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529 | JUNI 2016 JAHRESBERICHT 2015 Monatszeitschrift der Christlichen Ostmission

Ostvision - Juni 2016

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Page 1: Ostvision - Juni 2016

529 | JUNI 2016

JAHRESBERICHT 2015

Monatszeitschrift der Christlichen Ostmission

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jahresbericht

Inhaltsverzeichnis

Editorial 3

Wort des Präsidenten 4

Profil der Christlichen Ostmission 5

Wir helfen direkt Nothilfe

6–11

Wir schützen Frauen- und Kinderhandel

12–15

Wir bauen auf Bildung und Gewerbeförderung

16–21

Sommerlager 22–23

Ehrenamtliche Mitarbeit 24

Aktion Weihnachtspäckli 25

Patenschaften 26–27

wird monatlich herausgegeben von der CHRISTLICHEN OSTMISSION (COM), Worb

Nr. 529: Juni 2016Jahresabonnement: CHF 15.–

Redaktion: Georges Dubi

Adresse: Christliche Ostmission Bodengasse 14 3076 Worb BETelefon: 031 838 12 12Fax: 031 839 63 44E-Mail: [email protected]: www.ostmission.ch

Postkonto: 30-6880-4Bankkonto: Spar + Leihkasse Münsingen, 16 0.264.720.06

Kontrolle der Bücher: Unico Treuhand AG, Burgdorf

Spenden sind in allen Kantonen steuer-abzugsberechtigt. Nähere Auskünfte er teilt unser Sekretariat. Gehen für ein Projekt mehr Spenden als benötigt ein, werden diese für ähnliche Zwecke ein gesetzt.

Bildquelle: COMWenn nicht anders vermerkt, haben die abgebildeten Personen keinen Zusam-menhang mit den erwähnten Beispielen.

Gestaltung: Thomas Martin

Druck: Stämpfli AG, Bern

Papier: Das Magazin ist auf chlorfrei gebleichtem und FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.

Geschäftsleitung:Georges Dubi, MissionsleiterGallus Tannheimer

Stiftungsrat:Mario Brühlmann, Orpund, PräsidentPfr. Thomas Hurni, Madiswil, VizepräsidentLilo Hadorn, SelzachPfr. Matthias Schüürmann, ReitnauDr. Christian Bock, Seedorf Thomas Haller, LangenthalPfr. Jürg Maurer, Hirschthal

Beauftragter des Stiftungsrates:Günther Baumann

Die Christliche Ostmission hat den Ehrenkodex unter zeichnet. Das Gütesiegel verpflichtet die Unterzeichner zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ihrer Spende.

ostvision

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editorial

jahresbericht

Liebe Leserin, lieber Leser

Diskussionen zum Thema Gerechtigkeit nehmen in unserer Gesellschaft einen im­mer gewichtigeren Platz ein. Das hat Grün­de: Ein Grossteil der Weltbevölkerung lebt in Armut, viele werden diskriminiert oder gar verfolgt.

Was aber ist Gerechtigkeit und wie schafft man Gerechtigkeit? Viele meinen, durchs Umverteilen von vermeintlich unrechtmäs­sigem Besitz könne man Gerechtigkeit schaffen. Ist die Ursache der Ungerechtig­keit, dass einige viel und andere wenig be­sitzen? Und kann man dies durch Umver­teilen lösen? Wohl kaum. Zwar wollen alle in einer guten und gerechten Welt leben, aber in der Regel nur dann, wenn andere dafür bezahlen.

Eine gerechte Welt wird es nie geben, so sehr wir uns auch darum bemühen. Gottes Gerechtigkeit hingegen ist erlebbar und erfahrbar. Es wäre gut, wenn wir Christen wieder mehr von dieser Gerechtigkeit spre­chen würden und von dem, der Gerechtig­keit ist. Gerechtigkeit ist keine Erfindung der Welt; Gott hat sie erschaffen und de­finiert.

Zwar merzen wir die Probleme der Welt nicht aus, wenn wir über Gottes Gerechtig­keit sprechen. Doch wir tragen dazu bei, dass Menschen, die in Ungerechtigkeit und Armut leben, erkennen, dass sie bei Gott wertvoll und geliebt sind. Wer dies begreift, ob arm oder reich, und sich mit Gott ver­

Was ist Gerechtigkeit?

In die Welt bist du gekommen, Jesu, als ein Licht der Welt. Wer ins Herz dich aufgenommen, sich im Glauben an dich hält, der erfährt’s wie du gewiss Licht bringst in die Finsternis.

Johann Christoph Blumhardt

söhnt, der wird bereit, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung ist ein Schlüs­sel, der die Tür zur Gerechtigkeit öffnet.

Die eindrücklichsten Erlebnisse meiner lang­jährigen Missionstätigkeit waren Begegnun­gen mit Christen, die trotz Verfolgung, Armut und Ausbeutung bei Gott Gerechtigkeit er­fahren haben. Dies erfüllt sie mit dem gros­sen Frieden, den es braucht, um nicht zu verzweifeln, an das Gute zu glauben und an der Verbesserung der Umstände zu ar­beiten. Diese Begegnungen kann ich nicht in Worte fassen, sie haben mir aber auf eindrückliche Weise klar gemacht, dass Gott andere Massstäbe hat, als wir sie uns vorstellen können. Je besser wir Gottes Massstäbe erkennen, desto fähiger wer­den wir, Veränderungen zu bewirken und zu helfen, dass mehr Menschen Gerechtig­keit erfahren.

Sie haben im vergangenen Jahr wieder dazu beigetragen, dass tausende Hilfe be­kommen, neue Hoffnung geschöpft und Gerechtigkeit erfahren haben – Arme, Be­nachteiligte, Missbrauchte, gequälte Kinder, Frauen und Männer. Ich danke Ihnen herz­lich für Ihren grossen Einsatz, Ihre Verbun­denheit und Treue!

Georges Dubi Missionsleiter

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jahresbericht

wort des präsidenten

Herr Bich aus Zentralvietnam ist ein wunder-bares Beispiel eines gesegneten Geschäfts-mannes. Vor Jahren baute er eine Metallbau-firma auf. Er produzierte mit Sonnenenergie betriebene Kochgeräte für arme Familien in abgelegenen Dörfern. Und er wurde damit erfolgreich. Zahlreiche Mütter müssen nicht mehr täglich mehrere Stunden in einem rau-chigen, kleinen Raum Mahlzeiten zubereiten. Mit den neuen Kochgeräten geht alles viel einfacher und die Frauen bleiben gesünder.

Was zeichnet Herrn Bich aus? In den Semina-ren der Christlichen Ostmission lernte er, sein Geschäft professionell und nach christlichen Prinzipien zu führen. Die 10 Gebote halfen ihm, klare Leitlinien für sein Geschäft festzu-legen. Das war nicht immer einfach. Mehr-mals wurde er von der Polizei abgeführt und tagelang verhört, weil er im Obergeschoss seiner Firma einen Gottesdienstraum einge-richtet hatte. Dort wurde gebetet, lautstark gesungen und Gott die Ehre gegeben. Der Erfolg seiner Firma und der Nutzen für die Kunden waren unübersehbar, sogar für die Polizei. So liess sie ihn gewähren.

Im Seminar war Herr Bich fasziniert von der Idee der Multiplikation. Wie könnte er sei-nen Erfolg vervielfachen und für noch mehr Menschen ein Segen sein? Die Lösung war schnell gefunden. Er gründete einen Klub mit gleichgesinnten Geschäftsleuten. Diese liessen sich von der Ostmission zu Mentoren

ausbilden. Mentoren sind erfahrene Profis, die Jungunternehmen unterstützen. In ent-legenen Dörfern schulen und begleiten sie nun einfache Menschen, damit diese klei-ne Familienbetriebe gründen können. Und plötzlich beginnen Leute Hühner zu züch-ten, Häuser zu bauen, Gewürze zu pflanzen oder Hauswände zu streichen. So schaffen sie Einkommen für ihre Familien und über-winden ihre Armut.

Wenn sich Geschäftsleute an den biblischen 10 Geboten orientieren, werden sie zu Se-gensträgern für viele. Warum? Sie trachten danach, den Willen Gottes zu erkennen und diesen in ihrem Geschäft umzusetzen. Da-mit steht nicht mehr der eigene Gewinn im Vordergrund, sondern das Leben von Jung-unternehmern. Sie werden gesegnet und zu einem Segen für andere.

Von diesem Gott wollen wir uns bei der Christlichen Ostmission in allen Projekten leiten, befähigen und segnen lassen. Mit prak-tischer Nächstenliebe und Professionalität arbeiten unsere Mitarbeitenden und Partner in vielen Ländern täglich daran, Menschen aus ihrem Sklavenhaus zu befreien. Ich dan-ke Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie uns dabei treu unterstützen.

In Christus verbundenMario Brühlmann Präsident

«Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.» 5. Mose 5, 6-7

Unternehmer werden zu Segensträgern – weil sie in ihrem Geschäft die biblischen 10 Gebote beherzigen

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jahresbericht

In einigen Ländern der ehemaligen Sowjetunion lebt die Hälfte der Be-völkerung unter der Armutsgrenze, oft in bitterster Armut. Die Christ-liche Ostmission kümmert sich um solche Menschen. Sie unterstützt sie mit Lebensmitteln, Kleidern und Medikamenten. Das hilft, Krisen oder Engpässe zu überstehen. Viele fassen durch die Hilfe neuen Mut und werden damit fähig, wieder selbst für sich zu sorgen.

Ohne Arbeit stecken Menschen in der Armut fest. Gewerbe- und Land-wirtschaftsförderung schafft Arbeitsplätze und hilft vielen, der Armut und Hoffnungslosigkeit zu entkommen. Deshalb engagiert sich die Christliche Ostmission seit 25 Jahren in diesem Bereich. Sie bildet Men-schen aus und berät sie beim Aufbau von Unternehmen. Erfolgreiche Unternehmer sorgen für sich und ihre Familien – und tragen zur Be-kämpfung von Armut und Ungerechtigkeit in ihren Ländern bei.

WIR HELFEN DIREKTIN NOTSITUATIONEN UND KATASTROPHEN

WIR BAUEN AUFDURCH BILDUNG, GEWERBE­ UND LANDWIRTSCHAFTSFÖRDERUNG

Seit über 40 Jahren setzt sich die Christliche Ostmission in Osteuropa, Zentral- und Südostasien für arme, verfolgte, be-nachteiligte und missbrauchte Menschen ein. Sie arbeitet ganzheitlich und verfolgt, wo immer möglich, das Ziel, dass Menschen ihrer Armut entrinnen und ein selbstständiges, würdiges Leben beginnen.

PROFIL DER CHRISTLICHEN OSTMISSIONI

Jedes Jahr fallen weltweit über zweieinhalb Millionen Personen Men-schenhändlern zum Opfer. Die Christliche Ostmission kämpft auf verschiedenen Ebenen gegen dieses Verbrechen: Sie engagiert sich in der Prävention und hilft, Kinder und Frauen aus den Fängen von Men-schenhändlern zu befreien. Sie hilft Opfern, Zuflucht an sicheren Or-ten zu finden, wo sie betreut und unterstützt werden, bis sie wieder in der Gesellschaft Fuss fassen können. Für gefährdete Kinder sucht die Mission lokale Pflegefamilien.

WIR SCHÜTZENVOR FRAUEN­ UND KINDERHANDEL

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«EINES TAGES, ALS WIR ÜBERHAUPT KEINEN AUSWEG

MEHR SAHEN, BEKAMEN WIR EIN GROSSES LEBENSMITTELPAKET!»

Jelena M., 46

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«Als unsere Tochter Alina vor 16 Jahren gebo-ren wurde, freuten mein Mann und ich uns riesig, nun waren wir eine richtige Familie. Nach vier Monaten geschah etwas Unerwar-tetes: Alina erkrankte ernsthaft. Ihr Hirn-druck stieg und bis die Ärzte erkannten, was passierte, war es zu spät, Alina war am gan-zen Körper gelähmt.

Für uns begann eine sehr schwere Zeit. Ich konnte nicht mehr arbeiten, denn Alina be-nötigte rund um die Uhr Betreuung. Mein Mann arbeitete, und wir konnten ein güns-tiges Pferd kaufen. Später auch eine Kuh. Sie gab nur wenig Milch, aber es reichte für uns. Ich konnte jeden Tag für Alina Brei kochen. Ich zog Küken auf für den Eigenbedarf und zum Verkaufen. Unser Pferd vermieteten wir an Bauern aus umliegenden Dörfern, die da-mit auf ihren Feldern arbeiteten. Es war ein hartes Leben, aber wir kamen durch.

Wir hatten nichts mehrLetztes Jahr ist das alles zusammengebro-chen. Mein Mann verliess Alina und mich. Er hatte einfach keine Kraft mehr, die Last mit uns zu tragen. Er wollte ein leichteres Le-

ben und liess sich scheiden. Nicht genug da-mit, dass Alina und ich alleine dastanden, er nahm auch noch das Pferd und die Kuh mit. Ich war total am Ende und wusste nicht mehr weiter. Die monatliche Behindertenrente für Alina entspricht rund 16 Schweizer Franken. Ein Paket Windeln, auf die Alina angewiesen ist, kostet 13 Franken. Wir hatten nichts mehr!

Wir zogen zu meiner Mutter. Sie gibt ihre ganze Rente von knapp 60 Franken her, um Medikamente und Windeln für Alina zu kau-fen. Für Lebensmittel bleibt praktisch nichts übrig. Ich weiss nicht, wie die Leute von der Mission von uns hörten. Eines Tages, als wir überhaupt keinen Ausweg mehr sahen, stan-den sie vor der Tür und brachten uns ein gros-ses Lebensmittelpaket! Ich konnte es nicht fassen, es war ein wahres Wunder! Ich fasste neuen Mut. Seither bekommen wir regelmäs-sig Lebensmittelpakete.

Ich kann keine grossen Worte machen. Mein Herz ist einfach voll Dankbarkeit den Men-schen gegenüber, die uns in unserer grossen Not nicht alleine lassen! Möge Gott Sie alle segnen.»

WIR HELFEN DIREKT

in Notsituationen und Katastrophen

Noth

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jahresbericht

Die Befreiung vom Kommunismus hat die Hoffnung der Menschen auf ein besseres Leben nicht erfüllt. Vielmehr hat der wirtschaftliche Zu-sammenbruch im Gebiet der ehema-ligen Sowjetunion Arbeitslosigkeit und Armut gebracht. Hoffnung auf eine baldige Normalisierung gibt es kaum.

Nach dem Zusammenbruch der russischen Wirtschaft machten viele Menschen Bekannt-schaft mit etwas, das sie nur aus der antiwest-lichen Propaganda ihrer Regierung gekannt hatten: Arbeitslosigkeit. Viele Industriebe-triebe wurden geschlossen, ohne den Men-schen Alternativen zu bieten, ganze Land-striche lahmgelegt. Hoffnungslosigkeit und Armut folgten. Vielerorts hat sich die Situa-tion bis heute nicht verbessert.

Besonders hart trifft dies grosse Familien, Alleinerziehende, alte Menschen, Behinderte und Kranke. Sozialleistungen und Renten, sofern sie überhaupt ausbezahlt werden, de-cken nicht einmal den elementarsten Lebens-bedarf.

Georges DubiMissionsleiter

Die Korruption funktioniertVerlass ist in vielen Staaten der GUS nur auf die Korruption, die in allen Bereichen gang und gäbe ist. Staatliche Strukturen sind kaum mehr vorhanden, in vielen Regionen verschärfen nationalistische Konflikte und Abspaltungen die Situation. In den ostukrai-nischen Verwaltungsregionen Donezk und Lugansk hat der Krieg die Situation zusätz-lich verschärft.

In Russland, Moldawien und der Ukraine steigt die Zahl der armen Menschen rasant. Zunehmend trifft sie auch Menschen, die eine Arbeit haben, denn die Löhne sinken. Der grösste Teil des Einkommens muss für Lebensmittel, Miete und Nebenkosten sowie andere Güter des täglichen Bedarfs ausgege-ben werden. Zu mehr reicht es oft nicht.

In Moldawien, dem ärmsten Land Europas, hat beinahe die Hälfte der arbeitsfähigen Be-völkerung das Land verlassen. 250 000 Kin-der wachsen in einer Umgebung auf, die nicht kindgerecht ist. Teilweise erhalten sie nicht einmal täglich eine warme Mahlzeit.

NUN VERARMT AUCH DIE MITTELSCHICHT

WIR HELFEN DIREKT

in Notsituationen und Katastrophen

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Die Christliche Ostmission hilftSeit dem Zusammenbruch der Sowjetunion berührt uns bei der Christlichen Ostmission die Not der verarmten Bevölkerung in Weiss-russland, Moldawien und der Ukrai ne. Rund 250 Tonnen Gebrauchtkleider aus der Schweiz wurden in diese Länder gebracht und ver-teilt. 2015 wurden 680 Tonnen Grundnah-rungsmittel vor Ort eingekauft (davon 400 Tonnen Kartoffeln), und 85 Tonnen Heizma-terial an Bedürftige abgegeben.

Viele der Armen kämen ohne die Hilfe der Mission nicht über die Runden. Für die Rent-ner ist das besonders bitter. Sie haben den Krieg überlebt, sich für den Staat aufgeop-fert – und jetzt kümmert der sich nicht um sie. Ihre Renten sind ein Hohn.

Die Hilfe der Mission hilft Armen doppelt: Ei-nerseits ermöglicht sie ihnen das Überleben, andererseits gibt sie ihnen die Würde zurück, die der Staat und die Gesellschaft ihnen ver-weigern. Das Wissen, dass Menschen in der Schweiz sie nicht vergessen und ihnen hel-fen, schenkt ihnen Mut und neue Zuversicht.

Bei der Verteilung der Hilfsgüter kann die Christliche Ostmission auf ihre jahrelange Erfahrung und gute Kontakte zu Kirchen, christlichen Organisationen und Sozialäm-tern zählen. Die Zusammenarbeit mit Sozial-ämtern stellt sicher, dass die Hilfsgüter zu den Ärmsten gelangen. Diese müssen den Emp-fang schriftlich quittieren.

Korruption ist keine OptionDie administrativen Hürden für die Einfuhr, den Einkauf und die Verteilung von Hilfsgü-tern sind hoch. Ständig wechselnde Gesetze erschweren die Arbeit zusätzlich. Oft wis-sen nicht einmal die Beamten, welches Ge-setz gerade gilt. Mit kleinen und grösseren Geschenken liessen sich viele Probleme mit Behörden aus der Welt schaffen. Doch für die Christliche Ostmission kommt Korrup-tion nicht in Frage, auch wenn dadurch die Arbeit einfacher würde.

Die Hilfe ist nachhaltigHumanitäre Hilfe verändert die Umstände nicht, die jemanden in die Armut gestürzt haben. Sie hilft aber, eine schwierige Zeit zu überstehen. Ebenso wichtig ist, dass huma-nitäre Hilfe Mut macht und den Empfängern zeigt, dass sie nicht vergessen und verlassen sind. Entmutigte und hoffnungslose Men-schen können sich nicht vorstellen, dass Bes-serung möglich ist. Fasst hingegen jemand wieder Mut, ist eine wichtige Voraussetzung für Veränderungen erfüllt. Deshalb ist die humanitäre Hilfe ein erster Schritt und die Grundlage für eine bessere Zukunft.

Fasst jemand wieder Mut, ist eine wichtige Voraussetzung für Veränderungen erfüllt.

Neue Perspektiven Dank der Hilfe der Christlichen Ostmission

Moldawien 340 Tonnen

Rumänien 30 Tonnen

Ukraine 60 Tonnen

Russland 35 Tonnen

Weissrussland 180 Tonnen

Zentralasien 35 Tonnen

Total 680Tonnen

LEBENSMITTEL-

VERTEILUNG 2015

Noth

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WIR HELFEN DIREKT

in Notsituationen und Katastrophen

Lokale Mitarbeitende verteilen die Kleider aus der Schweiz an Bedürftige.

Für Menschen in Not sind gebrauch-te Kleider aus der Schweiz ein riesi-ges Geschenk, das sie wieder Hoff-nung schöpfen lässt.

Rund 250 Tonnen gebrauchte Kleider, Schuhe und Wäsche gelangten 2015 von der Schweiz nach Moldawien, Weissrussland, Rumänien und in die Ukraine. Lokale Mitarbeitende verteilten die Kleider an Bedürftige sowie in Kinder- und Altersheimen. Dabei arbeiten sie mit lokalen Sozialämtern, Kirchgemeinden und Hilfsorganisationen zusammen.

Viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der ganzen Schweiz sorgen dafür, dass diese grosse Hilfe möglich wird. Für die Begünstigten sind die Kleider eine grosse Hilfe. Wertvoll ist auch die Erfahrung, nicht vergessen zu gehen. Dass unbekannte Menschen aus der Schweiz sie beschenken, macht den Empfängern Mut und lässt sie wieder Hoffnung schöpfen.

Alles verlorenDanil und Nastja stammen aus der Ostukrai-ne. Bis zum Ausbruch des Krieges hatte das junge Ehepaar ein gutes Leben. Dann kam plötzlich alles anders. Die beiden mussten fliehen und alles zurücklassen, was sie be-sassen.

«Wir wurden in der unabhängigen Ukraine geboren. Als wir uns im Oktober 2013 kennen lernten, waren wir 22 Jahre alt. Wir wussten sofort, dass wir zusammengehörten, doch wir ahnten nicht, welche Umstürze uns er-warteten. Trotz grosser politischer und wirt-schaftlicher Probleme war die Ukraine da-mals noch ein ungeteiltes, unabhängiges Land.

Rasch verschlechterte sich das politische Klima. Die Landeswährung verlor an Wert

Ruth ThomannProjektleiterinKLEIDER,

SCHUHE, WÄSCHE

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Danil und Nastja mussten kurz nach der Geburt ihres Sohnes ohne Hab und Gut fliehen.

und alles wurde massiv teurer. Ein politi-scher Machtwechsel fand statt und eines Morgens wachten wir in einem anderen Land auf. Plötzlich wurden friedliche Bürger umgebracht – von Menschen, die vorher mit uns zusammengelebt hatten und die gleiche Sprache und den gleichen kulturellen Hin-tergrund haben.

Eine ausländische Armee besetzte die Krim. Dann brauchten wir plötzlich eine Erlaubnis, um die Ostukraine in Richtung Kiew zu ver-lassen oder zurückzukehren. Es gab Grenz-posten und in der Ostukraine, die auf einmal die ‹Volksrepublik Donezk› sein sollte, wurde der russische Rubel eingeführt.

All diese Umstürze und Kriege führten zu grossen ideologischen Kämpfen unter den Menschen; Familien und Verwandte ver-feindeten sich. Der Krieg durchdrang jede Lebenssphäre.

Vor dem Krieg führten wir beide ein stabi-les Leben: Wir hatten Arbeit in einem gu-ten Beruf und konnten unser Leben planen. Mit dem Krieg verloren wir beide die Stelle. Einige Verwandte brachen den Kontakt ab, weil sie politisch anders dachten als wir. Im März 2015 kam unser Sohn Matwej zur Welt. Im gleichen Monat wurde unser Zuhause von einem Geschoss getroffen und teilweise zer-stört. Wir mussten handeln und unsere Hei-mat sofort verlassen. Ohne Hab und Gut flo-hen wir, in der Hoffnung, unser Leben zu ret-ten.

Auf Hilfe angewiesenNie hätten wir gedacht, dass wir einmal nichts mehr haben würden. Jetzt sind wir da-rauf angewiesen, uns im Flüchtlingszentrum in Saporoschje beschenken zu lassen. Dass fremde Menschen aus der fernen Schweiz für uns und andere Vertriebene Kleider schi-cken, berührt uns tief und gibt uns neuen Mut. Wir erhalten auch Lebensmittel, Hygi-eneartikel und Windeln für unser Baby. In Saporoschje Arbeit zu finden, ist im Moment nicht möglich. Aber wir haben ein Zimmer in

einem ehemaligen Studentenheim und mit der Unterstützung des Flüchtlingszentrums können wir überleben. Mein Mann fährt re-gelmässig mit Freunden zurück in unsere Wohnung, um sie wieder instand zu stellen. Die Schiessereien in unserer Region haben nachgelassen. Wir wollen so schnell wie mög-lich zurück in die Heimat.

Ein herzliches Dankeschön allen Menschen, die so grosszügig mit uns teilen und uns hel-fen, die schwere Not im Land zu überbrü-cken!»

Danil und Nastja mit Matwej

«Dass fremde Menschen aus der fernen Schweiz für uns und andere Vertriebene Kleider schicken, berührt uns tief und gibt uns neuen Mut.»

Noth

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«NICHTS KONNTE SIE STOPPEN, WEDER MEINE TRÄNEN

NOCH MEIN FLEHEN UM GNADE.»Rodika, 20

Ado

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WIR SCHÜTZEN

vor Frauen- und Kinderhandel

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andelRodika war 20 und hatte die Hoffnung aufgegeben, Arbeit zu finden. Da

erhielt sie eines Tages ein Angebot: Arbeit in einem Lebensmittelladen in der Türkei! Sie sagte zu. Ein Bekannter half ihr, Reisedokumente und ein Ticket zu beschaffen. Was danach passierte, erzählt Rodika selbst:

mir wissen. Die Leute im Dorf fanden heraus, was mit mir passiert war und liessen mich ihre Verachtung spüren. Vor lauter Scham verliess ich mein Zuhause.

Danach kam ich in ein Rehabilitationszen-trum. Hier werde ich geliebt und akzeptiert. Die Mitarbeitenden tragen Sorge zu mir und sind in der Zwischenzeit meine engsten Freunde geworden. Ich habe kochen gelernt und zu arbeiten begonnen.

Was ich durchmachen musste, kann ich un-möglich vergessen. Mein Innerstes wurde auf unmenschliche Art zerstört. Ich werde Jahre brauchen, um seelisch wieder gesund zu wer-den. Ich bitte Gott, dass er mir hilft, Frieden im Herzen zu erlangen und frei zu werden von anklagenden Gedanken, Hass und bitte-ren Erinnerungen.»

Rodika, 20

«Als ich in der Türkei ankam, wurde ich in ein Auto verfrachtet und weggefahren. Wenn ich daran denke, was danach geschah, graut mir immer noch und es fliessen Tränen. Die Leute nahmen mir die Papiere weg, schlugen mich fürchterlich und sperrten mich in einen Raum. Noch am selben Abend vergewaltigten sie mich. Jeden Tag musste ich auf einer Bau-stelle Steine und Sand schleppen. Abends ka-men wildfremde Menschen in mein Zimmer, um schreckliche Dinge mit mir anzustellen. Nichts konnte sie stoppen, weder meine Trä-nen noch mein Flehen um Gnade.

Erst nach zwei Jahren befreite mich die Poli-zei und ich wurde nach Moldawien zurück-gebracht. Als ich noch in Gefangenschaft war, träumte ich von der Freiheit. Doch als ich frei war, fühlte ich mich nicht besser. Meine Verwandten wollten nichts mehr von

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jahresbericht

Prävention Gefährdete müssen die Gefahren kennen! Da-rum legt die Christliche Ostmission (COM) bei ihrem Engagement gegen den Menschen-handel viel Gewicht auf die Prävention. In Rumänien laufen Aufklärungskampagnen an Berufsmittelschulen und in Roma-Dörfern, in Moldawien an Schulen und in Heimen. In Indien und Nepal werden Kinder auf Bahn-höfen und an Grenzübergängen abgefangen und so vor Menschenhändlern geschützt. In-dem wir Frauen schulen, erreichen wir Be-völkerungsgruppen in abgelegenen nepale-sischen Dörfern. In Nepal, Kambodscha und neu auch in Afghanistan werden Behörden und Nichtregierungsorganisationen aufge-klärt und geschult.

Viele Kinder brauchen direkte Schutzmass-nahmen. Vor vielen Jahren hat die COM in Moldawien ein Familienplatzierungsprojekt für Heimkinder initiiert und angefangen, Dorfkinder in einem Tageszentrum zu betreu-en. In Indien wurden im Rotlichtviertel und in Dörfern, in denen Kinderhandel stattfindet, Tageszentren eröffnet. Kinder, die eine 24- Stunden-Betreuung an einem sicheren Ort be-nötigen, werden in ein Schutzhaus vermittelt.

Wichtig bei den Hilfsprogrammen ist stets die schulische Förderung der Kinder. Damit geben wir ihnen eine echte Chance, später der Armut zu entfliehen.

Opferbefreiung und RückschaffungDurch Kontrollen an strategischen Orten wie Grenzübergängen und Bahnhöfen kön-

Beatrice KäufelerProjektleiterin

WIR SCHÜTZEN vor Frauen- und Kinderhandel

nen Opfer und potenzielle Opfer identifiziert und in einem Übergangsheim betreut wer-den. Betroffene möchten meist nach Hause zurückkehren. Wir analysieren Gefahren und Risiken und treffen Sicherheitsvorkeh-rungen, wo dies angezeigt ist. Opfer, die ei-nen Platz in einem Schutzhaus und Hilfe bei der Aufarbeitung ihrer Erlebnisse benöti-gen, finden Unterschlupf und erhalten kom-petente Betreuung.

Rehabilitation und ReintegrationIn einem Schutzhaus erhalten Betroffene psychologische, medizinische und juristi-sche Hilfe. Sie werden zudem ermutigt, den oder die Täter anzuzeigen. Schulische Förde-rung und Vorbereitungskurse für eine Lehr- oder Arbeitsstelle oder einen höheren Schul-abschluss sind Teil der Therapie. Die Reinte-gration wird stark erleichtert, wenn Angehö-rige diesen Prozess mittragen. Wo dies nicht der Fall ist, werden ehemalige Opfer beim Aufbau eines neuen sozialen Netzes beglei-tet. Einige müssen zu ihrem eigenen Schutz eine neue Identität annehmen. Auch nach ih-rer Reintegration werden die Frauen beglei-tet, beraten und unterstützt.

SchweizIn der Schweiz informiert die COM über den Menschenhandel und macht auf Faktoren aufmerksam, die ihn fördern und begünsti-gen. Ehrenamtlich Mitarbeitende sensibilisie-ren ihr persönliches Umfeld und zeigen Hilfs-möglichkeiten auf. Vor zehn Jahren startete die COM ein nationales Gebetsnetz.

HILFE DER COM

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FRAUEN­ UND KINDERHANDEL

Schweiz• Öffentlichkeitsarbeit • Schulung von ehrenamtlich Mitarbeitenden für

ihre Sensibilisierungsarbeit• Nationales Gebetsnetz gegen Menschenhandel

Indien• Tageszentrum und Nachtkrippe für Kinder in einem

Rotlichtviertel • Auffangen von Kindern an Bahnhöfen, bevor sie in eine

Ausbeutungssituation geraten • Tageszentren in Dörfern, wo Kinder ausgebeutet werden• Aufbau von Selbsthilfegruppen, Förderung der Dorf-

entwicklung

Nepal• Schutzhaus für Mütter und ihre Kinder, ganzheitliche

Betreuung• Auffangen von Mädchen und Frauen an indisch-ne-

palesischen Grenzübergängen, bevor sie an Bordelle verkauft werden, Betreuung, Repatriierung

• Aufklärung in Dörfern durch speziell dafür geschulte Mädchen

Kambodscha• Betreuung, Ausbildung und Wiedereingliederung ehemaliger Opfer • Schulische Förderung traumatisierter und verletzlicher Kinder• Ausbildungskurse für Seelsorger und Therapeuten anderer

Hilfsorganisationen

Afghanistan• Schutzhaus für ausgebeutete Frauen und Kinder,

Ausbildungsmöglichkeiten, Reintegrationshilfe

Moldawien• Pflege-, Ferien- und Adoptionsplätze in molda-

wischen Familien für Heimkinder• Schulische Förderung und Begleitung von gefährde-

ten Kindern aus sozial schwachen Familien• Schutzhaus für Opfer, psychologisch-medizinische

Hilfe, Weiterbildungskurse• Betreuung ehemaliger Opfer an ihrem Wohnort• Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit

Rumänien• Aufklärungsarbeit unter Risikogruppen (Roma, Jugendliche an

Berufsmittelschulen, Heimkinder)

LÄNDER UND PROJEKTE

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1

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Die Zahlen basieren auf Erhebungen der Organisation für Sicherheit und Zusammenar-beit in Europa (OSZE), des Regionalen Informationszentrums der Vereinten Nationen für Westeuropa (UNRIC), der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und des Bundesamtes für Polizei (fedpol).

Fakten Menschenhandel

Weltweit 2,5 Millionen Opfer jährlich (davon 80% Frauen und Kinder)

In der EU 500 000 Opfer jährlich (davon 20 – 40% aus Osteuropa)

In der Schweiz offiziell 1500 – 3000 Opfer jährlich (hohe Dunkelziffer)

Umsatz weltweit 30–35 Milliarden US-DollarMenschenhandel pro Jahr

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«WIR HABEN GOTTES RUF ANGENOMMEN UND DANACH

VIEL MEHR ERLEBT, ALS WIR UNS JE VORSTELLEN KONNTEN.»

Karol und Magdalena Szöcs, Rumänien

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Nach der politischen Wende und dem wirtschaftlichen Zusammenbruch Rumäniens begann die Christliche Ostmission (COM), fähigen und willigen Frauen und Männern beim Aufbau eines eigenen Betriebs zu helfen. Wir wollten Christen befähigen, für sich und ihre Familien zu sorgen, Arbeits-plätze zu schaffen und sich am Aufbau des Landes zu beteiligen.

ES BEGANN VOR 25 JAHREN

WIR BAUEN AUF durch

Bildung und Gewerbeförderung

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Rumänien war der Beginn des Engagements der COM in der Gewerbeförderung. Mit Hilfe der DEZA (Direktion für Entwicklung und Zu-sammenarbeit) sind in 25 Jahren über 1000 Gewerbe- und Landwirtschaftsbetriebe auf-gebaut und über 10 000 Arbeitsplätze ge-schaffen worden. Die Erfahrungen und Er-folge in Rumänien haben uns geholfen, das Programm später auf andere osteuropäische Länder und nach Zentral- und Südostasien auszudehnen.

Von Beginn an mit dabei war Karol Szöcs. Er war technischer Leiter der rumänischen Nie-derlassung der COM und wurde später selbst Unternehmer.

Vom Angestellten zum Unternehmer«Als die Christliche Ostmission mir die Stelle als technischer Verantwortlicher anbot, zöger-te ich nicht lange, obschon ich grossen Respekt vor der neuen Aufgabe hatte. Eine neue Stelle, ein ausländischer Arbeitgeber und technische Beratung in allen möglichen Gewerben – das

war eine Herausforderung. Aber ich packte die Chance und nahm die Stelle an.

Die Aufgabe war vielfältig. In einer ersten Phase prüften wir Anträge von Interessenten, anschliessend besuchten wir sie und klärten in persönlichen Gesprächen die mögliche Zu-sammenarbeit ab. Gleichzeitig evaluierten wir, welche Maschinen und Geräte sie für den Start der eigenen Firma benötigten.

Gebrauchte Maschinen aus der SchweizIn den ersten Jahren lieferte die Christliche Ostmission gebrauchte und revidierte Ma-schinen nach Rumänien. Die Verzollung war anfänglich sehr schwierig. Niemand glaubte uns, dass wir die Maschinen dazu verwenden würden, um Rumänen zu helfen, eigene Be-triebe aufzubauen. Vielmehr wurde vermu-tet, dass wir damit grosse Geschäfte machen wollten. Wie ist es möglich, dass jemand mit so guten Maschinen armen Leuten helfen will? Mit der Zeit merkten nicht nur die Leute

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am Zoll, sondern auch die Behörden, dass dem wirklich so war. Und sie erkannten die Bedeutung des Projekts für Rumänien.

Die Arbeit bei der Mission hat mir sehr viel Freude bereitet. Die vielen Kontakte mit un-terschiedlichsten Menschen waren interes-sant, und die Möglichkeit, beim Aufbau in Rumänien mitzuhelfen, war faszinierend. Die Mission hat nicht nur Maschinen nach Rumänien geliefert, sondern die Betriebsin-haber ausgebildet. Von Anfang an übersetzte ich während der Seminare und lernte dabei selbst sehr viel.

Ich hatte einen TraumjobObschon ich einen Traumjob hatte, begann mich etwas immer mehr zu beschäftigen. Oft fuhr ich mit meiner Familie in den Ferien zu unserer Grossmutter. Sie lebte in Ghindari, einem Dorf im Kanton Mures. Die idyllische und verträumte Lage des Dorfes täuschte. Praktisch niemand hatte Arbeit, das Leben der Dorfbewohner war geprägt von Hoff-nungslosigkeit und Alkohol. Dies machte

mich zunehmend traurig und fragend. Gibt es für diese Leute wirklich keine Hoffnung?

Zusammen mit meiner Frau Magdalena be-teten wir viel und fragten Gott, was wir tun könnten. Nach einiger Zeit bekamen wir die Gewissheit, dass es unsere Aufgabe war, nach Ghindari zu ziehen und ein neues Le-ben aufzubauen. Es war keine leichte Ent-scheidung, den sicheren Job und das schöne Haus aufzugeben. Wir entschieden uns, eine eigene Firma aufzubauen, Arbeitsplätze zu schaffen und als Familie ein Vorbild zu sein.

Unternehmer und MissionarMit Hilfe der Mission konnten wir die Firma starten. Schon bald begannen wir mit Haus-kreisen, zu denen wir Nachbarn und Bekann-te einluden. Nun leben wir schon 16 Jahre hier im Dorf und es gefällt uns sehr gut. Aus der kleinen Firma ist ein Betrieb mit 30 Ange-stellten geworden. Wir stellen Artikel für die Hochseefischerei und andere Feinmetallpro-dukte her. Das meiste exportieren wir, vor-wiegend nach Skandinavien.

Karols Firma ermöglicht 30 Personen eine Arbeitsstelle.

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WIR BAUEN AUF durch

Bildung und Gewerbeförderung

Ehrenamtlich bin ich weiterhin für die Christ-liche Ostmission tätig. In ihrem Auftrag be-rate ich Jungunternehmer in Vietnam. Viele sind in einer ähnlichen Situation wie wir frü-her in Rumänien. So kann ich sie aus eige-ner Erfahrung beraten und beim Aufbau ih-rer Betriebe unterstützen.

Aus den Hauskreisen ist eine Kirche mit 30 Mitgliedern entstanden, die fest zum Dorf gehört. Rund 100 Jugendliche besuchen die wöchentlichen Jungscharanlässe und die Fe-rienlager!

Rückblickend auf die vergangenen 25 Jahre darf ich sagen: Gott hat es mit uns gut ge-meint. Als christliche Familie und Unterneh-mer konnten wir in unserem Dorf Akzente setzen und Hoffnung vermitteln. Als Chris-ten müssen wir Entscheidungen treffen und Herausforderungen annehmen. Meist ist dies mit viel Arbeit und oft auch mit Schmerz ver-bunden. Aber wenn Gott segnet, übertrifft

dies alles, was wir uns vorstellen können, und es lohnt sich.

Beauftragt und befähigtMeine Zeit als Mitarbeiter bei der Christli-chen Ostmission hat meiner Frau und mir eine neue Sicht von Mission gegeben. Dies hat uns später beim Start und Aufbau unse-rer Firma und Kirche sehr geholfen.

Nach dieser ‹Schule› hat Gott uns nach Ghin-dari gerufen und den Auftrag gegeben, sein Wort zu verkünden und unseren Mitmen-schen Hoffnung zu vermitteln. Er hat uns befähigt, Türen geöffnet und sehr viele Kon-takte geschenkt. In all den Jahren haben wir Gottes Treue und Segen immer wieder deut-lich gespürt. Ihm und allen, die uns auf die-sem Weg begleitet und unterstützt haben, danken wir von Herzen.»

Karol und Magdalena Szöcs Ghindari, Rumänien

Wöchentliche Jungscharanlässe und Ferienlager werden von rund 100 Kindern und Jugendlichen besucht.

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jahresbericht

Moldawien, das ärmste Land Euro-pas, ist ein hoffnungsloser Fall. Dass es besser wird, glauben selbst Op-timisten nicht; wer kann, wandert aus. Doch dieses «Land ohne Zu-kunft» ist ein wichtiges Fundament der Kirche Zentralasiens.

Unter dem Kommunismus wurde die christ-liche Kirche unterdrückt und verfolgt. Bibel-schulen waren staatlich kontrolliert und nur wenige Gläubige konnten dort studieren. So fehlten nach dem Zusammenbruch der Sow-jetunion ausgebildete Pastoren.

Die Gagausen waren der Schlüssel1993 gründete die Baptistenkirche in der Hauptstadt Chisinau eine Bibelschule. Nach vier Jahren beschloss die Leitung, eine spe-zielle Ausbildung für die Gagausen Moldawi-ens anzubieten. Dieses Volk lebt in einer au-tonomen Region, ist mehrheitlich christlich-orthodox und zählt zur südwestlichen oder oghusischen Gruppe der Turkvölker. Seine Sprache ähnelt dem anatolischen Türkisch. Mentalität, Traditionen und Lebensführung der Gagausen unterscheiden sich stark von denen Moldawiens, deshalb war ein sepa-rater Kurs angezeigt. Die spezielle Ausbil-dung stiess auf grosses Interesse. Es war der Beginn einer grossen Vision, welche für die Kirche Zentralasiens wegweisend werden sollte.

Fundament der Kirche ZentralasiensDiese bestand hauptsächlich aus russisch- und deutschstämmigen Gläubigen. Viele von ihnen verliessen die Region und so wurde die Kirche stetig kleiner. Um ihr Überleben zu si-chern, war es dringend, interessierten Gläu-bigen eine theologische Ausbildung zu er-möglichen.

Georges DubiMissionsleiter

WIR BAUEN AUF durch Bildung und Gewerbeförderung

GOTT HAT ANDERE

MASSSTÄBE MOLDAWIEN / ZENTRALASIEN

Ein Grossteil der Studierenden an der Christlichen Universität «Divitia Gratiae» kommt aus Zentralasien.

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In der Region gab es keine theologische Schule und ein Studium im Ausland kam nicht in Frage: Es kostete zu viel und Aufenthaltsbe-willigungen waren ein grosses Problem. In Moldawien war und ist das anders: Personen aus Zentralasien können sich problemlos im Land aufhalten und studieren. Die Ausbil-dung wird in Russisch angeboten, der offi-ziellen Landessprache in Zentralasien wäh-rend der Sowjetzeit.

An der Universität bilden sich die Studieren-den in Theologie, Sozialarbeit und Manage-ment aus. Für die Rückkehr nach Zentral-asien ist es wichtig, einen anerkannten Ab-schluss vorweisen zu können. Die meisten Kirchen sind zu klein, um ihre Pastoren zu bezahlen. Auf Initiative und mit praktischer Hilfe der Christlichen Ostmission erhalten künftige Pastoren auch eine Management-ausbildung. Damit können sie in ihrer Heimat einer bezahlten Arbeit nachgehen.

Aus der einstigen Bibelschule ist inzwischen die Universität «Divitia Gratiae» (UDG) ge-worden, ein Eckstein der theologischen Aus-bildung für Kasachstan, Kirgistan, Tadschi-kistan, Turkmenistan und Usbekistan. In die-sen Ländern können sich Christen nicht frei entfalten. Vielmehr müssen sie mit vieler-lei Benachteiligungen leben, manchmal gar Verfolgung ertragen.

Ihr Interesse an Aus- und Weiterbildung ist gross. Deshalb hat die UDG in den einzelnen Ländern Ausbildungsstätten ins Leben geru-fen. Allerdings können sie nur im Versteck-ten funktionieren, weil die Staaten christli-che Bildung nicht dulden.

… in alle WeltSeit 1997 haben 268 junge Menschen aus Zentralasien ihr Studium in Chisinau abge-schlossen. Die meisten von ihnen sind nach Zentralasien zurückgekehrt und im kirchli-chen Dienst tätig. An Aus- und Weiterbildun-gen in Zentralasien haben 320 Christen teil-genommen. Einige haben ihr Tätigkeitsge-biet erweitert und arbeiten als Missionare in Afghanistan, Pakistan, im Iran, im Irak und in der Türkei. Damit ist die UDG nicht nur zum Segen der Kirchen Zentralasiens ge-worden, sondern zum Segen und zur Ermu-tigung aller Christen.

Niemand hat es geahnt, doch das Land, an das niemand glaubt und das alle verlassen, ist zum wichtigen Baustein für die Kirche in Zentralasien geworden. Was wir für mach-bar halten, ist nicht wichtig; entscheidend sind Gottes unendliche Möglichkeiten.

Die Christliche Ostmission unterstützt und fördert die Universität seit Jahren finanziell und auch praktisch, nämlich mit Referenten aus der Schweiz. Die COM ist zum wichtigs-ten Partner der UDG geworden.

Es war der Beginn einer grossen Vision, welche für die Kirche Zentralasiens wegweisend werden sollte.

Studium in Theologie, Sozialarbeit und Management

Mis

sion

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Marina*, 13

«Ich sollte abgetrieben werden! Das verlangte mein Vater von meiner Mutter, denn es würde zu teuer mit mir. Sie verliess ihn und sorgt nun alleine für mich. Ich bin zum ersten Mal im Lager. Hier erlebe ich, dass Jesus mich liebt und dass er mich haben wollte. Ich geniesse die Zeit mit den vielen Freunden, die ich hier gefunden habe.»

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Die finanzielle Hilfe aus der Schweiz war überwältigend. Spenderinnen und Spender haben es möglich ge-macht, dass 2015 über 6000 Kinder in Osteuropa wunderschöne Ferien verbringen durften.

Jeden Tag eine warme Mahlzeit, jeden Tag genug zu essen. Für viele Kinder in Osteu-ropa ist das keine Selbstverständlichkeit. In den Sommerlagern gibt es Essen bis genug, Mitarbeitende, die sich der Kinder anneh-men, mit ihnen spielen und sie spüren las-sen, dass sie geliebt werden. Es sind Kinder aus ärmsten Verhältnissen und zerrütteten Familien. Kirchgemeinden vor Ort betreuen und begleiten die Kinder nach den Lagern.

Nicht selten sind die Lager der Wendepunkt im Leben der Kinder. Sie lernen Gott kennen und werden durch die Nachbetreuung in ein soziales Netz eingebunden. Dadurch haben sie Chancen auf eine bessere Zukunft.

Georges Dubi Missionsleiter

In den Sommerlagern lernen die Kinder eine neue Welt kennen.

Marina*, 13

ISOMMERFERIEN FÜR 6000 KINDER

Russland 250 Kinder

Weissrussland 650 Kinder

Moldawien 3200 Kinder

Ukraine 1250 Kinder u. Jugendliche

Rumänien 370 Kinder

Turkmenistan 40 Kinder

Usbekistan 40 Kinder

Tadschikistan 360 Kinder

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1

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KINDERLAGER 2015: 6160 KINDER

* Name geändert

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jahresbericht

Judith BrunnerVerantwortliche Kleidersammlung

Grosses ehrenamtliches Engagement für Bedürftige in Osteuropa

HELFEN SIE MIT?

Die ehrenamtlich Mitarbeitenden – über 200 Perso-nen – sind eine wichtige Stütze der Christlichen Ost-mission. Ohne sie wäre es nicht möglich, jährlich 250 Tonnen Kleider und über 90 000 Weihnachts-päckli von der Schweiz nach Rumänien, Moldawien, Weissrussland und in die Ukraine zu bringen. Zehn-tausende Bedürftige in Osteuropa erfahren dadurch Hilfe und Ermutigung.

Möchten Sie auch mithelfen?

• Kleiderannahme in Worb: Annahme und Sortieren von Kleidern für unsere Hilfsgütertransporte nach Rumänien, Mol­dawien, Weissrussland und in die Ukraine. Ideal ist ein Wohnsitz im Grossraum Bern.

• Transporte: Kleidertransporte in der ganzen Schweiz mit einem Kleinbus. Chauffeure müssen den Führerschein Ka­tegorie B besitzen. Ideal ist ein Wohnsitz im Grossraum Bern.

• Eine Kleidersammelstelle betreiben: Möchten Sie für die Christliche Ostmission eine Kleidersammelstelle eröffnen und be­treiben? Wir suchen Ehrenamtliche, wel­che diese Aufgabe übernehmen möchten.

• Aktion Weihnachtspäckli: Mithilfe bei einer Sammelstelle (gesamte Schweiz), Annahme und Stapeln der Weihnachts­päckli. Für diese Aufgabe ist eine gute körperliche Verfassung notwendig.

• Frauen- und Kinderhandel: Andere für das Thema sensibilisieren. Der Men­schenhandel lebt vom Schweigen. Für Opfer – verzweifelte Frauen und Kinder – ist es entscheidend, dass andere ihre Stimme erheben. Wir suchen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeiter, die uns dabei un­terstützen, ihr persönliches Umfeld sensi­bilisieren und das Engagement der Christ­lichen Ostmission bekannt machen.

Sind Sie interessiert an einer dieser Aufgaben? Melden Sie sich, wir freuen uns auf Ihren Anruf! Telefon 031 838 12 12.

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Die Aktion Weihnachtspäckli ist ein Gemeinschaftsprojekt folgender Organisationen: Aktion für verfolgte Christen und Notleidende (AVC), Hilfe für Mensch und Kirche (HMK), Licht im Osten (LIO) und Christliche Ostmission (COM).

Unter www.weihnachtspäckli.ch finden Sie weitere Informationen.

AKTION WEIHNACHTSPÄCKLI

94 700 WEIHNACHTSPÄCKLI

Herzlichen Dank für Ihre Weihnachtspäckli und für die tatkräftige Mithilfe, sei es beim Zu-sammenführen der Päckli oder an einer der Sammelstellen! Danke auch für alle Gebete und Spenden! 94 700 Päckli haben bedürftigen Kindern und Erwachsenen in Osteuropa riesen-grosse Freude bereitet und grosse Dankbarkeit ausgelöst.

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jahresbericht

NACHHALTIG HELFEN MITPROJEKTPATENSCHAFTEN

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PATENSCHAFT FRAUEN- UND KINDERHANDEL

PATENSCHAFT LEBENSMITTEL

PATENSCHAFT «KINDER MIT ZUKUNFT»

PATENSCHAFT SPITEX «BETHANIEN» IN WEISSRUSSLAND

Schutz und Förderung von gefährdeten Kindern und Erwachsenen | Schulbesuch, Ausbildung und berufliche Integration | Prävention und Aufklärungskampagnen

Grundnahrungsmittel und Winterhilfe für bedürftige Familien, alleinstehende Rentner, Behinderte, Kranke sowie Suppenküchen in Osteuropa

Betreuung, Förderung und Schulbildung für benachteiligte und gefährdete Mädchen und Buben

Betreuung von allein gelassenen Behinderten, von einsamen Alten und Kranken, Hilfe bei der Körperpflege und im Haushalt sowie medizinische Grundversorgung

Projektpatenschaften ermöglichen langfristige und nachhaltige Hilfe. Für die Begünstigten – Familien, Kinder, ältere Leute oder ganze Dörfer – sind sie Ermutigung und bedeuten sie Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Anmeldung auf www.ostmission.ch oder unter 031 838 12 12

PATENSCHAFT «WIR KINDER VON MOLDAWIEN»

Täglich eine warme Mahlzeit, Betreuung und Förderung für Sozialwaisen in Moldawien

In den Bereichen Mission, Indien, Kambodscha und Albanien werden bestehende Patenschaften weitergeführt, jedoch keine neuen angeboten.

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«Unser Gemeinderat dankt der Christlichen Ostmission von ganzem Herzen für die Unterstützung der Kinder von Moldawien. Die Zusammenarbeit mit der Baptistenkirche erachten wir als sehr wertvoll, da wir so den Kindern materiell und geistlich beistehen können.»Valentina Caica, Gemeindepräsidentin von Chiriet-Lunga