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Schrammelmusik trit Rock Am 17. Oktober erlebten 80 Besucher (darunter viele Vereinsmitglieder) einen unterhaltsamen, kurzweiligen Abend beim Konzert „Rock trit auf Schrammelmusik“ in der Aula der Brunnenschule. Das EhemaligenOrchester „Sternschnuppen“ von Maria Stern unter Leitung von Wolfgang Scherer unterhielt die Zuhörer eine Stunde lang bestens mit Schrammelmusik. Damit sind Salonorchesterstücke aus der „guten alten Zeit“ und volksmusikalische Instrumentalstücke gemeint. Als Kontrapunkt trat die Schulband „6 Rockers“ (sechs Brunnenschüler mit ihren Betreuungslehrern Janusz Leudemann und Guido Schmid) mit rockigfetziger Musik auf. Die anwesenden Bewohner aus dem Wohnheim und aus der Adelheidstrasse kamen beim Konzert voll auf ihre Kosten. Günter Wettemann war spontan ans Mikro gegangen und sang kräftig mit. Und Wolfgang, Sohn unseres Mitglieds Horst Scherer, war wieder als Gastdirigent aktiv. Die Besucher zeigten sich begeistert von der dreistündigen Veranstaltung. Einer brachte das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung auf den Punkt: „Der Abend war gelebte Inklusion. Es war ein einzigartiges Konzert der Kontraste, aber gerade deswegen etwas Besonderes.“ Wir bedanken uns bei allen Spendern und Helfern (besonders zu erwähnen Familie Scherer), die uns diesen außergewöhnlichen Abend ermöglicht haben. Besonders aber bei den 6 Rockers, die ein paar Stunden später schon wieder bei der Abschlussveranstaltung „Inklusion“ des Landkreises im Einsatz waren. Die Schulband steht den „großen“ Rockbands in Sachen Stehvermögen in nichts nach! Große Klasse!!! Lebenshilfe aktuell Nr. 22 05/2014 IMPRESSUM Lebenshilfe aktuell Nr. 5/November 2014 Herausgeber: Lebenshilfe Augsburg e.V. ElmerFryarRing 90 86391 Stadtbergen Telefon 0821/3468715 Telefax 0821/3468733 daniel.speinle@lebenshilfeaugsburg.de www.lebenshilfeaugsburg.de Verantwortlich: Ralf Gallep, Geschäftsführer Redaktion und Gestaltung: Daniel Speinle Spendenkonto: Stadtsparkasse Augsburg BIC: AUGSDE77XXX IBAN: DE79720500000000353300

newsletter 5 2014 - lebenshilfe-augsburg.de · Lebenshilfe aktuell Nr. 5/November 2014 ... Lebenshilfe aktuell ‐ Brunnenschule Nr. 22 05/2014

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 Schrammelmusik trifft Rock   Am  17.  Oktober  erlebten  80  Besucher (darunter  viele  Vereinsmitglieder)  einen unterhaltsamen, kurzweiligen Abend beim Konzert  „Rock  trifft auf Schrammelmusik“ in der Aula der Brunnenschule.   Das  Ehemaligen‐Orchester  „Sternschnup‐pen“  von  Maria  Stern  unter  Leitung  von Wolfgang  Scherer  unterhielt  die  Zuhörer eine Stunde  lang bestens mit Schrammel‐musik.  Damit  sind  Salonorchesterstücke aus der  „guten  alten Zeit“ und  volksmusi‐kalische  Instrumentalstücke  gemeint.  Als Kontrapunkt  trat  die  Schulband  „6  Ro‐ckers“  (sechs  Brunnenschüler  mit  ihren Betreuungslehrern Janusz Leudemann und Guido  Schmid)  mit  rockig‐fetziger  Musik auf.  Die  anwesenden  Bewohner  aus  dem Wohnheim  und  aus  der  Adelheidstrasse kamen beim Konzert  voll  auf  ihre Kosten. Günter Wettemann war spontan ans Mikro gegangen und sang kräftig mit. Und Wolf‐gang, Sohn unseres Mitglieds Horst Sche‐rer, war wieder als Gastdirigent aktiv.  Die  Besucher  zeigten  sich  begeistert  von der  dreistündigen  Veranstaltung.  Einer brachte das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung auf den Punkt: „Der Abend  war  gelebte  Inklusion.  Es  war  ein einzigartiges  Konzert  der  Kontraste,  aber gerade deswegen etwas Besonderes.“  

Wir bedanken uns bei allen Spendern und  

    

Helfern  (besonders  zu  erwähnen  Familie Scherer),  die  uns  diesen  außergewöhnli‐chen Abend  ermöglicht  haben. Besonders aber bei den 6 Rockers, die ein paar Stun‐den später schon wieder bei der Abschluss‐veranstaltung  „Inklusion“  des  Landkreises im Einsatz waren. Die Schulband steht den „großen“ Rockbands in Sachen Stehvermö‐gen in nichts nach! Große Klasse!!! 

    

Lebenshilfe aktuell  Nr. 22   05/2014 

IMPRESSUM Lebenshilfe aktuell Nr. 5/November 2014 

Herausgeber: 

Lebenshilfe Augsburg e.V. 

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 Verantwortlich: 

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Lebenshilfe aktuell ‐ Verein  Nr. 22   05/2014 

Die Aula brodelt In der Brunnenschule trafen zwei Welten aufeinander:  auf  der  einen  Seite  die Rockband  „6Rockers“  auf  der  anderen das Ehemaligen‐Ensemble des Gymnasi‐ums von Maria Stern. 

Gemeinsame  Musikbegeisterung  der  Ehemaligen  unter der  Leitung  von Wolfgang  Scherer  und Mitgliedern  der „6Rockers“ beim Abschlussauftritt. Foto: Neumann  

Inklusion  ist, wenn man es ganz selbstver‐ständlich tut und nicht über die Unterschie‐de sinniert. So geschehen an der Brunnen‐schule,  wo  sich  zwei Musikstile  begegne‐ten,  wie  sie  unterschiedlicher  wohl  nicht sein  können. Und doch hatte das Konzert seinen ganz besonderen Reiz. Gemeinsam war  den  beiden  Klangkörpern  ganz  viel Mut, vor großem Publikum aufzutreten. Den  ersten  Teil  des  Konzertes,  das  den Titel  trug  „Schrammlmusik  trifft  Rock“, bestritten die Musiker der Brunnenschule. Die Brunnenschule  ist eine sonderpädago‐gische  Fördereinrichtung  der  Lebenshilfe Augsburg.  Mit  heißen  Rhythmen  heizten die  Schüler  den  Gästen  ein,  untermalten ihre  Performance  mit  einer  gekonnten Lichtershow  und  animierten  die mehr  als 80  Gäste,  mitzuklatschen.  Die  Aula  der Schule  schien  zu brodeln. Mit  Jessica hat‐ten  sie  die  perfekte  Leadsängerin  gefun‐den. Mit den beiden Lehrern Janusz Leudemann und Guido  Schmid  hatten  die  Schüler  ein rockig‐fetziges  Programm  einstudiert.  Da war es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Publikum lauthals nach einer Zugabe rief. Eine andere Schülergruppe hatte mit  ihren Hauswirtschaftslehrern ein Buffet der Ext‐raklasse  mit  ganz  viel  Fingerfood  für  die Pause  geschaffen.  Förderschulrektorin Ingrid Lanz  freute sich über das Lob vieler Gäste, die die Schule als perfekten Gastge‐ber  für  einen  gelungenen Abend  beglück‐wünschten. Vor rund zehn Jahren entstand die Verbin‐dung zwischen dem Kammerorchester des Gymnasiums  und  der  Lebenshilfe  Augs‐burg. Nach vielen Benefizkonzerten gab es heuer  eine  Premiere:  Wolfgang  Scherer, ehemaliger Musikpädagoge an der Schule, 

hatte 13 ehemalige Schülerinnen zu einem losen Klangkörper  zusammengeschlossen. Der trat nun erstmals auf. Mit dabei waren Scherers  erste  (mittlerweile  55‐jährige) Geigenschülerin  und  eine  erst  vier  Tage zuvor  ins  Medizinstudium  eingetretene (ehemalige) Abiturientin. Eine  andere  frühere  Schülerin,  Christiane Nerb‐Straub,  hat  nach  ihrem  Abitur  Son‐derschulpädagogik  studiert,  ihre  ersten Schritte  in  der  Brunnenschule  zurück  ge‐legt  und  leitet  jetzt  die  Elisabethschule, eine  sonderpädagogische  Einrichtung  der Lebenshilfe  Aichach‐  Friedberg.  Sie  über‐nahm  die  Organisation  der  Ehemaligen. Einmal  hätten  sie  geprobt,  gab  Wolfang Scherer  nach  den  ersten  etwas  holprigen Klängen zu dem Stück  „Im Zigeunerlager“ zu.  Doch  schon  beim  zweiten  Lied,  dem „Sauwetter  Walzer“  waren  die  Anfangs‐missklänge wie weggeblasen. Zu fortgeschrittener Stunde stellte sich der Maestro selbst vor die Musiker und dirigier‐te. Wolfgang Scherer mit hoher Taktsicher‐heit. Doch es war gar nicht Wolfgang Sche‐rer  selbst,  sondern  ein  Schüler  der  Brun‐nenschule  und  genauso  musikbegeistert, wie sein Namensvetter. Im nächsten Jahr soll auch wieder die Am‐boßpolka  aufgeführt  werden.  Dabei  ging es  in der Vergangenheit nicht nur um das Musikstück von Albert Parlow, sondern den klangvollen  Einsatz  des  namensgebenden Ambosses, auf den zur großen Freude der Gäste  immer wieder Schüler  recht  taktvoll schlugen. Zusammen  spielten und  sangen die Musi‐kanten  zum  Abschluss  den  irischen  Se‐gensgruß  „Möge  die  Straße  uns  zusam‐menführen“, bereitete damit den Weg hin zu einem gemeinsamen Konzert  im nächs‐ten Jahr.  Quelle:  Königsbrunner  Stadtzeitung,  29. Oktober 2014, Seite 2, Lutz Neumann.    

Mütterausflug 2014  Mütterausflug  2014!  Fast  364  Tage  haben wir darauf gewartet! Umso erwartungsvol‐ler  sammelten  sich  am  11.  Oktober  2014 junge und jung gebliebene Mütter in Augs‐burg und Königsbrunn, um mit Herrn Storz und  Herrn  Odenwälder  wieder  auf  große Fahrt ins Blaue zu gehen. Wie  schnell  saßen  alle  auf  ihren  Plätzen und  schon ging  es  los durch den Nebel  in Richtung  München.  Viel  wurde  gerätselt, wo  denn  unser  Reiseziel  dieses  Jahr  sein würde.  Beifall  gab  es  dann,  als  Herren‐chiemsee und die Seiseralm genannt wur‐den.  

Und wie es so ist, wenn ein ganzer Bus mit Engeln  und  Engelinnen  unterwegs  ist,  in der Nähe des Irschenbergs lichtete sich der Nebel  und  die  Sonne  ließ  die  Landschaft erstrahlen. In Prien angekommen, ging es auch schon auf einen Dampfer und flugs waren wir auf der  Insel  Herrenchiemsee  angelangt.  Ein Spaziergang  durch Wiesen  und  ein Wäld‐chen  wurde  belohnt  mit  Blicken  in  den herbstlichen  Schlosspark  und  auf  das Schloss König Ludwigs des Zweiten. Noch ein  paar  Fotos  geschossen  und dann  ging es wieder zurück in Richtung Dampferanle‐gestelle.  Doch welche Überraschung  erwartete  uns kurz davor? Auf der großen Wiese vor dem Hafen  sammelten  sich  Jagdhornbläser  in Tracht.  Ehe  wir  noch  genauer  schauen konnten,  preschten  zwei  Reiter  in  vollem Galopp  vorüber. Mit wehenden Rockschö‐ßen  fegten  sie  über  die  Wiese.  Minuten später rannte ihnen eine Meute Jagdhunde mit  lautem Gebell hinterher. Diesen folgte dann  eine  große  Jägerschar  zu  Pferde, wunderschön  anzusehen.  Schnell  waren diese  an  den  zahlreichen Zuschauern  vor‐beigezogen und schon bliesen die Jagdhör‐ner  zum  Sammeln.  Unter  großem  Beifall kam die Reiterschar mit  ihren Hunden zu‐rück  auf  die  große  Wiese  geritten.  Man konnte  sich  so  richtig  vorstellen,  wie  so eine  Jagd  zu Königs Zeiten  stattgefunden haben mag. Auf der Rückfahrt nach Prien konnte unse‐re Reisegesellschaft auf dem Oberdeck des Ausflugsdampfers so richtig die Herbstson‐ne und den Blick auf das Seeufer genießen. Sogar  eine Möwe hatte  sich  für die Über‐fahrt  auf  einem  Fahnenmast  niedergelas‐sen  und  ließ  sich  auch  von  uns  fröhlich fotografierenden  Damen  nicht  beim  Son‐nenbaden stören. Und schon ging die große Fahrt weiter! Mit unserem  VIP‐Mütterbus  fuhren  wir  durch das malerische  Bernau  am  Chiemsee  und dann  hoch  hinauf  zur  Seiseralm.  So man‐che  jung  gebliebene  Dame  erkannte  das Ziel von einem  früheren Mütterausflug, so dass es sogar eine Jubiläumsfahrt für einige unentwegte Mitfahrerinnen wurde. Unser  leckeres  Mittagsmahl  konnten  wir bei  herrlicher  Aussicht  auf  Chiemsee  und Umgebung auf der Sonnenterrasse einneh‐men, und das an einem 11. Oktober!  So  gestärkt brachen dann  kleine Gruppen auf, die Gegend  zu  erkunden. Was  vorher vom Bus aus gar nicht so schwierig aussah, erwies sich nun als doch  recht steiler Spa‐zierweg.  Aber  wir  erfahreneren  Mütter konnten  den  Jüngeren  doch  noch  zeigen, dass  auch  wir  den  steilen  Hügel  wieder erklimmen konnten.  

Fortsetzung Seite 3 

Lebenshilfe aktuell ‐ Bereich Wohnen  Nr. 22   05/2014 

              Nach so viel sportlichen Aktivitäten  ließen wir  uns  natürlich  umso  lieber  Kaffee  und Kuchen  schmecken.  Sogar  ein  kurzer  Re‐genschauer, der uns von der Sonnenterras‐se vertrieb, konnte unsere gute Laune nicht vermiesen. Doch viel zu schnell neigte sich dieser wun‐derschöne  Tag  seinem  Ende  zu. Nach  ein paar  letzten Fotos und einem  letzten Blick auf die nun wolkenverhangene Chiemsee‐landschaft  ging  es  zurück  in  Richtung Schwaben. Auf  dem  Heimweg  ließ  Frau  Kuhlmann noch einmal die vielfältigen Eindrücke die‐ses wunderschönen Tages Revue passieren und alle erinnerten sich mit Vergnügen mit ihr. So wurde auch ihr Vorschlag, den Müt‐terausflugstag  ab  sofort  in  „Storz‐Tag“ umzubenennen, mit großem Beifall aufge‐nommen. Vor  allem,  als  bekannt  wurde,  dass  Herr Storz  in  diesen  Tagen  einen  runden  Ge‐burtstag  feiern  darf.  Dazu  gratuliere  ich, auch  im  Namen  aller  Mütterausflugsteil‐nehmerinnen,  recht  herzlich  und wünsche ihm noch viele Jahre bei guter Gesundheit und Kraft! Einen herzlichen Dank gebührt auch dieses Jahr  wieder  Herrn  Odenwälder,  welcher uns  wie  immer mit  dem  Storz‐Luxusliner durch die Lande und wohlbehalten wieder nach Hause kutschierte. Dieser  wunderschöne  Tag  wird  uns  allen noch lange in Erinnerung bleiben.                Text und Fotos: Naila E. Bhatti 

Filmprojekt über das Heilpädago‐gische Reiten  Die Idee lautet: Wir drehen einen Film über das Heilpädagogische Reiten.  Gesagt,  getan.  Am  4.  Oktober,  nachmit‐tags,  traf  ich  mich  mit  fünf  Bewohnern unseres  Wohnheims  in  Haunstetten,  um gemeinsam mit  ihnen  zum Königsbrunner Reiterhof  Lechaumühlen  zu  fahren  und erste  Film‐Aufnahmen  zu  machen.  Die Freizeitmaßnahme  „Heilpädagogisches Reiten“ findet 14‐tägig statt, aber nur   bei passendem  Wetter.  Initiatorin  ist  unsere Mitarbeiterin  Frau  Obermüller,  die  selbst auf dem Reiterhof engagiert ist.  Dort angekommen wurden die Pferde von den Bewohnern aus den Ställen abgeholt, liebevoll  begrüßt  und  anschließend  routi‐niert  gestriegelt.  Gelernt  ist  gelernt.  Und dementsprechend  war  auch  das  Sauber‐machen der Hufe kein Problem! Aber Vor‐sicht, man weiß  ja nie, ob die Pferde mal ausschlagen… Anschließend  bauten  die  Bewohner  und ihre Betreuer mit  Stangen  und Kegeln  ei‐nen  Reit–  und  Geschicklichkeitsparcours auf.  Jeweils  zwei  Reiter  durften  diesen bewältigen,  wobei  volle  Konzentration beim Bälle‐ und Hufeisenwerfen gefordert war. Alle schafften es mit Bravour und die Freude war dementsprechend groß! Span‐nend war es auch jedes Mal beim Aufsitzen (hier hilft ein Gerüst). Denn ein Pferd bockt gerne mal. Aber wenn man dann  im Sattel sitzt, ist das „Schlimmste“ überstanden.  Auffallend  war,  wie  eigenständig  die  Be‐wohner mit „ihren“ zwei Pferden umgingen und beim abschließenden Füttern sich viel Zeit mit dem Tier nahmen. Da hat sich  im Lauf der Zeit eine  richtige Beziehung auf‐gebaut.   Daniel Speinle  Zur  Info:  Ziel  des Heilpädagogischen  Rei‐tens ist es, über das Medium Pferd pädago‐gische,  psychologische,  psychotherapeuti‐sche,  rehabilitative  und  sozial  integrative Maßnahmen  umzusetzen.  Beim  Arbeiten mit  den  Pferden  und  beim  Reiten  sollen alle  Sinne  des  Menschen  angesprochen und körperliche, soziale, geistige und emo‐tionale Faktoren gefordert werden. Unsere Bewohner beschäftigen  sich beim Führen, Beobachten, Pflegen und Füttern mit dem Wesen, dem Körper und der Bewegung des Pferdes.  Neben  dem  Reiten  gehört  also auch  die  korrekte  Haltung  des  Tieres  zu einem Arbeitsschwerpunkt. 

Das  Heilpäd.  Reiten  kostet  40  Euro  pro Monat und Person. Gerne können Sie unse‐re Arbeit mit einer Spende unterstützen.  

 

 

Lebenshilfe aktuell ‐ Brunnenschule  Nr. 22   05/2014 

Bundestagsabgeordneter  zu  Be‐such im Förderzentrum  

Von  links: Benedikt Lika, Barbara Schön, Volker Ullrich, Ralf Gallep, Carola König, Franz Feigl, Ingrid Lanz.   

Barbara  Schön,  engagierte  Mutter  einer Brunnenschülerin,  lud  den  Bundestagsab‐geordneten  Volker  Ullrich  zum  Besuch  in das Förderzentrum Brunnenschule ein und dieser kam dem Anliegen gerne nach. Ull‐rich zeigte sich beim Rundgang durch SVE und  Schulküche  beeindruckt  von  der freundlichen,  modernen  Atmosphäre  in Schwabens größter Förderschule.   

Im Gespräch wurden  einige  Punkte  ange‐sprochen,  die  der  Lebenshilfe  unter  den Nägeln  brennen.  Barbara  Schön  findet, dass  „der  Begriff  der  Lebenshilfe  mehr nach  außen  kommen  sollte.  Wir  wollen erreichen,  dass  die  Lebenshilfe  auch  in Augsburg  bekannter  wird“.  In  der  Stadt gebe  es  keine  mit  dem  Förderzentrum vergleichbare Schule. Geschäftsführer Ralf Gallep  sieht das genauso:  „Wir  sollten un‐ser  großes  Einzugsgebiet,  das  Stadt  und Landkreis  Augsburg  umfasst,  besser  auf‐zeigen.“   Die Brunnenschule verzeichnet seit  Jahren steigende  Schülerzahlen.  Schulleiterin Ingrid Lanz betont, dass in der Einrichtung, inklusive der SVE, mittlerweile 300 Schüler unterrichtet  werden.  Etwa  120  kommen direkt  aus Augsburg.  Lanz  bedauert,  dass die  Eltern  aus  dem  Stadtgebiet  in  der Augsburger  Presse  zu  wenig  über  die Schularbeit erfahren würden. Ein Grund sei der  Standort  in  Königsbrunn.  „Wir wollen darstellen, was unsere Kinder  leisten  kön‐nen. Aus diesem Grund werden regelmäßig Infoveranstaltungen in der Schule abgehal‐ten. Aber das  reicht halt nicht.“ Die Brun‐nenschule  kann  in  vielen Dingen punkten. Im  Bereich  Unterstützte  Kommunikation beispielsweise gewinnen Gebärden und der 

Einsatz von modernen Geräten wie Talkern zunehmend  an Bedeutung  in der Schular‐beit und finden auch über die Schule hinaus Eingang in der OBA und Werkstatt.  Ullrich kam  in Begleitung von Bürgermeis‐ter Franz Feigl und Benedikt Lika. Letzterer ist  Stadtrat  in  Augsburg  und  wegen  des Morquio‐Syndroms auf den Rollstuhl ange‐wiesen.  „Ich  bin  einer  der  Fälle  gelebter Inklusion. Ich habe mein Abitur auf St. Ste‐phan gemacht. In diesem Gymnasium wur‐de  Inklusion  schon  sehr  früh  in den Alltag gebracht.“ Lika betonte, dass der Schulbe‐such bei  ihm ohne Schulbegleitung  funkti‐

oniert habe.  Benedikt Lika kennt die aktuelle Situation an den Schulen. „Es braucht viel Fingerspit‐zengefühl  in  den  Bereichen,  in  denen  die Regelschule  überfordert  ist.  Bei  geistiger Behinderung braucht es meiner Erfahrung nach generell einen anderen Zugang. Und ganz schwierig ist es, wenn körperliche und geistige  Behinderung  zusammenkom‐men.“ Lika spricht sich deshalb für die Ein‐führung von Campusschulen aus, wobei die einzelnen  Schulen  nicht  gegeneinander ausgespielt werden  sollten.  „In  den  Cam‐pusschulen  funktioniert  Inklusion, nicht  im mehrgliedrigen Schulsystem.“   Seit diesem  Jahr  ist die Flüchtlingsproble‐

matik  auch  in  der  Brunnenschule  ange‐kommen.  Schulleiterin  Ingrid  Lanz  infor‐mierte  die Gäste  über  die  Situation:  „Wir betreuen  Flüchtlingskinder  aus  Spanien, Syrien,  Kosovo  und  Albanien.  Sie werden von  uns  kurzfristig  getestet.  Wir  führen Aufnahmegespräche  in  der  Familie  und organisieren einen Fahrdienst  in die Schu‐le.  Lauter  Aufgaben,  die  das  allgemeine Schulsystem nicht leisten kann.“   Tagesstättenleiterin Carola König pflichtet ihr bei und bedauert, dass die Flüchtlings‐kinder  aufgrund  des  Fürsorgeabkommens 

nicht  in  die  Tagesstätte  aufgenommen werden  könnten.  König  betont,  dass  „die Lebenshilfe oft nur als Feuerwehr agiere“. Ihre  102  Mitarbeiter  seien  vollauf  gefor‐dert. Um  alle  Aufgaben  ordentlich  erledi‐gen zu können sei aber zusätzliches Perso‐nal nötig.  „Wir als Tagesstätte und Schule leisten  viel  Elternarbeit,  beispielsweise durch  die  Unterstützung  von  alleinerzie‐henden  Müttern  und  umfängliche  Bera‐tungsleistungen durch die HPT.“  Ein weiterer  Gesprächspunkt war  der  Be‐reich Wohnen. Das Angebot  an  behinder‐tengerechten Wohnungen  ist  nicht  nur  in Augsburg  äußerst  knapp  geworden.  Ge‐schäftsführer Ralf Gallep: „Hier ist dringen‐der  Handlungsbedarf  erforderlich.“  Bene‐dikt Lika ist überzeugt, dass „uns die Reali‐tät  bald  einholen wird“. Die  zunehmende Emanzipation behinderter Menschen führe dazu,  dass  diese  früh  „weg  vom  Eltern‐haus“ wollen. Und dafür brauche es geeig‐neten Wohnraum  und  hier  sei  die  Politik gefragt.  Ullrich  sagte  zu,  dass  er  sich  in nächster Zeit das ambulant betreute Woh‐nen und das Wohnheim der Lebenshilfe  in Haunstetten anschauen wolle, wenn mög‐lich zusammen mit dem Landtagsabgeord‐neten Johannes Hintersberger.   Abschließend  bedauerte  Ullrich,  dass  der Stellenwert  von  Behindertenpolitik  in  der Bundespolitik  nicht  überragend  sei  und „nicht  ganz  oben  auf  der  Agenda“  stehe. Der Bundestag müsse  sich  zukünftig noch stärker mit der Thematik beschäftigen.   Daniel Speinle 

 

Lebenshilfe aktuell ‐ Brunnenschule  Nr. 22   05/2014 

Sigrid Drexel gehört zu dem kleinen Team, das in Königs‐brunn  für das Autismuszentrum Schwaben daran mitar‐beitet, dass von Autismus betroffene Kinder ihren Weg ins Leben finden. Bild: Lutz Neumann 

 

Keine Angst vor Autismus  Statistisch gesehen haben  rund  sechs  von 1000  Kindern  eine  „Autismusspektrums‐störung“.  Buben  sind  um  ein  Vielfaches öfter betroffen. Mädchen schaffen es eher, ihr  Sozialverhalten  anzupassen  und  damit etwaige  Störungen  zu  kaschieren.  Fach‐kundige  Hilfe  kann  erst  nach  einer  fach‐ärztlichen Diagnose eingeleitet werden.  Der  Bub  von  nebenan  heißt  Peter.  Er  ist neun Jahre alt. Auf dem Spielplatz wird er von  seinen  gleichaltrigen  Spielkameraden gemieden. Warum?  Immer wieder steht er mitten  auf  dem  Spielplatz  und  hält  sich beide Ohren zu, will nicht mit den anderen spielen. Als sein Freund Marcel kürzlich von der  Schaukel  fiel  und  sich  das  Knie  auf‐schürfte, da  lachte Peter aus  voller Kehle, während  andere  Kinder  sich  um  den  Ver‐letzten  kümmerten. Die Frage eines Mäd‐chens:  „Was  lachst  Du?“  beantwortete Peter  mit  einem  Wiederholen  der  Frage. Peters  Bruder  Lukas  ist  zwei  Jahre  älter. Am  liebsten  fährt  er  in Augsburg mit  der Straßenbahn,  steht  wippend  hinter  der Fahrerkabine. Er kennt alle Linien und die Ankunft‐ und Abfahrtszeiten der einzelnen Stationen. In den vergangenen Sommerfe‐rien  fuhr  die  Familie  mit  dem  Zug  nach Frankfurt. Die wichtigste Frage  von Lukas war, wie der Zug heißt, mit dem die Fami‐lie  fahren  würde.  Die  Antwort  erforderte vom Bahnbediensteten mehrfaches Nach‐fragen  innerhalb der Bahn, wo der Einsatz der einzelnen Züge koordiniert und geplant wird.  

Die  zwei  Beispiele  zeigen  bei  beiden  Kin‐dern die auffälligen tiefgreifenden Entwick‐lungsstörungen, die Menschen mit autisti‐schen  Verhaltensweisen    kennzeichnen. Sigrid Drexel  ist Heilpädagogin  am  Autis‐muszentrum  Schwaben,  das  eine  Zweig‐stelle  in der Königsbrunner Brunnenschule hat.  Ihr  zur  Seite  steht  die  Diplom‐Pädagogin  Elena  Rupp.  Beide  haben  im 

Kompetenzzentrum  die Beratung  von Be‐troffenen und deren Umfeld übernommen, also  beispielsweise  Eltern,  Geschwistern und Lehrern. Zusätzlich werden  im Thera‐piezentrum  Einzeltherapieformen  und Sozialkompetenztraining angeboten. Die Lebenshilfe‐Vereine  in Schwaben  sind Träger  des  Autismuszentrums  Schwaben. Doch  ist Autismus  keine  Frage  der  Intelli‐genz. Einzelne Menschen mit  autistischen Verhaltensweisen  sind in sonderpädagogi‐schen Förderschulen, andere besuchen die Regelschule oder auch das Gymnasium mit sehr gutem Erfolg.  „Wir müssen versuchen, möglichst frühzei‐tig und gezielt an die Entwicklungsstörung heranzukommen  und  hier  unsere  Hilfe anzusetzen,  umriss  Sigrid  Drexel  ihr  Ver‐ständnis  von  passgenauer  Hilfe.  Die  ein‐gangs genannten Beispiele zeigen, welche Defizite die Kinder  zeigen. Peter  kann die ihn  umgebenden  Töne  und  Klänge  nicht filtern. Die Reizüberflutung der verschiede‐nen  Stimmen,  des  vorbeifahrenden  Auto‐verkehrs, des Zwitschern der Vögel  in der Umgebung  führt dazu, dass er  für sich die Notbremse zieht. Dann steht er einfach da, schließt die Augen und hält sich die Ohren zu. Natürlich hat Peter auch den Sturz sei‐nes  Freundes  Marcel  gesehen.  Plötzlich rennen viele andere Kinder, einige mit dun‐kelblauen  Jeanshosen,  einer  mit  einem roten Pulli, der andere mit einem gelben T‐Shirt, wieder  ein  anderer mit  einem  bunt bedruckten  Shirt  und  brauner  Hose  zu Marcel.  Das  ist  lustig.  Marcel  hat  seine neuen Turnschuhe an, blau mit roten Strei‐fen. Marcels T‐Shirt  ist ebenfalls blau, mit einer Aufschrift. Marcel  sitzt  im Sand, ne‐ben  ihm  die  Schaukel.  Peter  nimmt  alles sehr  genau  wahr,  einzig  die  Verletzung seines Freundes und dessen Schmerz blei‐ben ihm fremd.  „Wir müssen  in der Therapie hier ansetzen und  diese  verzögerte  oder  ausgebliebene Sozialisation  mit  vielen  kleinen  Übungen und ganz viel Geduld angehen“, beschrieb Drexel  ihren Ansatz.  Peters Verhalten  auf dem Spielplatz blieb einzelnen Müttern am Rand nicht verborgen, sie  riefen daraufhin Peters  Mutter  an.  Stress!  Hier  setzt  das Beratungsangebot an, das die Familie und das direkte Umfeld der Familie betrifft. Für die  Heilpädagogin  „ist  wichtig,  dass  das Umfeld weiß, was da geschieht und warum und dass es keine schlechte Erziehung von den Eltern oder böser Wille des Kindes ist“.  

Das Beispiel des Bruders Lukas zeigt, dass auch Kinder mit hoher Intelligenz nicht von Asperger,  einer  leichten  Form  des  Autis‐mus,  ausgeschlossen  sind.  Vieles  sei  be‐

kannt,  doch  auch  vieles  noch  nicht.  Es scheint, als ob Autismus zu einem Teil ge‐netisch bedingt  sein  könnte, was das Bei‐spiel der Brüder belege. Das dritte Kind der Familie  ist  völlig  normal  entwickelt.  In manchen  Familien  sei  das  Beispiel  „vom komischen  Onkel“  bekannt,  was  für  eine nicht  diagnostizierte  Autismusspektrums‐störung spreche, ergänzte Drexel.  Quelle:  Königsbrunner  Stadtzeitung,  8. Oktober 2014, Seite 1‐2, Lutz Neumann   

Gut  erhaltenes  Klavier  oder  E‐Piano gesucht  Jedes Jahr finden  in der Aula der Brunnen‐schule  zahlreiche  Veranstaltungen  statt, die zum Teil am Klavier musikalisch beglei‐tet werden. Das Schulklavier  (eine Spende des Rotary Clubs)  ist  in  die  Jahre  gekom‐men  und  ein  Stimmen  lohnt  sich  nicht mehr. Wir  suchen  deshalb  einen  Spender für ein gut erhaltenes Klavier oder E‐Piano. Selbstverständlich  erhalten  Sie  von  uns eine Spendenquittung.  

2009: Musikalischer  Abend  zum  Thema  Liebe mit  dem Vocal‐Piano‐Duo „Fräulein und Schmid“  

 Neues von der SMV  Am 10. Oktober 2014  fand  in der Aula der Brunnenschule  die  erste  Klassensprecher‐versammlung  im  neuen  Schuljahr  statt. Hauptthema  der  Versammlung  war  die Wahl der neuen Schülersprecher. Die Klas‐sensprecherversammlung  wählte  Samet Demirag  BS6,  Selina  Embacher  BS5    und Emre Elsner 9c als ihre Schülersprecher.      

       

Lebenshilfe aktuell ‐ Offene Hilfen  Nr. 22   05/2014 

Die Offenen Hilfen berichten  in regelmä‐

ßigen  Abständen  über  durchgeführte 

Freizeitmaßnahmen 2014. 

Kickerspende  Der  Familienentlastende  Dienst  der  Le‐benshilfe Augsburg  fährt  seit  zehn  Jahren alle  drei Monate  für  ein Wochenende  auf den Reiterhof Mayr  in Görisried/Ostallgäu und  erlebt  dort  tiergestützte  Pädagogik. Das  beinhaltet  Reitstunden,  Putzen  und Satteln  der  Pferde,  Ausritte,  aber  auch Lagerfeuerromantik,  Traktorführerschein, Schlaflager  im Stall  (im Sommer) und vie‐les mehr. 

Am 6. September 2014  feierte der Reiter‐hof Mayr  in Görisried  die  zehnjährige Zu‐sammenarbeit  mit  der  Lebenshilfe  Augs‐burg und Kempten. Die  FED‐Teilnehmer  erlebten  zusammen mit  Betreuerin  Steffi  Pippig  und  ihrem Team  einen  tollen Tag mit Kinderschmin‐ken,  Kühe  melken,  Tombola  und  einem Mitmachkonzert  (Rodscha  aus  Kambod‐scha und Tom Palme). Pippigs Arbeitskol‐legen  Fabian Alberts  und Ulrich  Trometer spendeten  bei  dieser Gelegenheit  der  Le‐benshilfe  ein Kicker, den Trometers Vater 

bei  einer Tombola  in München  gewonnen hatte.  Die  Kicker‐Sponsoren  waren  MTI Technology  und  Cisco  Systems.    Vielen Dank!  

  

Servicestelle „Inklusiv“  Zentrale  Anlaufstelle  für  Menschen  mit Behinderung  in  der  Augsburger  Innen‐stadt  Die  Servicestelle  „Inklusiv“  im  Informati‐onszentrum  „Annapunkt“  (bei  Kirche  St. Anna)  wurde  2011  eröffnet  und  soll  die breite  Öffentlichkeit  für  das  Thema  „mit Behinderung leben“ sensibilisieren. Zu dem Projekt haben sich vor fast vier Jahren drei Träger  der  offenen  Behindertenarbeit  zu‐sammengeschlossen:  die  Evangelische Jugend, die Lebenshilfe und die Malteser.  „Bis dahin gab es noch keine zentrale An‐laufstelle für Menschen mit Behinderung in Augsburg“,  erklärt  Klaus  Fiedler  von  der Lebenshilfe.  Die  Ansprechpartner  von „Inklusiv“  stehen  drei Mal  pro Woche  zur Beratung  zur  Verfügung.  Sie  informieren bei  Fragen  zu  Bildung,  Beruf,  Pflege,  Be‐treuung  und  Freizeit.  „Wir  wollten  eine niedrigschwellige, unkomplizierte Kontakt‐aufnahme  in  der  Augsburger  Innenstadt ermöglichen.“  

Die  Servicestelle  nutze  daher  die  vorhan‐dene  Infrastruktur des Annapunkts als be‐währte  Anlaufstelle  der  Evangelischen Kirche.  „Schließlich  wollen  wir  auch  der Ansprechpartner für alle Institutionen sein, die mit Behinderten arbeiten.“ Dies umfas‐se  den  Restaurantchef,  der  gerne  seine 

Speisekarte  in  Blindenschrift  anbieten möchte,  aber  auch den Unternehmer, der Beratung  für  seinen  Betrieb  braucht.  Au‐ßerdem  würden  Kooperationen  wie  bei‐spielsweise mit  der  Stadt  Augsburg,  dem Bezirk  Schwaben,  dem  Behindertenbeirat oder dem Freiwilligenzentrum erleichtert.  Ein Beispiel, wie geholfen werden kann: Ein junger  Mann  hat  Muskeldystrophie  und sitzt  im  Rollstuhl.  Für  seine  Arbeitsstelle benötigte er einen Arbeitsassistenten, den ihm  die  Behörden  aus  formalen  Gründen nicht  finanzieren  wollten.  Die  Offene  Be‐hindertenarbeit  half,  das  Geld  aus  einer anderen Quelle aufzutreiben.   In Augsburg gibt es mehr als 20.000 Men‐schen mit Behinderung. Das neue Informa‐tionszentrum  ist  für  sie  eine wichtige An‐laufstelle.  Die Aufgaben des Dienstes sind:  

Teilhabe  von Menschen mit geisti‐ger und/oder körperlicher Behinde‐rung, Menschen mit  Sinnesschädi‐gung  oder  chronischer  Erkrankung sichern 

Menschen  mit  Behinderung  ein möglichst  selbstbestimmtes, selbstständiges  und  eigenverant‐wortliches Leben ermöglichen 

Familien mit  behinderten Angehö‐rigen unterstützen 

umfassende  Einbindung  in  beste‐hende Netzwerke vor Ort 

flächendeckende  und  bedarfsge‐rechte  Versorgung  in  der  Region Augsburg‐Stadt 

Öffentlichkeitsarbeit  für Menschen mit Behinderung  im Gemeinwesen  und Mitwirkung bei der Gestaltung der sozialen Infrastruktur 

  

Kurz informiert  

Die  Servicestelle  der  offenen Behindertenarbeit  „Inklusiv“ informiert bei Fragen zu Bildung, Beruf,  Pflege,  Betreuung  und Freizeitangeboten.  Sie  ist  mon‐tags von 11 bis 15 Uhr sowie mitt‐wochs  und  donnerstags  von  15 bis  19  Uhr  geöffnet.  Bei  Bedarf auch Einzelgespräche. 

Ort:  Annapunkt  Augsburg,  Im Annahof 4.  

Ansprechpartner bei der Lebens‐hilfe:  Klaus  Fiedler,  Tel. 0821/346870,  E‐Mail:  offene‐hilfen@lebenshilfe‐augsburg.de 

Lebenshilfe aktuell ‐ Inklusion  Nr. 22   05/2014 

Inklusion  stellt  viele  vor  Heraus‐forderungen Aktionsplan  ‐  Zum  Abschluss  der  Ent‐wicklungsphase  konnten  Bürger  und Betroffene nochmals Akzente setzen 

Für Stimmung sorgte unsere Schulband 6 Rockers! 

 Rund  ein  Jahr  hatten  Kommunalpolitiker, Fachleute, Betroffene und engagierte Bür‐ger bei zahlreichen Veranstaltungen disku‐tiert,  wie  der  bayerische  „Aktionsplan  In‐klusion“  im  Landkreis  umgesetzt  werden sollte.  Zur  Abschlussveranstaltung  in  der Brunnenschule  der  Lebenshilfe  in  Königs‐brunn  am  18.  Oktober  kamen  nun  über hundert Teilnehmer. Moderator Michael John vom Basis‐Institut für  soziale  Planung  in  Bamberg,  das  als Begleitung  für  den  gesamten  Prozessver‐lauf beauftragt worden war, gab nochmals einen  Überblick  über  die  einzelnen  Pla‐nungsmodule,  Teilhabekonferenzen  und bisherigen Ergebnisse.                 Vormittags  und  nachmittags  tagten  die sechs Arbeitskreise  (siehe  Infokasten), um den  jeweiligen Planungsstand  zu diskutie‐ren.  Weitere  Wünsche  und  Ziele  wurden dabei  in  den  Maßnahmenkatalog  aufge‐nommen. Am Ende des Tages konnte jeder Teilnehmer Punkte vergeben und somit die Gewichtung beeinflussen.  In allen Arbeits‐kreisen wurde lebhaft diskutiert. Im Arbeitskreis „Kultur, Freizeit und Sport“ stellte  etwa  Hansjürgen  Reinsch,  wegen Spastik auf eine Gehhilfe angewiesen, fest: „Es ist sehr schwer für mich, außerhalb der Vitalsport‐Gemeinschaft  sportlich  zu  sein 

oder  auch  an  Kulturreisen  teilzunehmen, wenn  sie  nicht  vom  Behindertenverband organisiert werden.“ Die Herausgabe einer sogenannten Veran‐staltungs‐Charta  für barrierefreie Angebo‐te wird  sehr  begrüßt.  Es  sei  eine Hemm‐schwelle  für  den  Behinderten,  zu  einer Veranstaltung  zu  kommen,  wenn  er  gar nicht wisse,  ob  er  problemlos  teilnehmen könne,  so  ein  Argument.  Dabei  geht  es nicht allein um einen barrierefreien Toilet‐tengang.  Zu  einem  barrierefreien  Kino beispielsweise  gehöre  neben  der mobilen 

Herbert Richter, Fachbereichsleiter Soziale Leistungen  im Landratsamt,  bedankt  sich  bei  Schulleiterin  Ingrid  Lanz für die Unterstützung und den  reibungslosen Ablauf der Veranstaltung.  

 Rampe  und  der Möglichkeit,  ohne  Stufen zu  den  oberen  Sitzreihen  zu  gelangen, auch  eine  induktive Höranlage  für Hörge‐schädigte, war zu hören. Trotzdem  bleibt  man  realistisch.  Vieles scheitere an zu hohen Kosten. Eine Lösung wäre  etwa,  wenn  Veranstalter  sich  be‐stimmte  Hilfsmittel  an  zentraler  Stelle ausleihen  könnten  oder  einen  Zuschuss bekämen.  Manche  Forderungen  ragen auch  in  die  Arbeitsgruppe  „Barrierefreies Wohnen und Bauen“, oder „Handlungsfeld Mobilität  im  öffentlichen  Raum“.  Bei  den Veranstaltungen zum Aktionsplan  im Kreis war  Inklusion  ständig  gesichert.  Indukti‐onsschleifen, eine Assistenz bei Sehbehin‐derung sowie Gebärdensprachdolmetscher hatte das Landratsamt bei Bedarf bezahlt. Wie geht es weiter? Die ermittelten Hand‐lungsvorschläge werden zusammengefasst und dem Beirat für Soziales und Senioren‐fragen  des  Landkreises  vorgelegt,  der  im November tagt. Zur Beschlussfassung geht das Paket in den Kreistag. „Dort wird letzt‐lich  entschieden“,  betont  Peter  Beck, Ab‐teilungsleiter  für  Soziales  und  Senioren. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert hatte die  Veranstaltung  eröffnet,  Grußworte kamen von Landrat Martin Sailer und Bür‐germeister Franz Feigl  sowie der Rektorin der Brunnenschule, Ingrid Lanz.   Quelle:  Schwabmünchner  Allgemeine, Augsburger  Land,  22.10.2014,  Seite  9, Andrea Collisi 

  

Das  Projekt  „Inklusionsplan“  des  Land‐kreises Augsburg 

Arbeitskreise ‐ Barrierefreies Bauen und Wohnen ‐ Kultur, Freizeit und Sport ‐ Arbeit und Beschäftigung ‐ Schule und Bildung ‐ Mobilität und Barrierefreiheit  im öffentli‐chen Raum ‐ (Früh‐)Kindliche Bildung 

Beteiligung Rund 300 Menschen nahmen an den bisher 23 Einzelveranstaltungen  teil. Es  gab  zwei „Teilhabe‐Konferenzen“  sowie  repräsenta‐tive Befragung von Menschen mit Behinde‐rung oder deren Angehörigen im Landkreis, zudem  Experteninterviews  und  themen‐spezifische Arbeitskreise. 

Einige Handlungsempfehlungen 

‐ Erstellen einer Veranstaltungscharta ‐  Infostützpunkt mit der Möglichkeit  einer Ausleihe  etwa  einer  Induktionsschleife  für Hörunterstützung,  einer  mobilen  Rampe und eines mobilen barrierefreien WCs ‐ Bildung von Integrationsfirmen ‐  barrierefreie  Bahnhöfe,  barrierefreie Schulen, barrierefreie öffentliche Bildungs‐einrichtungen wie Bibliothek ‐  Bezahlung  von  notwendigen  Assistenz‐leistungen, Zuschüsse, barrierefreie Wohn‐anlagen,  Nachtdienst  für  das  ambulante Wohnen für Menschen mit Behinderung ‐ Bildung einer Auditgruppe zur regelmäßi‐gen Überprüfung sowie einer (halben) Stel‐le im Landratsamt. ‐  gemeinsame  Projekte  verschiedener Schularten.    

Lebenshilfe aktuell ‐ Fördergruppe  Nr. 22   05/2014 

Sozialer Tag bei CADCON  Mitarbeiter  des  Ingenieurdienstleisters CADCON  aus  Gersthofen  renovieren  im Rahmen  eines  sozialen  Unternehmerta‐ges  einen  Raum  der  Fördergruppe  der Lebenshilfe in Königsbrunn 

Unter dem Motto „Gemeinsam anpacken – Stark  für  Alle“  fand  am  11.  Oktober  ein Sozialer Tag des Unternehmens CADCON statt.  Mehr  als  50  Mitarbeiterinnen  und Mitarbeiter  hatten  sich  zu  dieser  freiwilli‐gen Aktion in sechs sozialen Einrichtungen gemeldet.  Fünf  von  ihnen  brachten  ihre Fähigkeiten und Talente in der Fördergrup‐pe  der  Lebenshilfe  ein. Die  Einrichtung  in der  Königsbrunner  Margeritenstrasse  be‐treut tagsüber elf geistig schwer und mehr‐fachbehinderte Erwachsene.  

Das Unternehmen  CADCON  versteht  sich als familienorientiertes und soziales Unter‐nehmen  und  lebt  diese  Philosophie  auch. So war es denn auch keine Überraschung, dass Geschäftsführer Robert Waldmann zu den Ersten gehörte, die sich für den Sozia‐len  Tag  angemeldet  hatten.  Waldmann (Gruppenbild  2.v.r.),  Fachbereichsleiter Technische Dokumentation Robert Echtler (Bild  2.v.l.)  und  drei  weitere  Mitarbeiter waren ab 8 Uhr morgens bis spät nachmit‐tags  im  Einsatz.  Sie  ersetzten  den  alten, abgenutzten  Teppich  des  Ruheraums  im Keller mit  einem  Laminatboden  und  stri‐chen  die  Wände  in  einem  angenehmen Gelbton.  Einrichtungsleiter  Heinz  Irmer hatte  im Vorfeld mit den Verantwortlichen von CADCON  alles geklärt und  Farbe und Laminatboden  besorgt.  Irmer:  „Ich  bin begeistert. Der Raum  ist  tip  top  renoviert 

und schaut prima aus. Herzlichen Dank an alle Mitarbeiter von CADCON für  ihr tolles Engagement.  Ich  war  beeindruckt,  mit welcher  Begeisterung  alle  renoviert  ha‐ben.“  Ein Gewinn war  der  Soziale  Tag  je‐denfalls  nicht  nur  für  seine  Einrichtung, sondern auch für die beteiligten CADCON‐Mitarbeiter,  die  den  Tag  durchwegs  als große Bereicherung empfanden. Alle Teil‐nehmerinnen  und  Teilnehmer  sind  sich sicher, dass das nicht die letzte Aktion die‐ser Art war.  Über die Firma CADCON Nicht  nur  nach Wirtschaftlichkeit  zu  stre‐ben, sondern in gleichem Maße auch sozia‐le,  ökologische  und  gesellschaftliche  As‐pekte  zu berücksichtigen,  sind  fundamen‐tale  Handlungsmaxime  der  CADCON‐Gruppe mit  Hauptsitz  in  Gersthofen.  Seit über  33  Jahren  engagiert  sich  die  Unter‐nehmensgruppe mit mittlerweile über 500 Ingenieuren  und  Fachkräften weltweit  für ihre Kunden aus den Bereichen Maschinen‐bau, Luftfahrt‐ und Verteidigungsindustrie, Energie‐  und  Umwelttechnik,  Automotive und Medizintechnik.   

Geschäftsführer Robert Waldmann beim Farbe anrühren.  

 

Rückblick  „Sozialer  Tag“  bei  der Lebenshilfe Augsburg  in den ver‐gangenen Jahren  2010  brachten  im  Rahmen  eines  bundes‐weit  sozialen  Unternehmertags  (Giving back day) sieben Mitarbeiter der Münchner Niederlassung des  IT‐Unternehmens Cisco Systems  ihre  Fähigkeiten  und  Talente  an 

der Brunnenschule ein. Es galt, eine Kräu‐terschnecke  im Rahmen des Hilfsprojektes im  neuen  Schulgarten  aufzubauen.  Inner‐halb  weniger  Stunden  baute  das  Cisco‐Helferteam  unter  Anleitung  von  Lehrer Robert  Eiler  sowie  tatkräftiger  Mithilfe einiger  Schüler  die  Kräuterschnecke  auf. Mittlerweile  werden  dort  Kräuter  ange‐pflanzt, die in der Schulküche  Verwendung finden.  Die  Cisco‐Mitarbeiter  waren  aber  auch schon  2009  für  die  Lebenshilfe  aktiv.  Sie errichteten  auf  dem  Schuldach  ein  Spiel‐haus,  reparierten  marode  Fahrräder  und überlegten  sich  Verbesserungen  für  das Marketing‐Konzept der Lebenshilfe.  

2010: Schüler der Brunnenschule bauten gemeinsam mit Lehrer Robert  Eiler  und Mitarbeitern  von Cisco Systems eine Kräuterschnecke im neuangelegten Schulgarten. 

2009: Seit der Gründung der Firma Cisco Systems vor 30 Jahren  hat  insbesondere  die  freiwillige,  gemeinnützige Arbeit der Beschäftigten großes Gewicht. Zehn Mitarbei‐ter  von Cisco Systems  errichteten im Rahmen des Social Day auf dem Schuldach der Brunnenschule ein hölzernes Spielhaus (Bild oben) und reparierten Fahrräder.  

Wollen auch Sie und Ihre Mitarbeiter sich im Rahmen eines  sozialen Tages bei der Lebenshilfe  Augsburg  engagieren?  Wir freuen  uns  auf  Ihren  Anruf  und  stellen Ihnen geeignete Projekte in unseren Ein‐richtungen vor.   

Lebenshilfe aktuell ‐ Nachrichten  Nr. 22   05/2014 

Newsletter  der  Bundesvereini‐gung Lebenshilfe vom 8.10.2014   Menschen  Regelbedarfsstufe  3  ‐ Grundsicherungsämter  setzen  bis‐lang Entscheidung des Bundessozial‐gerichts  nicht  um  ‐  Informationen zur derzeitigen Verwaltungspraxis  Am 23.07.2014 hat das Bundessozialgericht (BSG)  entschieden,  dass  grundsätzlich auch Menschen mit  Behinderung,  die  bei Angehörigen  leben  und  Grundsicherung beziehen, Anspruch  auf  den  vollen Regel‐satz  haben  können.  Diese  Entscheidung wird  derzeit  von  den  Sozialbehörden  je‐doch  noch  nicht  umgesetzt,  sondern wei‐terhin der verminderte Betrag der Regelbe‐darfsstufe 3 ausgezahlt.   Urteilsgründe  liegen  noch  nicht  vor Hintergrund  ist  zunächst, dass die Urteils‐gründe noch nicht vorliegen. Das BSG hat fünf Monate Zeit, das Urteil schriftlich ab‐zufassen.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  das BSG diese Zeit auch ausschöpfen wird,  so dass mit den Gründen kurz vor Weihnach‐ten zu rechnen ist. Das Bundesministerium für  Arbeit  und  Soziales  (BMAS)  hat  in  ei‐nem  Rundschreiben  an  die  Grundsiche‐rungsämter  vom  08.08.2014  angekündigt, dass es ebenfalls die Urteilsgründe abwar‐ten wird und dann eine Verwaltungsanwei‐sung  an  die  Grundsicherungsämter  erlas‐sen wird, wie mit der Entscheidung umzu‐gehen ist. 

Bis  dahin  sind  die  Grundsicherungsämter gehalten, weiterhin  die  Regelbedarfsstufe 3  zuzuerkennen.  Es  bestehe  kein  Anlass, bestehende  Bewilligungsbescheide  anzu‐passen. Laufende oder eingehende Wider‐spruchs‐  und  Klageverfahren  seien  zu‐nächst darauf zu überprüfen, ob angesichts der  konkreten  Haushaltssituation  im  Ein‐zelfall eine abweichende Regelsatzfestset‐zung in Betracht komme. Sei dies nicht der Fall, seien Widerspruchs‐ und Klageverfah‐ren bis  zum Vorliegen der Entscheidungs‐gründe ruhend zu stellen. Bei entsprechen‐den Überprüfungsverfahren  sei  ebenso  zu verfahren.   Auf  was  muss  ich  mich  als  Betroffener nun einstellen? Es ist davon auszugehen, dass Grundsiche‐rungsempfänger  bis  auf  weiteres  für  zu‐künftige  Leistungszeiträume  in  die  Regel‐bedarfsstufe 3 eingruppiert werden. Dage‐gen  können  Sie  weiterhin  Widerspruch einlegen.  Nach  der  Ankündigung  des BMAS  (siehe  oben) wird  dieser mit  Ihrem Einverständnis ruhend gestellt werden, bis die  Entscheidungsgründe  des  BSG  vorlie‐

gen.  Ihre  rechtlichen  Möglichkeiten  für bereits  vergangene  Leistungszeiträume hat  die  Bundesvereinigung  unter  folgen‐dem Link zusammengefasst.  http://www.lebenshilfe.de/de/themen‐recht/artikel/Bundessozialgericht‐kippt‐generelle‐Einstufung‐Regelbedarfsstufe‐3.php?listLink=1 Dort  finden  Sie  auch Musterschreiben  an die Grundsicherungsämter. Auch hier wer‐den  die Widersprüche,  Klagen  und  Über‐prüfungsanträge mit  Ihrem Einverständnis zunächst ruhend gestellt werden.   Die  Bundesvereinigung  Lebenshilfe  emp‐fiehlt  grundsätzlich,  sich  mit  dem  Ru‐hendstellen  einverstanden  zu  erklären.  Es ergibt  Sinn,  auf  die  vollständige  Entschei‐dung des BSG zu warten. Solange Sie Wider‐spruch  (bzw.  bereits  Klage)  eingelegt  oder einen  Überprüfungsantrag  gestellt  haben, entstehen  Ihnen  durch  das  Ruhendstellen keine Nachteile.  Bitte beachten Sie, dass Bescheide über die Grundsicherung  jedoch  nicht  automatisch abgeändert  werden.  Überprüfungsanträge sowie  Widerspruch  gegen  zwischenzeitlich eingehende Bescheide  sollten Sie daher un‐bedingt weiterhin formulieren!  

24.  ordentliche  Mitgliederversamm‐lung der Bundesvereinigung Lebens‐hilfe am 2./3. Okt. 2014 in Berlin  Die Bundesvereinigung Lebenshilfe fordert ein  modernes  Teilhabe‐Recht  für  Men‐schen mit  Behinderung.  In  ihrem  Koaliti‐onsvertrag verspricht die Bundesregierung ein solches Bundesteilhabegesetz. Im Rah‐men dessen sollen die Kommunen  im Um‐fang  von  fünf Milliarden Euro  jährlich  von der  Eingliederungshilfe  –  dem  bestehen‐den  Leistungssystem  für  behinderte Men‐schen  –  entlastet  werden.  „Aktuell  schla‐gen  Finanzpolitiker  zwar  neue  Wege  zur Entlastung  der  Kommunen  vor,  aber  die Lebenshilfe  besteht  darauf,  dass  die  Ver‐bindung  zwischen  Bundesteilhabegesetz und  Entlastung  der  Kommunen  bestehen bleibt. Das eine  ist unbedingte Vorausset‐zung für das andere. So steht es im Koaliti‐onsvertrag  und  so muss  es  auch  gemacht werden.  Das  Bundesteilhabegesetz  darf nicht  gefährdet  werden.  Es  ist  das  wich‐tigste sozialpolitische Projekt dieser Legis‐laturperiode, auf das wir schon viel zu  lan‐ge gewartet haben.“ Das sagte die Lebens‐hilfe‐Bundesvorsitzende  und  Bundes‐tagsvizepräsidentin Ulla Schmidt vor mehr als 400 Delegierten, die aus ganz Deutsch‐land  zur Bundesversammlung der Lebens‐hilfe nach Berlin gereist waren.  

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 Stellenangebot  Leitung der Tages‐Fördergruppe  Als  Verstärkung  unseres  kleinen  Teams und als Nachfolge des bisherigen Leiters (aus  Altersgründen)  suchen  wir  zum 1.10.2014  oder  später  eine  Leitung  der Tages‐Fördergruppe (m./w.) mit Diplom in  Heilpädagogik/Sozialarbeit/Soz.päd. in Vollzeit.   Als  Mitglied  der  Gesamtleitung  verant‐worten  Sie  die  Weiterentwicklung  der Lebenshilfe  Augsburg,  entwickeln  Kon‐zepte und erarbeiten strategische Ziele in Ihrem  Bereich.  Abgestimmte  Konzepte verwirklichen Sie. Darüber hinaus sind Sie in  Ihrem  Bereich  für  das  Qualitätsma‐nagement zuständig. Sie führen drei Mit‐arbeiter  (m/w)  ihrer  Gruppe  und  stehen ihnen  als  unmittelbar  vorgesetzte  Füh‐rungskraft  (m/w) anleitend und beratend zur Seite.   Neben der Leitung sind Sie auch für pfle‐gerische  Tätigkeiten, Unterstützung  und Hilfestellung  im  lebenspraktischen  Be‐reich sowie weitere Hilfestellung bei ver‐schiedensten Beschäftigungen zuständig.  Wir  bieten  einen  Arbeitsplatz  in  einem angenehmen Umfeld mit gutem Betriebs‐klima,  intensive  Einarbeitung,  Fortbil‐dungsmöglichkeiten,  betriebliche  Alters‐vorsorge und erwarten langjährige Berufs‐  und  Leitungserfahrung,  Teamfähigkeit und Kreativität. Die Vergütung erfolgt  in Anlehnung an den TVöD.   Ihre  aussagekräftigen  Bewerbungsunter‐lagen senden Sie bitte an:  Herrn H. Irmer, Fördergruppe der Lebens‐hilfe  Augsburg,  Margeritenstraße  1, 86343 Königsbrunn, Tel. 08231/4508.    

Unterstützerkreis Wohnen  Seit März 2014 besteht ein „Unterstützer‐kreis Wohnen“,  in  dem  sich  zehn  enga‐gierte Eltern  im Rahmen der Lebenshilfe einbringen.  Dieser  Kreis  hilft  bei  Einzel‐maßnahmen, knüpft Kontakte und unter‐stützt bei der Grundstückssuche. Falls Sie mitmachen  möchten,  wenden  Sie  sich bitte  an  Herrn  Schwigon  (Tel.  0821‐ 702181;  e‐mail:  schwigonk‐[email protected]) und Familie Senger (Tel. 0821‐ 703957; e‐mail: [email protected]). 

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Familienministerin  Schwesig  (Mitte)  mit  Ulla  Schmidt (rechts)  und  Selbstvertreterin  Ramona  Günther  vom Bundesvorstand  der  Lebenshilfe.  Foto:  Bundesvereini‐gung Lebenshilfe, Sera Cakal  

 Für  die  Lebenshilfe  beginnt  Teilhabe  und Inklusion  in  der  kleinsten  Einheit  der  Ge‐sellschaft:  in  der  Familie.  Der  Bundesvor‐stand hat daher die Familie in ihrer ganzen Vielfalt zu seinem Leitthema bis zur nächs‐ten Vorstandswahl  im  Jahr  2016  ausgeru‐fen.  Bundesfamilienministerin  Manuela Schwesig  versprach  als  Gastrednerin  auf der Mitgliederversammlung der Lebenshil‐fe „eine Politik  für alle Familien“. Sie setzt sich  für  inklusive Kinderbetreuung ein und fördert mit dem Projekt „Ich will auch hei‐raten“ Partnerschaften  von Menschen mit Behinderung.  Mit  der  Familienpflegezeit will  sie  Familien  entlasten,  die  ihre Ange‐hörigen pflegen.  Damit  auch  die  vielen  Selbstvertreter mit geistiger  Behinderung  den  Reden  auf  der zweitägigen  Mitgliederversammlung  der Bundesvereinigung  Lebenshilfe  folgen können,  werden  sie  weitgehend  in  leicht verständlicher Sprache gehalten. Wichtige Textabschnitte werden auf einer Großbild‐Leinwand in einfachen Worten und Bildern erklärt.  Die  Tagungsunterlagen  gibt  es ebenfalls in leichter Sprache. Der  Schlusstag  der  Bundesversammlung stand  unter  dem  Motto  „Lebenshilfe  auf dem Weg in die Zukunft“. Vier der bundes‐weit 513 örtlichen Lebenshilfen präsentier‐ten Beispiele für gelungene Inklusion.   

Newsletter  der  Bundesvereini‐gung Lebenshilfe vom 23.10.2014   Die anstehenden Reformen von Pfle‐geversicherung  und  Eingliederungs‐hilfe sind aufeinander abzustimmen! Sehr  geehrte  Damen  und  Herren,  liebe Leserinnen und Leser,  die Pflegeversicherung wird in dieser Legis‐laturperiode umfassend reformiert. Am 17. Oktober  2014  hat  die  dritte  und  abschlie‐

ßende  Lesung  des  1.  Pflegestärkungsge‐setzes  im  Bundestag  stattgefunden.  Das neue  Gesetz  wird  am  1.  Januar  2015  in Kraft  treten. Hier  finden  Sie  eine  Zusam‐menstellung  der  aktuell  beschlossenen Änderungen.  Diese Reform ist jedoch nur die erste Stufe zum  Umbau  der  sozialen  Pflegeversiche‐rung. In einem zweiten Schritt sollen gegen Ende  der  Legislaturperiode  ein  neuer  Be‐griff der Pflegebedürftigkeit und ein neues Begutachtungsverfahren  eingeführt  wer‐den.  Parallel  hierzu  läuft  die  Erarbeitung  eines Bundesteilhabegesetzes  im  Bundesminis‐terium  für Arbeit und Soziales. Die Einzel‐heiten  aus  der  entsprechenden  Arbeits‐gruppe  beim Ministerium  können  Sie  hier abrufen.  Die mit dem Bundesteilhabegesetz geplan‐te  Aufhebung  der  Unterscheidung  von ambulanten,  teilstationären  und  stationä‐ren  Leistungen  in  der  Eingliederungshilfe wird dazu führen, dass Leistungen sich am individuellen  Bedarf  (personenorientiert) und nicht am Ort der Leistungserbringung (institutionenorientiert) ausrichten.  Pflege und Eingliederungshilfe haben eine Schnittstelle,  die  für  Menschen mit  einer Behinderung  und  Pflegebedarf  sehr  be‐deutsam  ist. Diese gilt es  im Rahmen bei‐der Reformen zu beachten und zu bearbei‐ten.  Die  Bundesvereinigung  Lebenshilfe  hat daher  ihre Einrichtungen und Dienste zum steigenden Pflegebedarf ihrer Klienten und Bewohner  befragt.  Die  Auswertung  der eingegangenen Antworten finden Sie hier. Der Trend ist klar ersichtlich: Die Frage der Pflege  beschäftigt  alle.  Die  Finanzierung von Fachkräften und Hilfsmitteln sowie das Balancieren  von  Teilhabe  und  Pflege  ne‐beneinander stellen viele Einrichtungen der Lebenshilfe  vor  bedeutende  strukturelle und organisatorische Herausforderungen.  Bedarf eine Person der Pflege, dann erhält sie diese dort, wo sie wohnt. So  lautet die Forderung  der  Lebenshilfe  (Prinzip  der Häuslichkeit) schon seit langem. Leider gilt diese  Selbstverständlichkeit  noch  nicht umfassend  für  Menschen  in  stationären Wohnformen der Eingliederungshilfe.  Neben der Hilfe zur Teilhabe am Leben  in der Gesellschaft  sollen  sie ein Anrecht auf die  vollen  Leistungen  der  Pflegeversiche‐rung haben  ‐ wie andere Pflegebedürftige auch. Dies hat der Vorstand der Bundesver‐einigung Lebenshilfe nun  in seiner Positio‐nierung  bekräftigt.  In  die  umfangreichen Beratungen  der Gremien  flossen  auch  die Ergebnisse  der  Befragung  ein.  Die  Kern‐aussagen  sind:  Das  Nebeneinander  von Eingliederungshilfe und Pflege muss beste‐hen bleiben und der  selbstgewählte Woh‐

nort von Menschen mit Behinderung muss als  Häuslichkeit  anerkannt  werden.   Mit freundlichen Grüßen  Prof. Dr. Jeanne Nicklas‐Faust Bundesgeschäftsführerin   

  Regelsätze werden 2015 angehoben! Die  Regelsätze  der  Grundsicherung  im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem Sozialgesetzbuch Zwölftes Buch  (SGB XII) werden zum 1. Januar 2015 um 2,12 % er‐höht.  Der  Bundesrat  hat  am  10.10.2014 einer  entsprechenden  Verordnung  zuge‐stimmt. Auch Mehrbedarf und Barbetrag steigen Die Anhebung der Regelbedarfssätze führt ebenfalls zu einer Erhöhung der zuerkann‐ten  Mehrbedarfe.  Schwerbehinderte Grundsicherungsempfänger nach dem SGB XII,  deren  Schwerbehindertenausweis  das Merkzeichen  „G“  enthält,  können  einen Mehrbedarf  von  17 %  ihrer  Regelbedarfs‐stufe  erhalten.  Für  behinderte  Leistungs‐empfänger, die Eingliederungshilfe in Form von  Hilfen  zu  einer  Schulbildung,  berufli‐chen  Ausbildung  oder  sonstigen  Ausbil‐dung erhalten, beträgt der Mehrbedarf  35 % ihrer Regelbedarfsstufe. Auch der Barbe‐trag  wird  sich  verändern.  Dieser  beträgt mindestens  27 %  des  vollen  Regelbedarfs von  dann  399  Euro,  also  dann (voraussichtlich) 107,73 Euro.  Jährliche  Erhöhung  folgt  der  Preisent‐wicklung Die  Regelsätze  werden  jährlich  überprüft und  fortgeschrieben.  Das  ist  im  Gesetz über die Ermittlung von Regelbedarfen und zur  Änderung  des  Zweiten  und  Zwölften Buches  Sozialgesetzbuch  festgelegt.  Die Fortschreibung der Regelbedarfe wird  aus einem Mischindex  errechnet.  Dieser  setzt sich  zu  70 %  aus  der  regelsatzrelevanten Preisentwicklung und zu 30 % aus der Net‐tolohnentwicklung zusammen.  

 

50.  Geburtstag: Wie  aus  der  Aktion Sorgenkind die Aktion Mensch wurde ‐  Interview  mit  Dr.  Bernhard  Con‐rads, ehemaliger Geschäftsführer der Lebenshilfe.  Herr  Conrads, welche Bedeutung  hat  die Aktion  Mensch  für  die  Lebenshilfe? Man kann die Rolle der Aktion Mensch, der früheren Aktion Sorgenkind, gar nicht hoch genug einschätzen. Dies  liegt nicht nur an den derzeit  fast 30 Millionen Euro, die all‐jährlich  für  Projekte  aus  den  Reihen  der Lebenshilfe bewilligt werden. Das                                              Fortsetzung Seite 11 

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Förderprogramm  greift  neue  programma‐tische  und  gesellschaftliche  Tendenzen auf.  Die  Aktion  Mensch  macht  so „Behindertenpolitik“. Ganz wichtig ist auch die  Bewusstseinsbildung,  die  durch  die sogenannten  Aufklärungsmaßnahmen geleistet  wird.  Die  Aktion  Mensch  prägt Menschenbilder  –  auch  deswegen  kam  es im Jahre 2000 zu der Namensveränderung der  seinerzeitigen  Aktion  Sorgenkind.  Welche Rolle  spielte  Lebenshilfe‐Gründer Tom Mutters bei der Gründung der Aktion Mensch? Tom  Mutters  gehört  zu  den  wichtigsten Mit‐Initiatoren der Aktion Sorgenkind.  (…)Das ZDF als Keimzelle hat dann als starke Partner  die  Spitzenverbände  der  freien Wohlfahrtspflege  an Bord  geholt. Mutters hat  immer  Wert  darauf  gelegt,  dass  die Lebenshilfe  in  den  Strukturen  der  Aktion Sorgenkind  gut  vertreten  war.  So  war  er von Anfang an eines der drei Vorstandsmit‐glieder und Mitglied  im Kuratorium. Funk‐tionen,  in denen  ich  ihm nach seinem Aus‐scheiden  als  Bundesgeschäftsführer  1989 nach und nach folgen durfte.   Bis  heute  bestimmt  die  Lebenshilfe  die Geschicke  der  Aktion  Mensch  mit,  auf welche Weise geschieht das? Die Lebenshilfe war nicht nur  im Vorstand der Aktion Sorgenkind und später der Akti‐on Mensch präsent.  Im so wichtigen Kura‐torium,  in  dem  über  die  vorgelegten  För‐deranträge  beraten wird, war  die  Lebens‐hilfe als Teil der sogenannten  „Freien Trä‐gergemeinschaft“  zusammen  mit  dem Deutschen  Paritätischen  Wohlfahrtsver‐band vertreten.  Seit  der  Strukturreform  2009  hat  die  Le‐benshilfe einen eigenen satzungsgemäßen Platz  im Kuratorium. Aus Proporzgründen zwar  ohne  Stimmrecht  –  aber  gleichbe‐rechtigt  in  der  Beratung.  Zudem  ist  die Lebenshilfe als einzig namentlich genann‐ter Verband  im  fünf‐köpfigen Aufsichtsrat der Aktion Mensch –  in Nachfolge von Ro‐bert Antretter durch unsere Bundesvorsit‐zende Ulla Schmidt vertreten. Im Kuratori‐um  arbeitet  als  meine  Nachfolgerin  die Bundesgeschäftsführerin  Prof.  Dr.  Jeanne Nicklas‐Faust mit  –  auch  im  sehr  prägen‐den  Ausschuss  Förderpolitik.  Im  Aufklä‐rungsausschuss  sitzt  seit  kurzem  für  die Lebenshilfe der Abteilungsleiter Kommuni‐kation, Rudi Mallasch, nachdem  ich diesen Ausschuss von 2009 bis 2013 geleitet habe. Sie  sehen  also:  Die  Lebenshilfe  und  ihre Stimme  wird  in  allen  Aktion‐Mensch‐Bereichen gehört.  

Auch  Sie  haben  Spuren  bei  der  Aktion Mensch hinterlassen, was waren Ihre per‐

sönlichen Highlights? Als „Kunst‐Conrads“ wurde ich im Kuratori‐um  der  90er‐Jahre  sicher  ein wenig  belä‐chelt. Mit Freude aber war zu beobachten, dass  die  Förderung  von  Kunst  und  Kultur behinderter Menschen eine immer größere Bedeutung  gewann.  Weniger  Überzeu‐gungsarbeit  war  in  dem  Förderbereich „Sport  und  Bewegung“  zu  leisten  –  aber auch hier galt es,  für die so genannte Pro‐jektförderung eine Lanze zu brechen – auf Kosten  von  „Bau‐Steine‐Erden“  –  wie  im Kuratorium  schmunzelnd  die  Förderung stationärer  Großeinrichtungen  genannt wurde. Eine  harte  Nuss  war  nach  dem  Fall  des Eisernen  Vorhangs  mit  einem  Förderpro‐gramm  für Osteuropa zu knacken.  (…) Ein von allen Beteiligten gründlich durchdach‐tes  Förderprogramm  „Aufbau  von  Ba‐sisstrukturen in Mittel‐, Ost‐ und Südosteu‐ropa“ überzeugte schließlich auch den ZDF‐Intendanten  und  Aktion‐Mensch‐Vorsitzenden Dieter Stolte. (…)  Und  natürlich  war  die  Namensände‐rung ein echter Höhepunkt.  Der Namenswechsel war  ein heikles Vor‐haben. Wie  war  das  genau,  als  aus  der Aktion  Sorgenkind  die  Aktion  Mensch wurde? Schon  seit  der  selbst  so  definierten „Krüppelbewegung“  vor  etwa  30  Jahren kam  immer  wieder  Kritik  an  der  Aktion Sorgenkind und ihrem Namen auf. Ständig anwachsend war der Widerstand dagegen, dass  durch  das  so medienstarke  ZDF  das Menschenbild  „Sorgenkind“  gezeichnet wurde.  Gleichwohl  erschien  es  auf  den ersten  Blick  abwegig,  einen  Namen,  der höchste Bekanntheitsgrade aufwies  (mehr als  90  Prozent),  der  in  der  Bevölkerung positiv belegt und  im Lotteriebereich  sehr erfolgreich  war,  einfach  abzuschaffen.  Hier  bewiesen  die  Aktion  Sorgenkind,  ihr Vorstand,  die  Gremienmitglieder  und  die Geschäftsstelle unter dem Geschäftsführer Dieter Gutschick Mut  –  und Glaubwürdig‐keit.  (…)  Abgesichert  durch  fundierte Markforschung  haben  wir  einen  Namen gesucht,  und  in  „Aktion  Mensch“  gefun‐den, und dies mit Hilfe unserer  inzwischen überzeugten Agentur so transportiert, dass der  umfassende Begriff  „Mensch“ mit  un‐seren Inhalten „aufgeladen“ wurde. Wie Sie erlebt  haben  –  es  ist  gut  gegangen:  Im Bewusstsein der Menschen. Und auch das Lotterieaufkommen  hat,  was  seinerzeit befürchtet wurde, keineswegs gelitten. 

 Was wünschen Sie der Aktion Mensch zum 50. Geburtstag? Im  Sinne  der  Lebenshilfe  und  der  vielen behinderten Menschen, mit denen wir un‐

sere  Arbeit  gestalten,  zuerst  einmal  ganz profan: gute Lotterie‐Erlöse – „ohne Moos nix los“. Allerdings: „Der Mensch lebt nicht vom  Brot  allein.“  Ich  wünsche  daher  der Aktion Mensch  inhaltliche Kompetenz und programmatische Konsequenz – auch und insbesondere  bei  der  verantwortlichen Umsetzung  des  Inklusionsgedankens.  Was die Erfüllung dieses Wunsches angeht – da habe ich wenig Sorgen. In den Gremi‐en  und  in  der  Geschäftsstelle  der  Aktion Mensch  gibt  es  hervorragende Mitstreiter für behinderte Menschen und deren Recht auf uneingeschränkte Teilhabe an der Ge‐sellschaft.  Ich  glaube,  dass  die  Aktion Mensch eine gute Zukunft hat.     

Meilensteine der Aktion Mensch Die  Erfolgsgeschichte  der  Aktion Mensch beginnt am 9. Oktober 1964. Sie nennt sich anfangs noch Aktion Sorgenkind. Bis heute wurden über 3,5 Milliarden Euro Fördergel‐der  für Menschen mit Behinderung verge‐ben. 1980 ist das „Internationale Jahr der Behin‐derung“.  1984  hebt  die  Soziallotterie  die Altersbegrenzung  von  35  Jahren  für  die Förderung  auf  und  finanziert  fortan  auch Projekte für ältere Menschen mit Behinde‐rung.  Mitte  der  1980er‐Jahre  orientiert  sich  die Aktion  Sorgenkind  am  Leitgedanken  des ersten  Bundessozialhilfegesetzes,  der  das Recht auf Arbeit als Teil des Rechts auf ein menschenwürdiges  Leben definiert,  unab‐hängig  von  der  Erwerbsfähigkeit  des  Ein‐zelnen. Ein Netz  von Werkstätten  in ganz Deutschland entsteht. 1989  feiert  die  Aktion  Sorgenkind  ihr  25‐jähriges  Bestehen  und  steht  vor  neuen Herausforderungen.  Nach  dem  Mauerfall wird der große Nachhol‐ und Aufbaubedarf der  Behindertenhilfe  in  der  ehemaligen DDR deutlich.  In den 1990er‐Jahren findet bei  der  Deutschen  Behindertenhilfe  ein Paradigmenwechsel  statt.  Menschen  mit Behinderung  fordern  zunehmend  den  ge‐sellschaftlichen Dialog auf Augenhöhe.  Im Jahr 2000 dann wird aus dem „Sorgenkind“ die „Aktion Mensch“. Erhebliche Einbußen bei  Lotterieeinnahmen  werden  nach  der Namensänderung  befürchtet.  Doch  das Gegenteil  ist der Fall: Die Aktion‐Mensch‐Lotterie erzielt Rekordumsätze. Heute  sind  Inklusion  und  Selbstbestim‐mung  die  Förderschwerpunkte  der Aktion Mensch: Ob Bildung, Arbeit, Wohnen oder Freizeit  –  uneingeschränkte  Teilhabe  und ein  selbst‐bestimmtes  Leben  sind  für  alle da. Diese Botschaft  vermittelt  auch  jeden Samstag  die  ZDF‐Sendung  „Menschen  – das Magazin“.