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Herausforderungen und Entwicklungsperspektiven der Region PACA im Kontext der aktuellen Debatte um die Reform der Gebietskörperschaften in Frankreich
Universität für Baukunstund Metropolenentwicklung
Herausforderungen und Entwicklungsperspektiven der Region PACA im Kontext
der aktuellen Debatte um die Reform der Gebietskörperschaften in Frankreich
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘Azur
Bearbeitet von:
Micha Becker | 25914
Sebastian Stegemann | 32064
Betreuer:
Prof. Dr.-Ing. M.A. Jörg Knieling
Dipl.-Geogr. Andreas Obersteg
HafenCity Universität Hamburg
Studiengang Stadtplanung
Hamburg, Dezember 2009
VERFASSERERKLÄRUNG
Hiermit erklären wir, dass wir die vorligende Arbeit in allen Teilen ohne fremde Hilfe und ohne
Benutzung anderer als im Literaturverzeichnis und Abbildungsverzeichnis aufgeführten Unterlagen
bearbeitet haben.
Hamburg, Deutschland
Freitag, den 27. November 2009
Micha Becker Sebastian Stegemann
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVorwort
➜
4
Europa wächst zusammen - und dies birgt auch für die ein-
zelnen Mitgliedstaaten Herausforderungen wie künftige
Kooperationen auf der Ebene der Metropolen und Metro-
polregionen ausgestaltet werden können, um sich im euro-
päischen Wettbewerb zu positionieren. In Frankreich wird
zurzeit (2008/2009) intensiv über eine Territorialreform
nachgedacht und diskutiert. Diese sieht eine grundlegende
Änderung der Raumordnungstrukturen vor. Diese Diskus-
sion nimmt die Projektgruppe auf und stellt die Frage, wel-
che Perspektiven in der Region Provence-Alpes-Côte-d‘Azur
entstehen - eine Region mit Herausforderungen aber auch
mit spannenden und spannungsvollen Potentialen. Mit dem
Blick auf das Zusammenwachsen Europas und des Lernens
von unterschiedlichen (Planungs-) Kulturen möchte die Pro-
jektgruppen einen Diskussionsbeitrag leisten. Die eigenen
Erfahrungen mit Frankreich als Teil des Alltagslebens war
eine der Motivationen sich in diesen Kultur- und Sprach-
raum zu begeben und die eigenen Sichtweisen, Bilder und
Perspektiven zu überprüfen.
An dieser Stelle gilt ganz besonderer Dank and Prof. Dr.-
Ing M.A. Jörg Knieling und Dipl. Geogr. Andreas Obersteg
(beide HafenCity Universität Hamburg), die das Projekt
aus der Nähe und aus der Ferne betreut haben. Besonderer
Dank gilt zudem Herrn Louis-Laurent Dupont, Leiter der
AgAM (Marseille) und Herrn Prof. Alain Motte vom Insti-
tut d‘Urbanisme et d‘Aménagement Régional der Université
Paul Cézanne Aix-Marseille III in Aix-en-Provence für die
Interviews, die vor Ort geführt wurden und in diesem Be-
richt auch veröffentlicht werden durften. Ferner möchten
wir uns auch bei den Freunden und Kommilitonen bedan-
ken, die uns in Marseille während der Exkursion aufgenom-
men haben, sowie bei unseren Verwandten und Freunden,
die uns während der Arbeit mit viel Verständnis und ihrer
Hilfe stets zur Seite standen.
Vorwort
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVorwort
➜
5
L’Europe fusionne - et cela vaut aussi pour les différents
États membres, tels que les défi s futurs de la coopération
au niveau des villes et des régions métropolitaines peuvent
être développées pour se positionner dans la compétition
européenne. En France, à l’époque (2008/09), on a pensé
très fort et on a discuté une réforme des collectivités terri-
toriales. Celle-ci prévoit un changement fondamental dans
les structures spatiales. Le projet reprend ce débat et se pose
la question des perspectives dans la région Provence-Alpes-
Côte-d’Azur - une région à défi s mais aussi avec des simili-
tudes excitantes et passionnantes. En mettant l’accent sur
l’intégration de l’Europe et en apprenant de la culture (de
planifi cation) différente, ce projet contribue à un élément
de discussion. Notre propre expérience avec la France dans
le cadre de la vie quotidienne était l’une des motivations de
se rendre à cette langue, culture et de revisiter nos propres
perceptions, images et perspectives.
C’est la raison pour laquelle nous remercions très spéciale-
ment le Professeur Dr.-Ing Jörg MA Knieling et Dipl. Ge-
ogr Andreas Obersteg (tous deux de la HafenCity Univer-
sität Hamburg) qui ont accompagné le projet de près et
de loin. Un merci spécial va à M. Louis-Laurent Dupont,
directeur de l’AgAM (Marseille) et le professeur Alain Mot-
te de l’Institut d’Urbanisme et d’Aménagement Régional
de l’Université Cézanne Aix-Marseille III Paul à Aix-en-
Provence pour les entrevues réalisées sur site et qui ont été
autorisées à être publiés dans le rapport présent. En outre,
nous tenons également à remercier les amis et les camarades
qui nous ont accueilli à Marseille pendant l’excursion, ainsi
que nos parents et nos amis qui nous ont toujours soutenu
avec beaucoup de compréhension et d’aide pendant le tra-
vail sur le projet.
Préface
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
➜
6
Inhaltsverzeichnis
Vorwort.......................................................................................................................4
Préface ........................................................................................................................5
Inhaltsverzeichnis ........................................................................................................6
Abbildungsverzeichnis .................................................................................................8
Glossar ......................................................................................................................10
Einleitung ..................................................................................................................20Warum Marseille? ................................................................................................................... 20
Introduction ..............................................................................................................22Pourquoi Marseille? ................................................................................................................ 22
Problembeschreibung ................................................................................................24Karten von Frankreich ............................................................................................................ 24
Der administrative Aufbau Frankreichs .................................................................................. 26
Kommunalverbände in Frankreich .......................................................................................... 28
Vergleich wichtiger Regionen in Frankreich ............................................................................ 31
Vergleich der Gebietskörperschaften... .................................................................................... 32
Bestandsaufnahme ....................................................................................................34Die wichtigsten interkommunalen Kooperationsansätze ......................................................... 34
Die Planungsebenen- und Dokumente in Frankreich .............................................................. 38
Der Rapport Balladur ............................................................................................................. 40
Karten der Region Provence-Alpes-Côte-d‘Azur (PACA) ........................................................ 48
Analyse .....................................................................................................................50Regionen in Frankreich, ein erster Blick ................................................................................. 50
Auf den zweiten Blick... .......................................................................................................... 52
Zusammenhänge in der Raumordnung Frankreichs ................................................................ 58
La région urbaine Marseille-Aix (RUMA) .............................................................................. 64
Bewertung .................................................................................................................68Stadt, Land, Meer ................................................................................................................... 68
Marseille: Von der „Ville en Crise“ zum „Phoenix, der sich aus der Asche erhebt“ ................ 72
Metropolfunktionen ............................................................................................................... 76
Die Region PACA im Vergleich .............................................................................................. 80
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
➜
7
Konzept .....................................................................................................................90Erfassung der Themenfelder und Querschnittsthemen in der Matrix ...................................... 92
Die Ebenen der Matrix ........................................................................................................... 94
Bewertungen in der Matrix ..................................................................................................... 98
Themenfelder und Querschnittsthemen ................................................................................ 100
Drei Szenarien für die Region PACA .................................................................................... 104
Fazit ........................................................................................................................114
Conclusion ..............................................................................................................118
Literaturverzeichnis .................................................................................................122Literaturquellen .................................................................................................................... 122
Internetquellen ..................................................................................................................... 124
Anhang ...................................................................................................................128Interviewfragen .................................................................................................................... 128
Inhaltliche Zusammenfassung des Interviews mit Louis-Laurent Dupont (AgAM) ............... 130
Inhaltliche Zusammenfassung des Interviews mit Professor Alain Motte .............................. 146
Die 20 Forderungen des „Komitee Balladur“ ................................................................................ 152
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
➜
8
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Luftbild Frankreich ............................................................................................................. 24
Abb. 2: Karte der französischen Regionen ....................................................................................... 25
Abb. 3: Die Verfassung der Französischen Republik ........................................................................ 26
Abb. 4: Das politische System Frankreichs ........................................................................................27
Abb. 5: Vergleich wichtiger Regionen in Frankreich .........................................................................31
Abb. 6: administratives System Frankreichs ..................................................................................... 32
Abb. 7: Administratives System Deutschlands ................................................................................. 33
Abb. 8: Luftbild der Region PACA mit wichtigen Städten ................................................................ 48
Abb. 9: Karte der Departements in der Region PACA ..................................................................... 49
Abb. 10: konzentrische Region .........................................................................................................53
Abb. 11: polyzentrische Region ........................................................................................................53
Abb. 12: Metropolregionen in Frankreich ........................................................................................58
Abb. 13: Metropolitane Zusammenhangsräume in der Region PACA ..............................................59
Abb. 14: Interkommunale Zusammenhangsräume im Küstenbereich der Region PACA .................. 60
Abb. 15: Luftbild der RUMA mit wichtigen Städten ........................................................................ 64
Abb. 16: Metropolfunktionen ......................................................................................................... 77
Abb. 17: Entscheidungs- und Kontrollfunktion ................................................................................ 78
Abb. 18: Innovations- und Wettbewerbsfunktion ............................................................................ 78
Abb. 19: Gateway-Funktion ............................................................................................................ 79
Abb. 20: Symbolfunktion ................................................................................................................ 79
Abb. 21: Metropolregionen im Vergleich ..........................................................................................81
Abb. 22: Vergleich Unternehmenssitze ............................................................................................. 82
Abb. 23: Vergleich Sitze staatlicher Institutionen ............................................................................. 82
Abb. 24: Vergleich Sitze sonstiger Organisationen ........................................................................... 82
Abb. 25: Vergleich Innovationen (Wirtschaft & Technik) ................................................................ 84
Abb. 26: Vergleich Innovationen (Soziales & Kultur) ..................................................................... 85
Abb. 27: Vergleich Gateway-Funktion ............................................................................................. 86
Abb. 28: Vergleich Zugang zu Wissen ............................................................................................. 86
Abb. 29: Vergleich Zugang zu Märkten ........................................................................................... 87
Abb. 30: Vergleich Symbolfunktion ................................................................................................. 88
➜ P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
9
Abb. 31: Indikatoren - Themenfelder ............................................................................................... 90
Abb. 32: Matrix-Dummy ................................................................................................................ 90
Abb. 33: Indikatoren - Querschnittsthemen ..................................................................................... 91
Abb. 34: Matrix - unbewertet ..........................................................................................................93
Abb. 35: Matrix - bewertet .............................................................................................................. 98
Abb. 36: Bewertungsmuster - unsortiert .......................................................................................... 98
Abb. 37: Bewertungsmuster - sortiert .............................................................................................. 98
Abb. 38: Summe der gewichteten „Sterne“ .....................................................................................103
Abb. 39: hierarchische Städte-Struktur ...........................................................................................107
Abb. 40: dezentralisierte Städte-Struktur .......................................................................................109
Abb. 41: Aufl ösung der departementalen Ebene .............................................................................110
Abb. 42: Reorganisation der administrativen Ebenen .....................................................................111
Abb. 43: Städte-Struktur als Netzwerke .........................................................................................113
Abbildungen ohne Quellenangabe sind eigene Darstellungen der Projektgruppe.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
➜
10
Glossar
ZENTRALISIERUNG
Die Zentralisiering ist ein Organisationssystem eines sou-
veränen Staates, welches die politischen, sozialen und öko-
nomischen Entscheidungsgewalten und Ressourcen bündelt
und sich auf die Standortentscheidungen von Institutionen
und der Bevölkerung auswirkt.
In Frankreich ist die Zentralisierung historisch begründet und
erstreckt sich von der Staatenbildung Frankreichs im 17. Jahr-
hundert bis hin zum Absolutismus sowie der Französischen
Revolution und fand ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert.
Hintergrund für die Zentralisierung war der Gedanke Fran-
kreich als eine demokratische, wirtschaftliche, soziale und
politische Einheit hervorzuheben („La France est une et indi-
visible.“) (vgl. Universalis 2009, abgerufen am 25.11.2009).
DIE TERRITORIALE DEZENTRALISIERUNG
Die territoriale Dezentralisierung zielt darauf ab, Gebietskör-
perschaften eigene Kompetenzen zuzuschreiben. Die entspre-
chenden Autoritäten werden dabei von der Bevölkerung gewählt
und sichern damit ein ausgewogenes Mitbestimmungsrecht
über die entsprechenden Teilräume. Die Dezentralisierung be-
ruft sich auf die Entscheidungsprozesse der Bevölkerung um
demokratische Legitimierung und Nähe zu sichern. Sie stellt
den lokalen Behörden (im Idealfall) ausreichend fi nanzielle
Ressourcen zur Verfügung um ihre Handlungsfähigkeit zu si-
chern (vgl. Vie Publique 2009, abgerufen am 25.11.2009).
DEKONZENTRATION ODER ADMINISTRATIVE DEZENTRALISIERUNG
Administrative Dezentralisierung oder auch Dekonzentration
genannt, meint die Übertragung der verwaltungsrechtlichen
Kompetenzen an untergeordnete Verwaltungsebenen. Der Be-
griff der administrativen Dezentralisierung ist in Frankreich
mit der Dekonzentration gleich zu setzen. Die Dekonzentra-
tion versteht sich als ein Delegierungssystem zu den lokalen
Entscheidungs- und Ausführungsinstanzen. Das Ziel und die
Aufgabe der Dekonzentration ist die Entscheidungsoptimie-
Centralisation
La décentralisation territoriale
Déconcentration
➜ P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
11
rung durch das Verschlanken des Zentralapparates mittels
der Delegierung der Entscheidungs- und Delegierungsbefug-
nisse auf das lokale Niveau. Hier gilt das Subsidiaritätsprin-
zip (vgl. Universalis 2009, abgerufen am 25.11.2009).
DAS SUBSIDIARITÄTSPRINZIP
Kann die untergeordnete Kompetenz bzw. Verwaltungsinstanz
die Ausführung des Rechtes nicht gewährleisten, übernimmt
die übergeordnete Instanz die Ausführung der staatlichen Auf-
gaben. Ansonsten übernimmt die übergeordnete Instanz die
Überwachungs- / Rückkopplungsfunktion der tieferen Instanz
(vgl. Vie Publique 2009, abgerufen am 21.11.2009).
DIE REGION
Das Begriffverständnis von Region in Deutschland und
der Europäischen Union:
Die Region ist ein geographisches Gebiet, versteht sich gleich-
zeitig allerdings auch als ein unspezifi scher Raumbegriff, der
durch einen intentionalen Kontext greifbar gemacht wird.
Eine klare und absolute Defi nition von Region ist damit
nicht möglich.
Die Region beschreibt im deutschen Kontext keine Gebiets-
körperschaft, sondern einen nicht scharf eingegrenzten Be-
deutungsraum auf verschiedenen Ebenen. Regionen werden
durch verschiedene Intentionen begreifbar gemacht. Neben
den verwaltungspolitischen Regionen, lassen sich Regionen
durch andere Bedeutungsmerkmale wie zum Beispiel Na-
turräumlichkeit, Kulturhistorie, soziales Milieu, Ökologie
und Ökonomie defi nieren.
Das Begriffverständnis von Region in Frankreich:
Als Folge der Dezentralisierungsgesetze bildet die Region in
Frankreich eine territoriale Verwaltungseinheit (Gesetz vom 16.
März 1986, Revision am 28. März 2003). Dieses Verständnis
von Region in Frankreich ist verwaltungspolitisch entstanden
La Région
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
➜
12
und gliedert sich mit den 22 Regionen politisch-administrativ,
als auch territorial in das französische Planungssystem und die
Planungsebenen als Gebietskörperschaften ein.
(vgl. Universalis 2009, abgerufen am 25.11.2009)
DAS DEPARTMENT
Die Départements wurden durch ein Gesetz am 22. Dezem-
ber 1789 gegründet. Ein Gesetz von 1831 sieht die Wahl
(Zensuswahlrecht) von „Conseillers généraux“ (Abgeord-
neten) vor. Die departementale Exekutive liegt beim Prä-
fekt. Seit 1871 wird der Präfekt durch direktes Wahlrecht
gewählt. Der Präfekt übernimmt seit 1982 eine adminis-
trative Tätigkeit und hat politisch neutral zu sein (vgl. DGCL
2009, abgerufen am 25.11.2009 u. Interview DUPONT, S. XX).
COLLECTIVITÉS TERRITORIALE
Unter der collectivité territoriale wird die Struktur und der
Aufbau des französischen Planungs- und Verwaltungssys-
tems verstanden. In diesen politisch-administrativen Räu-
men werden die Interessen der Bevölkerung wahrgenommen
und vertreten (vgl. Vie Publique 2009, abgerufen am 25.11.2009).
Einheiten der collectivités sind die communes, die départe-
ments, die régions und collectivités à statut particulier ou
d‘outre mer (Verwaltungseinheiten mit besonderem Status,
sowie die Überseegebiete Frankreichs)
DIE KOMMUNE
Die Kommunen wurden durch ein Gesetz am 14. Dezember
1789 gegründet (vgl. DGCL 2009, abgerufen am 25.11.2009). Die
Kommune ist die kleinste Gebietskörperschaft in der Fran-
zösischen Republik. Es gibt in Frankreich 36.571 Kom-
munen. In Deutschland hingegend sind es ca. 12.007 (vgl.
Werner, 2000, S. 283 ff.).
Le Départment
La Commune
➜ P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
13
(établissement public de la coopération intercommunale)
EPCI (INTERKOMMONUALER KOOPERATIONSVERBAND)
Ein EPCI ist eine Verwaltungseinheit im französischen Pla-
nungs- bzw. Verwaltungsrecht. Das EPCI vereint Kommu-
men, die sich als themenbezogene Interessengemeinschaft
formieren und diese Interessen in Zusammenarbeit effek-
tiver durchsetzen und gestalten können (z.B. Gemeindeü-
bergreifendes Verkehrswesen oder Müllentsorgung) (vgl
INSEE 2009, abgerufen am 25.11.2009). In Frankreich gibt es
verschiedene Arten von EPCI. Diese werden in der Probl-
embeschreibung (S. 24f.) näher erläutert.
CU - COMMUNAUTÉ URBAINE
Die Communauté urbaine (CU) ist ein Interessenverband
von Kommunen in Ballungszentren. Ziel der CU ist die geo-
graphischen und verwaltungstechnischen Realitäten auszu-
gleichen. Dabei vereinigt die CU die Kommunen mit einem
Einzugsbereich von mindestens 500.000 Einwohnern, der
aus mindestens einer Stadt mit mehr als 50.000 Bewohnern
bestehen muss. Geleitet wir die CU durch die Hauptver-
treter der Kommunen. 12% der französischen Bevölkerung
leben in einer der 16 CU.
Nimmt eine Kommune an der CU teilt, gibt sie automa-
tisch die Verantwortung für bestimmte Kompetenzen und
Querschnittsthemen an die CU ab. Dabei handelt es sich
um die Entwicklung der ökonomischen, kulturellen und
sozialen Räume, die Raumordnung auf kommunaler Ebe-
ne in Kohärenz, das Verkehrswesen im Ballungsraum, den
Sozialwohnungsbau, die Stadtpolitik sowie die öffentlichen
Aufgaben der Versorgung durch (Ab-) Wasser, Strom, Fried-
hofsverwaltung, Schlachthöfe sowie die Aufgaben des Um-
weltschutzes, der Müllentsorgung und des Lärmschutzes.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
➜
14
Neben diesen Querschnittsthemen, können in der CU von
den Gemeinden andere Themen vorgeschlagen werden, an
denen gemeinschaftlich gewirkt wird und die mit den ver-
schiedenen Departements abgesprochen sein müssen.
Die CU versteht sich als EPCI fi scalité propre und fi nanziert
sich durch die „Taxe professionelle unique“ (Gewerbesteuer) so-
wie zusätzliche Steuern, die von den verschiedenen Kommunen
selbst erhoben werden können und durch staatliche Gelder.
(DGCL 2009, abgerufen am 25.11.2009)
CA - COMMUNAUTÉ D‘ AGGLOMÉRATION
Die Communauté d‘ agglomération (CA) versteht sich wie
die CU, bezieht sich allerdings auf einen Einzugsbereich von
50.000 Einwohnern und mit mindestens einer Kommune, die
über eine Einwohnerzahl von mindestens 15.000 verfügt.
Die CA schreibt den Kommunen die Ausführungen be-
stimmter Kernkompetenzen vor (Wirtschaftsentwicklung,
Raumentwicklung auf kommunaler Ebene, nachhaltige und
soziale Wohnraumentwicklung, Stadtpolitik) und lässt ih-
nen in anderen Bereichen die Wahl, an welchen Aufgaben sie
sich beteiligen möchten (Abwasserversorgung, Müllentsor-
gung, Umweltschutz, Sport und Kultur). Die CA muss sich
mindestens an drei Nebenthemen beteiligen und der Ver-
antwortung für die Kernkompetenzen nachkommen.
Die CA legt ihre Steuersätze selbst fest. Ziel ist es nach
einigen Jahren die Steuersätze zwischen den Kommunen
als „Taxe professionnelle unique“ zu gestalten um Stand-
ortnachteile von Kommunen steuerlich auszugleichen und
wirtschaftlich attraktiver zu machen. In Frankreich gibt es
heute 171 CA in denen 21,9 Millionen Menschen leben.
(vgl. DGCL 2009, abgerufen am 25.11.2009)
CC - COMMUNAUTÉ DE COMMUNES
Die Communauté de communes (CC) versteht sich als Ge-
meinschafts- und Interessenverband von benachbarten
➜ P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
15
Kommunen, die projektübergreifend zusammenarbeiten
und ist auf der niedrigsten Ebene des Verwaltungsrechts an-
zusiedeln. Die Kooperation mehrerer Kommunen ist nicht
an eine Einwohnerzahl gebunden, wohl aber an die geogra-
fi sche Kontinuität des Raumes.
Aufgaben und Themen in der CC sind die gemeinsame und
projektübergreifende Zusammenarbeit an den Themen der
kommunalen Raumentwicklung, sowie gemeinsame für die
Kommunen bedeutende Projekte. Neben den Kernaufgaben,
müssen die Kommunen mindestens an einem der folgenden
Nebenthemen mitarbeiten:
Schutz und Inwertsetzung des Lebensraumes, Wohnpolitik,
Verkehrswesen (hier bezogen auf Straßenbau), Instandhal-
tung der Kultur- und Lerninstitutionen, Aktionen im Inter-
esse der Kommune. Sind diese Aufgaben durch die Kommu-
nen an die CC delegiert, kann die Kommune diese Aufgabe
nicht mehr ausführen.(vgl. DGCL 2009, abgerufen am 25.11.2009)
CV - COMMUNAUTÉ DE VILLES
Die communauté de villes (CV) ist ein Zusammenschluss von
Kommunen durch das Gesetz „Joxe“ vom 6. Februar 1992,
mit dem Ziel die Agglomerationen von über 20.000 Ein-
wohnern zusammenzufassen und zu entwickeln. Die Kom-
petenzen der CV reichen von der Wirtschaftsentwicklung,
Raumplanung über Angelegenheiten des Umweltschutzes,
der Wohnentwicklung, des Transports und infrastrukturelle
Ausstattungen im Bereich Kultur, Sport und Bildung.
Die CV erhebt die Taxe professionnelle (TP) mit einer an-
teiligen Abgabe an die Mitgliedskommunen. Die Möglich-
keiten eine CV zu gründen wurde durch das Gesetz n°99-
586 vom 12. Juli 1999 ermöglicht um die interkommunale
Zusammenarbeit zu vereinfachen.(vgl. MULETA 2009, abgerufen am 25.11.2009)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
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TP - TAXE PROFESSIONNELLE
Die Gewerbesteuer ist eine von vier erhobenen Steuern
durch die französichen Gebietskörperschaften. Sie gilt nur
für Unternehmen, während drei weitere Steuern (Grund-
steuer, Steuer auf bebaute und nicht bebaute Grundstücke)
von den Privathaushalten getragen werden. Die TP wurde
mit einem Gesetz vom 29. Juli 1975 eingeführt. Eine Auf-
hebung der TP wurde vom Präsidenten der Republik im
Januar 2004 angekündigt. Die vorgeschlagene Reform ist
aber noch nicht abgeschlossen. Die Aufhebung der TP wur-
de ursprünglich vom damaligen Premierminister und spä-
teren Präsidenten der Französischen Republik Jaques Chi-
rac initiiert. Die TP entspricht 50% der Haushaltsmittel der
lokalen Gebietskörperschaften. Es ist eine Steuer zugunsten
der Kommunen, Departements und Regionen. Auch EPCI
profi tieren von dieser Steuer.(vgl. Zones d‘activité.org 2009, abgerufen am 25.11.2009)
TPU - TAXE PROFESSIONELLE UNIQUE
Die einheitliche Gewerbesteuer TPU gibt es seit dem 12.
Juli 1999. Die TPU ist für CA Pfl icht und optional für CC.
Sie ersetzt die TP der Mitgliedskommunen eines EPCI. Im
Großraum Toulouse, gibt es beispielsweise nur einen TP-
Steuersatz für den gemeinsamen Raum. Dadurch kann ein
kommunaler Finanzausgleich realisiert werden. Die Kom-
munen treten nicht mit verschiedenen Steuersätzen in Kon-
kurrenz an und bleiben für Unternehmen attraktiv. Die Ge-
meinschaft der Kommunen profi tiert davon. Die TPU macht
etwa 40% der TP auf kommunaler Ebene aus. Allerdings
gibt es immer mehr EPCI, die die Kommunen ersetzen. Die
ursprünglichen TP-Steuersätze werden mehr und mehr von
der TPU abgelöst. Die Kommunen übertragen dabei ihre
Kompetenzen an das EPCI und werden somit entlastet.
Um eine zu starke Bereicherung der EPCI zu verhindern,
werden Rückzahlungen an die Kommunen geleistet. Diese
Rückzahlung entsprechen der Differenz zwischen dem Be-
trag der eigentlichen TP der Kommune und der Höhe der
Ausgaben, die an die EPCI geleistet wurden.(vgl. dazu Zones d‘activité.org 2009, abgerufen am 25.11.2009)
➜ P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
17
MÉTROPOLE
1. Der Begriff Metropole hat mehrere Bedeutungen. Aus dem
Griechischen übersetzt ist eine Metropole das Einfl usszentrum
einer Region oder eines Landes mit einer (Mutter-) Stadt.
2. Eine Metropole ist eine Stadt mit mehreren Millionen
Einwohnern, die eine überregionale Bedetung hat und
Funktionen für den Raum übernimmt.(vgl. dzu Zones d‘activité.org 2009, abgerufen am 25.11.2009)
METROPOLREGION
Der Begriff der Metropolregion ist weiter gefasst als der
Bergiff der Metropole. Bei einer Metropolregion handelt
es sich um einen größeren Raum, der auch ländliche Ge-
biete mit einbezieht. Die MKRO (Ministerkonferenz für
Raumordnung) defi niert die Metropolregion als „Motoren
der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kul-
turellen Entwicklung“ und „ sie sollen die Leistungs- und
Konkurrenzfähigkeit Deutschlands und Europas erhalten“.
In Frankreich fi ndet der Begriff „aires métropolitaines“ An-
wendung (vgl. Werkstatt: Praxis 2007: S.5f.).
GOVERNANCE
Governance (von frz. “gouverner” verwalten, leiten, erzie-
hen aus lat. “gubernare” gleichbed. griech. “kybernan” das
Steuerruder führen) bezeichnet generell das Steuerungs- und
Regelungssystem im Sinne von Strukturen (Aufbau- und Ab-
lauforganisation) einer politisch-gesellschaftlichen Einheit
wie Staat, Verwaltung, Gemeinde, privater oder öffentlicher
Organisation. Häufi g wird es auch im Sinne von Steuerung
oder Regelung einer jeglichen Institution (etwa einer Gesell-
schaft oder eines Betriebes) verwendet (Brockhaus 2006 : 228).
DATAR
Eine französische Organisation, die durch ein Dekret vom
14. Februar 1963 geschaffen wurde. Sie ist die „Delegati-
on für Raumordnung und regionale Aktion“. Der DATAR
wurde zunächst die Aufgabe, im Rahmen der allgemeinen
Délégation à l‘aménagement du terri-toire et à l‘action régionale
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
➜
18
Ziele der Planung, der Vorbereitung und Koordinierung der
erforderlichen Elemente für staatliche Entscheidungspro-
zesse zugewiesen. Schließlich übernahm sie mit der Regie-
rung und lokalen Behörden auch die „Überwachung“ von
Planungen und Einhaltung von Vertragsinhalten zwischen
Staat und Gebietskörperschaften. Die ausgewogene Ent-
wicklung der französischen Regionen und die Verbesserung
ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten wurde zu einer der
wesentlichen Aufgaben der DATAR. Die DATAR ist mit
fi nanziellen Ressourcen sowie Forschungs- und Entwick-
lungseinrichtungen ausgestattet. Sie verfügt über Entscheid-
undsbefugnis in der Planungsausrichtung (vgl. Universalis
2009, abgerufen am 25.11.2009).
CIADT
In Frankreich ist das CIADT ein interministerielles Komit-
tee welches sich regelmäßig unter der Leitung des Premi-
erministers trifft und über Fragen der Raumentwicklung
diskutiert. Das Komitee beteiligt die betroffenen Minister
der Raumplanung und den Innenminister (vgl. DIACT 2009,
abgerufen am 25.11.2009).
AGAM
Die AgAM ist eine Stadtentwicklungsgesellschaft, die lokale
Gebietskörperschaften, den Staat und mehrere Organisati-
onen und Institutionen zusammenbringt, um die städtische
und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt von Marseille
zu fördern. Patner der AgAM sind unter anderem auch die
Stadt Marseille selber, die Communauté Urbaine de Mar-
seille, der Stadt-Umland-Verband Marseille Provence Mé-
tropole (MPM) und die Communauté d’agglomération du
pays d’Aubagne et de l’Etoile sowie die Handelskammer
Marseille Provence, der Grand Port Maritime de Marseil-
le (Hafen von Marseille) und die Assistance Publique des
Hôpitaux de Marseille.
Comité interministériel pour l‘amé-nagement et le développement du
territoire
L’Agence d’urbanisme de l’agglomération marseillaise
➜ P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurVerzeichnisse
19
Die AgAM strebt mit anderen Entwicklungsgesellschaften
eine enge Zusammenarbeit im Netzwerk von ca. 50 Agen-
turen auf nationaler Ebene mit über 1.300 Mitarbeitern an.
(vgl. AgAM 2009, abgerufen am 25.11.2009)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurEinleitung
➜
20
Der südfranzösische Raum gewinnt an enormer Bedeutung
für Frankreich. Mit der Dezentralisierungspolitik in Fran-
kreich haben sich die Raumkonfi gurationen in den letzten
Jahrzehnten sehr stark verändert. Ein Beispiel ist die TGV-
Verbindung Paris - Marseille in 3 Stunden. Somit wird ge-
samt Südfrankreich wesentlich leichter zugänglich gemacht.
Der französische Staat hat ein neues Verständnis der Raum-
ordnungspolitik entwickelt und erkannt, dass Frankreich
sich mit seinen größten Städten und Metropolregionen im
Kontext der EU etablieren muss. Dabei wird der Region
um Marseille eine besonders wichtige Rolle im Bereich der
Wirtschaft sowie als Schnittstelle zum Mittelmeer- und
nordafrikanischen Raum zugeschrieben.
Städtepartner Hamburg und Marseille
Auslöser für dieses Projekt ist die 50-jährige Städtepartner-
schaft zwischen Hamburg und Marseille. In der Region um
Marseille gibt es verschiedene interkommunale Verbände,
sogenannte EPCI, in denen eine unterschiedliche Intensität
der Zusammenarbeit herrscht. Es hat den Anschein, dass
die Instrumente der interkommunalen Kooperation in Fran-
kreich vor allem darauf ausgerichtet sind, dass eine größere
Gemeinde oder Stadt mit Umlandgemeinden zusammen-
arbeitet um öffentliche Aufgaben effi zienter abwickeln zu
können. Innerhalb der Gebietskörperschaften und der lo-
kalen Politik scheint das Verständnis für überregionale
Zusammenarbeit wenig ausgeprägt zu sein. Überregionale
Probleme sollten jedoch auch auf überregionaler Ebene ge-
löst werden. Nur so kann der Ballungsraum Marseille und
Aix-en-Provence internationale Aufmerksamkeit erhalten.
Die zukünftige Funktionsfähigkeit und Wettbewerbsfähig-
keit muss Ziel einer überregionalen Zusammenarbeit sein.
Etablissement public de la coopération intercommunale (EPCI)
Warum Marseille?
Einleitung
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurEinleitung
➜
21
Bedenkt man, dass Marseille 2013 Europäische Kultur-
hauptstadt wird, ist dies mit Sicherheit eine sehr große
Chance für den Süden Frankreichs auf europäischer Ebene
auf sich aufmerksam zu machen. Die ambivalente Gemen-
gelage von unterschiedlichen interkommunalen Kooperati-
onen verhindert derzeit eine klare Positionierung der Regi-
on um Marseille im europäischen Wettbewerb. Ziel dieses
Projekts ist es, Wege zu fi nden die Region zu stärken ohne
die lokale Identität zu schwächen, die insbesondere in Süd-
frankreich einen hohen Stellenwert hat.
Anlass über die administrative Struktur Frankreichs nach-
zudenken gibt der „Rapport Balladur“ aus dem Jahr 2008.
Herr Balladur ist ein von der Regierung Sarkozy beauftrag-
ter Politiker, der Vorschläge zu einer effi zienteren Gliede-
rung des französischen administrativen Systems machen
sollte. In seinem Bericht stellt Herr Balladur Forderungen
auf, die von uns auf ihre Umsetzbarkeit hin am Beispiel
der Region Provence-Alpes-Côte-d‘Azur, deren Hauptstadt
Marseille ist, überprüft werden.
Der „Rapport Balladur“
Im Oktober 2008 wurde von der französischen Regierung
eine Kommission zur Erarbeitung von Vorschlägen für eine
Reform der Gebietskörperschaften in Frankreich ins Leben
gerufen. Unter dem Vorsitz von Edouard Balladur wurde
im März 2009 der Abschlussbericht der Kommission ver-
öffentlicht. Die wichtigsten Forderungen der Kommission
werden in der Bestandsaufnahme (S. 40ff.) näher erläutert.
„Europa ruft!“
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurEinleitung
➜
22
Pourquoi Marseille?
Introduction
Le Sud possède une place de plus en plus importante en
France. La politique de décentralisation française a contri-
bué à de nombreux changements des confi gurations spati-
ales durant les dernières décennies. La ligne TGV reliant
Paris à Marseille en 3 heures en est un exemple. Le Sud de
la France est ainsi devenu beaucoup plus accessible. L’Etat
français a développé une nouvelle vision en matière de poli-
tique de planifi cation, reconnaissant le besoin de la France,
à s’imposer au travers de ses plus grandes villes et de ses régi-
ons métropolitaines dans le contexte de l’UE. Cela a donné
à la région marseillaise un rôle particulièrement important
dans la sphère économique ainsi que renforcé l’interface
quelle joue avec la Méditerranée et l’Afrique du Nord.
Le jumelage de deux villes : Hambourg et Marseille.
L’élément déclenchant de ce projet est le cinquantenaire
du jumelage entre Hambourg et Marseille en 2008. Dans
la région marseillaise, plusieurs communes se sont orga-
nisées en coopération intercommunale, appelée EPCI, où
il existe une différence dans l’intensité de la coopération.
Il semble que les instruments de coopération intercom-
munale en France soient ciblés principalement sur le fait
qu’une grande ville ou une ville puisse travailler avec les
communautés environnantes pour gérer effi cacement les
tâches publiques. Au sein des autorités et des politiques
locales, la compréhension de l’inter-coopération régionale
semble être faible. Certains problèmes régionaux doivent
être résolus au niveau suprarégional. C’est le seul moyen
pour la région métropolitaine de Marseille et d’Aix-en-Pro-
vence de recevoir l’attention internationale. La viabilité et
la compétitivité dans l’avenir doivent être les objectifs de la
coopération régionale.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurEinleitung
➜
23
Compte tenu du fait que Marseille sera la Capitale euro-
péenne de la Culture 2013, ce sera certainement une très
bonne opportunité pour le Sud de la France afi n d’attirer
l’attention au niveau européen sur la région. La confusi-
on ambivalente des différentes formes de coopération in-
tercommunale empêche actuellement un positionnement
clair de la région de Marseille en terme de compétitivité à
l’échelle européenne. L’objectif de ce projet est de trajet de
renforcer la région sans fragiliser l’identité locale qui est, en
particulier dans le sud de la France, une grande priorité.
Le «Rapport Balladur» de l’année 2008 est l’occasion de
réfl échir à la structure administrative de la France. M. Bal-
ladur est un homme politique qui est actuellement char-
gé par le gouvernement Sarkozy de faire des propositions
pour une répartition plus effi cace du système administratif
français. Dans son rapport, M. Balladur a fait des recom-
mandations, lesquelles nous allons vérifi er concernant leur
application sur l’exemple de la région Provence-Alpes-Côte
d’Azur et sa capitale Marseille.
Le « Rapport Balladur »
En Octobre 2008 a été lancée par le gouvernement fran-
çais une commission pour élaborer des propositions sur
une réforme des collectivités locales en France. Présidé e
par Edouard Balladur, elle a publié son rapport fi nal en
Mars 2009. Les exigences essentielles de la Commission
sont précisées dans le chapitre « Bestandsaufnahme » (p.
40 et suivants).
« L’Europe appelle ! »
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung
➜
24
Karten von Frankreich
Satellitenbild mit Grenzen und wichtigsten Städten
Marseille
Lyon
Paris
Abb. 1: Luftbild Frankreich
Quelle der Kartengrundlage: Google Earth
Problembeschreibung
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung
➜
25
Mittelmeer
Atlantischer Ozean
100 km0
Frankreich
Rhône-Alpes
Legende:
Amiens
=
=
Name der Region
Name und Lage der Regionshauptstadt
100 km0
SpanienAndorra
Deutschland
Schweiz
Italien
Luxemburg
Großbritannien
Lux
Belgien
RegionProvence-Alpes-
Côte d’Azur
Marseille
Lyon
Châlons-ennn--Champagne
Amiens
RouenCaen
Nantes
Rennes
Orléans
Dijon nçBesançnçnçonç
Poitiers
LimogesClermont-Ferrand
Bordeaux
TouluseMontpellierMontpellier
Lille
Metz
oSttrasbotrasboourgo
ccioAjaccci
Paris
Rhône-Alpes
Franche-Comté
Elsass
Lothringen
Nord-Pas-de-Calais
Champagne-Ardenne
Picardie
Île-de-France
Centre
Burgund
Haute- Normandie
Basse- Normandie
Bretagne
Pays-de-la-Loire
Poitou-Charentes
LimousinAuvergne
Aquitanien
Midi-Pyrénées
Languedoc-Roussilion
Korsika
Regionen und ihre Grenzen
Abb. 2: Karte der französischen Regionen
Quelle der Kartengrundlage: http://www.hist-geo.com
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung
➜
26
Der administrative Aufbau Frankreichs
Frankreich gliedert sich in vier territoriale Ebenen. Den
Staat, die Regionen, die Departements und die Kommunen.
Der Staat hat hierbei die ausschließliche Gesetzgebungs-
kompetenz, alle weiteren Ebenen haben administrative
Kompetenzen.
Entstanden ist das streng zentralistische Regierungssys-
tem nach der Französischen Revolution, nach welcher man
sich als einheitlicher Staat positionieren wollte. Diese Be-
strebungen wurden abermals nach dem Zweiten Weltkrieg
Abb. 3: Die Verfassung der Französischen Republik
Quelle: Informationen zur politischen Bildung, Frankreich, Heft Nr. 285 / 2004
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung
➜
27
deutlich. Frankreich sollte politisch sowie wirtschaftlich
möglichst als Einheit hervortreten, weswegen die zentrale
Entwicklung sowie die Steuerungskompetenz des Staates
bewusst gefördert wurden. Ein Beispiel hierfür ist die ge-
zielte staatliche Ansiedlung bestimmter Industriebetriebe in
wirtschaftlich schwächeren Regionen. Im Grunde ging man
somit einen entgegengesetzten Weg im Vergleich zur Bun-
desrepublik Deutschland, welche sich als föderalistischer
Bundesstaat neu gründete.(Informationen zur politischen Bildung 2004: S. 37ff.)
Premierminister Minister
Präsident
Abb. 4: Das politische System Frankreichs
Quelle: eigene Darstellung nach Wikipedia/Ladyt
Die Schemata (Abb. 3 u. 4) zeigen den hi-erarchischen Aufbau des politischen Sys-tems in Frankreich. Die Verfassung der V. Republik trat am 4. Oktober 1958 in Kraft und wurde von der Regierung unter Charles de Gaulles verabschiedet. Der Staatspräsident ist die zentrale Figur in der V. Französischen Republik. Besonder-heiten sind die direkte Wahl durch das Volk und umfangreiche Kompetenzen des Präsidenten wie die der alleinigen Ent-scheidungsbefugnis in der Sicherheits- und Außenpolitik.
Es wird in Frankreich von der „doppel-köpfi gen“ Exekutive gesprochen. Die Gesetzgebungsgewalt geht zwar vom Parlament aus, jedoch bestimmt der Staatspräsident die Richtlinien der Poli-tik. Dem Premierminister kommt hierbei eine entscheidende Rolle zu. Er ist das Bindeglied zwischen Präsident und Na-tionalversammlung. (Informationen zur politischen Bildung: S. 37ff.)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung
➜
28
Kommunalverbände in Frankreich
Auf kommunaler Ebene gibt es verschiedene ausdifferenzier-
te Kooperationsformen, sogenannte „Établissement public
de la coopération intercommunale (EPCI)“, Kommunalver-
bände. Das Problem bei diesem Aufbau besteht einerseits
in der Hierarchielosigkeit der Gebietskörperschaften (Re-
gion, Departement und EPCI / Kommunen), und der damit
verbundenen Kompetenzüberschneidungen ohne regelnde
Instanz und andererseits in der großen Zersplitterung terri-
torialer Einheiten (Zahlen der Gemeinden). Dieser Zustand
wurde mehr und mehr zum Entwicklungshemmnis insbe-
sondere von größeren Agglomerationen, die auf eine zuver-
lässige Koordination der regionalen Vernetzung angewiesen
sind, um nicht im Chaos zu ersticken. In diesem Rahmen
funktionieren die alten, zentralistisch organisierten Dimen-
sionen der Gebietskörperschaften und die auf Umverteilung
des Wohlstands gerichteten Konzepte nicht mehr, selbst-
ständige dezentrale Entwicklung ist notwendig um die fran-
zösische Wirtschaft und territoriale Entwicklung langfristig
stabil zu halten.
Seit den Dezentralisierungsgesetzen zu Beginn der 1980er
Jahre werden den Kommunen mehr und mehr Kompe-
tenzen übertragen, die interkommunale Kooperationen
immer weitgehender ermöglichen und attraktiver machen.
Meilensteine sind hierbei 1992 das Loi ATR (administrati-
on territoriale de la République), 1995 das Loi Voynet, auch
LOADDT genannt und 1999 das Loi Chevènnement.
Die Formen der Gemeindezusammenschlüsse waren bis
1999 sehr vielfältig, seitdem sind drei Arten von EPCIs und
die damit zusammenhängenden Kompetenzübertragungen
klar defi niert. Diese EPCI sind dadurch gekennzeichnet,
Intercommunalités
Loi Voynet d‘orientation pour
l‘aménagement et le développement
durable du territoire (LOADDT)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung
➜
29
dass sie über die sogenannte „fi scalité propre“, eigene Steu-
ereinnahmen, verfügen. Welche Art EPCI in einem Gebiet
gegründet werden kann, hängt unter anderem von der Ge-
samteinwohnerzahl, der räumlichen Ausdehnung des Ge-
bietes sowie der Einwohnerzahl der größten beteiligten Ge-
meinde ab. So ergibt sich:
• Communauté urbaines (CU) mind. 500.000 Einwohner
• Communauté d’agglomerations (CA) mind. 50.000 Ein-
wohner, mind. eine Kommune mehr als 15.000 Einwohner
• Communauté de communes (CC) ohne Beschränkung
Darüber hinaus haben die Gemeinden die Möglichkeit ein-
fache Ein- oder Mehrzweckverbände zur Erledigung einzel-
ner kommunaler Aufgaben, wie beispielsweise die Organi-
sation der Müllabfuhr o. ä., zu gründen. Grundsätzlich sind
die Zusammenschlüsse frei in der Gebietswahl und nicht an
Departements- oder Regionsgrenzen gebunden. Diese Art
der Kooperation ist dadurch gekennzeichnet, dass keine
„fi scalité propre“ vorliegt.
Der Sinn der Gründung von EPCI besteht darin, einen Ag-
glomerationsvertrag zu erarbeiten und gemeinsam mit Staat
und Region zu unterschreiben. In diesem Vertrag regelt die
EPCI die Orientierung der Entwicklung auf seinem Gebiet
bezogen auf Wirtschaft, Soziales, Verkehr etc. und verleiht
evtl. erarbeiteten Entwicklungsplänen Verbindlichkeit.
Gleichzeitig werden Maßnahmen zur Umsetzung dieser
Orientierungen und deren Finanzierung durch die Vertrags-
partner festgeschrieben. Der Agglomerationsvertrag zwingt
also die Kommunalverbände an ein auf einige Jahre festge-
legtes Programm, eröffnet aber Möglichkeiten zur gemein-
samen Finanzierung mit Staat und Region.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung
➜
30
Es hat sich gezeigt, dass trotz eines Rahmens durch Inter-
kommunalität, insbesondere mit einer Communauté Ur-
baine, durch die die interne Vernetzung von Ballungszentren
vorangetrieben werden soll, dieses als Instrument für Bal-
lungsräume ungeeignet ist. Die Annahme liegt nahe, dass
die für eine Communauté Urbaine geforderte Zusammen-
arbeit, die sich bis in das Steuerwesen hinein zieht (TPU:
gemeinsamer Gewerbesteuerhebesatz) zu eng für wirklich
große Zusammenschlüsse ist. Jedenfalls gibt es auch in
Frankreich seit 2003 eine Politik für Metropolregionen,
die konkret mit einem Ausschreibungsverfahren vorange-
trieben wurde: Eine Anzahl von etwa 42 Ballungsräumen,
die den Bewerbungskriterien entsprachen (Paris und Über-
seegebiete waren ausgeschlossen) wurden von der zentra-
len Raumordnungsbehörde (DATAR) aufgefordert sich zu
beteiligen. In den Bewerbungsunterlagen mussten Konzepte
vorgestellt werden, mit denen der Raum beabsichtigt sich
zu einer Europäischen Metropolregion (mit den bekannten
Metropolfunktionen) zu entwickeln. Dieses System ähnelt
der Interkommunalität insofern, als dass der Prozess in Me-
tropolverträgen mündete, die ähnlich wie die Agglomerati-
onsverträge aussehen, nur freier in den Inhalten. Im Prozess
zur Erarbeitung dieser Konzepte ist auch ein größeres Terri-
torium einzubeziehen.
Die so genannte Metropolitane Kooperation (Coopération
métropolitaine) scheint locker genug zu sein, dass sogar die
„Konkurrenten“ Aix-en-Provence und Marseille es schafften
durch ein gemeinsames Konzept zu überzeugen sowie ausge-
wählt zu werden und heute gemeinsam mit anderen EPCI die
Metropolregion Aix-en-Provence-Marseille bilden.(Braumann, Elineau 2003)
Taxe Professionnelle Unique (TPU)
Délégation à l‘aménagement du territoireet à l‘action régionale (DATAR)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung
➜
31
Bevölkerung
Fluggäste
Universitäten
Museen
Präfektur
Polaritäten
Sektoren
ca. 10 Mio.
ca. 137 Mio.
9
156
dominant
konzentrisch
Dienstleistung
Wirtschaft
WirtschaftDienstleistung
DienstleistungTechnologie
Technologie
TechnologieInnovationInnovation
Forschung
Industrie
Forschung
Forschung
Industrie
Industrie
konzentrisch polyzentrisch
dominant symbiotisch
92 116
4 4
ca. 6 Mio. ca. 15 Mio.
ca. 5,6 Mio. ca. 4,5
Tourismus
Île-de-France Rhône-Alpes PACA
Vergleich wichtiger Regionen in Frankreich
Die drei größten und wichtigsten Städ-te in Frankreich sind Paris (2.181.371 EW 2009), Marseille (847.084 EW 2009) und Lyon (480.778 EW 2009) (vgl. INSEE 2009: „popu-lationslegales“, abgerufen am 12.11.09). Die Stärke dieser Städte geht jedoch nur aus dem Verbund mit angrenzenden Städten und Ge-meinden hervor. Im Städteverbund in und um Paris lebten 1999 9.644.507 Menschen, in und um Marseille 1.349.772 Menschen und in und um Lyon 1.348.832 Menschen (vgl. INSEE 2009: „unités urbaines“, abgerufen am 12.11.09).
In der Grafi k links (Abb. 5) sind sieben wich-tige Kriterien im Vergleich der Regionen, in denen Paris (Île-de-France), Lyon (Rhône-Alpes) und Marseille (Provence-Alpes-Côte-d‘Azur) liegen, dargestellt. Auffällig ist hier-bei zunächst die Ausnahmestellung von Paris. Es handelt sich um einen Raum der Superla-tive. Lyon ist in den letzten 10 Jahren durch neue Wege der interkommunalen Kooperation ein stark wachsender Raum. Paris und Lyon sind sich von ihrer Struktur her ähnlich. Beide Räume sind konzentrisch organisiert und bil-den den dominanten Mittelpunkt in ihrer Re-gion. Marseille als „zweite Stadt Frankreichs“ war insbesondere wirtschaftlich lange Zeit in der Krise. Durch neue Impulse in der Stadt und der Region sollen der tertiäre Sektor und die Schnittstellenfunktion zum Mittelmeerraum ausgebaut werden. Die polyzentrische Orga-nisation des Raumes drückt sich insbesondere in der Tatsache aus, dass nahegelegene Städ-te wie Aix-en-Provence und Toulon wichtige Wirtschaftspole neben Marseille sind.
Abb. 5: Vergleich wichtiger Regionen in Frankreich
Quelle: eigene Darstellung nach Mérienne 2003
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung
➜
32
Vergleich der Gebietskörperschaften...
...in Frankreich
● Diese Gegenüberstellung soll die Unter-schiede in der administrativen Struktur von Frankreich und Deutschland verdeutlichen.
Insbesondere die dreifache Anzahl vonKommunen in Frankreich ist Deutschlandgegenüber ein wesentlicher Unterschied.
L’État (der Staat):
• 62.817.120 Einwohner, Festland 2006 (INSEE)
• Zentralstaat, ausschließliche Gesetzgebungskompetenz
• Staatliches Organ: Staatspräsident
La Région (die Region):
• 22 Regionen in Europa, 4 in Übersee
• Verwaltungseinheit mit administrativen Kompetenzen
• Staatliches Organ: Präfekt der Region
Le Département (das Departement):
• 96 Departements in Europa, 4 in Übersee
• Verwaltungseinheit mit administrativen Kompetenzen
• Staatliches Organ: Präfekt des Departements
L’Intercommunalité (der Kommunalverband):
• Établissement public de coopération intercommunale
(EPCI)
• 12.840, davon 2.601 mit Selbstverwaltungskompetenz
• Interkommunaler Zusammenschluss
o vertraglich geregelte gemeinsame
Arbeitsschwerpunkte (z.B. Müllabfuhr, Schule)
o keine „General-Kooperation“
La Commune (die Kommune):
• 36.571
• Kleinste Verwaltungseinheit, häufi g werden bei sehr
kleinen Gemeinden administrative Kompetenzen
an einen Kommunalverband oder ein Departement
abgegeben
• Staatliches Organ: Bürgermeister
36.571 Kommunen
100 Departements
26 Regionen
Staat
Abb. 6: administratives System Frankreichs
Werner Hrsg., 2000, S. 283ff.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurProblembeschreibung
➜
33
...und Deutschland
Staat:
• 82.002.400 Einwohner am 31.12.2008 (DESTATIS)
• Bundesstaat mit partieller Gesetzgebungskompetenz
• Staatliches Organ: Bundeskanzler
Bundesland:
• 16 Bundesländer
• Teilsouveräner Gliedstaat mit partieller
Gesetzgebungskompetenz
• Staatliches Organ: Ministerpräsident
Landkreis/kreisfreie Stadt:
• 301 Landkreise und 112 kreisfreie Städte
• Verwaltungseinheit mit administrativen Kompetenzen
• Staatliches Organ: Landrat
Kommunalverband (KV):
• Kommunale Zusammenschlüsse auf Gemeinde-, Kreis-
oder TÖB-Ebene
• „General-Kooperation“ mit eigenständiger
„Souveränität“
Kommune:
• 12.007
• Kleinste Verwaltungseinheit, häufi g werden bei sehr
kleinen Gemeinden administrative Kompetenzen an
eine Samtgemeinde oder den Landkreis abgegeben
• Staatliches Organ: Bürgermeister
Abb. 7: Administratives System Deutschlands
12.007 Gemeinden
301 Landkreise
16 Bundesländer
Staat
Werner Hrsg., 2000, S. 283ff.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
34
Die wichtigsten interkommunalen Koope-
rationsansätze
Établissement public de la coopération intercom-
munale (EPCI)Das französische Konzept für den Aufbau kooperativer
Strukturen beruht bis heute auf interkommunalen
Vereinbarungen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass
die Kommunen die Basis jeder institutionellen Reform in
Frankreich sind. Interregionale Institutionen sind keine
politischen Vertretungskörperschaften per se, da sie einerseits
keine umfassenden Zuständigkeiten besitzen und andererseits
nicht von direkt gewählten Volksvertretern regiert werden.
In Frankreich gibt es sieben Formen von EPCI
(zwischengemeindliche Behörden bzw. Verwaltungsstellen),
die alle vom Staat eingerichtet werden:
• INTERKOMMUNALE ZWECKVERBÄNDE MIT EINEM EINZIGEN
GESCHÄFTSZWECK
Sie werden seit 1890 eingerichtet und stellen mit
ca. 14.500 heute den größten Teil aller ÉPCI. Sie
beschäftigen sich vorwiegend mit dem Management von
Infrastruktureinrichtungen (ÖPNV, Wasserversorgung
und Kanalisation, Abfallentsorgung etc.) und der
Bereitstellung von Dienstleistungen.
• INTERKOMMUNALE MEHRZWECKVERBÄNDE
Sie wurden 1959 eingerichtet, 1996 gab es ca. 2.500
solcher Verbände.
• MISCHVERBÄNDE mit einem oder mehreren
Geschäftszwecken. Sie werden Mischverbände genannt,
weil verschiedene Verwaltungsebenen beteiligt sind. Alle
Kombinationen von Gemeinde, Departement, Region
und Staat sind hier möglich. 1996 gab es ca. 1.200
solcher Mischverbände.
Syndicats Intercommunaux àVocation Unique (SIVU)
Syndicats Intercommunuax àVocation Multiple (SIVOM)
Bestandsaufnahme
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
35
Die drei bisher genannten Kommunalverbände werden aus
den Haushalten der Gemeinden oder anderer Beteiligter
fi nanziert. Sie dürfen keine eigenen Steuern erheben.
• UMLANDVERBÄNDE
Sie wurden 1966 eingeführt, 2009 gibt es 16
Umlandverbände. Diese werden als die am weitesten
integrierten Kooperationsansätze gesehen, da sie über elf
gesetzlich festgelegte Rechte und eigene Steuereinnahmen
verfügen.
• VERBÄNDE DER „NEUEN STÄDTE“
Sie wurden 1983 eingerichtet und können in den so
genannten villes nouvelles eingerichtet werden. Bisher
wurden neun gegründet, von denen im Jahr 2009 noch
fünf bestehen.
• GEMEINDEVERBÄNDE
Diese wurden 1992 für Gebiete mit weniger als
20.000 Einwohnern eingerichtet. 2009 gibt es 2.406
Gemeindeverbände. Gemeindeverbände haben zwei
satzungsmäßige Rechte: Wirtschaftsentwicklung und
Planung. Gemeindeverbände unterscheiden sich von
anderen Kooperationsformen auch durch das Recht,
für bestimmte eingegrenzte Teilräume Gewerbesteuern
erheben zu können.
• AGGLOMERATIONSVERBAND
Diese wurden 1999 gegründet und bilden eine
Zwischenebene zwischen Umlandverbänden
und Gemeindeverbänden. 2009 gibt es 174
Agglomerationsverbände in Frankreich.
Communautés Urbaines (CU)
Syndicats d’Agglomération Nouvelle (SAN)
Communautés de Communes (CU)
Artikel L5214-20 des Code général des collec-tivités territoriales
Artikel L5214-23 des Code général des collec-tivités territoriales
Communauté d’Agglomération (CU)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
36
Die vier hier genannten Kommunalverbände verfügen über
das Recht eigenständig Steuern zu erheben. Man spricht
hierbei von „groupements à fi scalité propre“.
Das institutionelle System der interkommunalen
Zusammenarbeit in Frankreich ist also sehr komplex.
Es gibt im Grunde genommen keine vertikale Hierarchie
zwischen den einzelnen Kooperationsformen. Es ist möglich
themenbezogen zu kooperieren, dabei sind administrative
Ebenen zweitrangig. Der große Spielraum innerhalb der
genauen Ausformulierung von Kooperationsverträgen
zwischen Gebietskörperschaften setzt die Hemmschwelle
der Kooperation herab. Gebietskörperschaften haben die
Möglichkeit themenbezogen mit verschiedenen anderen
Gebietskörperschaften zusammen zu arbeiten. Eine
Gemeinde kann also sehr problemspezifi sch Kooperationen
eingehen und ist nicht gezwungen Teile ihrer Souveränität
abzugeben, die sie nicht abgeben möchte. Die Freiheit der
Kooperationsmöglichkeiten bringt jedoch automatisch die
Gefahr mit sich verwirrend zu sein. Je mehr Möglichkeiten
es gibt, desto schwerer fällt die Differenzierung der
Kooperationsformen.(DGCL 2009: Les collectivités locales en chiffres 2009, S. 21)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
37
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
38
Die Planungsebenen- und Dokumente in
Frankreich
NATIONALE EBENE | SSC:
• 9 Stück in Frankreich (Wissenschaft, Kultur, Information
und Kommunikation, Transport 2x, Energie, Natur, Ge-
sundheit, Sport)
• Planungshorizont 20 Jahre
• „Gemeinnützige Dienstleistungskonzepte“ machen Vorgaben
zu räumlichen Entwicklungsperspektiven der „Fachbereiche“
REGIOANLE EBENE I | SRADT:
• Regionales Raumordnungs- und Raumentwicklungskonzept
• Vergleichbar mit dem Landesentwicklungsplan in Deutsch-
land
• Aufgestellt wird der SRADT als fachübergreifendes Leit-
liniendokument vom Regionalrat in Abstimmung mit allen
betroffenen Partnern
• Muss mit den Zielen der SSC vereinbar sein
REGIONALE EBENE II | DTA:
• Teilräumliche Raumordnungsvorgabe
• 7 Stück in Frankreich (Alpes-Maritimes, bassins miniers Nord
lorrains, l’estuaire de la Loire, l’aire métropolitaine lyonnaise,
Bouches-du-Rhône, Alpes du Nord, l’estuaire de la Seine)
• Vergleichbar mit dem Regionalplan in Deutschland
• Aufgestellt wird eine DTA vom Staat und der betroffenen
Gebietskörperschaft
• Muss mit den Zielen des SSC und des SRADT vereinbar sein
SCHÉMA DE SERVICES COLLECTIVES (SSC)
SCHÉMA RÉGIONAL D’AMÉNAGEMENT ET DU DÉVELOPPEMENT DU TERRITOIRE (SRADT)
DIRECTIVE TERRITORIALE D’AMÉNAGEMENT (DTA)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
39
ÜBERKOMMUNALE EBENE | SCOT:
• Dokument für Kommunalverbände, Erstellung freiwillig!
• Vergleichbar mit dem FNP in Deutschland
• Muss mit den Zielen des DTA vereinbar sein, falls kein
DTA vorhanden ist mit den generellen Zielen der Raument-
wicklung in Frankreich (Projets d’interêt général [PIG] und
Landschafts-, Küsten- sowie Ressourcenschutz)
KOMMUNALE EBENE | PLU:
• Planungsdokument für Gemeinden und Kommunalverbände
• Die Erstellung ist nicht verpfl ichtend für die Gemeinden!
• Vergleichbar mit dem B-Plan in Deutschland
CARTE COMMUNALE (CC):
• Vereinfachtes Planungsdokument für sehr kleine Gemeinden
• Vergleichbar mit einem vereinfachten B-Plan in Deutschland
(Braumann, Elineau 2003, S. 11f. u. Clev, Kistenmacher 1998, S. 178f.)
SCHÉMA DE COHÉRENCE TERRITORIALE (SCOT)
PLAN LOCAL D’URBANISME (PLU)
PIG = Projekte von nationalem Interesse
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
40
Der Rapport Balladur
Zusammenfassung der wichtigsten Forderungen.
Im Jahr 2008 hat die Französische Regierung unter Sarkozy
ein 15-köpfi ges „Komitee für die Reform der Gebietskörper-
schaften“ eingesetzt. Den Vorsitz hatte Edouard Balladur,
der 1986 bis 1988 unter Jacques Chriac Staatsminister für
Wirtschaft und Finanzen sowie von 1993 bis 1995 Premier-
minister von Frankreich war. Zwischen Oktober 2008 und
März 2009 hat das Komitee einen Bericht erarbeitet. Das
Ergebnis der Arbeit ist der sogenannte Rapport Balladur
mit dem Titel „Il est temps de décider“ („Es ist Zeit sich zu
entscheiden“). Es handelt sich um einen Bericht von 170 Sei-
ten. Der Bericht ist in zwei Teile gegliedert. Im Ersten Teil
wird die derzeitige Situation skizziert und auf die Probleme
verwiesen. Im zweiten Teil werden Lösungsvorschläge ge-
macht, die zukünftig zu einer Verbesserung führen können.
Anschließend werden 20 konkrete Forderungen aufgelistet
und begründet (der Forderungskatalog ist diesem Bericht
angehängt). Im Anhang zu dem Bericht befi ndet sich sogar
eine Art Gesetzesvorlage zur Reform der Gebietskörper-
schaften.
DIE HAUPTPROBLEME DER JETZIGEN SITUATION SIND:
• Kommunale Finanzen / Überschuldung der Kommunen
• Verwirrung um Kompetenzen der Gebietskörperschaften
• Die Struktur der Raumplanung ist zu vielschichtig und
zersplittert
Maßnahmen zur Behedung der Probleme werden genannt.
Es müssen die Kompetenzen bezüglich der lokalen Finanzen
zwischen dem Staat und den Gebietskörperschaften geklärt
werden und anschließend klare und vereinfachte Struktu-
ren geschaffen werden. Die Kompetenzverteilung auf loka-
ler Ebene muss geklärt werden. Wie weit darf der Staat in
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
41
lokale Entscheidungen eingreifen? Anschließend müssen die
Zuständigkeiten nach einfachen und unstrittigen Kriterien
neu verteilt werden. Weiterhin muss die Zahl der Gebiets-
körperschaften verringert werden.
ZUR VEREINFACHUNG DER STRUKTUREN SOLLEN ZWEI LEITZIELE
VERFOLGT WERDEN:
1. Steuerung der Raumplanung und der Aktivitäten
2. Dienste für die Bevölkerung
Die regionale und lokale Ebene erscheinen am geeignets-
ten die Leitziele umzusetzen. Die Region ist die Ebene, die
nationale Bedeutung und internationale Konkurrenzfähig-
keit haben kann. Die Kommune bzw. Interkommunalität ist
prädestiniert um bürgernahe Dienstleistungen anzubieten.
Zwei Fragen stellen sich jedoch:
1. Können die Departements aufgelöst werden?
2. Können die Kommunalverbände (EPCI) die erforder-
lichen kommunalen Kompetenzen erhalten?
Die Bipolarisierung der Gebietskörperschaften zu Gunsten
der Region und den EPCI ermöglicht die Klarstellung der
Kompetenzen. Anschließend bedarf es einer Modernisie-
rung des kommunalen Steuersystems.
Der Forderungkatalog des Komité („20 Propositions“) be-
fi ndet sich im Anhang (S. 152ff.) zu diesem Bericht. Im
folgenden Abschnitt lesen Sie die Zusammenstellung unter-
schiedlicher Positionen zum Rapport Balladur sowie eine
fachliche Auseinandersetzung mit den Inhalten des Rapport
Balladur.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
42
Die Veröffentlichung des Rapport Balladur und die damit
verbundenen Änderungsvorschläge des Komitees führten
zu einer sehr kontroversen Diskussion über die Zukunft
der Gebietskörperschaften in Frankreich. An dieser Stelle
werden die Positionen von Vertretern der unterschiedlichen
administrativen Ebenen vorgestellt und anschließend in den
Stand der fachlichen Diskussion eingeordnet.
STELLUNGNAHME DER VEREINIGUNG DER REGIONEN FRANK-
REICHS, ALAIN ROUSSET, PRÄSIDENT:
Die ARF, ADF und AMF haben eine gemeinsame Stellung-
nahme zum Rapport Balladur veröffentlicht. Auf diese wird
hier Bezug genommen.
Zunächst stellt M. Rousset fest, dass die fundamentalen
Reformen im Zuge der Dezentralisierung ihre Ziele weitest-
gehend erreicht haben. Für die Zukunft erwartet er, dass
sich der Staat nicht der „fi nanziellen Verantwortung“ ge-
genüber den Gebietskörperschaften entzieht. Die Gebiets-
körperschaften müssen volle Eigenverantwortung, politisch
sowie fi nanziell, für ihre Bereiche haben. Dies sei zur Zeit
nicht der Fall. Insbesondere die Frage der fi nanziellen Res-
sourcen spielt hier eine bedeutende Rolle. Weiterhin müs-
sen die Kompetenzen zwischen den administrativen Ebenen
(Regionen, Departements, EPCI, Kommunen) geklärt wer-
den. Entweder auf normativer oder vertraglicher Ebene. Das
Ziel einer besseren territorialen Organisation in Frankreich
wird unterstützt, jedoch unter der Maßgabe der Freiwillig-
keit der Gebietskörperschaften. Letztlich fordert M. Rous-
set, dass die institutionellen Reformen mit einer Reform der
Finanz- und Steuergesetzgebung einhergehen sollte.(Rousset, 2009, S. 1f.)
Rapport Balladur und kontroverse Diskussionen
Association des Régions de France (ARF)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
43
STELLUNGNAHME DER VERSAMMLUNG DER FRANZÖSISCHEN DE-
PARTEMENTS, CLUDY LEBRETON, PRÄSIDENT:
Zusätzlich zu den bereits genannten Positionen aus der ge-
meinsamen Stellungnahme von ARF, ADF und AMF wird
M. Lebreton in einem Zeitungsartikel mit den Worten:
„Das ist das Ende der Departements“ („C‘est la fi n des Dé-
partements“) zitiert. Er geht davon aus, dass die Departe-
ments die Bereiche Wirtschaftsentwicklung und Raumpla-
nung an die Regionen abtreten müssten und die sozialen
„Kompetenzen“ an den Nationalstaat. Weiterhin würde die
fi nanzielle Unabhängigkeit durch die geplante Steuerreform
stark eingeengt werden. M. Lebreton ließ eine Studie der
möglichen Kosten des Wegfallens der departementalen Ebe-
ne anfertigen, die besagt, dass jeder Mitarbeiter, der nach
der Reform arbeitslos sei, eine Abfi ndung von 4.000,- € er-
halten könnte. Er spricht von bis zu 120.000 Personen, die
dies betreffen könnte. In der Summe würde das fast eine
halbe Milliarde Euro kosten.(Lebreton, 2009)
STELLUNGNAHME DER VERSAMMLUNG DER GEMEINDEVERBÄNDE
(„INTERCOMMUNALITÉS“) IN FRANKREICH:
Es wird festgestellt, dass der Rapport Balladur in vielen
Punkten mit den Zielen der AdCF übereinstimmt. Insbe-
sondere die vorgeschlagene Stärkung der interkommu-
nalen Kooperation wird positiv hervorgehoben. Kritisiert
werden folgende Punkte. Das Wegfallen von Einnahmen
durch die Taxe Professionnelle müsse besser kompensiert
werden. Zum Beispiel durch eine lokale Wirtschaftssteuer.
Die Zusammenlegung von Gemeinden solle auf freiwilliger
Basis geschehen. Grundsätzliche Kritik wird an der Tiefe
der Reformvorschläge geübt. Der Rapport Balladur bewege
Assemblée des Départements en France (ADF)
Assemblée des Communautés de France (AdCF)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
44
sich lediglich an der Oberfl äche der territorialen Organisa-
tion des Landes und nehme zu wenig Bezug auf die inne-
ren Probleme wie Finanzierungs- und Kompetenzprobleme.
Es würden keine konkreten Handlungsempfehlungen zur
Kompetenzverteilung sowie dem Umgang mit der kommu-
nalen Selbstverwaltungsgarantie („la clause de compétence
générale“) gemacht.(AdCF, 2009, S. 1f.)
STELLUNGNAHME DER VEREINIGUNG DER FRANZÖSISCHEN KLEIN-
STÄDTE:
Viele Forderungen der APVF fi nden sich im Rapport Bal-
ladur wieder. Einige Punkte des Rapport Balladur werden
jedoch kritisch beurteilt. Die Rolle der Bürgermeister der
Kleinstädte in zukünftigen Kommunalverbänden sei nicht
klar genug geregelt. Es dürfe keinesfalls zu einer „Abwer-
tung“ der Kleinstädte in einem Kommunalverband kom-
men. Der Hauptkritikpunkt bezieht sich auf die vorgeschla-
genen Veränderungen im Finanzsektor. Da die Kleinstädte
zwingend auf Mittel aus Departement und Region angewie-
sen seien, würde sich die fi nanzielle Situation der Kleinstäd-
te bei Wegfall des Departements drastisch verschärfen. Die
lokale Solidarität müsse gewahrt bleiben. Weiterhin wird
bemängelt, dass die Verringerung der territorialen Zersplit-
terung Frankreichs nicht ausreichend Berücksichigung fi n-
det und zunächste die Mechanismen des kommunalen Fi-
nanzausgleichs reformiert werden müssten, bevor man über
Reformen der Gebietskörperschaften nachdenke. Auch die
APVF fordert eine schnellstmögliche Reform des kommu-
nalen Finanzwesens.(APVF, 2009)
Association des petites villes de France (APVF)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
45
STELLUNGNAHME DER VEREINIGUNG DER BÜRGERMEISTER IN
FRANKREICH:
Die AMF hebt ebenfalls zunächst hervor, dass viele Forde-
rungen im Rapport Balladur den Positionen der AMF entspre-
chen. Hervorgehoben wird hier der parallele Reformansatz
der Gebietskörperschaften an sich und der kommunalen Fi-
nanzpolitik. Aber auch sie hat einige Kritikpunkte. So spricht
sie sich entschieden gegen die Zusammenlegung von Kom-
munen aus, weil die dann neu entstehenden „métropoles“
den unterschiedlichen Bedürfnissen der Bürger nicht mehr
gerecht werden könnten. Die AMF spricht sich dafür aus, die
Gewerbesteuer neu zu organisieren. Es solle ein stärkerer Be-
zug zwischen Unternehmen und Standort hergestellt werden,
als dies bisher der Fall ist. Am Ende wird darauf verwiesen,
dass die Nähe der Kommunalpolitiker zu den Bürgern das
Wesen der Demokratie und des sozialen Zusammenhaltes
ausmachen. Dies dürfe nicht „zerstört“ werden.(AMF, 2009)
AUFSATZ VON PROF. MICHEL VERPEAUX
Der Aufsatz von M. Verpeaux benennt die wichtigsten Ele-
mente des Rapport Balladur und begründet die Erfordernis
einer Reform.
Die „Intercommunalité“ mit Selbstverwaltungsgarantie und
fi nanzieller Autonomie sei die richtige Ebene um das kom-
munale Problem Frankreichs zu lösen. Zur Vereinfachung
der kommunalen Strukturen sollen bisherige interkommu-
nale Lösungen (bspw. SIVOM, SIVU) in EPCI aufgehen.
Die Kumulierung von Mandaten soll eingegrenzt werden,
so soll jeder Politiker zukünftig nur noch maximal zwei
Association des Maires de France (AMF)
M. Verpeaux ist Professor an der Uni-versität Panthéon-Sorbonne in Paris. Er ist Direktor des Forschungszentrums für Verfassungsrecht und Mitglied des Komi-tee für die Reform der Gebietskörper-schaften in Frankreich.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
46
Posten bekleiden dürfen. Die Zahl der Angestellten in den
Verwaltungsebenen soll um ein Drittel gesenkt werden. Ein
weiterer großer Schritt auf dem Weg zur Vereinfachung der
territorialen Struktur in Frankreich ist die Verringerung der
Zahl der Regionen und Departements. Es solle stärker das
Volumen einer Gebietskörperschaft bestimmend für ihre
Größe sein, weniger die geografi sche Größe. (Verpeaux, 2009, S. 9ff.)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vertreter aller
administrativen Ebenen die Arbeit des Komitee schätzen
und diese auch befürworten. Kritikpunkte sind in erster Li-
nie auf die Frage der zukünftigen Organisation des kommu-
nalen Finanzierungssystems ausgerichtet. Und jede Ebene
fi ndet Argumente dafür, dass sie auf gar keinen Fall „weg-
rationalisiert“ werden darf. Aus planerischer und objektiver
Sicht von Außen kann festgehalten werden, dass keine der
Forderungen des Rapport Balladur ein Demokratiedefi zit
oder ähnliche schwerwiegende Fehler aufweist. Es ist nun
also Aufgabe die Argumente der unterschiedlichen adminis-
trativen Ebenen untereinander abzuwägen. Eine Bewertung
der Ebenen wird in den Kapiteln Analyse und Bewertung
(S. 50ff.) vorgenommen.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
47
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
➜
48
Aix-en-Provence
Toulon
Nizza
Avignon
Marseille
Karten der Region Provence-Alpes-Côte-
d‘Azur (PACA)
Satellitenbild der Region PACA mit wichtigen Städten
Abb. 8: Luftbild der Region PACA mit wichtigen Städten Quelle der Kartengrundlage: Google Earth
In dieser Karte (Abb. 8) sind in dem Luftbild der Region PACA die be-deutendsten Städte eingetragen. Auffällig ist, dass sich die vier wich-tigsten Wirtschaftsräume in der Region PACA an der Küste befi nden. Auf die Struktur der regionalen Ebene wird im Abschnitt „Zusammen-hänge in der Raumordnung“ (S. 58ff.) näher eingegangen.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBestandsaufnahme
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49
Departements und ihre Grenzen
Mittelmeer
ItalienItalien
Mittelmeer50 km0
Marseille
Departement 13Bouches-du-Rhônes
Nizza
Departement 06Alpes-Maritimes
Avignon
Departement 84Vaucluse
Gap
Departement 05Hautes-Alpes
Digne-les-Bains
Departement 04Alpes-de-Haute-Provence
Toulon
Departement 83Var
RegionRhône-Alpes
RegionLanguedoc-Roussillion
Quelle der Kartengrundlage: http://www.hist-geo.comAbb. 9: Karte der Departements in der Region PACA
Diese Karte (Abb. 9) stellt die Region PACA und deren Departe-ments mit Hauptstädten dar. Betrachtet man die Flächen der De-partements, so sind alle in etwa gleich groß. Die absolute Mehrheit der Bevölkerung lebt im Küstengürtel, also in den Departements Bouches-du-Rhônes, Var und Alpes-Maritimes.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
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50
Regionen in Frankreich, ein erster Blick
In der Politik ist es manchmal wie in der Gram-
matik: Ein Fehler, den alle begehen, wird schließ-
lich als Fehler anerkannt. (André Malraux, franz. Politker)
Das oben abgedruckte Zitat des französischen Dichters und
Politikers André Malraux aus den Zwanziger Jahren be-
schreibt auf eine gute Art und Weise einen Prozess, den die
Region Provence-Alpes Côte d‘Azur (PACA) seit vielen Jah-
ren erlebt. Zugegebenermaßen ist diese Art der Einführung
über eine Region zu schreiben ein wenig reißerisch, den-
noch lässt sich Vieles unter diesem Zitat wiedererkennen.
Doch wie schaut eine Annäherung an eine Region aus? Wie
bekommt ein Stadt- und Raumplaner einen Eindruck über
die Dynamiken der Region - einen Querschnitt über die
wichtigsten Themen, Herausforderungen und Probleme?
Ohne Zweifel spielt das Eigeninteresse eine besondere Rol-
le. Die Verfasser teilen aus verschiedenen Hintergründen die
Leidenschaft mit Frankreich, insbesondere des südfranzö-
sischen Raumes, sowie den Hintergrund des Studiums und
die Auseinandersetzung mit Raum- und Stadtentwicklung.
Betrachtet man den südfranzösischen Raum, stellt man sehr
schnell fest, dass es zum übrigen Frankreich einige Unter-
schiede gibt. Urlaub, Sonne, Strand, Meer und das mediter-
rane Lebensgefühl sowie die Mentalität sind nur einige der
Assoziationen, die sich mit diesem Lebensraum verbinden.
Dass dieser Raum allerdings auch starke strukturelle und
soziale Unterschiede aufweist, bleibt dem ‚gemeinen‘ Tou-
risten meist verborgen. Aber genau diese Mischung der Dis-
paritäten und Ambivalenzen macht den südfranzösischen
Raum um Marseille, Aix-en-Provence, Toulon und Nizza
zu einem interessanten und spannungsvollen Gegenstand.
Analyse
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
➜
51
Die Annäherung an die Region bestand zunächst aus In-
terviews mit der Agence d‘urbanisme de l‘agglomération
marseillaise (AgAM) und mit Prof. Alain MOTTE (Institut
d‘Aménagement et d‘Urbanisme Régional - Université Paul
Cézanne - Aix-Marseille III), die ein erstes Bild der Region
und ihrer Dynamiken zeichnen konnten.
Neben den Interviews war eine Querschnittsrecherche we-
sentlicher Bestandteil der Komplettierung des Bildes. Es
muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass ein ab-
schließendes Bild der Region bis ins kleinste Detail nicht
gegeben werden kann. Auch der zeitliche Rahmen des Pro-
jektes erlaubt leider nur eine Querschnittsbetrachtung, wo-
bei auch das Forschungsumfeld mit den unterschiedlichen
kulturellen Hintergründen zwischen Deutschland und
Frankreich sowie die Sprache eine spannende Herausforde-
rung für die Bearbeitung des Projektes darstellte.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
➜
52
In den vorherigen Kapiteln und insbesondere im Glossar
wurde auf die verschiedenen Defi nitionen von Begriffl ich-
keiten aufmerksam gemacht. Dies betrifft insbesondere den
deutschen Begriff der Region, der an dieser Stelle verwen-
det wird. Andernfalls wird die französische Schreibweise
verwendet, sollte der Begriff im französischen Kontext ver-
wendet werden.
Dennoch scheint auch der Regionsbegriff in Frankreich im
Wandel zu sein. Während der Begriff Région in Frankreich
ursprünglich eine Gebietskörperschaft meint, beschreibt
Jean-Louis Guigou in seinem Buch „Ein ehrgeiziges Ziel für
Frankreich“ (vgl. Guigou 200) die Region wie sie aus dem
deutschen Kontext vertraut ist und zeigt damit, dass der
französische Begriff das „Überbleibsel“ von historich und
politisch-administrativ motivierten Reformen in den letzten
Jahrhunderten ist. Kurz zusammengefasst beschreibt GUI-
GOU die territoriale Struktur Frankreichs mit den aktuellen
Rahmenbedingungen von Wirtschaft und Gesellschaft als
nicht mehr aktuell und fordet ein „Weiterdenken“ und eine
Anpassung auf zukünftige Entwicklungen und Perspektiven.
Die in Frankreich entstandene aktuelle Territorialität ist
sehr stark historisch bedingt und für das Verständnis der
Territorialentwicklung unverzichtbar. In Frankreich lassen
sich die Regionen in zwei Klassifi kationen einteilen, wobei
innerhalb dieser Klassen Variationen und Abwandlungen
auftreten können.
Aufgrund der historisch bedingten Territorialentwicklung in
Frankreich entstanden zwei Konfi gurationen von Raum. Pa-
ris und der Rest. Mit dem Wandel in der Territorialpolitik,
das heißt, vom Zentralismus zur Dezentralisierung und De-
Auf den zweiten Blick...
... stellt sich die Frage über was wir eigentlich
sprechen? Region, Metropole, Metropolregion ...?
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
➜
53
konzentration in Frankreich wurde versucht die räumlichen
und damit auch sozial verbundenen Disparitäten zu überwin-
den um die schwächeren Gebiete in Frankreich zu stärken.
Es lassen sich folgende zwei Typen von Regionen darstellen.
Die klassische Region... meint einen Raum, der von einem Entwicklungspol do-
miniert wird. Dabei übernimmt die Hauptstadt in der Re-
gion die Rolle des primären Entwicklungspols und zieht die
meisten Aktivitäten an sich heran (Abb. 10). An dieser Stel-
le kann auch von einer Metropole gesprochen werden (vgl.
dazu Glossar „Metropole“, S. 15).
Die Region im Netzwerkverbund... meint eine Region, die von mehreren Entwicklungspo-
len gekennzeichnet ist. Dabei werden die Funktionen und
Aufgaben von den verschiedenen Städten im Netzwerk
übernommen. Die Aktivitäten verteilen sich je nach Kom-
petenzen und Leistungsfähigkeit der Städte (Abb. 11).
Die Region PACAPACA lässt sich als Region im Netzwerkverband einord-
nen, da nicht alle Funktionen auf eine Stadt konzentriert
sind. Marseille teilt als Hauptstadt der Region beispiels-
weise die administrativen und juridikativen Funktionen
mit der Nachbarstadt Aix-en-Provence, während sie für
die Einwohner der Region den primären Wirtschaftsraum
darstellt. Die Symbiose zwischen Marseille und Aix erklärt
die polypolarität im Raumgefüge und lässt sich an anderen
Stellen in der Region ebenfalls wiederfi nden.
Abb. 10: konzentrische Region
Abb. 11: polyzentrische Region
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
➜
54
Marseille zwischen „Nationalmythos und Lokal-
patriotismus“
Es gibt kaum eine Stadt in Frankreich, über die so viel ge-
stritten wird, wie Marseille. Dabei scheint diese Stadt, die
auch gleichzeitig der Namensgeber für die Nationalhymne
Frankreichs ist, neben Paris und Lyon eine der bekanntes-
ten Städte in Frankreich zu sein.
Dennoch, mit zweitem Blick auf die Stadt, beanspruchen
auch die Bewohner die Andersartigkeit der Stadt, sogar der
Region zum Rest des Landes. Gründungsmythos, Mentali-
tät und Kultur spielen vermutlich eine große Rolle, wie M.
Dupont im Interview meint. Als Stadt, räumlich stark ge-
trennt von Paris, die in der Vergangenheit starken Entwick-
lungen und einem starken Strukturwandel unterlag, schien
Paris oftmals aushelfen zu müssen, was von den Bewohnern
Marseille‘s unterschwellig als Eingriff auf eigenem Territo-
rium aufgefasst wurde.
Der Begriff des Territoriums wird an dieser Stelle, anders
als in Deutschland, wesentlich mehr mit Politik, Autono-
mie und Wirtschaft verknüpft. In Frankreich hat es den An-
schein, dass die Grundsätze der Raumordnung und deren
Umsetzung nicht nur von Fachleuten in Ministerien abhän-
gen, sondern auch stark von einzelnen politischen Personen
auf nationaler und lokaler Ebene (vgl. Interview DUPONT - An-
hang S. 136).
Paris argumentiert mit der Hilfl osigkeit der Stadt Marseille
gegenüber Herausforderungen und greift wie ein Elternteil
in die Erziehung seiner Kinder ein, während Marseille sei-
ne eigenen Wege geht und die gefühlte Entmündigung still-
schweigend hinnimmt aber auch nicht ‚nein‘ sagen kann,
da durch Paris fi nanzielle Mittel in die Stadt fl ießen, die
dringend benötigt werden, um die sozialen Kosten der Stadt
zu decken oder Großprojekte zu fi nanzieren.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
➜
55
Marseille zwischen „Sozialfall und sozialer Ver-
antwortung“
Ein wesentlicher Punkt, der von den Interviewpartnern ge-
nannt wurde ist die Abwehrhaltung der umliegenden Kom-
munen und Städte gegen Marseille. Diese Abwehrhaltung
ist vorwiegend durch ökonomische Gesichtspunkte moti-
viert sowie die massiven Soziallasten, welche die Stadt zu
tragen hat. Nach den Reformen der 90er Jahre, als das Ge-
setz zur Gründung von interkommunalen Kooperationen
(la loi Chevènement), das die Gründung und Interkoopera-
tion von Kommunalverbänden ermöglichte, beschlossen die
Kommunen sich gegen Marseille zusammen zu schließen,
um der Belastung durch die Sozialkosten der Stadt Marseil-
le zu entgehen.
Dies ist zudem der Grund dafür, dass die Communauté Ur-
baine (CU) de Marseille im Vergleich zu anderen Commu-
nautés Urbaines, wie zum Beispiel die in Lyon, wesentlich
kleiner ist und Marseille so in seiner Territorialpolitik und
Entwicklungsperspektive eingeschränkt ist. Boden- bzw.
Territorialpolitik hängt dort sehr stark mit Ökonomie zu-
sammen. Marseille hat keinen Boden und das Geld machen
die umliegenden Kommunen, die Entwicklungsgebiete für
Projekte ausweisen und damit wirtschaften können, wäh-
rend die Regionshaupstadt auf den sozialen Kosten sitzen
bleibt und sich die Kommunen aus dieser Verantwortung
ziehen. Marseille steht alleine da, doch profi tieren die Kom-
munen und umliegenden Städte von der Anziehungskraft
Marseille‘s. Und Marseille versucht die sozialen Fragen in
den Griff zu bekommen. Diese Ambivalenz ist in der Be-
völkerung und den lokalen Identitäten spürbar. Mit dem
Stadtenwicklungsprojekt Euroméditerranée versucht die
Stadt Marseille Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor zu
schaffen und somit wieder attraktiv für Firmen und Arbeit-
nehmer aus dem tertiären Sektor zu werden.
Zahlen und Fakten zur Euroméditerranée:Entwicklungszeitraum: 1995 bis 2012+Fläche: 480 haWohnungen: + 18.000 Bürofl ächen: + 1.000.000 m² Gewerbefl ächen: + 200.000 m² öffentl. Einrichtungen: + 200.000 m² öffentl. Plätze und Parks: 60 haArbeitsplätze: + 35.000 Einwohner: + 38.000 Investitionen: 7 Milliarden Euro
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
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56
Die regionale Herausforderung
Wie eingangs beschrieben, lässt sich die Region PACA mit der
Regionshaupstadt Marseille als eine ‚nicht klassische‘ Regi-
on beschreiben, die mit ihrer Bedeutung kein Entwicklungs-
monopol bestimmt, sondern Aufgaben und Funktionen mit
den umliegenden kleineren Städte und mit Aix-en-Provence
teilt. Diese lokalen Herausforderungen stellen in Frage, ob
Marseille überhaupt die Regionshauptstadt ist - formal ohne
Zweifel - funktional allerdings muss an dieser Stelle eher von
einem Netzwerk, mit Marseille als Teil, gesprochen werden.
Nach Außen hin bestätigt Marseille die Führungsrolle als
größte Stadt und Regionshauptstadt. Neben Marseille ent-
wickeln sich aber auch weiter entfernte Städte weiter. Aix-
en-Provence, Toulon, Cannes und Nizza bilden zusammen
mit Marseille ein Städtenetzwerk, in welchem sich die Stadt
Marseille auch behaupten muss.
Neben den lokalen Herausforderungen mit den Kommunen
und der vorhandenen Abwehrhaltung muss Marseille sich
auch dem Wettbewerb in der Region und darüber hinaus
stellen. Während die Städte wie Nizza und Cannes sich stark
auf den Tourismus konzentrieren, in Aix-en-Provence die
‚alte und neue Bourgeoisie‘ dominiert, inkarniert Marseille
das Bild der traditionellen Arbeiterstadt als Wirtschafts- und
Arbeitsstandort Nummer eins. Der spürbare Strukturwandel
und die beschriebenen Prozesse im Hintergrund lassen den
Wirtschaftsstandort Marseille nicht zukunftsfähig erschei-
nen. Alte Industrien dominieren und auch der Hafen befi ndet
sich nicht mehr auf Marseiller Boden, sondern in Fos-sur-
Mer, die nun von der Gewerbesteuer profi tieren.
Auf regionaler Ebene lässt sich erkennen, dass Marseille sich
im regionalen Städtegefüge behutsam einfügt. Der Anspruch
führende Stadt in der Region zu sein erscheint eher schwach
und doch scheint man in der Region PACA zu wissen, dass
eine Entwicklung ohne Marseille nicht denkbar ist.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
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57
„Staatsmanieren und Poltikgeschäft“
Dass Politik immer wieder im Zusammenhang mit Boden-
politik und -entwicklung steht muss nicht weiter erläutert
werden. In Frankreich nimmt die Politik im Alltag eine
selbstverständliche Rolle ein und ist Teil der Lebens- und
Diskussionskultur. Welche Rolle die Politik in Frankreichs
unterschiedlichen Teilräumen spielt, deutet M. Dupont in
dem Gespräch an, welches die Projektgruppe mit ihm ge-
führt hat.
Aus den Interviews geht hervor, dass die Politik für die Ter-
ritorialentwicklung in der Region PACA, sowie generell in
Frankreich, eine bedeutende Rolle einnimmt. Die Art und
Weise wie Politik gemacht wird, ist anscheinend eine Men-
talitätsfrage und im Nord-Süd-Gefälle unterschiedlich aus-
geprägt. Laut Dupont (vgl. Interview - Anhang S. 136) gibt
es regionale Unterschiede wie Politik in Frankreich gemacht
wird. Während im Norden des Landes Politik sehr rational
gedacht wird und wesentlich mehr als Mediation und An-
satz zur Lösungsfi ndung begriffen wird, scheint die Politik
im Süden des Landes um so stärker an die Person gebunden
zu sein. Diese ‚Inkarnation‘, wie M. Dupont sie bezeichnet
spielt in den politischen Netzwerken, in denen sich die Poli-
tiker bewegen eine nicht unbedeutende Rolle. Bürgermeister,
die gleichzeitig eine Position auf Ebene der Regierung besit-
zen, wie zum Beispiel einen Ministerposten bekleiden, haben
einen wesentlich größeren Einfl uss auf Politik und sind sich
dessen auch bewußt. Dabei müssen die Politiker auch den
Spagat zwischen nationalen und lokalen Interessen abwägen,
was oftmals in der unmittelbaren politischen Landschaft
nicht einfach ist und zu Konfl ikten führen kann.
Genau diese Konfl ikte zeigen die eigentliche Herausforde-
rung in der Region PACA auf. Die Ebenen, auf die sich Her-
ausforderungen beziehen, lassen sich rasch identitifi zieren.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
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58
Zusammenhänge in der Raumordnung
Frankreichs
Frankreich ist ohne die nationale Ebene in der Raumord-
nungs-, Entwicklungs- und Bodenpolitik nicht denkbar. In
Frankreich als ehemals zentralistischem Staat ging jede Ge-
walt von Paris aus. Heute greift der Staat nur noch dann
ein, wenn die Herausforderungen vor Ort nicht ohne Hil-
fe bewältigt werden können oder bei Projekten von natio-
nalem Interesse.
Die nationale Ebene
Abb. 12: Metropolregionen in Frankreich
Quelle: http://www.diact.gouv.fr/IMG/File/Carte090805ACmetropole%20.pdf
Brest
Rennes
Nantes
Caen
Le HavreRouen
Saint-Omer Lille
ArrasValenciennes
Angers
Nancy
Metz
Strasbourg
MulhouseBelfort
MontbéliardBesançonDijon
Genève
ToulouseAix-en-Provence -
Marseille
Toulon
Nice
Lens
Saint-Nazaire
DunkerqueCalaisBoulogne-sur-Mer
Thionville
Epinal
Forbach
Bourg-en-Bresse
Chambéry
Grenoble
LyonRoanne
Saint-Etienne
Valence
Sarreguemines
Monaco
Annecy
Laval
Montauban
Auch
St-Gaudens PamiersFoix
CastresMazamet
Albi
Clermont-Ferrand
AurillacLe Puy-en-Velay
Vichy
Bâle
YpresTournai
AthCourtrai
Roulers
DouaiBéthune
MaubeugeHénin
Espace métropolitainLoire-Bretagne
MétropoleNormande
Côte d'Opale -Flandre Occidentale Belge
Aire métropolitainede Lille
Sarrebruck -Moselle Est
Réseau métropolitainRhin - Rhône
SillonLorrain
EurodistrictStrasbourg - Ortenau
Agglomérationfranco-valdo-genevoise
Conférence des villeset agglomérationsde Rhône-Alpes
Aire métropololitaineToulousaine
MétropoleCôte d'Azur
Marseille ProvenceMétropole Pays d'Aix
AireToulonnaise
Cambrai
Région urbainede Lyon
Sillon AlpinRéseau
Clermont AuvergneMétropole
G R A N D E - B R E T A G N E
B E L G I Q U E
L U X .
A L L E M A G N E
S U I S S E
I T A L I E
E S P A G N E
A N D O R R E
M é d i t e r r a n é e
O c é a n
A t l a n t i q u e
M a n c h e
100 Km500
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
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59
Die regionale Ebene
Diese Ebene kann auch die Ebene des Wettbewerbs der Re-
gionen bzw. Wirtschaftsräume bezeichnet werden. Auf die
Region PACA bezogen, stehen an dieser Stelle die Region
und der Witschaftsraum von Lyon gegenüber. Nach Au-
ßen hin beugt sich das Bild konkurrierender Regionen und
Wirtschafträume den nationalen Interessen. Auf transloka-
ler Ebene wird das Gefühl im Wettbewerb und in Konkur-
renz zu anderen Regionen mit ihren ‚starken‘ Städten zu
stehen refl ektiert und kommuniziert.
Mittelmeer
Marseille
Aix-en-Provence
Nizza
Cannes
Avignon
Gap
Digne-les-Bains
Toulon
RegionRhône-Alpes
RegionLanguedoc-Roussillion
Abb. 13: Metropolitane Zusammenhangsräume in der Region PACA
Quelle der Kartengrundlage: http://www.hist-geo.com
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
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60
Die translokale Ebene
Diese Ebene beschreibt das unmittelbare Umfeld der Städte
und Gemeinden der Region. Für die Region PACA ist auf
Grund der polyzentralen Struktur keine klassiche franzö-
sische Region, wie auf S. 53 beschrieben.
Abb. 14: Interkommunale Zusammenhangsräume im Küstenbereich der Region PACA
Mittelmeer
ItalienItalien
Departement 13Bouches-du-Rhônes
Marseille Aubagne
Cassis
Fos-sur-Mer
Salon-de-Provence
Aix-en-Provence
Nizza
Cannes
Avignon
Toulon
RegionLanguedoc-Roussillion
Departement 06Alpes-Maritimes
Departement 83Var
Die kommunale Ebene
Die kommunale Ebene befasst sich im Wesentlichen mit den
Aufgaben der Bürgernähe und Information. Sie ist die Ebe-
ne, die dem Bürger alle möglichen Informationen, Angebote
und Dienstleistungen zur Verfügung stellt und sichert sowie
die (Grund-)Versorgung vor Ort gewährleistet.
Quelle der Kartengrundlage: http://www.hist-geo.com
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
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61
Konfl iktpotential
Die vier identifi zierten Ebenen stehen sich in einer engen
und sich bedingenden Verknüpfung mit verschiedenen wirt-
schaftlichen, politischen und sozialen Interessen gegenüber.
Dies bietet ein hohes Konfl iktpotential, wie bereits im Ab-
schnitt „Staatsmanieren und Politikgeschäft“ (S. 57) be-
schrieben und bildet in gleicher Hinsicht auch die Herausfor-
derung aller Beteiligten und die Frage der Gerechtwerdung
aller Interessen auf den verschiedenen Ebenen. Dies ist die
Herausforderung von der in der Region PACA gesprochen
wird um Politik, Raumentwicklung, wirtschaftliche Inter-
essen sowie soziale und kulturelle Belange untereinander
in Ausgleich zu bringen.
Konfl iktbereitschaft
Konfl iktbereitschaft ist ein wesentliches Kriterium für die
Entwicklung von Lösungen und Konfl ikten. Die Bereit-
schaft Konfl ikte einzugehen, ermöglicht es erst eine Aus-
einandersetzung mit den verschiedenen Konfl iktherden zu
führen und kann Grundlage für die Bereitschaft bilden,
den Konfl ikt und die Probleme so gut es geht zu lösen. Die
Konfl iktbereitschaft hängt sehr stark von den verschiedenen
Interessen und deren Vertretern ab, bildet aber die Grund-
lage für ein erfolgreiches Konfl iktmanagement.
Bezogen auf die Region PACA und im Zusammenhang mit
den verschiedenen Aktionsebenen stellt sich die Frage, wie
und ob eine Zusammenführung der Ebenen mit den unter-
schiedlichen Interessen überhaupt möglich ist und welche
Kooperations- und Lösungsvorschläge entwickelt werden
können. Konfl iktmanagement und Mediation beanspru-
chen dabei eine bedeutende Rolle.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
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62
Die Frage, wie und wer die Zusammenführung der ver-
schiedenen Interessen und räumlichen Ebenen organisiert
hat der französische Staat mit den Funktionären auf den
administrativen Ebenen beantwortet (Präfekt der Region
und des Departments sowie den Bürgermeistern mit nati-
onalem Mandat). Mit dieser Hierarchie versucht der Staat
einen reibungslosen Kommunikations- und Aktionsfl uss
herzustellen, was aber nur dann gelingt, wenn sich die ‚Re-
präsentanten‘ als Mediatoren begreifen und sich konfl iktfrei
beziehungsweise neutral verhalten. Diese Mediationsstruk-
tur kann und muss auf ihre Aktualität und auf ihren Kon-
text im Rahmen der Projektarbeit hinterfragt werden und
wird in einem separaten Abschnitt detaillierter behandelt.
Konfl ikte sollten in erster Linie als Indikator für Herausfor-
derungen begriffen werden und von der allgemeinen Nega-
tivebehaftung abgekoppelt werden. Konfl ikte als Chance an
Stelle von Konfl ikten als Indikator für „Sand im Getriebe“.
Konfl iktmanagement / Mediation der Ebenen
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
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63
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
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64
La région urbaine Marseille-Aix (RUMA)
Der Ballungsraum Marseille und Aix-en-Provence
Marseille
Aix-en-Provence
Marignane
Cassis
Aubagne
Fos-sur-Mer
Istres
Salon-de-Provence
Abb. 15: Luftbild der RUMA mit wichtigen Städten
Quelle: INSEE (2002): Atlas des Métropolitains
In den 1960er Jahren hat der französische Staat die Bemes-
sung der „aire métropolitaine mairseillaise (AMM)“ ohne
Rücksicht auf regionale territoriale Gegebenheiten festgelegt.
Die AMM war auf das Departement Bouches-du-Rhône
beschränkt. In den 1990er Jahren hat der Staat nach Ein-
wirken des Ministeriums für Ökologie, Energie, nachhaltige
Entwicklung und Raumplanung und des INSEE eine Erwei-
terung der AMM zugelassen. Es wurde die RUMA gegrün-
det, die sich aus sechs „aires urbaines“ zusammensetzt. 1999
lebten in der RUMA 1,8 Mio. Menschen bei 626.000 Ar-
beitsplätzen; sie setzt sich aus 139 Kommunen zusammen.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
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65
Marseille ist der dominierende Kern der RUMA, jedoch ha-
ben auch die peripheren Kommunen vielfach ein wichtiges
Wirtschaftswachstum gehabt. Insofern kann die RUMA als
polyzentraler Interkommunalverband bezeichnet werden.
Die RUMA hat drei Wirtschaftsschwerpunkte:
1. Marseille als „Hauptstadt“
2. l’Ètang de Berre als Standort der Schwerindustrie und
3. Aix-en-Provence als Technologie-Standort
Hinzu kommen vier weitere wichtige Standorte für die RUMA:
1. Vitrolles und Plan de Campagne als kommerzielle Zentren
2. Aubagne und Gémenos als Industriestandorte
3. Gardanne als Bergbaustandort und
4. La Ciotat als Schiffbaustandort.
In der Zeit zwischen 1982 und 1999 hat das Departement
Bouches-du-Rhône einen Einwohnerzuwachs von 8,2% er-
fahren. Im gleichen Zeitraum hat Marseille 6,7% der Ein-
wohner verloren. Dies ist ein Indiz für attraktive Umland-
gemeinden von Marseille und stärkt den Eindruck einer
Polyzentralität auf regionaler Ebene.
Bis 1980 gab es wenig interkommunale Kooperation zwi-
schen den Kommunen auf dem Gebiet der RUMA. In den
1990er Jahren kamen mit dem „loi ATR“ und dem „loi
Chevènement“ zwei wichtige Auslöser für neue Koopera-
tionsansätze auf. Letztendlich wurden neben den bereits
existierenden Kommunalverbänden um Marseille, Aix und
Aubagne drei weitere CA um Arles, Martigues und Salon
de Provence kreiert. Hinzu kam ein SAN um Istres und
Fos-sur-mer und vier weitere CC.
Syndicat d’agglomération nouvelle (SAN)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
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66
Mit dem „loi SRU“ aus dem Jahr 2000 wurde den Gebiets-
körperschaften ein neues Instrument der interkommunalen
Planung gegeben. Der SCOT ist vergleichbar mit dem Flä-
chennutzungsplan (FNP) in Deutschland, mit dem Unter-
schied, dass der französische SCOT gezielt für Kommunal-
verbände entwickelt wurde und nicht für einzelne Gemeinden
oder Städte. Im Jahr 2004 wurde der erste SCOT in der
aire urbaine Marseille-Aix erstellt. Er umfasst das Gebiet
der Marseille Provence Métropole (MPM). Ein Jahr später
wurde der SCOT für die Communauté d’agglomération du
Pays d’Aix aufgestellt. Eine der größten Herausforderungen
in der aire urbaine Marseille-Aix ist der Verkehr. Bisher
wurde die Nutzung des PKW favorisiert. Die beiden Kom-
munalverbände von Marseille und Aix haben daher jeweils
die Erstellung eines „plan de déplacement urbain (PDU)“
beschlossen. Dieser soll dazu beitragen den Pendlerverkehr
stärker auf den ÖPNV (Pendelbusse und Regionalzüge) zu
verlagern, um dadurch die Luftverschmutzung zu reduzie-
ren und die Verkehrsbelastung der Hauptstraßen und Auto-
bahnen zu verringern.
Zeitgleich zu den SCOT wurde seitens des Staates an der di-
rective territoriale d’aménagement (DTA) für das Departe-
ment Bouches-du-Rhône gearbeitet. Ein Reibungspunkt in
diesem Prozess war die territoriale Abgrenzung des DTA-
Bereiches. Der Erarbeitungsprozess wurde von vielen kon-
troversen Diskussionen innerhalb der RUMA, aber auch
mit dem Staat begleitet.
Schéma de cohérence territoriale (SCOT)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnalyse
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67
Im Mai 2007 wurde der DTA festgestellt und benennt drei
Kernziele:
1. RAYONNEMENT ET MÉTROPOLISATION:
Das Departement soll seine Position im europäischen Kon-
text und Mittelmeerraum verbessern.
2. INTÉGRATION ET FONCTIONNEMENT:
Das Departement soll intern effi zienter gemacht werden. Dies
soll durch ein polyzentrales System der Verkehrswege, des
ÖPNV und des wirtschaftlichen Austauschs erreicht werden.
3. PRÉSERVATION ET VALORISATION:
Das Department soll nachhaltig weiterentwickelt werden.
Denkmäler und natürliche Ressourcen sollen geschützt wer-
den und notwendige Veränderungen zu Gunsten der Wett-
bewerbsfähigkeit des Departements sollen vorgenommen
werden ohne zukünftigen Generationen den Lebensraum
zu zerstören.
Das Paar Marseille und Aix-en-Provence wird in Frankreich
bei der Entwicklung der RUMA metaphorisch mit Frank-
reich und Deutschland bei der Entwicklung der Europäischen
Union verglichen. Hierbei wird auf das historisch bedingt,
vormals gespannte Verhältnis der beiden Partner angespie-
lt, die sich aus materiellen Zwängen zusammenfi nden, um
gemeinsam einen Wirtschaftsraum zu entwickeln. Aus dem
anfänglichen „Zwang“ der Zusammenarbeit ist in beiden
Fällen im Laufe der Zeit eine konstruktive Zusammenarbeit
gewachsen; man kann auch von einer Symbiose sprechen.(Motte 2007 und DTA Bouches-du-Rhônes 2007)
Schutz und Aufwertung
Ausstrahlungskraft und Metropolisierung
Integration und Funktionsfähigkeit
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
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68
Stadt, Land, Meer
Die Region im Überblick
Wie im vorangegangenen Kapitel bereits erläutert, handelt es
sich bei der Region Provence-Alpes-Côte d‘Azur (PACA) um
eine Region, die im Vergleich zur Lyon keinen starken Gra-
vitationspunkt setzt und alle regionalen Funktionen in einer
Stadt vereint, sondern vielmehr aus mehreren kleinen Stimu-
lationsstädten besteht, die sich die Aufgaben und Funktionen
teilen dadurch jedoch auch in Konkurrenz stehen.
Marseille ist in der Region PACA nominell mit ca. 800.000
Einwohnern die mit Abstand größte Stadt, gibt aber funk-
tional einige Aufgaben an die umliegenden Städte ab. Laut
Dupont (vgl. Interview DUPONT - Anhang S. 136f.) ist die
Stadt Marseille das Wirtschaftszentrum aufgrund der ho-
hen Bevölkerungszahlen, geprägt durch die ‚Arbeiterklasse‘
in der Industrie, während Aix-en-Provence von der ‚Bour-
geoisie‘ geprägt ist und die Funktionen der Bildung, Hoch-
schulentwicklung und Kultur auf sich vereint.
● [...] Et dernier élément historiquement. Aix, c’était la
capitale administrative, universitaire, juridique, la capitale
politique et Marseille c‘était la grande ville économique. Si
bien qu‘il y a beaucoup de fonctions métropolitaines, des
fonctions juridiques, de l‘université, de la culture qui sont
à Aix et Marseille ne les a pas. Marseille est une capitale
régionale, qui n’a pas tous les attributs, les caractéristiques
d‘une capitale régionale. Normalement dans le reste de la
France, dans une capitale régionale on a l‘administration,
les universités, les bureaux d‘étude et la matière grise.
Die Region PACA weist mehrere Besonderheiten auf. Einer-
seits sind es die naturräumlichen Qualitäten, und die Funk-
tionen, welche die räumliche Organisation der Region kon-
fi gurieren. Andererseits die polyzentrische Charakteristik
der Region im Gegensatz zum Rest Frankreichs.
● Interview DUPOINT, AGAM 17.06.09
Bewertung
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
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69
Stadt
Neben den Städten Marseille und Aix-en-Provence, die zu-
sammen eine Symbiose ihrer Funktionen bilden und damit
auch das Gravitationszentrum ‚Le Coeur de la région‘ der
Region im westlichen Teil darstellen, tauchen andere Städte
als Pole auf, die den übrigen Raum in der Region defi nie-
ren und entlang der Küste als Band organisiert sind. M.
Dupont nennt die Stadt Toulon, die in engerer Verbindung
mit Marseille und Aix-en-Provence steht, sowie die Städte
Cannes und Nice, die einen eigenen Schwerpunkt im Osten
der Region PACA setzen.
● En gros, sur PACA il y a une métropole Toulonnaise,
il y a une métropole Aix-Marseille, donc Aix et Marseil-
le sont très lié, beaucoup plus qu‘avec Toulon. Ils font les
deux cœurs de la métropole. Et après il y a une métropole
Cannes-Nice jusqu‘a Menton. On a trois métropoles. Mar-
seille démographiquement et économiquement important
et Aix est plus qualitative qui a l‘université et une popula-
tion avec haute revenue.
Die Stadt bildet im Zusammenhang mit den naturräum-
lichen Gegebenheiten folgende Funktionen aus. Sie organi-
siert zunächst einmal die wirtschaftlichen Pole in der Re-
gion, stellt den Lebensraum der Einwohner zur Verfügung
und ist Inkubator für alle weiteren Funktionen, die ihre
Bewohner benötigen und beanspruchen: Kultur, Bildung,
Tourismus, Erholung usw.
Das Land als Naturraum begriffen, steht in der Region
PACA im Zusammenhang mit Erholung, Umwelt und Tou-
rismus aber auch Peripherie. Das Hinterland als Peripherie
stellt durch die geographische Qualität und Konfi guration
auch gleichzeitig harte Perimeter in der Region dar, welche
die Organisation der Region mit beeinfl ussen. So bilden die
● Interview DUPOINT, AGAM 17.06.09
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
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70
naturräumlichen Gegebenheiten, wie zum Besipiel die To-
pographie, einen Zwang der Städte sich entlang der Küste
zu organisieren und das Hinterland als Erholungsraum -
gleichzeitg aber auch als Peripherie auszubilden - beides als
spannende Räume, die hohe Qualitäten für den Sommer-
und Alpintourismus bieten und auch dementsrpechend er-
kannt wurden.
Meer
Im Zusammenhang mit den Städten an der Küste, bildet
das Meer die nächste naturräumliche Gegebenheit mit
wichtigen Funktionen. Betrachtet man die Zusammenhän-
ge zwischen Stadt und Meer, ist festzustellen, dass das Meer
einerseit eine wichtige Funktion im Rahmen der Entwick-
lung des Tourismus und der Erholung beansprucht und
gleichzeitig die Funktion der Hafenwirtschaftsentwicklung
übernimmt. Beide Funktionen gehen Hand in Hand. Wäh-
rend in Marseille die Hafenwirtschaft dominiert, kann in
Nizza und Cannes eher von einer touristischen Ausrichtung
(auch Erholung und Lifestyle) ausgegangen werden.
Zusammenfassend betrachtet entwickeln sich die Städte ent-
lang der Küste und setzen ihre funktionalen Schwerpunkte
in der Region je nach Lage individuell. Marseille bildet mit
Fos-sur-Mer das wirtschaftliche Zentrum, geprägt durch
die Petrochemie und die Hafenwirtschaft, während Nizza
und Cannes als Städte mit Fokus auf Tourismus bezeichnet
werden können und letztere insbesondere durch bekannte
Persönlichkeiten auf den Filmfestspielen in der Öffentlich-
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
➜
71
keit positioniert wird. Marseille hingegen generiert mit dem
eigenen Fussballklub auf lokaler Ebene eine andere Form
der regionalen Teilidentität, die auch in der Öffentlichkeit
erscheint.
Es ist kaum möglich einen gesamten Überblick über die
Region PACA zu erhalten und auf die weiteren Qualitäten
der Städte einzugehen. Festzuhalten ist, dass dieser Städ-
teverbund stark diversifi ziert ist, an vielen Stellen komple-
mentär wirkt, durch die naturräumlichen Gegebenheiten
organisiert wird und sich in dieser Raumkonfi guration Pole
mit verschiedenen Schwerpunkten herausbilden, die zur
Konkurrenz für bisherige Pole werden. In Verbindung mit
der Wirtschaftsentwicklung und der Gewerbesteuer (Taxe
Professionnelle) als Ansiedlungsstrategie für Unternehmen,
bildet dieser Perimeter die Grundlage für den Konfl ikt mit
der Stadt Marseille.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
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72
Marseille: Von der „Ville en Crise“ zum
„Phoenix, der sich aus der Asche erhebt“
Die Stadt im Zeitraffer
Die Stadt Marseille weist aufgrund ihrer geospezifi schen
Lage im Vergleich zu anderen Städten Frankreichs einige
Besonderheiten auf. Der Hafen spielte nicht nur in der ‚Le-
gende‘ der Stadtgründung eine wichtige Rolle - nämlich der
Landgang der Phönizier - sondern wurde immer als ein Teil
der Stadt begriffen. Dem Hafen ist es zu verdanken, dass
die Stadt in der Kolonialzeit Reichtümer anhäufen konnte
und eine enorme Entwicklung vorzuweisen hatte. Als ehe-
malige Kolonialmacht, war es die Stadt Marseille, welche
die Waren, Ressourcen und Güter der Kolonien in Emp-
fang nahm und in das Landesinnere weiterleitete. Die Stadt
war bis zu den 1950er Jahren im Aufschwung begriffen, als
Transformationsprozesse das Gesicht der Stadt stetig ver-
änderten. Begründet wurden diese Prozesse durch Folgen
der Dekolonialisierung und der Deindustrialisierung, sowie
demografi sche Veränderungen, die eng mit diesen Entwick-
lungen zusammenhingen. Marseille war gelähmt und wuß-
te keine Antworten auf diese Herausforderungen und war
auch nicht in der Lage mit den umliegenden Gemeinden
und Städten Strategien zu entwickeln (RuR 2008: S. 23f.), da
diese sich von der Stadt Marseille abwendeten, um sich von
der kollektiven Verantwortung des Raumes frei zu spre-
chen. Marseille war alleine. Marseille befand sich in der
Krise. Die internen Probleme der Stadt verstärkten auch das
negative Bild nach Außen. Hohe Arbeitslosigkeit, verfallene
Industriefl ächen und Kriminalität waren die Indikatoren,
derer sich auch Saskia Sassen bediente und Marseille als
„Stadt in der Krise - im Niedergang“ bezeichnete (RuR 2008:
S. 25f.). Eine Stadt, die auch im wahrsten Sinne des Wortes
auch heute noch im Zwiespalt steht.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
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73
Mit dem Rückgewinn des Mittelmeerraumes als bedeu-
tendem Wirtschaftsraum, rückt die Stadt Marseille als
wichtiges Gateway wieder in den Mittelpunkt der natio-
nalen und internationalen Diskussionen. Sie wird wieder als
„Drehscheibe zum zentralen Wirtschaftsraum“ (RuR 2008: S.
24f.) begriffen. Dieser Bedeutungszuwachs verschafft der
Stadt und ihrer Region eine neue Perspektive, sich an die
benachbarten Wirtschafträume anzunähern und sich auf-
grund der geospezifi schen Lage am Mittelmeer neu zu po-
sitionieren. Allein dieser Bedeutungszuwachs reicht aber
nicht aus die Stadt aus der Krise zu heben und so werden die
Transformationsprozesse in der Stadt durch Stadtentwick-
lungsprojekte, wie das der Euroméditerranée, initiiert.
Der Gesamteindruck hinterlässt das Bild einer Stadt, wel-
che aus einer Lähmung erwacht und durch neugewonnene
Perspektiven in Aufbruchstimmung ist. Und diese Auf-
bruchstimmung bezieht sich auch auf die Fragen und Her-
ausforderungen an die Region. Denn es ist klar - ein Al-
leingang der Stadt Marseille ist nicht möglich, um sich als
Metropole und Metropolregion zu positionieren. Die Frage
lautet: Wie sieht die Kooperation mit den umliegenden Ge-
bietskörperschaften aus? Und welche Form der „Regional
Governance“ kann für eine erfolgreiche Zusammenarbeit
gefunden werden? Denn bisher verfolgten die umliegenden
Gemeinden eine Vermeidungsstrategie statt mit der Stadt
Marseille zu kooperieren.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
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74
Als größte Stadt der Region PACA, die unmmittelbar von
kleineren Städten und Gemeinden umschlossen ist, besitzt
die Stadt Marseille keine weiteren größeren Optionen sich
in ihrer Fläche zu entwickeln. Mit Stadtentwicklungspro-
jekten wie der Euroméditerrannée versucht die Stadt die
Initierung eines Transformationsprozesses von der Indus-
trie zu Dienstleistungen zu schaffen. Hintergrund dieser In-
itiierung ist letztendlich die Frage nach der Gewerbesteuer
(Taxe Professionelle), die im Zusammenhang mit der unzu-
reichenden Wertschöpfung durch ‚alte‘ Industrien der Stadt
nicht genug Steuern einbringt, um die enormen Sozialkos-
ten der Stadt zu decken.
Die Erweiterung der Flächen für Wertschöpfung durch Ge-
werbesteuer fehlen dementsprechend und die Stadt Marseil-
le steht erst am Beginn, die ‚alten‘ Industrien durch inno-
vative und ‚saubere‘ Industrien sowie Dienstleistungen zu
ersetzen.
Die aktuelle Problematik der Stadt besteht darin, dass die
Umlandgemeinden ihre Gewerbesteuer selbst bestimmen
können. Damit ist Marseille für die umliegenen Kommunen
keine Konkurrenz. Erstens, weil nicht genügend oder aus-
reichen Flächenkapazitäten vorhanden sind und zweitens,
weil die Umlandgemeinden den Steuersatz konkurrenzlos
selber festlegen können, um den Unternehmen, attraktive
Konditionen und Flächen zu bieten.
Desweiteren werden die Kommunen um Marseille von den
hohen Sozialkosten abgeschreckt, sodass sie eine Koopera-
tion mit der Stadt Marseille vermeiden und ihr den Rücken
zukehren.
Wenn Marseille „die Luft wegbleibt...“
Interview DUPONT, AGAM 17.06.09
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
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[...] À l‘époque, c‘était une ville encore pauvre, grosse ville
avec ... Marseille seulement avec 800.000 habitants qui re-
commençait à redémarrer. Une grosse ville qui était pauvre
et sans beaucoup de ressources fi scales, la Taxe Professi-
onnelle (TP). Qu‘est-ce qui c‘est passé? C‘est qu‘en fait tou-
tes les communes qui étaient autour disaient qu’ils ne se
veulent pas se mettre avec Marseille. Parce que ce sera ‚un
boulot pour nous‘. Alors ils se sont tous raccrocher avec
Aix. C‘est bien, il y avait un périmètre. Aix c‘est là et toutes
les communes n‘ont pas voulu être avec Marseille. Celle là
n‘a plus de force. Donc il y a une CU qui est toute petite qui
a été défi ni à ne faut. Normalement ce ne sera pas être lo-
giquement ce périmètre. Alors c‘est un périmètre que ne se
rend pas compte de la réalité par exemple, cette politique
en défense contre Marseille. [...]
Diese Vermeidungsstrategie seitens der umliegenden Kom-
munen ‚schnürt‘ Marseille die Luft ab. Marseille wird sich
selbst überlassen. Übrig bleibt eine veraltete Wirstchafts-
struktur, die mit viel Energie und geförderten Projekten in
einen Transformationsprozess versetzt wird und eine Masse
an Menschen, die der Stadt aufgrund von Qualifi kations-
defi ziten eher Kosten verursachen als Werte schöpfen. Dies
bedeutet jedoch nicht, dass die kulturelle Identität und Viel-
falt der Stadt, mit ihren Bewohnern, in ihrer Qualität ne-
gativ zu bewerten sei. Es gilt nun, die Handlungsräume der
Stadt Marseille schrittweise aufzudecken, auszubauen und
gemeinsam mit den vorliegenden administrativen Struktu-
ren und Kooperationspartnern zu entwickeln.(RuR 2008 : S. 25)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
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76
Metropolfunktionen
Problematik der Bewertung von Metropolen und
ihrer Funktionen.
Ziel des Projektes ist es die Region PACA in einen Bewer-
tungskontext einzuordnen und dies stellt sich schwieriger
dar als ursprünglich angenommen. Diese Schwierigkeiten
liegen zunächst einmal daran, dass das Thema im allge-
meinen Diskurs über Metropolregionen in Europa nicht
hinreichend genug erforscht ist, erst in den Anfängen steht
(Wiechmann 2009: S. 101ff.). und erst in den letzten Jahren
einen größeren Bedeutungszuwachs bekommt. Ein weiterer
wichtiger Grund für die Problematik einer Einordnung
und Bewertung ist die unzureichende Datenbasis, die für
eine umfassende und abschließende Bewertung nötig wäre
(Wiechmann 2009: S. 104ff.). Die Daten, die im Projekt erhoben
wurden, stützen sich auf die generelle Recherchearbeit und
auf die Informationen, die beispielsweise aus den Interviews
gewonnen werden konnten. In Frankreich ist die Datenlage
an sich recht umfangreich, doch stehen die Daten oftmals
nicht mehr als in einem quantitativen Zusammenhang. Das
Institut national de la statistique et des études économiques
(INSEE) stellt ebenfalls Daten zur Verfügung. Das Material
(die Datenbasis) ist demnach soweit vorhanden. Da dieses
Projekt jedoch lediglich über einen begrenzten zeitlichen
Rahmen und nicht über die Ressourcen und Kapazitäten
verfügt die Daten auszuwerten und in ihrer Fülle zu kontex-
tualisieren, legt das folgende Kapitel den Fokus auf bereits
anerkannte Methoden für die Untersuchung von Metropol-
regionen. In der Regel werden solche Aufgaben in Deutsch-
land von Instituten wie das Institut für Landes- und Stadt-
entwicklungsforschung (ILS) übernommen.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
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77
Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung hat in Zu-
sammenarbeit mit dem Initiativkreis Europäischer Metropo-
len (IKM) in Deutschland ein Konzept für die Entwicklung
von Strategien von Metropolregionen entwickelt . Auch die
TU-Dortmund ist die diesem Forschungsfeld tätig und hat
einen interessanten Beitrag zum Diskurs geleitet. In seinem
Aufsatz über die Bewertung von Metropolregionen und ihrer
Funktionen stellen Blotevogel und Schulze ein interessantes
Indikatorenset als Bewertungsmodel auf (Blotevogel, Schulze
2009: S. 39). Dieses Model bezieht sich zunächst nur auf die
Metropolregionen in Deutschland. Eine direkte Übertragung
auf Frankreich wäre zu überprüfen. Dennoch kann von die-
ser Bewertungsmethode gelernt und viele Teilaspekte adap-
tiert und angewendet werden.
Das Bewertungssystem, welches von Schulze entwickelt
wurde, legt zunächst die grundsätzlichen Funktionen von
Metropolen fest. Das Bewertungssystem wurde ursprüng-
lich in drei Blöcken unterteilt, wobei der vierte Block (siehe
Abb. 16) von der Projektgruppe ergänzt wurde und auch in
anderen Kontexten wie bei der Bewertung der Metropolre-
gion Bremen, auftaucht.
Es sei vorweggenommen, dass eine detaillierte Analyse und
Auswertung durch das Projekt nicht allein geleistet werden
kann. Dazu müssten wesentlich mehr Daten gesammelt und
ausgewertet werden. Was das Projekt leisten kann, ist eine
erste Einordnung der Region PACA aufzuzeigen und Ansatz-
punkte für Handlungsempfehlungen auszusprechen.
Metropolfunktionen
Entscheidungs- und Kontrollfunktionen
UNTERNEHMENHauptsitze nationaler und internationaler EbenenBanken, Börse, Finanzwesen, spezialisierte Dienstleister
STAATRegierung, Ministerium, Landesbehörden, Botschaften, Konsulate
SONSTIGESupranationale Organisationen, EU, UN internationale NGO's
Gateway-Funktionen
ZUGANG ZU MENSCHENVerkehrsknotenpunkte, Luftverkehr, Schienenverkehr,öffentlicher Nahverkehr
ZUGANG ZU WISSENMedien (Fernsehen, Print, Verlage), Kongresse, BibliothekenIT-Landscape
ZUGANG ZU MÄRKTENMessen, Austellungen, Tourismus
Symbolfunktionen
BRANDING & MARKETINGKultur, Geschichte, Mythos, Theater, Museen, Kunst, Musik, Medien, Events, Architektur, Stadtgestalt, Image
Innovations- und Wettbewerbsfunktion
WIRTSCHAFTLICHE UND TECHNISCHE INNOVATIONF&E -Einrichtungen, wissensintensive Dienstleister,Forschungsinstitute
SOZIALE UND KULTURELLE INNOVATIONKulturelle Einrichtungen, Orte sozialer Kommunikation, neue Lebensformen, metropolitaner Habitus, Integration
Abb. 16: Metropolfunktionen
Quelle: eigene Darstellung nach Blotevogel, Schulze 2009 : S. 39
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
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Im folgenden wird ein Überlick auf die Bewertungsblöcke
gegeben und warum diese an der Stelle im Metropolfunkti-
onssystem aufgelistet wurden.
Der erste Block beschreibt die Ebene der Kontroll- und Ent-
scheidungsfunktionen in der Metropolregion, die haupt-
sächlich von den Unternehmen und den Kapitalströmen
beeinfl usst wird. Diese Ebene wird durch die Politik und
die Zivilgesellschaft ergänzt. Diese Ebene kann auch als
die Ebene der Entscheidungsträger bezeichnet werden. Die
wirtschaftlichen und (zivil)politischen Entscheidungen ge-
stalten Stadt (vgl. dazu Blotevogel, Danielzyk 2009: S. 26).
Der zweite große Block beschreibt das Thema der Innovati-
on und Wettbewerbsfunktion, die den Zusammenhang von
Wissen, Kreativität und Wertschöfung zwischen der Ent-
wicklung von Metropolregionen und des großräumlichen
Verfl echtungsgrades herstellen. Inhaltlich bezieht sich der
zweite Block auf Indikatoren wie Bildungsinstitutionen
und Wissenschaftsbranchen, Forschungsschwerpunkte,
Exzellenzinitiativen und Graduitenkollegien, alle Institu-
tionen die durch Forschung an Universitäten und priva-
ten Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen Teil des
Wertschöpfungsprozesses in der Metropolregion werden.
Die privaten Forschungs- und Entwicklungsunternehmen,
die auf hochqualifi ziertes Personal angewiesen sind („Wis-
sensarbeiter“, die in technologisch orientierten Wirtschafts-
zweigen arbeiten) spielen dabei auch eine wichtige Rolle
als Indikator für die Innovationsfähigkeit. Die Zahl der
angemeldeten Patente, Gewerbe und auch der Technologie-
transfer und Wissenaustausch sind Variablen, die in diesem
Block von Bedeutung sind (vgl. dazu Blotevogel, Danielzyk 2009:
S. 25).
Entscheidungs- und Kontrollfunktionen
UNTERNEHMENHauptsitze nationaler und internationaler EbenenBanken, Börse, Finanzwesen, spezialisierte Dienstleister
STAATRegierung, Ministerium, Landesbehörden, Botschaften, Konsulate
SONSTIGESupranationale Organisationen, EU, UN internationale NGO's
Innovations- und Wettbewerbsfunktion
WIRTSCHAFTLICHE UND TECHNISCHE INNOVATIONF&E -Einrichtungen, wissensintensive Dienstleister,Forschungsinstitute
SOZIALE UND KULTURELLE INNOVATIONKulturelle Einrichtungen, Orte sozialer Kommunikation, neue Lebensformen, metropolitaner Habitus, Integration
Abb. 17: Entscheidungs- und Kontrollfunktion
Abb. 18: Innovations- und Wettbewerbsfunktion
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
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Der dritte Block beschreibt die Gatewayfunktion. Mit
Gateway ist die Erreichbarkeit, Durchlässigkeit und Zu-
gänglichkeit zu den Menschen, dem Wissen und zu Märk-
ten gemeint. In anderen Worten: Metropolregion in ihrer
Wirkung als Knotenpunkt in den verschiedenen globalen
und internationalen Verkehrs- und Kommunikationsnet-
zen (vgl. dazu Blotevogel, Danielzyk 2009: S. 25f.). Die Anzahl
der Fluggastbeförderungen sind an diseser Stelle ein inter-
essanter Indikator, der für den Austausch von Menschen,
(wirtschaftlichen) Kontakten in der Metropolregion steht.
Neben den drei bisher beschriebenen Blöcken taucht in
verschiedenen anderen Quellen auch ein vierter Block auf.
Dieser beschreibt die Symbolfunktion, die von einer Regi-
on ausgeht. Kultur, Events, Symbolkraft, Stadtgestalt und
Image sind die Begriffe, welche diese Ebene beschreiben.
An dieser Stelle muss gefragt werden, wie die dort genann-
ten Indikatoren wie Image & Marketing oder auch Kultur
& Lebensqualität gemessen werden können (vgl. dazu Blote-
vogel, Danielzyk 2009: S. 27f.).
Mit der Einordnung der zwei Vergleichsregionen (Île-de-
France und Rhône-Alpes) zu der Region PACA wird schnell
deutlich welche Funktionen in den entsprechenden Metro-
polen sehr bedeutend, weniger bedeutend und kaum bzw.
nicht bedeutend sind. Die Bewertung setzt sich additiv aus
den Informationen zusammen, die im Laufe des Projektes
über die Regionen gesammelt wurden und geben ein Stim-
mungsbild wieder, wie die Region PACA einzuordnen ist.
Symbolfunktionen
BRANDING & MARKETINGKultur, Geschichte, Mythos, Theater, Museen, Kunst, Musik, Medien, Events, Architektur, Stadtgestalt, Image
Gateway-Funktionen
ZUGANG ZU MENSCHENVerkehrsknotenpunkte, Luftverkehr, Schienenverkehr,öffentlicher Nahverkehr
ZUGANG ZU WISSENMedien (Fernsehen, Print, Verlage), Kongresse, BibliothekenIT-Landscape
ZUGANG ZU MÄRKTENMessen, Austellungen, Tourismus
Abb. 19: Gateway-Funktion
Abb. 20: Symbolfunktion
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
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80
Die Region PACA im Vergleich
Im Laufe der Arbeit und der Beschäftigung mit der Region
PACA wurden einige Besonderheiten erkennbar. Die Regi-
on Île-de-France ist mit ihrer Metropole Paris trotz der De-
zentralisierungsanstrengungen die Dominante in der fran-
zösischen Raumordnung. Das Ziel der Denzentralisation ist
nicht die Abschwächung des Ballungsraumes Paris, sondern
vielmehr den Ausgleich und die Förderung der Peripherie
zu stärken. Die Region Rhône-Alpes ist mit der Metro-
pole Lyon der Prototyp für eine klassische Dezentralisie-
rungsphase wie es von der französischen Regierung in den
1960er Jahren mit den Ausgleichsmetropolen vorgesehen
war. Auch die Stadt Marseille wurde mit Aix-en-Provence
zusammengefasst und als Région d‘équilibre behandelt. Di-
ese Entwicklung ist in der Gegenwart zu einer Symbiose
geworden, da Marseille und Aix sich wichtige Funktionen
teilen, wie Dupont es in seinem Interview bezeichnet.
Die Region PACA stellt allerdings auch eine Besonderheit
dar. Die Region ist räumlich sehr weit von Paris entfernt
und konzentriert sich innerhalb ihres Gebietes auf mehrere
Pole. Marseille mit Aix-en-Provence als symbiotischer Pol
und die Städte wie Nice und Cannes, die im Osten der Re-
gion einen zweiten starken Anziehungspunkt bilden.
Ordnet man die Funktionen, die Metropolen abdecken
(müssen) in das vorher beschriebene Bewertungssystem ein,
stellt sich heraus, dass die Regionen unterschiedliche Aus-
prägungen annehmen. Die Einordnung und Bewertung der
Regionen wurde von den Projektteilnehmern vorgenommen
und wird im Folgenden erläutert.
Warum die Region PACA in den Kontext zu den
anderen Regionen stellen?
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
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Die Region Provence-Alpes-Côte-d‘Azur im Vergleich zu den anderen zwei stärksten
Regionen Frankreichs - Île-de-France und Rhône-Alpes
Metropolfunktionen
Entscheidungs- und Kontrollfunktionen
UNTERNEHMENHauptsitze nationaler und internationaler EbenenBanken, Börse, Finanzwesen, spezialisierte Dienstleister
STAATRegierung, Ministerium, Landesbehörden, Botschaften, Konsulate
SONSTIGESupranationale Organisationen, EU, UN internationale NGO's
Gateway-Funktionen
ZUGANG ZU MENSCHENVerkehrsknotenpunkte, Luftverkehr, Schienenverkehr,öffentlicher Nahverkehr
ZUGANG ZU WISSENMedien (Fernsehen, Print, Verlage), Kongresse, BibliothekenIT-Landscape
ZUGANG ZU MÄRKTENMessen, Austellungen, Tourismus
Symbolfunktionen
BRANDING & MARKETINGKultur, Geschichte, Mythos, Theater, Museen, Kunst, Musik, Medien, Events, Architektur, Stadtgestalt, Image
Innovations- und Wettbewerbsfunktion
WIRTSCHAFTLICHE UND TECHNISCHE INNOVATIONF&E -Einrichtungen, wissensintensive Dienstleister,Forschungsinstitute
SOZIALE UND KULTURELLE INNOVATIONKulturelle Einrichtungen, Orte sozialer Kommunikation, neue Lebensformen, metropolitaner Habitus, Integration
Île-de-France Rhône-Alpes PACA
Es gibt drei Kategorien von Bewertungspunkten:rotrot : unbedeutend oder nicht vertretengelbgelb : von geringer Bedeutung aber vertretengrüngrün : bedeutend und vertreten
Abb. 21: Metropolregionen im Vergleich
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
➜
82
Die Anziehungkraft einer Region oder einer Stadt wird un-
ter anderem von ihrer ökonomischen Leistungsfähigkeit ge-
prägt. Hier wird deutlich das die Region Île-de-France mit
Paris das wirtschaftliche Zentrum Frankreichs bildet. Die
BIP-Zahlen belegen dies ebenfalls (vgl. dazu Mérienne 2003: S.
24, 36f. und Finkenzeller, Ostermeier 2009: S. 85 ff.). Rhône-Al-
pes gilt als dynamisches Zentrum. Die Region PACA ist als
drittstärkste Region immer noch gut vertreten. Dieses Trio
bildet die wichtigsten Wirtschaftsräume in Frankreich.
Île-de-France ist mit Paris als Haupstadt Frankreichs die
dominanteste Region in Frankreich und nicht nur Sitz vieler
politischer Institutionen. In der Region Rhône-Alpes und
PACA sind die Institutionen nur auf den entsprechenden
lokalen oder übergeordneten Eben von Bedeutung. Daher
hier schwächer bewertet (vgl. dazu SUD INSEE 2003: S. 2).
Ähnlich wie bei Untenehmen, bevorzugen viele supranati-
onale Organisationen, Städte mit Repräsentationsfunktion
- sogenannte Adressen. Die Île-de-France ist an dieser Stelle
Vorreiter, während Rhône-Alpes und PACA Alternativen
bilden. Das Hamburger Wirtschaftsmagazin brand eins hat
gerade dazu im Oktober einen interessanten Beitrag über
die Firmenpostfachphilosophie einiger Unternehmen in Pa-
ris berichtet (Finkenzeller, Ostermeier 2009: S. 85 ff.).
Entscheidungs- und Kontrollfunktionen
Île-de-France Rhône-Alpes PACA
UNTERNEHMENHauptsitze nationaler und internationaler EbenenBanken, Börse, Finanzwesen, spezialisierte Dienstleister
STAATRegierung, Ministerium, Landesbehörden, Botschaften, Konsulate
SONSTIGESupranationale Organisationen, EU, UN internationale NGO's
Die Entscheidungs- und Kontrollfunktionen
Abb. 22: Vergleich Unternehmenssitze
Abb. 23: Vergleich Sitze staatlicher Institutionen
Abb. 24: Vergleich Sitze sonstiger Organisationen
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
➜
83
Die Île-de-France ist nach wie vor die Dominante in der
Französischen Raumordnung. Der Wirtschaftsraum um Pa-
ris generiert ein BIP von über 28% Gesamtfrankreichs (Méri-
enne 2003: S. 24). Die nationalen politischen Entscheidungen
werden in Paris getroffen. Die klassischen Funktionen einer
Hauptstadt und Metropole sind hier sehr stark abgedeckt.
Die Region ist stark und scheint ‚aus allen Nähten zu plat-
zen‘, sodass der Französische Präsident das Projekt des Grand
Paris forciert (Finkenzeller, Ostermeier 2009: S. 89).
Rhône-Alpes stellt sich als dynamischer Witschaftsraum
dar, der sich auf den wirtschaftlichen Zweig von Techno-
logie und Forschung spezialisiert hat. Die Nähe zur franzö-
sischen Hauptstadt ist einerseits positiv zu bewerten, da von
dort aus das Abschöpfen von Witschaftspotential machbar
ist und gleichermaßen der Anschluss zur Internationalität
durch die Verkehrsinfrastrukturen gewährleistet ist (Finken-
zeller, Ostermeier 2009: S. 89).
PACA stellt eine Region dar, die an der Periepherie liegt
und sich eigenständig entwickelt und in dieser Eigenheit
eine Sonderstellung einnimmt. Als drittstärkste Region in
Frankreich verfügt die Region über gute Chancen aktiv Ent-
wicklungen anzutreiben und laut Dupont (vgl. Interview im
Anhang, S. 130ff.) ist eine Aufbruchstimmung zu erkennen.
Die Daten des INSEE verzeichnen auch eine positive Ent-
wicklung in den Schlüsselbereichen wie der Bevölkerungs-
entwicklung, Arbeitslosenquote und Wirtschaftsleistung
(vgl. dazu SUD INSEE 2003 u. 2006). Die Aktualität dieser Be-
reiche müsste aufgrund der Finanzkrise 2009 aber sicher-
lich nochmal genauer betrachtet werden. Dazu liegen bisher
keine aktuellen Ergebnisse vor.
Zwischenfazit
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
➜
84
Städte sind Märkte. Märkte sind Zentren für Wettbewerb
aber auch Innovationen. In der Bewertung dieses Blocks
schätzt die Projektgruppe die Region Île-de-France nach wie
vor als den dominierenden Standort ein. Betrachtet man die
Verteilung der Universitäten in Frankreich stellt sich dar,
dass die meisten Universitäten (insbesondere Exzellenzuni-
versitäten) in Paris angesiedelt sind. (Mérienne 2003: S. 24)
Die Region Rhône-Alpes hingegen wird auch gut bewer-
tet, da diese eine hohe Anzahl an privaten Forschungs- und
Technologieinstituten aufweist und Wissen stark mit Wirt-
schaft verknüpft wird sowie Werte generiert werden. (SUD IN-SEE 2006: S. 4; Finkenzeller, Ostermeier 2009: S. 89 u. Mérienne 2003: S. 37)
Die Region PACA steht in dieser Entwicklung ein wenig zu-
rück, organisiert sich zur Zeit aber zum Positiven in diesen
Bereichen. Es ist ein Aufwärtstrend zu verspüren sowie die
Bemühungen sich von den alten Industrie- und Wertschöp-
fungstrukturen zu lösen. Der Überhang im Dienstleistungs-
sektor spricht für sich. 8 von 10 Arbeitsplätzen werden
vom tertiären Sektor besetzt (SUD INSEE 2006: S. 5f.). Die For-
schungs- und Bildungslandschaft scheint an dieser Stelle im
Gesamtvergleich ein wenig schwächer ausgeprägt zu sein.
Die Innovations- und Wettbewerbsfunktion
WIRTSCHAFTLICHE UND TECHNISCHE INNOVATIONF&E -Einrichtungen, wissensintensive Dienstleister,Forschungsinstitute
Abb. 25: Vergleich Innovationen (Wirt-schaft & Technik)
Innovations- und Wettbewerbsfunktion
Île-de-France Rhône-Alpes PACA
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
➜
85
Die Île-de-France ist mit ihrer Metropole Paris das kultu-
relle Zentrum Frankreichs. Dort wurden die meisten Ent-
scheidungen und historischen Ereignisse der Französichen
Geschichte eingeleitet, denkt man beispielsweise an die
Französische Revolution, die Friedensverträge von Ver-
sailles und ähnlichen historische Ereignisse. Diese Metro-
polregion ist Anziehungpol nicht nur für Unternehmen,
sondern auch für Kulturträger und wird zum Raum sozi-
aler Interaktionen, Reibungen und Austausch. Kultur- und
Sozialpolitik ist Nationnalangelegenheit, die in den Städten
ausgelebt werden. So gibt es in Frankreich themenbesetzte
Tage im Jahr wie, das Fest der Musik oder das Fest der
Lichtspiele, an denen die französischen Städte teilnehmen
und Teil nationalen Bewusstseins für Kunst & Kultur wer-
den. In Deutschland ist dies nicht so stark ausgeprägt.
Soziale und kulturelle Innovation lässt sich schwer auf ei-
nen Nenner bringen. Vielmehr ist dies vom Lebensraum
abhängig und reguliert sich in den diversen Milieus der
Städte. Paris gilt als Künstlerstadt, während Lyon mit der
Seidenweberei einen industriekulturellen Schwerpunkt legt.
Marseille hingegen kultiviert sich über das Arbeitermili-
eu während die Bourgeoisie in Aix-en-Provence ihre Aus-
drucksform in der Architektur und Lebensweise fand. In
allen Städten und Metropolen ist eine Form von kulturel-
ler und sozialer Innovation vorhanden. An der Stelle muss
überlegt werden, welche Indikatoren in den entsprechenden
Räumen sinnvoll wären. Dies könnte beispielsweise der In-
dikator: Integrationsarbeit sein, der für Marseille als Stadt
mit hohem Bevölkerungsanteil aus dem maghrebinischen
Raum interessant sein könnte.
SOZIALE UND KULTURELLE INNOVATIONKulturelle Einrichtungen, Orte sozialer Kommunikation, neue Lebensformen, metropolitaner Habitus, Integration
Abb. 26: Vergleich Innovationen (Soziales & Kultur)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
➜
86
Die Gateway-Funktion
ZUGANG ZU MENSCHENVerkehrsknotenpunkte, Luftverkehr, Schienenverkehr,öffentlicher Nahverkehr
Île-de-France Rhône-Alpes PACA
Gateway-Funktionen
Metropolregionen in ihrer Funktion als verbindendes Gate-
way zwischen globaler und lokaler Ebene weisen einen hohen
Grad an Mobilität von Menschen auf. Indikatoren für diesen
Austausch von Menschen sind beispielsweise die Fluggast-
zahlen. Die Île-de-France vezeichnet mit seinen Flughäfen ein
Passagieraufkommen von ca. 138 Mio. pro Jahr (2003) wäh-
rend Rhône-Alpes 2003 ein Passagieraufkommen von knapp
6 Mio. aufweist. Die Region PACA befördert immerhin mit 15
Mio., gut das Doppelte im Vergleich zur Region Rhône-Alpes
(vgl. dazu Grafi k „Regionsvergleich“ Abb. 5). In der Region PACA
liegt dies vor allem am Faktor Tourismus, werden die Städte
Cannes und Nizza mit einbezogen (Mérienne 2003: S. 24, 36f.).
Fluggastbeförderung ist der Indikator, der den internationa-
len Austausch und die Konnektivität der Metropolregionen
in den globalen Kontext stellt. Dabei reicht die Bandbreite
des Austausches vom Tourismussektor bishin zu wirtschaft-
lichen Kontakten.
Die Projektgruppe hat versucht anhand der ihnen vorliegenden
Informationen die Vergleichsregionen zu bewerten. Im Vergleich
zu den anderen Regionen konzentriert Île-de-France den Zu-
gang zu Wissen auf sich selbst. Indikator dafür sind die Anzahl
der Einrichtungen wie Bibliotheken, Archive und der Grad der
Ausprägung der Medienlandschaft und Technologie (Blotevogel,
Danielzyk 2009: S. 27). Als Hauptstadt Frankreichs hat Paris und
seine Metropolregion im Bereich Wissen die Vorrangstellung.
Rhône-Alpes hingegen vernetzt und stellt den Zugang zu
Wissen über eine nicht repräsentative-dominante Art und
Weise zur Verfügung. Es ist zu bemerken, dass es wahr-
scheinlich einen Zusammenhang zwischen Wissen, seiner
Nutzung und Armut/Reichtum gibt, der an dieser Stelle
nicht aber belegt werden kann. Indikatoren für eine solche
Untersuchung wäre die Anzahl von Internetanschlussen in
der Metropolregion und deren Verteilung im Raum, so-
ZUGANG ZU WISSENMedien (Fernsehen, Print, Verlage), Kongresse, BibliothekenIT-Landscape
Abb. 27: Vergleich Gateway-Funktion
Abb. 28: Vergleich Zugang zu Wissen
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
➜
87
wie ein Screening auf die Medienlandschaft der zu verglei-
chenden Metropolregionen.
Die Projektgruppe war sich an dieser Stelle sehr uneinig, wie
mit diesem Aspekt in der Einordnung der Metropolregionen
umgegangen werden sollte. An dieser Stelle müssten wesent-
lich detailliertere Untersuchungen durchgeführt werden.
Die Märkte in den Vergleichsregionen zu charakterisieren
ist nur anhand der wirtschaftlichen Dynamik möglich. Da
es sich um die drei stärksten Witschaftsregionen in Frank-
reich handelt und die Île-de-France mit einem Wert von 28%
des gesamten Bruttoinlandproduktes die Vorreiterrolle über-
nimmt, stellt sich die Region Rhône-Alpes mit einem BIP Wert
von 9,9% (2003) an die zweite Position, während die Region
PACA auf einen Satz von 6,9 % des BIP‘s Frankreichs kommt
(vgl. dazu Mérienne 2003: S. 24 u. 36f.). Im Bereich des Sektors
Tourismus liegt die Region PACA knapp hinter der Region
Île-de-France (vgl. dazu Comité Régional du Tourisme PACA, Nov.
2009). Diese Einschätzung wird auch von der Projektgruppe
geteilt. Die Verknüpfung mit den Fluggastbewegungen wird
an dieser Stelle sichtbar und zeigt den Zusammenhang zwi-
schen Wertschöpfung und Tourismus. Ein anderer Indika-
tor ist die Anzahl der Übernachtungen sowie die Anzahl an
Betten und Hotels, die in den entsprechenden Regionen zur
Verfügung stehen. Die Nähe zum Meer und die naturräum-
lichen Gegebenheiten spielen in den Regionen auch eine rich-
tungsweisende Rolle. Es kann davon ausgegangen werden,
dass die Region Île-de-France durch ihre historische Strahl-
kraft und den kulturellen Einrichtungen einen Schwerpunkt
in Tourismus legt, während sich die Region PACA mehr auf
die Nähe zum Meer und das günstige Klima ausrichtet und
im Winter die „Alpen im Rücken hat“ (vgl. SUD INSEE 2001: S.
3) Tourismus ist in der Region PACA somit transsaisonal zu
betrachten. Die Höhepunkte werden im Sommer an der Küs-
te und im Winter in den Bergen erzielt. Der Tourismus ist ein
wichtiger Wirtschaftszweig für die Region.
ZUGANG ZU MÄRKTENMessen, Austellungen, Tourismus
Abb. 29: Vergleich Zugang zu Märkten
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
➜
88
Die Symbolfunktion
Die Symbolfunktion von Metropolregionen meint nicht nur
die bauliche Ausprägung sondern auch das Erschaffen von
Zeichen, Bedeutungen, Bildern und Symbolen mit der die
Metropolregion in den Köpfen der Menschen lokal und
global verankert wird. Indikatoren dafür sind beispielswei-
se Events, Ereignisse, die Architektur oder die Attraktivi-
tät durch die Schaffung von Lebensqualität. Simon Anholt
weist in einem Interview im Wirtschaftsmagazin „brand
eins“ auf die Irrationalität hin, mit der die Menschen die
Entscheidung über ihren Wohnort treffen (Albers 2009: S.
60ff.), nämlich dass die subjektive Wahrnehmung der Men-
schen über eine Stadt den Ausschlag für die Entscheidungen
gibt und nicht unbedingt die harten Standortfaktoren.
Die Île-de-France wird mit ihrer Ausstrahlungskraft an
dieser Stelle sehr positiv bewertet. Dies liegt daran, dass
ihr abstraktes Bild, ihr Image, ihre Symbolkraft wesentlich
deutlicher und anerkannter ist als in den beiden anderen
Regionen Rhône-Alpes und PACA. In ihrem Aufsatz „Me-
tropolregionen in Frankreich - aktuelle Tendenzen in der
französischen Raumordnungspolitik“, spricht Heidi Me-
gerle von der Unausgeglichenheit der Metropolregionen in
Frankreich (vgl. Schwerpunk PLANERIN 2008: S. 38ff.) und macht
auf das Fehlen von Metropolitan Growth Areas der Kate-
gorien 1 und 2 aufmerksam. Die Metropolregionen Lyon
und Marseille werden der Kategorie 3 zugeordnet. Gerade
diese Diskrepanz zeigt die fehlende Symbolkraft der Metro-
polregionen Rhône-Alpes und PACA auf. Die Île-de-France
spielt im internationalen Vergleich demnach in einer ganz
anderen Liga der Weltstädte und Regionen.
BRANDING & MARKETINGKultur, Geschichte, Mythos, Theater, Museen, Kunst, Musik, Medien, Events, Architektur, Stadtgestalt, Image
Île-de-France Rhône-Alpes PACA
Symbolfunktionen
Abb. 30: Vergleich Symbolfunktion
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurBewertung
➜
89
An dieser Stelle schließt das erste Stimmungsbild mit
Queruntersuchung der Region PACA im Vergleich zu den
Vergleichsregionen Île-de-France und Rhône-Alpes. Die
Schwierigkeiten einer Einordnung und Bewertung werden
deutlich, da die Metropolregionen über eine Ebenenkonver-
genz verfügen, die bei einer detaillierten Betrachtung mit
einbezogen werden muss. Dies bedeutet, dass man sich vom
Gedanken verabschieden muss, eine Region im gesamten
Umfang analysieren zu können. Vielmehr geht es darum die
Stellschrauben auf den enstprechenden Ebenen zu identi-
fi zieren, um Handlungsansätze für die Herausforderungen
zu entwickeln. Die Territorialreform nach Balladur kann an
dieser Stelle eine Grundlage bilden um beispielsweise völ-
lig neu über die Organisation der administrativen Ebenen
nachzudenken. Dies kann über Themenfelder und mit ih-
nen verbundene Kompetenzen geschehen, die auf die ent-
sprechenden territorialen und administrativen Ebenen ver-
teilt werden können.
Der nächste Abschnitt defi niert die Themenfelder und deren
sinnvolle Einordnung auf die administrativen Ebenen um
die Ergebnisse visuell in einer Matrix zusammenzufassen.
Zwischenfazit
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
90
Themenfelder
Die Entwicklung der Themenfelder erfolgte über die Be-
trachtung der Metropolfunktionen. Themenfelder sind
Fachthemen oder Fachbereiche, die in der Region PACA von
Bedeutung sind. Eine Liste der gewählten Themenfelder ist
links (Abb. 29) zu fi nden. An dieser Stelle sei erwähnt, dass
diese Auswahl noch weiter diversifi ziert werden kann, aber
immer im Kontext der vorher beschriebenen Funktionen
steht. Je detaillierter die Wahl der Themenfelder ist, desto
besser lassen sich Indikatoren entwickeln, die für eine de-
taillierte Analyse notwendig sind.
Zusammenhang der Themenfelder erkennen!
Es sollte darauf geachtet werden, dass die Themenfelder un-
tereinander im Zusammenhang stehen und die Zusammen-
hänge erkannt werden. So kann das Thema Beschäftigung
beispielsweise in Zusammenhang mit den Themen Bevölke-
rungsentwicklung und -struktur sowie ökonomische Leis-
tung gebracht werden.
Indikatoren
Themenfelder
BEVÖLKERUNG
SIEDLUNGSSTRUKTUR
WIRTSCHAFTSKRAFT
BILDUNG, FORSCHUNG, ENTWICKLUNG
VERKEHR
UMWELT UND TOURISMUS
FINANZEN UND FÖRDERMITTEL
regionale Ebene
departementale Ebene
interkommunale Ebene
kommunale Ebene
europäische Ebene
nationale Ebene
Themenfe
ld1
Themenfe
ld2
Themenfe
ld3
Themenfe
ld4
Themenfe
ld
...
Themenfe
ld
...
Themenfe
ld
...
Themenfe
ld...
Abb. 31: Indikatoren - Themenfelder
Abb. 32: Matrix-Dummy
Konzept
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
91
Indikatoren
Querschnittsthemen
POLITIK
IDENTITÄT
ADMINISTRATION
AKTIVITÄT & HANDLUNGSFÄHIGKEIT
BÜRGERNÄHE
PROFILIERUNG
Neben den Themenfeldern lassen sich für die Metropolregi-
on auch einige Querschnittsthemen benennen. Querschnitt-
sthemen sind Aufgaben oder Eigenschaften im öffentlichen
Leben, die Themenfeldübergreifend wirken. Eine Liste der
gewählten Querschnittsthemen ist rechts (Abb. 30) zu fi n-
den. Diese haben sich im Rahmen der Projektarbeit und der
Beschäftigung mit dem Thema und den Interviews, die bei
der AgAM und mit Prof. Motte geführt worden sind, her-
ausgebildet (siehe Anhang - Interviews).
Die Themenfelder und Querschnittsthemen werden zusam-
mengeführt. In diesem Zusammenhang stehend, kann die
Bedeutung der Themen auf den verschiedenen administra-
tiven Ebenen bewertet werden. Die Bewertung der Bedeu-
tung der Themenfelder und Querschnittsthemen wird im
folgenden Abschnitt vorgenommen.
Querschnittsthemen
Wie ist die Matrix zu lesen?
Die Betrachtungsebenen setzten sich aus den räumlichen
Ebenen des französischen Planungssystems zusammen und
beschreiben hierarchisch von Oben nach Unten die euro-
päische, nationale, regionale, departementale, interkom-
munale und kommunale Ebene. Wie die Themen mit den
Ebenen zusammengeführt werden, zeigt sich im Matrix-
Dummy (Abb. 31) auf der linken Seite. In den Zeilen die
administrativen Ebenen, in den Spalten die Themenfelder
und Querschnittsthemen.
Abb. 33: Indikatoren - Querschnittsthemen
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
92
Erfassung der Themenfelder und Quer-
schnittsthemen in der Matrix
Um die Analyse der Metropolregion PACA in einen über-
sichtlichen Zusammenhang zu setzen, bedient sich das Pro-
jekt einer Matrix und Indikatoren aus den untersuchten The-
menfeldern. Die Themen wurden entsprechend ihrer Rolle
für die Region gewählt und aus den Metropolfunktionen ab-
geleitet (siehe Abschnitt Metropolfunktionen S. 76f.).
Aufbau der Matrix
Die Matrix ist in eine vertikale und horizontale Ebene auf-
gebaut. Da sich das Projekt mit den verschiedenen Territo-
rialstrukturen Frankreichs beschäftigt, bedient die Vertika-
le die verschiedenen administrativen Ebenen. Diese reichen
von der europäischen Ebene bis hin zur kommunalen Ebe-
ne während die Horizontale die gewählten Perimeter aus
den abgeleiteten Themenfeldern und Querschnittsthemen
der Region PACA abbildet. Auf diese Art und Weise lässt
sich nachvollziehen, welche Themen auf welcher Ebene ab-
gedeckt werden. Ziel ist es, eine Übersicht zu erstellen, aus
der sich ablesen lässt, welche der Ebenen im Kontext einer
reformorientierten Handlungsstrategie angesteuert werden
muss, um Verbesserungen herbeizuführen. Die Matrix soll
in übersichtlicher Form die Ansatzpunkte aufzeigen und
das nächste Kapitel „Drei Szenarien für die Region PACA“
(S. 104ff.) einleiten.
Herangehensweise
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
93
Die Matrix in ihrer unbewerteten Form stellt sich dann fol-
gendermaßen dar:
regionale Ebene
departementale Ebene
interkommunale Ebene
kommunale Ebene
europäische Ebene
nationale Ebene
Bevölkerung
Siedlungsentw
icklung
Wirt
schafts
kraft
Bildung, Forsc
hung.&Entw
.
Verkehr & Mobilität
Umwelt & Touris
mus
Finanzen & Förderm
ittel
Politik
Identität & Pro
filieru
ng
Administ
ration
Bürgern
ähe
Aktivitä
t & Handlungsfähigkeit
QUERSCHNITTSTHEMEN
THEMENFELDER
Die Einordnung und Bewertung der Themen erfolgt über
ein Sternsymbol. Es gibt zwei Ausprägungen:
Um einen Schwerpunkt innerhalb des Matrizensystems
vornehmen zu können, wurde der Stern in eine Gewich-
tung unterteilt. Der halbe Stern weist auf ein Thema hin,
das bedeutend ist, während der volle Stern eine komplette
Gewichtung auf die entsprechende Ebene legt. Damit lässt
sich erkennen, welcher Ebene in Verbindumg mit welchem
Themenfeld eine besondere Gewichtung zukommt. Die
zusätzliche Einfärbung der Sterne ermöglicht die visuelle
Verbindung zwischen Bedeutung und Ebene. Sind alle The-
menfelder durch das Setzen der Sterne abgedeckt, sollte
erkennbar sein, welche administrativen Ebenen besonders
aktiv sind und welche weniger bedeutenden Einfl uss auf die
gewählten Themenfelder und Querschnittsthemen haben.
Für die spätere Bewertung der Analyse lassen schließlich
aus der Matrix die Elemente abbilden, die für die Interpre-
tation benötigt werden um eine Grundlage für die Hand-
lungsempfehlungen zu erstellen.
Die Einordnung und das Bewertungsystem
von Bedeutung
sehr bedeutend
Abb. 34: Matrix - unbewertet
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
94
Europäsiche EbeneDie Europäische Ebene ist in der Matrix nicht besonders
stark gewichtet. Ihre Rolle fi ndet jedoch Gewichtung in der
Auseinandersetzung mit dem internationalen Wettbewerb.
Im Abschnitt „Regionen“ wurde auf das Wertschöpfungs-
potential dieser Ebene hingewiesen. Diese Regionen treten
gegen- und miteinander im internationalen Wettbewerb an.
Daher ist die europäische Ebene für die Szenarioentwick-
lung der Region von Bedeutung und sollte nicht außer Acht
gelassen werden.
Nationale EbeneDie Nation ist in der Raumordnungspolitik nach wie vor
ein Schwerpunkt. Auch wenn Frankreich sich vom Zentra-
lismus verabschiedet hat, ist das Bild, welches sich über zwei
Jahrhunderte als historische Raumstruktur etabliert hat,
immer noch in den Köpfen der Bürger der „Grande Nation“
verankert. Paris ist und bleibt ein Stereotyp für den Zentra-
lismus. Was sich ändert sind jedoch die Anforderungen an
das Land, z.B. durch die Globalisierungstendenzen. Dies ist
die Ausgangslage für das Umdenken in der französischen
Raumordnungpolitik in Frankreich, welches vor ca. 30 Jah-
ren unter der Regierung von Mitterand initiiert wurde.
RegionDie Ebene der Region weist die meisten Schwerpunkte auf.
Mit den Dezentralisierungsgesetzen strebt die französische
Regierung eine regionale Raumentwicklung an, die aller-
dings immer noch stark vom Zentralismus überschattet
wird. Die raumrelevanten Entscheidungen werden nicht
mehr primär in Paris getroffen, sondern vielmehr an den
ensprechenden Stellen (Gebietskörperschaften) und deren
Kompetenzen (Subsidiaritätsprinzip). Die Region ist die Ebe-
Die Ebenen der Matrix
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
95
ne, auf der die Wertschöpfung des Nationalstaates generiert
wird. Neben der Île-de-France (Großraum Paris) und der
Region Rhône-Alpes (Lyon) bildet die Region Procence-Al-
pes-Côte d‘Azur (Marseille) die wirtschaftlich drittstärkste
Region Frankreichs. Diese Stellung gilt es auszubauen und
sich den Anforderungen und dem Wettbewerb untereinan-
der und im europäischen Kontext zu stellen.
DepartementDie Gewichtung des Departments fällt „schwach“ aus. Dies
kann folgende Gründe haben. Erstens: Die Perimeter zur
Bewertung in der Matrix wurden schlecht gewählt; oder
Zweitens: das Department hat funktional nicht mehr die
Kompetenzen, über die es einst verfügte. Aus der Matrix
geht hervor, dass es sich vorwiegend um eine administrative
Gebietskörperschaft handelt, die das ‚Controlling‘ für die
Entscheidungen, die auf kommunaler Ebene getroffen wer-
den, übernimmt. Der Verlust oder vielmehr das Abtreten
der ursprünglichen Kompetenzen ist in der Dezentralisie-
rungspolitik der letzten Jahrzehnte begründet.
InterkommunalitätInterkommunalitäten als das „Irgendwiedazwischen“.
Die Ebene der Interkommunalität wurde als dritter Schwer-
punkt identifi ziert. Mit der Loi Joxe stieg die Anzahl der in-
terkommunalen Verbände in den 90er Jahren stark an und
übernahmen Kompetenzen der Kommunen, die an gemein-
samen Projekten arbeiteten. Dabei geht es um öffentliche
Aufgaben, die gemeinsam effi zienter abgewickelt werden
können, um Ressourcen einzusparen. Ein Beispiel dafür
ist die Müllentsorgungswirtschaft, die nicht mehr von den
einzelnen Kommunen durchgeführt wird, sondern im Ver-
bund.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
96
Die Frage die sich hier stellt ist: Welche zukünftigen Aufga-
ben und Anforderungen werden an die interkommunalen
Verbände gestellt, sollte es tatsächlich zu einer Territorialre-
form kommen, wie Balladur sie angekündigt hat. Eine Neu-
bewertung und Einordnung dieser Ebene wäre in diesem
Kontext unbedingt erforderlich.
Die KommuneDie Kommune bildet das eigentliche Rückgrat des gesamten
französischen Territoriums. Unabhängig auf welcher Ebene
Entscheidungen über Projekte oder raumpolitische Themen
getroffen werden - die Kommune ist die Gebietskörper-
schaft, die unmittelbar betroffen ist und bildet die Ausfüh-
rungsebene. Daher bekommt sie eine besonders wichtige
Rolle zugeschrieben, da es sich um das Territorium han-
delt, das im Kollektiv für die Wertschöpfung des Landes
zuständig ist. Neben dieser Ausführungsrolle übernimmt
sie auch die bürgernahen Services und bildet zusammen mit
den Interkommunalitäten die Schnittstelle zur Region.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
97
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
98
Die unten abgebildete Matrix (Abb. 32) veranschaulicht die
Bewertung der verschiedenen administrativen Ebenen in
Kombination mit den Themenfeldern und den spezifi schen
Querschnittsthemen des Bezugsraumes Region PACA.
Bewertungen in der Matrix
regionale Ebene
departementale Ebene
interkommunale Ebene
kommunale Ebene
europäische Ebene
nationale Ebene
Bevölkerung
Siedlungsentw
icklung
Wirt
schafts
kraft
Bildung, Forsc
hung.&Entw
.
Verkehr & Mobilität
Umwelt & Touris
mus
Finanzen & Förderm
ittel
Politik
Identität & Pro
filieru
ng
Administ
ration
Bürgern
ähe
Aktivitä
t & Handlungsfähigkeit
QUERSCHNITTSTHEM
EN
THEMENFELDER
Bewertung von Bedeutung
sehr bedeutend
Bewertungsmuster - unsortiertDas links abgebildete Bewertungsmuster der Matrix (Abb.
33) zeigt bereits deutlich welche Ebenen besonders ange-
steuert werden und ‚wer‘ die Gestalter der Region sind. Die
kommunale und interkommunale Ebene sind besonders
stark gewichtet.
Auswertungsmuster:
Bewertungsmuster - sortiert
Wird das Bewertungsmuster sortiert, stellt sich die Schwer-
punktverteilung noch deutlicher dar (Abb. 34).
Auswertung sortiert:
Abb. 35: Matrix - bewertet
Abb. 36: Bewertungsmuster - unsortiert
Abb. 37: Bewertungsmuster - sortiert
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
99
Werden die Sterne addiert zeigt sich folgendes Bild:
Auswertung
QTTF
2,59,0
9,0
20,5
6,5
5,5
3,5
9,0
11,5
0,52,0
3,5
3,0
2,0
5,5
6,5
3,0
2,5
1,5
4,5
5,0MIKROEBENE
METAEBENE
MAKROEBENE
Die Nennungen unter „TF“ bilden die Ergebnisse des Be-
reiches „Themenfelder“ ab. „QT“ steht für die „Quer-
schnittsthemen“ der Region, während die bunt hinterlegten
Werte die Zusammenfassung der Themenfelder und Quer-
schnittsthemen bildet. Werden die Ebenen als Paare ver-
standen, bildet sich der Schwerpunkt der Untersuchung auf
der Mikroebene ab (hier: kommunale und interkommunale
Ebene). Die Ebenen des Departments und der Region bilden
die Metaebene, während die nationale Ebene und die euro-
päische Ebene die Makroebene darstellt.
Die Gewichtung der Untersuchung beschränkte sich auf die
Themenfelder, die im folgenden Abschnitt kurz beschrieben
und begründet werden.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
100
Die Themenfelder wurden, wie in auf S. 90 beschrieben,
aus dem Model der Metropolfunktionen entwickelt. Sie
bilden die Indikatoren für eine detaillierte Untersuchung
(Monitoring). Aufgrund der begrenzten Bearbeitungszeit
des Projekts und der begrenzten Kapazitäten, kann dieses
Projekt eine Grundlage für weitergehende Untersuchungen
schaffen.
BevölkerungDie Bevölkerungsentwicklung und die demografi sche Struk-
tur ist für die Betrachtung der Region PACA von großer
Bedeutung. Über das Statistische Amt stehen diese Informa-
tionen zur Verfügung und sind als wichtiger Indikator für
die Bewertung einzustufen. Die Bezugebene der Bevölke-
rung ist hauptsächlich die kommunale und interkommunale
Ebene, also die unmittelbare Umwelt der Bürger.
SiedlungsentwicklungWer macht und steuert die Siedlungsentwicklung in der
Region? Aus Untersuchungen und Interviews des Projektes
wurde deutlich, dass die kommunale und interkommunale
Ebene dabei am aktivsten ist. Das Department hingegen
legt seinen Fokus lediglich auf die Außenentwicklung (vgl.
Interview Dupont: S. 134) in den ländlichen Gebieten.
WirtschaftskraftDie Wirtschaftskraft ist ein Indikator für die Attraktivität
von Städten. Wo Arbeitsplätze vorhanden sind, ziehen Men-
schen hin. Dieser Indikator lässt sich weiter aufschlüsseln in
Beschäftigung und ökonomische Leistung. Die Bezugsebene
der Wirschaftskraft ist hauptsächlich die Kommune und die
Interkommunalität. Für die Region ist die Wirtschaftskraft
als Indikator der Entwicklungsdynamik wichtig. Letztere
bildet einen Faktor für die Attraktivität der Region für Un-
ternehmen des tertiären Sektors.
Themenfelder und Querschnittsthemen
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
101
Bildung, Forschung & EntwicklungBildung, Forschung & Entwicklung bilden das Themenfeld,
welches sich vorwiegend auf die Ebene der Kommunen, der
Region und die nationale Ebene bezieht. Auf regionaler
Ebene sind die Forschungs- und Bildungseinrichtungen von
hoher Bedeutung, während Hochschulentwicklung natio-
nales Thema ist. Die Grundschulen sind auf kommunaler
Ebene rückgebettet. Kommunen sind zudem die Anbieter
von Forschungs- und Entwicklungsclustern.
Verkehr & MobilitätDas Thema Verkehr und Mobilität ist das am intensivsten
bewertete Themenfeld und ist gleichzitig auch ein Indika-
tor im Sinne von Erreichbarkeit und Austausch im Unter-
suchungsraum (vgl. dazu Kapitel Metropolfunktionen S.
76ff.). Dieses Thema zieht sich vom nationalen Kontext,
der in der Region PACA stark mit Tourismus verknüpft ist,
über den Anschluss an das TGV-Netz, Autobahnen, auf
Ebene des Departments geht es um den Umgang mit den
Pendlerströmen (beispielsweise Marseille-Aix). Der öffent-
liche Nahverkehr ist auf der kommunalen oder interkom-
munalen Ebene organisiert.
Umwelt & TourismusUmwelt und Tourismus treten als Paar auf. Das Thema
Umwelt ist insbesondere durch den Einfl uss der Europä-
ischen Union (EU) von Bedeutung. Das Thema Tourismus
durch den Bekanntheitsgrad des französischen Südens als
Reiseziel ebenfalls. Auf der nationalen Ebene bekommt der
saisonale Tourismus eine besondere Rolle zugeschrieben.
Während im Sommer besonders die Küstenregionen fre-
quentiert werden, sind im Winter die Skigebiete von großer
Bedeutung. Tourismus und Umwelt sind Dauerthema und
wichtiger Wirtschaftsfaktor auf Makro und Mikroebene in
der Region PACA.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
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102
Finanzen & FördermittelDas Themenfeld der Finanzen und Fördermittel ist auf der
nationalen Ebene von Bedeutung. An dieser Stelle wird über
die Verteilung fi nanzieller Ressourcen entschieden. Zwei-
ter starker Schwerpunkt liegt auf den Kommunen, die ihre
Steuersätze selbst erheben können. Fördergelder also auf
Makroebene - Steuern und Ressourcen auf der Mikroebe-
ne. Die Metaebene mit der regionalen und departementalen
Ebene übernimmt nur Verteilerfunktion.
PolitikIm Interview mit Dupont zeigte sich, dass die Mentalität
der Politiker eine große Rolle im Netzwerk der ‚Entschei-
der‘ spielt. Die Problematik der Politik bezieht sich im We-
sentlichen auf die Divergenz kommunaler und nationaler
Interessen. Daher wird dieses Querschnittsthema schwer-
punktmäßig auf der nationalen Ebene und mit starker Be-
deutung auf der Ebene der Kommunen und Interkommuna-
litäten gesehen.
Identität & Profi lierungMit Identität und Profi lierung ist die Symbolwirkung des
Untersuchungsraumes gemeint. Die Perzeption ändert sich
auf den verschiedenen Ebenen. Die Ebene der Region stellt
die Frage nach iher Ausstrahlungskraft (vgl. dazu Kapitel
Metropolfunktionen S. 76ff.). Dabei stellt die Mikroebe-
ne mit der kommunalen und interkommunalen Ebene den
Rückbettungsraum für die Identität der Menschen vor Ort
(vgl. dazu Guigou 2000: S. 66 ff.) dar.
AdministrationDie Ebenen, die am stärksten von der Verwaltung berührt
werden sind auf der nationalen, departementalen und kom-
munalen Ebene vorzufi nden. Am Departement wird be-
sonders deutlich, dass keine Inhalte entschieden werden,
sondern der Präfekt als politisch neutraler ‚Controller‘ ein-
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
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103
gesetzt wird. Auf der nationalen Ebene werden in Frankreich
nach wie vor Verwaltungsentscheidungen gemacht, die sich
unmittelbar auch auf die kommunale Ebene auswirken. Die
kommunale Ebene bildet die Durchführungsebene.
Aktivität & HandlungsfähigkeitAnhand der Untersuchungen im Rahmen des Projektes hat
sich gezeigt, dass die Mikroebene, also die Ebene der Kom-
munen und Interkommunalität am aktivsten im Planungs-
system in Frankreich ist. Die Selbstverwaltungsgarantie der
Kommunen ermöglicht es Handlungspielräume ausnutzen
zu können und inhaltliche Vorgaben zu machen. Daher der
sehr bedeutende Schwerpunkt auf der Mikroebene.
BürgernäheDie Kommune ist die Ebene an die sich die Bürger mit ih-
ren Belangen wenden und auf der die Kommune ganz ihren
Service anbietet - daher sehr bedeutend bewertet. Auf in-
terkommunaler Ebene wird die Bürgernähe auch zum The-
ma, wenn es beispielsweise um die gemeinsame Müllentsor-
gungswirtschaft geht. Im Bereich Transport fi ndet sich die
departementale Ebene wieder, die beispielsweise den öffent-
lichen Pendlerverkehr organisiert.
ZusammenfassungAn dieser Grafi k wird sichtbar, dass die Gewichtung der
Mikroebene besonders stark ausfällt. Es ist darauf hinzu-
weisen, dass die Themenfelder nicht abschließend zu be-
trachten sind (vgl. Abschnitt Themenfelder S. 100) sondern
auf den verschiedenen Ebenen unterschiedliche Schnittstel-
len mit gemeinsamen Schnittfl ächen in enger Verbindung
stehen. Im Zusammenhang mit dem „Rapport Balladur“
gilt es die entsprechenen Themen auf den Ebenen zu iden-
tifi zieren und als Ansatzpunkte oder Stellschrauben in der
Szenarienentwicklung zu sehen.
QTTF
2,59,0
9,0
20,5
6,5
5,5
3,5
9,0
11,5
0,52,0
3,5
3,0
2,0
5,5
6,5
3,0
2,5
1,5
4,5
5,0MIKROEBENE
METAEBENE
MAKROEBENE
Abb. 38: Summe der gewichteten „Sterne“
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
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104
Die Bewertung der drei Räume Île-de-France, Rhône-Al-
pes und Provence-Alpes-Côte d‘Azur anhand der Matrix
im vorangegangen Kapitel soll in diesem Kapitel seine Fort-
setzung fi nden. Bezugnehmend auf die Fragestellung dieser
Projektarbeit, wie sich die Reformvorschläge des Komitee
Balladur auf die Region PACA auswirken, wird in diesem
abschließenden Teil der Arbeit die Szenario-Methode ange-
wendet um mögliche Entwicklungsperspektiven in der Re-
gion PACA aufzuzeigen.
Es werden drei Szenarien aufgestellt:
Zunächst die „Nullhypothese“, wie wird sich die Region
PACA entwickeln, wenn alles so weiterläuft, wie bisher und
keiner der Reformvorschläge umgesetzt wird.
Als Zweites wird ein gemäßigtes bzw. als realistisch anzuse-
hendes Szenario entwickelt. Hierbei wird davon ausgegan-
gen, dass die wichtigsten Reformvorschläge des Komitee
Balladur in die Tat umgesetzt werden.
Das dritte Szenario wird eine grundlegende Reform der
Gebietskörperschaften, des kommunalen Finanzsystems
und Verfassungsänderungen als gegeben annehmen und die
möglichen Folgen für die Region PACA darstellen.
Da eine Region ein zu komplexes Gebilde ist, um es kom-
plett in einem Szenario darzustellen werden Teilbereiche ge-
wählt um die Entwicklungen deutlich zu machen. Es wird
zum Einen auf die territoriale und administrative Dimensi-
on der Veränderungen eingegangen und zum Anderen auf
ein Fachthema in der Region.
Drei Szenarien für die Region PACA
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
105
Die Szenario-Methode wurde gewählt, da sie es ermögli-
cht “die Komplexität gesellschaftlicher Verhältnisse” und
“unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten” darzustel-
len. Szenarien sollen die Situation bildhaft-anschaulich ver-
ständlich machen, sie sind neutral und geben eine prognos-
tizierte Realität wieder. Die Szenarien, die hier entwickelt
werden sind explorativ. Unterschiedliche Ansätze und Ten-
denzen, die heute bereits sichtbar sind, werden in die Zu-
kunft projiziert und zu unterschiedlichen Zukunftsbildern
verdichtet. (ILS, 1989, S. 11)
Die Szenarien werden anhand folgender Kriterien erarbeitet:
• Auswirkungen auf die administrative und territoriale Ebe-
ne (PACA, Departements, EPCI, Kommunen = Grenzen
und Zuständigkeiten)
• Auswirkungen auf die Bürger (Dienstleistungen, Wahlen o.ä.)
• Erfordernis weitergehender Reformen (kommunale Fi-
nanzen, VI. Republik)
• Internationale Wettbewerbsfähigkeit
• Maß der Polyzentralität (Infrastrukturausbau, Kooperati-
on, wirtschaftliche Verfl echtungen)
In jedem Szenario wird die geschätzte Entwicklung jedes
Kriteriums festgelegt. So kann leicht nachvollzogen werden,
welche "Stellschrauben" (Kriterien) verändert werden müs-
sen, um ein Szenario in die eine oder andere Richtung zu
beeinfl ussen. Die Szenarien könnten somit zur Unterstüt-
zung einer politischen oder öffentlichen Meinungsbildung
genutzt werden.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
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106
Die „Nullhypothese“ beschreibt den Fall, dass keine Re-
formen oder ähnliche Änderungen vorgenommen werden.
In diesem Fall ist mit Blick auf die Nachbarländer und die
Frage, wie sich französische Regionen im europäischen
Kontext einordnen können, von einem negativen Entwick-
lungstrend in der Region PACA auszugehen.
Die verworrene und vielschichtige Verwaltungsstruktur
von der kommunalen bis hin zur regionalen Ebene bleibt
bestehen. Damit verbunden ist eine mangelnde Effi zienz
in der Entscheidungsfi ndung und „administratives Stück-
werk“ innerhalb der Regionsgrenzen. Das Thema Gover-
nance spielt in dieser Zukunft keine Rolle, da keine ge-
meinsamen regionalen Kooperationsstrukturen bestehen.
Die weiterhin bestehende territoriale Zersplitterung des
Raumes bindet viele öffentliche Ressourcen, die für krea-
tive, zeit- und kostenintensive Zukunftsvisionen fehlen. In
dieser Zukunft verstärken sich lokale Vorbehalte und „ein-
fältige“ Kooperationsstrukturen. Das Thema Solidarität in
Entwicklungsräumen und zwischen Kommunen spielt kaum
eine Rolle mehr.
Für die Bürger ergeben sich in dieser Zukunft eine Menge
Probleme. Öffentliche Leistungen werden auf Grund von
Geldknappheit und uneffi zienten Verwaltungsstrukturen
gekürzt. Die Suburbanisierung der Wohnbevölkerung wird
sich fortsetzen und die Pendlerströme in die Städte werden
zunehmen. Größere Städte wie bspw. Marseille und Toulon
werden einkommensstarke Einwohner verlieren. Dies führt
zu einer Häufung von Transferleistungsempfängern und ein-
kommensschwachen Haushalten, die die öffentlichen Kassen
zusätzlich belasten. Der Wettstreit der Kommunen um Steu-
ereinnahmen führt zu egoistischem Verhalten und letztlich
zu einem Sinken der Lebensqualität in der gesamten Region.
Szenario 1: „Nullhypothese“
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
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107
Die internationale Wettbewerbsfähigkeit kann nur an-
hand der Tourismus-Region Côte d‘Azur und großen Ein-
zelprojekten wie z.B. der Euroméditerrannée in Marseille
angestrebt werden. Ein systematisches Heranführen der
Region an die europäische Ebene und das Generieren in-
ternationaler Aufmerksamkeit ist auf Einzelaktionen be-
schränkt. Langfristige Perspektiven bezüglich einer besse-
ren Positionierung im europäischen Kontext sind hierbei
nur vage vorhersehbar.
Das Maß der Polyzentralität in der Region PACA wird sich
in dieser Zukunft nicht nennenswert entwickeln. Die kom-
munalen und interkommunalen Beziehungen werden sich
einzelfallbezogen weiterentwickeln oder stagnieren. Es gibt
weiterhin eine günstige Ausgangslage für effi ziente Koope-
rations- und die Entwicklung von Governance-Strukturen
in der Region PACA. Es bleibt jedoch bei der günstigen Aus-
gangslage, da kommunale Partikularinteressen über denen
einer strategischen Entwicklung der Region auf interkom-
munaler und regionaler Ebene stehen. Die Hoffnung, auf
Entwicklungsperspektiven beschränkt sich auf den Prozess
der Selbstregulierung und ist schwerpunktmäßig an ökono-
mische Entwicklungen gebunden.
DIESE ZUKUNFT IST EINE ZUKUNFT DER „PATRIOTEN UND TRA-
DITIONSORIENTIERTEN OHNE ZUKUNFTSORIENTIERUNG“.Abb. 39: hierarchische Städte-Struktur
Quelle: Guigou, J.-L. (2000): Ein ehrgeiziges Ziel für Frankreich - zur Gestaltung von Raum und Zeit, Peter Lang AG, Bern (Anhang IV. „Die drei Frankreichbilder“)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
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108
Das Szenario 2 geht davon aus, dass einige der Reformvor-
schläge umgesetzt werden. Es wird skizziert, wie sich diese
„gemäßigten Reformen“ auf die Region PACA auswirken
können. Dieses Szenario beruht auf dem Grundsatz der
Freiwilligkeit, soll heißen, dass nur diejenigen von den Re-
formen „betroffen“ sind, die darum aktiv bitten. Es wird
keine „Zwangsreformierung“ (ausgenommen Gesetzesän-
derungen o.ä.) einzelner Bereiche geben.
Angenommen, die Ebene der interkommunalen Kooperati-
on wird gestärkt und die Departements werden für Bereiche,
in denen Metropolen entstehen, weitestgehend aufgelöst.
Als Folge daraus ergibt sich eine neue, klar zugeordnete
Kompetenzverteilung zwischen Region, EPCI / Metropolen
und Kommunen. Dies bedeutet einen enormen Effi zienzge-
winn in der Verwaltung und in der Entscheidungsfi ndung.
Gleichzeitig ermöglicht diese neue Kompetenzverteilung die
Grundlagen für eine „Metropolitan oder Regional Gover-
nance“ zu schaffen. Die Stärkung der interkommunalen
Ebene wird zu einer intensiveren Kommunikation inner-
halb der Region PACA führen. Aus intensiver Kommunika-
tion kann im Erfolgsfall Kooperation entstehen. So könnte
langfristig ein polyzentral organisierter Raum entstehen,
der effi zient verwaltet werden kann.
Die Bürger erfahren in diesem Szenario Vereinfachungen im
Verwaltungswesen. Die Kompetenzverteilung zwischen den
administrativen Ebenen ist klar geregelt und „thematische
Bündelungen“, beispielsweise im Bildungssektor, werden
vorgenommen. Eine verbesserte Kommunikationskultur
zwischen den Kommunen wirkt sich positiv auf die öffent-
liche Meinung aus. Die Bürger erkennen (kleine) Fortschritte
in der Zusammenarbeit an und sehen Zukunftsperspektiven
für die eigene Existenz, eine gemeinsame lokale Identität
kann sich entwickeln. Die kommunalen Finanzhaushalte
Szenario 2: „gemäßigte Reformen“
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
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109
werden weiterhin stark überstrapaziert sein und nur durch
effi ziente Kooperationsprojekte entlastet werden können.
Eine Entspannung ist langfristig jedoch nicht zu erwarten,
da die politischen und gesetzlichen Voraussetzungen dafür
nicht vorhanden sind.
Das Thema internationale Wettbewerbsfähigkeit spielt in
dieser Zukunft keine große Rolle. Durch eine verbesserte
Governance-Struktur lassen sich regionsweit gemeinsame
Themen defi nieren und mit Leitbildern und -ideen arbeiten.
Diese können auf internationaler Ebene bekannt gemacht
werden und bieten die Möglichkeit den Bekanntheitsgrad
im europäischen Raum zu erhöhen. Großprojekte von „eu-
ropäischer Dimension“ werden auf Grund der nach wie vor
fehlenden gemeinsamen Finanzierungs- und Governance-
struktur auf regionaler Ebene, nur im Einzelfall realisierbar
sein sowie schwerlich strategisch und langfristig gedacht
werden können.
In dieser Zukunft erhöht sich das Maß der Polyzentralität
nur geringfügig, da sich die Kommunikation und Koope-
ration zwischen Kommunen auf den engeren Bezugsraum
um diese herum beziehen wird. Durch eine verbesserte
Kommunikation und interkommunale Kooperation ist der
Grundstein für eine „Regional Governance“ gelegt. Die
Akteure in den Kommunen und in der Region haben die
Möglichkeit langfristig die Kooperation auszubauen, dies
wird jedoch dadurch erschwert, dass die Finanzierung von
Kooperationsverbänden noch von Einzelentscheidungen auf
nationaler Ebene abhängt und nicht durch die sogenannte
„propre fi scalité“, also die Möglichkeit der Selbstfi nanzie-
rung durch Steuererhebung etc., fi nanziell unabhängig ist.
DIESE ZUKUNFT IST EINE ZUKUNFT DER „KONSERVATIVEN UND
VERFASSUNGSKONFORMEN MIT OPTIMIERUNGSZIELEN“.
Abb. 40: dezentralisierte Städte-Struktur
Quelle: Guigou, J.-L. (2000): Ein ehrgeiziges Ziel für Frankreich - zur Gestaltung von Raum und Zeit, Peter Lang AG, Bern (Anhang IV. „Die drei Frankreichbilder“)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
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110
Das Szenario 3 skizziert eine grundlegende Reform der Ge-
bietskörperschaften, des kommunalen Finanzsystems und
gegebenenfalls der Verfassung der V. Französischen Repu-
blik. Es geht davon aus, dass sich die französische Politik
der Dekonzentration und Dezentralisierung zu 100% an-
schließt und aller erforderlichen Konsequenzen (neue Ge-
setze zu den Gebietskörperschaften und dem kommunalen
Finanzsystem sowie Verfassungsänderungen) daraus zieht.
Es werden neue Gesetze erlassen, die die Gebietskörper-
schaftsreform und eine Reform des kommunalen Finanz-
systems einleiten.
Bezogen auf die administrativen Ebenen werden „überfl üssi-
ge“ oder ineffi ziente Strukturen abgebaut. Konkret bedeutet
dies, dass die Ebene des Departements aufgelöst wird. Die
bisher auf dieser Ebene verwalteten Kompetenzen werden
auf EPCI und die
Regionen sinnvoll
verlagert. Weiterhin
werden Kommunen
zusammengelegt,
sodass sich die Zahl
der Kommunen
auf mindestens die
Hälfte reduziert.
Orientieren kann
man sich dabei an dem Volumen einer Gebietskörperschaft,
die eine kritische Einwohnerzahl von bspw. 5.000 Einwoh-
nern erreichen sollte. Regionen sollten eine Bevölkerungs-
zahl von 3 bis 4 Mio. haben. Dies führt zu einer effi zienten
Verwaltung der Gebietskörperschaften. Die territorialen
Veränderungen sind enorm und haben gravierende Auswir-
kungen auf viele Bereiche des französischen Staates. Wenn
man jedoch umfassende Reformen durchführen möchte,
macht es Sinn diese dann auch vollständig durchzuführen,
Szenario 3: „VI. Französische Republik? Revolution?“
vorher Auflösung / Umschichtung
regionale Ebene
departementale Ebene
interkommunale Ebene
kommunale Ebene
europäische Ebene
nationale Ebene
regionale Ebene
interkommunale Ebene
kommunale Ebene
europäische Ebene
nationale Ebene
departementale Ebene
Abb. 41: Aufl ösung der departementalen Ebene
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
111
um in der neuen Struktur dann handlungsfähiger zu sein als
zuvor. Governance-Strukturen können in dieser Zukunft
„generalstabsmäßig“ geplant und in die Tat umgesetzt wer-
den. EPCI und Metropolen erhalten den Status von Gebiets-
körperschaften mit Selbstverwaltungsgarantie. Gleichzeitig
wird die kommunale Finanzgesetzgebung geändert, sodass
die Gebietskörperschaften über eigene Budgets verfügen
und diese für ihre eigenen Zwecke einsetzen können. Sie
werden fi nanziell unabhängiger vom Nationalstaat.
Für die Bürger ergeben sich einschneidende Änderungen
im täglichen Leben. Dies beginnt damit, dass sich für viele
der Name der Kommune ändert, in der sie wohnen sowie
die Zugehörigkeit zu einer Region. Weiterhin werden die
Reformen im Verwaltungsapparat immense Veränderungen
bezüglich Ansprechpartner u.v.m. hervorrufen. Durch eine
intelligente Verteilung der Zuständigkeiten werden bürger-
nahe öffentliche Dienstleistungen in den EPCI konzentriert
und Verwaltungsaufgaben, die nicht „direkt am Bürger“ zu
erledigen sind auf die regionale Ebene verschoben. Durch
die intensive Zusammenarbeit von Kommunen in Städte-
verbänden (EPCI) erfahren viele Bereiche des öffentlichen
Lebens eine spürbare Aufwertung. Dies können zusammen-
hängende Parks, Rad- und Wanderwege sowie einheitliche
Lebensbedingungen sein. Es wird ein intensiver Austausch
innerhalb eines EPCI stattfi nden, der die lokale Identität
positiv beeinfl ussen kann. Synergieeffekte durch die gestie-
gene Zahl an Ressourcen und Möglichkeiten ermöglichen
eine kostengünstigere Abwicklung bspw. der Müllentsor-
gung. Somit können die Lebenshaltungskosten sinken oder
die Lebensqualität bei gleichbleibenden Lebenshaltungs-
kosten gesteigert werden. Anfängliche Vorbehalte gegenü-
ber „fremden“ Kommunen können durch einen intensiven
Austausch der Bürger ausgeräumt werden.
Metropolregion PACA
Reorganisation
regionale Ebene
interkommunale Ebene
kommunale Ebene
europäische Ebene
nationale Ebene
Abb. 42: Reorganisation der administra-tiven Ebenen
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
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112
Die internationale Wettbewerbsfähigkeit wird durch die
neuen Governance-Strukturen und die eigenen Finanz-
mittel auf regionaler Ebene deutlich gesteigert. Die Region
kann sich in ihrer Gesamtheit mit Leitbildern europaweit
präsentieren und eigenständige Schwerpunkte im Regions-
marketing setzen. In der Region PACA ist das der Touris-
mus (im Sommer die Côte d‘Azur, im Winter die Berge, so-
wie die provencalische Historie) und die Wirtschaftskraft
von Marseille als zukünftigem hafenorientiertem Dienst-
leistungszentrum mit Gateway-Funktion zum Mittelmeer-
raum sowie Toulon als Standort der Hafenindustrie. Die
Vereinheitlichung von Planwerken, grenzüberschreitende
Zusammenarbeit der Gebietskörperschaften und die effi -
zienten Entscheidungsstrukturen in der Region führen zu
einer deutlich erhöhten Produktivität in der Region. In der
Region PACA bildet sich ein Städtenetz, welches komple-
mentäre Funktionen auf Ebene der Region übernimmt.
Im Städtenetzwerk selber würden sich sogenannte „Hubs“
entwickeln, die aufgrund besonderer Eigenschaften, Funk-
tionen im Städtenetzwerk zur Verfügung stellen, um den
Gedanken der Governance und der vernetzten Kooperation
zu fördern und zu stärken. Die intelligente Vernetzung des
räumlichen Gefüges kann im Sinne der Verfassungsgrund-
sätze „Liberté, Égalité et Fraternité“ (Freiheit, Gleichheit
und Brüderlichkeit) das Konzept der in den 1980er Jahren
angestoßenen Dezentralisierung räumlich fortschreiben.
Marseille-Aix bildet somit im Westen der Region einen
Anziehungspunkt, während Cannes und Nizza diesen im
Osten der Region bildet. Städte wie Toulon können sich in
das Gefüge des Städtenetzwerkes eingliedern oder ab einer
kritischen Größe selber Netzwerkpunkte initiieren und ei-
gene Schnittstellen zur Verfügung stellen.
Die Polyzentralität in der Region PACA dehnt sich auf alle
Bereiche in der Region PACA aus. Wirtschaftliche Zusam-
menhänge werden nun auch durch Verkehrsverbindungen
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurKonzept
➜
113
und ggf. einheitliche Steuerhebesätze und gleiche Bedin-
gungen abgebildet und ergänzt. Der Austausch innerhalb
der Ballungsräume wird noch besser ermöglicht und neue
Dimensionen der Zusammenarbeit entstehen. Weiterhin
führt eine gesteigerte Polyzentralität und Dezentralisierung
von Funktionen in der Region zu einer massiven Entlas-
tung der Verkehrswege insbesondere im Ballungsraum um
Marseille. Die Themen in der Region können gemeinsam
besser abgestimmt werden. Der Wechsel der hierarchischen
Organisation des Raumes über die Dezentralisierung hin
zum Städtenetzwerk in der Region erfordert eine hohe Fle-
xibilität. Ein sensibles Thema bleibt die Diskussion über die
Auswirkungen einer VI. Französischen Republik auf das
historisch-kulturelle Erbe Frankreichs. Da die Geschich-
te des Landes immer mit dem Territorium verknüpft war,
sind die Argumente zum Thema der Reform authentisch zu
kommunizieren ohne das historische Erbe zu negieren und
die Frage zu stellen, wie dieses in der neuen Organisation
von Raum integriert werden kann.
DIESE ZUKUNFT IST EINE ZUKUNFT DER „VISIONÄRE UND „EURO-
PÄER“ MIT VERÄNDERUNGSWILLEN“.
Abb. 43: Städte-Struktur als Netzwerke
Quelle: Guigou, J.-L. (2000): Ein ehrgeiziges Ziel für Frankreich - zur Ge-staltung von Raum und Zeit, Peter Lang AG, Bern (Anhang IV. „Die drei Frankreichbilder“)
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit
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Mit abschließendem Blick auf das Projekt lassen sich
folgende Aussagen machen:
Die Region Provence-Alpes-Côte d‘Azur (PACA) hat
eine Sonderstellung unter den Regionen Frankreichs.
Der Vergleich zwischen PACA zur Region Île-de-France
(Metropolregion Paris) und Rhône-Alpes (Metropolregion
Lyon) hat verdeutlicht, dass die Region anders aufgestellt ist,
aber dennoch zu den drei stärksten Regionen in Frankreich
zählt (vgl. Kapitel Analyse, S. 50ff.). Die räumliche Distanz
oder auch Peripherie zur französischen Hauptstadt und die
geographischen Gegebenheiten verleihen der Region PACA
eine Autonomie. Sie kann sich auf sich selbst konzentrieren.
Auf diese Autonomie ist man Stolz und dies bekommt
man auch vor Ort in der Regionshauptstadt Marseille zu
spüren.
Das Bild mit dem die Projektgruppe auf Exkursion in die
Region PACA gegangen ist, hat sich mit der Exkursion
und einer unmittelbaren Auseinandersetzung mit dem
Untersuchungsraum sowie vor Ort geführten Experten-
Interviews (vgl. Anhang - Interviews) gewandelt. Vor 20
Jahren mag die Stadt Marseille an einem Attraktivitäts-
und Imagedefi zit gelitten haben. Dies ist aber heute
nicht mehr der Fall. Soziale Spannungen sind zwar nach
wie vor spürbar, doch zeigen sich in der Stadt deutliche
Anstrengungen, Veränderungen herbei zu führen. Das
Projekt Euroméditerranée setzt an der Stelle ein Signal und
im Bereich von Wissenschaft und Forschung werden auch
die ersten größeren Projekte initiiert und kommuniziert.
Die Aufbruchstimmung ist spürbar und die Stadt Marseille
in der Symbiose mit Aix-en-Provence hat die Rolle des
Wachstumsmotors in der Region eingenommen. Der
ehemalige Widerspruch zwischen “der Ville en Crise” und
der boomenden Region scheint vorbei zu sein. Die sozialen
Fazit
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit
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115
Disparitäten sind die kommenden Herausforderungen und da
spielt Marseille als “Auffangraum” in ihrer Verantwortung
eine Schlüsselrolle. Aber auch die umliegenden Kommunen
und Interkommunalitäten stehen in der Verantwortung nicht
nur vom Verdichtungsraum profi tieren zu wollen, sondern auch
Möglichkeiten zu entwickeln aus der Vermeidungshaltung
auszubrechen und sich der Stadt Marseille zuzuwenden.
Wenn die Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft
im Ballungsraum Marseille gestiegen ist, dann wird sich auch
das schlechte Image der Stadt aus der Vergangenheit in eine
positives Image wandeln.
Der „Rapport Balladur“ bietet ein Initiativ- und
Rahmenwerk, neu über die politischen, administrativen
und räumlichen Strukturen Frankreichs nachzudenken.
Interessant ist der Gedanke, dass der Rapport an sich nicht
die politischen und räumlichen Strukturen voneinander
entkoppelt sieht, sondern in einer holistischen Sichtweise eine
klare Vision vorgibt (vgl. dazu Kapitel Rapport Balladur,
S. 40ff. und Szenario 3, S. 110) und die Grundlagen für
eine Neudefi nition der administrativen und territorialen
Strukturen in Frankreich bildet. Der “Rapport Balladur”
könnte einen Paradigmenwechsel in der französischen
Raum- und Territorialplanung einleiten. Weiterhin wäre
eventuell sogar eine Verfassungsänderung möglich, die M.
Sarkozy 2006 mit dem Bevorstehen der VI. Französischen
Republik betitelte; diese Idee aber nach Amtsantritt schnell
fallen ließ. Es ist der Versuch der aktuellen Regierung unter
Sarkozy die Dezentralizierungsbemühungen entschlossener
anzugehen, als die Regierung unter Jaques Chirac in den
1980er Jahren. Im Kontext des europäischen Wettbewerbes
würden gute Vorraussetzungen geschaffen werden
die Metropolregionen Frankreichs zu stärken und im
europäischen Wettbewerb neu zu positionieren.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit
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116
Als Projektgruppe war es sehr spannend sich mit einer anderen
Planungskultur in einer anderen Sprache auseinander zu setzen.
Welche Rolle die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe
und Mentalitäten in der Projektarbeit gespielt haben, ließ sich
an den internen Diskussionen in der Gruppe nachvollziehen.
Die Frage, ob deutsche Planer überhaupt in der Position sind
einen wertenden Blick auf das französische Planungssystem zu
werfen lässt sich mit ja beantworten. Ja, weil der Gegenstand
Metropolregion kein französisches Phänomen ist, sondern
auch in anderen Ländern der Europäsichen Union existiert.
Frankreich ist an dieser Stelle ein Sonderfall. Die Ursachen
dafür sind in der Geschichte des Landes begründet. „La
France est une et indivisible“, soll heißen: „Frankreich ist
Eins und untrennbar“. Vor dem Hintergrund dieser Tradition
führen die aktuellen Reformvorschläge im Land selber zu
intensiven Diskussionen, die im Abschnitt (vgl. dazu Kapitel
Rapport Balladur, S. 40ff.) beleuchtet wurden.
Die Herangehensweise an die Region PACA war aufgrund
der französischen Literatur und den Interviews, die auf
Französisch geführt wurden eine große Herausforderung.
Für die Entwicklung der Matrix (vgl. Kapitel Matrix, S.
92ff.) musste ein Überblick über den aktuellen Diskurs
auf die Methoden zur Bewertung von Metropolregionen
geschaffen werden. An der Stelle hat sich die Projektgruppe auf
Methoden gestützt, die in Deutschland anerkannt sind und
durch eigene Vorstellungen und Vorschläge ergänzt wurden.
Die Matrix war ein gutes Mittel dafür, sich strukturiert an
die Region PACA heranzutasten und erste Indikatoren für
weitergehende Untersuchungen zu defi nieren sowie erste
Vorschläge für zukünftige Verbesserungen zu entwickeln.
Der Projektgruppe ist bewusst, dass mit dieser Arbeit nur
ein kleiner Diskussionsbeitrag über eine spezifi sche Region
in Frankreich gelungen ist. Neben den inhaltlichen Zielen
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit
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117
war es der Projektgruppe ein großes Anliegen dem Leser
das französische Planungssystem näher zu bringen und eine
Sensibilität für die Unterschiedlichkeit der beiden Nachbarn
und wichtigsten Mitglieder der europäischen Union zu
wecken. Eine weitergehende Beschäftigung mit dem Thema
hätte wesentlich mehr Ressourcen erfordert.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Region PACA gute
Chancen hat, sich im Kontext der Reformen Balladur‘s neu
zu positionieren. Die Frage ob dies gelingt kann gegenwärtig
noch nicht beantwortet werden. Dies hängt davon ab
wie intelligent sich die Region vernetzt, miteinander und
voneinander lernt und ob die Akteure eine Governance
kultivieren können, um an gemeinsamen Themen auf
den verschiedenen Ebenen miteinander zu arbeiten. Die
Grundlagen in der Region sind vorhanden. Der Raum ist
polyzentral organisiert und verfügt über ein breites Angebot
an Stärken (Wirtschaft, Tourismus und Kultur) sowie einer
besser werdenden internen und externen Infrastruktur.
Wenn diese Potentiale in einer neuen administrativen und
territorialen Struktur in enger Kooperation innerhalb der
Region entwickelt werden können, kann die Positionierung
auf europäischer Ebene gelingen. Unter den heutigen
politischen Voraussetzungen ist dies jedoch kurzfristig nicht
wahrscheinlich und wird noch eine lange Zeit dauern.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit
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118
Conclusion
En conclusion sur le projet, on peut évoquer les points sui-
vants:
La région Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA) a une po-
sition particulière parmi les régions de France. La compa-
raison entre la région PACA, l’Île-de-France (région mé-
tropolitaine parisienne) et la région Rhône-Alpes (région
métropolitaine lyonnaise) a précisé que la région est bien
différente, mais toujours la troisième région en France (voir
chapitre «analyse», p. 50 et suivantes). La distance physi-
que à la Capitale française permet l’autonomie à la Région
PACA. Elle peut se concentrer sur elle-même. Cette auto-
nomie est visible sur place dans la fi erté des gens qui vivent
à Marseille.
L’image du projet avec laquelle nous sommes allés en ex-
cursion sur place dans la région PACA s’est modifi ée avec
la confrontation directe à l’objet et au terrain du projet en
parlant avec les experts locaux (voir Annexe - Interviews).
Il y a vingt ans, la ville de Marseille souffrait d’un défi cit
d’image et d’attractivité, mais cela n’est aujourd’hui plus
le cas. Ce sont surtout les disparités sociales qui défi nis-
sent les nouveaux enjeux. Mais la ville montre une grande
volonté à entraîner des changements rayonnants. Le pro-
jet Euroméditerranée met en place un signal et il y déjà
aussi, dans le domaine de la science et de la recherche, de
premiers grands projet initiés et communiqués. Le climat
d’optimisme est palpable et la ville de Marseille en sym-
biose avec Aix-en-Provence a pris le rôle de moteur de
croissance dans la région. L’ancienne opposition entre «la
ville en crise» et la région en pleine expansion semble être
terminée.
Les disparités sociales sont les défi s à venir et, tel qu’il se
jouent à Marseille comme «zone de déchargement» ont un
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit
➜
119
rôle clé dans sa responsabilité. Mais les communes voisi-
nes et l’intercommunalité ont une responsabilité non seu-
lement dans le bénéfi ce de l’agglomération, mais aussi de
développer leur possibilités de sortir d’un comportement
d’écartement et donc de se tourner vers la ville de Marseille.
Lorsque la propension de communication et de commu-
nication dans l’agglomération de Marseille aura augmenté,
c’est aussi la mauvaise image de la ville du passé qui s’amé-
liorera grandement.
Le «Rapport Balladur» initie et fournit un cadre pour ré-
fl échir sur les nouvelles politiques administratives et les
structures territoriales en France. Il est intéressant de voir
que le les propositions ne négligent en fait pas les structu-
res politiques et spatiales en vue découpée, mais dans une
vision holistique avec une vision claire (voir chapitre «Rap-
port Balladur», p. 40 et suivantes et le scénario 3, p. 110 et
suivantes) et donne une base de redéfi nition des structures
administratives et territoriales en France.
Le «Rapport Balladur» pourrait initier un changement de
paradigme dans la discussion française sur l’aménagement
du territoire. En outre, peut-être même un amendement
constitutionnel aurait été possible avec M. Sarkozy en 2006
s’il y avait eu passage à la VI. République. Mais cette idée
a disparu rapidement après sa prise de fonctions. C’est une
tentative pour s’attaquer à l’actuel gouvernement sous la
présidence de Sarkozy, de forcer les effort de décentralisa-
tion déterminés en comparaison avec le gouvernement de
Jacques Chirac dans les années 1980. Cela créerait de bon-
nes conditions préalables dans les zones métropolitaines de
France à se renforcer et se repositionner dans le contexte de
la compétition européenne.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit
➜
120
Dans le projet, il était très excitant de faire face à une cultu-
re différente en terme de planifi cation et dans une langue
différente. Les différents milieux culturels et mentalités ont
joué dans le travail du projet et entrainer des discussions
intensives au sein du groupe. Sur la question de savoir si
les planifi cateurs allemands sont en général dans la posi-
tion d’un regard de jugement sur le système de planifi ca-
tion Français, il peut être répondu « Oui ». Oui, parce que
la question n’est pas un phénomène français métropolitain,
mais existe aussi dans d’autres pays de l’Union européenne.
La France est, sur ce point, un cas particulier. Les raisons
sont ancrées dans l’histoire du pays. «La France est Une et
indivisible,» doit se lire en allemand: «Frankreich ist Eins
und untrennbar». Dans le contexte de cette tradition, le
pays lui même déclenche des discussion intenses sur les
propositions de réforme qui ont été présentées dans un des
chapitres précédents (voir chapitre Rapport Balladur p. 40
et suivantes).
L’approche sur la région PACA par la littérature française
et les entrevues qui ont été menées en français a été un défi
majeur. Pour le développement de la matrice (voir chapitre
«matrice», p. 92 et suivantes) il y a eu un aperçu du discours
actuel sur les méthodes d’évaluation des régions métropoli-
taines. Sur le site, le projet s’est reposé sur des techniques,
reconnues en Allemagne et par nos propres idées et sug-
gestions. La matrice était une bonne façon de structurer la
région PACA et les tâtonnements d’abord pour défi nir des
indicateurs afi n de continuer à examiner et élaborer des
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurFazit
➜
121
propositions initiales pour des améliorations futures. Le
groupe de projet est conscient qu’il a abouti avec ce travail,
à une petite contribution unique à la discussion sur une ré-
gion spécifi que en France. En plus des objectifs de fond, le
projet a été une préoccupation majeure pour le lecteur en-
vers le système de planifi cation français, et vise à stimuler
une sensibilité aux différences entre les deux pays voisins
- membres principaux l’Union européenne. Une autre pré-
occupation sur la question du projet aurait pris beaucoup
plus de ressources.
En conclusion, la région PACA a de bonnes perspectives
de se repositionner dans le contexte des réformes Balladur.
La question de savoir si cet objectif pourrait être atteint
ne peut actuellement être répondu. Cela dépend de la ré-
gion et si elle trouve une manière intelligente de se lier avec
les différents échelons pout cultiver une gouvernance pour
travailler ensemble sur les thème communs. La région a de
bonnes conditions. L’espace est organisé polycentrique et
dispose un large éventail de points forts (économie, tou-
risme et culture) mais nécessite d‘améliorer une meilleure
infrastructure interne et externe. Si ce potentiel peut être
développé en une structure administrative et territoriale,
en coopération étroite au sein de la région, la réussite du le
repositionnement dans le contexte européen peut bien être
achevé. Au vu des conditions politiques actuelles, c’est peu
probable à court terme et prendra beaucoup de temps.
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P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
➜
128
Interviewfragen
Hier die Interviewfragen auf Deutsch und Französisch.
ALLGEMEINE FRAGEN ZUR RAUMPOLITISCHEN DEBATTE IN FRAN-
KREICH
In Frankreich gibt es z.Zt. eine große Diskussion um die
Neuordnung der politisch administrativen Strukturen im
Bereich der Raumordnung. Herr Balladur hat der Regie-
rung einige Vorschläge unterbreitet und wir würden gerne
wissen, ob:
1. Sie den Rapport Balladur kennen und wie bewerten Sie
die Forderungen?
2. Halten Sie es für realistisch, dass die Forderungen von
der Regierung umgesetzt werden?
3. Wie schätzen Sie den Zeitplan zur Umsetzung der Forde-
rungen bis 2014 von Monsieur Balladur ein?
ZUR EBENE DER REGION UND DEN KOMMUNEN
Da die Regionen mit ihren Kommunen und interkommu-
nalen Kooperationen in den letzten Jahrzehnten wieder we-
sentlich mehr in den Vordergrund getreten sind und in der
Schlüsselposition für die Raumordnung stehen, würden wir
gerne wissen:
4. Welche Probleme in der Region PACA können ausschließ-
lich auf interkommunaler Ebene gelöst werden?
5. Welche Institutionen gibt es und tragen diese zur Lösung
der Probleme bei?
6. Welchen Einfl uss hat Paris, Ihrer Meinung nach, auf lo-
kale Entscheidungen?
7. Wie stark schätzen Sie die Unabhängigkeit (insbesondere
fi nanziell) der EPCI von Paris ein?
8. Sehen Sie Schwierigkeiten bei der interkommunalen Zu-
sammenarbeit im Hinblick auf die lokalen Identitäten auf
politischer Ebene?
9. Wie hoch ist die Akzeptanz der EPCI in der Bevölkerung?
QUESTIONS GÉNÉRALES SUR LA DISCUSSION DU L’AMÉNAGEMENT DU TERRITOIRE EN FRANCE
La discussion actuelle en France est celle de la reforme territoriale et des structures ad-ministratives-politiques. M. Balladur a fait un rapport avec des propositions pour le parle-
ment et nous aimerions savoir si:
1. Connaissez-vous le rapport Balladur, com-ment évaluez-vous les exigences ?
2. Considérez-vous que les exigences soient transposées par le gouvernement français
comme réaliste ?3. Comment cernez-vous le calendrier de Monsieur Balladur visant la transposition des
exigences jusqu’au 2014 ?
AU NIVEAU DE LA RÉGION ET DES COMMUNES
Étant donné que la région est devenu très im-portante avec ses municipalités et les EPCI au cours des dernières décennies et prend une position clé aux questions de l’aménagement
du territoire, nous aimerions savoir si:
4. Quels problèmes dans la région PACA peu-vent être résolus exclusivement au niveau in-
tercommunal ?5. Quelles institutions y a-t-il et ceux-ci con-
tribuent-ils à la solution des problèmes ?6. À votre avis, quelle infl uence Paris prend
sur des décisions locales ?7. Comment estimez-vous l’indépendance (en particulier fi nancièrement) des EPCI par rap-
port à Paris ?8. Voyez-vous des diffi cultés avec la coopéra-tion intercommunale eu égard aux identités
locales au niveau politique ?9. Comment l’acceptation des EPCI est-elle
élevée dans la population ?
Anhang
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
➜
129
Zur Frage der Profi lierung der Region PACA und ihren Per-
spektiven
Regionen profi lieren sich oftmals und entwickeln Themen
bzw. Entwicklungsperspektiven. Im Ganzen betrachtet
würden wir gerne wissen:
10. Welche sind Ihrer meiner Meinung nach die wichtigsten
Themen in der Region?
11. Wo sehen Sie die Region PACA in 20 Jahren und welche
Perspektiven wünschen Sie sich?
12. In welcher Rolle sehen Sie Marseille als Motor der Ent-
wicklung in der Region PACA?
SUR LA QUESTION DE LA RÉGION – LES PROFILS ET LES PER-SPECTIVES
Une région possède souvent un certain profi le et développe des perspectives.
10. À votre avis, quels sont les sujets les plus importants dans la région PACA aujourd’hui ?11. Où retrouvez-vous la région PACA en 20 ans et quelles perspectives désirez-vous pour la région ?12. En quel rôle / position voyez-vous Marseil-le dans le contexte du développement dans la région PACA ?
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
➜
130
Inhaltliche Zusammenfassung des Inter-
views mit Louis-Laurent Dupont (AgAM)
am 17. Juni 2009 in Marseille
QUESTIONNAIRE PARTIE 1 (ALLGEMEINE FRAGEN ZUR RAUMPOLI-
TISCHEN DEBATTE IN FRANKREICH):
Je connais le Rapport Balladur. Je trouve ce qui es proposé
dans le rapport Balladur, c‘est un minimum, il faut peut-
être aller plus loin. Le problème de fond c‘est qu‘en France
on na pas fait la réforme territoriale qu‘il faudrait. Donc on
a beaucoup d‘échelons, on a rajouté des échelons sans en
enlever. Donc le gouvernement a derrière eu beaucoup des
fonctionnaires et d‘hommes politiques qui vivent de cela, du
territoire. Réformer en enlevant des échelons ca veut dire
qu‘il y aura des gens au chômage. Après Balladur, ce sera
un travail plus effi cace. On peut être plus productive avec
un peut moins du monde. Si on regarde le travaille de tous
les jours on passe beaucoup de temps à des tâches de co-
ordination. Avec tous ces échelons. On perd beaucoup de
temps. Le Rapport Balladur a essayé de faire quelque chose
d‘acceptable, d‘admissible et des propositions qui sont très
intéressantes quand même. Mais en face on a des hommes
politiques, qui disent: « Nous, il faut qu‘on vive. »
Il y a un projet de loi qui est prévu dans la rentrée en Octob-
re 2009, qui va être discuté au parlement qui va porter de
parler sur les métropoles. En ce moment il y a des réunions.
Les partis politiques, les associations d’élus, qui discutent
avec le parlement. Il y a beaucoup de discussion. Et cela
dure depuis un an déjà. Donc c’est quelque chose qu’est im-
portant qui va monter de petit à petit. Le problème c‘est que
ca ne concerne pas beaucoup le citoyen français. Pour lui ce
sont des histoires administratives. C‘est compliqué de lui
expliquer pourquoi cela lui concerne.
Alors un autre élément important en France, c’est le gouver-
nement. Le gouvernement est à droit. Les régions sont toute
à gauche, sauf une. Les grandes villes sont à gauches et les
● Herr Dupont ist Leiter der Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung in der Agence d‘urbanisme de l‘agglomération marseillaise (AGAM = Stadtentwicklungsgesellschaft) in Marseille.
In Frankreich wurde keine Verwaltungsre-form wie in Deutschland durchgeführt. Dies führte zur Zerplitterung der Gebietskörper-schaften.
Mit dem Zusammenführen administrativer Ebenen, geht Balladur das Risiko ein Funktio-näre zu entlassen. Nach der Reform aber soll-te das System effi zienter funktionieren.
Es wird zur Zeit eine Gesetzesgrundlage für die Reform erarbeitet, die stark diskutiert wird. Im Oktober 2009 wird dieser Entwurf im Parlament vorgetragen.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
➜
131
départements sont beaucoup à gauche. Donc le gouverne-
ment intervient dans la discussion. Par exemple les régions
se sont formées contre le gouvernement. La politique de blo-
cage rend les choses compliquées.
Oui je trouve c‘est bien ce qui est proposé mais il faut aller
plus loin. Pourquoi? Parce ce qu‘il y a trop de niveaux, il y a
un drame de compétence sur l‘économie, tout le monde est
compétitive et puis il y a un problème de fond et c‘est la ré-
partition de richesse. Donc concrètement sur Marseille il y
a 800.000 habitants et il y a des fonctions de centralités, des
charges, donc il faut dépenser l‘argent pour ces gens là mais
en face on n‘a pas de ressources. Pourquoi il n‘y a pas des
ressources, parce que les principales ressources c‘est la taxe
professionnelle, et les grands établissements sont autour de
Marseille et ne payent pas la taxe professionnelle. Il y a les
charges et des dépenses nécessaires mais il n‘y a pas de res-
sources. Ailleurs ils ont beaucoup de ressources mais pas de
charges. Ca c‘est un premier problème. La taxe d‘habitation
c‘est payé par les habitants qui sont pauvres, donc il n‘y a
pas beaucoup de ressources. Et ailleurs par exemple en Aix,
il y a une grosse taxe professionnelle. Il y a une grosse dis-
parité entre ce territoire qui est très endetté et puis ceux qui
sont autour et qui n‘ont pas de problème. C‘est un constat.
Mais c‘est une question de disparité fondamentale dans ce
système à Marseille et autour. On a fait des zones d‘activités
et les zones urbaines on les a défavorisés. En faite on a déve-
loppé des grandes zones d‘activités autour de la ville. Donc
il y a beaucoup de commune qui ont développés des zones
d‘activités pour toucher la taxe professionnelle. C‘est ce que
les centres-villes n‘ont pas pu faire.
Il y a parallèlement un projet de loi pour ré-former la taxe professionnelle.
Blockadepolitik ist ein Hemmnis für erfolg-reiche Kooperation.
Die „Zones d‘activité“ (Gewerbegebiete) de-favorisieren die städtischen Räume, da die Gewerbesteuersätze individuell festgesetzt werden können und es die Unternehmen da-durch stärker ins Umland zieht.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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132
Dans le rapport Balladur il y a onze métropoles proposées,
dans le projet de loi il y en a quatre. Déjà ils vont l‘appliquer
sure quatre et voir si ca marche et après appliquer sur les autres.
Donc, ils vont faire ca graduellement. Donc ca va être Paris,
Lille, Marseille et puis Lyon. Et je crois qu‘il y en a un autre.
Toulouse ou une ville comme ca. Donc si cela sera transposé,
je n‘en sais rien. J‘espère mais je ne peux pas le dire. Pour moi
c‘est réaliste mais après c‘est un rapport politique.
Si ca ressemble que le calendrier du changement marche, ils
vont sans doute continuer. Ca va dépendre s’ils vont réussir
sur Paris, Marseille, Lille et Lyon. Il faut quand même voir,
ce qu‘on se trouve dans un mouvement de déconcentration
depuis les années 1980. Il y avaient les lois de décentralisa-
tion dans les années 1980. On a eu la loi Chevènement et
ensuite un ensemble des lois en fi n des années 1990. Ap-
rès, il n‘y a rien eu. Et là c‘est un mouvement indispensable
qui est nécessaire en beau Français. Et je pense que tout le
monde le sait. Les gens qui réfl échissent le savent. Le maire
de Lille qui est de gauche, c’est lui qui a lancé cela. Alors la
gauche elle a toujours poursuivit un peu la décentralisation,
cette rationalisation. La droite c‘est pareil. Dans les années
1995 M. Balladur était déjà là. À gauche comme à droite, ils
savent qu‘il faut faire ce travail. Ce n’est pas une question de
parti, mais par contre c‘est dur. Et donc il faut le faire, ca se
fera mais ca va être très long.
Par contre, la diffi culté est qu‘il faut se rendre compte de
l‘ensemble des institutions. De la commune jusqu‘à la ré-
gion. Tout ca on doit intégrer. Et ca va aussi au niveau de
l‘état. Une organisation que se rassemble en ce moment. On
réduit un nombre de fonctionnaires c‘est ce qui se passe et
on fusionne les administrations. C‘est par exemple au ni-
veau du ministère de l‘équipement. Il y avait donc ceux qui
Der Rapport Balladur schlägt die Zusammen-fassung der 26 bisherigen auf 11 Regionen vor. Dies soll an 4 Modellregionen (Paris, Lil-le, Marseille und Lyon) zunächst schrittweise erprobt werden.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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133
s‘occupaient de l‘équipement, il y avait l‘environnement, il
y avait l‘industrie, c‘étaient des ministères. Maintenant on
regroupe et diminue. Les gens de l‘état ils passent dans les
collectivités locales. Donc il y a des compétences qui sont
transférés alors aussi du personnel.
QUESTIONNAIRE PARTIE 2 (ZUR EBENE DER REGION UND DEN
KOMMUNEN):
C’est un peu la question de la subsidiarité, uniquement au
niveau intercommunal. Moi par défaut je dirais en gros, il
faudrait les grandes politiques d‘aménagement du territoire
et de l‘économie et les grandes infrastructures, ca ce devrait
être la région. Le problème de la région, comme je vous l‘ai
expliqué c’est que la région elle est élue par le conseil régional,
il est élu à partir d‘une représentation d‘un certain nombre de
gens, d‘élus de tout le territoire régional. Donc la région elle
a du mal, elle veut faire plaisir à tout le monde. Elle a du mal
à décider sur l‘aménagement du territoire. Donc alors là il y
a un vrai problème. C‘est que la région n‘attendait la gran-
de politique de l‘aménagement du territoire économique et
concrètement elle ne peut pas parce qu‘elle doit faire plaisir à
cette personne là et à celle là. Ces élus là ils sont dans la ville
locale, de la commune qui pèse.
Et qu‘est-ce qu‘elle fait dans l‘autre sens, la région? Elle
fait une politique d‘équipement et de la redistribution so-
ciale. Alors elle travaille dans ses compétences et elle fait
les lycées, la formation professionnelle etc. Et elle redistri-
bue l‘argent équitablement un peu partout mais de façon
très équitable, très équilibré. Donc elle n‘a pas de politique
d‘aménagement du territoire. Elle a un rôle plus de redistri-
bution que de planifi cation. Alors là il y a une diffi culté de
la région ce que veut dire qu‘est-ce qui peut-être résolu au
niveau intercommunal?
Die Region ist nicht handlungsfähig, da sie in ih-rer Funktion als Administrative keinen Interes-senausgleich aller Beteiligten erreichen kann.
Die Region übernimmt lediglich eine Distribu-torenrolle und verteilt die fi nanziellen Ressour-cen. Sie macht keine Raumordnungspolitik.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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134
Et le département fait un peu ca aussi. Le département en
France en général il est élu en bénéfi ciant beaucoup des
voix des communes rurales et périurbaines et il est moins
bien représenté au niveau des villes. Donc les élus des dé-
partements sont plutôt des gens rurales, périurbaines. Ce
que veut dire mathématiquement que les investissements
du département profi taient plutôt aux communes rurales
périurbaines et moins aux villes. Il y a que depuis peu de
temps ou il y a eu un basculement un peu à gauche qu’on
commence de s‘occuper des villes. En gros, les dépenses du
département au niveau social et au niveau d‘infrastructures.
Et le dépenses du département c‘était le social pour les vil-
les, les infrastructures et le routes pour les campagnes. Et ils
disaient: « Mais voyez, on dépense beaucoup pour les villes
mais c‘était seulement de la dépense sociale. Et par contre
ils dépensaient beaucoup pour les campagnes. » Et de fait le
département c‘est lui qui fait la planifi cation et c‘est lui qui
fait l‘aménagement du territoire. Ce n’est pas la région, c‘est
plutôt le département à une grande échelle.
Ce qui est en train de se repérer en ce moment, c‘est qu‘il y
a un mouvement du département envers les villes à travers
l‘investissement. En ce moment il y a un plan quadriennal
et il y a l‘investissement du Conseil Général sur Marseille
avec 500 million EUR, c‘est quand même pas mal à inve-
stir dans le transport commun, le déplacement, les routes et
des choses comme ca. Donc le reste, c‘est les EPCI et après
entre la commune et l’EPCI. Les espaces économiques c‘est
l’EPCI qui est le plus compétent. La commune, qu‘est ce
qui peut rester à la commune. À la commune c‘est plutôt
les questions de proximité. Moi ce que je pense person-
nellement c‘est qu‘il y a un ou deux niveaux de trop. Et
s‘il fallait supprimer des échelons je penserai que ce serait
celle du département. Il faudrait avoir de grosse Métropo-
Das Departement macht die eigentliche Raumplanung, hatte in den letzten Jahren allerdings meistens den Fokus auf ländliche Entwicklungsgebiete, als auf die städtischen Entwicklungszentren.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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135
les. De grandes intercommunalités pour garder une région
plus grande pour fusionner des régions plus grandes. Il faut
avoir des grandes intercommunalités fortes et il faut garder
des pouvoirs qui sont communaux de proximité avec quel-
ques ressources et qui viennent de l‘intercommunalité, donc
que se soit indépendant. Alors, on supprime deux niveaux.
Par exemple sur Marseille ils on crée la Communauté Ur-
baine (CU). Il y a la compétence sur l’urbanisme. Plan
d‘occupation des sols qui est inscrit sur la CU mais pra-
tiquement c‘est la commune qui la maintient. Alors au dé-
but c‘était comme ca et de petit à petit dans la pratique, c‘est
en train de passer à l‘intercommunalité. Il y a beaucoup de
choses de passer comme ca. Il y a des parties économiques
par exemple toute l‘économie c‘est l‘intercommunalité sous
compétence forte et il reste le tourisme pour la ville. Mais
on sent que c‘est en train de passer également. Alors il y a
un jeu de transfert qui se fait vers l‘intercommunalité sur
beaucoup de choses. L‘habitat c‘est pareil. On peut alors se
poser las question qu‘est ce qui reste à la ville ?
Alors les gens ne votent pas pour un président d’EPCI. Ils
votent pour un maire. Donc eux ils voient le maire. Pour-
tant le pouvoir, il est au président d’EPCI. C‘est lui qui
a l‘argent. Il y a un décalage. Si les gens votaient pour le
président d‘EPCI ils reconnaitraient cette personne. Donc
tant qu’il n‘y a pas ce suffrage direct, l‘élection directe. Du
président d’EPCI on aura toujours ce problème la. Il y a
beaucoup de gens qui pensent ca. Il faut qu‘on puisse élire
directement le président d’EPCI. Et après il sera reconnu.
Pas de problème. Il sera incarné il y aurait une personnalité
pour lui on va être relié ca sera très bien. C‘est simplement
ca la question.
Die Kommune übernimmt die bürgernahen Dienstleistungen.
Es gibt ein oder zwei Ebenen zu viel und meiner Meinung nach sollten große Kommu-nalverbände diese Funktionen auffangen um größere Regionen zu bilden.
Ein EPCI braucht eine Referenz-Person. Die Bürger müssen sehen wen sie wählen und wer dem Verband vorsteht.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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136
Après, la question des identités. Alors en Provence c‘est vrai
dans le Sud. Les personnalités politiques ont une identité très
forte. C‘est à dire qu‘ils incarnent un pouvoir. Alors une per-
sonne. Elle incarne une autorité. Dans le nord de la France
c‘est moins ca. Il y a des gens qui sont plus digère, qui suici-
de dynamique, mais c‘est tellement la personne compte-elle.
Dans le Sud, c‘est des acteurs. L‘homme politique c‘est un
acteur. À la limite, techniquement, pas très compétent. Par
contre il incarne une identité. Et donc cela peu poser des pro-
blèmes. Alors une identité se crée, ca se développe. Ce n’est
pas né comme ca. Il y a une histoire qui forme l‘identité mais
après ca peut se travailler une identité.
Exemple : La Communauté du Pays d‘Aubagne et de l‘Étoile.
C‘est un territoire qui est intégré dans l‘agglomération mar-
seillaise proche et alors ils sont plutôt de sens gauche mais
ils ont volontairement développé une identité. Affi rmer une
identité (contre Marseille). On est Aubagnais, on est diffé-
rent ! On répète ca souvent et les gens pensent : « Je suis
différent. » L‘identité elle n‘est pas née comme ca. Elle tra-
vaille. On a évolué une identité.
Il faudra peut-être trouver une identité plus moderne, plus
ouverte, le dialogue. Et on a trop souvent tendance de baser
l‘identité sur l‘action contre un autre. C‘est ca un peu le pro-
blème. Donc garder les identités locale, oui parce qu‘on les a
cultivé comme ca. Pour voir concrètement les deux territoires
qui ont le plus peur de Marseille. C‘est Aubagne et de l‘autre
côté c‘est Berre. Berre, la pétrochimie. Aubagne parce que c‘est
très près de Marseille. C‘est dedans. Les autres c‘est à cause de la
taxe professionnelle. Et aussi Nîmes il y a une usine pour brûler
les déchets. Je ne peu pas la mettre sur Marseille, parce qu‘il y
a de la fumée qui va tomber sur les habitants. Alors je la mets
dans une zone industrielle loin. Donc je la mets chez les voisins.
Die politische Mentalität im Norden und Sü-den Frankreichs ist sehr verschieden.
Identität entwickelt sich, sie kann nicht „her-gestellt“ werden.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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137
La différence entre Lyon et Marseille, c’est qu‘à Lyon la situ-
ation était plus simple. C‘est à dire que Lyon, c‘est une ville,
une capitale sans aucune hésitation. Il y a une bourgeoisie
très forte, puissant, très implantée. C‘est des vrais notables,
des hommes politiques lyonnais qui sont très connu en France
et très puissant. Ce sont des gens qui sont très bien installés.
Autour il y avait des banlieues c‘était un schéma classique.
Alors cela c‘est développe progressivement, logiquement de
façon intelligente. Pour moi, une ville plus performante en
France. C‘est le modèle le plus logique, performant et intel-
ligent qui soie. À Marseille ce n‘est pas le cas. C‘est qu‘on a
ce problème entre Aix et Marseille. La diffusion et même à
l‘échelle PACA. Lyon c‘est la capitale de Rhône-Alpes. Il n‘y
a pas de problème. Personne ne discute de cela. En PACA ca
se discute. En PACA il faut savoir par exemple que Nice ce
n‘est pas très forcement attaché à l‘État français. Marseil-
le historiquement a toujours été attaché à Paris. Ce sont les
territoires de la périphérie qui ont du mal de se raccrocher à
territoire national déjà. Alors c‘est beaucoup plus compliqué
qu‘a Lyon même géographiquement. On a une vallée. Lyon
au centre on a des antennes qui marchent bien dans les trucs
et Lyon c‘est le centre de tout ca, pas d‘hésitation. Tout est
organisé de Lyon et beaucoup plus simple.
Moi, je pense que la solution c’est le poly centralisme. Et
c‘est bien pour nous de comprendre ce système de dévelop-
pement en France pour la traduction en Allemagne et c‘est
très important de comparer les différentes régions. Bon il y
a quelques quatre fi gures en France où c‘est très centralisé
et que ca marche. Mais ailleurs. En PACA il faut avoir un
poly centralisme, ca c‘est claire. Si on va tout mettre à Mar-
seille cela ca ne sert à rien. Ca marcherai jamais c‘est clair.
C‘est ce que fait Lyon un peut aussi. Il y a Lyon, mais il y
a Grenoble et ils luttent un peut alors ils sont intelligents
Die Lösung ist der Polyzentralismus.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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138
et ne mettent pas tous sur Lyon. On reconnait un rôle uni-
versitaire, High Tech, industriel intelligent à Grenoble ca
marche.
Le problème j‘ai l‘impression entre la France c‘est vrai qu‘il
faudra développer le poly centralisme sur la région PACA.
Nous (AGAM) travaillons dans ce sens là. La différence en-
tre l‘Allemagne cela nous ramène au point précédent cela à
faire avec l‘exercice du pouvoir. Que l‘exercice du pouvoir
dans les pays nordique, il est démocratique et technique. Il
n‘est pas autoritaire et pas un pouvoir sur les gens. Alors
que dans le sud c‘est plus un pouvoir sur les gens. Voilà,
il est moins technique. C‘est une autre forme de pouvoir
on pourrait dire. C’est vite terminé en question de confl it.
« Lui il est contre lui ». Alors que dans le nord s‘il y a un
problème on essaye de le résoudre ensemble, on se voit on
discute. Tandis qu‘en méditerranée on ne trouve pas ca.
L‘infl uence de Paris sur les décisions locales c‘est un vrai prob-
lème. Paris était très puissant. On est dans un état centralisé et
on est dans une phase de décentralisation avec la diffi culté de
transmettre de responsabiliser les acteurs locaux. Donc c‘est
l‘État qui prenait toutes les ressources qui étaient sur son dos
et autour de lui il y avait beaucoup d‘enfants et quand il y
avait un problème il les résoudrait. Cela change, aujourd‘hui
il a du mal. Il n‘a presque plus de pouvoir. Vous avez transféré
les compétences on ne veut pas entendre de parler de nous.
Retournons chez vous le préfet, c‘est ca avant il décidait, main-
tenant il anime. Avant il mettait les élus autour de la table et
disait : « Bon maintenant je décide que... » Il décidait au nom
de l‘état. Maintenant qu‘est ce qu‘il fait il met les élus autour de
la table « Essayez de vous entendre entre vous... ». Il les anime.
S’ils ne sont pas d‘accord il dit « Bon, vous n‘êtes pas d‘accord.
Moi je ne peux rien dire. Je ne peux pas décider pour vous. »
Die Konfl iklösungsmentalität im Norden ist an-ders als im Süden. Während im Norden kons-truktiv an einem Problem gearbeitet wird, fi n-det man diese Einstellung im Süden kaum.
Paris muss immer mehr Kompetenzen an die lokalen Gebietskörperschaften abtreten.
Der Präfekt ist lediglich „Animateur“ und hat keine Entscheidungsbefugnisse.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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139
Ca c‘est la diffi culté à rapport de la défi nition de la métropole.
Et déjà on le sentait il n‘a pas été en capacité de dire: « Ca c‘est
un mauvais périmètre. » Il y a deux ans qu‘il y avait une dis-
position qui voulait améliorer les périmètres intercommunaux.
Donc il y avait des commissions départementales qui disaient
que la Communauté intercommunale ne marche pas et qu‘il
y a de mauvais périmètres et qu‘il faut trouver une solution.
Alors on a constaté mais on n‘a pas pu décider. En fait, ce sont
les territoires qui ont le pouvoir maintenant.
Paris a de moins en moins d‘infl uence de décision sur les
territoires locaux et c‘est sa qui bloque le processus des mé-
tropoles parce que les élus locaux, le maire de Marseille ils
ont beaucoup de pouvoir. Ils sont dans les ministères. Á
la fois ils sont local ils sont aussi sur ce niveau. Alors c‘est
un jeu un peu complexe. En PACA c‘était donc le Président
du Conseil Général qui était ministre de l‘aménagement du
territoire. Alors les décisions qui va prendre au niveau na-
tional, derrière il aura des implications locale c‘est un peu
compliqué ce jeu là. Et pour la Région PACA on au eu de
grosse diffi culté. Parce que le ministre qui était aussi maire
de Toulon il était un peu en porte à faut. En même temps
il a fallut une politique nationale alors c‘est vraiment com-
pliqué. Enfi n en gros il y a de moins en moins de pouvoir
Parisien parce qu‘il y a aussi de moins en moins d‘argent.
Les communes commencent à comprendre leur responsabi-
lité. On essaye de leur faire compte, elles comprennent aussi
qu‘il faut qu‘ont coopère plus ensemble. Qu‘il y a des enjeux
mondiaux mais ca c‘est il y des communes intelligentes qui
comprennent ca qu‘on est plus puissant ensemble et il y en a
d‘autres qui ont du mal. Alors après il y a le temps politique
on est élu pour cinq ans. Ce n’est pas généralement on a du
travail pour les prochaine cinq ans. Alors on n‘a pas cette
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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140
vision à long terme. On a beaucoup de mal c‘est tous le tra-
vail on essaye de développer une vision à long terme. Une
métropole, ca ne se construit pas comme ca. Donc c‘est un
boulot très dur et il y a tout ses enjeux, restrictions et pro-
blèmes du système qui vont contre ca. Toutes les logiques
sont contre ca. Donc le rapport Balladur fait un nettoyage.
Balladur en fond c‘est basé déçu.
C‘est un phénomène et la grande question française de la
décentralisation égale plus de responsabilité, ca veut dire
donc moins de solidarité.
Au niveau de le MPM il y a un problème qu‘on retrouve
également en France qui en gros est c‘est si il y a une ville
centre qui est pauvre avec un développement résidentiel au-
tour donc les gens sont revenus ici il y a des classes moyennes
qui ont créé des identités chaque commune a son identité.
Ici le cadre de vie, on dit, il y a une proximité contre la ville
centre. Il y a une crise d‘identité de la périphérie marseillai-
se au rapport à la ville centre. Alors ca c‘est MPM à l‘échelle
de la métropole. Moi j‘ai été à Le Havre avant, la même
chose. Ce sont des villes avec de l‘histoire industrielle, il n‘y
avait pas de bourgeoisie et la périphérie a crée cette identité
qui se tourne ‚contre‘ le centre-ville.
Qu‘est ce qui c‘est passé jusqu‘à présent sur MPM? On
avait MPM avec Marseille au milieu. Le maire de Marseille
(800.000) et le reste c‘est moins de 5.000 habitants. Alors
Marseille est très puissant. Donc le maire de Marseille était
en même temps le président de cet ensemble là. Et selon
Marseille est une ville pauvre, toutes les dépenses sont allés
sur Marseille. Il y avait des services minimums assurés sur
le reste. Les maires ici, ils sont presque tous de droite. Nor-
mal ce sont les habitants au cadre ici à droite. Bon qu‘est
Einige Kommunen denken intelligent und stellen sich den Herausforderungen, indem sie sich mit anderen Kommunen in Verbänden zusammenschließen, während sich andere Kommunen damit schwer tun.
Dezentralisierung = mehr Verantwortung und weniger Solidarität.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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ce qu‘i s‘est passé aux dernières élections? Les gens ont élus
leur maire là à droite. Marseille aussi droite, il y a eu un
vote en faveur de la gauche. Le maire de Marseille n‘était
pas élus président de l‘intercommunalité sure de logiques
considérant. Les maires se sont tous allié contre Marseille
et on préféré de voter à gauche alors qu‘ils sont tous droites.
Mais contre la ville de Marseille. Donc ils ont fait passer
tout à gauche aussi mathématiquement. On a eu un clivage
territorial. En vue de mieux prendre compte des intérêts des
territoires. « Nous on en a marre d‘exister on veut qu‘on se
rend compte de nous. » Donc là en ce moment au niveau
de l‘institution le truc c‘est de rééquilibrer entre Marseille
et le reste de la Communauté Urbaine. On va mieux rendre
compte de ces identités. C‘est ca qui a été demandé les be-
soins des identités. Pendant la contrepartie, le Conseil Gé-
néral du département va mieux fi nancer la ligne et de rendre
Marseille à la gauche. Et peut être on aura une politique qui
sera plus intégré entre les deux. C‘est diffi cile et cela c‘est
notre devoir mais les gens comprennent qu‘il faut le faire.
QUESTIONNAIRE PARTIE 3 (ZUR FRAGE DER PROFILIERUNG DER
REGION PACA UND DEREN PERSPEKTIVEN):
En gros le bilan de la coopération intercommunale (lois et
autres incitations) on a créé plus d‘intercommunalités. Ce
qu‘on voit petit à petit. Il y a plus en plus de compétences
transférés aux coopérations intercommunales. On émerge les
identités intercommunales des projets des visions à long ter-
me intercommunaux. Reste le problème des périmètres qui ne
sont parfois pas pertinent. Ce qui se crée à l‘époque de Che-
vènement ici à Marseille se sont créé des intercommunalité de
défense autour des villes centres pour garder leur richesse. Et
puis restait au milieu un petit périmètre intercommunal. Et
maintenant il faut du courage et la question qui se pose : « est
ce qu‘on peu agrandir ce périmètre là ? ».
Es haben sich um Marseille Kommunalverbän-de gegründet, die aus einer Abwerhhaltung gegen Marseille entstanden sind.
Für Marseille stellt sich die Frage des Um-gangs mit der „Einkesselung“ durch die Kom-munalverbände. Es stellt sich die Frage: „Wo kann Marseille noch wachsen?“
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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Les sujets importants de la Métropole Aix-Marseille sont :
1. le déplacement. Alors problème numéro un c‘est le dé-
placement, le transport commun. Ca marche entre Marseil-
le et Aix mais il y a un grand retard. Et on dit qu‘il faut des
cadences régulières entre Marseille et des transports collec-
tifs sinon tous les gens sur les autoroutes (embouteillages). Il
y a des gens qui travaillent dessus. Il y a un syndicat mixte
qui va se créer très prochainement avec des gens du dépar-
tement et des EPCI. Sauf Aix parce qu‘ils sont de droite. Et
là ils vont faires des propositions petit à petit.
2. la question de l‘université. Il y a la moitié à Marseille et
l‘autre à Aix. Il y a trois Universités et ils disent on va fusi-
onner et faire une offre pour tous les trois. Il n‘y aura pas de
doublement et une formation. On va essayer d‘organisé des
sites avec des disciplines et une administration plus effi cace.
Mais tous cela ca vient des Université et pas des élus.
3. la culture. Avec Marseille Provence 2013 (Europäische
Kulturhauptstadt) ils ont réussi a associé tous autour avec le
même projet. Après il faut voir concrètement. Il faudra voir
s’il y a un cadre de travail pour un projet.
4. la question économique. C’est plus dur. Il faudra une appro-
che un peu plus commune sur les questions des zones d‘activités,
les pôles de compétitivités. Cela s‘avance de petit à petit.
Qu‘est ce qui manque?
Il y a des sujets sur lesquelles on n‘est pas bon. Par exemp-
le la protection des milieux naturels. On voir beaucoup de
parc naturels avec des petit périmètres sur la région. Par
exemple les Calanques. Il y a des parcs qui ne marchent pas.
Quand on remonte vers le nord de PACA il y en a d‘autres.
On n’a pas une vision régionale il n‘y a pas de vision ou
Die wichtigen Themen der Region sind:1. Verkehrswesen2. Hochschulentwicklung3. Kultur4. Wirtschaftsförderung und -entwicklung
Es gibt Themen, wie z.B. die Landschaftspla-nung, die nicht kohärent abgestimmt sind, sondern aus vielen Stückwerken bestehen.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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143
planifi cation pour ca, on crée des petites parcs sans relati-
on. L‘État ne fait pas son boulot. Et qui fait ca? Ce sont les
communes n‘importe quoi ce n’est pas traité.
Au sujet de l‘eau, il n‘est pas bien traité. Il n‘y a pas un plan
général. C‘est aussi politique. Quand on parlait des espaces
économiques qui sont diffi cile c‘est le port de Marseille.
Concrètement ce que le port fait mais ne le dit pas c‘est qu‘on
transfère les activités du port de Marseille vers Fos. On n‘en
parle pas à la presse. On le faire mais ce n’est pas planifi er ce
n’est pas prévu et anticipé cela se passe. C‘est un truc qui est
très à l‘échelle de la métropole. Le port il est un projet très
clair pour développer Fos. Et les documents ils ne sortent
pas, c‘est la discrétion. Parce que la question du port il y a des
questions des syndicats politiques, des histoires ouvrière der-
rière et il faut pousser le port. Le port Marseillais ne marche
pas. Et ca c‘est un problème à l‘échelle de la métropole.
La région PACA. Se qu‘on souhaite et ce qui se passe et
déroule. Je crois qu‘il y a en France un mouvement, une
tendance que les gens vont vers le sud. En Allemagne c‘est
pareil oui? Ils décèdent. C’est plus chaud ca se passe com-
me ca. Donc il y a un mouvement naturel. Après ca il faut
le transformer en richesse. C‘est un peut le défi t en PACA.
Et après il y a Rhône-Alpes ils sont performant, intelligent.
Il faut faire parti de cette attractivité. Cela commence à se
passer avec Cannes. Dans la région PACA il faut trouver
une gouvernance PACA. Il faut changer la façon de travail-
ler et les institutions.
• 1er niveau, c‘est la gouvernance
• 2ème niveau, la population est pauvre en général.
Die Hafenentwicklung ist ein Thema auf Ebe-ne der Region. Der Hafen in Marseille funkti-oniert nicht.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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Il y a des populations avec des histoires derrière, ouvriers et
des gens qui ne sont pas très qualifi é. Et il faut les remett-
re dans le système. Question de l‘intégration sociale est de
qualifi cation. Alors la question de gouvernance il y a des
questions d‘intégration de population qui sont fragile. Sur-
tout la qualifi cation les immigrés la question d‘insertion so-
ciale. En gros on voit plus front national il y a des gros ant-
agonismes. Il y a de gros confl its entre immigrés et d‘autre.
Derrière c‘est l‘aménagement du territoire. La ville de Mar-
seille, la carte de la ville est très simple. Au sud ils votent
à droit, au nord ils votent à gauche. Au sud ce sont ceux
qui ont l‘argent au nord ce sont ceux qui non pas d‘argent.
Alors l‘idée c‘est d‘arrêter cela. C‘est de mélanger. C‘est en
train de se faire. C‘est l‘idée. On met des riches en haut, des
HLM en bas. Puis après sur PACA ca va être de développer
une économie moderne. Donc rénover l‘industrie sur inno-
vation technologique le savoir. Ce n’est pas dans la culture.
C‘est la culture du nord. Bon il faut mettre l‘accent dessus.
Le savoir au cœur de l‘économie, c‘est super important.
Et puis après c‘est de tirer les choses une industrie culturelle
valorisé le cadre de vie il faut qu‘on arrête de massacrer le
cadre de vie. Il faut qu‘on s‘en serve pour valoriser le terri-
toire. Le paysage, le soleil, les gens. Il y a un gros potentiel
après il faut que cela soit remis dans l‘économie moderne.
Et cela c‘est le rôle méditerranéen et les questions de gouver-
nance derrière. Et puis Marseille est une des centrales (au
niveau de Milan, Barcelone etc.). Bon c‘est Marseille et un
système multipolaire! Ca peut être très bien mais peut aussi
être avec beaucoup des risques et de menaces et beaucoup
d’atouts. Et en ce moment on se gaspille on perd de l‘énergie
alors soyons plus effi cace ensemble et arrêtons de gaspiller.
C‘est très ouvert il y a beaucoup de promesse mais après il
faut passer à l‘acte. Il faut faire. Alors il y a beaucoup de ter-
Die Region muss Anreize schaffen um Arbeit-nehmer anzuziehen. Menschen mit Kapital, Menschen mit Bildung und sie zu integrieren wissen, damit eine Wertschöpfung entsteht, die in die Region rückgebettet werden kann.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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ritoires qui n‘ont pas ce potentiel. En gros on peut dire que
ca avance mais il y a la crise. Marseille il y a beaucoup de re-
traités. C’est moins compétition directe avec le monde. Mais
si en France on dit maintenant qu‘on va arrêter de distribuer
l‘argent on ferme, moins de fonctionnaires, moins de redis-
tributions de l‘argent. Tout ca, c‘est de l‘argent qui ne rentre
plus à PACA. C‘est très sensible. Ca va causer des problè-
mes. C‘est un système qui est fragile. Alors jouons la qualité
le résidentiel ce n’est pas que ca. C‘est aussi l‘économie. Il y
a beaucoup de promesses et il faut passer aux actes. Ca c‘est
la gouvernance. L‘avenir est ouvert mais ils ont arrivés à se
débrouiller. Mais ce qu‘on voit concrètement c‘est que la
population de Marseille (skizziert Bevölkerungskurve), c’est
écoulé puis remontait et redémarré de 1995 à aujourd‘hui
cela redémarre on est dans un mouvement. Aix, Toulon etc.
puis il faut consolider, c‘est aussi la gouvernance.
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Inhaltliche Zusammenfassung des Inter-
views mit Professor Alain Motte
am 18. Juni 2009 in Aix-en-Provence
Je n’ai pas lu le rapport Balladur de manière très détaillée.
Je vais vous faire des commentaires aux n’importe quelle
partie du rapport. Ce que j’ai lu est très bien.
La construction politique et administrative après la révoluti-
on est très importante pour le système français aujourd’hui.
Les réformes peuvent être conduites avec Mr. Sarkozy.
QUESTIONNAIRE PARTIE 1 (ALLGEMEINE FRAGEN ZUR RAUMPOLI-
TISCHEN DEBATTE IN FRANKREICH):
C’est un débat très important en France depuis la fi n des
années 1990. Il y a la discussion à l’intérieur des parties
politiques. Des reformes en fi n des années de Mr. Jospin en
privilégant la région et l’intercommunalité, c’est exactement
la même chose (loi Chevènement).
En France il y a deux grands courants qui s’affrontent à
l’intérieur des différentes parties politiques. Les uns qui veu-
lent renforcer le département et la commune, par exemple
Mr. Mitterrand. Les autres qui veulent renforcer la région
et l’intercommunalité. C’est moins un débat entre le droit et
le gauche, c’est plutôt un débat des idées de l’organisation
institutionnelle du territoire.
Le problème en France, c’est le nombre des communes, en
plus ils sont trop petits. Il est évident de monter les communes
au intercommunalités. C’est un débat tout à fait nécessaire.
Mr. Sarkozy était le ministre de l’intérieur de Mr. Balladur
(premier ministre) dans les années 1990. Il y a une relation
entre les deux personnes politique. Mr. Sarkozy fait beauco-
up de rapports pour tester comment les différentes parties
politiques etc. réagissent. C’est un rapport très vaste duquel il
faut discuter en cercle politique et public en fi n de 2009.
● Herr Motte ist Professor am Institut d‘Urbanisme et d‘Aménagement régional der Université Paul Cézanne Aix-Marseille III in Aix-en-Provence, Forscher im „Centre Inter-disciplinaire de Recherches sur les Territoires et leur Aménagement“ (CIRTA) des IAR und Herausgeber des Buches „Les agglomérations francaises aux défi ts métropolitains“
Raumordnung ist weniger eine Frage der lin-ken oder rechten politischen Ausrichtung, sondern vielmehr eine Debatte über die Ideen wie die territorialen Institutionen organisiert werden können.
Raumordnung ist in Frankreich eine Angele-genheit der Politik. Es müssen mehr inter-kommunale Städteverbünde entstehen.
Präsident Sarkozy lotet aus, wie die Parteien auf verschiedene Ansätzte reagieren.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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La perspective pour la réalisation des propositions de Mr.
Balladur est une question du calendrier électorale. Il y a des
élections régionales en France en avril 2010 et les élections
présidentielles en 2012. Ça fait deux moments de mettre
en œuvre les propositions. Au plutôt en décembre 2010 on
peut voir comment les réactions au rapport Balladur se dé-
roule. Le rapport à provoqué beaucoup de débats impor-
tants. Comme toutes les régions sont en gauche, si la droite
reprend la force en échelon régional, c’est plutôt possible.
L’élection régionale est une réaction des gens de l’élection
communal et inverse.
S’il y a des changements en échelons régionales est le gens
ne sont pas contente avec ça, les élections 2012 vont être
très diffi cile à gagner pour la droite. À cause de la situation
que le plus des intercommunalités fortes sont gérer par des
parties gauche, il n’est pas facile de trouver le bon moment
pour mettre en vigueur les propositions de Mr. Balladur.
Mr. Joxe (gauche) a fait une première tentative en 1992 avec
la loi Joxe. Elle favorise la coopération entre les communes.
Il a créé la base pour la loi Chevènement en 1999. Dans les
7 ans entre 1992 et 1999 les élus de toutes les communes
avaient obligé de se poser la question de la coopération in-
tercommunale. La loi Chevènement était accompagnée par
une incitation fi nancière. Les communes ont vu plus des
avantages (réorganisation du transport et de la planifi ca-
tion) que des inconvénients (perte d’autonomie). Ils ont vu
que c’est plus effi cace de coopérer en matière des services
publics. Les inconvénients vus par les élus étaient des ques-
tions fi nancières (taxe professionnelle, retraite).
Die Umsetzung der Reformen hängt von den Zielsetzungen des Präsidenten in seiner Le-gislaturperiode ab.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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Le rapport Balladur est un peut sévère. Il n’est pas facile de
mettre en œuvre les propositions. Je pense qu’on a besoin
des incitations pour assurer les élus des communes de dé-
planter les idées de Mr. Balladur.
QUESTIONNAIRE PARTIE 2 (ZUR EBENE DER REGION UND DEN
KOMMUNEN):
En système français chaque échelon administratif a des
certaines compétences. Les gouvernements Raffarin et
Jospin ont eu des différentes idées des compétences insti-
tutionnelles en France (la commune et le département vs.
l’intercommunalité et la région). Mr. Sarkozy a une grande
expérience avec des élus communaux et départementaux.
Il est monté par toutes les échelons politiques (élu, maire,
conseiller général, ministre…). Mr. Mitterrand était très
prudent avec des réformes.
Si on supprime un ou deux échelons administratifs on pro-
voque du chômage. Les élus ont peur de le faire parce que
ce n’est pas populaire. En ce moment là il y a une grande
partie des fonctionnaires dans le département par exemple
qui sont payé pour presque rien faire…
La région PACA est très large est les EPCI sont très nou-
veau. Dans la région PACA il y a plusieurs régions métropo-
litaines. La région niçoise, la région toulonnaise et la région
marseillaise. Après il y a Digne, Nyon. La décentralisation
a eu un impact très important, localement les liens avec le
pouvoir central sont beaucoup moins forts. Ça, c’est impor-
tant pour les très grands projets, mais pas pour les projets
moyens. Il y a une histoire avec les contrats État-Région en
France. Les grandes communes en France peuvent réaliser
des projets même-si la région n’est pas d’accord avec ça. Un
exemple est le maire de Nice. Il est un homme politique très
Die Zusammenlegung adminstrativer Ebenen, wird eine Entlassung von Funktionären zur Folge haben und zu Arbeitslosigkeit führen.
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fort et il a des bon connections vers Paris (Mr. Sarkozy) en
suite à Nice il y a des projets a côté du contrat État-Régi-
on… Même chose à Toulon avec un SCOT très grand.
Historiquement, Marseille n’était pas en Provence. À cause
du port Marseille était toujours indépendant et plus ouvert
vers la mer méditerranéenne que vers la Provence. Marseille
était la capitale régionale économique (salle). Aix était la
capitale de la politique (culture). Il y avait des différentes
identités qui se sont développée.
Les réseaux du transport (ferré et routier) et la question de
l’environnement (déchets) sont les deux points les plus im-
portant en échelle intercommunale dans la région PACA.
Je pense qu’il faut insuffl er un intérêt à la coopération in-
tercommunale aux élus. C’est une question de la confi ance
entre les acteurs. De temps en temps ce n’est pas seul la
question de l’intérêt des élus mais la question de l’intérêt
des parties politiques. Sans un intérêt fi nancier direct les
hommes politiques n’ont pas l’intérêt de coopérer souvent.
C’est une chose qui se développera en long terme avec la
confi ance entre les élus etc.
Dans les années 1990 il y avait la constitution des EPCI.
C’était un changement fondamental. Il faut que les élus
fassent des expériences avec la coopération. Ils ne veulent
pas les choses nouvelles („Was der Bauer nicht kennt, isst
er nicht“). Il faut laisser un peut de temps dans le contexte
qui s’est développé dans les années dernières. Les élus do-
minant fallait accepter de partager leur pouvoir. Quand ils
n’acceptent pas les autres (les moins dominants) ne vont pas
le faire non plus.
Marseille ist die Arbeiterstadt und der tra-ditionelle Wirtschaftsraum, während Aix-en-Provence mit den verschiedenen Identitäten, die sich entwickelt haben, die Stadt der Kul-tur ist.
Die wichtigen Themen auf Ebene der Region PACA sind Fragen des Verkehrswesens und des Umwelschutzes.
Die Implementierung neuer Ideen und Ansät-ze braucht Zeit um sich zu entfalten.
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L’infl uence de Paris aux décisions régionales et locales
dépend du type d’équipement. Les lignes de grandes vitesses
sont contrôlées par Paris mais les réseaux de transport en
bus c’est plutôt organisé régional, départementale ou locale.
Le grand changement était initié avec les lois de la décen-
tralisation au début des années 1980. Avant Paris a décidé
tous. Après l’infl uence parisienne est baissée et se concentre
aux projets très grands aujourd’hui. Pour les français l’État
et une chose très important, comme un père.
L’État met en concurrence les différentes régions en matière
des grands équipements, par exemple un opéra, en visant
l’augmentation de la performance des régions. La somme
des équipements nationaux est limitée. Ce n’est pas que la
logique politique aussi une logique de la rentabilité. La fi s-
calité propre des communes et des EPCI est très important
pour l’indépendance fi nancière de Paris, mais en dehors les
grands équipements.
Un exemple de Marseille être la capitale européenne de la
culture en 2013. C’est un exemple de la coopération in-
tercommunale dans la région PACA. La plupart des inter-
communalités à accepter de collaborer avec Marseille, sauf
Fos-sur-Mer. Il y a une grande histoire de l’identité entre
Marseille et Fos. Fos n’accepte pas n’importe quelle décision
de Marseille…
Die eigenständige Handlungsfähigkeit und fi -nanzielle Unabhängigkeit der Kommunen von Paris ist sehr wichtig.
Marseille wird 2013 Europäsische Kultur-hauptstadt. Dies is ein Beispiel an dem alle Kommunen um Marseille mitwirken können. Fos-sur-Mer aber verweigert aus Prinzip jede Kooperation mit Marseille. Dies ist in der ge-meinsamen Geschichte begründet.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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QUESTIONNAIRE PARTIE 3 (ZUR FRAGE DER PROFILIERUNG DER
REGION PACA UND DEREN PERSPEKTIVEN):
Il y a des problèmes très important commun concernant
l’environnement. La pollution de l’industrie maritime et des
pôles d’activités littoraux ont affecté la nature. Par contre
dans le nord de la région PACA on a créé des parcs naturels
et des réserves naturelles. En plus il y a des problèmes énor-
mes avec l’eau. La région doit être sensible avec l’alimentation
de l’eau, particulièrement pendant les mois d’été.
Le rapport Balladur il a l’idée de réorganiser les régions.
Mais je pense, que ça touche que les régions qui sont très
petite. Par exemple la Normandie. Dans la région PACA il
n’y aura pas beaucoup de changement. Peut-être à Nice il y
aura une évolution à l’avenir.
La profi le méditerranéenne de Marseille s’est développé par
une dynamique autonome. La politique n’a pas beaucoup
d’infl uence. On a une transition entre le sud de l’Europe et
les pays de l’Afrique de nord. Le marché est une plateforme
d’échange.
Umweltschutz und Wasserwirtschaft sind wichtige Themen in der Region.
P4 Provence-Alpes-Côte-d‘AzurAnhang
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Die 20 Forderungen des „Komitee Balladur“
20 Propositions
PROPOSITION N° 1: favoriser les regroupements volontaires
de régions et la modifi cation de leurs limites territoriales,
pour en réduire le nombre à une quinzaine.
Certaines régions françaises sont moins peuplées que leurs
homologues européennes, et leur périmètre est parfois con-
testé. L’objectif est de leur donner une taille critique de 3 à
4 millions d’habitants.
PROPOSITION N° 2: favoriser les regroupements volontaires
de départements par des dispositions législatives de même
nature que pour les régions.
PROPOSITION N° 3: désigner par une même élection, à partir
de 2014, les conseillers régionaux et départementaux; en
conséquence supprimer les cantons et procéder à cette élec-
tion au scrutin de liste.
PROPOSITION N° 4: achever, avant 2014, la carte de
l’intercommunalité.
Presque toutes les communes françaises sont membres d’un
groupement de communes, mais, dans certaines régions, la
carte de l’intercommunalité demeure inachevée. Il convient
que les communes qui ne sont membres ni d’une commu-
nauté urbaine, ni d’une communauté d’agglomération ni
d’une communauté de communes rejoignent, avant 2014, la
forme de groupement correspondant à l’importance de leur
population.
PROPOSITION N° 5: rationaliser, avant 2014, la carte des syn-
dicats de communes.
Afi n de simplifi er le fonctionnement des administrations lo-
cales et de diminuer le nombre des échelons d’administration,
il est proposé qu’avant 2014, tous les SIVOM et SIVU soi-
ent, lorsque leur périmètre correspond à celui d’un grou-
Die Regionen Frankreichs sollen ihre ter-ritoriale Ausdehnung vergrößern und sich ggf. zusammenschließen. Auf freiwilliger Basis soll die Zahl der Regionen dadurch von derzeit 26 auf zukünftig 15 verringert werden. Jede Region sollte zukünftig eine Bevölkerungszahl zwischen drei und vier Millionen Einwohnern aufweisen.
Der freiwillige Zusammenschluss von De-partements in Frankreich soll begünstigt werden.
Ab 2014 sollen die Wahlen zum Regional- und Departementparlament gleichzeitig stattfi nden.
Alle französischen Kommunen sollen bis zum Jahr 2014 in mindestens einem Kom-munalverband organisiert sein.
Bis 2014 sollen die „kommunalen Syndi-kate“ (SIVOM, SIVU) durch Kommunal-verbände ersetzt werden.
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pement de communes, absorbés par celui-ci et que soient
précisées les conditions d’adhésion des communes à des syn-
dicats dont le périmètre ne recoupe que partiellement celui
du groupement de communes auquel elles appartiennent.
PROPOSITION N° 6: ne plus créer de nouveaux «pays» au sens
de la loi du 4 février 1995.
PROPOSITION N° 7: instaurer l’élection des organes délibé-
rants des EPCI à fi scalité propre au suffrage universel di-
rect, en même temps et sur la même liste que les conseillers
municipaux.
PROPOSITION N° 8: créer par la loi onze premières métropo-
les, à compter de 2014, d’autres intercommunalités pouvant
ensuite, sur la base du volontariat, accéder à ce statut.
A: C’est en 1966 qu’ont été créées, par la loi, les communau-
tés urbaines. Pour donner une nouvelle impulsion aux plus
importantes d’entre elles et doter notre pays d’agglomérations
d’une force suffi sante, il est proposé de créer, par la loi, avant
2014, un premier groupe de métropoles (Lyon, Lille, Mar-
seille, Bordeaux, Toulouse, Nantes, Nice, Strasbourg, Rou-
en, Toulon et Rennes), auquel auraient ensuite vocation à se
joindre, si elles le souhaitent, les intercommunalités remplis-
sant les conditions posées par cette loi.
B: Les métropoles ainsi constituées seraient des collectivi-
tés locales à statut particulier, exerçant, outre certaines des
compétences des communes, les compétences, notamment
sociales, dévolues aux départements.
C: Soit les communes membres des communautés urbaines
ou d’agglomération sur la base et dans le périmètre desquelles
seraient créées les métropoles auraient la qualité de « villes »,
personnes morales de droit public dotées de compétences et
de ressources fi scales propres et de conseils élus.
Ab sofort sollen keine „Pays“ mehr ge-gründet werden.
Auf Ebene der EPCI soll die Direktwahl eingeführt werden. Sie soll zum gleichen Zeitpunkt stattfi nden wie die Kommu-nalwahlen.
Es sollen ab 2014 elf Metropolen kreiert werden.
A und B: Lyon, Lille, Marseille, Bordeu-ax, Toulouse, Nantes, Nice, Strasbourg, Rouen, Toulon, Rennes. Die Metropolen sollen aus der Kernstadt und den an-grenzenden Kommunen bestehen und Gebietskörperschaften mit speziellem Status sein.
C: Handelt es sich bei den Kommunen in-nerhalb eines Städteverbunds um Städte bleibt deren Selbstverwaltungsgarantie (fi nanzielle Ressourcen und Kommunal-parlament) unangetatstet.
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PROPOSITION N° 9: permettre aux intercommunalités de se
transformer en communes nouvelles en redéployant, en leur
faveur, les aides à l’intégration des communes.
PROPOSITION N° 10: réduire d’un tiers les effectifs maximaux
des exécutifs intercommunaux.
PROPOSITION N° 11: confi rmer la clause de compétence géné-
rale au niveau communal (métropoles, communes nouvelles
issues des intercommunalités et autres communes) et spéci-
aliser les compétences des départements et des régions.
PROPOSITION N° 12: clarifi er la répartition des compétences
entre les collectivités locales et entre celles-ci et l’Etat.
PROPOSITION N° 13: prévoir, à l’occasion de la révision gé-
nérale des politiques publiques, de tirer toutes les consé-
quences des lois de décentralisation, de telle sorte que les
services ou parties de services déconcentrés de l’Etat qui
interviennent dans les champs de compétences des collecti-
vités locales soient supprimés.
PROPOSITION N° 14: défi nir, dans le cadre d’un débat annuel
au Parlement, un objectif annuel d’évolution de la dépense
publique locale.
PROPOSITION N° 15: réviser les bases foncières des impôts di-
rects locaux et prévoir leur réactualisation tous les six ans.
Actuellement, les bases foncières des impôts directs locaux
sont celles fi xées en 1970.
PROPOSITION N° 16: compenser intégralement la suppression
de la taxe professionnelle par un autre mode de taxation
de l’activité économique, fondée notamment sur les valeurs
Interkommunal-Verbände sollen sich zu einer Kommune mit Selbstverwaltungs-garantie zusammenschließen können.
Das Personal in Interkommunal-Verbänden soll um ein Drittel verringert werden.
Die Selbstverwaltungsgarantie für Me-tropolen, neue Gemeinden aus Inter-kommunalitäten und andere Gemeinden einführen sowie die Kompetenzen der De-partements und Regionen spezifi zieren.
Die Kompetenzen zwischen den Gebiets-körperschaften untereinander und zwi-schen diesen und dem Staat klären.
Es sollen alle Konsequenzen aus den De-zentralisierungsgesetzen gezogen wer-den. Alle unberechtigten Eingriffe des Staates in Entscheidungsbefugnisse der Gebietskörperschaften (Dekonzentration) sollen unverzüglich eingestellt werden.
In einer jährlichen Debatte im Parlament soll eine Zielsetzung der Entwicklung der lokalen öffentlichen Ausgaben defi niert werden.
Die Grundlagen der lokalen Steuern sollen überprüft werden und alle sechs Jahre ak-tualisiert werden. Die derzeitigen Grund-lagen stammen aus dem Jahr 1970.
Es wird gefordert die „Taxe Professi-onnelle“ abzuschaffen und durch eine andere Form der Steuer zu ersetzen.
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locatives foncières réévaluées et la valeur ajoutée des entre-
prises.
PROPOSITION N° 17: limiter les cumuls d’impôts sur une
même assiette d’imposition.
Quelque 39.000 entités distinctes disposent, en France,
de la capacité de lever l’impôt. Il en résulte une opacité du
système fi scal qui nuit à l’exercice de la démocratie locale.
PROPOSITION N° 18: créer, en 2014, une collectivité locale à
statut particulier, dénommée « Grand Paris » sur le terri-
toire de Paris et des départements de la Seine-Saint-Denis
du Val-de-Marne et des Hauts-de-Seine. Cette création se-
rait précédée d’une consultation associant les représentants
des collectivités locales intéressées, des partenaires sociaux
et des forces économiques.
PROPOSITION N° 19: modifi er certaines dispositions du mode
de scrutin actuel pour la désignation des membres de
l’Assemblée de Corse.
PROPOSITION N° 20: instaurer, dans les départements et régi-
ons d’outre-mer, une assemblée unique.
Les propositions n° 1, 2, 4, 5, 6, 7, 9, 10, 12, 13, 14, 15, 16,
17, 19 et 20 ont été adoptées à l’unanimité des membres du
Comité. Les proposition n° 3, n° 8 B, n° 11 et n° 18 ont été
adoptée par la majorité du Comité.
Steuerkumulierungen sollen zukünftig be-grenzt werden. In Frankreich können ca. 39.000 öffentliche Stellen über Steuern ent-scheiden. Daraus ergibt sich eine Undurch-sichtigkeit des fi skalischen Systems, das der Ausübung der lokalen Demokratie schadet.
Im Jahre 2014 soll eine kommunale Kör-perschaft mit besonderem Statut namens „Grand Paris“ auf dem Territorium von Paris und der Departements von Seine-Saint-Denis, Val-de-Marne und Hauts-de-Seine entstehen. Voraussetzung dafür ist, dass die betroffenen Gebietskörperschaften, die Sozialverbände und die Wirtschaft einverstanden sind.
Es sollen bestimmte Methoden bei der Wahl zum korsischen Parlament geändert werden.
In den Übersee-Regionen und Departe-ments soll ein einziges „Parlament“ ein-gerichtet werden.
Die Vorschläge n° 1, 2, 4, 5, 6, 7, 9, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 19 und 20 sind ein-stimmig von den Mitgliedern des Komitee angenommen worden. Die Vorschläge n° 3, n° 8B, n° 11 und n° 18 sind durch die Mehr-heit des Komitee angenommen worden.