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MUNDANO mag MUND ANO mag SPECIAL EDITION BRASILIANISCHES MAGAZIN AUF DEUTSCH KINO MUSIK POLITIIK MASSAGE INTERNET UND BRASILIEN WIR SIND CHARLIE

Mundano Mag auf Deutsch

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Das Magazin mit dynamischen Inhalten, anders als alle anderen die es sonst gibt.

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MUNDANO mag

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BRASILIANISCHES MAGAZIN AUF DEUTSCH

KINO

MUSIK

POLITIIK

MASSAGE

INTERNET

UND BRASILIEN

WIR

SIND C

HARLIE

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MUNDANO mag

Wir wollen eine freie und friedliche Welt für alle

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MUNDANO mag

Text: Marcelo Bicalho

MUNDANO Mundano = Weltlich

Weltlich des Wortes, die erste Bedeutung wird in deinem Geist geschaffen?

Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie man dieses Wort interpretiert, werden wir es erklären, und in der

Tat, beginnen wir diese Erklärung aus der Bibel - mit einem anderen Konzept in einer anderen Zeit. Die

anachronistischen Sinne, die Weltlich in der Bibel offenbart:

1. Johannes 2, 15-17 .. "Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt, wenn jemand die Welt liebt, ist die

Liebe des Vaters nicht in ihm für alles, was in der Welt, die Begierde des Fleisches, die Begierde die

Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt und die Welt vergeht mit

ihrer Lust davon .:, sondern die den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit. "Deshalb: Weltlich für ältere

und die Bibel, bezieht sich auf diejenigen, die in der Welt leben, außer seinem Glauben, Spiritualität und

Tugend. Ein weltlicher Mensch würde nie in der Lage sein, allein für die Kirche und die Religion zu leben.

Auch heute noch hören wir einige Leute sagen "so und so ist Weltlich". Wir sind materialistische

Menschen und für keiner Religion gemacht? FALSCH!

Weltlich ist auch ein Wort, das in der folgenden Weise interpretiert werden könnte:

- Erfahrene Person mit Kenntnisen über die Welt.

- Jemand, der das Wissen über die Welt hat.

- Jemand, der mehr über jedes Thema wissen will.

- Wer keine Angst hat, Risiken einzugehen.

Das Wort Weltlich zeigt eine positive Seite an uns alle, das sind Teil dieser Gruppe von Menschen, die

keine Angst haben zu lernen, zu suchen, neue Erfahrungen zu sammeln, und Risiken einzugehen.

Das Mundano Mag erwartet Sie, unsere Leser, Sie sind so weltlich wie wir, und wir hoffen, dass Sie in

diesem Abenteuer etwas Neues lernen, finden, Erfahrungen und Wissen sammeln können: Lesen Sie,

was wir zu informieren haben.

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Cover: Dvyio

MUNDANO

Chefredakteur

Anderson Leal

Aufsicht

Caroline Nogueira

Mitarbeiter dieser Ausgabe

Marcelo Bicalho

Marcia Valentim

Markus Triltsch

Special Ausgabe

Online und kostenlos

MUNDANO mag

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MUNDANO mag

MUNDANO 03 MUSIK 10 TECNOBREGA KINO 12 HERZ AUS STAHL RELAX 14 INTEGRATIVE MASSAGE INTERNET 16 INTERNET OF EVERTHING SEI MUNDANO 22 SCHÖNE BRASILIANISCHE PLÄTZE POLITIK 30 BRASILIENS AUFSTIEG

MUNDANO mag

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FÜR VORSCHLÄGE, FRAGEN UND KRITISCH, KONTAKTIEREN

SIE UNS: [email protected]

ZUSAMMENFASSUNG

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MUNDANO mag

Musikgruppe Gang do Eletro

Stellte sich die Frage: Wer schreibt dieTheorie der Open Source Economy ? Der Ökonomie

des Teilens und Kopierens. Die Theorie eines offenen und zukunftsfähigen Umgangs mit den

Wissensallmenden.

Wer immer das tun wird, sollte diebrasilianischen tecnobrega Musiker nach ihren Erfahrungen fragen. Von der kreativen Nutzung schon vorhandener Musik ( remix ) und dem Verzicht auf ein starkes Urheberrecht leben die Musiker in Belém, im brasilianischen Bundesstaat Pará, seit ein paar Jahren besser als anderswo. Auf fairsharing.de finden sich ein paar Zahlen: “In Belem ist tecnobrega mit einem Verdienst von 5 Millionen Dollar inzwischen ein wichtiger Wirtschaftsfak-tor”.

Wer den Originalton des brasilianischen Soziologen Hermano Vianna bevorzugt: Viannas Punkt

ist ähnlich dem von Courtney Love (die freie Downloads im Internet begrüßt): der Umbruch kam,

als sich die Musiker mit den sogenannten “Raubkopierern”, dh. den Straßenhändlern verbünde-

ten und auf deren Vertriebswege statt auf die der Rechteverwerter der klassischen Musikindustrie

setzten. Die Straßenhändler sind näher am Kunden (an den Massen) als die ProduzentInnen der

in Brasilien sündhaft teuren CDs, die in Läden verkauft werden, die ein Großteil der KundInnen

der Straßenhändler ohnehin nie betritt. Die tecnobrega Musiker haben die Mittelsmänner der “old

economy” rausgeschmissen. Sie haben das Nadelöhr zwischen Produzenten und Konsumenten

umschifft und sich eine bequemere und erfolgreichere Transmissionsplattform gesucht. Jetzt

müßte der Staat nur noch so klug sein, dass ganze so zu flankieren, dass auch für das

Steuersäckel was rausspringt. Kreative Vorschläge dazu gibt es durchaus.

Text: Silke Helfrich

Tecnobrega: eine brasilianische

Erfolgsgeschichte MU

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MUNDANO mag

Besuchen Sie das ,

wo sind Sie

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KIN

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© 2000-2014 Sony Pictures Releasing GmbH

HERZ AUS STAHL

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April, 1945. Während die Alliierten ihren letzten und entscheiden-den Vorstoß in den Kriegsschauplatz von Europa wagen, kommandi-ert ein kampferprobter Army Sergeant namens Wardaddy (Brad Pitt) einen Sherman Panzer und dessen fünfköpfige Besatzung auf einer tödlichen Mission hinter den Feindeslinien. Zahlen- und waf-fenmäßig weit unterlegen, müssen sich Wardaddy und seine Männer gegen überwältigend große Widerstände behaupten, während sie versuchen, mitten im Herzen von Nazi-Deutschland zuzuschlagen.

HERZ AUS STAHL

Unter der Regie von David Ayer („Sabotage“), der auch das Drehbuch schrieb und den Film produzierte, spielen Brad Pitt („Inglourious Basterds“), Shia LaBeouf („Transformers“), Lo-gan Lerman („Noah“), Jon Bern-thal („The Wolf of Wall Street“) und Michael Peña („American Hustle“) die Hauptrollen in die-sem aufsehenerregenden, ebenso spannenden wie emo-tionsgeladenen Action-Drama.

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INTEGRATIVE MASSAGE

Foto: Yoel

Text: Marcia Valentim

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Der menschliche Körper ist nicht nur eine Sammlung von Teilen. Es gibt einen Standard, eine Bestellung,

ich würde sogar sagen, ein "Gesetz". Und dieses Muster, die Art, wie die Teile zusammen passen und

zusammen arbeiten, bilden eine mobile Struktur, die wenn es nicht gut organisiert ist,elementarer Faktor

für körperliche Beschwerden ist.

Die integrative Massage organisiert diese Körper-Muster, Förderung von Wohlbefinden und Beseitigung

von körperlichen Beschwerden. Ausbalanciert den Körper in die Schwerkraft, ermöglichen den Betrieb in

höheren Grad an Effizienz, Flüssigkeit und Plastizität. Der alle Kräfte auf den menschlichen Körper sind die

mächtigsten, die schwersten und auch die Konstantesten. Ein falsch ausgerichteter Körper ihr gegenüber

zeigt Spannungen, verminderte Vitalität Chroniken, biologische und emotionale Störung.

Die körpereigene Integration passiert trägt zur Entwicklung der Selbsterkenntnis des Volkes in dem Maße,

des Kontaktes, erforscht und fördert größeres Potenziale der einzelnen. Richtet und integriert den

Körper, löst Spannungen und chronischen Muskelschmerzen. Entspannt und befreit die Bewegung der

Gelenke, die mehr Platz für das gesamte Skelett brauchen. Verbessert die Durchblutung und Atmung,

entwässert den Körper, erhöht das Körperbewusstsein und bringt größere Vitalität .

Gefunden und verstanden, was ist ein Meister des Lebens. Mit diesem Meister gelernt, dass zwischen

Geist-Körper-Seele- keine Trennung vorhanden ist, das dass ganze Leben mit Harmonie und

Gleichgewicht verbunden ist. Durch Meditationstechniken kann man eine innere Disziplin erwerben.

Lernen den Körper zu berühren, Selbsterkenntnis ist unerlässlich, und wir müssen die blockirten

Muskeln abzubauen, so dass der Körper ohne Einmischung des Geistes meditieren kann, um uns der

Außenwelt zu stellen. Wir werden nie erfahren, wir schauen ohne Spiegel und, wer nicht weiss, wird nie

wissen, wie andere bedingunslose Liebe sehen. Nun lassen Sie uns wissen, schauen Sie einanden durch

den Geistigenmüll und danach, haben wir eine immense Verwirrung und Hass um uns herum.

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Text: Susanne Klaar

Foto: Dvyio

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Ob in Bussen und Bahnen, an Bahnhöfen oder Flughäfen – nahezu jede zweite Person starrt mi-

nutenlang konzentriert, den Kopf verkrampft nach unten geneigt, auf den kleinen Bildschirm des

eigenen Smartphones. Zugegeben, niemand würde sich das Gerät in Augenhöhe vor die Nase

halten. Was hat das nun mit dem Thema Reduktion zu tun? Ganz einfach. Unsere visuelle Umge-

bung schrumpft. Der Raum für Gestaltung wird kleiner. Nicht nur unsere Körperhaltung passt sich

dieser Miniaturisierung an, auch unsere Lernkultur. Welchen Einfluss hat diese Entwicklung? >

KOMMUNIKATIONSKOMPETENZEN ALS BNE-

HERAUSFORDERUNG: WIE DAS „INTERNET OF

EVERYTHING“ NACHHALTIG UNSERE LEBENS-

GRUNDLAGEN VERÄNDERN WIRD

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Digital Natives integrieren technische Möglichkeiten wie sel-bstverständlich in ihren Lebensalltag und damit Lernall-tag. Hierbei geht es um eine Veränderung der Lernkultur.

Schule von Athen: Nachhaltige Lektionen über ein ausgeglichenes Leben – ganz ohne Smartphone. Die Schule von Athen ( ital . La scuola di Atene) ist ein Fresko des Malers Raffael , das dieser von 1510 bis 1511 in der Stanza della Segnatu-ra des Vatikans (ursprünglich der Saal für die Unterschriftsleistung in den Privaträumen des Papstes) für Papst Julius II . anfertigte. Das Bild ist Teil eines Zyklus, der neben der „Schule von Athen“, den „Parnass“, die „Disputatio“ (Erläuterung des Altarssakraments) und die „Kardinal- und die göttlichen Tugenden und das Gesetz“ dars-tellt. Der Titel des Bilds verweist auf die herausragen-de philosophische Denkschule desantiken Griechenlands , verkör-pert von ihren Vorläufern, Hauptvertretern und Nachfolgern. Im Zentrum stehen die PhilosophenPlaton und Aristoteles . Das Fresko verherrlicht im Sinne derRenaissance das antike Denken als Urs-prung der europäischen Kultur, ihrer Philosophie

Lernprozesse werden conve-nient

Der Sekundentakt, in dem Texte, Bilder und

Videos im Internet verbreitet werden, nimmt

rasant zu. Die Absender und das Publikum

agiert lokal, die Auswirkungen sind glo-

bal. Viel Content auf kleinstem Raum.Es ist

interessant zu beobachten, dass mit

wachsenden Datenmengen die Monitore

der Empfangs- und Lesegeräte immer klei-

ner werden. Demnach müssen Informatio-

nen so aufbereitet und gestaltet sein, dass

sie auf kleinsten Displays zu erfassen

sind. Webseiten zum Beispiel müssen

„responsiv“, also an die jeweiligen Eigens-

chaften der Endgeräte angepasst sein. Das

betrifft den Funktionsumfang und die Ges-

taltung. Diese Entwicklung hat jedoch nur

bedingt mit kleineren Displays, einer ver-

besserten Programmierung, schnellerer

Hardware oder funktionalerer Software zu

tun. Ausschlaggebend ist der Mensch und

sein Verhalten. So rastlos unser Alltag vo-

ranschreitet und so „convenient“ alle Le-

benslagen für uns sein müssen, so schnell

wollen wir auch die vorhandenen Kommu-

nikationskanäle mit Inhalten füllen und uns

darüber austauschen. Ein Naturgesetz, das

für Privatpersonen und Unternehmen glei-

chermaßen gilt.

IDiese veränderte Lernkultur macht sich

durch folgende Kriterien bemerkbar:

Vernetztes Lernen, sowohl im Tages-

geschäft, im Haus als auch ex-

tern. Räumliche und zeitliche Grenzen

verschwimmen.

Kollaborative Tools gehören zum Ler-

nalltag, vom Chat bis hin zum E-

Learning.

Suchen statt merken. Die Informations-

dichte ist viel zu hoch, um sich alles zu mer-

ken.

Probieren statt studieren. Hemmungen

gegenüber neuen Möglichkeiten sind gering.

Soziale Netzwerke haben einen hohen

Vertrauensbonus

Sammeln von Lösungskomponenten,

anstatt das Rad neu zu erfinden

schnelle, spontane und

persönliche Kommunikation statt

langer Meetings

Multitasking und Kommu-

nikation auf mehreren

Kanälen parallel Hoher Vertrauensvorschuss durch schnelles Agieren im Netz >

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Digital Natives integrieren technische Möglichkeiten wie sel-bstverständlich in ihren Lebensalltag und damit Lernall-tag. Hierbei geht es um eine Veränderung der Lernkultur.

Schule von Athen: Nachhaltige Lektionen über ein ausgeglichenes Leben – ganz ohne Smartphone. Die Schule von Athen ( ital . La scuola di Atene) ist ein Fresko des Malers Raffael , das dieser von 1510 bis 1511 in der Stanza della Segnatu-ra des Vatikans (ursprünglich der Saal für die Unterschriftsleistung in den Privaträumen des Papstes) für Papst Julius II . anfertigte. Das Bild ist Teil eines Zyklus, der neben der „Schule von Athen“, den „Parnass“, die „Disputatio“ (Erläuterung des Altarssakraments) und die „Kardinal- und die göttlichen Tugenden und das Gesetz“ dars-tellt. Der Titel des Bilds verweist auf die herausragen-de philosophische Denkschule desantiken Griechenlands , verkör-pert von ihren Vorläufern, Hauptvertretern und Nachfolgern. Im Zentrum stehen die PhilosophenPlaton und Aristoteles . Das Fresko verherrlicht im Sinne derRenaissance das antike Denken als Urs-prung der europäischen Kultur, ihrer Philosophie

Lernprozesse werden conve-nient

Der Sekundentakt, in dem Texte, Bilder und

Videos im Internet verbreitet werden, nimmt

rasant zu. Die Absender und das Publikum

agiert lokal, die Auswirkungen sind glo-

bal. Viel Content auf kleinstem Raum.Es ist

interessant zu beobachten, dass mit

wachsenden Datenmengen die Monitore

der Empfangs- und Lesegeräte immer klei-

ner werden. Demnach müssen Informatio-

nen so aufbereitet und gestaltet sein, dass

sie auf kleinsten Displays zu erfassen

sind. Webseiten zum Beispiel müssen

„responsiv“, also an die jeweiligen Eigens-

chaften der Endgeräte angepasst sein. Das

betrifft den Funktionsumfang und die Ges-

taltung. Diese Entwicklung hat jedoch nur

bedingt mit kleineren Displays, einer ver-

besserten Programmierung, schnellerer

Hardware oder funktionalerer Software zu

tun. Ausschlaggebend ist der Mensch und

sein Verhalten. So rastlos unser Alltag vo-

ranschreitet und so „convenient“ alle Le-

benslagen für uns sein müssen, so schnell

wollen wir auch die vorhandenen Kommu-

nikationskanäle mit Inhalten füllen und uns

darüber austauschen. Ein Naturgesetz, das

für Privatpersonen und Unternehmen glei-

chermaßen gilt.

IDiese veränderte Lernkultur macht sich

durch folgende Kriterien bemerkbar:

Vernetztes Lernen, sowohl im Tages-

geschäft, im Haus als auch ex-

tern. Räumliche und zeitliche Grenzen

verschwimmen.

Kollaborative Tools gehören zum Ler-

nalltag, vom Chat bis hin zum E-

Learning.

Suchen statt merken. Die Informations-

dichte ist viel zu hoch, um sich alles zu mer-

ken.

Probieren statt studieren. Hemmungen

gegenüber neuen Möglichkeiten sind gering.

Soziale Netzwerke haben einen hohen

Vertrauensbonus

Sammeln von Lösungskomponenten,

anstatt das Rad neu zu erfinden

schnelle, spontane und

persönliche Kommunikation statt

langer Meetings

Multitasking und Kommu-

nikation auf mehreren

Kanälen parallel Hoher Vertrauensvorschuss durch schnelles Agieren im Netz >

Foto: Startupstockphotos

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Ich lerne heute anders

Der Bildungsbegriff verändert sich ra-

sant. Bücher sind in der Regel mehrere Jahre

im Einsatz. Lehrer, Ausbilder und Professoren

nutzen sie für ihren Frontalunterricht. Heute

werden diese Bücher durch aktuelles, ver-

netztes und interaktives Lernen am Rechner

ersetzt. Wir recherchieren online und internatio-

nale Interessengruppen und Commmunities bil-

den sich um hoch spezialisierte Themen und

motivieren sich gegenseitig. Wissen wird zur

Sucht, denn uns ist bewusst, wie schnell Wis-

sen veraltet.Grundsätzlich gibt es zwei Lernmo-

di: offen/ansprechbar und geschlossen/

konzentriert. Der „offene“ Modus ist unser Ins-

tant-Messenger-Status „verfügbar“. Lernen als

Aktion per Multitasking, offen für Unterbrechun-

gen und Zufälliges. Der „geschlossene“ Modus

zeigt einen ausgeschalteten Instant-Messenger:

keine Mails, „ein“ geöffnetes Computerfenster

und konzentriertes Lernen.

Icons und Symbole – die (Zeichen-)Sprache der Lernzu-kunft

Reduzierter Raum zieht auch eine neue Form

der (Zeichen-)Sprache im Bildungswesen nach

sich. Die jüngeren Generationen wachsen ganz

natürlich damit auf. Nicht nur das, sie prägen

diese Zeichensprache auch. Botschaften wer-

den auf ein Minimum reduziert und in „Chat-

Sprache“ verfasst. Begriffe werden durch Icons

ersetzt, denn der Mensch orientiert sich zuneh-

mend an Piktogrammen und Bildmarken. Auch

visuell steht das Bildungswesen vor fundamen-

talen Veränderungen. Im Moment lebt es von

seiner Substanz. Das Bildungswesen ist intel-

lektuell und gemessen an seinem Ideenrei-

chtum an einem Wendepunkt. Es darf nicht in

die Vergangenheit schauen, sondern in die Zu-

kunft. Lernen ist kollaborativ und öffentlich. Das

setzt lebenslanges Lernen voraus. Durch Coa-

ching oder E-Learning ist der Mensch ve-

rantwortlich, in seine persönliche Weiterentwic-

klung zu investieren.

Im Netz auffindbar sein ist mittlerweile „State Of

The Art“. Den ersten Eindruck, den wir von ei-

nem anderen Menschen bekommen, findet

meist im Internet statt. Ob Facebook, Twitter,

Xing, Pinterest oder Blog: das ist sehr unters-

chiedlich und hängt von der Zielgruppe ab. Was

wird erwartet, wo wird gesucht.Die visuelle

Kommunikation hat bereits die Lernstrukturen

verändert und eine Prozess im Hinblick auf die

Lernen in Netzwerken beeinflusst. Einerseits

hat sich die Welt der Kommunikation verändert,

andererseits entstanden neue Zugänge zum

Wissen, neue „nachhaltige“ Möglichkeiten des

Lernens. Wie kann ich den Umgang mit diesem

digitalen Angebot optimal für mich gestal-

ten? Wie kann ich mich als Individuum in der

digitalen Gesellschaft entfalten? Und: Wie kann

mir die Gesellschaft dabei helfen, sowohl mein

eigenes Potential in dieser Welt zu erkennen,

als auch auf möglichst menschliche Weise mit

anderen zusammen lernen? Das „Ich“ im Zu-

sammenhang damit, welches Wissen ich mit

anderen teile ist der Katalysator des Lernens

und zeigt die Identität der digitalen Technolo-

gie. Sie kann Austausch bieten, als Bücherei

dienen, Wissensdurst stillen, Freund, Verführer

oder auch Gefängnis sein. Das Konzept Eudai-

monie, welches Aristoteles vor über zweitau-

send Jahren entwickelt wurde, steht für eine

möglichst tugendhafte Lebensführung: Eine Ei-

genschaft, die den Menschen unter allen Ges-

chöpfen einzigartig macht. Weniger konsumie-

ren – mehr denken.

Let´s Disco!

Foto: Startupstockphotos

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Lesen Sie auch unsere Ausgaben auf Portugiesisch

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Sei MUNDANO Brasilien

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Rio de Janeiro by Ryan Bevan Ouro Preto by C. Silva

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Sei MUNDANO Brasilien

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Peruíbe by Anderson Leal

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Sei MUNDANO Brasilien

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Fortaleza by Anderson Leal

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MUNDANO mag

MUNDANO mag Das Magazin Mundano Mag will wissen, was Sie

denken, wie Sie auf die Welt um sie herum

reagieren. Senden Sie Ihren Text, ihre Geschichte,

wie Sie ihre Gefühle interpretieren. Wir wollen

sehen, wie Sie sich ausdrücken. Wir Veröffentlichen

in der nächsten Ausgabe einen Text von einen Leser

des Magazins, das Thema ist egal, was zählt ist, was

Sie denken: [email protected]

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Mundano Mag

auch auf Facebook

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MUNDANO mag

Text: Wolf Grabendorff / Foto Ryan Bevan

BRASILIENS AUFSTIEG Möglichkeiten und Grenzen regionaler und globaler Politik

Brasilien tritt verstärkt als regionale Führungsmacht auf – und ist dabei in Lateinamerika nicht unumstritten. Dies führt auch zu

zunehmender Distanz und Konflikten mit den USA und der EU. >

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BRASILIENS AUFSTIEG Möglichkeiten und Grenzen regionaler und globaler Politik

Brasilien tritt verstärkt als regionale Führungsmacht auf – und ist dabei in Lateinamerika nicht unumstritten. Dies führt auch zu

zunehmender Distanz und Konflikten mit den USA und der EU. >

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Es gibt wenige Länder die ein so ausgeprägtes Verständnis von ihrer Rolle als Großmacht haben wie Brasilien. Interne Reformen und externe En-twicklungen seit Ende der 1970er- Jahre wie das Ende des Kalten Krieges haben Brasiliens Aufsti-eg zur Führungsmacht erheblich erleichtert. Da-zu gehörten vor allem eine ganze Reihe wichti-ger wirtschafts- und sozialpolitischer Reformen unter den letzten drei Präsidenten, Fernando Henrique Cardoso (1995-2002), Lula da Silva (2003-2010) und Dilma Rousseff (seit 2011). Vor allem aber der Erfolg eines demokratisch veran-kerten Entwicklungsmodells, sowie auch die ständig wachsenden Energiereserven, eine dras-tisch veränderte geopolitische Situation in Latei-namerika und politisch wie wirtschaftlich ständig intensivere Süd-Süd-Beziehungen auf Grund Bra-siliens ungewöhnlich erfolgreicher Diplomatie. Seit Goldman Sachs 2003 das BRIC Konzept der 4 aufstrebenden Wirtschaftsmächte (Brasilien, Russland, Indien und China) vorstellte, ist Brasili-ens Aufsteigerrolle aus der internationalen Dis-kussion nicht mehr wegzudenken. Brasiliens Außenpolitik beruht vor allem auf vier Grundvorstellungen, die ideologisch durchaus unterschiedliche Regierungen den jeweiligen internationalen Rahmenbedingungen anzupas-sen wussten: Die Vorstellung von einem großen Land, dessen

Ressourcen nicht nur eine Grundlage für die ei-

gene Entwicklung, sondern auch für seinen inter-

nationalen Einfluss bieten.

Die Vorstellung von einer multirassischen tropis-

chen Kultur, die in der Lage ist, die Gegensätze

zwischen schwarz und weiß, arm und reich, en-

twickelt und unterentwickelt zu überwinden.

Die Vorstellung vom langfristigen Erfolg eines

marktwirtschaftlichen Entwicklungsmodells mit

einer bedeutenden staatlichen Komponente, die

vor allem für den sozialen Fortschritt verantwor-

tlich ist.

Die Vorstellung von einem pragmatischen Natio-

nalismus, der nur an den jeweiligen nationalen

politischen Interessen orientiert ist.

Diese Selbsteinschätzung lässt sich auch an den vier derzeitigen Zielvorstellungen der brasilianischen Außenpolitik ablesen:

Die Teilnahme an den Entscheidungen aller

wichtigen internationalen Organisationen

Die Anerkennung durch die Führungsmächte

USA, EU, Russland, China und Indien als gleich-

berechtigter Partner in einer multipolaren Wel-

tordnung

Die Akzeptanz als regionale Führungsmacht in

Südamerika

Die Aufnahme des Landes als ständiges Mitglied

in den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen

(VN)

Die beiden letzten Pra sidenten Brasiliens – beson-ders Lula da Silva – sind in ihren Bemu hungen um diese Ziele sehr aktiv gewesen und haben dabei gegenu ber den Nachbarstaaten und anderen außenpolitischen Partnern vor allem auf Konsens gesetzt und sich außerdem bei verschiedenen in-ternationalen Konflikten auch als Vermittler bewa hrt. Der internationale Aufstieg Brasiliens hat nicht nur zum nationalen Stolz beigetragen, sondern auch interne und externe Kosten verur-sacht, die in Zukunft noch zunehmen du rften, weil die zentrale Entscheidung Brasiliens, sich gegebe-nenfalls um die Aufnahme in die "Erste Welt" – etwa durch den OECD-Beitritt – zu bemu hen oder aber seine Rolle als eine Fu hrungsmacht des Su dens auszubauen, immer noch aussteht.

Interne Voraussetzungen fu r den internationalen Aufstieg

Außenpolitik ist in Brasilien traditionell Staatsaufga-

be und war bis zu Beginn dieses Jahrhunderts kaum

innenpolitischen Diskussionen ausgesetzt. Brasiliens

Diplomaten gelten weltweit als besonders kompe-

tent und einflussreich und spielen bei zahlreichen

multilateralen Verhandlungen eine herausragende

Rolle. Unter Lula da Silvas Präsidentschaft wurden

insgesamt 36 neue diplomatische Vertretungen

eröffnet, die meisten davon in Afrika. Präsident Lula

da Silva betonte dabei die historische Verpflichtung

Brasiliens mit seinen 76 Millionen Einwohnern afri-

kanischer Herkunft, die vorranginge Beziehungen

mit Afrika nach sich zögen.Unter seiner Präsiden-

tschaft hat allerdings auch der parteipolitische Ein-

fluss auf die Außenpolitik erheblich zugenommen

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und dadurch zu einer Verringerung des Itamaraty –

wie das brasilianische Außenministerium genannt

wird – dominierten innenpolitischen Konsens über

das Profil der brasilianischen Außenpolitik beigetra-

gen. Durch die Vertiefung des demokratischen Pro-

zesses nahmen auch andere Akteure zu regionalen

und globalen Fragen Stellung und tragen dazu bei,

dass in Brasilien die Außenpolitik seit Beginn dieses

Jahrhunderts zu einem immer wiederkehrenden

Streitobjekt in der Innenpolitik geworden ist. Anlass

dafür waren außerdem die heftigen Reaktionen der

Opposition und der Medien in Brasilien auf die Vers-

taatlichung von Petrobras-Fördereinrichtungen in

Bolivien 2006, auf den Staatsstreich in Honduras

2009 und besonders auf die Unterstützung von

Präsident Nikolás Maduro während der innenpolitis-

chen Auseinandersetzungen in Venezuela 2014. Die

hohe politische Sensibilität in Brasilien hinsichtlich

einer außerdemokratischen Rolle der Militärs in der

Lateinamerika ist nicht nur auf die Erfahrungen im

eigenen Land zurückzuführen, sondern muss auch

im Zusammenhang mit Brasiliens Bestrebungen zur

Schaffung und Erhaltung der regionalen politischen

Stabilität gesehen werden.

Zugunsten dieses Ziels hat Präsident Lula da Silva

das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren An-

gelegenheiten eines anderen Staates hinter sich ge-

lassen. Das ist ihm umso leichter gefallen, da sein

eigenes demokratisch weitgehend stabiles und ideo-

logisch weniger festgelegtes Entwicklungsmodell

weder wirtschaftlich noch sozial den Vergleich mit

anderen Modellen in der Region zu scheuen brau-

cht. Dieser interne Entwicklungserfolg Brasiliens in-

nerhalb der letzten zwanzig Jahre trägt vermutlich

mehr zu seiner regionalen Führungsrolle bei, als sei-

ne zukünftige Rolle als Erdölexporteur mit den der-

zeit sechst größten Erdölvorräten der Welt. Ande-

rerseits spiegeln die weiterhin bestehenden Defizite

in der Infrastruktur, der Industrieproduktion und

dem Bildungssystems, aber auch bei der Einkom-

mensverteilung eher die Schattenseiten des brasilia-

nischen Modells wider. Die generelle Stabilität der

demokratischen, wirtschaftlichen und sozialen En-

twicklung in dem fünftgrößten Land der Erde mit

der siebtgrößten Volkswirtschaft, aber nur dem

zehntgrößten Militärhaushalt und knapp 200 Millio-

nen Einwohnern bildet aber sicherlich die entschei-

dende Voraussetzung für den weiteren Aufstieg Bra-

siliens zu einer globalen Führungsmacht.

Nachbarschaftsbeziehungen: Integra-tion oder regionale Kooperation in Su damerika?

Dem "Vater" der brasilianischen Außenpolitik , Ba-

ron Rio Branco, gelang es während seiner Amtszeit

als Außenminister (1902-1912) ohne eine einzige

Kriegshandlung, aber durch sechs verschiedene

Schlichtungsverfahren mit den Nachbarstaaten, das

Territorium Brasiliens um ein Gebiet von der Größe

Frankreichs zu erweitern. Friedliche Konfliktlösun-

gen ist seither Brasiliens Modell für seine Regional-

politik in Südamerika. Die Aussöhnung mit dem

"Erzrivalen" Argentinien wurde zum außenpolitis-

chen Leitmotiv beider Staaten in den ersten Jahren

ihrer Redemokratisierung in den 1980er-Jahren. Ein

bilaterales Abkommen über die gegenseitige Ins-

pektion der Nuklearanlagen wurde zur Keimzelle für

die Gründung des Mercosur, ein gemeinsamer

Markt Südamerikas, 1991. Auf Grund der asymme-

trischen Wirtschaftsbeziehungen zwischen den

Mitgliedsstaaten blieb jedoch dessen dauerhafter

Erfolg aus. Dennoch ist der Mercosur in den zwanzig

Jahren seines Bestehens zu einem wichtigen Faktor

der politischen Stabilität im Cono Sur Südamerikas

geworden. Durch politische Assoziation zunächst

mit Chile und Bolivien sowie später mit Ecuador,

Kolumbien, Peru und Venezuela wurde der Merco-

sur von Brasilien auch als Instrument für die Verbes-

serung der Nachbarschaftsbeziehungen genutzt. Die

politische – aber noch nicht vollzogene wirtschaftli-

che – Aufnahme Venezuelas sowie die Beitrittsab-

sicht Boliviens stellen, angesichts der unterschiedli-

chen Entwicklungsmodelle und politischen Allian-

zen, allerdings Brasiliens Nachbarschaftspolitik vor

neue Herausforderungen. >

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Brasilien hat sich schon seit 1994, als es als Antwort auf die von den USA geplante Gesamtamerikanis-che Freihandelszone (FTAA) seinen Nachbarn eine südamerikanische Freihandelszone (SAFTA) vorschlug, um eine regionale Institutionenbildung bemüht, in deren Mittelpunkt aber immer eher die regionale Kooperation als die regionale Integration stand. So wurde auf seine Initiative 2004 die Süda-merikanische Gemeinschaft der Nationen (CSN) ge-gründet, die alle Staaten des Halbkontinents einbe-zieht. Damit wurde Brasiliens geopolitische Ents-cheidung für eine südamerikanische Identität for-malisiert. Dabei ging es vor allem darum, in Zukunft eine doppelte strategische Rivalität mit anderen Führungsansprüchen in der Region wie der USA oder Mexiko auszuschließen. Diese Strategie konnte Brasilien aber nicht in vollen Umfange durchsetzen, weil es kaum bereit war – wie die Beispiele Kuba und Honduras gezeigt haben – diese Regelung sel-bst einzuhalten, und weil verschiedene südamerika-nische Staaten – vor allem Kolumbien und Venezue-la eigene Konzepte entwickelt haben. Dennoch hat Brasilien seinen Führungsanspruch in der Region keineswegs aufgegeben sondern eher ausgebaut. So hat es verschiedene Unterorganisationen des Unasur ins Leben gerufen, von denen der Südameri-kanische Verteidigungsrat (CDS) das politisch wich-tigste institutionelle Kooperationsinstrument dars-tellt, weil hier zum ersten Male die Verteidigungs- und Außenminister Südamerikas, unter Ausschluss der USA, gemeinsam an der Etablierung einer regio-nalen Sicherheitsarchitektur arbeiten. Dies zeigt, dass Brasilien bereit ist, Süd-Süd Kooperationen den Vorrang vor der bis dahin weitgehend reibungslo-sen Zusammenarbeit mit den USA in Sicherheitsfra-gen einzuräumen. Brasiliens Bereitschaft zu größerer sicherheitspoli-tischer Verantwortung lässt sich auch an seiner Führungsrolle bei der VN-Stabilisierungsmission (MINUSTHA) in Haiti ablesen. Brasilien war 2004, nachdem Haitis Präsident Jean-Bertrand Aristide ins Exil gegangen war, nicht nur bereit, die militärische Führung mit einem großen Kontingent eigener Tru-ppen zu übernehmen sondern konnte auch acht weitere lateinamerikanische Länder überzeugen hier international Flagge zu zeigen. Die dabei ge-sammelten logistischen Erfahrungen dürften die regionale Sicherheitskooperation im Südamerika-nischen Verteidigungsrat erleichtern und Brasilien in Zukunft auch für andere internationale Krisen-missionen prädestinieren. Auf der bilateralen Ebene hat Brasilien Anstrengun-

gen zur Stabilisierung der Region unternommen. Dies war sowohl bei innenpolitisch riskanten En-twicklungen in Paraguay, Bolivien und zuletzt in Honduras der Fall, wie auch bei Vermittlungsversu-chen zwischen Präsident Chávez und der Opposition in Venezuela 2003 und mit Hilfe von Unasur erneut 2014, sowie zwischen Kolumbien und Venezuela 2009. Das ehrliche Bemühen demokratische Regeln im innerstaatlichen wie zwischenstaatlichen Verhal-ten zu stärken, wird man Brasiliens Regierung dabei nicht absprechen können. Wenn eigene wirtschaftliche Interessen zu berücksichtigen wa-ren, wie im Falle der Beziehungen zu Argentinien, Bolivien, Ecuador, Paraguay und Venezuela, ließ sich allerdings oft ein Konflikt mit den politischen Stabilisierungsbemühungen kaum vermeiden, denn positive Wirtschaftsbeziehungen garantieren kei-neswegs immer harmonische Nachbarschaftsbezi-ehungen und die angestrebte regionale Führungs-rolle Brasiliens wird in Südamerika durchaus auch als Hegemonieanspruch kritisiert.

Brasilien als "Anti-Status-quo-Macht" im Internationalen System

Die Grundlage von Brasiliens vielfachen diplomatis-chen Anstrengungen liegt in der Rolle des Landes als "Anti-Status-quo-Macht" innerhalb der internati-onalen Staatenhierarchie. Seit der Gründung der VN, zu deren Gründungsmitgliedern Brasilien zählt, hat sich das Land gegen die Festschreibung einer internationalen Machtkonstellation am Ende des II. Weltkrieges gewandt und sich in allen multilatera-len Gremien immer wieder für eine "gerechtere" Weltordnung eingesetzt, an deren Gestaltung der "Süden" ausreichend beteiligt werden müsse.

Das Bemühen, mit Hilfe der G4-Staaten (Japan, Deutschland, Brasilien und Indien) die Reform des Sicherheitsrats der VN voranzutreiben und selbst als Vertreter Lateinamerikas dort einen ständigen Sitz zu erhalten, ist vermutlich die bekannteste Form seines Einsatzes für eine neue Weltordnung. Es lag weniger an der lautstarken Opposition von Argentinien und Mexiko, sondern eher an der gene-rell ablehnenden Haltung der ständigen Mitglieder gegenüber der G4-Initiative, dass es hier bisher nicht zu Reformen gekommen ist. Erfolgreicher war der Versuch Brasiliens innerhalb der Verhandlungen der Doha-Runde der Welthandelsorganisation (WHO) eine "Gegenmacht" gegen die aus seiner

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Sicht "unheilige Allianz" von USA und EU in Fragen der Agrarsubventionen zu organisieren. Während des Verhandlungsprozesses in Cancún 2003 rief Bra-silien mit tatkräftiger Unterstützung Chinas und ver-schiedener Staaten des Südens die G20-Staaten in-nerhalb der WHO ins Leben, deren strikte Ablehnung des "westlichen" Verhandlungsangebots zum Scheitern der Verhandlungen beitrug. Seitdem sind sich auch die USA und die EU einig darin, dass ohne eine Zustimmung Brasiliens kein Erfolg mehr in den Verhandlungen der WHO zu erreichen sein dürfte. Dies ist 2013 mit der Wahl eines Brasilianers, Roberto Azevodo, zum Generalsekretär der WHO nur noch offensichtlicher geworden Auch andere multilaterale Initiativen haben dazu beigetragen das Profil Brasiliens als Führungsmacht des Südens zu schärfen. Gleich zu Beginn der Am-tszeit Lula da Silva wurde 2003 die trikontinentale IBSA-Gruppe (Indien, Brasilien. Südafrika) ins Leben zu rufen. Obwohl Brasilien innerhalb der BRICS Staa-ten keineswegs eine herausragende Rolle spielt, war es Lula da Silva gelungen, Präsidententreffen dieser sehr heterogenen Gruppe zu organisieren, und da-mit ihre Position im internationalen System zu stär-ken. Zu dieser Betonung der gemeinsamen Interes-sen des Südens müssen auch die periodische Aus-richtung von Präsidententreffen mit den arabischen und afrikanischen Staaten im Rahmen von Unasur gezählt werden. Alle diese diplomatischen Anstren-gungen haben nicht nur die Diversifizierung der bra-silianischen Außen- und Wirtschaftsbeziehungen zum Ziel gehabt, sondern zweifelsohne auch die Rolle des Landes als Führungsmacht des Südens ge-festigt. Mit der Etablierung dieser internationalen Netzwerke ist auch der globale Einfluss Brasiliens gestiegen, zumal seine Fähigkeiten, Brücken auch über politische und wirtschaftliche Interessenun-terschiede hinweg zu schlagen, immer mehr gefragt sind und teilweise schon als die spezifische "soft po-wer" des Landes angesehen werden. Seine Führungsrolle im Geflecht "neuer Mächte" hat verständlicher Weise das Profil Brasiliens in seinen stärker traditionellen bilateralen Beziehungen mit den USA und der EU erheblich verändert. Der er-kennbare Rückgang des Einflusses der USA in Latei-namerika seit Ende des Kalten Krieges – und noch verstärkt nach den Anschlägen des 11. September 2001 – hat ebenfalls zur Ausweitung der regionalen Rolle Brasiliens beigetragen. Aber vor allem die Ablehnung Brasiliens des wichtigsten US Vorhabens in der Region, die Etablierung einer Gesamtamerika-nischen Freihandelszone (FTAA) 2003 war eine Zäsur

in den bilateralen Beziehungen. Damals hatten in Lateinamerika nur die Mercosur-Mitgliedsstaaten und Venezuela Brasilien in seiner ablehnenden Hal-tung unterstützt und damit zwar die Regionalstrate-gie der USA zu Fall gebracht aber gleichzeitig den Weg für die neue US Strategie bilateraler Freihan-delsabkommen mit den "willigen" Staaten Latei-namerikas freigemacht. Die weltwirtschaftlichen Veränderungen im letzten Jahrzehnt haben Brasili-ens Handelsbeziehungen auf der Süd-Südschiene, vor allem mit Asien aber auch innerhalb Lateiname-rikas auf Kosten des Handels mit den USA deutlich anwachsen lassen. So hat China längst den ersten Platz unter den Handels- und Investitionspartnern Brasiliens eingenommen, während die Wirtschaft-sinteressen der USA gegenüber Brasilien – vor allem hinsichtlich seiner zukünftigen Position als Erdölex-porteur – auch in diesem Bereich mit denen Chinas in Konkurrenz stehen. Zusätzliche bilaterale Konfliktpunkte ergaben sich immer dort, wo die USA Entscheidungen in Latei-namerika getroffen haben, die mit den Interessen Brasiliens nicht übereinstimmten. Kuba war in die-sem Zusammenhang schon immer ein besonderer Zankapfel, zumal die bilateralen Beziehungen zwis-chen Brasilien und Kuba seit der Präsidentschaft Lu-la da Silvas erheblich ausgebaut worden sind. Die Krise in Honduras 2009 und das zunächst geplante erweiterte Militärbasennutzungsabkommen der USA mit Kolumbien führten zu heftiger Kritik Brasili-ens an der US Politik, während in Washington Brasi-liens gute Beziehungen zu Kuba, Venezuela und zum Iran immer wieder beanstandet wurden. Ausgelöst durch die weltweiten Spionageaktivitäten der USA sanken dann 2013 die bilateralen Beziehungen fast auf den Gefrierpunkt als die "abgehörte" Präsidentin Dilma Rousseff den lange geplanten Staatsbesuch in den USA kurzfristig absagte und dann auch noch ei-nen Milliarden schwerer Rüstungsauftrag nicht an das US-amerikanische Unternehmen Boeing son-dern an Saab in Schweden vergeben wurde. Die offene Austragung dieser bilateralen Konfliktpunkte zeugt einerseits von dem gestiegenen Selbstbewus-stsein Brasiliens und anderseits von der Unfähigkeit in Washington mit der Machtkonkurrenz in der Westlichen Hemisphäre angemessen umzugehen. Gerade angesichts der bestehenden geopolitischen Instabilitäten in Lateinamerika und dem weiter zu-nehmenden Gewicht des Landes in den Süd-Südbeziehungen können die USA immer weniger auf eine außenpolitische Kooperation mit Brasilien zäh-len. >

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Brasiliens Beziehungen zur EU sind weniger kon-

fliktreich als mit den USA aber auch weniger inten-

siv. Erst 2007 hat die EU als letztem Land der BRIC

Staaten, den Status einer "Strategischen

Partnerschaft" angeboten. Sieben Jahre später ist

nur ein geringes Maß an gegenseitigem Vertrauen

zu erkennen, das aber als Grundlage für die beab-

sichtigte enge Zusammenarbeit in multilateralen

Fragen unverzichtbar wäre, nicht zuletzt weil die

Machtverschiebungen in der multipolaren Welt von

Brasilien eher als vorteilhaft und von der EU eher

als nachteilig angesehen werden. Trotz der sehr

engen und weit gefächerten bilateralen Beziehun-

gen mit einzelnen Mitgliedsstaaten wie Deu-

tschland, Spanien und Frankreich – hier sogar im

sicherheitspolitischen Bereich – scheint die EU Bra-

silien bisher noch nicht in gleichen Masse als globa-

len Akteur einzuschätzen wie andere BRICS-

Staaten, obwohl es in Fragen des Klimawandels si-

cherlich eine zentrale Rolle spielen kannund auch

bei den weltwirtschaftlichen Reformdebatten in der

G-20 ein wichtiger Allianzpartner sein könnte. Aber

auch hinsichtlich der EU Beziehungen zu Südameri-

ka könnte die "strategische Partnerschaft" mit Bra-

silien eine solide Basis für eine realistischere Regio-

nalstrategie bieten, nachdem die langjährigen

Bemühungen um biregionale Assoziierung zwischen

den regionalen Integrationsprozessen weitgehend

gescheitert sind. Zu dem Realismus auf europäis-

cher Seite müsste freilich auch die Einsicht gehören,

mit Brasilien gegebenenfalls ein bilaterales Freihan-

delabkommen auszuhandeln dem das Land derzeit

– vor allem wenn es jetzt auch im dritten Anlauf

nicht zu dem seit Jahren angekündigten biregiona-

len Abkommen mit dem Mercosur kommen sollte –

aufgeschlossener gegenübersteht. Dass Brasilien als

"Anti-Status-quo-Macht" und Führungsmacht des

Südens keineswegs immer die gleiche Weltsicht mit

der EU teilt, wird sich in jeder bilateralen Bezi-

ehungsform kaum vermeiden lassen. Freilich haben

gerade einige der innovativen Beiträge Brasiliens

zur den sicherheitspolitischen Debatten im VN-

Rahmen – wie das Konzept "responsibility while

protecting" – eher zur Verärgerung der Europäer

als zu einer verstärkten Zusammenarbeit beigetra-

gen. Das Bemühen Brasiliens als

"Normunternehmer" aufzutreten, verstärkt einer-

seits seinen Führungsanspruch in zentralen Fragen

der internationalen Zusammenarbeit und beunru-

higt anderseits seine traditionellen außenpolitis-

chen Partner. Gerade auf Grund der außerorden-

tlich aktiven und innovativen internationalen Rolle

Brasiliens muss sich die EU wohl auf eine zuneh-

mende Nord-Süd-Distanzierung in der

"strategischen Partnerschaft" einstellen weil Brasili-

en als pragmatische Führungsmacht in Zukunft

ohnehin mit keinem allzu großen globalen Gewicht

der EU rechnet.

Eine noch nicht konsolidierte Fu hrungsmacht Brasilien teilt mit der EU das Schicksal, sich als Fu hrungsmacht noch nicht konsolidiert zu ha-ben, was angesichts der grundlegenden und kei-neswegs abgeschlossenen Vera nderungen im in-ternationalen System nicht anders zu erwarten ist, zumal die internationale Anerkennung als Fu hrungsmacht nicht ursa chlich von der eigenen Wirtschaftskraft oder gar der Kapazita t zur Dur-chsetzung der eigenen Interessen abha ngt, son-dern vor allem auch von der Fa higkeit in der ei-genen Region Krisenmanagement zu betreiben und von den etablierten beziehungsweise sich etablierenden Fu hrungsma chten als solche aner-kannt zu werden. Hier lassen sich bei Brasilien vier – nicht unbedingt selbst verschuldete – Defi-zite erkennen: Seine Rolle als Führungsmacht ist in der eige-nen Region – selbst in Südamerika und erst recht in Lateinamerika umstritten.

Von Seiten der etablierten Weltmacht USA ist eine eindeutige Anerkennung der neuen internationalen Rolle Brasiliens bisher ausgeblieben.

Unter den sich etablierenden Führungsmächten ist die Akzeptanz Brasili-ens bei China und Indien ausgeprägter als bei Russland und der EU.

Seine Rolle als weltwirtschaftlicher Akteur in Handel, Dienstleistungen und Investitio

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nen bleibt ebenso wie seine militärische Stärke weit hinter der "hard power" der übrigen Führungsmächte zurück.

In Zukunft muss sicherlich noch mit einem weiteren

Defizit gerechnet werden, weil sich in Brasilien bis-

her kein innenpolitischer Konsens über die mit einer

Führungsmachtrolle verbundenen politischen und

wirtschaftlichen Kosten erzielen lässt. Die Kalkulier-

barkeit des außenpolitischen Engagements Brasili-

ens wird vom zügigen Abbau beziehungsweise der

Überwindung dieser Defizite ebenso abhängen wie

von den zukünftigen Veränderungen eines durch

zunehmende Multipolarität gekennzeichneten in-

ternationalen Systems. Die zentralen Vorstellungen

Brasiliens liegen dabei in der Durchsetzung seiner

nationalen Interessen und seiner Rolle bei der Re-

form der internationalen Ordnung. Während des

Konsolidierungsprozesses Brasiliens als

Führungsmacht können weder die USA noch die EU

mit einer umfassenden und belastbaren Alli-

anzfähigkeit Brasiliens rechnen, weil das Land zwar

gute Beziehungen zu "dem Westen" pflegen, aber

die entscheidende Unterstützung für seinen weite-

ren internationalen Aufstieg zur Führungsmacht vor

allem aus dem "globalen Süden" erhalten dürfte.

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An alle Opfer des Anschlags auf Charlie Hebdo Magazin gewidmet.

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Stéphanne Charbonnier

Federic Boisseau

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George Wolinski Jean Cabut

Michel Renaud

Merabet Ahmad

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