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13. April 2012 | 162. Jahrgang | Nr. 14 ___________________________________ Interview mit Umweltminister Franz Untersteller: Seite III N achhaltigkeitstage Baden-Württemberg Eine Sonderbeilage des STAATSANZEIGER Wochenzeitung für Wirtschaft, Verwaltung und Politik in Baden-Württemberg Neue Nachhaltigkeitsstrategie: Kommunen, Wirtschaft und Gesellschaft sollen sich beteiligen Landesregierung setzt Schwerpunktbereiche, definiert Ziele und erstellt alle zwei Jahre Indikatoren-Bericht STUTTGART. Die Nachhaltigkeits- strategie Baden-Württemberg wur- de 2007 gestartet und versteht sich als Plattform, um wichtige Fragen nachhaltiger Entwicklung zu debat- tieren und umzusetzen – in einer Kooperation aus Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Die grün-rote Landesregierung richtet die Nach- haltigkeitsstrategie neu aus. „Wir sehen darin einen wichtigen Schritt, um Nachhaltigkeit zum elementa- ren Bestandteil der Landespolitik zu machen“, sagt Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). Die Landesregierung setzt auf mehrere Elemente. Wie in der Ko- alitionsvereinbarung festgehalten, werden Ziele definiert und konkre- te, überprüfbare Nachhaltigkeits- Indikatoren aus den Bereichen Ökonomie, Ökologie, Soziales und Partizipation vorgelegt. Alle zwei Jahre wird ein Indikatoren-Bericht erstellt, der eine Aussage über den Stand und Fortschritt der nachhal- tigen Entwicklung ermöglicht. Die Nachhaltigkeitsstrategie konzentriert sich auf Schwerpunkt- bereiche. In einem ersten Schritt sind dies Klima und Energie, Res- sourcen und Bildung für nachhalti- ge Entwicklung. Hierfür werden Aktionsprogramme aufgesetzt, um Lösungsansätze und Umsetzungs- konzepte auf den Weg zu bringen. Ein stärkeres Gewicht wird zudem auf Initiativen der für die praktische Umsetzung der Nachhaltigkeit be- sonders relevanten Zielgruppen Wirtschaft, Jugend und Kommu- nen gelegt. „Unser Ziel ist, dass in den nächsten vier Jahren 100 Kom- munen umfassende Nachhaltig- keitsprozesse initiieren“, erläutert Untersteller. (um) Nachhaltige Entwicklung ist auch für das Land Baden-Württemberg die Herausforderung der Zukunft. FOTO: UMWELTMINISTERIUM pflanzungen mehr „Grün“ in die In- nenstädte zu bringen. Aktionen auf der Straße und Tage der offenen Tür Zahlreiche Straßenaktionen und Tage der offenen Tür laden zum Vor- beischauen ein. So kann man in Konstanz einen nachhaltigen Cam- pingplatz besuchen und bei der Ein- weihung einer solaren Tankstelle für E-Fahrzeuge dabei sein. Hochschule als ihren Beitrag für den internationalen Hochschulwettbe- werb „Solar Decathlon Europe 2012“ ein nachhaltiges Einfamilien- haus vor, das sich allein durch die Energie der Sonne versorgt. In Hei- delberg wird über Möglichkeiten der Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Lehre debattiert, während in Schwäbisch Gmünd Bildung für nachhaltige Entwicklung erleb- und erlernbar gemacht wird. In Heilbronn haben Vorträge die Bedeutung der Bäche und Flüsse für Baden-Württemberg im Fokus. Die Industrie- und Handelskammer Karlsruhe informiert über Umwelt- und Klimamanagement. Im blühen- den Barock Ludwigsburg zeigt der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg Möglichkeiten auf, durch Dachbe- Nachhaltigkeitstage 2012 Erstmals Nachhaltigkeitstage in Baden-Württemberg Am 20. und 21. April finden unter dem Motto „ab in die zu- kuNft!“ erstmals landesweite Nachhaltigkeitstage in Baden- Württemberg statt. Dabei wird den Bürgern das Thema vor Ort nahegebracht. Während der „48 Stunden für die Nachhal- tigkeit“ gibt es landesweit Ver- anstaltungen und Aktionen. Von Nina Möhrle STUTTGART. Eine Fülle von Ver- anstaltungen bei den Nachhaltig- keitstagen soll nach dem Willen des veranstaltenden Umweltmi- nisteriums den breit gefächerten Interessen der Bürger Rechnung tragen. „Nachhaltigkeit geht jeden Einzelnen etwas an und jeder kann etwas dafür tun“, erläutert Um- weltminister Franz Untersteller (Grüne) die Idee. Einige Beispiele geben einen Eindruck. Klimadinner in Freiburg mit nachhaltigen Gerichten Gefeiert wird in Aalen, das Infor- mationszentrum Ehinger Alb im Biosphärengebiet Schwäbische Alb wird eröffnet. Essen wird ein beliebtes Thema bei den Nachhaltigkeitstagen sein, zahlreiche Kantinen und Mensen sich mit einem „nachhaltigen Menü“ beteiligen. Fast wie im Fernsehen wird es beim Klimadin- ner am 21. April in Freiburg zuge- hen. Dabei entscheiden promi- nente Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Gastronomieszene da- rüber, welcher der teilnehmenden Hobbyköche die leckersten und nachhaltigsten Gerichte zaubert. Nachhaltigkeit fängt bei jedem Einzelnen an. Erwachsene tun sich mit Verhaltensänderungen im All- tag oft schwer. Umso besser, dass sich bereits die allerjüngsten Ba- den-Württemberger bei den Nach- haltigkeitstagen mit Themen wie Biodiversität und Klimaschutz aus- einandersetzen. Im Waldkindergar- ten Simmozheim (Landkreis Calw) erfahren sie etwas über Schafe als Landschaftspfleger. Informationen zu Photovoltaik, Wind-und Wasserkraft verbunden mit einer Herausforderung an die ei- gene Körperkraft bietet die Radtour der Deutschen Alpenverein Sektion Geislingen am 21. April. Wen es eher ins nasse Element zieht, der kann beim sogenannten Schnupperpad- deln den Neckar bei Lauffen vom Wasser aus kennenlernen. Die Hochschule Esslingen weiht am 20. April das neue Institut für nachhaltige Energietechnik und Mobilität ein. An der Universität Ho- henheim gibt es Tipps, wie Unter- nehmen mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben, also durch Ener- giesparen Kosten senken können. Ebenfalls mit dem Thema nachhal- tiges Wirtschaften beschäftigt sich das Zentrum für europäische Wirt- schaftsforschung in Mannheim bei der Frage „Was bedeutet Nachhal- tigkeit aus ökonomischer Sicht?“. In Konstanz stellen Studenten der Das Thema Nachhaltigkeit betrifft alle Generationen. Sie sind zu den Nachhaltigkeitstagen in Baden-Württemberg eingeladen. FOTOS: UMWELTMINISTERIUM „Nachhaltigkeit geht jeden Einzel- nen etwas an und jeder kann etwas dafür tun.“ Franz Untersteller (Grüne), Umweltminister MEHR ZUM THEMA Weitere Informationen zu allen Veranstaltungen der Nachhaltigkeitstage erhalten Sie auf SeiteIV und im Online-Veranstaltungskalender: http://kalender.nachhaltigkeitstage- bw.de/start.php „Expedition N“ ist mobile Initiative Das Informations- und Bildungs- mobil der Baden-Württemberg Stiftung soll bis zu 100 000 Bürger im Jahr informieren. Seite II Kommunen sollen zentrale Rolle haben Umweltminister Franz Unterstel- ler (Grüne) richtet die Nachhaltig- keitsstrategie neu aus. Schwer- punktthemen sind unter anderem Energie und Ressourcen. Seite III Hunderte Veranstaltungen Während der „48 Stunden für die Nachhaltigkeit“ finden am 20. und 21. April in Baden-Württemberg an vielen Orten Veranstaltungen statt. Seite IV und V Wirtschaft ergreift Maßnahmen Beim Forum für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit (Corporate Social Responsibility – CSR) disku- tieren auch Unternehmer. Seite VI Green Economy im Land Die Wirtschaftsinitiative „WIN“ setzt auch auf Vorzeigeprojekte unternehmerischer Verantwor- tung aus dem Land. Seite VII Messe Fair Handeln in Stuttgart Vom 12. bis 15. April findet die Messe für Fair Trade und global verantwortungsvolles Handel in Stuttgart statt. Seite VIII Jugendliche proben UN-Versammlung Die „Model United Nations“, die Simulation einer UN-Vollver- sammlung für Jugendliche findet vom 22. bis 26. April statt. Seite IX 90 Prozent weniger CO 2 -Ausstoß Die Landesregierung plant ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz mit dem Ziel der Treibhausgas- Verminderung . Seite X Bürger gründen Genossenschaften Zumehmend mehr Baden-Würt- temberger wollen mitbestimmen, wo und wie ihr Strom erzeugt wird und engagieren sich. Seite XI CO 2 -Fußabdruck ist berechenbar Der ökologische Fußabdruck ist berechenbar und das Maß dafür, wie sich Verhalten und Konsum der Menschen auf die Umwelt aus- wirken. Seite XII Fairer Handel mit Holz ist für viele Verbraucher ein Thema. FOTO: MESSE STUTTGART Online-Aktion: Was packen Sie in Ihren Koffer? STUTTGART. Sparsamer Energie- verbrauch, bewusstes Einkaufen oder häufiger den öffentlichen Nahverkehr und das Fahrrad nut- zen: Schon kleine Veränderungen im Lebensstil können einen Bei- trag zu einer nachhaltigeren Ent- wicklung leisten. Bei der Online-Mitmachaktion zu den Nachhaltigkeitstagen kön- nen die Baden-Württemberger zei- gen, was ihnen bei der Nachhaltig- keit besonders wichtig ist und wie sie versuchen zu einer nachhalti- geren Entwicklung beizutragen. Im Internet kann man den persön- lichen virtuellen Koffer für die Rei- se „ab in die zukuNft!“ packen und dabei Preise gewinnen. (um) MEHR ZUM THEMA Mitmachaktion im Internet: http://mitmachaktion. nachhaltigkeitstage-bw.de

Nachhaltigkeitstage Baden-Württemberg 2012

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Eine Sonderbeilage des Staatsanzeigers greift die Highlights der landesweiten Nachhaltigkeitstage auf, die im April 2012 erstmals in Baden-Württemberg stattfinden. Der Schwerpunkt liegt auf den zentralen Themen der Nachhaltigkeit 2012: Nachhaltiges Wirtschaften, Klimaschutz und Energiewende.

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Page 1: Nachhaltigkeitstage Baden-Württemberg 2012

13. April 2012 | 162. Jahrgang | Nr. 14 ___________________________________ Interview mit Umweltminister Franz Untersteller: Seite III

N a c h h a l t i g k e i t s t a g e B a d e n - W ü r t t e m b e r g

Eine Sonderbeilage des STAATSANZEIGER Wochenzeitung für Wirtschaft, Verwaltung und Politik in Baden-Württemberg

Neue Nachhaltigkeitsstrategie: Kommunen,Wirtschaft und Gesellschaft sollen sich beteiligenLandesregierung setzt Schwerpunktbereiche, definiert Ziele und erstellt alle zwei Jahre Indikatoren-Bericht

STUTTGART. Die Nachhaltigkeits-strategie Baden-Württemberg wur-de 2007 gestartet und versteht sichals Plattform, um wichtige Fragennachhaltiger Entwicklung zu debat-tieren und umzusetzen – in einerKooperation aus Staat, Wirtschaftund Gesellschaft. Die grün-roteLandesregierung richtet die Nach-haltigkeitsstrategie neu aus. „Wirsehen darin einen wichtigen Schritt,um Nachhaltigkeit zum elementa-ren Bestandteil der Landespolitik zumachen“, sagt UmweltministerFranz Untersteller (Grüne).

Die Landesregierung setzt aufmehrere Elemente. Wie in der Ko-alitionsvereinbarung festgehalten,werden Ziele definiert und konkre-te, überprüfbare Nachhaltigkeits-Indikatoren aus den BereichenÖkonomie, Ökologie, Soziales undPartizipation vorgelegt. Alle zwei

Jahre wird ein Indikatoren-Berichterstellt, der eine Aussage über denStand und Fortschritt der nachhal-tigen Entwicklung ermöglicht.

Die Nachhaltigkeitsstrategiekonzentriert sich auf Schwerpunkt-bereiche. In einem ersten Schrittsind dies Klima und Energie, Res-sourcen und Bildung für nachhalti-ge Entwicklung. Hierfür werdenAktionsprogramme aufgesetzt, umLösungsansätze und Umsetzungs-konzepte auf den Weg zu bringen.Ein stärkeres Gewicht wird zudemauf Initiativen der für die praktischeUmsetzung der Nachhaltigkeit be-sonders relevanten ZielgruppenWirtschaft, Jugend und Kommu-nen gelegt. „Unser Ziel ist, dass inden nächsten vier Jahren 100 Kom-munen umfassende Nachhaltig-keitsprozesse initiieren“, erläutertUntersteller. (um)

Nachhaltige Entwicklung ist auch für das Land Baden-Württemberg dieHerausforderung der Zukunft. FOTO: UMWELTMINISTERIUM

pflanzungen mehr „Grün“ in die In-nenstädte zu bringen.

Aktionen auf der Straßeund Tage der offenen Tür

Zahlreiche Straßenaktionen undTage der offenen Tür laden zum Vor-beischauen ein. So kann man inKonstanz einen nachhaltigen Cam-pingplatz besuchen und bei der Ein-weihung einer solaren Tankstelle fürE-Fahrzeuge dabei sein.

Hochschule als ihren Beitrag für deninternationalen Hochschulwettbe-werb „Solar Decathlon Europe2012“ ein nachhaltiges Einfamilien-haus vor, das sich allein durch dieEnergie der Sonne versorgt. In Hei-delberg wird über Möglichkeiten derUmsetzung von Nachhaltigkeit inder Lehre debattiert, während inSchwäbisch Gmünd Bildung fürnachhaltige Entwicklung erleb- underlernbar gemacht wird.

In Heilbronn haben Vorträge dieBedeutung der Bäche und Flüsse fürBaden-Württemberg im Fokus. DieIndustrie- und HandelskammerKarlsruhe informiert über Umwelt-und Klimamanagement. Im blühen-den Barock Ludwigsburg zeigt derVerband Garten-, Landschafts- undSportplatzbau Baden-WürttembergMöglichkeiten auf, durch Dachbe-

Nachhaltigkeitstage2012 Erstmals Nachhaltigkeitstage

in Baden-WürttembergAm 20. und 21. April findenunter dem Motto „ab in die zu-kuNft!“ erstmals landesweiteNachhaltigkeitstage in Baden-Württemberg statt. Dabei wirdden Bürgern das Thema vor Ortnahegebracht. Während der„48 Stunden für die Nachhal-tigkeit“ gibt es landesweit Ver-anstaltungen und Aktionen.

Von Nina Möhrle

STUTTGART. Eine Fülle von Ver-anstaltungen bei den Nachhaltig-keitstagen soll nach dem Willendes veranstaltenden Umweltmi-nisteriums den breit gefächertenInteressen der Bürger Rechnungtragen. „Nachhaltigkeit geht jedenEinzelnen etwas an und jeder kannetwas dafür tun“, erläutert Um-weltminister Franz Untersteller(Grüne) die Idee. Einige Beispielegeben einen Eindruck.

Klimadinner in Freiburgmit nachhaltigen Gerichten

Gefeiert wird in Aalen, das Infor-mationszentrum Ehinger Alb imBiosphärengebiet SchwäbischeAlb wird eröffnet.

Essen wird ein beliebtes Themabei den Nachhaltigkeitstagen sein,zahlreiche Kantinen und Mensensich mit einem „nachhaltigenMenü“ beteiligen. Fast wie imFernsehen wird es beim Klimadin-ner am 21. April in Freiburg zuge-hen. Dabei entscheiden promi-nente Vertreter aus Wissenschaft,Politik und Gastronomieszene da-rüber, welcher der teilnehmendenHobbyköche die leckersten undnachhaltigsten Gerichte zaubert.

Nachhaltigkeit fängt bei jedemEinzelnen an. Erwachsene tun sichmit Verhaltensänderungen im All-tag oft schwer. Umso besser, dasssich bereits die allerjüngsten Ba-

den-Württemberger bei den Nach-haltigkeitstagen mit Themen wieBiodiversität und Klimaschutz aus-einandersetzen. Im Waldkindergar-ten Simmozheim (Landkreis Calw)erfahren sie etwas über Schafe alsLandschaftspfleger.

Informationen zu Photovoltaik,Wind-und Wasserkraft verbundenmit einer Herausforderung an die ei-gene Körperkraft bietet die Radtourder Deutschen Alpenverein SektionGeislingen am 21. April. Wen es eherins nasse Element zieht, der kannbeim sogenannten Schnupperpad-deln den Neckar bei Lauffen vomWasser aus kennenlernen.

Die Hochschule Esslingen weihtam 20. April das neue Institut fürnachhaltige Energietechnik undMobilität ein. An der Universität Ho-henheim gibt es Tipps, wie Unter-

nehmen mit grünen Ideen schwarzeZahlen schreiben, also durch Ener-giesparen Kosten senken können.Ebenfalls mit dem Thema nachhal-tiges Wirtschaften beschäftigt sich

das Zentrum für europäische Wirt-schaftsforschung in Mannheim beider Frage „Was bedeutet Nachhal-tigkeit aus ökonomischer Sicht?“. InKonstanz stellen Studenten der

Das Thema Nachhaltigkeit betrifft alle Generationen. Sie sind zu den Nachhaltigkeitstagen in Baden-Württemberg eingeladen. FOTOS: UMWELTMINISTERIUM

„Nachhaltigkeitgeht jeden Einzel-nen etwas an undjeder kann etwasdafür tun.“Franz Untersteller (Grüne),Umweltminister

MEHR ZUM THEMAWeitere Informationen zu allenVeranstaltungen der Nachhaltigkeitstageerhalten Sie auf SeiteIV und imOnline-Veranstaltungskalender:http://kalender.nachhaltigkeitstage-bw.de/start.php

„Expedition N“ istmobile InitiativeDas Informations- und Bildungs-mobil der Baden-WürttembergStiftung soll bis zu 100 000 Bürgerim Jahr informieren. Seite II

Kommunen sollenzentrale Rolle habenUmweltminister Franz Unterstel-ler (Grüne) richtet die Nachhaltig-keitsstrategie neu aus. Schwer-punktthemen sind unter anderemEnergie und Ressourcen. Seite III

HunderteVeranstaltungenWährend der „48 Stunden für dieNachhaltigkeit“ finden am 20. und21. April in Baden-Württembergan vielen Orten Veranstaltungenstatt. Seite IV und V

Wirtschaft ergreiftMaßnahmenBeim Forum für Nachhaltigkeitund Zukunftsfähigkeit (CorporateSocial Responsibility – CSR) disku-tieren auch Unternehmer. Seite VI

Green Economyim LandDie Wirtschaftsinitiative „WIN“setzt auch auf Vorzeigeprojekteunternehmerischer Verantwor-tung aus dem Land. Seite VII

Messe Fair Handelnin StuttgartVom 12. bis 15. April findet dieMesse für Fair Trade und globalverantwortungsvolles Handel inStuttgart statt. Seite VIII

Jugendliche probenUN-VersammlungDie „Model United Nations“, dieSimulation einer UN-Vollver-sammlung für Jugendliche findetvom 22. bis 26. April statt. Seite IX

90 Prozent wenigerCO2-AusstoßDie Landesregierung plant einambitioniertes Klimaschutzgesetzmit dem Ziel der Treibhausgas-Verminderung . Seite X

Bürger gründenGenossenschaftenZumehmend mehr Baden-Würt-temberger wollen mitbestimmen,wo und wie ihr Strom erzeugt wirdund engagieren sich. Seite XI

CO2-Fußabdruckist berechenbarDer ökologische Fußabdruck istberechenbar und das Maß dafür,wie sich Verhalten und Konsumder Menschen auf die Umwelt aus-wirken. Seite XII

Fairer Handel mit Holz ist für vieleVerbraucher ein Thema. FOTO: MESSE STUTTGART

Online-Aktion:Was packen Siein Ihren Koffer?STUTTGART. Sparsamer Energie-verbrauch, bewusstes Einkaufenoder häufiger den öffentlichenNahverkehr und das Fahrrad nut-zen: Schon kleine Veränderungenim Lebensstil können einen Bei-trag zu einer nachhaltigeren Ent-wicklung leisten.

Bei der Online-Mitmachaktionzu den Nachhaltigkeitstagen kön-nen die Baden-Württemberger zei-gen, was ihnen bei der Nachhaltig-keit besonders wichtig ist und wiesie versuchen zu einer nachhalti-geren Entwicklung beizutragen.Im Internet kann man den persön-lichen virtuellen Koffer für die Rei-se „ab in die zukuNft!“ packen unddabei Preise gewinnen. (um)

MEHR ZUM THEMAMitmachaktion im Internet:http://mitmachaktion.nachhaltigkeitstage-bw.de

Page 2: Nachhaltigkeitstage Baden-Württemberg 2012

II Nachhaltigkeitstage 2012 Staatsanzeiger · Freitag, 13. April 2012 · Nr. 14

Zertifizierungim UmweltmanagementEcofit -Programm wird vom Land gefördert

KARLSRUHE. Rund 4,7 MillionenEuro haben sechs Firmen aus Frei-burg investiert, um kurzfristig ihreÖkobilanz und langfristig ihre wirt-schaftliche Bilanz zu verbessern:Im März 2011 startete ein Projekt,das die Kommunale Informations-verarbeitung Baden-Franken(KIVBF) am Standort Freiburg in-nerhalb eines Jahres zur Zertifizie-rung im Bereich Umweltmanage-ment führen sollte.

Die Auswahl des Zertifizierungs-programms fiel auf das Förderpro-gramm Ecofit des Landes Baden-Württemberg im betrieblichenUmweltschutz. Es wird in Koopera-tion zwischen dem Ministerium fürUmwelt, Klima und Energiewirt-schaft Baden-Württemberg (UM)und dem Rationalisierungs- undInnovationszentrum der Deut-schen Wirtschaft (RKW Baden-Württemberg) angeboten.

Umweltministeriumübernimmt die Kosten

Das Programm umfasst drei Pro-grammteile: Eine Serie von Work-shops für Unternehmen zu ver-schiedenen Themen des betriebli-chen Umweltschutzes (zum Bei-spiel Abfallmanagement, Luftrein-haltung, Energieeinsparung). DieKosten dafür werden vom Umwelt-ministerium übernommen. Außer-dem gibt es eine individuelle zwei-tägige Umweltschutzberatung derUnternehmen durch erfahreneUmweltberater. Im dritten Schritteine Betriebsbegehung durch eineunabhängige Kommission sowieVerleihung einer Urkunde durchden Projektträger.

Umweltbewusstsein war nachAngaben des Projektleiters Um-weltmanagement Frank Schuckeltschon vor Ecofit ein wichtiges The-ma für die KIVBF. Dies spiegeltesich in Ausschreibungen oder derRealisierung von energetischenMaßnahmen in den Gebäudenoder der Infrastruktur wider.

Auch Senisibilisierungvon Kollegen zählt

Durch die Teilnahme am Förder-programm sollte das Thema Um-weltmanagement eine einheitlicheStruktur und neue Impulse erhal-ten. Der Aufbau einer Stärken- undSchwächenanalyse, die Regelungvon Verantwortlichkeiten, der um-weltbewusste Einkauf, aber auchdie Sensibilisierung der Kollegendurch Plakate und Infoveranstal-tungen waren wichtige Stützpfeilerauf dem Weg zur Zertifizierung.

Am 28. Februar überreichten dieUmweltbürgermeisterin der StadtFreiburg, Gerda Stuchlik, und Mi-nisterialdirigent Martin Eggsteinvom Umweltministerium derKIVBF die Ecofit Urkunde.

Außerdem erhielten der Sport-club Freiburg, die Universität Frei-burg und drei weitere Projektteil-nehmer das Zertifikat. Das Ergeb-nis spreche für sich, so Schuckelt:Einsparungen von 775 TonnenKohlendioxid und von 1,8 Millio-nen Kilowattstunden Energie proJahr wurden erzielt. „Natürlichkönnen wir mit dem Programmnicht die Welt retten, aber immer-hin wird ein wichtiger Beitrag fürdie Umwelt geleistet“, sagte Stuch-lik bei der Verleihung. (um)

Das Expeditionsmobil ist selbst ressourcenschonend ausgelegt. FOTO: BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG

Die „Expedition N“ der Baden-Württemberg Stiftungführt Bürger ins Zeitalter der erneuerbaren EnergienAusstellungs- und Dialogplattform soll an 100 Standorten bis zu 100 000 Bürger jährlich erreichen

STUTTGART. Den Herausforde-rungen der Zukunft begegnen: ObKlimawandel, Ressourcenverknap-pung oder demografischer Wandel,die großen Herausforderungen un-serer Zeit sind lediglich durch einenachhaltige Entwicklung zu bewäl-tigen. Doch bloß wenige Menschenwissen, was das konkret bedeutet.

Interessierte sollen nachhaltigesHandeln im Alltag lernen

Die Baden-Württemberg Stiftunghat daher im Herbst 2010 eine, nacheigenen Angaben europaweit ein-malige mobile Informations- undBildungsinitiative gestartet: die „Ex-pedition N – Nachhaltigkeit für Ba-den-Württemberg“. Ihr Ziel ist es,die Bürger Baden-Württembergs zunachhaltigem Handeln im Alltag zubefähigen und außerdem einenDialog anzuregen.Die Baden-Württemberg Stiftungunterstützt seit über zehn Jahrenden Prozess einer nachhaltigen Ent-wicklung Baden-Württembergs.„Mit der ‘Expedition N‘ haben wireine Initiative gestartet, die alleThemen unserer Arbeit vernetztund damit beispielhaft für die zahl-reichen Aktivitäten der Stiftungsteht“, betont GeschäftsführerChristoph Dahl.

Mit einem „Expeditionsmobil“bringt die „Expedition N“ das The-ma Nachhaltigkeit direkt zu den

Menschen in alle Regionen Baden-Württembergs. Im Sinn des Nach-haltigkeitsgedankens zeichne sichdie zweistöckige Ausstellungs- undDialogplattform durch einen außer-gewöhnlich geringen Schadstoff-ausstoß und Spritverbrauch aus.

Themenschwerpunkt: Energienutzen – Umwelt schützen

Auf seiner mehrjährigen Tourmacht das Mobil unter anderemStation auf öffentlichen Plätzen so-wie Schulen und Hochschulen.

In ihrer ersten Phase zeigt die „Ex-pedition N“ Möglichkeiten einer kli-ma- und umweltschonenden Nut-zung von Energie. Eine als Entde-ckungsreise konzipierte Multime-dia-Ausstellung führt ins Zeitalterder erneuerbaren Energien. Besu-cher informiert sie über Zukunfts-themen wie Elektromobilität undpräsentiert innovative Technolo-gien zur Erhöhung der Energie- undRessourceneffizienz – zum Beispielvon ultraleichtem Beton.

Auf der „Expedition N“ finden In-teressierte außerdem zahlreiche

Energiespar-Tipps, etwa für das Ko-chen, Heizen oder Wäschewa-schen. Mit Tagen der Offenen Tür,Praktika und anderen Dialog- undWeiterbildungsveranstaltungen anrund 100 Standorten soll die Expe-dition N dabei bis zu 100 000 Bürgerjährlich erreichen.

Auszeichnungen als „AusgewählterOrt“ und „Werkstatt-N-Projekt“

Für ihren innovativen Ansatz wurdedas Projekt bereits mehrfach ausge-zeichnet: Der Nachhaltigkeitsratverlieh ihm im Jahr 2011 und im Jahr2012 das Qualitätssiegel „WerkstattN“. Die „Initiative „Deutschland -Land der Ideen“ prämierte es 2011als „Ausgewählter Ort“. Im Jahr 2012ist die „Expedition N“ zudem Part-ner des Wissenschaftsjahres „Zu-kunftsprojekt Erde“ des Bundesmi-nisteriums für Bildung und For-schung.

Im Rahmen der Nachhaltigkeits-tage macht die „Expedition N“ am20. und 21. April in Waiblingen amAlten Postplatz Station. (um)

MEHR ZUM THEMAWeitere Informationen gibt esauf den Projektseiten:www.expeditionN.de

und bei der Baden-Württemberg Stiftung:www.bwstiftung.de

halten, was uns erhält. Nachhalti-ges Handeln betrifft aber nicht nurdie baden-württembergische Wirt-schaft, sondern fängt bei jedemEinzelnen an. Schon kleine Verän-derungen im Lebensstil können einBeitrag zu einer nachhaltigerenEntwicklung sein und die Nachhal-tigkeit somit zu einem echten Bür-gerprojekt machen.

Zu solchen scheinbar kleinen Än-derungen mit großer Wirkung lädtunsere Mitmachaktion im Internetein: Packen Sie Ihren Koffer, undzeigen Sie uns und Ihren Mitbürge-

rinnen und Mitbürgern, welcheSchwerpunkte Sie ganz persön-lich beim Thema Nachhaltigkeitsetzen. Unter http://mitmachak-tion-bw.de können Sie Ihren Kof-fer packen und dabei tolle Preisegewinnen.

Viel Spaß bei den Veranstal-tungen der Nachhaltigkeitstageund bei der Lektüre von „ab in diezukuNft!“.

Winfried KretschmannMinisterpräsident des

Landes Baden-Württemberg

Grußwort „Nachhaltigkeit zuden Menschen bringen“

Liebe Leserinnen und Leser,

Baden-Württemberg zeigt bei denersten Nachhaltigkeitstagen, wie esfür unser Land „ab in die zukuNft!“geht. Nachhaltigkeit ist 2012 einzentrales Thema der Weltpolitik: ImJuni treffen sich die Staats- und Re-gierungschefs bei der UN-Konfe-renz für nachhaltige Entwicklung inRio de Janeiro, um über neue Strate-gien im Bereich Nachhaltigkeit zuberaten – und das genau zwanzigJahre nachdem hierzu ebenfalls inRio erstmals grundlegende Be-schlüsse gefasst wurden.

In Baden-Württemberg habenwir schon jetzt viel im Bereich dernachhaltigen Entwicklung auf denWeg gebracht: Zahlreiche Initiati-ven, Kommunen und Unternehmensowie Einzelpersonen engagierensich bei Themen wie nachhaltigemWirtschaften, Bewusstseinsbildungfür nachhaltige Entwicklung oderRessourcenschutz.

Die Nachhaltigkeitstage bietenden unterschiedlichen, in diesemBereich engagierten Akteuren dieMöglichkeit, ihre Projekte einerbreiten Öffentlichkeit zu präsentie-ren. Gleichzeitig bringen die vielfäl-tigen Veranstaltungen und Aktionendas Thema Nachhaltigkeit zu denMenschen nach Baden-Württem-berg und machen es weithin erleb-bar. Die Aktionstage sind auch derAuftakt zu einer neuen Nachhaltig-keitsstrategie, mit der sich Baden-Württemberg den Herausforderun-

gen der Zukunft stellt und dabei ver-stärkt auf die Zusammenarbeit mitden Bürgerinnen und Bürgern setzt.

Einige Beispiele für Veranstal-tungen während der Nachhaltig-keitstage finden Sie in dieser Publi-kation. Im Mittelpunkt: nachhalti-ges Wirtschaften. Dabei geht es umdie Frage, welche Möglichkeitenund Chancen es für Unternehmenin Baden-Württemberg gibt, Nach-haltigkeit in ihrem Betrieb zu ver-ankern. Denn nur wenn es uns ge-lingt, Ökonomie und Ökologie zu-sammenzuführen, können wir er-

Winfried Kretschmann,Ministerpräsidentdes Landes Baden-Württemberg

Einen persönlichen, virtuellen Nachhaltigkeitskoffer können die Bürger im Internet packen. FOTO: UWELTMINISTERIUM

„Werkstatt N“-Siegerwerden präsentiertQualitätssiegel für Projekte aus Baden-Württemberg

AALEN. Mit dem Qualitätssiegel„Werkstatt N“ zeichnet der Rat fürNachhaltige Entwicklung (RNE)mit Sitz in Berlin vorbildliche nach-haltige Ansätze aus den BereichenKunst, Bildung, Umweltschutz,Wirtschaft und Gesellschaft aus.Bereits zum zweiten Mal prämiertder Nachhaltigkeitsrat besonderszukunftsweisende Projekte undImpulse.

Im Jahr 2012 gehören zwölf Pro-jekte aus Baden-Württemberg zuden Preisträgern. Die Projektekommen aus allen Landesteilenund zeigen, wie kreative Ideen vonBürgern neue Impulse für nachhal-tige Entwicklung geben können.

Die Bandbreite der Preisträgerreicht vom nachhaltigen Obstliefe-ranten „Regio Velo“ über den „Grü-nen Aal“ – ein Umweltmanage-mentsystem für Schulen – bis zur„Klimawerkstatt 2.0“ für Auszubil-dende. Mit der Smartphone-App„MoveGreen“ lässt sich der

CO2-Ausstoß einer Reisetätigkeit inEchtzeit erfassen, speichern undbald auch kompensieren.

Die mobile Bildungsinitiative„Expedition N“ der Baden-Würt-tembergStiftung (siehe Beitrag aufdieser Seite) und die Internetseite„Umwelthandbuch Stuttgart“ ge-hören genauso zu den Gewinnernwie das Inklusionsprojekt „WAB“aus Ettlingen, die Kreativwerkstatt„kikuna“ aus Dornstadt und die„Grüne Oase“ aus Mannheim.

Umweltminister Franz Unter-steller (Grüne) wird zusammen mitLucia Reisch vom Rat für Nachhal-tige Entwicklung die baden-würt-tembergischen Initiativen am 21.April in der Greuth-Halle in Aalenöffentlich würdigen. (um)

MEHR ZUM THEMAInformationen zum Qualitätssiegel„Werkstatt N“:www.werkstatt-n.de

Page 3: Nachhaltigkeitstage Baden-Württemberg 2012

Staatsanzeiger · Freitag, 13. April 2012 · Nr. 14 Nachhaltigkeitstage 2012 III

Beirat fürNachhaltigkeitberät KretschmannSTUTTGART. Im Zusammenhangmit der Neuausrichtung der Nach-haltigkeitsstrategie wird auch einneuer Nachhaltigkeitsbeirat ein-gerichtet. Der Beirat der Landesre-gierung für nachhaltige Entwick-lung wird ein Beratungsgremiumsein, das direkt beim Ministerprä-sidenten angesiedelt ist. Er berätden Ministerpräsidenten im Zu-sammenhang mit der Umsetzungder Nachhaltigkeitsstrategie undunterbreitet ihm Vorschläge hin-sichtlich spezieller Projekte undProgramme, mit denen das Landin den kommenden Jahren in dendrei Schwerpunkten der Nachhal-tigkeitsstrategie – Energie und Kli-ma, Bildung, Ressourceneffizienz– aktiv werden wollen.

Dem Beirat sollen neben Wis-senschaftlern Vertreter gesell-schaftlich relevanter Gruppierun-gen und Verbände angehören.Dazu zählen etwa kommunaleSpitzenverbände, Wirtschaftsver-einigungen, Umweltverbände,Landwirtschaftsvertreter, Ge-werkschafter oder Vertreter vonInitiativen aus dem sozialen Be-reich. (schl)

UN setzt auf Bildung fürnachhaltige EntwicklungDeutsche Unesco-Kommission zeichnet Projekte aus

STUTTGART. Um die Welt für ihreKinder und Enkelkinder lebenswertzu gestalten, müssen die Menschenlernen, nachhaltig zu denken undzu handeln: „Unsere größte He-rausforderung im 21. Jahrhundertist es, die einstweilen noch abstrakterscheinende Idee einer nachhalti-gen Entwicklung zur Realität füralle Menschen dieser Erde zu ma-chen“, sagt der UN-Generalsekre-tär a.D. Kofi Annan.

UN-Dekade istvon 2005 bis 2014 angesetzt

Mit der UN-Konferenz für Bildungund Entwicklung 1992 in Rio deJaneiro (siehe auch Beitrag auf Seite6) wurde das Konzept einer nach-haltigen Entwicklung als interna-tionales Leitbild verabschiedet undals Grundprinzip der Agenda 21verankert.

Für eine solche Entwicklung be-darf es der Veränderung von Ein-stellungen, Denkstilen und Verhal-tensweisen der gesamten Bevölke-rung. Um diesen Prozess zu unter-stützen haben die Vereinten Natio-nen die UN-Dekade „Bildung fürnachhaltige Entwicklung“ für denZeitraum 2005 bis 2014 ausgerufen.

Bildung für nachhaltige Entwick-lung soll Menschen in die Lage ver-setzen, Entscheidungen für die Zu-

kunft zu treffen und dabei abzu-schätzen, wie sich das eigene Han-deln auf künftige Generationenoder das Leben in anderen Weltre-gionen auswirkt. Dabei geht es umThemen wie Ressourcenverbrauchund Konsumverhalten, Klimawan-del und Erhalt der biologischenVielfalt. Auch Ursachen von Armutund Gesundheitsrisiken sowieMöglichkeiten der Partizipationund der globalen Gerechtigkeit ge-hören dazu.

Über 1400 Initiativen wurdenals „Dekade-Projekt“ prämiert

Es geht aber auch um die Fähigkeitdieses Wissen anwenden zu kön-nen und aktiv an der Gestaltung un-serer Zukunft mitwirken zu kön-nen. Um Bildung für nachhaltigeEntwicklung sichtbar zu machen,hat die deutsche Unesco-Kommis-sion bundesweit bereits über 1400Initiativen als „Dekade-Projekt“ausgezeichnet. Diese Initiativendienen als Vorbilder für die Umset-zung von Bildung für nachhaltigeEntwicklung vor Ort. (um)

MEHR ZUM THEMAWeitere Informationen zum ThemaBildung für nachhaltige Entwicklung:www.dekade-bw.de

Regionalkonferenz „Klimaschutz an Schulenund Bildungseinrichtungen“ informiertIm Rahmen der Nachhaltigkeitstage treffen sich Experten aus Kommunen, Multiplikatoren und Lehrer

STUTTGART. Viele Kommunen un-terstützen bereits Verbesserungenim Energieverbrauch an Schulen.Multiplikatoren und Träger von Bil-dungseinrichtungen im schuli-schen und außerschulischen Bil-dungsbereich können sich am 26.April im Geno-Haus in Stuttgartüber Möglichkeiten zum Klima-schutz an Schulen informieren.

Beispiele aus aktiven Kommunenund Schulen zeigen, wie heute er-folgreich Klimaschutz an Bildungs-einrichtungen betrieben werdenkann. Und für Lehrkräfte gibt es An-

regungen dazu, wie sie das ThemaKlimaschutz im Unterricht platzie-ren können.

Vor allem soll ein Dialog zwi-schen den unterschiedlichen Ak-teuren gefördert und hergestelltwerden. Die Konferenzen werden inmehreren Bundesländern durchge-führt, um eine möglichst regionaleAusrichtung zu ermöglichen.

Interessant ist auch die Koopera-tion mit außerschulischen Part-nern, wie sie beispielsweise durchJuniorfirmen schon vielfach in Ba-den-Württemberg praktiziert wird

(siehe auch Beitrag auf Seite 7). DieRegionalkonferenz „Klimaschutzan Schulen und Bildungseinrich-tungen“ bringt Vertreter verschie-dener Bereiche zusammen, um kli-ma- und energiesparrelevante The-men zu diskutieren und Umset-zungspläne zu erarbeiten.

Neben Vorträgen und Informati-onsständen werden Foren angebo-ten, in denen die Teilnehmer prak-tisch Themengebiete ihrer Wahlvertiefen können. In bisherigenWorkshops wurden Themen be-handelt wie „Finanzielle Anreizsys-

teme wie fifty/fifty oder 3/4plus“und „Fair Future – Der ökologischeFußabdruck: Schulpakete für denUnterricht“.

Die Veranstaltung wird von Um-weltministerium und Kultusminis-terium gemeinsam mit dem IFEU-Institut, das in Heidelberg sitzt,durchgeführt. (um)

MEHR ZUM THEMAAnmeldung zur Veranstaltung unter:www.klimanet.baden-wuerttemberg.de

Interview: Neuausrichtung der Nachhaltigkeitsstrategie

Kommunen spielen zentrale Rolle bei derUmsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie

Umweltminister Franz Untersteller(Grüne) will die Nachhaltigkeitsstra-tegie neu ausrichten. Sie soll zumzentralen Kriterium für Regierungs-und Verwaltungshandeln werden.Baden-Württemberg war das ersteBundesland, das Regelungen zurNachhaltigkeit im Regierungshan-deln eingeführt hat. Dieses habe be-reits eine Sensibilisierung in den Mi-nisterien bewirkt, sagt der Minister.

Staatsanzeiger: Nachhaltigkeit ist zueinem Modewort geworden. Was istfür Sie Nachhaltigkeit?

Franz Untersteller: Nachhaltigkeitheißt von den Zinsen leben undnicht vom Kapital. Das wiederumbedeutet, dass wir so mit unserenRessourcen umgehen, dass auchfür unsere Kinder und Kindeskin-der noch etwas übrig bleibt undwir nicht heute das vervespern,was die nachfolgenden Generatio-nen für ein gutes Leben brauchen.

Sie wollen die Nachhaltigkeitsstrate-gie des Landes neu ausrichten.Wo wird der Schwerpunkt liegen?

In der Vergangenheit war dieNachhaltigkeitsstrategie sehr breitangelegt. Wir haben uns entschie-den, sie stärker auf Schwerpunkt-themen einzugrenzen und anhanddieser Schwerpunktthemen deut-lich zu machen, was Nachhaltig-keit für uns heißt. Das sind dreiThemen: Erstens Energie und Kli-ma, zweitens die Frage von Nach-

haltigkeit und Bildung. Das dritteThema ist die Ressourceneffi-zienz.

Beim ersten und dritten Thema kannman sich vorstellen, wie Nachhaltig-keit gemessen werden kann. Aber wiesieht das beim Thema Bildung aus?

Im Bereich Bildung Nachhaltig-keit zu messen ist schwierig, dagebe ich Ihnen recht. Grundsätz-lich wollen wir in diesem Jahrüberhaupt erstmal Indikatorenentwickeln, mit denen wir Nach-haltigkeit messen wollen. Wirmüssen auch in diesem Bereicheine messbare Größe finden, um

feststellen zu können, wie sich derBildungserfolg entwickelt, wennman sich mit dem Thema Nach-haltigkeit in der Schule befasst.Bisher haben wir die in Baden-Württemberg nicht.

Baden-Württemberg war das ersteBundesland, das 2009 auch Regelun-gen zur Nachhaltigkeit im Regie-rungshandeln eingeführt hat. Waswurde denn dadurch bislang be-wirkt?

Zunächst mal wurde eine Sensibi-lisierung in den Ministerien fürdiese Themen bewirkt. Und esgeht nicht nur um die wichtige

entscheidenden Kriterium fürRegierungs- und Verwaltungshan-deln machen. Was bedeutet dasfür die Verwaltung?

Nehmen wir mal ein Beispiel.Wir sind jetzt in den Arbeiten fürdie Aufstellung des Haushalts2013/14. Und im Hinblick auf dieSchuldenbremse, die 2019/20greifen soll – das heißt, danndürfen wir keine neuen Schul-den mehr machen – geht es jetztdarum, finanzielle Nachhaltig-keit zu realisieren. Wir habenheute ein strukturelles Defizit.Und wir müssen uns überlegen,wie wir damit in den kommen-den Jahren umgehen, um dannbis 2019 die Ziele der finanziel-len Nachhaltigkeit zu erreichen.Ein anderes wichtiges Beispielist das Thema Klimawandel undKlimaschutz. Zwar tragen wir inBaden-Württemberg nur 0,3Prozent zu den globalenCO2-Emissionen bei, aber esgeht darum in Baden-Württem-berg zu zeigen, wie nachhaltigesWirtschaften mit Blick auf denKlimaschutz aussehen kann, umhier wiederum beispielgebendfür andere zu sein.

Das Klimaschutzgesetz, dasSie auf den Weg bringen wollen,ist ein Baustein dazu?

Das Klimaschutzgesetz ist einganz wichtiger Eckstein. Ein an-derer ist beispielsweise das Pro-gramm klimaneutrale Kommu-ne. Denn letztendlich nutzt es janichts, wenn wir uns auf derBundes- oder Landesebene Zielegeben und diejenigen, die esdann umsetzen müssen, da nichtmitmachen. Das heißt, die Kom-munen sind für mich ein ganzzentraler Dreh- und Angelpunktauch im Zusammenhang mit derUmsetzung der Nachhaltigkeits-strategie.

Das Gespräch führteStefanie Schlüter

ökologische Frage. Es geht auchum die Frage ökonomische Nach-haltigkeit und die soziale Dimensi-on von Nachhaltigkeit bis hin zurfinanziellen Nachhaltigkeit, wennSie an die Schuldenbremse den-ken. Es geht darum, dass man dieBeschlüsse, die man in Ministe-rien fasst oder die Kabinettsvorla-gen, die man erarbeitet, auch imHinblick auf die Ziele der Nachhal-tigkeitsstrategie hinterfragt. Undda habe ich den Eindruck, dass dasbei allen Kabinettsvorlagen einewachsende Rolle spielt.

Sie wollen die Nachhaltigkeit zum

Franz Untersteller (Grüne),Minister für Umwelt,Klima und EnergiewirtschaftBaden-Württemberg

Informationsbedürfnis und Beratung werden bei den Nachhaltigkeitstagen groß geschrieben. FOTO: UMWELTMINISTERIUM

35 Projekte wurdenbereits auf den WeggebrachtSTUTTGART. Rund 470 Organisa-tionen und viele engagierte Men-schen haben sich bereits an derNachhaltigkeitsstrategie beteiligt.35 konkrete Projekte wurden be-reits auf den Weg gebracht. Durcheine stärkere Fokussierung derStrategie auf drei Themenbereichemuss nun überprüft werden, „wel-che der Projekte zu den neuenSchwerpunkten passen und beiwelchen es einen Sinn macht, die-se auch künftig weiterzu führen“,sagt Umweltminister Franz Unter-stelller (Grüne). (schl)

DER DIREKTE DRAHTUmweltministerium , Geschäftsstelle derNachhaltigkeitsstrategie:Telefon: 0711/1 26-26 60E-Mail:[email protected]

Der Landesverband der Baden-Württembergi-schen Industrie (LVI) ist seit über 60 Jahren der Spitzenverband der Industrie und industrienahen

Dienstleistungen in Baden-Württemberg. Als Landesver-band des BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie) bietet er seinen derzeit ca. 120 Mitgliedsunternehmen und 36 Mitgliedsfachverbänden eine Plattform zum Er-fahrungsaustausch und vertritt ihre Interessen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Auf diesem Weg gestaltet er die Wirtschaftspolitik in Land, Bund und EU mit. Des Weiteren pflegt der LVI vielfältige Kontakte auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene sowie in anderen Län-dern der Erde (Bspw. Mexiko, Brasilien, Osteuropa, Tür-

kei, Saudi-Arabien etc.). Zusätzlich unterstützt der LVI mit seinen Clustern Innovationsprozesse im Land und bietet über die LVI Beratungs- und Service-GmbH zahlreiche Dienstleistungen an.

Wenn Sie mehr über den LVI erfahren wollen, dann besu-chen Sie uns im Internet: www.lvi-online.de

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IV Nachhaltigkeitstage 2012 Staatsanzeiger · Freitag, 13. April 2012 · Nr. 14

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Staatsanzeiger · Freitag, 13. April 2012 · Nr. 14 Nachhaltigkeitstage 2012 V

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VI Nachhaltigkeitstage 2012 Staatsanzeiger · Freitag, 13. April 2012 · Nr. 14

Auf einen Blick: Corporate Social Responsibility (CSR)-Forum

Veranstaltung: Deutsches CSR-Forumfür Nachhaltigkeit und ZukunftsfähigkeitTermin: 17. bis 18. AprilOrt: Haus der Wirtschaft, StuttgartVeranstalter: dokeo GmbH, StuttgartThemenauswahl: Energiewende – Vor-

bild Deutschland; Nachhaltige Städteund Regionen; Nachhaltigkeit am Bau;Biodiversität – Win-Win-Situationen fürUnternehmen und Umwelt; Mobilitätder Zukunft – Die Suche nach nachhalti-ger Mobilität

Ressourcen sindein zentralesZukunftsthemaSTUTTGART. Bilder von Müllber-gen und Nachrichten vom Kampfum knapper werdende Ressour-cen, bestimmen zunehmend dieBerichterstattung der Medien.Und die Beschaffung notwendigerRohstoffe und das Vermeiden vonAbfällen ist für Unternehmen zumwichtigen Erfolgsfaktor geworden.Auf dem Deutschen CSR-Forumvom 17. bis 18. April tauschen sichdaher Spitzenvertreter aus Wirt-schaft, Politik und Zivilgesellschaftzum Thema Ressourcen, Recyc-ling und Verpackung aus.

Bei der Ressourceneffizienz ver-knüpft sich nach Ansicht von Ex-perten unternehmerisches Inte-resse mit dem Umweltschutz.Jüngste Konzepte im Bereich vonRessourcen, Recycling und Verpa-ckung reichen allerdings weit überdie Reduktion des Rohstoffeinsat-zes hinaus. Mit dem „Cradle toCradle“-Prinzip (von der Wiege biszur Wiege), wird ein spannenderWeg im Bereich Recycling be-schritten. Das Prinzip besagt, dassStoffe als Nährstoffe oder techni-sche Betriebsstoffe komplett wie-derverwendet werden. Müll ent-steht dadurch erst gar nicht.

Neben neuen Materialien wirdauch die Effizienz der Recycling-systeme zu überprüfen sein: Esgeht darum, wie Materialverlustevermieden werden können undeine optimale Wiederverwertungvon Stoffen erreicht wird. (um)

Der Rio-Prozess: 20 Jahre nachhaltige Entwicklungund die Verpflichtung zu gemeinsamem VorgehenDie 27 Grundsätze der Deklaration von 1992 haben nichts an Bedeutung verloren

STUTTGART/RIO DE JANEIRO.Anfang der 1990er-Jahre gewannenglobale Probleme wie Umweltver-schmutzung, Überbevölkerung,Ressourcenabbau, Klimawandelund der Verlust biologischer Vielfaltan Bedeutung. Zunehmend deutli-cher zeigte sich, dass Umwelt- undEntwicklungsziele nur dann er-reichbar sind, wenn ökologische,soziale und wirtschaftliche Zusam-menhänge gemeinsam betrachtetwerden. Im Juni 1992 fand deshalbin Rio de Janeiro die erste Konferenzder Vereinten Nationen für Umweltund Entwicklung statt – auch be-kannt als „Erdgipfel“.

Anspruch der Entwicklungsländerauf wirtschaftliche Entwicklung

In Rio kamen etwa 17 000 Teilneh-mer aus mehr als 170 Ländern zu-sammen, darunter Regierungsver-treter, rund 500 nicht-staatliche Or-ganisationen und mehr als 8000Journalisten. Auf der Agenda standunter Anderem der Anspruch derEntwicklungsländer auf wirtschaft-liche Entwicklung. Eine Forderung,die zunächst einmal eine höhereUmweltbelastung erwarten ließ.

Entsprechend verpflichteten sichdie Industrieländer – die bisherigenHauptverursacher ökologischerProbleme – für die in Rio vereinbar-ten Ziele besondere Verantwortung

zu übernehmen. Damit gewann dasLeitbild einer nachhaltigen Ent-wicklung und eines gemeinsamenVorgehens an globaler Bedeutung.

In der „Rio-Deklaration“ konnteerstmals das Recht auf nachhaltigeEntwicklung in einem internationa-len Abkommen verankert werden.In der Deklaration wurde in 27Grundsätzen festgelegt, dass die so-ziale und wirtschaftliche Entwick-

lung vorangetrieben, aber gleich-zeitig der Schutz der Umwelt ge-währleistet werden soll. Unerläss-lich sind die Bekämpfung der Ar-mut, eine angemessene Bevölke-rungspolitik, die Verringerung undder Abbau nicht nachhaltiger Kon-sum- und Produktionsweisen sowiedie umfassende Einbeziehung derBevölkerung. Außerdem wurde dasentwicklungs- und umweltpoliti-

sche Aktionsprogramm „Agenda21“ verabschiedet, durch welchesweltweit das konkrete Handeln aufnationaler Ebene gefördert werdensollte. Im Vordergrund steht einenachhaltige Nutzung der natürli-chen Ressourcen.

Ein wichtiger Aspekt für den Er-folg der Maßnahmen und Projekteist die breite Beteiligung und Sensi-bilisierung der Bevölkerung. So soll

sichergestellt werden, dass das The-ma Nachhaltigkeit nicht nur auf in-ternationaler Ebene an Bedeutunggewinnt, sondern auch vor Ort an-kommt. Zahlreiche aktive lokaleAgenda-Gruppen setzen sich auchin Baden-Württemberg dafür ein.

Nach Rio 1992 fanden 1997 inNew York und 2002 in Johannes-burg Nachfolgekonferenzen statt,um die Umsetzung der Vereinba-rungen zu überprüfen und die Zieleneu zu verhandeln.

Green Economy ist Hauptthemader UN-Konferenz „Rio+20“

Auch 20 Jahre nach der ersten Kon-ferenz hat die nachhaltige Entwick-lung nicht an Bedeutung verloren.Es stehen neue, drängende Heraus-forderungen auf dem Programm.Neben einer institutionellen Re-form der Vereinten Nationen in Be-zug auf Nachhaltigkeit ist „GreenEconomy“, also nachhaltiges Wirt-schaften, das Hauptthema der UN-Konferenz für nachhaltige Entwick-lung „Rio+20“.

Zentrales Element einer „GreenEconomy“ ist die Entkopplung vonWirtschaftswachstum und Ressour-cenverbrauch. Green Economywird dabei als Möglichkeit gesehennachhaltige Entwicklung zu unter-stützen und zur Armutsbekämp-fung beizutragen. (um)

Rio de Janeiro steht auch für den ersten „Erdgipfel“: Tausende Teilnehmer, Hunderte von Ländern und nicht-staatliche Organisationendiskutierten im Juni 1992 erstmals das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung. FOTO: UM

ment, Earthmind (USA), das GlobalFootprint Network (USA) oder soexotische wie die Fundación MoisésBertoni aus Paraguay.

Wolfgang Scheunemann, Be-gründer und Veranstalter des Deut-schen CSR-Forums, erklärt: „UnserForum ist in den letzten acht Jahrenzu der zentralen Veranstaltung zumThema CSR im deutschen Sprach-raum geworden. Dieses Forum inseiner konstruktiven, aber nie gefäl-ligen Form hilft Unternehmen, sichin einem zunehmend kritischerenUmfeld authentisch zu positionie-ren. Das schätzen Unternehmenund Umweltorganisationen glei-chermaßen.“

Perspektiven eröffnenund Ziele definieren

Themen des diesjährigen Forumssind die Energiewende, nachhalti-ger Städtebau, Mobilität der Zu-kunft, Ressourcen und Recyclingsowie Biodiversität. Darüber schautdas Forum auf 20 Jahre internatio-nale UN-Konferenz von Rio zurückund will Perspektiven eröffnen undZiele definieren, an denen sich diedeutsche Wirtschaft in den nächs-ten 20 Jahren ausrichten soll. Diegesamte Plenumsveranstaltungwird deutsch-englisch simultanübersetzt.

Die „Biodiversität“ steht bei denenglischsprachigen Gästen im Vor-dergrund. Dieses Thema wird vonder EU gefördert und europaweit aufdie Agenda gesetzt. Auch die Bun-desregierung befasst sich intensivmit dem Schutz der Artenvielfaltund Vielfalt der Lebensräume, nach-dem Bundeskanzlerin Angela Mer-kel (CDU) schon in HeiligendammKlimawandel und Biodiversität alsdie zwei größten Herausforderun-gen der Zukunft bezeichnet hatte.

Präsident des Umweltbundesamtes,Franz Untersteller (Grüne), Um-weltminister von Baden-Württem-berg, Petra Roth (CDU), Oberbür-germeisterin von Frankfurt amMain, und Ministerpräsident Win-fried Kretschmann (Grüne) werdenzu den rund 500 Teilnehmern spre-chen. Für viele in der Politik stelltsich die Frage, ob die bisher freiwilli-gen Aktivitäten der Unternehmendurch Gesetze und Vorschriften ver-pflichtend gestaltet und verschärftwerden sollen.

Auch Nichtregierungsorganisa-tionen (NGOs) sind bei der Veran-staltung stark vertreten. Sowohldeutsche wie BUND, Deutsche Um-welthilfe, Global Nature Fund undNABU, als auch internationale wieForest Stewardship Council, CarbonDisclosure Project, World BusinessCouncil for Sustainable Develop-

geschäftlichem Erfolg, Klima undBiodiversität.

Für Unternehmen aus unter-schiedlichen Branchen ist das The-ma CSR von zentraler Bedeutung.Dies demonstrieren nicht zuletzthochrangige Referenten von RWE(„Energiewende Deutschland“),Shell und Volkswagen („Mobilitätder Zukunft“) oder Siemens („Nach-haltigkeit am Bau“). Für all diese Un-ternehmen gilt nach eigenen Anga-ben gleichermaßen, dass der Erfolgihrer Unternehmen auch im klarenBekenntnis zu nachhaltigem Wirt-schaften besteht.

Dieses Engagement ist völlig imSinn der Politik. Spitzenvertreter ausunterschiedlichen Parteien undVerwaltungsebenen sprechen aufdem Deutschen CSR-Forum. KarlFriedrich Falkenberg, EU-General-direktor Umwelt, Jochen Flasbarth,

CSR-Forum Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeitsind zentral für Unternehmen

Das Deutsche CSR-Forum fürNachhaltigkeit und Zukunftsfä-higkeit, findet vom 17. bis 18.April in Stuttgart statt. Unter-nehmer und Vertreter von Nicht-regierungsorganisationen dis-kutieren dort auch über gesell-schaftliche Verantwortung.

Von Andreas Pfeil

STUTTGART. Verantwortung ge-genüber der Gesellschaft wahrzu-nehmen ist für Unternehmen (Cor-porate Social Responsibility, CSR)zu einem entscheidenden Erfolgs-faktor geworden. Große Konzernewie Deutsche Post-DHL, Nestlé oderToyota setzen seit Jahren darauf.Auch zunehmend mehr mittelstän-dische Unternehmen beziehen CSRin ihre Unternehmensziele ein.

Unternehmen vernetzen sichauf dem Forum

Gesellschaftliche Verantwortung zuübernehmen und nachhaltig zuwirtschaften sind die modernenGrundlagen, um ein Unternehmenlangfristig zukunftsfähig zu ma-chen. CSR ist aus der Unterneh-menswelt heute nicht mehr wegzu-denken. Daher ist es wichtig idealeStrategien nachhaltigen Wirtschaf-tens zu entwickeln und zu entschei-den welche CSR-relevanten Maß-nahmen ein Unternehmen ergrei-fen kann oder muss.

Auf dem Deutschen CSR-Forumvom 17. bis 18. April findet hierzuein Informations- und Erfahrungs-austausch statt. Auf dem Forum ver-netzen sich Unternehmen, um neueImpulse für ihre CSR-Maßnahmenzu erhalten. Sie möchten auch Ant-worten auf zentrale Fragen erhal-ten: Wie kann die gesellschaftlicheVerantwortung in die Unterneh-mensstrategie eingebunden wer-den? Wie sichert man nachhaltigeErfolge? Welche Instrumente be-nutzt man, um den Erfolg der ergrif-fenen Maßnahmen zu beurteilen?Die Bedeutung von CSR für Unter-

nehmen unterstreicht auf demDeutschen CSR-Forum ein führen-der Entscheider in der Wirtschaft.Franz Fehrenbach ist Vorsitzenderder Geschäftsführung von RobertBosch. Das Unternehmen ist fürsein traditionell hohes Engagementfür seine Mitarbeiter bekannt.Bosch setzt bei CSR und Nachhaltig-keit in Deutschland die Maßstäbe.Mit seinem Vortrag „Der Nutzen

nachhaltiger Unternehmensfüh-rung am Beispiel Bosch“ will Feh-renbach andere Unternehmer auf-fordern sich stärker für nachhaltigesWirtschaften zu engagieren.

Auch ein zweiter Redner auf demForum, Hans-Otto Schrader, Vor-standsvorsitzender der Otto Grup-pe, steht für Wegweisendes in Sa-chen CSR und Nachhaltigkeit. Erbeleuchtet das Spannungsfeld von

Im Haus der Wirtschaft in Stuttgart werden beim CSR-Forum im April Erfahrungen ausgetauscht. FOTO: MINISTERIUM FÜR FINANZEN UND WIRTSCHAFT

DER DIREKTE DRAHTAutor Andreas Pfeil ist Senior Consultantbei der Dokeo:Telefon.: 0711/6 33 96 98-0E-Mail: [email protected]

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Staatsanzeiger · Freitag, 13. April 2012 · Nr. 14 Nachhaltigkeitstage 2012 VII

Green Economy

Green Economy bedeutet, in derWirtschaft neben dem Gewinn ver-stärkt auch ökologische und sozialeAspekte zu berücksichtigen. DerGrundgedanke wurde in 1980er-Jahren entwickelt.

Öffentliche und private Investitio-nen fließen in der Green Economy vorallem in Maßnahmen, die Kohlendi-oxid-Emissionen sowie Umweltver-schmutzung senken, Energie- undRessourceneffizienz erhöhen und dieAbnahme von Artenvielfalt und Um-weltdienstleistungen verhindern.

Nachhaltige Juniorfirmenund SchülermentorenUnternehmensideen und Umweltschutz sind gefragt

STUTTGART. Das Projekt „Junior-firmen auf dem Weg zum nachhal-tigen Wirtschaften“ ermöglicht esSchülern in Baden-Württembergsich als „Manager von morgen“ mitinnovativen Unternehmensideenauszuprobieren. Im laufenden Pro-jektjahr arbeiten 16 nachhaltigwirtschaftende Betriebe und 67 Ju-nioren in Kooperationsprojektenzusammen. So gründeten Schülergemeinsam mit einer Solarfirmadie Juniorenfirma „Solar-Helden“.Jetzt entwickelt man gemeinsam

Ideen dafür, wie erneuerbare Ener-gien zur Stromerzeugung in Schre-bergärten genutzt werden könnten.

Durch das Projekt „Schülermen-toren für den Umweltschutz“konnten seit 2001 über 400 Schülerals Multiplikatoren und Impulsge-ber für Umweltschutzaktivitätengewonnen werden. (um)

MEHR ZUM THEMAWeitere Informationen:www.nachhaltige-juniorfirmen.de

Umweltpreis würdigtUnternehmenLand prämiert Umweltorientierung seit 1993

STUTTGART. Der Umweltpreis fürUnternehmen wird vom Land seit1993 an ökologisch herausragendeund besonders qualifizierte Unter-nehmen verliehen. Mit ihm werdenMaßnahmen zur Förderung des be-trieblichen Umweltschutzes undder umweltorientierten Unterneh-mensführung gewürdigt.

Bei der Vergabe steht im Vorder-grund, dass der Betrieb in der Ge-samtschau aller Maßnahmen unterden Gesichtspunkten des Umwelt-schutzes als vorbildlich und weg-weisend eingestuft werden kann.Die Preise werden dabei für ver-schiedene Wirtschaftssektoren wieHandel und Dienstleistung, Hand-werk und Industrie separat verge-

ben. Neben Umweltmanagementund der Art der Produkte undDienstleistungen sowie dem Be-triebsablauf spielt auch eine Rolle,wie die Mitarbeiter eingebundenwerden und wie gegenüber Drittenkommuniziert wird.

Der Relevanz sozialer Kriterienwurde mit dem 2010 ausgelobtenSonderpreis „UnternehmerischeVerantwortung – regionales Enga-gement“ Rechnung getragen. (um)

MEHR ZUM THEMAWeitere Informationen zum Umweltpreisund bisherigen Preisträgern unter:www.umweltpreis.baden-wuerttemberg.de

der Wissenschaft und der Politik.Durch den Aufbau von Modellregio-nen, zum Beispiel zu nachhaltigerMobilität oder für energieoptimierteGewerbegebiete kann nach Ansichtder Verantwortlichen regionalNachfrage erzeugt werden.

Vorzeigeprojekte ausBaden-Württemberg als Beispiele

So entstünden Vorzeigeprojekte inBaden-Württemberg, die zeigen,wie sich die Lebens- und Wirt-schaftsbedingungen verbessern las-sen und die anderen Ländern Bei-spiel geben können.

Aber die Unternehmer müssenNachhaltigkeit auch über die Be-triebsgrenzen hinaus bedenken.Von der Rohstoffgewinnung überZwischenprodukte zum Endpro-dukt und bis zum Konsumentenmuss Nachhaltigkeit eine Rolle spie-len. Dabei geht es auch um die Wei-terleitung von Informationen überdie nachhaltigen Eigenschaften vonProdukten. Die WIN untersucht die-sen Informationstransport entlangder Wertschöpfungskette aktuell amBeispiel der Bauindustrie.

schaften gilt es zu nutzen und in dienachhaltige Richtung zu lenken.

Eine Vielzahl an Unternehmen imLand hat bereits die Wettbewerbs-chancen erkannt, die sich durchnachhaltiges Wirtschaften und dieWahrnehmung gesellschaftlicherVerantwortung ergeben.

Diese Unternehmen werden inder Wirtschaftsinitiative Nachhal-tigkeit (WIN) aktiv eingebunden undsollen als „Best-Practice-Beispiele“Vorbild für andere Unternehmen in

Baden-Württemberg sein. Gleich-zeitig soll das Engagement dieserUnternehmen gewürdigt werden.Dadurch kann auch die Entwicklungund Einführung innovativer Pro-dukte und Dienstleistungen gezieltunterstützt werden.

Die Wirtschaftsinitiative Nach-haltigkeit (WIN) wurde 2010 von derLandesregierung als eine Säule derNachhaltigkeitsstrategie gegründet.Sie besteht aus Unternehmern ver-schiedener Branchen, Vertretern

Green Economy Nachhaltiges Wirtschaftenals Handlungsmaxime

Unternehmerische Verantwor-tung für Nachhaltigkeit ist einwichtiger Aspekt auf der um-weltpolitischen Agenda 2012.Die internationale Staatenge-meinschaft macht „Green Eco-nomy“ auf der Konferenz derVereinten Nationen für nachhal-tige Entwicklung „Rio+20“ imJuni zum zentralen Thema.

Von Nina Möhrle

STUTTGART. Es gilt gleichermaßenauch für Deutschland und insbe-sondere für Baden-Württemberg:Nachhaltiges Wirtschaften alsHandlungsmaxime ermöglicht es,die Wettbewerbsfähigkeit und Zu-kunftssicherheit der Unternehmenim Land nachhaltig zu verbessern.

Energieeffizienz, ressourcen-schonende Produktion und nach-haltiges Produktdesign sind die eineSeite; soziale Verantwortung fürMitarbeiter in den Unternehmensowie attraktive familienfreundlicheund gesundheitsförderliche Ar-beitsplätze sind die andere Seite derErfolgsmedaille.

Steigende Energie- undRohstoffpreise verlangen Umdenken

Dies gilt umso mehr für die Produk-tionsbedingungen in den weltweitangesiedelten Zulieferbetrieben.Auch hier muss nach Ansicht vonLandesregierung und Unterneh-mern Verantwortung übernommenwerden. Die Finanz- und Wirt-schaftskrise zeigt die Grenzen desauf immer mehr Wachstum ausge-richteten Wirtschaftssystems. Stei-gende Energie- und Rohstoffpreiseverlangen von Unternehmen einUmdenken und die sorgfältigeÜberprüfung ihrer Prozesse.

Die Nachfrage nach Umwelttech-nik, die der Einsparung oder Kreis-laufführung von Ressourcen dient,steigt permanent. Der sich abzeich-nende Fachkräftemangel zwingtUnternehmer dazu, attraktive Ar-beits- und Lebensbedingungen fürihre Belegschaft zu schaffen. Sozia-les Engagement von Unternehmenin der jeweiligen Region kann eineSchlüsselkompetenz bei der Zu-kunftssicherung von Produktions-standorten sein.

Auch die EU sieht nachhaltigeWachstumspotenziale in einer neuaufgestellten „Green Economy“.Dies schließt die Verantwortung ge-genüber Wirtschaftspartnern in sichentwickelnden Volkswirtschaftenein. Nach Ansicht von Wirtschafts-und Umweltexperten kann Baden-Württemberg hier als Vorbild Im-pulse geben. Die mittelständisch ge-prägte Wirtschaftsstruktur zeichnetsich durch Vielfalt, Flexibilität undInnovationskraft aus. Diese Eigen-

Ein Rad greift ins andere: So soll nachhaltiges Wirtschaften zum Wohl auch von Menschen in sich entwickelnden Ländern funktionieren. FOTO: UMWELTMINISTERIUM

Der Name Ernst & Young bezieht sich auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach britischem Recht.

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Klimaneutrales und nach-haltiges Wirtschaften: Beides werden Unterneh-men künftig brauchen, wie die Luft zum Atmen – auch aus ökonomischen Gründen. Wie Sie der neuen Verantwortung gerecht werden, wie Sie Ihr Geschäftsmodell lang-fristig ausrichten und wie Sie Ihre Erfolge in puncto Nachhaltigkeit messen können, erfahren Sie unter www.de.ey.com/CCaSS

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Page 8: Nachhaltigkeitstage Baden-Württemberg 2012

Internetplattform betrieblicher Umweltschutzunterstützt nachhaltiges WirtschaftenUmweltministerium und Branchenfachverbände arbeiten zusammen

STUTTGART. Die Umfrage desBranchenblatts „Deutscher Dru-cker“ unter 30 Branchenexpertenzeigt, dass gut die Hälfte der Exper-ten das Themenfeld Umwelt – Ener-gieeffizienz – Nachhaltigkeit als be-deutendes Thema für Druckdienst-leister ansehen.

Das Interesse an einer stärker aufnachhaltiges Wirtschaften ausge-richteten Vorgehensweise ist in derDruckereibranche also vorhanden.Da die Branche vor allem durchkleine und mittlere Unternehmen(KMU) geprägt ist – 83 Prozent allerBetriebe haben weniger als 20 Be-schäftigte – stellt der Übergang zumnachhaltigen Wirtschaften eine be-sondere Herausforderung dar. Diemit einem Kurswechsel zu einernachhaltigen Wirtschaftsweise ver-bundenen Umstellungen in derProduktionsweise und der Betriebs-führung sind gerade für KMU nichtimmer leicht zu bewerkstelligen.

Das Ministerium für Umwelt, Kli-ma und Energiewirtschaft unter-stützt daher unter anderem überdas Informationszentrum für Be-trieblichen Umweltschutzes (IBU)eine umweltschonende Betriebs-führung. Das IBU betreibt mit Un-terstützung der Branchenfachver-bände eine Internetplattform. Sie

bietet Unternehmern, Umweltver-antwortlichen, Betriebsleitern,Handwerkern und sonstigen Inte-ressierten Informationen. Nebender Druckereibranche stehen Infor-mationen für elf weitere Branchenzur Verfügung.

Die Seite enthält umfangreicheInformationen zu Produktionsver-fahren und Einsatzstoffen sowie Al-

ternativen, die sowohl ökonomischals auch ökologisch sinnvoll sind.Auch die Erläuterung der wesentli-chen gesetzlichen Regelungen,Tipps für umweltschonende Be-triebsführung sowie Praxisbeispielegehören dazu. Für die BranchenDruck und Papierverarbeitung wirdes am 20. Juni im Haus der Wirt-schaft in Stuttgart eine Fachtagung

„Kosten senken und Effizienz stei-gern in der Druck-, und Medien-branche – Einstieg in eine nachhal-tige Produktion“ geben. (um)

In der Druckereibranche ist Nachhaltigkeit nach Expertenmeinung ein bedeutendes Thema. FOTO: UMWELTMINISTERIUM

MEHR ZUM THEMAInfoportal für BetrieblichenUmweltschutz:www.umweltschutz-bw.de

Messe Fair Handeln

Fair Handeln ist aucheine Frage derBewusstseinsbildungDie internationale Messe für FairTrade und global verantwor-tungsvolles Handeln findet vom12. bis 15. April in Stuttgartstatt. Neben dem SchwerpunktFairer Handel sind auch Nach-haltiger Tourismus, nachhaltigesFinanzwesen, Corporate SocialResponsibility und Entwick-lungszusammenarbeit Themen.

Von Ulrike Raab-Nicolai

STUTTGART. Was hat eine Reise zuhistorischen Stätten der Inkas in Bo-livien mit Festgeld bei einer Bank inStuttgart und ein Lippenbalsam ausverschiedenen afrikanischen Ölenzu tun? Alle drei werden auf der Mes-se Fair Handeln präsentiert.

Leitmesse der Branchesetzt auf Glaubwürdigkeit

Diese sei eine Messe für alle, die sichengagiert für ein global verantwor-tungsvolles und nachhaltiges Han-deln einsetzten, wirbt der Veranstal-ter, die Landesmesse Stuttgart, derdie Messe in Zusammenarbeit mitder Stiftung Entwicklungs-Zusam-menarbeit Baden-Württemberg(SEZ)aus Stuttgart präsentiert.

Zu den 136 Ausstellern ausDeutschland und 12 weiteren Län-dern der Welt gehört auch ein zertifi-zierter Reiseveranstalter aus Baden-

Württemberg, der Touristen nachSüdamerika führt. Eine „ sozial-öko-logische Universalbank“ mit Sitz inder Landeshauptstadt bietet nach-haltige Geldanlagen an und Kosme-tik aus Afrika, die von Landfrauen inSwaziland produziert wird.

„Wir sind eine Leitmesse“, betontStephanie Josst, Pressesprecherinder Landesmesse Stuttgart. „FairHandeln ist die erste, älteste undeinzige Messe für die Branche fairerHandel, die Kriterien für die Ausstel-lungszulassung entwickelt hat“, er-läutert Nicole Kimmel, Pressespre-cherin der SEZ. „Die Verbraucherkönnen sich darauf verlassen, dassdie Aussteller glaubwürdig sind“, er-gänzt sie.

Zielgruppen der Fair Handelnsind Fachbesucher und Verbrau-cher. Die Produktpalette reicht vomklassischen Lebensmittel-Bereichüber sogenannte ökofaire Beklei-dung und Accessoires, Heimtexti-lien und Textilkunst, Kunsthand-werk, Dekoration, Blumen und Le-derwaren bis hin zu Musikinstru-menten. Die Messe sei Branchen-treff für Produzenten, Importeure,Einzelhändler, Verantwortliche imBeschaffungswesen bei Unterneh-men wie auch für Entscheidungsträ-ger aus Politik und Gesellschaft, er-klären die Messeverantwortlichen.

„Fairness im Umgang mit denLändern des Südens – das ist einThema, das die Menschen in Baden-Württemberg bewegt“, sagt Minis-

terpräsident Wilfried Kretschmann(Grüne), der die Schirmherrschaftfür diese Messe übernommen hat.„Die Messe bietet vor allem eins:konkrete Orientierung für Men-schen, die nachhaltig und fair wirt-schaften, reisen und konsumierenwollen“, ergänzt er. Das Staatsmi-nisterium Baden-Württemberg istPartner der Fair Handeln.

Fachtag für Kommunenzur fairen Beschaffung

Zum Rahmenprogramm der Messegehört der Kinder- und Jugendtagam 13. April. Die jungen Verbrau-cher können zum Beispiel einenWorkshop zum Thema fairer Han-del unter dem Motto „Schokologie“besuchen. Ein Bühnenprogramm,Trommelkurse und Aktionen in derKreativ-Werkstatt ergänzen das An-gebot. Außerdem gibt es einen Mes-serundgang zu Globalisierung undnachhaltigem Konsum, der die so-zialen, ökologischen und ökonomi-schen Auswirkungen des Konsumsund Handelns reflektiert.

Der Fachtag für Kommunen fin-det ebenfalls am 13. April statt. „Wirversuchen Veranstaltungen wie‘FairIT‘ die Kommunen zu ökofairerBeschaffung zu bewegen“, sagt Kim-mel. Die bewusste Entscheidung fürdie Einhaltung von sozialen undökologischen Mindeststandardsdurch Vergaberichtlinien etwa beiBerufskleidung oder auch dem Kaf-fee für die Kantine kann spürbar dieSituation der Menschen in den Pro-duktions- oder Rohstoffländern po-sitiv ändern.

Baden-Württemberg hat lautKimmel mit über 45 Prozent der Ge-samtaussteller einen wesentlichenAnteil. Im Bereich Fairer Handelsind es rund 22 Prozent.

Schmuck aus nachhaltiger Herstellung und fair gehandelt gehört zu den Messeprodukten der „Fair Handeln“. FOTOS: MESSE STUTTGART

Mode macht offensichtlich Spaß: eine Schau fair produzierter und gehandelter Kleidung.

Auszubildende aus Nürtingen unterstützen mit ihrer Schule Auszubildende im Kongo.

MEHR ZUM THEMAInformationen zur Messe Fair Handeln:www.fair-handeln.com

VIII Nachhaltigkeitstage 2012 Staatsanzeiger · Freitag, 13. April 2012 · Nr. 14

Die Messe und ihre Themen im Überblick

Vom 12. bis 15. April 2012 öffnet dievierte „Fair Handeln Internationale Mes-se für Fair Trade und global verantwor-tungsvolles Handeln“ auf dem Messege-lände in Stuttgart ihre Pforten.

Die Fach- und Verbrauchermesse fürden fairen Handel bietet Produkte undAngeboten aus den Bereichen fairer

Handel, nachhaltiger Tourismus, nach-haltiges Finanzwesen, Entwicklungszu-sammenarbeit und Corporate Social Re-sponsibility (CSR).

Diese Themen werden außerdem imRahmenprogramm bei Bildungsveran-staltungen vertieft und in Forumsbeiträ-gen diskutiert.

Verlag, Vergabe, Agentur.Das Leistungsspektrumdes Staatsanzeigers.

www.staatsanzeiger.de

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Staatsanzeiger · Freitag, 13. April 2012 · Nr. 14 Nachhaltigkeitstage 2012 IX

sprochen. Es wird aber auch darüberdiskutiert, wie sich israelische Sied-lungen auf den Grundbesitz palästi-nensischer Flüchtlinge auswirkenoder ob wirtschaftliche Sanktionenals Maßnahmen des Sicherheitsratsetwas bringen.

Teilnehmer rufen Positionspapiereim Internet ab

Es geht um Verfolgung religiöserMinderheiten, Verbrechen gegendie Menschlichkeit, und so genann-te „failed states“, also gescheiterteStaaten. Weitere Themen sind über-schuldete Staaten, die politische Be-teiligung wirtschaftlich benachtei-ligter Bevölkerungsgruppen, inter-nationale Migration und zuneh-mende Verstädterung vor allem inAsien und Afrika.

Und freilich beschäftigen sich diejungen „Delegierten“ in einem Gre-mium zur UN-Klimarahmenkon-vention mit der so wichtigen Nach-folgevereinbarung für das Kyoto-Protokoll und der „Green Economyals Weg für nachhaltige Entwicklungund Armutsbekämpfung“.

Zu dem gesamten Spektrum gibtes – wie im wahren Leben – Positi-onspapiere aus insgesamt 48 Län-dern, die die Teilnehmer im Internetabrufen können.

„Überprüfung der Architektur derVereinten Nationen für die Frie-denskonsolidierung“.

In den simulierten Gremien wirdunter anderem über den Einsatz vonSöldnern und moderner Waffensys-teme wie unbemannter Drohnen,Streubomben und Landminen ge-

zu Menschenrechten und den welt-weiten Herausforderungen im Be-reich Umwelt.

Auf dem Programm der General-versammlung stehen in diesem Jahr„Sicherheit und Schutz des humani-tären Personals und Personals derVereinten Nationen“ sowie die

Model United NationsBaden-Württemberg Jugendliche entwickeln Verständnis

für die Probleme andererBei den Model United NationsBaden-Württemberg erfahrenJugendliche ab 16 Jahren, wiepolitische Entscheidungsfin-dung funktioniert und Beschlüs-se für morgen gefasst werden.Vom 22. bis 26. April findet dieSimulation einer UN-Vollver-sammlung für Jugendliche inStuttgart statt.

Von Petra Mostbacher-Dix

STUTTGART. Als die Vereinten Na-tionen 1945 gegründet wurden,stand vor allem ein Gedanke imRaum: Nie mehr Krieg, die Welt soll-te besser und gerechter werden.Und weil es hier stets noch viel zutun gibt, muss diese Grundidee le-

bendig gehalten und früh verbreitetwerden. Das geschieht durch dasPlanspiel „Model United NationsBaden-Württemberg 2012“(MUNBW): Vom 22. bis 26. April tref-fen sich zum elften Mal 400 Schüle-rinnen und Schüler ab 16 Jahren ausDeutschland und dem Ausland inStuttgart, um die Arbeit der Verein-ten Nationen nachzuempfinden.

Diese Simulation einer UN-Voll-versammlung für Jugendliche isteine der größten ihrer Art in deut-scher Sprache und wird vom VereinDeutsche Model United Nations(DMUN) getragen. Ziel sei, so dieVeranstalter, das Wissen der Ju-gendlichen zu vertiefen, Interessefür internationale Politik und die Ar-beitsweise der Vereinten Nationenzu wecken sowie Verständnis für dieProbleme und Situationen andererVölker und Kulturen zu entwickeln.Jeder politische Beschluss hat Fol-gen, bei den MUNBW wird erlebbar,was es bedeutet, nachhaltige Ent-scheidungen treffen zu müssen, dieauch für nachfolgende Generatio-nen gut sind.

Probleme der Politikbestimmen die Tagesordnungen

Wie auf dem echten politischenParkett reisen die Teilnehmer inLänderdelegationen aus zwei bisacht Personen an. In Stuttgartschlüpfen sie dann in die Rolle vonDiplomaten, werden zu Vertreternvon Nichtregierungsorganisatio-nen (NGO) oder zu Journalisten,

die sich in ihren Debatten im Hausder Wirtschaft mit jenen Proble-men und Fragen auseinanderset-zen, die auch in der internationalenPolitik die Tagesordnungen be-stimmen. Das Spektrum der The-men reicht von Sozial-, Wirt-schafts- und Sicherheitspolitik bis

Jugendliche machen Politik: Sie simulieren beim Planspiel die Arbeit der Vereinten Nationen. FOTO: UMWELTMINISTERIUM

MEHR ZUM THEMAInformationen zur Model United NationsBaden-Württemberg (MUNBW):www.munbw.de

Model United Nations

Die Model United Nations Baden-Württemberg (MUNBW) und ihr Trä-gerverein, die Deutschen Model Uni-ted Nations (DMUN) wurden im März2003 gegründet.

Am Montag 23. April ab 20 Uhrwird Minister Untersteller im Haus derWirtschaft in Stuttgart bei Model Uni-ted Nations auf einer Podiumsdiskus-sion zur Frage „Nachhaltigkeit - einLuxus nur für Industrienationen?“ mitVertretern aus Wissenschaft und di-plomatischem Dienst diskutieren.

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X Nachhaltigkeitstage 2012 Staatsanzeiger · Freitag, 13. April 2012 · Nr. 14

Energetisches Vorbild-Wohnquartierund Mobilitätsticket werden in Freiburg entwickeltProjekte erhielten Preise beim Wettbewerb „Klimaneutrale Kommune“

FREIBURG. Es ist bekannt, dassFreiburg im Breisgau in SachenUmwelt- und Klimaschutz vorbild-lich engagiert ist. Stadtteile wie Vau-ban mit seinen Plusenergiehäusernin der Solarsiedlung haben in dergesamten Bundesrepublik Schlag-zeilen gemacht.

Nun ist die Stadt einmal mehrausgezeichnet worden: Im Wettbe-werb „Klimaneutrale Kommune“erhält sie den Preis für zwei Projekteund kann mit Zuschüssen des Lan-des Baden-Württemberg in einerGesamthöhe von 345 000 Euro rech-nen. Die Gesamtkosten betragenrund 690 000 Euro.

In einem der beiden Projekte sollein Freiburger Quartier, das nochausgewählt wird, mittels einer mo-dellhaften energetischen Stadtteil-sanierung zum energetischen Vor-bild-Wohnquartier entwickelt wer-den. Geplant ist, die vorhandeneEnergieversorgung zu optimierenund die Gebäude auf einen hohenenergetischen Standard zu bringen.

Grundlage des Projekts ist einedetaillierte Bestandsaufnahme, dieals Basis für eine umfassende Ener-giekonzeption dient. Bei der Kon-zeption wollen die Verantwortli-chen der Stadt die Bürger einbezie-hen, damit alle Potenziale des

Stadtteils erkannt und genutzt wer-den können.

Im zweiten durch das Land ge-förderten Projekt soll die Verknüp-fung der Verkehrsträger optimiertwerden. Das bedeutet: Die Regio-karte soll zu einem „Mobilitätsti-cket“ erweitert werden. Dafür sollein modernes weit gefasstes Ver-kehrskonzept für ein langfristigesregionales Mobilitätsmanagemententwickelt werden.

Ziel ist dabei vor allem, den Auto-verkehr zu reduzieren – insbeson-dere im Stadt-Umland-Verkehr –,indem man die klimafreundlichenAlternativen stärkt. So sollen neue

Angebote im klassischen Umwelt-verbund, also öffentlichen Persone-nen-Nahverkehr, Fuß- und Radver-kehr, geschaffen werden, außerdemdie Schnittstellen zwischen den ein-zelnen Verkehrsarten verbessertwerden. Damit können die jeweili-gen Vorteile der verschiedenen Ver-kehrsträger optimal miteinanderkombiniert werden.

Zu dem Konzept gehören auchneue Mobilitätsangebote wie Leih-fahrräder, Carsharing oder Carpoo-ling und ein breites Informations-angebot. Auch technische Lösun-gen wie die „Smartcard“ sollen hier-bei getestet werden. (mos)

Der Planet Erde soll für die auf ihm lebenden Menschen auch durch Klimaschutzmaßnahmen bewahrt werden. FOTO: UMWELTMINISTERIUM

geht es auch um neue Energieeffi-zienz- und Energieeinsparpoten-ziale, den beschleunigten Ausbauerneuerbarer Energien sowie derNetze und Speicherkapazitäten.

Energie- und Klimaschutzkonzeptergänzt Vorschläge

Der Bau neuer hocheffizienterKraftwerke soll die Versorgungssi-cherheit mit Strom gewährleisten.Laut Umweltminister Unterstellerwürden bisherige Vorschläge imIEKK gebündelt und ergänzt: DieSpeicherforschung bekomme mehrGeld, die energetische Sanierungvon Wohngebäuden werde stärkergefördert.

Der Maßnahmenkatalog wirddurch ein wissenschaftliches Moni-toring begleitet, an dem Wirtschaftund Gewerkschaften mitwirken.Auf dieser Basis soll das Konzeptschließlich alle fünf Jahre weiterfortgeschrieben werden.

Klimaschutz 90 Prozent wenigerCO2-Ausstoß

Baden-Württemberg bringt einneues Klimaschutzgesetz aufden Weg. Ein Bestandteil ist einmittelfristiges Treibhausgas-minderungsziel. Die Vorschriftgilt in der Landesregierung alsbundesweit beispielhaft.

Von Petra Mostbacher-Dix

STUTTGART. Die Klimaschutzzieledes Landes Baden-Württembergsind ambitioniert. Im Februar hatdas Kabinett die Eckpunkte einesKlimaschutzgesetzes beschlossen –mit drastisch reduzierten Zahlen.

Baden-Württemberg istals zweites Bundesland auf dem Weg

„Unser Ziel ist, die Treibhausgas-emissionen bis 2050 um 90 Prozentgegenüber den Emissionen im Jahr1990 zu verringern“, so Umweltmi-nister Franz Untersteller (Grüne).Mittelfristig bis 2020 sollen es minus25 Prozent sein.

Nach Nordrhein-Westfalenbringt Baden-Württemberg damitals zweites Bundesland ein solchesGesetz auf den Weg. Ministerpräsi-

dent Winfried Kretschmann (Grü-ne) betont, dass die Ziele des Landeslangfristig deutlich ambitionierterseien als etwa die bundespoliti-schen Zielsetzungen.

Die Eckpunkte basieren auf ei-nem vom Umweltministerium desLandes beauftragten Gutachten desZentrums für Sonnenenergie- undWasserstoff-Forschung (ZSW), dasseinen Sitz in Stuttgart hat. Im Gut-achten empfehlen die Wissen-schaftler auch spezifische Minde-rungsziele für acht Sektoren: Strom-erzeugung, Private Haushalte, In-dustrie, Gewerbe, Handel undDienstleistung, Land- und Forst-wirtschaft mit Landnutzung, Öf-fentliche Hand, Verkehr undschließlich Abfallwirtschaft.

So sollen die CO2-Emissionen imStromsektor bis 2020 gegenüberdem Jahr 2010 um 10 Prozent sin-ken, die am Emissionshandel betei-ligten Unternehmen dazu siebenProzentpunkte beitragen. 38 Pro-zent CO2-Minderungen sollen imselben Zeitraum die Sektoren In-dustrie, Gewerbe, Handel undDienstleistungen sowie die Öffentli-che Hand erbringen.

Wesentliches Instrument für die-se Ziele ist das Integrierte Energie-und Klimaschutzkonzept (IEKK),das Öffentlicher Hand wie allen ge-sellschaftlichen Gruppen als Ent-scheidungshilfe und Handlungs-empfehlung dienen soll. Neben denSektorenzielen werden die konkre-ten Maßnahmen benannt. Dabei

MEHR ZUM THEMAInformationen des Umweltministeriumszum Klimaschutzgesetz:www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/90866

Kommunen spieleneine tragende RolleWettbewerb „Klimaneutrale Kommune“

STUTTGART. Die Bewahrung desLebensraums fängt im Kleinen an.Und so sind es die Kommunen, diebeim Thema Umwelt- und Klima-schutz eine tragende Rolle spielen.Um deren Engagement zu unter-stützen, richtet die Landesregie-rung den Wettbewerb „Klimaneu-trale Kommune“ aus, der mit einemPreisgeld von insgesamt 2,4 Millio-nen Euro dotiert ist.

Am 12. März hat UmweltministerFranz Untersteller (Grüne) in Stutt-gart die ersten Kommunen für ihreKlimaschutzaktivitäten mit Preisenausgezeichnet: die Städte Freiburg,Karlsruhe, Ludwigsburg, Emmen-dingen, Horb, Lörrach und Staufenim Breisgau sowie die GemeindenAllensbach und Aspach. „Klima-neutrale Kommune“ richtet sich anKommunen in drei Größenklassen:an Gemeinden, die weniger als10 000 Einwohner haben, Städte,die von 10 000 bis zu 50 000 Einwoh-

ner zählen sowie jene, die mehr als50 000 Einwohner aufweisen.

Ziel ist es, über den Wettbewerbwegweisende Modellprojekte an-zustoßen. Der Hintergrund: In ei-nem ersten Schritt wurden 2011 injeder Größenklasse bis zu dreiMachbarkeitsstudien erstellt. Indiesen sollte für die gesamte Ge-markung einer ausgesuchten Kom-mune untersucht werden, ob lang-fristig, also bis spätestens zum Jahr2050, der Strom- und Wärmebedarfsowie der Energiebedarf für Mobili-tät deutlich reduziert beziehungs-weise CO2-neutral bereitgestelltwerden können.

Zudem galt es herauszufinden,mit welchen Maßnahmen die Vor-gaben erreicht werden können undwelche Kosten und Auswirkungendamit verbunden sind. Im zweitenSchritt geht es schließlich darum,die Umsetzung der Maßnahmen zufördern. (mos)

Denkmalschutz im Sinnder NachhaltigkeitInnovative Projekte in Ludwigsburg prämiert

LUDWIGSBURG. Zu den Gewin-nern des Wettbewerbs „Klimaneu-trale Kommune“ zählt die StadtLudwigsburg. Die Kommune erhältmit 375 000 Euro den höchsten Zu-schuss des Landes. In der Barock-stadt werden damit verschiedeneKonzepte, die insgesamt Planungs-und Mehrkosten von 765 000 Euroumfassen, unterstützt.

Dazu gehören die innovativeHeizzentrale Stadtwerke und dieTechnischen Dienste in der West-stadt. Bei dem geplanten „hocheffi-zienten Wärmeinsel- und Leucht-turm-Projekt“, das mit regenerati-ver Energie arbeitet, sollen für dieFernwärme in der Weststadt weite-re Abnehmer gesucht werden.

Zudem werden Maßnahmenkombiniert: Blockheizkraftwerkmit Gaskessel, Kraft-Wärme-Kälte-kopplung zur thermischen Küh-lung sowie die Installation einesEnergiedatenmanagementsys-tems. Es wird ein 3D-Stadtmodellentwickelt zur Simulation verschie-

dener Szenarien in Sachen erneu-erbare Energien oder Sanierung. Esbietet die Grundlage für umfangrei-che, räumliche Analysen wie etwaeine Wärmebedarfsanalyse.

Dass Denkmalschutz und klima-schützende Energieversorgungkein Widerspruch sind, zeigt dasQuartierskonzept Innenstadt, woenergetische, gestalterische undversorgungstechnische Belange ineinem Gebiet mit zahlreichen Bau-denkmälern beispielhaft umge-setzt werden. Auch der Gebäude-komplex Karlskaserne ist denkmal-geschützt, aber verschiedene Bau-teile innerhalb des betagten En-sembles sind bislang noch nichtenergetisch saniert.

Entsprechend sollen in diesemexemplarisch für andere denkmal-geschützte Gebäude Sanierungs-maßnahmen umgesetzt werden,die energetische Verbesserungenbringen, aber dabei die besonderenErfordernisse des Denkmalschut-zes berücksichtigen. (mos)

Bürger investierenin erneuerbare EnergienAllensbach hat in Sachen Klimaschutz viel zu bieten

ALLENSBACH. Auch Allensbacham Bodensee ist in Sachen Um-welt- und Klimaschutz eine Mus-terkommune. So berappen bei-spielsweise jene, die wenig Müllproduzieren und viel Müll verwer-ten, weniger Gebühren an die Ge-meinde. Neben einem Grundbe-trag, der nach der Haushaltsgrößeberechnet wird, bezahlen Bürgerlediglich entsprechend ihrem Ent-sorgungsverhalten.

Beim Wettbewerb „Klimaneu-trale Kommune“ wurde die Kom-mune nun außerdem für sein Pro-jekt „Nahwärmenetz inklusiveEnergiespeicherkonzept“ prä-miert. Dieses hat die rund 7100 Ein-wohner zählende Gemeinde für einGebiet eingerichtet, das eine Mi-schung aus Geschosswohnungs-bau und Einzelgebäuden aufweist.Soll will man erreichen, dass dieWärmegrundlast, die sich aus demdurchschnittlichen Bedarf anWarmwasser und Heizwasser er-gibt, im Sommer und in der Über-gangszeit mit einem Blockheiz-kraftwerk (BHKW) und Wärme-pumpen gedeckt wird.

Hierfür wurde ein Energiespei-cherkonzept für regenerativenStrom entwickelt, bei dem durchintelligente Steuerung des BHKWs

und der Wärmepumpen die Wärmevorgehalten werden kann. Gegebe-nenfalls kommen im Sommer Bat-teriespeicher zum Einsatz.

Im Winter freilich steigt der Heiz-bedarf an. Dieser zusätzliche Be-darf wird durch heimische regene-rative Energien aufgefangen. AlsEnergielieferanten werden bei-spielsweise Hackschnitzel aus demGemeindewald, Landschaftspfle-geheu oder ähnliches verwendet.

Spannend ist an diesem Beispieldie Tatsache, dass das Wärmenetzin Allensbach durch einen Bürger-energiefonds finanziert wird, alsoeinem Fonds, an dem sich die Bür-ger beteiligen können. Dieses ganz-heitliche Energiekonzept wird er-gänzt durch die Installation vonPhotovoltaikanlagen auf Gebäu-den, die Flachdächer besitzen.

Angedacht ist schließlich auchnoch, dass eventuell Kapitalanteilean Windenergie-, Wasserkraft- undBiogasanlagen hinzukommen. Da-mit der Wärmepreis auf ein attrak-tives Niveau für die Bürger gesenktwerden kann, erhält Allensbachvom Land nun einen Investitions-kostenzuschuss von 250.000 Euro.Die Gesamtkosten des Projekts be-tragen insgesamt rund 1,25 Millio-nen Euro. (mos)

Initiativen und Förderprogramme im Land

In Baden-Württemberg gibt es zahlrei-che Initiativen und Förderprogramme,die dazu beitragen sollen, sowohl Ener-gie zu sparen als auch die Treibhausgas-Emissionen zu senken.

Dazu gehören etwa das CO2-Minde-rungsprogramm Klimaschutz-Plus und

der EnergieSparCheck. Der Einbau vonheiztechnischen Anlagen die Sonne,Biomasse, Erdwärme oder Wärmepum-pentechnik in privaten Wohnhäusern imLand nutzen, kann über das Programm„Wohnen mit Zukunft: ErneuerbareEnergien“ gefördert werden.

Page 11: Nachhaltigkeitstage Baden-Württemberg 2012

Staatsanzeiger · Freitag, 13. April 2012 · Nr. 14 Nachhaltigkeitstage 2012 XI

Landesnetzwerk Erneuerbare Energien

In Baden-Württemberg gibt es seit eini-gen Jahren ein Landesnetzwerk Erneu-erbare Energien (LEE). Es wird von Eh-renamtlichen örtlicher Energie-Initiati-ven getragen. Das sind Vereine und Ini-tiativen für erneuerbare Energien, Ener-giearbeitskreise, die meist im Rahmender Lokalen Agenda 21 entstanden sindund die örtlichen Gruppen des BUNDLandesverband Baden-Württemberg,der das Thema als zentralen Arbeits-schwerpunkt betreibt.

Regelmäßig treffen sich die Mitgliederzum Erfahrungsaustausch. Das sechsteLEE-Treffen findet am Samstag, 30. Juniab 10.15 Uhr im Solar Energie Zentrumin der Krefelder Straße 12 in Stuttgartstatt. Eingeladen sind auch Vertreter vonEnergiegenossenschaften.

Koordiniert wird das Netzwerk vomAgenda-Büro der LUBW Landesanstaltfür Umwelt, Messungen und Natur-schutz Baden-Württemberg mit Sitz inKarlsruhe.

Wind soll in den kommendenJahrzehnten für Strom sorgenLandesregierung sieht Ausbau der Solarenergie derzeit gefährdet

STUTTGART. Wind und Sonnehängen nicht nur über ihre Fähig-keit zusammen, zur Energieerzeu-gung nützlich zu sein. Die Wind-energie ist eine indirekte Form derSonnenenergie, entstehen Luftströ-me doch durch die unterschiedli-che Erwärmung der Erdoberfläche.

Windkraftanlage deckt Strombedarfvon 1180 Haushalten im Jahr

Ein modernes Windrad zeigt Leis-tung wie ein Kraftwerk. Mit einerNabenhöhe von 138 Metern hat dieEnBW im März in Schopfloch imKreis Freudenstadt ihre bislanghöchste Windkraftanlage auf demFestland in Betrieb genommen.Diese deckt künftig den Strombe-darf von rund 1180 Haushalten imJahr und mindert den CO2-Ausstoßum jährlich 3200 Tonnen.

Windgeschwindigkeiten, die fürden Betrieb von Windkraftanlagenausreichen, gibt es in Baden-Würt-temberg in der Regel bloß in großenHöhen. Durch innovative Techni-

ken ergeben sich allerdings neueMöglichkeiten, die Windkraft zunutzen. Hier hat sich in den vergan-genen Jahren viel getan.

Um den Ausbau der Windenergieim Land voranzutreiben, ändert dieLandesregierung derzeit das Lan-desplanungsgesetz. Es überträgtvor allem den Kommunen eine grö-ßere Zuständigkeit bei der Festle-gung von Standorten. „Anders alsfrüher ist der Bau von Windrädernkünftig grundsätzlich erlaubt undnicht mehr grundsätzlich verbo-ten“, fasst Ministerpräsident Win-fried Kretschmann (Grüne) die No-velle zusammen.

Diese Beschleunigung ist not-wendig. Um den Anteil der Wind-kraft an den erneuerbaren Energienwie vorgesehen auszubauen, müs-sen bis 2020 jährlich mehr als 120Windräder hinzukommen. Mit ei-nem Anteil von 0,8 Prozent ist Ba-den-Württemberg derzeit noch dasSchlusslicht der Flächenländer.

Solarmodule auf Dächern sind,im Gegensatz zu Windrädern, in-

zwischen ein gewohnter Anblick.Allein in Baden-Württemberg sind2010 und 2011 Anlagen mit einerLeistung von rund 1000 Megawattjährlich installiert worden.

Kürzung der Einspeisevergütungfür Fotovoltaik kritisch

Die Fotovoltaik ist für die Landesre-gierung einer der Schlüssel für dieEnergiewende mit großem Wachs-tumspotenzial. Durch die von derBundesregierung geplante Kürzungder Einspeisevergütung sieht dieLandesregierung nicht nur den wei-teren Ausbau der Fotovoltaik ge-fährdet, sondern auch viele Arbeits-plätze. Forschung und Industrie sei-en führend in der Branche.

Besonders hart wird es die Betrei-ber großer Solarparks treffen. InSchwäbisch Gmünd laufen die Pla-nungen für eine Anlage, die über 14Hektar groß werden soll. Noch sinddie künftigen Betreiber optimis-tisch, dass der Solarpark Realitätwerden kann. (uro)

Energiewende

Bürger gründenGenossenschaften zurEnergieerzeugungEs ist eine Energiewende inmehrfacher Hinsicht: Wind,Sonne, Wasser, Biomasse – alteEnergiequellen werden neuentdeckt. Und zunehmend mehrBürger wollen mitbestimmen,wo und wie ihr Strom erzeugtwird. Überall in Baden-Würt-temberg entstehen deshalb Bür-gerenergiegenossenschaften.

Von Uwe Roth

STUTTGART. Sie heißen BolheimerSonnenstrom, Solaraktives Ehnin-gen, BürgerEnergie Stauferlandoder ganz pragmatisch Bürger-energiegenossenschaft – ergänztum den Namen der jeweiligenKommune. Und alle enden sie mitdem Kürzel eG. Es steht für einge-tragene Genossenschaft.

In Baden-Württemberg sind bis-her über 30 solcher Unternehmun-gen gegründet worden, weitere wer-den folgen.

Mit dem Geld finanziertdie Genossenschaft Anlagen

Bürger, aber auch Vereine oder so-gar örtliche Unternehmen erwer-ben Anteile an der Genossenschaft.Eine Beteiligung ist in der Regel abetwa 200 Euro möglich, nach obengibt es Begrenzungen. Mit dem ein-gesammelten Geld finanziert dieGenossenschaft Anlagen, über die

regenerative Energie erzeugt wird.Es sind hauptsächlich Fotovolta-ikanlagen, die auf den Dächernkommunaler Einrichtungen instal-liert werden, Blockheizkraftwerkeoder Windräder.

Eine der erfolgreichsten Genos-senschaften ist die Bürger-EnergieTübingen. Innerhalb von lediglichzwei Jahren wuchs sie auf 270 Mit-glieder heran, die insgesamt fastzwei Millionen Euro einbrachten.Die Tübinger eG hat mehr Geld alsDachflächen für weitere Sonnen-kollektoren.

Prägend im Land sind aber diezahlreichen kleinen Bürgergenos-senschaften wie zum Beispiel die inAlpirsbach im Schwarzwald, die aufeine Einlagensumme von gerade-mal 50 000 Euro kommt.

Es fällt auf, dass nicht wenige die-ser Initiativen für mehr Eigenverant-wortung in der Energieerzeugungim Jahr 2010 oder noch früher ins Le-ben gerufen worden sind. Das wardemnach vor der eigentlichen Ener-giewende, die die Politik im Jahr2011 nach der Reaktorkatastropheim japanischen Fukushima mit demBeschluss zum endgültigen Atom-ausstieg eingeläutet hat.

Der seit den 1990er-Jahren zu be-obachtende Klimawandel ist der ei-gentliche Auslöser, zunehmend aufEnergieträger umzusteigen, mit de-nen Strom ohne das schädliche Ne-benprodukt Kohlendioxid (CO2)hergestellt werden kann.

CO2 wird für die schleichendeErderwärmung verantwortlich ge-

macht. Seit dies erkannt wurde, wer-den Klimaziele mit der Begrenzungvon Kohlendioxid-Mengen formu-liert. Energieminister Franz Unter-steller (Grüne) hat im Februar 2012ein Klimaschutzgesetz vorgestellt.Danach sollen bis 2020 dieCO2-Emissionen um 25 Prozent ge-genüber 1990 sinken. Bis zum Jahr2050 sollen sie um 90 Prozent sin-ken. Den Anteil der erneuerbarenEnergien will die grün-rote Landes-regierung bis 2020 auf 38 Prozent er-höhen. Das wäre dann eine Verdop-pelung zu 2010.

Im Land den Wegfall von Atomstromkompensieren

Minister Untersteller warnt aller-dings vor einer zu großen Euphorie:„Wir können nur mit größten An-strengungen unseren Beitrag zurVerlangsamung des Klimawandelsleisten“, sagte er bei der Präsentati-on der Gesetzesvorlage. Ergänztwerde die Arbeit an einem Klima-schutzgesetz durch das Bemühen,möglichst schnell zu einer klima-neutralen Landesverwaltung zukommen, wozu auch die Umstel-lung der Stromversorgung der lan-deseigenen Liegenschaften auf 100Prozent Öko-Strom gehöre.

Wegen seiner Bevölkerungsdich-te und Topografie ist Baden-Würt-temberg nicht unbedingt prädesti-niert für den Bau zahlreicher groß-flächiger Wind- und Solarparks.Auch die Stromerzeugung aus Bio-masse ist nicht unumstritten.

Gleichzeitig aber muss im Landder Wegfall von Atomstrom kom-pensiert werden, der in der Vergan-genheit einen Anteil von bis zu 60Prozent im Netz der Versorger hatte.Es drängt die Zeit.

Untersteller betont daher auchdie wirtschaftlichen Vorteile als Mo-tivationsschub, in die Erneuerbarenzu investieren: „Je mehr wir unsereEnergie mit heimischen, regenerati-ven Energiequellen produzieren,umso weniger Kapital muss fürEnergieimporte aus der Region ab-fließen.“ Der Ausbau schaffe neueund sichere vorhandene Arbeits-plätze und generiere Steuereinnah-men für die Kommunen.

Aus Windkraft Strom gewinnen: Auch damit soll der Wegfall von Atomstrom kompensiert werden. FOTO: SCHLÜTER

Solarkraftwerke sind effizient, im dicht besiedelten Baden-Württemberg jedoch nicht zahlreich. FOTO: FRAUNHOFER ISE

Wenn Wasser zur Stromerzeugung genutzt wird, gilt es, zum Beispiel mit Fischrutschen, auf die Fauna Rücksicht zu nehmen. FOTO: WASSERKRAFT VOLK

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Page 12: Nachhaltigkeitstage Baden-Württemberg 2012

XII Nachhaltigkeitstage 2012 Staatsanzeiger · Freitag, 13. April 2012 · Nr. 14

Das „Cradle-to-Cradle-Prinzip“ verhilftProdukten zu langer NutzungsdauerGüter werden aufbereitet, sie kommen nicht in den Müll oder zum Recycling

STUTTGART. Der Textilunterneh-mer Wolfgang Grupp aus Burladin-gen (Landkreis Hechingen) ist stetsfür eine Überraschung gut. Auf sei-ner Firmenwebseite zeigt er einT-Shirt, wie es Kunden besser nichtzu sehen bekommen sollten. Es istnicht mehr strahlend weiß, sondernbraunschwarz und völlig verrottet.Es ist der Zustand des Textils nachfünf Monaten auf dem Kompostund der Nachweis, dass sich einKleidungsstück, nachdem es abge-tragen ist, unter Mithilfe von Pilzenund Bakterien rückstandsfrei inErde umwandeln lässt. Bedingungist allerdings, dass das verwendeteGarn ökologisch unbedenklich her-gestellt worden ist.

Der Firmenchef hat seine Stoffenach dem Cradle-to-Cradle-Prin-zip (C2C) zertifizieren lassen. Da-hinter steckt eine Philosophie: Pro-dukte wandern nach Gebrauchnicht auf den Müll oder ins Recyc-ling, sondern gehen an den Herstel-ler zurück, im Fall von Trigema andie Natur, ansonsten an die ur-sprüngliche Produktionsstätte.

„Von der Wiege zur Wiege“ – undeben nicht zur Bahre – lautet die be-sondere Form eines Wirtschafts-kreislaufes in der Übersetzung. DerChemiker Michael Baumgart, 1958in Schwäbisch Gmünd geboren, hatdie Idee dazu entwickelt, die er seit20 Jahren weltweit vermarktet. Ge-brauchsgüter, wie beispielsweise

ein Paar Schuhe, eine Wasch- odereine Kaffeemaschine werden dem-nach nicht mehr gekauft, sondernlediglich für eine bestimmte Nut-zungsdauer oder Zahl von Anwen-dungen gemietet und dann wiederdem Händler zurückgegeben. DerHersteller ist verpflichtet, das Pro-dukt so aufzubereiten, dass es er-neut „vermietet“ werden kann.

Wegen der sehr viel längerenNutzungsdauer lohnt sich für denHersteller der Einsatz hochwertigerMaterialien, die nicht so schnellverschleißen und aussortiert wer-den müssen wie bei einem Billig-produkt. Cradle-to-Cradle-Produk-te sind so konstruiert, dass sie in ih-rem Wert erhalten bleiben. (uro)

Mehrheit der Verbraucher ist übernachhaltigen Konsum informiertVor allem bei Lebensmitteln achten Käufer auf ökologische Aspekte

STUTTGART. Halbjährlich befragtdas Institut für Handelsforschungin Köln 3000 Verbraucher nach ih-rer Meinung zum Nachhaltigkeits-gedanken im Einzelhandel. Inzwi-schen können neun von zehn Be-fragten mit dem Begriff der Nach-haltigkeit etwas anfangen. Über dieHälfte räumt ein, dass die ThemenBio und Umwelt ihr Einkaufsver-halten verändert haben.

Beim Einkauf von Lebensmittelnachten Konsumenten vor allem beiEiern, Obst, Gemüse und Fleisch

auf die Herkunft der Produkte. Diehohe Relevanz ökologischer Aspek-te bei Eiern und Gemüse, kann mitder erhöhten Sensibilität der Ver-braucher aufgrund von Lebensmit-telskandalen zusammenhängen.

Außerdem ist auffällig, dass Kon-sumenten vor allem bei Produkt-gruppen auf Nachhaltigkeit achten,bei denen eine nachhaltige Herstel-lung gut vorstellbar ist. Das bedeu-tet, dass den Konsumenten bei we-niger transparenten Produkten wiebeispielsweise Süßwaren, der Vor-

teil und Unterschied nachhaltigerProduktion stärker erläutert wer-den muss, um einen echten Mehr-wert zu generieren.

Der Do-it-yourself Branche unddem Lebensmitteleinzelhandelwird deutlich mehr Nachhaltigkeitzugeschrieben als Drogerie- oderModeunternehmen. Im Bereich Le-bensmittel können vor allem Su-permärkte punkten. Hier zeigen dieverstärkten Nachhaltigkeitsbemü-hungen der Vollsortimenter offen-bar Wirkung. (uro)

Flugpassagierekönnen EmissionenausgleichenSTUTTGART. Am Flughafen Stutt-gart können Passagiere dieCO2-Emissionen ihrer Flüge vorOrt ausgleichen. Ein entsprechen-des Kompensationsterminal hilftbei der Berechnung. Durch freiwil-lige Zahlungen werden über dieOrganisation Atmosfair weltweitKlimaschutzprojekte finanziert.

Die Station befindet sich auf derAbflugebene in Terminal Eins.Nach wenigen Klicks zeigt sie demNutzer an, wie viel Kohlendioxidsein Flug produziert und schlägteine Summe vor. Mit der Aus-gleichszahlung unterstützt derFluggast Projekte, wie etwa Solar-,Wasserkraft-, Biomasse- oderEnergiesparprojekte, die Treib-hausgase einsparen. Einen Hin-und Rückflug von Stuttgart nachBerlin kann man etwa für neunEuro ausgleichen. (uro)

Der Tag derökologischenÜberschuldungSTUTTGART. Irgendwann im Au-gust oder September wird es wie-der soweit sein: Die Erdbevölke-rung wird rein rechnerisch denJahresvorrat an Ressourcen aufge-braucht haben und bis Jahresendeauf Kosten nachfolgender Genera-tionen leben.

„Earth Overshoot Day“, Tag derökologischen Überschuldung,nennen ihn Umweltorganisatio-nen. Wenn der Tag naht, hat dieMenschheit alle Ökodienstleis-tungen – vom CO2-Filtern der Wäl-der bis zur Produktion von Roh-materialien und Nahrung –, die dieNatur bereitstellt, verbraucht.2011 war dies am 27. Septembererreicht. Seit 1986 hat sich derÜberschuldungstag kontinuier-lich nach vorne verschoben. Heuteliegt die Überlastung der Biokapa-zitäten bei 135 Prozent. (uro)

Der persönliche CO2-Fußabdruck

Im Internet gibt es zahlreiche CO2-Rech-ner. Viele konzentrieren sich auf die Be-reiche Verkehr, Heizung und Strom, weilhier die Kalkulation am einfachsten ist.

Die Programme fragen die Lebensum-stände ab. Zum Beispiel: Wie viele Kilo-meter lege ich pro Jahr mit Auto, Zug und

Flugzeug zurück? Wohne ich in einemAlt- oder Neubau. Aus den Daten ermit-teln die CO2-Rechner den individuellenKohlendioxidausstoß.CO2-Rechner im Internet:

www.um.baden-wuerttemberg.de

doch zum Teil sehr unterschiedlich.Das Global Footprint Networknimmt für Deutschland einen Wertvon 5,08 gha pro Kopf an. Spitzen-reiter dort sind die Vereinigten Ara-bischen Emirate mit 10,68 gha.

Kunstdünger und Pestizidesind sehr energieintensiv

In den ökologischen Fußabdruck ei-ner Person fließen die Ernährungs-gewohnheiten ein, die Mobilität, dieArt und Weise wie sie wohnt und ihrpersönlicher Konsum. Dabei verur-sacht die Ernährung gut ein Drittel.Die Produktion von Lebensmittelnbenötigt große Flächen. Auch ist dieLandwirtschaft durch den hohenEinsatz von Kunstdünger und Pesti-ziden sehr energieintensiv und ver-größert damit den Fußabdruck.

Für das Wohnen benötigt derDeutsche laut Greenpeace rund einViertel des Fußabdrucks. Dabei fälltinsbesondere der hohe Verbrauchan Energie für Heizung und Elektri-zität ins Gewicht. Aber auch dieRohstoffe für Wohnhäuser und derFlächenverbrauch durch Bebauungund öffentliche Infrastruktur wer-den eingerechnet.

Die Mobilität mit dem Auto, demBus, der Bahn oder dem Flugzeug istfür mehr als ein Fünftel des ökologi-schen Fußabdrucks verantwortlich.Wobei der enorm gestiegene privateAutoverkehr und der Flugverkehrdie größten Verbraucher sind. DerKonsum, also der Verbrauch an Gü-tern und Dienstleistungen, machtmehr als ein Sechstel aus. Der hohePapierverbrauch fällt dabei mitrund einem Drittel dieses Anteilsbesonders ins Gewicht.

nehmen oder umzuwandeln. DerFußabdruck wird in Fläche angege-ben: in globalen Hektar (gha). Mankann den ökologischen Fußabdruckeiner Person, eines Landes, aberauch den eines Produktes oder einerStadt berechnen.

Der ökologische Fußabdruck ei-nes Deutschen beträgt nach denAngaben von Greenpeace 4,2 gha.Würde man diesen Flächenver-brauch auf alle Menschen der Weltübertragen, dann bräuchte die Erd-bevölkerung mehr als zwei Erden.Bei gleicher Verteilung der produk-tiven Fläche der Erde entfallen aufjeden Menschen bloß 2,1 Hektar.

Die Berechnungen verschiede-ner Umweltorganisationen sind je-

ÖkologischerFußabdruck Verhalten und Konsum

wirken sich auf Umwelt ausMastfütterung, kunterbunteVerpackung, lange Liefertrans-porte – der Umgang mit Lebens-mitteln in Industrieländern ver-ursacht mehr klimaschädlichesCO2 als notwendig wäre, um guternährt zu sein. Experten be-rechnen den Konsum als „öko-logischen Fußabdruck“.

Von Uwe Roth

STUTTGART. Die Verpackung ei-nes Lebensmittels verrät mittler-weile recht viel über die Zusam-mensetzung seiner Inhaltsstoffe.Meistens allerdings fehlt die Anga-be, wie viele Ressourcen verbrauchtund CO2 produziert werden, bis dasLebensmittel endlich verzehrfertigauf dem Tisch steht. Vor allem inwestlichen Industriestaaten läppertsich das, weil die Massenprodukti-on auf CO2-Bilanzen wenig Rück-sicht nimmt. Aufgeklärte Verbrau-cher können darauf aber Einflussnehmen, sagt Harald Herminghaus,der einen CO2-Vergleichsrechneronline gestellt hat.

Ein Beispiel: Um ein KilogrammRindfleisch zu produzieren, müssenzehn Kilogramm Getreide an dasTier verfüttert werden. 6430 GrammCO2 werden dabei freigesetzt. Wenndas Rind dagegen Weidegras zufressen bekommt, ist die Bilanz mit40 Prozent weniger CO2 sehr vielgünstiger.

Ökoinstitut erstellte Studiezum ökologischen Fußabdruck

„Der klimabewusste Einkauf vonLebensmitteln gewinnt zuneh-mend an Bedeutung“, stellt auchdas Ökoinstitut Freiburg fest. Es hateine Studie erstellt, in der dem öko-logischen Fußabdruck verschiede-

ner Lebensmittel nachgegangenwird. Der ökologische Fußabdruckist ein Maß dafür, wie sich Verhaltenund Konsum des einzelnen Men-schen auf die Umwelt auswirken. Ergibt an, wie viel Fläche benötigt

wird, um die natürlichen Ressour-cen zur Verfügung zu stellen, die je-der Mensch verbraucht. Außerdemwird die Fläche einberechnet, diebenötigt wird um Abfälle und Rück-stände wie Treibhausgase aufzu-

Unbehandelte Streuobstbäume senken den CO2-Fußabdruck, da sie Dünger - und Pestizidfrei wachsen. FOTO: DPA

MEHR ZUM THEMACO2-Vergleichsrechner im Internet:www.co2-emissionen-vergleichen.de

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