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Nicholas Saunders - Ecstasy

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Ecstasy hat in kurzer Zeit eine ganze Generation von Jugendlichen erobert: Ecstasy, auch in der Psychotherapie angewendet, gilt bereits als «Droge der neunziger Jahre». Obwohl E heute eine der meistverbreiteten Drogen ist, sind verlässliche Informationen darüber bisher kaum verfügbar.Als 1993 in London das Buch «E for Ecstasy» erschien, wurde es sofort zum aufsehenerregenden Bestseller. «Nicholas Saunders hat darin alle verfügbaren wissenschaftlichen Daten gesammelt - zur Verteidigung der Glückspille», berichtete der «Spiegel» (39/1993). Vom Autor überarbeitet und ergänzt, liegt das umfassende Werk nun auf deutsch vor - die Ausgabe wurde mit ausführlichen Kapiteln zur aktuellen Situation in der Schweiz und in Deutschland vervollständigt. «Ecstasy» ist ein Beitrag zur aktuellen drogenpolitischen Diskussion und das Buch zur Droge: für Konsumentinnen und Konsumenten genausogut wie für Eltern und Fachleute.

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EcstasyNicholas Saunders

I

Mit Beiträgen zur Situation in der Schweiz und in Deutschland

Herausgegeben von Patrick Wälder

Übersetzung Andrea Jossen

Eine kommentierte Bibliographie von Alexander Shulgin

2. Auflage 1994. Alle deutschsprachigen Rechte Vorbehalten.

Gesamtherstellung: Lichtdruck AG, Dielsdorf

Kein Teil dieses Buches darf, in welcher Form auch immer, ohne

Zustimmung des Verlages reproduziert werden.

Copyright © Verlag Ricco Bilger, Zürich

ISBN: 3-908010-12-8Scan & OCR von Shiva2012

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Gestaltung:

Fotos:

Henning v. Vogelsang

Rita Palanikumar

Diese Ausgabe basiert auf der überarbeiteten und ergänzten,

zweiten englischen Ausgabe von «E for Ecstasy», die im Oktober

1994 in London erscheint.

Übersetzung Kapitel 2.2. und 5.: Peter Bieri

Für ihre Hilfe und fachliche Beratung bedanke ich mich herzlich

bei Philipp Anz, Hans-Jörg Helmlin, Oskar Scheiben, Werner

Scheurer, Anita Wasser und bei allen anderen, die zu diesem

Buch beigetragen haben.

d. Herausgeber, August 1994

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Die Berichte in diesem Buch sollen die unterschiedlichen Wirkun­

gen von MDMA darstellen. Charaktere und Situationen entstam­

men wirklichen Begebenheiten, einzelne Details wurden jedoch

verändert, um die Anonymität zu bewahren. Ich bemühte mich

dabei, die Situationen wahrheitsgetreu zu porträtieren und ihren

Gehalt nicht zu verfälschen.

Dieses Buch soll nicht dazu ermutigen, das Recht zu brechen.

Die Absicht ist, die Öffentlichkeit mit Informationen zu versorgen,

um eine eigenständige Beurteilung zu ermöglichen.

Den Konsumentinnen und Konsumenten von MDMA oder jenen,

die sich entschieden haben, es zu versuchen, vermittelt das Buch

Kenntnisse, welche die Risiken des Konsums minimieren und den

Nutzen vergrössern.

Ich glaube, dass individuelle Freiheit auf individuellem Zugang

zu Informationen beruht. Das Buch enthält sämtliche Informatio­

nen über MDMA, die ich in Erfahrung bringen konnte, und soll

eine Informationslücke füllen.

Nicholas Saunders

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Inhalt

VorwortGünter Amendt 8

1. Ecstasy 1. Einführung 13Nicholas Saunders 2. Eigene Erfahrung 13

3. Geschichte 194. Wirkungen 265. Wer nimmt Ecstasy? 436. Gefahren 537. Was ist Ecstasy und woher kommt es? 688. Das erste Mal 779. Anwendungen von Ecstasy 8110. Ecstasy in England 96

2. Psychotherapie mit 1. Anwendung in der Schweiz 102Ecstasy 2. Interview mit Dr. Marianne Bloch 104Nicholas Saunders und 3. Auswertung der Therapieerfahrung 119Patrick Wälder

Anmerkungen Ecstasy 122Nicholas Saunders

3. Ecstasy in der 1. Technoparty: Can you feel it? 264Schweiz 2. Kult der Droge - Droge einer Kultur 267Patrick Wälder 3. Konsum: Ein Stammesgeheimnis 274

4. Schamanen, Medizinmänner, Hirnforscher 2785. Repression: Neue Front im Drogenkrieg? 2856. Drogengesellschaft: Legalisierung statt Repression? 291

Anmerkungen Ecstasy in der Schweiz 297Patrick Wälder

4. Ecstasy in DeutschlandAndreas Vollbrechts- 1. Partykinder und Technoschwule 307hausen

Constanze Weigle-Jag- 2. Ecstasy in Therapie und Forschung 319feld und Ewald Weigle

Anmerkungen Ecstasy in Deutschland 323Constanze Weigle-Jag- feld und Ewald Weigle

5. Erfahrungsberichte Eine Tragödie, Spontan handeln, Ein Manager auf Trip, Eine 328Nicholas Saunders Entdeckungsreise, Geführte Reise, Begegnungen eines Paares

6. Bibliographie Eine kommentierte Bibliographie über MDMA 354Alexander Shulgin

7. Anhang Worterklärungen 411Index 413Die Autoren 417

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8 Vorwort

Vorwort

Günter Amendt

Jede Droge hat ein Umfeld kultureller und sozialer Beson­derheiten, für das ich mich, um die Droge zu verstehen, mindestens genauso interessiere wie für die Wirkungs­weise des Stoffs und die Mechanismen seiner Vermark­tung. Das Umfeld der Droge Ecstasy jedoch - die soge­nannte Technoszene - ist mir ganz und gar fremd geblie­ben. Mein Zeit- und Rhythmusgefühl sträubt sich gegen die Beschleunigungskräfte des Technobeat. Ich fühle mich regelrecht ausgebeatet.Um so leichter fällt es mir, gelassen und distanziert zu er­füllen, worum ich gebeten wurde - nämlich den Stellen­wert der Droge Ecstasy im Zeitalter der zu Ende gehenden Drogenprohibition zu bestimmen und die Risiken der Droge abzuwägen.So viel ist sicher: Eine Drogenpolitik, die ihre Legitima­tion einzig aus Verboten bezieht, bringt nichts und ist zum Scheitern verurteilt. Darin sind sich heute, von eini­gen autoritären und autoritätsfixierten Hardlinern ein­mal abgesehen, alle Drogenfachleute einig. Auch übertrie­bene Warnungen vor den Gefahren einer Droge haben sich als kontraproduktiv erwiesen. Die drei Jahrzehnte in den westlichen Konsumentenländern praktizierte Canna­bispolitik, mit ihrem Verfolgungseifer und ihrer Dämoni- sierung, steht für diese gescheiterte Präventionsstrategie. Wer sich also vornimmt, über die Droge Ecstasy zu schrei­ben, ist gut beraten, das Thema mit der in der Drogendis­kussion gebotenen Nüchternheit abzuhandeln. Eben das ist Nicholas Saunders sowie dem Herausgeber und den Co-Autoren der deutschsprachigen Ausgabe seines Buches gelungen. Sie schaffen es, eine Droge zu entmystifizieren, ohne sie im Gegenzug zu glorifizieren. Sie werden trotz allem, das ist vorhersehbar, der Verharmlosung bezich­tigt werden.Legt man aber die bei der Gefahren- und Risikoabwägung üblichen Indikatoren wie Suchtpotential, Mortalität, Fehldosierungen und organische Nebenwirkungen zu­grunde, dann ist beim gegenwärtigen Erkenntnisstand die Droge Ecstasy als «eher harmlos» zu klassifizieren.XTC oder Ecstasy beziehungsweise MDMA gehört zu jener Gruppe von Amphetaminderivaten, die ich bereits Anfang der siebziger Jahre in «Sucht Profit Sucht. Zur politischen Ökonomie des Drogenhandels» beschrieben und «business men’s trip» genannt habe. Bereits damals, in der Blütezeit des LSD-Kultes, zeichnete sich ein Bedarf nach weniger intensiven, leicht halluzinogenen Drogen ab, deren Wirkung und vor allem Wirkungsdauer, anders

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Vorwort

als im Falle von LSD, genau kalkulierbar sein sollte. Kurz­zeittrips also, die mit dem Rhythmus der Maschinenlauf­zeit nicht kollidieren und den Leistungsanforderungen des Arbeits- und Produktionsprozesses nicht zuwider­laufen.Mitte der achtziger Jahre, als MDMA sich in den USA un­ter dem Markennamen «Ecstasy» etablierte, bin ich der Droge erneut begegnet. Wie andere Sexualwissenschafter auch wurde ich mit der Frage konfrontiert, was von der neuen «Sexpille» zu halten sei. In mündlichen Erfah­rungsberichten wurde mir die Droge als Super-Potenzmit- tel beschrieben, und in den Zeitgeistspalten der Medien war gar von «sexuellen Exzessen» die Rede.Damals habe ich den ersten von zwei XTC-Trips «gewor­fen». Weil Triperfahrungen nur schwer verallgemeinerbar sind, zu meinen eigenen Erfahrungen nur so viel: Ich habe Ecstasy als Körperdroge erlebt, die ein Bedürfnis nach Kommunikation weckt und die Fähigkeit, auch nonverbal zu kommunizieren, steigert.Heute nun, und das ist das eigentlich Neue, ist die Droge zum Material eines jugendlichen Freizeitkultes gewor­den, untrennbarer Bestandteil jener Triade, die sich selbst Technoszene nennt und aus Technosound, Technodrogen sowie Technoparties zusammensetzt.Es ist ein Witz und nichts als eine Schutzbehauptung, wenn die Veranstalter kommerzieller Parties, bei denen der Gast nur als Kunde willkommen ist, gegenüber der Öffentlichkeit so tun, als würde ihr mittlerweile hoch professionell organisierter Partyservice ohne Ecstasy funktionieren. Keine Technoparty ohne Ecstasy und ande­re Drogen. Was nicht heisst, dass alle Partybesucher und alle Partybesucherinnen immer auch «drauf» sind.That’s reality, alles andere ist Augenwischerei. Diese Rea­lität als solche anzuerkennen ist Voraussetzung für einen vernünftigen Umgang mit der Droge. Denn selbstver­ständlich ist der Konsum von Ecstasy, wie der Konsum jeder anderen Droge auch, mit Risiken verbunden. Weder Saunders noch seine Co-Autoren verschweigen diese Risi­ken.In der richtigen, für fanatisierte Repressionsbefürworter aber nur schwer akzeptierbaren Erkenntnis, dass sich der Konsum von Ecstasy weder kontrollieren noch verhin­dern lässt, verzichten die Autoren auf moralisierende Appelle zugunsten pragmatischer Ratschläge zur Risiko­vermeidung. Denn erst die Dosis macht ein Gift zum Gift. Deshalb empfiehlt ein vom (deutschen) Bundesverband

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Vorwort

für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpoli­tik herausgegebenes Infoblatt: «Erst informieren, dann gering dosieren.» Und da sehe ich den Kern des Problems. Ecstasy, wie alle anderen synthetischen Substanzen auf Amphetaminbasis (aber auch Heroin und Kokain), gehört nicht zu den Drogen, von denen ich mir einen vernünfti­gen und selbstverantwortlichen Umgang vorstellen kann. Der setzt nämlich die Fähigkeit der Konsumentinnen und Konsumenten voraus, den jeweiligen- Stoff genau analysie­ren, klassifizieren und entsprechend dosieren zu können. Alles, was in Pillen- oder Pulverform aus den Labors von Garagenchemikern kommt, entspricht diesen Kriterien nicht. Der Konsument, die Konsumentin ist auf Informa­tionen des Dealers und die mündlich weitergegeben Erfahrungen von Mitkonsumenten angewiesen. Je anony­mer der Dealer und je weiter die soziale Entfernung von der Szenenkommunikation, desto grösser das Risiko einer Fehl- oder Überdosierung.Verlässt man sich allerdings auf die von Saunders und sei­nen Mitarbeitern herangezogenen Statistiken und Fallbei­spiele, dann kommen Überdosierungen kaum vor. Wer Ecstasy kauft, riskiert jedoch immer, einen Stoff ange­dreht zu bekommen, der mit XTC nichts zu tun hat. Ein Risiko liegt auch bei toxischen Verunreinigungen und deren «Nebenwirkungen», ein Begriff, den ich apostro­phiere, weil er den Eindruck vermittelt - und vermitteln soll -, es gäbe auch Pharmadrogen ohne irgendwelche Nebenwirkungen. Das ist nicht der Fall.Die «Nebenwirkung» einer synthetischen Droge in Kauf zu nehmen, oder auch nicht, ist immer, von Zwangsmedi­kationen abgesehen, Ergebnis einer Risikoabwägung; einer von vielen in unserem täglichen Umgang mit den Risiken der Chemie. Man muss zur Kenntnis nehmen und mag das bedauern, dass viele Jugendliche bereit sind, das Risiko einer unerwünschten Nebenwirkung zu akzeptie­ren, wenn der erwünschte Kick einer synthetischen Droge nur vielversprechend genug ist.Fast alle derzeit aktuellen synthetischen Drogen sind be­reits seit Jahren am Markt und werden dort, gewissen Mo­den folgend, mal mehr, mal weniger nachgefragt bezie­hungsweise angeboten. Viele dieser Produkte wurden in den Labors der Pharmaindustrie entwickelt und in Versu­chen getestet. Aus den unterschiedlichsten Gründen gelangten einige nie auf den legalen Markt, andere nur in kleiner Auflage unter strenger Verschreibungspflicht. Wiederum andere wurden aus pharmakologischen, aber

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Vorwort

auch aus ökonomischen Gründen bald wieder vom Markt genommen.Was heute von Garagenchemikern am illegalen Markt an- geboten wird, sind also Bootleg-Drogen, Raubkopien, die aus den Labors der Pharmaindustrie entwendet wurden. Es sind im günstigsten Fall originalgetreue Duplikate, meist aber nur Annäherungen an das Original. Der Unter­schied zwischen Original und Kopie liegt in den toxi­schen «Nebenwirkungen» und deren Risiken.Es gilt also auch hier, was für Heroin und Kokain gilt: Ei­ne staatlich regulierte und gesellschaftlich kontrollierte Herstellung von Ecstasy via Lizenz an die Pharmaindu­strie wäre aus medizinisch-pharmakologischer Sicht von Vorteil und erstrebenswert für alle, die davon ausgehen, dass der Konsum auch dieser Droge nicht zu unterbinden ist und es deshalb primär darum geht, Risiken zu verrin­gern. Eine ärztlich kontrollierte Originalstoffverschrei- bung wäre die optimale «Lösung» des Problems. Zweifel sind allerdings angebracht, ob diese Vertriebsvariante von den Konsumentinnen und Konsumenten auch akzep­tiert werden würde. Eine Abgabe über die Apotheke ohne administrative Kontrollen würde wohl eher akzeptiert. Wem das alles nicht ganz geheuer ist und wer noch immer an die Wirksamkeit von Verboten glaubt und auf deren Abschreckungswirkung vertraut, wird versuchen, bei den Konsumenten anzusetzen und deren Konsum zu kriminalisieren. Doch angesichts aller Erfahrungen in den vergangenen drei Jahrzehnten ist dieser Ansatz absurd. Gegen ihn spricht bereits die Winzigkeit des Cor­pus delicti. Es kann nur nach intensiver Körperkontrolle sichergestellt oder durch Blutentnahme nachgewiesen werden. Das ist nicht nur rechtlich problematisch, son­dern polizeitechnisch unmöglich. Dazu fehlt es unter anderem auch an sichtbaren Verdachtsmomenten, denn zum Konsum bedarf es keiner Werkzeuge, weder eines Löffels noch eines Spritzbestecks. Und Einstichstellen gibt es auch keine.Bliebe als letzte Hoffnung auf eine repressive «Lösung» die rigide Kontrolle der Produktion. Produktion und Handel von beziehungsweise mit synthetischen Drogen unter­scheiden sich in wesentlichen Punkten vom Handel mit Opiatdrogen und Kokain bzw. Cannabis, wo die agrari­schen Ausgangsstoffe - und im Falle von Cannabis sogar das Endprodukt - auf dem Niveau einer Dritte-Welt-Öko- nomie gedealt werden. Dagegen sind alle chemischen Grundsubstanzen oder Vorprodukte der am Markt ange­

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Vorwort

botenen illegalen Pharmadrogen am legalen Chemie- Grosshandel der jeweiligen Produzentenländer erhältlich. Das gilt auch für die erforderlichen Apparaturen.Eine systematische Kontrolle der zur Herstellung von syn­thetischen Drogen benötigten Substanzen ist praktisch nicht durchführbar, schon gar nicht im internationalen Rahmen, wie der unbehinderte Chemikalienstrom zur Versorgung von Heroin- und Kokainlabors belegt.Aber auch juristisch liesse sich eine systematische Kon­trolle nur schwer legitimieren, weil viele Ausgangsstoffe und Vorprodukte «harmlos» sind und keiner besonderen Vertriebsbeschränkung unterliegen.Besonders aktiv im Handel mit Rohamphetamin und bereits veredelten Amphetaminprodukten sind nach den Erkenntnissen westeuropäischer Fahndungsbehörden die baltischen Staaten, Tschechien, die Slowakei und Polen, das schon seit Jahren den skandinavischen Markt mit Speed-Drogen versorgt.Zur kriminellen Energie westeuropäischer Mafia-Firmen und Pharma-Unternehmen, wie der im badischen Lahr produzierenden Imhausen GmbH, die Hunderttausende von Ecstasy-Trips für den niederländischen Markt herstell­te, gesellt sich nun verstärkt die nicht weniger kriminelle Energie osteuropäischer Mafia-Unternehmen, die den An­gebotsdruck auf den westeuropäischen Hartwährungs­markt erhöhen. Da gibt es auffallende Parallelen zur Ent­wicklung des Heroin-Marktes.Wer vor diesem Hintergrund und angesichts dieser Marktlage noch immer an die Wirksamkeit von Verboten glaubt und auf die Kontrolle des Chemikalienstroms baut, setzt sich dem Verdacht aus, von einem Stoff abhän­gig zu sein, der den Realitätssinn schwer beeinträchtigt.

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13 1.1. Einführung/1.2. Eigene Erfahrung

1. Ecstasy

Nicholas Saunders

1.1. Einführung

1.2. Eigene Erfahrung

Viele junge Leute nehmen die Droge Ecstasy (E, Adam, XTC oder MDMA) aus einem einzigen Grund: sie ermög­licht ihnen eine Erfahrung, die sie schätzen. Die meisten von ihnen kommen jedoch nicht an verlässliche Informa­tionen über die Droge heran und müssen sich am Hören­sagen orientieren. Meist wissen sie nur wenig über die möglichen Anwendungen und den potentiellen Nutzen von MDMA - aber auch über dessen Gefahren. Dieses Buch soll den Wissensdurst der Ecstasy-KonsumentInnen stillen und dazu beitragen, dass sie Gefahren vermeiden und Ecstasy so gut wie möglich nutzen. Ausserdem sollte es dazu anregen, diese faszinierende Droge gründlicher zu erforschen.Der erste Teil des Buches ist kurz, aber vollständig. Wer mehr über einen bestimmten Punkt wissen möchte oder wer nichts versäumen will, sollte die Anmerkungen lesen, dort stehen interessante Zusatzinformationen. Die Erfah­rungsberichte sind leicht zu lesen und zeigen die üblich­sten Wirkungen der Droge auf. Wissenschaftlich Interes­sierte finden am Schluss des Buches eine kommentierte Bibliographie auf englisch.Im Sommer 1992 organisierte ich ein Treffen mit Leuten, die Ecstasy-Erfahrungen gemacht hatten. Ich hatte genug vom Unsinn, der in vielen Medien verbreitet wird, und wollte sehen, wie viele Leute fühlen wie ich, dass die Dro­ge ihnen guttut. Die meisten Anwesenden hatten viel mehr Erfahrung mit der Droge als ich. Dass fast alle bezeugten, die Droge habe ihr Leben positiv verändert, erstaunte mich nicht. Sehr verwundert hat mich jedoch, wie wenig diese Konsumentinnen über die Droge wissen, obwohl sie sehr an Informationen interessiert sind. Des­halb entschloss ich mich, dieses Buch herauszugeben. 1970 habe ich «Alternative London» geschrieben, ein Handbuch für Leute, die in dieser Stadt wohnen und wie ich an alternativen Lebensweisen und Bewusstseinsstufen interessiert sind. Wie es jetzt mit MDMA der Fall ist, haben die Medien damals lächerliche Schauergeschichten über uns verbreitet. Dieses Buch basiert wie «Alternative London» auf persönlichen Erfahrungen und extensiven Recherchen.

Die siebziger und frühen achtziger Jahre waren für mich eine aktive und produktive Zeit. Begeistert packte ich ein erfolgreiches Projekt nach dem anderen an. Im Jahr 1988 fühlte ich mich frustriert: Von meinen ursprünglichen Ideen war nicht mehr viel übriggeblieben. In diesem Jahr

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1.2. Eigene Erfahrung

startete ich zwar ein neues Unternehmen, jedoch eher aus Verzweiflung denn aus Enthusiasmus. Die Sache ging schief.Ich fühlte mich ziemlich angespannt, als mich eine Freundin namens Claudia anrief und mir anbot, mit ihr auf einen Ecstasy-Trip zu gehen. Ich kannte diese extro- vertierte Schauspielerin schon seit Jahren. Als eher intro­vertierter Typ hatte ich immer darauf geachtet, etwas Distanz zu bewahren. Nachdem wir in ihrer Wohnung die Kapseln geschluckt hatten, machten wir uns auf den Weg nach Kew Gardens, einen Ort, den ich liebe und an dem ich mich sicher zu fühlen glaubte. Unterwegs spürte ich ähnliche Symptome, wie ich sie vom LSD in den sechziger Jahren her kannte. Ich sah ungewöhnliche Din­ge geschehen, die ganz normal wurden, sobald ich genau­er hinschaute. Als wir in den Zug stiegen, nahm Claudia meine Hand ... Was für eine Überraschung! Ihre Berüh­rung fühlte sich gut an. Es gab nichts Bedrohliches an ihr, sie war wirklich herzlich und fürsorglich. Sogar der alte Sitzplatz des Zuges fühlte sich gut an. Ich rieb mei­nen Hinterkopf daran wie eine Kuh den ihren am Gatter. Claudia freute sich zu sehen, wie ich mich öffnete. «Der Trip könnte mir wirklich gefallen. Würdest du mich auf­halten, wenn ich zu weit gehe?» fragte ich. Sie lachte und sagte, ich solle einfach geniessen, sie passe schon auf mich auf. Ich räkelte mich wie eine Katze und liess mich unter den Tisch gleiten, um den Raum zu geniessen. Ich fand es lustig, dass ein zurückhaltender Typ wie ich mich so benahm. Als ich mich wieder setzte, meinte ich, ich könnte den Zug wie ein Pferd reiten und bewegte mich im Rhythmus seines Holperns. Ich schaute aus dem Fen­ster und sah alles von neuem, nicht nur das Schöne, auch das Hässliche.Als wir ausstiegen, atmete ich ein paar Mal tief ein. Die Luft fühlte sich herrlich an. Es war schön zu leben. Mein Verstand fragte: «Was ist anders als sonst? Warum ist das Leben nicht immer so?» Ich zog den Schluss, dass ich mir jetzt einfach erlaubte, das zu geniessen, was immer schon dagewesen war. Ich realisierte, dass ich die Gewohnheit angenommen hatte, mich zurückzuhalten. Nicht dieser durch die Droge hervorgerufene Zustand war verzerrt; was ich als meinen normalen Zustand akzeptiert hatte, war pervers. Ich begriff, dass ich in den letzten Jahren ei­ne leichte Depression durchgemacht hatte. Die Ursache schien mir jetzt offensichtlich: Vor ein paar Jahren hatte ich mich ernsthaft übers Ohr gehauen gefühlt, und dieses

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1.2. Eigene Erfahrung

Gefühl hatte ich immer wie eine Last mit mir herumge­tragen. Diese Erkenntnis und die Erfahrung von ein paar Stunden «Freiheit» waren genau die Stärkung, die ich brauchte. Sie brachten mich aus dem Trott heraus, ich konnte mich wieder begeistert ans Werk machen.Seither habe ich die Droge drei-, viermal jährlich genom­men. Nur zweimal war die Erfahrung nicht unbedingt gut, aber auch diese Erlebnisse verschafften mir Einsich­ten. Das eine Mal nahm ich Ecstasy in einer Wohnung in Holland mit Anne und Afga, zwei Freundinnen, die ich seit den sechziger Jahren kenne. Mir wurde plötzlich bewusst, wie die Jahre sie verändert hatten. Ich konnte sehen, dass Afga unter den Männern, mit denen sie eine Beziehung gehabt hatte, viel gelitten hatte, und trotzdem schien es mir, sie sei dadurch eine starke und gelassene Frau geworden. Ich fühlte, dass Anne im Gegensatz zu Afga dem Leben nicht erlaubt hatte, sie zu verletzen, und immer noch das «Blumenkind» spielte, was einfach nicht zur erwachsenen Frau passte, die sie geworden war. Wäh­rend dieser Ecstasy-Reise fand ich es schwierig, mit ihnen zu kommunizieren. Afga war in ihre eigenen Gedanken vertieft und beachtete mich nicht. Ich meinerseits musste mich beherrschen, Anne nicht zu sagen, wie ich sie sah. Ich bekam Kopfschmerzen. Die andere Erfahrung machte ich mit einer Freundin, die unter schlimmen Magen­krämpfen litt. Als die Droge zu wirken begann, öffnete sich ihr Gesicht, und sie fühlte sich das erste Mal seit Jah­ren richtig entspannt. Sie kroch auf dem Boden herum wie eine Schlange - bis die Wirkung nachliess und ihre Krämpfe sich heftig zurückmeldeten. Im ganzen gesehen war es eine schmerzhafte Erfahrung, sie half ihr jedoch die Ursache ihrer Krämpfe erkennen zu können.Einmal treckte ich in den Bergen von Nepal mit einem dänischen Paar, das ich auf dem Pfad getroffen hatte. Unterwegs überquerten wir einen über 5200 Meter hohen Pass, was für alle drei von uns eine extreme Anstrengung und Leistung war. Am nächsten Tag nahmen wir E, sassen in der kalten Sonne und blickten über Tibet. Hinter uns glänzte ein Eisfall, vor uns der Gipfel des Annapurna in einem breiten Tal. Während wir dasassen und schauten, bildeten sich auf dem Berggipfel Wolken, die dann durch das Tal schwebten und verschiedene Formen annahmen: sie wurden zu Fischen, Drachen, Pferden. Ein Adler krei­ste über unseren Köpfen. Wir fühlten, als würden wir mit ihm übers Tal fliegen. Als wir ins Hotel zurückgekehrt waren, tischten die sonst zurückhaltenden französischen

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1.2. Eigene Erfahrung

Geologen, angesteckt durch unsere warmherzige Stim­mung, ihren Brandy und die Schokolade auf, die sie für besondere Gelegenheiten aufbewahrt hatten. Es kamen uns keine Einsichten, es war einfach ein wunderschöner Tag, an dem die prachtvolle Umgebung noch herrlicher erschien. Durch diese gemeinsame Erfahrung verbunden, reisten wir wie alte Freunde weiter, obwohl wir uns gera­de erst getroffen hatten.Ein andermal war ich mit einer Geliebten auf dem Land. Ihr Sufi-Meister hatte sie gewarnt, Drogen würden der Psyche schaden und ihre mühsam errungenen spirituel­len Leistungen zunichte machen. Als die Droge zu wirken begann, leuchtete ihr Gesicht auf, und sie sagte: «Was für Narren sie sind.» Sie betrachtet diesen Trip noch immer als echte, mystische Erfahrung. Wir waren beide ausge­sprochen fasziniert von einer Moorhenne, die vor uns ihr Nest baute. Es war, als habe der Vogel unsere Anwesen­heit bemerkt und uns erlaubt, seine Fähigkeiten zu beob­achten.Nach all diesen Erfahrungen mit E war ich immer noch nie an einem Rave gewesen. Nicht, weil ich es nicht woll­te, sondern einfach, weil ich dachte, als Mann mittleren Alters würde ich mich deutlich fehl am Platz fühlen.Eines Tages ergab sich die Gelegenheit: ein Rave, zu dem mehrere meiner Freunde gehen würden, einer von ihnen war sogar noch älter als ich. Dank E amüsierte ich mich ziemlich gut. Ich war in einer positiven Stimmung, aber es packte mich nicht. Die Tanzenden schienen in einem individuellen Trip verloren zu sein, sie schauten zu den Lautsprechern, ohne etwas miteinander zu tun zu haben. Ich war erstaunt, wie ungemütlich der Veranstaltungsort mit dem rauhen Betonboden und den schweissnassen Stahlwänden war. Die unerbittlich aggressive Musik und die aufleuchtenden Lichter passten dazu. Erst nach ein paar ähnlichen Nächten konnte ich die wahre Erfahrung geniessen.Ein Freund hatte mir eine Telefonnummer gegeben, un­ter der man Eintrittskarten bestellen konnte. Ich erhielt die Adresse eines verwahrlosten Wohnblocks mit einem Schild «Büros zu vermieten, £50 die Woche, sofort bezugs­bereit». Er sah leer und unbewohnt aus. Ein Mädchen ver­kaufte mir die Karten. Als ich fragte, wo die Party denn stattfinde, kritzelte sie eine Adresse auf ein Stück Papier. Ich erwartete halb, reingelegt worden zu sein, und kreuz­te um Mitternacht dort auf, als das E, das ich genommen hatte, zu wirken begann.

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1.2. Eigene Erfahrung

Der Veranstaltungsort war geräumig und hatte eine gute Lüftung. Die übliche Techno- und House-Musik wurde gespielt, sie tönte jedoch nicht so hart wie sonst. Ein Freund hatte mir geraten, nur auf den Bass zu hören und den Rest zu vergessen. Ich begann zu tanzen, in meiner üblichen, eher gehemmten Art, beobachtete, was die anderen Leute taten, und war mir bewusst, dass ich rund dreissig Jahre älter war als fast alle von ihnen. Allmählich entspannte ich mich und ging in der Musik auf, ich wuss­te, dass ich Teil davon war. Ich brauchte nicht gehemmt zu sein. Offensichtlich wurde ich akzeptiert. Nichts, was ich tun könnte, würde störend wirken, denn alle anderen waren einfach sich selbst, als ob sie ihre Freiheit von den gesellschaftlichen Zwängen und Neurosen geniessen wür­den. Obwohl sie alle für sich waren, in ihrem eigenen Raum, war es einfach, Augenkontakt zu haben - niemand verbarg sich hinter einer Maske. Es kam praktisch zu kei­nen Gesprächen oder Körperkontakten, ausser gelegentli­chen, kurzen Umarmungen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, zur Gruppe zu gehören. Es war eine Art erheben­de, göttliche Erfahrung von Einheit, wie ich dies nur ein­mal zuvor gefühlt hatte, als ich - in Christiania - Mit­glied einer von Vertreibung bedrohten Gemeinschaft ge­wesen war. Es war, als gehörten wir zu einem exklusiven Stamm, als wären wir verbunden durch ein gemeinsames Verständnis. Mit der £10-Eintrittskarte und der £15- Tablette war ich «Mitglied». Nicht alle waren dabei. Man­che sahen unbeholfen aus. Sie versuchten sich anzupas­sen oder gezwungen stilvoll zu tanzen. Ich nahm an, dass sie kein Ecstasy genommen hatten.Diese Erfahrung war eine Enthüllung: Ich hatte das Gefühl, verstanden zu haben, um was es bei einem Rave geht. Vorher war mir die Musik immer zuwider gewesen. Mir schien, dass es ihr an Harmonie fehle. Diese Kritik wurde belanglos: Die Musik gab ständig Energie, sie stell­te auf, ohne zu ernüchtern. Sie baute mehr und mehr auf, ohne jedoch einen Höhepunkt zu erreichen. Ich tanzte nicht nur mit dem Rhythmus, ich atmete mit ihm. Seine Übergänge waren voller Feinheit, eine Art Anreiz steckte darin, der mich jedesmal lächeln liess. Und das Tanzen fühlte sich so gesund an, als würde ich mich in der Art bewegen, die der echte Ausdruck meiner selbst ist. Jeder Teil meines Körpers war frei und beweglich. Ich fühlte mich viel jünger, fast neugeboren.Ich tanzte ohne Unterbrach bis sechs Uhr morgens, ohne mich anstrengen zu müssen. Normalerweise wäre ich

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18 1.2. Eigene Erfahrung

Probleme lösen

nach einer Stunde solch harter Übungen erschöpft gewe­sen. Als das E etwa um vier Uhr morgens langsam seine Wirkung verlor, begann ich, im Magen eine Spannung zu fühlen, aber die Trance blieb bis zum Schluss. Auf der Heimfahrt, im Auto, war die Musik immer noch so klar zu hören, dass meine Freunde und ich nachschauten, ob das Radio aus sei, bevor wir glauben konnten, dass die Klänge aus unserem Innern kamen! Ich schlief fast den ganzen folgenden Tag und die folgende Nacht durch, ohne weitere Nachwirkungen ausser steifen Beinen.

1992 interessierte ich mich für Ecstasys Möglichkeiten bei der Lösung persönlicher Probleme und nahm mit Jill, einer alten Freundin, MDMA ein - mit der Absicht, Pro­bleme zu lösen und Beziehungen in unseren Leben zu untersuchen. Wir erstellten im voraus beide eine Liste von Leuten, über die wir nachdenken wollten, und kon­zentrierten uns die erste Stunde, nachdem die Droge zu wirken begann, auf jeweils eine Person.Ich hatte ein paar Tage zuvor einen ehemaligen Nachbarn angebellt und war etwas schockiert darüber, weil ich nicht wusste, warum ich das getan hatte. Mit Ecstasy schien der Fall klar: Ich fühlte mich von den Leuten, die in seine Wohnung gezogen waren, bedroht, und er hatte dieses Problem «geschaffen», indem er ausgezogen war! Danach konzentrierte ich mich auf einen besonderen Freund: Ich hatte ihn immer dafür bewundert, wie er sei­ne enormen Schwierigkeiten zu meistern schien. Mein Bild von ihm war nun verändert: Ich sah ihn als chinesi­schen Jongleur, der Teller auf Bambusstangen dreht und verzweifelt versucht, vom einen zum ändern zu rennen, um eine Katastrophe zu verhindern. Es war keine wirkli­che Erkenntnis, es war eher, als hätte ich es immer schon gewusst. Erst nachher begriff ich, dass dies eine Sichtwei­se war, die ich vorher nicht gekannt hatte.Nach langer Überlegung beurteilte ich diese Erkenntnisse mit MDMA als richtig, aber nicht als vollständig. MDMA zeigte mir einen anderen Standpunkt, wie ein Freund dies tun kann.Nur ein einziges Mal hatte die Droge praktisch keine Wir­kung auf mich - das war, als ich verliebt war. Später ver­stand ich, warum: auf E zu sein ist ähnlich wie verliebt sein.

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19 1.3. Geschichte

1.3. Geschichte Schon im Jahr 1913 hat das deutsche Unternehmen Merck MDMA patentieren lassen. Es heisst, dass die Sub­stanz als Appetitzügler gedacht war, jedoch seltsame Ne­benwirkungen aufgetreten seien. MDMA wurde nie ver­marktet, und im Patent sind keine Anwendungen er­wähnt. 1953 trat es wieder ans Licht, als die US-Armee eine Anzahl von Drogen für militärische Zwecke unter­suchte. Es wird erzählt, MDMA sei als Wahrheitsdroge ge­testet worden, wofür es jedoch keine Beweise gibt.1 Alexander Shulgin gilt als Vater von MDMA - oder besser gesagt als Stiefvater, wie er sich selbst bezeichnet. Er hat MDMA 1965 im Labor hergestellt und versucht.2 Nachdem er an der kalifornischen Universität Berkeley als Dr. phil. in Biochemie abgeschlossen hatte, erhielt er von Dow Chemicals einen Job in der Chemieforschung und erfand ein rentables Insektizid. Als Belohnung liess ihm das Unternehmen freie Hand und stellte ihm ein eigenes Labor zur Verfügung. Da Shulgin mit Meskalin eine aufre­gende Erfahrung gemacht hatte, nutzte er diese Gelegen­heit zur Erforschung psychedelischer Drogen. Er erforsch­te nun verschiedene Substanzen und wollte sie testen. Die Firma lieferte dazu das Benötigte: Die Beobachtung von Verhaltensänderungen bei Kampffischen galt als bewähr­ter Test für psychedelische Wirkungen. Dieser Test hatte jedoch einen Haken: Fische sagen nichts, wenn sie unter Wirkung stehen. Und überhaupt: Gibt es Fische, die nicht stoned aussehen? Also testete Shulgin die Substanzen an sich selbst und später im Freundeskreis. Schliesslich ent­deckte die Firma Dow Chemicals überrascht, dass sie Pa­tentinhaberin beliebter Drogen war, und gab ihrem Che­miker den Laufpass.Jahrelang fuhr Shulgin fort, an sich und an einer kleinen Gruppe von Freunden neue Zusammensetzungen zu testen. Da er eine bemerkenswerte Persönlichkeit ist - er verteidigt seine liberalen und umstrittenen Ansichten of­fen, ohne bekehren zu wollen -, hat er die Anerkennung einflussreicher Leute gewonnen und kann heute mit der Genehmigung der US-Regierung seine Forschungen wei­terführen. Seine Arbeitsmethode mit Psychedelika gleicht der eines Botanikers: Shulgin ist auf Phenethylamine spe­zialisiert und zeichnet die feinen Unterschiede zwischen jedem Mitglied dieser Drogenfamilie auf. Seine Erfahrun­gen sind in der Autobiographie «Phenethylamines I Have Known And Loved» nachzulesen. MDMA ist nur eine von 179 psychoaktiven Drogen, die er ausführlich beschreibt. Obwohl die Wirkungen von MDMA weniger aufregend

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1.3. Geschichte

sind als die vieler anderer Drogen, ist es vielleicht diejeni­ge, die seinem Ziel, eine therapeutische Droge zu finden, am nächsten kommt. Shulgin schreibt jetzt ein Buch über eine andere Familie der psychoaktiven Drogen, über die Tryptamine, das 1995 auf englisch herauskommen soll. Shulgin interessierte sich eigentlich erst richtig für MDMA, als er begeisterte Berichte anderer hörte, die eben­falls MDMA synthetisiert und versucht hatten. Shulgin beschreibt, wie er es 1977 seinem Freund Leo Zeff gab, der sich von seiner psychotherapeutischen Karriere zurück­ziehen wollte:«Ein paar Tage später rief er mich an und sagte, dass er seine Pläne für den wohlverdienten Ruhestand aufgege­ben habe. Ich weiss nichts Genaueres über das immer komplizierter werdende Netz, das er in den folgenden zehn Jahren aufgebaut hat, ich weiss nur, dass er herum­reiste, andere Therapeuten mit MDMA bekannt machte und ihnen zeigte, wie sie es in ihrer Therapie anwenden konnten. Natürlich haben sie die Droge alle zuerst selbst genommen. Er hat ebenso wie ich die Ansicht vertreten, dass Therapeuten nicht das Recht haben, einer anderen Person eine psychoaktive Droge zu geben, ohne selbst mit ihren Wirkungen gut vertraut zu sein. Viele der Psycholo­gen und Psychiater, die Leo unterrichtet hat, bildeten kleine Gruppen von Fachleuten. So wurden die Informa­tionen und die Methoden, die er einführte, weiterverbrei­tet und international bekannt. Wie breit er in seinen letz­ten Lebensjahren den therapeutischen Nutzen von MDMA bekanntmachte, ist nicht abzuschätzen. An seinem Gedenkgottesdienst fragte ich eine alte Freundin von ihm, ob sie beurteilen könne, wie viele Leute er direkt oder indirekt auf dieses unglaubliche Instrument auf­merksam gemacht habe. Nach einer Weile antwortete sie: <Ich habe darüber nachgedacht. Ich denke, es sind wahr­scheinlich rund viertausend.)»Die ersten Psychotherapeutlnnen, die mit MDMA arbeite­ten, waren sich bewusst, dass sie ein wertvolles, neues Werkzeug gefunden hatten.3, 4, 135 Einer von ihnen sagte: «MDMA ist Penicillin für die Seele, und wenn du einmal gesehen hast, was Penicillin tun kann, verschreibst du es immer wieder.» Sie wussten auch, dass die US-Regierung MDMA wie LSD behandeln und kriminalisieren würde, wenn es eine weitverbreitete Droge würde. Sie kamen überein, soviel an der Droge zu forschen wie möglich, ohne öffentlich auf sie aufmerksam zu machen. Dies gelang ihnen recht gut - MDMA verbreitete sich nur all­

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1.3. Geschichte

mählich als Genussmittel und wurde erst nach 1984 rich- tig bekannt.Wenn MDMA so wunderbar ist, warum wurde es dann nicht von einem der grossen Arzneiunternehmen ver­marktet? Ein Grund dafür ist das geringe kommerzielle Potential der Droge. Ausserdem hat die amerikanische Nahrungsmittel- und Medikamentenbehörde FDA Versu­che an Menschen verboten. Das vielleicht grösste Handi­kap der kommerziellen Ausbeutung von MDMA ist aber, dass es schon patentiert worden ist. Obwohl das Patent Vorjahren abgelaufen ist, kann die Droge nicht ein zwei­tes Mal patentiert werden. Bevor ein Arzneiunternehmen eine neue Droge auf den Markt bringt, muss es zeigen, dass die Wirkungen der Droge als Medikament die Sicher­heitsrisiken rechtfertigen, was jahrelange und teure Ver­suche voraussetzt. Will man diese Kosten wieder einbrin- gen, muss man sich das exklusive Verkaufsrecht sichern, indem man das Patent erwirbt.Die Jahre zwischen 1977 und 1985 werden als das «Golde­ne Zeitalter» von Ecstasy oder Adam, wie es damals genannt wurde, betrachtet. In der Psychotherapie benutz­ten es nur wenige, experimentelle Therapeutinnen, da MDMA nicht in die übliche 50-Minuten-Psychotherapie- Sitzung passt. Unter ihnen waren die dynamischsten Leu­te des Fachs, von denen manche behaupteten, eine fünf­stündige Sitzung mit Adam sei ebenso gut wie eine fünf­monatige Therapie.166 Es gab damals auch eine kleine Gruppe von Experimentierfreudigen, welche die Droge auf verschiedene Weisen anwandten, jedoch ihr Potential als Tanzdroge erstaunlicherweise nie erkannten.1984 war die Droge immer noch legal und wurde in den USA von den Studentinnen unter ihrem neuen Namen «Ecstasy» gerne konsumiert. Es wird erzählt, ein Gross­händler habe es erst «Empathy» (Einfühlung) genannt, dann aber gedacht, die Bezeichnung «Ecstasy» liesse sich besser verkaufen. In Dallas und Fort Worth, Texas, konnte Ecstasy sogar in Bars gekauft und mit Kreditkarte bezahlt werden. Es ersetzte den Yuppies ihr Kokain und wurde sogar von Leuten genommen, die sich normalerweise von Drogen fernhalten. Dieses Publikum und die schnelle Ausbreitung des Konsums führten zum Verbot der Droge.Die Haltung der westlichen Gesellschaften zu Drogen scheint von einer tiefverankerten puritanischen Ethik geprägt zu sein. Eine Droge zum Vergnügen zu nehmen ist tabu.3 Eine Droge zu nehmen, um Schmerz zu lindern, wird jedoch akzeptiert. In Wirklichkeit gibt es keinen kla­

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1.3. Geschichte

ren Unterschied: Wenn eine Person unter Depressionen leidet und sich dank einer Droge glücklich fühlt, wird diese als Medizin betrachtet und gebilligt. Wenn aber die­se Person als normal gilt und eine Droge nimmt, um glücklich zu sein, dann erlaubt sie sich etwas Unstatthaf­tes. Ausser, natürlich, wenn die Droge Nikotin oder Alko­hol ist.Im Laufe des Jahres 1985 kam Ecstasy ins Gerede, nach­dem eine kleine Gruppe von Leuten die amerikanische Drug Enforcement Agency DEA (die für die Beschaffung von Informationen über den internationalen Drogenhan­del zuständige Behörde) verklagt hatte, weil die DEA MDMA verbieten wollte. Diese Kontroverse war gleichzei­tig Gratiswerbung: Ecstasy verbreitete sich wie ein Lauf­feuer über ganz Amerika. Der Zeitpunkt der Klage war aber schlecht gewählt: Im Jahr zuvor hatte sich ein breit publik gewordener Zwischenfall ereignet, der die Behör­den überempfindlich reagieren liess. Eine Serie von «Chi­na White», einer sogenannte Designerdroge,6 die Heroin­süchtigen als legaler Ersatzstoff verkauft wurde, hatte gif­tige Verunreinigungen enthalten und tragischerweise schwere, der Parkinsonschen Krankheit ähnliche Hirn­schädigungen verursacht.7 Daraufhin verabschiedete der US-Kongress ein neues Gesetz, das der DEA erlaubte, jede Droge, die sie als Gefährdung der Gesundheit der Bevölke­rung betrachtete, einstweilig zu verbieten. Am 1. Juli1985 wurde dieses Gesetz zum ersten Mal angewandt, um MDMA zu verbieten.110 MDMA wurde sogar in Schedule 1, die strengste Kategorie aller Drogen, eingeordnet, jene der schädlichen und Sucht erzeugenden Drogen ohne medizinische Anwendung.8 Das Verbot schränkte die Erforschung der Droge ein, ohne das Verhalten der Gele- genheitskonsumentlnnen9 zu verändern. Die übereilte Reaktion der Behörde hatte jedoch zur Folge, dass die gesetzlichen Bestimmungen nicht genau befolgt und Ver­fügungen in späteren Rechtsfallen umgestossen wurden. Das einstweilige Verbot dauerte nur ein Jahr. In der Zwi­schenzeit wurde eine Untersuchungskommission gebil­det, die entscheiden sollte, welche dauerhaften Massnah­men gegen die Droge getroffen werden müssten. Der Fall erhielt viel Publizität. Die Presse erzählte oft Schauerge­schichten, was den Druck, das Verbot dauerhaft zu machen, verstärkte. Ein weitverbreiteter Bericht verwies auf Ergebnisse, die beweisen sollten, dass eine andere Droge, MDA, bei Ratten Hirnschädigungen hervorrufe, und zog den Schluss, dass MDMA dasselbe bei Menschen

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1.3. Geschichte

bewirken könnte.10, 11, 12 Medien stellten Horrorszenarien von den Gehirnen «unserer Kinder» auf, die zerstört sein würden, bevor sie dreissig Jahre alt seien. Dabei war nicht bewiesen, dass MDMA in Dosierungen, wie sie von Menschen eingenommen werden, für Ratten schädigend ist. Anderseits berichteten Psychotherapeutlnnen vom Nutzen der Droge - sie versäumten jedoch, ihre Aussagen durch wissenschaftlich anerkannte Versuche zu belegen. So wurden ihre Berichte als blosse Anekdoten gehandelt. Der Fall endete damit, dass der Richter empfahl, MDMA in eine weniger strenge Kategorie (Schedule 3) einzuord­nen, was ermöglicht hätte, dass es hergestellt, mittels Arzneiverordnung eingenommen und erforscht hätte werden können. Die DEA ignorierte jedoch diese Empfeh­lung und weigerte sich nachzugeben: Sie ordnete MDMA dauerhaft in die strengste Kategorie (Schedule 1) ein. Eine Gruppe MDMA-Unterstützerlnnen focht diese Entschei­dung beim Berufungsgericht zwar erfolgreich an, ihre Einwände wurden jedoch am 23. März 1988 abgewiesen. Die Bemühungen dauern noch an mit der Begründung, das Gesetz sei verfassungswidrig, das Verfahren nicht kor­rekt ausgeführt worden, und die DEA habe nicht alle Beweise berücksichtigt.In den meisten Ländern, auch in den Vereinigten Staaten, betrachtet man neue Drogen als «unschuldig, solange ihre Schuld nicht bewiesen ist», ausser ihre Struktur und Wirkung sei im wesentlichen ähnlich wie jene verbotener Drogen. Dies hat das Phänomen der «Designerdrogen» mit sich gebracht, d.h. Drogen, die mit der Absicht syntheti­siert werden, das Gesetz zu umgehen. In Grossbritannien werden ganze Gruppen chemischer Substanzen - inklusi­ve solcher, die noch nicht erfunden wurden - vom Gesetz als «schuldig» betrachtet, «solange ihre Unschuld nicht bewiesen ist». Psychedelische Amphetamine wie MDA, MDEA und MDMA sind in Grossbritannien seit 1977 illegal. MDMA wurde wie in den USA in die Kategorie von Drogen eingeordnet, die am schärfsten geahndet wird.14

Alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen haben die Internationale Konvention über Psychotrope Substanzen ICPO unterzeichnet und folgen den Empfehlungen des Expertenkomitees für Drogenabhängigkeit der WHO. Die amerikanische Drug Enforcement Agency ersuchte die Weltgesundheitsorganisation, MDMA in die Internationa­le Konvention über psychotrope Substanzen aufzuneh­men. Unter dem Druck der USA forderte die ICPO 1985

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24 1.3. Geschichte

Ecstasy kommt

nach Europa

ihre Mitgliedstaaten auf, MDMA international unter strengste Kontrolle (Schedule 1) zu stellen. Dies geschah, obwohl der Vorsitzende des WHO-Expertenkomitees mit diesem Entscheid nicht einverstanden war: «Eine interna­tionale Kontrolle ist zurzeit nicht erforderlich.»94 Eine zusätzliche Klausel forderte die Mitgliedstaaten auf, «die Erforschung dieser interessanten Substanz zu fördern».15 Die Vereinten Nationen folgten der Empfehlung und ord­neten MDMA in Schedule 1 ein.Die Kriminalisierung von MDMA zeitigte weitreichende Konsequenzen. Erstens wurde verhindert, dass die Droge von professionellen Therapeutinnen gebraucht werden konnte, ausser in der Schweiz (siehe Kapitel 2). Zweitens nahm die Qualität der gehandelten Droge ab, weil die Nachfrage nun von illegalen Labors gedeckt und die Dro­ge von einem ebensolchen Netz vertrieben wurde. Zuerst ging die Anzahl der Konsumentlnnen zwar deutlich zu­rück, die Kriminalisierung verhinderte jedoch nicht, dass die Droge danach weltweit immer beliebter wurde.

Ecstasy war bei Bhagwan Rajneesh, dem indischen Guru, sehr beliebt. Als seine Anhängerinnen ihren Ashram (Tempel) in Oregon verliessen, brachten sie die Droge Mit­te der achtziger Jahre nach Europa.17 1987 entstand auf der Hippie-Ferieninsel Ibiza eine Rave- Szene. Ecstasy gesellte sich zu LSD und Haschisch, die Tanzparties dauerten die ganze Nacht. Kurz darauf kamen in Grossbritannien grosse Rave-Parties im Freien und in alten, leerstehenden Lagerhäusern auf. Die Lager­häuser wurden von den Veranstaltenden heimlich vorbe­reitet, damit sie keine gerichtliche Verfügung gegen die Raves erhalten. Die Tickets wurden im voraus verkauft, ohne Adresse, aber mit einer Telefonnummer, unter der in der Veranstaltungsnacht nähere Angaben über den Treffpunkt, wie etwa eine Autobahntankstelle, zu erhal­ten waren. Wenn genügend Leute den Treffpunkt erreicht hatten - mit bis zu tausend Autos, zu viele, um von der Polizei gestoppt zu werden fuhr der Konvoi zum eigent­lichen Veranstaltungsort. Die Raves stiessen auf heftigen Widerstand, denn Anwohnerinnen im Umkreis bis zu zwei Meilen lagen die ganze Nacht wach. Die Polizei ging mit Spezialeinheiten gegen die Raves vor, führte Razzien durch und setzte sogar Undercover-Agenten in der Szene ein. Doch die Hindernisse machten die Sache nur noch attraktiver. Raves wurden populär - und mit ihnen Ecsta­sy. Schliesslich verabschiedete die britische Regierung

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1.3. Geschichte

1990 ein Gesetz, den Entertainments Act, mit dem gegen Organisatorlnnen von Veranstaltungen ohne Lizenz scharf vorgegangen werden kann und das diesen grossen Treffen weitgehend ein Ende setzte.18 Dies hatte zur Folge, dass die Raver in die Tanzklubs getrieben wurden. 1988 war der Club Hacienda in Man­chester trendführend mit dem inzwischen üblichen Stil: Die DJs entwickelten dort den Manchester Sound.19 Von dort verbreiteten sich die Clubparties mit E in London, in Europa und schliesslich in der Geburtsstätte von Ecstasy, in Kalifornien, wie der «San Francisco Examiner» berich­tet:«Die englischen Raver erreichten San Francisco im Winter 1991. Wir waren plötzlich von diesen Jugendlichen aus England umgeben, die herdenweise hierher gezogen wa­ren. Sie brachten eine neue Sensibilität und einen neuen Kleidungsstil mit sich.»Zu jenem Zeitpunkt hatte Ecstasy beinahe alle Gesell­schaftsschichten in England erreicht. Im Winter 1991/92 war die Nachfrage grösser als das Angebot, die Polizei hat­te teilweise massive Beschlagnahmungen durchgeführt.21 Dealer verkauften daraufhin jede alte Pille als Ecstasy, und machten zweifellos riesige Gewinne. Eine Folge davon war, dass die Konsumentinnen von den Erlebnissen enttäuscht waren und teilweise von Ecstasy abkamen. Viele nahmen danach LSD, weil es nicht gepanscht wer­den kann,13 da eine Dosis mikroskopisch klein ist (tau­send Mal kleiner als eine Dosis MDMA) und normalerwei­se mit einem Löschblatt, einem winzigen Stück Papier, eingenommen wird, das zu klein ist, um mit aktiven Men­gen einer anderen Droge vermischt zu werden.Das englische Konsumverhalten unterscheidet sich vom amerikanischen, was Art und Menge des Gebrauchs angeht. Auf diese Unterschiede ist auch die im Vergleich zu den USA grössere Zahl von Todesfällen in England zurückzuführen: In Grossbritannien nehmen viel mehr Jugendliche Ecstasy,22 23 und es wird in England fast aus­schliesslich als Tanzdroge eingenommen. Amerikanerin­nen konsumieren Ecstasy meist zu Hause, aber auch in den USA sind Raves im Aufkommen. MDMA gewinnt in den USA noch an Popularität.153

Der therapeutische Gebrauch von MDMA ist in den Ver­einigten Staaten seit 1985 verboten, es werden jedoch Anstrengungen unternommen, dass MDMA als ver­schreibbare Droge zugelassen wird. Um die Bewilligung neuer Drogen zu ermöglichen, hat eine gemeinnützige

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26 1.3. Geschichte/1.4. Wirkungen

1.4. Wirkungen

Psychische Wirkungen

Organisation namens MAPS (Multidisciplinary Associa­tion for Psychedelic Studies) 1986 für MDMA eine Drogen- Zentralkartei eröffnet und somit den Weg zur Erfor­schung der Droge geebnet. Kürzlich hat die FDA die Erfor­schung von MDMA an Menschen bei Freiwilligen geneh­migt, die Versuche haben 1993 begonnen.24 Wenn keine neuen Beweise auftauchen, die eine Giftig­keit von MDMA aufzeigen, und falls keine andere, noch nützlichere Droge erfunden wird, glaube ich, dass MDMA eines Tages eine akzeptierte Medizin sein wird.

Was Ecstasy bewirkt, ist sehr einfach, aber schwer zu be­schreiben. Es verbindet zwei gegensätzliche Wirkungen, Anregung und Entspannung, und fügt eine feine, einfüh­lende Eigenschaft hinzu.141 1984, als die Droge noch legal war, sagte der radikale Psychotherapeut R. D. Laing in Ka­lifornien, nachdem er MDMA genommen hatte: «Ich fühl­te mich so, wie wir alle uns fühlen möchten ... ruhig und offenherzig, nicht oberflächlich, sentimental oder blöd.»25 Ein anderer Psychologe beschrieb, es ermögliche einen «kurzen, vergänglichen Moment geistiger Gesund­heit».110 Verliebtheit ist die ähnlichste Erfahrung, die den meisten Leute bekannt ist. Ecstasy wird oft die «Liebesdro- ge» genannt, weil es das Herz öffnet und erleichtert, sich selbst zu lieben. Es hilft, Schwierigkeiten zuzulassen und zu überwinden, so dass man sich gut fühlt.Die Gefühle, die Ecstasy am häufigsten zugeschrieben werden, sind Einfühlung, Offenheit, Friede und Zunei­gung.28' 158'166 Die Erfahrungen von Konsumentlnnen rei­chen jedoch von Schlaf bis Paranoia, sie werden grossen- teils von Faktoren mitbestimmt, die «Set und Setting» genannt werden und die kulturelle Prägung und Überzeu­gung, die Erwartung und die Stimmung zum Zeitpunkt der Einnahme einschliessen.166

1992 versuchten Forscherinnen in den USA mit psycholo­gischen Begriffen die Wirkungen von MDMA zu erklären, indem sie untersuchten, wie die Droge auf Psychiaterln- nen wirkt.26 Die Testpersonen machten unterschiedliche Erfahrungen. Neben dem Verlust des Zeitgefühls war die am häufigsten beobachtete Wirkung der offenere, mit weniger Angst oder Abwehr verbundene Umgang mit anderen Personen. Die Hälfte von ihnen sagte, die Droge habe eine bleibende, positive Wirkung auf ihr «soziales/ interpersönliches Benehmen» gehabt, und fast die Hälfte erwähnte Veränderungen in ihren geistigen Auffassun­

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1.4. Wirkungen

gen und Werten.46 MDMA wirkt ähnlich wie das Antide­pressivum Prozac (in der Schweiz unter dem Namen Fluc- tine im Gebrauch), jedoch intensiver. Die meisten Konsu­mentinnen fühlen sich enthemmter, befreit, zufrieden mit sich selbst und fähig, Gefühle klarer wahrzuneh­men.148 Nur ganz wenige fühlen sich depressiv. Eine Uni­versitätsdozentin, die auf Prozac überempfindlich rea­giert, beschrieb, dass sie sich während einer wichtigen Sitzung so gut fühlte, dass sie das Gesprächsthema nicht ernst nehmen konnte. Diese Erfahrung kann auch bei MDMA beobachtet werden. Beide Drogen senken den Serotonin-Spiegel, jedoch auf andere Art.67 Ich denke, die verschiedenen Wirkungen der Droge kön­nen auf eine körperliche und eine geistige Hauptwirkung zusammengefasst werden: Einerseits werden Muskelspan­nungen gelockert und anderseits Ängste abgebaut. Leute auf Ecstasy haben das Gefühl, sich frei bewegen und aus- drücken zu können. Die Droge erzeugt einen Geschmack von einem Leben ohne die Zwänge, die wir als Teil unse­res Lebens akzeptiert haben. Gebraucherinnen verglei­chen die Wirkung oft mit Erinnerungen aus der frühen Kindheit, als sie den Menschen in die Augen schauten, im Augenblick lebten und noch keine Hemmungen hatten. Die Ideen Wilhelm Reichs, eines radikalen Schülers von Sigmund Freud, könnten eine Erklärung geben. Nach sei­ner Theorie schützen sich Kinder in traumatischen Zeiten gegen den Schmerz, indem sie ihre Muskeln verkramp­fen. Diese Reaktion wird zur Gewohnheit und entwickelt sich zum sogenannten «Körperpanzer». Erwachsene schüt­zen sich vor Verletzungen, indem sie «cool» sind: Sie ver­meiden, ihre Gefühle oder Schwächen zu zeigen. Reich war der Meinung, dass muskuläre Verkrampfungen und emotionale Spannungen oder Neurosen miteinander ver­bunden sind. Man könne sich von ihnen befreien, indem man sich «orgastisch» bewege, mit spontanen, sanften Wellenbewegungen von Kopf bis Fuss. Solche weichen, gelösten Bewegungen kommen unter MDMA-Einfluss oft spontan vor. Es könnte sein, dass die Droge vorüberge­hend die Neurosen und den damit verbundenen Körper­panzer aufhebt. Ich habe auch von einem Mann gehört, der meint. Ecstasy habe seine Schizophrenie gelindert.75 Ecstasy unterscheidet sich von den meisten anderen Dro­gen dadurch, dass die Wahrnehmung von Berührungen und Geräuschen intensiver wird; eine Wirkung, die auch bei Laborratten beobachtet wurde.185 Die Drogenwirkung wurde auch schon damit beschrieben, dass die Lebens-

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28 1.4. Wirkungen

kraft, das Chi, frei fliessen kann.29 Traumatische Erinne­rungen, die während Jahren unterdrückt wurden, weil eine Auseinandersetzung mit ihnen zu schmerzhaft war, können zugelassen und ohne Angst betrachtet werden. Schmerz kann schwächer werden, insbesondere, wenn er auf Angst, wie z.B. der Angst vor dem Tod, beruht.30, 31, 4

Spirituelle Wirkungen MDMA werden auch spirituelle Wirkungen zugeschrie­ben. Kürzlich hat Alexander Shulgin die Geschichte eines japanischen Dichters erzählt, der MDMA versucht und gesagt hat: «Ich habe zwanzig Jahre lang Zen studieren müssen, um diese Klarheit zu erreichen, aber ich bin froh, dass ich es auf meine Art getan habe.» In einem Klo­ster in Big Sur, Kalifornien, versuchte ein Benedikti­nermönch herauszufinden, ob MDMA eine Hilfe zur Medi­tation sein kann. Er kam zum Schluss, dass die Droge «die Suche erleichtert, indem sie einen flüchtigen Blick auf das Ziel ermöglicht», die notwendige, harte Arbeit jedoch nicht ei'setze.5 Von gottesfürchtigen Erfahrungen berich­tet ein weiterer Benediktinermönch.183 Eine Heilerin erzählte, wie die Aura eines Klienten mit MDMA heller und grösser wurde.27 Viele Leute bezeugen, dass ihr spiri­tuelles Bewusstsein durch die Droge grösser geworden sei.26

Verschiedene spirituelle Gruppierungen wie etwa der Lion Path136 haben MDMA als Werkzeug benutzt und mit Hilfe von MDMA meditiert.Viele spirituelle Übungen können mit Ecstasy enorm erleichtert und ihre Wirkungen verstärkt werden. Dies gilt für Meditation, Yoga, Tai Chi, Imaginationen, Psycho­synthese, schamanische Reisen und Rebirthing, und es funktioniert am besten bei niedrigen Dosierungen oder gegen Ende einer Sitzung.156

Die Wirkungen von MDMA werden von der Absicht der Gebraucherinnen und der äusseren Stimulierung wäh­rend des Trips beeinflusst. Erfahrungen haben mir gezeigt, dass eine minimale Stimulierung (wie eine Isola­tion mit Ohrpfropfen) in einer geschützten Umgebung die besten innerlichen Erfahrungen ermöglicht. Die emo­tionale oder spirituelle Erfahrung hängt ganz von den eigenen Absichten ab.Viele Leute glauben, telepathische Eigenschaften zu haben, wenn sie auf E sind. Ein Leser bemerkte: «Wo hört die Einfühlung auf, und wo fängt die Telepathie an?» Mehr Hinweise darauf als ein paar Anekdoten gibt es aber nicht.142

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29 1.4. Wirkungen

Wirkungen an Raves

Langfristige Wirkungen

Wird MDMA an Raves eingenommen, gehen einige der subtilen Wirkungen, die in einer ruhigen Umgebung ge­spürt werden, verloren. Es kommen jedoch andere hinzu, die nicht erlebt werden, wenn es privat eingenommen wird.32 Die Kombination der Droge mit Musik, Lichteffek­ten und Tanz bewirkt einen angeregten, tranceähnlichen Zustand, der vielleicht mit dem zu vergleichen ist, der während Stammesritualen oder religiösen Zeremonien erfahren wird.33

Nach der Lektüre veröffentlichter Umfragen über Ecstasy stellte ich fest, dass niemand die meiner Meinung nach wichtigste Frage gestellt hatte: «Hat Ecstasy dein Leben verändert, und wenn ja, wie?» Im Januar und Februar1993 verschickte ich an verschiedene Leute, mit denen ich durch meine Forschung in Kontakt gekommen war, 200 Fragebogen. 46 Bogen wurden zurückgeschickt, man­che Empfängerinnen hatten einige Fragen übergangen. Beide Geschlechter waren etwa gleich vertreten. Die Hälf­te der Befragten waren unter 25, meist zwischen 20 und 23. Sie waren entweder häufige Gebraucherinnen und hatten die Droge durchschnittlich 73 Mal genommen oder unregelmässige Konsumentinnen mit durchschnitt­lich 5 Erfahrungen. 75 Prozent von ihnen glaubten, Ecsta­sy habe sich auf ihr Leben ausgewirkt. (Tabelle S. 30)Die Fragen und Antworten zu «Wie hat sich deine Persön­lichkeit infolge des Ecstasy-Konsums verändert?» sind auf der gegenüberliegenden Seite zu finden. Die deutlichste Veränderung bestand darin, dass die Befragten das Tan­zen mehr genossen. Ihre Spiritualität wuchs - sie fühlten sich der eigenen spirituellen Seite und der Natur näher. Auch ihre Aufmerksamkeit anderen Leuten gegenüber nahm unerwartet deutlich zu: Sie trafen sich häufiger mit ihren Freundinnen, zeigten mehr Begeisterung und fühlten sich glücklicher und selbstbewusster. Die negati­ven Wirkungen waren weniger deutlich: Am häufigsten liess Ecstasy den Alltag langweiliger erscheinen. Manche der Befragten berichteten auch über Depression und Krankheit.Das überraschendste Resultat ergab sich bei der Frage zu Paranoia. Obwohl mehrere Leute infolge ihres Ecstasy- Konsums mehr paranoide Zustände hatten, war bei ande­ren genau das Gegenteil der Fall. Vier der Personen, die von vermehrten Wahnvorstellungen berichteten, waren Frauen, die nur eine halbe Dosis oder weniger genommen und schon Erfahrungen mit der Droge hatten. Überra-

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30 1.4. Wirkungen

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31 1.4. Wirkungen

Unangenehme

Wirkungen

schenderweise findet keine dieser Personen, Ecstasy sei insgesamt gesehen schlecht für sie. Drei beantworteten die Frage mit «gut» und eine mit «neutral».Viele der Befragten fügten ein paar Zeilen über die Wir­kung, die Ecstasy auf ihr Leben gehabt hat, hinzu. Die meisten deuteten an, dass sich ihr soziales Leben durch die Droge erweitert habe. Oft werden auch persönliche bis philosophische, tiefgründige Erlebnisse erwähnt.Ich versuchte die Theorie der «unangemessenen Verbin­dungen»7 mit der Theorie «Was immer du mit E machst, ist gut» zu vergleichen. Meine Frage lautete: «Hast du dich je verliebt, nachdem du Ecstasy genommen hast? Wenn ja, wie ist es weitergegangen?» Es gab sieben Antworten: Zwei sagten, die Beziehung bestehe immer noch, zwei andere gaben an, die Beziehung habe schon vorher bestanden, doch seien sie mehr verliebt in den Partner oder die Partnerin. Eine Person erlebte eine schöne Romanze, die drei Tage lang dauerte und mit einem Streit aufhörte; eine andere Person sagte, sie habe mit Ecstasy ein paar Mal die falsche Wahl getroffen. Eine drit­te beschrieb, dass beide am nächsten Tag verlegen gewe­sen seien darüber, was sie einander erzählt hatten.Die Auswahl der Befragten ist zu klein und zu willkür­lich, um Schlussfolgerungen aus den Antworten zuzulas­sen. Es scheint jedoch, dass die Erfahrung vieler Konsu­mentinnen sich über die Wirkungsdauer der Droge hin­aus verändert hat. Dies bestätigt auch die Bemerkung eines Befragten: «Ich kann Ihnen nicht sagen, welche Ver­änderungen Ecstasy zuzuschreiben sind, da sich mein Leben so sehr verändert hat.» Ich hoffe jedoch, dass dieser Aspekt der Droge, den ich als sehr wichtig erachte, besser erforscht wird.

MDMA fahrt nicht allen gut ein. Einem krassen Beispiel bin ich vor ein paar Jahren begegnet. Ein Bekannter von mir, der unter schweren Magenkrämpfen litt, versuchte die Droge als Selbsttherapie zu nehmen. Während des Trips fühlte er sich wunderbar erleichtert, er konnte sich frei und fliessend bewegen. Als die Wirkung nachliess, kehrten die Krämpfe heftig zurück. Es war eine schreckli­che Erfahrung. Die folgende Nacht erbrach er sich bis zur Erschöpfung. Er will nie mehr Drogen nehmen.Auch Leute, denen Ecstasy normalerweise gefallt, können einmal ganz andere Erfahrungen machen, einschliesslich Halluzinationen. Solche Wirkungen sind oft auf andere Drogen (wie LSD) zurückzuführen, die als Ecstasy ver-

Page 31: Nicholas Saunders - Ecstasy

1.4. Wirkungen

kauft werden. Aber auch mit reinem MDMA können manchmal Zustände von Paranoia erlebt werden.140 Unerwünschte Reaktionen treten in der Regel selten und wenig extrem auf. Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie sich an einer Party durch Ecstasy unangenehm ausser Kontrolle gefühlt hatte und Kopfschmerzen bekam, obwohl sie die gleiche Pille genommen hatte wie ihre Freundinnen und Freunde, die sich gut fühlten. Sie sei früh nach Hause gegangen und habe sich zwei Tage lang niedergeschlagen gefühlt.Ecstasy kann vorübergehend Schmerzen wie z.B. Zahn­schmerzen lindern. Es gibt jedoch Leute, die sich über Kopfschmerzen und Übelkeit beklagen, ohne dass die angenehmen Wirkungen eintreten. Ich glaube, die Wir­kung kann teilweise gesteuert werden und ist davon abhängig, worauf man sich konzentriert.Ecstasy kann das Leben eines Menschen durcheinander­bringen. Es gibt unzählige Beispiele von Jugendlichen, die lächerlich hohe Summen für E vergeuden und nur an den nächsten Exzess denken. Ich kenne eine 23jährige Kunst­studentin, die nur für ihre Wochenenden lebte, an denen sie mit ihren Freundinnen Ecstasy nahm. Den Rest der Woche fühlte sie sich depressiv. Dies dauerte ungefähr ein Jahr lang, bis sie aus dem College geworfen wurde, worauf sie noch bedrückter war. Zwei Jahre später trat sie wieder so lebhaft auf wie früher. Heute meint sie, dass ihre Probleme ebenso auf die Scheidung ihrer Eltern wie auf den Konsum von Ecstasy zurückzuführen gewesen seien. Sie habe durch die Droge jedoch gute Freundinnen und Freunde gefunden.1991 fand eine in Sydney durchgeführte Umfrage31 her­aus, dass Ecstasy 80 Prozent derjenigen, die es versucht hatten, gefallen und 7 Prozent nicht gefallen hatte (13 Prozent fanden es «neutral»). Dreiviertel von befragten regelmässigen Konsumentinnen in Manchester sagten, dass sie den Ecstasy-Gebrauch gewöhnlich geniessen; 18 Prozent meinten, sie könnten dies «nicht so häufig wie früher». Mehr als die Hälfte sagten, Ecstasy werde Teil ihres Lebens bleiben.182 Eine australische Untersuchung unter Amphetamin-Konsumentlnnen ergab, dass Ecstasy bei ihnen nicht sehr beliebt ist.193 Ein Grossteil der Wir­kung hängt von den äusseren Umständen ab. Ist man ent­spannt, kann man die Droge fast immer geniessen. Viele angespannte Leute nehmen E, um sich zu entspannen, aber nicht alle können die Wirkung zulassen. Klientin­nen, die MDMA in der Psychotherapie einnehmen, bei der

32

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33 1.4. Wirkungen

Nebenwirkungen

es nicht ums Vergnügen geht, geniessen normalerweise ihre erste Erfahrung, werden aber in folgenden MDMA- Sitzungen ganz von ihren Problemen in Anspruch genom­men (siehe Kapitel 2.2.).Obwohl die meisten Leute die Droge befreiend finden und das «Loslassen» geniessen, kann die Wirkung für andere unangenehm sein, weil sie ihre normale Abwehr vermis­sen. Das schöne, erleichternde Gefühl, das manche Leute in einer warmherzigen, unterstützenden Umgebung erle­ben, kann unter anderen Umständen für sie sehr unange­nehm sein. Es kommt vor, dass Gebraucherinnen bitter bereuen, dass sie unter der Wirkung von Ecstasy ihre Unsicherheit oder Sehnsüchte zugegeben haben. Manche Erkenntnisse, wie zum Beispiel, dass dein Partner oder deine Partnerin dich nie geliebt hat oder dass deine Träu­me unerreichbar sind, können schrecklich sein. Wenn man sich ohne Beistand an ein Trauma erinnert, kann das verheerende Folgen haben. Eine Person, die «am Rande der Verzweiflung» war und der es bisher gerade noch gelang, nicht abzustürzen, kann die Erfahrung umhauen und kann sie zum Zusammenbruch führen. Unangenehme Wirkungen ergeben sich aus einer Kombi­nation der Wirkung der Droge mit der aktuellen Situa­tion. Jemand, der in den letzten achtzehn Jahren viele Leute mit MDMA bekannt gemacht hat, versicherte mir, dass niemand von ihnen eine schlechte Erfahrung gemacht habe, obwohl darunter schwierige Fälle gewesen seien. Er führte diese Tatsache darauf zurück, dass er ihnen die nötige Unterstützung zu geben vermochte.144

Die meisten Gebraucherinnen finden, die Nebenwirkun­gen beeinträchtigen die Erfahrung nicht. Häufig auftre­tende, unangenehme Nebenwirkungen sind ein trockener Mund und Appetitverlust. Es kann auch zu verschiedenen Muskelreaktionen kommen, so, als ob sich manche Mus­keln der Aufforderung der Droge zum Gehenlassen wider­setzen wollten. Hierzu gehören Nebenwirkungen wie ein verkrampfter Kiefer, Augenzittern, Muskelzucken, Übel­keit und Krämpfe, besonders zu Beginn der Wirkung. Nor­malerweise gehen diese bald vorüber. Bei häufigem Gebrauch und bei erhöhter Dosis sind die Nebenwirkun­gen ausgeprägter.Es kommt vor, dass Personen der Wirkung der Droge widerstehen, was eigentlich kein grösseres Problem wäre, doch drückt sich dies unangenehm, oft in Kopfschmerzen und Übelkeit, aus.

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34 1.4. Wirkungen

Nachwirkungen

Medizinische

Wirkungen

Eine Langzeit-Nebenwirkung für Raver ist Gewichtsver­lust. Für einige Frauen ist dies ein Grund zum Konsum der Droge.35 Diese Nebenwirkung ist wahrscheinlich der Kombination von körperlicher Bewegung und Appetitver­lust zuzuschreiben. Manche Frauen finden, ihr Zyklus sei durcheinandergeraten, seit sie Ecstasy nehmen; dies ist jedoch vermutlich eine indirekte Wirkung.119 Andere Frauen beklagen sich über Harnwegsinfektionen, was aber den Wirkungen von MDA zugeschrieben werden könnte, das oft als Ecstasy verkauft wird.173 Manche Leute sind besorgt darüber, dass ein langzeitiger Nebeneffekt die Veränderung der Persönlichkeit sein könnte. In einer Untersuchung wurden jedoch nur positi­ve Veränderungen festgestellt.157

Viele sind nach dem Ecstasy-Konsum erschöpft. Ein sol­cher «Kater» ist nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Geist und Körper viel aktiver als üblich gewesen sind. Konsumentinnen von LSD und Amphetaminen erle­ben ähnliches noch ausgeprägter.Kater können abgeschwächt werden, indem andere Dro­gen wie Alkohol und Amphetamine vermieden werden und man danach genug schläft. Das Antidepressivum Pro­zac (und wahrscheinlich auch andere SSRI) schwächt den Kater und die toxischen Wirkungen ab,184 auch wenn ein regelmässiger Prozac-Gebrauch die Ecstasy-Erfahrung stö­ren könnte.142 Auch Vitamine sollen helfen,36 ebenso die Substanzen L-Tyrosin und L-Tryptophan.192 Andere, häufige Nachwirkungen sind steife Glieder vom Tanzen. Manchmal kann es zu Depressionen, Schlafstö­rungen und Paranoia kommen, meist bei sehr häufigem Gebrauch.28, 37, 44, 191 Schmerzen in der unteren Rückenre­gion könnten der Austrocknung der Nieren zugeschrie­ben werden.119

Das eingenommene MDMA wird im Magen verdaut. Ein kleiner Teil davon erreicht über den Blutkreislauf das Hirn, zwei Drittel werden über die Nieren unverändert ausgeschieden. 7 Prozent werden zu MDA «metabolisiert». Alle sechs Stunden wird die im Körper bleibende Menge ungefähr halbiert.38 Andere psychoaktive Drogen werden auf ähnliche Weise ausgeschieden und können so «wie­derverwertet» werden: Sibirische Rentierjäger essen Flie­genpilze, um high zu werden, und trinken dann den Urin der anderen, um die Wirkung zu verlängern39

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35 1.4. Wirkungen

Die langen Fortsätze von Nervenzellen werden Axone und Dendrite genannt. Die Axone enden in den Synapsen, welche den Kontakt zu den anderen Nervenzellen hersteilen und durch den synaptischen Spalt voneinander getrennt sind. Bei Erregung einer Synapse werden Neurotransmitter wie z.B. Serotonin freigesetzt. Durch den synaptischen Spalt übertragen sie auf chemischem Weg elektrische Impulse von einer Zelle zur anderen. Die Freisetzung von Serotonin bewirkt also den Fluss von Infor­mationen im Hirn, und dies wirkt auf die Stimmung. Manchmal geschieht dieser Vorgang ganz natür­lich, er kann aber auch durch MDMA ausgelöst werden.

Page 35: Nicholas Saunders - Ecstasy

36 1.4. Wirkungen

Wirkungen auf Tiere

Ecstasy in Kombina­

tion mit anderen

Drogen

Im Hirn gibt es natürlich vorkommende chemische Sub­stanzen, die Neurotransmitter, die unsere Stimmung und Aktivität steuern und der jeweiligen Situation anpassen. Serotonin und Adrenalin sind zwei der vielen Neurotrans­mitter, welche die Übermittlung der Informationen zwi­schen den Hirnzellen lenken. Adrenalin beeinflusst unse­re Aktivität, Serotonin (oder 5HT) unsere Stimmung. Ihr Funktionsmechanismus ist äusserst kompliziert und noch nicht vollständig erklärt. Man weiss lediglich, dass sich die Menge dieser chemischen Substanzen im Hirn mit unserem Gefühlszustand verändert.MDMA löst die Ausschüttung von Serotonin durch die Hirnzellen aus, was einen Stimmungswechsel bewirkt. MDMA beeinflusst auch Aspekte des Kontrollsystems unseres Körpers, wie den Blutdruck, den Puls und, was am wichtigsten ist, die Körpertemperatur. Diese Wirkung hat zu den Todesfällen an Parties geführt, die in Kapitel 1.6. behandelt werden.

Verschiedene Leute haben mir die Wirkungen von Ecstasy auf Tiere beschrieben. Ein Naturwissenschafter behaup­tet, dass Tiere psychoaktive Drogen nicht geniessen kön­nen, sondern durch sie verwirrt werden.141 Dies treffe besonders bei höheren Tieren wie Affen zu. Ein anderer Mann erzählte mir, dass er mit einem Freund und zwei Schäferhunden je ein halbes Ecstasy genommen habe. Er ist davon überzeugt, dass einer der Hunde, der sonst im­mer ungeschickt hochsprang, um gestreichelt zu werden, feinfühliger und sanfter geworden ist, während der ande­re Hund ungewöhnliche Anzeichen von Eifersucht zeigte. Ausserdem habe ich von der Anwendung von Ecstasy als Allheilmittel für scheue Tiere gehört.188 Diese Theorie geht davon aus, dass viele Tiere, vom Vogel bis zum Pferd, nervös sind, und dass diese Anspannung sie krank macht oder daran hindert, gesund zu werden. Mir wurde berich­tet, dass ein Rennpferd vor dem Rennen mit Ecstasy gedopt wurde, was es, wie die Raver, zugleich beruhigen und anspornen sollte.

An Raves wird Ecstasy oft zusammen mit Cannabis, Alko­hol, LSD oder Amphetaminen konsumiert. Während der ausklingenden Phase wird häufig Cannabis geraucht. Fast alle Gebraucherinnen finden, Alkohol schwäche die Wir­kung von Ecstasy ab; dennoch wird vereinzelt an Raves wieder ein Trend zu vermehrtem Alkoholkonsum beob­achtet.41 Alkohol belastet Leber und Nieren und trocknet

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1.4. Wirkungen

den Körper aus. Wird er zusammen mit Ecstasy konsu­miert, sind die Nachwirkungen wahrscheinlich schlim­mer, als wenn man nur Ecstasy nimmt.60-62 Auch in Kom­bination mit Amphetaminen ist die Toxizität wahrschein­lich grösser, als wenn die Drogen einzeln eingenommen werden.141

In Nordengland wird Ecstasy gerne zusammen mit Speed genommen.40 Die Erfahrung wird dadurch aufregender und dauert länger. Gebraucherinnen, die Ecstasy zu Hau­se konsumieren, ziehen reines MDMA vor. Diese Gruppen sind allgemein der Ansicht, dass Speed die feine, einfüh­lende Wirkung von Ecstasy verderbe.An Raves oder Musikfestivals im Freien kombinieren man­che Leute Ecstasy mit LSD («candy-flip»). Die halluzinoge- nen Wirkungen von LSD kommen zum warmherzigen Gefühl von Ecstasy hinzu. Diese Kombination verlängert die Erfahrung, da LSD etwa doppelt so lange wirkt wie MDMA.Beim Heimkonsum wird MDMA oft als «psychedelischer Verstärker» oder «Katalysator» bezeichnet: Es steigert die psychedelische Wirkung von Halluzinogenen, ohne deren Qualität zu ändern. Dies wurde mit LSD, 2CB, MEM,2-CT-2 getestet und könnte für alle anderen Psychedelika gelten. Psychedelika werden gegen Ende der Hauptwir­kung von Ecstasy genommen.144 Manche Leute schützen sich mit MDMA gegen schlechte Trips: Wenn die übliche, positive Wirkung von MDMA einsetzt, ist die Bahn frei für LSD. Andere finden, LSD verliere seine übliche Wirkung und verstärke lediglich die Wirkung von Ecstasy.Eine beliebte Kombination unter Heim-Konsumentlnnen ist MDMA mit 2CB gegen Ende des E-Trips. Wenn das 2CB zu wirken beginnt, wird die Ecstasy-Erfahrung intellek­tueller. Manche finden, so sei es einfacher, die gewonne­nen Einsichten zu assimilieren. Für Hedonistlnnen, die E mit einem Liebhaber oder einer Liebhaberin konsumie­ren, fügt 2CB die erotische Komponente hinzu, die mit Ecstasy fehlt.128

Es wird gesagt, dass Stickoxydul (Lachgas) zusammen mit E «ziemlich angenehm» ist und helfen kann, wenn man in einer bestimmten Stimmung steckenbleibt.Will man sich selbst erforschen, kann Ecstasy auch mit Ketamin kombiniert werden.31 Manchmal wird dies auch an Raves getan, ich habe jedoch von schlechten Erfahrun­gen gehört. Grundsätzlich ist von Mischkonsum wegen seiner schwer kalkulierbaren Wirkungen und Gefahren abzuraten.

37

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38 1.4. Wirkungen

Drogen mit ähn­

lichen Wirkungen

Neue Drogen wie

Ecstasy

Wer «Ecstasy» kauft, erhält manchmal MDEA oder MDA statt MDMA. Dies sind «psychedelische Amphetamine» mit ziemlich ähnlichen Wirkungen, die etwa gleich viel kosten. Kennerinnen ziehen jedoch MDMA wegen seiner einfühlenden, warmherzigen Wirkung vor. Viele Gebrau­cherinnen (und auch manche Dealer) können sie aber nicht voneinander unterscheiden. MDA wirkt doppelt so lange (8-12 Stunden), ähnlich wie ein Amphetamin, ohne jedoch das Gefühl von Nähe zu erzeugen. MDEA, das manchmal als «Eve» verkauft wird, wirkt weniger lang (3-5 Stunden) als MDMA (4-6 Stunden), kommt seinen Wirkungen jedoch näher, aber auch ihm fehlen weitge­hend die kommunikativen Qualitäten.Die Wirkungen all dieser Drogen lassen nach, wenn man sie an ein paar nacheinanderfolgenden Tagen nimmt. Die­ses Phänomen wird Toleranz genannt. Zwischen MDA und MDMA gibt es keine «Kreuztoleranz», d.h., jemand, der so viel MDMA genommen hat, dass es nicht mehr wirkt, spürt immer noch die Wirkungen von MDA.12

Der Schwarzmarkt ist bereit für eine Flut neuer, interes­santer Drogen. Die Nachfrage von Forscherinnen wie von Hedonistlnnen ist gestiegen. Neue Techniken ermögli­chen es, Drogen mit den erwünschten Wirkungen, aber mit weniger oder ohne ungewollte Nebenwirkungen herzustellen.Viele neue, psychoaktive Drogen werden auf legaler Ebe­ne (als Basisforschung und bei der Suche nach neuen Medikamenten) sowie auf illegaler Ebene erforscht. Bis zu einem gewissen Grad ist es heute möglich, eine Droge mit der gewünschten Wirkung zu entwerfen (design). Durch technische Fortschritte und neue Ausrüstungen ist es möglich geworden, ganze Reihen von Drogen herzustel­len, die vorher nicht synthetisiert werden konnten.Neue Methoden wie z.B. die Einpflanzung von Elektroden in die Hirne lebender Tiere erlauben, die Wirkungen neu­er Drogen sicher und schnell zu prüfen. Bereits wurden Drogen mit sehr spezifischen Wirkungen und Halluzino­gene hergestellt, die sogar noch stärker als LSD sind.141 Es ist auch gezeigt worden, dass die gewünschten Wir­kungen von Ecstasy von den toxischen Wirkungen getrennt werden konnten.176'184 Es bestehen nun die Mög­lichkeiten - sie werden (illegal) erforscht -, eine Droge mit den einfühlenden Eigenschaften von MDMA zu erfin­den, die weniger toxisch ist. Gesucht wird nach einer stär­keren Droge, von der man eine kleinere Dosis braucht

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39 1.4. Wirkungen

Ecstasy und Sex

und die deshalb auch weniger giftig ist.141 Neue, psycho­aktive Drogen könnten nach der Mode massgeschneidert werden. Sind die Leute der alten Mode überdrüssig und suchen nach neuen Verhaltensweisen (oder wollen sich vielleicht gescheiter fühlen), werden Drogen mit der gewünschten Wirkung geschaffen.

Obwohl die Medien Ecstasy als Aphrodisiakum darstellen, wirkt MDMA nicht sexuell erregend. Die Erektion bei Männern (und auch bei männlichen Ratten190) wird durch die Droge eher gehemmt. Personen, die jedoch schon in Stimmung sind, wenn die Droge zu wirken beginnt, kön­nen erregt werden. Viele Konsumentinnen sind im MDMA-Zustand nie sexuell erregt und finden die beiden Zustände ziemlich unvereinbar. Für andere hängt es von ihrer Libido des Augenblicks ab und diese wiederum davon, mit wem sie zusammen sind und wie die umge­bende Stimmung ist. Ein Ort mit sexueller Ausstrahlung kann das sexuelle Verhalten fördern, während dies an Raves eigentlich nie geschieht.119 Im allgemeinen besteht kaum Tendenz zu sexueller Aktivität. Obwohl die Droge ermöglicht, auf dieser Energieebene fortzufahren, wer­den Erektionen gehemmt und Orgasmen unterdrückt.44 Vor allem in den ersten paar Jahren, als Ecstasy sehr beliebt war, verhielten sich die Raver ganz anders als das Publikum in Clubs, in denen viel Alkohol konsumiert wird. Die Atmosphäre zeichnete sich aus durch Abwesen­heit der männlichen sexuellen Aggression. Fremde zu umarmen und sogar zu streicheln galt als sinnliche Erfahrung, aber nicht als sexueller Annäherungsver­such.41

Sheila Henderson, eine Forscherin, die den Ecstasy-Kon- sum junger Frauen untersuchte und die Berichte «Wo­men, Sexuality and Ecstasy»41 sowie «Luvdup and DeEli- ted»42 verfasste, stellte 1992 fest: «Sex gehört nicht zu den primären Freuden, die Ecstasy bietet... Die meisten Män­ner haben das Gegenteil einer Erektion: einen geschrumpften Penis.» Frauen können an den Raves unbe­sorgt knutschen, weil es «sicher» ist und kein Vorspiel zu Sex bedeutet. In der Nacht nach einem Rave kommt es viel seltener zu Gelegenheits-Sex, als nach einem Abend, an dem viel Alkohol getrunken wird. Ein Mädchen drück­te es so aus: «Du gehst nicht an einen Rave, um zu bum­sen.» Die sexuelle Sicherheit ist tatsächlich ein Reiz der Raves, im Gegensatz zu den Clubs, in denen viel Alkohol getrunken wird und die als Viehmarkt gelten. Ecstasy ist

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1.4. Wirkungen

heute an vielen Veranstaltungsorten jedoch nicht mehr die beliebteste Droge. Die beschriebene Atmosphäre hat nur in kleineren Kreisen überlebt.Andere Soziologinnen stellten fest, dass die Leute sich an Raves sexuell weniger aktiv verhalten als an anderen sozi­alen Anlässen33 und dass für Ecstasy-Konsumentlnnen «sexuelle Gedanken nicht immer mit direktem Verlangen verbunden sind». Einige finden, Sex werde durch die Dro­ge schöner, andere sind enttäuscht.37 Ein paar Frauen betonen jedoch, dass die Chill-out-Phase nach einem Rave «ideal für langen, langsamen Sex sei».41 Auch Freundin­nen von Männern aus der Arbeiterklasse im Norden Eng­lands sind dieser Ansicht: Dort hat Ecstasy den Ruf, zu gutem Sex danach zu verhelfen.40 Ein Flugblatt aus den USA über Ecstasy behauptet, dass «es nur zum sexuellen Erlebnis kommt, wenn es emotional für beide stimmt. Alles, wozu du dich entscheidest, wird die perfekte und angemessene Wahl sein.»43

Der Soziologe Andrew Thomson beschäftigt sich mit der Frage, ob der Ecstasy-Konsum die Risikofaktoren bezüg­lich des sexuellen Verhaltens erhöht. Seine Untersuchung soll 1996 abgeschlossen werden. Vorläufige Resultate zei­gen jedoch, dass über drei Viertel der Befragten, die regel­mässige E-Konsumentlnnen in Clubs sind, während der Drogenwirkung Sex hatten. Ein Sechstel von ihnen sagte, sie hätten unter der Wirkung von Ecstasy eher unge­schützten Sex.125

Zwei andere Studien haben ergeben, dass Personen, die verschiedene Drogen konsumieren, unter Ecstasy-Einfluss häufiger Sex haben als andere. Hingegen laufen Gebrau­cherinnen von Amphetamin (inklusive Ecstasy) weniger Gefahr,.sich mit HIV anzustecken, weil sie eher Kondome benutzen und seltener Sex haben.155 Eine Gruppe von Schweizer Psychotherapeutlnnen (siehe Kapitel 2), die mit Hunderten von Leuten in Gruppen- und Einzeltherapien Erfahrungen mit Ecstasy gesammelt haben, versicherten mir, sie hätten nie erlebt, dass ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin unter MDMA-Einfluss sexuell erregt gewesen sei. Dies komme mit LSD manch­mal vor. Es würden zwar manchmal sexuelle Sehnsüchte ausgedrückt, nicht aber das direkte Verlangen nach Sex. Die Schweizer Therapeutinnen scheinen es als erwiesen anzunehmen, dass MDMA die sexuelle Erregung unter­drückt und dass Männer unter der Wirkung der Droge keine Erektion haben können.Eine 1985 in der Region von San Francisco durchgeführte

40

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41 1.4. Wirkungen

Umfrage44 stellte fest, dass nur die Hälfte der befragten Männer eine Erektion unter MDMA-Einfluss schwierig fanden. Zwei Drittel der Männer, die behaupteten, sie hät­ten Sex, gaben an, es sei schwierig, zum Orgasmus zu kommen. Die grosse Mehrheit der Konsumentlnnen bei­der Geschlechter sagten, die Droge habe keine Wirkung auf ihr sexuelles Verlangen. Einige sprachen von einem Verlangen nach sexuellen Aktivitäten, «die sie von Hem­mungen befreit fühlen Hessen, wie z.B. Gruppensex». Die meisten Befragten gaben an, MDMA habe ihr sexuelles Verhalten auf die Dauer nicht verändert. Einige berichte­ten von positiven Veränderungen, sie seien offener und entspannter geworden. Alle Frauen und fast alle Männer waren 4er Meinung, MDMA habe ihnen geholfen, ande­ren gefühlsmässig näherzukommen. Ein Drittel der Befragten fand, MDMA habe ihnen geholfen, Hemmun­gen zu überwinden, insbesondere «Beckenblockaden» zu lösen. Bei der Umfrage zeigte sich ausserdem, dass sexuel­le Aktivitäten zwar nicht vermehrt gesucht werden, Kon­sumentlnnen jedoch etwas empfänglicher dafür seien.Die Autorinnen schlossen aus der Umfrage, dass MDMA eine seltsame Wirkung habe, da es gefühlsmässige Nähe begünstigen und sexuelle Empfänglichkeit anregen kön­ne, ohne jedoch den Wunsch, sexuell aktiv zu werden, zu verstärken.Befragte einer australischen Umfrage34 beschrieben die Wirkungen von Ecstasy mit eher «sinnlich» als «sexuell». Im Gegensatz dazu ergab eine unveröffentlichte Umfrage unter MDMA-Konsumentlnnen in London, dass 89 Pro­zent der Befragten mit MDMA sexuell erregt werden und 67 Prozent sexuell aktiver seien.45 Meiner Meinung nach können solch gegensätzliche Berichte damit erklärt werden, dass die Wirkung sehr von den Erwartungen der Konsumentlnnen abhängt. Umfra­gen können aber auch Resultate ergeben, bei denen jene, die durch die Droge potenter werden (oder es zumindest behaupten), übervertreten sind, während jene, die sich fürchten, der Fragebogen könnte ihnen irgendein Unge­nügen beweisen, untervertreten sind. Die Umfragen könnten auch beeinflusst worden sein: Der Autor der Londoner Untersuchung erzählte mir, dass eine Frau, die auf E war, ihn angemacht habe, und dass er bei Konsu­mentlnnen einer Droge, welche Energie gebe und Hem­mungen abbaue, eine erhöhte sexuelle Aktivität erwarte. Gleichermassen vermute ich, dass die Schweizer Männer, die mit MDMA behandelt wurden, vom Glauben ihrer

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1.4. Wirkungen

Therapeutinnen beeinflusst waren, dass Männer unter Drogeneinfluss keine Erektion haben können. Ich habe ausserdem den Verdacht, dass viele Leute zwischen Sinn­lichkeit und Sexualität nicht klar unterscheieden kön­nen.Frauen sind mit MDMA häufiger sexuell erregt als Män­ner, haben jedoch keinen Orgasmus. Paare, die unter E- Einfluss Sex hatten, sagten, es sei auch ohne Orgasmus ungewöhnlich schön. Sie fühlten mehr Liebe als Leiden­schaft füreinander und seien ungewöhnlich feinfühlig. Eine allgemeine Wirkung der Droge scheint das Ver­schwinden der männlichen sexuellen Aggressivität zu sein, oder wie eine Frau sagte: «Die femininen Seiten der Männer treten hervor.» Personen auf Ecstasy sind weniger lüstern, dafür sinnlicher.Durch diesen eher sinnlichen als sexuellen Aspekt der Droge kommt es an manchen Parties zu sexlosen Orgien, die «feely-feely» oder «Petting Zoo»165 genannt werden. Ich habe von Parties in Australien und Kalifornien gehört, wo die Teilnehmenden einander streicheln, übereinander­gleiten und diese sinnliche Erfahrung geniessen.Die dämpfende Wirkung von Ecstasy auf den sexuellen Trieb hat die Rave-Kultur stark beeinflusst. Ist man auf Ecstasy, erscheinen einem Geplauder und Anmache als lächerlich und oberflächlich. Dieses Verhalten war in der Rave-Kultur verpönt. Die Frauen konnten sich an Raves befreien, gehenlassen und amüsieren, ohne Angst haben zu müssen, von aggressiven Männern ausgenutzt zu wer­den. Dies erlaubte ihnen, sich Männern zu nähern, die sie nicht kannten. Da sich die Frauen von den Männern nicht bedroht fühlten, konnten sie auch auf Annäherungen offen reagieren. Die Atmosphäre weckte Vertrauen und Unabhängigkeit. Mädchen fanden es nicht mehr notwen­dig, von einem Freund beschützt zu werden, gingen mit ihren Freundinnen an die Raves und verkehrten freier mit anderen Leuten.41 Diese Atmosphäre ist jedoch in den Kreisen, in denen wieder vermehrt Alkohol und andere Drogen als Ecstasy konsumiert werden, mehr oder weni­ger verschwunden. Frauen werden aber auch dort weni­ger belästigt, weil die Gruppe ihr befreites Verhalten akzeptiert hat.Durch Ecstasy werden auch Schranken zwischen Homose­xuellen und Heterosexuellen abgebaut. In Clubs ver­mischt sich homo- und heterosexuelles Publikum. Frauen können sich umarmen, ohne als Lesben zu gelten, und Schwule werden von Frauen wie von Männern umarmt.42

42

Page 42: Nicholas Saunders - Ecstasy

43 1.5. Wer nimmt Ecstasy?

1.5. Wer nimmt

Ecstasy?

Wie viele Personen

nehmen Ecstasy?

Die genaue Anzahl der Ecstasy-Konsumentlnnen ist unbe- kannt, es gibt lediglich einige Hinweise. So haben die bri­tischen Zollbehörden 1993 554 kg Ecstasy beschlag­nahmt, die doppelte Menge als im Vorjahr.20 1993 war mehr E auf dem Markt als 1992, die Beschlagnahmungen zeigten offensichtlich keine Auswirkungen auf das Ange­bot. 554 kg MDMA genügen für über sechs Millionen Dosen ä 90 mg. Obwohl die Zollbehörden behaupten, sie fangen 10 Prozent der geschmuggelten Drogen ab, liegt die richtige Zahl wahrscheinlich eher bei 1 Prozent83 - das bedeutet, dass neben der einheimischen Produktion mehrere hundert Millionen Dosen importiert wurden.Dies sind keine gesicherten Zahlen, es darf jedoch vermu­tet werden, da«s es in Grossbritannien mehrere Millionen Ecstasy-Konsumentlnnen gibt. Jedes Jahr wird eine grösse­re Menge E beschlagnahmt.179 Ein anderer Hinweis ist, dass über eine Million Personen pro Wochenende an Ra­ves teilnehmen und dass der Konsum von Ecstasy in Clubs sehr verbreitet ist.159-146-175

Die einzige landesweite Umfrage über den Gebrauch von Ecstasy in Grossbritannien wurde 1992 von Harris Opi­nion Polls für das BBC-Programm «Reportage» durchge­führt. In den elf grössten Städten des Landes wurden Jugendliche auf dem Weg in die Clubs über ihren Drogen­gebrauch befragt. Die Antworten von 693 regelmässigen Clubgängerinnen (mind. einmal im Monat) zwischen 16 und 25 Jahren aus allen sozialen Schichten wurden ausge­wertet: Insgesamt 31 Prozent sagten, sie hätten Ecstasy genommen. 33 Prozent sagten, sie hätten eine illegale Droge genommen, und 67 Prozent sagten, ihre Freunde hätten dies getan.23

Andrew Thomson, der als Soziologe diese Altersgruppen untersucht, glaubt, dass jene, die den Harris-Interviewern gesagt hatten, nicht sie selber, sondern ihre Freunde näh­men Drogen, wahrscheinlich gelogen haben, weil die Fra­gen öffentlich gestellt wurden, und dass sie wahrschein­lich selbst Drogen nehmen. Damit liesse sich der Wider­spruch zu seinem eigenen Eindruck und jenem anderer Beobachter erklären, dass nicht nur 31 Prozent, sondern die Mehrheit dieser Gruppe Ecstasy nimmt.In Grossbritannien gibt es 7 444 300 Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren.47 Es ist nicht bekannt, wie viele von ihnen regelmässig in Clubs gehen, aber Andrew Thomson glaubt, dass es bei den Jugendlichen, die er untersucht hat, etwa 90 Prozent sind. Falls dies zutrifft und wenn 80 Prozent der Altersgruppe in der Nähe von Städten leben,

Page 43: Nicholas Saunders - Ecstasy

44 1.5. Wer nimmt Ecstasy?

dann läge die Zahl der Ecstasy-Konsumentlnnen in Gross­britannien bei 3,5 Millionen oder bei 1,7 Millionen, wenn nur jene gerechnet werden, die sich offen zu ihrem Ecsta- sy-Konsum bekennen. Kürzlich wurde behauptet, dass es auf dem Land ebenso viele Konsumentinnen gibt wie in den Städten.145

Eine Umfrage unter Schulkindern in England zeigte, dass 4,25 Prozent aller 14jährigen Ecstasy versucht haben.48 Dies ergibt eine Zahl von 24000 14jährigen. Eine andere, regionale Umfrage stellte fest, dass 6 Prozent der 14- bis 15jährigen Ecstasy genommen haben,49 was national gese­hen 70 000 Konsumentinnen dieses Alters wären.Weitere Statistiken beruhen auf Schätzungen. Ian Wardle, Verantwortlicher von Lifeline, einer Organisa­tion, die sich in Manchester um junge Konsumentinnen illegaler Drogen kümmert,40 schätzt, dass in Grossbritan­nien 1992 jede Woche eine Million Ecstasy-Dosen konsu­miert wurden. Andere Schätzungen liegen tiefer. So wird zum Beispiel angenommen, dass etwa 750 000 Leute an Raves Ecstasy versucht haben.33 Eine beträchtliche Anzahl von Konsumentinnen, die nicht zur Altersgruppe 16-25 gehören, gehen ebenfalls in Clubs. Insgesamt haben in Grossbritannien wahrscheinlich zwischen 1 und 5 Millio­nen Menschen Ecstasy versucht. Die Tatsache, dass sechs Millionen Dosen am Zoll beschlagnahmt wurden, ohne dass es zu Nachschubproblemen kam, lässt vermuten, dass die tatsächliche Zahl eher bei 5 Millionen liegt.Im Vergleich dazu ist die Zahl der Konsumentinnen in den USA niedrig. Bei einer Umfrage in einer ähnlichen Altersgruppe stellte sich 1991 heraus, dass nur 0,2 Pro­zent oder eine Person von 500 angab, sie habe in den dreissig Tagen vor der Befragung Ecstasy genommen, während 0,9 Prozent angaben, im vergangenen Jahr E konsumiert zu haben.22 Diese Zahlen deuten an, dass1991 der Ecstasy-Konsum unter jungen Leuten in Amerika viel weniger verbreitet war als in Grossbritannien. Im Jahr 1991 war die Rave-Kultur in Amerika jedoch noch nicht in Mode. 1993 gab es in Kalifornien Nachschubpro­bleme mit E, 1994 gab es wieder genug.165 Eine Studie über 89 Ecstasy-Konsumentlnnen in London hat ergeben, dass 46 von ihnen die Droge mehr als zwan­zig Mal, 23 mehr als vierzig Mal und 5 mehr als hundert Mal konsumiert haben. Etwa ein Drittel nahm es minde­stens einmal die Woche. Ganz wenige nahmen am Wochenende zwischen zehn und zwanzig Dosen. Viele von ihnen kombinierten MDMA mit anderen Drogen.45-182

Page 44: Nicholas Saunders - Ecstasy

45 1.5. Wer nimmt Ecstasy?

Welche Leute

nehmen Ecstasy?

MDMA wird von sehr unterschiedlichen Leuten konsu­miert. Es wird MDMA gutgeschrieben, Menschentypen zu­sammenzubringen, die sonst nichts miteinander zu tun hatten. Neben den Ravern gehören auch Hollywood- Stars139, New -Age-Anhängerlnnen105-154, Homosexuelle175 und Psychotherapeutlnnen zu den Konsumentlnnen. Ecstasy gibt es in allen Tanzclubs der Städte Europas und Nordamerikas, in Grossbritannien hat es sich auch auf dem Land verbreitet.145

Jugendliche sind am empfänglichsten für E. Unter briti­schen Schulkindern ist Ecstasy die Droge, auf die man neben Cannabis am ehesten stösst.179 Mädchen versuchen es früher als Jungen.181-182 Das typische Alter für erste Drogenversuche ist laut einer Untersuchung in den letz­ten Jahren von 17-18 auf 14 Jahre gesunken.111 Ecstasy hat sich auch in überraschenden Kreisen verbreitet. Peter McDermott, Herausgeber von «The International Journal on Drug Policy», beschreibt, wie eine Gruppe von Pub- Besuchern in Liverpool Ecstasy entdeckte: «Ich ging in meine Stammkneipe. Manche der Bierliebhaber waren da, tranken Orangensaft und kicherten: Sie hatten Ecstasy entdeckt.»Eine ältere Gruppe von E-Konsumentlnnen sind diejeni­gen, die in den sechziger Jahren LSD nahmen und heute vielleicht noch Cannabis rauchen. Weiter unten wird beschrieben, wie eine solche auf dem Land lebende, ältere Gemeinschaft Ecstasy kennenlernte. Diesen Trend hat es im ganzen Land gegeben, und es werden sogar Raves von und für diese Altersgruppe organisiert. An den Raves, die ich besuchte, waren die meisten Leute jedoch zwischen zwanzig und dreissig Jahre alt.Der Holländer Arno Adelaars, Autor eines Buches über Ecstasy,17 weist daraufhin, dass extrovertierte und intro­vertierte Leute die Droge anders gebrauchen. Extrovertier­te Menschen nehmen es zur Unterhaltung, um sich zu öffnen und an Parties Fremde kennenzulernen. Introver­tierte nehmen es zu Hause, zusammen mit einem oder einer Geliebten oder mit guten Freundinnen. Ihr Ziel sind intellektuelle Einsichten. Arno kennt die englische Club- Szene gut und behauptet, dass E in Holland anders konsu­miert werde als in England. Holländerinnen verlieren ins­besondere in der Öffentlichkeit nicht gerne die Kontrolle, während die Engländerinnen gerne zeigen, dass sie «einen sitzen haben».

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46 1.5. Wer nimmt Ecstasy?

Trends unter Ravern Als Raves in Grossbritannien noch etwas Neues waren, be­schrieben die Raver sich als eine glückliche Grossfamilie. Sie fühlten sich überall da zu Hause, wo E konsumiert wurde. Im Laufe der Jahre, insbesondere 1993, teilte sich die Szene in verschiedene Untergruppen auf, jede mit ihrem eigenen Musik- und Kleidungsstil - und mit ihren Lieblingsdrogen. So gibt es vor allem im Norden Jugendli­che, die weisse Handschuhe tragen und mit Pfeifen tril­lern. Eine andere Gruppe besteht aus karrierebewussten, mobilen Berufsleuten, die Ecstasy und Rave-Parties in ihren Lebensstil integriert haben, sich anziehen wie für ein Betriebsfest und den Abend mit ein paar Drinks eröff­nen.146 Weiterhin versucht die Polizei mit immer neuen Massnahmen, die Rave-Szene unter Kontrolle zu krie­gen.171

Seit 1993 wird an Raves wieder mehr Alkohol getrun­ken.174 Andere Drogen wie Poppers wurden in gewissen Kreisen zunehmend beliebter, wahrscheinlich wegen des schlechten Rufes der Drogen, die als E verkauft wur­den.172 1994 verbesserte sich die Qualität von Ecstasy, es wurde wieder eine beliebte Tanzdroge.147 Im Norden wur­den Amphetamine oft in Kombination mit E konsumiert, dies ist heute auch in London sehr üblich. Reines MDMA wird selten als Hauptdroge konsumiert, weil andere Dro­gen unter der Bezeichnung Ecstasy173 verkauft werden, aber auch, weil man es so will.Zusammen mit dieser Diversifizierung des Drogenkon­sums ist auch die Stimmung an Veranstaltungen sehr unterschiedlich. Ich habe den Eindruck, dass ein Schlüs­selerlebnis eines Raves, wie in Kapitel 1.2. beschrieben, seltener vorkommt.174 Rave-Parties, die immer noch die euphorische, warme Stimmung herzustellen vermögen, sind jene, die von und für Travellers organisiert werden. Insgesamt gesehen scheint es, dass Raving - wie andere alternative Kulturformen - nun in abgeschwächter Form populär geworden ist. Es ist fast alltäglich geworden, in einem Club ein E nehmen zu können. Dennoch ist der Anteil jener, die auf E sind, vielleicht kleiner geworden, und viele von ihnen haben auch ein paar Drinks gehabt. Für die Clubs ist es wichtig, dass E leicht erhältlich ist, um eine gute Stimmung zu schaffen: Darum ermutigen Clubbesitzer einerseits Dealer, anderseits müssen sie vor­geben, Drogen und Dealer fernzuhalten.175 Ein neuer Trend ist die Kommerzialisierung der Chill-out- Parties. Früher hatten Raver andere zu sich nach Hause für eine improvisierte Chill-out-Party eingeladen. Dies

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47 1.5. Wer nimmt Ecstasy?

Raves in Nordirland

Eine Gemeinde auf

dem Land entdeckt E

gehörte zur Kultur und geschieht immer noch, inzwi­schen aber decken manche Clubs dieselben Bedürfnisse an Orten, wohin man beim Ausklingen der E-Wirkung gehen kann. Etliche Clubs öffnen für dieses Zielpublikum morgens um sechs Uhr.

Es gibt viele Witze über katholische und protestantische Jugendliche, die an Raves zusammen Ecstasy nehmen und sich in die Arme fallen, obwohl dazu erzogen, einander zu hassen.150 Vielleicht könnte dieser Wandel von Hass in Zuneigung sich auf die Beziehungen ausserhalb der Raves ausbreiten. Mir wurde erzählt, dass die IRA Drogen aus Irland fernhielt, indem ihre Militanten in die Knie ver­dächtiger Händler schossen - ei^ie Methode, die deutlich wirksamer ist als das Gesetz. 1993 soll die IRA diese Poli­tik aufgegeben haben, und Irland hat eine neue, frische Ecstasy-Erfahrung gemacht, die in England schon etwas verlorengegangen ist.

1990 gelangte Ecstasy in das nordenglische Dorf Garston Bridge zwischen Carlisle und Newcastle. Die Bauern die­ser Gegend zogen in den fünfziger Jahren in die Stadt, um besser bezahlte Jobs zu finden. Sie Hessen ihre alten Steinhäuser, Scheunen und Schulen zurück. Diese wur­den in den sechziger und siebziger Jahren zu Spottprei­sen an ehemalige Stadtbewohnerinnen verkauft, meist Althippies gegen dreissig, die sich niederlassen und eine Familie gründen wollten. Die neuen Bewohnerinnen fan­den Arbeit oder eröffneten ein eigenes Geschäft und ver­loren ihr Interesse an Drogen, ausser vielleicht an Ha­schisch - bis Ecstasy kam. Ihre Kinder sind heute Teen­agers, mit den einheimischen Bauernkindern in die Schu­le gegangen und daher besser mit der einheimischen Bevölkerung vertraut als ihre Eltern. Die Zugewanderten pflegen ein reges Sozialleben und denken sich nichts dabei, 50 Kilometer zu einer Party zu fahren. An diesen Parties vermischen sich die Generationen, alle Altersgrup­pen zwischen 5 und 50 sind vertreten.Die Zugewanderten sind, obwohl sie nun auf dem Land leben, eng mit den Städten verbunden geblieben, aus denen sie kamen. Deshalb waren sie auf dem laufenden, als die Raves aufkamen. Zu Beginn veranstalteten sie klei­ne Raves in ihren Häusern oder grössere Raves mit bis zu 500 Leuten in Scheunen oder Zelten - weit genug ent­fernt von anderen Häusern, um die Nachbarschaft nicht zu stören, welche die Polizei hätte anrufen können.

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48 1.5. Wer nimmt Ecstasy?

Obwohl harte Techno-Musik anfangs nicht beliebt war, bildete sich rasch ein Kern von zwanzig Leuten, die jede Woche eine oder zwei Parties organisierten, an denen E konsumiert und die ganze Nacht getanzt wurde. Daniel, einer dieser Organisatoren und langjähriges Mitglied der Gemeinde, erzählt: «Die Stimmung ist super, ja sogar euphorisch, es sind die Parties. Die Raves sorgen für eine sichere Umgebung, in der du dich selbst sein kannst und begreifst, dass du o.k. bist. Ich amüsiere mich immer, ohne auf mich konzentriert zu sein.»Zwischen den Parties traf man sich nun häufiger als frü­her und ging warmherziger miteinander um. «Obwohl wir einander schon lange kennen, hat erst Ecstasy das sehr britische Tabu, einander zu umarmen, gebrochen», sagt Daniel. Die neue Nähe verursachte aber auch Krisen in Beziehungen. «Wir sind offener und ehrlicher gewor­den. Es ist auch herausgekommen, wenn ein Paar bloss aus Gewohnheit zusammengeblieben ist.» Das Leben wur­de ernster und aufrichtiger genommen, Ehrlichkeit galt mehr als einfache, oberflächliche Begegnungen. «Manche sind dabei zu weit gegangen und haben ihren Lebensrah­men gesprengt.» Die Leute halfen einander jedoch in Kri­senzeiten. Meistens fand sich jemand, der ein Problem gut genug verstand, um helfen zu können.Bis dahin hatten die Zugezogenen Religionen abgelehnt, durch Ecstasy machten jedoch viele Leute spirituelle Erfahrungen. «Es hat mich Gott näher gebracht», behaup­tet eine Frau. «Ich begann, mich selbst als Quelle der Lie­be zu sehen», sagt eine andere. «Die Fähigkeit, das Ego zu überschreiten, führt zur Selbsterkenntnis», meint Daniel. Über diese Zeit, als Ecstasy in der Gemeinde aufkam, sagen die Leute im nachhinein, dass das emotionale Leid eines Mitglieds von allen anderen gespürt wurde, als sei es ihr eigenes. Die Gemeinschaft wurde sehr vertraut: Menschen, die sich während zehn oder zwanzig Jahren nur als Nachbarinnen gekannt hatten, fühlten sich durch diese Wochenend-Raves plötzlich viel tiefer verbunden. Für die meisten war ein Rave ein fröhliches Fest. Manche jedoch machten paranoide Erfahrungen. Ein Mann, der häufig E und LSD nahm, zerstörte einmal sein Haus. Andere trafen während dieser Zeit drastische Entschei­dungen: Ein Paar, das jahrelang zusammengewesen war, trennte sich. Der Mann gab alles auf, was er besass, weil er «sich von materiellen Dingen trennen» und sein «inne­res Selbst» entwickeln wollte. Das letzte Mal, als man von ihm hörte, reinigte er Züge in Göteborg. Eine alleinerzie­

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1.5. Wer nimmt Ecstasy?

hende Mutter in den Dreissigern hatte das Gefühl, ihre wirkliche Bestimmung entdeckt zu haben und dieser fol­gen zu müssen: Sie liess ihre zwei Kinder bei ihren Gross­eltern, verabschiedete sich und verschwand.Daniel sagt, dass neue, ernsthafte Beziehungen entstan­den seien, andere als die flüchtigen Geschichten von vor­her: «Wenn du auf E bist, kannst du nicht verführen, betrügen oder lügen.» Die meisten Paare blieben zusam­men, ihre Beziehung wurde enger. Auch Alleinstehende fanden, ihre Lebensqualität habe sich verbessert. Die wenigen Aussenseiterlnnen, die an die Parties kamen, wurden über Nacht alte Freunde. Zwei Männer, die sich nicht gekannt hatten, reisten die folgende Woche zusam­men herum.Die ersten Raver waren die Eltern, später kamen ihre Kin­der und deren Freundinnen hinzu. Etwa ein Jahr danach machten auch einige jüngere Mitglieder der einheimi­schen Bevölkerung mit. Je mehr Leute kamen, desto weni­ger intensiv wurden die Raves, obwohl sie allmählich von der grösseren Gemeinschaft akzeptiert wurden. Die ur­sprüngliche Gruppe bestimmte immer noch den Stil. Eine Reihe von Raves wurde in Gemeindehäusern abgehalten, bis die Polizei zuschlug und eine Party mit einer gerichtli­chen Verfügung verhinderte. Seither werden sie ohne öf­fentliche Werbung in Bauernhäusern abgehalten. Tickets werden über Freunde zum Selbstkostenpreis (£5) ver­kauft.Mindestens drei Viertel der Teilnehmerinnen konsumie­ren an diesen Parties Ecstasy, manchmal sogar alle. Am häufigsten wird eine einzelne Dosis E genommen, üblich ist auch ein halbes E, nur wenige Leute nehmen mehrere Ecstasy aufs Mal. Viele rauchen die ganze Nacht Cannabis, fast niemand trinkt Alkohol oder nimmt Amphetamine. Das eigentliche Geselligkeitstrinken hat praktisch aufge­hört. «Nicht Alkohol, E bringt’s», meint Daniel. Die mei­sten konsumieren Ecstasy nur an Parties. «Es ist nicht nur die Droge an und für sich, die das Erlebnis ausmacht, es ist ein Ganzes: Ecstasy, die Gesellschaft, die Musik, die Lichter, das Tanzen. Es ist eine Art Stammesgefühl, ein Ritual, das von der Kombination all dieser Dinge lebt.»Die Polizei versucht nicht, die Parties zu verbieten, sie filzt nur manchmal die Leute auf dem Weg dorthin. Des­halb nehmen manche Raver ihre Pille, kurz bevor sie ankommen. Wenn bei Leuten Cannabis gefunden wird, nehmen die Polizisten sie mit aufs Revier, sie werden ver­warnt und mit dem Polizeiwagen wieder an die Party

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50 1.5. Wer nimmt Ecstasy?

Fussballfans

gebracht. Es scheint, als betrachte die Polizei angesichts ihrer beschränkten Mittel die neue Rave-Szene als tole­rierbar. Mit Hilfe von bewährten Beziehungen ist gutes E nicht knapp geworden: Freundinnen legen ihr Geld zu­sammen und schicken jemanden in die Stadt, um für alle einzukaufen. Die Käuferinnen bezahlen ihren E-Konsum und die Kosten - Gewinn wird nicht gemacht.Das Umsteigen von Garston Bridge auf Ecstasy wird von den Leuten selber als überwältigend positiv, von den Beobachterinnen einer anderen, einige Kilometer entfern­ten Gemeinde jedoch als destruktiv angesehen. Auch dort hatten einige Leute die Droge begeistert aufgenommen, andere betrachteten sie jedoch als hohl und negativ und behaupteten, sie zerstöre Liebesbeziehungen. Die Befür­worterinnen machten auf den neuen Inhalt von Liebe im Umgang der Leute aufmerksam, während die anderen auf den Abbruch alter Beziehungen hinwiesen, die dem Wohlergehen der Kinder schadeten. Ecstasy verbreitete sich jedoch auch in dieser und in benachbarten Gemein­den, wenn auch weniger intensiv. An den Parties nehmen nur wenig Leute E, die anderen trinken oder rauchen Hasch, und einige Leute nehmen ein wenig von allem. Ein Mann, der kein E nimmt, beschreibt, wie hauchdünn ihm «die Öffnung und Ehrlichkeit» zu sein scheint: «All diese Zurschaustellung von Zuneigung und freiem Ausdruck geht zu weit. Einem Beobachter erscheint dies unwirk­lich. In Wirklichkeit entfremdet es die Leute, besonders wenn man wie ich auf der anderen Seite sitzt.» Diese Mei­nung wird von einer erfahrenen Ärztin geteilt: Sie glaubt, dass Offenheit und Ehrlichkeit nur unter Erstkonsument- Innen vorkommt.161

Zurückblickend herrscht das allgemeine Gefühl, dass Ecstasy in Garston Bridge zum grössten Umbruch seit dem Ankommen der ersten Freaks geführt hat. Daniel: «Ich sehe es als Midlife-Krise auf Gruppenebene. Wir such­ten nach etwas, das unser Leben ausfüllt, wie das vorher unsere Kinder getan haben - und dann kam E.»

Mark Gilman, ein Mitarbeiter von Lifeline, einer unab­hängigen Drogenstelle in Manchester, führt eine Studie über den Drogengebrauch junger Fussballfans durch. Er wendet ethnographische Methoden an und sucht den sozialen Kontakt mit den Fans. Er hat ihr Umsteigen vom Alkohol auf Ecstasy beobachtet. Hier sein Bericht:«Die Derby-Spiele, bei denen zwei Mannschaften dersel­ben Stadt gegeneinander spielen, sind für ihre Gewalttä­

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1.5. Wer nimmt Ecstasy?

tigkeiten berüchtigt. Das Manchester Derby bildet keine Ausnahme. Es gibt eine lange Tradition von Zusammen- stössen zwischen den Fans von Manchester United und den Fans von Manchester City.Auch zwischen den Spielen ist es zu Schlägereien gekom­men, wenn beide Gruppen sich in der Stadt begegneten. Wenn United zu Hause spielte, trafen sich die Anhänger danach in einer Bar im Stadtzentrum und tranken Sams­tagnacht durch. Wenn City auswärts spielte, dann kamen die Hooligans zu einem Drink zurück ins Stadtzentrum.Es kam oft vor, dass die beiden Gruppen im Laufe der Nacht aneinandergerieten. Dies, obwohl die Männer aus demselben Viertel kommen und sich kennen. Samstage scheinen spezielle Tage zu sein, an denen normale Verhal­tensregeln nicht gelten.Das erste Derby-Spiel 1989 fand Ende Sommer auf dem Fussballfeld von Manchester City statt und war von bei­den Gruppen ungeduldig erwartet worden, weil Manche­ster City seit einiger Zeit aus der ersten Liga ausgeschie­den war. Manchester-United-Fans trafen sich Samstagmor­gen in einer Bar, um mit Alkohol in Schwung zu kom­men. Schliesslich machten sich mehrere hundert United- Fans um etwa halb drei Uhr auf den Weg.Ich stand auf einer Brücke, welche sie auf ihrem Weg zum Stadion überqueren mussten, und schaute auf die sich nähernde Horde. Ihr Verhalten und Aussehen erin­nerte mich an die Bilder, die man von amerikanischen GIs aus Vietnam kennt: Sie marschierten im Schritt und bereiteten sich psychisch auf Gewalt vor.Als sie das City-Fussballfeld erreichten, drangen United- Fans in die City-Seite des Stadions ein, und das Spiel wur­de aufgehalten, bis die Polizei die Dinge in Ordnung gebracht hatte. Mehrere Leute wurden verhaftet. Nach dem Spiel brachen auf der Strasse zum Stadtzentrum und in und um Pubs gelegentlich Schlägereien aus. Insgesamt ein besonders gewalttätiger Tag in der langen Geschichte der gewalttätigen Tage.Die Folgeveranstaltung fand an einem Samstag im Feb­ruar 1990 statt. Während des Tages kam es zu ähnlichen Vorfällen, die sich in einer Verfolgungsjagd zwischen Uni­ted- und City-Fans zuspitzte und bis spät in die Nacht dau­erte. Während dieser Vorfälle wurden mehrere Pubs zer­stört und ein junger Mann schwer verletzt. Eine Eskala­tion in der langen Geschichte der Gewalt.Vor dem ersten Derby-Spiel 1991/92 ist jedoch etwas Bemerkenswertes geschehen: Viele der harten Anhänger

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52 1.5. Wer nimmt Ecstasy?

von United und City hatten sich im Sommer an Weekends in den Rave-Clubs getroffen und zusammen getanzt, ange­trieben durch Ecstasy!In der Nacht des 15. November, Freitagnacht vor dem Der­by-Spiel, eine traditionelle Nacht für einleitende Schar­mützel, bereitete sich eine Gruppe von United-Fans auf das Spiel vor, jedoch nicht mit dem traditionellen Bierge­lage, sie besuchten einen Rave in einem kleinen Club in einer Vorstadt und nahmen Ecstasy. Etwa ein Dutzend United-Anhänger hatten Tabletten geschluckt und waren in den Club gegangen. Sie nippten an ihren Getränken und warteten darauf, dass das E zu wirken begann, als eine kleine Gruppe von City-Fans hereinkam, mit denen sie sich schon oft geschlagen hatten.Einer der jungen Männer, der zwar neu in der Ecstasy/ Rave-Szene, aber ein Prügel-Veteran der Derby-Spiele war, sagte, dass ihm ein Schauer den Rücken hinunterlief beim Gedanken an das, was nun kommen würde. <Ich dachte, o nein, das darf nicht wahr sein! Ich habe gerade ein E geschluckt und will mich amüsieren, und genau jetzt soll eine Schlägerei losgehen>, sagte er. <Ich hatte E vorher nur ein paar Mal genommen und konnte mir nicht vorstellen, mich damit zu schlagen - unmöglich! Jedenfalls kam einer der City-Fans zu uns. Das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte, wollte er mich und alle wie mich töten. Ich dachte: <Jetzt geht’s los.> Er stellte sich neben mich an die Bar und sagte: <Wer hätte gedacht, dass wir in der Nacht vor dem Derby-Spiel nebeneinander stehen und uns nicht streiten würden. Seltsam, nicht? Es wäre nie passiert, bevor E da war.> Ich dachte: <Gott sei Dank) und nahm ein Bier, uni wieder in Stimmung zu kommen. Es war keine der guten E-Nächte: Der DJ war mi­serabel, der Club nur halb voll und die meisten sehr jung - aber es war in Ordnung. Ich ging aufs Klo, um Wasser zu trinken und abzukühlen, stand am Becken, schüttete aus einem Bierglas Wasser über meinen Kopf und schaute meine grossen Pupillen an. Da kam der City-Fan von vor­hin, ganz weg vom E, und sagte: <Dies ist besser, Bruder, dies ist besser!» Und er hatte recht, es war besser, viel bes­ser. Sie kamen sogar in das Haus, in dem wir nach dem Rave noch einen Joint rauchen gingen. Ich ging um etwa fünf Uhr ins Bett. Vor dem Einschlafen musste ich immer daran denken, wie recht er hatte: <Das wäre vor E nie pas­siert.)Am nächsten Morgen trafen sich die United-Fans wie im­mer um neun Uhr fürs Derby-Spiel. Offensichtlich hatten

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53 1.5. Wer nimmt Ecstasy?/1.6. Gefahren

1.6. Gefahren

einige von ihnen wenig geschlafen, manche überhaupt nicht. Sie waren nach Hause gegangen, um etwas zu essen, ein Bad zu nehmen und die Kleider zu wechseln. Obwohl als Vorbereitung auf das Spiel Alkohol getrunken wurde, rauchten manche auch Hasch und nahmen Amphetamine.Als die United-Fans losmarschierten, waren sie wie gewöhnlich mehrere hundert. Ich stand wieder auf dem Beobachtungsposten auf der Brücke, wo ich vor zwei Sai­sons gestanden war. Es war kaum zu glauben, dass diese Gruppe hauptsächlich aus denselben Männern bestand, die einmal so ausgesehen hatten, als zögen sie in den Krieg. Diesmal sah es aus, als gingen sie ans Glastonbury- Musikfestival! Obwohl einige Biertrinker versuchten, die Kampfstimmung anzuheizen, blieb die Gruppe locker und passiv, eine Volksarmee aus Ecstasy konsumierenden Hedonisten. Sie freuten sich auf die Nacht mit Ecstasy.Das Spiel verlief fast ohne Zwischenfalle, und danach tanzten United- und City-Fans die ganze Nacht durch - mit E.»Anfang 1993 erzählte mir Mark Gilman, dass diese Leute wieder auf Alkohol umgestiegen seien und erstmals auch auf Kokain. Er glaubt, dass die schlechte Qualität von Ecstasy der Grund dafür sei (viele Pillen enthalten über­haupt kein MDMA mehr). Auch hätten sie die emphati­schen Wirkungen nicht mehr gespürt, weil sie zuviel genommen hatten. «E macht weich. Es stellt echte Verbin­dungen zu anderen Leuten her. Kokain ist eine egoisti­sche Droge, und Alkohol führt zu Gewalt.» Die gute Stim­mung sei verlorengegangen, viele Leute würden sie ver­missen und hoffen, dass es eines Tages wieder so werde. Fussball-Hooliganismus ist auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren gefallen.50

Eine Gefahr beim Ecstasy-Gebrauch ist, dass man etwas anderes als MDMA konsumiert. Bei einem Test in Man­chester im Sommer 1993 erwiesen sich dreizehn als Ecsta­sy gekaufte Tabletten und Kapseln als andere Drogen.172 Es gibt Leute, die schon oft «Ecstasy» konsumiert und noch nie MDMA gehabt haben. Auch wenn gesagt wird, die Qualität habe sich 1993/94 wieder verbessert, kann man nur sicher sein, was man hat, wenn das E von einer Lieferung stammt, deren Qualität als gut bekannt ist. Oft wissen selbst die Dealer nicht, was sie verkaufen. Manche von ihnen wissen nicht einmal, dass «Ecstasy» MDMA ist und nichts anderes.175 (Siehe auch Kapitel 1.7.)

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54 1.6. Gefahren

Unmittelbare medi­

zinische Gefahren

MDMA birgt verschiedene Gefahren, und ich möchte auf dieses sehr wichtige Thema genauer eingehen. Sie kön­nen in Kategorien eingeteilt werden: in unmittelbare, kurzfristige und langfristige medizinische und psychi­sche Gefahren. Ausserdem bestehen Fragen zu Sucht, Überdosierung und den Todesfällen.

In der britischen Presse wird oft von Personen berichtet, die an Ecstasy-Konsum gestorben sind, auch in medizini­schen Zeitschriften ist von mehreren Fällen zu lesen. «The British Medical Journal» behauptet, dass E bei seiner Anwendung als Tanzdroge bis Juli 1992 «mindestens sie­ben Todesfälle und mehrere nachteilige Wirkungen ver­ursacht» hat. Dr. John Henry von der National Poisons Unit (die zum Guy’s Hospital in London gehört) hat 1990 und 1991 die mit MDMA verbundenen Todesfälle unter­sucht und herausgefunden, dass bei allen Fällen Hitz- schlag die Todesursache war. Die Todesfälle ereigneten sich, nachdem die Opfer in überfüllten Party-Räumen und Clubs gewesen waren: «Stetige körperliche Anstren­gung, hohe Raumtemperaturen und ungenügende Flüs­sigkeitszunahme stauen die Wärme im Körper. Ausser­dem könnte die Droge den Mechanismus der Wärmeregu­lation durcheinanderbringen.»51 Die National Poisons Unit konnte bis März 1993 bei vierzehn Toten MDMA nachweisen. Dreizehn von ihnen zeigten Symptome von Überhitzung und einer von Asthma.52 Heutzutage sind die Gefahr der Überhitzung und die Möglichkeiten zu deren Verhütung allgemein bekannt, weshalb diese Todesursache fast verschwunden ist. In Amerika ist sie bisher unbekannt gewesen.161

Aus den Vereinigten Staaten, wo die Droge schon viel län­ger bekannt ist als in Europa, sind sehr wenige Todesfälle gemeldet worden. Keiner von ihnen wird einem Hitz- schlag zugeschrieben. Eine amerikanische Untersuchung von fünf mit MDMA verbundenen Todesfällen ergab, dass die primäre Todesursache in vier Fällen vermutlich eine andere als Hitzschlag war, während sie im fünften Fall nicht eruiert werden konnte. Im Bericht wurde darauf hingewiesen, dass «Personen mit Herzkrankheiten anfälli­ger auf einen plötzlichen Tod infolge des MDMA-Konsums sind».53 Daraus wird gefolgert, die Droge mache eher anfällig für bereits bestehende Konditionen (wie ein schwaches Herz), als an sich toxisch zu sein.Die Diskrepanz zwischen den beiden Ländern wird gele­gentlich damit erklärt, dass in Grossbritannien giftige

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55 1.6. Gefahren

Überhitzung

Zusätze für die Todesfälle verantwortlich sein könnten. Diese Behauptung wurde jedoch weder durch Untersu­chungen von Dr. Henry noch durch die für die Polizei analysierten Proben bestätigt.54 (Zu Todesfällen siehe auch Abschnitt weiter unten.)

Die Überhitzung kann mit den Bedingungen erklärt wer­den, in denen die Droge eingenommen wird. In Grossbri­tannien wird Ecstasy häufig an Raves konsumiert, an de­nen stundenlang in sehr warmen und schlechtbelüfteten Räumen ohne genügend Flüssigkeitszunahme getanzt wird. Die Bedingungen an einigen Raves könnten auch ohne Droge Hitzschlag verursachen.55 Es wird zwar behauptet, manche Personen seien besonders anfällig für Hitzschlag,56 wahrscheinlich sind jedoch eher die Um­stände verantwortlich zu machen.170 Hitzschlag ist eine bekannte Todesursache, normalerwei­se betrifft sie jedoch nur Leute, die sich bis zum Äusser- sten treiben oder der Hitze nicht entfliehen können.16 Das Besondere an den mit Ecstasy verbundenen Todesfällen ist, dass die Opfer anscheinend keinen Versuch gemacht haben, sich abzukühlen. Raver erklären dies mit dem tranceähnlichen Zustand. Versuche mit Ratten und Mäu­sen haben jedoch gezeigt, dass Überhitzung eine direkte Wirkung der Droge sein könnte.57 Es wurde untersucht, wie Ratten in sehr heissen Bedin­gungen auf Ecstasy reagieren. Ohne MDMA kühlten sich die Ratten so gut es ging ab, indem sie weniger aktiv waren und die Hitze durch ihren Schwanz abgaben. Mit MDMA jedoch blieben sie aktiv und versuchten nicht, Hit­ze zu verlieren, bis sie an Hitzschlag starben - als ob sie das Gefühl für Hitze verloren hätten. Entsprechend ver­suchten Ratten mit MDMA in kalter Umgebung nicht, sich zu wärmen. Versuche mit Mäusen haben gezeigt, dass MDMA in überfüllten Käfigen fünfmal toxischer ist als in Einzelkäfigen.10'12 Dies könnte ein weiterer Hinweis darauf sein, warum für Raver die Gefahr eines Hitz- schlags besteht.Wie kann man an Überhitzung sterben? Unsere Körper­temperatur wird (wie jene der Säugetiere) sehr genau kontrolliert. Wenn die Temperatur zu hoch ist, d.h. über 42° C, beginnt unser Blut winzige Gerinnsel zu bilden, die sich an den Arterienwänden verankern. Dies ist an und für sich kein Problem, durch den Vorgang wird jedoch die Gerinnungsfähigkeit des Blutes vermindert - somit können Blutungen nicht mehr gestillt werden. Da

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1.6. Gefahren

im Innern des Körpers und des Hirns ständig altes Gewe­be durch neue Zellen ersetzt wird, kommt es immer wie­der zu kleinen Verletzungen. Diese undichten Stellen werden normalerweise durch die Blutgerinnung gestopft. Steigt die Körpertemperatur über 42 °C, können diese Blu­tungen nicht mehr gestillt werden, was um so schlimmer ist, als der Blutdruck durch das MDMA und die Körperan­strengung steigt. So können Menschen innerlich verblu­ten. Hirnblutungen in Kombination mit hohem Blut­druck können einen Schlaganfall verursachen. Wenn jemand innerlich blutet, kann Blut aus Mund oder Anus treten.30

Ecstasy kann auch auf andere Arten zum Tod führen, die­se sind jedoch bei gesunden Menschen sehr unwahr­scheinlich. Mit MDMA sind wir aktiver, ohne Schmerz oder Erschöpfung zu spüren. Körpertemperatur, Schwit­zen, Blutdruck und Pulsfrequenz steigen, ohne dass man die normalen Warnsignale des Gefühls von Unwohlsein oder Erschöpfung verspürt. Es überrascht nicht, dass Leu­te mit schwachem Herz oder anderen medizinischen Pro­blemen infolge ihres MDMA-Konsums gefährdet sind. Wie sich dieser insbesondere auf Asthmatikerlnnen auswirkt, ist nicht bekannt.58 In den USA ist der Fall einer gesunden Frau dokumentiert worden, die MDMA eingenommen hat und aus unersichtlichen Gründen beinahe gestorben ist.59 Dies könnte bedeuten, dass bestimmte Personen extrem reagieren. Untersuchungen haben ergeben, dass jede zwölfte Person aus genetischen Gründen besonders emp­findlich auf die Droge reagiert.178

In der Presse ist von anderen nachteiligen Auswirkungen berichtet worden, wie Schmerzen auf der Brust, Verwir­rung, Gedächtnisverlust und die Unfähigkeit aufzuste­hen. Diese Berichte stammen vom Personal der Unfallsta­tionen von Krankenhäusern. Ein Arzt hat mir erzählt, er vermute, dass einige Drogenkonsumentlnnen sagen, sie hätten Ecstasy genommen, auch wenn ihre Symptome oft auf den Konsum anderer Drogen hindeuten - sie meinen, sie erhielten dann eine bessere Behandlung.Weiter ist daraufhingewiesen worden, dass der MDMA- Gebrauch möglicherweise Sauerstoffradikale freisetzt. Ihr Vorkommen in kleinen Mengen ist normal; der Körper hat ein Schutzsystem, das die Anzahl dieser Radikalen kontrolliert. Grosse Mengen könnten das System jedoch überfordern und Müdigkeit sowie «geistige Disfunktion verursachen, die mit stetem Amphetamin-Missbrauch ver­bunden ist». Dieses Problem kann mit Vitaminen behoben

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57 1.6. Gefahren

Vorübergehende

Gesundheitsschädi­

gungen

Erkältungen und

andere Infektionen

Mittelfristige medi­

zinische Gefahren

werden: bei Einnahme der Droge nimmt man 2-4 Gramm Vitamin C und 1000 IU Vitamin E, zur Behandlung der Nachwirkungen die dreifache Menge.36

Der Ecstasy-Konsum verursacht oft Müdigkeit: Man ermü­det ganz einfach wegen des erhöhten Stoffwechsels, weil Körper und Geist «schneller leben». Hinzu kommt eine normale Müdigkeit, weil man zum Beispiel auf E eine Nacht durchmacht, stundenlang tanzt, ohne zu essen. Nachdosierungen wie auch die Kombination mit anderen Drogen verursachen zusätzliche Müdigkeit.62 Für Menschen, die nicht gesund sind, könnte diese zusätzli­che Erschöpfung schädlich sein; für jemanden, der fühlt, dass er krank wird, könnte dies der Tropfen sein, «der das Fass zum Überlaufen bringt».Ecstasy-Konsum kann auch indirekte Gefahren bergen:Man schluckt etwas anderes in der Annahme, es sei MDMA, oder man nimmt Beruhigungsmittel, um die Wir­kungen von hochdosiertem und häufigem Konsum zu dämpfen.77

In einer Studie wurde das Risiko für Raver, in der Unfall­station eines Krankenhauses zu landen, auf 23 zu 100 000 geschätzt. Die meisten Untersuchten gingen von selbst wieder nach Hause, nachdem sie wegen erhöhter Herzfre­quenz behandelt wurden. Niemand von denjenigen, die nur Ecstasy genommen haben, musste zusätzlich behan­delt werden, die restlichen hatten mehrere Drogen gleich­zeitig konsumiert.85

Es wird oft gesagt, Ecstasy beeinträchtige das Immunsy­stem und könne daher zu Erkältungen führen. Ich habe keine Beweise für diese Behauptung gefunden, aber es ist in der Medizin allgemein bekannt, dass man für Krank­heiten anfälliger ist, wenn man erschöpft ist, und dass ei­ne heisse, schweissnasse Umgebung ideal für die Verbrei­tung von Virusinfektionen ist.'10 Hinzu kommt, dass Ecsta­sy-Konsumentlnnen an Raves oft Hautkontakte haben. Es ist einfach einzusehen, dass MDMA zwar nicht direkt das Immunsystem beeinträchigt, dass sein Konsum aber Ener­giereserven aufbraucht und dies indirekt die Anfälligkeit für Erkältungen und andere Infektionen erhöht.

1992 wurde berichtet, dass Leute nach mehrmaligem MDMA-Konsum an Hepatitis oder Gelbsucht erkrankt sind.58-60 Auch auf Nierenschäden wurde hingewiesen.30 Diese Berichte stützen sich auf Meinungen von Mediziner-

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58 1.6. Gefahren

Bleibende Gesund­

heitsschädigungen

Langfristige psy­

chische Gefahren

Innen, und nicht auf Untersuchungen oder Forschungen, diese Gefahren sind deshalb eher potentiell als erwiesen. Es ist nicht bekannt, ob diese Krankheiten vom Konsum von Alkohol oder von anderen Drogen verursacht wurden oder ob die Patientinnen ursprünglich schon schwache Nieren oder Lebern hatten. Bei Tierversuchen wurden sol­che Schäden nicht gefunden, und in den Vereinigten Staaten sind solche Fälle nicht bekannt. Diese Schäden könnten dadurch erklärt werden, dass die Drogen verun­reinigt127 oder dass die Nieren von Dehydrierung betrof­fen waren.119 Es wird befürchtet, dass Ecstasy schädlich sein kann, wenn es mit Alkohol62 oder Amphetaminen141 kombiniert wird.

Es wird oft argumentiert, dass MDMA nie die strengen Versuchsreihen, die für ein rezeptpflichtiges Medikament verlangt werden, durchlaufen musste und deshalb ein unbestimmtes Risiko bestehe. Dagegen lässt sich einwen­den, dass MDMA während der letzten zwanzig Jahre von Millionen von Personen getestet wurde, was eigentlich eine ziemlich strenge Versuchsreihe darstellt. Natürlich wurden diese Versuche wahllos und nicht unter kontrol­lierten Bedingungen gemacht, aber mit einer solch enor­men Anzahl von Versuchspersonen hätten bis heute Be­weise auftreten müssen, dass die Substanz toxisch ist. Da dies nicht der Fall ist, scheint die Annahme, dass - ob­wohl es unbekannte Schäden geben könnte - das Risiko von MDMA nicht grösser ist als das eines rezeptpflichti­gen Medikamentes, durchaus angemessen.

Eine der schlimmsten Gefahren von Ecstasy ist, dass es permanente Hirnschäden verursachen könnte, ohne dass die Gebraucherinnen dies wissen. Es ist behauptet wor­den, dass MDMA Nervenendigungen oder Synapsen73 zer­störe und dass Konsumentinnen schliesslich an Depres­sionen und vorzeitiger seniler Demenz leiden werden - dem Gedächtnisschwund und der Verwirrung bei alten Leuten.Diese Gefahren sind nicht bewiesen worden. In einem Versuch konnte lediglich gezeigt werden, dass starke MDMA-Konsumentlnnen wahrscheinlich ein leicht schwä­cheres Kurzzeitgedächtnis haben. Sie zeigten jedoch kei­ne Anzeichen von Depressionen oder anderen Problemen, die ihr Leben beeinträchtigen könnten.156 In einem ande­ren Versuch fanden die Forscherinnen sogar heraus, dass Langzeit-Gebraucherlnnen besser abschnitten als Nichtge-

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59 1.6. Gefahren

Hirnschäden

braucherlnnen. Die Konsumentlnnen zeigten «eine ver­minderte Impulsivität, ein grösseres Bedürfnis zur Scha­denvermeidung und eine weniger indirekte Aggres­sion».157 (Mehr darüber im nächsten Abschnitt.)Manche Leute argumentieren damit, dass sich solche Schäden erst im Alter zeigen werden. Der Serotonin-Spie- gel sinkt normalerweise mit dem Alter, was durch den MDMA-Gebrauch noch verstärkt würde. Dies setzt voraus, dass manche negativen Aspekte des Alters mit dem tiefe­ren Serotonin-Spiegel zu tun haben. Es gibt jedoch keine Beweise für diese Hypothese und auch nicht dafür, dass MDMA auf alte Leute schädlich wirkt.

Die Beweise, dass MDMA Hirnschäden verursacht, basie­ren auf Tierversuchen mit Ratten, aber auch mit Mäusen, Hunden und Affen. Den Tieren wird die Droge verab­reicht, dann werden sie getötet und ihr Hirn für die Untersuchung in Schnitte zerteilt. Weil es Milliarden von sehr kleinen Hirnzellen gibt, kann es schwierig sein, Schädigungen nachzuweisen. Deshalb sind verschiedene indirekte Methoden entwickelt worden, die zeigen sollen, ob und wo ein Schaden auftritt.Die gebräuchlichste, einfachste Methode besteht darin, den Serotonin-Spiegel (5HT) in den Hirnzellen und Ner­ven zu messen, nachdem während mehrerer Wochen oder Monate MDMA-Injektionen verabreicht wurden.Dazu wird ein Hirnschnitt genommen, das darin enthal­tene Serotonin extrahiert und gemessen. Viele rezept­pflichtige Medikamente senken den Serotonin-Spiegel vorübergehend: Wird er danach nicht wieder normal, nimmt man an, dass die Zellen geschädigt worden sind und Serotonin «verloren» haben. Dauert es lange, bis der Serotonin-Spiegel wieder normal ist, wird angenommen, dass das Hirn zwar geschädigt worden ist, dass es sich aber allmählich selbst wieder erholt hat.Aus Versuchen wurde gefolgert, dass MDMA toxisch ist, weil hohe Dosierungen den Serotonin-Spiegel von Ratten senken. Ausserdem wurde Affen MDMA verabreicht und festgestellt, dass der Serotonin-Spiegel nie mehr ganz normal wird. Die Forscherinnen nahmen deshalb an, dass die Affenhirne bleibend geschädigt wurden, was zu den Befürchtungen geführt hat, dass auch das menschliche Hirn geschädigt werden könnte.63 Die verabreichten Dosen waren ein weniger höher als normal. MDMA wirkt jedoch unterschiedlich auf die Spezies,64 Menschen sind meist empfindlicher als Tiere.

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1.6. Gefahren

Die Berichte über Hirnschäden bei Tieren haben Panik ausgelöst und dazu geführt, dass MDMA unter die gefähr­lichsten Drogen klassiert wurde. Im Laufe der Jahre sind jedoch Zweifel aufgekommen, ob diese Resultate gültig sind, da der festgestellte körperliche Schaden nicht mit einem geistigen Schaden verbunden war.72 In der wissen­schaftlichen Literatur gibt es keinen einzigen erwiesenen Fall, der die Neurotoxizität von MDMA definitiv mit ver­haltensbestimmten oder funktionalen Auswirkungen ver­knüpft. In psychologischen Tests mit MDMA-Konsument­lnnen konnten keine Schäden nachgewiesen werden, und PsychiaterInnen, welche die Droge mit Patientinnen anwenden, haben ebenfalls keine Schäden beobachtet.69

1993 konnte zufällig nachgewiesen werden, dass viele der angeblichen Beweise für MDMA-Hirnschäden auf falschen Voraussetzungen aufbauten. Bei seinem Versuch, ein Standardverfahren zur Messung von Neurotoxizität zu entwickeln, brauchte Dr. James O’Callaghan Ratten mit geschädigten Hirnzellen. Deshalb verabreichte er Ratten MDMA. Ihre Hirnzellen waren jedoch überraschenderwei­se nur geschädigt, wenn er ihnen zweimal täglich zwei Wochen lang wirklich hohe Dosen (über 30 mg/kg = 20 Ecstasy für einen Menschen) verabreichte! Er überprüfte daraufhin die früheren Versuche, welche die Schädigun­gen von Nervenendigungen durch ziemlich moderate Dosen bewiesen hatte. Er entdeckte, dass diese Ergebnisse fehlerhaft waren. Die Wissenschafterlnnen hatten den Schaden nicht mittels des aufwendigen Verfahrens der «Silberfärbung» beobachtet, sondern etwas vermutet, was sich als falsch erwies, nämlich dass eine Veränderung der Serotonin-Menge im Hirn eine Schädigung bedeutet. Die Vermutung wurde damit begründet, dass es zwischen Hirnzellen Serotonin gibt und dass bei einer Schädigung der Zellen der Serotonin-Spiegel sinkt. «Es ist wie bei einem Wasserrohr», erklärte der Forscher. «Die Wissen­schafter haben herausgefunden, dass das Rohr weniger Wasser enthält, und haben daraus voreilig den Schluss gezogen, dass das Rohr ein Loch hat, ohne den eigentli­chen Schaden zu finden.»71 Ein anderes Forschungspro­jekt hat gezeigt, dass die Toxizität von MDMA bei Ratten vom Käfig abhängig ist, in dem sie gehalten werden - was noch mehr Zweifel auf die früheren Forschungsergebnis­se wirft.177

1994 jedoch wurden die Ergebnisse eines fünfjährigen Forschungsprojektes an Menschen veröffentlicht, die dar­aufhinweisen, dass es zu Hirnschäden kommt, wenn Leu­

60

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1.6. Gefahren

te während Jahren hohe, aber nicht unübliche Mengen von MDMA konsumieren.157 Es sind erneut indirekte Methoden angewandt worden, die - auch wenn unbestä­tigt - ernst zu nehmen sind. Nachdem Affen verschiedene Dosierungen MDMA gegeben wurden, untersuchte man ihre Rückenmarkflüssigkeit. Dann wurden sie getötet und geprüft, ob ihr Hirn geschädigt sei. Es zeigte sich, dass die Anzahl Serotonin erzeugender Hirnzellen abge­nommen hatte.Nun verglichen die Forscherinnen die Rückenmarkflüs­sigkeit von Affen und MDMA-GebraucherInnen. Vorausge­setzt, dass zwischen Menschen und Affen eine Ähnlich­keit besteht, wies die Rückenmarkflüssigkeit der MDMA- Gebraucherlnnen daraufhin, dass ihr Serotonin-Spiegel ebenfalls tiefer war. Bei den Affen vermehrten sich die Zellen zwar wieder, produzierten aber weniger Serotonin. Die Forscherinnen suchten daraufhin anhand psychologi­scher Tests nach Anzeichen von Schäden, mussten jedoch zu ihrer Überraschung feststellen, dass die MDMA- Gebraucherlnnen besser abschnitten als Nichtgebraucher- Innen! In den Medien wurden diese Ergebnisse entweder ignoriert oder damit interpretiert, dass eher Personen mit sanften Persönlichkeiten von MDMA angezogen wer­den. 194

Andere Forscherinnen haben die Schlussfolgerung, dass körperliche Schäden entstehen, kritisiert und gesagt, dass anhand der Rückenmarkflüssigkeit nicht angenommen werden darf, dass es zu Hirnschäden kommt. Es gibt je­doch auch eine andere Erklärung für den tieferen Seroto- nin-Spiegel: Er war bei den untersuchten MDMA- Gebraucherlnnen schon vorher tiefer. Obwohl es Anzei­chen dafür gibt, dass MDMA neurotoxisch ist,143 scheinen die angenommenen Hirnschädigungen die Hirnfunktion nicht negativ zu beeinflussen.Ein anderer Beweis dafür, dass die geschädigten Seroto­nin produzierenden Hirnzellen die Hirnfunktion wahr­scheinlich nicht beeinträchtigen, ist das Medikament Fen- fluramin, das ähnliche Schäden wie MDMA bewirkt. Es ist als rezeptpflichtiges Medikament jahrelang verschrieben worden, ohne dass je über Hirnschädigungen berichtet wurde.64-65-66-70-137-141-1S4-157

Bedenken sind aufgetaucht, dass ein konstant tiefer Sero­tonin-Spiegel vielleicht psychische Probleme wie Depressionen auslösen könnte. SSRI-Drogen (Selective Serotonin Reuptake Inhibitors) wie Prozac,67 die heutzuta­ge als Glückspillen oft verschrieben werden, senken den

61

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62 1.6. Gefahren

Verunreinigungen

Serotonin-Spiegel ebenfalls und werden als harmlos betrachtet.68-74-137

Dies beweist nicht, dass Ecstasy sicher ist, sondern dass einige der (breit veröffentlichten) Beweise gegen MDMA unzuverlässig sind. Ich komme zum Schluss, dass ein über Jahre hinweg hoher MDMA-Gebrauch die Hirnzellen wahrscheinlich schädigt, aber keine psychischen Proble­me auslöst - und vielleicht sogar nützlich sein kann.Auch wenn die Wirkungen vorteilhaft zu sein scheinen, bleibt das Risiko offensichtlich bestehen, dass es zu blei­benden Veränderungen im Hirn kommt, deren Prozess noch nicht ganz verstanden wird.

Eine andere denkbare Gefahr ist jene, dass das, was als Ecstasy gehandelt wird, mit einem Gift oder mit einer suchterzeugenden Droge wie Heroin vermischt ist. Dies scheint jedoch nicht vorzukommen, nie konnten Proben diesen Verdacht bisher erhärten. Dr. John Henry von der National Poisons Unit hat im Blut und Urin von Menschen, die an Drogenkonsum schwer erkrankt oder gestorben sind, nach Giften gesucht und in keinem Fall solche gefunden.5'-1,3 Er fand jedoch Paracetamol,Codein, Amphetamin, MDA, MDEA, Ketamin, Tiletamin und LSD.152 Dr. Les King hat im gerichtsmedizinischen Labor von Aldermaston von der Polizei beschlagnahmte, verdächtige Drogen untersucht und ist noch nie auf giftig verunreinigtes Ecstasy gestossen, er hat auch sonst nie davon gehört.54

Gründlicher - und liberaler - geht die holländische Regie­rung vor: Sie stellt Leute an, die auf den Strassen von Amsterdam Drogen kaufen, lässt diese analysieren und veröffentlicht die Resultate. Auch dort sind keine dem Ecstasy beigemischten Gifte oder suchtgefährdenden Dro­gen gefunden worden.21

Warum bleiben die Gerüchte bestehen? Eine grosse Men­ge des verkauften Ecstasy ist nicht MDMA.172 Die Gebrau­cherinnen verspüren eine andere Wirkung als diejenige, die sie erwartet haben. Viele von ihnen wissen nicht, dass auch mit reinem MDMA in manchen Situationen die Wir­kungen unangenehm sein können. Die meisten wollen einfach Spass haben und glauben, keine psychischen Pro­bleme zu haben. Machen sie dann unangenehme Erfah­rungen, ist es für sie annehmbarer, diese mit einer «Ver­giftung» des Ecstasy zu erklären.

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63 1.6. Gefahren

Unmittelbare psy­

chische Gefahren

Sucht

Meiner Meinung nach ist das psychische Risko beim MDMA-Gebrauch viel grösser als das körperliche. Wäh­rend die Wissenschafterlnnen intensiv nach körperlichen Schäden suchen, sind Fälle von seelischen Schäden leicht zu finden. Oft ist es allerdings fragwürdig, diese direkt Ecstasy zuzuschreiben.170

Ich bin Menschen begegnet, deren Leben durch MDMA reicher geworden zu sein schien. Ich traf aber auch ande­re, deren Leben schlimmer, wenn nicht sogar «ruiniert» wurde, wie Boulevardzeitungen schreiben würden. Ecsta­sy kann eine enorme Wirkung auf Menschen haben, und diese ist nicht immer nur zu ihrem Vorteil.Personen können durch den Druck ihrer Bezugsgruppe zum Ecstasy-Konsum gedrängt werden und sich minder­wertig fühlen, wenn sie die Wirkungen nicht geniessen. Manche Leute behaupten zum Beispiel, dass Ecstasy die «wahre Persönlichkeit» aufdecke, weil Blockierungen oder Abwehr gelöst würden. Auch wenn dies stimmen könnte, gibt es zahlreiche, vollkommen normale Menschen, die sich durch MDMA nicht befreit fühlen und die Erfahrung, aus welchem Grund auch immer, nicht geniessen. Manchen gefällt die Droge, sie leiden jedoch unter den psychischen Wirkungen. Oft rührt das daher, dass Ecstasy zu oft und in zu grossen Mengen genommen wird, was Paranoia und Depressionen verursachen kann. Andere finden den Alltag im Vergleich einfach langweilig und verlieren ihre Motivation.Es ist schwierig, ohne weitere Forschungen die psychi­schen Gefahren zu erkennen - psychische Probleme sind immer mit anderen Faktoren verbunden, oft auch mit dem Konsum anderer Drogen. Bei allen Fällen, von denen mir erzählt wurde, Ecstasy habe das Leben einer Person ruiniert, waren grosse Mengen oder andere Drogen mit im Spiel. Erzählt wird auch von Erstgebraucherlnnen, die ausgeflippt sind - ich kenne allerdings niemanden per­sönlich: Es scheint wahrscheinlich, dass sie labile Persön­lichkeiten waren, bei denen MDMA eher auslösendes als verursachendes Element war. Durch weitere Forschungen könnten in Zukunft Unglücksfalle vermieden werden.

Eine Droge wird dann als suchterzeugend betrachtet, wenn körperliche Entzugserscheinungen auftreten, wenn eine regelmässige Konsumentin oder ein regelmässiger Konsument sie nicht mehr nimmt. MDMA ist nach dieser Definition nicht suchterzeugend. Eigentlich existiert eine eingebaute Sperre: Bei häufigem, regelmässigem Konsum

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64 1.6. Gefahren

Führt Ecstasy-

Gebrauch zu

anderen Drogen?

nehmen Nebenwirkungen zu und entwickelt sich schnell eine Toleranz.34 Mit Alkohol kann man sich jeden Abend betrinken - die Wirkung von MDMA nimmt dagegen rasch ab. Die angenehmen Wirkungen werden immer kleiner, in weniger als einer Woche täglichen MDMA- Gebrauchs verschwinden sie vollkommen, während die Amphetamin-ähnlichen Wirkungen zunehmen.37 In sol­chen Fällen soll mehrere Tage lang kein MDMA mehr ein­genommen werden, erst dann spürt man es wieder gut.Es kann mehrere Wochen dauern, bevor wieder die volle Wirkung eintritt. In den USA, wo Ecstasy als spezielle Freizeitdroge betrachtet wird, ist der häufige Konsum fast unbekannt. Viele britische Konsumentinnen nehmen MDMA jedoch jedes Wochenende. Mit immer höheren Dosen versuchen sie die Toleranz zu überwinden, und sie finden sich damit ab, dass die Wirkung schwach ist.Viele regelmässige Konsumentinnen nehmen Ecstasy, um sich gut zu fühlen - den Rest der Zeit sind sie niederge­schlagen und antriebslos. Andere finden das Leben ein­fach eintönig, wenn sie nicht auf Ecstasy sind. Die mei­sten Konsumentinnen harter Drogen schätzen Ecstasy nicht.76 Die amerikanische Drug Enforcement Administra­tion hat aus Experimenten mit MDMA gefolgert, dass MDMA potentiell zu Missbrauch führt: Es wurde heraus­gefunden, dass kokainsüchtige Affen sich «selbst mit MDMA stärken».12’141

Ecstasy und Opiate haben sehr wenig gemeinsam. Fixerln- nen können ihre Bedürfnisse mit MDMA nicht stillen.76 Im Drogenbereich tätige Sozialarbeiterinnen glauben, es sei unwahrscheinlich, dass MDMA-Gebraucherlnnen zu suchterzeugenden Drogen übergehen - Fixerinnen seien eine andere soziale Gruppe. Typische Ecstasy-Konsument- Innen sähen in Opiatabhängigen keine romantischen Antiheldinnen und würden Heroin und das Injizieren von Drogen deutlich ablehnen.42-78-79 Es gibt Hinweise dafür, dass MDMA zum Versuch von Halluzinogenen ver­leiten kann.26-40 Ein Konsument behauptet, dass 2CB für Ecstasy-Gebraucherlnnen ein Einstieg in die Welt der Psy­chedelika ist.138 Ecstasy-Konsumentlnnen nehmen im all­gemeinen auch andere Drogen, meint Mark Gilman von Lifeline, insbesondere Amphetamine, LSD und Cannabis, allerdings seien sie von keiner abhängig.78-118

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65 1.6. Gefahren

Überdosierung

Wie viele Tote

sind Ecstasy

zuzuschreiben?

Der Konsum von mehreren Ecstasy gleichzeitig soll eine Amphetamin-ähnliche Wirkung haben und zu «einem nervösen, angstauslösenden, stimulierenden Hoch»5 füh­ren. Manche Gebrauchelinnen nehmen Ecstasy, um genau diese Wirkung zu erzielen; es wurde jedoch beob­achtet, dass sie allmählich zu Amphetaminen überwech­seln.11 Wahrscheinlich sind hohe und häufige Dosierun­gen schädlich. Ein Mann soll jedoch zweiundvierzig Tabletten genommen und danach nur einen Kater51 gehabt haben. Eine Frau berichtete, sie habe einmal hun­dert Tabletten gleichzeitig genommen (siehe 5. Erfah­rungsberichte). Ecstasy und Amphetamine sind wahr­scheinlich toxischer, wenn sie kombiniert werden.180 Das Risiko, dass Überdosierungen zu permanenten Schä­den führen, ist gross, obwohl dies nicht spezifisch bewie­sen ist.53 74 Schädigungen können durch die Einnahme von Prozac176 und vielleicht auch von Vitaminen36 redu­ziert werden, auch wenn diese Stunden danach genom­men werden. Zur medizinischen Behandlung bei Überdo­sierungen siehe Anmerkung 180.

Das Todesrisiko beim Gebrauch einer Droge kann auf zwei Arten berechnet werden: Man kann die Anzahl der Toten mit der Anzahl konsumierter Dosen vergleichen, was das Todesrisiko pro Dosis ergibt, wie beispielsweise eins zu einer Million. Oder man vergleicht die Anzahl der in einem Jahr gestorbenen Menschen mit der Anzahl der Drogenkonsumentlnnen, was das Todesrisiko pro Jahr ergibt. Für beide Berechnungen braucht man zwei Zah­len: die Zahl der Drogenkonsumentlnnen und die Zahl der an Drogenkonsum gestorbenen Menschen. Überraschenderweise ist die Frage, wie viele Tote Ecstasy zuzuschreiben sind, nicht leicht zu beantworten. Die offi­ziellen Zahlen des britischen Innenministeriums sind zu alt, um von Nutzen zu sein. Offiziellen Schätzungen zufolge beträgt die Anzahl Todesfälle in England zwi­schen zehn und zwanzig.80 81

Die National Poisons Unit gibt an, dass es zwischen Janu­ar 1988 und Juli 1992 vierzehn Todesfälle gegeben hat, die mit Ecstasy zu tun hatten52. In diesen Fällen wurde im Blut oder im Urin der Opfer MDMA gefunden, was jedoch nicht heisst, dass MDMA die Todesursache war. Die Liste ist nicht umfassend.In der Presse wurden bis März 1993 siebzehn bis zweiund­zwanzig Todesfälle Ecstasy zugeschrieben.82 Diese Zahlen der Medien sind jedoch nicht gesichert: Bei einem mit

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1.6. Gefahren

Ecstasy im Zusammenhang stehenden Todesfall wird oft fälschlicherweise angenommen, dass MDMA die Todesur­sache war, und nicht, dass das Opfer zwar Ecstasy konsu­miert hat, dass aber die Todesursache nicht festgestellt wurde. Auch anspruchsvollen Zeitungen und medizini­schen Zeitschriften kann in dieser Frage nicht vertraut werden.Eine amerikanische Untersuchung von fünf Toten, die Ecstasy genommen hatten, ergab, dass andere potentiell tödliche, medizinische Faktoren eine wichtige Rolle gespielt haben. Obwohl nach dem Tod im Blut der Opfer MDMA gefunden wurde und dies auf unbekannte oder indirekte Weise zu ihrem Tod beigetragen haben könnte, wurde in vier dieser Fälle der MDMA-Konsum nicht als primäre Todesursache bezeichnet.53 Der fünfte Todesfall könnte ebenfalls andere Ursachen gehabt haben.26 Die Organisation DAWN (Drug Abuse Warning Network, Teil der amerikanischen Drogenbehörde NIDA) sammelt in den Unfallstationen des ganzen Landes Informationen über den illegalen Drogenkonsum.22 Das Personal der Un­fallstationen schickt DAWN einen Bericht, wenn jemand eingeliefert wird, der Drogen auf sich trägt oder in dessen Blut oder Urin eine Droge gefunden wurden, oder wenn bei einer Autopsie Drogenspuren entdeckt werden. An DAWN wird auch berichtet, wenn sich jemand mit einem Problem an die Stelle wendet und erwähnt, es habe mit einer Droge zu tun. DAWN analysiert diese Berichte und veröffentlicht eine Liste mit allen Drogen, über die es im vergangenen Jahr mehr als zweihundert Berichte erhal­ten hat. Obwohl 138 Drogen aufgelistet sind, ist Ecstasy nie enthalten gewesen. DAWN veröffentlicht auch eine separate Liste von Drogen, die mehr als zehn Menschenle­ben gefordert haben, und auch darauf ist Ecstasy nicht zu finden. Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass die allgemei­nen, medizinischen Bedenken über den MDMA-Gebrauch unbegründet sind: Es kommt selten zu Unglücksfallen, und über hundert andere Drogen sind problematischer als Ecstasy. Auch wenn es in Grossbritannien im Ver­gleich mehr Probleme mit MDMA gibt, sind die Zahlen immer noch unbedeutend.Es erscheint als wahrscheinlich, dass die in Grossbritan­nien dem MDMA-Gebrauch zugeschriebenen vierzehn Todesfälle, neben sehr seltenen Ausnahmen, auf Hitz- schlag zurückzuführen sind.Die National Poisons Unit bezeichnet das Jahr 1991 als das schlimmste, sie zählt in diesem Jahr sieben Todesfäl­

66

Page 66: Nicholas Saunders - Ecstasy

67 1.6. Gefahren

Soziale Gefahren

le, die erwiesenermassen mit Ecstasy zu tun hatten.52 Die Zahl der Ecstasy-Konsumentlnnen in Grossbritannien ist in Kapitel 1.5. diskutiert worden: Aufgrund von Erfah­rungen wird eine Zahl zwischen einer und fünf Millionen geschätzt. Auch die Häufigkeit des Drogenkonsums ist eine Schätzung: Eine Londoner Untersuchung hat gezeigt, dass ein Drittel der Konsumentlnnen mindestens einmal in der Woche Ecstasy nehmen, während nur weni­ge an Wochenenden zwischen zehn und zwanzig Ecstasy konsumieren. Dies würde bedeuten, dass der durch­schnittliche Konsum etwa bei 25 Ecstasy im Jahr liegt. Nimmt man die höchste Zahl von sieben Toten im Jahr 1991, und schätzt man die Anzahl der Konsumentlnnen auf lediglich eine Million, würde das Risiko, infolge von Ecstasy-Konsum zu sterben, 7 zu 1 Million oder 1 zu 143 000 im Jahr betragen. Wenn Konsumentlnnen durch­schnittlich 25 Ecstasy im Jahr nehmen, beträgt das Risiko jedesmal 7 zu 25 Millionen oder 1 zu 3,6 Millionen.Es gibt Sportarten, die offensichtlich viel gefährlicher sind, wie etwa das Fallschirmspringen, bei dem 3 von 1000 Sportlerinnen im Jahr tödlich verunfallen. Spielt man Fussball, geht man jedes Jahr ein Todesrisiko von 1 zu 25 000 ein. Aber auch Daheimbleiben ist nicht sicher, denn das Risiko eines tödlichen Haushaltsunfalls beträgt 1 zu 26 000 im Jahr!16

Viele rezeptpflichtige Medikamente und solche, die man ohne Rezept kaufen kann, haben ein hohes Risiko. Zum Beispiel sterben in Grossbritannien jedes Jahr über zwei­hundert Personen an Paracetamol - das ist ein Vielfaches der Toten mit MDMA.162

Viele Leute werden sagen, diese Zahlen seien nicht aussa­gekräftig, da sie auf geschätzten Statistiken basieren. Wenn wir annehmen, dass die geschätzten Zahlen die Ergebnisse ums Zehnfache verzerren, bleibt das Risiko, infolge des Ecstasy-Konsums zu sterben, immer noch kleiner als bei der Teilnahme an vielen akzeptierten Akti­vitäten. Ein Drogenfachmann bemerkte einmal, Raver würden bestimmt umkommen, wenn sie stundenlang tanzten und statt Ecstasy alkoholische Getränke konsu­mierten.55 Träfen Raver und Organisatorlnnen die ange­messenen Massnahmen, um Überhitzung zu vermeiden, wäre das Risiko unbedeutend.

Eine wirkliche Gefahr beim Ecstasy-Gebrauch besteht dar­in, dass man etwas tun oder sagen könnte, das man nach­her bereut oder unter dem jemand anders leidet. Dies

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68 1.6. Gefahren/1.7. Was ist E und woher kommt es?

kann triviale Folgen haben, wenn man beispielsweise je­manden durch die eigene Hemmungslosigkeit öffentlich in Verlegenheit bringt, aber auch ernste Folgen wie z.B. ein nicht wiedergutzumachendes Zerwürfnis, wenn man seinem Vater gesteht, man habe ihn nie respektiert. Oder man mag dazu geneigt sein, «eine Exgeliebte oder einen Bekannten anzurufen und ihnen zu sagen, wie sehr man sie liebt».7 Eine andere Gefahr ist jene der «unangemesse­nen Gefühlsbindung», womit gemeint ist, dass man sich in die Person verliebt, mit der man gerade zusammen ist.43 Dieselbe Quelle behauptet allerdings auch, dass «alles, wozu du dich entscheidest, die perfekte und ange­messene Wahl sein wird». Impulsiv zu handeln, während man unter dem Einfluss von E ist, kann ein Fehler sein - selbst wenn mit Ecstasy Einsichten möglich sind, können Fehler gemacht werden.86 Eine andere Art von Gefahr ist, dass Personen durch ihren Ecstasy-Konsum in die Illegali­tät gedrängt werden, wie einst die Alkohol-Konsumentln- nen während der Prohibition in den USA, und sich ihre Achtung vor den Gesetzen vermindert.77’13

1.7. Was ist Ecstasy Ecstasy ist MDMA. Seine chemische Bezeichnung lautetund woher kommt es? 3,4-Methylendioxy-N-Methylamphetamin, sie beschreibt

die Zusammensetzung des Moleküls. Der Buchstabe N und die Zahlen 3,4 werden oft weggelassen, was den ge­bräuchlicheren Namen Methylendioxymethamphetamin ergibt. (Die 3 und die 4 beschreiben, wie die Komponen­ten des Moleküls angeordnet sind, da es möglich ist, ein Isomer mit denselben Komponenten, aber einer anderen Anordnung herzustellen.) Entsprechend werden die Initi­alen manchmal auf MDM gekürzt (obschon dies altmo­disch ist), und dann gibt es natürlich die verschiedenen gebräuchlichen Namen wie E, Adam, XTC und Empathy. Viele Leute glauben, dass der Name eine Mischung von Bestandteilen bedeutet, aber das ist falsch. Wasser ist auch keine Mischung von Sauer- und Wasserstoff, auch wenn seine Moleküle aus Sauerstoff- und Wasserstoffato­men bestehen. Wie Wasser ist MDMA eine reine Substanz und keine Mischung. Obschon das Wort Amphetamin im Namen enthalten ist und das britische Gesetz MDMA als «psychedelisches Amphetamin» bezeichnet, enthält MDMA kein Amphetamin. (In der Schweiz ist MDMA den Halluzinogenen zugeteilt.) Die Amphetamin-ähnlichen Wirkungen von MDMA können mit der Dopamin- Ausschüttung in Verbindung gebracht werden.38-186

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69 1.7. Was ist E und woher kommt es?

Ist es wirklich

Ecstasy?

Qualität von Ecstasy

Was als Ecstasy verkauft wird, ist oft MDA (3,4-Methylen- dioxyamphetamin) oder MDEA (3,4-Methylendioxy- ethylamphetamin, auch MDE oder Eve genannt). Auch diese sind reine Substanzen. Als «Ecstasy» werden in Grossbritannien oft andere Drogen wie z.B. Mischungen von LSD und Amphetaminen oder Koffein angeboten. In den USA ergaben Proben ein ähnliches Bild: Nur die Hälf­te der Stichproben waren reines MDMA, die andere Hälfte MDA, MDEA, eine ähnliche oder eine ganz andere Droge oder Imitationen.161

Viele regelmässige Konsumentlnnen sind davon über­zeugt, dass die Qualität von Ecstasy heute nicht mehr so gut ist wie früher. Auch wenn dies wahr wäre, hängen die persönlichen Erfahrungen mit E von mehreren Faktoren ab, die mit der Qualität der Droge nichts zu tun haben. Der erste Faktor ist Toleranz.34110 37 Wäre die Versorgung mit absolut reinem MDMA unbegrenzt, und würde eine Person jeden Tag in derselben Situation dieselbe Dosis nehmen, wäre die sanfteste, offenste und zärtlichste Erfahrung mit den geringsten Amphetamin-ähnlichen Wirkungen die erste Dosis. Alle nachfolgenden Dosen würden weniger zärtliche als aufputschende Gefühle aus- lösen, so dass nach etwa fünf Tagen genausogut Ampheta­mine (Speed) genommen werden könnten. Um die guten Wirkungen wieder zu spüren, darf man für eine Weile kein MDMA mehr nehmen. Nach einer Woche ohne MDMA tritt die Wirkung fast wieder normal ein, für die volle Wirkung muss man jedoch sechs Wochen warten. Auch dann ist die Erfahrung vielleicht nicht so gut wie die erste. Dies kann damit zu tun haben, dass man bereits mit der Wirkung vertraut ist." Die Toleranz ist je nach Person und Dosierung verschieden. Im grossen und gan­zen tritt sie bei jenen auf, die mehr als ein E in der Woche nehmen.Der zweite Faktor ist die Stimmung beim Konsum.Obwohl dies mit MDMA weniger deutlich zum Vorschein

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1.7. Was ist E und woher kommt es?

kommt als bei anderen Drogen (insbesondere mit LSD), variiert die Wirkung stark je nach Stimmung. Eine der Wirkungen besteht ja bekanntlich darin, unterdrückte Gefühle hervorzubringen. Man merkt vielleicht gar nicht, dass man sich unbehaglich fühlt, bis die Droge zu wirken beginnt. Die äusseren Umstände beim Ecstasy-Konsum beeinflussen die Wirkung ebenfalls. Es ist behauptet wor­den, dass das Tanzen die Wirkung der Droge verändert.32 Erwartungen spielen eine überraschend grosse Rolle bei der Wirkung - man erlebt, was man erwartet. Alle möch­ten gerne glauben, dass sie nicht getäuscht werden kön­nen. Versuche, bei denen LSD und Haschisch durch ein Placebo ersetzt wurde haben aber gezeigt, dass zumindest mit diesen Drogen fast alle das erleben, was sie erwartet haben.109 Alexander Shulgin, der ein Buch über die Wir­kungen von Psychedelika2 geschrieben hat, berichtet, dass im Krieg sein Daumen operiert werden musste. Voi­der Operation gab man ihm ein Glas Orangensaft mit einem weissen Pulver, das ihn sofort bewusstlos machte. Später sagte man ihm, dass das Pulver Zucker war!Die allgemeine Qualität von Ecstasy ist in den letzten Jah­ren dennoch gesunken. Als Ecstasy in England aufkam, brachten es begeisterte Konsumentlnnen aus den USA ihren Freundinnen mit. Damals war es meist rein und stark. Heute stammt es hauptsächlich aus illegalen Betrie­ben in Holland und wird profitmässig von Unternehmer­innen vertrieben. Die Qualität54 könnte gesunken sein:

1. weil es schwächer ist. Dr. Les King, der von der Polizei be­schlagnahmte Drogen testet, hat den Eindruck, dass die Stärke der Pillen und Kapseln in den letzten paar Jahren um 10 bis 20 Prozent gesunken ist.

2. weil es MDA und nicht MDMA ist. In England wird genau soviel MDA wie MDMA beschlagnahmt. Die Wirkung von MDA ist weniger warmherzig und eindringlich, obwohl es MDMA so ähnlich ist, dass es als Ecstasy verkauft werden kann. Der offensichtlichste Unterschied ist, dass MDA zweimal so lange, acht bis zwölf Stunden, wirkt.

3. weil es MDEA und nicht MDMA ist. MDEA ist 1992 auf den Markt gekommen. Auf der Strasse wird immer mehr MDEA als «Ecstasy» verkauft. MDEA ist ziemlich ähnlich wie MDMA,131 die meisten, welche die beiden Drogen ver­glichen haben, schätzen es aber weniger. Sie sagen, dass sie weniger kommunikativ sind oder dass sie sich mehr «stoned» fühlen und einen weniger klaren Kopf haben. MDEA wirkt etwa gleich lange wie MDMA, d.h. drei bis fünf Stunden.

70

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71 1.7. Was ist E und woher kommt es?

4. weil es eine Mischung obgenannter Substanzen mit ande- - ren Drogen ist. Viele glauben, dass die erfahrenen Wir­kungen auf Mischungen zurückzuführen seien: «Dieses hier hat etwas mehr Speed enthalten», Mischungen von Drogen des MDMA-Typs gibt es jedoch selten.

5. weil es ein Drogen-Cocktail ist, MDMA ersetzen soll.Wenn MDMA knapp ist, stellen Dealer Mischungen, z.B. mit LSD und Amphetamin, her, von denen sie sich ähnli­che Wirkungen versprechen. Der Wirkung dieser Kombi­nation fehlt die Wärme und das Einfühlungsvermögen von MDMA. LSD-Kombinationen wirken zweimal so lange.

6. weil es ganz einfach Speed ist. In Holland bestanden 15 Prozent der Ecstasy-Stichproben, die auf der Strasse ge­kauft wurden, aus Amphetaminen und/oder Koffein.21

7. weil es eine Imitation ist. Ungefähr 10 Prozent der «Dro­gen», die von der Polizei beschlagnahmt werden, enthal­ten überhaupt keine aktiven Wirkstoffe. Dieses Verhältnis hat sich in den letzten Jahren nicht verändert.

8. weil es mit Giften verunreinigt ist. Boulevardzeitungen behaupten gerne, dass die Pillen manchmal mit suchter­zeugenden Drogen vermischt würden - eine Variante der Horrorgeschichte vom «Rauschgifthändler, der Kindern Gratismuster gibt, um sie süchtig zu machen». Es wird auch gerne behauptet, dass in den Pillen Rattengift oder Glassplitter enthalten seien. Bei Labortests verschiedener Stichproben im In- und Ausland wurden solche Verunrei­nigungen nie gefunden.

9. weil das MDMA schlecht hergestellt wurde und Substan­zen mit üblen Wirkungen enthält. Dies ist möglich, jedoch von den Analysen der Stichproben nicht bestätigt worden.Manchmal wird die vermeintliche Abnahme der Qualität auch damit begründet, dass sich die Wirkung der Droge zusätzlich zur Toleranz bei häufigem Gebrauch verän­dert, dies schien jedoch bei den Versuchen mit MDMA, die an Psychiaterlnnen durchgeführt wurden, nicht der Fall zu sein.26

Wie kann man

herausfinden,

was es ist?

Es ist nicht möglich, MDMA ohne technische Ausrüstung zu identifizieren. Die meisten Leute beurteilen es nach dem Aussehen. Erlangen einige «Sorten» einen guten Ruf, werden sie aber gerne imitiert. Zwei Pillen, die ähnlich aussehen, können voneinander unterschieden werden, indem man sie nebeneinander legt. Man kann jede Pille genau prüfen und sich Merkmale einprägen, die nicht einfach zu imitieren sind, wie z.B. genaue Einzelheiten

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1.7. Was ist E und woher kommt es?

der Pressung. Mit Kapseln ist ein Vergleich viel schwieri­ger, da zwei gleiche Kapseln verschiedene, ähnlich ausse­hende Pulver enthalten können. In solchen Fällen ist der Geschmack der einzige Anhaltspunkt. Deshalb ist es eine gute Idee, gutes E zu kosten und zu wissen, wie es schmeckt.In Holland gibt es Einrichtungen, bei denen man Drogen analysieren lassen kann; mit der Polizei wurde verein­bart, dass sie sich dabei nicht einmischt.'12 Die holländi­sche Regierung bezahlt sogar Leute, die auf der Strasse Drogen kaufen und sie zur Analyse einschicken, und ver­öffentlicht die Ergebnisse.21 In England können Pillen nicht auf legale Weise untersucht werden lassen.Es gibt einen Reagens-StofF namens Marquis, der aus Schwefelsäure und Formaldehyd besteht. Ich habe gese­hen, wie er in Holland dazu verwendet wurde, um von Dealern gebrachte Drogen zu testen (in «MixMag» wurde er fälschlicherweise als Ecstasy-Test-Maschine bezeichnet). Marquis färbt sich mit MDA, MDMA und MDEA dunkel, aber auch mit vielen rezeptpflichtigen Medikamenten und manchmal sogar mit Papier. Dieser Test ist also nicht zuverlässig, besonders dann, wenn er von Unerfahrenen gemacht wird. Es gibt jedoch Leute, die Marquis häufig brauchen und behaupten, dass sie damit verschiedene Drogen unterscheiden können: Mit Amphetaminen färbe sich Marquis orange, mit MDMA werde es dunkler oder braun/schwarz/purpurn.54

Die British Drug Houses und Merck haben einen Testsatz auf den Markt gebracht, der aus vierzig Ampullen Mar­quis besteht. Man bricht die Spitze der Ampulle ab und gibt ein kleines bisschen der Droge hinein. In der Ge­brauchsanleitung steht geschrieben, dass Marquis sich mit Opiaten innerhalb einer Minute violett und mit Amphetaminen und Drogen des MDMA-Typs gelb/orange/ braun färbt. Keine Färbung bedeutet, dass keine dieser Drogen enthalten ist. Benutzt wird dieser Testsatz vor allem, um rasch herauszufinden, ob eine verdächtige Tablette keine illegale Droge enthält.

Die Methode, mit der man MDMA (und andere Drogen) in einem Labor nachweist, wird Chromatographie genannt. Das Prinzip ist ähnlich wie jenes der farbigen Ringe um einen Tintentropfen, der sich auf einem Blatt Papier ver­teilt: Unter kontrollierten Bedingungen bildet jede Droge charakteristische Streifen. Die verschiedenen Drogen wer­den bestimmt, indem man beobachtet, ob sich die charak-

Chemische Analyse

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73 1.7. Was ist E und woher kommt es?

Physikalische

Eigenschaften

Herstellung

teristischen Streifen bilden. Die Methode kann dazu benutzt werden, um Stichproben von Pillen zu testen oder im Blut und Urin Drogen wie MDMA nachzuweisen. Die National Poisons Unit hat ein ziemlich grosses Labor mit chromatographischen Testmaschinen verschiedener Art, mit der je nach einer bestimmten Droge oder einem bestimmten Gift gesucht wird. Cannabis kann bis zu fünf Wochen nach einem einzigen Joint noch nachgewiesen werden, während LSD sehr schwer zu ermitteln ist.MDMA kann, einen Tag nachdem es genommen wurde, nachgewiesen werden, manchmal auch noch später.

Reines MDMA ist eine weisse, kristallartige Masse. Sind die Kristalle zu klein, um ausgemacht zu werden, sieht es wie feines Pulver aus. Oft sind sie jedoch gross und glän­zen. Es ist möglich, Riesenkristalle von bis zu einem Gramm zu produzieren. Das Pulver bleibt am trockenen Finger kleben, bildet aber keine Klumpen. MDMA ist che­misch beständig, es zersetzt sich weder an der Luft noch im Licht oder in der Hitze, d.h., es ist im Gegensatz zu LSD lange haltbar.141 Es ist wasserlöslich, absorbiert aber keine Feuchtigkeit aus der Luft. MDMA hat einen ausge­prägten, starken und eher bitteren Geschmack.

Für medizinische Zwecke wird sehr wenig MDMA herge­stellt.169 Was auf dem Schwarzmarkt verkauft wird, ist also illegal produziert - im Unterschied zu Amphetami­nen, die auch als Medikamente angeboten werden.Was in Grossbritannien auf dem Markt ist, stammt meist aus Holland. Der Grund dafür ist einfach: Die Strafen für Drogenhandel sind in Holland tiefer als in anderen Län­dern und die Bedingungen in den Gefängnissen humaner. Es ist viel weniger riskant, Drogen nach England zu schmuggeln, als dort Produktionsanlagen aufzubauen. Immer mehr Ecstasy wird auch in osteuropäischen Län­dern hergestellt, wo Grundstoffe und Einrichtungen leichter aufzutreiben sind und durch Bestechungsgelder Haftstrafen umgangen werden können. Die Herstellungs­methoden sind gut bekannt,2- 163- 189 so gibt es überall klei­nere Herstellerinnen.Eine Gruppe erzählte mir von ihren Problemen mit der Herstellung.167 Ihr Bericht tönte nicht danach, als hätten sie auf einfache Weise viel Geld verdient, sondern eher wie ein Alptraum - Explosionen und Paranoia inklusive. Lieferantlnnen von chemischen Stoffen oder Laborein­richtungen sind angehalten, bei verdächtigen Bestellun­

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1.7. Was ist E und woher kommt es?

gen die Polizei zu informieren. Darum musste die Gruppe Vorläuferstoffe114 zu überhöhten Preisen auf dem Schwarzmarkt kaufen und ging die Gefahr ein, erpressbar zu werden. Bei der Synthese entstanden giftige Dämpfe. Manchmal, wenn die Dinge ausser Kontrolle gerieten, mussten die Hersteller fluchtartig das Labor verlassen - als sie zurückkehrten, tröpfelte ihr kostbares Produkt von der Decke herab. Manchmal entwichen Dämpfe in weis- sen Wolken aus ihrem Labor und waren meilenweit zu riechen. Sogar der Verkauf war ein Problem, das mit mehr Risiken - und weniger Geld - verbunden war, als sie erhofft hatten.Ich habe mit zwei Personen gesprochen, die klandestine Labors in Holland besichtigt haben.21-112 Eine beschrieb einen kleinen Betrieb, der in einem Eigenheim mit einer veralteten Einrichtung MDMA herstellte. Die zwei Herstel­ler waren keine Chemiker, hatten keine Erfahrung und sich ihr Wissen einfach aus Büchern und Zeitschriften öf­fentlicher Bibliotheken angeeignet. Beim Kauf der Grund­stoffe waren sie vorsichtig und bestellten sie separat bei Lieferantlnnen in verschiedenen Ländern. Das Geld für die Einrichtung - ungefähr £70 000 - stammte von einem Kriminellen, der ins Drogengeschäft einsteigen wollte. Nach sechs Wochen und vielen Fehlschlägen gelang es den beiden, einen Satz MDMA herzustellen. Sie sagen jedoch, mit der richtigen Ausrüstung wäre es viel einfa­cher gewesen.In Grossbritannien sind sehr selten illegale Labors ent­deckt worden. In einem von ihnen, in einem Schuppen eines Gartencenters, konnte innert 24 bis 36 Stunden eine Serie von 20 Kilogramm hergestellt werden - genug für 200 000 Tabletten.89

Beim Herstellungsverfahren entsteht ein Rohstoff, der aus 80 bis 95 Prozent MDMA besteht. Aus einer unvollständi­gen Synthese ergibt sich eine bräunliche Farbe.110 Dem Rohstoff wird ein Füllstoff, der aus einer unwirksamen Masse wie z.B. Kaolin besteht, hinzugefügt, um die Pillen zu binden und grösser zu machen. Eine Pille wiegt zwi­schen 200 und 600 mg, nur ungefähr 100 mg davon sind MDMA.54 Manchmal wird das Ganze gefärbt oder gespren­kelt, indem man verschiedenfarbene Füllstoffe benutzt, um der Pille ein spezielles Äusseres zu verleihen oder um vorzutäuschen, dass die Pille verschiedene aktive Stoffe enthalte.Das Pressen von Pillen ist eine Kunst für sich: Wenn die Pillen zu fest sind, werden sie ganz wieder ausgeschieden.

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1.7. Was ist E und woher kommt es?

Verteilung

Sind sie zu weich, zerfallen sie im Mund oder schon vor­her. Druck und Füllstoff müssen gut beherrscht werden. Kommerzielle Drogenherstellerlnnen benutzen einen kleinen Kolben, der die Masse mit hohem Druck in eine Gussform presst, was die Tabletten hart und glatt macht. In die Gussform ist ein Zeichen oder ein Name graviert, er kann je nach Pille geändert werden. Wie die grossen Arz­neifirmen benutzen auch klandestine Herstelleiinnen eine Gussform, um ihre «Sorte» zu markieren. Es wird jedoch schnell herumerzählt, dass eine bestimmte Sorte gut ist. Bald schon kommen imitierte, ähnlich aussehen­de Pillen auf den Markt, und die Sorte verliert ihren guten Ruf. Deshalb gibt es die einzelnen Sorten meist nur drei bis sechs Monate lang.54 Ein Betrieb stellt verschiede­ne Sorten für den Export her, um das Risiko, aufgespürt zu werden, zu verringern.112

Viele Ecstasy-Pillen sind schlecht gemacht. Manchmal wird auch einfach ein Aspirin abgeschliffen, um die Kennzeichnung verschwinden und es so aussehen zu las­sen, als sei die Pille illegal hergestellt worden, dann wird es als Ecstasy verkauft.113 Ecstasy, das als Pulver oder in Kapseln verkauft wird, stammt meist aus kleinen Betrie­ben, die keine Pillenpresse haben.In Grossbritannien wird ebensoviel MDA wie MDMA ver­kauft und oft auch MDEA. MDA ist einfacher herzustellen: Es ist ein Zwischenprodukt einer der MDMA-Produktions- methoden, und es werden weniger kontrollierte Vorpro­dukte benötigt als für MDMA. In Holland wurde sehr viel MDEA produziert, weil es bis zum 30. Juli 1993 legal war.160

In Grossbritannien geht die Polizei gegen die Herstellerln- nen vor, indem sie die Lieferantlnnen der Grundsubstan­zen anhält, sie über verdächtige Bestellungen zu infor­mieren. Ausserdem macht ein 1990 verabschiedetes Gesetz die Herstellung und Lieferung bestimmter, für die Produktion von Drogen benötigter Substanzen strafbar.

Laut Einschätzungen von Londoner Drogenfahndern ist der typische Drogenhändler heutzutage ein Krimineller mittleren Alters, der mehrmals im Gefängnis gewesen ist und in jüngeren Tagen wahrscheinlich bewaffnete Über­falle verübt hat.89 91 Sie meinen, solche Leute hätten frü­her nie mit Drogenhandel zu tun gehabt. Die Mafia oder andere organisierte Banden werden nicht des Ecstasy- Handels verdächtigt. Nicholas Dorn teilt diese Ansicht in seinem Buch «Traffickers»115: Entgegen dem populären

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76 1.7. Was ist E und woher kommt es?

Bild vom organisierten Verbrechen mit einem «Big Boss» an der Spitze, meint Dorn, dass es in England keine Dro­genbarone und relativ wenig Korruption gibt. Der Dro­genhandel lasse sich viel treffender als «desorganisiertes Verbrechen» beschreiben.Dorn unterscheidet zwischen sieben verschiedenen Typen von Drogenhändlern, die ihre Arbeitsmethode ständig än­dern und der Polizei das Leben schwer machen, da deren Methoden nach seiner Einschätzung weniger flexibel sind. An der Spitze befinden sich jene, welche die Produk­tion organisieren. Danach kommen die Grosshändler, d.h. Leute, die das Kilo für £20 000 kaufen (£2 für ein E) und tausend Ecstasy zu einem Einzelpreis von £3-5 an Mittel­sleute verkaufen, welche ihrerseits hundert Ecstasy zu £8 an Einzelhändlerinnen Weiterverkäufen, die wiederum von den Konsumentinnen für eine Pille E £15 verlangen. Oft werden jedoch gleich zehn Ecstasy auf einmal ge­kauft, mit einem kleinen Rabatt (eine oder zwei Pillen gratis).Der Preis illegaler Drogen steht nicht im gleichen Ver­hältnis zu den Produktionskosten wie derjenige legaler Drogen. Die Preise sind anfangs so hoch wie möglich, bleiben dann aber trotz Inflation auf diesem Niveau oder sinken sogar mit der Zeit.40

Der Einzelhandel wird oft von Leuten betrieben, die ohne Gewinnabsichten für ihre Freundinnen einkaufen. Nor­malerweise verdienen sie sich dabei ein paar Gratispillen für den Eigenkonsum. Es gibt auch Händlerinnen, die als Drogenkennerlnnen bekannt sind, welche die feinen Eigenschaften einer bestimmten Serie aus persönlichen Erfahrungen beschreiben können. Solche Händlerinnen verkaufen ihre Ware oft nur an regelmässige Kundinnen, so dass sie es sich nicht erlauben können, schlechte Quali­tät zu liefern.Unter Männern der Arbeiterklasse ist es verbreitet, vor ei­nem Rave mit den Freunden einen Treffpunkt zu verein­baren, meist in einem Pub. Einer von ihnen weiss, wo es E zu kaufen gibt, sammelt von den anderen Geld ein und kehrt mit der Droge zurück. Auf diese Weise ist sie billi­ger, als wenn jeder von ihnen sie einzeln gekauft hätte. Diese Methode ist jedoch riskant, weil man schlechte Qualität geliefert bekommen kann. Ausserdem riskiert die Person, die für die anderen kauft, eine grössere Bestra­fung.Verbreitet sind Dealer, die Mengen von etwa hundert Ecstasy kaufen und diese entweder in bestimmten Clubs,

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77 1.7. Was ist E und woher kommt es?/1.8. Das erste Mal

in denen sie bekannt sind, oder auf der Strasse anbie- ten.175 Personen, die man kennt, kann man eher trauen, aber auch sie könnten leicht imitiertes E verkaufen.Eine neue Entwicklung im Einzelhandel ist, dass be­stimmte Händlerinnen in einem Club oder an einem Rave verkaufen, die zwar organisierten Banden angehören, wahrscheinlich aber nicht Teil eines grossen Syndikats sind. Diese Leute arbeiten mit dem Ordnungsdienst oder den Veranstalterinnen der Raves und Clubs zusammen und, wie mir berichtet wurde, vereinzelt auch mit der Polizei. Die Veranstalterinnen der Clubs oder Raves lassen am Eingang eine strenge Kontrolle durchführen, um den Schein zu wahren und fremde Drogenhändlerinnen fern­zuhalten, während sie die Mitglieder der Bande drinnen in aller Ruhe Drogen verkaufen lassen. Einige bieten Dro­gen an, ohne den Stoff auf sich zu tragen, damit sie im Falle einer Verhaftung nicht wegen Handels angeklagt werden können und mit einer Busse davonkommen. Der Stoff und das Geld befinden sich bei anderen, die von wie­der anderen gut beschützt werden. Im und vor dem Ver­anstaltungsort sind Leute plaziert, die vor der Polizei war­nen sollen. Führt die Polizei ein Razzia durch, spielt sich alles nach Plan ab: Bandenmitglieder, die keine Drogen auf sich haben, fangen eine Schlägerei an, um die Auf­merksamkeit der Polizei auf sich zu lenken, während die anderen mit den Drogen und dem Geld verschwinden - oder so ähnlich. Regelmässige Raver haben mir berichtet, dass solche Szenen leicht zu beobachten sind. Die Polizei versuche jedoch fast nie ernsthaft, solche Banden zu ver­haften.In seinem Bericht meint Dr. Newcombe von der Manche­ster University, es sei «unrealistisch zu erwarten, man könne den Drogenkonsum an Raves weitgehend reduzie­ren». Er schlägt vor, die Polizei solle solche Banden, die seiner Meinung nach Drogen schlechter Qualität verkau­fen,33 besser beobachten.

Dieses Kapitel soll nicht zu Ecstasy-Konsum ermutigen. Ecstasy ist eine illegale Droge und kann in manchen Si­tuationen gefährlich sein. Die folgenden Tips sind für die­jenigen gedacht, die sich entschieden haben. Ecstasy zu versuchen. Sie sollen helfen, das Beste aus der Erfahrung zu machen und die Gefahren auf ein Minimum zu be­schränken.

1.8. Das erste Mal

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78 1.8. Das erste Mal

Gesundheit

Umgebung

Vorsicht

Grundsätzlich sollte Drogen meiden, wer sich physisch oder psychisch nicht wohl fühlt. Da MDMA eine zusätzli­che Belastung für den Körper ist, sollte man gesund und ausgeruht sein. Besonders das Herz, die Leber und die Nie­ren werden beansprucht. Wer einmal Gelbsucht106 gehabt hat, könnte eine schwache Leber haben. Wer nicht sicher ist, ob der Körper mit der zusätzlichen Belastung zurecht­kommt, sollte sich untersuchen lassen. Wenn man Anti­depressiva des Typs MAOI107’127 nimmt, sollte man kein MDMA konsumieren (SSRI sind o.k., man wird jedoch viel­leicht keine Wirkung spüren142). Wer auf bestimmte Medi­kamente besonders empfindlich ist (wie auf Contac, das gegen Erkältungen hilft), könnte auch auf MDMA über­empfindlich reagieren und sollte es zuerst mit einer sehr kleinen Dosis versuchen.141178 Die geistige Gesundheit ist ebenso wichtig, oft aber schwieriger zu beurteilen. Wer unsicher ist oder sich vor den Folgen fürchtet, sollte keine psychoaktiven Drogen nehmen.Schwangere58 sollten ebenso kein MDMA nehmen; Versu­che mit Ratten haben allerdings keine Schäden gezeigt.108

Man sollte einen Ort wählen, wo man sich wohl fühlt. Ge­fallen einem grosse Parties und Clubs, dann ist ein Rave ideal - besonders, wenn man mit Freundinnen zusam­men ist. Ecstasy mit einem Liebhaber oder einer Liebhabe­rin zu nehmen, kann sehr schön sein - man sollte jedoch vermeiden, mit Menschen zu sein, deren man sich nicht sicher ist. Dies gilt besonders dann, wenn man mit jeman­dem emotional verbunden, aber unschlüssig ist - ausser man bereitet sich darauf vor, diese Beziehung zu erfor­schen. Zu Hause ist der ideale Rahmen für Ecstasy ein grosser Raum, in dem man sich sicher fühlt und sich gehen lassen kann, ohne jemanden zu stören oder selber gestört zu werden. Wenn es warm ist, kann es auch schön sein, E im Freien zu nehmen.

Es empfiehlt sich, vorerst eine kleine Dosis zu nehmen und eine Stunde zu warten, bis sie zu wirken beginnt, bevor man sich für mehr entscheidet. Ein halbes E genügt für Erstgebraucherlnnen meist, besonders für Frauen und kleine Personen. Alkohol und andere Drogen sollte man vermeiden, dafür genug Wasser oder Fruchtsaft trinken. Tanzende sollten sich bewusst sein, dass sie sich gefähr­lich überhitzen können, ohne sich unwohl zu fühlen. An Raves sollte man Freundinnen im Auge behalten und mit

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79 1.8. Das erste Mal

Begleitperson

Vorbereitungen

ihnen vereinbaren, dass auch sie sich um einen küm­mern.Vitamin C und E helfen, Erschöpfungszustände zu ver­mindern.36 Seit 1984 wird immer wieder behauptet, dass Kalzium und Magnesium Kieferkrämpfe (und sogar Toxi­zität) vermeiden helfen, dies ist medizinisch jedoch nicht bewiesen. Nach der Erfahrung sollte man lange schlafen.

Wer Ecstasy zu Hause nehmen will, sollte eine mit den Wirkungen gut vertraute Begleitperson wählen, der er voll vertrauen kann und die sich um ihn kümmert. Ob­wohl die Wahl des Geliebten oder der Geliebten auf der Hand zu liegen scheint, besteht mit einer solch naheste­henden Person das Risiko, dass man mit dem E-Konsum die Beziehung «durchschaut» oder einander verletzende Dinge sagt. Die ideale Begleitperson ist jemand, den man gut kennt, mit dem keine Konflikte bestehen, den man nicht beeindrucken will und bei dem man sich nicht scheuen muss, Bedürfnisse und Versagen offen darzule­gen.

Es ist vorteilhaft, wenn man nicht durch Besuch oder Te­lefonanrufe gestört werden kann. Bequeme Sitz- oder Lie­geplätze, Fruchtsaft oder Wasser sollten vorhanden sein. Man sollte weite und leichte Kleider tragen und zusätzli­che Kleider oder eine Decke für den Fall bereitlegen, dass man friert. Ausserdem kann man die eigene Lieblingsmu­sik mitbringen, zum Tanzen oder als wohltuende Hinter­grundmusik, und persönliche Dinge zum Betrachten - zum Beispiel Fotos von Personen, die einem wichtig sind. Auch ein Spiegel kann interessant sein. Aufnahmegeräte wie ein Fotoapparat oder eine Videokamera können hel­fen, die Erfahrung später nochmals zu durchleben. Man kann Schreibzeug und Papier bereitlegen, falls man sich unbedingt etwas notieren möchte, und Ohrpfropfen und Augenbinden, wie Leute sie benutzen, die in Flugzeugen schlafen wollen. Dinge zum Anschauen, Riechen und Be­tasten - wie Blumen, ätherische Öle und Seide - können die Erfahrung bereichern.Für den Trip selbst muss nichts geplant werden, man lässt einfach geschehen. Die Begleitperson kann einem helfen, eine Reihe angenehmer Erfahrungen auszuprobie­ren, die einem sonst entgehen würden: Oft neigt man dazu, von einem Aspekt so gefesselt zu sein, dass es schwierig ist, auf etwas anderes übergehen zu können.

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80 1.8. Das erste Mal

Die volle Wirkung der Droge dauert nur drei bis vier Stunden, man sollte sich jedoch mindestens acht Stunden Zeit geben, am besten ein ganzes Wochenende ohne Ver­pflichtungen.43 So kann man sich nach dem Trip mit der Begleitperson an die Erfahrungen erinnern, was gewöhn­lich erfreulich und besonders dann nützlich ist, wenn während des Trips etwas hochgekommen ist, das gelöst werden muss.Wer nicht mehr als einen Tag freinehmen kann, sollte morgens anfangen, damit nach dem Trip genug Zeit ist, mit der Begleitperson zu reden. Wer sich nicht einen gan­zen Tag erlauben kann, sollte früh abends anfangen und sich am nächsten Morgen Zeit nehmen, um über die Erfahrung zu diskutieren.

Es ist sinnvoll, mit der Begleitperson klare Spielregeln für den Trip aufzustellen. Dabei können die Regeln, die bei Therapien28 gebraucht werden, übernommen werden, oder Regeln vereinbart werden wie Verschwiegenheit, kein Sex und keine Aktivitäten, die schädlich sein oder die Nachbarn aufmerksam machen könnten. Es empfiehlt sich, die Regeln vorher aufzuschreiben, damit Klarheit herrscht.

Begleitperson zu sein ist meist eine wunderbare Erfah­rung, aber auch eine ernst zu nehmende Verantwortung. Man sollte sich vorher Zeit nehmen, die Ziele und Erwar­tungen der Person herauszufinden, die man begleiten wird. Man sollte sie fragen, ob sie gesund und ausgegli­chen genug ist, um Ecstasy zu nehmen, und dies auch selbst einschätzen. Es ist davon abzuraten, für jemanden Begleitperson spielen zu wollen, der nach einer «Heilung» sucht, wenn man nicht therapeutisch erfahren ist. Auch wenn man die Leute gut eingeschätzt hat, kann es immer noch zu unerwarteten Schwierigkeiten kommen. Leute, die E sonst an Raves nehmen, können anders reagieren, wenn sie allein mit einer Begleitperson sind32.Es ist wichtig zu zeigen, dass man gut vorbereitet ist: «Als ich kam und sah, mit wieviel Liebe und Aufmerksamkeit mein Trip vorbereitet war, fühlte ich mich sofort ent­spannt, weil ich wusste, dass ich in guten Händen bin.»Es ist auch wichtig, eine gute Erfahrung in Aussicht zu stellen. Zeigt man Anzeichen von Besorgnis, könnte die Person nach etwas suchen, das schiefgehen könnte. Wer begeistert und davon überzeugt ist, dass die Person eine gute Erfahrung machen wird, kann dies auch auslösen.109

Zeit

Spielregeln

Anmerkungen für die

Begleitperson

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81 1.8. Das erste Mal /1.9. Anwendungen von Ecstasy

1.9. Anwendungen von

Ecstasy

Psychotherapie

Man sollte über den Zweck der Sitzung vorher diskutie­ren. Geht es einfach um den Spass und die Erfahrung der Drogenwirkung, kann die Begleitperson verschiedene Möglichkeiten anbieten - eine Innenschau, Tanzen, ein Spaziergang im Freien. Vielleicht will die Person aber etwas über sich selbst wissen. In diesem Fall besteht die Aufgabe der Begleitperson darin, präsent zu sein und Sicherheit zu bieten, indem sie, wenn nötig, beruhigt und Gesprächspartnerin ist - besonders beim Ausklingen der Wirkung. Als Folge emotionaler Probleme treten oft Nebenwirkungen auf. In diesem Fall kann es hilfreich sein vorzuschlagen, die eigentliche Ursache zu ergrün­den.

Für viele Jugendliche in England macht Ecstasy das Rave- Erlebnis aus. Und Raving, so wurde gesagt, scheint ihnen das Wichtigste im Leben zu sein.97 Andere regelmässige Konsumentlnnen, insbesondere in den Vereinigten Staa­ten, kennen Raves nur vom Hörensagen und haben noch nie mit Ecstasy getanzt. MDMA kann und wird auf er­staunlich unterschiedliche Art und Weise genutzt.

Der radikale Psychotherapeut R. D. Laing berichtet: «Wissenschafter haben nicht nach einem Beruhigungs­oder Aufputschmittel gesucht, sondern nach einem Stabi­lisator. In den siebziger Jahren dachte Alexander Shulgin, eine solche Droge [MDMA| gefunden zu haben. Alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass die direkten Berichte über die Anwendung der Droge durch verantwortungsbewuss­te Therapeuten in den Vereinigten Staaten, wie auch von mir, durchgehend positiv waren.»25 Die Psychotherapeutlnnen schätzten die Art, wie MDMA ihren Klientinnen half, offen und ehrlich zu werden und zu Einsichten zu kommen, an die sie sich nachher erin­nern konnten. Eine Umfrage unter siebzehn Therapeutin­nen mit MDMA-Erfahrung kurz vor dem Verbot hat erge­ben, dass sie es in vielen, aber nicht allen Situationen als sehr wertvoll ansehen.158

Der therapeutische Nutzen von MDMA wird in «Subjec­tive Reports of the Effects of MDMA in a Clinical Setting» von Dr. George Greer und Dr. Requa Tolbert beschrie­ben.28 Von 29 Versuchspersonen in dieser Studie berichte­ten «nach der Sitzung 18 von einer besseren Stimmung, 23 von einem besseren Verhalten sich selbst und dem Leben allgemein gegenüber und 28 von verbesserten zwi­schenmenschlichen Beziehungen. Drei der fünf Paare

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82 1.9. Anwendungen von Ecstasy

berichteten von positiven Auswirkungen, die zwischen ein paar Tagen bis zu zwei Jahren andauerten; 9 Personen sprachen über Verbesserungen in ihrem Berufsleben; 14 über den reduzierten Konsum schädlicher Substanzen (Alkohol, Marihuana, Koffein, Tabak, Kokain und LSD) und 15 über vorteilhafte Veränderungen ihrer Lebenszie­le. Alle 9 Versuchspersonen mit diagnostizierten, psychi­schen Störungen berichteten über beträchtliche Entla­stungen von ihren Problemen ...». Die Autorinnen fol­gern, dass «der einmalige, beste Nutzen von MDMA die Erleichterung einer direkteren Kommunikation zwischen Menschen ist, die eine wichtige, emotionale Beziehung miteinander haben». MDMA wurde auch als Zusatz für die Einsicht-orientierte Psychotherapie, für die Steige­rung des Selbstverständnisses und als Hilfe für spirituel­les und persönliches Wachstum empfohlen.Laut einem Artikel im «American Journal of Psychothera­py»98 sollen die Wirkungen von MDMA - erhöhte Fähig­keit zur Selbstbeobachtung, gekoppelt mit vorübergehen­der Befreiung von Angst und Depression - «für Freudia- ner, Rogerianer und existentielle humanistische Thera­peuten interessant sein». Die therapeutische Verbindung zwischen Therapeutin und Klientin werde gestärkt, in­dem Selbstenthüllung und grösseres Vertrauen ermutigt würden. Klientinnen MDMA-unterstützter Therapien berichten, dass sie die abwehrende Angst verloren, sich emotional offener fühlten und sich mit Gefühlen und Gedanken auseinandersetzen konnten, zu denen sie gewöhnlich keinen Zugang finden.Psychiaterlnnen weisen ausserdem daraufhin, MDMA sei in der Eheberatung hilfreich, weil es die Entgegennahme von Kritik und Komplimenten erleichtere. «Die Abwehr­haltung zwischen uns ist kleiner und der Spielraum für Verschiedenheiten grösser geworden», bemerkte eine ehe­malige Klientin. Auch die Selbstachtung werde auf lange Sicht erhöht. Laut Greer besteht ein anderer Nutzen von MDMA in der Verarbeitung von Verlust oder Trauma, weil man dem Problem begegnen und es akzeptieren kann, statt sich in Angst einzuigeln.99 Manche Therapeutinnen sind sich jedoch nicht sicher, wie dauerhaft diese Verän­derungen sind.

Seit MDMA in den Vereinigten Staaten verboten und die Bewilligungen in der Schweiz Ende 1993 abgelaufen sind, darf MDMA in der Psychotherapie nur noch in For­schungsprojekten legal benutzt werden.

Aktuelle Anwendungen

in der Psychotherapie

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83

In Kalifornien kommt MDMA in Psychotherapien illegal häufig zur Anwendung, teilweise von anerkannten Thera­peutinnen, die es schon vor dem Verbot benutzt haben und es weiterhin tun, auch wenn sie deshalb ihre Konzes­sion verlieren können.134 Für sie wurde es ein so wichtiges Werkzeug, dass sie dieses Risiko auf sich nehmen. Immer mehr Laien-Therapeutlnnen, die keine Konzession zu ver­lieren haben, bieten ebenfalls illegal eine MDMA-Behand- lung an.129 In Europa dürfen Laien-Therapeutlnnen prak­tizieren, ich habe jedoch nur von vereinzelten MDMA- Anwendungen in Deutschland und in Grossbritannien gehört.

1.9. Anwendungen von Ecstasy

Eine interessante Versuchsreihe beginnt 1994 in Nicaragua zur Behandlung von posttraumatischen Bela­stungsreaktionen (PTSD oder Kriegstrauma genannt) - der psychische Schaden, der durch Folterungen und Ge- walttraumata entsteht. In einem Vorversuch wurde 1990 zwanzig ehemaligen Soldaten, die an Depressionen und Angststörungen litten, MDMA verabreicht, ohne dass sie wussten, was es war. Nach dem Eintritt der Wirkung ka­men die meisten von ihnen spontan zusammen, sprachen über ihre schrecklichen Kriegserlebnisse und sagten, dass sie nie mehr kämpfen wollten. Tage später wurden alle Patienten einzeln von Psychiatern interviewt und bei der Mehrheit deutliche Heilerfolge konstatiert, bei einem Teil aber auch Rückschläge.130-142

Sollten die Ergebnisse des geplanten, kontrollierten Ver­suchs gut ausfallen und wissenschaftlich abgesichert sein, könnten sie einen Beweis des psychologischen Nut­zens erbringen und MDMA den Weg zum rezeptpflich­tigen Medikament ebnen.

Es wird allgemein davon ausgegangen, dass eine Person nur durch ihre eigene Willenskraft geheilt werden kann und Therapeutinnen den Klientinnen nur dabei helfen können zu verstehen, was in ihrem Innern voi-geht. Auch ohne therapeutische Begleitung kann MDMA genutzt wer­den, um zu Einsichten zu gelangen, sich an vergangene Traumata zu erinnern und sich mit ihnen auseinanderzu­setzen.168

Als Vertreter der «unterrichteten Laienkonsumentlnnen» schrieb Robert Leverant:«Therapeutinnen sind lediglich die Verkörperung des hei­lenden Aspekts in jedem einzelnen. Wenn eine Person diese Kraft von Zeit zu Zeit direkt anzapfen kann, warum

Laien-Therapie

Künftige Anwen­

dungen in der

Psychotherapie

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1.9. Anwendungen von Ecstasy

nicht? Wenn eine Person durch die MDMA-Einnahme für ein paar Stunden therapeutisch fähig werden und von sich selbst eine Vision haben kann, die für sie wahr­scheinlich einfühlender ist, warum nicht? Interessanter­weise unterstützte Freud die Laien-Therapie und wollte Analysen von Medizinerinnen und Priesterlnnen schüt­zen (Bettelheim 1983). Er stellte sich den Beruf eines nichtfachmännischen Seelendieners vor, der vielleicht mit einem Doktor der Philosophie zu vergleichen wäre.»29 Manche Gebraucherinnen glauben, dass sie mit Ohrpfrop­fen, Augenbinden oder gar in einem Isolationstank am besten vom Ecstasy-Konsum profitieren.124 Die meisten glauben jedoch, dass es hilft, eine Begleitperson bei sich zu haben, auch wenn diese nicht psychotherapeutisch geschult ist. Dr. Jörg Roth, einer der Schweizer Psychiater, die MDMA klinisch benutzen durften, glaubt, dass eine Do-it-yourself-Therapie mit MDMA unmöglich ist, da man Hilfe braucht, um die gewonnenen Einsichten zu nutzen. Viele Psychotherapeutlnnen behaupten, es sei gefährlich und verantwortungslos, sich auf die Hilfe ungeschulter Therapeutinnen zu verlassen. Ein erfahrener Selbsterfor­scher ist der Meinung, dass man allein weit gehen kann, dass aber kluge Betreuung manchmal sehr wertvoll ist. Auch zwei erfahrene Psychotherapeutlnnen aus Amerika glauben, dass kluge Helferinnen unbedingt erforderlich sind, es müssten aber nicht unbedingt erfahrene Psycho­therapeutlnnen sein.129-134-135

Es gibt zwei Methoden, E zur Selbsthilfe zu benutzen: Ent­weder nimmt die Begleitperson ebenfalls MDMA, oder sie nimmt keines. Wenn beide Personen es nehmen, wird eine sehr vertraute Kommunikation möglich. Der Nach­teil dabei ist, dass es für die Begleitperson sehr schwierig wird, diszipliniert zu bleiben, sich auf die Aufgabe und nicht auf sich selbst zu konzentrieren. Um dies zu verhin­dern, kann die Begleitperson eine kleine, etwa halbe Dosis nehmen. Die Dosierung für die Therapie ist wichtig: Sie sollte ungefähr 2 mg/kg betragen - ist sie zu klein, kann die Abwehrhaltung vielleicht nicht überwunden werden, ist sie zu gross, kann es zu Abwehrreaktionen kommen.134

Bei solchen Sitzungen sollten ein paar Grundregeln ein­gehalten werden:Die Begleitperson ist nur für die Versuchsperson da und sollte unterstützend und beschützend an der Sitzung teil­nehmen. Es ist ihre Aufgabe, den Raum vorzubereiten und dafür zu sorgen, dass die Sitzung nicht gestört wird.

84

1.

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1.9. Anwendungen von Ecstasy

2. Die Begleitperson erklärt sich bereit, im Interesse der Ver- suchsperson zu handeln. Diese dagegen ist bereit, die Anweisungen der Begleitperson zu befolgen. Beide erklä­ren sich einverstanden, während oder nach der Sitzung sexuellen Kontakt zu vermeiden.

3. Begleit- und Versuchsperson sollten vorher über das The­ma der Sitzung diskutieren und Übereinkommen, wie weit die Versuchsperson davon abweichen darf, bevor die Begleitperson eingreift. Sitzungen nehmen oft einen un­erwarteten Lauf. Deshalb sollte die Versuchsperson vor­her sagen, wie weit sie sich während der Sitzung in neue Themen vertiefen will.

4. Die Aufgabe der Begleitperson ist es zuzuhören, nicht zu interpretieren und zu rekapitulieren, wenn sie gefragt wird. Sie sollte eingreifen, wenn die Versuchsperson die vorher abgemachten Grenzen überschreitet. Wenn die Versuchsperson während der Sitzung der Begleitperson erzählt, was vor sich geht, wird die Erfahrung eher ober­flächlich, manchmal ist dies jedoch angebracht.Ein Beispiel von vielen, das in «Through the Gateway of the Heart»,31 einer amerikanischen Sammlung positiver Erfahrungen mit Ecstasy, beschrieben wird, ist dasjenige eines 32jährigen Mannes, der an einem Übergang seines Lebens und seiner Karriere stand. Sein Ziel war, «diesen Übergang zu prüfen und so schnell wie möglich die Auf­gabe in die Hand zu nehmen»:«Ich gewann einen wichtigen Einblick in die Geschichte und Entwicklung meiner Persönlichkeit und meines Cha­rakters. Mein Selbstbewusstsein, mein Selbstvertrauen und meine Selbstsicherheit wuchsen. Noch nie hatte ich mich selbst so gut prüfen können. Ich war ungemein erfrischt, tatkräftig, munter und glücklich.Mit einer positiven und tiefen Überzeugung entdeckte und verstand ich, dass meine Identität und meine Persön­lichkeit in Ordnung waren. Ich glaube, ich hatte mich davor gefürchtet herauszufinden, ich sei irgendwie unwi­derrufbar geschädigt. Ich war unglaublich erleichtert und glücklich, dass dies nicht der Fall war.»Er fügt hinzu, dass für ihn die positivsten Wirkungen von MDMA eine grössere Geistesgegenwart und die Fähigkeit, sich klar ausdrücken zu können, waren.Im Buch wird auch das Beispiel einer Frau gegeben, die, acht Jahre bevor sie E nahm, vergewaltigt worden war.Zwei mit ihr befreundete Personen begleiteten sie. Zuerst nahm sie LSD und nach zwei Stunden 65 mg MDMA:«Meine Freunde sagten, ich solle zehn Minuten schwei-

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86 1.9. Anwendungen von Ecstasy

Selbsttherapie

gen, denken und fühlen, was mit mir geschieht. Es dauer­te lange, bevor ich dies tun konnte, da ich immer Angst hatte, ich werde verrückt. Als ich es schliesslich zuliess, konnte ich fühlen, wie der Schmerz sich in meinem Kör­per ausbreitete, das Leiden wurde also auch körperlich. Ich sprach über die Vergewaltigung. Während acht Jah­ren hatte ich die schlimmsten Aspekte dieses Tages im Hinterkopf versteckt gehalten. Erst jetzt realisierte ich, dass die kleinen Details, die ich ignorieren wollte, mich wie ein Krebs auffrassen. Die Erinnerungen und das Lei­den wurden sehr intensiv. Ich begann den Horror dieses Tages wieder zu spüren, und musste mich übergeben. Gleichzeitig wurde ich den Schmerz, der mich zerstört hatte, los.»

Es wird behauptet. Ecstasy helfe auch ohne therapeuti­sche Unterstützung, das Herz zu öffnen und Neurosen loszuwerden. Genaugenommen sei dies eine direktere Methode: Es gibt keine Übertragung, niemanden, auf den man sich verlassen kann, ausser sich selbst. Ein begeister­ter kalifornischer Therapeut soll davon so sehr überzeugt gewesen sein, dass er seine Praxis aufgab, Klientinnen MDMA verkaufte und die Selbsttherapie lehrte!135 Die meisten Fachleute denken jedoch, dass eine Begleitperson zur Unterstützung notwendig ist, ausser die Versuchsper­son könne sich ungewöhnlich gut selbst lenken und habe keine neurotischen Probleme.134-135 Ein Mann beschrieb mir, wie Ecstasy ihm geholfen hat: «Ich konnte mich selbst ganz klar als die erbärmliche Per­son sehen, die immer vorgibt, ein netter Kerl zu sein, um zu verdecken, dass sie eigentlich schreckliche Angst vor Leuten hat. Als ich auf E war, hatte ich keine Angst. Ich versuchte nicht der nette Kerl zu sein und fand heraus, dass die Leute, mit denen ich war, mich lieber hatten, wie ich wirklich bin. Ich war ziemlich beeindruckt, und all­mählich versuchte ich, das <Nette> in meinem Alltag ver­schwinden zu lassen. Ein paar Monate später nahm ich wieder E. Diesmal war ich fasziniert von dem, was in mir vorging. Ich begriff, dass mein Problem darauf zurück­ging, dass meine Mutter mich abgelehnt hatte und adop­tieren liess. Deshalb misstraute ich den Leuten und such­te nach Anerkennung. Es war zwar keine Instantkur, ich habe jedoch das Gefühl, die Vergangenheit bewältigt zu haben und jetzt ehrlicher mit den Leuten zu sein.»

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87 1.9. Anwendungen von Ecstasy

Beziehungsarbeit Sehr oft leben sich Paare in den Jahren auseinander, und sie gehen weniger offen und vertraut miteinander um. Dies kann Vorteile haben - die Beziehung «funktioniert», Streit wird vermieden. Meist ist dies jedoch mit Verlusten im Gefühlsleben verbunden. Der gemeinsame Ecstasy- Konsum ist schon «Retter der Ehe» genannt worden. Die Erfahrung kann Schranken öffnen, die über Jahre hinweg aufgebaut worden sind. Sind diese entfernt, wird die Beziehung wieder vertrauter.4 5 " Anderseits kann es ein Fehler sein, Ecstasy zu nehmen, bevor eine Beziehung ver­tieft ist, da dies zu Bindungen ohne Fundament führen kann.132

Das Paar, das sich früher sehr nahe stand, nach drei Jah­ren Ehe jedoch über Kleinigkeiten wie die Arbeitsteilung stritt, ist ein gutes Beispiel. Sie versuchten die ganze Zeit, Beweise gegen den anderen zu finden, ohne zu sehen, was er eigentlich tat:«Als wir uns eines Tages wieder einmal in den Haaren lagen, sagte Andrew zu mir: <Dies ist lächerlich, lass uns das E nehmen, das wir versteckt haben. Lass uns versu­chen, das Leben zu geniessen wie früher.) Ich war einver­standen, machte jedoch eine sarkastische Bemerkung dar­über, dass wir die Situation nicht ohne Drogen meistern können. Wir nahmen das E und stritten weiter. Ich erin­nere mich, wie ich zu mir selbst sagte: <Keine Droge der Welt wird ihn zur Einsicht bringen, ich werde mich schei­den lassen.) Als ich aber meinen nächsten Angriff vorbe­reitete, fühlte ich, wie meine Aggression verschwand, mein Argument kraftlos wurde und ich mir etwas blöd vorkam. Andrew spürte noch keine Wirkung, später erzählte er mir jedoch, dass es ohne meine Wut so war, als streite er mit einem Schwamm. Er konnte nicht ohne Widerspruch weiterstreiten. Ich war verwirrt. Einerseits versuchte ich verzweifelt, mich in den Krieg hineinzustei­gern, aber ich hatte keine Munition mehr. Ich lenkte ein, wir lachten. Bald begann ich zu weinen, nicht weil ich mein Verhalten bereute, sondern weil wir so viel Zeit damit verloren hatten, einander die Schuld zuzuweisen, statt das Leben zu geniessen. Es war eine schmerzhafte Zeit für uns beide, aber danach wussten wir, dass wir zusammengehören. Wenn wir uns jetzt streiten, sind wir uns bewusst, wie kleinlich wir eigentlich sind. Ich glaube, wir werden nie mehr in eine solche festgefahrene Situa­tion gelangen.»Der EcstaSy-Konsum führt aber nicht immer zum Happy- End: Ein anderes Paar, das sich auseinandergelebt hatte.

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88 1.9. Anwendungen von Ecstasy

Familie

Probleme lösen

nahm zusammen MDMA. Der Mann bekundete seine Lie­be zu seiner Frau, sie aber gestand, dass sie ihn nicht lieb­te und dass sie nie gerne mit ihm geschlafen habe. Der Mann konnte damit nicht klarkommen; die Ehe wurde aufgelöst. Einige Therapeutinnen sind der Meinung, dass MDMA sich sehr gut dazu eignet, eine Beziehung friedlich zu lösen.161

Eine von ihrem Mann verlassene Frau und ihre pubertie- rende Tochter hatten sich entfremdet. Es kam zu typi­schen Problemen; Das Mädchen kam die ganze Nacht nicht nach Hause, und die Mutter hatte das Gefühl, die Kontrolle verloren zu haben. Ihr Umgang miteinander beschränkte sich auf verletzende Anklagen. Eines Tages stellte die Mutter erstaunt und erfreut fest, dass ihre Tochter es sich in ihrem Bett gemütlich machen und mit ihr über intime Geheimnisse reden wollte. Die Tochter wusste nicht, dass die Mutter am Tag zuvor MDMA ge­nommen hatte. Obwohl die Hauptwirkung vorbei war, muss ein «Nachglühen» zurückgeblieben sein, das sie zugänglicher machte. Die Feindseligkeiten kehrten zwar zurück, es kam aber immer wieder zu solchen Vertraut­heiten.Eine andere Frau nahm mit ihrer zwanzigjährigen Toch­ter an einer Party eine Dosis Ecstasy. Sie kamen normaler­weise gut miteinander aus, aber die Gespräche, die sie unter MDMA-Einfluss führten, verstärkten die tiefe Zunei­gung, die sie füreinander hatten.Geschwister «schleppen seit der Kindheit viel Ballast mit sich rum»161 - es gibt immer eine Anzahl ungelöster Streitpunkte aus der Kindheit, wenn einer z.B. immer schikaniert wurde oder das Gefühl hat, der andere erhal­te von den Eltern mehr Aufmerksamkeit. Als Erwachsene zusammen Ecstasy zu nehmen kann es erlauben, einan­der die lang unterdrückte Eifersucht einzugestehen und zu lösen, einander die grundlegende Zuneigung zu zei­gen.139

Probleme werden am besten angegangen, wenn die Wir­kung einsetzt. Es ist zweckmässig, das Problem aufzu­schreiben, bevor man anfängt. Zum Beispiel könnte man sich entscheiden, die Beziehung zur Mutter und die Grün­de näher anzuschauen, warum man ihr aus dem Weg geht. Oder warum man keine Freude an seiner Arbeit hat. Oder ob man jemanden (nicht anwesenden) wirklich liebt. Man kann auch ein Tonbandgerät bereitstellen und

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89 1.9. Anwendungen von Ecstasy

aufnehmen, wie man die Dinge sieht. Andernfalls kann man Schreibzeug und Papier vorbereiten - möglicherwei­se kommen die Gedanken aber so schnell, dass es schwie­rig ist, sie aufzuschreiben, und man es lieber sein lässt.Bei solchen Übungen können Einsichten gewonnen wer­den, die von manchen als «ungehinderte Sicht» beschrie­ben werden, vielleicht in der Art, wie man seine Situation sehen könnte, wenn man ein oder zwei Jahre später zurückschauen würde. Untersuchungen haben jedoch er­geben, dass das Urteilsvermögen mit Ecstasy beeinträch­tigt werden kann.86 Deshalb sollte man die Einsichten erst dann bewerten, wenn die Wirkung von MDMA ausge­klungen ist.Das erste Mal, als ich MDMA zum Lösen von Problemen benutzen wollte, war ich ganz abgelenkt vom Vergnü­gen - man braucht Disziplin.161 Das zweite Mal sah ich alles in einem einfachen und klaren Verhältnis. Ich hatte das Gefühl, manche Probleme anders sehen zu können, die Einsichten waren jedoch nicht aufsehenerregend.Es besteht die Gefahr, im Durcheinander der eigenen Gefühle steckenzubleiben. Dies kann von einer Begleit­person verhindert werden, die fragt, was los ist, und die Aufmerksamkeit wieder auf das Problem zurücklenkt. Dies kann jemand sein, der keine Droge nimmt, aber auch zwei erfahrene Konsumentlnnen können einander unterstützen. Während der ersten Stunde, wenn die Dro­genwirkung am stärksten ist, soll es am besten sein. In einer Stunde kann viel behandelt werden. Deshalb sollte man sich danach einfach vergnügen, um mit einer leich­ten Note abzuschliessen.

In die Zukunft schauen Unter MDMA-Einfluss können mehrere Methoden desneurolinguistischen Programms (NLP) und der Hypnose- Therapie angewandt werden. Man kann mit bewährten Methoden auf ein voraussichtliches Problem eingehen. So ist es beispielsweise möglich, den Ansichten eines Arbeits­kollegen, mit dem man nicht gut auskommt, mit MDMA mehr Verständnis entgegenzubringen. Die Arbeitsbezie­hung könnte besser sein, wäre man bei der Arbeit ebenso offen und verständnisvoll. Die Methode besteht darin, sich unter MDMA-Einfluss die Arbeitssituation und den Umgang mit dem Kollegen zu veranschaulichen und spä-

ter zu versuchen, die Einsicht im wirklichen Leben umzu­setzen.Mit einer anderen Methode kann eine Situation in der Zukunft visualisiert werden - man kann sich vorstellen,

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90 1.9. Anwendungen von Ecstasy

Miniferien

man habe ein Ziel bereits erreicht, man habe beispiels­weise die gewünschte Arbeitsstelle erhalten -, und dann schaut man, wie man dies erreicht hat. Aus dieser Per­spektive sieht man vielleicht klarer, was zu tun ist, als wenn man einfach in die Zukunft blickt. Vielleicht finden sich so andere Wege zum Ziel.Eine weitere Technik dient der Prüfung, ob ein gestecktes Ziel die eigenen Bedürfnisse wirklich befriedigt. Man stellt sich vor, man habe das Ziel erreicht, und schaut, wie man sich fühlt. Ist man immer noch zufrieden, nach­dem sich der anfängliche Reiz des Neuen und der Errun­genschaft gelegt hat? Fühlt man sich eingeschränkt? Wie stellt sich die Zukunft dar? Ergibt sich ein anderes Ziel, oder baut man diese neue Position aus?

Für Leute mit einem anstrengenden und schnellen Le­bensstil können zwei Tage mit Ecstasy so entspannend wirken wie eine Woche Ferien auf einer tropischen Insel. Eine Bekannte aus London schilderte dies so:«Ich arbeite gerne ohne Unterbrach und gehe dann in die Ferien. Wenn ich aber für eine Woche wegfahre, verbrin­ge ich die ersten Tage damit, mein Tempo zu drosseln, und den letzten Tag, es wieder zu steigern. Ich kann mich nur an zwei Tagen wirklich entspannen. Vor etwa einem Jahr habe ich mit einem Freund von mir, der ebenfalls arbeitssüchtig ist, angefangen, MDMA zu nehmen. Alle drei Monate fahren wir für ein Wochenende in sein Häus­chen in Kent, manchmal kommen eine oder zwei andere Personen mit uns. Am Samstag nehmen wir zusammen mit unserer ersten Tasse Tee ein Ecstasy und lassen uns in einen herrlich entspannten Zustand gleiten - manchmal tanzen wir ein wenig, aber meistens liegen wir einfach herum und geniessen es. Wir vereinbaren vorher, in den ersten paar Stunden nicht viel zu reden oder nichts zu tun, was die anderen ablenken könnte. Am Nachmittag machen wir meist einen Spaziergang und reden viel darü­ber, was mit uns geschehen ist und wie wir einander gese­hen haben. Abends essen wir zusammen und gehen früh schlafen. Am nächsten Tag stehen wir spät auf, sitzen herum und reden wieder. Es ist alles sehr vage, aber eini­ge meiner besten Ideen sind mir an diesen Wochenenden gekommen.»Es gibt einen Bericht über ähnliche Anwendungen in den USA, der auf Interviews mit hundert Berufstätigen mit hektischem Lebensstil beruht.104 Viele von ihnen haben in den sechziger Jahren LSD genommen, konsumieren seit­

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91 1.9. Anwendungen von Ecstasy

Fitness

her jedoch kaum mehr Drogen. Um sich zu erholen, gehen sie an Wochenenden auf gut vorbereitete MDMA- Trips und befolgen dabei ein immer gleichbleibendes Ver­fahren: Die eigentliche Wirkung benutzen sie zur Ent­spannung und für persönliche Einsichten, der folgende Tag ist der Kommunikation und der Bestätigung von Freundschaften gewidmet.Ein 42jähriger Engländer beschreibt eine weniger struk­turierte Methode des Ecstasy-Konsums zur Entspannung: «Ich gehöre zu den Menschen, die sich ganz ihrer Arbeit widmen (Computer-Animation). Sie bestimmt mein Leben, bis das Projekt abgeschlossen ist. Ich arbeite stun­denlang, ohne aufzuhören. Diese Arbeitsweise passt mir, manchmal wache ich jedoch steif vor Spannung auf und brauche einen freien Tag. Bevor ich Ecstasy entdeckt habe, versuchte ich es mit Wanderungen, Wochenenden in Paris oder im Bett mit meiner Freundin - aber ich kam nie richtig los, ich blieb angespannt, mit den Gedanken am Projekt. Wenn ich Ecstasy nehme, bin ich vollkom­men entspannt. Es ist herrlich, einen Tag mit meiner Freundin zu verbringen, zu lachen und zu spielen und sanften Sex zu haben. Ich glaube, ohne diese Extravergnü­gen würde sie sich nicht mit so wenig Aufmerksamkeit von mir abfinden. Am nächsten Tag fühle ich mich im­mer sehr gut, und obwohl ich nicht an die Arbeit gedacht habe, kommen mir oft neue Ideen in den Sinn, wie nach richtigen Ferien.»

Für manche Frauen und auch Männer stellen Ecstasy und Tanzen einen Ersatz für Aerobics dar. Die Wirkung ist die­selbe, und es macht erst noch mehr Spass. Stundenlang tanzen, ohne zu essen, ist ein wirksamer Weg, abzuneh­men und fit zu bleiben. Sheila Henderson, Leiterin eines Projektes über Ecstasy-Konsumentinnen in Manchester, sagt:«Die Motivation für Raving und Fitness ist dieselbe. Es geht um Vergnügen, Geselligkeit, Musik und Körperlich­keit. Der Unterschied liegt darin, dass das eine <nett> ist und das andere sich nicht gehört. Mit dem einen fühlt man sich tugendhaft, das andere geniesst man, weil es ein bisschen unkonventionell ist. Die Kombination von stundenlangem Tanzen und Kalorienverbrauch ist für figurbewusste Mädchen attraktiv. Viele Frauen mühen sich mit radikalen Schlankheitskuren ab. Heute nehmen viele von ihnen Ecstasy, um schlank zu werden.»35 Sheila Henderson bemerkt jedoch, dass die Umstellung

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92 1.9. Anwendungen von Ecstasy

Künstlerischer

Ausdruck

Yoga und asiatische

Kampfsportarten

von der Turnhalle weg zum Rave nicht eigentlich eine vorsätzliche Handlung ist. Raving übernehme einfach die Rolle der Gymnastik und biete den Mädchen einen ande­ren Lebenstil mit denselben Vorteilen.

Ecstasy kann auch als Hilfe zum Malen, Schreiben, Musi­zieren, Singen oder zu anderen künstlerischen Tätigkei­ten angewandt werden.123-139 Oft eröffnet die Droge den Kunstschaffenden eine breitere, manchmal unbequeme Perspektive.,32-133 An einigen Kursen für kreatives Schrei­ben nehmen die Teilnehmenden kleine Mengen von MDMA, ungefähr die Hälfte der normalen Dosis, um zu arbeiten. Manche haben dabei gute Ideen, andere können mit E ihren «Schreibstau» überwinden.5 Man kann eine solche Blockierung auch überwinden, indem man sich mit einer normalen Dosis gedanklich aufs Schreiben kon­zentriert, aber erst nachher wirklich schreibt.Es gibt Leute, die private Multimedia-Performances veran­stalten, während alle, Darbietende und Zuschauerinnen, auf MDMA sind.187

Eine Frau, die MDMA nahm, um zu singen, erzählte mir: «Es ist, wie wenn man im Badezimmer singt. Ich fand, meine Stimme töne ziemlich professionell, ich muss jedoch sagen, dass ich die einzige Schiedsrichterin war. Vielleicht tönte sie in Wirklichkeit schrecklich. Das näch­ste Mal muss ich es mit einem Tonbandgerät versuchen.» Ein Künstler, der malen wollte, sagte: «Ich kann nicht sagen, dass ich mit Ecstasy besser gemalt habe. Es war anders und freier. Es war, als könnte ich die interessanten Dinge machen, ohne hart daran gearbeitet zu haben. Ich finde, mein Stil ist seither lockerer geworden.»

Mehrere Leute haben mir berichtet, dass sie vor Yoga- und Tai-Chi-Übungen Ecstasy genommen haben:«Ich war mir der angenehmen Wärme in meinem Körper sehr bewusst. Ich begann, mehr Energie in die Form zu geben, meine Wahrnehmung wurde immer weiter, bis sie nach ungefähr fünfundvierzig Minuten einen Höhepunkt erreichte.Einer der wichtigsten Aspekte mit E war, dass ich mich mehr nach meiner Energie (Prana/Chi) richtete, statt mich auf meine Muskelkraft zu konzentrieren. Mein Gesamteindruck der Anwendung von E mit Hatha Yoga ist, dass die Sitzung eine ausgesprochene Harmonie und eine ausgeglichene Wahrnehmung erzielte, bei der die Widersprüche des Körpers und des Geistes zu einem sehr

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93 1.9. Anwendungen von Ecstasy

Rituale

angenehmen Gleichgewicht «verschmolzen). Ich habe die Einsichten, die ich in dieser Sitzung gewonnen habe, in mein tägliches Programm eingebaut. Die vom E erzielten Empfindungen kann ich nun mit dem Yoga wiederho­len - es ist wie ein Gratis-Trip.»Einem Mann, der Ecstasy mit Kung Fu versuchte, wurde klar, dass er die harten Yang-Bewegungen gut beherrschte und die sanften Yin-Bewegungen vernachlässigt hatte:«Ich hatte das Gefühl, dass die innerliche, weichere, (weibliche) Seite die äusserliche, körperlich athletische, (männliche) Seite von Kung Fu kompensierte. Dieser Aus­gleich ergab eine Harmonie, durch welche sich Schnellig­keit, Kraft und Einsicht einer festgelegten Technik deut­lich verbesserte. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich her­ausgefordert werden möchte, wenn ich unter E-Einfluss bin.»

Manche Gruppen wenden MDMA als Teil eines Rituals an, dabei gehen entweder alle einzeln auf Entdeckungsreise in ihr Inneres und teilen die Erfahrung erst später mit an­deren, oder die Gruppe wirkt mit kommunikativen Ritua­len aufeinander.166 Solche Gruppenrituale ermöglichen zuweilen das Fliessen einer gewaltigen Kraft, sie können Techniken wie Rebirthing und Tai Chi miteinschliessen. Rituale sollten mit kleinen Dosierungen durchgeführt werden, da es für die Teilnehmenden sonst schwierig sein könnte, den Anweisungen zu folgen.Eine Gemeinschaft hat während zwölf Jahren zweimal wöchentlich gemeinsam oder in Familien MDMA einge­nommen und darüber berichtet.188 Anhängerinnen des Lion Path nahmen es an bestimmten Tagen für ein Ritual allein ein.136 Das Buch «MDMA - die psychoaktive Sub­stanz für Therapie, Ritual und Rekreation»103 gibt folgen­des Beispiel:«Einige Vertreter der Native American Church verwenden anstelle von Peyote bei Heilungszeremonien MDMA. Die Ergebnisse waren verblüffend, weisse Teilnehmende konnten sich sehr leicht in die fremde Ritualform einfin­den.Die Zeremonien finden nachts statt. Die Teilnehmenden müssen acht Stunden vorher fasten und setzen sich zu Beginn im Kreis hin. Der Raum wird mit Salbei oder Weihrauch ausgeräuchert. Jede Person trägt ihre Wün­sche für die Sitzung vor und nimmt zwischen 100 und 250 mg MDMA mit etwas destilliertem Wasser ein.Wenn das MDMA langsam zu wirken beginnt, werden

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94 1.9. Anwendungen von Ecstasy

Imaginäre Reisen

drei gemeinsame Tänze durchgeführt, eine Person schlägt die Trommel, den Herzschlag des Kreises, dazu. Beim ersten Tanz sollen sich die Tanzenden auf das Tier, das in ihnen wohnt, konzentrieren. Sie gehen stampfend herum, in Bewegungen, die den Menschen mit der Tier­welt und der Erde verbindet.Der zweite Tanz ist ein Rundtanz. Die Teilnehmenden tanzen hintereinander im Kreis herum und sollen sich auf den Kreis der Menschen und den Kreis des Lebens kon­zentrieren. Dieser Tanz verbindet die Gruppe miteinan­der.Der dritte Tanz ist ein Paralleltanz mit zwei Reihen, die sich gegenüberstehen. Man tanzt auf der Stelle und erlaubt den Gedanken und Gefühlen zu fliessen.Sind die Tänze beendet, setzen sich die Teilnehmenden wieder im Kreis hin und reichen Wasser herum. Dann nehmen sie abwechselnd den sprechenden Stab in eine Hand und die Rassel in die andere. Wer den Stab und die Rassel in den Händen hält, darf sich mündlich, mit Gesang oder nur durch das Rasseln äussern. Die Person neben ihm begleitet ihn auf der Trommel. Alle anderen Personen sollen sich immer auf den Besitzer des spre­chenden Stabs konzentrieren, ohne ihn aber direkt anzu­sehen. Wenn alle an die Reihe gekommen sind (für drei bis vier Minuten), wird nochmals Wasser herumgereicht und etwas Salbei oder Weihrauch verbrannt. Im An­schluss meditieren sie oder betrachten gemeinsam den Sonnenaufgang.»Eine weisse Amerikanerin nahm an einem solchen Ritual mit dreiundzwanzig Personen teil und beschrieb es als «Sozialtherapeutikum». Sie fühlte sich in einem Zustand des Vertrauens geborgen, sagt sie. Die Energie der ande­ren sei ihr in Wellen entgegengekommen, sie hätte sich im Einklang mit sich selbst, dem Kreis und der Welt gefühlt.

Diese Methode kann zum reinen Spass benutzt werden oder dazu, etwas über sich zu lernen. Jemand nimmt die Versuchsperson mit auf eine Reise durch verschiedene Stationen. Die Drogenwirkung hilft, die Situationen zu fühlen und emotional darauf zu reagieren. Die Begleitper­son notiert sich die Antworten und diskutiert sie nach­her.Mir wurde von jemandem erzählt, der zum ersten Mal in die Dritte Welt reisen wollte. Ein älterer, reiseerfahrener Freund nahm ihn auf eine Fantasiereise mit, die auf eini­

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95 1.9. Anwendungen von Ecstasy

Behandlung von Sucht

und Alkoholismus

Schmerzmittel

Psychologische

Forschungen

Ausbildung

von Psychothera­

peutlnnen

gen seiner wirklichen Erlebnisse beruhte, vom erheitern­den Besuch eines Stammes im Amazonas-Gebiet bis zu einer Malaria-Erkrankung. Obwohl der Erzähler kein MDMA genommen hatte, sagte er, dass er seine Erlebnisse wiedererlebte, weil er einen sehr guten Zuhörer hatte.

Obwohl es bis heute über dieses Thema keine Untersu­chungen gegeben hat, erzählen Anekdoten, dass Ecstasy Kokain-158'165 und Heroinsüchtigen helfen kann, ihre Ge­wohnheit zu durchbrechen (siehe 5. Erfahrungsberichte). Eine weitere Möglichkeit ist die Behandlung von Alkohol­kranken: In Russland ist ein Versuch geplant, der von der Regierung noch genehmigt werden muss.101'142 Ein Ver­such mit alkoholsüchtigen Ratten hat gezeigt, dass sie, wenn ihnen MDMA verabreicht wurde, weniger Alkohol und vermehrt Wasser tranken.102

Das Interesse an MDMA als Schmerzmittel wird immer grösser.61 Dieses Interesse wurde von den allgemein beob­achteten Wirkungen der Droge angeregt: Personen, die sich unter E-Einfluss verletzen, können den Schmerz bes­ser ertragen, E scheint die Wirkung von Morphium zu verstärken,127 und es vermindert Ängste, einschliesslich der Todes. Dr. Henry von der National Poisons Unit glaubt, dass MDMA einen Neurotransmitter anregt, der schmerzstillend wirkt.30

1993 wurde ein Versuch mit MDMA als Schmerzmittel für Krebskranke im Endstadium begonnen. Dies ist der erste Versuch mit Menschen, der in den USA erlaubt wur­de.24' 127 Russische WissenschafterInnen sind ebenfalls an Forschung mit MDMA als Schmerzmittel interessiert und hoffen, mit Hilfe vom Westen MDMA zur Behandlung von Alkohol-, Neurose- und Krebskranken erforschen zu kön­nen.101

Laut Enoch Callaway ist es dringendste Aufgabe der Menschheit, den menschlichen Geist zu verstehen. Die Forschungsergebnisse seien jedoch bis heute enttäu­schend ausgefallen. MDMA habe die einzigartige Eigen­schaft, bestimmte Gefühle anzuregen, und könnte des­halb für die psychologische Forschung sehr nützlich sein.100

Die meisten Therapeutinnen lösen sich von der Freud- schen Idee des Analytikers und halten Einfühlungsvermö­gen für den therapeutischen Erfolg für bedeutungsvoll.

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96 1.9. Anwendungen von Ecstasy/1.10. Ecstasy in England

1.10. Ecstasy

in England

Das Gesetz

Therapeutinnen sollten nicht mehr nur lernen, ihre eige­ne Analyse intellektuell zu interpretieren, sondern auch ihre Gefühle zu verstehen. Mehrere Fachleute halten MDMA als ideales Werkzeug für die Ausbildung von Psy- chotherapeutlnnen.126-135

In den siebziger Jahren herrschte in Grossbritannien Be­sorgnis über einen neuen Typ von Drogen, die sogenann­ten «halluzinogenen Amphetamine» wie MDA und MDMA - obwohl sie noch nicht verbreitet waren. Die in der Dro­genpolitik traditionell restriktive britische Regierung ver­suchte den Schwierigkeiten zuvorzukommen, indem sie die gesamte chemische Familie den Drogen der Klasse A zuteilte: die einschränkendste Kategorie mit den höch­sten Strafen. MDMA wurde 1977 durch eine Ergänzung des Misuse of Drugs Act von 1971 unter Kontrolle gestellt. In der Klasse A befinden sich alle Zusammensetzungen, die sich strukturell aus einem N, Alkyl-a-Methylphene- thylamin ableiten lassen, was MDMA und seine Salze mit- einschliesst. Die britische Regierung hat die Internationa­le Konvention über psychotrope Substanzen unterzeich­net, welche MDMA unter Kontrolle stellt, die Mitglied­staaten aber auch dazu auffordert, «die Erforschung die­ser interessanten Substanz zu fördern».15 87 Die gesetzliche Höchststrafe für den Besitz von MDMA beträgt sieben Jahre und/oder eine unbeschränkte Geld­busse.14 Die Strafe für den Handel mit MDMA kann bis zu lebenslänglicher Haft, einer unbeschränkten Geldbusse und der Beschlagnahmung des gesamten Vermögens rei­chen. Der Criminal Justice Act 1990 machte ausserdem die Herstellung oder den Verkauf bestimmter Substanzen strafbar, von denen man weiss oder annimmt, dass sie für die illegale Herstellung einer klassifizierten Droge benutzt werden. Die Höchststrafe für diesen Verstoss be­trägt vierzehn Jahre Gefängnis.Bei der Anwendung der Gesetze kommt es darauf an, ob man die Drogen verkauft oder ob sie für den Eigenkon­sum bestimmt sind.88 Dealer werden des Handels oder des Besitzes mit Handelsabsichten, Konsumentlnnen nur des Besitzes angeklagt. Als Dealer wird betrachtet, wer Dro­gen an andere weitergibt: Es macht keinen Unterschied, ob man dabei etwas verdient oder ob man von anderen Leuten gebeten wurde, die Drogen für sie zu besorgen. Wer einem Freund eine Ecstasy-Tablette schenkt, macht sich also des Handels schuldig.

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97 1.10. Ecstasy in England

Die Medien 1992 wurde der englische Fernseh- und Radiomoderator Nick Ross gefragt, ob er finde, die Medien vermittelten den Jugendlichen die richtige Botschaft:«Es kommt darauf an, was Sie unter richtiger Botschaft verstehen. Ich glaube, die Medien vermitteln sehr lust­feindliche Botschaften. Wenn wir die Wahrheit sagen soll­ten, würden wir wahrscheinlich daraufhinweisen, dass manche Drogen Spass machen. Sie vermitteln ein ausser- gewöhnliches Gefühl von Heiterkeit, Aufregung, Energie, Leistungsfähigkeit, Gelassenheit, Einsichten, Entspan­nung, Entlastung und Vergnügen - allem voran Vergnü­gen. Deswegen nehmen so viele Leute Drogen. Wären wir weniger lustfeindlich, würden wir sagen, dass sehr weni­ge Jugendliche, die mit Drogen in Verbindung kommen, abhängig werden oder schwerwiegende Probleme bekom­men. Auf der Strasse kommen bei Unfällen weit mehr Jugendliche ums Leben oder werden schwer verletzt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Gesellschaft von den Medien wirklich verlangt, ehrlich zu sein. Sie will die einfache Botschaft: <Es gibt Drogen, sie sind schlecht, sie sind kri­minell, und man sollte die Finger davon lassen.» Ich glau­be, diese Botschaft vermitteln wir ziemlich erfolgreich.»92 Auch Zeitungen und medizinische Zeitschriften von Qua­lität berichten oft parteiisch über Ecstasy. Im Oktober 1992 beispielsweise veröffentlichte «The Scottish Medical Journal» (und später «The British Medical Journal») einen Artikel mit dem Titel «Ecstasy And Intracerebral Haemor­rhage». Darin wird der Fall eines 20jährigen Mannes beschrieben, der starb, weil «sein Drink mit einem Schuss Ecstasy versehen war», drei andere sollen überlebt haben.93 Da die beschriebenen Symptome mir eher typisch für Amphetamin als für MDMA schienen, schrieb ich dem Autor des Berichts einen Brief und fragte ihn, wieviel MDMA im Körper des Toten gefunden wurde. Er antwortete: «Leider ist in keinem dieser Fälle untersucht worden, ob MDMA oder verwandte Substanzen nachzu­weisen sind.» Mit anderen Worten: Es wurde keine Unter­suchung durchgeführt, und er konnte überhaupt nicht beweisen, dass MDMA etwas damit zu tun hatte.Trotzdem wurde der Fall von verschiedenen Zeitungen aufgenommen. Im «Glasgow Herald» erschien ein Bericht mit den Schlagzeilen: «Highlighting the Dangers of Ecsta­sy». Der Artikel berichtete autoritär, dass die Todesursa­che eindeutig Ecstasy war, und deutete daraufhin, dass die Droge bekanntlich schwere Hirnschäden verursache.

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98 1.10. Ecstasy in England

Offizielle

Stellungnahmen

Das Spektrum offizieller Stellungnahmen zum Thema Drogenkonsum ist sehr breit: Da gibt es die in den USA immer noch verbreitete Ansicht, dass alle Drogen (wobei Alkohol unerklärlicherweise ausgeschlossen wird) Ju­gendlichen enorme Schäden zufügen und durch strenge Gesetze und Kampagnen wie «Sag einfach nein» ausge­merzt werden müssen. Anders sieht es die holländische Regierung: Obwohl Holland Mitglied der Vereinten Natio­nen ist und somit auch die Konvention über psychotrope Substanzen unterzeichnet hat, beschloss die Regierung, Personen, bei denen Drogen zum Eigengebrauch gefun­den werden, nicht strafrechtlich zu verfolgen. Statt zu versuchen, die Leute von den Drogen fernzuhalten, bieten die holländischen Behörden den Drogenkonsumentlnnen Hilfe und Information an, damit sie selbst entscheiden können.Die Position Grossbritanniens liegt irgendwo zwischen diesen beiden Beispielen: Ich habe den Eindruck, dass Staat und Polizei89 91 der offiziellen amerikanischen Ideo­logie anhängen, während Fachleute eher Sympathien für das holländische Modell haben. Im Laufe meiner For­schungen für dieses Buch bin ich vielen Personen begeg­net, die von der Regierung angestellt sind: Fachleute der Sozialarbeit, Ausbildung, Medizin, Psychiatrie und For­schung auf dem Gebiet des Drogengebrauchs. Viele von ihnen können sich nicht erlauben, offen zu sagen, was sie denken, aber inoffiziell haben sie mir erzählt, dass sie glauben, Ecstasy habe mehr Gutes als Schlechtes bewirkt. Mehrere von ihnen haben zugegeben, dass sie die Droge selbst versucht haben.Es gibt Anzeichen dafür, dass Bewegung in die Drogenfra­ge kommt: Die Zeitung «Independent» und die Zeitschrift «Economist» haben begonnen, sich für die Legalisierung von Drogen einzusetzen, weil sie der Meinung sind, dass das Drogenverbot für ungefähr die Hälfte aller Verbre­chen verantwortlich ist und dass die aktuellen Massnah­men ganz einfach nicht greifen - eine Ansicht, die teil­weise in Polizeikreisen geteilt wird, wie z.B. von Comman­der John Grieve von der Metropolitan Police.164 Der Ecstasy-Konsum in Grossbritannien ist in den letzten Jahren ständig angestiegen, während in den Medien immer weniger darüber berichtet wird - zum Teil, weil es aufgrund der offenbar erfolgreichen Aufklärungskampa­gne viel weniger Todesfälle gegeben hat, aber auch weil die Medien gesättigt sind. Meinungsumfragen zeigen, dass fast die Hälfte der Bevölkerung die Entkriminalisie-

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1.10. Ecstasy in England

rung von Cannabis befürwortet und dass ernsthaft über die Legalisierung aller Drogen diskutiert wird.151-164 In gewissen Kreisen herrscht allerdings Besorgnis über diese Anzeichen. So wird zum Beispiel die mächtige Brau­erei-Lobby die britische Regierung wahrscheinlich unter Druck setzen, scharf gegen Raves und illegale Drogen vor­zugehen. Diese befürchtet, dass Arbeitsplätze in der tradi­tionellen Freizeitindustrie durch den Boom der Rave-Kul­tur gefährdet sind.159

Das Konzept der Schadensbegrenzung116 geht von der Idee aus, dass es für die Gesellschaft besser ist, die Gefah­ren, die sich aus dem Drogengebrauch ergeben, zu ver­mindern, als weiterhin erfolglos zu versuchen, den Dro­genkonsum überhaupt zu verhindern.117-12°-121 Diese Idee wurde erstmals bei Opiat-Konsumentlnnen (Heroin) ange­wandt: Als Antwort auf die Bedrohung durch Aids wur­den Gratisspritzen verteilt, um die Verbreitung von HIV durch benutzte Spritzen zu unterbinden.Im Zusammenhang mit dem Ecstasy-Konsum wurden in Manchester schadensbegrenzende Massnahmen mit der «Safer Dancing Campaign» ergriffen. Früher wurden Ver­anstaltungsorte, an denen die Polizei illegale Drogen fand, geschlossen. Die Kundschaft feierte dann einfach in illegalen Clubs weiter, mit dem Resultat, dass es wegen der schlechten Lüftung zu Fällen von Hitzschlag kam. Anstatt Clubs zu schliessen, akzeptieren die Befürworter­innen einer Schadensbegrenzung den Drogenkonsum als Tatsache. Ihnen geht es darum, das Gefahrenrisiko zu ver­mindern. Ein Pressesprecher des Stadtrates sagte: «Wir hatten vertrauliche Informationen darüber, dass eine Anzahl von Clubs die Kaltwasserzufuhr in den Toiletten unterbanden, £1.50 für ein Glas Wasser verlangten, die Heizung aufdrehten und die Klimaanlage abstellten.» Als Antwort darauf wurden minimale Verhaltensregeln ein­geführt, welche die Clubs befolgen müssen, wenn sie von der Stadt eine Konzession erhalten wollen. Die Clubs müs­sen folgenden Anforderungen entsprechen:

1. Sie müssen regelmässig Temperatur und Qualität der Luft im Lokal kontrollieren und wenn nötig die Lüftungsme­thoden verbessern.

2. Sie müssen entsprechende Einrichtungen für die Chill- out-Phase zur Verfügung stellen, wie einen Raum mit einer ruhigeren und kühleren Atmosphäre und beque­men Sitzgelegenheiten.

3. In den Toiletten muss kaltes Hahnenwasser vorhanden

Schadensbegrenzung

99

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100 1.10. Ecstasy in England

sein und an der Bar Wasser unentgeltlich abgegeben wer­den.

4. Die Kundinnen müssen über die Risiken des Drogenge­brauchs wie z.B. Überhitzung informiert werden und darüber, wo sie vertrauliche Beratung und Hilfe erhalten können.

5. Die Clubs müssen Leute anstellen, die den Kundinnen vor Ort und Stelle vertrauliche Beratung, Erste Hilfe und ei­nen Informationsdienst anbieten.Diese Massnahmen haben in ganz Grossbritannien viel Interesse geweckt und werden hoffentlich den Behörden anderer Städte als Modell dienen.

Schlussfolgerungen Ecstasy und seine unterschiedlichen Anwendungen sind heute für viele Leute ein wichtiger Teil ihres Lebens ge­worden. Der Staat und viele Medien haben darauf rea­giert, indem sie den Ecstasy-Konsum mittels schwerer gesetzlicher Strafen und Schreckensgeschichten zu ver­hindern versuchen. Sie haben nicht versucht, die Anzie­hungskraft122 der Droge zu verstehen und ernsthafte Hilfe und Information anzubieten. Viele Ecstasy-Konsumentln­nen haben daher den Respekt vor Behörden und Medien verloren. Die Medien müssen offen und wahrheitsgetreu über Ecstasy und den illegalen Drogenkonsum berichten. Ich sehe keine Berechtigung dafür, dass das Gesetz infor­mierten Erwachsenen verbieten soll zu konsumieren, was immer sie wollen. Sogar jene, die gegen eine Legalisie­rung sind, sollten die Neuklassierung von MDMA befür­worten. Das Gesetz vermittelt eine falsche Botschaft, wenn es MDMA mit den gefährlichsten Drogen gleich­setzt: Wer einmal MDMA genommen und gefunden hat, dass es Spass macht und nicht schädlich ist, wird eher eine andere Drogen der gleichen Klasse wie z.B. Kokain versuchen. Das britische Gesetz sollte geändert und MDMA in dieselbe Kategorie wie Cannabis gesetzt wer­den.90

Medien und Behörden haben das menschliche Leben miss­achtet, indem sie die Todesfälle an den Raves als Muni­tion für ihre Kampagne gegen Ecstasy benutzt haben, statt die Konsumentlnnen darüber zu informieren, was sie gegen Überhitzung tun können. In ganz Grossbritan­nien sollten sofort ähnliche schadensbegrenzende Mass­nahmen wie in Manchester ergriffen werden. Die Polizei sollte ihre Taktik ändern: Statt mit Verhaftungen von Konsumentlnnen91 und Kleindealern die Leute vom Ecsta­sy-Konsum abzubringen, sollten gewalttätige Verbrechen

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1.10. Ecstasy in England

bekämpft und Raver vor Ausbeutung geschützt werden. Die Polizei darf organisierte Banden an Raves und in Clubs, die den Handel professionell betreiben und gewalt­bereit sind, nicht tolerieren. Sie sollte bei der Durchfüh­rung von Aufklärungskampagnen in Regionen helfen, in denen solche Banden die Szene beherrschen.Nur weil Ecstasy eine noch junge Substanz ist, muss es nicht schlecht oder schädlich sein. Konsumentinnen soll­ten aber einen gewissen Respekt vor Ecstasy haben und von häufigem und hochdosiertem Konsum absehen. Dies ist keine moralische Ermahnung, sondern eine Schlussfol­gerung, die ich bei der Recherche anhand der vielen Informationen gezogen habe.Das Potential von MDMA in der Psychotherapie scheint sehr gross zu sein und muss noch besser erforscht wer­den. Als Unterzeichnerin der Konvention über psychotro- pische Substanzen sollte die britische Regierung den Empfehlungen des Expertinnenausschusses folgen und die Forschung des therapeutischen Nutzens von MDMA fördern. MDMA soll so klassifiziert werden, dass eine Ver­schreibung für die Anwendung in der Psychotherapie wieder möglich ist.

101

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102 2.1. Anwendung in der Schweiz

2. Psychotherapie mit Ecstasy

Nicholas Saunders

und Patrick Wälder

2.1. Anwendung in

der Schweiz

Der umfassendste Gebrauch von MDMA in der Psychothe­rapie fand in den USA statt.135 Als die amerikanische Regierung die Droge im Jahr 1986 verbot, wurde diese Praxis jedoch in den Untergrund gedrängt.129-134 Die WHO gab zwar den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen die Empfehlung ab, die bisherigen Erkenntnisse über den therapeutischen Nutzen von MDMA weiterzuverfolgen.15 Doch war die Schweiz danach das einzige Land, in dem MDMA in der Therapie eingesetzt werden durfte.Mitte der achtziger Jahre hatte der Solothurner Psycho­therapeut Samuel Widmer96 vom Freizeitkonsum dieser Droge in Insiderkreisen gehört, und 1985 wurde an einem Kongress des Europäischen Collegiums für Bewusstseinsstudien (ECBS) von Erfahrungen mit MDMA in der Psychotherapie berichtet. Einige Therapeutinnen gründeten daraufhin die Schweizer Ärztegesellschaft für psycholytische Therapie (SÄPT)95 und begannen, mit MDMA zu arbeiten. Psycholytisch bedeutet Anwendung von Drogen in der Therapie. An zweimal jährlich stattfin­denden Treffen nahmen die Mitglieder der SÄPT auch sel­ber Drogen. Kaum hatten sie damit zu arbeiten begon­nen, wurde MDMA in der Schweiz verboten. Im Unter­schied zu allen anderen Ländern erlaubt es das schweize­rische Betäubungsmittelgesetz, verbotene Substanzen unter gewissen Bedingungen den Medizinerinnen für For­schung oder Therapie zu überlassen. 1988 erhielten fünf Mitglieder der SÄPT, alle gut qualifizierte, praktizierende Psychotherapeutlnnen, vom Bundesamt für Gesundheits­wesen die Bewilligung, MDMA und LSD in der Therapie einzusetzen. Sie konnten damit bis im Sommer 1990 arbeiten, als ein Patient starb, während er unter Einfluss von Ibogain stand. Obwohl Ibogain, die psychoaktive Wurzel einer afrikanischen Pflanze, nicht illegal ist, wur­de der betreffende Therapeut für sein Verhalten streng gerügt: Einerseits hatte er dem Klienten die Droge in Frankreich verabreicht, wo er gar nicht praktizieren durf­te, anderseits hatte er versäumt, seine Patientinnen auf gesundheitliche Probleme hin zu untersuchen. Der Zwi­schenfall war ein schwerer Rückschlag für die Gesell­schaft: Allen Mitgliedern wurde die Bewilligung entzo­gen, psychoaktive Substanzen einzusetzen. Nach einem Jahr und nach aufwendigen Bemühungen wurde die Anwendung von MDMA und LSD vier Therapeutinnen wieder erlaubt—jedoch mit strengen Einschränkungen: Die Drogen durften nur bei früheren Klientinnen zum Ab­schluss ihrer Therapie bis Ende 1993 und unter Aufsicht

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103 2.1. Anwendung in der Schweiz

von Professor Ladewig der Basler Universitätsklinik einge- setzt werden. Professor Ladewig gab von Anfang an zu verstehen, die Berichte über die Therapieerfolge seien als Anekdoten zu betrachten, weil die Therapie nicht wissen­schaftlich begleitet wurde.Dass seither keine neuen Bewilligungen erteilt wurden, ist die Folge einer restriktiveren Politik im Bundesamt für Gesundheitswesen (BAG), aber auch davon, dass bisher zuwenig Forschung über den Gebrauch von MDMA in der Therapie betrieben wurde. Deswegen liessen die Thera­peutinnen der SÄPT eine wissenschaftliche Auswertung der bisherigen Erfahrungen erstellen (siehe Kapitel 2.3.). Gegen die therapeutische Anwendung von psychoaktiven Substanzen gibt es nicht nur bei Behörden Widerstände. Auch Therapeutinnen diskutieren, bei welchen Diagno­sen eine Anwendung von MDMA sinnvoll oder gar wirk­lich nötig ist, das heisst, mit anderen Methoden keine gleiche Verbesserung erreicht werden kann. Kritisiert wird der Gebrauch von Drogen in der Therapie u.a. mit dem Argument, die Droge sei ein zu starkes Machtmittel in der Hand der Therapeutinnen — sie greife zu interven­tionistisch ein und breche den Widerstand des Patienten.Oft sprechen gerade «therapieresistente» Personen an und lassen sich gewissermassen «aufschliessen». In dieser Dis­kussion wird häufig das Bild vom Berg und von der Seil­bahn bemüht: Anstatt den Berg selber zu besteigen, ver­hilft die Seilbahn Droge zum Ausblick vom Gipfel. Die einen meinen, das «Gipfels-Erlebnis sei so weniger bedeu­tend und haltbar. Truls Bär, der beim SÄPT-Mitglied Samuel Widmer eine dreijährige Ausbildung für die The­rapieanwendung von psychoaktiven Substanzen absol­vierte, sagt: «Die Seilbahn zu benützen halte ich grund­sätzlich für legitim. Du warst einmal auf dem Gipfel, was nachher passiert, hängt von dir ab. Einmal ganz oben gewesen zu sein kann motivieren, den Berg später selber zu besteigen, das Erlebnis ohne Hilfsmittel zu erreichen.» Nicht das Erlebnis, sondern dessen Aufarbeitung sei ent­scheidend, die Frage der Echtheit könne sich erübrigen.Er hält daher eine fachkundige Begleitung für eine Vor­aussetzung.Die Therapeutinnen der SÄPT sind überzeugt vom Nutzen, den MDMA und andere Substanzen in der Thera­pie haben können. Mit der wissenschaftlichen Aus­wertung ihrer Erfahrungen hoffen sie, ihre Chancen für neue Bewilligungen vom BAG zu erhöhen. Weitere Studi­en sollen die Nützlichkeit und die Unbedenklichkeit

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104 2.1. Anwendung in der Schweiz/2.2. Interview mit Dr. Bloch

2.2. Interview mit

Dr. Marianne Bloch

(bezüglich Toxizität, Suizid- und Psychosengefährdung) der Substanzen im Therapiegebrauch beweisen.

Als es den Mitgliedern der SÄPT noch erlaubt war, mit psychoaktiven Substanzen zu arbeiten, führte Nicholas Saunders mit Dr. Marianne Bloch ein Gespräch über die Anwendung von MDMA in der Psychotherapie.Dr. Bloch promovierte 1970 in Medizin, 1972-76 folgte in den USA eine Ausbildung in Erwachsenenpsychiatrie an einer Freudianischen Klinik. Anschliessend liess sie sich in Luzern als Kinderpsychiaterin ausbilden. Seit 1983 führt sie eine Privatpraxis für Erwachsenentherapie. Von 1980 bis 1990 bildete sie sich in der Technik der Organis­mischen Körpertherapie nach Malcolm Brown weiter. Während des vergangenen Jahrzehnts hat sie selbst ver­schiedene psychoaktive Substanzen ausprobiert. Von1989 bis 1993 arbeitete sie mit MDMA in Gruppen und mit Einzelpersonen.

Welches sind die speziellen Vorteile beim Gebrauch von MDMA? Gibt es z.B. einen bestimmten Charaktertyp oder ein besonders geeignetes Problem für dessen Gebrauch?Ich verwende MDMA bei Patienten, die in einer inten­siven psychotherapeutischen Beziehung zu mir stehen. Gewöhnlich fange ich nach einem halben oder ganzen Jahr Therapie damit an. Die meisten meiner Patienten kommen wöchentlich in die Einzeltherapie und monat­lich an meine Wochenenden mit Holotropem Atmen (intensives Atmen zu Musik) nach Grof. Jene, die ich auch mit MDMA therapiere, sind meist Patienten, die Mühe mit ihren Gefühlen haben — selbst mit Atmungs- und Kör­pertherapie kommen sie ihren Gefühlen nicht genug nahe. Es handelt sich mehrheitlich um Persönlichkeiten, die eine starke Körperpanzerung haben.Sind nicht alle Patienten charakterlich gepanzert?Schon, aber einige viel weniger ausgeprägt. Die Panze­rung von oralen Menschen kann z.B. leichter durchbro­chen werden.Also verwenden Sie MDMA bei Personen mit ausgeprägter cha­rakterlicher Panzerung?Vorzugsweise, z.B. bei Frauen mit Bulimie sowie bei eini­gen zwangsneurotischen, depressiven, schizoiden und narzisstischen Patienten.Handelt es sich dabei um extreme Depressionen?Ich würde sagen mittelschwere. Es gibt auch Personen, die ursprünglich wegen eines körperlichen Symptoms -

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105 2.2. Interview mit Dr. Bloch

z.B. Schwindel, der keine organische Ursache hatte - in die Therapie kamen. Nach einigen Monaten Einzelkör­pertherapie verschwand dieses Symptom, und darunter zeigte sich eine starke Körperpanzerung, die ihnen den Zugang zu den Gefühlen verunmöglichte. Solche Men­schen behandle ich dann auch in den Gruppen mit MDMA.Was ist mit Personen, die z.B. eine traumatische Erinnerung unterdrückt haben?Dies ist eine andere Gruppe. Ich hatte z.B. eine Patientin, die unter Bulimie litt. Dann stellte sich heraus, dass sie von ihrem Vater missbraucht worden war, was ihr vorher nicht bewusst gewesen war. Unter MDMA sagte sie: «Oh, es gibt da ein Inzestproblem.» Ich war sehr erstaunt dar­über, da sie es vorher nie erwähnt hatte - mit MDMA kam es immer klarer zum Vorschein. Diese Frau ist häufig aus­serhalb ihres Körpers, wie soll ich sagen, oft losgelöst von ihrem Körper und ihren Emotionen.Hilft MDMA ihr, ausgewogener zu werden?Ja, sehr sogar. Diese Methode ist das Beste für ihre Ausge­wogenheit und das Bewusstwerden des Körpergefühls. Sie ist heute weniger blockiert als zuvor und bewusster in be­zug auf ihren Körper. Oft sagt sie: «Ich spüre meine Beine nicht.» Unter MDMA kann sie sagen: «Ich fühle mich gut, ich spüre meinen Körper.» Ich glaube, das hat bei ihr mit dem Energiefluss zu tun.Hätten Sie bei dieser Patientin ohne MDMA nicht auch einige Fortschritte gemacht - mit Körperarbeit, Massage, Berührung und dem Ausdrücken von Gefühlen?Ja, aber ich bin nicht sicher, ob sie so tief in ihr Inneres hätte hineinschauen können, hinter die Inzestprobleme mit ihrem Vater. Alles war dermassen zugeschüttet, dass sie keine Ahnung davon hatte.Ging es lange, bis die Erinnerung hervorkam? War es bei der ersten MDMA-Sitzung?In der zweiten. Zuerst nahm sie MDMA in Einzelsitzun­gen, da sie Angst hatte, später nahm sie auch an den Gruppen teil.Wie oft führen Sie MDMA-Gruppensitzungen durch?Zweimal im Jahr.Das ist nicht oft. Steckt dahinter eine Absicht, oder braucht es so viel Zeit?Aufgrund seiner ungeklärten Toxizität bin ich der Ansicht, dass es ein Patient nicht mehr als vier Mal im Jahr nehmen sollte; in dieser Menge ist es nachgewiese- nermassen nicht schädlich. Ich will aber nicht häufiger

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106 2.2. Interview mit Dr. Bloch

chemische Substanzen gebrauchen als unbedingt nötig. Ich erreiche auch etwas mit Atem- und Körperarbeit. Bei einigen Patienten funktioniert das ganz gut. Es sind die Schwierigeren, denen manchmal etwas nachgeholfen werden muss.Wie hoch ist der Anteil der Patienten, bei denen Sie MDMA ver­wenden?Ich habe ursprünglich bei 20 Patienten MDMA eingesetzt.1990 wurden uns die Bewilligungen für ein Jahr entzo­gen, und danach durften wir nur noch Patienten weitert­herapieren, die bereits mit MDMA gearbeitet hatten. Da­mals waren bei neun Patienten die Therapien abgeschlos­sen. Elf hätten mit der Substanz Weiterarbeiten können, aber nur noch sechs wollten es wirklich tun. Ich verwen­de die Substanz nicht so oft wie meine Kollegen.Wieso wollten nur sechs von elf mit MDMA Weiterarbeiten?Zwei Frauen waren schwanger geworden und mussten daher aufhören. Eine Patientin war überzeugt, dass ihr Holotropes Atmen ebensoviel wie MDMA gebracht hatte. Wieder eine andere hatte das Gefühl, MDMA öffnete sie zu schnell, was ihr Angst machte. Sie zog ebenfalls Holo­tropes Atmen vor, wo sie den Prozess besser steuern konn­te. Die letzte Person fand es schwierig, die mit MDMA ge­machten Erfahrungen in den Alltag zu integrieren, was - so glaube ich - intellektuelle Fähigkeiten voraussetzt.Wie viele Leute nahmen in Ihren MDMA-Gruppen teil, bevor die Einschränkungen gemacht wurden?Zwölf. Ich wollte nicht mehr. Und stets arbeite ich mit einer Co-Therapeutin zusammen, die sich mit mir in psy- cholytischer Therapie ausbilden liess.Dr. Widmer meinte, es sei wichtig, eine Therapeutin und einen Therapeuten in einer Gruppe zu haben.Ich denke, dies wäre besser. Ich hatte diesbezüglich Schwierigkeiten bei einem männlichen Klienten - seine Probleme mussten mit einem Mann ausdiskutiert wer­den. Es war ganz offensichtlich, dass ich als Frau nicht mehr an ihn herankam, er brauchte einen Mann. Also musste er zu einem Therapeuten wechseln, weil er eine Vaterfigur brauchte, um seine Therapie fortzusetzen. Welche Dosierungen geben Sie den Klienten?125 mg.Variieren Sie nach Körpergewicht?Früher ja, es gab einige leichte Patienten, die nur 100 mg erhielten.Wirkt MDMA bei den verschiedenen Patienten unterschiedlich stark?

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107 2.2. Interview mit Dr. Bloch

Ich sehe keine grossen Unterschiede. Bei einigen setzt die Wirkung später ein.Verabreichen Sie es in einer einzigen Dosis?Ja.Nehmen Sie oder Ihre Assistentin es selbst?Nein.Können Sie beschreiben, wie Sie in der Gruppe arbeiten, welches die Regeln sind?Wir treffen uns um acht Uhr morgens. Wir sitzen alle in einem Kreis und erzählen, wie es uns zumute ist, ob es Neuigkeiten gibt und was wir vom Drogenexperiment er­warten. Natürlich kennen sich diese Leute alle, da sie die Droge mehrmals gemeinsam eingenommen haben und an den monatlichen Atmungs-Workshops teilnehmen. Dann meditieren wir, sitzen in einem Kreis, atmen und gehen tief in uns hinein. Es ist eine Art Zen-Meditation. Etwas später beginnt meine Kollegin auf dem Monochord zu spielen, einem Saiteninstrument, dessen Saiten alle auf einen Ton gestimmt sind. Danach wird die Droge genommen.Erfolgt dies nach einem bestimmten Ritual?Wir geben sie einfach im Kreise herum und nehmen sie. Dann essen wir etwas Schokolade.Oh.' Schokolade?Ja, es beschleunigt die Wirkung der Droge.Wirklich? Wie denn?Albert Hofmann, der Entdecker von LSD, hat mir davon erzählt. Er erlebte in Südamerika, dass die Indianer, bevor sie mit Pilzen arbeiteten, immer ein kakaohaltiges Getränk einnehmen, da dieses die Wirkung der Pilze beschleunigt und erhöht. Die genaue Wirkung des Kakaos im Zusammenhang mit Halluzinogenen ist nicht geklärt, es ist mehr eine Erfahrungstatsache. Nun tun wir dassel­be mit MDMA, und es scheint zu funktionieren. Orangen­saft, Pille und Schokolade gehören bei allen jedesmal dazu.Wann setzt die Wirkung ein?Etwa nach einer halben Stunde. Nach der Pilleneinnahme legen sich alle hin, während meine Mittherapeutin wei­terhin auf dem Monochord spielt.Gibt es bei Ihnen Regeln oder Vereinbarungen über die Interak­tion zwischen den Klienten und Ihnen oder zwischen den Klien­ten untereinander? Wie leiten Sie die Gruppe?Die Patienten liegen auf einer Matratze im Gruppenraum. Früher hielt ich sie dazu an, während der ganzen MDMA- Sitzung nur bei sich zu bleiben, denn es geht hauptsäch-

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108 2.2. Interview mit Dr. Bloch

lich um eine innere Erfahrung. In letzter Zeit habe ich an­gefangen, sie aufzumuntern, auch miteinander in Kon­takt zu treten. Wenn jemand in der Gruppe einen ändern Teilnehmer entdeckt, der ihn irgendwie berührt, ermun­tere ich ihn, sich zu dieser Person hinzusetzen und Kon­takt aufzunehmen, falls er dies wünscht. Diese Animie- rung von Kontakt und Kommunikation ist neu - ich habe entdeckt, dass auch dabei wichtige Erkenntnisse mit MDMA gemacht werden können.Wie gehen Sie mit der Situation um, wenn sich jemand schlecht fühlen sollte, aber niemand sich annähern lässt? Müssen die Leute fragen, wenn sie den Platz wechseln wollen?Ja. Will ein Patient sich einem anderen nähern, muss er ihn oder sie fragen: «Ich möchte näher zu dir kommen, was meinst du?» Die andere Person entscheidet dann. Ich sage ihnen, dass alle ganz ehrlich sein sollen. Sie müssen spüren lernen, was sie wollen.Kann es passieren, dass gewisse Klienten mehr Aufmerksamkeit erhalten und die anderen dadurch das Gefühl haben, sie hätten keine Gelegenheit mehr?Natürlich kann das ein Problem aufwerfen: Ein Patient hat als Kind möglicherweise weniger Aufmerksamkeit erhalten als seine Geschwister, und nun versucht er die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es gibt Klienten, die mich immer bei sich haben wollen. Ich bleibe dann bei dieser Person, bis mein Körper signalisiert, jetzt ist genug! Ich gehe dann weg, obwohl der Patient frustriert ist. Es geht darum, bewusst zu werden, dass dieses «Zu- kurz-gekommen-Sein» ein Problem von früher ist, dass es darum geht, darüber Trauerarbeit zu leisten und dadurch mehr bei sich sein zu können. All diese Schritte können unter MDMA relativ rasch bewusst werden.Wenn solche Gefühle hochkommen, sind diese Bestandteil der Therapie?Natürlich ist es äusserst wichtig, dass Gefühle von Enttäu­schung, Eifersucht und mangelnder Aufmerksamkeit her­vorgebracht werden. Deshalb arbeite ich mit Gruppen.Ich könnte es auch mit einzelnen tun, und dann wäre immer eine «Mama» da, doch dies ist nicht das wirkliche Leben.Bitten Sie die Leute, die Augen geschlossen zu halten?Ja, anfänglich haben sie meistens die Augen geschlossen, später jedoch sitzen sie auf oder sprechen miteinander, gehen umher und fragen jemanden, ob sie sich zu ihm setzen könnten. Wenn ich das Gefühl habe, es würde zuviel geredet, sage ich: «Ihr seid zu sehr ausserhalb von

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109 2.2. Interview mit Dr. Bloch

euch» und bitte die Teilnehmer, wieder an ihre Plätze zurückzugehen. Es hängt auch davon ab, wie ich die Ener­gie in der Gruppe wahrnehme.Erlauben Sie es Leuten, allein in einem anderen Raum zu sein? Sehr oft sagen Klienten im voraus, dass sie einen Raum für sich allein benötigen, da sie nicht mit so viel anderen Zusammensein können. Ich sage dann: «Gut, wir werden sehen, wenn die Drogenwirkung einsetzt, und dann ent­scheiden.» Ich habe noch nie erlebt, dass jemand die Gruppe verlassen wollte, um allein zu sein.Was tun Sie zuerst, nachdem die Leute begonnen haben, sich zu öffnen?Ich lasse Musik ab Tonband laufen. Meistens meditative Musik oder Musik mit einem rhythmischen Bass, der bestimmte Gefühle und Aktivitäten stimuliert. Es ist eine völlig andere Musik als die, welche ich in der Holotropen Atemarbeit verwende, da dort die Musik die eigentliche «Droge» ist, die Aktivitäten stimuliert. Beim MDMA kommt die Stimulation von der chemischen Substanz, also erfüllt die Musik einen anderen Zweck.Verwenden Sie unterschiedliche Musik, um unterschiedlich zu stimulieren? Um beispielsweise Aggressionen hervorzurufen?Ja, manchmal auch Ängste.Welche Musik stimuliert Ängste?Etwa dramatische Musik.Filmmusik eines Thrillers?Ja. Doch Menschen brauchen verschiedene Stimuli. Nicht nur Musik stimuliert Gefühle, sondern auch Kontakt. Es kann sein, dass die Nähe zwischen einem Patienten und mir Angstgefühle auslöst, da dieser Angst vor Nähe hat. Auch mit MDMA?Noch mehr sogar. Ich erinnere mich an eine Frau mit ei­ner zwangshaften Persönlichkeitsstruktur, die gar nicht wusste, dass sie Angst vor Nähe hatte, und die mit MDMA dank engem Körper- und Augenkontakt erstmals mit ih­rer Panik in Berührung kam.Gebrauchen Sie dies als Technik, wenn Sie Leute zu intensivem Augenkontakt auffordern?Es kommt auf die Situation an. Bei dieser Patientin war es sehr wichtig.Die drei Psychotherapeuten der SÄPT, die mit MDMA arbeiten, machen alle auch Körperarbeit. Kommt im Zusammenhang mit MDMA auch reine Gesprächstherapie vor?Nein, da würde eine wichtige Ebene ausgelassen. Ich den­ke, dass es ganz wichtig ist, dass die Patienten MDMA ein­nehmen, um ihren Kopf zu verlassen und in den Körper

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110 2.2. Interview mit Dr. Bloch

gelangen zu können. Es gibt schon Personen, die möchten bloss reden, aber nach einer Weile klemme ich sie ab und sage, dass jetzt genug geredet sei. Häufig ist das Reden unter MDMA-Einfluss eine Abwehr.Weil es von den Gefühlen abtrennt?Ja, natürlich. Und auch stark von der Körperwahrneh­mung und -empfindsamkeit.Können Sie mir ein paar Beispiele nennen, wo MDMA besonders nützlich war?Eine über längere Zeit behandelte Patientin stotterte stark. Mit MDMA gelang es ihr erstmals, so richtig ihre Geschichte zu erzählen - vorher konnte sie fast nur schriftlich Mitteilungen machen. Mit MDMA erzählte sie von ihrem Vater, wie sie unterdrückt und als Kind nicht akzeptiert gewesen war, wobei auch Gefühle zum Vor­schein kamen.Sie konnte dank MDMA frei erzählen?Ja, es war unglaublich. Ebenso unglaublich war, wie sich ihr Körper öffnete. Sie fing an, heftig zu atmen, danach kamen Laute hervor, und sie konnte ohne Schwierigkei­ten sprechen. Es war jedoch auch bezeichnend, dass nach der MDMA-Sitzung ihr Stottern wieder kam. Es war nicht so schlimm, doch hielt es an.Also heilte MDMA nicht das Stottern, sondern ermöglichte ihr, über die schmerzliche Beziehung zu ihrem Vater zu sprechen. Genau, dies eröffnete ein neues Gebiet, das in der weiter­gehenden Therapie angegangen werden konnte. Bis anhin verschüttetes Material kam zum Vorschein, und so auch einige verdeckte Gefühle.Hätte sie das Problem nicht durch Aufschreiben lösen können? Obwohl die Patientin normal intelligent ist, konnte sie wegen des Stotterns keine normale Schule besuchen. Sie schreibt deshalb langsam, und es wäre zu anstrengend gewesen, alles niederzuschreiben.Glauben Sie, es wäre möglich, ihr Stottern mit MDMA zu heilen? Ich weiss es noch nicht. Sie ist eine eher schwierig zu be­handelnde Person. In der letzten MDMA-Sitzung benutzte sie ihre neue Sprechfähigkeit auf eine sehr intellektuelle Art. So wurde das Sprechen ein Abwehrmechanismus gegen Gefühle, die zuzugeben zu schmerzvoll für sie war. Können Sie mir etwas über einen Bulimie-Fall erzählen?Das grösste Problem bei einem der weiblichen Bulimie- Fälle war die Angst der Frau vor Nähe und Körperkontakt. Die Bulimie ist inzwischen geheilt, die Frau isst normal und erbricht anschliessend nicht mehr.Wurde sie ohne MDMA geheilt?

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Ill 2.2. Interview mit Or. Bloch

Ja, nach etwa zwei Jahren Körpertherapie und Atemarbeit verschwanden die Symptome, doch dann entdeckte sie andere Probleme. Sie merkte, dass sie in ihrem täglichen Leben keine Beziehung zu ihrem Körper hatte. Dank MDMA erkannte sie, was es heisst, eine Beziehung zum eigenen Körper zu bekommen.Wie wichtig ist die therapeutische Begleitung bei der Anwen­dung von MDMA, um solche Verbindungen einzugehen und Gefühle aufzuspüren? Woran ich denke, ist die grosse Anzahl von Leuten in England, die Ecstasy schlucken — meinen Sie, dass diese zwangsläufig auf ihre Gefühle stossen, oder braucht es dafür ein therapeutisches Umfeld?Das Umfeld ist wichtig und auch eine Person, die als Spie­gel wirkt. Wenn ich mit einem Klienten arbeite, kann es sein, dass in mir Gefühle aufkommen, die er nicht zulas­sen kann oder deren er sich nicht bewusst ist. Dann erzähle ich dem Klienten genau, was ich spüre - so werde ich zu seinem Spiegel. Zum Beispiel werde ich plötzlich traurig, und ich weiss, dass ich dazu keinen Grund habe. Dann weiss ich, dass dies nicht meine Traurigkeit ist, son­dern die der anderen Person, und dass ich sie an ihrer Stelle spüre, da sie sich dessen nicht bewusst ist. Dann sage ich ihr, dass ich etwas spüre, das nicht mir gehört, ob es ihr sein könnte. Danach kann diese Person in ihr Inneres gehen und es herausfinden. Sobald sie sich über das eigene Traurigkeitsgefühl bewusst geworden ist und es ausdrückt, verschwindet meine Traurigkeit. So helfe ich den Klienten, sich ihrer Gefühle bewusst zu werden. Arbeiten Sie mit Tonband- und Videoaufnahmen?Nein, aber manchmal bringen die Patienten ihre eigenen Kassettengeräte mit. Wenn sie sehr viel sprechen oder erzählen wollen, sage ich ihnen, dass sie es aufnehmen können und dass ich es mir später anhören werde.Glauben Sie, dass Aufnahmen nützlich sein können?Bei gewissen Patienten mag es förderlich sein. Ich habe einen Klienten, der unter MDMA sehr viel von seinen Kindheitserinnerungen erzählt. Teilweise ist dieses Erzählen aber noch ein Schutzmechanismus, damit er nicht wirklich von seinen Gefühlen berührt wird. Danach vergisst er vieles wieder, auch die wichtigen Dinge. Also ermuntere ich ihn, das Tonband zu gebrauchen.Ich muss unbedingt erwähnen, dass ich in MDMA-Sitzun- gen keinerlei Techniken verwende. Ich brauche meine Gefühle, meinen Körper und meine Intuition. Ich suche vor allem den Kontakt zum Klienten auf der Gefühlsebe­ne und schaue, was daraus entsteht. Manchmal stelle ich

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112 2.2. Interview mit Dr. Bloch

eine Frage oder berühre den Patienten, manchmal mache ich auch nichts und bin einfach da. Die andere Person reagiert immer irgendwie.Bitten Sie die Leute, Dinge mit an die Sitzungen zu nehmen?Ja, manchmal bitte ich sie, etwas mitzunehmen, das sie mögen. Eine Patientin bringt gerne Steine oder andere kleine Sachen mit. Das letzte Mal bat ich die Klienten, ein Foto mitzubringen, auf dem sie nicht älter als dreijährig waren. Damit war die Möglichkeit gegeben, mit diesem Lebensabschnitt zu arbeiten. Bei einigen Patienten verwendete ich es, bei anderen nicht. Ich mache ja nur einen Vorschlag, und wenn etwas daraus entsteht, ist es gut.Was kam dabei heraus?Wir schauten zusammen die Fotos an, und dann began­nen sie von ihrer frühen Kindheit zu sprechen, da es ver­gessene Erinnerungen an diese Zeit weckte.Hilft MDMA, Erinnerungen hervorzuholen, die aus der Kindheit stammen oder die aus Angst oder weil sie zu gefühlsbezogen sind, unterdrückt wurden?Bei einer bereits erwähnten Patientin kam dieses Inzest­problem zum Vorschein, bei einem anderen Patienten tauchten sehr frühe vergessene Erinnerungen an die Kindheit auf, in der er oft krank war. Die Kindheitsemo­tionen kamen gleichzeitig hervor, und er durchlebte sie erneut. Ein anderer spürte mit MDMA zum ersten Mal erstaunt, dass er ein Herz hat, das schlägt. Es war wichtig für ihn, dies in seinem völlig ruhigen Körper zu spüren. Bei anderen ist es wichtig, an ihre aggressiven Gefühle zu kommen. Bei jedem Patienten ist es anders.Kann die plötzliche Bekanntschaft mit Aggressionen manchmal überfordern?Ich habe nie derartige Probleme gehabt.Haben Sie bei der Anwendung von MDMA bei einem bestimmten Patienten Probleme gehabt, dass Sie MDMA lieber nicht gebraucht hätten?Es gab einmal Probleme bei einer Frau, als die Wirkung der Droge einsetzte. Sie war überwältigt vom Gefühl des Sich-Öffnens. Angst überkam sie, sie heulte und schrie, es war wichtig, dass sie mit mir Körperkontakt hatte. Das gab ihr genug Rückhalt und ermöglichte ihr, durch diese Angstphase zu gehen. Danach war es wieder gut.Was heisst danach?Es begann eine halbe Stunde nach Einnahme der Droge und ging zehn Minuten. Die Angst erfolgte genau im Moment, als die Droge zu wirken anfing. Sie war völlig

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113 2.2. Interview mit Dr. Bloch

durcheinander. Durch den Körperkontakt mit mir löste sich ihre Verwirrung wieder.Sie verwenden MDMA nur bei einigen wenigen Ihrer Patienten. Abgesehen von den gesetzlichen Einschränkungen, würden Sie es bei gewissen Patienten noch immer nicht einsetzen, und wenn nicht, warum?Ich würde es nur bei den schwierigeren Fällen verwen­den. Dort, wo ich mit der Holotropen Atemarbeit zu wenig tief hineinkomme. Ich sehe nicht ein, warum ich eine chemische Droge verwenden soll, wenn ich das glei­che auch ohne erreiche.Erreichen sie dasselbe ebenso leicht ohne MDMA?Ja, bei einigen ganz gewiss.Ist es, weil Sie glauben, dass die Droge irgendwie giftig ist oder abhängig macht, oder weil bei der Droge die Resultate nicht von Dauer sind?Ich bin einfach gegen Drogen — in meiner Praxis brauche ich chemische Substanzen nur, wenn unbedingt nötig.Ich glaube nicht, dass MDMA die Therapie unbedingt beschleunigt. Dort, wo ich MDMA einsetze, handelt es sich um Patienten, bei denen ich vorher andere Behand­lungsmethoden angewendet habe, aber es mir nicht gelungen ist, sie genug zu öffnen. Ich hätte dann die The­rapie abbrechen müssen.Gibt es Leute, die so gepanzert sind, dass MDMA nichts bringt? Oder ermöglicht MDMA immer ein Tiefergehen, auch wenn Ihre anderen Methoden versagt haben?Ich würde sagen, es gibt Patienten, bei denen ich MDMA nicht verwende, aus Angst, sie könnten nicht damit umgehen.Was würde in einem solchen Fall passieren?Sie könnten möglicherweise nicht zwischen der äusseren Realität und ihrer Innenwelt unterscheiden oder die bei­den vermischen. Sie wären z.B. unfähig, zwischen mir als «böser Mutter ihrer Innenwelt» und mir als Therapeutin, die ihnen helfen will, zu unterscheiden, und würden gegen mich ankämpfen. Vielleicht würde ich sie behan­deln, wenn sie in einer Klinik sind, aber nicht, wenn sie danach nach Hause gehen müssen und ich sie aus den Augen verliere. Ich will meine Patienten nach einer Sit­zung nicht tagelang überwachen müssen. Ich wähle nur Patienten aus, bei denen ich überzeugt bin, dass sie mit MDMA umgehen können. Ich habe meine Grenzen. Ich kenne jemanden, der die Droge bei viel heikleren Patien­ten verwendet und dabei mehr Zeit und Energie aufwen­det, doch dazu bin ich nicht bereit.

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114 2.2. Interview mit Dr. Bloch

Um wieder auf Ihre Gruppen zurückzukommen, was passiert ge­gen Ende der Sitzung?Nach viereinhalb Stunden machen wir eine Pause. In einem anderen Raum essen wir etwas und trinken Tee, um uns danach wieder an den alten Platz hinzulegen.Wir essen Früchte und Brot mit Honig. Das bringt sie von ihrem veränderten Bewusstseinszustand wieder in die reale Welt zurück.Sind sie dabei ruhig?Sehr, oft spricht niemand. Dann legen sie sich für eine halbe Stunde hin. Sie schauen, ob da noch etwas ist, irgendeine zusätzliche Wirkung des MDMA. Dann müssen alle ein Mandala von ihrer Erfahrung malen.Können sie irgen detwas zeichnen, oder muss sich dies nach ei­ner bestimmten Struktur richten?Wir verteilen ein Blatt Papier mit einem Kreis darauf und sagen, sie sollen ein Mandala zeichnen. Natürlich können sie über den Kreis hinausmalen. Es ist bezeichnend, wer den Kreis verlässt oder wer sich an die Grenzen hält. Sie sind gewohnt, dies zu tun, da das Mandala-Malen auch zu jeder Holotropen Atmensitzung gehört.Danach bilden wir erneut einen Kreis, worauf jeder Pati­ent über sein Erlebnis berichtet. Vielleicht erklärt jemand auch sein Mandala. Alle bringen es auch in die nächste Therapiesitzung mit zum Besprechen des Erlebten.Wann beendet die Gruppe eine Sitzung?Gewöhnlich gegen 5 Uhr. Die Klienten gehen mit dem Bus nach Hause. Das Auto zu nehmen ist nicht erlaubt. Die nächste Verabredung findet meist innerhalb der nächsten Woche statt.Wenn Sie mit MDMA eine Einzeltherapie machen, ist es da ganz anders?Es ist anders, weil diese Person permanenten Kontakt mit mir hat und nie erlebt, dass «die Mutter» sie verlässt. Alle diese Eifersuchts- oder sonstigen in einer Gruppe entste­henden Gefühle fehlen. Natürlich profitieren sie mögli­cherweise mehr vom zusätzlichen Körperkontakt.Welche Art von Körperarbeit wenden Sie an?Massage, aber auch Berührung, sanfte nährende Berührung. Daneben mache ich mit ihnen auch gelegent­lich Kranio-Sakral-Therapie.Bringen Sie Leute auch dazu, mit Tennisschlägern auf Kissen einzuschlagen oder dergleichen?Ich gebrauche diese harten Techniken nur bei individuel­ler Körpertherapie, um ein Gefühl klarer ausdrücken zu können. Mit MDMA verwende ich nie irgendwelche har-

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115 2.2. Interview mit Dr. Bloch

ten Techniken, da die Gefühle durch die Droge spontan hervorkommen. Falls ein Patient durch MDMA in einen Wutzustand gelangt, bitte ich ihn, das Gefühl durch Arm- und Beinbewegungen auf einer Matratze auszudrücken. Glauben Sie, dass die durch MDMA gewonnenen Erkenntnisse einen Klienten irreführen können?Was meinen Sie damit?Er könnte etwas realisiert haben - wie z.B. die Tatsache, dass der Grund eines Problems eine erlittene Kindsmisshandlung ist oder ähnliches -, doch nun ist es viel wichtiger geworden, als es in Wirklichkeit ist. Vielleicht meint er etwas ganz klar zu sehen, das aber nicht stimmt.Es kann Vorkommen, dass etwas falsch interpretiert wird, eine falsche Ursache eines Problems geortet wird.Denken Sie, dass die echten Ursachen von Problemen und wahre Gefühle eher mit MDMA zum Vorschein kommen?Ja, MDMA erzeugt definitiv mehr echte Gefühle, doch sind Projektionen nicht auszuschliessen. Und für mich als Therapeutin ist es enorm wichtig zu merken, wann der Patient projiziert. Ich spüre dann ein Unwohlsein in meinem Körper und muss so lange mit der betroffenen Person das Problem bearbeiten, bis ich spüre, dass wir an der Wurzel des Themas sind oder die Projektion sich zer­streut hat.Denken Sie, dass Sie durch Ihre eigenen Erfahrungen mit MDMA den Patienten gegenüber einfühlsamer sind?Ja. ganz bestimmt.Glauben Sie, Sie wären noch einfühlsamer, wenn Sie es zusam­men mit den Patienten nehmen würden?Wahrscheinlich. Doch das würde ich nicht wagen, da ich auch fähig sein muss, immer klar zu reagieren. Ich würde es nie tun. Mir fällt aber gerade ein, dass ich durch meine eigene Therapie mit psycholytischen Substanzen immer einfühlsamer geworden bin und es wahrscheinlich noch weiter werde. Ich hoffe, dass diese Offenheit immer mehr zum alltäglichen Zustand für mich werden wird.Wird die Intensität der Gefühle durch MDMA gesteigert, oder wächst nur die allgemeine Wahrnehmung?Es kommt darauf an. Ich habe eine Patientin, die im nor­malen Leben überhaupt keine Gefühle erlebt. Nur mittels MDMA spürt sie ihre Traurigkeit oder ihre Aggression.Die Wahrnehmung der Gefühle im Alltag ist wie zuge­deckt. MDMA war für diese Person sehr hilfreich, um die Gefühlsebene zu entdecken.So jemand muss sich auf MDMA sehr wohl fühlen.

Ja-

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116 2.2. Interview mit Dr. Bloch

Gibt es Anzeichen, dass sie sich auf dem Schwarzmarkt für den Eigengebrauch eindeckt?Nein. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass sie auf dem Schwarzmarkt Drogen kauft!Wenn Sie Personen haben, die sich nur mit MDMA wohl fühlen, könnte dies nicht zur Abhängigkeit führen?Es ist erstaunlich, doch ich hatte nie ein Problem dieser Art.Nimmt keiner Ihrer Patienten ausserhalb der Sitzungen manch­mal Drogen?Einer meiner Patienten nahm LSD, als er jünger war, doch will er dies nach eigenen Aussagen nie mehr ausser­halb eines guten Settings tun. Er hat viel zu grossen Respekt vor den möglichen Folgen. Nein, aus meinen Patienten sind keine Drogenkonsumenten entstanden. Körperarbeit wird meist nicht als richtige Psychotherapie betrachtet. Wenn Therapeuten gleichzeitig mit Körperkontakt und üblicherweise illegalen Substanzen arbeiten, erscheint das aus der Sicht eines Politikers zusätzlich zweifelhaft. Glauben Sie, dass dies im Hinblick auf eine offizielle Anerkennu ng der psy- cholytischen Therapie ein Hindernis darstellt?Ich denke, dass diese Therapiemethode für einen in psy­choanalytischer Therapie ausgebildeten Psychiater ziem­lich unorthodox ist. Die meisten Psychiater lassen sich nicht in Körpertherapie ausbilden. Deshalb ist sie auch nicht besser institutionalisiert. Ausserdem fürchten sich viele Psychiater vor Körperkontakt. Ich glaube deshalb auch nicht, dass die psycholytische Therapiemethode sehr populär werden wird. Ich würde gerne mit Berufskol­legen unter MDMA-Einfluss arbeiten, doch viele sind sehr verunsichert und haben zu grosse Angst, die Substanzen bei sich auszuprobieren.Haben Sie andere Psychotherapeuten im Gebrauch unterrichtet? Sind sie interessiert, von Ihnen zu lernen?Ich hielt einen Vortrag vor der Psychiater-Vereinigung Lu­zern, wo ich über Holotrope Atemarbeit und MDMA-Sit- zungen sprach. Es gab eine angeregte Diskussion über psychoanalytische Methoden im Vergleich mit der Thera­pie ausserordentlicher Bewusstseinszustände sowie über die Ethik eines solchermassen schnellen Öffnens des Pati­enten. Meditation hat zum Ziel, die Leute gegenüber der Spiritualität zu öffnen, und MDMA hat einen ähnlichen Effekt. Diese Psychiater diskutierten also darüber, ob es zulässig sei, diese Drogen als Mittel zur spirituellen Erleuchtung zu gebrauchen, oder ob es nur mit Meditati­on einen spirituellen Weg gebe.

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117 2.2. Interview mit Dr. Bloch

Sie interessierten sich also mehr für die intellektuelle Analyse der Methode als für die eigentliche Anwendung?Ja, sie hatten kein Interesse daran, es selber zu erfahren. Was glauben Sie, ist die grundsätzliche Wirkung von MDMA?Es beseitigt Ängste und dämpft das Über-Ich der Patien­ten: Sie erlauben sich, mehr zu fühlen, sich selbst zu sein, so zu handeln, wie sie sind. Es hilft ihnen auch, ihren Körper besser zu spüren, sie haben eine bessere Körper­wahrnehmung, und sie spüren ihre Gefühle deutlicher. Sie merken einfach besser, was sie brauchen. Ich meine, dass sie sehr oft gar nicht wussten, was ihre Grundbedürf­nisse waren — Nähe, Berührung, Herzensnähe.Herrscht in den Gruppen eine glückliche Stimmung, oder ist es vor allem schmerzvoll?Beim ersten Mal ist MDMA meist wundervoll. Es öffnet alles, und man hat das Gefühl, es sei toll. Doch später wird es für die Patienten schwieriger, da sie ihre Traurig­keit und ihren Schmerz entdecken. Sie realisieren, dass sie verschlossen sind und ihr Herz nicht öffnen können.Je tiefer man kommt, desto schwieriger kann es mit MD­MA werden. Dieses schöne Gefühl des Glücks verschwin­det, und man kommt wirklich auf den Grund seiner Pro­bleme. Das kann dann psychotherapeutisch verarbeitet werden.Haben Sie auch schon schlechte Wirkungen wie z.B. Paranoia beobachtet?Nein, nie. Vielleicht weil ich meine Patienten sorgfältig auslese.Wie steht es mit schlechten körperlichen Wirkungen, unangenehmen Effekten, die störend wirken?Manchmal verkrampfen sich die Kiefer der Leute, doch es stört sie meist nicht.Gibt es stark störende Nachwirkungen?Eine Patientin hatte das Gefühl, dass eine Zeitlang starke Energie durch ihren Körper floss, die sie nicht aufhalten konnte, wodurch sie für etwa sechs Wochen nervös und ruhelos wurde. Das war die stärkste Nachwirkung, die ich beobachtet habe.Einmal litt eine Patientin während einer Woche unter Übelkeit. In der darauffolgenden Sitzung entdeckte ich, dass diese Übelkeit mit unausgedrückten Wutgefühlen zu tun hatte. Als dies gelöst war, verschwanden auch die Symptome.Hatte die erste Patientin einen bestimmten Charakter?Ich würde sagen, dass die Frau vorher nicht in ihrem Kör­per war. Es war das erste Mal, dass sie in den Körper kam,

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118 2.2. Interview mit Dr. Bloch

und sie wusste nicht recht mit dem Gefühl umzugehen, in ihrem Körper zu sein. Es war völlig neu für sie und an­strengend. Es gelang ihr nicht, den Energiefluss einfach zuzulassen, sie wollte ihn kontrollieren.Sehen Sie bei MDMA einen Zusammenhang zum Energiefluss, wie dem chinesischen «Chi» oder der «Orgonenergie» bei Reich? Als Körpertherapeutin arbeite ich viel mit Energie und habe die Erfahrung gemacht, dass das MDMA speziell die Blockierung hier löst [sie legt ihre Hand an das Herz|. Es öffnet die Brustblockierung, so verbessert sich natürlich der Energiefluss, und davon profitiert der ganze Körper. Denken Sie, MDMA funktioniert auch durch das Entspannen der Muskeln, in denen sich die Neurosen gestaut haben? Wahrscheinlich öffnet es einfach die Blockaden, wo die Patienten Gefühle zurückgehalten haben. Der Grund für eine Blockade im Körper ist der, dass es zu schmerzvoll ist, die Gefühle auszuhalten. Man zieht den Körper zusammen und spürt nichts mehr. MDMA kann Blocka­den lösen, und dann werden Gefühle frei — oder es löst Gefühle aus, worauf die Blockaden verschwinden, wie Sie wollen.Also funktioniert es auf einer physikalischen Ebene gleich wie Körperarbeit?Für mich sicher, ja. Doch brauche ich MDMA auch wegen seines spirituellen Wertes. MDMA ist die Droge, die als Herzöffner wirkt. In jeder Therapie arbeite ich damit, das Herz zu öffnen. Dies ist für mich das Ziel. Mir ist es nicht wichtig, dass Leute komplett ihre Panzerung verlieren, sondern dass sie Liebe erfahren, Liebe für sich selbst. Das ist der Grund, warum ich wirklich gern mit MDMA arbei­te.Heisst das, Sie helfen den Leuten, Liebe auszudrücken oder zu spüren - Liebe auf nicht sexuelle Art zu erfahren?Ja, ich meine Liebe für eine andere Person, für sich selbst, für das Universum. Das ist meine Art Psychotherapie: Wann immer sie sich in irgendwelchen Ängsten oder Kämpfen verlieren, bringe ich sie zurück zu ihrem Her­zen und frage sie, ob sie noch immer die Liebe in sich spüren. Wenn man mit sich im Einklang ist, fallen alle Neurosen einfach ab. Befindet man sich in einem medita­tiven Zustand, verschwinden die Probleme einfach, sie haben weniger Gewicht. Ich versuche so zu arbeiten, dass diese Neurosen ihren Wert verlieren. Oft erleben die Patienten diesen Zustand des Offen-Seins beim ersten Mal mit MDMA: «Oh, so könnte es sein. Ich könnte offen sein, ich könnte lieben.» Wenn sie später wieder Schwierigkei-

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119 2.2. Interview mit Dr. Bloch/2.3. Auswertung der Therapieerfahrung

2.3. Auswertung der

Therapieerfahrung

ten haben, frage ich sie, ob sie sich erinnern, wie es auf MDMA war, wie alles Schwere abfiel. Ich versuche, sie wie­der ihrem Herzen näherzubringen und ihren Gefühlen des Bei-sich-Seins. Sie werden mit der Zeit ausgeglichener und haben einen besseren Zugang zu ihrem Inneren. Haben Sie Klienten in den Gruppensitzungen, die sich ineinan­der verlieben oder ein inniges Verhältnis anfangen? Ist das pro­blematisch mit MDMA?Das war nie ein Problem. Natürlich können in den Sitzun­gen sehr starke Gefühle füreinander entstehen, doch gab es nie Affären. Vielleicht liegt das an der Zusammenset­zung der Gruppe. Es gibt nur zwei Frauen, und die sind zu sehr mit sich beschäftigt und gehen deshalb nicht all­zu stark auf andere ein.Glauben Sie, dass die Leute auf MDMA beeinflussbar sind? Überhaupt nicht. Sie sehen die Dinge mehr, wie sie wirk­lich sind. Die erwähnte Bulimie-Klientin z.B. hatte gedacht, sie hätte den Missbrauch durch ihren Vater erfunden, doch unter MDMA erkannte sie, dass es stimm­te. Sie sah es ganz genau.Gibt es andere Probleme bei der Verwendung von MDMA? Viel­leicht, dass Patienten Ihnen zu nahe kommen?Das Übertragungsproblem ist gleich wie bei der Körper­therapie, doch ist diese Übertragungssituation klarer für einen Patienten unter Drogeneinfluss. Er sieht seine Pro­jektionen eher. Wenn jemand während der MDMA- Sitzung zu mir kommt und sagt: «Ich liebe Sie so sehr!», gebe ich zur Antwort: «Spüren Sie, ob diese Liebe auch etwas mit Ihnen selbst zu tun haben könnte. Könnte es nicht Ihre neuentdeckte Liebe für sich selbst sein?»

Um den Nutzen der MDMA-unterstützten Therapie ein­schätzen und belegen zu können, führte Peter Gasser, Oberarzt an der Psychiatrischen Klinik in Solothurn, eine sogenannte Katamnesestudie durch, eine Nachbeobach­tung der Klientinnen von Dr. Juraj Styk, Dr. Samuel Wid- mer und Dr. Marianne Bloch. Ihre 140 Patientinnen hat­ten nach Ende der Therapie einen detaillierten Fragebo­gen zu beantworten, in dem sowohl nach der sozialen, privaten und beruflichen Situation als auch nach dem psychischen Befinden gefragt wurde: Wie hatten sich die Patientinnen vor der Therapie gefühlt? An welchen Sym­ptomen litten sie? Welche Probleme motivierten sie zur Therapie? Dann Fragen zum Therapieverlauf: Was erleb­ten Patientinnen in der Therapie? Welche Eindrücke hat­ten sie? Und schliesslich: Was hat ihnen die Therapie

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120 2.3. Auswertung der Therapieerfahrung

gebracht? Ausgewertet wurden die Antworten von 121 Pa­tientinnen, die im Schnitt während dreier Jahre siebzig Therapiestunden und sieben Sitzungen mit MDMA oder LSD hinter sich hatten. Das Problem der Studie, erklärt Peter Gasser, liege jedoch darin, dass bei Beginn der The­rapie niemand daran dachte, dass diese später wissen­schaftlich ausgewertet würde. Dies wurde erst aufgrund der veränderten Situation ins Auge gefasst. Der Fragebo­gen - er wurde speziell für diese Studie erstellt - ist kein wissenschaftlich geprüftes Instrument, und das Resultat kann daher nicht mit anderen Studien verglichen wer­den. Bei der Auswertung stellte sich laut Juraj Styk, dem Präsidenten der Ärztegesellschaft, ein weiteres methodi­sches Problem: Weil sowohl mit LSD als auch mit MDMA gearbeitet wurde, muss die Aussage der Auswertung limi­tiert werden.Dennoch gibt die Studie laut Peter Gasser eindeutige Ant­worten über die Therapieresultate: Neunzig Prozent der Patientinnen geben eine leichte oder gute Verbesserung ihrer Befindlichkeit nach der Therapie an. Selbst schlech­te Erfahrungen wie «bad trips > hätten keinen Einfluss auf den gesamten Therapieverlauf gehabt. Die sozialen Ver­hältnisse blieben stabil, der Konsum von Alkohol, Nikotin oder Haschisch nahm ab. Insgesamt scheint die Therapie aus subjektiver Sicht der Patientinnen durchführbar und nutzbringend zu sein, meint Gasser. Objektiv sei es eine ungefährliche Methode: Während und nach der Therapie waren weniger Hospitalisationen, Aufenthalte in psychia­trischen Kliniken, nötig als vorher.Der Abbau von Angst, eine Verbesserung der zwischen­menschlichen Beziehungen und weitere Therapieerfolge nennt Juraj Styk - Ziele, die sich allerdings auch mit kon­ventionellen Therapiemethoden erreichen lassen. «Spezi­ell für die Arbeit mit MDMA war aber die veränderte Ein­stellung zu religiösen und weltanschaulichen Fragen, das Gefühl von Einheit mit dem Universum, eine bessere Selbstakzeptanz. Das ist besonders wichtig. Es geht uns nicht nur um Heilung von bestimmten Ängsten und Sym­ptomen. Dass diese nun in Prozenten belegt werden soll, nehme ich mit gewissen inneren Widerständen hin. Wir wollen zeigen, dass auch Praktiker bereit sind, wissenschaftlich zu arbeiten.»Laut Styk und Gasser sind es vor allem zwei Diagnosen, die depressive Neurose und die narzisstische Persönlich­keitsstörung, bei denen Patientinnen am besten auf MDMA angesprochen haben. Eine zukünftige Anwendung

Page 120: Nicholas Saunders - Ecstasy

2.3. Auswertung der Therapieerfahrung

wäre laut Styk auf diese Diagnosen limitiert, während etwa phobische Zustände, plötzlich auftretende Ängste, auszuschliessen wären.Mit den vorliegenden Resultaten der Auswertung erhof­fen sich die Therapeutinnen erhöhte Chancen, beim Bun­desamt für Gesundheitswesen Bewilligungen für neue Projekte zu erreichen. Peter Gasser befürchtet jedoch, dass die MDMA-Anwendung in der Therapie auch zukünf­tig nicht bewilligt werden könnte oder dass rigorose Auf­lagen die Anwendung derart einschränken, dass sie prak­tisch verunmöglicht wird. Das Bundesamt für Gesund­heitswesen hat gegenüber der Ärztegesellschaft für psy- cholytische Therapie bereits signalisiert, dass Gesuche für MDMA-Therapien vorläufig keine Chance haben - zumin­dest bis die Toxizität von MDMA geklärt sei. Geplant ist nun eine prospektive Psychotherapie-Verlaufsstudie, die LSD und Holotropes Atmen vergleicht. Unter der Projekt­leitung von Juraj Styk sollen zwei Therapiegruppen von Patientinnen verglichen werden, wovon die eine LSD anwendet, die andere mit Holotropem Atmen arbeitet. In regelmässigen Abständen werden die Patientinnen unter­sucht und die beiden Gruppen miteinander verglichen - die Resultate sollen wissenschaftlich ausgewertet werden. Wenn sich die Methode bewährt, erklärt Juraj Styk, soll später eine ähnliche Studie mit MDMA durchgeführt wer­den.

121

Page 121: Nicholas Saunders - Ecstasy

122 Anmerkungen Ecstasy

AnmerkungenEcstasyNicholas Saunders

2 Alexander und Ann Shulgin: PIHKAL (Phenethylamines I Have

Known And Loved); A Chemical Love Story. (Phenethylamine, die ich

kenne und liebe; eine chemische Liebesgeschichte.) Transform

Press (Berkeley, USA).

Alexander Shulgin bezeichnet sich selbst als Stiefvater von

MDMA. «Ich habe es [1965] in meinem Labor hergestellt und

versucht. Ich fühlte mich in angenehm lockerer Stimmung-das

war alles. Kein psychedelischer Effekt ... Nur eine lockere Stim­

mung und eine Anregung, aktiv zu werden und Dinge anzu­

packen, die getan werden mussten», erzählt er. Shulgin gab

MDMA an einen Psychotherapeuten weiter, der sich eigentlich

hatte zur Ruhe setzen wollen, dies jedoch bleibenliess und die

folgenden sieben Jahre mehrere tausend Personen, meist Thera­

peutinnen, im Gebrauch von MDMA unterrichtete. Im Buch

beschreibt Shulgin die Methoden zur Synthetisierung von MDMA

ausführlich.

Ich habe für die Zeitschrift «Social Inventions» folgende

Besprechung von «PIHKAL» geschrieben:

Der weitverbreitete Gebrauch bewusstseinsverändernder Drogen

hat, ob Sie damit einverstanden sind oder nicht, eine dauerhafte

Wirkung auf die Gesellschaft gehabt. Der Konsum von Psyche-

delika in den sechziger Jahren veränderte nicht nur Musik und

Kleidung, sondern auch die Werte, die Einstellung zur Umwelt

und die Bedeutung, die der persönlichen Entwicklung beige-

Dieser Teil des Buches ist aus den Notizen entstanden, die ich

während meiner Recherche gemacht habe. Meinungen und Infor­

mationen stammen aus den erwähnten Quellen und können sich

manchmal widersprechen. Die Tatsache, dass ich eine Publika­

tion aufgenommen habe, bedeutet nicht, dass ich ihre Richtigkeit

überprüft habe oder dass ich mit ihr einverstanden bin. Meine

Kommentare sind jeweils in eckigen Klammern zu finden.

(Die Titel von Büchern und publizierten wissenschaftlichen

Arbeiten sind im Original belassen und - letztere teilweise leicht

vereinfachend - übersetzt.)

1 Rick Doblin: Report of US Army Tests on MDMA. (Bericht über

MDMA-Tests der amerikanischen Armee.) Rick Doblin ist Vor­

steher der Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies

in den USA.

In den fünfziger Jahren führte die amerikanische Armee in Edg-

wood Arsenal mit MDA-ähnlichen Drogen Tierversuche für die

chemische Kriegsführung durch. MDMA trug den Codenamen

EA-1475 (Experimental Agent 1475). Es gibt keine Beweise

dafür, dass MDMA je Menschen verabreicht oder als Wahrheits­

droge getestet wurde.

Page 122: Nicholas Saunders - Ecstasy

123 Anmerkungen Ecstasy

messen wurde. Heute soll Hooliganismus von einer neuen Kultur

ersetzt worden sein: eine Kultur, bei der Umarmungen die

Schläge ersetzt haben und die der Droge Ecstasy zugeschrieben

wird. Dieses Buch beschreibt die Ursprünge und Motive für die

Herstellung vieler bewusstseinsverändernder Drogen.

Ein riesiger Chemiekonzern stellt einen hochbegabten jungen

Chemiker ein, der schon bald ein neues, einträgliches Insektizid

erfindet. Der Konzern belohnt ihn mit einem eigenen Labor und

lässt ihm freie Hand. Statt jedoch durch ihn zu weiteren einträg­

lichen Erfindungen zu kommen, erfährt die Firma, dass sie mitt­

lerweile Patentinhaberin mehrerer psychedelischer Drogen ist -

auch des berüchtigten STP, das Raver nächtelang tanzen lässt,

der Chemiker kündigt, kurz bevor er entlassen wird, und richtet in

einem Schuppen hinter seinem Haus ein eigenes Labor ein, wo er

in aller Ruhe weitere bewusstseinsverändernde Drogen syntheti­

siert. Sein Geld verdient er inzwischen als Berater der Polizei,

was ihn zweifellos vor der Strafverfolgung schützt. Er hilft ihr,

Drogendealer zu verurteilen. Dieser heikle Seiltanz hätte bei

seiner Pensionierung zum Absturz führen können: Bevor die

Behörden eine Gelegenheit finden konnten, sein Lebenswerk zu

zerstören, veröffentlichte Shulgin alle Einzelheiten über die

Herstellung Hunderter psychedelischer Drogen...

«PIHKAL» ist keine erfundene Geschichte, sondern die Autobio­

graphie eines Mannes, der lange vor den sechziger Jahren von

bewusstseinsverändernden Substanzen als Werkzeug zur Studie

des Geistes und zur Behandlung von psychischen Krankheiten

fasziniert war. Seine Arbeitgeber stellten ihm Ausrüstung und

Mittel zum Testen der Produkte zur Verfügung: Kampffische,

deren Verhalten sich durch psychedelische Drogen verändern soll.

Dieser Test hat jedoch einen Haken: Fische sagen nichts, wenn

sie unter Wirkung stehen. Und überhaupt: Gibt es Fische, die

nicht stoned aussehen? Es gibt einen einfacheren Weg herauszu­

finden, wie die Droge wirkt: selbst schlucken und sehen, was

dann geschieht.

Alexander Shulgin beschreibt, wie 179 Drogen synthetisiert wer­

den können und wie sie wirken. Beim Testen nahm er zuerst eine

sehr kleine Dosis, erhöhte sie allmählich - bis etwas geschieht.

Ist die Erfahrung nicht furchtbar, sondern interessant, lässt er

seine Frau und später seine Forschungsgruppe die Droge versu­

chen. Diese Gruppe besteht aus etwa einem Dutzend Freundin­

nen, die sich einmal im Monat zu einer Party treffen, an der sie

gemeinsam eine Droge nehmen und deren Wirkungen beschrei­

ben:

«(0:00) Das Experiment beginnt.

(0:50) Wärme in den Unterschenkeln.

(1:10) Ging hinaus und holte die Post.

Page 123: Nicholas Saunders - Ecstasy

124 Anmerkungen Ecstasy

(1:35) Wärme im ganzen Körper. Angenehmes Eintreten der

Wirkungen.

(1:50) Die wirkliche Wirkung! Ziemlich angenehm. Keine betonte

Sinnesmodalität. Noch nicht, jedenfalls.

(2:30) Sass draussen und liess den Zementsack für eine Weile

über dem Boden schweben [das Logo des Sacks Portland Zement

zeigt einen kräftigen Bizeps]. Ein Mann auf dem Sack - ein Kraft­

akt - der Akt wird jedoch nicht beschrieben, sonst wäre es nur

eine Beschreibung der Kraft. Oder höchstens die Beschreibung

eines Kraftaktes. Ein Akt kann nicht erhalten werden, wieder

erlebt werden - nur die Erzählung bleibt erhalten. Der Akt ist

Vergangenheit.

(2:33) Wie lange dauert es, um einen Akt zu assimilieren? Der

Akt selbst, ein Augenblick, ist wie die Wirkung einer Droge. Ihn

zu assimilieren heisst, sich an die Welle der Begriffe zu erinnern,

die dich überschwemmt haben. Sie müssen nachgespürt, wieder

aufgebaut werden, so gut es die Erinnerung erlaubt... Sie erleben

- nicht nur durchschauen. Das Leben ist wie eine Beschreibung

der Kraft - es zu leben ist ein Kraftakt ... -Begriffe» überfluten

mich zu schnell, um sie niederschreiben zu können. Dies ist

nichtverbales Material, ergo, Erzählungen können nicht erzählt

werden ...

(2:45) Theo kam ins Labor. Wir haben kurz über die Probleme

mit Vakuumpumpen geredet. Es war ein anstrengender Austausch

von Worten, statt ein Austausch von Begriffen. Ich wusste genau,

was ich sagen wollte, war schrecklich ungeduldig und nicht sehr

freundlich ...»

Diese eigenwillige Lektüre bildet den Hauptteil der Autobiogra­

phie. Der Bericht seiner Frau befasst sich mehr mit ihrer Bezie­

hung als mit Drogen:

«Shura lächelte: <Du siehst etwas enttäuscht aus.»

• Natürlich bin ich enttäuscht. Es sollte viel länger dauern.»

<Es freut mich, dass es für dich eine gute Erfahrung gewesen ist.

Es freut mich sehr.»

Er meint es, er freut sich wirklich. Ich frage mich, ob er sich

freut, weil er mich mag oder weil er an dieses Zeug glaubt und

will, dass es für alle eine gute Erfahrung ist. Vielleicht steckt

etwas von beidem dahinter, es ist egal.»

Am Schluss des Buches sind 500 Seiten Rezepte. Shulgin

beschreibt genau, wie man die Drogen herstellen kann und wie

sie wirken. Möchtegern-Drogen-Bastlerlnnen werden enttäuscht

sein, denn nur gut ausgerüstete Chemikerinnen vermögen den

Anleitungen zu folgen.

Die Tatsache, dass Shulgin das Rentenalter heil erreicht hat,

unterstützt seine Behauptung, Drogen dieser Art schafften keine

körperliche Abhängigkeit und veränderten das Bewusstsein nur

Page 124: Nicholas Saunders - Ecstasy

125 Anmerkungen Ecstasy

vorübergehend. Er hat jedoch Glück gehabt: Manche der erwähn­

ten Drogen sind auf dem Schwarzmarkt erhältlich gewesen und

haben verheerende Wirkungen gehabt, es hat sogar Tote gegeben.

Man kann ihm vorwerfen, eine gefährlich einseitige Ansicht dar­

gestellt zu haben, indem er die bekannten schädigenden Wirkun­

gen der Drogen nicht erwähnt hat.

Dennoch ist es ein Vergnügen, das Buch zu lesen - auch im Teil

über die Chemie gibt es amüsante Nebenbemerkungen wie zum

Beispiel, dass der Zusatz einer bestimmten chemischen Gruppe

die Wirkung einer Droge nicht verändere und so den Drogenpira­

ten ermögliche, ein Patent zu umgehen. Enttäuschend bleibt,

dass Shulgin trotz seiner lebenslangen Suche nach neuen und

besseren Psychedelika die Droge zur Selbstverwirklichung oder

das Heilmittel für psychische Krankheiten nicht gefunden hat.

Obwohl die faszinierenden Beschreibungen der Drogenwirkungen

daran erinnern, was in den sechziger Jahren viele erlebt haben,

haben sie keine neuen Gebiete erschlossen.

3 Nicholas Albery: Ecstasy the Gentle Mind Bender? (Ecstasy, eine

sanfte bewusstseinsverändernde Droge?) In: The Guardian,

Oktober 1988.

Der Psychotherapeut Dr. Philip Wolfson aus San Francisco wird

zitiert: «Wenn ein Mensch eine Substanz begehrt, ist sie für die

Bürokraten der Psychiatrie und der Regierung tabu.» Wolfson

glaubt an das therapeutische Potential von MDMA: «Seit der Ein­

führung der Haloperidole vor fast zwanzig Jahren hat man der

Psychiatrie keine neuen klinischen Mittel mehr zur Verfügung

gestellt.»

4 Philip Wolfson: Meetings at the Edge with Adam: A Man for All

Seasons? (Adam: Ein Mann für alle Jahreszeiten?) In: Journal of

Psychoactive Drugs, 18.4.86.

Wolfson stellt sich als etablierten Psychotherapeuten vor, der sich

jahrelang leidenschaftlich mit Personen beschäftigte, die

schmerzhafte Bewusstseinsveränderungen durchmachen. MDMA

als Hilfsmittel in der Psychotherapie eröffne in solchen Fällen

neue Behandlungsmöglichkeiten.

Zur Veranschaulichung des Nutzens und der Grenzen von MDMA

legt er das Beispiel eines 50jährigen, verheirateten Mannes mit

einer langjährigen Depression dar, der sich selbst emotional für

unfähig hielt. Der erwachsene Sohn dieses Mannes litt unter

einer schweren Paranoia. Die Familie verwendete viel Geld und

Mühe, ihn behandeln zu lassen. Durch die Paranoia des Sohnes

kamen alte, ungelöste Meinungsverschiedenheiten zwischen den

Eltern zur Sprache. Die Frau machte ihren Mann für den Zustand

des Sohnes verantwortlich. Sie stritten sich die ganze Zeit. Wolf-

Page 125: Nicholas Saunders - Ecstasy

126 Anmerkungen Ecstasy

son entschied sich, allen dreien MDMA zu geben, um ihre Ab­

wehrhaltung zu lockern und sie zu ermutigen, ehrlich miteinander

zu reden und für die Gefühle der anderen Verständnis zu haben.

Die Erfahrung hatte eine tiefe Wirkung auf die Ehefrau und den

Sohn, sie kamen sich näher. Kurz danach distanzierte sich der

Sohn jedoch wieder. Nach einer zweiten Sitzung meinte der

Sohn, er sehe einen Ausweg aus seiner psychischen Krankheit -

in Wirklichkeit aber ging es ihm schlechter, er musste eingeliefert

werden. Die Eltern nahmen MDMA weiterhin als Teil ihrer

Psychotherapie. Es gab Zeiten voller Hoffnung, Momente, in

denen der Ehemann von seiner Depression befreit war - es kam

aber immer wieder zu Rückfällen, wenn tiefliegendere Probleme

zwischen den Eheleuten auftauchten. Im grossen und ganzen

fand Wolfson, dass allmähliche und definitive Fortschritte ge­

macht wurden, indem sich die Probleme aller drei entwirrten. Der

Ehemann kam jedoch zum Schluss, dass MDMA «gelogen» hatte.

Wolfson erklärt diese Reaktion damit, dass MDMA Leute öffnen

kann und sie Durchbrüche erleben lässt, dass diese jedoch nur

kurzfristig bleiben, wenn sie nicht gefestigt werden können. Die

Enttäuschung eines kurzfristigen Durchbruchs könne einen

Patienten zum Schluss führen, die Droge habe «gelogen».

Wolfson sagt: «Die Grundwahrheit ist, dass MDMA in seiner Ge­

samtheit einen einmaligen Zugang zu einer Erfahrung schafft, die

ein Mensch schätzt und die er vielleicht einmal wiederholen

möchte. Die andere Seite dieser Wahrheit ist die quasi überein­

stimmende Beobachtung, dass jene, die mit MDMA eine Erfah­

rung gemacht haben, diese mit anderen teilen möchten und glau­

ben, dass sie das Leben und sogar die Gesellschaft positiv zu ver­

ändern vermag ... Dies ist die Erfüllung der Grundwahrheit: Die

Erfahrung selbst wird fast nie kritisiert. Es werden Geschichten

einer gnädigen Beurteilung des Selbst und der anderen erzählt,

mit einer Verlagerung zu einer positiveren Einstellung und einem

positiveren Verhalten.»

Wolfson warnt vor folgenden potentiellen Gefahren: (1) Manchmal

können unvorhergesehen schwere und potentiell tödliche Reaktio­

nen eintreten. (2) Es soll zu Festnahmen gekommen sein. (3)

MDMA kann die Immunität gegenüber Infektionen schwächen.

(4) MDMA erhöht den Blutdruck. (5) Es kann zu ejner Vielzahl

kurzfristiger Wirkungen kommen, die manchmal monatelang an­

dauern oder wiederauftreten, wie Angst und Schlaflosigkeit. Das

Urteilsvermögen eines Klienten oder einer Klientin kann von der

durch das MDMA gesteigerten Erregung beeinträchtigt werden.

(6) Es gibt keine ausreichende Berichte über die Unbedenklich­

keit von MDMA - die notwendigen Experimente sind nicht durch­

geführt worden.

Wolfson sagt, dass MDMA einzigartig ist, weil es 1. einen raschen

Page 126: Nicholas Saunders - Ecstasy

127 Anmerkungen Ecstasy

und bedeutenden Unterbruch der Abwehrstrukturen bietet, 2.

einen Wechsel vom Zustand des Selbsthasses zu dem der Selbst­

oder der Nächstenliebe bewirkt, 3. Personen ermutigt, aus der

Isolation zum Kontakt und zur Vertrautheit und von der Zurück­

haltung zum Geben überzugehen, und 4. Personen Entscheidun­

gen erleichtert, wenn sie eine positivere Haltung gefunden haben.

5 Bruce Eisner: Ecstasy-The MDMA Story. (Die MDMA-Geschich-

te.) Ronin Publishing Inc., PO Box 1035, Berkeley, CA 94701,

USA.

Englische Leserinnen, die glauben, dieses Buch handle von den

Pillen, die Jugendliche an den Raves schlucken, werden ent­

täuscht sein: Raves werden nicht einmal erwähnt. Es bezieht sich

auf den Ecstasy-Konsum in einer ganz anderen (kalifornischen)

Kultur, bei der es um die Erforschung der Gefühle geht. Che­

misch gesehen ist es dieselbe Droge, aber die Art des Gebrauchs

und die Wirkungen, die beobachtet werden, sind kaum vergleich­

bar.

Eine Ecstasy-Sitzung braucht eine «sorgfältige Planung, eine kör­

perliche und geistige Vorbereitung ... Die Erfahrung ist so etwas

wie ein Rückzug. Die MDMA-Erfahrung ist weder trivial noch bei­

läufig. Sie kann das Leben verändern ... Die erste und wichtigste

Frage, die beantwortet werden muss, lautet: Warum will ich

MDMA gerade jetzt nehmen?»

Bei einer typischen Sitzung wird eine Person von jemandem bera­

ten und begleitet, der Erfahrung mit der Droge hat. «Wählen Sie

einen ruhigen, bequemen Raum ohne Ablenkungen aus, und zie­

hen Sie das Telefonkabel aus dem Stecker. Bringen Sie Gegen­

stände mit einer persönlichen Bedeutung mit sich, wie Kristalle

oder Fotos von Familienmitgliedern, um Kindheitserinnerungen

auszulösen. Legen Sie sich auf Kissen auf den Boden, verbinden

Sie Ihre Augen, und Sie werden mit einer plötzlichen Klarheit in

Ihr Inneres schauen können, sobald die Droge zu wirken beginnt.

Oder Sie werden Gedanken entdecken und erzählen, die Sie sogar

vor sich selbst versteckt haben ... Eine verstandesmässige Auffas­

sung der Welt kann jetzt in einem ganz anderen Licht gesehen

werden.»

Der Gebrauch in der formellen Psychotherapie, in Gruppen- und

Einzeltherapien, wird erwähnt (obwohl er in den USA seit 1986

verboten ist). Eine Wirkung der Droge besteht darin, die Abwehr­

haltung zu verkleinern. Patientinnen können sich offener und ehr­

licher ausdrücken, was manchmal Durchbrüche erleichtert. In der

Gruppe fühlen sich Teilnehmerinnen fähig, sich ohne Hemmun­

gen auszudrücken und Empathie füreinander zu fühlen (wie das

auch Raver tun). Beispiele des therapeutischen Nutzens von

MDMA sind Konfliktlösungen zwischen Paaren, besonders wenn

Page 127: Nicholas Saunders - Ecstasy

128 Anmerkungen Ecstasy

sie nicht mehr miteinander vertraut sind und sich mit den Jahren

entfremdet haben, und Fälle von Traumata wie Vergewaltigung.

Die Droge hilft den Patientinnen, zurückzugehen und die ver­

drängten Erinnerungen wieder zu erleben.

Auch der Gebrauch von kleinen Dosen für kreativitätssteigernde

Sitzungen werden erwähnt. «Es gibt zwei Arten, mit MDMA die

Kreativität zu fördern. Bei der ersten wird versucht, die kreative

Aufgabe während der MDMA-Sitzung zu lösen. Bei der zweiten

werden während der Sitzung Ideen entwickelt, die später für die

kreative Aufgabe genutzt werden können.» Malen, Bildhauen,

Schreiben und Musizieren werden für die erste Art empfohlen, die

zweite soll helfen, Schreibblockaden zu bewältigen.

Ein weiterer Teil des Buches besteht aus Erfahrungsberichten,

die aus einem anderen Buch entnommen wurden: «Through the

Gateway of the Heart».31 Das Buch enthält eine ausgezeichnete,

50seitige Bibliographie, die von Alexander Shulgin kommentiert

ist. Wie der Rest des Buches stammt diese jedoch aus dem Jahr

1989. Andere Kapitel beschäftigen sich mit der Chemie und der

Toxizität der Droge. Eisner sagt, dass in den klinischen Versuchen

mit MDMA keine bedeutenden toxischen Wirkungen aufgetreten

sind. Dabei wurden wahrscheinlich Dosen von bis zu 150 mg ver­

abreicht.

Eisner hat die interessante Beobachtung gemacht, dass «MDMA

eine seltsame Droge ist, weil das Verhältnis zwischen der Schwel­

lendosis und der zu hohen Dosis klein ist. Eine höher als 200 mg

liegende Dosis ergibt eine Amphetamin-ähnliche Erfahrung - ein

nervöses, angstverursachendes, stimulierendes Hoch.»

Es wird angegeben, die Droge habe eine hohe Zuverlässigkeit:

«Mindestens 90% der MDMA-Gebraucherlnnen erleben ... eine

Öffnung des Herzens und einen Abbau von Stress und Abwehr.»

Bruder David Steindl-Rast, ein Benediktinermönch aus dem

Immaculate Heart Hermitage in Big Sur, versuchte die Droge an

einer Konferenz über die medizinische Anwendung von MDMA.

SteindI-Rast war, bevor er ins Kloster ging, Psychologe und sagte,X

dass die Droge die von allen angestrebte Suche nach der «be­

wussten Haltung» erleichtere: «Es ist, wie wenn man den ganzen

Tag im Nebel herumklettert und dann auf einmal einen flüchti­

gen, ersten Blick auf die Bergspitze werfen kann. Es gibt keine

Abkürzungen zur bewussten Haltung, man muss täglich daran

arbeiten. Die Droge gibt jedoch eine Vision, einen Blick auf das

Erstrebte.»

6 Ecstasy Information. Release, eine Drogeninformationsstelle

in London.

Der Begriff Designerdroge wurde von Dr. Gary Henderson der Uni­

versity of California geschaffen. Er definiert «Substanzen, welche

Page 128: Nicholas Saunders - Ecstasy

129 Anmerkungen Ecstasy

psychoaktive Eigenschaften einer Droge enthalten, deren Moleku­

larstruktur jedoch verändert wurde, um die strafrechtliche Verfol­

gung zu umgehen.» Gemäss dieser Publikation ist es nicht kor­

rekt, Ecstasy eine Designerdroge zu nennen.

7 Laura Fraser: Xochipilli - A Context for Ecstasy. (Ein Kontext für

Ecstasy.) In: Whole Earth Review, 1992.

Die Autorin kritisiert zwei Journalisten, die behaupten, Ecstasy

schädige die Rückenmarkflüssigkeit und verursache die Parkin-

sonsche Krankheit.

Die Journalisten hatten zwei Berichte total verdreht. Einer davon

war eine Studie über MDMA von Dr. George Ricaurte der Stand­

ford University. Er hatte die Rückenmarkflüssigkeit von Versuchs­

personen untersucht, um festzustellen, ob MDMA residuale Wir­

kungen hat. Es wurden keine gefunden. Der andere Bericht han­

delt von einem Drogenabhängigen, der sich die Parkinsonsche

Krankheit zuzog, nachdem er sich ein auf der Strasse gekauftes

synthetisches Opiat, welches das Nervengift MPTP enthielt,

gespritzt hatte. Ecstasy hatte nichts mit diesem Fall zu tun.

Fraser schreibt, die Nebenwirkungen von Ecstasy seien mild. Das

Schlimmste, was einem passieren könne, «ist, eine Exgeliebte

oder einen Bekannten anzurufen und ihnen zu sagen, wie sehr

man sie liebt». Es kann auch zu unangemessenen und unbeab­

sichtigten geistigen Bindungen kommen. Fraser empfiehlt, vor

dem MDMA-Gebrauch Kalzium und Magnesium zu nehmen, um

Kieferspannungen zu verhindern, und MDMA zu vermeiden, wenn

man unter Herzkrankheiten, grünem Star, Bluthochdruck oder

Arterienerweiterung leidet oder einen Schlaganfall, Leber- oder

Nierenstörungen, Diabetes oder zu tiefen Blutzuckerspiegel

(gehabt) hat.

8 David Nichols: Differences between the Mechanism of Action of

MDMA, MBDB and the Classic Hallucinogens. (Unterschiede im Wir­

kungsmechanismus von MDMA, MBDB und den klassischen

Halluzinogenen.) In: Journal of Psychoactive Drugs, 18.4.86.

In diesem Papier wird festgestellt, MDMA sei kein Halluzinogen.

Die Klassifizierung von MDMA als gefährliche Droge beruhe

darauf, dass es als Halluzinogen betrachtet wird - und sei des­

halb nicht korrekt. Nichols sagt, dass subjektive Versuche an

Menschen und an Ratten gezeigt haben, dass MDMA keine psy­

chedelischen Eigenschaften hat und dass es zu einer neuen Kate­

gorie von Drogen gehört, die er «Entaktogene» nennt.

Er hat eine neue Droge synthetisiert, die MBDB genannt wird,

indem er eine chemische Gruppe hinzufügte, welche die psyche­

delischen Wirkungen ausschaltet. Die Wirkung ist MDMA-ähnlich,

aber schwächer. Deshalb gehört auch MBDB zur neuen Kategorie.

Page 129: Nicholas Saunders - Ecstasy

130 Anmerkungen Ecstasy

9 Marsha Rosenbaum/Rick Doblin: Why MDMA Should Not Have Been

Made Illegal. (Warum MDMA nicht hätte verboten werden sollen.)

In: The Drug Legalisation Debate.

Rosenbaum und Doblin schreiben, dass viele Leute aussagen, sie

hätten vom MDMA-Gebrauch profitiert, und nur wenige Berichte

existieren, die von Schädigungen berichten. Deshalb hätte der

MDMA-Gebrauch in den USA nicht verboten werden sollen.

Indem man MDMA zu einer illegalen Droge erklärt hat, wurde die

wissenschaftliche Erforschung verunmöglicht und die Nachfrage

der Konsumentlnnen nach der Droge erhöht. Der Artikel schildert

ausführlich, wie es zum Gesetz gekommen ist: Nach fast zwei

Jahren Voruntersuchungen entschied ein Richter, dass die Droge

in die Kategorie Schedule 3 gesetzt werden sollte, die für weniger

gefährliche Drogen steht und welche Versuche und Forschung

erlaubt. Die DEA jedoch beharrte darauf, MDMA in die strengste

Kategorie (Schedule 1) zu setzen - trotz der weitverbreiteten Ein­

sprüche und Kritik an der «zweifelhaften Legalität» dieses

Schrittes.

Zwischen 1987 und 1989 wurden hundert MDMA-Gebraucher-

Innen befragt, das heisst, nachdem die Droge schon illegal war.

Aufgrund der Daten dieser Studie kommt der Artikel zum

Schluss, dass das Gesetz die Haltung von Gelegenheits-

gebraucherlnnen nicht verändert hat.

10 Neurotoxicity of MDA and MDMA. (Neurotoxizität von MDA und

MDMA.) In: Alcohol and Drug Research, Vol. 7.

In diesem Artikel wird argumentiert, dass die mit MDA verbun­

denen Gefahren auch auf MDMA übertragen werden können,

solange nicht das Gegenteil bewiesen ist. Beide Drogen haben

ähnliche toxische Wirkungen auf Mäuse, Ratten, Meerschwein­

chen, Hunde ui*! Affen. Bei den Versuchen wurde der klassische

Gifttest gemacht: Man gibt einer Gruppe von Tieren eine immer

grössere Dosis, bis 50% der Tiere innerhalb von 24 Stunden ster­

ben. Der Artikel erwähnt, dass MDA und MDMA für Mäuse toxi­

scher ist, wenn sie gemeinsam in einem Käfig sind - «ein Phäno­

men, das lange Zeit mit Amphetaminen in Verbindung gebracht

wurde».

11 Bruce Eisner: Ecstasy Revisited. (Ecstasy revidiert.) In: Gnosis

Magazine, Winter 1993.

Eisner geht in diesem Artikel auf die Forschung ein, die in den

USA über die Neurotoxizität von MDMA gemacht wurde. 1985

wurde zum ersten Mal behauptet, dass MDMA neurotoxisch sein

könnte. George Ricaurte und Charles Shuster von der University

of Chicago hatten ein Experiment durchgeführt, bei dem Ratten

in einem Intervall von vier Stunden zwei Tage lang intravenös

Page 130: Nicholas Saunders - Ecstasy

131 Anmerkungen Ecstasy

sehr hohe Dosierungen (je zehn Mal höher als für den therapeuti­

schen Gebrauch!) von MDA, einer MDMA-ähnlichen Droge, ver­

abreicht wurden. Darauf kam es zu Veränderungen in den Nerven­

endigungen, sagt Eisner. Die amerikanische Drug Enforcement

Agency nutzte diese Behauptung als Vorwand, um MDMA in die

Kategorie der gefährlichsten Drogen (Schedule 1) zu setzen.

12 Alexander Shulgin: The Background Chemistry of MDMA. (Die Che­

mie von MDMA.) In: Journal of Psychoactive Drugs, 18.4.86.

Gemäss diesem Artikel ist MDMA weniger toxisch als MDA, aber

giftiger als Meskalin. Die letale Dosis liegt zwischen 20 und

100 mg pro Kilo Körpergewicht, je nach Spezies. Bei Mäusen ist

MDMA fünf Mal toxischer, wenn sie in einem Käfig mit anderen

gehalten werden, als wenn sie isoliert sind. [20 mg/kg ist für

Mäuse die gleiche Menge wie 12 Ecstasy-Pillen für eine erwach­

sene Person.]

Shulgin sagt, in der Forschung werde die Funktion von Serotonin

im Mechanismus von MDMA einbezogen - es gebe Beweise dafür,

dass MDA und MDMA verschiedene Aktionsmechanismen haben.

Es gibt zum Beispiel keine Kreuztoleranz zwischen den beiden

Drogen.

Er weist darauf hin, dass zwei von der amerikanischen Regierung

in Auftrag gegebene Studien über das Missbrauchspotential von

MDMA gezeigt haben, dass Affen, die zur Selbsteinnahme von

Kokain trainiert wurden, dazu neigten, «sich mit MDMA zu stär­

ken», was darauf hinweist, dass MDMA ein Missbrauchspotential

für Abhängige harter Drogen hat.

Shulgin weist jedoch auch darauf hin, dass in Presseberichten

und Antidrogenbroschüren MDMA oft die Wirkungen und Gefah­

ren anderer Drogen zugeschrieben werde und dass Journalist­

innen die Fehler der anderen wiederholten.

13 Miranda Sawer: Ecstasy. In: Select, Juli 1992.

Dieser ausführliche Artikel berichtet über die Clubszene und die

Tatsache, dass Ecstasy-Konsumentlnnen aufgrund der schlechten

Qualität von E zu anderen Drogen wechseln. Sawer sagt, dass

jene, die häufig Ecstasy genommen hatten, zu Amphetaminen

gewechselt haben, da die Wirkung für sie fast dieselbe ist.

Sawer hat sieben Stichproben von als «Ecstasy» gehandelten Pil­

len analysieren lassen: «Fantasy» enthielt 40% LSD, 30% Am­

phetamine und 15% Koffein. «Passion» enthielt 60% Beruhi­

gungsmittel und 15% MDMA. «Californian Sunset» enthielt 20%

Amphetamine und 20% Beruhigungsmittel. «Rhubarb and

Custard» enthielt 50% Barbiturate, 30% MDMA und 20% Kof­

fein. Drei weitere Muster enthielten überhaupt keine aktiven

Stoffe.

Page 131: Nicholas Saunders - Ecstasy

132 Anmerkungen Ecstasy

Sawer zitiert Andrew Bennett vom Merseyside Drugs, Training and

Information Centre, dass es in Merseyside 20 000 Personen gebe,

die mehr als ein E in der Woche nehmen, und 30 000, die an Wo­

chenenden ein E nehmen. Mike Goodman von der Londoner Dro­

geninformationsstelle Release sagt: «Ecstasy sollte nicht zusam­

men mit Heroin in Klasse A, der restriktivsten Kategorie von Dro­

gen, stehen. Wenn Leute wie Verbrecher behandelt werden, dann

werden sie sich wie Verbrecher verhalten.»

14 Interview mit Greg Poulter, Leiter des Beratungsteams von Release,

einer Drogen Informationsstelle in London, 16.2.93.

In den siebziger Jahren fürchtete man sich in Grossbritannien vor

halluzinogenen Amphetaminen, bevor sie überhaupt im Land auf­

getreten waren. Die britische Regierung stufte 1971 als erstes

Land die gesamte chemische Familie in die restriktivste Kategorie

von Drogen (Klasse A) ein. Das Innenministerium darf Lizenzen

für die MDMA-Forschung erteilen. Es gibt jedoch keinen Interes­

senverband, der für die Liberalisierung des MDMA-Gebrauchs

kämpft, wie das mit Cannabis der Fall gewesen ist.

Die Höchststrafe für den Besitz von MDMA an einem Crown Court

(Gericht für Strafsachen höherer Ordnung) beträgt sieben Jahre

und/oder eine unbeschränkte Busse. Im Crown Court, in dem sol­

che Fälle normalerweise beurteilt werden, kann die Strafe für

Handel mit MDMA bis zu lebenslänglicher Haft, einer unbe­

schränkten Busse und der Beschlagnahmung des gesamten Ver­

mögens betragen.

In Übereinstimmung mit Schottlands eigenem Rechtssystem wird

das Gesetz für MDMA dort anders angewandt als im übrigen

Grossl&fitannien. In Schottland werden alle, die im Besitz von

MDMA sind, strafrechtlich verfolgt, auch wenn sie nur eine sehr

kleine Menge auf sich tragen. In Wales und in England, insbeson­

dere in London, besteht ein Trend zu Verwarnungen. Zwischen

Besitz und Handel besteht in Art und Schwere der Strafe zwar ein

grosser Unterschied, es gibt jedoch keine klare Trennungslinie.

Magistrates Courts (erstinstanzliches Gericht für Strafsachen nie­

derer Ordnung) behandeln normalerweise Fälle von Drogenbesitz.

Die übliche Strafe für das erste Vergehen und für die Bevölke­

rungsgruppe mit dem tiefsten Einkommen beträgt zwischen £15

und £100; für zwei verschiedene Drogen zwischen £25 und

£200; für das zweite Vergehen wird die Busse um etwa 25%

erhöht. Die Strafen fallen jedoch nicht bei allen Gerichten gleich

hoch aus. Ein Landgericht, in dem Drogenfälle selten sind,

bestraft wahrscheinlich am strengsten, ein Stadtgericht am mil­

desten. Die Strafen werden anhand-eines Einheitsbussensystems

berechnet, welches das Einkommen der Straffälligen berücksich­

tigt. Magistrates Courts machen im Gegensatz zu Crown Courts

Page 132: Nicholas Saunders - Ecstasy

133 Anmerkungen Ecstasy

normalerweise keinen Unterschied zwischen Ecstasy und Amphe­

taminen, obwohl die beiden Drogen anders klassiert sind.

Strafrechtliche Verfolgungen bei Drogenhandel werden fast immer

in Crown Courts verhandelt. In der Regel werden Schuldiggespro­

chene mit Gefängnis bestraft, ausser bei mildernden Umständen.

Bei kleinen Mengen werden Straffällige mit 18 Monaten bis zu

zwei Jahren und bei mittleren Mengen mit drei bis fünf Jahren

Gefängnis bestraft. Das Strafmass hängt auch von den besonde­

ren Umständen eines Falles ab: Eine Person wurde wegen drei

LSD-Trips zu drei Jahren verurteilt. Es gab jedoch Beweise dafür,

dass diese Person einen LSD-Trip an jemanden verkauft hatte,

der nach der Einnahme des Trips gestorben ist.

In Grossbritannien werden heute die Straffälligen eher verwarnt.

Poulter gibt denjenigen, die verhaftet werden, jedoch den Rat­

schlag, einen Anwalt odereine Anwältin zu verlangen. Rechtsbei­

stand ist für alle Verhafteten kostenlos.

Release bedient eine Telefonnummer für Personen, die wegen

Drogendelikten angeklagt sind. Die Informationsstelle erhält jähr­

lich etwa 21 000 Anrufe, 14% von ihnen haben mit Ecstasy zu

tun. 30% der Anrufe kommen von Nichtkonsumentlnnen wie

Eltern oder Fachleuten. Etwa die Hälfte der Anrufe betreffen

rechtliche Fragen, die andere Hälfte Fragen zum Gebrauch und

zur Wirkung von Drogen.

15 22. Bericht des Expertenkomitees für Drogenabhängigkeit 1985,

Weltgesundheitsorganisation WHO, in: Technischer Bericht # 729,

Par. 2.28, 3,4-Methylen-dioxymethamphetamin [vollständig

zitiert].

Bei Mäusen steigert 3,4-Methylen-dioxymethamphetamin

(MDMA) die lokomotorische Aktivität und führt zur Aufhebung der

Schmerzempfindlichkeit. Bei Hunden und Affen hat die Substanz

ein pharmakologisches Profil, das dem von Substanzen gleicht,

die bereits der Konvention über psychotrope Substanzen unter­

stellt sind. Über die halluzinogene Wirkung dieser Substanz bei

Menschen gibt es widersprüchliche Berichte. Die Substanz ist bei

Ratten ein wirkungsvoller Serotonin-Freisetzer in den Hirn-Synap-

tosomen. Ihre toxikologischen Eigenschaften sind an Tieren aus­

führlich untersucht worden. Die akute Toxizität dieser Substanz

ist etwa zweimal so hoch wie die von Meskalin. Es sind keine

pharmakinetischen Daten erhältlich.

3,4-Methylen-dioxymethamphetamin hat eine charakteristische,

anregende Wirkung mit Amphetaminen gemeinsam, unterscheidet

sich jedoch diesbezüglich von 2,5-Dimethoxy-4-dimethylbenze-

neethanamin (DOM). Es gibt weder Daten über klinisches Miss­

brauchspotential noch über Auswirkungen auf die öffentliche

Gesundheit oder die sozialen Probleme. In Kanada und in Gross-

Page 133: Nicholas Saunders - Ecstasy

134 Anmerkungen Ecstasy

britannien steht die Substanz unter nationaler Kontrolle, eine sol­

che wurde auch in den Vereinigten Staaten vorgeschlagen.

Die Substanz hat keinen genau definierten therapeutischen Nut­

zen, eine Anzahl Kliniker in den USA haben jedoch behauptet,

dass es als psychotherapeutisches Mittel potentiell nützlich ist.

Über seine legale Herstellung sind keine Daten erhältlich. In

Kanada wird mit der Substanz illegal gehandelt, und in den USA

ist es zu bedeutenden Beschlagnahmungen der Droge gekommen.

Aufgrund der erwähnten Informationen ist das Komitee überein­

gekommen, dass 3,4-Methylen-dioxymethamphetamin den Kon-

trollkriterien von Art. 2 § 4 gemäss der Konvention über psycho-

trope Substanzen entspricht. Da es nicht genügend Beweise für

den therapeutischen Nutzen der Substanz gibt, hat das Experten­

komitee empfohlen, die Droge auf Schedule 1 der Konvention zu

setzen.*

Das Expertenkomitee hat ausführlich über den therapeutischen

Nutzen von 3,4-Methylen-dioxymethamphetamin diskutiert.

Obwohl die Berichte verblüffend waren, fand das Komitee, dass

es den Studien an der Methodologie fehlt, die zur Ermittlung der

Zuverlässigkeit der Beobachtungen notwendig ist. Das Interesse

war jedoch gross genug, um zu empfehlen, dass weitere Untersu­

chungen gefördert werden sollten, um diese Vorbefunde weiterzu­

verfolgen. Zu diesem Zweck hat das Komitee von den Ländern

verlangt, den Bestimmungen von Art. 7 der Konvention über psy-

chotrope Substanzen zu folgen, um somit die Forschung dieser

interessanten Substanz zu fördern.

* Der Vorsitzende des Komitees, Prof. Paul Grof, war der Mei­

nung, dass der Entscheid über die Empfehlung verschoben

werden sollte, insbesondere bis Daten über den therapeutischen

Nutzen der Substanz erhältlich seien, und dass die internationale

Kontrolle zurzeit nicht erforderlich sei.

16 Living with Risk. (Leben mit Risiko.) Medical Association, 1990.

Dieses Buch enthält Statistiken und Bewertungen über verschie­

dene Risiken, die Personen in Grossbritannien gewöhnlich ein-

gehen. Eine Liste benennt das Risiko für eine Person, während

eines Jahres an einer bestimmten Ursache zu sterben:

Rauchen von 10 Zigaretten täglich: 1 zu 200

Alle natürlichen Todesursachen im Alter von 40 Jahren: 1 zu 850

Gewalt oder Vergiftung: 1 zu 3 300

Grippe: 1 zu 5000

Strassenunfall: 1 zu 8000

Fussballspielen: 1 zu 25 000

Haushaltsunfall: 1 zu 26 000

Vom Blitz erschlagen: 1 zu 10000 000.

Im Kapitel über Drogenkonsum wird betont, dass in Grossbritan­

Page 134: Nicholas Saunders - Ecstasy

135 Anmerkungen Ecstasy

nien gesamthaft über 200 Tote im Jahr wegen illegalen Drogen­

konsums zu verzeichnen sind. Jährlich sterben Zehntausende an'

Alkohol- und Tabakkonsum.

Es wird auch betont, dass «Hitzschläge infolge von Langstrecken­

läufen zu einem Problem werden ... In Kanada müssen 1% der

Teilnehmerinnen eines Grossanlasses [Marathons] während oder

nach dem Rennen in ein Spital eingeliefert werden.» Beim Fall­

schirmspringen und Hängegleiten sterben etwa 3 von 1000 Teil­

nehmerinnen im Jahr.

Psychoaktive Drogen werden in vielen Gesellschaften als grosse

Gefahr für die öffentliche Ordnung und Moral angesehen, wäh­

rend sie in anderen Gesellschaften als Quelle eines harmlosen

Vergnügens gelten. Fast jede Gesellschaft hat Drogen, deren

Konsum toleriert wird, und andere, denen mit tiefem Misstrauen

begegnet wird.

17 Arno Adelaars: Ecstasy - The Arrival of a Consciousness-Raising

Drug. (Ecstasy - eine bewusstseinssteigernde Droge.) In: De

Knipscher, 1991.

Dieses holländische Buch handelt von Arno Adelaars’ eigener

Erfahrung und der Geschichte von MDMA in Holland. Der erste

Dealer, der 1985 1000 Ecstasy aus den Vereinigten Staaten mit­

gebracht hatte, wurde sie nicht los, auch nicht an Leute, die Ecs­

tasy schon versucht hatten. Die ersten E-Parties 1989 fanden in

kleinen Kreisen statt. Man hatte Augenkontakt, liess sich selbst

gehen und verhielt sich seltsam. Als aber der E-Konsum zu einer

Massenerscheinung wurde, begannen die Leute, sich nach den

Erwartungen der anderen zu verhalten, Individualität und Kontakt

gingen verloren. Adelaars unterscheidet zwischen zwei Typen von

Konsumart und Konsumentinnen: Extrovertierte und Introvertier­

te; Ken Kesey/Timothy Leary; Vergnügen/intellektuell; Party/zu

Hause. Sein Buch enthält Interviews mit beiden Typen von Kon­

sumentinnen. Sein Rat für Ecstasy-Konsumentlnnen lautet:

«Nehmt es nur, wenn ihr euch gut fühlt.» Er glaubt, die nachträg­

liche Warmherzigkeit übertrage sich auf die anderen Personen,

die mit den Konsumentinnen in Kontakt sind. Adelaars vergleicht

die Wirkung von Ecstasy - Entspanntheit und Geschmeidigkeit -

mit Verliebtheit oder mit Ferien in einem tropischen Land.

Der Autor schreibt über seine eigenen Erfahrungen mit der Droge

und seine Kenntnisse über die Herstellung und Verteilung (er hat

eine MDMA-Fabrikationsstätte besucht). Er ist einer der wenigen

Autoren mit persönlicher E-Erfahrung an Parties und zu Hause.

18 Fax des Innenministeriums, 23.2.93

Der Entertainments Act 1990 hat die Strafen für einen Verstoss

gegen die Entertainment Licensing Laws erhöht. Die Bussen wur-

Page 135: Nicholas Saunders - Ecstasy

136 Anmerkungen Ecstasy

den auf £20 000 und die Gefängnisstrafen auf bis zu sechs

Monaten hinaufgesetzt. Busse und/oder Gefängnis bis zu dieser

Höhe können die Richter in England und Wales für bestimmte

Verstösse gegen die Entertainment Licensing Laws auferlegen.

Vorher hatte die Strafe £2000, drei Monate Gefängnis oder bei­

de, betragen. Die Verstösse betreffen die Nutzung eines Ortes zur

Unterhaltung, einschliesslich Musik und Tanz, ohne die notwen­

dige Bewilligung, mit der die Anzahl der Anwesenden begrenzt

werden kann. Ausserdem ermächtigt der Criminal Justice Act

1988 (Beschlagnahme-Anordnung) Richter, Beschlagnahmungen

vornehmen zu lassen, wenn der Gewinn £10 000 übersteigt.

19 Manchester RIP, Kaleidoscope, BBC Radio 4, 6.2.93.

1988 tauchte Ecstasy erstmals im Club Hacienda in Manchester

auf. Für die Raver war es ein wunderbarer, von Medien oder Poli­

zei ungestörter Sommer. Dies war der Beginn der Rave-Szene, die

sich später in London und im restlichen Europa verbreitet hat.

Der erste Ecstasy-Club in London war Spectrum, Montag nachts

im Heaven. Während sich das anständige Manchester erfolglos

für die Olympischen Spiele bewarb, hatten ein paar Bands und

DJs für junge Leute aus Manchester den Ort Europas gemacht, an

dem alle sein wollten. 1991 wurde ein Anstieg der Bewerbungen

für ein Studium in Manchester von 30% verzeichnet. Im selben

Jahr kippte die friedliche Stimmung aber teilweise in Gewalt um:

Banden tauchten auf und kämpften um die Macht im Drogen­

markt.

20 Drug Seizures: Britain's Growing Habit. (Wird die Beschlagnahmung

von Drogen zur Gewohnheit in England?) In: The Times, 20.1.94.

1993 wurden 554 kg Ecstasy im Wert von £58 Millionen am Zoll

beschlagnahmt - doppelt soviel wie 1992. Die Schlagzeile laute­

te: «Grosse Nachfrage an Raves - Lieferungen im Wert von £519

Millionen beschlagnahmt». [Die Zahl bezieht sich auf alle illega­

len Drogen.]

21 Besuch bei Arno Adelaars, einem von der holländischen Regierung

beauftragten Einkäufer von Strassendrogen. Amsterdam, Oktober

1992.

Die holländische Regierung lässt Muster von Ecstasy und anderen

Drogen kaufen und analysieren, um Informationen über die auf

der Strasse gehandelten Drogen zu gewinnen. Die Ergebnisse

werden erst zwei Wochen nach dem Kauf veröffentlicht, um den

Dealern keinen Dienst zu leisten. Adelaars sagt, er habe nie etwas

gekauft, das sich als gefährlich erwiesen hat. Er stellt die Be­

hauptung einer anderen Behörde, die ebenfalls Muster kauft, in

Frage, die besagt, dass ein «Ecstasy» sich als Ketamin heraus-

Page 136: Nicholas Saunders - Ecstasy

137 Anmerkungen Ecstasy

stellte. In jüngster Zeit ist oft MDEA als Ecstasy verkauft worden.

Zwischen Januar 1990 und Juni 1992 wurden 156 Muster von

auf der Strasse gekauftem «Ecstasy» untersucht. 83% davon

waren Pillen, 10% Pulver und 7% Kapseln.

61% war MDMA, 4% MDA, 4% MDEA, 6% Amphetamin, 6% mit

Koffein vermischtes Amphetamin und 3% Koffein. In den restli­

chen 16% wurden keine aktiven Substanzen gefunden, mit den

Tests können jedoch nur Amphetamin, Methamphetamin, Kof­

fein, Kokain, Heroin, LSD, MDMA, MDA und MDEA nachgewiesen

werden.

75% der Ecstasy-Stichproben enthielten zwischen 70 und

120 mg MDMA, es wurden jedoch auch Dosen von lediglich

15 mg und solche von 208 mg gefunden.

50% der Stichproben erwiesen sich als MDMA guter Qualität.

Dieser Prozentsatz ist jedoch in letzter Zeit auf 39% gesunken,

da der Anteil von MDEA, welches als Ecstasy verkauft wurde, auf

18% stieg. Manche MDEA-Pillen tragen den Stempel EVE.

Adelaars sagt, dass MDEA die kommunikative Qualität von MDMA

fehle.

Adelaars hat ein klandestines Labor besichtigt. Ecstasy wurde von

zwei Leuten hergestellt, die zwar nicht Chemiker waren, jedoch

einer von ihnen hatte medizinische Kenntnisse. Die Einrichtung

bestand aus einem Autoklav und einem Mixer mit 14 000 Um­

drehungen pro Minute. Sie hatte 200 000 Gulden gekostet und

war von kriminellen Kreisen bezahlt worden. Die beiden benötig­

ten sechs Wochen für die Herstellung der ersten Serie - mit einer

richtigen Einrichtung wären nur zehn Tage nötig gewesen.

Adelaars ist der Ansicht, dass die Herstellung von Ecstasy für

Unerfahrene nicht einfach ist.

1 kg Ecstasy (10 000 Dosen) kostet in Holland im Grosshandel je

7.50 Gulden, 1000 Dosen je 10-12 Gulden, 100 Dosen je

12-17 Gulden und 10 Dosen je 20-25 Gulden. Einzelne Pillen

werden für 25-35 Gulden verkauft.

Die Herstellung der Tabletten ist eine Kunst für sich: Einerseits

braucht es die richtigen Füllstoffe, damit sich die Pille nicht auf­

löst, bevor sie im Magen ist, andererseits darf sie nicht zu fest

sein, sonst wird sie unverändert ausgeschieden.

Holland als Ort für die Ecstasy-Herstellung zu wählen ist nahelie­

gend, weil dort die Gesetze milder und die Bedingungen in den

Gefängnissen weniger hart sind. Im November 1991 wurde eine

in Möbeln versteckte Sendung von 1 200 000 Pillen auf dem Weg

nach England aufgefangen. Es zeigte sich, dass diese Lieferung

zu einer ganzen Serie gehörte, die schon seit einiger Zeit andau­

erte. Daraufhin wurde ein Betrieb in England durchsucht - er

hatte genug Stoffe für ungefähr 50 Millionen Dosen bestellt es

wurde jedoch so wenig gefunden, dass angenommen werden

Page 137: Nicholas Saunders - Ecstasy

138 Anmerkungen Ecstasy

musste, dass das meiste schon verkauft worden war.

Adelaars glaubt, dass Leute, die mit anderen Drogen Erfahrung

haben, weniger Probleme mit E bekommen. Vor allem jungen,

unerfahrenen Konsumentlnnen gelingt es manchmal nicht, ihren

Trip unter Kontrolle zu halten.

22 Zahlen des Drug Abuse Warning Network DAWN, 1992, veröffentlicht

vom amerikanischen National Institute on Drug Abuse NIDA.

Das NIDA sammelt im ganzen Land Berichte von Unfallstationen

über Patientinnen, die verdächtigt werden oder selber angeben,

illegale Drogen konsumiert zu haben. Das Institut sammelt auch

Informationen aus den gerichtlichen Verfahren zur Untersuchung

der gewaltsamen oder unnatürlichen Todesfälle. Somit kann es

landesweite Zahlen über die problematischen Drogen herausge­

ben. In den Jahresschriften des DAWN werden die Berichte all

jener Drogen analysiert, die jährlich mehr als 200 Mal erwähnt

worden sind oder die mehr als zehn Todesfälle verursacht haben.

MDMA ist in keiner dieser Schriften erwähnt worden, in der

Hierarchie der problematischen Drogen steht es an Stelle 136.

Gemäss den Zahlen von DAWN herrscht in den USA keine Besorg­

nis wegen MDMA-Missbrauchs.

Der Jahresbericht 1992 enthält eine dreijährige Umfrage zum

Konsum illegaler Drogen unter College-Studentinnen. 1990

haben nur ungefähr halb so viele Studentinnen wie 1980 angege-

geben, sie konsumierten illegale Drogen. MDMA wurde nur in der

Umfrage von 1989, 1990 und 1991 erwähnt. In diesen drei Jah­

ren ist der MDMA-Konsum gesunken. 1991 gaben 0,2% der

College-Studentinnen an, sie hätten in den vergangenen dreissig

Tagen MDMA genommen, 1990 waren es 0,6% und 1989 0,3%.

1991 gaben 15,2% der Befragten an, sie hätten in den letzten

dreissig Tagen eine illegale Droge konsumiert, was bedeutet, dass

nur 1,3% der Konsumentlnnen illegaler Drogen regelmässig

MDMA nehmen.

1991 gaben 0,9% der Befragten an, sie hätten Ecstasy genom­

men, 1990 und 1989 waren es 2,3%. 29,2% geben an, sie

hätten in diesem Jahr eine illegale Droge konsumiert, ungefähr

halb so viele wie 1980.

23 Harris Research Centre: Young People’s Poll. (Umfrage unter

Jugendlichen.) Januar 1992.

Diese Umfrage wurde für das BBC-Programm «Reportage» durch­

geführt und umfasste eine ganze Reihe von Drogen. Die Inter­

views fanden vor den Eingängen von Nachtclubs statt. Es wurden

nur Personen berücksichtigt, die regelmässig in Clubs gehen, d.h.

mindestens einmal im Monat. In den elf grössten Städten Gross­

britanniens wurden 693 Jugendliche befragt, 353 männliche und

Page 138: Nicholas Saunders - Ecstasy

139 Anmerkungen Ecstasy

340 weibliche. 251 waren zwischen 16 und 18 Jahre alt, 333

zwischen 19 und 22 und 109 zwischen 23 und 25. Alle sozialen

Gruppen waren vertreten.

Insgesamt 31% der Befragten (35% der Männer, 22% der Frau­

en) gaben an, Ecstasy genommen zu haben (47% in London/

South East, 6% in Schottland). 6% glaubten, der Konsum von

Ecstasy sei ungefährlich, und 5% fanden, es solle legalisiert

werden. 29% der 16—22jährigen und 38% der 23-25jährigen

sagten, sie hätten Ecstasy genommen. Diese Zahl betrug unter

Verheirateten und Konkubinatspaaren 46%. 49% nehmen Ecsta­

sy häufig, 22% gelegentlich. Dieses Verhältnis war bei allen

sozialen Gruppen das gleiche.

33% der Befragten sagten, sie selbst hätten illegale Drogen

genommen, und 67% sagten, ihre Freundinnen hätten welche

genommen. [Dies kann so interpretiert werden, dass die Befrag­

ten zwar selbst Drogen nehmen, aber «Freundinnen» sagen, um

sich nicht zu belasten. Der Soziologe Andrew Taylor - er unter­

sucht die Freizeitgestaltung junger Leute - sagte zu mir, er glau­

be, die Umfrage bestätige seine Beobachtung, dass die Mehrheit

dieser Altersgruppe, unabhängig von den sozialen Gruppen, Ecs­

tasy nehme.]

Die beliebteste Droge war Haschisch (81%), gefolgt von «LSD/

Speed/Amphetamin» (35%). [Dass bei der Frage LSD und Speed

in einen Topf geworfen wurden, deutet darauf hin, dass die For­

scherinnen wenig erfahren waren.]

24 Charles Grob u.a.: Analgesie Safety and Efficacy of MDMA in Modifi­

cation of Pain and Distress of End-Stage Cancer. (Schmerzstillende

Wirkung von MDMA auf Krebskranke im Endstadium.)

Das Potential von MDMA als Schmerzmittel für Krebskranke soll

klinisch erforscht werden. Die Untersuchung umfasst 24 Ver­

suchspersonen und dauert zwei Jahre. Die Ergebnisse der Vorun­

tersuchungen bezüglich Sicherheit, Toleranz und Wirkungsme­

chanismus sollen gesammelt werden.

Als geeignete Testpersonen wurden Pankreaskrebskranke im End­

stadium ausgewählt. 24 Personen mit den chronischen Endstadi-

ums-Schmerzen des Pankreaskrebses werden getestet. Ausserdem

wird eine Kontrollgruppe von 12 Patientinnen mit Placebos

behandelt (Doppelblindtest). Alle Testpersonen erhalten während

vier Sitzungen in einem mindestens zweiwöchigen Intervall eine

Dosis von bis zu 2,3 mg/kg.

25 Peter Naysmith: Laing on Ecstasy. (Laing über Ecstasy.) In: Inter­

national Journal on Drug Policy, 1/3.

Laing hat die Droge 1984, als sie in der Paartherapie benutzt

wurde, im kalifornischen Therapiezentrum Esalen versucht, als

Page 139: Nicholas Saunders - Ecstasy

140 Anmerkungen Ecstasy

sie noch legal war. Nach dem Verbot sagte Laing: «Wissenschaf­

ter haben, wie Arthur Koestler richtig sagt, nicht nach einem

Beruhigungs- oder Aufputschmittel gesucht, sondern nach einem

Stabilisator, der einem hilft, den ganzen Tag ausgeglichen zu

sein. Der kalifornische Wissenschafter Dr. Alexander Shulgin, der

in den siebziger Jahren MDMA synthetisiert hat, dachte, er habe

eine solche Droge gefunden. Alles, was ich dazu sagen kann, ist:

Die Berichte über die Anwendungen der Droge, die verantwor­

tungsbewusste Berufsleute und Therapeuten in den Vereinigten

Staaten, wie auch ich, verfasst haben, waren durchgehend posi­

tiv.»

«Ich bin der Meinung, dass die Regierungsbehörden diese Droge,

statt sie ganz zu verbieten, besser erforschen sollten - wie sie es

auch bei anderen tun ... Diese Droge wird gebraucht. Es ist scha­

de, sie auszugrenzen.» Auf die Frage, warum es eine Droge wie

Ecstasy braucht, sagte er: «Die meisten von uns nehmen die eige­

nen Bedürfnisse kaum wahr. Wir verstehen nicht richtig, was

Liebe heisst und was andere Leute über uns denken ... das ist

einer der Gründe, warum die Droge so beliebt ist. Sie verändert

die Gefühle. Was auch gefährlich sein kann ... Es wäre unklug,

unter Drogeneinfluss [wichtige] Entscheidungen zu treffen ... wie

nach einer Flasche Whisky.»

26 Dr. Mitchell Liester, Dr. Charles Grob u.a.: Phenomenology and

Sequelae of MDMA Use. (Symptome und Folgen des MDMA-Kon-

sums.) in: Journal of Nervous and Mental Disease, 18.6.92.

Eine Studie über die unmittelbaren, kurz- und langfristigen Wir­

kungen von MDMA bei zwanzig Psychiaterlnnen. Nachdem ihnen

die Droge verabreicht wurde, untersuchte man die Nebenwirkun­

gen, die gewonnenen Einsichten, den Genuss und die Intensität

der Erfahrung - unter Berücksichtigung des Einflusses der inne­

ren und äusseren Umstände und der Dosierung.

Die Psychiaterlnnen wurden nach ihren Kenntnissen der Droge

ausgewählt. Sie kamen alle aus Südkalifornien und hatten durch­

schnittlich eine sechsjährige Berufserfahrung. Alle von ihnen hat­

ten zuvor schon mindestens einmal MDMA genommen.

Wirkungen während der Sitzung (in Prozent der Testpersonen, die

von einer bestimmten Wirkung berichteten):

Verändertes Zeitempfinden

(beschleunigt oder verlangsamt) 90%

grössere Fähigkeit, mit anderen umzugehen

oder offen zu sein 85%

geringere Abwehrhaltung 80%

weniger Angst 65%

kleineres Gefühl des Getrenntseins oder

Entfremdung von anderen 60%

Page 140: Nicholas Saunders - Ecstasy

141 Anmerkungen Ecstasy

Veränderungen des Sehvermögens

erhöhtes Bewusstsein der Emotionen

weniger Aggression

Sprachveränderungen

Bewusstwerden vorher unbewusster Erinnerungen

weniger Zwangsvorstellungen

erkenntnismässige Veränderungen

verringerte Ruhelosigkeit/Unruhe

verringerte Impulsivität

verringertes zwanghaftes Handeln

verringerte Beklemmung

verändertes Raumempfinden

kleineres Schlafbedürfnis

grössere Libido

55%

50%

50%

45%

40%

40%

40%

30%

25%

20%

15%

15%

10%

10%

Einem Teil der Paare fiel auf, «wie defensiv sie sich verhielten»,

während die anderen «die Liebe hinter Dingen bemerkten», die

sie vorher als lieblos gehalten hatten. Zwischenmenschliche

Beziehungen wurden wichtiger als materielle Werte.

Nachwirkungen von bis zu einer Woche (die von mindestens zwei

Testpersonen beobachtet wurden):

weniger Schlaf 40%

weniger Appetit 30%

erhöhte Sensibilität für Emotionen 25%

kleinere Fähigkeit, geistige oder körperliche

Aufgaben zu erfüllen 20%

kleineres Verlangen, geistige oder körperliche

Aufgaben zu erfüllen 20%

erhöhte Fähigkeit, mit anderen umzugehen oder

offen zu sein 20%

kleinere Abwehrhaltung 20%

Übermüdung 15%

weniger Aggression 15%

weniger Angst 15%

erkenntnismässige Veränderungen 15%

niedergeschlagene Stimmung 10%

weniger Zwangsvorstellungen 10%

sprachliche Veränderungen 10%

erhöhte Ruhelosigkeit/Unruhe 10%

verändertes Zeitempfinden 10%

verringerte Beklemmung 10%

kleinere Libido 10%

Kieferkrampf 10%

Länger als eine Woche andauernde Wirkungen

verbessertes soziales/zwischenmenschliches Verhalten 50%

Veränderungen der religiösen/spirituellen Ausrichtung

oder Praxis 46%

Page 141: Nicholas Saunders - Ecstasy

142 Anmerkungen Ecstasy

Veränderungen der Werte oder Prioritäten im Leben 45%

besseres berufliches Verhalten 40%

grössere Fähigkeit, mit anderen umzugehen oder

offen zu sein 35%

kleinere Abwehrhaltung 30%

Veränderungen der Ich-Grenzen 30%

weniger Lust auf Alkohol 25%

weniger Angst 20%

erhöhte Sensibilität für Emotionen 15%

mehr Lust auf halluzinogene Substanzen 15%

verbesserte familiäre Beziehungen 15%

Veränderung der Karrierepläne 15%

weniger Ruhelosigkeit 10%

weniger Zwangsvorstellungen 10%

Ausserdem wurde festgestellt, dass die Wirkungen der Droge bei

wiederholtem Gebrauch nicht verändert werden, was der allgemei­

nen Meinung widerspricht. Mehr als die Hälfte der Testpersonen

glauben, die Droge habe «ein grosses Potential in der Anwendung

als Hilfsmittel in der Psychotherapie, insbesondere, wenn es um

eine Steigerung des Einfühlungsvermögens geht».

Schliesslich löst die Droge auch eine Bewusstseinsveränderung

aus, welche die meisten Testpersonen als angenehm und wertvoll

einstuften.

Das Papier weist auf den Bericht von Dowling über fünf Todesfäl­

le hin, bei denen im Blut der Opfer MDMA gefunden wurde. Es

wird betont, dass es in jedem Fall andere potentiell tödliche,

medizinische Faktoren gegeben hat, was bedeuten könnte, dass

in keinem der Fälle MDMA die Todesursache war. Die klinischen

Folgen des veränderten Serotonin-Spiegels sind noch unklar, «da

es keine dokumentierten klinischen Fälle MDMA-bewirkter seroto-

ninerger Toxizität gibt». Fenfluraminum «ist bedeutend neurotoxi-

scher».

27 Barbara Ann Brennan: Hands of Light. (Hände des Lichts.) Ban­

tam, 1988.

Dieses Buch ist eine Einführung in die Geistheilung durch das

menschliche Energiefeld. Brennan berichtet von einem Fall: «Als

David zu seiner letzten Sitzung kam, sah er ganz anders aus. Sei­

ne Aura war doppelt so hell und viel grösser als normal. Der Pan­

zer hatte sich geöffnet. Ich fragte, was geschehen war. Er sagte,

dass er am Wochenende eine Droge namens MDMA genommen

habe. Bei näherer Prüfung konnte ich sehen, dass das MDMA die

linke Seite der Zwirbeldrüse geöffnet hatte. Der Mukus des drit­

ten Auges, der wegen des Pot- und LSD-Konsums nach links

gerutscht war, befand sich nun rechts. Die Aufgabe war damit

nicht erledigt, die Veränderungen in Davids Feld waren jedoch

Page 142: Nicholas Saunders - Ecstasy

143 Anmerkungen Ecstasy

erstaunlich. Da ich bisher immer beobachtet hatte, dass psycho-

trope Drogen sich negativ auf die Aura auswirkten, bat ich Heyo-

an [ihren spirituellen Lehrer] um seine Meinung. Er sagte: <Das

hängt von der Person und ihren Feldaspekten zur Zeit des Dro­

genkonsums ab ... Drogen heilen nicht Krankheiten, sie helfen

dem einzelnen, sich selbst zu heilen.»»

28 George Greer/Requa Tolbert: Subjective Reports of the Effects of

MDMA in a Clinical Setting. (Subjektive Berichte über die Wirkun­

gen von MDMA im klinischen Rahmen.) In: Journal of Psycho-

active Drugs, 18.4.86.

Dieser Versuch wurde zwischen 1980 und 1983 in Kalifornien

gemäss den Empfehlungen der staatlichen Gesundheitsbehörde

auf legale Weise durchgeführt. Die Ergebnisse sind die besten

klinischen Beweise, die über die Wirkungen von MDMA zur Verfü­

gung stehen. «Weil es [MDMA] 1914 in Deutschland patentiert

wurde und deshalb nicht mehr patentiert werden kann, konnte

keine Arzneimittelfirma gefunden werden, die bereit war, bei der

Food and Drug Administration eine neue Droge anzumelden oder

die Forschung zu fördern», schreiben die Autorinnen.

Die Studie beabsichtigte, den 29 Testpersonen dabei zu helfen,

ihre Ziele zu erreichen, und sollte keine Bewertung von MDMA

sein. Deshalb gab es weder Doppelblindversuche noch unabhän­

gige Bewertungen oder Untersuchungen der psychischen Wirkun­

gen von MDMA.

Die Testpersonen wurden anhand eines Fragebogens untersucht,

über die möglichen Nebenwirkungen von MDMA informiert und

vor der Teilnahme vor möglichen schlechten Erfahrungen ge­

warnt. Personen mit Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Schilddrü­

senüberfunktion, Zuckerkrankheit, Hypoglykämie, Anfallsleiden,

grauem Star und verminderter Leberfunktion durften nicht teil­

nehmen. Auch Schwangere und Personen mit einer psychiatri­

schen Krankheit wurden ausgeschlossen.

Zur Sicherung der Atmosphäre einigte man sich über Folgendes:

1. Niemand verlässt die Räumlichkeiten, bevor die Sitzung nicht

gemeinsam als beendet erklärt wird.

2. Die Testpersonen sollen jegliche destruktive Aktivität unterlas­

sen.

3. Zwischen Therapeutinnen und Testpersonen darf es nicht zu

Sex kommen.

4. Während der strukturierten Sitzungen müssen die Testperso­

nen die Anleitungen der Therapeutinnen befolgen.

Die meisten Sitzungen fanden in Privathäusern statt, einzeln, in

Gruppen oder in Paaren. Die Testpersonen wurden aufgefordert,

vorher sechs Stunden zu fasten, «um eine rasche Absorption zu

sichern und Übelkeit zu verhindern». Den Personen wurde je

Page 143: Nicholas Saunders - Ecstasy

144 Anmerkungen Ecstasy

nach Körpergewicht und Sitzung eine Dosis zwischen 75 und

150 mg verabreicht. Nach zwei Stunden bekamen sie eine zweite

Dosis von 50-75 mg, «um die Sitzung zu verlängern und eine

sanftere Rückkehr ins normale Bewusstsein zu ermöglichen».

Manchmal wurden innere Erfahrungen mit hohen Dosierungen

durch Instrumentalmusik und Augenschutz erleichtert, während

die Therapeutinnen den Wünschen der Testpersonen aufmerksam

entgegenkamen.

Ungefähr die Hälfte von ihnen hatte vor den Versuchen kleinere

psychische Probleme wie Unzufriedenheit mit sich selbst, Ableh­

nungsangst und mangelndes Selbstvertrauen. Manche waren

leicht niedergeschlagen, ängstlich, traurig über ihr Alleinsein, sie

zweifelten an ihrem Leben oder fanden es schwierig, Entschei­

dungen zu treffen.

Während der Sitzung verspürte, positive Wirkungen

Alle Testpersonen fühlten sich den Anwesenden näher und ver­

trauter. Viele von ihnen sagten, dass sie mitteilsamer waren und

Komplimente sowie Kritik besser entgegennehmen konnten. Alle

erlebten positive Veränderungen ihres Verhaltens oder ihrer

Gefühle. Drei Viertel berichteten über positive Wirkungen auf ihre

Erkenntnisse, wie bessere geistige Perspektiven, Einsichten in

persönliche Muster oder Probleme und eine grössere Fähigkeit,

sich selbst zu verstehen und Probleme zu lösen. Die Hälfte der

Personen fühlte sich warmherziger, frischer oder lebendiger oder

hatte euphorische oder liebende Gefühle. Ein Drittel von ihnen

fühlte sich selbstsicherer und ein anderer Drittel sagte, dass ihre

Abwehrhaltung abgenommen habe. Ein Viertel machte während

der Sitzung einen therapeutischen Gefühlsprozess durch. Ein

Sechstel der Personen sagte, sie hätten eine transzendentale

Erfahrung gehabt, und ungefähr gleich viele hatten weniger nega­

tive Gedanken und Gefühle. Manche berichteten auch darüber,

dass sie sich «geerdeter», «selig» und innerlich ruhig fühlten.

Jene, die mit kleinen Dosierungen ihr kreatives Schreiben verbes­

sern wollten, fanden die Sitzung «ziemlich nützlich», manche von

ihnen berichteten über klares Denken oder eine grössere Geistes­

gegenwart.

Während oder nach der Sitzung verspürte unerwünschte Wirkungen

Drei Viertel der Testpersonen hatten während der Sitzung ver­

spannte Kiefermuskeln, manchmal von einem Zittern begleitet.

Bei manchen Personen dauerten diese Nebenwirkungen bis zum

nächsten Tag an. Die meisten waren nachher müde, die Hälfte

von ihnen bis zwei Tage danach. Ein Viertel fühlte während 5 bis

30 Minuten einen Brechreiz. Ein Drittel fand es schwierig, nach­

her zu schlafen, 10% schliefen jedoch besser. Manche Testperso­

nen schwitzten während der Sitzung, hatten kalt und keinen

Appetit, betrachteten diese Reaktionen jedoch nicht als proble­

Page 144: Nicholas Saunders - Ecstasy

145 Anmerkungen Ecstasy

matisch. Abgesehen von diesen Nebenwirkungen reagierten man­

che Personen sehr negativ. Eine 74jährige Frau, die eine extrem

hohe Dosis von 350 mg erhalten hatte, weil sie auf tiefere Dosen

nicht reagiert hatte, litt während der Sitzung und zwei Tage da­

nach am meisten unter den obgenannten unangenehmen Wirkun­

gen. Ihr Kiefer blieb sogar noch länger verspannt, und sie hatte

eine visuelle Illusion. Eine andere Person war hungriger und

nahm zu. Ein Mann hatte solche Schwierigkeiten, mit Leuten,

umzugehen, dass er eine Woche lang nicht arbeiten konnte. Er

sagte, die durch MDMA ausgelösten Empfindungen seien nicht

gut für ihn, betonte jedoch, dass nicht die Sitzung selbst die

Schwierigkeiten verursacht hatte: «Ich denke eher, dass einige

streng kontrollierte Emotionen ausbrachen, die sich erschreckend

entwickelten.» Ein Jahr später sagte er: «Es war wahrscheinlich

gut, dass ich am Versuch teilgenommen habe. Es hat einen Pro­

zess beschleunigt, der geschehen musste.» Einzelne Teilnehmer­

innen berichteten über Nebenwirkungen wie Augenzittern, ge­

schwollene Lippen, Wackligkeit, ein taubes Gefühl in den Händen

und im Gesicht, Kopfschmerzen und Schwächeanfall - letzteres

geschah, als eine Testperson über eine schwierige Beziehung

nachdachte.

Die Hälfte der Personen berichtete über unerwünschte emotionel­

le Symptome. 15% fühlten sich während der Sitzung beängstigt

oder nervös, und 7,5% fühlten sich am nächsten Tag leicht

niedergeschlagen. Eine Person hatte während der Sitzung drei

Minuten lang Wahnvorstellungen, eine andere fühlte sich einsam

und traurig. Andere waren empfindsamer, verletzlicher, die Ge­

danken überschlugen sich in ihrem Kopf, sie fühlten Wellen von

«emotionalem Dreck», waren verwirrt über eine Beziehung oder

schwelgten in «negativen Selbstgesprächen».

Folgen nach den Sitzungen

Alle ausser einer Testperson setzten sich, bevor die Sitzung an­

fing, Ziele, die sie erreichen wollten. Die Hälfte fand, sie hätten

diese Ziele vollständig, und ein Viertel fand, sie hätten sie teil­

weise erreicht. Von den Personen, die sich besser verstehen woll­

ten, war ein Drittel sehr zufrieden, die Hälfte machte jedoch kei­

ne Fortschritte. Von denjenigen, die eine mystische Erfahrung

suchten, waren Drei Viertel zufrieden. Personen, die eine persön­

liche oder spirituelle Entwicklung, Selbsterforschung, Spass und

Vergnügen oder Nähe mit ihren Sexualpartnerinnen gesucht hat­

ten, erreichten ihre Ziele.

Diejenigen, die ihre Persönlichkeit verändern, bestimmte innere

Konflikte lösen, einen anderen Bewusstseinszustand erfahren,

das Bewusstsein ihrer Gefühle vergrössern oder weniger Angst vor

Ablehnung haben wollten, fanden ihr Ziel bis zu einem gewissen

Grad erreicht.

Page 145: Nicholas Saunders - Ecstasy

146 Anmerkungen Ecstasy

Nach der Sitzung hatten die meisten Testpersonen eine Woche

lang eine bessere Stimmungslage. Ein Drittel von ihnen fühlte

sich ruhiger und entspannter, andere fühlten sich tatkräftiger.

80% der Personen berichteten über positive Verhaltensverände­

rungen, die für einige von ihnen mindestens zwei Jahre lang an­

dauerten [die Forscherinnen sahen die Testpersonen zwei Jahre

nach den Versuchen zum letzten Mal]. Die Hälfte dieser 80%

sagte, sie hätten mehr Selbstachtung, sie könnten negative Erfah­

rungen besser akzeptieren und seien geduldiger. Die andere Hälf­

te sagte, die Sitzungen hätten ihren Glauben positiv verändert.

Sie sehen den Tod nun eher als einen Wechsel denn als Ende an

und hätten deshalb weniger Angst davor. Die anderen positiven

Wirkungen reichten von einer grösseren Anerkennung der Mitmen­

schen bis zur Freude darüber, dass sie lebten, warmherziger und

liebender sein konnten.

Fast alle berichteten über positive, meist langfristige Veränderun­

gen in ihren Beziehungen, auch jene, die ohne Partnerin an den

Sitzungen teilgenommen hatten. Zwei Paare, die vor den Versu­

chen Beziehungsschwierigkeiten hatten, konnten unter MDMA-

Einfluss bedeutende Konflikte lösen. Negative Veränderungen

erfuhr der vorher erwähnte Mann, der Schwierigkeiten hatte, mit

Leuten umzugehen. Einige, deren Beziehungen vorher schon

schwierig waren, spürten keine Verbesserung. Eine Frau, die sich

von ihrem Mann getrennt hatte, fühlte «sich eine Zeitlang unter

Männern schuldiger» und liess sich scheiden. Viele berichteten,

dass ihre Gefühle füreinander nach den Sitzungen stärker waren,

und manche sagten, dass sie jetzt oberflächliche Geselligkeiten

wie Cocktailparties mieden. Auch Konflikte mit anderen Personen

konnten gelöst werden, ebenso wie eine Reihe anderer Verbesse­

rungen wie Selbstachtung und Einfühlungsvermögen beobachtet

wurden.

Die Hälfte der Testpersonen berichtete über positive Veränderun­

gen am Arbeitsplatz während ungefähr einer Woche. Sie fühlten

sich weniger angespannt und gehetzt, hatten mehr Spass und

Energie und kamen besser mit ändern aus. 20% der Personen

berichteten über neue persönliche Interessen, die von Hobbies

bis zu kreativem Schreiben und spiritueller Entwicklung reichten.

Manche von ihnen sagten, dass sie mit Meditation MDMA-ähnli-

che Zustände erreichten. Ein Mann, der zu meditieren pflegte,

bevor er an der Studie teilnahm, sagte, dass der MDMA-Genuss

seine Meditation verbessert habe.

Die Hälfte der Personen sagten, sie nähmen weniger Drogen (ein­

schliesslich Alkohol und Koffein), während 10% mehr nehmen.

Jene, die weniger Drogen nehmen, wandten sich von allen Drogen

ab, sie wechselten nicht von einer Droge zur anderen. Eine Frau

sagte, sie werde in Zukunft nur noch MDMA nehmen, «weil sie

Page 146: Nicholas Saunders - Ecstasy

147 Anmerkungen Ecstasy

dadurch etwas gelernt habe». Die Hälfte der Personen änderte

nach den Sitzungen einige ihrer Lebensziele, alle von ihnen emp­

fanden die Änderungen als positiv. Die meisten entfernten sich

vom Materialismus und näherten sich dem Spiritualismus oder ei­

nem guten Lebensgefühl.

Die Hälfte der Personen fand sich vom Verhalten befreit, das sie

daran gehindert hatte, ihr Potential zu verwirklichen. Die Hälfte

dieser Personen sagte, sie hätten anhaltende Einsichten in ihre

psychischen Probleme gewonnen; drei fühlten sich weniger schul­

dig, wenn sie sich amüsierten, und zwei wurden weniger «selbst­

beschränkend». Ein Mann sagte, er sei «eine Menge Schrott los­

geworden, den er mit sich herumgetragen habe», einer fühlte sich

weniger ängstlich und ein anderer weniger unsicher.

Die Autorinnen kamen zum Schluss, dass MDMA «ein Wiederauf­

treten früherer psychischer Probleme» auslösen kann. Ausserdem

weisen sie darauf hin, dass Personen, «die mit MDMA ihre Pro­

bleme lösen wollen», ungeeignete Testpersonen sind, während

diejenigen, die dadurch etwas über sich selbst lernen wollen, am

geeignetsten sind.

Ihre wichtigste Schlussfolgerung ist, dass «der einmalige, beste

Nutzen von MDMA die Förderung der direkteren Kommunikation

zwischen Menschen ist, die in einer bedeutenden emotionalen

Beziehung zueinander stehen». Sie empfehlen MDMA auch als

Hilfsmittel für die einsichtsorientierte Psychotherapie, die Förde­

rung des eigenen Verständnisses, die spirituelle, und die persön­

liche Entwicklung.

29 Robert Leverant: MDMA Reconsidered. (MDMA überprüft.) In: Jour­

nal of Psychoactive Drugs, 18.4.86.

Dieser Bericht gibt die Diskussion an einer von der Haight Ash­

bury Free Medical Clinic im März 1986 organisierten MDMA-Kon-

ferenz für informierte Laienkonsumentlnnen wieder. Es wurde

darüber diskutiert, ob MDMA sich mit Halluzinogenen vergleichen

lässt, ob diese Drogen für den therapeutischen Gebrauch erhält­

lich sein sollten, und wenn ja, unter welchen Bedingungen.

«MDMA ist in der Psychotherapie äusserst nützlich, in der spiri­

tuellen Therapie jedoch enttäuschend. Ihr Ziel ist gemäss Bud­

dhismus, Hinduismus und anderen mystischen Traditionen die

vollständige Freiheit und Autonomie, was den Tod des Geistes

erfordert ... MDMA ermutigt nicht wie die stärkeren Psychedelika

einen Einblick in die Entfaltung der Liebe ...

Vielleicht ist das grösste therapeutische Potential von MDMA

sprachlich nicht zu vermitteln. [Es könnte Körpertherapien unter­

stützen, welche] Aufmerksamkeit, Atem, Töne und Handdruck

anwenden, um die Blockaden zu öffnen, die den Fluss der inne­

ren Lebenskraft und den <Elan vital» hindern.»

Page 147: Nicholas Saunders - Ecstasy

148 Anmerkungen Ecstasy

30 Besuch bei Dr. John Henry in der National Poisons Unit im Guy’s

Hospital in London, 11.12.92.

Die National Poisons Unit bietet Medizinerinnen in ganz Grossbri­

tannien einen 24stündigen Telefonauskunftsdienst an, wenn sie

Symptomen begegnen, die sie nicht klar identifizieren können.

Alle Anruferinnen werden gebeten, Blut- und Urinproben einzu­

schicken. Die Untersuchungen werden meistens mit einem von

drei chromatographischen Verfahren ausgeführt. Die meisten Pro­

ben stammen von lebenden Patientinnen, manche jedoch auch

von Autopsien. Einige Drogen sind mit Blut- und Urinproben ein­

facher nachzuweisen als andere. Cannabis «kann fünf Wochen

nach einem einzigen Joint noch nachgewiesen werden», während

LSD sehr schwierig nachzuweisen ist.

In letzter Zeit enthielten viele der zur Untersuchung eingeschick­

ten Ecstasy-Proben MDEA statt MDMA. Dr. Henry findet MDEA

weniger toxisch als MDMA, weil es weniger häufig Kieferkrämpfe

verursache.

Dr. Henry rät Personen, die MDMA genommen haben, auf Anzei­

chen von Überhitzung wie übermässiges Schwitzen, Schwindel,

Durst und Erschöpfung zu achten. Es komme nicht zu Überhit­

zung, wenn genug Wasser getrunken werde. Er glaubt, dass

MDMA Opioide anregt - Neurotransmitter, die als körpereigene

Schmerzmittel wirken. Opioide beginnen zu wirken, wenn man

sich z.B. beim Fussballspielen schwer verletzt. Dr. Henry ver­

gleicht das Tanzen an Raves mit einem Marathonlauf - es sind

Stunden erschöpfender körperlicher Anstrengung.

Serotonin und Opiat-Rezeptoren können entweder durch chemi­

sche Substanzen wie MDMA oder durch Aufregung stimuliert wer­

den. Dr. Henry sagt, dies würde erklären, warum Leute, die an

Raves keine Drogen nehmen, die gleiche Wirkung erfahren: die

Umgebung kann die Produktion der eigenen Neurotransmitter

auslösen, was die Stimmung beeinflusst.

Gefragt nach den Gefahren von Paracetamol, sagt Dr. Henry,

Paracetamol verursache über 200 Todesfälle im Jahr, sei aber in

normalen Dosierungen sehr sicher. Eine Überdosierung von

MDMA belaste die Leber. Dr. Henry sagt, dass MDMA in der Le­

ber zu MDA und Metaboliten zersetzt werde, die im Harn ausge­

schieden werden.

Ich fragte Dr. Henry, ob es Beweise für eine Verbindung zwischen

Leberschäden und Ecstasy-Konsum gebe, und erwähnte, dass im

Zusammenhang mit Ecstasy aus den USA von keinen Leberschä­

den berichtet wurde, was ich damit interpretierte, dass die Fälle

in Grossbritannien auf einen gleichzeitigen Konsum von Alkohol

oder anderen Drogen zurückzuführen sein könnten. Für Dr. Henry

bestehen keine Zweifel, dass MDMA Hepatitis hervorrufen kann,

weil einige Patientinnen nach jedem MDMA-Konsum Hepatitis-

Page 148: Nicholas Saunders - Ecstasy

149 Anmerkungen Ecstasy

Symptome gezeigt hätten. Ich fragte auch, ob es eine Verbindung

zwischen Nierenversagen (in den medizinischen Zeitschriften

«akut auftretende Anurie» genannt) und Ecstasy-Konsum gibt. Dr.

Henry glaubt, dass Nierenversagen durch eine Überanstrengung

der Muskeln ausgelöst werden können, wodurch die Nieren mit

Myoglobin überlastet werden. Überanstrengung der Muskeln kann

durch intensive körperliche Anstrengung entstehen.

Dr. Henry erklärte den Mechanismus eines Hitzschlags: Bei

42-43° Celsius verankern sich durch die disseminierte intravas­

kuläre Blutgerinnung (DIC) kleine Blutgerinnsel an den Arterien­

wänden. Dies ist an und für sich harmlos, da sie zu klein sind,

um eine Stockung zu verursachen, durch den Vorgang wird jedoch

die Gerinnungsfähigkeit des Blutes vermindert. Dies hat zur Fol­

ge, dass die kleinen Verletzungen, die im kardiovaskulären

System als Teil des normalen Vorgangs der Gewebserneuerung

geschehen, nicht zu bluten aufhören. Innere Blutungen können

tödlich sein. Hirnblutungen in Kombination mit hohem, pulsie­

rendem Blutdruck können einen Schlaganfall verursachen.

Nur 10 000 der über eine Million zählenden Hirnzellen enthalten

den Neurotransmitter Serotonin, der durch MDMA beeinflusst

wird. Der Serotonin-Spiegel wirkt sich auf die Stimmung aus. Bei

einer statistisch signifikanten Anzahl von Selbstmordopfern wur­

de ein gesenkter Serotonin-Spiegel gefunden. Antidepressiva wie

Prozac (Fluoxetin) hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin.

Ich habe Dr. Sheila Dorling, eine Laborforscherin der National

Poisons Unit, gefragt, welche Substanzen in den E-Stichproben

nebst MDMA und MDEA gefunden wurden. Sie sagte, manche

Proben hätten MDA und verschiedene zugängliche Substanzen

wie Paracetamol und Kodein und andere wiederum nur Amphe­

tamine enthalten. Sie hätten kein LSD gefunden. Die National

Poisons Unit untersucht nicht viele Ecstasy-Pillen.

31 Through the Gateway of the Heart. (Durch das Tor des Herzens.)

Four Trees Publications, San Francisco, 1985.

Dieses Buch enthält etwa sechzig subjektive Berichte von Konsu­

mentlnnen - unterteilt nach Männern, Frauen und Gruppen -

über ihre positiven Erfahrungen sowie «Richtlinien für den rituel­

len Gebrauch empathogener Substanzen».

Alle Berichte stammen bezeichnenderweise von gebildeten Perso­

nen um die dreissig Jahre, die mit MDMA «ihre Gefühle erfor­

schen» und «das Bewusstsein erweitern» wollen. Das Buch ent­

hält aber auch die Geschichte eines 45jährigen Mannes, der an

starken Arthritisschmerzen litt, die den Titel trägt: «Der Schmerz

ist nicht mehr mein Feind, sondern mein Verbündeter». Ausser-

dem wird der Bericht einer 33jährigen Frau wiedergegeben, die

acht Jahre zuvor vergewaltigt worden war. Sie nahm zuerst 65 mg

Page 149: Nicholas Saunders - Ecstasy

150 Anmerkungen Ecstasy

MDMA und nach zwei Stunden 300 Mikrogramm LSD. Die unter­

drückte Angst vor der Vergewaltigung kam so deutlich zurück,

dass sie glaubte, die Begleitperson sei der Vergewaltiger. Sie

musste sich übergeben, als müsse sie ihren Ekel loswerden. Sie

sagt aber, die Erfahrung habe ihr geholfen, darüber hinwegzu­

kommen.

Die Richtlinien sind aus der kollektiven Erfahrung von zwanzig

bis dreissig Therapeutinnen, die mit MDMA gearbeitet haben,

entstanden. Es wird empfohlen, sexuellen Kontakt auszuklam­

mern (auch zwischen schon bestehenden Paaren) und «Kraftob­

jekte» wie Kristalle oder Fotos von relevanten Personen an die

Sitzung mitzubringen.

Der Raum sollte ruhig und bequem sein, im Kamin sollte «ein

Feuer brennen, das an das alchimistische Feuer der inneren Rei­

nigung erinnert». Im Freien werden kleinere MDMA-Dosierungen

genommen. Die bedächtige Barockmusik von Bach oder Vivaldi

wird von den Therapeutinnen bevorzugt. Die Begleitpersonen soll­

ten sich zurückhaltend und einfühlend verhalten und vermeiden,

in ein Gespräch verwickelt zu werden, da «die meisten in diesem

Zustand fähig sind, ihre eigenen, besten Therapeuten zu sein».

In den Richtlinien werden zwei Modelle für Gruppensitzungen

vorgestellt. Im ersten Modell bleiben die Personen während der

Sitzung allein, teilen aber vor- und nachher ihre Erfahrungen mit­

einander. Während der Sitzung hören sie Musik und reden nur

mit den Gruppenleiterinnen. Im zweiten Modell kommunizieren

die Konsumentinnen während der Sitzung auf rituelle Weise.

Diese Sitzungen finden gewöhnlich in einem Haus statt, manch­

mal auch nachts. Die Teilnehmerinnen der Gruppe versammeln

sich Freitag abends und teilen sich gegenseitig mit, was sie mit

der Erfahrung erreichen wollen. Die Sitzung beginnt Samstag

morgens. Samstag nacht verbringen alle zusammen, und Sonntag

morgen sprechen sie über ihre Erfahrungen. Alle Teilnehmerinnen

müssen einverstanden sein, die Vorgänge vertraulich zu behan­

deln.

Manchmal kombinieren einige oder alle Teilnehmerinnen MDMA

entweder mit LSD, psychedelischen Pilzen, Ketamin oder 2CB.

Die meisten Therapeutinnen finden es wichtig, dass die Teilneh­

merinnen vorher eigene Erfahrungen mit diesen Drogen gemacht

haben.

Übungen wie Yoga, imaginäre und schamanische Reisen werden

als Techniken beim MDMA-unterstützten, therapeutischen Pro­

zess empfohlen. Folgende Rituale können zusätzlich angewandt

werden: jede Person sucht vor der Sitzung ihren eigenen «Kraft­

ort»; es wird in alle vier Himmelsrichtungen gebetet, auch Re­

birthing, Atem- oder Bewegungsübungen wie etwa Tai Chi sind

geeignet. Für Rituale nimmt man am besten kleine Dosierungen.

Page 150: Nicholas Saunders - Ecstasy

151 Anmerkungen Ecstasy

32 Dr. Russell Newcombe: A Researcher Reports from the Rave. (Der

Bericht eines Forschers über den Rave.) In: Druglink, Januar

1992.

Als optimale Dosierung für die maximale psychoaktive Wirkung

nehmen viele Konsumentlnnen zwei Tabletten, andere wenige

zwischen drei und zehn, «empfindlichere oder kleinere Personen»

nur eine halbe Dosis.

Viele Konsumentlnnen behaupten, dass regelmässiges Raving

und/oder der Konsum von Ecstasy ihren allgemeinen geistigen

Zustand und ihre Beziehungen mit anderen verbessert habe.

Personen, die E in anderen Situationen versucht haben, berichten

häufiger von unangenehmen Nachwirkungen. Die durch die kör­

perliche Anstrengung entstehende Zunahme von Sauerstoff, kör­

pereigenen Ei weissstoffen und anderen Substanzen im Körper

könnte zusammen mit MDMA Erfahrungen verursachen, die

anders sind, als wenn der Körper entspannt ist.

33 Dr. Russell Newcombe: The Use of Ecstasy and Dance Drugs at Rave

Parties and Clubs: Some Problems and Solutions. (Der Konsum von

Ecstasy und Tanzdrogen an Rave-Parties und in Clubs: Probleme

und Lösungsvorschläge.) Vortrag an einem Symposium über

Ecstasy in Leeds, November 1992.

Laut Dr. Newcombe hat sich der Konsum von E, Acid (LSD) und

Speed (Amphetamine) in den letzten fünf Jahren in allen Gesell­

schaftsschichten drastisch verbreitet, insbesondere wegen ihrer

Beliebtheit als Tanzdrogen in der Rave-Szene, der dominanten

Subkultur der neunziger Jahre. Ungefähr zwei Millionen Leute

haben an Raves Tanzdrogen konsumiert, davon mindestens

750 000 MDMA. Mit stundenlangem Tanzen unter E-Einfluss

wollen sie am veränderten Gruppenbewusstsein teilnehmen. Die

mit dem E-Konsum an Raves verbundenen Risiken werden durch

die Art, wie der Drogenhandel stattfindet, erhöht, d.h., es werden

«gefälschte» Drogen verkauft; die äusseren Umstände können

einen Herzschlag verursachen; die Schliessung von Clubs führt zu

illegalen Raves und Berichterstattungen in den Massenmedien

(Angstmache vor Drogen fördert den Drogenkonsum).

Im Zusammenhang mit Ecstasy wird immer häufiger von Todes­

fällen und psychischen Nachwirkungen berichtet, obwohl nicht

bewiesen ist, dass der Konsum von Ecstasy gefährlicher als

andere Freizeitbetätigungen ist.

Nach Dr. Newcombe sollten die Behörden der Rave-Szene gegen­

über eine pragmatische Haltung einnehmen und sich darauf kon­

zentrieren, die Gefahr für die öffentliche Ordnung und Gesund­

heit zu reduzieren. Zusammenschlüsse verschiedener Gruppierun­

gen auf lokaler Ebene sollten ein Modell mit Vorschriften für

Raves entwickeln.

Page 151: Nicholas Saunders - Ecstasy

152 Anmerkungen Ecstasy

Dabei müssen folgende vier Punkte unbedingt beachtet werden:

1. Es muss eine gemeinsame Politik den Nachtclubs und Rave-

Parties gegenüber entwickelt werden.

2. Der Sicherheitsdienst muss geregelt werden.

3. Der organisierte Drogenhandel muss reduziert und

4. ein Gesundheitsdienst für Raver geschaffen werden, der an Ort

informiert, wie Gefahren vermieden werden können.

Dr. Newcombe liefert vergleichende Zahlen aus dem Bericht des

Innenministeriums vom Jahr 1992 über Beschlagnahmungen und

Verurteilungen, die 1981 und 1991 in Grossbritannien mit Tanz­

drogen zu tun hatten.

Anzahl der Beschlag

nahmungen

Menge der Beschlag

nahmungen

Anzahl Verur­

teilungen

Amphet­

1981 1991 1981 1991 1981 1991

amine 1117 6821 18kg 421kg 107D 3532

LSD 384 1636 n/a 170D 345 1200

MDMA 0 1735 0 365D 0 559

(D=Tausend Dosen)

Dr. Newcombe schätzt, dass über 100 000 junge Erwachsene

jedes Wochenende an Raves gehen. Eine nationale Umfrage bei

24000 Schülerinnen höherer Schulen hat für 1991 Rekordzah­

len im Zusammenhang mit Drogenkonsum festgestellt. 10% der

15—16jährigen hatten Cannabis konsumiert, 7% LSD, 7% Am­

phetamine und 4% MDMA (Balding 1992).as In den älteren

Altersgruppen ist der Drogenkonsum höher.

Dr. Newcombe weist darauf hin, dass ein Rave als religiöse Zere­

monie angesehen werden kann, mit dem Mischpult als Altar und

den DJs als Priestern. Während die DJs die Musik mischen, stei­

gern sich die Tänzerinnen in ein Hoch. Dieser orgasmische Tanz

bis zur Trance («Trance-Dance») wird «kicking», «mental» oder

«Happening» genannt.

Da es vor allem ums Tanzen geht, sind andere Dinge wie Gesprä­

che und sexuelles Verhalten entsprechend reduziert. Raving kann

als Gottesverehrung der Bewusstseinsveränderung angesehen wer­

den. Das Fehlen eines aggressiven oder störenden Verhaltens an

Raves ist teilweise auf den geringen Alkoholkonsum und teilweise

auf den Konsum anderer Drogen zurückzuführen.

Verglichen mit anderen, weiter verbreiteten Drogen wie Alkohol,

Tabak, Medikamenten, Paracetamol und Lösungsmitteln konnten

MDMA bisher relativ wenig schädliche Wirkungen nachgewiesen

werden. Statistisch gesehen ist das Todesrisiko nicht grösser als

bei anderen Freizeitbeschäftigungen.

Drogenhandel an Raves

Da der Sicherheitsdienst von Gesetzes wegen bei Kundinnen kei­

ne Leibesvisitation durchführen darf, können Händlerinnen

Page 152: Nicholas Saunders - Ecstasy

153 Anmerkungen Ecstasy

Drogen einfach in ihrer Unterwäsche in den Club schmuggeln.

Manchmal übernehmen Frauen diese Aufgabe, da die Männer des

Sicherheitsdienstes sie weniger sorgfältig durchsuchen. Eine Frau

kann mehrere Hundert Ecstasy in ihrer Scheide transportieren.

Der Drogenhandel ist auf zwei Arten organisiert: «Vereine», d.h.

Gruppen, welche die Drogen ohne Gewinn Freundinnen Weiterver­

käufen, und organisierte Banden. In solchen Banden arbeiten ver­

schiedene Spezialistinnen: «Schmuggler», welche die Drogen in

den Club bringen, «Boten», welche die Drogen und das Geld auf

sich tragen, «Pusher», welche die Drogen verkaufen, «Aufpasser»,

welche nach der Polizei Ausschau halten, und «Aufseher» für den

körperlichen Schutz der Bande. Manchmal sind Leute vom

Sicherheitsdienst der Clubs am Verkauf prozentual beteiligt

{«Steuer») und schützen dann die Banden, indem sie sie vor der

Polizei warnen oder andere Banden ausschalten. Dr. Newcombe

sagt, dass solche Banden Drogen schlechter Qualität verkaufen,

und schlägt vor, dass die Polizei sich vor allem auf sie konzen­

triert und die «Vereine» ignoriert.

Sicherheitsrisiken

Wenn die Räumlichkeiten überfüllt sind, können kleinere gesund­

heitliche Probleme wie blaue Füsse und Schwindel auftreten.

Durch schlechtes Management entstehen Probleme mit geschlos­

senen Notausgängen, glitschigen Böden, Scherben und schlech­

ter Belüftung.

An den illegalen Raves ist das Risiko jedoch viel grösser: die

Fluchtmöglichkeiten im Falle eines Feuers sind schlecht, Strobo­

skope sind oft die einzigen Lichtquellen, giftige Substanzen wer­

den als Drogen verkauft. Wenn an einem illegalen Rave infolge

eines Notfalls, einer Razzia oder eines Feuers Panik ausbricht,

könnte eine Katastrophe geschehen.

Reaktion der Polizei und der Behörden

Die Schliessung von Clubs, in denen Drogen verkauft werden,

treibt die Kundinnen in Veranstaltungsorte, die weniger Erfahrung

im Umgang mit Ravern haben, oder in illegale Clubs, was das

Risiko der Raver erhöht.

Polizeirazzien bei grossen Veranstaltungen könnten eine Hills-

borough-ähnliche Katastrophe auslösen, meint Dr. Newcombe.

Für die zwölf Organisatorlnnen eines illegalen Raves in Warring­

ton 1990 betrugen die Prozesskosten über £250 000. Im Durch­

schnitt belaufen sich die Kosten für die polizeiliche Überwachung

eines illegalen Raves auf £10-20 000.

Vorschläge für neue Strategien

Dr. Newcombes wichtigster Vorschlag ist die Ausarbeitung von

Richtlinien für die Behörden. «Es wäre unrealistisch zu erwarten,

man könne den Drogenkonsum an Raves wesentlich reduzieren»,

sagt er. Statt Clubs wegen Drogenkonsums zu schliessen, sollten

Page 153: Nicholas Saunders - Ecstasy

154 Anmerkungen Ecstasy

die Behörden mit dem Management Zusammenarbeiten, um Risi­

ken zu reduzieren. Der Sicherheitsdienst sollte geregelt werden

(dies wird von manchen Behörden schon jetzt getan). Die Polizei

sollte sich auf die Banden konzentrieren, die mit Drogen handeln.

Anhand der jüngsten Beschlagnahmungen sollten Informationen

über die Qualität der Drogen veröffentlicht werden.

34 Nadia Solowij u.a.: Recreational MDMA Use in Sydney: A Profile of

Ecstasy Users and Their Experiences with the Drug. (MDMA-Konsum

in Sydney: ein Profil der Freizeitkonsumentlnnen und deren

Erfahrungen mit der Droge.) In: The British Journal of Addiction,

1992.

1991 antworteten hundert Ecstasy-Konsumentlnnen in Sydney

auf eine «Schneeball»-Umfrage. Die Antworten zeigten, dass

Ecstasy vor allem zum Spass an Tanzparties und gesellschaftli­

chen Zusammenkünften genommen wird, dass es eine «gute

Stimmung» und Gefühle von Vertrautheit und Nähe auslöst. Die

anderen Wirkungen werden folgendermassen beschrieben: es regt

an, erlaubt Einsichten und vergrössert Empfindungen und Sinn­

lichkeit. Die Neben- und Nachwirkungen seien mit denen der

Amphetamine und Psychedelika vergleichbar. 80% der Konsu­

mentinnen fanden, Ecstasy mache Spass; 13% fanden es neu­

tral, und 7% war es nicht zuträglich. 28% sagten, dass sie Pro­

bleme mit dem E-Konsum gehabt haben. Von jenen, die E ein-

bis dreimal genommen haben, fanden es 75% angenehm. 58%

würden es weiterempfehlen.

Die Autorinnen sagen abschliessend, dass E für regelmässigen

und häufigen Gebrauch nicht geeignet ist, weil sich auf die posi­

tiven Wirkungen eine Toleranz entwickelt, während die negativen

Wirkungen zunehmen. Im Zusammenhang mit E-Konsum hat es

bisher wenig Probleme gegeben, Vorsicht ist aber geboten, bis

nachgewiesen ist, welche Risiken für den Menschen bestehen.

35 Sarah Champion: Fit for Anything. (Fit für alles.) In: The Guardian,

12.4.93.

Ein Zeitungsartikel über Fitnesskultur und Raving. Champion

zitiert Sheila Henderson, eine Forscherin von Lifeline, einer Dro­

genstelle in Manchester: Junge Frauen, die fit sein und gut aus-

sehen wollen, könnten entweder Gymnastik betreiben oder an

Raves gehen, da beides ähnliche Wirkungen hat. Während jedoch

Turnen eher eine Qual ist, macht Raving Spass, weshalb viele

Mädchen an Raves gehen.

36 Dr. Brian Leibovitz: Nutrients for Blocking Phenethylamine Damage.

(Nährstoffe zur Vermeidung von Phenethylamin-Schäden.) In:

MAPS Newsletter, Frühling 1993.

Page 154: Nicholas Saunders - Ecstasy

155 Anmerkungen Ecstasy

In den letzten paar Jahren haben Untersuchungen ergeben, dass

Phenethylamine wie MDMA einem Redox-Zyklus unterworfen sein

können - ein Prozess, bei dem grosse Mengen Sauerstoffradikale

freigesetzt werden. Übermässige Mengen überfordern das System,

es entstehen Schäden. «Im Hirn und im Nervensystem sind Phen­

ethylamine in grössten Konzentrationen gespeichert. Es über­

rascht also nicht, dass diese Gewebe von den Sauerstoffradikalen

(und den damit verbundenen Oxydationsmitteln), die während des

Zyklus der reduzierten Oxydation durch die Phenethylamine ent­

stehen, schwer geschädigt werden können. Mit gemässigten Men­

gen scheint der Körper gut umgehen zu können. Übermässige

Mengen jedoch können Schäden verursachen. Es könnte deshalb

für jene, die grosse Mengen von MDMA konsumieren, gut sein,

gleichzeitig auch Antioxydationsmittel zu nehmen, z.B. das was­

serlösliche Vitamin C und das fettlösliche Vitamin E. Als Vorbeu­

gung wird eine Dosis von 2 g Vitamin C und 1000 IU Vitamin E

empfohlen, ebenso wie ß-Karotin (5 mg), Bioflavonoide (2 g),

L-Carnitin (1 g), N-Acetylcystein (2 g) und Selen (250 mg). Lei­

bovitz empfiehlt die dreifache Dosierung als Behandlung.

37 Teresa O’Dwyer: The Phenomenology of Ecstasy Use. (Symptome

des Ecstasy-Konsums.) November 1992. O’Dwyer ist Chefärztin

der psychiatrischen Abteilung im St. Thomas Hospital in Mor­

peth.

Dr. O’Dwyer berichtet über eine Studie der Leeds Addiction Unit

von Januar bis September 1992 über die Erfahrungen von Konsu­

mentlnnen mit Ecstasy. 33 von der LAU überwiesene, hauptsäch­

lich männliche Jugendliche zwischen 16 und 17 Jahren erhielten

einen Fragebogen, den sie zum Teil selbst ausfüllten.

70% der Befragten konsumieren Ecstasy nur am Wochenende.

Die Hälfte hat es nur einmal versucht. 31% haben nie mehr als

ein E gleichzeitig genommen, 12% haben aber schon über sieben

auf ein Mal konsumiert. Manchmal empfanden unerfahrene Kon­

sumentlnnen beim Einsetzen der Wirkung ein Gefühl der Panik.

Viele der Befragten finden es für die volle Wirkung der Droge

wichtig, dass man sehr heiss hat. Zu diesem Zweck ist eine Grup­

pe von Freundinnen schon in einem geheizten Auto herumge­

fahren.

Alle Befragten sagten, dass unter MDMA-Einfluss ihre sozialen

Beziehungen besser geworden seien. Sie könnten leichter auf

Unbekannte zugehen und ihre Gefühle ausdrücken. Die Droge

scheint auch sorglos zu machen. Die Konsumentlnnen kümmer­

ten sich nicht um die Folgen ihres Tuns. Trotzdem berichteten

nur zwei der Befragten von einem Unfall.

Unter E-Einfluss entsprachen ihre Gedanken über Sex nicht im­

mer einem eigentlichen Verlangen. Der Aufbau einer «sinnvollen

Page 155: Nicholas Saunders - Ecstasy

156 Anmerkungen Ecstasy

Beziehung» wurde als wichtiger Teil des Vorspiels betrachtet.

Manche fanden Sex unter E-Einfluss enttäuschend, andere

besser.

Viele der Befragten finden den Namen «Ecstasy» treffend. Die

von der Droge ausgelöste Stimmung beschreiben sie mit «vor

Freude schreien», «das schönste Gefühl überhaupt», «als sei ich

eben erwacht, um wirklich zu leben». Manche fühlen sich durch

die E-Erfahrung privilegiert, und ein Befragter sagte: «Wir haben

ein Geheimnis, das niemand anders kennt.»

Die Nachwirkungen des Ecstasy-Konsums beschrieben die mei­

sten mit einer niedergeschlagenen Stimmung, die ein paar Tage

andauert. 85% sprachen von Paranoia. «Für viele beginnt dies

mit dem Bewusstsein, von anderen bewundert zu werden. Im

Laufe der Wochen werden diese bewundernden Blicken jedoch

kritisch prüfend und spöttisch. Manche sagen, sie reagierten

empfindlicher auf Bemerkungen und interpretierten Situationen

schnell als bedrohlich», sagt O’Dwyer. Die meisten Befragten

haben 12 bis 24 Stunden danach einen Kater, bei manchen hält

er sogar bis zu einer Woche an.

Unter E-Einfluss drehen sich die Gedanken meist um Musik, Tan­

zen und freundschaftliche Zuneigung. 60% fanden, E habe ihre

Lebensanschauung verändert. Mehr als die Hälfte der Befragten

«fanden, dass sie unter E-Einfluss gegenwärtigen und vergange­

nen Ereignissen neue Bedeutung zumessen». Mehr als die Hälfte

sagte, sie hätten das Interesse an Sport und Alkohol verloren, ein

Drittel sagte, sie hätten neue Interessen wie Musik und Kleidung

gefunden. Die Gedanken können klarer, manchmal aber auch zer­

streuter sein: «Man kommt zu den kompliziertesten, durchdachte­

sten Lösungen, hat jedoch die Ausgangsfrage vergessen», sagt

O'Dwyer.

76% der Befragten haben infolge des Drogenkonsums im Durch­

schnitt sechs Kilo Gewicht abgenommen.

Alle häufigen Konsumentinnen berichten, dass sie auf Ecstasy

eine Toleranz entwickelt haben. Um dem entgegenzuwirken,

mussten sie die Dosis erhöhen, was aber auch Nebenwirkungen

wie Übelkeit, Krämpfe, Depressionen und Paranoia verstärkte.

Aus diesem Grund machten manche für ein paar Wochen eine

Pause.

58% der Befragten sagten, sie hätten mit dem Ecstasy-Konsum

aufgehört, hauptsächlich, weil es nicht mehr Spass mache: Pro­

bleme wegen des veränderten Lebensrhythmus (nächtelanges

Tanzen), Paranoia oder Sorgen um die Gesundheit seien entstan­

den. 30% von jenen, die aufgehört haben, bekamen soziale Pro­

bleme, verloren ihren Job oder haben ihre Beziehung aufgelöst.

Die meisten fanden, die Qualität der Droge habe abgenommen.

Page 156: Nicholas Saunders - Ecstasy

157 Anmerkungen Ecstasy

38 Eintrag im Mircomedex, Vol. 75, Datenbank der National Poisons

Unit im Guy's Hospital in London.

In diesem Eintrag steht, dass die Toxizität von MDMA umstritten

ist. Bei Ratten sind mit hohen Dosierungen Verhaltensänderungen

beobachtet worden, die sich nach vier Wochen jedoch wieder

normalisiert hatten.

Es wird über zwei Fälle von Bleivergiftung infolge Ecstasy-

Konsums berichtet, die auf toxische Nebenprodukte der MDMA-

Herstellung zurückzuführen seien. Bei einem Syntheseverfahren

wird Bleiacetat benutzt.

Innerhalb von 24 Stunden werden MDMA und seine Metaboliten

im Urin ausgeschieden. 65% der MDMA-Dosis wird unverändert

und 7% als MDA im Urin ausgeschieden.

Die Ausschüttung von Dopamin ist (bei Ratten) mit MDA am

höchsten, mit MDMA weniger hoch und mit MDEA am geringsten.

Die Dopamin-Ausschüttung kann in Verbindung mit Amphetamin­

ähnlichen Nebenwirkungen stehen.

39 George Andrews: Drugs and Magic. (Drogen und Magie.) Panther,

1975.

Andrews.erwähnt, dass die Rentierjäger in der Anadyr-Region in

Sibirien Fliegenpilze essen. Wenn es zuwenig davon gibt, sollen

sie hemmungslos und tassenweise den Urin voneinander trinken,

um die Wirkung zu verlängern.

40 Ein Besuch bei Lifeline, einer privaten Drogenberatungsstelle in

Manchester, 3.8.92.

Lifeline besteht seit 21 Jahren und beschäftigt 35 Vollzeitange­

stellte. Es wird von der Regierung finanziert, seine Arbeit besteht

hauptsächlich in der Beratung von Opiat-Konsumentlnnen. Als

1990 Raves populär wurden, begannen sich die leitenden Ange­

stellten für Ecstasy zu interessieren. Heute arbeiten fünf Ange­

stellte an Projekten, die mit dieser Droge zu tun haben.

Der Geschäftsführer lan Wardle schätzt, dass jede Woche eine

Million Ecstasy genommen werden. Neu in Mode seien auch hohe

Dosierungen von LSD: bis anhin war eine LSD-Dosis 50-80 [ig,

nun sind es ungefähr 150 (Jg. [In den sechziger Jahren sollen

250 Mg üblich gewesen sein.]

Die Lifeline-Angestellten berichten von folgenden in Manchester

üblichen Preisen: £3 für eine LSD-Tablette, je £1 beim Kauf von

100 Stück. £15 für eine Ecstasy-Pille, je £12 beim Kauf von 10,

je £8 beim Kauf von 100, je £3-5 beim Kauf von 1000. Wie bei

LSD ist der Preis von Ecstasy seit Jahren trotz Inflation stabil

geblieben. Amphetaminsulfat wird zu £10/Gramm verkauft, auch

dieser Preis ist seit Jahren stabil. Der Preis für grosse Mengen ist

sogar gesunken, wobei das Amphetamin oft gestreckt ist.

Page 157: Nicholas Saunders - Ecstasy

158 Anmerkungen Ecstasy

Im Norden Englands beträgt das typische «Wochenend-Dro-

genbudget» eines Arbeiters oder einer Arbeiterin 1 Gramm

Amphetamin und 2 Ecstasy. Der Konsum von mehreren E-Pillen

gleichzeitig - «stacking» genannt - kommt zwar vor, nur wenige

nehmen mehr als drei Tabletten, maximal jedoch sechs. Weil die

Meinung herrscht, E sei toxisch, ist man teilweise wieder von

Ecstasy auf LSD umgestiegen. Ausserdem ist eine Dosis LSD so

klein, dass sie nicht mit anderen Substanzen vermischt werden

kann. Analysen von Drogen kosten ungefähr £60 die Stunde.

Während dieser Zeit können normalerweise drei Tests gemacht

werden.

Der Lifeline-Forscher Mark Gilman sagt, dass die Betreiberinnen

von Clubs verantwortungsbewusster geworden sind und sich um

Gäste kümmern, die in Schwierigkeiten geraten, wie etwa «Wir­

belnde», d.h. Tanzende, die ausser Kontrolle geraten. Meist sind

dies Asthmatikerlnnen.

Die Nachfrage nach Informationen von seiten der Ecstasy-Konsu-

mentlnnen ist gross. Gilman werden oft Fragen gestellt wie:

«Warum fühle ich mich so verdammt seltsam, wenn ich E genom­

men habe? Nicht aber nach Speed?» Er hat versucht, einen «Neu­

rologischen Leitfaden für Raver» zusammenzustellen, mit Verglei­

chen zu Bier und Cannabis. Einfach verständliche und gleichzei­

tig präzise Informationen zu vermitteln erwies sich jedoch als

schwierig.

Ein Berater des Regional Drug Dependence Service im Prestwich

Hospital, Dr. John Merrill, sagt, die mit MDMA verbundene

Gefahr sei vor allem Überhitzung und deren Folgen. Überhitzung

löst die Bildung winziger Blutgerinnsel aus, die einen Schlagan­

fall und innere Blutungen verursachen können. Die Körpertempe­

ratur wird durch die körperliche Anstrengung erhöht. Deshalb ist

MDMA wahrscheinlich nicht toxisch, wenn die Konsumentinnen

still bleiben. Bei Überhitzten sollte erste Hilfe auch die Abküh­

lung des Körpers umfassen. Dr. Merrill sagt, dass die heisse,

schwüle Luft an Raves, verbunden mit Erschöpfung und Appetit­

verlust, die Übertragung von Viren fördert.

Amphetamin und Ecstasy hemmen die männliche Ejakulation.

Ecstasy hat dennoch den Ruf, den sexuellen Genuss nach einem

Trip zu verstärken: Viele Partnerinnen von Männern der Arbeiter­

klasse sagen, sie hätten guten Sex, wenn ihre Männer von einem

Rave heimkommen.

41 Sheila Henderson: Women, Sexuality and Ecstasy Use - The Final

Report. (Frauen, Sexualität und Ecstasy-Konsum - der Schlussbe­

richt.) 1993, Lifeline, 101 Oldham St., Manchester M4 1LW.

Zwischen Oktober 1991 und Oktober 1993 führte Sheila Hender­

son im Auftrag von Lifeline eine Untersuchung über junge

Page 158: Nicholas Saunders - Ecstasy

159 Anmerkungen Ecstasy

Frauen, Sex und Ecstasy in der Poputärkultur der neunziger Jahre

durch. Ihr Bericht umfasst verschiedene Kapitel über Art und

Ausmass des Drogenkonsums, über Geschlecht und Drogenkon­

sum, Sexualität, Drogen und Sexualität und über kulturelle

Bezugspunkte junger Frauen. Ausserdem sind darin auch die

Berichte «Luvdup and DeElited»“2 und «Ecstasy Study»182

enthalten.

Henderson hat die geschlechtliche Dimension des Konsums von

Freizeitdrogen untersucht, insbesondere die Einstellung zu Sex

und sexuelle Erfahrungen. Anhand von Zeitschriften, Musik, usw.

hat sie versucht, die «kulturellen Bezugspunkte» junger Frauen

zu bestimmen, die in ihrer Freizeit Drogen nehmen. Sie hat sich

dabei auf das Rave-Phänomen konzentriert, «das die populäre

Kultur überschwemmt».

Im Gegensatz zu früheren Arbeiten über illegale Drogen geht die­

se Studie davon aus, dass der Drogenkonsum gute Seiten wie z.B.

Vergnügen und Spass hat. Die Ausgangsergebnisse beruhen auf

6 Tiefeninterviews, 47 Fragebögen und 15 Tiefeninterviews mit

Hintergrundfragen.

In der Zeit der Untersuchung war es für die Ecstasy-Konsumen-

tinnen Mode, enge Kleider aus Kunststoff oder Kautschuk, PVC

und Leder zu tragen - ein von der Schwulenszene geborgter Klei­

dungsstil. Madonna hat die Populärkultur stark beeinflusst, als

Beispiel einer Frau, welche die Mode der Homoszene kopierte.

Henderson beteuert, dass sogar negativ voreingenommene

Medienberichte eine gute Werbung für Ecstasy waren.

Sex ist nicht eine der vorrangigen Freuden, die Ecstasy bietet.

Raves sind eher wegen der geistigen, körperlichen und seelischen

Empfindungen interessant. Das Vergnügen am ausdrucksvollen

und einfühlsamen Tanzen drängt Sex in den Hintergrund. Hen­

derson sagt, dass die Anziehungskraft der Raves für Frauen in der

angenehmen Aufgehobenheit in Gruppen liegt, bei denen der

sexuelle Druck und das Fordern von seiten der Männer beseitigt

ist - im Gegensatz zum alkoholträchtigen Nachtleben. Aus den

Interviews ging hervor, dass Sex das letzte ist, woran Frauen den­

ken, wenn sie an einen Rave gehen. Die sexuelle Sicherheit an

Raves ist anziehend für Mädchen, während sie die alkoholträchti­

gen Clubs als Viehmarkt ansehen. Manchmal geniessen es die

Mädchen, an Raves mit jemandem zu knutschen: es fühlt sich

gut an und ist «sicher», weil es kein Vorspiel zu Sex bedeutet.

An Raves sind die Leute gegenüber Bekundigungen homosexuel­

ler Zuneigung toleranter.

Die meisten Frauen sagten, dass es in der Nacht nach einem

Rave nicht zu Gelegenheits-Sex kommt. Andere sagten, es komme

weniger oft vor als nach einer Nacht in einem Club, in dem Alko­

hol konsumiert wird. Ein paar Frauen betonten, die Zeit nach dem

Page 159: Nicholas Saunders - Ecstasy

160 Anmerkungen Ecstasy

E-Trip sei mit ein wenig Haschisch ideal für «langen, langsamen

Sex».

Frauen schienen eher bereit, Risiken bezüglich Drogenkonsum

einzugehen als bezüglich Sex. Nach ihrem ersten E scheinen sie

die Droge öfters zu nehmen.

Henderson meint, einer der Gründe, warum Frauen an Raves

nicht auf Sex stehen, liege darin, dass die Männer auf E weniger

an Sex interessiert sind und auch keinen erwarten. «Die meisten

Männer haben das Gegenteil einer Erektion: einen geschrumpften

Penis.» Ein Mädchen erzählte, dass es zusammen mit anderen

Mädchen durch eine gefährliche Gegend der Stadt spazierte und

einer Gruppe Männer begegnete. Sie hatten Angst, bis sie merk­

ten, dass die Männer auf E waren: «Da seufzten wir erleichtert

auf.»

Drogen sind ein wesentlicher Teil der Rave-Kultur. Die meisten

Befragten konnten sich nicht vorstellen, an einen Rave zu gehen,

ohne zumindest eine Tanzdroge zu nehmen: Cannabis, magische

Pilze, LSD, Amphetamin oder Ecstasy. Ecstasy war die beliebte­

ste Droge, aber auch LSD war beliebt.

Ein Mädchen sagte: «Wenn du auf E bist, dann ist das, als wür­

dest du auf den Noten tanzen. Du fühlst dich himmlisch, du

liebst alle, schaust um dich und denkst: <Wie wunderbar ihr alle

seid! DJ, du bist wunderbar!> Wenn ein guter Song kommt, gehen

dir die Vibes nur so durch den Körper - es ist fantastisch. Ich

habe mich noch nie so gefühlt!» Auf die Frage, welches ihre

beste Erfahrung im Leben sei, sagte dasselbe Mädchen: «Erstens

E, Musik und Tanzen, und dann Sex.»

Dennoch waren Drogen nur für 6% der Hauptgrund, an Raves teil­

zunehmen. Andere 6% beteiligten sich, ohne andere Drogen als

Cannabis zu nehmen. 75% hatten schon Cannabis geraucht,

bevor sie zur Rave-Szene kamen, nur 2% hatten vorher Ecstasy

versucht. 90% einer Auswahl von Frauen haben E nach ihrer

ersten Erfahrung eine Zeitlang einmal in der Woche konsumiert.

Am Anfang der Befragung (1991) wurde auf die Alkoholtrinker-

Innen herabgesehen, sie wurden «Biermonster» genannt. Gegen

den Schluss jedoch (1993) wurde E oft mit Alkohol kombiniert,

trotz des schlimmeren Katers.

Beziehungen. Zu einer grossen Familie zu gehören und sich sicher

zu fühlen macht Raves ebenfalls anziehend. «Als ich das erste

Mal E nahm, war ich mit einem Typen zusammen. Ich schaute

ihn an und dachte: <Ich kann nicht! Ich will nicht mehr mit ihm

zusammen sein> - und das war’s dann. Es sind viele andere Leute

dagewesen. Ich fühlte mich selbstbewusst: Mit denen kannst du

sein, sagen und tun, was du willst.»

Ein 17jähriges Mädchen erzählte, dass es mit E auch zu Bezie­

hungen kommen kann: «Ich habe erlebt, dass mit E die gefühls-

Page 160: Nicholas Saunders - Ecstasy

161 Anmerkungen Ecstasy

massigen Empfindungen eher ein Problem sind als die körperli­

chen: Es ist erschreckend, wie nahe du jemandem kommst, wenn

du zusammen E nimmst. Alles, was du für den anderen fühlst, ist

noch verstärkt.» Eine andere Frau beschrieb, dass sie für jeman­

den, den sie an einem Rave traf, sehr starke Gefühle entwickelt

hatte, als sie ihn jedoch später wiedersah, fand sie ihn überhaupt

nicht mehr attraktiv.

Soziale Kontrolle. Henderson sagt, dass die eigene Überwachung

und die der Altersgenossinnen eine wichtige Rolle beim Ausmass

des Drogenkonsums spielt. Das heisst, man kümmert sich umein­

ander und reagiert, wenn man findet, jemand überborde mit dem

Drogenkonsum.

Menstruation. Ein Viertel der Frauen, die während sechs Monaten

jede Woche Ecstasy konsumiert haben, berichten über eine

schwächere oder eine weniger häufige Menstruation. Manchmal

fällt sie mehrere Monate aus. Es besteht kein Grund zum Ver­

dacht, dass dies eine direkte Wirkung der Droge ist, es scheint

eher das Ergebnis indirekter Wirkungen zu sein - des unterdrück­

ten Appetits, des Schwitzens und nächtelangen Tanzens.

42 Sheila Henderson: Luvdup and DeElited. Vortrag am South Bank

Polytechnic, Mai 1992.

Dieser Vortrag beschäftigt sich mit Frauen und Drogen. Die Infor­

mationen stammen aus Einzel- und Gruppeninterviews mit 109

jungen Frauen und 35 jungen Männern.

Henderson sagt, dass sich Ecstasy-Konsumentlnnen auf verschie­

dene Weisen von Opiat-Konsumentlnnen unterscheiden: So neh­

men sie zum Beispiel die Droge öffentlich und nicht privat. Sie

sehen Junkies nicht als Antiheldinnen.

Die Frauen der Rave-Szene sind noch weniger über Drogen infor­

miert als die Männer. Sie werden am Eingang in die Clubs weni­

ger gefilzt. Obwohl sich Frauen in der Rave-Szene befreiter ver­

halten, ist es schwierig für sie, DJ zu werden, die Schlüsselfigur

in der Rave-Szene. Sie benutzen immer noch ihr Aussehen, um in

einen Club hineinzukommen.

Die Tatsache, dass Frauen weniger eng an einen Freund gebun­

den sind, ist ein Zeichen für befreiteres Verhalten. Frauen kom­

men statt dessen in Begleitung einer Gruppe von Freundinnen an

Raves, oft sind keine Männer dabei. Die Stimmung an Raves ver­

mittelt ihnen Vertrauen und Unabhängigkeit. So ist es unter

Frauen üblich, sich mit Leuten einer anderen Gruppe zu vermi­

schen. Dies erlaubt es jungen Frauen, etwas anderes als ein

visuelles/sexuelles Objekt zu sein. Für manche Mädchen hat das

Dealen mit E ebenfalls einen Status geschaffen.

Von aussen werden Mädchen der Rave-Szene - hauptsächlich

wegen ihrer Kleidung - oft als «leichte Beute» betrachtet. An den

Page 161: Nicholas Saunders - Ecstasy

162 Anmerkungen Ecstasy

Raves werden sie jedoch nicht belästigt, mit Ausnahme von Män­

nern, die Alkohol getrunken haben. Mädchen fühlen sich von

Männern, die an Raves auf sie zukommen, nicht bedroht und

können deshalb auch freier auf sie zugehen. Sie können sich von

einem fremden Mann auf dem Tanzboden berühren oder massie­

ren lassen, ohne dass dies ein bedrohlicher sexueller Annähe­

rungsversuch ist. Anmache ist an Raves verpönt, es wird nicht

darauf eingegangen. Henderson zitiert ein Mädchen: «Früher bin

ich in Clubs gegangen, wo viel Alkohol konsumiert wird ... Dort

stehst du ganz klar unter dem Druck, mit Männern ins Bett zu

gehen. In House-Clubs geht es einfach darum, Leute kennenzu­

lernen.» Es herrscht allgemein die Ansicht, dass «man nicht an

einen Rave geht, um zu bumsen», wie es ein Mädchen ausdrück­

te. Dies beruht auch darauf, dass Männer mit E keine Erektion

haben. Frauen scheinen sich jedoch nicht weniger sexy zu fühlen,

wenn sie auf Ecstasy sind, manchmal machen sie den ersten

Schritt zum Sex.

An Raves ist die Geschlechtertrennung verwischt, Zuneigung wird

offen gezeigt. Frauen umarmen sich, und Schwule und Lesben

sind akzeptiert.

43 The Adam Experience: A Guide for First-Time Users. (Die Adam-

Erfahrung: ein Ratgeber für Erstgebraucher.) Starfire, 1985.

Eine anonym herausgegebene, siebenseitige Broschüre gibt

folgende Ratschläge:

«Bereite den Trip frei von Erwartungen, Aufgaben, Pflichten oder

Unterbrechungen vor. Für jene, welche die Woche hindurch arbei­

ten, ist der Samstag empfehlenswert. Reserviere den ganzen Tag

und fahre nicht Auto. Nimm dir auch den Sonntag frei und

betrachte das Wochenende als Rückzug. Du nimmst MDMA am

besten mit jemandem, der es selbst schon versucht hat, den du

magst und dem du vertraust. Es kann zu emotionalen und psychi­

schen Bindungen kommen, sei also wählerisch. Wenn du magst,

faste vorher, wenn nicht, dann nimm vier Stunden vorher keine

feste Nahrung zu dir. Geh die Nacht vorher früh schlafen. Je bes­

ser du dich fühlst, desto besser ist die Wirkung.

Die Dosis sollte deinem Gewicht entsprechen: 125 mg sind ideal

für 75-90 Kilogramm Körpergewicht. Eine zweite Dosis zwei

Stunden nach der ersten wird die Wirkung auf sechs Stunden ver­

längern. Beim ersten Mal ist dies nicht empfehlenswert, da die

Wirkung meist stark genug ist. Die Nachdosierung sollte ein

Drittel der ersten Dosis betragen.

Nimm MDMA, als wäre es ein Sakrament. Denke darüber nach,

dass du nun etwas Besonderes erleben wirst. Während der ersten

halben Stunde wirkt es nicht, nutze diese Zeit für ein intimes Ge­

spräch über deine Hoffnungen und Erwartungen. Lass dich hin-

Page 162: Nicholas Saunders - Ecstasy

163 Anmerkungen Ecstasy

einsinken, vergiss die weltlichen Sorgen und den Alltagsärger.

Mit leerem Magen wirst du einen ausgesprochenen Rausch spü­

ren, den du als klare Gewissheit deiner eigenen Vollkommenheit

und Verbundenheit erfahren wirst.

Lass dich auf die Erfahrung ein. Lass dich gehen. Lache, weine

oder umarme deinen Partner, deine Partnerin oder dich selbst.

Lass es angenehm sein, teile deine Gefühle mit deinem Partner

oder deiner Partnerin, denn darum geht es bei dieser Erfahrung:

um teilen, heilen, lieben.

Du wirst kleine, harmlose Nebenwirkungen spüren: deine Pupillen

werden grösser, der Puls schneller, manchmal mahlst du mit den

Zähnen, deine Augen flimmern, und du hast keinen Hunger mehr.

Dies kann 24 Stunden andauern. Mach dir keine Sorgen, wenn

dies alles nicht eintritt.

Die Hochphase gibt dir ein Gefühl des Friedens, der Ruhe und

der Gewissheit. Sie dauert zwischen einer und sechs Stunden.

Nutze diese Zeit, experimentiere, berühre, fühle. In die Augen

deines Partners oder deiner Partnerin zu schauen ist eine tiefe

Erfahrung.

Wenn es für dich stimmt, dann drücke deine Gefühle auf sexuel­

ler Ebene mit deinem Partner oder deiner Partnerin aus. Die Dro­

ge ist kein Aphrodisiakum, aber sie öffnet Schranken. Sie kann

die Bindung zwischen Menschen stärken. Es kommt nur zu einem

sexuellen Erlebnis, wenn es für beide von euch emotional stimmt.

Es kann Vorkommen, dass man keine Lust auf Sex hat, auch

wenn man mit dem oder der Geliebten ist. Alles, wozu du dich

entscheidest, wird die perfekte und angemessene Wahl sein.

Ecstasy lässt dich normalerweise nicht <stoned>, verzerrt oder

orientierungslos fühlen. Es gibt keine Wahnvorstellungen. Alles,

was du erlebst, wird nachher genauso klar sein. Deshalb ist

MDMA ein mächtiges Lerninstrument. Wer E kreativ nutzt, ändert

sich: er wird ruhiger, glücklicher und weniger angespannt; er will

ehrlicher sein, lachen und sich lieben.

Während der Hochphase kann man viel tiefer miteinander kom­

munizieren. Nutze dies: sage, was du fühlst. Du wirst sehen, dass

es o.k. ist, wenn du dich nicht zurückhältst. Diese Erfahrung

bedingungsloser Kommunikation überträgt sich auf die tiefsten

Ebenen. Fühle es. Lerne es. Rede darüber, besonders über Dinge,

über die du normalerweise nicht reden kannst. Lass deinen Part­

ner oder deine Partnerin wissen, dass du seine oder ihre Gedan­

ken und Gefühle ebenso akzeptierst. Schlage vor, von Zeit zu Zeit

zu fragen: Was lernen wir? Versuche dir die vollkommene Einfach­

heit dessen einzuprägen, was du lernst. Es wird dir am nächsten

Tag und von da an zugänglich sein.

Du bist es dir vielleicht nicht bewusst, aber dein Körper arbeitet

härter. Pass auf dich auf, trinke viel Wasser.

Page 163: Nicholas Saunders - Ecstasy

164 Anmerkungen Ecstasy

Die Auslösung unerwarteter Emotionen kann schwierige Trips

bewirken. Manchmal ist der ganze Trip ein Wiedererleben unaus­

gesprochener negativer Gefühle. Dies kann zwar schmerzvoll sein,

aber auch sehr wertvoll. Dann brauchst du eine verständnisvolle,

geduldige und liebende Begleitperson. Mit Ecstasy gibt es so

etwas wie einen schlechten Trip nicht. Es kommt oft zu einer

Befreiung von Negativem, dann zu Erleichterung und Freude,

vielleicht jedoch erst beim nächsten Trip.

Einzigartig mit Ecstasy ist das <Nachglühen>. Es kann 6 bis 24

Stunden nach der Einnahme der Droge eintreten und ist ein

kuscheliger, guter Zeitraum, um darüber zu reden, was du erlebt

hast. Arbeite bewusst mit deinem Partner oder deiner Partnerin

daran, das während des Trips entstandene Gefühl vollkommener

Liebe zu erhalten. In der ausklingenden Phase ist das einfach.

Dieser Übergangszustand ist eine günstige Gelegenheit, die

Erfahrung in den Alltag einzubauen.

Den zweiten Trip solltest du erst nach einigen Wochen nehmen,

damit du Zeit hast, die Erfahrung aufzunehmen. Besprich und

baue die Struktur deines nächsten Trips darauf auf, was du

gelernt hast.

Wenn du schwanger bist oder stillst, solltest du kein Ecstasy

nehmen.»

44 John Buffum/Charles Moser: MDMA and Human Sexual Function.

(Die Wirkung von MDMA auf die menschliche Sexualität.) In:

Journal of Psychoactive Drugs, 18.4.86.

Dieser Artikel gibt die Ergebnisse einer Umfrage wieder, die in

der Region von San Francisco 1985-1986 durch Verteilen eines

anonymen Fragebogens durchgeführt wurde. Von 300 verteilten

Fragebögen wurden 76 ausgefüllt zurückgeschickt.

70% der Befragten hatten unter MDMA-Einfluss Sex gehabt.

88% dieser Frauen und 74% dieser Männer sagten, dass es eine

stark sinnliche Erfahrung war. Sie genossen vor allem «ausge­

prägtes Petting». 81% der Konsumentinnen sagten, dass die

Erfahrung sinnlicher ist, und mehrere von ihnen bemerkten, dass

MDMA eine sinnliche, keine sexuelle Droge sei. Die Hälfte der

Männer sagten, es sei schwieriger, eine Erektion zu haben, und

62% fanden es schwierig, zum Orgasmus zu kommen. Bei den

Frauen fanden es jedoch genauso viele einfacher wie schwerer,

einen Orgasmus zu haben. 76% der Befragten sagten, MDMA

habe weder gesundheitliche noch emotionale Probleme ausgelöst.

Die anderen gaben Beschwerden an wie Harnwegsinfektionen,

Müdigkeit, Erkältungen, Kopfschmerzen und leichte Depression

am Tag danach.

85% der Konsumentinnen sagten, MDMA habe keine Wirkung auf

ihr sexuelles Verlangen. Die anderen 15% hatten Lust auf Aktivi-

Page 164: Nicholas Saunders - Ecstasy

165 Anmerkungen Ecstasy

täten, «die sie von Hemmungen befreit fühlen Messen, wie z.B.

Gruppensex». Es wurde zwar nicht von einer erhöhten Bereit­

schaft zu sexueller Aktivität gesprochen, jedoch von einer leicht

erhöhten Empfänglichkeit. Ein Drittel der Befragten fand, MDMA

habe ihnen geholfen, Hemmungen zu bewältigen, sie sprachen

von einer «Lösung von Beckenblockaden», «Abnahme des Wider­

stands», «besseren sinnlichen Kommunikation» und «grösseren

Entspanntheit». Alle Frauen und 87% der Männer fanden, MDMA

verstärke die emotionale Nähe. Zwei Drittel von ihnen sagten,

dies hänge nicht von der Dosierung ab.

Die Forscher kamen zum Schluss, MDMA sei kein Aphrodisiakum,

es betone jedoch die sinnlichen Seiten vom Sex. Die Hälfte der

Männer und ein Drittel der Frauen fühlten sich mit MDMA emp­

fänglicher für Sex. «Es ist seltsam, dass eine Droge, welche die

emotionale Nähe fördert, die Empfänglichkeit für Sex verstärken

kann und als sexuelles Steigerungsmittel gilt, das Verlangen aber

nicht erhöht, sexuell aktiv zu werden.»

45 Umfrage über MDMA-Konsum in London, von Adam Winstock, Senior

House Officer in Respiratory Medicine im Hammersmith Hospital

der Royal Postgraduate Medical School, unveröffentlicht.

Zwischen Oktober 1989 und Februar 1990 führte Winstock eine

Umfrage über Ecstasy-Konsum in London durch. Von 250 verteil­

ten Formularen kamen 89 zurück.

64% der Befragten waren männlich und durchschnittlich 23 Jah­

re alt, der jüngste war 17, der älteste 31. Fast alle waren ledig.

52% der Befragten hatten mehr als zwanzig Mal Ecstasy genom­

men, 5,6% mehr als hundert Mal und 27% weniger als zehn Mal.

62% der Befragten - darunter viele der starken Konsumentlnnen

- unterbrachen den Konsum für längere Perioden.

75% nahmen es nur freitags und/oder samstags. Lediglich 2%

nahmen es unter der Woche. Nur 19% sagten, sie würden mehr

konsumieren, wenn es billiger wäre; 59% sagten, sie würden ganz

sicher nicht mehr konsumieren, wenn es billiger wäre. 65% sag­

ten, die Wirkung der Droge sei unterschiedlich.

59% hatten eine Toleranz entwickelt, jedoch keine Entzugser­

scheinungen. Für 4,5% der Befragten war MDMA ihre erste ille­

gale Droge. Über 75% hatten Erfahrung mit Cannabis, Amylnitrit

(Poppers), Amphetaminsulfat, Kokain oder LSD. 79% von diesen

hatten MDMA mit Cannabis kombiniert, 57% mit Alkohol und

51% mit Kokain.

Für 89% der Konsumentlnnen war die sexuelle Erregung und für

67% die erhöhte sexuelle Aktivität die deutlichste Wirkung der

Droge. [Diese Ergebnisse widersprechen anderen Untersuchun­

gen, die zeigen, dass MDMA die sexuelle Erregung und Aktivität

hemmt.41, 42, 44] Sonst gab es keine ungewöhnlichen Wirkungen.

Page 165: Nicholas Saunders - Ecstasy

166 Anmerkungen Ecstasy

17% sagten, sie hätten schon ein «schlechtes E» gehabt, was

wahrscheinlich heisst, dass die Pille keine psychoaktiven Stoffe

enthielt.

46 Myron Stolaroff: Using Psychedelics Wisely. (Der vernünftige Kon­

sum von Psychedelika.) In: Gnosis, Winter 1993.

In dieser Ausgabe der Zeitschrift «Gnosis» behandeln verschiede­

ne Artikel den spirituellen Wert psychedelischer Erfahrungen.

Stolaroff schreibt, er habe während mehrerer Jahre mit 350 Leu­

ten Forschung mit Psychedelika betrieben. «Diese Substanzen

sind wertvoll, weil sie uns Zugang zu unserem verdrängten und

vergessenen Material schaffen ... zu den Archetypen der Mensch­

heit, zu einer Reihe von gedanklichen Ebenen, zu einer Quelle

der Kreativität und mystischen Erfahrung, die Jung das kollektive

Unbewusste nannte.» Der Autor behauptet, dass für Leute aus

dem Westen, deren Leben im wesentlichen darin besteht, den

Lebensunterhalt zu verdienen, der Gebrauch von Psychedelika

eine nützliche Alternative zur langfristigen Verpflichtung ist, wie

sie von den östlichen Meistern verlangt wird.

Siehe Anmerkung 144, Myron Stolaroffs neuste Arbeit.

47 Telefongespräch mit Somerset House; Bevölkerung von Grossbritan­

nien in verschiedenen Altersgruppen, 1991.

14-15 Jahre 566 400

15-16 591400

16-17 619200

17-18 638 400

18-19 683 200

19-20 727 400

20-24 3 943 400

25-26 832 700

16-25 7 444 300

48 Schools Health Education Unit: Young People in 1992, Exeter Uni­

versity.

Über 20 000 Schülerinnen zwischen elf und vierzehn Jahren in

132 Schulen Englands haben 1992 einen Fragebogen ausgefüllt.

Die Ergebnisse zeigen, dass unter den 14jährigen 4,4% der Kna­

ben und 4,1% der Mädchen Ecstasy versucht haben.

49 Fiona Measham/Russell Newcombe/Howard Parker: The Normalisa­

tion of Recreational Drug Use amongst Young People in North West

England. (Die Gewöhnung an den Konsum von Freizeitdrogen

unter Jugendlichen im Nordwesten Englands.) In: The British

Journal of Sociology, Dezember 1993.

Dieser Artikel präsentiert die Ergebnisse einer Studie über eine

Page 166: Nicholas Saunders - Ecstasy

167 Anmerkungen Ecstasy

Auswahl von Teenagern, die bezüglich Geschlecht, soziale Klasse

und geographische Region repräsentativ sein sollte. 70% waren

14 und 30% 15 Jahre alt. 54% waren männlich, 88% weiss,

70% Christen, 84% hatten einen berufstätigen Vater, 68% eine

berufstätige Mutter.

Der Konsum illegaler Drogen ist bei dieser Auswahl auf Rekord­

höhe gestiegen. 59% waren Drogen angeboten worden, 36% hat­

ten eine illegale Droge versucht, 32% Cannabis, 14% Poppers,

13% LSD, 12% Lösungsmittel, 10% magische Pilze, 10%

Amphetamin, 6% Ecstasy und 1% andere Drogen. 20% hatten im

vergangenen Monat eine Droge konsumiert und 33% im vergange­

nen Jahr. Mädchen wurden häufiger Drogen angeboten, und sie

versuchten sie eher, im Gegensatz zu früheren Umfragen, die ge­

zeigt hatten, dass eher Knaben illegale Drogen ausprobieren.

Drogenkonsum steht meist mit Alkoholkonsum in Verbindung.

Jene, die mehr trinken, nehmen durchschnittlich auch mehr

andere Drogen. MDMA-Konsumentlnnen trinken jedoch weniger

Alkohol als jene, die eine der obgenannten, beliebteren Drogen

nehmen. 45% der Befragten haben sexuelle Erfahrungen

gemacht. Von diesen haben 25% vor ihrer letzten sexuellen

Erfahrung Alkohol getrunken.

Von jenen, die MDMA versucht hatten, hatten fast alle Cannabis,

80% LSD, 76% Amphetamin, 69% Psilocybin-Pilze und 60%

Nitrite versucht, aber nur 4% Kokain und 7% Heroin.

50 The Independent. August 1992.

«Fussball-Hooliganismus ist letztes Jahr auf den tiefsten Stand

seit fünf Jahren gesunken. Die Zahlen des Innenministeriums

zeigten, dass die Anzahl der verhafteten und vom Fussballstadion

entfernten Fans 1991-1992 auf 8556 gesunken ist, während die

Zahl der Zuschauer auf 20 487 192 angestiegen ist.»

51 John Henry u.a.: Toxicity and Deaths from MDMA. (Toxizität und

Todesfälle von MDMA.) In: The Lancet, August 1992.

Ein Bericht über Toxizität und Todesfälle, die mit MDMA-Konsum

in Verbindung stehen, basierend auf einer Zusammenstellung des

National Poisons Information Service (NPIS) in London. Medizi­

nerinnen der National Poisons Unit im Guy’s Hospital in London

haben diese 1990 und 1991 ausgewertet.

Das NPIS hat einen markanten Anstieg von Anrufen verzeichnet,

die mit Ecstasy zu tun hatten. Die als E verkauften Drogen ent­

hielten meist MDMA, aber auch MDA und Amphetamine.

Mischungen von Drogen des MDMA-Typs waren selten. Henry u.a.

sagen, dass die gleichzeitige Einnahme von MDA und MDMA

durch Analysen der biologischen Proben (Blut, Urin usw.) nicht

festgestellt werden kann und dass die Toxizität nicht durch Über­

Page 167: Nicholas Saunders - Ecstasy

168 Anmerkungen Ecstasy

dosierung verursacht zu sein schien. Bei einem analytisch doku­

mentierten Fall von Überdosis wurde im Blut 7,72 fmg/l MDMA

gefunden - angeblich 42 Tabletten: Das Opfer litt jedoch nur an

einem «Kater», an Herzjagen und an hohem Blutdruck.

Berichte aus den Vereinigten Staaten wiesen darauf hin, dass

MDMA nur leicht toxisch sei. Die eigentliche Todesursache waren

Herzrhythmusstörungen, Rhabdomyolyse und disseminierte intra­

vaskuläre Blutgerinnung (DIC). Die Medizinerinnen, die den

Bericht verfassten, wurden meist in Fällen mit leichten Sympto­

men konsultiert. Bei den schwersten Fällen bestand ein klares

Toxizitätsmuster. Todesfälle waren wahrscheinlich auf Hitzschlag

zurückzuführen, «mit schwerer Überhitzung und DIC». Es gab

keine Hinweise dafür, dass Verunreinigungen der Drogen für die

Toxizität verantwortlich waren. Alle Todesfälle ereigneten sich,

nachdem die Opfer in überfüllten Partyräumen oder Clubs gewe­

sen waren. Stetige körperliche Anstrengung, hohe Raumtempera­

turen und eine ungenügende Flüssigkeitszufuhr stauen die Wärme

im Körper. Ausserdem könnte der direkte Effekt der Substanz den

Mechanismus der Wärmeregulation durcheinanderbringen.

Die Autorinnen kommen zum Schluss, dass MDMA stark toxisch

sein kann und dass in einer Reihe untersuchter Fälle die akute

Toxizität hauptsächlich auf die Umstände zurückgeführt werden

könnte, in denen die Droge konsumiert wurde.

52 Zahlen der mit Ecstasy verbundenen Todesfälle zwischen Januar

1988 und Juli 1992, gesammelt von der National Poisons Unit im

Guy’s Hospital, 8.3.93.

Diese Zahlen umfassen Todesfälle, die Medizinerinnen der NPU

gemeldet hatten, und solche, die von der Unit aus Presseberich­

ten entnommen wurden. Die Liste ist nicht umfassend. Todesfälle

werden mit Sicherheit mit Ecstasy in Verbindung gebracht, wenn

während der Behandlung oder der Autopsie im Blut oder Urin der

Patientinnen die Droge festgestellt wurde. In allen von der NPU

aufgelisteten Todesfällen wurde nur sehr wenig MDMA gefunden.

Als unbestätigte Todesfälle werden jene betrachtet, bei denen die

Patientinnen selbst oder Drittpersonen gesagt haben, kürzlich

Drogen konsumiert zu haben, jedoch weder Blut- noch Urinpro­

ben durchgeführt wurden.

Zwischen Januar 1988 und Juli 1992 sind 14 bestätigte und vier

unbestätigte Todesfälle verzeichnet worden. Bei 13 der bestätig­

ten Fälle wurde der Tod durch Überhitzung und bei einem durch

Asthma ausgelöst. Von den vier unbestätigten Todesfällen wurde

einer durch Leberversagen und einer durch Schlaganfall verur­

sacht.

1988 wurden zwei bestätigte Todesfälle verzeichnet, 1989 zwei

bestätigte und ein unbestätigter Todesfall, 1990 ein bestätigter,

Page 168: Nicholas Saunders - Ecstasy

169 Anmerkungen Ecstasy

1991 sieben bestätigte und ein unbestätigter und 1992 zwei

bestätigte und zwei unbestätigte.

1992 stand ein bestätigter Todesfall mit MDA und ein anderer

mit MDEA in Verbindung.

53 Dr. G. Dowling: A Report of Five Deaths Associated with the Use of

MDEA and MDMA. (Ein Bericht über fünf mit dem Konsum von

MDEA und MDMA im Zusammenhang stehende Todesfälle.) In:

Journal of American Medical Association, 1987.

Drei der fünf verstorbenen Personen hatten gesundheitliche Pro­

bleme gehabt, bevor sie die Droge nahmen. Ein Mann starb an

einem Elektroschock, nachdem er einen Hochspannungsmast hin­

aufgeklettert war. Zwei Personen hatten Herzprobleme und eine

Asthma. In vier dieser Fälle wird MDMA nicht als primäre Todes­

ursache genannt, obwohl festgestellt wird, dass Personen mit

Herzkrankheiten anfälliger auf einen plötzlichen Tod infolge von

MDMA-Konsum sind. Der fünfte Todesfall wurde durch keine

anderen medizinischen Faktoren erklärt, es gab jedoch keine Hin­

weise dafür, dass er durch den MDMA-Konsum verursacht worden

war.

54 Gespräch mit Dr. Les King, Leiter des Drug Intelligence Laboratory im

Gerichtsmedizinischen Labor in Aldermaston, 14.12.92.

Das Drug Intelligence Laboratory untersucht verdächtige Drogen,

welche die Polizei auf Personen beschlagnahmt hat. Dr. King be­

tont, dass die ins Labor geschickten Stichproben nicht unbedingt

repräsentativ dafür sind, was auf der Strasse verkauft wird. In

Aldermaston werden die Stichproben nicht statistisch ausgewer­

tet, Dr. King gibt jedoch seinen auf persönlichen Erfahrungen

begründeten Eindruck der Ergebnisse wieder. Dem Labor wird

normalerweise nicht mitgeteilt, nach welcher Droge sie suchen

müssen, und es macht deshalb eine Reihe von Tests, um zu

sehen, welche illegalen Drogen vorhanden sind. Nach Verunreini­

gungen wird nicht gesucht.

Die Pillen, die ins Labor geschickt werden, wiegen meist zwi­

schen 200 und 600 mg, was annehmen lässt, dass fast immer

nichtpsychoaktive Füllstoffe enthalten sind. Fast alle Stichproben

waren Kapseln oder Pillen. Dr. King hat noch nie giftige Substan­

zen in Ecstasy-Stichproben gefunden oder von solchen gehört.

Das Labor findet durchwegs in 90% der Muster einen aktiven

Stoff, der Rest sind Fälschungen. Enthalten Tabletten MDMA,

MDA und MDEA, finden sich normalerweise keine anderen Dro­

gen. Die Tabletten oder Kapseln enthalten meist ungefähr

100 mg MDMA oder 60-70 mg MDA. Je nach Marke liegen die

Dosierungen zwischen 10 und 20% über oder unter dieser Men­

ge. Tabletten oder Kapseln einer bestimmten Marke sind ziemlich

Page 169: Nicholas Saunders - Ecstasy

170 Anmerkungen Ecstasy

gleichmässig dosiert. Zunehmend wurde auch MDEA gefunden,

jedoch nicht häufig genug, um eine durchschnittlich auftretende

Dosierung zu berechnen.

1991 und 1992 ist der Anteil von MDA gestiegen, hat aber den

Höhepunkt erreicht. Seither werden in fast gleichen Verhältnissen

MDMA, MDA und MDEA gefunden.

In den letzten Jahren sind immer mehr gestreckte Ecstasy auf

den Markt gekommen. Eine Pille enthält heute wahrscheinlich 10

bis 20% weniger MDMA als vor ein paar Jahren.

Die einzelnen Ecstasy-Marken halten sich drei bis sechs Monate

auf dem Markt. Dr. King sagt, die kurze Lebensdauer der einzel­

nen Marken sei darauf zurückzuführen, dass manchmal gleich

aussehende, aber gefälschte Pillen auf den Markt kommen, die

den Ruf einer Marke schädigen.

Wenn es Nachschubprobleme mit MDMA gibt, werden teilweise

Amphetamin-Mischungen als Ecstasy verkauft. Meist werden

diese jedoch unter einem anderen Namen gehandelt.

Im letzten Jahr sind «Amphetamin-Cocktails» aufgekommen. Eine

Stichprobe enthielt Amphetamin und LSD. Ein anderer Cocktail,

der unter dem Namen «Banana Split» verkauft worden sei, ent­

hielt Amphetamin, Kokain und LSD. Ein weiterer war eine

Mischung von Amphetamin und Tiletamin. Tiletamin ist ein Keta-

min-ähnliches Narkosemittel für Tiere, das in England nur für

den Export hergestellt wird, von dem einmal ein paar Kilo gestoh­

len wurden.

Es gibt ein als Marquis bekanntes Reagens aus Schwefelsäure

und Formaldehyd: Dieses färbt sich orange, wenn es mit Amphet­

amin vermischt wird, und schwarz/purpur mit MDA, MDMA und

MDEA. Es färbt sich jedoch auch mit verschiedenen Medikamen­

ten und sogar mit Papier schwarz und kann deshalb nicht als ver­

lässliche Testmethode für Drogenanalysen verwendet werden.

[Jemand, der solche Tests regelmässig durchführt, könnte jedoch

erfahren genug sein, um Farbänderungen des Marquis - verschie­

dene Braun- und Orange-Schattierungen - unterscheiden zu kön­

nen, je nachdem, ob es mit MDA, MDMA und MDEA kombiniert

wird. Unerfahrenen gelingt dies jedoch nicht.] Marquis ist für

Opiate eine ziemlich verlässliche Testmethode, es färbt sich pur­

purn.

55 Medicine Now, 9.3.92, BBC Radio 4.

Alan Matthews, der frühere Verleger des «International Journal on

Drug Policy», sagte in dieser Radiosendung, Personen könnten

mit Ecstasy innerlich distanziert Bereiche analysieren, was sonst

Schmerz oder Verzweiflung auslösen würde. Dabei gehen weder

die Kontrolle noch der Kontakt mit der Wirklichkeit verloren. Aus

diesen Gründen wird Ecstasy als Hilfsmittel in der Psychotherapie

Page 170: Nicholas Saunders - Ecstasy

171 Anmerkungen Ecstasy

benutzt. Es ist fast eine spirituelle Erfahrung und öffnet emotio­

nale Schranken, die im Laufe des Lebens aufgebaut wurden, um

mit der Gesellschaft, den Beziehungen und dem Leben klarzu­

kommen. Ecstasy scheint diese Schranken abzubauen, die

Menschen gehen aus sich heraus. In einem gewissen Sinn geht

die individuelle Erfahrung in einer grösseren Gruppenerfahrung

auf. Wer die Droge in einem Club mit tausend anderen Leuten

konsumiert, die auch auf dieser Ebene sind, erlebt ein sehr ein-

drückliches Gruppengefühl.

Matthews sagte auch, dass Ecstasy leichte psychische Probleme

auslösen kann. Zahlen über von Ecstasy verursachte Todesfälle

sind nie einfach zu deuten. Es könnte sein, dass Ecstasy in Kom­

bination mit anderen Drogen genommen worden ist oder dass sich

Probleme wegen der Umstände ergeben haben - ein sehr heisser,

überfüllter Clubraum ohne Trinkwasser kann zu Dehydration,

Überhitzung oder Hitzschlag führen. Ecstasy zu nehmen ist

jedoch nicht das Gefährlichste, was Leute tun können: «Das

Schlimmste, was sie tun können, ist ausgehen, Alkohol trinken

und acht Stunden tanzen. Das würde sie bestimmt umbringen.»

56 Telefongespräch mit Dr. Russell Newcombe, Lehrbeauftragter für So­

zialpolitik und Sozialarbeit an der Manchester University, 19.2.93.

Newcombe hat eine Reihe von Artikeln über Fälle von Hitzschlag

gelesen, in denen es hiess, die Opfer hätten als Kinder oft hohes

Fieber gehabt. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass manche

Leute auf Überhitzung anfällig sind.

Dr. Newcombe war an einer Umfrage über Clubs beteiligt, die im

Nordwesten Englands 1992 Rave-Musik spielten, und schätzt,

dass im Nordwesten jedes Wochenende etwa 30 000 Leute an

Raves gehen. Er schätzt, dass je nach Club zwischen 50% und

90% der Leute E konsumieren.

57 Christopher Gordon u.a.: Effects of MDMA in Autonomie Thermo­

regulatory Responses of the Rat. (Wirkungen von MDMA auf die

wärmeregulierenden Reaktionen der Ratte.) 1990.

Ratten wurden bei Raumtemperaturen von 10°, 20° und 30° C

beobachtet, nachdem man ihnen zuerst eine reine Salzlösung und

dann eine mit 30 mg/kg MDMA vermischte Salzlösung verabreicht

hatte. Gemessen wurde die Stoffwechselaktivität, der Wasserver­

lust durch Verdunstung [= Schwitzen, Ratten lecken jedoch ihren

Pelz], Hyperthermie, Hypothermie, Bewegungsaktivität, Haut­

temperatur, Puls und Letalität. Nachdem die Ratten MDMA

bekommen hatten, trat Folgendes ein: 1. Bei 30° C verloren die

Ratten viel schneller Wasser durch Verdunstung. 2. Sie erhöhten

ihre Stoffwechseltätigkeit bei den erhöhten Umgebungstempera­

turen und versuchten nicht, ihre Körpertemperatur zu reduzieren.

Page 171: Nicholas Saunders - Ecstasy

172 Anmerkungen Ecstasy

3. Bei Anstieg der Temperatur zeigten sie dieselbe Aktivität, statt

sie zu reduzieren. 4. Bei 30° C stieg ihre Körpertemperatur, statt

zu fallen, und bei 10° C fiel sie, statt zu steigen. 5. Ihr Puls er­

höhte sich bei 30° C unterschiedlich. Bei hoher Raumtemperatur

stieg die innere Körpertemperatur der Ratten schnell an, bevor

sie starben. Die Schwanztemperatur der Ratten stieg nicht an.

[Normalerweise geben sie Hitze durch den Schwanz ab. Die

Todesursache wurde nicht untersucht, schien aber Überhitzung

zu sein.

Der Mechanismus der Wirkung wurde nicht geprüft, es wurde

jedoch angenommen, dass die Veränderungen der Körpertempera­

tur vom Serotonin-Spiegel im vom MDMA beeinflussten Hirnteil

ausgelöst werden.]

Dr. Gordon erzählte mir, dass er ein Fachmann auf dem Gebiet

der Kontrollmechanismen von Temperatur sei. MDMA ist eines

der wirkungsvollsten Mittel, die er kennt, um die Tiere die Kon­

trolle über ihre Körpertemperatur verlieren zu lassen. Sie schie­

nen heisse Raumtemperaturen vorzuziehen, auch wenn sie schon

überhitzt waren, dies ist jedoch bisher noch nicht geprüft worden.

Obwohl MDMA die Wärmeabgabe durch den Schwanz hemmt,

versuchen sie, sich abzukühlen.

Dr. Gordon hat einen langen Kasten mit einem Durchmesser von

30 cm gebastelt, der auf der einen Seite heiss und auf der ande­

ren kühl war. Die Tiere können sich in diesem Kasten entschei­

den, welche Raumtemperatur sie vorziehen.

58 Notizen eines Treffens mit Dr. John Merrill der North West Regional

Health Authority.

Dr. Merrill beantwortet einige der meist gestellten Fragen über E:

Allergische Reaktion: keine bekannt.

Asthma: es besteht kein pharmakologischer Grund, warum Asth­

ma durch E verschlimmert werden sollte.

Diabetes: es ist keine Wirkung auf den Blutzucker bekannt. Wenn

man E nimmt, hat man wahrscheinlich mehr Energie. Diabetiker­

innen sollten ihre Zucker- oder Insulindosis an die erhöhte kör­

perliche Aktivität anpassen.

Epilepsie: E kann bei Überdosierungen epileptische Anfälle aus-

lösen. Bei Epileptikerlnnen, die E nehmen, ist die Wahrschein­

lichkeit eines Anfalls grösser.

Leberkrankheiten: unter E-Konsumentlnnen sind mehrere Fälle

von Gelbsucht aufgetreten. Viele dieser Fälle waren sehr ernst­

haft, führten zu nicht wieder gutzumachenden Schädigungen der

Leber, zu Lebertransplantationen oder zum Tod. Man weiss nicht,

warum dies geschieht. Es könnte sein, dass E erst nach vielen

Dosen und Monaten toxisch für die Leber ist. Die Leberschädi­

gungen könnten auch toxischen Stoffen schlecht hergestellter

Page 172: Nicholas Saunders - Ecstasy

173 Anmerkungen Ecstasy

Ecstasy zugeschrieben werden. - Schwangerschaft: alle Drogen

sind potentiell toxisch für ein Embryo. Je jünger es ist, desto

grösser ist die Gefahr. Es gibt gute Gründe zu glauben, dass E

angeborene Anomalien verursachen kann. In der späteren

Schwangerschaft könnte es zu einer Fehlgeburt kommen.

Schwangere sollten kein Ecstasy nehmen. [Tierversuche haben

keine Schädigungen gezeigt.108]

Dr. Merrill bemerkte ausserdem, dass Leute mit Heuschnupfen

und Ekzemen höhere Risiken eingehen, wenn sie E nehmen.

59 Gregory Hayner/Howard Me Kinney: MDMA - The Dark Side of

Ecstasy. (MDMA - Die dunkle Seite von Ecstasy.) In: Journal of

Psychoactive Drugs, 18.4.86.

Dieser Artikel beschäftigt sich mit den toxischen Wirkungen ille­

galer Drogen bei Konsumentlnnen, die in der Haight Ashbury Free

Medical Clinic 1986 behandelt wurden.

Die Autoren bemerken, die Dosierungen und die Reaktion der

Konsumentlnnen seien unterschiedlich. Auswahluntersuchungen

haben Dosierungen von 16 bis 165 mg ergeben. Akute Reaktio­

nen kamen selten und meist bei empfindlichen Personen und

hohen Dosierungen vor: insbesondere, wenn sie nach kurzer Zeit

eine zweite Dosis genommen haben. Oberdosierungen hatten

nicht voraussehbare Folgen: Manche Wirkungen dauerten bis zu

zwei Wochen an. Psychosen wie Paranoia und Halluzinationen

ergaben sich meist aus sehr hohen Dosierungen.

Der Bericht enthält zwei Fallbeispiele:

1. Nachdem ein Heroinsüchtiger ein Beruhigungsmittel erhalten

hatte, litt er unter Halluzinationen und Paranoia. Nach einer

hohen MDMA-Dosis wurde er gewalttätig.

2. Eine 33jährige Frau, die für einen Verlag arbeitete, nahm zu­

sammen mit vier Freundinnen eine Dosis von schätzungsweise

50-100 mg. Der Trip verlief normal. Die Frau erinnert sich, dass

es ihr sehr gut gefallen hatte. Einen Monat später nahm sie eine

normale Dosis derselben Serie und hatte nach zwanzig Minuten

Angstzustände und visuelle Halluzinationen: der Himmel wurde

schwarz und eine verwüstete Landschaft flog spiralartig auf sie

herab «wie eine Tonne Ziegelsteine». Sie verlor das Bewusstsein

und musste ins Spital eingeliefert werden. Nach drei Tagen wurde

sie für gesund erklärt, konnte jedoch einen Monat lang nicht

arbeiten. Sie fühlte sich depressiv, hatte Weinkrämpfe und war

während sechs Monaten nicht sie selbst. Die Laboruntersuchun­

gen hatten ergeben, dass das MDMA 95% rein war, in ihren Kör­

perflüssigkeiten fanden sich keine andere Substanzen.

Die Autoren kommen zum Schluss, dass dieser unerklärliche Fall

beunruhigend ist, da die Frau beinahe an etwas gestorben ist, das

sonst als sicher betrachtet wird.

Page 173: Nicholas Saunders - Ecstasy

Anmerkungen Ecstasy

60 Briefe zu Dr. Henrys Artikel im British Medical Journal, 30.8.92.

Diese Briefe berichteten von einem Fall akuter Hepatitis, der mit

wiederholtem Ecstasy-Gebrauch in Verbindung stand, von einem

Fall von Gelbsucht, der mit MDMA-Konsum in Verbindung stand,

und von drei Personen, die an heftigen Brustschmerzen litten,

nachdem sie Ecstasy mit Alkohol konsumiert hatten.

61 Fax von Dr. Charles Grob: Use of MDMA to Relieve Symptoms in Ter­

minal Cancer Patients; Phase One Protocol. (MDMA-Konsum zur

Symptomerleichterung von Krebskranken im Endstadium.)

17.11.92.

Diese Studie soll die psychologische und schmerzstillende

Schwellendosis von MDMA bestimmen. Sechs Testpersonen aus

dem Gesundheitsfürsorgesektor werden für diesen Versuch ausge­

wählt. Sie werden an drei Sitzungen, zwei bis vier Wochen aus­

einanderliegen, teilnehmen.

An jeder Sitzung erhalten sie eine Kapsel, die entweder aus

0,15 mg/kg MDMA, 0,75 mg/kg MDMA oder einem Placebo be­

steht. Grob nimmt an, dass die Schwellendosis 0,75 mg/kg betra­

gen wird.

Bei den Versuchen werden das Blut der Testpersonen, der psy­

chologische Zustand, die Erfahrung körperlichen Schmerzes und

die neuropsychologischen Wirkungen untersucht.

62 Jerome Beck/Patricia Morgan: Designer Drug Confusion; A Focus on

MDMA. (Die Verwirrung mit den Designerdrogen.) In: Journal of

Drug Education, 16.3.86.

Beck und Morgan geben einen Oberblick über die Wirkungen und

klinischen Werte von MDMA. Verschiedene Fachleute werden

zitiert: «MDMA ist eine positive Alternative zu den dunklen und

negativen Erfahrungen, die Personen mit psychotischen Zustän­

den haben» (Wolfson). «MDMA scheint einige Vorteile der LSD-

Drogentypen zu haben, ohne die meisten der entsprechenden

Nachteile» (Grinspoon). «MDMA ist als Heilmittel für alles geprie­

sen worden, von persönlichen Depressionen über Entfremdung bis

zur Kokainsucht ... Die klinischen Ansprüche, was die Wirkung

betrifft, sind jedoch bis heute nicht bestätigt worden» (Siegel).

«Alle mir bekannten Therapeuten, die Patienten MDMA gegeben

haben, fanden es von bedeutendem Nutzen. Deshalb bin ich

überzeugt, dass seine Wirksamkeit wissenschaftlich bewiesen

werden kann» (Greer).

Die Autorinnen sagen, dass Nachdosierungen zur Verlängerung

des Hochgefühls zu grosser Müdigkeit am Tag danach führten. Im

Zusammenhang mit den Todesfällen, die MDMA zugeschrieben

wurden, «haben spätere Überprüfungen gezeigt, dass die Droge,

falls überhaupt, in den meisten Fällen eine ungewisse Rolle

Page 174: Nicholas Saunders - Ecstasy

175 Anmerkungen Ecstasy

gespielt hat». Beck und Morgan finden jedoch, dass die potentiell

toxische Wechselwirkung zwischen MDMA und Alkohol weiter

erforscht werden muss. «Wie mit anderen Aufputschmitteln sind

Personen unter MDMA-Einfluss oft fähig, grosse Mengen von

Alkohol zu sich zu nehmen.»

Bei einigen wenigen, meist bei Erstgebraucherlnnen, sind verzö­

gerte Angstreaktionen beobachtet worden, die von Angstmomen­

ten bis zu regelrechten Störungen reichten: Panikreaktionen mit

übermässig gesteigerter Atmung und Herzfrequenz, Phobien,

Parästhesie oder andere Angstzustände. In diesen Fällen wurde

die Droge meist in einer unprofessionellen Umgebung für «thera­

peutische» Zwecke verwendet.

Aus Interviews mit solchen Klientinnen kann gefolgert werden,

dass durch den MDMA-Konsum verdrängte Ängste, Aggressionen,

Schuldgefühle oder sogenannte negative Gefühle ins Bewusstsein

auftauchten ... Sie werden infolgedessen wehrlos und sich be­

wusst, welche emotionale und psychologische Arbeit noch vor

ihnen liegt. Diese Ergebnisse deuten auf die wachsende Zahl

erfolgloser Versuche von «Selbsttherapie» hin, bei welchen die

Personen Gefahr laufen, ihre emotionalen Probleme mit unkon­

trollierten Versuchen zu verschärfen.

Die Autorinnen kommen zum Schluss, dass viele die einzigartige

Wirkung von MDMA erfahren möchten und dass das Interesse an

dieser Substanz wachsen wird. MDMA könnte einen viel grösse­

ren, langfristigeren Einfluss auf unsere Gesellschaft nehmen als

alle sogenannten Designerdrogen zusammen.

63 Rick Doblin: Risk Assessment and the FDA. (Risikoeinschätzung

und das FDA.) 1988.

Ein Vortrag über die Geschichte und den gegenwärtigen Stand der

neurotoxikologischen Forschung über die Wirkungen von MDMA.

Doblin ist Präsident der Multidisciplinary Association for Psyche­

delic Studies (MAPS).

Doblin fragte, ob die nach MDMA-Verabreichung bei Tieren fest­

gestellten Veränderungen dauerhaft sind, ob sie Verhaltensverän­

derungen bewirken und ob sie bei Dosierungen Vorkommen, wie

Menschen sie nehmen.

Versuche mit Affen haben gezeigt, dass die Nervenendigungen

nach zwei Wochen geschädigt, jedoch nach zehn Wochen teilwei­

se wiederhergestellt waren. Nach Monaten erholte sich auch der

Serotonin-Spiegel wieder teilweise. Eine Studie mit Ratten zeigte,

dass der Serotonin-Spiegel nach einem Jahr wieder normal war.

Er bemerkte, dass die charakteristischen Unterschiede zwischen

unbehandelten Primaten und denjenigen, deren Serotonin um

90% gesenkt worden war, nicht erforscht worden sind. Und: Bei

Menschen sei keine MDA-Toxizität festgestellt worden, obwohl

Page 175: Nicholas Saunders - Ecstasy

176 Anmerkungen Ecstasy

MDA zweimal toxischer ist als MDMA und in den sechziger Jahren

sehr beliebt war. Bei Primaten sind neurotoxische Wirkungen von

MDMA nur feststellbar, wenn ihnen ungefähr die doppelte Menge

verabreicht wird als die bei Menschen übliche.

Untersuchungen des Geisteszustandes von MDMA-Konsument-

Innen haben gezeigt, dass ihr IQ über dem Durchschnitt lag,

obwohl sie durchschnittlich insgesamt je 13 000 mg konsu­

miert hatten - mehr als hundert therapeutische Dosen von

125 mg.

64 Miller/O’Callaghan: Markers of Neuronal Injury and Degeneration.

(Anzeichen neuronaler Verletzungen und Degenerationen.)

Diese Studie zeigte, dass bei Mäusen, denen MDMA oder Fenflur-

amin injiziert wurde, das Hirn zwar geschädigt wurde, jedoch

nicht im Hippokampus oder im Kortex. Dieses Resultat ist wichtig

im Zusammenhang mit O'Callaghans Arbeit mit Ratten, da es

zeigt, dass Mäuse und Ratten unterschiedlich betroffen werden:

Es bedeutet, dass MDMA für verschiedene Spezies unterschied­

lich toxisch ist.

65 Martindale Pharmacopeia: Fenfluramine Hydrochloride.

Das Missbrauchspotential wird als praktisch nicht existent be­

trachtet. Eine einzige orale Dosis von 80-500 mg werde verab­

reicht, «um einen psychotomimetischen Zustand von Euphorie,

Entspannung und Gelächter hervorzurufen, der oft mit Wahrneh­

mungsveränderungen wie visuellen Halluzinationen verbunden

ist». 13 von 20 untersuchten Personen berichteten über häufige­

re und lebhaftere Träume.

Eine Untersuchung von 53 Fällen von Fenfluramin-Vergiftung

durch Überdosis hat ergeben, dass die häufigsten Symptome ei­

ner Vergiftung Pupillenerweiterung, Herzjagen und ein rotes Ge­

sicht waren. 9 Patientinnen starben «an Herz- und Atemstill­

stand. Der Tod trat eine bis vier Stunden nach der Einnahme

ein.»

Patientinnen mit grünem Star oder einer Krankengeschichte mit

Drogen- oder Alkoholmissbrauch sollte kein Fenfluramin verab­

reicht werden. Depressive Patientinnen sollten sorgfältig behan­

delt werden. «Während der Fenfluramin-Behandlung könnte es zu

Veränderungen der Stimmung kommen. Ein abruptes Absetzen

könnte schwere Depressionen auslösen.»

Bei epileptischen Patientinnen sollte die Anwendung ebenfalls

vermieden werden. Fenfluramin wird mit dem Harn «in unverän­

derter Form und als Metaboliten» ausgeschieden.

Das Medikament wird als kurzfristige Behandlung für mässiges

bis schweres Übergewicht verschrieben. Die anfängliche Dosis

beträgt 20 mg zwei- bis dreimal täglich, nach der ersten Woche

Page 176: Nicholas Saunders - Ecstasy

177 Anmerkungen Ecstasy

wird sie auf 120 mg täglich heraufgesetzt. Das Medikament wird

in Grossbritannien unter dem Namen Ponderax verkauft.

66 Dr. Molliver: The Neurotoxicity of MDMA and Related Compounds.

(Die Neurotoxizität von MDMA und verwandter Zusammensetzun­

gen.) In: The Neuropharmacology of Serotonin, in: Annals of the

New York Academy of Sciences, 1990.

Eine vergleichende Studie über die Wirkung von MDMA und Fen-

fluramin. Die Wirkung beider Drogen auf den Serotonin-Spiegel

(5HT) ist praktisch dieselbe. Nach der Verabreichung sank der

Spiegel und erholte sich bei beiden Drogen in ähnlichem

Zeitrahmen.

67 Martindale Pharmacopeia: Fluoxetine.

Fluoxetin ist ein Antidepressivum, das die Wiederaufnahme des

Serotonins selektiv hemmt. Es wirkt bei Depressionen besser als

Placebos. Die Tagesdosis beträgt 20-80 mg. Seine Markenbe­

zeichnung lautet Prozac. Verschiedene andere SSRI (Selektive

Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) sind erhältlich.

68 Alison Abbott/David Concar: A Trip into the Unknown. (Eine Reise

ins Unbekannte.) In: New Scientist, 29.8.92.

Die Autorinnen schätzen, dass jedes Wochenende eine halbe Mil­

lion Ecstasy-Pillen konsumiert werden. «Es ist schwierig, Beweis­

material gegen die Droge zusammenzutragen, wenn man nicht

genau sagen kann, wie gefährlich sie ist oder welches die lang­

fristigen Wirkungen sind», schreiben die Autorinnen. Sie betonen

folgende Punkte: Es gibt kein langfristiges Forschungsprogramm

in Grossbritannien; man stimmt allgemein überein, dass die hal-

luzinogenen Eigenschaften von Ecstasy es als Medikament völlig

ungeeignet machen; die von der National Poisons Unit im Guy’s

Hospital veröffentlichten Zahlen zeigen, dass 1991 sieben Perso­

nen an der Droge gestorben sind; Pathologlnnen sind sich über

die Ursache einig: Hitzschlag; Dr. John Henry von der NPU sagte

ihnen, dass alle Ecstasy-Konsumentlnnen potentielle Opfer sind,

er macht sich jedoch über Verunreinigungen von MDMA mit

Heroin und Ketamin am meisten Sorgen.

Die Wirkung von MDMA besteht darin, dass es die Wiederaufnah­

me von 5HT [Serotonin] in den Neuronen hemmt, indem es die

Bindungsstellen auf den Transport-Proteinen besetzt. Da MDMA

in den Neuronen nicht gespeichert werden kann, entweicht es

wieder. Deshalb steigt der Serotonin-Spiegel in den Synapsen

kurzfristig stark an, die 5HT-Signale zwischen den Neuronen sind

verstärkt. Das «Hoch» wird schliesslich wieder schwächer, wenn

das 5HT aus den Neuronen entweicht. Antidepressiva wie Fluo­

xetin sollen wie Ecstasy den 5HT-Spiegel in die Höhe treiben. Die

Page 177: Nicholas Saunders - Ecstasy

178 Anmerkungen Ecstasy

Amphetamin-ähnlichen Wirkungen werden wahrscheinlich vom

erhöhten Noradrenalin-Spiegel verursacht. Die beobachtete Erhö­

hung der Körpertemperatur bei Ratten in heisser Umgebung

könnte durch den Anstieg des Serotonin-Spiegels in jenem Teil

des Hirns verursacht werden, der die Temperatur regelt, d.h. im

Hypothalamus. Dies könnte dazu führen, dass der Hypothalamus

nicht mehr angemessen auf die durch das Tanzen entstehende

Überhitzung reagieren kann.

Untersuchungen mit Ratten haben gezeigt, dass die Nervenfasern

oder Axone, durch welche die 5HT-Neuronen mit dem Rest des

Hirns kommunizieren, wegen der Drogenwirkung brechen und

anschwellen. «Ausserdem scheint Ecstasy die Wirkung eines En­

zyms zu hemmen, des sogenannten Trytophan-Hydroxylase, das

die Neuronen zur Synthetisierung von 5HT benötigen», sagen die

Autorinnen.

«Es könnte Jahre dauern, bis sich die gesundheitlichen Risiken

des chronischen Missbrauchs von Ecstasy in den Statistiken nie-

derschlagen», sagen sie abschliessend.

69 Dr. Charles Grob: The MDMA Neurotoxicity Controversy: Implications

for Clinical Research. (Die Kontroverse um die Neurotoxizität von

MDMA: Folgen für die klinische Forschung.)

Grob stellt fest, dass Untersuchungen für den Beweis der Neuro­

toxizität in ihrer Methodik sowie in ihren Deutungen Schwachstel­

len aufweisen. Die Schäden, die durch MDMA entstehen sollen,

sind erstaunlich begrenzt und mit assoziierten Variabein ver­

mengt. Im Zusammenhang mit der therapeutischen Anwendung

von MDMA in der Schweiz ist «von keinerlei neuropsychischen

Schäden berichtet worden».

Fälle von Ecstasy-Missbrauch sind sehr selten. MDMA ist einzig­

artig als Freizeitdroge, da es eine Abwehr gegen wiederholten

Konsum zu geben scheint. «Wir glauben, dass die gründliche und

sachliche Nachprüfung der bestehenden Daten darauf hinweist,

dass die experimentelle Anwendung von MDMA bei Menschen

gerechtfertigt werden kann», sagt Dr. Grob. Sie sollte jedoch nur

unter kontrollierten, therapeutischen Bedingungen stattfinden.

70 Bruce Eisner: Ecstasy Revisited. (Ecstasy revidiert.) In: Gnosis Ma­

gazine, Winter 1993.

Eisner meint, dass MDMA, nachdem es für illegal erklärt worden

war, schlechter wurde, weil die Idealistlnnen bei der Herstellung

und Verteilung der Droge durch Kriminelle ersetzt wurden.

«Dasselbe Experiment, das Shuster und Ricaurte mit MDMA und

MDA gemacht haben, sie gaben Ratten wiederholt hohe Dosen,

wurde auch mit dem rezeptpflichtigen Medikament Fenfluramin

durchgeführt, das für die Behandlung von Essstörungen

Page 178: Nicholas Saunders - Ecstasy

179 Anmerkungen Ecstasy

verwendet wird. Es sind nie negative Wirkungen bei der Anwen­

dung von Fenfluramin beobachtet worden: Personen, die es wäh­

rend Jahren häufig genommen haben, erlitten keine Hirnschädi­

gungen oder andere Probleme. Fenfluramin wird immer noch

verschrieben, MDMA wurde sofort verboten.»

«Obwohl Millionen von Menschen über einen Zeitraum von zwan­

zig Jahren MDMA genommen haben, viele davon mehr als hun­

dert Mal, wurde kein Fall von Hirnschädigung bekannt. Kein

einziger Fall.»

Alexander Shulgin soll vorausgesagt haben, dass neue Zusam­

mensetzungen von Drogen mit einer noch grösseren Spezifität

gefunden werden würden, die menschliche Emotionen wie Wut,

Todesangst oder Schuldgefühle aufzulösen vermögen.

71 Dr. James O’Callaghan: Assessing Neurotoxicity of Drug Abuse.

(Neurotoxische Einschätzung des Drogenmissbrauchs.) NIDA Mo­

nograph 1993.

Dr. O’Callaghan wurde unter Vertrag genommen, um eine Metho­

de zu entwickeln, mit welcher Neurotoxizität beurteilt werden

kann - ein £750000-Projekt für drei Jahre. Er sagt, dass der

Begriff Neurotoxizität nicht genau bestimmt ist, aber physische

Schäden im Hirn meint, welche sich auf seine Funktion auswir­

ken.

In Versuchen mit Ratten fand er heraus, dass, «auch wenn wir die

Dosis Methamphetamin auf 150 mg/kg zweimal täglich zwei Tage

lang erhöht haben, im Glial Fibrillary Acidic Protein (GFAP) zu

Zeitpunkten zwischen zwei und neun Tagen nach der Verabrei­

chung keine deutlichen Erhöhungen gefunden werden konnten».

«Eine niedrige Dosis von 20 mg/kg verursachte bei den Ratten

eine lang anhaltende Senkung des 5HT-Spiegels, eine Verabrei­

chung von 30 mg/kg MDMA zwei Mal täglich eine Woche lang

jedoch verursachte keine Erhöhung im GFAP im Kortex, im Stria­

tum und im Hippokampus, obwohl der 5HT-Spiegel gesunken

ist ... Eine für eine starke und lang anhaltende Senkung des

5HT-Spiegels ausreichende MDMA-Dosierung genügte nicht, um

eine astrocyte Reaktion auszulösen, die typisch für eine neurale

Verletzung wäre.» Wenn er die Dosis auf 75-150 mg zwei Mal

täglich zwei Tage lang erhöhte, «verursachte MDMA zwei Tage

nach der Verabreichung eine dosisabhängige Erhöhung im GFAP

im Kortex und im Striatum».

«Die Beweise für MDMA-verursachte neurale Schäden ... waren

nicht unbedingt... mit Senkungen des 5HT-Spiegels verbunden.»

O'Callaghan führte die reaktive Gliosis als eine direktere und ver­

lässlichere Testmethode für Neurotoxizität ein. Er fand ebenfalls

heraus, dass die Versilberungsfärbung genannte Methode verläss­

liche Ergebnisse liefert.

Page 179: Nicholas Saunders - Ecstasy

180 Anmerkungen Ecstasy

[Die relevante Schlussfolgerung ist, dass bisherige Arbeiten über

MDMA zu falschen Ergebnissen kamen, weil sie annahmen, dass

die Senkung des Serotonin-Spiegels Schaden verursache. Nur

extrem hohe Dosen, vergleichbar mit etwa 50 Ecstasy zwei Mal

täglich, richten Schäden an.]

72 Fax von Rick Doblin, Vorsteher von MAPS, 21.9.92.

Doblin stellt in Frage, dass MDMA bei normalen Dosierungen

neurotoxisch ist.

Wenn Primaten alle zwei Wochen während vier Monaten orale

Dosen von 2,5 mg/kg verabreicht wurden (im ganzen 8 Dosen),

gab es keine Nachweise für Neurotoxizität. Eine einzige Dosis von

5 mg/kg jedoch verursachte eine leichte Senkung des Serotonin-

Spiegels im Thalamus und im Hypothalamus. Es besteht also die

Möglichkeit, dass MDMA bei Leuten, die speziell hohe Dosen ein­

nehmen, eine gewisse Toxizität verursachen kann. Ob diese Toxi­

zität schlecht ist oder nicht, ist überhaupt nicht sicher. Wenn bei

einem Primaten mit sehr hohen Mengen von MDMA (5 mg/kg alle

zwölf Stunden, vier Tage lang) der Serotonin-Spiegel um 90%

sinkt, können keine langfristigen negativen Folgen festgestellt

werden. Die Schäden könnten jedoch auch zu gering sein, um bei

Primaten beobachtet werden zu können.

73 Molliver u.a.: Neurotoxicity of MDMA and Related Compounds: Anato­

mie Studies. (Untersuchungen über die Neurotoxizität von MDMA

und verwandten Zusammensetzungen.) In: Annals of the New

York Academy of Sciences, 1990.

In feinen 5HT-Axonen (nicht aber in den eingebetteten Axonen

oder in den Raphezellkörpern) sind innerhalb von 48 Stunden

nach der Verabreichung von MDMA Veränderungen festgestellt

worden. Innerhalb von sechs bis acht Stunden kam es zu einer

anhaltenden serotoninergen Reinnervation des frontalen Kortex

entlang eines frontookzipitalen Gradienten in einer Stimulation

der perinatalen Entwicklung der 5HT-lnnervation. Obwohl die

austreibenden Axone anatomisch ähnlich wie die geschädigten

Axone sind, weiss man noch nicht, ob ein normales Innervations­

muster wiederhergestellt wird.

74 Marcus Rattray: Ecstasy: Towards an Understanding of the Biochemi­

cal Basis of the Actions of MDMA. (Zu einem Verständnis der bio­

chemischen Basis der MDMA-Wirkungsweise.) Essays in Bioche­

mistry, vol. 26, 1991.

Rattray verschafft einen Überblick über einige der komplexen bio­

chemischen Wirkungsweisen von MDMA und erörtert, wie diese

mit den psychopharmakologischen und neurotoxischen Wirkungen

der Droge in Beziehung stehen könnten.

Page 180: Nicholas Saunders - Ecstasy

181 Anmerkungen Ecstasy

Nach einer einzelnen Dosis setzt eine schnelle Entleerung von

5HT ein, für 6-18 Stunden bleibt der Serotonin-Spiegel tief,

innert 24 Stunden erholt er sich wieder. Dies stimmt mit der

beobachteten Wirkung von MDMA überein. Die psychotrope Wir­

kung kann deshalb wahrscheinlich der post- und präsynaptischen

Wirkung des ausgeschütteten Serotonins zugeschrieben werden.

«Studien, welche 5HT enthaltende Hirnschnitte untersuchten,

haben gezeigt, dass mikro-molare Konzentrationen von MDMA die

5HT-Ausschüttung auslösen. Es wurde vermutet, das von den

Nervenendigungen aufgenommene MDMA bewirke eine Verdrän­

gung des 5HT aus den zytoplasmischen Bindungsstellen, was zu

einem Ausfluss von Serotonin durch die synaptischen Membrane

führt. Dies wird als Beweis dafür betrachtet, dass die Freisetzung

des Neurotransmitters eher aus den zytoplasmischen Speichern

erfolgt als aus den synaptischen Vesikeln.

Es zeigte sich, dass Substanzen wie Fluoxetin, welche die 5HT-

Wiederaufnahme in den Nervenendigungen blockieren, die durch

MDMA bewirkte Ausschüttung von 5HT hemmen.»

Neue Ergebnisse deuten darauf hin, dass die primäre Wirkung

von MDMA in den Nervenendigungen der Neuronen geschieht,

welche den Amin-Neurotransmitter Serotonin (5HT) herstellen

und ausschütten.

Auf die Frage, ob MDMA für den Menschen toxisch ist, anwortet

Rattray: «In allen Studien, bei denen Nervenschädigungen bei

Tieren gefunden wurden, sind mehrere hohe Dosierungen in

einem sehr kurzen Zeitraum verabreicht worden - so ist es

schwierig, die Ergebnisse auf Menschen zu übertragen. Der Weg

der Drogenverabreichung (oral bei Menschen) ist ein signifikanter

Faktor. Trotzdem ist anzunehmen, dass gewisse Konsummengen

beim Menschen Konzentrationen im Hirn bewirken können, die

einer toxischen Dosierung nahekommen. Zurzeit gibt es keine

Berichte über MDM- bewirkte Nervenschädigungen beim

Menschen.»

75 Brief von Jeremy Millar, Abteilung Sozialarbeit, Aberdeen University,

20.11.92.

Millar berichtet von einem jungen, schizophrenen Mann, der wäh­

rend drei Jahren Ecstasy mit Amphetamin und LSD konsumiert

hatte. Mit E, seiner bevorzugten Droge, haben sich seine Verhal­

tens- und Denkprozesse gebessert, findet er selbst, seine Eltern

und seine Sozialarbeiterinnen.

76 Ronald Siegel: MDMA - Non-Medical Use and Intoxication. (Nicht­

medizinische Anwendungen von MDMA und Intoxikation.) In:

Journal of Psychoactive Drugs, 18.4.86.

Dies ist eine Umfrage bei einer Auswahl von 44 Drogen-Konsu-

Page 181: Nicholas Saunders - Ecstasy

182 Anmerkungen Ecstasy

mentlnnen, die im Jahr zuvor mindestens zwei Mal MDMA zusam­

men mit anderen Drogen genommen hatten. Siegel fand heraus,

dass 90% der Konsumentinnen harter Drogen, die MDMA ver­

sucht hatten, die Erfahrung nicht wiederholen wollten. Die mei­

sten hatten fast oder überhaupt keine Wirkungen gespürt, und

den anderen hatte es nicht gefallen.

Stichproben von Ecstasy zeigten, dass die Muster etwa 20%

weniger MDMA enthielten, als die Dealer behauptet hatten. Keine

enthielt jedoch aktive Verunreinigungen.

77 Mark Gilman: Lifeline, Ecstasy and the World. (Lifeline, Ecstasy

und die Welt.)

Der Lifeline-Forscher Mark Gilman präsentiert die offizielle

Ansicht der Drogeninformationsstelle zu Ecstasy: Es ist weder nur

gut noch nur schlecht. Es bestehen folgende Gefahren:

1. Dass man keine richtige MDMA-Tablette bekommt.

2. Dass man zu oft zu viel nimmt, was zu Schäden führen kann.

Es besteht aber auch die Gefahr, dass man Beruhigungsmittel

nimmt, um die unwillkommenen Angstzustände zu dämpfen, die

durch dieses «zu oft zu viel» entstehen.

3. Die Gefahr eines Hitzschlages.

4. Jugendlichen, die E nehmen, öffnet sich die Welt der illegalen

Drogen, sie verlieren ihre Achtung vor dem Gesetz. Das Verbot der

Droge macht Jugendliche zu Kriminellen.

In gewissem Sinne ist Ecstasy für die neunziger Jahre, was LSD

für die sechziger Jahre war, mit dem Unterschied, dass heute

auch viele andere Drogen erhältlich sind.

Gilman kommt zu folgendem Schluss: «Ich glaube, die Umwelt­

schutzbewegung wird vom E-Boom so profitieren wie in den

sechziger Jahren die Gegenkultur vom LSD-Konsum. Drogen wer­

den immer beliebter. Ein neues psychedelisches Erwachen? Eines

ist klar: Viele haben durch ihre Ecstasy-Erfahrungen ihre Ansich­

ten über die Welt geändert. Deshalb sind Vergleiche mit den

sechziger Jahren angebracht.»

78 Mark Gilman: No More Junkie Heroes? (Keine Junkie-Helden

mehr?) In: Druglink, Mai 1992.

Gilman sagt, dass die aufkommenden Konsumentinnen illegaler

Drogen diese als Hilfsmittel zum Spass betrachten und sich von

diesen ihren Lebensstil nicht dominieren lassen. Die Konsument­

innen sind viel zahlreicher als in früheren Generationen, und sie

nehmen oft auch Amphetamin, Cannabis, LSD, Ecstasy und

manchmal Kokain. Sie spritzen allerdings nicht und sind nicht

von einer Droge abhängig. Die dringendste Aufgabe besteht darin,

diese Gruppe von Opiat-Konsumentlnnen so weit wie möglich

fernzuhalten. Dies sollte ziemlich einfach sein, da viele der jün­

Page 182: Nicholas Saunders - Ecstasy

183 Anmerkungen Ecstasy

geren Drogen-Konsumentlnnen Spritzen und Opiate ablehnen und

sehr schlecht über Junkies sprechen, sie seien «alt und sie stin­

ken».

79 C. Toddhunter: Ecstasy and Recreational Drug Use in Wirral. (Ecsta­

sy und der Konsum von Freizeitdrogen in Wirral.) Liverpool Uni­

versity.

Zwischen März und Juni 1992 nahmen 95 Drogen-Konsumentln­

nen an dieser Umfrage teil. 52 Personen wurden zu ihrem Ecsta­

sy-Konsum befragt. Daraus wurden folgende Schlüsse gezogen:

Den Erstgebraucherlnnen von E scheint Drogenkonsum nichts

Neues zu sein. Nur eine der 52 befragten Personen hatte E

genommen, bevor sie eine andere Droge versucht hatte. Nur 3%

der Befragten hatten E genommen, bevor sie 16—17jährig waren.

Fast 95% hatten schon LSD, Cannabis oder Amphetamin konsu­

miert, bevor sie Ecstasy nahmen. Die meisten von ihnen konsu­

mierten normalerweise mehr als eine Droge.

96% nahmen E zusammen mit anderen Drogen an Raves. Der

Ecstasy-Konsum fand quasi nur an Raves oder in House-Clubs

statt.

Unter den Ecstasy-Konsumentlnnen herrscht eine strenge Anti­

heroin-Kultur.

Die Befragten neigten dazu, ihren Drogenkonsum anzupassen

oder einzuschränken, um Probleme zu vermeiden. Eine kleine

Minderheit, die fast nichts unternahm, um ihren Konsum einzu­

schränken, hatte infolgedessen schwere Probleme wie Paranoia,

Gewichtsverlust und eine schwächere geistige Aktivität. Die mei­

sten dieser Minderheit nahmen Ecstasy, LSD und Amphetamin.

Zur Zeit der Umfrage kostete Ecstasy £9-15. Einige Befragte hat­

ten über längere Zeit Ecstasy genommen, waren aber davon abge­

kommen. Die Zahl der Konsumentlnnen ist jedoch nicht gesun­

ken.

Ecstasy-Konsumentlnnen lehnen die Kultur des konventionellen

Nachtlebens ab, auch gemässigten Alkoholkonsum. Alkoholkon­

sum bringe ein grösseres Risiko einer HIV-Ansteckung mit sich

als Ecstasy-Konsum, da die Rave-Kultur weniger auf sexuelle

Befriedigung ausgerichtet ist. Raver finden ihre Befriedigung in

der Intensität der Musik und des Tanzens.

Ecstasy-Konsumentlnnen interessieren sich für sachliche Infor­

mationen über den Drogenkonsum und nicht für die von ihnen als

falsch bewerteten Informationen der Medien.

«Eine Minderheit der Jugendlichen in Wirral ist sehr stark mit

dem Konsum von Ecstasy verbunden. Für sie ist er so akzeptabel

und konventionell wie der Alkoholkonsum für die breite Bevöl­

kerung», sagt Toddhunter.

Page 183: Nicholas Saunders - Ecstasy

184 Anmerkungen Ecstasy

80 Hansard 17.1.92. Antworten von John Patten, damaliger Staatsmini­

ster im Innenministerium.

1988 wurde MDMA oder MDA ein Todesfall zugeschrieben, 1989

drei, 1990 einer und 1991 zwei. Es wird darauf aufmerksam

gemacht, dass die Zahlen des Jahres 1991 nur bis September

gelten, dass «Todesfälle dieser Art gerichtlich untersucht werden

und die Erfassung deshalb bis zu einem Jahr verzögert werden

könnte». Die Zahl für das Jahr 1991 ist also unvollständig.

81 Telefongespräch mit R. Allen des Statistischen Amtes des Innenmini­

steriums, 1.3.93.

Das Innenministerium besitzt keine neuere Statistik über mit Dro­

gen verbundene Todesfälle als die in Hansard80 zitierte. Allen

sagt, dass die Todesfälle, von denen das Innenministerium in den

letzten zwei Jahren erfahren hat, aus Zeitungsberichten stammen.

«Man glaubt, dass zehn bis zwanzig Todesfälle zu 90% Ecstasy

zugeschrieben werden müssen. Es handelt sich um Personen, die

entweder an Überhitzung oder an sehr seltenen, extremen Reak­

tionen gestorben sind - wie bekanntlich manche Leute an einem

Bienenstich sterben.»

Das Innenministerium versucht nun nach dem Prinzip von DAWN,

dem amerikanischen System der Kontrolle der mit Drogen verbun­

denen Todesfälle, Zahlen zu sammeln.22 «Es gibt bei uns Leute,

die Stapel von Todesscheinen durchgehen», sagt Allen.

82 Deaths Reported by the Mass Media Related to Raving and/or Dance

Drugs, 1989 to 1993. (Im Zusammenhang mit Raving und/oder

Tanzdrogen in den Massenmedien erwähnte Todesfälle von 1989

bis 1993.) Rave Research Bureau, 25 Halkyn Avenue, Liverpool

L17 2AH.

Eine dreiseitige Liste von Todesfällen, über die in den Medien be­

richtet wurde und die im Zusammenhang mit dem Konsum von

Tanzdrogen stehen. Sie führt Geschlecht, Alter und Wohnort der

Opfer auf, Name und Menge der konsumierten Droge, den Ort des

Konsums und das Todesdatum. Bei jedem Opfer wird angegeben,

woher die Information stammt.

Von den 30 aufgelisteten Todesfällen werden 16 ausschliesslich

MDMA und einer MDEA zugeschrieben. In weiteren fünf Fällen

wird MDMA als möglicher mitverursachender Faktor erwähnt. Von

den Todesfällen, die ausschliesslich MDMA zugeschrieben wer­

den, sollen zwei von Leber- und/oder Nierenversagen und einer

von Herzversagen verschuldet worden sein. Es werden keine

anderen, möglicherweise mitwirkenden Todesursachen angege­

ben. Nur in zwei Fällen steht geschrieben, dass nach dem Tod im

Körper des Opfers MDMA gefunden wurde.

Page 184: Nicholas Saunders - Ecstasy

185 Anmerkungen Ecstasy

83 The Independent, 7.3.94.

Eine Studie des Innenministeriums von Prof. Alan Maynard u.a.

stellt fest, dass die Zollbehörden kaum - wie immer behauptet -

10% der geschmuggelten Drogen beschlagnahmen. In Wirklich­

keit sei die Zahl bei Heroin seit 1985 von 1% auf 0,3% gefallen.

84 Skiing Dangers. (Gefahren beim Skifahren.) In: The Sunday Time,

24.1.93.

Von den fast sieben Millionen Skifahrerinnen in der Schweiz sind

1992 elf Personen tödlich verunglückt und 3% verletzt worden.

85 Dr. P. Freeland: Rave- and Ecstasy-Related Admissions in West

Lothian 1991-1992. (Im Zusammenhang mit Raves und Ecstasy

stehende Notfälle.) Den Annals of Emergency Admission zur Ver­

öffentlichung vorgelegt.

In einer rückblickenden Fallanalyse bespricht Dr. Freeland die

Häufigkeit und die Natur der Anmeldungen in Spitälern in West

Lothian (Schottland) 1991 und 1992 nach der Einnahme von

Drogen an Raves.

Er fand insgesamt sieben Fälle: Sechs Personen hatten gesagt,

sie hätten Ecstasy konsumiert, und mindestens zwei haben zu­

sätzlich andere Drogen genommen. Sechs waren zwischen 18 und

21, der siebte war 27 Jahre alt. Fünf von ihnen waren männlich.

Der klinische Befund war bei allen derselbe: Tachykardie - Herz­

jagen. Bei der Anmeldung beschwerten sie sich über «Benom­

menheit», Angst und Kollaps.

Ein Patient sagte, er habe am Abend zuvor Ecstasy, Temazepam

(ein Tranquilizer), Cannabis und eine Droge genommen, die

Kokain enthielt. Er hatte eine erhöhte Temperatur (39,5°), akute

Anurie und Koagulopathie - Nierenversagen und Blutgerinnungs­

störungen. Er erholte sich und wurde nach 18 Tagen entlassen.

Ein anderer Patient hatte Ecstasy, Amphetamin und Cannabis

genommen und beschwerte sich über Herzklopfen und Benom­

menheit. Er wurde am nächsten Tag entlassen. Ein Patient litt

unter Muskelkrämpfen. Er leugnete, eine Droge genommen zu

haben, in seinem Blut wurde jedoch Amphetamin gefunden (nach

MDMA wurde nicht gesucht).

Alle anderen Patientinnen, auch jene, die Zugaben, E genommen

zu haben, konnten nach einer Untersuchung wieder nach Hause

gehen. Es gab keine Todesopfer. Das Risiko für Raver, ins Spital

eingeliefert zu werden, schätzt Dr. Freeland auf 23 zu 100 000.

«Die Studie wollte sich auf MDMA konzentrieren, doch wurden in

den meisten Fällen mehrere Drogen gleichzeitig konsumiert. Spe­

zifische toxikologische Ergebnisse fehlen. Deshalb ist es in die­

sen Fällen unmöglich, MDMA per se zu beurteilen», sagt

Dr. Freeland abschliessend.

Page 185: Nicholas Saunders - Ecstasy

186 Anmerkungen Ecstasy

86 Joseph Downing: The Psychological and Physiological Effects of

MDMA on Normal Volunteers. (Die psychologischen und physiologi­

schen Auswirkungen von MDMA bei normalen Freiwilligen.)

Journal of Psychoactive Drugs, Vol. 18/4, 1986.

Diese Studie untersuchte die Wirkung von MDMA auf 21 gesunde

Freiwillige, 13 Männer und 8 Frauen im Alter von 20 bis 58 Jah­

ren; das Durchschnittsalter war 39. Die Freiwilligen hatten alle

zuvor schon MDMA konsumiert, im Schnitt acht Mal. Alle fanden,

sie hätten davon profitiert, und hatten es anderen weiterempfoh­

len. Die Dosierungen wurden von den Probandlnnen selber be­

stimmt, sie reichten von 0,8 bis 1,9 mg/kg des Körpergewichts;

im Schnitt 165 mg. Es gab keine Nachdosierungen.

Downing hält fest, dass die oral verabreichte Dosis kleiner ist als

1% der LD50 (die Dosierung, die 50% der Ratten oder Mäuse

tötet, denen sie verabreicht wurde), was auf eine grosse Sicher­

heitsspanne hinausläuft.

80% der Probandlnnen litten unter Verspannungen der Kiefer­

muskulatur, 60% unter Kopfschmerzen und 60% unter Augenlid­

zuckungen. Niemand beklagte sich über diese Nebenwirkungen.

Blutdruck und Puls erhöhten sich bei allen Probandlnnen, am

höchsten waren sie zwischen einer halben und einer Stunde nach

der Einnahme. Der Blutdruck betrug mindestens 100 mm Hg, bei

einer Probandin wurde sogar «200/100» gemessen. Der Puls

erhöhte sich innert dreissig Minuten von 72 auf 148 und fiel

dann auf 128. Der Blutdruck der meisten Probandlnnen fiel nach

sechs Stunden unter den Stand vor dem MDMA-Konsum. Bei ein­

zelnen war er nach 24 Stunden immer noch unter diesem Stand.

Dies war nicht von der Dosierung abhängig. Blutanalysen ergaben

keine signifikanten Resultate.

Die Probandlnnen wurden vor der Einnahme, in der zweiten und

vierten Stunde nach der Einnahme und 24 Stunden später unter­

sucht. Der Bewusstseinszustand der Probandlnnen, beurteilt nach

Wachsamkeit und Klarheit, war zu keinem Zeitpunkt beeinträch­

tigt. Es gab keine Hinweise auf verworrenes Denken. Alle berich­

teten, ihre Aufmerksamkeit sei voll auf das Hier und Jetzt

konzentriert.

Das Kurzzeitgedächtnis blieb unverändert, aber die Hälfte der

Probandlnnen hatte Schwierigkeiten, Zahlen zu multiplizieren.

Anscheinend hatten sie Mühe, sich auf die Aufgabe zu konzen­

trieren. Die Urteilsfähigkeit von fast der Hälfte der Probandlnnen

war beeinträchtigt - Entscheidungen sollten besser verschoben

oder nach der MDMA-Wirkung überprüft werden.

Alle Probandlnnen hatten erweiterte Pupillen, der Lichtreflex

blieb erhalten. Nystagmus (Augenzittern) war bei fast der Hälfte

vorhanden, hörte bei den meisten innert zweier Stunden auf, dau­

erte aber bei zwei Fällen 24 Stunden lang. Mehr als die Hälfte

Page 186: Nicholas Saunders - Ecstasy

187 Anmerkungen Ecstasy

der Probandlnnen hatten Verspannungen der Kiefermuskulatur,

die innert vier Stunden aufhörten, mit Ausnahme einer Person,

die sie nach 24 Stunden noch leicht hatte.

Finger-Nasen-Versuche waren bei zwei Probanden beeinträchtigt.

Gang und Koordination waren bei einer dritten Person beein­

flusst, was darauf hinweist, dass Autofahren gefährlich sein könn­

te.

Alle Probandlnnen spürten über 24 Stunden kaum Appetit.

Downing kommt zum Schluss, unter den getesteten Bedingungen

habe «MDMA bemerkenswert gleichmässige, vorübergehende und

voraussehbare psychologische Wirkungen, die keine klinisch

sichtbare, grössere Toxizität aufzeigten».

87 Telefongespräch mit Mike Evans vom Innenministerium, 25.2.93.

Das Innenministerium kann Bewilligungen zur Erforschung des

MDMA-Gebrauchs erteilen, auch für Versuche mit Menschen. Die

Forschung für den medizinischen Gebrauch wird nicht bewilligt,

weil MDMA auf Schedule 1 steht, der Kategorie von Drogen ohne

medizinischen Nutzen.

88 Statistiken über Drogenbeschlagnahmungen bis Ende 1991. Statisti­

sches Bulletin des Innenministeriums. Statistisches Amt,

September 1992.

1991 wurde in 1700 Fällen MDMA konfisziert, 1990 in 400 Fäl­

len, 1989 in 770 Fällen. Nur zwei Polizeitruppen haben kein

MDMA beschlagnahmt (beide in Schottland). 30% der Polizei­

truppen haben MDMA als die am häufigsten beschlagnahmte Dro­

ge der Klasse A gemeldet. Die Metropolitan Police in London, in

Merseyside, Lancashire, West Yorkshire und Strathclyde haben je

mehr als 50 MDMA-Fälle verzeichnet. 1991 wurden etwas mehr

als 365 000 Dosen beschlagnahmt, 1990 waren es noch 44 000

Dosen gewesen. 1991 wurden Drogendelikte aller Art eher mit

Verwarnungen bestraft als mit einer Geldstrafe, wie es früher

üblich war. Von 1981 bis 1991 ist der Anteil der verwarnten Dro-

gen-Delinquentlnnen von 1% auf 45% gestiegen und der Anteil

derer, die zu einer Geldstrafe verurteilt wurden, von 65% auf

30% gesunken. Der Anteil der (unbedingten) Gefängnisstrafen ist

von durchschnittlich 15% 1984 und 1987 auf 7% 1991 gesun­

ken. Die Wahrscheinlichkeit einer härteren Bestrafung steigt mit

dem Alter der Delinquentinnen: 1991 sind 80% der Männer

unter 17 Jahren, aber nur 25% der Männer über 30 Jahren ver­

warnt worden. In ungefähr der Hälfte der Fälle unerlaubten Dro­

genbesitzes sind Verwarnungen, in einem Drittel solcher Fälle

Geldbussen und in 30-40% der Fälle von Drogenhandel Gefäng­

nisstrafen ausgesprochen worden.

Page 187: Nicholas Saunders - Ecstasy

188 Anmerkungen Ecstasy

89 Interview mit Kriminaloberkommissar Derek Todd, Drogenkoordinator

der 9. Ortskriminalkommission in Spring Gardens, London, 16.2.93.

Im April 1993 wurde Derek Todd zum stellvertretenden Koordina­

tor der neuen Ortskriminalkommission South East, Sonderabtei­

lung Drogen, befördert.

Todd glaubt, der Drogenkonsum lasse sich eher durch die Redu­

zierung der Nachfrage als durch die Verfolgung des Handels kon­

trollieren. Solange es eine Nachfrage gibt, wird die Droge auch

geliefert. Deshalb sollte versucht werden, den Drogenkonsum zu

verhindern. Statt Personen, die mit illegalen Drogen für den

Eigengebrauch erwischt werden, vor Gericht zu stellen, möchte er

diese Delinquentinnen lieber zwingen können, an Beratungen

teilzunehmen, die sie über die Gefahr des Drogenkonsums unter­

richten. Die Delinquentinnen wären verpflichtet, an Sitzungen

teilzunehmen, bis feststeht, dass sie drogenfrei sind. Ich deutete

an, wenn diese Beratungen ehrlich wären, müssten sie die Konsu­

mentinnen darüber informieren, dass MDMA nicht gefährlicher

als Alkohol ist. Todd stimmte damit überein, sagte aber, dass Al­

koholkonsum nicht den Gebrauch anderer Drogen rechtfertige. Er

findet sich damit ab, dass Jugendliche Drogen nehmen, was im­

mer die Behörden auch tun. Werde jedoch gar nichts unternom­

men, könnte der Konsum von Drogen in unserer Gesellschaft

normal werden, sagt er: «Und dagegen werde ich kämpfen.»

Todd glaubt, Ecstasy sei so beliebt und habe Bevölkerungs­

gruppen erreicht, die vorher keine Drogen nahmen, weil es besser

als andere Drogen vermarktet worden ist.

Todd befürwortet die Idee einer Schadensbegrenzung des Drogen­

gebrauchs, vorausgesetzt, dabei werde betont, dass der Konsum

gegen das Gesetz verstösst. Er zeigte mir ein Flugblatt, das mehr

Wert darauf legte, zu Vorsicht bei Drogenkonsum zu raten, als auf

dessen Illegalität hinzuweisen. Ratschläge zu einer bestimmten

Droge könnten gefährlich sein, weil es Vorkommen kann, dass den

Leuten eine andere Droge verkauft wird, als sie glauben. Kam­

pagnen für die Schadensbegrenzung sollten betonen, dass der

Konsum von Drogen ungesund ist, und nicht die Leute zu «siche­

rem» Konsum von Drogen ermutigen.

Todd findet, die Vorschläge zur Liberalisierung der Drogen seien

nie ganz durchdacht worden. Gesetzesänderungen im Zusammen­

hang mit Drogen müssen gleichzeitig auf internationaler Ebene

vorgenommen werden, sonst ergäben sich Probleme. In Holland

zum Beispiel sind die legale Herstellung von MDEA [bis Juli

1993, d. Hsrg.] und der Anbau von Cannabis erlaubt. Diese Dro­

gen werden nach England exportiert. Die Polizei hat in Grossbri­

tannien Betriebe ausgehoben, in denen MDMA hergestellt wird,

dies hat jedoch lediglich dazu geführt, dass die Herstellung ins

Ausland verlagert wurde.

Page 188: Nicholas Saunders - Ecstasy

189 Anmerkungen Ecstasy

Eine illegale Produktionsstätte wurde in einem Schuppen eines

Gartencenters gefunden. Die Betreiberinnen waren nicht qualifi­

ziert, sie hatten von Chemikerinnen eine Anleitung bekommen,

wie man MDMA herstellt - diese war an die Wand gepinnt. Die

Betreiberinnen stellten Serien von ungefähr 20 kg her. Eine Serie

konnte in 24-36 Stunden produziert und dann getrocknet wer­

den. Todd sagt, dass der ideale Zeitpunkt für eine Razzia dann

ist, wenn eine Serie trocknet und die andere hergestellt wird,

sonst kann es Vorkommen, dass weder die Herstellung bewiesen

noch an Ort illegale Produkte gefunden werden können. Herstelle­

rinnen werden meist von Spitzeln verraten. Es kann aber auch

Vorkommen, dass Lieferantlnnen von Einrichtungen und chemi­

schen Substanzen die Polizei über Bestellungen unterrichten.

Todd vertritt die Meinung, dass «nicht ins Gefängnis gesteckt

werden sollte, wer ein E schluckt». MDMA wird als gefährlich

betrachtet, weil Leute infolge des Konsums gestorben sind, des­

halb müssen andere davor geschützt werden. Personen, die mit

Ecstasy erwischt werden, werden jedoch oft lediglich verwarnt,

meist weil die Testlabors überlastet sind. Im Dezember 1992 hat­

te das Drogentestlabor der Metropolitan Police eine lange Warte­

zeit: Bei einer Anklage wegen Handels betrug sie 47 Tage, bei

einer Anklage wegen Besitzes wurden 50% der Stichproben

innerhalb von 71 Tagen untersucht, der Rest dauerte bis zu 92

Tage. Deshalb ist es für die Polizei von Vorteil, wenn die Verdäch­

tigen gestehen, dass die auf ihnen gefundene Substanz eine ille­

gale Droge ist.

Todd sagt, dass die Drogenhändlerinnen im allgemeinen nicht der

Mafia oder organisierten Banden angehören. In den letzten vier

Jahren gab es einen Trend zum «Standardkriminellen», der vor

zwanzig oder dreissig Jahren noch einen bewaffneten Raubüber­

fall verübt hätte, heute aber mit Drogen handelt.

90 Telefongespräch mit Arno Adelaars, einem von der holländischen Re­

gierung beauftragten Einkäufer von Strassendrogen, 25.2.93.

Adelaars erzählt, dass das niederländische Alkohol- und Drogen­

institut von Utrecht im Februar 1993 einen Bericht veröffentlicht

hat, in dem empfohlen wird, MDMA als weiche Droge zu klassifi­

zieren. Das holländische Parlament werde jedoch wahrscheinlich

nicht auf diese Empfehlung eingehen.

91 Interview mit Kriminaloberkommissar Tony White, Chef der Abteilung

Drogengelder des Nationalen Kriminalnachrichtendienstes unter Kon­

trolle des Innenministeriums. Spring Gardens, London, 19.2.93.

Die Abteilung des NCIS sammelt und verbreitet Informationen

über das Waschen von Drogengeldern für Polizei- und Zollbehör­

den. White ist oft im Ausland und koordiniert die Arbeit mit

Page 189: Nicholas Saunders - Ecstasy

190 Anmerkungen Ecstasy

Polizei- und Zollbeamten anderer Länder. 1992 hat es 60% mehr

Fälle von Beschlagnahmungen gegeben, ohne dass die Anzahl der

beschlagnahmten Dosen gestiegen ist (144 000), was darauf hin­

weist, dass die Polizei vor allem kleine Dealer erwischt hat, die

im Verteilungsnetz näher bei den Konsumentinnen sind.

White gab mir die Kopie einer Aufstellung, die in der Winteraus­

gabe 1992/93 der «Drugs Arena» veröffentlicht worden ist, eines

Hochglanzmagazins des NCIS, das ausschliesslich an Vollzugsbe­

amte des Drogengesetzes verteilt wird. Diese Aufstellung zeigte,

wieviel MDMA, MDA und MDEA seit 1990 beschlagnahmt wurde.

White sagt, dass in Zeiten, in denen weniger MDMA beschlag­

nahmt wird, mehr LSD aufgefangen wird, was darauf hinweist,

dass LSD und MDMA für eine bestimmte Personengruppe alter­

native Drogen sind.

Ich fragte White, ob die Polizeitaktik der Gefährlichkeit einer

bestimmten Droge angepasst sei und welche Haltung gegenüber E

eingenommen werde. White - der betonte, er spreche nicht für

die Polizei - antwortete, dass das Vorgehen gegen Drogen weitge­

hend «politisch» bestimmt sei: Die Reaktion der Polizei auf

bestimmte Drogen sei nicht so sehr von der Gefährlichkeit der

fraglichen Droge bestimmt, sondern mehr von der Wahrnehmung

der Droge in der Öffentlichkeit. Die Verfolgung von Drogendelik­

ten müsse gegen andere Interessen wie Erziehung, Gesundheit

und soziale Gemeinschaft abgewogen werden. Viele Drogen seien

mit einer bestimmten ethnischen Gruppe verbunden. Die Polizei

muss die Probleme, die sich im Verhältnis mit dieser Gruppe

ergeben könnten, gegen den Auftrag abwägen, den Konsum dieser

Droge zu verhindern. Mit Ecstasy bestehe dieses Problem jedoch

nicht, deshalb könne die Polizei ungehindert handeln.

Der Chef der Metropolitan Police, John O'Connor, schreibt in ei­

nem neueren Bericht, dass die Taktik der Verhaftung von Dealern

fehlgeschlagen habe, und schlägt vor, gegen die Konsumentinnen

vorzugehen. White unterstützt diesen Vorschlag und sagt, dass

Dealer keinen Markt finden, wo keine Nachfrage besteht.

White sagte, die Entwicklung der künftigen Trends im Handel und

Konsum von Ecstasy hänge in England davon ab, was in Holland

geschieht. Ich fragte ihn, wie sich eine Verschärfung des Gesetz­

vollzugs in bezug auf MDMA in Holland auf die britischen Ecsta-

sy-Konsumentlnnen auswirken würde. Er sagte, dass vorerst mehr

Amphetamin als Ecstasy verkauft, mehr LSD konsumiert und

dann MDMA vermehrt in Grossbritannien hergestellt werden wür­

de. Auf die Frage, ob das sinnvoll wäre, antwortete er, dass es

keine einfache Lösung gäbe: «Es ist wie ein Krieg.» Die Vorläufer­

stoffe werden nun international erfolgreicher kontrolliert.

White glaubt, es sei ein Mythos, dass Ecstasy-Konsumentlnnen

nicht auch suchterzeugende Drogen nehmen. Die Konsument-

Page 190: Nicholas Saunders - Ecstasy

191 Anmerkungen Ecstasy

Innen wechseln von einer Droge zur anderen, auch zu suchterzeu­

genden und gefährlichen Drogen. Er glaubt auch, dass Dealer

suchterzeugende Stoffe mit MDMA vermischen, um die Leute

süchtig zu machen. Der beste Rat sei: «Hände weg von Drogen.»

In Grossbritannien und Holland werde die Herstellung von Krimi­

nellen mittleren Alters betrieben, die mehrere Gefängnisstrafen

wegen Delikten wie bewaffneter Raubüberfall abgesessen haben.

Wenn die Polizei gegen Raves vorgehe, würden ihre Motive oft

missverstanden, sagte White. Die Gründe seien in folgender

Dringlichkeit gegeben: 1. Öffentliche Sicherheit. 2. Öffentliche

Ordnung. 3. Öffentliches Ärgernis. 4. Drogenkonsum. Er glaubt,

dass an Raves nicht viel mit Drogen gehandelt wird, weil Ecstasy

«etwa vier Stunden braucht, um voll zu wirken», und Konsument­

lnnen es deshalb einnehmen, bevor sie an einen Rave gehen.

[MDMA, MDA und MDEA erreichen nach ungefähr einer Stunde

ihre volle Wirkung.]

92 Medienseminar vom 17. November 1992 in London, Teil der Euro­

päischen Woche gegen Drogen.

Das Seminar richtete sich an «tausend Meinungsmacher zur

Unterstützung einer europäisch koordinierten, langfristigen Kam­

pagne gegen Drogen». Mein Antrag auf Teilnahme wurde abge­

lehnt.

Gastgeberin Emma Freud fand, die Medien würden Ecstasy in

einer Interesse weckenden Weise darstellen. Darin könnte ein

Argument für einen Informationsstopp gesehen werden. Der Jour­

nalist Nick Ross antwortete, dass der Drogenkonsum in den

Medien missbilligt werde und dass im Fall von Ecstasy «die Raves

und die Droge da waren, bevor wir überhaupt davon wussten». Er

fügt hinzu, Politikerinnen sollten nicht versuchen, durch die

Medien die Gesellschaft zu manipulieren. Die Journalistin Janet

Street-Porter: «Es ist sicherlich nicht die Aufgabe der BBC, für

die Regierung Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Ich bin der Mei­

nung, dass unser Job darin besteht, Leute aufzuklären.»

Zum Schluss rief ein Bischof auf: «Wenn die Regierung sagt, dass

Ecstasy gefährlich ist, wenn die Kirche sagt, dass es eine Sünde

ist, und wenn die Ärzte sagen, dass es in vielen Fällen tödlich ist,

dann könnten wir die Situation ändern.»

93 J. P. Harries/R. De Silva: Ecstasy and Intracerebral Haemorrhage.

(Ecstasy und Hirnblutungen.) The Scottish Medical Journal, Okt­

ober 1992.

Die Arbeit berichtet über vier Fälle von Hirnblutungen im Zusam­

menhang mit Amphetamin- oder Ecstasy-Konsum, die 1992 am

Institut of Neurological Sciences am Southern General Hospital

in Glasgow in einem Zeitraum von zehn Wochen beobachtet wur­

Page 191: Nicholas Saunders - Ecstasy

192 Anmerkungen Ecstasy

den. Bei keinem der Patienten wurden Blut- oder Urintests vorge­

nommen, um das Vorhandensein einer Droge nachzuweisen oder

deren Typ zu bestimmen.

Ein 20jähriger Patient starb nach einem Schlaganfall, er hatte

beim Mittagessen in einem Pub ein mit Ecstasy versetztes

Getränk konsumiert. Als die Ärzte ihn mit einem Computertomo­

graphen untersuchten, entdeckten sie in seinem Hirn ein grosses

frontales Hämatom - oder Bluterguss - und ein linkes frontales

Angiom. Sie operierten ihn, mussten ihn aber am nächsten Tag

als hirntot erklären.

Eine zuvor gesunde 30jährige Frau wurde in das Spital eingelie­

fert. Sie litt an plötzlich auftretenden Kopfschmerzen, Dysphasie

- erschwertes Sprechen - und einer Hemiparese (Lähmung) der

rechten Körperhälfte. Sie informierte die Ärzte, sie habe an einer

Party eine Mischung von Ecstasy und Amphetaminen genommen,

kurz danach hätten die Symptome eingesetzt.

Eine 22jährige Frau wurde in das Spital eingeliefert, nachdem sie

einen epileptischen Anfall, gefolgt von schweren Kopfschmerzen

und Harninkontinenz, erlitten hatte und sehr erregt war. Ein

anonymer Telefonanrufer informierte die Ärzte, dass die Frau

Amphetamin-Sulfate genommen hatte, kurz danach hätten die

Symptome eingesetzt.

Ein 16jähriger wurde mit einer leichten rechtseitigen Hemipare­

se, mit deutlicher Dysphasie und einem Blutdruck von 130/70 in

das Spital eingeliefert. Er hatte mit Freunden Apfelwein getrun­

ken. Sein Getränk sei ebenfalls mit Ecstasy versetzt gewesen,

wird in dieser Arbeit berichtet.

Die Autoren kommen zu folgendem Schluss: «Das enge zeitliche

Zusammentreffen von vier Fällen erregt unseren Verdacht, dass

Verunreinigungen in bestimmten Drogenserien die Ursache sind

für die Häufung solcher Fälle in einer so kurzen Periode in Glas­

gow.»

94 Interview mit Rick Doblin, Präsident der Multi-Disciplinary Associa­

tion for Psychedelic Studies. In: High Times, Dezember 1992.

Doblin erzählt, wie MDMA in den Vereinigten Staaten verboten

wurde: «Als die Drug Enforcement Agency die Weltgesundheitsor­

ganisation dazu drängte, MDMA in die internationalen Drogenkon­

ventionen aufzunehmen, geschah ein ausserordentlicher Zufall:

Der Vorsitzende des Expertenkomitees der WHO war Dr. Paul

Grof, der Bruder des LSD-Forschers Stanislav Grof. Durch ihn war

es mir möglich, Paul Grof Informationen über MDMA zu geben.

Gegen die Einwände des Vorsitzenden Grof erklärte das Komitee

MDMA als illegal, seine Einwände sind jedoch formell in den

Empfehlungen des Komitees festgehalten worden. Ausserdem

ermutigte das Komitee die Unterzeichnernationen der internatio­

Page 192: Nicholas Saunders - Ecstasy

193 Anmerkungen Ecstasy

nalen Konvention ausdrücklich, die Forschung der äusserst inter­

essanten Substanz MDMA zu fördern.»

95 Schweizerische Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie. Präsi­

dent: Dr. med. Juraj Styk, Birmannsgasse 39, 4055 Basel,

Schweiz.

Der Sitz der Gesellschaft befindet sich in der Praxis ihres Präsi­

denten. Die Gesellschaft zählt rund dreissig Mitglieder.

96 Dr. Samuel Widmen Ins Herz der Dinge lauschen. Vom Erwachen

der Liebe. Nachtschatten Verlag, Solothurn, Schweiz, 1989.

Dr. Samuel Widmer ist Mitglied der Schweizerischen Ärztegesell­

schaft für Psycholytische Therapie (SÄPT). Das Buch berichtet

über die Erfahrungen von Samuel Widmer mit MDMA- und LSD-

unterstützter Psychotherapie. Es ist in drei Teile eingeteilt: 1. Die

unerwünschte Psychotherapie. 2. Jenseits der Dualität - Das

Erwachen der Liebe. 3. Die psycholytische Psychotherapie.

97 Dr. Russell Newcombe: Dancing and Rave Drugs. (Tanz- und Rave-

Drogen.) 1991.

Dr. Newcombe behauptet, dass Clubs sicherer sind als Raves,

weil sie über Feuerschutz- und andere Sicherheitseinrichtungen

verfügen. Deshalb sollten Polizei und lokale Behörden nicht Clubs

schliessen, in denen Drogen konsumiert werden.

«Es wäre nicht übertrieben zu sagen, dass Raving heute für un­

glaublich viele Personen zwischen 15 und 35 Jahren aus unter­

schiedlichen sozialen Gruppen das Wichtigste im Leben ist»,

sagt er.

98 Grinspoon/Bakalar: Can Drugs Enhance Psychotherapy? (Sind Dro­

gen eine Hilfe in der Psychotherapie?) In: American Journal of

Psychotherapy, 1985.

Die Autorinnen sagen, dass MDMA im Vergleich zu LSD «eine

relativ weiche, kurzwirkende Droge ist. Sie löst eine grössere

Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und zu Vertrautheit, verbunden

mit einer vorübergehenden Befreiung von Angst und Depression,

aus, ohne beunruhigende Veränderungen der Wahrnehmung, des

Körperbildes und des Selbstsinns.» Diese Wirkungen seien insbe­

sondere für Freudianer, Rogerianer und existentielle humanisti­

sche Therapeutinnen interessant.

MDMA stärkt die therapeutische Verbindung, indem es Selbstent­

hüllung und Vertrauen ermutigt. Psychiaterlnnen weisen darauf

hin, dass MDMA auch in der Eheberatung und in diagnostischen

Interviews hilfreich ist. Patientinnen berichten, dass sie in

MDMA-unterstützten Therapien die abwehrende Angst verlieren

und sich emotional offener fühlen. Dies ermögliche ihnen, sich

Page 193: Nicholas Saunders - Ecstasy

194 Anmerkungen Ecstasy

mit Gefühlen und Gedanken auseinanderzusetzen, zu denen sie

gewöhnlich keinen Zugang finden. Es sei einfacher, Kritik und

Komplimente entgegenzunehmen. Ein Patient sagte, MDMA habe

seine Psychotherapie insofern verändert, als es «sicher» sei:

«Nichts konnte mich bedrohen.» Eine Patientin fand 18 Monate

nach ihrer letzten MDMA-Sitzung, dass sie mehr mit ihren Gefüh­

len verbunden sei und sich besser ausdrücken könne. Dieser Fall

wird als Hinweis dafür zitiert, dass MDMA anhaltende positive

Wirkungen hat.

Die Autorinnen sagen, MDMA helfe auch, einen Verlust oder ein

Trauma zu verarbeiten, und unterstützen diese These mit folgen­

der Anekdote: Nach einer Sitzung, in der sie um den Verlust ihres

Freundes getrauert hatte, sagte eine Patientin erstaunt, sie sei

mit sich zufrieden, weil sie so gründlich getrauert habe.

Viele MDMA-Patientlnnen behaupten, dass sich ihre Kommunika­

tionsfähigkeit auf Dauer verbessert habe, sie kommen z.B. besser

mit dem Ehepartner oder der Ehepartnerin aus. Auch die grössere

Selbstachtung bleibe erhalten.

Die Autorinnen sagen zum Schluss, dass viele präindustrielle

Kulturen bestimmte psychedelische Pflanzen benutzt haben, um

einen Vorgang zu verstärken, welcher der Psychotherapie gleicht.

MDMA sei eine weit angemessenere psychotherapeutische Hilfe

als Ersatz dieses Vorgangs denn die Psychedelika in den

sechziger Jahren.

99 Stephen Peroutka: Ecstasy: The Clinical, Pharmacological and Neu-

rotoxicological Effects of the Drug MDMA. (Ecstasy: Klinische, phar­

makologische und neurotoxikologische Wirkungen der Droge

MDMA.) Kluwer Academic Publisher, 1990.

Das Buch ist eine klassische, seriöse Arbeit über MDMA, kostet

jedoch ungefähr £100.

Die insgesamt dreizehn Kapitel enthalten Abhandlungen einer

Reihe von Expertinnen des Gebietes: «The History of MDMA» von

Shulgin, «Therapeutic Use» von Greer, «Testing Psychotherapeu­

tic Use» von Bakalar und Grinspoon, «Recreational Use» von

Peroutka, «Toxicity» von Dowling.

MDMA sei eine einzigartige Freizeitdroge - auch deshalb, weil

sich die Wirkungen bei zunehmendem Gebrauch verändern. Die

erste Dosis ist die angenehmste, bei den folgenden treten mehr

unangenehme Nebenwirkungen auf. [Diese Ansicht wird in einem

Bericht jüngeren Datums in Frage gestellt.26]

Therapeutische Anwendung

«MDMA scheint die Angstreaktion auf eine wahrgenommene Be­

drohung der emotionalen Integrität der Patienten abzubauen.

Dies führt zu einer ausgleichenden emotionalen Erfahrung, die

wahrscheinlich die pathologischen Wirkungen früherer traumati-

Page 194: Nicholas Saunders - Ecstasy

195 Anmerkungen Ecstasy

scher Erfahrungen vermindert», schreibt Greer. Vergleiche mit

Doppelblindversuchen im klinischen Rahmen sind nicht durch­

führbar, weil der MDMA-Zustand von Patientinnen und Thera­

peutinnen leicht wahrgenommen werden kann. Die empfohlene

therapeutische Anwendung umfasst interne Familienbeziehungen

und Drogensucht.

MDMA gilt den Therapeutinnen als Hilfsmittel, es unterstütze die

gewünschte Öffnung eher, als sie direkt zu verursachen. Das Ziel,

sich selbst und anderen gegenüber eine mitfühlende Haltung zu

entwickeln, ist in MDMA-unterstützten Therapien leichterreicht

worden. Die Qualität der Beziehung zwischen Klientin und Thera­

peutin ist von grösster Bedeutung. Dass die Klientinnen sich

sicher genug fühlen, um sich öffnen zu können, wird als wichtiger

angesehen als die verabreichte Dosis. Es wird als wesentlich

betrachtet, dass die Therapeutinnen den Klientinnen sagen, dass

MDMA-Erfahrungen ihnen selbst geholfen haben, um die Klient­

innen zu beruhigen. Für die Therapeutinnen ist «die Erfahrung

furchtloser Kommunikation, spontaner Versöhnlichkeit oder Los­

lassens von Ressentiments besonders wichtig, um zu verstehen,

wie MDMA erfolgreich angewandt werden kann».

Die Überprüfung künftiger Patientinnen ist sehr wichtig. Perso­

nen mit Herzproblemen, psychoaktiver Medikation, Epileptiker-

Innen, Personen mit Schilddrüsenüberfunktion, Diabetikerinnen,

hyperempfindliche Menschen, Personen mit Unterzucker, Leber­

krankheiten oder anderen Krankheitsrisiken sollten ausgeschlos­

sen werden. Obwohl die Droge für Personen mit psychischen Pro­

blemen als nützlich angesehen wird, arbeiteten Therapeutinnen

nur mit relativ ausgeglichenen Menschen. Sie schlossen jene, die

beim Vorgespräch Unbehagen zeigten, aus. Die Patientinnen wur­

den vor möglichen unangenehmen Nebenwirkungen gewarnt, was

zur Folge hatte, dass einige ausstiegen.

Bei Patientinnen, die sich selbst erforschten, zogen es die Thera­

peutinnen vor, zu assistieren, statt in eine langfristige therapeuti­

sche Beziehung verwickelt zu werden. Während der Sitzungen

durften die Patientinnen verlangen, was sie wollten. [Abmachun­

gen siehe Greer.28]

In der Diskussion über die unangenehmen Wirkungen von MDMA

erwähnten die Therapeutinnen den Schmerz unverarbeiteter Trau­

er oder Traumata, die mit vergessenen Erinnerungen oder ver­

drängten Gefühlen verbunden waren und oft zu Depression und/

oder Angst führten. Dieser Schmerz wurde meist als schwierig,

aber nützlich empfunden und dauerte selten länger als ein paar

Tage. Sie hatten von keinen langfristigen Problemen gehört, die

sich aus solchen Gefühlen ergaben.

Da das Ergebnis der MDMA-Sitzungen nicht vorausgesagt werden

kann, wurden die Patientinnen darauf vorbereitet, dass während

Page 195: Nicholas Saunders - Ecstasy

196 Anmerkungen Ecstasy

oder nach der Sitzung alle möglichen Erfahrungen auftreten

könnten. Sie mussten ein bewusstes Verlangen danach haben,

offen für die schmerzvollste Erfahrung ihrer Vergangenheit zu

sein, um sie verarbeiten zu können.

«Sie werden bewusst ein Medikament nehmen, um sich für die

Lehren zu öffnen, die sie jetzt vielleicht brauchen. Weder Sie

noch wir wissen, was das für Lehren sind oder wie sie auftreten

werden. Wir bieten Ihnen einen sicheren Ort für Ihre Erforschun­

gen und helfen Ihnen, falls es schwierig wird. Aber alles, was Sie

wirklich lernen, kommt von Ihnen selbst oder vom Göttlichen in

Ihnen - nicht von uns oder vom Medikament», sagte ein Thera­

peut seinen Patientinnen.

Die Vorbereitung wurde als wichtig empfunden. Wenn Klientinnen

klare Vorstellungen hatten, war es leichter für sie, sichgehenzu

lassen. Ihnen wurde geraten, in den Tagen vorher keinen Alkohol

oder andere Drogen zu nehmen und in den Stunden vorher nichts

zu essen, da dies die Wirkung von MDMA beeinträchtigen soll.

Patientinnen wurden gefragt, ob sie eine kleine, mittlere oder

hohe Dosis wollten. Bei den Männern war die Dosis 100 bis

150 mg, bei den Frauen 75 bis 125 mg. Frauen reagieren viel­

leicht deshalb empfindlicher auf die Droge, weil sie weniger wie­

gen. Höhere Dosierungen wurden jenen empfohlen, die sich auf

sich selbst konzentrieren wollten, und kleinere Dosierungen Paa­

ren, die miteinander kommunizieren wollten. Die Hauptfunktion

der Therapeutinnen war es, den physischen Bedürfnissen der

Patientinnen nachzukommen und, falls erwünscht, Interpretatio­

nen zu geben.

Dr. Greer empfiehlt Klientinnen, ihre Erfahrung nachher zu erzäh­

len und nicht ihren Therapeuten oder ihre Therapeutin den Trip

während der Sitzung aufzeichnen zu lassen. Wenn es zu einem

Monolog kam, empfahl er einen Kassettenrekorder, um die Kon­

zentration nach innen zu richten und nicht auf den Therapeuten

oder die Therapeutin. Nachdem sich die Wirkung der Droge ver­

lor, setzten sich die Patientinnen meist auf und sprachen über

das Geschehene. Die Therapeutinnen sollten weniger versuchen

die Erfahrungen der Klientinnen zu deuten, als einen sanften

Übergang zurück ins Normale zu erleichtern.

Ungefähr 90% der Klientinnen hatten starke, im allgemeinen

positive und nützliche Erfahrungen mit MDMA.

Das Buch enthält auch den Bericht einer Umfrage über Ecstasy-

Konsum unter Studentinnen der Stanford University. 39% der

Studentinnen hatten MDMA genommen. 100 füllten einen Frage­

bogen unter MDMA-Einfluss aus. Die Ergebnisse waren nicht

erstaunlich: 90% berichteten über eine grössere zwischen­

menschliche Nähe.

Im Buch ist auch ein amerikanischer Bericht über Todesfälle

Page 196: Nicholas Saunders - Ecstasy

197 Anmerkungen Ecstasy

wegen Herzversagen und Asthma enthalten, die mit Ecstasy zu

tun hatten.

100 Enoch Callaway: The Biology of Human Information Processing. (Die

Biologie der menschlichen Informationsverarbeitung.) In: Journal

of Psychoactive Drugs, 18.4.86.

Der Artikel beginnt mit der Prämisse, die dringendste Aufgabe

der Menschheit sei, den menschlichen Geist zu verstehen. Die

Forschungsergebnisse seien jedoch bisher enttäuschend ausgefal­

len. Forschung mit psychoaktiven Drogen würden am ehesten

einen erfolgversprechenden Weg aufzeigen. Die wichtigste An­

wendung von psychoaktiven Drogen, und MDMA im besonderen,

bestehe in ihrer Hilfe, den menschlichen Geist zu begreifen.

101 Research in Russia. (Forschung in Russland.) MAPS Newsletter,

November 1991.

«Zwischen MAPS, Dr. Evgeny Krupitsky, einem Psychiater in

St. Petersburg, und Psychiatern, die in den USA an einem Bericht

über MDMA arbeiten, ist eine Arbeitsgemeinschaft gegründet wor­

den.» Dr. Krupitsky glaubt, dass Forschungen über MDMA im Le­

ningrader Onkologie-Institut möglich sein werden, und hofft, die

Bewilligung zur Erforschung des Potentials von MDMA als Linde­

rungsmittel gegen Schmerzen und Alkoholismus zu erhalten.

102 Amir Rezvani u.a.: Attenuation of Alcohol Consumption by MDMA in

Two Strains of Alcohol-Preferring Rats. (Verminderung des Alkohol­

konsums durch MDMA bei Ratten.) In: Pharmacology, Biochemi­

stry and Behaviour, Vol. 43.

Die Neigung zu Alkohol und Symptome von Alkoholismus bei Rat­

ten wird von vielen mit einer Funktionsstörung des Serotonins im

Hirn verbunden. Da MDMA die Ausschüttung von Serotonin an­

regt, wurden Versuche durchgeführt, um die Wirkung von MDMA

auf den Alkoholkonsum zu bestimmen.

Zu Alkoholikern gezüchtete Ratten wurde Nahrung, Wasser und

10%iger Alkohol [ungefähr wie Wein] angeboten. Nachdem ihnen

während dreier aufeinanderfolgender Tage MDMA injiziert worden

war, tranken sie vom Zeitpunkt der ersten Dosis an weniger Alko­

hol und mehr Wasser, diese Reaktion nahm jedoch drei Tage

nach der letzten Dosis wieder ab. Es wird angenommen, dass die

Versuchsergebnisse eine direkte Wirkung der Droge waren.

103 Weigle/Rippchen: MDMA - Die psychoaktive Substanz für Therapie,

Ritual und Rekreation. Der Grüne Zweig.

Dieses kurze, auf deutsch erhältliche Buch behandelt pharmako­

logische und legale Aspekte, Wirkungen, Gefahren und therapeu­

tische Anwendungen der Droge.

Page 197: Nicholas Saunders - Ecstasy

198 Anmerkungen Ecstasy

104 Rosenbaum/Morgan/Beck: Ethnographie Notes on Ecstasy Use

among Professionals. (Ethnographische Notizen über den Ecstasy-

Konsum unter Berufsleuten.) In: International Journal on Drug

Policy, 2.10.89.

Dies ist eine Untersuchung mit 100 Tiefen interviews über eine

Gruppe von Drogen-Konsumentlnnen, deren Leben sich viel mehr

um die berufliche Karriere als um Drogen dreht. Es sind meist

Personen, die in den sechziger Jahren LSD genommen haben,

seither jedoch keine Drogen mehr konsumieren, ausser vielleicht

ein wenig Alkohol und Marihuana. Ecstasy bietet ihnen die Gele­

genheit, sich hin und wieder zu entspannen und zu öffnen - trotz

eines stressigen und geregelten Berufslebens. Sie nehmen MDMA

eher selten (drei- bis viermal im Jahr), weil «sie zuviel zu tun ha­

ben», weil sie sich Sorgen um die Wirkungen auf ihre Gesundheit

machen und «ein bisschen zu alt sind». Sie planen den Trip weit

voraus und arrangieren zwei Tage mit ein paar engen Freundin­

nen in einem ruhigen Haus mit Komfort, Musik und Erfrischun­

gen. Erstkonsumentlnnen werden gut vorbereitet und umsorgt.

Manche passen gar die Dosis an ihr Körpergewicht an.

«Während des Trips entstehen warmherzige, liebevolle Gespräche,

das Gefühl von Bindung und Nähe mit Freunden. Im allgemeinen

ist die Stimmung positiv und euphorisch. Das Leben und die

Beziehungen werden bejaht», heisst es im Bericht.

Den zweiten Tag verbringen sie ruhig zusammen. Er wird von

manchen als der wertvollste Teil der Erfahrung betrachtet, bei

dem die «beste interaktive Arbeit getan werden kann».

Der Bericht kommt zum Schluss, dass Personen mit einem hekti­

schen Lebensstil auf diese Weise die Entspannung zweiwöchiger

Ferien in einem Wochenende zusammenfassen können.

105 Watson/Beck: MDMA Use as an Adjunct to Spiritual Pursuit. (MDMA-

Konsum als Zusatz bei der spirituellen Suche.) In: Journal of Psy­

choactive Drugs, Juli 1991.

New-Age-Anhängerlnnen glaubten bezeichnenderweise, dass sorg­

fältig vorbereitete MDMA-Erfahrungen bedeutenden Stoff von

anhaltendem, spirituellem und/oder therapeutischem Wert inne

wohnen. Obwohl die Einzelpersonen innerhalb dieser Gruppe

unterschiedliche Ziele hatten, zeigte die Untersuchung, wie sehr

die sozialen Einflüsse die Qualität der MDMA-Erfahrung bestimm­

ten.

106 Misuse of Ecstasy. (Missbrauch von Ecstasy.) Briefe In: The Bri­

tish Medical Journal, 1.8.92.

Die Briefe berichten von verschiedenen Symptomen, die nach

dem Ecstasy-Konsum auftraten:

1. Nach wiederholtem Gebrauch von MDMA hatte ein Patient drei

Page 198: Nicholas Saunders - Ecstasy

199 Anmerkungen Ecstasy

Rückfälle akuter Gelbsucht. Er gab zu, jeweils 8 bis 15 Tage

vorher Ecstasy genommen zu haben.

2. Drei gesunde Teenager kamen in die Notaufnahme eines Kran­

kenhauses und beschwerten sich über schlimme Schmerzen in

der Brust. Alle drei hatten stundenlang getanzt. Nachdem ihnen

gesagt wurde, dass die Schmerzen nichts mit dem Herz zu tun

hatten, gingen sie wieder.

3. Zwei junge Männer wurden in einem Krankenwagen ins Spital

gebracht. Einer erlitt, nachdem er Ecstasy genommen hatte,

einen Anfall. Der zweite kollabierte, nachdem er sich über Kopf­

schmerzen beklagt hatte. Er wurde über Nacht im Spital behal­

ten. Am nächsten Morgen sagte er, dass er trotz dieser Erfahrung

wieder Ecstasy nehmen werde.

4. Vier Patientinnen zwischen 16 und 30 litten unter zerebrovas-

kulären Krankheiten, nachdem sie Ecstasy oder Amphetamin ge­

nommen hatten. Drei von ihnen wurden wieder gesund, die vierte

Person starb jedoch. [Im Bericht steht nicht, welche Droge die

verstorbene Person genommen hatte.)

107 Possible Interaction between MAOI and Ecstasy. (Mögliche Interak­

tion zwischen MAOI und Ecstasy.) Brief an das American Journal

of Psychiatry, 149:3, März 1992.

Eine Patientin, die mit dem Antidepressivum Monoaminooxidase-

Hemmer (MAOI) behandelt wurde, konsumierte Ecstasy. Die glei­

che Substanz wirkte normal auf ihre Freunde. Nach einer Stunde

fiel sie ins Delirium und war unruhig; nach fünf Stunden fühlte

sie sich wieder normal. Auf einen anderen ähnlichen Fall wird

hingewiesen. Daraus wird die Schlussfolgerung gezogen, dass es

möglicherweise zu einer Interaktion zwischen diesen beiden Dro­

gen kommt, da beide auf den Serotonin-Spiegel im Hirn einwir­

ken.

108 St. Omer u.a.: Behavioural and Neurochemical Effects of Prenatal

MDMA Exposure in Rats. (Wirkungen von MDMA auf das Verhalten

und die Neurochemie der trächtigen Ratten.) In: Neurotoxical

Teratol, Vol. 13.

Einer Gruppe von trächtigen Ratten wurden jeden zweiten Tag

unterschiedliche Dosierungen von MDMA verabreicht. Weder die

Dauer der Trächtigkeit, Grösse, Gewicht und physische Erschei­

nung des Wurfes waren beeinflusst noch das Verhalten und die

Intelligenz der jungen Tiere, abgesehen von geringen Verhaltens­

veränderungen wie einer Beeinträchtigung des Geruchssinns.

109 Michael Jospe: The Placebo Effect in Healing. (Die Placebowirkung

in der Heilung.) 1978, S. 22-25 beziehen sich auf Ecstasy.

Zwischen 1943 und 1963 sind über 2000 Untersuchungen über

Page 199: Nicholas Saunders - Ecstasy

200 Anmerkungen Ecstasy

die Wirkungen von LSD gemacht worden. Jospe schreibt: «Die

Beziehung zwischen solchen Drogen und dem, was geschieht,

wenn Placebos verabreicht werden, ist bemerkenswert und regt

zum Nachdenken an ... »

33 Freiwilligen wurde gesagt, dass an ihnen die Wirkungen von

LSD getestet werden, man gab ihnen jedoch nur Wasser (Abra-

hamson, 1955). Die Symptome von 25-60% der Testpersonen

entsprachen gewissermassen denen, die man von LSD erwartet;

nur 5% bejahten jedoch Fragen wie: «Bewegen sich die Dinge um

dich herum?»

Ein andermal wurde die Wirkung von LSD auf die Kreativität ge­

testet (Zegans, 1970). Manche Testpersonen erhielten LSD,

andere Wasser: Es wurden keine Unterschiede festgestellt.

Ein Versuch mit männlichen Schauspielern (Linton, 1962) ergab,

dass die Testpersonen, denen ein Placebo gegeben wurde, nach

dreissig Minuten deutlich die Kontrolle verloren und diese erst

allmählich wieder zurückerlangten. «Nach zwei Stunden sprachen

die Testpersonen z.B. davon, einen neuen Sinn gefunden zu

haben und über ein auffallendes allgemeines Gefühl von Enthem­

mung.»

Aus Marihuana wurden Placebos gemacht, indem man ihm unter­

schiedliche Mengen des aktiven Stoffes THC entzog. Die Sympto­

me der meisten Testpersonen waren ebenso stark, überraschen­

derweise spürten die chronischen Marihuana-Konsumentlnnen

mit dem Placebo sogar eine stärkere Wirkung.

110 Peter Stafford: Psychedelics Encyclopedia. 3. Auflage. Ronin,

1992.

Der dritten Auflage des Buches sind 26 Seiten über MDMA hin­

zugefügt worden. Es wird beschrieben, wie MDMA in die Katego­

rie der gefährlichsten Drogen gesetzt wurde: Weil zu der Zeit

grosse Aufregung über Drogen herrschte - eine Designerdroge,

«China White», hatte die Parkinsonsche Krankheit ausgelöst; und

weil man fälschlicherweise annahm, dass MDMA ähnlich ist wie

das schon klassifizierte MDA. Diese Drogen sind in der Presse

verwechselt worden. Trotz des grossen Widerstandes wurde

MDMA in Schedule 1 klassifiziert. Den Status von MDMA anzu-

fechten käme sehr teuer.

MDMA hat ein kleines Missbrauchspotential, weil es Tachyphyla-

xie zeigt, d.h. es entwickelt sich schnell eine Toleranz: Der mehr­

fache Konsum in kurzen Zeitabständen führt zum Verlust der

gewünschten Wirkungen.

Ganz wenige Personen reagieren hyperempfindlich auf Zusam­

mensetzungen wie MDMA. Deshalb sollte beim ersten Mal eine

kleine Dosis genommen werden.

MDMA hat, verglichen mit Psychedelika, eine ungewöhnlich

Page 200: Nicholas Saunders - Ecstasy

201 Anmerkungen Ecstasy

gleichmässige Wirkung. Die inneren und äusseren Umstände sind

mit MDMA weit weniger bestimmend auf die Wirkung. Laut

Claudio Naranjo kommt es zu einem «kurzen, vergänglichen

Augenblick geistiger Gesundheit».

Stafford erwähnt ein Treffen von Ecstasy-begeisterten Therapeut­

innen, das im März 1985 in Esalen, einem psychotherapeuti­

schen Zentrum in Kalifornien, stattfand. Die Anwesenden hatten

zusammen an insgesamt mehreren tausend Sitzungen durchge­

hend positive klinische Erfahrungen mit Ecstasy gemacht. Sie

fanden, die Droge reduziere die Abwehrhaltung und Angst vor

emotionalen Verletzungen und ermögliche somit einen direkteren

Ausdruck der Gefühle.

Es wurde auch über die Probleme, die beim therapeutischen

Gebrauch von Ecstasy auftauchten, diskutiert. Die erwähnten

Hauptprobleme bestanden darin, dass ein Ecstasy-Trip nicht in

die übliche Therapiesitzung von 50 Minuten passt und dass kon­

ventionelle Psychologinnen die ekstatischen Wirkungen als patho­

logisch anschauen könnten. Ausserdem können schnell gewonne­

ne Einsichten nicht so gut integriert werden.

Stafford betont, dass reines MDMA aus weissen Kristallen von

2-3mm Länge besteht. Eine bräunliche Farbe weist auf unvoll­

ständige Synthese hin.

111 Fernsehsendung ITV, 27.3.1994.

Diese Sendung präsentierte eine in ihrem Auftrag erstellte Unter­

suchung über Schülerinnen: Rund 35% der Londoner Schülerin­

nen haben in Schulen Drogen gekauft, oder ihnen wurden dort

schon Drogen angeboten. Trends deuten darauf hin, dass die

Mehrheit der Kids Drogen versucht haben werden, bevor sie die

Schulbildung abschliessen. Das typische Alter für erste Versuche

ist nun 14 Jahre, vor fünf Jahren war es noch 17-18 Jahre. 41%

der Konsumentlnnen unter Schülerinnen sind 14jährig und jün­

ger. Drogenkonsum ist in Privatschulen weiterverbreitet.

112 Besuch bei August de Loor, Verwalter eines «Safe House» in Am­

sterdam, in dem Drogentests und Beratung angeboten werden -

auch Dealern.

Bei meinem Besuch Messen drei Personen Muster testen. Partikel

verschiedener Pillen wurden auf den Rand eines weissen Tellers

verteilt und mit einem Tropfen einer klaren Flüssigkeit beträufelt.

Die Partikel wechselten innert Sekunden ihre Farbe, ich kann die

Farben jedoch nur mit dunkel, bläulich oder bräunlich beschrei­

ben. De Loor gab keine Einzelheiten zum Test preis, da vor eini­

ger Zeit ein Test für Kokain wertlos geworden war, weil die Dealer

dem Stoff Bestandteile hinzufügten, die beim Test anzeigten,

dass der Stoff Kokain enthält.

Page 201: Nicholas Saunders - Ecstasy

202 Anmerkungen Ecstasy

Er zeigte mir einen amerikanischen Bericht mit dem Titel «An

Evaluation of the Potential for Clandestine Manufacture of MDA

Analogs and Homologs». Darin wird erklärt, wie MDMA hergestellt

wird und welche Ausrüstung dazu benötigt wird. August wusste

von einem Betrieb, in dem täglich 250 000 Ecstasy-Pillen produ­

ziert werden. Pillen, die für den Export produziert werden, sehen

anders aus als diejenigen, die in Holland verkauft werden, damit

es schwieriger ist, ihre Spur zurückzuverfolgen. Fehler bei der

Herstellung könnten zu Überdosierungen führen - damals war auf

dem Markt doppelt so starkes MDA zu finden. Er erzählte mir

auch, dass kürzlich in Rotterdam eine Party stattfand, an der

22 000 Personen teilnahmen und bei der es drei Tote gegeben

hat, weil die Leute gestolpert sind und erdrückt wurden.

113 Drugs Arena, National Criminal Intelligence Service, 1990.

Unter den beschlagnahmten Tabletten wurden auch «falsche»

Ecstasy gefunden: rezeptpflichtige Mianserin-Tabletten, deren

Prägung weggeschliffen worden war, um sie «illegal» aussehen zu

lassen. Es wird vermutet, dass das meiste Ecstasy aus den USA

oder Holland komme, es gibt aber auch Hinweise auf englische

Produktion.

Bei der illegalen Synthese wird MDMA üblicherweise durch die

reduktive Animierung von 3,4-Methylendioxyphenyl-2-propanon

hergestellt, welches kommerziell erhältlich ist. Eine während der

MDMA-Synthese absichtliche oder unabsichtliche Substitution

des Propanon durch das Butanon, gefolgt von einer reduktiven

Animierung, hat die Bildung von 3,4-Methylendioxyphenyl-3-

butanamin (HMDMA) zur Folge. HMDMA enthält keinen Phenety-

lamin-Teil, der es nach den Bestimmungen des Misuse of Drugs

Act (1971) als kontrollierte Droge definieren würde.

Keine der beschlagnahmten «Ecstasy-Pillen» enthielt giftige oder

abhängig machende Substanzen.

114 Ecstasy Makers Face 14 Years Jail. (Ecstasy-Herstellerlnnen erwar­

ten 14 Jahre Gefängnis.) In: The Daily Telegraph, 10.11.92.

Gesetzesänderungen machen die Herstellung und den Handel mit

vier Schlüsselkomponenten, die zur Produktion von E nötig sind,

strafbar. Die Höchststrafe beträgt 14 Jahre Gefängnis. Darunter

fallen Methylendioxyphenyl-2-Propanon, Piperonal, Safrol und

Isosafrol.

1990 sind 44 000 Tabletten beschlagnahmt worden, 1991

365 000.

Im Artikel heisst es, dass das für £30 pro Pille [!) verkaufte

Ecstasy «sich als das grösste Drogenproblem herausstellt».

Der wissenschaftliche Redaktor des «Daily Telegraph», Roger

Highfield, meint, dass diese Gesetzgebung zum Konsum einer

Page 202: Nicholas Saunders - Ecstasy

203 Anmerkungen Ecstasy

ganzen Reihe gefährlicherer Drogen führen könnte. Dr. Russell

Newcombe wird mit den Worten zitiert, dass zusätzliche Gefahren

auftreten könnten, wenn die Herstellerinnen auf die Vorläuferstof­

fe für die MDMA-Produktion verzichten müssen.

115 Nicholas Dorn u.a.: Traffickers. (Händlerinnen.) Routledge, 1992.

Das weitverbreitete Bild gut organisierter Drogenbanden, die von

einem «Big Boss» geführt werden, ist laut Dorn ein Mythos. Im

Drogenhandel in Grossbritannien gebe es «keine Kartelle, keine

Mafia, keine Drogenbarone und relativ wenig Korruption». Solche

Organisationsformen existieren vielleicht in den Herstellungslän­

dern oder bis zu einem gewissen Grad in den USA. In Grossbri­

tannien kann der Drogenhandel treffend als «desorganisiertes

Verbrechen» beschrieben werden.

Die Autorinnen haben fünfundzwanzig verurteilte Dealer beiden

Geschlechts im Gefängnis interviewt und herausgefunden, dass

das Spektrum ihrer Motive sehr breit ist. Sie haben auch mit 55

Personen gesprochen, die aktiv im illegalen Drogenhandel tätig

waren, aber nicht verurteilt wurden. Manche von ihnen dealen

immer noch.

Die Autorinnen unterteilten die Händlerinnen in folgende Typen:

1. Dealende Wohltäterinnen: sie handeln eher aus idealistischen

Motiven als aus Profitsucht.

2. Genossenschaften: Verteilungsnetz befreundeter, dealender

Konsumentlnnen.

3. Nebenverdienerlnnen: legale Unternehmen, die den Drogen­

handel als Nebenerwerb betreiben.

4. Kriminelle Diversifiziererinnen: kriminelle Unternehmen, die

ins Drogengeschäft einsteigen.

5. Opportunistlnnen: sie steigen in mehrere Geschäfte gleichzei­

tig ein - in legale und illegale auch in den Drogenhandel.

6. Spezialistinnen im Kleinhandel: organisierte Drogenhandelsun­

ternehmen mit Managern, die Leute für spezialisierte Jobs bei der

Verteilung anstellen.

7. Vom Staat geförderte Händlerinnen: aus der Zusammenarbeit

zwischen Polizei und Dealern entstandene Drogenhandelsunter­

nehmen, wie z.B. jene, deren Handel im Austausch von Informa­

tionen geduldet wird.

Die Kategorien sind fliessend, Dealer ändern ständig ihre Metho­

den. Es gibt immer mehr offenkundig kriminelle Drogenhändler­

innen.

In den sechziger Jahren gab es eine grössere Anzahl von Hasch­

dealern, die aus Prestigegründen handelten oder um den Eigen­

gebrauch zu decken.

«Nebenverdienerlnnen» benutzen Pubs als Absatzorte: «Es gibt

die Grosshandels- und die Kleinhandelspubs», sagen die Autor-

Page 203: Nicholas Saunders - Ecstasy

204 Anmerkungen Ecstasy

Innen. In den Grosshandelspubs kann es Vorkommen, dass

«zwanzig Mal am Tag» Deals von £5000 - 20 000 stattfinden. Für

Hehlerinnen gestohlener Antiquitäten ist es üblich geworden, in

den Drogenhandel einzusteigen.

Spezialistinnen im Kleinhandel

Die Zahl der bestorganisierten Drogendealer, der Spezialistinnen

im Kleinhandel, nimmt zu. Sie organisieren sich wie kommerziel­

le Verteiler: Fachleute arbeiten unter einer Geschäftsführung.

Unter den Fachleuten sind Käuferinnen, Buchhalterinnen, die

das Geld «waschen», «Vertreterinnen», die mit dem Ordnungs­

dienst der Raves verhandeln, Verkaufsvertreterinnen, die Kund­

innen suchen, aber keine Drogen auf sich tragen, Personen, die

auf die Drogen aufpassen, Wachen und Leute, die für den Schutz

zuständig sind. Sie halten andere Banden von ihrem Territorium

fern und helfen, die Polizei abzulenken.

Die Autorinnen berichten über verschiedene Methoden, Drogen­

gelder zu waschen, und über die fehlgeschlagene Taktik der ame­

rikanischen Polizei bei einem Versuch, den «Big Boss» zu

erwischen.

Gute Kenntnisse über die Taktiken der Polizei helfen den

Dealern, sich anzupassen und zu vermeiden, erwischt zu werden.

Da die Dealer gut informiert und flexibel sind und sich immer an

neue Taktiken anpassen, wären Zufallsmethoden wirksamer als

die gegenwärtige Taktik des Aufspürens.

Undercover-Operationen der Polizei

Polizeiagenten übernehmen eine Zeitlang eine andere Identität

und einen anderen Lebensstil. Die Autorinnen geben einen

anschaulichen Bericht über eine Polizeioperation, die zum Ziel

hatte, Drogen-Herstellerlnnen zu finden: Ein Polizist stellte sich

einer Bande als Käufer vor, handelte zuerst einen Probedeal in

einem Pub aus und dann einen grösseren Deal. Die Lieferanten

wurden misstrauisch, weil «der Käufer» bereit war, so viel für die

von ihnen gebotene Droge zu bezahlen. Sie zogen jedoch einen

falschen Schluss, sie glaubten, er gehöre zu einer anderen Ban­

de, die versucht, die Drogen kostenlos zu bekommen. Es kam zu

Verhaftungen, der Undercover-Agent schlug sich mit den Polizi­

sten, entfloh und musste die richtige Identität nicht preisgeben.

Die Autorinnen sagen, dass das Aufkommen von Ecstasy und die

Rückkehr von LSD nicht auf dieselbe Weise mit Verbrechen ver­

knüpft sind wie Heroin, dessen Konsumentinnen notfalls krimi­

nell werden, um für ihre Sucht aufzukommen, oder Crack, das

mit Gewalt verbunden wird.

Im Kapitel über den Nachrichtendienst ist eine Umfrage darüber

enthalten, was die Polizei als «gute Informationen» betrachtet.

Dabei werden «aktuelle und ausführliche» Informationen doppelt

so hoch geschätzt wie Informationen, die sich aufgrund von

Page 204: Nicholas Saunders - Ecstasy

205 Anmerkungen Ecstasy

Ermittlungen als richtig erweisen. Es wird erwähnt, dass 100 000

MDMA-Tabletten beschlagnahmt werden konnten, weil die Polizei

einem Hersteller durch seine Lieferanten der Vorläuferstoffe

nachspüren konnte.

116 Dr. Russell Newcombe: High Time for Harm Reduction. (Höchste

Zeit für Schadensbegrenzung.) In: Druglink, Januar 1987.

Dr. Newcombe meint, dass es bei der jetzigen Generation von

Drogen-Konsumentlnnen zu spät für «primäre Prävention» ist,

d.h. zu spät für vorbeugende Erziehung zur Verhütung des Dro­

genkonsums. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Erziehung die

Entwicklung gefährlicherer Formen des Drogenkonsums verlang­

samen kann und gleichzeitig zu sichereren Formen des Drogen­

konsums führt. Das weist darauf hin, dass es vernünftig wäre,

Mittel für die «sekundäre Prävention» oder «Schadensbegren­

zung» einzusetzen, um Überdosierungen, Unfälle und Infektio­

nen, die sich aus Unwissenheit ergeben, zu vermeiden.

Politikerinnen sollten sorgfältig abwägen, ob es besser ist, den

illegalen Drogenkonsum zu reduzieren zu versuchen, oder ob es

nicht realistischer wäre, die Begrenzung der Gefahren, die sich

aus dem Drogenkonsum ergeben, vordringlich zu behandeln.

Dr. Newcombe schlägt folgende Strategie zur Schadensbegren­

zung vor: 1. Vernunft 2. Inhalt 3. Durchführung und 4. Auswer­

tung.

1. Es sollte anerkannt werden, dass Leute gerne «high» sind und

dass sich dies wahrscheinlich nicht ändern wird. Der Drogenkon­

sum kann vernünftig, darf jedoch nicht deviant sein, sagt

Dr. Newcombe. Es sollte anerkannt werden, dass viele psychoak­

tive Drogen nicht gefährlicher als rezeptpflichtige Medikamente

sind. «Die Botschaft, Drogen seien ungesund, ist, wie wenn man

kämpfende Soldaten davor warnt, dass Kaugummi Verstopfung

verursachen kann», sagt er. Massnahmen zur Schadensbegren­

zung sind eher auf einer fürsorglichen als auf einer verurteilenden

Einstellung begründet und drängen Drogen-Konsumentlnnen

wahrscheinlich wertiger in den «Untergrund».

2. Die Strategie muss auf sachlichen Kenntnissen begründet

sein. Man sollte eher versuchen, den Konsum zu kontrollieren, als

eine vollkommene Enthaltsamkeit zu predigen, die dem Charakter

des modernen Lebens nicht entspricht. Es sollten Anweisungen

gegeben werden über die geeigneten Dosierungen, über die Wir­

kungen der Drogen, welche Einnahmemethode am sichersten ist,

wo Hilfe angeboten wird, wie sich Gefahren vermeiden lassen und

wie man seinen geistigen Zustand kontrollieren kann.

3. Bei der Strategie der Durchführung sollte auf möglichst grosse

Erfolgschancen geachtet werden. Der Konsum von Drogen scheint

jenem von Tabak und Alkohol zu folgen. Deshalb sind Raucherin­

Page 205: Nicholas Saunders - Ecstasy

206 Anmerkungen Ecstasy

nen und Pub-Besucherlnnen geeignete Zielgruppen. Es besteht

das Risiko, dass das Interesse an Drogen dadurch geweckt wird

und dass es seitens der Eltern Einwände gibt.

4. Zur Auswertung der Wirksamkeit der Massnahmen müssen

«Vor- und Nachuntersuchungen» und langfristige Nacherfassun­

gen der Kontrollgruppen gemacht werden.

117 Dr. Russell Newcombe: The Reduction of Drug-Related Harm, A Con

ceptual Framework for Theory, Practice and Research. (Die Reduzie­

rung von mit Drogen verbundenen Schäden, ein konzeptueller

Rahmen für Theorie, Praxis und Forschung.) In: The Reduction of

Drug-Related Harm, Hrsg. O'Hare u.a., Routledge 1992.

Es ist schwierig, den Schaden, den eine Droge verursachen kann,

und die Wirksamkeit der Massnahmen zur Schadensbegrenzung

einzuschätzen: Schaden und Nutzen des Drogenkonsums - oder

der Abstinenz - müssen berücksichtigt werden, und mancher

Nutzen ist kurzfristig vielleicht nicht offensichtlich. Eine Metho­

de ist, mittels Fragebogen die Risiken und die Wirksamkeit der

Massnahmen einzuschätzen. Die Risikofaktoren können aufge­

gliedert und mittels Beobachtung, Interviews und Fragebogen

gemessen werden. Die Deutung der Ergebnisse der Massnahmen

ist komplex und verlangt klar definierte Ausgangsziele mit hypo­

thetischen Beispielen.

118 Mark Conner/Kellie Sherlock: Attitudes and Ecstasy Use. (Einstel­

lungen und Ecstasy-Konsum.) University of Leeds. Diese Arbeit

wurde an einer Konferenz in Lissabon im September 1993

präsentiert.

Eine Auswahl von 186 Studentinnen im Alter von 19-25 Jahren

im Norden Englands füllten anonym einen Fragebogen aus, der

das Ausmass des Konsums und die damit verbundenen Vorstel­

lungen untersucht.

Über die Hälfte hatte Ecstasy versucht, die meisten von ihnen

schon mehr als 15 Mal. Es zeigte sich, dass leichte Konsument­

innen Ecstasy nur bei speziellen Gelegenheiten konsumieren,

während starke Konsumentinnen es regelmässig, meist ein oder

zwei Mal monatlich, gebrauchen. Starke Konsumentinnen neh­

men es eher in Clubs, während leichte Konsumentinnen es eher

unter Freundinnen an privaten Parties nehmen.

Konsumentinnen gebrauchen signifikant häufiger andere Drogen

wie Marihuana, Amphetamin und Halluzinogene, konsumieren

aber weniger Alkohol. «Vergnügen» war das allgemeine Motiv des

Ecstasy-Konsums - niemand nannte Sucht, Gewohnheit, Erfah­

rung oder Langeweile als Grund. Jedoch zeigte sich zwischen

starken und leichten Konsumentinnen ein markanter Unterschied

bezüglich der wahrgenommenen Folgen. Leichte Konsumentinnen

Page 206: Nicholas Saunders - Ecstasy

207 Anmerkungen Ecstasy

beschrieben die Wirkungen von Ecstasy eher als negativ, spra­

chen von Gefühlen wie Lethargie, Stimmungsschwankungen, Aus­

gepumptsein und von zunehmend häufigerem Konsum. Schwere

Konsumentlnnen nahmen häufiger positive und weniger negative

Folgen des Konsums wahr, aber auch sie waren allgemein zurück­

haltend in ihrer Einstellung zur Droge.

119 Telefongespräch mit Andrew Thomson, März 1994.

Thomson arbeitet an einem Forschungsprojekt über Ecstasy-

Konsumentlnnen, mit dem u.a. herausgefunden werden soll, ob

Ecstasy-Konsum die Verbreitung von Aids fördert. Er berichtet

über bisherige Ergebnisse.

Rückenschmerzen. In den 50 Tiefeninterviews stellte er auch Fra­

gen über Flüssigkeitszunahme und Kreuzschmerzen nach dem

Ecstasy-Konsum. Jene, die grosse Mengen nichtalkoholischer

Getränke zu sich nehmen, haben keine Rückenschmerzen; Perso­

nen, die normalerweise Schmerzen haben, können sie vermeiden,

indem sie viel Wasser trinken. Er vermutet, dass Rückenschmer­

zen durch die austrocknende Wirkung auf die Nieren verursacht

werden.

Menstruation. Berichteten Frauen von ausstehender oder unregel­

mässiger Menstruation, fragte er nach ihren Essgewohnheiten. Er

glaubt, dass die Menstruation nicht durch den Konsum von

Ecstasy gestört wird, sondern von der schlechten oder unregel­

mässigen Ernährung, die den E-Konsum häufig begleitet.

Sex. Einige Leute können sexuell erregt werden, wenn sie Ecstasy

konsumiert haben; es zeigt sich vor allem, dass die Stimmung,

die vor der Einnahme bestand, durch Ecstasy verstärkt wird -

«genau wie mit Alkohol». Ecstasy baut bis zu einem gewissen

Grad Hemmungen ab. Die Wirkung hängt im weitesten Sinn auch

vom sozialen Kontext ab, von der Atmosphäre und der Erwartung,

mit der es genommen wird. Ganz abgesehen von Ecstasy-Konsum,

kommt sexuelle Erregung in Clubs häufig vor, nicht aber an

Raves. Einige Frauen beschrieben, dass sie in Clubs mit Ecstasy

scharf wurden, eine von ihnen konsumiert in Clubs kein Ecstasy

mehr, um sich unter Kontrolle zu haben.

120 Rave Research Bureau, 25 Halkyn Avenue, Liverpool L17 2AH.

Rave Research heisst die Informationsstelle von Dr. Russell New­

combe, Lehrbeauftragter für Sozialpolitik und Sozialarbeit an der

Manchester University. Unter diesem Namen vertreibt Dr. New­

combe Informationsblätter und Berichte über Ecstasy-Konsum

und damit verbundene Themen. Seine Beratungsarbeit umfasst

u.a. die Organisation der Aufsicht an Raves und in Nachtclubs für

die Betreiberinnen. Ausserdem verfasst er Berichte über Drogen­

handel und -konsum.

Page 207: Nicholas Saunders - Ecstasy

208 Anmerkungen Ecstasy

Seine Aufsichtsmethode entspricht folgender Praxis: 1. Die Be­

auftragten müssen qualifiziert sein, d.h. Sozialarbeiterinnen oder

Fachleute aus ähnlichen Fürsorgeberufen. 2. Die Beauftragten

müssen speziell ausgebildet werden und die diesbezügliche

Gesetzgebung kennen. 3. Die Arbeit geschieht auf freiwilliger

Basis. 4. Die Beauftragten müssen mit Raves vertraut sein.

5. Während der Aufsicht muss das Verhalten der Beauftragten

jenem der Kundinnen angepasst sein. 6. Sie sollten sich unter

das Publikum mischen, jedoch enge persönliche Kontakte vermei­

den. 7. Wenn Drogen angeboten werden, sollten sie sich lediglich

über den Preis informieren. 8. Die Beobachtungen sollten unbe­

merkt geschehen, Notizen erst nach der Veranstaltung gemacht

werden. 9. Zwischenfälle mit der Polizei sollten aus Distanz be­

obachtet werden. 10. Die Beauftragten sollten nicht ohne Rück­

sprache mit Medien usw. sprechen.

121 Telefoninterview mit Marcia Ash von der Dance Ambulance; ein

Erste-Hilfe-Dienst für Raver in Manchester, 6.2.93.

Die Diätberaterin Marcia Ash pflegte an Raves und in Clubs zu

gehen. Als sie regelmässig Personen, denen schlecht wurde oder

die Paranoia hatten, half, sagte sie sich eines Tages: «Warum

dies nicht zu einem Job machen?» So entstand Dance Ambu­

lance. Der Parliament Club, der im Herbst 1992 in Manchester

eröffnet wurde, führte neue Sicherheitsrichtlinien ein, die den

öffentlichen Massnahmen zur Schadensbegrenzung der Stadt

Manchester entsprachen. Ein paar Leute des Ordnungsdienstes

wurden in Erster Hilfe ausgebildet. Ash bot ihre Dienste an und

arbeitet nun jede Samstagnacht in diesem Club. Sie hat kürzlich

öffentliche und private Geldgeberlnnen angeschrieben und ermu­

tigende Antworten erhalten. Ausserdem hofft sie, aus dem Fonds

beschlagnahmter Drogengelder Unterstützung zu erhalten. Ash

wendet eine Reihe alternativer Therapien an, wie Homöopathie

und Bachblütentherapie. Verschiedene Leute haben ihr Interesse

angekündigt, sich Dance Ambulance anzuschliessen, darunter

auch Therapeutinnen, Gassenarbeiterinnen und Drogenberater­

innen.

Die Arbeit besteht hauptsächlich darin, Frauen in den Toiletten

zu helfen - an Raves scheinen viel mehr Frauen als Männer unter

den Nebenwirkungen zu leiden. Viele von ihnen sind paranoid,

oder ihnen ist übel. Ash vergewissert sich, dass sich Freundinnen

um die Kranken kümmern, und gibt ihnen homöopathische Mittel

oder Blütenessenzen, bis sie sich besser fühlen oder sich ent-

schliessen, heimzugehen. Ash tanzt auch selbst mit, mit einem

Auge hält sie jedoch Ausschau nach Leuten, die Hilfe brauchen.

Manchmal sieht sie ein Mädchen, das sich «in eine Ecke verkro­

chen» hat, und fragt, ob etwas nicht stimme. Die typische Ant­

Page 208: Nicholas Saunders - Ecstasy

209 Anmerkungen Ecstasy

wort lautet: «Mir geht's hundsmiserabel.» Sie fühlen sich be­

schissen, paranoid vielleicht, und können sich kaum bewegen.

Ash glaubt, dass die meisten Probleme daher entstehen, dass

statt MDMA Ersatzdrogen und Drogencocktails verkauft werden.

122 E. Nelson: Marketing in 1992 and Beyond. (Marketing ab 1992.)

Ein Vortrag an der Royal Society of Arts Conference, 1988.

Nelson berichtet, dass eine Marktumfrage folgende Wertverände­

rungen ergeben hat: «Die Leute haben das Bedürfnis, ihren Kör­

per auf neue, verschieden intensive Arten zu fühlen. Sie haben

den Wunsch nach häufigen emotionalen Erfahrungen und Freude

daran, etwas zu tun, das ein wenig gefährlich und verboten ist.»

123 Telefoninterview mit einem Paar, das E zum Musikspielen nimmt.

Ein Paar aus Kalifornien hat in den letzten 15 Jahren zusammen

mit ein paar engen Freundinnen Ecstasy genommen, um gemein­

sam und spontan Musik zu spielen. Sie nehmen an einem Tag

ungefähr jede Stunde eine Dosis von etwa 50 mg, manchmal

sogar mehrere Tage hintereinander. Die Frau meint jedoch, die

ersten paar Stunden seien die kreativsten. Sie haben dies

mehrere hundert Mal gemacht.

Beim Musikmachen mit Ecstasy herrsche zwischen ihnen mehr

Harmonie, wahrscheinlich weil sie einfühlender sind. Ecstasy

lenkt sie nicht ab, sie können richtig loslegen. Es kann nützlich

sein, mit einer tiefen Bassnote zu beginnen, einen Rhythmus als

Grundlage zu entwickeln. Allein ist die Frau zu zurückhaltend,

um frei zu improvisieren, gemeinsam können sie sich ungehindert

kreativ ausdrücken.

Sie finden die Art, wie sie Musik gemacht haben, auch danach

noch gut: Sie spielen nicht grundlegend anders, als wenn sie kei­

ne Drogen genommen haben. Aber die Musik sei spontaner, inspi­

rierter, freier und falle nicht auf eingefahrene Gleise zurück.

Nach all den Jahren finden sie es jedoch langsam langweilig, weil

es sie nicht mehr genug weit in eine andere Welt trägt.

Für andere Leute könnte es ebenso nützlich sein, sagen sie, aber

sie kennen niemanden, der es auch so macht. Am Anfang nah­

men sie E, um Probleme zwischen sich zu klären, und später, um

sich zu entwickeln und der Natur nahe zu sein. Ihre Erfahrung ist

mehr emotional als spirituell. Sie setzen sich kein festes Ziel,

ausser dass sie sich und ihre Beziehung entwickeln wollen. In

letzter Zeit geht es ihnen vor allem um den Spass. Früher nah­

men sie es einmal im Monat, seit die Nebenwirkungen stärker

geworden sind, seltener.

124 Interview mit einem Paar, das E zum Floating nimmt.

Dieses Paar hat einen eigenen Isolationstank, in dem man abge­

Page 209: Nicholas Saunders - Ecstasy

210 Anmerkungen Ecstasy

schirmt von Geräuschen und Licht in einer Salzwasserlösung

schwimmt. Ecstasy verstärke das High, das durch die Isolation im

Tank entstehe, sagen sie. Mit E könne man leichter in Worte fas­

sen, was auf emotionaler Ebene geschehe. Wenn man einen

schwachen Punkt treffe und ihm begegnen könne, fühle man, wie

sich der Körper von einer Spannung befreit. Im Tank kann sich

der Körper entspannen und mehr Energie für den Geist freisetzen,

dies gelingt jedoch leichter mit Ecstasy.

125 Andrew Thomson: E’sy Sex: A Cultural Myth in Perspective. (Sex auf

E: ein kultureller Mythos.) Vortrag an der Medical Sociology Con­

ference, York University, 1993.

Die Vorarbeiten von Andrew Thomsons Untersuchung haben ge­

zeigt, dass 80% der Befragten unter MDMA-Einfluss Sex gehabt

haben. Ausserdem gaben 18% an, sie hätten mit Ecstasy eher

ungeschützten Sex.

126 Versammlung der Albert-Hofmann-Stiftung, 12.10.93.

Nach der Versammlung sprach ich mit Leonard Berne, einem Psy­

chotherapeuten, der MDMA anwandte, bevor es verboten wurde.

Dr. Berne sagt, der E-Gebrauch habe folgende therapeutische

Nutzen: 1. Unterstützung der therapeutischen Bindung. 2. Stei­

gerung der Selbstbeobachtung. 3. Beseitigung des Gefühls der

Scham und des «Gefährdetseins». Dieser Zustand ist Ursache von

Neurosen, und die Menschen finden immer wieder Wege, diese

Angst vor dem Loslassen zu verstärken.

Es sei wichtig, am Schluss der MDMA-Sitzung und in den Tagen

danach an der Wirklichkeit des E-Zustandes zu arbeiten und zu

prüfen, warum die Klientinnen diese Gefühle von Scham und

Gefährdetsein haben.

Er glaubt, der grösste potentielle Nutzen von MDMA in der Psy­

chotherapie liege nicht bei den Klientinnen, sondern in der Aus­

bildung der Analytikerlnnen. Ecstasy macht sie auf ihre eigenen

Neurosen aufmerksam und steigert ihr Einfühlungsvermögen.

Analytikerlnnen neigen dazu, die nähere Selbstbeobachtung zu

vermeiden. E hilft ihnen, ihren eigenen Zustand zu erkennen und

ihre gottesähnliche Haltung den Klientinnen gegenüber zu über­

winden. Natürlich passt den meisten Therapeutinnen diese Kluft,

viele von ihnen erkennen jedoch die Bedeutung des Einfühlungs­

vermögens mit den Klientinnen.

Auf die Frage, ob er glaube, E werde als Medikament anerkannt

werden, sagte er: Es werde vermehrt eingesehen, dass das Ein­

fühlungsvermögen zwischen Klientin und Therapeutin der Schlüs­

sel zur erfolgreichen Behandlung sei und dass E diesen Weg

offensichtlich ebne.

Page 210: Nicholas Saunders - Ecstasy

211 Anmerkungen Ecstasy

127 Treffen mit Dr. Charles Grob, 13.10.93.

Dr. Grob leitet eine Untersuchung, bei der das Potential von

MDMA als Schmerzmittel für Krebskranke klinisch erforscht wer­

den soll.24 In den frühen siebziger Jahren hatte Grob beschlos­

sen, seriöse Forschung über Psychedelika zu seinem Lebensziel

zu machen. Die folgenden sieben Jahre studierte er, um die nöti­

gen Fähigkeiten dazu zu erwerben. Er dachte, bis dahin würde

der Wert der Psychedelika weltweit anerkannt sein, da ihr Ge­

brauch in den fünfziger und sechziger Jahren an der Schwelle

zum Durchbruch in der Psychiatrie stand. Die Substanzen wurden

dann aber trotz erfolgversprechender Ergebnisse aufgegeben, weil

übertrieben auf ihre Anwendung als Freizeitdroge reagiert wurde.

Dr. Grob glaubt, MDMA hebe die Schmerzgrenze an, weil es wahr­

scheinlich auf den neurochemischen Mechanismus im Hirn wirkt.

Ausserdem scheint MDMA die Wirkung von Morphium zu verstär­

ken. Zusätzlich wirkt MDMA auf emotionaler Ebene auf das

Schmerzempfinden: Es steigert im allgemeinen die Stimmung

und gibt den Patientinnen das Gefühl, besser mit ihrer Krankheit

umgehen zu können. Grob führt seine Versuche über MDMA als

Schmerzmittel pedantisch genau und mit einem einwandfreien

Protokoll durch. Seine Versuche sollten zweifelsfrei erweisen, ob

MDMA als Schmerzmittel nützlich ist oder nicht. Er hat aus den

Erfahrungen von Leuten wie Timothy Leary gelernt, der sich ohne

Protokoll in Versuche gestürzt und so der Psychedelika-Forschung

einen schlechten Ruf eingetragen hat. Allerdings müsse zur Ver­

teidigung Learys auch gesagt werden, dass früher auf eine Art

und Weise geforscht wurde, die heute nicht mehr akzeptiert

würde.

Grob meint, die meist mit Rezept verschriebenen MAO-Hemmer

können gefährlich sein, wenn sie mit MDMA eingenommen wer­

den. Die Kombination kann einen rasenden Puls und schwere

Kopfschmerzen verursachen und bei anfälligen Menschen einen

Schlaganfall auslösen. Personen mit Arrhythmie (unregelmässige

Herztätigkeit) sind besonders gefährdet. Ayahuasca (ein zentral­

amerikanisches Zaubergetränk) habe ebenfalls die Wirkung eines

MAO-Hemmers und sollte nicht mit E genommen werden. Es gibt

eine Pille, die als synthetisches Yage verkauft wird. Enthält sie

Harmin oder Harmalin, könnte sie zusammen mit MDMA eben­

falls gefährlich sein. Dr. Grob hat von Sitzungen gehört, in denen

diese beiden kombiniert werden.

Als ich ihn nach den Leber- und Nierenschäden fragte, von denen

Dr. Henry berichtet, sagte mir Dr. Grob, dass diese vermutlich auf

Verunreinigungen zurückzuführen seien, die bei einer schlechten

Herstellung entstanden sind.

Dr. Grob erzählte mir über seine jüngsten, noch nicht veröffent­

lichten Forschungen über Ayahuasca in Zentralamerika. Mittels

Page 211: Nicholas Saunders - Ecstasy

212 Anmerkungen Ecstasy

strukturierter Interviews untersuchte er fünfzehn Kontrollperso-

nen und fünfzehn Mitglieder einer Kirche, die Christentum mit

Schamanismus verbindet, die mindestens zwei Mal im Monat

Ayahuasca nehmen. Es zeigte sich, dass die Ayahuasca-Konsu-

mentlnnen bei Tests besser abschnitten als die Kontrollgruppe.

Dr. Grob verabreichte den Ayahuasca-Konsumentlnnen die Droge

mit einem Venen-Katheder und nahm alle dreissig Minuten Stich­

proben vom Blut. Die Analysen deuten darauf hin, dass die Droge

wie vermutet eine serotoninerge Wirkung hat.

128 Inner Astronaut: Psychedelic Explosion, ein unveröffentlichtes

Manuskript.

Die Titel der Abschnitte lauten: Geschichte der Psychedelika;

Sicherheit der Psychedelika; LSD; Psilocybin-Pilze; San-Pedro-

Kaktus; Ecstasy; 2CB; DMT; Harmala-Alkaloide; Ketamin; Ver­

schiedene Kombinationen; Weitere Untersuchungen und Biblio­

graphie. Das Buch berichtet über die Erfahrungen eines psyche­

delischen Selbsterforschers in San Francisco und wird voraus­

sichtlich 1995 erscheinen.

Der Autor stuft Ecstasy ziemlich tief ein - wie viele angefressene

Psychedelika-Konsumentlnnen. Seine Ansichten über die Kombi­

nation von MDMA mit anderen Drogen sind folgende:

MDMA mit 2CB erleichtert den Konsumentinnen, sich ihre Ein­

sichten zu merken und diese weiterzuentwickeln. 2CB kann mit,

vor oder nach dem E genommen werden. 80 mg Ecstasy andert­

halb Stunden nach 2CB können intensiv und empathisch wirken.

2CB kann dem E-Trip sexuelle Aspekte verleihen. Der Autor

meint, dass ein Trip im allgemeinen sexualisiert ist, wenn man

schon vorher in Stimmung ist.

LSD und E (Candy-Flip) mache eher den E-Trip als den LSD-Trip

intensiver.

Stickoxydul (Lachgas) zusammen mit E sei «ziemlich angenehm»:

«Ein Schub Stickoxydul fühlt sich besonders gut an, wenn man

schon high ist ... Es kann einen kurzen Höhepunkt bewirken und

helfen, sich von einer Stimmung zu lösen.»

129 Interview mit Jack, der mit einer Begleitperson eine MDMA-Therapie

macht.

Der 43jährige Jack meint, er sei in seiner Kindheit der Sünden­

bock seiner Familie gewesen. Er glaubte, minderwertig zu sein,

wuchs ohne Selbstachtung auf und konnte den Leuten kaum in

die Augen schauen, weil er davon überzeugt war, nicht attraktiv

zu sein. Später wurde er Investor bei einer Bank und verdiente

viel Geld mit gerissenen Geschäften. Trotzdem fühlte er sich

immer verloren und losgelöst von den anderen. Er hatte sexuelle

Beziehungen, die jedoch nicht einfühlend und unbefriedigend

Page 212: Nicholas Saunders - Ecstasy

213 Anmerkungen Ecstasy

waren. Obwohl er seit zwanzig Jahren eine Analyse machte, fühlte

er keine wirklichen Fortschritte. Schliesslich nahm er an einem

Grof-Atemtechnik-Workshop teil, der ihn tief erschütterte: Er sah

den Therapeuten selbst als den Vater, den er als Kind nicht

gehabt hatte, und weinte zweieinhalb Stunden lang.

Später traf er einen unqualifizierten MDMA-Therapeuten, der seit

1980 mit Klientinnen MDMA anwandte. Zum Zeitpunkt des Inter­

views hatte Jack eine halbjährliche Behandlung mit ihm abge­

schlossen. Die Sitzungen dauerten von zwölf bis sechs Uhr. Die

Dosis betrug 125mg, gefolgt von 80 mg nach zwei Stunden. Sein

Begleiter empfahl ihm, den folgenden Tag wenn möglich allein zu

verbringen. Am Anfang einer Sitzung berichtete er über alles

Bedeutende, das seit der letzten Sitzung geschehen war. Dann

fragte ihn der Begleiter, was er in dieser Sitzung beabsichtigte,

forderte ihn auf, sich auf einen guten Vorsatz zu konzentrieren

und die Pille als geheiligte Substanz zu nehmen. Ungefähr fünf­

zehn Minuten später legte er sich hin, nahm die Pille ein,

bedeckte seine Augen und hörte Musik.

Sein Begleiter bat ihn, sich vorzustellen, er atme im Licht und

ähnliches. Er konnte in diesem Moment über alles nachdenken.

Sein Begleiter übernahm nicht die Führung, stellte ihm lediglich

Fragen, die ihm helfen sollten, Gedanken zu entwickeln, und wies

auf Dinge wie z.B. Wiederholungen hin, ohne die Richtung zu

beeinflussen. Wenn nötig, tröstete, hielt und ermutigte er ihn,

seine Wut auszudrücken.

Den Vorgang, der in ihm stattzufinden schien, nannte er ein «Um­

drahten seines Verstandes»: Er erklärte, dass er das Gefühl habe,

seine traumatische Kindheit habe in seinem Verstand Drähte

falsch verbunden (seine Analogie für Neurose), die nun entwirrt

werden.

Sein Begleiter hatte ihm ursprünglich alle sechs Monate eine Sit­

zung vorgeschlagen, fünf hat er hinter sich. Für eine Sitzung

bezahlt Jack £300, was er für angemessen hält. Er hat nie aus­

serhalb dieser Sitzungen MDMA versucht.

In den ersten Sitzungen waren seine Vorsätze und Veranschauli­

chungen vom Wunsch geleitet, sich selbst zu heilen. Er war

erschüttert und erstaunt, wieviel Wut aus ihm herauskam, was er

darauf zurückführte, dass sein Vater ihn als Kind schlug. Am drit­

ten Tag nach den ersten Sitzungen fühlte er sich depressiv, diese

Depression verwandelte sich anschliessend in Wut. Mit den

Monaten ist er diese losgeworden. Er fühle sich nun ruhiger, und

er habe genug Raum, sich zu entwickeln. Ausserhalb der Sitzun­

gen könne er besser mit Leuten umgehen. Endlich fühlte er, dass

er auf Frauen attraktiv wirke und fähig ist, herzlich mit ihnen zu

sein. Jack spielt nun auch Musik und hat angefangen, primitive

Kalkzeichnungen zu machen.

Page 213: Nicholas Saunders - Ecstasy

214 Anmerkungen Ecstasy

In seinem Beruf ist er jedoch nicht mehr so kritisch und hart, was

das Geheimnis seines Erfolges war. Er akzeptiert diesen Verlust

als kleinen Preis für seine Besserung.

Neben diesen MDMA-Sitzungen hat Jack kürzlich mit einem

anderen, qualifizierten Begleiter an einer LSD-Sitzung teilgenom­

men (ebenfalls zu £300). Die Dosis betrug 300 pg. Sein Herz

habe sich geöffnet, es war, als entwickle er sich in ein vierjähri­

ges Mädchen zurück. Er glaubt, dass LSD ihn weiterbringen kann,

und wird vielleicht an eine weitere Sitzung gehen.

130 Besuch bei Dr. Manuel Madriz im Militärspital in Managua,

Nicaragua, 22.-24. Oktober 1993.

Ende 1989 erhielt Dr. Madriz Besuch eines begeisterten MDMA-

Therapeuten, der ihm 40 Kapseln der Droge, Bücher und zwei

Videos über deren Anwendung mitbrachte. Damals herrschte in

Nicaragua Krieg. Dr. Madriz wartete bis Januar 1990, bevor er

Versuche mit der Droge begann. Zuerst gab er sechs Patienten

eine halbe Dosis, stellte jedoch keine Wirkungen fest. Weder

Dr. Madriz noch seine Mitarbeiterinnen versuchten die Droge

selbst.

Als nächstes wählte er zwanzig Patienten aus, alles Soldaten mit

einer diagnostizierten Depression oder Angststörungen wie PTSD

(posttraumatische Belastungsreaktion). Er gab ihnen je eine Kap­

sel MDMA: Die Patienten wurden lediglich aufgefordert, die Pille

zu nehmen, ohne dass man ihnen sagte, was es war. Sie wurden

davor gewarnt, dass ihnen vielleicht schwindlig werden würde

oder dass sie Sehschwierigkeiten bekommen könnten. Beim Ver­

such waren ungefähr acht Mitarbeiterinnen anwesend.

Die erste Auswertung wurde nach einer Stunde vorgenommen. Die

Hälfte der Versuchspersonen sagte, sie fühlten sich besser, die

andere Hälfte äusserte sich über Nebenwirkungen. 15 Patienten

kamen spontan zusammen und umarmten sich: Sie sprachen dar­

über, dass sie Frieden wollten und der Krieg aufhören sollte. Sie

waren entspannt, fühlten sich gut, aber nicht euphorisch. Sie

waren sehr mitteilsam, und manche lobten die Medizinerinnen,

andere sagten, dass sie für alle Liebe empfänden, sogar für ihre

Feindinnen. Sie verlangten von den Mitarbeiterinnen viel Auf­

merksamkeit, es war jedoch leicht, mit ihnen umzugehen. Es gab

keine Ernüchterung, die Wirkungen verschwanden so allmählich,

dass sie es kaum bemerkten und sie sich auch danach besser

fühlten.

Fünf Männer der Gruppe trennten sich jedoch von den anderen

ab. Zwei von ihnen gerieten in Panik, als durchlebten sie ihr

Trauma wieder - man gab ihnen ein Beruhigungsmittel. Drei von

ihnen fühlten sich depressiv.

Die zweite Auswertung wurde nach fünf Tagen vorgenommen.

Page 214: Nicholas Saunders - Ecstasy

215 Anmerkungen Ecstasy

Zwei der Soldaten waren aus der Gruppe ausgestiegen, 13 schien

es besser zu gehen. Bei sieben von diesen wurde befunden, dass

sie keine weitere Behandlung mehr brauchten, sie wurden entlas­

sen. Die restlichen sechs wurden wegen Nebenwirkungen wie

Herzjagen und Angst behandelt. Fünf ging es schlechter, zwei

brauchten Beruhigungsmittel, zwei waren selbstmordgefährdet,

und einer sei später infolge seiner Depression Alkoholiker gewor­

den. Dr. Madriz war der Meinung, dass die aufgetretenen Sympto­

me latent gewesen waren, bevor MDMA verabreicht wurde.

Dr. Madriz bewertete diesen Versuch als ermutigend, aber nicht

als wissenschaftlich bedeutend. Ich fragte Dr. Estella Sandino,

die beim ersten Versuch zugegen gewesen war, warum sie den

Patienten nicht gesagt hatten, was sie bekamen. Dr. Madriz ant­

wortete, dass in Nicaragua Medizinerinnen den Patientinnen nor­

malerweise Medikation geben und diese sie nähmen, ohne Fragen

zu stellen. Viele der Kranken seien ungebildet, und wenn man

ihnen etwas sagen würde, könnten sie misstrauisch werden, was

sich auf ihre Reaktion auswirken würde.

Ich wollte mit einigen der Testpersonen sprechen, man sagte mir

jedoch, dass sie weit weg seien und dass es schwierig wäre, sie

zu finden. Die meisten seien wahrscheinlich wegen ihres Gesund­

heitszustandes aus der Armee entlassen worden.

Dr. Madriz plant einen wissenschaftlichen Doppelblindversuch

mit hundert Patientinnen und erhielt dazu zwei Genehmigungen

der Spitaldirektion. Er war überzeugt, keine weitere Bewilligung

mehr zu brauchen. Er zeigte mir auch ein Vorprotokoll, das mit

den Anforderungen von Dr. Grob127 übereinzustimmen schien,

ausser dass es keine ausdrückliche Zustimmung und keine unab­

hängige Prüfungskommission vorsieht. Vor, während und nach

dem Test werden ärztliche Untersuchungen und Screeningtests

vorgenommen, um Patientinnen mit identifizierbaren Problemen

auszuwählen, normale diagnostische Interviews geführt, Aus­

schlusskriterien bestimmt; vorher und nachher werden psycholo­

gische Persönlichkeitstests (MMPI und Beck Depression Inven­

tory) und psychiatrisch klinische Auswertungen gemacht und ana­

loge Sitzungsstrukturen gesichert. Dr. Madriz hat eine zwölfjähri­

ge Erfahrung mit Fällen von Kriegstrauma. Der Titel der Arbeit

wird lauten; «Efficacy of MDMA on Patients with Psychiatric

Manifestations after a Trauma». Die Versuchsbehandlung wird mit

zwanzig Patientinnen gemacht, von denen die Hälfte Placebos

erhalten werden. Nach einem, drei und sechs Monaten werden

Nachbehandlungen gemacht.

Ich zeigte mich besorgt über die Patienten der Vorversuche,

deren Symptome schlimmer geworden waren und denen Beruhi­

gungsmittel gegeben werden mussten. Dr. Madriz sagte, dass sie

besondere Charaktertypen gewesen seien, die er von seinem

Page 215: Nicholas Saunders - Ecstasy

216 Anmerkungen Ecstasy

Versuch ausschliessen könne. Ich fragte ihn, ob er MDMA selbst

versucht habe. Er verneinte, wollte es jedoch vor dem Versuch

mit seinen Mitarbeiterinnen nehmen. Ich empfahl ihm, dass sie

mehr aus der Erfahrung lernen könnten, wenn ein erfahrener

MDMA-Therapeut sie begleiten würde.

131 Leo Hermle u.a.: Psychological Effects of MDEA in Normal Subjects.

(Psychologische Wirkungen von MDEA auf normale Versuchs­

personen.) In: Neuropsychopharmacology, 8.2.93.

Diese deutsche Untersuchung über MDEA (Eve) ergab, dass es

die Empfänglichkeit für Gefühle erhöht und dass dies ruhig, ent­

spannt und ohne Angst erfahren wird. Tests haben gezeigt, dass

die Reaktionsfähigkeit nicht beeinflusst wird - Wahrnehmung,

herkömmliche Gedankenvorgänge und Gedächtnis waren normal.

MDEA hat sehr ähnliche Wirkungen wie MDMA.

132 Interview mit Daniel Kaufman, Künstler, 27.10.93.

Der Künstler Daniel Kaufman nimmt LSD und E, um sich tiefer

erforschen zu können. Sein abstrakter Stil werde mit E offener,

und in seinen Gemälden tauchten spontan Bilder aus seinem

Unbewussten auf, findet er. Die Ergebnisse scheinen für ihn wirk­

liche Fortschritte zu sein, die Bilder hätten mehr Charakter als

vorher. Unter E-Einfluss seien die Themen kosmisch und tiefsin­

nig. Er fühle sich in Kontakt «mit dem Ewigen in uns, mit der

Liebe». Es bestürzt ihn jedoch, dass er nur unter E-Einfluss so

gut malen kann. Er ist davon überzeugt, dass die Quelle seiner

Arbeit in ihm selbst liegt, und ist besorgt, dass er eine Droge

nehmen muss, um seine eigenen Schranken zu «durchbrechen»

und sein wahres Ich handeln zu lassen. Deshalb versucht er nun,

durch Meditation und Fasten denselben Zustand von Ruhe und

Furchtlosigkeit zu erreichen - bisher erfolglos. Er meditiert zwar

(früher war er ein Meister der transzendentalen Meditation), kom­

me aber nie so weit wie mit E. Die einzige Erfahrung, die mit dem

E-Zustand vergleichbar sei, sei Verliebtheit.

Er hat E zusammen mit Freundinnen genommen und gemerkt,

dass es ein grosser Fehler ist, dies zu tun, bevor die Beziehung

gefestigt ist, da es zu Bindungen ohne Fundament führen kann.

Nach mehreren Wochen positiver Entwicklung sei es jedoch ein

ideales Mittel, um eine Beziehung zu vertiefen.

133 Interview mit Max Shertz, Künstler, 27.10.93.

Der Künstler Max Shertz ist sechzig Jahre alt. Im Februar 1992

nahm er zusammen mit seiner getrennt lebenden Frau zum ersten

Mal Ecstasy. Es sei die beste Erfahrung seines Lebens gewesen,

meint er. Sie hätten sich leidenschaftlich geküsst, ohne dass er

eine Erektion gehabt habe. Da er einen hohen Blutdruck hat,

Page 216: Nicholas Saunders - Ecstasy

217 Anmerkungen Ecstasy

untersuchte ihn das erste Mal ein Freund, jetzt misst er den Blut­

druck selbst, und es zeigte sich, dass er nicht übermässig an­

steigt.

Shertz sagte mir, dass er ein etablierter Künstler sei, seine Werke

befänden sich in vierzig Museen, und er sei für seinen Stil be­

kannt. Seit er Ecstasy genommen habe, sei ihm ein Durchbruch

gelungen: Sein streng realistischer Stil sei flüssig und abstrakt

geworden. Er hat unter E-Einfluss nie gemalt und führt die Verän­

derung nicht direkt auf die Wirkung der Droge zurück, im Gegen­

satz zu seinem Freund Daniel Kaufman. Er hat jedoch Gedichte

geschrieben, von denen er behauptet, sie seien sehr von der

Droge inspiriert.

134 Interview mit Dr. Smith, einem zugelassenen Psychotherapeuten.

Dr. Smith ist das Pseudonym eines etablierten und erfahrenen

kalifornischen Therapeuten mit eigener Praxis. Er gehört zu jenen

Psychotherapeutlnnen, die glauben, MDMA sei als Instrument so

wertvoll, dass sie ihren Klientinnen weiterhin MDMA verabreichen

und das Risiko auf sich nehmen, angeklagt zu werden und die

Lizenz zu verlieren. Angesichts der jetzigen Lage, mit dem Risiko,

denunziert zu werden, wendet er es nur mit Klientinnen an,

denen er voll vertraut und die keine ernsthaften Probleme haben,

z.B. vor dem Abschluss einer langen Behandlung.

MDMA führe die Therapie oft in tiefere Ebenen und kann aus die­

sem Grund eine Behandlung eher verlängern als verkürzen. Er

glaubt, dass E ein ideales Hilfsinstrument in vielen Gebieten der

Psychotherapie ist. Wäre es nicht verboten, würde er es häufiger

anwenden. Es kann als Instrument des spirituellen Bewusstseins

benutzt werden. Manchmal macht er Meditations- und Atemübun­

gen mit kleinen Dosierungen und bevor die Droge voll zu wirken

beginnt. MDMA ist auch ideal für Paare, weil es ihnen erleichtert,

offen miteinander zu reden.

Nicht alle Klientinnen eignen sich für die Behandlung mit

MDMA. Geeignet sind Leute, die sich selbst sinnlich gut wahr­

nehmen können, und solche mit einem starken spirituellen Sinn.

Von den 35 Klientinnen, die er mit MDMA behandelt hat, reagier­

te nur eine Person negativ. Sie fand sich selbst und ihre Umge­

bung (ihre Wohnung) schmutzig und hässlich. Er wählt die Klien­

tinnen für die MDMA-Behandlung sorgfältig aus, da er glaubt,

dass es Personen gibt, die schlecht reagieren könnten. Er hat im

erwähnten Fall eine Fehldiagnose gemacht, weil die Neurose sei­

ner Klientin nicht offensichtlich erkennbar war.

Er glaubt, dass es Neurotikerlnnen nicht hilft, wenn sie sich mit

MDMA öffnen, weil ihr Grundproblem darin besteht, dass sie

nicht an sich selbst glauben und sich deshalb wehren müssen.

Die durch MDMA bewirkte Öffnung verstärkt ihr Problem. Für sie

Page 217: Nicholas Saunders - Ecstasy

218 Anmerkungen Ecstasy

ist es sicherer, geschützt zu bleiben. Es fühlt sich fremd für sie

an, geöffnet zu sein, weshalb sie die Erfahrung als unwirklich

ablehnen könnten. Sie könnten sie vergessen, um der Bedrohung,

ungeschützt zu sein, aus dem Weg zu gehen. Sie könnten ande­

ren und sich selbst nicht zugeben, dass die Droge sie geöffnet

hat. Um sie daran zu erinnern, nimmt Dr. Smith die Sitzung auf

Tonband auf und gibt es ihnen nachher. Manchmal macht er

auch Fotos.

Auch Dr. Smith glaubt, dass die Dosierung wichtig ist und dass

das Körpergewicht berücksichtigt werden muss. 2 mg/kg seien

ungefähr richtig. [Früher gab er 3 mg/kg, plus eine Nachdosie­

rung von 1 mg/kg. Die übliche therapeutische Dosis beträgt

2,5 mg/kg.] Ist die Dosis zu stark, könnten manche Leute er­

schrecken und gegen die Wirkung ankämpfen, statt ihr nachzuge­

ben. Ist die Dosis zu schwach, könnten sie ihre Abwehrhaltung

nicht überwinden.

Dr. Smith hat eine grosse Auswahl von Dosierungen an sich selbst

getestet. Er findet nicht, dass hohe Dosierungen aufputschend

wirken, und glaubt, dass solche Wirkungen von Verunreinigungen

verursacht werden könnten. Wenn er aber eine hohe Dosis nimmt,

«rennt mein Geist davon, wird zu unruhig und kann keine Gedan­

ken mehr festhalten».

Wenn Dr. Smith einem Klienten oder einer Klientin MDMA verab­

reicht, nimmt er gerne selbst eine leichte Dosis, etwa 50 mg oder

noch besser, 6-8 mg 2CB (mit einem Körpergewicht von unge­

fähr 50 kg). Dadurch kann er den Klientinnen leichter folgen. Er

zieht eine nichtklinische Umgebung, wie z.B. die Wohnung der

Klientinnen, vor.

Dr. Smith ist ein Neoreichianer und beginnt eine Sitzung immer

damit, dass er seine Klientinnen fragt, was sie sich diesmal vor­

genommen haben. Dann beginnt er manchmal mit beschwörender

Musik oder einfachem Trommeln und sagt den Klientinnen, tief

in seine Hand auf ihrem Bauch zu atmen. Manchmal benutzen

Klientinnen Ohrpfropfen und Augenbinden. Er ermutigt sie, ihm

zu erzählen, was geschieht, und sagt ihnen, wenn sie sich von

ihren Vorsätzen entfernt haben, ohne sie zu tadeln, da er glaubt,

dass Klientinnen dorthin gehen, «wo es für sie etwas zu finden

gibt». Sie neigen z.B. dazu, auf die für sie wichtigsten Themen

zu stossen. Dies kann unerwartet geschehen, wenn sich zum Bei­

spiel jemand auf ein oberflächliches Thema konzentriert und

plötzlich ein tiefliegenderes dahinter sieht. Eine Klientin hat sich

zum Beispiel plötzlich daran erinnert, dass sie als Kind miss­

braucht worden ist. Zum Abschluss der Sitzung wendet Dr. Smith

eine der NLP entlehnte Verankerungstechnik an: Er bittet die

Klientinnen, das Geschehene zu übergehen und die Höhepunkte

nochmals zu durchleben, mit der Absicht, sich daran festzuhal-

Page 218: Nicholas Saunders - Ecstasy

219 Anmerkungen Ecstasy

ten. Gleichzeitig bittet er die Klientinnen, Finger und Daumen

zusammenzudrücken, mit der Vorstellung, dass diese körperliche

Tätigkeit ihnen später helfen wird, sich an die Erfahrung zu erin­

nern. Er macht bald nach einer MDMA-Sitzung eine normale

Sitzung, damit die Klientinnen die Erfahrungen integrieren kön­

nen.

Die wichtigste Wirkung von MDMA bestehe darin, dass sie Angst

aufhebt. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass Angst im Leben

eine wichtige Rolle spielt und nicht einfach abgetan werden darf.

Zum Beispiel entsteht durch eine Angstneurose eine Abwehrhal­

tung, die in manchen Situationen nützlich, in anderen aber ein

Hindernis sein kann. Dr. Smith empfiehlt seinen Klientinnen,

«die eigenen Ängste zu respektieren, sie jedoch zu bitten, beisei­

te zu treten und darauf zu warten, bis man sie ruft und braucht».

Auf die Frage, ob er glaube, dass Menschen sich mit MDMA

selbst therapieren können, antwortete Dr. Smith, dass dies nur

bei Personen funktioniert, die keine schweren Neurosen haben

und sich ziemlich gut selbstbestimmen können, sonst sei die Sit­

zung wahrscheinlich sinnlos. Es sei auch wichtig, vor der Selbst-

Sitzung eine klare Richtung einzuschlagen, z.B. mit Hilfe des

I Ging. Der Vorteil einer Begleitperson sei, dass sie interagieren

und die Person zurück zum Thema bringen könne, damit sie sich

nicht verirrt. Dies muss jedoch nicht eine qualifizierte Psychothe­

rapeutin sein, da vor allem instinktive Geschicklichkeit gefragt

sei.

Ich fragte Dr. Smith, ob er denke, dass MDMA therapeutisch

anerkannt werden würde. Er bezweifelte, dass es bald frei ver­

schreibbar würde, denkt aber, dass seine Akzeptanz mit gut defi­

nierten Programmen in Krankenhäusern beginnen werde.

Ich fragte ihn, ob es infolge unangemessener Bindungen zu Pro­

blemen kommen könne. Er sagte, dass dies in seiner ganzen Pra­

xis noch nie vorgekommen sei. Es scheint ihm wahrscheinlicher,

dass Therapeutinnen sich in Klientinnen verlieben, weil diese so

attraktiv werden.

Die Erschöpfung hängt von der Dosis und der emotionalen Arbeit

ab. Um die Ermüdung zu reduzieren, vermeidet er Nachdosierun­

gen, gibt zum Abschluss einer Sitzung 20 mg Prozac und emp­

fiehlt den Klientinnen auch Kalzium und Magnesium. Er rät

ihnen auch, besser einfache Dinge wie Suppe, Brot und süssen

Tee zu sich zu nehmen.

Auf die Frage, ob die E-Erfahrung «falsch» sein könne, sagte er,

dass es manchmal eine eingeschränkte Tunnel-Vision sein könne,

die aber dennoch wahr sei. Die Art des zwischenmenschlichen

Umgangs unter E-Einfluss könne in der Wirklichkeit manchmal

unangemessen sein, und Einsichten müssten überprüft werden.

Page 219: Nicholas Saunders - Ecstasy

220 Anmerkungen Ecstasy

135 Interview mit Dr. Debby Harlow, 30.10.93.

Nach ihrer Ausbildung als Psychotherapeutin versuchte Dr. Har­

low MDMA zum ersten Mal mit einem Freund an einer Konferenz

in Esalen, als es noch legal war. Sie waren beide über die klare

Sicht erstaunt, die es ihnen über ihre eigene Psyche gab, und

dass es so einfach war, dem ändern zu erzählen, was man sah.

Sie sprachen begeistert über sein Potential als therapeutischen

Katalysator. Bis es illegal wurde, verabreichte sie MDMA über

200 Klientinnen, niemand reagierte schlecht. Sie hatte «Border­

lines, Personen ohne klare Grenzen zwischen der Realität und

der Fantasie, oder jene, die über ihre Therapeutinnen fantasier­

ten, nicht zugelassen. Die meisten ihrer Klientinnen waren Perso­

nen, die das Leben bewältigen konnten und «wachsen» wollten.

Ein anderer zugelassener Psychotherapeut, der in den frühen

achtziger Jahren angefangen hatte, seinen Klientinnen MDMA zu

geben, wurde ernüchtert über seine Rolle als Therapeut, da er

glaubte, dass es nur das MDMA war, das seinen Klientinnen half.

Er folgte seinem Gewissen, wurde MDMA-Dealer und erklärte den

Leuten, wie sie es als gute Alternative zur Psychotherapie

anwenden konnten.

Dr. Harlow war in der Bewegung engagiert, die versucht hatte, die

Illegalisierung von MDMA zu verhindern.

Sie führte an der University of Cambridge (USA) Forschungen

über MDMA durch, musste diese jedoch wegen der Gesetzesände­

rung einschränken. Sie forschte u.a. mit dem Rorschachtest:

Dabei zeigte sich, dass kognitive Aspekte der Versuchspersonen

unverändert blieben, ausser dass einige Personen spontan zwi­

schen den Bildern, die sie in den Tintenflecken sahen, und sich

selbst Verbindungen herstellten, was die einzigartige Qualität der

Droge veranschaulicht. So sah zum Beispiel eine Testperson ein

Bild als «Vater, der mich schlagen wird, wenn er betrunken ist» -

eine vergessene Erinnerung. Im Gegensatz hierzu führt dieser

Test mit Halluzinogenen zu ganz anderen kognitiven Aspekten.

Dr. Harlow hat ausserdem mit Jerry Beck im Auftrag der NI DA

über den Gebrauch von MDMA in einem breiteren Zusammenhang

gearbeitet.

Dr. Harlow vermutet, dass der übermässige Konsum von MDMA

das Immunsystem beeinträchtigt.

Sie steht dem MDMA-Gebrauch der Neoreichianer kritisch gegen­

über, da MDMA schmerzlindernde Eigenschaften hat. Sie ist der

Meinung, dass 2CB viel besser für Körperarbeit geeignet ist, da

es nicht schmerzstillend ist.

Für sie besteht der beste Nutzen von MDMA im «Umstrukturieren

gestörter Objektbeziehungen». Diese Personen übertragen meist

die frühere Beziehung zu den Eltern auf die zwischenmenschli­

chen Beziehungen im späteren Leben, z.B. sie «müssen gefallen»

Page 220: Nicholas Saunders - Ecstasy

221 Anmerkungen Ecstasy

oder sich gegen andere auflehnen, um sich selbst zu definieren.

Auf die Frage, wie sie über die Selbsttherapie mit MDMA denke,

sagte Dr. Harlow, dass es wichtig sei, dass Begleitpersonen die

Konsumentlnnen akzeptieren, ihnen zuhören, sie anerkennen, sie

bedingungslos und liebend unterstützen, aber nicht die Sitzung

kontrollieren dürfen. Es ist zwar für die Hilfsperson einfacher,

sich einzufühlen, wenn sie auch auf MDMA ist, aber es ist nicht

notwendig. Sie schlägt MDMA auch für Co-Counselling-Sitzungen

vor, bei denen zwei Personen abwechselnd Therapeutin und

Klientin sind. MDMA kann auch als «Einstiegsdroge» zu Psyche­

delika benutzt werden, da es Furchtprobleme löst.

Harlow bedauert es ausserordentlich, dass das Potential von

MDMA wegen dem Verbot brachliegt.

136 Interview mit Martye Kent, 1.11.93.

Martyes erste Erfahrung mit MDMA fand 1982 statt, als sie eine

spirituelle Reise zu einem alten Inka-Denkmal machte. Sie nahm

MDMA im Heiligengrab ein und meditierte vier Stunden lang

allein. Als sie herauskam, fühlte sie, dass alles «heilig normal»

war. Eine innere Stimme führte sie und liess sie eine Heiligenfi­

gur der Prä-Inka-Zeit finden und wissen, dass die riesige Schlan­

ge, der sie begegnete, nicht hungrig war. Sie konnte mit den

Indianerinnen ohne gemeinsame Sprache kommunizieren. Später

erzählte sie die Geschichte einem Priester, der sagte, dass sie

einen «Zustand der Gnade» erlebt habe. Sie führt die Erfahrung

darauf zurück, dass sie keine Furcht hatte und deshalb ihre Intui­

tion frei entfalten lassen konnte, ohne ihre Einsichten rechtferti­

gen zu müssen. Das Ereignis lehrte sie, ihrer Intuition zu vertrau­

en, es war eine spirituelle Öffnung.

1985 begegnete sie Masaius, den sie für ein Genie hielt: Er war

Ägyptologe, Mathematiker und Astrologe. Er arbeitete einen spiri­

tuellen Weg aus, den er «The Lion Path» nannte: ein System, das

dazu dient, jeden einzelnen auf sein höchstes Niveau zu verset­

zen. «Zuerst wurde MDMA genommen, weil es die Türen zu ande­

ren Welten öffnete, die Energie verstärkte und half, die Täu­

schungen des Alltags zu ergründen.»

Masaius glaubt, dass es in der Geschichte regelmässig «offene»

Zeiten für spirituelles Wachstum gegeben habe. Die letzte sei die

Renaissance gewesen. Die gegenwärtig offene Zeit ist das, was

andere als New Age bezeichnen.

Masaius behauptet, dass er auf drei Bänken im Grab von

Tutanchamun Hieroglyphen interpretiert habe, die sich auf drei

Bewusstseinsebenen bezogen. Die erste ist die Alltagsebene, die

zweite diejenige, die man in veränderten Zuständen wie mit Psy­

chedelika erlebt. Die dritte werde dadurch erreicht, dass man

Übungen wie jene von Lion Path folgt, die zu einem spirituellen

Page 221: Nicholas Saunders - Ecstasy

222 Anmerkungen Ecstasy

Wachstum führten. Mit Hilfe der Astrologie bestimmt Masaius

nach einem numerischen Prinzip für jeden einzelnen eine Reihe

von Daten, die mit der Konfiguration der Planeten übereinstim­

men, an denen die Öffnung des einzelnen zu jener der Welt pas­

se. An diesen bestimmten Tagen sollten sie allein meditieren. Ur­

sprünglich wurde MDMA dazu gebraucht, um die Sitzungen zu er­

leichtern, seit es verboten ist, hat Masaius es durch Töne und Vi­

brationen von Kassetten ersetzt. In den ersten sieben Monaten

wird ungefähr alle drei Wochen meditiert, danach alle vier Mona­

te, vier Jahre lang. Die Dosierungen von MDMA sind festgesetzt,

sie steigen und fallen rhythmisch, erreichen einen Höhepunkt von

150 mg und eine letzte Dosis von 25 mg. Bis zu diesem Zeit­

punkt sollte das Muster zur Gewohnheit geworden sein und der

Zustand ohne Drogen erreicht werden können.

Vor jeder Meditation fasten die Teilnehmerinnen und beschlies-

sen, was sie während der Sitzung erreichen wollen - dies kann

ein persönliches Ziel sein, oder man kann beschliessen, den

Charakter der bestehenden astrologischen Kraft kennenzulernen.

Man legt sich hin, schliesst die Augen und «erlaubt der universel­

len Kraft einzudringen». Diese setze das Muster für das spirituel­

le Wachstum jedes einzelnen «innerhalb eines kosmischen Eis»

fest. Es gibt keinen anderen Grundsatz, die Teilnehmerinnen tref­

fen sich nicht. Martye hat jedoch Treffen mit ihnen organisiert

und neue Leute in die Methode eingeweiht (womit Masaius nicht

einverstanden war). Obwohl jede Person über positive Verände­

rungen berichtete, sei der Nutzen enorm unterschiedlich gewe­

sen. Es schien, als löse die Methode in jeder Person eine andere

Entwicklung aus.

Kürzlich hat Masaius bestritten, den Gebrauch von MDMA emp­

fohlen zu haben, aber Martye bezeugt, dass er offen dafür gewe­

sen ist. Sie zeigte mir ein Buch mit Zahlen, die sich auf MDMA-

Dosierungen in mg beziehen sollen.

Martye hat aus dem Lion Path enorme Vorteile gezogen: Sie fühle

sich lebendiger, entschlossen und fähig, Dinge zu lösen.

137 Telefongespräch mit Dr. George Ricaurte, 16.11.93.

Dr. Ricaurtes Bericht über seinen 5-Jahres-Versuch, der 30

MDMA-Konsumentlnnen mit einer Kontrollgruppe vergleicht, ist

zur Veröffentlichung zugelassen, falls er zeigen kann, dass die

Untersuchten die Wahrheit sagen und angeben, welche andere

Drogen sie noch konsumierten.

Ich fragte, ob die nachgewiesene Toxizität durch Fluoxetin ent­

standen sein könnte. Er antwortete, dass die Unterschiede in der

Wirkungsweise die Ähnlichkeiten weit übertreffen - obwohl beide

den Serotonin-Spiegel senken, blockiert Fluoxetin eher die Sero-

tonin-Wiederaufnahme, als dessen Produktion zu reduzieren. Die

Page 222: Nicholas Saunders - Ecstasy

223 Anmerkungen Ecstasy

einzige spezifische Übereinstimmung ist die langfristige Reduk­

tion von Serotonin.

Ich fragte auch nach Fenfluramin: Dr. Ricaurte sagte, dass einige

Marken aus einer Mischung von Isomeren bestehen, von der eine

ähnlich toxisch sein soll wie MDMA und eine andere weniger

toxisch. «The Lancet» veröffentlichte einen Artikel über diese

Toxizität und daraufhin Briefe, welche die angeblich toxischen

Marken verteidigten. Dr. Ricaurte glaubt, dass diese Briefe von

Leuten mit Verbindungen zu Herstellern stammen.

138 Treffen mit Clive, 1.11.93.

Clive verkauft von Zeit zu Zeit Drogen an Raves. Er sagt, dass in

Kalifornien mehr 2CB konsumiert worden sei, auch zum Tanzen,

als es Nachschubprobleme mit Ecstasy gegeben habe. Zum Tan­

zen sei es aber weniger geeignet, sagt er, dafür gehe die Wirkung

tiefer. 2CB sei für E-Konsumentlnnen das Sprungbrett in die Welt

der Psychedelika.

139 Interview mit John, einem kalifornischen Dealer, 11.93.

John ist begeistert von E und verkauft es an Kundinnen, die er

alle paar Wochen besucht. John beliefert einige Kundinnen in

Hollywood mit gutbekannten Namen und sagt, dass die Nachfrage

sich im letzten Jahr verdoppelt habe. Er glaubt, dass dies nicht

auf einen Engpass zurückzuführen sei, sondern einfach darauf,

dass E ein breiteres Publikum gefunden habe. Als Beispiel

erzählt er von einem bekannten Regisseur, dessen letzter Film

von den Medien zerrissen und dessen Frau von der Wohltätig­

keitsorganisation, die sie gegründet hatte, hinausgeworfen worden

war. Sie waren beide ziemlich am Boden, als John sie besuchte.

Ein paar Tage später telefonierte der Mann ihm und sagte, der

Ecstasy-Trip habe alles wieder in die richtige Perspektive gerückt

und ihre Selbstachtung wieder aufgerichtet.

Ich fragte John, der auch Musiker ist, ob er schon auf E gespielt

habe. Er habe es schon versucht, die nötige Disziplin aber nicht

aufbringen können. Davon abgesehen, sei es ideal, da man kreati­

ver sei und es einem erlaube, einfach loszulegen, ohne die Angst,

die einen normalerweise daran hindert, sich frei auszudrücken.

2CB sei jedoch viel besser zum Musizieren.

Johns Schwester war Ende Vierzig und von ihrem Mann verlassen

worden, von dem sie sehr abhängig gewesen war. John und seine

Schwester waren sich nicht sehr nahe gestanden, als er sie über­

redete, mit ihm einen Tag auf E zu verbringen, sie hatte vorher

ausser Alkohol nie eine psychoaktive Droge genommen. Es war

ein erstaunlicher Tag, an dem sie gegenseitig innige Gefühle aus­

tauschten, auf Ereignisse in ihrem Leben zurückschauten und

feststellten, dass sie sich wirklich gerne hatten. Die Erfahrung

Page 223: Nicholas Saunders - Ecstasy

224 Anmerkungen Ecstasy

gab seiner Schwester wieder etwas Selbstvertrauen, sie wusste,

dass sie nicht ganz allein war.

Zum Vatertag wünschte sich John, einen Tag mit seiner Frau und

den zwei erwachsenen Kindern zu verbringen und gemeinsam E

zu nehmen. Die Zusammenkunft sei herrlich gewesen, die Familie

habe wieder einmal Nähe und Intimität erlebt.

140 Interview mit Jonathan, San Francisco, 2.11.93.

Jonathan ist sich an gute Erfahrungen mit E gewöhnt. Einmal

hatte er jedoch eine paranoide Erfahrung mit zwei 70-mg-Kap-

seln. Es war seine bisher höchste Dosis, aber seine Freundinnen

sagten ihm, die Qualität sei gut. Er war an eine Party eingeladen,

wo die Gäste sich einfach mit Ecstasy bedienen konnten. Er

nahm einen Freund mit, der ein paar Ecstasy für später in die

Tasche steckte. Jonathan bekam das Gefühl, der Gastgeber hasse

ihn dafür, dass er jemanden mitgenommen hatte, der die Gast­

freundschaft ausnutzte. Jonathan hatte nicht nur das Gefühl,

dass er die Gedanken seines Gastgebers, sondern dass dieser

auch seine lesen konnte, all seine Schwächen sah, dies nutzte

und ihn psychisch quälte. Jonathan war fest davon überzeugt,

dass dies geschehen war, bis er einige Zeit später dem Gastgeber

begegnete und sich dieser an nichts Derartiges erinnerte.

141 Besuch von Stuart Frescas der Purdue University, 11.1.94.

Frescas arbeitet seit den frühen siebziger Jahren zusammen mit

13 Wissenschafterlnnen unter der Leitung von Dr. David Nicholls

an der Purdue University. Ihre Arbeit wird vom Gesundheitsdepar­

tement der amerikanischen Regierung unterstützt und ist dem

Verständnis des menschlichen Geistes durch die Wirkung psycho­

aktiver Drogen gewidmet. Sie untersuchen nicht nur die Wirkung

bestehender Drogen, sondern synthetisieren zu diesem Zweck

neue Drogen. In diesem Zusammenhang haben sie u.a. ein Psy-

chedelikum hergestellt, das viel potenter ist als LSD, und Drogen

mit sehr spezifischen Wirkungen, wie z.B. eine, welche Töne um

bestimmte Höhen tiefer hören lässt.

Im Gegensatz zu Alexander Shulgin testen sie die neuen Drogen

nicht an Menschen, sondern an Ratten, die abgerichtet wurden,

zwischen verschiedenen Drogen zu unterscheiden. Diese Technik

ist zwar anerkannt, aber langwierig und teuer, und sie weist Fein­

heiten wie die Wärme von MDMA nicht nach. Eines der wichtig­

sten Projekte des Teams besteht darin, ein neues Analyseverfah­

ren für psychoaktive Drogen zu entwickeln, bei dem Elektroden in

bestimmte Teile des Hirns der Ratten eingepflanzt werden.

Computer analysieren die durch die Elektroden übermittelten

Informationen und liefern Vergleichstabellen, anhand deren die

Wirkungen von Drogen objektiv verglichen werden können. Dieses

Page 224: Nicholas Saunders - Ecstasy

225 Anmerkungen Ecstasy

Analyseverfahren sollte ermöglichen, die psychoaktiven Wirkun­

gen einer neuen Droge verlässlich zu bewerten, indem sich ihre

Tabelle mit jener von Drogen vergleichen lässt, deren Wirkungen

bekannt sind. Dieses Analyse- und die neuen Syntheseverfahren

gehören zu einer Reihe von Entwicklungen, die wahrscheinlich

zur Entdeckung neuer psychoaktiver Drogen führen wird.

Einige Drogen wirken auf das Dopamin- und das Serotonin-

System gleichzeitig, andere vor allem auf eines. Frescas kategori­

siert die Drogen nach diesem Kriterium: Auf der einen Seite (Do­

pamin, aufputschend) steht Methamphetamin, dann kommt das

Indan-Amphetamin, dann MDA, MDEA und MDMA und schliess­

lich auf der anderen Seite (Serotonin, warm) MBDB. Frescas ist

fasziniert vom durch MDMA bewirkten Einfühlungsvermögen und

denkt, dass mehr dahintersteckt als die bekannten Wirkungen auf

Serotonin und Dopamin. Er glaubt, dass auch Meskalin diese fei­

ne Qualität hat, was erklären würde, warum es in Peyote-Zeremo-

nien gebraucht wird. Diese Ähnlichkeit wird von den Versuchen

mit Ratten bestätigt. Sie ersetzen MDMA nur mit Meskalin und

sonst mit keinem anderen Psychedelikum.

Frescas glaubt, dass psychoaktive Drogen je nach Situation, in

der sie genommen werden, sehr unterschiedlich wirken, und

zitiert Dr. Nicholls, der sagt, dass es möglich ist, dass Konsumen­

tinnen in bestimmten Situationen wie z.B. beim Tanzen, gar kei­

nen Unterschied zwischen MDMA und Methamphetamin bemer­

ken. Die vollen, feinsten Wirkungen von MDMA (und anderer Dro­

gen) können am besten abgesondert von äusseren Reizen erlebt

werden.

LSD könne je nach Marke unterschiedlich wirken, weil es sich in

der Hitze, in der Luft und im Licht in verschiedene aktive Verbin­

dungen zersetzt. «Fensterscheiben»-Acid ist zwar gegen Luft,

aber nicht gegen Licht geschützt, während im Dunkeln aufbe­

wahrte Dosen gegen Licht, aber nicht gegen Luft geschützt sind

und deshalb nach der Lagerung andere aktive Verbindungen ent­

halten können.

Missbrauchspotential. Frescas glaubt, dass die MDMA-Versuche

mit Affen zu irreführenden Ergebnissen gekommen sind: Die Drug

Enforcement Administration hatte aus Experimenten gefolgert,

dass MDMA potentiell zu Missbrauch führt, weil sich gezeigt

habe, dass kokainsüchtige Affen sich «selbst mit MDMA stärken».

Frescas meint, die Anordnung habe das Resultat bestimmt: Die

Affen wollten sich nicht injizieren lassen, mussten an einen Stuhl

gebunden werden, weil sie sich wehrten, und «hassten» die For­

scherinnen. In diesem Zustand kann es Vorkommen, dass sie die

durch MDMA bewirkte Entspannung suchen - dies sollte jedoch

nicht als Beweis seines Missbrauchspotentials gesehen werden.

Toxizität. Bei Tieren werden die Serotonin erzeugenden Axone mit

Page 225: Nicholas Saunders - Ecstasy

226 Anmerkungen Ecstasy

hohen MDMA-Dosierungen schwächer und sterben ab. Obwohl sie

sich wieder regenerieren, scheinen sie rauher als vorher zu sein,

was als permanenter Schaden interpretiert werden könnte. Fen­

fluramin hat fast dieselbe Wirkung. Die Hirnfunktionen scheinen

jedoch trotz geschädigter Axone nicht beeinträchtigt zu werden.

Methamphetamin verursacht ähnliche Schäden, und Dr. Frescas

befürchtet, dass eine Kombination von MDMA mit Methampheta­

min die Toxizität gefährlich vergrössert. Die Hoffnung, Toxizität

vermeiden zu können, bestehe darin, einen potenteren Ersatzstoff

zu finden, der für die gleiche Wirkung kleinere Dosierungen benö­

tigt. Er bezweifelt, dass Fluoxetin keine Wirkung auf die MDMA-

Erfahrung hat (wie behauptet worden ist). Werde es nachher ein­

genommen, verhindere es vermutlich nur einen Teil der Toxizität.

Als ich ihn nach seiner Meinung über die Berichte fragte, die be­

sagen, dass einer von zwölf Ecstasy-Konsumenten wegen geneti­

scher Anfälligkeit gefährdet sei, sagte Dr. Frescas, dass diese

Personen wahrscheinlich wissen, dass sie auf Amphetamin und

nichtrezeptpflichtige Medikamente wie Contac (gegen Erkältun­

gen) und Sudafed mit Schlaflosigkeit und Unruhe reagieren.

Empfindliche Personen sollten kleinere Dosierungen nehmen.

Dr. Frescas erwähnte auch, dass der Saft von schwarzen Johan­

nisbeeren MAO-hemmend wirkt und dass, wenn eine Flasche ver­

dünnten Safts mit MDMA oder Amphetamin getrunken wird, Blut­

druck und Puls erhöht werden. Deshalb sollte dies vermieden

werden.

Sex. Dr. Frescas erwähnte, dass von kommerzieller Seite bisher

erfolglos daran geforscht wurde, eine Droge zu finden, die zu be­

friedigenden sexuellen Erfahrungen verhilft. Er glaubt, dass guter

Sex das Ergebnis vieler Bestandteile ist, von denen MDMA einen

und 2CB einen anderen liefert.

142 Mitteilungen von Rick Doblin.

Das russische Forschungsprojekt ist auf unbestimmte Zeit ver­

schoben worden. Dr. Krupitsky sagt, dass heute in Russland

nichts voraussagbar sei und ist einverstanden, das Geld seines

Projektes für das Versuchsprogramm in Nicaragua zur Verfügung

zu stellen.

Versuchsprogramm in Nicaragua, 2.94. David Nicholls hat ein Ge­

such für die Export-Lizenz von MDMA gestellt. Das Ministerium in

Nicaragua soll bald seine offizielle Zustimmung geben. Mehrere

Spitzenleute haben ihre Unterstützung angeboten, u.a. Dr. Bessel

van der Kolk, ein Fachmann in der PTSD-Forschung. Sylvia Gar-

ma von der Veteranenbehörde in San Francisco will PTSD-Fällen

in ganz Südamerika Hilfe anbieten. Ricks Kontaktperson in der

DEA war zuerst nicht einverstanden, bot aber dann doch seine

Unterstützung an mit der Begründung, den Kritikerlnnen den

Page 226: Nicholas Saunders - Ecstasy

227 Anmerkungen Ecstasy

Wind aus den Segeln zu nehmen, die der DEA immer vorwärfen,

sie blockiere die Erforschung von MDMA.

Prozac. «Es scheint, als berichten ungefähr ein Drittel der Prozac-

Konsumenten, die MDMA nehmen, dass sie die Wirkung von E

überhaupt nicht oder nur ganz schwach spüren.»

Telepathie. Rick nahm an einer Party E, schloss um ungefähr drei

Uhr morgens die Augen und nutzte die emotionale Klarheit des E-

Zustandes, um seine vergangenen Beziehungen durchzugehen.

Als er in sein Hotel zurückkehrte, fand er eine Notiz vor: Eine

Exfreundin, die er seit drei Jahren nicht gesehen und über die er

nicht nachgedacht hatte, träumte um drei Uhr nachts so heftig

von Rick, dass sie aufwachte, herumtelefonierte und Leute auf­

weckte, bis sie herausfand, wo er wohnte.

143 Brief von George Ricaurte, Johns Hopkins University, 23.11.93.

«Zu Ihrer Frage, ob tiefere Serotonin-Spiegel an und für sich als

«schädlich» betrachtet werden können, würde ich sagen, MDMA

verursacht zusätzlich zum tiefen Serotonin-Spiegel den Ausfall

von einigen anderen Markern der Serotonin-Neuronen. Insbeson­

dere bewirkt MDMA den Verlust von Serotonin-Wiederaufnahme-

Stellen, von Serotonin-Metaboliten (5-HIA) und von Tryptophan-

Hydroxylase (das Synthese-Enzym von Serotonin). Dieses Zusam­

mentreffen eines Mangels an neurochemischen Substanzen in

Verbindung mit morphologischen Beweisen für neuronale Seroto-

nin-Schäden weist deutlich darauf hin, dass MDMA und ähnliche

Drogen tatsächlich neurotoxisch sind.»

144 Brief und Manuskript von Myron Stolaroff, 1.94.

Seit den frühen sechziger Jahren forscht Myron Stolaroff daran,

den Gebrauch von Psychedelika zu entwickeln. Er hat eine Reihe

von Berichten über Psychedelika veröffentlicht, über ihre Wirkung

auf Wertvorstellungen, auf Persönlichkeit und Verhalten, über das

kreative Problemlosen und über die therapeutischen Wirkungen.

Er ist jetzt etwa siebzig Jahre alt, von seiner Arbeit immer noch

völlig in Anpruch genommen, und hat eben das Buch «Thanatos

to Eros - Thirty-Five Years of Psychedelica Exploration» fertig

geschrieben und mir den Entwurf des Kapitels über MDMA

geschickt. «Ich setze mich persönlich dafür ein, das Verständnis

und die Anwendung psychedelischer Substanzen zu fördern.»

Aus dem Manuskript über MDMA: « ... Psychedelika sind wertvol­

le Substanzen. MDMA hebt sich mit seinen hervorragenden Quali­

täten jedoch als einzigartig hervor. Die passendste Beschreibung,

die ich geben kann, ist, dass es eine unglaubliche Gnade ist.

Die Nachwirkungen von MDMA waren nicht wie jene etablierter

Psychedelika wie LSD und Meskalin, die den Körper meist eini-

germassen befreit und verjüngt hinterlassen ... Wenn die Psyche

Page 227: Nicholas Saunders - Ecstasy

228 Anmerkungen Ecstasy

einer Person relativ klar ist, dann ist der Ausklang ziemlich eu­

phorisch, und sie wird den restlichen Tag im sehr befriedigenden

Zustand der Zufriedenheit verbringen. Wenn jedoch ungelöste

Probleme im Unbewussten nicht vollständig behandelt wurden,

wirkt die Droge ganz plötzlich nicht mehr, man bleibt mit einem

körperlichen Unbehagen und irgendwie unsicher zurück.

Wir wollten dem entgegenwirken, indem wir MDMA mit anderen,

stärkeren psychedelischen Substanzen ergänzten, was sich als

eine ausgezeichnete Idee erwies. Was den Anfang meines Trips

[mit Psychedelika wie LSD] sonst unangenehm machte, war das

negative Karma, das ich aufgestaut hatte. Dieses musste zuerst

wiedergutgemacht werden, bevor ich die psychedelische Erfah­

rung geniessen konnte. Nun gelang mir dies mit MDMA: Dieses

hob mich automatisch und auf sehr angenehme Weise in neue

Welten, in der meine gewohnte psychische Last fehlte. Dies

klappte so gut, dass ich mich auf eine Untersuchung einIiess, in

der ich zeigen wollte, dass jedes gute Psychedelikum besser

wirkt, wenn man vorher MDMA nimmt.» Stolaroff und seine Frau

Jean geben an, dass die Wirkung von LSD, 2CB, MEM und

2-CT-2 durch MDMA verstärkt wird. Die Psychedelika wurden ent­

weder anstelle einer Nachdosierung von MDMA (z.B. zwei Stun­

den nach der ersten Dosis) oder eine oder zwei Stunden nach der

Nachdosierung von MDMA genommen.

Stolaroff schätzt MDMA wegen seiner kommunikativen Wirkung

sehr, findet aber auch, dass es in ruhiger Umgebung eine LSD-

ähnliche Erfahrung bewirkt. «Es wurde mir klar, dassman , wenn

man erfahren im Gebrauch einer Substanz wird, die Wirkung in

andere nützliche Gebiete lenken kann.»

Die Focusing-Technik (nach einem gleichnamigen Buch von

Eugene Gendlin) beschreibt er als «eine der wirksamsten Metho­

den, die ich kenne, um Verbindung mit versteckten Gefühlen auf­

zunehmen und diese zu befreien, was insbesondere den Körper­

stress lindert». Nachdem man sich für ein Gefühl entschieden

hat, das man untersuchen will, versucht man das Erleben des

Gefühls zu verändern, indem man eine geeignete Beschreibung

dieses Gefühls findet - eine Geste, ein Wort oder einen Satz.

Eine andere Technik, die Stolaroff beschreibt, besteht darin,

«im Körper eine Stelle zu finden, die sich gut anfühlt, und sich

darauf zu konzentrieren, das gute Gefühl zu steigern». Später ent­

deckt er, dass es nicht von Bedeutung ist, worauf er sich konzen­

triert - wenn man den Geist ruhig konzentriert, kann das innere

Glück wachsen. In einem Brief fügt er hinzu: «Die Erfahrung hat

mich gelehrt, dass das Oben, den Geist vollkommen ruhig zu

halten, das Verständnis anderer Wirklichkeitsebenen mit ihren

begleitenden Hochgefühlen erleichtert.»

Das Kapitel endet folgendermassen: «Wenn man mit dem ganzen

Page 228: Nicholas Saunders - Ecstasy

229 Anmerkungen Ecstasy

Ausmass von Möglichkeiten dieser aussergewöhnlichen Verbin­

dung vertraut wird, ist es schwierig zu bestreiten, dass sie eine

der bemerkenswertesten Gnaden des Lebens ist.»

(siehe «Using Psychedelics Wisely»46)

145 The Times, 14.2.94.

In diesem Artikel mit der Überschrift «Drogenkultur greift das

Herz Englands an» wird behauptet, dass Reporter der Zeitung ver­

schiedene «alte Grafschaften» besucht und herausgefunden

haben, dass der Drogenkonsum dort ebenso verbreitet ist wie in

den Städten. In den Dörfern bestellen Konsumentinnen Drogen

per Telefon - «wie eine Pizza». Das ländliche Lincolnshire steht

nun an der Spitze der Liste beschlagnahmter Drogen pro Einwoh­

nerin. Der einzige Grund dafür, warum meist Städte oben auf die­

ser Liste stehen, ist, «dass Drogenkommandos der Polizei nicht

sehr oft in ländliche Gebiete kommen». Die am häufigsten konsu­

mierten Drogen seien Cannabis, LSD, magische Pilze, Ampheta­

minsulfat und Ecstasy. Eine offizielle Umfrage im ländlichen East

Sussex hat ergeben, dass 20% der 14—15jährigen eine illegale

Droge versucht haben, ungefähr gleich viele wie in den Städten.

146 Rave im Club Together, 12.2.94.

Club Together ist einer von mehreren privaten Clubs, die Raves

organisieren. Fast jeden Monat werden Rundschreiben an die Mit­

glieder verschickt und Eintrittskarten für £10 angeboten. Mir

wurde gesagt, dass der Club von und für ältere Raver betrieben

wird. Am Rave stellte man mir einen Architekten, einen Compu­

teranimator, einen Konferenzveranstalter und einen Rechtsanwalt

vor. Fast alle der schätzungsweise 500 Anwesenden waren weiss,

angezogen wie für eine Cocktailparty und zwischen 25 und 35

Jahre alt. Die Stimmung glich der einer Büroparty, die meisten

Leute kannten sich. Die gut organisierte Veranstaltung, an der ich

teilnahm, fand in einem Fotostudio statt, das viel gemütlicher

eingerichtet war als die üblichen Lokalitäten für Raves. Der Rave

begann um Mitternacht und dauerte die ganze Nacht.

Obwohl man mir gesagt hatte, dass 95% der Leute auf E sein

würden, schien mir, als ob nur 20% offensichtliche Anzeichen

eines E-Verhaltens zeigten. Die meisten tranken Bier, und überra­

schend viele rauchten Zigaretten. Es gab ziemlich viele, die

gleichzeitig Alkohol tranken und E nahmen. Das Verhalten war

eine Mischung, die mit Alkohol und E verbunden wird - es wurde

geplaudert und geflirtet, niemand verhielt sich aggressiv, die

glückselig Tanzenden und Umarmenden wurden akzeptiert. Es

entwickelte sich jedoch nicht diese magische Gruppenerfahrung

eines Raves, zwischen den Tanzenden und dem DJ gab es keine

Resonanz.

Page 229: Nicholas Saunders - Ecstasy

230 Anmerkungen Ecstasy

147 Brief von Fiona Measham, Februar 1994.

Fiona Measham untersucht eine Gruppe von Jugendlichen, die

nun im Alter von 16 bis 17 Jahren sind (siehe Anm. 49). Sie

besucht dafür alle vierzehn Tage auch abgefahrene Szenenclubs

in den Midlands wie The Edge in Coventry, das Institute und Q in

Birmingham, letzteres ist eine umgewandelte Kirche für 3000

Leute. «Was Trends betrifft ... die Szene ist zurzeit ein sehr

lebendiger Dschungel, ein vibrierendes Durcheinander. Zahlreiche

neue, grosse Clubs wurden eröffnet. Letztes Jahr berichteten mir

einige, sie hätten Erfahrungen mit -falschem Ecstasy> gemacht,

was sie dazu bewog, andere Tanzdrogen wie LSD und Speed zu

nehmen. In letzter Zeit scheint die bessere Qualität einige wieder

zurück zu Ecstasy, der bevorzugten Tanzdroge, geführt zu haben.

Nun bleiben die Leute bei einer Marke, die sie kennen und der

sie trauen, vor allem <Doves>, während sie vorher immer das neu­

este E auf dem Markt versuchen wollten.

Eine kleine, aber wachsende Anzahl Personen konsumiert Kokain,

das immer leichter und billiger erhältlich ist. Freunde sagen,

ihnen werde auf den Toiletten an Parties oft eine Linie angebo­

ten ... Es gibt dabei auch kulturelle Unterschiede: Junge Schwar­

ze in Wolverhampton kombinieren eher Speed, Kokain, Crack,

Cannabis und Alkohol, während für junge weisse Männer E defini­

tiv die beliebteste Droge ist.»

148 Sunday Times, 13.2.94.

In diesem Artikel über Prozac wird ein Psychologe zitiert: «Prozac

lässt die Wirklichkeit klarer sehen. Es ist keine Glückspille, es

wirkt auf die Emotionen und Gefühle der Leute, wie Brillen auf

Leute mit Sehschwierigkeiten wirken.»

149 Brief von Kellie Sherlock, März 1994.

Kellie Sherlock leitet vier Forschungsprojekte über Ecstasy-Kon-

sum an der Psychologischen Fakultät der Universität Leeds.

«Die erste Studie besteht aus einem umfassenden Fragebogen,

der den entscheidenden Faktoren des Konsums nachgeht. Der

Hauptteil umfasst Fragen zur Demographie, zum Konsumverhal­

ten, zu Kenntnissen über Drogen sowie zu Haltungen und Mei­

nungen zum Drogenkonsum.» Diese Fragebogen wurden an 6000

16—25jährige verteilt. Sherlock möchte nach einem Jahr einige

der Personen erneut befragen, um festzustellen, ob sie noch

immer gleich antworten.

«Die zweite Studie besteht aus einer Serie halbstrukturierter Tie­

feninterviews mit jungen Konsumentinnen. Ich hoffe, damit mehr

qualitative Daten zu gewinnen, um die quantitativen Daten der

Fragebogen zu ergänzen. Ich interessiere mich dafür, warum sie

mit Drogen angefangen, weitergemacht und aufgehört haben, für

Page 230: Nicholas Saunders - Ecstasy

231 Anmerkungen Ecstasy

die positiven Auswirkungen und für die gesundheitlichen Folgen

des Konsums.» Auch hier soll nach zwölf Monaten eine Nachbe­

fragung durchgeführt werden. «Ich möchte dabei eine Skala wie

die Brown-und-Harris-Event-Skala einsetzen, um sehen zu kön­

nen, wie sich Ereignisse im Leben auf den Drogenkonsum

auswirken.»

Die dritte Studie ist eine Behaviour-Validations-Studie in zwei

Teilen: Ein Gruppentest mit 40 Personen und mit zehn von die­

sen eine Längsschnittuntersuchung. «Dies umfasst eine Reihe

von Urinproben nach dem Konsum von Ecstasy und eine an­

schliessende Befragung mittels eines detaillierten Fragebogens

über die Wirkungen, welche anderen Drogen sie genommen haben

etc.» Sie wird versuchen, die Wirkungen auf das Verhalten mit

den im Urin nachgewiesenen Drogen zu vergleichen. Die vierte

Studie über Ecstasy und Ernährungsgewohnheiten befindet sich

noch im Planungsstadium.

150 Ulster, San Francisco Chronicle, 26.1.94.

«An Raves fragt dich niemand nach deiner Religionszugehörig­

keit ... Raves sind die letzten Treffpunkte für die Kinder der

katholischen und der protestantischen Gewalt ... Wir haben nie

etwas anderes gekannt als Hass ... Es ist immer dasselbe: sie auf

der einen Seite, du auf der anderen - ausser an Raves.»

151 Sunday Times, 9.1.94.

«Das amerikanische Beispiel zeigt, dass die Profite vom Drogen­

handel so unermesslich sind und die Nachfrage derart gross, dass

ein Verbot das Problem nur noch verschärft. Es hält den Preis für

Drogen künstlich hoch, so dass die Konsumenten kriminell wer­

den müssen, um sie bezahlen zu können. Drogen zu legalisieren

ist ein schmerzliches Eingeständnis eines Versagens, dennoch

bleibt es die einzig mögliche Strategie, die Kriminalitätsrate tief

zu halten. Auch wenn dies die Mehrheit der Parlamentarier weder

in England noch in Kalifornien zugibt.»

152 Brief von Dr. John Henry von der National Poisons Unit, 13.12.93.

Ich hatte nach einer Liste von Verunreinigungen in Tabletten oder

Kapseln, die als «Ecstasy» verkauft werden, gefragt; ich bezog

mich dabei auf einen Artikel in «Time Out», in dem es hiess,

«Ecstasy»-Pillen hätten Heroin, Glassplitter und Rattengift

enthalten:

«Ich weiss von den folgenden Substanzen (von denen einige

<aktiv> sind, andere Bestandteile umformulierter Tabletten): Para­

cetamol, Codein, Dihydrocodein, Amphetamin, MDA, MDEA,

Ketamin, Tiletamin und LSD.»

«Wir sind nicht sehr an den nichtpharmakologischen Bestandtei­

Page 231: Nicholas Saunders - Ecstasy

232 Anmerkungen Ecstasy

len interessiert, haben aber davon gehört, dass Tabletten für die

Pflege von Aquarien und Stoffe für Lebensmittelkonservierung

etc. verkauft werden. Diese Substanzen sind nicht besonders

gefährlich.»

153 Dr. J. Newmeyer: X at the Crossroads. (X am Scheideweg.) Haight-

Ashbury Free Clinic, San Francisco, Juni 1993.

«MDMA geniesst zurzeit das grösste Wachstumspotential unter

den illegalen Drogen. Ich glaube, MDMA wird entweder eine

De-facto-Toleranz erreichen, d.h. ähnlich wie Marihuana von

einem Grossteil der Gesellschaft akzeptiert, oder ähnlich wie LSD

heftig abgelehnt werden. Die nächsten 24 Monate werden ent­

scheidend sein.

Faktoren für eine Akzeptanz:

1. Der Höhepunkt des <Drogenproblems> ist überschritten. Seit

1985 ist der Anteil der Amerikaner, die Drogenmissbrauch als

das grösste Problem bezeichnen, ständig gesunken. Es wäre folg­

lich schwierig, eine neue Front im Krieg gegen die Drogen zu

eröffnen. Krieg gegen MDMA zu führen würde erfordern, die

Öffentlichkeit wieder gegen Drogen aufzuhetzen.

2. Widrige Reaktionen treten selten auf. Nach millionenfachem

MDMA-Gebrauch wird nur über eine geringe Zahl ernster Proble­

me berichtet. Da es an MDMA-Horrorgeschichten mangelt, haben

die Gegner keine Munition für eine Repressionskampagne.

3. Einflussreiche Befürworter. Im Unterschied zur Mehrheit der

Konsumenten von Heroin oder Crack stammen viele MDMA-Kon-

sumenten aus der gebildeten Mittelschicht, die hohe Qualifikatio­

nen und einflussreiche Stellen erlangen. Sie werden sich heftig

gegen die Repression zur Wehr setzen.

4. Das Konzept der Schadensbegrenzung wird die Zahl von Unfäl­

len und somit auch die Zahl der Horrorgeschichten weiter redu­

zieren.

Faktoren für eine Ablehnung:

1. Die Tendenz des steigenden Gebrauchs durch weniger gut ge­

bildete Leute mit mehr persönlichen Problemen führt wahrschein­

lich dazu, dass häufiger nachteilige Wirkungen auftreten, was den

Ruf der Droge beeinträchtigt.

2. Die Zunahme des Gebrauchs an Raves wird ebenfalls häufiger

zu nachteiligen Wirkungen führen. Spät in der Nacht unter Unbe­

kannten in einer anstrengenden Umgebung E zu konsumieren ist

das Gegenteil vom <idealen Setting», das Kenner empfehlen, d.h.

die Droge mit ein paar wenigen vertrauten Freunden, gut ausge­

ruht und am Tag, in einer ruhigen Umgebung zu nehmen.

3. Verzerrte Medienberichterstattung. Wenige spektakuläre Zwi­

schenfälle können die Öffentlichkeit zur falschen Annahme verlei­

ten, die Droge sei gefährlicher als beispielsweise Alkohol.

Page 232: Nicholas Saunders - Ecstasy

233 Anmerkungen Ecstasy

4. Puritanismus. Durch das Verhalten von MDMA-Konsumenten

könnte die tief verankerte, kulturelle Ablehnung gegenüber

Genuss und Müssiggang erregt werden.»

Newmeyer ist sich sicher, dass es bis Juni 1995 zu einem ein­

deutigen Stimmungsschwung in die eine oder andere Richtung

kommen wird.

154 Gerome Beck/Marsha Rosenbaum: The Pursuit of Ecstasy. (Das

Streben nach Ekstase.) State University of New York Press,

Februar 1994.

Dieses 240 Seiten dicke Buch ist eine umfassende Betrachtung

der Droge von zwei Soziologen, die ihre Arbeit knapp zwei Jahre

nach dem Verbot begannen. Ihr Stil ist seriös und akademisch,

aber gut verständlich. Das Buch behandelt weitgehend die glei­

chen Aspekte wie dieses. Der Hauptunterschied zwischen den

beiden Büchern besteht darin, dass es den Gebrauch in den USA

gründlicher behandelt, während der gegenwärtige Konsum in Eng­

land und Europa knapper beschrieben ist. Das Buch beginnt mit

drei Erfahrungsberichten unterschiedlicher Typen von Konsu­

mentinnen, die zeigen, wie sehr die Erfahrung von der Erwartung

beeinflusst ist. Der Hauptteil des Buches basiert auf hundert

Interviews mit Konsumentinnen.

Speziell erwähnenswerte Ergebnisse:

Einstellung. Einerseits «macht die Droge etwas mit dir», entspre­

chend wird die bemerkte Wirkung der Droge zugeschrieben. Ande­

rerseits ermöglicht sie den Konsumentinnen nur, sich frei auszu­

drücken, die Wirkung widerspiegelt also Aspekte der Persönlich­

keit der Konsumentinnen, die normalerweise unterdrückt sind.

Gruppenerfahrungen. Einige Anhängerinnen von New Age bringen

die MDMA-Erfahrung in Beziehung mit der «gestalterischen

Schwingung», ein von Rupert Sheldrake geprägter Begriff: Als

ermögliche Ecstasy ihnen, sich ein Feld kollektiv gesammelter

Erfahrungen zu erschliessen. Die Vorreiter der Raves sind die

Konzerte der kalifornischen Rockgruppe Grateful Dead, an denen

seit 1965 bis heute eine grosse Zahl von Leuten Drogen nehmen

und die spirituelle Erfahrung eines Gruppenbewusstseins ma­

chen.

Akzeptanz. Ecstasy wurde von konventionellen Leuten genommen

und akzeptiert: Für sie war Ecstasy keine Droge und ungefährlich,

besonders, bevor es verboten wurde. Es werden zahlreiche Bei­

spiele für diese Gruppe gegeben - von den «Dallas-Hedonisten»

(gutsituierte junge Berufstätige) bis zu den «New Agern», für die

der Zustand auf Ecstasy «wirklich» und nicht «stoned» ist.

Wahrheitsdroge. «Ich glaube, es macht dich weniger ängstlich und

erleichtert dir, dich selber zu lieben. Wenn du das kannst, bist du

bereit, mehr Risiken einzugehen - eines davon ist, die Wahreit zu

Page 233: Nicholas Saunders - Ecstasy

234 Anmerkungen Ecstasy

sagen.» Es erleichtert einem, die Wahrheit zu sagen, hindert aber

nicht daran, zu lügen.

Sex. Prostituierte berichten, MDMA eigne sich dazu, eine bessere

Atmosphäre mit Kunden zu schaffen. Eine Oben-ohne-Tänzerin

fand, es helfe ihr, mit dem vulgären Verhalten der Männer umzu­

gehen, sich weniger missbraucht zu fühlen - und so mehr Trink­

geld zu verdienen. Einige Leute berichten, sie seien offener ge­

worden für neue sexuelle Erfahrungen.

Kreativität. Eine Person beschreibt MDMA als künstlerisches Aro­

ma, das sie öfters in kleinen Mengen für die künstlerische Arbeit

benutze. Ein Schriftsteller erzählt, dass Ecstasy ihm ermöglicht,

sich mehr in den Inhalt zu vertiefen, und der Erzählung erlaubt,

spontan zu fliessen.

Anhaltende Wirkungen. Die Erfahrung ins tägliche Leben zu inte­

grieren sei einfach. Die am häufigsten genannte spirituelle Wir­

kung sind tiefe Gefühle von Verbundenheit mit Natur und

Menschen. Es erleichtere auch Trennung von Ehen. Ein Psycho­

therapeut glaubt, MDMA habe ihm geholfen, sich besser kennen­

zulernen und somit offener für seine Klientinnen zu sein.

Unangenehme Wirkungen. Freizeitkonsumentlnnen scheinen häufi­

ger einen Kater zu haben, während Therapiegebraucherlnnen das

«Nachglühen» schätzen. Konsumentlnnen, die mehr als 200 mg

einnahmen, berichten von weniger guten Wirkungen.

Sucht. Langfristig betrachtet zeigte sich keine Abhängigkeit. Viele

konsumieren es zeitweise übermässig, die Nachwirkungen bringen

sie jedoch davon wieder ab. Regelmässige Konsumentlnnen mei­

nen, sie bräuchten Pausen, um die Wirkung wieder spüren zu

können.

Schädlichkeit. Das Medikament Fenfluramin ist für den täglichen

Gebrauch zugelassen, obwohl es schon bei einer l,25fachen

Dosis ähnliche Schädigungen verursacht wie MDMA-Überdosie-

rungen. Eine Tabelle gibt Antwort auf die Frage an die Konsu­

mentlnnen, wie sehr sie verschiedene Drogen schätzen. Die

meistgeschätzten sind (der Reihe nach) MDMA, Psilocybin,

Meskalin, andere Opiate, Koffein, Marihuana, LSD und Alkohol,

während Methamphetamin, Speed-Pillen, Tabak und Kokain viel

tiefer bewertet wurden. Es wird auch die Zahl derer angegeben,

die mit dem Drogenkonsum aufgehört haben; es zeigt sich, dass

nur 9% aufhören, MDMA zu konsumieren, während ein höherer

Anteil andere Drogen aufgaben: 15% Marihuana, 29% Psilocybin,

44% Kokain, 50% Methamphetamin und 73% Speed-Pillen.

155 Dr. Hilary Klee/Dr. Juli Morris: An Analysis of the Potential for HIV

Transmission among Stimulant-Using Ravers. (Analyse des HIV-

Übertragungspotentials unter drogenkonsumierenden Ravern.)

Manchester Metropolitan University, Juni 1993.

Page 234: Nicholas Saunders - Ecstasy

235 Anmerkungen Ecstasy

Die Studie sollte ausfindig machen, ob die erhöhte Sinnlichkeit

und die soziale Interaktion, die durch den Drogenkonsum an

Raves entstehen, zu erhöhter sexueller Aktivität und Verbreitung

von HIV führen. Dazu wurden zwei Studien im Norden Englands

durchgeführt.

Die Resultate der ersten Studie, die sich auf Amphetamin-Konsu-

mentlnnen (inklusive Ecstasy) bezieht, sind folgende: Jene, die

Raves besuchten, hatten nicht häufiger spontane sexuelle Kon­

takte als Nichtraver. Die Wahrscheinlichkeit, dass Konsumentin­

nen von Amphetamin Geschlechtsverkehr hatten, war kleiner. Sie

waren der Anwendung von Kondomen gegenüber positiver einge­

stellt. Ihr Ansteckungsrisiko war demnach geringer.

Die zweite Studie betrifft Personen, die verschiedene Drogen neh­

men: 10% von ihnen konsumierten regelmässig Ecstasy; zwei

Drittel waren jünger als 25. Ecstasy-Konsumentlnnen neigten

dazu, häufiger und hohe Dosierungen von Cannabis und Amphet­

amin zu konsumieren. Sie hatten mehr Freundinnen und nahmen

Drogen seltener allein. Sie zeigten grösseres Interesse an Sex und

hatten häufiger Sex und mit mehr Partnern. Obwohl ihre Haltung

gegenüber Kondomgebrauch ähnlich war wie jene der Nichtkon-

sumentlnnen, brachte die erhöhte sexuelle Aktivität auch ein

erhöhtes Ansteckungsrisiko mit sich.

156 George Ricaurte u.a.: Chronic MDMA Use: Effects on Mood and

Neuropsychological Function? (Chronischer MDMA-Konsum: Wir­

kungen auf Stimmungen und neuropsychologische Funktionen?)

American Journal of Drug and Alcohol Abuse, 18.3.92.

Gegenstand der Untersuchung war die Frage, ob MDMA-Konsum

möglicherweise langfristige psychologische Folgen hat. Neun Per­

sonen mit extensivem MDMA-Konsum (zwei Mal monatlich

während fünf Jahren) wurden untersucht.

Keiner der neun Untersuchten berichtete von gegenwärtigen psy­

chischen Problemen, obwohl sieben von ihnen erzählten, dass sie

früher an Ängsten oder Depressionen litten. Die meisten hatten

eine Familiengeschichte mit Missbrauch von Alkohol oder ande­

ren Substanzen. Alle konsumierten manchmal andere Stoffe,

obwohl MDMA ihre bevorzugte Droge war.

«Untersuchungen ihres geistigen Zustandes zeigten keine klini­

schen Beeinträchtigungen der kognitiven [erkenntnismässigen,

d. Hrsg.] Funktionen, auch in neurologischen Untersuchungen

zeigten sich keine diesbezüglichen neurologischen Defizite.»

«Die Leistung beim Hamburg-Wechsler-Test war bei einzelnen

Untersuchten leicht vermindert» - aber der Grad der Beeinträch­

tigung stimmte nicht mit dem Ausmass des MDMA-Konsums

überein. Bei allen, ausser dem stärksten MDMA-Gebraucher, war

mindestens eine der neuropsychologischen Funktionen beein-

Page 235: Nicholas Saunders - Ecstasy

236 Anmerkungen Ecstasy

trächtigt. Es wurden jedoch bei keiner Testperson affektive

Störungen, Angst oder Depression festgestellt.

In einer Bemerkung wird davor gewarnt, definitive Schlüsse zu

ziehen, weil die Auswahl zu klein war. Insgesamt zeigte sich aber,

dass schwere MDMA-Gebraucherlnnen wahrscheinlich ein leicht

schwächeres Kurzzeitgedächtnis haben, sich aber nicht depressiv

fühlen oder sonstige Probleme aufweisen, die ihr Leben beein­

trächtigen könnten.

157 George Ricaurte u.a.: Serotonin Neurotoxicity after MDMA: A Con­

trolled Study in Humans. (Serontonin-Neurotoxizität von MDMA:

Eine kontrollierte Studie bei Menschen.) In: Neuropsychopharma-

cology, 1994, in Druck.

Ob MDMA für den Menschen neurotoxisch ist oder nicht, steht

bis jetzt nicht fest, doch zeigte sich in Tierversuchen, dass es

Schäden bei den Serotonin-Neuronen im Hirn verursacht.

30 MDMA-Konsumentlnnen wurden für einen kontrollierten Ver­

such nach mindestens zwei Wochen Abstinenz zugelassen. Eine

nach Gewicht, Grösse, Ausbildung und Konsum anderer Drogen

ausgewählte Kontrollgruppe von 28 Personen wurde ihnen gegen­

übergestellt. Im Durchschnitt hatten sie wöchentlich eine Dosis

von 170 mg MDMA bei 95 Gelegenheiten in fünf Jahren genom­

men. Weil es keine Methoden gibt, die serotoninerge Neurotoxizi­

tät im lebenden menschlichen Hirn zu prüfen, wurde eine indi­

rekte Methode angewandt, indem die Konzentration von 5-HIAA

in der Rückenmarkflüssigkeit gemessen wurde. Frühere Untersu­

chungen bei Affen haben einen Zusammenhang zwischen der se-

rotoninergen Neurotoxizität und der Konzentration von 5-HIAA in

der Rückenmarkflüssigkeit ergeben.

Auch das Schmerzempfinden wurde bewertet, da Serotonin mit

dem Schmerzgefühl assoziiert wird. Ebenso wurden Persönlich­

keitsbewertungen vorgenommen und mit jenen der Kontrollgruppe

verglichen.

Die Resultate zeigten, dass die MDMA-Konsumentlnnen tiefere 5-

HIAA-Spiegel hatten, was darauf hinwies, dass ihr Serotonin-

Spiegel tiefer war. Jedoch konnte weder ein signifikanter Zusam­

menhang zwischen dem 5-HIAA-Spiegel und dem Ausmass des

MDMA-Gebrauchs festgestellt werden noch bezüglich Dauer und

Häufigkeit des Konsums oder des Zeitraums seit dem letzten

MDMA-Gebrauch. Man nimmt an, dass Versuche mit dem Medi­

kament Fenfluramin, «welches von mehr Leuten und häufiger als

MDMA eingenommen wird und hoch toxisch für die 5-HT-Neuro-

nen bei nichtmenschlichen Primaten ist», vergleichbare Resultate

ergeben würde.

Es zeigte sich kein Unterschied in der Schmerzempfindlichkeit

der MDMA-Konsumentlnnen und der Kontrollgruppe.

Page 236: Nicholas Saunders - Ecstasy

237 Anmerkungen Ecstasy

Die Persönlichkeitsbewertungen erwiesen statistisch signifikante

Unterschiede zwischen MDMA-Konsumentlnnen und der Kontroll­

gruppe: MDMA-Konsumentlnnen zeigten «eine verminderte Im­

pulsivität, ein grösseres Bedürfnis zur Schadenvermeidung und

weniger indirekte Aggression». Das kam unerwartet, da bisher ver­

mutet wurde, dass ein tieferer Serotonin-Spiegel einem erhöht

impulsiven und aggressiven Verhalten entspricht. Alternative Er­

klärungen für diese Ergebnisse wurden diskutiert und als unwahr­

scheinlich wieder verworfen.

Schlussfolgerungen:

1. Die Feststellung, dass der 5-HIAA-Spiegel im Rückenmark von

MDMA-Konsumentlnnen tiefer ist, und infolgedessen auch der

Serotonin-Spiegel im Hirn, «weist vielleicht auf die Neurotoxizität

von MDMA» für Konsumentinnen hin. Die vermutete Toxizität war

bei Frauen grösser; dies lässt sich vielleicht dadurch erklären,

dass bei ihnen die Konzentration höher war, weil sie kleiner sind

oder weil sie die Droge häufiger konsumierten.

2. Die Feststellung, dass MDMA-Konsumentlnnen weniger impul­

siv sind, ein grösseres Bedürfnis haben, Schaden zu vermeiden

und weniger indirekte Aggressionen zeigen, unterstützt die Vor­

stellung, dass diese Persönlichkeitsmerkmale durch Serotonin

reguliert werden.

158 Dr. Debby Harlow: Überblick über die Erfahrungen mit MDMA in der

Psychotherapie (nicht publiziert).

Kurz bevor MDMA illegal wurde, führte Dr. Harlow eine Umfrage

bei 16 Therapeutinnen durch, welche die Droge zur Unterstüt­

zung ihrer Arbeit anwendeten. Die Therapeutinnen wurden gebe­

ten, den Nutzen von MDMA als Hilfsmittel in der Psychotherapie

einzuschätzen.

Der Nutzen von MDMA in der Behandlung verschiedener Störungen.

Die Therapeutinnen hatten die Auswirkungen in einer Sieben-

Punkte-Skala von «viel schlechter» bis «viel besser» zu bewerten:

Alkoholsucht: 2 «leicht besser», 4 «besser», 10 keine Angaben.

Kokainsucht: 1 «leicht besser», 6 «besser», 1 «viel besser»,

8 keine Angaben.

Depressive Störungen: 1 «leicht besser», 10 «besser», 5 «viel

besser».

Phobien: 1 «leicht besser», 6 «besser», 7 «viel besser», 2 keine

Angaben.

Alexithymie (Unfähigkeit, Gefühle zu äussern): 1 «keine Verände­

rung», 2 «besser», 11 «viel besser», 2 keine Angaben.

Posttraumatische Belastungsreaktionen: 1 «leicht besser», 2

«besser», 11 «viel besser», 2 keine Angaben.

In Familien- und Eheberatungen: 1 «leicht besser», 8 «besser»,

6 «viel besser», 1 keine Angaben.

Page 237: Nicholas Saunders - Ecstasy

238 Anmerkungen Ecstasy

Konflitktlösen, Verhandeln, Meditieren: 1 «leicht besser», 5 «bes­

ser», 10 «viel besser».

In der psychologischen Behandlung von Krebskranken: 7 «bes­

ser», 3 «viel besser», 6 keine Angaben.

Erleichterung der Verbindung Klient-Therapeut: 1 «leicht bes­

ser», 1 «besser», 14 «viel besser».

Ausbildung von Psychotherapeuten: 1 «besser», 13 «viel besser»,

2 keine Angaben.

Allgemeiner psychologischer Wert.

Aufgrund ihrer Kenntnisse und ihrer Erfahrung sollten die Thera­

peutinnen den allgemeinen psychologischen Wert von MDMA ein­

schätzen - von «wertlos» bis «äusserst wertvoll». Einer antwortete

«massig wertvoll», 8 «sehr wertvoll», 7 «äusserst wertvoll».

Allgemeiner psychotherapeutischer Wert.

Die Therapeutinnen sollten die bei Klientinnen beobachteten

Auswirkungen von MDMA einschätzen - von «sehr positiv» bis

«sehr negativ». 16 antworteten «sehr positiv», einer «positiv».

Eigenschaften und Verhalten während MDMA-Sitzungen.

Die Therapeutinnen sollten angeben, in welchem Ausmass sich

Verhalten und gewisse Eigenschaften während einer MDMA-Sit-

zung veränderten im Vergleich mit einer Sitzung ohne MDMA:

siehe Tabelle 1, Seite 239.

Langfristige Eigenschaften und Verhaltensweisen.

Die Therapeutinnen sollten angeben, in welchem Ausmass sich

Verhaltensweisen und gewisse Eigenschaften sechs Monate oder

länger nach einer MDMA-unterstützten Sitzung veränderten:

siehe Tabelle 2, Seite 240.

159 Raves Threaten Jobs in Drink Trade. (Raves bedrohen Jobs im Ge­

tränkehandel.) In: The Times, Oktober 1993.

«Jobs in der traditionellen Freizeitindustrie sind durch den massi­

ven Boom von Raves gefährdet, die wie Pilze aus dem Boden

schiessen und sich, wie neue Recherchen ergaben, zu einem

jährlichen 2-Milliarden-Geschäft entwickelten ... Mehr als eine

Million junger Leute nehmen wöchentlich an Raves teil und ge­

ben im Schnitt £35 an einem Abend aus. Die Parties sind oft

alkoholfrei, dafür werden gewöhnlich zahlreiche andere Drogen

konsumiert. Raves sind beliebter geworden, während die Zahl der

jungen Leute, die in Pubs gehen, um 11% gefallen ist ...

Um dieses Phänomen in die richtige Perspektive zu rücken, muss

erwähnt werden, dass dieser Umsatz etwa gleich gross wie jene

des Buch- oder des Zeitungsmarktes ist oder mindestens ein Vier­

tel so gross wie der Spirituosenhandel ... Die 2 Milliarden sind

wohl eine zu tiefe Schätzung, da sie nur die bewilligten Raves

umfasst ... Sie sind eine bedeutende Gefahr für die Einnahmen

von Sektoren wie des lizensierten Getränkehandels.»

Page 238: Nicholas Saunders - Ecstasy

239 Anmerkungen Ecstasy

Projektion

Konfliktlosen

emotionale Rigidität

Gefühl des Vertrauens

emotionale Klarheit

Fähigkeit, Gefühle und Emotionen zu verbalisieren

Einfühlungsvermögen

Abwehrhaltung

Einsichten

Selbstakzeptanz und Selbstversöhnlichkeit

Akzeptanz und Versöhnlichkeit anderer

Ich-Stärke oder Integrität

kognitive Rigidität

Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen (Familie, Gesellschaft, Arbeit)

Leistungen bei Arbeit und Karriere

Angst

Selbstwertgefühl

positive Übertragung oder Einstellung zu Therapeutin

negative Übertragung

sexuelle Erregung

Depression

Gefühl persönlicher Liebe oder Zuneigung

erotisches Gefühl oder transpersonale Liebe

Tabelle 1 vielschwä­cher7

5

8

2

2

1

4

2

schwä­cher

5

10

1

6

7

1

8

5

1

10

leichtschwä­cher

1

1

6

3

2

1

1

1

nichtverän­dert1

1

3

7

1

5

leichtstärker

1

1

4

8

1

1

8

5

3

2

2

2

2

2

stärkei

1

9

8

9

7

7

11

12

11

6

6

1

9

4

2

1

11

11

vielstärker

7

4

3

3

3

3

2

9

2

2

we iss nicht

1

2

1

i

i

1

Page 239: Nicholas Saunders - Ecstasy

240 Anmerkungen Ecstasy

Projektion

Konfliktlösen

emotionale Rigidität

Gefühl des Vertrauens

emotionale Klarheit

Fähigkeit, Gefühle und Emotionen zu verba­lisieren

Einfühlungsvermögen

Abwehrhaltung

Einsichten

Selbstakzeptanz und Selbstversöhnlichkeit

Akzeptanz und Versöhn­lichkeit anderer

Ich-Stärke oder Integrität

kognitive Rigidität

Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen (Familie, Gesellschaft, Arbeit) Leistungen bei Arbeit und Karriere

Angst

Selbstwertgefühl

positive Übertragung oder Einstellung zu Therapeutin negative Übertragung

sexuelle Erregung

Depression

Gefühl persönlicher Liebe oder Zuneigung

erotisches Gefühl oder transpersonale Liebe

Tabelle 2 vielschwä­cher

1

schwä­cher

5

10

9

5

7

6

10

leichtschwä­cher8

3

3

7

4

3

1

ncnt/erän-Jert

1

1

3

1

11

3

leichtstärker

5

6

5

1

8

1

3

3

7

6

5

8

2

7

10

8

7

8

11

4

11

9

9

4

6

4

4

9

5

2

starker vielstärker

weissnicht

1

1

1

1

1

1

1

1

1

1

1

13

5

1

1

1

Page 240: Nicholas Saunders - Ecstasy

241 Anmerkungen Ecstasy

160 Holländische Drogenhersteller liefern eimerweise Eve. Reuters,

29.7.93.

«Die Droge wurde offiziell am 27. Juli verboten, doch wurde den

Konsumenten eine 3-Tages-Frist gewährt, damit sie telefonisch

ihre Bestellungen aufgeben konnten ... Die Produzenten hatten

ein legales Hintertürchen genutzt und für einen Haus-zu-Haus-

Service geworben.»

161 Treffen mit Dr. Jerry Beck und Dr. Marsha Rosenbaum, 3.11.1993.

Dr. Beck hat für eine Studie über den Gebrauch von MDMA, LSD

und anderer Psychedelika ein Bewilligungsgesuch vorgelegt. Die

Studie soll 200 Tiefeninterviews mit Konsumentinnen beinhal­

ten, die Verhaltensmuster des Konsums und damit verbundene

Probleme aufzeigen sollen. Dr. Beck hat ein eindrückliches

Archiv von Presseberichten über Drogenkonsum. Doch fand er nie

Berichte über Todesfälle an Raves, obwohl in den USA der Kon­

sum an Parties und in Clubs weitverbreitet ist. Dr. Rosenbaum

ihrerseits hat eine klare Meinung über Nutzen und Begrenzung

des MDMA-Konsums. In bezug auf meinen Fragebogen (über Ver­

änderungen im Leben der E-Konsumentlnnen) meinte sie, je län­

ger Leute MDMA konsumierten, desto eher sagten diese, es habe

sie nicht verändert. Sie vermutete, die zu Beginn verspürten Ver­

änderungen seien kurzlebig und auf den anfänglichen Enthusias­

mus zurückzuführen. Sie bezweifelte, dass der E-Zustand offen

und ehrlich sei: Wer zum ersten Mal die Droge nehme, «plaudert

vielleicht seine Geheimnisse aus», erfahrene Konsumentinnen

könnten aber ihre Geheimnisse für sich behalten, vermeiden,

andere zu verletzen, und sogar lügen. In der Paartherapie machte

sie die Erfahrung, dass MDMA wertvoll sein kann, um Trennungen

zu vollziehen. Der grösste Nutzen liege aber in der Lösung von

Konflikten, glaubt sie. Abgesehen von Paaren gilt das besonders

für Geschwister, die «seit der Kindheit viel Ballast mit sich

schleppten». Die Schwierigkeit, MDMA für die Lösung von Proble­

men anzuwenden, sei, dass es zu schön ist - wie soll man sich

auf Probleme konzentrieren, wenn es einem so gut geht?

Aus den Unterlagen von Jerry Beck: Der letzte Pharmchem-

Bericht wurde 1985 veröffentlicht (seither werden keine zuge­

schickten Drogen mehr untersucht); die als Ecstasy ausgegebe­

nen Drogen waren: 52% MDMA; 19% MDA, MDEA oder ähnliche;

24% andere Drogen und 5% keine aktive Stoffe.

162 Tödliches Paracetamol. In: The Sunday Times, 14.11.93.

Mehr als 500 Todesfälle werden jährlich mit diesem Medikament

in Verbindung gebracht, rund 40 000 Menschen erleiden eine

gefährliche Überdosis. In einer Studie von über 54 000 Not­

falleinlieferungen waren 167 einer Paracetamol-Vergiftung zuzu­

Page 241: Nicholas Saunders - Ecstasy

242 Anmerkungen Ecstasy

schreiben und 129 einer Überdosis Heroin. Eine Studie in Leeds

berechnete letztes Jahr die Kosten für die Behandlung von 316

Patientinnen mit einer Überdosis Paracetamol auf £750 000.

163 U. P.: The Complete Book of Ecstasy. (Das vollständige Buch über

Ecstasy.) Yourspigs from Synthesis Books, PO Box 610341,

Birmingham, AL 35261, USA.

Dieses 36seitige Buch widmet sich der Herstellung von MDMA

(und MDEA). Vier Verfahren werden angegeben: Chlorosafrol, Bro-

masafrol, Piperonyl-Aceton und Natrium-Cyanoborohydride, Piper-

onyl-Aceton und Aluminium-Amalgamat. In einem Begleitbrief

heisst es: «Ich arbeite an einer zweiten Ausgabe, die weitere

Methoden mit mehr Details enthalten wird. Die Verfahren eignen

sich gut für Untergrund-Chemiker.» Ein illegaler Hersteller sagte

mir, dass das Buch nicht so vollständig sei wie behauptet und

nicht so gut wie «Secrets of Methamphetamine Manufacture»

(Anm. 189). Jedoch könnten einige Details und alternative Vor­

schläge durchaus nützlich sein.

164 The Independent, Mai 1993 und März 1994; The Guardian,

14.5.94.

Im März 1994 publizierte «The Independent» eine nicht schwarz­

malerische Serie von Artikeln über illegalen Drogenkonsum. Her­

vorgehoben wurde, dass der Handel jährlich ein mehrfaches Milli-

arden-Pfund-Geschäft ist, dass mindestens ein Drittel der Straf-

delikte im Zusammenhang mit Drogen stehen, dass die regulären

Konsumentlnnen meist aus der Mittelklasse stammen und kaum

mehr dem Bild eines «Junkies» entsprechen, dass die Repres­

sionspolitik versagt hat und ein Wechsel in der Politik notwendig

ist.

Der Leitartikel war übertitelt mit «Lasst uns das Geschäft mit

Drogen zerschlagen». Es wird festgestellt, dass die gegenwärtige

Politik für die Zunahme von Gewaltverbrechen verantwortlich ist

und den Drogenkonsum nicht reduzieren konnte. Diese Politik

werde zwangsläufig scheitern, die einzige Antwort sei Entkrimina-

lisierung. Cannabis sollte gleich wie Alkohol behandelt werden, es

gebe kein logisches Argument für die unterschiedliche Behand­

lung. Opiatabhängige sollten registriert und ihnen Drogen zu ei­

nem tiefen Preis abgegeben werden. Halluzinogene und Ecstasy

wurden nicht erwähnt.

Im Mai 1993 trat ein Leitartikel für die kontrollierte Zulassung

illegaler Drogen ein: «Es ist wie die Alkoholprohibition der USA in

den zwanziger und dreissiger Jahren. Abgesehen von der Sklave­

rei wurde in der Sozialgeschichte der USA kein grösserer Fehler

gemacht ... Wenn Zigaretten verboten würden, hätte man diesel­

be Situation: horrende Preise, Dealer an Strassenecken, Süchtige,

Page 242: Nicholas Saunders - Ecstasy

243 Anmerkungen Ecstasy

die kriminell werden, um sich die Sucht zu finanzieren und so

weiter.» Kommandant John Grieve, Leiter der Kriminalpolizei der

Metropolitan Police, rief die Regierung auf, zu prüfen, ob Be­

schaffung und Konsum illegaler Drogen erlaubt werden könnte.

«‹The Independent» tritt, zusammen mit «The Economist» und

anderen Publikationen, seit langem für eine progressive

Legalisierung ein.»

«The Guardian» zitierte am 14.5.94 den Kommandanten John

Grieve, die Zulassung illegaler Drogen, inklusive Ecstasy, sollte

eventuell nach dem Modell der Cafeshops in Amsterdam geprüft

werden. «Entweder wir führen Krieg gegen Drogendealer in aller

Welt, oder wir müssen nach Alternativen suchen.» Ungefähr die

Hälfte einer Gruppe ranghöher Drogenfahnder unterstützte diese

Ansicht.

165 Brief von Clive, 14.2.94,

Clive ist ein Teilzeitdealer in Kalifornien, der an öffentliche Ver­

anstaltungen geht, an denen E konsumiert wird. In San Francisco

fanden 1991 die ersten Raves statt, nachdem bereits eine Ecsta-

sy-Szene existierte. Unter Kokain-Konsumentlnnen gilt E als gute

Alternative zu Kokain, es lassen sich damit genausogut Parties

feiern wie mit Kokain. Ebenso gibt es illegale Anwendung durch

Psychotherapeutlnnen, einfache Freizeitkonsumentlnnen und

selbstverständlich Paare, die «hin und wieder ein E nehmen, um

sich näherzukommen». Der Begriff «Rave» hat in San Francisco

einen sehr jugendlichen und durch Medien geprägten Klang, ver­

breiteter ist «House Party». Daneben gibt es andere ekstatische

Trance-Dance-Parties in der Untergrund-Tanzszene, von den

«Barefoot Boogie»-Parties über «Dance Spirit» und «Dance Jam»

bis hin zu den Konzerten der Grateful Dead. Dann Parties, an

denen Leute Worldbeat-Musik spielen, türkische Trance, Trom­

meln und «urban-primitive Trance-Dance-Erfahrungen» mit Auf­

nahmen, die für Workshops wie «Initiation», «Knochen» und

«Totem» produziert wurden.

«Abgesehen von den am Wochenende an die Parties strömenden

Vorstadtkids, die sich kaum mit dieser Kultur identifizieren,

feiern an diesen Veranstaltungen: 1. die Strassenfraktion, welche

ein ausgiebiges Nachtleben pflegt, im allgemeinen gut mit Dro­

gen versorgt und damit vertraut ist, auf der zwielichtigen Seite

der Gesellschaft zu stehen. Mit dieser mischen sich 2. die Com­

puterfreaks und Yuppies, die Geld und grosse Lust auf E haben,

oft aber mit der Illegalität und Oberflächlichkeit jener, von denen

sie Drogen beziehen, nichts anfangen können und sich unbehag­

lich fühlen. Sie alle lieben mich ... den Dealer.

Immer wieder sagen Leute, die Szene sei am Absterben, aber die

Houseparties gehen weiter und scheinen sich nicht zu verändern.

Page 243: Nicholas Saunders - Ecstasy

244 Anmerkungen Ecstasy

Eine Institution in der Rave-Szene ist die Vollmondparty, die mo­

natlich seit drei Jahren stattfindet. Sie wird nie mit Flyern (Hand­

zetteln) angekündigt, kostet keinen Eintritt und findet meist am

Strand statt. Diese Veranstaltung ist sozusagen die Seele der

Szene, dort legen die populärsten DJs auf.

Nach einem trockenen Herbst und einem unbeständigen Sommer

ist wieder reichlich gutes Ecstasy auf dem Markt, die Parties sind

gut versorgt.

An einer Party ging ich einmal in den Chill-out-Raum, um mit ei­

nem Freund zu reden. Neben mir war eine junge Frau, die nun

einfach ihre Hand auf mein Bein legte. Sie wurde gerade von

jemand anderem massiert. Sie trug Shorts und ich berührte auch

ihre Beine, nach und nach entwickelte sich zwischen mehreren

Personen ein nonverbales, sinnliches Tasten, Berühren, Massie­

ren, Umarmen. Und das mit Fremden. Ich dachte (nicht übertrie­

ben): Ist es nicht grossartig, sich frei zu fühlen, so etwas zu tun!

Das ist der therapeutische Aspekt dieser Anlässe, der als solcher

noch nicht wirklich erkannt worden ist. Es ist Medizin und Thera­

pie für Leiden, die durch ichbezogene Barrieren und repressive

soziale Konventionen erzeugt wurden. Solche spontanen und

sinnlichen Körperkontakte sind in meinen Augen das Zeichen für

eine gute Ecstasy-Party. In Marin nennen wir sie «puppy piles»,

<Welpenhaufen>. Ich habe Flyers gesehen, die spezielle Räume an

Parties für diesen Aspekt der Ecstasy-Erfahrung ankündigen - als

<feely feely» oder <Petting Zoo. Ich hörte auch den Namen <snake

slithering», <Schlängeln>. Egal, ob es dafür spezielle Räume gibt

oder nicht, Chill-out-Räume können dem gleichen Zweck dienen.»

166 Ralph Metzner/Sophia Adamson: The Nature of the MDMA Experi­

ence. (Der Charakter der MDMA-Erfahrung.) In: ReVison, Frühling

1988.

Psychedelische Drogen sind nichtspezifische psychische Verstär­

ker, das heisst, die Spannweite der Erfahrung wird durch Set und

Setting bestimmt. MDMA erzeugt absehbare Gefühle wie Einfüh­

lungsvermögen, Offenheit, Frieden und Mitgefühl. Mit einer rich­

tigen Einstellung sind Personen in der Lage, den MDMA-Zustand

für die Lösung von lange bestehenden intrapsychischen Konflik­

ten und zwischenmenschlichen Problemen in Beziehungen zu

nutzen. «Ein Therapeut schätzte, dass Klienten in einer fünfstün­

digen MDMA-Sitzung psychisches Material aktivieren und bear­

beiten können, wofür sie sonst fünf Monate mit wöchentlichen

Therapiestunden benötigen würden.»

Der MDMA-Zustand kann als Gelöstheit von emotionalen Identifi­

kationsmustern beschrieben werden. Dies ermöglicht einen Aus­

blick auf Möglichkeiten, die sich aus der grösseren emotionalen

Offenheit ergeben, und die Fähigkeit, sich Fragen zu stellen, die

Page 244: Nicholas Saunders - Ecstasy

245 Anmerkungen Ecstasy

normalerweise aus Angst vermieden werden. Psychotherapeutln­

nen, die häufig MDMA nehmen, gewinnen eine bessere Einsicht

in die Probleme ihrer Klientinnen.

MDMA-Therapie kann Zugang zu Erinnerungen verschaffen, die

durch Verdrängung abgeblockt wurden, wie Posttraumatische

Belastungsreaktionen (PTSD), die Folgen traumatischer Erlebnis­

se wie Vergewaltigung, Krieg oder Folter. Keine andere Form der

Therapie ist dabei so erfolgreich.

Die fundamentale Erfahrung ist die Öffnung des Herzens. Ein

Meditationslehrer beschrieb den Zustand als eine Öffnung der

Barrieren zwischen Körper, Geist und Seele - «man fühlt, wie der

Geist den Körper erfüllt». Der Name «Adam» für Ecstasy bezieht

sich auf den unschuldigen Menschen im Paradies - «man fühlt

sich in dem natürlichen Zustand von Unschuld, bevor es Schuld,

Scham und Unwürdigkeit gab».

Verschiedene Praktiken können stark erleichtert und deren Wir­

kung verstärkt werden, etwa Meditation, Yoga, geführte Imagina­

tion, Psychosynthese, schamanische Reisen und Rebirthing. Am

besten funktioniert dies bei einer kleinen Dosis (50-100 mg)

oder in der zweiten Hälfte der Sitzung. So ist die gelöste und mit­

fühlende Haltung leicht zu erreichen, welche Meditation erfordert

und die eine Voraussetzung ist, um tiefere Zustände erreichen zu

können. Das gelingt, auch wenn es schwierig sein kann, eine

klare Stellung einzunehmen.

Der Nutzen einer Massage kann durch eine kleine Dosis vergrös-

sert werden. Dem Masseur hilft die Droge, sich besser auf den

Klienten einzustimmen, während der Massierte so entspannt ist,

dass er für die Massage empfänglicher ist.

Es gibt zwei unterschiedliche Möglichkeiten, MDMA in Gruppen

anzuwenden: Jede Person erkundet still ihr Inneres, während nur

eine Begleitperson Anteil nimmt. Vor und nach der Sitzung wird

in der Gruppe die Erfahrung besprochen. Die andere Variante be­

steht darin, die Erfahrung rituell zu teilen. Die Gruppe kann dafür

in einem Kreis sitzen oder wie ein Stern mit den Köpfen

gegen das Zentrum hin liegen. Alle sind ruhig und aufmerksam,

ausser der Person, die den «Sprechenden Stab» in den Händen

hält und nach Belieben erzählen oder singen kann. «Das Zusam­

menkommen von starken inneren Erfahrungen mit der beschauli­

chen Aufmerksamkeit einer Gruppe ermöglicht starke Erlebnis­

se.» Vertraulichkeit und Verzicht auf sexuelles Verhalten werden

vorher vereinbart.

Andere Gruppenrituale wurden von schamanischen Stammeskul­

turen übernommen. Man sucht zum Beispiel einen «Kraftpunkt»

und meditiert dort schweigend; oder man legt rituelle Gegenstän­

de in die Mitte eines Kreise und «lädt» diese auf; man beschwört

die Geister der Natur, der Ahnen oder Verbündeten. Gruppenar-

Page 245: Nicholas Saunders - Ecstasy

246 Anmerkungen Ecstasy

beit mit Rebirthing oder Tai Chi kann ebenso miteinbezogen wer­

den. Diese Praktiken empfehlen sich mit kleinen Dosierungen

und für MDMA-erfahrene Personen; sonst könnten die Teilneh­

menden möglicherweise Probleme haben, den Anleitungen zu fol­

gen.

167 Interview mit illegalen MDMA-Herstellern, Februar 1994.

Drei Personen, psychedelische Selbsterforscher und besonders

begeistert von MDMA, beschlossen, selbst MDMA herzustellen.

Etwa drei Jahre vergingen mit Planung und Studium der chemi­

schen Synthesen, der Suche nach Ausrüstung und dem Kauf der

benötigten Stoffe. Keiner von ihnen hatte Laborerfahrung, von

den Chemiestunden in der Schule einmal abgesehen, und keiner

kannte irgendwelche anderen illegalen Drogenhersteller.

Die nötigen Geräte zu beschaffen, ohne Verdacht zu erwecken,

war schwierig. Sie fanden heraus, dass Laborlieferanten für Bar­

geld auf keinen Fall ein komplexeres Instrument als einen Ther­

mometer verkauft hätten und von ihnen verlangten, ein Konto zu

eröffnen. Das war heikel, denn dazu bedurfte es Bank- und Han­

delsauszüge, welche sie identifizieren würden. Ausserdem zeigten

sich die Banken nicht gewillt, ein neues Geschäftskonto zu eröff­

nen, ohne Angaben darüber zu erhalten, wer sie sind und was für

Geschäfte sie planen. Die drei wussten, dass Lieferanten von

Laboreinrichtungen und Vorläuferstoffen dazu angehalten sind,

die Polizei über verdächtige Bestellungen zu informieren.

So versuchten sie bestehende Firmen zu kontaktieren, die Konten

bei Lieferanten hatten, um die Bestellungen über diese vorneh­

men zu können. Aber auch an diese heranzutreten war riskant,

weil auch sie die Polizei informieren oder sie erpressen könnten;

und noch immer bestand das Risiko, dass die Lieferanten die Po­

lizei benachrichtigen, dass ein Kunde diese Vorläuferstoffe zum

ersten Mal bestellt. Ausserdem würden diese Mittelsleute den

Preis verdoppeln. Schliesslich gelang es ihnen, Einrichtungsbe­

standteile bei Händlern von Theaterrequisiten und bei einem

Schrotthändler zu finden. Da die Synthese auf Labor- und nicht

auf Produktionsgeräten basierte, war fast die ganze Ausrüstung

aus Glas. Das bedeutete, dass immer wieder etwas zerbrach, was

die Produktion unendlich lange aufhielt, weil zuerst nach Ersatz

gesucht werden musste.

Die Herstellungsmethode erarbeiteten sie sich aus allem, was sie

zu diesem Thema beschaffen konnten - Chemiebücher;

«PIHKAL» von Alexander Shulgin2; «Secrets of Methamphetamine

Manufacture»189 und einige Patente aus dem Patentamt. Keine

der Beschreibungen war vollständig, jede lieferte aber wichtige

zusätzliche Informationen.

Nicht einfacher zu finden waren die Vorläuferstoffe. Sogar

Page 246: Nicholas Saunders - Ecstasy

247 Anmerkungen Ecstasy

Lösungsmittel waren nicht ohne Fragen erhältlich, und einige

Zutaten verlangten einen Giftschein. Schliesslich mussten sie vie­

le der Vorläuferstoffe selber herstellen. Zentrale Grundsubstanzen

wie Safrol mussten auf dem Schwarzmarkt zu sehr hohem Preis

bezogen werden. Indische Lieferanten akzeptierten noch am ehe­

sten Bargeldzahlungen und stellten keine Fragen. Schliesslich

schafften sie es, alles in Grossbritannien zu erhalten oder zu pro­

duzieren, was sie benötigten. Alles in allem gaben sie etwa

£4000 aus.

Nachdem sie ihre Ausrüstung hatten, suchten sie nach einem

geeigneten Gebäude für die Produktion. Es brauchte Anschlüsse

für Wasser und Gas sowie eine Belüftung. Ausserdem musste der

Ort diskret gelegen sein, damit die Nachbarn nicht misstrauisch

wurden, wenn sie sich einrichteten oder wenn es seltsam roch

oder tönte. Endlich konnten sie sich in einem Untergeschoss ein­

richten - in der Hoffnung, die Sache so schnell wie möglich hin­

ter sich zu bringen.

Bis dahin war eigentlich alles Theorie, nun mussten sie die ver­

schiedenen Synthesen ausprobieren. Dies stellte sich schwieriger

dar als erwartet; auch wenn sie schön nach Plan vorgingen, woll­

ten einige Reaktionen einfach nicht klappen, während sich ande­

re so heftig vollzogen, dass dabei die Apparaturen zerbrachen.

Den Rezepten, auch dem von Shulgin, schienen kleine, aber

wichtige Details zu fehlen. Nur durch Studieren verschiedener

Anleitungen gelang es, die Probleme zu bewältigen, sie fanden in

fast jeder Beschreibung einer Methode neue Anhaltspunkte.

In zwei Monaten kontinuierlicher Arbeit stellten sie zwei kleine

Proben her, um ihre Methode vor der definitiven Produktion zu

testen. Mehr enthusiastisch als an Geld interessiert, entschieden

sie, bis zur besten Qualität weiterzumachen, indem sie das End­

produkt umkristallisierten, um reine, weisse Kristalle zu

gewinnen.

Die Herstellung von einem Kilogramm MDMA benötigte etwa zwei

Wochen ununterbrochener Arbeit für drei Personen, weil ihnen

die idealen Geräte fehlten - einige Herstellungsverfahren konnten

bloss in Mengen von 50 Gramm durchgeführt werden, und sie

hatten auch keine Abzugsvorrichtung. Sie benutzten etwa 75

Liter eines Lösungsmittels, das sie nicht mehr zurückkondensie­

ren konnten, so verflüchtigte sich das Ganze zu einer grossen

Menge von Lösungsmitteldämpfen. Da die Dämpfe schwerer als

Luft waren, füllten sie das ganze Untergeschoss, weil sie nur ein

kleines Abzugsgebläse hatten - auch das war ständiger Grund zur

Sorge, da die Dämpfe meilenweit zu riechen waren. Bei der Pro­

duktion ergaben sich giftige Dämpfe, manche davon sehr gefähr­

lich. Sie arbeiteten unter schrecklichen Bedingungen, husteten

oder wurden krank, weil sie Dämpfe einatmeten, die Schwindel

Page 247: Nicholas Saunders - Ecstasy

248 Anmerkungen Ecstasy

verursachten und in den Augen brannten. Es kam vermehrt zu

Unfällen, weil sie stundenlang arbeiteten und müde waren. Sie

fürchteten sich vor Explosionen, die Motoren wie jener der Vaku­

umpumpe auslösen könnten. Manchmal mussten sie fluchtartig

das Untergeschoss verlassen und sahen dann von draussen zu,

wie die Dämpfe aus den Fenstern entwichen. Einmal explodierte

Äther, sie flüchteten in den Garten und versuchten mit einem

Wasserschlauch die giftigen Chemikalien wegzuwaschen. Sie

überlebten, allerdings befürchtet einer von ihnen, er habe sich

die Lungen geschädigt.

Auch der Verkauf gestaltete sich sehr viel schwieriger als erwar­

tet. Sie wollten einen einzigen Dealer finden, der ihnen die ganze

Ware abnehmen würde, um zu vermeiden, dass zu viele Leute

wussten, was sie tun. Sie kannten aber nur Kleindealer. Sie fan­

den schliesslich Dealer, die kleine Mengen einkauften, aber nicht

bereit waren, eine Zugabe für die extra gute Qualität über den

üblichen Preis von £40 pro Gramm zu bezahlen. Sie befürchte­

ten, dass Dealer, die es sich leisten können, kiloweise einzukau­

fen, in kriminellen Kreisen verkehren, und das bedeutete mögli­

cherweise, betrogen oder mit einer Waffe bedroht zu werden.

Sie verkauften das Kilo, ohne gefasst zu werden, es war jedoch

schwieriger als erwartet und gefährlich, eine beunruhigend hohe

Zahl von Leuten war in ihr Geheimnis eingeweiht. Auch wenn ei­

ner von ihnen die Gefahr als aufregend empfand, für die anderen

war es die reinste Hölle. Sie beschlossen, dass es nicht die Mühe

wert sei.

Sie machten die Erfahrung, dass sie praktisch alle Probleme

lösen und ein reines Produkt herstellen konnten, aber dass sich

eine solche kleine Produktion nicht lohnt. Sie schätzen, dass die

Risiken bei einer grösseren Produktion kleiner wären, weil sie

dann jemanden bezahlen könnten, die Ausrüstung und die Stoffe

zu beschaffen, um so die Zahl der Personen zu reduzieren, die

damit zu tun haben. Ebenso könnten sie sich ein sichereres Labor

und bessere Ausrüstung leisten und so ihre Sicherheit erhöhen.

168 Ecstasy-Erfahrung mit einer Therapiegruppe, März 1994.

Ein Leser lud mich ein, an einer ihrer «Reisen» teilzunehmen, die

eine Gruppe von Freunden alle zwei Wochen macht. Ohne vorher

jemanden von ihnen getroffen zu haben, erschien ich an einem

Samstagnachmittag bei einer Adresse in Nord-London. Die Teil­

nehmenden waren über 30jährig, seit längerem miteinander be­

freundet und hatten früher Rebirthing gemacht. Sie fanden, dass

spirituelle Techniken oft davon ablenken, sich selber kennenzu­

lernen und zu verändern. Wut und andere negative Emotionen

zuzulassen, ermögliche einem, sich von diesen zu lösen.

Alle Anwesenden nahmen die «Medizin» in einem gemütlichen

Page 248: Nicholas Saunders - Ecstasy

249 Anmerkungen Ecstasy

169

170

Raum mit Kerzen und einem Kaminfeuer ein, einige nahmen eine

ganze Tablette, andere dreiviertel. Als die Wirkung einsetzte,

begann ein Teilnehmer über den Knoten, den er im Bauch spürte,

zu reden. Wir anderen horten ihm aufmerksam zu, ermutigten

ihn, den Knoten zu fühlen und zu deuten. Als er abgeschlossen

zu haben schien, übernahm jemand anders die Hauptrolle. Einige

redeten und enthüllten ihre Geheimnisse, andere gingen in sich

oder beschrieben Situationen, von denen sie glaubten, sie seien

aus einem früheren Leben. Ein Teilnehmer begann zu deuten,

was vor sich ging, die anderen schienen seine «Einsichten» zu

akzeptieren. Wenn er beispielsweise sagte, dass eine Person ver­

ärgert sei, und diese antwortete, sie fühle sich nicht ärgerlich,

deutete er, dass diese den Ärger verdränge.

Die Stimmung war intensiv, aber freudlos. Ich identifizierte mich

stark mit dem von anderen geäusserten Schmerz, aber das war

strapaziös und schlicht zuviel in den ersten Stunden. Danach

wurde ich etwas distanzierter, beobachtete den Vorgang mit

wachsenden Zweifeln am therapeutischen Sinn und an ihrem

Glauben, dass es «kein Gewinn ohne Schmerz» gebe. Am Ende

der Sitzung assen alle gemeinsam. Die Gruppe betrachtete es als

«wichtige Reise» und verabredete sich für ein paar Tagen später,

um noch einmal darüber zu reden. Sie trafen sich mindestens

einmal wöchentlich, abgesehen von diesen zweiwöchentlichen

Reisen.

Hersteller von MDMA in der Schweiz

Eprova AG, chemische Forschung und Entwicklung, Im Laternen­

acker 5, 8200 Schaffhausen, Schweiz, Tel. 053/25 72 72.

Nadia Solowij: Ecstasy. In: Current Opinion in Psychiatry

6.3.1993.

Dieser Rückblick auf Berichte bis 1993 stellt fest, dass die mei­

sten Todesfälle in England nicht Erstkonsumentlnnen waren. Die

Todesfälle sind vermutlich eher durch die Bedingungen des Kon­

sums verursacht worden als durch eine individuelle Anfälligkeit,

wie es Dr. Henry in «Toxicity and Deaths from MDMA» und Larner

in einem Brief an «The Lancet» vermutet haben. In Australien

war der Konsum von Ecstasy an Raves weitverbreitet, und doch

wurde nie von solchen Vorfällen berichtet. Dies ist vielleicht auf

Unterschiede in der Reinheit, der Belüftung oder einfach auf das

Ausmass des Konsums zurückzuführen.

Die bekannten Fälle psychischer Störungen, die von Ecstasy aus­

gelöst wurden, direkt MDMA zuzuschreiben, ist fragwürdig. Meist

spielen zusätzliche Faktoren wie der Konsum anderer Drogen oder

eine bereits bestehende Anfälligkeit für psychische Störungen

mit. In zwei Fällen in Italien und in einem in Südafrika waren

Page 249: Nicholas Saunders - Ecstasy

250 Anmerkungen Ecstasy

jedoch keine anderen Faktoren involviert. Es könnte sein, dass

diese Personen besonders anfällig waren.

«Grosse Dosierungen (akut oder kumulativ), eine Vorgeschichte

mit psychischen Störungen und zuvor vorhandene Krankheiten

scheinen die Wahrscheinlichkeit nachteiliger Wirkungen zu erhö­

hen.»

171 Polizei soll Raves verhindern. In: The Guardian, 25.2.94.

Die Schlagzeile auf der Titelseite ist bezeichnend für frühere Aus­

gaben. «Die Polizei hat eine Offensive gegen New-Age-Reisende

und Organisatoren von Raves gestartet ... Einige Kräfte haben

entschieden, dass <keine Raves mehr stattfinden werden, weder

auf legale noch auf eine andere Weise».» Die Polizei beabsichtigt,

8000 Raver im Computer zu erfassen, samt Übernamen und

Kennzeichen der Fahrzeuge, sowie Undercover-Polizisten in die

Szene einzuschleusen. ««Spiral Tribe>, eine der grössten Grup­

pen, die Raves organisiert, wird besonders überwacht.» Als Ausre­

de für das Verbot eines Raves kann die Polizei diesen von Beam­

ten der Feuerpolizei als gefährlich erklären lassen. Eine andere

Taktik, welche die Polizei prüft, ist, diese Anlässe generell zu ver­

bieten.

Die Organisation «The Advance Party» führt eine Kampagne ge­

gen die Massnahmen, welche die Gesetze gegen Raves verschär­

fen sollen.

172 Ecstasy und Eve, Flugblatt von Lifeline

Im Frühling 1993 Mess Lifeline 13 Tabletten und Kapseln

«Ecstasy» analysieren. Keine davon enthielt mehr als eine geringe

Menge von MDMA. 4 waren MDEA: «Power Packs», «Triple Xs»,

«Adam & Eves» und «White Burgers/Saucers». 3 waren MDA:

«Snowballs», «MDMA Clear Caps» und «White Caps». 2 waren

Dekongestiva: «Love Hearts» und «Splits». Eine war Antihistamin:

«White Cal ly». 3 waren Mischungen von Amphetamin und Kof­

fein: «California Sunrise», «Green Burgers» und «Red Devils». Die

Dosierung von MDEA variierte zwischen 0,18 und 57 mg; die von

MDA variierte zwischen 0,4 und 177,5 mg («Snowballs»).

173 MDA und Snowballs, Flugblatt von Lifeline.

Das Flugblatt warnt davor, dass «Snowballs» nicht MDMA-,

sondern sehr starke MDA-Pillen (177 mg) sind. Meist würden sie

aber als «E» verkauft. MDA ist zweimal so toxisch wie MDMA und

beeinträchtigt den genitourinären Trakt bei Frauen. Die Pillen

waren so stark (drei davon nahe der tödlichen Dosis), dass viele

Konsumentlnnen schon von einer einzigen eine Überdosierung

erlitten, vor allem Frauen und kleinere Personen. Anzeichen einer

Überdosierung sind stark verkrampfte Kiefermuskulatur, Bewe­

Page 250: Nicholas Saunders - Ecstasy

251 Anmerkungen Ecstasy

gungsunfähigkeit, ein Gefühl des Niedergedrücktseins, ein LSD-

ähnlicher Trip, Wellen von Paranoia, ein Gefühl des Überwältigt­

seins. Die Droge wird als aufputschender beschrieben als MDMA,

die Wirkung trete plötzlicher ein.

174 Brief von Sheila Henderson, 26. 2.94.

Die Atmosphäre (dass sich Frauen an Raves sexuell sicher fühlen

und deshalb befreiter sind) hat sich beträchtlich verändert. Dafür

gibt es verschiedene Gründe: Alkohol erlebt derzeit ein Come­

back, er wird sowohl ausschliesslich als auch zusammen mit

anderen Drogen konsumiert; wenn man ein «E» kauft, ist die

Chance gering, MDMA zu kriegen; die Auswahl an erhältlichen

Drogen und Mischungen ist gross; aber auch beispielsweise die

Musik hat sich verändert.

175 Besuch in The Fridge, einem Schwulenclub in Brixton, 26.2.94.

Ich wurde von einer Dealerin, die sich Samantha nennt, für eine

Tour durch Schwulenclubs in London eingeladen. Mit ihrer blon­

den Perücke und falschen Augenwimpern hätte sie ein Transvestit

sein können, sie versicherte mir aber, sie sei eine Frau. Sie ver­

kauft seit etwa sechs Monaten E in Schwulenclubs Das Geschäft

läuft ziemlich gut - wohl, so meint sie, weil sie gute Ware habe.

Sie begann damit, dass sie von einem Dealer ein paar E kaufte

und in den Clubs weiterverkaufte, und ist nun soweit, dass sie

Tausende davon kauft (für £4.50; bei Hunderten 7.50£; bei einer

kleineren Menge zu £10). Sie verkauft die Ware immer für £15.

Sie hat zwei Helfer, die andere Clubs abdecken. Obwohl Saman­

tha etabliert und erfahren ist, dachte sie immer, Ecstasy sei eine

Mischung von LSD und anderen Drogen. Samantha erklärt, dass

Clubs für eine gute Atmosphäre darauf angewiesen sind, dass

Ecstasy leicht erhältlich ist. Deshalb tolerieren Clubs die Dealer

oder ermutigen sie sogar. Zum Schein müssen sie allerdings

etwas gegen den Drogenhandel unternehmen, deshalb schnappen

sich die Sicherheitsleute hin und wieder einen Dealer, der neu ist

oder ihnen nicht passt, werfen ihn raus und nehmen ihm das

Geld und die Ecstasy ab - die sie diskret an genehme Dealer Wei­

terverkäufen, den Gewinn behalten sie. Auf die Frage, ob je Dea­

ler verhaftet wurden, meint sie, das passiere nur dann, wenn

einer zu gross wird und andere Etablierte verdrängt. Diese locken

ihn dann möglicherweise mit Hilfe der Sicherheitsleute und der

Polizei, die als Käufer einen Undercover-Beamten einsetzt, in

eine Falle. Auf die Frage, ob sie Sicherheitsangstellte schmieren

muss, sagt sie, sie habe das nie gemacht, wisse aber von ande­

ren, die es tun. Es gebe in einem Club meistens ein paar Dealer,

die sich kennen und gegenseitig aushelfen. Alle haben ihre eige­

nen Kundinnen und sicherten sich den Absatz über ihren Ruf.

Page 251: Nicholas Saunders - Ecstasy

252 Anmerkungen Ecstasy

Samantha war offensichtlich im Club willkommen: Wir wurden als

Ehrengäste eingelassen, ohne Schlange stehen zu müssen.

Samantha trennt jetzt Geschäft und Vergnügen, zuerst beendet

sie den Verkauf, bevor sie ein E nimmt und tanzt. Sie hat diese

Lektion hart lernen müssen: Einmal verlor sie ihren Vorrat, war

aber so gut drauf, dass sie sich nicht drum kümmerte. Ein ander­

mal steckte sie den Plastikbeutel mit den Ecstasy zwischen die

Brüste und tanzte. Weil sie so stark schwitzte, wurde daraus ein

unverkaufbarer Brei. Um den Stoff zu retten und wiedergutzuma­

chen, dass er so verschwitzt war, fügte sie etwas Acid und Speed

hinzu, kaufte Kapseln, füllte diese mit der Mischung auf und ver­

kaufte sie dann als «frisch gelieferte E». Diese wurden so beliebt,

dass noch Wochen später Leute bei ihr danach fragten.

Im «Fridge» wurde eher Pop als House gespielt, und die Atmo­

sphäre war angenehm, wahrscheinlich hatten die meisten E ge­

nommen, auch wenn ziemlich viele Bier tranken und wohl auch

noch andere Drogen konsumierten. Die Stimmung war freundlich,

aber auf sexuellen Aufriss unter den Schwulen ausgerichtet -

nicht gerade die Art von Atmosphäre, bei der der Zauber von E

überhandnimmt und die Leute sich wie eine Gemeinschaft füh­

len. Viele Männer zogen ihr Oberteil aus und zeigten ihre gutge­

bauten Oberkörper. Samantha und ich hatten nicht das Gefühl,

am falschen Ort zu sein, obwohl wir älter und hetero sind. Es

waren allerdings auch viele Frauen anwesend, einige davon waren

lesbisch, andere kamen einfach, weil sie in diesem Club tanzen

können, ohne von Männern angemacht zu werden. Es gab keinen

Chill-out-Raum, aber einen dunklen Raum zum Schmusen und

für Sex, den vor allem Männer benützten.

176 Karl Jensen u.a.: Mapping Toxicant-Induced Nervous System Dam­

age with a Oupric Silver Stain: A Quantitative Analysis of Neural De­

generation Induced by MDMA. (Quantitative Analyse von durch

MDMA verursachten Hirnschädigungen.) In: Assessing Neurotoxi­

city of Drugs of Abuse, NIDA Monograph 136:133-149.

Diese Arbeit zeigt, wie wertvoll das Verfahren der Kupfer-Versilbe­

rungsfärbung als Nachweismethode zur Lokalisierung und

Bestimmung des Ausmasses von Hirnschädigungen ist, die durch

hohe Dosierungen von MDMA verursacht wurden. Die Autoren

meinen, dass die Schädigungen sich nicht nur auf die serotoni-

nergen Neuronen beschränken, und dass die Anwendung von

Fluoxetin («Prozac») die Toxizität reduziert. Ratten wurden in ei­

nem Intervall von zwölf Stunden vier Dosen MDMA verabreicht.

Die Dosierung variierte zwischen 25 und 150 mg/kg. Danach wur­

den die Hirne eingefroren, in Schnitte zerteilt, der Silberfärbung

unterworfen und untersucht. Die Färbung zeigte, in welchen spe­

ziellen Teilen des Hirns Schaden entstanden war.

Page 252: Nicholas Saunders - Ecstasy

253 Anmerkungen Ecstasy

Eine Dosierung von 5 mg/kg Fluoxetin ergab keine Färbung. Wenn

Fluoxetin 30 Minuten vor MDMA verabreicht wurde, bewirkte es

eine Verminderung des eingefärbten Zellgewebes um die Hälfte

«und eine drastische Reduktion der Intensität der Färbung in

allen beeinträchtigten Regionen».

Eine weitere Substanz, MK-801, bei einer Dosierung von

1 mg/kg, «eliminierte praktisch vollständig das Erscheinen der

durch MDMA bewirkten Silberfärbung».

Die Auswertung ist bis zu einem gewissen Grad subjektiv, die

Autorinnen entwickeln jedoch ein automatisiertes Verfahren zur

objektiven Bestimmung der Intensität und des Umfangs der Fär­

bung.

177 Christopher Gordon u.a.: Metabolie and Thermoregulatory Respon­

ses of the Rat Maintained in Acrylic or Wire Screen Cages: Implica­

tions for Pharmacological Studies. (Unterschiedliche Reaktionen

von Laborratten auf deren Käfige und die Implikationen für phar­

makologische Studien.) In: Physiology and Behaviour, 1994, in

Druck.

Laborratten werden normalerweise entweder in Plastik- oder

Metallkäfigen gehalten. Die zwei Typen unterscheiden sich

bedeutend in bezug darauf, wie gut die Ratten Hitze ableiten

können. Bei sonst gleichbleibenden Bedingungen konnten Rat­

ten, denen MDMA verabreicht wurde, bei einem Aluminiumboden

ihre Körpertemperatur normal regulieren, während ihnen das bei

einem Akrylboden nicht gelang. Dies erklärt sich durch die unter­

schiedliche Wärmeleitung zwischen Ratte und Boden.

Aus dieser Arbeit kann geschlossen werden, dass die Resultate

früherer Forschungsarbeiten über die Toxizität von MDMA (und

anderer Untersuchungen) vom Typ der Käfige abhängig sind.

178 Tucker u.a.: Metabolism of «Ecstasy» by CYP2D6. (Metabolismus

von MDMA durch das Enzym CYP2D6.) In: British Journal of Cli­

nical Pharmacology 36:144P, 1993.

Die Arbeit besagt, dass ungefähr 8% der Weissen aus geneti­

schen Gründen eine ungenügende Menge eines bestimmten

Enzyms haben, das ihnen hilft, MDMA zu metabolisieren, und

dass diese Leute speziell empfindlich auf dessen Wirkungen rea­

gieren und «ein erhöhtes Risiko akuter Toxizität» haben könnten.

Jedoch könnten die gleichen Personen «weniger empfindlich sein

für die chronischen neurologischen Wirkungen der Droge».

[Ich befragte zwei erfahrene amerikanische Wissenschafter über

ihre Meinung zur Studie. Einer kommentierte: «Ich denke, da ist

was dran.» Der andere sagte: «Es ist eine gute Studie, die einen

Vorgang des Metabolismus von MDMA zeigt, wie er beim

Menschen zu finden ist. Leider können wir aber nicht vorhersa-

Page 253: Nicholas Saunders - Ecstasy

254 Anmerkungen Ecstasy

gen, ob die <Enzym-armen Leute> mehr (oder weniger) empfind­

lich auf akute neurotoxische Wirkungen (vorwiegend Hyperther­

mie) reagieren werden, und noch weniger lässt sich über die chro­

nischen neurologischen Folgen (<Neurotoxizität>) sagen, weil wir

bis jetzt nicht wissen, welche Metaboliten verantwortlich sind für

die akuten und/oder die neurochemischen (neurologischen) Aus­

wirkungen der Verbindung. Tucker u.a. deuten dies im letzten

Abschnitt an. Die Daten zeigen jedoch, dass genetische Unter­

schiede im Metabolismus oder MDMA für die unterschiedlichen

Reaktionen auf die Droge (toxische oder therapeutische Wirkung)

verantwortlich sein könnten.»]

179 National Audit of Drug Misuse in Britain. (Bericht über Drogenmiss­

brauch in England.) Institute for the Study of Drug Dependance,

1992.

Mehrere Statistiken und regionale Überblicke:

Eine Grafik zeigt, dass unter 17jährigen Schülerinnen in West

Yorkshire Ecstasy nach Cannabis am populärsten ist, dicht gefolgt

von LSD. Unter Jüngeren sind Lösungsmittel am meisten verbrei­

tet.

Zunahme des Konsums verschiedener Drogen zwischen 1990 und

1992: Ecstasy 650%, Kokain 200%, Amphetamin 150%, Hallu­

zinogene 120%; Heroin leichte Abnahme.

Beschlagnahmungen am Zoll 1987-91: Die Zahl beschlagnahm­

ter MDMA-Pillen ist 1991 gleich gross wie jene von LSD.

Beschlagnahmungen durch die Polizei 1987-91: 1991 war die

Zahl der Beschlagnahmungen von MDMA und von LSD gleich

hoch (1500), nicht aber die Zahl der beschlagnahmten Dosen:

MDMA 274 000 und LSD 83 000.

180 Ecstasy Ingestion: A Case Report of Severe Complications. (Ecstasy-

Konsum: Ein Fallbericht über schwere Komplikationen.) In: Jour­

nal of the Royal Society of Medicine, April 1993.

Ein Mann konsumierte MDMA und Amphetamin. Obwohl beide

Stoffe unterhalb eines toxischen Wertes im Blut waren, lag der

kombinierte Wert von 0,3 mg/ml über dem toxischen Grenzwert

von 0,2 mg/ml. [Todesfälle traten bei Amphetamin bei 0,5 mg/ml

auf.] «Die Behandlung von MDMA-betreffenden Erkrankungen

sollte früh und intensiv einsetzen: Magenausspülung, Chlorpro-

mazin, adrenerge Blockierung, intravenöse Flüssigkeiten und pas­

sive Abkühlung.» Eine Nachbemerkung hält fest: «The National

Poisons Information Service [der nationale Informationsdienst

über Gifte] befürwortet jetzt die schnelle Anwendung von Dantro-

len bei der Behandlung schwerer Komplikationen in der Folge von

Ecstasy-Konsum. Chlorpromazin kann die Krampfschwelle ernied­

rigen und wird nicht länger empfohlen.»

Page 254: Nicholas Saunders - Ecstasy

255 Anmerkungen Ecstasy

181 John Balding: Young People in 1992. (Jugendliche 1992.) Uni­

versity of Exeter.

Einer repräsentativen Auswahl von mehr als 20 000 Jugendlichen

zwischen 11 und 15 Jahren wurden Fragen gestellt:

Danach gefragt, welche Drogen «immer gefährlich» sind, setzten

die 14- bis 15jährigen Ecstasy an vierte Stelle nach Lösungsmit­

teln, Heroin und Kokain.

Danach gefragt, welche Drogen ihnen bereits angeboten wurden,

war Ecstasy nach Cannabis an zweiter Stelle bei den 13- bis

14jährigen und den 14- bis 15jährigen. Bei den 11- bis ^jähri­

gen kam es an dritter Stelle nach Cannabis und Lösungsmitteln.

Die höchste Zahl (15%) erreichte es bei Mädchen im Alter von

14 bis 15 Jahren.

Danach gefragt, welche Drogen sie schon versucht haben, kam

Ecstasy mit 4,2% an fünfter Stelle nach Cannabis, Lösungsmit­

teln, natürlichen und synthetischen Halluzinogenen. Danach ge­

fragt, ob sie Personen kennen, die bestimmte Drogen konsumie­

ren, war Ecstasy bei allen Altersgruppen an zweiter Stelle nach

Cannabis, vor Lösungsmitteln und Amphetaminen.

182 The Ecstasy Study. (Die Ecstasy-Studie.) Lifeline, 1993, publiziert

als Teil des Schlussberichtes von Sheila Henderson (s. Anm. 41).

98 Ecstasy-Konsumentlnnen von Manchester zwischen 16 und

31 Jahren füllten zwischen August 1992 und Januar 1993 einen

Fragebogen aus. 93% von ihnen hatten Ecstasy zum ersten Mal

an einem Rave versucht. 87% zahlten zwischen £10 und £15 für

eine Pille. 65% der Befragten waren Frauen: Sie nahmen meist

halb so grosse Dosen wie Männer und versuchten Ecstasy früher.

Befragt, wie häufig sie den Ecstasy-Konsum geniessen, antworte­

ten 52% mit «meistens», 25% mit «jedes Mal», und 18% sagten

«nicht so häufig wie früher». Während gleich viele Männer wie

Frauen mit «meistens» antworteten, sagten mehr Männer als

Frauen, sie geniessen es jedes Mal. Die Hälfte nahm eine Pille

pro Nacht; ein Viertel nahm 1-2 und 18% eine halbe.

Danach befragt, was sie an Ecstasy schätzen, antworteten zwei

Drittel mit Begriffen wie «Glücksgefühl, Freude, Hochgefühl oder

Euphorie», gefolgt von «Energie», «Tanzen», «Entspannung/

Befreiung», «Gruppengefühl», «Vertrauen» und «Zerstreuung».

Nach den unangenehmsten Nachwirkungen befragt, nannten 37%

physische und 40% psychische Wirkungen. Als unangenehme

Nebenwirkungen während des Gebrauchs nannten 17% physische

und 21% psychische.

Konsum anderer Drogen: 61% rauchten täglich Tabak, 52% tran­

ken wöchentlich Alkohol (16% täglich), 40% rauchten regelmäs­

sig Cannabis, 40% konsumierten wöchentlich Amphetamin.

Zusätzlich wurden gelegentlich folgende Drogen konsumiert: 52%

Page 255: Nicholas Saunders - Ecstasy

256 Anmerkungen Ecstasy

LSD, 9% Kokain, 4% magische Pilze, 3% Heroin oder andere

Opiate, 3% Amylnitrit und 3% Ketamin. 94% derer, die Ecstasy

erstmals im Alter von 18 bis 19 Jahren konsumierten, nehmen es

noch immer; ebenso rauchten 76% von ihnen täglich Tabak und

42% Cannabis. Von diesen konsumierte ein Drittel Ecstasy mehr

als einmal monatlich, ein Drittel wöchentlich. Tabak, Cannabis

und Kokain waren bei Frauen beliebter als bei Männern, Männer

konsumierten mehr magische Pilze und Ketamin (die beiden

Heroinkonsumenten waren ebenfalls Männer).

Über den zukünftigen Konsum von Ecstasy befragt, sagten 56%,

es werde Teil ihres Lebens bleiben; 70% sagten, Ecstasy sei vor

allem für jüngere Leute.

183 Interview mit Bruder John Bartholomy, 2.4.1994.

Der Benediktinermönch Bartholomy gebrauchte in den letzten

zehn Jahren ungefähr 25 Mal Ecstasy zur Unterstützung religiöser

Erfahrungen. Normalerweise konsumierte er es alleine, er nahm

es aber auch schon in kleinen Gruppen Gleichgesinnter. Mit

Ecstasy erlebe er ein tiefes Verständnis göttlicher Barmherzigkeit.

Nie habe er die Klarheit dieser Einsicht verloren, er könne sich

immer darauf besinnen. Ein Gewinn des Ecstasy-Konsums sei,

dass er mühelos die Erfahrung göttlicher Allgegenwart erreichen

könne. Die Wirkung offenbare sich in der Atmung, im göttlichen

Atem. Nach der Erweckung habe er die Gültigkeit anderer wichti­

ger religiöser Erfahrungen entdeckt. «Das <Werkzeug> ist nahezu

heilig. Es kann einen auf den richtigen Weg zur göttlichen Verei­

nigung führen, die Liebe wird betont, die erhebende Liebe im

Sinne der Himmelfahrt. Jedoch gelingen solche Einsichten nur,

wenn man in der richtigen Richtung sucht. Ecstasy sollte nicht

gebraucht werden, ausser für die Suche nach Gott. Es ist nichts

für Teenager. Der Ort sollte ruhig und friedlich sein, und du soll­

test enge emotionale Bindungen zu den anderen um dich haben.

Der Weg sollte in Begleitung und unter Aufsicht eingeschlagen

werden, weil die Leute zu Ausschweifungen neigen. Es besteht

die Gefahr, sich in euphorischen Gefühlen zu verfangen - es ist

aber ein zu mächtiges Werkzeug, um es dazu zu benutzen. Es

sollte nicht notwendig sein: wer Drogen benötigt, ist unfrei.» Die

Droge könne auf verschiedenen Ebenen benutzt werden - als

Hilfsmittel der Erforschung oder als spirituelles Werkzeug.

184 Me Cann/Ricaurte: Reinforcing Subjective Effects of MDMA May be

Separable from Its Neurotoxic Actions. (Die Wirkung von MDMA ist

möglicherweise von dessen Schädlichkeit auf das Hirn trennbar.)

In: British Journal of Clinical Psychopharmacology, Juni 1993.

Subjektive Untersuchungen zeigen, dass die psychoaktive Wir­

kung von MDMA durch die vorherige Einnahme von Fluoxetin

Page 256: Nicholas Saunders - Ecstasy

257 Anmerkungen Ecstasy

(Prozac) nicht beeinträchtigt wird. Substanzen, welche die Wie­

deraufnahme von Serotonin hemmen, verhindern die Neurotoxizi­

tät von MDMA. Da Fluoxetin die Wiederaufnahme von Serotonin

hemmt, könnte die erwünschte Wirkung von MDMA ohne die neu-

rotoxischen Folgen genossen werden.

Drei erfahrene MDMA-Konsumenten nahmen 20 mg Fluoxetin

40-60 Minuten vor der Einnahme einer hohen Dosierung von

MDMA (300-450 mg, Nachdosierungen eingeschlossen). Die

Gefühle von Euphorie und Nähe wurden nicht beeinflusst. Das

Gefühl von Ruhe war stärker, die Zunahme von Energie schwä­

cher. Übliche Nebenwirkungen wie Verspannung der Kiefermus­

kulatur traten seltener auf als normal, Übelkeit dagegen stärker.

Zwei fanden es leichter, anschliessend einzuschlafen. Die Müdig­

keit am Tag danach war beträchtlich geringer als normal, auch für

denjenigen, der es gleich schwierig fand einzuschlafen.

Die vierte Person war eine Frau, die 20 mg Fluoxetin in den vor­

angegangenen zehn Tagen eingenommen hatte. Es war ihre erste

MDMA-Erfahrung, und ihre Beschreibung war typisch, was darauf

hindeutet, dass Fluoxetin die Wirkung nicht beeinträchtigte.

Die Studie folgert, dass diese Fälle «der Auffassung widerspre­

chen, dass die Serotonin-Ausschüttung die Grundlage für die psy­

choaktive Wirkung von MDMA ist», weil diese durch die Vorbe­

handlung mit Fluoxetin verhindert wurde. Diese Folgerung wird

unterstützt durch die Tatsache, dass Drogen wie Fenfluramin kei­

ne psychoaktiven Wirkungen wie MDMA erzeugen.

185 Kehne u.a.: Effects of [MDMA] on Accoustic and Tactile Startle

Reflexes in Rats. (MDMA-Wirkung auf Geräusch- und Berührungs­

reflexe bei Ratten.) In: Journal of Pharmacology and Experimental

Therapeutics, Januar 1992.

Die Schreckreaktionen auf Geräusche und Berührungen waren

lebhafter mit MDMA - im Verhältnis zur verabreichten Dosis. Dies

konnte mit Fluoxetin verhindert werden.

186 Nash/Bridkin: MDMA-Induced Dopamine Release: Effect of Dopamine

Uptake Inhibitors. (Durch MDMA bewirkte Dopamin-Ausschüttung:

Die Wirkung von Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmern.) In: Jour­

nal of Pharmacology and Experimental Therapeutics, November

1991.

MDMA erhöhte die extrazelluläre Konzentration von Dopamin,

dies konnte aber mit Fluoxetin, das 30 Minuten zuvor verabreicht

wurde, reduziert werden. Die Resultate zeigten auch, dass MDMA

die Dopamin-Konzentration im Striatum erhöht - über einen

Mechanismus, der unabhängig von seinem Einfluss auf die Sero-

tonin-Ausschüttung ist.

Page 257: Nicholas Saunders - Ecstasy

258 Anmerkungen Ecstasy

187 Telefongespräch mit Clive, 5.3.94.

Clive ist Schauspieler und DJ in London, er interessiert sich für

Kunst und die Auswirkungen von MDMA auf Darstellung und

Wahrnehmung.

Clive und Freundinnen von ihm führten verschiedene Anlässe

durch, an denen alle, darbietende Künstlerinnen und Zuschauer­

innen, MDMA einnahmen. Diese Multi-Media-Performances soll­

ten die Entwicklung spontaner Einfälle ermöglichen. Die Resulta­

te seien spektakulär gewesen. Die künstlerischen Erfahrungen

und Äusserungen hätten fast einen religiösen Aspekt bekommen.

Er sagt, dass wichtige künstlerische Äusserungen erfolgten, nach­

dem man Bestehendes fallen- und sich selber gehenlässt, was

durch MDMA erleichtert wird. Allerdings könne man nicht alles

mit MDMA machen, speziell die Vorbereitungen sollten schon vor­

her erledigt werden, damit man sich nachher wirklich gehenlas­

sen kann.

188 Telefongespräch mit Graham, 5.3.94.

Graham ist ein Amerikaner in den Sechzigern, der seit über zwölf

Jahren MDMA nimmt. Früher konsumierte er regelmässig Ecstasy

in einer Gruppe, sie hätten dabei eine wunderbare Nähe und Inti­

mität erlebt. Nach einer gewissen Zeit entschieden sie, dass es

nicht angemessen sei, so vielen in einer grösseren Gruppe so

nahe zu sein, seither halten sie sich an Paare oder familiäre

Gruppen. Graham sagt, dass rund hundert Leute in verschiedenen

grösseren Haushalten als Nachbarinnen und Freundinnen, mit

Kindern und Grosseltern eng zusammenlebten. Bisher habe es

unter ihnen keine Scheidungen gegeben.

Graham begann im Alter von ungefähr fünfzig Jahren regelmässig

MDMA zu nehmen, seither habe er sich physisch und emotional

«wiederhergestellt». Er sei früher ein aggressiver Casinobesitzer

ohne soziales Gewissen und Moral gewesen, für den die Welt ein

Dschungel war. Nun meditiere er, sei nicht mehr aggressiv, esse

vegetarisch und sei aufmerksamer für die verschiedenen Seiten

seiner Persönlichkeit geworden. Er konsumiert MDMA zwei Mal

wöchentlich, am Mittwoch und Samstag, und zwar hohe Dosierun­

gen bis zu 400 mg, da er der Droge gegenüber tolerant geworden

ist. Er glaubt, dass der häufige MDMA-Konsum nicht nur sein

Leben verändert hat, auch das Glück scheint sich für ihn gewen­

det zu haben - es geschahen ihm höchst unwahrscheinliche Din­

ge-Graham engagiert sich bei Tierrennen, bat mich aber, nicht anzu­

geben, um welche Art Tiere es sich handelt. Er beschäftigte sich

mit der Zucht. Die Tiere seien so unter Druck, dass der Stress sie

manchmal krank mache. Als vor einigen Jahren ein Tier in kriti­

schem Zustand war und der Tierarzt nicht sofort kommen konnte,

Page 258: Nicholas Saunders - Ecstasy

259 Anmerkungen Ecstasy

verabreichte er MDMA und beobachtete darauf eine wundersame

Heilung. Seither hat er bei verschiedenen Tieren, von Pferden bis

Vögeln, MDMA angewandt. Fand er früher ein Vogel mit gebroche­

nem Flügel, hätte er ihn wieder hergerichtet, der Vogel aber wäre

vor Angst gestorben, meint er - «mit ein paar Tropfen» MDMA

hingegen sei er entspannt und überlebe. Graham hörte auch, dass

Pferden vor Rennen MDMA gegeben wurde, um mit dem Wettbe­

werbsstress klarzukommen. Er hörte auch von Athleten, die als

Teil ihrer Trainingsroutine MDMA nehmen.

Seine Familie hat keine Krankenversicherung und musste nie die

Hilfe eines Arztes in Anspruch nehmen. Zu verdanken sei das, so

glaubt er, ihrem regelmässigen Konsum von MDMA, das ein Stär­

kungsmittel sei, welches gegen Grippe und überhaupt in fast

jeder Situation helfen könne. Jedenfalls habe er es auch schon

Einjährigen gegeben, denen sonst nicht zu helfen war.

189 Secrets of Methamphetamine Manufacture. (Geheimnisse der

Methamphetamin-Produktion.) Loompanics and Books by Phone.

Laut einem illegalen MDMA-Hersteller ist die dritte Ausgabe die­

ses Buches die beste Anleitung zur Herstellung. Im März 1994

wurde die dritte Ausgabe von «Loompanics» verkauft, während

die zweite Ausgabe, die schlechter sein soll, über «Books by

Phone» vertrieben wurde. Empfänger von Büchern über «Loompa­

nics» erhielten es mit dem Vermerk «am Zoll geöffnet», während

die Pakete von «Books by Phone», die klar als Bücher deklariert

sind, nie geöffnet zu sein schienen.

190 Dornan u.a.: Effect of MDMA on Sexual Behaviour of Male Rats.

(Wirkung von MDMA auf das Sexualverhalten männlicher Ratten.)

In: Pharmacology, Biochemistry and Behaviour, Juli 1991.

Die sexuelle Aktivität wurde bei den meisten Tieren durch MDMA

unterdrückt, entwickelte sich nach einer Woche aber wieder

normal - «trotz einer deutlichen Senkung des Serotonin-Spiegels

im Striatum und im Hippocampus». Bei Ratten, die unter MDMA-

Einfluss kopulierten, waren «die Ejakulationslatenz und das Post­

ejakulationsintervall drastisch verlängert».

191 Allen u.a.: Effects of MDMA on Sleep. (Auswirkungen von MDMA

auf den Schlaf.) In: Sleep, September 1993.

23 MDMA-Konsumentlnnen wurden mit entsprechenden Nicht-

konsumentlnnen verglichen. MDMA-Konsumentlnnen schliefen

durchschnittlich 19 Minuten weniger und hatten eine um 23 Mi­

nuten kürzere orthodoxe Schlafphase (Non-REM-Phase) als die

Kontrollgruppe. Dies kann auf die im Schnitt um 37 Minuten kür­

zere Schlafphase 2 zurückgeführt werden. In den Schlafphasen

1, 3 und 4 zeigten sich keine signifikanten Reduktionen.

Page 259: Nicholas Saunders - Ecstasy

260 Anmerkungen Ecstasy

192 Dave Burrows u.a.: Illicit Psychostimulant in Australia. (Illegale

Psychostimulantien in Australien.) Monograph, Australian Govern­

ment Publishing Service, 1993.

Der Gebrauch von MDMA in Australien scheint sich auf eine klei­

ne Gruppe an Anlässen wie Raves zu beschränken. Die Verbrei­

tung liegt ungefähr zwischen der von Amphetamin und Kokain.

Im Kapitel «Pharmakologische Eingriffe» werden verschiedene

Drogen behandelt: L-Tyrosin und L-Tryptophan «sollen die Bio­

synthese fördern und somit die Funktion der Neurotransmitter

wiederherstellen. Die Anwendung in offenen Versuchen ergab kei­

ne eindeutigen Resultate. Es gibt keine kontrollierten Untersu­

chungen, welche ihre Wirkungen dokumentieren.»

193 Julie Hando/Wayne Hall: Amphetamine Use among Young Adults in

Sydney. (Amphetamin-Konsum unter jungen Erwachsenen in Syd­

ney.) National Drug and Alcohol Research Centre, 1993.

Die Studie basiert auf 231 Tiefeninterviews mit Amphetamin-

Konsumentlnnen, die zwischen Oktober 1991 und Oktober 1992

geführt wurden. Zwei Drittel der Befragten waren männlich, im

Schnitt 24jährig, alle leben in Sydney, 39% in der Innenstadt;

5% sind Aborigines; 57% arbeitslos. 58% von ihnen hatten

MDMA versucht, 24% von diesen haben es injiziert. MDMA war

für niemanden von ihnen die bevorzugte Droge, es steht nach

Beliebtheit hinter Kokain auf Platz neun.

194 Brief des Autors. In: New Scientist, 18.12.93.

Susan Katz Miller berichtet in ihrem Artikel mit dem Titel «Wie

Ecstasy den Geist tötet» (20. November) über die Resultate ame­

rikanischer Untersuchungen, die, wie sie sagt, «das <neurotoxi-

sche Potentiah der Droge beweisen könnten». Daraufhin schreibt

sie, «das Team hat in Persönlichkeitstests herausgefunden, dass

die Gruppe der Ecstasy-Konsumenten weniger impulsiv und ag­

gressiv war und mehr Zurückhaltung und Kontrolle zeigte». Sie

zweifelt jedoch daran, dass diese Charakteristiken durch den

Ecstasy-Konsum verursacht sind, und zitiert dafür einen amerika­

nischen Psychiater, der meint, dass «Personen, die diese Droge

nehmen, schon vorher meist weniger aggressiv waren».

Es gibt aber Beweise, die anzeigen, dass Ecstasy das Verhalten

von Konsumentlnnen in diese Richtung beeinflusst. Eine ethno­

graphische Studie von Mark Gilman, der für die Drogenbehörde

Lifeline in Manchester eine Untersuchung über eine Gruppe von

Fussballfans durchführte, zeigte, dass diese mit Schlägereien

aufhörten, als sie von Alkohol zu Ecstasy überwechselten. Gleich­

zeitig stellen Statistiken fest, dass die Zahl verhafteter und von

Spielplätzen vertriebener Fussballfans auf dem tiefsten Stand

seit fünf Jahren liegt.

Page 260: Nicholas Saunders - Ecstasy

261 Anmerkungen Ecstasy

Ein interessanter und im Artikel nicht erwähnter Aspekt der ame­

rikanischen Untersuchung ist, dass das friedliche Verhalten - im

Widerspruch zur allgemeinen Meinung - im Zusammenhang mit

dem tieferen Serotonin-Spiegel steht. Dies wird durch die Fest­

stellung bestätigt, die Sie in Ihrem Artikel «Hat eine holländische

Familie ein aggressives Gen» («This Week», 30.10.1993) er­

wähnt haben, der aggressives Verhalten mit hohen Serotonin-

Spiegeln in Verbindung bringt. Als die Weltgesundheitsorganisa­

tion WHO den Mitgliedstaaten der Konvention über Psychotrope

Substanzen 1985 empfahl, MDMA (Ecstasy) zu verbieten, war sie

von unveröffentlichten Berichten über den potentiellen Nutzen

von MDMA so beeindruckt, dass sie die Mitgliedstaaten in einer

Direktive aufforderte, im Rahmen der Bestimmungen von Artikel

7 «die Forschung über diese interessante Substanz zu fördern».

Da England beim Konsum von Ecstasy weltführend ist, wäre es

nicht Zeit für seriöse Forschung in diesem Land?

Page 261: Nicholas Saunders - Ecstasy
Page 262: Nicholas Saunders - Ecstasy
Page 263: Nicholas Saunders - Ecstasy

264 3.1. Technoparty: Can you feel it?

3. Ecstasy in der Schweiz

Patrick Walder

3.1. Technoparty:

Can you feel it?

Ein verlassenes Industrieareal am Stadtrand von Zürich. Auf der Strasse stehen aufgereiht Kleinwagen aus der gan­zen Schweiz - und selbst aus dem benachbarten Ausland. Die Ruhe eines beliebigen Sonntagmorgens um zehn Uhr. Doch von irgendwo wummert ein Bass. Anzeichen einer Technoparty. Drinnen johlt, stampft und dampft eine mehrhundertköpfige Menge. Wer jetzt noch wach ist, ist zumindest nicht mehr nüchtern.Dass die Dancehall Oxa in Zürich-Oerlikon ein Drogen­problem hat, machen die Veranstalter gleich am Eingang klar: Hier durchsuchen Sicherheitsleute teilweise pein­lich genau die Gäste, Anschlagszettel geben - leicht irri­tierend - bekannt, dass illegale Drogen verboten sind. Vormittagsparty im Oxa. Kids hüpfen wie Spielbällchen zwischen den Tanzenden hindurch übers Parkett. Einzel­ne noch kaum Ausgereifte halten beim Tanzen kurz inne, stehen etwas verwirrt oder gar verloren auf dem Tanzbo­den, halten sich am Kopf- und fahren wieder ab. «Can you feel it?» Arme zucken über den Köpfen, das Strobo­skop zerhackt die Zeit in Bilder, eine Frau in Schwarz schlingert wie eine Alge in der Strömung, etwas Halt bie­tet nur noch die Lautsprecherboxe hinter ihr. Das Schein­werferlicht schneidet Streifen in die dicke Luft.«Hoi, wie geht’s?» - «Gut.» - «Bist du drauf?» - «Ahh.» - «... ich auch. Ich habe die andere Hälfte noch genommen.» Kommunikation beschränkt sich aufs Wesentliche. Gruftiemässig gekleidete Partyköniginnen in zartem Alter tanzen auf Podesten über den Köpfen der Menge und scheinen niemanden nötig zu haben: Sie gefallen sich selbst am besten, mit wasserstoffblondem Haar, schwarzem Body und Netzstrümpfen, und werden dabei von anderen nicht gestört. Viele Stoffe sind transparent, sichtbar ist nichts.Zwei Tanzende haben sich gerade entdeckt, grinsen, zei­gen auf die Augen, berühren und küssen sich, sind ganz touchy. Bald wird’s etwas obszön, aber nur angedeutet. Hoffentlich wissen sie, wohin sie nachher gehen können. Eine jugendliche Schöne, brav gestylt, verhält sich nicht mehr grad jugendfrei. Vor einigen Stunden tanzte sie noch alleine, jetzt schmiegt sie sich sexy an einen Typen. Der fliegt los, durch die Menge und wieder zurück zu ihr. Die Sofas rund um die Tanzfläche sind dicht belegt von aneinandergelehnt Schlafenden, von Schmusenden, Quat­schenden und solchen, die still vor sich hinbrüten und auf das Treiben stieren. Doch Aggressivitäten oder üble Anmache sind selten; die Sicherheitsleute kommen hier

Page 264: Nicholas Saunders - Ecstasy

265 3.1. Technoparty: Can you feel it?

Gianni, ein

Technokid

nur zum Einsatz, um ganz Zappelige oder solche, die sich kaum mehr auf den Beinen halten können, an die frische Luft zu befördern.Im hellen Licht in den Toiletten zeigen sich bleiche Gesichter, mahlende Kiefer, starre Augen und verschwitz­te Kleider. Ein dichtes Kommen und Gehen herrscht, im Gedränge werden ständig XTC-Pillen nachgeworfen. Man wünschte, die Kids hätten die Packungsbeilage mit der Dosierungsangabe genauer gelesen.«We love you people and we say good morning. Maximum respect to you!» Voller Euphorie verabschiedete sich der DJ am Ende der vorhergegangenen Party - und immer wieder: «Don’t forget the afterhour!» Aber auch die After­hour, die Party nach der Party im Oxa, ist nur Zwischen­station. Hier geht’s weiter bis um Mittag, dann beginnt die After-afterhour anderswo in der Agglomeration von Zürich. Und die dauert bis Sonntagabend.

Unter den Tanzenden ist der 17jährige Lehrling Gianni, zusammen mit Kollegen. Seit einem Jahr steht er auf Techno, vor zwei Monaten hat er zum ersten Mal Ecstasy versucht. «Am Anfang haben wir noch mehr Pausen gemacht, jetzt gehen wir fast jedes Wochenende an Par­ties. Ich bin fast süchtig danach. Ich gehe aber nicht wegen der Drogen hin, sondern einfach, weil es geil ist», erzählt Gianni. Meistens nimmt er aber doch eine oder eine halbe Pille. Alkohol trinken oder Haschisch rauchen interessiert ihn nicht - «das bringt mir nicht viel und macht nur müde». Andere Drogen, LSD oder Speed, will er nicht versuchen. «Auf Ecstasy tanze ich, kann lachen und habe einfach eine gute Stimmung.» Schlechte Erfahrun­gen habe er nie gemacht, auch übel wurde ihm nie. Die Pillen kauft er jeweils für dreissig Franken bei einem Kol­legen, der hat fast jedes Wochenende neue Ware, woher, weiss Gianni nicht. Klappt es beim Kollegen einmal nicht, kann er sich immer noch an den Parties versorgen - «das ist kein Problem, es gibt so viele, die Ecstasy verkaufen». Nur ist ihm der übliche Preis von fünfzig Franken zu hoch, darum lässt er es dann meist lieber bleiben. «Manchmal, wenn ich gut drauf bin, muss ich nicht mal ein Ecstasy nehmen, um so lange tanzen zu können.» Die aufputschenden Getränke Red Bull und Guarana, die oft an den Parties verkauft werden, hat Gianni versucht, bevor er Ecstasy probierte. Er meint aber, sie wirkten kaum und seien zu teuer. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt für ihn bei Ecstasy besser.

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266 3.1. Technoparty: Can you feel it?

Weil Gianni nur wenig Geld zur Verfügung hat, besucht er oft erst die etwas billigere Afterhour; mit Kollegen hängt er zu Hause rum und geht dann um sechs Uhr mor­gens an die Party. Dort tanzt er, lernt Leute kennen, trifft Bekannte von anderen Parties und schwatzt: «Alles ist irgendwie lustig, und du bist nicht müde.» Nach Party­schluss am Sonntagmittag zieht er weiter an die After- afterhour: Auch hier gibt es eine Auswahl von Lokalen. Dort, wo Gianni hingeht, tanzen immer noch Hunderte von Unentwegten bis zum Schluss. Hin und wieder gibt es sogar After-after-afterhours, die bis Montagvormittag dauern, aber dann ist Gianni bereits wieder bei der Arbeit.Wenn Gianni am späten Sonntagnachmittag nach Hause geht, hat die Wirkung der Ecstasy-Pille wieder nachge­lassen. Seine Eltern wissen nicht, dass er Ecstasy kon­sumiert. Sie hätten sich daran gewöhnt, dass er so spät heimkomme. «Meine Mutter sagt nur, ich sei so bleich. Aber das ist ja logisch.» Er duscht, schaut vielleicht noch etwas Fernsehen oder geht gleich schlafen. Am Montag­morgen um halb sieben muss er aufstehen. Probleme habe er damit keine. Natürlich sei er dann müde, aber in die Lehre gehe er gerne. Auch der Lehrmeister weiss nichts von Giannis Konsum, nur, dass er an Parties geht. Aber der Sohn des Lehrmeisters vergnüge sich schliesslich auch so.Gianni lernt Maschinenbauer, gut vierhundert Franken verdient er pro Monat im ersten Lehrjahr. Wenn er unter der Woche abends mit seinem Bruder oder mit Kollegen unterwegs ist, achtet er darauf, möglichst wenig Geld aus­zugeben. Von seinem Lehrlingslohn legt er monatlich hundert Franken für die Ferien auf die Seite - er will wie­der nach Italien gehen, wo er im Sommer die Partyszene kennengelernt hat. Dort will er sich auch mit neuen Klei­dern eindecken, denn das Aussehen ist ihm wichtig. Erwachsene, mit denen er über seinen Konsum reden könnte, kennt Gianni keine. «Bis jetzt hatte ich nie Angst, dass Ecstasy mir schaden könnte. Ich nehme es aber nur an den Parties. Ich fände es Verschissen, wenn ich es auch unter der Woche brauchen würde. Über Ecstasy weiss ich nicht viel.» Verschiedene Gerüchte, die er hört, verwirren ihn. Kann man nach einem Ecstasy «drauf bleiben»? Wie ist das mit dem «innerlichen Austrocknen»? Seit er davon gehört hat, trinkt er jedenfalls immer viel; die Getränke nimmt er von zu Hause mit, weil die Preise an der Bar so hoch sind. Nur einmal hat er gesehen, wie zwei an einer

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267 3.1. Technoparty/3.2. Kult der Droge - Droge einer Kultur

3.2. Kult der Droge -

Droge einer Kultur

Party «ausgerastet» sind und von Sicherheitsleuten nach draussen befördert wurden. Das hat ihn schon kurz ver­unsichert.

Einige tausend Personen konsumieren Wochenende für Wochenende alleine im Raum Zürich die Droge Ecstasy. Journalisten des Schweizer Fernsehens DRS schätzten die Zahl der an einem Wochenende im Raum Zürich geschluckten Pillen auf 5000 bis 7000, die Zahl der regel­mässigen Konsumentlnnen in der ganzen Schweiz auf 10000 («10 vor 10», 14.1.1993). Die Verbreitung von Ecstasy in der Schweiz geht eng einher mit dem Boom von Techno- und Houseparties: Sie haben der Droge ihren Kultstatus verschafft und transportieren das Image einer «full power dance drug», einer glücklichmachenden und leistungssteigernden Partydroge. Für windeseilige Ver­marktung war gesorgt.Länger verbreitet als der Konsum an Parties ist der Frei­zeitkonsum von Eingeweihten im privaten Bereich oder bei Meditation. Mitte der achtziger Jahre führten helveti­sche Sanyasin, Jünger des indischen Gurus Bhagwan, die Droge hier ein, wie ehemalige Anhänger berichten. Bemerkbar macht sich Ecstasy heute aber nicht mehr in ihren rot gekleideten Zirkeln, sondern fast ausschliesslich im noch jungen Tribe der Techno- und Housekultur.Rund die Hälfte der Besucherinnen seien auf Ecstasy, meint der Zürcher Musikjournalist und Partyveranstalter Arnold Meyer von Karma Sutra an einer Zürcher House- party. Schätzungen an anderen Anlässen reichen bis zu neunzig Prozent. Vor dem Eingang stehen Jugendliche und bieten recht offen den Ankommenden ihre Ware an: Der Preis ist stabil, die Auswahl beträchtlich - einer hat gleich fünf verschiedene Pillen im Sortiment. Ende der achtziger Jahre fanden in Zürich die ersten Acid-House- Parties statt. «Can you feeeel it?» riefen die DJs in die Tanzhallen, Gejohle schallte zurück - nicht wenige fühl­ten «es», die chemische Ekstase, schon damals. Richtig geboomt hat die Szene aber erst ab 1992, vorher kamen an Parties selten mehr als 1000 Besucherinnen, seither finden samstags unzählige Parties statt - mit je bis zu 2500 Personen. Unangefochtene Technohauptstadt der Schweiz ist Zürich, die Westschweiz kennt vor allem Houseparties, Basel und Bern folgen dem Trend mit Anlässen in etwas geringerer Häufigkeit und Grösse. Bis­herige Höhepunkte des Technofiebers und der XTC-Selig- keit waren das Zürcher Energy 94 im August mit gut

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270 3.2. Kult der Droge - Droge einer Kultur

Kleindealerin Valerie

20000 Ravern und die Streetparade in Zürich mit rund 30000 Technofreaks. Seit 1990 wurde Techno wiederholt totgesagt, meint Arnold Meyer, doch der Boom werde an- halten. Mit den Jahren entwickelte sich eine heterogene Szene mit eigenen Nischen und Treffpunkten. Weitab von den grossen Raves blüht eine städtische Sub- und Klubkul­tur: Nachtschwärmerinnen, Schwule, Technocracks, Schönheiten und Tanzwütige feiern in Zivilschutzanla­gen, Kellern von besetzten Häusern und leerstehenden Fabrikhallen.Als untrüglicher Hinweis auf die Verbreitung von Ecstasy an kommerziell ausgerichteten Parties dürfen die Preise an der Bar gelten. Dass Konsumentinnen von Ecstasy weniger Alkohol trinken, macht sich nicht nur an der aggressionslosen Stimmung bemerkbar, sondern auch an den Bar-Einnahmen: Laut Arnold Meyer sind die Einnah­men aus alkoholischen Getränken am höchsten in Oldies- Discos, am schlechtesten an Technoparties, irgendwo in der Mitte liegen Houseparties. Um nicht auf fette Gewin­ne verzichten zu müssen, haben einige Veranstalter eine eigenartige Preispolitik eingeführt: Oft liegt nur eine klei­ne Differenz zwischen den Preisen für Mineralwasser und für alkoholische Drinks. An einem Veranstaltungsort waren gar die Kaltwasserhähnen in den Toiletten zuge­dreht.Der massenhafte Ecstasy-Konsum passt dem Veranstalter Meyer nicht so recht. Dagegen einzuschreiten hält er aber für hoffnungslos. Für jeden Dealer, den die Sicherheits­leute rauswerfen, sei sofort ein anderer da.

Valerie ist 24 Jahre alt und eine XTC-Kleindealerin, in ihrer Wohnung sorgt nie endende Technomusik für

Stimmung. Vor zwei Jahren lernte Valerie Ecstasy an einer Party kennen, seither entwickelte sie sich zu einer Art kreativem Technocrack, die hin und wieder Freundin­nen, Freunde und Bekannte mit dem Stoff beliefert. Nur wenn sie einmal eine grössere Menge hat, dealt sie offen­siver an Parties. «Aber ich mag das nicht. Erstens ist die Gefahr aufzufliegen grösser. Zweitens habe ich es lieber, wenn die Leute zu mir kommen, sie wissen dann selber, was sie tun. Wenn du Leute anhaust, führst du sie in Ver­suchung.»Die Pillen kommen meist aus Amsterdam. Valerie holt sie aber nie selber, sondern bezieht sie über andere. Gewöhn­lich kauft sie Mengen bis zu 50 Stück ein. Die Herstel­lungskosten der illegalen Labors liegen bei höchstens

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271 3.2. Kult der Droge - Droge einer Kultur

5 Franken pro Stück, der Kaufpreis für grössere Mengen in Amsterdam ist etwa 15, Valeries Einkaufspreis liegt zwischen 22 und 28 Franken. Der Einzelverkaufspreis ist seit fast zwei Jahren ziemlich stabil bei 50 Franken. «Es gibt Dealer, die man an vielen Parties sieht und von de­nen man ungefähr weiss, was sie anbieten. Dann gibt es viele Minidealer, die irgendwo 50 bis 100 E beziehen und Weiterverkäufen. Das sind vor allem Jugendliche, die sich ihren eigenen Konsum und die Parties finanzieren.» Wirk­lich organisierte Strukturen oder Grossdealer kennt Vale­rie nicht, sie vermutet aber, dass die grossen Mengen hin­ter dem Kleindeal in relativ wenigen Händen liegen. Ein Indiz dafür ist, dass während eines gewissen Zeitraums nur wenige verschiedene Sorten erhältlich sind, diese aber überall.Was sie verkauft, testet sie im Selbstversuch. «Ich kaufe immer bei den gleichen Leuten, von denen ich weiss, dass sie es sich fast nicht leisten können, schlechte Ware zu liefern. Ein Risiko kann man nicht ganz ausschliessen, aber es ist nicht eine Quelle, die absichtlich Scheisse pro­duziert, um Geld zu machen.» Dennoch hat sie auch schlechte Erfahrungen gemacht. Einmal kam die Liefe­rung erst knapp vor einer grossen Party, und es stellte sich heraus, dass die Pillen nicht wirkten. Die Ware hat sie zurückgegeben - bezahlt wird erst, wenn sie getestet und für gut befunden worden ist. Ein andermal kam die Lieferung so spät, dass Valerie sie nicht mehr testen konn­te. Noch am selben Abend setzten verschiedene Verkäu­ferinnen an einer einzigen Party 200 bis 300 davon ab.Die Pillen fuhren schlecht ein, einige Konsumentlnnen waren danach «seltsam drauf», wussten später nicht mehr, wieviel sie genommen hatten, und warfen einfach nach. Einzelne hatten nachher «schwarze Löcher», sie erinnerten sich nicht mehr daran, was sie während eini­ger Stunden gemacht hatten.Diese Erfahrungen und die Verhaftung eines ihrer Liefe­ranten haben Valerie schliesslich dazu bewogen, die Fin­ger vom Kleindeal zu lassen. «Eigentlich ist Ecstasy eine stupide Droge. Es stellt dich ruhig und macht zufrieden mit allem, man überlegt sich nicht mehr viel und geniesst einfach den Moment. Es kann gute Wirkungen haben: Dass du offener wirst und diese Erfahrung später ohne Droge wieder suchst. Aber im Gegensatz zu LSD machst du auf Ecstasy keine Erfahrungen, die du nicht auch sonst machen könntest, wenn du dich bemühtest. Nett zu anderen Leuten sein könntest du auch ohne Droge.»

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272 3.2. Kult der Droge - Droge einer Kultur

Drogen, Tribes und

Trance

Den Warnfinger gegen die Droge erheben mag sie aber nicht. Sie stört sich an der Doppelmoral vieler Veranstal­ter, die in der Öffentlichkeit mit Sprüchen gegen den Konsum auftreten, wie «stay out of drugs» oder «don’t mix drugs, leave the mix to the DJ». Doch für ihre Anlässe wer­ben sie mit Namen wie «user rave» oder «overdose 94». Ohne Droge würden die Veranstalter nie soviel Geld ver­dienen, meint Valerie, dann käme höchstens ein Drittel der Leute an Parties. «Das Wichtigste ist nicht, den Leuten zu sagen, sie sollen keine Drogen nehmen, das funktio­niert eh nicht. Wichtiger wäre, ihnen beizubringen, wie sie sie nehmen sollen, worauf sie achten müssen.» Und da leisten die Veranstalter bisher wenig, in vielen Lokalen gibt es nicht einmal Chill-out-Räume, wo man sich aus­ruhen und abkühlen kann.1

«Wenn du Ecstasy das erste Mal an einer Party nimmst, ist es untrennbar verbunden mit dem Groove, der Stimmung und der Musik», sagt Valerie. Süchtig mache nicht Ecsta­sy, meint sie, «sondern der Rhythmus: Du willst die Party am Samstag haben, du willst die Droge, die Musik, das Licht, die Leute, die Stimmung - alles zusammen macht süchtig.» Techno, die europäische Variante des US-ameri- kanischen House, ist der Soundtrack zum Ecstasy-Trip.Die Parties sind die «Tanzrituale der modernen Industrie­gesellschaft», so der Szenenkenner Dani Gasser.2 Um Musik und Droge rankt sich ein Kult mit Style und Codes, das betrifft Tanz, Kleidung, Lebensgefühl und Ideologie. Abtanzen ist angesagt, bis zum Gehtnichtmehr, abfesten bis zum Exzess. Am nächsten Tag sind die Tanzenden einige Kilos leichter. «Leben und geniessen» heisst die Raver-Ideologie, statt «null Bock» und «no future». «Wir sind alle eine Familie», ist das Versprechen der Parties.Die Fangemeinde bildet Tribes, Stämme von Eingeschwo­renen. Techno ist eine «nichtaggressive Musik», sagt Vale­rie, auch wenn viele das Gegenteil behaupten würden. Sie peitsche nicht auf, sondern baue Aggressionen ab. Tanzen sei Trance und Leistungssport zugleich, «nachher bist du erschöpft, ausgelaugt und zufrieden. Aber Stunk machst du nicht.» Nicht Dumpfrock, nicht gepflegter Kunstge­nuss - bei Technomusik «spürt man etwas von postfanati­schen Enthusiasmen», schreibt Musikkritiker Diedrich Diederichsen.3

Auch wenn viele Technoproduzenten, die kreativen Zel­len der Szene, vorgeben, ein drogenfreies Leben zu füh­ren - die Beziehung zwischen Musik und Droge lässt sich

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273 3.2. Kult der Droge - Droge einer Kultur

schon aus den Titeln ablesen: Freaks ofXTC, Biomechani- cal Psychotis, Peace Love XTC, Mind Abuse, Psycho Tribes, The Essence of Ecstasy, Acid Blubber, Brainticket, Mescali- num United, Speed Freaks. So heissen einige der Tracks, die alleine in Europa jede Woche hundertfach produziert und veröffentlicht werden. Techno ohne Ecstasy? Als Mas­senphänomen undenkbar, meint Arnold Meyer. Ähnlich wie LSD Ende der sechziger Jahre ermöglicht hatte, dass das Publikum dem Sound von Jimi Hendrix und anderen folgen konnte, den ewiglangen Improvisationen und musikalischen Trips durch Neuland, so brauchten heute die meisten Ecstasy, um auf Techno abfahren zu können. Techno ist nicht eingängig und widerspricht allen kom­merziellen Regeln des Business: Die Tracks haben Über­länge, keine Songstrukturen, meist keinen Gesang und keinen festen Rhythmus, Beats werden oft unterbrochen oder sind arhythmisch. Techno habe mit fast allem gebro­chen, was vorher Gültigkeit hatte, meint Arnold Meyer. Produziert und vertrieben wird meist in kleinen Struktu­ren, die grossen Konzerne hinken der schnellen Entwick­lung hinterher.An Namen von DJs und Tracks lässt sich auch die trans­portierte Ideologie ablesen: Love Planet, Supereal, Trans’verse, Zen Paradox, New Age Heartcore, Shape the Future, Djungle Fever, Cosmic Baby, Praying for the Sound, The Outside World, Mind Expansion, Mindspace, Mindblast.Die Wochenendreligion der Szene bewegt sich aber nicht nur in sphärischen Höhen und spirituellen Gefilden. Die Namen geben auch Hinweise auf düstere Befindlichkei­ten, auf punkmässige Konfrontation und eine Faszination für die subversive Macht der Beats: Guerilla, Maniak Records, Powerdome, Final Sickness, The Frontal Sickness, Spiritual Combat, DetoNation, Black Blood, Killer Loops, Murder One, Modemocracy, Disaster Area.Einen Hang zum Abgründigen lässt sich auch an der Art, wie einzelne Ecstasy konsumieren, erkennen. Manche werfen an Parties nach, bis die Knie zittern, die Zähne mahlen und die Augen flinkem. «Bei einer hohen Dosis kippt die Wirkung irgendwann. Statt sich wohl zu fühlen, spürt man sich plötzlich nicht mehr, man verliert den Faden zu den anderen», beschreibt Dani Gasser, was er bei vielen Konsumentlnnen beobachtet. «Einerseits fühlt man sich wohl, <es ist so schön und blablabla», doch irgend­wann kippt es in eine Verlorenheit, und man versucht, sie zuzudecken durch Weitermachen und Weiterma­

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274 3.2. Kult der Droge/3.3. Konsum: Ein Stammesgeheimnis

3.3. Konsum: Ein

Stammesgeheimnis

chen.» Zudem sieht er an Parties eine Tendenz zur Poli- toxikomanie: konsumiert werde neben Ecstasy auch LSD, Speed und Kokain. Zur Masslosigkeit bei Ecstasy verführt weiter, dass keine Prozedur wie Rauchen oder Fixen nötig ist.So wird auf den Putz gehauen, die Droge bringt Happi­ness und Power für den Tanz am Abgrund. Fun und Abfahren muss sein, unter der Woche ist der Alltag der gradlinigen neunziger Krisenjahre angesagt. Je düsterer die Aussichten, desto wilder der Drang nach Genuss und Sinnesfreuden. Doch gelingt dieser Seiltanz nicht allen gleich gut. An Parties zeigen sich auch verstörte Gesich­ter, einzelnen tut sich der Abgrund gähnend leer auf. Statt der versprochenen Peace Love Unity zeigt sich eher eine Disaster Area.Das Ausmass des Konsums in der Szene gibt auch Valerie zu denken: «Die Jugendlichen betreiben ihn ungeheuer exzessiv, nehmen jedes Wochenende nicht nur eine, son­dern mehrere Pillen, gehen nicht nur an die Party und die Afterhour, sondern auch noch an die After-afterhour. Das machst du nicht lange. Nicht nur wegen der Droge: Du bist 24 Stunden unterwegs, trinkst wenig, schwitzt viel, schläfst nicht, isst fast nichts - das ist Raubbau am Körper.» Allerdings kennen Valerie und Dani nur wenige Leute, welche die Droge über lange Zeit konsumiert haben. Dani: «Im Unterschied zu den Jüngeren mache ich mir mehr Gedanken, komme leichter ins Grübeln. Ich kann mich nicht mehr so leicht Illusionen hingeben. Die Jugendlichen reflektieren weniger - sie nehmen Ecstasy, einfach, weil es schön ist. Ich kenne dieses Gefühl. Aber ich habe gemerkt, dass es so nicht weitergeht, du bleibst stehen. Ecstasy ist nur eine Inspiration, wie man es mit Leuten auch haben könnte.» Valerie: «Vor allem Ältere können besser damit umgehen, machen Pausen und nehmen kleinere Mengen. Viele hören auch irgendwann einfach wieder auf.»

Innert weniger Jahre hat sich die Droge Ecstasy zu einem festen Bestandteil der aktuellen Jugendkultur etabliert, und es sieht nicht so aus, als ob sie bald wieder ver­schwände. Obwohl tausendfach konsumiert, hinterliess sie bei offiziellen Stellen noch kaum Spuren. «Ecstasy ist nur ein Thema unter anderen, und eher ein unbedeuten­des», tönt es reihum bei einschlägigen Institutionen: Bei Jugendanwaltschaften ist gegenwärtig das «Folienrau­chen», das Inhalieren von Heroin ab einer Aluminium­

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275 3.3. Konsum: Ein Stammesgeheimnis

folie, das Hauptproblem. Drogenberatungsstellen wie die Drop-ins haben selten Anfragen zu Ecstasy - und dann meistens von Eltern. Suchtpräventionsstellen konzentrie­ren sich ebenfalls auf andere Themen. An die Ambulato­rien des Sozialpsychiatrischen Dienstes gelangen nur sehr selten Ecstasy konsumierende Jugendliche - und dann oft nicht deswegen. Auch Sozialämter haben andere (Dro gen-) Probleme. Attilo Stoppa, der Drogendelegierte des Kantons Zürich, fasst zusammen: «Wir haben mit den har­ten Drogen ausreichend zu tun, so dass wir uns nicht auch noch mit Ecstasy beschäftigen können.» Entspre­chend haben die Stellen auch kein Informationsmaterial über diese Droge. Ecstasy findet nur gerade in einer Bro­schüre der Pro Juventute kurze Erwähnung. Und diese wendet sich nicht an die Konsumentlnnen, sondern an deren Eltern.Kaum Erfahrungen mit Ecstasy haben auch die Gassen­arbeiterinnen, die in der harten Drogenszene tätig sind: Ecstasy wird dort nicht angeboten. Immerhin ein deutli­cher und beruhigender Hinweis, dass die XTC-Szene sich - zumindest vorläufig - nicht mit der harten Drogenszene vermischt. Eine Jugendarbeiterin berichtet von Folien­rauchern auf der Gasse, die hin und wieder an Techno­parties gehen und dort Ecstasy konsumieren würden. «Einer erzählte, wenn er Heroin geraucht habe und Ecsta­sy nehmen wolle, müsse er zuerst Kokain nehmen, sonst fahre das Ecstasy nicht ein. Beim Ausfahren rauche er wieder Heroin, weil er sonst deprimiert werde. Solche Jugendliche sind oft sehr versiert im Kombinieren ver­schiedener Drogen im entsprechenden Setting.» Im Unter­schied zu den Folienrauchern beobachtet sie aber bei XTC-Konsumentlnnen keinen Kreislauf, der zu sozialer Desintegration führt.Lebhafte Reaktionen erleben Jugendarbeiterinnen in Schulklassen oder Jugendhäusern. Dort kriegen die Kids «glänzende Augen», sobald das Thema aufkommt. «Ein Getuschel und Geflüster geht los, es ist ein reizvolles Thema», berichtet eine Jugendarbeiterin. Einige haben offensichtlich auch eigene Erfahrungen. Darüber mit der Autoritätsperson, der Lehrerin oder dem Jugendarbeiter zu reden, ist aber nicht einfach. Informationsmaterial für die Jugendlichen gibt es auch hier nicht. Es scheint, als hüteten die Kids des Ecstasy-Tribes ihr Geheimnis vor der Erwachsenenwelt wie eine verschwiegene Stammes­gemeinschaft.Kein Wunder daher, dass es auch nur wenige Daten über

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276 3.3. Konsum: Ein Stammesgeheimnis

Eva Winizki,

Jugendberaterin

die Verbreitung des Konsums gibt. Genauere Aussagen, als dass sich die Tendenz in Richtung «steigender Kon­sum» bewegt, macht auch das Bundesamt für Gesund­heitswesen 1993 nicht.4 Die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenfragen gibt in ihrem 1993 publizierten Bericht über «Jugendliche und ihre Gesund­heit» immerhin an, dass rund vier Prozent der 15-16jähri- gen bereits Erfahrungen mit Halluzinogenen haben und rund acht Prozent der 17-20jährigen. Gefragt wurde zwar nicht spezifisch nach Ecstasy, es kann aber davon ausge­gangen werden, dass es sich in der Mehrzahl der Fälle um diese Droge handelt.5

Dass einschlägige Stellen keine Erfahrungen mit der Dro­ge Ecstasy haben, lässt weniger auf geringe Verbreitung schliessen als vielmehr darauf, dass ihr Konsum den Gebraucherinnen nur selten Probleme bereitet, die sie zum Gang zu solchen Stellen bewegen würden.

Eva Winizki ist Psychologin und Mitglied der Eidgenössi­schen Betäubungsmittelkommission, sie arbeitet in einer Jugendberatungsstelle in Zürich. Rund die Hälfte der 17-25jährigen Jugendlichen in ihrer Beratung konsumie­ren Ecstasy, meint Winizki. Die meisten nicht nur hin und wieder, sondern jedes Wochenende; manche gar Frei­tag und Samstag, die Erfahreneren oft lieber nicht nur eine, sondern zwei Pillen. Doch zur Jugendberatung kom­men sie nicht wegen des Ecstasy-Konsums, sondern wegen allgemeiner Probleme der Adoleszenz, wie Ablösung von den Eltern, Schwierigkeiten in der Schule oder im Freun­deskreis. Unterschiede zwischen Ecstasy konsumierenden Jugendlichen und anderen kann Winizki nicht ausma­chen: «Jene Jugendlichen, die Ecstasy zwar thematisieren, aber noch nie genommen haben, sind vielleicht ängstli­chere Charaktere als jene, die Ecstasy schon versucht haben.» Von der psychischen Struktur her unterscheiden sie sich nicht, und sozial seien sie gleichermassen inte­griert. Ebenfalls keinen Unterschied im Ecstasy-Konsum sieht sie zwischen den Geschlechtern: «Nur kriegen die Mädchen es oft geschenkt.»Das Thema Ecstasy sprechen die Jugendlichen erst an, wenn ein gewisses Vertrauen hergestellt ist. Jene, die es noch nie genommen haben, wollen wissen, worauf sie sich einlassen. Sie fragen, was es ist und wie man einen schlechten Trip verhindern kann. Andere erzählen von Erlebnissen mit Ecstasy, zum Beispiel wenn sie von der Erfahrung noch etwas durcheinander sind. Winizki erin-

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277 3.3. Konsum: Ein Stammesgeheimnis

nert sich nicht an Jugendliche, die mit der Substanz sel­ber schlechte Erfahrungen gemacht haben. «Aber sie hat­ten vielleicht Erlebnisse, die sie ernüchterten, sie bemerk­ten bei sich selber ein Verhalten, das sie erschreckte. Sie merken zum Beispiel, dass sie es nicht schaffen, eine Frau anzusprechen. Oder sie spüren, dass sie nicht dazugehö­ren.» Sie gehörten zwar schon vorher nicht dazu, doch spürten sie das mit Ecstasy viel stärker. «Sie erleben ein total lässiges Gefühl, das sie verbindet, dann kommen sie nach Hause und fallen in ein Loch. Sie merken, wie allei­ne sie sind - so gut trägt die Szene sozial ja nicht.» So tief, dass die Jugendlichen abzustürzen drohen, sind die Löcher aber nicht. Probleme mit der Integration in Lehre und Schule wegen des Ecstasy-Konsums hat Winizki nicht beobachtet. «Im Gegenteil. Ich stelle fest, dass manche ihre Lehre eher leichter bewältigen, zumindest jene, die sie wirklich machen wollen. Sie nehmen es nicht so ver­bissen ernst, und am Wochenende haben sie dann wieder ihren Fun. Unsere Welt verlangt ja von ihnen, mit einem gewissen Frohmut aufzutreten. Ecstasy verschafft ihnen diese Fähigkeit.» Selbst die Klippe des Montageinstiegs scheint ihnen nicht schwerer als anderen zu fallen. Erst gegen Ende der Woche beginnen sie wieder davon zu reden - bis dann hält die gute Erinnerung an, danach motiviert die Aussicht aufs nächste Wochenende.Anders dagegen sind ihre Beobachtungen für Haschisch­konsum: Er vermittelt den Kids nicht das rosige Lebensge­fühl, sondern bereitet eher Schwierigkeiten und lässt sie hängen. Anders auch LSD, das nicht selten zu viele und zu starke Gefühle auslöst, welche die Jugendlichen nicht mehr einordnen können und von denen sie überfordert sind. Winizki rät ihnen zwar von häufigem XTC-Konsum ab und empfiehlt, sich zur Verarbeitung Zeit zu lassen.Sie realisiert aber, dass bei der verbreiteten Konsumform von Ecstasy wenig zu verarbeiten bleibt: «Es ist einfach eine Überschwemmung von guten Gefühlen.» Logisch, dass solche Ecstasy-Erfahrungen in der Therapie kaum weiterhelfen. Die Jugendlichen kommen nicht auf die Idee, dass das Drogenerlebnis ein Teil des selbstreflekti- ven Prozesses sein könnte. Wenn Winizki diese Brücke zu schlagen versucht, sind ihre Klientinnen wenig begeistert davon. Sie würden härter damit konfrontiert, was real bei ihnen läuft und wo ihre Beziehungen klemmen:«Genau das verdrängen sie ja in ihrer Art, Ecstasy zu konsumieren.»Sie möchte nicht verharmlosen, aber es gebe wichtigere

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278 3.3. Konsum/3.4. Schamanen, Medizinmänner, Hirnforscher

Probleme als Ecstasy, meint Winizki. «Wer da, wie auch immer, Ordnung herstellen wollte, würde nur mehr Pro­bleme schaffen. Es ist eine Adoleszenzdroge, vor der man keine grosse Angst haben muss. Ecstasy-Konsum ist eines der Experimente, die den Jugendlichen noch offenstehen, man sollte ihnen nicht alle Möglichkeiten verbauen.Ganz abgesehen davon, dass der Konsum durch Repres­sion nicht zu verhindern ist.» Natürlich nehmen die Jugendlichen die Droge zu früh, meint Winizki, doch gehöre dies wohl dazu - ein gewisses Risiko müsse schliesslich dabeisein: «Der Reiz geht verloren, wenn man immer genau den richtigen Zeitpunkt abwartet.»Einen wesentlichen Unterschied beobachtet Winizki zwi­schen jenen Jugendlichen, die Parties organisieren und dabei sozial aufgehoben sind, und den vielen anderen, die einfach hingehen und konsumieren. Viele der letzte­ren seien total entwurzelt und nirgends eingebunden - weder in einen Verein, Sportclub, festen Kreis von Freund­innen noch sonstwo: «Vielen Jugendlichen im Ablösungs­prozess fällt es schwer, sich nicht abzublocken und abzu­grenzen, sondern die Wichtigkeit von Beziehungen zu erkennen. Dies ist eine Paradoxie, die sie bewältigen müs­sen: Sich einerseits von den Eltern distanzieren, sich andererseits gegenüber der Peergruppe öffnen.» Das «Wir- sind-alle-eine-Familie»-Gefühl an Parties und die enthem­mende Wirkung der Droge komme ihnen dabei weit ent­gegen - ein chemisch beschleunigter Versuch, die Parado­xie zu überwinden. «Sie suchen das wahnsinnig intensive Gefühl und die Akzeptanz; das Gefühl: Ich kann sein wie ich will, und jeder mag mich, so wie ich bin. Das ganz Starke ist sicher eine der Hauptverführungen der Drogen. Jugendliche suchen sich solche Erfahrungen oft eher aus­sen, anstatt sie selber zu erarbeiten. Es dauert seine Zeit, bis sie sich eine Welt schaffen, die ebenso intensiv sein kann wie die schnelle Befriedigung.»

Mitte der achtziger Jahre verfolgten einige Schweizer Psy­chotherapeutlnnen Berichte über ausländische Erfahrun­gen mit MDMA in der Psychotherapie, gründeten darauf­hin die Schweizer Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT) und begannen, mit MDMA zu arbeiten (siehe Kapitel 2.1.). Inzwischen hatten aber auch die Jugendlichen Ecstasy entdeckt und zu ihrer neuen Lieb­lingsdroge gewählt. Ecstasy erfuhr eine rasche und unkontrollierte Ausbreitung. Die Behörden setzten dem Gebrauch erst einmal dort einen Riegel, wo sie Zugriff

3.4. Schamanen,

Medizinmänner,

Hirnforscher

Dr. Juraj Styk: Die Herz­

droge MDMA

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279 3.4. Schamanen, Medizinmänner, Hirnforscher

hatten: bei der kontrollierten Anwendung in der Psycho­therapie.Der Psychotherapeut Juraj Styk ist Präsident der Schwei­zer Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie, er führt in Basel eine Privatpraxis und arbeitete bis Ende 1993 in Therapiegruppen auch mit MDMA. «Mit MDMA wieder­holt sich die unglückliche Geschichte von LSD: Ein guter Stoff wird durch unsachgemässen Gebrauch diffamiert und erhält eine schlechte Presse. Etwas Heiliges und Wertvolles wird auf eine unangemessene Art und Weise benutzt, und dann sagt man, die Substanz sei schuld.» Bedenken, MDMA in der Therapie anzuwenden, hat Styk nicht. In seiner Therapieerfahrung mit MDMA habe es nie Komplikationen gegeben - weder physische noch psychi­sche. «Für die Therapie ist MDMA ausgezeichnet, weil sie die Patienten nicht stark in den Bereich der Halluzinatio­nen führt, wo die Unterscheidung zwischen den verschie­denen Ebenen der Wirklichkeit schwierig wird. Man sagt, MDMA sei die Herzdroge, und das stimmt tatsächlich.Gab es in der Therapiegruppe Konflikte, waren sie leich­ter aufzulösen: Ehepaare konnten ihre Schwierigkeiten, auch ernsthafter Natur, viel klarer erkennen. MDMA lok- kert Blockierungen, schwächt Abwehrmechanismen und ermöglicht eine bessere Introspektion, eine Einsicht ins Innere.»Zwischen dem Therapiegebrauch und dem Konsum an Parties ist ein bemerkenswerter Unterschied in der Wir­kung festzustellen. Offensichtlich bestimmen das Setting und die Erwartung ganz entscheidend das Erleben der Droge. «Wir wollen nicht einfach schöne Reisen», sagt Styk, «der Gebrauch in der Psychotherapie ist etwas ande­res als die genussorientierte Einnahme der Substanzen.»In den Therapiegruppen kommt es oft zu starken emotio­nalen Ausbrüchen wie Weinen, Schreien und Toben. «Wenn Autoritäten oder verhasste Personen in den inne­ren Bildern auftauchen, kann es Vorkommen, dass einer zu rufen beginnt: <Geh weg, ich will dich nicht mehr.> Der Patient wird in seinem Prozess begleitet. Man sieht, ah, jetzt läuft etwas, man bemerkt zuerst eine intensive Atmung, jemand zuckt zusammen, hat geballte Fäuste oder wird traurig.» Auf die Frage nach ähnlichen Erfah­rungen reagieren Partygäste völlig befremdet.Ecstasy gehört für Styk in die Hände von Fachleuten, in Therapie und Forschung. Er ist dagegen, die Droge vor­schnell zu legalisieren und zugänglich zu machen. «Aber es ist an der Zeit, eine Neubewertung der Substanz vorzu­

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280 3.4. Schamanen, Medizinmänner, Hirnforscher

Pharmazie:

Hans-Jörg Helmlin

und Professor

Rudolf Brenneisen

nehmen.» Dabei müsse stufenweise vorgegangen werden: «Man sollte der Gesellschaft die Angst nehmen. Sie war nicht auf Ecstasy vorbereitet und wurde, wie schon bei LSD, überrumpelt. Es gibt keine Institutionen oder Zen­tren, in denen man das Wertvolle entsprechend hätte einsetzen können. Eine Möglichkeit wäre, zuerst aufzu­zeigen, dass die Substanz etwas Gutes ist und die Legende von der Sucht abzubauen. Dann erst könnte man daran denken, sie breiter zugänglich zu machen.»

Mit Blut- und Urinproben der Patientinnen von Juraj Styk führt Hans-Jörg Helmlin am Pharmazeutischen Institut der Universität Bern eine pharmakokinetische Studie durch. Die Forschung soll Antworten auf Fragen geben wie: Welches sind die geeigneten Methoden, um MDMA und ähnliche Substanzen in Körperflüssigkeiten nachzu­weisen? Was passiert mit der Substanz im Organismus: Wie lange dauert es, bis die maximale Konzentration im Blut erreicht ist? Wie lange, bis sie aus dem Blut wieder ausgeschieden ist? Wie lange ist die Substanz im Urin nachweisbar? Welche Substanzen entstehen beim Abbau von MDMA? Diese Bereiche der Pharmazie nennen sich Kinetik und Metabolismus.6

Die Arbeitsgruppe von Professor Rudolf Brenneisen am Pharmazeutischen Institut der Uni Bern hat eine beachtli­che Tradition in Sachen Drogenforschung vorzuweisen: Seit Jahren werden hier psychoaktive Substanzen unter­sucht und Dissertationen über Cannabis, Khat, Opiate, Psilocybe-Pilze und Designerdrogen erstellt. Einen aufse­henerregenden Kontakt mit der Drogenszene hatte das Institut 1993: Nachdem Warnungen vor mit Strychnin versetztem Heroin Szene und Öffentlichkeit beunruhigt hatten, erklärte sich das Institut bereit, über die Berner Drogeneinrichtung Contact erhaltenes Gassenheroin zu analysieren und die Konsumentinnen über die Qualität des Stoffes zu informieren. Im Prinzip wären ähnliche Analysen auch für Ecstasy möglich, sie werden aber nicht angeboten, nur vereinzelt hat Helmlin XTC analysiert. So gibt es über das in der Szene konsumierte Ecstasy kaum aufschlussreiche Daten. Bekannt ist, dass neben MDMA zumindest die ähnlichen Substanzen MDEA (MDE) und MDA als Ecstasy gehandelt werden. Gerüchte über schlechte Qualität, beigemengte Gifte oder andere Dro­gen wie Amphetamin lassen sich aber nicht bestätigen.7 Mit der Studie über den Metabolismus von MDMA hat Helmlin 1990 begonnen. Er ist der einzige Wissenschafter

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281 3.4. Schamanen, Medizinmänner, Hirnforscher

in der Schweiz und einer der ganz wenigen weltweit, der direkt und legal mit der Substanz forschen darf. Ergebnis von Helmlins Studie sind nicht nur Methoden, mit denen die Substanzen in Blut oder Urin nachgewiesen werden können, wofür sich vor allem Polizei und Gerichte inter­essieren dürften, sondern auch Aussagen über das Ver­hältnis von Dosis und Wirkung. «Was man im Blutspiegel sieht, hat eine direkte Korrelation zur Wirkung. Die bei den Probanden untersuchten Blutspiegel sind sich sehr ähnlich. In bezug auf die Wirkungsdauer sieht man - wie auch in der Literatur beschrieben - keine grossen Unter­schiede. Nach fünf, sechs Stunden ist die Wirkung vorbei.»MDMA scheint im Organismus eine Halbwertszeit von acht Stunden zu haben, das heisst, nach dieser Zeit ist nur noch die Hälfte der verabreichten Dosis im Körper vorhanden. Da die Wirkung jedoch nach deutlich kürze­rer Zeit abklingt, vermutet Helmlin, dass es eine Art Schwellendosis gibt und sich die Wirkung erst bei einer gewissen Konzentration einstellt. Über Erkenntnisse von Helmlin kann nun beispielsweise bei Zwischenfallen an­hand von Blutproben festgestellt werden, ob es sich bei ei­ner gewissen Konzentration um eine Überdosis handelt oder nicht. Laut Helmlin ist die letale, die tödliche Dosis von MDMA beim Menschen nicht bekannt. Die Arbeit zielt auch auf eine Bestimmung der therapeutischen Do­sen oder darauf, herauszufinden, ob zum Beispiel ein toxischer Metabolit, ein giftiges Stoffwechselprodukt, in der Leber entstehen könnte.Für das Bundesamt für Gesundheitswesen (BAG) verfasste das Berner Institut Gutachten über MDE (1993) und MDMA (1994), die über den aktuellen Wissensstand, über Wirkung, Toxizität usw. informieren - leider aber nicht öffentlich sind. Zu welchen Massnahmen raten die Berner Pharmazeuten Brenneisen und Helmlin den Behörden im Zusammenhang mit dem verbreiteten Konsum in der Schweiz? «Die Droge ist illegal, von daher sind die Voll­strecker der Gesetzgebung natürlich gebunden. Viele Richter wissen aber nicht einmal, was Ecstasy ist. Eine Aufgabe unserer Gutachten war deshalb unter anderem, den Begriff Ecstasy genauer zu definieren. International sind keine Informationen über die Droge vorhanden, die ein abschliessendes Urteil erlauben. Aufgrund der heuti­gen Wissenslage drängen sich aber keine Massnahmen gegen den Konsum auf. Man sollte den Konsum im Auge behalten, ihn aber angesichts des relevanteren Heroin-

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Hirnforschung:

Dr. Franz X. Vollen-

weider

und Kokainmissbrauchs nicht mit allen polizeilichen Instrumenten verfolgen», sagt Brenneisen. Bei MDMA wie bei anderen Drogen gelte, dass die einen damit umgehen könnten und andere nicht. Deshalb seien letztlich die Fra­gen entscheidend: wer, wie, wann, warum, in welchem Alter Drogen konsumiere.Die einzige gefährliche Folge von Ecstasy, die klinisch be­legbar ist, sei der Zusammenhang mit der Hyperthermie, der Überhitzung. Das Suchtpotential von MDMA schätzen die Pharmazeuten als «nicht sehr ausgeprägt» ein. Todes­fälle in der Schweiz, die eindeutig auf MDMA zurückge­führt werden konnten, sind ihnen nicht bekannt. Bei offi­ziellen Stellen werden ein oder zwei Todesfälle mit Ecsta- sy-Konsum in Zusammenhang gebracht. Die Todesursache ist jedoch nicht restlos geklärt, Ecstasy alleine hätte den Tod nicht verursacht: Reine Ecstasy-Fälle sind in der Schweiz keine bekannt.8

Allgemein fallt auf, wie wenige Daten über Ecstasy in der Schweiz verfügbar sind: Welche Stoffe sind verbreitet? Gibt es gesundheitliche Folgen? Wie oft kam es zu Notfall­einlieferungen? Zu solchen Fragen verfügen Schweizer Behörden nur über bruchstückhafte Informationen. Brenneisen empfiehlt deshalb dringend «eine epidemiolo­gische, chemische, klinische - kurz: eine umfassende Bestandesaufnahme in der Schweiz. Alle Institutionen, die mit MDMA zu tun haben, angefangen bei den toxiko­logischen Zentren, den Notfallstationen und den Institu­ten für Rechtsmedizin, sollten vernetzt werden, um ent­sprechende Daten erheben zu können.»Zu weitergehenden Massnahmen äussern sich die Wissen­schafter nur vorsichtig. Über den gesellschaftlichen Um­gang mit Drogen hätten nicht die Pharmazeuten zu ent­scheiden, meint Helmlin. Eine Zulassung von MDMA als Medikament in der psychotherapeutischen Behandlung würden die Pharmazeuten aber befürworten.

Franz Vollenweider ist Forscher an der Psychiatrischen Universitätsklinik Burghölzli in Zürich und gilt als fach­lich kompetent für die Wirkung von Drogen auf das Gehirn. Um herauszufinden, was in einem Hirn vor sich geht, während eine Person unter dem Einfluss einer psy- choaktiven Substanz ist, benützt Vollenweider einen soge­nannten PET-Scanner (PET=Positron Emission Tomogra­phy). Den Probanden wird eine kleinste Menge an radio­aktiv markiertem Zucker verabreicht, der über die Blut­bahn das Hirn erreicht. Mit dem PET-Scanner kann gemes-

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sen werden, welche Nervenzellen den markierten Zucker aufnehmen - was bei Aktivität dieser Zellen geschieht - und welche nicht. Es zeigt sich, dass verschiedene Drogen verschiedene Hirnregionen aktivieren oder blockieren. Bisher hat Vollenweider mit Ketamin, Psilocybin und Amphetamin gearbeitet; drei klassische Substanzen, die primär mit je einem Transmittersystem im Hirn interfe­rieren: Amphetamin aktiviert das Dopamin-System, das halluzinogene Psilocybin aktiviert das Serotonin-System, während Ketamin das Glutamat-System hemmt. Als Vollenweider mit der Erforschung der Wirkungen von Halluzinogenen auf den Hirnstoffwechsel begann, kam Ecstasy immer mehr ins Gespräch. Von verschiedenen Instanzen erhielt er in der Folge Anfragen, ob er untersu­chen würde, wie gefährlich MDMA ist. Vollenweiders Interesse geht aber in eine andere Richtung: «Unsere Forschung gilt den biologischen Mechanismen von Psychosen, oder anders ausgedrückt: Gibt es bestimmte chemische Systeme, die zur Entstehung von Psychosen spezifisch beitragen?» Zu den Psychosen, einer Gruppe von psychischen Erkrankungen, rechnet man das manisch-depressive Kranksein, die endogene Depression und die Gruppe der Schizophrenien. «Ecstasy ist für diese Forschung zu wenig potent; mich interessieren die hallu­zinatorischen Phänomene, und die treten bei MDMA nicht stark auf.» Von der Forschung mit Ecstasy-Stoffen abgehalten haben Vollenweider aber auch die bestehende Unklarheit bezüglich der Toxikologie von Ecstasy und die damit bestehende Kritik an solchen Experimenten. Aufgrund der neusten Forschungsresultate hätte er heute jedoch keine ethischen Bedenken mehr: «Seit man weiss, dass 100 mg MDMA keine permanente Veränderung im Gehirn bewirken, würde ich aus ethischer Sicht wagen, Versuche zu machen.»Die Wirkung von MDMA auf das Gehirn unterliege einer klaren Dosis-Wirkung-Beziehung, erklärt Vollenweider.Im Gegensatz zu früheren Resultaten zeigt die neuste von George Ricaurte mit Affen durchgeführte Studie, dass eine übliche Ecstasy-Dosis nicht zu einer bleibenden Degeneration der Nervenzellen führt. 100 Milligramm, eine übliche Ecstasy-Dosis, bewirken reversible Enzymver­schiebungen, die sich innerhalb von einem Tag bis zu einer Woche wieder einspielen. Selbst in einer Versuchs­anordnung, bei der während vier Monaten jede zweite Woche eine Dosis von 2,5 Milligramm MDMA pro Kilo Körpergewicht abgegeben wurde, konnten im Gehirn

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keine signifikanten Unterschiede zu einer Vergleichs­gruppe festgestellt werden. Irreparable Schäden wurden erst bei Dosierungen ab 500 Milligramm festgestellt. «Es ist bedeutend, dass eine bestimmte Wirkdosis keine blei­benden biologischen Veränderungen verursacht. Dies ent­spricht der klassischen Beobachtung, die schon Paracel­sus erwähnte: <Die Dosis macht das Gift.>»Aus der Sicht der psychiatrischen Praxis sind Vollenwei­der nur wenige durch Ecstasy-Konsum bedingte psychia­trische Notfälle bekannt. 1993 behandelte er zwei Frauen, die sich im Ambulatorium Oerlikon des sozialpsychiatri­schen Dienstes der Klinik Hard gemeldet hatten, weil sie realisierten, dass sie zu häufig und zu viel Ecstasy konsu­mierten. Eine 21jährige Verkäuferin nahm jedes Wochen­ende Ecstasy an Technoparties und hatte das Gefühl, sie könne nicht mehr aufhören. Sie gab monatlich 1000 Fran­ken für Ecstasy aus, hatte ein Kind, keinen Partner und verdiente weniger als 3000 Franken. So wurde der Kon­sum zum Problem. «Sie hatte das Suchtpotential dieser Droge unterschätzt, das ich vor allem der Amphetamin- Wirkung zuschreiben würde. Man kennt Amphetamin als Droge, die Euphorie und Leistung verspricht, vor allem aus den siebziger Jahren. Die Patientin brauchte keinen körperlichen Entzug durchzumachen, sie hatte es ja nur am Wochenende konsumiert. Bei einer Sucht geht man üblicherweise von täglichem Konsum aus, das muss aber nicht unbedingt so sein. Es kann bei Ecstasy eine Entzugs­depression geben, die sich am ehesten durch seine Wir­kung auf das Serotonin-System erklären lässt. In einem ersten Anlauf reduzierte die Patientin ihren Konsum, es brauchte aber seine Zeit.»Solche Patientinnen lassen sich therapeutisch behandeln, mit psychotherapeutischen Gesprächen und durch eine Festigung ihrer sozialen Strukturen, aber auch mit unter­stützendem Einsatz von Antidepressiva. «Persönlich hätte ich mehr Fälle erwartet, weil Ecstasy ja recht häufig kon­sumiert wird. Entweder sind die meisten Konsumenten vernünftiger geworden, dosieren geringer und treffen gewisse Vorkehrungen, zumindest in bezug auf Wasser­verlust, genügend Schlaf usw. Oder dann spricht es dafür, dass die Droge doch nicht so extreme Zustände verur­sacht wie klassische Halluzinogene.9 Aufgrund der Amphetamin-Wirkung wäre zu erwarten, dass Leute bei chronischem Konsum paranoid werden könnten. Einzel­ne, die ich beobachten konnte, zeigten eine leichte Nei­gung in diese Richtung, unterschätzten Gefahren, neig-

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285 3.4. Schamanen /3.5. Repression: Neue Front im Drogenkrieg?

3.5. Repression:

Neue Front im

Drogenkrieg?

ten zu einem manischen Verhalten oder waren auf einem andauernden Höhenflug: <Ich bin gut drauf und habe alles im Griff.) Regelmässige Konsumenten scheinen etwas oberflächlicher und cooler zu werden.» Vollenweider zweifelt daran, ob die Jugendlichen ein Be­wusstsein für das Potential der Droge haben, er befürch­tet, dass Ecstasy einfach konsumiert wird, weil es Sams­tag ist und man etwas erleben möchte. Ihm fehlt dabei der Schamane. «Wenn es eine gehaltvolle Kultur gäbe mit Ritualen, wie man sie von anderen Ethnien kennt, wenn die Droge etwas Sakrales wäre, mit der man das Bewusst­sein erweitern möchte, wäre das etwas anderes. Es gibt natürlich Leute, die sagen: <Ja klar, mit den Drogen wird das Bewusstsein erweitert.) Aber das stimmt einfach nicht, das weiss man auch aus der LSD-Forschung. Es gab natürlich etliche solche positiven Fälle, aber oftmals hat es auch nur Chaos angerichtet.»Vollenweider hat Mühe mit dem Gedanken einer generel­len Legalisierung, weil er nicht weiss, wie sie gehandhabt werden könnte. Ausserdem müsste sie im Rahmen einer gesellschaftlichen Entwicklung stattfinden; einer Ent­wicklung, die auf einer spirituellen Haltung des Men­schen zu seiner Umwelt basieren müsste. Den Gebrauch in der Psychotherapie oder die Einrichtung von Begeg­nungszentren, wo man fachkundig begleitet auf den Trip gehen könnte, sähe er aber als Möglichkeit, als Schritt in die richtige Richtung.

Brauchte es ein weiteres Beispiel für das Scheitern der prohibitiven Drogenpolitik in der Schweiz, Ecstasy wäre nicht das schlechteste. Als die Droge verboten wurde, war sie wenigen Insidern bekannt. Einige Therapeutinnen hatten Ecstasy gerade kennengelernt, einem kleinen Kreis von Eingeweihten, von USA-Reisenden, Drogenfreaks, Bhagwan-Abkömmlingen und New-Age-Kundigen ver­sprach es Inspiration und Erholung in der Freizeit. Nach dem Verbot trat Ecstasy einen Siegeszug an.Verboten wurde Ecstasy am 22. April 1986. Die Schweiz folgte damit den USA, welche die Substanz 1985 unter Kontrolle stellten, und dem Beschluss der UNO-Betäu- bungsmittelkommission, die am 11. Februar 1986 MDMA den verbotenen Stoffen nach dem Abkommen über die psychotropen Stoffe zuordnete. In der Betäubungsmittel­verordnung sind die Substanzen MDMA, MDA und MDE (=MDEA) im Anhang 2 aufgeführt - unter den Halluzino­genen, nicht unter den Amphetaminen. Korrekt ist weder

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286 3.5. Repression: Neue Front im Drogenkrieg?

eine Zuteilung in die eine noch in die andere Kategorie. Auch das Bundesamt für Gesundheitswesen schlägt des­halb eine Zuordnung in die neue Klasse der «Entakto- gene» vor.10

Ecstasy ist eine illegale Droge, deren Konsum und Besitz Strafen (Busse oder Haft) nach sich ziehen kann. Ecstasy- Dealer werden im Prinzip gleich behandelt wie Händ­lerinnen von harten Drogen. Bis heute wurde aber juri­stisch nicht definiert, was als «schwerer Fall» gilt. Bei den Drogen Heroin, Kokain, Amphetamin, LSD und Cannabis legte Vorjahren ein Expertengremium fest, ab welcher Menge ein Fall als «schwer» zu gelten hat. So gilt der Ver­kauf von 200 LSD-Pillen oder von 36 Gramm Amphetamin als schwerer Fall. Als die Fachleute diese Grenze festleg­ten, hat aber noch niemand von Ecstasy gesprochen. So ist in Strafverfahren teilweise strittig, wie ein Fall zu beurteilen ist: Gilt Ecstasy als Halluzinogen, wäre nach Anzahl Pillen wie bei LSD zu rechnen; gilt es als Amphet­amin, wäre die Menge nach Gramm entscheidend.11 Der oberste Drogenfahnder der Schweiz, Marcel Bebie, er­klärt, die Definition des «schweren Falles» werde wohl erst erfolgen, wenn ein Ecstasy-Fall vor das Bundesgericht gezogen wird.Eine Festlegung der Grenze für Ecstasy fällt nach Aus­kunft des Berner Pharmazeuten Professor Rudolf Brenn­eisen jedenfalls nicht leicht. Denn ein schwerer Fall ist laut Bundesgericht der Handel mit derjenigen Menge einer Droge, bei der das Risiko besteht, dass damit zwan­zig Personen in eine psychische Abhängigkeit gebracht werden können. Eine solche Definition hat zahlreiche Fallstricke und lässt sich nach Brenneisen «vielfach anzweifeln», ist aber Grundlage für die gültige Rechtspre­chung. Bei einer Beurteilung für Ecstasy wäre der wissen­schaftliche Informationsstand entscheidend: Wie gross ist das Abhängigkeitspotential von MDMA? Gibt es epidemio­logische Daten über das Abhängigkeitspotential? Das pharmazeutische Institut der Universität Bern hat solche Beurteilungen bei anderen Drogen, die neu auftauchten, gemacht. Etwa bei der stimulierenden Khat-Pflanze, wo relativ einfache Querverbindungen zu einem Amphet­amin gezogen werden konnten. «Aber so einfach ist das bei MDMA nicht», stellt Brenneisen fest. «Beim aktuellen Wissensstand gibt es keine Hinweise auf ein bedeutendes Abhängigkeitspotential von MDMA - weder physisch noch psychisch», erklärt er, schränkt jedoch ein, dass man später zu einer anderen Beurteilung kommen könn­

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287 3.5. Repression: Neue Front im Drogenkrieg?

te, da die Substanzen noch recht neu im Missbrauch sind. Trotz dieser Unklarheiten wurden in der Schweiz bereits drastische Urteile gefällt. Am 9. September 1993 wurde in Lausanne ein 30jähriger vom Tribunal Criminel zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt wegen Verkaufs von 5500 Ecstasy. Laut Auskunft der Betäubungsmittelgruppe der Kantonspolizei Waadt ist dies der erste Fall dieser Grösse in der Schweiz. Der Erlös des Ecstasy-Verkaufs während dreier Jahre betrug 275 000 Franken, der Gewinn 59 000 Franken. Der Verurteilte hatte daneben auch 650 Gramm Kokain verkauft. Nach Ansicht der Ankläger war bei die­ser Menge von Ecstasy die Grenze zum «schweren Fall» eindeutig überschritten. Das Gericht hielt sich nicht lan­ge mit Diskussionen auf und folgte dieser Meinung im Urteil. Kleinere Fälle, wie der Verkauf von 10 bis 20 Ecsta­sy, werden in Lausanne mit Polizeibussen bestraft. Solche Fälle dürften auch in anderen Kantonen recht verbreitet sein,12 eine Statistik über die Urteile wird aber nicht geführt.Einige Hinweise über die Repression gegen Ecstasy gibt die Schweizerische Betäubungsmittelstatistik.13 Ins Auge springt in erster Linie der massive Zuwachs an Beschlag­nahmungen: Waren es 1991 gerade 150 Dosen, sprang die Zahl 1992 auf 3365, 1993 verdoppelte sie sich auf 7429. Auffallend ist, dass mit wenigen Ausnahmen nur kleine Mengen beschlagnahmt werden; aber auch, dass in der Westschweiz mehr und häufiger konfisziert und ange­zeigt wird. Ein Hinweis auf häufigeren Konsum in der Romandie ist das nicht,14 vielmehr ist es ein weiterer Be­leg dafür, dass die Westschweizer Behörden im Vergleich zur Deutschschweiz in der Drogenpolitik eine härtere Linie eingeschlagen haben.Der Unterschied im polizeilichen Verfolgungseifer zwi­schen deutscher und französischer Schweiz zeigt sich auch in der Haltung gegenüber Technoparties. Im Juli1993 wurde in Montreux die Partyveranstaltung Dance Sensation von den Behörden verboten, nachdem das Pro­gramm schon vorbereitet und die Werbung lanciert war. Seither werden in der Westschweiz keine Bewilligungen mehr für grosse Technoraves erteilt. Die Behörden hoffen, so den Konsum eindämmen zu können. Die Szene muss sich seither mit House-Clubs begnügen oder reist am Wochenende in die Deutschschweiz. Von ähnlichen Mass­nahmen in der Deutschschweiz hatte der Zürcher Party­veranstalter Arnold Meyer nie vernommen. Dass die Poli­zei wegen Ecstasy-Konsums an Parties eingeschritten

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288 3.5. Repression: Neue Front im Drogenkrieg?

Razzien statt

Prävention

wäre, war ihm bisher nicht bekannt. Die Behörden, meint er, hätten mit den offenen Drogenszenen von Heroin und Kokain schon ausreichend zu tun. Es kann aber auch anders kommen.

Angesagt war in der Badener ABB-Halle ein «grösser Rave der ganz besonders genialen Art». Die Veranstalter White Dove Promotions wollten am 23. April 1994 mit einem Rave unter dem Namen «one year the big bang» ihr ein­jähriges Bestehen feiern. Die Party war in vollem Gang, als gegen Mitternacht 13 Polizeibeamte auftauchten und unter den 2500 Partybesucherinnen Kontrollen durchzu­führen begannen. Bei 36 kontrollierten Personen beschlagnahmte die Polizei 345 Ecstasy-Pillen, 53 LSD- Trips, 4,5 Gramm Kokain und 73 Gramm Haschisch. Elf Jugendliche wurden wegen Drogenhandels angezeigt, acht von ihnen inhaftiert. Als sich die Szene später für die Afterhour-Parties in Clubs nach Spreitenbach (Arena) und Wohlen (Don Paco) absetzte, führte die Polizei dort erneut Kontrollen durch: Weitere Drogen wurden beschlagnahmt und nochmals rund 60 Personen verzeigt. Die Aargauer Kantonspolizei teilte nach der Aktion mit, weitere Razzien seien nicht auszuschliessen, und die zu­ständigen Behörden meldeten, sie würden Wirtschaftsbe­willigungen für Technoparties fortan «zurückhaltend und nur noch in Ausnahmen» ausstellen.Die Razzien blieben nicht das einzige bemerkenswerte Ereignis dieser Aprilnacht: Drei Gäste des Badener Raves wurden mit Vergiftungssymptomen in die Intensivstation des Kantonsspitals eingeliefert. Laut Auskunft des leiten­den Arztes waren die Vergiftungszeichen aber nicht dra­matisch: Die drei Personen wurden nicht behandelt, son­dern nur beobachtet und innert 24 Stunden wieder ent­lassen. Man habe nicht genau gewusst, was sie eingenom­men hatten, eine Analyse wurde nicht durchgeführt. In der gleichen Nacht kollabierten zwei junge Frauen auf der Tanzfläche im Afterhour-Club Arena, weil sie beim stundenlangen Tanzen zuviel Flüssigkeit verloren hatten. Sie wurden ebenfalls mit der Ambulanz eingeliefert.Ob Zufall oder nicht, dies sind die ersten Fälle von Vergif­tungserscheinungen oder Zusammenbrüchen, über die im Zusammenhang mit Ecstasy-Konsum in Deutsch­schweizer Medien konkret berichtet wurde.15 Auch wenn ein kausaler Zusammenhang zwischen den polizeilichen Einsätzen und den Vorfällen nicht sichergestellt werden kann, ist das Zusammentreffen doch bemerkenswert.

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289 3.5. Repression: Neue Front im Drogenkrieg?

Welche Faktoren können solche Vorfälle mitverursachen: Der Stress, den die polizeilichen Einsätze für die Konsu­mentlnnen bedeutete, kann bei Jugendlichen auf Trip ver­schärfte Folgen zeigen. Es ist weiter leicht vorstellbar, dass die drei mit Vergiftungssymptomen eingelieferten Personen überstürzt Ecstasy-Pillen eingeworfen haben, um sie der polizeilichen Beschlagnahmung zu entziehen und sich selber vor einer Anzeige zu schützen. Die bunte Einladung warb für die Party zwar mit modernstem Schnickschnack von Licht- und Soundsystemen, die den «totalen Rave-Palast mehr als nur zum Kochen bringen» werden, zählte Rave-Shops und Bars auf - doch Räume für den Chill-out wurden nicht angekündigt. Bemerkenswert sind auch die Schlüsse, die aus den Vorfällen in Baden ge­zogen werden: Die Aargauer Behörden setzen auf weitere polizeiliche Razzien oder wollen gar keine Bewilligungen mehr erteilen. Die Veranstalter im Club Arena engagieren einen privaten Sicherheitsdienst, um Kontrollen durchzu­führen. Ein aufgescheuchter Veranstalter der White Dove Promotions distanzierte sich in der Presse vom Drogen­konsum: «Es ist schade, dass ein kleiner Prozentsatz der Besucher unserem Image derart schadet.» Präventive Massnahmen oder Informationen zur Droge wurden von keiner Seite vorgeschlagen.Die meisten Stellungnahmen von polizeilicher Seite zur Haltung gegenüber Ecstasy-Konsumentlnnen und der Partyszene in der Deutschschweiz deuten eher auf Zurückhaltung - und auf Hilflosigkeit. Am ehesten sei eine Kontrolle an der Grenze möglich, aber Inlandermitt­lung sei «personalaufwendige Schwerstarbeit», klagt der Chef der Betäubungsmittelgruppe im Kanton Thurgau. Der stellvertretende Chef der Betäubungsmittelgruppe der Stadtpolizei Zürich, Arthur Grob, erklärt, die Polizei habe wenig Erfahrung mit Ecstasy: «Das ist nicht unsere vordringliche Sache.» Die Szene spiele sich anders als bei sonstigen Drogen im Versteckten ab, was die Sache zusätzlich erschwere. Nicht anders tönt es bei höchster Stelle, im Zentralpolizeibüro in Bern: Laut Marcel Bebie sind bedeutende Sicherstellungen selten, grössere Raz­zien würden nicht durchgeführt, weil die Drogen sofort in den Toiletten verschwänden und das Resultat entspre­chend mager ausfallen würde. Über den illegalen Handel gebe es praktisch keine Erkenntnisse. Der bei der Zentral­polizei für Ecstasy zuständige Beamte Jean-Damien Boillat weiss zwar, dass an Technoparties Ecstasy angeboten wird, «aber das grosse Problem ist zu erfahren, wann und

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290 3.5. Repression: Neue Front im Drogenkrieg?

wo solche Parties stattfinden. Sie werden ja meist unter einem anderen Namen angekündigt oder grad ganz im Untergrund abgehalten. Schwierig ist auch, dort einen Polizisten einzuschleusen. Weil die meisten Besucher Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren sind, fällt der natürlich sofort auf. Ich war selber einmal an einer sol­chen Party und wurde angestarrt, obwohl ich in Jeans kam und mich der Umgebung anzupassen versuchte.» Doch die geradezu sympathische Hilflosigkeit scheint die Behörden nicht weiter daran zu hindern, aktiv zu wer­den - und mehr oder weniger planlos die Szene zu drang­salieren. Je bekannter die Tatsache des weitverbreiteten Konsums wurde, desto weniger galt es den Behörden als opportun, weiterhin das zu tun, was die Szene bisher vor Schlimmerem bewahrt hat: sich zurückzuhalten. Nach­dem die Verbreitung von illegalen Parties 1993 ein un­kontrollierbares Ausmass genommen hat, wurde 1994 häufiger die Polizei ausgeschickt, um etwas an Boden zurückzugewinnen: Da eine Kontrolle, dort ein Razzia in einem Club - in Zürich hat sich die Polizei an einer illega­len Party nicht gescheut, mit dem Einsatz von Tränengas zu drohen und dieses in einem anderen Fall auch anzu­wenden, um Räume für eine Party unbrauchbar zu ma­chen. Eher tapsige erste Schritte machte der Zürcher Stadtrat, der die Streetparade 1994, den Technoumzug für «Liebe, Toleranz, Freiheit und Grosszügigkeit», verbie­ten wollte: Die Streetparade sei zu gross und zu laut für diese Stadt, hiess zuerst die Begründung - und sei eine Werbeaktion für Ecstasy, wurde eine andere nachgescho­ben. Schliesslich wurde den Veranstaltern die Auflage gemacht, sie hätten bei einer Durchführung zu gewähr­leisten, dass keine illegalen Drogen konsumiert würden. (Was die Behörden in der Zürcher Drogenszene mit gröss- tem Aufwand seit Jahr und Tag erfolglos versuchen.) Die Auseinandersetzung brachte die sonst lichtscheue Party­szene, aber auch deren Droge in die Medien: Wer bis dahin noch nie von dieser «Droge der Zukunft» (Stadträ­tin Monika Stocker) gehört hatte, wusste spätestens jetzt davon.Eine einfache Rechnung macht plausibel, dass nicht nur die Polizei, sondern auch mafiaähnliche Organisationen ein erhöhtes Interesse am XTC-Handel entwickeln könn­ten. Geht man von den Schätzungen aus, wonach allein im Raum Zürich jedes Wochenende rund 5000 Ecstasy konsumiert werden, so bedeutet das beim stabilen Preis von 50 Franken einen wöchentlichen Umsatz von 250 000

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291 3.5. Repression/3.6. Drogengesellschaft: Legalisierung.

3.6. Drogengesellschaft:

Legalisierung

statt Repression?

Franken. Das ergibt einen jährlichen Umsatz von 13 Mil­lionen Franken allein in Zürich. Höchstens ein Zehntel davon sind Produktionskosten, der Rest kann als Gewinn verbucht werden. Man kann sich leicht vorstellen, wie sich gewisse Kreise daran stören, dass dieser Gewinn unter so vielen Dealern und jugendlichen Kleinsthändler­innen aufgeteilt wird.Die Kleindealerin Valerie: «Ich glaube, die Polizei ist sen­sibler auf Ecstasy geworden. Auch die Grossdealer haben langsam gemerkt, dass hier ein Markt brachliegt. Bis jetzt war es ein Vorteil, sowohl was die Verfolgung durch die Polizei wie die Qualität der Ware betrifft, dass der Markt sich in den Händen von sehr vielen Leuten befand und diese nicht professionelle <Grossdealer> waren. Das Phäno­men des Konsums an Parties gibt es nun schon seit ein paar Jahren, und noch immer nimmt es zu - es war nicht bloss ein vorübergehender Hype. Die Grossdealer werden versuchen, in den Markt einzusteigen, und die Polizei wird verstärkt gegen die Szene vorgehen.»Die Folgen dieser drohenden Zuspitzung, die Zunahme der Repression und das Entstehen einer Ecstasy-Mafia, könnten für die Konsumentlnnen schlimm sein: schlech­tere Qualität, höhere Preise, ein aggressiver Markt. Der Kreislauf von Verbot, Verfolgung, Angst, Stress, Konsum wird die Entwicklung eines sinnvollen Umgangs mit der Droge mehr behindern als fördern. Die Jugendtherapeu- tin Eva Winizki befürchtet: «Wenn man Ecstasy so verfol­gen würde wie Heroin und Kokain, hätte das für die Kon­sumenten ähnlich verheerende Folgen wie die Verfolgung der Heroinkonsumenten.»

Noch geniesst die Droge Ecstasy eine Art «Vogelfreiheit». Es scheint, als zögere die Polizei, sich auf einen weiteren aussichtslosen Kampf einzulassen. Die Bekämpfung der offenen Drogenszenen und des illegalen Marktes von Heroin und Kokain verschleisst ihre Kräfte. Und die zwei­felhaften Erfolge in diesem Drogenkrieg in den Schweizer Städten motivieren nicht gerade dazu, eine weitere Front zu eröffnen. Dennoch scheinen die Behörden auch vor dieser Bürde nicht zurückzuschrecken. Das Beispiel Lon­don, wo mit regelmässigen Grossrazzien die illegalen Par­ties aufgemischt und der Rave-Szene mit einem neuen Ge­setz der Garaus gemacht wurde, könnte Schule machen. Der Konsum allerdings liess sich auch dort nicht verhin­dern.Die Behörden befinden sich auf drogenpolitischem Wan-

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292 3.6. Drogengesellschaft: Legalisierung statt Repression?

kelkurs: Eingesetzt werden neue, umstrittene repressive Instrumente (wie der fürsorgerische Freiheitsentzug oder die Rückschaffung von Abhängigen in ihre Gemeinden), geredet wird vornehmlich von liberaleren Lösungen. Das Bundesamt für Gesundheitswesen (BAG) lässt in einem wissenschaftlichen Grossversuch an 250 Abhängige He­roin abgeben - und verhält sich sonst zögerlich und vor­sichtig. Schliesslich steht noch immer die Unterzeich­nung der drei UNO-Betäubungsmittelabkommen ins Haus: Die Schweiz, international unter Druck geraten und in der Angst, sich aussenpolitisch zu isolieren, könn­te trotz breiter Bedenken aus politischen Gründen nach­ziehen. Im April 1994 entschied der Bundesrat, beim Par­lament den Beitritt zu zwei UNO-Betäubungsmittelab­kommen zu beantragen. Von Bedeutung für Ecstasy ist vor allem das Übereinkommen über psychotrope Stoffe (Barbiturate, Beruhigungsmittel, Amphetamine und Halluzinogene) von 1971, das strenge Kontrollen über die­se Substanzen vorschreibt.16

Noch konzentriert sich die Diskussion auf die Drogen Heroin und Kokain. Bereits vor 1997 sollen die Stimmbe­rechtigten über die Initiative «Für eine Jugend ohne Dro­gen» abstimmen, die jegliche Liberalisierung, vor allem aber eine medizinalisierte Opiatabgabe verhindern will. Voraussichtlich 1997 wird die Initiative für eine Drogen­legalisierung des Vereins DroLeg zur Abstimmung gelan­gen.17 Den beiden konträren Volksbegehren werden gerin­ge Chancen attestiert. Der Bundesrat lehnt die Initiative «Für eine Jugend ohne Drogen» als zu restriktiv ab und will 1995 einen Gegenvorschlag in Form eines Verfas­sungsartikels vorlegen. Erst dann wird der Bundesrat die Botschaft über den Schweizer Beitritt zum dritten UNO- Betäubungsmittelabkommen, dem umstrittenen Wiener Abkommen von 1988, präsentieren. Der Bundesrat, allen voran die Vorsteherin des Bundesamtes für Gesundheits­wesen Ruth Dreifuss, beansprucht für sich einen «Mittel­weg» von Repression, Prävention und Überlebenshilfe. Ebenfalls über einen «dritten Weg» in der Drogenpolitik haben sich im Juli 1994 die drei Parteien FDP, SP und CVP in einem Positionspapier geeinigt: Im Vordergrund ste­hen die ärztlich kontrollierte Abgabe von Heroin an Abhängige und die Straflosigkeit des Drogenkonsums bzw. des Erwerbes und Besitzes von Kleinstmengen zum Eigengebrauch. Der favorisierte Mittelweg sei letztlich bloss ein Umweg zu einem radikaleren Modell, meint DroLeg-Initiant und Drogenfachmann Beat Kraushaar,

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293 3.6. Drogengesellschaft: Legalisierung statt Repression?

Designerdrogen

und Ecstasy

und die Initiative «Für eine Jugend ohne Drogen» bloss ein «letztes Aufbäumen der Drogenkrieger». Die drogen­politische Diskussion in der Schweiz scheint nicht nur weiter entwickelt als anderswo, zum ersten Mal wird auch die Gelegenheit für grundsätzliche Entscheidungen bestehen.Welche Bedeutung wird dabei Ecstasy haben? Wird es bei einer eventuellen Liberalisierung berücksichtigt? Oder wird eine mögliche Ausweitung der kontrollierten Heroinabgabe und eine Liberalisierung des Cannabiskon­sums die Repression gegen andere Drogen verstärken?Die Droge Ecstasy war in der drogenpolitischen Diskus­sion noch kein Thema. Zum einen, weil das Phänomen noch recht jung ist, zum anderen wohl deshalb, weil öffentlich nicht thematisiert wird, was nur wenige Pro­bleme verursacht.Ganz bestimmt zum Thema wird Ecstasy im Zusammen­hang mit der DroLeg-Initiative. Sie fordert die Legalisie­rung jener Drogen, die illegal gehandelt werden. Gemeint sind damit in erster Linie Heroin und Kokain, diese sollen nach Ansicht der Initiantlnnen ohne medizinische Auf­sicht, wahrscheinlich mit einer Bezugskarte in der Apo­theke, für den Eigenkonsum erhältlich sein.

Die synthetisch hergestellten Designerdrogen stellen die Drogenpolitik vor neue Probleme. Einerseits ist die straf­rechtliche Verfolgung der Produktion besonders schwie­rig, da die Grundsubstanzen oft frei im Handel erhältlich sind und die Herstellung vieler Designer einfach ist.18 Anderseits können laufend neue Stoffe auftauchen, deren Wirkung und Schädlichkeit nicht bekannt sind und bei denen eine Legalisierung von vorneherein ausgeschlossen werden muss. Designer können in ihrer Wirkung eine Po­tenz haben, die jene herkömmlicher Substanzen um ein Vielfaches übertreffen.Gegnerinnen einer Drogenlegalisierung kritisieren, dass im Falle einer Legalisierung bestimmter Stoffe die Dro­genmafia bloss auf andere Drogen ausweichen und daher mit den Designern eine neue Gefahr auf die Gesellschaft zukommen würde. Eine Legalisierung lehnen sie aus Prin­zip ab, aber auch mit dem Argument, dass gerade über die Gefahren der synthetischen Drogen noch wenig bekannt ist.19 Jede neue Droge zu legalisieren, sobald sie auf dem illegalen Markt eine gewisse Verbreitung gefun­den hat, wäre in der Tat eine kapitulative Haltung. Beat Kraushaar, Initiant der DroLeg-Initiative und Drogenfach­

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294 3.6. Drogengesellschaft: Legalisierung statt Repression?

Das geringere Risiko

mann im Zürcher Sozialamt: «Natürlich gibt es eine Gren­ze. Die meisten Designerdrogen wären aus gesundheitli­chen Gründen von einer Legalisierung ausgeschlossen.» Die DroLeg-Initiantlnnen schlagen vor, nur Drogen zu legalisieren, deren Schädlichkeit bei normalem Konsum in einem vertretbaren und mit legalen Drogen wie Alko­hol vergleichbaren Rahmen liegt. «Das Problem bei Sub­stanzen wie Ecstasy ist natürlich, dass die Forschung behindert wird, weil die Substanzen illegal sind. Und weil es keine Forschung gibt, weiss man wenig über mögliche Nebenwirkungen, Langzeitfolgen usw.»Die Fachleute in der Schweiz, die mit Ecstasy forschen oder sonst mit dem Thema vertraut sind, schätzen die Gefährlichkeit des Stoffes nicht allzu gross ein - was das Abhängigkeitspotential angeht (Brenneisen und Helmlin), die Schädlichkeit bei mässigem Konsum (Vollenweider) oder die psychosozialen Folgen (Winizki). Dennoch äus- sern sich einzelne von ihnen nur vorsichtig bis skeptisch zu einer möglichen Legalisierung. Das mag an der offen eingestandenen «Perspektive aus dem Elfenbeinturm» liegen, am berufsbedingten Habitus und an wissenschaft­licher Vorsicht oder ist in der Zurückhaltung im Hinblick auf Forschungsprojekte begründet, die von den Behörden noch bewilligt werden müssen. Deutlich kommt aber auch ein Unbehagen gegenüber einer Entwicklung zur konsumistischen Gesellschaft zum Ausdruck - und zwar vor allem in den wissenschaftlichen Labors und weniger bei szenennahen Fachleuten der Drogen-, Jugend- und Sozialarbeit.Der Gedanke, den «Weg in die Drogengesellschaft» (Gün­ter Amendt) womöglich noch zu beschleunigen, ist unan­genehm. Doch der Konsum ist eine Realität. Die Jugend­beraterin Eva Winizki glaubt nicht, dass Ecstasy bei einer Legalisierung häufiger konsumiert würde: «Ich bin abso­lut überzeugt davon, dass die Jugendlichen entscheiden, wann sie es nehmen wollen und wann nicht. Auch wenn das zu früh ist und sie nicht vorbereitet sind: Sie nehmen es, ob es legal oder illegal ist.» Antworten von jugendli­chen Konsumentinnen bestätigen ihre Einschätzung.

Der Perspektive einer Legalisierung steht jene der Repres­sion gegenübei', die im Kampf gegen die Designerdrogen zu einer unabsehbaren Aufrüstung führen müsste. Der Konsum lässt sich nicht verhindern, aber die Bedingun­gen und Folgen des Konsums lassen sich beeinflussen und kontrollieren. Legalisierung hiesse nicht völlige Frei­

Page 294: Nicholas Saunders - Ecstasy

295 3.6. Drogengesellschaft: Legalisierung statt Repression?

gäbe - den Konsum legalisieren heisst, ihn auf eine ge­setzliche Grundlage zu stellen. «Beim Abschätzen der Risi­ken muss man zum Schluss kommen, dass eine Legalisie­rung weniger gefährlich und die bessere Variante ist», sagt Beat Kraushaar. Sie folgte vor allem dem Prinzip der Harm Reduction, der Schadensbegrenzung.• Ein staatliches Drogenmonopol würde die Entwicklung eines unkontrollierten und aggressiven Markts verhin­dern, der ständig an neuen Konsumentlnnen interessiert ist.• Qualitätskontrolle: Eine grosse Gefahr besteht heute darin, dass die Käuferinnen auf dem illegalen Markt nicht wissen, was ihnen unter Ecstasy angeboten wird. So kön­nen XTC-Pillen auf dem illegalen Markt Substanzen ent­halten, die weit gefährlicher sind als der eigentlich gewünschte Wirkstoff.20 Auch ohne Gesetzesänderung müsste hier nach holländischem Vorbild Abhilfe geschaf­fen und den Konsumentlnnen die Möglichkeit geboten werden, den Stoff analysieren zu lassen. Selbst die als Ecstasy beschlagnahmten Pillen werden oft nicht analy­siert. Die Schweizer Behörden haben heute wenig bis kei­ne Ahnung, welche Substanzen überhaupt gehandelt und konsumiert werden.• Information: Bei einem legalen Verkauf der Droge wäre es möglich, analog zu Medikamenten Informationen mit­zuliefern. Ebenso liesse sich Kontakt zu den Konsument­lnnen finden und besserer Aufschluss über Konsumge­wohnheiten usw. gewinnen.• Jugendschutz: Bei einer Legalisierung wäre ein Jugend­schutz einzuführen.21 Die Jugendberaterin Eva Winizki: «Auch wenn Jugendliche Ecstasy über andere beziehen könnten, wäre eine Altersbegrenzung doch ein Signal. Jugendliche sollen sich mit Grenzen auseinandersetzen müssen, mit der Tatsache, dass nicht alles offen angebo­ten wird mit der Haltung: Nehmt, was und wieviel ihr wollt.»• Attraktivitätsverlust: Eine wahrscheinliche Folge einer Legalisierung wäre die verminderte Attraktivität der Droge. Wie um jede andere Droge hat sich auch um Ecsta­sy ein Mythos gebildet, der als Träger und Werbefaktor absatzfördernd wirkt. Die Faszination, die Ecstasy durch die Illegalität gewinnt, die vor allem auch die Jugendli­chen reizt, ginge beim Kauf in der Apotheke wohl verlo­ren.Das Konzept der Schadensbegrenzung ist kein gesell­schaftlicher Entwurf für die Handhabe von Drogen. Sie

Page 295: Nicholas Saunders - Ecstasy

296 3.6. Drogengesellschaft: Legalisierung statt Repression?

allein wird nicht für einen bewussten und sinnvollen Umgang mit Drogen sorgen. Aber sie könnte die unheil­volle Verklammerung von gesellschaftlicher Verteufelung und blindem Konsumismus etwas lösen.

Page 296: Nicholas Saunders - Ecstasy

297 Anmerkungen Schweiz

Anmerkungen zu Ecstasy in der SchweizPatrick Wälder

Ecstasy-Info von Partyveranstaltern

Positive Ausnahme war ein Infoblatt, das 1992 an Parties verteilt

wurde: «Parties fahren auch ohne Drogen gut ein. Als Veranstalter

machen wir uns aber keine Illusionen. Deshalb haben wir über

XTC Informationen zusammengestellt, die über diese neue Droge

informieren.»

Das vom Journalisten Thomas Haemmerli verfasste Infoblatt war

eine Aktion der Veranstalter Karma Sutra, E-Nergetic, Tarot, Deli­

rium, Illusion Dance, Stufenbau, Kaos-X. (Ein weiterer Infozettel

tauchte in der besetzten Kulturfabrik Wohlgroth in Zürich auf.)

1994 wurde eine - auf Grundlage dieses Buches - überarbeitete

und erweiterte Version des Ecstasy-Info von Schweizer Partyver­

anstaltern verteilt. Diesmal sind es, schönes Bild für das Wachs­

tum der Szene, gut dreissig Veranstalter und Partyinstitutionen,

die das Ecstasy-Info unterstützen: Future Bass Junkies, Future-

scope, Happy People Productions, Kisag Kollectif, Virus, Par­

fümerie, Rave Project, Union of Love usw. usw.

Rave New World

Dani Gasser produzierte 1994 ein 70minütiges Filmdokument

über die Technoszene und Ecstasy: «Rave New World. Mit Ecsta­

sy durchs Wunderland der 90er» Er führte dazu zahlreiche

Interviews mit Konsumentlnnen.

Techno

Vielerorts wird diskutiert, wie das Phänomen der Technomusik,

der europäischen Tochter des US-amerikanischen House, kultu­

rell und ideologisch einzuschätzen ist. Wobei sich House und

Techno längst in zahlreiche Stile aufgefächert haben: Für einen

Rave in Kairo kündigte ein einzelner Flyer folgende Stile an:

«Techno, Hardcore, Acid, Breakbeat, Speed Trance, Progressive

House». Einen Überblick verschaffte der Zürcher Musikjournalist

und Partyveranstalter Arnold Meyer unter dem Titel «state of

techno» (Oktober 1992, «Toaster»): «Techno ist die rebellische,

gegen melodische Gesetze verstossende Musik von heute. Die

Mentalität des Technos ist ähnlich wie die des Punks.» Tech­

notracks würden in der Regel mit minimalstem Budget in wenigen

Stunden eingespielt und meist in kleinen Auflagen (rund 1000

Stück) veröffentlicht. Produzenten sind oft Disco- und Computer­

kids, der Markt ist fest in Independent-Hand. Bei Techno handle

es sich um einen «organischen Trend, der sich im Untergrund

entwickelt» habe: Keine andere Musik sei so «zukunftsweisend

wie elektronisch erzeugte Tanzmusik».

Zur Faszination des Techno zitierte die Zeitschrift «Bonus» (5/94)

die Zürcher SheDJ Viola: «House mit seinen stampfenden Rhyth­

men ist die erste echte Buschmusik für Weisse. Im übrigen ist

Page 297: Nicholas Saunders - Ecstasy

298 Anmerkungen Schweiz

Techno seit der Punk-Ära das einzige, mit dem die Jungen ihre

Eltern wieder schockieren können.»

Unter dem Titel «Atome in Bewegung» beschrieben die Journali­

sten Thomas Haemmerli und Albert Kuhn Techno als «Herz­

schrittmacher einer Generation, die das Einstürzen gesellschaftli­

cher Normen genüsslich auslebt» (August 1993, «Magazin»). An

den Parties würde eine «friedliche Weltordnung» zelebriert, Par­

ties seien die «Befreiung von der standardisierten Stupidität der

Rockkonzerte», indem sie neue Formen der Inszenierung und

Kommunikation ermöglichten. Einziger gemeinsamer Nenner blei­

be das «one nation under a groove». - Wobei das «nation» bei

Techno keine nationalistische Deutung annimmt: Diedrich Diede-

richsen erwähnt am Ende seines Buches «Freiheit macht arm»

(Köln, 1993) «gewisse Werke von Techno-Musik (die nie Werk-

Charakter wollten)» als positive Beispiele einer weissen Jugend­

kultur, die weder fanatisch ist (und damit nicht in eine gefährli­

che Nähe zu reaktionären Tendenzen gerät) noch auf Enthusias­

mus verzichtet (und sich so dennoch vom bürgerlich distanzierten

Kunstgenuss abhebt).

Der Musikkritiker Günter Jacob kritisierte an einem Vortrag über

Jugendkultur und Rassismus in Zürich (April 1994): «Eine posi­

tive Aufladung von «Nation» ist ein Spiel mit dem Feuer. In den

neunziger Jahren gewinnt dieses Wort eine gefährliche

Dimension.»

Techno ist eine Erscheinung der modernen Industriegesellschaft

und steht in einem Spannungsverhältnis zwischen Technologie­

gläubigkeit und Reflektion: Techno kann als Versuch verstanden

werden, sich kreativ mit Technologie auseinanderzusetzen, sie für

eine eigene Kultur zu knacken, umzudeuten und sich anzueignen.

Ob dabei ein emanzipativer Prozess gelingt, hängt wesentlich

davon ab, wie sehr die Kommerzialisierung die Szene dominieren

kann.

4 «Missbrauch von MDMA: Eine alte Substanz macht neu von sich

reden». Bulletin des Bundesamtes für Gesundheitswesen,

4.10.93.

«Auch in der Schweiz bestehen Anzeichen für einen zunehmen­

den MDMA-Missbrauch. lm Rahmen der Umfrage zum Bericht

1993 sprechen 12 Kantone von einem steigenden MDMA-Kon-

sum. Im Bericht 1991 erwähnten lediglich 3 Kantone einen

Anstieg. Die Zahl jener Kantone, welche zurzeit keine Angaben

oder Einschätzungen liefern können, nimmt ab (1991: 21 zu

1993: 12). Die Tendenz bewegt sich deutlich in Richtung der

Rubrik «steigender Konsum>.»

Page 298: Nicholas Saunders - Ecstasy

Anmerkungen Schweiz

5 Jugendliche und ihre Gesundheit

Ergebnisse einer vergleichenden Studie über Alltag und Gesund­

heit ll-16jähriger Schülerinnen in der Schweiz. Unter der

Schirmherrschaft der WHO; von Jean-Pierre Abbet und Denise

Efionayi-Mäder; SFA Lausanne, August 1993. 5000 Schüler­

innen wurden im Jahre 1990 u.a. zu ihren Drogenerfahrungen

befragt.

6 Metabolismus von MDMA. Dissertation von Hans-Jörg Helmlin,

Pharmazeutisches Institut der Universität Bern (in Arbeit).

Die Untersuchung über MDMA hat Helmlin mit den Proben von

den Patientinnen von Juraj Styk (SÄPT) durchgeführt, da er keine

eigene Bewilligung des BAG für den Einsatz von MDMA am Men­

schen hatte. Zuerst galt es, taugliche Methoden zu entwickeln,

mit denen MDMA auch in hoher Verdünnung in den Körperflüs­

sigkeiten nachweisbar ist. In einem Vorversuch wurde bei zwei

Personen geprüft, ob die Methoden tauglich sind, ob die gewähl­

ten Intervalle für Blut- und Urinentnahme adäquat sind oder

nicht. Dann wurde mit sechs Personen der Hauptversuch durch­

geführt. Die Probanden wurden einzeln in der Basler Praxis von

Juraj Styk medizinisch und therapeutisch betreut. Abgegeben

wurde eine einzige Dosis MDMA von 1,5 Milligramm pro Kilo Kör­

pergewicht. Die Testbedingungen waren standardisiert, denn für

die Wirkung spielt es eine grosse Rolle, was bereits im Magen ist,

wenn der Stoff oral eingenommen wird. Den Probanden wurde in

regelmässigen Abständen über einen Venenkatheter etwa 20 Milli­

liter Blut abgezapft, beim Hauptversuch zusätzlich noch einen

Tag nach der Einnahme.

Interessiert hat Helmlin weniger, wie die Substanzen wirken, als

was mit ihnen im Organismus geschieht: «In der Regel werden

die meisten Medikamente im Körper umgebaut, metabolisiert.

Dabei wird das Molekül in der Leber zerlegt, funktionelle Gruppen

werden abgeändert oder auch mit Substanzen konjugiert, die im

Organismus vorhanden sind, damit es besser wasserlöslich ist

und über den Urin ausgeschieden werden kann», erklärt Helmlin.

Ausgeschieden wird zum grossen Teil MDMA, und zwar unverän­

dert. Ein Teil wird zu MDA abgebaut, ein für sich aktiver Wirk­

stoff. Helmlin entdeckte vier weitere Abbauprodukte, die in

unterschiedlichen Mengenverhältnissen ausgeschieden werden;

über sie weiss man noch relativ wenig, beispielsweise nicht, ob

sie aktiv sind oder nicht. Darüber sind weitere Untersuchungen

notwendig.

7 Analysen von Ecstasy

a. Eidgenössisches Betäubungsmittellabor des BAG: Das Labor

wurde Mitte 1993 aus Spargründen aufgehoben, seither werden

Page 299: Nicholas Saunders - Ecstasy

300 Anmerkungen Schweiz

Drogenanalysen in den kantonalen Instituten für Rechtsmedizin

durchgeführt.

Vom 1.1. bis zum 30. 6.1993 wurden folgende Muster unter­

sucht (Saccharose und Lactose sind Zuckerstoffe):

Anzahl Stoffe

1 MDA/Saccharose

1 MDEA/Koffein

4 MDEA/Lactose

1 MDEA/Saccharose

3 MDMA/Lactose

b. Institut für Rechtsmedizin Zürich: Laut Dr. Peter Iten wurde

MDMA in Körperflüssigkeiten zum ersten Mal 1988 in der

Schweiz nachgewiesen (in Zürich). MDEA wurde zum ersten Mal

1993 in Basel in Tabletten gefunden, die Verbreitung von MDEA

nehme sprunghaft zu. MDA wurde nur als Metabolit von MDMA in

Körperflüssigkeiten gefunden.

Weitere Stoffe, die in Pillen gefunden werden, seien Coffein und

ähnliche wirksame Substanzen, erklärt der Gerichtsmediziner

Iten: «Von nichtharmlosen Substanzen in Tabletten ist mir gar

nichts bekannt, weder von Strychnin noch von anderen Giften.

Das blieben immer Gerüchte, die nie in Labors bestätigt wurden.

Auch LSD oder Heroin wurden nie festgestellt.»

Die Gerichtsmediziner aus der ganzen Schweiz treffen sich mehr­

mals jährlich zu einem Informationsaustausch. Diskutiert werde

gegenwärtig die Einführung einer zentralen Sammlung der Labor­

daten und ob Ecstasy gesondert in der Betäubungsmittelstatistik

geführt werden soll.

c. Institut für Rechtsmedizin Bern: Laut Dr. Bernhard wurden am

Institut für Rechtsmedizin in Bern MDMA und MDEA in Proben

nachgewiesen. Andere Fremdstoffe oder Nebenprodukte, die

nicht harmlos sind, wurden dabei nie entdeckt.

8 Todesfälle

a. Eidgenössische Betäubungsmittelstatistik 1992: Von den 419

Drogentoten im Jahr 1992 waren 88 Prozent einer Überdosis von

Opiaten (hauptsächlich Heroin) zuzuschreiben; in den übrigen

Fällen wurde Politoxikomanie als Todesursache festgestellt. Auf

eine mögliche Mitbeteiligung von Ecstasy wird nirgends

hingewiesen.

b. Eidgenössische Betäubungsmittelstatistik 1993: In diesem

Jahr war ein Rückgang auf 353 Drogenopfer zu verzeichnen.

«Drei Menschen starben an den Folgen des Konsums syntheti­

scher Drogen» - davon eine an Methadon im Kanton Genf, bei

zwei Fällen im Kanton Zürich wird Ecstasy eine Mitbeteiligung an

der Todesursache zugeschrieben. Dr. Peter Iten (Institut für

Page 300: Nicholas Saunders - Ecstasy

301 Anmerkungen Schweiz

Rechtsmedizin Zürich) zur Frage nach den beiden Todesfällen:

«Das Zürcher Institut kennt zwei Fälle, bei denen Ecstasy zumin­

dest eine toxikologisch relevante Mitbeteiligung hatte: Alleine

hätte die Dosis den Tod aber nicht verursacht. Ich habe äusserst

selten von Todesfällen gehört. Reine Ecstasy-Fälle kenne ich

keine.»

c. Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum: Laut

Auskunft wurden im Jahr 1993 20 Anrufe im Zusammenhang mit

Ecstasy verzeichnet, das sind ungefähr doppelt so viele wie in

den früheren Jahren (5-10 Anrufe). Diese Zahl sei jedoch nicht

repräsentativ, sie spiegle eher das wachsende Informationsbe­

dürfnis als die Epidemiologie. Angefragt wurde von Mediziner­

innen aus Interesse sowie von Betroffenen wegen Vergiftungs­

symptomen. «Von einem tödlich verlaufenen Fall wird gespro­

chen, es gibt aber keine ausreichende Dokumentation darüber.

Kausalität und Umstände des Falles sind noch unklar, aber es

könnte der erste Tote in der Schweiz im Zusammenhang mit

Ecstasy-Konsum sein.»

9 Psychische Verletzbarkeit

Dr. Franz X. Vollenweider, Forscher an der Psychiatrischen Uni­

versitätsklinik Burghölzli in Zürich: «Es ist bei vielen Psychotomi-

na so, dass es Personen gibt, die auf die Ich-auflösende Wirkung

solcher Substanzen besonders anfällig reagieren. Man nennt dies

psychische Verletzbarkeit. Die eigentliche Gefahr für solche Per­

sonen ist, dass die ausgelösten psychischen Veränderungen die

Wirkzeit der Substanz überdauern, oder aber, dass durch die Sub­

stanz eine manifeste Psychose ausgelöst werden kann. Solche

Personen stammen allgemein aus Familien mit gehäuften psychi­

schen Erkrankungen. Bei den klassischen Halluzinogenen (LSD,

Meskalin etc.) liegt der Anteil mit Fällen an verlängerten Reaktio­

nen (länger als 48 Stunden) jedoch unter 0,8 Promille; die Beob­

achtung von manifest ausgelösten Psychosen ist noch seltener.

Im Vergleich ist das Risiko, ohne Drogeneinnahme an Schizoph­

renie zu erkranken, ungefähr 1 Prozent. Trotzdem ist es in der

Forschung eine heikle Angelegenheit, mit Gesunden solche Versu­

che durchzuführen. Es bleibt ein Restrisiko, das man am besten

abschätzen kann, wenn man die Persönlichkeitsstruktur und die

Familiengeschichte der Versuchsperson auf psychiatrische Krank­

heiten hin untersucht.»

10 Zuordnung von Ecstasy

a. Dr. Franz X. Vollenweider: «Das MDMA-Molekül hat Verwandt­

schaften mit Amphetamin wie auch mit dem Halluzinogen Meska­

lin des Peyote-Kaktus. MDMA ist kein eigentliches Halluzinogen,

auch wenn es hochdosiert eine halluzinogene Wirkung haben

Page 301: Nicholas Saunders - Ecstasy

302 Anmerkungen Schweiz

kann. Dazu zählen visuelle, akustische, geschmackliche Verände­

rungen, Veränderungen des Tastsinns, die leichte Ich/Du-Auflö-

sung, die Auflösung von Schranken, ein erleichterter Zugang zum

Unbewussten etc. MDMA hat aber auch nicht die ganze Potenz

des leistungsteigernden und stimulierenden Amphetamin. Es ist

weder das eine noch andere, neuerdings wird es den Designer­

drogen der zweiten Generation zugerechnet.»

b. Bulletin des BAG, 4. 10. 93: «Stoffe wie MDMA, die Bewusst­

seinsveränderungen mit emotionaler Enthemmung, Steigerung

des Selbstwertgefühls und Abbau von Kommunikationsbarrieren

hervorrufen, werden neuerdings der Klasse der <Entaktogenen>

zugerechnet.»

11 Quantitative Analysen

Erschwerend kommt hinzu, dass sich bei der juristischen Beurtei­

lung von Drogenfällen die Rechtsauslegung geändert hat. Laut

Dr. Peter Iten vom Institut für Rechtsmedizin Zürich mussten

1993 die Gerichte nach einem Bundesgerichtsentscheid ihre

Praxis ändern: Seither wird nicht mehr nach Menge Pulver,

sondern nach Menge darin enthaltenem Wirkstoff beurteilt - was

nicht selten deutlich weniger ist. Dies betrifft meistens Kokain

und Heroin, gilt aber auch für Ecstasy, weshalb nun die viel

aufwendigeren quantitativen Analysen nötig sind.

12 Beschlagnahmung im Thurgau

Ein spezieller Fall geschah im Kanton Thurgau: Dort wurde 1992

eine Sendung von 290 Ecstasy aus den USA sichergestellt, die

jedoch strafrechtlich nicht belangt werden konnte. Die Version

des beschuldigten Postempfängers, die Drogen seien ihm gegen

seinen Willen untergejubelt worden, konnte vor Gericht nicht

widerlegt werden. Verurteilt wurde er schliesslich nur wegen einer

geringen Menge Eigenkonsum und Weitergabe, so berichtet der

Statthalter Stark des Bezirksamtes Bischofszell, der im übrigen

das «Ex-Teesi» für eine «sehr gefährliche Droge» hält: «Mitunter

macht schon eine Tablette süchtig.»

13 Betäubungsmittelstatistik zu Ecstasy

a. Schweizerische Betäubungsmittelstatistik 1992 und 1993.

Bundesamt für Polizeiwesen, Zentralpolizeibüro (März 1993 und

Februar 1994). In der Betäubungsmittelstatistik wird Ecstasy

nicht gesondert aufgeführt (!) und läuft unter «Andere Halluzino­

gene» (ohne LSD, aber mit anderen synthetischen Drogen und

Psilocybin). Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass es

sich in den meisten Fällen um Ecstasy handelt.

Page 302: Nicholas Saunders - Ecstasy

303 Anmerkungen Schweiz

1. Beschlagnahmungen nach Kanton und Menge:

Kanton

1992

Anzahl Menge

1993

Anzahl Menge

ZH 7 165 13 879

BE 2 4 8 230

LU 0 0 1 2

GL 1 36 0 0

ZG 0 0 7 49

FR 0 0 4 2454

SH 0 0 4 1004

SG 1 2 3 53

GR 1 1 0 0

AG 0 0 5 276

TG 1 290 3 501

TI 1 20 1 2

VD 37 305 39 420

VS 3 2431 7 55

NE 8 69 5 39

GE 5 41 22 1228

JU 1 1 1 235

Total 68 3365 123 7427

2. Verzeigungen wegen Konsums nach Kantonen 1993 (1992)

ZH 20 (14), BE 21 (23), LU 2 (0), OW 1 (0), GL 0 (1), ZG 7 (0),

FR 7 (2), BS 3 (1), BL 1 (1), SH 5 (0), SG 5 (3), GR 2 (1), AG

31 (3), TG 8 (3), TI 12 (0), VD 162 (237), VS 50 (9), NE 22

(13), GE 45(11), JU 4(1)

Total 408 (323)

3. Verzeigungen wegen Handels nach Kantonen 1993 (1992)

ZH 6 (6), BE 2 (5), LU 1 (0), ZG 3 (0), BL 1 (1), SH 2 (0), SG 3

(0), AG 11 (0), TG 3 (0), TI 1 (1), VD 46 (17), VS 21 (4), NE 7

(5), GE 17 (4)

Total 124 (43)

4. Verzeigungen wegen Konsums nach Alter und Geschlecht

1993 (1992)

Männer

Total

unter 15 0 (1) Frauen 0 (1)

15-17 25 (14) 7 (14)

18-24 255 (177) 38 (24)

25-29 41 (52) 14 (6)

über 30 23 (28) 4 (6)

344 (272) 63 (51)

b. Betäubungsmittelstatistik 1991-1993. In den Medienmittei­

lungen des Zentralpolizeibüros vom April 1993 und vom März

Page 303: Nicholas Saunders - Ecstasy

304 Anmerkungen Schweiz

1994 heisst es übereinstimmend: «... illegale Betäubungsmittel

wie Crack, LSD, Ersatzstoffe und Designerdrogen spielen in der

schweizerischen Betäubungsmittelszene eine untergeordnete

Rolle.» Ecstasy wird unter den Halluzinogenen geführt (ohne

LSD, aber mit anderen synthetischen Drogen und Psilocybin).

Beschlagnahmte Dosen:

1991: 150

1992: 3365

1993: 7429

14 Drogenkonsum in der Westschweiz

Laut einer Studie der Universität Lausanne liegt die Romandie

bezüglich Drogendelikten gar vor der Deutschschweiz. In einer

internationalen Studie wurden Jugendliche zwischen 14 und 21

Jahren zu Straftaten befragt. Die Schweizer Ergebnisse wurden

vom Lausanner Professor für Kriminologie Martin Killias erfasst.

Danach gestanden 28,8 Prozent der befragten Romands Drogen­

delikte ein (Deutschschweiz: 25,6 Prozent). «Weiche» Drogen

haben 28,4 Prozent der Befragten schon mal konsumiert, «harte»

Drogen 4,3 Prozent (Deutschschweiz: 2,7 Prozent).

15 Notfälle

Die Zeitung «Tribüne de Geneve» (25.2.1994) zitiert den Arzt

Bernard Galley von der psychiatrischen Abteilung des Genfer Kan­

tonsspitals, wonach es «sehr vereinzelt» vorkomme, dass Ecstasy-

Konsumentlnnen eingeliefert würden. Diese hätten meist noch

andere Drogen, vor allem Alkohol, eingenommen. Die Jugend­

lichen seien in einem Zustand von Paranoia und könnten auch

gewalttätig sein. Seit zwei Jahren sei eine Zunahme der Fälle zu

verzeichnen.

16 UNO-Betäubungsmittelabkommen

Bulletin des BAG, 4.10.93: «MDMA untersteht dem Bundes­

gesetz über die Betäubungsmittel (verbotener Stoff). Da aber die

Grundsubstanz, die zur Herstellung benötigt wird, keiner gesetzli­

chen Kontrolle unterliegt, dürfte die illegale Fabrikation nicht

schwierig sein. Um einer solchen vorzubeugen, beteiligen sich die

zuständigen Berufsverbände (chemische Industrie, Apotheker,

Drogisten) an einer freiwilligen, landesinternen Kontrolle (Melde­

system). Die geplante Ratifikation der UNO-Betäubungsmittel­

abkommen 1971, 1972 und 1988 durch die Schweiz stellt einen

weiteren Schritt dar. Nach Massgabe dieser Abkommen und der

Umsetzungsvorschläge der Chemical Action Task Force der sieben

wichtigen Industrienationen (G-7) soll die Kontrolle der Vorläufer­

stoffe, die zur illegalen Drogenherstellung missbraucht werden

können, international und national gesetzlich abgestützt werden.»

Page 304: Nicholas Saunders - Ecstasy

305 Anmerkungen Schweiz

Laut Auskunft von Marcel Bebie, Chef der Zentralstellendienste

des Bundesamtes für Polizeiwesen, befasst sich derzeit nur ein

Beamter mit Ecstasy und ähnlichen Drogen. Sobald die Schweiz

das U NO-Abkommen über psychotrope Drogen unterzeichnet

habe, solle eine Spezialgruppe die Ermittlung über psychotrope

Stoffe aufnehmen.

17 Eidgenössische Volksinitiative «Für eine vernünftige Drogenpolitik».

Arbeitsgemeinschaft DroLeg.

Die Ziele der Initiative: «Die Straffreiheit für Erwerb, Besitz,

Konsum und Anbau von Drogen für den Eigenbedarf. Ein Staats­

monopol, das mittels Konzessionen die Bewilligungen für Anbau,

Herstellung und Handel von Drogen zu gewerbsmässigen Zwecken

erteilt. Durch Jugendschutz, Werbeverbot und vermehrte Mittel

für Prävention sollen Gefährdete vom süchtigen Konsum abge­

halten werden.»

18 Designerdrogen, Information des BAG

«Durch die Fülle der neu kreierten Substanzen mit ihren Fanta­

sienamen oder abgekürzten Bezeichnungen wird der «Drogen-

dschungel> immer undurchsichtiger; es werden gesetzliche Vor­

schriften (Betäubungsmittelgesetz) umgangen und beträchtlich

Gewinne gemacht. Da die neuen synthetischen Drogen nicht aus

dem Ausland eingeführt werden müssen, fällt die Gefahr, bei

Grenzkontrollen aufzufallen, weg. Die Arbeit der Kriminalpolizei

wird somit erheblich erschwert. Die Verbreitung wird weiterhin

durch das relativ billige Angebot und durch die Tatsache begün­

stigt, dass die neuen Substanzen für individuelle Bedürfnisse als

aktivierend, halluzinogen oder ein ozeanisches Gefühl erzeugend

hergestellt werden können. Wegen der starken Wirkung und der

deshalb geringen Dosierung der neu entwickelten Drogen ist der

Nachweis in Körperflüssigkeiten (Urin, Blut) schwieriger als bei

den bekannten Suchtstoffen.»

19 «Jugend ohne Drogen»

Informationsblätter zur Eidgenössischen Volksinitiative für eine

«Jugend ohne Drogen» über Designerdrogen und analoge Sub­

stanzen, zu denen die Initiantlnnen auch Ecstasy zählen: «Wenn

der Staat den Handel mit einzelnen Drogen übernehmen würde

(= legalisieren), hätte das zur Folge, dass die Rauschgiftkartelle

vermehrt diese noch gefährlicheren Designerdrogen in Umlauf

bringen würden.» «Damit Designerdrogen nicht völlig der Kon­

trolle entgleiten, braucht der Staat eine klare gesetzliche Grund­

lage gegen alle Drogen. Die Initiative <Jugend ohne Drogen> will

deshalb neben dem Verbot von Heroin, Rauchopium, Kokain und

Halluzinogenen auch ein Verbot von «analogen Substanzen» in der

Page 305: Nicholas Saunders - Ecstasy

306 Anmerkungen Schweiz

Verfassung verankern.» Mit dieser Formulierung schiessen die

Initiantlnnen ungewollt übers Ziel hinaus: Auch Methadon, das

eine «analoge Substanz» zu Heroin ist und das seit Jahren unbe-

strittenermassen abgegeben wird, müsste demnach verboten wer­

den.

20 Qualitätskontrolle

Illegal gehandelt werden in der Schweiz MDMA, MDEA und MDA.

Wegen laienhafter Produktion der Drogen können auch toxische

Lösungsstoffe in XTC-Pillen verbleiben. Die Crux der Droge ist,

dass deren Produktion relativ einfach, die Reinigung von nicht

vollständig synthetisierten Bestandteilen aber sehr aufwendig ist.

21 Jugendschutz

DroLeg-lnitiant und Drogenfachmann Beat Kraushaar: «Das Argu­

ment, dass bei einem Jugendschutz die Drogenmafia einfach auf

die noch jüngeren Jugendlichen losgehen würde, ist absurd. Man

weiss, wie viele Jugendliche es im Alter von 14 bis 16 Jahren

gibt. Von dieser Zahl kann man den Anteil derjenigen berechnen,

die Opiaterfahrung haben. Zum Schluss bleibt ein so kleiner

Prozentsatz von Jugendlichen übrig, dass sich jede Organisation

sagen muss, dass dies ein zu kleines Marktsegment ist. Zusätz­

lich gingen dem Verkäufer ständig die Abnehmer verloren, sobald

sie das Alter erreichen, in dem sie die Droge legal beziehen könn­

ten. Jede Marktanalyse käme zu dem Schluss, dass es sich nicht

lohnt, in den Markt einzusteigen.»

Page 306: Nicholas Saunders - Ecstasy

307 4.1. Partykinder und Technoschwule

4. Ecstasy in Deutschland

4.1. Partykinder und

Technoschwule

Andreas

Vollbrechtshausen

«Am Wochenende bin ich nicht von dieser Welt», erzählt Dirk. Von Freitagnacht bis Sonntagabend bloss nicht an den Alltag erinnert werden: Da ist er mit seinen Freun­den, egal ob schwul oder heterosexuell, auf einer Party­reise durch den Kosmos unterwegs. Und dann geht die Lucie ab in Berlin, der Hauptstadt aller Technobegeister­ten Deutschlands. Rhythmus-Mix vom DJ, Stroboskoplicht und Schwaden aus Nebelmaschinen: In diesem Setting tanzen die Jungens und Mädchen der neunziger Jahre Wochenende für Wochenende durch - bis zum Abwin­ken. Doch den richtigen Kick bringt angeblich erst die kleine Pille: Hochleistung wird verlangt - und geboten. Und weil für viele, vor allem junge Schwule das Leben oftmals ein Partyleben ist, stehen sie mal wieder ganz weit vorn. - Ein Einblick in die (schwule) Ecstasy- und Partyszene Deutschlands.

Samstagnacht in der alten Mitte Berlins an der Schnitt­stelle zwischen Ost und West. Hier stand einst die Mauer: Dunkel liegt der gigantische Gebäudekomplex der Treu­hand, des wirtschaftlichen Machtfaktors im Osten Deutschlands. Weiter hinten steht eine Ruine - um diese Zeit von Diaprojektionen angestrahlt. Das brachliegende Gelände dient als Parkplatz. Autos fahren an und ab, Leu­te steigen ein und aus. Ein Taxi nach dem anderen bringt neue Leute in die Wilhelmstrasse 43, Berlins erste Party­adresse: das E-Werk, der Monolith im hauptstädtischen «Partyimperium».Immer mehr Jugendliche streben in Gruppen oder alleine auf eine hell erleuchtete Stahl tür zu, vor der bereits eine Menschentraube wartet. Alle begehren Einlass und rich­ten ihre Blicke erwartungsvoll auf die sich knarrend öff­nende Tür. Der unerbittliche Türsteher erscheint, und es kommt Bewegung in die Menge. Doch alles hat sein Ritual. «Wer hat eine goldene Clubkarte?» fragt er. Die stolzen Besitzer drängeln sich nach vorne. Ehrfurchtsvoll wird ihnen Platz gemacht. Aber auch andere wittern ihre Chance und schieben sich in Richtung Eingang. «Ich stehe auf der Gästeliste, ich bin die Freundin von soundso, ich habe eine Einladung», so die Zauberworte, vor denen selbst der Einlasser zurücktritt. Auch einige, die keine Referenzen aufzuweisen haben, werden eingelassen. Der Rest muss sich in Geduld üben. Die Tür fallt scharrend ins Schloss. Nach drei Minuten geht das Spiel von vorne los. Dieser Zerberus ist nur die erste Hürde beim Marsch ins

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308 4.1. Partykinder und Technoschwule

Das Leben als Party

Innerste, ins höllische Paradies. Zunächst zur Leibesvisita­tion, danach an die Luke, wo 20 Mark zu zahlen sind. Schon dringen schnelle Rhythmen dumpf bis hierher. Schliesslich hinein ins E-Werk. Die Halle ist gut gefüllt, Hitze schlägt den Ankömmlingen entgegen. Auf drei Podesten tanzen die Schönen der Nacht über den Köpfen der Masse: Vier oder fünf gutgebaute Männer entledigen sich langsam und genüsslich ihrer Klamotten, bewegen sich schliesslich nur noch im Lederstring und fassen sich im ekstatischen Tanz immer wieder an die mit Nieten ausstaffierten Ausbuchtungen ihrer Minislips. Mit ihrem erotischen Hüftschwung heizen sie die Masse unten auf. Trillerpfeifen ertönen, Hände werden in die Luft geworfen.«C.ive me XTC» heisst doppeldeutig ein Technostück. Schätzungsweise zwei Drittel aller Besucher des E-Werks haben es bereits geschluckt. Ecstasy bedeutet aber auch einfach Ekstase und Verzückung, die sich durch stunden­langes Tanzen auf einer Dauerparty einstellen. Dabei kommt dem DJ und den Lichttechnikern die Aufgabe zu, diese tranceartigen «Rave Explosions» dramaturgisch in Szene zu setzen. Das kann bis zum «kosmischen Orgas­mus» gehen, bei dem wirklich mancher Slip feucht wird. Gegen Morgen werden die letzten Gäste das E-Werk ver­lassen, nicht jedoch, um sich ermattet ins Bett zu legen. Jetzt ist die Zeit der Afterhour-Bars angebrochen: Gemein­sames Sonntagsfrühstück (natürlich biologisch), Musik hören und einfach rumhängen bis zum Abend. Da müs­sen manche auch schon mal eine Pille nachwerfen: «Abklotschen» heisst das in der Szenensprache. Wer sich gänzlich zumachen will, schluckt bis zum «Koma - Klotsch», d.h. so lange, bis er umfällt.

So ähnlich verläuft der Partyalltag in fast allen deut­schen Grossstädten. Schätzungsweise 12 000 junge Leute im Alter zwischen 16 und 36 Jahren gehören in Deutsch­land zum harten Kern der Gemeinde. Darunter befinden sich eingeschworene Partyfamilien, enge Freundeskreise, deren Club fast ihr Zuhause ist. Diese Gruppen legen eine rege Reisetätigkeit an den Tag und scheuen auch lange Fahrten in ihre Lieblingsclubs nicht. Neben Berlin, wo man 3000 Personen zum inneren Kreis zählt, hat Frank­furt am Main die entwickeltste Infra- und Infostruktur auf dem Gebiet der Technoparties. Im Einzugsgebiet der Main-Metropole schätzt die Interessenvertretung Frank­furter Diskothekenbesitzer die Zahl der ständigen Besu-

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309 4.1. Partykinder und Technoschwule

Kein Unrechtsgefühl

cherlnnen auf etwa 3000 Personen, den inneren Kreis auf ungefähr 1000. In Kassel gehören 200 bis 300 junge Leute zum harten Kern der Szene, in Nordhessen sollen es an die 1000 sein. Die Kölner Technoszene hat sich gespalten. In der Innenstadt gibt es eine Freizeit- und Vergnügungs­kultur, die von der gutsituierten Mittelschicht im Dienst­leistungssektor oder von gutverdienenden Selbständigen geprägt ist. Danebe'n feiert eine eher proletarische Szene, die 500 bis 600 Jungerwachsene, vorwiegend aus den linksrheinischen Vororten, umfasst. In Leipzig zählen ungefähr 300 Personen zur Technoparty-Gemeinde. Die Szene entwickelte sich in der Umbruchsphase nach der Wende, als Jugendclubs schlossen und sich alte Bindun­gen auflösten. Mit dem Technolebensgefühl versuchen die jungen Leute sowohl dem Honecker-Mief als auch der «Arroganz» der «neureichen» Westostler etwas entgegen­zusetzen. Einheitlich ist die Szene bei weitem nicht. Inzwischen gibt es Abspaltungen zwischen Hardcore- Techno- und Techno-House-Trance-Hüpfern, die sich nicht immer gegenseitig an einer Party akzeptieren. Da kommt es schon mal vor, dass sich einige beim Türsteher über die Mischung der Gäste beschweren.Bereits Mitte der achtziger Jahre erreichte Ecstasy die Bundesrepublik. Schwule warfen sich als erste diese Tabletten ein, standen sie doch im Ruf, sexuell stimulie­rend zu wirken: Grund genug, das neue Mittel auszu­probieren. Und heute ist es fester Bestandteil der Wochen­endgestaltung. Gut draufsein, Gefühle anderen gegen­über hemmungsloser zulassen, Fun haben: Das neue Lebensgefühl dämmerte nach den politisch-bewegten siebziger Jahren und den coolen Yuppie-Achtzigern her­auf. Dem Leben ein bisschen Spass abtrotzen, heisst die Devise vor der Jahrtausendwende.

«Wir wollen Fun in einer guten Location», erklärt ein Technoanhänger - und da gehören offenbar syntheti­sche und halluzinogene Drogen dazu. Nach einer Reprä­sentativumfrage sollen in den alten Bundesländern 1991 allein 500 000 Personen Erfahrungen mit synthetischen Rauschsubstanzen gemacht haben. Dagegen sank die Zahl der Erstkonsumentlnnen von Heroin von 10 452 (1992) auf 8377 (1993). Vollständig künstlich erzeugt in osteuro­päischen oder heimischen Giftküchen, überschwemmen diese Pillen, die so aussehen, als könnten sie aus jeder Apotheke stammen, ganz Westeuropa. 1993 stellte das Bundeskriminalamt (BKA) 117 Kilogramm Amphetamin

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312 4.1. Partykinder und Technoschwule

Avantgarde in der

Abenteuerwelt

sicher, ein Jahr zuvor waren es 105 Kilogramm. Die gröss- te Einzelmenge 1993 wurde im August in Berlin konfis­ziert (über zehn Kilogramm).Laut Bundeskriminalamt steigt die Zahl der Erstkonsu- mentlnnen folgender Drogen: Kokain um 24,4 Prozent. Amphetamin um 15 Prozent, LSD um 11,3 Prozent und sonstige synthetische Drogen um 82 Prozent. Das BKA führt diese Entwicklung «auf eine wachsende Beliebtheit von Amphetaminderivaten wie MDMA und MDE (Ecstasy)» zurück. Die Veranstalter versuchen, den Drogenhandel von den Diskotheken fernzuhalten - daher auch die Lei­besvisitation im E-Werk. In Bundesländern, wo die Dro­genpolitik restriktiver gehandhabt wird (z.B. in Bayern oder Nordrhein-Westfalen), wurde eine Verschiebung des Drogenkonsums in die heimische Wohnung beobachtet. Eine Ausnahme bleibt Berlin, wo Ecstasy offen geschluckt wird.Auf eine Anfrage teilte die Rauschgiftaufklärungsgruppe im Landeskriminalamt Baden-Württemberg mit, dass im Grossraum Stuttgart, in Heilbronn, Mannheim, in Südbaden und am Bodensee unter drogenexperimentie­renden Jugendlichen mehr oder weniger gefestigte Bin­dungen zu Technoszenen beobachtet werden. Die User stammen überwiegend aus sozial und polizeilich unauf­fälligen «geordneten Verhältnissen der Mittel- und Ober­schicht». Besonders aufgefallen ist der Polizei, dass den Beschuldigten bei Vernehmungen wegen Erwerbs und Konsums synthetischer Drogen jegliches Unrechtsbe­wusstsein fehlt: «Die Drogenkonsumenten nehmen sich selbst nicht als solche wahr, fühlen sich zu Unrecht der Verfolgung ausgesetzt und fordern Legitimation ihres Tuns.» Im April 1994 unterbreitete Berlins Jugendsenator Thomas Krüger (SPD) den Vorschlag, den Besitz von klei­nen Mengen harter oder weicher Drogen nicht mehr unter Strafe zu stellen. Nach wie vor strafrechtlich ver­folgt werden sollen hingegen diejenigen, die Drogen in der Öffentlichkeit nehmen.

Der Trend zum Drogenkonsum an Parties ruft unweiger­lich die Sozialwissenschaft auf den Plan. Um das Drogen- und das Risikoverhalten bezüglich einer HIV-Ansteckung der (schwulen) Technopartygäste zu erforschen, reiste der Berliner Soziologe Helmut Ahrens durch die alten und neuen Bundesländer. Mittlerweile liegt seine Studie vor, die er im Auftrag des Bundesministeriums für Gesund­heit zwischen Juni und Dezember 1993 in Berlin, Köln

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313 4.1. Partykinder und Technoschwule

und Leipzig durchführte. «Die vorherige Generation such- te in der Droge den Ausstieg aus den Verhältnissen», sagt Ahrens in einem Interview: «Die Jugendlichen von heute wollen einsteigen, obwohl sie nicht an das Gesellschafts­system glauben.» Eine Generation, die selbstverständlich mit Nintendo-Computerspielen aufgewachsen ist, die durch Cyberspace in Rage gerät, die soziale Kälte zu spü­ren bekam und Abenteuer meist nur im Fernsehen «er­lebte», ist auf der Suche nach neuen Erfahrungen, nach wahren Abenteuern, deutet Ahrens. Die Technoparty als trotzige Antwort auf die Erlebnisarmut der leistungs­orientierten, verkabelten und satellitenbestrahlten Konsumgesellschaft.Deshalb geht man an Parties, und um noch eins draufzu­setzen, schluckt man die Pille. Mag der Rausch, bei dem man für 50 Mark pro Tablette (Tendenz fallend) dabei ist, den kurzzeitigen Ausstieg aus einem tristen und sorgen­vollen Alltag bieten, so erzeugt er beim User auch gerade das, was die Gesellschaft von ihren Mitgliedern erwartet: Leistung - allerdings in der Freizeit.Die Studie ergibt, dass unter den Schwulen, die Ecstasy schlucken, die meisten unter der Woche im Dienst­leistungssektor ein Tagwerk verrichten, das keine Überra­schungen mehr bereithält. Wer die ganze Woche lang in einem vollklimatisierten Büro vor dem PC hockt, möchte sich am Wochenende mal die Beine vertreten. Der Pillen­schlucker tritt durch die erhöhte Leistungsfähigkeit aus dem üblichen Alltagsschema heraus: Durch die Drogen werden sowohl Körper als auch Geist bis zum Exzess herausgefordert. Aus der grauen Realität heraustreten, um in die Scheinrealität einzutauchen: Der «E-Filrn» läuft ab, wie Technoanhänger sagen.«Wir sind ein Stamm», hört man von Technobegeisterten. Und auf einmal legen die Anhänger in der hochindustria­lisierten Gesellschaft archaische Grundpotentiale frei, die ansonsten nur Indianern oder Aborigines zugesprochen werden. Durch die übersteigerte «Energy» kommen sie an ihr Ureigenstes, die Droge vermittelt ein intensiv erlebtes inneres Glücksgefühl - und dies als Gruppenerlebnis. «Dabei handelt es sich um eine Überidentifikation mit dem Leistungskonzept unserer Gesellschaft», interpretiert Helmut Ahrens das Phänomen der Technoszene weiter. Längst geht es nicht mehr um die gesellschaftliche Verän­derung, die Revolution hat sich ins Innere des Menschen verlagert. Die Devise lautet: Wie die Innenräume des Menschen nutzbar machen?

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314 4.1. Partykinder und Technoschwule

Ausstrahlung, Kreativität, gut draufsein und die «Unity mit den anderen spüren» sind Qualitätsmerkmale, die für die Technoszene von grösster Bedeutung sind. Miesepeter und Schlaffis haben auf Technoparties nichts verloren. Auch WG-erfahrene Ökos, die an ihrem Joint ziehen, wer­den als altväterlich verlacht. Besonders die junge schwule Generation, die sich zur Technoszene bekennt, wendet sich damit von der «etablierten» Schwulenszene ab. «Ich will nicht im oftmals frauenfeindlichen Getto nur unter Männern sein», begründet Dirk seine Ressentiments der klassischen Lederszene gegenüber. Denn: Über 50 Prozent seiner Freunde sind Frauen. Aber auch an der Tuntensze­ne, wie sie sich in den siebziger und achtziger Jahren eta­blierte, hat er einiges zu bekritteln: «Die Trümmertunten sind überhaupt nicht schrill, sie spielen nur mit alten Tabus - das ist tot.» Eine Technotunte ist seiner Meinung nach einfach cooler drauf und entspricht nicht mehr dem Typ «Überweib». Aus der ostdeutschen Provinz trieb es den 21jährigen deshalb schnell nach Berlin, wo seiner Meinung nach die Avantgarde wirkt. Dazu gehört wie selbstverständlich, die Pillen «einzuklinken».Dirk hat mittlerweile so alles durchprobiert: von Poppers über Speed bis hin zu Kokain und Ecstasy. Nun will er sei­nen Drogenkonsum bewusster gestalten: «Von Speed und Kokain war ich meistens bis Mittwoch depressiv, das pas­siert mir mit Ecstasy nicht.» Allenfalls zum Chill-out morgens mit Freundinnen in den Afterhour-Bars, wenn es gemütlich wird, zieht er sich eine Nase Kokain rein. Da stört es nämlich nicht mehr, wenn er durch das Kokain auf Ego-Trip geht. Sein Herz hat er in der Nacht schon durch XTC für andere geöffnet.Seine Pillen kauft Dirk nur von Freundinnen oder Be­kannten - da kann er sicher sein, was er bekommt. Ganz abzuraten sei von Kapseln, weil die Zwischenhändler den Stoff oftmals strecken würden. «Da war in manchen Kap­seln auch schon mal Rattengift oder Angel Dust drin», meint er. Deshalb plädiert er für die Legalisierung der Drogen: «Es müsste eine staatliche Stelle geben, die die Reinheit des Stoffes prüft.»Offensiv und selbstbewusst geht man in der Szene mit dem Drogenkonsum um. Die meisten machen keinen Hehl daraus, dass sie sich am Wochenende regelmässig die «Nase pudern», was nichts anderes heisst, als in einer stillen Ecke eine Linie Speed oder Kokain zu nehmen. Mit Junkies oder lallenden Alkoholikern will niemand in ei­nen Topf geworfen werden. Das Schnupfen von «weissem

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315 4.1. Partykinder und Technoschwule

Sex und

Schnelligkeit

Kaffee» oder das Einwerfen der Pille ist clean, nicht anrü­chig. Die meisten User begnügen sich nicht mit einer Droge, sondern mixen sich einen Cocktail. «Ecstasy wird meist in Verbindung mit Speed genommen, zum Chill­out werfen viele noch ein bisschen Kokain oder LSD nach», berichtet Helmut Ahrens.

Obwohl die Anhänger der Technoszene sogenannte One- night-stands und plumpe Annäherungsversuche verfe­men, nehmen sie es damit nicht so genau. Denn nach einer langen Phase der Anmache auf der Tanzpiste, auf der andere heiss gemacht werden und darüber hinaus das eigene Ich beflügelt wird, entsteht bei vielen der Druck, doch noch mit jemandem ins Bett zu gehen. In diesem tranceartigen Zustand, den Musik, Atmosphäre und Dro­gen geschaffen haben, «nehmen viele dann irgendwen mit nach Hause, nur um nicht alleine zu gehen», resü­miert Ahrens. Oftmals werden dabei die Safer-Sex-Regeln ausser acht gelassen. Dahinter könnte auch eine bewusst gepflegte Infantilität der Technomitglieder stecken: Nach dem Motto «Wir sind Kinder in der Technospielwelt und brauchen deshalb keine Verantwortung zu übernehmen». Schnelligkeit ist Ausgang des 20. Jahrhunderts ein positiv besetzter Wert. Das bezieht sich auch auf die Entwick­lung der Persönlichkeit, die durch Drogen beschleunigt wird. Dirk hat innerhalb des letzten halben Jahres end­lich das entwickelt, was an sexuellen Potentialen schon immer in ihm schlummerte: «Sex mit Ecstasy ist das pure Glück - auch mit Partnern, die ich eigentlich nicht liebe», gesteht er. Denn der intensive Sex gründe sich auf Fan­tasien. «Wenn ich drauf bin, kann ich mit meinem Part­ner stundenlang eine Fantasie ausleben, der Sex ist unter Drogen überhaupt nicht aufs Abspritzen konzen­triert», erzählt er weiter. Noch vor einem halben Jahr war er eine richtige Klemmschwester. Mit XTC kam das zweite Coming-out. Zum ersten Mal im Leben habe er die Sexua­lität in neuen, fantastischeren Dimensionen erlebt:«Wenn ich eine Pille geworfen haben, kann schon die Berührung meines Knies ekstatisch wirken.» Dass er jemals auf Safer Sex verzichtet habe, bestreitet er aber energisch. Das passiere nur solchen, die völlig verpeilt seien, sprich, die zuviel genommen hätten. Und davor hat Dirk Angst: «Ich will nicht irgendwann als durchgeknallte Technotunte enden.» Deshalb nimmt er unter der Woche keine Drogen, ernährt sich mehr oder weniger gesund und treibt Sport. Ab und zu geht Dirk auch ohne Pille an

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316 4.1. Partykinder und Technoschwule

Bedarf an Information

eine Party. Allein die Atmosphäre im Club und die Erin­nerung an den letzten «E-Film» lassen ihn in gute Stim­mung kommen. Ganz will er jedoch auf seinen Konsum nicht verzichten, weil er durch die Drogen wichtige Erfahrungen gemacht habe: «Ich habe jetzt bessere Men­schenkenntnisse, habe Komplexe abgebaut und bin ins­gesamt offener geworden.»«Mit Drogen bin ich unbegrenzt fit und extrovertiert, ent­spreche also einem gesellschaftlichen Ideal», begründet ein Aids-Kranker seinen Drogenkonsum. Wenn er ein Ecstasy schluckt, dann vergehen für die Dauer der Wir­kung die Schmerzen, und er kann sich in der Technodisco ein bisschen ablenken. Dabei ist ihm völlig bewusst, dass Drogen immer nur ein Hilfsmittel sein können. Natürlich fühle er sich am nächsten Tag genauso schwach und krank wie zuvor, aber - und das ist für einen Aids-Kran- ken von grosser Wichtigkeit - er habe einen schönen Abend in Gesellschaft verbracht: «Ich hatte dann wenig­stens ein Erlebnis, ein Fest, das aus dem grauen Alltag eines Kranken herausragt.» Helmut Ahrens schreibt in der Studie: «Der Anteil von HIV-Positiven unter den homo­sexuellen Männern in der Berliner Technoszene wurde auf etwa 10-15 Prozent von Szenekennern geschätzt.»

Die Studie von Helmut Ahrens legt auch Schattenseiten der «schönen neuen Welt» bloss: Durch mangelndes Wissen nehmen manche zu viele Drogen, werfen zu oft nach oder mischen verschiedene Substanzen, was zu gefährlichen Reaktionen des Körpers führen kann, im schlimmsten Fall zum totalen körperlichen Zusammen­bruch.Der Katzenjammer stellt sich spätestens am «blauen Mon­tag» wieder ein: Zur Arbeit trotten und funktionieren kann zur Strapaze werden. «Wer noch eine Arbeit hat, reisst sich am Riemen», erzählt Dirk. Schlechter sind die Arbeitslosen dran, die nirgendwo Termine haben: «Die bleiben einfach im Bett und verpeilen ihre Pflichten», weiss er von Bekannten. Tom, ein Proband aus Helmut Ahrens’ Studie, berichtet: «Durch die Bedeutung der Par­ties in meinem Leben benötige ich mehr Geld, als ich ha­be. Obwohl mir mein Beruf keinen Spass macht, habe ich also nicht die Wahl, denn im Laufe der Jahre verschuldete ich mich mit etwa 10 000 Mark.»Bestehen Unterschiede zwischen schwulen und heterose­xuellen Drogengebraucherlnnen? Helmut Ahrens bejaht dies. Er stellte während der Arbeit an seiner Studie fest.

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317 4.1. Partykinder und Technoschwule

dass das Wissen um die Wirkung verschiedener Rausch­mittel unter homosexuellen Männern sehr verbreitet ist und dass - im Unterschied zu Heterosexuellen - eine grössere Bereitschaft besteht, über Drogen zu sprechen. Schwule nehmen Rauschmittel zu gewissen Zwecken, meist geht es dabei um Sex.Ein differenziertes Konsumverhalten bezüglich Drogen attestiert der Soziologe den Schwulen. «Es wird aber nicht konsequent durchgehalten, die meisten schätzen die Risi­ken, die mit Mischkonsum auftreten können, falsch ein.» Als Gründe hierfür sieht er das Verlangen nach einem Sexualpartner oder extreme Frustration, welche die Entscheidungskompetenz für oder wider eine Droge herabsetzen.Viele Schwule, die Drogenprobleme haben, scheuen den Weg zu den Beratungsstellen. Helmut Ahrens: «Dort arbei­ten Heterosexuelle, die nichts vom schwulen Alltag wis­sen, die nicht ahnen, dass viele von uns Drogen zum Sex genommen haben, und die einzig die Abstinenz predi­gen.» Deshalb fordert er die Einrichtung schwuler Dro­genberatungsstellen. Letztlich ist das Fazit von Ahrens nüchtern: «Wir haben nicht gelernt, mit Drogen umzu­gehen.» In Ahrens’ Studie berichten Berliner Partygänger, dass sie oft Erkältungen bekommen. Viele klagen über Zahnfleischprobleme, häufige Bronchitis, Gereiztheit oder Konzentrationsstörungen bis hin zu Gedächtnislük- ken. Die Gefahr, abhängig zu werden, Partner, Freunde, eventuell auch Arbeit und Wohnung zu verlieren, besteht. Ahrens schätzt, dass 15 bis 20 Prozent der Dro­genkonsumentlnnen suchtgefährdet sind. Doch ist es schwierig für die Drogenberatungsstellen, mit den Technoanhängerinnen in Kontakt zu kommen. Denn die Konsumentlnnen synthetischer Drogen fühlen sich nicht als abhängig oder gefährdet. Insofern ist es nicht verwun­derlich, wenn die Drogenberatungsstellen in Frankfurt am Main, Hamburg, Berlin oder Nürnberg berichten, dass ihre «drogen- und aidspräventiven Massnahmen die Jugendlichen und Jungerwachsenen mit Begeisterung für wochenendliche Techno-, Tanz- und Musikveranstaltun­gen nicht erreichen».Auch von politischer Seite ist man ratlos. Beim Drogen­beauftragten der Bundesregierung gibt es beispielsweise nur wenig gesicherte Erkenntnisse über die Problematik von Partydrogen, obwohl der Bedarf nach Aufklärung im­mer grösser wird. Das bestätigt nicht nur Helmut Ahrens nach seinen wissenschaftlichen Forschungen. Auch Anna

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318 4.1. Partykinder und Technoschwule

Ehrenberg von der Drogenberatungsstelle Hannover hat diese Erfahrung gemacht: Mit einem ausrangierten Linienbus fahrt sie nachts von Disco zu Disco, um über Partydrogen und deren gesundheitliche Risiken aufzuklären.Die Therapieformen vergangener Jahrzehnte lassen sich auf die neue Generation nicht mehr anwenden: «Wir müssen weg von der Einzelberatung, das wollen die Kids nicht. Wenn sie überhaupt zu uns kommen, dann immer in Gruppen», berichtet Anna Ehrenberg. Doch bei den Gesprächen steht die Droge nicht im Vordergrund. Die Jugendlichen erzählen von sich, ihren Problemen mit Freundinnen und der Familie. «Sie suchen Zusammenhalt und Nähe», sagt Anna Ehrenberg. Oliver Friedrich von der Partyorganisation «Factory» in Kassel sieht das ähnlich: «Wir brauchen dringend neues Aufklärungsmaterial.» Denn längst erreichen Botschaften mit allgemeinen Warnungen die junge Generation nicht mehr. «Neue Bro­schüren müssten die wichtigsten Infos mit Humor ver­mitteln und die Sprache der Jugendlichen von heute sprechen», empfiehlt er.Ahrens organisierte im Sommer 1993 in Berlin wöchentli­che Treffs mit Szenezugehörigen, die ein Konzept für die Verträglichkeit von Drogen erarbeitet haben. Entstanden ist ein «Safer-Use-Info»-Blatt zu Partydrogen. Die Gruppe ging davon aus, dass ein drogenfreies Leben für die Mehr­heit nicht zu realisieren ist. Ihr Credo: «Egal, welche Dro­gen du nimmst: Die Dosis macht ein Gift erst zum Gift. Erst informieren, dann gering dosieren. Doch Drogenkon­sum ohne Risiko gibt es nicht.»

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319 4.2. Ecstasy in Therapie und Forschung

Constanze Weigle-

Jagfeld

und Ewald Weigle

4.2. Ecstasy inTherapie undForschung

Psychopharmaka statt

Ecstasy

Vor der Wende hatte Nina Hagen eine Fantasie: Sie war bei Erich Honecker offiziell zu Gast. Dabei hatte sie Gele­genheit, den Staatsratsvorsitzenden der ehemaligen DDR von der «wundervollen Wirkung von Ecstasy» zu überzeu­gen und mit ihm eine Kostprobe zu nehmen.1 Leider blieb dies nur eine Fantasie, und es scheint, dass auch in naher Zukunft der bundesdeutsche Kanzler Helmut Kohl weder sich noch anderen die Erlaubnis geben will, diese ausser­ordentliche Erfahrung einmal machen zu dürfen.Da die Bundesrepublik Deutschland die UNO-Betäubungs- mittelabkommen unterzeichnet hat, stehen MDMA seit 1986 und MDE seit 1991 in der Anlage 1 des Betäubungs­mittelgesetzes (BtMG). Solange sich von seiten der UNO nichts ändert, werden die Chancen für eine Neuklassifi­zierung von MDMA und MDE in Deutschland sehr gering sein. 1993 hat der Bundesrat einen Gesetzesentwurf zur Änderung des Betäubungsmittelgesetzes vorgeschlagen. Wissenschaftliche Forschung mit Substanzen der Anlagen I und II des BtMG zu Behandlungszwecken von Abhängi­gen und chronisch Schmerzkranken soll möglich ge­macht werden.2 Die Bundesregierung hat diesen Entwurf jedoch bereits abgelehnt, ein Entscheid im Bundestag steht noch aus.Das Verbot von Ecstasy verhinderte jedoch nicht dessen rasante Ausbreitung in der jüngsten Zeit. Einen Hinweis darauf geben die an der Zahl beständig steigenden Be­schlagnahmungen durch Polizei- und Zollbehörden.3 Konsumiert wird Ecstasy vor allem in der Technoszene - einen Unterschied in der Verbreitung zwischen Ost und West, zwischen den alten und neuen Bundesländern ist nicht auszumachen. Im Vergleich mit der Heroinszene sind die Konsumentlnnen von Ecstasy weitaus weniger Druck von polizeilicher Seite ausgesetzt: Razzien in Discos blieben meist ohne nennenswerte Ergebnisse; Konsumentlnnen erhielten fast nur Bewährungsstrafen. Deutschland ist jedoch neben Polen, Lettland und den Niederlanden einer der wichtigsten Lieferanten für den europäischen Markt; vor allem Chemikalien und Appara­turen zur Herstellung von Ecstasy kommen aus Deutsch­land."

Ecstasy wird aber auch in Deutschland nicht nur von Ravern konsumiert: Viele setzen es zu therapeutischen Zwecken und zur Selbsterfahrung ein - auch nachdem es verboten wurde. So erzählt ein Ex-Sanyasin, der Ende der achtziger Jahre zum ersten Mal in Kontakt mit MDMA

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320 4.2. Ecstasy in Therapie und Forschung

kam, er schätze diese Substanz sehr und verstehe sie nicht als Modedroge. MDMA sei eine Substanz, die in geeignetem Setting gezielte therapeutische Arbeit ermög­liche: «Man kann sich leichter mit Problemen auseinan­dersetzen, denn Ecstasy bringt einen direkter als andere Substanzen in Kontakt mit den Gefühlen.» Weil Sanyasin schon immer für Meditation und andere Wege offen wa­ren, die tiefe Gefühle ermöglichten, hätten sie vielleicht «schon früher als andere die positive Wirkung dieser Sub­stanz begriffen». Doch sieht er keinen speziellen Zusam­menhang zwischen dem rituellen Gebrauch von Ecstasy, wie ihn die Sanyasins kannten, und der später folgenden, rasanten Ausbreitung des Konsums in der Technoszene. Hart traf das Verbot von Ecstasy auch die Psychothera­peutlnnen, welche bis 1986 die positiven Auswirkungen von Ecstasy bei ihren Klientinnen beobachten konnten: Einerseits sind sie verpflichtet, die ihrer Meinung nach bestmögliche Hilfestellung zu geben, andererseits wird ihnen die Anwendung von sinnvollen Hilfsmitteln durch das Gesetz verunmöglicht. Ein Psychotherapeut, der trotz Verbot Ecstasy seit vier Jahren in der Therapie einsetzt, meint im Gespräch, die Droge sei kein Allheilmittel, aber mit keiner anderen Substanz sei es «so gut möglich, das Herzchakra zu öffnen und die Liebesfahigkeit zu verbes­sern». Bei der Behandlung von Ängsten und Depressionen hätten Psychotherapeutlnnen gute Erfahrungen mit Ecstasy gemacht. Hin und wieder kämen auch Berufskol­leginnen oder Medizinerinnen zu ihm für eine Sitzung. Für eine Anwendung brauche es gezielte Vorbereitung, etwa mit Meditation oder Körperarbeit, aber auch beson­deres Vertrauen und die Fähigkeit, beispielsweise über­sinnliche Erfahrungen einordnen zu können. «Erst die Verteufelung dieser Substanz hat ihr eine so heraus­ragende Stellung gegeben und sie so interessant gemacht, dass die Gesellschaft nun darunter leidet», meint der Psychotherapeut.Heute dürfen Medizinerinnen zur Behandlung von Äng­sten und Depressionen lediglich Psychopharmaka ver­schreiben - obwohl mit diesen Mitteln kaum mehr als blosse Symptombekämpfung möglich ist. Die Suchtge­fahr, die bei diesen Stoffen stets gegeben ist, wird dabei ignoriert oder toleriert.5 Eine Zulassung von Ecstasy zu therapeutischen Zwecken wird deshalb auch in Deutsch­land gefordert.

Page 320: Nicholas Saunders - Ecstasy

Aufklärung nicht

gefragt

321

Ein multidisziplinäres Forum, das sich seit Mitte der acht­ziger Jahre auch mit MDMA beschäftigt, ist das «Europäi­sche Collegium für Bewusstseinsstudien» (ECBS). Das ECBS ist ein Forum von Fachleuten aus Naturwissenschaf­ten, Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie sowie aus Kultur- und Geisteswissenschaften. Es beschäftigt sich mit der Erforschung aussergewöhnlicher Bewusstseinszu­stände, die durch psychologische Auslöser oder psycho­aktive Substanzen hervorgerufen werden. Obwohl dies immer wieder auf Symposien des Collegiums gefordert wird, verhält sich das ECBS bisher sehr zurückhaltend mit Unterstützung für wissenschaftliche Forschung, ln den USA setzt sich die vergleichbare Organisation MAPS (Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies) aktiv und mit Erfolg ein bei Verhandlungen mit zuständi­gen Behörden oder durch die Bereitstellung finanzieller Mittel.In der Auseinandersetzung um eine mögliche Zulassung von Ecstasy in der Psychotherapie gewinnt die wissen­schaftliche Erforschung dieser Substanzen zunehmend an Bedeutung. Auch wenn das Verbot von Ecstasy die For­schung einschränkt, entstanden in Deutschland doch einige Arbeiten zum Thema.6'11 Da MDE im Unterschied zu MDMA erst seit 1991 verboten ist, gelang es einer Gruppe von Forscherinnen, eine Studie zur Wirkung von MDE bei Menschen durchzuführen. Diese Studien sollen weitergeführt werden, doch stellen sich bei Forschungs­vorhaben nicht nur Probleme bei den Bewilligungen durch Behörden, sondern auch bei der Frage der Finanzie­rung. Notwendig sind solche Projekte, um den therapeuti­schen Wert dieser Stoffe wissenschaftlich zu prüfen und ausserdem gesicherte Erkenntnisse hinsichtlich des mög­lichen Gesundheitsrisikos zu gewinnen. Von Regierungs­seite begnügt man sich jedoch, lediglich den ständig stei­genden Konsum von Ecstasy zu registrieren und auf repressive Massnahmen zu vertrauen. Das «Safer-Use- Info», das von einer Berliner Initiative mit dem Ziel ver­fasst wurde, minimale Verhaltensempfehlungen für Raver zu geben, findet kaum offizielle Unterstützung.12 Aufklärung in diesem Sinne ist offenbar nicht gefragt. Dass aber ein Interesse von Konsumentinnen an solcher Aufklärung besteht, zeigt sich beispielsweise darin, dass das 1985 in Deutschland erschienene Buch «MDMA - Die psychoaktive Substanz für Therapie, Ritual und Rekre- ation» seither immer wieder neu aufgelegt wird.13 Fachleute sind dagegen, dass Unerfahrene diese Substan-

4.2. Ecstasy in Therapie und Forschung

Page 321: Nicholas Saunders - Ecstasy

322 4.2. Ecstasy in Therapie und Forschung

zen selbst ausprobieren. Sie gehören in die Hände von speziell ausgebildeten, erfahrenen Therapeutinnen bzw. Menschen mit der nötigen Achtung davor und dem not­wendigen Wissen.14 Viele Konsumentlnnen, die durch die Technowelle in Berührung mit Ecstasy kommen, machen tiefe Erfahrungen damit und erleben unter anderem auch ein neuartiges, unbeschreibliches Gemeinschaftsgefühl. Wenn sie jedoch keine Unterstützung bekommen, diese Erfahrungen zu verstehen und in den Alltag zu integrie­ren, kann das dazu führen, dass sie sich wieder «dicht» machen, um das Erlebte zu verdrängen. Ein «Betroffener» wollte sich damit nicht zufriedengeben. Nach mehreren «Abstürzen» hat er sich entschlossen, Hilfe zu suchen. Unter Einwirkung von Ecstasy war es ihm möglich, sich natürlich und ungezwungen zu benehmen; er hat erfah­ren, dass er in Kontakt mit sich und den anderen sein kann - dadurch hat das Leben einen Sinn bekommen. In einer Psychotherapie beginnt er jetzt, seine Ängste zu erkennen und zuzulassen; er ist zunehmend in der Lage, sein Leben befriedigend zu gestalten.

Page 322: Nicholas Saunders - Ecstasy

Anmerkungen zu Ecstasy in DeutschlandConstanze Weigle-

Jagfeld

und Ewald Weigle

323

1 Cynthia Palmer, Michael Horowitz, Ronald Rippchen (Hrsg.): Tän­

zerinnen zwischen Himmel und Hölle. Frauen erzählen ihre Rausch­

erfahrungen. Der Grüne Zweig 136. Werner Piepers MedienXperi-

mente.

2 Gesetzesentwurf des Bundesrates zur Änderung des Betäubungsmit­

telgesetzes, September 1993.

Das BtMG soll geändert werden: In wissenschaftlichen Untersu­

chungen unter staatlicher Kontrolle und Aufsicht sollen nach

medizinischer Indikation Betäubungsmittel aus Anlage I und II

des BtMG durch Ärzte verabreicht werden dürfen. Ziel ist, neue

Erkenntnisse zur Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten für

jene Drogenabhängigen zu gewinnen, denen auf der Basis des

geltenden BtMG nicht geholfen werden kann. Auch chronisch

Schmerzkranke sollen von dieser Änderung profitieren.

3 Beschlagnahmungen von Ecstasy

a. Rauschgift-Jahresbericht 1992, Bundeskriminalamt (BKA).

Seit 1986 werden in der BRD jährlich zwischen 61 und 105 kg

(1992) Amphetamin bzw. Methamphetamin sichergestellt (in der

Gesamtstatistik wird Ecstasy nicht extra aufgeführt). Das BKA

bemerkt seit einigen Jahren einen Trend hin zu Amphetamin­

derivaten. Die Zahl der MDMA-Sicherstellung hat sich 1992 im

Vergleich zu 1991 mehr als verdoppelt: Es wurden 0,912 kg

sowie 10 612 Tabletten und 14 Kapseln sichergestellt. Ausser­

dem wurden 0,272 kg MDE und 7423 MDE-Tabletten beschlag­

nahmt.

b. Rauschgift-Jahresbericht 1992, Landeskriminalamt (LKA)

Baden-Württemberg. In Baden-Württemberg wurde 1986 das

europaweit erste Sonderdezernat für synthetische Drogen einge­

richtet. Im Rauschgift-Jahresbericht wird Ecstasy als Designer­

droge bezeichnet und, zusammen mit den Amphetaminen, zu den

synthetischen Drogen gezählt. In Baden-Württemberg erhöhte

sich 1992 die Zahl der wegen Besitzes und Erwerbs anhängigen

Verfahren gegen Tatverdächtige um 18,6% im Vergleich zu 1991;

die Anzahl der Delikte stieg um 14,7%. Bei Handel und Schmug­

gel mit Ecstasy erhöhte sich die Zahl der Tatverdächtigen um

56,7%, und die Anzahl der Delikte stieg um 72,6%. Besonders

hervorgehoben wird hier, dass der Anteil der weiblichen Tatver­

dächtigen im Vergleich zu anderen Rauschgiftarten sehr hoch ist:

16,7% 1991 und 18,4% 1992.

Bezüglich Sicherstellung wird angegeben, dass 1992 7,1 kg

Amphetamin beschlagnahmt wurden (1991 6,3 kg). Ausserdem

wurde ein illegales Drogenlabor festgestellt, in dem Amphetamin

synthetisiert wurde. Im Vergleich zu den Vorjahren nahm diese

Zahl ab. Dies wurde bundesweit festgestellt und darauf zurückge­

Anmerkungen Deutschland

Page 323: Nicholas Saunders - Ecstasy

324 Anmerkungen Deutschland

führt, dass die illegale Einfuhr aus dem Ausland zunimmt. Indu­

strie und Handel in Deutschland werden zunehmend sensibler,

wodurch die Beschaffung der Grundstoffe immer schwieriger

wird.

1992 wurden in Baden-Württemberg insgesamt 2970 MDMA-

Tabletten und 946 MDE-Kapseln beschlagnahmt. In einem Fall

wurde eine Gruppe von Händlern festgenommen, die nach eige­

nen Angaben mehrere tausend Ecstasy-Tabletten für je 50 Mark

in Discos verkauften. Gemessen an den erfassten Rauschgiftstraf­

taten hatte Amphetamin 1992 einen Anteil von 2,5% (Cannabis­

produkte 46,1%, Heroin 42,6%, Kokain 7,3%, LSD 0,7 ).

c. Mitteilung eines Beamten des LKA Baden-Württemberg zu den

Sicherstellungen 1993. Erneut war ein Anstieg im Bereich der

Amphetamin-Sicherstellungen zu verzeichnen (insgesamt über

10 kg). Ausserdem wurde erheblich mehr an Amphetamin­

derivaten in Tablettenform sichergestellt (über 22 000). Hierbei

handelte es sich vorwiegend um MDE-Tabletten, die in verschie­

denen Aufmachungen als Ecstasy angeboten wurden und meist

aus den Niederlanden stammten. Dort unterliegt MDE erst seit

August 1993 dem BtMG.

4 Manfred Kriener/Walter Salier: «Die mit der Pille tanzen». Die Zeit,

Nr. 37, 10. September 1993.

Ecstasy sei heute «die am weitesten verbreitete Designerdroge in

den Grossstädten der Bundesrepublik und der gesamten west­

lichen Welt», schätzen die Journalisten. Berichtet wird von einem

einzigen Todesfall 1992 in Berlin: Ein Mädchen sei wegen Über­

hitzung und Wasserverlusts kollabiert und gestorben. Die «Zeit»

erwähnt zwei grosse Fälle deutscher Verwicklung in Produktion

oder Handel: Der erste grossindustrielle Hersteller von Ecstasy in

der Bundesrepublik war die Imhausen GmbH aus dem badischen

Lahr, bekannt durch den Bau der Giftgasfabrik im libyschen

Rabta: Mindestens 1,3 Millionen Ecstasy-Tabletten hatte die

Firma 1989 für den Amsterdamer Markt produziert. Im Dezember

1992 stoppten Wiesbadener Drogenfahnder einen Lkw aus der

lettischen Hauptstadt Riga, der 3,2 Tonnen MDA geladen hatte.

Das Geschäft war international organisiert: Geschäftsführer waren

Letten, die Chemiker kamen aus der Slowakei, das Transport­

unternehmen hatte seinen Sitz in Holland. Der Vertrieb wurde in

den Benelux-Ländern, in Skandinavien und England organisiert,

die hochgerüsteten High-Tech-Maschinen waren aus der Bundes­

republik beschafft worden.

5 Constanze Weigle: Zum Suchtpotential des Entactogens MDMA. In:

Jahrbuch des ECBS, 1992.

Dieser Vortrag diskutiert vor allem anhand von Ergebnissen aus

Page 324: Nicholas Saunders - Ecstasy

325 Anmerkungen Deutschland

Tierstudien und einer soziologischen Untersuchung über MDMA-

User aus den USA die Frage, wie das Suchtpotential von MDMA

einzuschätzen ist. Dabei zeigte sich, dass zumindest ein kurzzei­

tiger Missbrauch von MDMA möglich ist. Jedoch sind Set und

Setting wichtige Einflussfaktoren auf das Suchtpotential.

6 Euphrosyne Gouzoulis/Leo Hermle: Untersuchungen mit Aryl­

alkanaminen bei gesunden Probanden (Teil II): psychische und

neurobiologische Effekte von Methylendioxyetamphetamin (MDE).

In: Jahrbuch des ECBS, 1992.

In diesem Artikel werden die Ergebnisse einer Doppelblind-,

Placebo-kontrollierten Studie mit 14 gesunden Probanden darge­

stellt. Dabei ging es um die Charakterisierung von MDE anhand

neurobiologischer Parameter (Endokrinologie, Kreislauf, Schlaf­

architektur) und psychischer Effekte (Direktbeobachtung) in

klinischem Setting. Als Ergebnis können die Autoren die «entak-

togene» Wirkung (Abbau von Angst und Abwehrvorgängen,

verstärkte Kommunikationsbereitschaft, Glücksgefühle, kosmisch­

mystisches Erleben) bei mehreren Probanden feststellen. Die

neurobiologischen Effekte sind teilweise ähnlich, teilweise aber

unterschiedlich zu denen der Amphetamine oder Halluzinogene.

Sie unterstützen deshalb die Auffassung, dass MDMA und MDE

eine neue Substanzklasse bilden.

7 Karl-Artur Kovar, Christel Rösch, Armin Rupp, Leo Hermle:

Synthetische Suchtstoffe der 2. Generation (sog. Designer Drugs).

In: Pharmazie in unserer Zeit, 19. Jhrg. 1990, Nr. 3.

Der Artikel behandelt die Arylalkanamine, zu denen auch MDMA

und MDE gehören. Es wird eingegangen auf die Biotransforma­

tion, Rezeptorangriffspunkte im Gehirn, Strukturwirkung, allge­

meine Wirkung, Nebenwirkungen und Toxizität.

8 Christel Rösch: Synthetische Suchtstoffe: Vergleichende Analytik

von Amphetaminderivaten. Dissertation in Pharmazie an der Univer­

sität Tübingen, 1989.

Die Arbeit zeigt die Synthese und Identifizierungsschemata von

Amphetaminen, Phenylbutaminen und Phenethylaminen. Ausser­

dem wird eine Methode vorgestellt, mit der die Unterscheidung

aller Amphetamine schnell möglich ist. Weiter beinhaltet diese

Arbeit Herstellungsvorschriften und Informationen zur Pharmako­

logie und Toxikologie der einzelnen Derivate.

9 Armin Rupp: Pharmakophormodell für selektive 5-HT-Reuptake-Hem-

mer: Abgrenzung der Entactogene von stimulierenden und halluzino-

genen Arylalkanaminen. Dissertation in Pharmazie an der Universi­

tät Tübingen, 1991.

Page 325: Nicholas Saunders - Ecstasy

326 Anmerkungen Deutschland

Die Dissertation untersucht Ursachen für das stark abweichende

pharmakologische Verhalten von Entaktogenen gegenüber den

stimulierenden und halluzinogenen Amphetaminen. Im Unter­

schied zu anderen Arylalkanaminen wird bei den Entaktogenen

eine hohe Bindung zum 5-HT-(Serotonin-)Reuptake-Rezeptor im

Gehirn festgestellt. Es wird ein Modell vorgestellt, welches zur

Differenzierung von entaktogenen, stimulierenden oder halluzino­

genen Arylalkanaminen dient. Dieses Modell bietet gleichzeitig

eine Erklärung für die Neurotoxizität der Entaktogene durch

bestimmte Strukturwirkungsbeziehungen.

10 L. Hermle, E. Gouzoulis, G. Oepen, M. Spitzer, K. A. Kovar, D.

Borcharst, M. Fünfgeld, M. Berger: Zur Bedeutung der histori­

schen und aktuellen Halluzinogenforschung in der Psychiatrie.

In: Der Nervenarzt, 64/1993.

Nach einer historischen Übersicht über die Entwicklung der

experimentellen Psychosenforschung folgt eine systematische

Übersicht über die subjektive Wirkung und Klassifikation der

halluzinogenen Substanzen. Danach wird über experimentelle

Untersuchungen der Autoren mit Meskalin und MDE berichtet.

Abschliessend äussern sie sich über Zukunftsperspektiven der

Forschung mit psychoaktiven Substanzen. Dabei sehen sie es als

Aufgabe der gegenwärtigen Psychiatrie, die Wirkungen psycho­

aktiver Substanzen weiter zu erforschen.

11 Leo Hermle, Euphrosyne Gouzoulis, Karl-Artur Kovar, Frank

Schneider, Manfred Spitzer: Forschungsvorhaben über psychopa­

thologische, neuropsychologische und neurobiologische Grundlagen

des Rauschmittelkonsums.

Dieses interdisziplinäre, multizentrische Forschungsvorhaben will,

im Anschluss an die MDE-Forschung, das Missverhältnis zwi­

schen gesichertem wissenschaftlichem Erkenntnismaterial über

die heute angewendeten Rauschdrogen und der gesellschaftli­

chen Bedeutung des Rauschmittelkonsums insgesamt verringern.

Es sollen langfristig tragfähige Strukturen zur wissenschaftlichen

Untersuchung der psychopathologischen, neuropsychologischen

und neurobiologischen Wirkung von Rauschdrogen am Menschen

aufgebaut werden. Dabei ist unter anderem auch geplant, Ein­

fachblindstudien mit Entaktogenen durchzuführen.

12 Helmut Ahrens: Partydrogen: Safer-Use-Info zu: Ecstasy, Speed,

LSD, Kokain. Berlin, 1993. Broschüre der Arbeitsgruppe «Eve &

Rave» im akzept e.V. (Bundesverband für akzeptierende Drogen­

arbeit und humane Drogenpolitik).

Diese Broschüre gibt Hinweise auf die Wirkung der verschiedenen

Substanzen und Vorschläge, wie Konsumentinnen sich verhalten

Page 326: Nicholas Saunders - Ecstasy

327 Anmerkungen Deutschland

sollen, um die Chancen für eine gute Erfahrung zu erhöhen und

Gefahren und Risiken zu vermeiden. Empfehlungen von Usern für

User. Die Idee für die Broschüre enstand bei den Untersuchun­

gen, die der Soziologe Helmut Ahrens für eine Präventionsstudie

im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums durchführte. Die

Studie zielte hauptsächlich darauf ab herauszufinden, welche

gesundheitlichen Risiken bezüglich HIV und Aids in der Techno­

szene zu beobachten sind. Nach Ahrens konsumieren ca. 15 000

bis 20 000 Jugendliche und junge Erwachsene regelmässig jedes

Wochenende Ecstasy an Technoparties. Für Ahrens ist deshalb

Wissen über Kurzzeit- und Langzeitschäden bei Ecstasy-Konsum

dringend erforderlich.

13 Constanze Weigle/Ronald Rippchen: MDMA - die psychoakti­

ve Substanz für Therapie, Ritual und Rekreation. 4. erweiterte Auf­

lage, 1992, Der Grüne Zweig 103, Werner Piepers MedienXperi-

mente, Löhrbach, und Nachtschatten Verlag, Solothurn.

14 Ewald Weigle: Buchbesprechung zu PIHKAL. 1993. In: Christian

Rätsch (Hrsg.): Jahrbuch für Ethnomedizin und Bewusstseinsfor­

schung. Verlag für Wissenschaft und Bildung, Nummer 2, 1994.

Page 327: Nicholas Saunders - Ecstasy

328 5. Erfahrungsberichte: Eine Tragödie

5. Erfahrungs­berichte

Nicholas Saunders

Eine Tragödie

Dies ist eine kleine Auswahl von Berichten über Ecstasy- Gebrauch aus erster Hand, die ein breites Bild von Erfah­rungen in verschiedenen Situationen ergeben sollen. Per Inserat suchte ich nach «Erfahrungen, die das Leben ver­ändert haben», erhielt aber nur eine Geschichte, die einen dramatischen Verlauf nahm.

Eine 22jährige Frau war anfänglich sehr von Ecstasy begeistert, doch nach zwei Jahren wurde ihr Traum zu einem Alptraum.

Vor fünf Jahren schluckte ich meine erste Ecstasy-Pille.Ich hatte schon Drogen wie LSD und Speed probiert, doch diese war anders. Ich kann das Gefühl nicht genau beschreiben, ausser dass ich mich in einem völlig eupho­rischen Zustand befand, einer Art mystischen Trance.Wir, meine Freundinnen und Freunde, umarmten uns und sagten einander ständig, wie sehr wir uns alle lieb­ten. Ich merkte bald, dass Drogen und das Tanzen zusam­mengehörten. Irgendwie erstaunte es mich, wie all diese Leute völlig verladen tanzten und sich amüsierten, wäh­rend ich irgendwo mittendrin war und dachte, wie schön es ist, so high zu sein.Ich hatte eine gute Stelle als Mitarbeiterin einer Agentur für TV-Werbung und konnte mir die zwanzig Pfund für die Kapsel am Freitag - manchmal auch am Samstag - gut leisten. Zwei Jahre später konnte ich mir ein Leben ohne diese Parties nicht mehr vorstellen. Der Job ödete mich inzwischen an, doch welch ein Glück, ich erhielt die Kündigung und 3250 Pfund ausbezahlt und fand bereits einige Wochen später wieder eine Stelle. Meinen Freund schmiss ich jedoch aus der Wohnung, da er etwas mit einer anderen angefangen hatte.Danach bin ich völlig abgehoben: Ich ging an Parties, nahm Ecstasy, Speed und auch LSD - es war die beste Zeit meines Lebens. Doch dann kam ein Brief mit der Nach­richt, dass nichts aus meinem neuen Job werde, und das haute mich um.Nun ging es bergab. Nach drei Monaten aufreibender Job­suche waren das einzige Vergnügen in meinem Leben die E-Pillen geblieben. Doch schienen sie mir nicht mehr so stark, und ich hatte immer Angst davor, wieder runterzu­kommen. Ich begann tiefer und tiefer zu sinken. Ich hatte das Gefühl, in der Hölle zu sein, und ich wollte da raus. Ich lebte mit einem Freund zusammen, der mit E dealte, und eines Tages haute ich mit seinem Geheimvorrat ab.

Page 328: Nicholas Saunders - Ecstasy

329 5. Erfahrungsberichte: Eine Tragödie

Ich schluckte das ganze Zeug - 100 Kapseln - und bekam gewaltige Angstzustände, obwohl ich mich im E-Land befand. Ich kippte um, erwachte aber am Morgen wieder stark erhitzt und von Krämpfen geschüttelt. Schliesslich landete ich in der psychiatrischen Klinik Napsbuiy. Es war mein schlimmstes Erlebnis. Noch nie zuvor war ich mit geistig Behinderten zusammen, und ich drehte beina­he durch. Ich schaute, so bald als möglich dort rauszu­kommen, und zog mit einem Freund zusammen.Bald gingen wir an eine Party, und da ich mich ziemlich gut fühlte, dachte ich, eine E-Pille wäre kein Problem. Ich musste einfach diesen Kick wieder einmal spüren. Es war der schlimmste Trip meines Lebens. War es Ecstasy? Es war wohl eher ein Mix aus LSD und Speed. Noch nie erleb­te ich eine solche Paranoia, und als ich mich umschaute, hatte ich das Gefühl, dass all die anderen Leute auf Dro­gen gestörter aussahen als die Patienten von Napsbury. Kurze Zeit darauf ging ich mit meiner Schwester an eine grosse Part)'. Ich hatte keine Antidepressiva mehr und wusste, dass ich ohne E nicht tanzen konnte, also kaufte ich eine Kapsel. Die Paranoia verschwand, und ich fing langsam an, mich wieder wie früher zu fühlen - natür­lich auf Drogen, wie im Himmel. Ich genoss es wirklich, ausser dass ich ahnte, dass es wieder bergab gehen würde. Nach einigen Tagen fing ich an, langsam runterzukom­men. Ich fühlte mich am Boden zerstört, die Realität durch starke Paranoia verzerrt. Ich hatte nicht das Gefühl, es sei wegen Ecstasy, sondern dachte einfach, ich würde durchdrehen. Jeden Morgen wurden meine Angst- und Paranoiazustände stärker.Am Donnerstag, dem 27. Juni 1991, hatte ich keine Lust, zur Arbeit zu gehen, doch mein Freund wollte nicht, dass ich zu Hause blieb. Er hatte schon genug Freitage eingezo­gen und Angst, mich alleine zu lassen. Also nahm er mich mit. Ich versprach mein Bestes. Ich schwitzte und wollte abhauen.Zur Mittagessenszeit fragten mich Freunde, ob ich mit- kommen wollte. Ich sagte, ich würde gleich wieder kom­men, und nahm meine Sachen und ging die Treppe hoch. Oben angekommen, stieg ich zum Notausgang, wo eine Leiter aufs Dach führte. Ich kletterte hinauf. Es war ein wunderschöner sonniger Tag. Ich lief einige Minuten auf dem Dach herum und sah durch eine Glaskuppel, wie die Leute Mittag assen. Dann ging ich bis an den Gebäude­rand und sah, wie einige Leute aus einem Auto stiegen, worauf ich mich duckte und wartete, bis sie weg waren.

Page 329: Nicholas Saunders - Ecstasy

330 5. Erfahrungsberichte: Eine Tragödie

Ich fühlte mich nun ziemlich gut, weil ich wusste, dass ich nie wieder ins Büro zurück ging, da ich nun sterben würde.Ich legte mich an den Rand, weil etwas in mir sagte, dass ich nicht hinunterspringen könne. Das Gebäude war fast zwanzig Meter hoch. Ich schloss meine Augen und liess mich hinunterrollen. Es war überhaupt kein Problem. Mich zu beseitigen war die einzige Möglichkeit, das Chaos in mir zu stoppen.Neun Tage später kam ich in einem Spital wieder zu mir. Man hatte mich an eine Überlebenshilfemaschine gehängt, und nun atmete ich selbständig. Ich hatte schlimme Kopfverletzungen und beide Beine gebrochen. Als ich wieder an Krücken gehen konnte, schickten sie mich in die Napsbury-Klinik zurück, wovor ich solche Angst hatte. Dort blieb ich fast fünf Monate, bis es mei­nen Eltern gelang, mich in eine Klinik in ihrer Nähe in Preston zu verlegen.Eines Tages sass ich in meinem Bett und weinte. Eine kurz vor mir eingelieferte Patientin fragte mich, ob ich je gebetet hätte. Ich sagte nein. Sie sagte mir, ich sollte es einmal versuchen, und ich dachte, dass es vielleicht eine gute Idee wäre. Ich hatte ja nichts anderes, also begann ich zu beten. Allmählich spürte ich mich wieder besser, die Gesundheit kam langsam zurück. Nach siebeneinhalb Monaten konnte ich wieder nach Hause. Ich wusste nicht, was mich mehr kuriert hatte, das Beten oder die Medika­mente oder beides, was immer es auch war, mein Glaube hat mir geholfen.Seit fünf Monaten bin ich nun draussen. Ich fühle mich geistig sowie körperlich wieder in Form, obwohl Narben zurückgeblieben sind. Einige meiner Freundinnen und Freunde haben seit meinem Unfall mit Ecstasy aufgehört, was mich sehr freut. Doch sonst wird mehr denn je kon­sumiert. Das weiss ich, weil ich weiterhin an Parties gehe. Ich kann immer noch so tanzen wie früher, das geht jetzt ohne Drogen, und darauf bin ich stolz, ja ich liebe es. Ich kenne das Leben mit diesen Drogen und bin dabei beina­he draufgegangen.LSD und Ecstasy haben meine Wahrnehmung, mein Leben verändert. Ich bedaure weder das Erlebte noch die Erfahrung mit Drogen; mir ging es unter deren Einfluss gut. Doch diese Zeit ist nun vorbei. Ich weiss jetzt, dass Drogen gefährlicher sind, als ich dachte - egal, für wie bewusstseinsfördernd sie gehalten werden. Im Moment scheint alles so positiv. Nimmst du ein E, bringt es dich

Page 330: Nicholas Saunders - Ecstasy

331 5. Erfahrungsberichte: Eine Tragödie/Spontan handeln

Spontan und intuitiv

handeln

weit nach oben, und wenn du weiterfährst, sinkst du schliesslich noch tiefer, wenn du nicht mehr drauf bist. Wie kann jemand sein Leben im Griff haben, der nicht ohne Drogen leben und tanzen kann?Du wähnst dich im Himmel. Doch die Hölle ist nicht weit.

Christiania ist eine Kommune von etwa tausend Leuten in Kopenhagen, die 1970 gegründet worden war. Obwohl Haschisch offen auf der Strasse verkauft wird, sind sonst kaum andere Drogen vorhanden, und zur Zeit, da diese Geschichte verfasst wurde (1988), war Ecstasy praktisch unbekannt. Lise arbeitete in der Green Hall, dem Versor­gungszentrum der Kommune, und war kurz zuvor vom West Surrey College of Art aufgenommen worden. Sie war damals 23 Jahre alt.

Am nächsten Tag musste ich Christiania verlassen, da ich beabsichtigte, für die nächsten drei Jahre in England Kunst zu studieren. Ich war in einem äusserst sentimenta­len Zustand, traurig und ein bisschen ängstlich wegen des bevorstehenden Wechsels, als ob ich zu einem neuen Leben gezwungen worden wäre. Ich hatte seit meinem 17. Lebensjahr in Christiania gelebt und liebte diesen Ort und wollte überhaupt nicht weg von dort.Meine letzte Nacht war ein einziges Fest, ich tanzte mit allen Leuten, die ich mochte, mit Hunderten, alle tanzten und wurden ein bisschen betrunken. Nun, vielleicht war ich etwas angespannt, bereits unterwegs ins neue Leben. Mein Freund Herbert war aus Paris gekommen und brach­te Ecstasy mit, etwas, was er schon immer mal mit mir ausprobieren wollte. Ich hatte eigentlich zuvor noch nie Drogen probiert, und ich fühlte mich ihm gegenüber zu wenig sicher für ein gemeinsames Ausprobieren, vor allem, weil er von dessen aphrodisischen Wirkungen er­zählt hatte. Obwohl ich vor Angst fast heulte, fühlte ich mich verpflichtet, es zu probieren - er hatte es doch extra aus Paris mitgebracht.Ich nahm eine kleine Dosis, wahrscheinlich weniger als eine halbe Pille, doch weil ich mich vielleicht in dieser Nacht in einem aufgewühlten Zustand befand und etwas angetrunken war, schien meine Reaktion äusserst heftig. Zuerst fühlte ich mich ziemlich komisch, ich zitterte ein wenig und bemerkte, wie mich alle beobachteten und ab­warteten, was passieren würde. Ich spürte, wie Herbert und die anderen auf Ecstasy mir fremd erschienen. Sie kamen mir abgehoben vor, verdächtig glücklich und sehr

Page 331: Nicholas Saunders - Ecstasy

332 5. Erfahrungsberichte: Spontan und intuitiv handeln

feminin. Ich hatte das Gefühl, sie umkreisten mich, um mich in ihre Gruppe hineinzuziehen, während ich nur noch fliehen wollte.Mir wurde bewusst, dass dieses Gefühl vom alltäglichen Kontakt mit diesen Leuten stammte. Ich erkannte, dass ich ihnen nicht trauen konnte und ihrem Leben nicht nähertreten wollte. Ich spürte deren Blicke, die Suche nach mir, während ich immer introvertierter wurde und Angst bekam.Trotzdem begann sich ein starkes Gefühl zu regen. Ich versuchte meiner eigenen Intuition, Spontaneität und Liebe zum Leben zu folgen. Ich tanzte und tanzte und liess mich treiben, bis ich anfing, einen wunderschönen, erst 19jährigen Mann zu verführen. Es war so schön, da alles voll fröhlicher sexueller und euphorischer Energie war.Ich vergass England völlig und überzeugte ihn, mit mir nach Arhus an ein Musikfestival zu reisen. Während ich auf seine Rückkehr an diesem Morgen wartete, machte ich einen Spaziergang um Christiania. Die Sonne ging gerade auf, und ich sah den Ort viel klarer und spürte wie nie zuvor, wie gern ich ihn hatte. Es war kein naives, ver­ladenes Sehen, sondern eine intensive, vollständig offene Art, Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind - ohne Zäune und Grenzen. Ich konnte all die hier verbrachten Jahre sehen, wie ich aufgenommen wurde und was ich hier lernte. So spazierte ich weiter und schaute und schaute und fühlte mich so sicher und voll in meinem Leben, weil ich wusste, dass dieser Ort wirklich existierte. Jedes Haus war so hübsch, weil ich wusste, wer darin schlief. Dann spazierte ich durch Kopenhagen und traf meinen Liebha­ber, und wir reisten nach Arhus.Obwohl er kein Ecstasy genommen hatte, schien er die Welt mit gleichen Augen wie ich anzuschauen. Wir schauten uns während Stunden und Tagen nur an und spürten die Anziehungskraft und Energie aus den lachen­den Augen des anderen.Wir verbrachten drei Tage in Arhus, schauten uns an, ga­ben uns stundenlang der Liebe hin und spielten Schach. Den ganzen Festivaltag verbrachten wir inmitten der Menschenmenge, völlig vertieft in unser Schachspiel, als hätte sonst nichts existiert. Obwohl der Ecstasy-Trip lange vorher zu Ende gegangen sein musste, blieb die Stim­mung erhalten, die uns ermöglichte, uns so zu berühren, zu spüren und anzusehen.Dies ist das Schöne an Ecstasy. In Lebenssituationen, wo

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333 5. Erfahrungsberichte: Spontan handeln/Ein Manager

Ein Manager auf Trip

ich besorgt, beschäftigt, gestresst oder angespannt war, und in Beziehungen zu Personen, die weniger offen und vertrauensvoll sind, als sie es sein könnten, empfand ich Ecstasy als einen starken und feinen Lehrer, der mich an mein wirkliches Ich erinnerte - dass ich ein intuitiver und spontaner Mensch bin und dass ich mir erlauben muss, dieser Mensch zu sein.

Ein englischer Berater entdeckte MDMA während anstren­genden Managementkursen für Führungskräfte grosser amerikanischer Unternehmen.

1982 hörte ich zum ersten Mal von MDMA in Los Angeles. Nachdem ich angekommen war, ging ich mit meiner Ver­legerin essen. Während wir uns unterhielten, erzählte sie mir von einer neuen Droge, die bei den Leuten der «Bewusstseinsbewegung» auf grosses Interesse gestossen war. Es sei eine Substanz, die es einem ermögliche, die anderen mehr zu lieben, und die gemäss ihrer Aussage zukünftig eine wichtige Rolle spielen würde.Meine erste Reaktion war eher ablehnend. Ich hatte in den sechziger Jahren LSD und verschiedene andere Psy­chedelika ausprobiert, doch seit damals nichts mehr genommen - abgesehen von einigen wenigen Zügen an einem Joint. Ich hatte das Gefühl, diese Phase hinter mir zu haben; ich befand mich nun auf einem anderen Weg. «Danke für die Information», sagte ich, «kein Bedarf.»Am nächsten Abend besuchte ich einen Freund in der Stadt, bei dem mir auf dem Küchentresen gleich ein Blatt Papier auffiel, worauf etwa zwanzig Kommentare ver­merkt waren, wie etwa: «Ich fühlte mich noch nie zuvor so offen anderen gegenüber.» «Ein Gefühl des Göttlichen.» «Das schönste Erlebnis meines Lebens.»«Was ist das?» fragte ich. «Oh», antwortete mein Gastge­ber, «ich traf einige Freunde am Wochenende, wo wir eine interessante neue Droge ausprobierten. Danach fass­te jeder seine Eindrücke auf diesem Blatt zusammen.»Dies liess mich aufhorchen. Vielleicht war das hier anders. Möglicherweise war meine Ablehnung unbe­gründet.Am nächsten Morgen traf ich eine alte Freundin. Wir wa­ren mitten in einer Diskussion über spirituelle Fragen, als sie mich plötzlich fragte: «Was hast du heute noch vor?» «Nichts», antwortete ich. «Gut, dann lass uns nach Hause gehen, ich muss dir etwas erzählen.» Unschwer zu erra­ten, was sie mir zu erzählen hatte. Da aller guten Dinge

Page 333: Nicholas Saunders - Ecstasy

334 5. Erfahrungsberichte: Ein Manager auf Trip

drei sind und die dritte Empfehlung von einer so vertrau­enswürdigen Seite kam, gab ich nach. Ich nahm aber nur eine halbe Dosis.Obwohl meine Freundin die ganze Zeit bei mir war, nahm nur ich MDMA. Es ging etwa 25 Minuten, bis ich etwas spürte. Ich merkte, wie sich meine Wahrnehmung veränderte, anfänglich vergleichbar mit LSD oder ande­ren Psychedelika. Zuerst spürte ich eine leichte Angst. «Was habe ich nur getan? Wird das wieder gut? Oder bringt mich das in eine unangenehme Situation?» gab ich meine Angst der anwesenden Freundin zu verstehen - und schon verschwand die Angst auch wieder. Sie kam auch während des ganzen Trips nicht mehr hoch.Für die nächste halbe Stunde versank ich in einen äus­serst ruhigen und friedlichen Zustand. Ich fühlte mich sehr wohl in meiner Haut und fand, dass nicht nur meine Angst vor der Droge verschwunden war, sondern auch viele meiner anderen Ängste. Ich konnte mich nicht erin­nern, je zuvor ein so gutes Gefühl mir gegenüber und zu anderen gehabt zu haben.Während der etwa achtstündigen Dauer der Wirkung kamen mehrere Besucherinnen und Besucher vorbei, und ich hatte den Eindruck, mit ihnen auf eine völlig natürli­che Art Verbindung aufnehmen zu können. Die Wirkung der Droge war so subtil, dass ich aufstehen und herum­laufen konnte, in den Alltag zurückkehren und wieder ganz normal funktionieren konnte. Wenn ich mich wie­der gesetzt hatte und Ruhe eingekehrt war, konnte ich wieder in einen Zustand tiefer innerer Gelassenheit zurückkehren.Den stärksten Eindruck hinterliess die dabei erlebte gei­stige Freiheit. Ich spürte mich auf eine neue Art. Ich konnte mich selbst sein, mich freier ausdrücken und auch viel besser verstehen. Mir wurde allmählich klar, wie vieles, was mich gewöhnlich beschäftigte, unnötig war - ein Produkt meiner Ängste. Wenn ich Angst habe vor dem, was die anderen über mich denken und wie sie mich beurteilen könnten, verweigere ich mich ihnen gegenüber. In diesem Zustand wurde mir völlig bewusst, wie unnötig diese Angst war und wie sehr sie mir in den Weg kam. Es war eine riesige Erleichterung, das Leben ohne diese Angst zu spüren. Halb zum Spass, gleichzeitig aber auch sehr ernst, sagte ich zur Kollegin: «Diese Sub­stanz wird die Psychotherapeuten arbeitslos machen.»Ich erinnere mich, dass ich meine Erkenntnisse mit dem Satz «Alles, was ich tun muss, ist loslassen» auf einen

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335 5. Erfahrungsberichte: Ein Manager auf Trip

Punkt brachte. Loslassen von alten Denkschemen und ver­meintlichen Verpflichtungen, mich aus meinen verschie­denen Bindungen lösen, Loslassen vom Wunsch, dass die Dinge so herauskommen, wie es mein Ego wollte. Der Weg dahin war das Loslassen der Angst. Es war nun ganz klar, wieso das Buch «A Course in Miracles» von Liebe als einem «Loslassen von Angst» spricht. Ohne diese psycho­soziale Angst im Nacken konnte echte, bedingungslose Liebe frei wachsen.Betrachtet man Ecstasy auf geistiger Ebene, kann treffend von einer Erfahrung gesprochen werden, bei der jemand aus sich selbst herauskommt - doch wird heutzutage Ecstasy zu oft mit Sex verbunden. In bezug auf diese Dro­ge ist das missverständlich. Ich hatte nie irgendwelche Lust auf sexuelle Annäherung, während ich auf MDMA war, auch nicht, wenn ich mit jemandem rumschmuste, der mir sehr nahe war. Sex schien mir völlig unange­bracht, eher eine Reaktion meines Egos als meines wah­ren Ichs.Noch mitten in meiner ersten Erfahrung mit Ecstasy begann ich plötzlich, die Wahrheit hinter den grossen Religionen zu verstehen. All die Weissagungen der gros­sen spirituellen Lehrer wurden nun lebendig. Ich dachte, ich hätte sie früher verstanden, doch nun war mein Ver­ständnis tiefer durch die Erfahrung dieses Bewusstseins­zustandes. Sie sprachen von diesem Zustand jenseits von Angst, jenseits von Urteil, losgelöst von materiellen Din­gen. Ein Zustand inneren Friedens, von Anerkennung und Liebe.Und die Wirkung hielt an. Am nächsten Tag besuchte ich Yoganandas Tempelgärten in Pacific Palisades. Zwischen den Sträuchern gibt es dort immer wieder Täfelchen mit Sätzen von Buddha, Christus, Shankara, Mohammed, Lao Tse und anderen religiösen Führern. Jedesmal, wenn ich an einem vorbeikam, spürte ich ein tiefes inneres Verste­hen dieser Wahrheit. Alles schien mir völlig klar. Der Schleier hatte sich gelüftet.Die folgenden zwei Wochen erlebte ich in einem absolu­ten Glückszustand. Während der Arbeit fühlte ich mich so gut wie noch nie, und auch die Begegnungen mit ande­ren Menschen gestalteten sich einfacher. Leute, die nichts Genaueres wussten, bestätigten mir, wie sehr zufrieden ich doch schien. Ich verspürte überhaupt keine Lust auf Alkohol oder sonst etwas, das meinen Bewusstseinszu­stand gemindert hätte.In den darauffolgenden paar Jahren nahm ich noch regel-

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336 5. Erfahrungsberichte: Ein Manager/Eine Entdeckungsreise

massig MDMA - durchschnittlich einmal pro Monat. Doch inzwischen habe ich das Interesse daran verloren. Wie viele andere Leute auch habe ich gemerkt, dass die Wirkung mit anhaltender Einnahme immer mehr nach­lässt. Ich wollte auf keinen Fall die Dosis erhöhen, um den gleichen Effekt zu erzielen. Mein Körper reagierte manchmal auf die Droge, und ich spürte, dass da etwas Gift in mir war. Ich hatte auch das Gefühl, der MDMA- Zustand sei ein Raum gewesen, den ich genug erkundet hatte. Die dadurch gewonnenen Einsichten waren sicher brauchbar, aber ich wollte nicht wieder in diesen Raum zurück, um die gleichen Erkenntnisse zu haben - das ist der Anfang einer Abhängigkeit. Für mich geht es nun darum, die vielen durch MDMA gelernten Dinge im tägli­chen Leben anzuwenden, wie z.B. die Ängste zu über­winden.

Eine

Entdeckungsreise

Mit 18 hatte ich angefangen, Cannabis zu rauchen. Seit meiner Trennung 1985 rauchte ich nur noch widerwillig, da es mich zunehmend paranoid machte - ich sah mich, die Leute und deren Verhalten und Ursachen anders, was mich sehr durcheinanderbrachte, und zwar immer, auch unter dem schönen Schein von cooler Lässigkeit. Es schien mir alles künstlich und fast peinlich. Ich probierte auch LSD, Speed, Opium und Kokain, aber nur Kokain gefiel mir, doch das war zu teuer. Alkohol ist definitiv «meine» Droge, doch könnte ich auch damit aufhören. Seit ich vor drei Jahren meinen Mann und die Kinder ver- liess, wohne ich mit Robert in Wales, doch plagen mich grosse Schuldgefühle, und ich bin auch noch nicht rich­tig integriert dort. Ich war jedoch sehr in Robert verliebt, und er auch in mich.Ich wollte unbedingt E ausprobieren, da mir Freunde von dessen Wirkungen auf soziale und sexuelle Kontakte erzählt hatten und wegen der «Tatsache», dass es dabei anscheinend keine schlechten Trips gibt. Ich war alles andere, als an einem möglichen schlechten Trip interes­siert, ich hatte schon genug erlebt.Robert und ich nahmen um zehn Uhr morgens eine Kap­sel, waren etwa eine halbe Stunde lang beunruhigt, bis diese unbehaglichen Gefühle verschwanden.

Eine 39jährige Frau, die ihren Mann und vier Kinder ver­lassen hatte, um mit ihrem neuen Partner, Robert, zusam­menzuleben, fand, dass sich ihre Wahrnehmung durch einen einzigen Ecstasy-Trip erweiterte.

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5. Erfahrungsberichte: Eine Entdeckungsreise

Der Trip führte uns nach draussen auf Entdeckungsreise zu Fuss. Angetrieben durch die anregende Wirkung, lie­fen wir den ganzen Tag umher, erforschten Kinderspiel­plätze, alte leere Häuser, die Einkaufsstrasse des Dorfes, den Fluss, Wälder, eine alte verkommene Kirche mit Friedhof, Moorland, Sumpf und Hügel. Es war eine von aussen stimulierte abwechslungsreiche Reise, fast alles war sinnlich:Ein Sonnenstrahl durch eine Felsritze, ein Heiligenschein aus nebligem Dampf über dem Gras. Alles wurde klarer und farbiger, eindrücklicher. Realer! Das war genau mein Gefühl, als käme die Welt aus ihrem verschwommenen Dasein zum Vorschein. Auch die Geräusche waren ver­stärkt und ebenfalls klarer und wirklicher. Eine Unzahl von feinsten Tönen und Klängen waren angenehm zu unterscheiden. Ein kratzender «skuiik skuiik»-Rhythmus tauchte aus dem akustischen Nebel hervor, als ein alter Mann auf seinem klapprigen Fahrrad mühsam den Berg hinaufpedalte - ein köstliches Ereignis.Jede Bewegung wurde von einem leisen Geräusch beglei­tet - das Rascheln von Stoff, von Papier in einer Tasche, das Klicken von Knöpfen - alle einzigartig und edel zugleich.Auch der Tastsinn veränderte sich. Man spürte bei allen Dingen, wie kühl, heiss, weich, rauh, trocken, nass, dünn oder fest sie waren. Eigentlich hatte ich das Gefühl, die Welt würde neu geboren, bis ich merkte, dass ich es war, die neu geboren wurde - in eine Welt, die immer noch ist, wie sie eben ist! Ich begann erneut, die kleinsten, anscheinend unwichtigsten sowie die grössten Dinge um mich herum auf eine neue, ehrfürchtige und faszinierte Art zu sehen. Der Eindruck des sich lüftenden Schleiers um mich herum war überwältigend.Dies übertrug sich auch auf meine Beziehungen zu Leu­ten. Mit Robert brauchte es keine Worte, und wir waren wie zwei befreundete Seelen, die mental, emotional (und körperlich) Hand in Hand umherwanderten. Doch auch bei Begegnungen mit Fremden oder Bekannten auf der Strasse hielt das Gefühl von «Kennen» und Zugehörigkeit an, und ich fühlte mich seit einer Ewigkeit zum ersten Mal richtig wohl, kommunikationsfähig und unbefangen, ohne die Barrieren mentaler Vorurteile, ohne emotionale Ängste und Argwohn. Tatsächlich musste mich mein «Ego» nicht schützen, da das Erleben, dass alle zusammen «hier und jetzt» waren, die sonst empfundene Isolation überwand. Ich fühlte mich als natürlichen Teil eines

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natürlichen Universums, zusammen mit allen anderen, die alle gleich wertvoll, interessant und wichtig wie ich geworden waren.Ein eindrückliches Erlebnis war für mich eine winzige, runzlige alte walisische Dame mit ihrem Regenmantel und Plastikhut, der riesigen Einkaufstasche, wie sie im Dorfladen an der Kasse stand, mit ihren hellen kleinen Augen, ihrem schnellen Nicken und Schütteln des Kopfes, und ihr Rückgeld zählte und emsig ihre Ware einpackte. Dies wirkte alles so selbstverständlich. Es kam mir als Betrachterin wie als Teilnehmerin absolut ausgeglichen vor. Es gab eigentlich kein Werten mehr, ich konnte spon­tan handeln und aufnehmen. Was ich an Vorliebe, Ver­gnügen, Interesse und Neugier von mir gab, schien gegen­seitig, und irgendwie kam es mir vor, als wäre ich wieder dreijährig, mit dem gesunden Enthusiasmus und der Fröhlichkeit einer Dreijährigen in einer ebenso unver­sehrten Welt.Ein wichtiges, meine Zukunft massgebend beeinflussen­des Element war die Erkenntnis, dass es sich dabei nicht um eine neue Erfahrung, sondern um ein mir seit meiner frühen Kindheit vertrautes Phänomen handelte. Anders gesagt, es war etwas, was ich schon immer gehabt hatte und noch immer besitze: es war noch in mir drin und wiederholbar. Ecstasy war bloss ein Hilfsmittel, das alle Türen wieder öffnete, die ich oder jemand anderer in der Vergangenheit zugemacht hatte.Zu meiner Enttäuschung liess die Wirkung im Laufe des Nachmittages langsam nach, und so gegen Abend war sie fast ganz verdunstet. Als wir dann miteinander ins Bett gehen wollten, kam Besuch. Wir waren darüber nicht ein­mal unglücklich, denn was auch immer passierte, es war ebenso interessant und gleichwertig wie alles andere. Aufgrund dieser Erfahrungen beschloss ich, diese «verlo­rene» Welt meiner Anfänge wieder hervorzuholen, um selbständig an meinem Selbstbewusstsein und geistigen Wachstum zu arbeiten, was mich etwa ein Jahr später zu Shiatsu und Zen-Meditation führte, denen ich bis heute treu geblieben bin.Ich nahm E noch einmal in der ägyptischen Wüste, doch war die Wirkung bei weitem nicht mehr so aufregend und glich, wie man mir sagte, eher derjenigen von Hero­in. Ich wusste nun, dass es für mich als Hilfsmittel keine Bedeutung mehr hatte und dass dessen Wirkung bei einer denkbaren Kombination mit anderen, namenlosen Dro­gen anders und unberechenbar sein kann.

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Trotzdem bleibe ich eine überzeugte Verteidigerin von Ecstasy, da es mir dazu verhalf, die Verantwortung für mein eigenes Bewusstsein und für Veränderungen zu übernehmen.

Ein 49jähriger Heroinkonsument, der die Droge so weit unter Kontrolle hatte, dass er ein normales Leben führen konnte, meinte, dass Ecstasy bei ihm eine sehr starke Wir­kung verursachte.

Während fast dreissig Jahren habe ich periodisch Miss­brauch mit Opiaten betrieben. Gewöhnlich habe ich den zyklischen Abstieg in die Narkotisierung als Fluch meines Lebens empfunden. Bis vor kurzem war mein einziges wirklich positives Drogenerlebnis der erste LSD-Trip 1965 in Katmandu.Vor drei Monaten machte ich einen Heroinentzug und beschloss, nie wieder damit anzufangen. Ich liess mich scheiden und zog nach England in die Nähe meiner 20jährigen Tochter. Obwohl ich mich als Drogenexperten betrachtete, wusste ich nichts über die Partyszene oder E. Meine Tochter hatte gelernt, sparsam mit dieser Droge umzugehen, trotz ihrer regelmässigen Partybesuche. Sie fand immer, dass E mir guttun würde. Ich hatte Angst vor der Reaktion meines Körpers und glaubte nicht so recht an deren emotionalen Gehalt. Ausserdem wollte ich nicht einfach Opiate durch eine neue Droge ersetzen.So geschah es, dass meine erste Erfahrung mit Ecstasy nicht auf einer Party stattfand, sondern in einem Haus in London zusammen mit drei sehr nahestehenden Perso­nen, darunter meiner Tochter. Wir befanden uns in einem Appartement, über uns der Sternenhimmel, und es war Vollmond. Entlang den Wänden befanden sich Büchergestelle und Bilder, und wir hockten oder lagen bequem auf Kissen und Decken, zu trinken gab es nur Mineralwasser. Das vorhandene E war reines MDMA. Eine äusserst beruhigende Umgebung.Mein Gemütszustand und der Zustand meines Körpers hingegen waren weit weniger angenehm: Seit meinem Entzug waren erst vier Wochen vergangen, und mein Kör­per war immer noch schwach. Ich fühlte mich fast stän­dig müde und war starken emotionalen Schwankungen ausgesetzt, positiven Momenten folgten rasch depressive. Echte Zufriedenheit wollte sich nach wie vor nicht ein­stellen. Mehrmals täglich tauchte der Wunsch nach Opia­ten auf und musste verarbeitet werden. Ich dachte, dass

Ein Heroinkonsument

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dieser Kampf bis ans Lebensende weiterginge. Ich spürte eine schmerzvolle Leere in mir. die ich glaubte, mit Liebe, mit anderen Leuten, mit Leben ausfüllen zu können, die jedoch weiterhin nach Drogen verlangte und mich hin­derte, ein echtes emotionales Engagement einzugehen. Ich hatte überhaupt keine Erwartungen an E und nahm es eher zum Vergnügen als zu irgendwelchen therapeuti­schen Zwecken.Da das Erlebnis hauptsächlich nichtverbaler Art war, fällt mir dessen Beschreibung schwer. Es gab lange Abschnitte des Schweigens, eine äusserst warme und liebevolle Ruhe; die anwesenden Freunde erhellten den verdunkelten Raum mit ihrer Freundlichkeit und Schönheit. Wenn ein Gespräch geführt wurde, war es bestimmt und ernsthaft. Da dies meine ersten Erfahrungen mit E waren und ich eine sehr grosse Dosis zu mir genommen hatte, sass ich die meiste Zeit nur da und spürte, schaute und hörte den anderen zu, obwohl ich jederzeit an einem Gespräch hät­te teilnehmen können.Verschiedene emotionale Probleme wie Schuldgefühle oder Misstrauen wurden mit wenigen Worten und klaren Gefühlen gelöst. Es schien unmöglich und unnötig, etwas vorzutäuschen oder zu lügen. Nach ungefähr sechs Stun­den löste sich die Runde auf, und ich legte mich allein zum Ausruhen hin. Ich war überhaupt nicht müde und konnte den ganzen Abend mit grosser Zufriedenheit Revue passieren lassen. Am nächsten Tag fuhren wir zurück aufs Land nach Hause.Meine Tochter hatte mich vor dem Runterkommen gewarnt, das mehrere Tage andauern würde, doch ich hatte ihr nicht geglaubt. Das wärmende Gefühl hielt noch beinahe drei Tage an, und ich konnte normal schla­fen, bis ein äusseres Ereignis mich in eine der schlimm­sten Depressionen meines Lebens hinabriss. Ich habe die­se Zeit aber trotzdem positiv in Erinnerung, da sie mich zur Überzeugung brachte, mittels einer professionellen Therapie weiter an mir arbeiten zu wollen.Seit meiner ersten Erfahrung sind nun sechs Wochen ver­gangen. Mein Verlangen nach Opiaten ist eindeutig zurückgegangen, obwohl noch nicht ganz verschwunden. Mein Alkohol- und Drogenkonsum hat sich deutlich redu­ziert.Ich nahm auch eine halbe Dosis Ecstasy an einer privaten Party. Es gefiel mir äusserst gut, und ich entdeckte das Tanzen wieder. Eine leichte Depression am dritten Tag danach verschwand wieder, nach einem Coiffeur-, einem

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Saunabesuch und einem anschliessenden guten Essen mit Wein.Vor einer Woche schrieb ich einem Freund: «Mein erstes E war das aussergewöhnlichste therapeutische, erbaulich­ste, produktivste und kommunikativste Erlebnis.» Es war auch das erste Mal seit Jahren, dass ich Drogen nahm, ohne mir einzureden, dies sei gut, doch mit etwas Stoff (Heroin) wäre es noch toller. Vieles aus der Vergangenheit kam wieder hervor und klärte sich in einem nicht intel­lektuellen Sinn und hatte sechs Wochen später endgültig einen dauernden Wert und bleibende Wirkung angenom­men. Ich spürte den halluzinatorischen Inhalt, die Ener­gie, ja sogar die Komponente des Ausklingens, doch gab es da noch etwas anderes: Man könnte es als einfühlsam beschreiben, doch ist dies zu einschränkend. Es muss erfahren werden - wie bei allen echten spirituellen Rei­sen genügen Worte nicht. «Das Runterkommen, das erst so richtig nach 48 Stunden anfing, kam völlig überra­schend, obwohl mich K. gewarnt hatte. Ich geriet in einen Dostojewskischen Mahlstrom, in dem viele schmerzliche Gefühle auftauchten, mit denen ich mich auseinanderzu­setzen hatte.» Ich glaube beinahe ebensoviel daraus gelernt zu haben wie aus dem eigentlichen Erlebnis, obwohl es natürlich entschieden weniger angenehm war. Ich brauchte eine Woche, um mich ganz zu erholen, wohl auch deshalb, weil ich nach den schwierigen Monaten am Anfang des Jahres noch nicht im vollen Besitz meiner Kräfte war.Ich bin überzeugt, dass die geplante kontrollierte thera­peutische Verwendung von MDMA sehr wertvoll in dieser individualistischen und gefühlslosen Welt sein kann. Ich habe grössten Respekt vor der Kraft «vergänglicher Liebe» - man sollte damit nicht spielen oder es zu sehr strapazie­ren. Dies ist meine erste neue psychoaktive Entdeckung in 25 Jahren Gebrauch und Missbrauch, seit ich 1965 in Katmandu mein erstes LSD schluckte. Ich beurteile seit­her andere Drogen neu. LSD kann gut sein, doch fehlt ihm der emotionale Gehalt von Ecstasy: Kokain hat defi-

4 nitiv an Bedeutung verloren. Sehr erstaunlich ist auch, dass Ecstasy bewirkt hat, dass ich längere Zeit ganz ohne Drogen auskommen will, Cannabis und Alkohol einge­schlossen. Eine ganz neue Perspektive von Werten und Prioritäten.Festhalten möchte ich erstens, dass die positiven Kräfte von E nicht überbewertet werden sollten: Junkies bringt es nichts. Wer sich emotional abkapseln möchte, wird

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Geführte Reise

dies weiterhin tun. Wer sich jedoch wie ich an die Krücke der Opiate gewöhnt und schliesslich ernsthaft einen bes­seren Weg zu suchen angefangen hat, dem kann das emo­tional befreiende und klärende Erlebnis mit E die Augen auftun.Zweitens ist die Erfahrung mit E echt: Wenn es beim ersten Mal korrekt verläuft - und mir ging es diesbezüg­lich ausgezeichnet -, können lange verschlossen gebliebe­ne Türen wieder geöffnet werden. Und diese bleiben weit genug offen, damit der entschiedene Aussteiger auch ohne Drogen hindurch kann, falls er dies wünscht. Drittens kann die erste Erfahrung mit E zu echten Erkenntnissen führen, sowohl zu intellektuellen wie emo­tionalen, auf denen aufgebaut werden kann. Einige davon sind ganz einfach, mir z.B. wurde durch das grossartige Gefühl des Zusammenseins auf E bewusst, wie einsam ich vorher gewesen war: Die Reaktion war, Kommunikation zu suchen, hinauszugehen und Leute kennenzulernen, Freundinnen und Freunde zu finden.Viertens können Beziehungen, die zerstritten oder sta­tisch geworden sind, durch E wieder belebt, neu bestätigt oder mit einem Kick-Start dorthin befördert werden, wo es einst gut war.

Eine Engländerin Mitte Dreissig wurde von einem ameri­kanischen Begleiter in das Geheimnis von Ecstasy einge­führt.

Ecstasy! Ich war fasziniert von diesem Namen. Meine Neu­gier war noch grösser, nachdem ich mit einem Enthusia­sten namens Rick darüber gesprochen hatte. Ich hatte schon etwas über die Risiken von Ecstasy gehört, mich aber nie genauer informiert. Erst als wir eine Sitzung ver­einbart hatten, fing ich an, mir Gedanken zu machen, worauf ich mich da eingelassen hatte, und erkundigte mich genauer, bevor es losging. Selbst auf dem Weg zum abgemachten Ort hielt ich es offen, mich anders zu ent­scheiden, falls mir dies klüger schien.Als ich dort eintraf, befragte ich Rick über einige der negativen Wirkungen, die dieser Droge anscheinend anhaften, worauf er mir entgegnete, dass es sich bei den angesprochenen Fällen um eine Überdosis gehandelt hat­te oder die Flüssigkeitszunahme vernachlässigt wurde oder die Drogen nicht sauber hergestellt waren. Ich ver­traute ihm schliesslich, wollte aber nur eine halbe Dosis nehmen. Dennoch war ich nervös, weil ich meinen Gast-

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geber kaum kannte. Ich hatte das Gefühl, mich schreck­lich einsam zu fühlen, falls der Trip gut, aber niemand da wäre, mit dem ich dies teilen könnte. Er versicherte mir erneut, für mich dazusein. Darauf gab er mir ein Stück Papier, worauf der Ablauf der Sitzung bezüglich Sicher­heit und Korrektheit festgehalten war. Ich hatte die Mög­lichkeit, ihn als blossen Beobachter oder als Begleiter auf dem Trip dabeizuhaben. Ich entschied mich für das erste- re.Rick hatte mich gebeten, Musik oder Kunst mitzubrin­gen, um sie unter dem Drogeneinfluss untersuchen zu können. Ich hatte ein paar Kassetten mitgenommen, während er selber einige visuelle Objekte bereithielt. Während des Erlebnisses wurde nur von der Musik Gebrauch gemacht, doch es freute mich, dass diese Objek­te mir den Anschein gaben, dass die Sitzung bewusst vor­bereitet worden war. Er schlug vor, meine Reaktionen bei Einsetzen der Wirkung auf Band aufzunehmen, was ich akzeptierte. Ich konnte mich bequem am Boden hinlegen, es hatte genug Fruchtsäfte und Wasser in Reichweite, während mir der Gastgeber die Füsse mit wohlriechen­dem Öl massierte und auf meine Fragen über seine Erleb­nisse mit Ecstasy antwortete. Ich glaube, dass ich die Wir­kung lange vor dem wahrscheinlichen Einsetzen zu spü­ren begann - vielleicht vor Ungeduld oder durch Auto­suggestion. Ich fühle mich entspannt und glücklich. Nach einer halben Stunde schlug er vor, mich mit Augenblen­den hinzulegen und dem Gefühl nachzugehen, in mei­nem Körper zu sein. Ich verlor das Zeitgefühl, meine inne­re Stimme verstummte, und ich war nur noch. Allmäh­lich spürte ich die Trockenheit in meinem Mund und sass auf, um zu trinken.Da wurde mir bewusst, wie prächtig ich mich fühlte. Er zeigte mir mein Abbild in einem Spiegel, und ich sah mich in voller Blüte. Ich aalte mich in diesem Gefühl des Wohlseins, in der katzenähnlichen Sinnlichkeit meines Fleisches, und es überkam mich der Wunsch, meinen Kopf zu s t r e c k e n und an den Kissen zu reiben. Ich streichelte meinen Körper und erregte mich durch die eigene Berührung. Ich rollte immer wieder über den Boden, so dass mein ganzer Körper mit irgendeiner ande­ren Oberfläche Kontakt hatte. Das Vergnügen war unbe­schreiblich. Rick schlug vor, ich solle aufstehen und tan­zen, was ich auch tat. Es war herrlich. Dann wollte ich, dass er mitmachte, mich hielt. Dann sollte er mich strei­cheln, doch schlug er galant vor, uns anderen Dingen

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zuzuwenden, obwohl es klar war, dass ich nur gehalten und gestreichelt werden wollte. Er sagte, er fühle sich ein bisschen komisch, und wir einigten uns, dass er ebenfalls eine halbe Dosis nehmen sollte. Mehrere Male schlug er vor, zu etwas anderem überzugehen, doch ich wollte nichts anderes als seine Berührungen. Meine Sinnlichkeit ging schnell in Sexualität über, doch trotz leidenschaftli­cher Bitten hielt sich mein Gastgeber an seine Regeln. Die Situation wurde urkomisch, und plötzlich realisierte ich mit Schrecken, dass dies womöglich alles aufgenommen worden war, und geriet in Panik. Es wäre besser gewesen, ich hätte mir die Kassette am Ende der Sitzung einfach angehört, anstatt mir Sorgen zu machen über die Mög­lichkeit, dass meine Indiskretionen unsterblich gemacht werden könnten.Ich möchte erwähnen, dass ich meinem Partner uneinge­schränkt vertraute und aussergewöhnlich entzückt war von dieser starken Vertrautheit einem Mann gegenüber, der für mich nicht mehr als ein anständiger Fremder war. Es war völlig unkompliziert, unschuldig und frei. Es war perfekt. Es war, als wären er und ich für die Dauer in Zeit und Raum zusammengeschmolzen, um verschlungen hindurchzuwandeln. Ob im Raum oder im Garten im kühlen Regen, ich spürte, dass unsere Haut, die Augen und Herzen sich in einem Glückszustand befanden. Unse­re Blicke verschmolzen geradezu. Schaute ich in seine Au­gen, und dies tat ich nach Herzenslust, empfand ich eine wahnsinnige Zärtlichkeit - «als schaute eine Mutter ihr geliebtes Kind an, wenn es sterbensgleich seine zarten Augen schliesst». Ich verliebte mich in diese Augen und noch jetzt, einige Tage danach, sehe ich seine Augen in den Gesichtern anderer Menschen. Das erste Mal passierte mir dies in der U-Bahn auf dem Heimweg nach der Sit­zung: Seine Augen blickten mich von einem Bild an, das Admiral Nelson darstellte. Ich verliebte mich auch in sei­ne Stimme, in ihre Tiefe und in seine reiche Sprache, wie er gewisse Konsonanten aussprach, vor allem das «ch», wie sein Mund ausschaute, wenn er lachte. Vorher hatte ich all dies kaum wahrgenommen. Ecstasy war Vision, Tiefe, Liebe und Müssiggang. O Eros, der du Mond und Erde vereinst!Ich redete zuviel und konnte nicht schlafen. Ich hatte unglaublichen Durst während der Sitzung und am Tag danach. Ich war aber kaum hungrig, was um so erstaunli­cher ist, da ich seit dem vorangegangenen Morgen nichts mehr gegessen hatte. Ein dürftiges, aber gesundes Abend­

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345 5. Erfahrungsberichte: Geführte Reise/Begegnungen eines Paares

Begegnungen eines

Paares

essen, etwas Pfirsich und Kaffee war alles, was ich wäh­rend 48 Stunden runterbrachte. Daneben muss ich mich jedoch durch ganze Pferdetränken voller Wasser getrun­ken haben, worauf es ja schliesslich ankam. Während vier Tagen hatte ich kaum Appetit, einschliesslich des Sit­zungstages, und ich muss gestehen, dass ich mich an den darauffolgenden Tagen schwach und übel fühlte. Ich glaube, der Trip hat mir nicht sehr gut getan, anderer­seits denke ich, dass ich auch keinen nennenswerten Schaden davongetragen habe.Ob ich mir den Verlauf der Sitzung anders gewünscht hätte? Ja und nein. Ja, weil das gemeinsame Erlebnis zu intensiv ist für Leute, die nicht die Absicht haben, eine intime Beziehung einzugehen. Darauf war ich unvorbe­reitet. Und nein, weil es schön war. Vielleicht wäre eine erneute Sitzung eine Chance, mit dem Gastgeber noch­mals über die Missverständnisse und Trugbilder zu disku­tieren, damit die Wirklichkeit und die Vernunft, die zeit­weise unter den massierten Füssen der Reisenden wegglit­ten, wieder aufgerichtet werden könnten.Ob ich es wiederholen würde? Ich denke nicht. Verschie­dene Leute sagten mir, dass es beim ersten Mal am besten sei. Ich habe festgestellt, dass meine Erfahrung nicht so vielfältig war, wie sie hätte sein können, doch bin ich zufrieden mit dem Erlebten. Auch hat mir seine starke Wirkung auf meinen Stoffwechsel zu denken gegeben.Ich habe es probiert und weiss nun, warum es Ecstasy genannt wird. Ich habe bekommen, was ich wollte.

«X» - der Anfang eines noch unvollendeten Buches über die Erfahrungen eines Paares mit Ecstasy, geschrieben von einem Anhänger Bhagwan Shree Rajneeshs Mitte Vierzig.

Alles ging sehr schnell. Zuerst ein steiler Anstieg der Kör­pertemperatur, dann Übelkeit. Wir lagen zusammen auf dem Sofa beim Fenster, es war nicht gerade bequem. Ich hatte meine Augen geschlossen und konnte die Vögel draussen in den Bäumen singen hören, doch tönten sie irgendwie komisch, unüblich zusammenhangslos, gleich­zeitig nah und fern.Ich fühlte mich noch immer so, als müsste ich demnächst erbrechen, als die ersten Wellen der Entspannung über mich kamen. Ich spürte, wie mein Atmen tief und regel­mässig geworden war und Wärme anfing, durch die Mus­keln meiner Arme und Beine zu strömen. Ich hatte die

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Augen geschlossen, als Asha aufstand, und spürte dabei mit einer ziemlich eigenartigen Klarheit den unterschied­lichen Druck der Kissen.Dann war es still. Plötzlich sagte sie: «Ich bin eine kluge Frau», offenbar so ganz nebenbei, von irgendwoher im Raum.Ich versuchte sie zu verstehen, doch funktionierte mein Gehirn anscheinend nicht recht. Mir fiel die tiefe Stille im Raum auf. Ich konnte alle ihre Bewegungen hören, als sie zur Stereoanlage ging und eine Kassette einlegte.Dann fingen plötzlich meine Zähne an zu klappern, und zwar heftig. Sie schienen völlig ausser Kontrolle. Asha tönte auch klug, dachte ich belämmert, und ebenso Smokey Robinson, als er «Just to See Her» zu singen an­fing, während ich mir völlig idiotisch vorkam.Erst jetzt öffnete ich die Augen. Nichts schien sich verän­dert zu haben, obwohl die Wohnung pastellartig und leicht verschwommen wirkte und irgendwie flimmerte. Eine Topfbegonie auf dem Fenstersims leuchtete schwach.Dann schaute ich Asha an. Ich glaube nicht, sie vorher je so schön empfunden zu haben; es war, als brannte ein Licht in ihr. Ich werde nie den Ausdruck ihres Gesichts vergessen, obwohl ich ihn nicht recht beschreiben kann. Überraschung - ein eigenartiges, zurückhaltendes Erstau­nen, ein wildes Hoffen... Ich spürte bereits, wie sie sich gleich umdrehen und es vor mir verstecken würde. Alles war langsamer geworden. Das Gefühl des Flimmerns nahm zu.Dann kam sie auf mich zu, setzte sich, und wir lagen uns in den Armen. Die Droge brach über uns herein wie eine Welle. Wir hingen aneinander, während das Licht immer heller wurde und der Raum flimmerte und aufblitzte. Trotzdem hatte dies komischerweise nichts Bedrohliches, im Gegenteil, ich spürte überhaupt keine Angst in mir.Ich spürte... Mit einem sicher komischen Gesichtsaus­druck des Staunens war auch bei mir der Groschen gefal­len: Was ich spürte, war Liebe. Es war wieder so, wie Asha und ich zueinander waren in unseren besten Momenten Vorjahren.Keiner von uns wusste, was passierte. Wir hatten gedacht, dass es wie LSD sein werde, doch dies hatte überhaupt nichts mit LSD oder Meskalin zu tun. Dies war rein emo­tional. Es war unglaublich, welche Ehrfurcht und Bewun­derung ich ihr gegenüber spürte.Ich erinnere mich, gemurmelt zu haben: «Es gibt kein

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Inneres.» Danach folgten Wellen des Flimmerns und Auf- blitzens, und auf deren Höhepunkt fingen meine Zähne erneut zu klappern an. Sonst war nicht viel oder gar nichts von einem persönlichen oder «inneren» Leben zu spüren: Ich war leer. Es schien, als sei ich pure Anwesen­heit. Alles drehte sich um sie, nicht um mich. Noch nie war mir eine Frau so schön vorgekommen. Ich war hinge­rissen von ihrer Haut und ihren Haaren: Es war, als hätte ich zuvor immer Handschuhe getragen und als spürte ich nun zum ersten Mal die unendliche Vielfalt bei der Berührung von Dingen.Ähnliches passierte beim Sprechen. Anscheinend hatte ich nichts zu sagen, doch war es, als hätte ich zuvor nie jemandem richtig zugehört. Als wir im Sonnenlicht dasassen, erzählte sie mir, wie ich dieses und jenes getan hatte und wie ich sie manchmal verletzte, während ich mit einer eigenartigen ungestörten Aufmerksamkeit zu­hörte. Es gab keinerlei Ja-aber-Antworten. Ich hatte kein Bedürfnis, mich zu verteidigen. Ich hörte ihr einfach zu, und es war ziemlich klar, dass das Gesagte stimmte. Auch war es nicht moralisch, und ich möchte betonen, dass es mich äusserst interessierte, was sie sagte. Es schien mir sachlich. «Ein ekstatisches Zuhören», dieser Satz kam mir in den Sinn, und ich wunderte mich, ob er wohl aus einem Gedicht stammte.Eigentlich redeten wir nicht viel, meistens waren wir am Schmusen. Ich erinnere mich, unendlich lang ihre feinen langen Hände untersucht zu haben, ihren lädierten Ska- rabäusring, jeder Finger eine Welt für sich und unglaub­lich erotisch und doch überhaupt nicht sexuell. Naja, eigentlich stimmt das auch wieder nicht ganz. Ich denke nicht, dass wir wirklich wussten, was tun. Ich dachte, mir sollte nach Liebe zumute sein, doch in Wirklichkeit war mir gar nicht danach: es schien irgendwie gar nicht ver­lockend.Etwas später am Nachmittag entschieden wir uns dann doch, miteinander ins Bett zu gehen.Als wir ins Schlafzimmer gingen, hatte ich wirklich Angst.«Ich schäme mich», sagte ich, als sie sich auszuziehen begann. «Ich auch», sagte sie. Ich glaube, sie errötete, doch sie war so schön, dass ich immer wieder wegblicken musste. Wir waren schon mehr als zehn Jahre zusammen­gewesen.Als wir nackt nebeneinander lagen, vor Sinnlichkeit gera­dezu geladen, spürte ich kein «Verlangen». Sex war nicht

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im Mittelpunkt wie üblicherweise. Totaler Kontakt schien jederzeit möglich. «Dies hat wirklich deine feminine Seite betont», lachte sie.Gegen Ende des Nachmittags - die Helligkeit des Tages war gewichen - begann die Wirkung nachzulassen, und zwar schnell. Wir erinnerten uns, dass wir unseren Sohn abholen mussten, der bei Freunden zu Besuch war. Wir zogen uns an und gingen nach unten, Hand in Hand, als wären sie zusammengeschweisst. Die aussergewöhnliche Sensibilität der Haut dauerte an.Während wir an den Bäumen und parkierten Autos vor­beispazierten, dachte ich, wie schnell ich doch herunter­kam. Doch etwas war immer noch seltsam, nur wusste ich damals noch nicht, was es war: Alles sah normaler aus als sonst.Danach waren wir ziemlich erschöpft.Was wir über Ecstasy gehört hatten, war, dass es auf Amphetamin basiert und das Runterkommen unange­nehm sei. Jemand erzählte mir, dass sie tagelang sterbens­krank waren, doch nach unseren Erfahrungen schien das doch völlig übertrieben. Man könnte es am ehesten mit einer Grippe bezeichnen - und zwar der zweite Tag danach, der erste war gut. So lange man rumliegen konn­te und nicht viel tun musste, war es nicht schlimm. Wirklich gestört hingegen war unser Schlaf. Während Nächten nach dem Trip hatten wir diese verrückten Träu­me - keine Alpträume, diese Art von verworrenen, aber höchst bedeutsamen Träumen, die einem das Gefühl geben, dir etwas klarmachen zu wollen, doch kapierst du es einfach nicht. Wir wachten immer wieder auf.All dies schien nicht sehr wichtig. Was mit uns passiert war, jedoch schon. Waren wir wirklich so fest ineinander verliebt? Ist dieser Grad der Leidenschaft nur in ganz bestimmten Momenten möglich? Oder war die ganze Erfahrung rein drogenbedingt? Ein emotionales Pendant zur Halluzination?Einige Male erwischte ich Asha, wie sie mich mit einem verwirrten, misstrauischen Ausdruck anblickte, der mir nicht gerade schmeichelte. Wir waren vielleicht gerade am Geschirrspülen oder Aufräumen, als plötzlich die Welt um uns sich aufzulösen schien und nur noch wir dastanden, um in dieser intensiven eigenartigen Art abrupt den anderen zu bemerken. Sie sehen, wir hatten uns sehr geliebt. Noch nie hatte ich jemanden so geliebt wie Asha. Wir schienen füreinander geschaffen zu sein und hielten diese Flitterwochenintensität für ein paar

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Jahre aufrecht. Dann, ganz unbemerkt, nachdem wir nach London umgezogen waren und unser Sohn geboren war, Hessen wir langsam nach.Doch wohin und wie verschwand diese Liebe? Denn sie war ja gegangen, nicht? Der Trip hatte uns das gezeigt. Das kurze Wieder-aufleben-lassen der «wahren» Liebe machte uns bewusst, wie leer unsere gewöhnliche «Ver­liebtheit» war. Ich meine nicht, dass wir uns nicht moch­ten, dass wir nicht gern zusammenlebten, uns liebten oder mit unserem Kind spielten. Aber Liebe war etwas anderes, Grösseres und Intensiveres, das einem Zugang zu einer völlig anderen Welt verschafft. Etwas, was wir einst besessen hatten und das verlorengegangen war. Gleichzei­tig hatte uns der Trip auch gezeigt, dass wir uns noch immer liebten - oder zumindest eine ausserordentliche Fähigkeit dazu hatten.Nimm mehr, so lautete die einzige mögliche Antwort. In unserem Fall entsprach der alte Spruch «Einmal genom­men, immer süchtig» ziemlich genau der Realität. Auch beim Zurückschauen finde ich, dass wir damals keine echte Alternative hatten.Zwei, beinahe drei Wochen vor dem nächsten Trip schau­ten wir, dass unser Kind die Nacht bei seinem besten Freund verbringen konnte, damit wir allein waren. Draussen war es dunkel. Wir räumten die Wohnung auf, zogen das Telefonkabel aus und löschten das Licht, das von der Strasse sichtbar war, um Abwesenheit zu signali­sieren. Wir nahmen beide unsere Pillen mit einem Glas Wasser. Ich schaute ihr über den Glasrand in die Augen: Wir waren beide ausgesprochen vorsichtig. Mit einem bei­nahe herausfordernden Blick zündete sie mit einem Streichholz die drei Kerzen ihres Kerzenständers an.Wir sassen da im Kerzenlicht und warteten auf das Übel­keitsgefühl.Irgendwie hing die Zukunft unserer Beziehung von die­sem Trip ab. Wir spürten beide, dass wir so nicht mehr weiterfahren konnten. Was war diese unglaublich intensi­ve Liebe überhaupt, die wir füreinander empfanden, und warum geschah dies so selten?Die Minuten vergingen. Würde etwas passieren? Würde ich mich ein wenig unwohl fühlen, war das ein Zucken im Auge oder nur Einbildung? Hatte es das letzte Mal ebenso lang gedauert? Wir waren gewiss nicht entspannt, eine Zeitlang ging Asha im Raum auf und ab.Aber verlangsamte sich ihr Schritt nicht? Wie es genau ging, daran kann ich mich nicht erinnern. Es wurde ein­

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fach immer stiller und stiller. Ich schaute Asha an und für einen Moment (obwohl ich dies erst später klar er­kannte) schien etwas über ihr Gesicht zu huschen, für ganz kurz eine Art Kräuseln oder Perlen.Wir hätten uns keine Sorgen machen müssen. Bevor die Wirkung über uns kam, lagen wir uns in den Armen. Der Raum flimmerte, obwohl nun etwas ruhiger. Sie war so reizend, als hätte ich sie nie zuvor gesehen oder gehalten. Pulsartig veränderte sich unsere Empfindung. Manchmal ging alles unheimlich schnell, dann, ohne Vorwarnung, wieder ganz langsam, so langsam, als bewegte sich gar nichts mehr. Es gab nur noch diese aussergewöhnliche, alles in sich verschmelzende Stille. Wir schauten uns tie­fer und schärfer in die Augen, bis es eigentlich zu schmer­zen anfing. Panik beschlich uns, und wir mussten weg­schauen.Was wir sahen, war die Vision einer Welt. Liebe allein hat­te darin Bedeutung. Die Schmerzen mussten ein Ende haben. All diese Jahre, in denen wir uns mühsam durch unsere Beziehung gekämpft hatten, schienen wie verwan­delt. Wenn wir uns schon nicht aus den Augen verloren hatten, wie war es möglich, dass wir uns wieder so fest gefunden hatten? Auf diesem zweiten Trip fänden wir nicht nur zueinander, sondern erkannten auch, dass sich unsere Liebe ausweitete und etwas Eigenständiges wurde. Jeder von uns war eine Türe, durch die der andere Liebe entdecken konnte - einmal gefunden, ging diese über uns hinweg. Dieser zweite Trip war mystisch.«Man kann Liebe nicht in eine Pille verpacken!» Ich sage nicht, dass man das kann. Das wäre ein grundsätzliches Missverständnis darüber, wie Ecstasy funktioniert. Ich glaube nicht, dass die Droge Liebe direkt schafft. Sie tut etwas viel Bescheideneres und Konkreteres. Sie nimmt die Angst, und so entsteht Liebe.Instinktiv wurde die Einnahme zu einem Ritual. Jeden zweiten oder dritten Freitag holten wir unseren Sohn von der Schule ab und brachten ihn für die Nacht zu seinem besten Freund. Danach räumten wir die Wohnung auf. Wir waren noch nicht lange zuvor dort eingezogen und hatten sie erst weiss gestrichen und Teppiche gelegt. Im Wohnzimmer gab es nur ein Sofa mit vielen Kissen, die Stereoanlage auf dem Boden, die Spielkiste des Jungen und einen kleinen Stapel Bücher in einer Ecke.Sobald die Wohnung wieder sauber und leer war, arran­gierte Asha Blumen im ganzen Zimmer. Dann, wenn der Abend langsam kam, badeten wir beide und zogen frische

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351 5. Erfahrungsberichte: Begegnungen eines Paares

Kleider an, meistens etwas Lockeres und Weisses, und zündeten Duftstäbchen und Kerzen an. Komisch, wie Psy­chedelika ihren Schatten vorauszuwerfen scheinen! Schon bevor wir die Kapseln mit Wasser runterspülten, schien die Wohnung heller zu werden und begann still für sich zu funkeln und zu glitzern. Ich hatte mich seit meiner Kindheit nie mehr so auf etwas gefreut. Es war wie an Weihnachten.An einem Abend machte Asha in einem inspirierten Moment mit unseren weissen Bettdecken und Kissen ein riesiges schneeweisses Bett auf dem Boden mitten im Wohnzimmer. «Das Wolkenbett», sagte sie teils feierlich, teils schüchtern.Nach etwa zwanzig Minuten spürte ich, wie etwas tief in mir drin anfing, sich neu zu ordnen. Wir nannten dies «Arrangieren des Zentrums», und tatsächlich war es, als würden sich die normalerweise unkoordinierten Teile von uns - Körper, Geist und Gefühle - vereinen und har­monisch funktionieren. Mir war dabei schwindlig, ich fühlte mich krank. Nach etwa einer halben Stunde setzte die Entspannung ein. Schritt für Schritt war zu spüren, wie die muskuläre Anspannung verschwand und durch Wärme ersetzt wurde. Dann schien es, als fange mein in­nerer Monolog zu stocken an, bis er aufhörte. Es gab Lük- ken, wenn ich an nichts dachte. Gleichzeitig befand ich mich total in der Gegenwart. Vergangenheit und Zukunft waren spurlos verschwunden.Dieser Zustand des totalen Gehenlassens scheint der zen­trale Punkt des ganzen Trips zu sein. Ich glaube, nur wenn ich X nehme, kann ich mich völlig entspannen.In den folgenden zwei, drei Minuten verstärkte sich diese Stille noch. Dies war etwas ganz anderes als Ruhe im Sin­ne von geräuschlos: dies war die Stille als solche. Es wa­ren Momente mit mystischer Qualität. Ein aussergewöhn- liches Verhältnis schien greifbar. Eigenartig, wie bei einer absoluten mentalen Stille die Aufteilung der Welt in in­nen und aussen zu bröckeln anfängt und schwindet.Wie eine Welle brach der Stoss der Wirkung in diese Stil­le. Es war wirklich genau wie das Aufwachen als Kind am Weihnachtsmorgen. Das Gefühl, dass im nächsten Mo­ment ein überwältigendes, unergründliches Wunder pas­sieren würde. «Der funkelnde weisse Schwall», nannte es Asha. Licht spielte dabei eine wichtige Rolle, ein Licht, das scheinbar ebenso spür-wie sichtbar war.Und Asha stand da und zitierte Buben «Alles wirkliche Le­ben ist Begegnung». Wir schmolzen einfach dahin.

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354 Bibliographie

6. Bibliographie

Eine kommentierte Bibliographie über MDMA von Alexander Shulgin

Rechtsgeschichte 354Biochemie 357Metabolismus 359In-vitro-Studien 360Pharmazie 362Neurochemie 371Klinische Studien 384Toxikologie bei Tieren 387Toxikologie bei Menschen 387Chemie 392Analytische Methoden 394Überblicke und Kommentare 399Zitate aus Berichten 409

RechtsgeschichteDieser Abschnitt behandelt hauptsächlich die US-amerikanische Gesetzgebung und ist chrono­logisch gegliedert.1970Sreenivasan, V.R. Problems in Identification of Methylenedioxy and Methoxy Amphetamines. J. Crim. Law 63 304-312 (1972).In a study of the spectral properties of several substituted amphetamine analogs, the properties of an unknown sample seized from an apparent drug abuser were recorded. The evidence indica­ted that this material was MDMA. As this report was initially presented to a group of crime labo­ratory chemists in August, 1970, this is probably the earliest documentation of illicit usage of MD­MA.1972Gaston, T.R. and Rasmussen, G.T. Identification of 3,4-Methylenedioxymethamphetamine. Micro­gram 5 60-63 (1972).Several exhibits were encountered in the Chicago area, which were identified as MDMA as the hy­drochloride salt. Chromatographic and spectro- graphic properties are presented.1982Anonymous. Request for Information, Microgram15 126 (1982).The Drug Control Section of the DEA (Drug En­forcement Administration) has solicited informa­tion concerning the abuse potential of both MD­MA and MDE. The request covered the abuse potential, the illicit trafficking and the clandes­tine syntheses, since 1977.1984Randolph, W.F. International Drug Schedulingy Convention on Psychotropic Substances; Stimu­lant and/or Hallucinogenic Drugs. Federal Reg­ister 49 29273-29274 (1984).A request has been made from the Food and

Drug Administration for information and com­ments concerning the abuse potential, actual abuse, medical usefulness and trafficking of 28 stimulants and/or hallucinogenic drugs, includ­ing MDMA. International restrictions are being considered by World Health Organization.Mullen, F. M. Schedules of Controlled Substances Proposed Placement of 3,4-Methylenedioxymeth­amphetamine into Schedule I. Federal Register 49 30210-30211 (1984).A request has been made for comments, objec­tions, or requests for hearings concerning the proposal by the Drug Enforcement Administration (DEA) for the placement of MDMA into Schedule I of the Controlled Substances Act.Cotton, R. Letter from Dewey, Ballantine, Bush- by, Palmer & Wood, 1775 Pennsylvania Avenue, N.W., Washington, D.C. 20006 to F. M. Mullen, Jr., DEA. September 12, 1984.This is a formal request for a hearing concerning the listing of MDMA as a Schedule I drug. The retaining parties are Professor Thomas B.Roberts, Ph.D., George Greer, M.D., Professor Lester Grinspoon, M.D. and Professor James Bakalar.Mullen, F. M. Schedules of Controlled Substances. Proposed Placement of 3,4-Methyle­nedioxymethamphetamine into Schedule I. Hear­ings. Federal Register 49 50732-50733 (1984). This is a notice of an initial hearing in the matter of the placement of MDMA into Schedule I of the Controlled Substances Act. This is to be held on February 1, 1985 and is intended to identify parties, issues and positions, and to determine procedures and set dates and locations for furth­er proceedings.1985Young, F.L. Memorandum and Order. Docket No. 84-48. February 8, 1985.A formal Memorandum and Order is addressed to the Drug Enforcement Administration, laying out the ground rules for the hearings to be held in the matter of the scheduling of MDMA.Anon : Request for Information, Microgram 18 25(1985).A brief review is presented of the requests for hearings regarding the scheduling of MDMA. A request is made for any information that might be found concerning illicit trafficking, clandes­tine synthesis, and medical emergencies or dea­ths associated with the use of MDMA. All such information is to be sent to the Drug Control Sec­tion of the DEA.Young, F.L. Opinion and Recommended Decision on Preliminary Issue. Docket No. 84-48. June 1,1985.The question of where to schedule a drug such as MDMA is considered. The Schedules have on­ly one place for drugs without currently accepted medical use. Schedule I. But a second require­ment that must be met is that the drug have a

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high abuse potential. There is no place for a drug without currently accepted medical use and less- than-high abuse potential.The first opinion is that such a drug cannot be placed in any schedule. And if that is not accept­able to the administrator, then into Schedule III, IV or V, depending upon the magnitude of the less-than-high abuse potential.Lawn, J.C. Schedules of Controlled Substances: Temporary Placement of 3,4- Methylenedioxymethamphetamine (MDMA) into Schedule I. Federal Register 50 23118-23120 (1985).The DEA invoked the Emergency Scheduling Act powers, to place MDMA into Schedule I on a temporary basis, effective July 1, 1985. This move is valid for a year, and can be extended for six months. This occurred just before the first hearing was to take place, to determine the ap­propriate schedule for MDMA.IThe chronology of the hearings was as follows:) June 10, 1985: Los Angeles, California July 10,11, 1985: Kansas City, Missouri October 8,9,10,11, Nov. 1, 1985: Washington, DC.February 14, 1986: (submitting briefs, findings, conclusions, and oral arguments) Washington,DC.1986Anon: Verordnung des BAG über die Betäubungs­mittel und andere Stoffe und Präparate. March17, 1986.Effective April 22, 1986, MDMA has been enter­ed into the Controlled Law structure of the Nar­cotics Laws of Switzerland.Young, F.L. Opinion and Recommended Ruling, Findings of Fact, Conclusions of Law and Deci­sion of Administrative Law Judge. Docket 84-48. May 22, 1986.This 70 page decision was handed down as a product of the three hearings held as outlined above. A careful analysis is given of the phrase "currently accepted medical use" and of the phrase “accepted safety for use." The final re­commendation was that MDMA be placed in Schedule III.Stone, S.E. and Johnson, C.A. Government's Ex­ceptions to the Opinion and Recommended Rul­ing, Findings of Fact, Conclusions of Law and Decision of the Administrative Law Judge.Docket No. 84- 48. June 13, 1986.The attorneys for the DEA reply to the decision of Judge Young with a 37 page document, includ­ing statements that he had given little if any weight to the testimony and document proffered by the DEA, and had systematically disregarded the evidence and arguments presented by the government. Their statement was a rejection of the suggestion of the Administrative Law judge, in that they maintained that MDMA is properly placed in Schedule I of the CSA because it has

no currently accepted medical use, it lacks ac­cepted safety for use under medical supervision, and it has a high potential for abuse.Lawn, J.C. Schedules of Controlled Substances: Extension of Temporary Control of 3,4-Methyle- nedioxymethamphetamine (MDMA) in Schedule I. Federal Register 51 21911-21912 (1986). The provision that allows MDMA to be placed in Schedule I on an emergency basis (due to expire on July 1, 1986) has been extended for a period of 6 months or until some final action is taken, whichever comes first. The effective date is July 1, 1986.Anon.- Zweite Verordnung zur Änderung betäu­bungsmittelrechtlicher Vorschriften. July 23, 1986.Effective July 28, 1986, MDMA was added to the equivalent of Schedule I status, in the Ger­man Drug Law. This was in the same act that added cathenone, DMA, and DOET.Lawn, J.C. Order. Docket 84-48 August 11,1986.In reply to a motion by the respondents (Grinspo- on, Greer et al. to strike portions of the DEA ex­ceptions that might allege bias on the part of the Administrative Law Judge, and to request an op­portunity for oral presentation to the Administra­tor. The bias was apologized for, and struck. The opportunity for oral presentation was not allowed. Kane, J. Memorandum and Opinion. Case No. 86-CR-153. In the United States District Court tor the District of Colorado. Pees and McNeill, Defendants. October 1, 1986.The is an early decision dismissing a prosecution charge for unlawful acts involving MDMA, on the basis that MDMA had been placed into Schedule I using the Emergency Scheduling Act, and the authority to invoke this Act was invested in the Attorney General, and the Attorney General had never subdelegated that authority to the DEA. This transfer had not occurred at the time of the charges being brought against the defendants, and the charges were dismissed.Lawn, J.C. Schedules of Controlled Substances: Scheduling of 3,4-Methylenedioxymethampheta­mine (MDMA) into Schedule I of the Controlled Substances Act. Federal Register 51 36552- 36560 (1986).A complete review of the scheduling process his­tory of MDMA, including the receipt of Adminis­trative Law Judge Young’s recommendations and a 92 point rebuttal of it, is presented. There is an equating of standards and ethical consid­erations concerning human research, with legal constraints. It is maintained that the original stands taken, that there is no currently accepted medical use, and there is a high abuse potential, were both correct, and this then is the final placement of MDMA into Schedule I, on a per­manent basis. The effective date is November 13, 1986.

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1987Coffin, Torruella, and Pettin. United States Court of Appeals for the First Circuit. Lester Grinspoon, Petitioner, v. Drug Enforcement Administration, Respondent. September 18, 1987.This is the opinion handed down in answer to the appeal made by Grinspoon (Petitioner) to the ac­tion of the DEA (Respondent) in placing MDMA in a permanent classification of a Schedule I drug. Most points were found for the DEA, but one specific claim of the petitioner, that MDMA has a currently accepted use in the United States, was accepted. The finding of the court was that the FDA approval was not the sole crite­rion for determining the acceptability of a drug for medical use. An order was issued to vacate MDMA from Schedule I.1988Lawn, J. C. Schedules of Controlled Substances; Deletion of 3,4-Methylenedioxymethamphetami- ne IMDMAI From Schedule I of the Controlled Substances Act. Federal Register 53 2225(1988).Notice is posted in the Federal Register that MD­MA has been vacated from Schedule I of the Controlled Substances Act and now falls under the purview of the Analogue Drug Act. It is no longer a Scheduled Drug. This ruling was effec­tive December 22, 1987, and will be effective until such time as the Administrator reconsider­ed the record in the scheduling procedures, and issues another final ruling.Lawn, J.C. Schedules of Controlled Substances; Scheduling of 3,4-Methylenedioxymethampheta­mine (MDMA) into Schedule I of the Controlled Substances Act; Remand. Federal Register 53 5156 (1988).Notice is posted in the Federal Register that MD­MA has been placed again into Schedule I. The DEA has accepted the Appellate Court's instruc­tion to develop a standard for the term "accepted medical use," and they have done so. The con­clusion is that MDMA is properly assigned to Schedule I, and as there have already been heat­ings, there is no need for any further delay. Ef­fective date, March 23, 1988.Meyers, M.A. In the United States District Court for the Southern District of Texas, Houston Divi­sion, The United Sates of America v. A.E. Quar­les, CR. No. H-88-83. Memorandum in Support of Motion to Dismiss. March 25, 1988.This memorandum (13 pages and attached liter­ature) is an instructive vehicle addressing the applicability of the Analogue laws to MDMA, and the possible unconstitutional vagueness of the Act itself.Hug, Boochever and Wiggins, Ninth Circuit Court of Appeals, California. United States, Plaintiff- Appellee v. W. W. Emerson, Defendant-Appellant. An appeal was made, and was allowed, by three defendants, that the use of the Emergency

Scheduling Act by the DEA for the placement of MDMA into Schedule I was improper, in that this power was invested specifically in the Attorney General, and that he had failed to subdelegate this authority to the DEA for its use.Harbin, H. MDMA. Narcotics, Forfeiture, and Mo- ney-Laundering Update, U.S. Department of Jus­tice, Criminal Division. Winter, 1988. pp. 14-19. A brief legal history of MDMA is presented, de­tailing its changing status from emergency sche­dule, to permanent schedule, to non-schedule, to schedule again, a case against its occasional sta­tus in-between as an analogue substance. In U.S. v. Spain (10th Circuit, 1987, 825 F.2d 1426), the MDMA conviction was undermined both by the absence of sub- delegation of emer­gency scheduling powers by the Attorney General to the DEA, and by the failure of the DEA to pub­lish a formal scheduling order 30 days after the publication of its “notice-order", as required by statute. This latter failure was successful in over­turning the conviction in the U.S. v. Caudel (5th Circuit, 1987, 828 F.2d 1111)These reversals were based on the temporary scheduling status ot MDMA. The vacating of the permanent scheduling Grinspoon v. DEA (1st Cir­cuit 1987, 828 F.2d 881), coupled with these successful appeals of the temporary scheduling action, will certainly serve to allow further chal­lenge to be made to any and all legal action that took place prior to the final and unchallenged placement of MDMA in Schedule I on March 23, 1988.1990Shulgin, A. T. How Similar is Substantially Simi­lar? J. Forensic Sciences, 35 8-10 (1990). MDMA, illegal under Federal law, can only be charged in the State of California (where it is not a Scheduled drug) as an analogue of some drug that is Scheduled. It must be shown to be sub­stantially similar to known Scheduled drugs in structure or in activity. This similarity definition is discussed.1991People v. Silver. Statute Defining Controlled Substance Analog as "Substantially Similar" to Controlled Substance not Unconstitutionally Vague. 91 C.D.O.S. 3801., 2d App. Dist; May 21, 1991.The question has been brought to the Appeals Court as to a possible vagueness in the wording of the California State Law concerning the defini­tion of Analogue. MDMA was the focus of the appeal. The court found that there was no prob­lem in the definition of the term "substantially similar" but they did not, themselves, define it. Fromberg, E. Letter to R. Doblin from the Netherlands Institute for Alcohol and Drugs.April 4, 1991.An explanation of the Schedule I and Schedule II structure of Dutch Law is given. All new drugs

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must go into Schedule I, and yet MDMA was prosecuted (and defended on appeal) as a (rather minor) Schedule II drug.Gilbert, J., Stone, P.J. and Yegan, J. Controlled Substance Analog Law is Not Unconstitutionally Vague. Finding of the Second Appellate District Division Six. Daily Appellate Report, May 24, 1991, page 5993-5995.The appellate Court considered an appeal con­cerning the classification of MDMA as an analog of methamphetamine. This is question raised under the California Health and Safety Code sec­tion 11401, concerning analogs of scheduled drugs, as MDMA is not a scheduled drug in Cali­fornia. The appeal was based (in part) on the statement that “substantially similar" was un­constitutionally vague.It was concluded that all that was required would be that the statute be reasonably certain, so that a person of common intelligence need not guess at its meaning. They found against the appeal1994del Arco, M.A., La Batalla del Extasis: Su Inven­tor Convencio al Juez de Que es una Droga Blan- da. Tiempo. Espaha, February 7, 1994.A consensus of experts presents MDMA as a drug with little hazard associated with it's use. This directly addresses the "rave" scene (La Ruta del Bakalao) in Spain, and removes much of the ju­dicial penalties from this social phenomenon. Argos, E. and Castellö, L. El MDMA es Valioso en Medicina. El Pais, Espana, January 30, 1994 pp. 28-29.A tribunal court in Madrid found that the materi­al, MDMA, should be classified as a low-hazard drug akin to marijuana, rather than a high-hazard drug such as cocaine, heroin, or LSD. It has a well-defined medical value.

BiochemieGibb, J.W., Hanson, G.R. and Johnson, M. Ef­fects of (+)-3,4-Methylenedioxymethamphetami­ne t(+)MDMA] and <->-3,4- Methylenedioxymet­hamphetamine t(-)MDMAI on Brain Dopamine, Serotonin, and their Biosynthetic Enzymes. Soc. Neurosciences Abstrts. 12 169.2 (1986).The optical isomers of MDMA were studied in rats, as to the extent of serotonin and dopamine depletion, and the changes in their respective biosynthetic enzymes TPH (tryptophane hydroxy­lase) and TH (tyrosine hydroxylase). The (+) was the more effective in reducing serotonin levels at several sites in the brain, and was the more ef­fective in reducing the TPH levels at all sites. Striatal TH was not effected by either isomer. Hanson, G.R., Hanson, G.R. and Johnson, M. Effects of (+)-3,4-Methylenedioxymethampheta­mine K+IMDMA) and (-)-3,-4-Methylen­edioxymethamphetamine ((-)MDMAI on Brain Dopamine. Serotonin, and their Biosynthetic En­zymes. Soc. Neurosciences Abstrts. 12 169.2

The optical isomers of MDMA were studied in rats, as to the extent of serotonin and dopamine depletion, and the changes in their respective biosynthetic enzymes TPH (tryptophane hydroxy­lase) and TH (tyrosine hydroxylase). The (+) iso­mer was the more effective in reducing serotonin levels at several sites in the brain, and was the more effective in reducing the TPH levels at all sites. Striatal TH was not effected by either iso­mer.Hanson, G.R., Merchant, K.M., Johnson, M., Let­ter, A.A., Bush, L. and Gibb, J. W. Effect of MD­MA-like Drugs on CNS Neuropeptide Systems. The Clinical, Pharmacological and Neuro- toxicological Effects of the Drug MDMA. Kluwer, New York. (1990) Ed: S.J. Peroutka.An increase in both neurotensin and dynorphin in selected areas of rat brain following single ad­ministrations of MDMA has been observed. The ramifications of these changes are discussed. Johnson, M., Bush, L.G., Stone, D.M., Hanson,G.R. and Gibb, J.W. Effects of Adrenalectomy on the 3,4-Methylenedioxymethamphetamine (MD- MA)-induced Decrease of Tryptophan Hydroxyla­se Activity in the Frontal Cortex and Hippocam­pus. Soc. Neurosci. Abstr. 13, 464.6 (1987).The tryptophan hydroxylase (TPH) activity of rat frontal cortex and hippocampus was found to decrease seven days following an acute large dosage of MDMA. The latter area was spared en­zyme loss with adrenalectomy.Johnson, M., Hanson, G.R. and Gibb, J.W. Effect of MK-801 on the Decrease in Tryptophan Hyd­roxylase Induced by Methamphetamine and its Methylenedioxy Analog. Europ. J. Pharmacol.165 315-318 (1989).Repeated injections of methamphetamine or MD­MA in rats reduced neostriatal TPH activity. If MK-801 is administered concurrently the meth­amphetamine depletion of enzyme is attenuated, but the MDMA induced depletion is not. There may be some involvement of IN MDA receptors. Johnson, M., Mitros, K., Stone, D.M., Zobrist, R., Hanson, G.R. and Gibb, J.W. Effect of Flunarizi­ne and Nimodipine on the Decrease in Tryptop­han Hydroxylase Activity Induced by Methamphe­tamine and 3,4-Methylenedioxymethamphetami- ne. J. Pharm. Exptl. Therap. 261 586-591(1992).The effects of calcium channel blockers on the decrease of central tryptophan hydroxylase activ­ity and serotonin concentration induced by re­peated large doses of methamphetamine and MDMA were evaluated. The results suggest that calcium influx may participate in these respon­ses.Kumagai, Y., Lin, L.Y., Schmitz, D.A. and Cho, A.K. Hydroxyl Radical Mediated Demethylenation of (Methylenedioxy)phenyl Compounds. Chem. Res. Toxicol. 4 330-334 (1991).

(1986).

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The oxidative demethylation of methylenedioxy- benzene, MDA and MDMA was achieved with two hydroxy iron-containing radical systems, one with ascorbate and one with xanthine oxidase. Hydro­gen peroxide alone was not effective in prod­ucing the metabolite catechols.Kumagai, Y., Wickham, K.A., Schmitz, D.A. and Cho, A.K. Metabolism of Methylenedioxyphenyl Compounds by Rabbit Liver Preparations. Bio- chem. Pharmacol. 42 1061-1067 (1991).The demethyleneation of methylenedioxbenzene, MDA and MDMA is a major metabolic pathway, and is achieved in the microcome fraction by the action of P-450. Studies involving inducers and suppressors indicate that several isozymes are involved in the formation of the product catechols.Letter, A.A., Merchant, K., Gibb, J.W. and Han­son, G.R. Roles of D2 and 5-HT2 Receptors in Mediating the Effects of Methamphetamine, 3,4- Methylenedioxymethamphetamine, and 3,4-Me- thylenedioxyamphetamine on Striato-Nigral Neu­rotensin Systems. Soc. Neurosciences Abstrts.12 1005 (ft 277.7) 1986.The chronic treatment of rats with methampheta­mine, MDA or MDMA leads to a 2-3x increase of the neurotensin-like immunoreactivity in the striato-nigral areas of the brain. Efforts to assign neurotransmitter roles led to the simultaneous administration of serotonin and dopamine ant­agonists. These interrelationships are discussed. Merchant, K., Letter, A.A., Stone, D.M., Gibb,J. W. and Hanson, G. R. Responses of Brain Neu­rotensin-like Immunoreactivity to 3,4-Methylene- dioxymethamphetamine (MDMA) and 3,4-Meth- ylenedioxyamphetamine (MDA). Fed. Proc. 45 1060 (ft 5268) (1986).The administration of MDA and MDMA profound­ly alters the levels of neurotensin-like immunore­activity (NTLI) concentrations in various portions of the brain of the rat. Increases of up to a factor of 3x are observed in some regions of the brain. Nash, J.F. and Meitzer, H.Y. Neuroendocrinologi­cal Effects of MDMA in the Rat. The Clinical, Pharmacological and Neurotoxicological Effects of the Drug MDMA. Kluwer, New York. (1990) Ed: S.J. Peroutka.MDMA has been observed to increase plasma ACTH and corticosterone concentrations in a dose-dependent manner. A series of pharmacolo­gical challenges suggests that serotonin release may be a responsible factor.Poland, R. E. Diminished Corticotropin and En­hanced Prolactin Responses to 8-Hydroxy-2- (din-propylamino)tetralin in Methylenedioxymet­hamphetamine Pretreated Rats. Neuropharmaco­logy 29 1099-1101 (1990).Pretreatment of rats with a single, modest dose of MDMA followed by a challenge with the sero­tonin agonist 8-OH DPAT led to a decrease corti­cotropin and an enhanced prolactin response.

This suggests that MDMA produces abnormal serotonin receptor-coupled neuroendocrine resp­onses.Schmidt, C.J. and Taylor, V.L. Acute Effects of Methylenedioxymethamphetamine (MDMA) on 5-HT Synthesis in the Rat Brain. Pharmacologist 29 ABS-224 (1987). See also: Biochemical Pharmacology 36 4095-4102 (1987).Acute exposure of MDMA dropped the tryp­tophane hydroxylase activity of rats, and this per­sisted for several days. Subsequent adminis­tration of Fluoxetine recovered this activity, but reserpine or alpha-methyl-tyrosine did not.Stone, D.M., Hanson, G.R. and Gibb, J.W. GA- BA-Transaminase Inhibitor Protects Against Methylenedioxy-methamphetamine IMDMA)-in- duced Neurotoxicity. Soc. Neurosci. Abstr. Vol.13, Part 3 (1987). »251.3.The neurotoxicity of MDMA (in the rat) was pro­tected against by GABA-transaminase inhibitors. Stone, D.M., Johnson, M., Hanson, G.R. and Gibb, J. W. A Comparison of the Neurotoxic Po­tential of Methylenedioxyamphetamine (MDA) and its N-methylated and N-ethylated Deriva­tives. Eur. J. Pharmacol. 134 245-248 (1987). Multiple doses of MDA and MDMA decreases the level of brain tryptophan hydroxylase (TPH), The N-ethyl homologue was without effect. It is ar­gued that although the studies here were well above human exposures, the cumulative effects of repeated exposures, the differences between rat and human metabolism, and increased hu­man sensitivity to this drug, could present a se­rious threat to human abusers of this drug.Stone, D.M., Johnson, M., Hanson, G.R. and Gibb, J. IV. Acute Inactivation of Tryptophan Hy­droxylase by Amphetamine Analogs Involves the Oxidation of Sulfhydryl Sites. Europ. J. Pharma­col. 172 93-97 (1989).MDMA, Fenfluramine and methamphetamine, separately, reduced the tryptophan hydroxylase activity in rat brain. The enzyme activity could be restored, in the cases of the latter two drugs, by treatment that suggested that some reversible oxidation of sulfhydryl groups was involved. With MDMA, the changes were irreversible, and sero­tonergic toxicity is suggested.Stone, D.M., Stahl, D.C., Hanson, G.R. and Gibb, J.W. Effects of 3,4-methylenedioxyamphe- tamine (MDA) and 3,4-methylenedioxymetham- phet-amine (MDMA) on Tyrosine Hydroxylase and Tryptophane Hydroxylase Activity in the Rat Brain. Fed. Proc. 45 1060 (ft 5267) April 13-18, 1986.The effects of rats treated chronically with either MDA or MDMA on the enzymes involved with neurotransmitter synthesis is reported. The levels of tryptophane hydroxylase (TPH, involved with serotonin synthesis) were markedly reduced, dif­ferently in different areas of the brain. The tyro­sine hydroxylase (TH, involved with dopamine

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synthesis) remains unchanged. This is in contrast to the documented reduction ot TH that follows high dosages ot methamphetamine. Wilkerson, G. and London, E.D. Effects of Meth­ylenedioxymethamphetamine on Local Cerebral Glucose Utilization in the Rat. Neuropharmacolo­gy 28 1129-1138(1989).MDMA was found to influence glucose utilization at some 60 different areas in the rat brain, as determined by the employment of radioactive 2- deoxyglucose. A thorough tally has been made of these areas, and the changes that follow four dif­ferent dose levels of exposure.

Elayan, I., Gibb, J.W., Hanson, G.R., Lim, H.K., Foltz, R.L. and Johnson, M. , Short-term Effects of 2,4,5- Trihydroxyamphetamine, 2,4,5-Trihy- droxymethamphetamine and 3,4-Dihydroxymeth- amphetamine on Central Tryptophan Hydroxylase Acticity. J. Pharm. Exptl. Therap. 262 813-8(1993).The short term effects of the three title metabol­ites of MDMA (THA, THM and DHM) on tryptoph­an hydroxylase are reported. The first two meta­bolites were quite effective, but the third (DHM) had no effect. In vitro studies were unsuccessful in reversing these changes.

MetabolismusCho, A.K., Hiramatsu, M.. Distefano, E.W..Chang, A.S and Jenden, D.J. Stereochemical Dif­ferences in the Metabolism of 3,4-Methylenedi­oxymethamphetamine in vivo and in vitro: A Pharmacokinetic Analysis. Drug Metabol. Dispo­sition 18 686-691 (1990).The optical isomers of MDMA were demethylated to fort MDA, with the active (+)-isomer being 3x more extensively degraded. The loss of the meth- ylenedioxy group gave N-methyl-alphamethyldo- pamine proved to be the major metabolite. Fitzgerald, R.L., Blanke, R., Narasimhachari, N., Glennon, R. and Rosecrans, J. Identification of3,4-Methylenedioxyamphetamine (MDA) as a Ma­jor Urinary Metabolite of 3,4-Methylenedioxy­methamphetamine (MDMA). NIDA Research Mo­nograph, #81 321 (1988).Rats were administered MDMA chronically and, from both the plasma and the excreta, un­changed MDMA and the demethylation product MDA were detected by GCMS as the trifluoroace- tamide derivatives.Fitzgerald, R.L., Blanke, R.V. and Poklis, A. Ste­reoselective Pharmacokinetics of 3,4-Methylene­dioxymethamphetamine in the Rat. Chirality 2 241-248 (1990).The optical isomers of MDMA and MDA were as­sayed in the rat, following the administration of MDMA by two different dosages and by two dif­ferent routes. The S-isomer of MDMA was found to clear more rapidly, resulting in a preferred presence of its metabolite, the S-isomer of MDA.

Blood levels, isomer ratios, and half-lives are giv­en.Fukuto, J.M.. Kumagai, Y. and Cho, A.K. Deter­mination of the Mechanism of Demethylenation of (Methylenedioxy)phenyl Compounds by Cyto­chrome P450 Using Deuterium Isotope Effects.J. Med. Chem. 34 2871-2876 (1991).Kinetic studies of the demethylenation of several methylenedioxy compounds (including MDMA) have shown, by isotope effects, to be mediated by different mechanisms.Hiramatsu, M., DiStefano, E., Chang, A.S. and Cho, A.K. A Pharmacokinetic Analysis of 3,4- Methylenedioxy-methamphetamine Effects on Monoamine Concentrations in Brain Dialysates. Europ. J. Pharmacol. 204 135-140 (1991).The role of the MDMA metabolite, MDA, in the releasing of dopamine, was studied in brain dia­lysates. It was noted that the plasma levels of MDA were higher following the administration of (+I-MDMA as compared to (-)-MDMA, to the rat. Hiramatsu, M., Kumagai, Y., Unger, S.E. and Cho, A.K. Metabolism of Methylenedioxymetham­phetamine: Formation of Dihydroxymeth-amphet- amine and a Ouinone Identified as its Glutathio­ne Adduct. J. Pharmacol. Exptl. Therap. 254 521-527 (1990).Studies were made of the in vitro metabolism of MDMA by rat liver microsomes, of the optical isomers of MDMA. A P- 450 dependent hydroly­sis to N.alpha-dimethyl was observed, which was further converted by superoxide oxidation to a metabolite that formed an adduct with glutathio­ne. It is speculated that this pathway may account for some of the irreversible action on serotoninergic neurons.Kumagai, Y., Lin, L.Y., Schmitz, D.A. and Cho, A.K. Hydroxyl Radical Mediated Demethylenation of (Methylenedioxy)phenyl Compounds, Chem. Res. Toxicol. 4 330-334 (1991).The oxidative demethylenation of several methyl­enedioxy compounds such as MDMA has been studied, with two hydroxyl radical generating sys­tems. The various requirements for this metabol­ic transformation are defined.Lim, H.K. and Foltz, R.L. Metabolism of 3,4- Methylenedioxymeth-amphetamine (MDMA) in Rat. FASEB Abstracts Vol. 2 No. 5 page A-1060. Abst: 4440.The metabolism of MDMA in the rat is studied. Seven metabolites have been identified from urine. These are: 4-hydroxy-3-methoxymetham- phetamine; 3,4-methylenedioxyamphetamine; 4- hydroxy-3-methoxyamphetamine; 4-methoxy-3- hydroxymethamphetamine; 3,4-methylenedioxy- phenylacetone, 3,4-dihydroxyphenyl acetone and 4-hydroxy-3-methoxyphenylacetone Lim, H.K. and Foltz, R.L. In Vivo and In Vitro Metabolism of 3,4-Methylenedioxymethamphet­amine in the Rat: Identification of Metabolites using an Ion Trap Detecor. Chem. Res. Toxicol. 1

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370-378 (1988).Four metabolic pathways for MDMA metabolism in the rat have been identified. These are N-de- methylation, O-dealkylation, deamination, and conjugation. A total of eight distinct metabolites have been observed and identified.Lim, H.K. and Foltz, R.L. Identification of Meta­bolites of 3,4-Methylenedioxymethamphetamine in Human Urine. Chem. Res. Toxicol. 2 142-143(1989).The metabolites observed in the rat following MDMA administration are, to a large degree, identical to those found in man. The metabolic paths observed are N-demethylation, O-dealkyla- tion, deamination, and conjugation. The major metabolite in this one individual (an undocumen­ted MDMA user accident victim) is 3-methoxy-4- hydroxymethamphetamine.Lim, H.K. and Foltz, R.L. Application of Ion Trap MS/MS Techniques for Identification of Poten­tially Neurotoxic Metabolites of 3,4-Methytenedi- oxymeth-amphetamine (MDMA). Paper presented at the CAT Quarterly Meeting, February 3, 1990, San Jose, California.The GCMS analysis of the rat liver metabolites of MDMA has given evidence of ring hydroxylation. Employing MS/MS techniques and unresolved synthetic mixtures, tentative structural assign­ments have been presented for the hydroxylation of MDMA at all three available ring positions. Another possible metabolite is ring-hydroxylated MDA. A possible neurotoxic role of such products is suggested by their structural relationship to 6- hydroxydopamine.Lim, H.K. and Foltz, R.L. In vivo Formation of Aromatic Hydroxylated Metabolites of 3,4-Meth- ylenedioxymeth-amphetamine in the Rat: Identi­fication by Ion Trap Tandem Mass Spectrometric (MS/MS and MS/MS/MS) Techniques. Biological Mass Spectrometry 20 677-686 (1991). Metabolism studies in the rat have shown that MDMA can be hydroxylated at all three possible aromatic positions. The three corresponding compounds with N-demethylation also are form­ed. The 6-position is favoured. All metabolites are observed in the liver, only the 6-hydroxyl iso­mer in the brain, and none can be found in urine.Lin, L., Kumagai, Y., Cho, A.K. Enzymatic and Chemical Demethylenation of (Methylenedioxy)amphetamine and (Methylenedi­oxymethamphetamine by Rat Brain Microsomes. Chem Res. Tox. 5 401-406 (1992)Metabolism of MDA and MDMA by microsomal preparation from rat brains. The products observ­ed were the corresponding catechol derivatives. The oxidizing agents appear to involve both a cytochrome P-450 component and hydroxyl radi­cal.Yousif, M.Y., Fitzgerald, R.L., Narasimhachari,N., Rosecrans, J.A., Blanke, R.V. and Gtennon,

R.A. Identification of Metabolites of 3,4-Meth­ylenedioxymethamphetamine in Rats. Drug and Alcohol Dependence. 26 127-135 (1990).Two metabolites of MDMA have been established as being present in rat urine, by both HPLC and GCMS; these were MDA and 4-hydroxy-3- methoxy-N-methylamphetamine. From HPLC alone, evidence was found for the positional iso­mer 3-hydroxy-4-methoxy-N-methyl-amphetami- ne, for 4-hydroxy-3-methoxy-amphetamine, and for 3,4-dihydroxy-amphetamine, but these were not confirmed by GCMS. MDA was identified in both plasma and brain extracts.Helmlin, H. -J., Bracher, K., Salamone, S.J. and Brenneisen, R., Analysis of 3,4-Methylenedioxy­methamphetamine (MDMA) and its Metabolites in Human Plasma and Urine by HPLC-DAD, GC­MS and Abuscreen-Online. Abstracts from CAT/SOFT Joint Meeting, October 10-16, 1993, Phoenix, Arizona.Urine and plasma samples were taken from a number of patients being administered 1.5 mg/Kg MDMA for psychotherapy research pur­poses. Maximum plasma levels (300 ng/mL) were seen at 140 minutes. The main urinary metabol­ites were 4-hydroxy-3-methoxymethamphetamine and 3,4-dihydroxymethamphetamine, both ex­creted in conjugated form. The two N-demethyla- ted homologues of these compounds were pre­sent as minor metabolites. The cross-reactivity of the Abuscreen immunoassay for both the meta­bolites (including MDA, another metabolite) and the parent drug were determined.Lim, H.K., Zeng, S., Chei, D.M. and Foltz, R.L. Comparative Investigation of Disposition of 3,4- (Methylenedioxylmethamphetamine (MDMA) in the Rat and the Mouse by a Capillary Gas Chro- matography-Mass Spectrometry Assay based on Perfluorotributylamine-enhanced Ammonia Posi­tive Ion Chemical Ionization . J. Pharmaceut. Biomed. Anal. 10 657-665 (1992).An assay is described that allows a quantitative measure of MDMA and three of its primary meta­bolites, methylenedioxamphetamine, 4-hydroxy- 3-methoxymethamphetamine and 4-hydroxy-3- methoxyamphetamine. The latter two metabolites were excreted mainly as the glucuronide and sul­fate conjugates. The metabolic patterns of the rat and the mouse are compared.

In-vitro-StudienAzmitia, E.C., Murphy, R.8. and Whitaker- Azmitia. P.M. MDMA (Ecstasy) Effects on Cul­tured Serotonergic Neurons: Evidence for Ca 2+ - Dependent Toxicity Linked to Release. Brain Re­search 510 97-103 (1990).The relationship of MDMA with serotonin neu­rons, and with calcium cation release has been determined in the fetal cells of newborn rats. Long-term serotonin changes are blocked by 5- HT re-uptake blockers, and the interactions

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between MDMA and catfeine have been reported. It has been suggested that Ca cation release may play a role in MDMA toxicity.Battaglia, G.. Brooks,B.P., Kulsakdinum, C. and De Souza, E. B. Pharmacologic Profile of MDMA3.4-Methylenedioxymeth-amphetamine at Various Brain Recognition Sites. Eur.J.Pharma­col. 149 159-163 (1988).The affinity of MDMA for various neurotransmit­ter receptor and uptake sites was studied in vivo, using competition with various radioligands. Comparisons with MDA, MDE, amphetamine and methamphetamine are reported.Bradberry, C.W.. Sprouse, J.S., Aghajanian, G.K. and Roth, R.H. 3,4-Methylenedioxymethamphet- amine (MDMA)-lnduced Release of Endogenous Serotonin from the Rat Dorsal Raphe Nucleus in vitro: Effects of Fluoxetine and Tryptophan. Neu- rochem. Int. 17 509-513 (1990).Brain slices of the dorsal raphe nucleus were ex­posed to a medium containing MDMA and the released serotonin was measured. A serotonin transport inhibitor (Fluoxetine) reduced the amount released, whereas the addition of trypto­phan increased the amount released.Bradberry, C.W., Sprouse, J.S., Sheldon. P.W., Aghajanian, G.K. and Roth, R.H. In Vitro Micro- dialysis: A Novel Technique for Stimulated Neu­rotransmitter Release Measurements. J. Neuro­science Methods. 36 85-90 (1991).A novel technique allowing measurement of neu­rotransmitter release and single unit recordings from brain slices is described. The effects of MDMA on slices of dorsal raphe nucleus and frontal cortex were used to demonstrate it.Brady, J.F., Di Stephano, E.W. and Cho, A.K. Spectral and Inhibitory Interactions of (+/-)-3,4- Methylenedioxyamphetamine (MDA) and (+/-)■3.4-Methylenedioxymethamphetamine (MDMA) with Rat Hepatic Microsomes. Life Sciences 39 1457-1464 (1986).Both MDA and MDMA were shown to form com­plexes with cytochrome P-450 that were inhibi­tory to its function as to demethylation of benz- phetamine and carbon monoxide binding. Liver microsome studies showed the metabolic deme­thylation of MDMA and the N-hydroxylation of MDA.Frye, G. and Matthews, R. Effect of 3,4-Methyl­enedioxymethamphetamine (MDMA) on Contrac­tive Responses in the G. Pig Ileum. The Pharma­cologist 28 149 (1986).Using the longitudinal muscle of the guinea pig ilium, MDMA evoked dose-related, transient con­tractions, but failed to reduce contractions pro­duced by serotonin, acetylcholine, or GABA. The MDMA contractions were blocked by atropine, and do not appear to involve serotonin receptors. Gehlert, D.R., Schmidt, C.J., Wu, L. and Loven- berg, W. Evidence for Specific Methylenedioxym- ethamphet-amine (Ecstasy) Binding Sites in the

Rat Brain. Europ. J. Pharmacol. 119 135-136(1985).Evidence is presented from binding to rat brain homogenate studies. The use of the serotoniner- gic re-uptake inhibitor, active in vivo .does not antagonize this binding, nor in studies with up­take into striatal microsomes.Levin, J.A., Schmidt, C.J. and Lovenberg, W. Re­lease of 13HJ-Monoamines from Superfused Rat Striatal Slices by Methylenedioxymethampheta­mine (MDMA). Fed. Proc. 45 1059 (#5265) April 13-18, 1986.The release of tritiated serotonin and dopamine from superfused rat striatal slices was observed for three amphetamine derivatives. MDMA and p- chloroamphetamine were equivalent, and about lOx the potency of methamphetamine. This last compound was, however, some lOx more effec­tive than MDMA in the release of dopamine.Lyon, R.A., Glennon, R.A. and Titeler, M. 3,4- Methylenedioxymethamphetamine (MDMA): Ste­reoselective Interactions at Brain 5- HT1 and 5- HT2 Receptors. Psychopharmacology 88 525- 526 (1986).Both MDMA and MDA, and their respective opti­cal isomers, were assayed as to their affinity at radio-labelled serotonin (5-HT1 and 5-HT2) and dopamine (D2) binding sites. The “R" isomers of both drugs showed a moderate affinity at the 5- HT2 receptor (labelled with 3H ketanserin), and the “S" isomers were lower, Affinities for the 5- HT1 site were similar, but that for D2 sites were very low. Since the "S" isomer of MDMA is the more potent in man, it may not work primarily through a direct interaction at 5-HT receptors. Nichols, D.E., Lloyd, D.H., Hoffman, A.J., Nichols, M.B. and Yim, G.K.W. Effects of Certain Hallucinogenic Amphetamine Analogues on the Release of 13H) Serotonin from Rat Brain Syna- ptosomes. J. Med. Chem. 25 530-535 (1982). The optically active isomers of MDMA (as well as those for MDA, PMA and the corresponding phentermine analogs) have been evaluated as to their effect on the release of serotonin from rat brain synaptosomes. The (+) isomer of MDMA was the more effective (this is the active isomer in humans) suggesting that serotonin release may play some role in the psychopharmacological activity. The alpha-alpha dimethyl homologues were inactive even at the highest concentrations studied.Rudnick, G., Wall, S.C. The Molecular Mecha­nism of "Ecstasy" 13,4-Methylenedioxymetham- phetamine(MDMA)): Serotonin Transporters are Targets for MDMA-Induced Serotonin Release. Proc. Natl. Acad. Sei USA, 89 1817-1821(1992)The mechanisms of MDMA action at serotonin transporters from plasma membranes and secre­tory vesicles isolated from human platelets have been studied and are reported.

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Rudnick, G., and Wall, S. Non-Neurotoxic Am­phetamine Derivatives Release Serotonin through Serotonin Transporters. Molecular Pharmacology, in press (1992).MDMA was compared to MMA (3-methoxy-4-me- thylamphetamine) and MMAI ( both non-neuro- toxic analogues) as to their effects on several serotonin and dopamine properties in in vitro studies.Steele, T.P., Nichols, D.E. and Yim, G.K.W. Ste­reoselective Effects of MDMA on Inhibition of Monoamine Uptake. Fed. Proc. 45 1059 (ft 5262) April 13-18 1986.In the investigation of the optical isomeric diff­erence of activities seen for amphetamine, MD­MA. and DOM (the more potent isomers being the "S", "S" and "R” resp.) their abilities to in­hibit the uptake of radio-labelled monoamines into synaptosomes were studied. The findings are discussed, and it is concluded that MDMA exhi­bits stereoselective effects similar to those of amphetamine on monoamine uptake inhibition, a parameter that is unrelated to the mechanism of action of the hallucinogen DOM.Steele, T.D., Nichols, D.E. and Yim, G.K.W. Ste­reochemical Effects of 3,4-Methylenedioxymeth­amphetamine (MDMA) and Related Ampheta­mine Derivatives on Inhibition of Uptake of l3H)Monoamines into Synaptosomes from Diff­erent Regions of Rat Brain. Biochem. Pharmacol. 36 2297-2303 (1987).MDA, MDMA, and the alpha-ethyl homologue MBDB were found to inhibit serotonin uptake in brain synaptosomes. The conclusions to a broad series of studies were that MDMA and its homo- logues are more closely related to amphetamine than to DOM in their biochemical actions.Wang, S.S., Ricaurte, G.A. and Peroutka, S.J. (3H)3,4 Methylenedioxymethamphetamine (MD­MA) Interactions with Brain Membranes and Glass Fiber Filter Paper. Europ. J. Pharmacol.138 439-443 (1987).Tritiated MDMA appears to give a pharmacologi­cal "binding profile" in rat brain homogionate studies, even in the absence of brain tissue. This appears to result from an unexpected binding of the radioligand to glass filter paper. Pretreatment with polyethylenimine eliminated this artifact. Berger, U.V., Gu, X.F. and Azmitia, E.C. The Substituted Amphetamines 3,4-Methylenedioxy- methamphetamme, Methamphetamine, p-Chloro- amphetamine and Fenfluramine Induce 5- Hydroxytryptamine Release via a Common Mech­anism Blocked by Fluoxetine and Cocaine. Eur.J. Pharmacol. 215 153-60 (1992).An in vitro assay has been used to compare sev­eral drugs for their ability to induce synaptoso­mal serotonin release. Para-chloroamphetamine and fenfluramine were equally effective, MDMA less so, and methamphetamine very much less so still. Evidence is presented that the serotonin

release produced by these drugs employs a com­mon mechanism.

PharmazieAnderson III, G.M., Braun, G., Braun, U.,Nichols, D.E. and Shulgin, A.T. Absolute Config­uration and Psychotomimetic Activity, NIDA Re­search Monograph f/22, pp 8-15 (1978).The "R” isomer of most chiral hallucinogenics is known to be the active isomer. This generality includes LSD, DOB, DOM, DOET, and MDA. This assignment has been demonstrated both in rab­bit hyperthermia studies as well as in clinical evaluations. With MDMA, however, this assign­ment is reversed. In both rabbit and human stu­dies, the more potent isomer of MDMA is the "S’’ form, similar to that of amphetamine and meth­amphetamine. The summed activity of the indivi­dual isomers did not satisfactorily reproduce the activity of the racemic mixture. Also, the additi­on of an N-methyl to a known hallucinogenic am­phetamine routinely decreases the potency (as with DOB, DOM, TMA and TMA-2). The excep­tion again is with MDA, which produces the equi- potent MDMA. The relationship between the stimulants amphetamine and methamphetamine is similar. The two drugs MDA and MDMA appear not to be cross-tolerant in man. It is argued that the mechanisms of action of MDMA must be dif­ferent from that of MDA and related hallucinog­enics.Beardsley, P.M., Balster, R.L. and Harris, L.S. Self-administration of Methylenedioxymetham­phetamine (MDMA) by Rhesus Monkeys. Drug and Alcohol Dependence 18 149-157 (1986)In monkeys trained to self-administer cocaine intravenously MDMA was found, in two out of four animals, to be an effective substitute. Beaton, J.M., Benington, F., Christian, S.T., Monti, J.A. and Morin, R.D. Analgesic Effects of MDMA and Related Compounds. Pharmacologist 29 ABS 281 (1987).Analgesia of several compounds (including MD­MA and several close homologues) was measured by the tail-flick response in mice. All produced analgesia, with the (+) (S) MDMA being the most potent.BUsky, E.J. and Reid, L.D. MDL-72222, A Sero­tonin 5-HT3 Receptor Antagonist, Blocks MD­MA 's Ability to Establish a Conditioned Place Preference. Pharm. Biochem. Behav. 39 509- 512(1991).MDMA has been shown to establish conditioned place-preference in rats. An experimental 5-HT3 antagonist MDL-72222 blocked the effect, sug­gesting that such antagonists might be of use in the evaluation the pharmacology of self-admin­ister drugs.BUsky, E.J., Hubbell, C.L., Delconte, J.D. and Reid, L.D. MDMA Produces a Conditioned Place Preference and Elicits Ejaculation in Male Rats:

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A Modulatory Role for the Endogenous Opioids. Pharm. Biochem. Behav. 40 443-447 11991). The ability of rats to establish a conditioned place-preference was studied. This was blocked by the pre-administration of Naltrexone. This drug interaction was studied as to ejaculatory behaviour, urination, defecation and body weight change.Bilsky, E.J., Hui, Y., Hubbell, C. L. and Reid,L.D. Methylenedioxymethamphet-amine's Ca­pacity to Establish Place Preferences and Modify Intake of an Alcohol Beverage. Pharmacol. Bio­chem. Behav. 37 633-638 (1990).Employing behavioural studies with experimental rats, it was found that MDMA led to a dose-de- pendent decrease of intake of sweetened etha­nol. Another study showed a positive, but not dose dependent, “conditioned placement pref­erence" test which, it is argued, provides further evidence for the drug's abuse liability.Bird, M. and Kornetsky, C. Naloxone Antagonism of the Effects of MDMA "Ecstasy” on Rewarding Brain Stimulation. The Pharmacologist 28 149(1986).The lowering of the reward threshold (REBS, rewarding electrical brain stimulation) by the s.c. administration of MDMA to rats (as determined by implanted electrodes) was blocked by Naloxo­ne. This suggests that MDMA affects the same dopinergic and opioid substrates involved in co­caine and d-amphetamine reward.Braun, U., Shulgin, A.T. and Braun, G. Prüfung auf zentrale Aktivität und Analgesie von N-sub- stituierten Analogen des Amphetamin-Derivates3,4-Methylenedioxyphenylisopropylamin.Arzneim.-Forsch. 30 825-830 (1980).MDMA, and a large collection of N-substituted homologues, were assayed in mice for both anal­gesic potency and enhancement of motor activi­ty. MDMA proved to be the most potent analgesic (compared with some 15 homologues) but was not particularly effective as a motor stimulant. The structure and pharmacological relationships to known analgesics are discussed.Callahan, P.M. and Appel, J.B. Differences in the Stimulus Properties of 3,4- Methylenedioxyamphetamine (MDA) and N- Methyl-3,4-methylenedioxmethamphetamine (MDMA) in Animals Trained to Discriminate Hall­ucinogens from Saline. Soc. Neurosci. Abstr.13, Part 3, p. 1720 (1987) No. 476.2.The stimulant properties of MDA and MDMA (in­cluding the optical isomers) were studied in rats that were trained to discriminate mescaline or (separately) LSD, from saline. "R”-MDA appears similar to both hallucinogens, but the other iso­mers gave no clear-cut accord to the literature reports of behavioural activity.Callahan, P.M. and Appel, J.B. Differences in the Stimulus Properties of 3,4- Methylenedioxyamphetamine and 3,4- Methyl-

enedioxmethamphetamine in Animals Trained to Discriminate Hallucinogens from Saline. J. Phar­macol. Exptl. Therap. 246 866-870 (1988).In animals trained to discriminate LSD from sa­line, DOM, mescaline, psilocybin and (+) MDA and both (+) and (-) MDMA, responses followed the LSD cue. With animals trained to mescaline (vs. saline), both isomers of both MDA and MD­MA produced mescaline-like responses, as did DOM, LSD and psilocybin.Callaway, C.W., Wing, L.L. and Geyer, M.A. Sero­tonin Release Contributes to the Locomotor Stimulant Effects of 3,4-Methylenedioxyamphet- amine in Rats. J. Pharm. Exptl. Therap. 254 456-464 (1990).The relative roles of dopamine and of serotonin have been evaluated, employing the MDMA-in­duced locomotor hyperactivity in the rat. It has been found that the observed activity calls upon mechanisms that depend upon the release of central serotonin, as opposed to the mechanisms believed to express amphetamine motor activity. Callaway, C.W. and Geyer, MA. Stimulant Effects of 3, 4-Methylenedioxymethamphetamine in the Nucleus Accumbens of Rat. Eur. Journ. Pharm. 214 45-51 (1992)This study examined the behavioural effects in rats of intracerebral administration of S-MDMA using an automated holeboard and open-field apparatus. Administration of S-MDMA into the nucleus accumbens septi produced locomotor hyperactivity.Crisp, T„ Stafinsky, J.L., Boja, J.W. and Schech- ter, M.D. The Antinociceptive Effects of 3,4- Methylenedioxymethamphetamine (MDMA) in the Rat. Pharmacol. Biochem. Behav. 34 497-501 (1989).MDMA was compared to morphine as an analge­sic drug in the rat, in both the tail-flick and the hot-plate tests. Both drugs were equipotent in the latter tests, but only morphine was effective in the former test. The effectiveness of MDMA was not attenuated by either the opiate antago­nist naltrexone nor the adrenoreceptor antagonist Phentolamine. However, the serontin antagonist Methysergide did antagonise the MDMA effec­tiveness, suggesting a serotonin involvement in this action.Davis, W.M. and Borne, R.F. Pharmacological Investigation of Compounds Related to 3,4- Methylenedioxyamphetamine (MDA), Subs. Ale. Act/Mis. 5 105-110 (1984).MDA and MDMA, as well as the homologous 3- aminobutanes HMDA and HMDMA, were studied toxicologically in both isolated and aggregated mouse groups. Both MDA and MDMA were of similar lethality in isolated animals (ca. 100mg/Kg i.p.) which was enhanced 3 or 4 fold by aggregation. The homologues HMDA and HMDMA were approximately twice as toxic but showed no such enhancement. The prelethal be-

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haviour characteristics and the effects of poten­tial protective agents are described.Dimpfel, W., Spuler, M. and Nichols, D.E. Hallu­cinogenic and Stimulatory Amphetamine Deriva­tives: Fingerprinting DOM, DOI, DOB, MDMA, and MBDB by Spectral Analysis of Brain Field Potentials in the Freely Moving Rat (Tele-Stereo- EEG). Psychopharmacology 98 297-303 (1989). Recording from several areas of the brain of free­ly moving rats were made following the admin­istration of several hallucinogens and other structurally related entactogens and stimulants. The recorded results show clear regional specifi­city of the various classes of drugs, and suggest that serotonin receptors in the striatum might be involved with hallucinogenic action.Dragunow, M., Logan, B. and Laverty, R. 3,4- Methylenedioxymeth-amphetamine Induces Fos- like Proteins in Rat Basic Ganglia: Reversal with MK-801. Eur. J. Pharmacol. 206 205 11991). Administration of MDMA to rats leads to an ac­cumulation of Fos proteins and Fos-related anti­gens. The NMDA antagonist MK-801 inhibited this induction, but Fluoxetine had no effect. Evans, S.M. and Johanson, C.E. Discriminative Stimulus Properties of (+/-)-3,4-Methylenedioxy­methamphetamine and (+/-)- Methylenedioxyam- phetamine in Pigeons. Drug and Alcohol Dep­endence 18 159-164 (1986).Pigeons were trained to discriminate (+) amphet­amine from saline. Both MDA and MDMA substi­tuted for amphetamine, and both were less po­tent.Fellows, E.J. and Bernheim, F. The Effect of a Number of Aralkylamines on the Oxidation of Ty- ramine by Amine Oxidase. J. Pharm. Exptl. Therap. 100 94-99 (1950).There were animal behavioural studies made on the chain homologue of MDMA, vis., l-(3,4- methylenedioxyphenyl)-3-methylaminobutane. This is the amine that would result from the use of the "wrong" piperonylacetone in illicit synthe­sis. In the dose range 10-25 mg/Kg, toxic effects such as tremors and convulsions were seen. Gazzara, R.A., Takeda, H., Cho, A.K. and Howard, S.G. Inhibition of Dopamine Release by Methylenedioxymethamphetamine is Mediated by Serotonin, Eur. J. Pharmacol. 168 209-217 (1989).The administration of MDMA to rats produces a long-lasting decrease in extracellular dopamine in brain tissues. To determine if the known in­creased release of serotonin might be the cause of this, experimental animals were pretreated with PCA which effectively decreased the seroto­nin content and inhibited the dopamine decrease following MDMA treatment. The serotonin release by MDMA is argued as possibly being a media­ting factor in the observed dopamine release. Glennon, R.A. and Misenheimer, B.R. Stimulus Effects of N-Monoethyl-l-(3,4-Methylenedioxy-

phenyO-2-aminopropane (MDE) and N-Hydroxy-l-(3,4-Methylenedioxyphenyl)-2-aminopropane (N-OH MDA) in Rats Trained to Discriminate MD­MA from Saline. Pharmacol. Biochem. Behav. 33 909-912 (1989).Both MDE and MDOH generalized to MDMA in rats trained to discriminate MDMA from saline. Amphetamine was less effective. Since MDMA substitutes for amphetamine, whereas neither MDE nor MDOH do so, these latter drugs appear to have less of an amphetamine-like component than MDMA.Glennon, R.A. and Young, R. Further Investiga­tion of the Discriminative Stimulus Properties of MDA. Pharmacol. Biochem. and Behaviour 20, 501-505 (1984).In rats trained to distinguish between racemic MDA (and separately, “S"-amphetamine) and saline, MDMA (as well as either optical isomer of MDA) was found to generalize to MDA. Similarly, with rats trained to distinguish between dextro­amphetamine and saline, MDMA and "S"-MDA (but not "R"-MDA or "S"-D0M) produced gener­alization responses.Glennon, R.A., Little, P.J., Rosecrans, J.A. and Yousif, M. The Effects of MDMA ("Ecstasy") and its Optical Isomers on Schedule-Controlled Re­sponding in Mice. Pharmacol. Biochem. Behav. 26 425-426 (1987).The effectiveness of several analogs of MDMA were evaluated in mice trained in a reinforcement procedure. Both (+) and racemic MDMA were 4x the potency of the levo-isomer; all were less potent than amphetamine.Glennon, R.A., Young, R., Rosecrans, J.A. and Anderson, G.M. Discriminative Stimulus Properties of MDA Analogs. Biol. Psychiat. 17 807-814 (1982).In rats trained to distinguish between the psy­chotomimetic DOM and saline, several com­pounds were found to generalize to DOM (inclu­ding racemic MDA, its "R" isomer, and MM DA-2) Others did not generalize to DOM (including MD­MA, the "S” isomer of MDA, and homopiperyl- amine). These results are consistent with the qualitative differences reported in man.Glennon, R.A., Yousif, M. and Patrick, G. Stimu­lus Properties of l-(3,4-Methytenedioxy)-2-Ami- nopropane (MDA) analogs. Pharmacol. Biochem. Behav. 29 443-449 (1988).Rats were trained to discriminate between saline and DOM or d-amphetamine. They were challe­nged with "R" and "S" MDMA, with racemic,"R" and "S" MDE, and with racemic MDOH (N- OH-MDA). The amphetamine-trained animals generalized to “S" MDMA, but to neither "R” MDMA, any of the MDE isomers, MDOH, nor to homopiperonylamine. N-substituted amphetami­ne derivatives (N-ethyl and N-hydroxy) also gave the amphetamine response, but none of these compounds generalized to DOM. This study

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supports the suggestion that MDMA represents a class ot compounds apart from the stimulant or the hallucinogenic.Gold, L.H. and Koob, G.F. Methysegide Poten­tiates the Hyperactivity Produced by MDMA in Rats. Pharmacol. Biochem. Behav. 29 645-648(1988).The hyperactivity that results from MDMA admin­istration is significantly increased by methysergi- de. This latter drug was itself without effect, nor did it potentiate the hyperactivity induced by amphetamine administration.Gold, L.H. and Koob, G.F. MDMA Produces Stim­ulant-like Conditioned Locomotor Activity, Psy­chopharmacology 99 352-356 (1989).The administration of MDMA to rats concurrently with exposure to specific sensory clues (odours) produced a conditioned activity response to the clues alone. In this property, MDMA resembles other psychostimulants such as amphetamine and cocaine.Gold, L.H., Gey er, M.A. and Koob, G.F. Psycho­stimulant Properties of MDMA. NIDA Monograph ft95. Problems of Drug Dependence 345-346(1989).The pharmacological stimulant properties of MD­MA are compared with those of amphetamine. But, as there are some hallucinogenic activity apparent as well, the overall action may be con­sidered as unique mixture of these two properties.Gold, L.H., Geyer, M.A. and Koob, G.F. Neuro­chemical Mechanisms Involved in Behavioural Effects of Amphetamines and Related Designer Drugs. NIDA Monograph ft94. Pharmacology and Toxicology of Amphetamines and Related Design­er Drugs, 101-126 (1989).The dopaminergic aspects of the stimulatory ac­tion of MDMA, MDE and amphetamine in rats is discussed. This motor action has been evaluated in conjunction with several areas of brain neuro­activation.Gold, L.H. , Hubner, C.B. and Koob, G.F. A Role for the Mesolimbic Dopamine System in the Psy­chostimulant Actions of MDMA. Psychopharma­cology 99 40-47 (1989).The stimulant action produced by MDMA in rats was studied with and without the brain lesions produced by 6-hydroxydopamine. The attenua­tion of responses was similar to that seen with amphetamine suggests that some involvement of presynaptic release of dopamine may be involved in its action.Gordon, C.J., Watkinson, W.P., 0'Callaghan, J.P. and Miller, B.D. Effects of 3,4-Methylenedioxym­ethamphetamine on Autonomic Thermoregulatory Responses of the Rat. Pharm. Biochem. Behav. 38 339-344 (1991).The acute s.c. administration of 30 mg/Kg MD­MA to rats led to a increase in body temperature. It is concluded that MDMA stimulates the seroto­

nin pathways that control the metabolic rate and this, accompanied by peripheral vasostriction, lead to the observed hyperthermia.Gough, B., AH, S.F., Slikker, W. and Holson,R.R. Acute Effects of 3,4-Methylenedioxymeth­amphetamine (MDMA) on Monoamines in Rat Caudate. Pharmacol. Biochem. Behav. 39 619- 623 (1991).A number of neurotransmitter metabolites were assayed in the rat, following the i.p. injection of MDMA. It was concluded that MDMA affects both the dopaminergic as well as the serotoniner- gic systems.Griffiths, R.R., Lamb, R. and Brady, J.V. A Pre­liminary Report on the Reinforcing Effects of Ra- cemic 3,4-Methylenedioxymethamphetamine in the Baboon. Document entered into evidence Re: MDMA Scheduling Docket No. 84-48, U.S. De­partment of Justice, Drug Enforcement Admin­istration, October 16, 1985.In three baboons trained to respond to cocaine, MDMA maintained self-administration at a some­what lower level than cocaine, d-amphetamine, and phencyclidine. There was the evocation of distinct behavioural signals, which suggested that MDMA had a high abuse potential.Harris, L.S. Preliminary Report on the Depend­ence Liability and Abuse Potential of Methylene­dioxymethamphetamine (MDMA). Document entered into evidence Re: MDMA Scheduling Docket No. 84- 48, U.S. Department of Justice, Drug Enforcement Administration, October 16, 1985.MDMA and amphetamine were compared as to locomotor activity in mice, and in reinforcing ac­tivity in monkeys as compared to cocaine. MDMA showed a fraction (20-25%) of the stimulant ac­tivity of amphetamine, and was substituted for cocaine in some of the test monkeys.Hiramatsu, M., Nabeshima, T., Kameyama, T., Maeda, Y. and Cho, A.K. The Effect of Optical Isomers of 3,4-Methylenedioxymethamphetamine (MDMA) on Stereotyped Behaviour in Rats. Phar­macol. Biochem. Behaviour 33 343-347 (1989). The optical isomers of MDMA were compared as to their potencies in inducing stereotyped beha­viour in rats. The "S", or (+) isomer was the more potent, which was consistent with this iso­mer’s increased effectiveness in the release of neurotransmitters.Hubner, C.B., Bird, M., Rassnick, S. and Lornetsky, C. The Threshold Lowering Effects of MDMA (Ecstasy) on Brain-stimulating Reward. Psychopharmacology 95 49-51 (1988).MDMA produced a dose-related lowering of the reward threshold, as determined in rats with electrodes stereotaxically implanted in the med­ial forebrain bundle-lateral hypothalamic area. This procedure has been used as an animal mo­del for drug-induced euphoria.Johnson, M., Bush, L.G., Gibb, J.W. and Hanson,

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G.R. Blockade of the 3,4-Methylenedioxymeth- amphetamine-induced Changes in Neurotensin and Dynorphin A Systems. Eur. J. Pharmacol.193 367-370(1991).The increase in immunoreactivity in the neuro­tensin and dynorphin systems following a single s.c. injection of MDMA in the rat has suggested that both the dopaminergic and glutamatergic systems are involved.Johnson, M.P., Frescas, S.P., Oberlender, R. and Nichols, D. E. Synthesis and Pharmacological Ex­amination of l-(3-Methoxy-4-methylphenyl)-2- aminopropane and 5-Methoxy-6-methyl-2-ami- noindane: Similarities to 3,4-Methylenedioxy- meth-amphetamine (MDMA). J. Med. Chem. 34 1662-1668 (1991).The two title compounds have been viewed as analogues of DOM (missing a methoxyl group) or of alpha,4-dimethyltyramine (with O-methylation) and have been synthesized. Both compounds ap­pear to be pharmacologically similar to MDMA, but are lacking any indications of neurotoxicity. Kamien, J.B., Johanson, C.E., Schuster, C.R. and Woolverton, W.L. The Effects of (+/-)-Meth- ylenedioxymethamphetamine in Monkeys Trained to Discriminate (+)-Amphetamine from Saline. Drug and Alcohol Dependence 18 139-147(1986).In monkeys trained to discriminate between am­phetamine and saline, MDMA substituted for am­phetamine suggesting that there was an amphet­amine-like component to its action. This similari­ty suggested a dependence potential.Kehne, J.H., McCloskey, T.C., Taylor, V.L.,Black, C.K., Fadayel, G.M. and Schmidt, C.J. Effects of the Serotonin Releasers 3,4-Methyl­enedioxymethamphetamine (MDMA), 4-Chloro- amphetamine (PCA) and Fenfluramine on Acou­stic and Tactile Startle Reflexes in Rats. J. Ph­arm. Exptl. Therap. 260 78-89 (1992).The three amphetamine derivatives, MDMA, PCA and Fenfluramine share a common neurochemi­cal action, of releasing central cerotonin, but the behavioural effects they evoke are dissimilar.Use of serotonin blockers was made to study the pharmacology of these compounds.Kasuya, Y. Chemicopharmacological Studies on Antispasmodic Action. XII. Structure-Activity Re­lationship on Aralkylamines. Chem. Pharm. Bull.6 147-154 (1958).In vitro studies on mouse intestinal segments were carried out for the chain homologue of MD­MA, vis., l-(3,4-methylenedioxyphenyl)-3- methylaminobutane. This is the amine that would result from the use of the "wrong" piperonylacetone in illicit synthesis. The compo­und shows weak atropine action.Kulmala, H.K.. Boja, J.W. and Schechter, M.D. Behavioural Suppression Following 3,4-Methyl­enedioxymethamphetamine. Life Sciences 41 1425-1429 (1987).

Rotation in rats was employed as an assay of the central dopaminergic activity of MDMA. At low doses it acts similarly to amphetamine, but at higher doses it appears to stimulate the dopami­ne receptor directly.Lamb, R.J. and Griffiths, R.R. Self-injection of dl-3,4-Methylenedioxymethamphetamine in the Baboon. Psychopharmacolgy 91 268-272 (1987).In monkeys conditioned to the self-administra­tion of cocaine, MDMA produced a similar but less potent response. A decrease in food intake was also reported.Li, A., Marek, G., Vosmer, G. and Seiden, L. MD­MA-induced Serotonin Depletion Potentiates the Psychomotor Stimulant Effects of MDMA on Rats Performing on the Differential-Reinforcement-of- Low-Rate (DRL) Schedule. Society of Neurosciences Abstracts 12 169.7 (1986).This is a study of Serotonin depletion and motor response. The long term depletion following both acute and chronic administration of MDMA to rats, increased activity and decreased serotonin suggests some inhibitory action of this neuro­transmitter.Li, A.A., Marek, G.J., Vosmer, G. and Seiden,L.S. Long-Term Central 5-HT Depletions Resul­ting from Repeated Administration of MDMA En­hances the Effects of Single Administration of MDMA on Schedule-Controlled Behaviour of Rats Pharmacol. Biochem. Behaviour 33 641-648(1989).Experimental rats showed an increased response in schedule-controlled behaviour studies to the effect of a single dose of MDMA if this dose was preceded by a regimen of chronic exposure to MDMA. This sensitisation was typical of amphet­amine and other stimulants.Matthews. R.T., Champney, T.H. and Frye, G.D. Effects of (+/-)-Methytenedioxymethamphetamine (MDMA) on Brain Dopaminergic Activity in Rats. Pharmacol. Biochem. Behav. 33 741-747(1989).High levels of MDMA in rats increased locomotor activity, and decreased brain dopamine turnover rate as determined by dihydroxyphenylacertic acid levels. There were some similarities to am­phetamine exposure in the effects seen on dopa­mine neurons.Mansbach, R.S., Braff, D.L. and Geyer, M.A. Pre­pulse Inhibition of the Acoustic Startle Response is Disrupted by N-Ethyl-3,4-methylenedioxyam- phetamine (MDEA) in the Rat. Eur. J. Pharma­col. 167 49-55 (1989).Both the optical isomers and the racemate of MDE, as well as racemic MDMA, were studied as to their effectiveness as prepulse inhibitors of the acoustic startle response, a measure of sensi­tivity to psychoactive drugs. The (+) isomer of MDE, and the racemate, and (less so) racemic MDMA were effective inhibitors, suggesting a

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psychostimulant component in their activities. McKenna, D.J., Guan, X.-M. and Shulgin, A.T.3,4-Methylenedioxyamphetamine IMDA) Ana­logues Exhibit Differential Effects on Synaptoso- meal Release of 3H-Dopamine and 3H-5- Hydroxytryptamine. Pharm. Biochem. Behav. 38 505-512 11991).The in vitro effectiveness of a number of MDA analogues on the release of serotonin and dopa­mine from synaptosomes was determined.Nash, J. F. Ketanserin Pretreatment Attenuates MDMA-induced Dopamine Release in the Stria­tum as Measured by in vivo Microdialysis. Life Sciences 47 2401-2408 (1990).The systemic administration of MDMA to freely moving rats produces a dose-dependent extracel­lular concentration of dopamine in the striatum. The effects of administering the serotonin antagonist, Ketanserin, are reported.Nash, J.F. and Brodkin, J. Microdialysis Studies on 3,4-Methylenedioxymethamphetamine-indu- ced Dopamine Release: Effect of Dopamine Uptake Inhibitors. J. Pharm. Exptl. Therap. 259 820-825 (1991)The effects of both dopamine and serotonin uptake inhibitors on the MDMA induced increase in dopamine efflux were studied by microdialysis techniques. The dopaminergic effects are believ­ed to be independent of those resulting from serotonin release.Nash, J.F. and Nichols, D.E. Microdialysis Stud­ies on 3,4-Methylenedioxyamphetamine and Structurally Related Analogues. Europ. J. Phar­macol. 200 53-58 (1991).MDA and three analogues (MDMA. MDE and MBDB) were studied in the free-moving rat by microdialysis. The eftects on dopamine were ob­served, and they did not correlate well with sero­tonin. Structural relationships are discussed. Nash Jr., J.F., Meitzer, H.Y. and Gulesky, G.A. Elevation of Serum Prolactin and Corticosterone Concentrations in the Rat after the Administra­tion of 3,4-Methylenedioxymethamphetamine. J. Pharmacol. Exptl. Therap. 245 873-879 (1988). The effects of acute i.p. administrations of MD­MA were seen as an elevation of prolactin and corticosterone in rats. The effects of the seroto­nin uptake inhibitor Fluoxetine and of p-chloro- phenylalanine on MDMA-induced neuroendocrine responses are similar to those induced by p-chlo- roamphetamine.Nencini, P., Woolverton, W.L. and Seidin, L.S. Enhancement of Morphine-induced Analgesia after Repeated Injections of Methylenedioxy­methamphetamine. Brain Research 457 136- 142 (1988).Chronic administration of MDMA to rats led to an enhancement of the analgesic effects of mor­phine administration. The changes in the seroto­nin and 5-hydroxytryptamine levels were confir­med.

Nichols, D.E., Hoffman, A.J., Oberlender, R.A., Jacob III, P. and Shulgin, A.T. Derivatives of 1- (1,3-Benzodioxol-5-yl-2-butanamine: Represent­atives of a Novel Therapeutic Class. J. Med. Chem. 29 2009-2015 (1986).Animal discrimination studies (LSD versus sa­line) of the alpha-ethyl homologues of MDA and MDMA were performed. No generalization occur­red with the N-methyl analogs of either group (MDMA and MBDB), and the latter compound was also found to be psychoactive but not hallu­cinogenic in man. It was found to be less eupho­ric than MDMA, but with the same sense of em­pathy and compassion. The term "entactogen” is proposed for the class of drugs represented by MDMA and MBDB.Oberlender, R. and Nichols, D. E. Drug Discrimi­nation Studies with MDMA and Amphetamine. Psychopharmacology 95 71-76 (1988).Rats were trained to discriminate saline from either racemic MDMA or dextroamphetamine.The MDMA cue generalized to MDA and to all isomers of MDMA and MBDB, but not to LSD or DOM. The dextroamphetamine cue generalized to methamphetamine, but to none of the forms of either MDMA or MBDB. The "S" isomers of both MDMA and MBDB were the more potent. Oberlender, R. and Nichols, D.E. (+)-N-methyl-l- (1,3- benzodioxol-5-yl)-2-butanamine as a Dis­criminative Stimulus in Studies of 3,4- methylenedioxymethamphetamine-Like Behavioural Activity. J. Pharm. Exptl. Therap.Vol. 255 pp.1098-1106 (1990).A number of compounds (including the racemate and the optical isomers of MBDB) were studied in rats trained to discriminate between (+)- MBDB and saline. There was generalization to both MDMA and MDA, but not to DOM, LSD or mescaline, nor for either amphetamine or meth­amphetamine. Several aminoindanes were also assayed.Park, W.K. and Azmitia, E.C. 5-HT, MDMA (Ec­stasy), and Nimodipine Effects on 45Ca-Uptake into Rat Brain Synaptosomes. Ann. N. Y. Acad. Sei. 635 438-440 (1991).The uptake of calcium ion into the rat brain, both basal and K+ stimulated, was increased by exposure to MDMA, a potent neuropathological drug of abuse. Interestingly, this same increase was seen with both serotonin and Fluoxetine. Paulus, M.P. and Geyer, M.A. The Effects of MD­MA and Other Methylenedioxy-substituted Phenylalkylamines on the Structure of Rat Loco­motor Activity. Neuropsychopharm. 7 15-31(1992).The effects of acute s.c. injections of MDA, race­mic, S(+) and R(-) MDMA, racemic MBDB, race­mic MDEA, DOI, and methamphetamine were studied in the rat. Indirect 5-HT1 effects appear to contribute substantially to the differential changes in the amount and structure of motor

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behaviour induced by the phenylalkylamines. This conclusion may provide an encouraging ra­tionale to develop postsynaptically effective "en- tactogens”, a potential new drug category as ad­junctive psychotherapeutics.Paulus, M.P., Geyer, M.A., Gold, L.H. and Man- dell, A.J. Application of Entropy Measurements Derived from the Ergodic Theory of Dynamical Systems to Rat Locomotor Behaviour. Proc. Natl. Acad. 87 723-727 (1990).The observed activity of rats treated with MDMA followed paths with a different geometric distri­bution, than control animals treated with amph­etamine.Rezvani, A.H., Garges, P.L., Miller, D.B. and Gordon, C.J. Attenuation of Alcohol Consumption by MDMA (Ecstasy) in Two Strains of Alcohol- preferring Rats. Pharm. Biochem. Behav. 43 103-110(1992)The hypothesis that serotonin is involved in alco­holism has led to the design and carrying out of an experiment evaluating the action of MDMA, acutely and chronically, on the behaviour of alco­hol-preferring rats. It was found to have an inhi­bitory action on alcohol preference, perhaps by the enhancement of serotonergic and/or dopa­minergic systems in the CNS.Rosecrans, J.A. and Glennon, R.A. The Effect of MDA and MDMA ("Ecstasy") Isomers in Combi­nation with Pirenpirone on Operant Responding in Mice. Pharmacol. Biochem. Behav. 28 39-42(1987). See also: Soc. Neurosci. Abstr. 13, Part 3, p. 905 (1987) No. 251.10.The disruptive effects of the optical isomers of MDA and MDMA were studied for mice trained in a reinforcement schedule, both with and without pretreatment with Pirenpirone, a serotonin antag­onist. Of the four isomers evaluated, only “R"- MDA behaviour responses were attenuated by Pirenpirone.Scallet, A.C., Lipe, G.W., AH, S.F., Holson, R.R., Frith, C.H. and Slikker Jr., W. Neuropathological Evaluation by Combined Immunohistochemistry and Degeneration-Specific Methods: Application to Methylenedioxymethamphetamine. Neurotoxi- col. 9 529-539 (1988).The combination of neurohistological and neuro­chemical evaluations suggests that the changes in serotonin levels following MDMA exposure in the rat is due to neural degeneration followed by axon loss, rather than a decrease in serotonin synthesis.Schechter, M.D. Discriminative Profile of MDMA. Pharmacol. Biochem. Behav. 24 1533-1537(1986)Rats trained to discriminate several psychoactive drugs (against saline) were challenged with MD­MA. The findings show that MDMA may act both as a dopamine and a serotonin agonist. This property is related to its abuse potential. Schechter, M.D. MDMA as a Discriminative Sti­

mulus: Isomeric Comparisons. Pharmacol. Bio­chem. Behav. 27 41-44 (1987).Studies with rats trained to discriminate racemic MDMA from saline, showed generalization with both optical isomers of MDMA, with the "S" iso­mer being more potent. The chronological obser­vations paralleled the reported human responses. Schechter, M. D. Advantages and Disadvantages of a Rapid Method to Train Drug Discrimination. Pharmacol. Biochem. Behav. 31 239-242(1988).A exploration of training regimens was made for accelerating the development of discrimination protocols, using MDMA as a trial drug. The var­ious findings are discussed.Schechter, M.D. Effect of MDMA Neurotoxicity Upon Its Conditioned Place Preference and Dis­crimination. Pharmacol. Biochem. Behav. 38 539-544 (1991).Two behaviour patterns, conditioned place pref­erence and discrimination, were used as meas­ures of the neurotoxicity induced by MDMA in rats. Dose-dependent changes were observed.The possible involvement of both serotonin and dopamine neurons is discussed.Schlemmer Jr., R.F., Montell, S.E. and Davis, J.M. Fed. Proc. 45 1059 (1986).The behavioural effects of MDMA have been stu­died in a primate colony, following multiple acu­te exposures. There was a decrease in activity, grooming, and food-searching, and an increase in staring. There was a disruption of social beha­viour, that differed from the effects of other hal­lucinogens.Schmidt, C.J. and Taylor, V. L. Reversal of the Acute Effect of 3,4-Methylenedioxymethamphet­amine by 5-HT Uptake Inhibitors. Europ. J. Phar­macol. 181 133-136 (1990).Re-uptake inhibitors of serotonin were adminis­tered at intervals following the administration of MDMA to rats. The inactivation of tryptophane hydroxylase activity that follows MDMA adminis­tration can be rapidly recovered by the early ad­ministration of such an inhibitor.Schmidt, C.J., Fadayel, G.M., Sullivan, C.K. and Taylor, V.L. 5-HT2- Receptors Exert a State-De- pendent Regulation of Dopaminergic Function - Studies with MDL-100,907 and the Amphet­amine Analogue, 3,4-Methylenedioxymethamphe­tamine. Eur. J Pharmacol. 223 65-74 (1992). The role of serotonin in the stimulation of dopa­minergic function as produced by MDMA, was studied by the use of a selective serotonin recep­tor antagonist. The interactions between these receptors and dopamine activation are discussed. Sharkley, J., McBean, D.E. and Kelly, P.A.T. Al­terations in Hippocampal Function Following Re­peated Exposure to the Amphetamine Derivative Methylenedioxymethamphetamine ("Ecstasy"). Psychopharmacology 105 113-118 (1991). Studies with labelled deoxyglucose radiography

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techniques demonstrate that the loss of seroto­nin innervation resulting from MDMA exposure in the rat resulted in lasting change in hippocam­pus function.Spanos, L.J. and Yamamoto, B.K. Acute and Subchronic Effects of Methylenedioxymetham­phetamine [(+/-) MDMA1 on Locomotion and Serotonin Syndrome Behaviour in the Rat.Pharm. Biochem. Behav. 32 835 (1989).The behavioural effects of MDMA on rats were observed. There was a “serotonin syndrome” (low body posture, forepaw treading, headweaving) as well as autonomic signs (piloerection and saliva­tion). These were dose-dependent, and were aug­mented with sub-acute exposure implying behav­ioural sensitisation.Sprouse, J.S., Bradberry, C.W., Roth, R.H. and Aghajanian, G.K. MDMA 3,4-Methylenedioxy- meth-amphetamine Inhibits the Firing of Dorsal Raphe Neurons in Brain Slices via Release of Serotonin. Eur. J. Pharmacol. 167 375-383(1989).Both optical isomers ot MDMA as well as p-chlo- roamphetamine led to a reversible dose-depend- ant inhibition of serotonin cell firing. The (+) iso­mer was the more potent, and these effects were blocked by Fluoxetine. It was concluded that MDMA inhibits the raphe neurons through the release of endogenous serotonin.Sprouse, J.S., Bradberry, C.W., Roth, R.H. and Aghajanian, G.K. 3,4-Methylenedioxymetham- phetamine-induced Release of Serotonin and In­hibition of Dorsal Raphe Cell Firing: Potentiation by L-Tryptophane. Eur. J. Pharmacol. 178313- 320(1990).The relationship between L-tryptophan and the psychotropic and neurotoxic action of MDMA (in the rat) has been studied. A pretreatment with tryptophane appeared to increase the potency of MDMA, with the apparent release of serotonin. Steele, T.D., Nichols, D.E. and Yim, G.K. MDMA Transiently Alters Biogenic Amines and Metabol­ites in Mouse Brain and Heart. Pharm. Biochem. Behav. 34 223-227 (1989)The administration of MDMA to the mouse elevated the brain serotonin levels (rather than lowering them, as seen in the rat), but had little effect on the dopamine levels. The highest level depleted norepinephrine in both brain and heart. Mice appear to be resistant to the neurotoxic ef­fects of MDMA.Stone, D.M., Johnson, M., Hanson, G.R. and Gibb, J. W. Role of Endogenous Dopamine in the Central Serotonergic Deficits Induced by 3,4- Methylenedioxymethamphetamine. J. Pharm.Exp. Therap. 247 79-87 (1988).The role of endogenous dopamine was examined in rats which had been subjected to both acute and chronic MDMA exposure. Potential mecha­nisms of dopamine-mediated toxicity are discus­sed.

Thompson, D.M., Winsauer, P.J. and Mastropao- lo, J. Effects of Phencyclidine, Ketamine and MDMA on Complex Operant Behaviour in Mon­keys. Pharm. Biochem. Behav. 26 401-405(1987).The loss of response to conditioned behaviour in monkeys was observed for the title drugs. All were effective i.m., with phencyclidine being the most potent, and MDMA being the least potent. Winslow, J.T. and Insel, T.R. Serotonergic Modu­lation of Rat Pup Ultrasonic Vocal Development: Studies with 3,4-Methylenedioxymethamphet­amine. J. Pharm. Exp. Therap. 254 212-220(1990).New-born rat pups voice a high frequency sound, an isolation call, when separated from their mothers. These calls were decreased in a dose- dependant manner following the administration of MDMA. Benzodiazepine and opioid agonists also show this response. A number of pharmaco­logical challenges suggest that these effects may be related to serotonin changes.Yeh, S. Y. and Hsu, F-L. The Neurochemical and Stimulatory Effects of Putative Metabolites of3.4-Methylenedioxyamphetamine and 3,4- Methylenedioxymethamphetamine in Rats. Phar­macol. Biochem. Behav. 39 787-790 (1991). Both MDA and MDMA, as well as their metabol­ites, were injected s.q. into rats. Brain analyses for serotonin and 5-hydroxyindoleacetic acid were conducted. Both MDA and MDMA appeared to have a stimulative action of the test animals. Zacny, J.P., Virus, R.M. and Woolverton, W.L. Tolerance and Cross-Tolerance to 3,4-Methylene- dioxymethamphetamine (MDMA), Methampheta­mine and Methylenedioxyamphetamine. Pharma­col. Biochem. Behav. 35 637-642 (1990).Using milk intake as a titrant of behaviour, rats were evaluated for their behavioural responses to MDMA, methamphetamine (MA) and MDA. These animals were then treated chronically with either MDMA or saline, and the degree of tolerance de­termined by challenges with the three drugs. MDMA produced a tolerance for MDMA, there was some tolerance for these animals to MDA, depending on the schedule established, and there was no tolerance of these animals to the administration of MA.Callaway, C.W. and Geyer, M.A. Tolerance and Cross-Tolerance to the Activating Effects of 3,4- Methylendioxymethamphetamine and a 5- HydroxytryptaminelB Agonist. J. Pharmacol. Ex­ptl. Therap. 263 318-326 (1992).Two experiments were carried out. Changes in the response of rats to MDMA were studied following chronic pre-treatment with serotonin agonists responsive to different receptor sub- types. And, following chronic pre-treatment with MDMA, changes in responses to these separate receptor agonists were studied. There was an acute reciprocal cross-tolerance observed be­

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tween MDMA and RU-24969, a 5-HT1B receptor agonist, in producing activating effects in the rat. This supports the hypothesis that the release of endogenous serotonin increases locomotor ac­tivity by the stimulation of 5-HTlb receptors.Cho, A.K., Hiramatsu, M., Kumagai, Y. and Pa­tel, N. Pharmacokinetic Approaches to the Studyol Drug Action and Toxicity. NIDA Research Mon­ograph #136, pp 213-225 (1993). Ed. Linda Erinoff.Using rats as an experimental animal, the time courses of plasma MDMA and metabolite MDA were reported following the administration of (se­parately) (+) and (-) MDMA. The dideutero-anal- ogue was used as an internal standard, and the analysis was performed on the trifluoroacetami- des by selected ion monitoring. Microsomal me­tabolic pathways were also reported.Elayan, I., Gibb, J.W., Hanson, G.R., Foltz, R.L., Lim, H.K. and Johnson, M. Long-term Alteration in the Central Monoaminergic Systems ol the Rat by 2,4,5-Trihydroxyamphetamine but not by 2- Hydroxy-4,5-Methylenedioxymethamphetamine or2-Hydroxy-4,5-Methylenedioxyamphetamine.Eur. J. Pharmacol. 221 281-288 (1992).The effects of the i.c.v. administration of three metabolites of MDMA were studied in the rat. With 2,4,5-trihydroxyamphetamine there was a long-term decline in tryptophane hydroxylase and tyrosine hydroxylase activity, as well as a dec­rease in serotonin, dopamine and norepinephrin levels. This suggests that this metabolite may contribute to the neurotoxic action of MDMA on the serotonergic system.Glennon, R.A. MDMA-Like Stimulus Effects of Alpha-Ethyltryptamine and the Alpha-Ethyl Hom­olog of DOM. Pharmacol. Biochem. Behav. 46 459-462 (1993).The alpha-ethyl homologues of alpha-methyl- tryptamine and of DOM are a-ET and Dimoxami- ne. Whereas rats trained to discriminate MDMA from saline failed to generalize to DOM or alpha- methyltryptamine, they did to both of these ho­mologues.Glennon, R.A. and Higgs, R. Investigation of MD- MA-Related Agents in Rats Trained to Discrimi­nate MDMA from Saline. Pharm. Biochem. and Behav. 43 759-63 (1992).A number of MDMA metabolites and related compounds were compared to MDMA in discrimi­nation studies in the rat. Several gave MDMA- appropriate responses, but only 4-methoxymeth- amphetamine showed stimulus generalization.The intact methylenedioxy ring appears unneces­sary for MDMA-like action Glennon, R.A., Higgs, R., Young, R. and Issa, H. Further Studies on N-methyl-1 -(3,4-methylenedi- oxyphenyD-2-aminopropane as a Discriminative Stimulus: Antagonism by 5-Hydroxytryptamine3 Antagonists. Pharmacol. Biochem. Behaviour 43 1099-106 (1992).

Rats were trained to discriminate MDMA from saline, and this response was evaluated with the study of antagonists of 5-HT1A (NAN-190), 5- HT2 (pirenperone), 5-HT3 (zacopride) and dopa­mine receptors (haloperidol). The results can give rise to several mechanistic interpretations, but it is concluded that MDMA produces it's stimulus effects via a complex mechanism invol­ving both dopaminergic and serotonergic components.Hashimoto, K. Effects of Benzylpiperazine Deri­vatives on the Acute Effects of 3,4-Methylenedi- oxymethamphetamine in Rat Brain. Neurosci.Let. 152 17-20 (1993).The reduction of serotonin in rat brain following exposure to MDMA was significantly attenuated with the co-administration of weak inhibitors (several benzylpiperazines) of serotonin uptake into synaptosomes. The co-administration of the more potent inhibitors (desipramine, imipramine) did not attenuate this MDMA-induced reduction of serotonin, suggesting that the effects of the piperazines may employ a different neurological pathway.Hashimoto, K., Maeda, H., Hirai, K. and Goro- maru, T. Drug Effects on Distribution of !3H)3,4- Methylenedioxymethamphetamine in Mice. Eur.J. Pharmacol. — Environm. Tox. Pharmacol. Sec­tion 228 247-256 (1993).The effectiveness of a number of drugs and other compounds carrying the methylenedioxyphenyl group on the distribution of radioactive MDMA in the mouse brain was determined. It is suggested that there may exist a specific mechanism for this group which rapidly alters the disposition and metabolism of MDMA.Hegadoren, K.M., Baker, G.B. and Coutts, R.T. The Simultaneous Separation and Quantitation of the Enantiomers of MDMA and MDA using Gas Chromatography with Nitrogen-Phbosphorus De­tection. Res. Commun. Subs. Abuse 14 67-80(1993).Following the administration of racemic MDMA to the rat, the levels of both MDMA and its de- methylated metabolite MDA were determined in areas of the brain. Assays were made at 1,2,4 and 8 hrs., and with a chiral derivative system that allowed the determination of the amounts of the optical isomers resulting from selective chiral metabolism. For unmetabolized MDMA, the con­centrations of the (-) isomer were greater than for the (+) isomer. The reverse was true for the de- methylated metabolite MDA which, although present at much lower levels, was largely the (+) isomer in all regions studied.Huang, X. and Nichols, D. 5-HT2 Receptor-Me- diated Potentiation of Dopamine Synthesis and Central Serotonergic Deficits. Eur. J. Pharm. 238 291-296 (1993).Employing receptor agonists, releasing agents and enzyme inhibitors in rats, the hypothesis was

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tested that serotonin modulates the MDMA- induced increase in dopamine synthesis. The results indicate that the induced increases de­pend on both serotonin receptor stimulation and on dopamine efflux.Johnson, M., Bush, L.G., Midgley, L., Gibb, J.W. and Hanson, G.R. MK-801 Blocks the Changes in Neurotensin Concentrations Induced by Met­hamphetamine, 3,4-Methylenedioxymethamphe- tamine, Cocaine, and GBR 12909. Ann. N.Y. Acad. Sei. 668 350-352 (1992).A study of the neurotensin-like immunoreactivity in the rat has been shown to increase following the administration of several compounds, includ­ing MDMA. This can be blocked by the adminis­tration of a dopamine D1 receptor antagonist (SCH 23390).Krebs, K.M. and Geyer, M.A. Behavioral Charac­terization ot Alpha-Ethyltryptamine, a Tryptamine Derivative with MDMA-like Properties in Rats. Psychopharmacology 113 284-287 (1993).There have been a number of anecdotal compari­sons between MDMA and alpha-ethyl tryptamine (AET). These have supported the scheduling of the latter compound in the United States. In rat studies, AET appears to produce an MDMA-like profile of behavioral changes apparently related to serotonin release.LeSage, M., Clark, R. and Poling, A. MDMA and Memory: The Acute and Chronic Effects of MD­MA in Pigeons Performing under a Delayed- matching-to-sample Procedure. Psychopharma- col. 110 327-332(1993).The behaviour-disruptive effectiveness of MDMA in the conditioned behaviour of pigeons was found to be dose-dependent. Tolerance to the drug was observed, but there did not appear to be any long-lasting behavioral impairment. Rempel, N.L., Callaway, C.W. and Geyer, M.A. Serotonin-IB Receptor Activation Mimics Behav­ioral Effects of Presynaptic Serotonin Release. Neuropsychopharm. 8 201-11 (1993).The locomotor hyperactivity induced by MDMA in rats appears to be due to the drug-induced re­lease of presynaptic serotonin. It appears to act as indirect serotonin agonist, acting probably at the 5-HT1B receptor.Ricaurte, G.A., Markowska, A.L., Wenk, G.L, Hatzidimitriou, G., Wlos, J. and Olton, D.S. 3,4- Methylenedioxymethamphetamine, Serotonin, and Memory. J. Pharmacol. Exptl. Therap. 266 1097-1105 (1993).A series of behavioral studies in the rat were con­ducted to assay the effect of serotonin neuron lesions on memory. MDMA was used for selective reduction of serotonin, and 5,7-dihydroxytrypta- mine for more extensive nerve damage than can be achieved with MDMA. The MDMA treated rats had no impairment of memory, but the more ex­tensively damaged animals (involving both sero­tonin and norepinephrine systems) showed a dis­

ruption of recently acquired memory.Robinson, T.E., Castaneda, E. and Whishaw, 1.0. Effects of Cortical Serotonin Depletion Induced by 3,4-Methylenedioxymethamphetamine (MD­MA) on Behaviour, Before and After Additional Cholinergic Blockade. Neuropsychopharmacology 8 77-85 (1993).Studies in rats describe the effects of MDMA on a number of behavioral tests. The serotonergic denervation that resulted is not sufficient to pro­duce marked and lasting behavioral deficits. Romano, A.G. and Harvey, J.A. MDMA Enhances Associative and Non-associative Learning in the Rabbit. Pharmacol. Biochem. Behav. 47 289-93(1994).Conditioned response studies in rabbits have shown that MDMA, like MDA, enhances the learning process. The effects seen are not known for other psychedelic drugs, and may be unique to this chemical class.Schuldiner, S., Steiner-Mordoch, S., Yelin, R., Wall, S.C. and Rudnick, G. Amphetamine Deriva­tives Interact with Both Plasma Membrane and Secretory Vesicle Biogenic Amine Transporters. Mol. Pharmacol. 44 1227-31 (1993).The interaction of fenfluramine, MDMA and p- chloroamphetamine (PCA) with brain transporter systems have been studied. The mechanisms of inhibition are discussed.

NeurochemieAU, S.F., Scallet, A.C., Holson, R.R., Newport, G.D. and Slikker Jr., W. Acute Administration of MDMA (Ecstasy): Neurochemical Changes Persist up to 120 Days in Rat Brain. Soc. Neurosci. Ab- str. 13 904 (1987).Rats were given 40 mg/Kg MDMA twice daily for 4 days. After 120 days, some regions of the brain (frontal cortex, hippocampus) still had serotonin depletion. There was fighting behaviour noted between rats during the dosing and for up to two weeks following it.Ali, S.F., Scallet, A.C., Newport. G.D., Lipe,G.W., Holson, R.R. and Slikker Jr., W. Persistent Neurochemical and Structural Changes in Rat Brain after Oral Administration of MDMA. Res. Commun. Subst. Abuse 10 225-236 (1989).Rats were administered short-term intense levels of MDMA orally, and then assayed for neurologi­cal changes after a period of four months. Changes were seen in the levels of both serotonin and 5-hydroxyindoleacetic acid, and neurohisto- logical changes in the brain step were observed. Anon. Long-term Effects of "Ecstasy": Study Finds Brain Cell Destruction. NIDA Notes 2 # 3. p. 7(1987).A short distillation of the present state of MDMA research in relationship to serotonin neuro­chemistry is presented.Battaglia, G. and De Souza, E.B. Pharmacologic Profile of Amphetamine Derivatives at Various

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Brain Recognition Sites: Selective Effects on Serotonergic Systems. NIDA Research Monograph Series #94 240-258 (1989).A review is presented of the affinities for a large number of substituted amphetamine derivatives for several serotonin receptors. An addition, a pharmacologic profile of binding affinities of MD­MA at a number of recognition sites is tabulated. Battaglia, G., Kuhar, M.J. and De Souza, E.B. MDA and MDMA (Ecstasy) Interactions with Brain Serotonin Receptors and Uptake Sites: In vitro Studies. Soc. Neurosciences Abs. 12 336.4(1986).The receptor site uptake of the optical isomers, as well as the racemate, of both MDA and MDMA were measured by separate, selective labelling with appropriate radioligands. The relationships between the isomers depended on whether up­take sites or receptors were involved, and differed at different locations in the brain. Battaglia, G., Sharkey, J., Kuhar, M.J. and De Souza, E. B. Neuroanatomic Specificity and Time Course of Alterations in Rat Brain Serotoninergic Pathways Induced by MDMA (3,4- Methylenedi­oxymethamphetamine): Assessment Using Quan­titative Autoradiography. Synapse 8 249-260(1991).A quantitative measure of the change in seroto­nin uptake sites as a consequence of MDMA ex­posure in rats was determined by the use of radio labelled Paroxetine. Changes as a function of time were noted in defined areas of the brain. Battaglia, G., Yeh, S.K. and De Souza, E.B. MD­MA-Induced Neurotoxicity: Parameters of Degeneration and Recovery of Brain Serotonin Neurons. Pharmacol. Biochem. Behav. 29 269- 274 (1988).A number of parameters were studied to define the nature of the neurotoxic effect on serotonin axons and terminals. Both the size and frequency of drug administration resulted in a dose- dependent response. Regeneration of these neu­rons was also time dependent, returning to con­trol levels in 12 months. Pretreatment with a serotonin uptake blocker (Citalopram) prevented the neurodegenerative effects of MDMA. The rat and guinea-pig brains were affected, whereas the mouse brain was not.Battaglia, G., Yeh, S.Y., O'Hearn, E., Molliver, M.E., Kuhar, M.J. and De Souza, E.B. 3,4- Methylenedioxymethamphetamine and 3,4- Methylenedioxyamphetamine Destroy Serotonin Terminals in Rat Brain: Quantification of Neuro­degeneration by Measurements of (3H1 Parox- etine-Labelled Serotonin Uptake Sites. J. Pharm. Exptl. Therap. 242 911-916 (1987),The effects of repeated administration of MDMA and MDA on the levels of rat brain monoamines and their metabolites are reported. Only the sero­tonin-related systems were found to be affected. Battaglia, G., Zaczek, R. and De Souza, E. MD­

MA Effects in Brain: Pharmacologic Profile and Evidence of Neurotoxicity from Neurochemical and Autoradiographic Studies. The Clinical, Pharmacological and Neurotoxicological Effects of the Drug MDMA. Kluwer, New York. (1990)Ed: S.J. Peroutka.A series of in vitro and in vivo studies of MDMA in rats has allowed a thorough mapping of the sites of MDMA-induced neurotoxicity.Bird, M.P., Svendsen, C.N., Knapp, C., Hrbek, C.C., Bird, E.D. and Kornetsky, C. Evidence for Dopaminergic and Not Serotonergic Mediation of the Threshold Lowering Effects of MDMA on Rewarding Brain Stimulation. Soc. Neurosci. Ab- str. 13, Part 3, p. 1323 (1987) No. 365.13.An effort was made to determine the rewarding aspect of MDMA by a combination of brain elec­trodes and specific neurotransmitter inhibitors. It is felt that MDMA reinforcing values may be me­diated by the dopamine D2 receptor rather than the serotonin 5-HT2 receptor.Callaway, C.W., Nichols, D.E., Paulus, M.P. and Geyer, M.A. Serotonin Release is Responsible for the Locomotor Hyperactivity in Rats Induced by Derivatives of Amphetamine Related to MDMA. Serotonin: Molecular Biology, Receptors and Functional Effects, Birkhäuser Verlag, Basel. J.R. Fozard and P.R. Saxena, Eds. (1991).In rats MDMA produces locomotor hyperactivity, but the spatial pattern of locomotion differs qualitatively from the pattern of exploration pro­duced by other psychostimulants.Callaway, C.W., Rempel, N., Peng, R.Y. and Gey­er, M.A. Serotonin 5-HTl-Like Receptors Media­te Hyperactivity in Rats Induced by 3,4-Methyl­enedioxymethamphetamine. Neuropsychopharm.7 113-127 (1992).This study was designed to evaluate the role of different serotonin (5-HT) receptor subtypes in mediating the effects of MDMA on a rat's explo­ration of a novel environment. This study indi­cates that S-MDMA produces a characteristic form of locomotor hyperactivity in rats that de­pends upon activation of 5-HTl-like receptors, possibly of the 5-HTlb subtype.Champney, T.H. and Matthews, R.T. Pineal Sero­tonin is Resistant to Depletion by Serotonergic Neurotoxins in Rats. J. Pineal Res. 11 163-167(1991).A comparison between MDMA and p-chloroam- phetamine (pCA) has been made in the rat with a view to neurotoxicity. Both compounds reduced serotonin levels in several brain areas, but nei­ther affected the neurotransmitter levels in the pineal. This gland does not appear to have the serotonin re-uptake system that is thought to be necessary for MDMA or pCA induced neurotoxici­

ty.Champney, T.H., Golden, P.T. and Matthews,R. T. Reduction of Hypothalamic Serotonin Levels after Acute MDMA Administration. Soc. Neuro­

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sciences Absts. 12 101.6 (1986).Cortical, hypothalamic, and pineal levels ot cate­cholamines, serotonin and 5-HIAA were determ­ined shortly following an acute exposure of rats to each of several doses of MDMA. Dose-depen- dent decreases of serotonin and 5-HIAA were noted in some but not other areas of the brain. The catecholamine levels were unchanged. Commins, D.L., Vosmer, G., Virus, R.M., Wool- verton, C.R., Schuster, C.R. and Seiden, L.S. Biochemical and Histological Evidence that Methytenedioxmethamphetamine (MDMA) is To­xic to Neurons in Rat Brain. J. Pharm. Exptl. Therap. 241 338-345 (1987).MDMA was administered chronically to rats and guinea pigs , and the neurotransmitter levels were assayed in several portions of the brain. These levels were found to be related to dosage, and to the extent of exposure. Anatomical mor­bidity is carefully described.Defrese, G.D.R. (+/-)-3,4- Methylenedioxymethamphetamine (MDMA): Ex­tending the Debate Regarding Clinical Implica­tions of its Neurotoxicity. Unpublished manuscript, Department of Pharmacology, U.C. Davis, (1990).An experimental approach is proposed, using ex­perimental animals, to evaluate the toxicological risks to man that might result from the reintro­duction of MDMA into clinical practice.De Souza, E.B. and Battaglia, G. Effects of MD­MA and MDA on Brain Serotonin Neurons: Evi­dence from Neurochemical and Autoradiographic Studies. NIDA Research Monograph Series H94 196-222 (1989).A series of studies with both MDMA and MDA demonstrate dose-dependent changes in the brain serotonin neurons, which can blocked by pretreatment with a serotonin uptake blocker. DeSouza, E.B., Battaglia, G., Shu, Y.Y. and Kuh- ar, M.J. In Vitro and In Vivo Effects of MDA and MDMA (Ecstasy) on Brain Receptors and Uptake Sites: Evidence for Selective Neurotoxic Actions on Serotonin Terminals. Amer. Coll. of Neuropsy- chopharm. p. 207 (Dec. 8-12, 1986).MDA and MDMA both showed a relatively high affinity for both 5-HT2 serotoninergic and alpha-2 adrenergic brain receptors, but low affinities for 5-HT1, and for the alpha-1 and beta adrener­gic receptors, as well as for dopamine, muscari­nic, and opiate receptors. Chronic administration of either drug decreases the number of 5-HT2 receptors in various brain locations.Dornan, W.A., Katz, J.L. and Ricaurte, G.A. The Effects of Repeated Administration of MDMA on the Expression of Sexual Behaviour in the Male Rat. Pharmacol. Biochem. Behav. 39 813-816(1991).The repeated s.c administration of MDMA to rats produced a disruption of copulatory behaviour. These effects disappeared within a week.

Finnigan, K.T., Ricaurte, G.A., Ritchie, L.D., Ir­win, /., Peroutka, S.J. and Langston, J.W. Orally Administered MDMA Causes a Long-term Deple­tion of Serotonin in Rat Brain. Brain Research 447 141-144 (1988).The oral and sub-cutaneous routes of MDMA tox­icity to rat serotonergic neurons are studied.Both routes lead to a dose dependent serotonin depletion.Finnegan, K. T., Skratt, J.J., Irwin, I. and Lang­ston, J.W. The N-Methyl-D-aspartate (NMDA) Receptor Antagonist, Dextrorphan, Prevents the Neurotoxic Effects of 3,4-Methylenedioxymeth­amphetamine (MDMA) in Rats. Neuroscience Letters 105 300-306 (1990).In in vivo rat studies with various levels of MDMA and dextrorphan, the latter drug, a NMDA antag­onist, completely prevented the serotonin-deple­ting action of MDMA.Gaylor, D. W. and Slikker Jr, W. Risk Assessment for Neurotoxic Effects. Neurotoxicology 11 211- 218(1990).A mathematical basis is presented for the esti­mation of risk as a function of dose, with drugs that are neurotoxic. An illustration is given for MDMA, based on rat and monkey data.Gehlert, D.R. and Schmidt, C.J. Acute Adminis­tration of Methylenedioxymethamphetamine (MD­MA) Results in a Persistent and Selective In­crease in 5-HT1 Receptor Binding in Rat Brain. Pharmacologist 29 ABS-44 (1987).Acute administration of MDMA in the rat showed an increase in serotonin binding in 24 hours.This occurred in several parts of the brain. Glennon, R.A., Titeler, M., Lyon, R.A. and Yous- sif, M. MDMA ("Ecstasy"): Drug Discrimination and Brain Binding Properties. Soc. Neuroscienc­es Abstracts 12 250.11 (1986).In rats treated chronically with MDMA (trained to discriminate racemic MDMA from saline), radio­ligand binding studies were conducted with both serotonin and dopamine sites. The Ki values for both 5-HT1 and 5-HT2 receptors were highest for the “S" isomers of MDMA and MDA, with the racemate lower, and the "R” isomer yet lower. There was no particular affinity for the dopamine receptors studied.Gold, L.H., Hubner, C.B. and Koob, G.F. The Role of Mesolimbic Dopamine in the Stimulant Action of MDMA. Soc. Neurosci. Abstr., Vol. 13, Part 3, p. 833 (1987) No. 234.13.The administration of MDMA to rats may involve (like amphetamine) the release of dopamine.Test animals with lesions induced by 6-hydroxy- dopamine showed less motor activity in response to MDMA than control animals.Gold, L.H., Hubner, C.B. and Koob, G.F. A Role for the Mesolimbic Dopamine System in the Psy­chostimulant Actions of MDMA. Psychopharma­cology 99 40-47(1989).MDMA was evaluated in rats as a stimulant. Les­

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ions induced with 6-hydroxydopamine modified the amphetamine-like responses seen, suggesting that the drug's action may involve the presynaptic release of dopamine in the region of the nucleus accumbens.Gollamudi, R., Ali, S.F., Lipe, G., Newport, G., Webb, P., Lopez, M., Leakey, J.E.A., Kolta, M. and Slikker Jr., W. Influence of Inducers and In­hibitors on the Metabolism in vitro and Neuro­chemical Effects in vivo of MDMA. Neurotox. 10 455-466 (1989).A number of experiments were conducted on rats, with the optical isomers of MDMA. The me­tabolic formation of MDA by N-demethylation, in vitro, was greater for the "S” isomer in the fe­male than the male. This effect was lost with prior phenobarbital induction, and may be re­lated to P-450 isozymes. In in vivo studies, either isomer appeared to be equally effective in depleting serotonin, but pretreatment studies suggest that an active metabolite other than MDA is formed.Hanson, G.R., Sonsalla, P., Letter, A., Merchant, K.M., Johnson, M., Bush, L. and Gibb, J.W. Ef­fects of Amphetamine Analogs on Central Nerv­ous System Neuropeptide Systems. NIDA Re­search Monograph Series ft94 259-269 (1989). The effects of a number of substituted ampheta­mines on polypeptides associated with extrap- yrimidal structures, have been observed. Both MDA and MDMA are included, and a discussion is presented of their possible contribution to both motor and mood changes related to drug- exposure.Hashimoto, K. and Goromaru, T. Reduction of 13HI 6-Nitroquipazine-labelled 5-Hydroxytrypat- mine Uptake Sites in Rat Brain by 3,4-Methylen- edioxymethamphetamine. Fund. Clin. Pharmacol. 4 635-641 (1990).The administration of the selective serotonin uptake inhibitor 6-nitroquipazine prevented the MDMA-induced reduction of serotonin and 5- hydroxyindoleacetic acid in rat brain. Tritiated 6- nitroquipazine was used as a probe for determin­ing the receptor sites that recognized by MDMA. Hashimoto, K. and Goromaru, T. Reduction of in vivo Binding of !3HlParoxetine in Mouse Brain by3,4-Methylenedioxymeth-amphetamine. Neuro- pharmacol. 29 633-639 (1990)Pretreatment of a mouse with MDMA significant­ly modifies the radioactivity distribution of tritiated Paroxetine, a potent serotonin re-uptake inhibitor. The relative decrease of binding to hy- pothallimus and to cerebral cortex appears to be dose dependent.Hashimoto, K. and Goromaru, T. Study of 3,4- Methylenedioxymethamphetamine-Induced Neu­rotoxicity in Rat Brain Using Specific In Vivo Binding of 13H] 6-Nitroquipazine. Res Comm. Subst. Abuse 13 191-201 (1992). MDMA-induced neurotoxicity in the rat was stud­

ied employing 6-nitoquipazine binding. This radioligand appears to be well suited for studying neuropathology and neurochemical changes asso­ciated with brain serotonin.Hashimoto, K., Maeda, H. and Goromaru, T. An­tagonism of 3,4-Methylenedioxymethampheta- mine-induced Neurotoxicity in Rat Brain by 1- Piperonylpiperazine. Eur. J. Pharmacol. — Envir. Toxicol, and Pharmacol. Section, 228 171-174(1992).Several serotonin uptake inhibitors were evaluat­ed for their effects on MDMA-induced neuro­toxicity. 6-Nitroquipazine, Paroxetine and 1-pi- peronylpiperazine were effective, but the imme­diate homologue of MDMA (N.alpha-dimethylpi- peronylamine) was not.Hekmatpanah, C.R., McKenna, D.J. and Perout- ka, S.J. Reserpine does not Prevent 3,4- Methylenedioxyamphetamine-induced Neuro­toxicity in the Rat. Neuroscience Letters (in press) 1989.The administration of reserpine to rats, which reduces the brain monoamine stores in rats, did not prevent the degeneration of serotoninergic nerve terminals.Hiramatsu, M. and Cho, A.K. Enantiomeric Diffe­rences in the Effects of 3,4-Methylenedioxy­methamphetamine on Extracellular Monoamines and Metabolites in the Striatum of Freely-Moving Rats: An in vivo Microdialysis Study, Neuro- pharm. 29 269-275 (1990).The effects of para-chloroamphetamine and of the optical isomers of MDMA on the extracellular levels of the metabolites of dopamine and of serotonin were determined by dialysis. The level of dopamine was increased, and that of its meta­bolites decreased, with p-CPA, (+) MDMA and (-) MDMA showing decreased potency. The seroto­nin metabolite 5-HIAA was also decreased, but there was no difference between the two optical isomers of MDMA in the production of this ef­fect.Hoffman, B.J., Mezey, E. and Brownstein, M.J. Cloning of a Serotonin Transporter Affected by Antidepressants. Science, 254 579-580 (1991). A DNA clone for a serotonin transporter has been isolated. The cell uptake of the complimentary DNA resembles platelet serotonin uptake, and it is sensitive to antidepressants, amphetamine de­rivatives and cocaine. MDMA has an exceptional­ly high affinity.Insel, T.R., Battaglia, G., Johannessen, J.N., Marra, S. and De Souza, E.B. 3,4-Methylenedi­oxymethamphetamine ("Ecstasy") Selectively Destroys Brain Serotonin Terminals in Rhesus Monkeys. J. Pharm. Exptl. Therap. 249 713-720(1989).In rhesus monkeys, the subacute administration of MDMA decreased both serotonin and 5-HIAA levels. At high levels there was also a decrease in the number of serotonin uptake sites (implying

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serotonin terminal destruction). There appears to be a considerable specificity as to brain region where these effects are expressed.Johnson, M.P. and Nichols, D.E. Neurotoxin Ef­fects of the Aipha-Ethyl Homologue of MDMA Following Subacute Administration. Pharmacol. Biochem. Behav. 33 105-108 (1989).MBDB, the alpha-ethyl homologue of MDMA, was compared with MDMA in rats, as to potential neurotoxicity. There was a similar decrease in the number of observed serotonin binding sites but, unlike MDMA, there were no significant de­creases in dopamine levels observed.Johnson, M.P., and Nichols, D.E. Combined Ad­ministration of a Non-Neurotoxic 3,4-Methylene­dioxymethamphetamine Analogue with Ampheta­mine Produces Serotonin Neurotoxicity in Rats. Neuropharmacology 30 819-822 (1991).Two drugs have been studied in combination, in the rat. MMAI (5-methoxy-6-methyl-2-aminoin- dan) and S-(+)-amphetamine by themselves do not change any serotonin parameters in the rat. However, in combination, there was a central serotonin neurotoxicity induced. It appears that dopamine release plays a critical role in the sero­tonin neurotoxicity expression of substituted am­phetamine derivatives.Johnson, M.P., Conarty, P.F. and Nichols, D.E. !3HJMonoamine Releasing and Uptake Inhibition Properties of 3,4-Methylenedioxymethampheta­mine and p-Chloroamphetamine Analogues. Eur.J. Pharmacol. 200 9-16 (1991).A number of analogues of MDMA and of PCA were studied to determine their effectiveness in inhibiting the uptake of serotonin into synaptoso­mes, with or without pretreatment with reserpine. A valid relationship between the serotonin neuro­toxic potential and the dopamine releasing ability of these compounds was noted.Johnson, M.P., Hoffman, A.J. and Nichols, D.E. Effects of the Enantiomers of MDA, MDMA, and Related Analogues on [3HlSerotonin and !3HIDopamine Release from Superfused Rat Brain Slices. Eur. J. Pharmacol. 132 269-276(1986).The study of a series of MDA homologues (MDA, MDMA, MBDB) showed a dramatic dependence between chain length and dopamine release. The longer the chain, the less the release. It is con­cluded that dopamine release plays a minor role in the human activity of these compounds. Johnson, M.P., Huang, X. and Nichols, D.E. Serotonin Neurotoxicity in Rats After Combined Treatment with a Dopaminergic Agent Followed by a Nonneurotoxic 3,4-Methylenedioxymetham­phetamine (MDMA) Analogue. Pharm. Biochem. Beh. 40 915-922 (1991).Further evidence has been found linking dopa­mine to the long-term serotonergic neurotoxic effects of certain substituted amphetamines such as MDMA. Studies were conducted with

MDAI (5,6-methylenedioxy-2-aminoindan (itself with a low neurotoxic liability) with several MAO inhibitors (clorgyline and deprenyl), with a dopa­mine uptake inhibitor led to no long term changes. Pretreatment with a dopamine releaser (S-amphetamine) did produce changes, however. Johnson, M.P., Huang, X., Oberlender, R., Nash, J.F. and Nichols, D.E. Behavioural, Biochemical and Neurotoxicological Actions of the alpha-Ethyl Homologue of p-Chloroamphetamine. Eur. J. Pharmacol. 191 1-10(1990).The alpha-ethyl homologue of PCA was studied. The relationship of this compound (CAB) to PCA is that of the non-dopamine releasing MBDB (N- methyl-l-(l,3-benzodioxol-5-yl)-2-butanamine) to MDMA. Although CAB produces less disrup­tion of the dopamine system, its effects on the serotonin system is similar to that of PCA. Johnson, M., Elayan, I., Hanson, G.R., Foltz,R.L., Gibbs, J.W. and Lim, H.K. Effects of 3,4- Dihydroxymethamphetamine and 2,4,5- Trihydroxymethamphetamine, Two Metabolites of

3.4-Methylenedioxymethamphetamine, on Cen­tral Serotonergic and Dopaminergic Systems. J. Pharm. Exptl. Therap. 261 447-453 (1992).Two metabolites of MDMA have been evaluated as to their contribution to neurotoxicity. The me­tabolite, 2,4,5- trihydroxymethamphetamine is toxic to both serotonin and dopamine nerve ter­minals, although it does not appear to explain the neurotoxic effects of MDMA.Johnson, M., Hanson, G.R. and Gibb, J.W. Ef­fects of Dopaminergic and Serotonergic Receptor Blockade on Neurochemical Changes Induced by Acute Administration of Methamphetamine and3.4-Methylenedioxymethamphetamine. Neuro- pharm. 27 1089-1096 (1988).By the use of specific neurorecptor ligands, the mechanisms of acute and long-term changes in the CNS from methamphetamine and MDMA ex­posure, have been investigated.Johnson, M., Letter, A.A., Merchant, K., Hanson, G.R. and Gibb, J. W. Effects of 3,4-Methylenedi- oxyamphetamine and 3,4-Methylenedioxymeth­amphetamine Isomers on Central Serotonergic, Dopaminergic and Nigral Neurotensin Systems of the Rat. J. Pharm. Exptl. Therap. 244 977-982(1988).The difference of the isomers of MDA and MDMA in their ability to induce neurotransmitter changes and neurotensin immunoreactivity are reported. In general, the d-isomers of each were the more potent in affecting neurochemical sys­tems.Johnson, M., Stone, D.M., Bush, L.G., Hanson, G.R. and Gibb, J.W. Glucocorticoid and 3,4- Methylenedioxymethamphetamine (MDMA)- induced Neurotoxicity Eur. J. Pharmacol. 161 181 (1989).A series of studies of the role of the glucocorti­coids in the serotonin neurotoxicity of MDMA in

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rats has indicated some involvement in the hip­pocampal area.Kalix, P. A Comparison of the Effects of Some Phenethyiamines on the Release of Radioactivity from Isolated Rat Caudate Nucleus Prelabelled with 3H-Dopamine. Arzneim. Forsch. 36 1019- 1021 (1986).A number of phenethyiamines were found to be able to release radioactive dopamine from prela­belled caudate nuclei. MDMA was not spectacu­lar. The simplest unsubstituted amphetamine derivatives were the most effective.Kalix, P., Yousif, M.Y. and Glennon, R.A. Diff­erential Effects of the Enantiomers of Methylene­dioxymethamphetamine (MDMA) on the Release of Radioactivity from (3H)Dopamine-Prelabeled Rat Striatum. Res. Commun. Subst. Abuse 9 45- 52(1988).The S-isomer of MDMA (the more effective sti­mulant) is more effective than the R-isomer in releasing tritiated dopamine from rat striatum. It is about one sixth the potency of S-methamphet- amine.Kelland, M.D., Freeman, A.S. and Chiodo, L.A. (+/-)-3,4-Methylenedioxymethamphetamine- in­duced Changes in the Basal Activity and Pharma­cological Responsiveness of Nigrostriatal Dopa­mine Neurons. Europ. J. Pharmacol. 169 11-21(1989).Studies of acute exposure of rats to MDMA showed an inhibition of the firing of dopamine neurons, and this effect is diminished following the depletion of either serotonin or dopamine. MDMA appears to exert direct functional effects on the nigrostriatal dopamine system.Kleven, M.S., Woolverton, W.L. and Seiden, L.S. Evidence that both intragastric and Subcutaneous Administration of Methylenediox- methamphetamine (MDMA) Produce Serotonin Neurotoxicity in Rhesus Monkeys. Brain Re­search 488 121-125 (1989).Subacute administration of MDMA to rhesus monkeys by both intragastric and subcutaneous routes was found to lead to depletion of both serotonin and 5-HIAA in various brain regions. Serotonin uptake sites were depleted following the oral route but not the subcutaneous route. Kopajtic, T., Battaglia, G. and De Souza, E.B. A Pharmacologic Profile of MDA and MDMA on Brain Receptors and Uptake Sites. Soc. Neuro­sciences Abstrts. 12 336.1 (1986).Both MDA and MDMA were studied at various brain recognition sites using radioligand binding techniques. The findings suggest that these drugs may express their effects at serotonin re­ceptors or uptake sites and/or alpha-2 adrenergic receptors.Logan, B.J., Laverty, R., Sanderson, W.D. and Yee, Y.B. Differences Between Rats and Mice in MDMA (Methylenedioxmethamphetamine) Neuro­toxicity. Europ. J. Pharmacol. 152 227-234

A single large administration of MDMA to the rat or the mouse caused only transient changes in serotonin, norepinephrine and dopamine levels (and those of their metabolites). Repeated administrations were required to establish long- lasting changes in the rati the mouse remained relatively insensitive. It appears that the both the nature and the degree of neurotoxicity with MD­MA is species-specific.Lowe, M. T., Nash Jr., J.F. and Meitzer, H. Y. Se­lective Reduction of Striatal Type-ll Glucocortic­oid Receptors in Rats by 3,4-Methylene­dioxymethamphetamine (MDMA). Eur. J. Phar­macol. 163 157-161 (1989).A single large s.c. dose of MDMA to rats reduc­ed, in addition to brain serotonin and 5-HIAA levels, the glucocorticoid levels in the striatum. No differences in the corticosterone levels were noted, however, suggesting that it may not play a role in the receptor reduction.Lyon, R.A., Glennon, R.A. and Titeler, M. 3,4- Methylenedioxymethamphetamine (MDMA): Ste­reoselective Interactions at Brain 5-HT1 and 5- HT2 Receptors. Psychopharmacology 88 525- 526 (1986).The assay of the optical isomers of MDA and MD­MA with isolated receptors of rat brains, sugges­ted that MDMA does not work primarily through direct interaction with serotonin receptors.Millan, M.J. and Cotpaert, F.C. Methylenedioxy­methamphetamine Induces Spontaneous Tail- flicks in the Rat via 5-HTla Receptors. Eur. J. Pharmacol. 193 145-152 (1991).MDMA, but not amphetamine, induced dose-de- pendent tail-flicks in restrained rats. These ef­fects were blocked by serotonin uptake inhibi­tors, implicating these receptors in this re­sponse.Mokier, D.J., Robinson, S.E. and Rosecrans, J.A. Differential Depletion of Brain 5-Hydroxytrypta- mine (5-HT) by (+/-) 3,4-Methylenedioxymetham­phetamine (MDMA). Pharmacologist 29 ABS- 273(1987).The sensitivity of specific brain areas for the 5- HT depleting effects of MDMA may relate to the metabolic activity of 5-HT neurones in that re­gion.Mokier, D.J., Robinson, S.E. and Rosecrans, J.A. (+/-) 3,4- Methylenedioxymethamphetamine (MDMA) Produces Long-term Reductions in Brain 5-Hydroxytryptamine in Rats. Eur. J. Pharmacol. 138 265-268 (1987).Following chronic administration of MDMA to rats, both serotonin and 5-HIAA became depl­eted in the brain. It is suggested that MDMA can function as a neurotoxin.Mokter, D.J., Robinson, S.E. and Rosecrans, J.A. A Comparison of the Effects of Repeated Doses of MDMA ("Ecstasy") on Biogenic Amine Levels in Adult and Neonate Rats. Soc. Neurosci. Abstr.

(1988).

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13 No. 251.9 p. 905 (1987).MDMA was given to both adult and neonate rats in 10-40 mg/Kg doses over several days. The serotonin levels were decreased and the dopa­mine levels were significantly increased.Mol liver, M. E. Serotonergic Neural Systems:What Their Anatomic Organization Tells Us about Function. J. Clinical Psychopharm. 7 3S-23S (1987).A review of the organization of the serotonin nervous system is presented. The findings asso­ciated with the neurotoxic effects of MDMA are used as instructive tools, and speculation is ex­tended as to the role of these neurons in the ge­neration of the affective state.Molliver, M.E., Mamounas, L.A. and Wilson, M.A. Effects of Neurotoxic Amphetamines on Serotonergic Neurons: Immunocytochemical Studies. NIDA Research Monograph Series ft94 270-305 (1989).A highly detailed cytological mapping of the serotonin related structures in the rat brain, is presented. An immunocytological study, with an- to-serotonin antibodies, has been made with sev­eral substituted amphetamines, including MDA and MDMA. The axon bodies are severely damag­ed, but the raphe cell bodies are spared. Some primate studies are discussed.Molliver, M.E., O'Hearn, E., Battaglia, G. and De Souza, E.B. Direct Intracerebral Administration of MDA and MDMA Does Not Produce Serotonin Neurotoxicity. Soc. Neurosciences Abstrts. 12 336.3 (1986).The microinjection of either MDA or MDMA di­rectly in to the cerebral cortex resulted in no de­tectable cytotoxicity. This suggests that the neu­rotoxicity of both compounds may be due to some metabolite formed peripherally.Monti, J.A., Beaton, J.M., Benington, F., Morin, R.D. and Christian, S.T. MDMA and MBDB Po­tentiate Phorbol Ester-Stimulated Catecholamine Release from PC-12 Cells. Soc. Neuroscience Abstrt. November 13-18, 1988.The "S" isomer of both MDMA and MBDB are potent in stimulating catechol release from PC-12 cells. The norepinephrin and dopamine re­lease was increased in the presence ot phorbol dibenzoate. It is suggested that this release may be mediated by protein kinase-C.Nader, M.A., Hoffmann, S.M. and Barrett, J.E. Behavioural Effects of (+/-) 3,4- Methylenedioxyamphetamine (MDA) and (+/-)3,4-Methylenedioxymethamphetamine (MDMA) in the Pigeon: Interactions with Noradrenergic and Serotoninergic Systems. Psychopharmacolo­gy 98 183-188 (1989).MDA, MDMA and MDE. were studied in a condi­tioned behaviour involving pigeons. MDA was the most potent of the three drugs. The use of sero­tonin and dopamine antagonists suggested that the actions of MDA and MDMA are mediated by

different neurotransmitter systems.Nash, J.F. and Yamamoto, B.K. Methampheta­mine Neurotoxicity and Striatal Glutamate Relea­se: Comparison to 3,4-Methylenedioxymetham- phet- amine. Brain Research 581 237-243(1992).The neurotoxicity of methamphetamine and MD­MA were compared by measuring the extracellu­lar concentrations of several compounds by microdialysis in freely moving rats. The long term dopamine neurotoxicity from repeated metham­phetamine administration is mediated, in part, by a delayed increase in extracellular glutamate. Repeated MDMA administration, at a dose that produced a long-term depletion of serotonin, had no effect on glutamate release.Nash, J.F., Meitzer, H.Y. and Gudelsky, G.A. Ef­fect of 3,4-Methylenedioxymethamphetamine on3,4-Dihydroxyphenylalanine Accumulation in the Striatum and Nucleus Accumbers, J.Neurochem. 34 1062-1067 (1990).The effect of MDMA on dopamine synthesis in rat brain was estimated by measuring DOPA ac­cumulation following pretreatment with a decar­boxylase inhibitor. It is suggested that dopamine plays a role in the serotonin depletion produced by MDMA.Nash, J.F., Meitzer, H.Y. and Lowy, M.T. The Effect of Adrenalectomy on MDMA-Induced Do­pamine Release in the Striatum as Measured by in vivo Microdialysis and Depletion of Serotonin. Res. Commun. Subst. Abuse 13 177-190(1992).The interaction of MDMA and corticosterone in neurotransmitter depletion was studied in adre- nalectomized rats. There does not seem to be any significant role for corticosterone in the MD­MA-induced depletion of serotonin and 5- hydroxyindoleacetic acid.Nichols, D.E., Brewster, W.K., Johnson, M.P., Oberlender, R. and Riggs, R.M. Nonneurotoxic Tetralin and Indan Analogues of 3,4-Methylene- dioxyamphetamine (MDA). J. Med. Chem. 33 703-710 (1990).Four cyclic analogues of MDA were synthesized and evaluated pharmacologically. Two indanes and two tetralins were explored through discrimi­nation studies relative to MDMA or LSD. They appear not to have serotonin neurotoxicity. O'Hearn, E., Battaglia, G., De Souza, E.B., Kuh- ar, K.J. and Molliver, M.E. Systemic MDA and MDMA, Psychotropic Substituted Amphetamines, Produce Serotonin Neurotoxicity. Soc. Neuro­sciences Abstrts. 12 336.2 (1986).Rats exposed chronically to either MDA or MDMA were found, on sacrifice, to have a reduced num­ber of serotonin axon terminals. This was most evident in cerebral cortex, thalamus, olfactory bulb and striatum, but also occurred in other areas. This may be due to the binding of these drugs to the uptake sites. The serotonin cell bod-

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ies and the preterminal axons are spared. O'Hearn, E., Battaglia, G., De Souza, E.B., Kuh­ar, M.J. and Molliver, M.E. Methylenedioxyam- phetamine (MDA) and Methylenedioxymetham­phetamine (MDMA) Cause Selective Ablation of the Serotoninergic Axon Terminals in Forebrain: Immunocytochemical Evidence for Neurotoxicity. J. Neuroscience 8 2788 (1988).Following chronic administration of MDMA (or separately, MDA) to rats, there is observed a pro­found loss of serotoninergic neuron axons throughout the forebrain. Various regions of the brain are compared as to extent of damage. The catacholamine counterparts are not affected. Pan, H.S. and Wang, R.Y. MDMA: Further Evi­dence that its Action in the Medial Prefrontat Cortex is Mediated by the Serotoninergic System. Brain Res. 539 332-336 (1991).The administration of MDMA was found to sup­press the firing rates of certain brain neurons in anaesthetized rats. The (+) isomer, but not the (- ) isomer, mimics the racemate. These effects are blocked by the pretreatment with a serotonin uptake inhibitor.Pan, H.S. and Wang, R.Y. The Action of (+/-)- MDMA on Medial Prefrontal Cortical Neurons is Mediated Through the Serotoninergic System. Brain Research 543 56-60 (1991).Rats anaesthetized with chloral hydrate were giv­en varying amounts of MDMA intravenously. Electrodes located in the brain showed decrea­sed neuron excitement. Studies were extended to include pretreatment with para-chlorophenylal- anine and alpha-methyl-paratyrosine. The action of MDMA apparently involves some endogenous serotonin release.Paris, J.M. and Cunningham, K.A. Lack of Sero­tonin Neurotoxicity after Intraraphe Microinjec­tion of (+) 3,4-Methylenedioxymethamphetamine (MDMA). Brain Res. Bull. 28 115-119 (1991). Direct injection of MDMA into the dorsal and the median Raphe nuclei was followed, in two weeks, by assay for serotonin and catecholamine changes. No apparent neurotoxicity was found. Peroutka, S.J. Relative Insensitivity of Mice to3,4-Methylenedioxymethamphetamine (MDMA) Neurotoxocity. Res. Commun. Subst. Abuse 9 193-206 (1988).The effects of MDMA were determined in mouse brain serotonin uptake sites using paroxetine bin­ding as a measure. In distinction with rats, there were no effects that could be observed at dosa­ges of up to 30 mg/Kg, administered chronically. These findings confirm that in the mouse, MDMA is not a neurotoxic agent.Pierce, P.A. and Peroutka, S.J. Ring-substituted Amphetamine Interactions with Neurotransmitter Receptor Binding Sites in Human Cortex. Neuro­science Lett. 95 208-212 (1988).Three psychotropic drugs, MDA, MDMA and MDE, were evaluated as to their affinities for the

DOB binding site, as determined by the displace­ment of 77Br DOB as the labelled radioligand. Piercey, M.F., Lum, J.T. and Palmer, J.R. Effects of MDMA ("ecstasy") on Firing Rates of Seroron- ergic, Dopaminergic, and Noradrenergic Neurons in the Rat. Brain Research 526 203-206(1990).MDMA is effective in the depression of serotonin neurons in the dorsal and median raphe. Nora­drenalin neurons in the locus coeruleus were also depressed at moderate dosages, but dopamine neurons were unaffected.Ricaurte G.A. and McCann, U.D. Neurotoxic Am­phetamine Analogues: Effects in Monkeys and Implications for Humans. Ann. N. Y. Acad. Sei. 648 371-82 (1992)A review is presented of the relationships be­tween several amphetamine-related compounds (such as amphetamine, methamphetamine and MDMA) and changes in the neurotransmitter area. The changes seen in rodents are compared to those observed in non-human primates, and speculation is made concerning further extrapo­lation to humans. Research with these com­pounds should enhance our understanding of central monoaminergic systems in normal brain function, and their role in the pathophysiology of neuropsychiatric disorders.Ricaurte, G.A., Bryan, G., Strauss, L., Seiden, L. and Schuster, C. Hallucinogenic Amphetamine Selectively Destroys Brain Serotonin Nerve Ter­minals. Science 229 986-988 (1985).MDA was studied and found to produce long last­ing reductions in the level of serotonin, the num­ber of serotonin uptake sites, and the concentra­tion of 5-HIAA in the rat brain. It was suggested that these deficits were due to serotonin nerve terminal degeneration. This was the research re­port that had been submitted for publication at the time of the MDMA hearings, and that played a focal role in the emergency scheduling of MD­MA.Ricaurte, G.A., DeLanney, L.E., Irwin, I. and Langston, J. W. Toxic Effects of MDMA on Central Serotonergic Neurons in the Primate: Importance of Route and Frequency of Drug Application.Brain Research 446 165-169 (1988).The toxicity of MDMA was studied in primates both by the oral and the subcutaneous routes, and in single and multiple doses. Multiple doses are more effective that single doses in depleting serotonin, and the s.c route is more effective than the oral route. However, a single, oral ad­ministration of MDMA still produces a long-lived depletion.Ricaurte, G.A., DeLanney, L.E., Wiener, S.G., Irwin, I. and Langston, J. W. 5-Hydroxyindoleace- tic acid in Cerebrospinal Fluid Reflects Seroton­ergic Damage Induced by 3,4-Methylenedioxy­methamphetamine in CNS of Non-human Pri­mates. Brain Research 474 359-363 (1988).

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The usefulness of 5-hydroxyindoleacetic acid in CSF as a marker for serotonergic damage in­duced by MDMA was evaluated in the monkey. Following toxic doses of MDMA, there was remo­val of CSF for the assay of this serotonin metabo­lite, followed by sacrifice of the animal for direct brain measurement. The resulting positive corre­lation supports this technique for the eventual search for MDMA-induced damage in humans. Ricaurte, G.A., Finnegan, K.F., Nichols, D.E., DeLanney, L.E., Irwin, I. and Langston, J.W. 3,4- Methylenedioxymeth-amphetamine (MDE), a Novel Analogue of MDMA, Produces Long-lasting Depletion of Serotonin in the Rat Brain. Eur. J. Pharmacol. 137 265-268 11987).MDE was qualitatively similar to MDMA in the depletion of serotonin in rat brain, but was only one fourth as potent.Ricaurte, G.A., Forno, L.S., Wilson, M.A., DeLan­ney, L.E., Irwin, /., Molliver, M.E. and Langston, J.W. (+/-) Methylenedioxymethamphetamine (MDMA) Exerts Toxic Effects on Central Seroton­ergic Neurons in Primates. Soc. Neurosci. Abstr.13 No. 251.8 p. 905 (1987).MDMA was given s.q. twice daily for four days to monkeys, at 2.5, 3.75 and 5 mg/Kg. Post-mor­tem brain analyses showed serotonin reduction (90%) and axon damage. Some was described as "striking" and involved morphological changes. Ricaurte, G.A., Forno, L.S., Wilson, M.A., DeLan­ney, L.E., Irwin, I., Moliver, M.E. and Langston, J. W. (+/-) 3,4-Methylenedioxymethamphetamine Selectively Damages Central Serotonergic Neu­rons in Nonhuman Primates. J. Am. Med. Assn. 260 51-55 (1988).The parenteral administration (subcutaneous, twice daily for four days) of MDMA to monkeys of three species produced both brain serotonin de­pletion and accompanying neuron damage upon autopsy following a two-week waiting period. Considerable microscopic detail is given. The evidence presented could imply, but does not established, that there may be actual neuron cell death. The human pattern of use is oral rather than parenteral, but a warning for prudence is advanced for the human use of either MDMA or (the neurotoxicologically similar drug) Fenflura­mine.Ricaurte, G.A., Marletto, A.L., Katz, J.L. and Marletto, M.B. Lasting Effects of (+/-)-3,4-Meth­ylenedioxymethamphetamine (MDMA) on Ventral Serotonergic Neurons in Nonhuman Primates: Neurochemical Observations. J. Pharm. Exptl. Therap. 261 616-622(1992).A study was made of the duration of the neuro­toxic effects of MDMA on squirrel monkeys (5 mg/day, twice daily, for 4 days) as a function of time, from 2 weeks to a year and a half. A con­trol blank was used. Serotonin deficits persisted, suggesting that MDMA produces lasting effects. Scallet, A.C., Ali, S.F., Holson, R.R., Lipe, G.W.

and Slikker Jr., W. Neurohistological Effects 120 Days after Oral Ecstasy (MDMA): Multiple Anti­gen Immunohistochemistry and Silver Degenera­tion Staining. Soc. Neurosci. Abstr. 13, Part 3 No. 251.6, p. 904 (1987).Both silver degeneration procedures (Fink-Hei- mer) and immunohistochemical techniques have been applied to MDMA-treated rats long after dosing. There are indications of regional differ­ences in recovery, and that some changes may be irreversible.Scheffel, U. and Ricaurte, G.A., Paroxetine as an in vivo Indicator of 3,4-Methylenedioxymetham­phetamine Neurotoxicity: A Presynaptic Seroton­ergic Positron Emission Tomography Ligand? Brain Research 527 89-95 (1990).The value of Paroxetine as an indicator of sero­tonergic nerve axon damage was demonstrated by the effectiveness of 5,7-dihydroxytryptamine in decreasing specific binding. MDMA treatment of rats gave similar reduction in labelled Paroxetine binding.Scheffel, U., Lever, J.R., Stathis, M., Ricaurte,G.A. Repeated Administration of MDMA Causes Transient Down-regulation of Serotonin 5-HT2 Receptors. Neuropharm. 31 881-893 (1992). The repeated administration of MDMA to rats causes a down regulation of serotonin receptors ion the brain of the rat. N-methyl-2-iodolysergic acid diethylamide is a suitable ligand for the la­belling of these receptors in vitro and in vivo.. Schlechter, M.D. Serotonergic-Dopaminergic Me­diation of 3,4-Methylenedioxymethamphetamine (MDMA, "Ecstasy"). Pharmacol. Biochem. and Behav. 31 817-824 (1989).The discriminative stimuli properties of MDMA in rats, were studied to explore the serotinergic, as contrasted to the dopaminergic, nature of the drug's action. In the early part of the behavioural responses, the effects appear to be exclusively serotinergic, but in the latter period, there are some believable dominergic actions.Schmidt, C.J. Acute Administration of Methylen­edioxymethamphetamine: Comparison with the Neurochemical Effects of its N-Desmethyl and N- Ethyl Analogs. Eur. J. Pharmacol. 136 81-88 (1987).MDMA (and its two immediate homologues, MD­MA and MDE) were studied in the serotoninergic systems in the rat brain. There was depletion of cortical serotonin which in the case of MDMA appeared to persist after at least a week.Schmidt, C.J. Neurotoxicity of the Psychedelic Amphetamine, Methylenedioxymethampheta­mine. J. Pharm. Exptl. Therap. 240 1-7 (1987). Evidence is presented that MDMA has a complex effect on rat serotonergic neurons, that results in a neurotoxic change at the nerve terminals. A parallel is drawn to the neurotoxin para-chloro- amphetamine.Schmidt, C.J., Acute and Long-term Neuroche-

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micaI Effects of Methylenedioxmethamphetamine in the Rat. NIDA Research Monograph Series ft94 179-195 (1989).An analysis of short and long-term brain seroto­nin-related changes was made, and interpreted. Comparisons were made to PCA, methampheta­mine and Fenfluramine.Schmidt, C.J. and Kehne, J.H. Neurotoxicity of MDMA: Neurochemical Effects. Ann. N. Y. Acad. Sei. 600 665-681 (1990).A review of the experimental findings involving both serotonin and dopamine in the neurotoxic action of MDMA. The actual mechanism of ac­tion remains unknown,Schmidt, C.J. and Lovenberg, W. (+/-)Methylene- dioxymethamphetamine (MDMA): A Potentially Neurotoxic Amphetamine Analogue. Fed. Proc.45 1059 (#5264) April 13-18, (1986). Note paper below, Schmidt et al„ with this same title. Rats were administered MDMA s.c. at various doses and sacrificed at three hours. Brain con­centrations of dopamine and serotonin, and their major metabolites were determined. The seroto­nin concentrations were reduced in a dose-de­pendent manner. Co-administration of a seroto­nin uptake inhibitor, Citalopram, blocked the MDMA-induced decline in striatal serotonin con­centrations suggesting a mechanism similar to that of the known serotonergic neurotoxin p-chlo- roamphetamine.Schmidt, C.J. and Lovenberg, W. Further Studies on the Neurochemical Effects of 4,5-Methylene- dioxymethamphetamine and Related Analogues. Soc. Neurosciences Abstrts. 12 169.5 (1986). The racemate and optical isomers of MDMA pro­duced depletion of cortical and striatal serotonin. The (+) isomer was the more effective material. MDA was similar to MDMA, but effects produced by the N-ethyl homologue (MDE) were reversed in a week. Whereas all three drugs caused an acute decrease in serotonin concentration, only MDA and MDMA reduced the uptake of tritiated serotonin at the dosages studied (20 mg/Kg). Schmidt, C.J. and Taylor, V.L. Direct Central Ef­fects of Acute Methylenedioxymethamphetamine on Serotonergic Neurons. Eur. J. Pharmacol. 156 121-131 (1988).The optical isomers of MDMA were studied sepa­rately in the rat as to their effects on loss of brain tryptophan hydroxylase. This appeared to precede the drop of serotonin concentration in the same areas. Injections of MDMA directly into the brain had no effect on either measure.Schmidt, C.J. and Taylor, V.L. Neurochemical Effects of Methylenedioxymethamphetamine in the Rat: Acute versus Long-term Changes. The Clinical, Pharmacological and Neurotoxicological Effects of the Drug MDMA. Kluwer, New York.(1990) Ed: S.J. Peroutka A study is presented describing the changes in the brains of rats which had been administered

MDMA. It is felt that the release of dopamine is a prerequisite for the neurotoxic effects seen. Schmidt, C.J., Abbate, G.M., Black, C.K. and Taylor, V.L. Selective 5-Hydroxytryptamine-2 Re­ceptor Antagonists Protect against the Neurotox­icity of Methylendioxymethamphetamine in Rats. J. Pharm. Exptl. Therap. 255 478-483 (1990). The characteristic serotonin deficits produced in rats by MDMA were prevented by the simultaneous administration of serotonin antago­nists such as Ritanserin. The action of such drugs may involve dopamine.Schmidt, C.J., Black, C.K., Abbate, G.M. and Taylor, V.L. Methylenedioxymethamphetamine- induced Hyperthermia and Neurotoxicity are In­dependently Mediated by 5-HT2 Receptors.Brain Research 529 85-90 (1990).In rats, MDMA produces a hyperthermia which can be partially antagonised, as can the induced neurotoxicity, by the administration of a seroto­nin antagonist.Schmidt, C.J., Black, C.K., Abbate, G.M. and Taylor, V.L Chloral Hydrate Anesthesia Antagoni­zes the Neurotoxicity of 3,4-Methylenedioxy­methamphetamine. Eur. J. Pharmacol. 191 213- 216(1990).When chloral anesthesia is administered to rats that have been administered MDMA, there is an interference with the induced neurotoxicity. This may be due to some role played by dopamine release.Schmidt, C.J., Black, C.K. and Taylor, V.L. Antagonism of the Neurotoxicity due to a Single Administration of Methylenedioxyamphetamine. Eur. J. Pharmacol. 181 59-70(1990).A complex series of experiments in the rat inves­tigating MDMA has suggested that the release of both dopamine and serotonin are implicated in the observed neurotoxicity of MDMA.Schmidt, C.J., Black, C.K. and Taylor, V.L. L- DOPA Potentiation of the Serotoninergic Deficits Due to a Single Administration of 3,4-Methylene­dioxymethamphetamine, p-Chloroamphetamine or Methamphetamine to Rats. Eur. J. Pharmacol.203 41-49 (1991).The role of dopamine in the serotoninergic neu­rotoxicity of MDMA, PCA, methamphetamine, MDE, and Fenfluramine was assessed by their co-administration with L-DOPA. The findings re­ported support a role for dopamine release in the toxicity of the first three of these drugs.Schmidt, C.J., Levin, J.A. and Loverberg, W. In Vitro and In Vivo Neurochemical Effects of Methylenedioxymethamphetamine on Striatal Monoaminergic Systems in the Rat Brain, Bio­chem. Pharmacol. 36 747-755 (1987).This study compares the effects of MDMA and MDA on neurotransmitter release in vitro and the (+) isomer is the more effective. The (+) isomer is also the more effective in vivo.Schmidt, C.J., Vicki, L„ Taylor, G.M. and Niedu-

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zak, T.R. 5-HT-2 Antagonist Stereoselectivly Pre­vents the Neurotoxicity of 3,4-Methylenedioxy­methamphetamine by Blocking the Acute Stimu­lation of Dopamine Synthesis: Reversal by L-DO- PA. J. Pharm. Exptl. Therap. 256 230-235(1991).The effects of the optical isomers of a serotonin antagonist (one active, the other inactive) on the interaction of MDMA with both the dopaminergic and the serotoninergic systems of the male rat were studied. The protective effects against fore­brain serotonin deficit that was observed, was reversed by the administration of L-DOPA. Schmidt, C.J., Wu, L. and Lovenberg, W. Meth- ylenedioxymethamphetet-amine: A Potentially Neurotoxic Amphetamine Analogue. Eur. J. Phar­macol. 124 175-178(1986).Acute administration of MDMA to rats provide selective and long lasting serotonin and 5-HIAA depletion, similar to that produced by p-chloro- phenylalanine. There was an elevation of neostriatal dopamine as well as it primary meta­bolite homovanillic acid. A typewritten draft of this paper was presented to the DEA in conjunc­tion with the legal hearings held concerning the scheduling of MDMA.Seiden, L.S. Report of Preliminary Results on MDMA. Document entered into evidence Re: MD­MA Scheduling Docket No. 84-48, U.S. Depart­ment of Justice, Drug Enforcement Administra­tion, October 16, 1985.Rats were treated both acutely and chronically with MDMA, and the study of the decrease of serotonin receptors and the interpretation of neu­rological staining indicated a neurotoxicity simi­lar to, but less dramatic than, that seen with MDA.Slikker, Jr., W. and Gaylor, D.W. Biologically- Based Dose-Response Model for Neurotoxicity Risk Assessment. Korean J. Toxicol. 6 205-213(1990).A discussion of a model of risk assessment of neurotoxicity is presented, illustrated by publish­ed experimental details from MDMA in experi­mental rats.Slikker Jr., W., Ali, S.F., Scallet, A.C. and Frith, C.H. Methylenedioxymethamphetamine (MDMA) Produces Long Lasting Alterations in the Sero­tonergic System of Rat Brain. Soc. Neuroscien­ces Abstrts. 12 101.7 (1986).The chronic treatment of rats with MDMA (orally) produced decreased levels of serotonin and 5- HIAA. At high dose levels there was a temporary decrease in homovanillic acid (HVA) but no change in dopamine levels.Slikker Jr., W., AU, S.F., Scallet, A.C.. Firth,C.H., Newport, G.D. and Bailey, J.R. Neuroche­mical and Neurohistological Alterations in the Rat and Monkey Produced by Orally Admini­stered Methylenedioxmethamphetamine (MDMA). Toxicol Appl. Pharmacol. 94 448-457 (1988).

A complete neurohistochemical study of chroni­cally administered MDMA, orally, to either rats of monkeys, showed extensive indications of seroto­nin neuron involvement, but no changes in with either dopamine or its primary metabolites. Slikker Jr., W„ Holson, R.R., AH, S.F., Kolta, M.G., Paule, M.G., Scallet, A.C., McMillan, D.E., Bailey, J.R., Hong, J.S. and Scalzo, F.M. Behav­ioural and Neurochemical Effects of Orally Admi­nistered MDMA in the Rodent and Nonhuman Primate. Neurotox. 10 529-542 (1989).MDMA was compared to p-chloroamphetamine (PCA) in rats following short-term chronic oral administration. Observations were made on behavioural effects and on neurochemical changes. Both compounds showed the "serotonin motor syndrome" but these markers were not persistent, although the brain serotonin level decreases were maintained with time. Similar decreases were seen in monkeys, but there was no behavioural modification evident.Spanos, L.J. and Yamamoto, B.K. Methylenedi­oxymethamphetamine (MDMA)-induced Efflux of Dopamine and Serotonin in Rat Nucleus Accum­bens. Soc. of Neurosciences Abstr. 12 p. 609 (0169.6) (1986).Following MDMA administration to rats, the efflux of dopamine was decreased but then it quickly recovered. Serotonin depletion does not recover even after 2 hours, thus MDMA may be neurotoxic.Steele, T.D., Brewster, W.K., Johnson, M.P., Nichols, D.E. and Yim, G.K.W. Assessment of the Role of alpha-Methylepinine in the Neurotoxicity of MDMA. Pharm. Biochem. Behav. 38 345-351(1991).The catachol metabolite of MDMA, alpha-methyl- epinine, was evaluated as a potential contributor to the neurotoxicity of MDMA. It was formed me- tabolicially, and also assayed directly. No rela­tionship to biogenic amines was observed, and it appears not to be responsible for the observed MDMA effects.Stone, D.M., Hanson, G.R. and Gibb, J.W. Does Dopamine Play a Role in the Serotonergic "Neu­rotoxicity" Induced by 3,4-Methylenedioxymet- hamphetamine (MDMA)? Soc. Neurosciences Ab- strt. 12 169.4 (1986).The possibility that the negative serotonin effects of MDMA might be mediated by dopamine was investigated. Studies involving dopamine synthe­sis inhibitors and antagonists suggest less invol­vement of dopamine than is seen with metham­phetamine.Stone, D.M., Hanson, G.R. and Gibb, J.W. Diff­erences in the Central Serotonergic Effects of Methylenedioxymethamphetamine (MDMA) in Mice and Rats. Neuropharm. 26 1657-1661(1987).A number of studies as to the brain serotonin responses to MDMA (in rats) suggest that the

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duration of exposure might be an important fac­tor in the estimation of toxic effects. Mice are shown to be less susceptible to MDMA, neuro- toxicologically, than rats.Stone, D.M., Merchant, K.M., Hanson, G.R. and Gibb, J. W. Immediate and Long Term Effects of3,4-Methylenedioxymethamphetamine on Seroto­nin Pathways in Brain of Rat. Neuropharmacolo­gy 26 1677-1683 (1987).The time course for the decrease of markers of central serotonin function in the rat is reported. Changes were observed at 15 minutes following a10 mg/Kg s.c. injection, and much recovery was observed at the 2 week point. Following multiple dose administration of MDMA, significant seroto­nin changes were still evident after 110 days. Stone, D.M., Stahl, D.C., Hanson, G.R. and Gibb, J.W. The Effects of 3,4-Methylenedioxym­ethamphetamine (MDMA) and 3,4-Methylenedi- oxyamphetamine (MDA) on Monoaminergic Sys­tems in the Rat Brain. Eur. J. Pharmacol. 128 41-48(1986).Single or multiple doses of either MDMA or MDA caused marked reduction in both serotonin and 5-HIAA, as well as in the associated enzyme tryptophane hydroxylase (TPH). Single injections elevated striatal dopamine concentrations, al­though after repeated injections, these values became normal. Striatal tyrosine hydroxylase (TH) was not changed.St. Omer, 1/.E.V., AH, S.F., Holson, R.R., Duhart,H. M., Scaizo, F.M. and Siikker, W. Behavioural and Neurochemical Effects of Prenatal Methylen­edioxymethamphetamine (MDMA) Exposure in Rats. Neurotox. Teratol. 13 13-20(1991). Pregnant rats were treated repeatedly with MD­MA. The progeny were completely normal as to litter size, birth weight, physical appearance, maturation paramelers, and other measures of behaviour. No neurological deficit could be ob­served, although the mother showed some decrease in weight gain, and decreases in brain levels of serotonin at selected locations.Takeda, H., Gazzara, R.A., Howard, S.G. and Cho, A.K. Effects of Methylenedioxymethamphe­tamine (MDMA) on Dopamine (DA) and Serotonin (5-HT) Efflux in the Rat Neostriatum. Fed. Proc. 45 1059 (#5266) April 13-18, 1986.Employing electrodes implanted in the neostria­tum of anaesthetized rats, the MDMA-induced efflux of dopamine and serotonin was measured. The serotonin efflux was significantly increased by MDMA, and had returned to normal by three hours. The dopamine efflux increased slightly, and then dropped below normal. MDA decreased the dopamine efflux.Trulson, T.J. and Trulson, M.E. 3,4-Methylenedi- oxymethamphetamine (MDMA) Suppresses Sero­tonergic Dorsal Raphe Neuronal Activity in Freely Moving Cats and in Midbrain Slices in vitro. Soc. Neurosci. Abstr. Vol. 13, Part 3, p. 905 (1987)

A study of the decrease of brain serotonin levels in cats given 0.25-5.0 mg/Kg MDMA is reported. Pretreatment with p-chloroamphetamine greatly attenuated the suppressant action of MDMA, and it is suggested that the action of the two drugs is similar.Wagner, J. and Peroutka, S.J., Neurochemistry and Neurotoxicity of Substituted Amphetamines, Neuropsychopharm. 3 219-220 (1990).MDMA was compared with Fenfluramine as a depletor of serotonergic nerve terminals, as de­termined by the reduction of the density of paro­xetine binding sites in rat's brains. Single dosag­es of 30 mg/Kg and 10 mg/Kg were required of the two drugs, respectively, to achieve significant changes.Whitaker-Azmitia, P.M. and Azmitia, E.C. A Tis­sue Culture Model of MDMA Toxicity. The Clini­cal, Pharmacological and Neurotoxicological Ef­fects of the Drug MDMA. Kluwer, New York.(1990) Ed: S.J. Peroutka A procedure is described for studying MDMA tox­icity employing tissue cultures prepared from fetal rat brains. The similarities and the differences observed between this technique and the more common in vivo techniques, are dis­cussed.Wilson, M.A., Ricaurte, G.A. and Mol liver, M.E. The Psychotropic Drug 3,4-Methylenedioxymeth­amphetamine (MDMA) Destroys Serotonergic Axons in Primate Forebrain: Regional and Lami­nar Differences in Vulnerability. Soc. Neurosci. Abstr., Vol. 13, Part 3, No. 251.8 p. 905(1987).The monkey shows a striking brain loss of seroto­nin terminals following exposure to MDMA twice daily for 4 days at 5 mg/Kg. The distribution and extent of this damage is reported.Wilson, M.A., Ricaurte, G.A. and Molliver, M.E. Distinct Morphologic Classes of Serotoninergic Axons in Primates Exhibit Differential Vulnerabi­lity to the Psychotropic Drug 3,4-Methylenedi­oxymethamphetamine. Neuroscience 28 121(1989).An exacting study is presented describing the morphological changes seen in the serotoninergic axons in the monkey's brain following MDMA ex­posure.Woolverton, W.L., Virus, R.M., Kamien, J.B., Nencini, P., Johanson, C.E., Seiden, L.S. and Schuster, C. R. Behavioural and Neurotoxic Ef­fects of MDMA and MDA. Amer. Coll. Neuropsy­chopharm. Abstrts. p. 173 (1985).In behavioural studies in rats and monkeys train­ed to distinguish amphetamine from saline, MD­MA mimicked amphetamine. With chronic administration, MDMA caused a degeneration of serotonin uptake sites, but no change in affinity of the undamaged sites. These results were similar to, but greater than, those seen with

No. 251.7.

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MDA.Yamamoto, B.K. and Spanos, L.J. The Acute Ef­fects of Methylenedioxymethamphetamine on Dopamine Release in the Awake-behaving Rat. Eur. J. Pharmacol. 148 195-204 (1988).The effects of MDMA on the caudate and nucle­us accumbens dopamine release and metabolism were studied by in vivo voltammetry and HPLC with electrochemical detection. There was a dose-dependent dopamine release observed in both regions by both measures.Yeh, S. Y. Lack of Protective Effect of Chlorpro- mazine on 3,4- Methylenedioxymethampheta­mine Induced Neurotoxicity on Brain Serotonin Neurons in Rats. Res. Commun. Subst. Abuse 11 167-174 (1990).Studies involving the administration of MDMA with or without chlorpromazine suggests have suggested that chlorpromazine does not protect MDMA-induced depletion of serotonin in rats.Yeh, S. Y. and Hsu, F-L Neurotoxicity of Metabo­lites of MDA and MDMA (Ecstasy) in the Rat.Soc. Neurosci. Abstr., Vol. 13, Part 3, p. 906(1987) No. 251.11.MDA, MDMA, and a number of potential metabo­lites (4-0H-3-0Me- amphetamine, alpha-methyl- dopamine, alpha-methylnorepinephrine) were studied in the rat, and the serotonin decreases measured. These metabolites have a lower neuro­toxicity than the parent compound.Zaczek, R., Culp, S. and De Souza. E.B. Intra- synaptosomai Sequestration of l3H)Ampheta- mine and !3H/Methylenedioxyamphetamine: Characterization Suggests the Presence of a Fac­tor Responsible for Maintaining Sequestration. J. Neurochem. 54 195-204 (1990).The incorporation of tritiated amphetamine, MDA and MDMA into rat brain synaptosomes was studied. The observed dynamics is discussed in relationship to the mechanism of action of amphetamine-induced monoamine release. Zaczek, R., Hurt, S., Culp, S. and DeSouza, E.B. Characterization of Brain Interactions with Methylenedioxyamphetamine and Methyl­enedioxymethamphetamine. NIDA Research Monograph Series If94 223-239 (1989).Brain recognition sites have been described for labelled MDA and MDMA, and similarities be­tween these and the corresponding amphetamine sites are noted.Zhao, Z., Castagnoti Jr., N, Ricaurte, G.A., Stee­le, T. and Martello, M. Synthesis and Neurotoxic- ological Evaluation of Putative Metabolites ot the Serotoninergic Neurotoxin 2- (Methylamino)-l- T3,4-(methylenedioxy)phenyllpropane KMeth- ylenedioxylmethamphetaminel. Chem. Res. Toxicol. 5 89-94 (1992).A number of potential toxic metabolites of MD­MA were synthesized and assayed as neurotoxins. One of these, 2,4,5-trihydroxymethamphetamine, was found to deplete both dopamine and

serotonin.Brodkin, J., Malyala, A. and Nash, J.F. Effect of Acute Monamine Depletion on 3,4-Methylenedi- oxymethamphetamine-lnduced Neurotoxicity. Pharmacol. Biochem. Behav. 45 647-53 (1993). The depletion of serotonin and dopamine in­duced by treatment of rats with acute exposure to high levels of MDMA has been explored. Sev­eral pharmacological probes have suggested that dopamine can play a major role in the neurotoxic effects of MDMA.Farfel, G.M., Vosmer, G.L. and Seiden, L.S. The N-Methyl-D-Aspartate Antagonist MK-801 Pro­tects Against Serotonin Depletions Induced by Methamphetamine, 3,4-Methylenedioxymetham- phetamine and p-Chloramphetamine. Brain Res. 595 121-127 (1992).The NMDA receptor antagonist MK-801 atten­uates the decrease in serotonin concentration brought about by MDMA and two other ampheta­mine derivatives, in rats. Changes in the seroto­nin metabolite 5-hydroxyindoleacetic acid con­centrations were similar to the serotonin in changes observed.Finnegan, K.T., Catder, L., CUkeman, J., Wei, S. and Karler, R. Effects of L-type Calcium Channel Antagonists on the Serotonin-depleting Actions of MDMA in Rats. Brain Res. 603 134-138 (1993).Of several calcium channel blockers effective at increasing the convulsion threshold induced by NMDA, only flunarizine blocked the long-term serotonin depleting effects of MDMA. It is sug­gested that calcium channels are not involved in the neurotoxicity of MDMA.Gibb, J. W., Johnson, M., Stone, D.M. and Han­son, G.R. Mechanisms Mediating Biogenic Amine Deficits Induced by Amphetamine and its Conge­ners. NIDA Research Monograph ftl36 226-241(1993).A large number of amphetamine-like derivatives, including MDMA, have been compared for their capacity for causing neurochemical deficits, in both the serotonin and the dopamine systems. Neurotoxicity is inferred in most cases as there is a long-term persistence of change.Jensen, K.F., 01 in, J., Haykal-Coates, N., 0'Cal­laghan, J., Miller, D.B. and de Olmos, J.S. Map­ping Toxicant-Induced Nervous System Damage With Cupric Silver Stain: A Quantitative Analysis of Neural Degeneration Induced by 3,4- Methylenedioxymethamphetamine. NIDA Re­search Monograph ft136 133-154 (1993).An argument is made for the quantitative poten­tial that could be realized from the cupric silver staining of degenerating neurons. This technique was applied to rats that had been treated with MDMA and a dose-response curve of neural de­generation was obtained.Scanzello, C.R., Hatzidimitriou, G., Martello,A.L., Katz, J.L. and Ricaurte, G.A. Serotonergic

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Recovery after (+/-)3,4-(Methylenedioxy)metham- phetamine Injury: Observations in Rats. J. Par- macol. Exptl. Therap. 264 1484-1491 (1993).In rats, as opposed to monkeys, the damage that is done by exposure to MDMA appears to be re­versible. This study explored the permanence of this recovery, and in some cases it appears to be sustained for at least a year. Some rats, however, appeared not to show this recovery.Schmidt, C.J., Sullivan, C.K. and Fadayel, G.M. Blockade of Striatal 5-Hydroxytryptamine(2) Re­ceptors Reduces the Increase in Extracellular Concentrations of Dopamine Produced by the Amphetamine Analogue 3,4-Methylenedioxy- methamphetamine. J. Neurochem. 62 1382-89(1994).MDMA stimulates the synthesis and release of dopamine, and serotonin receptor antagonists interfere with this action. Studies have been ma­de to determine which receptors are responsible.

Klinische StudienBeck, J. The Public Health Implications of MD­MA Use. The Clinical, Pharmacological and Neu- rotoxicological Effects of the Drug MDMA. Klu- wer, New York. (1990) Ed: S.J. Peroutka.This sociological paper brings together the street acceptance of, and the pubic health rejection of, MDMA as a tool for therapy and a vehicle of sim­ple intoxication. The part that this drug has play­ed in each of these roles is carefully defined. Beck, J., Harlow, D., McDonnell, D., Morgan, P.A., Rosenbaum, M. and Watson, L. Exploring Ecstasy: A Description of MDMA Users. Report to NIDA, September 15, 1989. Grantee: Institute for Scientific Analysis, San Francisco, CA.This is a 253 page report of a research project that conducted a broad and thorough analysis, through interview, of over 100 MDMA users. A fascinating picture emerges of the pros and cons of MDMA usage. This is the only analysis of this depth and candidness that has ever been done, and it is an essential reference volume for all social researchers in this area.Buffum, J. and Moser, C. MDMA and Human Sexual Function. J. Psychoactive Drugs 18 355- 359(1986).A survey of some 300 MDMA users produced a response of 25%. An analysis of the presented data is offered, organized as to types of activity and performance. There was a significant in­crease in intimacy, and a decrease (especially for males) in performance.Downing, J. The Psychological and Physiological Effects of MDMA on Normal Volunteers. J. Psy­choactive Drugs 18 335-340.This is certainly the most complete clinical study on the effects of MDMA on the normal human subject. A total of 21 normal volunteers were administered known amounts of MDMA, orally. The entire group had analyses of blood chemis­

try, timed and frequent physiological measures, including pulse and blood pressure (for all) and as well as neurological and electrocardiographic tests (for some). The neurological and electrocar­diogram evaluations were continued for 24 hours.Physiologically, all subjects experienced an ele­vation in blood pressure and pulse rate, with a peaking on the average at about one hour. At the sixth hour, most subjects were at or below their pre-dose levels, and at 24 hours all were within their normal ranges. Eye dilation was seen in all subjects, more than half had jaw clench and an increased jaw reflex, which persisted in one sub­ject to the 24 hour point. Some neurological re­flexes were enhanced (deep tendon) or equivocal (planter reflex), and there were signs of incoordi­nation (finger-nose testing, gait) in some subjec­ts, giving a strong warning against motor vehicle operation. One subject was nauseous, with vom­iting, but there were no difficulties with either urination or defecation, and there were neither headaches nor insomnia. Appetite was suppres­sed in all subjects to varying degrees.At the psychological level, all subjects reported a heightened sensual awareness, and three report­ed sexual arousal. It is concluded that MDMA produces remarkably consistent psychological effects that are transient, and is free of clinically apparent major toxicity.Greer, G. MDMA: A New Psychotropic Compound and its Effects in Humans. Privately Published, 333 Rosario Hill, Sante Fe, NM 87501. Copy­right 1983. 15 pages.The most complete study of the effects of MDMA published as of this date, describing the results of administration of MDMA to 29 human sub­jects (none with serious psychiatric problems) in a therapeutic setting. It is concluded that the best uses of MDMA are: facilitation of communi­cation and intimacy between people involved in emotional relationships: as an adjunct to insight- oriented psychotherapy; and in the treatment of alcohol and drug abuse. It is explained why MD­MA does not lend itself to over-use, since its most desirable effects diminish with frequency of use.Greer, G. Recommended Protocol for MDMA Ses­sions. Privately Published. 333 Rosario Hill, Sante Fe, NM 87501. Copyright 1985. 6 pages. This is a generalized protocol designed to cover the clinical use of MDMA. It reviews the issues of law, of safety, and of efficacy.Greer, G. Using MDMA in Psychotherapy. Ad­vances, 2 57-57 (1985).A conference was held at Esalen March 10-15 1985, to discuss the potential of MDMA for therapy, and to evaluate its differences from ear­lier therapeutic tools such as LSD. A total of 13 subjects, with the supervision of several experi­enced psychiatrists, participated in a experiment

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designed to familiarize the potential clinician with the actions of MDMA. Most of the attendees had already known of the drug in a therapeutic context, and their collected comments are pre­sented and discussed.Greer, G. Ecstasy and the Dance ol Death. Brit­ish Med. J. 305 775 (1992).A defence of MDMA is presented, in answer to published conclusions that no clinical benefits have been observed. There is a tallying of the benefits seen amongst the author's patients, in earlier clinical studies.Greer, G. and Tolbert, R. Subjective Reports of the Effects of MDMA in a Clinical Setting. J. Psychoactive Drugs 18 319-327 (1986).This article summarizes and gives additional de­tail on the collection of 29 therapeutic trials dis­cussed earlier. The protocol of drug administra­tion, a review of both the benefits and the unde­sirable effects, and an outlining of the changes seen in the patients, are presented. There is a considerable body of retrospective evaluation. Greer, G. and Tolbert, R. The Therapeutic Use of MDMA. The Clinical, Pharmacological and Neu- rotoxicological Effects of the Drug MDMA. Klu- wer, New York. (1990) Ed: S.J. Peroutka.A structure is provided in detail for the clinical use of MDMA in a therapeutic setting. A number of the preferred procedured are illustrated with specific case examples.Grob, C., Bravo, G., McQuade, J. and Doblin, R. Analgesic Efficacy of 3,4-Methylenedioxymeth­amphetamine (MDMA) in Modification of Pain and Distress of End-stage Cancer. Proposal sub­mitted to the FDA for clinical approval, August 4, 1991.A proposal has been submitted to the FDA for the evaluation of MDMA as an analgesic against clinical pain in advanced cancer patients.Grob, C., Bravo, G., and Walsh, R., Second Thoughts on 3,4-Methylenedioxymethampheta­mine (MDMA) Neurotoxicity. Arch. Gen. Psychia­try 47 288 (1990).A letter to the editor presents a critique of stu­dies done on alleged MDMA users in search for evidence of serotonin nerve damage (Price et al., Arch. Gen. Psychiatry 46 20-22 (1989). The fact that all nerve toxicity is based on animal studies, and that the long-used drug Fenfluramine is con­siderably more potent a neurotoxin than MDMA, might argue that studies into the potential thera­py use should be encouraged.Grob, C.S., Bravo, G.L., Walsh, R.N. and Liester, M.B. Commentary: The MDMA-Neurotoxicity Controversy: Implications for Clinical Research with Novel Psychoactive Drugs. J. Nerv. Ment. Dis. 180 355-356 (1992).The points raised by Kosten and Price, in criti­cism to the retrospective interview paper, are answered.Kosten, T.R. and Price, L.H. Commentary: Phe­

nomenology and Sequelae of 3,4-Methylenedio- xymethamphetamine Use. J. Nerv. Ment. Dis.180 353-354 (1992).The retrospective interview by Liester et al. is critically analysed, and found to be faulted both methodologically and as to the conclusions reached.Liester, M.B., Grob, C.S., Bravo, G.L. and Walsh, R.N. A Study of MDMA Use Among Psychiatrists. Poster HNR-62, New Research Poster Session, American Psychiatric Association, San Francisco, CA May 8, 1989.A survey was conducted among 20 psychiatrists who had previously taken MDMA, and a tally of the various responses made. There was a discus­sion of both the methodological problems and the ethical considerations of this type of study. Liester, M.B., Grob, C.S., Bravo, G.L. and Walsh, R.N. Phenomenology and Sequelae of 3,4-Meth- ylenedioxymethamphetamine Use. J. Nerv. Ment. Dis. 180 345-352 (1992).Twenty psychiatrists experienced with MDMA were retrospectively interviewed as to side ef­fects, insight gained, pleasure experienced, and intensity of effects.Peroutka, S.J. Recreational Use of MDMA, Ecsta­sy: The Clinical, Pharmacological and Neurotoxi- cological Effects of the Drug MDMA. Kluwer,New York. (1990) Ed: S.J. Peroutka.There is a distillation from some 300 users of MDMA as to their experiences on the drug, both as to subjective mental effects, and as to physi­cal difficulties. Although the reports are largely favourable, there is a mention of both panic attacks and of a lethal event, and several popular myths are itemized. It is concluded that recrea­tional use should be avoided.Peroutka, S.J., Newman, H. and Harris, H. Sub­jective Effects of 3,4-Methylenedioxymetham­phetamine in Recreational Users. Neuropsycho- pharmacol. 1 273-277 (1988).A survey has been made of about a hundred ad­mitted MDMA users and has been organized into reports of subjective feelings such as “closeness" (the most often reported) to "blurred vision” (the least often reported). A brief review of the toxicological history is presented, and no unequivocal evidence of human toxicity could be concluded from this study.Price, L.H., Krystal, J.H., Heninger, G.R. and Ricaurte, G.A., In Reply. Arch. Gen. Psychiatry 47 289(1990).The critique of Grob et al. is responded to. The self-claimed MDMA users had been assayed by urine EMIT screening for recent drug use prior to the experiments reported (Price et al., Arch. Gen. Psychiatry 46 20-22 (1989). The justification for continued Fenfluramine use was that it had no record of abuse (as contrasted to MDMA use), and that the claims for drugs serving as psycho­therapeutic adjuncts have been made for many

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compound for many years, and have not bourn fruit. The recommendation is strongly made that clinical studies are inappropriate at this time. Shulgin, A.T. and Nichols, D.E. Characterization of Three New Psychotomimetics, The Psychopharmacology of Hallucinogens, Eds. R.C. Stillman and R.E. Willette, Pergamon Press, New York. (1978).The psychopharmacological properties of MDMA are presented, in company with two new com­pounds, para-DOT (2,5-dimethoxy-4-methylthio- amphetamine) and alpha,O-DMS (5-methoxy- alpha-methyltryptamine). It is described as evo­king an easily controlled altered state of cons­ciousness with emotional and sensual overtones. It appears to be with little hallucinatory compo­nent. This is the first clinical report of the effec­ts of MDMA in man.Siegel, R. K. MDMA: Nonmedical Use and Intoxi­cation. J. Psychoactive Drugs 18 349-354(1986).From a group of 415 acknowledged MDMA users, a sub-group of 44 were chosen for examinations and tests. They were interviewed, physically ex­amined, and tested by several of a large battery of psychological evaluation procedures. From this, patterns of use and the nature of the intoxi­cating effects were deduced.The author has concluded that the visual effects of MDMA intoxication were typical ot the intoxi­cations from the classical hallucinogens such as mescaline with imagery characteristic of drug- induced hallucinations, as well as those induced by isolation and stress. These are mollified when attention is directed towards external events. There were, nonetheless, no abnormal profiles on the psychological tests. It is felt that the MDMA intoxication is neither uniformly controllable nor uniformly predictable.Tatar, A. and Naranjo, C. MDMA in der Gruppen­psychotherapie. Symposion "Über den derzeiti­gen Stand der Forschung auf dem Gebiet der psychoaktiven Substanzen." Nov. 29 - Dec. 12,1985, in Hirschhorn/Neckar, Germany.Two independent reports of clinical utility are presented. Both investigators report MDMA use in group settings. The groups consisted mainly of psychosomatic patients involving problems such as allergies, eczema, sexual dysfunction, trouble­some urination, cardiac irregularities, and can­cer. There were some positive changes reported, and in some cases there were no improvements. No details are presented.Watson, L. and Beck, J. New Age Seekers: MD­MA Use as an Adjunct to Spiritual Pursuit. J. Psychoactive Drugs 23 261-270 (1991).In an analysis of a sociological investigation into the lay use of MDMA, the quality of MDMA expe­riences with a sub-set of "New Age” oriented users. As there appears to be a wide variety of motivations for MDMA use, care must be paid to

the social context in evaluating drug-using behaviour.Widmer, S. Ins Herz der Dinge Lauschen. Vom Erwachen der Liebe. Nachtschatten Verlag, Solo­thurn, Schweiz, 1989.This reference book of just over 300 pages, is a thorough collection of ideas, comments, and illustrations, of the use of MDMA and/or LSD in psychotherapy. It is in German.Wolfson, P. E. Meetings at the Edge with Adam: A Man for All Seasons. J. Psychoactive Drugs 18 329-333 (1986).An extensive discussion is presented listing the potential virtues and hazards of MDMA use in the psychotherapeutic setting. The roles of drugs currently used, and those of MDMA-like action that might some day be available, are reviewed.A case report of the use of MDMA in a family problem situation is presented in considerable detail.Hastings, A. Some Observations on MDMA Expe­riences Induced Through Posthypnotic Sugges­tion. J. Psycho. Drugs 26 77-83 (1994).A study is reported with subjects who were famil­iar with MDMA action. The techniques of hypno­sis were employed to reinstitute MDMA-like ef­fects, and the potential for post-hypnotic sugges­tion in therapy is explored.McCann, U.D. and Ricaurte, G.A. MDMA ("Ec­stasy") and Panic Disorder: Induction by a Single Dose. Biol. Psychiatry 32 950-953 (1992).A patient is described with a lasting panic disor­der syndrome that started during the course of an alleged MDMA experience. Alprazolam improved his condition, but it was reprecipitated by OTC cold remedies, suggesting that some ca­techolamine function had been disturbed in the patient.McCann, U.D. and Ricaurte, G.A. Reinforcing Subjective Effects of (+/■) 3,4-Methyienedioxy- methamphetamine ("Ecstasy") May Be Separable from its Neurotoxic Actions: Clinical Evidence. J. Clin. Psychopharmacol. 13 214-217 (1993).Four subjects who had voluntarily, and anecdo­tally, exposed themselves to MDMA, report that pre-treatment with Fluoxetine found some in­creased somatic distress, but no attenuation of the expected responses to the drug, including enhanced awareness and ease of communication. It is implied that a pre-treatment with a seroto­nin uptake inhibitor attenuates the neurotoxic effects of the drug MDMA, but the thrust of the report might well be to suggest that there is a neurotoxic effect in man that can indeed be at­tenuated.McCann, U.D., Ridenour, A., Shaham, Y. and Ricaurte, G.A. Serotonin Neurotoxicity After (+/- )3,4-Methylenedioxymethamphetamine (MDMA: "Ecstasy"): A Controlled Study in Humans. Neu­ropsychopharmacology 10 129-138 (1994).A group of 30 MDMA users and 28 matched con-

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trols with no history of MDMA use were studied. The MDMA subjects had lower levels of 5- hydroxyindoleacetic acid in their cerebrospinal fluid, indicating some serotonin depletion. At the psychological level, the MDMA users showed a decreased impulsivity and hostility, and in­creased harm avoidance and constraint.Moody, C.P. Facsimile letter to C.S. Grob con­cerning FDA approval of human Phase I study application. November 4, 1992.This is an official statement from the Pilot Drug Evaluation Section of the Food and Drug Administration, that the Phase I study submitted by Dr. Grob, has been approved.

Toxikologie bei TierenDavis, W. M. and Borne, R. F. Pharmacologic Investigation of Compounds Related to 3,4- Methylenedioxyamphetamine (MDA). Substance and Alcohol Actions/Misuse, 5 105-110 (1984). Acute toxicity studies on MDMA and several homologues, in mice, showed LD-50's of about 100 mg/Kg (i.p.) (for MDMA). In aggregate, the lethality was increased several-fold.Frith, C.H. 28-Day Oral Toxicity of Methylenedi­oxymethamphetamine Hydrochloride (MDMA) in Rats. Project Report, Toxicology Pathology /Isso- ciates, Little Rock, Arkansas (1986)A controlled toxicological study on some 100 rats with chronically administered MDMA (dosag­es up to 100 mg/Kg) showed several behavioural signs (hyperactivity, excitability, piloerection. exophthalmus, and salivation). Neither gross nor microscopic pathology was evident at necropsy. Frith, C.H., 28-Day Oral Toxicity of Methylenedi­oxymethamphetamine Hydrochloride (MDMA) in Dogs. Project Report, Toxicology Pathology Asso­ciates, Little Rock, Arkansas (1986)A controlled toxicological study of some 24 dogs with chronically administered MDMA (dosages up to 15 mg/Kg) showed several behavioural signs including circling, depression, dilated pupils, hyperactivity, rapid breathing, and salivation. On necropsy, there were examples of reduced testi­cular size, including microscopically noted atro­phy. Prostatic hyperplasia was present in two high dose males.Frith, C.H., Chang, L.W., Lattin, D.L., Walls,R.C., Hamm, J. and Doblin, R. Toxicity of Methylenedioxy-methamphetamine (MDMA) in the Dog and the Rat. Fundamental and Applied Tox. 9 110-119 (1987).Toxicity studies were performed on dogs and rats and signs are described. No histopathological lesions within the CNS were observed in either species, although unusual clinical observations were recorded.Goad, P. T. Acute and Subacute Oral Toxicity Study of Methylenedioxymeth-amphetamine in Rats. Project Report, Intox Laboratories,Red field, Arkansas, (1985).

Subacute toxicity studies on rats in graded doses (25 mg/Kg/day in 25 mg increments to 300 mg) were conducted. In acute studies, the LD-50 is given as 325 mg/Kg, some six times the reported i.p. LD-50. No histological evidence of brain damage was observed.Hardman, H.F., Haavik, C.O. and Seevers, M.H. Relationship of the Structure of Mescaline and Seven Analogs to Toxicity and Behaviour in Five Species of Laboratory Animals. Tox. and Appl. Pharmacology 25 299-309 (1973).This report describes several studies supported by the Army Chemical Centre during the period 1953-1954, and declassified in 1969. MDMA was one of eight compounds (including also mes­caline, DMPEA, MDPEA, MDA, DMA, TMA and alpha-ethyl-MDPEA) studied in five animals (mouse, rat, guinea pig, dog, and monkey).The toxicology study showed MDMA to be one of the more toxic of the drugs studied, in most ani­mals second only to MDA. The average LD-50's given were 97, 49 and 98 mg/Kg (for the mouse, rat and guinea pig, resp, — following i.p. administration), and 16 and 26 mg/Kg (for the dog and monkey, i.v. administration).Behavioural studies in dog and monkey were made over the dosage ranges of 5-50 and 10-75 mg/Kg respectively. These levels evoked a broad range of motor activity, autonomic activity and CNS activity in both animals (the dog more than the monkey) but the ranges studied included the lethal dose levels. Interestingly the monkey showed behaviour interpreted as hallucinations for MDMA, whereas mescaline (an acknowledged hallucinogenic compound) produced no such be­haviour at doses more than two times higher (200 mg/Kg i.v.). Structure-activity relationships are discussed.

Toxikologie bei MenschenAnon: Analog, Australian Forensic Drug Analysis Bulletin 12 14 (1990).Two deaths associated with a plane crash, were analysed. There was MDMA present (blood, 1.4 and 1.7 mg/L; liver, 1.5 and 6.9 mg/kg; stomach. 0.24 and 0.55 mg; urine, 48 amd 44 mg/L). And also present was ethanol (blood,0.165 and 0.145 g/100 mL) as well as the qua­litative presence of cannabmoids (in both). Barrett, P.J. Ecstasy and Dandrolene. British Med. J. 305 1225 (1992).An argument is made against the administration of Dandrolene in instances of hyperthermia following ecstasy intoxication. This is a muscle relaxant which may reduce thermogenesis asso­ciated with muscular activity. Rehydration seems the wiser course and supportive measures may be sufficient treatment.Benazzi, F., and Mazzoli, M. Psychiatric Illness Associated with "Ecstasy". Lancet 338 1520(1991).

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A case of severe depression following MDMA ex­posure is reported. The syndrome included loss of energy, weight, and interest in all activities, decreased appetite, psychomotor retardation, hypersomnia, diminished ability to concentrate, and suicidal ideation.Brown, C.R., McKinney, H., Osterloh, J.D., Shul­gin, A.T., Jacob III P. and Olson, K.R. Severe Adverse Reaction to 3,4-Methylenedioxymetham­phetamine (MDMA). Vet. Hum. Toxicol. 28 490(1986).A 32 year old female presumably ingested a "standard” dose, and became comatose, but sur­vived. Serum level was reported to be 7 micro- grams/mL.Brown, C. and Osterloh, J. Multiple Severe Com­plications from Recreational Ingestion of MDMA (Ecstasy). J. Am. Med. Soc. 258 780-781(1987).A considerable body of clinical detail and selec­ted laboratory finding is present in an apparent MDMA toxicity situation involving a 32 year old female. Serum levels of 7 mg/mL and urine lev­els of 410 and 816 mg/mL were reported (the latter upon admission and on the second day).An immunoenzyme assay for MDMA (using a sy­stem designed for amphetamine) reacted with MDMA at 25 mg/mL at the amphetamine cut-off point of 300 nanograms/mL. The observed com­plications were similar to those observed in am­phetamine overdoses, and might possibly be due to an idiosyncratic reaction, an allergic reaction, or to malignant hyperthermia.Campkin, N.T.A. and Davies, U.M. Another Death from Ecstasy. J. Royal Soc. of Med. 85 61(1992).A young male was admitted both unconscious and convulsing following the consumption of three ecstasy tablets. Despite heroic treatment, he died some five hours later. Serum MDMA lev­els were measured (1.26 mg/L) although no MDA was detected. The diagnosis included dissem­inated intravascular coagulation with prolonged clotting times, hypofibrinogenaemia, elevated fibrin degradation products and thrombocytopae- nia.Chadwick, I.S., Linsley, A., Freemont, A.J. and Doran, B. Ecstasy, 3,4-Methylenedioxymetham­phetamine (MDMA), a Fatality Associated With Agulopathy and Hyperthermia. J. Royal Soc.Med. 84 371 (1991).A fatality associated with MDMA is reported. Blood and gut levels are given. Extensive morbid post mortem details are also outlined.Davis, W.M., Hatoum, H.T. and Waters, I.W. Tox­icity of MDA (3,4-Methylenedioxyamphetamine) Considered for Relevancy to Hazards of MDMA (Ecstasy) Abuse. Alcohol and Drug Abuse, 7 123-134 (1987).The toxicological literature is reviewed, and it is suggested that the toxicological data obtained

from MDA be extrapolated to MDMA. A compari­son of these two drug is presented. de Silva, R.N. and Harries, D.P. Misuse of Ecsta­sy. British Med. J. 305 309 (1992).This is the reinstatement of four observed cases of intracerebral haemorrhage following exposure to ecstasy or amphetamine. The original article appeared in the Scottish Med. Journal, authored by Harries and de Silva..Dowling, G.P. Human Deaths and Toxic Reactions Attributed to MDMA and MDEA. The Clinical, Pharmacological and Neurotoxicological Effects of the Drug MDMA. Kluwer, New York.(1990) Ed: S.J. Peroutka.A thorough review is presented of the case records of the reported deaths associated with MDMA use. It was concluded that such deaths are exceedingly rare, especially when considering the widespread use of this drug.Dowling, G.P., McDonough III, E.T. and Bost, R.O. ‘Eve' and 'Ecstasy' A Report of Five Deaths Associated with the Use of MDEA and MDMA. J. Am. Med. Assoc. 257 1615-1617 (1987)Five deaths occurred in the Dallas area which have involved either MDMA or MDE. One death was stated to be due to MDMA. Two of the others had had preexisting heart conditions, one had asthma, and one was electrocuted, apparently from having climbed and fallen from a power pole. In these latter cases, MDMA was not felt to have been the primary cause of death. It is sug­gested that a preexisting cardiac disease may predispose an individual to sudden death with MDMA. It was only with the asthma death that there was given a body level (blood) of MDMA, and it was 1.1 mg/mL.Ellis, P. and Schimmel, P. Ecstasy Abuse. New Zealand Medical Journal 102 358 (1989).A severely disturbed young woman was seen as a patient. She made frequent references to "Ecsta­sy." A urine analysis showed no evidence for the presence of MDMA, although there was observed a high level of phenothiazines. She was admitted to the psychiatric word and started on antipsy­chotic medication. After three days there, she committed suicide. The authors conclude, "We are concerned that clinicians should be aware of the potentially serious medical and psychiatric consequences of the use of [MDMA] in sensitive individuals or in overdose."Ellis, S.J. Complications of "Ecstasy" Misuse. Lancet 340 726 (1992).A criticism is levelled at the medical letters pub­lished, and especially the media coverage, con­cerning the association of ecstasy use and hu­man trauma. The terms used, are judgmental and scaremongering. The danger associated with MDMA use is clouded by the reports being out of context. In the absence of correlary information such as alcohol consumption, or even an esti­mate of MDMA use.

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Fahal. I.H., Sallomi, D.F., Yaqoob, M. and Bell, G. M. Acute Renal Failure after Ecstasy. British Med. J. 305 29 (1992).A nearly lethal case of acute renal failure is re­ported six hours following the alleged ingestion of three “ecstasy" tablets at a rave. It is felt that the use of the drug may have contributed to the trauma.Gorard, D.A., Davies, S.E. and Clark, M.L. Mis­use of Ecstasy. British Med. J. 305 309 (1992). A case of jaundice is reported in a young student who had been using ecstasy recreationally over a period of several months. The symptoms cleared and there were no complications.Harries, D.P. and de Silva, R.N. 'Ecstasy'and Intracerebral Haemorrhage. Scottish Med J. 37; 150-152 (1992).Four cases of intracerebral haemorrhage are re­ported, following exposure to amphetamine ec­stasy, or mixtures thereof.Hayner, G.N. and McKinney, H. MDMA The Dark Side of Ecstasy. J. Psychoactive Drugs 18 341- 347(1986).The emergency treatment of two toxic episodes involving MDMA are described. One case, a 34 year old male, had a complex drug history involv­ing mainly opiates, but the timing of the crisis suggested that MDMA injection was responsible. The other case, involving a 33 year old female, has been discussed in detail (see Brown et al., above). A listing of the side-effects that may be experienced in cases of MDMA toxicity is also presented.Henry, J. A. Ecstasy and the Dance of Death. British. Med. J. 305 5-6 (1992).The positives and negatives of the drug Ecstasy (MDMA) are weighed. On the positive side, the psychotherapeutic potentials in fields as diver­gent and marriage guidance, alcoholism, and en­hancement of perception in elderly people, have been explored, although they have been found to be without benefit. On the negative side, the ad­verse effects can include convulsions, collapse, hyperpyrexia, disseminated intravascular coagu­lation, rhabdomyolysis, acute renal failure, weight loss, exhaustion jaundice, “flashbacks,", irritability, paranoia, depression, or psychosis. The long term effects will take time to document in detail.Henry, J.A., Jeffreys, K.J. and Dawling, S. Toxici­ty and Deaths from 3,4-Methylenedioxymetham- phetamine ("Ecstasy"). Lancet 340 384-387(1992).A report of the seven or so deaths within the United Kingdom, associated with the use of MD­MA, is presented. The clinical data in these dea­ths, as well as in other, non-fatal, legal situati­ons, are brought together, and discussed. Most of the lethal events involved hyperthermia, whether from the effects of the drug itself, or from circumstances associated with its use.

Krystal, J.H., Price, L.H., Opsahl, C., Ricaurte, G.A. and Heninger, G.R. Chronic 3,4-Methylene- dioxymethamphetamine (MDMA) Use: Effects on Mood and Neuropsychological Function? Am. J. Drug Alcohol Abuse 18 331-341 (1992).A group of self-acknowledged past MDMA users, participants in a tryptophan challenge test, were evaluated for a number of possible neuropsycho­logical deficits in a battery of tests. There were no indications of deficit, although some mild memory impairment was suggested. This was felt to be inconsequential (the volunteers that just recently flown some distances to participate in the tests, and the only documented drug com­mon to all subjects was the intentionally admini­stered tryptophan. The conclusions, nonetheless, are framed to raise concerns about the possible detrimental effects of MDMA use.Larner, A.J. Complications of "Ecstasy" Misuse. Lancet 340 726(1992).An extensive discussion is presented on the mechanism of thermogenesis caused by the use of MDMA. There may indeed be a genetic predis­position to such forms of hyperthermia. Interven­tion with Dandrolene, although it itself is not centrally active, may be justified.McCann, U.D. and Ricaurte, G.A. Lasting Neu­ropsychiatric Sequelae of (+/-) Methylenedioxy­methamphetamine ("Ecstasy'') in Recreational Users. J. Clin. Psychopharm. 11 302-305(1991).The prolonged responses of two patients, who had allegedly ingested large quantities of MDMA, are described. It is suggested that there may be lasting adverse functional consequences in vul­nerable persons following large dose exposure. McGuire, P. and Fahy, T. Chronic Paranoid Psy­chosis after Misuse of MDMA ("Ecstasy"). British Med. J. 302 697 (1991).Two cases are reported of chronic paranoid psy­chosis that followed alleged long-term self-ad- ministration of large quantities of MDMA. Other drugs had also been involved, and no toxicologi­cal evidence could confirm the drug history. In­tervention treatment (Haloperidol, Sulpiride) re­sulted in some improvement.Pallanti, S., and Mazzi, D. MDMA (Ecstasy) Pre­cipitation of Panic Disorder. Biol. Psychiatry 32 91-95 (1992).The authors describe three patients whose panic disorder began during recreational use of MDMA (Ecstasy) and was subsequently complicated by agoraphobic avoidance that continued autono­mously after cessation of the drug. Their panic disorder responded well to serotoninergic antide­pressant drugs, although there was no psycho­therapy done to work through the cause of the panic.Peroutka, S.J., Pascoe, N. and Faull, K.F. Mono­amine Metabolites in the Cerebrospinal Fluid of Recreational Users of 3,4-Methylenedioxymeth-

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amphetamine (MDMA, "Ecstasy"). Res.Commun. Subst. Abuse 8 225-138 (1987). Lumbar punctures from five MDMA users with various histories were assayed (some weeks fol­lowing the last exposure) for the levels of meta­bolites from the three major neurotransmitters serotonin, dopamine, and norepinephrine. All assays fell within normal limits.Price, L.H., Ricaurte, G.A., Krystal, J.H. and Heninger, G.R. Neuroendocrine and Mood Resp­onses to Intravenous L-Tryptophan in 3,4-Met­hylenedioxymethamphetamine (MDMA) Users. Arch. Gen. Psychiat. 46, 20-22 (1989).Nine self-acknowledged MDMA users were used as test subjects for the determination of the abil­ity of tryptophan to increase the serum prolactin level. This response can be used as a measure of serotonin integrity There was a statistically insi­gnificant lessening of PRL concentrations in the MDMA users.Reynolds, P.C., Personal Communication, 1986.A 35-years old male, who claimed to have taken MDMA, Valium, and LSD (and who died shortly after admission) had the following body levels (in mg/mL):

Blood Urine Bile Gastric (total)MDMA 1.46 13.7 1.98 414 mg.MDA 0.03 (present)Neither diazepam nor nordiazepam were found. Ricaurte, G.A. Studies of MDMA-Induced Neuro­toxicity in Nonhuman Primates: A Basis for Eval­uating Long-Term Effects in Humans. NIDA Re­search Monograph Series #94 306-322 (1989). Dose-related serotonin depletion in experimental animals is tabulated. A comparison of primate results to those reported from rats, has allowed an extrapolation to the human MDMA-user. The conclusion drawn that, as there have been no clear indicators of problems with MDMA users, if there is damage in man it may be very subtle in nature, possibly lying outside of our present techniques for detecting it, and possibly being very slow in onset, as compared to the rapid con­sequences seen from the MPTP trauma in the dopaminergic system.Rittoo, D.B. and Rittoo, D. Complications of "Ecstasy" Misuse. Lancet 340 725 (1992).A cautionary note is sounded about the misinter­pretation of the origins of hyperthermia as a complication in the course of anesthesia, when in fact it might be the result of prior MDMA ingestion. A serum level for MDMA is suggested as a protective manoeuvre.Rittoo, D., Rittoo, D.B. and Rittoo, D. Misuse of Ecstasy. British Med. J. 305 309-310 (1992). Three teenagers were observed with chest pains following the use of ecstasy and alcohol, and several hours of dancing. All electrocardiograms and radiographs were normal, and there were no complications.Rohrig, T.P. and Prouty, R.W. Tissue Distribution

of Methylenedioxymethamphetamine. J. Anal.Tox. 16 52-53(1992).Two cases of death involving methylenedioxy­methamphetamine (MDMA) are reported: one case is a fatal acute overdose and the other is a drug-related death. The tissue distribution of MDMA is reported in both cases.Russell, B., Schwartz, R.H. and Dawling, S. Ac­cidental Ingestion of 'Ecstasy ' (3,4-Methylenedi- oxymethylamphetamine). Archiv. Dis. Childhood 67 1114-1115 (1992).A case is reported of a 13 month old boy who ingested one capsule of Ecstasy. Neurological and cardiovascular side effects predominated, which responded well to treatment with a Chlor- methiazole infusion.Sawyer, J. and Stephens, W. P. Misuse of Ecsta­sy. British Med. J. 305 310 (1992).Two cases of "fits" are reported in young pa­tients who had consumed Ecstasy. There were no complications or sequelae.Schifano, F. Chronic Atypical Psychosis Associa­ted with MDMA ("Ecstasy") Abuse. Lancet 338 1335 (1991).A psychotic state is described in a patient who had been using MDMA on occasion over the course of four years. Other drugs (cannabis, alco­hol, benzodiazepines, cocaine) were also used, sporadically. Neuroleptic therapy did not appear to improve his mental state.Shearman, J.D., Chapman, R.W.G., Satsangi, J., Ryley, N.G. and Weatherhead, S. Misuse of Ec­stasy. British Med. J. 305 309 (1992).A woman experienced acute jaundice on two oc­casions, in from one to two weeks following the use of ecstasy, suggesting an idiosyncratic re­sponse to the drug.Shulgin, A.T. and Jacob III, P. l-(3,4-Methylene- dioxyphenyD-3-aminobutane: A Potential Toxico­logical Problem. J. Toxicol. — Clin. Tox. 19 109- 110(1982).An alert is written for the toxicological communi­ty that through the ambiguity of the term "piperonylacetone," two different chemical pre­cursors for both MDA and MDMA have been pub­licly advertised and made available. Efforts to synthesize MDMA might, through misrepresenta­tion, yield a largely unexplored homologue. Smilkstein, M.J., Smolinske, S.C., Kulig, K.W. and Rumack, B.H. MAO Inhibitor/MDMA Interac­tion: Agony after Ecstasy. Vet. Hum. Toxicol. 28 490 (1986).An abstract of a report of a 50 year old male who injected alleged MDMA while on a fixed regimen of the monoamine oxidase inhibitor phenelzine. He developed severe hypertension, diaphoresis, an altered mental status, and marked hypertoni­city. With supportive care he recovered fully in some 6 hours. Caution is expressed in possible interrelations between MDMA and MAO inhibi­tors.

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Smilkstein, M.J., Smolinske, S.C. and Rumack, B.H. A Case of MAO Inhibitor/MDMA Interaction: Agony after Ecstasy. Clin. Toxicol. 25 149-159(1987).This is the actual published paper that appeared as an abstract under similar authorship and simi­lar title above. There are considerable clinical details concerning the emergency room interven­tion.Suarez, R.V. and Riemersma, R. "Esctasy" and Sudden Cardiac Death. Amer. J. Forensic Med. Pathol. 9 339-341 (1988).An apparently natural death involving cardiac problems has been found to be related to MDMA use. The drug levels are given for blood and urine, but none of the metabolite MDA was iden­tified as being present.Verebey, K., Alrazi, J. and Jaffe, J.H. The Com­plications of "Ecstasy" (MDMA). J. Am. Med. Assoc. 259 1649-1650 (1988). Osterloh, J. and Brown, C„ In Reply, ibid. 259 1650 (1988).The body levels of MDMA and MDA following a single human trial of 50 mg are given. The peak plasma level seen (105.6 ng/MI at 2 hrs.) decreased to 5.1 ng/MI at 24 hrs. MDA occurred in plasma at lower levels, and both compounds appeared in urine. This suggests that the toxic incident reported by Brown and Osterloh may have followed a considerable overdose. Whitaker-Azmitia. P.M. and Aronson, T.A. "Ec­stasy" (MDMA)-lnduced Panic. Am. J. Psychiat. 146 119 (1989).Three cases are reported of transient panic attacks in individuals following the ingestion of alleged MDMA.Winstock, A.R. Chronic Paranoid Psychosis after Misuse of MDMA. British Med. J. 302 1 ISO- 1151 (1991).A brief survey of the frequency and nature of use of MDMA is presented. A check list of reported symptoms is given, and the suggestion is offered that as it might induce psychosis more research is needed.Woods, J.D. and Henry, J.A. Hyperpyrexia Induc­ed by 3,4-Methylenedioxyamphetamine ("Ei/e") Lancet 340 305(1992).A 30 year old man was admitted in convulsions, two hours after having taken six tablets of ecsta­sy. He recovered and was dismissed 72 hours later. Serum analysis showed the presence of 1.51 mg/L MDA and 0.2 g/L ethanol. The urine level of MDA was 48.6 mg/l but an analysis for MDMA showed only 0.5 mg/l as being present. Errors in synthesis were suspected. The original ingestion of MDMA is unlikely as MDA is only a minor metabolite of it.Allen, R.P., McCann, U.D. and Ricaurte, G.A. Persistent Effects of (+/-)3,4-Methylenedioxyme­thamphetamine (MDMA, “Ecstasy") on Human Sleep. Sleep, 16 560-564 (1993).A number of MDMA users were studied as to

sleep performance. They showed a significant decrease in sleep time (19 minutes) and non- REM sleep (23.2 minutes). The authors conclude that the recreational use of MDMA may induce lasting CNS serotonergic damage.Ames, D. and Wirshing, W.C. Ecstasy, the Sero­tonin Syndrome, and Neuroleptic Malignant Syn­drome — A Possible Link. J. Am. Med. Assoc. 269 869 (1993).A short review of both the "serotonin syndrome" and the "neuroleptic malignant syndrome" are presented, and compared to the portrait present­ed with MDMA overdose. A path of medical inter­vention is suggested based on the neurotransmit­ter disturbances associated with these syndro­mes.Barrett, P.J. 'Ecstasy' misuse — Overdose or Normal Dose? Anaesthesia 48 83 (1993).The personal experiences of this physician is that there is no straightforward relationship the dose of 'ecstasy' used, and the complications that might follow this exposure. Dehydration is com­mon, but this follows the energy expenditure in the drug use scene. Supportive therapy should be continued, but its efficacy must be continuously evaluated.Campkin, N.T.A. and Davies, U.M. Treatment of ‘Ecstasy’ Overdose with Dandrolene. Anaesthe­sia, 48 82-83 (1993).An exploration is presented for the first reported use of Dandrolene in the treatment of MDMA overdose. Its value in treatment is discussed, and remains uncertain. Nonetheless the recrea­tional use of MDMA appears to remain a poten­tially lethal pastime.Cregg, M.T. and Tracey, J.A. Ecstasy Abuse in Ireland, Irish Med. J. 86 118-20 (1993).An epidemiological study of MDMA use in Ire­land is presented, based upon reports to the Na­tional Poisons Information Centre in Dublin.Most of those described were male (80%) and largely in the 16-20 year old group. The symptoms presented are described as being rela­tively mild.de Man, R.A., Wilson, J.H. and Tjen, H.S. Acute Liver Failure Caused by Methylenedioxymetham­phetamine (“Ecstasy"). Nederlands Tijdschrift voor Geneeskunde. 137 727-9 (1993).An eighteen year old female who had regularly taken 1-2 tablets of MDMA every weekend, developed acute liver failure. She recovered fol­lowing two months of hospitalization. It is claim­ed that this is the 10th published case of hepatotoxicity following MDMA use.Friedman, R. Ecstasy, the Serotonin Syndrome, and Neuroleptic Malignant Syndrome — A Possi­ble Link. Reply. J. Am. Med. Assoc. 269 869- 870(1993).A plan for the treatment of MDMA toxicity is pre­sented, based on the similarity of its symptoms with the “serotonin syndrome."

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Gledhill, J.A., Moore, D.F., Bell, D. and Henry, J.A. Subarachnoid Haemorrage Associated with MDMA Abuse. J. Neurol. Neurosur. Psychiat. 56 1036-1037 (1993).Shortly following the consumption of MDMA, a 25 year old woman presented with severe headache and vomiting. A CT scan showed suba­rachnoid haemorrhaging which was successfully controlled. There had apparently been a preexi­sting “berry" aneurysm which may have ruptured with the surge of blood pressure from the drug. She had been a regular MDMA user for two or three years before this incident.Hughes. J.C., McCabe, M. and Evans, R.J. In­tracranial Haemorrhage Associated with Inges­tion of ‘Ecstasy.' Arch. Emerg. Med. 10 372-374(1993).The summary of this report emphasizes the im­portance of a drug analysis in emergency medi­cine. The drug in this case was found to be am­phetamine, not MDMA. Some mention should have been made also about the importance of not constructing a totally misleading title. Ecstasy was not involved.Keenan, E., Gervin, M., Dorman, A. and O'Con­nor, J.J. Psychosis and Recreational Use of MD­MA ("Ecstasy"). Irish J. Psychological Med. 10 162-163 (1993).A patient presented with bizarre behaviour, para­noid delusions and intermittent auditory halluci­nations. He gave a history of taking MDMA week­ly for a period of some five months. During his recovery period (with chlorpromazine) over the following few months, he has stopped the use of MDMA, and finds that the occasional use of cannabis does not worsen his symptoms.Lee, J.W.Y. Catatonic Stupor After Ecstasy. Brit. Med. J. 308 717-18 (1994).The author has re-evaluated the diagnosis of two patients reported to have suffered catatonia as a consequence of having taken MDMA (Maxwell et al., Brit. Med. J. 307 1399 (1993). He feels from the symptoms presented, that one was stu­porous and suffered mutism, and the other, who also did not speak, had simply presented with a "wild-eyed" look. The textbook criteria tor a cato- nia diagnosis are reviewed.O'Neill, D. and Dart, J.K. Methylenedioxyam­phetamine (Ecstasy) Associated Keratopathy. Eye7 805-806 (1993).Three instances of otherwise unexplained corneal epitheliopath are described following the alleged taking of "Ecstasy." Although no documentation of drug exposure is mentioned, the drug has been assumed to be methylenedioxymethamphet­amine (MDMA), rather than the methylenedioxyamphetamine (MDA) mentioned in the title and the text.Screaton, G.R., Cairns, H.S., Sarner, M.. Singer, M., Thrasher, A. and Cohen, S.L. Hyperpyrexia and Rhabdomyolysis after MDMA ("Ecstasy")

Abuse. Lancet 339 677-678 (1992).Three cases are described that allegedly involved the use of MDMA and came to medical attention because of extreme hyperthermia. Disseminated intravascular coagulation (DIC) apparently follow­ed as a consequence of the hyperpyrexia. Rapid cooling of the patient is recommended in such cases.Stone, R.J. Response to the paper of Singarah and Laviec. Anaesthesia 48 83 (1993).Tests are suggested that might assay the hyper­thermia aspects of MDMA intoxication. Perhaps those who succumb to acute toxicity may be ex­pressing responses that are genetic mediated. Tehan, B. Ecstasy and Dantrolene. Brit. Med. J. 306 146 (1993).An argument is advanced supporting the clinical intervention with Dantrolene in MDMA toxicity cases. This is supported by the successful out­come of a problem associated with MDE where body temperature responded quickly to the use of this agent.Williams, H., Meagher, D. and Galligan, P. M.D.M.A. (“Ecstasy"); a Case of Possible Drug- induced Psychosis. Irish J. Med. Sei. 162 43-44(1993).A disturbed and aggressive patient was seen at the time of a police arrest, some 48 hours follow­ing the consumption of a half-tab of alleged MD­MA His medical history included a skull fracture two months earlier, and his mother had a history of psychotic depression and paranoid delusions. His urine analysis showed only cannabis and benzodiazepines, the latter medically administe­red. His bizarre behaviour and mental disorienta­tion was treated with Haloperidol, Diazepam, Carbamazepine, and finally with a total of 600 mg Clopenthixol which allowed an eventual re­solution of his psychosis and disorientation. Wodarz. N. and Boning, J. "Ecstasy" — Induzier­tes Psychotisches Depersonalisationssyndrom. Nervenarzt 64 478-80 (1993).Following the consumption of two tablets of MD­MA. a 21-year old patient exhibited a psychotic depersonalisation disorder with suicidal tenden­cies. With medication, the symtoms disappeared over the course of six months. "Flash-backs" oc­curred repeatedly.

ChemieAnon: Verfahren zur Darstellung von Alky-Ioxy- aryl-, Dialkyloxyaryl- und Alkylendioxyarylamino- propanen bzw. deren am Stickstoff monoalkylier- ten Derivaten. German Patent, 274,350; Filed December 24, 1912, issued May 16, 1914. Assigned to E. Merck in Darmstadt.A chemical process is described for the conversi­on of several allyl- and propenyl-aromatic com­pounds to the corresponding beta-or alpha-bro- mopropanes. These, in turn, react with ammonia or primary amines to produce the corresponding

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primary or secondary propylamines. Specifically, safrole was reacted with aqueous HBr, and the impure reaction product reacted with alcoholic methylamine to produce MDMA in an unstated yield. Also described and characterized are MDA and DMA, as well as the corresponding 1-phenyl- 1-aminopropanes. No pharmacology is men­tioned.Anon: Formyl Derivatives of Secondary Bases. German Patent 334,555, assigned to E. Merck. 1920. CA 17:1804a (1923).A chemical conversion of MDMA to its formyl derivative, and the properties of the latter, are described. No pharmacology is mentioned. Biniecki, S. and Krajewski, E. Preparation of DL- l-(3,4-Methylenedioxy)-2-(methylamino)propane and DL-l-(3,4-dimethoxyphenyl)- 2-(methylami- nolpropane. Acta Polon. Pharm. 17 421-425 (1960). CA 55:14350e (1961).A chemical procedure is given for the conversion of safrole to the beta-bromopropane with HBr, and its subsequent conversion with alcoholic methylamine to MDMA. 4-Allylveratrole was similarly converted to 3,4-dimethoxy-N-methyl- amphetamine.Braun, U., Shulgin, A.T. and Braun, G. Centrally Active N- Substituted Analogs of 3,4-Methylene- dioxyphenylisopropylamine (3,4- Methylenedioxyamphetamine), J. Pharm. Sei. 69 192-195 (1980).Twenty two homologues and analogs of MDA were synthesized and their physical properties presented. Twelve of them were assayed in man as psychotomimetic agents. Three of them were found to be active: MDMA with a human potency of between 100 and 160 mg orally; MDE some­what less potent with a dosage requirement of 140-200 mg orally; and MDOH, which was simi­lar to MDMA in potency. Some animal pharmaco­logy is reviewed, and a comparison between MD­MA and MDA (toxicology, CNS pharmacology, and human effectiveness) is tabulated.Fujisawa, T. and Deguchi, Y. Concerning the Commercial Utilization of Safrole. J. Pharm. Soc. Japan 74 975 (1954). CA 49:10958i (1955). The conversion of safrole to piperonylacetone is described, using formic acid and hydrogen perox­ide, in acetone. The yield is satisfactory, and this is probably the most direct and efficient conver­sion of a natural product to an immediate precur­sor to MDMA.Hashimoto, K., Hirai, K. and Goromaru, T. Syn­thesis of Racemic, SM- and R(-)-N-fmethyl-3Hl3,4-Methylenedioxymethamphetamine. J. Label­led Cpds. and Radiopharmaceut. 28 465-469(1990).Tritium-labelled MDMA was synthesized from MDA by reaction with radioactive methyl iodide in a 60% yield. The optical isomers were separa­ted on a chiral HPLC column.Janesko, J.L. and Dal Cason, T.A. Seizure of a

Clandestine Laboratory.- The N-Alkyl MDA Ana­logs. Paper presented at the 39th Annual Meet­ing of the American Academy of Forensic Scien­ces, San Diego, CA Feb. 16-21 (1987). See Microgram 20 52 (1987).Several clandestine laboratories have been seized, revealing the illicit preparation of not only MDMA, but the N-ethyl (MDE), the N-propyl (MDPR), the N-isopropyl (MDIP) and the N,N- dimethyl (MDDM) homologues. These were all synthesized by the NaCNBH3 reduction method from the appropriate amine salt and piperonyla­cetone. Also, the N-ethyl-N-methyl, and the N,N diethyl homologues were found, prepared by cat­alytic hydrogenation.Nichols, D.E. Synthesis of 3,4-Methylenedioxy- methamphetamine Hydrochloride. FDA Master File on MDMA. 1986.A detailed synthesis of MDMA from piperonylace­tone is presented, including all the spectroscopic and physical detail, bibliographies and CVs as required to define a drug product for medical needs.Shulgin, A. T. and Jacob III, P. Potential Misre­presentation of 3,4-Methylenedioxyamphetamine (MDA). A Toxicological Warning. J. Anal. Tox. 6 71-75 (1982).The commercial availability and overt misrepre­sentation of 3,4-methylenedioxybenzylacetone as3,4-methylenedioxyphenylacetone might well suggest that an unsuspecting attempt to synthe­size MDMA may yield a new and unexplored base, l-(3,4-methyienedioxyphenyl)-3-(methyl- amino)butane. This compound was synthesized, and characterized in comparison to MDMA. The analogous relationship between MDA and its comparable homologue, l-(3.4-methylenedioxy- phenyl)-3-aminobutane, was also explored.Bohn, M., Bohn, G. and Blaschke, G. Synthesis Markers in Illegally Manufactured 3,4-Methyle­nedioxyamphetamine and 3,4-Methylenedioxy- methamphetamine. Int. J. Legal Med. 106 19- 23(1993).Some twelve impurities have been described and identified in samples of illicitly prepared MDMA and MDA. Their role as markers for the synthetic routes used, or for connecting different lots of the drugs, is discussed.Cerveny, L., Kozel, J. and Marhoul, A. Synthesis of Heliotropin. Perfumer and Flavorist 14 13-18(1989).Piperonal is a most desirable precursor to piperony methyl ketone (PMK) which can, in turn, be converted directly to either MDA or MD­MA. This is a synthetic procedure for the prepa­ration of piperonal (heliotropin) from the precur­sor catechol (pyrocatechol).Nakai, M. and Enomiya, T. Process for Producing Phenylacetones. U.S. Patent #4,638,094, dated January 20, 1987.A high yield procedure is described, for the con­

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version of an allylbenzene to the corresponding phenylacetone. Specifically, the MDMA precursor3,4-methylenedioxyphenylacetone is prepared in a 95% yield from safrole and butyl nitrite, in the presence of palladium bromide,Yourspigs, U.P. The Complete Book of Ecstasy. Synthesis Books, Birmingham, Alabama. 1992. This is an underground press book describing, quite adequately, the equipment and the synthe­tic processes needed for the synthesis of MDMA, starting with safrole or Oil of Sassafras. The pre­paration of MDEA (EVE) is also offered.

Analytische MethodenAnon: Analytical Profiles of Substituted 3,4- Methylenedioxyamphetamines: Designer Drugs Related to MDA. Published by CND Analytical, Auburn, Alabama. 109 p. (1988).An atlas of spectra, chromatographic behaviour, outlines of chemical preparations, and a brief history of MDA, and over a score of its homo­logues, is presented. Spectra of the usual syn­thetic precursors are also given. MDMA is repre­sented with its UV, IR (both salt and base), MS, and HPLC characteristics.Andrey, R.E. and Moffat, A.C. Gas-Liquid Chro­matographic Retention Indices of 1318 Substances of Toxicological Interest on SE-30 or OV-l Stationary Phase. J. Chromatog. 220 195- 252(1981).The GC characteristics of many abuse drugs are presented in a review format. MDMA is included without experimental detail.Bailey, K., By, A. W., Legault, D. and Verner, D. Identification of the N-Methylated Analogs of the Hallucinogenic Amphetamines and Some Isomers. J.A.O.A.C. 58 62-69 (1975).MDMA and four analogous methamphetamine derivatives (corresponding to 2-, 3-, and 4-me- thoxyamphetamine (MA) and 3-methoxy-4,5- methylenedioxyamphetamine (MMDA)) were syn­thesized and spectroscopically characterized.The synthesis was from the corresponding pheny­lacetone through the Leuckart reaction with N- methylformamide. The reported m.p. (of the hyd­rochloride salt) is 147-8 °C. The U.V., NMR, IR and mass spectral data are presented. Rf values (five systems) and GC retention times (four sys­tems) are also given.Churchill, K.T. Identification of 3,4-Methylenedi­oxymethamphetamine. Microgram 18 123-132(1985).An analytical profile, through spectrographic tools such as UV, TLC, GC, NMR, MS, is presen­ted for a sample of MDMA seized in Georgia. Comparisons with MDA are presented.Clark, C.R., Noggle, F.T. and De Ruiter, J. Liquid Chromatographic and Mass Special Analysis of N.N-disubstituted 3,4-Methylenedioxyampheta- mines. J. Liq. Chrom. 13 263- 274 (1990).The preparation of the N-methyl-N-ethyl, the N-

methyl-N-propyl, and the N-methyl-N-isopropyl homologues of MDMA is described, but no physi­cal properties are given. The route involves the reductive methylation of the appropriate preform­ed N-alkyl MDA homologues. Chromatographic properties, and some mass spectroscopic data, are presented.Cody, J. T. Cross-Reactivity of Amphetamine Ana­logues with Roche Abuscreen Radioimmunoassay Reagents, J. Anal. Tox. 14 50-53 (1990).Some 15 variously substituted amphetamine and phenethylamine derivatives, with and without N- substituents, were screened at various concentra­tions using the Roche Abuscreen Radioimmuno­assay for amphetamines. Using amphetamine as a standard, only MDA was found to cross-react.All other compounds were negative, even at the highest concentrations. These included MDMA, MDE, MDOH, N,N-dimethyl-MDA, 2-MA, 4-hy- droxyamphetamine, 2,5-DMA, TMA, metham­phetamine, DOM, DOET, DOB, 2C-B and mes­caline.Cody, J.T. Detection of D,L-Amphetamine, D,L- Methamphetamine, and Illicit Amphetamine Analogs Using Diagnostic Products Corporation's Amphetamine and Methamphetamine Radioim­munoassay. J. Anal. Tox. 14 321-324 (1990). The commercial radioimmune assay procedures for amphetamine and methamphetamine were evaluated for a number of illicit drugs with the amphetamine backbone. MDA and MDMA gave substantial cross reactivity with both kits, but most of the others (DOM, mescaline, DOET. 2C-B, DOB, TMA) did not.Dal Cason, T. The Characterization of Some 3,4- Methylenedioxyphenylisopropylamine (MDA) Ana­logs. J. Forensic Sei. 34 28-961 (1989).The synthesis and complete spectroscopic identi­fication of several N-alkylated homologues of MDA are presented. The compounds include MDA (and its acetyl derivative), MDMA, MDE, MDPR, MDIP, MDOH (and its acetyl derivative), MDDM, and the acetyl derivative of the oxime of MDP-2-P. Included are melting points, as well as GCMS, NMR, IR and HPLC details.DeRuiter, J., Clark, C.R. and Noggle Jr., F.T. Liq­uid Chromatographic and Mass Spectral Analysis of l-(3,4-Methylenedioxyphenyl)-l-propanamin- es: Regioisomers of the 3,4- Methylenedioxyam- phetamines. J. Chrom. Sei., 28 129-132(1990).The chromatographic and spectroscopic properties, but not the synthetic details, are giv­en for a series of alpha-ethyl benzylamines iso­meric with MDA. The N-H, methyl, dimethyl, ethyl, propyl and isopropyl homologues are dis­cussed.Eichmeier, L.S. and Caplis, M.E. The Forensic Chemist; An "Analytic Detective." Anal. Chem. 47 841A-844A (1975).An analytical anecdote is presented showing the

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logical procedure used to distinguish MDMA from closely related drugs such as MDA in a seized sample. MDMA was acknowledged to be similar to MDA but, whereas MDA is a controlled sub­stance, MDMA is exempt (sic) from Federal con­trol.Filzgerald, R.L., Blamke, R.V., Glennon, R.A., Yousif, M. Y., Rosecrans, J.A. and Poklis, A. De­termination of 3,4-Methylenedioxyamphetamine and 3,4-Methylenedioxymethamphetamine Enan- tiomers in Whole Blood. J. Chrom. 490 59-69 (1989).Extracts of whole blood containing added MDA or MDMA were derivatized with N-trifluoroacetyl-L- prolyl chloride. The resulting diastereoisomers were separated by GC, allowing a sensitivity of analysis in the nanogram range.Gough, T.A. and Baker, P.B. Identifiction of Ma­jor Drugs of Abuse Using Chromatography. J. Chromatog. Sei. 20 289-329 (1982).An extensive review of the analytical identifica­tion of many abuse drugs is abstracted. MDMA is mentioned as one of these. There is no new ex­perimental information presented.Gupta, R.C. and Lundberg, G.D. Application of Gas Chromatography to Street Drug Analysis.Clin. Tox. 11 437-442 (1977).A gas chromatography screening procedure is described, in which the retention times of over 100 drugs are compared to those of methapyrili­ne or codeine. MDMA is amongst them.Hansson, R.C. Clandestine Laboratories. Produc­tion of MDMA 3,4-Methylenedioxymethampheta­mine. Analog. 9 1-10 (1987).A compilation of forensic information pertaining to MDMA is presented, including spectra (UV, MS, IR), synthetic approaches, and observations from clandestine laboratory operations (seen in Australia).Hearn, W.L., Hime, G. and Andollo, W. Recogniz­ing Ecstasy: Adam and Eve, the MDA Derivatives — Analytical Profiles. Abstracts of the CAT/SOFT Meetings, Oct. 29 - Nov. 1, 1986, Reno/Lake Tahoe, Nevada, USA.A study is reported comparing MDA, MDMA and MDE in the EMIT immunoanalytical assay system that is designed for amphetamine. Even though they are all of decreased reactivity, there is cross-reactivity and they may be picked up as positives. Using the bottom limit cut-off of 300 nanograms/mL for amphetamine there would be a response from as little as 10-15 mg/mL of MD­MA. This is a value that might be encountered in the early stages of MDMA use.Helmlin. H., and Brenneisen, R. Determination of Psychotropic Phenylalkylamine Derivatives in Biological Matrices by High-Performance Liquid Chromatography with Photodiode-Array Detec­tion. J. Chromatog. 593 87-94 (1992)An HPCL analysis procedure was described for the analysis of MDMA and MDA in human urine.

Six hours following the administration of a 1.7 mg/kg dosage to several patients, urine concen­trations ranged from 1.48 to 5.05 ug/ml. The major metabolite, MDA, showed concentrations ranging from 0.07 to 0.90 ug/ml. A separate study of the cactus Trichocereus patchanol sho­wed a mescaline content of from 1.09 to 23.75 ug/mlHolsten, D. W. and Schieser, D. W. Controls over the Manufacture of MDMA. J. Psychoactive Drugs 18 371-2 (1986).A strong argument is made for attending to the quality of manufacture, and the basic concepts of ethical principles in the exploring of drugs that have not been evaluated against the usual pharmaceutical standards. Government interfe­rence in such studies becomes necessary, to safeguard the public.Julian, E.A. Microcrystalline Identification of Drugs of Abuse: The Psychedelic Amphetamine. J. Forensic Sciences 35 821-830 (1990).The diliturate salts (5-nitrobarbituric acid salts) of several psychedelic amphetamines have been made and observed. The amines were PA, MDA MMDA (1, not 2 as implied), DOM, DOB, TMA, Mescaline, MDMA and MDEA. Photographs of the crystals are shown.Kunsman, G.W., Manno, J.E., Cockerham, K.R. and Manno, B.R. Application of the Syva EMIT and Abbott TDx Amphetamine Immuniassays to the Detection of 3,4-Methylenedioxmethamphet- amine (MDMA) and 3,4-Methylenedioxyetham- phetamine (MDEA) in Urine. J. Anal. Tox. 14 149-153 (1990).Two popular immunological drug assays, desig­ned for the determination of amphetamine, have been applied to urines that had been spiked with varying amounts of MDMA and MDE. The EMIT assay was insensitive except at the highest level, but there was considerable cross-reactivity with the fluorescent polarization assay.Noggle, F.T., Clark, C.R. and DeRuiter, J. Liquid Chromatographic and Spectral Methods for the Differentiation of 3,4-Methylenedioxymetham- phetamine (MDMA) from Regioisomeric Phenethyiamines. J. Liq. Chromatog. 14 913- 1928(1991).Three isomers of MDMA, with the changes restricted to the alpha-carbon and the nitrogen substituents, have been synthesized. These are the two phenethyiamines N-ethyl and N,N-di- methyl-3,4-methylenedioxyphenethylamine, and l-(3,4-methylenedioxyphenyl-2-aminobutane (BDB). Although their mass spectra are quite si­milar, they can be distinguished from one-ano- ther by HPLC.Noggle, F.T., Clark, C.R. and DeRuiter, J. Liquid Chromatorgraphic and Mass Spectral Analysis of l-(3,4-Methylenedioxyphenyl)-3-Butanamines, Homologues of 3,4-Methytenedioxyamphetami- nes. J. Chrom. Sei. 27 240-243 (1989).

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The HPLC and GC properties of several homolo­gues of MDA and MDMA are reported employing the homologous ketone 3,4- methylenedioxyphenyl-3-butanone are studied. These include the primary amine, and the N- methyl, ethyl, dimethyl, (n)-propyl and (i)-propyl homologues. The N-hydroxy was made, but its possible thermal instability was not discussed. Noggle Jr., F.T., Clark, C.R. and DeRuiter, J. Identification of Safrole and Bromosafrole in Samples from the Clandestine Synthesis of MD­MA from Sassafras Oil. Microgram 24 7-13(1991).An analysis of seized samples from an illicit MD­MA laboratory showed one to be sassafras oil that contained safrole by GCMS. The other appeared to be the result of the addition of hydrobromic acid to safrole to produce two “bromosafroles." Addition of methylamine to this material produ­ced some MDMA.Noggle Jr., F.T., Clark, C.R. and DeRuiter, J. Gas Chromatographic and Mass Spectrometric Analy­sis of Samples from a Clandestine Laboratory Involved in the Synthesis of Ecstasy from Sassa­fras Oil. J. Chrom. Sei. 29 168-173 (1991). Samples from a clandestine laboratory gave, on GC-MS analysis, evidence for the intended syn­thesis of MDMA from the oil of sassafras. The natural component safrole gave, with the addi­tion of HBr, the 2-bromopropane intermediate which, on treatment with methylamine, gave MD­MA.Noggle Jr., F.T., DeRuiter, J. and Long, M.J. Spectrophotometric and Liquid Chromatographic Identification of 3,4-Methylenedioxyphenyliso- propylamine and its N-Methyi and N-Ethyl Homo­logues are presented. J. A. 0. A. C. 69 681-686(1986).A synthesis of MDEA (the N-ethyl homolog of MDA) is reported, and the infra-red spectra of the free bases, the hydrochloride salts, and the phenylisothiocyanate adducts are recorded, as is the HPLC retention behaviour for both the bases and these derivatives.Noggle Jr., F.T., Clark, C.R., Andurkar, S. and DeRuiter, J. Methods for the Analysis of l-(3,4- Methylenedioxyphenyl)-2-Butanamine and N- Methyl-l-(3,4-Methylenedioxyphenyl)-2- Propanamine (MDMA). J. Chrom. Sei. 29 103- 106 (1991).The infra-red and mass spectra, and the GC and HPLC retention times, of these two known com­pounds, are given.Noggle Jr., F.T., Clark, C.R., Bouhadir, K.H. and DeRuiter, J. Liquid Chromatographic and Mass Spectral Analysis of l-(3,4- Methylenedioxyphenyl)-3-propanamines: Regiois- omers of MDMA. J. Chrom. Sei. 29 78-82(1991).A series of N-substituted homologues of methy- lenedioxyphenyl-(n)-propylamine was prepared,

and described by chromatographic and spectro­scopic means. No melting points or other synthe­tic analytical detail was given.Noggle, F.T., Clark, C.R., Pitts-Monk, P. and De Ruiter, J. Liquid Chromatographic and Mass Spectral Analysis of l-(3,4-Dimethoxyphenyl)-2- propanamines: Analogs of MDMA. J. Chrom. Sei.29 253-257(1991).A number of 3,4-dimethoxy counterparts of MD­MA and its homologues have been prepared and analysed by HPLC. Described are 3,4- dimethoxyamphetamine, the N-methyl, the N- ethyl, and the N,N-dimethyl homologues.Noggle Jr., R.T., Clark. C.R., Valaer, A.K. and DeRuiter, J. Liquid Chromatographic and Mass Spectral Analysis of N-Substituted Analogues of3.4-Methyienedioxyamphetamine. J. Chromatog. Sei. 26 410(1988).Several spectral properties, and the HPLC sepa­ration characteristics of MDMA and several of its homologues and analogues (MDE, MDPR, DMMA and MDOH) are described.Noggle Jr., F.T.. DeRuiter, J., McMillian, C.L. and Clark, C.R. Liquid Chromatographic Analysis of some N-Alkyl-3,4-Methylenedioxyampheta- mines. J. Liq. Chromatog. 10 2497-2504(1987).The HPLC separation characteristics of MDA. MDMA, MDE and MDDM (N,N-dimethyl-MDA) are reported on a reversed phase column.O'Brian, B.A., Bonicamp, J.M. and Jones, D.W., Differentiation of Amphetamine and its Major Hallucinogen Derivatives using Thinlayer Chro­matography. J. Anal. Tox. 6 143-147 (1982).Two thin-layer chromatographic systems, and several procedures for detection, are described for MDMA and 18 analogues. The retention times and the visualization colour changes are compa­red and described. Detection limits in urine were determined from artificially spiked samples. The reference sample of MDMA was synthesized from MDA by methylation with methyl iodide, and se­paration from the co-generated dimethyl and tri- methylammonium homologues by liquid- liquid extraction and preparative TLC.Ramos, J.M., Johnson, S. and Poklis, A. MDMA and MDA Cross Reactivity Observed with Abbott TDx Amphetamine/Methamphetamine Reagents. Clin. Chem. 34 991 (1988).A study of the cross-reactivity of MDMA and MDA with the Abbott TDx fluorescent polarization im- muno assay showed that these two drugs gave positive tests for amphetamine and methamph­etamine at levels that were clinically relevant. This expands the utility of this screening proce­dure, but also demands additional care in the interpretation of positive results that are ob­tained clinically.Ruangyuttikarn, W. and Moody, D.E. Comparison of Three Commercial Amphetamine Immunoas­says for Detection of Methamphetamine, Methyl-

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enedioxyamphetamine, Methylenedioxymetham- phetmaine, and Methylenedioxyethyiampheta- mine. J. Anal. Toxicol. 12 229-233 (1988). Three commercial immunoassays for the detec­tion of amphetamine in urine (Abuscreen, a ra­dioimmune assay, RIA; EMIT, a homogeneous enzyme immuno assay procedure; and TDx, a fluorescent polarization immuno assay, FPIA) have been assayed for their responses to methamphetamine, MDA, MDMA, and MDE,Some cross-reactivity to amphetamine is seen with all compounds, but the response is extrem­ely variable depending upon the assay employed. Ruybal, R. Microcrystalline Test for MDMA. Microgram 19 79-80 (1986).MDMA gives a sensitive microcrystalline test with gold chloride. The crystal form is similar to that of methamphetamine.Shaw, M.A. and Peel, H.W. Thin-layer Chromato­graphy of 3,4-methylenedioxyamphetamine, 3,4- Methylenedioxymethamphetamine and other Phe- nethylamine Derivatives. J. Chromatog. 104 201 -204 (1975).A broad study is presented on the TLC analyses of many phenethyiamines. The compound speci­fically named in the title, 3,4-methylenedioxy­methamphetamine (MDMA), was a misprint that was subsequently corrected to the intended com­pound, MMDA. MDMA was not a part of this study.Simpson, B.J., Simpson, T.P. and Lui, R.H. Microcrystalline Differentiation of 3,4-Methylen- edioxyamphetamine and Related Compounds. J. Forensic Sciences 36 908 (1991).Crystal gold salts can distinguish between MDA, mescaline, and DOET, whereas MDMA and MDE form crystals similar to one another and are not easily distinguished. DOM and N-hydroxy-MDA compounds were soluble in the gold chloride reagents and formed no crystals.Sutherland, G.J. 3,4-Methylenedioxymeth­amphetamine (MDMA) A Basis for Quantitation by UV Spectrophotometry. Analog 10 1-3(1988).Due to the absence of reference samples of MD­MA (in Australia) a seized sample has been eva­luated and provides a basis for quantitation em­ploying UV.Verweij, A. Clandestine Manufacture of 3,4-Me- thylenedioxymethylamphetamine (MDMA) by low pressure Reductive Amination. A Mass Sectrome- tric Study of some Reaction Mixtures. Forensic Science International, 45 91-96 (1990)An analysis by GCMD has been made of the con­taminants present in illicitly synthesized MDMA. Most of them are ascribed to impurities in the starting piperonyl acetone (piperonal, safrole, isosafrole) or in the starting methylamine (ammo­nia, dimethylamine, methylethylamine).Verweil, A.M. Contamination of Illegal Ampheta­mine. Hydrastatinine as a Contaminant in 3,4-

(Methylenedioxy)methylamphetamine. Arch.Krim. 188 54-7 (1991).The presence of hydrastatinine has been reported in the analysis of illicitly prepared MDMA. This extraordinary chemistry might involve the genera­tion of a phenylacetaldehyde as an intermediate in the oxidation processes involving the conver­sion of the starting material, safrole. Structural identification depended on the comparisons of mass spectra.Yamauchi, T. The Analysis of Stimulant-analogue Compounds (3,4-Methylenedioxymethampheta- mine Hydrochloride). Kagaku Keisatsu Kenkyus- ho Hokoku, Hokagaku Hen. 39 23 (1986).People from abroad have provided samples of drugs that had been heretofore unidentified in Japan. An analytical profile of one such drug, MDMA, is provided employing most modern spectroscopic tools.Clark, C.R., DeRuiter, J. and Noggle, F.T. GC MS Identification of Amine-Solvent Condensation Products Formed During Analysis of Drugs of Abuse. J. Chrom. Sei. 30 399-404 (1992).It is reported that during the GC-MS analysis of methanol solutions of primary amines such as MDA, amphetamine and phenethylamine, there is the formation of a small amount of the Schiff base product between the amine and formaldehy­de. This product co-elutes, and is not the tetrahydroisoquinoline. Methanol solutions of MDMA result in detectable methylation, with the formation of N,N-dimethyl-MDA.Clark, C.R., Valaer, A.K., DeRuiter, J. and Nogg­le, F. T. Synthesis, Stability and Analytical Pro­files of 3,4-Methylenedioxyamphetamines: Deri­vatives of “Ecstasy"(MDMA). J. Alabama Acad. Sei. 64 34-48 (1993).A number of the known homologues of MDMA were prepared to study their properties for even­tual analytical purposes. The tools used were GCMS and HPLC using a reversed phase system. Cody, J. T and Schwartzhoff, R. Fluorescence Po­larization Immunoassay Detection of Ampheta­mine, Methamphetamine, and Illicit Ampheta­mine Analogues. J. Anal. Toxicol. 17 26-30(1993).The Abbott Diagnostic Amphetamine/Meth- amphetamine II and Amphetamine Class Reagents were evaluated on the Abbott TDx for cross-reactivity to amphetamine and metham­phetamine sterioisomers, several of their metabolites, and various illicit drugs. MDA, MD­MA, MDE, as well as 4-hydroxymethampheta- mine showed a cross-reactivity that would allow this procedure to be used as a screening tool. Gan, B.K., Baugh, D., Liu, R.H. and Walia, A.S. Simultaneous Analysis of Amphetamine, Methamphetamine. and 3,4-Methylenedioxy­methamphetamine (MDMA) in Urine Samples by Solid-phase Extraction, Derivatization, and Gas Chromatography/Mass Spectrometry. J. For. Sei.

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36 1331 (1991).A method is described in which the extracts of urine are derivatized with trifluoroacetic anhy­dride. Deuterated amphetamine and metham­phetamine were used as internal standards. Helmlin, H-J. and Brenneisen, R. Determination of Psychotropic Phenylalkylamine Derivatives in Biological Matrices by High-performance Liquid Chromatography with Photodiode-array Detection. J. Chrom. 593 87-94 (1992).An HPLC analytical scheme has been developed for the characterization and potential quantitat­ive measurement of some fifteen phenethylamine drugs of forensic interest. Of specific clinical interest was the urine analyses of several pati­ents following the administration of 1.7 mg/Kg of MDMA. These values, from samples collected about six hours following drug administration, showed a range of 1.48 - 5.05 ug/mL for MDMA, and 0.07 - 0.90 ug/mL for the metabolite, MDA. Helmlin, H. -J., Bracher, K., Salamone, S.J. and Brenneisen, R., Analysis of 3,4-Methylenedioxy­methamphetamine (MDMA) and its Metabolites in Human Plasma and Urine by HPLC-DAD, GC- MS and Abuscreen-Online. Abstracts from CAT/SOFT Joint Meeting, October 10-16, 1993, Phoenix, Arizona.Urine and plasma samples were taken from a number of patients being administered 1.5 mg/Kg MDMA for psychotherapy research pur­poses. Maximum plasma levels (300 ng/mL) were seen at 140 minutes. The main urinary metabo­lites were 4-hydroxy-3-methoxymethampheta- mine and 3,4-dihydroxymethamphetamine, both excreted in conjugated form. The two N- demethylated homologues of these compounds were present as minor metabolites. The cross­reactivity of the Abuscreen immunoassay for both the metabolites (including MDA, another meta­bolite) and the parent drug were determined.Lim, H.K., Su, Z. and Foltz, R.L. Stereoselective Disposition: Enantioselective Quantitation of 3,4- (Methylenedioxy)Methamphetamine and Three of its Metabolites by Gas Chromatography/Electron Capture Negative Ion Chemical Ionization Mass Spectrometry. Bioi. Mass Sped. 22 403-11(1993).A sensitive assay for MDMA and three of its me­tabolites has been developed. It recognizes the optical activity of the chiral centres, and has been used to determine the degree of asymme­tric metabolism of racemic MDMA in both rats and mice.Lim, H.K., Zeng, S., Chei, D.M. and Flotz, R.L. Comparative Investigation of Disposition of 3,4- (Methylenedioxy)methamphetamine (MDMA) in the Rat and the Mouse by a Capillary Gas Chro- matography-Mass Spectrometry Assay Based on Perfluorotributylamine-enhanced Ammonia Posi­tive Ion Chemical ionization . J. Pharmaceut. Biomed. Anal. 10 657-665 (1992).

An assay is described that allows a quantitative measure of MDMA and three of its primary meta­bolites, methylenedioxamphetamine, 4-hydroxy- 3-methoxymethamphetamine and 4-hydroxy-3- methoxyamphetamine. The latter two metabolites were excreted mainly as the glucuronide and sul­fate conjugates. The metabolic patterns of the rat and the mouse are compared.Michel, R.E., Rege, A.B. and George, W.J. High- Pressure Liquid Chromatography / Electrochemi­cal Detection Method for Monitoring MDA and MDMA in Whole Blood and Other Biological Tis­sues. J. Neurosci. Methods 50 61-66 (1993).An method is described for the analysis of MDMA and MDA in biological samples. It claims a high sensitivity and a short turnaround time. MDE is used as an internal standard. Spiked blood sam­ples, rather than actual clinical specimens, were used.Noggle Jr., F.T., Clark, C. R. and DeRuiter, J.Gas Chromatographic and Mass Spectrometric Analysis of N-Methyl-l-aryl-2-propanamines Syn­thesized from the Substituted Allylbenzenes Pre­sent in Sassafras Oil. J. Chrom. Sei. 20 267-271(1991).The several allylaromatic essential oils in Sassa­fras have been studied in the regeospecific addi­tion of HBr to form the beta-bromopropane. The bromine atom was subsequently displace with methylamine to form the corresponding metham­phetamine. Safrole gives rise to MDMA.Pokiis, A., Fitzgerald, R.L., Hall, K.V. and Saady, J.J. Emit-d.a.u. Monoclonal Amphetamine / Met­hamphetamine Assay. II. Detection of Methylene­dioxyamphetamine (MDA) and Methylenedioxym­ethamphetamine (MDMA). For. Sei. Intern. 59 63-70(1993)MDA and MDMA have been found to be cross­reactive in both the monoclonal and the polyclo­nal immunological EMIT assay. The former was much more sensitive, presumably sufficiently so for the detection of these drugs in urine following clinical intoxication.Renton, R.J., Cowie, J.S. and Oon, M.C. A Study of the Precursors, Intermediates and Reaction By-Products on the Synthesis of 3,4-Methylene- dioxymethylamphetamine and its Application to Forensic Drug Analysis. Foren. Sei. Intern. 60 189-202 (1993).MDMA was prepared by three separate synthetic routes, and the trace byproducts and impurities were identified and presented in a way that pro­bable synthetic method could be deduced for legal purposes.Tedeschi, L., Prison, G., Castagna, F., Giorgetti, R. and Ferrara, S.D. Simultaneous Identification of Amphetamine and its Derivatives in Urine Using HPLC-UV. Intern. J. Legal Med. 105 265- 9(1993).Four compounds are rapidly extracted from urine, derivatized with sodium l,2-naphthaquinone-4-

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sulfonate, and separated from one-another by HPLC on an ion-pair reversed phase system, using a detector at 480 nm. The compounds were amphetamine, methamphetamine, 3,4- methylenedioxyamphetamme (MDA) and 3,4- methylenedioxymethamphetamine (MDMA). Verweij, A.M.A. and Sprong, A.G.A. A Note About some Impurities in Commercially Available Pi- peronylmethylketone. Microgram 26 209-213(1993).An extensive collection of compounds, structures and IR spectra of impurities in commercial pi- peronylmethylketone (a precursor to MDMA) is carefully reproduced, to allow a determination to be made of the method of synthesis. The actual source of the precursor ketone that was studied here, however, was apparently not known, so no immediate application of this origin fingerprint­ing is obvious.

Überblicke und Kommentare, inklusive einer Auswahl von Medien-BerichtenAbbott, A. and Concar, D. A Trip into the Un­known. New Scientist, August 29, 1992, pp. 30- 34.An overview is presented on the history of MDMA and the difficulty in determining if there is human risk paralleling the known neurotoxic ef­fects in experimental primates. A picture is given of its extensive use in the popular party structure known popularly as "raves," and it has become the third most widest used drug in England, sur­passed only by marijuana and amphetamine. Abramson, D.M. Ecstasy: The New Drug Under­ground. New Age, October, 1985, pp 35-40.This article addresses the questions that are rai­sed by the conflict of governmental banning of drugs that are of potential value in psychothera­py, and the therapist’s determination to continue exploring their use.Adamson, S. "Through the Gateway ot the Heart: Accounts of Experiences with MDMA and other Empathogenic Substances." Four Trees Publica­tions, San Francisco. Foreword by R. Metzner.1985.This book is a collection of some fifty personal accounts, largely involving MDMA. Some are from the notes of therapists, involving clinical usage, and others are personal accounts from self-exploration.Adelaars, A. Ecstasy: De opkomst van een Be- wustzijnsveranderend Middel. Published by in De Knipscheer, Amsterdam, 1991. ISBN 90 6265 342 1. 136 pp (Dutch).This small paperback volume presents a brief history of psychedelic drugs, then the history of MDMA both in Holland and in the broader scene. The topics range from therapy to popular use. Adler, J. Getting High on ‘Ecstasy.' Newsweek, April 15, 1985, p. 96.This is a short, apparently factual, overview of

both the chemical and the "street" use of MD­MA. It is generally sympathetic to its medical potential.Anon: Several reports from the Brain/Mind Bulle­tin:(1) MDMA: Compound raises medical and legal issues. Brain/Mind Bulletin, 10, #8, April 15,1985.The title article is presented, and nearly the en­tire issue is given over to a thorough coverage of the medical and scientific aspects of MDMA.(2) Psychiatrists, drug-abuse specialists testify in L.A. at first MDMA hearing. Brain/Mind Bulletin, 10, ft 12 July 8, 1985.A news report on the first round of hearings in Los Angeles, concerning the scheduling of MD­MA. An overview of the testimony is presented.(3) Judge proposes more lenient schedule for MDMA. Brain/Mind Bulletin, 11, ft 11 June 16,1986.Administrative Law Judge Francis Young recom­mended, at the conclusions of the MDMA hear­ings, that the DEA put the drug into Schedule III, partly to ease research with the compound, and partly due to the absence of demonstrated abuse of the drug.(4) MDMA: Federal court decides that DEA used improper criteria. Brain/Mind Bulletin, 13, H2 November, 1987.A report is given as to the First Court of Appeals in Boston, ruling that the DEA had not sufficient­ly considered the arguments concerning the cur­rent medical use of MDMA.Anon: DEA Proposal to Ban New Psychedelic Protested. Substance Abuse Report, December,1984. pp 4-5.The several letters that were addressed to the DEA in response to its announcement in the Fed­eral Register to consider the scheduling of MD­MA, are here abstracted and commented upon. Anon: Ecstasy: 21st Century Entheogen. Private Tract, 28 pages.This is an elaborate thesis that is directed totally to the promotion of the use of MDMA. There is a presumed question and answer section, that is designed for the cautiously curious.Anon: MDMA. NIDA Capsules. Issued by the Press Office of the National Institute on Drug Abuse, Rockville, Maryland. July 1985.A two-page precis describing the health problems encountered with MDMA use, its relationship to the neurotransmitters, and the moves being made at the Justice Department to combat “designer drugs” such as MDMA in the future. Anon: Designer Drugs: A New Concern for the Drug Abuse Community. NIDA Notes, December,1985, pp. 2-3.A discussion of "designer drugs" is arranged in four groups: variations on fentanyl, on meperi­dine, on PCP, and on amphetamine and metham­phetamine. MDMA fits this last group. The re­

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search directions of NIDA are discussed.Anon. Esctasy of the Eighties. Frontline, August 24-September 6, 1985 (page 83-85).A review article on the emergence of MDMA, published in one of India's major national maga­zines. No new information, and no suggestion that there is any use in India.Anon. The Hyping of Ecstasy. The Illustrated London News, October, 1988 pp. 29-32.A developing fad is described in London, called “Acid House" which involves loud rock music, violent dancing, and the use of MDMA. It is being largely ignored by the authorities.Anon: Mind-bending Drug Could Leave Brains Permanently Warped. New Scientist, 21 January(1989) p. 30.A short summary of the AAAS meeting in San Francisco. Peroutka is quoted as saying the con­sumers of MDMA should abandon its use alto­gether. If they continue, he said, they risk damage to their nervous systems that may take decades to manifest itself. It could emerge ini­tially as depression or disturbance to sleep. This is the first hint as to the specific form of the down-the-road damage that is being promoted as a cost of using MDMA.Anon: "Ice" and "Ecstasy" Two Dangerous Psy­chotropic Drugs. International Criminal Police Review. 45 1-24 (1990).A brief review of the dangers and health hazards of two designer drugs is presented; vis., metham­phetamine and MDMA. International controls of the easily available chemical precursors should be instituted. The author is the ICPO-lnterpol General Secretariat.Anon: Deal mit Cadillac (September 4, 1989): Ecstasy und Cadillac (November 12, 1989). Der Spiegel.Two of several news articles appearing in Ger­many, presenting the scandal surrounding the chemical firm Imhausen-Chemie. It had been producing, and selling, large quantities of a pre­cursor to MDMA (piperonylacetone, which they called PMK) as well of literally millions of tablets of the final product itself (which they called "Ec- stasy,” "XTC," “Adam" or "Cadillac.”). The mag­nitude of operation was tons of drug, and milli­ons of tablets. And, of course, the money volume was many millions of Deutsche Marks.Bakalar, J.B. and Grinspoon, L. Testing Psycho­therapies and Drug Therapies: The Case of Psy­chedelic Drugs. The Clinical, Pharmacological and Neurotoxicological Effects of the Drug MD­MA. Kluwer, New York. (1990) Ed: S.J. Perout­ka.The problems associated with the social and me­dical acceptance of drugs as a valid component of the psychotherapeutic process are outlined and discussed. MDMA is used as a specific point of illustration.Barbour, J. Cracking Down: What You Must Know

About Dangerous Drugs. The Associated Press.1986.This is a 63 page illustrated essay, aimed at stopping drug use and abuse by scaring the rea­der. Unfortunately, the information is not com­pletely accurate. MDMA is spun together with other designer drugs as things that destroy the brain.Barendregt, C. Dutch Conference on MDMA. The International Journal on Drug Policy 1 Issue #6 (1990?).This is a summation of the January 23, 1990 conference in Amsterdam, sponsored by the Dutch Institute on Alcohol and Drugs. With the passing of legislation against MDMA in Novem­ber 1988, the criminal aspect of the use of this drug has quite logically increased. Dutch drug law (of 1976) distinguishes two categories of drug; those with an unacceptable risk (Group 1, containing such drugs as cocaine and heroin) and those with less risk (Group 2, containing on­ly marijuana and hash). Newly marketed, and illegalized, drugs such as MDMA can only be de­fined as Group 1 as Group 2 is closed to any new substances. It was concluded that the risks of MDMA use are to be found in its legal status, rather than in its pharmacological properties. Barnes, D. M. New Data Intensifies the Agony over Ecstasy. Science 239 864-866 (1988).A review and commentary is presented of the Winter Conference on Brain Research, 23-30 January, 1988, in which there was a section on MDMA. A distillation of the comments made yields the feeling that more clinical work is need­ed to define the value, and that there would not likely be any further clinical work done. There are extensive quotations from some of the auth­ors of recent animal studies on serotonin toxicity. Barnett, R. DEA: RSVP re MDMA. Editorial from KCBS, July 29, 1985.With the possibility of therapeutic value seen in some psychiatric cases, KCBS felt that the ac­tion of the DEA (making MDMA illegal) short- circuited the hearings process, and was prema­ture. A request is made to allow research on the effects and potentials of this drug to continue. Baum, R.M. New Variety of Street Drugs Poses Growing Problem. Chemical and Engineering News, September 9, 1985. pp. 7-16.A completely professional article discussing the challenges presented to law enforcement offi­cials, legislators and scientists, by the invention of analogues of illegal drugs by underground chemists. MDMA is held out as being quite apart from the fentanyl and meperidine examples, and is analysed at some length.Beck, J. MDMA: The Popularization and Resul­ting Implications of a Recently Controlled Psy­choactive Substance. Contemporary Drug Prob­lems Spring, 1986. pp 23-63.A historical analysis is made of the relationship

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between drug illegalization and social issues. MDMA is used as a specific example, and a con­siderable body of first hand observations of its use is also presented.Beck, J. and Morgan, P.A. Designer Drug Confu­sion.- A Focus on MDMA. J. Drug Education 16 267-282 (1986).This article discusses the competing definitions and issues surrounding the various designer drugs, but is primarily devoted to an examination of MDMA. A rationale is offered as to why inter­est in MDMA will continue to grow.Beebe D.K. and Waiiey, E. Update on Street Drugs in Mississippi. Journal of the Mississippi State Medical Association, 1989 Dec,Drug abuse is on the rise in Mississippi. Treat­ment centers across the state report significant increases in substance abuse cases. Consequent­ly, family physicians must have the most current, accurate information available and the skills with which to treat either an acute crisis or the chro­nic problems related to drug abuse. The authors present an overview of the clinical presentations and management of some of the most widely used designer drugs: crack, ecstasy and PCP. Beebe, D.K. and Waiiey, E. Update on Street Drugs in Mississippi. Journ. Miss. State Med 4ss.30 387-390 (1989).A discussion of the drug abuse problem in Mis- sissppi is presented. MDMA is listed with a check list of the medical compilation that can follow use.Beebe, D.K. and Waiiey, E. Substance Abuse:The Designer Drugs. AFP May 1991, p. 1689.A brief overview of the “Designer Drug" is pre­sented, using mescaline, the synthetic opiods, the aryehexylamines, and methaquelone as proto­types.Bost, R.O. 3,4-Methylenedioxymethamphetamine (MDMA) and Other Amphetamine Derivatives. J. Forensic Sei. 33 576-587 (1988).A series of amphetamine derivatives are discus­sed as “Designer Drugs" with structures slightly modified from explicitly named illegal drugs. A number of emergency cases are presented, which are documented with MDA, MDMA and MDE in­volvement. A number of analytical procedures are demonstrated.Buchanan, J. Ecstasy in the Emergency Depart­ment. Clinical Toxicology Update, 7 1-4 (1985). A review of the history and the pharmacology of the psychoactive amphetamines is given. The overall recommendation for the emergency room is to expect an overdosed patient to present with signs similar to those with an amphetamine over­dose, and to expect to treat primarily signs of anxiety and hypertension. The attending physi­cian can expect the patient to be unaware of the actual toxin he has taken, and careful laboratory work will be needed to identify the chemical in body fluids and drug samples.

Callaway, E. The Biology of Information Proces­sing. J. Psychoactive Drugs 18 315-318 (1986). A review is presented of the difficulties that are classically part of the communication of informa­tion, and the roles of the many psychologists and physicians who have addressed the problem. The study of neurotransmitters, and thus drugs that involve these brain chemicals, is part of the eventual understanding. The role of non-classic "unsleepy drugs" (stimulants) such as MDMA are speculated upon as potential tools in this study. Chaudhuri, A. Cause and E-ffect. Time Out, Au­gust 5-12 (1992).A review of the background of MDMA and the increasing medical concern in England regarding its popularity in the rave scene. Arguments are advanced for its removal from Category A of English law, allowing its potential in therapy to be explored.Chesher, G., Some Views on Ecsfasy. Modern Medicine of Australia April 1990 pp. 76-85.A brief and quite accurate review is given as to the background, therapeutic interest, legal his­tory, and neurotoxicity of MDMA.Climko, R.P., Roehrich, H., Sweeney, D.R. and Al-Razi, J. Ecstasy: A Review of MDMA and MDA. Int'l Journal of Psychiatry in Medicine. 16 359-372 (1986-87).A review of the pharmacology and toxicity of MDA is presented, with some additional data for MDMA. A balanced presentation with 75 referen­ces.Cohen, S. They Call It Ecsfasy. Drug Abuse & Alcoholism Newsletter, Vista Hill Foundation. 14 ft 6. September, 1985.A basically negative overview of the prospects of MDMA in therapy. There is wistful note with the "we've been through all this before" feeling. LSD had hope, LSD failed, and this too shall fail. Corliss, J. Agonizing over Ecstasy. Santa Cruz Sentinel, Friday March 24, 1989.An update on the controversy surrounding the use of MDMA, geared for popular consumption. Emphasis is on serotonin and damage, if not now, maybe somewhere down the road.Deluca, N. Closed Doors/Closed Minds. KCBS Editorial. July 10, 1986.An opinion is expressed, that the easy answer to MDMA given by the federal government, illega­lization by placement into Schedule I, was the wrong answer. It appears that MDMA warrants a closer look by therapists, and the DEA should not simply lock the drug away where it cannot be investigated.Doblin, R. Murmurs in the Heart of the Beast: MDMA and the DEA, HHS, NIDA, NIMH, ADAM HA, FBI and the WHO. Privately printed. August 8, 1984.This is a collection of many of the letters ex changed between the DEA and the FDA, that led to the decision to place MDMA in the listings ol

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scheduled drugs. Also included are the DAWN (medical emergency) reports, and letters written in response to the proposed scheduling.Doblin, R. The Media Does MDMA. Privately printed, August 5, 1985 -July 2, 1987.This is a collection of articles, newspaper accounts, writings from many sources, that touch upon MDMA. It is arranged as a collage.Doblin, R. A Proposal for Orphan Pharmaceuti­cals, Inc. A Division of Neurobiological Technolo­gies, Inc. August 4, 1987.A review of the history of MDMA and the argu­ments for its legitimate commercial considera­tion are presented. The NTI Board of Directors did not accept this proposal.Doblin, R. Risk Assessment: The FDA and MDMA Research. PM&E (Psychedelic Monographs and Essays) 4 98 (1989).A brief review of the current status of the neuro­logical toxicity studies, and an analysis of their extrapolation to human subjects.Doblin, R. (1) MDMA: Risk Assessment and the FDA. April 14, 1989. (2) Regulation or Prohibi­tion? MDMA Research in Switzerland and the United States. May 26, 1989. (3) Multidiscipli­nary Association for Psychedelic Studies, Sum­mer, 1989.These are three privately published tracts. The first reviews the present research status of MD­MA, and presents an overview of the clinical ex­periments under way in Switzerland. The second essay lists the names and addresses of the Swiss researchers. The third entry is a continuing news­letter publication with articles and announcements concerning developments in the area of psychedelic research. News on MDMA is of the highest priority.Dowling, C.G. The Trouble with Ecstasy. Life Ma­gazine, August, 1985, pp. 88-94.A pictorial article timed to coincide with the first of the hearings concerning the eventual fate of MDMA, and with the effective placement of it under emergency legal control.Edwards, G. Blasted with Ennui. British Med. J. 298 136 (1989).A highly critical opinion is shared with the read­ers concerning yet another drugs being promoted as an adjunct to psychotherapy, given a appeal­ing name, and as has happened before, eventual­ly discovered to be highly damaging.Ehrlich, B. Understanding Ecstasy: The MDM Story. Privately Printed Book Manuscript. About 70 pages. 1986.This is a partial draft of a book, privately printed and circulated, covering the history and parame­dical use of MDMA.Ehrnstein, L.B., Reflections on Drug Enforcement and Drug Use. Psychedelic Mono­graphs and Essays, 2 17-24 (1987).An instructive and favorable review of the history and the possible usefulness of MDMA is present­

ed. There are suggestions offered as to how the inexperienced subject might approach MDMA for personal development.Eisner, B. ECSTASY, The MDMA Story. Ronin Press, Berkeley 1989. 228 pages.This book is a complete review of much of the background and history of the origin and entry of MDMA into the culture. It was in this book that an earlier edition of this bibliographic summary appearedFarrell, M. Ecstasy and the Oxygen of Publicity. Brit. J. Addiction 84 943 (1989).A short and appropriate review of how the furious and righteous publicity given the use of MDMA in Britain, fuelled its popularity.Fitzgerald, J. MDMA and Harm. Intern. J. Drug Policy 2 #4 Jan-Feb. (1991).An overview of the history of MDMA use is pre­sented, to allow the formation of opinion as to the properness of its legalization. It is concluded that no change in the legal status is warranted. Gallagher, W. The Looming Menace of Designer Drugs. Discover 7 24 (1986).A long and gloomy article on the growing problems of uncontrolled analogues of heroin. There is a heavy emphasis on the medical profes­sional’s use and involvement in drug abuse. A one page side-box gives a view of MDMA, with balance between therapeutic potential and the risks of using unevaluated and unapproved new drugs.Garfinkel, S.L. The Price of Ecstasy. New Age Journal, May 1989, p. 22.This is a brief review of the current legal/clinical status of MDMA, with a note-worthy quote from the FDA spokeswoman Susan Cruzan. "It is irrel­evant to talk about clinical trials of a drug that has no legitimate medical use."Gertz, K.R. "HugDrug" Alert: The Agony of Ec­stasy. Harper’s Bazaar, November 1985, p. 48.A popular article is offered, with a balanced dis­cussion of the case for, and the case against, the use of MDMA.Gibb, J.W., Johnson, M. and Hanson, G.R. Neu­rochemical Basis of Neurotoxicity, NeuroToxicity11 317-322 (1990).The properties of 6-hydroxydopamine and 5,7- dihydroxytryptamine are reviewed, in a presenta­tion of the dopaminergic and serotonergic systems. The principle drugs of discussion are methamphetamine and MDMA.Gibb, J.W., Johnson, M., Stone, D. and Hanson. G.R. MDMA: Historical Perspectives. Ann. N.Y. Acad. Sei. 600 601-612 (1990).A review of a number of neurotoxicological as­pects of MDMA is presented.Gibb, J.W., Stone, D., Johnson, M. and Hanson, G.R. Neurochemical Effects of MDMA. The Clini­cal, Pharmacological and Neurotoxicological Ef­fects of the Drug MDMA. Kluwer, New York.(1990) Ed: S.J. Peroutka.

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An extensive review of the neurotoxicological pro­perties of MDMA is presented. The data suggest that although MDMA perturbs both the dopamin­ergic and serotoninergic systems of experimental animals, it is only the serotoninergic system that is persistently altered.Glennon, R. A. Discriminative Stimulus Properties of Phenylisopropylamine Derivatives. Drug and Alcohol Dependence 17 119-134 (1986).A broad review of many substituted phenylisopro- pylamines and their responses in discriminative studies in animals trained to discriminate am­phetamine (or, separately. DOM) from saline. MDMA produced no DOM-appropriate response (DOM is an hallucinogen) but did cross react with amphetamine (a stimulant).Gold, M.S. Ecstasy, Etc. Alcoholism and Addic­tion Sept-Oct. 1985. p. 11.Criticism of the popular use of untested drugs such as MDMA is presented. It is argued that all new "wonder euphorogenics” should be consider­ed extremely dangerous until proven safe and effective for a specific condition by the FDA and the medical research community.Goldstein, R. The Facts about 'Ecstasy' A Talk with Andrew Weil. The Village Voice, February 7, 1989. p. 31.This is an overview of the present status of MD­MA, followed by a careful and balanced interview with Andrew Weil on its clinical use and hazards. Grant, A. and Wagner, J. Case Book: The Batman. Ecstasy. Detective Comics No. 594. published by DC Comics, Inc. 1988.A magnificently lurid illustrated story of how the use of Ecstasy drove a sound business man and currency trader to total madness, voices in the head, urge to blow up the principals in the New York drug trade. He was the final victim. Drugs kill.Grinspoon, L. and Bakaiar, J.B. What is MDMA? Harvard Medical School Mental Health Letter 2 8(1985).A brief presentation of the cogent facts that de­fine MDMA.Grinspoon, L. and Bakaiar, J.B. A Potential Psy­chotherapeutic Drug? The Psychiatric Times, Ja­nuary, 1986. pp 4-5, 18.A review of the development of the use of drugs in psychotherapy, and a discussion of the role that a drug like MDMA might play in this medical area.Grinspoon, L. and Bakaiar, J.B. Can Drugs be Used to Enhance the Psychotherapeutic Process? Amer. J. Psychotherap. 40 393-404 (1986). There is evidence that the psychotherapeutic process can be enhanced by the use of drugs that invite self-disclosure and self-exploration. Such drugs might help to fortify the therapeutic alliance and in other ways. One drug that may prove promising for this purpose is the psychede­

lic amphetamine MDMA.Hagerty, C. "Designer Drug" Enforcement Act Seeks to Attack Problem at Source. American Pharmacy NS25 10-11(1985).An extensive argument is presented for the pas­sage of the “Designer Drug" Enforcement Act, to effectively attack the sources of new drugs. Harris, L. S. The Stimulants and Hallucinogens under Consideration: A Brief Overview of their Chemistry and Pharmacology. Drug and Alcohol Dependence. 17 107-118 (1986).A literature review is made of a number of drugs that are under consideration for international control. MDMA is briefly mentioned, and de­scribed as being in man more of a stimulant than a hallucinogen.Hershkovits. D. Esctasy: The Truth About MDMA. High Times November, 1985. p. 33.An interview was held with Richard Seymour, author of the book MDMA. Many good and rea­sonable questions, answered directly and accura­tely.Hollister, L.E. Clinical Aspects of Use of Phenylalkylamine and Indolealkylamine Halluci­nogens. Psychopharmacology Bulletin 22 977- 979 (1986).A generally negative evaluation of the use of hal­lucinogens (such as MDA, MDMA, LSD) based largely on the potential of neurotoxicity and the absence of clinical verification of value. Most of the value must be gleaned from studies of twenty years ago, and the absence of recent research is ascribed to unusually high toxicity or to the lack of interest. The legal difficulties are not addres­sed.Johnson, T. Trafic d'Extase. Actuel ffl37. No­vember (1990) p. 107 et seq.This is an in-depth but reasonably current over­view of the drug ecstasy and its role in the drug scene in Amsterdam, where it is apparently being synthesized for the entire continent. Comments from the as well detractors as the promoters are gathered together, with a final word on its poten­tial legalization.Jones, R. Why the Thought Police Banned Ecsta sy. Simply Living, 2 1/10. p. 91-95.A review of the United States controversy con cerning MDMA as seen through Australian eyes. There are implications of considerable use in Australia.Kirsch, M.M. "Designer Drugs" CompCare Pubii cations, Minneapolis. 1986.This book is organized into chapters that treat each of some half-dozen drugs that have been created or modified so as to circumvent explicit legal restrictions, or have recently emerged into popularity. One chapter, entitled "Ecstasy", spins together the popular lore concerning Ml)MA with quotations from various writers and Im turers and several anonymous users.Klein, J. The New Drug They Call 7 cstnny', Now

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York (magazine), May 20, 1985, pp 38-43.This is a popular article that brings together quo­tations that express the broad range of attitudes held by both the proponents and the opponents of the current clinical employment of MDMA. Some historical background is presented, as well as an articulate description of the effect the drug produces.Korl, D., Blanken, P. and Nabben, T. Een Nieu- we Wonder pH? Verspreiding. effecten en risico's van ecstasygebruik in Amsterdam. A book in Dutch of over 150 pages. (1991)The origins, distribution, availability, and use of Ecstasy in The Netherlands is discussed. Since1988, MDMA has been covered under the Opium Act, but there is little active police intervention. There appears to be extensive misrepresentation of this drug with frequent substitution of some amphetamine-like substitute. The street price remains very high.Laverty, R. and Logan, B.J. Ecstasy Abuse. New Zealand Med. J. 102 451 (1989).A request is extended to practitioners for infor­mation concerning possible MDMA exposure with their patients. If possible, a sample of the drug involved in any referral could be given for analy­sis, which would allow an accurate estimate to be made of the magnitude of this particular drug problem in New Zealand.Leavy, J. Ecstasy: The Lure and the Peril. The Washington Post June 1, 1985. Zagoria, S. More "Peril" than "Lure." ibid. July 3, 1985,A well researched and careful article reviewing all aspects of the MDMA palavar. The reply by Mr. Zagoria expressed the tfiought that Ms. Lea- vy's presentation was too enticing, with lure out­weighing peril.Leverant, R. MDMA Reconsidered. J. Psychoac­tive Drugs 18 373-379 (1986).A summation of thoughts and impressions gathered at the Oakland, California Conference on MDMA (May, 1986). The theme presented is the need of open-mindedness in the area of per­sonal and well as clinical freedom of research, and MDMA was used as a focal point.Mandi, J. Ecstasy. The Face H38, November, 1991. Three page article.A rather balanced and reasonable article about some reasons for, and some difficulties associa­ted with, the excessive use of MDMA.McConnell,H. MDMA. The Journal. July 1, 1986 pp. 11-12.A thorough review of the Oakland, California MD­MA conference is presented, in considerable de­tail and with excellent balance.McDonnell, E. One World, One Party. S.F. Week­ly, January 29, 1992 pp 12-13.A view of the rave scene in San Francisco, with the emphasis on MDMA (but with LSD and mushrooms also contributing) and smart drinks (vitamins, minerals, and little alcohol), and

lights and music and colour. All is very expensi­ve, and very much in style. Psychedelic drug use is taken for granted.McGuire, P. and Fahy, T. Flashbacks following MDMA. Brit. J. Psychiatry. 160 276 (1992).A retrospective analysis of an earlier report con­cerning MDMA use has uncovered the fact that flashbacks had occurred. An apology is extended for the polypharmacy that was implied in that report; cannabis was present but there was no evidence for the presence of MDMA. Apparently an analysis for MDMA use was not asked for and so it was not reported as being present. More frequent urine screenings should help to impli­cate MDMA with medical problems, in light of the current widespread use of the drug.McKenna, D.J. and Peroutka, S.J. The Neuroche­mistry and Neurotoxicity of 3,4-Methylenedioxy­methamphetamine (MDMA, "Ecstasy"), J. Neuro- chem. 54 14-22 (1990).A thoroughly documented review of the present state of knowledge of the effects of MDMA on animal systems.McKenna, D.J. and Peroutka, S.J. Serotonin Neurotoxins: Focus on MDMA (3,4-Methylene­dioxymethamphetamine, "Ecstasy"). In: Seroto­nin Receptor Subtypes: Basic and Clinical As­pects, Editor, Peroutka, Wiley-Liss, New York, pp. 125-146 (1991).In a volume on serotonin receptors (part of a re­ceptor biochemistry and methodology series) the "halogenated amphetamine" receptor subtype is characterized in an extensive review essay of MDMA and the neurotoxicity that is ascribed to it.McNeil, L. A Woodstock of Their Own. Details, Decemeber 1991 pp. 26-38.This is a candid expose of one explicit rave week­end in Los Angeles. The picture shows that the entire structure is build about the drug MDMA which is an essential component of the event. Molliver, M.E., Berger, U.V., Mamounas, L.A., Molliver, D.C., O'Hearn, E. and Wilson, M.A. Neurotoxocity of MDMA and Related Compounds: Anatomical Studies. Ann. N. Y. Acad. Sei 600 640-664 (1990).A review and discussion is presented from a re­cent symposium of serotonin neuropharmacology. Comparisons of MDMA, MDA, p-chloroampheta- mine and fenfluramine are made.Nasmyth, P. The Agony and the Ecstasy. The Face, October, 1986 p. 52.A popularized article from England on the pro­perties and the uses of MDMA. It strongly sug­gests that the drug is already deeply instilled in British culture.Nasmyth, P. Laing on Ecstasy. International J.Drug Policy. 1 14-15(1989).A brief profile of the late controversial psychia­trist R.D.Laing, and his views of the potential of the drug MDMA in a therapy role.

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Newmeyer, J.A. Some Considerations on the Pre­valence of MDMA Use. J. Psychoactive Drugs 18 361-362 (1986).An epidemiology survey of MDMA use (as of 1986) from the usual information sources (Drug Abuse Warning Network, DAWN; the Community Epidemiology Work Group, CEWG; police depart­ment reports, medical examiner or coroner's of­fice reports) gives little indications that there is a medical problem associated with its use, Epi- demiologically, it can not be considered at the present time a problem. It may well be that the material currently enjoys controlled, careful use by a number of cognoscenti (as did LSD in the early 1960's) and perhaps in future years a lar­ger number of less sophisticated individuals will be drawn into its usage, and will find ways to evince adverse reactions, police involvement, and other unpleasant consequences.Nichols, D.E. MDMA Represents a New Type of Pharmacologic Agent and Cannot be Considered to be either a Hallucinogenic Agent or an Am­phetamine-type Stimulant.This is an unpublished essay submitted both to the DEA and to the WHO group, through the of­fices of Richard Cotton. It presents a point by point analysis from both in vitro and in vivo stu­dies of the pharmacological properties of MDMA and its isomers, with MDA (a structurally related hallucinogenic compound) and other amphetami­nes. He concludes that its actions represent a new classification of pharmacology, and clinical research with it in psychotherapy would argue against placing it in Schedule I.Nichols, D.E. Differences Between the Mecha­nism of Action of MDMA, MBDB, and the Classic Hallucinogens. Identification of a New Therapeu­tic Class: Entactogens. J. Psychoactive Drugs 18 305-313 (1986).This article presents a review of the extensive neurological and pharmacological evidence that supports the stand that MDMA and MBDB should be classified neither as hallucinogens (psychede­lic drugs) nor as simple stimulants. An argument is made for a novel classification, entactogens. Nichols, D.E. and Oberlender, R. Structure-Ac- tivity Relationships of MDMA and Related Com­pounds: A New Class of Psychoactive Drugs.Ann. N. Y. Acad. Sei. 600 613-625 (1990).A review of the pharmacological and behavioral properties of MDMA and MBDB suggests that they represent members of a new class of psy- chopharmacological agents. A extensive discus­sion is also included.Nichols, D. E. and Oberiender, R. Structure-Ac- tivity Relationships of MDMA-Like Substances, NIDA Research Monograph Series #94 pp. 1-29(1989).A critical review of the structures and activities of compounds related to MDMA is presented, with particular attention directed to a somewhat

less neurotoxic homolog MBDB. A considerable discussion is attached, with questions, comments, and answers, from the actual confe­rence.Nichols, D.E. and Oberlender, R. Structure-Ac­tivity Relationships of MDMA and Related Com­pounds: A New Class of Psychoactive Agents? The Clinical, Pharmacological and Neurotoxicolo-

gical Effects of the Drug MDMA. Kluwer, New York. (1990) Ed: S.J. Peroutka.An extensive analysis has be made of the struc­tures of drugs that resemble MDMA, and the na­ture of their action. An argument is presented for the acceptance of a pharmacological classifica­tion of Entactogens as being distinct from the Hallucinogens, or psychedelic drugs.O'Rourke, P.J. Tune In. Turn On. Go To The Of­fice Late on Monday. Rolling Stone, December 19, 1985 p. 109.The MDMA popularity craze is presented in a hu­morous retrospective of the drug attitudes of the 1960’s.Peroutka, S.J. Incidence of Recreational Use of3,4-Methylenedioxymethamphetamine (MDMA, "Ecstasy’’) on an Undergraduate Campus. New England J. Med. 317 1542-1543 (1987).A random, and anonymous, poll of undergradu­ates at Stanford University (California) showed that some 39% of all students were experienced with MDMA (mean number of uses was 5.4, and dosage range was 60-250 mg). To date, he finds no evidence to suggest that MDMA is neurotoxic in humans.Peroutka, S.J. 'Ecstasy': A Human Neurotoxin? Arch. Gen. Psychiat. 46 191 (1989).A letter to the editor presents three anecdotal observations in connection with the recreational use of MDMA. (1) Frequent use decreases the favorable responses. (2) Chronic use changes the nature of the response, and (3) the material ap­pears not to be addictive. It has been concluded that there may well be a long-term and potential­ly irreversible effect of MDMA on the human brain. Recreational use should be avoided. Randall, T. Ecstasy-Fuelled ‘Rave" Parties Be­come Dances of Death for English Youths. J. Am. Med. Soc. 268 1505-1506 (1992).A news report and medical perspective on the problems being reported as associated with the use of ecstasy (MDMA) in the British rave scene. A brief history of ecstasy is provided.Randall, T. 'Rave' Scene. Ecstasy Use, Leap At lantic. J. Am. Med. Soc. 268 1506 (1992).A brief history of the ‘rave' scene in Britain is presented. The recent appearance of the pheno­menon in the United States, and elsewhere aro­und the world, is discussed.Renfroe. C.L. MDMA on the Street: Analysis Ann nymous. J. Psychoactive Drugs 18 363 369 (1986).In the twelve years (up to 1983) that Phnrm

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Chem conducted its Analysis Anonymous service, they evaluated over 20,000 samples of street drugs. MDMA and MDA had been classified to­gether (in some 610 examples) and of these 72 had been alleged to be MDMA. In the years 1984-1985, a cooperating reference laboratory (S.P., Miami, Florida) reported an additional 29 alleged MDMA samples. Of these 101 samples, over half proved to be, indeed, MDMA, and half of the remaining contained MDMA. This is con­sidered a remarkably high validity rate. The orig­ins, descriptions, and costs are discussed.Ried linger, J.E. The Scheduling of MDMA: A Pharmacist's Perspective. J. Psychoactive Drugs 17 167-171 (1985).A critical viewpoint is taken of the scheduling procedures employed with MDMA. This paper is adapted from the original letter of protest sent to the DEA, and from the written testimony presen­ted at the hearings.Riedlinger, T. and Riedlinger, J. The ‘Seven Deadly Sins' of Media Hype in Light of the MD­MA Controversy. PM&E (Psychedelic Monographs and Essays). 4 22 (1989).This is a carefully written criticism of the uneven ways in which the popular press weighs and pre­sents controversial issues such as the story con­cerning MDMA.Rippchen, R. MDMA Die Neue Sympathiedroge. Der Grüne Zweig 103, Medieneexperimente D- 6941 Löhrbach, West Germany (1986).A book of some 47 pages, giving an immense body of information on MDMA (in German) in­cluding translations of articles by Greer. Also in­cluded is information on other drugs such as MDE and 2C-B.Roberts, M. Drug Abuse. MDMA: "Madness, not Ecstasy" Crosstalk section, Psychology Today. June, 1986.An update of an earlier article (Psychology To­day, May, 1985) which emphasizes the neurolo­gical findings, and the concept of unregulated drug synthesis. Congressional action prohibiting the manufacture and distribution of similar drugs is urged.Roberts, T.B. The MDMA Question. Section on Social Concerns. AHP Perspective. May, 1986. p. 12.This is a soul-searching review asking the ques­tions as to where we must acknowledge the line between the need of drug use in therapy, and tolerating drug use in society. Provisions must be made, of course, for both.Robins, C. The Ecstatic Cybernetic Amino Acid Test. San Francisco Examiner Image, February 16, 1992 p. 6 et seq.A trip with the author is made through an eve­ning, of a San Francisco rave, The noise, the ex­cessive focus on drugs, smart drinks, energy, dance, music, cyberpunk this and virtual reality that; all make a statement of rebellion. It may all

die out, but the concept is truly international in scope, and might soon require the older genera­tion to take it seriously.Rosenbaum, M. and Doblin, R. Why MDMA Should Not Have Been Made Illegal, Unpublis­hed Essay, 1990.A brief history and analysis of the illegalization of MDMA is presented.Sawyer, M. Ecstasy. Select, July 1992 pp 56-61. A strongly written review covering all sides of the rave scene in England, and the damage that is being done by the strenuous laws against ecsta­sy. Emphasis is placed on the fraud that is ram­pant in the misrepresentation of the identities of the drugs that are being sold as MDMA. Schulman, R. The Losing War Against “Designer Drugs." Business Week, June 24, 1985 pp. 101- 104.An overview of the MDMA controversy. A preview is presented, of the pharmaceutical industry’s response (OK to ban it, but not with the haste that might have a chilling effect on the develop­ment of new pharmaceuticals) and local law en­forcement enthusiasm (Florida has granted the State Attorney General the power to place a drug on the Controlled Drug List in as little as 24 hours).Sedgwick, B., Lo, P. and Yee, M. Screening and Confirmation of 3,4-Methylenedioxymethamphet­amine (MDMA) in Urine: Evaluation of 1000 Specimens. Abstracts of the CAT/SOFT Meetings, Oct. 29 -Nov. 1, 1986, Reno/Lake Tahoe, Neva­da.A sequence of 1000 "at risk" samples were screened for the presence of methamphetamine (MA) and/or MDMA (not distinguishable in the initial analysis). Of 133 presumptive positive tests, none proved to be positive for MDMA. Seymour, R.B. "MDMA" Haight-Ashbury Publica­tions, San Francisco. 1986 This is a volume devoted entirely to the single drug MDMA. Nine chapters discuss its origins, facts that apply to it, its bright side and dark side, in a carefully balanced presentation. It was made available for the Oakland, California sym­posium. MDMA: A Multidisciplinary Conference, May 17-18, 1986.Seymour, R. B. Ecstasy on Trial. High Times, No­vember, 1986. p. 33.A retrospective review article of the controversies stirred up by the publicity that followed the go­vernment hearings and the illegalization of MD­MA.Seymour, R.B., Wesson, D.R. and Smith, D.E. Editor's Introduction. J. Psychoactive Drugs. 18 287 (1986).An introduction is made to an entire issue of the Journal dedicated to the several papers present­ed at a two-day conference on the topic of MD­MA. This was held May 17-18, 1986, at the Health Education Centre of the Merritt Peralta

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Medical Centre, in Oakland, California.Shafer, J. MDMA: Psychedelic Drug Faces Regu­lation. Psychology Today, May, 1985. pp. 68-69. This is a short overview presenting the clinical and legal views of a number of psychiatrists, ad­ministrators and researchers.Shulgin, A.T. Twenty Years on an Ever-changing Quest, Psychedelic Reflections, Eds. L. Grinspo­on and J.B. Bakaiar, Human Science Press, New York (1983). pp. 205-212.This is an essay on the philosophy of research associated with psychedelic drugs. MDMA is de­scribed briefly, with some of its history, pharma­cology, and therapeutic potential.Shulgin, A.T. What is MDMA? PharmChem News­letter 14 3-11 (1985).A hypothetical interview is presented, distilling the questions fielded from many reporters, and the substance of the answers given to these questions.Shulgin, A. T. The Background and Chemistry of MDMA. J. Psychoactive Drugs 18 291-304 (1986).This review gathers together the physical properties of MDMA, and the published informa­tion as to toxicity and pharmacology, as of the date of the Oakland, California conference (May, 1986).Shulgin, A.T. History of MDMA, The Clinical, Pharmacological and Neurotoxicological Effects of the Drug MDMA. Kluwer, New York. (1990)Ed: S.J. Peroutka.A review, with 158 references, is presented that outlines the current (mid-1989) literature on then published literature on MDMA.Siegel, R.K. Chemical Ecstasies. Omni, August1985. p. 29.This short essay advises caution in the immedia­te acceptance of drugs that are enthusiastically promoted but which have not been thoroughly researched.Smith, D.E. and Seymour, R.B. Abuse Folio: MD­MA. High Times. May, 1986. p. 30.There is a continuing series of drug information sheets, one being published in each issue of High Times. This contribution is a neutral, fac­tual presentation of the nature and use, and of the hazards and liabilities associated with the drug MDMA.Smith, D.E., Wesson, D.R. and Buff um, J. MD­MA: "Ecstasy" as an Adjunct to Psychotherapy and a Street Drug of Abuse. California Society for the Treatment of Alcoholism and Other Drug De­pendencies News 12 (September) 1985 pp 1-3.A letter to the Editors in response: Holsten, D. W. and Schieser, D. W. Controls over the Manufac­ture of MDMA. The original authors' reply: ibid.12 (December) 1985 pp 14-15.A brief review of the therapeutic virtues and abuse risks that are associated with MDMA, and the chilling effect that illegalization of drugs has

had on medical research. The authors were re­minded in rebuttal (Holsten and Schieser) that the exploratory use of new drugs outside of the controls that apply to the pharmaceutical indu­stry carry real risks as to safety and quality of product.Solowij, N. and Lee, N. Survey of Ecstasy IMD- MAI Users in Sydney. Drug and Alcohol Direc­torate NSW Health Department, 1991 (Sydney). CEIDA, PMB No. 6, P.O. Rozelle NSW 2039 (Australia).An extensive survey is presented of many Ecstasy users in Sydney. It has been found that the prin­ciple use of the drug has been directed towards fun, at social gatherings, and the primary effects have been the expression of a positive mood state. A secondary effect has been that of stimu­lation with an expression of energy and activa­tion. Reports describe the properties of insight and of perceptual/sensual enhancement.Solowij, N., Hall, IV. and Lee, N. Recreational MDMA Use in Sydney: A Profile of "Ecstasy" Users and their Experiences with the Drug. Brit.J. Addictions 87 1161-1172 (1992).An anonymous survey of MDMA users involved with the social "rave” scene showed a consensus of the users' having experienced positive mood states, and feelings of closeness with others. The stimulant effects were secondary. The usual statements of caution are attached.Sternbach, G.L. and Varon, J. Designer Drugs. Postgraduate Medicine 91 169-176 (1992).A review is presented of several synthetic varia­tions of known illegal drugs. The major emphasis is on the opiates (modification of demerol, i.e., MPPP and MPTP) and on the mescaline- methamphetamine analogues (namely, MDA, MDMA and MDEA).Straus, H. From Crack to Ecstasy; Basement Chemists can Duplicate almost any Over-the-bor- der Drug. American Health, June, 1987 pp. 50- 54.

A brief review of the concept of special formula­tions or syntheses of drugs for the extra-medical market. MDMA is brought in as a minor example. Szabo, P. MDMA Restrictions too Hasty? The Journal, July/August 1989, p. 4.A brief news report describes a study reported to the American Psychiatric Association meeting (San Francisco, 1989) involving some 20 psy­chiatrists who were familiar with MDMA. The opinion of Dr. Liester (University of California at Irvine) sums up the consensus. There is a need for clinical research with this promising drug, and this is not likely in view of the Government’s current restrictions.Toufexis, A. A Crackdown on Ecstasy. Time Ma­

gazine. June 10, 1985. p. 64.A news report on the placing ot MDMA into emergency Schedule I status. The complement to Newsweek's positive article of about the same

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time.Turkington, C. Brain Damage Found with Design­er Drugs. Amer. Psychological Assn. Monitor March, 1986.A negative review of the neurotransmitter re­search. This is probably the source of the oft- quoted "fact" that these drugs are the first demonstration of a neurotransmitter being modi­fied to a neurotoxin. von Hoyer, E. The Agony of Ecstasy; A Consumer’s Guide. Dated April 20, 1988, and identified with "WRT 404 / S. Hubbard"The is a short essay covering the use of, the ac­tion of, and the history of MDMA. It is replete with incorrect information, and has little other value.Weigle, C./Rippchen, R., MDMA: Die Psychoakti­ve Substanz für Therapie, Ritual und Rekreation. Der Grüne Zweig 103, Germany. Printed in Aus­tria about 1991. 88 pages.A collection of essays on MDMA, some originally in German, some translated, covering the entire spectrum of clinical and social aspects of the drug.Whitaker-Azmitia, P.M. Depression to Ecstasy. The New Biologist, 1 145-148 (1989).This is a review of a conference on the neuropharmacology of serotonin, sponsored by the New York Academy of Sciences, on July 10- 13, 1989. The final session was devoted to MD­MA and, involving its potential neurotoxicity, was one of the more controversial ones. It is stated that dramatic evidence was presented at the con­ference that a serious level of damage had occur­red to the serotonin neurons of human MDMA users.Wolfson, P.E. Letter to Richard Cotton, Dewey, Ballantine, Bushby, Palmer & Wood, Washington,D.C.A report is made of the effective use of MDMA in conjunction with psychotherapy, in the treatment of both depressed and schizophrenic patients. The apparent anti-manic and anti-paranoia ac­tion of MDMA allowed the opening of discourse and allowed intervention with more conventional therapy. It is suggested that there is a promising potential for its use in certain psychotic situa­tions, and a telling argument is made against its legal classification in Schedules I or II. Woolverton, W.L. A Review of the Effects of Re­peated Administration of Selected Phenethyiami­nes. Drug and Alcohol Dependence 17 143-150(1986)A review from the literature of the chronic toxico­logical findings regarding a number ol com­pounds that are being proposed for international control. One reference to MDMA is cited, the Fed. Proc. note (Virus, et al. 45 1066 (1986) which has been published (see Commins, et al.,1987, section 8 above).Wright, W.R. XTC, Analyte of the Month, 10 3

(1989). Published by the American Association for Clinical Chemistry.A brief and factual review of MDMA, with a little history and some comments on the validity of immunological assays for MDMA using ampheta­mine assays.Zizzo, P. MDMA - Aspects of it's Psychopharma­cology. Unpublished essay written for Psych.119, University of California at Davis, Spring1989.This 10 page essay briefly reviews the back­ground and history of the therapeutic work done with MDMA.Baselt, R.C. and Cravey, R.H. Methylenedioxy­methamphetamine. In Disposition of Toxic Drugs and Chemicals in Man, Third Edition. Year Book Medical Publishers, Inc., Chicago 1989. pp. 554-555.A brief review is made of the published body lev­els of MDMA in reported cases of use and medi­cal problems.Beck, J. and Rosenbaum, M. "Pursuit of Ecstasy: The MDMA Experience." State University of New York Press, New York. 239 pp. (1994).This book is the first complete analysis of the clinical value of MDMA, and it brings together into one place the previously scattered reports of the drug's use in therapy. The information that is compiled here, was originally the raw material for a report to the National Institute of Drug Abuse (NIDA), as the presentation of a summary of a contract awarded the authors to study MDMA.The final report was never published by NIDA, and so this book serves as a superb vehicle for making these findings available as public infor­mation.Conner, M. and Sherlock, K. Attitudes and Ecsta­sy Use. Paper presented at the European Asso­ciation of Experimental Social Psychology, 15-20 September, 1993, Lisbon.An anonymous questionnaire was distributed amongst young people (in England) who had varying degrees of experience with MDMA. Over half the sample had tried the drug, and a sub­stantial minority used it regularly. The results are discussed in terms of the design of literature that could be directed at changing this use pat­tern.Fitzgerald, J. MDMA and Harm. Intern. J. Drug Policy 2 22-24 (1993)An analysis of the MDMA problem, vis-a-vis Aus­tralian law, is presented. There balance of the literature presentation of harm regarding the drug leans towards its being relatively safe. How­ever, there is no evidence that the community is harmed or suffering in any way by its being maintained in an illegal status. Thus it should remain illegal.Lyttle, T. and Montagne, M. Drugs, Music, and Ideology: A Social Pharmacological Interpretation of the Acid House Movement. Intern. J. Addict.

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The development of the "Acid House" phenome­non from it's origin in 1988 in England, is revie­wed with particular emphasis placed on the role played by music and drugs in the changing of states of consciousness.Newmeyer, J.A. X at the Crossroads. J. Psycho. Drugs 25 341-342 (1993).A short essay addresses the question of the even­tual responses of the public to MDMA.Arguments are presented that support its gaining de facto tolerance (achieving a status akin to that of marijuana) but other observations that could lead to a hostile LSD-like rejection. He believes that the next two years will be decisive. Rattray, M. Ecstasy: Towards an Understanding of the Biochemical Basis of the Action of MDMA. Essays in Biochemistry 26 77-87 (1991).A review of the history, pharmacology and neuro­chemistry of MDMA is presented. Much of the presented information is factual, some of it is speculative, and several points are simply wrong. Riedlinger, T.J. and Riedlinger, I.E. Psychedelic and Entactogenic Drugs in the Treatment of De­pression. J. Psycho. Drugs 26 41-55 (1994).Both the virtues of, and the problems associated with, the incorporation of psychedelic drugs into psychotherapy are discussed.Saunders, N. "E for Ecstasy” Saunders, London(1993) 318 pp.A thorough review of the medical, social and le­gal history of MDMA is presented, in a well docu­mented analysis of this highly controversial drug, at the height of its popularity. The rave scene is described, as is the beginning acceptance of MDMA as a valuable therapeutic tool. An annota­ted bibliography, by Alexander Shulgin, is at­tached.Saunders, N. MDMA — The View from England. MAPS 4 22-24 (1993).A review is presented of the present position of MDMA in England. A critical discussion of the medical reports, the legal status, and the prob­lems of misrepresentation which are inevitable when the streets are the only source for pur­chase. Speculations as to future developments are encouraging.Schuckit, M.A. MDMA (Ecstasy): An Old Drug with New Tricks. Drug Abuse and Alcoholism Newsletter 23 U2 April, 1994.A review is presented of the history, social use and dangers of MDMA use. The intended audi­ence is the practising physician.Taylor, J.M. MDMA Frequently Asked Questions List. Internet (Usenet) Newsgroup alt. drugs, Ja­nuary 5, 1994This is a review of the known facts relating to MDMA. It is balanced and fair, but it maintains the chemical errors from the Chemical Abstracts in its synthetic portion, that hydrogen peroxide is used in place of water in the final hydrolysis.

27 1159-1177 (1992). Considering its very wide public distribution, this distillation of facts is of excellent quality and must be respected as a fine public service.

Zitate aus BerichtenBurger, A. “Drugs and People" University Press of Virginia, Charlottesville, 1986. p. 65. This quotation, from the chapter on neurohormones, will be the sole example given of the irrespon­sible misinformation that can be published by experts in the field.[in reference to designer drugs) "Others are syn­thetic compounds tried out by addicts in the hope that they might give them a new mental high. The most dangerous of these materials are3-methylfentanyl and MDMA, a relative of met­hamphetamine. Both produce dangerous damage to the general health of the users and cause heroin-like addiction at unbelievably low doses." Glennon, R.A., Rosecrans, J.A. and Young, R. Drug-induced Discrimination: A Description of the Paradigm and a Review of its Specific Appli­cation to the Study of Hallucinogenic Agents. Medical Research Reviews 3 289-340 (1983). “Racemic — MDA produces (conditioned res­ponse) effects similar to those of DOM, however, administration of its N-methyl derivative, race­mic MDMA, to the DOM-trained animals, resul­ted in disruption of behaviour.”Nichols, D.E. and Glennon, R.A. Medicinal Chemistry and Structure-Activity Relationships of Hallucinogens, in Hallucinogens.- Neurochemical, Behavioral, and Clinical Perspectives Ed. B.L. Jacobs, Raven Press, New York. (1984) “N-Alkylation of the phenethyiamines abolishes or greatly attenuates biological activity. Two noteworthy exceptions are the (N-methyl and N- ethyl) 3,4-methylenedioxy substituted com­pounds. These retain potency nearly comparable to the parent MDA, but present a different quali­tative picture. Their duration of action is reduced to about 1-1/2 to 2 hours and they produce only minor disruption of normal sensory processing. They apparently amplify empathy and would seem to be ideal candidates as adjuncts to psy­chotherapy."Shulgin, A.T. Psychotomimetic Drugs: Structure- Activity Relationships. Handbook of Psychophar­macology Volume 11; Stimulants, Eds. L.L.Iver- sen, S.D. Iversen and S.H. Snyder, Plenum Press, New York. p. 292. (1978)"MDMA has a higher threshold level than does MDA but otherwise it is very similar in potency. Within the effective dose range (100-150 mg orally) the effects are first noted very quickly, usually within one-half hour following admini­stration. With most subjects the plateau of effec­ts is reported to occur within another one-half hour to one hour. The intoxication symptoms are largely dissipated in an additional two hours, ex­cept for a mild residual sympathomimetic stimu

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lation, which can persist for several additional hours. There are few physical indicators of intoxi­cation, and psychological sequelae are virtually nonexistent. Qualitatively, the drug appears to evoke an easily controlled altered state of cons­ciousness with emotional and sensual overtones very reminiscent of low levels of MDA."Shulgin, A.T. Hallucinogens. Burger’s Medicinal Chemistry, 4th Edition, Part III, Ed. M.E. Wolff, Wiley and Son, New York, p 1120. (1981)"This affective interaction (a state of sensory am­plification and enhancement without appreciable sympathomimetic stimulation, an easy communi­cation between subject and observer) is even more clearly evident in the N-methyl homolog of MDA (i.e., MDMA) which is substantially free of perceptual distortion at effective dosages (75- 150 mg).”Shulgin, A.T., Chemistry of Psychotomimetics, Psychotropic Agents Part III, Alcohol and Psy­chotomimetics; Psychotropic Effects of Central Acting Drugs, Eds. F. Hoffmeister and G. Stille, Springer-Verlag, Berlin, p 14. (1982)“Several of these substituted amphetamine ana­logs have been studied as their N-methyl homo­logues (in analogy with the relationship between amphetamine and methamphetamine). Although most show a striking drop in potency, MDMA (the N-methyl homologue of MDA) retains full activi­ty.”Stafford, P. Psychedelics Encyclopedia, Revised Edition, J.P. Tarcher, Inc., Los Angeles, CA p 289. (1983)"Synthesis of MDMA, active in the doses of the 75-100 mg range and shorter and milder in its effects than MDA, was not reported in the scien­tific literature until 1960. It has since been established that MDMA was one of the "Experi­mental Agents” tested at Edgewood Chemical Warfare Service, where it was labelled EA-1475. (MDA was labelled EA-1299)."Weil, A. and Rosen, W. Chocolate to Morphine; Understanding Mind-active Drugs, Houghton Mif­flin Company, Boston, 1983. p 108 “A newer drug, MDM (methylenedioxymethylam- phetamine, also known as MDMA, Adam, and XTC), gives the same general effect (as MDA) but lasts four to six hours instead of ten to twelve. Because of the shorter duration of action, it seems gentler on the body with less day-after fatigue.”

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7. Anhang

Worterklärungen

411 Worterklärungen

2CB:

5HT:

Acid-House:Adrenalin:

Afterhour:

Ambient:Amphetamine:Axon:

BAG:

Chill-out:

Codes:

Dance Drugs:

DEA:

Dealer:Dehydrierung:Designerdroge:

DMT:Dopamin:

ECBS:Endorphin:Entaktogene:Esalen:

PDA:

Fenfluramin:

Fluoxetin:

Halluzinogene:

Hippocampus: Holotropes Atmen:

Hyperthermie:

Ketamin:

Kortex:

Bromodimethoxyphenethylamin, psychoaktive Substanz, LSD-ähnliche Wir­kungSerotonin (5.-Hydroxi-tryptamin)

Variante der Housemusik, Vorläufer von TechnoNeurotransmitter, Substanz im Gehirn, die Gefühle wie z.B. AggressionsteuertParty, die meist frühmorgens nach einer Party beginnt und bis zum Nach­mittag oder Abend dauert ruhige Variante von House-/Technomusik Gruppe von aufputschenden Drogen, Speed Neurit, Teil einer Nerven- oder Hirnzelle

Bundesamt für Gesundheitswesen (Schweiz)

1. Zeit nach einem Rave, um sich auszuruhen, abzukühlen und von der Drogenwirkung runterzukommen: 2. Raum an einem Rave für diesen Zweck (Erkennungs-)Zeichen einer Subkultur

Drogen, die zum Tanzen konsumiert werden, wie MDA, MDMA, MDEA, Am­phetamin, LSDDrug Enforcement Administration, die für die Beschaffung von Informatio­nen über den internationalen Drogenhandel zuständige US-amerikanische BehördeHändler (von Drogen)Austrocknung1. Substanz, deren psychoaktive Wirkung einer bekannten Droge gleicht, deren Molekularstruktur jedoch verändert wurde, um die strafrechtliche Verfolgung zu umgehen; 2. synthetisch hergestellte Droge kurz wirkende, aber starke psychedelische DrogeNeurotransmitter, Substanz, die bei der Übertragung von Nervenimpulsen beteiligt ist

Europäisches Collegium für Bewusstseinsstudien Substanz im Gehirn, die Schmerzen lindertneue Klassifizierung von psychoaktiven Substanzen wie MDMA und MDEA ein in den sechziger Jahren bekannt gewordenes Zentrum für Psychothera­pie in Kalifornien

Food and Drug Administration, US-amerikanische Lebensmittel- und Dro­genbehördeWirkstoffbezeichnung eines Appetitzüglers; in der Schweiz als «Ponflural» und -Adipomin. auf Rezept erhältlichMedikament gegen Depression (Antidepressivum); bekannt als - Prozac-

Gruppe von Drogen mit sinnes- und bewusstseinsverändernder (halluzino- gener) Wirkung Teil des Gehirnseine von Stanislav Grof entwickelte Atmungstechnik mit Hyperventilation, die eine Bewusstseinsveränderung bewirkt Überhitzung, Körpertemperatur über 41°C

AnästhesLemittel, das Bewusstseinsveränderungen und Halluzinationen be wirken kann, allerdings in sehr anderer Art als halluzinogene Drogen Hirnrinde

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412 Worterklärungen

MAPS:

MDA:MDE:MDMA:Metabolismus:Metabolit:

Nervenendigungen:Neurotoxizität:Neurotransmitter:

NLP:

Paracetamol:

Party:Phenethylamine:PIHKAL:

Politoxikomanie:Poppers:Prozac:Psilocybin:psychoaktiY:psycholytisch:

Psychosen:

Rave:

Sanyasin:SÄPT:Schedule 1:

Serotonin:

Set:Setting:SSRI:

Synapsen:

Techno:

Toleranz:

Toxizität:Track:Trance:Tribe:Trip:

Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (Multidisziplinäre Vereinigung für psychedelische Studien in den USA)3.4-Methylendioxyamphetamin. MDMA-ähnliche Substanz N-Aethyl-MDA (MDEA, Eve), MDMA-ähnliche Substanz3.4-Methylendioxymethamphetamin (Adam, E, Ecstasy, X, XTC) StoffwechselStoffwechselprodukt, im Körper beim Stoffwechsel entstandene Substanz

Vermittlung von Schmerzempfindungen in Haut und Schleimhäuten Schädigungen von Nerven- oder Hirnzellennatürlich vorkommende Substanz im Nervensystem, die Informationen zwi­schen den Zellen übermitteltNeuro Linguistic Programming, eine Methode der Psychotherapie

rezeptfrei erhältliches Arzneimittel gegen Schmerzen, z.B. als «Panadol» oder als Bestandteil in «Treupel»Fest, Tanzanlass, hier meist mit House- oder Technomusik Gruppe von Chemikalien, zu denen psychoaktive Substanzen gehören Buch von Alexander und Ann Shulgin (Phenethyiamines I Have Known And Loved)gleichzeitiger Konsum verschiedener DrogenAmylnitrit, kurz wirkendes AufputschmittelFluoxetin, Medikament gegen Depression (Antidepressivum)halluzinogener Wirkstoff in bestimmten Pilzenauf die Psyche einwirkendForm der Psychotherapie, bei der unter Umständen psychoaktive Substan­zen angewendet werden Gruppe psychischer Erkrankungen

grosse Party im Freien, in leerstehenden Fabrikhallen oder ähnlich grossen Gebäuden, an der die ganze Nacht zu Techno- oder Housemusik getanzt wird; Raver: Person, die solche Anlässe besucht

Anhängerinnen des indischen Gurus Bhagwan Shree RajneeshSchweizerische Ärztegesellschaft für Psycholytische TherapieStrengste Kategorie der USA für Drogen: schädliche und Sucht erzeugendeSubstanzen ohne medizinischen oder therapeutischen Nutzen5HT, Neurotransmitter, Substanz im Gehirn, die Gefühle wie z.B. EuphoriesteuertErwartung, Einstellung (vor Drogenkonsum) äussere Umstände (des Drogenkonsums)Selective Serotonin Reuptake Inhibitors (Selektive Serotonin-Wiederauf- nahme-Hemmer), z.B. Prozac (Fluoxetin)Umschaltstelle zwischen Nervenzellen, auf welcher die Übertragung von Information stattfindet

europäische Variante der US-amerikanischen Housemusik, elektronisch er­zeugte Musikwenn eine Droge wenig bis keine Wirkung mehr zeigt, wenn sie häufig kon­sumiert wird Giftigkeit, Schädlichkeit ein Stück Techno- oder HousemusikVariante der Technomusik; Zustand von Ekstase, Verzückung Stamm, Strömung einer (Jugend-)Kultur Reise, Drogenerfahrung

WHO: World Health Organization (Weltgesundheitsorganisation)

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413 ndex

Index

Zeichen2CB 37, 64 5HT siehe Serotonin

AAdam 21, 68Adelaars, Arno 135, 136, 189 Ahrens, Helmut 312, 326 Aids 99, 207, 316, 317 Albery, Nicholas 125Alkohol 34, 36, 39, 46, 50, 58, 64, 67, 68, 82 Amendt, Günter 294Amphetamin 23, 32, 34, 36, 38, 58, 62, 65,68, 71, 283, 284Analysen von E 56, 62, 71, 72, 260, 299 Analytische Methoden (Bibliographie) 394 Andrews, George 157Angst 26, 27, 28, 66, 82, 83, 95, 112, 120 Antidepressiva 27, 34, 78 Anwendungen von E (1.9.)Psychotherapie 81Aktuelle Anwendungen in der Psychotherapie 82Künftige Anwendungen in der Psychotherapie 83Laientherapie 83Selbsttherapie 86Beziehungsarbeit 87Familie 88Probleme lösen 88In die Zukunft schauen 89Miniferien 90Fitness 91Künstlerischer Ausdruck 92 Yoga/asiatische Kampfsportarten 92 Rituale 93 Imaginäre Reisen 94 Behandlung von Sucht und Alkoholismus 95 Schmerzmittel 95 Psychologische Forschung 95 Ausbildung von Psychotherapeutlnnen 95 Aphrodisiaka 39Appetitverlust, -zügler 19, 33, 34 Ash, Marcia 147, 166, 208 Asthma 54, 56

BBakaiar 193Beck, Jerome 174, 196, 233, 241 Berger, M. 326Beschlagnahmungen 25, 43, 44, 52 Besitz von E (Gesetz) 96, 286, 292 UNO-B.-Abkommen 285, 292, 319 Bhagwan Shree Rajneesh 267, 319 Biochemie (Bibliographie) 357 Blutungen 55, 56 Bloch, Marianne 104, 119 Blutdruck 36, 56 Blutgerinnsel 55 Borcharst, D. 326

Brenneisen, Rudolf 280, 286, 294 BücherEcstasy (Holländisch) 135Ecstasy: The MDMA Story 127Ins Herz der Dinge Lauschen 193MDMA. Die psychoaktive Substanz für... 197Peroutkas Ecstasy 194PIHKAL 122The reduction of drug-related harm 206 Through the Gateway of the Heart 149 Buffum, John 164

CCallaway, Enoch 197 Cannabis 36, 45, 49. 64, 73, 99, 100 Chemie (Bibliographie) 392 Chromatographie 72, 73

DDAWN 66Deal (siehe Handel)de Loor, August 201Depressionen 27, 29, 32, 34, 58, 61, 82Designerdrogen 22, 23, 293Deutschland (siehe Ecstasy in D.)Diederichsen, Diedrich 272Doblin, Rick 122, 130, 175, 180, 192, 226Dreifuss, Ruth 292Drogenpolitik 96, 284Drug Enforcement Agency DEA 22, 23, 64

E Ecstasy in England (1.10.)Das Gesetz 96 Die Medien 97 Offizielle Stellungnahmen 98 Schadensbegrenzung 99 Schlussfolgerungen 100 Ecstasy in Deutschland (4.)Partykinder und Technoschwule 307 Das Leben als Party 308 Kein Unrechtsgefühl 309 Avantgarde in der Abenteuerwelt 312 Sex und Schnelligkeit 315 Bedarf an Information 316 Therapie und Forschung 319 Psychopharmaka statt Ecstasy 319 Aufklärung nicht gefragt 321 Ecstasy in der Schweiz (3.)Technoparty 264 Ein Technokid 265Kult der Droge - Droge einer Kultur 267 Kleindeal 270Drogen, Tribes und Trance 272 Konsum 274 Jugendberatung 276 Die Herzdroge MDMA 278 Pharmazie 280 Hirnforschung 282 Repression 285 Razzien statt Prävention 288

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414 Index

Drogengesellschaft 291 Designerdrogen und Ecstasy 293 Das geringere Risiko 294 Ecstasy-Info 297 Eisner, Bruce 127, 130, 178 Entaktogene 286 Erfahrungsberichte (5.)Eine Tragödie 328 Spontan handeln 331 Ein Manager auf Trip 333 Eine Entdeckungsreise 336 Ein Heroinkonsument 339 Geführte Reise 342 Begegnungen eines Paares 345 Erinnerung 27, 28, 86 Erkältungen 57, 78 Erschöpfung 31, 56, 57, 79 Erstgebraucherlnnen (1.8.)Gesundheit 78 Umgebung 78 Vorsicht 78 Begleitperson 79 Vorbereitungen 79 Zeit 80 Spielregeln 80Anmerkungen für die Begleitperson 80 Europäisches Collegium für Bewusstseinsstudien (ECBS) 102, 321 Eve siehe MDEAExpertenkomission für Drogenabhängigkeit 23, 24

FFenfluramin 61 Fluoxetin 27, 34, 61, 65 Fraser, Laura 129 Frauen 29, 34, 39-42, 78, 91 Fünfgeld, M. 326 Fussballfans 50

GGasser, Peter 119 Gedächtnis 56, 58 Gefahren (1.6.)Unmittelbare medizinische G. 54 Überhitzung 55Vorübergehende Gesundheitsschädigungen 57 Erkältungen und andere Infektionen 57 Mittelfristige medizinische G. 57 Bleibende Gesundheitsschädigungen 58 Langfristige psychologische G. 58 Hirnschäden 59 Verunreinigungen 62 Unmittelbare psychische G. 63 Sucht 63Führt Ecstasy-Gebrauch zu anderen Drogen? 64 Überdosierung 65Wieviele Tote sind Ecstasy zuzuschreiben? 65Soziale G. 67Gelbsucht 57, 78Gesetze 22, 23, 25, 68, 75, 96

Gilman, Mark 158, 162, 260 Gordon, Christopher 171, 253 Gouzoulis, Euphrosyne 325, 326 Greer, George 143, 174, 194 Grinspoon 193, 194 Grob, Charles 137, 140, 174, 176, 211 Grof, Stanislav 192

HHaemmerli, Thomas 297Halluzinationen 31, 37, 38, 64, 68, 96, 276,279, 283, 285Handel 46, 73-78, 96, 101, 286, 288Hansard 164Hayner, Gregory 173Heilung 80, 93Helmlin, Hans-Jörg 280, 299Hemmungen 27, 41, 68Henderson, Sheila 128, 154, 158, 161, 251Henry. John 146, 167, 174, 177Hepatitis 57Hermle, Leo 325, 326Heroin 22, 62, 64, 96, 99, 275, 291, 292Herstellung siehe ProduktionHerz 54, 56, 57, 78Herzdroge 26, 37, 86, 116, 278Hirn 22, 34, 36, 38, 56, 58, 59-62, 97HIV 40, 99, 234, 312, 316Hofmann, Albert 107, 210Holotropes Atmen 104, 106, 113, 121Homosexuelle 42, 45, 307Horowitz, Michael 323

IImmunsystem 57 Infektionen 34, 57Initiative -für eine Jugend ohne Drogen» 292 Initiative «für eine vernünftige Drogenpolitik» 292Internationale Konvention über Psychotrope Substanzen 23, 96, 98, 101, 285, 292 In-vitro-Studien (Bibliographie) 360

KKalzium 79 Ketamin 37, 62 Kieferkrämpfe 33, 79 King, Les 169Klinische Studien (Bibliographie) 384 Koffein 69, 71, 82Kombination mit anderen Drogen 37, 46, 57 Konsumentinnen (1.5.)Wieviele Personen nehmen Ecstasy? 43Weiche Leute nehmen Ecstasy? 45Trends unter Ravern 46Raves in Nordirland 47Eine Gemeinde auf dem Land entdeckt E 47Fussballfans 50Kopfschmerzen 32, 39Körpertemperatur 36, 55, 57Kovar, Karl-Arthur 325, 326

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415 Index

Krämpfe 31, 33, 79 Kraushaar, Beat 292, 295 Kreativität 92

LLaing, RD 139 Leber 36, 58, 78 Legalisierung 292, 295 Leibovitz, Brian 154 Leverant, Robert 147 Liester, Mitchell 140 Lifeline 44, 50, 64LSD 20, 24, 25, 31, 36, 37, 38, 44, 62, 64,69, 70, 71, 73, 271, 273, 279, 286

MMafia 75, 290, 291, 293 Magische Pilze 34 Magnesium 79 MAOI 78 MAPS 26Markt 19, 21, 38, 43, 70, 73, 74, 75Matthews, Alan 170McKinney, Howard 173MDA 22, 23, 34, 38, 62, 69, 70, 72, 75, 96MDEA 23, 38, 62, 69, 70, 72, 75Meditation 28Metabolismus 34, 280, 299 Metabolismus (Bibliographie) 359 Meyer, Arnold 267 Miller 176Misuse of Drugs Act 96 Molliver 177, 180 Morgan, Patricia 174, 198 Moser, Charles 164 Muskeln 27, 33 Müdigkeit 56, 57

NNachwirkungen 34, 37, 57National Poisons Unit 54, 62, 66, 73, 96Naysmith, Peter 139Nebenwirkungen 19, 33, 38, 64, 81Nerven 58, 59, 60Neurochemie (Bibliographie) 371Neurotransmitter 36, 96Newcombe, Russell 77, 151, 166, 171, 193,203, 205, 206, 207Nieren 34, 36, 57, 58, 78Nichols, DavidNIDA 66NLP 89

0O'Callaghan. James 176, 179 O'Dwyer, Teresa 155 Oepen, G. 326 Opiate 64, 72, 99 Orgasmus 41, 42

PPalmer, Cynthia 323Paracetamol 62, 67Paranoia 26, 29, 32, 34, 48, 63, 73Peroutka, Stephen 194Peyote 94Pharmazie (Bibliographie) 362 Placebo 70Preise 49, 74, 76, 265, 270 Produktion 43, 73-76, 96 Prozac siehe FluoxetinPsycholytische Therapie 102, 116, 121, 278 Psychotherapie mit E (2.1.)in der Schweiz 102 Gespräch mit Dr. Bloch 104 Auswertung der Therapieerfahrung 119 Puls 36, 56

QQualität von E 24, 46, 53, 69-71, 72, 73, 280, 291, 295, 299

RRattray, Marcus 160Rave Research Bureau 164, 207Rave 24, 25, 29, 34, 36, 37, 39, 40, 42, 45,46, 47, 52, 56, 67, 77, 101, 270, 272, 288Rechtsgeschichte (Bibliographie) 354Reich, Wilhelm 27Ricaurte, George 129, 130, 178, 222, 227,235, 236, 256Rippchen, Ronald 323, 327Risiko 57, 58, 62, 66, 67, 79, 99, 100, 295Rituale 29, 49, 93, 94Rösch, Christel 325Rosenbaum, Marsha 130, 196, 233, 241 Rupp, Armin 325

SSafer Dancing Campaign 99Safer-Use-Info 326Sanyasin 267, 319Sawer, Miranda 131Schadensbegrenzung 99, 100, 295Schädigungen (siehe Gefahren, Toxizität)Schedule 22, 23, 24Schizophrenie 27, 283Schmerz 28, 32, 33, 34, 56, 86, 96Schmuggel 43, 73Schneider, Frank 326Schwangerschaft 78Schweiz (siehe Ecstasy in der S.)Schweizerische Ärztegesellschaft für Psycholyti sehe Therapie 102, 278 Schwitzen 56Schwule (siehe Homosexuelle)Senile Demens 58 Serotonin 27, 36, 59, 60, 61, 62 Sex 39-42, 80, 86, 91, 315 Shulgin, Alexander 19, 20, 28, 70, 81 Siegel, Ronald 161

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416 Index

Solowij, Nadia 154, 247 Speed (siehe Amphetamin)Spitzer, M. 326 Spiritualität 28, 29, 46, 62 Stafford, Peter 200 St. Omer 199Strafverfolgung 73, 75, 76, 96, 98, 100, 286, 293, 319Styk, Juraj 278, 280Sucht 22, 62, 63, 64, 71, 280. 282, 284 Synapsen 58

TTechno 17, 48, 264, 267, 270, 272, 287, 308, 309, 312Therapie (siehe Psychotherapie, siehe Anwen­dungen)Thomson, Andrew 207, 210 Tiere 36, 38, 59, 60 Tiletamin 62Todesfälle 25, 36, 54, 55, 65, 66. 67, 98, 100, 282, 324Tolbert, Requa 143Toleranz 38, 64, 69, 71Toxikologie bei Menschen (Bibliographie) 387Toxikologie bei Tieren (Bibliographie) 387Toxizität 34, 37, 38, 54, 55, 56, 57, 60, 61,65, 79Trauma 28, 33, 82, 83

UÜbelkeit 32, 33Überblicke und Kommentare (Bibliographie) 399 Überhitzung 54, 55, 67, 100 UNO-Betäubungsmittelabkommen Urin 34, 62, 65, 66. 73

VVerletzbarkeit, psychische 301 Verunreinigungen 22, 58. 62. 71 Vitamine 34, 56, 57, 66, 79 Vollenweider, Franz X. 282, 294 Vorläuferstoffe 74

WWardle, lan 157Was ist E und woher kommt es? (1.7.)Ist es wirklich E.? 69 Qualität von E. 69Wie kann man heraustinden, was es ist? 71Chemische Analyse 72Physikalische Eigenschaften 73Herstellung 73Verteilung 75Weigle, Ewald 327Weigle-Jagfeld, Constanze 324, 327WHO 23, 24Widmer, Samuel 102, 119, 193 Winizki, Eva 276, 291 Winstock, Adam 165

Wirkungen (1.4.)Psychische Wirkungen 26 Spirituelle Wirkungen 28 Wirkungen an Raves 29 Langfristige Wirkungen 29 Unangenehme Wirkungen 31 Nebenwirkungen 33 Nachwirkungen 34 Medizinische Wirkungen 34 Wirkungen auf Tiere 36 in Kombination mit anderen Drogen 36 Drogen mit ähnlichen Wirkungen 38 Neue Drogen wie Ecstasy 38 Sex 39Wolfson, Philip 125

ZZeff, Leo 20Zitate aus Berichten (Bibliographie) 409 Zusammenbruch 33

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Die Autoren Nicholas Saunders, geboren 1938, brach in den sechzigerJahren sein Ingenieurstudium ab. Auf der Suche nach In­spiration begann er sich für östliche Mystik, New Wave, Psychotherapie und neue Lebensformen zu interessieren und machte 1964 seine erste Erfahrungen mit LSD. 1970 veröffentlichte er im Eigenverlag das Handbuch «Alterna­tive London», das mit 180 000 verkauften Exemplaren ein Bestseller wurde. Nach einem einjährigen Aufenthalt in der Kopenhagener Kommune Christiania kehrte er nach London zurück und gründete ein erfolgreiches Einzelhan­delszentrum für Ökobewegte im Stadtzentrum. 1993 ver­öffentlichte er das Buch «E for Ecstasy». Heute unterhält er ein eigenes Desktop-Publishing-Studio und beschäftigt sich weiterhin mit Ecstasy: Saunders versucht, von Behör­den die Bewilligung zur Qualitätsanalyse von E-Pillen zu erhalten, und arbeitet an einem Video-Projekt über Kon­sumentlnnen.

Patrick Wälder, geboren 1967, arbeitet als Redaktor bei der «WochenZeitung» (WoZ) in Zürich, wo er sich v.a. mit jugendkulturellen und drogenpolitischen Fragen beschäf­tigt.

417 Die Autoren

Constanze Weigle-Jagfeld, geboren 1965, arbeitet als di­plomierte klinische Psychologin und Psychotherapeutin in eigener Praxis bei Stuttgart. Sie ist Mitherausgeberin des Buches «MDMA - Die psychoaktive Substanz für The­rapie, Ritual und Rekreation».

Dr. Ewald Weigle, geboren 1943, arbeitet als diplomierter Psychologe und Psychotherapeut in eigener Praxis in Stuttgart/Wüstenrot. Er absolvierte eine Ausbildung bei der Schweizer Ärztegesellschaft für Psycholytische Thera­pie.

Andreas Vollbrechtshausen, geboren 1961, arbeitet nach dem Germanistik- und Romanistik-Studium an der Freien Universität als freier Journalist in Berlin.

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«Wir haben ein Geheimnis, das niemand anders kennt» - ein britischer Jugendlicher über Ecstasy.

Ecstasy hat in kurzer Zeit eine ganze Gene­ration von Jugendlichen erobert: Ecstasy, auch in der Psychotherapie angewendet, gilt bereits als «Droge der neunziger Jah­re».Obwohl E heute eine der meistverbreiteten Drogen ist, sind verlässliche Informationen darüber bisher kaum verfügbar.

Als 1993 in London das Buch «E for Ecs­tasy» erschien, wurde es sofort zum aufse­henerregenden Bestseller. «Nicholas Saun­ders hat darin alle verfügbaren wissen­schaftlichen Daten gesammelt - zur Ver­teidigung der Glückspille», berichtete der «Spiegel» (39/1993). Vom Autor überarbei­tet und ergänzt, liegt das umfassende Werk nun auf deutsch vor - die Ausgabe wurde mit ausführlichen Kapiteln zur aktuellen Situation in der Schweiz und in Deutsch­land vervollständigt.

«Ecstasy» ist ein Beitrag zur aktuellen dro­genpolitischen Diskussion und das Buch zur Droge: für Konsumentinnen und Konsu­menten genausogut wie für Eltern und Fachleute.

ECSTASYVerlag Ricco Bilger. Herausgegeben von Patrick Wälder. Mit Beiträgen zur Schweiz und zu Deutschland.ISBN: 3-908010-12-8