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Drücken wir uns vor Glaubensfragen? / Menschen mit Behinderung sind Teil der Kirche / Einen guten Job machen: Personalentwickler Eric Ryf über Boni, Burnout und hilfreiche Anreize für Mitarbeitende der Kirche
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Seite 7
Einen guten Job machenPersonalentwickler Eric Ryf über Boni, Burnout und hilfreiche Anreize für Mitarbeitende der Kirche
Drücken wir unsvor Glaubensfragen?Kirchenrätin Irene Gysel vermisst die theologische Debatte Seiten 8
Mit dabei seinMenschen mit Behinderung sind Teil der Kirche. Das Heilpädagogische Pfarramt sorgt dafür, dass es nicht nur beim Anspruch bleibt
notabeneNr 7 / September 2015Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche
notabene 7 / 20152
Liebe Leserin, lieber Leser
Wird ein begehrtes Gut knapper, erhöht
sich das Gerangel darum. Das ist eine
Binsenwahrheit, die auch vor der Kirche
nicht haltmacht. Es war darum auch
nicht sonderlich visionär, als der Lan-
deskirche schon vor Jahren prophezeit
wurde, die Verteilkämpfe um die
schrumpfenden Mittel würden dereinst
mit härteren Bandagen geführt.
Dort scheinen wir mittlerweile ange-
kommen zu sein, wenn man auf die
jüngsten Debatten rund um Budgets
und Beiträge, Wahlen und Zusammen-
setzungen von Gremien blickt. Auch die
bevorstehende Erstellung des neuen Tä-
tigkeitsprogramms als Basis der Kosten-
beiträge des Staates und die damit ver-
bundene Evaluation in den
Kirchgemeinden zeigt etwas von dieser
Nervosität. Da die Datenerhebung, die
am 1. Oktober startet (s. Artikel S. 6),
mit einigem Aufwand verbunden ist,
wird von Gemeindeseite vermehrt ge-
fragt, was man dort eigentlich von den
Staatsbeiträgen habe.
Die Frage ist als solche legitim, weil
Finanzströme eine komplexe Sache sind
und diesbezügliche Transparenz wün-
schenswert ist. Sie löst aber auch Erstau-
nen aus: «Ja sitzen wir denn nicht alle im
gleichen Boot?» Klar, die Kirchensteu-
ern gehen bei den Gemeinden ein. Trotz-
dem setzt sich die Landeskirche dafür
ein; im letzten Jahr vor allem im Zusam-
menhang der Kirchensteuerinitiative –
nicht nur, weil sie mittels Zentralkassen-
beitrag ebenfalls davon profitiert,
sondern weil sie das Ganze der Kirche
im Auge hat und dafür Verantwortung
übernimmt. Die Kostenbeiträge des
Staates gehen umgekehrt tatsächlich bei
der Landeskirche ein. Kommen sie des-
wegen den Kirchgemeinden weniger zu-
gute? Natürlich müssen die zur Verfü-
gung stehenden Mittel angemessen
verteilt werden. Geht man die Priorisie-
rungsfragen aber parteilich statt sach-
lich an, führt das ins Verderben.
Kann man den Mittagstisch in der
Gemeinde gegen die Seelsorge im Spital
ausspielen? Es darf letztlich doch keine
Rolle spielen, aus welcher Kasse ein
Dienst, ein Angebot bezahlt wird. Wir
sind gemeinsam Kirche und verantwor-
ten deshalb – nicht zuletzt via die Kir-
chensynode – auch die gesamte Palette
gemeinsam! Auch die Spitalseelsorge,
das Flughafenpfarramt oder die Mittel-
schulfoyers sind als von der Landeskir-
che geführte Dienste so gesehen
auch Angebote der Kirchge-
meinden! Zahlreiche weitere
Dienste der Landeskirche – z.B.
die Ausbildung der Katechetin-
nen – kommt in direkter Weise
den Kirchgemeinden zugute.
Statt also zu fragen, welche Einnahme
welchem kirchlichen Bereich etwas
nützt, wäre es angemessener, das ganze
Vermögen als den einen Topf zu be-
trachten, mit dem verantwortlich umzu-
gehen unser aller Aufgabe ist – dazu ge-
hört auch, dass wir uns gemeinsam für
den Erhalt der Kostenbeiträge des Staa-
tes einsetzen.
In der notwendigen Beschäftigung mit
Haushaltsfragen und Strukturen lauert
stets die Gefahr, der Botschaft der Kir-
che nicht genügend Raum zu geben. Das
nehmen wir in diesem «notabene» ernst.
Lesen Sie dazu das Abschieds-Interview
mit Kirchenrätin Irene Gysel.
Nicolas Mori
Leiter Kommunikation
Aktuell
Nachrichten3 – 5
Kolumne «Stadtfuchs & Landei»
Mehr Kirchen als Beizen5
Schwerpunkte
Tätigkeitsprogramm:
Zeigen, wo wir anpacken 6
Personalentwicklung:
Damit wir einen guten Job
machen7
Dabei sein: Menschen mit
Behinderung in der Kirche8 – 10
Was glauben wir
eigentlich? Irene Gysel
über die ausbleibende
Glaubensdebatte
10 – 11
Rubriken
Themen und Termine12 – 14
Stellenmarkt14
Porträt:
Mehr Wind und Wellen15
Impressum /
Bischof zeichnet16
Editorial / Inhaltsverzeichnis
«Ja sitzen wir denn nicht alle im gleichen Boot?»
notabene 7 / 2015 3
Kirchenratswahlen /
Zwei Vakanzen und drei Kandidatinnen
sch. Am 15. September wählt die Kir-
chensynode den Kirchenrat für die
nächste Amtszeit. Für die zwei frei wer-
denden Sitze bewerben sich nun drei
Kandidatinnen. Nachdem Fritz Oesch
(Liberale Fraktion) und Irene Gysel
(Religiös-soziale Fraktion) ihren Rück-
tritt aus der siebenköpfigen Exekutive
erklärt haben, kündigten die beiden
Fraktionen im Frühling die Kandidatu-
ren von Katharina Kull-Benz (Liberale
Fraktion) und Esther Straub (Religiös-
soziale Fraktion) an. Ende Juli schickte
dann eine Gruppe von Synodalen, ange-
führt von den Präsidien der Evange-
lisch-Kirchlichen Fraktion, der Libera-
len Fraktion und des Synodalvereins,
mit Marlies Petrig eine dritte Kandida-
tin ins Rennen.
Marlies Petrig ist Mitglied der Ge-
schäftsleitung des Kompetenzzentrums
Pflege und Gesundheit in Bassersdorf
und Co-Präsidentin des Stiftungsrates
der Sozialwerke Pfarrer Sieber. Die
49-Jährige war während über zehn Jah-
ren in der Leitung des schweizerischen
Cevi-Nationalverbandes engagiert.
Die Kandidatur von Petrig zielt auf
die offizielle Kandidatin der Religiös-
sozialen Fraktion, Pfarrerin Esther
Straub. Deren Kandidatur ist umstrit-
ten, weil mit ihrer Wahl die Pfarrschaft
in der Exekutive in der Mehrheit wäre.
Willi Honegger, Wilma Willi und Tho-
mas Maurer schreiben in ihrer Presse-
mitteilung, mit der Kandidatur von Pet-
rig erhalte die Kirchensynode die
Möglichkeit, «weiterhin über eine kirch-
liche Exekutive zu verfügen, die in ihrer
Mehrheit nicht in einem Anstellungsver-
hältnis zur Kirche stehen.»
Esther Straub hält das Argument mit
Zum Rücktritt von Kirchenrat Fritz Oesch / Wichtige Weichen gestellt
sch. Auf Ende der Amtszeit tritt Fritz
Oesch im September aus dem Kirchen-
rat zurück. Der 71-jährige ehemalige
Statthalter und Bezirksratspräsident des
Bezirks Uster hatte bereits bei seinem
Amtsantritt 2011 angekündigt, der Exe-
kutive der Landeskirche nur eine Amts-
zeit zur Verfügung stehen zu wollen.
Oesch, ehemals Synodaler und Mitglied
der Liberalen Fraktion, stand dem Res-
sort Finanzen vor, in einer Zeit, in der
die Landeskirche weniger Mittel zur
Verfügung hatte und mit dem Projekt
KirchGemeindePlus und der Reform
der Gesamtkirchlichen Dienste grosse
Strukturveränderungen anstanden.
Mit der letzten Jahresrechnung der
Zentralkasse konnte Fritz Oesch ein po-
sitives Ergebnis präsentieren und 3,7
Millionen Franken dem Eigenkapital
zuführen. Eine Aufstockung des Eigen-
kapitals hatte sich der Kirchenrat schon
vor Jahren zum Ziel gesetzt, um bei ei-
nem ausserordentlichen Ertragsausfall
handlungsfähig zu bleiben.
Fritz Oesch überzeugte als Kirchenrat
vor der Kirchensynode durch seine hohe
Fachkompetenz und durch seine präg-
nanten Voten. Bei seiner Verabschiedung
bekannte er mit einem Schmunzeln, er
hätte sich zu Beginn der Amtszeit schon
gefragt, warum er sich dies im Pensions-
alter noch antue. «Rückblickend stimmt
mich aber froh, dass ich mir eben dies
angetan habe», sagte Oesch und verwies
auf die wichtigen Weichenstellungen
und die gute Zusammenarbeit im Kir-
chenrat, mit den verschiedenen Gremien
und kirchlichen Mitarbeitenden.
Ein Interview mit der zurücktretenden
Kirchenrätin Irene Gysel lesen Sie ab S. 10.
Finanzen im Griff: Finanzminister Fritz Oesch
an einer Kirchenratssitzung im Zürcher
Rathaus.
der Pfarrermehrheit für vorgeschoben.
Gegenüber «reformiert.» sagte sie, sie
vermute, dass manche Kreise keine
Theologin im Kirchenrat haben möch-
ten, schon gar keine feministisch profi-
lierte wie sie.
Befremdet über die Kandidatur von
Petrig zeigte sich nicht nur die Religiös-
soziale Fraktion und ihr Präsident, Mat-
thias Reuter. In einem offenen Brief kri-
tisierten auch die beiden jüngsten
Synodalen, Katja Vogel und Manuel
Amstutz, die Sprengkandidatur und
drückten ihre Sorge um die politische
Kultur der Kirchensynode aus.
Die drei neuen Kandidatinnen stellen
sich den Fraktionen Anfang September
vor. Die Wiederwahl der bisherigen Mit-
glieder des Kirchenrats scheint bis jetzt
unbestritten.
Kandidieren für den Kirchenrat: (v. l.) Marlies Petrig, Esther Straub, Katharina Kull-Benz.
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notabene 7 / 20154
kom. Andreas Jakob, Bereichsleiter Ge-
meindeentwicklung und Stellvertreter
der Abteilungsleitung Kirchenentwick-
lung, ist ab 1. Oktober zu 80 Stellenpro-
zent mit dem Aufbau der Geschäftsstelle
Paarberatung und Mediation beauf-
tragt. Zu diesem Zweck wird er von sei-
nen bisherigen Aufgaben entlastet. Auf
den 1. Januar 2016 ist vorgesehen, And-
reas Jakob durch die neue ökumenische
Trägerschaft Paarberatung und Media-
tion zu 100 Stellenprozent mit der Ge-
schäftsführung zu mandatieren.
Die ökumenische Paarberatung und
Mediation im Kanton Zürich wird ab
nächstem Jahr als kantonales Angebot
geführt. Die bisherigen regionalen Trä-
gerschaften werden abgelöst.
www.paarimpuls.ch
Stadt Zürich / Martin Peier zum Stadt-verband
kom. Der Vorstand des Verbandes der
Stadtzürcher Kirchgemeinden hat Mar-
tin Peier zu seinem neuen Geschäftsleiter
ernannt. Peier, zurzeit Projektbeauftrag-
ter der Landeskirche für den Prozess
KirchGemeindePlus, tritt seine neue
Stelle am 1. November an. Peier studierte
an der Universität Zürich Theologie und
war unter anderem Bereichsleiter Radio/
Fernsehen bei den Reformierten Medien.
Zudem ist er Mitglied des Publikumsra-
tes SRG und vertritt dort die Reformier-
ten Kirchen der deutschsprachigen
Schweiz. Beim Stadtverband tritt er die
Nachfolge von Beatrice Bänninger an.
Seine Erfahrung mit KirchGemeindePlus
wird Martin Peier im Blick auf das Re-
formvorhaben in der Stadt Zürich auch
künftig von Nutzen sein.
Paarimpuls / Andreas Jakob zur Paar-beratung
mit den Dekaninnen und Dekanen so-
wie den Bezirkskirchenpflegen. Einer
grossen Mehrheit der Gesuche konnte
entsprochen werden. Dennoch wurde
dabei die Modellrechnung bestätigt, was
für den Realitätssinn der Kirchgemein-
den spricht.
Der Kirchenrat rechnet aktuell mit
knapp 228 Vollstellen und 41 Ergän-
zungspfarrstellen inklusive 2,6 Projekt-
ergänzungspfarrstellen. Auch die anvi-
sierte Erhöhung der durchschnittlichen
Mitgliederzahl pro 100 Pfarrstellenpro-
zente von 1604 auf 1650 Gemeindemit-
glieder konnte mit 1633 Mitgliedern ein
gutes Stück weit umgesetzt werden.
Insbesondere bei kleineren Kirchge-
meinden mit unter 1000 Mitgliedern
mussten Abstriche gemacht werden. Be-
rücksichtigt hat der Kirchenrat bei sei-
nen Überlegungen auch absehbare Al-
tersrücktritte sowie einzelne Härtefälle.
Zuteilung Ergänzungspfarrstellen / Ringen um einen fairen Abbau von 13 Pfarrstellen
Das Entgegenkommen kommt der be-
troffenen Person zugute und hat nicht
Bestand für die Gemeinde. Die Kirchge-
meinden sind über die Entscheide des
Kirchenrates in der ersten Juli-Hälfte
informiert worden. Definitiv werden sie
ab dem 16. September 2015.
mo. Die Kirchensynode genehmigte am
30. Juni einen Rahmenkredit von 29,9
Mio. Franken für die Ergänzungs-Pfarr-
stellen für die Amtsdauer 2016–2020.
Bei der Bemessung der Summe ging der
Kirchenrat davon aus, dass für die neue
Amtsdauer mindestens 226 ordentliche
Vollstellen und 42 Ergänzungspfarrstel-
len benötigt werden. Das bedeutet auf-
grund des Mitgliederschwundes der
letzten vier Jahre einen Verlust von rund
13 Stellen.
Die Kirchgemeinden hatten in den
vergangenen Monaten Gelegenheit, ihre
Gesuche für die Ergänzungspfarrstellen
einzureichen. Insgesamt sind 95 Gesu-
che eingegangen, die der Kirchenrat vor
den Sommerferien zu beurteilen hatte.
Er tat dies abgesehen von den statisti-
schen Fakten auch vor dem Hintergrund
von Direktkontakten mit den betroffe-
nen Gemeinden und von Gesprächen
sch. «In der Nationalhymne findet eine
grauenvolle Vermischung von Natur,
Nation und Religion statt. All dies zu sin-
gen ist idiotisch.» Das Verdikt des Berner
Theologen und Musikprofessors Andreas
Marti über den Schweizer Psalm könnte
vernichtender nicht sein. Keine Besse-
rung bringe auch der Wettbewerb für eine
Neufassung, sagte der Kirchenmusik-
Dozent gegenüber «ref.ch» am 1. August.
Das Summen der Hymne sei die einzige
Lösung. – Das ist gut zu hören für
bescheiden begabte Hymnensänger wie
mich oder die Mannen unserer Fussball-
Nati. Wir haben uns ja schon immer aufs
Summen beschränkt. Nicht aus man-
gelndem Nationalstolz und nicht – wie
der Fachmann – aus Abscheu über die
missratene Poesie, sondern schlicht, weil
wir uns den Text nicht merken konnten.
ganz kurz / unter uns
Danie
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Verwaiste Kanzel: Die Landeskirche muss
13 Pfarrstellen abbauen.
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notabene 7 / 2015 5
fd. Freiwillig Engagierte sind gefragt,
umworben und eine wichtige Säule im
kirchgemeindlichen Leben. Im Hinblick
auf die Bedeutung der Freiwilligenar-
beit in der Kirche und in der Gesell-
schaft wurden «Leitfaden und Arbeits-
instrumente zur Freiwilligenarbeit für
reformierte Kirchgemeinden» aktuali-
siert und modernisiert.
Gesellschaftliche Rahmenbedingun-
gen und Menschen verändern sich und
damit auch die Vorstellungen und Er-
wartungen von freiwillig Engagierten.
Die Aufgaben sollen Freude machen
und zeitlich begrenzt sein. Kompetente
Begleitung, Weiterbildung und Spesen-
regelung werden erwartet. Kirchliche
Behörden und Verantwortliche für Frei-
willigenarbeit sind gefordert, sinn- und
wirkungsvolle Einsätze mit interessan-
ten Aufgaben, zeitgemässe Rahmenbe-
dingungen zu schaffen und den Enga-
gierten Mitgestaltungsmöglichkeiten
und Verantwortung zu übertragen.
Die interkantonale Arbeitsgruppe der
reformierten Kirchen Aargau, Bern-
Jura-Solothurn, Basel-Landschaft, St.
Gallen und Zürich hat den Leitfaden
und die Arbeitsinstrumente zur Freiwil-
ligenarbeit in reformierten Kirchge-
meinden in der 3. Auflage überarbeitet.
Sie unterstützen die Verantwortlichen
bei der Bewältigung dieser Herausforde-
rungen. Dabei wurden aktuelle Ent-
wicklungen auf gesamtschweizerischer
Ebene und Bedürfnisse der Kirchge-
meinden berücksichtigt.
Die Kirchgemeinden erhalten ein An-
sichtsexemplar zugestellt. Weitere
Exemplare bestellen oder herunterladen
unter: www.zh.ref.ch/freiwillig
Neuer Leitfaden / Freiwilliges Engagement in Kirchgemeinden stärken
Sozialdiakonie / Wechsel im ZAG-Vorstand
Mehr Kirchen als Beizen
Einen unserer Kirchenpfleger zieht es
leider wieder zurück in die Stadt, wo
er herkam. Er trinkt eben abends
gerne ein Bier auswärts und in Ge-
sellschaft. Und das ist auf dem Land
gar nicht immer so einfach. Zumin-
dest nicht in unserem Söiliämtler
Dorf, das «berühmt» wurde dafür,
dass es mehr Kirchen* als Restau-
rants** hat. Obwohl sich dies in der
Zwischenzeit geändert hat, konnten
wir ihn nicht zum Bleiben bewegen;
leider auch nicht mit dem gewichti-
gen «Land-Argument»: Bei uns gibts
im Sommer allerhand Feld-, Wald-
und Wiesen-Gottesdienste an lau-
schig-rauschenden, verträumten,
bäuerlichen oder naturgeschützten
Orten. Solche Gottesdienste stossen
auf gute Resonanz. Erst recht, wenn
mit Wasser von Bach oder Brunnen
grad auch Taufe gefeiert werden
kann. Ein Pluspunkt vor allem für
junge Eltern, die vielleicht in umge-
kehrter Prioritätensetzung unseres
Kirchenpflegers bewusst aufs Land
gezogen sind.
Klar ist ein Outdoor-Gottesdienst
beim Waldweiher, der Waldhütte, am
Waldrand oder auf der Gemeinde-
grenze zu Hedingen im verträumten
«Fromoos» mit Aufwand verbunden.
Dafür sind Worte und Begegnung so
frei wie die singenden Vögel in den
Laubbäumen, so grenzenlos wie der
Himmel über uns und die Sicht in die
Schneeberge! Und beim gemeinsa-
men Bräteln gehört natürlich ein Glas
Kirchenwein dazu, oder ein kühles
Bier – wenns sein muss, auch zum
Abschied. Pfrn. Susanne Sauder
*reformierte, katholische, neuapostolische
und Kirche Jesu Christi der Heiligen der
letzten Tage
** Linde, Oktogon, Café Betschart,
(Löwen zeitweise geschlossen)
Als Seelsorger stehen sie mitten im Leben:
sie als Dorfpfarrerin von Bonstetten, er als
Stadtpfarrer in Neumünster in Zürich. In
dieser Kolumne erzählen Susanne Sauder
und Res Peter abwechselnd, wie das Kir-
chenleben dies- und jenseits des Uetli-
bergs so spielt.
mm. Ende Mai hielt die Zürcher Ar-
beitsgemeinschaft der Sozialdiakonin-
nen und Sozialdiakone, ZAG, in Walli-
sellen ihre Mitgliederversammlung ab.
Gast war Verena Koshy, Präsidentin des
Dachverbandes SozialdiakonIn. Die
Anliegen der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer werden in verschiedenen
Gremien behandelt. Während sich die
ZAG mit berufspolitischen Themen be-
fasst, liegen die berufsinhaltlichen The-
men bei den Diakonatskapiteln. Der
Dachverband SozialdiakonIn vertritt
auf der deutschschweizerischen Ebene
beide Anliegen.
Im Zentrum der Diskussionen stand
der Vorschlag, einen gemeinsamen Mit-
gliederbeitrag für alle drei Gremien ein-
zuziehen und somit alle Berufskollegin-
nen und -kollegen zur Mitgliedschaft zu
bringen. Der Vorstand ist der Meinung,
dass ein solches Vorgehen nicht nur zur
Sicherung der Finanzen von Vorteil
wäre, sondern auch zur Vernetzung und
Stärkung der Diakonie beitrage. Letzte-
res sei heute in Zeiten der Zusammenle-
gung von Kirchgemeinden von grösster
Wichtigkeit. Die Versammlung stimmte
dem Vorschlag zu. Nun werden die Dis-
kussionen an den Herbst-Diakonatska-
piteln weitergeführt.
An der Mitgliederversammlung ver-
abschiedete sich auch Felix Känzig aus
dem Vorstand. Seit 1994 engagierte sich
Felix Känzig mit verschiedenen Aufga-
ben im Vorstand der ZAG. Seit 2008
teilte er sich die Präsidiumsaufgabe mit
Jacqueline Käs. Felix Känzig war zuver-
lässiger Ansprechpartner gegenüber
Kirchenrat und den GKD. Für die
Nachfolge wurde Peter Bamert aus Die-
tikon gewählt. Ebenfalls verabschiedet
wurde Thomas Karcher. Er war im Vor-
stand für die Öffentlichkeitsarbeit zu-
ständig.
www.zag-sozialdiakonin.ch
Landei& Stadtfuchs
notabene 7 / 20156
Tätigkeitsprogramm / Wo wir überall anpacken Am 1. Oktober startet die Erhebung der Angebote und Leistungen der Landeskir-che. Sie legt die Basis für das neue Tätigkeitspro-gramm der Landeskirche. Von Nicolas Mori
Im vergangenen Frühjahr haben Kan-
ton, Landeskirche und Katholische Kir-
che beim Institut für Politikwissenschaf-
ten der Universität Zürich eine «Studie
zu den kirchlichen Tätigkeiten mit ge-
samtgesellschaftlicher Bedeutung im
Kanton Zürich» in Auftrag gegeben
(vgl. notabene 5/2015, S. 6). Sie soll die
Grundlagen für die Tätigkeitspro-
gramme der Kirchen evaluieren, die ih-
rerseits die Basis für die Kostenbeiträge
des Staates an die Kirchen sind. Im Rah-
men der Studie ist vorgesehen, die Tätig-
keiten der beiden grossen Kirchen im
Kanton Zürich systematisch und umfas-
send zu erheben.
Basis für Staatsbeiträge
Die Evaluation wird einen fundierten
Überblick über die vielfältigen Aktivitä-
ten der Kirchen ermöglichen und die
Grundlage schaffen, um die finanziellen
Aufwendungen der Kirchen für Tätig-
keiten mit gesamtgesellschaftlicher Be-
deutung aufzeigen und deren Wert für
die Gesellschaft bestimmen zu können.
Die Ergebnisse werden somit eine subs-
tanzielle Basis für die Ausarbeitung und
Prüfung künftiger Tätigkeitsprogramme
bilden. In diesem Sinne dient die Erhe-
bung nicht zuletzt der künftigen Sicher-
stellung einer wichtigen Einnahmequelle
(vgl. dazu auch das Editorial).
Entgegen der ursprünglichen Ankün-
digung beginnt die Datenerhebung nun
am 1. Oktober 2015 und dauert bis am
30. September 2016. Die Evaluations-
phase dauert also zwölf Monate. Die
Verzögerung für den Beginn hat u.a. da-
mit zu tun, dass noch eine Pilotphase
dazwischengeschaltet wurde, in der das
Erhebungsinstrument – eine internetba-
sierte Plattform – auf seine Praxistaug-
lichkeit geprüft wurde. Für diesen Test,
der zu wertvollen Hinweisen für die Op-
timierung des Tools führte, hat sich auf
reformierter Seite dankenswerterweise
die Kirchgemeinde Adliswil zur Verfü-
gung gestellt.
Alle Kirchgemeinden und Dienste
Die Erhebung erfolgt durch sämtliche
Kirchgemeinden wie auch durch die
kantonalen Fach- und Dienststellen der
beiden Kirchen. Es wird dabei den ein-
zelnen Gemeinden bzw. Diensten über-
lassen, wie sie die Erhebung konkret or-
ganisieren wollen. Es kann eine einzelne
Person, welche die Informationen sam-
melt, mit der Dateneingabe betraut wer-
den. Über verschiedene Zugangsschlüs-
sel können aber auch mehrere Personen
auf die Plattform zugreifen, so dass die
Eingabearbeit bei Bedarf auch verteilt
werden kann. Die Erhebung wird grund-
sätzlich monatlich durchgeführt, d.h.
dass im Folgemonat die Daten für den
Vormonat eingegeben werden. Ob die
Eingabe gebündelt am Ende des Monats
erfolgt oder etappiert von Angebot zu
Angebot, ist ebenfalls den einzelnen Ge-
meinden und Stellen überlassen. Im Un-
terschied zur Erhebung, die Anfang
2012 bei einem Teil der Kirchgemeinden
durchgeführt worden ist, werden dies-
mal auch die kultischen Angebote erho-
ben, um einen Gesamtüberblick über die
Tätigkeiten der Kirchen zu bekommen.
Support für Datenerhebung
In der zweiten Septemberhälfte werden
die Kirchgemeindepräsidien direkt vom
Institut für Politikwissenschaften die In-
struktionen für die Datenerhebung so-
wie die Zugangsschlüssel zur Plattform
erhalten. Die Begleitinformationen wer-
den darüber Auskunft geben, was unter
einem Angebot verstanden wird und
welche Leistungen erfasst werden müs-
sen und welche nicht. Weiter werden ne-
ben technischen Hinweisen auch Erläu-
terungen zu den einzelnen Fragen und
Beispiele gegeben. Als direkte Unter-
stützung wird das Institut auch eine
Hotline einrichten. Zudem werden auch
Mitarbeitende der Gesamtkirchlichen
Dienste für Rückfragen und Support
zur Verfügung stehen.
Will die Kirche Beiträge vom Staat, muss sie aufzeigen, was sie leistet:
Anpacken in der Winterthurer Fabrikkirche (links) und Sigristendienst in Horgen.
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notabene 7 / 2015 7
Es sei wie beim Velofahren, sagt Eric
Ryf und verweist auf ein Zitat von Al-
bert Einstein. Man müsse in Bewegung
bleiben, wenn man sein Gleichgewicht
halten wolle. Damit den Mitarbeitenden
der Landeskirche diese Balance gut ge-
lingt, ist Eric Ryf angestellt. Seit Anfang
März leitet der bald 50-jährige Horgner
den Bereich Personalentwicklung der
Landeskirche mit einem 80-Prozent-
Pensum. Zur Arbeit fährt er mit dem
Velo, macht das mit der guten Balance
gleich selber vor und bringt sich dabei
täglich in Bewegung – mit eigener Mus-
kelkraft und etwas Zusatzschub vom
Motor seines E-Bikes.
Zusatzschub für die Mitarbeitenden –
das versuche man in der Privatwirtschaft
oft mit Bonussystemen herauszukitzeln,
weiss Eric Ryf und verweist auf seine
lange Berufserfahrung im Bankenbusi-
ness. Im Bereich der Kirche brauche
man zum Glück keine solchen Kniffe,
um die Motivation der Mitarbeitenden
zu steuern. Die sei eh schon sehr hoch
und basiere auf einem festen Wertefun-
dament der Mitarbeitenden.
Batterien laden
Was also gibt es für einen Personalent-
wickler der Kirche konkret zu tun?
Im Pflichtenheft der Stelle, die mit der
Reorganisation der Gesamtkirchlichen
Dienste neu konzipiert wurde, stehen
Stichworte wie Aus- und Weiterbildung,
Nachwuchsförderung, Talentmanage-
ment oder Bildungsberatung. Eric Ryf
kann dabei auf bestehende Einrichtun-
gen und Instrumente wie das «Kollegiale
Coaching» zurückgreifen, das allerdings
noch lange nicht überall implementiert
sei. Es gelte, die Personalentwicklung in
der Kirche besser zu systematisieren und
für alle kirchlichen Berufsgruppen auf
einen optimalen Stand zu bringen. Ziel
sei es, die Kompetenzen der Mitarbei-
tenden aller Berufe auf die aktuellen
und künftigen Anforderungen der Kir-
che vorzubereiten.
Angesiedelt in der neuen Abteilung
Kirchenentwicklung, arbeitet Eric Ryf
eng mit der ebenfalls neu gestalteten
Stelle «Personalführung Pfarrschaft»
(siehe Kasten), mit der Beauftragten für
Diversity und Gender und mit den Ver-
antwortlichen des Personaldienstes, der
Behördenschulung und der Freiwilligen-
arbeit zusammen.
Achtung Burnout
Als wichtiges Einsatzfeld einer kirchli-
chen Personalentwicklung taxiert Eric
Ryf auch das Gesundheitsmanagement.
Gerade in einer Organisation wie der
Kirche, wo die Mitarbeiter und Mitar-
beiterinnen mit Herzens-Motivation bei
der Sache seien, müsse man darauf ach-
ten, dass das hohe Engagement nicht in
einem Burnout münde. «Es ist mir wich-
tig, dass die Mitarbeitenden die Selbst-
sorge nicht aus dem Blick verlieren»,
sagt Ryf und greift zur Verdeutlichung
zum kleinen Bordcomputer seines E-
Bikes. «Man darf den Ladestand der
Batterie nicht zu lange ausser Acht las-
sen.» Es sei im Interesse der Mitarbei-
tenden und des Arbeitgebers, hierzu ge-
eignete Strukturen und Möglichkeiten
zum Aufladen zu schaffen.
Kontakt Personalentwicklung:
Eric Ryf, Blaufahnenstrasse 10, Zürich.
Tel. 044 258 92 62, [email protected]
Personalentwicklung /
Den Job gut machenBoni braucht die Kirche nicht, um Mitarbeitende zu moti-vieren. «Die wollen alle einen guten Job machen», ist Eric Ryf, neuer Leiter der Personalentwicklung der Landeskirche überzeugt. Damit er Mitarbeitende in ihrem Beruf weiter-bringen kann, sind andere Tools gefragt. Von Christian Schenk
Beruflich gut unterwegs bleiben: darum
kümmert sich Personalentwickler Eric Ryf.
Personalentwicklung und Personalführung bei der Pfarrschaft Eng verflochten mit der Personal-
entwicklung und zuständig für die
Umsetzung der Personalentwick-
lung der Pfarrschaft ist die neu ge-
schaffene Stelle «Personalführung
Pfarrschaft». Sie wird seit 1. Juni
2015 von Pfarrer Rudi Neuberth
besetzt. Die Stelle ist im Rahmen
der Reform der GKD 2015 neu kon-
zipiert worden und umfasst auch
einige Aufgabenbereiche, die vor-
her vom Kirchenratsschreiber
wahrgenommen wurden: Leitung
der Dekanenkonferenz, Triage-
funktion bei Fragen und Konflikten,
Stellenetat der Ergänzungspfarr-
stellen, Weiterbildungssubventio-
nen und Sabbaticals. Ausserdem
kümmert sich der Stelleninhaber
um Fragen der Zulassung und Aus-
bildung in Zusammenarbeit mit
dem Konkordat. Rudi Neuberth
(52) war zuletzt Pfarrer in der
Kirchgemeinde Birmenstorf-Ge-
bensdorf-Turgi und hatte zuvor als
Leiter der Fachstelle Unterricht
bereits einmal eine Anstellung bei
den GKD. Kontakt: rudi.neuberth@
zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 60
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notabene 7 / 20158
Heilpädagogisches Pfarramt / Mit dabei seinMenschen mit einer Behinderung sind Teil der Kirche. Das Heilpädagogische Pfarramt, engagierte Kirchgemeinden und Angehörige sorgen dafür, dass der Anspruch von der Teilhabe auch eingelöst wird. Neulich beispielsweise an einer Konfirmation in Regensdorf. Von Christian Schenk
Shannon ist das vierte Mal mit dabei im
Konfunti. Es geht gegen Ende des Konf-
jahres – bereits in einer Woche ist der
grosse Tag. Und so probt die Klasse mit
Pfarrer Martin Bieler diesmal in der Re-
gensdorfer Kirche. Die Begrüssung, das
Theaterstück zum Thema «Vertrauen»,
die Ansprachen auf der Kanzel, das
Schlusslied, die Gebete – es ist bald die
letzte Möglichkeit, alles nochmals
durchzuspielen, bevor es am nächsten
Sonntag ernst gilt. Shannon ist nicht die
einzige, die die Aufregung der Haupt-
probe spürt und auf ihrem Rollstuhl mit
den bunt bemalten Rädern oft in Bewe-
gung ist. Auch Shannons Kolleginnen
und Kollegen der diesjährigen Konf-
klasse ist die Nervosität anzumerken.
Da und dort ein kleiner Patzer und Ver-
sprecher beim Schauspielern, gefolgt
von prustendem Gelächter, das aus den
jungen Menschen herausplatzt und sich
mit den Zwischenrufen von Shannon
verwebt. Dann wieder weiter im Text,
konzentriert, weil es doch klappen soll
im Gottesdienst vor grossem Publikum
und versammelter Verwandtschaft am
nächsten Sonntag.
Worte, die klingen
Bei der Hauptprobe mit dabei sind auch
Shannons Mutter und Eva Blanke, Son-
derpädagogin und Mitarbeiterin des
Heilpädagogischen Pfarramts der Zür-
cher Landeskirche. Shannon braucht
die Unterstützung von beiden. Allein
könnte die 15-Jährige nicht vorne im
Chor stehen, wenn die ganze Konfklasse
bei der Begrüssung einen Psalm vor-
trägt. Während die Mutter ihre Tochter
hält und stützt, spricht Shannon den
Vers auf ihre ganz eigene Weise mit:
Sachte schlägt sie mit einem Holzstab
auf eine Klangschale und bringt zum
Klingen, was ihre Kolleginnen und Kol-
legen in Worte fassen: «Dies ist der Tag,
den der Herr gemacht hat, wir wollen
jauchzen und uns an ihm freuen» (Ps
118,24).
Zusammen mit Gleichaltrigen
Die Freude ist Shannon anzusehen.
Man braucht dazu nicht einmal die Zei-
chen und Gesten zu kennen, die die
junge Frau zur Kommunikation nutzen
Fo
tos: G
ion
Pfa
nd
er
notabene 7 / 2015 9
kann. Eva Blanke hat sie hingegen bei
ihren Treffen mit Shannon zu deuten ge-
lernt. Die Sonderpädagogin arbeitet be-
reits zwei Jahre mit ihr zusammen, hat
sie immer wieder besucht und im Einzel-
unterricht betreut und auf ihrem Weg
hin zur Konfirmation begleitet. «Das
Zusammensein mit ihren gleichaltrigen
Kameraden macht ihr allerdings mehr
Spass», weiss Eva Blanke und freut sich
Gemeinsam auf dem Weg
zur Konfirmation: Die
Regensdorfer Konfklasse
liest einen Psalm. Mit
Unterstützung ihrer Mutter
und der Heilpädagogin Eva
Blanke lässt Shannon dazu
die Klangschale sprechen.
So hilft das Heilpädagogische Pfarramt Das Heilpädagogische Pfarramt Zürich
sorgt dafür, dass Menschen mit einer Be-
hinderung am Kirchenleben teilhaben
können. Pfarrer Matthias Stauffer und
Sonderpädagogin Eva Blanke organisie-
ren den Religionsunterricht im heilpäda-
gogischen Bereich auf Primarschul- und
Oberstufe und erteilen Konfirmandenun-
terricht an heilpädagogischen Schulen
und begleiten Erwachsene in den Werk-
heimen. Sie ermutigen und unterstützen
Eltern und Pfarrpersonen und sorgen für
gute Rahmenbedingungen. Sie feiern
Gottesdienste in Kirchgemeinden und In-
stitutionen oder geben die nötige Unter-
stützung. Sie sorgen ausserdem für Bil-
dungsangebote für Mitarbeitende im
Bereich der Heilpädagogik.
Wege zur Integration
Matthias Stauffer und Eva Blanke beto-
nen, wie wichtig die Teilhabe von Men-
schen mit einer Behinderung in der Kirche
sei, wie wertvoll auch ihr Beitrag an der
Erfahrung von Gott. Wie Eva Blanke an-
fügt, geht es dabei auch darum, alle Men-
schen mit oder ohne Behinderung in die
Lage zu versetzen (mit der dafür nötigen
deshalb, dass die Integration in der regu-
lären Konfklasse gelungen ist.
Sich aufeinander einlassen
Ganz selbstverständlich ist das nicht.
«Nur wenn alle wollen, geht das», sagt
Blanke. Es brauche die gegenseitige Un-
terstützung und Absprache mit allen Be-
teiligten. Es brauche Zeit und Ressour-
cen. Es brauche die Bereitschaft und den
Mut, sich aufeinander einzulassen.
In Regensdorf ist das der Fall. Ge-
meindepfarrer Bieler bringt langjährige
Erfahrung mit und strahlt im Unterricht
die nötige Ruhe aus. Als Shannons Mut-
ter ihn anfragte, ob die gemeinsame
Konfirmation möglich sei, sei die Zu-
sage für ihn selbstverständlich gewesen.
Man habe sich dann in den gemeinsa-
Ganz normal anders?Ein Leitfaden für Kirch-
gemeinden rund ums
Thema Mensch und
Behinderung. Heraus-
gegeben von der
Arbeitsgruppe für reli-
giöse Bildung und Be-
gleitung von Menschen mit einer Behin-
derung im Auftrag der Katechetischen
Kommission der Deutschschweizer
Kirchenkonferenz. Download auf:
www.zh.ref.ch/heilpaedagogik
Assistenz), mit anderen in soziale Bezie-
hungen zu treten und sich als aktiver Part
einer gestaltenden Gemeinschaft zu er-
fahren. Und genau in diesem Anspruch
liegen, so Eva Blanke, die Anforderungen
einer inklusiven Praxis.
Nach Möglichkeit suchen die beiden
Wege zur Integration – wie im Fall von
Shannon. Man wolle aber nicht mit dem
Kopf durch die Wand, sagt Matthias
Stauffer. Es sei immer auch möglich und
manchmal Wunsch der Eltern, Konfirmati-
on im kleinen Kreis und in der gewohnten
Umgebung zu feiern.
Kontakt
Heilpädagogisches Pfarramt Zürich.
Kirchgasse 50, Zürich.
Pfr. Matthias Stauffer, Tel. 044 258 92 88,
Eva Blanke, lic. phil., Sonderpädagogin,
Tel. 044 258 92 45, [email protected]
Eine Gruppe der Konfklasse setzt das Thema «Vertrauen» als Theaterstück um. Shannons Mutter gibt Unterstützung während der Probe.
notabene 7 / 201510
Konfirmandenweekend in der Epilepsieklinik Seit vielen Jahren bietet das Pfarr-
amt der schweizerischen Epilepsie-
stiftung Zürich begleitete Wochen-
enden für Konfgruppen an. Im
Zentrum steht das Kennenlernen
einer Krankheit, die wenig bekannt
und zum Teil angstbesetzt ist sowie
die Begegnung mit Menschen, de-
ren Leben davon gezeichnet ist. Im
Wohnhaus leben Menschen mit
Mehrfachbehinderungen, von de-
nen die meisten von Epilepsie be-
troffen sind. Die Konfirmanden-
gruppe bereitet für die Bewohner
und Bewohnerinnen des Wohnhau-
ses einen Spielnachmittag vor und
führt diesen unter Begleitung der
Pfarrperson der Epilepsiestiftung
durch. Die Konfirmandinnen und
Konfirmanden verbringen Zeit auf
den Abteilungen und gestalten den
Sonntagsgottesdienst in der Epi-
Kirche mit.
Das ökumenische Epi-Pfarramt
freut sich auf Anfragen: pfarramt@
swissepi.ch, Tel. 044 387 67 10
men Untistunden kennen lernen kön-
nen. Die Jugendlichen hätten das An-
derssein von Shannon schlicht zur
Kenntnis genommen. Die Kontaktauf-
nahme sei sachte geschehen. Dass man
zusammengehöre, das zeigen Gruppen-
bilder aus den gemeinsam verbrachten
Untistunden und nun bald auch die ge-
meinsame Konfirmationsfeier.
Zähle auf mich, und wage
Die Hauptprobe geht heute dem Ende
zu. «Vertrauen lässt einen etwas Neues
wagen», sagt eine Konfschülerin wäh-
rend ihrer Minipredigt oben auf der
Kanzel. Dann versammelt sich die ganze
Klasse noch einmal im Halbkreis im
Chor. Shannon weiss, was jetzt kommt
– und es hält sie nichts mehr im Roll-
stuhl. «Count on me» – «Du kannst auf
mich zählen» singen die Konfirmanden.
Die ersten Zeilen zaghaft, dann immer
überzeugter. Shannon ist mit dabei. Sie
nimmt den Rhythmus ganz schnell auf,
tanzt und schwelgt – ganz im Vertrauen
darauf, dass ihre Mutter sie hält und die
ganze Klasse mit ihr wiegt.
Irene Gysel / «Über Brot wird nicht gesprochen»Die Kirche sei wohl gut organisiert. Über die Hauptsache – was man glaube – darüber schweige man sich allerdings aus und überlasse den Evangelikalen das Feld, sagt Irene Gysel. Nach 16 Jahren tritt sie als Kirchenrätin zurück. Interview: Christian Schenk
In Ihrer Abschiedsrede vor der Kirchen-
synode sagten Sie kürzlich, in der Kir-
che werde kaum über den Glauben ge-
sprochen? Wie meinen Sie das?
Wir sind wie eine riesige Bäckerei, die
super organisiert ist, gutes Personal und
eine gesicherte Finanzierung hat. Es
wird auch gebacken, aber es scheint ver-
boten, über das Brot zu reden. Gleich-
zeitig denken ganz viele Menschen in
unserer Gesellschaft über Glaubensfra-
gen nach. Namhafte Philosophen befas-
sen sich damit. Ihre Fragen werden aber
in der Kirche nicht aufgenommen. Die
einzigen, die in der Kirche über ihren
persönlichen Glauben sprechen, sind die
Evangelikalen. Und so wird unsere Kir-
che von aussen zusehends als evangelikal
wahrgenommen.
Das ist aber nicht die Schuld der Evan-
gelikalen!
Nein. Sie stellen sich immerhin dem Dis-
kurs. Mit ihrer Deutung des Evangeli-
ums bin ich allerdings nicht einverstan-
den. Und es fehlt an öffentlichen
Gegenstimmen. Es gibt schlicht kein
Gefäss für liberale Theologie, das sich
nach aussen wendet.
Wer wäre denn verantwortlich dafür,
dass der Diskurs stattfindet?
Im Kirchenrat sagt man: Wir haben kein
Lehramt. In der Kirchensynode wird
ebenfalls kaum über theologische Fra-
gen geredet. Und in der Fakultät interes-
siert offenbar nur die objektive Lehre.
Wie die Theologie umgesetzt werde, sei
Sache der Pfarrschaft. Und bei der
Pfarrschaft nehme ich eben oft wahr,
dass sie sich zurückzieht und nicht öf-
fentlich sagen will, was sie privat glaubt.
Trägt man die Botschaft also zu wenig
nach aussen?
Nein, sie wird nach aussen getragen,
aber ohne auf die grundsätzlichen Glau-
bensfragen vieler heutiger Menschen,
wie sie z.B. auch von Naturwissenschaft-
lern formuliert werden, einzugehen. Da-
mit setzen wir uns in der Kirche nicht
auseinander. Dabei heisst es: nahe bei
Fo
to: sch
notabene 7 / 2015 11
den Menschen. Aber bei welchen Men-
schen denn? Bei denen, die uns eh schon
nahe sind! Von den anderen sind wir
weit, weit weg.
Ihre Diagnose sieht düster aus. Was
wäre Ihr Gegenrezept?
Ein möglicher Weg wäre folgender: Die
Leute aus den Gemeinden könnten ihre
Pfarrerinnen und Pfarrer fragen, was sie
denn persönlich glauben: Was habt Ihr
für ein Gottesbild? Was ist für Euch die
Auferstehung? Was heisst Trinität? Was
bedeutet Sohn Gottes genau? Wir müs-
sen die Pfarrschaft herausfordern und
mit Fragen löchern. Sich den Fragen
stellen, damit könnte vielleicht sogar der
Kirchenrat den Anfang machen.
Will man denn diese Fragen überhaupt
diskutieren an der Basis?
Diese Frage habe ich mir auch gestellt.
Aber schlagen Sie doch mal an Ostern die
Zeitungen auf. Dieses Jahr waren sie voll
von Fragen nach dem Glauben an Gott,
nach Auferstehung, nach dem Jenseits.
Aber wie geht man mit
bildungsferneren Men-
schen um, bei denen
die Diskussion über
den Glauben nicht so
hoch im Kurs ist?
Sie ist auch dort hoch
im Kurs. Aber solche Menschen knüp-
fen oft bei Freikirchen an, weil sie dort
klare und einfache Antworten kriegen.
Auch wir müssten unsere Antworten
klar und einfach formulieren.
Wie denn?
Die Seele denkt in Bildern. Man müsste
alles mit Bildern sagen können. Gewisse
Bilder müssen wir auch stürmen. Aus
meiner Sicht zum Beispiel das Bild von
der Sühneopfer-Theologie. Das ist ein
Bild aus der Antike, das wir aus der Kir-
che raustragen müssen.
Welches Bild würden Sie denn an sei-
ner Stelle aufhängen?
Jesus hätte die Möglichkeit gehabt, ein
rebellischer Anführer zu werden. Das
haben seine Jünger von ihm ja auch ge-
fordert: dass er die Römer vertreibt, dass
er König wird. Dazu hat Jesus Nein ge-
sagt. Er ging den anderen Weg, an den er
glaubte: dass Gott auf der Seite der
Schwachen, der Verlierer steht und nicht
auf der Seite der Gewinner, nicht auf
der Seite der Kriegsgötter, die immer ge-
winnen und um die sich die Menschen
dann scharen. Das Bild zeigt Gott, wie
er sich auf die Seite des gekreuzigten,
leidenden Verlierers begibt, wie er die
Seite wechselt.
Muss man die Pfarrschaft also besser
darin schulen, Bilder des Glaubens zu
malen?
Die Pfarrschaft ist gut geschult. Es ist
eher eine Frage des Mutes, zu dem zu
stehen, was wir sind und was wir glau-
ben. Viele Pfarrer sagen mir, das mit der
Sühneopfertheologie sei für sie längst
passé. Aber wer steht öffentlich dazu?
Sie standen in all den Jahren im
Kirchenrat dem Ressort Seelsorge vor.
Wie sieht Ihr Fazit hier aus?
Seelsorge ist in unserer Gesellschaft sehr
gefragt. Hier haben wir etwas anzubie-
ten, das die Menschen brauchen und
von der Kirche erwarten. Und im per-
sönlichen Gespräch gelingt es den Seel-
sorgenden auch besser, vom Glauben zu
sprechen. Sie teilen die Hilflosigkeit, das
Leiden der Menschen und halten es mit
aus. Gegenüber der Öffentlichkeit ist es
unsere Aufgabe, zu betonen, dass Seel-
sorge etwas genuin Christliches ist. Und
auch hier ist es dann wieder wichtig, zu
sagen, was uns «christlich» bedeutet.
Und was heisst das für Sie?
Wir haben einen gnädigen, barmherzi-
gen Gott. Jesus hat nicht gesagt, erst
musst du glauben, dann heile ich dich.
Er fragte auch nicht zuerst, ob jemand
frei sei von Schuld. Er ist auf alle Men-
schen zugegangen. Im entscheidenden
Moment können unsere Pfarrerinnen
und Pfarrer einen Segen oder ein Gebet
sprechen. Sie weisen auf das Geheimnis
Gott hin, das uns gut will und stehen da-
mit in der Seelsorge vor einer anderen
Dimension. Das unterscheidet sie von
der Psychotherapie. Das wollen viel-
leicht nicht alle hören, aber wir müssen
zu unserer christlichen Grundüberzeu-
gung stehen und davon reden. Religion
darf nicht Privatsache sein.
Ein grosses Anliegen war Ihnen immer
auch die Frauenfrage. Sind wir in die-
sem Punkt weiter als vor 16 Jahren?
Ja. Ich sehe keine Hürden mehr ausser
denjenigen, die andere Frauen in der
Gesellschaft auch haben. Dass Frauen
in unserer Kirche alle Ämter und Aufga-
ben offenstehen, ist weltweit fast einzig-
artig. Deswegen hat mich auch das
50-Jahr-Jubiläum der ersten Frauenor-
dination, das in meine Amtszeit fiel, rie-
sig gefreut. Das ist eine grosse Stärke
unserer Kirche, auf die wir stolz sein
dürfen. Stattdessen gibt es Stimmen, die
Ängste vor einer «Feminisierung der
Kirche» schüren. Dieses Argument
kommt aber immer, wenn die Frauen ir-
gendwo die 30-Prozent-Stärke über-
schritten haben.
Gilt Ihr Aufruf zu mehr Mut in der theo-
logischen Debatte auch den Frauen?
Durchaus. Auch den Frauen möchte ich
Mut machen, theologisch klarer Posi-
tion zu beziehen. Vielleicht habe auch
ich das in meiner Amtszeit als Kirchen-
rätin zu wenig getan, oder dann zu leise.
«Was habt Ihr für ein Gottesbild? Was ist für Euch die Auferstehung?»
«War ich zu leise?»Irene Gysel ist seit 1999 Mitglied
des Kirchenrates. Damals war
sie eine von vier Frauen in der
Exekutive. In der zu Ende gehen-
den Amtsperiode ist sie Vizeprä-
sidentin und noch die einzige
Frau. Irene Gysel war Lehrerin,
Co-Leiterin der Helferei Gross-
münster und Redaktorin beim
Schweizer Fernsehen. Sie ist
Mutter dreier erwachsener Kin-
der und war 1989 Mitbegründerin
der Ökumenischen Frauenbewe-
gung Zürich. www.irenegysel.ch
12 notabene 7 / 2015
heit war Castellio seiner Zeit
voraus und geriet in Konflikt mit
Johannes Calvin. Sein früher
Tod in Basel kam einer mögli-
chen Verurteilung zuvor. Sein
theologisches Vermächtnis
«Über die Kunst des Zweifelns»
wird der Öffentlichkeit erst in
diesem Herbst, 500 Jahre nach
seiner Geburt, zugänglich sein.
25. Oktober, 10 bis 13 Uhr.
10 Uhr: Gedenkgottesdienst in
der Kirche St. Peter.
11.30 Uhr: Podium im Lavater-
haus: Mit Katharina Bretscher-
Spindler, Historikerin, Maja
Ingold, Pfr. Michel Müller und Pfr.
Ueli Greminger
Diakonie &
Seelsorge
Zum Abschluss meiner Lebensreise
Ein Weg, mit dem eigenen Ster-
ben bewusst umzugehen. Mit-
arbeitende und Freiwillige von
Kirchgemeinden erhalten die
Gelegenheit, sich mit kirchli-
chen Impulsen zu einer heuti-
gen «ars moriendi» aus der Per-
spektive des hohen Alters
auseinanderzusetzen. Themen:
Was bedeutet eine Patienten-
verfügung für den Betroffenen
und welche Herausforderungen
stellen sich seinem Umfeld, der
Familie, den Ärzten und Pfle-
genden? Menschenwürdiges
Sterben «zwischen Schicksal
und Machsal»? Die Schwierig-
keit von letzten Wünschen.
Sterben und seine Bedeutung
für die Hinterbliebenen.
Leitung: Heinz Rüegger.
16. November, 17 bis 20 Uhr. Hir-
schengraben 50, Zürich. Anmel-
dung: [email protected],
Tel. 044 258 92 66
Beratung und Entwicklung eines Diakoniekonzepts auf Gemeindeebene
Auf Grundlage einer sozial-
räumlichen Analyse mit Blick
auf Sinus-Milieus wird in der
Gemeinde oder der Region mit
den vorhandenen Ressourcen
eine Profilierung der diakoni-
schen Arbeit erarbeitet. Profilie-
rung kann beispielsweise heis-
sen, zielgruppen- oder
milieu-fokussiert zu arbeiten,
neue Vernetzungen zu aktivie-
ren oder innovative Projekte zu
generieren. Leitung: Fränzi
Dürst oder Frieder Furler oder
Urs Woodtli Stebler.
Kurs auf Anfrage in Ihrer
Gemeinde oder Region. Anmel-
dung: [email protected],
Tel. 044 258 91 59
Bildung &
Spiritualität
Kann der Glaube Berge versetzen?
Positives Denken,
New Thought & Co.
Im Neuen Testament wird ver-
sprochen, dass der Glaube
Berge versetzen könne und
man nur bitten müsse, um zu
erhalten. Inner- und ausserhalb
des Christentums gab es immer
wieder Strömungen, die dieses
Versprechen ernst und wörtlich
genommen haben. Unter dem
Stichwort «Positives Denken»
existiert eine ganze Reihe von
Techniken, die mit der Kraft der
Gedanken Einfluss auf die
materielle Umwelt haben sollen
– bis hin zu Heilungen. Doch ist
der menschliche Geist tatsäch-
lich so mächtig? Wo sind die
Grenzen des Positiven Den-
kens? Kann sich das Positive
Denken tatsächlich auf Aussa-
gen Jesu berufen?
Diesen und anderen Fragen will
die Tagung der Evangelisch-
reformierten Kommission des
SEK und der Römisch-katholi-
schen Arbeitsgruppe «Neue
religiöse Bewegungen»
nachgehen.
13. November, 10 bis 17 Uhr.
Haus der Reformierten. Striten-
gässli 10. Aarau. Info und Anmel-
dung: [email protected]
Abendmahl – Gemeinsam
essen!
Viele Menschen essen mitein-
ander. Tag für Tag. Dabei wer-
den sie nicht nur satt, manch-
mal reden und lachen sie dabei
auch miteinander. Sie erfahren
Gemeinschaft. Essen wir auch
so vom Tisch Gottes? Wer sitzt
am Tisch, wenn Abendmahl
gefeiert wird? Wer fehlt? Wel-
che Menschen fühlen sich ein-
geladen, welche bleiben draus-
sen? Die Theologische Fakultät
der Universität Zürich, Zentrum
für Kirchenentwicklung ZKE,
und die Reformierte Landeskir-
che Zürich laden ein zu Aus-
tausch, Debatte und zum
gemeinsamen Essen.
19. September, 9.30 bis 17 Uhr.
Kirchgemeindehaus Neumünster,
Seefeldstrasse 91, Zürich. Anmel-
dung: [email protected],
Tel. 044 258 92 80
Themen und Termine
Verkündigung &
Gottesdienst
Bettagsgottesdienst
Predigt des Kirchenrats-
präsidenten Michel Müller
am Bettag.
20. September, 10 Uhr.
Kirche Knonau
Ein Gebet voraus
Verschiedene Kirchen und
christliche Organisationen in
der Schweiz laden die Bevölke-
rung in der Schweiz ein, am
Vortag des Bettags in Bern
öffentlich miteinander zu beten.
19. September, 10.15 Uhr.
Grosse Schanze, Bern.
www.bettag-jeunefederal.ch
Bettagskonzert
Georg Friedrich Händel
«Alexander’s Feast». Kantorat
am Grossmünster. Leitung:
Daniel Schmid.
20. September, 17 Uhr.
Grossmünster, Zürich.
www.kantorat.ch
Jubiläumsfeier 500 Jahre Sebastian Castellio
Castellio war ein humanisti-
scher Gelehrter und Theologe
aus Savoyen, der sich der
Reformation verpflichtet fühlte.
Sein 500. Geburtstag wird mit
einem Buch, mit einem
Gedenkgottesdienst in der
Kirche St. Peter und einem
anschliessenden Podium
begangen. Mit seinen Ideen
von Toleranz und Glaubensfrei-
Fotos (v.l.): wikipedia; shutterstock; Wolfgang Dirscherl, pixelido.de; Gion Pfander
13notabene 7 / 2015
Leben mit «Google Glass»?
Hightech-Brillen sollen uns das
Alltagsleben erleichtern, fördern
aber nicht nur den Blick auf uns
selbst, sondern auch den Blick
nach aussen. Sie erfassen
unbeteiligte Dritte. Diese Ent-
wicklung wirft ethische, gesell-
schaftliche und politische Fra-
gen auf. Welche Folgen
ergeben sich für unsere indivi-
duelle und kollektive Verantwor-
tung im Umgang mit diesen
Technologien? Moderation:
Jeannette Behringer, Roman
Högg.
24. September, 14 bis 17.30 Uhr.
Technoparkstrasse 1, Zürich.
Anmeldung: beatrice.berner@
zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 56
Bilderbuchtag im Relimedia
Die Teilnehmenden lernen neue
Bilderbücher, Bücherkinos und
Kamishibai-Bilder der Relime-
dia-Mediathek kennen. Teilneh-
mende: Mitarbeitende im kirch-
lichen Unterricht.
30. September, 9 bis 11 Uhr oder
19.30 bis 21.30 Uhr. Gemeinde-
strasse 11, Zürich. Anmeldung:
Renate Fiebig, Tel. 044 299 33 81,
www.relimedia.ch
Runder Tisch: Spiritualität fördern
Die Sehnsucht nach spiritueller
Erfahrung nimmt bei vielen
Menschen zu. Der Runde Tisch
ist eine Plattform, an der Men-
schen miteinander diskutieren,
die sich selbst die Förderung
guter Spiritualität in der Kirche
zum Ziel gesetzt haben. Das
Gespräch ist offen – Trends und
Traditionen, sinnvolle Qualitäts-
kriterien, neue Schulen und
konkrete Projekte werden vor-
gestellt und diskutiert. Leitung:
Brigitte Becker.
30. September, 14.30 bis 16.30
Uhr. Hirschengraben 7, Zürich.
Anmeldung: petra.huettner@zh.
ref.ch, Tel. 044 258 92 80
Besuch im Tibet-Institut Rikon
Ein meditativer Einblick in das
klösterliche Leben und in die
Geschichte des Tibet-Institut
Rikon, organisiert vom Zürcher
Forum der Religionen.
17. Oktober, 11.45 bis 18 Uhr.
Treffpunkt: Busparkplatz Sihlquai.
Anmeldung: anmeldung@forum-
der-religionen.ch. Infos:
www.forum-der-religionen.ch
Musik machen mit Kindern
Die Teilnehmenden lernen For-
men der Liedeinführung und
erproben diese. Sie können Lie-
der stufengerecht einschätzen
und beurteilen. Sie wissen, wie
sie ein Musical oder ein Sing-
spiel in der eigenen Kirchge-
meinde organisieren und durch-
führen können. Leitung: Anita
Steiner, Marianne Barth, Sabine
Stückelberger.
22. Oktober, 8.30 bis 16.15 Uhr,
29. Oktober und 5. November,
8.30 bis 11.45 Uhr. Hirschengra-
ben 50, Zürich. Anmeldung:
Tel. 044 258 92 93
«Wir wohnen Wort an Wort»
Vier Abende für den Versuch,
Rose Ausländers Gedichte
mystisch zu lesen.
Schon in den 1920er Jahren
musste die Dichterin Rose
Ausländer in die USA migrieren.
Sie blieb unterwegs, nirgendwo
mehr recht daheim. Und sie
schrieb, Zeit ihres Lebens,
mehr als 2000 Gedichte. Als
eine der meistgelesenen Dich-
terinnen der Gegenwart hat sie
es geschafft, konkret zu sein
und zugleich offen. Auch Reli-
gion ist Gegenstand in ihrem
Werk. Leitung: Brigitte Becker,
Peter Wild.
Vier Montage: 26.Oktober, 9. und
11. November, 7. Dezember. Infos
und Anmeldung: petra.huettner@
zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 80
Gemeindeaufbau &
Leitung
Kurze Texte für schnelle Leser
Oft ist es schwierig, sich kurz
zu fassen. Wie bringt man das,
was man sagen will, auf den
Punkt? Die Teilnehmenden
üben, journalistische Texte
lesefreundlich und kurz für Web
und Print zu verfassen. Leitung:
Christian Schenk.
18. September, 9 bis 13 Uhr.
Hirschengraben 50, Zürich.
Anmeldung: gemeindedienste@
zh.ref.ch, Tel. 044 258 91 40
Ich kann mehr, als ich mir zutraue
So viele Talente und Fähigkei-
ten liegen ungenutzt in unseren
gramm Bilder fürs Internet
bearbeiten. Wir erstellen ein
Bildarchiv auf Flickr und binden
eine Bildgalerie direkt auf Ihrer
Kirchgemeinde-Website ein.
Leitung: Barbara Roth.
24. Oktober, 9 bis 16 Uhr. Techno-
parkstrasse 1, Zürich. Anmeldung:
Tel. 044 258 92 76
Mitgliederbeziehung
Die Teilnehmenden lernen Mög-
lichkeiten der individuelleren
Kommunikation zu ihren Mit-
gliedern sinnvoll einzusetzen:
Systematische Übersicht über
die individuellen Kontakte eines
Mitglieds mit der Kirche im
Laufe eines Lebens. Anforde-
rungen an die Kommunikati-
onsformen. Leitung: Frank
Worbs.
5. November, 18 bis 21 Uhr.
Hirschengraben 50, Zürich.
Anmeldung: gemeindedienste@
zh.ref.ch, Tel. 044 258 91 40
«Schatzkammern»! Oftmals
sind es Glaubenssätze, vor-
schnelle Urteile oder Ängste,
die dazu führen, sich selbst
unter Druck zu setzen und ein-
zuschränken. In diesem Kurs
sollen Denk- und Verhaltens-
muster kritisch überprüft wer-
den. Anhand von Tests aus der
Gesundheitsförderung gewin-
nen Sie Einblicke in Ihre Denk-
und Verhaltensweisen und
erhalten die Möglichkeit, Blo-
ckaden abzubauen. Leitung:
Margret Surdmann.
22. Oktober, 29. Oktober und
5. November, 14 bis 17 Uhr.
Hirschengraben 50, Zürich.
Anmeldung: Tel. 044 258 92 34,
Bildarchiv und Bildbearbeitung fürs Web
Fotos sinnvoll verwalten und
bearbeiten fürs Web. An die-
sem Kurs lernen Sie, wie Sie
mit einem kostenlosen Pro-
Auf biografischer Spurensuche an den Besuchsdiensttagungen
An den diesjährigen Besuchsdiensttagungen steht das
Thema Biografiearbeit im Zentrum. Fachleute für Geron-
tologie, Lern- und Entwicklungspsychologie, Erwachse-
nenbildung, Seelsorge und Palliative Care zeigen auf, wie
hilfreich die Auseinandersetzung mit der Lebensge-
schichte in der Altersarbeit sein kann und welche Chan-
cen sich dabei für den Besuchsdienst ergeben. In Work-
shops lernen die Teilnehmenden Methoden, um ihre
eigenen Erinnerungen aufzuschreiben oder sie mit Musik
oder mit Poesie fass- und erfahrbar zu machen.
Die Fachtagung wird von den Fachleuten der Landes-
kirche für Alters- und Freiwilligenarbeit durchgeführt.
1. Oktober und 25. November, 9 bis 16.45 Uhr.
Helferei, Kirchgasse 13, Zürich. Anmeldung und Infos:
www.zh.ref.ch/handlungsfelder/ds/besuchsdienst
«Alter ist nicht nur Abbau»: Kitty Cassée referiert über
Grundlagen des Lern- und Erinnerungsvermögens.
14 notabene 7 / 2015
Von & für
Gemeinden
Hot Dog – swingende Imbissbude
Ein besinnlich-turbulenter sze-
nischer Liederabend von und
mit dem Cafézeit-Ensemble
Höngg. Die Szenen werden
untermalt mit nostalgischen
Songs, aber auch mit Trinklie-
dern aus früheren Zeiten. Café-
zeit ist ein Theaterprojekt der
Sozialpädagogin Madelaine
Lutz und dem Regisseur Rico
Lutz. Aus dem ursprünglichen
Wunsch, die Höngger Senio-
renarbeit aufzufrischen, wurde
ein amüsantes Theater-Ensem-
ble, in dem sich Senioren
gekonnt unter professionelle
Schauspieler mischen.
• 2. Oktober 2015, 20 Uhr. Ref.
Kirchgemeindhaus Höngg,
Ackersteinstrasse 190, Zürich.
• 20. November, 20 Uhr. Ref.
Kirchgemeindehaus,
Limmatstrasse 114, Zürich
Zeichnen in der Predigerkirche
Die Ruhe einer imposanten Kir-
chenarchitektur geniessen und
ihre Formen und Strukturen
nachzeichnen: Wer Lust hat,
diese Erfahrung zu machen, fin-
det Gleichgesinnte in der Zür-
cher Predigerkirche. Doris Hür-
zeler, Malerin, Sigristin und
Mitarbeiterin im Präsenzdienst
der Predigerkirche, leitet die
Gruppe und stellt – wenn nötig
– auch Zeichenmaterial zur Ver-
fügung. Im stimmungsvollen
Kirchenraum lassen sich
Gewölbe, Pfeiler, Rundbögen
skizzieren sowie Details aus
dem Stuckwerk nachzeichnen.
• Ab 12. Oktober, jeweils mon-
tags, 15.30 bis 18 Uhr. Prediger-
kirche, Zürich. Ohne Voranmel-
dung. Keine Vorkenntnisse nötig.
• 29. Oktober, 18 Uhr. Vernissage
der Ausstellung der bisher ent-
standenen Zeichnungen
mann (Gongs, Klangschalen,
Kodo-Trommeln). Mit Werken
aus dem Hochmittelalter bis hin
zu zeitgenössischen Kompositi-
onen. Lesungen: Pfr. Christof
Menzi. Eintritt frei/Kollekte.
27. September 2015, 17.15 Uhr
Abendrundgang durch den Klostergarten
Den Garten «einwintern».
Treffpunkt: Amtshausplatz.
Christine Schmid.
2. Oktober, 17 Uhr
Astrophysik und Spiritualität
Erkenntnisse der Naturwissen-
schaft und religiöse Erfahrun-
gen. Arnold Benz und Ruth
Wiesenberg-Benz.
17. Oktober
Ernten und danken
Still werden, danken, loslassen
und sich öffnen für Neues.
Annekäthi Aerni.
18. Oktober
Filmtipp: Down-
Synodrom – Eltern
am Scheideweg
kom. Ein Dokumentarfilm über
Integration und Akzeptanz von
Kindern mit Down-Syndrom in
unserer Gesellschaft (Christiane
Mathé, 2014, 64 Min.).
Der Dokumentarfilm zeigt, was
es für Eltern heisst, mit einem
Kind mit Down-Syndrom zu
leben. Eltern von verschiede-
nen Kindern und jungen
Erwachsenen, die mit Trisomie
21 geboren wurden, reden über
ihre Erfahrungen. Vorgesetzte
erzählen, wie die Integration in
die Arbeitswelt gelingen kann.
Im Laufe des Films, der in der
Region Schaffhausen spielt,
äussern sich verschiedene
Fachleute und bringen medizi-
nische, pädagogische, ethische
und theologische Themen ins
Kloster Kappel
Auskunft / Anmeldung:
Tel. 044 764 88 30
www.klosterkappel.ch
Wie die Lilien des Feldes
Ein musikalisch-literarisches
Konzert in der Klosterkirche.
Die poetische, bilderstarke
Kraft des Khalil Gibran und die
Dichte der Chormusik von
Josef Gabriel Rheinberger: eine
eindrückliche Kombination. Mit
Sylvia Garatti und Markus
Amrein, Sprecher; Chor ad hoc;
Martin Geiser, Bass; Rudolf
Meyer, Orgel, und Simon Jenny,
Leitung/Konzept.
12. September, 20 Uhr
Konzert «Totentanz»
Musikalisches Panorama mit
klassischer Musik, von der
Lichtregie kunstvoll in Szene
gesetzt, mit Werken von Caplet,
Barber, Weinberg, Fauré u.a.
19. September, 20 Uhr
«Lebenskunst & Totentanz»
Totentänze vom Mittelalter bis
zur Gegenwart – Vernissage der
Ausstellung in der Klosterkir-
che. Führungen täglich um
13.30 Uhr; Die Ausstellung dau-
ert bis 22.11.15 und ist offen
von 8 bis 22 Uhr.
20. September, 11 Uhr
Infos: www.toten-tanz.ch
Thementag zur Sterbekultur
«Sterben im Mittelalter – und
heute?» mit dem Kirchenhistori-
ker Andreas Mühling, Universi-
tät Trier, und der Autorin und
Lyrikerin Pfrn. Anne-Marie Mül-
ler, Seelsorgerin am Pflegezent-
rum Dielsdorf.
20. September,
13.30 bis 16.45 Uhr
Musik und Wort – «Und chunnt mis letschti Stündli»
Abschied und Sterben in der
zeitgenössischen volkstümli-
chen Musik. Mit den «Aemtler
Jodlerfründe», Lucia Strickler,
Akkordeon, und Stephan
Kreutz, Orgel. Lesungen: Pfr.
Markus Sahli.
20. September 2015, 17.15 Uhr
Musik und Wort – A cappella Chor Zürich
«musica caelestis» – eine
Klangbegegnung mit Pudi Leh-
Vakante Pfarrstellen
Altikon-Thalheim-Ellikon 1.08.13
Bachs, 60% 1.03.15
Bäretswil, 50% 1.04.15
Bülach 1.11.14
Dietikon 1.05.15
Dübendorf 1.09.15
Hinwil 1.04.15
Maur 1.01.15
Neftenbach, 50%, EPS* 1.08.15
Opfikon, 80% 1.11.13
Otelfingen 1.11.14
Rümlang 1.03.12
Rümlang, 30%, EPS 1.07.12
Schlatt, 70% 1.04.15
Wald 1.02.16
Wetzikon 1.05.15
Winterthur Mattenbach 1.04.16
Winterthur Seen 1.01.15
Winterthur Veltheim 1.10.15
Zürich Affoltern 1.10.15
Zürich Aussersihl, EPS 1.07.14
Zürich Industriequartier 1.09.11
Zürich Industriequartier,
50%, EPS 1.09.11
Zürich Matthäus, 80% 1.08.13
Zürich Oberstrass 1.05.16
Zürich Saatlen-
Schwamendingen 1.07.15
Zürich Wipkingen,
30%, EPS 1.08.12
Zürich Wollishofen 1.12.15
Zürich Wollishofen,
50%, EPS 15.08.13
*Ergänzungspfarrstelle
Weitere Stellen für kirchliche Berufe im Web
Offene Stellen in den Gesamt-
kirchlichen Diensten und den
Kirchgemeinden finden Sie auf:
www.zh.ref.ch/stelle
Gespräch. Der Film «Am Schei-
deweg» eignet sich gut für den
kirchlichen Unterricht oder für
die Erwachsenenbildung.
Infos und Bestellung der DVD
für Fr. 25.– unter:
http://am-scheideweg.webnode.
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notabene 7 / 2015 15
Porträt / Mehr Wind und WellenBei gutem Wind prescht Daniel Brun mit Lenkdrachen und Surfbrett übers Wasser. So viel Schub wünscht sich der Wädenswiler Pfarrer auch für die Kirche. Von Viviane Schwizer
Daniel Brun geniesst den Kampf mit
Wind und Wasser, das schnelle Dahin-
kurven auf dem Surfbrett, das Wenden
und Springen in der Wassergischt, wenn
der Wind seinen Lenkdrachen vorwärts
treibt. Beim Kitesurfen lebe er im Mo-
ment und spüre sich selber. Wichtig sind
für ihn auch unkomplizierte und kollegi-
ale Kontakte mit anderen Wassersport-
lern. Kaum jemand würde in Daniel
Brun in diesem Moment den Theologen
und Pfarrer vermuten. Ganz falsch ist
das nicht: Die ersten beruflichen Wege
gingen in eine ganz andere Richtung.
Jurist und Tauchlehrer
Aufgewachsen ist Daniel Brun in Zü-
rich-Wollishofen. Er sei ein «Seebueb»,
fühle sich dem Zürichsee schon seit
Kindsbeinen verbunden. Dort lernte er
schwimmen, tauchen, windsurfen, se-
geln und später auch wakeboarden und
kitesurfen. Beruflich steuert Brun in
eine andere Richtung: Er entschied sich
für das Studium der Rechtswissenschaf-
ten, welches er erfolgreich durchzog und
abschloss. In den Folgejahren arbeitete
er als Jurist auf der Jugendanwaltschaft
im Bezirk Horgen, auf dem Bezirksge-
richt in Zürich und auf einer Rechtsbe-
ratungsstelle. Mit knapp 30 Jahren zog
es Brun weiter. Eine Weltreise sollte eine
Zäsur in seinem Leben bringen. Nach
dem Trip und einem längeren Stopp in
Vancouver, wo Brun eine Ausbildung
zum Tauchlehrer absolvierte, kehrte der
Weltenbummler mit einem Tauchbrevet
in die Schweiz zurück.
Nun kam es auch beruflich zum Kurs-
wechsel: Der Jurist entschied sich, Theo-
logie zu studieren, um später als Pfarrer
in einer Gemeinde zu arbeiten. «Meine
wohl zentralsten Lebensthemen sind die
christliche Spiritualität, die Fragen nach
Gott, dem Leben und Sterben-» So
schildert Brun die Beweggründe für sei-
nen beruflichen Neustart.
Nicht zum Museum werden
Die Liebe zum Element Wasser ist bei
diesem Wechsel geblieben. Ideen für die
Predigt entstehen bei Daniel Brun heute
oft auf dem Zürichsee. Wenn der zweifa-
che Vater sich von zu Hause verabschie-
det und seinem Schiff auf dem Zürich-
see zusteuert, weiss seine Familie: Jetzt
braucht er die Weite und will dem Büro-
mief entkommen und die kreative Ener-
gie des Wassers nutzen.
Auch der Kirche wünschte Brun
manchmal mehr Wellengang und fri-
schen Wind. Der Pfarrer weiss zwar Tra-
ditionen zu schätzen, ist aber überzeugt,
dass die Kirche sich in vielen Bereichen
radikal verändern muss, um eine Zu-
kunft zu haben. Viele kirchliche Formen
seien verstaubt, fast museal. Ein wenig
resigniert sagt er: «In der Kirche wird
oft über neue Milieus geredet, doch
selbst Pfarrerinnen und Pfarrer denken,
reden und handeln immer noch häufig
nach alten Mustern.» Jemand habe ihm
letzthin gesagt: «Wissen Sie Herr Pfar-
rer, Gottesdienste finde ich schön, weil
ich danach wieder weiss, wie es vor 500
Jahren war.» Das habe ihn «getüpft».
Daniel Brun wünscht sich eine zu-
kunftstaugliche Kirche mit neuem Pro-
gramm – insbesondere für Erwachsene.
In Wädenswil ist man eifrig daran, mit
neuen Formen zu experimentieren: Da
gibt es die von Brun mitinitiierten regel-
mässigen Rockgottesdienste oder die
Meditationen im Raum der Stille. Letz-
tes Jahr wurde eine Ferienwoche auf
dem «Männerschiff» angeboten und im
kommenden Juni ist ein «Kite-und-
Windsurf-Camp» in Sardinien geplant.
«Ich setze mit Geduld und mit aller
Hoffnung auf die Erneuerung unserer
Kirche. Vielleicht kann ich mit meiner
Begeisterung für die Wassersportarten
und meiner Verbindung zu Kirche und
Spiritualität etwas zur nötigen Verände-
rung beitragen.»
Hart am Wind: Pfarrer Daniel Brun beim
Kitesurfen in und auf seinem Element.
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Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mit-glieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten.HerausgeberinEvangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation (kom), Hirschengraben 7, 8001 ZürichRedaktion und GestaltungChristian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97, [email protected] Helena Klöti, [email protected]. 044 258 92 13
Autorinnen und Autoren
Nicolas Mori (mo), Fränzi Dürst (fd),
Mirjam Meier (mm).
Druck Robert Hürlimann AG, Zürich
Auflage 7000 Exemplare
Erscheint monatlich mit Doppelnummern im
Juli / August und Dezember / Januar.
Nächste AusgabenNr. 8 / 2015 (Oktober, Woche 41)Nr. 9 / 2015 (November, Woche 47)Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats«notabene» im Webwww.zh.ref.ch / notabene
Titelbild: Wegkreuz beim Bivacco Ragozzo (Onsernonetal).Foto: Peter Morger
Wer in der Kirche mitarbeitet, hat selten Motivationsprobleme.
Was das für die Personalentwicklung der Kirche bedeutet, lesen Sie auf Seite 7.