das hin und wieder mit einer gehörigen Portion Farbe in Verbindung gesetzt wird.

Janine Vogelein lässt sich nicht festlegen, aber darin ist sie gut. Die 1986 in Konstanz geborene Grafikdesignerin und Illustratorin begann ihr Studium zunächst an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und arbeitete dort unter anderem mit Åbäke und Elio Caccavale, bevor es sie nach Berlin zog, um ihr Studium an der Universität der Künste zu beenden. Bei Mario Lombardo lern-te sie, den „Sinn fürs Schöne“ weiter auszuprägen. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn man sie danach fragt, nach welchen Prinzipien sie die eigene Gestaltung ausführt und lebt und wie sehr die eigenen Arbeiten ihr emotionales Selbst widerspiegeln, so antwortet sie: „Modernes Grafikdesign bis hin zur Installation arbeitet doch sehr mit Emotionen. Und das ist ja auch richtig so. Schönheit entsteht in der Rezeption, was dagegen beim Ausführen gedacht wurde, ist vollkommen irrelevant. Ich finde nicht, dass zur Aufgabe von Kunst gehört, einen ideologischen Stil durchzusetzen. Und Grafik muss nicht auf bestimmte Mittel begrenzt sein. Ich ver-suche immer, mich selbst zu überraschen. Das gelingt ganz gut durch Tempo. Hinzu kommt, dass ich kein geduldiger Mensch bin. Ich erlaube mir nur eine geringe Aufmerksamkeitsspanne – auch dem Eigenen gegenüber.“ www.jvjvjv.de

Du bist Illustrator und möchtest mit dei-nem Artwork das nächste heraustrennbare „MITTESCHÖN“-Poster zieren? Dann schick uns deine Bilder und Entwürfe an: [email protected].

Kulturgut 23

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Kieztalk 27

DER GERICHTSVOLLZIEHER

„Zur letzten Instanz“ lautet der Name des ältesten Restaurants in Ber-lin. Seit 1621 wird hier Gutbürgerli-ches aus der Berliner Küche aufge-tischt. Ganz traditionell, ohne viel Schnickschnack. Wer allerdings ei-nen graumelierten, rundlichen Chef-koch jenseits der 50 vermutet, liegt völlig daneben. Geleitet wird das Tra-ditionshaus vom 35-jährigen André Sperling, der es schafft, trotz einer klaren Ausrichtung auf die regiona-le Küche, jedem Gericht seine eigene Raffinesse zu verleihen. Dabei unter-scheidet er sich deutlich von seinen jungen Kollegen aus dem Fernsehen, deren Hauptaufgabe neben dem Ko-chen oft das Produzieren von Schen-kelklopfern zu sein scheint. André Sperling wirkt ruhig, besonnen und fokussiert auf ein Ziel: Einfache Kü-che von höchster Qualität.

Text André Uhl Fotos Stini Mimissonsdottir Translation P. 42

Interview mit André Sperling

Page 28: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

Gelernt hast du in einer Sternegastrono-mie, nun bietest du gutbürgerliche Küche an. Warum diese Umstellung?Zur letzten Instanz ist ein Familienbetrieb. Ich leite das Restaurant mit meinem Vater zusammen, meine Mutter arbeitet auch mit, und meine Schwester ist auch seit zwei Jahren dabei. Wirklich geplant war das eigentlich nicht. Gelernt habe ich im Hotel Atlantic in Hamburg, danach habe ich in der Schweiz gearbeitet, bevor ich dann vor zehn Jahren wieder hier einge-stiegen bin. Zunächst waren die Bedingungen hier doch recht unterschiedlich zu denen während meiner Ausbildung. Das war am Anfang natürlich nicht ganz einfach. Ich hatte schon etwas andere Vorstellungen davon, wie man in einer Küche arbeitet und was so auf dem Teller stattfinden soll-te, als meine damaligen Mitarbeiter. Das war ein langer Weg bis heute. Mittlerweile kann ich aber wirklich sagen, dass ich zu 100 Prozent hinter meiner Arbeit hier ste-he.

Wann hast du beschlossen, Koch zu wer-den?Es war nicht so, dass ich schon als kleiner Junge den Kräutergarten meiner Eltern umgegraben habe oder so etwas. Die Ent-scheidung ist mit der Zeit herangereift. In der zwölften Klasse habe ich ein Prak-tikum in einer Bank gemacht und ganz deutlich gemerkt: Das ist nichts für mich. Ein großer Anteil praktischer Arbeit muss schon dabei sein. Und da bei uns zu Hause eigentlich immer schon sehr gut gekocht und viel Wert aufs Essen gelegt wurde, lag

die Entscheidung nahe.

Gibt es für dich so etwas wie ein perfektes Gericht? Wenn man es schafft, den eigentlichen Rohstoff, aus dem das Gericht hergestellt wird, so zu belassen, dass dieser den ur-sprünglichen Charakter nicht verliert, und so mit Beilagen auszuschmücken, dass diese das Wesentliche nicht überdecken – dann ist das Gericht gelungen. Wenn es nach mir geht, muss der Geschmack der Hauptzutat klar erkennbar bleiben und sollte nicht verfälscht werden, davon bin ich absolut überzeugt. Was die Anzahl der Kräuter und Gewürze angeht, gibt’s sicher-lich unterschiedliche Meinungen. Es gibt auch Gerichte, die sehr einfach erschei-nen, obwohl sie ganz viele verschiedene Kräuter enthalten. Trotzdem: Auf dem Teller sollte Klarheit vorherrschen, das ist wichtig. Den Weg dorthin interpretiert wahrscheinlich jeder Koch anders.

Mach uns doch mal den Mund wässrig: Was für Highlights stehen denn bei dir auf der Karte?Ein Klassiker bei uns ist das Eisbein. Ich achte aber schon darauf, dass das ganze nicht zu fleischlastig wird. Es stehen auch immer ein vegetarisches Gericht und klei-nere Sachen auf der Karte. Auch Klassiker, die man sonst vielleicht nicht mehr so häufig bekommt, können die Gäste bei uns bestellen, wie zum Beispiel das Holsteiner Schnitzel. Die meisten Gerichte haben eine eigene Geschichte und sind der Berliner Küche zuzuordnen...

28 Kieztalk

Wenn man es schafft, den

eigentlichen Rohstoff, aus dem

das Gericht hergestellt wird,

so zu belassen, dass dieser den

ursprünglichen Charakter

nicht verliert, und so mit

Beilagen auszuschmücken,

dass diese das Wesentliche

nicht überdecken – dann ist

das Gericht gelungen.

Page 29: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

..die ja bei Gastrojournalisten häufig in der Kritik steht. Manche sagen, außer Buletten und Currywurst gäbe es hier nichts, eine echte regionale Küche existiere gar nicht. Was ist denn nun typisch berlinerisch? Die Sachen vermischen sich im Laufe der Zeit. Es gibt da natürlich Einflüsse aus anderen Regionen, wie zum Beispiel aus der schlesischen Küche. Deshalb ist es oft sehr schwierig zu sagen, was denn nun ein klassisches Berliner Gericht ist. Da gibt es unterschiedliche Meinungen und Überlie-ferungen. Im Wesentlichen kann man sich aber doch bei bestimmten Gerichten tref-fen. Dazu gehören natürlich Eisbein, Kass-ler oder auch Kalbsleber. Mir persönlich ist wichtig, dass bei den einzelnen Gerich-ten nicht zuviel vermischt wird, trotzdem aber ein paar raffinierte Dinge dabei sind. Das klingt oft sehr einfach auf der Karte – soll es ja auch –, ist aber in der Vorbereitung manchmal recht aufwendig. Zum Beispiel Häckerleschnitte mit Radieschengrün, das ist Matjes, klein geschnitten mit Charlot-tenbrühe und Schnittlauch, Salz und Pfef-fer aus der Mühle, das kommt dann auf eine Krustenbrotscheibe von einem Brot, das wir auch selbst backen. Soweit es mög-lich ist, stellen wir die Produkte selbst hier vor Ort her.

Wo holst du dir neue Ideen, wie lässt du dich zu neuen Kreationen inspirieren?Ich lese viel quer und ich schaue mich auch viel um. Vom simplen Imbiss bis zum Sternerestaurant. Wenn ich eine Idee habe, probiere ich sie einfach aus. Ich blät-tere auch immer wieder in alten Kochbü-chern, teilweise recht trockene Dinger,

aber auch das inspiriert mich. Das Ergeb-nis ist dann niemals das Gericht aus dem Buch, sondern eine neue Idee, die daraus entstanden ist.

Du hast dieses Jahr auch sechs Monate im Ausland gearbeitet, zunächst in New York und dann in Kopenhagen. Was gab es dort zu entdecken?Unterm Strich wurde dort, zumindest wo ich war, doch eher klassisch gekocht, häu-fig inspiriert von der französischen Küche. So wahnsinnig viel Neues gab es dort nicht zu entdecken, auch wenn es natürlich eine sehr gute Küche mit wunderbar zusam-mengestellten Gerichten ist. Viel mehr fasziniert hat mich eigentlich deren Ar-beitsweise, vor allem in New York. Trotz ei-nes sehr hohen Durchlaufs von rund 300 Gästen am Abend ging es nie hektisch, sondern immer gelassen und extrem pro-fessionell zu. Das war schon sehr beein-druckend.

Gibt es ein No-Go bei dir in der Küche?Umgekehrt würde ich sagen, dass be-stimmte Dinge für mich essenziell sind. Zum Beispiel, dass sich alle in der Küche gut verstehen und gut zusammenarbei-ten. Die Chemie muss einfach stimmen, damit es mit den Arbeitsabläufen klappt. Ich mag es auch nicht besonders, wenn der Geräuschpegel höher ist als nötig. Außer-dem sollten alle Mitarbeiter gut organi-siert sein und ein gutes Produktverständ-nis mitbringen. Natürlich muss man den Dingen auch etwas Zeit geben, das passiert nicht von heute auf morgen. Dafür wird man am Ende aber auch belohnt. Wir ar-

beiten hier aktuell mit zehn Leuten und die Zusammenarbeit klappt mittlerweile perfekt.

Irgendwann wird’s aber bestimmt trotz guter Atmosphäre und Organisation auch mal stressig. Was machst du, um dich zu entspannen?Wenn ich merke, dass ich gestresst oder zu sehr eingespannt bin, fahr ich schon mal raus aus Berlin. Gerne nach Hamburg oder sonst wo ans Meer mit einem guten Buch. Ich mache auch häufig Kurztrips in ande-re Städte. Da muss es gar nicht unbedingt ruhig sein, Hauptsache, ich bekomme ein paar neue Eindrücke, die ich dann verar-beite. Ab und zu auf Abstand gehen, um dann mit voller Energie weiter zu arbeiten, das funktioniert für mich sehr gut.

Kieztalk 29

Page 30: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

Zutaten für 2 Personen: 2 Entenbrüste, 300 g Hokkaidokürbis, 6 Grenaille Kartoffeln, 2 Orangen, 6 Zuckerschoten, 1 Bund Petersilie, 25 g Ingwer,

3 g Madras-Curry, 20 g Butter, 75 ml Olivenöl, Salz, Pfeffer, Zucker * (Mengen- / Zeitangaben beziehen sich auf 2 bzw. 4 Personen)

Ofen auf 160°C Umluft bzw. 180°C Ober-/Unterhitze

vorheizen. Kürbis waschen, von Kernen und Strunkres-

ten befreien und in 6 bzw. 12* gleichmäßig große Spal-

ten schneiden. (Die Schale kann mitgegessen werden.)

Kartoffeln der Länge nach halbieren.

Entenbrüste in einer kalten Pfanne ohne Öl auf der Haut-

seite 4 Minuten bei starker Hitze kross anbraten. Enten-

brüste wenden, Zuckerschoten hinzugeben und 1 weitere

Minute bei starker Hitze braten.

In eine Schüssel Kürbisspalten und halbierte Kartoffeln

geben und mit 5 bzw. 10 EL* Öl, Curry, ! bzw. 1 TL* Salz,

ausreichend Pfeffer, 1 bzw. 2 TL* Zucker marinieren. Auf

ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben und auf

mittlerer Schiene 12 Minuten im Ofen garen.

Angebratene Entenbrüste sowie Zuckerschoten zusam-

men mit dem ausgebratenen Fett auf das Ofengemüse

geben und weitere 12 Minuten im Ofen auf mittlerer

Schiene garen.

Entenbrüste waschen, trocken tupfen und mit einem

scharfen Messer die Haut rautenförmig, ohne in das

Fleisch zu schneiden, einritzen. Mit je einer Prise Salz

und Pfeffer von beiden Seiten kräftig würzen.

Währenddessen die Hälfte der Orangen schälen,

Fruchtfleischfilets v-förmig heraustrennen und beisei-

te stellen. Saft der verbliebenen Orangen auspressen.

KOCHTIPPS VOM KOCHHAUS Knusprige Entenbrust mit gebackenem Hokkaidokürbis und Ingwer-Orangen-Soße

Auf dieser Seite findet ihr monatlich einen Rezeptvorschlag mit Fotoanleitung vom Kochhaus, dem weltweit einzigartigen begehbaren Rezeptbuch in Berlin Prenzlauer Berg (Schönhauser Allee 46) und Schöneberg (Akazienstraße 1). Im Kochhaus findet man nicht nur regelmäßig wechselnde Rezepte, sondern auch gleich noch alle Zutaten, die man für das Gericht braucht – fertig portioniert an einem Tisch. Schaut doch mal vorbei und bis dahin: Guten Appetit!

Text und Bilder Kochhaus

Ingwer schälen und in feine Würfel schneiden. Petersili-

enblätter von den Stielen zupfen.

Orangensaft und Ingwer in eine Pfanne geben und auf

höchster Stufe 4 bzw. 8 Minuten* einkochen. Pfanne vom

Herd nehmen, kalte Butter einrühren und Orangenfilets

hinzufügen. Nach Geschmack mit 1 bzw. 2 Prisen* Salz

und Pfeffer würzen.

Entenbrust auf einem flachen Teller mittig anrichten,

Kürbisspalten, Kartoffeln und Zuckerschoten hinzufügen

und mit der Ingwer-Orangen-Soße begießen. Mit Petersi-

lienblättern reichlich garnieren.

30 Hmmm, Lecker!

Page 31: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

Wir Mitte Muttis 31

Diese Haltung änderte sich schlagartig mit der Geburt meines Kindes. Denn plötzlich war es nicht nur meine Gesundheit, die ich mit Fer-tigprodukten zugrunde richtete, sondern auch die eines kleinen Menschen. Doch zum Glück hatte ich ja Freunde, die sich ebenfalls um das Wohlergehen meiner Tochter sorgten. Und so bekam ich anstatt schicker Petit-Bateau-Stramp-ler jede Menge Kinderkochbücher geschenkt. Zu meinem Bedauern musste ich sehr schnell feststellen, dass meine Tochter den Hang zum ungesunden Essen von mir geerbt hat und lie-ber Schnitzel mit Pommes als Karotten-Pasti-naken-Suppe isst. Als ordentliche Mitte-Mutti, die nur im Biosupermarkt einkauft und anstelle von praktischen Plastikwindeln ihrem Kind nur schadstofffreie Naturwindeln anzieht, kommt so etwas bei uns natürlich nur an Kindergeburts-tagen auf den Tisch. Für etwas Anderes ist meine Kleine leider nicht bereit, ihren Mund zu öffnen. Es sei denn, ich hebele ihn mit einem Löffel auf, das erscheint mir dann doch etwas zu herzlos. Also, was tun, wenn ich nicht will, dass der Kin-derarzt einen wegen akutem Untergewicht des Kindes zum Jugendamt schickt? Am Besten sich Rat bei den Kinder-Kochexperten holen, wie bei der Gattin des amerikanischen Komikers Sein-feld, die uns in ihrem Kochbuch Mama, dass schmeckt super verrät, wie wir eine fettige Lasa-gne in eine wahre Vitaminbombe verwandeln, die unser Kind sogar ganz freiwillig aufisst. Eine andere Variante, die selbst bei meiner schlecht essenden Tochter extrem gut funktio-niert, ist sich gemeinsam an den Herd zu stellen und das Abendessen gemeinsam zuzubereiten. Auch wenn man danach mindestens zwei Stun-den aufräumen muss. Tolle Rezepte dafür gibt es in dem Kochbuch

Spuren in der Polenta, mit dem es sich dank der tollen Kinder-Kurzgeschichten, von denen es immer eine passende zu jedem Rezept gibt, auch nach dem Essen noch sehr gut die Zeit ver-treiben lässt. Zudem ist es dank der fabelhaften Illustrationen von Larissa Bertonasco, die einige schon als Illustratorin und Autorin des Koch-buchs La Nonna, La Cucina, La Vita – die wunder-baren Rezepte meiner Großmutter kennen dürf-ten, noch extrem schön anzusehen. Ebenfalls sehr gelungen ist das Astrid Lindg-ren Kochbuch, dank dessen wir endlich erfah-ren können, ob Pippis legendäre Pfefferkuchen wirklich so gut schmecken, wie sie immer ver-spricht, und zu guter Letzt auch noch hinter das Geheimnis von Michels legendärer Blaubeersup-pe kommen. Wer die Koch-, und Esserziehung seines Kindes jedoch lieber ganz in fremde Hände legen will, der sollte es zu einem der Kinder-Kochkurse schicken, die Alex Sommerfeldt in seinem Stu-dio im Prenzlauer Berg organisiert. Denn dort lernen die Kids nicht nur, wie sie sich ein gesun-des und köstliches Menü zubereiten, sondern auch, welche Basic-Benimmregeln es am Essens-tisch gibt.Und wenn die Kinder euch dann am nächsten Sonntag ein dreigängiges Menü zubereitet ha-ben, dann könnt ihr auch mit ihnen als Beloh-nung in die Ritter Sport Schokowerkstatt gehen, wo man nicht nur erfährt, wie die Schokolade hergestellt wird, sondern wo man am Ende der Veranstaltung auch seine ganz eigene Ritter Sport-Tafel kreieren darf. Doch Vorsicht, Bauch-weh ist bei diesem kulinarischen Ausflug vor-programmiert!

WIR MITTE - MUTTIS

Früher waren meine Hauptnahrungsmittel Toastbrot, Kaffee und

Bier. Warmes Essen gab es für mich nur beim Billig-Italiener, in

der Uni-Mensa oder bei Freunden, die etwas mehr Wert auf eine

ausgewogene Ernährung legten als ich. Kochen, das bedeutete für

mich, eine Packung Tiefkühlgemüse aufzuwärmen und mit ein

wenig Ketchup zu verzieren.

Kochabenteuer

Alex Sommerfeldt

E-Mail: [email protected]

www.kochabenteuer.de

Tel. 030 – 66 30 83 23

Ritter Sport Schokowerkstatt

www.schokowerkstatt-berlin.ritter-sport.de

Mama, das schmeckt super! Die heimlich

gesunden Lieblingsgerichte Ihrer Kinder

– Wie Sie einen kompletten Blumenkohl

servieren, ohne dass es jemand merkt

von Jessica Seinfeld, Imke Brodersen

Mosaik Verlag für 14,95 Euro

Spuren in der Polenta: Essgeschichten

und Rezepte für Kinder

von Lukas Hartmann, Larissa Bertonasco

Bajazzo Verlag für 16,90 Euro.

Das Astrid Lindgren Kochbuch

von Mamke Schrag, Andreas Wagener,

Björn Berg, Katrin Engelking, Ilon Wikland,

Jan Buchholz

Oetinger Verlag für 16,90 Euro.

Text Bettina Schuler Bild Bajazzo Verlag Translation P. 43

Page 32: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

32 Kulturgut

KUNSTTIPPS VON EYEOUTText Kimberly Bradley Translation Moritz Estermann P. 41

In dieser Kolumne stellen wir euch jeden Monat eine kleine Auswahl der interessantesten Ausstellungen in Mitte vor. Weitere spannende Tipps findet ihr in der iPhone App EYEOUT Berlin (www.eyeout.com).

JOACHIM BROHM — CULATRA &ERWIN BLUMENFELD 10. September – 17. Dezember 2011Kicken Berlin, Linienstr. 155, S1, S2, S25 Oranienburger Straße, Di bis Sa, 14 – 18 Uhr+49–30–28 87 78 82, [email protected], www.kicken-gallery.com

Die Besucher der Galerie Kicken haben diesen Herbst das Vergnügen zwei wunderbare Ausstellungen zu sehen. In der Hauptgalerie wird Culatra gezeigt, die neueste Serie des mitt-lerweile 50-jährigen deutschen Fotografen Joachim Brohm. Die 24 Bilder wurden zwischen 2008 und 2010 in Culatra, Portugal aufgenommen, einer kleinen, nur spärlich besiedelten Insel nahe der Algarvenküste. Die Motive – ein Traktor, eine Hütte, eine geflieste Fassade, ein rotes Boot im Sand, ein unordentlicher Hinterhof – scheinen fast zu leuchten und geben der sonst eher zurückhaltenden Farbwelt Brohms eine neue Tiefe. Seine Kompositionen sind – wie so oft – voller subtiler Spannung, die den Betrachter dazu führen, ein wenig länger hinzuschauen. Bei Kicken II ist eine kleine Auswahl von Modefotografien des deutschen Fo-tografen Erwin Blumenfeld (1897–1969) zu sehen, die mehrheitlich in den 30er und 40er Jahren sowohl in Paris wie auch den USA entstanden sind. Wunderbar retro.

Joachim Brohm – Culatra (Ausstellungsansicht)

Courtesy Kicken Berlin

Seeing is Believing (Ausstellungsansicht)

Courtesy Kunst-Werke Berlin

Foto: Uwe Walter, 2011

SEEING IS BELIEVING 11. September – 13. November 2011 Kunst-Werke Berlin, Auguststraße 69, S1, S2, S25 Oranienburger Straße, Di bis So, 12 – 19 Uhr, Do 12 – 21 Uhr+49–30–24 34 59 0, [email protected], www.kw-berlin.de

Seit 9/11 haben die Massenmedien unsere Sicht auf Kriege und Katastrophen verändert, wenn nicht sogar manipuliert. Die Ausstellung Seeing is Believing in den Kunst-Werken übt Kritik an dieser Wahrnehmung moderner Konflikte und deckt gleichzeitig in vielen Fällen bisher Unsichtbares auf. Zu sehen sind Arbeiten von 24 Künstlern, wie zum Beispiel der Phantom Truck des Amerikaners Iñigo Manglano-Ovalle. Die Rekonstruktion eines Bio-waffen-Fahrzeuges in Originalgröße ist in einem komplett verdunkelten Raum ausgestellt – eine Situation, die den Besucher dazu zwingt, sich blind um das riesige Objekt herum-zutasten. Auch Themen wie Schmuggel und Überwachung werden angesprochen: Taryn Simon fotografiert konfiszierte Objekte von Flughafenkontrollen; der iranische Künstler Ab-bas Akhavan zeigt zu Waffen umgebaute alltägliche Gegenstände und die Fotografien des palästinensischen Künstler Taysir Batniji wirken auf den ersten Blick fast wie Fotos aus der Becher-Schule, bis klar wird, dass es sich um Wachtürme handelt. Vieles ist irritierend direkt und intensiv, doch einige Arbeiten entwickeln ihre Stärke auch aus Subtilität und Abstrak-tion heraus. The Day Nobody Died, eine Wandarbeit der Kriegsjournalisten Adam Broom-berg und Lover Charanin, besteht aus Fotopapier, das sie an der Front in Afghanistan dem Sonnenlicht ausgesetzt haben – der Schrecken verschwindet hier hinter der Schönheit der Farben. Künstler: Adel Abdessemed, Abbas Akhavan, Kenneth Anger, Nadim Asfar, Taysir Batniji, Adam Broom-

berg und Oliver Chanarin, Paul Chan, Zeyad Dajani, Anita Di Bianco, Joana Hadjithomas und Khalil Joreige, Khaled

Hourani, Iman Issa, Alfredo Jaar, Nedim Kufi, Iñigo Manglano-Ovalle, Gianni Motti, Adrian Paci, Walid Sadek, Taryn

Simon, Sean Snyder, Hito Steyerl, Akram Zaatari.

Page 33: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

GIMME FIVE - GUILTY PLEASURES

Natürlich essen wir von der MITTESCHÖN-Redaktion ganz wenig ungesundes Essen. Und wenn, dann nur Müsli mit Zartbitter-schokosplittern, Dörrobst oder mal ‘ne Reiswaffel. Furchtbar schlechte Essgewohnheiten, die wir da an den Tag legen. Leider gibt es für den englischen Begriff Guilty Pleasure keine wirklich gute deutsche Entsprechung. Vergnügen mit Schuldgefühlen groovt einfach nicht. Und doch kennt diese heimlichen Gaumenfreuden hierzulande jeder. Jenes kalorienreiche Fast- oder Fingerfood, Süßspeisen oder Fruchtgummis, die mehr künstliche als natürliche Zutaten beinhalten, die wir insgeheim mögen, obwohl wir wissen, dass sie in der Welt der Schöngeister, anspruchsvollen Gourmands und asketischen Bedenkenträger keinen Blumentopf gewinnen können. Wir sind mal in uns gegangen, um unsere wirklich finstersten Geheimnisse ans Licht zu zerren, und bekennen uns im einmaligen MITTESCHÖN Essens-Sonderheft zu unseren heimlichen Leidenschaften und abgründigen Vorlieben!

Text Paul Schlosser Illustration Kristina Wedel

01 Haribo Brixx Den unangefochtenen ersten Platz belegen Brixx, die süßeste Versuchung, seitdem es Haribo gibt. Brixx sind sauer-kandierte Fruchtgummis, die es gefüllt mit prickelnder Brause in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt. Lange Zeit bei REWE in der Süßigkeitenabteilung neben den Katjes Yoghurt Drops des schwergewichtigen Fußballfunkti-onärs Rainer Calmund deponiert, hat es sich dort unlängst wieder ausgebrixxt, und so sind die sauren Würfel nur noch in gut sortierten Spätis erhältlich.

02 Rée Kaffee’s QuarkhörnchenFalls es sich sowieso nicht längst rumgesprochen haben sollte: Im Rée Kaffee auf der Brunnenstraße in Mitte gibt es die besten Quarkhörnchen der Stadt! Man sollte aber nicht zu spät kommen. Die Stückzahl ist sehr begrenzt; wir haben schon Tage erleben müssen, an denen uns andere Freunde schwäbischen Quarkgebäcks bereits zuvor-gekommen sind.

03 Chili Cheese Fries von BurgermeisterEin wahres Highlight amerikanischer Fast Food Kultur. Der Imbiss unter der Hochbahn am U-Bahnhof Schlesi-sches Tor weiß nicht nur mit handgemachten Burgern vom Grill und Tacos zu locken. Besonders die Chili Cheese Fries, platt gesagt: Pommes Frittes (Fries), bedeckt mit Chili con Carne (Chili) und dann mit Käse (Cheese) überba-cken, sind eine kleine Sünde wert!

04 Tayaki von Mogu Mogu TaiyakiTayaki ist ein etwas an Waffeln erinnerndes Gebäck, das nicht etwa gewohnt rechteckig, sondern in Form eines süßen Fisches verkauft und traditionell mit süßen Pasten wie Kastanie, schwarzer Sesam, Banane-Schoko oder Azdukibohnen (unser klarer Favorit) gefüllt wird. Über www.facebook.com/MoguMoguTaiyaki könnt ihr erfahren, wann das Team mit mobilem Stand in eurer Nähe ist.

05 California Breakfast Slams’ unschlagbare Strawberry Mint Pancakes Seit wenigen Wochen kann wieder geslammt werden, was das Zeug hält! Diesmal in der Pflügerstraße 19! Unser Fa-vorit sind die Strawberry Mint Pancakes mit Ahornsirup, Erdbeeren und einer Butterkugel so groß wie ein Eisbäll-chen! Langschläfer und Feierwütige sollten sich am Wochenende aber den Wecker stellen. Das Frühstücksangebot gilt auch hier nur bis 16 Uhr. Danach muss die Küche wieder für die eigentlichen Besitzer der Lokalität geräumt werden.

Die sündigen Gelüste der MITTESCHÖN-Redaktion

Gimme Five 33

Page 34: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

34 Angehört und nachgehorcht

Das ursprünglich dreiköpfige Akustik Techno – Projekt „Brandt Brauer Frick“,

dessen Mitglieder gleichzeitig Namensgeber für die Formation sind, ist in der

jüngeren Vergangenheit zwecks spektakulärer Live Auftritte zu einem Zehn–

Mann-Ensemble angewachsen. Handgemachter Techno, der Philharmonie- und

Clubbesucher gleichermaßen beeindruckte. Was sich auf der Bühne bewährt

hat, ist nun auf einem Tonträger adaptiert worden, welcher vor einigen Tagen in

Deutschland veröffentlicht wurde. „Mr. Machine“ heißt das zweite Album des Trios.

Anders als der Titel vermuten lässt, wurde – im Gegensatz zum Erstlingswerk

„You Make Me Real“ - gänzlich auf computergenerierte Töne verzichtet. Die

Hauptbesetzung von „Brandt Brauer Frick“ - mit Vornamen Daniel, Jan und Paul

- war in den letzten Monaten umtriebig. Neben dem Release der zweiten Platte

waren sie nonstop auf Tour und haben das neue Video zu „Pretend“ aufgenommen.

Nebenbei haben Jan und Daniel noch ihr Studium beendet. In unserem Gespräch

erzählen uns die sympathischen Musiker mehr über die neue Platte, was sie von

„Kraftwerk“ halten und warum Mutters Kochkünste doch die besten sind.

BRANDT BRAUER FRICK Text Anne Kammerzelt Foto Harry Weber

Page 35: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

Angehört und nachgehorcht 35

Euer zweites Album ist gerade herausgekommen. Was hat sich seit dem Debütalbum verändert?Paul: Unser erstes Album haben wir komplett zu dritt aufge-nommen. Im Garagenstudio in Wiesbaden. Wir haben viel im-provisiert und hatten erst mal gar nicht vor, eine Aufnahme zu machen. Das neue Album wurde von Anfang an geplant. Die Musik war ausgedacht, bevor sie aufgenommen wurde. Dadurch, dass auf dem neuen Album alles mit dem Ensemb-le, also mit akustischen Instrumenten gespielt ist, ist das ein ganz anderer Sound. Bei dem ersten Album haben wir zwar auch dreckige, akustische Klänge aufgenommen, die dann aber bearbeitet und mechanisch editiert, so dass es noch mehr nach Techno klang.

Wie seid ihr zu dem Ensemble gekommen?Daniel: Das sind vor allem Leute, die Paul durch sein Studium kennt. Einige wurden uns auch weiterempfohlen. Wir haben mitt-lerweile eine feste Crew und zusätzlich Musiker, die ausgetauscht werden, da einige zum Teil noch bei anderen Ensembles spielen und so nicht immer Zeit haben. Das ist eine große Gruppe an Leu-ten, mit denen die Zusammenarbeit eine Menge Spaß macht.

Wie tretet ihr lieber auf, zu dritt oder mit dem ganzen Ensemb-le? Die Auftritte unterscheiden sich ja schon sehr.Jan: Wir machen beides gerne und lieben gerade die Abwechs-lung. Die Auftritte mit dem Ensemble sind sehr aufwendig, und es bedarf einer wahnsinnigen Logistik. Dafür ist es aber auch ein riesen Gefühl, wenn alles gut über die Bühne gegan-gen ist. Aber das braucht man auch nicht jedes Wochenende. Deswegen sind wir froh, dass wir auch dieses relativ einfache Setup zu dritt in den Clubs haben. Das ist auch besser als das Ensemble–Konzert dazu geeignet, um die Leute im Club zu ro-cken. Wir wollen mit dem Ensemble auch in diese Richtung ge-hen, aber das ist mit dem Dreier-Ding gerade noch einfacher.

Wenn die Arbeit mit dem Ensemble so viel Organisation bedarf, seid ihr euch da auch mal uneinig?Daniel: Nein, eigentlich nicht. Wir sind dann eher gemeinsam als Gruppe gegen alle anderen.

Paul: Letztendlich ist das, was wir dieses Jahr durchziehen, auf jeden Fall so was wie verheiratet sein...Daniel: Aber die Ehe läuft noch gut.

Ihr werdet aufgrund eures Auftretens oft mit „Kraftwerk“ vergli-chen. Euer neues Album heißt „Mr. Machine“. Da denkt man natür-lich sofort an Kraftwerks „Mensch-Maschine“.Paul: Natürlich sind wir ein bisschen daran schuld, dass wir mit Kraftwerk verglichen werden. Ich finde Kraftwerk al-lerdings eher faszinierend, als dass ich sie wirklich mag. Im Grunde machen wir auf einer bestimmten Ebene genau das Gegenteil. Weil wir ja gerade Maschinen-Musik wieder zum Atmen bringen und sie mit organischen und dreckigen Klän-gen versehen.

Seht ihr Maschinen eher als Fluch oder als Segen für die Gesell-schaft?Daniel: Naja, ohne Maschinen würde es zum Beispiel nicht mal einen Tonträger geben. Von daher ist es schon ganz cool, dass es Maschinen gibt. Aber natürlich sind sie zum Teil auch schlecht für die Gesellschaft.

Jan: Das ist zum Beispiel eine gute Maschine (zeigt auf ein Fahrrad). Die ist einfach und die kapiert jeder. Aber es gibt natürlich viele Maschinen, die die Menschen einfach überfor-dern.

Paul: Trotzdem will doch keiner von uns raus aus dem Fort-schritt. Erst mal sollte eine Idee da sein, damit das Ganze eine menschengesteuerte Sache bleibt und die Maschine ein Hilfs-mittel ist. Aber jede Maschine verselbstständigt sich ja irgend-wann mal. Eigentlich muss man zugeben, dass dies das Inter-essante ist.

Welche Maschine wärt ihr denn gerne, wenn ihr einer Maschine Le-ben einhauchen könntet?Jan: Espresso-Maschine.Paul: Und ich ein Damenrasierer

Tocotronic sang: „Digital ist besser.“ Was wäre eure Antwort?Jan: Beides ist gut!

Paul: Genau, beides ist gut. Wichtig ist für uns das Feeling, das dabei rauskommt. Hierbei sind uns alle Mittel recht. Eins unserer Lieblingsmittel ist es, mit einem Mikrofon und irgendeinem Ob-jekt oder Instrument herumzuexperimentieren, weil wir so viel schneller Klänge kreieren können, die wir interessant finden. Mit dem Computer oder Synthesizer gibt es zehn Millionen Nerds auf der ganzen Welt, die alles ausprobieren, und deswegen kennt man einfach alles. Aber es gibt wenige Leute, die eine lebendige, pul-sierende Musik wie die unsere machen.

Stichwort Nerds: du hast schon mit zwölf Jahren komponiert. Re-agiert das Umfeld, zum Beispiel in der Schule, da nicht etwas ver-stört?Paul: Ich wurde auf jeden Fall etwas ausgelacht. Und ich habe mich eigentlich auch immer so ein bisschen geschämt. Aber ir-gendwann habe ich dann bei einem Kompositionswettbewerb mitgemacht. Da war ich sechzehn. Ich wurde ausgewählt, und ein Stück von mir wurde anschließend von richtig guten Musikern gespielt. Somit hatte ich eine Aufnahme und die Möglichkeit, es meinen Freunden vorzuspielen. Da gab es schon viele, die mein-ten: „Oh oh, du Armer, du wirst echt ein trauriges Leben haben. Das ist doch brotlose Kunst.“

Eure Aufnahmen zum ersten Album haben in dem Studio in Wies-baden, in der Garage von Daniels Eltern, stattgefunden. Hat Mutti gekocht?Alle: Oh ja!

Page 36: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

36 Anzeige

Paul: Daniels Mutter kocht einfach extrem gut. Sie hat einen gro-ßen Radius an Speisen und hat uns immer wieder mit Neuem be-glückt. Vor allem gibt es immer alles. Es gibt eine Vorspeise, dann gibt es ein Hauptgericht, vielleicht noch ein zweites Hauptge-richt. Auf jeden Fall immer einen Nachtisch. Später dann Eis und dann auch noch Kaffee.

Jan: Und ein einfaches Abendbrot artet total aus.

Was kann deine Mutter am besten?Daniel: Schwer zu sagen. Ich mag eigentlich alles, was meine Mut-ter kocht. Früher gab es mal Gerichte, die ich nicht mochte, aber die gibt es jetzt nicht mehr.

Seid ihr denn eher Sushi- oder eher Döner-Typen?Paul: Wir sind eigentlich eher Burger-Typen.Jan: Aber wenn wir die Wahl haben, dann eher Sushi.Daniel: Nee, ich nicht. Ich eher Döner.

Habt ihr ein Album im Plattenschrank, für das ihr euch schämt?Daniel: Die Prinzen. Das ist einfach echt Scheiße. Die fand ich, als ich sechs Jahre alt war, kurz cool. Die würde ich auch nicht aufle-gen. Ace of Base hingegen würde ich zumindest schon noch mal spielen.

Und ihr? Outet euch, „die Prinzen“ müssen übertroffen werden!Paul: Ich hab irgendwann mal ein Album von den Toten Hosen geschenkt bekommen. Die fand ich sogar gut, weil das Mädchen, in das ich mit zwölf verliebt war, die auch gehört hat.

Jan: Von den Toten Hosen hatte ich mal Zehn Kleine Jägermeister. Das war eine meiner ersten CDs. Dafür schäme ich mich natürlich schon ein bisschen. Aber ich war jung, also was willst du machen?

Ich hab gerade den Eindruck, dass das Berliner Nachtleben nicht viel Neues zu bieten hat.Paul: Dadurch, dass wir gerade so viel unterwegs sind, bekommen wir nicht viel mit. Aber was das Angebot angeht, gerade auch was Konzerte betrifft, ist Berlin einmalig. Aber es stimmt schon, dass im Moment nichts Neues aus Berlin kommt, was uns total flasht. Daniel: In Berlin gibt es oft die Hemmschwelle, unterschiedliche Musik in die Sets einzubauen. Einfach mal eine Platte auszuma-chen und dann irgendein Soul-Lied zwischendrin zu spielen. Das kann man hier einfach nicht bringen, sonst gehen alle sofort. Aber am Wochenende hab ich im ://about blank aufgelegt, da war eine coole Stimmung, da konnte man eigentlich alles machen.Brandt Brauer Frick Ensemble live: Sonntag, 18.12., 20 Uhr, Volksbühne

www.brandtbrauerfrick.de

Bereits in den 1990er Jahren machte sich der Hamburger Torsten Schilling daran, den Golfsport aus den Fängen der muffligen Eli-te zu befreien, ihm ein Rock’n’Roll Image zu verpassen und ihn so in das urbane Leben zu integrieren. Heute leitet Schilling die weltweite Natural Born Golfers Community, der mehr als 150.000 aktive Mitglieder angehören. Mittlerweile gibt es ein eigenes Fashion-Label, außerdem werden regelmäßig Community- aber auch Business-Events organisiert.

Die Bilder entstanden beim diesjährigen Rock’n’Hole in Berlin, mitveranstaltet von FluxFM, gesponsert von Citroen DS4 und Jä-germeister und musikalisch begleitet von Laing, Bubi Elektrick,

Monica and the Explosion und Mediengruppe Telekommander. Torsten Schilling: „Rock’n’Hole ist die Symbiose von Urban Golf und Musik – und genau das ist es, was den Spirit der Natural Born Golfers ausmacht.“

Action und gute Stimmung stehen also auf dem Programm – für alle, die abenteuerlustig genug sind und Spaß daran haben, ab-seits von Fairway und Green ein paar Bälle zu schlagen.

Weitere Eindrücke von der Golftour quer durch die Stadt gibt es auf www.facebook.com/naturalborngolfers, wo ihr euch zukünf-tig auch über bevorstehende Veranstaltungen informieren könnt.

NATURAL BORN GOLFERS

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Page 38: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15
Page 39: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

Berliner Gesichter 39

Das Fischfangen hat in meiner Familie schon seit Generationen Tradition. Bereits mein Großvater und mein Vater waren Hobby-Angler, da war es ganz selbstverständlich, dass auch ich anfing zu angeln. Bei uns daheim in Bayern wurden die gefangenen Fi-sche auch schon immer gegrillt. Teilweise gab es bei uns täglich Fisch zum Abendessen. Und irgendwie hat mich dieser gegrillte Fisch mein Leben lang nicht mehr losgelassen. Selbst nach dem Studium nicht.

Von Hause aus bin ich studierter Landschaftsbauer. Das ist derjenige, der sich um die Ausführung und korrekte Umsetzung der Baupläne kümmert. Ich habe auch acht Jahre lang in diesem Beruf gearbeitet, aber irgendwann habe ich nur noch Dienst nach Vorschrift geschoben, weil mich die Lust komplett verlassen hat-te. Mir war dann schnell klar, dass ich meinen Traum vom Steckerlfisch-Stand realisieren muss, um nicht unglücklich zu werden. Das war jetzt vor knapp 5 Jah-ren, im Frühjahr 2007.

Mein allererster Kunde war zufälligerweise Dieter Kosslick, der leider keine Mayonnaise verträgt. Des-wegen ist ihm auch von seinem ersten Steckerlfisch, den ich ja immer mit einer selbst gemachten Kräu-terremoulade serviere, erst mal schlecht geworden. Der zweite ohne Remoulade hat ihm dafür dann aber umso besser geschmeckt.

Obwohl ich keinerlei Erfahrung mit der Selbstständig-keit hatte, habe ich immer gewusst, dass das mit dem Steckerlfisch-Stand funktionieren wird. Vielleicht auch, weil ich nie etwas erwartet habe, sondern mich einfach mit meinem Stand auf die Märkte gestellt und gegrillt habe.

Mein Prinzip ist, dass sich jeder an meinem Stand ei-nen Fisch leisten kann. Das alte Mütterchen ebenso wie der gut verdienende Mittvierziger. Ich verdiene

lieber fünf Euro weniger, als dass ich irgendjemanden wegen meiner Preise als Kunden ausschließe.

Mein Anspruch sowohl im Umgang mit den Kunden als auch beim Zubereiten des Essens ist, dass sich die Gäste so fühlen, als ob sie bei mir zu Hause zum Essen eingeladen wären. Deshalb lasse ich mir auch nicht ir-gendeinen Kartoffelsalat liefern, sondern mache ihn lieber selbst. Auch die Kräuterremoulade wird von Hand zubereitet, nach einem hauseigenen Rezept. Zu Beginn habe ich in meinem Freundeskreis einen rich-tigen Remoulade-Test veranstaltet, um die richtige Mischung herauszufinden.

Die meisten Fische, die ich verkaufe, kommen aus Norwegen und sind MSC-geprüft. Nur die Forellen kommen aus der Teichanlage meiner Eltern. Dort wer-den sie geschlachtet, eingefroren und mit dem Kühl-transporter nach Berlin geliefert.

Man mag es kaum glauben, aber meine Frau hasst Fisch. In der Schwangerschaft hat sie mal an einer Makrele geknabbert, aber das war’s dann auch schon. Das Einzige, was sie ab und zu isst, sind Fischstäbchen. Doch die zählen für mich nicht.

Ich kann mir gut vorstellen, den Steckerlfisch-Stand noch weitere zehn Jahre zu betreiben. Für mich ist es der schönste Beruf der Welt. Wenn man es überhaupt als Beruf bezeichnen kann. Denn eigentlich bin ich den ganzen Tag ja nur am Grillen.

Jürgen Fürgut, 39 Jahre

Betreiber und Inhaber von Steckerlfisch & Co.

BERLINER GESICHTERText Bettina Schuler Foto Tina Linster Translation P. 43

Steckerlfisch & Co

Jürgen Fürgut

Winterfeldtstraße 5

www.steckerlfisch.com

Wochenmärkte:

Winterfeldtplatz

Mi, 10 – 14 Uhr

Breslauer Platz

Do, 12 – 17 Uhr

Arkonaplatz

Fr, 12 – 19 Uhr

Winterfeldtplatz

Sa, 10 – 16 Uhr

Page 40: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

40 English Translations

Events (p. 8)

NEWVILLAGER

Pop

Admission: from !13.20 in

advance, 21 Nov, doors open 8

pm, show begins 9 pm

Music has been full of

myths since time imme-

morial. NewVillager also

advantageously uses these traditions in their live

shows, videos, films and art installations. Founders

Ben Bromley and Ross Simonini not only weave myth

around their multi-media art project, but discuss this

with the outside world: Their mythology is "a lens

through which one views the world, a ten-part frame-

work in order to understand the process of change.

How does a person, an idea change from one state

to another? Everyone asks this the question every

time anyone creates something new. Mythology is

our response." Supposedly founded in the depths of

the world’s smallest volcano in Mexico, NewVillager

released their self-titled debut in August. Their music

is predominately Funk, Bass, Progressive Rock, and

Psychodelia with Soul, and percussive and electronic

elements alternate with guitars and keyboards. To be

honest, we haven’t the foggiest idea about the mytho-

logy of NewVillager. The group understands music

and that’s enough for us to surrender unconditio-

nally to this madness.

Crystal Columbiadamm 9–11

www.crystal-berlin.de

FASHION FOOD

Exhibition

Admission: ! 3

29 Oct – 29 Jan

Tue, 9 am – 8 pm, Wed to Fri,

9 – 5, Sat, Sun and Holidays

10 – 6

The photo exhibition Fashion

Food proves to us that food can also play a role in fa-

shion shows. Here a scarf is made of cotton candy, a

top from soybean leaves, noodle dough serves as a

head dress, dark chocolate becomes a full body suit

and a gold leaf adorned octopus is a tunic. Star chef

Roland Trettl and photographer Helge Kirchberger

food arrangements on bare skin blur the lines bet-

ween haute cuisine and haute couture. The two ca-

tegories of food and fashion are thus brought into a

completely new context. For the first time the Muse-

um for Communication Berlin is presenting some 50

images of the interdisciplinary art project Fashion

Food until 20 January 2012. Along with images that

have already published, unpublished large-format

photographs will be on display in the exhibition. The

eponymous book with a foreword by Vivienne West-

wood is eye candy and recipe book in one: included in

this culinary artwork are recipes from Trettl that are

simple and quick to prepare.

Museum for Communication Berlin

Leipziger Strasse 16

www.mfk-berlin.de

THE WATERMELONS

Indie Pop

Admission: ! 3

2 Nov, Show begins at 10 pm

Why would a band name

itself after a fruit-like cu-

curbit? We don’t exactly

know. What we do is that

The Watermelons stand for really fresh British Indie

Pop. 2011 was an unbelievably successful year for the

young West Sussex band, which first shot to success

just two years ago. The four boys toured through Ger-

man lands playing in established Berlin clubs. This

summer they were in France where they performed

in Le Touquet and were the opening act for the mu-

sician Louis Bertignac at the Rock En Stock Festival.

After performances at the Shambala Festival back at

home, Toby Bain, Sam Salkeld, David Kelly und Matt

Wagstaff are no way resting on their laurels. Instead,

thy have returned to Europe with their new EP Dance

Strange Together for their second European tour in

the German capital. In restaurant White Trash you

cannot only enjoy The Watermelons, but an “exotic

meal ala Mom.” Culinary pleasure for your ears gua-

ranteed!

White Trash Fast Food,

Restaurant Schönhauser Allee 6–7

www.whitetrashfastfood.com

THE SANDWITCHES

Independent, Pop

Pop Country Garage Soul

Admission: Tickets in ad-

vance from ! 10.30 20 Nov,

9 pm

The name of this American

girl band easily gets you on

the wrong track, at least if you only get to hear them.

The Sandwitches understand the homophonic pun

as a bad joke. The trio consists of the two singers and

guitarists Heidi Alexander and Grace Cooper, who

previously were part of The Fresh & Onlys, and Roxy

Brodeur on drums. That the three girls from San Fran-

cisco are not adverse to snacks and treats is reflected

by their two albums, which are entitled How To Make

Ambient Sad Cake and Mrs. Jones' Cookies. Their sound

is a wild mix of 50's doo-wop, 60's girl group pop, folk,

country and psychedelic garage-rock that is echoed

with a pinch of soul, surf and rockabilly. On their sec-

ond album the Sandwitches go for various styles and

interpret them in their own, not always serious way

- sometimes dark, sometimes calm and playful. The

designation Weird Pop puts it best. With rattling lo-fi

drums, singing reminiscent of Natalie Merchant and

sometimes Kate Bush, and outrageous stage outfits,

the Three Graces will be performing at the Monarch.

Monarch Skalitzer Strasse 134

www.kottimonarch.de

JAMES BLAKE

Dub Melodramatic Pop

Admission: !35.45 in advance

16 Nov, 8 pm

Earlier this year James Blake

released his debut, which

revolutionized our listening

habits with its minimalistic,

catchy and hypnotic approach and was nominated for

the Mercury Music Prize 2011 in July. The single Limit

To Your Love, a cover version of the Canadian singer

Feist, triggered a veritable hype in various social net-

works already in late 2010. Low and behold, musical

taste and suitability for a mass audience sometimes

go hand in hand. James Blake studied at Goldsmiths

College and is a trained classical pianist. With his

post-dub step, the 22-year-old Londoner has created a

new kind of organic, minimalist music. In contrast to

his previously released EPs, his singing voice, which

he has previously hidden under the micro-collage

samples, plays more of a role on the album. Blake

succeeds again and again to break with the expecta-

tions of the listener by skillfully weaving odd beats

with atonality, breaks, and a brittle voice together.

After his long run in the sold-out concert at Berghain

in April, the 22-year-old wunderkind is coming back

for another concert, this time at the Admiral Palace

in Berlin.

Admiralspalast Theater, Friedrich Strasse 101

www.admiralspalast.de

INTERFILM

Short film festival

Admission: Single tickets from

! 5, 5 tickets for ! 22,

Festival Pass for ! 50

15 –20 Nov

Interfilm, the 27th Internation-

al Short Film Festival Berlin,

Page 41: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

English Translations 41

will present 450 short films from around the world in

six days. Awards will be given in the categories of In-

ternational Competition, Confrontation, Documentary,

German Competition, Viral Video Award, and Eject. The

national focus is on the short film scene in Southeast

Asia. East by South East is dedicated to a region that

is changing like no other in the world, and that wants

to break with prejudices of the Asian culture. This year

Delikatessen focuses on the unique culture and herit-

age phenomenal heritage of Istanbul’s history of mul-

tiple empires. Berlin Beats makes the rhythm of the

city tangible and Bike Shorts shows that cycling has

become a way of life. Film + fertig sends five teams out

during the festival and their finished films will be giv-

en judged in an audience competition. Sound & Vision

turns off the sound of short films, and new sound will

added to them live by different musicians and sound

artists. Eject delivers the grand finale of the festival -

the long night of the absurd. The festival will open on

15 November in the Volksbühne and the award ceremo-

ny on 20 November will be in the Babylon Cinema. The

Volksbühne’s Roter and Grüner Salon, the Passage Kino

and Central Kino are the other venues.

More information at: www.interfilm.de

EYEOUT Art Events (p. 32)

Joachim Brohm –

Culatra &

Erwin Blumen-

feld

10. Sep – 17 Dec

Kicken Berlin, Linienstr. 155

Tue – Sat , 2 – 6 pm

In a long-running fall show,

Kicken treats its viewers to a lovely double photogra-

phy feature. The main gallery showcases Culatra, the

most recent series by 50-something German photo-

grapher Joachim Brohm. The 24 images were taken

from 2008 to 2010 in Culatra, Portugal, a small spar-

sely populated island off the coast of the Algarve. The

subjects of the photos; a tractor, a shack, a tiled faca-

de, a red boat in the sand, a messy backyard – acquire

a vivid glow that kicks Brohm’s normally restrained

sense of color up a notch. His compositions are, as

always, fraught with a subtle tension that begs the

viewer to look just a little longer. On view at Kicken II

is a small series of fashion photographs that German-

born Erwin Blumenfeld (1897–1969) took primarily

in Paris and the U.S. from the late 1930s to the mid

1940s. Wonderfully retro.

Seeing is

Believing

11 Sep – 13 Nov

Kunst-Werke Berlin,

Auguststr. 69

Tue – Sun, 12 am – 7 pm

Since 9/11, the mass media

has shifted (or even mani-

pulated) how we really see things like war and disas-

ter. Kunst-Werke’s exhibition Seeing is Believing offers

both a critique of our views of modern conflict and in

many cases shows the heretofore invisible. Works by

24 artists are on view, like Phantom Truck by American

artist Iñigo Manglano-Ovalle, a full-size reconstruction

of a bioweapons vehicle on display in a completely

darkened ground-floor hall, a situation that force vie-

wers to blindly feel their way around the huge object.

Topics like contraband and surveillance are addressed:

Taryn Simon photographs items confiscated from air-

ports; Iranian artist Abbas Akhavan displays ordinary

objects made into weapons; and Palestinian artist Tay-

sir Batniji’s black and white photographs seem at first

to be Becher-esque buildings, but prove to be watch-

towers. A lot here is jarringly direct and intense, but

some works carry power in their subtlety and abstrac-

tion. The Day Nobody Died by war journalists Adam

Broomberg and Oliver Charanin is made of photo pa-

per exposed to light on the fronts in Afghanistan. The

result is a wall piece that hides horror behind colorful

beauty.

I've got rice,

baby… (p. 18)

…once sang Helge Schneider

in the belief that with this bit

of artful cooking he would

win the heart of a girl. But

ever since the early nough-

ties when Briton Jamie Oliver

showed us that cool guys can cook really well, women are

no longer satisfied with basic cooking skills. No way; now

whoever wants to make a good impression on a woman

has to put something decent on the table. A Schlemmer-

filet Bordelaise out of the deep-freeze that you choke

down with lots of Lambrusco just ain’t gonna cut it. No,

today we girls want to be flattered. And culinarily too.

So, since we’ve all known for forever that tomatoes taste

better from the organic food store than they do from dis-

count stores, it would be nice if give you would put a little

more effort into the purchase of ingredients. A task that

is hardly difficult in this gourmet mecca we call Berlin.

What's the best fish store? Where can I buy vegan food?

Which bakery bakes the best bread? And damn it, where

is there actually still a decent butcher? We've put together

a list of the best addresses.

APPETIZER AND MAIN

COURSE

Good vegetables for an ap-

petizer salad can be found at

the various weekly/organic

markets, which take place

regularly around the city. Or

in the various health food

stores such as the LPG in the Kollwitz Strasse, which is

extremely well stocked. If you want to treat yourself to

a good olive oil, you should definitely drop by Themi-

stocles Pazianas olive oil shop in the Senefelder Strasse.

They produce their own delicious Pazianas Koroneiki,

which was on this year’s list of 200 best olive varieties to

buy, and it truly makes any salad a real treat. In this age

of progressive veganism and vegetarianism, the main

course is rarely a decent piece of meat plus side dishes.

But thanks to the vegan supermarket Veganz, this wish

can quite easily be fulfilled without much searching.

Fish fans should stop by Fischladen (fish store) on the

Schönhauser Allee where you can not only nibble on de-

lectable fish, buy it to cook at home. And if you’re one of

those few people who cannot resist a sizzling chop, then

please absolutely buy at the butcher shop Fleischeri

Klaus Gerlach because it simply is the best in town. My

special tip is their wild garlic (Bärlauch) sausages, that

you can also find every Saturday on the Kollwitz Platz.

DESSERT

If you want to pamper your

guests for dessert or with

a small delicacy, then you

should either stop in the

Werkstatt der Süsse (“sweets

workshop”) in the Huse-

mann Strasse or in the past-

ry shop of the coffee house Sowohlalsauch. You won’t

find better biscuits, chocolates and cakes unless you

bake them yourself. And if you want to serve something

other than the usual sweets, then you’re well advised to

check out the Lakritzeria where besides the usual licori-

ce products from know from our childhood, they offer

licorice powder, spreads and similar obscenities. What’s

missing quite clearly still is the right bottle of wine,

which you can either get at the wine stores Weinladen

Schmidt or Baumgart & Brown, who have two stores in

Mitte and one in Prenzlauer Berg. Another alternative

is the small but fine wine shop Weinwinkel in Duncker

Strasse, where one is extremely well-advised, and they

offer very good wines at extremely competitive prices.

What else is there left to say but: Bon appetit and santé!

Page 42: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

42 English Translations

Guerilla Dining (p. 21)

Is cooking also art?

Cooking is a lot about color and taste, as in art. But is

what’s bubbling in the pot really creative? Mitteschön

went asking three of Berlin's most sought after guerilla

chefs.

ZAGREUS PROJEKT

For a long time, Ullrich

Krauss wanted to open

a space where art and

cuisine go together. But

cooking isn’t really an art

form, says Krauss who

has been operating the

Zagreus Project in Mitte

since 2000. He enjoys a cup of coffee during the day

and the autumn sun in his backyard, which is over-

looked by the colorful facades of surrounding build-

ings. "Cooking is a craft. It can become art under cer-

tain circumstances, but that depends on the situation,"

he says in his Swabian accent. And its exactly these

situations that the culinary gallery owner is trying to

create in collaboration with artists and invited din-

ers who register in advance by email in his subterra-

nean concept-space eight times a month. The Zagreus

project offers diners an area that at first glance calls to

mind a children's birthday party. Red and white garden

furniture and a Play Mobil tree are on artificial turf

that has been laid out. Paintings by the artist group

Artists Anonymous shine in futuristic cyberpunk style

in the background. Colorful dishes like alphabet soup

and stuffed duck with chestnuts and wild herbs, which

match the concept, are on the menu. For dessert, iced

lemon and orange cake. "Strangers sit at a table and

spend the evening together here. It's a bit like in the

theater," Krauss says with a wink. So, yes, it is somehow

art. Zagreus Projekt, Brunnen Strasse 9a, Berlin Mitte

www.zagreus.net

ZUHAUSE BERLIN

“Everything about cook-

ing is an art. It starts with

recipes and ends with the

presentation,” says the

Supper Club team, which

calls itself “Zuhause” (at

home). The man behind

the cooking pots comes

from Ireland and spent years working on luxury cruise

ships as a chef. "The atmosphere and the trappings can

also be artistically done," says the graphic designer

from Canada who’s planning to open, a pop-up restau-

rant somewhere in the city. They have lived in Kreuz-

berg for a year, and are newcomers to Berlin’s secret

food community where clients only pay their chefs

for the ingredients. Compared to other supper clubs,

home-concept is a little different: Here there are eight,

small tasting courses offered, prepared very profes-

sionally and in accordance with an urban flavor. Every-

thing is carefully planned several weeks before the din-

ner date so that cooking; food and decor are combined

into a kind of art project. “Even if you don’t not take it

too seriously, you can be creative with food," says the

chef who buys his ingredients in gourmet stores and

farmers markets in Berlin. A menu highlight: roasted

sea bream, Peru rice and fennel-citrus salad. Finally, a

nightcap for everyone... www.zuhauseberlin.com

FISK & GRÖÖNSAKEN

"Cooking is an art craft,"

thinks the anonymous

woman on the phone who

has a day job as a librar-

ian. "I've looked into mo-

lecular gastronomy, but

somehow I find it silly. I

just want to eat in peace,

without having to worry about destroying what’s on

the plate." What exactly finds its way onto the plate is

a decision she makes with her partner who prepares

an eight-course meal every six weeks. The hobby cook

then invites a handful of guests to Gröönsaken Fisk

& Supper Club, an apartment in Prenzlauer Berg. It's

mostly modern German cuisine with a North German

accent - there is often fish, such as monkfish "Sauer-

braten" with kohlrabi, but also dishes like ravioli with

goat cheese foam. The blog Miss Marmitelover from

England was a source of inspiration and aroused a

fascination for alternative, secret food. "The attraction

lies not only in the secrecy, but in the fact that you get

to know a new environment and new people," says the

hostess.

Fisk & Gröönsaken Supper Club, Prenzlauer Berg

www.groonsaken.wordpress.com

The Dish Exe-

cutor

(p. 26)

Interview André

Sperling

Zur letzten Instanz is

Berlin’s oldest restau-

rant where home-style

Berlin recipes have been

served very traditionally and without frills since 1621.

But you’d be totally off the mark to expect a graying,

chubby chef of around 50. Andre Sperling, 35, runs the

traditional restaurant, and manages, despite clearly

focusing on regional cuisine, to give each dish its own

sophistication. He differs significantly from his young

colleagues on TV whose main task in addition to cook-

ing often seems to be cracking jokes. Andre Sperling is

quiet, level-headed and focused on one goal: simple

cuisine at the highest quality.

You've trained in a star restaurant, but now you offer

home-style cuisine. Why this change?

Zur letzten Instanz is a family business. I run the res-

taurant with my father, my mother and my sister who

has worked here the last two years. It wasn’t really

planned. I trained at the Hotel Atlantic in Hamburg,

after that I worked in Switzerland and started here ten

years ago. At first conditions here were quite different

from those during my training. It wasn’t very easy at

the beginning of course. My approach to working in a

kitchen and what should take place on the plate were

very different from my colleagues. I’ve come a long

way. Meanwhile, I can truly say that I stand 100 percent

behind my work here.

When did you decide to become a chef?

It wasn’t like I used to dig up my parent’s herb garden

when I was as a little boy. The decision came with time.

I did an internship at a bank in twelfth grade and re-

alized: this is not for me. I need a large proportion of

practical work. And since there was always really good

cooking and a great emphasis on the food at home, the

decision was close at hand.

Is there something like a perfect dish for you?

If you manage not lose the original character of the

actual, raw material from which the meal is prepared,

nor have to embellish it with side dishes - then the

recipe is a success. I’m absolutely convinced the flavor

of the main ingredient has to remain clearly recogniz-

able and should not be falsified. There are certainly

different opinions regarding the number of herbs and

spices. There are also dishes that seem very simple,

although they contain many different herbs. Never-

theless, it’s important that clarity prevail on the plate.

Each cook probably interprets the journey differently.

Make our mouths water: What are some highlights on

your menu?

Knuckle of pork is one of our classics. I make sure that

there’s not just meat. There are always vegetarian op-

tions and smaller items on the menu. Even classics

that guests might otherwise not get so often, such as

Holstein schnitzel, can be ordered. Most of the dishes

have their own history and are part of the Berlin cui-

sine…

…which is so often criticized by restaurant critics. Some

say other than Buletten and Currywurst, there’s nothing

Page 43: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

English Translations 43

here; that a genuine regional cuisine does not exist. So

what is typical of Berlin?

Things intermingle over time. Of course there have

been influences from other regions such as the Silesian

cuisine. That’s why it’s often very difficult to say what

a classic Berlin dish is. But of course there are different

opinions and traditions. Basically, there is agreement

on certain dishes. These of course include knuckle of

pork, smoked pork or veal liver. I personally think it’s

important that the individual dishes aren’t mixed too

much, but that there are still a few sophisticated bits. It

often sounds very simple on the menu - and it should

- but its sometimes quite complex to prepare. For ex-

ample Häckerleschnitte with radish greens, which is

herring with chopped chives, Charlotte broth, salt and

pepper that comes on a crust of bread that we bake

ourselves. Insofar as possible, we make the products

here on the spot.

How do you get new ideas, what inspires your crea-

tions?

I read and observe lot. From simple snack stands to

star restaurants. If I have an idea, I just try it out. Again

and again I flip through dry, old cookbooks, but they

also inspire me. The result is never the recipe from the

book but a new idea that has emerged from it.

You worked abroad for six months this year, first in New

York and then in Copenhagen. What did you discover?

The bottom line, at least where I was, they cooked more

classically often inspired by French cuisine. There

wasn’t really so much incredibly new stuff to discover,

even if it was, of course a very good restaurant with

wonderfully prepared dishes. What really fascinated

me was how they worked, especially in New York. De-

spite a very high number of around 300 guests in the

evening, it was never hectic, but always calm and ex-

tremely professional. That was very impressive.

Is anything a no-go for you in the kitchen?

Conversely, I would say that certain things are essen-

tial. For example, that everyone gets along and works

together well in the kitchen. The chemistry has to be

right and there has to be a workflow. I also don’t like it

if the noise level is higher than necessary. In addition,

all employees should be well organized and under-

stand the product. Of course you have to give things

a little time. Things don’t happen overnight. This will

reward you in the end. We’re ten people at the moment

and we work together perfectly.

In spite of the good atmosphere and organization, it

also gets stressful at times. What do you do to relax?

When I realize that I'm stressed or too busy, I get out

of Berlin. Gladly to Hamburg or somewhere else at the

seaside with a good book. I also make frequent short

trips to other cities. It doesn't necessarily have to be

quiet. The main thing is that I get new impressions,

which I can then process. Occasionally withdrawing, so

that I then can continue to work with full energy, works

very well for me.

We Mitte Mums

(p. 31)

My staple diet used to

consist of toast, coffee and

beer. The only hot meals I

had were in cheap Italian

restaurants, the universi-

ty cafeteria or at friends

who put a little more em-

phasis on a balanced diet than I did. Cooking meant

warming up a pack of frozen vegetables and spicing

it with some ketchup. This attitude changed abruptly

when my daughter was born. Suddenly, it was not just

my own health that I ruining with processed food,

but also that of a small human being. Luckily, I had

friends who also cared about my daughter’s welfare.

So instead of giving me chic Petit Bateau rompers,

they gave me tons of kid’s cookbooks as presents. But

to my regret, I very quickly realized that my daugh-

ter inherited a taste for unhealthy food from me

and that she’d rather eat steak and chips than car-

rot and parsnip soup. But as a good Mitte Mum who

only shops in organic supermarkets and only puts

on non-toxic, natural diaper instead of the practical

plastic diapers, something like that is only served at

children’s birthday parties. Unfortunately, the little

one is not willing to open her mouth for anything

else. Unless I do some force-feeding and that seems a

little too heartless. So, what do I do if I don’t want my

pediatrician to report me to the authorities because

my child is acutely underweight? The best thing is to

get the advice from children cooking experts like the

wife of comedian Jerry Seinfeld who tells us in her

cookbook, Mama, das schmeckt super, how to trans-

form greasy lasagna into a veritable vitamin bomb

that your kid will voluntarily gobble up. Another

variation, which works extremely well even with my

poor-eater daughter, is to stand at the stove and cook

dinner together. So what if you have to clean up for

at least two hours afterwards. There are great recipes

in the cookbook Spuren in der Polenta, which also in-

cludes childrens’ short stories that go along with each

recipe and help pass the time after eating. The book’s

beautifully crafted thanks to the fabulous illustra-

tions by Larissa Bertonasco whom some of you might

even know as illustrator and author of the cookbook

La Nonna, La Cucina, La Vita, the wonderful recipes

of my grandmother. The Astrid Lindgren cookbook is

also great. We also have to thank it because we finally

find out whether Pippi's legendary gingerbread really

tastes as good as she promises it does, and the secret

behind Michel’s legendary blueberry soup. Whoever

prefers to have their children learn cooking and ea-

ting skills from outsiders should send their kids to

Alex Sommerfeldt. He organizes children’s cooking

classes in his studio in Prenzlauer Berg. Kids don’t

just learn how they can prepare a healthy and deli-

cious meal, but also learn the basic rules of dinner

table etiquette. And so after the kids have prepared

you a three-course menu next Sunday, you can now

reward them by taking them to the Ritter Sport Cho-

colate Workshop where they can learn not only how

the chocolate is made, but also where they can create

their very own banquet at the end of the event. But

beware; bellyaches are inevitable at this culinary ad-

venture!

Berlin Faces

(p. 38)

Jürgen Fürgut, operator

and owner of Stecker-

lfisch & Co.,

39-years-old.

Fishing has been a traditi-

on in my family for gene-

rations. My grandfather

and father were amateur fishermen, so it was almost

automatic that I started to fish. The fish we caught at

home in Bavaria were always grilled. Sometimes we

had fish for dinner every night. This grilled fish stayed

with me all my life somehow, even after graduation. I

trained to be a landscape designer. This is the person

who takes care of properly carrying out the blueprint

plans. I worked in this field for eight years, but at some

point I was just going through the routine because the

fun had gone out of it. I quickly realized that if I wan-

ted to be happy, I had to follow my dream of having

a steckerl fish stand (“steckerl” means “small stick”).

That was almost 5 years ago in the spring of 2007. My

very first customer was coincidentally Dieter Kosslick

who unfortunately doesn't eat mayonnaise. That's

why he got sick from his steckerl fish, which I always

serve with homemade herb tartar sauce. The second

one without tartar sauce tasted all the better then. Alt-

hough I had no experience being self-employed, I've

always known that the steckerl fish stand would work.

Maybe because I didn’t expect anything. I simply set

myself and my stand up at the markets and grilled.

My principle is that anyone can afford one fish at my

stand. The old woman as well as the well-paid forty-

something. I prefer to sell five fish less than exclude

a customer because of my prices. My aspiration, both

Page 44: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

in dealing with the customer and the preparation of

food, is that guests should feel as if they were invited

to dinner at my house. Therefore I won't have just any

potato salad delivered, but make it myself. I also make

the herb tartar sauce according to a home recipe. I even

held a proper tartar sauce test in my circle of friends

to find out the right mix. Most of the fish that I sell

come from Norway and is MSC-certified. Only the trout

come out of my parents' ponds. They are slaughtered

there, frozen and transported to Berlin refrigerated.

You might not believe it, but my wife hates fish. While

she was pregnant, she once nibbled on a mackerel, but

that was it. The only thing she occasionally eats is fish

sticks. But they don’t count for me. I can well imagine

operating the stand for another ten years. It's the best

job in the world. If it can even be called a job, because

I’m really only standing at the grill all day long.

Steckerlfisch & Co.

Jürgen Fürgut,

Winterfeldt Strasse 5

www.steckerlfisch.com

Weekly markets: Winterfeldtplatz, Wed, 10 – 2

Breslauer Platz, Thu, 12 – 5

Arkona Platz, Fri, 12 – 7 Winterfeldt Platz, Sat, 10 – 4

44 English Translations

2 5 . 1 1 . 1 1U M S P A N N W E R K

K R E U Z B E R G

! C E L E B R A T E S !A N I G H T O F B L I S S F U L B A T T L E S I N S O U N D , A R T & S T Y L E

A C C O M P A N I E D B Y D E M A N D I N G B E A T S

X B E A T B O X X

E K L I P S( P A R I S )

R A H Z E L( T H E R O O T S / N Y C )

X U R B A N A R T X

A N T O N U N A I( B E R L I N )

B U R N I N G S A X O N Y( G E R M A N Y )

X S O U N D S Y S T E M X

M A R S I M O T O S O U N D S Y S T E MM A R T E R I A & D J F O C U T

( B E R L I N )

S C H O W I & P A L I N A( B E R L I N )

X B R E A K D A N C E X

M A R C I O( L E G I T E A M O B S T R U X I O N / V E R S A I L L E S )

L U C K Y L O O K( D E A D P R E Z Z / A T H E N S )

X A C T S X

M U R K A G E( M U R K A G E C A R T E L / M A N C H E S T E R )

H U D S O N M O H A W K E( W A R P R E C O R D S / G L A S G O W )

D J R O NP H L A T L I N E A R T I S T S

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H U R R I C A N E R A Y( T E A M S H M E T T A / E I N D H O V E N )

A I R D I T( T N T C R E W / O B E R H A U S E N )

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Page 45: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

Kieztalk 45

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Mitteschön Online 45 Mitteschön Online 45

MITTESCHÖN ONLINE

KIEZTALKSOUL SEEKING – INTERVIEW MIT Y’AKOTOMusik hat in Y’akotos Leben schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Ihr Vater war ein bekannter Highlife-Musiker, bereits in jungen Jahren bekam sie Klavierunterricht, mit 13 sang sie erstmals in einer Band. Jennifer Yaa Akoto Kieck, wie sie mit vollem Namen heißt, ist schon viel herumgekommen. In Hamburg geboren, in Ghana aufgewachsen und zur Schule gegangen mit Zwischenstopps in Berlin, Kamerun, Togo und dem Tschad...

Kochen können viele nicht – das ist in einer Stadt wie Berlin, in der man an jeder Ecke etwas essen kann, nicht ungewöhnlich. Doch lernen sollte man es über kurz oder lang. Abhilfe schafft das Kochhaus mit Sitz im Prenzlauer Berg und in Schöneberg. An frei stehenden Tischen voller frischer Zutaten finden die Kunden alles, was sie zu einem bestimmten Gericht brauchen. Aufgeteilt nach Vorspeisen, Hauptspeisen und Nachspeisen, für jeweils zwei und mehr Personen. Die Produkte werden täglich frisch geliefert. Das Gemüse kommt teilweise aus der Region, das Olivenöl direkt aus Sizilien. Das begehbare Rezeptbuch bietet ein ständig wechselndes Angebot der Zutaten für ca. 20 Rezepte. An den Tischen hängen farbige Tafeln, die zeigen, was für ein Gericht alles benötigt wird. Und jeder bekommt eine Schritt-für-Schritt-Kochanleitung in Bildern mit nach Hause, da-mit das perfekte Dinner auch wirklich gelingt. Doch es gibt nicht nur Lebensmittel: Kochutensili-en und eine besondere Auswahl an Getränken und Weinen runden das Angebot ab. Das Kochhaus und Mitteschön verlosen zwei 3-Gänge-Gutscheine für zwei Personen inkl. korrespondierenden Wein zum Hauptgericht. Die Verlosung ist seit heute auf www.mitteschoen.com – Guten Appetit!

MITTE STREETS

VERLOSUNG: SO KOCHT ES SICH LEICHT

ZUR ZEIT ONLINE

Mehr Neuigkeiten aus Mitte gibt es in unserer Online-Ausgabe unter www.mitteschoen.com zu entdecken. Neben den beiden Kategorien Mitte Streets und Mitte Nights – in denen wir klassische Restaurant-, Kultur-, Shop- und Ausgehtipps geben – stellen wir in der Rubrik Kieztalk interessante Menschen aus Berlins Mitte vor. In der Kolumne MiMu geben wir Tipps für alle Muttis, und wir fischen für euch unsere Lieblingsstücke aus Mittes Läden und dem Netz. In Brave New World schauen wir über Mitte hinaus und berichten euch Kurioses und Unterhaltsames aus der ganzen weiten Welt. Zu guter Letzt finden in regelmäßigen Abschnitten Gewinnspiele statt und wir vergeben Gästenlistenplätze für diverse Events. Viel Spaß!

KULTURGUTHERR WEHRLI RÄUMT AUFKennt ihr eigentlich Herrn Wehrli? Diesen Schweizer, der so gerne aufräumt, insbesondere in der Kunst? Nein? Dann müsst ihr euch unbedingt dieses youtube-Video anschauen oder auf seine Homepage gehen, denn die Filme von Ursus Wehrli – ja, so heißt er wirklich – sind überaus charmant. Vor kurzem ist auch sein neues Buch Die Kunst, aufzuräumen erschienen, in dem Herr Wehrli seinen Ordnungswahn an allem auslässt...

MITTE STREETSZEHN JAHRE R.S.V.P.In The New Yorker, der New York Times Book Review sowie insbesondere der Bloomberg Businessweek sind ihre gezeichneten Ergüsse zu Cloud Computing, Fingerzeigen, einer Typologie unterschiedlicher Paare und viele andere Themen bisher erschienen. Auch Ladeninhaberin Meike Wander von R.S.V.P. – Papier in Mitte dachte sich da offenbar: „die macht meine nächste Anzeige!“ Im Spring Magazine war dieser hübsch gedeckte Tisch...

Page 46: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

46 Kolumne

Text Oliver Janik Illustration Kristina Wedel

„Was ich noch sagen wollte…“

– Hinweise auf Missstände und andere Belanglosigkeiten.

ÜBER VERBINDUNGEN -NO CONNECTION

Verbindungen sind ja im Allgemeinen überschätzt. Das sage ich jetzt nicht, weil ich geschieden bin. Es ist einfach nur so, dass manche Verbindungen einfach nicht gut gehen können, weil eben nicht zusammenpasst oder -wächst, was nicht zusammengehört.Wenn das im Großen und Ganzen gut geht, nennt man das in der Biologie „Symbiose“ (Moose und Flechten), zwischen Mann und Frau „funktionierende Ehe“, weltpolitisch „Deutschland“. Wenn das denn so ist. Bei Studentenverbindungen zum Beispiel mag ich mir kein de-zidiertes Urteil erlauben (außer vielleicht bei den Schlagenden, das ist wirklich „so post-war-Germany“), die sind die Ursuppe, das Holozän der Social Community. Gut, vielleicht ein wenig ex-klusiver als Facebook, wo man schon „befreundet“ ist, weil man mal zusammen an der gleichen Bushaltestelle ausgestiegen ist. Aber beides scheint ja was zu bringen: der eine erarbeitet sich durch grundsolides Kampftrinken auf Verbindungspartys baye-rischer Universitäts-Kleinstädte wie Bamberg oder Passau einen Vorstandsassistentenposten bei einem Textil- oder Lebensmittel-konzern, der andere weiß jetzt, dass Susi gerade mit einem Beck’s in der Hand im Mauerpark sitzt und es „superlustig“ ist, Annette gern dabei wäre und „voll neidisch ist“, Tobias das zumindest mal liket. Wie auch immer: „Beziehungen schaden nur dem, der keine hat“ – das sagte zumindest mein Großvater, der ein weiser Mann war. Die ICE-Verbindung zwischen Berlin und Hamburg klappt auch ganz gut, die von Rail+Fly nicht, egal von wo nach wo, weil so Hy-bridgeschichten, die total vernünftig und „convenient“ klingen, meist total unvernünftig schlecht funktionieren. Überhaupt ist das Wort „hybrid“ in aller Munde, und glaubte man bis vor Kur-zem noch, dass Hybriden irgendwelche Monsterwesen mit frag-würdigem Charakter und Absichten aus einem James Cameron-Film sind, so ist heute „hybrid“ fast durchweg positiv konnotiert. Zunächst mal denkt jeder an Autos, denen man nicht ansieht (nur anhört), dass sie meist ohne Verbrennungsmotor und mit Batterie fahren. Deswegen reduziert sich mit der Einführung von Hybrid-fahrzeugen massiv die allgemeine Gesundheitsbeeinträchtigung durch Abgase, sie erhöht sich allerdings auch substanziell, von einem sich heimtückisch heranschleichenden Hybrid-Kotflügel erfasst zu werden, weil man gerade mitten auf der Münzstraße

mit seinem Smartphone noch eben mal ‘ne App downloadet und einfach nichts gehört hat. So gesehen sind Hybriden eigentlich das Hochamt des Halb-garen. Wie überhaupt der Siegeszug des Halbgaren ja gar nicht mehr aufzuhalten scheint, insbesondere in Supermärkten. In der Grillbranche sagt man zu halbgar medium, und so ist das auch bei Zigaretten, die sich nicht entscheiden können, total- oder nur mittelschädlich zu sein. Oder bei Mineralwasser, das nur so mit-telperlt. Leider ist das nicht auch mittelteuer, sondern preislich eher so „rare“.

Ach, wo man hinsieht Halbgares, ob in der Politik (Atomausstieg definitiv in 2022, aber wir können ja dann noch mal sehen), im Sport (Jupp Heynckes neuer Trainer des FC Bayern) oder im Fern-sehen (Nachrichtensendungen auf Vox oder Pro7). Noch nicht einmal das Wetter trifft eine verbindliche Aussage und macht so dies und das. Hoffentlich wird’s bald wieder so richtig Winter, der hat nichts Halbgares in Berlin, der ist total be-rechenbar in seiner Hässlichkeit und Trübheit. Aber das ist doch auch irgendwie beruhigend.

Page 47: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15

Stadtplan 47

LEGENDE

Kultur/Freizeit1. Museum für Kommunikation Berlin, Leipziger Straße 16

2. Admiralpalast Theater, Friedrichstraße 101

3. Galerie KOW Berlin, Brunnenstraße 9

4. Kicken Berlin, Linienstraße 155

5. Kunst-Werke, Auguststraße 69

Bars/Cafés/Clubs6. Crystal, Columbiadamm 9-11

7. White Trash Fast Food, Schönhauser Allee 6-7

8. Monarch, Skalitzer Straße 134

9. Café Übersee, Paul-Lincke-Ufer 44

10. Taka Fish House, Adalbertstraße 97

11. Steckerlfisch & Co., Winterfeldstraße 5

12. Carlifornia Breakfast Slam, Pflügerstraße 19

13. Sowohlalsauch Kaffeehaus, Kollwitzstraße 88

14. Zur Letzten Instanz, Waisenstraße 14-16

Läden15. Fahrradstation, Dorotheenstraße 30

16. Hard Wax Record Store, Paul-Lincke-Ufer 44

17. Civilist, Brunnenstraße 13

18. LPG Kollwitzstraße

19. Pazianas Olivenöl, Senefelderstraße 4

20. Veganz, Schivelbeiner Straße 34

21. Der Fischladen, Schönhauser Allee 128

22. Fleischerei Gerlach, Greifswalder Straße 205-206

23. La Kritzeria, Stubbenkammerstraße 3

24. Werkstatt der Süße, Husemannstraße 25

25. Sowohlalsauch Bäckerei/ Feinkost, Sredzkistraße 53

26. Weinhandlung Baumgart & Braun, Invalidenstraße 158

27. Weinwinkel, Dunckerstraße 2a

28. Weinladen Schmidt, Kollwitzstraße 50

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Page 48: Mitteschön Magazin - Ausgabe 15