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NEWS Juli 2016
Inhaltsverzeichnis
Termine Juli 2016 2
Termine August 2016 3
Zahlungsverzug: Höhe der Verzugszinsen 4
Sind Unfallkosten durch die
Entfernungspauschale abgegolten? 5
Abbruchkosten des alten sind
Herstellungskosten eines neuen Gebäudes 5
Unzureichende Mitwirkungsrechte des
Gesellschafters einer freibe-ruflich tätigen
Gesellschaft können zur Gewerblichkeit der
Gesellschaft führen 6
Unzulässigkeit der Bildung von Rückstellungen
für Kosten eines in der Zukunft anstehenden
Prozesses 7
Mieterschutz bei Eigenbedarfskündigung von
Wohnungseigentum gestärkt 7
Bundesfinanzhof: Nachforderung von
Umsatzsteuer in sog. Bauträgerfällen weiterhin
ernstlich zweifelhaft 8
In der Europäischen Union gelten neue
Datenschutzregeln 9
Keine Aussetzung einer Pfändungs- und
Einziehungsverfügung 10
Kündigung von Bausparverträgen durch
Bausparkasse abgelehnt 10
2
Termine Juli 2016
Bitte beachten Sie die folgenden Termine, zu denen die Steuern und Sozialversicherungsbeiträge fällig werden:
Steuerart Fälligkeit Ende der Schonfrist bei Zahlung durch Überweisung1 Scheck2 Lohnsteuer, Kirchen-steuer, Solidaritätszu-schlag3
11.07.2016 14.07.2016 08.07.2016
Kapitalertragsteuer, Solidaritätszuschlag
Seit dem 01.01.2005 sind die Kapitalertragsteuer sowie der darauf ent-fallende Solidaritätszuschlag zeitgleich mit einer erfolgten Gewinnaus-schüttung an den Anteilseigner an das zuständige Finanzamt abzufüh-ren.
Umsatzsteuer4 11.07.2016 14.07.2016 08.07.2016 Sozialversicherung5 27.07.2016 entfällt entfällt
1 Umsatzsteuervoranmeldungen und Lohnsteueranmeldungen müssen grundsätzlich bis zum 10. des dem An-meldungszeitraum folgenden Monats (auf elektronischem Weg) abgegeben werden. Fällt der 10. auf einen Samstag, Sonntag oder Feiertag, ist der nächste Werktag der Stichtag. Bei einer Säumnis der Zahlung bis zu drei Tagen werden keine Säumniszuschläge erhoben. Eine Überweisung muss so frühzeitig erfolgen, dass die Wertstellung auf dem Konto des Finanzamts am Tag der Fälligkeit erfolgt.
2 Bei Zahlung durch Scheck ist zu beachten, dass die Zahlung erst drei Tage nach Eingang des Schecks beim Finanzamt als erfolgt gilt. Es sollte stattdessen eine Einzugsermächtigung erteilt werden.
3 Für den abgelaufenen Monat, bei Vierteljahreszahlern für das vorangegangene Kalendervierteljahr. 4 Für den abgelaufenen Monat, bei Dauerfristverlängerung für den vorletzten Monat, bei Vierteljahreszahlern
ohne Dauerfristverlängerung für das vorangegangene Kalendervierteljahr. 5 Die Fälligkeitsregelungen der Sozialversicherungsbeiträge sind einheitlich auf den drittletzten Bankarbeitstag
des laufenden Monats vorgezogen worden. Um Säumniszuschläge zu vermeiden, empfiehlt sich das Last-schriftverfahren. Bei allen Krankenkassen gilt ein einheitlicher Abgabetermin für die Beitragsnachweise. Diese müssen dann bis spätestens zwei Arbeitstage vor Fälligkeit (d. h. am 25.07.2016) an die jeweilige Einzugs-stelle übermittelt werden. Regionale Besonderheiten bzgl. der Fälligkeiten sind ggf. zu beachten. Wird die Lohnbuchführung durch extern Beauftragte erledigt, sollten die Lohn- und Gehaltsdaten etwa 10 Tage vor dem Fälligkeitstermin an den Beauftragten übermittelt werden. Dies gilt insbesondere, wenn die Fälligkeit auf einen Montag oder auf einen Tag nach Feiertagen fällt.
3
Termine August 2016
Bitte beachten Sie die folgenden Termine, zu denen die Steuern und Sozialversicherungsbeiträge fällig werden:
Steuerart Fälligkeit Ende der Schonfrist bei Zahlung durch Überweisung1 Scheck2 Lohnsteuer, Kirchen-steuer, Solidaritätszu-schlag3
10.08.2016 15.08.2016 05.08.2016
Kapitalertragsteuer, Solidaritätszuschlag
Seit dem 01.01.2005 sind die Kapitalertragsteuer sowie der darauf ent-fallende Solidaritätszuschlag zeitgleich mit einer erfolgten Gewinnaus-schüttung an den Anteilseigner an das zuständige Finanzamt abzufüh-ren.
Umsatzsteuer4 10.08.2016 15.08.2016 05.08.2016 Gewerbesteuer 15.08.2016 18.08.2016 12.08.2016 Grundsteuer 15.08.2016 18.08.2016 12.08.2016 Sozialversicherung5 29.08.2016 entfällt entfällt
1 Umsatzsteuervoranmeldungen und Lohnsteueranmeldungen müssen grundsätzlich bis zum 10. des dem An-meldungszeitraum folgenden Monats (auf elektronischem Weg) abgegeben werden. Fällt der 10. auf einen Samstag, Sonntag oder Feiertag, ist der nächste Werktag der Stichtag. Bei einer Säumnis der Zahlung bis zu drei Tagen werden keine Säumniszuschläge erhoben. Eine Überweisung muss so frühzeitig erfolgen, dass die Wertstellung auf dem Konto des Finanzamts am Tag der Fälligkeit erfolgt.
2 Bei Zahlung durch Scheck ist zu beachten, dass die Zahlung erst drei Tage nach Eingang des Schecks beim Finanzamt als erfolgt gilt. Es sollte stattdessen eine Einzugsermächtigung erteilt werden.
3 Für den abgelaufenen Monat. 4 Für den abgelaufenen Monat, bei Dauerfristverlängerung für den vorletzten Monat, bei Vierteljahreszahlern
mit Dauerfristverlängerung für das vorangegangene Kalendervierteljahr. 5 Die Fälligkeitsregelungen der Sozialversicherungsbeiträge sind einheitlich auf den drittletzten Bankarbeitstag
des laufenden Monats vorgezogen worden. Um Säumniszuschläge zu vermeiden, empfiehlt sich das Last-schriftverfahren. Bei allen Krankenkassen gilt ein einheitlicher Abgabetermin für die Beitragsnachweise. Diese müssen dann bis spätestens zwei Arbeitstage vor Fälligkeit (d. h. am 25.08.2016) an die jeweilige Einzugs-stelle übermittelt werden. Regionale Besonderheiten bzgl. der Fälligkeiten sind ggf. zu beachten. Wird die Lohnbuchführung durch extern Beauftragte erledigt, sollten die Lohn- und Gehaltsdaten etwa 10 Tage vor dem Fälligkeitstermin an den Beauftragten übermittelt werden. Dies gilt insbesondere, wenn die Fälligkeit auf einen Montag oder auf einen Tag nach Feiertagen fällt.
4
Zahlungsverzug: Höhe der Verzugszinsen
Der Gläubiger kann nach dem Eintritt der Fälligkeit seines Anspruchs den Schuldner durch eine Mahnung in Ver-zug setzen.1 Der Mahnung gleichgestellt sind die Klageerhebung sowie der Mahnbescheid.2 Einer Mahnung bedarf es nicht, wenn für die Leistung eine Zeit nach dem Kalender bestimmt ist, die Leistung an ein vorausgehendes Ereignis anknüpft, der Schuldner die Leistung verweigert, besondere Gründe den sofortigen Eintritt des Verzugs rechtfertigen.3 Bei Entgeltforderungen tritt Verzug spätestens 30 Tage nach Fälligkeit und Zugang einer Rechnung ein; dies gilt gegenüber einem Schuldner, der Verbraucher ist, allerdings nur, wenn hierauf in der Rechnung besonders hin-gewiesen wurde.4 Im Streitfall muss allerdings der Gläubiger den Zugang der Rechnung (nötigenfalls auch den darauf enthaltenen Verbraucherhinweis) bzw. den Zugang der Mahnung beweisen. Während des Verzugs ist eine Geldschuld zu verzinsen.5 Der Verzugszinssatz beträgt für das Jahr fünf Prozentpunkte bzw. für Rechtsgeschäfte, an denen Verbraucher nicht beteiligt sind, acht Prozentpunkte (ab 29. Juli 2014: neun Prozentpunkte*) über dem Basiszinssatz.6 Der Basiszinssatz verändert sich zum 1. Januar und 1. Juli eines jeden Jahres um die Prozentpunkte, um welche die Bezugsgröße seit der letzten Veränderung des Basiszinssatzes gestiegen oder gefallen ist. Bezugsgröße ist der Zinssatz für die jüngste Hauptrefinanzierungsoperation der Europäischen Zentralbank vor dem ersten Kalen-dertag des betreffenden Halbjahres.7 Aktuelle Basis- bzw. Verzugszinssätze ab 1. Juli 2013:8
Zeitraum Basiszinssatz Verzugszinssatz Verzugszinssatz für Rechtsgeschäfte ohne Verbraucherbeteiligung
01.07. bis 31.12.2013 -0,38 % 4,62 % 7,62 % 01.01. bis 30.06.2014 -0,63 % 4,37 % 7,37 % 01.07. bis 28.07.2014 -0,73 % 4,27 % 7,27 % 29.07. bis 31.12.2014 -0,73 % 4,27 % 8,27 % 01.01. bis 30.06.2015 -0,83 % 4,17 % 8,17 % 01.07. bis 31.12.2015 -0,83 % 4,17 % 8,17 % 01.01. bis 30.06.2016 -0,83 % 4,17 % 8,17 %
1 § 286 Abs. 1 Satz 1 BGB. 2 § 286 Abs. 1 Satz 2 BGB. 3 § 286 Abs. 2 BGB. 4 § 286 Abs. 3 Satz 1 BGB. 5 § 288 Abs. 1 Satz 1 BGB. 6 § 288 Abs. 1 Satz 2 bzw. Abs. 2 BGB. 7 § 247 Abs. 1 Satz 2, 3 BGB. 8 Homepage Deutsche Bundesbank.
5
Sind Unfallkosten durch die Entfer-nungspauschale abgegolten?
Aufwendungen des Arbeitnehmers für die
Wege zwischen Wohnung und erster Tä-
tigkeitsstätte sind Werbungskosten bei
den Einkünften aus nichtselbstständiger
Arbeit. Zur Abgeltung dieser Aufwendun-
gen ist für jeden Arbeitstag, an dem der
Arbeitnehmer die erste Tätigkeitsstätte
aufsucht, eine Entfernungspauschale für
jeden vollen Kilometer zwischen Wohnung
und erster Tätigkeitsstätte von 0,30 € an-
zusetzen, höchstens jedoch 4.500 € im
Kalenderjahr. Ein höherer Betrag als
4.500 € ist anzusetzen, soweit der Arbeit-
nehmer einen eigenen oder ihm zur Nut-
zung überlassenen Kraftwagen benutzt.
Durch diese Entfernungspauschale sind
sämtliche Aufwendungen abgegolten, die
durch die Wege zwischen Wohnung und
erster Tätigkeitsstätte entstehen (z. B.
auch Parkgebühren für das Abstellen des
Fahrzeugs während der Arbeitszeit). Diese
Abgeltungswirkung gilt laut Bundesfinanz-
hof1 ebenfalls für außergewöhnliche Kos-
ten, wie z. B. Reparaturkosten infolge ei-
ner Falschbetankung des Fahrzeugs.
Das Finanzgericht Rheinland-Pfalz2
schließt sich dieser Rechtsprechung an
und entschied: Zu den durch die Entfer-
1 BFH, Urt. v. 20.03.2014, VI R 29/13, BStBl 2014 II,
S. 849, LEXinform 0929844. 2 FG Rheinland-Pfalz, Urt. v. 23.02.2016, 1 K 2078/15,
LEXinform 5018875.
nungspauschale abgegoltenen Unfallkos-
ten zählen nicht nur Reparaturkosten ei-
nes Fahrzeugs, sondern auch Behand-
lungs- und Krankheitskosten, die durch ei-
nen Unfall auf der Fahrt zwischen Woh-
nung und erster Tätigkeitsstätte (mit-) ver-
ursacht wurden.
Allerdings lässt die Finanzverwaltung3 Un-
fallkosten, die auf der Fahrt zwischen
Wohnung und erster Tätigkeitsstätte ent-
stehen, weiterhin neben der Entfernungs-
pauschale zum Werbungskostenabzug zu.
Betroffene sollten sich auf die Auffassung
der Finanzverwaltung berufen.
Hinweis: Der Ansatz der Behandlungs-
und Krankheitskosten als außergewöhnli-
che Belastung ist möglich, wenn die Kos-
ten nicht als Werbungskosten anerkannt
wurden.
Abbruchkosten des alten sind Her-stellungskosten eines neuen Ge-
bäudes
Wenn ein Grundstück mit Gebäude bereits
mit Abbruchabsicht erworben wurde,
können die Abbruchkosten und der Rest-
buchwert des alten Gebäudes nicht als
Betriebsausgaben oder Werbungskosten
abgezogen werden.
3 BMF, Schr. v. 31.10.2013,
IV C 5 - S-2351/09/10002:002, BStBl 2013 I, S. 1376, LEXinform 5234736.
6
Das Finanzgericht Düsseldorf1 bestätigte
dies. Im Urteilsfall erwarb ein Steuerpflich-
tiger ein technisch/wirtschaftlich noch nicht
verbrauchtes Gebäude. Schon vor dem
Erwerb hatte er die Absicht, das Gebäude
abzubrechen und an dieser Stelle ein
neues Gebäude zu errichten. Das Finanz-
gericht vertritt die Auffassung, dass zwi-
schen dem Abbruch des erworbenen Ge-
bäudes und der Herstellung des neuen
Gebäudes ein enger wirtschaftlicher Zu-
sammenhang besteht. Dies rechtfertige
es, die mit dem Abbruch verbundenen
Aufwendungen als Herstellungskosten
(nur jährliche Absetzung für Abnutzung)
des neuen Gebäudes zu behandeln. Die
Abbruchkosten dürfen deshalb nicht als
Betriebsausgaben oder Werbungskosten
abgesetzt werden. Auch eine Absetzung
für die außergewöhnliche Abnutzung des
Restbuchwerts des abgebrochenen Ge-
bäudes ist nicht möglich.
Der Bundesfinanzhof muss abschließend
entscheiden.
Hinweis: Wenn ein Grundstück mit Ge-
bäude ohne Abbruchabsicht erworben,
dann aber doch abgerissen wurde, sind
die Abbruchkosten und der Restbuchwert
i. d. R. abziehbar.
1 FG Düsseldorf, Urt. v. 23.02.2016, 10 K 2708/15,
(Nichtzulassungsbeschw. eingel., Az. BFH: IV B 19/16), LEXinform 5018839.
Unzureichende Mitwirkungsrechte des Gesellschafters einer freibe-
ruflich tätigen Gesellschaft können zur Gewerblichkeit der Gesellschaft
führen
Nach einem Urteil des Bundesfinanzhofs2
übt eine Personengesellschaft nur dann
eine freiberufliche Tätigkeit aus, wenn
sämtliche Gesellschafter bestimmte Vo-
raussetzungen erfüllen. Sie müssen die
Merkmale eines freien Berufs erfüllen und
die Tätigkeit aufgrund eigener Fachkennt-
nisse leitend und eigenverantwortlich aus-
üben. Darüber hinaus ist für eine freiberuf-
liche Mitunternehmerschaft erforderlich,
dass alle Gesellschafter an den Entschei-
dungsprozessen der Gesellschaft beteiligt
sind und ein Mitunternehmerrisiko tragen.
Die Merkmale einer freiberuflichen Tätig-
keit ergeben sich aus der einkommen-
steuerrechtlich vorgegebenen katalogmä-
ßigen Aufzählung.3
Die eigene Fachkenntnis ist für einen Arzt
dahingehend auszulegen, dass er dem
Patienten gegenüber eine höchstpersönli-
che individuelle Arbeitsleistung schuldet,
die er auch zu einem wesentlichen Teil
selbst erbringen muss.
Mitunternehmerrisiko bedeutet gesell-
schaftliche oder wirtschaftlich vergleichba-
re Teilnahme am Erfolg oder Misserfolg
des gemeinschaftlich betriebenen Unter- 2 BFH, Urt. v. 03.11.2015, VIII R 62/13, BFH/NV 2016,
S. 833, LEXinform 0934425. 3 § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG.
7
nehmens. Es findet seinen Ausdruck in
der Beteiligung am Gewinn und Verlust
sowie an den stillen Reserven einschließ-
lich eines Geschäftswerts der Gesell-
schaft.
Die Einbindung in Entscheidungsprozesse
der Gesellschaft, auch als Mitunternehme-
rinitiative bezeichnet, findet ihre Ausprä-
gung u. a. in den gesellschaftsvertraglich
vereinbarten Stimmrechten der Gesell-
schafter.
Unter Berücksichtigung der vorstehenden
Grundsätze hat das Gericht die Tätigkeit
einer Ärztegemeinschaft insgesamt als
gewerblich eingestuft. Die Gewinne der
Gesellschaft wurden gewerbesteuerpflich-
tig. Der nachfolgend geschilderte Sach-
verhalt bestimmte die Entscheidung:
Zwei Ärzte übten ihre freiberufliche ärztli-
che Tätigkeit gemeinsam im Rahmen ei-
ner Gesellschaft bürgerlichen Rechts
(GbR) aus. An den Erträgen und dem
Vermögen der Gesellschaft waren sie zu
jeweils 50 % beteiligt. Zwecks höherer Ab-
rechnungsmöglichkeiten gegenüber den
gesetzlichen Krankenkassen nahmen sie
eine weitere Ärztin in ihre Gesellschaft auf.
Das bisherige Gesellschaftsvermögen
wurde steuerliches Sonderbetriebsvermö-
gen der beiden Gründungsärzte. Neuan-
schaffungen erfolgten nur auf den Namen
der beiden Altärzte. Die neu aufgenom-
mene Ärztin erhielt keine Bankkontenvoll-
macht und kein Verfügungsrecht über die
Kasse. Sie erhielt ausschließlich eine um-
satzbezogene Gewinnbeteiligung auf Ba-
sis der von ihr erbrachten und abgerech-
neten Leistungen. Lediglich ihre Tätigkeit
übte die Ärztin aufgrund eigener Fach-
kenntnis leitend und eigenverantwortlich
aus. Wegen dieser besonderen Umstände
lehnte das Gericht eine steuerliche Mitun-
ternehmerschaft der Ärztin ab. Demzufol-
ge erzielte die Gemeinschaft, bestehend
aus den beiden Ärzten und der Ärztin, ins-
gesamt gewerbliche Einkünfte.
Unzulässigkeit der Bildung von Rückstellungen für Kosten eines in der Zukunft anstehenden Prozesses
Nach einem Beschluss des Bundesfinanz-
hofs1 können keine Rückstellungen für
Kosten eines erst nach dem Abschluss-
stichtag zu erwartenden Prozesses gebil-
det werden. Etwas anderes kann nur dann
gelten, wenn die spätere Klageerhebung
nur noch eine selbstverständliche und rein
formale Handlung ist.
Mieterschutz bei Eigenbedarfskün-digung von Wohnungseigentum
gestärkt
Das Landgericht Berlin2 hat in einer Ent-
scheidung darauf hingewiesen, dass eine
auf den Eigenbedarf des Vermieters ge-
stützte Kündigung von Mietwohnraum, so-
fern es sich um in Berlin gelegenes Woh- 1 BFH, Beschl. v. 11.11.2015, I B 3/15, BFH/NV 2016,
S. 387, LEXinform 5908251. 2 LG Berlin, Beschl. v. 17.03.2016, 67 O 30/16,
DWW 2016, S. 138, LEXinform 0444318.
8
nungseigentum handelt, während einer
Sperrfrist von zehn Jahren ausgeschlos-
sen ist.
Zum 1. Oktober 2013 ist in Berlin eine
Kündigungsschutzklausel-Verordnung in
Kraft getreten. Danach ist während einer
Sperrfrist von zehn Jahren ab dem Zeit-
punkt der erstmaligen Veräußerung einer
in Wohnungseigentum umgewandelten
Wohnung eine Kündigung wegen Eigen-
bedarfs ausgeschlossen. Im Jahr 2009,
also vor Inkrafttreten der Verordnung, hat-
te der Vermieter die in Wohnungseigen-
tum umgewandelte Wohnung erworben,
die bereits Ende der 1970er-Jahre an den
Mieter vermietet worden war. Im Ap-
ril 2014 kündigte der Vermieter das Miet-
verhältnis wegen Eigenbedarfs. Der Mieter
akzeptierte die Kündigung nicht.
Nach Auffassung des Gerichts auch zu
Recht. Die Kündigungsschutzklau-
sel-Verordnung ist wegen der überragen-
den Bedeutung des Mieterschutzes auch
dann anwendbar, wenn die Wohnung be-
reits vor dessen Inkrafttreten veräußert
worden ist. Zwar vertraue ein Vermieter
bei Erwerb von Wohnungseigentum da-
rauf, dass er nur nach Maßgabe der zu
diesem Zeitpunkt bestehenden Vorschrif-
ten in seinen Verfügungsrechten über die
Wohnung beschränkt werde. Diese Erwar-
tungshaltung müsse jedoch im Hinblick auf
das Ziel, die Bevölkerung mit ausreichen-
dem Wohnraum zu angemessenen Bedin-
gungen zu versorgen, zurücktreten.
Bundesfinanzhof: Nachforderung von Umsatzsteuer in sog. Bauträ-
gerfällen weiterhin ernstlich zweifelhaft
Hat ein Unternehmer Bauleistungen an
Bauträger vor dem 15. Februar 2014 aus-
geführt, bleibt weiterhin ernstlich zweifel-
haft, ob das Finanzamt die Umsatzsteuer
noch vom bauleistenden Unternehmer
nachfordern kann. Für vor diesem Datum
ausgeführte Bauleistungen war die Ver-
waltung davon ausgegangen, dass Steu-
erschuldner der Empfänger der Bauleis-
tungen war, auch wenn dieser die Bauleis-
tung nicht wiederum zur Ausführung einer
Bauleistung verwendete (sog. Rever-
se-Charge-Verfahren). Nachdem der Bun-
desfinanzhof1 diese Auffassung verworfen
hat, fordern Bauträger die von ihnen an
das Finanzamt gezahlte Umsatzsteuer zu-
rück. Das Finanzamt fordert in diesen Fäl-
len die Umsatzsteuer nachträglich von
dem Unternehmer an, der die Bauleistung
erbracht hat. Diese Nachforderung ist
ernstlich zweifelhaft. Über ihre Rechtmä-
ßigkeit wird der Bundesfinanzhof dem-
nächst entscheiden müssen. Auf Antrag
sind Nachforderungsbescheide von der
Vollziehung auszusetzen.
1 BFH, Urt. v. 22.08.2013, V R 37/10, BStBl 2014 II,
S. 128, LEXinform 0928119.
9
(Quelle: Beschluss des Bundesfinanz-
hofs1)
In der Europäischen Union gelten neue Datenschutzregeln
Am 25. Mai 2016 ist die EU-Datenschutz-
Grundverordnung2 (DSGVO) in Kraft ge-
treten. Sie soll zu einem einheitlichen
Schutzniveau in Europa führen. So haben
auch Unternehmen mit Sitz außerhalb der
EU die Regeln zu befolgen, wenn sie
Dienstleistungen in der EU anbieten. In
den nächsten zwei Jahren müssen die na-
tionalen Datenschutzgesetze an die Ver-
ordnung angepasst und nationale Spiel-
räume ausgefüllt werden. Auch die Unter-
nehmen sollten sich auf die neuen Rege-
lungen vorbereiten. Ab dem 25. Mai 2018
gilt die DSGVO dann unmittelbar in den
Ländern der Europäischen Union. Folgen-
de Kernpunkte3 sind hervorzuheben:
Eine Datenverarbeitung ist nur zulässig,
wenn die Einwilligung des Betroffenen
oder eine eindeutig normierte Ausnahme
vorliegt. Das ist z. B. der Fall, wenn die
Datenverarbeitung zur Erfüllung einer
rechtlichen Verpflichtung erforderlich ist.
1 BFH, Beschl. v. 27.01.2016, V B 87/15, BFH/NV 2016,
S. 716, LEXinform 5018749. 2 Verordnung (EU) 2016/679 des europäischen Parla-
ments und des Rates vom 27.04.2016 zum Schutz na-türlicher Personen bei der Verarbeitung personenbe-zogener Daten, zum freien Datenverkehr und zur Auf-hebung der Richtlinie 95/46/EG (Daten-schutz-Grundverordnung).
3 EU-Kommission, PM v. 14.04.2016, LEXin-form 0444338.
Die schon bisher geltenden Grundsätze
der Datensparsamkeit, Zweckbindung und
Datensicherheit bleiben erhalten.
Bürger haben umfassende Informations-
und Auskunftsrechte gegenüber Unter-
nehmen, die klar und verständlich darle-
gen müssen, auf welche Art und Weise sie
die Daten verarbeiten.
Auskunftspflichten werden allerdings ein-
geschränkt, wenn ihnen Vorschriften eines
regulierten Berufs, z. B. die berufliche
Schweigepflicht des Steuerberaters, ent-
gegenstehen.
Zukünftig gibt es das „Recht auf Verges-
senwerden“: Auf Verlangen des Betroffe-
nen müssen die Daten gelöscht werden,
wenn es keine legitimen Gründe für deren
Speicherung gibt.
Für kleine und mittlere Unternehmen ent-
fällt die Meldepflicht. Ein Datenschutzbe-
auftragter muss nur noch ernannt werden,
wenn die Datenverarbeitung das Kernge-
schäft des Unternehmens darstellt.
Höhere Bußgelder sollen sicherstellen,
dass die Unternehmen ihren Verpflichtun-
gen im Datenschutz nachkommen.
10
Keine Aussetzung einer Pfändungs- und Einziehungsverfügung
Für die vorübergehende Aussetzung einer
Pfändungs- und Einziehungsverfügung
gibt es keine Rechtsgrundlage. Das hat
das Finanzgericht Baden-Württemberg1
entschieden.
Die Finanzbehörde hatte einem Kreditinsti-
tut Pfändungs- und Einziehungsverfügun-
gen zugestellt. Vollstreckt wurde wegen
Abgabenschulden von Kunden der Bank.
Da die betreffenden Konten keine Gutha-
ben auswiesen, teilte die Bank der Fi-
nanzbehörde mit, dass sie die Pfändung in
Zukunft beachten werde. Nachdem die Fi-
nanzbehörde mit den Abgabenschuldnern
Teilzahlungsvereinbarungen getroffen und
Vollstreckungsaufschub gewährt hatte,
wurde die Pfändungs- und Einziehungs-
verfügung in der Weise eingeschränkt,
dass bis auf Widerruf keine Beträge auf-
grund der Pfändung einzubehalten waren.
Das Kreditinstitut hielt diese einschrän-
kende Verfügung für rechtswidrig. Das Fi-
nanzgericht hat dies bestätigt und festge-
stellt, dass es keine gesetzliche Grundlage
für eine Ruhendstellung oder Aussetzung
der Wirkung einer Pfändung gebe. Inso-
weit ist auch eine Behörde nicht berech-
tigt, eine solche Anordnung zu treffen.
1 FG Baden-Württemberg, Urt. v. 26.01.2016,
11 K 2973/14, (Rev. eingel., Az. BFH: VII R 5/16), EFG 2016, S. 438, LEXinform 5018769.
Der Bundesfinanzhof muss abschließend
entscheiden.
Kündigung von Bausparverträgen durch Bausparkasse abgelehnt
Erneut hat das Oberlandesgericht Stutt-
gart2 der Klage einer Bausparerin gegen
die Kündigung von Bausparverträgen
durch die Bausparkasse stattgegeben.
Zwei Bausparverträge waren zuteilungs-
reif, Bauspardarlehen wurden aber nicht
beansprucht. Das Gericht hielt die Kündi-
gungen für unberechtigt und stellte fest,
dass die Bausparkasse sich nicht auf die
Rechtsnorm3 berufen kann, nach der ein
Darlehensnehmer das Darlehen zehn Jah-
re nach dessen vollständigem Empfang
kündigen könne. Das Gesetz soll den Dar-
lehensnehmer schützen, der dem Zinsbe-
stimmungsrecht des Darlehensgebers
ausgesetzt sei. Dieser Schutzzweck treffe
auf das sog. Passivgeschäft der Baus-
parkassen nicht zu, weil diese die Ver-
tragslaufzeiten in ihren Allgemeinen Bau-
sparbedingungen selbst bestimmten.
2 OLG Stuttgart, Urt. v. 04.05.2016, 9 U 230/15, (Rev.
zugel.), LEXinform 0444429. 3 § 489 Abs. 1 Nr. 2 BGB.
1
Steuer-Tipp Juli 2016
I. Ausgangslage
Ein ständiger Streitpunkt in der Bearbei-
tung von Einkommensteuererklärungen
durch das Finanzamt ist die Höhe der Ab-
schreibungen von neu angeschafften pri-
vaten Vermietungsobjekten. Der Auftei-
lungsmaßstab des Kaufpreises von erwor-
benen Anlageimmobilien auf den ab-
schreibungsfähigen Anteil des Gebäudes
und den nicht abschreibungsfähigen Anteil
des Grund und Bodens hat immanente
Bedeutung für die Steuerfolgen der Neu-
anschaffung und damit auf die tatsächliche
Rendite des Objekts. In Zeiten höherer
Immobilienpreise ist es daher zur Optimie-
rung der Wirtschaftlichkeit der Anlageob-
jekte notwendig, das Streitpotential mit
dem Finanzamt auf ein Minimum zu redu-
zieren.
II. Das Urteil des BFH vom 16.09.2015, IX R 12/14
Der BFH hat in einer Grundsatzentschei-
dung vom 16.09.2015, Az. IX R 12/14, ver-
tragliche Kaufpreisaufteilungen neu ange-
schaffter Vermietungsobjekte als bindend
für die Finanzverwaltung angesehen.
Kaufvertragsparteien, die bereits in der no-
tariellen Vertragsurkunde über die An-
schaffung des Objekts eine Aufteilung
des Kaufpreises vornehmen auf den
Grund und Boden, der nicht abschrei-
bungsfähig ist, und das Gebäude, wel-
ches abschreibungsfähig ist und damit
zu steuerlich berücksichtigungsfähigen
Kosten führt, werden somit vom obersten
deutschen Finanzgericht bestätigt. Das
Finanzamt selbst kann die von den Kauf-
vertragsparteien vorgenommene Auftei-
lung grundsätzlich nicht anfechten.
Ausnahmen von der Bindungswirkung
der vertraglichen Kaufpreisaufteilung be-
stehen lediglich dann, wenn diese Auftei-
lung lediglich zum Schein getroffen wur-
de und einen Gestaltungsmissbrauch
darstellt. Hiervon ist nur dann auszuge-
hen, wenn in erkennbarer Weise von den
Kaufvertragsparteien die realen Wertver-
hältnisse des Grundstücks sowie des
Gebäudes krass, oder mit den Worten
des BFH beschrieben, „in grundsätzli-
cher Weise“ verfehlt erscheint. Der BFH
trägt daher dem Umstand Rechnung,
dass sich nach der allgemeinen Le-
benserfahrung einzelfallbezogene wert-
beeinflussende Vorstellungen der Ver-
Optimierung der Abschreibung von privaten Vermietungsobjekten
2
tragsparteien hinsichtlich der Bewertung
des Boden wie auch des Gebäudewerts
ausgewirkt haben, die sich vom Finanzamt
in einem späteren Überprüfungsfalle nur
bedingt nachprüfen lassen. Da der Vertrag
regelmäßig unter fremden Dritten ge-
schlossen wird, ist davon auszugehen,
dass er von wechselseitigen Interessen
getragen wurde, die zu einer angemesse-
nen Aufteilung des Kaufpreises geführt
haben.
III. Unser Steuertipp
Planen Sie ganz generell den Erwerb ei-
ner Immobilie zu Vermietungszwecken?
Stehen Sie kurz vor dem Abschluss eines
Kaufvertrages über den Erwerb eines
Vermietungsobjekts? In diesen Fällen ist
es nach dem nunmehr ergangenen Urteil
des BFH angezeigt, sich frühzeitig über
die steuerlichen Folgen des Erwerbs und
der Höhe der Abschreibungen im Klaren
zu sein. Rechtlich abgesichert steht
Ihnen der Weg offen, durch Eingang der
Kaufpreisaufteilung in den Grundstücks-
kaufvertrag einen späteren Streit mit
dem Finanzamt über diese Aufteilung zu
vermeiden. Eine solche zeitaufwendige,
kostspielige und im Ergebnis häufig auch
steuerlich schädliche Auseinanderset-
zung mit dem Finanzamt lässt sich so
aus dem Wege räumen. Wir empfehlen
Ihnen daher unbedingt die frühzeitige
Kontaktierung eines unserer Berater, um
hier eine steueroptimierte Lösung in die
Wege zu leiten. Sprechen Sie uns hierzu
jederzeit gerne an.
Information: Der Inhalt dieser Information wurde nach bestem Wissen und Kenntnisstand erstellt. Mit Rücksicht auf die Kom-plexität der angesprochenen Themen und den ständigen Wandel der Rechtsmaterie bitten wir um Verständnis, wenn wir unsere Haftung und Gewährleistung auf Bera-tungen in individuellen Einzelaufträgen nach Maßgabe unserer Auftragsbedingungen beschränken und sie i. Ü., d. h. für diese Informationen ausschließen.
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Special Juli 2016
I. Einleitung
Die Umsatzerlöse stellen im externen und
internen Rechnungswesen eine bedeu-
tende Größe dar, aus der sich viele Kenn-
zahlen für den interessierten Bilanzleser
ableiten lassen. So wird die Entwicklung
des Umsatzes beispielsweise über mehre-
re Jahre als Zeitreihenvergleich gebildet,
oder aus ihr bestimmte Relationen wie die
Umsatzrendite hergeleitet. Darüber hinaus
sind die Umsatzerlöse neben der Bilanz-
summe und der Mitarbeiteranzahl eines
Unternehmens eines der Kriterien, wenn
es nach § 267 HGB um die Einstufung des
Unternehmens in die entsprechende Grö-
ßenklasse geht, d.h. hieraus ergeben sich
bestimmte Aufstellungs- und Offenle-
gungspflichten bzw. -erleichterungen.
Spätestens mit Beginn des Geschäftsjah-
res 2016 ist durch das Gesetz zur Umset-
zung der Bilanzrichtlinien (kurz „BilRUG“)
verpflichtend eine neue Abgrenzung zwi-
schen den Umsatzerlösen und den sonsti-
gen betrieblichen Erträgen vorzunehmen.
Der Gesetzgeber hat § 277 Absatz 1 HGB
n.F. neu gefasst und in der Tendenz den
Umfang der Umsatzerlöse dadurch erhöht,
dass frühere sonstige betriebliche Erträge
nunmehr den Umsatzerlösen zuzuordnen
sind.
II. Abgrenzung zwischen Umsatzer-löse und sonstige betriebliche
Erträge
Der Gesetzgeber definiert im neuen § 277
Absatz 1 HGB: „Als Umsatzerlöse sind die
Erlöse aus dem Verkauf und der Vermie-
tung oder Verpachtung von Produkten
sowie aus der Erbringung von Dienstleis-
tungen der Kapitalgesellschaft nach Abzug
von Erlösschmälerungen und der Umsatz-
steuer sowie sonstiger direkt mit dem Um-
satz verbundener Steuern auszuweisen.“
Im Vergleich zur bisherigen Definition
wurde insbesondere das Wort „typische“
weggelassen, so dass der Begriff weiter
gefasst wird und primär auf die gewöhnli-
che Geschäftstätigkeit des Unternehmens
abzielt. Diese Abgrenzung hatte in der
Vergangenheit häufiger zu Abgrenzungs-
problemen und Diskussionen in Praxis und
Literatur geführt.
Der neue Begriff orientiert sich stärker an
dem des Umsatzsteuerrechtes, das sämt-
Neudefinition des Umsatzerlösbegriffs nach BilRUG
2
liche entgeltliche Lieferungen und Leistun-
gen, unbeschadet der Frage wie sie er-
bracht werden und worauf sie sich bezie-
hen, den Umsätzen zurechnet. Dennoch
besteht keine Deckungsgleichheit, so dass
steuerbare Umsätze im Sinne des § 1 Ab-
satz 1 Nr. 1 UStG nur ein Hinweis geben,
ob es sich tendenziell eher um einen Um-
satzerlös oder einen sonstigen betriebli-
chen Ertrag handelt.
Eine klare Grenze lässt sich zwischen den
beiden GuV-Posten nicht ziehen. Neben
der Indikation aus dem Umsatzsteuerrecht
können folgende Aspekte ein Hinweis auf
das Vorliegen von Umsatzerlösen sein:
· Umsatzerlöse fallen überwiegend
planmäßig und regelmäßig an
· Umsatzerlöse resultieren üblicherweise
aus der gewöhnlichen Geschäftstätig-
keit, wobei dieses wie o.g. kein Aus-
schlusskriterium mehr ist
· Es besteht ein Leistungsaustausch zwi-
schen den Marktteilnehmern, wobei
Marktteilnehmer kein fremder Dritter
sein muss (denkbar sind beispielsweise
interne Leistungen gegenüber Arbeit-
nehmern oder Konzernschwesterge-
sellschaften). Weiterhin zählen auch
Geschäftstätigkeiten, die nicht dem ei-
gentlichen Geschäftszweck entspre-
chen, dazu.
· Der Unternehmenszweck mit seinen
Planungen und Steuerungen im Hin-
blick auf das Erzielen von Erträgen
weist regelmäßig auf Umsätze hin.
Dagegen sind „passive Erträge“ wie die
Auflösung von Rückstellungen oder An-
passung von Wertberichtigungen grund-
sätzliche keine Umsatzerlöse.
Weiterhin gilt es zu beachten, dass die mit
Umsatzerlösen korrespondierenden Auf-
wendungen innerhalb der GuV sich eben-
falls verschieben können.
III. Besonderheiten im Zusammen-hang mit der Änderung
In der Neufassung des § 277 Absatz 1
HGB findet sich auch ein Hinweis zur Kür-
zung der Umsatzerlöse um die Umsatz-
steuer (wie nach altem Recht auch) sowie
um sonstige mit dem Umsatz verbundene
Steuern. Damit dürften zum ganz über-
wiegenden Teil die Verbrauchssteuern
gemeint sein, die an den Umsatz entweder
absatzmengenmäßig oder absatzpreis-
mäßig gebunden sind. Hier erscheint eine
Einzelfallbetrachtung der Steuer nach Er-
hebungsart zwingend erforderlich zu sein,
denn manche Verbrauchssteuer (wie z.B.
die Branntweinsteuer) ist der Beschaf-
fungsseite, während andere wie die Bier-
steuer der Absatzseite zuzuordnen ist.
Grundsätzlich gilt, dass ein Abzug solcher
Steuer in Betracht kommt, welcher in ei-
nem engen zeitlichen Zusammenhang mit
der Umsatzrealisierung steht.
3
Die Änderung des Umsatzerlösumfangs
musste bereits für Geschäftsjahre 2015
angewandt werden, wenn der Bilanzieren-
de von dem Wahlrecht Gebrauch gemacht
hat, die neuen Größenkriterien ein Jahr
früher anzuwenden (Artikel 75 EGHGB).
Teilweise wird jedoch übersehen, dass
unbeschadet der Inanspruchnahme des
Vorziehens der Größenkriterien dennoch
die Umsatzerlöse nach der neuen Rechts-
lage beachtet werden müssen, wenn in
den Lageberichten von mittelgroßen und
großen Kapitalgesellschaften im Rahmen
der Prognoseberichterstattung über die
Entwicklung des Umsatzes im nächsten
Geschäftsjahr signifikante Veränderungen
zu erwarten sind. In diesem Fall ist es ge-
boten, die Änderung zu berücksichtigen
und einen Hinweis zu formulieren, der ei-
nen Ausblick gibt, in welcher Größenord-
nung sich der Umsatz durch die Umstel-
lung auf die neue Gesetzeslage verändern
wird.
In jedem Fall ist bei wesentlichen Ver-
schiebungen zwischen den beiden GuV-
Posten für das Geschäftsjahr 2016 zu be-
achten, dass die Vorjahresbeträge im Jah-
resabschluss nicht mit denen des laufen-
den Jahres vergleichbar sind. In diesem
Fall müssen die Unternehmen die Ver-
gleichbarkeit entweder durch Erläuterun-
gen im Anhang, oder durch eine Anpas-
sung der Vorjahresbeträge mit Hinweis im
Anhang vornehmen. Gemäß Artikel 75
Absatz 2 Satz 3 EGHGB besteht eine
Verpflichtung für eine Anhangangabe bei
der erstmaligen Anwendung der neuen
Umsatzerlösdefinition.
Auch das interne Berichtwesen (Control-
ling) erfährt einen Anpassungsbedarf. Die
Änderungen der Datenbasis aus dem ex-
ternen Rechnungswesen und der Umstel-
lung einiger Erlösarten, sollte sich regel-
mäßig auch in der Übernahme in das Un-
ternehmens-Reporting wiederspiegeln.
Die Anpassung des Umsatzbegriffs geht
zudem einher mit der Streichung der au-
ßerordentlichen Erträge und Aufwendun-
gen als GuV-Posten (§ 277 Absatz 4 HGB
a.F.). Der gesonderte Ausweis galt für
außerordentliche Erträge und Aufwendun-
gen, sofern sie für die Beurteilung der Er-
tragslage des Unternehmens von Bedeu-
tung sind. Der Informationsverlust inner-
halb der GuV wird durch eine neue Anga-
bepflicht im Anhang kompensiert.
IV. Beispiele
Die Tabelle im Anhang zeigt Beispiele und
deren Zuordnung als Umsatzerlöse oder
sonstige betriebliche Erträge (sbE) nach
altem und neuem Recht. Grundsätzlich
stellen die Beispiele nur Anhaltspunkte
dar. Der praktische Einzelfall kann durch
unternehmensspezifische Besonderheiten
anders einzustufen sein.
4
V. Fazit
Die Umsetzung des neuen § 277 Absatz 1
HGB bedeutet für die Mehrzahl der Unter-
nehmen einen Anstieg der Umsatzerlöse
mit einhergehender Verringerung der
sonstigen betrieblichen Erträge. In diesem
Zusammenhang werden außerordentliche
Erträge und Aufwendungen zukünftig nicht
mehr als GuV-Posten, sondern im Anhang
erläutern zu sein.
Bei der Einstufung als Umsatzerlös oder
sonstiger betrieblicher Ertrag kommt es in
Einzelfällen auf den Gesamtumstand an.
Die o.g. Aspekte stellen Indikationen dar
und sind nicht für jeden einzelnen Sach-
verhalt ein eindeutiges Kriterium. Für die
Umstellung, die mitunter komplex sein
kann, gilt es die in Kapitel III genannten
Besonderheiten zu beachten. Hierbei sind
wir Ihnen auf Wunsch gerne behilflich.
Information: Der Inhalt dieser Information wurde nach bestem Wissen und Kenntnisstand erstellt. Mit Rücksicht auf die Komplexität der angesprochenen Themen und den ständigen Wandel der Rechtsmaterie bitten wir um Verständnis, wenn wir unsere Haftung und Gewährleistung auf Beratungen in individuellen Einzelaufträgen nach Maßgabe unserer Auftragsbedingungen beschränken und sie i. Ü., d. h. für diese Informationen aus-schließen.
Anhang
Sachverhalt HGB altes Recht HGB neues Recht
Verkauf von Überbeständen an Rohstoffen sbE Umsatzerlöse
Verkauf von Neben- und Kuppelprodukten sbE / Umsatzerlöse Umsatzerlöse
Verkauf von entgeltlich erworbenen Anlagevermögen sbE sbE
Vermietung von Fahrzeugen durch einen Autohändler Umsatzerlöse Umsatzerlöse
Konzernumlagen ohne Leistungsaustausch sbE sbE
Konzernumlagen mit Leistungscharakter sbE Umsatzerlöse
Entgeltliche Bereitstellung Kantinenessen für Mitarbeiter sbE Umsatzerlöse
Unentgeltliche Bereitstellung Kantinenessen für Mitarbeiter sbE sbE
Vermietung von Werkswohnungen sbE Umsatzerlöse
Vermietung von nicht ausgelasteten Maschinen sbE Umsatzerlöse
Personalgestellung von nicht vollbeschäftigten Mitarbeiter sbE Umsatzerlöse
Gestellung von Personal durch Personaldienstleister Umsatzerlöse Umsatzerlöse
Zuschüsse mit Leistungsaustausch sbE Umsatzerlöse
Nutzungsüberlassung mit Bezug zur Geschäftstätigkeit sbE Umsatzerlöse
Haftungsvergütung der Komplementär GmbH sbE sbE
Versicherungsentschädigung für frei Haus zu liefernde und
auf dem Weg beschädigte Ware
Umsatzerlöse Umsatzerlöse
Versicherungsentschädigung für Unfallschaden am Fahr-
zeug
sbE sbE
Versicherungsentschädigung für Brandschaden a.o. Ertrag sbE
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Special II Juli 2016
I. Hintergrund
Die Erbschaftsteuerreform kommt doch
noch mit Wirkung zum 1. Juli 2016, sofern
der Bundesrat diese nicht in seiner letzten
Sitzung vor der Sommerpause am 8. Juli
2016 scheitern lässt.
Das Bundesverfassungsgericht hatte in
seinem Urteil vom 17.12.2014 (Az.:
1 BvL 21/12) entschieden, dass §§ 13a,
13b und § 19 Abs. 1 ErbStG (Verscho-
nungsregelungen für betriebliches Vermö-
gen) verfassungswidrig sind. Nach Auffas-
sung des Bundesverfassungsgerichtes
waren die Vorschriften zunächst weiter
anwendbar, jedoch wurde der Gesetzge-
ber aufgefordert bis zum 30.06.2016 eine
Neuregelung zu treffen. Hierbei überließ
das Gericht dem Gesetzgeber weiterhin
einen Entscheidungsspielraum, insbeson-
dere kleine und mittlere Unternehmen un-
ter bestimmten Voraussetzungen (z. B.
Arbeitsplatzerhalt) steuerlich zu begünsti-
gen.
Bereits im Februar 2015 veröffentlichte
das Bundesfinanzministerium ein Eckwer-
tepapier, nach dem die Verschonung von
betrieblichen Vermögen grundsätzlich bis
zu einer Freigrenze von EUR 20 Mio. ge-
währt und bei übersteigen der Freigrenze
von einer individuellen Bedürfnisprüfung
abhängig gemacht werden sollte. Die
Lohnsummenregelung sollte anstelle von
der Anzahl der Arbeitnehmer vom Unter-
nehmenswert abhängig gemacht werden.
Zudem sollte die Abgrenzung von begüns-
tigungsfähigem Vermögen und schädli-
chem Verwaltungsvermögen neu ausge-
richtet werden.
Im Juli 2015 veröffentlichte dann die Bun-
desregierung einen Gesetzesentwurf zur
Anpassung des Erbschaft- und Schen-
kungsteuergesetzes an die Rechtspre-
chung des Bundesverfassungsgerichts
(Stand 08.07.2015; BT-Drs. 18/5923 vom
07.09.2015 = BR-Drs. 353/15 vom
14.08.2015). Nach Stellungnahme der
beteiligten Gremien und der Anhörung von
Sachverständigen kam das „offizielle“ Ge-
setzgebungsverfahren im Oktober 2015
jedoch weitgehend zum Erliegen.
Vermutlich aufgrund des drohenden Frist-
ablaufs zum 30.06.2016 und der unklaren
Rechtslage bei einem Verstreichenlassen
der Frist (Auslaufen des ErbStG? Voll-
ständige oder partielle Weitergeltung?)
Erbschaftsteuerreform beschlossen
2
beschloss das Bundeskabinett am
19.06.2015 unter Berücksichtigung eines
„politischen Einigungspapiers“ einen neu-
erlichen Gesetzentwurf zur Anpassung
des Erbschaftsteuer- und Schenkungsteu-
ergesetzes den Gesetzgebungsorganen
zur Verabschiedung vorzulegen.
Am 24.06.2016 wurde das Gesetz durch
den Bundestag beschlossen. Es wird
nunmehr dem Bundesrat zugeleitet, wel-
cher der bisherigen Planung nach bis zum
08.07.2016 über die Zustimmung zu dem
Gesetz beschließen soll. Die Zustimmung
ist nicht sicher, da die Oppositionsparteien
das Gesetz im Bundestag abgelehnt ha-
ben. Im Bundesrat müssen jedoch Länder
zustimmen, in denen Oppositionsparteien
an der Landesregierung beteiligt sind.
Gegenüber den bis dato geltenden Regeln
und dem Regierungsentwurf vom
08.07.2015 sieht das vom Bundestag be-
schlossene Gesetz im Einzelnen folgende
Anpassungen und Ergänzungen vor:
II. Beschlossene Änderungen
Entlastung kleiner Unternehmen von
Bürokratie: Kleine Unternehmen mit we-
nigen Beschäftigten werden auch weiter-
hin von bürokratischen Pflichten deutlich
entlastet. Für Unternehmen mit bis zu fünf
Beschäftigten entfällt auch weiterhin die
Lohnsummenprüfung für die Gewährung
der Verschonung von der Erbschaft- und
Schenkungsteuer. Saisonarbeiter bleiben
bei der Ermittlung der Beschäftigtenzahl
unberücksichtigt. Bei Betrieben ab sechs
bis 15 Beschäftigten gilt eine gestaffelte
Regelung.
Der ursprüngliche Gesetzesentwurf sah
vor, Betriebe nur bis zu drei Beschäftigte
von der Lohnsummenregelung freizustel-
len, während das bis dato geltende Gesetz
Betriebe mit bis zu 20 Beschäftigten be-
günstigte.
Einschränkung von Steuergestaltun-
gen: Verwaltungsvermögen ist (mit Aus-
nahme von 15 % der Finanzmittel) gene-
rell nicht begünstigt. Übersteigt das Ver-
waltungsvermögen 90 Prozent des ge-
samten Betriebsvermögens, wird das ge-
samte betriebliche Vermögen von der Ver-
schonung ausgeschlossen. Mit dieser Re-
gelung soll der Forderung des Bundesver-
fassungsgerichtes im Hinblick auf miss-
bräuchliche Steuergestaltung entsprochen
werden.
Das bisherige Gesetz sah eine „alles-oder-
nichts“-Grenze bei einer Verwaltungsver-
mögensquote von 50 % vor. Demnach
konnte Verwaltungsvermögen bis 49 %
auch begünstigt übertragen werden.
Förderung von Investitionen: Die Erb-
schaftsteuer soll Investitionen in den Un-
ternehmen nicht behindern und Arbeits-
plätze nicht gefährden. Deshalb werden
diejenigen Mittel aus einem Erbe, die ge-
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mäß dem vorgefassten Willen des Erblas-
sers innerhalb von zwei Jahren nach sei-
nem Tod für Investitionen in das Unter-
nehmen getätigt werden, steuerrechtlich
begünstigt.
Die sog. Investitionsklausel ist auf Basis
des politischen Einigungspapiers aufge-
nommen worden. Die derzeit geltenden
Regelungen sehen keine Berücksichtigung
des Erblasserwillens bei der Beurteilung
des Verwaltungsvermögens vor.
Verwaltungsvermögen: Die geplanten
Änderungen in Bezug auf Begriff, Abgren-
zung und Umfang des Verwaltungsvermö-
gens (wir verweisen auf unser Special Nr.
262 aus 08/2015) wurden nach heftiger
Kritik aus der Praxis aufgegeben; die bis
dato geltende Begriffsbestimmung bzw.
der Katalog schädlichen Verwaltungsver-
mögens bleibt erhalten.
Verwaltungsvermögen ist nach wie vor
grundsätzlich nicht begünstigt. Es wird
aber bis zu 10 Prozent wie steuerrechtlich
begünstigtes Betriebsvermögen behan-
delt. Darüber hinaus wird klargestellt, dass
Drittlandsbeteiligungen bei einer Holding-
gesellschaft, Altersversorgungsverpflich-
tungen und verpachtete Grundstücke, die
zum Zwecke des Absatzes von eigenen
Produkten überlassen werden (z. B. bei
Brauereigaststätten und Tankstellen), be-
günstigt werden. Geld und geldwerte For-
derungen (Finanzmittel) können zu 15
Prozent zum steuerrechtlich begünstigten
Vermögen gerechnet werden, um die not-
wendige Liquidität des Unternehmens zu
sichern.
Grenze der Begünstigung: Die Begüns-
tigung des Betriebsvermögens gilt unein-
geschränkt nur für Unternehmen, deren
begünstigtes Vermögen den Wert von
€ 26 Mio. nicht übersteigt. Bei höherwerti-
gen Betriebsvermögen können sog. Fami-
lienunternehmen begünstigt werden.
Steuererleichterungen für Familienun-
ternehmen: Die Einigung würdigt als
Rückgrat unserer mittelständischen Wirt-
schaft die besondere Situation von Fami-
lienunternehmen mit langfristigen Bindun-
gen über Generationen hinweg. Diese
Verfügungsbeschränkungen bei der An-
teilsweitergabe werden als Steuerbefrei-
ung in Höhe von maximal 30 Prozent bei
der Bestimmung des Unternehmenswerts
berücksichtigt. Damit wird dem Umstand
Rechnung getragen, dass der gemeine
Wert eines Familienunternehmens auf
Grund der für solche Unternehmen übli-
chen Verfügungsbeschränkungen bei der
Anteilsweitergabe nicht dem für den Erben
beim Verkauf tatsächlich erzielbaren Wert
entspricht. Die Verfügungsbeschränkun-
gen müssen zwei Jahre vor und 20 Jahre
nach dem Tod des Erblassers bzw. dem
Schenkungszeitpunkt vorliegen.
4
Auch der Gesetzesentwurf vom
08.07.2015 sah bereits eine Regelver-
schonung für bestimmte Familienunter-
nehmen vor. Im Vergleich hierzu sind die
Voraussetzungen für die Steuererleichte-
rungen jedoch gesenkt worden (nunmehr
keine nahezu vollständige Ausschüttungs-
beschränkung sowie Erweiterung des Per-
sonenkreises bei Verfügungen auf Famili-
enstiftungen).
Große Unternehmensvermögen: Ver-
mögen über 26 Mio. können unter be-
stimmten Voraussetzungen begünstigt
sein. Zukünftig ist ab einem begünstigten
Vermögen von 26 Mio. Euro pro Erwerber
eine individuelle Verschonungsbedarfsprü-
fung oder alternativ ein Verschonungsab-
schlagsmodell vorgesehen. Hiermit wird
die Forderung des Bundesverfassungsge-
richts umgesetzt und die Verschonung
großer Vermögensübergänge einge-
schränkt.
Bei der Verschonungsbedarfsprüfung hat
der Erwerber nachzuweisen, dass er nicht
in der Lage sein würde, die Steuerschuld
mit anderem als Betriebsvermögen zu
zahlen. "Genügt dieses Vermögen nicht,
um die Erbschaft- oder Schenkungsteuer
betragsmäßig zu begleichen, wird die
Steuer insoweit erlassen".
Der Verschonungsabschlag verringert sich
um einen Prozentpunkt für jede 750.000
Euro, die der Erwerb oberhalb der Prüf-
schwelle von 26 Mio. Euro liegt. Keine
Verschonung wird gewährt ab einem Er-
werb von 90 Mio. Euro (bei der Options-
verschonung mit sieben Jahren Haltefrist
und einer Lohnsumme von mindestens
700 %) bzw. von 89,75 Mio. Euro (bei der
Regelverschonung mit fünf Jahren Halte-
frist und einer Lohnsumme von mindes-
tens 400 %).
Realistische Vermögensbewertung: Der
für Zwecke der Unternehmensbewertung
notwendige Kapitalisierungsfaktor, der
multipliziert mit dem nachhaltig erzielbaren
Jahresertrag den Unternehmenswert
ergibt, wird durch die Einführung einer
Ober- und Untergrenze des Basiszinssat-
zes (3,5 % bis 5,5 %) beim vereinfachten
Ertragswertverfahren von derzeit 17,86 auf
einen Korridor von 10 bis maximal 12,5
abgesenkt. Für 2016 liegt damit der Kapi-
talisierungszinssatz bei 8 % (=12,5-facher
Faktor). Hierdurch soll in Zeiten von nied-
rigen Zinsen eine Überbewertung von Un-
ternehmen unterbunden werden.
Erweiterte Stundungsregelung: Es wird
ein Rechtsanspruch auf eine vorausset-
zungslose Stundung bis zu zehn Jahren
bei Erwerben von Todes wegen einge-
führt. Die Stundung erfolgt zinslos und
erstreckt sich auf die Steuer, die auf das
begünstigte Vermögen unabhängig von
dessen Wert entfällt. Voraussetzung ist die
Einhaltung der Lohnsummenregelung und
der Behaltensfrist.
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III. Inkrafttreten
Dem Gesetzgebungsverfahren muss der
Bundesrat noch zustimmen. Angestrebt
wird ein Abschluss bis zur parlamentari-
schen Sommerpause am 08.07.2016. Das
Gesetz soll rückwirkend zum 01.07.2016
in Kraft treten.
IV. Tipp
Die zukünftigen Regelungen zur Erb-
schaft- und Schenkungsteuer werden
nach längeren Diskussionen endlich konk-
ret. Abzuwarten bleibt allerdings, ob der
Bundesrat dem Gesetz auch zustimmt.
Hier haben insbesondere die Oppositions-
parteien bereits Widerstand angekündigt.
Sollten Sie in naher Zukunft die Übertra-
gung betrieblichen Vermögens geplant
haben, ist es unbedingt empfehlenswert
hier fachkundigen Rat einzuholen. Auch
wenn die Änderungen zum bisherigen
Recht nicht mehr ganz so gravierend aus-
fallen wie es nach dem ursprünglichen
Gesetzesentwurf den Anschein hatte,
müssen sich Steuerpflichtige an die neuen
Regelungen „herantasten“ und ausloten,
ob und wie bei Vermögensübertragungen
steuergestaltend optimiert werden kann.
Für Fragen rund um die Erbschaft- und
Schenkungsteuer stehen wir Ihnen gerne
zur Verfügung.
Information: Der Inhalt dieser Information wurde nach bestem Wissen und Kenntnisstand erstellt. Mit Rücksicht auf die Komplexität der angesprochenen Themen und den ständigen Wandel der Rechtsmaterie bitten wir um Verständnis, wenn wir unsere Haftung und Gewährleistung auf Beratungen in individuellen Einzelaufträgen nach Maßgabe unserer Auftragsbedingungen beschränken und sie i. Ü., d. h. für diese Informationen aus-schließen.