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1 Seite 7 Einen guten Job machen Personalentwickler Eric Ryf über Boni, Burnout und hilfreiche Anreize für Mitarbeitende der Kirche Drücken wir uns vor Glaubensfragen? Kirchenrätin Irene Gysel vermisst die theologische Debatte Seiten 8 Mit dabei sein Menschen mit Behinderung sind Teil der Kirche. Das Heilpädagogische Pfarramt sorgt dafür, dass es nicht nur beim Anspruch bleibt nota bene Nr 7 / September 2015 Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

notabene 7/2015

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Drücken wir uns vor Glaubensfragen? / Menschen mit Behinderung sind Teil der Kirche / Einen guten Job machen: Personalentwickler Eric Ryf über Boni, Burnout und hilfreiche Anreize für Mitarbeitende der Kirche

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Seite 7

Einen guten Job machenPersonalentwickler Eric Ryf über Boni, Burnout und hilfreiche Anreize für Mitarbeitende der Kirche

Drücken wir unsvor Glaubensfragen?Kirchenrätin Irene Gysel vermisst die theologische Debatte Seiten 8

Mit dabei seinMenschen mit Behinderung sind Teil der Kirche. Das Heilpädagogische Pfarramt sorgt dafür, dass es nicht nur beim Anspruch bleibt

notabeneNr 7 / September 2015Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

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Liebe Leserin, lieber Leser

Wird ein begehrtes Gut knapper, erhöht

sich das Gerangel darum. Das ist eine

Binsenwahrheit, die auch vor der Kirche

nicht haltmacht. Es war darum auch

nicht sonderlich visionär, als der Lan-

deskirche schon vor Jahren prophezeit

wurde, die Verteilkämpfe um die

schrumpfenden Mittel würden dereinst

mit härteren Bandagen geführt.

Dort scheinen wir mittlerweile ange-

kommen zu sein, wenn man auf die

jüngsten Debatten rund um Budgets

und Beiträge, Wahlen und Zusammen-

setzungen von Gremien blickt. Auch die

bevorstehende Erstellung des neuen Tä-

tigkeitsprogramms als Basis der Kosten-

beiträge des Staates und die damit ver-

bundene Evaluation in den

Kirchgemeinden zeigt etwas von dieser

Nervosität. Da die Datenerhebung, die

am 1. Oktober startet (s. Artikel S. 6),

mit einigem Aufwand verbunden ist,

wird von Gemeindeseite vermehrt ge-

fragt, was man dort eigentlich von den

Staatsbeiträgen habe.

Die Frage ist als solche legitim, weil

Finanzströme eine komplexe Sache sind

und diesbezügliche Transparenz wün-

schenswert ist. Sie löst aber auch Erstau-

nen aus: «Ja sitzen wir denn nicht alle im

gleichen Boot?» Klar, die Kirchensteu-

ern gehen bei den Gemeinden ein. Trotz-

dem setzt sich die Landeskirche dafür

ein; im letzten Jahr vor allem im Zusam-

menhang der Kirchensteuerinitiative –

nicht nur, weil sie mittels Zentralkassen-

beitrag ebenfalls davon profitiert,

sondern weil sie das Ganze der Kirche

im Auge hat und dafür Verantwortung

übernimmt. Die Kostenbeiträge des

Staates gehen umgekehrt tatsächlich bei

der Landeskirche ein. Kommen sie des-

wegen den Kirchgemeinden weniger zu-

gute? Natürlich müssen die zur Verfü-

gung stehenden Mittel angemessen

verteilt werden. Geht man die Priorisie-

rungsfragen aber parteilich statt sach-

lich an, führt das ins Verderben.

Kann man den Mittagstisch in der

Gemeinde gegen die Seelsorge im Spital

ausspielen? Es darf letztlich doch keine

Rolle spielen, aus welcher Kasse ein

Dienst, ein Angebot bezahlt wird. Wir

sind gemeinsam Kirche und verantwor-

ten deshalb – nicht zuletzt via die Kir-

chensynode – auch die gesamte Palette

gemeinsam! Auch die Spitalseelsorge,

das Flughafenpfarramt oder die Mittel-

schulfoyers sind als von der Landeskir-

che geführte Dienste so gesehen

auch Angebote der Kirchge-

meinden! Zahlreiche weitere

Dienste der Landeskirche – z.B.

die Ausbildung der Katechetin-

nen – kommt in direkter Weise

den Kirchgemeinden zugute.

Statt also zu fragen, welche Einnahme

welchem kirchlichen Bereich etwas

nützt, wäre es angemessener, das ganze

Vermögen als den einen Topf zu be-

trachten, mit dem verantwortlich umzu-

gehen unser aller Aufgabe ist – dazu ge-

hört auch, dass wir uns gemeinsam für

den Erhalt der Kostenbeiträge des Staa-

tes einsetzen.

In der notwendigen Beschäftigung mit

Haushaltsfragen und Strukturen lauert

stets die Gefahr, der Botschaft der Kir-

che nicht genügend Raum zu geben. Das

nehmen wir in diesem «notabene» ernst.

Lesen Sie dazu das Abschieds-Interview

mit Kirchenrätin Irene Gysel.

Nicolas Mori

Leiter Kommunikation

Aktuell

Nachrichten3 – 5

Kolumne «Stadtfuchs & Landei»

Mehr Kirchen als Beizen5

Schwerpunkte

Tätigkeitsprogramm:

Zeigen, wo wir anpacken 6

Personalentwicklung:

Damit wir einen guten Job

machen7

Dabei sein: Menschen mit

Behinderung in der Kirche8 – 10

Was glauben wir

eigentlich? Irene Gysel

über die ausbleibende

Glaubensdebatte

10 – 11

Rubriken

Themen und Termine12 – 14

Stellenmarkt14

Porträt:

Mehr Wind und Wellen15

Impressum /

Bischof zeichnet16

Editorial / Inhaltsverzeichnis

«Ja sitzen wir denn nicht alle im gleichen Boot?»

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notabene 7 / 2015 3

Kirchenratswahlen /

Zwei Vakanzen und drei Kandidatinnen

sch. Am 15. September wählt die Kir-

chensynode den Kirchenrat für die

nächste Amtszeit. Für die zwei frei wer-

denden Sitze bewerben sich nun drei

Kandidatinnen. Nachdem Fritz Oesch

(Liberale Fraktion) und Irene Gysel

(Religiös-soziale Fraktion) ihren Rück-

tritt aus der siebenköpfigen Exekutive

erklärt haben, kündigten die beiden

Fraktionen im Frühling die Kandidatu-

ren von Katharina Kull-Benz (Liberale

Fraktion) und Esther Straub (Religiös-

soziale Fraktion) an. Ende Juli schickte

dann eine Gruppe von Synodalen, ange-

führt von den Präsidien der Evange-

lisch-Kirchlichen Fraktion, der Libera-

len Fraktion und des Synodalvereins,

mit Marlies Petrig eine dritte Kandida-

tin ins Rennen.

Marlies Petrig ist Mitglied der Ge-

schäftsleitung des Kompetenzzentrums

Pflege und Gesundheit in Bassersdorf

und Co-Präsidentin des Stiftungsrates

der Sozialwerke Pfarrer Sieber. Die

49-Jährige war während über zehn Jah-

ren in der Leitung des schweizerischen

Cevi-Nationalverbandes engagiert.

Die Kandidatur von Petrig zielt auf

die offizielle Kandidatin der Religiös-

sozialen Fraktion, Pfarrerin Esther

Straub. Deren Kandidatur ist umstrit-

ten, weil mit ihrer Wahl die Pfarrschaft

in der Exekutive in der Mehrheit wäre.

Willi Honegger, Wilma Willi und Tho-

mas Maurer schreiben in ihrer Presse-

mitteilung, mit der Kandidatur von Pet-

rig erhalte die Kirchensynode die

Möglichkeit, «weiterhin über eine kirch-

liche Exekutive zu verfügen, die in ihrer

Mehrheit nicht in einem Anstellungsver-

hältnis zur Kirche stehen.»

Esther Straub hält das Argument mit

Zum Rücktritt von Kirchenrat Fritz Oesch / Wichtige Weichen gestellt

sch. Auf Ende der Amtszeit tritt Fritz

Oesch im September aus dem Kirchen-

rat zurück. Der 71-jährige ehemalige

Statthalter und Bezirksratspräsident des

Bezirks Uster hatte bereits bei seinem

Amtsantritt 2011 angekündigt, der Exe-

kutive der Landeskirche nur eine Amts-

zeit zur Verfügung stehen zu wollen.

Oesch, ehemals Synodaler und Mitglied

der Liberalen Fraktion, stand dem Res-

sort Finanzen vor, in einer Zeit, in der

die Landeskirche weniger Mittel zur

Verfügung hatte und mit dem Projekt

KirchGemeindePlus und der Reform

der Gesamtkirchlichen Dienste grosse

Strukturveränderungen anstanden.

Mit der letzten Jahresrechnung der

Zentralkasse konnte Fritz Oesch ein po-

sitives Ergebnis präsentieren und 3,7

Millionen Franken dem Eigenkapital

zuführen. Eine Aufstockung des Eigen-

kapitals hatte sich der Kirchenrat schon

vor Jahren zum Ziel gesetzt, um bei ei-

nem ausserordentlichen Ertragsausfall

handlungsfähig zu bleiben.

Fritz Oesch überzeugte als Kirchenrat

vor der Kirchensynode durch seine hohe

Fachkompetenz und durch seine präg-

nanten Voten. Bei seiner Verabschiedung

bekannte er mit einem Schmunzeln, er

hätte sich zu Beginn der Amtszeit schon

gefragt, warum er sich dies im Pensions-

alter noch antue. «Rückblickend stimmt

mich aber froh, dass ich mir eben dies

angetan habe», sagte Oesch und verwies

auf die wichtigen Weichenstellungen

und die gute Zusammenarbeit im Kir-

chenrat, mit den verschiedenen Gremien

und kirchlichen Mitarbeitenden.

Ein Interview mit der zurücktretenden

Kirchenrätin Irene Gysel lesen Sie ab S. 10.

Finanzen im Griff: Finanzminister Fritz Oesch

an einer Kirchenratssitzung im Zürcher

Rathaus.

der Pfarrermehrheit für vorgeschoben.

Gegenüber «reformiert.» sagte sie, sie

vermute, dass manche Kreise keine

Theologin im Kirchenrat haben möch-

ten, schon gar keine feministisch profi-

lierte wie sie.

Befremdet über die Kandidatur von

Petrig zeigte sich nicht nur die Religiös-

soziale Fraktion und ihr Präsident, Mat-

thias Reuter. In einem offenen Brief kri-

tisierten auch die beiden jüngsten

Synodalen, Katja Vogel und Manuel

Amstutz, die Sprengkandidatur und

drückten ihre Sorge um die politische

Kultur der Kirchensynode aus.

Die drei neuen Kandidatinnen stellen

sich den Fraktionen Anfang September

vor. Die Wiederwahl der bisherigen Mit-

glieder des Kirchenrats scheint bis jetzt

unbestritten.

Kandidieren für den Kirchenrat: (v. l.) Marlies Petrig, Esther Straub, Katharina Kull-Benz.

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kom. Andreas Jakob, Bereichsleiter Ge-

meindeentwicklung und Stellvertreter

der Abteilungsleitung Kirchenentwick-

lung, ist ab 1. Oktober zu 80 Stellenpro-

zent mit dem Aufbau der Geschäftsstelle

Paarberatung und Mediation beauf-

tragt. Zu diesem Zweck wird er von sei-

nen bisherigen Aufgaben entlastet. Auf

den 1. Januar 2016 ist vorgesehen, And-

reas Jakob durch die neue ökumenische

Trägerschaft Paarberatung und Media-

tion zu 100 Stellenprozent mit der Ge-

schäftsführung zu mandatieren.

Die ökumenische Paarberatung und

Mediation im Kanton Zürich wird ab

nächstem Jahr als kantonales Angebot

geführt. Die bisherigen regionalen Trä-

gerschaften werden abgelöst.

www.paarimpuls.ch

Stadt Zürich / Martin Peier zum Stadt-verband

kom. Der Vorstand des Verbandes der

Stadtzürcher Kirchgemeinden hat Mar-

tin Peier zu seinem neuen Geschäftsleiter

ernannt. Peier, zurzeit Projektbeauftrag-

ter der Landeskirche für den Prozess

KirchGemeindePlus, tritt seine neue

Stelle am 1. November an. Peier studierte

an der Universität Zürich Theologie und

war unter anderem Bereichsleiter Radio/

Fernsehen bei den Reformierten Medien.

Zudem ist er Mitglied des Publikumsra-

tes SRG und vertritt dort die Reformier-

ten Kirchen der deutschsprachigen

Schweiz. Beim Stadtverband tritt er die

Nachfolge von Beatrice Bänninger an.

Seine Erfahrung mit KirchGemeindePlus

wird Martin Peier im Blick auf das Re-

formvorhaben in der Stadt Zürich auch

künftig von Nutzen sein.

Paarimpuls / Andreas Jakob zur Paar-beratung

mit den Dekaninnen und Dekanen so-

wie den Bezirkskirchenpflegen. Einer

grossen Mehrheit der Gesuche konnte

entsprochen werden. Dennoch wurde

dabei die Modellrechnung bestätigt, was

für den Realitätssinn der Kirchgemein-

den spricht.

Der Kirchenrat rechnet aktuell mit

knapp 228 Vollstellen und 41 Ergän-

zungspfarrstellen inklusive 2,6 Projekt-

ergänzungspfarrstellen. Auch die anvi-

sierte Erhöhung der durchschnittlichen

Mitgliederzahl pro 100 Pfarrstellenpro-

zente von 1604 auf 1650 Gemeindemit-

glieder konnte mit 1633 Mitgliedern ein

gutes Stück weit umgesetzt werden.

Insbesondere bei kleineren Kirchge-

meinden mit unter 1000 Mitgliedern

mussten Abstriche gemacht werden. Be-

rücksichtigt hat der Kirchenrat bei sei-

nen Überlegungen auch absehbare Al-

tersrücktritte sowie einzelne Härtefälle.

Zuteilung Ergänzungspfarrstellen / Ringen um einen fairen Abbau von 13 Pfarrstellen

Das Entgegenkommen kommt der be-

troffenen Person zugute und hat nicht

Bestand für die Gemeinde. Die Kirchge-

meinden sind über die Entscheide des

Kirchenrates in der ersten Juli-Hälfte

informiert worden. Definitiv werden sie

ab dem 16. September 2015.

mo. Die Kirchensynode genehmigte am

30. Juni einen Rahmenkredit von 29,9

Mio. Franken für die Ergänzungs-Pfarr-

stellen für die Amtsdauer 2016–2020.

Bei der Bemessung der Summe ging der

Kirchenrat davon aus, dass für die neue

Amtsdauer mindestens 226 ordentliche

Vollstellen und 42 Ergänzungspfarrstel-

len benötigt werden. Das bedeutet auf-

grund des Mitgliederschwundes der

letzten vier Jahre einen Verlust von rund

13 Stellen.

Die Kirchgemeinden hatten in den

vergangenen Monaten Gelegenheit, ihre

Gesuche für die Ergänzungspfarrstellen

einzureichen. Insgesamt sind 95 Gesu-

che eingegangen, die der Kirchenrat vor

den Sommerferien zu beurteilen hatte.

Er tat dies abgesehen von den statisti-

schen Fakten auch vor dem Hintergrund

von Direktkontakten mit den betroffe-

nen Gemeinden und von Gesprächen

sch. «In der Nationalhymne findet eine

grauenvolle Vermischung von Natur,

Nation und Religion statt. All dies zu sin-

gen ist idiotisch.» Das Verdikt des Berner

Theologen und Musikprofessors Andreas

Marti über den Schweizer Psalm könnte

vernichtender nicht sein. Keine Besse-

rung bringe auch der Wettbewerb für eine

Neufassung, sagte der Kirchenmusik-

Dozent gegenüber «ref.ch» am 1. August.

Das Summen der Hymne sei die einzige

Lösung. – Das ist gut zu hören für

bescheiden begabte Hymnensänger wie

mich oder die Mannen unserer Fussball-

Nati. Wir haben uns ja schon immer aufs

Summen beschränkt. Nicht aus man-

gelndem Nationalstolz und nicht – wie

der Fachmann – aus Abscheu über die

missratene Poesie, sondern schlicht, weil

wir uns den Text nicht merken konnten.

ganz kurz / unter uns

Danie

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nhard

Verwaiste Kanzel: Die Landeskirche muss

13 Pfarrstellen abbauen.

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notabene 7 / 2015 5

fd. Freiwillig Engagierte sind gefragt,

umworben und eine wichtige Säule im

kirchgemeindlichen Leben. Im Hinblick

auf die Bedeutung der Freiwilligenar-

beit in der Kirche und in der Gesell-

schaft wurden «Leitfaden und Arbeits-

instrumente zur Freiwilligenarbeit für

reformierte Kirchgemeinden» aktuali-

siert und modernisiert.

Gesellschaftliche Rahmenbedingun-

gen und Menschen verändern sich und

damit auch die Vorstellungen und Er-

wartungen von freiwillig Engagierten.

Die Aufgaben sollen Freude machen

und zeitlich begrenzt sein. Kompetente

Begleitung, Weiterbildung und Spesen-

regelung werden erwartet. Kirchliche

Behörden und Verantwortliche für Frei-

willigenarbeit sind gefordert, sinn- und

wirkungsvolle Einsätze mit interessan-

ten Aufgaben, zeitgemässe Rahmenbe-

dingungen zu schaffen und den Enga-

gierten Mitgestaltungsmöglichkeiten

und Verantwortung zu übertragen.

Die interkantonale Arbeitsgruppe der

reformierten Kirchen Aargau, Bern-

Jura-Solothurn, Basel-Landschaft, St.

Gallen und Zürich hat den Leitfaden

und die Arbeitsinstrumente zur Freiwil-

ligenarbeit in reformierten Kirchge-

meinden in der 3. Auflage überarbeitet.

Sie unterstützen die Verantwortlichen

bei der Bewältigung dieser Herausforde-

rungen. Dabei wurden aktuelle Ent-

wicklungen auf gesamtschweizerischer

Ebene und Bedürfnisse der Kirchge-

meinden berücksichtigt.

Die Kirchgemeinden erhalten ein An-

sichtsexemplar zugestellt. Weitere

Exemplare bestellen oder herunterladen

unter: www.zh.ref.ch/freiwillig

Neuer Leitfaden / Freiwilliges Engagement in Kirchgemeinden stärken

Sozialdiakonie / Wechsel im ZAG-Vorstand

Mehr Kirchen als Beizen

Einen unserer Kirchenpfleger zieht es

leider wieder zurück in die Stadt, wo

er herkam. Er trinkt eben abends

gerne ein Bier auswärts und in Ge-

sellschaft. Und das ist auf dem Land

gar nicht immer so einfach. Zumin-

dest nicht in unserem Söiliämtler

Dorf, das «berühmt» wurde dafür,

dass es mehr Kirchen* als Restau-

rants** hat. Obwohl sich dies in der

Zwischenzeit geändert hat, konnten

wir ihn nicht zum Bleiben bewegen;

leider auch nicht mit dem gewichti-

gen «Land-Argument»: Bei uns gibts

im Sommer allerhand Feld-, Wald-

und Wiesen-Gottesdienste an lau-

schig-rauschenden, verträumten,

bäuerlichen oder naturgeschützten

Orten. Solche Gottesdienste stossen

auf gute Resonanz. Erst recht, wenn

mit Wasser von Bach oder Brunnen

grad auch Taufe gefeiert werden

kann. Ein Pluspunkt vor allem für

junge Eltern, die vielleicht in umge-

kehrter Prioritätensetzung unseres

Kirchenpflegers bewusst aufs Land

gezogen sind.

Klar ist ein Outdoor-Gottesdienst

beim Waldweiher, der Waldhütte, am

Waldrand oder auf der Gemeinde-

grenze zu Hedingen im verträumten

«Fromoos» mit Aufwand verbunden.

Dafür sind Worte und Begegnung so

frei wie die singenden Vögel in den

Laubbäumen, so grenzenlos wie der

Himmel über uns und die Sicht in die

Schneeberge! Und beim gemeinsa-

men Bräteln gehört natürlich ein Glas

Kirchenwein dazu, oder ein kühles

Bier – wenns sein muss, auch zum

Abschied. Pfrn. Susanne Sauder

*reformierte, katholische, neuapostolische

und Kirche Jesu Christi der Heiligen der

letzten Tage

** Linde, Oktogon, Café Betschart,

(Löwen zeitweise geschlossen)

Als Seelsorger stehen sie mitten im Leben:

sie als Dorfpfarrerin von Bonstetten, er als

Stadtpfarrer in Neumünster in Zürich. In

dieser Kolumne erzählen Susanne Sauder

und Res Peter abwechselnd, wie das Kir-

chenleben dies- und jenseits des Uetli-

bergs so spielt.

mm. Ende Mai hielt die Zürcher Ar-

beitsgemeinschaft der Sozialdiakonin-

nen und Sozialdiakone, ZAG, in Walli-

sellen ihre Mitgliederversammlung ab.

Gast war Verena Koshy, Präsidentin des

Dachverbandes SozialdiakonIn. Die

Anliegen der Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmer werden in verschiedenen

Gremien behandelt. Während sich die

ZAG mit berufspolitischen Themen be-

fasst, liegen die berufsinhaltlichen The-

men bei den Diakonatskapiteln. Der

Dachverband SozialdiakonIn vertritt

auf der deutschschweizerischen Ebene

beide Anliegen.

Im Zentrum der Diskussionen stand

der Vorschlag, einen gemeinsamen Mit-

gliederbeitrag für alle drei Gremien ein-

zuziehen und somit alle Berufskollegin-

nen und -kollegen zur Mitgliedschaft zu

bringen. Der Vorstand ist der Meinung,

dass ein solches Vorgehen nicht nur zur

Sicherung der Finanzen von Vorteil

wäre, sondern auch zur Vernetzung und

Stärkung der Diakonie beitrage. Letzte-

res sei heute in Zeiten der Zusammenle-

gung von Kirchgemeinden von grösster

Wichtigkeit. Die Versammlung stimmte

dem Vorschlag zu. Nun werden die Dis-

kussionen an den Herbst-Diakonatska-

piteln weitergeführt.

An der Mitgliederversammlung ver-

abschiedete sich auch Felix Känzig aus

dem Vorstand. Seit 1994 engagierte sich

Felix Känzig mit verschiedenen Aufga-

ben im Vorstand der ZAG. Seit 2008

teilte er sich die Präsidiumsaufgabe mit

Jacqueline Käs. Felix Känzig war zuver-

lässiger Ansprechpartner gegenüber

Kirchenrat und den GKD. Für die

Nachfolge wurde Peter Bamert aus Die-

tikon gewählt. Ebenfalls verabschiedet

wurde Thomas Karcher. Er war im Vor-

stand für die Öffentlichkeitsarbeit zu-

ständig.

www.zag-sozialdiakonin.ch

Landei& Stadtfuchs

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notabene 7 / 20156

Tätigkeitsprogramm / Wo wir überall anpacken Am 1. Oktober startet die Erhebung der Angebote und Leistungen der Landeskir-che. Sie legt die Basis für das neue Tätigkeitspro-gramm der Landeskirche. Von Nicolas Mori

Im vergangenen Frühjahr haben Kan-

ton, Landeskirche und Katholische Kir-

che beim Institut für Politikwissenschaf-

ten der Universität Zürich eine «Studie

zu den kirchlichen Tätigkeiten mit ge-

samtgesellschaftlicher Bedeutung im

Kanton Zürich» in Auftrag gegeben

(vgl. notabene 5/2015, S. 6). Sie soll die

Grundlagen für die Tätigkeitspro-

gramme der Kirchen evaluieren, die ih-

rerseits die Basis für die Kostenbeiträge

des Staates an die Kirchen sind. Im Rah-

men der Studie ist vorgesehen, die Tätig-

keiten der beiden grossen Kirchen im

Kanton Zürich systematisch und umfas-

send zu erheben.

Basis für Staatsbeiträge

Die Evaluation wird einen fundierten

Überblick über die vielfältigen Aktivitä-

ten der Kirchen ermöglichen und die

Grundlage schaffen, um die finanziellen

Aufwendungen der Kirchen für Tätig-

keiten mit gesamtgesellschaftlicher Be-

deutung aufzeigen und deren Wert für

die Gesellschaft bestimmen zu können.

Die Ergebnisse werden somit eine subs-

tanzielle Basis für die Ausarbeitung und

Prüfung künftiger Tätigkeitsprogramme

bilden. In diesem Sinne dient die Erhe-

bung nicht zuletzt der künftigen Sicher-

stellung einer wichtigen Einnahmequelle

(vgl. dazu auch das Editorial).

Entgegen der ursprünglichen Ankün-

digung beginnt die Datenerhebung nun

am 1. Oktober 2015 und dauert bis am

30. September 2016. Die Evaluations-

phase dauert also zwölf Monate. Die

Verzögerung für den Beginn hat u.a. da-

mit zu tun, dass noch eine Pilotphase

dazwischengeschaltet wurde, in der das

Erhebungsinstrument – eine internetba-

sierte Plattform – auf seine Praxistaug-

lichkeit geprüft wurde. Für diesen Test,

der zu wertvollen Hinweisen für die Op-

timierung des Tools führte, hat sich auf

reformierter Seite dankenswerterweise

die Kirchgemeinde Adliswil zur Verfü-

gung gestellt.

Alle Kirchgemeinden und Dienste

Die Erhebung erfolgt durch sämtliche

Kirchgemeinden wie auch durch die

kantonalen Fach- und Dienststellen der

beiden Kirchen. Es wird dabei den ein-

zelnen Gemeinden bzw. Diensten über-

lassen, wie sie die Erhebung konkret or-

ganisieren wollen. Es kann eine einzelne

Person, welche die Informationen sam-

melt, mit der Dateneingabe betraut wer-

den. Über verschiedene Zugangsschlüs-

sel können aber auch mehrere Personen

auf die Plattform zugreifen, so dass die

Eingabearbeit bei Bedarf auch verteilt

werden kann. Die Erhebung wird grund-

sätzlich monatlich durchgeführt, d.h.

dass im Folgemonat die Daten für den

Vormonat eingegeben werden. Ob die

Eingabe gebündelt am Ende des Monats

erfolgt oder etappiert von Angebot zu

Angebot, ist ebenfalls den einzelnen Ge-

meinden und Stellen überlassen. Im Un-

terschied zur Erhebung, die Anfang

2012 bei einem Teil der Kirchgemeinden

durchgeführt worden ist, werden dies-

mal auch die kultischen Angebote erho-

ben, um einen Gesamtüberblick über die

Tätigkeiten der Kirchen zu bekommen.

Support für Datenerhebung

In der zweiten Septemberhälfte werden

die Kirchgemeindepräsidien direkt vom

Institut für Politikwissenschaften die In-

struktionen für die Datenerhebung so-

wie die Zugangsschlüssel zur Plattform

erhalten. Die Begleitinformationen wer-

den darüber Auskunft geben, was unter

einem Angebot verstanden wird und

welche Leistungen erfasst werden müs-

sen und welche nicht. Weiter werden ne-

ben technischen Hinweisen auch Erläu-

terungen zu den einzelnen Fragen und

Beispiele gegeben. Als direkte Unter-

stützung wird das Institut auch eine

Hotline einrichten. Zudem werden auch

Mitarbeitende der Gesamtkirchlichen

Dienste für Rückfragen und Support

zur Verfügung stehen.

Will die Kirche Beiträge vom Staat, muss sie aufzeigen, was sie leistet:

Anpacken in der Winterthurer Fabrikkirche (links) und Sigristendienst in Horgen.

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Es sei wie beim Velofahren, sagt Eric

Ryf und verweist auf ein Zitat von Al-

bert Einstein. Man müsse in Bewegung

bleiben, wenn man sein Gleichgewicht

halten wolle. Damit den Mitarbeitenden

der Landeskirche diese Balance gut ge-

lingt, ist Eric Ryf angestellt. Seit Anfang

März leitet der bald 50-jährige Horgner

den Bereich Personalentwicklung der

Landeskirche mit einem 80-Prozent-

Pensum. Zur Arbeit fährt er mit dem

Velo, macht das mit der guten Balance

gleich selber vor und bringt sich dabei

täglich in Bewegung – mit eigener Mus-

kelkraft und etwas Zusatzschub vom

Motor seines E-Bikes.

Zusatzschub für die Mitarbeitenden –

das versuche man in der Privatwirtschaft

oft mit Bonussystemen herauszukitzeln,

weiss Eric Ryf und verweist auf seine

lange Berufserfahrung im Bankenbusi-

ness. Im Bereich der Kirche brauche

man zum Glück keine solchen Kniffe,

um die Motivation der Mitarbeitenden

zu steuern. Die sei eh schon sehr hoch

und basiere auf einem festen Wertefun-

dament der Mitarbeitenden.

Batterien laden

Was also gibt es für einen Personalent-

wickler der Kirche konkret zu tun?

Im Pflichtenheft der Stelle, die mit der

Reorganisation der Gesamtkirchlichen

Dienste neu konzipiert wurde, stehen

Stichworte wie Aus- und Weiterbildung,

Nachwuchsförderung, Talentmanage-

ment oder Bildungsberatung. Eric Ryf

kann dabei auf bestehende Einrichtun-

gen und Instrumente wie das «Kollegiale

Coaching» zurückgreifen, das allerdings

noch lange nicht überall implementiert

sei. Es gelte, die Personalentwicklung in

der Kirche besser zu systematisieren und

für alle kirchlichen Berufsgruppen auf

einen optimalen Stand zu bringen. Ziel

sei es, die Kompetenzen der Mitarbei-

tenden aller Berufe auf die aktuellen

und künftigen Anforderungen der Kir-

che vorzubereiten.

Angesiedelt in der neuen Abteilung

Kirchenentwicklung, arbeitet Eric Ryf

eng mit der ebenfalls neu gestalteten

Stelle «Personalführung Pfarrschaft»

(siehe Kasten), mit der Beauftragten für

Diversity und Gender und mit den Ver-

antwortlichen des Personaldienstes, der

Behördenschulung und der Freiwilligen-

arbeit zusammen.

Achtung Burnout

Als wichtiges Einsatzfeld einer kirchli-

chen Personalentwicklung taxiert Eric

Ryf auch das Gesundheitsmanagement.

Gerade in einer Organisation wie der

Kirche, wo die Mitarbeiter und Mitar-

beiterinnen mit Herzens-Motivation bei

der Sache seien, müsse man darauf ach-

ten, dass das hohe Engagement nicht in

einem Burnout münde. «Es ist mir wich-

tig, dass die Mitarbeitenden die Selbst-

sorge nicht aus dem Blick verlieren»,

sagt Ryf und greift zur Verdeutlichung

zum kleinen Bordcomputer seines E-

Bikes. «Man darf den Ladestand der

Batterie nicht zu lange ausser Acht las-

sen.» Es sei im Interesse der Mitarbei-

tenden und des Arbeitgebers, hierzu ge-

eignete Strukturen und Möglichkeiten

zum Aufladen zu schaffen.

Kontakt Personalentwicklung:

Eric Ryf, Blaufahnenstrasse 10, Zürich.

Tel. 044 258 92 62, [email protected]

Personalentwicklung /

Den Job gut machenBoni braucht die Kirche nicht, um Mitarbeitende zu moti-vieren. «Die wollen alle einen guten Job machen», ist Eric Ryf, neuer Leiter der Personalentwicklung der Landeskirche überzeugt. Damit er Mitarbeitende in ihrem Beruf weiter-bringen kann, sind andere Tools gefragt. Von Christian Schenk

Beruflich gut unterwegs bleiben: darum

kümmert sich Personalentwickler Eric Ryf.

Personalentwicklung und Personalführung bei der Pfarrschaft Eng verflochten mit der Personal-

entwicklung und zuständig für die

Umsetzung der Personalentwick-

lung der Pfarrschaft ist die neu ge-

schaffene Stelle «Personalführung

Pfarrschaft». Sie wird seit 1. Juni

2015 von Pfarrer Rudi Neuberth

besetzt. Die Stelle ist im Rahmen

der Reform der GKD 2015 neu kon-

zipiert worden und umfasst auch

einige Aufgabenbereiche, die vor-

her vom Kirchenratsschreiber

wahrgenommen wurden: Leitung

der Dekanenkonferenz, Triage-

funktion bei Fragen und Konflikten,

Stellenetat der Ergänzungspfarr-

stellen, Weiterbildungssubventio-

nen und Sabbaticals. Ausserdem

kümmert sich der Stelleninhaber

um Fragen der Zulassung und Aus-

bildung in Zusammenarbeit mit

dem Konkordat. Rudi Neuberth

(52) war zuletzt Pfarrer in der

Kirchgemeinde Birmenstorf-Ge-

bensdorf-Turgi und hatte zuvor als

Leiter der Fachstelle Unterricht

bereits einmal eine Anstellung bei

den GKD. Kontakt: rudi.neuberth@

zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 60

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notabene 7 / 20158

Heilpädagogisches Pfarramt / Mit dabei seinMenschen mit einer Behinderung sind Teil der Kirche. Das Heilpädagogische Pfarramt, engagierte Kirchgemeinden und Angehörige sorgen dafür, dass der Anspruch von der Teilhabe auch eingelöst wird. Neulich beispielsweise an einer Konfirmation in Regensdorf. Von Christian Schenk

Shannon ist das vierte Mal mit dabei im

Konfunti. Es geht gegen Ende des Konf-

jahres – bereits in einer Woche ist der

grosse Tag. Und so probt die Klasse mit

Pfarrer Martin Bieler diesmal in der Re-

gensdorfer Kirche. Die Begrüssung, das

Theaterstück zum Thema «Vertrauen»,

die Ansprachen auf der Kanzel, das

Schlusslied, die Gebete – es ist bald die

letzte Möglichkeit, alles nochmals

durchzuspielen, bevor es am nächsten

Sonntag ernst gilt. Shannon ist nicht die

einzige, die die Aufregung der Haupt-

probe spürt und auf ihrem Rollstuhl mit

den bunt bemalten Rädern oft in Bewe-

gung ist. Auch Shannons Kolleginnen

und Kollegen der diesjährigen Konf-

klasse ist die Nervosität anzumerken.

Da und dort ein kleiner Patzer und Ver-

sprecher beim Schauspielern, gefolgt

von prustendem Gelächter, das aus den

jungen Menschen herausplatzt und sich

mit den Zwischenrufen von Shannon

verwebt. Dann wieder weiter im Text,

konzentriert, weil es doch klappen soll

im Gottesdienst vor grossem Publikum

und versammelter Verwandtschaft am

nächsten Sonntag.

Worte, die klingen

Bei der Hauptprobe mit dabei sind auch

Shannons Mutter und Eva Blanke, Son-

derpädagogin und Mitarbeiterin des

Heilpädagogischen Pfarramts der Zür-

cher Landeskirche. Shannon braucht

die Unterstützung von beiden. Allein

könnte die 15-Jährige nicht vorne im

Chor stehen, wenn die ganze Konfklasse

bei der Begrüssung einen Psalm vor-

trägt. Während die Mutter ihre Tochter

hält und stützt, spricht Shannon den

Vers auf ihre ganz eigene Weise mit:

Sachte schlägt sie mit einem Holzstab

auf eine Klangschale und bringt zum

Klingen, was ihre Kolleginnen und Kol-

legen in Worte fassen: «Dies ist der Tag,

den der Herr gemacht hat, wir wollen

jauchzen und uns an ihm freuen» (Ps

118,24).

Zusammen mit Gleichaltrigen

Die Freude ist Shannon anzusehen.

Man braucht dazu nicht einmal die Zei-

chen und Gesten zu kennen, die die

junge Frau zur Kommunikation nutzen

Fo

tos: G

ion

Pfa

nd

er

Page 9: notabene 7/2015

notabene 7 / 2015 9

kann. Eva Blanke hat sie hingegen bei

ihren Treffen mit Shannon zu deuten ge-

lernt. Die Sonderpädagogin arbeitet be-

reits zwei Jahre mit ihr zusammen, hat

sie immer wieder besucht und im Einzel-

unterricht betreut und auf ihrem Weg

hin zur Konfirmation begleitet. «Das

Zusammensein mit ihren gleichaltrigen

Kameraden macht ihr allerdings mehr

Spass», weiss Eva Blanke und freut sich

Gemeinsam auf dem Weg

zur Konfirmation: Die

Regensdorfer Konfklasse

liest einen Psalm. Mit

Unterstützung ihrer Mutter

und der Heilpädagogin Eva

Blanke lässt Shannon dazu

die Klangschale sprechen.

So hilft das Heilpädagogische Pfarramt Das Heilpädagogische Pfarramt Zürich

sorgt dafür, dass Menschen mit einer Be-

hinderung am Kirchenleben teilhaben

können. Pfarrer Matthias Stauffer und

Sonderpädagogin Eva Blanke organisie-

ren den Religionsunterricht im heilpäda-

gogischen Bereich auf Primarschul- und

Oberstufe und erteilen Konfirmandenun-

terricht an heilpädagogischen Schulen

und begleiten Erwachsene in den Werk-

heimen. Sie ermutigen und unterstützen

Eltern und Pfarrpersonen und sorgen für

gute Rahmenbedingungen. Sie feiern

Gottesdienste in Kirchgemeinden und In-

stitutionen oder geben die nötige Unter-

stützung. Sie sorgen ausserdem für Bil-

dungsangebote für Mitarbeitende im

Bereich der Heilpädagogik.

Wege zur Integration

Matthias Stauffer und Eva Blanke beto-

nen, wie wichtig die Teilhabe von Men-

schen mit einer Behinderung in der Kirche

sei, wie wertvoll auch ihr Beitrag an der

Erfahrung von Gott. Wie Eva Blanke an-

fügt, geht es dabei auch darum, alle Men-

schen mit oder ohne Behinderung in die

Lage zu versetzen (mit der dafür nötigen

deshalb, dass die Integration in der regu-

lären Konfklasse gelungen ist.

Sich aufeinander einlassen

Ganz selbstverständlich ist das nicht.

«Nur wenn alle wollen, geht das», sagt

Blanke. Es brauche die gegenseitige Un-

terstützung und Absprache mit allen Be-

teiligten. Es brauche Zeit und Ressour-

cen. Es brauche die Bereitschaft und den

Mut, sich aufeinander einzulassen.

In Regensdorf ist das der Fall. Ge-

meindepfarrer Bieler bringt langjährige

Erfahrung mit und strahlt im Unterricht

die nötige Ruhe aus. Als Shannons Mut-

ter ihn anfragte, ob die gemeinsame

Konfirmation möglich sei, sei die Zu-

sage für ihn selbstverständlich gewesen.

Man habe sich dann in den gemeinsa-

Ganz normal anders?Ein Leitfaden für Kirch-

gemeinden rund ums

Thema Mensch und

Behinderung. Heraus-

gegeben von der

Arbeitsgruppe für reli-

giöse Bildung und Be-

gleitung von Menschen mit einer Behin-

derung im Auftrag der Katechetischen

Kommission der Deutschschweizer

Kirchenkonferenz. Download auf:

www.zh.ref.ch/heilpaedagogik

Assistenz), mit anderen in soziale Bezie-

hungen zu treten und sich als aktiver Part

einer gestaltenden Gemeinschaft zu er-

fahren. Und genau in diesem Anspruch

liegen, so Eva Blanke, die Anforderungen

einer inklusiven Praxis.

Nach Möglichkeit suchen die beiden

Wege zur Integration – wie im Fall von

Shannon. Man wolle aber nicht mit dem

Kopf durch die Wand, sagt Matthias

Stauffer. Es sei immer auch möglich und

manchmal Wunsch der Eltern, Konfirmati-

on im kleinen Kreis und in der gewohnten

Umgebung zu feiern.

Kontakt

Heilpädagogisches Pfarramt Zürich.

Kirchgasse 50, Zürich.

Pfr. Matthias Stauffer, Tel. 044 258 92 88,

[email protected]

Eva Blanke, lic. phil., Sonderpädagogin,

Tel. 044 258 92 45, [email protected]

Eine Gruppe der Konfklasse setzt das Thema «Vertrauen» als Theaterstück um. Shannons Mutter gibt Unterstützung während der Probe.

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notabene 7 / 201510

Konfirmandenweekend in der Epilepsieklinik Seit vielen Jahren bietet das Pfarr-

amt der schweizerischen Epilepsie-

stiftung Zürich begleitete Wochen-

enden für Konfgruppen an. Im

Zentrum steht das Kennenlernen

einer Krankheit, die wenig bekannt

und zum Teil angstbesetzt ist sowie

die Begegnung mit Menschen, de-

ren Leben davon gezeichnet ist. Im

Wohnhaus leben Menschen mit

Mehrfachbehinderungen, von de-

nen die meisten von Epilepsie be-

troffen sind. Die Konfirmanden-

gruppe bereitet für die Bewohner

und Bewohnerinnen des Wohnhau-

ses einen Spielnachmittag vor und

führt diesen unter Begleitung der

Pfarrperson der Epilepsiestiftung

durch. Die Konfirmandinnen und

Konfirmanden verbringen Zeit auf

den Abteilungen und gestalten den

Sonntagsgottesdienst in der Epi-

Kirche mit.

Das ökumenische Epi-Pfarramt

freut sich auf Anfragen: pfarramt@

swissepi.ch, Tel. 044 387 67 10

men Untistunden kennen lernen kön-

nen. Die Jugendlichen hätten das An-

derssein von Shannon schlicht zur

Kenntnis genommen. Die Kontaktauf-

nahme sei sachte geschehen. Dass man

zusammengehöre, das zeigen Gruppen-

bilder aus den gemeinsam verbrachten

Untistunden und nun bald auch die ge-

meinsame Konfirmationsfeier.

Zähle auf mich, und wage

Die Hauptprobe geht heute dem Ende

zu. «Vertrauen lässt einen etwas Neues

wagen», sagt eine Konfschülerin wäh-

rend ihrer Minipredigt oben auf der

Kanzel. Dann versammelt sich die ganze

Klasse noch einmal im Halbkreis im

Chor. Shannon weiss, was jetzt kommt

– und es hält sie nichts mehr im Roll-

stuhl. «Count on me» – «Du kannst auf

mich zählen» singen die Konfirmanden.

Die ersten Zeilen zaghaft, dann immer

überzeugter. Shannon ist mit dabei. Sie

nimmt den Rhythmus ganz schnell auf,

tanzt und schwelgt – ganz im Vertrauen

darauf, dass ihre Mutter sie hält und die

ganze Klasse mit ihr wiegt.

Irene Gysel / «Über Brot wird nicht gesprochen»Die Kirche sei wohl gut organisiert. Über die Hauptsache – was man glaube – darüber schweige man sich allerdings aus und überlasse den Evangelikalen das Feld, sagt Irene Gysel. Nach 16 Jahren tritt sie als Kirchenrätin zurück. Interview: Christian Schenk

In Ihrer Abschiedsrede vor der Kirchen-

synode sagten Sie kürzlich, in der Kir-

che werde kaum über den Glauben ge-

sprochen? Wie meinen Sie das?

Wir sind wie eine riesige Bäckerei, die

super organisiert ist, gutes Personal und

eine gesicherte Finanzierung hat. Es

wird auch gebacken, aber es scheint ver-

boten, über das Brot zu reden. Gleich-

zeitig denken ganz viele Menschen in

unserer Gesellschaft über Glaubensfra-

gen nach. Namhafte Philosophen befas-

sen sich damit. Ihre Fragen werden aber

in der Kirche nicht aufgenommen. Die

einzigen, die in der Kirche über ihren

persönlichen Glauben sprechen, sind die

Evangelikalen. Und so wird unsere Kir-

che von aussen zusehends als evangelikal

wahrgenommen.

Das ist aber nicht die Schuld der Evan-

gelikalen!

Nein. Sie stellen sich immerhin dem Dis-

kurs. Mit ihrer Deutung des Evangeli-

ums bin ich allerdings nicht einverstan-

den. Und es fehlt an öffentlichen

Gegenstimmen. Es gibt schlicht kein

Gefäss für liberale Theologie, das sich

nach aussen wendet.

Wer wäre denn verantwortlich dafür,

dass der Diskurs stattfindet?

Im Kirchenrat sagt man: Wir haben kein

Lehramt. In der Kirchensynode wird

ebenfalls kaum über theologische Fra-

gen geredet. Und in der Fakultät interes-

siert offenbar nur die objektive Lehre.

Wie die Theologie umgesetzt werde, sei

Sache der Pfarrschaft. Und bei der

Pfarrschaft nehme ich eben oft wahr,

dass sie sich zurückzieht und nicht öf-

fentlich sagen will, was sie privat glaubt.

Trägt man die Botschaft also zu wenig

nach aussen?

Nein, sie wird nach aussen getragen,

aber ohne auf die grundsätzlichen Glau-

bensfragen vieler heutiger Menschen,

wie sie z.B. auch von Naturwissenschaft-

lern formuliert werden, einzugehen. Da-

mit setzen wir uns in der Kirche nicht

auseinander. Dabei heisst es: nahe bei

Fo

to: sch

Page 11: notabene 7/2015

notabene 7 / 2015 11

den Menschen. Aber bei welchen Men-

schen denn? Bei denen, die uns eh schon

nahe sind! Von den anderen sind wir

weit, weit weg.

Ihre Diagnose sieht düster aus. Was

wäre Ihr Gegenrezept?

Ein möglicher Weg wäre folgender: Die

Leute aus den Gemeinden könnten ihre

Pfarrerinnen und Pfarrer fragen, was sie

denn persönlich glauben: Was habt Ihr

für ein Gottesbild? Was ist für Euch die

Auferstehung? Was heisst Trinität? Was

bedeutet Sohn Gottes genau? Wir müs-

sen die Pfarrschaft herausfordern und

mit Fragen löchern. Sich den Fragen

stellen, damit könnte vielleicht sogar der

Kirchenrat den Anfang machen.

Will man denn diese Fragen überhaupt

diskutieren an der Basis?

Diese Frage habe ich mir auch gestellt.

Aber schlagen Sie doch mal an Ostern die

Zeitungen auf. Dieses Jahr waren sie voll

von Fragen nach dem Glauben an Gott,

nach Auferstehung, nach dem Jenseits.

Aber wie geht man mit

bildungsferneren Men-

schen um, bei denen

die Diskussion über

den Glauben nicht so

hoch im Kurs ist?

Sie ist auch dort hoch

im Kurs. Aber solche Menschen knüp-

fen oft bei Freikirchen an, weil sie dort

klare und einfache Antworten kriegen.

Auch wir müssten unsere Antworten

klar und einfach formulieren.

Wie denn?

Die Seele denkt in Bildern. Man müsste

alles mit Bildern sagen können. Gewisse

Bilder müssen wir auch stürmen. Aus

meiner Sicht zum Beispiel das Bild von

der Sühneopfer-Theologie. Das ist ein

Bild aus der Antike, das wir aus der Kir-

che raustragen müssen.

Welches Bild würden Sie denn an sei-

ner Stelle aufhängen?

Jesus hätte die Möglichkeit gehabt, ein

rebellischer Anführer zu werden. Das

haben seine Jünger von ihm ja auch ge-

fordert: dass er die Römer vertreibt, dass

er König wird. Dazu hat Jesus Nein ge-

sagt. Er ging den anderen Weg, an den er

glaubte: dass Gott auf der Seite der

Schwachen, der Verlierer steht und nicht

auf der Seite der Gewinner, nicht auf

der Seite der Kriegsgötter, die immer ge-

winnen und um die sich die Menschen

dann scharen. Das Bild zeigt Gott, wie

er sich auf die Seite des gekreuzigten,

leidenden Verlierers begibt, wie er die

Seite wechselt.

Muss man die Pfarrschaft also besser

darin schulen, Bilder des Glaubens zu

malen?

Die Pfarrschaft ist gut geschult. Es ist

eher eine Frage des Mutes, zu dem zu

stehen, was wir sind und was wir glau-

ben. Viele Pfarrer sagen mir, das mit der

Sühneopfertheologie sei für sie längst

passé. Aber wer steht öffentlich dazu?

Sie standen in all den Jahren im

Kirchenrat dem Ressort Seelsorge vor.

Wie sieht Ihr Fazit hier aus?

Seelsorge ist in unserer Gesellschaft sehr

gefragt. Hier haben wir etwas anzubie-

ten, das die Menschen brauchen und

von der Kirche erwarten. Und im per-

sönlichen Gespräch gelingt es den Seel-

sorgenden auch besser, vom Glauben zu

sprechen. Sie teilen die Hilflosigkeit, das

Leiden der Menschen und halten es mit

aus. Gegenüber der Öffentlichkeit ist es

unsere Aufgabe, zu betonen, dass Seel-

sorge etwas genuin Christliches ist. Und

auch hier ist es dann wieder wichtig, zu

sagen, was uns «christlich» bedeutet.

Und was heisst das für Sie?

Wir haben einen gnädigen, barmherzi-

gen Gott. Jesus hat nicht gesagt, erst

musst du glauben, dann heile ich dich.

Er fragte auch nicht zuerst, ob jemand

frei sei von Schuld. Er ist auf alle Men-

schen zugegangen. Im entscheidenden

Moment können unsere Pfarrerinnen

und Pfarrer einen Segen oder ein Gebet

sprechen. Sie weisen auf das Geheimnis

Gott hin, das uns gut will und stehen da-

mit in der Seelsorge vor einer anderen

Dimension. Das unterscheidet sie von

der Psychotherapie. Das wollen viel-

leicht nicht alle hören, aber wir müssen

zu unserer christlichen Grundüberzeu-

gung stehen und davon reden. Religion

darf nicht Privatsache sein.

Ein grosses Anliegen war Ihnen immer

auch die Frauenfrage. Sind wir in die-

sem Punkt weiter als vor 16 Jahren?

Ja. Ich sehe keine Hürden mehr ausser

denjenigen, die andere Frauen in der

Gesellschaft auch haben. Dass Frauen

in unserer Kirche alle Ämter und Aufga-

ben offenstehen, ist weltweit fast einzig-

artig. Deswegen hat mich auch das

50-Jahr-Jubiläum der ersten Frauenor-

dination, das in meine Amtszeit fiel, rie-

sig gefreut. Das ist eine grosse Stärke

unserer Kirche, auf die wir stolz sein

dürfen. Stattdessen gibt es Stimmen, die

Ängste vor einer «Feminisierung der

Kirche» schüren. Dieses Argument

kommt aber immer, wenn die Frauen ir-

gendwo die 30-Prozent-Stärke über-

schritten haben.

Gilt Ihr Aufruf zu mehr Mut in der theo-

logischen Debatte auch den Frauen?

Durchaus. Auch den Frauen möchte ich

Mut machen, theologisch klarer Posi-

tion zu beziehen. Vielleicht habe auch

ich das in meiner Amtszeit als Kirchen-

rätin zu wenig getan, oder dann zu leise.

«Was habt Ihr für ein Gottesbild? Was ist für Euch die Auferstehung?»

«War ich zu leise?»Irene Gysel ist seit 1999 Mitglied

des Kirchenrates. Damals war

sie eine von vier Frauen in der

Exekutive. In der zu Ende gehen-

den Amtsperiode ist sie Vizeprä-

sidentin und noch die einzige

Frau. Irene Gysel war Lehrerin,

Co-Leiterin der Helferei Gross-

münster und Redaktorin beim

Schweizer Fernsehen. Sie ist

Mutter dreier erwachsener Kin-

der und war 1989 Mitbegründerin

der Ökumenischen Frauenbewe-

gung Zürich. www.irenegysel.ch

Page 12: notabene 7/2015

12 notabene 7 / 2015

heit war Castellio seiner Zeit

voraus und geriet in Konflikt mit

Johannes Calvin. Sein früher

Tod in Basel kam einer mögli-

chen Verurteilung zuvor. Sein

theologisches Vermächtnis

«Über die Kunst des Zweifelns»

wird der Öffentlichkeit erst in

diesem Herbst, 500 Jahre nach

seiner Geburt, zugänglich sein.

25. Oktober, 10 bis 13 Uhr.

10 Uhr: Gedenkgottesdienst in

der Kirche St. Peter.

11.30 Uhr: Podium im Lavater-

haus: Mit Katharina Bretscher-

Spindler, Historikerin, Maja

Ingold, Pfr. Michel Müller und Pfr.

Ueli Greminger

Diakonie &

Seelsorge

Zum Abschluss meiner Lebensreise

Ein Weg, mit dem eigenen Ster-

ben bewusst umzugehen. Mit-

arbeitende und Freiwillige von

Kirchgemeinden erhalten die

Gelegenheit, sich mit kirchli-

chen Impulsen zu einer heuti-

gen «ars moriendi» aus der Per-

spektive des hohen Alters

auseinanderzusetzen. Themen:

Was bedeutet eine Patienten-

verfügung für den Betroffenen

und welche Herausforderungen

stellen sich seinem Umfeld, der

Familie, den Ärzten und Pfle-

genden? Menschenwürdiges

Sterben «zwischen Schicksal

und Machsal»? Die Schwierig-

keit von letzten Wünschen.

Sterben und seine Bedeutung

für die Hinterbliebenen.

Leitung: Heinz Rüegger.

16. November, 17 bis 20 Uhr. Hir-

schengraben 50, Zürich. Anmel-

dung: [email protected],

Tel. 044 258 92 66

Beratung und Entwicklung eines Diakoniekonzepts auf Gemeindeebene

Auf Grundlage einer sozial-

räumlichen Analyse mit Blick

auf Sinus-Milieus wird in der

Gemeinde oder der Region mit

den vorhandenen Ressourcen

eine Profilierung der diakoni-

schen Arbeit erarbeitet. Profilie-

rung kann beispielsweise heis-

sen, zielgruppen- oder

milieu-fokussiert zu arbeiten,

neue Vernetzungen zu aktivie-

ren oder innovative Projekte zu

generieren. Leitung: Fränzi

Dürst oder Frieder Furler oder

Urs Woodtli Stebler.

Kurs auf Anfrage in Ihrer

Gemeinde oder Region. Anmel-

dung: [email protected],

Tel. 044 258 91 59

Bildung &

Spiritualität

Kann der Glaube Berge versetzen?

Positives Denken,

New Thought & Co.

Im Neuen Testament wird ver-

sprochen, dass der Glaube

Berge versetzen könne und

man nur bitten müsse, um zu

erhalten. Inner- und ausserhalb

des Christentums gab es immer

wieder Strömungen, die dieses

Versprechen ernst und wörtlich

genommen haben. Unter dem

Stichwort «Positives Denken»

existiert eine ganze Reihe von

Techniken, die mit der Kraft der

Gedanken Einfluss auf die

materielle Umwelt haben sollen

– bis hin zu Heilungen. Doch ist

der menschliche Geist tatsäch-

lich so mächtig? Wo sind die

Grenzen des Positiven Den-

kens? Kann sich das Positive

Denken tatsächlich auf Aussa-

gen Jesu berufen?

Diesen und anderen Fragen will

die Tagung der Evangelisch-

reformierten Kommission des

SEK und der Römisch-katholi-

schen Arbeitsgruppe «Neue

religiöse Bewegungen»

nachgehen.

13. November, 10 bis 17 Uhr.

Haus der Reformierten. Striten-

gässli 10. Aarau. Info und Anmel-

dung: [email protected]

Abendmahl – Gemeinsam

essen!

Viele Menschen essen mitein-

ander. Tag für Tag. Dabei wer-

den sie nicht nur satt, manch-

mal reden und lachen sie dabei

auch miteinander. Sie erfahren

Gemeinschaft. Essen wir auch

so vom Tisch Gottes? Wer sitzt

am Tisch, wenn Abendmahl

gefeiert wird? Wer fehlt? Wel-

che Menschen fühlen sich ein-

geladen, welche bleiben draus-

sen? Die Theologische Fakultät

der Universität Zürich, Zentrum

für Kirchenentwicklung ZKE,

und die Reformierte Landeskir-

che Zürich laden ein zu Aus-

tausch, Debatte und zum

gemeinsamen Essen.

19. September, 9.30 bis 17 Uhr.

Kirchgemeindehaus Neumünster,

Seefeldstrasse 91, Zürich. Anmel-

dung: [email protected],

Tel. 044 258 92 80

Themen und Termine

Verkündigung &

Gottesdienst

Bettagsgottesdienst

Predigt des Kirchenrats-

präsidenten Michel Müller

am Bettag.

20. September, 10 Uhr.

Kirche Knonau

Ein Gebet voraus

Verschiedene Kirchen und

christliche Organisationen in

der Schweiz laden die Bevölke-

rung in der Schweiz ein, am

Vortag des Bettags in Bern

öffentlich miteinander zu beten.

19. September, 10.15 Uhr.

Grosse Schanze, Bern.

www.bettag-jeunefederal.ch

Bettagskonzert

Georg Friedrich Händel

«Alexander’s Feast». Kantorat

am Grossmünster. Leitung:

Daniel Schmid.

20. September, 17 Uhr.

Grossmünster, Zürich.

www.kantorat.ch

Jubiläumsfeier 500 Jahre Sebastian Castellio

Castellio war ein humanisti-

scher Gelehrter und Theologe

aus Savoyen, der sich der

Reformation verpflichtet fühlte.

Sein 500. Geburtstag wird mit

einem Buch, mit einem

Gedenkgottesdienst in der

Kirche St. Peter und einem

anschliessenden Podium

begangen. Mit seinen Ideen

von Toleranz und Glaubensfrei-

Fotos (v.l.): wikipedia; shutterstock; Wolfgang Dirscherl, pixelido.de; Gion Pfander

Page 13: notabene 7/2015

13notabene 7 / 2015

Leben mit «Google Glass»?

Hightech-Brillen sollen uns das

Alltagsleben erleichtern, fördern

aber nicht nur den Blick auf uns

selbst, sondern auch den Blick

nach aussen. Sie erfassen

unbeteiligte Dritte. Diese Ent-

wicklung wirft ethische, gesell-

schaftliche und politische Fra-

gen auf. Welche Folgen

ergeben sich für unsere indivi-

duelle und kollektive Verantwor-

tung im Umgang mit diesen

Technologien? Moderation:

Jeannette Behringer, Roman

Högg.

24. September, 14 bis 17.30 Uhr.

Technoparkstrasse 1, Zürich.

Anmeldung: beatrice.berner@

zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 56

Bilderbuchtag im Relimedia

Die Teilnehmenden lernen neue

Bilderbücher, Bücherkinos und

Kamishibai-Bilder der Relime-

dia-Mediathek kennen. Teilneh-

mende: Mitarbeitende im kirch-

lichen Unterricht.

30. September, 9 bis 11 Uhr oder

19.30 bis 21.30 Uhr. Gemeinde-

strasse 11, Zürich. Anmeldung:

Renate Fiebig, Tel. 044 299 33 81,

www.relimedia.ch

Runder Tisch: Spiritualität fördern

Die Sehnsucht nach spiritueller

Erfahrung nimmt bei vielen

Menschen zu. Der Runde Tisch

ist eine Plattform, an der Men-

schen miteinander diskutieren,

die sich selbst die Förderung

guter Spiritualität in der Kirche

zum Ziel gesetzt haben. Das

Gespräch ist offen – Trends und

Traditionen, sinnvolle Qualitäts-

kriterien, neue Schulen und

konkrete Projekte werden vor-

gestellt und diskutiert. Leitung:

Brigitte Becker.

30. September, 14.30 bis 16.30

Uhr. Hirschengraben 7, Zürich.

Anmeldung: petra.huettner@zh.

ref.ch, Tel. 044 258 92 80

Besuch im Tibet-Institut Rikon

Ein meditativer Einblick in das

klösterliche Leben und in die

Geschichte des Tibet-Institut

Rikon, organisiert vom Zürcher

Forum der Religionen.

17. Oktober, 11.45 bis 18 Uhr.

Treffpunkt: Busparkplatz Sihlquai.

Anmeldung: anmeldung@forum-

der-religionen.ch. Infos:

www.forum-der-religionen.ch

Musik machen mit Kindern

Die Teilnehmenden lernen For-

men der Liedeinführung und

erproben diese. Sie können Lie-

der stufengerecht einschätzen

und beurteilen. Sie wissen, wie

sie ein Musical oder ein Sing-

spiel in der eigenen Kirchge-

meinde organisieren und durch-

führen können. Leitung: Anita

Steiner, Marianne Barth, Sabine

Stückelberger.

22. Oktober, 8.30 bis 16.15 Uhr,

29. Oktober und 5. November,

8.30 bis 11.45 Uhr. Hirschengra-

ben 50, Zürich. Anmeldung:

[email protected],

Tel. 044 258 92 93

«Wir wohnen Wort an Wort»

Vier Abende für den Versuch,

Rose Ausländers Gedichte

mystisch zu lesen.

Schon in den 1920er Jahren

musste die Dichterin Rose

Ausländer in die USA migrieren.

Sie blieb unterwegs, nirgendwo

mehr recht daheim. Und sie

schrieb, Zeit ihres Lebens,

mehr als 2000 Gedichte. Als

eine der meistgelesenen Dich-

terinnen der Gegenwart hat sie

es geschafft, konkret zu sein

und zugleich offen. Auch Reli-

gion ist Gegenstand in ihrem

Werk. Leitung: Brigitte Becker,

Peter Wild.

Vier Montage: 26.Oktober, 9. und

11. November, 7. Dezember. Infos

und Anmeldung: petra.huettner@

zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 80

Gemeindeaufbau &

Leitung

Kurze Texte für schnelle Leser

Oft ist es schwierig, sich kurz

zu fassen. Wie bringt man das,

was man sagen will, auf den

Punkt? Die Teilnehmenden

üben, journalistische Texte

lesefreundlich und kurz für Web

und Print zu verfassen. Leitung:

Christian Schenk.

18. September, 9 bis 13 Uhr.

Hirschengraben 50, Zürich.

Anmeldung: gemeindedienste@

zh.ref.ch, Tel. 044 258 91 40

Ich kann mehr, als ich mir zutraue

So viele Talente und Fähigkei-

ten liegen ungenutzt in unseren

gramm Bilder fürs Internet

bearbeiten. Wir erstellen ein

Bildarchiv auf Flickr und binden

eine Bildgalerie direkt auf Ihrer

Kirchgemeinde-Website ein.

Leitung: Barbara Roth.

24. Oktober, 9 bis 16 Uhr. Techno-

parkstrasse 1, Zürich. Anmeldung:

[email protected],

Tel. 044 258 92 76

Mitgliederbeziehung

Die Teilnehmenden lernen Mög-

lichkeiten der individuelleren

Kommunikation zu ihren Mit-

gliedern sinnvoll einzusetzen:

Systematische Übersicht über

die individuellen Kontakte eines

Mitglieds mit der Kirche im

Laufe eines Lebens. Anforde-

rungen an die Kommunikati-

onsformen. Leitung: Frank

Worbs.

5. November, 18 bis 21 Uhr.

Hirschengraben 50, Zürich.

Anmeldung: gemeindedienste@

zh.ref.ch, Tel. 044 258 91 40

«Schatzkammern»! Oftmals

sind es Glaubenssätze, vor-

schnelle Urteile oder Ängste,

die dazu führen, sich selbst

unter Druck zu setzen und ein-

zuschränken. In diesem Kurs

sollen Denk- und Verhaltens-

muster kritisch überprüft wer-

den. Anhand von Tests aus der

Gesundheitsförderung gewin-

nen Sie Einblicke in Ihre Denk-

und Verhaltensweisen und

erhalten die Möglichkeit, Blo-

ckaden abzubauen. Leitung:

Margret Surdmann.

22. Oktober, 29. Oktober und

5. November, 14 bis 17 Uhr.

Hirschengraben 50, Zürich.

Anmeldung: Tel. 044 258 92 34,

[email protected]

Bildarchiv und Bildbearbeitung fürs Web

Fotos sinnvoll verwalten und

bearbeiten fürs Web. An die-

sem Kurs lernen Sie, wie Sie

mit einem kostenlosen Pro-

Auf biografischer Spurensuche an den Besuchsdiensttagungen

An den diesjährigen Besuchsdiensttagungen steht das

Thema Biografiearbeit im Zentrum. Fachleute für Geron-

tologie, Lern- und Entwicklungspsychologie, Erwachse-

nenbildung, Seelsorge und Palliative Care zeigen auf, wie

hilfreich die Auseinandersetzung mit der Lebensge-

schichte in der Altersarbeit sein kann und welche Chan-

cen sich dabei für den Besuchsdienst ergeben. In Work-

shops lernen die Teilnehmenden Methoden, um ihre

eigenen Erinnerungen aufzuschreiben oder sie mit Musik

oder mit Poesie fass- und erfahrbar zu machen.

Die Fachtagung wird von den Fachleuten der Landes-

kirche für Alters- und Freiwilligenarbeit durchgeführt.

1. Oktober und 25. November, 9 bis 16.45 Uhr.

Helferei, Kirchgasse 13, Zürich. Anmeldung und Infos:

www.zh.ref.ch/handlungsfelder/ds/besuchsdienst

«Alter ist nicht nur Abbau»: Kitty Cassée referiert über

Grundlagen des Lern- und Erinnerungsvermögens.

Page 14: notabene 7/2015

14 notabene 7 / 2015

Von & für

Gemeinden

Hot Dog – swingende Imbissbude

Ein besinnlich-turbulenter sze-

nischer Liederabend von und

mit dem Cafézeit-Ensemble

Höngg. Die Szenen werden

untermalt mit nostalgischen

Songs, aber auch mit Trinklie-

dern aus früheren Zeiten. Café-

zeit ist ein Theaterprojekt der

Sozialpädagogin Madelaine

Lutz und dem Regisseur Rico

Lutz. Aus dem ursprünglichen

Wunsch, die Höngger Senio-

renarbeit aufzufrischen, wurde

ein amüsantes Theater-Ensem-

ble, in dem sich Senioren

gekonnt unter professionelle

Schauspieler mischen.

• 2. Oktober 2015, 20 Uhr. Ref.

Kirchgemeindhaus Höngg,

Ackersteinstrasse 190, Zürich.

• 20. November, 20 Uhr. Ref.

Kirchgemeindehaus,

Limmatstrasse 114, Zürich

Zeichnen in der Predigerkirche

Die Ruhe einer imposanten Kir-

chenarchitektur geniessen und

ihre Formen und Strukturen

nachzeichnen: Wer Lust hat,

diese Erfahrung zu machen, fin-

det Gleichgesinnte in der Zür-

cher Predigerkirche. Doris Hür-

zeler, Malerin, Sigristin und

Mitarbeiterin im Präsenzdienst

der Predigerkirche, leitet die

Gruppe und stellt – wenn nötig

– auch Zeichenmaterial zur Ver-

fügung. Im stimmungsvollen

Kirchenraum lassen sich

Gewölbe, Pfeiler, Rundbögen

skizzieren sowie Details aus

dem Stuckwerk nachzeichnen.

• Ab 12. Oktober, jeweils mon-

tags, 15.30 bis 18 Uhr. Prediger-

kirche, Zürich. Ohne Voranmel-

dung. Keine Vorkenntnisse nötig.

• 29. Oktober, 18 Uhr. Vernissage

der Ausstellung der bisher ent-

standenen Zeichnungen

mann (Gongs, Klangschalen,

Kodo-Trommeln). Mit Werken

aus dem Hochmittelalter bis hin

zu zeitgenössischen Kompositi-

onen. Lesungen: Pfr. Christof

Menzi. Eintritt frei/Kollekte.

27. September 2015, 17.15 Uhr

Abendrundgang durch den Klostergarten

Den Garten «einwintern».

Treffpunkt: Amtshausplatz.

Christine Schmid.

2. Oktober, 17 Uhr

Astrophysik und Spiritualität

Erkenntnisse der Naturwissen-

schaft und religiöse Erfahrun-

gen. Arnold Benz und Ruth

Wiesenberg-Benz.

17. Oktober

Ernten und danken

Still werden, danken, loslassen

und sich öffnen für Neues.

Annekäthi Aerni.

18. Oktober

Filmtipp: Down-

Synodrom – Eltern

am Scheideweg

kom. Ein Dokumentarfilm über

Integration und Akzeptanz von

Kindern mit Down-Syndrom in

unserer Gesellschaft (Christiane

Mathé, 2014, 64 Min.).

Der Dokumentarfilm zeigt, was

es für Eltern heisst, mit einem

Kind mit Down-Syndrom zu

leben. Eltern von verschiede-

nen Kindern und jungen

Erwachsenen, die mit Trisomie

21 geboren wurden, reden über

ihre Erfahrungen. Vorgesetzte

erzählen, wie die Integration in

die Arbeitswelt gelingen kann.

Im Laufe des Films, der in der

Region Schaffhausen spielt,

äussern sich verschiedene

Fachleute und bringen medizi-

nische, pädagogische, ethische

und theologische Themen ins

Kloster Kappel

Auskunft / Anmeldung:

Tel. 044 764 88 30

www.klosterkappel.ch

Wie die Lilien des Feldes

Ein musikalisch-literarisches

Konzert in der Klosterkirche.

Die poetische, bilderstarke

Kraft des Khalil Gibran und die

Dichte der Chormusik von

Josef Gabriel Rheinberger: eine

eindrückliche Kombination. Mit

Sylvia Garatti und Markus

Amrein, Sprecher; Chor ad hoc;

Martin Geiser, Bass; Rudolf

Meyer, Orgel, und Simon Jenny,

Leitung/Konzept.

12. September, 20 Uhr

Konzert «Totentanz»

Musikalisches Panorama mit

klassischer Musik, von der

Lichtregie kunstvoll in Szene

gesetzt, mit Werken von Caplet,

Barber, Weinberg, Fauré u.a.

19. September, 20 Uhr

«Lebenskunst & Totentanz»

Totentänze vom Mittelalter bis

zur Gegenwart – Vernissage der

Ausstellung in der Klosterkir-

che. Führungen täglich um

13.30 Uhr; Die Ausstellung dau-

ert bis 22.11.15 und ist offen

von 8 bis 22 Uhr.

20. September, 11 Uhr

Infos: www.toten-tanz.ch

Thementag zur Sterbekultur

«Sterben im Mittelalter – und

heute?» mit dem Kirchenhistori-

ker Andreas Mühling, Universi-

tät Trier, und der Autorin und

Lyrikerin Pfrn. Anne-Marie Mül-

ler, Seelsorgerin am Pflegezent-

rum Dielsdorf.

20. September,

13.30 bis 16.45 Uhr

Musik und Wort – «Und chunnt mis letschti Stündli»

Abschied und Sterben in der

zeitgenössischen volkstümli-

chen Musik. Mit den «Aemtler

Jodlerfründe», Lucia Strickler,

Akkordeon, und Stephan

Kreutz, Orgel. Lesungen: Pfr.

Markus Sahli.

20. September 2015, 17.15 Uhr

Musik und Wort – A cappella Chor Zürich

«musica caelestis» – eine

Klangbegegnung mit Pudi Leh-

Vakante Pfarrstellen

Altikon-Thalheim-Ellikon 1.08.13

Bachs, 60% 1.03.15

Bäretswil, 50% 1.04.15

Bülach 1.11.14

Dietikon 1.05.15

Dübendorf 1.09.15

Hinwil 1.04.15

Maur 1.01.15

Neftenbach, 50%, EPS* 1.08.15

Opfikon, 80% 1.11.13

Otelfingen 1.11.14

Rümlang 1.03.12

Rümlang, 30%, EPS 1.07.12

Schlatt, 70% 1.04.15

Wald 1.02.16

Wetzikon 1.05.15

Winterthur Mattenbach 1.04.16

Winterthur Seen 1.01.15

Winterthur Veltheim 1.10.15

Zürich Affoltern 1.10.15

Zürich Aussersihl, EPS 1.07.14

Zürich Industriequartier 1.09.11

Zürich Industriequartier,

50%, EPS 1.09.11

Zürich Matthäus, 80% 1.08.13

Zürich Oberstrass 1.05.16

Zürich Saatlen-

Schwamendingen 1.07.15

Zürich Wipkingen,

30%, EPS 1.08.12

Zürich Wollishofen 1.12.15

Zürich Wollishofen,

50%, EPS 15.08.13

*Ergänzungspfarrstelle

Weitere Stellen für kirchliche Berufe im Web

Offene Stellen in den Gesamt-

kirchlichen Diensten und den

Kirchgemeinden finden Sie auf:

www.zh.ref.ch/stelle

Gespräch. Der Film «Am Schei-

deweg» eignet sich gut für den

kirchlichen Unterricht oder für

die Erwachsenenbildung.

Infos und Bestellung der DVD

für Fr. 25.– unter:

http://am-scheideweg.webnode.

com

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still

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Page 15: notabene 7/2015

notabene 7 / 2015 15

Porträt / Mehr Wind und WellenBei gutem Wind prescht Daniel Brun mit Lenkdrachen und Surfbrett übers Wasser. So viel Schub wünscht sich der Wädenswiler Pfarrer auch für die Kirche. Von Viviane Schwizer

Daniel Brun geniesst den Kampf mit

Wind und Wasser, das schnelle Dahin-

kurven auf dem Surfbrett, das Wenden

und Springen in der Wassergischt, wenn

der Wind seinen Lenkdrachen vorwärts

treibt. Beim Kitesurfen lebe er im Mo-

ment und spüre sich selber. Wichtig sind

für ihn auch unkomplizierte und kollegi-

ale Kontakte mit anderen Wassersport-

lern. Kaum jemand würde in Daniel

Brun in diesem Moment den Theologen

und Pfarrer vermuten. Ganz falsch ist

das nicht: Die ersten beruflichen Wege

gingen in eine ganz andere Richtung.

Jurist und Tauchlehrer

Aufgewachsen ist Daniel Brun in Zü-

rich-Wollishofen. Er sei ein «Seebueb»,

fühle sich dem Zürichsee schon seit

Kindsbeinen verbunden. Dort lernte er

schwimmen, tauchen, windsurfen, se-

geln und später auch wakeboarden und

kitesurfen. Beruflich steuert Brun in

eine andere Richtung: Er entschied sich

für das Studium der Rechtswissenschaf-

ten, welches er erfolgreich durchzog und

abschloss. In den Folgejahren arbeitete

er als Jurist auf der Jugendanwaltschaft

im Bezirk Horgen, auf dem Bezirksge-

richt in Zürich und auf einer Rechtsbe-

ratungsstelle. Mit knapp 30 Jahren zog

es Brun weiter. Eine Weltreise sollte eine

Zäsur in seinem Leben bringen. Nach

dem Trip und einem längeren Stopp in

Vancouver, wo Brun eine Ausbildung

zum Tauchlehrer absolvierte, kehrte der

Weltenbummler mit einem Tauchbrevet

in die Schweiz zurück.

Nun kam es auch beruflich zum Kurs-

wechsel: Der Jurist entschied sich, Theo-

logie zu studieren, um später als Pfarrer

in einer Gemeinde zu arbeiten. «Meine

wohl zentralsten Lebensthemen sind die

christliche Spiritualität, die Fragen nach

Gott, dem Leben und Sterben-» So

schildert Brun die Beweggründe für sei-

nen beruflichen Neustart.

Nicht zum Museum werden

Die Liebe zum Element Wasser ist bei

diesem Wechsel geblieben. Ideen für die

Predigt entstehen bei Daniel Brun heute

oft auf dem Zürichsee. Wenn der zweifa-

che Vater sich von zu Hause verabschie-

det und seinem Schiff auf dem Zürich-

see zusteuert, weiss seine Familie: Jetzt

braucht er die Weite und will dem Büro-

mief entkommen und die kreative Ener-

gie des Wassers nutzen.

Auch der Kirche wünschte Brun

manchmal mehr Wellengang und fri-

schen Wind. Der Pfarrer weiss zwar Tra-

ditionen zu schätzen, ist aber überzeugt,

dass die Kirche sich in vielen Bereichen

radikal verändern muss, um eine Zu-

kunft zu haben. Viele kirchliche Formen

seien verstaubt, fast museal. Ein wenig

resigniert sagt er: «In der Kirche wird

oft über neue Milieus geredet, doch

selbst Pfarrerinnen und Pfarrer denken,

reden und handeln immer noch häufig

nach alten Mustern.» Jemand habe ihm

letzthin gesagt: «Wissen Sie Herr Pfar-

rer, Gottesdienste finde ich schön, weil

ich danach wieder weiss, wie es vor 500

Jahren war.» Das habe ihn «getüpft».

Daniel Brun wünscht sich eine zu-

kunftstaugliche Kirche mit neuem Pro-

gramm – insbesondere für Erwachsene.

In Wädenswil ist man eifrig daran, mit

neuen Formen zu experimentieren: Da

gibt es die von Brun mitinitiierten regel-

mässigen Rockgottesdienste oder die

Meditationen im Raum der Stille. Letz-

tes Jahr wurde eine Ferienwoche auf

dem «Männerschiff» angeboten und im

kommenden Juni ist ein «Kite-und-

Windsurf-Camp» in Sardinien geplant.

«Ich setze mit Geduld und mit aller

Hoffnung auf die Erneuerung unserer

Kirche. Vielleicht kann ich mit meiner

Begeisterung für die Wassersportarten

und meiner Verbindung zu Kirche und

Spiritualität etwas zur nötigen Verände-

rung beitragen.»

Hart am Wind: Pfarrer Daniel Brun beim

Kitesurfen in und auf seinem Element.

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Page 16: notabene 7/2015

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Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mit-glieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten.HerausgeberinEvangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation (kom), Hirschengraben 7, 8001 ZürichRedaktion und GestaltungChristian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97, [email protected] Helena Klöti, [email protected]. 044 258 92 13

Autorinnen und Autoren

Nicolas Mori (mo), Fränzi Dürst (fd),

Mirjam Meier (mm).

Druck Robert Hürlimann AG, Zürich

Auflage 7000 Exemplare

Erscheint monatlich mit Doppelnummern im

Juli / August und Dezember / Januar.

Nächste AusgabenNr. 8 / 2015 (Oktober, Woche 41)Nr. 9 / 2015 (November, Woche 47)Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats«notabene» im Webwww.zh.ref.ch / notabene

Titelbild: Wegkreuz beim Bivacco Ragozzo (Onsernonetal).Foto: Peter Morger

Wer in der Kirche mitarbeitet, hat selten Motivationsprobleme.

Was das für die Personalentwicklung der Kirche bedeutet, lesen Sie auf Seite 7.