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1 Rössler / Vowe / Henle (Hrsg.) Das Geräusch der P Das Geräusch der P Das Geräusch der P Das Geräusch der P Das Geräusch der P rovinz - R rovinz - R rovinz - R rovinz - R rovinz - R adio in der R adio in der R adio in der R adio in der R adio in der R egion egion egion egion egion

New Rössler / Vowe / Henle (Hrsg.) · 2018. 10. 29. · KoPäd Verlag München Patrick Rössler / Gerhard Vowe / Victor Henle (Hrsg.) Das Geräusch der Provinz - Radio in der Region

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    TLM Schriftenreihe Band 1

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    erausgegeben von derThüringer Landesm

    edienanstalt

    ISBN3

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    Druck:

    WB-D

    ruck, Rieden

    ©kopaed 2

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    E-mail: info@

    kopaed.de / Internet: ww

    w.kopaed.de

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    „Der Rundfunk ist D

    auergast, und mit einem

    solchen macht m

    an bekanntlichkeine U

    mstände. D

    as Leben geht weiter, als w

    äre er gar nicht da.“ So charak-terisierte der M

    edientheoretiker und Filmkritiker Rudolf A

    rnheim das Radio

    bereits 19

    36

    – und da waren Servicew

    ellen, Formatierung und Program

    muhr

    noch nicht erfunden. Inzwischen steht das Radio ganz oben, w

    enn man die

    Nutzungszeiten der einzelnen M

    edien miteinander vergleicht, und diesen Spit-

    zenplatz konnte es halten, weil es in seiner G

    eschichte eine enorme W

    and-lungsfähigkeit bew

    iesen hat, sich ständig gehäutet und erneuert hat. Jede Ge-

    neration schafft sich ihr eigenes Radio: diese faszinierende Mischung von K

    on-tinuität und W

    andel hat selten die ihr gebührende Beachtung gefunden. Das

    Radio steht in der öffentlichen und in der fachöffentlichen Diskussion im

    Schat-ten anderer M

    edien; zunächst des Fernsehens, nun des WorldW

    ideWeb. Es

    wird unterschätzt, und das erst recht, seit seine publizistische Bedeutung nach-

    zulassen scheint. Dass im

    Gegenzug seine Bedeutung für den A

    lltag der Men-

    schen zunimm

    t, wiegt dies in den A

    ugen der Beobachter offensichtlich nichtauf.

    In jeder Landesmedienanstalt, zu deren „Kunden“ kein bundesw

    eit sendenderFernsehveranstalter gehört, nim

    mt das Radio einen w

    ichtigen Platz ein. Daher

    spielte der Hörfunk in der nunm

    ehr zehnjährigen Geschichte der Thüringer

    Landesmedienanstalt bei ihren landesbezogenen A

    ufgaben eine bedeutendeRolle. In den A

    nfangsjahren ging es um die Lizenzierung, dann um

    die Ausw

    ei-tung des H

    örfunks in seinen nicht-komm

    erziellen Spielarten: Bürgerrundfunkin Form

    von Offenen H

    örfunkkanälen, Lokalradios, Hochschulradios und Ver-

    anstaltungs- oder Ereignisradios. Parallel dazu gewann die A

    ufsicht mit H

    ilfevon Instrum

    enten wie der Program

    manalyse zunehm

    end an Bedeutung. Die

    Förderung der Vielfalt durch das Radio mit seiner landesw

    eiten, regionalenoder lokalen Verbreitung trat dadurch klarer zu Tage. U

    nd mehr und m

    ehrschob sich die Funktion des Standortfaktors Radio in das m

    edienpolitische Be-w

    usstsein.

    Deshalb haben w

    ir uns entschieden, die Festschrift zum zehnjährigen Bestehen

    der TLM ausschließlich dem

    Radio zu widm

    en. Wir w

    ollen dazu beitragen, ge-rade das Radio in der Region zu w

    ürdigen: als eine tragende Säule im Leben

    der Menschen. D

    enn regionaler Hörfunk dom

    iniert im föderalen D

    eutschland,der bundesw

    eit verbreitete Hörfunk ist dem

    gegenüber schwach ausgeprägt.

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    :Festschrift 1

    0 Jahre TLM

    / Thüringer Landesmedienanstalt.

    Hrsg. von Patrick Rössler .... - M

    ünchen : KoPäd-Verl., 2

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    1(TLM

    Schriftenreihe ; Bd. 13

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    ies sich als ausgesprochen fruchtbar, wie die 3

    1 Beiträge

    dieses Bandes nachdrücklich belegen: Radio in der Region ist nicht nur auf denersten Blick ein überaus facettenreiches Them

    a, und viele dieser Facetten sindin der fernsehfokussierten W

    ahrnehmung bislang w

    eitgehend unbeleuchtetgeblieben. D

    ie Fülle der Facetten haben wir in vier A

    bschnitte gebündelt, ab-

    geschlossen durch Beiträge aus (medien)politisch verantw

    ortlicher Warte. D

    ererste A

    bschnitt zeigt die Wechselw

    irkungen von Region und Radio – aus theo-

    retischer und historischer Perspektive. Radio erweist sich als ein überaus gang-

    barer Zugang, um zu verstehen, w

    as eine Region überhaupt ist: ein Komm

    uni-kationsraum

    . Und um

    gekehrt ist auch die Region ein Zugang zum Verständnis

    von Radio. Der zw

    eite Abschnitt zeigt die program

    mliche Seite aus A

    nbieter-und aus N

    achfragersicht. Hier w

    erden zwei zentrale Fragen aufgew

    orfen: dienach Vielfalt und die nach Q

    ualität im Radio. D

    er dritte Abschnitt m

    acht deut-lich, dass H

    örfunk – ob öffentlich-rechtlich oder privat – eine ökonomische

    Seite hat: Es sind Ressourcen erforderlich, um Radio m

    achen und nutzen zukönnen. D

    er vierte Abschnitt schließlich w

    agt einen Blick in die Zukunft, hier inerster Linie einen technisch form

    atierten Blick. Aber technische H

    erausforde-rungen haben im

    mer auch eine organisatorische und kulturelle D

    imension,

    und so wird deutlich, in w

    elchem M

    aße auch weiterhin die W

    andlungsfähigkeitdes M

    ediums H

    örfunk gefordert ist.

    Die H

    erausgeber danken den Autoren für ihre Beiträge und ihre Bereitschaft,

    auf unsere Wünsche zu Them

    enzuschnitt und Gestaltung einzugehen. Ein be-

    sonderer Dank geht an Lorenz Engell für seine w

    ertvollen Anregungen und

    Hinw

    eise. Ihm verdankt die Festschrift ihr Them

    a und ihren Titel. Der TLM

    dan-ken w

    ir für die konstruktive Zusamm

    enarbeit und die organisatorische Hilfe.

    Insbesondere danken wir A

    ngelika Heyen, deren Kom

    petenz und Engagement

    diese Festschrift erst ermöglichte, und Kathrin W

    agner für ihre tatkräftige Mit-

    arbeit.

    Erfurt, Ilmenau und A

    rnstadt, im A

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    Für die Definition des Begriffs Region steht eine gew

    issermaßen am

    tliche Vor-gabe zur Verfügung: D

    ie mit Raum

    ordnung und Landesplanung befassten Stel-len verstehen darunter ein Teilgebiet eines Bundeslands, in dem

    „ausgewoge-

    ne Lebens- und Wirtschaftsbeziehungen“ entw

    eder schon vorhanden sind oderentw

    ickelt werden sollen. In größeren Bundesländern sind die Regionen genau

    umschriebene Einheiten, die auf einer Verw

    altungsebene über den Kreisen an-

    gesiedelt sind. In Baden-Württem

    berg, um ein Beispiel zu nennen, gibt es vier

    Regierungsbezirke; da auch diese noch relativ groß und weiträum

    ig sind, ent-standen innerhalb dieser Regierungsbezirke jew

    eils Regionen, in denen einigeLandkreise kooperieren. D

    ie Kompetenzen sind nicht eindeutig festgelegt, und

    der Grad der Verfestigung und Form

    alisierung ist verschieden: Während die

    meisten Regionalverbände lockere Zusam

    menschlüsse darstellen, hat die Re-

    gion Stuttgart sogar ein gewähltes Parlam

    ent.

    In kleineren Bundesländern wie Thüringen gibt es diese Festschreibung von

    Regionen nicht. Aber es w

    äre ein Trugschluss, wenn m

    an daraus folgerte, esgebe keine Regionen. A

    uch hier gibt es offizielle Bemühungen um

    ausgewoge-

    ne Verhältnisse im Land; in der Staatskanzlei ist eine A

    bteilung für die Raum-

    ordnung und Landesplanung des Freistaats zuständig und arbeitet an regiona-len Entw

    icklungskonzepten. Die entsprechenden Ü

    berlegungen und Förder-m

    aßnahmen orientieren sich an einer Einteilung in Regionen, auch w

    enn diesenicht kodifiziert und festgeschrieben ist. D

    ie Regionalentwicklung betrifft in ers-

    ter Linie die Wirtschaftspolitik; aber auch auf allen anderen Feldern sind regio

    -nale A

    bwägungen unverm

    eidlich. Ganz offenkundig ist dies beispielsw

    eise imBereich des Verkehrs; A

    nstrengungen zur besseren Erschließung von Gebieten

    können sich selbstverständlich nicht auf einen einzelnen Landkreis beschrän-ken. U

    nd auch in der Kulturpolitik können Fördermittel nur dann vernünftig

    eingesetzt werden, w

    enn der regionale Zuschnitt kultureller Institutionen undihrer Einzugsgebiete bedacht w

    ird – überall also regionale Planung und Ord-

    nung.

    Und dies reicht über die staatlichen A

    ktivitäten hinaus. Auch die großen Ver-

    bände müssen regionale A

    bgrenzungen vornehmen. Im

    Sport etwa w

    ird mit

    der Organisation des Spiel- und W

    ettkampfbetriebs eine regionale Einteilung

    vorgenomm

    en. Bei der Bezeichnung Regionalliga im Fußball stim

    mt zw

    ar dieRichtung; diese Liga ist unterhalb der beiden Bundesligen angesiedelt. A

    ber es

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    ist, gemessen an der gängigen A

    uffassung von Region, der falsche Maßstab:

    die Regionalliga Nord um

    fasst Vereine von Lübeck bis zur Gegend von Pader-

    born und von Münster bis zum

    Erzgebirge. Die im

    üblichen Sinn regionaleO

    rientierung beginnt erst bei den darunter liegenden Spielklassen, vor allemin der Landesklasse und – noch kleinräum

    iger – in der Bezirksliga.

    Der Regionsbegriff ist, sieht m

    an von den amtlich fixierten Regionen ab, nicht

    auf eine bestimm

    te Größe festgelegt. D

    ies macht ihn fungibel für verschieden-

    artige Einteilungen – wenn beispielsw

    eise von einem „Europa der Regionen“

    gesprochen wird, so ist dam

    it die Ebene unterhalb der Nationalstaaten anvi-

    siert; in Deutschland sind dem

    nach die Bundesländer europäische Regionen.D

    ie Variabilität des Begriffs komm

    t aber auch dem A

    lltagsverständnis entge-gen. D

    ie meisten M

    enschen fühlen sich in einer bestimm

    ten Region zuhause;aber eigentlich m

    üsste man sagen: in einer unbestim

    mten Region, denn das

    Gefühl der Zugehörigkeit ist nicht auf ganz präzise G

    renzziehungen festgelegt.W

    er in Suhl oder Schmalkalden w

    ohnt, mag außerhalb der jew

    eiligen örtli-chen Bindung ein regionales Bew

    usstsein entwickeln, das sich auf den näch-

    sten Um

    kreis bezieht, möglicherw

    eise mitbestim

    mt durch historische Prägun-

    gen: Das G

    ebiet um Suhl gehörte zur preußischen Provinz Sachsen, das um

    Schmalkalden w

    ar im 1

    9. Jahrhundert ein Teil der Landgrafschaft H

    essen-Kas-

    sel und später Teil der preußischen Provinz Hessen-N

    assau, und in beiden Fäl-len bedeutete das auch eine konfessionelle Sonderung – w

    ährend die Bevölke-rung in den um

    liegenden Räumen ganz überw

    iegend evangelisch-lutherischw

    ar, handelte es sich hier um Enklaven der evangelisch unierten K

    irche. Be-w

    ohner von Suhl oder Schmalkalden w

    erden aber auch nichts einzuwenden

    haben gegen die weiter ausgreifende C

    harakterisierung Thüringer Wald, und

    sie werden w

    ohl auch akzeptieren, dass sie mit den w

    eiter südlich lebendenM

    einingern und Hildburghäusern zusam

    men gesehen w

    erden; ja man hat

    sogar das südliche Thüringen und das zu Bayern gehörende nördliche Fran-ken m

    it guten Gründen zu einer Kulturregion zusam

    mengefasst (vgl. Brückner

    19

    96

    ).

    Der österreichische Soziologe M

    anfred Prisching spricht von „abgestuften Iden-titätspotenzialen“, die von der unm

    ittelbaren Nachbarschaft, dem

    Straßenzugoder Stadtviertel ausgehen und die natürlich über die Region oder Regionenhinausreichen, da ja auch die Bundesländer und die N

    ationen ein Identitäts-angebot bereithalten (Prisching 1

    99

    4: 3

    99

    ). Der Region kom

    mt jedoch – rela-

    tiv unabhängig davon, wie w

    eit ausgedehnt sie gedacht wird – besondere Be-

    deutung zu, da sich ein großer Teil des Lebensvollzugs der Menschen in der

    Region abspielt. Für die Vergangenheit gilt das in besonderer Weise. Viele deut-

    sche Gebiete w

    aren jahrhundertelang zersplittert in kleine und kleinste Territo-

    rien; Thüringen bildet dafür ein gutes Beispiel. Die politische Struktur prägte so

    kleine Regionen, in denen sich für die meisten M

    enschen der Lebenskreis er-schöpfte: N

    ur hier hatten sie rechtliche Ansprüche und die M

    öglichkeit, einem

    Gew

    erbe nachzugehen, hier fanden sie meist ihre H

    eiratspartner, und hierg

    alten für

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    leichen G

    rundsätze

    – nach

    dem

    Prinzip

    „cuius regio, eius religio“ bestimm

    te der Herrscher die Konfession der U

    nterta-nen, und auf dieser G

    rundlage bildeten sich auch einheitliche kulturelle Ver-hältnisse aus. So entstanden Bindungen, die sich auch über das Ende der klein-teiligen Territorialstruktur hinaus hielten. N

    och lange nach der Auflösung der

    einstigen Territorien konnte man feststellen, dass sich der A

    bsatz landwirtschaft-

    licher und handwerklicher Produkte und ganz allgem

    ein die Marktorientierung

    im G

    ebiet ehemaliger H

    errschaften konzentrierte, auch dann, wenn es sich

    dabei nicht um die nächste und verkehrsgünstigste Verbindung handelte.

    Die regionale A

    usrichtung ist allerdings nicht unbedingt auf einen politischenU

    nterbau angewiesen. W

    enn man sich die früheren Verkehrsbedingungen vor

    Augen führt, dann ist es alles andere als verw

    underlich, dass sich die meisten

    Menschen zeitlebens fast ausschließlich in ihrem

    engeren Um

    kreis bewegten.

    Natürlich gab es Einzelne, die durch ihren Beruf w

    eit herum kam

    en, Kaufleuteund H

    ausierer zum Beispiel; und es gab auch die „H

    eimatlosen“, denen das

    Bleiberecht verweigert w

    urde. Aber für die m

    eisten galt, dass sich ihr Dasein

    fast ganz auf die nähere Um

    gebung konzentrierte.

    Man hat die A

    usdehnung einer Region früher gelegentlich bestimm

    t durch dieReichw

    eite, in der lebenswichtige G

    üter transportierbar waren, in der also bei-

    spielsweise M

    ilch befördert werden konnte, ohne dass sie unterw

    egs sauer wur-

    de. Gegen dieses Beispiel kann m

    an einwenden, dass ja auch solche G

    üternicht beliebig und nur nach M

    aßgabe der Entfernungen transportiert wurden,

    sondern im allgem

    einen innerhalb der Herrschaftsgrenzen; aber es ist sicher

    richtig, dass neben diesen politischen Grenzvorgaben auch eine gew

    isserma-

    ßen natürliche Begrenzung der Reichweite von Belang w

    ar.

    Das Beispiel scheint freilich auch die Folgerung nahe zu legen, dass es sich bei

    dieser Begrenzung um einen längst überw

    undenen Befund handelt. SchnelleTransportm

    ittel und moderne K

    ühlsysteme haben bew

    irkt, dass die frühere re-gionale Eingrenzung bei der Versorgung m

    it Lebensmitteln fast keine Rolle

    mehr spielt. U

    nd es sind nicht nur Wirtschaftsgüter, sondern auch die M

    en-schen, die ziem

    lich mühelos und vor allem

    schnell Entfernungen und damit

    auch Grenzen überw

    inden. Das Schlagw

    ort heißt Globalisierung – w

    as undw

    er sich in engen Grenzen bew

    egt, gerät leicht in den Geruch des hoffnungs-

    los Überalterten und A

    ngestaubten.

    „Wozu noch H

    eimat?“, fragte vor einigen Jahren der Kom

    munikationsphilo

    -soph Vilêm

    Flusser rhetorisch, um dann doch zu erläutern, dass es dank der

    fortgeschrittenen Technik heute möglich sei, Kontakte in der ganzen W

    elt auf-rechtzuerhalten. H

    eimat sei im

    allgemeinen nur eine M

    ystifikation, die Über-

    höhung des zufälligen Geburtsorts (Flusser 1

    98

    7: 4

    9). W

    irkliche Freunde finde

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    man aufgrund gem

    einsamer Interessen in allen Kontinenten und nicht auf-

    grund der räumlichen N

    achbarschaft.

    Schon vor 10

    0 Jahren äußerte der Soziologe G

    eorg Simm

    el: „Je primitiver das

    Bewusstsein ist, desto unfähiger, die Zusam

    mengehörigkeit des räum

    lich Ge-

    trennten oder die Nichtzusam

    mengehörigkeit des räum

    lich Nahen vorzustel-

    len“ (Simm

    el 19

    03

    : 47

    f.). Er stellte das fest mit dem

    Blick auf die Großstädte,

    in denen eine gewisse „G

    leichgültigkeit gegen den räumlich N

    ahen einfacheine Schutzvorrichtung“ ist. M

    odern, der technischen und sozialen Entwicklung

    angemessen ist dem

    nach eine Orientierung, die sich aus den Zw

    ängen derN

    ähe befreit und eher die „Zusamm

    engehörigkeit des räumlich G

    etrennten“sucht. Sim

    mel nim

    mt hier, ohne dass er bereits die M

    öglichkeiten unbegrenzterKom

    munikation vor A

    ugen hat, vorweg, w

    as im Zeichen der jüngsten Entw

    ick-lung vielfach als leitendes Prinzip vorgestellt w

    ird. Henryk M

    . Broder sprach imgleichen Sinn von der „D

    roge Heim

    at“; übersetzt heißt das wohl: H

    eimatbe-

    wusstsein und H

    eimatgefühl als pathologische Reaktion auf eine Entw

    icklung,die Begrenzungen aufhebt und räum

    liche Bindungen relativiert.

    Soweit in solchen Stellungnahm

    en die Kritik am

    ideologischen Missbrauch des

    Heim

    atbegriffs mitschw

    ingt, wird m

    an sie akzeptieren; und es ist auch nicht zubestreiten, dass die Kom

    munikation inzw

    ischen sehr viel weniger auf enge Räu-

    me konzentriert ist. Trotzdem

    wird m

    an fragen müssen, ob solche kritischen

    Äußerungen nicht einer Jet-Set-A

    ttitüde zuneigen, die für die Mehrzahl der

    Menschen gar nicht m

    aßgebend sein kann. Die m

    eisten Menschen bew

    egensich in ihren Kom

    munikationsakten und -strategien nicht in w

    eltweiten und

    überwiegend auch nicht in überregionalen Bezügen – der C

    harterflug in dieKaribik oder der C

    ampingurlaub an der Riviera ändern daran w

    enig. Die M

    en-schen leben nach w

    ie vor an einem W

    ohnort, haben, wenn es gut geht, einen

    Arbeitsplatz und bew

    egen sich – physisch und geistig – hauptsächlich in ihrerU

    mgebung (w

    obei dieses Wort freilich nicht ganz eng verstanden w

    erden darf).Im

    Jahre 19

    97

    ergab eine Infratest-Um

    frage, dass sich ein unerwartet großer

    Teil der Deutschen unpathetisch, aber doch klar zum

    heimatlichen U

    mfeld be-

    kennt: Im W

    esten erklärten 88

    Prozent, im O

    sten 87

    Prozent der Befragten,dass sie gerne dort leben, w

    o sie wohnen. Zur gleichen Zeit w

    urde festgestellt,dass von den erw

    achsenen deutschen Staatsbürgern ungefähr 60

    Prozent nochan dem

    Ort leben, in dem

    sie aufgewachsen sind – das ist, bedenkt m

    an dieZw

    angswanderungen aus politischen und w

    irtschaftlichen Gründen, ein er-

    staunlich großer Teil. Solche Zahlenwerte bezeugen die Fortdauer jener raum

    -bezogenen Identität, für die H

    eimat ein vielleicht etw

    as altväterlicher, jedochkein falscher Begriff ist.

    Dabei darf die O

    rientierung am N

    ahraum nicht nur als Trägheit, als Ergebnis

    der Macht der G

    ewohnheit verstanden w

    erden. Es ist sicher richtig, was vor

    allem im

    Vergleich mit der am

    erikanischen Mentalität herausgearbeitet w

    urde:

    dass die Deutschen aufgrund der engen Verhältnisse zur Sesshaftigkeit erzo

    -gen w

    urden. Sie hatten nicht die Möglichkeit aufzubrechen und auszubrechen

    und im eigenen Land neuen Boden nutzbar zu m

    achen; sie waren vielm

    ehrzurückgew

    orfen auf den Platz, in den sie hineingeboren wurden. D

    och die star-ke lokale und regionale Bindung ist nicht nur A

    usdruck einer überholten,lediglich noch in den K

    öpfen steckenden Konstellation. D

    ie über das Stichwort

    Globalisierung laufende A

    rgumentation lässt sich näm

    lich auch umkehren:

    Weil die Verbindungen w

    eiträumiger, die früher festeren H

    orizonte sehr vieldurchlässiger gew

    orden sind und weil die W

    elt insgesamt unübersichtlicher

    geworden ist, entstand ein starkes Bedürfnis nach einem

    strukturierten undtransparenten Binnenraum

    , in dem m

    an sich mit einiger Sicherheit bew

    egenkann.

    Die Besinnung auf die Region ging, auch zeitlich, H

    and in Hand m

    it der zu-nehm

    enden Internationalisierung. In den siebziger Jahren entstand in vielenLändern eine regionalistische Bew

    egung, die nicht einheitlich war. Im

    allge-m

    einen ist der Begriff des Regionalismus auf die H

    altung der Protestgruppengem

    ünzt, die sich gegen die hemm

    ungslose ökonomische A

    usbeutung gro-

    ßenteils peripherer Regionen wandten. A

    ber gleichzeitig verstärkten sich auchdie konservativen Bem

    ühungen um die Erhaltung und Pflege der regionalen

    Kultur, und bezeichnenderweise kam

    es im Zeichen des regionalen A

    kzentsim

    mer w

    ieder zu bis dahin undenkbaren Links-Rechts-Koalitionen. Wolfgang

    Lipp erklärte die regionalistische Wendung, die in der ökologischen Protestbe-

    wegung w

    ie im konservativen Traditionalism

    us zum A

    usdruck kam, als G

    egen-bew

    egung zu den unverkennbaren weit ausgreifenden globalen Tendenzen:

    „Das D

    asein kehrt auf den ‚Boden der Tatsachen’ (...) zurück; es besinnt sichauf Lokalität, Regionalität in neuer W

    eise“ (Lipp 19

    86

    : 33

    2).

    Jedenfalls scheint es geboten, die mit der G

    lobalisierung konfrontierten Men-

    schen nicht alle über einen Kamm

    zu scheren und nicht von allen die Überw

    in-dung von eng raum

    bezogenen Orientierungen zu fordern. Forscher, die sich

    kontinuierlich mit den Problem

    en und Chancen der Region befassten, w

    ie etwa

    Michel Bassand (vgl. Bassand 1

    99

    0) und D

    irk Gerdes (vgl. G

    erdes 19

    87

    ), ver-suchten m

    it guten Gründen die verschiedenen Einstellungen und das unter-

    schiedliche Ausm

    aß der Betroffenheit in der Bevölkerung zu registrieren. Ne-

    ben dem leider verbreiteten Typus des unkritischen, apathischen Regionalbe-

    wohners, der sich w

    eithin auf den Konsum von A

    llerweltsangeboten der M

    as-senkultur zurückzieht, w

    erden die Modernisierer genannt, w

    elche regionale Tra-ditionen und Bindungen als H

    orizontverengungen betrachten, die Traditionali-sten, die sich dezidiert m

    it der Region identifizieren, ihr aber keinen Wandel

    zubilligen, und die eigentlichen Regionalisten, die das regionale Profil auch imW

    andel zu retten suchen.

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    Für sie alle aber gilt, wenn auch in verschiedenem

    Ausm

    aß, dass sie nach wie

    vor auf die Region angewiesen sind – positiver ausgedrückt, dass die Region

    für sie ein wichtiger Kom

    munikationsraum

    ist. Dieser Begriff w

    ird hier der raum-

    erweiternden und letztlich raum

    auflösenden Potenz moderner Kom

    munikati-

    onstechnologien entgegengesetzt; er zielt auf das direkt Erfahrbare und damit

    automatisch auf engere räum

    liche Bezüge und kleinere räumliche Einheiten.

    Trotzdem w

    äre es falsch, einen Gegensatz zw

    ischen den Erfordernissen derW

    irtschaft und den Komm

    unikationsbedürfnissen aufzubauen. Mit Recht w

    irdviel vom

    „industriellen Klim

    a“ und von der „Einbettung“ der Wirtschaft gespro-

    chen (Grabher 1

    99

    3: 6

    6 f.) – das im

    allgemeinen nicht näher definierte „Bett“

    ist nichts anderes als die jeweilige soziokulturelle Prägung, die regionale Kul-

    tur. In der 1

    98

    8 vom

    Europäischen Parlam

    ent angenom

    menen G

    emein-

    schaftscharta der Regionalisierung werden denn auch als Region G

    ebiete be-zeichnet, „deren Bevölkerung durch bestim

    mte gem

    einsame Elem

    ente gekenn-zeichnet ist“, und in der A

    ufzählung solcher Elemente w

    erden „gemeinsam

    eM

    erkmale hinsichtlich der Sprache, der Kultur, der geschichtlichen Tradition“

    den Gem

    einsamkeiten „der Interessen im

    Bereich der Wirtschaft und des Ver-

    kehrswesens“ vorangestellt (Isak 1

    99

    2: 5

    f.).

    Die hier angeführte D

    efinition von Region bezieht sich auf genau abgegrenzteoder abgrenzbare G

    ebiete; dies ist unter den Aspekten politischer Verw

    altungverständlich. In der subjektiven Erfahrung und Einschätzung spielt diese Fixie-rung von Regionen nur eine untergeordnete Rolle. W

    enn für die Bevölkerungregionale Identität und regionale O

    rientierung unterstellt wird, dann heißt dies

    in der Regel nicht, dass sich die Bewohnerinnen und Bew

    ohner mit einer als

    Verwaltungseinheit vorgegebenen oder doch exakt um

    schreibbaren Regionidentifizieren – es heißt vielm

    ehr, dass sie zur Um

    gebung ihres Wohnorts einen

    engeren Bezug aufgebaut haben. Sie sprechen ja im allgem

    einen auch nichtvon ihrer Region, sondern benennen die G

    egend, in der sie leben, oder sagen„bei uns“ und setzen dam

    it ein Trennsignal gegenüber den Anderen, die nicht

    in dieser Gegend leben. G

    renzschranken sind aber für die jeweiligen G

    egen-den nicht errichtet, und schon die Verteilung der Bevölkerung innerhalb einerdefinierten Region sorgt dafür, dass die räum

    lichen Orientierungen nicht de-

    ckungsleich mit diesem

    Gebiet sind: W

    er ganz am äußersten w

    estlichen Randeines als Region fassbaren G

    ebiets wohnt, w

    ird sich nicht nur nach Osten ori-

    entieren, sondern auch Ränder und Übergänge im

    Westen einbeziehen. D

    erösterreichische Ö

    konom G

    ernot Grabher hat in diesem

    Sinn die Region als„fuzzy system

    “, als ausgefranstes System, bezeichnet (vgl. G

    rabher 19

    93

    : 16

    ).

    Was bedeutet es aber konkret, w

    enn die Region als Komm

    unikationsraum auf-

    gefasst wird? In der Vergangenheit – das w

    urde andeutungsweise gezeigt –

    war dieser Kom

    munikationsraum

    nicht nur durch den Mangel an technischen

    Möglichkeiten zur Erw

    eiterung des Aktionsradius, sondern auch durch rechtli-

    che Bestimm

    ungen eingegrenzt. Aber das sogenannte H

    eimatrecht w

    urdeschon in der zw

    eiten Hälfte des 1

    9. Jahrhunderts abgelöst durch das rechtliche

    Prinzip des Unterstützungsw

    ohnsitzes, das auch entfernt von der ursprüngli-chen H

    eimat ein M

    inimum

    an Hilfe und Versorgung garantierte; und die G

    e-w

    erbefreiheit erlaubte in Verbindung mit den Verbesserungen im

    Verkehrswe-

    sen größere berufliche Mobilität. H

    eute gilt nur noch für Asylbew

    erber die Vor-schrift, dass sie den Landkreis, dem

    sie zugewiesen w

    urden, nicht verlassendürfen – eine Bestim

    mung, die denn auch den M

    akel eines unzeitgemäßen

    Relikts an sich trägt. Für die ganz überwiegende M

    ehrheit der Bevölkerung gilt,dass sie ihre Kom

    munikationsbahnen ganz nach eigenem

    Bedarf und Ge-

    schmack auslegen darf.

    Trotzdem lässt sich die These aufrechterhalten, dass die Region der w

    ohl wich-

    tigste Komm

    unikationsraum ist. Sie ist, im

    Gegensatz zu den früheren G

    ege-benheiten, nicht m

    ehr der (fast) einzige Komm

    unikationsraum; aber sie ist cha-

    rakterisiert durch eine ganz offensichtliche Verdichtung der Komm

    unikation.D

    afür sorgen ökonomische Barrieren – eine Fahrt über Land in die 1

    00

    oderm

    ehr Kilom

    eter entfernte Hauptstadt, oder um

    gekehrt eine Fahrt von derH

    auptstadt in ein weit entferntes Erholungsgebiet, ist eine finanziell und auch

    zeitlich aufwendige A

    ngelegenheit. Dafür sorgen zum

    Teil auch Norm

    en – man

    fährt nicht stundenlang zu einem Konzert oder zu einer Theateraufführung,

    selbst wenn m

    an es sich leisten könnte. Vor allem aber sorgen dafür die Ver-

    bindungen und Bindungen, die man in der Region selber hat.

    3K

    om

    mu

    nik

    atio

    nsrä

    um

    liche G

    run

    dm

    uste

    r

    Will Teichert verw

    endet zur Beschreibung der räumlichen Kom

    munikationsstruk-

    turen die Begriffe „Aktionsraum

    “ und „Ereignisraum“ (vgl. Teichert 1

    98

    2: 7

    ,9

    2-9

    4). Im

    Aktionsraum

    sind die Handlungsm

    uster des Raumverhaltens einer

    Bevölkerungsgruppe zusamm

    engefasst. Der Begriff Ereignisraum

    ist weniger

    scharf; er bezieht sich (da Teicherts Überlegungen auf die A

    ufgaben und Mög-

    lichkeiten der Medien zielen) auf die D

    ichte medienrelevanter Ereignisse, die

    sich in einem bestim

    mten Raum

    abspielen. Im folgenden w

    ird der Versuch un-ternom

    men, die kom

    munikationsräum

    lichen Grundm

    uster noch etwas diffe-

    renzierter herauszuarbeiten. Dabei w

    erden drei solcher Muster unterschieden:

    Kontaktgeflecht, Erfahrungsreichweiten und Interessenhorizonte.

    3.1

    Der Kom

    munikationsraum

    als Kontaktgeflecht

    Elisabeth Pfeil arbeitete in ihren Nachkriegsuntersuchungen zur Soziologie der

    Großstadt die Kategorie des „Verkehrskreises“ heraus (vgl. Pfeil 1

    95

    5: 2

    41

    -2

    46

    ): Während auf dem

    Dorf und auch in kleineren Städten die Kontakte durch

  • Da

    s Gerä

    usc

    h d

    er P

    rovin

    z - R

    ad

    io in

    der R

    eg

    ion

    20

    21

    vorgegebene räumliche Beziehungsstrukturen bestim

    mt w

    aren und sich vor al-lem

    auf die Nachbarschaft konzentrierten, bildete sich in der G

    roßstadt einneues Beziehungsgeflecht heraus, der Verkehr m

    it Freunden und Bekannten,die nicht in der N

    achbarschaft wohnen. D

    ieses urbane Muster ist inzw

    ischenlängst auch in die ländliche W

    elt vorgedrungen; selbst in kleinen Dörfern w

    irdder kom

    munikative U

    mgang nicht m

    ehr allein und oft auch nicht primär von

    der Nachbarschaft diktiert. D

    ie Reichweite der persönlichen Kontakte hat sich

    im Verlauf der letzten Jahrzehnte zw

    eifellos ständig vergrößert. Berufliche Kon-takte überschreiten oft viele G

    renzen, und auch im privaten Bereich spielen

    Urlaubs- und Reisebekanntschaften eine größere Rolle. A

    uf den ersten Blickkönnte m

    an daraus die Folgerung ziehen, dass an die Stelle des räumlichen

    Kontaktmusters (in konzentrischen K

    reisen, ausgehend von der Nachbarschaft,

    und sich nach außen verdünnend) ein soziales getreten ist – unabhängig vonder räum

    lichen Platzierung.

    Aber diese U

    nabhängigkeit ist eine Fiktion. Wie oft w

    ird auf Cam

    pingplätzenoder in Ferienzentren gesagt: „W

    ir besuchen Euch bald einmal“, und w

    ie seltenw

    ird diese Drohung w

    ahr gemacht – oft zur Erleichterung der U

    rlaubsnach-barn. N

    och imm

    er lassen sich Räume nicht beliebig überbrücken; es kostet

    Zeit und Geld, w

    enn man für einen Besuch w

    eite Strecken zurücklegen muss.

    Für einmalige oder seltene Treffen nim

    mt m

    an das vielleicht noch in Kauf; re-gelm

    äßige direkte Kontakte lassen sich meistens nur aufrecht erhalten, w

    enndie Entfernungen nicht zu groß sind. Zeichnet m

    an die Bewegungen nach, die

    der Aufrechterhaltung von privaten Kontakten dienen (in kleinem

    Um

    fang hatm

    an dies verschiedentlich versucht), so gibt es zwar im

    Vergleich zu früherw

    eitere Ausgriffe; aber das G

    rundmuster m

    it einer deutlichen Verdichtung desKontaktgeflechts am

    Wohnort und in der näheren U

    mgebung und m

    it einerspürbaren Verdünnung nach außen hat sich erhalten.

    Dies gilt auch, w

    enn die weniger persönlichen Kontakte einbezogen w

    erden.D

    ank der Errichtung großer Einkaufszentren auf der grünen Wiese hat sich die

    Kauforientierung (was inzw

    ischen als bedenkliche Entwicklung registriert w

    ird)von Städten und D

    örfern stärker auf die Um

    gebung verlagert; aber es ist, siehtm

    an von den eher seltenen Einkaufsfahrten in die Großstädte ab, die nähere

    Um

    gebung. Auch in diesem

    Bereich bestätigt sich also die Verdichtung desKontaktgeflechts in der Region. Ä

    hnlich verhält es sich mit den Kontakten zu

    Behörden und anderen öffentlichen Institutionen. Die verschiedentlich ange-

    stoßenen Reformen zur Vereinfachung der Verw

    altung bedeuten für die Nutzer

    und Kunden nicht imm

    er eine Vereinfachung. Dass die Entfernung zum

    Land-ratsam

    t und zur nächsten Poststelle plötzlich sehr viel größer war als vorher, w

    ur-de denn auch oft m

    issbilligend aufgenomm

    en und manchm

    al mit Protesten,

    zumindest durch Leserbriefe, quittiert. A

    uch dies ist ein Zeichen dafür, dass dieräum

    liche Nähe für solche Kontakte nach w

    ie vor eine wichtige Rolle spielt.

    Man kann nun freilich einw

    enden, dass die Beschränkung auf direkte Kontakte

    ein unvollständiges Bild ergibt – ein großer Teil der Komm

    unikation spielt sichja nicht face to face ab. A

    uch wenn m

    an von den modernsten Technologien

    noch absieht, muss doch jedenfalls an das Telefon erinnert w

    erden, über dassehr viele persönliche und berufliche Kontakte laufen. Zw

    eifellos reicht das te-lefonische K

    ontaktgeflecht nicht nur bei Industriemanagern und anderen glo-

    bal players sehr weit; aber auch hier sollte m

    an sich nicht blenden lassen vondem

    weltw

    eiten Panorama, das vor allem

    in der Werbung präsentiert w

    ird. Esist richtig

    , dass d

    ie externen, ins Ausland

    führenden Telefong

    espräche in

    Deutschland innerhalb w

    eniger Jahre auf das Fünffache angewachsen sind;

    darauf wird lautstark hingew

    iesen. Dagegen w

    ird selten darauf aufmerksam

    gemacht, dass der A

    nteil dieser internationalen Telefonate erst bei ungefährzw

    ei Prozent aller Telefongespräche angekomm

    en ist. Das w

    eitaus dichtesteG

    esprächsnetz liegt am W

    ohnort selbst und in seiner unmittelbaren U

    mge-

    bung – in der Region.

    Auch der Einsatz von M

    obiltelefonen hat daran wenig geändert; er hat neben

    der Erleichterung des Kontakts über weite Strecken auch die Verbindungen im

    Nahbereich w

    eiter gesteigert und verdichtet. In meiner H

    eimatstadt ereiferte

    sich vor einiger Zeit ein Leserbriefschreiber über den inflationären Handyge-

    brauch bei imm

    er jüngeren Schulkindern. Er schilderte eine Reihe von Beob-

    achtungen, darunter auch die folgende: „Zwei zirka 1

    4-jährige M

    ädchen lau-fen, w

    ohl nach einer langen Shoppingtour, mit vollgepackten Einkaufstüten die

    Wilhelm

    straße hinab. Die eine schaut sich Schaufenster auf der rechten Seite

    an, die andere auf der linken. Gegenseitig erzählen sie sich über ihr H

    andy,w

    as sie gerade sehen.“ Was in dem

    Leserbrief als bedenkliche Entgleisungangegriffen w

    ird, charakterisiert aber in Wirklichkeit, w

    enn auch in pointierterW

    eise, eine Hauptfunktion des H

    andygebrauchs bei den jüngeren Jahrgän-gen: D

    as Mobiltelefon w

    ird weniger für Ferngespräche verw

    endet als für dieErleichterung und Intensivierung der Kom

    munikation im

    näheren Um

    kreis (Höf-

    lich 20

    01

    : 11

    ). Selbst die Mail-M

    öglichkeit im Internet trägt nur zum

    Teil zurH

    erstellung weltw

    eiter Verbindungen bei; zum anderen Teil dient sie der Festi-

    gung von Beziehungen im engeren U

    mkreis (vgl. Bosshart 1

    99

    8: 4

    9; Schön-

    berger 1998: 84), und die virtuellen Chatroom

    s werden oft in reale G

    esprächs-gruppen überführt, bei denen dann das M

    oment der Entfernung zw

    angsläufigw

    ieder von Bedeutung ist, so dass sich hier vieles im regionalen U

    mkreis ab

    -spielt (vgl. Bahl 1

    99

    7: 9

    1-9

    4). Zusam

    menfassend kann m

    an jedenfalls kon-statieren, dass auch die über technische M

    edien vermittelte persönliche Kom

    -m

    unikation einen Schwerpunkt im

    Nahbereich hat und dass sie zw

    ar teilweise

    die direkte Komm

    unikation ersetzt und auch kompensiert, in vielen Fällen aber

    ergänzt, also zur Stabilisierung auch des medienfreien K

    omm

    unikationsnetzesbeiträgt.

    Ba

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    22

    23

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    sraum

    3.2

    Der K

    omm

    unikationsraum als Erfahrung

    Kontaktgeflecht und Erfahrung

    sreichweite hängen unm

    ittelbar zusamm

    en.W

    enn ich Freunde öfter besuche, dann werde ich auch m

    it ihrem W

    ohnort undder G

    egend, in der sie leben, vertrauter; und neue Erfahrungen verbinden sichnicht nur m

    it dem Zielort, sondern auch die W

    egstrecke ist in meine Erfahrung

    einbezogen. Die Vorstellung einer gew

    issermaßen organischen Erw

    eiterung derErfahrung lässt sich heute nicht m

    ehr halten. Es gibt Leute, die mit ihrer Jahr

    für Jahr aufgesuchten Ferienlandschaft an der Ostsee, in K

    ärnten oder Anda-

    lusien mindestens so vertraut sind w

    ie mit ihrer engeren U

    mgebung. A

    ber auchhier gilt, dass m

    an diese Ausw

    eitung nicht überschätzen sollte. Die Regel ist,

    dass trotz dieser Fernorientierung die Erfahrungsdichte am O

    rt und in der je-w

    eiligen Region am größten ist. D

    ies ergibt sich großenteils schon aus denkontinuierlichen Zw

    ängen zur Ortsveränderung auf engem

    Raum; ob ich zur

    Arbeit fahre, ob ich einen A

    bstecher zur Tankstelle oder zum G

    roßeinkauf ma-

    che, ob ich eine Sportveranstaltung oder eine Gaststätte aufsuche oder m

    ichm

    it Bekannten treffe – imm

    er lerne ich dabei Orte und Plätze kennen. Es gibt

    aber auch die bewusste A

    neignung solcher Orte und Plätze, und die nach w

    ievor gegebene Popularität von W

    andervereinen zeigt, dass diese Seite nicht zuvernachlässigen ist.

    Georg Sim

    mel spricht in der bereits zitierten A

    bhandlung „Soziologie des Rau-m

    es“ von der „Individualisierung“ von Orten; als Beispiel erw

    ähnt er die Ver-trautheit m

    it den Eigennamen der Stadthäuser (vgl. Sim

    mel 1

    90

    3: 4

    3). Tat-

    sächlich ist die Kenntnis von Nam

    en – Flurnamen, Straßennam

    en, aber auchN

    amen kleiner O

    rte – ein Indiz für die Ausw

    eitung und Verfestigung von Erfah-rung. A

    uch hier folgt der – im allgem

    einen nicht bewusste und nicht kontrollier-

    te – Lernprozess nicht strikt dem organischen M

    uster einer allmählichen Ent-

    wicklung von der N

    ähe in die Ferne. Die N

    amen von Eisenbahnstationen an

    einer mehrfach befahrenen Strecke prägen sich oft schneller ein als die von

    Orten in der nächsten U

    mgebung – und nicht nur für die N

    amen, sondern

    auch für die Orte und Plätze selbst gilt, dass sie nicht alle m

    it der gleichenLeichtigkeit zur Kenntnis genom

    men w

    erden. In der ökologischen Psychologiew

    urde der Begriff der „imageability“ geprägt; er besagt, dass m

    anche Land-schaftsteile, Plätze und Bauten ein höheres A

    ttraktionsmom

    ent aufweisen und

    sich besser einprägen, während andere sich nicht in der Vorstellung festsetzen.

    Trotzdem aber, obw

    ohl nicht schematisch m

    it einem höheren Bekanntheitsgrad

    des Nahen gerechnet w

    erden kann, ergibt sich auch hier als dominantes Raum

    -m

    uster, dass die dichtesten Erfahrungsbezüge imm

    er noch im N

    ahraum gege-

    ben sind, während sie sich im

    weiteren U

    mkreis und in größerer Entfernung

    verdünnen.

    3.3

    Der Kom

    munikationsraum

    als Interessenhorizont

    Es liegt auf der Hand, dass die Reichw

    eite der Erfahrungen wiederum

    engzusam

    menhängt m

    it der dritten der genannten Kategorien, m

    it dem Interes-

    senhorizont. Es handelt sich um den Raum

    , für den und innerhalb dessen ver-m

    ehrter Informationsbedarf besteht. D

    abei ist klar, dass Interessenhorizontenicht ein für alle m

    al fixierbar sind und dass nicht nur vorhandenes Interesseden W

    unsch nach Information erzeugt, sondern dass auch um

    gekehrt Infor-m

    ationen eine Ausw

    eitung der Interessen bewirken können. W

    äre dies nichtso, dann w

    äre die gesamte w

    eltweite politische Berichterstattung in die Luft

    geredet. Konkret gesprochen: Berichte über die Konflikte im N

    ahen Osten sind

    gewiss nicht nur für diejenigen interessant, die Erfahrungen in jenen G

    ebietengem

    acht oder persönliche Beziehungen dorthin aufgebaut haben. Und Inter-

    esse an Wahlen in einem

    deutschen Bundesland setzt nicht voraus, dass einebesondere innere N

    ähe zu diesem Bundesland besteht. D

    ie weltw

    eite Interde-pendenz der Politik hat dafür gesorgt, dass das „fern in der Türkei“, das sprich-w

    örtlich die ganz unbeteiligte Kenntnisnahme von Ereignissen erlaubt, nicht

    mehr gilt.

    Aber auch hier spielt die N

    ähe – oder, noch einmal m

    it dem hier favorisierten

    Terminus, die Region – eine einflussreiche Rolle. Bleiben w

    ir bei der Türkei:A

    ngenomm

    en, ein Reisebus verunglückt in der Türkei, so wird dies von deut-

    schen Zeitungslesern oder Radiohörern als bedauerliches, aber nicht beson-ders aufregendes Ereignis zur Kenntnis genom

    men. D

    ies ändert sich sofort,w

    enn berichtet wird, dass unter den Toten oder Verletzten auch D

    eutsche sind.U

    nd es ändert sich noch einmal, w

    enn Thüringer in ihrer Lokalzeitung lesen,dass Reisende aus irgend einer thüringischen Stadt betroffen w

    aren. Diese Ver-

    änderung der Aufm

    erksamkeitsskala ist unter ethischen G

    esichtspunkten nichteinzusehen – aber in ihr drückt sich das G

    ewicht der räum

    lichen Nähe aus.

    Es handelt sich aber nicht oder nicht nur darum, dass sich durch die zusätzli-

    chen Informationen die W

    ahrscheinlichkeit erhöht, es könnte ein Bekannteroder eine Bekannte unter den O

    pfern sein. Die Zunahm

    e des Interesses folgtvielm

    ehr relativ mechanisch dem

    räumlichen M

    uster. Ein zweites Beispiel: D

    ieregionale Presse berichtet regelm

    äßig über schwerere Verkehrsunfälle. D

    ieseBerichte, oft m

    it Bildern bestückt, werden von den m

    eisten Leserinnen und Le-sern zur Kenntnis genom

    men, und zw

    ar ziemlich flüchtig, w

    enn es sich umeinen w

    eiter entfernten Unfallort handelt, recht genau dagegen, w

    enn sich dasU

    nglück in der eigenen Region abgespielt hat. Dabei spielt sicher eine Rolle,

    ob man die betreffende Stelle selber häufiger passiert; aber auch unabhängig

    davon gilt das „Gesetz“, dass das in der N

    ähe Geschehene größeres Interesse

    beansprucht.

  • Da

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    der R

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    24

    25

    Die regionale Einteilung der Fußball-Ligen ist A

    nlass, nochmals auf diesen Be-

    reich zurückzukomm

    en. Die Landespresse – in diesem

    Fall: die ThüringischeLandeszeitung – hält sich in ihren Spielberichten an die oberen Ligen, aber siebringt regelm

    äßig die Ergebnisse und Tabellen auch der unteren Klassen, und

    zwar aus dem

    ganzen Land. Dies ist w

    ohl eine technische Vereinfachung, dennes ist leichter, alle A

    usgaben mit diesem

    Überblick zu bedienen, als jew

    eilseine besondere A

    uswahl auf die G

    ebietszeitungen zuzuschneiden. Abgesehen

    von wenigen extrem

    en Fußballfanatikern, dürfte kaum jem

    and alle Ergebnisseund Tabellenstände zur Kenntnis nehm

    en; es ist ziemlich unw

    ahrscheinlich, dassm

    an sich in Nordhausen für die M

    annschaften der Staffel 3 der Bezirksliga

    interessiert, die großenteils ganz im Südosten des Landes beheim

    atet sind. Vor-sichtiger gesagt: Besonders Fußballbegeisterte w

    erden vielleicht feststellen,dass sich Lobenstein (in der letzten Spielzeit) auf einem

    Aufstiegsplatz hält; sie

    werden aber alles W

    eitere ignorieren. Dagegen w

    erden die in dieser Regionansässigen Fußballanhänger zum

    indest im Vorbeigehen auch die anderen Er-

    gebnisse mitnehm

    en, werden also, w

    enn auch nicht in ihrem Langzeitgedächt-

    nis, registrieren, wie Ranis gegen Langenw

    etzendorf gespielt hat, auch wenn

    sie diese Orte nicht aus eigener A

    nschauung kennen und eigentlich nichts mit

    diesen Nam

    en verbinden. Die Region, der N

    ahraum ist bis zu einem

    gewissen

    Grad ein autonom

    es Steuerungsinstrument des Interesses.

    Ähnlich w

    ie beim N

    etz der Kontakte und den Bahnen der Erfahrung ist aberauch hier die Einschränkung zu m

    achen, dass sich das Interesse nicht in jedemFall m

    it zunehmender Entfernung verdünnt. Es gibt „A

    usbuchtungen“ des Inter-essenhorizonts, die durch die Erfahrungsreichw

    eiten bestimm

    t sind: Die Vor-

    gänge in weiter entfernten O

    rten, durch die ich regelmäßig bei Besuchsfahrten

    komm

    e, sind interessanter für mich als die Vorgänge in einem

    näher gelege-nen O

    rt, den ich fast nie berühre. Und es gibt Inseln verstärkten Interesses,

    lokalisiert an denjenigen Plätzen und Orten, an denen das Kontaktgeflecht ei-

    ner Person gewisserm

    aßen in einem K

    noten festgemacht ist. Im

    Beispiel: Wenn

    ein großer Teil meiner Verw

    andtschaft in einem etw

    a 40

    Kilom

    eter entferntenO

    rt lebt, d

    ann ist mein Interesse an d

    iesem O

    rt größ

    er als das an d

    endazw

    ischen liegenden, räumlich näheren O

    rtschaften. Und schließlich hängt

    das Interesse auch ab von dem, w

    as an Informationen aus einem

    Ort oder

    einer Gegend angeboten w

    erden kann. Teichert bezeichnet mit dem

    Begriff„Ereignisraum

    “ ein Gebiet, in dem

    sich Ereignisse größerer Relevanz massie-

    ren (vgl. Teichert 19

    82

    : 81

    ). Wo M

    ittelpunktsfunktionen massiert sind, die auf

    den eigenen Lebensraum ausstrahlen, und w

    o wichtige, auch in größerer Ent-

    fernung relevante Entscheidungen getroffen werden, konzentriert sich auch

    mehr Interesse von außen; Inform

    ationen aus diesen zentralen Bereichen sindinteressanter als die aus dezentralen Räum

    en im W

    indschatten der persönli-chen Erfahrungsbahnen.

    4Sch

    lussfo

    lgeru

    ng

    en

    In diesem Essay w

    urde die Region betrachtet als Handlungsraum

    , als ein Ge-

    biet, in dem die dort Lebenden interagieren, untereinander in Kontakt treten

    und miteinander kom

    munizieren. D

    ie Region ist aber natürlich auch ein Kom-

    munikationsraum

    im Sinne des M

    edienangebots und der Mediennutzung. W

    odies das Them

    a ist, wird das G

    eflecht der elementaren, direkten Kom

    munika-

    tion oft ignoriert oder doch vernachlässigt. Wie aber die staatliche Landespla-

    nung regionale Entwicklungskonzepte nicht einfach von oben überstülpen, son-

    dern auch regionale Aktivitäten von unten erm

    utigen und fördern sollte (dieThüringer Landesrichtlinien sehen ausdrücklich eine intensive D

    iskussion mit

    den regional relevanten Entscheidungsträgern vor), so ist auch die Medienpo

    -litik gut beraten, w

    enn sie sich an vorhandenen Komm

    unikationsstrukturen ori-entiert. W

    as dies bedeutet, kann hier nicht im einzelnen erörtert w

    erden; ab-schließend sollen lediglich drei Folgerungen angedeutet w

    erden.

    Erstens: Das G

    eschehen in den verschiedenen Regionen bildet einen wichtigen

    Bestandteil der Berichterstattung in den Medien. Vor allem

    die elektronischenM

    edien tendieren fast automatisch zum

    Ausgriff ins W

    eite: Es bedarf einer ge-w

    issen Anstrengung, über Söm

    merda und Pößneck zu berichten, w

    enn man

    Leitungen nach Washington, M

    oskau und Peking stehen hat. Es ist kein Zufall,dass die Regionalisierung des Rundfunks erst verhältnism

    äßig spät eingesetzthat; vielfach hat erst die Konkurrenz der von vornherein auf einen kleinerenRadius festgelegten privaten A

    nstalten das Manko im

    öffentlich-rechtlichenRundfunkbereich klar gem

    acht.

    Zweitens: D

    ie regionale Berichterstattung des Rundfunks neigt ihrerseits oftdazu, sich auf regionale Zentren zu konzentrieren. W

    as über den „Ereignis-raum

    “ gesagt wurde, legt dies nahe, und es ist auch verständlich unter dem

    Aspekt des konzentrierten und dam

    it ökonomischen Einsatzes der Ressourcen

    und im H

    inblick auf die Quote. D

    och es gibt zu denken, dass viele regionaleZeitungen das Prinzip hochhalten, in gem

    essenen Abständen über jeden O

    rtihres Verbreitungsgebiets zu berichten. D

    as führt mitunter zu etw

    as seltsamen

    journalistischen Aktivitäten: W

    enn in einem kleinen D

    orf längere Zeit kein Ver-kehrsunfall passiert und kein K

    rach im G

    emeinderat ist, m

    üssen für die Be-richterstattung oft kuriose Bagatellen herhalten. D

    as ist fragwürdig, aber rich-

    tig ist die Erkenntnis, dass die Leute von Zeit zu Zeit etwas aus ihrer unm

    ittelba-ren N

    achbarschaft lesen wollen. A

    uch in Funk und Fernsehen sollten deshalbdie ländlichen Teile einer Region in exem

    plarischen Sendungen berücksichtigtw

    erden – meinetw

    egen über die Fußballvereine in Ranis und Langenwetzen-

    dorf.

    Schließlich drittens: Es gibt ein Ineinander, ein Zusamm

    enspiel von direkterund m

    edialer Kom

    munikation. D

    er Abschnitt über die Interessenhorizonte hat

    Ba

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    ger: D

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    26

    27

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    tion

    sraum

    dies verdeutlicht: Interessen werden auch durch Inform

    ationen aus den Medi-

    en ausgelöst oder gestärkt; umgekehrt m

    üssen die Medien aber auch vorhan-

    denem Interesse entgegenkom

    men, das heißt die G

    egebenheiten der direktenKom

    munikation beachten.

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    tur

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  • Da

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    28

    29

    Klaus Beck

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    Hie

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    tzt

    „Der M

    ensch entsteht durch Komm

    unikation. Er ist das Resultat komm

    unizieren-der Kräfte. Verbindung, Verm

    ittlung, Verständigung, Verkehr machen das indivi-

    duelle Leben möglich.“ So beschreibt H

    arry Pross die grundlegende anthropolo-gische Bedeutung von Kom

    munikation (Pross 1970: 22). „Verbindung, Verm

    itt-lung und Verkehr“ stehen hierbei für eine Ü

    berwindung von Körpergrenzen und

    räumlichen D

    istanzen, ohne die Verständigung nicht möglich erscheint. Kom

    -m

    unikation entfaltet demnach im

    mer ein G

    ebiet, ein Territorium, das von den

    Komm

    unikationspartnern geteilt und symbolisch „beherrscht“ w

    ird. Die Entw

    ick-lung der Sprache und die Verw

    endung von Symbolen unterscheidet den M

    en-schen vom

    Tier; sie sind die Wurzeln und G

    rundlagen menschlicher Kultur und

    sozialer Gem

    einschaft. Die akustische w

    ie die semantische Reichw

    eite der Spra-che setzte über den längsten Zeitraum

    der Menschheitsgeschichte den M

    öglich-keiten der Verständigung und der Bildung von G

    emeinschaften G

    renzen. Ge-

    meinschaft bedeutete – bis zur Erfindung technischer M

    edien – eine Gem

    ein-schaft der im

    Hier und Jetzt A

    nwesenden. Zw

    ar erlaubten rituelle Tänze, Höhlen-

    malereien und die gesprochene Sprache eine Transzendierung der eigenen Le-

    benszeit, doch die gesprochene Sprache ist zur Überw

    indung des Raumes nur

    begrenzt geeignet: Die Ruf- und H

    örweite von Stim

    me und O

    hr verband dieKultur der G

    emeinschaft nahezu untrennbar m

    it dem Territorium

    , das eher Ort

    denn Raum w

    ar. Nicht die Botschaft überw

    and den Raum, sondern die Boten.

    Archaische Telekom

    munikation w

    ar gleichbedeutend mit M

    obilität.

    2V

    on

    hie

    r na

    ch d

    ort

    Erst die Entwicklung technischer M

    edien steigerte die Möglichkeiten zur kom

    -m

    unikativen Überw

    indung des Ortes bzw

    . Raumes. Eng verknüpft dam

    it, jaihre m

    aterielle Voraussetzung war zunächst die Ü

    berwindung der Zeit. D

    ie Er-folgsgeschichte der M

    edien erhielt durch die Erfindung der Speichermedien

    Bild und Schrift, vor allem durch den Ü

    bergang von der Oralität zur Literalität

    einen neuartigen Impuls. D

    ie „Verräumlichung der Sprache“ durch Bildschrif-

    ten und phonetische Alphabete erlaubte zunächst die m

    aterielle Fixierung vonBotschaften über die Zeit, doch m

    it der Verwendung zum

    Transport geeigneterSchriftträger w

    ar auch in räumlicher H

    insicht eine neue Qualität erreicht: D

    ieraum

    zeitliche Gegenw

    art von Sprecher und Hörer w

    urde ergänzt um die „vir-

    tuelle Gem

    einschaft“ von Schreiber und Leser.

  • Da

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    30

    31

    Beck: Te

    rritoria

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    on

    Kom

    mun

    ika

    tion

    Diese Erw

    eiterung des Komm

    unikationsraums zeitigte w

    eit reichende sozialeund kulturelle Folgen: Verständigung über räum

    liche Distanz w

    ar nun ge-bunden an eine neue zeitliche G

    renze; an die Stelle der Gegenw

    art trat dieTransportgeschw

    indigkeit materieller Trägerm

    edien. Das Ü

    berschreiten derRuf- und H

    örweite bedeutete zugleich den Verlust unm

    ittelbarer, synchronerInteraktivität als conditio sine qua non m

    enschlicher Verständigung. Die Ent-

    kopplung von Handlungs- und K

    omm

    unikationsraum erw

    eiterte den Kom

    -m

    unikationsraum nicht nur territorial und tem

    poral, sondern auch seman-

    tisch: Die D

    eutung von Botschaften, die Re-Konstruktion von Sinn w

    ar nunnicht m

    ehr direkt durch die unmittelbare m

    ündliche Nachfrage beim

    Spre-cher m

    öglich, sondern bedurfte alltags-hermeneutischer Regeln des Verste-

    hens. Viele Folgen von K

    omm

    unikation, insbesondere die Anschlusshandlun-

    gen des Kom

    munikationspartners, w

    aren für den Sprecher/Schreiber nichtm

    ehr ab

    sehba

    r, sondern allenfalls einer weiteren gespeicherten Botschaft

    ab

    lesba

    r. Das geschriebene W

    ort, so der kanadische Literaturwissenschaftler

    Marshall M

    cLuhan, gab den Menschen „ein A

    uge für ein Ohr“ (M

    cLuhan1

    96

    4: 8

    4).

    Der A

    ustausch schriftlicher Botschaften über weitere D

    istanzen veränderte dieForm

    en menschlichen Zusam

    menlebens, zunächst der literaten Eliten und in

    der Folge der gesamten G

    emeinschaft bzw

    . Gesellschaft. H

    ielt Plato noch dieH

    örweite des Redners für den geeigneten territorialen M

    aßstab einer politi-schen G

    emeinschaft, so erw

    eiterte die Schrift das Territorium m

    enschlicherG

    emeinw

    esen. Hierauf hat der kanadische W

    irtschaftshistoriker Harold A

    dams

    Innis hingewiesen: Je leichter ein Schriftm

    edium zu transportieren sei, um

    sobesser eigne es sich für die Etablierung einer zentralen Verw

    altung, unter de-ren Kontrolle große Territorien und eine Vielzahl von Provinzen stehen. D

    asvon den Ä

    gyptern und später den Römern als Schriftträger verw

    endete Papyrusund das zunächst in C

    hina gebräuchliche Papier erleichterten die Ausw

    eitungder politischen Territorien. Im

    Gegensatz dazu w

    urden in den theokratischenStadtstaaten an Euphrat und Tigris Lehm

    tafeln als Schreibmedium

    verwendet,

    die zwar die Kontinuität von H

    errschaft und die Überlieferung kaufm

    ännischenW

    issens ermöglichten, sich jedoch für den Transport über räum

    liche Distanzen

    als weitaus w

    eniger geeignet erwiesen (vgl. Innis 1

    99

    7a: 5

    6-6

    6 und Innis

    19

    97

    b: 95

    -11

    7).

    Die körpergebundenen M

    odi menschlicher Kom

    munikation (G

    estik, Mim

    ik,Spiel, Tanz, Ritual und gesprochene Sprache) lassen das gegebene Territoriumsolange als fraglos gegebenen O

    rt erscheinen, bis technische Medien hinzu-

    treten. Medialisierte Kom

    munikation ist – neben M

    obilität – eine der grundle-genden Voraussetzungen für die Entgrenzung des Territorium

    s menschlicher

    Gem

    einschaften. Zugleich errichten die Medien der K

    omm

    unikation neueG

    renzen: Wo die Einheitlichkeit und G

    ültigkeit der Codierung endet, w

    ird dieG

    renze des Komm

    unikationsraums und des gem

    einschaftlichen Territoriums

    („Heim

    at“) überschritten. Zur „natürlichen“ Sprachgrenze tritt eine mediale

    Grenze, die bis heute ihren A

    usdruck in den Regeln der Codierung findet, etw

    ain unterschiedlichen technischen Standards (Fernsehnorm

    en, Inkompatibilitä-

    ten digitaler Medien) oder in G

    estalt unterschiedlicher soziokultureller Norm

    enund kom

    munikativer K

    ompetenzen.

    Der m

    ittels Speichermedien bew

    erkstelligte „Transport“ von Botschaften überräum

    liche Distanzen und G

    renzen allein schafft weder ein neues, erw

    eitertesTerritorium

    noch einen homogenen Kom

    munikationsraum

    , wie es uns die A

    po-

    logeten der Globalisierung via Internet G

    lauben machen w

    ollen. Vielmehr w

    irderkennbar, dass die Transport-M

    etapher von Komm

    unikation zu kurz greift.U

    m Verständigung zu erzielen, also den Sinn des G

    esagten, Geschriebenen,

    Abgebildeten usw

    . zu verstehen, ist die möglichst störungsfreie m

    edientechni-sche Ü

    bermittlung nur eine notw

    endige, aber noch keine hinreichende Voraus-setzung. D

    ie Ausw

    eitung der technischen Reichweite, die „Extensions of M

    an“(M

    cLuhan 19

    64

    ) und die homogene „Versorgung“ eines Territorium

    s mit M

    edi-entechniken können die U

    nwahrscheinlichkeit gelingender Kom

    munikation er-

    höhen, aber sie führen nicht automatisch zu m

    ehr oder zu besserer Verständi-gung.

    Aus den lokalen G

    emeinschaften kopräsenter M

    enschen entwickelten sich im

    Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende ausdifferenzierte moderne G

    esell-schaften, deren Kom

    munikationsbedarf stieg und deren K

    omm

    unikationsräu-m

    e vielschichtiger wurden: Raum

    dimension und Beziehungsdim

    ension ent-koppeln sich durch Fernkom

    munikation, ohne ihre Bedeutung vollständig ein-

    zubüßen: Wer schreibt und liest, hört deshalb noch nicht auf zu sprechen und

    zu hören. Nicht allein die Erw

    eiterung des Territoriums ist das Ergebnis von

    Kom

    munikation, sondern seine Ö

    ffnung und seine Re-Konfiguration. Kom

    -m

    unikation integriert Menschen lokal und sozial – über Territorien hinw

    eg.W

    er komm

    uniziert, kann zugleich M

    itglied einer territorialen Gem

    einschaftund Teil einer nicht-territorialen Beziehung sein. D

    ie Identität sozialer Grup

    -pen und G

    emeinschaften ist unter Bedingungen räum

    licher und zeitlicherFernkom

    munikation (Telekom

    munikations- und Speicherm

    edien) nicht mehr

    allein an das Hier und jetzt des Territorium

    s gebunden. Sie ist das Resultatvon H

    ier und Dort (Edm

    und Husserl), das Produkt von Entgrenzung (kom

    mu-

    nikativer Verbindung) und von Abgrenzung (W

    ahrnehmung von K

    ontingenz).

    Erst die Wahrnehm

    ung von Grenzen lässt das „eigene“ Territorium

    erkennen;sinnvoll w

    ird der Begriff erst im Plural. D

    er leere Raum der M

    athematik, die

    aristotelische Vorstellung des Raumes als G

    efäß (Braun 19

    96

    : 30

    ) hat wenig

    gemein m

    it dem „erlebten Raum

    “ (Bollnow) unseres sozialen A

    lltags. Der er-

    lebte Raum ist nicht nur ein a priori individueller sozialer Erfahrung, sondern

    als Korrelat an das Subjekt gebunden:

  • Da

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    32

    33

    Beck: Te

    rritoria

    lität v

    on

    Kom

    mun

    ika

    tion

    „Das bedeutet ..., daß der Raum

    nicht unabhängig vom M

    enschen einfach daist. Es gibt einen Raum

    nur, insofern der Mensch ein räum

    liches, d.h. ein Raumbildendes und Raum

    gleichsam um

    sich aufspannendes Wesen ist“ (Bollnow

    19

    97

    : 23

    ).

    Der M

    ensch, so Jean Paul Sartre, „wird nicht durch seine Beziehungen zu den

    Orten situiert, durch seinen Längen- und Breitengrad: er situiert sich in ei-

    nem m

    enschlichen Raum“. (Sartre 1

    96

    2: 3

    92

    ) Das Territorium

    des handeln-den und kom

    munizierenden M

    enschen ist also – entgegen unserer naivenA

    lltagsvorstellung – kein objektiver, leerer Raum, den es zu füllen gälte. V

    iel-m

    ehr ist er „ein Mittleres zw

    ischen »Gegenstand« und »A

    nschauungsform«,

    weder ein subjektunabhängiger Behälter, noch ein bloß subjektiver Entw

    urf“(Bollnow

    19

    97

    : 27

    4). Raum

    ist ein dialektisches Konstrukt, das Resultat von

    sozialen „Strukturierungsprozessen“ (Giddens 1

    99

    5): Einerseits w

    erden wir

    in einen durch die vergangenen Handlungen und K

    omm

    unikationen andererM

    enschen aufgespannten Raum hineingeboren, andererseits situieren w

    ir unsselbst in ihm

    , wir reproduzieren und m

    odifizieren den menschlichen Raum

    ,d

    er in der Fo

    lge unseren H

    and

    lungen und

    Ko

    mm

    unikatio

    nen wied

    erumG

    renzen setzt. Der m

    enschliche Raum ist, w

    eil wir soziale und kom

    munizie-

    rende Wesen sind, ein intersubjektiver Raum

    , der sich zwischen ego und alter

    aufspannt. Und: Er ist kein fester, klar um

    grenzter Behälter, sondern ein dy-nam

    isches Sozialgebilde, das durch Interaktion und Kom

    munikation im

    mer

    wieder aufs N

    eue entgrenzt und begrenzt wird. K

    omm

    unikation und Territori-um

    stehen also in einem dialektischen W

    echselspiel, das durch die Art und

    Weise unserer Kom

    munikation und der verw

    endeten Medien variiert w

    ird.

    Die Intersubjektivität des m

    enschlichen Raumes, von Kant als die M

    öglichkeitdes Beisam

    menseins bezeichnet, dient dem

    Soziologen Georg Sim

    mel als A

    us-gangspunkt für die A

    nalyse der „Raumbedingungen einer Vergesellschaftung“.

    Gruppen und Individuen erlangen durch Ein- und A

    usgrenzung innere Ge-

    schlossenheit für sich (Identität), die durch die Raumgrenze als Territorium

    „sym-

    bolisiert“ (Simm

    el) wird. D

    istanz und Nähe beeinflussen die soziale Beziehung,

    doch ist es möglich „durch die M

    ittel des indirekten Verkehrs und noch mehr

    durch die Phantasie ... die Bedingungen von Zeit und Raum in einer oft m

    ys-tisch erscheinenden W

    eise“ (Simm

    el 19

    83

    : 23

    2) zu überw

    inden: Auch räum

    -lich distanzierte Personen als zusam

    mengehörig und benachbarte als nicht zu-

    samm

    engehörig zu erkennen, ist eine kulturelle Leistung, die ohne Medien nicht

    gelingen kann.

    3H

    ier u

    nd

    Dort?

    3.1

    Vom G

    espräch zum Ferngespräch

    Die U

    nterscheidung von Hier und D

    ort, zugleich hergestellt und aufgehobendurch den Transport m

    aterieller Speichermedien, bezeichnet nicht nur eine

    räumliche, sondern auch eine zeitliche D

    ifferenz. Die Ü

    berwindung räum

    licherD

    istanz zwischen K

    omm

    unizierenden in „Echtzeit“, also ohne Zwischenspei-

    cherung und Transport materieller Trägerm

    edien, ermöglichte die Telefonie.

    Von den Zeitgenossen vielfach als „mystisch“ (Sim

    mel 1

    98

    3: 2

    32

    ) empfunden,

    löste sich die Stimm

    e vom K

    örper (Gestik, M

    imik, Proxem

    ik), die Ruf- und Hör-

    weite vergrößerte sich schrittw

    eise: Anfangs bedeutete Ferngespräch de facto

    lediglich Ortsgespräch. D

    ie zunehmende A

    rbeitsteilung, eine Ausdehnung der

    Handels- und G

    eschäftsbeziehungen und die vor allem in Industriem

    etropolenw

    ie Berlin beobachtbare Trennung von Wohn- und A

    rbeitsort im N

    ahraum hat-

    te zu einer Ausw

    eitung des gemeinschaftlichen, insbesondere des städtischen

    Territoriums geführt. Effiziente Kooperation im

    Wirtschaftsleben und die Pflege

    sozialer Beziehungen erforderten parallel zur Errichtung neuer Nahverkehrs-

    systeme eine synchrone Ü

    berwindung von D

    istanzen, die durch Telegrafie,Briefverkehr und Rohrpostsystem

    e nicht länger befriedigend bewerkstelligt w

    er-den konnte (vgl. Beck 1

    98

    9: 4

    5-7

    5).

    Unter den Bedingungen des neuen K

    omm

    unikationsmedium

    s jedoch verän-derte sich dann auch das gesellschaftliche Verständnis des Raum

    s: Nähe w

    arnicht länger an physische N

    achbarschaft gebunden; Distanz nicht länger aus-

    schließlich eine Frage der Transportgeschwindigkeit. D

    er Werbeslogan einer

    US-Telefongesellschaft: „Reach out, and touch som

    eone“, beschreibt das Ent-stehen „künstlicher N

    achbarschaften“. Die instantane Punkt-zu-Punkt-Verbin-

    dung zweier Kom

    munikanden löst die Beziehungs-D

    yade tendenziell vom O

    rt„als M

    öglichkeit des Beisamm

    enseins“ (Kant nach Simm

    el 19

    83

    : 22

    2). G

    leich-w

    ohl wird das Territorium

    deshalb nicht bedeutungslos, der Raum w

    ird nichtzum

    „virtuellen Raum“: Bis heute führen w

    ir ganz überwiegend O

    rtsgesprächeoder gar H

    ausgespräche; die meisten Telefonate gelten w

    ohl noch imm

    er Men-

    schen, mit denen w

    ir zuvor und/oder nach dem Telefonat ortsgebunden „Face-

    to-face“ kom

    munizieren. Telefonkom

    munikation ist in hohem

    Maße Vorläufer-

    oder Anschlusskom

    munikation für ortsgebundene Verständigung. Zu einem

    –ökologisch durchaus w

    ünschenswerten – Rückgang physischer M

    obilität hatdie Telekom

    munikation bislang nicht geführt, verm

    utlich trifft sogar das Ge-

    genteil zu.

    Der konkrete O

    rt der Komm

    unikation ist beim Telefonat allerdings nicht m

    ehrzu bestim

    men: Ist es der O

    rt des Anrufers, der des A

    ngerufenen, die Vermitt-

    lungsstelle, ein virtueller Ort zw

    ischen den Anrufer und A

    ngerufenem? Brief

    und Telefonat stellen selektive und transitorische Punkt-zu-Punkt-Verbindungen

  • Da

    s Gerä

    usc

    h d

    er P

    rovin

    z - R

    ad

    io in

    der R

    eg

    ion

    34

    35

    Beck: Te

    rritoria

    lität v

    on

    Kom

    mun

    ika

    tion

    zwischen (in der Regel) zw

    ei Komm

    unikanden her, die noch keine Einheit desRaum

    es begründen. Die Vorstellung