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„Und wann der Schnee staubt, und wann die Sunn’ scheint, dann hob’ i ollas Glück in mir vereint.“ Tausendmal gehört – und trotzdem lässt sich die lustvolle Kombination aus Sonne, Schnee und Sport kaum treffender beschreiben als mit den Worten aus dem Ambros-Evergreen „Schifoan“. Die Vorzeichen für solche Glücksgefühle stehen derzeit besonders gut. Der nahende Frühling drängt die Winterkälte zurück; die Pisten zeigen sich Genuss-Skifahrern von ihrer schönsten Seite. Alles eitel Wonne also im weißen Paradies? Nicht ganz. Das Ski-Paradoxon. Der alpine Skilauf ist so etwas wie ein Nationalsport in der Alpenrepublik: omnipräsent in den Medien, nicht wegzudenken aus dem Selbstbild der Öster- reicher und Österreicherinnen. Das hat zum einen durchaus vernünftige Gründe, die sich beispielsweise mit der enormen Bedeutung des „weißen Goldes“ für die Tourismuswirtschaft erklären lassen. Zum anderen zeitigt es aber auch irrationale Phänomene – etwa wenn sich die emotionale Befindlichkeit der Ski-Nation allzu sehr an den (tatsächlichen oder aus- gebliebenen) Erfolgen der rot-weiß-roten Skiprofis ausrichtet. W AS GIPS NEUES AUF DER PISTE? Research Die größte Gefahr beim Skifahren ist das Nicht-Skifahren: Wer das ganze Jahr auf der Couch herumlümmelt, ist garantiert auch am Steilhang keine Schnee-Kanone. Mit Fitnesstraining und vernünftiger Ausrüstung lassen sich lästige Knochenbrüche vermeiden. Von Andreas Aichinger 20 In der Hauptsache wird jedoch oft vergessen, dass der Ski- sport für die überwiegende Mehrzahl der Österreicher vor allem eines ist: der genialste Freizeitsport der Welt. Das Para- doxe an der Sache: Trotz oder gerade wegen des medialen Überangebots ist das praktische Wissen rund um den Sport und seine gesundheitlichen Implikationen hierzulande eben- so oft Mangelware wie die Bereitschaft zu gewissenhafter Vorbereitung im Vorfeld der geplanten Pistengaudi. „Epidemie“ als Hauptgefahr. Die gute Nachricht zuerst: „Skifahren ist ein gesunder Sport.“ Und Josef Niebauer (1) , Leiter des Salzburger Universitätsinstituts für Sportmedizin, geht noch einen Schritt weiter. Seine im ersten Augenblick durchaus ungewöhnliche Botschaft auf eine einfache Formel gebracht: Das größte Gefahrenpotenzial beim Skifahren geht letztlich nicht von Unfällen, nicht von Verletzungen aus, son- dern vom Nicht-Skifahren. „Unser gesellschaftliches Problem ist nicht das Übertraining“, analysiert Niebauer messerscharf. „Auch nicht das Zuviel an Sport – sondern vielmehr der Bewegungsmangel in Zeiten der noch immer anhaltenden Epidemie der körperlichen Inaktivität.“ Fotos: Salzburger Land

Paracelsus März 2009 Teil 2

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Paracelsus März 2009 Teil 2

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Page 1: Paracelsus März 2009 Teil 2

„Und wann der Schnee staubt, und wann die Sunn’ scheint, dann hob’ i ollas Glück in mir vereint.“ Tausendmal gehört – und trotzdem lässt sich die lustvolle Kombination aus Sonne, Schnee und Sport kaum treffender beschreiben als mit den Worten aus dem Ambros-Evergreen „Schifoan“.

Die Vorzeichen für solche Glücksgefühle stehen derzeit besonders gut. Der nahende Frühling drängt die Winterkälte zurück; die Pisten zeigen sich Genuss-Skifahrern von ihrer schönsten Seite. Alles eitel Wonne also im weißen Paradies? Nicht ganz.

Das Ski-Paradoxon. Der alpine Skilauf ist so etwas wie ein Nationalsport in der Alpenrepublik: omnipräsent in den Medien, nicht wegzudenken aus dem Selbstbild der Öster-reicher und Österreicherinnen. Das hat zum einen durchaus vernünftige Gründe, die sich beispielsweise mit der enormen Bedeutung des „weißen Goldes“ für die Tourismuswirtschaft erklären lassen. Zum anderen zeitigt es aber auch irrationale Phänomene – etwa wenn sich die emotionale Befindlichkeit der Ski-Nation allzu sehr an den (tatsächlichen oder aus-gebliebenen) Erfolgen der rot-weiß-roten Skiprofis ausrichtet.

Was Gips Neues

auf der piste?

Research

Die größte Gefahr beim Skifahren ist das Nicht-Skifahren: Wer das ganze Jahr auf der Couch herumlümmelt, ist garantiert auch am Steilhang keine Schnee-Kanone. Mit Fitnesstraining und vernünftiger Ausrüstung lassen sich lästige Knochenbrüche vermeiden. Von Andreas Aichinger

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In der Hauptsache wird jedoch oft vergessen, dass der Ski-sport für die überwiegende Mehrzahl der Österreicher vor allem eines ist: der genialste Freizeitsport der Welt. Das Para-doxe an der Sache: Trotz oder gerade wegen des medialen Überangebots ist das praktische Wissen rund um den Sport und seine gesundheitlichen Implikationen hierzulande eben-so oft Mangelware wie die Bereitschaft zu gewissenhafter Vorbereitung im Vorfeld der geplanten Pistengaudi.

„Epidemie“ als Hauptgefahr. Die gute Nachricht zuerst: „Skifahren ist ein gesunder Sport.“ Und Josef Niebauer(1), Leiter des Salzburger Universitätsinstituts für Sportmedizin, geht noch einen Schritt weiter. Seine im ersten Augenblick durchaus ungewöhnliche Botschaft auf eine einfache Formel gebracht: Das größte Gefahrenpotenzial beim Skifahren geht letztlich nicht von Unfällen, nicht von Verletzungen aus, son-dern vom Nicht-Skifahren. „Unser gesellschaftliches Problem ist nicht das Übertraining“, analysiert Niebauer messerscharf. „Auch nicht das Zuviel an Sport – sondern vielmehr der Bewegungsmangel in Zeiten der noch immer anhaltenden Epidemie der körperlichen Inaktivität.“ Fo

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kommt, so ist man im Mittel im submaximalen – und somit dem empfehlenswerten – Bereich unterwegs.“

Aufwärmen halbiert Verletzungen. Ist der innere Schwei-nehund erst einmal besiegt und sind ein paar Tage für früh-lingshaften Genuss-Skilauf reserviert, stellt sich die Frage nach der richtigen Vorbereitung. Etwas Konditionstraining im Vorfeld etwa wäre mit Sicherheit kein Fehler, dasselbe gilt für einen möglicherweise seit langem aufgeschobenen Material- Check. Und dann wäre da noch ein Tipp, den eigentlich je-der kennt und den doch kaum jemand beherzigt: Aufwärm-übungen schützen nämlich wirklich vor Verletzungen. Das lässt sich auch belegen: Eine Studie des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) und des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck („Aufwärmen beim Skifahren“, 2007/2008) mit insgesamt 18 Skischulen kam zu eindeutigen Ergebnissen: Skischulen ohne spezielles Aufwärmprogramm hatten mehr als doppelt so viele verletzte Schüler (5,2 Verlet-zungen pro 1.000) zu beklagen als solche mit Aufwärmpro-gramm (2,5 Verletzungen pro 1.000). Übrigens: Aufwärmwil-lige finden unter www.oesv.at/breitensport/aufwaermen.html entsprechende Übungen.

Frauenpow[d]er. Die Innsbrucker zeichnen gemeinsam mit dem ÖSV auch für die Kampagne „Frauenpow[d]er – sicher am Ski“ verantwortlich, die speziell bei Frauen das Bewusst-sein um geschlechtsspezifische Risiken thematisiert. Hinter-grund: Frauen haben speziell im Kniebereich im Vergleich zu Männern ein nahezu doppelt so hohes Verletzungsrisiko. Die Erklärung der Experten: „Im alpinen Skilauf ist das weibliche Knie aufgrund anatomischer, neuromuskulärer und hormo-neller Dispositionen besonders verletzungsgefährdet.“ Zwar hätte die Einführung von Carvingskiern, komfortablen Ski-schuhen und Hightech-Bindungen die Gesamtzahl schwerer Skiverletzungen reduziert, die Anzahl der Knieverletzungen sei aber vor allem bei Frauen konstant hoch geblieben.

Auch jenseits dieser kaum im Bewusstsein der Skiläufe-rinnen verankerten Tatsache sind einige der Eckpunkte der letzten Österreichischen Skiunfallerhebung (2007/2008) durchaus bemerkenswert: Während Frauen in erster Linie vor Knieverletzungen auf der Hut sein sollten, sind bei Männern Verletzungen im Schulter-Kopf-Bereich häufiger. Der selbst verschuldete Einzelsturz ist mit 87 Prozent die weitaus häufigste Unfallursache, gefolgt von Personenkollisionen mit etwa zehn Prozent an zweiter Stelle. Und noch ein inte-ressanter Aspekt: Schenkt man der Studie Glauben, so ist die Zahl der abtransportier-

ten Verletzten seit der Einführung des Carvingskis um mehr als 20 Prozent zurückgegangen. Der Carvingski mit seiner reduzierten Länge und besseren Drehfreudigkeit hätte dem-

Klingt ernst, ist es auch. Das Gute daran: Gegen diese Epi-demie ist ein Kraut gewachsen, das in vielen Bewegungs-formen konsumiert werden kann. Wenn schon Fitnessstudio oder Jogging-Trails auf so manchen Couch-Potato nur be-grenzte Anziehungskraft ausüben, so liegt gerade darin eine Riesenchance für den Skisport. Dosierte Be-wegung in kristallklarer Luft, in herrliches Weiß getauchte und sonnenbeschienene Bergwel-ten – verlockender könnten die Rahmenbedin-gungen für sportliche Betätigung kaum sein.

Da ist es nur konsequent, dass Josef Nie-bauer die präventive Bedeutung des Sports unterstreicht: „Bei Gesunden – also als Pri-märprävention – ist Skifahren uneingeschränkt zu empfehlen. Es fordert und fördert Kraft, Koordination, Balance und Flexibilität.“ Auf-grund der frei wählbaren Pausen entstünde eine intervallartige Belastung, die bei gesunder Selbsteinschätzung gut vor Überlastungen schützt. Niebauer: „So wird das Herz-Kreislauf-System trainiert, ohne es zu überfordern. Auch wenn es zu Spitzen bei der Herzfrequenz

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Paracelsus Today

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„Eine gesetzliche

Maßnahme, die

das Helmtragen

zur Pflicht macht,

halten wir nicht für

zielführend.“

Peter Schröcksnadel (ÖSV)

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nach eine ähnlich positive Verbesserung mit sich gebracht wie seinerzeit die Einführung der Sicherheitsbindung.

„Seit Einführung der Carvingski-Systeme ist das Ver-letzungsrisiko tendenziell zurückgegangen“, freut sich auch Helmut Holzer, seines Zeichens Director Research & Deve-lopment bei der Atomic Austria GmbH. Aus der Sicht der Skiindustrie sind dafür ver-schiedene Faktoren ausschlaggebend: Zu-nächst hätten geometrische und mechani-sche Parameter wie die stärkere Taillierung oder veränderte Biege- und Torsionssteifig-keiten das Andrehen der Skier in die jeweils neue Fahrrichtung erleichtert, wodurch „das Skifahren wesentlich ökonomischer“ geworden sei, so Holzer. Der Gewinn: Er-müdung tritt später ein, der Fahrkomfort erhöht sich. Zudem hätte sich auch das Gesamtgewicht des Systems Ski-Bindung wesentlich reduziert. Und last but not least würde auch die Entwicklung im Skischuh-Bereich einen Beitrag zur Reduktion von Verletzungen leisten. Durch die Reduktion der Materialstei-figkeit im Außenbereich des Vorfußes würde eine Art Gelenk-Wirkung erzielt und so der Stress im unteren Sprunggelenk-bereich deutlich reduziert, so der Atomic-Experte.

Doch was für den Breitensport stimmen mag, muss für den Spitzensport noch lange nicht zutreffen: „Die Verletzun-gen sind schon mehr geworden, und sie sind auch schwe-rer geworden. Ich führe das schon auf das Material zurück“,

Research

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erzählt Herbert Resch(2), der nicht nur Rektor der Paracel-sus Universität und Vorstand der Universitätsklinik für Unfall-chirurgie und Sporttraumatologie, sondern immer wieder auch als Mannschaftsarzt des ÖSV bei Rennen im Einsatz ist. Resch: „Die Skier sind viel aggressiver geworden, sie grei-fen viel stärker, auch die Radien sind vielleicht ein bisschen zu

extrem.“ Dazu kämen extrem griffig präpa-rierte Pisten, und am Ende bliebe oftmals der Körper der Spitzensportler auf der Strecke. Resch: „Ich glaube, dass da ein Umdenken notwendig sein wird.“

Val d’Isère, extrem dichter Schneefall. Der Verletzte liegt mit schmerzverzerrtem Gesicht im Tiefschnee am Rand der Piste. „Das war ein ganz extremer Einsatz“, er-innert sich Resch an die Bergung von Stephan Eberharter im Jahr 2002. Sechs Jahre später im Steilhang der Streif in Kitz-bühel sind es nicht die extremen Wetter-bedingungen, die die Erstversorgung des im Training gestürzten Rennläufers Andreas

Buder so schwierig machen, sondern schlicht die extreme Steilheit des Hanges. Herbert Resch: „Man kann sich selbst kaum halten, soll aber den Verunfallten fachgerecht bergen. Man muss mit extremen Situationen zurechtkommen, muss das Bein schonend halten, obwohl man selbst kaum stehen kann.“

Erfahrungen wie diese waren es, die Resch auf die Idee zum Kurs „Notfallmedizin für Ärzte des Österreichischen Ski-verbandes“ im Simulationszentrum der Paracelsus Universität

„Unser gesellschaftliches

Problem ist nicht das

Übertraining, auch nicht

das Zuviel an Sport –

sondern der Bewegungs-

mangel in Zeiten der

anhaltenden Epidemie der

körperlichen Inaktivität.“

Josef Niebauer

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gebracht haben. Im vergangenen November war es so weit: 21 ÖSV-Ärzte kamen nach Salzburg, um am Hightech-Pati-entensimulator „iStan“ die in typischen Notfällen notwendigen Abläufe zu trainieren. Gerade unter Extrembedingungen („Die Piste ist eisig, es ist sehr kalt, das Gelände steil, und alles findet unter der Beobachtung von Zuschauern und Fernseh-kameras statt“) sei es wichtig, dass die richtigen Handgriffe im Fall des Falles automatisiert abrufbar seien, so Resch. Hans Pum, Toni Giger und Co. sollen sehr angetan gewesen sein.

Mehr als 50.000 Unfälle waren laut Kuratorium für Ver-kehrssicherheit (KfV) im Jahr 2007 auf Österreichs Skipisten zu verzeichnen; für die laufende Saison wird mit 55.000 Unfäl-len gerechnet. Den Löwenanteil stellt dabei nach wie vor der alpine Skilauf, der damit auch die Sportunfall-Statistik – noch vor Fußball – anführt. Die Ursachen sind bekannt: Selbstüber-schätzung, Unaufmerksamkeit, überhöhte Geschwindigkeit. Tragische Beispiele belegen leider laufend: (Too much) speed kills. Wer sich bewusst macht, dass ein Zusammenstoß mit durchaus realistischen 50 Stundenkilometern einem Sturz aus zehn Meter Höhe entspricht, wird wohl auch auf einen Helm nicht mehr verzichten wollen. Immerhin besteht ohne

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Die zehn Verhaltensregeln der FIS:

1. Rücksichtnahme auf die anderen Skifahrer und SnowboarderJeder Skifahrer und Snowboarder muss sich so verhalten, dass er keinen anderen gefährdet oder schädigt.2. Beherrschung der Geschwindigkeit und der FahrweiseJeder Skifahrer und Snowboarder muss auf Sicht fahren. Er muss seine Geschwindigkeit und seine Fahrweise seinem Können und den Gelände-, Schnee- und Witterungsverhält-nissen sowie der Verkehrsdichte anpassen.3. Wahl der Fahrspur Der von hinten kommende Skifahrer und Snowboarder muss seine Fahrspur so wählen, dass er vor ihm fahrende Skifahrer und Snowboarder nicht gefährdet.4. Überholen Überholt werden darf von oben oder unten, von rechts oder von links, aber immer nur mit einem Ab-stand, der dem überholten Skifahrer oder Snowboarder für alle seine Bewegungen genügend Raum lässt.5. Einfahren, Anfahren und hangaufwärts FahrenJeder Skifahrer und Snowboarder, der in eine Abfahrt ein-fahren, nach einem Halt wieder anfahren oder hangaufwärts schwingen oder fahren will, muss sich nach oben und unten vergewissern, dass er dies ohne Gefahr für sich und andere tun kann.6. Anhalten Jeder Skifahrer und Snowboarder muss es vermeiden, sich ohne Not an engen oder unübersichtlichen Stellen einer Abfahrt aufzuhalten. Ein gestürzter Skifahrer oder Snowboarder muss eine solche Stelle so schnell wie möglich frei machen.7. Aufstieg und Abstieg Ein Skifahrer oder Snowboarder, der aufsteigt oder zu Fuß absteigt, muss den Rand der Abfahrt benutzen.8. Beachten der Zeichen Jeder Skifahrer und Snowboarder muss die Markierung und die Signalisation beachten.9. Hilfeleistung Bei Unfällen ist jeder Skifahrer und Snowboarder zur Hilfeleistung verpflichtet.10. Ausweispflicht Jeder Skifahrer und Snowboarder, ob Zeuge oder Beteiligter, ob verantwortlich oder nicht, muss im Falle eines Unfalls seine Personalien angeben.

10 Gebote

Mit „iStan“ im Simulationscenter: Die Ärzte des Skiverban-des trainieren am künstlichen Patienten für den Ernstfall.

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Research

Kopfschutz ein fast dreifach erhöhtes Risiko einer Verletzung im Kopfbereich. Bemerkenswert: Laut KfV nutzen bereits sechs von zehn Pistenbenutzern einen Helm.

Auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel gehört zu den Befürwortern. Die Helmpflicht lehnt er aber ab: „Eine gesetz-liche Maßnahme, die das Helmtragen verpflichtend vorsieht, halten wir nicht für zielführend. Der Skisport ist seit jeher mit dem Gefühl von Freiheit ver-bunden und sollte nicht in ein Korsett von gesetzlichen Vorschriften gezwängt werden.“ Und weiter: „Polizei, Strafen und Sanktionen dürfen nicht mit dem Schneesport in Verbin-dung gebracht werden. Grundsätzlich emp-fehlen wir allen Schneesportlern das Tragen eines Helms.“ Auch der KfV schreibt allen Pistenbenützern ins Stammbuch: „Wer seine Fähigkeiten überschätzt und trotz mangeln-den Könnens zu hohe Leistungsansprüche an sich selbst stellt, erhöht sein Verletzungsrisiko deutlich.“ Es gibt aber natürlich noch eine andere Möglichkeit, um seiner Gesundheit – bei deutlich geringerem Verletzungs-risiko – in freier Natur etwas Gutes zu tun: den Skilanglauf.

Eine Herzens-Angelegenheit. „Wenn man Skilanglauf mit dem alpinen Skilauf vergleicht, ist das so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen“, sagt Josef Niebauer. „Beide Sportarten sind prinzipiell gesund, doch handelt es sich bei der einen um eine klassische Ausdauersportart, bei der an-deren aber um eine Art Intervalltraining.“ Herzpatienten wür-de daher im Allgemeinen der Langlauf empfohlen. Doch der erst kürzlich von der „American Association of Cardiovascu-lar and Pulmonary Rehabilitation“ ausgezeichnete Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Sportmedizin geht noch weiter: „Bei gut untersuchten und medikamentös gut einge-

stellten Herzpatienten spricht in der Regel nicht nur nichts gegen, sondern oft sehr viel für das Ausüben des alpinen Skisports.“ Herzpatienten sollten zwar ein Belastungs-EKG machen lassen, um Aufschlüsse über eine mögliche Mangel-durchblutung des Herzens oder Rhythmusstörungen zu ge-winnen – dann aber spreche auch für sie nichts gegen diese

„tolle Art der sportlichen Bewegung“.

Keine Ausreden. Auch diese für Nicht-Ex-perten möglicherweise überraschende Emp-fehlung zeigt vor allem eines: Der wichtigste Kampf wird auch dieses Frühjahr der gegen den „inneren Schweinehund“ der Inaktivität sein. Ausreden, die auf die verbleibende Ver-letzungsgefahr abzielen, lässt Niebauer nicht gelten. Das Rest-Unfallrisiko „bewegt sich in einer Größenordnung, die wir in vielen anderen Lebensbereichen zu tragen bereit sind, und das, obwohl wir uns dabei nicht einmal in der

herrlichen Natur aufhalten“. Wer sich dennoch weiterhin vor dem Verletzungsteufel fürchtet, dem gibt Niebauer folgenden Rat: „Vorbeugen kann man hier durch eine insgesamt gute körperliche Fitness, aufgewärmte Muskulatur und einen an-gemessenen Fahrstil.“ Kommen dazu noch Hirn, Helm und Höhensonne, so steht dem königlichen Vergnügen in früh-lingshaft-zauberhaften Bergwelten eigentlich nichts mehr im Wege. Und dann bleibt nicht nur der Ski heil. -

(1) Prim. Univ.-Prof. DDr. Josef Niebauer ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Sportmedizin und Vorstand des Universitätsinstituts für präventive und rehabilitative Sportmedizin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg/Institut für Sportmedizin des Landes Salzburg.(2) Prim. Univ.-Prof. Dr. Herbert Resch ist Rektor der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität und Vorstand der Universitätsklinik für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie in Salzburg.

„Bei Gesunden ist

Skifahren uneinge-

schränkt zu empfeh-

len. Es fördert Kraft,

Koordination, Balan-

ce und Flexibilität.“

Josef Niebauer

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Bei Sonnenuntergang um 16.39 Uhr ist es so weit: Erst-mals bricht am 8. November 2008 auch in Salzburg eine „Lan-ge Nacht der Forschung“ an. Im Hauptgebäude der Paracel-sus Medizinischen Privatuniversität sind es vier verschiedene Themenstopps rund um den menschlichen Bewegungs- apparat („Bewegung – Gelenke – Knochen – Knorpel“), die Besucher anlocken. Was passiert bei einer Arthroskopie? Wie können Forscher auf Basis neuester bildgebender Verfahren virtuelle Einblicke in das Innere von Gelenken nehmen? Was steckt hinter Erkrankungen wie Arthrose und Osteoporose? Wie stellt sich der Mikrokosmos von Knorpel-, Knochen- und Sehnenzellen dar – und wie kann das Innenleben dieser Zel-len durch Farbstoffe besser sichtbar gemacht werden?

Beste Salzburger Forschungsstation. Die Mühe um eine möglichst anschauliche und spannende Beantwortung dieser Fragen hat sich gelohnt. Die Paracelsus Universität, die in dieser Nacht gemeinsam mit dem Universitätsklinikum für drei Stationen verantwortlich zeichnen durfte, konnte am Ende trotz starker Konkurrenz die Publikumswahl zur besten Salzburger Forschungsstation für sich entscheiden. Insider wissen: Federführend in Sachen „Lange Nacht der For-schung“ war das Institut für Anatomie und muskuloskelettale Forschung. Institutsvorstand Felix Eckstein(1) gibt sich den-

Der eckstein Des erfolgs

Research

Bahnbrechende Forschung, Studienaufträge von amerikanischen Behörden, profitableOperationskurse: Das Institut für Anatomie und muskuloskelettale Forschung ist ein gut

gehendes Unternehmen innerhalb der Paracelsus Universität. Von Andreas Aichinger

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noch bescheiden: „Wir wollten einfach darstellen und erklä-ren, wie man moderne Anatomie betreibt.“

Bildanalysen, Blutgefäße, Biomechanik. Tatsache ist: Das Anatomie-Institut kann auf einigen Teilgebieten mit ex-zellenten, auch international anerkannten Forschungsleis-tungen aufwarten. So werden beispielsweise strukturelle Veränderungen der Gelenke von den Forschern des Insti-tuts auf Basis quantitativer Analysen von Magnetresonanz-tomografischen Bilddaten untersucht. Dabei kommen neue Bildanalyse-Verfahren zum Einsatz, die in der Arbeitsgruppe entwickelt werden und die es ermöglichen, den Gelenkknor-pel und andere Gewebe dreidimensional am Lebenden zu untersuchen. Daten für Knorpelvolumen, Gelenkflächengrö-ße und -krümmung oder Knorpeldicke geben zum Beispiel Aufschluss über das Deformationsverhalten des Gelenkknor-pels bei körperlichen Aktivitäten sowie seine Anpassung an mechanische Beanspruchung, etwa beim Sport.

Die Entstehung von Blutgefäßen in der Embryonalzeit wie-derum wird im „Tissue Dynamics Lab“ des Instituts unter-sucht. Dabei werden Computersimulationen von Gefäßsyste-men eingesetzt, um den Forschern Erkenntnisse über deren Entwicklung zu liefern. Auch der Forschungsschwerpunkt „Muskuloskelettale Krankheiten, Biomechanik und Sport-

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„Generell ist es schwierig, ein Institut voll zu refinanzieren“, weiß Felix Eckstein. Und doch ist es ihm durch institutseigene Aktivitäten praktisch gelungen – ein be-achtlicher Erfolg, der allerdings auch großer Anstrengungen bedarf. So sei es etwa nö-tig, über den „traditionellen Tellerrand eines Universitätsinstituts“ hinauszuschauen und sich aktiv nach Finanzierungsquellen umzu-sehen, erzählt Eckstein. Das Erfolgsrezept sei, „dass man sich unternehmerisch po-sitioniert, sich keinesfalls als Behörde ver-steht, sondern vielmehr als Unternehmen in der Universität“. Nachsatz: „So versuche auch ich, das Institut zu betreiben.“

Vor allem zwei Einnahmequellen sind es, die den Erfolg des „Unternehmens“ Ana-tomie-Institut sicherstellen: Da wären zu-nächst die zahlreichen Forschungsaufträ-ge zu nennen, die bare Münze wert sind. Konkret: „Unsere Forschungsaktivitäten können wir zu 100 Prozent aus Grants und Subcontracts von Grants finanzie-

ren.“ Etwa die Hälfte der Forschungseinnahmen stammt aus der pharmazeutischen Industrie, die andere Hälfte besteht aus staatlichen Förderungen und ist vor allem dem National Institute of Health in den USA zu verdanken. Eckstein: „Wir wirken als Kooperationspartner in großen amerikanischen Studien mit, übernehmen etwa die Datenverarbeitung für diese Studien und sind so mit von der Partie.“

medizin“ der Paracelsus Universität wird vom Institut koordiniert – mit rund 100 Teilnehmern von Universitäten, Fachhochschulen, Kliniken und Industrieunternehmen im Raum Salzburg, Oberösterreich und Bayern.

Ein regelrechter Fixstern am Himmel der Lehre ist das Institut an der Paracelsus Uni-versität. Während der ersten zwei Studien-jahre dreht sich das universitäre Leben der angehenden MedizinerInnen äußerst intensiv um die Lehrveranstaltungen von Felix Eckstein und seinem Team. Das Angebot reicht von der Vorlesung „Allgemeine Anatomie, Mecha-nik und Wirbelsäule“ über den „Integrierten Kurs Organsysteme“ bis hin zu „Präparierkurs, Übung und Schnittbildanatomie“ – überaus wesentliche Bestandteile des Curriculums.

Das grundlegende Ziel der anatomischen Lehre ist dabei als „Vermittlung der systema-tischen, topographischen und funktionellen Anatomie der menschlichen Organsysteme“ definiert – samt Aneignung der lateinischen, deutschen und englischen Nomenklatur. Zudem sollen die Lehrveranstaltungen das Verständnis, aber auch die Begeis-terung für die Funktionsweise des menschlichen Körpers unter morphologischen Gesichtspunkten wecken. Dazu kommen naturgemäß noch die klinisch relevanten Aspekte der menschlichen Anatomie. Bleibt die Frage: Wie werden Lehre und Forschung eigentlich finanziert?

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Paracelsus Today

„Man darf sich

keinesfalls als Behörde

verstehen, sondern

vielmehr als Unterneh-

men in der Universität.“

Felix Eckstein

Jeder Student der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität macht mit ihm Bekanntschaft: Felix Eckstein leitet dasInstitut für Anatomie und muskuloskelettale Forschung – und schafft es immer, Begeisterung für sein Fach zu wecken.

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Research

Erfolgsgeschichte OP-Kurse. Und woher stammen die Mittel für die anderen Aktivitäten? Felix Eckstein hat einen innovativen Weg gefunden, um mit dem Know-how seines Instituts beachtliche Beträge zu lukrieren: „Unsere zweite Einnahmequelle ist, dass wir in der Anatomie Operationskur-se anbieten.“ Bereits seit 2005 stellt das Institut Ärzten und Medizinprodukt-Firmen eine Plattform für die Organisation professioneller Anschauungs- und Operationskurse zur Ver-fügung. Die Nachfrage steigt permanent: Wurden 2006 etwa 60 Kurstage angeboten, so waren es 2008 bereits 160 – Ten-denz steigend. Auch der Stadt Salzburg beschert Eckstein so rund 6.000 zusätzliche Übernachtungen pro Jahr.

Die Ausrüstung für die beliebten OP-Kurse ist top: Das Institut verfügt über zwei hochmoderne Präpariersäle mit Kli-maanlage und effizienten Lüftungssystemen, ausgestattet mit röntgendurchlässigen, absaugbaren Präpariertischen, ver-stellbaren OP-Tischen sowie Instrumenten-Beistelltischen. Drei Durchleuchtungs-(C-Bogen-)Systeme gehören ebenso zur Ausstattung wie OP-Leuchte und Videokamera für den Master-Table sowie audiovisuelles Equipment samt Beamer, etwa für Übertragungen von PC, Videokamera oder Arthro- respektive Endoskopien. Das Kursangebot selbst reicht von exakter Bedarfsplanung und individueller Kursgestaltung bis hin zu Seminarraum-Bestückung auf Konferenzniveau und Rundum-Catering. Die Rechnung ist längst aufgegangen: Kooperationen mit 20 Partnern – darunter zwölf international agierende Top-Medizinproduktfirmen – sprechen für sich.

Die Motivation für diese Kurse ist breit gestreut. Wissen-schaftliche Gesellschaften wollen die Möglichkeit anbieten, zu präparieren. Ärzte wollen sich weiterbilden. Und vor allem Firmen möchten Ärzte an ihren (oft neuen) Produkten oder Techniken trainieren und schulen. Dabei kann es etwa um

das Einbringen und richtige Platzieren des neuen Osteosyn-these-Materials von Synthes gehen – oder um Arthroskopien und arthroskopische Operationen. Ein besonders wichtiger Kursinhalt sei auch die Kyphoplastie, verrät Felix Eckstein. Das heißt: Bei einer Wirbelkörperfraktur wird ein Ballonkathe-ter eingeführt, aufgeblasen, dadurch der Wirbel wieder auf-gerichtet und der Hohlraum schließlich mit Knochenzement gefüllt und abgestützt.

Wachstum & Werbetrommel. Angesichts solch faszinie-render Trainingsmöglichkeiten und der hervorragenden Re-sonanz ist auch eine künftige Ausweitung des Kurswesens ein Thema. Gemeinsam mit einem neuen Mitarbeiter denkt der Institutsvorstand daran, anatomische Schulungen von Firmenmitarbeitern noch weiter zu individualisieren – bis hin zur maßgeschneiderten Kursdauer. Ein weiteres Ziel ist der Aufbau eines eigenen Körperspenderwesens in Salzburg, das die Verfügbarkeit von Präparaten sicherstellen würde. Ein vorläufiges Vermächtnissystem samt entsprechenden Unter-lagen gibt es übrigens bereits. Man kann sich also schon heute der Anatomie Salzburg vermachen …

Irgendwann hätte Eckstein auch gern ein neues, bau-lich optimiertes OP-Kurszentrum. Der Erfolg gibt ihm heute schon recht. „Das spezielle Leistungsangebot unseres Insti-tuts beruht auf einer sehr hochwertigen technischen Ausstat-tung unserer Kursräume auf Operationssaal-Niveau und auf einem partnerschaftlichen, serviceorientierten Angebot und Umgang mit unseren Kunden“, sagt der Institutsvorstand. Die Werbetrommel muss der geborene Freiburger da nicht mehr allzu laut rühren: „Wir haben derzeit eher das Problem, die vielen Anfragen überhaupt abzudecken.“ –

Operationskurse in der Anatomie: Hier können sich Ärzte weiterbilden – und Medizinfirmen ihre Geräte vorstellen.

(1) Univ.-Prof. Dr. Felix Eckstein ist Vorstand des Instituts für Anatomie und mus-kuloskelettale Forschung der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität.

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Die Drei von Der Denkstelle

Education

Sie sind die erste Adresse für Studierende und solche, die es werden wollen – dieMitarbeiterinnen des Dekanats für studentische Angelegenheiten. Von Ilse Spadlinek

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Es ist hell und einladend, offen nach (fast) allen Seiten, mit gläsernen Wänden und Blick auf den Campus: Das Büro des Dekanats für studentische Angelegenheiten im Erdgeschoß der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität lässt schon räumlich keine Schwellenangst aufkommen. Das entspricht auch ganz dem Leitbild der Abteilung: Beratungs- und Anlaufstelle für die StudienbewerberInnen zu sein – und für alle Fragen, Wünsche, Beschwerden und Probleme der 206 Studierenden der Hu-manmedizin, dazu auch der 12 Ph.D-Stu-dierenden und 32 Pflegewissenschaftler.

Derzeit herrscht im Dekanat so etwas wie „Ruhe vor dem Sturm“. Es ist die Zeit der einlaufenden Bewerbungen für das neue Studienjahr. Bis 16. April kann man sich anmelden. Durchschnittlich 500 bis 600 Bewerbungen sind es jährlich; 120 werden zunächst aus-gewählt, nur die 42 besten KandidatInnen werden schließ-lich aufgenommen. Administration und Durchführung des dreistufigen Aufnahmeverfahrens (Bewerbung, schriftlicher Test, Interview) liegen ebenfalls beim studentischen De-kanat. Später wird ununterbrochen das Telefon klingeln, weil Bewerber und Eltern Fragen haben, werden dutzende persönliche Gespräche zu führen und unzählige E-Mails zu

beantworten sein. Da sind starke Nerven gefragt – und Fingerspitzengefühl beim Trösten derjenigen, die es nicht geschafft haben.

Sie haben beides, die Assistentinnen im studen-tischen Dekanat Margit Kalteis und Eva Nieder-reiter. Für Margit Kalteis, die bereits seit 2002 im Team ist und sich selbst als „Urgestein“ im Uni-versitätsgefüge bezeichnet, ist es die sechste Stu-dierendengeneration, die sie nun schon betreut. Eva Niederreiter ist nicht ganz so lange mit dabei, aber lang genug, um zu wissen, wo die studenti-schen Knackpunkte im Lehr- und Lernplan – und manchmal auch außerhalb der Uni – liegen. „Wir verwöhnen unsere Studentinnen und Studenten schon sehr“, meint sie. „Als ich meine Arbeit hier begonnen habe, war mir nicht klar, wie ernst der Service-Charakter an dieser Uni genommen wird.“

Zum Full Service gehören die Hilfestellung bei Stipendien und Versicherungen, die Erledigung von Korrespondenz und viel Organisatorisches – vor allem die Zuteilungen im 5. Studienjahr. Aber auch Mentorensystem, Prüfungs-wesen und Zeugnisausstellung sind Teil der täglichen

Arbeit.

Aber auch Hilfestellung anderer Art wird geboten. „Das Studium an unserer Uni ver-langt den Studierenden sowohl zeitlich als auch intellektuell sehr viel ab“, sagt Margit Kalteis. „Ich sehe ja, wie jung sie oft noch sind und welche hohen Ansprüche sie an sich sel-ber und an die Uni stellen. Da sehe ich auch, dass sie Hilfe brauchen, um das bewältigen zu können – und sie nehmen diese Hilfe auch gerne an.“

Als „Mutter der Studenten“, wie sie manchmal bezeich-net wird, sieht sich Margit Kalteis aber nicht – obwohl erzie-herische Fähigkeiten ab und zu durchaus gefragt sind: „Mir ist wichtig, dass sie bei uns lernen – falls sie es nicht schon können – nicht zu verallgemeinern, sondern ihre Kritik prä-zise und sachlich anzubringen, weil Probleme nur so ge-löst werden können. Man muss bei Konflikten die Emotio-nen rausnehmen und auf einer sachlichen Ebene bleiben.

„Sturm und Drang

dürfen sein, aber die

Uni als Sündenbock

für alles – das

akzeptiere ich nicht.“

Margit Kalteis

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Page 12: Paracelsus März 2009 Teil 2

Sturm und Drang dürfen sein, aber die Uni als Sündenbock für alles herzunehmen, das akzeptiere ich nicht.“

Dass Kritik prinzipiell ernst genommen wird und die Stu-dierenden an der Paracelsus Universität ihren Professoren stets „auf Augenhöhe“ begegnen können, dafür bürgt auch die neue Dekanin Rosemarie Forstner. Die habilitierte Ra-diologin hat mit 1.1.2009 die Leitung des studentischen Dekanats von Monika Killer übernommen. „Meine Vorgän-gerin hat diesen Bereich mit großer Sorgfalt und Gewissen-haftigkeit entwickelt, ich muss also nicht bei null anfangen“, betont Rosemarie Forstner. „Es gibt ja an dieser Universität ein besonders gutes Instrument, was Kritik betrifft, nämlich die Evaluierung von Lehrveranstaltungen. Wir arbeiten ge-rade daran, hier noch schneller eingreifen zu können, falls etwas schiefläuft.“

Die neue Dekanin will sich bei ihrer Tätigkeit besonders der individuellen Förderung der angehenden MedizinerInnen widmen: „Es geht darum, so etwas wie eine Karriereplanung für jeden Einzelnen zu entwickeln. Wenn die jungen Leute zu uns kommen, haben sie oft sehr vage Vorstellungen vom Arztberuf. Im Lauf des Studiums ist es daher sehr wichtig, die eigenen Talente abzuschätzen, draufzukommen, was man später machen möchte: Wähle ich die Allgemeinmedi-zin, möchte ich ein postgraduelles Studium beginnen, will ich in die Wissenschaft … es gibt ja so viele Möglichkeiten!

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Paracelsus Today

Hier wollen wir versuchen, die Studierenden noch besser zu unterstützen.“

Ein besonderes Potenzial sieht Rosemarie Forstner auch im Mentorensystem, das sie weiter ausbauen möchte. Die positiven Erfahrungen, die sie selbst als Mentorin von drei Studierenden der Paracelsus Universität gemacht hat, sei-en mit ein Grund gewesen, die Position zu übernehmen, betont sie. Auf die Frage nach der Doppelbelastung als Dekanin einerseits und Ärztin im Spital andererseits meint Rosemarie Forstner: „Ich bin eine begeisterte Radiologin und leidenschaftliche Krankenhausärztin. Ich habe mir halt vorgenommen, meine Arbeit noch besser zu struk-turieren und noch mehr in der Freizeit zu machen.“ Und ihre persönlichen Tipps für die Zeit des Studiums an der Paracelsus Universität? „Überzeugt sein, es zu schaffen“, antwortet Rosemarie Forstner. „Sehr konsequent sein und einen groben Plan entwickeln, wie es weitergehen soll. Alle Möglichkeiten nützen, die es gibt, vor allem die Aus-landsaufenthalte im Forschungstrimester. Und sich als Frau niemals den männlichen Kollegen unterlegen fühlen, in die-sem schönsten Beruf, den es gibt!“ –

Begleiterinnen auf dem Weg zum „schönsten Beruf der Welt“: Univ.-Doz. Dr. Rosemarie Forstner mit ihren Assisten-tinnen Margit Kalteis und Eva Niederreiter (von li. nach re.).

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„Man hat mir gesagt, dass jede Gleichung im Buch die Verkaufszahlen halbiert.“ Dass der britische Astrophysiker Stephen Hawking in seinem Klassiker „Eine kurze Geschichte der Zeit“ am Ende tatsächlich mit einer einzigen Gleichung (nämlich E = mc2) das Auslangen fand, mar-kierte Ende der 80er-Jahre ein Umdenken bei der Vermittlung komplexer wissenschaftlicher Zusammenhänge. Hawkings flapsig-flotte, bildhafte und erfrischende Wortbilder (man erinnere sich an die drohende „Spaghettifizie-rung“ eines fiktiven Astronauten, der einem Schwarzen Loch zu nahe kommt) eröffneten vielen gefesselten Lesern einen Zugang zu im Prinzip schwer verdaulicher Kost.

Markus Hengstschläger ist auf seine Art so etwas wie ein Musterschüler des berühmten Briten. Einer breiten Öffentlichkeit als Moderator der ORF-Ö1-Wissen-schaftssendung „Radiodoktor – Medizin und Gesundheit“

Alt werden nur die Anderen

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Heute sterben nicht einmal mehr die Guten jung. Ein Genetiker macht sich mit seinem Buch „Endlich unendlich“ auf die Suche nach dem ewigen Leben. Von Andreas Aichinger

bekannt, schafft es der gebürtige Oberösterreicher in sei-nem neuen Buch „Endlich unendlich. Und wie alt wollen Sie werden?“ fast mühelos, auch Laien seines Fachs zu fesseln und mit genetischen Fragestellungen vertraut zu machen. Mit

vielen Sprachbildern, zahlreichen humorvollen Anmerkungen („Darüber wollen Sie jetzt aber mehr hören – das habe ich mir gedacht.“) und durchdachter Gliederung weiß Hengstschlä-ger, der an der Medizinischen Universität Wien Grundlagenforschung auf den Gebieten der Zelldifferenzierung, der Zellteilung und des pro-grammierten Zelltodes betreibt, zu begeistern.

Genetik-Greenhorns werden hier ebenso Stoff zum Nachdenken finden wie naturwis-senschaftlich vorgebildete Leser. Selbst wis-

senschaftlich tätigen Nachwuchsforschern würde ein Stück-chen der Hengstschläger’schen Dramaturgie-DNA durchaus gut anstehen. (Nämlich spätestens dann, Fo

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„Die Zukunftsmusik

wird immer lauter –

und es gibt

schon einige, die

dazu tanzen.“

Markus Hengstschläger

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Wir sehen uns wieder...

Unser Edelguss wird ausschliesslich bei Vollmond gebraut. Derzeit exklusiv im Gasthaus Schützenwirt erhältlich.

Dorf 96, 5412 St. Jakob am Thurn, Tel.: 0662 / 632020-20www.gasthaus-schuetzenwirt.at

Page 15: Paracelsus März 2009 Teil 2

Update

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Es biegt fast in die Zielgerade ein – das Gesundheits-förderungs- und Präventionsprojekt „Gesundes Salzburg 2010“, das im Herbst 2006 startete und bis Frühjahr 2010 laufen soll. Knapp 100 Aktivitäten wurden in den vergan-genen Monaten und Jahren in den zehn teilnehmenden Pro-jektgemeinden veranstaltet. Das Programm ist ambitioniert, da es Vorträge, Workshops, Bewegungs-, Entspannungs- und Gesundheitstage, Familienwandertage, Kochkurse, die Gründung von Wohlfühlgruppen und vieles mehr umfasst. Die Ziele sind klar abgesteckt: Bewusstseinsbildung in den Themenfeldern Bewegung, Ernährung, Entspannung, Nicht-rauchen und Reduktion des Bauchumfangs, eine Änderung des Lebensstils in den Gemeinden sowie die Steigerung der Vorsorgeuntersuchungsraten. Die Paracelsus Medizinische

Ein Land ErhoLt sich

Fünf Tipps für einen gesünderen Lebensstil:Mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche!2-mal täglich eine Portion Obst, 3-mal täglich eine Portion Gemüse!NichtraucherIn werden oder NichtraucherIn bleiben!Mindestens 15 Minuten Entspannung täglich!Weniger Bauchumfang bedeutet mehr Gesundheit!

ganz einfach

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wenn es gilt, Medienöffentlichkeit und finanzielle Mittel zu mobilisieren.) Zugegeben: Das Buch ist thematisch eine sichere Bank. Wer würde nicht gerne im legen-

dären Jungbrunnen baden, nach dem der spanische Adelige Juan Ponce de León einst ebenso gesucht hat wie dutzende vor und nach ihm? Oder bei guter Gesundheit seinen Lebens-faden verlängert sehen? Eben. Immerhin: Während die durch-schnittliche Lebenserwartung im alten Rom bei gerade einmal 22 Jahren gelegen habe, bestehe heute für in Mitteleuropa geborene Kinder eine satte Eins-zu-eins-Chance, 100 Jahre alt zu werden, verspricht Hengstschläger.

Es ist das Verdienst des Autors, den Leser immer wieder daran zu erinnern, dass der Mensch „ein Produkt des Wech-selspiels aus Genetik und Umwelt“ ist. Immerhin soll es Zeit-genossen geben, deren Weltbild in dieser Hinsicht deutliche Schlagseite aufweist. Hengstschlägers Warnung gleich im Vorwort ist also nur konsequent: „All das wird nur zum ge-wünschten Ziel führen, wenn der Einzelne entscheidend dazu beiträgt. Nicht zu rauchen, mäßiger Alkoholkonsum, eine moderate körperliche Ertüchtigung, Gedanken zum Schlaf- und Biorhythmus und die richtige Ernährung …“ Was folgt, ist ein faszinierender Blick auf bereits verstandene Mechanis-men des Alterns und die allenfalls zukünftigen Möglichkeiten, es zu verlangsamen. Da wäre zum Beispiel die Sache mit dem so genannten Hayflick-Limit, wonach die Anzahl mög-

licher Zellteilungen begrenzt ist. Was zwar einerseits die Lebensspanne einer Zelle de-terminiert, aber andererseits auch als Schutzmechanismus gegen Entartung und Tumor-entstehung wesentlich ist.

Die Hydra, ein Süßwasser-polyp, wirft wiederum ein hel-les Schlaglicht auf die faszinie-rende Welt der Stammzellen. Fast schon aufregend ist es auch, von „induzierten pluripo-tenten Stammzellen“ zu lesen. Hengstschläger: „Diese Art der Reprogrammierung bereits ausdifferenzierter Zellen scheint aber an die Tür zur Unendlich-keit zumindest ein wenig an-zuklopfen.“ Faszinierend auch die Idee, einmal Stammzellen mithilfe von Nanopartikeln ge-zielt an ihren therapeutischen

Einsatzort im Körper zu bringen. Der Autor: „Das ist sicher noch Zukunftsmusik. Andererseits wird diese Musik immer lauter, und es gibt schon einige, die dazu tanzen.“ –

Zum Weiterlesen:Markus Hengstschläger

Endlich unendlich.Und wie alt wollen

Sie werden?Ecowin Verlag

Salzburg 2008, 192 Seiten19,95 Euro

ISBN 978-3-902404-62-6

Buchtipp

Das Projekt „Gesundes Salzburg 2010“ sucht die gesündeste Gemeinde im

ganzen Bundesland. Daran könnten sich andere ein Beispiel nehmen – bis nach

Wien. Von Thomas Klemm

Ein Land ErhoLt sich

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Page 16: Paracelsus März 2009 Teil 2

EIN LAND ERHOLT SICHPrivatuniversität Salzburg unterstützt das Projekt nicht nur mit dem nötigen medizinischen Know-how, sondern auch mit Manpower.

Prävention hilft. Nach wie vor sind kardiovaskuläre Er-krankungen (Herzinfarkt und Schlaganfall) weltweit und auch in Österreich Todesursache Nummer eins. Etwa die Hälfte aller Menschen verstirbt an den Folgen dieser Er-krankungen. Und viele verlieren dadurch frühzeitig einen wesentlichen Teil ihrer Lebensqualität, sagt der medizini-sche Projektleiter Bernhard Paulweber.

Selbstbestimmung, Selbstverantwortung. Die Initiative „Gesundes Salzburg 2010“ soll Männer und Frauen motivie-ren und bestärken, ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit sowie mehr Selbstverantwortung zu er-langen – vor allem, was Herzinfarkt- und Schlaganfall- Risiken betrifft. Das ambitionierte und weitsichtige Projekt zielt auf die Verhältnisse ebenso wie auf das Verhalten ab. Die Verhältnis-se sind die Umgebung und die Infrastruktur in den Gemein-den; das Verhalten umfasst die Ernährung und die Bewegung jedes Einzelnen. Beides beeinfl usst einander ständig, und sie sind der wohl wichtigste Baustein, um die Nachhaltigkeit der Initiative auch sichern zu können.

Aktive Gesundheitsförderung. In jeder Projektgemeinde haben sich Arbeitsgruppen formiert, die die jeweiligen Inter-ventionen – also Veranstaltungen und Aktivitäten – planen und umsetzen. Darüber hinaus wurden jeweils zwei Personen als „MultiplikatorInnen“ ausgebildet. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Bedürfnisse werden direkt in den Zielgruppen vor

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PARACELSUS TODAY

Ort erhoben und das Angebot kann sehr exakt auf die Wün-sche der potenziellen TeilnehmerInnen aus-gerichtet werden.

„Aktivste Lebens-stil-Gemeinde Salz-burgs“. Im Rahmen eines Wettbewerbs versuchen alle zehn

Projektgemeinden den Titel „Aktivste Lebensstil-Gemeinde“ zu erringen. Verschiedene Parameter wie Qualität und Quan-tität der Aktivitäten, Öffentlichkeitsarbeit oder auch Nachhal-tigkeit und dergleichen werden von der Projektleitung bewer-tet und führen letztendlich zum Sieg. Die Gewinnergemeinde erhält im Zuge eines großen Abschlussevents aus den Hän-den der Gesundheitsreferentin einen Spezialpreis des Lan-des Salzburg. –

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Oben: In Bramberg will man gewinnen,und in Kuchl will man hoch hinaus (links).

„Gesundes Salzburg 2010“ – die Projektgemeinden:Altenmarkt, Bischofshofen, Bramberg, Hallwang, Kuchl, Maria Alm, Mariapfarr, Mauterndorf, St. Georgen, Wals-SiezenheimProjektpartner und Sponsoren:Fonds Gesundes Österreich, AVOS, Paracelsus Medizini-sche Privatuniversität, dm drogeriemarkt, Atomic, Johnson & Johnson, Wiberg, Land Salzburg – Gesundheitsressort, Gemeinnützige Salzburger Landeskliniken (SALK)Siehe auch: www.gesundes-salzburg.at

FACTS

EIN LAND ERHOLT SICH

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Page 17: Paracelsus März 2009 Teil 2

Sponsoring

Die Österreicher spenden gern und viel. Sollen sie aber auch in Krisenzeiten noch tief in die Tasche greifen, dann gilt es für „Fundraiser“, ein paar Regeln zu beachten. Von Gottfried Stienen

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Alle bitten um Geld – mit Briefen, altmodischen Spar-büchsen, übers Internet oder bei Veranstaltungen … Mehr als 90.000 Non-Profit-Organisationen bemühen sich in Österreich um Spenden. Der Bedarf für bis zu 5 Milliarden Euro ist da, gesammelt werden zirka 400 bis 500 Millionen jährlich. All diese Zahlen beruhen jedoch auf Schät-zungen, da es dafür noch wenig exakte Um-fragen gibt.

Das Thema „Fundraising“ wurde im Bil-dungsbereich in jüngerer Vergangenheit auch in Österreich wesentlich stärker beachtet. Der Begriff ist trotzdem nicht jedem geläufig. Also: Das Wort „fund“ kommt aus dem Englischen und bedeutet Kapital, „rai-se“ heißt aufheben, sammeln. Kapitalsammeln wäre also eine durchaus gültige Übersetzung. Der Beruf des „Fundraisers“

ist im angloamerikanischen Raum bekannt, dort wird seit Jahrzehnten im sozialen, kulturellen und Bildungsbereich pro-

fessionell gearbeitet – oft mit großem Erfolg, aber nicht immer. Bei uns laufen die Uhren langsamer.

Die Geldnot auf dem Bildungssektor zwingt mehr und mehr dazu, Geld von Pro-fis sammeln zu lassen. Dabei handelt es sich nicht um Sponsoring. Im klassischen Sponsoring wird für gegebenes Geld eine Gegenleistung erwartet – in Form von Wer-beflächen, Fernsehsekunden/-minuten, öf-

fentlichen Auftritten etc. Sponsert beispielsweise die Firma X den örtlichen Sportverein, so ist damit eine definierte Ge-genleistung verknüpft, und sei es nur der Schriftzug auf dem Leibchen der Athleten.

Wenn den GeldGebern

das Geld ausGeht …

Fundraiser dürfen

ruhig selbstbewusst

agieren: Die Devise

„Tu Gutes und rede

darüber“ gilt nicht nur

für Förderer.

Denken im Grünen: Der Campus der Paracelsus Universität, gestiftet von Gertraud Ruckser-Giebisch, macht’s möglich.

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Page 18: Paracelsus März 2009 Teil 2

Werbespots im Vorlesungssaal, Vorträge im Max Aicher-Hörsaal, Werbung im Seminarraum? Vor allem an privaten Bil-dungseinrichtungen ist so etwas gar nicht mehr ungewöhn-lich. So tragen etwa der Campus der Paracelsus Universität oder das Relax-Center schlicht den Namen der Sponsorin. Seit Privatpersonen und Unternehmen ihre Geldbörsen nach US-Vorbild auch für Bildungseinrichtungen öffnen, genießen Rektoren einen gesünderen Schlaf.

Zerstört die Wirtschaftskrise nun alle Hoffnungen der von Spenden abhängigen Organisationen? Sicher nicht – obwohl etwa in Deutschland die Spendenfreudigkeit um rund 20 Pro-zent nachgelassen hat. Auch in Österreich wird ein Rückgang zumindest für 2009 erwartet, allerdings in gemäßigtem Aus-maß. Das Fundraising sollte durch die Wirtschaftskrise nicht in die Krise kommen, wenn die Profis klug handeln.

In schwierigen Zeiten sind Beziehungsarbeit, Informa-tion und Vertrauen mehr gefragt denn je. Wer schon vor der Krise eine „Beziehung“ zu seinen Unterstützern aufgebaut hat, steht heute wahrscheinlich auf der sonnigen Seite. Hat der großzügige Spender das Gefühl, Teil des Ganzen zu sein, dann wird er auch „treu bleiben“.

Informationen müssen offensiv gegeben werden, Transpa-renz ist notwendig. Die Geldgeber wollen über die Verwen-dung ihrer Gelder informiert werden und sich aktiv beteiligt fühlen. Informationsfluss und persönliche Betreuung unter-stützen den Aufbau von Vertrauen. Vor allem Großspender wollen Dank und Anerkennung. Die Spenderbindung ist eine enorm wichtige Arbeit im Fundraising. Die Paracelsus Medi-zinische Privatuniversität hat mehr als hundert Gönner und Förderer, die seit Anbeginn vor sechs Jahren in großzügiger Weise Unterstützung geben (siehe Liste nebenbei).

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es bestimmt nicht einfach, neue Geldgeber zu finden. Schon aus diesem Grund ist es nur logisch, die „alten Spender“ an Bord zu halten.

Fundraising erfordert Wissen und Zeit – manchmal viele Worte, manchmal bloß Geduld. Kaum jemand verschenkt sein Geld, ohne mehrfach geprüft zu haben, wem es zugute kom-men wird. Professionelle Fundraiser dürfen durchaus selbst-bewusst agieren: Die Devise „Tu Gutes und rede darüber“ gilt nicht nur für den Förderer. Jeder gewonnene Geldgeber kann Multiplikator werden. Dazu müssen die Werte der Einrichtung, die um Geld bittet, glaubwürdig präsentiert werden. Nur dann kann der jeweilige Förderer selbst Mundpropaganda betrei-ben. Bis dahin ist der Weg für den Fundraiser weit.

Und in der Krise zeigt sich, wem es gelungen ist, den För-derer eng zu binden. –

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Paracelsus TodaySponSoren

Ein herzliches Dankeschön Neben dem Land und der Stadt Salzburg und den

Salzburger Gemeinden unterstützen folgende namhafte Persönlichkeiten, Firmen sowie private Mäzene die

Paracelsus Medizinische Privatuniversität.

Addfinity GmbH | Aicher, Max | Ambience Sound + Light GmbH | Angora Med Gesellschaft mbH | Anthos Labtec Instruments GmbH | Asamer & Hufnagl Kies- und Betonwerke GmbH |

Atomic Austria GmbH | Bader, Josef | Bankhaus Carl Spängler & Co. AG |

Bayer Austria Ges.m.b.H. | Boston Scientific GmbH | Capsumed Pharm GmbH | Carbo Tech Composites | CSS Health Care Ser-vices GmbH | DBS Gesellschaft – Kubin, H. und Kainberger, P. |

DBW Industrieberatung Naue KG | die ärztebank | Die Hayward Privatstiftung | dm drogeriemarkt GmbH |

Dragenopharm Apotheker Püschl – Greither, Andreas | Ebewe Pharma Ges.m.b.H. Nfg. KG | Eli Lilly Ges.m.b.H. | G. Hinteregger & Söhne Bauges. mbH. | Gasteiner

Mineralwasser G.m.b.H. | Gebrüder Woerle Ges.m.b.H. | Genelin, Ellen & Frank | Georg Pappas Automobil AG |

Großglockner-Hochalpenstraßen AG | HALI Büromöbel GmbH | Hansjörg Wyss Foundation | Hipp Unternehmensgruppe |

Institut für Computertomographie – Schuster, Werner | Intertops Sportwetten GmbH – Train, Detlef |

Jacobs, Klaus J. † | Jacoby Pharmazeutika AG – Jacoby, Heinrich | Johnson & Johnson | Juwelier Ranft | Kahn, Donald |

Kastner & Partners | Kellerhals, Helga & Erich | Kirchmair, Veronika & Haslauer, Claus | KTM Sportmotorcycle AG | Kuhn Baumaschinen GmbH | Kuhn, Irmgard | Laber Holding und

Laber Druck | Laber, Inge | Lagermax | Landeshypo Salzburg | LKW Augustin Spedition Logistik & Transport GmbH | M. Kaindl Holzindustrie | Mayr-Melnhof, Max | Melasan | Miele GesmbH |

Molkerei Meggle Wasserburg GmbH & Co KG | Oberbank | Oesch-Hayward, Irene | Omnimed Medizintechnik |

Österr. Gesellschaft für Zahn-Mund-Kieferheilkunde Sbg. | Papp, Christoph | Pfizer Corporation Austria GmbH | Pro Salz-burg Stiftung – Ruckser-Giebisch, Gertraud | Quehenberger,

Rudolf | Raiffeisen-Volksbank Altötting (D) | Rauch Fruchtsäfte GmbH & Co | Red Bull – Mateschitz, Dietrich | Rexam | Roche

Diagnostics GmbH | Ruckensteiner, Georg | Sallmann Bürotech-nik | Salzburg Aluminium AG | Salzburger Sand- und Kieswerke GmbH | Salzburger Sparkasse Bank AG | Sanitas Ges.m.b.H |

Sanitätshaus Tappe | Schneiders Bekleidung GesmbH | Schoellerbank AG | Schön Privatstiftung | Schröcksnadel, Peter |

Schwarzkopf, Klaus | Segafredo Zanetti Austria Ges.m.b.H. | SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH |

Senoplast Klepsch & Co GmbH & Co KG | Siemens AG Öster-reich | SPAR Österreichische Warenhandels-AG | Stahlwerk

Annahütte Max Aicher GmbH & Co KG | Stieglbrauerei zu Salz-burg. Privatbrauerei | Stiller, Ingrid und Franz | Synthes Österreich

GmbH | Telekom | Torrex Chiesi Pharma GmbH | Troy, Brigitta | Tyco Healthcare Austria GmbH | von Mierka, Johanna † | Wiberg

GmbH | Wienen, Peter | Windhager Zentralheizung Technik GmbH | Wittschier, Otto † | Wozabal Textilservice GmbH & Co

KG | Wüstenrot Versicherungs-AG

Ein neidischer Blick in die USA sei erlaubt: Die Stanford University nahm im Vorjahr stolze 911 Millionen Euro über Fundraising ein – Platz eins im Ranking der US-Universitäten. Harvard lukrierte laut einer Erhebung des Council for Aid to Education 595 Millionen, Yale 433 Millionen.

Seitenblick

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Page 19: Paracelsus März 2009 Teil 2

Ist die Salzburger Initiative ein Modell, das den Erfor-dernissen der modernen Medizin, den Ansprüchen einer ef-fizienten Gesundheitsversorgung und den Bedürfnissen der Patienten gerecht wird? Einiges spricht dafür – wird doch in der Mozartstadt besonderer Wert auf Motivation, kommu-nikative Fähigkeiten und vor allem auf ethische Komponen-ten gelegt. Das ist der springende Punkt: In der modernen Medizin ist alles dem Wandel unterworfen, doch die Ethik ist das zeitlose Fun-dament des ärztlichen Berufes. Sie verpflichtet Ärztinnen und Ärzte zu Menschlichkeit, Respekt und sozialer Einstellung. Und zu Professionalität, die hochgradig von der Ausbildungssituation ab-hängig ist.

Die Reform des Medi-zinstudiums hat sich vor einigen Jahren fächer-übergreifende, problem-orientierte Lehrveranstal-tungen in Kleingruppen mit starkem Praxisbezug und kontinuierlichem Patientenkon-takt zum Ziel gesetzt. Doch wenn es der Politik opportun erscheint, können sich die Voraussetzungen über Nacht ändern, hehre Ziele werden zur Makulatur. So ist es jüngst geschehen, als das Parla-ment wider Vernunft und auch besseres Wissen die Zahl der Studienplätze für die öffentlichen Medizinuniversitäten an-hob. Damit droht auch dem reformierten Medizinstudium ein schweres Missverhältnis zwischen Ausbildungskapazitäten und Studienplätzen. Für die Studenten heißt das warten. Die Mindeststudienzeit an den öffentlichen Medizin-Unis beträgt sechs Jahre, real ist sie meistens etwas länger.

Raus aus dem

WaRtezimmeR!

Finale

Im Juli 2008 erlangten die ersten Studierenden der Paracelsus Universität die Doktorwürde. Sie brauchten fünf Jahre dazu – ein Jahr weniger als ihre Kollegen an den öffentlichen Medizin-Unis.

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Nach der Promotion heißt es wieder warten, diesmal auf Ausbildungsplätze. Das verbrennt Wissen und verschleu-dert Humankapital.

Die Zustände an der Paracelsus Medizinischen Pri-vatuniversität muten vergleichsweise besser an: 42 Studie-rende pro Jahrgang werden in Kleingruppen akademisch betreut, für das Bedside-Teaching kann aus dem großen

Fundus der Salzburger Landeskliniken und Lehr-krankenhäuser geschöpft werden. Die Kooperation mit der renommierten Mayo-Klinik sichert den internationalen Bezug auf höchstem Niveau. Das Studium in der Salz- ach-Metropole bleibt –bei marginaler Dropout-Rate – den Besten vorbe-halten, was mit der damit verbundenen Reputation einen raschen Berufs-einstieg im In- oder Aus-land sichert. Unter diesen

Voraussetzungen rechnet sich auch die hohe Studiengebühr von 9.500 Euro jährlich. Selbst

wenn man nicht zu den vielen Stipendiaten zählt: Studieren-de ersparen sich jedenfalls den Aufwand für zermürbende Wartezeiten.

Die theoretische und praktische Ärzteausbildung an Universitäten, Spitälern und Lehrpraxen ist der Schlüssel für die Qualität der künftigen Gesundheitsversorgung. Auch wenn die Salzburger Privatuniversität politikbetriebene Män-gel im öffentlichen Bereich nicht kompensieren kann – sie ist vielleicht ein Modell, ihnen beizukommen. –

Dr. Walter Dorner istPräsident der Österreichischen Ärztekammer.

Die Studiengebühr lohnt sich – weil man sich als Ab-solvent der Paracelsus Universität das Warten erspart.

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Page 20: Paracelsus März 2009 Teil 2

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Page 21: Paracelsus März 2009 Teil 2

„ALLEM VORAN STEHT U NSER E VERANTWORTU NG GEGEN Ü B ER DEN ÄRZTEN, KRAN KENSC HWESTER N U N D PATI ENTEN, AB ER AUC H GEGEN Ü B ER MÜTTER N, VÄTER N U N D ALL DEN MENSC H EN, DI E U NSER E PRODU KTE VERWEN DEN ODER U NSER E DI ENSTE I N ANSPRUC H N EHMEN.“ (CREDO, JOHNSON & JOHNSON, 1. ABSATZ)

Wir sind kein Unternehmen wie jedes andere. Unsere Arbeit umfasst die Gesundheit der Patienten ebenso wie das Wohl und den Erfolg unserer Kunden. Deshalb haben wir ein Credo – seit nahezu 60 Jahren unverändert – an dem wir uns täglich messen.

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