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Pressekonferenz Nervenschmerz – ein weltweit unterschätztes Problem Donnerstag, 7. Juni 2007 12.00 – 13.00 Uhr Saal D Intercontinental Berlin Deutscher Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz Pathophysiologie, Prävention und Therapie Sprecher: R. Baron und T. R. Tölle Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung - BMBF

Nervenschmerz – ein weltweit unterschätztes Problem · 1 "Nervenschmerz – Impact auf das Gesundheitssystem" Nervenschmerzen sind wie ein Fehlalarm im Warnsystem des menschlichen

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Page 1: Nervenschmerz – ein weltweit unterschätztes Problem · 1 "Nervenschmerz – Impact auf das Gesundheitssystem" Nervenschmerzen sind wie ein Fehlalarm im Warnsystem des menschlichen

Pressekonferenz

Nervenschmerz –

ein weltweit unterschätztes Problem

Donnerstag, 7. Juni 2007

12.00 – 13.00 Uhr

Saal D

Intercontinental Berlin

Deutscher Forschungsverbund

Neuropathischer Schmerz

Pathophysiologie, Prävention und Therapie Sprecher: R. Baron und T. R. Tölle

Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und

Forschung - BMBF

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Pressekonferenz

Nervenschmerz – ein weltweit unterschätztes Problem

Donnerstag, 7. Juni 2007, 12.00 – 13.00 Uhr

Intercontinental Hotel Berlin, Saal D

Vorsitzender: Prof. Dr. Ralf Baron (Kiel)

Programm

Prof. Dr. Robert Dworkin (Rochester, NY, USA) President of the Special Interest Group on Neuropathic Pain (NeuPSIG)

Pain Research in Germany in the view of IASP

Prof. Dr. Troels Staehelin Jensen (Aarhus, Dänemark) President of the International Association for the Study of Pain (IASP)

Nervenschmerz – Impact auf das Gesundheitssystem Prof. Dr. Rolf-Detlef Treede (Mainz) Designierter Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS)

Der deutsche Forschungsverbund „Neuropathischer Schmerz“ (DFNS) – eine international einmalige Initiative Prof. Dr. Thomas Tölle (München) Sprecher des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz (DFNS)

Der internationale Kongress über neuropathische Schmerzen – Highlights aus Forschung und Klinik

Prof. Dr. Ralf Baron (Kiel) Sprecher des DFNS und Vorsitzender des wissenschaftlichen Komitees des NeuPSIG 2007

Deutscher Forschungsverbund

Neuropathischer Schmerz

Pathophysiologie, Prävention und Therapie Sprecher: R. Baron und T. R. Tölle

Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und

Forschung - BMBF

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"Nervenschmerz – Impact auf das Gesundheitssystem"

Nervenschmerzen sind wie ein Fehlalarm im Warnsystem des menschlichen Körpers: sie

werden nicht durch eine Verletzung des Körpers verursacht sondern durch eine Schädigung

des Nervensystems, das uns normalerweise vor solchen Verletzungen warnt. Bei einem Pa-

tienten mit Nervenschmerzen findet der Arzt daher keinerlei Veränderungen des schmerz-

haften Körperteils; dieses ist im Gegenteil wegen der Nervenschädigung oft sogar gegen

äußere schmerzhafte Reize unempfindlich. Außerdem ist der Charakter der Nervenschmer-

zen häufig ungewöhnlich und mit alltäglichen Erfahrungen nicht vergleichbar. Diese Eigen-

schaften machen den Nervenschmerz schwer verständlich. Nervenschmerzen galten lange

Zeit auch als unbehandelbar, weil die klassischen Schmerzmedikamente dagegen nur wenig

oder gar nicht wirksam sind. Bizarre Charakteristik und schlechte Behandelbarkeit führten

dazu, dass Nervenschmerzen häufig nicht berichtet wurden.

Erst in jüngster Zeit stellte sich heraus, dass Nervenschmerzen bei 8 Prozent der Patienten

mit Hirninfarkten, 20 Prozent der Diabetiker, 28 Prozent der Patienten mit multipler Sklerose,

ca. 33 Prozent der Patienten mit Tumorschmerzen, 37 Prozent der Patienten mit Rücken-

schmerzen und 67 Prozent der Patienten mit Rückenmarksverletzung vorkommen. Nerven-

schmerzen sind somit neben Rückenschmerzen und Kopfschmerzen eine der häufigsten

Ursachen für chronische Schmerzen.

Unter chronischen Schmerzen leiden nach einer europaweiten Vergleichsstudie ca. 17% der

deutschen Bevölkerung. Für diejenigen unter ihnen, bei denen der Nervenschmerz die

Hauptquelle der Beeinträchtigung von Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit ist, bringt eine

Behandlung mit klassischen Schmerzmitteln wie Aspirin nicht nur keine Linderung, sondern

ist aufgrund der Nebenwirkungen sogar schädlich. Diese Patienten profitieren aber von einer

Behandlung mit Wirkstoffen, die ursprünglich gegen Depression oder Epilepsie entwickelt

wurden. Inzwischen weiss man, dass diese Medikamente aufgrund ihrer spezifischen Wirk-

mechanismen an den Nervenzellen auch Nervenschmerzen lindern. Auf der Basis dieser

Erkenntnisse wurden in den letzten Jahren mehrere neue Medikamente mit besserer Ver-

träglichkeit speziell zur Behandlung von Nervenschmerzen entwickelt. Diese sind teilweise

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Deutscher Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz

Pathophysiologie, Prävention und Therapie Sprecher: R. Baron und T.R. Tölle

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bereits zugelassen. Wer unter Nervenschmerzen leidet, hat daher jetzt sehr gute Chancen,

eine wirksame Behandlung zu erhalten, sofern die richtige Diagnose gestellt wird.

Es ist heute daher wichtiger denn je, dass Ärzte wie auch Patienten an die Möglichkeit den-

ken, dass eigenartige Schmerzen Zeichen für einen Nervenschmerz sein können, insbeson-

dere wenn sie mit Veränderungen der normalen Hautsinne einhergehen. Wie man Nerven-

schmerzen diagnostiziert, welche Mechanismen ihm zugrunde liegen, und wie man ihn be-

handeln kann, darüber berichten Forscher aus aller Welt beim "Second International Cong-

ress on Neuropathic Pain" in Berlin.

Ansprechpartner: Rolf-Detlef Treede Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Saarstr. 21 55099 Mainz E-mail : [email protected]

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Der Deutsche Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz

(DFNS) – eine international einmalige Initiative

Der DFNS wurde mit der Absicht ins Leben gerufen, neuropathische Schmerzen, z.B. Ner-

venschmerzen bei Diabetes mellitus oder bei der Gürtelrose, besser zu verstehen und den

geplagten Patienten besser zu helfen. Der klinisch- wissenschaftliche Leitgedanke, dass

jeder einzelne Schmerzmechanismus eine spezifische Therapie erfordert (mechanismen-

orientierte Therapie), soll in konkrete und zeitnah klinisch anwendbare Ergebnisse umgesetzt

werden. Eines der wichtigsten Ziele des DFNS ist dabei die Entwicklung und Anwendung

eines standardisierten Protokolls der Quantitativ Sensorischen Testung (QST). Die QST er-

laubt eine genaue klinische Analyse der Schmerzsymptome und lässt deshalb Rückschlüs-

se auf die beim jeweiligen Patienten im Vordergrund stehenden Mechanismen zu, die indivi-

duell zum Schmerz des Patienten führen. Bei dem vorliegenden Multicenterprojekt wurden

die Mitarbeiter in zehn Zentren durch die Arbeitsgruppe von Prof. Rolf-Detlef Treede, Mainz,

standardisiert ausgebildet. Als erstes Projekt konnte eine Normdatenbank etabliert werden,

die von der Bochumer Forschergruppe um Prof. Christoph Maier verwaltet wird. Diese bietet

die Möglichkeit, die gewonnenen Patientendaten aus der Datenbank des DFNS mit denen

von gesunden Personen zu vergleichen. In absehbarer Zukunft ist eine Reduzierung der jetzt

noch in universitären Spezialeinrichtungen angewendeten QST-Testbatterie auf ein in die

allgemeinmedizinische Praxis machbares Maß geplant. Damit soll dann allen Ärzten eine

Möglichkeit zur Verfügung stehen, die Schmerzen ihrer Patienten detailliert zu erfassen und

damit zielgerichtet die richtige Therapie für den Patienten einzuleiten.

Der DFNS veröffentlichte im August 2006 in der Zeitschrift PAIN, dem offiziellen Organ der

International Association for the Study of Pain (IASP), unter der Autorenschaft des gesamten

Netzwerkverbundes seine neuen Forschungsergebnisse zur Entwicklung und Anwendung

eines standardisierten Protokolls der Quantitativ Sensorischen Testung (QST). Pain widmete

in dieser Ausgabe darüber hinaus der Forschung des DFNS sein Editorial. „Der DFNS hat

gezeigt, dass im Bereich der Schmerzforschung eine Standardisierung von Protokollen und

der Aufbau von wissenschaftlich-klinischen Netzwerken durchführbar sind“, so Prof. Michael

C. Rowbotham, Pain Clinical Research Center, San Francisco, im Editorial von Pain, und

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Deutscher Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz

Pathophysiologie, Prävention und Therapie Sprecher: R. Baron und T.R. Tölle

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weiter „Wir sehen künftigen Studienergebnissen des Deutschen Forschungsverbundes Neu-

ropathischer Schmerz (DFNS) mit Interesse entgegen“. Zudem gibt Rowbotham auch seiner

Hoffnung hinsichtlich einer Internationalisierung der klinisch-wissenschaftlichen Netzwerkar-

beit im Bereich neuropathischer Schmerzen Ausdruck, die vom Bundesministerium für Bil-

dung und Forschung (BMBF) in so vorbildlicher Weise in Deutschland gefördert wird. Row-

botham abschließend zur Vorbildfunktion der Förderung des DFNS durch das BMBF: „Wir

hoffen, dass das deutsche Beispiel dem BMBF vergleichbaren Leistungsträgern in aller Welt

als Inspiration dient und, dass vergleichbare Fortschritte erreicht werden.“

Neuropathischer Schmerz – Daten und Fakten

In Deutschland leiden etwa 6 Prozent der Bevölkerung an neuropathischen Schmerzen

(Nervenschmerzen). Etwa 20 Prozent der Patienten, die eine schmerztherapeutische Spezi-

aleinrichtung konsultieren, leiden unter ungenügend behandelten neuropathischen Schmer-

zen. Im Schnitt suchen die Betroffenen binnen zehn Jahren acht verschiedene Ärzte auf.

Eine neue Erhebung aus den USA ergab, dass sich unter den Neurologen nur 30 Prozent in

der Lage sahen, neuropathische Schmerzen sicher zu diagnostizieren. Nur 20 Prozent kann-

ten eine adäquate Therapie.

Neuropathische Schmerzen entstehen in Folge von Verletzungen oder Erkrankungen von

Gehirn, Rückenmark und Nerven. Zu den Ursachen zählen beispielsweise Operationen, hier

insbesondere Amputationen (Phantomschmerz), Schlaganfall, Multiple Sklerose und Rü-

ckenmarksverletzung, aber auch Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes oder virale Erkran-

kungen wie die Gürtelrose (Herpes Zoster). Neuropathische Schmerzen gehen häufig mit

brennenden Dauerschmerzen oder einschießenden Schmerzattacken einher. Die Patienten

berichten oft auch über unangenehmes Kribbeln oder Taubheitsgefühle und, dass selbst

leichteste Berührungen der Haut starke Schmerzen verursachen können.

Ansprechpartner: Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Thomas R. Tölle Geschäftsstelle des DFNS Neurologische Klinik und Poliklinik im Neuro-Kopf-Zentrum Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München Ismaninger Str. 22 81675 München Tel: 089 - 4140-4658 Fax: 089- 4140-4659 [email protected] www.neuropathischer-schmerz.de

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(Rolke R et al. (2006) Quantitative Sensory Testing in the German Research Network on Neuropathic Pain (DFNS): Standardized Protocol and Reference Values. Pain 123(3):231-43. Epub 2006 May 11. Erratum in: Pain. 2006 Nov;125(1-2):197.)

(Petersen KL, Rowbotham MC (2006) Quantitative sensory testing scaled up for multicenter clinical research networks: A promising start. Pain 123(3):219-20. Epub 2006 Jun 15.)

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Der internationale Kongress über neuropathische Schmerzen

– Highlights aus Forschung und Klinik

Neuropathische Schmerzen, auch Nervenschmerzen genannt, entstehen als Folge von Ver-

letzungen oder Erkrankungen von Gehirn, Rückenmark oder den so genannten peripheren

Nerven. Sie gehen häufig mit brennenden Dauerschmerzen oder einschießenden Schmerz-

attacken einher. Die Patienten leiden oft auch unter unangenehmem Kribbeln, Taubheit oder

extremer Empfindlichkeit bei nur leichter Berührung der Haut. Die Erkrankungen sind häufig

chronisch und beeinflussen die Lebensqualität erheblich.

Eine korrekte Diagnosestellung ist Voraussetzung für eine bessere Therapie. Diese The-

menbereiche werden auf dem 2. Internationalen Kongress über neuropathische Schmerzen

(2nd International Congress on Neuropathic Pain (NeuPSIG) diskutiert. Über 1300 Wissen-

schaftler und Ärzte aus der ganzen Welt treffen sich zu einem regen Erfahrungsaustausch

vom 7. bis 10. Juni in Berlin.

Plenarvorträge von führenden internationalen Experten und eine breite Palette von

Workshops werden neue Einblicke in das Thema 'neuropathischer Schmerz' geben. Der Bo-

gen spannt sich von der Grundlagenforschung bis hin zu neuen Therapieansätzen. Unser

Ziel ist es, den Schmerz auf molekularer Ebene besser zu verstehen und zu sehen, inwieweit

sich diese Erkenntnisse auf den Patienten übertragen lassen. Erst aus dem Verständnis die-

ser Zusammenhänge heraus besteht die Möglichkeit, gezielt neue Therapieansätze zu ent-

wickeln. Ein Highlight des Kongresses bildet die funktionelle Bildgebung. Wir sind heute in

der Lage, die speziellen Zentren im Hirn sichtbar zu machen, die auf bestimmte Schmerzrei-

ze reagieren. Außerdem gibt es neue epidemiologische Daten, die Auskunft zur Entwicklung

des neuropathischen Schmerzes geben.

Deutschland ist auf dem Forschungsgebiet des neuropathischen Schmerzes weltweit füh-

rend. Vor 5 Jahren wurde der Deutschland-weite Forschungsverbund neuropathischer

Schmerz (DFNS) gegründet. Der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geför-

derte DFNS hat das Ziel, neuropathischen Schmerz besser zu verstehen und die symptom-

orientierte Therapie weiterzuentwickeln. Das Netzwerk kann bereits auf die Daten von 1500

Patienten zurückgreifen, bei denen sensorische Tests durchgeführt wurden. Dies versetzt

uns in die Lage, ein somatosensorisches Profil eines jeden Patienten zu erstellen, was eine

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Deutscher Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz

Pathophysiologie, Prävention und Therapie Sprecher: R. Baron und T.R. Tölle

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wichtige Voraussetzung ist, um die unterschiedlichen Typen von neuropathischem Schmerz

klassifizieren zu können. Auch liegen uns von den Patienten Blutproben vor, sodass hier

auch eine breite Ausgangsbasis für genetische Forschungsprojekte besteht.

Vor diesem Hintergrund war es uns ein besonderes Anliegen, diesen internationalen Kon-

gress nach Deutschland zu holen. Der DFNS wird hier seine aktuellen Forschungsergebnis-

se vorstellen.

Wichtig war es mir als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Kongresskomitees dieses Kon-

gresses, junge Wissenschaftler für das Forschungsgebiet des neuropathischen Schmerzes

zu begeistern. Der NeuPSIG-Kongress in Berlin bietet ein hervorragendes Forum nicht nur

zum Informationsaustausch auf höchstem wissenschaftlichen Niveau, sondern auch einen

Ansatz zur Integration von Nachwuchswissenschaftlern, die zum Beispiel im Rahmen einer

eigens dafür vorgesehenen Veranstaltung die Möglichkeit haben, persönlichen Kontakt mit

den international auf diesem Gebiet forschenden Experten aufzunehmen.

Kiel, 7. Juni 2007

Prof. Dr. med. R. Baron Sprecher Deutscher Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz Vorsitzender Wissenschaftliches Programm Komitee NeuPSIG Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Sektion für Neurologische Schmerzforschung und -therapie Klinik für Neurologie / Prof. Dr. R. Baron Schittenhelmstraße 10, 24105 Kiel Tel 0431 / 597 - 8504 Fax 0431 / 597 - 8530 Email: [email protected]

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Pressekonferenz Kongress-Fakten

1500 Teilnehmer

63 Länder

334 Abstracts

86 Aussteller

12 Plenarvorlesungen

30 Workshops

6 Hauptthemen:GrundlagenforschungEpidemiologie und GesundheitsforschungMechanismen und “Translations”-ForschungUntersuchung und DiagnostikSpezielle KrankheitenTherapie

> 300 Poster

NeuPSIG 2007

Abstacts

Supplement des European Journal of Pain

NeuPSIG 2007

Highlights des Kongresses

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Gentechnik und Therapie

Expression von Na-Kanälen

Schmerzfasern

Expression von Na-Kanälen

Schmerzfasern

Na-Kanäle für eine neue Therapie

Genetische Veränderung der Natrium-Kanäle bei Schmerzerkrankungen (Nav 1.7)

Natrium-Kanäle wenig aktiv⇒ Fakire

Natrium-Kanäle überaktiv⇒ Nervenschmerz

Na-Kanäle für eine neue Therapie

Schmerz wird im Gehirn sichtbar

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MedialerThalalmus

Cingulum (Affektiv)

Frontalhirn

Kälte-Überempfindlichkeit wird sichtbar

Funktionelles Kenspintomogramm

Patienten sind individuell

Rolke, Baron, Maier, Tölle, Treede, DFNS Study Group (2006) Pain, 123: 231-243

Sensory testing in clinical practice:PHN

Patient PHN I (open circles) 70-year-old woman suffering from PHN for 8 years. Ongoing pain was 80/100.

Patient PHN II (filled circles) 71-year-old woman suffering from PHN for 8 months. Ongoing pain was 70/100.

QST parameter

CDT WDT TSL CPT HPT PPT MPT MPS WUR MDT VDT

Z-sc

ore

-6

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

5

6

95% CI of reference dataPHN I PHN II

loss

of f

unct

ion

gain

of f

unct

ion A B

DMA PHS

Pain

ratin

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RS)

0

1

10

100

PH

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0

1

2

3

PHN I: Peripheral and central sensitizationPHN II: Deafferentation of small and large fibers

Forschung an der Schaltstelle Rückenmark

Individuelle Kombinationstherapie

Rückenmarkspotentiale

After-discharge for 20 ms shows sustained activity in interneurons

Erlanger and Gasser 1937

Das Rückenmark 70 Jahre später

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Das Rückenmark 70 Jahre später Das Rückenmark 70 Jahre später

Mechanismen im Hinterhorn

α2δ Kanäle Opioid-Receptoren

Molekulare Strukturen im Hinterhorn

Pregabalin

Individualisierte Kombinationstherapie

OpioidGentechnik und Therapie

Schmerz wird im Gehirn sichtbarPatienten sind individuell

Individuelle Kombinationstherapie

⇒Translation der WissenschaftForschung für den Patienten

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CURRICULUM VITAE

Prof. Dr. med. Robert Dworkin

Robert Dworkin received his B.A. from the University of Pennsylvania and his Ph.D. in 1977

from Harvard University. He is currently Professor of Anesthesiology, Neurology, Oncology,

and Psychiatry and Director of the Anesthesiology Clinical Research Center at the University

of Rochester School of Medicine and Dentistry. Dr. Dworkin is an Associate Editor of the

Clinical Journal of Pain and is chair of the International Conference on the Mechanisms and

Treatment of Neuropathic Pain, which is held annually. He is a member of the Scientific Ad-

visory Board of the VZV (Varicella-Zoster Virus) Research Foundation and is a consultant to

the Anesthetic and Life Support Drugs Advisory Committee of the U.S. Food and Drug Ad-

ministration. A primary goal of Dr. Dworkin's research has been the identification of risk fac-

tors for the development of chronic pain, in patients with acute herpes zoster and in women

undergoing surgical procedures for breast cancer. His research on herpes zoster has been

funded by the National Institute of Health (NIH) and his research on chronic pain following

surgical procedures for breast cancer has been funded by the Department of Defense. One

of the major results of this research program has been the finding that patients with greater

acute pain are more likely to develop chronic pain. This suggests that attenuating acute pain

might prevent chronic pain, and with support from the NIH and several pharmaceutical com-

panies, Dr. Dworkin is currently conducting a multicenter clinical trial to test the hypothesis

that reducing acute pain in patients with herpes zoster will prevent the development of

postherpetic neuralgia. As Director of the Anesthesiology Clinical Research Center, Dr.

Dworkin has served as the principal or co-principal investigator of a large number of clinical

trials of new analgesic treatments. Although the majority of these studies have examined

neuropathic pain, especially postherpetic neuralgia and painful diabetic neuropathy, clinical

trials have also been conducted in patients with chronic low back pain, fibromyalgia, and

cancer pain.

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CURRICULUM VITAE

Prof. Dr. med. Troels S. Jensen

Troels Staehelin Jensen, MD, DMSc, is a Consultant in Neurology at Aarhus University Hos-

pital and Professor of Experimental and Clinical Pain Research at Aarhus Universtiy in Aar-

hus, Denmark and director of the Neuropathic Pain Clinic. He obtained his degree of Doctor

of Medical Sciences from the University of Aarhus on work conducted in part at the Mayo

Clinic in Rochester, Minnesota, USA. He completed his postgraduate clinical fellowship at la

Salpetrière Hospital in Paris, France, and his residency in neurology at university hospitals in

Aarhus and Copenhagen. He has obtained research fellowships in the United States and

guest professorships in other countries including Germany.

Dr. Jensen has authored more than 300 articles in journals and books on various neurologi-

cal and neurobiological topics, mainly related to experimental and clinical pain. He has re-

ceived several awards and honors for his pain research including the Nis-Hanssen Pain Re-

search Award (1986), NATO Science Fellowship (1992), and the Norwegian Monrad-Krohn

Research Award (1997). In 2002 he gave the 1st PD Wall Lecture of the British Pain Society.

In 2006 he was knighted by the Queen of Denmark.

Dr. Jensen's research interests include neurophysiology, neuropharmacology, and mecha-

nisms and treatment of neuropathic and muscle pain. He has served as section editor for the

journal PAIN® and serves on the editorial boards of other journals. He is a reviewer for sev-

eral international journals and grant committees. Dr Jensen was President of the Scandina-

vian Association for the Study of Pain from 1989-94 and has been a member of council since

1996.

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CURRICULUM VITAE

Prof. Dr. med. Rolf-Detlef Treede

BERUFLICHER WERDEGANG

1974 – 1980 Studium der Medizin und Informatik an der Universität Hamburg

1981 Promotion zum Dr. med. an der Universität Hamburg

1988 Habilitation für “Physiologie” an der Universität Hamburg

1996 Facharzt für Physiologie

1998 Befugnis zur Weiterbildung im Gebiet Physiologie

1980 – 1988 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hochschulassistent im

Physiologischen Institut am Universitätskrankenhaus Eppendorf

1988 – 1990 Visiting Scientist im Department of Neurosurgery am Johns

Hopkins Hospital in Baltimore

1990 – 1992 Hochschulassistent im Physiologischen Institut am

Universitätskrankenhaus Eppendorf

Seit Dezember 1992 Professor für Neurophysiologie (C3) im Institut für Physiologie und

Pathophysiologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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CURRICULUM VITAE

Prof. Dr. med. Rolf-Detlef Treede

FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE

• Mechanismen der Transmission und Transduktion von

Hitzereizen in der Haut

• Efferente Funktionen nozizeptiver C-Fasern bei der Regulation

der Mikrozirkulation

• Mechanismen des neuropathischen Schmerzes. Primäre und

sekundäre Hyperalgesie

• Kortikale Repräsentation des Schmerzsinnes

Dipolquellenanalyse, fMRI und PET

MITGLIEDSCHAFTEN

• Deutsche Physiologische Gesellschaft (DPG)

• Deutsche Gesellschaft für klinische Neurophysiologie (DGKN)

• Neurowissenschaftliche Gesellschaft (NWG)

• Designierter Präsident der Deutschen Gesellschaft zum

Studium des Schmerzes (DGSS)

• Mitglied im Council der International Association for the Study

of Pain (IASP)

• Vizepräsident der Special Interest Group on Neuropathic Pain

(NeuPSIG) der IASP

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CURRICULUM VITAE

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Thomas R. Tölle

Professor Thomas R. Tölle ist Neurologe und Psychologe. Er ist Facharzt für Neurologie,

Geschäftsführender Oberarzt der Klinik, Leiter der Schmerzambulanz und Extraordinarius für

Neurologie an der Neurologischen Klinik der Technischen Universität München. Zuvor wurde

Herr Professor Tölle von der Ludwig-Maximilians-Universität München zum außerplanmäßi-

gen Professor für Medizinische Psychologie und Neurobiologie ernannt. Zurzeit erfüllt er die-

se Aufgaben im Rahmen eines Lehrauftrages.

Herr Professor Tölle absolvierte das Studium der Medizin und Psychologie an den Universi-

täten Bochum, Frankfurt, Düsseldorf und München. Er promovierte zum Dr. rer. nat. an der

Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität in Düsseldorf. Seinen medizinischen Dok-

torgrad erhielt er an der Ludwig-Maximilians-Universität in München mit Arbeiten, die er in

der Grundlagenforschung am Max-Planck-Institut für Psychiatrie durchführte. In dieser Zeit

war er zu wissenschaftlichen Auslandsaufenthalten am Institut für Histologie, Universität Por-

to, Portugal und am MRC, Cambridge, England in der Abteilung für Neurobiologie. Nach kli-

nischer Tätigkeit am Max-Planck-Institut für Psychiatrie wechselte er 1995 an die Neurologi-

sche Klinik der Technischen Universität München. Dort baute er eine interdisziplinäre For-

schungsgruppe für klinische und experimentelle Schmerzforschung mit Schwerpunkten zu

neurobiologischen Mechanismen neuronaler Plastizität bei Schmerz, pharmakologischer

Behandlung und zentraler Bildgebung mit fMRI und PET auf.

Herr Professor Tölle ist Mitglied verschiedener nationaler und internationaler Gesellschaften

auf den Gebieten Neurologie und Schmerz. Als ehemaliger Vizepräsident ist er im Beirat der

Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS), deren Jahreskongress er

1999 in München leitete. Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

(BMBF) ist er Sprecher des Deutschen Forschungsverbundes für Neuropathische Schmer-

zen (DFNS). Er hat eine Vielzahl von Fachartikeln, Reviews und Buchkapiteln veröffentlicht,

ist international unter anderem im Editorial Board von Pain und Tutor für die Alexander-von-

Humboldt-Stiftung.

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CURRICULUM VITAE

Prof. Dr. med. Ralf Baron

1

WISSENSCHAFTLICHER WERDEGANG

1979 – 1986 Studium der Humanmedizin an der Christian-Albrechts-

Universität Kiel

1986 – 1988 Wissenschaftlicher Angestellter am Physiologischen Institut,

Christian-Albrechts-Universität Kiel

(experimentelle Neurophysiologie)

1987 Promotion (summa cum laude)

1988 – 1995 Wissenschaftlicher Assistent an der Klinik für Neurologie und

Psychiatrie, Christian-Albrechts-Universität Kiel

1994 Facharzt für Neurologie

Februar 1995 Habilitation für Neurologie

Seit April 1995 Oberarzt an der Klinik für Neurologie, Christian-Albrechts-

Universität Kiel

Seit 1996 Leitender Oberarzt der Klinik für Neurologie, Christian-

Albrechts-Universität Kiel

1998 Visiting Professor of Neurology an der University of California,

San Francisco, USA (Prof. Dr. H. L. Fields)

Seit 1999 Stellvertretender Direktor der Klinik für Neurologie, Christian-

Albrechts-Universität Kiel

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CURRICULUM VITAE

Prof. Dr. med. Ralf Baron

2

Februar 2000 Ernennung zum außerplanmäßigen Professor

Oktober 2001 C3-Professor an der Klinik für Neurologie, Christian-Albrechts-

Universität Kiel

August 2004 Leiter der Sektion „Neurologische Schmerzforschung und The-

rapie“, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel

WISSENSCHAFTLICHE SCHWERPUNKTE

• Pathophysiologie

• Elektrophysiologie

• Klinik und Therapie von Erkrankungen des autonomen Sys-

tems

• Klinik und Therapie peripherer Neuropathien und neuro-

pathischer Schmerzsyndrome sowie anderer Schmerzsyn-

drome

• Funktionelle Bildgebung (fMRI, MEG) bei experimentellen

und neuropathischen Schmerzsyndromen

AUSZEICHNUNGEN

1993 Förderpreis für Schmerzforschung der „Deutschen Gesellschaft

zum Studium des Schmerzes“ (DGSS)

2001 Heinrich Pette Preis der

„Deutschen Neurologischen Gesellschaft“

2003 Deutscher Schmerzpreis

2003 Sertürner Preis

MITGLIEDSCHAFTEN

1999 – 2002 Committee on Research (International Association for the

Study of Pain, IASP)

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CURRICULUM VITAE

Prof. Dr. med. Ralf Baron

3

Seit 1996 Beirat Arbeitskreis Autonomes Nervensystem

(Deutsche Neurologische Gesellschaft)

Seit 1996 Forschungskommission (Deutsche Gesellschaft zum

Studium des Schmerzes)

Seit 1996 Vorstand der „Special Interest Group“ der IASP

– Sympathetic Nervous System and Pain

Seit 1998 Beirat des Arbeitskreises Schmerz (Deutsche Neurologische

Gesellschaft)

1999 - 2004 Generalsekretär (Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für

Schmerztherapie, DIVS)

Seit 2005 Beirat der „Special Interest Group" der IASP

Neuropathic Pain

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Deutscher Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS)

Der Deutsche Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS) wird seit 2002 im Rah-

men der Fördermaßnahme "Forschungsverbünde für Schmerzforschung" durch das Bun-

desministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Ziel des DFNS ist, die Mecha-

nismen bei der Entstehung neuropathischer Schmerzen besser zu verstehen (Pathophysio-

logie), die Chronifizierung von Schmerzen durch ein frühes Eingreifen zu verhindern (Prä-

vention) und die therapeutischen Möglichkeiten wesentlich zu verbessern (Therapie). Alle

Projekte des DFNS sind darauf ausgerichtet, den klinisch-wissenschaftlichen Leitgedanken,

dass jeder einzelne Schmerzmechanismus eine spezifische Therapie erfordert (mechanis-

men-orientierte Therapie), in konkrete und zeitnah klinisch anwendbare Ergebnisse umzu-

setzen. Der DFNS vereinigt deutschlandweit auf dem Gebiet des neuropathischen Schmer-

zes alle wichtigen Institutionen, wissenschaftlichen Autoritäten sowie medizinischen Diszipli-

nen und bündelt damit die vorhandene Expertise in der Patienten- und Grundlagen-

orientierten Schmerzforschung. Die beiden Sprecher des DFNS sind Prof. Ralf Baron, Kiel,

und Prof. Thomas R. Tölle, München.

Gefördert vom:

Integrative Verbundprojekte des DFNS:

• Datensammlung neuropathischer Schmerz

• Primärprävention neuropathischer Schmerzen

• Sekundärprävention neuropathischer Schmerzen

• Aufbau einer Blut- und DNA-Bank

• Validierung der Quantitativ Sensorischen Testung (QST) als klinischem Instrument

zur Untersuchung neurobiologischer Mechanismen bei neuropathischem Schmerz

D F N S

Deutscher Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz

Pathophysiologie, Prävention und Therapie Sprecher: R. Baron und T.R. Tölle

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Spezielle Verbundprojekte des DFNS:

• Pathophysiologische Mechanismen nach Kompression, Degeneration und Regenera-

tion peripherer Nerven

• Zentrale Integration der Schmerzverarbeitung

• Physiologische und psychologische Einflüsse auf die kortikale Reorganisation:

Das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS)

Die einzelnen Projekte basieren ganz wesentlich auf einer bundesweit einheitlich durchzu-

führenden Untersuchung und Rekrutierung von Patienten mit neuropathischen Schmerzen.

Die zentrale Geschäftsstelle des DFNS sichert dabei die Koordination der einzelnen Netz-

werkprojekte sowie den Daten- und Informationstransfer innerhalb des Verbundes. Weitere

Informationen zu den einzelnen Projekten und den Teilnehmern finden Sie unter

www.neuropathischer-schmerz.de

Ausblick

Durch die Integration von Grundlagenwissenschaft, klinischer Forschung und Therapiestu-

dien wird der DFNS das Verständnis der Entstehungsmechanismen neuropathischer

Schmerzen wesentlich weiterentwickeln und die Therapieoptionen dieser schweren

chronischen Schmerzzustände erheblich verbessern. Das Ziel ist, die Entwicklung von chro-

nischen neuropathischen Schmerzen durch ein frühes Eingreifen zu verhindern oder bereits

chronifizierte Schmerzen durch eine differenzierte Kombination verschiedener Behandlungs-

strategien zu beheben. Da die am DFNS beteiligten Zentren über ganz Deutschland verteilt

sind, wird ein problemloser Transfer der neuen Erkenntnisse in die klinische Praxis der Ärz-

teschaft im gesamten Land garantiert.

Beteiligte Fachdisziplinen:

• Neurologie • Nuklearmedizin

• Anästhesie • Neuroradiologie

• Psychologie • Neurochirurgie

• Pharmakologie • Allgemeinmedizin

• Physiologie • Interdisziplinäre Schmerzambulanzen

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Mechanismen-orientierte Therapie

Für eine gute Therapie ist eine korrekte Klassifikation des neuropathischen Schmerzsyn-

droms unerlässlich. Bislang basierte die Klassifikation ausschließlich auf der verursachenden

Grunderkrankung.

Einen entscheidenden Wandel der Sichtweise hat hier folgende Erkenntnis eingeleitet: Ei-

nerseits geben viele Patienten ganz unabhängig von ihrer Grunderkrankung exakt identische

Schmerzformen an, z.B. brennende Dauerschmerzen oder Schmerzen bei leichter Berüh-

rung der Haut (Allodynie), andererseits können sie jedoch auch bei gleicher Erkrankung ganz

unterschiedliche Symp-tome zeigen.

Dementsprechend ist es sinnvoller, sich bei der Behandlung nicht auf die Grunderkrankung

zu konzentrieren, sondern jede einzelne Schmerzform und damit jeden einzelnen Schmerz-

mechanismus isoliert mit geeigneten Medikamenten anzugehen. Diese neue Idee wird als

„mechanismen-orientierte Therapie“ bezeichnet und ist heutzutage international als bahnbre-

chende Innovation der Schmerzforschung anerkannt. Viele der im Deutschen Forschungs-

verbund Neuropathischer Schmerz beteiligten Wissenschaftler haben maßgeblichen Anteil

an der Entwicklung dieses Konzeptes.

Mechanismen-orientierte Therapie

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Chronischer Schmerz

Schätzungen zufolge leiden in Deutschland etwa acht Millionen Menschen unter chronischen

Schmerzen. Bei bis zu 800.000 dieser Patienten liegt ein schwer zu therapierendes

Schmerzsyndrom vor: Der Schmerz hat sich verselbstständigt und ist zu einer eigenständi-

gen Krankheit, der Schmerzkrankheit, geworden. Nach einer weitverbreiteten Definition

spricht man von chronischem Schmerz, wenn er länger als sechs Monate andauert oder im-

mer wiederkehrt. Eine 1997 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durchgeführte Un-

tersuchung in acht Metropolen der Erde ergab, dass 30 Prozent aller Patienten, die eine All-

gemeinarztpraxis aufgesucht hatten, im zurückliegenden Jahr mindestens sechs Monate

lang an Schmerzen gelitten hatten. Chronischer Schmerz ist also eine Volkskrankheit. Trotz-

dem ist die Versorgung eines erheblichen Teils der Betroffenen bis heute nicht optimal.

Schmerzen beeinträchtigen oft ganz erheblich das Verrichten alltäglicher Dinge wie wa-

schen, anziehen, sitzen oder stehen. Zum Teil kann der Beruf nicht mehr ausgeübt werden,

aber auch Freizeitbeschäftigungen, Partnerschaften oder Freundschaften werden vernach-

lässigt. Die Folgen sind Isolation, Resignation, Verlust der Lebensfreude und Depression.

Viele Betroffene begehen aus Verzweiflung Selbstmord: Mindestens 17 Prozent aller geklär-

ten Selbstmorde wurden aufgrund chronischer Schmerzen verübt.

Neben diesen enormen psychosozialen Folgen für den Einzelnen, verursacht der chronische

Schmerz auch enorme Kosten für das Gesundheitssystem. Die Krankenkassen schlagen

Alarm: Die Kosten für medizinische Leistungen und Arbeitsausfälle sowie Frühberentungen

sind zu einem volkswirtschaftlichen Faktor geworden, der sich in kaum zu überblickenden

Milliardensummen bewegt. Häufiger Arztwechsel, falsche Diagnosen sowie unzureichend

wirksame Therapien mit wiederholten, langen Krankenhausaufenthalten und unnötigen Ope-

rationen, tragen zur Erhöhung dieser Kosten bei. Allein schmerzbedingte Arbeitsausfälle

verursachen schätzungsweise Kosten von rund 20 Milliarden Euro pro Jahr.

Die meisten Patienten mit chronischen Schmerzen werden in allgemeinärztlichen, internisti-

schen und orthopädischen Praxen versorgt. Für die Mehrzahl der Betroffenen mag diese

Behandlung ausreichend sein. Doch die bis zu 800.000 Menschen mit schwer therapierbaren

Schmerzen benötigen eine interdisziplinäre Behandlung an spezialisierten Schmerzzentren

in Krankenhäusern und Praxen. Davon existieren zurzeit in Deutschland aber nur etwa 400.

Und diese können, nach Einschätzungen von Experten, den Bedarf lediglich zu einem

Bruchteil decken. Von den klinischen Krankheitsbildern, die sich bei chronischen Schmerz-

patienten zeigen, sind Kopf- und Rückenschmerzen die häufigsten. An dritter Stelle stehen

neuropathische Schmerzen, die damit auch eine gesundheitspolitische Relevanz haben.

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The International Association for the Study of Pain® (IASP)

Die International Association for the Study of Pain® (IASP) ist das führende Diskussionsfo-

rum für Wissenschaft, Praxis und Ausbildung im Themenfeld Schmerz. Die IASP wurde 1973

gegründet und von einem internationalen Kollegium geführt, das von den Mitgliedern der

Gesellschaft gewählt wird. Der derzeitige Präsident der IASP ist Prof. Dr. med. Troels S.

Jensen vom Danish Pain Research Center der Faculty of Health Sciences an der Universität

Aarhus, Dänemark. Der Hauptsitz der Gesellschaft liegt in Seattle, Washington, USA.

Die Mitgliedschaft ist zugänglich für alle, die im Bereich Schmerzforschung, -diagnose und

Schmerzbehandlung tätig sind. Die IASP hat mehr als 6.900 Mitglieder in 106 Ländern, 67

nationale Sektionen und 14 Special Interest Groups (SIGs).

Alle drei Jahre findet ein internationaler und interdizplinärer Kongress statt, bei dem zur Fort-

bildung zertifizierte Plenarsitzungen, Workshops, Posterausstellungen und -besprechungen

sowie Refresher-Kurse angeboten werden.

PAIN®, das offizielle Organ der IASP, veröffentlicht Originalbeiträge und Studien zu Natur,

Mechanismus und Therapie des Schmerzes. Mit dem internen Verlag IASP Press® ermög-

licht die IASP ihren Mitgliedern die zügige, hochwertige und gleichzeitig günstige Veröffentli-

chung ihrer Arbeiten für Wissenschaft und Praxis im Bereich Schmerzbehandlung und

Schmerzmanagement. In vierteljährigem Turnus werden darüber hinaus die "Clinical Upda-

tes" sowie der IASP-Newsletter herausgegeben und an die Mitglieder versandt.

Die IASP unterstützt Fachtagungen zu spezifischen schmerzrelevanten Themen und stellt

neben ihrem Know-how und Netzwerk Forschungs- und Preisgelder zur Verfügung. Mit sei-

nem "Developing Countries"-Projekt ermöglicht die IASP die Ausbildung und Weiterbildung

von Medizinern in Entwicklungsländern. Jährlich veranstaltet die Gesellschaft den "Global

Day" und das "Global Year Against Pain", um die Aufmerksamkeit auf verschiedene Aspekte

des Phänomens Schmerz zu lenken. 2006 und 2007 stehen vor allem unter dem Zeichen der

Schmerzbehandlung bei älteren Patienten.

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Special Interest Groups (SIGs)

Die zielgerichteten Aktivitäten der IASP führten zu einer enormen Steigerung der Wahrneh-

mung der Problematik in der Versorgung von Schmerzpatienten und zur Weiterentwicklung

des Forschungsbereiches. Mit stetig wachsender Mitgliederzahl und Datenlage ergab sich

die Notwendigkeit Praktiker und Forscher mit spezifischer fachlicher Ausprägung in speziali-

sierte Foren zusammenzufassen. Die daraus entstandenen Special Interest Groups (SIGs)

ermöglichen ihren Teilnehmern die intensive Fokussierung auf einen Aspekt der Schmerz-

forschung. Neue SIGs werden mit dem Status "in formation" ausgewiesen, sobald sie von

dem Kollegium der IASP geprüft und bewilligt wurden.

Die Mitglieder der IASP können Teilnehmer einer SIG werden, indem sie ihren Wunsch bei

der jährlichen Verlängerung der IASP-Mitgliedschaft kennzeichnen.

Die SIG zum Thema Neuropathischer Schmerz (NeuPSIG) fördert die Erforschung der Me-

chanismen, Diagnostik, Prävention und Therapie von neuropathischem Schmerz. Zum ge-

meinsamen Ideenaustausch sind alle IASP-Mitglieder aus dem Bereich der Forschung und

der Praxis eingeladen, die sich dem Studium der dem neuropathischen Schmerz zugrunde

liegenden Mechanismen widmen. Ziel ist der Informations- und Erfahrungsaustausch über

Diagnostik und Therapie neuropathischer Schmerzen sowie die Identifikation und Implemen-

tierung von Programmen zur Prävention ihrer Entwicklung. Ein weiteres Anliegen dieser

Gruppe ist die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften mit Hilfe von internationalen Mee-

tings, der jährlichen Fachtagung und Workshops im Rahmen des IASP World Congress on

PainTM, Satellitensymposien sowie einem Newsletter auf der IASP-Website.

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Pathophysiology, Prevention and Therapy

Speakers: R. Baron and T.R. Tölle

Second International Congress on Neuropathic Pain · Berlin, Germany, June 7-10, 2007

German Research Networkon Neuropathic Pain (DFNS)

The DFNS-Team

The German Research Network on Neuropathic Pain (DFNS) includes the

major institutions, authorities and medical disciplines engaged in therapy

and research on neuropathic pain. Here some participants of the DFNS-

Team with international guests:

General Research Concept

Classification of neuropathic pain has been based on disease entities,

anatomical localization and histological observations. Treatment

algorithms have been almost entirely empirical and disease-oriented. In

the past decade, studies in animals and humans have shown that

neuropathic pain is probably not a result of a single pathophysiological

mechanism, but the end product of an altered peripheral, spinal and

supraspinal processing. Since sensory symptoms and special pain types

are closely related to the underlying mechanisms, clinical assessment of

the symptoms can give a clue of the distinct mechanisms that operate in

one individual patient.

The central Integrative Network Project of the DFNS is a Neuropathic Pain

Data Bank. All network participants subserve the data bank with

standardized information of each patient/volunteer regarding socio-

economic, psycho-social and psychological data as well as results of

Quantitative Sensory Testing (QST). Moreover, a blood sample bank has

been initiated. All clinical data are centrally managed by a data

management system for documentation and quality assurance in pain

treatment (QUAST "Qualitätssicherung in der Schmerztherapie").

Overall, the integration of research and service will improve the

understanding of the pathophysiology and foster the development of new

and the appropriate usage of established interventions for the treatment

and the prevention of neuropathic pain. The ultimate goal is to prevent the

development of chronic pain by an early intervention or to extinguish

chronic pain by a thoughtful combination of multiple treatment options.

The QST-Battery

Mechanism and symptom based therapy