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Eigenverantwortung 4 8 10 Neue Lebensquelle – Sauberes Wasser für das Dorf Oda Obo Praktisch erfolgreich – Absolventen der Berufsschule in Sheno Äthiopiens scharfes Pesto – Die Zubereitung von Qochqocha NAGAYA MAGAZIN 1.19 Nagaya heißt Frieden

NAGAY A€¦ · die Grundpfeiler wirksamer Entwicklungszu - sammenarbeit. Damit stärken wir alle Beteilig - ten, insbesondere die Frauen, die eine zentrale Rolle für die Entwicklung

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Eigenverantwortung48

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Neue Lebensquelle – Sauberes Wasser für das Dorf Oda Obo

Praktisch erfolgreich – Absolventen der Berufsschule in Sheno

Äthiopiens scharfes Pesto – Die Zubereitung von Qochqocha

NAGAYAMAGAZIN 1.19Nagaya heißt Frieden

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IMPRESSUM

Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms ÄthiopienhilfeBrienner Straße 4680333 MünchenTel.: (089) 38 39 79-0 Fax: (089) 38 39 79-70 info@menschenfuermenschen.orgwww.menschenfuermenschen.dewww.menschenfuermenschen.at Stadtsparkasse München IBAN: DE64 7015 0000 0018 1800 18BIC: SSKMDEMM

Verantwortlich: Dr. Sebastian Brandis,Peter RennerRedaktion: Timm SaalbachTexte: Rike Uhlenkamp, Timm SaalbachGrafisches Konzept, Layout:Steven Dohn, Bohm & Nonnen, DarmstadtDruck: OMB2 Print GmbHFotos: Volker Debus, Rainer Kwiotek,Menschen für Menschen; Logo: KlassikRadioTitelbild: Rainer Kwiotek

Nagaya (Frieden) heißt das erste Menschen für Menschen-Dorf in Äthiopien – ein Symbol dafür, dass Menschen für Menschen Hilfe auch als Friedensarbeit versteht.

Wir wollen die Wälder unserer Welt erhalten.Das verwendete FSC®-zertifizierte Papiererfüllt die umwelt- und sozialrelevanten Kriterien des FSC.

2019-03 001NMA NAGAYA MAGAZIN 1-2019

um zu gedeihen, muss der Samen auf fruchtba-ren Boden fallen. Keine Spende wirkt, ohne denfruchtbaren Boden der Eigenverantwortung unddes Willens derjenigen, denen sie zuteil wird.Kein Brunnenprojekt hätte Erfolg, schon garnicht dauerhaft, wenn es nicht Menschen wieDhabasa Fite gäbe. Der Bauer aus dem Projekt-gebiet Dano ergriff die Initiative, ließ sich inWASH-Trainings weiterbilden und übernahm dieAufgabe des Wächters an einer Wasserstelle(Seite 6). Doch Eigenverantwortung allein ge-nügt in einem Leben, das vom Kampf umsÜberleben dominiert wird, selten. Es brauchtelementare Mittel, Werkzeuge und Wissen, mitdenen wir die jungen Frauen und Männer an un-seren Ausbildungszentren ausstatten, sodasssie ihr Leben selbst gestalten können. Bringensie dann noch eigene Ideen und Engagementmit, wie Tigist Abate oder Werku Mulugeta, er-wachsen daraus wunderbare Möglichkeiten fürein selbstbestimmtes Leben jenseits der Armut(Seite 8). Partnerschaft auf Augenhöhe sowieein ausgewogenes Verhältnis zwischen Hilfe-stellung und Eigenverantwortung sind für uns

die Grundpfeiler wirksamer Entwicklungszu-sammenarbeit. Damit stärken wir alle Beteilig-ten, insbesondere die Frauen, die eine zentraleRolle für die Entwicklung des Landes überneh-men – in jüngster Vergangenheit auch auf Re-gierungsebene. Die Hälfte der Ministerpostenim neuen Kabinett wird aktuell von Frauen be-kleidet, mit Sahle-Work Zewde ist erstmals eineFrau zur Staatspräsidentin gewählt worden. Einwichtiges Zeichen und Vorbild vor allem für dieMillionen Mädchen und Frauen, die abseits vonAddis Abeba im ländlichen Äthiopien von einerbesseren Zukunft träumen. Lesen Sie in dieser Ausgabe des NAGAYA

MAGAZINs über die Bedeutung von Eigenver-antwortung der Menschen in unseren Projekten.Durch Ihre Unterstützung tragen unsere Maß-nahmen im länd lichen Äthiopien Früchte. VielenDank für Ihre Spende.

Peter Renner, Dr. Sebastian Brandis (v.l.)

Liebe Leserin, lieber Leser,

Dr. Sebastian Brandis, Vorstandssprecher

Peter Renner, Vorstand

EDITORIAL

Mitglied der Initiative

Erneut mit Gütesiegel ausgezeichnet Auch im Jahr 2019 darf die Stiftung Menschen für Men-schen das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstitutsfür Soziale Fragen (DZI) führen. Als wichtigstes Qualitäts-zeichen im deutschen Spendenwesen bestätigt es, dass dieStiftung mit den ihr anvertrauten Geldern sorgfältig undverantwortungsvoll umgeht. Rund 230 deutsche Hilfs -organisationen tragen zurzeit das Siegel. Sie verpflichtensich freiwillig, die hohen DZI-Standards zu erfüllen. Dazugehört, dass sie transparent arbeiten und ihre Mittel sparsam verwenden müssen, sachlich und wahrhaftig informieren undwirksame Kontroll- und Aufsichtsstrukturen haben. Die Äthiopienhilfe trägt das Gütezeichen fürseriöse Spendenorganisation seit 1993 ununterbrochen.

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SPENDENBAROMETER DAS HABEN SIE BISHER MÖGLICH GEMACHT:

(STAND: 30.06.2018)

DAS ZITAT

„Willst du im laufenden Jahr ein Ergebnis sehen, so säe Samenkörner.Willst du in zehn Jahren ein Ergebnissehen, so setze Bäume. Willst du dasganze Leben lang ein Ergebnis sehen, so entwickle die Menschen.“ ZHUANGZI, CHINESISCHER PHILOSOPH UM 365 BIS 290 V.CHR.

2.496 Wasserstellen — 5 kleinstädtische Wasserversorgungssysteme — 6 Berufsbildungszentren — 106 Bewässerungsanlagen —435 Schulen — 11.429 moderne Bienenkörbe — 227 Mio. verteilte Baumsetzlinge

Wasser für alleJeder Mensch hat ein Recht auf sauberes Wasser, doch esist ungerecht verteilt: Während wir morgens unter die Du-sche steigen, die Klospülung betätigen und einen kräftigenSchluck Wasser aus dem Hahn trinken, haben laut Weltge-sundheitsorganisation weltweit 2,1 Milliarden Menschenkeinen Zugang zu sauberem Trinkwasser in der Nähe ihresZuhauses. Doppelt so vielen fehlt es an sicheren Sanitär-anlagen, etwa Toiletten. Krankheiten wie Durchfall – aus-gelöst durch verschmutztes Wasser und mangelnde Hygie-ne – führen laut UNICEF dazu, dass jeden Tag 700 Kinderunter fünf Jahren sterben. Besonders dramatisch ist die Si-tuation in den ländlichen Regionen der Welt. Auch in Äthio-pien ist sauberes Wasser, eine Toilette und Seife für dieReinigung der Hände und des Körpers für viele Familienauf dem Land keine Selbstverständlichkeit. Die Mädchenund Frauen, die traditionell für das Wasserholen zuständigsind, legen häufig mehrmals am Tag kilometerweite Fuß-märsche zurück, um an ungeschützten Teichen und FlüssenWasser zu schöpfen. Mit dem diesjährigen Weltwassertagmöchten die Vereinten Nationen auf die ungerechte Was-serverteilung aufmerksam machen. Unter dem Motto „Nie-manden zurücklassen – Wasser und Sanitärversorgung füralle" findet der internationale Aktionstag, wie jedes Jahr,am 22. März statt.

Verfügbarkeit von Wasser

in der Stadtauf dem Land

Möglichkeit, Hände und Körper mit Wasser und Seife zu waschen

7%28%

Menschen weltweit schöpfen Trinkwasser aus Oberflächenwasser

159 Mio.

4%16%

Haushalte, die über eine Toilette mit Abwasser-anschluss verfügen

davon leben in Afrika südlich der Sahara.

58%

Weltweit

in Äthiopien

Der unruhige Westen Sorgte im vergangenen Jahr außenpolitisch der Frieden mit Eritrea fürAufsehen, überraschte die äthiopische Regierung unter Abiy Ahmed auchinnenpolitisch: Sie legalisierte unter anderem die zuvor verbotene Orga-nisation „Oromo Liberation Front“ (OLF). Nachdem die Führung der OLFzustimmte, den bewaffneten Kampf aufzugeben und sich stattdessen als politische Partei zu engagieren, durfte sie im August 2018 aus demeritreischen Exil zurückkehren. Doch Teile der Organisation weigerten sich,die Waffen niederzulegen. In West-Oromia spitzte sich die Lage seit November zu. In dem länd -

lichen Gebiet kommt es seither zu bewaffneten Auseinandersetzungen.Das äthiopische Militär wurde in die Region entsandt. Dort liegen auchdrei der neueren Projektgebiete von Menschen für Menschen. Mangel -ernährte Kinder, ausgelaugte Böden, fehlender Zugang zu Trinkwasser –die Menschen in den Regionen Gawo Kebe, Dale Wabera und Sedi Chankabrauchen dringend Unterstützung. Doch die Arbeit der Stiftung ist durch die Unruhen stark behindert.

Mitarbeiter mussten aus dem Gebiet abgezogen, die Maßnahmen unter-brochen werden. Die Lage ist nach wie vor ernst. Die Hoffnung besteht,dass ein friedliches Ende der Auseinandersetzungen demnächst erreichtwird, sodass Menschen für Menschen nun Schritt für Schritt die gemein-same Arbeit mit der Bevölkerung vor Ort wieder aufnehmen kann.

QUELLEN: WHO, UNICEF, DEMOGRAPHIC AND HEALTH SURVEY 2016

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Viele Stunden liefen die Mädchen und Frauen aus dem Dorf Oda Obo im Projektgebiet Dano bisher zum nächsten Fluss,schöpften verdrecktes Wasser, das sie nur krank machte. Heute gibt es einen Brunnen, den Menschen für Menschengemeinsam mit den Dorfbewohnern errichtet hat. Die Zeit des Leidens, der unentwegten gesundheitlichen Beschwerden gehört damit der Vergangenheit an.

Bis vor Kurzem war der tägliche Marsch zurnächsten Wasserstelle eine Qual für die sie-benjährige Tirengo Wendimagegn. Mit ihrerMutter Gete Dejen marschierte sie häufig zudem kleinen Flüsschen Toli. Allein für Hin- undRückweg brauchten sie eine Stunde. Gete gingoft viermal täglich. „War ich angekommen,dauerte es manchmal zwei Stunden bis ichmeinen Kanister füllen konnte“, erinnert siesich. Der Andrang war groß am Rinnsal, an denauch manch ein Bauer seine Kühe und Ziegenführte. Die einzige Wasserstelle war eine Brut-stätte für Bakterien, Viren und Parasiten. Laut Weltgesundheitsorganisation sind

Durchfallerkrankungen in Äthiopien die häu-

NeueLebensquelle

Wasser marsch! Die siebenjährige Tirengo und ihre beste Freundin Mimi füllen am neuen Brunnensauberes Trinkwasser in ihre Kanister.

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NEUE LEBENSQUELLE | 5

figste Todesursache bei Kindern unter fünfJahren. Zwar konnte die Versorgung mit sau-berem Wasser in den vergangenen knapp zweiJahrzehnten landesweit von rund einem Viertelder Bevölkerung auf 65 Prozent deutlich erhöhtwerden, doch ist das Gefälle zwischen städti-schen und ländlichen Regionen weiterhin groß:So verfügen laut einer im Jahr 2017 herausge-gebenen Studie der Zentralen StatistikagenturÄthiopiens 97 Prozent der Stadtbewohner überZugang zu sauberem Trinkwasser. Auf demLand sind es lediglich 57 Prozent.„Das Wasser, das wir so mühsam herbeige-

schafft hatten, machte uns krank, vor allem dieKleinen“, erzählt Gete. Immer wieder krümm-ten sich ihre Kinder vor Schmerzen, verlorenihren Appetit. In diesem Zustand war einSchulbesuch unmöglich.

WENN WASSER KRANK MACHT„Ich wusste, dass das verunreinigte Wasserder Grund war, warum es uns so schlecht ging.Aber wir hatten keine Wahl“, erinnert sich auchdie 20-jährige Derartu Tesfaye. Mit ihrem Ehemann und der zweijährigen Tochter Hawiwohnt sie in der Nachbarschaft von Gete. „AlsHawi acht Monate alt war, wurde es besondersschlimm. Für Wochen hatte sie Durchfall,musste sich übergeben.“ Die nächste Kranken-station war zwei Stunden Fußmarsch entferntin der Stadt Seyo. Immerhin bekamen sie dortMedikamente gegen die Beschwerden. „Auchmein Magen grummelte unentwegt. Das warmir immer sehr peinlich und ich traute michoft nicht unter Leute“, sagt Derartu. Obwohlfast alle unter ähnlichen Symptomen litten, rede -te kaum jemand offen über die Beschwerden. Während der Regenzeit wurde der Gang

zum Fluss eine Rutschpartie. Viele Frauen, diein Äthiopien traditionell für das Wasserholenzuständig sind, stürzten mit ihren schweren20-Liter-Kanistern und verschütteten das müh-sam geschöpfte Nass. Oft blieb nichts anderesübrig, als umzukehren und sich erneut anzu-stellen. Gerne hätte Derartu ihre Zeit in dasFlechten von Tellern und Körben investiert, umsie auf dem Markt zu verkaufen. „Damit hätteich mir ein wenig Geld dazu verdienen und etwas selbstständiger sein können. Doch bis-her kam ich kaum dazu“, erzählt Derartu.

Der Mangel an sauberem Trinkwasser in er-reichbarer Nähe hat in Äthiopien Einfluss aufviele Bereiche des dörflichen Lebens: sei es di-rekt durch die Krankheitserreger im Wasser,aber auch indirekt, etwa dadurch, dass Was-serholen für die Mädchen und Frauen einen

immensen Zeitaufwand bedeutet, den sie bes-ser für den Schulbesuch einsetzen könnten,oder um zusätzliches Einkommen zu verdie-nen. Im Projektgebiet Dano war die Lage be-sonders schlimm: Der Anteil der Menschen mitZugang zu sauberem Wasser lag 2013, zu

Qualvoller Alltag vor dem Bau des Brunnens: Derartu schöpft Wasser aus einem dreckigen Rinnsal.

Waschtag: Gete kann ihren Töchtern Tirengo und Debre ohne Sorgen vor Krankheiten das Gesicht säubern.

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6 | NEUE LEBENSQUELLE

Warum wurden gerade Sie Brunnen-wächter? Ich war einer der ersten, der sich im Dorf um das Problem mangelnden Trink-wassers kümmerte. Ich redete mit Nach-barn, versuchte, sie zu motivieren, etwasgegen die Situation zu unternehmen.Menschen für Menschen hörte von unse-rem Engagement und entschloss, ge-meinsam mit uns, einen Brunnen zu bau-en. Wir bildeten ein WASH-Komitee, dasan einem dreitägigen Training teilnahm.Uns wurde gezeigt, wie wir den Brunneninstand halten. Für Reparaturen bekamenwir ein Werkzeug-Set. Außerdem soll einZaun gegen Tiere schützen.Wie haben die Dorfbewohner reagiert,als sie das erste Mal von dem Brunnenhörten? Niemand wollte es glauben. Doch am Ende haben wir es ihnen bewiesen! Wennsie heute ihr Wasser am Brunnen holen,bedanken sich viele bei mir.Können Sie von Ihrem Job als Brunnen-wächter leben? Für meine Arbeit bekomme ich im Monat300 Birr (9,30 Euro). Das ist nicht viel,aber ich bin stolz, Wächter sein zu dürfen.Ich besitze zwei Hektar Land, die michund meine Familie ernähren.

Worauf muss ein Brunnenwächter achten? Ich passe auf, dass sich niemand in derSchlange vordrängelt. Wir mussten zweiÖffnungszeiten einführen, eine morgensund eine nachmittags, da das Grundwas-ser sonst nicht für alle reicht. Währendder Trockenzeit muss ich die Menge limi-tieren, die jeder abpumpt. Das machtmich traurig, aber es ist wichtig, dass allesauberes Wasser zum Trinken haben. Einweiterer Brunnen in der Gegend würdeuns sehr helfen. Wie geht es Ihren Töchtern heute? Beide gehen wieder zur Schule. Das freutmich und ich hoffe, dass sie später dieUniversität besuchen können.

Beginn der Arbeit der Stiftung, bei nur 15 Pro-zent – 80.000 Menschen in der Region, mehr-heitlich Kinder, lebten von verschmutztemWasser. Durch den Bau von über 90 Quellfas-sungen und Handpumpbrunnen haben in Danoheute knapp dreimal so viele Menschen Zu-gang zu sauberem Wasser.

GEMEINSAM ANPACKENDreizehneinhalb Meter ist der Brunnen in OdaObo tief. Im Frühjahr vergangenen Jahres be-gannen die Männer des Dorfes unter Anleitungvon Menschen für Menschenmit der Grabung.Den Brunnen betreibt die Dorfgemeinschaft inEigenregie. Monatlich fünf Birr, umgerechnet15 Cent, fließen von jedem der 60 Haushalte ineinen gemeinsamen Topf. Mit dem Geld wirdein Brunnenwächter bezahlt. Außerdem dientder gemeinschaftliche Obolus dazu, die kleinenReparaturen zu finanzieren, die das von derDorfgemeinschaft gewählte Wasserkomiteedurchführt. Das Versprechen der Dorfbewohner, beim

Bau des Brunnens mitanzupacken und die Ernennung eines Wasserkomitees sind fürMenschen für Menschen Grundvoraussetzungfür den Beginn der Aktivitäten. So stellt dieÄthiopienhilfe sicher, dass sich die Bevölke-rung dauerhaft und über das Ende der Aktivi-täten in der Region um den Erhalt des Trink-wasserzugangs kümmert.Etwa 2.500 Euro kostet der Bau eines Brun-

nens. In Aktionswochen der SupermarktkettenRewe und Penny konnte die Alois DallmayroHG durch den Verkauf der Sorte Dallmayr Ethiopia Spenden für den Bau von fünf weite-ren dringend benötigten Brunnen einsammeln.Da in der Gemeinde, zu der Oda Obo gehört,

Als zwei seiner Töchter die Schule abbrachen, weil sie immer wieder anMagen- und Darmerkrankungen litten, hielt es Dhabasa Fite nicht mehraus. Er kämpfte in der Gemeinde für sauberes Wasser. Mit Erfolg. Heuteist der 39-Jährige Vorsitzender des WASH-Komitees und Wächter desneuen Brunnens im Dorf Oda Obo.

„Ein weiterer Brunnen würde uns sehr helfen“

Schlange stehen für sauberes Wasser: Der Brunnen in Oda Obo liegt nur wenigeMinuten vom Dorfrand entfernt.

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So einfach ist es zu helfen!

Schenken Sie Kindern sauberesTrinkwasser, damit sie gesundzur Schule gehen können!

Spendenkonto Stadtsparkasse München IBAN: DE64 7015 0000 0018 1800 18, BIC: SSKMDEMMonline spenden: www.menschenfuermenschen.de

Integrierte nachhaltige Entwicklung:Ob Landwirtschaft, Wasser- oder Gesundheits-versorgung, Bildung oder die Stärkung der Einkommen der Menschen in Äthiopien – dieFrüchte unserer Hilfe sollen auch ohne unserZutun weiter wachsen und gedeihen. Die integrierte Projektarbeit und die Mitarbeit derBevölkerung machen die Hilfe nachhaltig.

Um langfristig wirken zu können, brauchen wir Ihre Unterstützung.

80 w (rund)Training für ein Wasserkomitee

2.500 w (rund)Bau eines Handpumpbrunnens

50 w (rund)sauberes Trinkwasser für eine Familie

100 w (rund)Hygienetraining für vier Familien

Wir versorgen die Menschen in unserenProjektgebieten mit sauberem Wasser!Lesen Sie, wie Ihre Spende hilft:

www.menschenfuermenschen.de/wasser

noch immer viele Menschen keinen Zugang zusauberem Trinkwasser haben, plant Menschenfür Menschen hier einen weiteren Brunnen zuerrichten. Die Stiftung baut allein in diesemJahr 19 weitere Wasserstellen in Dano.

NEUE HOFFNUNG SCHÖPFENDerartu sitzt auf der Terrasse ihrer kleinen Hüt-te und säumt mit Nadel und Faden die Rändereines bunten Korbtellers, den sie geflochtenhat. „Ich würde das Geld, das ich durch denVerkauf der Teller verdiene, gerne in einen klei-nen Kiosk investieren“, erzählt sie. Ihr Hausliegt an einer kleinen Straße, viele Dorfbewoh-ner kommen täglich vorbei. „Vielleicht kann ichmir diesen Traum erfüllen“, sagt sie, „jetzt woich nicht mehr ewig zur nächsten Wasserstellelaufen muss.“Auch für Tirengo und ihre beste Freundin

Mimi hat sich durch den neuen Brunnen dasLeben verändert. Die wenigen Minuten von ih-rem Zuhause zur Wasserstelle gehen sie häufiggemeinsam, beim Einfüllen des Wassers in dieKanister sind sie mittlerweile ein eingespieltes

Team. „Wenn wir anstehen müssen, sagen wiruns gegenseitig das Alphabet vor oder zählen“,sagt Tirengo lächelnd. „Und endlich bleibt ge-nügend Zeit, um in die Schule zu gehen.“

Endlich hat Derartu Zeit, Korbteller zu flechten. Sie verkauft sie auf dem Markt

und spart auf einen eigenen Kiosk.

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Von ihrem Stuhl hinter dem Tresen hat TigistAbate ihren Schreibwarenladen gut im Blick. In Regalen häufen sich Papier, Radiergummisund Notizhefte. Es riecht nach Druckertinte. Tigist und ihre Mitarbeiterin Tadelech Tekalignhaben viel zu tun. Alle paar Minuten schwingtdie Wellblechtür quietschend auf. Ihre Kundenlassen sich Dokumente kopieren und einscan-nen oder diktieren E-Mails, die Tigist tippt undversendet. Das Geschäft der 38-jährigen Unternehme-

rin in der Kleinstadt Sheno, 80 Kilometer nord-östlich von Addis Abeba, läuft gut. Neben derLaufkundschaft übernimmt sie auch größereAufträge. So hat sie ein Buch für einen Kinder-

garten gebunden oder Unterrichtsmaterial für die Berufsschule gedruckt, die sie einstselbst besuchte.

FACHKRÄFTE SIND DIE ZUKUNFT2014 übernahm Menschen für Menschen dievöllig marode Ausbildungsstätte in Sheno, ließsie sanieren, baute neue Lehrräume inklusiveWerkstätten und stattete sie mit modernen Maschinen aus. Heute werden rund 900 jungeFrauen und Männer zu Automechanikern, Elektrikern, Tischlern, Schlossern und IT-Fach-kräften ausgebildet. Die Programme dauernbis zu vier Jahren. Insgesamt sechs Zentrenfür „Technical and Vocational Education and

Training“ (TVET) hat die Stiftung in Äthiopieneröffnet. Nach der Fertigstellung werden sieden lokalen Behörden übergeben. Mit diesen Investionen schafft Menschen

für Menschen Berufsperspektiven für jungeÄthiopier, denn sie sind die Zukunft des Lan-des. In Äthiopien sind heute 63 Prozent der Bevölkerung unter 25 Jahren* – ein riesigesPotenzial für den Arbeitsmarkt. Fehlen den jungen Menschen jedoch Jobperspektiven,steigt ihr Frust. Sie drohen auszuwandern oder sich gegen die Regierung aufzulehnen –im schlimmsten Fall mit Gewalt. Für die fragile Stabiltät Äthiopiens ein gefährliches Szenario.

Um der Arbeitslosigkeit junger Äthiopier zu begegnen, fördert Menschen für Menschen den Bau, die Renovierung und Ausstattung von Berufsschulen. Die Ausbildungsstätte in Sheno bietet Platz für 900 Lehrlinge in technischen oder handwerklichen Berufen. Viele der Absolventen machen sich selbstständig – mit Erfolg.

Praktisch erfolgreich

Inmitten moderner Injera-Öfen steht Werku vor seinem eigenen Laden. Er hat an der Berufsschule in Sheno

eine Ausbildung zum Elektroinstallateur absolviert.

* CIA WORLD FACTBOOK, 2017

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PRAKTISCH ERFOLGREICH | 9

Wer Tigist, diese heute so selbstbewussteFrau, hinter ihrer Ladentheke sitzen sieht, ahntnichts von ihrem Schicksal. Als Kind erkranktesie an Polio. Zum Laufen braucht sie Krücken.„Es gibt viele Menschen, die gesund sind, aberbetteln müssen. Ich habe mein eigenes Ge-schäft und sogar eine Angestellte. Das machtmich stolz“, erzählt sie. Doch das war nicht im-mer so. Obgleich sie die Schule mit guten Noten abschloss, fand sie lange keinen Job.Auch weil sie sich vieles nicht zutraute. Als siezu einem Vorstellungsgespräch für einen Büro -job eingeladen wurde, fragte man sie, ob siemit Computern umgehen könne. „Ich hatte da-mals große Angst, dass ich das Gerät kaputt-mache und habe den Job abgesagt, ohne esüberhaupt probiert zu haben“, erinnert sich Tigist. Ein Nachbar erzählte ihr schließlich vomTVET. Drei Jahre dauerte ihre Ausbildung zurIT-Fachkraft.

GROSSE WÜNSCHEBei großen Aufträgen verdient Tigist 2.000 Birram Tag, umgerechnet etwa 60 Euro. In Äthio-pien ist das sehr viel Geld, auch wenn die Un-ternehmerin davon ihre Ausgaben für die Wareund das Gehalt für Tadelech abziehen muss.Im Augenblick spare sie für ihren großenWunsch, erzählt Tigist, während sie einen Kun-den abkassiert. Es scheint, als traue sie sichnicht, ihren Plan laut auszusprechen. Dann lächelt sie und sagt: „Ich möchte mir ein Autokaufen, um nach Addis Abeba zu fahren und

meine Produkte, die ich hier verkaufe, selbstauszusuchen.“

ERFOLG DURCH ERFINDERGEISTWie Tigist ist auch Werku Mulugeta Absolventdes TVET in Sheno. In drei Jahren ließ sich derheute 24-Jährige zum Elektroinstallateur aus-bilden. Jetzt gehört ihm ein kleiner Laden, sei-ne Werkstatt ist der sandige Vorplatz seinesGeschäfts. Er verkauft dort moderne Öfen,Herdplatten und seine eigene Erfindung. Er hatte beobachtet, dass viele Frauen beim

Kochen ihre Zutaten, Töpfe und Utensilienüberall im Raum verteilen und immer wiedermühsam zusammensuchen müssen. Deshalbentwarf er eine Art Küchenzeile – ein Schrankmit zwei integrierten elektrischen Kochfeldern.„Da ist alles beisammen, das spart viel Zeit und Energie“, erzählt Werku. 3.500 Birr, etwasüber 100 Euro, bezahlen seine Kunden für die Küchenzeile. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsor-

ganisation (ILO) sind lediglich zehn Prozent der15- bis 24-jährigen Äthiopier weder in einer fes-ten Anstellung noch in beruflicher oder schu -lischer Ausbildung. Von den rund 90 Prozent je-doch, die sich „offiziell“ in Lohn und Brot befin-den und nicht mehr Teil des Schulsystems sind,arbeiten viele unentgeltlich auf dem Feld der Eltern mit oder unter prekären Bedingungen iminformellen Bau- und Dienstleistungssektor.**

Hinzu kommt, dass diejenigen mit einemHochschulabschluss auf dem äthiopischen

Arbeitsmarkt nur selten Jobs finden. EinGrund: An vielen Universitäten und staatlichenAus bildungszentren entwickeln die jungenMenschen nicht die Fähigkeiten, die sie für die Arbeitswelt brauchen. Der Unterricht am TVEThingegen ist sehr praxisnah. In der Kfz-Werk-statt lernen Lehrlinge, Automotoren zu repa-rieren, angehende Schlosser schweißen Türenoder Fenster zusammen.

GESCHÄFTSTÜCHTIGES VORBILDWerku, der aus einem Dorf etwa vierzig Kilo-meter entfernt von Sheno kommt, wusste lan-ge nicht, welchen Beruf er ausüben möchte.„Am TVET habe ich jeden Tag etwas Neues ge-lernt. Das hat mich sehr motiviert“. Werkunimmt heute in erfolgreichen Monaten unge-rechnet etwa 2.400 Euro durch den Verkaufseiner Produkte ein. Seine Lehrer ermutigtenihn schon damals, sich selbstständig zu ma-chen. „Ich habe gelernt, wie ich ein Unterneh-men führen muss. Jetzt stehe ich endlich aufeigenen Füßen.“ Vor seiner Ausbildung wohnte Werku bei

seinen Eltern, war von ihnen abhängig. Heutelebt er alleine in Sheno und kann seine Familieunterstützen. Sein 28-jähriger Bruder Beletehilft ihm bei seiner Arbeit. Auch er möchte baldeine Lehre am TVET beginnen. Der kleine Bru-der ist ihm ein großes Vorbild.

Andrang im Schreibwarenladen: Tigist und ihre Angestellte Tadelechhaben viel zu tun.

„Ich habe eine Behinderung und trotzdem mein eigenes Geschäft und eine Angestellte. Das macht mich stolz“ TIGIST ABATE,UNTERNEHMERIN UND TVET-ABSOLVENTIN

** VOM HUNGERLAND ZUM HOFFNUNGSTRÄGER, BERLIN-INSTITUT FÜR BEVÖLKERUNG UND ENTWICKLUNG, 2018

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10 | ÄTHIOPIEN LAND UND LEUTE

Es gibt in Äthiopien Gerichte, die sind soscharf, dass man ein gewisses Alter erreichthaben muss, um sie zuzubereiten. Butule Ta-dese war Teenager, als ihre Mutter ihr zeigte,wie man die grüne Chilipaste Qochqocha an-mischt. Sie ermahnte, sich dabei auf keinenFall in die Augen zu fassen. Butule erinnert sichnoch immer, wie fürchterlich ihre Hände beiden ersten Versuchen brannten. Heute verzieht sie bei der Zubereitung keine

Miene mehr. In ihrem langen, gemustertenKleid kniet die 43-Jährige auf dem hartenSteinboden vor ihrem Haus, ihre Haare hat siemit einem Tuch aus dem Gesicht gebunden.Butule beugt sich nach vorne, stützt sich mit

ihrem Oberkörper auf einen kleinen Stein undzerdrückt nach und nach Ingwer, kleinge-schnittene rote Zwiebeln, Knoblauch, Salz,grüne Chilischoten – der Hauptbestandteil derscharfen Sauce – auf einem flachen Mahlstein.Immer und immer weiter zerquetscht sie dieZutaten. Es duftet nach frischem Basilikum,den sie zusammen mit Weinraute, Kardamomund Koriander in die Paste mischt. Nach zehnMinuten ist sie fertig. Behutsam füllt sie denDip, der an Pesto erinnert, in ein kleines Glas.Drei Tage reicht das scharfe Gewürz für ihreneunköpfige Familie. Alle Ingredienzen wachsen in Butules Gar-

ten. Qochqocha ist typisch für Westäthiopien,

doch mittlerweile wird die Chilipaste auch in Supermärkten in Addis Abeba verkauft. Undselbst in hippen Restaurants in Los Angelessteht sie auf der Speisekarte. Äthiopier ver -feinern mit Qochqocha die dünnen, säuer -lichen Fladenbrote Injera, aber auch ange -bratenes oder rohes Fleisch, oder sie verteilenes auf der Pizza.

GESUNDE CHILISCHOTENBeim Genuss von Chilis schüttet der KörperEndorphine, körpereigene Glückshormone,aus. Außerdem kurbelt das Stoffwechsel -produkt Capsaicin, das in Chilischoten und Paprika für die Schärfe verantwortlich ist, den Kreislauf an. Es fördert die Durchblutung, wirktentzündungshemmend und stärkt das Immun-system. Schwitzt man nach dem Verzehr der scharfen Speisen, sinkt dadurch – nach der ersten Hitzewallung – außerdem die Körpertemperatur. Kein Wunder also, dassÄthiopier nur ungern auf ihre scharfen Pulverund Saucen verzichten – sei es das Gewürz-pulver Berbere, die rote Chilipaste Awaze oder Qochqocha. Für Butules Ehemann gibt es noch einen

weiteren Grund, die grüne Paste zu lieben:„Umso besser das Qochqocha der Frau, destobeliebter ist sie bei den Männern“, sagt er undlächelt Butule stolz zu.

Äthiopiensscharfes Pesto

Familienrezept: Wie Butule hat auch schon ihre Mutter Qochqocha zubereitet.

Die frischen Zutaten für die scharfePaste wachsen im Garten von Butule.

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Nach dem Erfolg im vergangenen Jahr startet Klassik Radioauch 2019 eine bundesweite Spendenkampagne zugunsten vonMenschen für Menschen. Vom 1. bis 22. April wird der renom-mierte Radiosender seine Reichweite und Bekanntheit nutzen, um seine Hörer sowie Nutzer der Klassik Radio Websitewww.klassikradio.de zur Unterstützung von Bildungsprojekten derStiftung aufzurufen. Konkret möchte das Team um Station Manager und Morgen-

moderator Thomas Ohrner für die Einrichtung mit Schulmöbelnsowie für die Ausstattung mit Büchern für die von Menschen fürMenschen im Projektgebiet Wogdi gebaute Menebeti Higher Primary School zu Spenden aufrufen. Wie bei der Spendenaktionim Juni 2018, bei der insgesamt rund 50.000 Euro zur Verbesse-rung der Trinkwasserversorgung in der Region Borena eingenom-men werden konnten, werden sich die Beiträge in den verschie-

denen Sendungen mehrfach täg-lich immer wieder dem Thema Bildung in Äthiopien widmen. Außerdem ist geplant, dass Pro-jektverantwortliche in Äthiopiensowie Menschen für Menschen-Vorstandssprecher Dr. SebastianBrandis mittels kurzer Radioauf -

rufe auf die Situation der Schülerinnen und Schüler in Menebetihinweisen werden. Des Weiteren wird die Kampagne auf der Website von Klassik Radio miteindrucksvollen Fotos, Videosund informativen Texten über dieProjektarbeit von Menschen für Menschen und über die Bedeutung von Bildung in Äthio-pien begleitet.

MENSCHEN FÜR MENSCHEN DEUTSCHLAND | 11

Schirmherrin wird BotschafterinFeinkost- Expertin Véronique Witzigmann setzt sich bereitsseit vielen Jahren als Schirmherrin der Initiative „Spitzen-köche für Afrika (SKfA)“ für die Bildung von Kindern undJugendlichen in Äthiopien ein. Bis heute konnten durch dieEinnahmen der SKfA sieben Schulen finanziert werden. Indiesem Jahr möchte die Unternehmerin ihr Engagementfür die Äthiopienhilfe ausweiten und als Botschafterin ge-zielt auf die Maßnahmen im Bereich Ernährung in der Familie aufmerksam machen: „Als Mutter einer Tochterweiß ich, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung für dieEntwicklung der Kinder ist. Die Herausforderung in Äthio-pien ist angesichts der eingeschränkten Möglichkeiten eineganz besondere, die wir nun gemeinsam angehen können.“

Unterstützen auch Sie die gemeinsame Spendenaktion für die Schülerinnen und Schüler an der Menebeti Higher Primary School unter

www.menschenfuermenschen.de/online-spenden-klassikradio2019/

Bildung durch Musik

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Mein

Tag

Welche Gem

üsesorten baut der Bauer an, seit w

ir ihn

unterstützen? Wie viel Zeit sparen Frauen durch den

neuen Brunnen im Dorf? Welches Jobtraining wäre für

die arbeitslosen Jugendlichen das sinnvollste? Meine

Aufgabe ist es, möglichst detaillierte Antworten auf diese

und ähnliche Fragen zu bekom

men. Dafür entwerfe ich

Umfragen, schule Sozialarbeiter und Entwicklungs -

berater, die dann mittels Fragebögen Fakten sammeln.

Oder ich führe die Interviews selbst. Ich analysiere

die Daten, veranschauliche sie in Diagram

men und ver-

fasse Berichte. Das ist wichtig, um

sicherzugehen,

dass unsere Aktivitäten wirklich das bewirken, was

sie sollen.

Wenn ich im Projektgebiet unterwegs bin, ist die

Kamera mein wichtigstes Arbeitsgerät. Ich fotografiere

den Fortschritt auf der Baustelle für eine Quellfassung,

die neuen Fenster einer Schule oder den Gem

üsegarten

eines Modellfarmers. Die Menschen sprechen gerne

mit mir. Einige Bauern verschweigen jedoch ihre Erfol-

ge, denn sie sind besorgt, dass wir nach den ersten

Fortschritten, nicht weiterhelfen. Darum

muss ich ge-

nau nachfragen, vieles erklären und versuchen, Vertrau-

en zu ihnen aufzubauen. Ich mache ihnen klar, dass wir

so lange bleiben, bis die Verbesserungen stabil sind.

Ich komme aus Gondar, eine Stadt im

Norden Äthio-

piens. Meine Eltern sind selbst Bauern. Daher freut es

mich besonders, wenn Farmer unsere Unterstützung

annehm

en, sie hart arbeiten und so nicht nur die eige-

ne, sondern die Lebenssituation ihrer ganzen Gemeinde

verbessern.

„Mein

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Der studierte Statistiker ZENEBE GETACHEW, 33,kontrolliert als Monitoring-

und Evaluationsverantwortlicher bei M

ensc

hen für M

ensc

henim Projektgebiet Dano,

wie wirksam die Maßnahm

en in der Region sind.