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N° XXXIX JULI 2015 „Herr unser Gott, Du hast den Orient erwählt, um dei- nen einzigen Sohn zu senden und die Heilsökonomie zu erfüllen. Du hast eine junge orientalische Frau, die Jungfrau Maria erwählt, um deinen einzigen Sohn zu tragen und zu gebären. Im Orient ist Er aufgewachsen, hat Er gearbeitet, hat Er seine Apostel und Jün- ger erwählt. Im Orient hat Er uns deinen Willen und deine Lehren übermittelt und Wun- der gewirkt. Im Orient hat er sich ausgeliefert. Im Orient hat er eingewilligt zu lei- den, zu sterben und aufzuerstehen. Vom Orient aus ist er in den Himmel aufgestiegen und sitzt zu deiner Rech- ten. Wir bitten dich, gewähre deinen Kin- dern im Orient die nötige Kraft, damit sie im Glauben und in der Hoffnung dei- ner heiligen Apostel gestärkt werden. Amen.“ Hl. Ephräm der Syrer* * Der heilige Ephräm der Syrer wurde gegen 306 in Nisibis (heutige Türkei) geboren und wird in den orientalischen Kirchen und auch im We- sten verehrt. Im Jahr 1920 wurde er durch Papst Benedikt XV. zum Kirchenlehrer erklärt. Dieser große Theologe und Diakon ist einer der größten Dichter der syrischen Sprache. Er starb am 9. Juni 373 in Edessa, wo er zehn Jahre lebte, nach- dem er sich bei der Pflege der Kranken mit der Pest angesteckt hatte. Beten wir mit unseren Brüdern im Orient Der Orden im Einklang mit der weltweiten Kirche Die Aktionen des Großmagisteriums EIN LAND, DAS ALLEN SEINEN BEWOHNERN NOCH IMMER FRÜCHTE DER HEILIGKEIT SCHENKT III DER P APST SPRICHT ZU DEN KARMELITINNEN DES NAHEN OSTENS UND ZU DEN ROSENKRANZSCHWESTERN V AUSSTELLUNG DES TURINER GRABTUCHS VI BRIEF DES P APSTES AN DEN GROßMEISTER VII FRÜHJAHRSVERSAMMLUNG DES GROßMAGISTERIUMS IX BESUCHE DES GROßMEISTERS DES ORDENS XI JAHRESVERSAMMLUNG DER EUROPÄISCHEN STATTHALTER XI P ARTNERSCHAFT MIT “V ATICAN INSIDERXIII Der Orden und das Heilige Land Das Leben der Statthaltereien AUF DER SUCHE NACH EINEM NORMALEN ALLTAGSLEBEN: DIE HERAUSFORDERUNG FÜR DIE FLÜCHTLINGE IN JORDANIEN XIV ERSTE MESSE AM FEST UNSERER LIEBEN FRAU VON DER T APFERKEIT IN TEL A VIV XV ZWISCHEN SCHULISCHER BEIHILFE UND MAUERN, DIE NICHT GEBAUT WERDEN DÜRFEN: DIE HERAUSFORDERUNG DER KATHOLISCHEN GEMEINSCHAFTEN IM HEILIGEN LAND XV DER BEITRAG DER LAIEN UND DER F AMILIEN ZUM LEBEN DER KIRCHE XVIII EIN JAHR NACH SEINER HEILIGSPRECHUNG: KONGRESS IN TRIEST ÜBER JOHANNES P AUL II. UND DAS HEILIGE LAND XIX GROSSMAGISTERIUM DES RITTERORDENS VOM HEILIGEN GRAB ZU JERUSALEM 00120 VATIKANSTADT E-mail: [email protected] info.oessh.va

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N° XXXIX JULI 2015

„Herr unser Gott,Du hast den Orient erwählt, um dei-

nen einzigen Sohn zu senden und dieHeilsökonomie zu erfüllen. Du hast einejunge orientalische Frau, die JungfrauMaria erwählt, um deinen einzigen Sohnzu tragen und zu gebären.

Im Orient ist Er aufgewachsen, hat Ergearbeitet, hat Er seine Apostel und Jün-ger erwählt.

Im Orient hat Er uns deinen Willenund deine Lehren übermittelt und Wun-der gewirkt.

Im Orient hat er sich ausgeliefert. Im Orient hat er eingewilligt zu lei-

den, zu sterben und aufzuerstehen.Vom Orient aus ist er in den Himmel

aufgestiegen und sitzt zu deiner Rech-ten.

Wir bitten dich, gewähre deinen Kin-dern im Orient die nötige Kraft, damitsie im Glauben und in der Hoffnung dei-ner heiligen Apostel gestärkt werden.

Amen.“Hl. Ephräm der Syrer*

* Der heilige Ephräm der Syrer wurde gegen306 in Nisibis (heutige Türkei) geboren und wirdin den orientalischen Kirchen und auch im We-sten verehrt. Im Jahr 1920 wurde er durch PapstBenedikt XV. zum Kirchenlehrer erklärt. Diesergroße Theologe und Diakon ist einer der größtenDichter der syrischen Sprache. Er starb am 9.Juni 373 in Edessa, wo er zehn Jahre lebte, nach-dem er sich bei der Pflege der Kranken mit derPest angesteckt hatte.

Beten wir mitunseren Brüdern

im Orient

Der Orden im Einklang mit der weltweiten Kirche

Die Aktionen des Großmagisteriums

EIN LAND, DAS ALLEN SEINEN BEWOHNERN NOCHIMMER FRÜCHTE DER HEILIGKEIT SCHENKT III

DER PAPST SPRICHT ZU DEN KARMELITINNEN DES NAHENOSTENS UND ZU DEN ROSENKRANZSCHWESTERN V

AUSSTELLUNG DES TURINER GRABTUCHS VI

BRIEF DES PAPSTES AN DEN GROßMEISTER VIIFRÜHJAHRSVERSAMMLUNG DES GROßMAGISTERIUMS IXBESUCHE DES GROßMEISTERS DES ORDENS XIJAHRESVERSAMMLUNG DER EUROPÄISCHEN STATTHALTER XIPARTNERSCHAFT MIT “VATICAN INSIDER” XIII

Der Orden und das Heilige Land

Das Leben der Statthaltereien

AUF DER SUCHE NACH EINEM NORMALENALLTAGSLEBEN: DIE HERAUSFORDERUNG FÜR DIEFLÜCHTLINGE IN JORDANIEN XIV

ERSTE MESSE AM FEST UNSERER LIEBEN FRAUVON DER TAPFERKEIT IN TEL AVIV XV

ZWISCHEN SCHULISCHER BEIHILFE UND MAUERN,DIE NICHT GEBAUT WERDEN DÜRFEN: DIEHERAUSFORDERUNG DER KATHOLISCHENGEMEINSCHAFTEN IM HEILIGEN LAND XV

DER BEITRAG DER LAIEN UND DER FAMILIENZUM LEBEN DER KIRCHE XVIII

EIN JAHR NACH SEINER HEILIGSPRECHUNG:KONGRESS IN TRIEST ÜBER JOHANNES PAUL II.UND DAS HEILIGE LAND XIX

GROSSMAGISTERIUM DES RITTERORDENS

VOM HEILIGEN GRABZU JERUSALEM

00120 VATIKANSTADTE-mail: [email protected]

info.oessh.va

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II N° XXXIX - JULI 2015

Wie Sie aus den Seiten unseres „neu-en und verbesserten“ Newslettersersehen, fanden in den vergange-

nen Wochen im Frühjahr wichtige Versamm-lungen statt: Die unseres Großmagisteriums,die der europäischen Statthaltereien – beidein Rom – und vor kurzem die der Statthaltervon Nordamerika in Québec.

Auch wenn diese Sitzungen uns unerlässli-che Pausen bieten, in denen wir einander be-gegnen können, sind sie ausgesprochen we-sentlich, um uns alle über die Ereignisse,Meinungen und Vorschläge unserer weit ent-fernt lebenden Mitglieder auf dem Laufendenzu halten. Diese Sitzungen sind auch für unsim „Hauptsitz“ wichtig, da sie uns Gelegen-heit geben, über unsere Aktivitäten und un-sere Pläne zu sprechen und neu auftretendeEntwicklungen zu erläutern.

Es ist interessant festzuhalten, dass keinerder Teilnehmer an diesen Versammlungen,auf welcher Ebene auch immer, vom Ordenein Gehalt erhält… Es sind alles ehrenamtli-che Mitarbeiter! Die Teilnehmer sind immervoller Energie und offenherzig in ihren Aus-tauschen, und ich vermute, dass genauso vielim Lauf informeller Unterhaltungen wie beiden oft sehr langen offiziellen Sitzungen ge-schieht.

Besonderen Dank schulden wir in diesemHinblick Professor Agostino, unserem Gene-ralgouverneur, einem unermüdlichen und

selbstlosen Arbeiter,unseren kompetentenund scharfsinnigen Vi-ze-Generalgouverneu-ren Giorgio MoroniStampa und Patrick D.Powers, sowie unse-rem weisen und sehrerfahrenen AssessorMsgr. Antonio Franco.Hoffen wir, dass ihreständigen Bemühun-gen, einen offenen Dialog zwischen den Par-teien zu fördern, unsere Statthalter ermuti-gen, sich auch ihrerseits zu bemühen, jedemMitglied präzise Informationen zu liefern.

Mehr als alles andere müssen wir in demglühenden Willen vereint sein, das Evangeli-um Jesu Christi im Heiligen Land lebendig zuerhalten. Der Erfolgsgrad, mit dem wir unserZiel erreichen, könnte anhand der Worte ge-messen werden, die unser ApostolischerNuntius in Israel, Msgr. Giuseppe Lazzarottokürzlich unserer aktiven Kommission für dasHeilige Land gegenüber äußerte:

„Es gibt keine andere Agentur, Gesell-schaft oder Ordensgemeinschaft in der Ka-tholischen Kirche, die mehr für das HeiligeLand getan hat, als der Ritterorden vom Hei-ligen Grab zu Jerusalem.“

Dafür danken wir dem Herrn sowie allenunseren großzügigen Mitgliedern.

Gedanken des Großmeisters

Der Großmeisterdes Ordens vomHeiligen Grabzusammen mit denStatthaltern vonNordamerika inQuébec im Juni2015. (EinenBericht über dieseVersammlung lesenSie in unseremnächstenNewsletter.)

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III N° XXXIX - JULI 2015

Am Sonntag, den 17. Mai hörte man aufdem Petersplatz viele Sprachen undsah viele Farben, darunter die der palä-

stinensischen Flagge. Die Freude all derer, diesich dort versammelt hatten, insbesondereder Delegation von etwa 3000 Pilgern, die di-rekt aus dem ganzen Nahen Osten kamen,war mit Händen zu greifen. Unter den vierneuen Heiligen sind zwei – Mariam Bawardiund Maria-Alfonsina Ghattas – Töchter desHeiligen Landes. Sie sind jedoch auch die bei-den ersten palästinensischen Heiligen der Mo-derne. Als Gründerin jeweils des Karmel vonBethlehem und der Kongregation der Rosen-kranzschwestern von Jerusalem, gingen diebeiden Heiligen ihren Weg zur Heiligkeit inder zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Ma-riam Bawardi starb sehr jung im Jahr 1878)und zu Beginn des 20. Jahrhunderts (Maria-Alfonsina Ghattas verschied 1927).

Der palästinensische Präsident MahmoudAbbas, der am Vortag mit Papst Franziskus zu-sammentraf, war auch auf dem Petersplatzvertreten. Gemäß einem offiziellen Kommuni-qué, das nach dem Gespräch veröffentlichtwurde, „ist mit großer Zufriedenheit aufge-nommen worden, dass eine Einigung überden Text erreicht wurde, der die grundsätzli-che Übereinkunft der Parteien bezüglich be-stimmter wesentlicher Aspekte des Lebensund der Aktivität der katholischen Kirche inPalästina darlegt“.*

Während der Predigt sprach der Heilige

Vater über den „Gehorsam dem HeiligenGeist gegenüber“, der Mariam Bawardi aus-zeichnete und „sie auch zu einem Mittel der

Die palästinensischen Christen, die alsDelegation nach Rom kamen, ließen ihrerFreude bei der Feier am 17. Mai 2015 freien Laufund würdigten so das Zeugnis ihrerheiliggesprochenen Landsmänninnen, derheiligen Mariam und der heiligen Maria-Alfonsina.

Der Orden im Einklang mit der weltweiten Kirche

Ein Land, das allen seinenBewohnern noch immer Früchte

der Heiligkeit schenktReportage über die Heiligsprechung der beiden ersten

palästinensischen Heiligen der Moderne: MariamBawardi und Maria-Alfonsina Danil Ghattas.

(*) Das globale Übereinkommen zwischen demHeiligen Stuhl und Palästina, das am 13. Mai abge-schlossen wurde, ist am Freitag, den 26. Juni signiertworden. Es erkennt eindeutig „den Staat Palästina“an. Dieses bilaterale Übereinkommen, das seit etwafünfzehn Jahren diskutiert wird, betrifft hauptsäch-lich die Tätigkeit der katholischen Kirche und ihrejuristische Anerkennung in den Palästinensergebie-ten und bestätigt erneut den Wunsch, zu einer Lö-sung der Frage und des Konflikts zwischen Israelisund Palästinenser im Rahmen der Zwei-Staaten-Lö-sung zu gelangen.

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Begegnung und der Gemeinschaft mit dermuslimischen Welt machte“. Und bezüglichMaria-Alfonsina Danil Ghattas betonte er, wie„genau sie begriffen hatte, was es heißt, dieLiebe Gottes im Apostolat auszustrahlen, in-dem man Zeuge der Sanftmut und der Einheitwird. Sie gibt uns ein leuchtendes Beispiel da-für, wie wichtig es ist, füreinander verant-wortlich zu sein und im Dienst aneinander zuleben.“

„Das Heilige Land ist fruchtbar undbringt Fürchte der Heiligkeit hervor!“

Was bedeutet es heute, Sohn des HeiligenLandes zu sein, und welche geistliche Fruchtkann dieses beglückende Ereignis den palästi-nensischen Christen und der ganzen christli-chen Gemeinschaft bringen?

Der lateinische Patriarch von Jerusalem,Msgr. Fouad Twal betrachtet dieses Ereignisals eine eindrucksvolle geistliche Erfahrungfür sein Land: „Inmitten aller existierendenSchwierigkeiten sind Mariam und Maria-Al-fonsina ein Licht auf unserem Weg, eine Ein-ladung, nicht den Mut zu verlieren und derHeiligkeit treu zu bleiben, die unser Ziel unddie Berufung aller Christen ist. Wenn das Hei-

lige Land uns heute manchmal durch die Ge-walt und die Spaltung entstellt erscheint, ge-ben unsere beiden Heiligen diesem Land sei-ne Heiligkeit wieder. Es ist, als würden Mari-am und Maria-Alfonsina uns durch ihr Bei-spiel sagen: Ja, das Heilige Land kann frucht-bar sein und Früchte der Heiligkeit hervor-bringen. Der Papst sprach daraufhin über dasErbe der beiden neuen Heiligen: „Es ist eineBotschaft der Hoffnung und der Liebe. EineBotschaft der Ermutigung zur Heiligkeitdurch Demut und Einfachheit. (Sie finden dasInterview mit Msgr. Twal ungekürzt auf unse-rer offiziellen Website http://info.oessh.va undauch auf unserer Partner-Website Vatican In-sider http://vaticaninsider.lastampa.it/vatica-no/dettaglio-articolo/articolo/oessh-40929/).

Die Worte des Patriarchen fanden ein Echoin der fröhlichen Feier, die die Delegation ausdem Heiligen Land im weiten Sinn sowie Per-sonen, die die neuen Heiligen besonders ver-ehren, und Mitglieder des Ordens vom Heili-gen Grab aus mehreren Ländern am Samstag,den 16. Mai in der Basilika Santa Sabina inRom zusammenführte.

Erzbischof Maroun Lahham, Patriarchalvi-kar des lateinischen Patriarchates von Jerusa-lem, sprach mit Leidenschaft, bevor er am

Ritter und Damen des Ordens vom Heiligen Grab auf dem Petersplatz bei der Heiligsprechung der beidenpalästinensischen Heiligen.

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V N° XXXIX - JULI 2015

Gebetsabend teilnahm: „Diese beiden Heili-gen lehren uns, dass das Leiden, die Verlas-senheit, das Kreuz nie das letzte Wort haben,sondern die Herrlichkeit, die Auferstehungund das Licht. Der Kalvarienberg hat nichtdas letzte Wort, denn er ist die Pforte, die zueinem besseren Leben führt.“

Mitten in der Menschenschar teilten LeuteGebetsbüchlein und Flaggen aus. DarunterIbrahim, ein junger Arzt, der in der Nähe vonRamallah arbeitet. Er sagt, dass er „stolz ist,dass es zwei Heilige aus dem Heiligen LandJesu gibt. Das ist eine Botschaft für die ganzeWelt: Unser Land lebt noch.“ Wenn man ihnfragt, was er in Zukunft vorhat, antwortet er:„Ich lerne Deutsch, weil ich eine Facharztaus-bildung machen will, aber ich will weiter fürmein Volk arbeiten und es unterstützen.“

Die Botschaft von Mariam Bawardi undMaria-Alfonsina Ghattas muss die Aufmerk-samkeit auf sich ziehen, und zwar nicht nurinnerhalb der Kirche. Patriarch Twal schloss:„Dank der Suche nach ihrer Weisheit und ih-rer göttlichen Botschaft sind sie ein Vorbildder Vollkommenheit sowohl für Christen alsauch für Juden und Muslime. Ihr Name, Ma-ria, Mariam, der allen drei Traditionen ge-meinsam ist, ist auch ein Zeichen für unsereZeit, so als könnten sie ohne Unterscheidungzu allen drei Völkern sprechen.“ E.D.

Bild der beiden palästinensischen Heiligen inBegleitung Unserer Lieben Frau von Palästina:Gemeinsam wachen sie über das Heilige Landund all seine Bewohner.

Am Tag nach der Heiligsprechungempfing Papst Franziskus die

geistlichen Töchter von Mariam Ba-wardi und von Maria-Alfonsina Ghat-tas zur Audienz. Der Heilige Vaterlud die Ordensfrauen ein, die heutedas Erbe der beiden neuen Heiligenweitertragen, „für die verfolgtenChristen zu beten, die aus ihren Häu-sern und ihrem Land vertrieben wer-den und Opfer der Verfolgung in wei-ßen Handschuhen sind.“

Der Papst spricht zu den Karmelitinnen desNahen Ostens und zu den Rosenkranzschwestern

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VI N° XXXIX - JULI 2015

„Das Grabtuch von Turin zieht zu demübel zugerichteten Antlitz und LeibJesu hin und führt uns gleichzeitig

zum Angesicht jedes leidenden und ungerechtverfolgten Menschen. Es zieht uns in dieselbeRichtung wie das Liebesgeschenk Jesu“, sagtePapst Franziskus am 21. Juni, nachdem er sichvor dieser Ikone der „größten Liebe“ (Joh15,13) zum Gebet gesammelt hatte, die in derKathedrale von Turin ausgestellt war. Währendder Messe, die er am selben Tag auf dem Vitto-rio-Platz feierte, hob er „die treue Liebe“ desbarmherzigen Vaters hervor, der alles „neumacht“ und dessen „Antlitz“ Jesus ist. KardinalAndrea Cordero Lanza di Montezemolo, Eh-renassessor des Ordens vom Heiligen Grab,nahm an dieser Pilgerfahrt des Heiligen Vatersin Begleitung insbesondere von Pier Carlo Vis-conti, Berater des Großmagisteriums, drei Tagevor dem Abschluss der außerordentlichen Aus-stellung des Grabtuchs von Turin teil.

Der Großmeister des Ordens vom HeiligenGrab hatte sich dagegen bereits am 25. und 26.April nach Turin begeben, unmittelbar nachder Eröffnung der Ausstellung, um vor dem

Turiner Grabtuch in Gemeinschaft mit allenMitgliedern des Ordens auf der Welt in denAnliegen der Bewohner des Heiligen Landeszu beten.

Bei der Eröffnung der außerordentlichenAusstellung am 19. April war der Orden einge-laden, sich an einer Sendung auf „Rai interna-zionale“ zu beteiligen, die am Sonntag auf allenfünf Kontinenten verfolgt wurde: Msgr. Anto-nio Franco, Assessor, wurde von SchwesterMyriam Castelli über die „Spiritualität der Auf-erstehung“ interviewt, während Pater DavidNeuhaus, Patriarchalvikar für die katholische,Hebräisch sprechende Gemeinschaft in Israellive vom Heiligen Land aus sprach.

Zudem bahnte der Kommunikationsdienstdes Großmagisteriums des Ordens währendder Ausstellung des Grabtuchs eine Partner-schaft mit dem Verlag Heiliges Land an. Diekostenlose Applikation eines E-Books fürSmartphone und IPad, die auf Google Play her-untergeladen werden kann („il mistero dellaSindone“) erlaubte so, den Pilgern, die nachTurin kamen, die geistliche Mission des Or-dens bekannt zu machen.

Ausstellung des Turiner Grabtuchs

„IKONE DER LIEBE“ Das Turiner Grabtuch zeigt uns dasAngesicht aller verfolgten Menschen:Das sagte Papst Franziskus imWesentlichen, nachdem er sich am21. Juni dieses Jahres vor dem TurinerGrabtuch zum Gebet gesammelthatte. Nach dem Angelus-Gebet amEnde der Messe auf dem Vittorio-Platz der piemontesischen Hauptstadtäußerte der Heilige Vater, dass diesesgeheimnisvolle Grabtuch „eine Ikoneder Liebe“ Christi sei. Das dorteingeprägte Bild vom Leib einesgemarterten, gequälten undgekreuzigten Mannes führt uns zum„Angesicht jedes leidenden und zuUnrecht verfolgten Menschen“ undbefragt das Gewissen eines jeden zuunserer persönlichen Mitschuld amBösen in der heutigen Welt.

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VII N° XXXIX - JULI 2015

Die Aktionen des Großmagisteriums

An Unseren lieben BruderKardinal Edwin Frederick O’BrienEhemaliger Erzbischof von BaltimoreGroßmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem

Mit Freude wenden wir jetzt unsere Aufmerksamkeit Ihnen zu, unseremehrwürdigen Bruder, während Sie sich darauf vorbereiten, das goldeneJubiläum ihre Priesterweihe in einem Geist der Dankbarkeit und derDanksagung zu feiern. In der Tat sind fünfzig Jahre vergangen seit jenemdenkwürdigen Tag – dem 29. Mai 1965 – da Sie nach dem Abschluss ihresmit Eifer betriebenen Studiums der Philosophie und der Theologie imSeminar der Erzdiözese St. Joseph in Dunwoodie zum Priester geweihtwurden.

Dieses glückliche Ereignis gibt uns Gelegenheit, die verschiedenenAbschnitte Ihres Weges als Seelsorger in Erinnerung zu rufen, zunächst inIhrer Erzdiözese New York, wo Sie geboren sind, dann unter den Soldaten inVietnam sowie in den Vereinten Staaten von Amerika. Später studierten siein Rom an der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin(Angelicum) und schrieben Ihre Doktorarbeit in Moraltheologie. Nach derRückkehr in Ihre Erzdiözese nahmen Sie mit Sorgfalt ihre zahlreichenpastoralen Aufgaben wahr und übten gleichzeitig das Amt des Vize-Kanzlersaus. Danach bewiesen Sie Ihre zahlreichen Gaben alsKommunikationsdirektor der Erzdiözese sowie als Privatsekretär desErzbischofs von New York. In den darauffolgenden Jahren widmeten Siesich der klugen und weisen Ausbildung der Priester, zunächst als Rektor desSeminars St. Joseph in Yonkers, dann als Rektor des PäpstlichenNordamerika-Kollegs in Rom.

Da der heilige Johannes Paul II. ihre Kompetenz und ihrenpriesterlichen Eifer erkannt hatte, erhob er Sie in den Rang des Bischofs undernannte Sie am 6. Februar 1996 zum Weihbischof für New York. Von 1997bis 2007 übten Sie das Amt des Ordinarius des US-amerikanischenMilitärordinariates aus und predigten den Männern und Frauen, die sich inder Armee verpflichtet hatten, unermüdlich die Heilswahrheiten, wobei Sieauch der Wirklichkeit der gegenwärtigen Zeit Rechnung trugen. 2007ernannte Sie dann unser verehrter Vorgänger Benedikt XVI. zum

Brief des Papstesan den Großmeister

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Metropolitan-Erzbischof von Baltimore, wo Sie die Gläubigen vier Jahre langauf dem Weg der Wahrheit und der Heiligkeit führten.

Sie trugen in einem weiten Sinn zur Förderung der Neuevangelisierungbei und unterstützten ganz besonders die Priesterberufungen und dasWiederaufleben der katholischen Schulen. Jetzt, da Sie das Amt desGroßmeisters des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem innehaben,in das Sie 2011 berufen wurden, achten Sie in Treue zu ihremBischofswahlspruch Pastores dabo vobis aufmerksam auf das geistliche Lebendieses alten und ehrwürdigen Verbandes. Am 18. Februar 2012 erhob PapstBenedikt XVI. Sie in den Kardinalsrang und zeigte so seine besondereBewunderung, seine Dankbarkeit und sein Vertrauen zu Ihrenaußergewöhnlichen Fähigkeiten.

Uns ist ebenso die Energie und die Fachkenntnis bekannt, die Sie inmehreren römischen Dikasterien einbringen, insbesondere in derKongregation für die orientalischen Kirchen, in der Kongregation für daskatholische Bildungswesen, im Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Friedenund im Päpstlichen Rat Cor Unum. Es ist uns auch ein Anliegen, Ihren Eiferund Ihre Treue dem Lehramt der Kirche gegenüber zu betonen, sowie IhreBeflissenheit bei der Ausführung aller anderen Aufgaben, die Ihnenanvertraut werden. Bei Ihren beiden Aufträgen als Priester und Bischofmaßen Sie dem geistlichen Wohlbefinden derer, denen Sie dienen, sowiejenen, mit denen Sie Ihren Dienst leben,stets eine vorrangige Bedeutung bei.

Folglich freuen wir uns ausgesprochen,in einem Geist brüderlicher Liebegemeinsam mit Ihnen Gott, dem Spenderaller Gaben, zu danken und Sie zu Ihremfruchtbaren Dienst zu beglückwünschen.

Wir wünschen Ihnen aufrichtig allesGute, unser ehrwürdiger Bruder. Möge derGute Hirte auf die Fürsprache der SeligenJungfrau Maria sorgfältig über Sie wachenund Sie beschützen. Es ist uns ein Anliegen,Ihnen zu diesem besonders bedeutendenJubiläum unseren apostolischen Segen zuübermitteln, den wir auch auf all jeneausweiten, die sich Ihnen bei dieser Feieranschließen. Zugleich erbitten wir IhrGebet und das ihrer Gäste, dass wir mitEifer das Petrusamt ausüben können, dasuns anvertraut wurde.

Im Vatikan, am 5. Mai 2015,im dritten Jahr unseres Pontifikates

VIII N° XXXIX - JULI 2015

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IX N° XXXIX - JULI 2015

Im Lauf dieser Frühjahrssitzung ging esum das geistliche Leben der etwa 30.000Mitglieder des Ordens sowie um mate-

rielle Dinge, die mit ihrem Auftrag zusam-menhängen, die katholischen Institutionenim Heiligen Land zu unterstützen.

Kardinal-Großmeister Edwin O’Brien er-öffnete die Arbeitssitzung mit der Begrüßungdes neuen Zeremoniars und berühmten Bi-belwissenschaftlers Msgr. Fortunato Frezza.Er äußerte den Wunsch, dass sich mit seinerHilfe die Spiritualität im Orden besser ent-wickelt. Daraufhin bestätigte er seinenWunsch, die Statthaltereien auch weiterhinzu besuchen: Er ist bereits in 26 Länder ge-reist und hat bis Ende des Jahres ein Dut-zend weiterer Reisen vorgesehen, insbeson-dere um Investituren vorzunehmen. Er er-klärte, dass er danach bereit sei, den Einla-dungen Folge zu leisten, die an ihn gerichtetwerden.

Generalgouverneur Agostino Borromeorief in Erinnerung, dass noch kein Großmei-ster je so viele Reisen auf der ganzen Weltunternommen habe, um mit den Mitgliederndes Ordens dort zusammenzutreffen, wo sieleben, und so zu versuchen, vor Ort gemein-sam und mit den Bischöfen, die das Amt derGroßprioren in den Statthaltereien ausüben,die Beziehungen mit den Verantwortlichender Ortskirchen zu fördern. Dies wird imOktober auch bei der ersten Versammlungder Statthalter von Asien und Ozeanien inAustralien der Fall sein. Der Generalgouver-neur zeichnete eine kurze Bilanz der letztenMonate und freute sich auch über die Ent-

wicklung des Ordens in Lettland und in derTschechischen Republik, sowie über den po-sitiven Abschluss der Abrechnung des Groß-magisteriums.

Der lateinische Patriarch von Jerusalem,Msgr. Fouad Twal sprach anschließend überdas große Ereignis, das die Heiligsprechungder zwei palästinensischen OrdensfrauenMariam Bawardi und Maria-Alfonsina Ghat-tas am 17. Mai 2015 in Rom darstellt, an dereine Delegation von etwa 3000 Pilgern ausdem Heiligen Land teilnahm.

Er betonte die dringende Notwendigkeit,die schwierige Situation der Bewohner die-ser Gegend nicht zu vergessen, insbesonderedie verzweifelte Situation, in der sich dieÜberlebenden der Bombenangriffe auf Gazaim Sommer 2014 befinden, sowie das Dramader Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak, diebesonders in Jordanien aufgenommen wer-den. Der Patriarch freute sich, dass der is-raelische Hohe Gerichtshof nach einem lan-gen, sehr umkämpften Verfahren den Ver-lauf der Trennungsmauer annulliert hat, diedas Cremisan-Tal zweiteilen sollte, und dassso 58 christliche Familien von Beit Jala vorder Ausweisung bewahrt werden.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit dreh-te sich die Debatte dann mehrere Stundenlang um ein heikles Thema: Die unerwarte-ten Schulden der Universität Madaba, diemit der Unterstützung der beiden Päpste Jo-hannes Paul II. und Benedikt XVI. in demhaschemitischen Königreich Jordanien ge-gründet worden war. Der Assessor des Or-dens, Msgr. Antonio Franco analysierte die

Frühjahrsversammlungdes Großmagisteriums

Die Mitglieder des Großmagisteriums des Ordens vom HeiligenGrab versammelten sich am 21. und 22. April 2015 um den

Großmeister in Rom und erfüllten so ihren Auftrag, dieAktivitäten der 63 Statthaltereien und Magistraldelegationen zu

koordinieren, die auf der ganzen Welt verstreut sind.

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Gegebenheiten im Na-men der Kommission,die vor einigen Monatenvom Staatssekretariat desHeiligen Stuhles geschaf-fen worden war, um dasProblem zu untersuchen.Er hob die derzeit guteakademische Verwaltungder Einrichtung hervorund erklärte, dass dieSchulden aus anfängli-chen Investitionen stam-men, deren Zahlung da-mals nicht honoriert wer-den konnte. Bei dieser Versammlung desGroßmagisteriums wurde ein Brief an dieStatthaltereien ausgearbeitet, der sie überdie Entscheidung des Heiligen Stuhles infor-mieren sollte, die Universität mittels einerVatikanischen Stiftung mit neuen Sicherhei-ten zu unterstützen. Es wurde erklärt, dassder Orden keine Verantwortung in dieser Si-tuation hat, dass aber an die Solidarität sei-ner Mitglieder im Interesse der weltweitenKirche appelliert wird.

Nachdem die Versammlung den Fadender Tagesordnung wieder aufgenommen hat-te, beschrieb der Generaladministrator desPatriarchates mehrere menschliche Heraus-forderungen im Heiligen Land, darunter dieUnterkunft der Familien in Jerusalem, dieAufnahme der Migranten, das Gehalt derLehrer und die pastorale Begleitung der Ju-gendlichen, von denen viele gern zum Welt-jugendtag 2016 nach Krakau gehen würden.

Mit 67 Gemeinden und 43 Schulen für90.000 katholische Gläubige des lateinischenRitus (42.000 in Jordanien, 30.000 in Israelund 18.000 in Palästina), steht das Lateini-sche Patriarchat von Jerusalem zahlreichenHerausforderungen gegenüber, die von Zy-pern über Israel und die Palästinensergebie-te bis Jordanien reichen. Um sich ihnen zustellen, unterstützt der Orden vom HeiligenGrab jedes Jahr verschiedene Projekte zu-sätzlich zur monatlichen Beihilfe, die demPatriarchat für Einrichtungen wie zum Bei-

spiel Schulen geschickt werden. Der Vorsitzende der Kommission für das

Heilige Land, Thomas McKiernan berichteteüber diese Projekte, die er bei seinem Be-such vor Ort im März dieses Jahres ange-schaut hatte. Der Orden unterstützte 2014das Zentrum für Migranten in Tel Aviv, dieSchule von Mafraq, die Gemeinde in Zarkaund die Schule von N‘aour. Unter den neuenVorschlägen für 2015 entschied sich der Or-den für die Finanzierung eines Kinderhortesin der galiläischen Gemeinde von Jaffa, ei-nes multikulturellen Raumes im ZentrumUnserer Lieben Frau vom Frieden in Jorda-nien und eines Empfangsraums für Flücht-linge in der Pfarrkirche von Amman.

Das Großmagisterium, das die Spendenaus allen Statthaltereien verwaltet, hatte mitinsgesamt 10,981 Millionen Euro eine besse-re Bilanz als im Vorjahr, wie Ingenieur undBerater Pier Carlo Visconti darlegte. PierreBlanchard beschrieb die Vermögensverwal-tung der Investitionen und der Finanztiteldes Ordens im Dienst der Institutionen desLateinischen Patriarchates von Jerusalem.

Schließlich informierte Kanzler Ivan Re-bernik die Mitglieder des Großmagisteriumsüber die jüngsten Kommunikationsaktionendesselben, insbesondere über die Schaffungeiner neuen Website, die gerade in Arbeitist, sowie über die umfassende Initiative, ei-ne bessere Konservierung der historischenArchive zu erreichen.

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Wohnwagen für Flüchtlinge im Nahen Osten, in einer jordanischenGemeinde des lateinischen Patriarchates.

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Am 11. und 12. Mai 2015 hielten et-wa dreißig europäische Statthalterdes Ordens vom Heiligen Grab ihre

Jahresversammlung im Palazzo Della Ro-vere, dem Sitz des Ordens in der Nähe desPetersplatzes in Rom, in Gegenwart vonKardinal-Großmeister Edwin O’Brien undden Vertretern des Großmagisteriums.

Zur Eröffnung der Arbeiten begrüßte derGroßmeister besonders den neuen ZeremoniarMsgr. Fortunato Frezza, der die Aufgabe hat,das geistliche Leben des Ordens zu fördern,sowie die neuen Statthalter von Deutschlandund Portugal und denMagistraldelegiertenvon Lettland, wo dieersten Investituren imNovember letzten Jah-res stattfanden. An-schließend betonte erseinen Willen, die Mit-glieder des Ordensweiterhin auf allenKontinenten zu besu-chen, auch um dazubeizutragen, sie zugun-sten der Christen imOsten zu mobilisieren,von denen viele Zu-flucht in den Gemein-

Jahresversammlungder europäischen Statthalter

XI N° XXXIX - JULI 2015

Besuche des Großmeisters des Ordens

Vom 8. bis 10. Mai 2015 war Kardinal O’Brien in der Schweiz in Disentis, wo er die In-vestituren neuer Mitglieder leitete. Kürzlich, Anfang Juni, nahm der Großmeister an

der Versammlung der amerikanischen Statthalter teil, die in Québec stattfand. Im September besucht der Kardinal verschiedene Statthaltereien zu deren Investitu-

ren: Schottland (5. September), Schweden (7. September), Slowenien (12. September) unddie USA Northwestern (20. September). Im selben Monat nimmt er auch am internationa-len Treffen des Papstes mit den christlichen Familien in Philadelphia teil.

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den des LateinischenPatriarchates von Je-rusalem finden, und zwar insbesondere im ha-schemitischen Königreich Jordanien.

Im Anschluss daran antwortete General-gouverneur Agostino Borromeo auf ein Pam-phlet, das die Statthalter einige Tage zuvorzum Thema Hotel Colombus erhalten hatten.Er erläuterte die Situation, stellte die Tatsa-chen richtig und erklärte, dass die verschiede-nen Großmeister seit 2001 in Achtung der Sta-tuten des Ordens beschlossen, die finanzielle„Reserve“ zu vergrößern, um das gesamte Ge-bäude des Palazzo Della Rovere instand zuhalten und zu restaurieren, von dem ein Teilseit etwa fünfzig Jahren an die Hotelkette Co-lombus vermietet ist. Diese muss die Räum-lichkeiten demnächst freigeben, denn die zu-künftig vorgesehene Vermietung mit einemanderen Unternehmen erlaubt dann, sowohlalle Ausgaben des Großmagisteriums zu dek-ken als auch Gewinne für das Heilige Landfreizusetzen. Dieser Geschäftsfall wird also invollkommener Transparenz abgewickelt, wieder Gouverneur eindeutig aufzeigte. Nachdemer die Dinge klargelegt hatte, äußerte er, dasser für sich persönlich beschlossen habe, sei-nen Anklägern zu vergeben und ihnen im

Hinblick auf daskommende Jubiläum

der Barmherzigkeit die Hand entgegenzustrek-ken. Einhellig sicherten die Statthalter demGroßmeister und dem Gouverneur ihre aus-drückliche Unterstützung zu. Nach dieserKlarstellung sprach Kanzler Ivan Reberniküber das zahlenmäßige Wachstum des Ordens:Er stellte die Statistiken des vorigen Jahres vorund freute sich darüber, dass sich fast 300neue Mitglieder dem Orden angeschlossenund so die Zahl der registrierten Todesfälleausgeglichen haben. Er sprach auch über dieBemühung um eine bessere Kommunikation,die in den vergangenen Monaten angegangenwurde und insbesondere in der Entscheidungzum Ausdruck kommen, auf der Ebene desGroßmagisteriums eine neue Website in fünfSprachen in Verbindung mit den Diensten desHeiligen Stuhles zu schaffen.

Der Ingenieur Pier Carlo Visconti legte diefinanzielle Bilanz des Großmagisteriums vorund zeigte auf, dass die Spenden 2014 höherwaren. Pierre Blanchard lieferte den Statthal-tern Details über die Verwaltung der Investi-tionen und der Finanztitel.

Als Vorsitzender der Kommission für dasHeilige Land betonte Thomas McKiernan die

Die europäischen Statthalter trafen sich im Mai2015 im Palazzo Della Rovere.

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Notwendigkeit eines Kinderhortes für das Vi-kariat St. Jakobus im Dienst der Hebräischsprechenden Katholiken in Israel, bevor er diedrei Projekte in Jordanien aus dem Jahr 2014beschrieb: Arbeiten in der Gemeinde Mafraq,in der Gemeinde Zarka Nord und in der Schu-le von N’aour. Die Projekte 2015 betreffen dieGemeinde von Jaffa in Israel und die angren-zende Schule, das Zentrum Unserer LiebenFrau vom Frieden, das Flüchtlinge in Jorda-nien aufnimmt, und die Gemeinde Marj Al-hamam in Amman, wo Wohnwagen für dieFlüchtlinge des Nahen Ostens aufgestellt wur-den. „Keine andere Organisation tut so viel fürdas Heilige Land wie Sie“, sagte Msgr. Giusep-pe Lazzarotto, der Apostolische Nuntius in Is-rael und Zypern und apostolischer Delegierterin Jerusalem und Palästina, als er die Mitglie-der der Kommission für das Heilige Landempfing.

Die Debatte mit den Statthaltern drehtesich insbesondere um den Wunsch, dass mehrSeelsorgeprojekte gefördert werden, was demPatriarchat von Jerusalem mitgeteilt wird.Denn das Patriarchat sendet dem Großmagi-sterium die Anfragen zu, die in der Tat oft inVerbindung mit seinem Immobilienkapital inJordanien stehen, dem für die Christen derzeitsichersten Land des Nahen Ostens.

Die Frage der Anwerbung neuer Mitgliedernahm einen Teil der Sitzung in Anspruch, dadie Statthalter ihren Wunsch geäußert hatten,das christliche Leben ihrer männlichen undweiblichen Mitglieder zu intensivieren, damitsich der Orden durch ihr Zeugnis fern des

mondänen Lebens noch weiter entfalten kann.Es soll darauf geachtet werden, solche Bewer-ber definitiv abzulehnen, die auf der Suchenach Ehren und Medaillen sind, damit die ein-fachen und großzügigen Bewerber, die wirk-lich an Christus hängen und in ihrer Ortskir-che engagiert sind, besser aufgenommen wer-den. „Die Schwierigkeit besteht nicht darin,Bewerber zu finden. Die Schwierigkeit bestehtdarin, gute Bewerber zu finden“, resümierteein neuer Statthalter. Nunmehr soll alles fürdie Erneuerung des Ordens im Sinn des Evan-geliums und im Geist des Pontifikates vonPapst Franziskus getan werden.

Die Diskussion ging mit der Frage der be-trächtlichen Schulden der Universität Madabaweiter, die wegen des Informationsschreibensangesprochen wurde, das die Statthalter nachder Versammlung des Großmagisteriums EndeApril erreicht hatte. Msgr. Antonio Franco, As-sessor des Ordens, erinnerte an die Entschei-dung des Heiligen Stuhls, diese Universität zuretten, die mit der Unterstützung zweier Päp-ste in Jordanien gegründet wurde, und erklär-te, dass der Orden – der keinerlei Verantwor-tung für dieses Problem übernimmt – eingela-den wird, sich durch eine Vatikanische Stif-tung an dieser Aktion zu beteiligen. Die Mit-glieder des Ordens können insbesonderedurch ihre Beziehungen der Vorsehung Gotteshelfen, schrittweise das finanzielle Gleichge-wicht dieser Universität wieder herzustellen,die im haschemitischen Königreich Jordanienals eine Einrichtung betrachtet wird, die dieKirche von Rom verpflichtet. F.V.

Der Kommunikationsdienst des Großmagisteriums des Ordens vom Heiligen Grab ist seit einigenWochen Partner der Website Vatican Insider, wo nunmehr unsere Informationen auf Englisch,

Italienisch und Spanisch verbreitet werden. Zum Beispiel wurde der Brief von Kardinal O’Brien zurOsterzeit auf dieser Website ins Internet gestellt. Es handelt sich um eine weltliche Website, die dieLehren von Papst Franziskus aufnimmt, und von dem Journalisten Andrea Tornielli von La Stampaverwaltet wird. In unserer Kommunikation können wir nicht isoliert bleiben. Im letzten Herbst hatder Sitz des Großmagisteriums eine diplomatische Tagung in Gegenwart von Kardinal Pietro Parolin,dem Staatssekretär des Heiligen Stuhles empfangen, die in Verbindung mit Vatican Insider organi-siert wurde: Das Ereignis, über das wir im Newsletter vom Dezember berichteten, bezeichnete denBeginn unserer Zusammenarbeit mit dieser Website (http://vaticaninsider.lastampa.it/).

Partnerschaft mit “Vatican Insider”

XIII N° XXXIX - JULI 2015

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XIV N° XXXIX - JULI 2015

Jordanien war in den letzten Jahren bereitsdas Flüchtlingslager für 30.000 irakischeFlüchtlinge geworden. Mit dem Vordringen

der Kämpfer von Daesh in Richtung Mosul undder Ebene von Ninive, klopften etwa 17.000weitere Flüchtlinge an die Tore des haschemiti-schen Königreichs, das ihnen dank der großzü-gigen Bereitschaft von König Abdallah II. Ein-reisevisa gewährte. Es handelt sich um Män-ner, Frauen und ganze Familien, deren Güterkonfisziert wurden und die in vielen Fällen we-gen ihres christlichen Glaubens verfolgt wer-den.

Die Herausforderungen, die nach der An-kunft in Jordanien angenommen werden müs-sen, sind vielfältig: Einen Ort finden, an demman sich niederlassen kann, sich um die not-wendigen Verfahren kümmern, um Papiere zubekommen, die Traumata überwinden undschrittweise wieder anfangen, ein normales Le-ben zu führen. Im Rahmen der notwendigenUnterstützung derer, die alles verloren habenund versuchen, ein neues Leben aufzubauen,finanzierte der Orden vom Heiligen Grab inZusammenarbeit mit dem Zentrum „UnsereLiebe Frau vom Frieden“ in Amman, das vomlateinischen Patriarchat von Jerusalem abhängt,spezifische Aktivitäten für die Flüchtlinge, diedort aufgenommen werden.

Am 18. April 2015 wurde ein Ausflug nachPetra organisiert, der eine Besichtigung mitFührer, eine Mahlzeit sowie einen Ausritt zuPferd für die zig Flüchtlinge einschloss, die imZentrum aufgenommen wurden. Pater Ala Ala-mat, Direktor des Zentrums „Unsere LiebeFrau vom Frieden“, betonte „die Bedeutung ei-ner solchen Initiative, die auf dem Willen be-ruht, die Hoffnung dieser Familien neu zu bele-ben und ihren Mut zu stärken.“

Die Statthalterei für Portugal hat sich denAlltag der Kinder dieser Familien und ihr Be-dürfnis, so schnell wie möglich in einen nor-malen Lebenszusammenhang eingegliedert zuwerden, sofort zu Herzen genommen. „Wennman insbesondere einen Augenblick an dieFlut von Emotionen denkt, die ein Kind über-schwemmen, wenn es aus seinem Umfeld her-ausgerissen wird“, erklärt der Statthalter fürPortugal, Nuno Michael Gabriel Rafael Mariade Bragança van Uden, „dann ist klar, dassman es nicht nur ernähren und kleiden, son-dern auch seine emotionale Stabilität sichernmuss. Die Erziehung – das heißt die Ausbil-dung – aber auch der regelmäßige Rhythmuswie sich in der Schule treffen, einen Lehrer ha-ben, in ein Projekt eingebunden sein, ist einMittel, das diesen Jugendlichen erlaubt, denWeg ins Leben wiederzufinden.“

Dank der Unterstützung der portugiesischenStatthalterei bietet das Zentrum von Ammannunmehr Englisch-, Informatik- und Sportun-terricht für die Jugendlichen an, die damit dieMöglichkeit haben, sich in der Schule zu tref-fen. Das Projekt führt zu guten Ergebnissenund hilft den Jugendlichen, nach und nachwieder Vertrauen in die Zukunft zu fassen.

Der Orden und das Heilige Land

Auf der Suche nach einem normalenAlltagsleben: die Herausforderungfür die Flüchtlinge in Jordanien

Die Flüchtlinge bekommen Unterricht, damit siewieder Vertrauen in die Zukunft fassen.

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Im Heiligen Land stellen das Zeugnis, dasdie christliche Gemeinschaft bildet, unddie komplexe Situation, in die die Kirche

eingeschlossen ist, die beiden Seiten derselbenMedaille dar.

Aus Anlass eines Interviews, das vollständigauf Vatican Insider (http://vaticaninsider. la-stampa.it/nel-mondo/dettaglio-articolo/artico-lo/oessh-41340/) veröffentlicht wurde, vertrau-te uns Claudio Maina, Direktor des Sekretari-ats für die Solidarität mit den katholischenSchulen und Einrichtungen im HeiligenLand*, seine Sorgen bezüglich der Situationan, in der die katholischen Schulen im Heili-

gen Land leben. Die „große Sorge, die auf denSchulen in Israel lastet wegen der Drohung

Erste Messe am Fest Unserer LiebenFrau von der Tapferkeit in Tel Aviv

Zwischen schulischer Beihilfe und Mauern,die nicht gebaut werden dürfen:

Die Herausforderung der katholischenGemeinschaften im Heiligen Land

Am 9. Mai feierte Msgr. Giacinto Marcuzzo, Patriarchalvikar für Israel, zum ersten Mal dieMesse am Fest Unserer Lieben Frau von der Tapferkeit in dem Zentrum, das kürzlich für

die Hebräisch sprechenden Katholiken und die Migranten auch dank der grundlegenden Unter-stützung des Ordens in Tel Aviv eingeweiht wurde, dem der Alltag dieser Gläubigen und dieNotwendigkeit eines Zentrum, in dem sie aufgenommen werden können, ein Anliegen war.Hunderte von Menschen nahmen an der Messe teil, die vom Rhythmus der Lieder begleitetwurde, die in den verschiedenen Sprachen gesungen wurden, die man in diesem Zentrumspricht: Tagalog, Konkani, Singhalesisch, Hebräisch. Nach der ergreifenden Predigt von Msgr.Marcuzzo über die Gestalt der Tapferen Frau im Buch der Sprichwörter (31, 10-31) und die Ge-stalt Marias, nach der Feier und den entsprechenden Danksagungen von Pater David Neuhaus,dem Patriarchalvikar für die Hebräisch sprechenden Katholiken und dem Verantwortlichen fürdie Migrantenpastoral, ging das Fest mit einer geschwisterlich geteilten Mahlzeit weiter.

* Das Sekretariat der Solidarität wurde von derKongregation für die orientalischen Kirchen 1977auf die Initiative der Mitgliedsorganisationen desOstkirchenhilfswerkes ROACO geschaffen. Eshängt von der Apostolischen Delegation in Jerusa-lem ab und arbeitet eng mit den päpstlichen Vertre-tungen zusammen, hauptsächlich im Dienst der ka-tholischen Schulen im Heiligen Land (Palästina, Is-rael, Jordanien und Zypern), die nicht von der Kus-todie des Heiligen Landes oder vom lateinischenPatriarchat verwaltet werden.

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des Kultusministeriums, die Finanzierung dra-stisch zu verringern, und wegen der Tatsache,dass es in Palästina bisher nicht möglich war,eine Altersversorgung für die Lehrer zu schaf-fen.“ Dazu muss man den Rückgang der Zahlder christlichen Kinder hinzufügen, die in sol-che Schulen gehen. Von den 56.000 Kindern,die letztes Jahr in eine katholische Schule gin-gen, waren nur 48% Christen. Die anderensind in der Mehrzahl Muslime und man zähltauch einige Drusen und Juden in diesen Schu-len. Für Claudio Maina geht es darum „zu ver-stehen warum das so ist, da dieser Rückgangnur in einem sehr geringen Maß auf die Aus-wanderung zurückzuführen ist. Die Gründesind vielfältig, und man darf freilich nicht ver-allgemeinern. Wenn man jedoch die stark be-nachteiligten sozialen Schichten betrachtet, soist das Schulgeld für die Christen oft ein Hin-dernis, so dass sie sich öffentlichen Schulenzuwenden.“

Dazu muss folgendes gesagt werden: Gera-de um dieses Phänomen zu begrenzen, unter-stützt der Orden vom Heiligen Grab die Schu-len des lateinischen Patriarchates von Jerusa-lem massiv, wobei ein Teil der Spenden für denUnterricht von Schülern gedacht ist, die ausFamilien in schwierigen Situationen stammen.

„Die christlichen Schulen können nichtverkauft werden“

Am 27. Mai dieses Jahres organisierte dasBüro der Christlichen Schulen in Israel eineKundgebung vor dem Bildungsministerium inJerusalem, um gegen die diskriminierende Po-litik zu protestieren, die dieses seit drei Jahrenden katholischen Schulen gegenüber betreibt:Der Staat reduziert schrittweise deren Subven-tionen, während Schulen, die jüdische Schüleraufnehmen, weiterhin alle Subventionen erhal-ten. Am 1. September 2014 wurde ein vorgese-hener Streik abgesagt, als das Ministerium sichzu Verhandlungen bereiterklärt hatte. Darauf-hin wurde eine Kommission geschaffen undnach acht Monaten Arbeit bot sie den christli-chen Schulen an, sich in das öffentliche Schul-system einzugliedern, womit sie die Möglich-keit verlieren würden, eine christliche Erzie-

hung anzubieten. Angesichts dieses unbefriedi-genden Vorschlags versammelten sich etwa700 Menschen, um zu demonstrieren undskandierten Slogans wie „Rührt nicht an unse-re Schulen“ und „Die christlichen Schulen kön-nen nicht verkauft werden“.

Claudio Maina berichtete über die Erfah-rung des Alltagslebens in den katholischenSchulen im Heiligen Land und betonte die Tat-sache, dass eine von christlichen Werten ge-prägte Erziehung ein wichtiges Mittel ist, umdas Zusammenleben und den Dialog zu för-dern. Zum Beispiel ist die Schule der Rosen-kranzschwestern in Gaza eine Oase des Frie-dens in einer Stadt, in der die Folgen des Kon-flikts noch sichtbar sind. „Die Ordensfrauenund die Lehrer bemühen sich, Mittel zu fin-den, um den Kindern zu helfen, die Traumatazu überwinden, die von diesem Konflikt verur-sacht wurden, und zu einem normalen Lebenzurückzufinden. Ich denke auch an eine Schu-le in Jordanien, die hauptsächlich von Musli-men besucht wird, und die mir jedes Jahr anWeihnachten einen Umschlag mit Geldschickt: Das ist die Frucht der kleinen Verzich-te der Schüler, damit wir Schülern helfen kön-nen, die noch ärmer sind als sie. Da ist auchdiese Schule in Haifa in Israel, in der man imSchulhof große Wandmalereien bewundernkann, die die Wahlsprüche illustrieren: alleMenschen lieben, als Erster lieben, seine Fein-de lieben usw. Jeden Morgen werden die Schü-ler und Lehrer eingeladen, gemeinsam einen

XVI

Die katholischen Schulen im Heiligen Landfördern den interreligiösen Dialog und dieKultur der Begegnung im Dienst des Friedens.Zum Beispiel stehen in einer Schule in Haifakleine Sätze auf den Wänden des Schulhofs,die den Schülern beibringen sollen, denanderen zu lieben. (Hier sieht man die Lehrerund die Schüler, die täglich versuchen, diese„Wahlsprüche“ durch das Spiel in die Tatumzusetzen.)

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dieser Wahlsprüche zu wählen und den ganzenTag über in die Tat umzusetzen.

Ein Kampf gegen die Mauerwurde gewonnen

Eine weitere schwierige Situation, mit derdie Menschen im Heiligen Land konfrontiertsind, ist die Trennungsmauer. Diesbezüglichwurde der endgültige Urteilsspruch des Höch-sten Israelischen Gerichtshofes vom 2. April2015 mit großer Freude aufgenommen, derden Bau der Mauer im Cremisan-Tal betrifft(was die Trennung zweier Häuser der Salesi-anerinnen sowie die Enteignung der Grund-stücke von 58 christlichen Familien bedeutethätte). Der Urteilsspruch hat diesen Verlauf als„schädlich für die Bevölkerung vor Ort und für

die Klöster des Tals“ beurteilt. Die Richter be-tonten auch, dass „der Verlauf der Mauer wieihn das Israelische Verteidigungsministeriumvorgibt, nicht die einzige Alternative ist, umdie Sicherheit zu gewährleisten und gleichzei-tig so wenig wie möglich zu schaden, gemäßdem Israelischen Verwaltungsgesetz.“

Bei der Frühjahrssitzung des Großmagisteri-ums erklärte Patriarch Msgr. Fouad Twal, dassdiese ausgezeichnete Nachricht als „ein großerSieg für die Demokratie in Israel“ betrachtetwerden muss – da die Richter mit dieser Ent-scheidung Mut bewiesen, die die Armeezwingt, alternative Verläufe für die Mauer vor-zusehen – und auch für die Gemeinschaft vorOrt, die sich „seit der Bittschrift 2006 jedenFreitag versammelte, um die Messe an diesemOrt zu feiern.“

Der Bau der Mauer im Cremisan-Tal wurde dankt der mutigen Entscheidung der israelischen Richterverhindert: Sie hatten beschlossen, auf die Argumente der Lokalbevölkerung zu hören.

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XVIII N° XXXIX - JULI 2015

Im Hinblick auf die bevorstehendeFamiliensynode im Oktober 2015 bieten wireine kurze Überlegung zum Platz der Laienim Orden und insbesondere zur Bedeutungder Familien an.

1988 veröffentlichte Johannes Paul II.das apostolische Schreiben ChristifidelesLaici, in dem er die

Rolle der Laien inner-halb der Kirche bean-spruchte. „In diesemSchreiben werden dieLaien erneut aufgefor-dert, die reiche undfruchtbare Lehre desKonzils über ihre Teilha-be am dreifachen AmtChristi aufmerksam undmit bereitem Herzen zulesen und zu meditie-ren“: Priester, Prophetund König (CL 14) Diegesamte Kirche ist beru-fen, im Weinberg des Herrn zu arbeiten, undbei dieser Mission, die ihr anvertraut wurde,„kommt den Laien ein spezifischer und un-ersetzlicher Beitrag zu: Durch sie wird dieKirche Christi in den verschiedensten Berei-chen der Welt als Zeichen und Quelle derHoffnung und der Liebe präsent. (CL7)

Als Laieninstitution, die unter demSchutz des Heiligen Stuhles steht, fühlt sichder Orden vom Heiligen Grab von diesem

Auftrag zutiefst betroffen. Während ihresBesuchs in Rom aus Anlass der Versamm-lung der europäischen Statthalter vertrauteHelene Lund, seit 2013 Magistraldelegiertefür Norwegen, dem Kommunikationsdienstdes Großmagisteriums des Ordens einigeÜberlegungen zu diesem Thema an: „Diemeisten Gläubigen der Kirche sind Laien,

und wir sind berufen,unseren Glauben zu be-zeugen und uns an derMission der Kirche zubeteiligen. Es ist also einSegen, mit anderen Laienzu arbeiten und in einemOrden zu sein, der in derMehrzahl aus Laien be-steht, aber von Priesternbegleitet wird. Das er-mutigt die Menschen, ihrAlltagsleben im Licht derKirche zu deuten.“*

Helene ist verheiratetund Mutter zweier Kin-

der; sie betrachtet die Verbindung mit demHeiligen Land als eine „Familienangelegen-heit“, die gemeinsam mit ihrem Mann undmit ihren Kindern gelebt wird, mit denen

Der Beitrag der Laien undder Familien zum Leben der Kirche

Das Leben der StatthaltereienDie Statthaltereien sind eingeladen, mit uns in Verbindung zu treten,um über ihre Erfahrungen zu berichten: [email protected]

Zeugnis der Magistraldelegierten von Norwegen, Helene Lund.

Die Magistraldelegierte von Norwegen,Gattin und Familienmutter, hier bei derjüngsten Arbeitssitzung imGroßmagisterium des Ordens.

* Das Interview mit Helene Lund, Magistralde-legierte für Norwegen, wird in den Annalen 2015,der internationalen Zeitschrift des Ordens unge-kürzt veröffentlicht.

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„Johannes Paul II. Licht des Heiligen Landes“ ist der Titel des Kongresses, der von der Delega-tion Triest des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem aus Anlass des 10. Todestagesvon Papst Wojtyla organisiert wurde. Das Treffen fand am Samstag, 16. Mai 2015 in der Kir-

che San Michele Del Carnale statt. Erzbischof Gianpaolo Crepaldi von Triest, der Delegierte desOrdens in Triest Roberto Vitale, und der Historiker des Heiligen Landes Enzo Livia hoben die Spu-ren hervor, die dieser Papst aus Osteuropa auf der Welt hinterlassen hat. Durch persönliche Erin-nerungen berichteten sie über die Liebe Johannes Pauls II. zum Heiligen Land, zum Ritterordenvom Heiligen Grab zu Jerusalem, doch vor allem sprachen sie über den Mann der Weltjugendtage,als sie am ersten Jahrestag seiner Heiligsprechung an den heiligen Papst erinnerten. „Karol Wojtylawar sicher einer der beliebtesten Päpste der Kirchengeschichte“, erklärte Roberto Vitale, „aber erwar auch eine der einflussreichsten Gestalten des 20. Jahrhunderts. Ich erinnere mich an einenMann, der nach seiner Wahl im Oktober 1978 vom Balkon des Petersplatzes aus die Gläubigen ein-lud, ihn zu verbessern, wenn er nicht korrekt Italienisch spreche. Ein demütiger Mann mit einergroßen Kommunikationskraft, die auch während seiner langen Krankheit nie nachgelassen hat.“

Ein Jahr nach seiner Heiligsprechung:Kongress in Triest über Johannes Paul II.

und das Heilige Land

XIX N° XXXIX - JULI 2015

das Paar im kommenden Herbst eine Wall-fahrt dorthin geplant hat. Zur Bedeutung desFamilienlebens fügt sie hinzu: „Ich glaube,dass es bei der Anwerbung neuer Mitgliederwichtig ist, sie zum Nachdenken über ihre

Familienbande anzuregen. Die Zugehörigkeitzum Orden muss etwas sein, was vereint. Esist äußerst wichtig, von seinem Partner un-terstützt zu werden, damit es ein Segen fürdie Familie werden kann.“