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Patientensicherheit und Pflege – was soll werden, wo geht es hin?
56. Berliner Krankenhaus-Seminar
08.11.2017Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
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Interessenoffenlegungserklärung:
1. FührungspositionFreiberuflich tätig als Beraterin, Beratung für Entscheider im Gesundheitswesen (ProGeWi); LehrtätigkeitEhrenamtliche Vorsitzende im Aktionsbündnis Patientensicherheit seit 2011
2. BeratungstätigkeitGesundheitseinrichtungen, Krankenhäuser, Einzelpersonen
3. Gutachtertätigkeit
4. Honorare + ReisekostenerstattungenVortrags-, Dozenten-, Beirats- und Seminarhonorare, mit Reisekostenerstattung; Honorar für Kongressplanung und wiss. Kongressleitung
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Gliederung des Vortrags:
1. Ausgangslage
2. Reichen die Maßnahmen zur Verbesserung der Situation für die Pflegekräfte?
3. Was sind mögliche Kennzahlen als Bemessungsgrundlage?
4. Welche Zusammenhänge zwischen Personalbesetzung und Patientensicherheit sind gesichert?
5. Pflegekräftemangel in Deutschland – woher soll das benötigte Personal kommen?
6. Fragen zur Finanzierung + Ausblick
7. Persönliche Empfehlungen
Die Regierungskoalition verständigte sich am 07. März 2017 mit den Ländern auf die Einführung von Personaluntergrenzen im Pflegebereich.
Die Vertragsparteien auf Bundesebene (DKG, GKV-SV unter Beteiligung PKV) wurden beauftragt, geeignete Personaluntergrenzen in pflegesensitiven Bereichen unter Einbezug von Intensivstationen und der Besetzung im Nachtdienst verbindlich bis zum 30.Juni 2018 mit Wirkung zum 01.Januar 2019 festzulegen. Im Falle der Nichteinigung, übernimmt der Verordnungsgeber die Festlegung.
Die Wirkungen der Maßnahmen sollen bis 31.Dezember 2022 wissenschaftlich evaluiert werden.
Die Mittel des Pflegestellenförderprogramms wie des Pflegezuschlags bleiben als Anreiz erhalten
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
1. Ausgangslage
2. Reichen die Maßnahmen zur Verbesserung der Situation für
die Pflegekräfte?
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Der Auftrag der Bundesregierung ist grundsätzlich positiv
- Die bereits durch das InEK veranlassten Maßnahmen werden bereits 2017 wirksam – Berücksichtigung vorhandener Pflegestufen
- eine akute Verbesserung wird nicht flächendeckend eintreten
- Der Regelungsauftrag zu Personaluntergrenzen in pflegesensitiven Bereichen durch genannte SV – Partner wird m. E. fraglich „einvernehmlich“ gelöst (siehe diverse Statements dazu)
- es bedarf grundsätzlicher Regelungen der Pflegepersonalausstattung für alle stationären Bereiche
- Ausnahmevorschriften bergen eher die Gefahr der VerstetigungHedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Gefahren beim Auftrag:
- Definition und Einvernehmen zu „Pflegesensitiv“ ist herzustellen – alle auch nicht - pflegesensitiven Bereiche brauchen adäquate & verlässliche Besetzungen
- Gefahr der Beliebigkeit vergegenwärtigen/vermeiden durch klare Definition
- Interpretationsspielraum ist groß – Fachkenntnisse der Pflegeexperten müssen zu mindestens mit 50 % einfließen
- fehlende Aussage zur Zweckbindung der Mittel benötigt der Klärung
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
3. Was sind mögliche Kennzahlen als Bemessungsgrundlage?
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Bisherige Bemessungsgrundlagen nutzen & erweitern:
- PPR- TISS- PKMS- Inpuls u. a.- Mindestbesetzung/Personaluntergrenzen „Patient : Pflegefachkraft -
Relation“- Etablierung pflegesensitiver Outcome-Faktoren + etablieren eines aussagefähigen Kennziffernsystems* - Parallellaufende Entwicklung eines neuen Regulierungssystems
* Empfehlung der FG Profession Pflege (2017)
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
4. Welche Zusammenhänge zwischen Personalbesetzung und
Patientensicherheit sind gesichert?
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Understaffing – Overcrowding
Ein Schlüsselthema der Patientensicherheit
11cwf / hfk Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.
• Internationale Studien (> 22) * belegen den Zusammenhang
zwischen
• höherer Personalausstattung examinierter u. qualifizierter
Pflegekräfte und
• niedrigeren Infektionsraten sowie
• dem vermehrten Auftreten von Dekubitalulcera
• Ausbrüche traten vermehrt auf, wenn erhebliche Personalfehlzeiten
verzeichnet wurden
KISS Studie (seit 2007) ** belegt in Deutschland seit 2012
die Relevanz
* Erkenntnisse der IPI 2015
** Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System= KISS
Pflegekapazität und Versorgungsqualität
Quelle: Prof. Frank Weidner, dip, 2014
Pflegekapazität und Versorgungsqualität
Aus der grundlegenden RN4Cast‐Studie
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
In 2017 erschienen:
Siehe auch:Krankenhausreport2017
Quelle: RN4CastStudie 2015: Julia Köppen, TU BerlinJan. 2017
Studienergebnisse -Werden Pflegetätigkeiten vernachlässigt?
13Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.cwf / hfk
Quelle: RN4CastStudie 2015: Julia Köppen, TU BerlinJan. 2017
Wie empfinden Pflegekräfte die Qualität heute?
14Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.cwf / hfk
Quelle: RN4Cast Studie 2015: Julia Köppen, TU Berlin, Jan. 2017
Quelle: RN4CastStudie 2015: Julia Köppen, TU BerlinJan. 2017
Vorkommen nachteiliger Ereignisse
15Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.cwf / hfk
Infektion-Prävention-Initiative des APS (IPI)Stellungnahme zu Personalausstattung und Infektionen
(16.09.2015)
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Forderungen des APS & der IPI zur Minimierung von Infektionen:
Intensivstationen:mind. 1 Pflegefachkraft für 2 Patienten in allen Schichten
Intensivstationen mit besonderem Betreuungsaufwand: (z.B. Schwerverbrannte, Beatmungs-, Dialysepatienten, Neugeborene): 1 Pflegefachkraft pro Patient in allen Schichten
Intermediate Care Stationen (IMC): 1 Pflegefachkraft für 4 Patienten
Normalstationen:1 Pflegefachkraft für 7 Patientenim Nachtdienst max. 25 Patienten
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
5. Pflegekräftemangel in Deutschland – woher soll das
benötigte Personal kommen?
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Pflegepersonalmangel – Akquise + Maßnahmen
- Prüfung der heutigen Versorgungsangebote – Krankenhausplanung +
nachstationäre Pflege =hoheitliche Aufgabe – Reduktion stationärer Betten,
- Generalisierte Pflegeausbildung, Akademisierung verstetigen
- Beendigung von Modellvorhaben, Skillmix mit begleitenden Studien
- Qualifizierungen inkl. verstärkter akademischer Anteile
- Attraktivität der Pflegeberufe steigern – Aufgabenneuordnung
mit mehr Eigenverantwortung = neue Umverteilung der Aufgaben
- Aufbau + Sicherstellung eines verbindlichen Kennziffernsystems –
pflegesensitives Outcome + Belastungskennziffern etablieren**Empfehlung der FG Profession Pflege (2017)
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
- Sorgfalt bei der Auswahl der Führungskräfte
- Qualitätsniveau anheben: Akademisierung am Bett stärken
- Arbeitgeberwettbewerb starten: siehe Best Place to Work
- auf „Innere Qualität“ im Unternehmen achten
- Image verbessern; Vergütung anpassen
- Wiedereingliederungen aktiv initiieren
- heute: 40 % Teilzeitstellen Arbeitszeitangebote erweitern
- Werbung für den Beruf muss in den Schulen starten
6. Finanzierung + Ausblick
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Selbstverwaltung Pressemeldung vom 24.10.2017:
- DRG-System: Pflege im Krankenhaus wird gestärkt- Weiterentwicklung beinhaltet sachgerechte Abbildung
beim Pflegebedarf- Bessere Verteilung des Finanzvolumens - Zweckbindung- Detailverbesserungen- Zusatzentgelte für Patienten ab Pflegegrad 3 (bei 5 Tagen VD)
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Erkenntnisse:
Bisherige Fördergelder werden nicht ausreichend genutzt
DRG Vergütung berücksichtigt ab 01.01.2018 Patienten mit Pflegestufen durch Sonderentgelt
Eigenverantwortung der Unternehmen ist ausbaufähig -PKMS – Entgelte landen häufig nicht in der Pflege
Wo landen die Gelder aus den Erlösen? - Zweckbindung fordern
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
BMG:
Arbeitsprogramm zu Personaluntergrenzen der Selbstverwaltung läuft bis Juni 2018
Bis September 2018 muss ein Vorschlag zum Vorgehen vorliegen/verabschiedet sein
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
6. Empfehlungen
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Persönliches Resümee – Adressat: Politik + Unternehmen
Finanzierungssystem begünstigt Zielkonflikte – falsche Anreize versus erforderliche Leistungen – Systemkorrekturen vornehmen - Partikularinteressen & unangebrachter Lobbyismus verhindern
Lebensqualität findet bei Indikationsstellung zu wenig Beachtung - Patientensouveränität und Mitsprache ist auszubauen
Motivationen der Teams in den Unternehmen (Innere Qualität) werden nicht ausreichend beachtet (Fluktuation, hohe Ausfallraten…)
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Krankheitsausfälle Deutschland 2015*:
15,2 Tage / Person587,4 Mio. Tage
64 Mrd. € Bruttowertschätzung
Bundesanstalt für Arbeitsschutz + Arbeitsmedizin
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Arbeitskräftepotential:
2016 – 45 Mio.2050 – 36,9 Mio.
d. h.238.000 Einwanderer pro Jahr
Bertelsmann-Stiftung 2016
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Adressat: Klinikmanagement
Personal:
- Geeignete Bewerberauswahl
- Regelhafte Personalgespräche
- Personalentwicklung
- Mitarbeitergespräche / Zielvereinbarungen
- Konfliktgespräche
- Rückkehrer-Gespräche
- Vereinbarkeit Beruf & Familie – Überstunden vermeiden
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Adressat: Klinikmanagement
Maßnahmen zur Patientensicherheit:
- Identifikation
- Anwendung von Checklisten
- Messungen & Maßnahmen (div.) zu Dekubitus, Infektionen, Sturz, Dokumentation, Zwischenfällen, Behandlungsfehlern,
- CIRS Meldesysteme
- Fallbesprechungen, M & M –Konferenzen
- …..
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Adressat: Klinik- & Mittleres Management
Patienten:
- Vorstellung & Einführung
- Offenes Büro - Gesprächskultur
- Beschwerdemanagement (mit Briefkasten)
- Patientenbefragungen
- Outcome-Messungen
- Regelhaftes Controlling der Qualität
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
Adressat: Pflegemanagement
Organisation:
- Gute, transparente Datenlage schaffen: Zahlen - Daten - Fakten (ZDF)
- Regelhafte Berichte an die Vorgesetztenebene
- Hinweise für Verbesserungen
- Vorschläge zur Umsetzung
- Initiierung, Flankierung & Implementierung von Projekten
- Darstellung der Ergebnisse in den Aufsichtsräten
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin
34cwf / hfk Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.
Hinweise aus der Praxis
Das APS
Erkenntnisse &
Maßnahmen im
Thema
Empfehlungen für
die Zukunft und
was ist zu tun?
▪ Ökonomisierung steht in vielen Unternehmen an 1. Stelle
▪ Aktuelle Hinweise an das APS aus den vergangenen 4 Wochen:
- Aufbau eines Schlaganfallzentrums mit kritischen Fragestellungen- Wachsender Markt bei beatmeten Patienten im häuslichen Bereich
mit erheblichen Qualitätsproblemen- Beispiele von mangelhaften Personalbesetzungen- Beispiel CIRS – Meldungen unter Missachtung ethischer Grundlagen
▪ Controlling macht Vorgaben zum Leistungsausbau▪ Indikationsstellungen zu Leistungen werden zu oft aus ökonomischen
Gründen getroffen
cwf / hfk 35
• Gesundheitsversorgung, Planungen, Korrekturen & Entwicklungen sind hoheitliche Aufgaben. Systemschwächen und erforderliche Strukturen sind durch die Gesetzgebung zu initiieren & nachzuhalten
• Der Umgestaltungsprozess ist zu moderieren. Alle Akteure sind zusammen zu ökonomischen und qualitativ einwandfreien Leistungen verpflichtet.
• Positionen dazu sind aus der Vogelperspektive zu entwickeln. Kosten-Nutzen Vergleiche müssen zu Konsequenzen führen, d. h. nicht effektive Leistungen sind zugunsten neuer Innovationen abzubauen.
Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.
Wie gestalten wir die Zukunft & was ist zu tun?
Das APS
Erkenntnisse &
Maßnahmen im
Thema
Empfehlungen für
die Zukunft und
was ist zu tun?
Literaturhinweise bei der Verfasserin erhältlich
Hedi François-KettnerProGeWi, Berlin
Sarntaler Weg 4012209 Berlin
Fon 030 – 71 52 17 41Fax 030 – 71 52 17 42
Hedi François-Kettner, ProGeWi Berlin