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RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 1
DIE RADIODOKTOR-INFOMAPPE
Ein Service von:
ORF
A-1040 Wien, Argentinierstraße 30a
Tel.: (01) 50101/18381
Fax: (01) 50101/18806
Homepage: http://oe1.ORF.at
Österreichische Apothekerkammer
A-1091 Wien, Spitalgasse 31
Tel.: (01) 404 14-600
Fax: (01) 408 84 40
Homepage: www.apotheker.or.at
Österreichisches Bundesministerium für Gesundheit
A-1030 Wien, Radetzkystr. 2
Tel.: (01) 71100-4505
Fax: (01) 71100-14304
Homepage: www.bmg.gv.at/
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 2
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
Die Sendung
Die Sendereihe „Der Radiodoktor“ ist seit 1990 das Flaggschiff der
Gesundheitsberichterstattung von Ö1. Jeden Montag von 14.05 bis 14.40 Uhr
werden interessante medizinische Themen in klarer informativer Form
aufgearbeitet und Ö1-Hörerinnen und -Hörer haben die Möglichkeit, telefonisch
Fragen an das hochrangige Expertenteam im Studio zu stellen.
Wir über uns
Seit September 2004 moderieren Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos,
Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz, Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger und
Dr. Christoph Leprich die Sendung.
Das Redaktionsteam besteht aus Mag. Felice Drott, Mag. Xaver Forthuber,
Mag. Nora Kirchschlager, Dipl. Ing. Eva Obermüller, Dr. Doris Simhofer,
Dr. Michaela Steiner, Dr. Ronny Tekal und Dr. Christoph Leprich.
Das Service
Seit dem 3. Oktober 1994 gibt es das, die Sendereihe flankierende, Hörerservice,
das auf größtes Interesse gestoßen ist.
Die zu jeder Sendung gestaltete Infomappe mit ausführlichen
Hintergrundinformationen, Buchtipps und Anlaufstellen wird kostenlos zur
Verfügung gestellt und ist bereits am Sendungstag auf der Ö1-Homepage zu
finden. Diese Unterlagen stellen in der Fülle der behandelten Themen ein Medizin-
Lexikon für den Laien dar.
Die Partner
Ermöglicht wird die Radiodoktor-Serviceleiste durch unsere Partner:
die Österreichische Apothekerkammer und das Österreichische Bundesministerium
für Gesundheit.
An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich bei unseren Partnern für die
Zusammenarbeit bedanken!
Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit in dieser
Infomappe zumeist auf die weiblichen Endungen, wie z.B. PatientInnen, ÄrztInnen etc.
verzichtet haben.
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 3
OSTEOPOROSE – NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
Mit Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos
29. Oktober 2012, 14.05 Uhr, Ö1
Sendungs- und Infomappengestaltung: Mag. Felice Drott
Redaktion: Dr. Christoph Leprich
INHALTSVERZEICHNIS
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 4
INHALTSVERZEICHNIS
OSTEOPOROSE – NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN 7
Neue Einblicke in den Knochenumbau 7
Medikamente gegen Osteoporose 8
Generationenwechsel bei Wirksubstanzen 9
Primäre und sekundäre Osteoporose 10
Zu viel Knochenabbau 10
Risikofaktoren für Osteoporose 10
Knochenbrüche nehmen zu 11
Der Aufbau des Skeletts 11
Blutversorgung 12
Geflecht- und Lamellenknochen 12
Röhrenknochen und platte Knochen 12
Knochenhart - ein lebender Organismus 13
Knochenabbau und Knochenaufbau 13
Der „Lebenslauf“ der Knochen 13
Osteoporose – krankhafter Knochenschwund 14
Osteoporose ohne erkennbare Ursache (= Primäre Osteoporose) 14
Sekundäre Osteoporose 15
Prävention der Osteoporose 16
Kalzium und Vitamin D 17
Stabile Knochen durch Bewegung 20
Kennzeichen und Verlauf der Osteoporose 22
INHALTSVERZEICHNIS
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 5
Fehlerhafte Mikroarchitektur 22
Verlauf der Osteoporose 22
Fakten zur Osteoporose 23
Zahlen zur Erkrankung 23
Symptome der Osteoporose 24
Beschwerden und Anzeichen 25
Diagnose der Osteoporose 25
Messung der Knochendichte (Densitometrie) 25
Doppelenergie-Röntgenabsorptionsmethode 26
CT, Ultraschall und Biopsie 27
Weiterentwicklungen in der Diagnose 27
Hormonspiegel feststellen 27
Knochenumsatzmarker 28
FRAX - Risikotest 28
Therapie der Osteoporose 29
Neue Einblicke in den Knochenumbau 29
Übersicht neuer medikamentöser Therapien: 30
Signalsystem des Knochenabbaus 30
Denosumab 31
Signalwege des Knochenaufbaus 31
Odanacatib – der Kathepsin-K-Inhibitor 32
Sklerostin-Blockade 32
Die Standard-Therapie 32
Interdisziplinäres Team 33
Das sollten Sie tun! 33
Die Bisphosphonate 34
Die richtige Einnahme 34
Intravenöse Applikation 34
Schlechte Compliance 34
SERMs und Östrogene 35
INHALTSVERZEICHNIS
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 6
Parathormon und Strontiumranelat 36
Strontiumranelat 36
Enttäuschung - Calcitonin und Fluor 37
Fluor (Natrium-fluorid) 37
BUCHTIPPS 38
ANLAUFSTELLEN 39
QUELLEN UND LINKS 41
ADRESSEN 42
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 7
OSTEOPOROSE – NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
Ulrike Prem war erst 42 Jahre alt, als sie bei einem Autounfall zahlreiche Frakturen
erlitt. Das war vor 13 Jahren. Die Unfallfolgen waren deswegen so verheerend, da
damals ihre Knochen bereits aufgrund einer sich frühzeitig entwickelnden
Osteoporose so porös waren, dass viele der Erschütterung nicht standhielten.
In Österreich sind etwa 740.000 Personen an Osteoporose erkrankt, die Mehrheit
(rund 600.000) davon sind Frauen. Meist manifestiert sich die Erkrankung nach
dem 65. Lebensjahr bei Frauen bzw. nach dem 70. Lebensjahr bei Männern. Am
häufigsten betroffen ist die Gruppe der über 80-jährigen Frauen – hier leiden etwa
zwei Drittel an den Folgen der verminderten Knochendichte.
Der Umbau des Knochengewebes ist an sich etwas ganz natürliches. Ständig wird
altes Knochengewebe durch neues ersetzt. Nur wenn der Abbauprozess im
Vergleich zum Knochenaufbau zu schnell voranschreitet, spricht man vom so
genannten Knochenschwund.
Um den fortschreitenden Knochenabbau aufzuhalten, stehen neben Maßnahmen,
die den Lebensstil betreffen (Ernährung und Bewegung), eine ganze Reihe von
Medikamenten zur Verfügung. Zur Standardbehandlung zählen seit vielen Jahren
der Einsatz von Bisphosphonaten und eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D und
Kalzium.
Ulrike Prem hat im Laufe der Jahre viele Medikamente eingenommen, die den
Knochenabbau aufhalten und das Knochenwachstum fördern sollen. Spritzenkuren
mit Bisphosphonaten und diverse Hormontherapien haben zunächst wenig Erfolg
gebracht. Wirbelbrüche und lange Krankenhausaufhalte blieben ihr nicht erspart.
Die Tatsache, dass sie Physiotherapeutin ist und daher weiß, welche Art des
Trainings hilft, kommt ihr zu Gute.
Osteoporose ist für die Betroffenen eine große Belastung. Im fortgeschrittenen
Stadium schränken insbesondere die Fragilität des Körpers und anhaltende
Schmerzen die Lebensqualität enorm ein.
NEUE EINBLICKE IN DEN KNOCHENUMBAU
In der Osteoporose-Forschung haben neue Erkenntnisse über die Mikroarchitektur
des Knochens zu einem besseren Verständnis der Funktionsweise und
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 8
Kommunikation zwischen knochenaufbauenden und -abbauenden Zellen auf
molekularer Ebene geführt. Auf diesem Wissen basiert die Entwicklung neuer
Medikamente, die gezielter in den Knochenstoffwechsel eingreifen und dadurch
viel effektiver sind.
Einige dieser neuen Wirksubstanzen werden bereits angewendet. Andere stehen
kurz vor der Markteinführung.
MEDIKAMENTE GEGEN OSTEOPOROSE
Um den Knochenschwund aufzuhalten, steht mittlerweile eine ganze Reihe
wirksamer Medikamenten zur Verfügung. Sie wirken entweder dem Knochenabbau
entgegen (Knochenabbau-hemmende Substanzen) oder fördern die Bildung neuer
Knochenmasse (anabole Substanzen).
Am häufigsten kommen Bisphosphonate zum Einsatz. Das sind Substanzen, die
dem Knochenabbau entgegenwirken. Sie können als Tablette, als
Dreimonatsspritze oder als Kurzinfusion einmal im Jahr verabreicht werden.
Eine besonders wirksame Substanz ist das Parathormon, das sowohl den
Knochenabbau hemmt, als auch die Produktion neuer Knochenmasse fördert.
Strontiumranelat wiederum wirkt zweifach - mit seiner dualen Knochenaufbau
fördernden und Knochenabbau hemmenden Wirkung.
Die sogenannten SERMs sind selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren. Diese
wirken wie das Hormon Östrogen knochenprotektiv.
Darüber hinaus ist die ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D für den
Knochenaufbau von wesentlicher Bedeutung. Wenn über die tägliche Ernährung
dem Körper nicht ausreichend Kalzium und Vitamin D zugeführt werden, ist eine
zusätzliche Einnahme ergänzender Präparate sinnvoll.
Denosumab (Handelsname Prolia) ist ein Antikörper gegen RANK-Ligand (Receptor
Activator of Nuclear Factor-kB Liganden). RANKL ist ein Schlüsselmolekül in der
Kommunikation zwischen Knochenzellen und für die Bildung, Aktivität und das
Überleben der knochenabbauenden Osteoklasten wesentlich. Denosumab dockt
an RANKL an und verhindert die Interaktion mit seinem Rezeptor (RANK) an der
Oberfläche von Osteoklasten und deren Vorstufen. In der Folge werden weniger
Osteoklasten gebildet bzw. deren Aktivität wird unterbunden. Somit kann der
Knochenabbau in einem hohen Ausmaß gehemmt werden. Mit diesem
Medikament wurde ein neuer Weg in der Osteoporose-Therapie beschritten.
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 9
GENERATIONENWECHSEL BEI WIRKSUBSTANZEN
Neue Einsichten über die Biologie des Knochens haben zu einem besseren
Verständnis der Funktionsweise und Kommunikation zwischen
knochenaufbauenden und -abbauenden Zellen auf molekularer Ebene gebracht.
Eine Reihe von Stoffen wie Proteine und Peptide sind als Signalmoleküle in die
Ausbildung, Reifung und Funktion von Osteoblasten und Ostekolasten involviert.
Greift man mittels Antikörpern in diese Austauschprozesse ein, kann man den
Knochenaufbau und -abbau wesentlich beeinflussen.
Auf diesem Wissen baut eine neue Generation von Medikamenten auf.
Neben der Standardtherapie mit Bisphosphonaten werden einige dieser neuen
Wirksubstanzen, wie Denosumab, bereits angewendet.
Eine weitere Substanz, die auf den Knochenabbau wirkt, ist der Kathepsin-K-
Inhibitor Odanacatib. Dieser wird in etwa zwei Jahren zugelassen.
Derzeit wird auch ein Antikörper gegen Sklerostin geprüft. Dieses Enzym
beeinträchtigt die knochenaufbauenden Osteoblasten. Das Wirkprinzip in diesem
Fall: Hemmt den Hemmer!
Sklerostin wird laut Univ.-Prof. Dr. Heinrich Resch noch etwa fünf Jahre bis zur
Markteinführung benötigen.
Weitere knochenaufbauende Wirkstoffe befinden sich noch in weniger
ausgereiften Entwicklungstadien. Dazu gehören der Dickkopf-1-Antikörper (DKK1),
der ebenfalls den Knochenabbau verringern soll, sowie Kalzilytika, die am
Calcium-Sensing-Rezeptor (CaSR) wirken und die Kalzium-Aufnahme des Knochens
verbessern.
Die größte Herausforderung in der Behandlung bleibt herauszufinden, was die
tatsächliche Ursache des Knochenabbaus bei einer Patientin/einem Patienten ist
und dementsprechend einzuschätzen, wer am meisten von einer bestimmten
Therapie profitieren kann.
Genauere Informationen über die medikamentöse Therapie finden Sie ab Seite 28.
Quellen:
Osteoporosezentrum Dresden – Innovationen in der Therapie der Osteoporose
http://www.osteoporosezentrum-dresden.de/upload/files/Innovationen_DMW.pdf
Interview mit Univ.-Prof. Dr. Heinrich Resch
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 10
PRIMÄRE UND SEKUNDÄRE OSTEOPOROSE
95 Prozent der Patientinnen und Patienten leiden unter primärer Osteoporose,
auch „Altersosteoporose“ genannt. Bei fünf Prozent der Betroffenen kommt es
zum Knochenschwund, weil sie unter chronischen entzündlichen Erkrankungen
leiden und/oder Medikamente einnehmen müssen, die den Knochenschwund
fördern. Zu diesen chronisch-entzündlichen Erkrankungen gehören etwa die
chronisch obstruktive Lungenerkrankung und Asthma, Krankheiten aus dem
rheumatischen Formenkreis, sowie Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, wie
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
Einige jener Medikamente - allen voran Kortison - die zur Behandlung vieler
chronisch-entzündlicher Erkrankungen eingesetzt werden, fördern den
Knochenschwund.
Zu viel Knochenabbau
Das Knochengewebe ist keine statische Masse, sondern unterliegt ständigen
Umbauprozessen. Altes Knochengewebe wird durch die Osteoklasten abgebaut.
Neues wird durch die Osteoblasten aufgebaut. Bei gesunden Menschen befinden
sich diese Aufbau- und Abbauprozessen in einem Gleichgewicht.
Bei der Osteoporose, auch „Knochenschwund“ genannt, findet ein zu schnell
fortschreitender Abbau von Masse und Struktur des Knochens statt. Somit wird
der Knochen porös - dies erhöht das Risiko für Knochenbrüche.
Risikofaktoren für Osteoporose
Neben genetischen Vorbedingungen können auch hormonelle Veränderungen,
Lebensstil und andere Erkrankungen die Entstehung von Osteoporose
begünstigen.
Bei Frauen ist vor allem das Absinken des Östrogenspiegels nach der Menopause
für den Knochenschwund ursächlich. Weitere Risikofaktoren sind ein niedriges
Körpergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, Alkoholmissbrauch, kalzium- und
vitaminarme Ernährung und ein Vitamin D-Mangel. Abgesehen vom Östrogenabfall
führen die anderen angegebenen Faktoren auch beim Mann über 70 zur
Osteoporose.
Oft kommt es erst dann zu einer Diagnose der Osteoporose, nachdem ein
Knochenbruch aufgetreten ist. Um eine Osteoporose möglichst früh zu
diagnostizieren, sollten Frauen mit dem 65. und Männer mit dem 70. Lebensjahr
eine Knochendichtemessung durchführen lassen. Diese bietet Anhaltspunkte für
einen beginnenden Knochenschwund. In diesem frühen Stadium kann mit einer
gesunden Ernährung, der richtigen Bewegung sowie Vitamin D- und Kalzium-
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 11
Einnahme ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert oder zumindest
verlangsamt werden.
Knochenbrüche nehmen zu Im Hinblick auf die demographische Entwicklung - wir werden immer älter - ist es
notwendig, rechtzeitig auf die Anforderungen einer alternden Gesellschaft zu
reagieren. Denn das Risiko Osteoporose bedingte Knochenbrüche zu erleiden
steigt mit dem Alter.
Gemäß der Statistik wird bis 2030 die Absolutzahl der über 80-Jährigen von
derzeit 414.000 um mehr als die Hälfte (+54 Prozent) auf 640.000 zunehmen
(Statistik Austria).
Ein Ansteigen der Lebenserwartung erfordert es, dass Maßnahmen getroffen
werden, die das Frakturrisiko senken und die Lebensqualität erhalten, weil
ansonsten die Gesundheitsausgaben enorm ansteigen werden. Denn die direkten
Kosten stationärer Aufenthalte aufgrund von Osteoporose bedingten
Knochenbrüchen bei Frauen und Männern übersteigt bereits heute die
Krankenhauskosten vieler anderer chronischer Erkrankungen.
Quelle:
Statistik Austria, Bevölkerungsprognose 2012
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/demographische_prognose
n/bevoelkerungsprognosen/index.html#index1
Kurt Lippuner: The future of osteoporosis treatment – a research update; In:
Swiss Medical Weekly 2012; 142:w13624
http://www.smw.ch/content/smw-2012-13624/
DER AUFBAU DES SKELETTS
Unser Skelett, also unser Knochengerüst, hat drei wichtige Funktionen: Es hält
uns aufrecht und es schützt die inneren Organe des Menschen. Außerdem dient
es als Halteapparat für unsere Muskulatur und sorgt somit für unsere
Beweglichkeit. Knochengewebe ist übrigens doppelt so hart wie Granit. Das
menschliche Skelett umfasst Lamellen- und Röhrenknochen. Das Knochengewebe
besteht aus einer ganzen Reihe von Substanzen. Das Grundgerüst des Knochens
wird aus Bindegewebe, dem Kollagen gebildet. Zwei Drittel des Knochens setzen
sich aus Mineralsalzen zusammen, das wichtigste dieser Mineralsalze ist Kalzium.
Insgesamt findet sich fast ein Kilogramm Kalzium in unserem Skelett. Weiters sind
Calciumphosphat und –carbonat, Fluoride, Sulfate und Chloride Bestandteile eines
Knochens.
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 12
Blutversorgung Versorgt werden Knochen über ein eigenes Blutgefäßsystem. Jeder Knochen ist
von Gefäßkanälen durchzogen, diese werden Havers-Kanäle genannt. Dieses
Blutgefäßsystem ist von Bindegewebslamellen eingefasst. Zwischen diesen
Lamellen und den Höhlen der Skelettknochen befindet sich das blutbildende
Organ unseres Körpers – das Knochenmark. Es macht etwa zwei bis fünf Prozent
unseres Körpergewichts aus und besteht aus dem gelben Knochenmark (dieses
dient der Fettspeicherung) und dem roten Knochenmark, in dem Blutplättchen,
weiße und rote Blutkörperchen gebildet werden. Umhüllt sind unsere Knochen
von einer dünnen Knochenhaut. Diese wird Periost genannt.
Geflecht- und Lamellenknochen
Das Skelett eines erwachsenen Menschen setzt sich fast ausschließlich aus
Lamellenknochen zusammen. Bei der Geburt hingegen verfügt das Baby zumeist
nur über Geflechtknochen. Bei dieser Knochenart sind die kollagenen Fasern noch
ungeordnet. Während der Kindheit erfolgt ein Umbau der Knochensubstanz in
Lamellenknochen, bei denen die kollagenen Fasern parallel ausgerichtet sind. Bei
Erwachsenen finden sich Geflechtknochen nur noch im Bereich des Schädels, z.B.
in den Zahnalveolen und den Schädelnähten.
Röhrenknochen und platte Knochen
In unserem Skelett finden sich Röhrenknochen und flache oder platte Knochen.
Aus Röhrenknochen sind unsere Extremitäten, also Arme und Beine, gebildet.
Röhrenknochen sind folgendermaßen aufgebaut (von außen nach innen):
Knochenhaut (Periost)
Bälkchensystem, Schwammschicht (Spongiosa)
dicke Knochenmasse (Compacta)
Fettmark (gelbes Knochenmark)
Die Knochenenden von Röhrenknochen werden als Epiphysen, das lange
Mittelstück wird als Diaphyse bezeichnet.
Kurze und platte Knochen sind die Wirbel, das Becken, das Brustbein, das
Schulterblatt, die Hand- und die Fußwurzelknochen.
Kurze und platte Knochen sind wie folgt aufgebaut (von außen nach innen):
Knochenhaut (Periost)
Bälkchensysten (Spongiosa)
Rotes Knochenmark
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 13
KNOCHENHART - EIN LEBENDER ORGANISMUS
Im Körper eines Erwachsenen befinden sich über 200 Knochen. Die Knochen eines
ausgewachsenen Menschen sind keineswegs leblos - Knochen sind vielmehr gut
durchblutet, zeigen eine hohe Stoffwechselaktivität und werden ständig
umgebaut. Das Skelett ist also ein Leben lang eine „Baustelle“.
Für viele erstaunlich: Wir brechen uns täglich unbemerkt die Knochen - oder
genauer gesagt Tausende von Knochenbälkchen. Die Reparatur dieser
Mikrofrakturen findet bei gesunden Menschen rasch und selbständig statt.
Innerhalb von acht bis zehn Jahren wird das gesamte Skelett einmal erneuert.
Knochenabbau und Knochenaufbau
Für die Umbauvorgänge im Knochen sind zwei Arten von Zellen besonders
wichtig:
Osteoklasten: auf Knochen spezialisierte „Fresszellen“, bauen
Knochensubstanz binnen weniger Tage ab
Osteoblasten: bauen neues Knochengewebe über viele Wochen hinweg
wieder auf
Die Dynamik im Knochengewebe (ständiger Ab- und Aufbau) ermöglicht es dem
Skelett, sich immer wieder neu an Belastungen anzupassen: Bei viel Bewegung
(und Zunahme der Muskelmasse) wird auch Knochenmasse aufgebaut - bei
fehlender Bewegung wird Knochenmasse abgebaut.
Der Großteil der lebensnotwendigen Mineralstoffe Kalzium, Phosphat und
Magnesium sind in den Knochen gespeichert. Das Gleichgewicht zwischen
maximaler Knochenmasse und Knochenabbau wird durch Hormone gesteuert.
Zwischen dem 45. bis ca. 55. Lebensjahr beginnt die körpereigene Hormon-
Produktion abzunehmen.
Der „Lebenslauf“ der Knochen Das Skelett eines Neugeborenen enthält ca. 200 Gramm Kalzium.
Bei Babys besteht die Stützstruktur des Körpers zum Großteil noch aus
Knorpelsubstanz, die erst im Laufe der Zeit „verknöchert“.
Buben bauen während der Pubertät in ihr Skelett mehr Kalzium ein
(aufgrund des Hormons Testosteron) als Mädchen.
Zwischen dem 20. bis 30. Lebensjahr wird die maximale Knochendichte
(englisch: peak bone mass) erreicht. Danach verliert der Mensch mehr
Knochenmasse als er produziert (ca. ein Prozent Knochenmasseverlust pro
Jahr).
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 14
Ein langsam verlaufender Knochenschwund ab dem 35. Lebensjahr ist eine
normale Erscheinung, da die Abbauvorgänge in den Knochen überwiegen. Es
kommt zu einer Minderung der Knochendichte (Osteopenie).
Nimmt allerdings der Knochenabbau überhand (meist in höherem Lebensalter),
liegt möglicher Weise eine Osteoporose vor. Diese muss diagnostiziert und
behandelt werden, um Frakturen möglichst zu vermeiden.
OSTEOPOROSE – KRANKHAFTER KNOCHENSCHWUND
Osteoporose entsteht, wenn die natürlichen Umbauvorgänge im Knochen gestört
sind. Dann wird mehr Knochen ab- als aufgebaut. Die Knochendichte und
Knochenfestigkeit nehmen ab. Vor allem die für die Stabilität der Knochen
wichtigen Knochenbälkchen, die Trabekel, werden immer mehr ausgedünnt,
wodurch die Knochen an Festigkeit verlieren und leichter brechen können.
Osteoporose kann mehrere Ursachen haben. Unter anderem fördert die sinkende
Hormonproduktion nach der Menopause den Abbau des Knochens. Das bedeutet,
dass ein sehr früher Eintritt der Menopause, z.B. durch Entfernen der Eierstöcke,
die Entstehung von Osteoporose begünstigt.
Wichtige Faktoren für ein hohes Knochenbruchrisiko sind hohes Alter,
Schenkelhalsbrüche bei den Eltern, Untergewicht, Rauchen, mehr als 3 Gläser
Alkohol (Wein) pro Tag, viele erlittene chronisch entzündliche Erkrankungen, ein
Mangel an Kalzium, Vitamin D und Eiweiß, Bewegungsarmut und einige
Medikamente wie beispielsweise Kortison.
Es werden mehrere Formen der Osteoporose unterschieden:
Osteoporose ohne erkennbare Ursache (= Primäre Osteoporose)
Primäre Osteoporose Typ 1
Die primäre Osteoporose vom Typ I trifft überwiegend Frauen im Alter zwischen
50 bis 70 Jahren. Die Hauptursache ist die plötzliche starke Abnahme des
weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Dieser Mangel wird durch die
Hormonumstellung während der Wechseljahre ausgelöst. Bei dieser Form des
Knochenschwundes wird durch den Mangel an Sexualhormonen das Gleichgewicht
zwischen Knochenaufbau und Knochenabbau gestört. Dadurch kann es zum
Verlust an Knochenmasse kommen – die Knochen werden brüchig.
Zunächst wird vor allem die schwammartige Struktur des Knochens - die
Spongiosa - geschädigt. Daher kommt es eben besonders leicht zu Brüchen der
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 15
Wirbelkörper, der Unterarmknochen (Elle und Speiche), der Rippen und des
Oberschenkelhalses, die allesamt einen hohen Anteil an Spongiosa aufweisen.
Durch eine Hormonersatztherapie können dem Körper die fehlenden Hormone
wieder zugeführt und somit kann auch das Gleichgewicht zwischen knochenauf-
und knochenabbauenden Zellen wieder hergestellt werden. Eine ausgewogene
kalziumreiche Ernährung, sowie ausreichende Bewegung (günstig sind eher
Kräftigungsübungen – weniger günstig sind Ausdauersportarten) unterstützen die
Therapie.
Primäre Osteoporose Typ 2
Während die eben beschriebene Form des Knochenschwundes hauptsächlich
Frauen betrifft, kommen bei der primären Osteoporose vom Typ II auch die
Männer ins Spiel. Denn diese Art der Osteoporose betrifft gleichermaßen Frauen
und Männer im Alter über 70 Jahren.
Neben Schäden an der schwammartigen Innenstruktur der Knochen - der
Spongiosa - ist hier vermehrt auch die massive Knochensubstanz - die Kompakta
- betroffen. Daher kommt es bei der Typ II Osteoporose vorwiegend zu Brüchen
der Röhrenknochen. Betroffen sind vor allem Oberschenkelknochen und
Unterarmknochen.
Ursachen der primären Osteoporose Typ 2 sind Östrogenmangel, der
Alterungsprozess der Knochen, ein Kalzium- und Vitamin D-Mangel und zu wenig
Bewegung.
Sekundäre Osteoporose Auch diese Form der Osteoporose betrifft gleichermaßen Frauen und Männer und
entsteht auf dem Boden einer anderen Grundkrankheit. Nur fünf Prozent aller
osteoporotischen Erkrankungen zählen zur Gruppe der sekundären Osteoporosen.
Als Ursache kommen u.a. folgende Syndrome in Frage:
Überfunktion der Nebennierenrinde
Bestimmte hormonproduzierende Tumoren (etwa hormonrezeptorpositiver
Brustkrebs)
Schilddrüsenüberfunktion
Chronisch-entzündliche Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts
Zöliakie und Laktose-Intoleranz
Auch bestimmte Medikamente können die Entstehung einer sekundären
Osteoporose fördern, zum Beispiel:
Kortison
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 16
Antiandrogene
Zytostatika (Chemotherapeutika)
Anti-Epileptika
Anti-Koagulantien (Blutverdünner)
Immunsuppressiva
Die Folgen der sekundären sind die gleichen wie bei der primären Osteoporose:
Es kann gehäuft zu Frakturen an verschiedenen Knochen kommen. Besonders
häufig sind Brüche der Armknochen (Elle, Speiche, Schulter), sowie
Oberschenkelhalsfrakturen – typische Sturzverletzungen also.
Quellen:
www.osteoporose.co.at
www.osteoporose-selbsthilfe.at
www.aktiongesundeknochen.at
PRÄVENTION DER OSTEOPOROSE
Je höher die in der Jugend erworbene Knochendichte, desto geringer das Risiko,
im Alter osteoporotisch bedingte Knochenbrüche zu erleiden. Kinder sollten daher
zu viel Bewegung ermuntert werden. Durch gesunde Ernährung und viel
Bewegung in jungen Jahren wird einer Vielzahl von Krankheiten, unter anderem
auch der Osteoporose, vorgebeugt. Damit erhöht sich das „Knochenkonto“ und
der Knochenabbau im Alter wird weniger drastische Folgen haben.
Schlechte Karten diesbezüglich haben Kinder, die lange im Krankenhaus liegen
müssen oder im Rollstuhl sitzen. Denn sie verlieren nicht nur Muskeln, sondern
auch Knochendichte. Ohne ausreichende Muskeln fehlt die Stütze für den Körper,
und ohne Muskelarbeit fehlt der Anreiz für den Knochenstoffwechsel.
Knochenaufbau und Knochenabbau geraten aus dem Gleichgewicht. Unbehandelt
werden diese Kinder nie die Knochendichte erreichen, die für ein langes Leben
nötig ist.
Aber auch Erwachsene können eine Menge für ihre Knochengesundheit tun. Ein
wichtiger Faktor ist die Ernährung. Neben Vitamin D und Kalzium spielt auch die
Proteinaufnahme für die Knochengesundheit eine wesentliche Rolle. Ein
Erwachsener sollte täglich zwischen 10 und 15 Prozent seiner Energiezufuhr aus
Proteinen decken.
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 17
Und so können Sie die empfohlene Menge zu sich nehmen:
etwa 200 Milliliter Milch und eine Scheibe Vollkornbrot mit Schnittkäse
zum Frühstück
ein Joghurt als Zwischenmahlzeit
etwa 150 Gramm Fischfilet mit Beilagen zum Mittagessen
ein Wurstbrot zum Abendessen
Eine weitere wichtige Säule der Osteoporose-Vorbeugung und -Behandlung ist
Bewegung. Durch körperliche Aktivität wird der lokale Knochenstoffwechsel
angeregt und als Folge davon vermehrt Kalzium in die Knochen eingebaut. Die
Knochen werden stabiler. Außerdem wird die Muskulatur durch Bewegung
gestärkt und kann zusätzliche Haltefunktion wahrnehmen.
Quelle:
Öffentliches Gesundheitsportal Österreich
https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/ernaehrung-
krankheiten-praevention-osteoporose.html
KALZIUM UND VITAMIN D
Sowohl Vitamin D3 als auch Kalzium sind für den Knochenstoffwechsel
unverzichtbar - für die Neubildung der Knochenmatrix und deren Mineralisierung.
Dabei stimuliert Vitamin D3 einerseits die Aufnahme von Kalzium. Hinzu kommt
eine komplizierte Interaktion von Vitamin D3 und extrazellulären Kalzium-Ionen
auf den einzelnen Stufen der Osteoblastenreifung und –differenzierung.
Kalzium und Vitamin D3 fördern beide durch unabhängige molekulare
Mechanismen die Knochenneubildung - so entfalten die beiden eine additive
Wirkung. Für die optimale Knochenstruktur sind beide nötig.
Um Knochenabbau vorzubeugen ist daher nur eine adäquate Zufuhr von Kalzium
UND Vitamin D3 sinnvoll.
Quelle:
Österreichische Ärztezeitung; Supplementum Dezember 2011; Konsensus
Osteoporose Prävention & Therapie
http://www.oegkm.at/download/osteoporose_2011_16112011.pdf
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 18
Unzureichende Zufuhr
Kalziummangel und Vitamin D-Insuffizienz sind zeitlebens Risikofaktoren für
Osteoporose, aber erst im höheren Alter sind sie schwer durch andere Faktoren
auszugleichen. Die ausreichende Versorgung ist daher die Basis jeder anderen
medikamentösen Osteoporosetherapie und ist mit Voraussetzung für deren Erfolg.
Die Knochendichte wird durch Vitamin D und Kalzium nachweislich erhöht und
das Frakturrisiko sinkt. Die Supplementation durch kombinierte Präparate ist bei
Menschen höheren Alters daher sinnvoll.
Vitamin D kann bei ausreichender Sonnenbestrahlung vom Körper selbst gebildet
werden. Ein geringer Teil wird mit der Ernährung zugeführt.
Garantiert ist die ausreichende Synthese in nördlichen Ländern jedoch nicht, da
die UV-Strahlung - abhängig von den Jahreszeiten - teilweise zu gering ist.
Außerdem leben viele Menschen in Ballungsgebieten, deren Dunstglocke die
Einwirkung von UV-Strahlen mindert. Hinzu kommt, dass die Aufenthaltsdauer im
Freien in den Wintermonaten und dies wiederum besonders im Alter abnehmen
kann. Daher wird von Experten die tägliche Zufuhr empfohlen, auf eine
ausreichende Versorgung von Vitamin D mit der Ernährung und eventuell über
zusätzliche Vitamintabletten zu achten.
Die Vorstufen von Vitamin D3 werden als Provitamine mit der Nahrung (z.B. aus
Fischen) aufgenommen oder über die Haut gebildet. Die Resorption von Vitamin D
wird durch Nahrungsfette und Gallensäuren gefördert, die eigentliche
Umwandlung in D3 erfolgt mit Hilfe von Enzymen und dem Parathormon in Leber
und Nieren. Auf ähnliche Weise wird aus pflanzlichen Sterinen im Körper die
Vorstufe D2 gebildet.
Vitamin D - hormonähnliche Substanz
Damit sich das Skelett des Menschen gesund entwickelt, benötigt es also von der
Geburt bis zum Lebensende Vitamin D. Aufgrund seiner Entstehung und Wirkung
wird Vitamin D als hormonähnlich angesehen. Es spielt vor allem im Stoffwechsel
der Mineralien Kalzium und Phosphat eine wichtige Rolle, daher ist es für den
Knochenaufbau äußerst wichtig. Es trägt dazu bei, die Knochen-Stammzellen zu
differenzieren, hilft bei der ausgeglichenen Regulation des Kalziumaufbaus wie
des -abbaus und verhindert überschüssige Freisetzungen von Kalzium aus den
Knochen. Entsprechend stört ein Vitamin D-Mangel den Knochenstoffwechsel bzw.
das Gleichgewicht von Kalzium und Phosphaten.
Neuere Forschungen zeigen, dass Gaben von Vitamin D und Kalzium auch noch im
fortgeschrittenen Alter zur Knochengesundheit beitragen. Vitamin D ist in
besonders großen Mengen im Lebertran (Fischleberöl) enthalten. Fische gehören
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 19
allgemein mit zu den besten Lieferanten, sie werden jedoch hierzulande nicht so
häufig verzehrt, wie es wünschenswert wäre.
Ein latenter Mangel an Vitamin D kann bei älteren Menschen entstehen, da die
Eigensynthese von Vitamin D im Alter geringer ist. Der Mangel kann sich
verstärken, wenn sich alte Menschen aufgrund von Gebrechlichkeit oder
Krankheiten nur selten oder nie im Freien aufhalten – dies gilt ganz besonders für
die Wintermonate. Ab der Menopause weisen manche Frauen einen zum Teil
deutlich verringerten Vitamin D-Gehalt im Blut auf. Zum Schutz vor Osteomalazie
(Knochenerweichung) und Osteoporose sollte auch in diesem Lebensabschnitt für
eine ausreichende Vitamin D-Zufuhr gesorgt werden.
Störungen in der Fettverdauung behindern die Bildung von Vitamin D. Bei Leber-
und Nierenkrankheiten kann die Umwandlung von Provitaminen in die aktive D-
Form gestört sein.
Bei Immigranten aus südlichen Ländern kann in nördlich gelegenen Ländern ein
Mehrbedarf an Vitamin D entstehen.
Wie ist die Versorgungslage in Österreich
Vitamin D- und Kalziummangel ist weltweit verbreitet, vor allem in den Ländern
nördlicher Lage. Um zu überprüfen, wie es mit der Versorgung der
österreichischen Bevölkerung aussieht, hat ein Team um Meinrad Peterlik im Jahr
2009 den Status im Rahmen einer Studie erhoben. 1.089 Personen wurden darin
erfasst, zur Auswertung wurden Angaben zu Ernährung und Serumproben
herangezogen. Außerdem wurde die Knochendichte gemessen.
Was die Ernährung betrifft, lag der Konsum weit unter den empfohlenen
Tagesmengen: Beim Vitamin D waren es im Durchschnitt 100 Einheiten,
empfohlen werden 600. Bei Kalzium war die Lage nicht ganz so extrem, die
durchschnittliche Aufnahme lag bei etwa 600 mg, die Empfehlungen gehen bis zu
1200 mg. Auch der Vitamin D-Serumspiegel war bei vielen Untersuchten deutlich
zu niedrig. Bei einem Grenzwert von 25 nmol/l, litten etwa ein Viertel der
Untersuchten in den Wintermonaten an einer Insuffizienz. Das entspricht den
Werten in anderen zentraleuropäischen Ländern. Ein niedriger Spiegel war bei
Frauen über 50 auch eindeutig mit einer geringeren Knochendichte assoziiert.
Quelle:
Meinrad Peterlik; Die Bedeutung von Calcium im Knochenstoffwechsel; in:
SPECTRUM OSTEOPOROSE 2/11
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 20
Vitamingehalt in der Ernährung variiert
Der Vitamin D-Gehalt in Milch und Milchprodukten hängt von der Jahreszeit ab.
Außerdem ist im Sommer die Eigensynthese größer als im Winter. Ähnlich hoch
wie in der Kuhmilch ist der Gehalt von Vitamin D in anderen Milchprodukten wie
Sahne, Käse und Butter. Verluste durch Lagerung und Zubereitungen entstehen
kaum. Vitamin D bleibt beispielsweise bei den üblichen Garzeiten aktiv - es ist bis
zu 180 Grad Celsius hitzestabil. Die Mengen von Vitamin D werden in Mikrogramm
(mcg) oder in Internationalen Einheiten (IE) angegeben (1 mcg D3 = 40 IE).
Mögliche Überdosierung?
Zuviel Vitamin D wird durch die Sonneneinwirkung nicht gebildet. Bei hoher UV-
Strahlung bzw. bei langem Aufenthalt im Freien wird die Vitamin D-Produktion
gedrosselt oder ganz eingestellt. Durch die recht geringe Menge von Vitamin D in
der Nahrung sind Überdosierungen durch Lebensmittel kaum möglich. Sind
höhere Mengen an Vitamin D aus medizinischen Gründen empfehlenswert oder
notwendig, sind bei üblichen Dosierungen (bis zu 10 mcg) keine Nebenwirkungen
bekannt.
Der Verdacht eines erhöhten Risikos für kardiovaskuläre Ereignisse infolge einer
kombinierten Kalzium/Vitamin D Supplementation zur Basistherapie von
Osteoporose hat sich nicht erhärtet.
Quelle:
Österreichische Ärztezeitung; Supplementum Dezember 2011; Konsensus
Osteoporose Prävention & Therapie
http://www.oegkm.at/download/osteoporose_2011_16112011.pdf
STABILE KNOCHEN DURCH BEWEGUNG
Ein gesunder Knochen muss bewegt werden! Körperliche Inaktivität führt nicht nur
zu einer Verringerung der Muskelmasse, sondern auch zu einem Abbau der
Knochen. Aktive Menschen weisen eine deutlich höhere Knochendichte auf als
inaktive Menschen.
Darüber hinaus gelten der Verlust an Muskelkraft bzw. Gang- und
Gleichgewichtsstörungen als wesentliche Risikofaktoren für Stürze im höheren
Lebensalter. Körperlich aktive Menschen haben kräftigere Muskeln und können
ihren Körper besser koordinieren. Auch die Angst vor einem Sturz kann dazu
führen, dass Personen immer weniger physisch aktiv sind und das wiederum
schränkt ihre Teilhabe am sozialen Leben stark ein.
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 21
Eine Physiotherapie kann Stürze vermeiden oder nach Knochenfrakturen helfen,
schnell wieder mobil zu werden. Das ideale Funktionstraining für die
Knochenfestigkeit ist eine Kombination aus Kraft- und Gleichgewichtsübungen
sowie Konditionstraining. Viele der Übungen können von den Betroffenen zu
Hause selbst ausgeführt werden. Es ist jedoch ratsam, dass davor ein/e
Physiotherapeut/in ein individuelles Bewegungsprogramm erstellt und dieses dem
Leistungsniveau regelmäßig angepasst wird. Zur Vermeidung von Stürzen sollten
Kraft- und Gleichgewichtsübungen kombiniert werden.
Auch sanfte Bewegungsformen wie Tai Chi oder Qi Gong können helfen das
Gleichgewicht oder Körperkoordination zu verbessern.
Generell gilt, ein Bewegungsprogramm gegen Osteoporose sollte dauerhaft
mindestens 2-mal pro Woche durchgeführt werden. Idealerweise werden alle
großen Muskelgruppen mit einbezogen. Entsprechend dem individuellen
Leistungsniveau und Gesundheitszustand der Betroffenen sollte die Intensität des
Trainings nach und nach gesteigert werden.
Ein Beispiel:
Ein vom Physiotherapeuten individuell angepasstes Krafttraining 2 bis 3-mal pro
Woche, 30 Minuten lang, mit Gewichtsmanschetten von 0,5 bis 6 kg.
Zusätzlich 2 bis 3mal pro Woche, je 30 Minuten, Spazieren gehen oder Nordic
Walking.
Ein Tipp:
Besonders hilfreich ist es, wenn alltagsnahe Übungen, wie z.B. Stiegen steigen,
oder Gegenstände des Alltags, wie z.B. Wasserflaschen in das Training
einbezogen werden.
Anpassung des Wohnraums zur Sturzprophylaxe
Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten können auch dabei helfen, in der
Wohnumgebung mögliche Risikofaktoren für Stürze zu entdecken und
entsprechende Veränderungen des Wohnraums durchzuführen.
Quellen:
Leitlinie Physiotherapie und Bewegungstherapie bei Osteoporose
http://www.dv-osteologie.org/uploads/leitlinien/Kurzfassung_Physiotherapie-
Leitlinie.pdf
http://www.netdoktor.at/health_center/osteoporose/bewegung.shtml
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 22
KENNZEICHEN UND VERLAUF DER OSTEOPOROSE
Osteoporose ist die häufigste Stoffwechselerkrankung des Knochens. Sie wird
auch als „Knochenschwund“ bezeichnet. Übersetzt aus dem Griechischen heißt
Osteoporose so viel wie „brüchiger Knochen“ (osteon: Knochen und poros: Loch).
Osteoporose verläuft schleichend. Der langsame, doch stetige Abbau der
Knochendichte verursacht anfangs weder Beschwerden noch sichtbare
Veränderungen der Knochenform und bleibt deshalb lange unentdeckt. Zahlreiche
Knochenbrüche, Bewegungseinschränkung, sowie sehr starke akute und
chronische Schmerzen können die Folgen einer Osteoporose sein.
Osteoporotisches Knochengewebe hat in der Regel folgende Merkmale:
niedrige Knochendichte
mangelhafte Fähigkeit zur Knochen-Reparatur
minderwertige Knochensubstanz
Für die Behandlung der Osteoporose sowie für die Schmerztherapie stehen
gegenwärtig mehrere medikamentöse Therapien zur Verfügung. Das Ziel der
Osteoporosetherapie ist es, den Verlust der Knochenmasse zu stoppen und das
Risiko von Knochenbrüchen zu vermindern.
Fehlerhafte Mikroarchitektur Durch ein Ungleichgewicht zwischen den Knochen aufbauenden Zellen
(Osteoblasten) und Knochen abbauenden Zellen (Osteoklasten) entstehen
Störungen der Mikroarchitektur des Knochengewebes. Durch diese Störungen,
sowie durch die Verminderung der Knochenmasse können die Knochen im
schlimmsten Fall jährlich bis zu zehn Prozent an Dichte verlieren. Stabilität und
Elastizität des Knochens nehmen ab, die Brüchigkeit der Knochen steigt an.
Dadurch wird das Risiko, sogar ohne Sturz einen Knochenbruch zu erleiden,
immer größer.
Verlauf der Osteoporose
Diese Erkrankung hat einen chronischen Verlauf und macht eine Langzeittherapie
erforderlich. Patientinnen und Patienten müssen aktiv mithelfen, um das
Fortschreiten der Erkrankung einzudämmen und Knochenbrüche zu vermeiden. Die
Osteoporose erhöht das Risiko für Frakturen insbesondere der Wirbelkörper, des
Oberschenkelhalses, der handgelenksnahen Speichen, des Oberarmkopfes sowie
des Beckens. Solche Knochenbrüche machen häufig auch lange
Krankenhausaufenthalte notwendig und beeinträchtigen die Lebensführung der
Betroffenen.
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 23
Vorgänge in osteoporotischen Knochen:
Die Spongiosa (feines „Gebälk“ im Knocheninneren) wird abgebaut. Die
schwammartigen Verstrebungen werden immer dünner, das Knochengerüst
gibt schließlich nach.
Durch den Abbau verliert der Knochen an Elastizität und Stabilität -
deswegen herrscht erhöhte Bruchgefahr.
Auch die „Knochenrinde“ (Kortikalis) der Arm- und Beinknochen wird im
fortgeschrittenen Stadium angegriffen.
Ein starker Hustenanfall oder eine schnelle heftige Bewegung können bei
ausgeprägter Osteoporose bereits zum Knochenbruch führen.
Die schwerwiegendsten Folgen dieser Skeletterkrankung sind Hüft- und
Oberschenkelhalsfrakturen, gefolgt von Rippen-, Wirbel- und Unterarmbrüchen.
Neben den Knochenbrüchen gehören zu den möglichen Folgen von Osteoporose
die Abnahme der Körpergröße und ein immer krummer werdender Rücken. Der so
genannte „Witwenbuckel“ ist deutliches äußeres Zeichen einer fortgeschrittenen
Osteoporose.
FAKTEN ZUR OSTEOPOROSE
Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) zählt Osteoporose zu den zehn
häufigsten Erkrankungen. Schätzungen zufolge wird die Zahl der Osteoporose-
Betroffenen noch weiter ansteigen. Die Begründung dafür: Es steigt die
Lebenserwartung und damit die Zahl der altersbedingten Krankheitsfälle. In erster
Linie sind ältere Menschen (aber nicht nur!) von Osteoporose betroffen. Leider
sind jene Lebensgewohnheiten, die das Auftreten von Osteoporose fördern
können, immer weiter im Vormarsch.
Zahlen zur Erkrankung
Etwa 30 Prozent der Bevölkerung im Alter von über 60 Jahren sind von
Knochenschwund betroffen.
Ein Drittel aller Frauen erkrankt nach dem Wechsel an Osteoporose.
Rund 40 Prozent aller Frauen erleiden einmal im Leben einen durch
Knochenschwund bedingten Knochenbruch.
Bei den Betroffenen handelt es sich etwa um 75 Prozent Frauen und 25
Prozent Männer.
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 24
Derzeit gibt es in Österreich circa 12.000 Schenkelhalsfrakturen pro Jahr,
bei Kosten pro Fraktur von etwa 14.000 Euro. Bis 2050 wird die Zahl der
Schenkelhalsfrakturen in Österreich auf etwa 25.000 pro Jahr steigen. Die
meisten dieser Frakturen sind auf Osteoporose zurückzuführen.
Weltweit gibt es schätzungsweise 250 Millionen Betroffene.
Pro Jahr und 1.000 Personen erleiden 5,7 Männer und 10,7 Frauen über 50
eine Wirbelkörperfraktur durch Knochenschwund.
Je 1.000 Menschen kommen pro Jahr 0,8 Männer und 1,2 Frauen in der
Altersgruppe über 50 mit einem Oberschenkelhalsbruch ins Spital.
Pro Jahr und 1.000 Personen erleiden 1,7 Männer und 7,3 Frauen über 50
eine Unterarmfraktur in Folge der Osteoporose.
Zwölf Prozent der Männer und Frauen über 50 weisen den Einbruch eines
Wirbels auf. In der Altersgruppe über 75 sind es bereits 22 bis 24 Prozent.
Quellen:
www.osteoporose.co.at
www.osteoporose-selbsthilfe.at
www.aktiongesundeknochen.at
SYMPTOME DER OSTEOPOROSE
Osteoporose ist eine schleichende Erkrankung und macht in der Anfangsphase
kaum Beschwerden. Der Knochenschwund bleibt deshalb oft lange unentdeckt.
Erst im fortgeschrittenen Stadium treten Symptome auf. Da die ersten Zeichen
häufig uncharakteristische Schmerzen des Bewegungsapparates sind, bringen die
Betroffenen diese oft nicht mit Osteoporose in Verbindung. Zum Beispiel klagen
manche Patienten bei ihrem Arzt über chronische und wiederholt auftretende
Rückenschmerzen. Wird dann ein Röntgenbild angefertigt, zeigen sich
Knochenbrüche.
Diese Knochenbrüche werden nicht unbedingt immer von den Erkrankten
bemerkt, da sie oft wenig dramatisch und ohne erkennbare äußere Ursache (wie
etwa ein Sturz) zu Stande kommen. Solche Brüche sind beispielsweise kleinste
Frakturen in den Wirbelkörpern, die besonders häufig zu Beginn der Osteoporose
stattfinden können. Da sich die für die Betroffenen wahrnehmbaren Zeichen erst
spät äußern, ist es günstig, die Osteoporose im Rahmen von
Früherkennungsuntersuchungen zu entdecken und entsprechende
Gegenmaßnahmen zu setzen.
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 25
Beschwerden und Anzeichen Rückenschmerzen
Rundrücken
Größenverlust (mehr als vier Zentimeter)
Tannenbaumphänomen (typische Hautfalten am Rücken)
Knochenbrüche an Armen, Beinen und Wirbelkörpern ohne ausreichenden
Anlass (z.B. Stolpern über eine Teppichkante oder ruckartige Bewegungen)
akute plötzliche Schmerzen, z.B. Rückenschmerzen durch einen soeben
erlittenen Wirbelbruch
Muskelverspannungen, z.B. durch Fehlstellung der Wirbelsäule
Ausbildung eines Rückenbuckels („Witwenbuckel“)
Atembeschwerden (durch eingeschränkte Lungenausdehnung)
Verdauungsbeschwerden (durch Einengung des Darmes)
hexenschussartige Beschwerden durch Druck auf Nerven
Empfindungsstörungen der Haut (sehr selten)
Quellen:
www.osteoporose.co.at
www.osteoporose-selbsthilfe.at
www.aktiongesundeknochen.at
DIAGNOSE DER OSTEOPOROSE
Im Rahmen der Diagnostik stellt der Arzt fest, ob bereits Brüche auf Grund der
Osteoporose vorliegen. Er analysiert den Mineralgehalt der Knochen,
(Knochenmasse) sowie die Höhe des so genannten Knochenumsatzes
(Geschwindigkeit des Knochenmasse-Verlusts). So können die Stärke des
Knochens und damit das Fraktur-Risiko eingeschätzt werden. Weiters wird
versucht die Ursachen für die Osteoporose zu eruieren, um die Behandlung darauf
abzustimmen.
Bei der Anamnese wird nach dem Auftreten von Osteoporose in der Familie,
Gewichts- und Größenentwicklung seit der Jugend, nach Schilddrüsenstörungen,
Stuhlgewohnheiten, Nikotin-, Alkohol-, Kaffee- und Teekonsum, nach körperlicher
Aktivität und bisherigen Frakturen gefragt.
Messung der Knochendichte (Densitometrie)
Mit dieser Methode ist es möglich, die Osteoporoseerkrankung zu erkennen, das
Frakturrisiko abzuschätzen und den Erfolg der Therapie zu überprüfen. Die
Knochendichtemessung (Osteodensitometrie) beruht darauf, dass Strahlung beim
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 26
Durchtritt durch den Knochen abschwächt wird. Die Abschwächung hängt davon
ab, wie groß die Knochendichte ist.
Doppelenergie-Röntgenabsorptionsmethode Zumeist wird zur Messung der Knochendichte die Methode der so genannten
Doppelenergie-Röntgenabsorption (DXA, DEXA) eingesetzt, die mit einer sehr
geringen Strahlenbelastung verbunden ist. Das Ergebnis wird in Form vom „T-
Wert“ (engl. T-score) angegeben.
Liegt der T-Wert bei 1, sprechen Ärzte von einem Normalbefund. Die
Knochendichte entspricht jener von gesunden Frauen vor der Menopause.
Ein T-Wert im Bereich von –1 bis –2,5 wird als Vorstufe der Osteoporose -
die so genannte Osteopenie - angesehen. Dieser Wert stellt ein Warnsignal
dar.
Bei T-Werten, die kleiner als –2,5 sind, sprechen die Experten von einer
manifesten therapiebedürftigen Osteoporose.
Bevorzugte Messorte für die Knochendichte sind jene Stellen, die vom
Knochenschwund besonders oft betroffen sind - also die Lendenwirbelsäule und
der Oberschenkelhals. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Knochendichte am
Unterarm zu messen. Zu welchem Zeitpunkt die erste Knochendichtemessung
erfolgen soll und in welchen Abständen weitere Messungen sinnvoll sind, wird
immer wieder kontrovers diskutiert.
Laut aktueller Leitlinien ist eine Knochendichtemessung bei folgenden Personen
sinnvoll:
Frauen ab dem 65. Lebensjahr
Postmenopausale Frauen ab dem 60. Lebensjahr, wenn Risikofaktoren
vorliegen
Männer ab dem 70. Lebensjahr
Erwachsene mit Erkrankungen, welche mit niedriger Knochendichte oder
raschem Knochendichteverlust assoziiert sind
Erwachsene, welche Medikamente einnehmen müssen, die den
Knochenverlust beschleunigen
Quellen:
www.osteoporose.co.at
www.osteoporose-selbsthilfe.at
www.aktiongesundeknochen.at
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 27
CT, Ultraschall und Biopsie Neben der Doppelenergie-Röntgenabsorptionsmethode kommen auch die
Computertomographie (CT) und Ultraschallmethoden zur Messung der
Knochendichte zum Einsatz.
Eine Knochen-Biopsie ist nur in Einzelfällen angezeigt, insbesondere bei jungen
Patienten mit einem ungewöhnlichen Krankheitsverlauf.
Weiterentwicklungen in der Diagnose
Die Knochenfestigkeit lässt sich nicht allein über die Knochendichte bestimmen.
Es kann vorkommen, dass die Mikrostruktur der vorhandenen Knochenmasse
nicht optimal ausgeprägt ist. Für die Knochenfestigkeit sind Faktoren wie die
dreidimensionale Knochenmikroarchitektur, die Knochengeometrie, die
Knochenoberfläche, die Materialeigenschaften, das Trabekelnetzwerk usw.
entscheidenden Parameter.
Aus diesem Grund kommen seit wenigen Jahren auch hochauflösende
Computertomographie-Geräte (HRCT) zum Einsatz, welche die Knochenfeinstruktur
sichtbar machen und neben den unterschiedlichen Knochendichten auch eine
Knochenstrukturanalyse erstellen können.
Das bedeutet, es kann auch die Anzahl der vorhandenen Knochenbälkchen, deren
Dicke und Verteilung gemessen werden.
Die Anwendung dieser hochauflösenden CT-Geräte gehört noch nicht zur
Standarddiagnose.
Quelle:
Ärztezeitung.de (13.01.2011)
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/skelett_und_weichteilkrankheiten
/osteoporose/article/626990/ct-zeigt-knochenfestigkeit-besser-dxa.html
Hormonspiegel feststellen
Durch die Bestimmung verschiedener Laborwerte können einerseits mögliche
Ursachen der Osteoporose und andererseits der Knochenumsatz anhand von
messbaren Parametern festgestellt werden. Interessant sind zum Beispiel die
Blutwerte der Schilddrüsenhormone, des Hormons der Parathyreoidea
(Nebenschilddrüse) und der Geschlechtshormone. Denn Unterfunktionszustände
der Schilddrüse, eine Überfunktion der Nebenschilddrüse und ein Mangel an
Geschlechtshormonen können Ursache eines vermehrten Knochenabbaus sein.
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 28
Knochenumsatzmarker Darunter werden biochemische Stoffwechselprodukte des Knochens verstanden.
Sie entstehen beim Auf- und Abbau des Knochens und man kann sie im Blut und
im Urin nachweisen. Je höher die gemessene Konzentration solcher Stoffe ist,
desto höher ist das Risiko für Osteoporose. Gleichzeitig kann man durch eine
Überprüfung dieser Stoffe sehr rasch feststellen, ob eine medikamentöse
Osteoporose-Therapie erfolgreich verläuft.
Man teilt diese biochemischen Knochenumsatzmarker danach ein, ob sie beim
Knochenaufbau oder beim Knochenabbau freigesetzt werden.
Knochenaufbaumarker
Ostase (Knochen-Alkalische-Phosphatase). Dies ist knochenspezifisches Enzym,
das im Blut bestimmt werden kann.
Knochenabbaumarker
TRAP 5b (Tartrat-resistente-saure-Phosphatase 5b). Dies ist ein
Serummarker für die Knochenresorption. TRAP 5b gilt als besonders
unempfindlich gegenüber tageszeitlichen Schwankungen. TRAP 5b dient
vor allem der Therapiekontrolle verschiedener Knochenerkrankungen.
Crosslinks im Urin (Desoxypyridinolin und Pyridinolin)
Crosslinks im Urin sind bereits lange bekannte Abbaumarker. Die
Bestimmung kann ausschließlich aus Urin erfolgen.
Quellen:
www.labor28.de/igel/osteoporose.html#knochenumsatzmarker
www.medlab-pdm.de/einsender-laborinfos-trap5b.html
FRAX - Risikotest
Eine bessere Vorhersage in Hinblick auf osteoporotische Knochenbrüche kann
man erreichen, indem neben der Knochendichtemessung auch die individuellen
Risikofaktoren eines Patienten berücksichtigt werden. Neben dem üblichen
Anamnese-Gespräch gibt es auch computerunterstützte
Risikoabschätzungsmodelle. Die Weltgesundheitsorganisation hat so ein
Instrument entwickelt.
Der FRAX Rechner ist ein Werkzeug, um das Frakturrisiko von Osteoporose-
Patienten zu evaluieren. Es ist ein computer-basierter Algorithmus zur Berechnung
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 29
des Risikos, in den folgenden zehn Jahren einen osteoporosebedingten
Knochenbruch zu erleiden.
Die Analyse erfolgt anhand eines 12 Fragen umfassenden Fragebogens. Darin
werden die klinische Risikofaktoren sowie die regionale Herkunft der Patienten
erfasst. Darüber hinaus müssen die Ergebnisse einer Knochendichtemessung des
Schenkelhalses eingegeben werden.
Das FRAX Modell wurde auf Basis von Analysen Populations-basierter Kohorten
von Europa, Nordamerika, Asien und Australien entwickelt. Das Analyse-Modell ist
im Internet computerbasiert abrufbar.
Das Resultat einer Befragung ist die 10-Jahres-Wahrscheinlichkeit einer Hüftfraktur
sowie die 10-Jahres-Wahrscheinlichkeit irgendeiner der folgenden wichtigen
Osteoporose-Frakturen: klinische Wirbelfraktur, Vorderarmfraktur, Hüft- oder
Schulterfraktur.
Quelle:
WHO Rechner zur Bestimmung des Frakturrisikos
www.shef.ac.uk/FRAX/
THERAPIE DER OSTEOPOROSE
Das wichtigste Ziel der Osteoporosebehandlung ist die Vermeidung von Brüchen,
sowie ein Ende des Knochenabbaus. In den meisten Fällen ist es notwendig,
Medikamente zur Osteoporosetherapie einzusetzen. Diese Medikamente wirken
einerseits dem Knochenabbau entgegen oder sorgen für die Mineralisierung der
Knochen. Ein auf die Betroffenen abgestimmtes Bewegungsprogramm oder eine
gezielte Ernährungsumstellung können bei der medikamentösen Behandlung stark
unterstützend (bzw. vorbeugend) wirken. Da die Osteoporose eine chronisch
fortschreitende Krankheit ist, müssen diese Medikamente zumeist über lange
Zeiträume eingenommen werden.
Bevor wir Ihnen einen Überblick über die Standardtherapie geben, möchten wir
Sie über den bahnbrechenden Generationenwechsel in der medikamentösen
Therapie informieren.
NEUE EINBLICKE IN DEN KNOCHENUMBAU
In der Osteoporose-Forschung haben neue Erkenntnisse über die Mikroarchitektur
des Knochens zu einem besseren Verständnis der Funktionsweise und
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 30
Kommunikation zwischen knochenaufbauenden und –abbauenden Zellen auf
molekularer Ebene geführt. Auf diesem Wissen basiert die Entwicklung neuer
Medikamente, die gezielt und sehr wirksam in den Knochenstoffwechsel
eingreifen.
Einige dieser neuen Wirksubstanzen werden bereits angewendet. Andere stehen
kurz vor der Markteinführung.
Übersicht neuer medikamentöser Therapien:
Therapieansatz Wirkweise Markteinführung
RANKL-Blockade durch Denosumab
Der monoklonale Antikörper Denosumab neutralisiert RANK-Ligand, ein Schlüsselprotein für die knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten).
Denosumab ist unter dem Handelsnamen Prolia, seit 2010 zur Behandlung der postmenopausalen Osteoporose sowie der männlichen Osteoporose infolge von hormonunterdrückender Therapie (z.B. bei Prostatakrebs) zugelassen.
Kathepsin-K-Inhibitor Odanacatib
Odanacatib blockiert selektiv das Enzym Kathepsin K. Dies ist ein knochenabbauendes Enzym der Osteoklasten.
Derzeit läuft eine Phase-3-Studie zur Behandlung der post-menopausalen Osteoporose. Die Studie wird 2014 beendet.
Sklerostin-Blockade als knochenaufbauende Therapie
Sklerostin ist ein von den Osteozyten produziertes Protein. Es hemmt den Knochenaufbau der Osteoblasten. In der Therapie wird dieser Hemmstoff durch einen Antikörper blockiert, um den Knochenaufbau zu fördern.
Die Überprüfung eines monoklonalen Sklerostin- Antikörpers zur Behandlung der postmenopausalen Osteoporose erfolgt derzeit in einer Phase-2-Studie. Die Markteinführung wird noch mindestens 5 Jahre auf sich warten lassen.
SIGNALSYSTEM DES KNOCHENABBAUS
Bereits seit 2010 als Medikament zugelassen ist ein Wirkstoff namens Denosumab
(Handelsname Prolia). Dieser Antikörper wurde entwickelt um den
Stammzellfaktor RANK-Ligand zu blockieren.
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 31
Das RANKL/RANK/OPG-Zytokinsystem reguliert das Wachstum und die
Differenzierung von Zellen und ist wesentlich am Abbau des Knochens beteiligt.
Es besteht aus dem Tumornekorsefaktor-Liganden „receptor activator of nuclear
factor-KB ligand“ (RANKL), seinem Rezeptor „receptor activator of nuclear factor-
KB (RANK) und dem löslichen Rezeptorantagonisten Osteoprotegerin (OPG).
RANKL wird im Knochen von Osteoblasten und Lymphozyten gebildet. Bei
Erkrankungen wie Östrogenmangel, rheumatoider Arthritis sowie Osteoporose die
aufgrund von Kortison oder von Knochentumoren begünstigt wurde, wird es
vermehrt synthetisiert. RANKL bewirkt den Abbau des Knochens, da es die
Entwicklung, Aktivität und das Überleben von Osteoklasten fördert. OPG hilft
diesen Prozess zu regulieren. Damit reife Osteoklasten funktionieren können
brauchen sie Enzyme wie zum Beispiel die Protease Kathepsin-K.
Denosumab
Der monoklonale Antikörper Denosumab bindet RANKL und verhindert die
Differenzierung und Aktivierung von Osteoklasten. Der Wirkstoff ist seit 2010
zugelassen und wird zur Behandlung von post-menopausaler Osteoporose, der
männlichen Osteoporose, nach der Unterdrückung männlicher Sexualhormone
(z.B. bei Prostatakrebs) sowie zur Vorbeugung von Komplikationen bei
Knochenkrebs eingesetzt.
Die Erforschung anderer Anti-Knochenabbauender Substanzen, wie Saracatinib, ist
noch weniger weit fortgeschritten.
Signalwege des Knochenaufbaus Es gibt drei Signalwege in der Kommunikation der Knochenzellen, welche für die
Aktivierung der knochenbildenden Osteoblasten verantwortlich sind.
Weg 1: Das Parathormon (PTH) hat einen osteoanabolen Effekt. Eine
vorübergehende Gabe dieses Hormons, kann also das Knochenwachstum fördern.
Weg 2: Die Ausstoßung des Parathormons wird in der Nebenschilddrüse durch
den Calcium-Sensing-Receptor (CaSR) kontrolliert. Werden CaSR-Antagonisten
(Calcilytika) aktiviert, stimulieren diese die Ausschüttung des Parathormons und
fördern somit den Knochenaufbau.
Weg 3: Ein dritter Signalweg (Wnt) ist für die Osteoblasten-Funktion relevant. Er
besteht aus verschiedenen Liganden, Rezeptoren und Ko-Rezeptoren sowie
löslichen Hemmstoffen wie Dickkopf-1 und Sklerostin. Werden diese Hemmstoffe
der Osteoblasten-Funktion blockiert, wird das Knochenwachstum angeregt.
OSTEOPOROSE - NEUE ZIELGERICHTETE THERAPIEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 32
Odanacatib – der Kathepsin-K-Inhibitor Die Protease Kathepsin-K ist für die Funktion der knochenabbauenden
Osteoklasten von Bedeutung. Ein Mangel von Kathepsin-K ist symptomatisch für
eine Erkrankung namens Pyknodysostose. Diese führt unter anderem zu einem
sehr dichten, jedoch fragilen Knochen, Kleinwuchs, einer Veränderung des im
Gesichtsschädel etc. Der Maler und Grafiker Henri de Toulouse-Lautrec war davon
betroffen.
Odanacatib hemmt nun Kathepsin-K und unterdrückt somit die Funktion der
Osteoklasten und infolge den Knochenabbau. Die Substanz wird derzeit klinisch
geprüft und soll für post-menopausale Osteoporose, bei Morbus Paget und
Knochenmetastasen bei Brustkrebs eingesetzt werden.
Laut unseres Sendungsgastes Heinrich Resch ist die Zulassung des Wirkstoffs in
zwei Jahren zu erwarten.
Sklerostin-Blockade
Sklerostin wirkt hemmend auf die Funktion der knochenbildenden Osteoblasten.
Es gibt Erkrankungen, bei denen die Inaktivierung des Sklerostin-Gens zu einer
erhöhten Knochenmasse führt. Dies ist bei der Sklerosteose und der Morbus
Buchem Erkrankung der Fall. Diesen Mechanismus will sich die Forschung für die
Therapie von Osteoporose zunutze machen. Es wurden Sklerostin-Antikörper
entwickelt mittels derer man die Knochendichte in verschiedenen Regionen
massiv erhöhen kann. Der Wirkstoff wird derzeit in einer klinischen Studie
getestet. Eine Zulassung als Medikament wird in fünf Jahren erwartet.
Die Erforschung anderer knochenaufbauend wirkender Substanzen, wie Dickkopf-
1-Antikörper und Kalzilytika, ist noch weniger weit fortgeschritten.
Quellen:
Kurt Lippuner: The future of osteoporosis treatment – a research update; In:
Swiss Medical Weekly 2012; 142:w13624
Osteoporosezentrum Dresden – Innovationen in der Therapie der Osteoporose
http://www.osteoporosezentrum-dresden.de/upload/files/Innovationen_DMW.pdf
Interview mit Univ.-Prof. Dr. Heinrich Resch
DIE STANDARD-THERAPIE
Zur wirksamen Behandlung der Osteoporose steht eine ganze Reihe von
Medikamenten zur Verfügung. Dazu gehören:
Kalzium und Vitamin D
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Substanzen, die den Knochenabbau hemmen (Antiresorptiva):
Bisphosphonate, SERMS (selektive Östrogenrezeptormodulatoren –
selective estrogen receptor modulators) und Kalzitonin.
Substanzen, die den Knochenaufbau stimulieren: Zwei unterschiedliche
Fragmente des Parathormons stehen derzeit zur Verfügung.
Andere Substanzen: Strontiumranelat, aktive Vitamin-D-Metabolite und
anabole Steroide: Anabole Steroide können einen mäßigen Zuwachs der
Knochenmineraldichte bedingen – weiters wirken sie muskelaufbauend und
kraftfördernd. Sie werden aufgrund der Vielzahl von unerwünschten
Wirkungen nur selten verordnet.
Interdisziplinäres Team
Die effektive Behandlung der Osteoporose kann die Zusammenarbeit mehrerer
Fachärzte erfordern. Optimal wäre es, wenn in die Behandlung Gynäkologen,
Internisten und Fachärzte für Physikalische Medizin eingebunden sind und neben
der medikamentösen Behandlung ein individuell angepasstes Ernährungs- und
Bewegungsprogramm erarbeitet werden.
Die Therapie von Osteoporose ist oftmals sehr langwierig und verlangt von den
Betroffenen viel Konsequenz und Disziplin.
Experten meinen, dass einer der Schwachpunkte der Osteoporosetherapie genau
hier liegt: in der so genannten Therapietreue (im Fachjargon auch Adherence oder
Compliance genannt).
Die Gründe für Nichteinhaltung des Therapieplans werden u. a. auf starke
Medikamenten-Nebenwirkungen und mangelnde Kommunikation zwischen Arzt
und Patient zurückgeführt. So sind Patientinnen und Patienten oft nicht
ausreichend darüber informiert, wie lange ein Medikament eingenommen werden
muss, damit es nachhaltige Wirkungen zeigt und brechen aus Enttäuschung
frühzeitig ihre Behandlung ab.
Das sollten Sie tun!
regelmäßige Medikamenteneinnahme über einen längeren Zeitraum
regelmäßige ärztliche Kontroll-Termine
Aufenthalte in der Sonne
körperliche Aktivität
gesunde Ernährung
ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D
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DIE BISPHOSPHONATE
Bisphosphonate (Wirkstoffe: Alendronsäure, Risedronsäure, Etidronsäure) sind
synthetische Phosphorverbindungen. Sie sind derzeit die erste Wahl zur
Behandlung einer Osteoporose und stellen den „Goldstandard“ der
Osteoporosetherapie dar. Diese Substanzen werden in den Knochen eingelagert
und „imprägnieren“ diesen.
Bisphosphonate hemmen den Knochenabbau und fördern gleichzeitig den
Knochenzuwachs. Der neu entstandene Knochen ähnelt in Struktur und
Belastbarkeit dem physiologischen Knochen. So sinkt das Frakturrisiko. Die
Bisphosphonat-Therapie muss meist über mehrere Jahre hinweg durchgeführt
werden, ist aber nach bisherigem Wissensstand relativ nebenwirkungsarm.
Seit der Einführung der Bisphosphonate in die Therapie ist die Häufigkeit von
Frakturen deutlich zurückgegangen, so Experten. Seit etwa 1995 werden die aus
der Waschmittelindustrie stammenden Substanzen auf breiter Front als
Medikament eingesetzt.
Die richtige Einnahme Die Medikamente müssen auf nüchternen Magen mit einem Glas Wasser 30
Minuten bis zwei Stunden vor dem Frühstück eingenommen werden. In der
halben Stunde bis zum Frühstück dürfen sich die Patienten keinesfalls wieder
hinlegen - sie sollen stehen oder sitzen und dürfen nicht kauen oder lutschen. Der
Mageninhalt soll nicht in die Speiseröhre zurückrinnen. Es gibt auch
Kombinationspräparate, die sowohl Bisphosphonat als auch Kalziumkarbonat
enthalten.
Intravenöse Applikation Nicht wenige Patientinnen und Patienten haben Probleme mit der oralen
Aufnahme der Bisphosphonate. Seit einiger Zeit besteht daher die Möglichkeit,
diese Substanzen auch intravenös zu verabreichen. Derzeit befinden sich zwei
intravenöse Anwendungsformen auf dem Markt: Die Quartalsspritze und die
einmal jährlich zu verabreichende Kurzinfusion. Diese Applikationsformen werden
allerdings nur dann von der Kasse bezahlt, wenn eine Bisphosphonat-Therapie in
Tablettenform entweder nicht ausreichend wirksam war oder zu viele
Nebenwirkungen beobachtet wurden.
Schlechte Compliance
Die Therapietreue ist bei dieser Wirkstoffgruppe allerdings nur wenig
befriedigend: Nach einem Jahr Therapie (mit täglicher Tablettengabe) nehmen nur
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mehr ca. 20 Prozent der Patienten das Medikament ein - diese Rate steigert sich
jedoch auf ca. 50 Prozent, wenn hoch dosierte Tabletten nur mehr ein Mal pro
Woche eingenommen werden müssen.
Um die Compliance zu verbessern, besteht auch die Möglichkeit einer einmal
monatlichen Einnahme der Substanz. Diese Monatstablette ist durch die hohe
Wirkpotenz der Substanz möglich. Ibandronat wird sehr rasch aus dem Blut in
den Knochen aufgenommen, bleibt dort langfristig gebunden und kann so seine
Knochen schützende Wirkung entfalten.
SERMS UND ÖSTROGENE
Die so genannten SERMs (Selective Estrogen Receptor Modulators) sind
„Designer-Hormone“. SERMs ähneln in ihrem Aufbau dem Östrogen. Das
bedeutet, das Medikament dockt an den Östrogenrezeptoren an und hat auf die
Knochen die gleiche Wirkung wie Östrogen. Allerdings haben SERMs keine
negativen Auswirkungen auf das Brust- und Eierstockgewebe, wie das bei
Östrogenen der Fall ist. SERMs senken sogar das Risiko, an Brustkrebs zu
erkranken.
SERMs wirken, indem sie die Knochen abbauenden Zellen (Osteoklasten) hemmen
und die Knochenneubildung fördern. SERMS werden seit Ende der 1990er Jahre
eingesetzt.
Eine Behandlung mit SERMs führt zu einer Erhöhung der Knochenmasse und zu
einer signifikanten Verminderung der Anzahl neuer Wirbelkörperfrakturen - und
zwar unabhängig davon, ob bereits Wirbelkörperfrakturen vorliegen oder nicht.
Eine SERM´s Behandlung (60mg / Tag) ist stets mit einer Basistherapie mit
Kalzium (500 bis 1.000 mg / Tag) und Vitamin D3 (400 bis 1.000 IE / Tag) zu
kombinieren!
Nun noch ein paar Worte zur Hormonersatztherapie:
Früher wurde gegen die Osteoporose bei sehr vielen Frauen die Therapie mit
Östrogenen eingesetzt. Diese Medikation war auch erfolgreich und senkte die
Häufigkeit von Schenkelhals- und Wirbelbrüchen eindeutig.
Dann wurden 2003 die Ergebnisse der Women's Health Initiative Study (WHI-
Studie) aus den USA veröffentlicht. Diese Studie ergab, dass die
Hormonersatztherapie nicht nur – wie bereits bekannt - das Risiko für Brustkrebs
und für Blutgerinnsel in Venen geringfügig erhöhte, sondern auch das Herzinfarkt-
und Schlaganfall-Risiko.
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Das war das „Aus“ für die massenweise Anwendung der Hormonersatztherapie
gegen die Osteoporose, da ja eben auch andere wirksame Therapiestrategien zur
Verfügung stehen und es deshalb nicht nötig ist, die genannten Risiken in Kauf zu
nehmen.
Die Hormonersatztherapie gegen Osteoporose gelangt nur noch in Einzelfällen zur
Anwendung.
Gegen klimakterische Beschwerden allerdings werden Hormone nach wie vor
eingesetzt – wenn auch unter deutlich strengeren Bedingungen als früher.
PARATHORMON UND STRONTIUMRANELAT
Den Knochenaufbau bei schwerst betroffenen Patientinnen und Patienten kann
ein gentechnisch hergestelltes Parathormon-Fragment (=Teriparatid) fördern.
Parathormon ist ein Hormon der Nebenschilddrüse. Die Wirkung dieses Hormons
ist abhängig von seiner Konzentration: In hohen Mengen führt dieses Hormon zu
starkem Knochenabbau. In niedriger Dosis und in bestimmten Intervallen
verabreicht, ist die Knochen aufbauende Wirkung hingegen sehr stark.
Die Substanz ist ein gentechnisch hergestelltes Fragment des körpereigenen
Parathormons. Teriparatid drosselt nicht (wie viele andere Osteoporose-
Medikamente) die Aktivität der knochenabbauenden Osteoklasten, sondern
stimuliert die Knochenneubildung. PTH wird durch eine Injektion unter die Haut
von den Betroffenen selbst verabreicht.
Die Therapiedauer ist auf 24 Monate beschränkt und muss von einer
antiresorptiven Behandlung (meist Bisphosphonate) gefolgt werden, um die
gewonnene Knochenmasse vor neuerlichem Abbau zu schützen.
Aufgrund der hohen Kosten ist derzeit die Therapie mit Parathormon auf Frauen
und Männer beschränkt, die unter laufender antiresorptiver Therapie, z.B. mit
Bisphosphonaten, dennoch weitere Wirbelkörperfrakturen erleiden.
Strontiumranelat
Strontiumranelat weist einen zweifach positiven Effekt auf den
Knochenstoffwechsel auf. Die Substanz fördert die Knochenneubildung durch
Stimulation der Osteoblasten und hemmt gleichzeitig den Knochenabbau durch
einen entsprechenden Effekt auf die Rekrutierung und Aktivierung der
knochenabbauenden Osteoklasten.
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ENTTÄUSCHUNG - CALCITONIN UND FLUOR
Das Hormon Calcitonin wird in den C-Zellen der Schilddrüse gebildet und hemmt
die knochenabbauenden Osteoklasten.
Studien der letzten Jahre haben allerdings die Wirkung in Frage gestellt. Calcitonin
subkutan verabreicht konnte weder den Nachweis einer präventiven, noch einer
therapeutischen Wirkung bei Osteoporose erbringen. Auch der häufig postulierte
schmerzstillende Effekt ist umstritten.
Fluor (Natrium-fluorid)
Fluorid unterstützt das Wachstum der knochenaufbauenden Osteoblasten und
fördert dadurch die Knochenneubildung – ein Effekt, der sich nahezu
ausschließlich im trabekulären Knochen bemerkbar macht. Allerdings entspricht
die Qualität des neu gebildeten Knochens nicht der des normalen Knochens. Das
könnte die Erklärung dafür sein, dass trotz dieser Wirkung eine signifikante
Risikoreduktion für Wirbelkörperbrüche bisher nur in wenigen Studien
nachgewiesen werden konnte. Auf Grund der Tatsache, dass die Senkung der
Knochenbruch-Rate unter der Fluorbehandlung kontrovers berichtet wurde, sollte
diese Therapieoption lediglich in speziellen Fällen eingesetzt werden.
BUCHTIPPS
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BUCHTIPPS
Patientenbroschüre zum Thema Knochenbruch und Frakturrisiko (2012)
http://www.aktiongesundeknochen.at/fileadmin/user_upload/pdf/WOD12-
patient_brochure-DE_02.pdf
Factsheet über Knochenbruchrisiko und Frakturvermeidung
http://www.aktiongesundeknochen.at/osteoporose/osteoporose-und-
knochenbrueche/stopp-den-frakturen.html
Reiner Bartl und Werner Buchberger
Der große Patientenratgeber Osteoporose: Frühzeitig vorbeugen, richtig
diagnostizieren, erfolgreich behandeln
Zuckschwerdt Verlag 2011
ISBN-13: 978-3886039920
Gudrun Paul und Violetta Schuba
Aktiv kontra Osteoporose
Meyer & Meyer Sport Verlag (3. Auflage 2011)
ISBN-13: 978-3898997003
Sven-David Müller und Christiane Weißenberger
Ernährungsratgeber Osteoporose. Genießen erlaubt
Schlütersche Verlag 2008
ISBN-13: 978-3899935547
Jutta Semler
Osteoporose
S. Hirzel Verlag (9. Auflage 2011)
ISBN-13: 978-3777621265
Leben mit Osteoporose
Börm Bruckmeier Verlag 2011
ISBN-13: 978-3898628143
ANLAUFSTELLEN
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ANLAUFSTELLEN
Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Resch
Vorstand der II. Medizinischen Abteilung mit Gastroenterologie und
Rheumatologie am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern
Stumpergasse 60
A-1060 Wien
Tel.: +43/1/599 88 21/19
E-Mail: [email protected]
Homepage:
http://www.bhswien.at/bhswien/media/pdf_contet_bhswien/BHS_Visitenkarten_Abt
_2Med_110919_2v01_sb.pdf
Ao. Univ.-Prof. Dr. Peter Pietschmann
Präsident der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des Knochens und
Mineralstoffwechsels (ÖGKM); stellvertretender Leiter des Instituts für
Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel.: +43/1/40400/5126
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.oegkm.at/
Dachverband der Österreichischen Osteoporose-Selbsthilfegruppen
Breitenweg 7C/1
A-8042 Graz
Tel.: +43/316/48 32 48
Fax: +43/316/47 42 66
E-Mail: [email protected]
Homepage: www.aktiongesundeknochen.at
Osteoporose Selbsthilfe Wien
www.osteoporose-selbsthilfe.at
Kuratorium für Knochengesundheit
www.osteoporose.org
ANLAUFSTELLEN
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 40
Österreichische Gesellschaft zur Erforschung des Knochens und
Mineralstoffwechsels
www.knochenundmineralstoffwechsel.at
Österreichische Gesellschaft für Knochen und Mineralstoffwechsel
http://www.oegkm.at/
Dachverband deutschsprachiger Osteoporose Selbsthilfeverbände und
patientenorientierter Osteoporose Organisationen
www.osteoporose-dop.org
Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.
www.bfo-aktuell.de
QUELLEN UND LINKS
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 41
QUELLEN UND LINKS
Patienteninformation - Aktion gesunde Knochen
www.osteoporose.cc
www.aktiongesundeknochen.at
Osteoporose.de
http://www.osteoporose.de/
Österreichischer Patientenbericht Osteoporose (2010)
http://www.patientenbericht.at/osteoporose.html
Die Bedeutung von Calcium im Knochenstoffwechsel
Meinrad Peterlik in: SPECTRUM OSTEOPOROSE 2/11
„Die Aufregung nicht wert" - Interview mit Dr. Peter M. Bernecker in
SPECTRUM/OSTEOPOROSE 2/11
„Kalzium und Vitamin D – Powerduo oder Gefäßrisiko?!“ – Infomappe zur
Sendung „Radiodoktor – Medizin und Gesundheit“ vom 21.11.2011
http://oe1.orf.at/static/pdf/Kalzium_und_VitaminD_2011_i_.pdf
Konsensus-Papier „Osteoporose – Prävention & Therapie (2011)
http://www.oegkm.at/download/osteoporose_2011_16112011.pdf
Behandlungsleitlinien des Deutschen Dachverbands für Osteologie (DVO)
http://www.dv-osteologie.org/dvo_leitlinien/dvo-leitlinie-2009
Leitlinie Physiotherapie und Bewegungstherapie bei Osteoporose (DVO)
http://www.dv-osteologie.org/dvo_leitlinien/leitlinie-physiotherapie-osteoporose
ADRESSEN
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ADRESSEN
In der Sendung Radiodoktor – Medizin und Gesundheit vom 29. Oktober 2012 waren zu Gast:
Ulrike Prem
Physiotherapeutin und selbst von Osteoporose betroffen.
Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Resch
Vorstand der II. Medizinischen Abteilung mit Gastroenterologie und
Rheumatologie am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern
Stumpergasse 60
A-1060 Wien
Tel.: +43/1/599 88 21/19
E-Mail: [email protected]
Homepage:
http://www.bhswien.at/bhswien/media/pdf_contet_bhswien/BHS_Visitenkarten_Abt
_2Med_110919_2v01_sb.pdf
Osteoporose Ambulanz: Montag bis Freitag: 08.30 - 12.30 Uhr
Terminvereinbarung über das Ambulanzsekretariat von Montag bis Freitag
zwischen 10.00 und 16.00 Uhr unter
Tel. 01/ 599 88 – 3233 bzw. über die Online-Terminvereinbarung unter www.bhs-
wien.at
Ao. Univ.-Prof. Dr. Peter Pietschmann
Präsident der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des Knochens und
Mineralstoffwechsels (ÖGKM); stellvertretender Leiter des Instituts für
Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel.: +43/1/40400/5126
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.oegkm.at/