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Peritonealdialyse oder Peritonealdialyse oder Hämodialyse – mit guter Hämodialyse – mit guter Vorbereitung zur richtigen Vorbereitung zur richtigen Therapiewahl? Therapiewahl? Andreas Vychytil Andreas Vychytil Klinik für Innere Medizin III Abteilung für Nephrologie und Dialyse Medizinische Universität Wien 28. Fachfortbildung der ÖANPT, Steinschaler Dörfl, 24. - 25. April 2010

Peritonealdialyse oder Hämodialyse – mit guter Vorbereitung zur richtigen Therapiewahl? Andreas Vychytil Klinik für Innere Medizin III Abteilung für Nephrologie

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Peritonealdialyse oder Hämodialyse Peritonealdialyse oder Hämodialyse – mit guter Vorbereitung zur – mit guter Vorbereitung zur

richtigen Therapiewahl?richtigen Therapiewahl?

Andreas VychytilAndreas Vychytil

Klinik für Innere Medizin IIIAbteilung für Nephrologie und Dialyse

Medizinische Universität Wien

28. Fachfortbildung der ÖANPT, Steinschaler Dörfl, 24. - 25. April 2010

Page 2: Peritonealdialyse oder Hämodialyse – mit guter Vorbereitung zur richtigen Therapiewahl? Andreas Vychytil Klinik für Innere Medizin III Abteilung für Nephrologie

Zwei Fragen:Zwei Fragen:

• Was ist eigentlich die richtige Therapiewahl?

• Spielt die Patientenvorbereitung tatsächlich eine Rolle?

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Zwei Fragen:Zwei Fragen:

• Was ist eigentlich die richtige Therapiewahl?

• Spielt die Patientenvorbereitung tatsächlich eine Rolle?

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Patientenüberleben an der Hämodialyse und Peritonealdialyse

0

20

40

60

80

100

0 6 12 18

p=0.001

24 30 36 42 48 54 Monate

CAPD/CCPD

HD

Fenton SSA et al., Am J Kidney Dis 1997P

atie

nten

über

lebe

n (%

)

(11970 inzidente Patienten, Kanadischer Dialyse-Register, Gruppenunterschiede in Alter, renaler Erkrankung, Zentrums-Grösse und Co-Morbidität sind statistisch berücksichtigt)

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Relationship between Dialysis Modality and MortalityData from the Australia and New Zealand Dialysis and Transplant Registry, n=25,287

Mc Donald et al et al, J Am Soc Nephrol 20: 155-163, 2009

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Peritonealdialyse: Peritonealdialyse: medizinische Indikationenmedizinische Indikationen

• Shuntanlage unmöglich

• schwere kardiale Erkrankung (Kardiomyopathie)

• Kleinkinder

• Blutungsneigung, Heparinunverträglichkeit

• therapierefraktäre Anämie oder Transfusionsprobleme

• chronische Hepatitis/HIV-Infektion

• Probleme an der Hämodialyse (Unverträglichkeitsreaktionen, Blutdruckabfälle, Nadelphobie)

• Lebererkrankungen mit Aszites

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Infektionen bei Hämodialysepatienten in Abhängigkeit vom Gefäßzugang

Tokars JI et al, Am J Infect Control 2002Tokars JI et al, Am J Infect Control 2002

0

2

4

6

8

10

12

Infe

ktio

n/ 1

00 P

at.

Mo

nat

e

alle Nativer

Dialyse-

Shunt

Kunst-

Stoff-

Shunt

Permcath Temporärer

ZVK

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Die Peritonitisrate bei Peritonealdialyse-Patienten soll

pro Zentrum im Durchschnitt nicht schlechter als

1 Episode / 24 Patientenmonate sein

Nephrol Dial Transplant 20 (Supplement 9): ix8 – ix12, Dezember 2005

European Best Practice Guidelines 2005

A. Vychytil - Medizinische Universität Wien

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Halifax Canada USA

Peritonealdialyse 49% 32% 17%

Hämodialyse

Nativer Dialyseshunt

Kunststoffshunt

Permcath

Temporärer ZVK

35%

0%

0%

15%

33%

19%

10%

6%

15%

41%

16%

11%

Einfluss des Dialyseverfahrens auf die Art der Gefäßzugänge bei Hämodialysepatienten

Hirsch DJ et al, Adv Perit Dial

1999

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• Aufgrund der hämodynamischen Situation werden intermittierende

Hämodialysen/Ultrafiltrationen oft schlecht toleriert

• Der Aszites bei Rechtsherzversagen ist an der intermittierenden Hämodialyse

meistens nicht mobilisierbar

• Der Dialyseshunt stellt eine zusätzliche hämodynamische Belastung dar

• Zentralvenenkatheter und Permcaths sind aber mit einem deutlich erhöhten

Infektionsrisiko verbunden

• Peritonealdialyse ermöglicht schonende, kontinuierliche Ultrafiltration zu Hause

Argumente für Peritonealdialyse bei Patienten mit Herzinsuffizienz

A. Vychytil - Medizinische Universität Wien

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Effekt der ambulanten PD auf die kardiale Funktion bei 122 Patienten mit Herzinsuffizienz (NYHA III und IV)

Mehrotra R, Kathuria P: Kidney Int 70 (Suppl 103): S67-S71, 2006

A. Vychytil - Medizinische Universität Wien

0

20

40

60

80

100

120

Prä-PD Post-PD

NYHA I

NYHA II

NYHA III

NYHA IV

0 0

14

108

23

56

30

13

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Effekt der ambulanten PD auf die Hospitalisierung von Patienten mit schwerer Therapie-refraktärer

HerzinsuffizienzMehrotra R, Kathuria P: Kidney Int 70 (Suppl 103): S67-S71, 2006

A. Vychytil - Medizinische Universität Wien

0 2 4 6 8 10 12 14

Rubin and Ball (1986)

Freida et al. (1995)

Tormey et al. (1996)

Ryckelynck et al. (1998)

Elhalel-Dranitzki et al. (1998)

Ortiz et al. (2003)

Gotloib et al. (2005)

Post-PD

Prä-PD

Zahl der Spitalstage/Patientenmonat

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Peritonealdialyse vs Hämodialyse bei Peritonealdialyse vs Hämodialyse bei älteren Patientenälteren Patienten

• North Thames Dialysis Study: Dialysepatienten North Thames Dialysis Study: Dialysepatienten ≥ 70 Jahre ≥ 70 Jahre (Lamping DL et al, Lancet 356: 1543-1550, 2000):(Lamping DL et al, Lancet 356: 1543-1550, 2000):

Ein-Jahres-Überleben an PD und HD nicht signifikant unterschiedlichEin-Jahres-Überleben an PD und HD nicht signifikant unterschiedlich

• North Thames Dialysis Study, Analyse inzidente + prävalente Patienten North Thames Dialysis Study, Analyse inzidente + prävalente Patienten (Harris SAC et al, Perit Dial Int 22, 463-470, 2002):(Harris SAC et al, Perit Dial Int 22, 463-470, 2002):

- Ein-Jahres-Überleben an der PD und HD nicht unterschiedlich- Ein-Jahres-Überleben an der PD und HD nicht unterschiedlich

- Hospitalisierung innerhalb 1 Jahres an der PD und HD nicht unterschiedlich- Hospitalisierung innerhalb 1 Jahres an der PD und HD nicht unterschiedlich

- Kein signifikanter Einfluss von PD vs HD auf Lebensqualität nach 6 + 12 Monaten- Kein signifikanter Einfluss von PD vs HD auf Lebensqualität nach 6 + 12 Monaten

• Peritonitis ältere vs jüngere PD-Patienten Peritonitis ältere vs jüngere PD-Patienten (Szeto CC et al, Perit Dial Int 28: 457-460, 2008): (Szeto CC et al, Perit Dial Int 28: 457-460, 2008):

- Kein Unterschied im Peritonitisrisiko- Kein Unterschied im Peritonitisrisiko

- Keimspektrum unterschiedlich (bei älteren Patienten häufiger Koagulase-negative- Keimspektrum unterschiedlich (bei älteren Patienten häufiger Koagulase-negative Staphylokokken und Enterobakterien, seltener S. aureus und Pseudomonas)Staphylokokken und Enterobakterien, seltener S. aureus und Pseudomonas)

- Mortalität nach Peritonitis höher bei älteren Patienten- Mortalität nach Peritonitis höher bei älteren Patienten

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Soziale Integration: Voraussetzung für Heimdialyse

PD

PDPD ?

PD ×

PD ×

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Welchen Patienten sollte die Peritonealdialyse Welchen Patienten sollte die Peritonealdialyse NICHT NICHT empfohlen werden?empfohlen werden?

• Ablehnung des Verfahrens nach entsprechender Information

• Rezente/rezidivierende entzündliche Prozesse in der Bauchhöhle/Bauchhaut

• (Massive) Adipositas (± Diabetes mellitus) bei geringer Nierenrestfunktion

• Vorbekannte ausgeprägte intraabdominelle Adhäsionen (nicht Operationen)

• Stark vergrößerte Zystennieren (± Leberzysten) mit abdominellen Schmerzen

• Hochdosierte Immunsuppression (wenn HD über Shunt möglich ist)

• Selbstständige PD-Durchführung wegen Co-Morbidität/manueller

Ungeschicklichkeit/Demenz/Oligophrenie/psychiatrischer Probleme weder für

Patienten noch für Hilfsperson möglich (ev IPD)

• Schlechtes/fehlendes soziales Umfeld (ev IPD)

• Fehlende Krankheitsakzeptanz (ev IPD)

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Laborparameter und Anämie-Therapie bei Dialysepatienten

Coronel F et al, J Nephrol 16:697-702, 2003

Hämoglobin (g/dl)

HD (n=69) PD (n=63) P-Wert

11.6 (1.3) 11.4 (1.4) 0.31

Ferritin (ng/ml) 338 (167) 218 (214) <0.001

Transferritin-Sättigung (%l) 23.1 (7.7) 26.2 (10.8) 0.06

Serum-Albumin (g/L) 4.1(0.3) 3.7 (0.4) <0.001

iPTH (pg/mL) 412 (438) 272 (290) 0.04

iPTH>500 pg/mL (% der Patienten) 17.3 14.2 0.49

EPO-Dosis (u/kg/Woche) 131 (68) 75 (36) <0.001

EPO 3 Injektionen/Wo (% Patienten) 65 19 <0.001

i.v. Eisentherapie (% der Patienten) 77 49 <0.001

Mittelwerte (Standardabweichung); iPTH = intaktes Parathormon; EPO = Erythropoietin

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Beurteilung der Behandlungsqualität durch Dialyse-Patienten

Bereich

Allgemeine Beurteilung

Qualität der Dialysebehandlung

Wieviel könnte es besser sein? (gar nicht)

Würden Sie Ihr Zentrum empfehlen?

Grösste Differenzen PD - HD

Information über die Verfahrenswahl

Gesamtmenge der Information überDialyse (vom Personal)

Relatives Risiko

1.46 (1.31 - 1.57)

1.70 (1.39 - 1.95)

1.20 (1.11 - 1.26)

2.65 (2.21 - 3.02)

2.07 (1.78 - 2.32)

Rubin HR et al, JAMA 2004

HD

56 %

39 %

75 %

26 %

33 %

(Quelle: CHOICE-Studie; HD: n = 336, PD: n = 185)

PD

85 %

60 %

91 %

69 %

71 %

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Lebensqualität von Dialysepatienten

Merkus M P et al, Kidney Int 1999

35 350 03

Hämodialyse

Hämodialyse

Peritonealdialyse

Peritonealdialyse

36 69 912

Monate nach Dialysestart

1215 1518 1821 21

40 40

45 45

50 50

Physi

sche K

om

ponente

n

„Menta

le“

Kom

ponente

n

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Argumente für Peritonealdialyse alsArgumente für Peritonealdialyse als

initiales Dialyseverfahren initiales Dialyseverfahren

• Schonung der Armvenen für spätere ShuntanlagenSchonung der Armvenen für spätere Shuntanlagen

• Vermeiden von zentralvenösen KatheternVermeiden von zentralvenösen Kathetern

• Geringer ausgeprägte Anämie als an der HämodialyseGeringer ausgeprägte Anämie als an der Hämodialyse

• Geringere Inzidenz der Hepatitis B/C als an der HämodialyseGeringere Inzidenz der Hepatitis B/C als an der Hämodialyse

• Langsamerer Rückgang der Nierenrestfunktion (vs Hämodialyse)Langsamerer Rückgang der Nierenrestfunktion (vs Hämodialyse)

• Bessere berufliche und soziale Rehabilitation (vs Hämodialyse)Bessere berufliche und soziale Rehabilitation (vs Hämodialyse)

• Bessere Lebensqualität in den ersten BehandlungsjahrenBessere Lebensqualität in den ersten Behandlungsjahren

• Peritonealdialyse ist billiger als Zentrums-HämodialysePeritonealdialyse ist billiger als Zentrums-Hämodialyse

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Ursachen für Nicht-PD-Eignung:

• Präferenz für HD (56,7%) • Fehlende soziale Unterstützung (8,3%)

• Alter (7.4%)

• Ablehnung der PD durch Familie (7,4%)

• Psychologische/Compliance-Probleme

(6,5 %)

• Psychiatr. Probleme/Demenz (3,7%)

• Starke Präferenz für konservative

Therapie (3,7%)

• Andere (6,3%)

Mendelsson DC et al, Nephrol Dial Transplant 24: 555-561, 2009

Psychologische Eignung für verschiedene Formen der Nierenersatztherapie

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

HD PD NTX

%

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Ursachen für Nicht-PD-Eignung:

• Alter (19,4%) • Extensive abdominale Adhäsionen

oder

Operationen (15,3%)

• Morbide Adipositas (11,8%)

• Nicht-korrigierte Hernien (10,6%)

• Terminale Erkrankung (8,2%)

• Entzündliche Darmerkrankung (8,2%)

• Non-Compliance (4,7%)

• Andere (21,9%)

Mendelsson DC et al, Nephrol Dial Transplant 24: 555-561, 2009

Medizinische Eignung für verschiedene Formen der Nierenersatztherapie

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

HD PD NTX

%

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Patientenüberleben: Peritonealdialyse, Hämodialyse Patientenüberleben: Peritonealdialyse, Hämodialyse

und "integrated care"und "integrated care"Panagoutsos S et al, Clin Nephrol 65: 43-47, 2006

A. Vychytil - Medizinische Universität Wien

12 24 36 48

4

6

10

0.0

2

8

Üb

erl

eb

en

Monate

3

5

9

1

7

600

integrated care (Peritonealdialyse, dann Hämodialyse)*nur Hämodialysenur Peritonealdialyse

* Gründe für Transfer von der Peritonealdialyse zur Hämodialyse: Peritonitis (61%), Ultrafiltrationsprobleme (27%), peritoneale Sklerose (9%), soziale Probleme (3%)

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0

1

2

3

4

5

6

Aufnahmen/Jahr Spitalstage/Jahr

Heim-HD (n=22)

PD (n=64)

P=0.5

P<0.001

Kumar VA et al, Am J Kidney Dis 52: 737-744, 2008

Zahl der Spitalsaufnahmen und Spitalstage bei Patienten an der täglichen Heim-Hämodialyse (HD) und Peritonealdialyse (PD)

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Frühe Zuweisung

Patienten-Information (GFR < 30 ml/min, mehrere Termine)

Progressionsverzögerung, Prophylaxe kardiovaskulärer Komplikationen

Präemptive

NierentransplantationZentrums-Hämodialyse

Transplantation

Probleme

Zentrums-Hämodialyse

Heim-Dialyse (PD, HD)

Transplantation

„Integrated Care“modifiziert nach Nesrallah G und

Mendelssohn DC, 2006

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Declining utilization of peritoneal dialysis despite improving outcomes

Mehrotra R et al, J Am Soc Nephrol 18: 2781-2788, 2007

Probability for starting PD

HD patients: Probabilty to either die or transfer to PD

PD patients: Probabilty to either die or transfer to HD

Data source: US Renal Data System: 670 875 adult incident ESRD

patients

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What is the best dialysis therapy? An international survey

PD = best initial treatment

(planned start)

Long-term treatment

(opinion vs reality)

Ledebo I and Ronco C, NDT Plus 6: 403-408, 2008

Page 28: Peritonealdialyse oder Hämodialyse – mit guter Vorbereitung zur richtigen Therapiewahl? Andreas Vychytil Klinik für Innere Medizin III Abteilung für Nephrologie

% Prävalenz der Peritonealdialysein Europa, 2009

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Zwei Fragen:Zwei Fragen:

• Was ist eigentlich die richtige Therapiewahl?

• Spielt die Patientenvorbereitung tatsächlich eine Rolle?

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Patientenüberleben an der Hämodialyse und der Peritonealdialyse

Korevaar JC et al, Kidney Int 2003

1232 Patienten gescreent

773 haben Einschluss-Kriterien erfüllt

38 m. Studie einverstanden

459 haben Einschluss-

Kriterien NICHT erfüllt

735 Patienten bevorzugtenentweder HD (52%) oder PD (48%)

> 3 Jahre

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Wahl des Dialyseverfahrens bei PatientenWahl des Dialyseverfahrens bei Patientenmit chronischer Niereninsuffizienzmit chronischer Niereninsuffizienz

(USRDS-Daten, n=2397)(USRDS-Daten, n=2397)Stack GA, J Am Soc Nephrol 2002

0

10

20

Patient Arzt hatentschieden

keineAntwort

Arzt u.Patient

30

% d

er P

atie

nten

40

50

Peritonealdialyse

Hämodialyse

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Wahl des Dialyseverfahrens in Abhängigkeit Wahl des Dialyseverfahrens in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Zuweisung zum Nephrologenvom Zeitpunkt der Zuweisung zum Nephrologen

Van Biesen et al, J Am Soc Nephrol 1998

Späte Zuweisung< 1 Monat vor Dialysebeginn

Frühe Zuweisung> 1 Monat vor Dialysebeginn

77,5%

51,1%

Hämodialyse

Peritonealdialyse

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Einfluss der prädialytischen Patientenschulung auf die Wahl des Dialyseverfahrens

• retrospektive Analyse, 235 Patienten mit Dialysebeginn 1994 - 2000

• 50 Patienten wurden in der Prädialysephase nicht geschult und an die Zentrums-HD transferiert (hauptsächlich aufgrund medizinischer Ursachen, nur 5 Patienten lehnten Schulung ab)

• 185 Patienten durchliefen ein Prädialyse-Schulungsprogramm (gemeinsam mit Familie: Film, schriftliches Info-Material, Gespräch mit anderem Patienten, Besuch eines Dialysezentrums, Sozialarbeiter, Ernährungsberater) • Nierenersatztherapie bei diesen 185 Patienten: Zentrums-HD (n=75), PD (n=55), „self care-HD“ (n=30), Heim-Hämodialyse (n=17), präemptive NTX (n=8)

Goovaerts T et al, Nephrol Dial Transplant 2005, 20, 1842-1847

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Einfluss der prädialytischen Patientenschulung auf die Wahl des Dialyseverfahrens

• retrospektive Analyse, 621 Patienten aus 24 Zentren, mit Dialysebeginn 2002

• 51% geplanter Dialysestart (mit permanentem Zugang), 49% ungeplant

• 76% der Patienten wurden rechtzeitig (> 3 Monate) zum Nephrologen überwiesen, davon hatten aber nur 50% umfassendere Information über Dialyseverfahren

• nur bei 27,5% optimaler Verlauf: rechtzeitige Zuweisung, Schulung über Nierenersatzverfahren und geplanter Start

• Prozentsatz der PD-Patienten: nicht-geschult: 8%geschult: 31%

geschult + geplanter Dialysebeginn: 37%

Marrón B et al + Spanish Group for CKD, Perit Dial Int 2005 (Suppl 3), 25, S56-S59

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Faktoren, die Verfahrenswahl bei Faktoren, die Verfahrenswahl bei Dialysepatienten beeinflusst habenDialysepatienten beeinflusst haben

Patient hatte freie Verfahrenswahl

Prädialyse-Schulungsprogramm besucht

Bedeutung des Partners/ einer nahestehendenPerson bei der Entscheidungsfindung

Wuerth DB et al, Perit Dial Int 22: 184-190, 2002

(Retrospektive Analyse, 40 Patienten)

PD (n=20)

20

16

10

HD (n=20)

8

6

2

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Standardbetreuung (n=35)

Patienten mit GFR < 30 ml/min/1.73 m2

Randomisierung

Intensivierte Schulung (n=35)

3-Stunden-Einzelgespräch mit Arzt, Schwester, Diätberatung,

Sozialberater/in

Phase 1Video, schriftliche Unterlagen

Phase 2Workshop: 3-6 Patienten + Angehörige

„Self-care“-Dialyse 50%

Zentrums-HD 50%

„Selfcare“-Dialyse 82,1% *Zentrums-HD 17.9%

Manns BJ et al, Kidney Int 68: 1777-1783, 2005* P = 0.015 zw. den Gruppen

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• Ungeplanter Start (ohne Shunt oder PD- Katheter): 60 von 171 Patienten

• Initiale Andialyse über temporären ZVK, dann Patienteninfo (PD ist primäre Wahl)

• von den 60 ungeplanten Patienten:

- HD wegen medizinischer Kontra- indikationen für PD (n=19)

- HD aus eigenem Wunsch (n=7)

- PD aus eigenem Wunsch (n=34)

PD

HD

P=0,26

Rascher Beginn der Peritonealdialyse bei Patienten mit ungeplantem Dialysestart

Lobbedez T et al, Nephrol Dial Transplant 23: 3290-3294, 2008

Überleben

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Lebensqualität von CAPD-Patienten abhängig von Lebensqualität von CAPD-Patienten abhängig von der Freiheit bezüglich der Wahl des der Freiheit bezüglich der Wahl des

DialyseverfahrensDialyseverfahrens

Skala

Psychologische Aspekte

• „Mental Health“ Skala

• „Bradburn Affect“ Skala

Szabo E et al, Arch Intern Med 157: 1352-6, 1997

Single-center-Studie; 89 CAPD-Patienten

Freie Wahl, n=45

18.4 4.47

0.66 2.57

Keine Wahl, n=44

15.5 5.34

-0.34 2.18

P

0.007

0.05

Patienten haben eine bessere Lebensqualität, wenn sie ihr Verfahren selbst gewählt haben

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KRANKHEITSVERARBEITUNGKRANKHEITSVERARBEITUNGPHASENMODELL n. KÜBLER- ROSS (1969)PHASENMODELL n. KÜBLER- ROSS (1969)

KRANKHEITSVERARBEITUNGKRANKHEITSVERARBEITUNGPHASENMODELL n. KÜBLER- ROSS (1969)PHASENMODELL n. KÜBLER- ROSS (1969)

• VERWEIGERUNGVERWEIGERUNG–VERLEUGNUNG VERLEUGNUNG

–ZORN ZORN

• ANNAHMEANNAHME–VERHANDELN VERHANDELN

–DEPRESSION DEPRESSION

• ANNAHME ANNAHME

JA

NEIN

Voraussetzung für

eigenverantwortliches Durchführen der Heimtherapie

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Patiententeninformation

• CKD-Veranstaltung (Überblick)

• Vertiefte Information über die einzelnen Nierenersatzverfahren – Möglichkeiten:

- intensivierte Information separat für PD, HD, NTX

- nochmals intensivere Seminarblöcke mit Diskussion aller Themen

(z.B. 2 Nachmittage)

Seperate vertiefte Information am Beispiel PD (idealerweise 2 Termine):

- Informationsfilm, Broschüren

- ausführliches Informationsgespräch

(Arzt/Ärztin/Pflegeperson/Patient/Angehörige)

- Demonstration von PD-Systemen/Cycler/ev Konnektionsübungen

- Gespräch zwischen PD-KandidatIn und erfahrenem PD-PatientenIn

- Diskussion offener Fragen ENTSCHEIDUNG

Rechtzeitiger Beginn in der Prädialysephase

(GFR < 30 mL/min/1,73 m2)

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Peritoneal-Dialyse

Evaluation/Information

Medizinische Faktoren

• Indikationen• Kontraindikationen

Soziale/Berufliche Faktoren

• soziales Umfeld• Schule/Berufstätigkeit• Wohnverhältnisse• Berufe mit Schmutzexposition/ körperlicher Belastung/häufigem Wechsel des Arbeitsortes

Persönliche Faktoren

• Eigenverantwortung/Selbstwertgefühl• Unabhängigkeit vom Zentrum• mechanische Geschicklichkeit• „body image“• Patienten-Compliance• Nadelphobie• Persönlichkeitsstörungen/Neurosen

Freizeit/Hobbies

• Hobby, das PD aus zeitl. und/ oder räumlichen Gründen unmöglich macht• (Schwimmen), Extremsportarten, Kampfsportarten

Hygiene

• Körperhygiene• Berufe mit Schmutzbelastung• Hygiene im Wohnbereich, Haustiere

Geographische Faktoren

• weite Entfernung zum Dialysezentrum

Sehen/Manuelle Fähigkeiten

• praktische Übungen

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Einfluss der Zahl der ambulanten nephrologischen Visiten auf das Wissen chronisch-niereninsuffizienter Patienten über

Nierenersatztherapie

Zahl der Visiten 0-1 Visiten* 2-3 Visiten* ≥ 4 Visiten*

Wissen über HD 65 (40.4%) 150 (58.4%) 117 (64.3%)**

Wissen über CAPD 39 (25.2%) 111 (43.2%) 91 (50.8%)**

Wissen über Nieren- transplantation

71 (45.2%) 143 (55.9%) 116 (63.7%)***

Finkelstein FO et al, Kidney Int 74: 1178-1184, 2008

* im Jahr vor der Fragebogenanalyse

** p<0.001 für die Assoziation zwischen Wissen des Patienten und Zahl der Visiten

*** p=0.003 für die Assoziation zwischen Wissen des Patienten und Zahl der Visiten

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Patientenzahl in Schweizer Dialysezentren in Abhängigkeit der Zentrumsstruktur

1998 1999 2000 2001 2002

HD “öffentliche” Zentren 1583 1600 1659 1708 1793

PD “öffentliche” Zentren 256 259 271 267 280

HD private Zentren 299 315 400 439 484

PD private Zentren 5 9 8 10 14

Gesamt 2143 2183 2338 2424 2571

Wauters JP and Uehlinger D, Nephrol Dial Transplant 19: 1363-1367, 2004

13,5%

2,8%

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• Private Zentren (Erwachsene) (n=286) Inzidente Peritonealdialyse-Patienten: 0.4%Prävalente Peritonealdialyse-Patienten: 0.2%

• Öffentliche Zentren (Erwachsene) (n=325)Inzidente Peritonealdialyse-Patienten: 19.3%Prävalente Peritonealdialyse-Patienten: 13.8%Keine Peritonealdialyse: 35.7%

• Faktoren, die öffentliche Zentren ohne PD und mit PD unterscheiden:- Zentrumsgröße (Zahl der inzidenten Dialyse-Patienten/Zentrum in Zentren ohne PD 13.0±12.3 vs PD-Zentren 28.6±18.0, p<0.0001)- Auslastung der HD-Plätze (Ratio prävalente HD-Patienten/HD-Plätze 3.0 vs 3.5, p<0.0001)

Welche Faktoren beeinflussen den Prozentsatz an Peritonealdialyse-Patienten in Italien?

Viglino G et al, Nephrol Dial Transplant 22: 3601-3605, 2007

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