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Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS DIE ZAHLEN Erstaunliche Zahlen und Fakten rund um die Energie Seite 3 FRAUENPOWER Am SwissECS treten viele erfolgreiche Frauen auf Seite 5 TECHNOLOGIE Das Zukunftspotenzial von Batteriespeichern Seite 7 Neuste Technologien und Lösungen Taten statt Worte – die Wirtschaft ist aktiv Der Brite Richard Branson gründete 1970 das Unterneh- men Virgin. Aus der Einmann- firma entstand der heutige Mischkonzern mit 50’000 Mitarbeitenden und über US$ 21 Milliarden Umsatz. Interview: Peter Stähli Virgin ist in 13 Regionen der Welt vertre- ten und in sieben Branchen tätig. Welche von den Branchen, die ein riesiges Poten- zial hat, ist die spannendste? Virgin Galactic begeistert mich ungemein. In der Vergangenheit ist Virgin in etablierte Bran- chen eingedrungen und hat versucht, die Dinge dort in Bewegung zu bringen. In diesem Fall gründen wir eine neue Branche aus dem Nichts. Was wir hier erreichen wollen, hat bisher noch niemand versucht. Vom allerersten Augenblick an Teil dieses Prozesses zu sein ist aufregend, aber natürlich auch voller Herausforderungen. Es hat länger gedauert, das Unternehmen zur kommerziel- len Marktreife zu bringen, als wir gedacht haben. Aber wir haben grosse Fortschritte erzielt und ein paar Meilensteine erreicht. WhiteKnightTwo, das Mutterschiff unseres Raumflugzeugs SpaceShipTwo, hat unlängst erfolgreich seinen 150. Flug absolviert. Space- ShipTwo hat drei Testflüge abgeschlossen und dabei die Schallmauer durchbrochen. Das Potenzial von Virgin Galactic, das Weltall zu demokratisieren und das Leben der Men- schen zu verbessern, ist riesig. Wir haben die Kosten für ein Ticket in den Weltraum bereits deutlich gesenkt und hoffen, den Preis noch stärker reduzieren zu können. Bisher waren weniger als 550 Menschen im Weltraum. Wir wollen das ändern und den Weltraum für je- den zugänglich machen. Virgin Galactic will nicht nur das Weltall kom- merziell für den Tourismus erschliessen. Ein weiterer Aspekt des Programms ist Launcher One, eine kostengünstige Satelliten-Träger- rakete. Indem wir die Kosten senken, hoffen wir, dass die Vorteile von Satelliten viel mehr Menschen zugutekommen und deren Leben revolutionieren werden. Ein gutes Beispiel dafür wäre, das drahtlose Internet zu niedrigen Preisen in abgelegene Gebiete zu bringen. Das Schweizer Start-up-Unternehmen Climeworks ist einer der Finalisten der Virgin Challenge. Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis einer der 13 Finalisten zum Gewinner dieser span- nenden Virgin Challenge gekürt wird? Es war wunderbar, als Christoph, Jan und die anderen Teammitglieder von Climeworks ihre Partnerschaft mit Audi ankündigten. Im Rah- men des Audi-Projekts e-fuel wird Kohlen- dioxid (CO 2 ) aus der Umgebungsluft gefiltert. Die Virgin Earth Challenge (VEC) sucht nach einer bewährten und skalierbaren Technologie, mit der Kohlendioxid dauerhaft aus der Um- gebungsluft abgeschieden wird. Fortschritte wie die Partnerschaft zwischen Climeworks und Audi zeigen, dass wir nicht mehr weit weg von Technologien zur CO 2 -Entfernung sind, welche die strengen VEC-Kriterien er- füllen. Die Entfernung von CO 2 aus der Atmos- phäre ist jedoch eine komplexe und daher langwierige Aufgabe. Meine Berater warten noch ab, bis Climeworks und andere VEC- Finalisten ihre Effizienz und Wirtschaftlichkeit in der realen Welt klarer nachgewiesen haben, um den Preis zu vergeben. Für eine genaue Einschätzung, wann das VEC- Preisgeld vergeben wird, ist es noch zu früh. Wir wissen aber jetzt schon, dass die VEC- Finalisten eine entscheidende Rolle dabei spielen werden, den Klimawandel abzuschwä- chen und unsere Gesellschaft nachhaltiger zu machen. Laut dem jüngsten IPCC-Klima- bericht sollte der Entfernung von CO 2 aus der Atmosphäre – neben der Verringerung der Emissionen – bei der Verbesserung unseres Klimas eine grosse Bedeutung zukommen. Die VEC-Finalisten zeigen, dass es mehrere Wege gibt, CO 2 aus der Atmosphäre zu ent- fernen, von intelligenten Lösungen der Indus- trie wie jener von Climeworks bis hin zu einer besseren Bewirtschaftung von Ökosystemen. Die Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre darf aber keineswegs als Vorwand dienen, um bei der Reduzierung der CO 2 -Emissionen nachzulassen. Gleich- zeitig bin ich zuversichtlich, dass die VEC- Finalisten weiter zügig Fortschritte erzielen und wir den Preis einem würdigen Gewinner verleihen werden. Sie sind Leiter und Mitgründer des B- Teams. Welches ist die Aufgabe und Ihre Vision dieser interessanten Initiative? Virgin Unite, die gemeinnützige Stiftung der Virgin Group, war 2012 der Inkubator des B-Teams. Ziel war es, einen neuen Geschäfts- ansatz zu entwickeln, bei dem die Menschen und der Planet die gleiche Priorität haben wie der Gewinn. Ein Unternehmen setzt sich ja aus einer Gruppe von talentierten Menschen zusammen, die für gemeinsame Ziele arbei- ten. Wenn diese Ziele auf dem Ansatz des B Team basieren, kann ein Unternehmen eine echte positive Veränderung bewirken und die Welt, in der wir leben, verbessern. Unterneh- mer sollten an mehr als nur den Gewinn denken, wenn sie ihr Unternehmen führen. Das B-Team steckt zwar noch in den Kinder- schuhen, wird aber den Fokus im Geschäfts- leben vom kurzfristigen Gewinn auf echte Erträge richten, die den Menschen und dem Planeten langfristig zugutekommen. Bereits 530 Astronauten der Virgin Galactic warten auf ihren Weltraumflug. Was sind die grössten Herausforderungen, die Sie meistern müssen, bis der erste Flug durch- geführt wird? Virgin Galactic verfügt zurzeit sogar über mehr als 700 zukünftige Astronauten. Es ist ein ehrgeiziges und anspruchsvolles Projekt. Eine neue Branche zu gründen und ein kommer- ziell erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, für das es kein bestehendes Modell gibt, braucht viel Zeit. Normalerweise würde ich Richard Branson – einer der weltweit erfolgreichsten Unternehmer zeigt viel Engagement für die Umwelt und die Jungunternehmer. Quelle: Virgin SWISS ECS Der 3. Swiss Energy and Climate Summit (SwissECS) findet vom 3. bis 4. September 2014 im Kursaal in Bern statt. SwissECS ist die führende Konferenz für Energie- und Kli- mafragen in der Schweiz. Jährlich nehmen über 600 Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien am aktiven Wissensaustausch zu Energie- und Klimathe- men teil. Das Programm umfasst Referate, Podiumsgespräche und Workshops. Am SwissECS werden 24 innovative Lösungen, 12 neue Technologien und 18 Start-ups und KMU vorgestellt, die im Bereich Energie- und Umwelttechnologie in Zukunft Akzente setzen werden. Das diesjährige Thema lautet «Walk the Talk». Weitere Informationen finden Sie unter: www.swissecs.ch www.twitter.com/swissecs sagen, dass der Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens keine Raketenwissenschaft ist, aber bei Virgin Galactic ist das wirklich der Fall! Wir haben ein Team der Weltklasse unter der Leitung von George Whitesides zusam- mengestellt, das ausgezeichnete Fortschritte erzielt hat. Ich freue mich auf die vor uns liegenden Herausforderungen und Abenteuer. Fortsetzung auf Seite 3 INTERNATIONAL Barack Obama setzt auf Energieeffizienz Seite 17 FORSCHUNG Forschungsschwerpunkte und neue Materialien Seite 12 ENERGIEEFFIZIENZ Die Rechenzentren werden immer effizienter Seite 16 Premium-Partner Main-Partner

NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

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NZZ-Verlagsbeilage zum Swiss Energy and Climate Summit vom 3. & 4. September 2014 in Bern.

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Page 1: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS

Die Zahlen

Erstaunliche Zahlen und Fakten rund um die Energie Seite 3

Frauenpower

Am SwissECS treten viele erfolgreiche Frauen auf Seite 5

Die jungunternehmen

Die Wachstumsinitiative sef4kmu Seite 14

technologie

Das Zukunftspotenzial von Batteriespeichern Seite 7

neuste technologien und lösungenTaten statt Worte – die Wirtschaft ist aktiv

Der Brite Richard Branson gründete 1970 das Unterneh­men Virgin. Aus der Einmann­firma entstand der heutige Mischkonzern mit 50’000 Mitarbeitenden und über US$ 21 Milliarden Umsatz.

Interview: Peter Stähli

Virgin ist in 13 Regionen der Welt vertre­ten und in sieben Branchen tätig. Welche von den Branchen, die ein riesiges Poten­zial hat, ist die spannendste?Virgin Galactic begeistert mich ungemein. In der Vergangenheit ist Virgin in etablierte Bran-chen eingedrungen und hat versucht, die Dinge dort in Bewegung zu bringen. In diesem Fall gründen wir eine neue Branche aus dem Nichts. Was wir hier erreichen wollen, hat bisher noch niemand versucht. Vom allerersten Augenblick an Teil dieses Prozesses zu sein ist aufregend, aber natürlich auch voller Herausforderungen. Es hat länger gedauert, das Unternehmen zur kommerziel-len Marktreife zu bringen, als wir gedacht haben. Aber wir haben grosse Fortschritte erzielt und ein paar Meilensteine erreicht. WhiteKnightTwo, das Mutterschiff unseres Raumflugzeugs SpaceShipTwo, hat unlängst erfolgreich seinen 150. Flug absolviert. Space-ShipTwo hat drei Testflüge abgeschlossen und dabei die Schallmauer durchbrochen.

Das Potenzial von Virgin Galactic, das Weltall zu demokratisieren und das Leben der Men-schen zu verbessern, ist riesig. Wir haben die Kosten für ein Ticket in den Weltraum bereits deutlich gesenkt und hoffen, den Preis noch stärker reduzieren zu können. Bisher waren weniger als 550 Menschen im Weltraum. Wir wollen das ändern und den Weltraum für je-den zugänglich machen.Virgin Galactic will nicht nur das Weltall kom-merziell für den Tourismus erschliessen. Ein weiterer Aspekt des Programms ist Launcher One, eine kostengünstige Satelliten-Träger-rakete. Indem wir die Kosten senken, hoffen wir, dass die Vorteile von Satelliten viel mehr Menschen zugutekommen und deren Leben revolutionieren werden. Ein gutes Beispiel dafür wäre, das drahtlose Internet zu niedrigen Preisen in abgelegene Gebiete zu bringen.

Das Schweizer Start­up­Unternehmen Climeworks ist einer der Finalisten der Virgin Challenge. Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis einer der 13 Finalisten zum Gewinner dieser span­nenden Virgin Challenge gekürt wird?Es war wunderbar, als Christoph, Jan und die anderen Teammitglieder von Climeworks ihre Partnerschaft mit Audi ankündigten. Im Rah-men des Audi-Projekts e-fuel wird Kohlen-dioxid (CO2) aus der Umgebungsluft gefiltert. Die Virgin Earth Challenge (VEC) sucht nach einer bewährten und skalierbaren Technologie, mit der Kohlendioxid dauerhaft aus der Um-gebungsluft abgeschieden wird. Fortschritte

wie die Partnerschaft zwischen Climeworks und Audi zeigen, dass wir nicht mehr weit weg von Technologien zur CO2-Entfernung sind, welche die strengen VEC-Kriterien er-füllen. Die Entfernung von CO2 aus der Atmos-phäre ist jedoch eine komplexe und daher langwierige Aufgabe. Meine Berater warten noch ab, bis Climeworks und andere VEC-Finalisten ihre Effizienz und Wirtschaftlichkeit in der realen Welt klarer nachgewiesen haben, um den Preis zu vergeben. Für eine genaue Einschätzung, wann das VEC-Preisgeld vergeben wird, ist es noch zu früh. Wir wissen aber jetzt schon, dass die VEC-Finalisten eine entscheidende Rolle dabei spielen werden, den Klimawandel abzuschwä-chen und unsere Gesellschaft nachhaltiger zu machen. Laut dem jüngsten IPCC-Klima-bericht sollte der Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre – neben der Verringerung der Emissionen – bei der Verbesserung unseres Klimas eine grosse Bedeutung zukommen. Die VEC-Finalisten zeigen, dass es mehrere Wege gibt, CO2 aus der Atmosphäre zu ent-fernen, von intelligenten Lösungen der Indus-trie wie jener von Climeworks bis hin zu einer besseren Bewirtschaftung von Ökosystemen. Die Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre darf aber keineswegs als Vorwand dienen, um bei der Reduzierung der CO2-Emissionen nachzulassen. Gleich-zeitig bin ich zuversichtlich, dass die VEC-Finalisten weiter zügig Fortschritte erzielen und wir den Preis einem würdigen Gewinner verleihen werden.

Sie sind Leiter und Mitgründer des B­Teams. Welches ist die Aufgabe und Ihre Vision dieser interessanten Initiative?Virgin Unite, die gemeinnützige Stiftung der Virgin Group, war 2012 der Inkubator des B-Teams. Ziel war es, einen neuen Geschäfts-ansatz zu entwickeln, bei dem die Menschen und der Planet die gleiche Priorität haben wie der Gewinn. Ein Unternehmen setzt sich ja aus einer Gruppe von talentierten Menschen zusammen, die für gemeinsame Ziele arbei-ten. Wenn diese Ziele auf dem Ansatz des B Team basieren, kann ein Unternehmen eine echte positive Veränderung bewirken und die Welt, in der wir leben, verbessern. Unterneh-mer sollten an mehr als nur den Gewinn denken, wenn sie ihr Unternehmen führen. Das B-Team steckt zwar noch in den Kinder-schuhen, wird aber den Fokus im Geschäfts-leben vom kurzfristigen Gewinn auf echte Erträge richten, die den Menschen und dem Planeten langfristig zugutekommen.

Bereits 530 Astronauten der Virgin Galactic warten auf ihren Weltraumflug. Was sind die grössten Herausforderungen, die Sie meistern müssen, bis der erste Flug durch­geführt wird?Virgin Galactic verfügt zurzeit sogar über mehr als 700 zukünftige Astronauten. Es ist ein ehrgeiziges und anspruchsvolles Projekt. Eine neue Branche zu gründen und ein kommer-ziell erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, für das es kein bestehendes Modell gibt, braucht viel Zeit. Normalerweise würde ich

Richard Branson – einer der weltweit erfolgreichsten Unternehmer zeigt viel Engagement für die Umwelt und die Jungunternehmer. Quelle: Virgin

SwiSS ecS

Der 3. Swiss Energy and Climate Summit (SwissECS) findet vom 3. bis 4. September 2014 im Kursaal in Bern statt. SwissECS ist die führende Konferenz für Energie- und Kli-mafragen in der Schweiz. Jährlich nehmen über 600 Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien am aktiven Wissensaustausch zu Energie- und Klimathe-men teil. Das Programm umfasst Referate, Podiumsgespräche und Workshops. Am SwissECS werden 24 innovative Lösungen, 12 neue Technologien und 18 Start-ups und KMU vorgestellt, die im Bereich Energie- und Umwelttechnologie in Zukunft Akzente setzen werden. Das diesjährige Thema lautet «Walk the Talk».

Weitere Informationen finden Sie unter: www.swissecs.chwww.twitter.com/swissecs

sagen, dass der Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens keine Raketenwissenschaft ist, aber bei Virgin Galactic ist das wirklich der Fall! Wir haben ein Team der Weltklasse unter der Leitung von George Whitesides zusam-mengestellt, das ausgezeichnete Fortschritte erzielt hat. Ich freue mich auf die vor uns liegenden Herausforderungen und Abenteuer. Fortsetzung auf Seite 3

international

Barack Obama setzt auf Energieeffizienz Seite 17

ForSchung

Forschungsschwerpunkte und neue Materialien Seite 12

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Die Rechenzentren werden immer effizienter Seite 16

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Page 2: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Nachhaltige Energie verdreifachen?

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Page 3: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS 3Die Zahlen

energie und umwelt in Zahlen Ein Querschnitt von erstaunlichen Zahlen und Fakten rund um die Welt

Olivier Stähli

Fortsetzung von Seite 1

Sie sind wahrscheinlich der erfolgreichs­te Multiunternehmer der Welt. Was ist Ihr Rat an junge Unternehmer in der Schweiz, die im Geschäftsleben Hervorragendes leisten wollen?Das werde ich oft gefragt. Ich glaube, für den Aufbau eines Unternehmens sind fünf Faktoren besonders wichtig:

1. Haben Sie Freude an dem, was Sie tun.Ein Unternehmen aufzubauen, erfordert har-te Arbeit und viel Zeit. Es ist also von Vorteil, wenn Sie Freude an dem haben, was Sie tun. Ich habe Virgin in einer Kellerwohnung im Westen Londons gegründet, ohne einen Gedanken an den Aufbau eines Firmenim-periums zu verschwenden. Wir wollten ein-fach etwas schaffen, was uns Freude macht. Wenn wir damit auch noch unsere Rechnungen bezahlen konnten, umso besser. Beim Aufbau eines Unternehmens geht es

darum, etwas zu tun, auf das man stolz sein kann, talentierte Menschen zusammenzu-bringen und etwas zu erschaffen, was das Leben anderer Menschen wirklich ver-bessert.

2. Erschaffen Sie etwas Besonderes.Es ist nicht einfach, ein Unternehmen auf-zubauen und zu überleben, geschweige denn in der modernen Welt erfolgreich zu sein. Man muss vielmehr etwas radikal anders machen, wenn man heute Spuren hinterlas-sen will. Einige der erfolgreichsten Unter-nehmen der letzten 20 Jahre – Microsoft, Google oder Apple – haben ihre Branche von Grund auf verändert, indem sie etwas taten, was vor ihnen noch nie jemand getan hatte, und indem sie laufend Innovationen auf den Markt brachten.

3. Erschaffen Sie etwas, auf das jeder, der für Sie arbeitet, wirklich stolz ist.Unternehmen bestehen in der Regel aus

einer Gruppe von Menschen. Diese sind Ihr wertvollstes Gut. Wenn sie darauf stolz sind, für Ihr Unternehmen zu arbeiten, werden sie bessere Leistungen bringen.

4. Seien Sie ein guter Zuhörer.Meiner Meinung nach sollten alle guten Un-ternehmensführer auch ausgezeichnete Zuhörer sein. Sie müssen natürlich schon wissen, was Sie wollen, aber es bringt nichts, anderen Ihre Ansichten ohne ein Gespräch aufzuzwingen. Gehen Sie auf die Mitarbeiter zu, hören Sie ihnen zu und reden Sie mit ihnen. Als jemand mit Führungsverantwor-tung müssen Sie auch extrem gut darin sein, Menschen zu loben. Kritisieren Sie die Leu-te nie, verlieren Sie nie die Nerven und loben Sie Ihre Kollegen immer, wenn sie gute Arbeit abgeliefert haben.

5. Zeigen Sie sich.Wenn ich mit einem Flugzeug von Virgin Atlantic reise, lege ich grossen Wert darauf,

mit der Besatzung und vielen der Passagie-re zu reden. Wenn Sie mit Besatzungsmit-gliedern von Virgin Atlantic zusammentreffen, erhalten Sie mindestens zehn Vorschläge oder Ideen von ihnen. Wenn ich sie mir nicht notiere, erinnere ich mich am nächsten Tag vielleicht nur an einen. Also schreibe ich sie mir auf und erinnere mich so an alle zehn.

Wo gefällt es Ihnen in der Schweiz am besten?Virgin Limited Edition hat mehrere wunder-schöne Liegenschaften, und glücklicherwei-se befindet sich eine davon im atemberau-bend schönen Schweizer Wintersportort Verbier. The Lodge ist ein sehr spezieller Ort. Wann immer ich kann, gehe ich dort Ski fahren. Ich versuche, sportliche Aktivitäten und Bewegung in meinen Tagesablauf zu integrieren – je mehr Spass es macht, umso besser!

Sir richarD BranSon

Sir Richard Charles Nicholas Branson ist am 18. Juli 1950 in London geboren. Er lebt in London, auf seinem Landsitz in Oxfordshire und auf seiner 30 Hektar grossen Privatinsel Necker Island, die zu den Britischen Jung-ferninseln gehört. Branson, der mit einem Vermögen von 4,2 Milliarden US-Dollar von Forbes Magazine als Milliardär gelistet wird, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine un-ternehmerische Karriere begann 1970 mit der Gründung der Firma Virgin. Diese handel-te zuerst mit Langspielplatten, später produ-zierte Branson im ersten digitalen Studio der Welt das legendäre Album «Tubular Bells» von Mike Oldfield. Der nie ruhende Branson stiess von da an mit seiner Risikofreudigkeit immer wieder in neue Geschäftsfelder vor.Weitere Informationen finden Sie unter: www.virgin.comwww.virginearth.com

der Energie in Island ist erneuerbar. Dies verdanken die Isländer ihrer vulkanisch noch sehr aktiven Insel. Damit können sie 60 Prozent der Energie aus Erdwärme gewinnen. Ein weiterer grosser Teil kommt aus der Wasserkraft. Im Winter beheizen sie sogar Gehsteige.

99 %

Kerosin werden vom Luftverkehr verbraucht. Dies summiert sich auf eine Milliarde Liter pro Tag. Das heisst, währenddem Sie diese Bei-lage lesen, werden etwa 10 Mio. Liter verbraucht.

CO2-Emissionen verursacht die Schweiz in einem Jahr. China, Indien und die USA zusammen emit-tieren die gleiche Menge in einem Tag.

48 Mio. Tonnen

von insgesamt 284 in den Alpen sind auf dem Rückzug. Dies zeigten Messungen der letzten 5 Jahre.

273 Gletscher

500 h

der heutzutage in der Schweiz ver-kauften Fahrräder sind E-Bikes. 50’000 wurden allein letztes Jahr verkauft. Noch vor weniger als zehn Jahren war der Marktanteil der jetzt so begehrten E-Bikes noch 28- mal kleiner.

1/7

So viel Leistung pro Einwohner ist in Dänemark installiert. Dank den vielen Offshore-Windanlagen in der Nordsee ist Dänemark bei der Produktion von Windenergie an der Weltspitze.

700 Watt

Statistisch gesehen verbraucht jeder Mensch so viel Erdöl pro Tag. Ein Deutscher benötigt jedoch 13 Liter, während Menschen in Entwicklungs-ländern nur einen Bruchteil eines Liters verbrauchen.

2 Liter

der im letzten Jahr verkauften Autos sind Hybrid- oder Elektroautos. Doch von total 82’000’000 verkauften Fahrzeugen ist dies nur ein prozen-tualer Anteil von 0,1 Prozent. Trotz-dem ist der Marktanteil dieser um-weltfreundlichen Autos gegenüber dem letzten Jahr um fast 230Prozent gestiegen.

95’000

Um so viel wird der Energiever-brauch der Erde in den nächsten 20 Jahren vermutlich noch steigen. Das Wachstum findet zum grossen Teil in Asien und in den Entwick-lungsländern statt.

50 %Von 2000 bis 2013, also in einer Zeitspanne von 13 Jahren, hat Deutschland die Windenergie um 35 Gigawatt (dies entspricht der Leistung von 35 Kernkraftwerken) erweitert. Ganz Europa hat insge-samt 78 Gigawatt Spitzenleistung aus Wind zugebaut.

35 KKW

kostet in Eritrea ein Liter Benzin, dies ist der teuerste Preis weltweit. Am wenigsten kostet es in Vene-zuela. Nämlich nur 0,02 USD pro Liter.

2,53 USD

Hätten Sie ein Bankkonto mit 4 kg CO2, so könnten Sie entweder ein Zürcher Geschnetzeltes oder neun Gemüselasagnen essen, bis das CO2-Konto leer wäre.

4 kg CO2verbraucht eine durchschnittliche Google-Suche. Doch mit 1 Mrd. Suchanfragen pro Tag benötigt die US-Firma gleich viel Strom wie eine Grossstadt mit 200’000 Haushalten.

0,3 WhLiter Wasser sparte Nestlé innerhalb von vier Jahren, indem sie den Was-serverbrauch zur Warenherstellung um 27Prozent verringerten.

47 Mrd.

Globaler Energiemix

Erdöl33%

Kohle30%

Erdgas 24%

Kernenergie5%

Wasserkraft6%

Mehr als 85 Prozent der weltweit gewonnenen Energie ist fossil und kommt heute noch aus Kohle, Erdöl oder Erdgas.

andere2%

Fernsehen hat die gleichen Klima-auswirkungen, wie wenn Sie einen Cheeseburger von einem Fastfood- Restaurant essen.

11’500 Liter / Sek.

Kernenergie heute

Quelle: IAEA/Wikipedia

Page 4: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

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Page 5: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS 5

neustes wissen und Frauenpower Swiss Energy & Climate Summit 2014 steht im Zeichen von neuen innovativen Lösungen

Am Swiss Energy and Climate Summit treten auch in diesem Jahr hochkarätige Persönlichkeiten auf – darunter befinden sich erfreulicherweise viele Frauen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer erleben neben spannenden Referaten eine Europapremiere.

Laura Berchtold

DoriS leutharD BunDeSrätin unD vorSteherin DeS uvek

johanneS lackmann unternehmer unD geSchäFtSFührer weStFalenwinD gmBh

Dr. SuZanne thoma ceo Bkw ag

BarBara Frei gloBal BuSineSS unit manager DriveS & control aBB

Beat kappeler proFilierter experte Für geSellSchaFt unD wirtSchaFt

proF. thomaS Stocker proFeSSor am phySikaliSchen inStitut Der univerSität Bern

proF. chriS FielD Direktor carnegie inStitut Für gloBale ökologie StanDForD

Dr. youBa Sokona koorDinator DeS aFrican climate policy centre

Die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Ener-gie und Kommunikation UVEK studierte Rechtswissenschaften an der Univer-sität Zürich und erlangte 1991 das Rechtsanwaltspatent. Doris Leuthard war von 1999 bis 2006 Nationalrätin und von 2004 bis 2006 CVP-Parteipräsiden-tin. Anschliessend stand sie während vier Jahren dem Eidgenössischen Volks-wirtschaftsdepartement vor und amtete im 2010 als Bundespräsidentin.

03.09.2014, 13.35 bis 14.00 Uhr«Eröffnungs­Ansprache»

Johannes Lackmann war neun Jahre lang Präsident des deutschen Bundes-verbands Erneuerbare Energie (BEE) und der wichtigste Lobbyist der Branche. Der gelernte Elektroingenieur gründete mehrere Bürgerwindparks, geisselt heute aber die Subventionen für die erneuerbaren Energien. Heute ist Lack-mann Unternehmer und Geschäftsführer der WestfalenWIND GmbH.

03.09.2014, 14.00 bis 14.15 Uhr«Die erschwingliche Energiewende – wichtige Massnahmen»

Maria van der Hoeven war niederländische Wirtschaftsministerin und ist heute Exekutiv-Direktorin der Internationalen Energieagentur IEA, welche 1974 in Reaktion auf die damalige Ölkrise gegründet wurde. Mittlerweile publizieren über 260 Mitarbeitende unter anderem jährlich die Einschätzun-gen zum Energiemarkt im sogenannten «World Energy Outlook».

03.09.2014, 15.45 bis 16.05 Uhr«The Energy Trilemma»

Suzanne Thoma studierte Chemieingenieurtechnik an der ETH Zürich und war anschliessend in leitenden Funktionen verschiedener Industrieunternehmen im In- und Ausland tätig. Dr. Suzanne Thoma ist seit 1. Januar 2013 CEO bei der BKW AG. Zuvor verantwortete sie das Netz- und Dienstleistungsgeschäft der BKW als Mitglied der Konzernleitung.

03.09.2014, 14.15 bis 15.00 Uhr«Challenges, Change & Cash»

Dr. Ruedi Abbühl studierte Zoologie und Chemie an der Universität Basel. Seine Leidenschaft für Reisen und seine Liebe zu wilden Tieren verbindet er mit seinem Beruf als Maître de Cabine bei SWISS. Abbühl produziert Filme und Fotoserien zur polaren Tierwelt. Mit seinen spektakulären Aufnahmen fasziniert er die SWISS-Flugkunden seit Jahren.

03.09.2014, 17.55 bis 18.15 Uhr«Faszination Polarregion»

Barbara Frei leitet seit Oktober 2013 das Geschäftsfeld «Antriebe und Steu-erung» bei ABB. Mit einem Umsatz von CHF 3 Milliarden und 12 000 Mit-arbeitende in 80 Ländern ist dies weltweit eine der grössten industriellen Einheiten im Geschäft mit Antrieben. Barbara Frei ist promovierte ETH- Ingenieurin und wurde 2012 in den Verwaltungsrat der Swisscom gewählt.

04.09.2014, 08.50 bis 09.15 Uhr«Energieeffizienz – Realizing Potentials»

Beat Kappeler studierte Sozialwissenschaften in Genf und West-Berlin und war von 1977 bis 1992 Sekretär des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Seit 1992 ist er als freier Journalist tätig. Beat Kappeler gilt als einer der profiliertesten Experten für Gesellschaft und Wirtschaftsfragen. Regelmässig schreibt er für die «NZZ am Sonntag».

04.09.2014, 11.55 bis 12.20 Uhr«Das Erfolgsmodell für die Energiebranche aus ökonomischer Sicht»

Prof. Thomas Stocker ist Professor am Physikalischen Institut der Universität Bern und Co-Chair der Arbeitsgruppe I (Physical Science Basis) des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Stocker und sein Team an der Universität Bern gehören zur Weltspitze in der Klimaforschung. 2013 leitete Stocker erfolgreich die Verhandlungen zum neuesten UNO-Klimabericht in Stockholm.

04.09.2014, 13.30 bis 14.40 Uhr«Physikalisch­wissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels»

Prof. Chris Field ist Direktor des Carnegie Instituts für globale Ökologie an der Stanford Universität (USA) und Co-Chair der IPCC Arbeitsgruppe II (Impacts, Adaptation and Vulnerability). Die Forschungsschwerpunkte von Field umfassen Ökosystemprozesse und deren Reaktion auf den Klimawandel.

04.09.2014, 13.30 bis 14.40 Uhr«Auswirkungen, Anpassungen, Gefährdungen des Klimawandels»

Prof. Youba Sokona ist Koordinator des African Climate Policy Centre und Mitglied der UN-Wirtschaftskommission für Afrika. Sokona ist Autor von mehreren Büchern über Energie und Umwelt mit dem Schwerpunkt Afrika und Co-Chair der IPCC Arbeitsgruppe III (Mitigation of Climate Change).

04.09.2014, 13.30 bis 14.40 Uhr«Abschwächung des Klimawandels»

keynote-referenten

maria van Der hoeven exekutiv-Direktorin internationale energieagentur iea

Dr. rueDi aBBühl Biologe unD Filmemacher

Page 6: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS6 hochschulen

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energieforschung der ZukunftWie die Forschung auf die Herausforderungen der Energiestrategie 2050 reagiert

Um eine nachhaltige Energie­versorgung zu garantieren, braucht es grundlegende Än­derungen in der Bereitstellung, beim Transport und bei der Verteilung von Energie. Her­kömmliche technische Systeme und der heutige Regulierungs­rahmen reichen dazu nicht aus. Daher besteht ein grosser Forschungsbedarf. Dr. Christian Schaffner

Die Energieversorgung und -wirtschaft ste-hen vor grossen Umwälzungen. Das heutige, auf fossilen Energieträgern und der Kernkraft beruhende System soll zu einem signifikan-ten Teil auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Dabei muss die Versorgungssicher-heit auf dem üblich hohen Niveau gehalten werden, und die Kosten dürfen nicht aus dem Ruder laufen. Zwei Herausforderungen gilt es zu bewältigen: Zum einen müssen erneuerbare Energiequellen (Sonne, Wind, Geothermie, Biomasse) besser in das Gesamtsystem eingebunden werden. Das Versorgungsnetz muss dementsprechend weiterentwickelt werden. Zum anderen wird immer deutlicher, dass bei den heute existie-renden Markt- und Regulierungsmodellen die Anreize für die dringend nötigen Investitionen in Produktionskapazitäten grösstenteils fehlen.

Zudem ist die Energieversorgung mehr und mehr von globalen Entwicklungen abhängig. So hat zum Beispiel die in den USA verstärk-te Förderung von neuen fossilen Energieträ-gern (Shale Gas) die Kohlenpreise unter Druck gesetzt, was wiederum einen Einfluss auf die europäischen Strompreise hat: Die Stromproduktion mit Kohle lohnt sich in Eu-ropa wieder.Es gilt also, die komplexen Zusammenhän-ge sowohl zwischen den nationalen und

internationalen Gegebenheiten als auch unter den verschiedenen Energieträgern zu beschreiben und zu analysieren. Dabei spie-len geografische Faktoren und zeitliche Abfolgen eine zentrale Rolle.

Zusammen forschen

Um konzentriert forschen zu können, wurde bereits 2005 an der ETH Zürich das Energy Science Center (ESC) gegründet. Es handelt

sich um ein interdisziplinäres Kompetenz-zentrum, das die ETH-Forschungs- und Lehraktivitäten im Energiebereich bündelt und fördert. Über 50 ETH-Professuren aus allen Bereichen haben sich hier zusammen-geschlossen. Die zukünftige Energieversor-gung soll umweltverträglich, zuverlässig, risikoarm, ökonomisch tragbar, sozial ver-träglich und gegenüber natürlichen Risiken resilient sein. Dabei erlaubt es die grosse Vielfalt der Disziplinen und Ansätze, die an der ETH Zürich gegeben ist, in alle Richtun-gen zu denken. Zudem pflegt das Kompe-tenzzentrum intensive Kontakte zur Industrie und zu den Behörden, um die drängendsten Fragen frühzeitig zu erkennen. Im ESC werden grosse, themenübergreifen-de Projekte in der Energieforschung lanciert und zum Teil mit anderen Forschungsanstal-ten koordiniert. Ein Beispiel dafür, wie das ESC arbeitet, ist das Projekt «Zernez Energia 2020». Bis 2020 soll der gesamte gebäu-debezogene Energiebedarf der Gemeinde Zernez aus eigener Produktion gedeckt und die CO2-Bilanz auf null gesenkt werden. Das ambitionierte Ziel hat die ETH Zürich zusam-men mit privaten Firmen auf seine Umsetz-barkeit geprüft. Die Forschenden sind zum Schluss gekommen, dass die Projektziele grundsätzlich bis 2020 zu erreichen sind, dass der Bau einer solchen Infrastruktur jedoch sehr teuer wird. Sie schlagen zur Verbesserung der Energiebilanz eine Ver-dichtung zwischen Neu- und Altbauten vor. Ein Altbau könnte das Heiz- und Warmwas-

ser von einer modernen und effizienten Haustechnikanlage im Neubau nebenan beziehen.

Energieforschung gezielt verstärken

Um die Ziele der Energiewende erreichen zu können, braucht es einerseits klar mehr Grundlagenforschung. Die ETH Zürich en-gagiert sich zum Beispiel stark im Bereich der Tiefengeothermie-Forschung und hat für diesen Bereich zwei neue Professuren ge-schaffen. Andererseits werden vermehrt interdisziplinäre Ansätze notwendig, um den Entscheidungsträgern in der Politik, Verwal-tung und Industrie die notwendigen Grund-lagen und Entscheidungshilfen zur Verfügung stellen zu können. Der Bund hat diese Dring-lichkeit ebenfalls erkannt und hat acht Energieforschungs-Kompetenzzentren, so-genannte SCCER (Swiss Competence Cen-ters for Energy Research), geschaffen. Drei der SCCER stehen unter der Leitung der ETH Zürich. Neben dem Zentrum zur «Effizienz von industriellen Prozessen» sind dies die Zentren zur «Strombereitstellung» und für «Effiziente Konzepte, Prozesse und Kompo-nenten in der Mobilität». Diese Bemühungen zeigen deutlich, welch hohe Priorität die Energieforschung in der Schweiz hat. Die ETH Zürich ist bereit, ihren Beitrag für eine nachhaltige Energiezukunft zu leisten. Dr. Christian Schaffner ist Executive Director des Energy Science Center (ESC) an der ETH Zürich.

Eine nachhaltige Energieversorgung benötigt grundlegende Systemanpassungen. Quelle: ETHZ

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Page 7: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS 7technologie

«Der Schlüssel in der energieversorgung»

Die Gebäudeversicherung Bern engagiertsich mit konkreten Taten für die Klimaprävention

SpeicherDas hohe Zukunftspotenzial

von neuen Batterietechnologien

Interview: Franziska Richard

Herr Winzenried, der Venture Fond der GVB hat in die innovative Speichertech­nologie von Ambri investiert. Wie ist es dazu gekommen?Die Gebäudeversicherung Bern engagiert sich aktiv für den Klimaschutz, um einen möglichst wirksamen Beitrag zur Prävention zu leisten. Dies geschieht angesichts der Tatsache, dass die Schadenssumme durch extreme Wetterereignisse in den letzten Jah-ren stetig gestiegen ist. Im Rahmen unserer langfristigen, nicht spekulativen Anlagestra-tegie haben wir eine spezielle Anlagekate-gorie mit begrenzten Mitteln gebildet. Diese setzen wir sehr gezielt in innovative Projek-te im Bereich Klima und Umwelt mit hohem Potenzial und guten Umsetzungschancen ein. Die einzelnen Engagements werden in unserem Investment Committee besprochen und von diesem überwacht.

Wie wurden Sie auf Ambri aufmerksam?Donald Sadoway, Professor am Massachu-setts Institute of Technology MIT, hat die Technologie letztes Jahr am SwissECS vor-gestellt. Er ist Gründer von Ambri und wurde 2012 vom «Time Magazine» unter die 100 einflussreichsten Personen der Welt gewählt. Sein Vortrag und die anschliessenden Dis-kussionen bewirkten bei mir einiges. Ich suchte danach Gespräche zu Spezialisten in der Schweiz, die profunde Kenntnisse über das Potenzial der Flüssigmetall-Batterie haben. Dies diente als erste Grundlage für unseren Investitionsentscheid.

Was überzeugt Sie an der von Ambri ent­wickelten Technologie?Ambri unterhält eine enge Kooperation mit dem Massachusetts Institute of Technology MIT, einer der weltweit besten Universitäten im Bereich der Innovation und Technologie-

forschung. Dadurch finden die besten Talente der Studienabgänger den Weg zu Ambri. Gleichzeitig wird am MIT weitergeforscht und das vorhandene Entwicklungspotenzial er-schlossen. Dies finde ich ausserordentlich wichtig. Diese Forschungs- und Weiterent-wicklungsarbeiten können von einem Jung-unternehmen nicht selbst geleistet werden. Im Weiteren sind mit dem MIT die Patente für bestehende und zukünftige Schlüssel-technologien sehr gut abgesichert.

Für welchen Zeitpunkt ist die Markt­einführung geplant?Im Moment werden die ersten standardisier-ten Module mit einer Speicherkapazität von 20 kWh getestet. Parallel dazu wird eine grössere Einheit von 35 kWh entwickelt. Die gewünschte Grösse der jeweiligen Batterie kann dann durch das Zusammenschalten dieser standardisierten Module erreicht wer-den. Die Vermarktung ist für 2016 geplant.

Werden die Batterien von Ambri auch in die Schweiz oder nach Europa vertrie­ben?In der Schweiz haben wir erste Gespräche für ein Pilotprojekt geführt. Der Entscheid fällt aber erst im nächsten Jahr.

Welches sind die wichtigsten Einsatzge­biete von stationären Batteriespeichern?Das Spektrum ist sehr breit. Grosse Einhei-ten mit Speicherkapazitäten von 2 GWh können zum Zwischenspeichern elektrischer Energie eingesetzt werden; dies bei der Stromübertragung in den Hochspannungs-netzen. Eine weitere Anwendung ist in der Nähe von Windenergieparks möglich oder von grossen Photovoltaikanlagen. Hier kann der überschüssige Strom gespeichert und erst bei vor handenem Bedarf ans Netz ab-gegeben werden. Ein drittes Anwendungs-gebiet sind natürlich auch dezentrale Klein-

anlagen in Quartieren oder in einzelnen Häusern. In einem ersten Schritt setzt Ambri den Fokus auf Anlagen mit grossen Netzspeichern. Hier ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis natürlich am besten.

Welchen ökologischen Beitrag leistet die Technologie?Es handelt sich um eine Schlüsseltechnolo-gie, die auf dem Weg zu einer ökologischen Energieversorgung ist. Mit der wirtschaftli-chen Speichermöglichkeit von elektrischer Energie kann die Gewinnung von Sonnen-strom vom Tag in die Nacht verschoben werden und von Zeiten mit einem Überan-gebot in Zeiten mit einem Unterangebot. Damit eröffnen sich neue Perspektiven. Kleinanlagenbesitzer machen mit der Tech-nologie einen grossen Schritt in Richtung autarker Versorgung. Wenn es uns gelingt, jeden Hausbesitzer so weit zu bringen, dass er für seinen Solarstrom einen solchen Spei-cher im Keller führt, dann ist ein grosser Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels geleistet.

Bei der Stromversorgung von morgen kommt der effizienten Speicherung von Elektrizität eine Schlüsselrolle zu. Nur mit einer wirkungsvollen Technologie können die Übertragungsnetze entlastet und die Nutzung der unregelmässig an­fallenden Wind­ und Sonnenenergie ökonomisch und ökologisch optimiert werden. Zwei amerikanische Firmen nehmen bei der Neuentwicklung von grossen Batteriespeichern eine führen­de Rolle ein.

Peter Stähli

Bei der Speicherung von elektrischer Ener-gie befindet sich die Schweiz in einer guten Ausgangslage. Begünstigt durch seine Topografie kann das Alpenland in seinen Pumpspeicherkraftwerken (die installierte Leistung beträgt 1400 Megawatt) elektri-sche Energie mit einem relativ hohen Wirkungsgrad, nämlich 75 bis 80 Prozent, speichern. Sowohl im nationalen als auch im internationalen Energiehandel galt diese Speicherkapazität und die damit verbunde-ne Möglichkeit, den Spitzenbedarf im elektrischen Netz abzudecken, noch vor einigen Jahren als Spitzenwert. Die in den 14 Pumpspeicherwerken erzeugte Spitzen-energie wurde zu gewinnbringenden Prei-sen abgesetzt. Heute sieht die Situation völlig anders aus.

Enormer Zuwachs der Produktion

Zwischen den Jahren 2000 und 2013 wur-den alleine in Deutschland Windenergiean-lagen mit insgesamt 25 Gigawatt Leistung installiert. Dies entspricht der Leistung von 25 Atomkraftwerken von der Grösse Gös-gens. Der im EU-Raum verzeichnete Zu-wachs von installierter Photovoltaik im gleichen Zeitraum betrug sogar 75 Giga-watt. Bei schönem Wetter und gleichzeitiger hoher Windstärke entsteht somit in ganz Europa ein Überangebot an Elektrizität, was unter anderem zwei Effekte zur Folge hat. Die Preise für die Spitzenenergie sind in den Keller gefallen. Im Weiteren ist die Ka-pazität der Stromübertragungsnetze zum Teil zu klein, um die gesamte Menge des produzierten erneuerbaren Stroms abzu-nehmen und zu transportieren. Leider feh-len heute dezentrale und effektive Spei-chermöglichkeiten, um den überschüssigen erneuerbaren Strom einzuspeichern. Des-halb konnte in den letzten beiden Jahren

teilweise bis zu 20 Prozent des erzeugten Windstromes gar nicht ins Netz eingespeist und genutzt werden.

Die hohe Lebensdauer ist zentral

Dies lässt den Schluss zu, dass den Spei-chertechnologien in Zukunft eine Schlüs-selrolle zukommt, sowohl aus ökonomi-schen als auch aus ökologischen Gründen. Im Vordergrund stehen sogenannte chemi-sche Speicher, die im Alltag unter den ge-bräuchlichen Begriffen «Batterie» oder «Akkumulatoren» bekannt sind. Bei den Batterien ist die Unterscheidung zwischen mobilen und statischen Anwendungen wich-tig. Während bei den mobilen Anwendungen für die Elektromobile das Gewicht oder eben die Speicherkapazität pro Kilo eine der wichtigsten Grössen darstellt, stehen für die ortsgebundenen Anwendungen und somit festen Installationen in den Elektrizi-tätsnetzen andere Grössen im Vordergrund. Entscheidend ist zum Beispiel die Erhaltung der vollen Speicherkapazität bei gleich-zeitiger langer Lebensdauer von mindestens 8000 Zyklen. Diese erforderliche Zyklenzahl liegt um das achtfache höher als bei Akku-mulatoren für Elektrofahrzeuge.

US­Firmen sind führend

Im Bereich der Speichertechnologien für die statischen Anwendungen gibt es welt-weit viele Forschungsprojekte und Aktivi-täten. In den USA sind die Technologien von Ambri und von Aquion Energy relativ weit fortgeschritten. Aquion bringt die Natrium-Ionen-Batterie nächstes Jahr auf den Markt. Das Unternehmen hat in Pennsylvania eine Produktionsstätte mit einer Kapazität von 200 Megawattstunden pro Jahr installiert. Dies entspricht dem Jahreskonsum von 50 Einfamilienhäusern. Die zweite hoffnungs-volle Technologie der Firma Ambri aus dem amerikanischen Cambridge kommt aus den Forschungslabors des Massachusetts Instituts of Technology MIT. Die vielverspre-chende Flüssigmetall-Batterie wird in den zurzeit stattfindenden ersten Pilotprojekten auf Herz und Nieren getestet. Neben den prominenten Investoren Bill Gates und Koshla Ventures hat auch die Gebäudever-sicherung Bern GVB mit ihrem Venture Fond in die vielversprechende und zukunftswei-sende Technologie investiert. Mit dieser Beteiligung unterstreicht die GVB ihre ak-tiven Bemühungen, die Prävention im Klima-bereich voranzutreiben.

ueli winZenrieD

wurde 1955 in Bern geboren. Er studierte Betriebswirtschaft an der Fachhochschule in Bern. Bei Hoffmann-La Roche AG hatte er zwischen 1980 und 1999 verschiedene nationale und internationale Führungsposi-tionen inne. Unter anderem als CEO von Ländergesellschaften und Senior Vice President. Seit 1999 ist Ueli Winzenried CEO der Gebäudeversicherung Bern. Er ist Präsident des Swiss Energy and Climate Summits (SwissECS), welcher die Gebäud-versicherung Bern seit Beginn als Grün-dungsmitglied aktiv unterstützt.

www.gvb.ch

Ueli Winzenried: «Es handelt sich um eine Schlüsseltechnologie auf dem Weg zu einer ökologischen Energieversorgung.» Quelle: SwissECS

Flüssigmetall-Batterie: der sogenannte «Core» im Testlabor von Ambri. Quelle: Ambri

Page 8: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

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Page 9: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS 9neueste technologien

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Wir begrüssen Sie am Swiss Energy and Climate Summit 2014! Die «grüne Wirtschaft» hat ein immenses Wachstumspotenzial. Deshalb engagiert sich der Kanton Bern am Swiss Energy and Climate Summit 2014. Dank unserem Know-how in der Energie- und Umwelttechnik sind wir auf bestem Weg, Cleantech-Standort Nr. 1 in der Schweiz zu werden.

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Schritte in die richtige richtung Führende Entwicklungen innovativer Unternehmen

carSharing in BaSel

Die Idee, individuelle Transportmittel nicht mehr selber zu kaufen und zu besitzen, ist nicht neu. Grossstädte haben dies bisher vor allem mit ihren Flotten von Public-Fahrrädern praktiziert, die an verschiedenen Stützpunk-ten verfügbar oder abstellbar sind.Die mit Carsharing bekannt gewordene Fir-ma Mobility geht nun in Basel zusammen mit Partnern und unter der Begleitung des Instituts für Transportplanung und Transport-systeme der ETH Zürich neue Wege. Ge-meinsam wird unter dem Namen «Catch-A-Car» in Basel ein zweijähriges Pilotprojekt mit 100 Autos der Marke VW Up lanciert. Die Fahrzeuge können innerhalb der Stadt Basel nach Bedarf gemietet, benutzt und an einem beliebigen freien Ort wieder abgestellt werden. Die Benutzungsgebühr wird im Mi-nutentakt verrechnet. Eine eigene App und das Internet werden den Kunden helfen, frei verfügbare Fahrzeuge rasch zu lokalisieren und zu reservieren.

netZSpeicher

Die US-Firma Aquion Energy wird nächstes Jahr ihre neu entwickelte Natrium-Ionen- Batterie auf den Markt bringen. Dabei han-delt es sich um einen Speicher für elektrische Energie, der für den Einsatz in elektrischen Netzen geeignet ist. Aquion Energy hat nun schon im Vorfeld den Bau einer Pilotanlage für einen Batteriespeicher bekannt gegeben. Zusammen mit der Firma Princeton Power Systems wird eine Testanlage im realen Um-feld aufgebaut. Ziel des Pilotprojektes ist es, das Verhalten des Batterie-Netzspeichers in einem sogenannten «Smart Grid» zu testen, Betriebserfahrungen zu sammeln und an-schliessend die noch junge Technologie zu optimieren. Neben der Batterie spielen dabei auch die zehn eingesetzten bidirektionalen Wechselrichter eine wichtige Rolle. Netzspei-cher werden in Zukunft bei der Optimierung unserer Übertragungsnetze und bei der Nut-zung von unsteten erneuerbaren Energie-quellen eine wichtige Rolle spielen. Das Marktpotenzial ist riesig.

kontaktloSeS laDen

Das kontaktlose Laden, das nach dem In-duktionsprinzip funktioniert, ist rasch im Vormarsch. Seit gut einem Jahr werden für Smartphones bereits Lösungen auf dem Markt angeboten. Sobald das Handy auf das sogenannte Kissen gelegt wird, lädt sich dessen Batterie, ohne dass ein Lade-kabel angesteckt wird.

Die Firma Brusa Elektronik AG aus Sennwald ist bekannt für innovative Lösungen im Be-reich der Leistungselektronik, insbesondere in der Automotivebranche. Die Ingenieure des Schweizer Unternehmens haben mit dem «Inductive Charging System» das kontakt lose Laden der nächsten Generation für Elektro-autos entwickelt. Bei einer Ladeleistung von 7,2 Kilowatt wird sich die Ladezeit um Fak-tor zwei verkürzen. Ein Prototyp der zweiten ICS-Generation soll bereits im Herbst 2014 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wer-den. Die Markteinführung ist für 2017 vor-gesehen.

teSla gigaFactory

Einer der Hauptgründe, warum die Elektro-autos im Vergleich zu konventionellen Fahr-zeugen noch zu teuer sind, liegt bei den hohen Kosten der Batterie. Damit der Durch-bruch am Markt endgültig erreicht werden kann, müssen die Herstellungskosten stark gesenkt werden.

Tesla Motors Inc., ein an der Nasdaq bör-senkotiertes Unternehmen aus Kalifornien, hat aus diesem Grund den Bau einer so-genannten «Gigafactory» zur effi zienten Fabrikation von Batteriezellen angekündigt. Bereits konnte Panasonic als führender Technologiepartner gewonnen werden. Es sollen 5 Milliarden Dollar investiert werden, um in Zukunft in der eigenen Fabrik mehr Lithium-Ionen-Akkus produzieren zu können als in allen anderen heutigen Produktions-stätten zusammen. Tesla Motors möchte das auf 2017 angekündigte Model 3 dank der günstigeren Batterien mit einem attrak-tiven Verkaufspreis anbieten und die Käu-ferschaft damit stark ausbauen.

pv-wechSelrichter

Das Bieler Unternehmen Sputnik Enginee-ring AG hat seine neuste Wechselrichter-generation der Reihe Solarmax für Photo-voltaikanlagen um eine wichtige Funktion erweitert. Nächstes Jahr wird die Option «Battery ready» am Markt eingeführt. Die-se wird es dem Besitzer der Solaranlage erlauben, einen eigenen Batteriespeicher einzusetzen. Dadurch kann der Eigenver-brauch des selbst erzeugten Photovoltaik-stroms maximiert und die Netzbelastung minimiert werden.

Der tagsüber erzeugte Solarstrom wird zwischengespeichert und zu einstrahlungs-schwachen Zeiten, wie abends oder in der Nacht, genutzt. Die Steuerung besitzt auch die Möglichkeit, variable Stromtarife zu berücksichtigen und somit die Stromrech-nung des Besitzers zu optimieren.

Page 10: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS10

neue lösungen und innovative technikDer Umbau unseres Energiesystems hat begonnen

Zu hohe CO2­Emissionen tradi­tioneller Kraftwerke und der mit der Energiewende beschlossene Ausstieg aus der Kernenergie sind die wesentlichen Faktoren, die den Umbau unseres Energie­systems notwendig machen. Fluktuierende, erneuerbare Energien werden eine zentrale Rolle in der zukünftigen Energie­versorgung spielen. Dies bedingt jedoch Änderungen des Kraft­werkparks, intelligente Netze und leistungsfähige, wirtschaftli­che Energiespeicher. Christophe Bossel

Die vom Bundesrat beschlossene Energie-strategie 2050 setzt insbesondere zwei Schwerpunkte: einen effizienteren Umgang mit Energie und einen höheren Anteil der erneuerbaren Energien aus Solar- und Wind-anlagen. Diese Energiewende erfordert eine Umgestaltung des bestehenden Stromver-sorgungssystems. Konventionelle Kraftwer-ke erwirtschaften immer geringere Erlöse auf dem Strommarkt. Dadurch wird eine Refinanzierung des Unterhalts oder Neubaus schwierig.

Dezentrale Stromproduktion

Der zunehmende Anteil der unregelmässigen Stromerzeugung (Wind, Sonne) erfordert einen Umbau des Kraftwerkparks mit ent-sprechenden Speicher- und Reservekapazi-täten. Das Energiesystem von morgen ist durch hohe Anteile erneuerbarer Energien und eine dezentrale Stromproduktion ge-kennzeichnet. Dabei sind Versorgungssicher-heit, Klimaschutz und Biodiversität, Ressour-censchonung und Ressourceneffizienz die qualitativen Ziele des neuen Energiesystems.Insbesondere die dezentrale Stromproduk-tion stellt die Verteilnetze vor grosse Heraus-forderungen. Der zeitliche Verlauf der Ein-speisung von Wind- und Solarenergie ist durch starke Fluktuation gekennzeichnet. Situationen mit sehr starker Stromerzeugung wechseln mit Zeiten schwacher Erzeugung ab. Verglichen mit konventionellen Kraftwer-ken haben Anlagen der erneuerbaren Ener-gien daher einen geringeren Auslastungs-grad. Zudem ist eine Regelung häufig nur über Drosselung und dementsprechendem Verlust an erzeugter Energie möglich.

Intelligente Stromnetze

In Regionen mit hoher installierter Leistung an Wind- und Solaranlagen kann eine Über-

produktion an Strom entstehen und das Verteilnetz an die Grenzen seiner Leistungs-fähigkeit bringen. Daher ist der Umbau der Verteilnetze zu intelligenten Netzen, den sogenannten Smart Grids, unumgänglich. Die direkte Interaktion zwischen Verbrau-chern, Netz und Stromproduktion führt zu einer Optimierung des Gesamtsystems und zu einem effizienteren Umgang mit Energie.Das intelligente Stromnetz kennt und vernetzt die für den Ausgleich von Stromverbrauch und Stromangebot erforderlichen Daten und unterstützt so die Energieeffizienz: Kunden können dann Strom beziehen, wenn er ver-fügbar und preiswert ist. Hier ist die Ener-giebranche daran, geeignete Tarifmodelle zu entwickeln.Die BKW hat bereits verschiedene Elemente intelligenter Netze im Einsatz und entwickelt diese stetig weiter. Dazu gehören ein regel-barer Ortsnetztrafo und Längsregler zur Spannungsstabilisierung, ein echtzeitbasier-tes System zum Management des Nieder-spannungsnetzes oder die dynamische

Rundsteuerung «smartRSA». Dieses Produkt, für das die BKW ein Patent angemeldet hat, sorgt für eine effiziente und wirtschaftliche Integration der erneuerbaren Energien unter Verwendung der weitverbreiteten Rundsteu-ertechnik. Dabei werden mithilfe von Analy-sen und Prognosen mehrmals täglich die anfallenden Stromlasten errechnet und dynamisch neu verteilt.

Zeitliche Entkoppelung

Dieses dynamische Lastmanagement leistet einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungs-sicherheit, da es die Nachfrage der Produk-tion anpassen kann; bisher folgte die Erzeu-gung dem Verbrauch. Eine Glättung der Last fand hauptsächlich über Tages- und Nacht-tarife statt. Beispiele sind Nachtspeicherhei-zungen oder Wärmepumpen, die nach einer festen Zeittabelle mit Niedrigtarifstrom ver-sorgt wurden.

«Es gilt neue Speichertechniken zu entwickeln, die

systemstabilisierend wirken.»

Die Aufgabe, die Erzeugung und Bereitstel-lung elektrischer Energie zeitlich zu entkop-peln, um Über- beziehungsweise Unteran-gebote auszugleichen, haben bislang vor allem Pumpspeicherwerke übernommen. Deren wirtschaftlicher Betrieb wird zuneh-mend schwieriger, weil gerade Solaranlagen zu Zeiten erhöhter Nachfrage den meisten Strom liefern: um die Mittagszeit. Hier gilt es, neue Speichertechniken zu entwickeln, die Wind- und Solaranlagen in die bestehen-de Infrastruktur integrieren. Dies können im Sinne der Eigenverbrauchs-regelungen lokale Speicher in Häusern mit Photovoltaikanlagen sein oder Netzspeicher mit sehr viel höherer Kapazität, die zugleich systemstabilisierend wirken. Auf dem Gebiet

der Speicherforschung ist viel in Bewegung. Die herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien sind derzeit verbreitet im Einsatz, doch be-züglich Energiedichte und Lebensdauer (maximale Anzahl der Ladezyklen) sehen die Forscher erhebliches Entwicklungspotenzial. In den Labors gibt es vielversprechende Ansätze bei der Entwicklung moderner elek-trochemischer Speicher. Für Netzspeicher wird das BKW Technology Center in Zusam-menarbeit mit der Berner Fachhochschule einen Flüssigspeicher testen, den die BKW abhängig von den Forschungsergebnissen in ihren Netzen einsetzen könnte.

Zukunftsweisende Forschungsprojekte

Das Technology Center wurde geschaffen, um die Energiewende aktiv zu unterstützen, indem die konzeptionelle und technische Basis für zukünftige Anlagen, Produkte und Dienstleistungen gelegt wird. Ziel ist es, Energiesysteme als Ganzes zu verstehen. Zum Beispiel müssen die Verteilnetze die stark schwankende Energieproduktion aus vielen, auch scheinbar kleinen, erneuerbaren Quellen aufnehmen – bei europaweit weg-fallenden Grosskraftwerken, die auf die Ver-sorgungsqualität stabilisierend wirken. Gleichzeitig sollen diese neuen Kleinkraft-werke in ihrer grossen Anzahl für eine akti-ve Regelung und Sicherung der Versorgungs-qualität nutzbar gemacht werden. Folgerichtig sucht die BKW die Zusammen-arbeit mit führenden Schweizer Forschungs-institutionen und engagiert sich gemeinsam mit ihnen für eine sichere Energieversorgung. Eines dieser Forschungsprojekte, das zu-sammen mit der Berner Fachhochschule (BFH) verfolgt wird, hat den Titel «Swinging Grids». Was auf den ersten Blick nach einer Jazzband aussieht, beschreibt in der Realität unerwünschte Schwingungen in den Verteil-netzen. Diese Schwingungen verursachen zusätzliche Last auf den Netzen, die nicht nutzbar sind. Ziel der Forschung ist daher,

die Ursache dieser unerwünschten Schwin-gungen zu erkennen und abzustellen.

Auf dem Mont-Soleil wird unregelmässig erneuerbare Energie erzeugt – mit elektrochemischen Speichern könnte dies ausgeglichen werden. Quelle: BKW

energiesysteme

chriStophe BoSSel

ist Leiter des Geschäftsbereichs Netze und Mitglied der Konzernleitung BKW AG, Bern

Beispiel eines Smartmeters. Quelle: Shutterstock

climeworks ag (2009)Mit einem innovativen Verfahren wird CO2 aus der Luft gefiltert, konzentriert und in synthetischen Treibstoff um-gewandelt.www.climeworks.com

g2e glass2energy ag (2011)Mit Farbstoffzellen als Element der Gebäudehülle wird mittels Fotosyn-these Strom zu tiefen Herstellungs-kosten erzeugt.www.g2e.ch

twingtec ag (2013)Die neue Windkrafttechnologie nutzt die kinetische Energie eines schwe-benden Flügels und wandelt diese in der Bodenstation in elektrische Ener-gie um.www.twingtec.ch

SmarterBettercities ag (2012)Das ETH Spin-off SmarterBetterCities baut intuitive webbasierte Stadtpla-nungswerkzeuge-Software, die das Designen von klimafreundlichen und nachhaltigen Städten erlaubt.www.smarterbettercities.ch

innovative Start-up- Firmen auS Der ch

Page 11: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS 11Forschung

paris weckt hoffnungen Die Vorbereitungen für die nächste UN-Klimakonferenz von 2015 sind im vollen Gang

Wieder verbindliche Klimaziele festlegen. Mit dieser Zielsetzung findet 2015 die nächste UN­Klimakonferenz in Paris statt. Dabei soll das Kyoto­Protokoll eine Neuauflage erfahren. Prof. Thomas Stocker, Co­Chair des Intergovernmental Panel on Climate Change, Working Group I, äussert sich im nach­folgenden Interview zu den brisanten Themen der Konferenz.

Interview: Franziska Richard

Herr Professor Stocker, Präsident Oba­ma hat kürzlich angekündigt, dass die USA ihre CO2­Emissionen aus Kraftwer­ken bis 2020 um 30 Prozent senken wollen. Sind das erste positive Signale für die Verhandlungen in Paris?Es ist wie bei einem Baby, das die ersten Schritte macht: Man lobt nicht, weil bereits ein grosser Weg zurückgelegt wurde, son-dern in der Erwartung, dass viele weitere, zunehmend grössere Schritte folgen wer-den. Die von den USA angekündigte Emis-sionsreduktion bei Kohlekraftwerken wird das Problem nicht lösen. Sie ist aber enorm wichtig, weil sie eine neue Dynamik aus-gelöst hat.

«Die weltweite Dekarbonisierung hat

das Potenzial zueiner vierten

industriellen Revolution.»

Diejenigen, die während Jahren Fortschritte in den Verhandlungen blockiert haben, be-ginnen nun, sich zu bewegen. Wenn der Klimawandel beschränkt werden soll, zum Beispiel auf maximal 2°C, müssen weltweit beträchtliche und anhaltende Reduktionen der Treibhausgasemissionen erfolgen. Das heisst, dass neue Infrastrukturen benötigt werden, die die dezentralisierte Energieer-zeugung aus den erneuerbaren Energiequel-len zur Verfügung stellen können. Die welt-weite Dekarbonisierung hat das Potenzial, dies nach der Dampfmaschine, der Elektri-fizierung und der Digitalisierung, zur vierten industriellen Revolution zu werden.

Neben den USA ist China ein wichtiger Verhandlungspartner. Warum hat sich China bisher nie zu verbindlichen Zielen verpflichtet?Man muss einfach anerkennen, dass Chi-na für den gegenwärtigen Klimawandel praktisch keine Verantwortung trägt. Klimarelevant sind nämlich nicht die ge-genwärtigen CO2-Emissionen – da ist China mit 27 Prozent der Emissionen zwar zum grössten Verschmutzer geworden, gefolgt von den USA (14 Prozent), der EU (10 Prozent) und Indien (6 Prozent) −, sondern die kumulierte Menge an CO2. Seit 1870 haben die USA und die EU zu-sammen 49 Prozent der Gesamtemissi-onen verursacht, China gerademal 11 Prozent und Indien 4 Prozent. Bei sol-chen Zahlen ist es klar, dass China bisher konsequent das Wachstum und die Ent-wicklung als oberste Priorität verfolgt hat. Für die Zukunft müssen aber die gegen-wärtigen Tendenzen berücksichtigt wer-den: In China wachsen die CO2-Emissio-nen mit fast 6 Prozent pro Jahr rasant, in Indien sogar 7,7 Prozent, während sie in Europa seit ca. 1980 und in den USA seit 2007 langfristig abgenommen haben.

proF. thomaS Stocker

leitet am Physikalischen Institut der Universi-tät Bern die Abteilung für Klima und Umwelt-physik. Die Abteilung ist weltweit führend in der Bestimmung der Treibhausgaskonzen-trationen der letzten 800’000 Jahre aus polaren Eisbohrkernen. Seit 2008 ist er Co-Chair der WGI des Weltklimarates IPCC.

Die CO2­Problematik ist ein globales Thema. Wäre da der funktionierende Handel von CO2­Zertifikaten nicht der Schlüssel, um die unterschiedliche Ausgangslage zwischen Industrie­, Schwellen­ und Entwicklungsländern in den Griff zu bekommen?In der Theorie kann das funktionieren, in der Praxis ist der Versuch gescheitert. Es gibt zu viele Zertifikate, sodass der Preis im Keller ist und überhaupt kein Anreiz zur Emissionsreduktion besteht. Da das Aus-mass des Klimawandels direkt von der Gesamtmenge des ausgestossenen Koh-lenstoffs bestimmt wird, gehört zu einem vereinbarten Klimaziel ein entsprechend limitiertes CO2-Budget. Die Anzahl handel-barer Zertifikate muss die noch verfügba-re CO2-Menge abbilden: Je weniger CO2 noch emittiert werden kann, desto knapper muss das Zertifikat werden. Der Preis eines Zertifikats würde also stetig steigen, was zu einer enormen Steigerung der Attrakti-vität erneuerbarer Energiequellen führen würde.

Welches sind weitere wirksame Punkte?Berechnungen weisen darauf hin, dass zwei Massnahmen die vierte industrielle Revolution beschleunigen würden: erstens ein globaler Preis für CO2, und zweitens die Abschaffung direkter und indirekter Subventionen von fossilen Energieträgern. Kurzfristig würde der sofortige Abholzungs-stopp von tropischen Regenwäldern eine Reduktion der CO2-Emissionen um ca. 15 Prozent zur Folge haben – mit zusätzlichem unschätzbarem Nutzen wie der Erhaltung der noch weitgehend unentdeckten Biodi-versität und der Ökosysteme.

Was war bisher Ihr grösster Verhand­lungserfolg?In bin extrem dankbar, dass es gelang, die

einfach keinen Nuklearunfall leisten. Auch ein noch so kleines Restrisiko ist nicht ak-zeptabel. Im Gegensatz zur Katastrophe bei einem Staudammbruch kann bei einem Nuklearunfall nicht am nächsten Tag mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Das Tragen dieses Restrisikos müsste finanziell abgebildet werden: Der KKW-Betreiber müsste nämlich das Land in einem be-stimmten Umkreis käuflich erwerben, was selbstverständlich in die Energiekosten einfliessen würde.

Welches sind die griffigsten Massnahmen, um die vom Bundesrat skizzierte Ener­giestrategie erfolgreich umzusetzen? Mit dem Zeithorizont von 2050 hat der Bun-desrat erkannt, dass dieses zentrale Thema langfristig angegangen werden muss und dass nicht eine einzelne Massnahme genügt, sondern dass Effizienz, Angebot und Netz-infrastruktur verbessert und angepasst werden müssen. Der Schlüssel liegt in der langfristigen Dezentralisierung der Energie-produktion und -speicherung. Konsequente Information des Konsumenten, Labeling und Standards werden die Transformation be-schleunigen. «Best of class»-Regelungen würden positiv auf die Innovation und das Angebot einwirken: Das heisst, die effizien-testen 30 Prozent der Geräte im gegenwär-tigen Angebot werden innerhalb einer ver-nünftigen Periode zum Standard erhoben.

Zusammenfassung für politische Entschei-dungsträger des IPCC-Klimaberichts 2013 im Konsens mit den Regierungen zu ver-abschieden. In diesen Verhandlungen ha-ben wir keine Kompromisse bezüglich des wissenschaftlichen Gehalts machen müs-sen. Der von den Wissenschaftlern vorge-schlagene Text wurde ohne substanzielle Änderungen genehmigt. Wir haben keine einzige Figur verloren, und schliesslich haben wir sämtliche Hauptaussagen durchgebracht. Ich war äusserst bewegt und stolz, dass alle Regierungen die drei zentralsten und griffigsten Aussagen ohne Änderung und im Konsens verabschiedet haben: Erstens: «Die Erwärmung des Kli-masystems ist eindeutig.» Zweitens: «Der menschliche Einfluss auf das Klimasystem ist klar.» Und drittens: «Die Beschränkung des Klimawandels erfordert beträchtliche und anhaltende Reduktionen der Treib-hausgasemissionen.»

In der Klimaforschung geniesst die Uni­versität Bern mit dem Oeschger­Zent­rum Weltruf. In welchen Bereichen wird hauptsächlich geforscht?Im Oeschger-Zentrum der Universität Bern verbinden wir disziplinäre Spitzenforschung über den Klimawandel mit interdisziplinä-ren Aktivitäten. Weltweite Beachtung finden die Messungen von Treibhausgasen und vielen anderen Substanzen an Eisbohrker-nen aus der Antarktis und Grönland, die Simulation von vergangenen und künftigen Klimaänderungen, vor allem in Kopplung mit dem Kohlenstoffkreislauf, die regiona-len Rekonstruktionen und die Simulation der Klimaschwankungen in Europa und weltweit, hochauflösende Sedimentkern-analysen, die Untersuchung von Auswir-kungen des Klimawandels auf die Ökosys-teme und die Sektoren der Wirtschaft sowie die Wahrnehmung und politische

Auseinandersetzung mit Umwelt- und Klimaproblemen. Welche wichtigen Forschungsschwer­punkte gibt es auf der globalen Ebene?Die Verbindung zwischen Wettervorhersa-ge (ca. 10 Tage), saisonaler Vorhersage (ca. 1 Jahr) und Klimavorhersage (ca. 1 bis 15 Jahre) ist zu einem wichtigen Bereich der Klimaforschung geworden, da politische Entscheidungsträger bei ihrer Planung in diesen Zeiträumen denken. Das bessere Verständnis von Kipp-Punkten und Extrem-ereignissen im Klimasystem, zum Beispiel das Abstellen von bestimmten Strömungen im Ozean, das Schmelzen grosser Teile von Grönland oder die rasante Veränderung der Statistik von Hitzewellen und Starknieder-schlag, ist Voraussetzung für die Festlegung von Klimazielen und Anpassungsstrategien. Die Rekonstruktion von Klimazuständen, von abrupten Schwankungen und ihren Auswirkungen auf die Ökosysteme hilft abzuschätzen, wie diese auf den weiteren Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen reagieren könnten.

In der Schweiz spricht man in Zusam­menhang mit der Energiewende auch vom Ausstieg aus der praktisch CO2­neutralen Atomenergie. Ist das sinnvoll?Nukleare Energie ist aus Sicht des Physikers die eleganteste Form der Energiegewin-nung. Aber sie hat, genau wie die fossile Energie, zwei fundamentale, immer noch ungelöste Nachteile: einerseits die Endlich-keit der Ressourcen und andererseits das Abfallproblem. Beide sind auch bei der Nuklearenergie die Barrieren, die verhin-dern, dass sich die Menschheit langfristig auf diese Form der Energiegewinnung ver-lassen kann. Für die Schweiz ist der ge-plante Ausstieg auf jeden Fall sinnvoll. Bei unserer Bevölkerungsdichte können wir uns

Thomas Stocker: «Temporäre Zwischenlösungen genügen nicht, um den Klimawandel zu beschränken.» Quelle: IPCC

Page 12: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS12

Die Forschungsschwerpunkte im Bereich der Energietechnik liegen bei der Energieeffizienz und bei der Nutzung von erneu­erbaren Energien. In Zukunft wird aber auch die zunehmende Industrieautomatisation neue innovative Geschäftsmodelle ermöglichen und unterstützen. Stefan Ramseier, Leiter eines der sieben Forschungszentren, spricht sogar von einer vierten industriellen Revolution.

Interview: Melanie Nyfeler

Herr Ramseier, Sie sind Leiter des ABB­Forschungszentrums in Baden­Dättwil. Wie muss man sich den Prozess von der Idee bis zum fertigen Produkt vorstellen? Am Anfang stehen eine technische Idee, ein Markttrend oder neue Kundenbedürfnisse. In einer Vorstudie werden im Forschungs-zentrum kreative Lösungsansätze erarbeitet und bewertet. Danach folgt das eigentliche Projekt, mit dem neue technische Lösungen erforscht und die technologische Machbar-keit demonstriert werden. Anschliessend macht die Entwicklungsabteilung der ent-sprechenden Geschäftseinheit aus unseren Resultaten ein marktreifes Produkt. Der ganze Prozess kann mehrere Jahre dauern und wird immer wieder kritisch hinterfragt.

Wo liegen die Forschungs­Schwerpunk­te des Forschungszentrums hier in der Schweiz?

Schwerpunkte in Dättwil sind zum einen die Schalter- und Isolationstechnik sowie die Leistungselektronik. Das sind eher klassische Gebiete, die jedoch noch viel Raum für In-novation bieten. Zum anderen sind wir auch stark in der Automationstechnik, die haupt-sächlich für die gerade stattfindenden Neu-erungen in der Elektroindustrie verantwortlich ist. Ein weiteres spannendes Gebiet sind die intelligenten Netze, die sogenannten Smart Grids.

Energieeffizienz ist in aller Munde – auch bei der Energiestrategie 2050 des Bun­des. Wie kann ein Forschungszentrum dazu beitragen, weniger Energie zu ver­brauchen?Energieeffizienz ist der wichtigste Bereich für eine schnelle Reduktion des CO2-Aus-stosses. Derzeit kommen nur etwa 20 Pro-zent der Energie, die in den ursprünglichen Energieträgern stecken, beim Verbraucher an. 80 Prozent gehen entlang der sogenann-ten Energiekette verloren. Aus physikalischen Gründen kann man diese Verluste nicht völlig vermeiden. Man kann sie jedoch mit bestehenden Technologien heute so stark reduzieren, dass am Schluss nicht 20 Pro-zent, sondern 40 Prozent übrig bleiben. Solche Technologien sind für das zukünftige Geschäft zentral und werden entsprechend gefördert – zum Beispiel durch optimierte Prozesssteuerung oder hocheffiziente Mo-toren, deren Drehzahl über spezielle Antrie-be dem momentanen Bedarf angepasst werden.Daneben gehören die erneuerbaren Energi-en natürlich ebenfalls zur langfristig anzu-strebenden Lösung unseres Energieprob-lems. Auch da ist ABB mit Generatoren,

Stromumrichtern und der entsprechenden Automationstechnologie vertreten. In diesem Zusammenhang gewinnt auch die Energie-speicherung zunehmend an Bedeutung.

Was ist denn derzeit mit Speichertech­nologie möglich?Es gibt eine riesige Vielfalt von Anwendungen, von autonomen Kleinstgeräten wie Sensoren, welche die Energie aus der Umwelt beziehen und zwischenspeichern, über Batterien für die Bremsenergie von Trams oder Zügen bis hin zu den grossen Pumpspeicherkraftwer-ken. Bei der Integration von Wind- und Solarenergie – die ja von Natur aus nur dann anfallen, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint – werden Speicher in einem intelligenten Netz immer wichtiger. Ich den-ke da an flexibel einsetzbare und zuschalt-bare Speicher, die schnell lad- und entladbar sind. Einen ersten Speicher von 1 Megawatt Leistung hat ABB bereits mit den Elektrizi-tätswerken des Kantons Zürich EKZ in Die-tikon realisiert.

ABB investiert auch in ein neues For­schungslabor für Leistungselektronik. Was erhoffen Sie sich davon?Gegenfrage: Wussten Sie, dass der Kanton Aargau das Silicon Valley der Schweiz ist? Neben unserem neuen Labor in Dättwil ha-ben wir auch eine Halbleiterfabrik mit ent-sprechender Entwicklungsabteilung in Lenz-burg. Leistungselektronik macht die vorher genannten energieeffizienteren Anwendun-gen erst möglich. Sie wird heute bereits vielfältig eingesetzt, sei es zur Übertragung von Energie über grosse Distanzen mittels Gleichstrom, für die unterbruchfreie Strom-versorgung in Datenzentren, zur Integration

von Wind- und Photovoltaikanlagen ins elek-trische Netz oder zur Schnellaufladung von Elektrofahrzeugen. Daher versprechen wir uns von dem neuen Labor sehr viel. Wir wollen im Bereich neuer Halbleitermaterialen forschen, mit dem Ziel, noch effizientere Leistungselektroniksysteme realisieren zu können, und mit der neuen Technologie noch weitere Anwendungen erschliessen.

In der Industrieautomation ist von der vierten industriellen Revolution – der «Industrie 4.0» – die Rede, in der alles miteinander vernetzt ist. Wie sieht dort die Zukunft aus?Das Ziel hier ist eine hoch flexibilisierte Pro-duktion, welche durch die Vernetzung von Komponenten und Systemen mit entspre-chender Kommunikation und Automation ermöglicht wird. In der Schuhindustrie könn-te so zum Beispiel ein individueller, kunden-

spezifischer Schuh produziert werden, und zwar zu Kosten, die nur wenig über denen eines Standardschuhs liegen. Dieses Thema ist nicht nur für Konsumgüter von Interesse, sondern auch für die industrielle Produktion.

Wenn Sie eine Glaskugel hätten, was würden Sie sich im Bereich Forschung wünschen? Die Forschungswelt in der Glaskugel sähe wohl nicht völlig anders aus als die Realität (lacht). Einer der Grundpfeiler des Wirtschaftswachstums ist die technische Innovation. Wir arbeiten daran, dass durch unsere wertvollen Resultate der Forschungs-standort Schweiz gestärkt wird. Angesichts der grossen globalen Herausforderungen, die auf uns alle zukommen, wünsche ich mir, dass es uns gelingt, einen Beitrag zu einer besseren, energieeffizienteren Welt zu leisten.

Forschung

Spitzentechnologie aus der SchweizForschung für eine energieeffizientere Welt

härter als DiamantNeue Materialien revolutionieren die Energietechnik

Wie die bevorstehende Energie­wende bewerkstelligen? Neue Kohlenstoffformen mit massiv verbesserten Eigenschaften wie das Material Graphen dürften die Energiewelt in vielen Bereichen massgeblich prägen – wenn nicht gar revolutionieren. Die Material­ und Prozessforschung hat in den letzten fünf Jahren erstaunlich grosse Fortschritte erzielt.

Dr. Peter Balsiger

Kohlenstoff in Form von Diamanten galt bis-lang als härtester Feststoff der Welt. Nun haben US-Forscher eine noch härtere Koh-lenstoffform geschaffen, mit welcher sogar Diamanten eingedrückt werden können. Bei diesem Material handelt es sich um eine Mischung aus geordneten und ungeordneten Kohlenstoffstrukturen. Sie war bislang gänz-lich unbekannt.

Fullerene sind härter als Diamanten

Das Element Kohlenstoff (C) ist einer der Grundbausteine der Natur und des Lebens. Es kommt überall vor: in der Erde, der Luft oder in unseren Zellen. Kohlenstoff gibt es in vielen unterschiedlichen Verbindungen mit anderen Elementen, aber auch in reinen

Modifikationen, zum Beispiel als sehr weichen Grafit, als Nanoröhrchen oder als extrem harten Diamanten. Bei diesen verschiedenen Formen sind die Kohlenstoffatome unter-schiedlich strukturiert. Entweder sind sie sehr geordnet und mit klar erkennbarer Struktur (kristallin) oder dann ungeordnet, also in unregelmässigen Mustern (amorph). Bis jetzt war keine Mischung beider Strukturen be-kannt. Doch nun ist es den Wissenschaftlern um Lin Wang von der Carnegie Institution of Washington gelungen, eine solche Misch-struktur herzustellen. Ausgangsstoff bei den Experimenten war ein sogenanntes Fulleren: Ein Kohlenstoff, bei dem 60 Kohlenstoff atome in Fünfecken und Sechsecken so aneinan-dergereiht sind, dass sie eine hohle, kugel-förmige Struktur ergeben, ähnlich wie bei einem Fussball. Die Forscher mischten das Fulleren mit der Metaform des aromatischen Kohlenwasserstoffs Xylol. Diese farblose Flüssigkeit, die oft als Lösungsmittel dient, setzte sich in die Räume zwischen den Ful-leren-Bällen. Die Wissenschaftler setzten diese in der Folge Druck aus, um das Ver-halten des Gemisches zu beobachten. Bei niedrigem Druck veränderten sich die Ballstrukturen nicht, bei erhöhtem Druck wandelte sich das Gesamtbild hingegen deut-lich: Bei einem sehr hohen Druck von unge-fähr 35 Gigapascal kollabierten die Fulleren-Bälle und bildeten teilweise amorphe Strukturen aus. Dieses Endprodukt offenbar-te den Forschern eine spektakuläre Eigen-schaft: Es ist härter als Diamant. Damit wur-de eine neue, mit Diamanten vergleichbare Art Kohlenstoffmaterial geschaffen. Das neue

Material kann für eine Vielzahl von praktischen Anwendungen genutzt werden. In der Ener-giebranche ist es für die Supraleitung bei der Energieübertragung oder für die Energiespei-cherung besonders interessant. Aber auch hocheffiziente Ionentriebwerke haben für die Raum- und Luftfahrt ein grosses Potenzial.

Technologiesprung dank Graphen

Eine weitere neue Form von Kohlenstoff – genannt Graphen – dürfte die Mikroelektro-nik und Nanotechnik von morgen massgeb-lich prägen, wenn nicht gar revolutionieren. Beim Graphen-Material handelt es sich um eine Art Folie, die hauchdünn ist, leitungs-fähig, absolut undurchlässig für Gase und stärker als Stahl. Gemäss einer Studie von 2008 ist Graphen das stärkste, je gemes-sene Material. Entwickelt hat es der russisch-niederländische Physiker Andre Konstantin Geim, der dafür mit dem Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft ausgezeichnet worden ist und 2010, zusammen mit dem Forscher Konstantin Novoselov, den Nobel-preis für Physik erhalten hat. Das Material Graphen lässt sich nicht in eine der bisherigen Stoffklassen einordnen. Eine Million Mal dünner als ein Blatt Papier ist es das erste tatsächlich zweidimensionale Ma-terial. Graphen lässt sich auch nicht in die beiden Kategorien Metall oder Halbleiter einordnen. Es kann allerdings elektrischen Strom und Wärme extrem gut leiten. Graphen ist nicht nur härter als Diamant, es ist auch ausserordentlich reissfest. Wenn man einen

Draht aus Stahl von einem Hubschrauber hochziehen liesse, würde der Draht in einer Höhe von 28 Kilometern unter dem eigenen Gewicht reissen. Ein Draht aus Graphen brächte es hingegen auf eine Höhe von weit mehr als 1000 Kilometer. Die ersten Anwendungen wird es zweifels-ohne in der Mikro- beziehungsweise Nano-elektronik geben. Britische Physiker aus dem Team von Geim haben bereits einen Tran-sistor aus Graphen konstruiert. Dieser ist nur einen Zehntel Nanometer dick – viermal kleiner als die bislang kleinsten Transistoren aus Silizium. Der Graphen-Transistor funk-tioniert auch schon bei Raumtemperatur – er muss also nicht gekühlt werden – und kann dennoch mit nur einem einzigen Elektron geschaltet werden. Graphen-Transistoren lassen sich auch rund hundertmal schneller schalten als heutige Transistoren. Das heisst, dass Computer mit Graphen-Chips noch einmal deutlich höhere Rechengeschwindig-keiten besitzen werden. Das für Gase abso-lut undurchlässige Material könnte denn auch schon bald bei der luftdichten Verpackung von Lebensmitteln und anderen technischen Anwendungen eine wichtige Rolle spielen. Am Graphen-Material arbeitet auch der Mobiltelefonhersteller Nokia. Eigene For-schungsarbeiten begann die Firma 2006. Mittlerweile unterhält Nokia seine For-schungsarbeiten mit zahlreichen Partnern. Nokia gab unlängst bekannt, dass die EU für das Projekt «Graphene Flagship», an dem auch mehrere Universitäten beteiligt sind, Fördergelder in der Höhe von einer Milliarde Euro bereitstellen will. Auch Brüssel ist

überzeugt, dass Graphen das Material der Zukunft ist. In einem Blogeintrag spricht Nokia davon, dass Graphen eine dreihundertmal höhere Bruchfestigkeit als Stahl besitzt. Die Ergeb-nisse seien «sehr vielversprechend», wird Nokia-Technikchef Henry Tirri zitiert. Bei Nokia sollen zukünftige Produkte nicht kom-plett aus Graphen gebaut werden. Vielmehr sollen einzelne, aktuell genutzte Werkstoffe ersetzt werden, um so die Effizienz der Pro-dukte zu steigern. Wann Graphen aber im Alltag bei Nokia-Handys eingesetzt wird, lässt sich noch nicht abschätzen.

Riesiges Potenzial

Nicht nur Nokia, auch Intel, IBM, Sandisk, GrafTech International und vor allem Samsung treiben die Graphen-Forschung mit einer Fülle von neuen Patenteingaben massiv voran. Schon bald dürften neue Com-puterchips den Markt erobern, welche hun-dertmal schneller und energiesparender sind und revolutionäre Möglichkeiten aufweisen. Extrapoliert man diese neuen Eigenschaften in Schlüsselprodukte und -märkte, wird die Gesellschaft in den kommenden zehn Jahren einige der anstehenden Probleme besser bewältigen und teilweise sogar lösen können. Stichworte dazu sind die Energiespeicher in Batterietechnologien, die Umwandlung von Sonnenenergie in Strom und die massive Reduktion von Verlustenergie in elektroni-schen Geräten (mit massiv erhöhten Rechen-kapazitäten), was neue und heute noch nicht denkbare Funktionen ermöglicht.

Stefan Ramseier ist Leiter des ABB-Forschungszentrums in Baden-Dättwil Quelle: ABB

Page 13: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS 13meinungen

Stärken stärkenUmfrage zum Innovationspotenzial im Bereich Energie und Umwelt in der Schweiz

Die Schweiz ist das Land, das gemessen an der Bevölkerung am meisten Patente anmeldet. Auch in den globalen Rankings, die die Innovationskraft eines Landes messen, belegt die Schweiz seit Jahren

Spitzenränge. Das Land verfügt über eine hervorragende Ausgangslage und ideale Rahmenbedingungen, um im Bereich der Energie und dem Klimaschutz mit neuen Technologien und Lösungen nicht nur

Nischen, sondern auch Weltmärkte zu erobern. Wir müssen auf unseren Stärken aufbauen. Was meinen prominente Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik dazu?

Dr. SuZanne thoma anreaS rickenBacher

aDrian amStutZ

nationalrat und unternehmer«Schweizer Unternehmen nehmen eine Spitzenposition ein, nicht «die Schweiz»! Der Staat darf nur Ausbildung und Grundlagenforschung finanziell unterstützen. Er muss den Ausbildungs- und Forschungsstätten grösstmögliche inhaltliche Freiheiten las-sen, sie aber dem Wettbewerb aussetzen. Die aktuelle Energiepolitik kanalisiert die Forschung mit Subventionen und Denkverboten. Das ist ein Riesenfehler. Wo wäre die Schweizer Pharma mit einer solch unsinnigen Politik?»

jungunternehmer, co-Founder und co-ceo climeworkS ag «Wir müssen den Mut zeigen, mit neuen, innovativen Technologien früh und auf grossem Massstab in den Markt einzutreten, ohne abzuwarten, bis diese ihre volle Reife entwickelt haben. Dies benötigt vor allem die Bereitschaft zu risikoreichen, frühzeitigen Investitionen.»

jan wurZBacher

chriStine novakovic

vorsitzender der geschäftsleitung, aBB Schweiz«1. Die sauberste Energie ist die gesparte Energie: Es braucht eine marktgerechte Förderung von Energieeffizienzmassnahmen und von erneuerbaren Energien sowie internationale Massnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstosses.2. Die Schweiz ist keine Insel: Für eine sichere und wettbewerbsfähige Stromver-sorgung braucht es die Marktöffnung, denn die Schweiz ist Bestandteil und Dreh-scheibe des europäischen Strommarktes.3. Innovative Technologien existieren bereits. Neben Innovationen braucht es Investitionen.»

leiterin Firmen- und institutionelle kunden und investment Bank Schweiz, uBS ag«Um die Finanzierung der Energiewende in der Schweiz zu ermöglichen, müssen politische und regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es zu-lassen, die notwendigen Investitionen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu betreiben. Die Finanzierung wird über die Kapital- und Bankmärkte sowie durch neue Investorenklassen laufen müssen. Banken sind gefordert, neue Instrumente zur Verfügung zu stellen, um die notwendigen Investitionen zu fördern.»

remo lütolF

ceo, Bkw ag«Zur vollen Entfaltung des Innovationspotenzials sind verlässliche, stabile und marktgerechte Rahmenbedingungen im Kontext der Energiestrategie 2050 eine zentrale Voraussetzung. Dabei ist in Bezug auf Innovationen wichtig, globale Ent-wicklungen in deren Ausgestaltung mit einzubeziehen. Nur auf dieser Basis lassen sich die für eine umweltverträgliche Energieversorgung notwendigen innovativen Gesamt systeme entwickeln.»

regierungsrat, volkswirtschaftsdirektor des kantons Bern«Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen erkennen, dass die Frage, wie viele Ressourcen wir künftig noch verbrauchen, wirtschaftlich entscheidend wird. Diese Einsicht wird die Innovationskraft der Schweiz auf den schonenden Umgang mit Ressourcen lenken.»

1. Was müssen wir in der Schweiz verändern, damit wir unser Innovations-Potenzial für eine umweltverträgliche Energieversorgung voll nutzen können?

2. Wie würden Sie 100 Millionen Franken Forschungs- und Fördergelder einsetzen, wenn Sie zwischen den aufgeführten Bereichen aufteilen könnten?

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jan wurZBacher

Innovationsparks Pilotprojekte Angewandte Forschung Fachhochschulen Grundlagenforschung ETH/UNI Start-up- / Jungunternehmer-Förderung Förderbeiträge / Subventionen

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Integrierte Energielösungen – gemeinsam auf Sie massge-schneidert.

www.bkw.ch

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Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS 15praxis

generationenprojekt für 200 milliardenWer finanziert eigentlich die Energiewende?

Die Energiestrategie 2050 des Bundes benötigt Investitionen von über CHF 200 Milliarden. Pensionskassen und Lebens­versicherer sind bereit, in die Energieinfrastruktur zu inves­tieren und damit einen Teil der Energiewende zu finanzieren. Erfolgreiche Beispiele für partnerschaftliches Zusammen­arbeiten mit der Energiewirt­schaft stimmen zuversichtlich.

Dr. Andreas Schlatter

Die Energiestrategie 2050 des Bundes ist ein Generationenprojekt. Für den Bau und Betrieb neuer Kraftwerke müssen in der Schweiz bis ins Jahr 2050 schätzungsweise CHF 67 Milliarden aufgewendet werden. Für die Erneuerung des bestehenden Kraftwerk-parks rechnet der Bundesrat mit Investitionen in der Höhe von CHF 126 Milliarden. Und für den Um- und Ausbau der Stromübertra-gungs- und -verteilnetze wird mit geschätz-ten Investitionen von CHF 18 Milliarden Franken gerechnet. Dies summiert sich zu einem Investitionsvolumen von über CHF 200 Milliarden.

Neue Finanzierungsquellen

Die Schweizer Energieversorger waren bis anhin in der Lage, die finanziellen Mittel selbst zu beschaffen, um ihre Netze und Kraftwerke à jour zu halten. Da die anste-henden Investitionen jedoch sehr gross sind, muss die Finanzierung der Energieinfrastruk-tur in Zukunft breiter abgestützt werden. Vermehrt wird deshalb über das Engagement

von institutionellen Investoren wie Pensions-kassen und Lebensversicherer gesprochen, die angesichts sehr tiefer Zinsen nach lang-fristigen Anlagen mit attraktivem Risiko-Rendite-Potenzial suchen.

Risiken bei der Finanzierung

Worin bestehen die besonderen Risiken für Investoren, die in die Energieinfrastruktur investieren möchten? Anleger sind vorab auf ein stabiles und vorhersehbares regulatori-sches Umfeld angewiesen. Denn solche Anlagen haben in der Regel sehr lange Lauf-zeiten und werden entsprechend langfristig finanziert. Investoren müssen sich deshalb darauf verlassen können, dass einmal ge-sprochene Fördermassnahmen – wie etwa die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) für die Stromerzeugung aus erneuer-baren Quellen – für die gesamte Laufzeit des Projekts gelten. Aus Investorensicht interessieren Projekte, die bereits heute ohne Förderung konkur-renzfähig sind. Dazu zählt etwa der Wärme-bereich. Holzheizwerke verbrennen Holz und erzeugen Wärme, die sie an Industrie, Ho-tellerie oder Privathaushalte zu konkurrenz-fähigen Preisen verkaufen. Mit solchen Projekten können Investoren eine angemes-sene Rendite bei geringem Risiko erzielen. Angesichts nach wie vor tiefer Zinsen in der Schweiz ist dies gerade für Pensionskassen besonders attraktiv.

Renditeerwartungen von Investoren

Was ist für institutionelle Anleger eine at-traktive Rendite? Die Renditeerwartungen von Pensionskassen für Infrastrukturinvest-ments setzen sich aus mehreren Kompo-nenten zusammen. So kann die langfristige, risikolose Zinserwartung in Schweizer Fran-

ken auf rund 2,0 bis 2,5 Prozent angesetzt werden. Dazu kommt ein Risikoaufschlag für Regulierungs- und operationelle Risiken von 2,0 bis 2,5 Prozent und eine Illiquiditätsprä-mie von um 1,0 Prozent. Davon kann eine Renditeerwartung zwischen 5,0 und 6,0 Prozent abgeleitet werden. So viel sollten Energieinfrastrukturanlagen mindestens abwerfen, damit hiesige Pensionskassen im heutigen Umfeld interessiert sind zu inves-tieren.

Finanzierung der Energieinfrastruktur

Als grösster Asset Manager der Schweiz sehen wir aus eigener Erfahrung, dass ins-titutionelle Kunden grundsätzlich daran in-teressiert sind, in die Schweizer Energie-infrastruktur zu investieren. Wir haben letztes Jahr eine Anlagelösung für instituti-onelle Investoren aufgelegt, die es ihnen ermöglicht, in die Energieinfrastruktur der Schweiz zu investieren. Wir erwarten, wäh-rend der zwölfjährigen Laufzeit dieser kol-lektiven Anlage, eine Rendite von um die 5,0 Prozent pro Jahr zu erzielen. Diese Anlagelösung trifft auf reges Interesse. Wir durften bereits Zusagen in der Höhe von rund CHF 400 Millionen entgegennehmen. Auch auf der Investitionsseite sind Erfolge zu verbuchen. So konnten wir von der BKW Energie insgesamt 23 Solarkraftwerke für den Fonds übernehmen. Unter diesen Anla-gen findet sich auch das Solardach auf dem Stade de Suisse in Bern. Die Zusammenar-beit sieht vor, dass BKW weiterhin den Betrieb dieser Solaranlagen sicherstellt. Auch wurden für den Fonds Investitionen im Bereich der Wärmeversorgung getätigt. So haben wir beispielsweise in das Holzheizwerk in Göschenen investiert, das auch Hotels und Ressorts in Andermatt mit Heizwärme und Warmwasser versorgt.

Fazit und AusblickDie genannten Beispiele zeigen, dass die Partnerschaft zwischen Investoren und der Energiewirtschaft zum beidseitigen Vorteil bereits Früchte trägt. Damit Anleger noch vermehrt in die Energieinfrastruktur inves-tieren und sich die erfolgreiche Partnerschaft mit der Energiewirtschaft intensiviert, müs-sen die Rahmenbedingungen langfristig vorhersehbar und stabil sowie Renditen von mindestens 5,0 bis 6,0 Prozent erzielbar sein. Wird von der Politik ein vermehrtes Engage-ment von institutionellen Investoren bei der Finanzierung der Energieinfrastruktur ge-wünscht, so sollten die entsprechenden Eigenmittelvorschriften sowie Anlagericht-linien für gewisse institutionelle Investoren entsprechend angepasst werden. Dazu sind zwei Massnahmen denkbar: Infra strukturanlagen könnten genauso als

separate Anlageklasse geführt werden wie etwa Immobilien. Zudem könnten die Vor-schriften zur Eigenkapitalunterlegung von Infrastrukturanlagen bei Lebensversicherern das dieser Anlageklasse im Schweizer Um-feld zugrunde liegende Risikoprofil berück-sichtigen. Dies würde es institutionellen Anlegern ermöglichen, vermehrt Kapital für diese langfristigen und wenig liquiden In-vestments zur Verfügung zu stellen und damit einen nachhaltigen Beitrag zur brei-teren Abstützung der Finanzierung der Schweizer Energieinfrastruktur zu leisten.

geschäftsideen erfolgreich lancierenDie Initiative Climate-KIC fördert das Unternehmertum, um den Klimawandel zu verlangsamen

Climate­KIC fördert Innovationen zur Verlangsamung des Klima­wandels. Das europaweit aus über 240 Partnern bestehende Netzwerk bringt nicht nur die besten Forscher und engagier­testen Unternehmer zusammen. Es fördert auch Start­up­Unter­nehmen und bietet vielfältige Unterstützung für den Markt­eintritt von Erfindungen und Ideen.

Dr. Anaïs Sägesser

Die Herausforderung Klimawandel erfordert Querdenker, Innovatoren und Pioniere – kurz-um Leute, die die Chancen für die grosse Transformation erkennen und nutzen. Die Climate Knowledge and Innovation Commu-nity (Climate-KIC) bietet diesen Leuten die ideale Plattform und unterstützt sie dabei, damit sie mit ihren innovativen und zukunfts-trächtigen Geschäftsmodellen eine gesell-schaftliche Umorientierung einleiten können. Climate-KIC ist eine europäische Initiative, deren Ziel ist, den Klimawandel zu verlang-samen und Anpassungsstrategien durch Fortschritt und Unternehmertum zu ermögli-chen. Climate-KIC baut auf marktwirtschaft-lichen Prinzipien auf und entfaltet seine Wir-

kungskraft durch die erfolgreiche Lancierung von neuen Produkten und Dienstleistungen. Climate-KIC besteht europaweit aus über 240 Partnern (aus Privatwirtschaft, dem öffentli-chen Sektor, NGO-Bereich und Forschungs-einrichtungen). In der Schweiz sind neben der Innovationsschmiede ETH Zürich auch der WWF Schweiz und South Pole Carbon sowie zahlreiche weitere privatwirtschaftliche Ak-teure Partner von Climate-KIC. Climate-KIC bringt europaweit die besten Forscher, die engagiertesten Alt- und Jung-unternehmer zusammen und bietet vielfälti-ge Unterstützung für den Markteintritt von Ideen und Erfindungen. Neben gezielter Start-up-Förderung bietet Climate-KIC jedes Jahr über 400 Studierenden im Rahmen von Summer Schools die Möglichkeit, neue Geschäfts ideen zu entwickeln. In den nächs-ten Jahren werden Climate-KIC Workshops und Summer Schools für Studierende aller Schweizer Universitäten und Fachhochschu-len zugänglich werden. Für die Start-up-Förderung wird eine Zusammenarbeit mit allen Inkubatoren der Schweiz angestrebt. Geplante Investi tionsfonds sowie die Tatsa-che, dass auch die neuen Länder der EU Climate-KIC-Mitglieder sind, eröffnen für Unternehmer neuer und etablierter Un-ternehmen aussergewöhnliche Markteintritts-chancen.Climate-KIC investiert in Themenbereiche, die für die nächsten Jahre die grösste Heraus-

forderung und das grösste Wirkungspoten zial bieten. Schweizer Partner sind an 16 Innova-tionsprojekten aus den verschiedenen The-menbereichen von Climate-KIC beteiligt, wo es immer darum geht, neue Dienstleistungen und Produkte an den Markt zu bringen. Ein besonders wichtiges Investitionsfeld stellt der gesamte Bereich ums Bauen dar. 40Pro-zent aller globalen Treibhausgase entstehen hier, aber auch 10 Prozent des globalen Brutto sozialproduktes werden hier erwirt-schaftet. Mit dem Flagship-Programm «Buil-ding Technologies Accelerator» (BTA), unter der Führung der ETH Zürich, fördert Climate-KIC über die nächsten sechs Jahre mit meh-reren Millionen Euro Produktentwicklung und Markteinführung von nachhaltigen und inno-vativen Gebäudetechnologien und Koopera-tionen.Um dem Klimawandel erfolgreich entgegenzu-treten, werden inkrementelle Innovationen nicht ausreichen; es braucht darüber hinaus syste-mische, disruptive und vor allem soziotechnische Innovationen. Climate-KIC wird in den nächsten Jahren seine systemischen Ansätze ausbauen und insbesondere auch in der Schweiz neue strategische Partnerschaften anstreben. Die Lösungen zum Klimawandel liegen nicht auf der Hand, und es braucht nebst Innovationen im Produkt- und Geschäftsmodellbereich auch Ansätze, um Transformationsbarrieren zu über-winden und am Markt erfolgreich zu sein. (www.climate-kic.org)

Die ETH Zürich ist in der Schweiz neben 17 weiteren Organisatio­nen der tragende Partner von Climate­KIC. Mitmachen an vorderster Front ist für die Schweiz zentral, sagt ETH Prof. Nicolas Gruber im Interview.

Interview: Franziska Richard

Herr Gruber, warum ist es wichtig, dass sich die Schweiz und insbesondere die ETH Zürich im Programm von Climate­KIC engagiert?Innovationen sind von zentraler Bedeutung, um das Klimaproblem in den Griff zu kriegen, denn mittel- bis langfristig müssen wir uns vom «fossilen» Zeitalter verabschieden. Das braucht Innovation in sehr vielen Bereichen. Wer diese Alternativen entwickelt und in den Markt bringen kann, wird bei der «grossen Transformation» dabei sein. Es ist deshalb im ureigensten Interesse der Schweiz und der ETH Zürich, bei der Innovation im Klimabereich an vorderster Front mitzumachen. Das Climate-KIC ist eine ideale Plattform, gerade in Berei-chen, für die der Markteintritt schwierig und langwierig ist. Zudem bieten sich durch das pan-europäische Netzwerk viele Möglichkei-ten an, Ideen schnell in anderen Märkten zu testen und vom lokalen Know-how zu profi-tieren.

Was sind die wichtigsten Projekte und Ziele für die nächsten drei Jahre?Nach einer starken Wachstumsphase, in wel-cher das Climate-KIC von einem Investitions-volumen der EU von wenigen Millionen auf fast 90 Millionen Euro gewachsen ist, folgt nun die Konsolidierungsphase. Eine zentrale Rolle werden in den nächsten Jahren die sogenannten Flagship-Projekte spielen, bei denen das Climate-KIC durch das Konzent-rieren auf einige Kernthemen versucht, den Innovationsprozess wesentlich zu beschleu-nigen. Die ersten dieser Projekte sind nun angelaufen, unter ihnen das Projekt «Building Technologies Accelerator», das unter Führung der ETH Zürich steht.

proF. nicolaS gruBerist Professor für Umweltphysik an der ETH Zürich und Mitglied des Governing Board des Climate-KIC.

Dr. anDreaS Schlatterist Leiter UBS Global Asset Management Schweiz und unter anderem Mitglied der Eid-genössischen BVG-Kommission.

Solarkraftwerke wie im Stade de Suisse werden heute teilweise über Fonds finanziert. Quelle: UBS

Page 16: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS16 energieeffizienz

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googeln braucht immer weniger energieDie effizientesten Rechenzentren weltweit

Rechenzentren verbrauchen gigantische Mengen Energie. Deshalb versuchen die Betreiber, das Maximum aus dem Mini­mum herauszuholen. Dank aus­geklügelten Kühl systemen und dem Einsatz von erneuerbaren Energien werden Rechen zentren immer «grüner».

Yolanda Deubelbeiss

Die rund 4 Milliarden Beiträge, die täglich online gestellt werden, darunter etwa 300 Millionen Fotos, belegen heute gigantische 300 Petabyte an Speicherplatz (300 Millionen Gigabyte) auf Facebooks Rechenzentren. Um diese schnell wachsende Datenflut zu be-wältigen, steigen neben den Speicherkapa-zitäten auch die Rechenleistungen der Com-puter Jahr für Jahr. Dass Rechenzentren dafür viel Energie verbrauchen, ist kein Geheimnis: Google verbrauchte 2010 un-glaubliche 2,26 Terawatt-Stunden Strom. Damit könnten etwa 200’000 Haushalte – also eine Grossstadt – ein Jahr mit Strom versorgt werden. Facebook liegt mit rund 0,8 Terawatt-Stunden leicht hinter Google.

Laufende Optimierung

Die gute Nachricht: Der Energieverbrauch

und CO2-Ausstoss kann noch deutlich opti-miert werden. Facebook hat mit seinem 2011 in Betrieb genommenen ersten eigenen Re-chenzentrum in Prineville (Oregon, Kaliforni-en) neue Massstäbe gesetzt. Für das wohl energieeffizienteste und umweltfreundlichs-te Rechenzentrum der Welt hat Facebook die gesamte Infrastruktur auf das Nötigste redu-ziert. «Die Server müssen nicht schön, son-dern effizient, billig und umweltfreundlich

sein», sagt Jonathan Heiliger, Vize-Direktor Technische Operationen. Heraus kam ein Rechenzentrum, das 52 Prozent weniger Energie verbraucht als ein Rechenzentrum, das die Minimalanforderungen erfüllt.Wie effizient ein Rechenzentrum ist, lässt sich mit dem Power Usage Effectiveness (PUE)-Wert definieren. Dieser international aner-kannte Wert zeigt das Verhältnis zwischen dem Stromverbrauch des gesamten Rechen-

zentrums und dem Stromverbrauch der ei-gentlichen IT-Infrastruktur. Bei einem Wert von 2 fliesst ebenso viel Energie in die Küh-lung und Infrastruktur, wie für den Betrieb der Server selbst verwendet wird. Seit 2008 konnte Google den PUE-Jahresmittelwert seiner Rechenzentren von 1,21 auf 1,12 senken. Das heisst, nur gerade 11 Prozent der Energie wird für die Kühlung und Lüftung sowie für die Stromverteilung in den Rechen-zentren aufgewendet. Facebooks Rechen-zentrum in Prineville hat einen PUE-Wert von 1,08. Auch Schweizer Rechenzentren können ihre Werte sehen lassen: Die Green Datacen-ter AG betreibt ein Rechenzentrum im aargauischen Lupfig mit einem PUE-Wert von 1,4. Für einen direkten Vergleich müssten jedoch die Details der Berechnung des PUE-Wertes bekannt sein. Google betont jedoch, nicht um die besten PUE-Werte wetteifern zu wollen, sondern die Daten zur Verbesserung seiner eigenen Rechenzentren zu nutzen.

Investitionen in erneuerbare Energien

Am meisten Energie und Kosten lässt sich bei der Kühlung sparen: Bei optimierungs-bedürftigen Rechenzentren gehen etwa 30 bis 50 Prozent Energie bei der Kühlung drauf. Für das Rechenzentrum im finnischen Hamina nutzt Google Meerwasser aus dem nahe gelegenen Meerbusen, welches über einen Wärmetauscher die warme Luft aus

den Serverräumen kühlt. Gemischt mit fri-schem Meerwasser wird das aufgewärmte Wasser zurück ins Meer geleitet. Facebook optimiert seine Kühlsysteme durch Erhöhen der Serverraumtemperaturen und trennt kalte und warme Luft durch Anpassen der Luftströmung. Für die Kühlung selbst gilt evaporative Kühlung als sehr effizient: Durch das Verdampfen von Wasser wird Wärme entzogen. In Prineville kühlt ein feiner Sprüh-nebel die angesaugte warme Aussenluft. Auch der Standort liefert je nach dem kos-tenlose Kühlung: Facebooks europäischer Datenstrom überhitzt die Server im schwe-dischen Luleå kaum, denn die Temperatur liegt im Jahresdurchschnitt bei 2°C. Noch «grüner» werden die Rechenzentren, wenn die Abwärme zum Heizen genutzt wird. Das von IBM entwickelte Rechenzentrum in Uiti-kon im Kanton Zürich zum Beispiel nutzt diese, um das Wasser des lokalen Hallenbads zu heizen. «Kostenlose» Kühlung – in der Branche bekannt als «Free Cooling» – ist zwar der Schlüssel, um mit den effizientes-ten Rechenzentren weltweit mitzuhalten. Damit die Unternehmen jedoch mit ruhigem Gewissen das Prädikat «umweltfreundlich» tragen können, dürfen sie nicht nur auf Energie sparen setzen. Google investierte bis heute fast 1 Milliarde US-Dollar in Projekte für erneuerbare Energien und setzt sich zum Ziel, nur solche zu verwenden. Mit einem Anteil von 14 Prozent kann sich Facebook hier hingegen noch deutlich steigern.

Prineville Rechenzentrum von Facebook in Oregon: minimaler Energieverbrauch. Quelle: Facebook

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Page 17: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS 17international

energieeffizienz als kraftakt in den uSaPräsident Obamas Plan weckt neue Hoffnungen

Bis 2030 soll in den USA die Emission von Treibhausgasen um 30 Prozent re­duziert werden. Neben staatlichen Mass­nahmen braucht es vor allem innovative Unternehmer. Genau das ist das Poten­zial der USA.

Philipp Bürkler, New York

Gross und plakativ waren die Worte und Versprechen von Barack Obama im Sommer 2008. Der Präsidentschaftskandidat hielt in Minnesota eine Wahlkampfrede. Seine Prä-sidentschaft bedeute einen ökologischen Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte. Künftige Generationen würden zurückschau-en und sagen, seine Präsidentschaft mar-kierte den Moment, «als die Meere zu steigen aufhörten und unser Planet zu heilen be-gann». Nach anderthalb Amtszeiten sieht die Realität freilich anders aus. Die ehrgeizigen Ziele sind bis heute nicht umgesetzt. Der demokratische US-Präsident schaffte es nicht, im Parlament eine klimapolitische Mehrheit zu mobilisieren. Das Klima-schutzabkommen scheiterte am heftigen Widerstand der Republikaner und einiger Demokraten aus Staaten mit intensiver Koh-leförderung.

«Als die Meere zu steigen aufhörten und unser Planet

zu heilen begann.»

Obama versucht nun, seine Ziele ohne den Kongress zu erreichen. Unlängst hat seine Umweltschutzbehörde EPA die Bundesstaa-ten zu Klimaschutzmassnahmen verpflichtet. Bis 2020 sollen die Treibhausgas-Emissionen um 20 Prozent, bis 2030 gar um 30 Prozent unter den Wert von 2005 reduziert werden. Ein schwieriges Unterfangen: In einigen Süd-staaten gibt es nicht einmal eine CO2-Ober-grenze, und die Bahninfrastruktur liegt in weiten Teilen des Landes im Argen. Bei der Umsetzung der staatlichen Ziele sind die einzelnen Bundesstaaten relativ frei. Jeder Staat wird verpflichtet, eigene Ideen und Grenzwerte für die CO2-Reduktion fest-zulegen. Einen progressiven Weg geht Kalifornien. Der bevölkerungsreichste Bun-desstaat hat 2012 den Handel von Klima-zertifikaten zugelassen. Es ist nach der Europäischen Union das weltweit zweitgröss-te System für den Handel von Klimazertifi-katen. Die EPA will den Emissionshandel bald auch in anderen US-Staaten einführen. Obwohl der Kongress nicht mitreden kann, dürften die republikanischen Gegner Obamas heftig gegen Klimamassnahmen protestie-ren, da solche Vorhaben in ihren Augen wirtschaftsfeindlich sind.

Weg von fossilen Brennstoffen

Heute decken die USA ihren Energiebedarf zur Hälfte mit Kohlekraftwerken. Das über-rascht nicht: Die Ressource Kohle ist in den USA in rauen Mengen vorhanden und wird sogar nach China exportiert. Wissenschaft-ler schätzen den Kohlevorrat auf 140 Jahre. Nur: Kohlekraftwerke verschmutzen das Wasser und stossen Unmengen CO2 in die Luft. Vielen droht durch die Intervention der Regierung die Schliessung. Die Vereinigten Staaten brauchen dringend Alternativen für ihren Energiebedarf. Der Unternehmer An-drew Perlman könnte eine Alternative ge-funden haben. «Wir machen aus schmutzi-ger Kohle sauberes Erdgas», sagt der CEO der in Chicago domizilierten Firma GreatPoint Energy. Das Unternehmen verwandelt Kohle in einem haushohen Zylinder über einen Katalysator zu synthetischem Erdgas. «Die USA haben mehr Kohlevorräte als Saudi-

Arabien Ölvorkommen hat», so Perlman. Seine angewandte Technik – Catalytic Hyd-romethanation – ist nicht neu, sondern Wei-terentwicklung. Bereits im 19. Jahrhundert hat beispielsweise die Stadt Boston aus Kohle flüssiges Gas für den Betrieb der Stras-senbeleuchtung hergestellt. Die Nationalso-zialisten betrieben während des Zweiten Weltkrieges mit künstlich hergestelltem Gas sogar ihre Panzer. Während der Öl-Krise in den 1970er-Jahren finanzierte die US-Re-gierung Forschungsprojekte, um Alternativen zum teuren Erdöl zu finden. Nach der Krise, als die Öl-Preise wieder sanken und Erdgas dereguliert wurde, legte die Regierung die Forschung auf Eis. Perlman knüpft an das damalige Wissen an. Der Unternehmer hat Wissenschaftler unter Vertrag genommen, die bereits vor knapp 40 Jahren geforscht haben. Investoren glauben an einen wirt-schaftlichen Erfolg. Nicht nur in den USA, auch in China. 2012 ist der grösste chine-sische Automobilzulieferer Wanxiang bei GreatPoint Energy mit 1,25 Milliarden Dollar eingestiegen. GreatPoint Energy baut in Westchina die erste grosse Anlage zur Her-stellung von synthetischem Erdgas. Der Erfolg des chinesischen Projekts dürfte über die Zukunft der Methode in den USA ent-scheidend sein.

Fracking als Energiewunder

Bereits erfolgreich im wirtschaftlichen Sinne ist Hydraulic Frackturing, kurz Fracking. Ne-ben Erdöl wird vor allem besonderes Erdgas, sogenanntes Schiefergas aus tiefen Erd-schichten, gefördert. In bis zu tausend Meter Tiefe wird Schiefergestein mit Sand, Wasser und Chemikalien gesprengt, um das einge-schlossene Erdgas freizusetzen. In über 30 Bundesstaaten gibt es bereits mehr als eine Million Bohrlöcher. Die Fördermethoden sind wirtschaftlich relevant und locken neue In-vestoren an. Grossunternehmen mit einem hohen Energiebedarf bauen eigene Werke

in den Regionen mit Rohstoffvorkommen. Durch das massenhaft vorhandene Öl und Gas sind die Energiepreise teilsweise um 25 bis 50 Prozent tiefer als in Europa. Be-fürworter der Methode sehen neben Energie-unabhängigkeit vor allem eine industrielle Renaissance. «Alleine in Pennsylvania hat Schiefergas-Fracking bereits mehr als 40’000 Jobs geschaffen», sagt Kathryn Kla-ber, CEO der Marcellus Shale Coalition. Auch die Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsge-sellschaft Price Waterhouse Coopers PWC prophezeit, Schiefergass-Fracking soll bis 2025 eine Million Jobs in den gesamten USA schaffen. Kritik gibt es von Umweltschützern und Demokraten. Sie befürchten verschmutz-tes Grundwasser, Landschaftsverschande-lung und unabsehbare Folgen für die Umwelt. Umstritten ist Fracking auch wegen der verwendeten Chemikalien. Über deren ge-naue Zusammensetzung schweigt die Bran-che. Sie sieht bei Preisgabe ihr Geschäfts-modell bedroht. «Beim Fracking kommen mehr als 700 Chemikalien zum Einsatz, die hormonelle Störungen verursachen», sagt Doktor Susan Nagel von der University of Missouri. Wegen der Gefahr von verseuchtem Grundwasser durch Methan und Chemika-lien haben die Behörden in den Staaten New York und Vermont ein Moratorium durchge-setzt. Gefördert wird in den USA nicht nur Erdgas, sondern immer mehr auch Erdöl. Durch Fra-cking von Erdöl sieht die US-Regierung sogar ihr Energieproblem gelöst. Die staatliche US-Energieinformationsagentur EIA glaubt, die USA werden im Jahr 2016 jeden Tag 9,5 Millionen Barrel Rohöl fördern – fast doppelt so viel wie 2008. Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur IEA dürften die USA damit zum grössten Ölproduzenten der Welt aufsteigen. Industrie, Transportwesen und private Haus-halte sind in den USA die grössten Energie-verbraucher. Lastwagen und auch Züge für den Personen- und Gütertransport werden

hauptsächlich mit fossilen Brennstoffen wie Benzin und Diesel betrieben. Die Industrie produziert primär mit Öl und Erdgas. Bei den privaten Endverbrauchern zeigt vor allem die Stromkurve seit einigen Jahren steil nach oben. Der Betrieb von Computern, mehreren Fernsehgeräten und anderen Haushaltsge-räten ist stromintensiv.

Umdenken durch Anreiz

Erneuerbare Energien stecken in den USA teilweise noch auf dem Niveau von 1950. Mit Anreizsystemen versuchen Regierung und Clean-Tech-Unternehmen, die Men-schen zu einem ökologischeren Lebensstil zu bewegen. Wer den Abfall korrekt trennt, Geräte beim Nichtgebrauch ausschaltet oder mit dem Velo zur Arbeit fährt, erhält bei der New Yorker Firma Recycle Bank Punkte. Diese können in Geschäften gegen Rabatte eingetauscht werden, sie sind als bares Geld. Die Recycle Bank hat laut Anfrage vier Mil-lionen Nutzer. Ein in Europa bisher unbe-kanntes System.Die USA sind bekannt für ihre grossen Pick-up-Trucks, Hummer und SUVs. Die grossen Benzinschlucker könnten bald Vergangenheit sein. Um den CO2-Ausstoss bis in 15 Jahren um 30 Prozent zu senken, will die Regierung Obama auch die Strassen sauberer machen. Der Benzinverbrauch soll bis 2025 auf durch-schnittlich 4,3 Liter pro 100 Kilometer sinken. Im Vergleich zu heute entspricht das einer Halbierung. Geringerer Benzinverbrauch bedeutet für Autofahrer einen finanziellen Vorteil. Untersuchungen haben ergeben, dass während der Lebenszeit eines Fahrzeugs bis zu 8000 Dollar eingespart werden könnten. Nebenbei würden die rund 255 Millionen Fahrzeuge auf amerikanischen Strassen den CO2-Ausstoss von 60 Kohlekraftwerken ver-hindern.Die grosse Herausforderung für die USA wird es sein, den Wandel zu einer ökologischeren Gesellschaft zu vollziehen, ohne die etablier-

te Wirtschaft abzuwürgen. Durch die ehrgei-zigen Ziele könnten die USA ökologisch eine globale Führungsrolle übernehmen. Den USA, dem Land des freien Unternehmertums, bieten sich im Clean-Tech- und Technolo-giebereich Chancen und Innovationen, die anderen Kontinenten, auch Europa, in ihrer unkonventionellen und facettenreichen Start-up-Tradition im Tempo teilweise voraus sind. Neben kreativen Anreizsystemen braucht es vor allem staatliche Förderung in Form von Krediten und Subventionen. Die kürzlich von Präsident Obama gesprochenen vier Milliar-den Dollar für Clean-Tech-Unternehmen sind vielleicht ein erster Impuls in Richtung einer ökologischeren Zukunft.

Macht die USA bezüglich Energieversorgung unabhängig und will die Energieeffizienz stark vorantreiben: Präsident Barack Obama. Quelle: 360b – Shutterstock

greatpointenergy inc. (2005)Die Technologiefirma aus Chicago produziert mit moderner Verfahrens-technik Methangas aus Kohle. Die grösste Anlage entsteht in China.www.greatpointenergy.com

recycle rewards inc. (2004)Die Firma belohnt das Rezyklieren von Abfall mit Punkten. Diese können beim Kauf von neuen ökologischen Produkten wieder eingesetzt werden.www.recyclebank.com

opower inc. (2007, ipo 2014)Ein cloudbasiertes interaktives An-reizsystem zum wirkungsvollen Ener-giesparen mit Online-Visualisierung auf dem Smartphone.www.opower.com

innovative Start-up-Firmen in Den uSa

Page 18: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS18 unternehmertum

Family Business awardDritte Vergabe des Preises für werteorientiertes Unternehmertum am 4. September im Kursaal Bern

Familienunternehmen bilden die unverzichtbare Kernsubstanz der Schweizer Wirtschaft. Sie zeichnen sich durch verantwor­tungsbewusste und nachhaltige Unternehmensführung aus. Am 4. September 2014 wird eine besonders vorbildliche Firma im Kursaal Bern mit dem Family Business Award ausgezeichnet. Doris Kohler

Nachhaltiges und werteorientiertes Unter-nehmertum ist besonders in den Familien-unternehmen zu finden. Die Hauptursache dafür liegt in der generationenübergreifen-den Grundhaltung, die mittel- und langfris-tige Ziele dem kurzfristigen Profitdenken überordnet. Nachhaltiges Unternehmertum beinhaltet nicht nur eine gute Performance im Energie- und Klimabereich. Gleichzeitig gehören auch die gesellschaftliche Verant-wortung und das wirtschaftliche Gesamt-ergebnis zu den Erfolgsfaktoren. In Anschluss an den Swiss Energy and Cli-mate Summit wird im Kursaal Bern zum dritten Mal der Family Business Award (FBA) an ein herausragendes Schweizer Familien-unternehmen verliehen.Familienunternehmen spielen in der Schwei-zer Wirtschaft eine wichtige Rolle, erwirt-schaften sie doch rund 65 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Als Familienun-ternehmen gelten Firmen, deren Kapital-mehrheit im Familieneigentum liegt. Zudem ist entweder das Verwaltungs-

FactS & FigureS

Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen in der Schweiz ist überdurchschnittlich hoch:

– 88% aller Firmen in der Schweiz sind Familienunternehmen– 50% der Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden sind in Familienbesitz– 37% der börsenkotierten Unternehmen sind von Familien kontrolliert– 65% aller Erwerbstätigen unseres Landes arbeiten in Familienunternehmen

und steuern einen ungefähren Beitrag von 60 Prozent zum BIP bei

Beck glatZ conFiSeur ag

kuhn rikon ag groupe et DomaineS rouvineZ

F. hunZiker + co ag

Die süssen Mandelbärli in verschiedenen Ge-schmacksrichtungen sind das kulinarische Pendant des Berner Wappentiers und die Bot-schafter des Traditionsunternehmens Beck Glatz Confiseur. In verschiedenen Geschmacks-richtungen erhältlich, machen sie heute rund zehn Prozent des Gesamtumsatzes des Berner Traditionsunternehmens aus. Der Rest wird mit einem umfassenden Gastronomieangebot erwirtschaftet. Die Firma Beck Glatz setzt auf Frischeproduktion und steckt viel Handarbeit und Sorgfalt in ihre hochstehenden Produkte.

Gründung 1864Eigentümer/GL Thomas GlatzMitarbeit./Lehrl. 120/9Internet www.glatz­bern.ch

Das Familienunternehmen aus Dietikon/ZH weiss, worauf es bei Hartbonbons, Kau-bonbons, Dragées, Gummipastillen, Gummi-bonbons bzw. Fruchtgummies und Pulvergetränken ankommt. 55 Prozent der Produktion wird in der Schweiz verkauft, der Rest wird exportiert. Um dem teilweise stag nierenden Süsswarenmarkt zu begeg-nen, wurden Bonbons mit Zusatznutzen für die Gesundheit, die Zahnpflege oder die Schönheit entwickelt.

Gründung 1945Eigentümer/GL Familie Hunziker/ Dr. Felix ObristMitarbeit./Lehrl. 130/3Internet www.fhunziker.ch

Die Kuhn Rikon hat mit ihrem Kochgeschirr den Weltmarkt erobert und verkauft ihre Produkte rund ums Kochen mittlerweile in 47 Länder. Als Antwort auf gesättigte Märk-te und verändertes Kundenverhalten hat sich das Traditionsfamilienunternehmen neben der Produktion von Kochgeschirr in den letzten Jahren auch auf die Entwicklung und das Design von Küchenhelfern wie Messer, Pfeffermühlen und Sparschäler konzentriert.

Gründung 1926Eigentümer/GL Fam. Kuhn & Auwärter- Kuhn/Dr. Tobias GerfinMitarbeit./Lehrl. 200/5Internet www.kuhnrikon.ch

Die Familie Rouvinez gehört dank ihren Spit-zenprodukten und ihrer Pionierarbeit, bei-spielsweise in der integrierten Produktion und beim Ausbau von Assemblageweinen wie Le Tourmentin oder La Trémaille, zu den anerkanntesten Weinproduzenten des Kantons Wallis. Die wichtigsten Erfolgsfak-toren der «Entreprises et Domaines Rouvi-nez» sind bis heute die hohe Qualität der Produkte, die Eigenständigkeit des Traditi-onsunternehmens und der Respekt vor der Natur.

Gründung 1947Eigentümer/GL Familie RouvinezMitarbeit./Lehrl. 118/3Internet www.rouvinez.com

ratspräsidium oder die operative Ge-schäftsleitung durch ein Familienmitglied besetzt.

In guter Gesellschaft

Der Family Business Award entstand anläss-lich des 100. Geburtstags von Walter Haef-ner, jenes Unternehmers, der die AMAG 1945 gegründet und in den folgenden Jahrzehnten zum grössten Import-, Handels- und Ser-viceunternehmen der schweizerischen Au-tomobilbranche ausgebaut hat. Neben dem geschäftlichen Erfolg standen in seinem unternehmerischen Wirken stets das beharr-liche Verfolgen langfristiger Strategien, der Aufbau einer krisenfesten Geschäftsbilanz sowie die Wahrnehmung sozialer und ge-sellschaftlicher Verantwortung im Mittel-punkt. Werte also, die heute unter dem Begriff der Nachhaltigkeit zusammengefasst werden.

«Ökonomische und soziale Ansprüche sind keine Widersprüche, sondern gehen

Hand in Hand.»Adrian Pfenniger, CEO Trisa AG,

Preisträger 2012

Diese Werte gelten ganz besonders auch für die beiden bisherigen Preisträger, die Trisa AG unter der Leitung von Adrian und Philipp Pfenniger und die SIGA Holding AG, die von Marco und Reto Sieber geführt wird. Mit die-sen beiden Firmen wurden traditionsreiche

und innovative Schweizer Unternehmen aus-gezeichnet, die in vorbildlicher Art und Weise geführt werden und sich täglich dem nach-haltigen Unternehmertum verpflichten.

Beurteilungsverfahren

Mit dem Family Business Award wird das nachhaltige unternehmerische Gedankengut nach aussen getragen und gestärkt, wie das grosse Interesse am Preis zeigt. 2014 haben sich rund 100 Firmen um den Family Busi-ness Award beworben. 16 Unternehmen kamen in die engere Wahl, woraus schliess-lich die vier Finalisten hervorgingen. Die Dossiers wurden mittels eines Jurierungs-verfahrens geprüft, das vom Center for Cor-porate Responsability and Sustainability CCRS an der Universität Zürich entwickelt wurde. Das wissenschaftliche Verfahren bietet die Grundlage für eine objektive Be-wertung der Bewerbenden durch die unab-hängige Jury. Das nachhaltige und werteorientierte Unter-nehmertum wird dabei in den drei Bereichen wirtschaftliche Performance, gesellschaftli-

ches Engagement und Umwelt Performance beurteilt. Da diese drei Bereiche sowohl in der Gegenwart als auch mit Blick in die Zu-kunft analysiert werden, erfahren die Fami-lienunternehmen eine sehr umfassende Betrachtung und Bewertung. Aus diesem Grund besuchen die Experten alle Finalisten persönlich.

«Familienunternehmen lassen sich durch Rückschläge nicht von ihrer Mission abbringen.»

Reto Sieber, SIGA Holding AG, Preisträger 2013

Familienunternehmen sind nicht von den Quartalszahlen bestimmt und getrieben. Vielmehr verfolgen sie mittelfristige Strate-gien. «Genau dies ist die Firmenkultur, die wir mit dem Family Business Award fördern», unterstreicht Morten Hannesbo, CEO der AMAG.

Die jury

Für die Wahl des siegreichen Unternehmens ist eine neunköpfige Jury verantwortlich:

Klaus EndressVRP Endress+Hauser Gruppe, Präsident der Jury FBA

Pascale Bruderer WyssStänderätin

Monika RibarVizepräsidentin Verwaltungsrat SBB

Franziska Tschudi SauberVR-Delegierte und CEO WICOR Holding AG

Dr. Philipp AerniDirektor CCRS, Universität Zürich

Hans HessPräsident Swissmem

Jürg LäderachInhaber Confiseur Läderach AG

Dr. Thomas StaehelinPräsident der Vereinigung der Privaten Aktiengesellschaften VPAG

Roger de WeckGeneraldirektor SRG SSR

www.family­business­award.ch

Page 19: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

Dienstag, 2. September 2014 · NZZ-Verlagsbeilage zum SwissECS 19rahmenbedingungen

Seit über zwei Jahrzehnten fördern Bund und Kantone die Nutzung von erneuerbaren Ener­gien und die Verbesserung der Energieeffizienz gezielt mit Sub­ventionen und Förderungsbei­trägen. Die Energiewende wird auch mit neuen Vorschriften und Auflagen vorangetrieben. Dabei gilt es, das Spannungsfeld zwi­schen ökonomischen Aspekten, der ökologischen Verträglichkeit und der Versorgungssicherheit zu beachten. Die Interessen von Wirtschaft, Politik und der Energiebranche sind meist sehr unterschiedlich.

Interviews: Peter Stähli

Spannungsfeld ökonomie und ökologieEntscheidende Faktoren für eine markt- und umweltgerechte Energieversorgung

Wir Kantone sind in der Energiepolitik vor allem für den Gebäudebereich zuständig. Gerade dort gibt es viele gute Beispiele: Die verschärften Anforderungen für Neubauten beim Einsatz von erneuerbaren Energien haben vielen Ber-ner Firmen einen grossen Schub verliehen. Ich denke da an Firmen, welche Holzheizungen, Wärmepumpen und Solar-anlagen verkaufen oder installieren. Ein anderes Beispiel ist die Vorschrift, dass neue Ölkessel kondensierend sein müs-sen. Diese Verschärfung hat einer Berner Firma zum Durch-bruch ihrer neuen Produkte verholfen. Schliesslich profitiert unser Gewerbe auch von den vielen Gebäudesanierungen.

Die Innovation im Bereich Energie und Umwelttechnik ist gross. Nicht zuletzt auch als Folge der neuen Energiepolitik von Bund und Kantonen. Gerade mit den erhöhten Anforde-rungen an die Energieeffizienz kommen laufend neue Wei-terentwicklungen auf den Markt. Damit ein innovatives Produkt Erfolg haben kann, braucht es einen Heimmarkt und oft einen finanziellen Anreiz für die Erstkunden. Deshalb fördern wir gezielt Gebäude mit verbesserter Energieeffizienz und erneuerbarer Energie. Insbesondere Plusenergiebauten, wofür der Kanton Bern dieses Jahr sogar den schweizerischen Solarpreis erhalten hat.

Ich bin langfristig sehr zuversichtlich für die Wasserkraft. Denn sie ist ein wichtiger Teil der neuen Energiepolitik. Kurz-fristig ist die Wasserkraft wegen den tiefen Strompreisen unter Druck. Da ist die Politik gefordert. Zentral für mich ist, dass die Klimapolitik in Europa stärker zum Tragen kommt. Die Kosten der Klimaerwärmungen müssen in die Preise für Öl, Gas und Kohle einfliessen. Dazu braucht es einen griffi-gen europaweiten CO2-Emissionshandel oder noch besser eine europaweite CO2-Abgabe. Dann braucht es auch für Sonne- und Windenergie keine Fördergelder mehr. Dann wird auch die Wasserkraft wieder konkurrenzfähiger. Das Umdenken bei uns allen ist für mich die grösste Her-ausforderung. Wir alle müssen den Paradigmenwechsel erkennen, verstehen und in unserem täglichen Leben an-wenden. Das fängt schon an beim Kauf der richtigen Ener-giesparlampe. Die Chancen der neuen Energiepolitik für unser Land sind gross. Die Stärke der Schweiz war schon immer ihre grosse Innovationskraft, mit der wir den Mangel an natürlichen Ressourcen wettmachen konnten. Die Ener-giewende bietet uns die Chance, Ressourcen wie Sonne, Wind und Wasser künftig besser zu nutzen. Das ist gut für unser Klima und die Energieversorgung, aber auch für die Wirtschaft.

Die Energiestrategie unseres Kantons sowie das neue Energiegesetz zur Umsetzung dieser Strategie. Als Ener-giedirektorin des Kantons Bern konnte ich mit diesen Ins-trumenten bessere Rahmenbedingungen für mehr Ener-gieeffizienz und erneuerbare Energien setzen. Auch die neue Wasserstrategie und dem damit verbundenen Ausbau der Wasserkraft in unserem Kanton ist für mich ein wich-tiger Meilenstein meiner Energiepolitik. Als Vorstandsmit-glied der Energiedirektorenkonferenz habe ich mich auf nationaler Ebene für die Energiewende sehr engagiert.

Bei wissenschaftlich fundierten Grenzwerten, wie etwa der Luftreinhaltung zur Senkung des Stickoxid- oder Schwefel-dioxidausstosses, konnte die Industrie neue Technologien entwickeln. Das hat der hiesigen Industrie kurzfristig einen Marktvorsprung gebracht. Politisch festgelegte Ziele, etwa im Zusammenhang mit dem Ressourceneinsatz, erfordern nicht neue Technologien, sondern Verhaltensänderungen. Die Wirtschaft ist ständig auf der Suche nach innovativen Lösungen. Der Erlass von neuen Grenzwerten und Zielen führt daher nicht zwangsläufig zu positiven Resultaten.

Die in der Schweiz angesiedelten Unternehmen der Energie- und Umwelttechnik zählen zur Weltspitze. Diese Unternehmen sind innovativ und entwickeln zusammen mit unseren Hoch-schulen laufend neue technologische Lösungen. Wichtig sind für diese Unternehmen gute unternehmensrechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen. Und natürlich benötigen diese Unternehmen gut ausgebildete und motivierte Mitar-beitende. Eine staatliche Industriepolitik oder der Ausbau von Subventionsprogrammen ist hingegen der falsche Weg.

Die Schweiz muss aus den Fehlern unseres nördlichen Nach-barlands lernen. Wir sollten deshalb so rasch als möglich die Subventionen auslaufen lassen und die Marktverzerrungen beseitigen. Wir müssen den Energiemarkt öffnen und vom System der Förderung zur Lenkung übergehen. Überdies ist es wichtig, dass die Schweiz auch morgen am europäischen Binnenmarkt diskriminierungsfrei partizipieren kann. Dort liegen die Chancen, insbesondere für die flexible Wasserkraft.

Die Energie muss auch in Zukunft zu jedem Zeitpunkt ausreichend, kostengünstig und umweltschonend zur Ver-fügung stehen. Dafür sind grosse Investitionen erforderlich, die aber heute nicht getätigt werden können, weil die politischen Ziele unklar und zu weit weg sind. Wir sollten unsere gut funktionierende Versorgung schrittweise mo-dernisieren und für die Technologien von morgen vorbe-reiten. Damit werden wir auch in Zukunft ein sehr zuver-lässiges Versorgungssystem haben. Gelingt dies, dann glaube ich auch, dass die Bevölkerung den Umbau der Versorgung akzeptieren wird.

In meiner früheren Funktion als CEO der Axpo habe ich massgeblich zum Pumpspeicher-Projekt Linth-Limmern beigetragen. Ich bin überzeugt, dass diese Investition ganz entscheidend dazu beitragen wird, die unregelmässig an-fallende Stromerzeugung aus Sonne und Wind optimal in die Versorgung zu integrieren. Damit wird die Anlage den kommenden Generationen von grossem Nutzen sein.

Die Schweiz hat sehr früh in den Bereichen Gewässerreinigung und Abfälle mit Gesetzen, Grenzwerten und Fristen klare Rahmenbedingungen geschaffen. In Kooperation von Wissen-schaft und Industrie konnten wir danach unsere fortschrittlichen Abwasserreinigungs- und Kehrichtverbrennungstechnologien auf den Weltmärkten etablieren. Eine Erfolgsgeschichte ist auch die Reduktion des Energieverbrauchs bei Neubauten um 75 Prozent in den letzten 30 Jahren. Firmen wie Flumroc, Pavatex oder Swisspor haben sich dank ihrer Pionierrolle auf dem Heimmarkt inzwischen auch international erfolgreich positioniert.

Die Schweiz belegt international bei der Innovationskraft Spitzenränge, beispielsweise im «Innovation Union Score-board» der EU-Kommission oder beim «Global Innovation Index». Der Cleantech-Bereich Schweiz weist beeindru-ckende Wachstumsraten auf und trägt bereits 8 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei. Das Bundesamt für Energie (BFE) unterstützt Cleantech-Innovation von der Forschung über Pilot- und Demonstrationsphase bis zur Marktein-führung, subsidiär, aber wirkungsvoll, beispielsweise mit EnergieSchweiz.

Die Schweizer Wasserkraft hat immer wieder gute und schlech-te Zeiten erlebt. Die europäischen Strommärkte befinden sich heute in einem umfassenden Umbruch, ausgelöst durch Schie-fergas, Kohleverstromung, tiefe CO2-Emissionspreise, Effizi-enzvorgaben sowie die Förderung der erneuerbaren Energien in der EU. Die Wasserkraft wird auch in der künftigen Ener-gieversorgung der Schweiz eine zentrale Rolle spielen. Eine Anpassung der Geschäftsmodelle an die neuen Marktrealitä-ten ist aber unabdingbar. Nationale Förderprogramme für die Wasserkraft sind hier nicht zielführend, vielmehr muss der europäische Rahmen des Strommarktes neu designt werden. Technisch und wirtschaftlich ist die Energiestrategie des Bundesrates machbar, das haben wir aufgezeigt. Schweizer Cleantech-Unternehmen profitieren im wachsenden Welt-markt von dieser ambitiösen Energiepolitik. Gleichzeitig kann die Wertschöpfung in der Schweiz gesteigert werden. Es braucht ein Miteinander von Politik, Wirtschaft und Wissen-schaft. Eine Herausforderung wird sein, die vielen Partiku-larinteressen im politischen Prozess zu vereinen. Ich bin zuversichtlich, dass schlussendlich ein stimmiges Paket von Massnahmen verabschiedet werden kann, welches eine sichere, ressourcen- und kostenbewusste Energiezukunft ermöglicht.

Die Energiestrategie 2050 enthält verschiedenste Elemente, die das BFE-Team und ich massgeblich prägen konnten, etwa der neue Ausgleich von Schutz und Nutzen oder die Einmal-vergütung für kleinere PV-Anlagen und die Priorisierung des Eigenverbrauchs, die mit der Parlamentarischen Initiative 12.400 umgesetzt wurden. Und die von uns designten wett-bewerblichen Ausschreibungen könnten gar zu einem Export-schlager werden: Das sind wichtige Meilensteine hin zu einer marktorientierten Förderpolitik.

In welchen Fällen haben sich nach Ihrer Erfahrung bisher der Erlass von ver­schärften Grenzwerten oder Verbrauchs­vorschriften auch für die Wirtschaft positiv ausgewirkt?

Wie schätzen Sie die aktuelle Innovations­kraft im Bereich der Energie­ und Umwelt­technik in der Schweiz ein und wie wird diese auf Ihrer Ebene gefördert?

Die Förderung der dezentralen und er­neuerbaren Energieproduktion stellt für die Zukunft eine grosse Chance dar. Auf der anderen Seite entstehen grosse Marktverzerrungen, von denen im Mo­ment auch die Wasserkraft in der Schweiz stark betroffen ist. Gibt es einen Ausweg?

Wo liegen aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen und Chancen für die angedachte Energiestrategie des Bun­desrates?

Was ist bisher der grösste Erfolg oder die wirksamste Massnahme für eine umwelt­gerechtere Energieversorgung, die Sie persönlich mitprägen konnten?

Bereit zum Dialog und zum Aufbruch: Drei wichtige Entscheidungsträger mit hoher Verantwortung für unsere Energie-Zukunft. Quellen: ZVG

heinZ karrer präSiDent economieSuiSSe

BarBara egger-jenZer regierungSrätin kanton Bern

walter Steinmann Direktor BunDeSamt Für energie

Page 20: NZZ-Verlagsbeilage Swiss ECS 2014

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