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Ökologischer Kakaoanbau - Erzeugung, Beratung, Partnerschaften Kakao ökologisch anbauen, fair handeln Forschungsprojekte Impulsgeber Öko-Landbau Gentechnik „Opt out“ ist keine Option Naturland informiert Öko-Kompetenz im In- und Ausland II . 2014 / www.naturland.de Information für Mitglieder und Interessierte Nachrichten International Naturland Quelle: GEPA

Naturland Nachrichten Internationalnaturland.de/images/Naturland/Naturland_International/... · 2015. 3. 20. · Tenside sind Teil des täglichen Lebens. In Kosmetika und Putz- und

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  • 1Naturland Nachrichten International Nr. 31 - Dezember 2014

    Ökologischer Kakaoanbau - Erzeugung, Beratung, Partnerschaften

    Kakao ökologisch anbauen, fair handeln

    Forschungsprojekte Impulsgeber Öko-Landbau

    Gentechnik „Opt out“ ist keine Option

    Naturland informiertÖko-Kompetenz im In- und Ausland

    II . 2014 / www.naturland.de

    Information für Mitglieder und Interessierte

    Nachrichten InternationalNaturland

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    EPA

  • 2 Naturland Nachrichten International Nr. 31 - Dezember 2014

    Inhalt: Editorial ....................................................................................................................................... 3NEUIGKEITEN VON NATURLAND

    • Impulsgeber Öko-Landwirtschaft für innovative Forschungsprojekte ....................................... 4

    • Naturland unterstützt Wiederaufbau von Öko-Ananasanbau an der Elfenbeinküste ................ 5

    • Richtlinienänderungen bei Naturland ........................................................................................ 6

    • Delegation aus Kenia zu Besuch ................................................................................................ 6

    • 18. Weltkongress in Istanbul ...................................................................................................... 7

    • Protest gegen Patentierung von Saatgut.................................................................................... 8

    • „Der Bauer und sein Prinz“........................................................................................................ 8

    • Gentech-Anbauverbote müssen grenzübergreifend gelten! ...................................................... 9

    • Naturland auch mit internationalen Partnern auf regionalen BioMessen ............................... 10

    FACHINFORMATION

    • Viele Schritte auf dem Weg zur Naturland Fair Kakaobohne .................................................. 11

    • Kakao-Manual – Der ökologische Kakaoanbau auf rund 30 Seiten ......................................... 12

    MITGLIEDERFORUM

    • Naturland Mitglied gewinnt Nachhaltigkeitspreis ................................................................... 13

    • Naturland Kooperative COOPROAGRO produziert Kakao, ökologisch und fair ...................... 14

    Impressum .................................................................................................................................. 16

    Naturland auf Messen:

    • Internationale Grüne Woche, 16.-25. Januar 2015 in Berlin, Deutschland• BioFach, 11. - 14. Februar 2015 in Nürnberg, Deutschland• Boston Seafood, 15.-17. März 2015 in Boston, Massachusetts• Fair Handeln und Slow Food, 09.-12. April 2015 in Stuttgart, Deutschland• BioOst, 19. April 2015 in Berlin, Deutschland• ESE, 21.-23. April 2015 in Brüssel, Belgien• BioWest, 10. Mai 2015 in Düsseldorf, Deutschland

    Kakao, zum Trocknen ausgebreitet

  • 3Naturland Nachrichten International Nr. 31 - Dezember 2014

    EDITORIAL

    Liebe Naturland Bäuerinnen und Bauern, liebe Partner, Unterstützer und Freunde in aller Welt!

    2014 – das Jahr der familienbetriebenen Landwirtschaft, ausgerufen durch die Ge-neralversammlung der Vereinten Nationen, geht zu Ende. Der Ökologische Landbau und der Faire Handel haben in diesem Jahr wie-derum und weiter starken Zuspruch erfahren, die Gesellschaft will mehr Ökologische und Faire Produkte. Der Markt wächst weiter, auch wenn verschiedene politische Rahmen-bedingungen sowie anhaltende Diskussionen bspw. über die angestrebte und unsinnige Totalrevision der EU-Öko-Verordnung wenig hilfreich sind. Die Anstrengungen zur Brüsseler Besinnung sind erheblich – zuletzt sprach Naturland Bauer Felix Löwenstein als Experte vor dem Agrarausschuss des Europäischen Parlaments (AGRI) in einer öffentlichen Anhörung. Mit weiteren besorg-niserregenden Entwicklungen wie auch das Freihandelsabkommen (TTIP) wächst der Widerstand und breite Bündnisse werden ge-bildet, um sich für die Rechte des Öko-Land-baus einzusetzen – siehe auch „Kein Patent auf Leben“ (Seite 8). Immer mehr Menschen wollen auch wissen, wer ihre Mittel zum Leben hergestellt hat, wer die Pflanzen wie angebaut hat und wer sich in welcher Art um die Tiere gekümmert hat, deren Fleisch und Wurst in die Ladentheke gekommen ist. Im wachsenden Interesse sind dabei bäuerliche Betriebe und Kooperativen zu sehen. „Wach-sen oder Weichen“ ist die konventionelle Konsequenz des globalisierten Discounts. Dabei sind auch der Pestizid-Koffer, der Pharma-Container oder der Billigst-Einkauf der Händler Ursachen der Fehlbildungen des Systems. Diese (und andere) Totengräber sind nicht gottgegeben, Lösungswege sind aufgezeigt.

    Ohne Vision keine Zukunft: Noch bevor auf europäischer Ebene ein organisationsü-bergreifender Diskussionsprozess „Organic Vision 2030“ angestoßen wurde, noch bevor international die sogenannte „Organic 3.0“ Debatte eröffnet wurde (siehe auch Seite 7 zum 18. IFOAM Weltkongress), hat Naturland einen internen Zukunftsprozess eingeleitet, die Naturland ÖkuhVision. Dabei geht es um die Weiterentwicklung ökolo-gischer Grundsätze bis hin zu Details in den Standards. Dies war zuletzt auch umfang-reicher Agenda-Punkt der Naturland Dele-giertenversammlung Ende November 2014.

    Naturland Fair: Über 18000 Naturland Bäuerinnen und Bauern von weltweit annä-hernd 45000 Landwirten, die nach Naturland Richtlinien arbeiten, können einen Naturland Fair zertifizierten Abnehmer beliefern. Die Zwillinge Öko&Fair wachsen immer weiter zusammen. Der Naturland Fair Verarbeiter Tag im letzten Quartal 2014 hat deutlich ge-macht, dass große Schritte gemacht werden konnten – und dass positive Perspektiven auf uns warten.Die bäuerliche Arbeit und die Arbeit mit dem Bauern, mit dem Bäuerlichen, die ist festzu-machen an den beiden Aspekten Umgang mit dem Lebendigen und der Organisation im Sozialen. Diese Sehnsucht nach Fairness wird weiter ihre Umsetzung finden, diese Sehn-sucht wird mit den Veränderungen jeden Tag von den Naturland Bäuerinnen und Bauern gelebt, die Abkehr vom Falschen durch viele Mitstreiter befördert. So wie Filmemacher Bertram Verhaag und Tausendsassa Bern-ward Geier aktuell „Der Bauer und sein Prinz“ in die Kinosäle - und damit Welten zusammen – gebracht haben.

    2015 und fortfolgende müssen allesamt Jahre der Bäuerlichkeit werden, in denen die Gesellschaft, die Lebensmittel-Branche und die Politik (auch die in Brüssel) anzu-erkennen haben, dass bäuerliche Betriebe und der Ökologische Landbau in den Fokus gehören; Bauern in den Fokus müssen, die sich für die ihn umgebende Landschaft und die kulturelle Einbettung in die regionale Gemeinschaft engagieren; Bauern in den Fokus müssen, die sich an den Anforderun-gen sozialer Gerechtigkeit und der Fairness orientieren. Das Jahr der familienbetrie-benen Landwirtschaft ist nicht im Laub des Herbstes, sondern bestenfalls im Beginn des Frühjahres angekommen.

    Danke für Euer Engagement, Danke für Eure Unterstützung!

    Steffen Reese

    Die UN hat mit dem Jahr der familienbetriebenen Landwirtschaft 2014 die Gesellschaft sensibilisiert – aber auch im Jahr 2015 und künftig muss Bäuerlichkeit im Fokus bleiben

  • 4 Naturland Nachrichten International Nr. 31 - Dezember 2014

    NEUIGKEITEN VON NATURLAND

    Waschmittel aus Abfallprodukten

    Tenside sind Teil des täglichen Lebens. In Kosmetika und Putz- und Waschmitteln machen sie bis zu 40 Prozent aus. Durch Herabsetzen der Oberflächenspannung von Wasser ermöglichen sie die Dispersion von Wasser und Öl und dadurch das Lösen von Schmutz. Inzwischen wird ein Viertel aus Ölen nachwach-sender Rohmaterialien (hauptsächlich Kokos- oder Palmkernöl) gewonnen. Doch die weit überwiegende (und kostengünstigere) Herstellung erfolgt auf Basis des fossilen Rohstoffs Erdöl. Auch der Großteil der Naturkosmetik nutzt herkömmliche chemische Tenside. Diese sollten durch Tenside aus natürlichen nachhal-tigen Quellen ersetzt werden. Besser als die Verwendung von Pflanzenölen ist jedoch der Einsatz von Nebenprodukten. Dieser Herausforderung begegnet das EU-Projekt „Organic for Surfactants“, kurz „O4S“: Aus Schalen, Spelzen und Hülsen von Feldfrüchten, die in der ökologischen Landwirtschaft als Neben-produkte anfallen, versuchen Forscher des Fraunhofer IGB in Kooperation mit Naturland, erfahrenen Naturkosmetikherstellern und internationalen Partnern aus Wissenschaft und Industrie eine Alternative zu chemischen Tensiden herzustellen: Biotenside. Diese oberflächenaktiven Substanzen werden durch Mikroorga-nismen unter natürlichen Bedingungen aus Zuckern und Pflan-zenölen gebildet.

    In diesem Herstellungsprozess kommen hier lediglich schonende Umwandlungs- und Aufarbeitungsverfahren zur Anwendung. Das zukunftsorientierte Projekt soll nicht nur den stetig stei-genden Bedarf an Öko- und Naturkosmetik erfüllen, sondern auch die Wirtschaftlichkeit gewährleisten – unter Einhaltung der strengen ökologischen Grundsätze von Naturland und des Kos-metikzertifiziers NaTrue.

    Hauptaufgabe von Naturland ist, dass der Technologietransfer an interessierte Erzeuger oder Verarbeiter gelingt. Als Konsor-tiumsmitglied dieses EU-Projekts koordiniert Naturland u.a. die Lieferung von Warenmuster von landwirtschaftlichen Reststoffen. Naturland Partner in diesem Förderprojekt ist der italienische Naturland Betrieb TerraBio, der landwirtschaftliche Reststoffe wie Spelzen und Schalen beisteuert.

    Das Projekt schafft eine Alternative für erdölbasiere Tenside und kann die Effizienz des europäischen Öko-Landwirtschaftssystems erhöhen: Auf der einen Seite senkt die Nutzung cellulose- oder ölhaltiger Abfälle aus der ökologischen Landwirtschaft die Produktionskosten, auf der anderen Seite werden Tenside aus nachhaltigen Quellen gewonnen, die nicht in Konkurrenz mit der Lebensmittel oder Futterproduktion stehen (Flächenkonkurrenz). Cellulose kommt in den Zellwänden aller Pflanzenbestandteile vor. Durch Spaltung der Zuckereinheiten dieses natürlichen

    Stoffes entsteht Glucose (Zucker) als Nährstoff für die Fermen-tation der Mikroorganismen. Die so von Bakterien und Pilzen in einem Bioreaktor produzierten Biotenside sind nur gering-fügig toxisch, biokompatibel und biologisch abbaubar. Da sie komplexere chemische Strukturen aufweisen als herkömmlich hergestellte Tenside aus Erdöl ist ihr Wirkungsspektrum poten-tiell größer. Erfolgt die Erzeugung unter Beachtung der stren-gen ökologischen Bestimmungen, sind auch Anwendungen im Lebensmittel- und Pharmabereich, zur Umweltsanierung nach Ölkatastrophen oder zur Abwasserentgiftung denkbar.

    > Mehr über „O4S“ auf www.organic4surfactants.fraunhofer.de

    Mit Mikroalgen gegen PilzbefallDaneben ist Naturland als Partner am Forschungsprojekt „ProE-coWine“ beteiligt. Das Projekt wird von der Europäischen Union gefördert und vom Fraunhofer IGB koordiniert.

    Die Pilzkrankheiten Falscher Mehltau (Plasmopora) und Grau-schimmelfäule (Botrytis) verursachen europaweit Probleme im Weinbau, da sie den Ertrag reduzieren und die Weinqualität verschlechtern. Diese Krankheiten werden in der konventionellen als auch in der ökologischen Landwirtschaft häufig mit Hilfe von Kupferpräparaten behandelt. Die EU-Öko-Verordnung begrenzt zwar den Einsatz von Kupfer auf sechs Kilogramm pro Hektar und die deutschen Bioverbände beschränken sich freiwillig auf drei Kilogramm pro Hektar. Doch das Kupfer reichert sich im Boden als Schwermetall an und kann das Bodenleben schädigen. Zudem ist der Einsatz von Kupfer kostenintensiv.

    Mit dem Forschungsprojekt „ProEcoWine“ soll ein innovatives Pflanzenstärkungsmittel aus Mikroalgen hergestellt und getestet werden. Als Ersatz für Kupferpräparate im ökologischen und konventionellen Weinbau soll es gegen den Pilzbefall von Reben eingesetzt werden. Durch Minimierung der Ernteausfälle durch Pilzbefall bei gleichzeitiger Ertragssteigerung werden die Produk-tionskosten pro Einheit verringert. Das Bio-Pflanzenstärkungsmit-tel auf Mikroalgenbasis ist zudem nicht giftig.

    Im Rahmen des Projektes mussten verschiedene Mikroalgen auf ihre Wirksamkeit gegen Pilze getestet, optimale Zusammenset-zung und möglichst hohe Lagerfähigkeit der Präparate erarbeitet und die richtige Ausbringmenge ermittelt werden. Die Versuche mit Algenstämmen, die mit Mikronährstoffen angereichert sind, laufen bereits. Das Produkt wird im Gewächshaus und direkt auf dem Feld an zwei Weinbergen in Frankreich und Spanien getestet. Die ersten Ergebnisse der Tests waren vielversprechend, weshalb weitere Versuche auch in anderen Lagen angesetzt werden. > Mehr über „ProEcoWine“ auf www.proecowine.eu

    Impulsgeber Öko-Landwirtschaft: Naturland ist Partner innovativer Forschungsprojekte

    O4S − Nachhaltige Biotensid-Produktion aus erneuerbaren Ressourcen mittels

    natürlicher Fermentation für Anwendungen in natürlichen, ökologisch-zertifizierten

    Produkten

  • 5Naturland Nachrichten International Nr. 31 - Dezember 2014

    NEUIGKEITEN VON NATURLAND

    Biotropic, ein Bio-Großhändler in Deutsch-land handelt unter anderem mit Ananas, Kokosnüssen, Mangos und Cashews. Einen Teil dieser Früchte importiert das Unternehmen von der Kooperative Ivoire Organics an der Elfenbeinküste. Um die Qualität und Produktsicherheit zu verbes-sern, wollte Biotropic die über 100 Bauern in der Kooperative in den Bereichen Anbau und Qualitätssicherung schulen lassen. Das Unternehmen bemühte sich um ein gefördertes Projekt.

    Biotropic kam auf Naturland. Der Verband hat an der Entwicklung des internen Kon-trollsystems (ICS) und bei der Entwicklung eines Datenbanksystems mitgewirkt und bringt zudem langjährige Erfahrung im Öko-Landbau in den Tropen und Sub-tropen mit. Die Erbacher Stiftung (www.

    erbacher-stiftung.de), die Entwicklungs-vorhaben in ländlichen Regionen fördert, unterstützte das Schulungsprojekt.Naturland besuchte die EU-Öko-Landwirte der Kooperative vor Ort an der Elfenbein-küste und schulte im Öko-Anbausystem für Ananas. Wichtige Aspekte sind hier Erosionsschutz, Bodenbedeckung, Humus-aufbau und Pflanzenschutz. Vor Ort wurde auch ein Projektplan erarbeitet, um ein zentrales Kontrollsystem einzuführen. Da-mit kann die Kooperative alle Daten erfas-sen und zentral pflegen sowie die internen Kontrollen für verschiedene Standards vor der jährliche Öko-Kontrolle durchführen und administrieren.

    Ivoire Organics und Biotropic schätz-ten das Projekt und bemühen sich um eine längerfristige Zusammenarbeit mit

    Naturland. Ivoire Organics arbeitet darauf hin, die Anbauvorgaben von Naturland umzusetzen und strebt eine Zertifizierung nach den Naturland Richtlinien an. Neben den Verbesserungen im Öko-Landbau und der Beratung bringt die Naturland Zerti-fizierung auch Richtlinien für die soziale Verantwortung, die für alle Naturland Erzeuger und Verarbeiter weltweit gilt - so auch in Zukunft für die Kooperative an der Elfenbeinküste mit seinen Angestellten. Für Ivoire Organics können sich mit dem Naturland Zeichen zudem neue Ab-satzwege erschließen, um höhere Bio-Ananasmengen auf dem deutschen Markt abzusetzen. Um die Konformität mit den Naturland Anforderungen zu gewähr-leisten, unterstützt Naturland nun die Kooperative durch weitere Schulungen. Bis zum Frühjahr 2015 sollen alle Aktivitäten abgeschlossen sein. Bei erfolgreichem Abschluss könnte ein weiteres Mitglied in den Naturland Verband aufgenommen werden.

    Naturland unterstützt Wiederaufbau von Öko-Ananasanbau an der Elfenbeinküste

    Die Kooperative Ivoire Organics war während des bürgerkriegsähnlichen Konfliktes (2012) und nach dem Tod des ehemaligen Geschäftsführers nahezu zusammengebro-chen. Dabei sind neben dem Einbruch der Produktion auch viel praktisches Wissen und logistische Infrastruktur verloren gegangen. Nun möchte der deutsche Bio-Großhändler Biotropic die Kooperative neu aufbauen und findet Unterstützung bei Naturland.

    Bei der Besichtigung wurde der Bestand aufgenommen

    Mulchfolien verbessern die Bodenqualität und halten Beikräuter zurück

    Zwischenkulturen (hier Bohnen) bedecken den Boden und fixieren Nährstoffe

    Gemeinsam wurde ein Projektplan erarbeitet

  • 6 Naturland Nachrichten International Nr. 31 - Dezember 2014

    NEUIGKEITEN VON NATURLAND

    Naturland Delegiertenversammlungen beschließen Richtlinienänderungen

    Delegation aus Kenia zu Besuch bei Naturland

    Auf den diesjährigen Delegiertenversammlungen im Frühjahr und im Herbst haben die nationalen und internationalen De-legierten von Naturland weiteren Anpassungen der Naturland Richtlinien zugestimmt. Änderungen gab es in den Bereichen Erzeugung, Verarbeitung und Aquakultur. Die Richtlinien Sozi-

    ale Verantwortung wurden um Punkte zur Stärkung der Rechte indigener Völker erweitert.

    Die neuen Richtlinien können unter folgendem Link herun-tergeladen werden: http://www.naturland.de/richtlinien.html

    Der Besuch der Naturland Geschäftstelle in Gräfelfing war am 14. Oktober 2014 wichtiger Programmpunkt einer kenia-nischen Delegation. Verschiedene Mini-ster aus Kenia besuchten auf Einladung

    der Gesellschaft für Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) verschiedene Lebensmit-telerzeuger, -verarbeiter sowie Unterneh-men im landwirtschaftlichen Bereich in Deutschland. Das Interesse der Delegation

    um den kenianischen Minister für Land-wirtschaft, Tierhaltung und Fischerei galt dabei vor allem der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen. Bei dem vier-stündigen Besuch bei Naturland wurden die Themen ökologische Landwirtschaft, Ernährungssicherung und nachhaltiger Fischfang vertieft. Die Minister stimmten darin überein, dass die Politik in Kenia diese Bereiche stärker fördern muss. Im Dezember werden sich die Naturland Repräsentanten aus Tansania (Philemon Ngaiza und Anne Hessenland), die GIZ Kenia und lokale Politiker zu ersten Vor-gesprächen treffen, um weitere Schritte festzulegen.

    • Philgona Ooko AtienoCEC - Agriculture• Livestock and Fisheries • Peninah Lung’adzo Mukabane- County Minister • Mary Kanana Mwiti CEC - Minister for Water• Environment and Natural Resources• Dr. James Dokhe – CEC• Agriculture • Livestock and Fisheries• Arshfod Njenga Ngugi National Coordinator GIZ

    Mit großem Interesse wurde die Vielzahl der Naturland und Naturland Fair zertifizierten Produkte betrachtet

    Die Delegation aus Kenia informierte sich vor allem über ökologische Landwirtschaft und nachhaltigen Fischfang

  • 7Naturland Nachrichten International Nr. 31 - Dezember 2014

    NEUIGKEITEN VON NATURLAND

    Internationale Öko-Bewegung trifft sich zum 18. Weltkongress in Istanbul

    Drei Tage lang, vom 13. bis 15. Oktober, kamen Experten aus rund 40 Ländern in der Metropole am Bosporus zusammen. Unter dem Motto "Building Organic Bridges" tauschten sie Erfahrungen aus und diskutierten über die Zukunft der öko-logischen Bewegung. Direkt im Anschluss an den Weltkongress fand dann die zwei-tägige IFOAM-Generalversammlung statt (16./17. Oktober). Im Mittelpunkt stand dabei die Neuwahl des Weltvorstands der International Federation of Organic Agriculture Movements. Dabei wurde der Australier Andre Leu für weitere drei Jah-re in seinem Amt als Präsident von IFOAM World bestätigt.

    Kongressprogramm mit über 80 Fachveranstaltungen

    Am Kongress nahmen etwa 850 Experten aus allen Bereichen des Öko-Landbaus teil. Es gab insgesamt rund 80 Einzelver-anstaltungen, die viele aktuelle Themen und auch zukünftige Herausforderungen des Öko-Landbaus abdeckten.  Die Besu-cher konnten sich sowohl über aktuelle Trends in der Tier- und Pflanzenproduk-tion informieren, als auch über Fragen zu rechtlichen Rahmenbedingungen und Markt-Entwicklungen in den verschie-denen nationalen Öko-Märkten. 

    Naturland beteiligte sich am Kon-gressprogramm mit Beiträgen zur Aquakultur und zur Bekämpfung von Kaffeerost.

    Bei der anschließenden Generalversamm-lung von IFOAM World standen die 292 Delegierten vor der Aufgabe, über die strategische Ausrichtung der internatio-nalen Öko-Bewegung zu beraten und den neuen IFOAM-Weltvorstand zu wählen. Naturland Geschäftsführer Steffen Reese gab in seiner Rolle als „Internal Auditor“ den Delegierten einen Bericht zur Arbeit des Weltvorstandes und der Hauptgeschäftsstelle in der vorangegan-genen Legislaturperiode. Reese nimmt diese Aufgabe seit der Generalversamm-lung in 2011 in Soul war und wurde auch in Istanbul durch die Versammlung in seinem Amt bestätigt.

    Naturland initiiert internationale Arbeitsgruppe zur Imkerei

    Außerdem stellte Naturland gemeinsam mit dem FiBL und Demeter einen Antrag zur Gründung einer internationalen Imker-Arbeitsgruppe. Ziel ist es, der Imkerei innerhalb der IFOAM ein größeres Gewicht zu verleihen werden und so den internationalen Austausch zu fördern. Denn weltweit stehen die Öko-Imker

    nahezu alle vor ähnlichen Problemen und Herausforderungen. Der Antrag wurde von den Delegierten mit überwältigender Mehrheit angenommen.

    Andre Leu als IFOAM-Präsident wiedergewählt 

    Bei der Wahl des neuen IFOAM-Weltvor-stands wurde Andre Leu zum dritten Mal in Folge zum Präsidenten gewählt. Im sogenannten „Executive Board“ stehen ihm Frank Eyhorn (Schweiz) und Manjo Smith (Namibia) als Vize-Präsdenten  zur Seite. Die weiteren Mitglieder des neuen Weltvorstands sind Roberto Ugas (Peru), Gabriela Soto (Costa Rica), Eva Torremo-cha (Spanien), Matthew John (Indien), Peggy Miars (USA), Gerold Rahmann (Deutschland) und Zhou Zejiang (China). Die Delegierten mussten auch entschei-den, wo Weltkongress und Generalver-sammlung das nächste Mal stattfinden werden. Beworben hatten sich vier Länder: Brasilien, China, Indien und Russland. Die Wahl der Delegierten für 2017 fiel schließlich auf Indien. Naturland begrüßt diese Entscheidung. Naturland ist in Indien mit mehreren Mitgliedsbetrie-ben präsent und wird sich deshalb auch bei der Versammlung 2017 wieder aktiv einbringen.

    Aus über 40 Ländern kamen Experten zum IFOAM Organic World Congress (Quelle: IFOAM)

    Öko ist international: Nirgends wird das so deutlich wie beim IFOAM Organic World Congress. Alle drei Jahre findet dieses wichtigste internationale Treffen der Öko-Bran-che statt. 2014 war Istanbul der Austragungsort.

  • 8 Naturland Nachrichten International Nr. 31 - Dezember 2014

    NEUIGKEITEN VON NATURLAND

    Mit einer aufblasbaren Tomate und einem riesigen Brokkoli machten die Demons-tranten vor dem Patentamt auf die ökolo-gischen und sozialen Gefahren aufmerksam, welche eine Patentierung von Saatgut mit sich bringen würde: Es käme dann auch in der herkömmlichen Züchtung zu einer zunehmenden Monopolisierung, wie dies bereits aus dem Bereich der Gentech-Züch-tung bekannt ist. Kleinere Züchter würden vom Markt gedrängt, die Vielfalt des kul-turellen Erbes Saatgut eingeschränkt und damit letztlich auch unsere Ernährungssou-veränität bedroht. Das Bündnis „No Patents on Seeds“, das die Demonstration organi-siert hat, fordert deshalb ein generelles Ver-bot aller Patente auf Pflanzen und Tiere.

    Als Prinz Charles Mitte der 1980er Jahre beschloss, den südenglischen Landsitz Highgrove von konventioneller auf ökolo-gische Landwirtschaft umzustellen, war ihm klar: Nur mit gelungenen praktischen Beispielen kann man die Menschen überzeugen, dass eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur und ohne Gifte möglich ist. Dieses Beispiel zu setzen ist dem Kronprinzen und seinem Farm-Mana-ger David Wilson gelungen. Landwirte aus

    ganz Britannien pilgern heute zur Duchy Home Farm, um sich den Mut und das Wissen zu holen, ihre eigene Landwirt-schaft umzustellen.Der Film zeigt die Geschichte der Zusam-menarbeit dieser beiden Männer und den Erfolg ihres gemeinsamen Projekts in teils opulenten, poetischen Bildern. Für „Der Bauer und sein Prinz“ hat Dokumentar-filmer Bertram Verhaag den englischen Thronfolger Prinz Charles und dessen langjährigen Gutsverwalter David Wilson über fünf Jahre hinweg mit der Kamera begleitet. An dem Film-Projekt mitge-wirkt hat auch der Öko-Netzwerker und frühere IFOAM-Direktor Bernward Geier. Entstanden ist dabei ein ebenso informa-tives wie unterhaltsames Plädoyer für den Öko-Landbau, das mit seinen opulenten, teils poetischen Bildern hoffentlich einen Betrag dazu leisten wird, mehr Menschen davon zu überzeugen, dass eine wirkliche Agrarwende hin zu mehr Öko nicht nur notwendig, sondern auch möglich ist.

    Ein breites Bündnis von Verbänden demonstrierte vor dem Europäischen Patentamt

    Protest gegen Patentierung von Saatgut in München

    „Der Bauer und sein Prinz“

    Kein Patent auf Leben: Ein breites Bündnis von Verbänden und Nichtregierungsorganisationen hat am 27. Oktober vor dem Eu-ropäischen Patentamt in München gegen die Vergabe von Patenten auf Pflanzen und Tiere demonstriert. Mitten drin auch einige Vertreter von Naturland. Anlass war eine öffentliche Anhörung zu Patenten auf bestimmte Brokkoli- und Tomatenzüchtungen, die zeitgleich in der Behörde stattfand. Dabei ging es um die grundsätzliche Frage, ob nach herkömmlichen Verfahren (also ohne Gentechnik) gezüchtete Pflanzen mit bestimmten Merkmalen patentierbar sind oder nicht.

    Seit fast 30 Jahren sind der Bauer und sein Prinz ein Gespann: Den einen, Prinz Charles, kennt die Welt als englischen Thronfolger mit einer großen Leidenschaft für den Öko-Landbau. Der andere stand bislang im Schatten, obwohl die Rolle, die er im Kampf des Kronprinzen für eine besser Landwirtschaft spielt, größer nicht sein könnte: Seit 1985 leitet David Wilson die Duchy Home Farm des Kronprinzen, die unter seiner Führung zu einem weltweit anerkannten Öko-Vorzeigebetrieb wurde.

    „Landwirtschaft ist nicht einfach irgendein Geschäft. Landwirtschaft unterscheidet sich wesentlich von anderen Wirtschaftszweigen. Denn ihr obliegt die langfristige Verantwor-tung für die kostbaren Lebensgrundlagen aus der Natur.“ HRH Prince of Wales

    Der Film ist ein packendes Plädoyer für den Öko-

    Landbau(Quelle: DENKmal Film Verhaag GmbH)

    Prinz Charles: Seit über 30 Jahren überzeugter und

    überzeugender Öko-Botschafter

  • 9Naturland Nachrichten International Nr. 31 - Dezember 2014

    NEUIGKEITEN VON NATURLAND

    Der EU-Umweltministerrat hat im Februar 2014 den Weg für die Anbau-Zulassung des Gentechnik-Mais 1507 frei gemacht – die gentechnisch veränderte Pflanze könnte somit jederzeit in Brüssel zugelas-sen werden. Unter diesem Druck werden in Brüssel Vorschläge verhandelt, die nati-onale Anbauverbote von Gentech-Pflanzen ermöglichen sollen. Der Vorschlag der griechischen Ratspräsidentschaft, dem der EU-Umweltministerrat, der Deutsche Bun-destag und die Regierungskoalition folgen, ist mangelhaft. Nach dem Vorschlag der griechischen Ratspräsidentschaft sollen die Mitgliedstaaten sowohl während des Zulassungsprozesses, als auch nach erteilter Anbauzulassung ein nationales Anbauverbot aussprechen können. Dafür müssen sie sich entweder mit einem Gentech-Konzern einigen, damit dieser auf den Anbau verzichtet, oder der Mitglied-staat muss nachweisliche Gründe für ein Anbauverbot aufführen.

    Der Preis dafür, dass ein Konzern auf den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in Europa verzichtet, könnte die Gentechnikfreiheit Europas sein. Für die Gewährung eines Anbauverbots auf dem Territorium eines Mitgliedstaates könnten die Konzerne die Zustimmung der Staaten für eine EU-weite Zulassung fordern. Dadurch würde in Europa ein regelrechter Flickenteppich entstehen. Gentechnikkri-tische Länder könnten ein Anbauverbot verhängen und Konzerne wie Monsanto und Syngenta bekämen dafür Zulassungen in Ländern mit weniger Widerstand gegen den Anbau von Gentechnisch Veränderten Organismen (GVO). Mit dem Vorschlag der griechischen Ratspräsidentschaft gäbe die

    EU faktisch ihren Widerstand gegen die Agro-Gentechnik auf.

    Das große Problem an dieser uneinheit-lichen Lösung ist, dass die Pollen gen-technisch veränderter Pflanzen nicht an Ländergrenzen halt machen. Das bedeutet, dass sich GVO-Pflanzen unkontrollier-bar auskreuzen können. Es wird immer schwieriger, gentechnikfreie Regionen zu schaffen und eine Gentechnikfreiheit von Produkten sicherzustellen.

    In vielen Mitgliedstaaten der EU drängen die Bürger ihre Regierung, den Gentech-nikanbau zu verhindern. In Deutschland sprechen sich zum Beispiel 88 Prozent der BürgerInnen gegen die Zulassung des Gentech-Mais 1507 aus. Diese deutliche Ablehnung gilt grundsätzlich für den gesamten Bereich der Agro-Gentechnik. Es braucht daher wirksame Verbote!Die Nationalstaaten müssen souverän über Anbauverbote entscheiden können. Die Volksvertreter des Europäischen Parla-ments müssen hier Ihrer Verantwortung gegenüber Ihren Wählern nachkommen

    und die Beschlüsse des Ministerrats über-arbeiten, damit die Staaten die Möglichkeit haben, wirksame Anbauverbote auszu-sprechen, ohne sich auf einen Kuhhandel mit der Gentechnikindustrie einlassen zu müssen. Es wäre fatal, wenn die Mitglieds-staaten für Anbauverbote auf das Wohlwol-len der Konzerne angewiesen sind.

    Naturland unterstützt daher mit dem Deutschen Dachverband der Öko-Branche Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft BÖLW den Entwurf des Europäischen Parlaments aus 2011. Das Parlament hatte gute Vorschläge für ein substantielles Anbauverbot vorgelegt. Der Vorstoß des Parlaments zielt darauf ab, dass

    • Defizite des Gentechnik-Zulassungs-verfahrens behoben werden;

    • unabhängige Risikoforschung ermög-licht wird, indem sicher gestellt ist, dass der Zugang für Forschungsein-richtungen zu gentechnisch verän-derten Pflanzen vom Patentinhaber nicht beschränkt werden kann;

    • Wege geebnet werden, um aus sozio-ökonomischen und agrarstrukturellen Gründen Anbauverbote für Gentech-nikpflanzen in den Regionen Europas zu ermöglichen;

    • Anbauverbote von Staaten und Regi-onen ein sicheres Recht sein müssen und nicht vom guten Willen der Gentechnik-Unternehmen abhängen dürfen. Gentechnikverbote müssen pauschal und jederzeit ausgesprochen werden dürfen.

    Europa benötigt ein wirksames Anbau-Ver-bot. Ein Flickenteppich von unterschied-lichen Regelungen in den Mitgliedstaaten wäre nicht akzeptabel und würde nicht dem Willen der WählerInnen entsprechen, die mit großer Mehrheit den Anbau von GVO in Europa ablehnen.

    Gentech-Anbauverbote müssen europaweit gelten!

    Der EU-Umweltministerrat hat im Juni diesen Jahres grünes Licht für die Schaffung von nationalen Gentechnik-Anbauverboten gegeben („opt-out“). Vorhandene Defizite des Vorschlags müssen in den nächsten Wochen durch das EU-Parlament korrigiert werden. Im Moment gehen die Beratungen auf europäischer Ebene, über ein „Anbau-verbot“, das den flächendeckenden Gentechnik-Anbau erst ermöglichen wird, in die entscheidende Phase.

    Naturland setzt sich regional, national und international gegen Gentechnik ein

    Naturland unterstützte über den BÖLW einen Appell an die Regierungsparteien gegen Gentechnik

  • 10 Naturland Nachrichten International Nr. 31 - Dezember 2014

    NEUIGKEITEN VON NATURLAND

    Naturland auch mit internationalen Partnern auf regionalen BioMessen

    Öko regional und weltweit

    Die regionalen Bio-Messen richten sich vor allem an den qualitätsorientierten Bio-Fachhandel in Deutschland. Inha-ber kleinerer, selbständiger Bio-Läden kommen ebenso wie Filialleiter oder Einkäufer aus Bio-Supermärkten, Reformhäu-sern oder der Gastronomie. Die gestiegenen Besucherzahlen zeigen, dass sich das Konzept erfolgreich etabliert hat. Viele der Besucher schätzen gerade die Tatsache, dass die Regio-nalmessen übersichtlicher und ruhiger sind als die BioFach, sodass mehr Zeit zur Kontaktpflege und zum Entdecken neuer Sortimente bleibt.

    Diese Chance, sich dem regionalen Bio-Handel zu präsentie-ren, nutzen auch internationale Naturland Partner wie zum Beispiel das Fairhandelshaus GEPA oder das italienische Landgut LaSelva mit seinen toskanischen Spezialitäten. GEPA und LaSelva sind zwei von insgesamt 17 Naturland Partnern – sechs davon mit Naturland Fair Zertifizierung –, die in diesem Herbst am Naturland Gemeinschaftsstand auf den beiden Regi-onalmessen BioNord (14. September) und BioSüd (28. Septem-ber) teilgenommen haben. Darüber hinaus waren zahlreiche weitere Naturland Partner auf den Messen vertreten.

    Traditioneller Treffpunkt der weltweiten Öko-Branche ist alljährlich die BioFach in Nürnberg. Daneben gewinnen in Deutschland aber zunehmend auch die kleineren regionalen Bio-Messen an Bedeutung: die BioWest in Düsseldorf, BioOst in Berlin, BioNord in Hannover und BioSüd in Augsburg. Vor allem der regionale Fachhandel nutzt diese Messen, um den direkten Kontakt zu seinen Herstellern und Lieferanten zu pflegen und neue Produkte kennenzulernen. Das macht die Regionalmessen, auf denen Naturland stets mit einem Gemeinschaftsstand vertreten ist, auch für manchen internationalen Naturland Partner interessant.

    Das bekannte Naturland Zeichen schafft ein gemeinsames Dach für alle Partner

    Naturland Pionier La Selva lockt mit mediteranen SpezialitätenDie GEPA präsentiert ihr neues Schokoladensortiment

  • 11Naturland Nachrichten International Nr. 31 - Dezember 2014

    FACHINFORMATION

    In Ediki/Matondo, einem besuchten Dorf, leben vor allem Kakaobauernfamilien im tropischen Regenwaldgebiet Kameruns

    Konye ist eine kleine Stadt im tropischen Regenwaldgebiet Ka-meruns, östlich des Nationalparks der Rumpi Berge. Bei starken Regenfällen ist Konye schwer erreichbar, da die Hauptverkehrs-strecke von Kumba nach Mamfe noch nicht geteert ist. Manche Dörfer sind in der Regenzeit ganz abgeschnitten.

    Im Frühjahr 2014, zu Beginn der Regenzeit machte sich eine Naturland Mitarbeiterin auf die Reise nach Konye. Gemeinsam mit einem externen Berater gestaltete sie einen einwöchigen Work-shop zu ökologischem Kakaoanbau. GEPA und Naturland konnten Brot für die Welt dafür gewinnen, eine erste Umstellungsberatung zu finanzieren. Bereits im Jahr 2011 besuchten drei Mitarbei-terinnen der GEPA die Kakao Kooperative KONAFCOOP in der Süd-West Provinz Kameruns, um die Umstellung auf ökologischen Anbau zu diskutieren. Es wurde begonnen, die feuerbasierte Trocknungsmethode umzustellen. Die GEPA kauft ausschließlich sonnengetrockneten Kakao. Zum einen ist eine Trocknung in der Sonne aus ökologischen Gesichtspunkten sinnvoller, zum anderen ist die Qualität der so getrockneten Kakaobohnen höher - eine wertvolle Investition für KONAFCOOP also. Da durch die Sonnen-trocknung nicht ganz der erforderliche Trocknungsgrad erreicht wird, der für den Export erforderlich ist, hat die GEPA durch Zahlung eines Mehrpreises zuzüglich zur Fair-Trade Prämie einen Ofen zur Nachtrocknung finanziert.

    Generell misst die Kooperative dem Umstellungsvorhaben große Bedeutung bei. Nach dem Einführungstag mit dem Präsidium und den KONAFCOOP Mitarbeitern kamen am folgenden Tag 42 gewählte Delegierte, die 358 registrierte Mitglieder vertreten. Sie erhielten Basisinformationen zum ökologischen Kakaoanbau und dem internen Kontrollsystem (ICS). Bei diesem System kontrol-lieren sich die Mitglieder der Kooperative gegenseitig oder es werden interne Inspektoren aus der Region eingestellt und aus-gebildet. Bei den jährlich stattfindenden Kontrollen durch externe Inspektoren werden die Kooperativen-Zentrale sowie eine Aus-wahl von Erzeugern überprüft. Das von Naturland mitentwickelte System senkt die Kontrollkosten und stellt eine Grundvorausset-

    zung für eine Öko-Zertifizierung von Erzeugergruppen in Entwicklungsländern dar.

    Um konkrete Anbaufragen erörtern zu können, besichtigten die Referenten mit dem Präsidenten der Kooperative, einigen Delegierten und Mitarbeitern verschiedene Kakaoplantagen von Kooperativen-Mitgliedern. In den besuchten Dörfern wurden im Anschluss Bauernversammlungen abgehalten, bei denen die Be-reitschaft abgefragt wurde, auf ökologischen Landbau umzustel-len. Bereits nach dem Besuch der ersten zwei der sechs Gruppen waren 77 Mitglieder interessiert, mit Öko-Anbau zu beginnen, um nach einer Umstellungszeit von drei Jahren Öko-Kakao ab 2017 vermarkten zu können. Den anderen Mitgliedern, die nicht besucht werden konnten, sollte dieses Angebot in der Folge auch gemacht werden. Die Kooperative ernannte Interne Inspektoren, die direkt speziell für das ICS geschult wurden.

    Am 5. Tag des Workshops wurde bereits an den vertraglichen Voraussetzungen für eine Öko-Zertifizierung gearbeitet. Eine Arbeitsgruppe erstellte eine Vertragsvorlage zwischen den ein-zelnen Bauern und der Kooperative, damit das interne Kontroll-

    Viele Schritte auf dem Weg zur Naturland Fair Kakaobohne

    In der Süd-West Provinz Kameruns erzeugt die Kakao Kooperative KONAFCOOP fair gehandelten Kakao. Das Fairhandelshaus GEPA setzt sich dafür ein, dass dieser Kakao ökologisch gemäß Naturland Richtlinien erzeugt wird. Dafür benötigt es Überzeu-gungsarbeit und Investitionen. Doch ein Naturland Workshop bei der Kooperative im Frühjahr 2014 lässt hoffen.

    Rund 40 Kooperativen-Mitglieder nahmen an der Fortbildung teil

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    system angewandt werden kann. Eine andere Gruppe erarbeitete einen ersten Entwurf eines internen öko-fairen Regelwerks, das die Naturland Richtlinien speziell für die Kooperative und die dortigen Gegebenheiten formuliert. Daraus kann dann eine Checkliste erarbeitet werden, die einzelne Punkte benennt, an denen die Erfüllung des öko-fairen Regelwerkes abgeprüft wer-den kann.

    Dies gilt für alle teilnehmenden Kooperativen-Mitglieder. Viele der Mitglieder bewirtschaften eine eigene Plantage, einige haben eine oder auch mehrere weitere verpachtet. Für einen großen ökologischen und gesellschaftlichen Nutzen sollen in das Öko+Fair System alle selbstbewirtschafteten und verpachteten Plantagen der Mitglieder eingebunden werden, auch wenn die Pächter keine Mitglieder der Kooperative sind. Die Pächter sind oft junge Män-ner oder Familien, die des Öfteren ihre Verpächter noch wech-seln, bis sie sich eine eigene Plantage zulegen können. Durch die Einbeziehung aller Plantagen sollen auch sie in Zukunft von den Fairen Preisen und von der Prämie profitieren.

    Ökologischer Kakaoanbau erfordert besondere Kenntnisse

    Ökologischer Kakaoanbau gemäß den Naturland Richtlinien muss in einem Agroforst-System erfolgen, denn dies entspricht dem natürlichen Habitat von Kakao. Die Kakaobauern der Kooperative

    wirtschaften bisher noch konventionell. Die meisten der Plantagen haben zwar ein gewisses Agroforst-System, mit großen indigenen Baumarten für eine leichte Beschattung als erste Etage, ein paar Fruchtbäumen für die Selbstversorgung als zweite Etage und Ka-kaobäume in der dritten Etage. Bei der Ausgestaltung des Systems besteht jedoch noch deutlicher Verbesserungsbedarf. Ein ausge-klügeltes Schattenmanagement fördert die Selbstregulierung des Systems, was dringend für einen ökologischen Anbau notwendig ist (Lesen Sie hierzu auch den Artikel auf Seite 14). Der Pilzdruck kann durch Pflegemaßnahmen reduziert werden. Vor allem muss ein Umdenken stattfinden, dass Kakao auch ohne den Einsatz von Agrochemie gesunderhalten werden kann. Eine mechanische Beikrautregulierung mit Sachverstand ersetzt Herbizide und schütz in der Trockenzeit vor Austrocknung des Bodens. Eine gute Ernährung der Kakaopflanzen wird durch langfristigen Aufbau und Erhalt der Bodenfruchtbarkeit sichergestellt und ermöglicht Ertragssteigerungen.

    Um all dieses Wissen und die nötigen Fertigkeiten den Bauern zu vermitteln, ist eine ökologische Beratung notwendig. KOONAF-COOP hat bei Brot für die Welt eine Fachkraft beantragt, die den Umstellungsprozess professionell begleiten soll. Auch hat sich Naturland bereiterklärt, die Kooperative in den kommenden Jah-ren weiterhin zu beraten. In Afrika gibt es bisher kaum Öko-Kakao und so ist KONAFCOOP ein Pionier auf diesem Weg.

    In einem einwöchigen Workshop brachte Naturland den (Klein-)Bauern den öko-

    logischen Kakaoanbau näherAuf einige Plantagen befinden sich große Schattenbäune

    Kakao-Manual – Der ökologische Kakaoanbau auf rund 30 Seiten

    Die Produktion von ökologisch angebauten Kakao gewinnt immer mehr an Bedeutung. Dies zeigt sich unter anderem am Zuwachs der Naturland zertifizierten Ware, die in den Jahren 2003 bis 2010 von 400 Tonnen auf 7.000 Tonnen angestiegen ist. Natur-land freut sich über diese Entwicklung und hat ein Handbuch zum ökologischen Kakaoanbau erarbeitet. Dieses Manual in-formiert Erzeuger und Kakao-Interessierte über den Anbau der Pflanze, die Pflege bis hin zur Verarbeitung der Kakaobohne und zeigt im Anschluss Beispiele von erfolg-reichen Kakao-Kooperativen auf.

    Als tropisches Gewächs stellt der Kakao-baum besondere Anforderungen an seinen Standort. Am besten gedeiht er bei einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von ca. 25 °C, einer monatlichen Nieder-schlagsmenge von rund 100 mm sowie auf einem tiefgründigen, gut drainierten und humusreichen Boden. Für die Anreiche-rung des organischen Materials sorgt das gemischte Anbausystem. Die schatten-liebende Kakaopflanze wird im Agroforst-system d.h. in Kombination mit anderen Baum- und Straucharten angebaut. Dieses mehrschichtige System gewährt nicht nur

    den nötigen Sonnenschutz, sondern wirkt durch den stetigen Anfall von Biomasse auf das Bodengefüge und die Nährstoff-versorgung der Pflanze ein. Des Weiteren bietet das artenreiche Agroforstsystem Lebensraum für eine Vielzahl von Nütz-lingen, die beispielsweise zur Befruch-tung der selbststerilen Pflanze oder zur Schädlingskontrolle beitragen. Bei der Regulierung von Pflanzenkrankheiten kommt auch dem Schattenmanagement eine große Bedeutung zu. Das regelmäßige Zurückschneiden der Kulturen erhöht die Luftzirkulation sowie die Sonneneinstrah-

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    Büsche zwischen den Rooibos-Pflanzen sorgen für Biodiversität und verringern die ErosionRene Marinus, Export Managerin von Heiveld, freut sich über die Auszeichnung

    lung, so dass vielen Pflanzen-pathogenen die feuchtwarme Lebensgrundlage entzogen wird. Treten Pilzschädlinge wie z.B. die Braunfäule oder Moniliafäule auf, können diese durch das regelmäßige Einsammeln der kranken Früchte eingedämmt werden.

    Ist die Frucht wohl gewach-sen und reif, kann sie je nach Wetterbedingungen und Anbauregion ein- bis zweimal

    im Jahr geerntet werden. Hierfür wird sie aufgeschlagen und die Bohnen mitsamt dem Fruchtfleisch entnommen. Der Ernte schließt sich eine mehrtätige Fermentation der Bohnen an. Das charakteristische Schokoladenaroma erfährt die Bohne aber erst im Anschluss durch die Trocknung. Ab einem Wassergehalt von 6-7 Prozent ist die Bohne dann transportfähig und kann in luftdurchlässigen Säcken zur nationalen oder internati-onalen Weiterverarbeitung gegeben werden. Typische Produkte sind Kakaobutter oder -pulver sowie Schokolade.

    MITGLIEDERFORUM

    Mehr Infos gibt es im neuen Naturland Handbuch:

    Das Kakao-Manual informiert Erzeuger und Ka-

    kao-Interessierte über den Anbau der Pflanze, die

    Pflege bis hin zur Verarbeitung der Kakaobohne

    Einfache Skizzen verdeutlichen das erklärte Wissen

    Die Preisverleihung fand am 17. Juni, dem Welttag zur Bekämpfung der Wüstenbil-dung im Safari Park Hotel in Nairobi statt. Neben Heiveld wurden neun weitere Orga-nisationen unter den 1.234 Einsendungen für ihr Engagement ausgezeichnet.Heiveld produziert in Südafrika Rooibos Tee gemäß den Naturland Richtlinien. Rund 64 Kleinbauern-Betriebe der Tee-Ko-operative bewirtschaften 532 ha Kulturflä-che und rund 2.000 ha Wildsammlungsflä-

    che. Als Reaktion auf Klimaschwankungen und hohe Trockenheit werden dürrere-sistente Sorten eingesetzt. Die Zusammen-arbeit mit einem Forschungsinstitut hat zu einem branchenweiten Verhaltensko-dex für die nachhaltige Gewinnung und Herstellung von Rooibos geführt. Fairer Handel spielt eine große Rolle, dabei vor allem das Gesellschaftliche Engagement. Heiveld investiert in Bildung, Gesundheits-projekte und Zugang zu sauberem Wasser.

    Hier zeigt sich die sinnvolle Verbindung von öko und fair. Das landwirtschaftliche Einkommen ist in den letzten Jahren um 400 Prozent gestiegen, die Bodenerosion konnte in tausenden von Hektar Trocken-gebieten reduziert werden, in denen der Tee angebaut wird. Rene Marinus, Export Managerin von Heiveld freut sich über die Auszeichnung: „Es ist uns eine Ehre, für unsere Bemühungen diese Anerkennung zu bekommen und wir hoffen, dass die Ar-beit von Heiveld eine Inspiration für ande-re sein kann, ähnliche Herausforderungen anzugehen.“ Importeur und Partnerko-operative in Deutschland ist die dwp eG Fairhandelsgenossenschaft in Ravensburg, die Weltläden und den Naturkosteinzel-handel beliefert.

    Naturland Mitglied gewinnt Nachhaltigkeitspreis

    Die Tee-Kooperative Heidveld hat im Juni 2014 den ´Äquator-Preis für nachhaltiges Landmanagement im subsaharischen Afrika´ gewonnen. Der mit $ 5.000 USD do-tierte Preis wird vom UNDP (United Nations Development Programme) vergeben, um besonders nachhaltiges Landmanagement zur Verbesserung der Lebensgrundlage in ländlichen Gemeinden in Trockengebieten in Subsahara-Afrika zu würdigen und fördern.

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    MITGLIEDERFORUM

    „Gemeinsam sind wir stark“…Naturland Kooperative COOPROAGRO produziert Kakao - ökologisch und fair

    Schon lange vor der Entdeckung der „Neuen Welt“ im Jahre 1492 gelangten die aus Süd- und Zentralamerika stammenden Kakao-bäume durch den Menschen auf die Karibischen Inseln, unter an-derem in die heutige Dominikanische Republik. Dort entwickelte sich der Kakao-Anbau zu einem wichtigen Wirtschaftssektor. Um das Monopol der Zwischenhändler zu durchbrechen, gründeten Kakaobauern Mitte der 1980 Jahre eine regionale Vereinigung im Nordosten der Insel. Später stellten einige Erzeuger auf Öko-Kakao sowie die Einführung von Fair-Handelskriterien um. 2007 löste sich aus dem Dachverband die Fairhandels-Kooperative Cooproagro – Cooperativa de Productores Agropecuarios. Die Hälfte der gesamten Kakaoproduktion von Cooproagro – jährlich rund 460 Tonnen – wird inzwischen ökologisch bewirtschaftet. Heute besteht die Kooperative aus 1.800 Bauern, wobei mehr als 210 Bauern seit 2011 nach den strengen Naturland Richtlinien arbeiten.Der Kakao ist hierzulande unter anderem in den öko-fairen Scho-koladen der GEPA verarbeitet. Produktgeschichten und -fotos auf den Schokoladenverpackungen ermöglichen dem Verbraucher einen transparenten Einblick. Das Naturland Zeichen steht für ökologischen Landbau. Der Großteil der Schokoladen ist zudem mit dem Naturland Fair Zeichen versehen, das für die Verbindung von Öko-Landbau und Fairem Handel steht.

    Charakter und GeschmackDie Bedingungen in der Dominikanischen Republik sind bestens für den Kakao-Anbau geeignet: Bei feuchtem Klima, einer Durch-schnittstemperatur von 25°C und einer Niederschlagsmenge von 1.500 – 2.000 mm fühlt sich die Kakaopflanze besonders wohl. Die Anpflanzungen gehen hier auf drei verschiedene Kakaosorten zurück: den Criollo aus Mittelamerika, den Forestero aus dem Amazonasbecken und den Trinitario, eine natürlich entstan-dene Mischform aus den ersten beiden Sorten. Aus diesen drei Ursprungssorten sind im Laufe der Jahrhunderte viele Sorten ent-standen, darunter auch Hispaniola und Sanchez, jene Sorten, die heute von Cooproagro angebaut werden. Die Zusammensetzung der Bohnen ist für den besonderen Charakter und den unverkenn-baren Geschmack des dominikanischen Kakaos verantwortlich.

    Agroforstsysteme Die Naturland zertifizierten Kakaobauern setzen als Produktions-system auf das Agroforstsystem mit einer Vielzahl von Schat-tenbaumarten, darunter Nutzhölzer und Fruchtbäume. Dieses artenreiche System spendet dem Kakao den nötigen Schatten, stabilisiert den Wasserhaushalt und schützt den Boden vor Ero-sion. Zudem dienen die beigemischten Zitrusfrüchte, Bananen, Avocados, Sapotes und Kokosnüsse der Selbstversorgung oder können durch den Verkauf auf dem lokalen Markt das Einkom-men der Kleinbauern verbessern. Produktion und VerarbeitungAuf den 0,4 bis 40 ha großen Fincas werden bei zwei Ernten im Jahr rund 490 kg Kakao pro ha geerntet. Die kleinere Ernte findet zwischen Oktober und Januar statt, die Haupternte zwischen April und Juli. Dabei kontrollieren die Bauern ihre Ernte auf schadhafte Früchte und sortieren sie nach unterschiedlicher Qua-lität. Verarbeitet wird auf dem eigenen Hof oder – je nach Infra-struktur – auch lokal gemeinsam. Dabei werden die Kakaofrüchte aufgeschlagen und die Kakao-Bohnen mit dem Fruchtfleisch herausgeholt. Anschließend wird die Masse bei regelmäßigem Wenden sechs Tage fermentiert. Es folgt die Trocknung, die je

    …nach diesem Motto taten sich Kakaobauern aus der Dominikanischen Republik zur Kooperative Cooproagro zusammen, um sich gegen Zwischenhändler behaupten zu können. Seit dem Zusammenschluss vermarkten sie ihren Kakao selbst.

    Die Kakaoschoten werden direkt nach der Ernte aufgeschlagen. Die Hüllen verblei-

    ben als Mulchmaterial und Dünger (Quelle: GEPA)

    Die Kakaobohnen mit dem Fruchtfleisch

    werden rund sechs Tage fermentiert

    (Quelle: GEPA)

    Nach dem Trocknen werden die Bohnen

    in Säcke für den Transport vorbereitet

    (Quelle: GEPA)

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    MITGLIEDERFORUM

    nach Lichtintensität fünf bis sieben Tage dauert und an deren Ende die Bohnen nur noch eine Restfeuchte von 7 % haben. Für den Transport zu den Lagerhallen der Kooperative werden die Bohnen in Säcke abgefüllt und mit verschiedenfarbigen Bän-dern den unterschiedlichen Qualitäten entsprechend markiert. Die meisten der so abgepackten Bohnen gehen in den Export. Ein kleinerer Teil wird für den nationalen Markt zu Kakaolikör, -butter und -pulver verarbeitet.

    Kakao ökologisch gesund erhaltenIm ökologischen Kakaoanbau gemäß Naturland spielt die syste-mische Vorbeugung von Krankheiten und Schädlingen eine große Rolle. Dabei kommt dem sogenannten Schattenmanagement eine große Bedeutung zu. Dies lässt sich gerade in den kleinbäuerlich organisierten Kooperativen gut umsetzen. Schattenbäume und Bo-denwuchs werden so beschnitten, dass eine optimale Beschattung der Kakaopflanzen gewährleistet ist. Das dabei anfallende Blatt-werk, ebenso wie die Kakao-Erntereste, verbleiben auf dem Boden und dienen als Dünger und Erosionsschutz. Verschiedene Krankheiten und Schädlinge bleiben aber auch den Naturland Bauern von Cooproagro nicht erspart. Die Naturland Richtlinien sehen hier verschiedene Kontrollmethoden vor. Eine verbreitete Kakao-Krankheit ist der Befall mit dem Phytophtora-Pilz. Um ein Ausbreiten zu verhindern, sind das Einsammeln der betroffenen Früchte und die Schattenregulierung wirkungsvolle, ökologische Maßnahmen. Letzteres bedeutet, dass gezielt Äste oder ganze Bäume zurückgeschnitten werden, um eine verstärkte Sonneneinstrahlung zu ermöglichen. Damit wird die Feuchtigkeit im Anbausystem verringert und dem Pilz seine idealen Lebensbe-dingung entzogen. Der natürlicherweise in den Böden vorkommende Rosellinia-Pilz stellt eine weitere Herausforderung dar. Er verursacht eine schwarze Wurzelfäule, die zum Absterben der Kakao-Pflanze führen kann. Da sich der Pilz durch den Wurzel- oder Blätter-kontakt mit infizierten Bäumen überträgt, müssen die infizierten Bäume und deren Wurzeln komplett entfernt werden. Außerdem wird eine Behandlung mit Löschkalk als sinnvolles Gegenmittel erachtet.

    Zusammenschlüsse und langfristige Partnerschaften – ein Aspekt des fairen HandelsMit dem Zusammenschluss zu Kooperativen wie Cooproagro haben die einzelnen Kakaobauern die Möglichkeit, ihre Interes-sen gegenüber der Politik oder auch gegenüber den Zwischen-

    händlern stärker vertreten zu können. Für die Verarbeitung, den Transport zum Hafen und den anschließenden Export des Kakaos sorgt die Organisation. Auch steht Cooproagro mit einem Team von Agraringenieuren den Mitgliedern stets mit Rat und Tat zur Seite. Die Kombination aus ökologischem Anbau und fairem Handel sowie die technische Unterstützung der einzelnen Bauern ermöglicht es vielen, sich aus der Marktabhängigkeit und deren Schwankungen zu befreien. Langfristige Verträge verhelfen den Kakaobauern zu einer besseren Planungssicherheit, die sich auf alle Bereiche des Lebens auswirkt.

    Hauptabnehmer des Kakaos von Cooproagro sind u. a. die Naturland Partner GEPA und Naturkost Übelhör. Mit den Gewin-nen aus dem Verkauf und der Fair-Prämie konnte Cooproagro u. a. das Straßennetz ausbauen, die Dörfer mit Strom versorgen, ein Vereinsgebäude sowie eine Schulkantine errichten. Kinder-arbeit spielt hier keine Rolle. Des Weiteren haben die Mitglieder Zugang zu Darlehen oder Krediten zu niedrigen Zinssätzen. Ein großes Anliegen von Cooproagro gilt der Frauenförderung. Mit der Herstellung von Kakaokonfitüren, Kakaowein und Schokolade sollen weitere Einkommensmöglichkeiten geschaffen werden.

    Außerdem bietet die Kooperative ein verzinstes Sparprogramm abhängig von der gelieferten Kakaomenge, ein Hilfsprogramm im Todesfall eines Mitgliedes für die Hinterbliebenen und ein Programm zur Bildungsförderung an.

    Der langjährige Öko-Anbau und die Vermarktung über den Fairen Handel zeigt bei COOPROAGRO Wirkung. Der Faire Handel ist das, was er sein soll: ein Handel unter Partnern auf Augenhöhe.

    Wie die Schokoladenproduktion außer-halb des Fairen Handels abläuft, zeigt Miki Mistrati in seiner 2010 veröffent-lichten Dokumentation „Schmutzige Schokolade“. Mitstrati verfolgt die Frage, ob es ausbeuteriche Kinderarbeit und Kindersklaverei auf Kakaoplantagen gibt. Dazu reist er an die Elfenbeinküste, aus der rund 40 % der weltweiten Kakao-ernte stammen.

    Sein Ergebnis: Trotz des 2001 verabschie-deten Harkin-Engel-Protokoll, in dem sich die führenden Schokoladenherstel-ler verpflichten, bis 2008 Kinderarbeit abzuschaffen, findet der Filmemacher

    Mistrati organisierten Kinderhandel, der Jungen und Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren aus Mali, Burkina Faso, Niger, Togo und Benin auf Kakaoplantagen an die Elfenbeinküste verschleppt.

    Die großen, verantwortlichen Schoko-ladenhersteller, die Mistrati mit den Vorwürfen konfrontiert, sind zu keiner Stellungnahme bereit. Ihre Argumentati-on zeigt aber, dass sie sehr wohl um die Probleme wissen. http://www.youtube.com/watch?v=0ZFIb1PDOtMv

    Nach der Veröffentlichung der Dokumen-tation reagierten Nahrungsmittelkonzerne

    wie Nestlé oder Mars und versprachen Schulen, medizinische Versorgung und Bildungsprogramme. Davon möchte sich Miki Mistrati im Jahr 2012 selbst überzeugen, darf aber nicht in die Elfen-beinküste einreisen. Mit Unterstützern dreht er die Dokumentation „Schmutzige Schokolade II“. Die besuchten Projekte funktionieren allesamt nicht. Das Doku-mentationsteam findet wieder unzählige Kinder auf Plantagen, die vermutlich dort hin verschleppt wurden. http://www.you-tube.com/watch?v=1bmvJkBTp6g

    Schmutzige Schokolade - eine Dokumentation zeigt Skandale im Süßen Geschäft

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    Impressum: Naturland – Verband für ökologischen Landbau e.V.Kleinhaderner Weg 1 • 82166 Gräfelfing, DeutschlandTel: +49 (0)89 89 80 82 - 0 • Fax: +49 (0)89 89 80 82 - 90E-Mail: [email protected]

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